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最後の手段 - Saigo no Shudan

Auf den Spuren der Zeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel sollte eigentlich als Prolog dienen, doch leider hat das nicht so ganz hingehauen, wie ich es mir erhofft hatte. Komplett anzeigen

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Verlorene Erinnerungen

7969 v. Christi, 13 Winter nach der Geburt von Fenryl van Longolion
 

       Früh am Morgen schon munter vor Aufregung, rannte Fenryl durch das tauffeuchte Gras vor dem Haus. Er hatte die Aufgabe erhalten Wasser aus dem See zu schöpfen, damit seine Mutter es zum Waschen aufsetzen konnte. Seine Schwester folgte ihm. Sie wich ihm seit sie kleiner waren nicht von seiner Seite. Er drehte sich zu ihr um und lächelte. »Lass uns nebenbei Fische fangen Victoria. Die lassen sich gut konservieren«, grinste er und reichte ihr seine helfende Hand, damit sie hinterherkam. Der See lag ruhig und nur vereinzelt konnte man die Wellen von kleinen Fischen sehen, die sie schlugen, wenn sie an die Oberfläche kamen. Über der Oberfläche lag Nebel, der wie eine Decke den ganzen See überzog. Es sah wunderbar aus. Jedes Mal, wenn der junge Elf hier runter kam, traute er sich nicht, die Ruhe zu stören doch er brauchte das Wasser. Von weiten kam ein weißer großer Schwan, elegant mit dem Flügelschlagend, angeflogen und ließ sich sachte auf den großen See nieder. Wenige Wellen wurden durch dessen Landung aufgewühlt.

»Der sieht aber schön aus«, staunte das rothaarige Mädchen. Es war selten am Fuße eines Berges einen Schwan zu erblicken, meistens fand man sie unten im Tal bei den größeren Seen. Fenryl drückte den Eimer in den See, so dass er sich mit Wasser füllte. Seine Schwester hingegen zog sich ihre Pantoffeln aus und stieg in das noch kalte Wasser um nach Fischen zu suchen. Sie biss die Zähne zusammen, damit er nicht sah, dass es eisig war. Die Kälte biss sich in ihre Waden, wie tausend Messer. Ihr Bruder stellte den Eimer zur Seite und trat zu ihr. Er konnte nicht mit ansehen, wie sie sich quälte und nachher wieder krank wurde. »Warte ich helfe dir.« Sie lächelte ihn sanft an obwohl ihre Lippen vor Kälte bebten.

»D-danke Brüderchen.«

Draußen vor dem Haus schlug derweil ihr Vater das Holz, das sich über die Wintermonate angesammelt hatte, damit es in den Schuppen gebracht werden konnte. Die Tür zum Haus stand weit offen und der Geruch vom frisch gebackenen Brot lag in der Luft. Summend trat Erika aus dem Haus und ging zu ihrem Mann, der gerade die Axt auf ein Stück Holz niedersausen ließ. Er schenkte ihr ein sachtes Lächeln dabei holte er erneut aus und schlug die Axt in den großen Baumstumpf, der einst ein mächtiger Eichenbaum gewesen war.

»Die Kinder haben am See scheinbar sehr viel Spaß«, sagte Johannes lächelnd und ließ sich neben dem Baum auf eine Bank nieder, die er vor drei Winter gebaut hatte. Das Wetter war im Gegensatz zu den anderen Tagen in diesem Monat recht mild und Sonnig trotz der kalten Nacht, die den Boden gefrieren ließ. Nach minutenlangem Fangen hatten beide genug Fische zusammen um einen ganzen Monat auszukommen und der Eimer mit den Fischen war auch dementsprechend schwer. Die einzige Möglichkeit die es gab, war zu zweit den Eimer zu tragen. »Puh, ist der schwer.. Aber es hat sich gelohnt«, grinste Fenryl und balancierte beide Eimer an jeweils einer Hand. Seine Schwester lächelte nur, während sie mit beim Tragen half.

»Warte mal Tori, ich muss dir unbedingt etwas zeigen, was ich durch Zufall herausgefunden habe!« Victoria sah ihn verwundert an. Was er vor kurzen herausgefunden hat? Sie wurde neugierig, sehr neugierig.

»Na dann zeig mal, was du heraus gefunden hast! Bin mal gespannt, was es ist.«

Der Eimer wurde zu Boden gestellt und Fenryl sprintete zurück zum See. Er schloss die Augen. Um ihn herum baute sich eine Spannung auf, die seine Schwester leicht frösteln ließ. Sie lief ihm nach, blieb aber zwei Meter vor ihm stehen, damit er nicht aus seiner Konzentration gerissen wurde. Der Junge hob seine Arme in die Luft und kurz darauf erhob sich das Wasser aus dem See. Erschrocken sprang Victoria zurück. Was sie gerade sah, war erstaunlich. Noch nie in ihrem Leben, hatte sie so etwas zuvor gesehen. Erst dachte sie an Hexerei aber es verwunderte sie nicht, dass er es konnte, denn schließlich gab es auch sie. Sie selbst war auch anders. Das Wasser in der Luft herum fliegen zu sehen, war irgendwie seltsam. Er blickte sie grinsend an. »Und, was hältst du von meiner Kraft? Ich wusste selber bis vor kurzen nicht, dass ich fähig dazu bin. Vielleicht kann ich nun endlich nützlich sein.«

»Meinst du, ich kann es auch lernen? Ich kann seit meiner frühen Kindheit die Gedanken anderer lesen auch wenn ich es nicht unbedingt möchte. Das ich noch nicht wahnsinnig geworden bin, ist wirklich ein Wunder. Ich habe gehört, das Breda es ebenfalls kann, vielleicht kann ich ja von ihm lernen, es zu desaktivieren, wenn ich es nicht im Moment benötige«, gab sie offen zu und kratzte sich verlegen an der Wange.

»Vielleicht«, gab er nur zurück und ließ das Wasser wieder in den See fallen. »Komm nach Sonnenuntergang zu den heißen Quellen, dort bringe ich dir etwas bei. Lass Mutter und Vater davon nichts wissen. Ich möchte nicht, dass sie sich unnötige Sorgen um uns machen.«
 

* * * *
 

Zwei Nächte nach Victorias Geburt hatte Erika alle Hände voll zu tun, ihre Tochter zu versorgen. Sie kannte so was wie Zeit nicht. Egal ob es Nacht oder Tag war, sie schrie aus Leibeskräften. Johannes sorgte dafür, dass es Victoria warm hatte.

Der Ofen war nachts immer beheizt, es leuchtete immer eine Kerze für Erika, wenn sie stillte und durch die Federn im Kissen, hatte es deren Tochter immer weich zum schlafen. In der vierten Nacht lag ein Duft von Tod und Angst in der Luft, was scheinbar von einem Menschen ausging. Das hysterische Hämmern an der verwitterten Eichentür holte Erika brutal aus dem Schlaf. Sie hatte sich gerade nach dem Stillen hingelegt um Ruhe zu finden aber leider blieb es ihr verwehrt. Sie setzte sich müde und kraftlos auf, blinzelte ein paar Male und richtete sich dann endgültig auf, als das Hämmern immer lauter und ungeduldiger wurde. Wer war so mutig in der Nacht an einer wildfremden Haustür zu schlagen?

Warum konnte sie die pure Angst von dem Hämmern heraus hören? Der Grund dafür sollte schnell preis gegeben werden.

Sie zog an der Klinke, damit sich die Tür öffnete und was sie dann sah, war erschreckend. Blutüberströmt stand vor ihr eine junge Frau mit langen blonden Locken. Die junge Frau zitterte am ganzen Leibe. Sie hielt ein Leinenbündel in den Armen. Sie hatte es ganz dicht an ihren Körper gedrückt.

»Helfen Sie mit bitte«, zitterte sie. »Die wollen mein Kind töten! Ich flehe Sie an, helfen Sie mir bitte meinen Sohn zu retten.« In dem Bündel in ihrem Armen bewegte es sich. Sie vermutete, dass es sich um das Bündel handelte, von dem sie ängstlich sprach.

Erst war ein Gnängeln aus dem Leinentuch zu hören, dann schrie er los. Sein Schrei war kräftig, was sie nach einem gesunden Säugling anhörte. Erika nickte nur.

»Ich werde Ihnen helfen aber erst…«

»Ich habe keine Zeit für Erklärungen, sie sind nämlich schon auf dem Weg hier her! Nehmen Sie ihn und beschützen Sie meinen kleinen Jungen.« Ihr wurde das Bündel in die Arme gelegt und die blutverschmierte Frau verschwand in der tiefen dunklen Nacht.

Erst nach wenigen Herzschlägen realisierte sie, dass es sich nicht um einen Traum handelte sondern um die bittere Realität. Das Schreien des Kindes ließ nicht nach. Erika schloss die Tür hinter sich mit ihrem Fuße und setzte sich auf den Hocker am Esstisch.

Helfende Hand

7800 v. Christi, 156 Winter nach der Geburt von Fenryl van Longolion
 

   Ein eisiger Wind fegte über die schneebedeckten Berge des Uralgebirges hinweg, was die Grenze zwischen Europa und Asien bildete, und auf den Fenryl momentan gedankenverloren umherwanderte. Der Winter hier in Asien war heftiger als die, die er in Transsylvanien bis jetzt erlebt hatte.

Weit hinter ihm prustete seine Begleiterin Altahaia vor Kälte, die so etwas nicht kannte aber dennoch mutig seinen Weg folgte. Die junge Frau, lebte normalerweise in einer Kolonie an der Küste Westamerikas. Nach seinem Auftauchen hin beschloss sie ihn auf seiner Reise zu begleiten. Altahaia wurde als Elfe in ihre Kolonie geboren. Ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt an Blutmangel, was scheinbar auf die komplizierte Geburt zurück zu führen war.

Ihre spitzen Ohren waren nach der Ansicht der Ureinwohner ein Zeichen dafür, dass Gott es mit ihnen Gut meinte und seit jeher als Heilige durchkam. Es fiel ihr sehr schwer normal dort zu leben und ihr Entschluss verstärkte sich immer mehr von hier zu verschwinden, als Fenryl zu ihnen kam um sie mit auf Reisen zu nehmen.

Kurz nach dem fünfzigsten Winter machte sich Fenryl auf die Suche nach seinem Ursprung und warum ausgerechnet er, der als erster Elf geboren wurde. Bis jetzt fand er keine klare Antwort, nur wenige Hinweise, wo er als nächstes suchen musste. Sein Weg führte ihn quer durch Europa. Lange hielt er sich an einem Ort nicht auf bis er das fand, was er suchte. Von Transsylvanien bis nach Preußen hatte er einiges gesehen. Über die Sommerzeit blieb er oft länger an einem Ort - ging in den Seen und Flüssen baden oder ließ sich von der Sonne genüsslich bräunen. Erst als er nach Amerika kam, trat Altahaia in sein Leben.

Das Kreischen eines Weißkopfadlers über ihren Köpfen hallte durch das Gebirge und erschreckte seine Partnerin, die sich krampfhaft darauf konzentrierte, nicht zu erfrieren und zurück zu bleiben. Fenryl sah in den Himmel über sich und lächelte.

»Fingayn hat soeben einen weiteren Elf entdeckt. Wir müssen runter auf die europäische Seite des Gebirges. Dort gibt es ein kleines Dorf, da lebt er.«

Ob es sich um ein Kind oder einen Erwachsenen handelte geschweige welches Geschlecht er besaß, konnte niemand sagen doch das es einen weiteren Elfen gab war doch eine kleine Errungenschaft für die Existenz der Elfen.

Altahaia nickte bloß. Sie hatte seit dem Weg durch Europa noch kein einziges Wort gesprochen obwohl sie zuvor wie ein Wasserfall über dies und jenes gesprochen hatte. Am Rande des Gebirges angekommen sah er sich um. Sein kritischer Blick schweifte durch die Umgebung auf der Suche nach der Elfe, die sich hier irgendwo aufhalten musste. Die Raben auf den kahlen Bäumen starrten die beiden an. Es sah so aus, als würden sie sich gleich auf sie hinunterstürzen um ihnen die Augen auszupicken. Die Blicke machten Altahaia sehr unruhig und ließen sie nervös umher sehen.

»Fenryl, müssen wir hier wirklich langgehen? Es ist unheimlich, wenn die Raben einen anstarren.« Fenryl blieb gelassen stehen und blickte zu ihr.

»Wenn du das schon unheimlich findest, dann solltest du mal in die Nähe der Menschen gehen. Sie werden nicht so freundlich mit dir umspringen, wie du es dir vielleicht erhoffst«, lächelte er ruhig und ging dann einfach weiter.

Es gefiel ihr irgendwie nicht, dass er so gelassen sein konnte ohne sich die Anspannung auch nur anmerken zu lassen. Sie folgte ihm weiterhin aufmerksam bis sie am Rande eines kleinen abgelegenen Dorfes ankamen. Die Häuser waren teilweise klein und oder zerfallen. Es sah erschreckend aus – für deren Bewohner Normalzustand. Der Schnee, der zuvor die Landschaft bedeckt hatte war fast komplett weggeschmolzen und kleine Pfützen und weiße Schneestellen blieben zurück. Für die junge Elfe ein erschreckendes Bild, was aber Fenryl so gut wie kalt ließ.

Er kannte das bereits schon. Am Anfang hatte er genauso reagiert, doch mit der Zeit gewöhnte er sich daran und nahm es mit Fassung hin.

Überall stürmten kleine Kinder durch die kleinen Straßen des Dorfes. Nur ein großer Weg führte quer durch das Dorf. Karren, die an Eseln angebracht wurden, zogen ihre Spur durch den Staub bis zu einem großen stabileren gebauten Haus, was nicht den Anschein hatte gleich zusammen zu fallen. Die Fässer, Säcke und Kisten waren mit einer großen grauen Decke bedeckt und mit Seilen an der Karre befestigt. Die Seile dienten anscheinend dafür, dass die Ware nicht vom Wagen fiel und überall auf den Weg verstreut lag. Männer stürmten aus dem Haus.

Einer von ihnen löste die Seile und zog die Decke vom Karren, dann kamen sie anderen und luden die Ware ab. Etwas abseits von den ganzen baufälligen Häusern stand ein einzelnes kleines Haus. Es fiel unter den anderen Häusern nicht wirklich auf, und auch wenn es dort alleine stand, versprühte es eine angenehme Aura aus. Fenryl sah sich um. Er suchte anscheinend etwas oder jemanden. Eine ältere Frau kam auf ihnen zu und verbeugte sich höflich.

Sie lächelte Altahaia an.

»Was führt euch zu uns mein Herr? Ich hoffe doch ihr wollt nichts Böses von uns«.« Sie hielt den Blick gesenkt um ihm nicht in die Augen zu sehen. Man merkte, dass die alte Frau viel Schlimmes erlebt hatte und dadurch eingeschüchtert war. Der junge Schwertkämpfer hob ihr Gesicht an und blickte ihr mit seinen smarakt grünen Augen in ihre blauen Augen. »Wir suchen einen Elfen, der hier in diesem Dorf wohnen soll, könnt Ihr mir sagen, wo wir ihn finden?« Die Frau deutete auf das kleine unbedeutende Haus.

»Dort findet ihr sie. Das Kind lebt mit ihrer Mutter alleine dort.«

Sie sah erst jetzt seine spitzen Ohren und sah auch zu Altahaia und hielt sich die Hände vor dem Mund. »Seit ihr etwas auch von diesen wundersamen Wesen?« Fenryls Begleiterin nickte freundlich und lächelte verlegen. Ja sie gehörten zu denen, die man Elfen nannte. Vampire waren die, die es erst kamen nachdem Abel von Kain ermordet wurde.

Altahaia hatte schon seit der ersten Begegnung Verdacht geschöpft, dass er Abel sein könnte und im Endeffekt hatte sie recht behalten.

Fenryl van Longolion war Abel, einer der Söhne von Adam und Eva. Nach dem sie das Haus betreten hatten, kam ihnen auch schon das kleine Mädchen entgegen und zog den jungen Elf an den Tisch. Galéwe Vanyar hatte man gerufen. Ihre Mutter erkannte dem hochgewachsenen Elfen und verbeugte sich.

»Fürst Fenryl was führt Euch hier her?», hatte sie in aller Furcht gefragt.

»Ich bin wegen Galéwe Vanyar hier. Ich würde sie gerne mit auf reisen nehmen, wenn es dir nichts ausmacht Koena. Ich würde alle Elfen zusammen an meinem Ort versammeln und dort eine eigene Zivilisation aufbauen. Du könntest ebenfalls mitkommen, damit sie nicht so alleine ist. Überlege es dir und teil mir bitte heute Abend mit, wie du dich entschieden hast.«

Koena nickte nur und sah zu ihrer Tochter, die mit Altahaia spielte. Ihr Kind schien glücklich zu sein. Die junge Mutter lächelte. Alles würde sich ändern, wenn sie ihm heute Abend sagte, dass sie einverstanden war sie auf reisen zu schicken. Immerhin war Galéwe bereits vierzehn Jahre alt und bereit etwas Neues zu erleben.
 

* * * *
 

Am Abend warf Galéwe etwas Holz in den Kamin, damit das Feuer nicht erlischte und sie nicht im Dunkeln saßen. Die kleine Gruppe aß am Tisch zu Abend um sich für den kommenden Tag zu stärken.

»Und Koena, wie hast du dich entschieden?« Die Frau räusperte sich. »Ich begleite meine Tochter«, gab sie ihm knapp als Antwort zurück. Fenryl lächelte und strich der jungen Frau durchs Haar. Er war zu frieden mit ihrer Antwort. Altahaia hatte das Kind ins Herz geschlossen und freute sich, dass sie der Gruppe beitrat.

»Morgen vor Sonnenaufgang reisen wir weiter nach Preußen in den Westen«

Alles nickte nur und Galéwe verschwand kurz nach dem Essen in ihrem Bett. Ihr Bett war ein Sack gefüllt mit Stroh. Auf dem ersten Blick sah es nicht gerade so aus, als wäre es gemütlich doch laut Fenryl war es sehr gemütlich da er selber seine Kindheit auf so einem Strohbett verbracht hatte. Die Kerzen im ganzen Haus wurden erlischt und das einzige, was die Nacht erhellte war der Mond und die Sterne am Himmel.

Über ihrem Kopf erkannte man nur die Umrisse des Mondes zwischen einigen kleinen blassen Wolken, die langsam und fast unbemerkt davon schwebten. Altahaia saß auf dem Treppenabsatz vor dem Haus und betrachtete die funkelnden Sterne über ihr. Sie träumte davon einmal dort oben zu fliegen um sie berühren zu können aber selbst mit Magie, war es unmöglich die Sterne zu ergreifen. »Sag mal Altahaia, was würdest du in der Zukunft tun, wenn wir genug Elfen zusammen haben, die dann eine Zivilisation aufbauen? Ich würde mich irgendwo nieder lassen und eine Familie gründen«, lachte er und setzte sich neben ihr.

»Einhundertsechsundfünfzig Winter sind für mich nicht alt, da geht noch viel mehr.«

Seine Begleiterin lachte nur.

Ja das Alter war für Elfen nichts. In Menschenjahren waren es vielleicht neunzehneinhalb Jahre. »Bei den Menschen wärst du jetzt gerade mal neunzehn Jahre jung. Ein echter Blickfang.« Sein Lachen verstummte, als er etwas hörte.

Der junge Mann stand auf. »Bleib du bitte hier und pass auf die beiden auf, ich werde meinem Besucher einen kleinen Besuch abstatten.« Er ging los. Fünfhundert Meter weiter bog er in einem Wald ab, dann blieb er stehen und Kain grinste ihn an. Auch Fenryl fing an zu grinsen.

»Hey Kain, was machst du hier? Ich dachte, du bist bei dir?«

»Was ist den das für eine Begrüßung Fenryl… Wir haben uns einhundert Jahre nicht gesehen und du kommst mir gleich so.« Der Elf kratzte sich an der Wange. So wie fast jedes Mal trat er ins Fettnäpfchen. »Tut mir leid… Es ist nur so, ich hab mit dir nicht gerechnet. Kann doch mal vorkommen, dass ich so reagiere aber mal Spaß beiseite, was führt dich wirklich hier her?«

»Ich bin im Auftrag deiner Schwester hier. Sie vermisst dich sehr und würde dich gerne mal wiedersehen, soll ich dich zu ihr bringen? Sie hat mich so lange genervt, bis ich dann doch nachgegeben habe. Sie ist wirklich eine dickköpfige Frau.«

Fenryl musste laut lachen. ‚Typisch Tori. Immer für alles bereit zu kämpfen!’, dachte er grinsend. »O ja sie kann eine ganz schöne Kratzbürste werden aber dennoch ist sie liebenswert«, schmunzelte Kain verlegen, kratzte sich an der Wange und sah weg, gab dann aber noch offen zu: »Hübsch und Begehrenswert ist sie auch.« ‚Oho, ist da wer verliebt!? Hat dir Tori den Kopf verdreht?’ Kain schnaubte verärgert. Ihm passte es nicht, was Fenryl da dachte. Er wusste, wie er ihn kriegen konnte obwohl er es eigentlich nie offen zu gab außer in diesem Fall. Seine Vorliebe für Victoria blendete ihm und ließ ihn nachlässig werden.

»Soll ich dich nun zu ihr bringen?«, zischte er genervt.

Der Elf nickte. Kain packte seinen wiedergeborenen Bruder an dem Arm und beamte ihn zu seiner Schwester auf seinen Grund und Boden. Victoria saß am Kamin mit einer Schriftrolle in der Hand und bemerkte nicht, wie sich Kain mit Fenryl im Schlepptau, zu ihr ins Schloss beamte. Kalte Hände legten sich plötzlich auf ihre Augen. Sie erschrak und schrie auf.

»Wer bin ich?«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Bruder!« Er nahm seine eisigen Finger von ihren Augen und grinste sie breit an, als sie sich hastig zu ihm umdrehte. Dann sprang sie ihn freudig an. Seine Schwester fing dann leise an zu weinen.

»Fenn, ich hab dich vermisst. Wieso hast du dich nie bei mir gemeldet? Winter für Winter habe ich auf eine Nachricht von dir gewartet aber nie kam eine an! Mutter und Vater haben sich ebenfalls sorgen gemacht. Du hättest dich verdammt noch mal bei mir melden sollen!« Seine aufgebrachte Schwester zog ihm ihre Faust über den Kopf. Schmerzverzerrt hielt er sich den Kopf. Sie war genau wie vor Einhundert Jahren. Nichts hatte sich an ihr Verändert außer vielleicht die Länge ihrer feuerroten Haare.

Sonst blieb wirklich alles gleich. Er musste lachen, da sie noch immer so aufbrausend wie damals war doch mit dem Unterschied, dass sie zu einer wunderschönen Frau heran gewachsen war. Kain, der sich neben ihr und ihm stellte sah beide nacheinander an und kicherte leise. Anscheinend fand er es recht amüsant, wie sich Victoria gegenüber dem Fürsten verhielt. Fenryl sah ihn und lachte immer noch. Das Meckern seiner Schwester fanden beide auf irgendeiner weise niedlich.

»Ach Victoria«, strich Fenryl ihr durchs Haar. »du benimmst dich noch immer wie ein Kind. Wann wirst du endlich erwachsen.« Victoria schoss schlagartig das Blut in den Kopf. Es war ihr sichtlich peinlich, dass sie diese Macke noch immer nicht ablegen konnte obwohl sie alles Erdenkliche getan hatte um nicht in ihr altes Muster zu fallen.

Draußen vor dem Toren Kains Schloss hörte man laut die Wölfe den aufleuchtenden Mond anjaulen, sonst war es friedlich und still. Der Kamin hinter ihnen ließ die Schatten der drei durch den Raum tanzen, während sich Victoria wieder an Fenryl kuschelte und Kain anlächelte. Sie wollte soviel Zeit mit Fenryl verbringen wie nur möglich war bis er wieder zurück musste. Er war ihr einziger Bruder, den sie je hatte und dementsprechend wollte sie ihm auf keinen Fall verlieren. Weiterhin strich er durch ihr feuerrotes Haar, was er so oft gekämmt und geflochten hatte.

Sie waren in seinen Augen für die Jagt ungeeignet da man sie sofort bemerken würde aber seiner Schwester war es egal, sie liebte diese. Für den Fürsten war es eine gefühlte Ewigkeit, die verging. Er mochte nicht zu sagen, wie viel Zeit bereits verstrichen war. Er hatte sich mit Kain auf dem mit Stoff überzogenen selbstgebauten Sofa gesetzt, während die junge

Herzogin beiden einen heißen Tee aufsetzte. Sie redeten von alten Zeiten und lachten bei dem ein oder anderen, was sie angestellt hatten und sprachen auch darüber, wie es weiter gehen sollte..

Fenryl fand es angenehm, was für Freunde er fand und freute sich weitere zu finden. Kain, der immer wieder seine Gedanken las grinste nur breit.

Sein Freund war wirklich ein offenes Buch für ihn. Als Victoria wieder zu ihnen kam, den Tee auf den Tisch stellte, sich dann neben Kain setzte, sprach dann Fenryl ruhig: »Ich werde gleich zurück müssen. Altahaia wartet sicher bereits auf mich und ich will sie auch nicht warten lassen. Außerdem habe ich vor wahrscheinlich nicht wieder hier her zu kommen. Es wird Zeit mein eigenes Leben aufzubauen, vielleicht sehen wir uns irgendwo wieder und...«

Er brach seine Rede ab da er merkte, wie Victoria mit den Tränen rang um nicht gleich los zu weinen. »Fenn... bitte nicht, lass mich hier nicht alleine...«, wimmerte sie und sah ihm tief in die Augen.

»Kain ist zwar bei mir aber ohne dich fühle ich mich so verlassen... Du... du bist doch mein einziger Bruder...«

Ihr Weinen machte es dem Elf schwer seine Entscheidung bei zu behalten und schließlich nahm er sie in die Arme und streichelte durch ihre Haare um weiter standhaft zu bleiben. Hilflos blickte er dann zu Kain, der nur darauf achselzuckend reagierte. ,Du bist so ein Verräter! Hilf mir gefälligst!’, fauchte der Elf innerlich, während er ihn giftig ansah. Kain seufzte nur und beugte sich vor um seiner Geliebten etwas in Ohr zu flüstern.

»Du hör mal Tori, Fenryl ist jetzt erwachsen und du auch. Er wird immer dein Bruder bleiben egal was passiert, lass ihn ziehen. Sei doch nicht so anhänglich und stur Honey, du hast doch mich noch und außerdem hast du doch gehört, wir werden ihn wieder sehen. Zwar nicht jetzt aber in naher Zukunft bestimmt.« Victoria sah ihn an. Seine Worte hatten Wirkung gezeigt. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und rückte zu Kain herüber.

»Du hast recht, ich sollte langsam mal lernen los zu lassen.« Fenryl atmete aus. Zum Glück hatte sie verstanden, dass er nicht immer für sie dar sein konnte.

Seine Bestimmung war es zu reisen und mehr von der Welt zu sehen.

Vielleicht irgendwann, würde er es sicher auf Papyrus bringen um es dann mit aller Welt zu teilen aber dafür hatte er aber noch eine Menge zu sammeln. Mehr Erfahrung und Ereignisse mussten her, damit ihm es möglich war. »Na gut ich muss jetzt los, damit Altahaia nicht krank vor Sorge wird. Kain wärst du so gütig und bringst mich zurück?» Sein Freund nickte und gab seiner Gattin einen sanften Kuss auf den Mund. Zum ersten Mal sah Fenryl Kain so liebenswert und gefühlvoll. Er freute sich für dessen Glück.

Er hatte noch viel vor, da war im Moment noch kein Platz für Liebe und Zuneigung. Erst wenn er was erreicht hatte würde er sich Irgendwo niederlassen und dann auch Nähe zulassen. Der junge Mann umarmte noch ein letztes Mal seine Schwester und verschwand dann mit Kain im grellen Licht.
 

* * * *
 

Schon irgendwie gelangweilt, schob Fenryls Partnerin mit ihrem Schuh den Staub auf dem Boden hin und her und summte irgend etwas vor sich hin, was ihrer Meinung nach keinen Sinn ergab. Sie seufzte nur leise und blickte zu dem wolkenlosen Himmel über sich. An dem Stand des Mondes konnte sie erkennen, dass bereits eine ganze Weile her war, dass Fenryl nach dem Besucher sah und stand dann ungeduldig auf.

Sie wollte gerade um die Ecke des Hauses gehen, als sie mit jemanden zusammen stieß und zu Boden fiel. Die Elfe wollte diesen gerade zusammen stauchen, als er sich zu ihr runter hockte.

»Du bist so umwerfend, wenn du sauer wirst und gleich aus der Haut fährst meine liebe Altahaia«, kicherte er und reichte ihr die Hand.

»Fenryl du-« Erschrocken brach sie ihren Satz ab, als er ihr einen Kuss auf die Wange drückte. Ihren Wangen nahmen ein erschreckendes knalliges Rot an. »Dafür kannst du mir nachher danken.« Kichernd verschwand er wieder um die Ecke, nur in Richtung Haustür. Grummelnd folgte sie ihm und rammte ihm zum Abschluss ihre Faust in seine Seite.

»Wehe, du machst das noch ein mal«, murmelte sie leise aber immer noch rot um die Nase. »ich tu dir sonst wieder weh und das ist kein Scherz!« Fenryl verzog schmerzverzerrt das Gesicht aber lächelte dennoch. Er hatte eine Art an sich, die ihr gefiel, es aber nicht zugab. Sie wollte sich nicht die Blöße geben und sich nicht vor ihm blamieren.

Vor dem Haus zog sie an seinem Arm, damit er stehen blieb. Sie holte tief Luft und wollte ihm gerade etwas sagen, verschluckte sich dann aber ihrer eigenen Luft und hustete beschwert. Das Klopfen mit der Faust gegen die Brust sollte reichen, damit das Husten aufhörte. Diese Aktion hatte ihr Versuch versaut, ihm zu sagen, wie gern sie ihn hatte. Sie sah zu ihm hoch. Sein Grinsen war aus seinem Gesicht entflohen und Sorge stand ihm breit auf der Stirn geschrieben.

»Bevor du fragst...«, hustete sie noch ein wenig. »mir geht es gut.«

»Dann ist ja gut.«, gab er ihr als Antwort zurück. Sie schenkte ihm ein aufrechtes Lächeln, was nicht aus dem Kopf sondern aus dem Herzen kam. Alles was sie wollte war, dass er immer ehrlich zu ihr und sich selbst war und immer das einzig richtige tat. Er öffnete die Tür und trat ein, aber zuvor sah er sie noch an.

»Du bist eine ehrliche Haut Altahaia und das Schätze ich so an dir. Es gibt keinen anderen mit dem ich lieber auf Reisen gehe als mit dir. Ich hoffe du verstehst das. Wenn dir etwas auf den Herzen liegt, lass es mich wissen, ich bin immer für dich da und stehe dir dann auch zur Seite.« Mit großen Augen sah sie ihn an. Sie strahlte von innen heraus. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung. Freudig von seiner Aussage, sprang sie im um den Hals. Ihr Glück konnte sie kaum in Worte fassen und das merkte man. Erstaunt sah er sie an. Zögerlich erwiderte er ihre hastige Umarmung. Erschrocken ließ sie ihn los, kratzte sich am Hinterkopf und lächelte verlegen.

»Tut mir leid, ich konnte einfach nicht anders.«, piepste sie kleinlaut und sah dann zu den Boden unter ihren Füßen.

Sein Lächeln, was er durch ihre Aktion aufsetzte, bekam sie nicht mehr mit. Als sie dann seine Hand nah vor ihrem Gesicht sah, schaute sie wieder auf. Jetzt erst konnte sie sein lächelnden Blick vor sich sehen. »Mach dir nichts daraus. Es war eine angenehme Umarmung. Ich fand sie beruhigend.« Sie legte beruhigt ihre Hand auf seine und im nächsten Augenblick wurde sie an ihn rann gezogen und umarmt. Er flüsterte ihr etwas in ihr Ohr was ihr Tränen in die Augen treiben ließ. Sie wimmerte und klammerte sich an ihm fest.

Altahaias Vergangenheit I

Sonne und Regen. Des öfteren tauchte immer wieder dieses Phänomen am Himmel auf, was viele verschiedene Farben hervorbrachte und schnell wieder verschwand, wie es erschien.

Auf einem Hügel weit hinter ihrer Kolonie, saß die kleine Altahaia gedankenverloren da und bestaunte das seltsame Phänomen. Sie schien wohl magisch von den vielen Farben angezogen zu werden, alles daran faszinierte sie. Sie blickte auf ihre Beine, die hibbelig und unruhig wurden und nach Abenteuer schrien. Altahaia stand stand auf, blickte sich noch mal zu ihrem Zuhause um und rannte dann los. Ihre Neugier auf Neues, trieb das Mädchen immer weiter voran, den reisenden Fluss entlang, bis sie nach stunden langen Laufens am Rand des Kontinents ankam und sich vor ihr das weite Meer erstreckte.

»Wahnsinn! Das ist... unbeschreiblich schön.« Sie schloss die Augen, holte tief Luft und ließ unbekümmert den Wind an ihren langen schwarzen Haar zerren.

Die Luft war hier am Meer kühler und schmeckte salzig, nicht wie das Flusswasser, was sie kannte. Der Ruf des Meeres lockte sie noch weiter an das Wasser heran, dabei schmiegte sich der Sand unter ihren Füßen weich, wie Seide an ihrer Haut.

Sie tanzte Die Sonnte, die weit über ihr am Horizont stand, wärmte den blauen Ozean auf, so dass sie sehen konnte, wie der Dampf aus dem Wasser in den Himmel aufstieg. Mit nackten Füßen stolzierte sie auf dem Sand umher. Das Meerwasser umschloss ihre kleinen Beinchen. Erschrocken sprang sie zurück, sah auf ihre nassen Füße und blickte dann Zähne klappernd auf die flachen Wellen, die von dem leichten Wind ans Ufer getragen wurden.

»Das ist richtig kalt... Ich dachte, es sei warm«, stellte Altahaia fest und sah sich wieder etwas um. Das nächste Kältegefühl, was ihre Füße umschloss, trieb ihr eine Gänsehaut auf ihre braungebrannte Haut. Ihre Zähne klapperten ein wenig, ihre Arme rieb sie wärmend an ihrer Haut und dennoch fand sie diesen Anblick wundervoll.

Ihre Augen funkelten vor Aufregung, denn die Sonne ließ das Wasser funkeln und glitzern, es magisch werden. Ihr fiel dann ein, was der Stammesoberhaupt zu ihr damals gesagt hatte. »Mein Kind, du bist von Magie durchdrungen. Du kannst lernen sie einzusetzen, damit umzugehen doch das braucht seine Zeit. Finde deine Bestimmung und du weißt, wo von ich spreche.« Sie mochte ihn. Er zog sie groß, nachdem ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben war. Beinahe hätte es sie auch erwischt aber durch wie ein Wunder hatte Altahaia es überlebt. Als sie kurz nach der Geburt aus Leibeskräften schrie, durchströmte eine Macht das Tipi, in das sie und ihre Mutter lagen.

Der Häuptling war anfangs sehr erschrocken darüber gewesen, dass er das Kind erst gar nicht den anderen aus seinem Stamm zeigen wollte doch ihre spitzen Ohren stimmten ihn um.

Sie waren ein Geschenk Gottes. So etwas wie das, hatte er noch nie zuvor erlebt, alles war so neu für ihn. Ein Kind, was in Magie förmlich schwamm, sich aber nicht bewusst war, was sie konnte. Er selber konnte ihr nicht zeigen, wie sie damit umgehen konnte. Sie musste zu dem Urelfen Fenryl. Er war der einzige, der ihr zeigen konnte, was es damit auf sich hatte. Einen Vater hatte sie nicht, der sich um sie kümmern konnte. Dieser starb bei der Jagt nach Büffeln in der Prärie. Sie war ganz allein in auf dieser grausamen Welt.

Niemand war für sie da, niemand der sich ihre Geschichten anhörte und sie aufwachsen sah. Es machte sie traurig, immer wieder die Heldentaten ihres Vater zuhören und gesagt zu bekommen, er sei der beste Jäger im ganzen Stamm gewesen und wie liebevoll ihre Mutter war bevor sie starb. Sie schluckte um nicht gleich zu weinen und sah dann zum Himmel hinauf.

»Mama.... Papa... wenn ihr mich hören könnt, ich vermisse euch so sehr. Auch wenn ich euch nie kennen lernen durfte, ihr fehlt mir furchtbar...« Tränen kullerten über ihre Wangen, sammelten sich an ihrem Kinn und tropften ins Salzwasser vor sich.

Noch immer blieb die Frage offen, warum Raika bei Altahaias Geburt starb.

Vermutet wurde, dass die Magie in ihrer Tochter der Grund dafür war, dass die Macht viel zu stark war und deswegen ihr zierlicher Körper das auch nicht ausgehalten hatte. Altahaia gab sich die Schuld an ihrem Tot und am liebsten hätte sie ihre Geburt ungeschehen gemacht. »Steh auf mein Kind und weine nicht um mich. Es gibt Dinge, die du verändern kannst.«

Die Stimme in ihrem Kopf kannte sie von irgendwoher. Sie versuchte ihr etwas mitzuteilen, etwas wichtiges aber so genau konnte sie es nicht deuten um was es sich handelte aber schon bald sollte sie erfahren, was es genau war. Und noch etwas beschäftigte sie – war diese Stimme etwa von ihrer geliebten Mutter?

Schon seltsam, dass sie ihre sanfte Stimme hören konnte.

Schritte im Hintergrund, die von den lauten Wellen fast verschluckt worden, knirschten im Sand hinter ihr. Sie sah zu ihr um. Sein Schatten erstreckte sich bis zu ihr und verdeckte die Sonne für sie. Altahaia stand auf, ging auf ihn zu und blieb dann kurz vor ihm stehen. Sein roter Mantel verdeckte fast alles von ihm, was es schwierig machte, ihn zu beschreiben.

Unter der Kapuze, die weit über sein Gesicht gezogen war, lugte rot oranges Haar hervor. Sie musste näher kommen, damit sie unter seiner Kapuze sehen konnte – sein Gesicht betrachten und abschätzen zu können, wer er oder sie war.

»Wer bist du«, war ihre erste Frage. »und was willst du von mir?«, folgte ihre zweite zugleich. Der Fremde sah erst nur zu ihr runter, hockte sich dann aber zu ihr runter und warf dann seine Kapuze nach hinten.

Zum Vorschein kamen grüne leuchtende Augen, die vom rot orangem Haar kräftig zur Geltung gebracht worden und seine spitzen Ohren, die ihren glichen. Sein Haar war etwas lockig und zu einem schlichten aber effektiven Zopf zusammen gebunden, der über seine Schultern fiel. Scheinbar hatte er bei dem Versuch seine Zotteln auf dem Kopf zu bändigen seine Probleme bekommen, was dann doch nur ein normaler Zopf geworden war.

Auf ihre Fragen hin ließ der Mann sich reichlich Zeit und sah ihr nur in die Augen, er hatte scheinbar etwas in Altahaia gesehen, was ihr verwehrt blieb und ihr dann noch mehr Fragen vor Augen führte. Sie kam näher an ihn ran, um zu erfahren ob diese spitzen Ohren wahrlich echt waren oder ob sich jemand mit ihr einen blöden Scherz erlaubte. Mit ausgestreckten Händen berührte sie seine Ohren und tastete nach bestimmten Merkmalen aber sie fand sie nicht – so stand fest: Sie waren echt! Unglaublich! Es gab jemanden der wie sie war! Jetzt musste sie keine Angst vor Verstoßung haben sondern konnte jetzt auf eine bessere Zukunft warten.

»Du willst wissen, wer ich bin Kleine?« Hoffnungsvoll nickte Altahaia. Er nahm sie in die Arme, stand mit ihr auf und sah dann auf das weite Meer hinaus. Sie folgte seinen Blick erst, sah ihn dann aber wieder an. Im ersten Moment sah es so aus, als würden seine rot orangen Haare in der Sonne leuchten.

»Sag es mir bitte, ich möchte wissen, wer die selben Ohren hat wie ich! Und du kannst mir sicher auch beantworten, warum ich nur so von Magie durchdrungen bin oder?« Er nickte auf ihre Frage hin nur.

»Ja ich kann dir sagen warum du von Magie durchdrungen bist und warum dich viele mit bösen Blicken bestrafen« Er sah sie an.

»Mein Name ist...«

Der Weg ins Licht

Die Tage, Wochen und sogar Monate waren wie im fluge vergangen, dabei zogen sie nur nach Osten in die Region von Ostasien. Alle sahen sich um. »Was machen wir hier eigentlich? Hier gibt es doch nichts zu sehen.« Fenryl blieb ruhig. Victoria hätte sich bereits an seiner Stelle über Althaia aufgeregt, Breda hingegen hatte irgendwie einen Narren an sie gefressen. Keiner konnte sagen ob es an ihrem Verhalten lag oder einfach nur an ihrer Ausstrahlung. Galéwe und ihre Mutter hielten sich im Hintergrund, sie wollten nicht, dass alles noch schlimmer wurde. Normalerweise wäre Fenryl sofort auf ihr Genörgel angesprungen doch er hatte gelernt Ruhe zu bewahren, sie erst einmal machen zu lassen. Es dauerte auch nicht lange, da hatte sie sich wieder beruhigt.

»Na wieder abreagiert? Du bist schon den ganzen Weg so geladen, was ist los? War die Nacht wieder zu kurz?«

Die Fragen des Elfen sollten nicht so böse klingen, wie es vielleicht rüber kam.

Genervt sah die Elfe ihn an. Scheinbar hatte er bei ihr einen wunden Punkt getroffen, den er hätte lieber nicht treffen durften. Sie zischte ihn an, ging dann etwas schneller, damit sie zu ihm aufholen konnte.

»Du bist so ein Idiot! Warum zum Henker machen wir hier? Meinst du, diese Einöde wäre der perfekte Ort, an dem Galéwe ihre Kräfte nutzen kann? Wohl kaum, sie kann in die Zukunft und auch in die Vergangenheit sehen.«

»Du vergisst aber auch, dass sie zusätzlich telekinetische Fähigkeiten besitzt? Zu lernen, wie man diese einsetzt ist wichtig. Lass die Kraft mal aus Angst oder Wut passieren, sie verliert die Kontrolle darüber und dann wird dadurch wer verletzt, sie wird nie wieder froh werden. Es ist also wirklich besser, wenn sie lernt.« Altahaia murrte erst, dann seufzte sie nur.

»Na schön, ich bring es ihr bei. Wozu hat man die selben Kräfte....« Fenryl lächelte nur zufrieden und wandte sich dann an Galéwe, die nervös von einem auf das anderen Bein sprang.

»Keine Sorge, Altahaia ist eine hervorragende Lehrmeisterin. Sie lehrt es dir bis du es dann kannst. Ich bin zuversichtlich, dass du es gut machen wirst.« Das Mädchen lächelte nur verlegen und nickte. Er konnte sehen, dass sie ihm beweisen wollte, dass sie sich mühe gab um es bald beherrschen zu können.
 

* * * *
 

Das Feuer knisterte in in der Dunkelheit, während Altahaia über Galéwes erstaunlichen Fortschritte sprach, die zwischen Fenryl und Koena saß. In hohen Tönen lobte sie ihre Schülerin.

»Sie muss zwar noch weiter üben aber wenn sie so weiter macht, wird sie irgendwann besser als ich sein. Ich gebe zu, ich musste es mir alles alleine beibringen aber sie hat ja eine Meisterin.« Es war Hochsommer, die Sterne über ihren Köpfen brachten den Himmel zum glitzern und der Mond, der in voller Pracht strahlte, erhellte alles. Die Temperaturen waren angenehm. Aus Südosten wurde die warme Luft heran getragen, die weite Strecken aus Afrika zurück legte. Ein kleines Tier näherte sich der kleinen Gruppe. Es wandelte im Schatten der Bäume, die unweit von ihnen weg standen. Sie wiegten sich im warmen leichten Wind hin und her und sahen in der Dunkelheit aus, als würden sie tanzen. Koena fing an etwas zu singen. Das Lied wurde auf ihrer Muttersprache gesungen, was alle hier anwesenden gut verstanden. Niemand unterbrach sie, jeder hörte ihr aufmerksam zu. Der Elf neben ihr, sah sie an, drückte sie dann an sich, als sie anfing zu weinen. Die Elfen sahen sie traurig an. Geléwe wusste nicht, was sie sagen sollte, außer ihre Tränen zu erwidern.

«Alles wird gut werden Koena, wir werden bei dir sein.«, sprach der Urelf in ihm.

»Niemand wird dich zurück lassen.«

Galéwe lächelte traurig ihre Mutter an und dann legte eine Hand auf ihre Wangen, weil sie wusste, dass sie nicht so eine lange Lebenserwartung wie sie und den anderen Elfen hatte. Allen tat es in der Seele weh, doch auch wenn Fenryl die Möglichkeit gehabt hätte, ihr ein längeres Leben zu schenken, würde er es nicht tun, denn in die Natur einzugreifen, lag nicht in seiner Macht. Ebenfalls Gott anzuflehen brachte nichts. Schon so oft hatte sie zu Gott gebetet.
 

* * * *
 

Koena stand dann nach Stunden des langen sitzend auf, sah kurz in die Runde und verließ die kleine Gruppe um einen Moment für sich zu sein. Irgendwann zu sterben, davor hatte sie am meisten angst. Verständlich, wär hätte nicht davor angst? Vielleicht die die meinen aufs Extreme leben zu müssen. Mutter Natur und Gott, spielten mit den Menschen ein gemeines Spiel, so glaubte sie es all die Jahre, nachdem ihre Tochter mit diesen Ohren geboren wurde. Niemand konnte ihren Wunsch nach Gerechtigkeit erfüllen. Die Menschenfrau holte tief Luft und blickte in den Himmel. Der Vollmond leuchtete auf sie herab, während fluffige Wölkchen ihren Weg kreuzten.

»Koena alles in Ordnung?« Die Frau drehte sich um und sah in die Augen des Urelfen.

»Warum fragst du?«

»Du bist einfach gegangen ohne ein Wort zu sagen, wenn dich etwas bedrückt, sag es mir, ich höre dir gerne zu.« Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Meinst du es gibt noch mehr Elfen auf dieser Welt? Ich könnte mir das gut Vorstellen, da ich bis vor ein paar Monaten auch nie damit gerechnet hatte. Sie alle sagten zwar immer, es würde der Urelf irgendwann kommen um Galéwe zu holen aber so wirklich habe ich es nie glauben wollen, bis du und Altahaia dann zu uns kamt.« Ein Seufzen war das einzige, was der Elf in diesem Moment hervor brachte. »Es stimmt, ich habe anfangs auch nie daran gedacht, dass ich auf diese Reise gehe aber dank dem, was ich erfahren habe, habe ich den Mut aufgefunden, alles erdenkliche zu tun, damit ich meine Bestimmung finde. Die Elfen zu finden, sie alle an einem Fleck zu versammeln und dann mich vielleicht sesshaft zu machen.« Die Menschenfrau lächelte etwas. Er hatte seine Bestimmung gefunden, sie würde das Alter nicht erreichen, an dem sie sich auf die Reise machen würde.

»Fenryl, ich wünsche dir viel Erfolg auf deinen Weg. Du wirst dein Ziel schon noch erreichen, da bin ich mir sicher. Meine Tochter wird dich begleiten und dir dabei helfen. Ich kenne sie gut, Galéwe hat einen sturen Kopf und sie will immer mit dem Kopf durch die Wand. Pass auf sie auf junger Elf.« Koena wusste, dass bald ihre Zeit gekommen war, dass sie sterben würde doch bevor das geschah, wollte sie noch etwas erleben. In ihren Augen loderte die Flamme des Abenteuers.

»Ähm.... Koena, alles in Ordnung? Du.... bist gerade etwas seltsam.« »Fenryl, ich werde an meiner Krankheit sterben, das stand schon lange fest, dass ich Galéwes Geburt überlebt habe, glich an ein Wunder. Ich merke, wie es mich von innen her zerfrisst. Es tut mir leid, dass ich bald nicht mehr mit euch reisen kann. Wann es soweit ist, weiß ich nicht. Es kann heute, morgen oder erst in ein paar Monaten geschehen.« Der Elf sah zu Boden, sie merkte, dass er dies erst einmal verdauen musste, was sie ihm gerade gesagt hatte, dann nickte er beständig. »Ich habe verstanden und ich halte Gegenüber deiner Tochter den Mund.« Koena nickte, hielt sich dann die Hand vor dem Mund und drehte sich weg. Zwischen ihren Finger floss Blut. Es war alles andere als angenehm für sie. Der Eisengeschmack in ihrem Mund war furchtbar, denn die Blutschübe hatte sie in letzter Zeit des öfteren. Sie sackte zusammen und übergab sich ein weiteres mal. Fenryl erschrack.

»Koena!« Der Elf stand hilflos da. Von Heilung hatte er keinen blassen Schimmer gehabt und das merkte man. »Altahaia, du musst unbedingt her kommen, Koena ist zusammen gebrochen und spuckt Blut!«, schrie Fenryl aufgebracht.
 

* * * *
 

Schnell schnellte Althaia hoch, als ihr Meister nach ihr schrie. Aufgebracht kam sie bei ihnen an und hockte sich zu Koena hin, die jetzt am Boden lag. Sie war blutbeschmiert und blass. Vorsichtig untersuchte die Elfe die ältere Dame um zu sagen, was sie hatte. Galéwe, die seinen Schrei ebenfalls vernahm, kam ihr hinter her und stand erschrocken abseits des Geschehens.

»Fenryl bring Galéwe hier weg, sie soll nicht sehen, was hier passiert.« Nickend schnappte er sich das Mädchen, die sich mit Händen und Füßen wehrte und schrie. »MAMAAAA!!! NEEEEEIIIIIIN!!!« In ihren Augen erkannte Althaia die Angst um ihre geliebte Mutter. Es breitete sich in dem Mädchen aus und hinterließ einen Schmerz in die so immer taffe Frau. Ihr Blick fiel wieder auf die sterbende Koena vor sich. Mit aller Macht, die ihr geschenkt wurde versuchte sie die Mutter zu retten aber sie wusste, dass sie die Krankheit nicht stoppen konnte, die sie in ihr sah.

»Koena«, sprach sie mit erstickter Stimme. »kann ich etwas für dich tun....?« Koena öffnete den Mund aber es kam kein Ton hervor oder so leise, dass sie es nicht verstand. Sie kam mit ihrem Ohr näher an ihrem Mund heran. »Beschütze meine Tochter.... Sie soll.... nicht um mich trauern.« Die Elfe nickte. »Ich werde sie beschützen, dass verspreche ich dir. Ich beschütze sie mit meinem Leben....« Kurz danach wurde die Atmung Koenas immer schwächer bis ihr Brustkorb sich nicht mehr regte. Altahaia schrie und weinte. Sie hatte ihren Kopf auf ihren Körper gelegt. Die Umgebung wurde mit ihrem Schrei erfüllt. Fenryl, der es von weiten hörte wusste, was geschehen war. Er schloss tränenüberfüllt die Augen und betete.

»Mögest du in Frieden Ruhen....«

Geléwes Entscheidung

7650 v. Chr., 406 Winter nach der Geburt von Fenryl van Longolion
 

Vorgebeugt und mit aller Vorsicht, schlich die junge Elfe durch den Wald. Es war alles dunkel um sie herum doch ihre Augen hatte sie zweihundertfünfzig Jahre lang darauf trainiert, alles und jeden im dunkeln sehen zu können. Es hatte seine Vor- und Nachteile, dass war ihr Bewusst aber für die Jagt war das mehr als praktisch besonders dann, wenn die Nacht herein gebrochen war. Hinter ihr befand sich Altahaia, die von Fenryl den Auftrag bekam auf sie aufpassen aber wozu? Sie war doch alt genug, selbst auf sich zu achten! Mit gemischten Gefühlen sah Galéwe zu ihr nach hinten und hoffte, sie würde merken, dass sie sie nicht wirklich brauchte.

Schon öfters war sie ohne Begleitung auf die Jagt gegangen, damit brauchte Fenryl erst gar nicht anzufangen, den Beschützer raus hängen zu lassen. Das Mädchen zischte leise und genervt.

»Das hab ich gehört Galéwe, ich bin nicht taub«, vermittelte die andere Elfe ihr. »ich weiß, es passt dir überhaupt nicht, dass ich dabei sein soll aber wie Fenryl es schon gesagt hat, es ist zu deinem eigenen Schutz.« Und wieder zischte das Mädchen genervt.

»Pff, von wegen eigener Schutz! Kontrollieren wollt ihr mich und das nervt mich richtig!« Beschwichtigend hob Altahaia die Hände.

»Ich habe nie behauptet, dass ich dich kontrollieren will, geschweige habe ich vor dir zu sagen, was du zu tun und zu lassen hast, wenn du dich beschweren willst, dann sprich mit Fenryl und lass mich dabei außen vor. Geléwe, ich habe deiner Mutter versprochen, dich zu beschützen. Ich habe ihr gesagt, dass ich dich mit meinem Leben beschützen werde also kannst du auch wenigstens ein wenig auf mich hören.«

Das Mädchen betrachtete sie abschätzend und schüttelte dann den Kopf. Ihr war nicht unbedingt danach, sich permanent aufzuregen eher war sie genervt und frustriert doch sie beließ es dabei. Mit Fenryl zu diskutieren hatte das selbe Ergebnis, als würde man versuchen einen sturen Esel vorwärts zu treiben. Es brachte im Endeffekt nichts außer Kopfschmerzen und schlechte Laune. Galéwe blieb stehen, sah wieder nach Altahaia und legte einen Finger auf ihren Mund, deutet dann zur Seite. Altahaia nickte nur stumm. Beide wussten, was der jeweils andere gerade dachte und das ist gut. Für die Jagt sogar perfekt. Beide schlichen ohne dabei Geräusche zu machen auf leisen Sohlen vor. Weit vor ihr war ein Reh am grasen. Glücklicherweise worden beide von dem Tier noch nicht entdeckt, so blieb Galéwe genug Zeit ihren Bogen zu spannen.

»Ich danke dir«, flüsterte sie im leisen Ton und lächelte. »Du und Fenryl, ihr habt immer zu mir gehalten egal was passiert war.«

Altahaia war mit ihrer Antwort zufrieden. Niemand konnte es dem Mädchen verübeln, was passiert war. Ihre Mutter starb in den Armen Altahaias und all die Zeit konnte sie sehen, wie sie sich Vorwürfe machte. Immer noch glaubte sie, dass sich ihre Meisterin damit quälte. Nein! Altahaia trug keine Schuld an ihrem Tot sondern sie selbst. Wäre sie nie geboren worden, würde Koena noch am Leben sein und vielleicht wäre sie dann im hohem Alter gestorben. Galéwe ließ den Bogen sinken. Der Gedanke raubte ihr die Chance, das Tier vor sich zu erlegen. Ihre Meisterin war verwirrt.

»Wieso erlegst du das Tier nicht? Zweifelst du an deinen Jagdkünsten?« Galéwe schüttelte den Kopf.

»Nein tue ich nicht aber ich muss immer daran denken, wie du in der Nacht ihres Todes geweint hast und auch jetzt gibst du dir die Schuld daran auch wenn ich immer sage, dass ich sie getötet habe. Hätte sie mich bloß nie geboren, hätte sie bis ins hohe Alter gelebt.« Altahaia wuschelte mit der Hand durch ihre Haare. »Du und ich, uns verbindet mehr als du wohl möglich glauben magst. Als ich klein war habe ich mir auch immer die Schuld an dem Tot meiner Mutter gegeben. Sie starb kurz nach meiner Geburt. Ich habe nie gewollt, dass das passierte aber das Schicksal konnte ich leider nicht entkommen. Fenryl holte mich dann eines Tages aus meiner Trauer heraus und ich bin jetzt zufrieden mit mir selbst. Nun weiß ich, dass alles, was passierte Gottes Wille war. Er hat uns erschaffen.« Das Mädchen nickte nur und spannte dann wieder ihren Bogen, ließ die Sehne dann los und der Pfeil sauste mit schneller Geschwindigkeit an den Bäumen vorbei und traf das Tier mitten ins Auge, als es den Kopf in ihre Richtung drehte. Das große Tier kippte zur Seite weg. Nur ein leises dumpfes Geräusch machte der Aufprall auf das gefallende Laub. Beide, die noch etwa zehn Minuten im Dickicht versteckt blieben kamen hervor. Das erlegte Tier würde für die drei mindestens 3 Tage reichen, denn es war groß und als es Altahaia anhob wurden dreihundert Pfund gerechnet.

»Es muss noch ein Jungtier sein«, staunte sie und grinste dann.

»dreihundert Pfund sind dennoch nicht schlecht. Lass uns zurück gehen, Fenryl wartet sicher.«
 

* * * *
 

Der nächste Morgen brach an. Fenryl hatte das Tier zerlegt und das Fell auf den Boden straff gezogen um es von den Sehnen und dem Fett zu säubern. Man konnte das dem Fell vielleicht etwas brauchbares machen aber dazu musste es erst einmal in der Sonne trocknen.

Seine Eltern hatten ihn alles beigebracht, was er fürs überleben brauchte. Von der Jagt angefangen bis hin zur Aufbewahrung der Beute. Galéwe hatte zum Räuchern einige Stöcke und Laub gesorgt und Altahaia hatte sich um das Wasser gekümmert. In der Nähe ihres Lagers gab es ein Wasserfall. Dessen Wasser sammelte sich in einem tiefen See, wo es auch reichlich Fisch gab. Mit einem Holzeimer, den der Urelf immer bei sich trug, angelte sie nach dem Wasser und brachte den zum Lager zurück.

»Du Fenryl, ich werde jetzt etwas an dem See baden, nicht das du dich nachher wunderst wo ich geblieben bin.« Der Elf neigte den Kopf zu Seite und nickte.

»Nimm Galéwe mit, ich geh dann, wenn ihr wieder zurück seit.« Das Mädchen neben ihm stand von ihrem Platz auf und ging der Elfe hinter her. In der Zeit wo die Mädels badeten räucherte er das Fleisch und dachte über die Zeit nach, die er bereits unterwegs war. Aus dem Holz einiger Bäume zauberte er eine hellbraune Masse, die er mit Harz vermängte und presste, bis sie glatt und trocken war.

Daraus stellte er Blätter her, damit er mit einer Vogelfeder und zerstampften Johannesbeeren, die er als Tinte verwendete darauf schreiben konnte. Die Schrift konnten nur die Elfen und einige Vampire lesen und aussprechen, mit den Menschen unterhielten sie sich in deren Sprache. Unter den Menschen gab es mehrere Sprachen, die von Land zu Land unterschiedlich waren. Jede dieser Sprachen konnte Fenryl aussprechen und auch niederschreiben.

Er entdeckte das Schreiben in Babylon, diese wurde auf Ziegeln eingeprägt und veröffentlicht. Er selbst hatte lange Zeit überlegt, wie man diese mit sich herumtragen konnte, ohne dass es schwerer wurde, dann hatte er die Idee, statt Ziegel vielleicht Blätter zu nehmen.

Angefangen hatte er Bananenblätter aus dem Urwald aber diese rotteten nach einer Weile und eine neue Idee musste her. Irgendwann kam er auf eine neue Idee. Man müsste etwas herstellen, was nicht so schnell verrottete und lange hielt. Durch einen Zufall kam er dann auf den Baum und dessen Harz. Wasser zermahlene Baumreste und das Harz, dies ließ sich zu einer hellbraunen Masse verarbeiten und pressen. Fenryl nutzte noch etwas, damit dies nicht an den Platten kleben blieb, die er aus einem umgestürzten Baum geschnitzt hatte. Aus Weizen hergestelltes Mehl nutze er. Anfangs hatte er seine bedenken gehabt aber mittlerweile funktionierte es sogar sehr gut. Seine Arbeit war mit dem trocknen der Masse fertig gewesen, die Platten langen unter und auf der cremigen Masse, die unter dem Gewicht gepresst wurde.

»Fenryl? Du bist jetzt dran«, kam es von hinter ihm. Er drehte sich zu der Stimme um.

»Ist gut Geléwe.«

Er sah sich um und zog eine Augenbraue hoch. »Wo ist Alathaia? Ist sie noch dort geblieben?« das Mädchen nickte nur. Der Elf lächelte nur und machte sich auf dem Weg zum Wasserfall und blieb am Rand des Sees stehen. Altahaia stand bis etwas unterhalb der Taille im Wasser. Sie war wunderschön. Ihre braungebrannte Haut glänzte in der Sonne und ihr langes schwarzes Haar klebte an ihren Kurven. Eine röte machte sich in dem Gesicht des Urelfen breit und er wurde unglaublich nervös. Als sie sich dann zu ihm umdrehte blieb ihm der Atem im Halse stecken. Alle ihre Kurven hatten es ihm angetan. Eigentlich war es nicht ihr Aussehen, was sie so interessant machte sondern auch ihr stürmischer und eigensinniger Charakter. Er liebte einfach alles an ihm.

Altahaia streckte die Hände nach ihm aus. Er schluckte, ließ dann ebenfalls die Hüllen fallen und stieg zu ihr ins Wasser. Seine Hände schlossen sich um ihre und sein Puls schoss in die Höhe. Sein Herz fing schlagartig an heftig zu schlagen, auch seine Nervosität hielt er nicht mehr aus.

»Du..... bist wunderschön.«, schluckte er und seine Hände zitterten und schwitzten.

»Danke Fenryl, du bist ebenfalls heiß.« Sie musterte seinen Körper und lächelte, dann wurde ihr Lächeln zu einem breiten Grinsen und ehe er sich versah, verlor er das Gleichgewicht und landete weniger elegant im Wasser. Sie lachte und versuchte vor ihm zu flüchten aber sie wusste nicht, dass er ein guter Schwimmer war und sie einholte. Als er sie hochhob quietschte sie auf. Ihr nackter Körper drückte sich an seinem. Beide sahen sich tief in die Augen, ihre Köpfe kamen sich dann immer näher und sie verfielen in einen langen innigen Kuss.
 


 

* * * *
 

Aus einem Stück Holz, welches Galéwe aus dem Wald kam, hatte sie sich etwas undefinierbares mit einem Messer geschnitzt. Sie wartete eigentlich nur auf Fenryl und Altahaia, die scheinbar länger brauchten als gedacht. Im Endeffekt konnte sie sich denken, was die beiden da trieben. Liebe oder nur der Spaß? Keine Ahnung, was der ausschlachtbare Punkt war aber solange sie sich liebten und sich nicht die Köpfe einschlugen, war alles in Ordnung. Liebe war immer besser als Streit.

»Du siehst so gelangweilt aus.« Die Elfe drehte den Kopf in seine Richtung. Hinter ihm kam Altahaia her, die ihre Haare zusammengeflochtet hatte und die sie über die Schulter geworfen hatte. Ihr strahlen verriet es. Die Elfe war über glücklich und auch Fenryl war es.

»Wie war der Akt der Liebe?« Ihrer Meisterin schoss die Röte ins Gesicht. Nervös spielte sie mit ihrem Zopf und setzte sich einfach zu ihr. Fenryl blieb eher gelassen. Wenn er es denn war, tat er so, als hatte er es nicht gehört.

»Wann wollen wir weiter? Es gibt noch so viel, was man hier vielleicht entdecken kann.« Alle sahen Galéwe an, als hätte sie etwas falsches gesagt. Das war gruselig.

»Sobald das Papier und die unsere Nahrung fertig ist, dann können wir weiter ziehen.« Altahaia blickte in den Himmel hinauf und überlegte, anschließend nickte sie stumm. Die Nacht war noch lang, die Tiere, die nur Nachts ihren Weg nach draußen fanden, streunten umher und warteten darauf, dass sie alle von ihrem Posten weggehen würden aber sie blieben, bis die Sonne langsam den Himmel in warmen Farben tauchte. Altahaia lag dann irgendwann mit dem Kopf auf seinem Schoß und schlief. Ihre Meisterin war von dem müde geworden, was Fenryl und sie getrieben hatten und auch ihre Schülerin, legte sich Zeitgleich mit ihr schlafen, da die Jagt dann doch anstrengend war.

Der Urelf war es gewohnt Tagelang kein Auge zuzumachen, denn immer musste er damit rechnen in der Nacht von Menschen oder Vampire überfallen zu werden, daher hieß es abwechselnd in der freien Natur zu schlagen. Die Elfe, die neben ihm lag rekelte sich.

»Du schläfst ja nicht Fenryl«, flüsterte sie und sah zu ihm auf. Er lächelte sie nur an. Es war Galéwe, die sich von ihrem Platz erhob.

»Du solltest auch mal schlafen, irgendwann tut es deinem Körper auch nicht gut.«

»Ich weiß aber einer muss euch beschützen, wenn ihr schlaft.« Er hatte recht, sie waren angreifbar, wenn sie schliefen und das unvorteilhaft. »Du hast recht. Du bist unsterblich, dir kann hier nichts passieren.« Das Mädchen überlegte. Sie musste etwas tun um ihm zu helfen aber was? Mehr Anstrengung reichte nicht, es musste mehr passieren.

»Ich weiß, was ich tun kann! Ich werde die beste Bogenschützin mit telekinetischen Kräften der Welt, dass schwöre ich dir!« Fenryl musste laut lachen. »Na dann streng dich mal an und wer weiß, vielleicht wirst du dann besser als Altahaia sein.«

Das Leben aus der Sicht eines Kindes

376 v. Chr. 7580 Winter nach der Geburt von Fenryl van Longolion
 

Leichte und schnelle Schritte hallten die Gänge des Schlosses. Die roten gelockten Haare, die auf ihren Kopf waren, leuchteten in der Sonne. Es war ein sanfter und warmer Sommermorgen und alles war belebend und grün. Heute war ein besonderer Tag. Heute sollte ihr Onkel zusammen mit ihrer Cousine zu ihr kommen. Ihr Vater sagte, dass das Kind Ellie hieß und das sie noch ein Baby war. An der Treppe angekommen blickte sie die Stufen hinab und schluckte.

»Mama? Papa? Könnt ihr mir helfen?« Aus einem Raum von unten konnte sie schwere Schritte vernehmen, scheinbar war es ihr Vater, der zur Treppe kam. Breda blickte zu seiner Tochter hinauf und lächelte. »Traust du dich immer noch nicht die Treppe hinunter? Warte ich helfe dir Luna«, sprach er und kam zu ihr nach oben. Fast oben angekommen reichte er ihr die Hand. Luna wusste, dass ihr Vater sie nicht mehr tragen würde, dafür war sie schon zu groß aber es sprach nichts dagegen, dass er ihr keine Hand als Hilfe anbieten konnte. Sie griff mit ihren kleinen Fingern nach der großen Hand ihres Vater und lächelte freudig. Es war schön ihn und ihre Mutter an ihrer Seite zu wissen, jetzt wo sie jede Nacht die Gestalten hörte und sah, die ununterbrochen ihren Namen riefen. Kaum kam sie zur Ruhe. Als sie noch kleiner war störte ihr das nicht, da sie es nicht wirklich mitbekam aber seit einem Jahr bekam das Kind es mit und seitdem verfolgten diese Geister sie. Jede Nacht saß ihr Vater an ihrem Bett und streichelte ihren Kopf, wenn sie weinte und schrie, dass es aufhören solle. Erst waren es nur Stimmen, die sie am Anfang wahrnahm, dann konnte sie die Umrisse der Geister sehen und nun sah sie die Toten überall um sich herum. Sie redeten auf sie ein, sie solle mit ihnen sprechen oder sie rufen aber sie hatte zu viel Angst vor ihnen. Ihre Mutter machte sich schon sorgen, dass Luna Schäden davon tragen würde und bat ihren Vater, sie etwas zu beobachten. Helfen konnte er Luna aber nicht. Lillith, ihre Patentante wusste ebenfalls nicht, was das für eine Kraft war, die das Kind einsetzte. Johannes, Fenryl, Lillith und sogar Breda hatten versucht ihre Fähigkeit zu versiegeln doch sie war viel zu mächtig als dass sie es versiegeln konnten.

»Danke Papa.« Vorsichtig achtete sie darauf, dass sie jede Stufe nahm und keine verfehlte.

»Kein Problem mein Kind, ich helfe dir doch gerne. Ludwig macht heute dein Lieblingsessen zum Mittag.« Die Augen von Luna strahlten, als sie es hörte und hüpfte fast die Treppe hinunter.

»Vorsicht sonst fällst du noch«, lachte er. »wir wollen ja nicht, dass du dich noch verletzt, wenn Onkel Fenryl mit Ellie und Tante Altahaia zu uns kommt. Lunas strahlende Augen entging ihrem Vater nicht und selten sah er sie so glücklich. Ihr Onkel und ihre Tante steckten sie immer mit ihrer guten Laune an, wenn sie denn mal da waren. Oft waren sie aber auf Reisen.

»Ja Papa.«, kicherte sie.
 

* * * *
 

Zum Mittag hin, trafen ihre Verwandten bei ihnen ein. Luna saß fast die ganze Zeit bei der kleinen Ellie, die auf einem weichen Pelz lag und schlief. Das Kind hatte dunkle braune Haare, die fast ins schwarz hinein ging und noch blaue Augen, die langsam ins grüne über gingen. Ihre Mutter sprach mit Altahaia, die von Breda belagert wurde und sie versuchte ihn irgendwie wieder los zu werden. Irgendwas hatte sie an sich, was ihr Vater so werden ließ aber auch wirklich nur bei ihr verlor er seine guten Manieren. Die vier jährige Luna stand von ihrem Platz auf und ging zu ihrem Vater, der zwischen ihrer Tante und ihrer Mutter saß.

»Tante, wie lange bleibt ihr hier? Das letzte mal wart ihr vier Tage hier.«

Ihre Tante sah sie an, hob sie auf ihren Schoß und drückte sie an sich.

»Für dich meine Kleine bleiben wir sieben Tage hier. Na was hältst du davon?« Stolz nickte sie und lachte vergnügt. »Tante Altahaia ist die beste Tante der Welt!« Fenryl der zu ihnen stieß hockte sich zu ihr runter. Seine grünen leuchtenden Augen sahen sie an. Sie waren so faszinierend und zogen das Kind direkt in ihren Bann. Sie tätschelte sein Gesicht und schlang ihre Arme um seinen Hals. Luna ließ sich von ihrem Onkel auf die Arme nehmen.

»Tori und Breda, ich nehme sie mit, sie ist einfach zum knuddeln süß!« Alle mussten lachen bei seiner Aussage. »Aber dafür behalten wir eure kleine Prinzessin.« Ihre Mutter setzte sich zu ihrer Cousine auf den Pelz und nahm das Kind vorsichtig auf die Arme.

»Mein Herr? Das Mittagessen ist nun zum Verzehr angerichtet.«, sagte der elfische Buttler, nachdem er den Raum betrat. Ihm folgte das recht zurückhaltende Hausmädchen Cecilia, die immer an seinen Fersen klebte. Selten sah Luna die beiden getrennt arbeiten. Celcilia kümmerte sich oft um sie, wenn sie Hilfe brauchte oder sie Langeweile schob und keiner Zeit für sie hatte. Das Hausmädchen konnte sie als ihre Nenni sehen, die mit ihr gut zurecht kam. Nachts, wenn ihr Vater mal nicht da war, saß Cecilia stundenlang an ihrem Bett und erzählte ihr zur Ablenkung abenteuerliche Geschichten über Wikinger und tapfere Ritter, die ihre Prinzessinin beschützten oder Länder eroberten. Auch wenn sie gegenüber ihrem Vater schüchtern und zurückhaltend war, lebte sie gerne ihre Fantasie in Geschichten aus. Luna mochte sie und das nicht nur, weil sie so wie sie war sondern weil sie als Kind ebenfalls so ein ähnliches Schicksal hatte. Erzählt hatte sie ihr, dass sie Nachts gerne spazieren ging und Dinge sah, die kein anderer sehen konnte. Geisterhafte Gestalten kreuzten oft ihren Weg und obwohl sie angst hatte, faszinierte es insgeheim. Ein Lächeln huschte der Frau über das Gesicht, als ihre Blicke sich trafen.

Schnell wurde klar, dass sie und Cecilia vieles gemeinsam hatte. Das Kind sah ihren Onkel an, flüsterte ihm etwas ins Ohr und ließ sich von ihm auf den Boden absetzen. Sie huschte zu dem Hausmädchen hinüber und grinste.

»Hallo C.C., schön dich zu sehen, erzählst du mir heute Abend wieder eine abenteuerliche Geschichte? Ich liebe es, wenn der Ritter seine Prinzessin beschützt.« Das Hausmädchen hockte sich zu ihr hinunter und lächelte wieder.

»Natürlich kann ich dir wieder eine tolle Geschichte erzählen.«

Luna klatschte freudig in die Hände und huschte in die Küche zum Mittagessen. Hinter ihr folgte der Rest der Familie. Das Kind kletterte auf ihren Stuhl, der erhöht wurde, damit sie an den Tisch ran kam. Nacheinander setzten sich dann auch die anderen an den Tisch. Ellie, die neben ihr auf den Schoß ihrer Mutter saß, hämmerte lachend die Hände auf den massiven Holztisch und kaute nebenbei auf ihrem Zeigefinger herum. Der Sabber lief dem Kind am Mundwinkel herunter. Ihr Onkel griff nach dem Tuch neben sich und wischte seiner Tochter den Sabber aus dem Gesicht, dann stand er auf und half Ludwig und Cecilia das Essen auf den Tisch zu stellen.

»Ich wünsche euch allen einen gesunden Appetit«, sprach ihr Vater.

»Und das ihr auch bis zum Abendessen statt werdet«, fügte ihre Mutter hinzu und fing an zu lachen.
 

* * * *
 

In der Nacht konnte Luna wieder mal nicht schlafen. Die Geister um sie herum machten ihr noch immer angst. Sie war in das Bett ihrer Eltern gekrochen und drückte sich ganz fest gegen ihre Mutter. Ihr Vater saß neben ihr und streichelte sanft ihren Kopf. Luna setzte sich auf und sah ihn an. In ihren Augen sah man die pure Angst vor den Gestalten, die schon lange ihr Leben verloren hatten. Ritter, Prinzessinin, Könige und alle die noch einst lebten tauchten hin und wieder auf und sahen sie an. Vor einem Geist musste sie nicht unbedingt angst haben. Sie war eine wunderschöne Prinzessin gewesen.

»Hast du noch immer angst vor mir?«, fragte der Geist neben ihr. Das Mädchen blickte in ihre Richtung und hatte sich nun an ihrem Vater geklammert, dann aber schüttelte sie den Kopf.

»Nein, vor dir habe ich keine Angst mehr aber die anderen sind immer noch gruselig.«

»Das glaube ich dir Luna, ich konnte mich bis jetzt nicht vorstellen, da du immer wieder vor mich geflüchtet bist. Mein Name ist Hilda von Roma und ich war einst die Prinzessin dieses Schlosses. Meine Familie starb nacheinander und es gab nun niemanden mehr, der sich um das Schloss gekümmert hatte. Dein Vater hat dieses Schloss vor dem Zerfall gerettet. Würdest du deinen Vater meinen Dank aussprechen?« Die Prinzessin war glücklich, dass sie jemand zum Reden hatte. In ihren Augen konnte Luna die Erleichterung sehen.

»Papa? Ich spreche gerade mit der verstorbenen Prinzessin dieses Schlosses, kanntest du eine Prinzessin Hilda von Roma? Sie sagt, das sie dir Dankbar ist, dass du dieses Schloss gerettet hast. Ohne dich wäre es in sich zusammengefallen.« Ihr Vater musste lächeln.

»Kein Problem Hilda, ich habe es gerne getan. Die Bilder deiner Familie hängen noch immer im Thronsaal und dort bleiben sie auch. Ich kannte sie. Sie war ein aufgewecktes und neugieriges Kind.« Hilda, die neben Luna schwebte lächelte und fing dann an zu weinen. Das sich noch immer jemand an sie erinnerte rührte sie. Scheinbar hatten auch die Toten ihre Gefühle behalten.

»Wenn du möchtest kleine Luna, erzähle ich dir alles, was ich aus meiner Zeit noch weiß. Du liebst ja die Geschichten der alten Zeit.« Das Kind lächelte.

»Ja, ich möchte gerne hören, was damals geschah.« Hilda erzählte mit Begeisterung alles, was sie wissen wollte und beantwortete jeder ihrer Fragen, waren sie auch noch so absurd gewesen. Es dauerte bis hin zum führen Morgen. Das Kind in den Armen ihres Vaters schlief durch die wundervollen Geschichten ein und jedes Detail spiegelte sich in ihren Traum wieder.

Geisterstunde

366 vor Chr. 7590 Winter nach der Geburt von Fenryl van Logolion
 

Die Geister, die seine Schwester jeden Tag begegnete verwirrten den Jungen immer wieder und ließen ihn in den Glauben, dass sie Irre war. Er war es eigentlich gewohnt gewesen, was sie da tat aber dennoch konnte Michael damit nicht wirklich umgehen. Sein Vater sagte immer wieder, dass sie es tat, damit sie nicht in Panik verfiel und irgendwann doch Irre werden würde. Michael wurde in diese Welt hinein geboren damit Luna nicht so alleine war. In den Jahren hatte sie sich sehr verändert – sie war nicht mehr so verängstigt und eingeschüchtert, wie er es von ihr kannte sondern sogar hatte sie ihrer Fähigkeit den Kampf angesagt. Was ihm auch aufgefallen war, dass er noch nie von ihr berührt wurde. Nicht mal einen Kuss auf die Wange hatte der Kleine je von ihr bekommen. Lag es vielleicht an ihrer unkontrollierbaren Geisterkräfte? Einmal erzählte Luna ihm, dass die Geister ihren Namen riefen und ihr überall hin folgten auch wenn sie es nicht wollte. Das andere mal erklärte sie, dass sie diese Gestalten anfassen konnte.

Neuerdings konnte sie die Toten sogar für andere sichtbar machen. Es klang so aufregend, wenn sie es so erzählte. Aber wie wurde sie von seinem Vater genannt? Geisterprinzessin? Ja, das passte gut zu ihr.

Nicht, dass Luna die einzige war, die eine seltsame Kraft besaß. Er zum Beispiel konnte in die Zukunft blicken und das Schicksal beeinflussen. Mehr als einmal hatte der Blondschopf es bewiesen. Immer wenn dies eingesetzt wurde änderte sich für diesen Moment seine Augenfarbe und er war auch dann nicht mehr ansprechbar. Normalerweise ist es jeden untersagt das Schicksal anderer zu beeinflussen aber was sollte Michael dagegen machen? Er selbst konnte dagegen nichts unternehmen.

»Luna? Bist du hier irgendwo?« Bis eben hatte er sie noch gesehen aber als er kurz nicht hinsah, war sie plötzlich einfach verschwunden. Der kleine Junge sah sich um. Hier irgendwo musste sie doch sein? Niemand konnte sich doch einfach so in Luft auflösen oder doch? Oder hatte sie nun die Kraft der Unsichtbarkeit erlangt? Michael ging den notdürftig gepflasterten Weg entlang und kam an einem alten Schrein an, der versteckt zwischen den Bäumen und Büschen war. Dort fand er seine Schwester, die davor stand und sich offenbar wieder mit ihren Geistern unterhielt. Sie lachte herzhaft und scheinbar bemerkte sie ihn nicht bis er dann direkt vor dem Schrein stand und sie ansah. Ihm war seine Schwester noch immer nicht ganz geheuer aber trotzdem hing er an ihr. Luna deutete auf den Platz neben sich.

»Weißt du Michael, hier fühl ich mich am wohlsten als im Schloss. Niemand der über einen meckern muss, wenn er irgendetwas angestellt hat. Ich habe diesen alten Schrein vor einem Jahr gefunden und oft bin ich bis zur späten Abendstunde hier geblieben.« Er sah ihn an und lächelte. Seine goldgelben Augen reflektierten das Sonnenlicht der untergehenden Sonne und ließen es so aussehen, als wäre er eine Katze. Neben ihnen tauchte dann auf einmal eine schwarze Katzen auf, die sich an ihm schmiegte und schnurrte. Sie schien ihnen gefolgt zu sein ohne dass sie es mitbekommen hatten.

»Xena. Hat dich Papa geschickt?«, fragte Michael und nahm die schnurrende Katze auf den Armen. Ihre goldenen Augen sahen ihn an. Sie sprang dann von seinen Armen und verwandelte sich vor ihren Augen.

»Ich soll euch beide zum Essen holen. Ludwig hat wieder wundervoll gekocht und Vater möchte, dass ihr pünktlich vor Sonnenuntergang zuhause seit.« Luna und Michael sahen sich aneinander an und Michael stand dann von seinem Platz auf.

»Du Michael, ich möchte dir nachher etwas zeigen. Dafür müssen wir gegen Mitternacht, wenn der Mond seinen höchsten Punkt erreicht hat wieder hier her.« Die Ohren Xenas zuckten, als es hörte.

»Das wird Vater euch nie erlauben. Ihr wisst, dass er nachts nie schläft.»

»Menno.«, schmollte sie beleidigt.

Die Pupillen des Jungen wurden noch schlitzartiger und seine Nackenhaare stellten sich auf. Sie wolle ihm etwas zeigen? Hatte es etwa wieder etwas mit ihren Geisterkräften zu tun? Der junge Vampir schüttelte sich. Seine Schwester war wirklich gruselig.

»Komm dann doch einfach mit, alleine lässt er uns nie um diese Zeit raus aber mit dem Oberhaupt der Gestaltwander ist das sicher kein Problem.« Er hatte so das Gefühl als redete er sich hier gerade um Kopf und Kragen. Die Augen seiner Schwester funkelten und im nächsten Moment hatte sie ihren Dackelblick aufgesetzt und sah Xena in die Augen. Er musste bei diesem Anblick das Lachen unterdrücken und riskierte Bauchschmerzen. Die Gestaltwandlerin drehte sich auf den Absatz um als wolle sie von den Vorhaben der beiden nichts wissen Xena davon zu überzeugen, dass sie ihren Geschwistern beistand stellte sich als schwieriger heraus als gedacht.

»Nur dieses eine einziges mal werde ich euch begleiten.«, war daraufhin ihre Antwort und ging ihnen dann voraus. Luna musste breit grinsen. Ihre Freude konnte Michael förmlich riechen.
 

* * * *
 

Sie warteten auf den richtigen Stand des Mondes, ehe sich heimlich aus dem Schloss schleichen konnten. Michael beobachtete derweil seinen Vater bei der Arbeit, damit er keinen Verdacht schöpfte, dass sie sich hinaus schleichen wollten.. Er musste dabei aufpassen, dass er seine Gedanken nicht las. Xena achtete darauf, dass auch wirklich jeder außer Kain in seinem Bett verschwunden war. Keiner wollte eine böse Überraschung erleben. Eigentlich konnte sich Michael bereits denken, dass er es schon lange wusste. Kurz nach dem Abendessen hatte er wieder eine seiner Visionen gehabt, da sein Vater ihnen gefolgt war und ebenfalls an dem Vorhaben teilnahm. Gesagt hatte er es keinem. Michael wollte einfach nicht, dass er sich Sorgen um seine beiden Kinder machte daher versuchte er das Schicksal zu verändern indem er die Augen schloss und sich ein neues Schicksal ausdachte. Dem Schicksal eine neue Wendung zu geben war ungefähr so als versuchte man die Vergangenheit zu ändern doch für den Jungen von Krolock war das nun wirklich kein Problem. Er drehte ja nicht das erste mal an dem Schicksal. Nur einige kleine Details, die nicht zusehr die Zukunft beeinflusste tauschte er einfach mit dem aus, was sein Vater tat. Es tat ihm zwar in der Seele weh aber er wollte Ärger und Streit vermeiden.

Nachdem alles so verlaufen war, wie er es gesehen hatte, folgte er seine Schwestern nach draußen. Es war trotz der Nacht schwülwarm und überall schwirrten die kleinen Biester herum. Sie saugten ihrem Opfer Blut und hinterließen ein mieses Jucken auf der Haut. Er hatte noch nie dieses Problem gehabt. Ihn ließen sie in Ruhe, denn sein Duft sagte ihnen überhaupt nicht zu. Luna hingegen wurde jeden Sommer aufs brutalste zerstochen. Xena spielte immer mit Insekten bis sie sich nicht mehr bewegten.

Bei dem langen Weg zum Schrein hatte Michael die Zeit gegeben, sich ein wenig umzusehen. Seine Augen leuchteten im Dunkeln und sein Sehvermögen war Nachts sowieso besser als am Tage, da die Sonne ihn stark blendete. So was wie einen Sonnenschutz besaß der Junge leider nicht. Erzählt wurde sich, dass man um seine Augen schwarze Farbe schmieren sollte, da so die Sonne nicht mehr so blendete. Was genau das zu bedeuten hatte, ahnte er noch nicht. Immer wieder blickte er nach hinten in der Hoffnung, dass sie nicht verfolgt werden. Die Pupillen war schlitzartig wie bei einer Katze. Alle fragten sich seit seiner Geburt warum es so war und auch er konnte es nicht wirklich verstehen. Der Junge sah zu Xena, die gerade etwas sagen wollte und auf einmal blieb er mit dem Fuß an eine Wurzel hängen und stützte zu Boden. Der dumpfe Aufschlag ließ Luna sich umdrehen und als sie es sah, lief sie zurück. Michael wimmerte und starrte auf sein aufgeschlagenes Knie. Der Geruch machte ihn wirre im Kopf.

»Alles in Ordnung Michael?« Besorgt sah sie ihren Bruder an. Er biss seine Unterlippe blutig, da er sich wegen dem vielen Blut nicht beherrschen konnte.

»Ganz ruhig Michael«, kam es von Xenas Seite. »du wirst es bis zum Schrein aushalten?« Der Junge schüttelte den Kopf.

»Seine Schwester öffnete ihren Kragen, nahm seinen Kopf und drückte diesen an ihren Hals.

»Trink kleiner Bruder, ich will nicht, dass du dich hier so quälst.« Er war über ihr Handeln überrascht. Mit aufgerissenen Augen sah er sie an. Noch nie hatte er sie berührt aber als sie es tat kamen ihm die Tränen. Er öffnete seinen Mund und biss dann zu. Ihr Blut schmeckte köstlich, dabei wollte er seine Schwester gar nicht beißen. Michael weinte furchtbar, konnte aber auch nicht aufhören ihr köstliches Blut zu trinken. Xena stand neben den beiden und blickte zu ihnen hinunter. Die Knieschürfung schloss sich langsam. Es musste an dem Blut liegen, dass die Verletzungen, die die Vampire zugefügt bekamen, durch das Blut anderer einfach schnell verheilte. Nachdem er sich satt getrunken hatte, zog er seine Zähne aus ihrer Wunde und sah sie. Die Punkte, die durch seine Zähne entstanden waren, bluteten stark. Michael wurde panisch und versuchte die wieder zu verschließen. Erst leckte er über die Wunde, dann auf einmal begann sie sich von alleine wieder zu verschließen.

»Wenn Vater davon etwas merkt, er wird sauer.....«, schluckte der Junge verängstigt. Er wollte das alles nicht und schon gar nicht, dass Luna ihren Kopf für ihn hinhalten musste. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Gestalt, die plötzlich durch einen Baum hindurch schlüpfte. Panisch, wie er noch immer war, fing an zu schreien und klammerte sich an seiner Schwester fest. Luna sah ihn verwundert an und blickte dann ebenfalls in die Richtung, die er sah. Auch ihr viel der Geist auf, der durch Bäume hinweg schwebte. Warum konnte er sehen, was sie sah? Was war gerade geschehen? Lag es etwa an dem Biss? Ist ihr Blut der Anlass dafür? Alles war komisch und unwirklich für den den Kleinen von Krolock.

»Scheinbar ist es mein Blut, der ihn meine Geister sehen lässt. Ich werde mich wohl genauer damit befassen müssen.« Bei ihren Worten spitzte der Junge die Ohren und sah dann auf.

»Wollen wir lieber zurück?« Krampfhaft rappelte sich Michael auf.

»Lasst uns weiter.... Ich.... ich werde das schon aushalten.« Sie gingen dann weiter den Trampelpfad entlang bis sie dann den Schrein von weiten sahen. Vor seinen Augen spielten sich Dinge ab, von denen er nichts wusste, Dinge, die nur seine Schwester sah.

»Ich wusste gar nicht, dass das, was du siehst so....« Er fuhr zusammen und hielt den Atem an, als ihn etwas am Arm berührte. Seine schon so blasse Hautfarbe nahm noch mehr ab und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Vor seinem Gesicht erblickte er das Gesicht eines Kindes, welches normalerweise kleiner war als er. Der Geist schwebte vor seinen Augen und er konnte durch es hindurchsehen. Die Augen des Geistes waren klar obwohl es tot war. Es trug Locken auf dem Kopf und das Ganze wurde mit einer großen Schleife abgerundet. Das Kleid, was sie trug war knielang und mit einer Seitenschleife verziert, die Schuhe waren offen und auch diese hatten kleine Schleifchen an der Außenseite.

»Du kannst mich sehen?«, fragte der Geist neugierig. Stumm nickte der Junge nur und starrte ihr in die Augen. Das Kind vor ihm sah kurz zu Luna und dann wieder zu Michael. Sie lächelte freudig und klatschte in die Hände. Offenbar freute sie sich, dass sie nicht nur von Luna gesehen wurde.

»Mein Name ist Annabelle und du bist sicher Michael, von dem mir Luna erzählt hat, ihr Blut hat dir möglicherweise die Kraft gegeben uns sehen zu können.« Als sie lächelte, konnte er ihre spitzen Eckzähne erkennen, die in ihrem Mund aufblitzten.

»Ich bin wie du ein Vampir zu Lebzeiten gewesen doch man hat mich zusammen mit meiner Familie getötet, ich wünsche mir nichts sehnliches als ein neues Leben beginnen zu dürfen.«

»So wie ich? Annabelle.... wenn du ganz fest daran glaubst, wird dein Wunsch sicher irgendwann in Erfüllung gehen da bin ich mir sicher« Sein Helfersyndrom hatte wieder die Oberhand gewonnen und seine Augen fingen an zu strahlen.

»glaube mir, ich bin mir sicher, dass du es erreichst und vielleicht wirst du auch in einer liebevollen Familie hineingeboren.« Die Augen der Kleinen fingen an zu strahlen.

»Wenn ich wiedergeboren werde, möchte ich als deine Tochter geboren werden.« Michael riss die Augen weit auf. Als sein Kind? Aber bis dahin könnten noch weitere Hundert bis Tausend Jahre vergehen! Der Gedanke später ein Kind zu haben ließ ihn träumen. Er würde sie Annabelle nennen sollte sie dem Geist ähnlich sehen. Annabelle berührte den Jungen am Arm. Ein leuchten entstand durch die Berührung und auf einmal war der Geist verschwunden. Erschrocken sah er sich um. Wo war sie hin?

»Michael, sie hat sich entschieden als dein Kind geboren zu werden daher ist sie in dir hinein geflogen. Wenn du später ein Kind bekommen solltest, wird sie es sein, die du dann bekommst.« Das leuchtete ein. Das Mädchen schien ihn besser zu kennen als er sich selber. Hatte Luna ihr so viel über ihn erzählt? Sie trafen noch eine Menge anderer Geister wie zum Beispiel die Prinzessin, mit der Luna immer sprach. Xena hatte Luna berühren müssen, damit sie ebenfalls alles sehen konnte. Sie erfuhren Geschichten, von denen sie nur träumten. Piraten sprachen von Schätzen auf den Meeresgrund, von Annabelles Mutter erfuhren sie, wann sie gelebt und wann sie gestorben waren, Hilda sprach davon, dass die Menschen einen Weg gefunden hatten, wie sie die Vampire töten konnten. Mit beschichteten Metallen, die zum Beispiel Pfeilspitzen oder Dolche waren. Auch Schwerter hatte man damit überzogen, nur um sie alle zu töten.

»Nehmt euch vor ihnen in acht, diese haben auch Annabelles Familie ermordet. Sie meinen die Macht über euch zu besitzen nur weil sie die Waffen dazu haben. Meiner Meinung nach haben sie nur Angst, dass sie irgendwann überrannt werden könnten.« Luna und Xena sahen sich gegenseitig an. Michael konnte nicht so recht mitreden aber es hörte sich nach ihren Reaktionen übel an.

»Und was bedeutet das jetzt für uns? Müssen wir uns jetzt etwa vor ihnen verstecken?«, fragte Michael dann. Luna schüttelte den Kopf.

»Vater wird das nicht zulassen, dass wir uns vor den Menschen verstecken müssen. Wir sind ihnen überlegen auch wenn sie diese vermeintlichen Waffen besitzen.« Ihre Stimme klang wütend. Mehr Geister gesellten sich zu ihnen, bis dann überall um den Schrein Geister zu erkennen waren. Der Mond über ihnen ließ jeden einzelnen wie Gruselgestalten aussehen. Die Geräusche um ihnen herum verstummten als auf einmal ein Schatten aus den Büschen hervor kam. Michael fuhr herum und blieb dann wie versteinert stehen. Er bekam angst. Luna, die das mitbekam wich zurück und versteckte sich hinter dem Schrein und Xena verkroch sich als Katze auf eines der Bäume. Die Gestalt vor dem Jungen kam immer näher doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Er dachte, er hatte es so gedreht, dass er es nicht mitbekam aber scheinbar war es nicht so. Seine leuchtend roten Augen fixierten ihn und sein Blick sah nicht unbedingt erfreulich aus.

»Was macht ihr hier alleine im Wald um diese Zeit? Ihr gehört eigentlich ins Bett.« Die Stimme klang alles andere als begeistert.

»Vater.... ich....« Mehr brachte er nicht hervor.

»Xena ich bin so enttäuscht von dir, ich habe von dir mehr erwartet.« Seine Stimme brachte den Jungen zum weinen. Es war seine Schuld gewesen. Er hätte niemals auf Lunas Vorschlag eingehen dürfen.

»Es tut mir Leid Vater.... ich hätte ins Bett gehen sollen.« Luna kam aus seinem Versteck und stellte sich beschämt neben ihm.

»Es war meine Schuld, ich habe Xena und Michael überredet mitzukommen. Wenn du jemanden bestrafen musst, dann mich.« Sie verbeugte sich vor ihm und wartete auf ihre Bestrafung. Kain seufzte nur.

»Los ab nachhause mit euch, ich werde mir für euch alle eine Bestrafung ausdenken.« Es war alles andere als Heldenhaft von ihm gewesen. Vor seinem Vater sollte man wirklich Respekt haben sonst hatte man bei ihm nichts mehr zu erwarten. Zuhause angekommen war das Geschrei auch noch groß gewesen, als Victoria durch den Blutgeruch geweckt wurde aber die Anordnung bekam, dass Schloss nicht zu verlassen. Sie hatte sich Sorgen gemacht, dass ihre Kinder ausgerissen waren, damit sie die Geister am Schrein sehen konnten. Sie wurden getadelt und ermahnt, dies nicht wieder zu tun und Luna erzählte ihnen, was Hilda ihr erzählt hatte.

Glühwürmchen

Der Spätsommer hatte begonnen und die Sonne hatte den Rand des Sees erreicht und Ellie, die nach dem Abendessen am Fenster saß, beobachtete die Vögel, wie sie tobten und sich gegenseitig jagten. Verträumt verfolgte sie die Spatzen mit ihren Augen und stellte sich vor, wie sie dort draußen frei fliegen konnte. Ihre Mutter setzte sich zu ihr ans Fenster und sah sie an. Der verträumte Blick entging ihr nicht. Das sie sich zu ihr setzte bemerkte das Kind erst nicht bis ihr eine Hand auf die Schulter gelegt wurde. Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen und sah dann zu ihrer Mutter. Beinahe wäre das Herz ihr in das Kleid gerutscht. Mit der Hand auf dem Herzen atmete sie tief ein und lächelte dann.

»Was ist denn Mama?«

»Nichts mein Kind«, lächelte sie dann. »Du sahst so verträumt aus, an was hast du denn gerade gedacht? Erzählst du mir das?« Ellie lächelte verlegen und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht hinter ihr Ohr, die ihr aus dem dem aufwendig gemachten Zopf gefallen war.

»Ich wäre zu gerne ein Vogel, dann könnte ich mit den anderen frei fliegen.« Verdutzt und doch lächelnd sah Altahaia sie an. Offenbar verstand sie, was sie damit meinte. Ihr Hand wurde auf ihren Kopf gelegt und sie bekam ein Kuss auf die Wange.

»In deinem Alter habe ich mir auch immer gewünscht ein Vogel zu sein. Ich wollte nie etwas anderes sein als ein Spatz oder ein Adler. Sie sind frei und können tun und lassen, was immer sie wollen.« In den Augen ihrer Mutter konnte sie das Glitzern erkennen, welches bei ihren Worten einstanden. Da merkte man schnell, dass sie dessen Tochter war. Sie beide hatten den gleichen Traum. Ein Lächeln huschte der kleinen Ellie über die Lippen. Sie umarmte ihre Mutter liebevoll und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

»Glaub mir Mama, du wärst ein toller Vogel.« Ihre Mutter lächelte ebenfalls berührt. Sie war stolz auf ihre kleine Prinzessin. Altahaia legte ihr die Arme um und drückte sie fest an sich.Wenn ihre Wünsche in Erfüllung gehen würden, dann wären sie sehr zufrieden. Ihr Vater betrat den Raum und schleichte sich unbemerkt an die beiden heran. Der Elf beugte sich über die beiden und lächelte.

»Darf ich bei euch mit kuscheln? Das sieht hier so kuschelig aus“, fragte er und setzte sich zu den beiden. Das Kind sah ihn an, zog an seinem Arm und drückte sich an ihm. Sie fühlte sich bei ihren Eltern geborgen und wusste, sie war nicht allein. Ihr Blick fiel auf ihrer Mutters Bauch. Er war rundlich und etwas bewegte sich in ihr. Ellie lächelte breit. Ihre Hand strich über ihren Bauch, dabei bewegte sich das Kind hin und her und drückte gegen ihren Bauch. Sie beugte sich vor und legte ihren Kopf auf ihre Bauch.

»Hey du, bald gehörst du zu unserer Familie. Ich freue mich, wenn du bei uns bist.« Ihr Vater musste lachen, als er das aus ihrem Mund hörte. Er strich ihr durch die Haare und gab ihrer Mutter einen Kuss. Sie waren froh, dass aneinander hatten, sowie ihre Tante und ihren Onkel. Sie liebten sich ebenfalls. Es klopfte an der Tür. Ellie hob ihren Kopf und sah ihre Eltern an.

»Na geh schon.«, sagte ihr Vater lächelnd. Das Elfenkind sprang auf, hüpfte zur Tür und öffnete diese. Galéwe stand vor der Tür. Sie beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Augen des Mädchens strahlten auf einmal.

»Wirklich? Hast du wirklich welche gesehen?«

»Ja, wenn du sie sehen willst, musst du mitkommen, frag aber vorher deine Eltern.« Sie rannte zurück zu ihnen und strahlte noch immer bis über beide Ohren. Aus ihren Augen heraus konnten sich beide denken, was sie fragen wollte und nickten lächelnd.

»Pass aber auf dich auf ja? Morgen kommen nämlich deine Tante und dein Onkel zu uns.« Das Mädchen nickte und ging zu Galéwe, die an der Tür stand, nahm ihre Hand, die sie ihr entgegen streckte und beide gingen umher. Überall waren grüne Felder, die sich langsam ins gelbe färbten , denn der Herbst stand schon fast vor der Tür. Die Sonne war halb verschwunden und die Heuschrecken und Zigarden stimmten den Abend an. Die meisten Vögel waren bereits verstummt und aus allen Ecken der Lichtung sah man kleine gelb leuchtende Käfer. umher tanzen. In kürzester Zeit kamen immer mehr hervor je mehr die Sonne verschwand. Ellie sah begeistert zu, wie sie um die beiden Elfen herumschwirrten und scheinbar tanzten.

»So etwas wunderbares habe ich zuvor noch nicht gesehen. Sie sehen wunderschön aus.« Sie lächelte nur und streckte eine Hand nach ihnen aus. Eines der Glühwürmchen setzte sich auf ihre Hand.

»Diese Tiere stimmen den Sommer an und jeden Abend sehe ich ihnen zu, wie sie wie auf einem Fest tanzen. Vielleicht mögen sie unbedeutend sein aber sie sind schön anzusehen.« Das Mädchen nickte zustimmend und tat es ihr gleich. Sie verbrachten fast den ganzen Abend damit die Tiere bei ihrem Schauspiel zu beobachten, als dann Fenryl zu ihnen trat.

»Es sind schöne Tiere aber es wird Zeit Ellie, morgen treffen wir Luna und Michael.«



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)

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Von:  Vyuga
2016-08-07T16:16:58+00:00 07.08.2016 18:16
Die Idee hinter der Fanfic ist nicht schlecht, auch wen ich wenig Ähnlichkeit zwischen Vampir und Elf sehe. Elfen sind Geschöpfe des Lichts, ein Großteil von Ihnen versteht sich während Vampire schon immer Wesen der Finsternis darstellen. Die beiden Brüder Abel und Kain mögen Unterschiede darstellen, aber wäre es da nicht ratsamer das Gegenstück zum Vampir zu nehmen? Es muss nicht unbedingt ein Werwolf gewesen sein.

Ansonsten wäre es schön wen du die Charaktere in der Fanfic vom Äußerlichen und deren Handlungen besser beschreibst. Das würde der Geschichte viel mehr Tiefe geben.

Genauso wäre es schön wen du etwas Namensrecherche betreiben würdest. Der Name Erika/Victoria erscheint mir doch eher etwas moderner und passt nicht in die Zeit um 7969 v. Christi. Sollte ich mich irren bitte ich um Entschuldigung. Aber, wie du ja weißt investiere ich selbst einiges an Zeit in Recherchen um Chara und Storykonzepte besser gestalten zu können.

Ich finds immer toll wen der Storyverlauf nicht andauernt in den USA spielt, ätzend kann ich dir sagen. Aber es wär wirklich nicht verkehrt Recherchen einzuziehen. Möchtest du dich an Ländern der heutigen Zeit oder früherer Jahrhunderte orrientieren und doch in unserer Welt spielen wäre es vielleicht angebracht dies zu erwähnen. Ich muss mich nämlich arg zurück reißen um ja nicht sofort nachzuschaun wann Transsylvanien entstanden war. Wie der Ort zur damaligen Zeit hieß, wie die Menschen damals gelebt haben. Genauso bestand die Sprache damals aus anderen Teilen, wir wissen sehr wenig über die Vergangenheit als das wir uns groß ein Urteil fällen können, aber andere Sprache, andere Sitten. Denk mal das selbst bei den Elfen die verstreut auf dem blauen Planeten lebten je nach Region nicht nur eine andere Sprache sich entwickelte sondern auch andere Sitten und Gebräuche. Nicht überall hätte man Fremde mit offenen Armen empfangen. Mir fällt etwas realistisches, aber sonst, wie erwähnt, hast du ne schöne Geschichte geschrieben.
Russland, besonders Sibirien weist einige sonderbare Bauten auf die nicht von Menschenhand hatten geschaffen werden können. Nirgends auf der Welt vermag eine Regierung Techniken vorzuweisen mit denen man damals hatte bauen können und co. Würd dir vorschlagen bei Zeit auf Youtube mal nach sonderbaren Artefakten zu suchen über die Stillschweigen bewahren wird und auch über den Fakt das die menschliche Rasse viel älter ist und das nicht die Menschen aus den Affen entsprungen sind sondern umgekehrt! Die Affen eine Folge der menschlichen Rückentwichlung sind. Es findet sich im Netz wirklich einiges an interessantem Wissen was man einen in der Schule oder halt in Europa nicht lehr weil es einfach dem Feinbild nicht entspricht.

Die Illustrationen sind einfach super! Ich liebe sie <3
Antwort von:  Drachenelfe
12.07.2017 21:54
Danke für deinen wissensreichen Kommentar aber ich habe mich bewusst für diese Namen entschieden, wir wissen nicht, welche Namen alles damals gab, weshalb ich nach älteren Namen suchte.

Wie Transsylvanien damals hieß ist nicht jeden bekannt aber es hieß der wird teilweise heute noch Siebenbürgen genannt, warum, kann ich nicht sagen, musst es mal googlen.

Meine Charaktere werden noch mehr durchleuchtet, nur nicht jetzt, noch werden welche dazu stoßen. Lass dich überraschen.
Von:  Dehly-DeiDei
2015-09-19T13:26:38+00:00 19.09.2015 15:26
Menno T.T
Deine Kapitel sind immer zu schnell vorbei.
Schreib schneller
Antwort von:  Drachenelfe
22.09.2015 10:04
Ja ich weiß, dass das Kapitel immer schnell vorbei geht, ich werde im nächsten mehr schreiben
Von:  Dehly-DeiDei
2015-06-09T17:45:57+00:00 09.06.2015 19:45
Hilda von Roma..... (tethe'alla lässt grüßen XD)
Trotzdem wieder ein schönes Kapitel. Die Rechtschreibfehler behalt ich aber 😉
Hoffentlich kommen Breda und Victoria jetzt öfters vor ^^
ps. Du hast Armand aka Japhet vergessen. (Lilith, Johannes, Japhet und *unser Depri* XD wollte nicht spoilern XD)
Antwort von:  Drachenelfe
09.06.2015 20:24
Hab schon selbst gemerkt, dass ich Fehler eingebaut habe. :D
Außerdem hab ich Japhet absichtlich weggelassen, da ich nicht wusste, ob es ihm da schon gab. Achtr mal auf das Datum und sag es mir dann mal.
Beide werden im nächsten Kapitel auch wieder vorkommen sowie auch Lunas kleiner Bro XD
Antwort von:  Dehly-DeiDei
09.06.2015 21:59
Könnte vom Datum etwa passen ^^#
kp, wann genau die Sintflut war, aber wir müssen es ja nicht genau nehmen XD
Antwort von:  Drachenelfe
09.06.2015 22:16
Stimmt XD
Von:  Dehly-DeiDei
2015-06-03T17:34:55+00:00 03.06.2015 19:34
Das kann noch lustig mit Galéwe werden XD
Freu mich schon drauf, wenn Breda und Victoria wieder dabei sind
Antwort von:  Drachenelfe
04.06.2015 11:32
im nächsten Kapitel wirst du was über die beiden erfahren :D
Von:  Dehly-DeiDei
2015-06-01T12:23:44+00:00 01.06.2015 14:23
Jetzt wird es traurig.
ich musste auch fast flennen 😢
Tu mir bitte den gefallen und schreib nicht sooft solche Kapitel.
*das ist nicht negativ gemeint, doch ich muss bei sowas immer heulen*
Antwort von:  Drachenelfe
02.06.2015 21:41
Keine Sorge, das wird nicht oft passieren, wollte dich auch nicht zum weinen bringen. D:
Von: abgemeldet
2015-05-28T18:25:11+00:00 28.05.2015 20:25
Wah so toll geschrieben y.y
Antwort von:  Drachenelfe
29.05.2015 21:39
Danke :D
Von:  Princess-Touko
2015-05-28T10:50:10+00:00 28.05.2015 12:50
Voll süß geschrieben, mach weiter so <3 ich liebe es wie du schreibst und danke das du für da bist ^^ Ich werde auch immer für dich da sein, meine Beste <3 hab dich lieb
Antwort von:  Drachenelfe
28.05.2015 13:23
Danke danke, sehr lieb von dir :D Ich bin auch immer für dich da.
Antwort von:  Princess-Touko
28.05.2015 18:38
Juhuu ^^ <3
Von:  Dehly-DeiDei
2014-12-11T10:50:20+00:00 11.12.2014 11:50
Du bist gemein, einfach so einen Cut zu machen 😯
Aber wieder genial 😂😂😂😂😂
Antwort von:  Drachenelfe
11.12.2014 11:54
Muhahahahaha xD Ich kann es.
Ich bin der Master xD
Von:  Dehly-DeiDei
2014-10-13T16:44:33+00:00 13.10.2014 18:44
"Kain backte seinen wiedergeborenen Bruder an dem Arm" = das will ich sehen, wie er ihn backt XD
Ansonsten hab ich mich kringelig gelacht über Victorias ausraster 😂
Antwort von:  Drachenelfe
13.10.2014 18:46
was stellst du dir da vor?xD
Antwort von:  Dehly-DeiDei
13.10.2014 18:48
Packen verstehe ich ja noch, aber backen?
Das wird schwierig 😂
Antwort von:  Drachenelfe
13.10.2014 18:50
Ah jetzt seh ichs auch xD
Von:  Dehly-DeiDei
2014-10-13T16:37:53+00:00 13.10.2014 18:37
Jeah geiler Anfang.😄

Antwort von:  Drachenelfe
13.10.2014 18:39
ne xD war ja auch nicht schwer xD


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