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Lunacia

Diener des Wassers
von

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Aufbruch

Phyritas, das Zeichen des Lebens und der Fruchtbarkeit, Lhoryan, Zeichen des Wassers und der Weisheit, Harkaruk, Zeichen der Unendlichkeit und der Familie, all diese Formen bedeckten ihren Körper. Phyritas trug sie, wie die Traditionen ihres Stammes es verlangten, auf ihrem Unterleib, Lhoryan auf ihrem Hals und Harkaruk auf ihrem Arm. Auch der Rest ihres Körpers war mit alten Runen in blauer Farbe bemalt. Ein normales Mädchen ihres Alters musste nur die Bedeutung Phyritas' kennen und es tragen. Doch Lunacia wusste, dass ihre Zukunft anders aussehen würde. Sie war die Trägerin der Zeichen, sie würde eines Tages die neue Schamanin des Dorfes werden. Ihr war ein Man bestimmt wurden, schon an jenem Tag, als sie geboren wurde.

Warum ausgerechnet sie die neue Schamanin werden würde? Weil sie mit dieser Narbe in Form eines Tigerkopfs auf die Welt gekommen war. Sie befand sich kurz unter ihrem linken Schulterblatt. Lunacia mochte ihre Position nicht, denn dadurch hatte sie nie in ihrem Leben eine Freundin gehabt, sie war von der alten Schamanin in völliger Abgeschiedenheit aufgezogen wurden. Als sie eines Tages ausgerissen war, um ein wenig von der Welt zu sehen, hatte man sie mit allen Kriegern des Dorfes wieder eingefangen.

Lunacia saß traurig an einem See und blickte auf ihr Spiegelbild. Niemals würde sie mit den anderen Kindern der Niamph spielen, dem Volk, dem sie einmal die spirituellen Botschaften ihrer Göttin überbringen sollte. Sanft tauchte sie einen Finger unter die Wasseroberfläche und zog Kreise. Sie beobachtete, wie sich die kleinen Ringe nach außen bewegten und immer größer wurden, bis sich am Ende die Wogen glätteten und das Wasser wieder ruhig schimmerte. Lunacia schloss die Augen und seufzte. Heute würde noch ein langer Tag werden, die Sonne war gerade erst aufgegangen und die Schamanin bei der sie lebte hatte ihr Einiges angekündigt. Lunacia war mittlerweile 16 Jahre alt und somit reif, für ihre Prüfung und auch die Hochzeit mit diesem jungen Man. Lunacia schauderte es und sie hoffte, jener Tag würde nie kommen. Langsam erhob sie sich, warf noch einen letzten Blick zurück auf ihr trauriges Spiegelbild und machte sich dann auf den Weg.

Ihre braunen Augen glitten über den dichten Wald. Schatten schienen darin herum zu huschen und Lunacia blinzelte. Diese Wesen sollte es nicht geben, die Schamanin hatte ihr davon erzählt, doch nur spirituell begabte Menschen konnten sie wirklich sehen. Lunacia schüttelte den Kopf und lief weiter, den mit kleinen Steinen bedeckten Weg entlang. Ihre blauen Haare wehten im Wind nach hinten und Lunacia blieb stehen. Eine frische Brise wehte an ihr vorbei und sie sog die Luft begierig ein. Der Morgen war die schönste Zeit des Tages. Ihr Körper warf einen langen Schatten auf den Pfad vor ihr und sie breitete die Arme zur Seite aus.

„Was spielst du da unten herum?“, hörte sie eine laute Stimme aus dem Wald rufen. Die Schamanin besaß die Gabe, sie zu sehen, auch wenn sie nicht in der Nähe war. Lunacia ließ die Arme sinken und lief weiter. Der Wind ließ nach und eine stickige Stille legte sich über das junge Mädchen.

Ein kleines Vögelchen zwitscherte in den Bäumen und Lunacia hob den Kopf und lächelte. Sie streckte die Hand nach dem Tier aus und es flatterte tatsächlich zu ihr. Es zirpte zweimal und flog dann in den blauen Himmel davon.

Der Wald wurde immer dichter und langsam führte der Weg einen Hügel hinauf. Es wurde immer schwerer ihm zu folgen. Nach einigen Minuten kam Lunacia jedoch an der Holzhütte der Schamanin an. Die Hütte lag auf einer Lichtung, ganz oben auf dem Hügel, zwischen einer Baumgruppe die alle anderen Bäume des Waldes überragte. Die Hütte war rund und hatte ein kegelförmiges Strohdach. Lunacia musste schmunzeln, jedes Mal wieder erinnerte es sie an einen Zwerg mit Mütze.

Vorsichtig öffnete sie die Schiebetür aus Ahornholz und betrat das Haus. Überall waren Gläser mit eingelegten Schrumpfköpfen, ein beißender Gestank kroch dem Mädchen in die Nase und ließ sie die Nase rümpfen. Eine alte Frau mit schlohweißen Haaren und einer seltsamen Kutte trat aus einem Hinterzimmer. Dort standen ein einfaches Holzbett und ihr Kessel. In der rechten Hälfte baumelte ein Käfig, in dem saß ein bunter Vogel, der der Schamanin heilig war. Einmal hatte Lunacia versucht ihn zu berühren, da hatte sie sie hinaus geworfen und drei Tage lang nicht herein gelassen. Ein kleiner Tisch quetschte sich noch in das Haus, zwei Stühle standen daneben und einer von ihnen hatte nur drei Beine. Dieses Haus war ein reines Chaos. Nichts stand dort, wo man es vermuten würde, überall lagen Bücher herum, Kräuter stapelten sich in jeglicher Ecke und Nische und Lunacia hatte es aufgegeben, eine Ordnung erkennen zu wollen.

„Lunacia.“, säuselte die Alte und kam auf sie zu. Sie streckte ihre langen, knochigen Finger aus und berührte mit ihrem verdreckten Fingernagel ihre Stirn. „Schön, dass du doch noch gekommen bist. Ich hätte dich eher erwartet.“, Lunacia lief ein eisiger Schauer den Rücken herunter, obwohl sie die Hand der Schamanin schon kannte. Betroffen sah sie zu Boden, auch wenn sie wusste, dass sie höchst pünktlich gewesen war. „Es tut mir Leid, Anakteria.“, die Stimme der Alten war eine Mischung aus dem Gackern eines Huhns und dem Krächzen einer Krähe. Lunacia hingegen hatte die Anmut einer Katze und die List eines Fuchses. Ihre Stimme klang wie das Zwitschern der Vögel und ließ die Alte lächeln.

„So ist es gut, meine Kleine.“, lobte sie und tätschelte ihren Kopf. „Deine Prüfung steht bevor, nicht wahr?“, fragte sie mit einem schiefen Grinsen und kniff die Augen zusammen. Ihre faltige Stirn kräuselte sich noch ein wenig mehr und Lunacia nickte lediglich.

„Dann höre mir gut zu, Lunacia.“, sie tippte immer wieder gegen die Brust des Mädchens. „Hör gut zu!“, zischte sie noch einmal. „Du musst deinen eigenen Zugang zu den Göttern finden. Ich kann dir dabei nicht helfen.“, erklärte sie bedeutungsvoll. „Wir haben viel geübt, vergiss deine Lektionen nicht.“, nun lief sie um das Mädchen herum und presste ihr den Zeigefinger in den Rücken. „Du weist, dass gesamte Dorf zählt auf dich.“, ihre langen Finger schlangen sich um Lunacias Hals und zeichneten die Rune Lhoryan nach. „Ich verlasse mich auf dich.“, nun stach sie dem jungen Ding vor ihr in das rechte Ohr, grinste und gackerte vor sich hin. „Wenn du mich enttäuscht...“, deutete sie bedeutungsvoll an und verfing sich mit ihren Fingern in Lunacias Haaren. „... werde ich dich finden...“, nun zupfte sie leicht an ihren Haaren, „... und dann wird dich nichts mehr retten!“, zischte sie ihr viel sagend ins Ohr. Lunacia stand starr da, so hatte die Schamanin noch nie mit ihr geredet. Es war normal, dass sie in Rätseln sprach oder Lunacia nicht verriet, was sie zu tun hatte, doch Heute wollte sie ihre Schülerin warnen und keine Lücken lassen.

Die Bucklige ließ sie los und stellte sich erneut vor Lunacia. Die Anwärterin zitterte leicht, musste darum kämpfen, die Fassung zu wahren. „Knie nieder, Lunacia.“, sprach die Alte ruhig und die Schülerin gehorchte. Anakteria tauchte drei ihrer Finger in ein Gläschen miet roter Farb. damit malte sie drei Zeichen auf Lunacias Körper nach. Zuerst Olypon, die Stärke, dann Elyum, das Durchhaltevermögen und zu Letzt Undarun, die Entschlusskraft. Dann näherte sich ihr Finger dem hübschen Gesicht des Mädchens und malte eine rote Umrandung um ihre Augen. Auch auf ihre Nase wurde ein roter Strich gezeichnet und zufrieden besah sich die Schamanin ihr Werk. „Gut, Lunacia, du bist bereit.“, säuselte sie begeistert. „Ich erwarte dich zurück. Vergiss meine Worte nicht.“, flüsterte sie ihr bedrohlich ins Ohr.

Das junge Mädchen richtete sich auf, warf noch einmal einen Blick auf die Alte Schamanin und ging dann geradewegs aus der Holzhütte hinaus. Der Wind streifte sie erneut und trieb ihren Blick in die Ferne. Der Weg den sie nun zu gehen hatte war Lunacia unbekannt, dennoch war sie frohen Mutes und voller Freude. Endlich würde sie von diesem Kerker entfliehen können und einen anderen Teil der Welt kennen lernen. Lunacia breitete die Arme aus und lief fröhlich lachend in den Wald hinein. Ihre Tage im Stamm der Niamph würden kommen, doch noch konnte sie die neu gewonnene Freiheit kaum glauben.

Verfolgt?

Zwei Wochen waren vergangen. Nacht brach über den Wald herein, in dem Lunacia ein Feuerchen gemacht hatte. Zaghaft streckte sie die Hände aus und wärmte sich an den prasselnden Flammen. Ihr spärliches Reisegepäck lag neben ihr, säuberlichst geordnet. Der weiß angemalte Holzstab, den die Auserwählte zu ihrem Schutz bei sich trug, der braune Lederbeutel, in dem sie ein wenig Brot, Kräuter und eine Buch verstaut hatte, einen Wasserschlauch und natürlich die Halskette. Diese war ein Erbstück, ihre Mutter hatte sie ihr mitgegeben, als sie in die Obhut der Schamanin gegeben wurde. Das silberne Kettchen trug einen silbernen Anhänger mit einem leuchtenden Saphir in der Mitte, die Farbe Blau war ihrem Volk schon immer heilig gewesen.

Lunacia ließ sich nach hinten fallen und sah in den Himmel. Die Sterne leuchteten ihr entgegen und spendeten Trost. Die angehende Schamanin war noch nie so lange von ihrer Mentorin und ihrem Dorf getrennt gewesen. Innerlich zweifelte sie nie daran, dass sie auf dieser Reise ihre Erleuchtung finden und so ihre Position einnehmen würde, doch äußerlich wurde sie mit jedem Meter schwächer. Die Rationen waren nur für einen Monat der Wanderung ausgelegt, man hatte ihr nicht mehr Zeit gegeben und gehofft, die Götter würde sie schnell erhören. Jede Nacht betete sie zu ihren Herren und flehte sie an, ihr zu helfen, ihre Erleuchtung finden zu können. Doch bisher hatte sie nie etwas gesehen, hatte nie etwas gespürt und war nie gehört worden. Ob die Götter sie verlassen hatten? Der Tigerkopf unter ihrer Schulter … war es ein Fehler gewesen, die gesamte Zukunft des Dorfes auf ihren Schultern zu errichten? Lunacia betrachtete die Sterne mittlerweile mit unsagbarer Melancholie. Die Augen der Schamanin ruhten auf ihr, dass hoffte sie zumindest, denn genau sagen konnte sie bereits gar nichts mehr. Ob sie überhaupt noch in der Nähe ihres Dorfes war?

Die Gezeichnete war an verschiedenen Wäldern vorbei gekommen, einmal hatte sie in der Ferne ein kleines Dorf gesehen, doch sie hatte es gemieden, Fremden zu begegnen. Man hatte sie angewiesen, ihren eigenen Weg zu finden, sich durch alle Situationen zu kämpfen und niemals aufzugeben.

Dann schreckte sie hoch. Aufgeregt blickte sie von rechts nach links. Ihre Augen schwirrten in der Dunkelheit umher und doch konnten sie nichts Verdächtiges finden. War da nicht ein kleines Knacken gewesen? Hatte sie nicht einen Luftzug gespürt? Lunacia drehte ihren Oberkörper ein wenig um auch hinter sich die Gegend untersuchen zu können, konnte jedoch nichts sehen. Litt sie unter Verfolgungswahn?

Über sich selber lächelnd lehnte sie sich zurück und schüttelte den Kopf. Das war sicherlich nur ein Reh gewesen, dass in der Dunkelheit auf einen Ast getreten war! Beruhigt schloss sie die Augen und glitt ins Land der Träume hinüber.

Am nächsten Morgen erwachte sie zeitig. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und die Glut ihres Feuers glimmte noch. Verschlafen streckte sich das Mädchen und griff nach ihrem Lederbeutel. Flink brach sie sich ein Stück des Brots ab und steckte den Rest zurück. Während sie an ihrem Brot nagte, klemmte sie den Beutel und den Schlauch unter ihrem Gürtel fest, legte die Halskette um und band sich den Stab auf dem Rücken fest. Dafür nahm sie einige Lederriemen und band diese um den Stab und ihren Bauch und somit auch über das weiße Gewand das sie trug. Die Zeit war gekommen, aufzubrechen.

Sie wanderte durch ein kleines Waldstück, immer wieder erfreute sich die Gezeichnete an den Gesängen der Vögel, dem Rauschen der Luft und all den Schönheiten, die der Wald zu bieten hatte. Ihre Beine trugen sie zwischen den Bäumen entlang, aus dem Wald hinaus und auf ein Feld. Dort wuchsen goldene Früchte an riesigen grünen Grashalmen. Sie brach sich eine dieser Früchte ab und besah sich die Oberfläche genauer. Grüne Blätter umschlossen die gelben Körner die die Fruch umgaben. Ein Vogel landete auf ihrer Schulter, zwitscherte und pickte dann nach der Frucht. Das Tier hatte Lunacia auf eine Idee gebracht. Sie streichelte kurz das Vögelchen, dann brach sie die Grasblätter ab und begann, die einzelnen gelben Körner von dem Kolben zu essen. Es schmeckte gut, es erinnerte sie an den Geschmack von Mais! Doch da sie bei ihrer Lehrerin völlig abgeschieden aufgewachsen war, hatte sie noch nie gesehen, wie man Mais anbaute! Mit einer Freude auf dem Gesicht, die strahlte wie die Sonne am Morgen, sprang sie durch das Feld, verstaute einige Kolben in ihrem Beutel und ließ das Feld dann hinter sich.

Als es Mittag wurde, erreichte sie einen kristallklaren See. Er glitzerte in der Sonne und die Auserwählte bückte sich. Es war eiskalt, doch wunderschön! Verträumt blickte sie über die Wasseroberfläche.

Vorsichtig verstaute sie ihre wenigen Habseligkeiten, füllte vorher noch den Schlauch mit Wasser aus dem See, entkleidete sich und sprang dann in das kalte Wasser. Es belebte ihre Haut und die müden Glieder. Die geschundenen Füße konnten sich im kühlen Nass erholen und Lunacia fühlte, dass die Kraft zu ihr zurück kehrte. Es dauerte lange, bis sie wieder darüber nachdachte, aus dem Wasser heraus zu kommen. Es war so erfrischend und sie fühlte sich im und am Wasser den Göttern näher als an jedem anderen Ort dieser Welt.

Am Ufer angekommen, watete sie langsam aus dem Wasser heraus und legte sich auf die Wiese, die an den See angrenzte. Die Sonnenstrahlen trockneten ihren erholten Körper mit der Zeit und als auch die letzten Wassertropfen von ihrem Körper verschwunden waren, zog sie ihre Kleidung wieder an, befestigte ihr Gepäck und lief weiter. Endlich konnte sie wieder durch atmen, frohen Mutes und mit neuer Energie kam sie schnell voran. Doch ihr Marsch wurde schnell wieder unterbrochen.

Es war dieses Gefühl, als wenn man sie verfolgen würde. Als stünde hinter dem großen Stein hinter ihr ein Mensch oder eben hinter dem Baum, der dort vor ihr in den Himmel ragte. Lunacia kniff die Augen zusammen, doch erkennen konnte sie Nichts. Was war mit ihrer Umwelt geschehen? Seid mittlerweile drei Tagen fühlte sie sich unruhig! Das war ihr noch nie vorher im Leben geschehen!

Mit angespannten Muskeln bewegte sie sich ins Dickicht, in der Deckung der Büsche und Bäume fühlte sie sich deutlich wohler!

Den Rest des Tages verbrachte sie im Wald. Entspannend konnte sie sich nicht mehr, immer wieder krochen diese Gedanken in ihr hoch, das Ende läge schon nah vor ihr! Als der Nachmittag zu Ende gehen wollte und die Nacht dämmerte, zog sie sogar den Stab von ihrem Rücken und schlich geduckt weiter.

Kurz darauf sollte es sich bezahlt machen, dass sie so vorsichtig gewesen war. Ein Knall zuckte durch den Wald und kurz darauf hörte sie ein unnatürliches Rauschen an ihrem Ohr vorbei zischen. Verdutzt drehte sie sich in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war. Rehe und Hirsche sprangen hinter dem maskierten Man davon, daher war das Donnern wohl gekommen. Der Vermummte hatte den Pfeil lautstark abgeschossen, die Tiere waren hoch geschreckt und der Pfeil war wenige Millimeter an Lunacias Ohr vorbei geflogen. Immer noch zitternd steckte er in einem Baum nicht gerade weit entfernt von der jungen Schamanin.

Da sie bereits in einer Kampfhaltung gewesen war, entriss sie ihrer Kehle einen lauten Schrei, rannte, von Büschen verdeckt, auf den Angreifer zu. Behende schwang sie sich an einem herunter hängenden Ast auf den dazugehörigen Baum hinauf. Wie ein Blitz sprintete sie über die Äste und entzog sich dadurch dem Blickfeld des Bandits. Kurz vor ihm stoppte sie, leise und anmutig wie eine Katze schlich sie genau über ihn, ließ sich von ihrem Ast fallen und schmetterte den Stab auf den maskierten Kopf. Wie ein Kartoffelsack brach dieser zusammen und sackte leblos ins Gras. Zuversichtlich rammte Lunacia den Stab neben ihm in den Boden und grinste den Bewusstlosen an. „So leicht mache ich es dir nicht!“, spottete sie. Doch schon im nächsten Augenblick sah sie sich umzingelt von sieben Männern, alle auf die selbe Art maskiert und vermummt. Lunacias Augen zuckten zwischen Ihnen umher und mit ihrem Stab hielt sie die Unruhestifter auf Abstand. Immer wenn einer von ihnen einen Angriff starten wollte, wehrte die Auserwählte ihn leichtfüßig ab, ließ dafür nur ihren Stab in die Richtung vorschnellen und versuchte die Banditen zu entwaffnen. Doch man trieb wohl nur ein Spiel mit ihr. Keiner ließ sich die Waffe entreißen, doch immer öfter traf man Lunacia.

Als sie einen unbedachten Vorstoß wagte, trieb man ihr eine Klinge zwischen die Rippen und ein brennender Schmerz durch fuhr ihren Körper. Vor Schmerzen schrie sie auf und zwang die Männer so, belustigt zu lachen. Wut schäumte in ihr auf und sie drehte sich schnell um die eigene Achse. Sie versuchte, den Schmerz so gut es ging zu unterdrücken und nicht zu beachten, doch mit jeder Sekunde konnte sie mehr spüren, wie ein unangenehmes Kribbeln in ihr und um die Wunde herauf zog. Die Gezeichnete biss die Zähne zusammen, doch sie musste nachdenken! Sie hatte so kaum eine Chance!

Dann fiel ihr der Ast wieder ein, von dem sie eben noch herunter gesprungen war. Flink streckte sie einen Arm aus, sprang ab und versuchte, auf den Ast zu kommen. Es war verdammt schwer und der Schmerz ließ sie fast wieder herunter fallen, doch sie klammerte sich um das dicke Holz. „Sie ist ein Affe, Männer!“, scherze ein leicht untersetzter Man unter ihr. Ein Anderer erwiderte: „Jagt sie dort herunter, sofort!“, seine Worte hallten durch den Wald und ließen keinen Zweifel daran, dass er ihr Anführer war. Schnell kletterte sie weiter und sprang hinter der kleinen Gruppe wieder vom Baum herunter. Zu ihrem Leidwesen landete sie jedoch auf einer Wurzel, erneuter Schmerz flammte in ihr auf und ein leises Stöhnen entwich ihrem Mund. Der Anführer drehte sich zu ihr um und in ihrer Angst sammelte die angehende Schamanin all ihre Kraft, spannte die Muskeln an, verkrampfte mit den Händen und rannte dann auf den Man zu. Dieser schien völlig überrascht, zögerte einen Moment zu lange und bekam den Stab mit voller Wucht gegen die Beine geschlagen. Wie ein alter, morscher Baum fiel er um, Lunacia setzte mit ihrem Stab nach und zertrümmerte ihm die Kniescheibe. Dieser Kerl würde so schnell nicht wieder aufstehen!

Doch nun hatte sie die Aufmerksamkeit der restlichen Männer auf sich gezogen. Langsam wich das Mädchen zurück, an ihrem Rücken konnte sie die beruhigende Kühle eines Felsen spüren. Sie klammerte sich immer noch an ihren Stab, warmes Blut floss mittlerweile an ihrem Körper zu Boden und immer öfter musste sie die Tränen in ihren Augen unterdrücken.

Dann umzingelte man sie erneut. Lunacia sah keinen Ausweg mehr, drehte sich um und sprang auf den Felsen. Ein weiterer Angreifer bekam den Stab gegen die Schulter geschlagen, nachdem die Angreiferin auf ihn zugesprungen war. Leichtfüßig rollte sie sich ab, doch nun war sie es, die am Boden lag. So war sie ein leichtes Opfer! Schnell versuchte sie, sich zu erheben, doch die verbleibenden Fünf waren eine für sie unbesiegbare Übermacht.

Schmerzen, unerträgliche Schmerzen verzehrten den jungen Körper. Die Gezeichnete weinte, nun konnte sie die Tränen nicht mehr unterdrücken und zurück drängen. Es war, als wollte ihr Körper sie schonen, denn fast sofort glitt sie in eine wohltuende Ohnmacht hinüber.

Was in der Zwischenzeit geschah, dass wusste sie nicht. Doch als die Auserwählte das nächste Mal erwachte, sah sie mit verschleiertem Blick in zwei eisblaue Augen. Eine warme Hand legte sich auf ihre Stirn und wischte etwas herunter. Lunacia wimmerte und versuchte, sich aufzurappeln, wurde jedoch mit sanfter Gewalt zurück gepresst. „Keine Angst, ich tue dir nichts.“, sprach der Fremde zu ihr. Seine Stimme war beruhigend und herzlich. Hatte er ihr geholfen? Lunacia ließ den Kopf wieder nach hinten fallen und spürte den kalten Erdboden unter sich. „Du bist in Sicherheit.“, beschwichtigte er sie weiter.

Ohne zu wissen, wer die schöne Fremde war, fühlte sich Farakian für sie verantwortlich! Der Krieger nahm das Fliegengewicht hoch auf die Arme, streichelte weiter beruhigend ihre Stirn und trug sie vom Kampfplatz fort. Er säuselte ihr ohne Unterbrechung Worte ins Ohr, damit sie nicht um sich schlug oder trampelte. Nach wenigen Minuten glaubte der Blonde, Lunacia würde mittlerweile schlafen und hörte auf zu sprechen.

Das Dorf der Unuktar

Schwarz.

Alles um sie herum war schwarz, dunkel und undurchsichtig. Es war, als würde sie schweben, in einem Raum, der weder Anfang noch Ende hatte. War diese Welt ein Traum? War sie gestorben und nun an der Schwelle ins Reich der Toten? Vorsichtig hob die Gestalt den Kopf, doch alles was sie in dieser Richtung erkennen konnte, war das nebelige Dunkel. Lunacia hatte das Gefühl, als würde diese Finsternis unter ihr davon sausen, ihr Magen begann zu drücken und schon bald wurde ihr schwindelig.

Bereits in der nächsten Sekunde legte sich die Bewegung und die Gezeichnete konnte vor sich etwas erkennen, es erinnerte sie an den See, jenen See bei der Hütte der Schamanin, dem Ort, an dem sie aufgewachsen war!

Plötzlich fiel ein vereinzelter Tropfen aus dem Nichts hinab, prallte mit einem dumpfen Geräusch auf die Wasseroberfläche und versetzte das kühle Nass in Bewegung. In gleichmäßigen Bewegungen glitten die Wellen nach außen und bildeten runde Formen. Doch obwohl nur ein Tropfen heruntergefallen war, bildeten sich immer mehr dieser Wellenkreise überall um Lunacia herum. Die Wellen begann aufzusteigen, schon bald überragten sie die Augenhöhe des körperlosen Mädchens und begruben es unter sich. Keuchend schnappte sie nach Luft, doch es war, als würde man ihr ein Stoffbündel in den Mund pressen und die Luft wurde immer dünner. Mit ihren Armen rudernd versuchte die Auserwählte, Halt zu finden, wieder in eine ruhige Position zu kommen und nicht mehr hinten über zu fallen, doch je mehr sie sich wehrte, umso schwerer wurde es.

Nachdem sie mindestens drei Rollen um die eigene Achse gemacht hatte, blieb Lunacia stehen und es wurde erneut schwarz um sie herum. Einen Augenaufschlag später sah sie sich erneut um und fand sich in einem Tropfen wieder, nur, dass dieser Tropfen mindestens doppelt so groß war wie sie selber. Er fiel hinab und sie versuchte, sich an seinem Rand zu halten, dann prallte er auf die Wasseroberfläche, die Form zerbarst und Lunacia tauchte in das Wasser ein. Sie versuchte zu schreien, doch es half einmal mehr nicht.
 

Es waren die hellen Sonnenstrahlen, die Lunacia wieder ins Leben riefen. Sie kitzelten ihr Gesicht und das warme Licht belebte ihren Körper. Sie schlug die Augen auf und musste sich schützend eine Hand vor die Augen halten. Was war das für ein merkwürdiger Traum gewesen? Sie legte grübelnd die Stirn in Falten und versuchte sich aufzurichten. Doch eine starke Hand hielt sie zurück. „Bleib liegen, du bist noch zu schwach!“, forderte sie eine kräftige Männerstimme auf und drückte sie in die Kissen zurück. Wie ihr befohlen wurde, ließ sich die angehende Schamanin auf die Kissen zurück fallen und sah dem jungen Man hinterher. Er hatte einen durch trainierten Körper und seine kurzen, hellen Haare standen zerzaust von seinem Kopf ab. „Sie ist aufgewacht.“, hörte sie seine wohltuende Stimme im Nachbarzimmer. Schritte wurden laut und schon im nächsten Augenblick trat eine grauhaarige Alte in ihr Zimmer. Ihre Gesichtszüge waren freundlich und gaben der Gezeichneten ein Gefühl von Sicherheit. Neben ihr tauchte auch das strenge Gesicht des Mannes auf, der schon eben bei ihr gewesen war. „Wer seid ihr?“, fragte das Mädchen verunsichert und sah die Beiden nachdenklich an. „Mein Name ist Unafari und dies ist mein Enkel, Farakian.“, stellte die Alte sich und ihren Verwandten vor. „Doch für uns ist es wichtiger, wer du bist, Fremde und was du in unserem Wald zu suchen hattest.“, fuhr sie in einem strengen Ton fort. Lunacia sah sie mit großen Augen an. „Euer Wald?“, fragte sie leise und schloss erneut die Augen. Nun kamen die Erinnerungen zurück, der Kampf, ihre Verletzung, all das! Erschrocken fuhr sie erneut hoch und wollte aufstehen, doch sowohl die Alte, als auch der Schmerz in ihrer Brust hielten sie zurück. „Übertreibe es nicht gleich, meine Kleine.“, versuchte die Greisin die Verletzte zu beruhigen und endlich zur Vernunft zu bringen.

Lunacia musste tief durch atmen, ehe sie ihre Antwort gab. „Mein Name ist Lunacia und ich komme aus einem Dorf im Osten, zumindest glaube ich das. Sollte ich mich jedoch verlaufen haben, könnte ich von überall sein.“, erwiderte sie leise und verzweifelt. Sie hatte keinerlei Orientierung mehr, sie war immer in eine Richtung gewandert, jedoch hatte sie kein Ziel gehabt und war sich nun nicht mehr sicher, jemals wieder nach Hause zu finden. Dann meldete sich auch der Junge zu Wort. „Ich habe dich seid ein paar Tagen beobachtet, du bist planlos durch unsere Wälder gestreift, wir sind uns nicht sicher, warum du hier bist. Kannst du uns keine Erklärung dafür geben?“, fragte er mit lauter, starker Stimme. Zum ersten Mal erschrak die Gezeichnete und etwas derbes machte sich in der Stimme des Mannes breit. „Ich, ich suche etwas.“, stotterte sie und sah die Beiden verzweifelt an. „Ich wurde von unserer Schamanin auf eine Reise geschickt, mehr darf ich wohl nicht verraten.“, wimmerte sie leise, mit jeder Sekunde fühlte sie sich weniger wohl in dieser Umgebung.

Die Greisin und ihr Enkel verließen Lunacias Bett und ließen das junge Ding allein. Nachdem sie bereits so lange allein herum gelegen hatte, dass die Sonne hoch am Himmel stand, beschloss sie, aufzustehen und sich ein wenig umzusehen.

Als sie aufstand, tat die Wunde an ihrer Brust schon nicht mehr so weh. Die Greisin hatte ihr einen Wundverband angelegt und mittlerweile spürte sie nur noch ein leichtes Kribbeln. Sie würde es aushalten und so stand ihrer kleinen Erkundungstour nichts mehr im Weg.

Die Hütte bestand komplett aus Holz, es befanden sich Regale an den Wänden und ein Tisch mit fünf Stühlen darum standen in der anderen Ecke. Alles hier wirkte so freundlich und dennoch hatte die Auserwählte dieses beklemmende Gefühl. Sie war eine Fremde hier, eine Person, die ungebeten in das Revier dieses Dorfes und dessen Bewohnern eingedrungen war, mit jeder Sekunde wurde ihr mehr klar, dass sie hier nicht hingehörte!

Sie verließ das Haus und es breitete sich ein kleines Dorf in Mitten einer riesigen Waldlichtung vor ihren Augen aus. Es waren selbst Hütten zwischen den Bäumen zu sehen, auf ihren Kronen und dem Mädchen klappte die Kinnlade herunter. Es war einfach atemberaubend schön! Die Sonne strahlte durch die Blätter der Bäume hindurch und tauchte alles in ein helles Licht, dass dem Dorf etwas göttliches gab.

„Es ist wunderschön, nicht wahr?“, fragte eine sanfte Männerstimme hinter Lunacia und sie fuhr erschrocken herum. „Was?“, fragte sie verunsichert, doch das lächelnde Gesicht des jungen Mannes, der ihr bereits als Farakian vorgestellt wurde, beruhigte sie ungemein, auch wenn er ihren Puls rasen ließ. „Wo bist du nur aufgewachsen, du reagierst so merkwürdig!“, meinte er nachdenklich, musste dann jedoch lachen und kam weiter auf sie zu. „Ich bin bei unserer Schamanin aufgewachsen.“, entgegnete Lunacia und versuchte, sich zu verteidigen. Als der Krieger das Wort Schamanin hörte, legte er seine Stirn in Falten und besah sich das Mädchen von oben bis unten. „Ach, sind dafür all diese Runen?“, fragte er neugierig, nun hatte auch das Lächeln seine Lippen wieder in Besitz genommen. Die Gezeichnete nickte und unweigerlich musste auch sie lächeln. Die Sonne stand hinter ihrem Rücken und brachten Farakians Augen zum leuchten, sie glitzerten und die eisblaue Farbe stach heraus, wie ein Stern am Himmelszelt. „Was treibt ein junges Mädchen wie dich hier her?“, fragte er ruhig. Bisher hatte Lunacia es vermieden, ins Detail zu gehen und so ihre Geschichte verheimlicht. Anscheinend interessierte den jungen Man ihre Vergangenheit sehr. „Ich habe kein wirkliches Ziel, ich muss meine Erleuchtung finden und ich weiß nicht, wo ich so etwas finden könnte.“, offenbarte sie sich ihm. Es war, als würde sie sich in seine Arme fallen lassen, ihm sein Herz und ihren Verstand offenbaren und eine Art Vertrauen ging von ihr aus, die für das kleine Ding überwältigend war. „Verständlich.“, war das Einzige, dass Farakian antwortete. Er ging auf sie zu, legte die Hand auf ihre Schulter und nickte nach Rechts. „Dort wohnt unsere Weiße. Wenn du möchtest, kannst du ein wenig mit ihr sprechen.“, bot er ihr an. Lunacia war sich nicht sicher, ob sie sich dieser Frau anvertrauen sollte oder ob es gegen ihren Glauben sein könnte. Doch sie wusste so schon nicht, wie sie ihr Ziel erreichen sollte, da würde ein wenig Hilfe nicht schaden.

„Es wäre wirklich nett, wenn ich ein wenig Hilfe bekäme.“, gestand sie und ihre Wangen verfärbten sich in einen zarten Rosé-Ton. Der Krieger musste grinsen und führte sie wortlos ins Zelt der Weißen. Diese Frau hatte lange, zerzauste, schwarze Haare und eine krumme Nase, auf deren Spitze eine haarige Warze prangte. Diese Frau erinnerte mit keiner Wimper an die Schamanin aus ihrem Dorf! Sie stand vor einem brodelnden Kessel, etwas Wässriges befand sich darin, doch Lunacia traute sich nicht, hinein zu sehen. Ein stechender, in der Nase brennender Gestank hatte von der Hütte Besitz ergriffen und trieb der Gezeichneten die Tränen in die Augen.

Die Bucklige sah kurz von ihrem Gebräu auf, dann kam ein gackerndes Lachen aus ihrer Kehle. „Ich habe von dir gehört, das Mädchen mit den Runen auf dem Körper.“, fing sie das Gespräch an. Lunacia sah vorwurfsvoll zu Farakian, doch dieser sah ebenso ratlos aus wie sie. „Nein, nein. Nicht er. Die Geister der Natur haben mir von dir erzählt. Ich denke, du weist, dass es sie gibt, du hast sie bereits gesehen!“, meinte sie grinsend und fixierte das Mädchen mit ihren durchdringenden, grünen Augen. Während sie sprach, warf die Weiße immer wieder seltsame Knochen, Innereien und Kräuter in ihre Suppe. Bereits vom Anblick dieser Materialien und dem dazugehörigen Duft wurde den beiden Jugendlichen im Raum übel. „Sie sprechen bereits mit dir … doch du … du siehst und hörst sie nicht!“, meinte sie vorwurfsvoll und kniff die Augen leicht zusammen. „Du suchst Erleuchtung?“, fragte die Bucklige herausfordernd. Die angehende Schamanin hatte es bisher völlig die Sprache verschlagen – woher wusste diese Alte all die Informationen über ihr Leben? Woher kannte sie das Mädchen besser, als sie sich selbst kannte? „Ja, ich suche danach, doch bisher habe ich sie nicht finden können.“, antwortete sie klein-laut und sah zu Boden. „Na na, nicht verzweifeln, meine Liebe. Du musst deinen Zugang zu ihnen finden und du wirst alles finden, was du gesucht hast.“, munterte sie die Greisin wieder auf. „Aber ...“, doch hier unterbrach die Alte Lunacias Erwiderung und musterte sie erneut. „Farakian, ich denke, es ist Zeit für euch zu gehen.“, mit diesen Worten warf sie eine Zutat in den Trank, der ihn violett aufleuchten ließ, Blasen bildeten sich und es begann fürchterlich zu schäumen und zu zischen. Der nun aufkeimende Gestank war unausstehlich und sowohl die Gezeichnete, als auch der Blondschopf, verließen Fluchtartig die Hütte.

Als die Auserwählte wieder frei atmen konnte, blieb sie stehen und holte tief Luft. „Was für eine merkwürdige, alte Frau.“, meinte sie verwundert und sah den belustigten Blick von Farakian. „Für mich redest du genauso wie sie.“, sagte er lachend und Lunacia hob eine Augenbraue. „Oh nein, ich bin ganz sicher nicht so wie sie!“, begehrte sie empört auf, doch diese Worte ließen den Krieger nur noch mehr lachen.

„Farakian!“, schallte es durch das Dorf und der junge Man zuckte erschrocken zusammen. Es war ein älterer Man am anderen Ende der Hütten. Er winkte die Beiden zu sich und streichelte seinen langen, weißen Bart, während sie zu ihm liefen. „Wir haben entschieden.“, meinte er bedeutungsvoll und sowohl der Krieger als auch die Gezeichnete folgten dem Alten.

Es war eine Versammlung mehrerer alter Menschen, sie schienen sehr wichtig für das Dorf zu sein und Farakian verbeugte sich sofort vor ihnen. Lunacia hingegen wusste nicht, wie sie mit diesen Personen umgehen sollte und tat es ihrem Begleiter gleich. „Wir haben über das Mädchen entschieden.“, seine Worte wurden von den Wänden zurück geworfen und dieser Effekt verstärkte ihre Bedeutungskraft nur noch mehr. Das Mädchen versuchte, sich ein wenig hinter dem Krieger zu verstecken, dieser bemerkte es jedoch und schob sie sanft an sich vorbei. „Sie muss sofort wieder gehen.“, sagte der Bärtige streng und mit finsterem Blick. „Wir wissen nicht, warum sie hier ist und ob sie uns schaden könnte.“, fuhr er fort. Farakian wollte sofort auf begehren, wurde jedoch unterbrochen. „Du kannst auch nicht sagen, woher sie kommt und was sie vorhat. Wir dulden nicht, dass sie länger hier bleibt!“, meinte er barsch und hielt das Gespräch nun für beendet.

Es legte sich für einen kurzen Augenblick eine Stille über den Raum, die Lunacia eine Gänsehaut bescherte. Es war, als wenn sich Farakian einen wortlosen Kampf mit den Ältesten lieferte. Dann brach der junge Krieger das Schweigen und sprach: „Ich werde mit ihr gehen!“, seine Stimme war fest und ließ keinen Zweifel daran, dass er es nicht ernst meinen könnte. Etwas verwundert wurde er nicht nur von den Oberhäuptern seines Dorfes angestarrt, auch das junge Mädchen neben ihm konnte seine Reaktion kaum verstehen. Warum wollte er sie so unbedingt begleiten?

„Wenn dies deine Entscheidung ist, kannst du mit ihr gehen. Aber denke nicht, dass du so einfach zu uns zurück kannst. Du weist, wo dein Platz ist und wenn du ihn verlassen willst, so sei es dein Wille.“, sagte ein weiterer Man mit grauen Haaren. Farakian stand mit einer Behändigkeit auf, die deutlich werden ließen, wie ernst es ihm war. „Komm.“, flüsterte er Lunacia zu und fasste ihren Arm. Völlig neben sich hatte das Mädchen vor sich hin gestarrt und kaum fassen können, was er da tat. Sie ließ sich von ihm auf die Füße ziehen und wehrte sich nicht gegen ihn.

Als sie draußen angekommen waren, blieb Farakian stehen. „Die Gastfreundschaft unseres Stammes war schon einmal besser, bitte beurteile dieses Volk nicht nach Einzelnen.“, er stieß die Worte heraus, als würde es ihn Kraft kosten, nicht die Beherrschung zu verlieren.

Lunacia war immer noch völlig perplex, ihre Kehle war trocken und sie rührte sich keinen Schritt, nachdem der junge Man sie los gelassen hatte. „Wa... Warum tust du das?“, fragte sie skeptisch und sah ihn fragend an. „Warum? Weil ich glaube, dass ich eine Aufgabe habe.“, da die Auserwählte von diesen Worten nicht schlauer zu werden schien, verdrehte Farakian die Augen und lächelte dann. „Ich glaube, ich muss dich beschützen. Ich habe dich seid ein paar Tagen beobachtet, nicht weil du in unser Land eingedrungen bist, sondern nur aus dem Grund, weil ich eine Bindung zwischen dir und mir gespürt habe. Erklären kann ich es nicht, also frag bitte nicht.“, sein Lächeln verzerrte sich zu einem Grinsen und die Gezeichnete nickte. „Wohin soll unser Weg denn nun führen Lunacia?“, fragte er höflich, doch die Angesprochene zuckte lediglich mit den Schultern. „Das wusste ich selber nie recht!“, sagte sie. Nach einer kurzen Pause mussten sie Beide herzhaft lachen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von: abgemeldet
2010-05-22T19:27:32+00:00 22.05.2010 21:27
Woah..ein biiiiiiisschen schnell das ganze^^
Vor allem, diese aprupte Änderung in Farakarians Haltung Lunacia gegenüber! xD Erst voll der harte Typ und dann der liebe nette Begleiter in Spee. Also ich finds cool...nichts dagegen einzuwenden, dass sie jetzt einen Gefährten hat^^
Aber im Allgemeinen ging mir das jetzt etwas...zu schnell.
Wäre ich Lunacia, wäre ich erstmal total misstrauisch <3
Aber gut geschrieben! Du verbesserst dich total schnell :D

Freu mich schon aufs nächste Kapitel!!

Liebe Grüße
abgemeldet
Von: abgemeldet
2010-05-12T08:34:52+00:00 12.05.2010 10:34
xD Also ich hab das nicht gedacht!!
Dein Anfang war so schön neu, dass mir so ein Klischee unmöglich erscheint.
Aber ich fand es sehr spannend das Kapitel! Und mir gefällt schon jetzt der schnieke Retter <3 Blond und eisblaue Augen.
Die Kampfszene hast du wirklich toll beschrieben und auch das mit der Wörter-Abwechslung hat perfekt geklappt^^

Bis zum nächsten Mal, ich freu mich schon drauf <3

Liebe Grüße
abgemeldet
Von:  Re-belle
2010-05-10T13:19:23+00:00 10.05.2010 15:19
jaaaa ich hab das auch als erstes gedacht *cyomoon zustimm*
woah xD
voll geil dieser umschwung von spannung auf kitsch<3
*///*
kommen die beiden zum schluss zusammen??? >.< das wär voll tollllll xDDDD
Von:  Cyomoon
2010-05-10T13:06:46+00:00 10.05.2010 15:06
uhhhh >____<
also ich hatte ja erst vermutet, der kerl den sie heiraten soll vrfolgt sie da hinterhäligerweise XD
und ich muss echt sagen, die kampfszene war echt spannend >____<
freu mich schon aufs nächste kapitel >____<
Von:  Cyomoon
2010-05-05T17:26:40+00:00 05.05.2010 19:26
und natürlich muss ich jetzt auch was schreiben, wenn schon eine kakao die meine beste freundin gezeichnet hat hier zu anlass gegeben hat ^^
und ich muss sagen ich mag die namen >___<
wo nimmst du dir nur her?? o.o
und die runen, hast du dir die selbst ausgedacht??
*neugierig ist* weil ich kenn nur das 24 zeichen futhark ^^
ich frag mich schon, wer der typ ist und was sie als nächtstes erwartet >__<
oh und du hast am anfang zwei mal wUrden anstelle von wOrden geschrieben o.o aber egal ^^
Von: abgemeldet
2010-05-05T15:55:22+00:00 05.05.2010 17:55
Also ich kann mich Re-belle nur anschließen! Ich bin richtig begeistert, was du einfach nur aus Name und Bild gemacht hast. Und ich freue mich einfach nur, meinen Nick jetzt sogar in einer FF zu lesen <3 Die wird selbstverständlich demnächst in meinem Steckbrief verlinkt!
Auch den Anfang finde ich wirklich nicht schlecht. Für meinen Geschmack ging es etwas zu schnell, aber allein schon die Idee ist spannend.
Vielleicht hättest du aber die verschiedenen Szenen etwas außeinander ziehen sollen...Vor allem am Anfang, als Lunacia am Wasser sitzt. Evtl. ein paar Gedanken mit reinnehmen...ich weiß auch nicht so genau.
Und was mir aufgefallen ist..du benutzt seeeehr sehr oft ihren Namen. Manchmal sogar zwei- bis dreimal hintereinander! Lunacia ist..., Lunacia war....
Versuch Umschreibungen zu verwenden, das klingt flüssiger und abwechslungsreicher^^ Und nicht nur wie "das Mädchen". Du könntest auch "die Gezeichnete" oder so etwas wie "das bemalte Kind", "die zukünftige Schamananin" ... also da gibt es sicher ganz viele Möglichkeiten :)

Aber auf jeden Fall bin ich schon gespannt. Das kommt jetzt auf meine Favoriten-Liste!

Liebe Grüße
abgemeldet
Von:  Re-belle
2010-05-05T14:23:28+00:00 05.05.2010 16:23
ich finds super *_*
ich freu mich voll, dass du aus meiner kakao so eine tolle geschichte gemacht hast <3
und ich bin soooo gespannt wie es weiter geht O_O
ich les ja eigentlich keine fanfics hier... aber die... die is... echt super!!!! <3
*fav* :)



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