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Death Note - Another Note

L & Liz
von

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Sober

Page twenty eight:

Sober
 

„Ich danke Ihnen für Ihre aufmerksame Mitarbeit. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet, mit Ihnen zu arbeiten. Ich hoffe, Sie sind der Entscheidung, ob forensische Anthropologie oder Pathologie, einen Schritt näher gekommen. Empfehlungen sowie Bewertungen stehen in Ihrem Zertifikat. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.“

Miller lächelte breit in die Menge und genoss seinen verdienten Applaus.

„Ja… Die Arbeit mit dir hat ihm sicher am meisten Spaß gemacht.“, wisperte Yumi zu Yash und grinste. Liz gab ihr einen sanften Stoß in die Rippen.

Liz ging wie die meisten Tage nach dem Praktikum zur Bushaltestelle und wartete. Es war allerdings nicht so spät wie sonst, denn es war der letzte Tag ihres Praktikums und wie einst in der Schule wurden an diesem Tag die Zeugnisse vergeben.

Schon nach einigen Minuten hielt ein schwarzer Porsche an und hupte 2 Mal. Liz grinste und sprang rein.

„Heute in der Schrottkiste? Kauf dir doch ein neues Auto und tu der Wirtschaft gut.“, sagte sie sarkastisch und schnallte sich an.

„Was willst du wählen?“, fragte er und ignorierte ihre Bemerkung zuvor.

Liz sah aus dem Fenster. Sie hatte sich die letzten Wochen noch keine Gedanken darüber gemacht, ob sie sich weiter um Krankheitsursachen oder um Todesursachen kümmern wollte.

„Wähl Anthropologie. Du solltest deine Kombinationsgabe nicht verschwenden. Du hast ein einen guten Draht zur Kriminalistik.“

Liz nickte stumm. Und wie sie diesen Draht hatte…

„Also wir fahren morgen und du sagst mir immer noch nicht, wohin es geht?“

Er lächelte sie kurz an und bog in die nächste Straße ein.

„Nun, ich weiß es selbst nicht.“ Liz hob die Braue, um ihre Zweifel daran zu äußern. „Nein, wirklich. Ich habe der Frau am Airport gesagt, sie soll mir irgendetwas Schönes buchen mit einem Flug am Samstagmorgen.“

Sie lachte kurz auf. „Du bist verrückt.“

Er zuckte unbeeindruckt mit den Schultern und in Liz‘ Straße ein.

„Also wir packen die restlichen Dinge ein und gehen früh schlafen. Wir müssen um 6h in Tokyo sein.“

Liz nickte und verzog leicht das Gesicht. Die Uhrzeit passte ihr nicht sonderlich gut.

Am nächsten Morgen fuhren sie nach Tokyo, erhielten ihr „Überraschungsticket“ und checkten ein. Auch der Pilot verriet nicht, wohin es gehen sollte. Er begrüßte seine Passagiere zum „Flug ins Nirgendwo“. Das Einzige, was sie wussten war, dass der Flug ca. 9 Stunden dauern würde.

Nach einigen Gläsern Tomatensaft und einem Käse-Schinken-Brötchen, fragte Ethan sie etwas, was ihm schon länger auf dem Herzen lag.

„Sag mal, bei dir und deinem Bruder…“ Er sah sie eindringlich an. „Ist da alles in Ordnung?“

Liz legte den Kopf schief. „Klar. Was sollte nicht stimmen?“, fragte sie sichtlich irritiert.

„So meinte ich das nicht. Es ist nur… komisch. Du bist … Ach, ist schon okay.“ Er winkte ab.

Aber Liz ließ nicht locker. „Willst du ihn kennen lernen?“

Kur sah er aus dem Fenster. „Das ist es nicht. Obwohl, natürlich will ich das, blöde Frage.“ Er lächelte sie liebevoll an und signalisierte ihr mit einem sanften Kuss, dass das Thema abgeschlossen war. Für Liz war es das allerdings nicht. Es war klar, dass Ethan sich irgendwann Gedanken machen würde, was sie täglich bei ihrem Bruder machte, wo er doch eigentlich mit ihr eine Wohnung teilte. Sie schloss die Augen und hoffte auf den Tag, Ethan die Wahrheit zu sagen. Sie schwelgte in Gedanken fiel schließlich in einen tiefen Schlaf.
 

Plötzlich wurde alles dunkel um sie herum. Sie sah absolut gar nichts. Sie konnte nicht einmal Farbabstufungen ausmachen. Sie sah sich um und das einzige, was sie wahrnahm, war die erdrückende und beunruhigende Stille. Sie ging ein paar Schritte und hörte das Klacken ihrer Absätze auf dem Boden. Der Ton hallte nach. Liz musste sich in einem riesigen leeren Raum befinden.

Liz hatte keine Angst vor der Dunkelheit. Trotzdem beunruhigte sie etwas. Sie fühlte sich beobachtet.

//Rede dir nichts ein…// Sie zwang sich, an etwas anderes zu denken, doch je öfter sie „Da ist nichts.“ zu sich sagte, desto nervöser wurde sie. Ihre Angst wurde zur Panik. Ihr Herz raste und drohte aus ihrer Brust zu springen. Ihre Panik überwog jeglichen Verstand und sie rannte einfach los. Sie schloss die Augen und kniff die Lider zusammen und rannte einfach. Außer Atem öffnete sie ruckartig die Augen und wurde von einem künstlich erzeugten Licht geblendet. Sie blieb stehen, japste nach Luft und versuchte mit einer Hand etwas zu ertasten. Sie stand vor einer Wand. Die Oberfläche war glatt und kalt. Es fühlte sich an wie ein Glas. Nach einigen Minuten hatten sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt und sie öffnete die Augen.

Sie stand vor einer Wand, in der ein großes Panoramafenster eingelassen wurde. Sie sah in einen kleinen Raum, der nur spärlich möbliert war. Sie erkannte Ethan. Er stand vor einem Küchentisch und hielt sie im Arm. Es war Liz. Sie traute ihren Augen nicht, als sie sich praktisch selbst beobachtete. Plötzlich warf die Liz in Ethans Armen einen Blick durchs Fenster. Sie sah sich direkt in die Augen.

Plötzlich trat eine weitere Gestalt aus der Dunkelheit, aber Liz erschrak nicht. Sie meinte zu wissen, dass es Ethan war, der plötzlich neben ihr stand.

„Sie sieht nicht glücklich aus.“, stellte der junge Mann neben ihr fest. Als Liz dir vertraute Stimme vernahm, atmete sie tief durch. Sie sah zu ihm rüber.

„Wieso nicht?“, fragte sie leise.

Raito erwiderte ihren Blick und nahm sanft ihre Hand.

Liz überkam ein Schauer. Ihre Haare im Nacken stellten sich auf, als sie Raitos Hand sanft drückte.

Die Liz in dem Raum löste sich aus Ethans zärtlicher Umarmung und presste ihre Hände ans Glas.

„Gehen wir.“, sagte Raito, drückte in der Dunkelheit auf einen Lichtschalter, was die Halle mit demselben grellen Licht erhellte, welches in dem kleinen Raum war. Raito ging voraus und führte Liz an seiner Hand durch die große, leere Halle.

„Geh nicht mit ihm! NEIN! STOP!!!“, schrie die Liz aus dem Raum, während sie heftig gegen das Glas Schlug. Doch dieses schien jeglichen Schall zu absorbieren. Lediglich ihre Schläge erzeugten einen dumpfen Ton.

„Bleib stehen…! BITTE!“, versuchte sie es erneut, doch ihre Bemühungen blieben vergebens.

Raito hielt seine Hideki-san weiterhin an der Hand und beide gingen weiter.

„Wo sind wir?“

„Das bist du.“ Liz stutzte. Raitos Antwort passte nicht auf ihre Frage. „Wir sind in dir.“, erläuterte er.

Das junge Mädchen sah sich irritiert um. Es war ruhig. Es war kalt. Sie schienen gefangen in einer Betonzelle. Hier und da lag etwas Sand auf dem Boden. In einem kleinen Sandhügel ragte ein Holzrahmen heraus. Sie zog es heraus und erkannte das Familienfoto, welches L immer jeden Tag bei sich trug und auch einst seiner Schwester zeigte. Sie betrachtete den kleinen Jungen, wie er verschmitzt zu seiner Mutter hochschaute.

„Hättest du rechtzeitig gehandelt, hätte ich ihn nicht töten können.“, sagte Raito ruhig und ergriff wieder ihre Hand.

Plötzlich wirbelte Wind den Sand auf und es wurde wieder dunkel in dem Raum, bis das Licht unruhig zu flackern begann. Es donnerte und blitzte in der Ferne. Raito sah sich irritiert um.

„NEEEEIIIIN!!!“, schrie sie verzweifelt und sie versank in der Dunkelheit, in der sie sich vorhin gefunden hatte.

Ängstlich schloss sie die Augen. Dann hörte sie Ethans Stimme.

„Yashiro, Yashiro! Wach auf! Es ist doch alles okay, ich bin doch hier!“

Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und erblickte Ethans markante Gesichtszüge über sich.

Sie setzte sich erschöpft auf und realisierte, dass sie nur geträumt hatte.

Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und atmete tief durch.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Ethan besorgt und stricht ihr durchs Haar.

„Ja, sicher.“ Sie lächelte benommen. „Hab nur schlecht geträumt, das ist alles.“ Sie lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster. Was für einen Blödsinn sie auch immer träumte… Konnte ihr Gewissen ihr nicht einfach sagen, was es von ihr wollte?!

„Du hast den ganzen Flug verschlafen.“, sagte Ethan lächelnd, Er nahm ihre Hand und streichelte diese.

Sie lächelte verhalten und lehnte sich an seine Schulter.

„Bitte gehen Sie auf ihre Plätze zurück und schnallen sich an. Wir setzen zum Landanflug an.“

Das Symbol, welches zum Anschnallen auffordern sollte, leuchtete über ihnen orange auf und nach einer halben Stunde hatte die japanische Maschine wieder festen Boden unter den Füßen.

Ethan und Liz sahen neugierig aus dem Fenster, um endlich herauszufinden, wo sie ihren Urlaub verbringen würden.

„Heathrow…“, flüsterte sie leise und ihr Blick blieb an dem Banner eines Autos hängen.

Ethan schnaufte. „Das gibt’s doch nicht… Da gibt es sooo viele Staaten auf der Welt und wir erwischen England…“

Liz sah ihn an und grinste. „Bleiben wir in London?“

„Hm… Ich war schon sehr oft hier. Willst du bleiben?“

Liz kannte London ebenso in und auswendig. Mit ihren Adoptiveltern hatte sie nur wenige Kilometer von der Metropole entfernt gewohnt.

„Nein.“

Ethan stand auf und holte das Handgepäck aus der Ablage.

„Wie wäre es, wenn du mir dein Zuhause zeigst?“ Liz stutzte. Zuhause… Konnte man den Ort, in dem sie 5 Jahre ihres Lebens vergeudete, »Zuhause« nennen?“

Dann dachte sie an Mello und stellte fest, dass man es tatsächlich so hätte nennen können…

„Ich kann dir die Gegend zeigen, allerdings werden wir nicht in das Waisenhaus kommen können.“

Beide standen auf und verließen im Gedränge das Flugzeug.

So schnell es ging verließen sie den Flughafen und nahmen den nächsten Shuttle-Bus in die Innenstadt Londons, um sich dort eine Bleibe und Raststätte für die erste Nacht zu suchen.

Liz sah auf ihre Uhr. Um 8h morgens waren sie in Japan gestartet. Da die japanische Zeit der Englischen 7Stunden voraus war, und sie bereits 11 Stunden unterwegs waren, musste es in Japan bereits 19h sein, während es in England gerade 12h Schlug.

Liz schnappte sich ihr Handy, bevor sie sich frisch machte und verließ das kleine Hotel unangemeldet.

„Wo gehst du hin?“, fragte Ethan, während er sich gerade das Gesicht wusch.

„Ich sehe mich kurz um. Bin gleich wieder da.“

Sie ging den Flur entlang und nahm den Fahrstuhl nach unten. Sie setzte sich in den hauseigenen Garten, der einer kleinen Parkanlage glich. Eben auf die englische Art.

Liz ließ sich auf einer hölzernen Bank nieder und wählte Ls Nummer.

„Wie war dein Flug?“, meldete sich L, monoton und unbeeindruckt.

„Ganz gut. Gibt es Neuigkeiten?“, fragte sie hastig.

„Nein. Nur, dass er wohl definitiv auf dich steht und nichts von Amane Misa wissen will.“

Liz seufzte und sah in den kleinen Fischteich, dessen Ufer nur einige Meter vor ihren Füßen lag. „Wieso erzählst du mir das?!“, fauchte sie.

„Weil ich dir sonst nichts zu erzählen hab.“ L klang kalt und monoton. Doch er merkte, welche Wirkung sein Gesagtes auslöste und fügte schnell hinzu. „Es passiert hier nichts. Die einzige Abwechslung ist Matsudas Blödheit, die sich jedes Mal anders äußert.“

Sie grinste leicht.

„Pass auf dich auf, Schwesterherz.“, sagte er leise und auch er deutete ein sanftes Lächeln an.

„Keine Sorge. Wir sind in England gelandet.“

„Dann grüß Roger von Watari und mir.“ Sie nickte und willigte ein.

„Ich muss wieder hoch. Ethan wird schon ungeduldig.“

Sie verabschiedeten sich und Sie ging wieder auf ihr Zimmer.

„Mit wem hast du telefoniert?“, fragte er direkt, als sie reinkam.

„Mit meinem Bruder. Ich soll ihn jeden Tag einmal anrufen. Er macht sich Sorgen.“

Ethan schien das einzuleuchten und er nickte.

Liz sah leeren Blickes aus dem Fenster. Ethan beobachtete sie.

„Du bist nicht glücklich.“

Dieser Satz riss sie aus ihrer Starre. Sie sah ihn an und lächelte breit.

„Natürlich bin ich das.“ Sie ging zu ihm und ließ sich von ihm in seine Arme schließen. Sie genoss die Umarmung und die darauf folgenden Küsse.

Die beiden erholten sich etwas von der anstrengenden Reise und suchten sich dann in der Innenstadt ein Lokal, um zu Mittag zu essen. Gleich am nächsten Morgen würden sie den Express-Bus nehmen, der sie an die Südküste Englands bringen würde.

Dort angekommen und im Hotel eingecheckt, mietete sich Ethan einen Wagen.

Die beiden wohnten in einem traumhaften Hotel, direkt an der Küste. Zwar war das Wetter Englands wie gewohnt nass und kalt, doch gab es auch einige sonnige und warme Tage, an denen sich ein Ausflug nach Winchester anbot.

Liz zeigte Ethan grob, wo sie sich nachts heimlich ausgetobt hatte und sie aßen in der »Besten Eisdiele der Welt« ein Eis. Sie erwähnte nichts von dem Standort ihres Waisenhauses. Sie hatte ein schlechtes Gewissen und Angst. Verband sie Wammy’s Haus doch mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit und ihrer noch viel schmerzhafteren Zukunft sowie mit ihrer aussichtslosen Realität, der sie zu entfliehen versuchte.

Trotzdem führte es sie hin. Sie schien magisch angezogen. Von was, wusste sie nicht genau. Sie konnte nicht mit Ethan hingehen, jedenfalls konnte sie mit ihm nicht hinein. Ihr musste der Anblick vom Zaun aus reichen… Vielleicht würde sie einen Blick auf Mello erhaschen können, was sie stark bezweifelte. Er ging so gut wie nie raus.

Sie fasste ihren Mut zusammen, nahm Ethan an die Hand und führte ihn durch den Park. Nichts hatte sich verändert, dabei war sie doch bereits fast 2 Jahre weggewesen.

Über den Baumkronen tauchte langsam das Dach eines alten Cottages auf. Sie erkannte das schwarze Dach und nach und nach blitzte der hohe Zaun durch das Geäst.

Liz ging nach einer Zeit voraus und ging direkt auf das Grundstück zu. Nach und nach führte sie der Weg am Zaun vorbei. Sie starrte hindurch und suchte Mello. Sie fand ihn nicht. Sie blieb stehen, umfasste 2 eiserne Stäbe des Zaunes, die ihr den Zutritt verwehrten und lehnte ihr Gesicht an weitere Pfähle.

Ethan blieb einige Meter hinter ihr stehen. Er wusste, dass es schwer für sie war, hier her zu kommen. Trotzdem hatte er keinen blassen Dunst wieso. Er wünschte sich, sie würde endlich mit ihm sprechen…

Liz schwieg und sah einfach durch den Zaun. Kinder hatten sie bereits gesehen, wenige unter ihnen hatten sie erkannt. Alle jedoch ignorierten sie gekonnt.

Sie verweilte einige lange Minuten in dieser Position. Dann löste sie sich widerwillig vom Zaun und ging weiter. Einen letzten Blick wagte sie und sie sah direkt in sein Gesicht…

Wie versteinert blieb sie stehen und sah ihm in seine großen Augen. Er war gewachsen. Er musste mittlerweile größer als sie sein. Auch Mello schien erstarrt. Er rührte sich keinen Zentimeter und starrte Y an. Liz wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wartete darauf, dass Mello endlich etwas tat, doch vergebens. Sie standen einfach da und starrten sich an. Ethan war irritiert. Er trat neben sie, nahm ihre Hand.

Plötzlich kam ein weiterer Junge aus dem Hauptgebäude. Er war groß, etwa 1,8m und er trug Etwas flaches, rechteckiges unter dem Arm. Seine Weste war hell, vielleicht beige, auf die Entfernung erkannte Liz nur seinen rot-schwarz gestreiften Pullover und seine skurrile Brille.

Mello sah zu Ethan und erhaschte einen letzten Blick auf Yash, als der Junge ihn wegzog und beide davon rannten.

Sie sah ihm nach, ging dann aber sofort weiter. Ethan traute sich kaum einen Ton zu sagen, bis er es letztendlich nicht mehr aushielt.

„Die Kinder in diesem Waisenhaus scheinen nicht sonderlich normal zu sein… Jedenfalls sehen sie nicht immer so aus. Ein Junge hat mit Kreide die Fibonacci-Folge auf den Boden geschrieben… Er war vielleicht 5 oder 6.“

Liz ließ ihn reden und ging schweigend weiter. Er sah sie fordernd an. Er wollte Erklärungen.

„Was erwartest du? Ich bin 16 und habe bald mein 4. Studiensemester beendet.“, sagte sie dann.

Er richtete seinen Blick stur nach vorn und ließ ihre Hand los.

Mello hatte Ersatz für sie gefunden. Nun ärgerte er Near weiter, mit Hilfe des Jungen…

Dann blieb Ethan stehen.

„Yashiro. Sag mir bitte, was los ist!“ Er sprach klar und deutlich.

Sie sah ihn an und zuckte mit den Schultern. „Was soll denn los sein?“, entgegnete sie leise.

„Dich bedrückt irgendetwas. Und zwar richtig. So, dass du nachts nicht richtig schläfst oder schlecht träumst. Du telefonierst täglich mit deinem Bruder, und jedes Mal, wenn ich nur in denselben Raum trete wie du, während du telefonierst, verstummst du wie ein Schulmädchen, dass beim Tratschen erwischt wurde! Wir sind knapp eine Woche hier, du bist tierisch nervös und spielst mir irgendetwas vor! Sag bitte endlich, was los ist!“

Er ließ seine Worte auf sie wirken, doch sie sagte nichts. Sie wünschte, sie konnte ihm alles erklären, doch sie konnte nicht. Sie wünschte, sie könnte beruhigt in seinen Armen einschlafen, doch sie durfte nicht.

»Hättest du gehandelt, hätte ich ihn nicht töten können.« Dieser Satz schien in ihr zu sein, als würde er wie ihr Blut durch ihre Adern fließen. Sie würde es nicht ertragen, ihren Bruder zu verlieren. Doch sie wusste nicht, was sie tun konnte. Ihre Gedanken waren nicht in England. Nicht bei Ethan. Sie waren bei Raito, bei Kira.

„Gib mir die Chance, dir zu helfen!“ Er ging ein paar Schritte auf sie zu und erfasste sie an den Schultern.

„Ich kann nicht.“, flüsterte sie. Sie sah zu Boden und schien nach und nach in sich zusammen zu sacken.

„Ich kann es dir nicht sagen…“, fuhr sie fort.

„Wieso nicht?“

Sie schwieg. Sie durfte nicht weiter reden. Sie schwieg einfach und biss sich so fest, wie sie den Schmerz ertragen konnte, auf die Lippe, um sich das Weinen zu verkneifen. Sie atmete tief durch, hob den Kopf und sah mit eisernem Ausdruck in den Augen in sein Gesicht.

„Ich habe dir noch nicht alles gezeigt. Gehen wir.“

Sie drehte sich um und ging weiter, als sei nichts geschehen. Ethan blieb stehen.

„Wer verbietet es dir? Was macht dich so kaputt?“, rief er ihr nach. Es schien, als würde ihr Gewissen aus ihm sprechen.

„Können wir… zurück ins Hotel fahren?“, fragte sie zögernd

Ethan fuhr sofort mit ihr los. Sie schwiegen sich auf der Fahrt an und kehrten so schnell wie möglich ins Hotel zurück. Dort angekommen, trottete Liz in ihr gemeinsames Zimmer und setzte sich aufs Bett. Ethan ließ sich neben ihr nieder.

„Als Säugling habe ich beide Elternteile verloren. Meine Mutter starb bei einem Zugunglück, mein Vater ließ sein Leben bei einem Autounfall. Mein Bruder und ich wurden getrennt. Ich kam in eine Adoptivfamilie und mein Bruder zu einem älteren Herrn. Ich wuchs auf und wusste nichts von meinem Bruder.

Nach 10 Jahren verstarben meine Adoptiveltern bei einer Geiselnahme in London und dann kam ich mit 10 Jahren in dieses Waisenhaus, woran wir vorhin vorbei gelaufen sind.“

Ethan stockte der Atem. Er hätte nie gedacht, dass seine Yashiro bereits derartige Schicksalsschläge hinter sich hatte.

Liz tat gut, von ihrer Vergangenheit zu sprechen, doch nun kam der Teil, an dem sie lügen musste…

„Vor knapp 2 Jahren kam dann ein junger Mann und sagte mir, er sei mein Bruder. Ich bin mit ihm nach Japan gegangen und nun bin ich hier.“

„Es tut mir leid.“, sagte Ethan leise und umfasste ihre Hände.

„Was tut dir leid?“

„Dass wir hier sind. Ich wusste nicht, dass dich das so beschäftigt und nervös macht, wieder hier zu sein.“

„Woher solltest du das denn auch wissen?“

Ethan schwieg, atmete tief durch und nahm Yashiro in den Arm.

„Das ist nicht die ganze Wahrheit.“, wisperte er leise und strich ihr durchs Haar.

Sie löste sich vorsichtig von ihm und sah ihm tief in die Augen. „Ich weiß, es ist schwer zu akzeptieren, aber ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht. Es passieren unglaubliche Dinge im Moment…“

Er sah sie verständnislos an. Er verstand nicht, was so schlimm sein konnte, dass sie es ihm nicht anvertrauen konnte. Trotz allem nahm er es in Kauf. Er nickte benommen und sah sie an.

„Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst.“

Liz nickte. Doch sie wusste, er würde es ihr ohnehin nicht glauben.

„Vielen Dank für alles, Ethan.“, sagte sie eindringlich und ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen. Ihr Lächeln schien jegliche Zweifel aus Ethans Gedanken zu vernichten. Er erwiderte es und küsste sie sanft. Aber auch ein Kuss stillte seine Neugier nicht. Er machte sich wie so oft schon Sorgen um seine Kleine.

Liz sah in ihren Gedanken verloren aus dem Fenster. Sie atmete tief durch. Ihre schlechte Laune und ihr Trübsal blasen würden Ethan nur weiter daran erinnern, dass ihre Welt eben nicht so in Ordnung war, wie sie schien. Sie sah ihn an, lächelte breit und gab ihm einen innigen Kuss und wie so oft schon in den letzten Tagen, endete das Ganze nicht jugendfrei.

An einem der darauf folgenden Tage schlich Liz wieder raus, um ihren Bruder zu erreichen. Sie wusste, dass ihr Bruder die Nächte durchmachte, um sich nichts entgehen zu lassen. So ließ sie sich nachts um 4h auf der hölzernen Bank vor dem Teich nieder. Zur selben Zeit, als sie die Nummer wählte, bemerkte Ethan, dass die Matratze neben ihm nicht belegt war. Er lauschte einen Moment. Vielleicht war sie ja im Bad. Als er nichts hörte, stand er auf, um nachzusehen. Das Bad war dunkel und leer. Irritiert ging er auf den Balkon –auch nichts. Er wartete noch ein paar Minuten. Sie kam nicht, und er beschloss in der Lobby oder auf dem Hotelgelände nachzusehen. Er ging durch die menschenleere Lobby und sah sie dann auf der Bank sitzen. Er lächelte bei dem Anblick, der sich ihm bot; Liz‘ Haar wehte sanft im Wind und umspielte ihre Schultern. Er setzte sich auf die Treppe, die zum Garten führte, und sah ihr zu, wie sie einfach da saß. Nach einer Weile bemerkte er, dass sie telefonierte. Es kam ihm einen Moment falsch vor, ihrem Gespräch zu lauschen.

„L! Er muss es sein! Wir wissen es beide! Du kannst ihn nicht raus lassen! Wenn du ihn raus lässt, buchte ich ihn persönlich wieder ein!“

Aber plötzlich überwog die Neugier das schlechte Gewissen…

„Ja. Ihm kannst du das wirklich nicht länger antun. Aber wenn er nicht raus will, solang sein Sohn drin ist… Mit gehangen, mit gefangen. Was tut Raito eigentlich?“

Plötzlich kehrte Ethans schlechtes Gewissen zurück. Er schlich sich rauf auf die Treppe, um dann die Stufen, so laut wie er es als normal akzeptabel empfand, hinabzusteigen.

„Okay, ich muss jetzt Schluss machen. Wir hören uns morgen wieder.“ Sie legte auf, sah sich um und lächelte.

„Was machst du denn mitten in der Nacht hier?“, fragte sie leise.

„Dasselbe wollte ich gerade dich fragen.“ Er setzte sich neben seine Freundin und legte einen Arm um sie. „Wer ruft dich um 4h nachts an?“, fragte er irritiert und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ich habe angerufen. Mein Bruder hat um 1h versucht mich zu erreichen. Als ich auf Toilette war, hab ich das gesehen und gleich zurückgerufen. War nur falscher Alarm. Ist auf ‘ner Party und wollte mich betrunken zu labern.“ Sie lächelte und lehnte sich an ihn.

Ethan war klar, dass der Teil des Gesprächs, den er mithören konnte, nicht gerade nach ‘nem Klatsch mit dem betrunkenen Bruder klang.

Hatte sie ihren Gesprächspartner nicht »L« genannt? Das konnte nicht sein. Ethan schlug sich diesen Gedanken schnell aus dem Kopf und versuchte den Moment mit seiner Freundin zu genießen.

Sie trug den Rest des Urlaubs das schlechte Gewissen mit sich herum, während er von ungeahnter Neugier geplagt wurde.

2 Wochen waren sie in England geblieben, als sie die Rückreise antraten. Ethan brachte sie nach Hause, trug ihr Gepäck in die Wohnung und lächelte breit.

„Vielen Dank für diese wunderschöne Reise.“, flüsterte sie in den zärtlichen Kuss, der ihr aufgedrückt wurde.

„Sehen wir uns morgen?“, fragte er, ebenso in gemäßigter Lautstärke.

„Ich weiß es noch nicht. Ich rufe dich morgen nach der Vorlesung an.“ Ein letzter Abschiedskuss und Ethan fuhr nach Tokyo in seine Wohnung.

Sie schmiss sich auf ihre Couch und ließ alles Revue passieren… Es waren schöne 2 Wochen gewesen. Sie hatte Mello gesehen und jede Menge Zeit mit Ethan verbracht… Und trotzdem konnte sie von ihrem alten Trott nicht loslassen.

Sie schloss die Augen und dachte an die vielen schönen Momente zurück, die Ethan ihr in den letzten Tagen beschwert hatte. Ein Lächeln machte sich in ihrem Gesicht breit und wich erst, nachdem Liz einen tiefen Atemzug machte. Sie sprang auf und ging zur Zentrale. Sie wollte ihren Bruder wieder in die Arme schließen.

Sie ging durch die Absicherungen und landete sofort im Hauptraum. Sie starrte auf den riesigen Bildschirm, der an der Wand vor ihr hing.

„YASHI!“, rief Matsuda und umarmte sie stürmisch. Liz erwiderte die freundschaftliche Umarmung. L drehte sich nach ihr um.

„Schwesterchen.“, bemerkte er monoton. Doch er hatte vergessen, das Mikro abzustellen. Raito hatte den Trubel um Yashiro mitbekommen und hellwach aufgehorcht.

Liz ging zu ihrem Bruder und nahm ihn in den Arm.

„Er ist wundervoll. Du musst ihn kennenlernen.“, sagte sie lächelnd und wuschelte L durchs schwarze Haar.“

Sie sah zu Raito auf den Monitor. Er setzte sich gerade auf seine Bettkante.

„Sprichst du jetzt mit mir, oder antwortest du wieder einfach nicht?“, fragte er leise, dennoch war seine Stimme eindringlich.

L bemerkte, dass er das Mikro angelassen hatte und sah verlegen zu seiner Schwester auf. „Ups“, bemerkte er leise und lächelte süß.

Sie sah zum Bildschirm und versuchte Raito in die Augen zusehen und plötzlich wurde ihr mit einem Mal klar, dass sie nicht mehr in England, sondern zurück in Japan war. Zurück bei Raito…

Sie beugte sich zum Mikrophon.

„Es gibt nichts, worüber wir reden müssten.“

Sie nickte ihrem Bruder zu und er schaltete das Mikrophon aus.

„Willkommen Zuhause.“, brachte er dann doch heraus, und schenkte seiner Schwester eine innige Umarmung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Enyxis
2010-07-15T12:32:14+00:00 15.07.2010 14:32
OMG....
ich mag light nich aber i-wie kann mir keen andersn pair mehr vor stellen als LizxLight *-*....
super kapi ....ohoh hoffentlich krieg der ethan noh was mit XDDDD hehehe mag den nich *grad ma fies is* ^^


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