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SoulBlade

von

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Prolog

Ein sanfter Lichtstrahl schien durch die Jalousie und tauchte das Zimmer in ein schwaches Licht. Ein Fenster war ein Stück geöffnet und durch den Spalt drang leises Vogelgezwitscher und das Rauschen des Windes. Ein Junge mit sattem, grünem Haar rekelte sich in seinem Bett und setzte sich gähnend auf. Während er so da saß und langsam wach wurde, ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen und betrachtete das Chaos darin. Am Fenster stand ein Schreibtisch, übersät mit Blättern, Stiften und Büchern, Klamotten stapelten sich auf dem davorstehenden Stuhl und neben dem Bett war ein kleiner Nachttisch platziert auf dem eine Lampe stand und ein aufgeklapptes Buch lag.

Auf das Buch fixiert murmelte der Junge: „Muss noch fertig lernen“, wobei das letzte Wort in ein weiteres Gähnen überging.

Eher gequält stand er auf, streckte sich und ging zum Kleiderschrank. Er kramte ein T-Shirt, sowie Socken, Hose und eine Jacke heraus, die er erst auf das Bett warf und dann nach und nach anzog.

„Wie spät es wohl ist? Konnte heute ja ausschlafen.“

Der Junge warf einen schnellen Blick auf die Uhr.

„Oh, früher als ich dachte“, bemerkte er und drehte sich dann Richtung Tür.

Am Türrahmen lehnte ein Schwert, welches im Schein der Sonne zu leuchten schien. Der Griff der Waffe schimmerte golden und ähnelte der Form eines Adlers. Ein grüner Kristall schmückte den Übergang zur Klinge, welche in einer kobaltblaue Schwertscheide verschwand. Er nahm es und schnallte es sich um, bevor er die Tür seines Zimmers öffnete und hinaustrat.
 

Dahinter erstreckte sich eine riesige Halle. Hunderte von Türen waren zu sehen, zwischen jeder zweiten Tür ragten Säulen empor, die an der Decke zusammenliefen und von grünen Bannern geschmückt waren. Ein Wappen prägte jedes von ihnen und ein kleiner Luftzug ließ sie sanft umherwehen. Sowohl die Wand, als auch die Säulen waren aus sandgelbem Marmor und gut zwanzig Meter hoch. An den Punkten, an denen die Säulen zusammenliefen, waren Glasscheiben angebracht, die die Halle erhellten und zusätzlich waren Lampen an den Wänden angebracht. Die Morgensonne ließ den Raum golden schimmern. Der Junge schloss die Tür hinter sich und schritt die Halle entlang. Nach einigen Metern war ein großes Holztor zu erkennen, welches weit offen stand und einen Blick nach draußen gewährte, wo man einige Bäume und Büsche auf einer Wiese entdecken konnte. Der Grünschopf spazierte weiter und bemerkte einige schief hängende Banner. Jeder einzelne Schritt hallte durch den Raum.

„An diese Atmosphäre hier werd' ich mich wohl nie gewöhnen...“, seufzte der Junge.

Nach ein paar Minuten passierte er das Tor und betrat den Außenbereich. Dieser wurde von einer meterhohen, steinernden Mauer eingeschlossen und war reichlich mit Bäumen, Büschen, Blumen und Felsen geschmückt. Inmitten des Platzes ragte das kuppelförmige Gebäude, aus dem der Junge gerade kam, in die Höhe und über dem Tor prangte eine Tafel, welche die Inschrift „Ivalice Akademie“ trug. Davor war ein Trainingsgelände angelegt. Der Boden bestand aus Erde und Sand und hebte sich damit vom Rest des Außenbereiches ab.

„Hm, eine kleine Trainingsrunde zum Aufwärmen kann nicht schaden.“

Plötzlich spürte der Grünschopf eine Hand auf seiner Schulter und die Stimme eines Mannes ertönte: „Was dagegen wenn ich mitmache?“

Erschrocken drehte er sich um. Vor ihm stand ein großer, braunhaariger Mann, mit einem Claymore an seinen Rücken geschnallt. Die Klinge bestand aus einem kristallartigen Material und reflektierte das Sonnenlicht, wodurch sie hellblau leuchtete. Er trug eine Uniform, welche zum Großteil rot-gelb war, eine Jacke hing, mit ihren Ärmeln verknotet, um seine Hüfte. Eine rote Mütze schmückte seinen Kopf und die zerstrubbelten Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

„Ach, Sie sind's, Meister Luso“, stellte der Grünschopf lächelnd fest.

„Hab' ich dich etwa erschreckt, Exeon?“, fragte Luso lachend.

„Also, zurück zu meiner Frage: Was dagegen, wenn ich mitmache?“

Mit einem selbstsicheren Grinsen antwortete der Junge: „Keinesfalls. Wobei Sie fertig zu machen nicht allzu schwer sein sollte.“

Kopfschüttelnd packte der Meister seine Waffe und begab sich in Kampfposition.

„Wenn du dich da mal nicht irrst...“
 

Blitzschnell zog Exeon sein Schwert, während er seinem Gegner entgegenlief und von unten ausholte, jedoch verpuffte der Schlag an Lusos massivem Claymore.

„Ich bin dran!“, sagte der Braunschopf verkündend und setzte zum Gegenangriff an.

Das Claymore glitt durch die Luft, nur knapp an Exeons Kopf vorbei. Den nächsten Schlag parierte er, drehte sich und setzte einen gezielten Schlag gegen die Beine, den Luso allerdings abwehren konnte und mit einem Konterangriff bestrafte. Er schlug dem Grünschopf das Schwert aus der Hand, dieses flog einige Meter, bevor es im Boden stecken blieb.

„Tja, war wohl doch nicht so einfach!“

„Achja? Noch haben Sie nicht gewonnen, Meister!“

In Exeons Handfläche bildete sich eine grüne Kugel, bestehend aus Aura, welche er gegen seinen Kontrahenten schleuderte. Bei dem Aufprall auf seinem Bauch entstand eine kleine Explosion, die ihn vom Boden riss und zurückwarf. Der Junge nutzte die Chance, sammelte sein Schwert mit der linken Hand auf, feuerte mit rechts eine weitere Aurakugel, die Luso, der sich gerade aufrappelte, gerade so noch abwehren konnte. Der Grünschopf nahm Anlauf, während seine Klinge von Aura umgeben wurde, sprang vom weichen Boden ab und holte mit einem Salto Schwung, seine Waffe zischte durch die Luft. Luso hob sein Claymore schützend über seinen Körper, Exeons Schwert prallte mit voller Wucht auf und für eine Sekunde schien die Zeit stillzustehen. Ein Knacksen ertönte und ein Riss zog sich durch die Klinge des Jungen. Eine Schockwelle bildete sich, Exeon flog mehrere Meter weg und der Boden unter Luso sackte zusammen, sodass dieser bis zu den Knien einsank. Eine riesige Staubwolke wurde aufgewirbelt und bedeckte das Kampffeld. Sowohl Schrecken als auch Erstaunen zeichneten sich im Gesicht des Meisters ab.

„Ich vergess immer, wie stark der Kleine ist...“, murmelte er und fing an, sich aus dem Sandboden zu graben.
 

Nachdem beide Beine befreit waren, klopfte er sich den Sand und Dreck ab und ging zu Exeon. Dieser lag noch immer am Boden und keuchte vor sich hin. Schweißtropfen rannen seine Stirn hinunter, seine gesamte Kleidung war voller Sand. Luso hielt ihm lächelnd die Hand hin, er nahm mit dankendem Gesichtsausdruck an und stand mit Hilfe seines Meister auf.

„Ich hab's vielleicht ein bisschen übertrieben...“, merkte Exeon an, während er sich am Hinterkopf kratzte und sich den Schweiß von der Stirn wischte.

Noch immer außer Atem fragte er: „Alles okay bei Ihnen?“

„Das wollt ich dich grad fragen“, antwortete der Braunschopf lachend.

„Ich hab mich entschieden. Du darfst an der kommenden Prüfung teilnehmen.“

Erschrocken starrte Exeon ihn an und hakte sofort nach: „W-wirklich?!“

„Wirklich. Du hast dich in letzter Zeit sehr bemüht und gezeigt, dass du bereit bist.“

Freudestrahlend stand der Grünschopf da. Sein Blick verriet, dass er es kaum glauben konnte.

Luso fuhr fort: „Komm nachher in mein Büro, dann bereden wir alles. Jetzt solltest du wohl eher eine Dusche nehmen und dich ausruhen.“

„W-was..?“

Exeon bemerkte jetzt erst, wie nass geschwitzt er war und auch, dass mittlerweile einige Jugendliche das Kampfgeschehen bemerkt hatten und neugierig aus dem Holztor kamen um zu schauen, was da vor sich ging. Luso schnallte sein Claymore wieder auf den Rücken und begab sich dann Richtung Gebäude.

Im Gehen rief er noch: „Ach ja, lass dir mal dein Schwert anschauen, das hat 'nen ganz schönen Knacks abbekommen.“

Verwirrt schaute sich der Grünschopf seine Waffe an und erschrak, als er den Riss erblickte. Dieser fing kurz nach dem Griff an und wanderte hoch bis zur Spitze.

„Woah, das hätte schiefgehen können!“

Seufzend steckte er das Schwert weg und ging nun ebenfalls hinein. Er hörte einige der Leute beim vorbeigehen tuscheln.

„Was'n hier passiert?“

„Wer hat gewonnen?“

„Mann, ich hab grad so schön geschlafen und dann machen die hier so 'nen Krach!“

„Hat jemand meine Brille gesehen?“

Drinnen angekommen wurde er von einem Jungen abgefangen. Dieser hatte silbernes, schulterlanges Haar.

„Exeon, was is' passiert?“

Er blickte den Grünschopf fragend mit seinen blutroten Augen an.

„Oh, hey Kurix. Meister Luso und ich haben nur 'ne kleine Trainingsrunde eingelegt.“

„Und du sagst mir nicht Bescheid?“, fragte Kurix empört.

„Du weißt, wie gern ich unsere Lehrer fertig mach'!“, sagte er mit diabolischem Grinsen.

Exeon lachte.

„Nächstes Mal sag' ich Bescheid. Aber ich muss dir was viel Wichtigeres erzählen!“

Der Silberhaarige schaute ihn neugierig an.

„Und was?“

„Ich darf an der Prüfung teilnehmen! Der Meister hat's mir nach unserem Kampf gesagt.“

„Na also, wurde aber auch mal Zeit. Bist in der letzten Zeit ja auch zum totalen Streber mutiert!“

Exeon lachte und schubste seinen Freund im Gehen: „Pöh, nur weil du sicher an der Prüfung teilnehmen darfst!“

„Bin ja auch ein Jahr älter“, sagte Kurix grinsend.

Beide lachten, während sie durch die Halle der Schule gingen. Durch die Fenster schien die pralle Morgensonne hindurch, deren Licht Muster auf dem Boden erscheinen liess. Hier und da liefen ein paar Schüler vorbei. Die meisten musterten Kurix mit einem kurzen Blick. Dieser blickte jedes Mal herausfordernd zurück, wonach alle, leicht ängstlich, ihre Schritte beschleunigten. Nach ein paar Minuten erreichten sie Exeons Zimmer.

„Na ja, ich hol' mir mal frische Klamotten und geh' duschen. Wir sehen uns nachher, Kurix.“

„Kay, bis dann.“

Er hob kurz die Hand und ging dann weiter, während Exeon in seinem Zimmer verschwand.

Schulalltag

In seinem Zimmer angekommen, schnallte Exeon den Gürtel seiner Waffe ab. Die Schnalle gab klickend nach und löste sich. Das Schwert glitt, von Exeons Arm gestützt, sanft hinunter und lehnte nun wieder neben dem Türrahmen. Danach begab sich der Grünschopf gähnend und streckend zu seinem Kleiderschrank, öffnete diesen und kramte ein wenig herum auf der Suche nach frischer Kleidung. Innerhalb des Schrankes hingen einige Schuluniformen und Jacken für den Winter, darüber war ein kleines Regal in dem Shirts, Unterwäsche und Socken leicht zerknüllt und bunt durchgewürfelt lagen.

Ich muss echt mal meinen Schrank aufräumen, dachte sich Exeon leicht beschämt und kratzte sich am Hinterkopf.

Nachdem er sich für ein paar Sachen entschieden hatte, hing er sich diese über den Arm, schloss die Schranktür und schritt wieder aus seinem Zimmer. Mittlerweile waren recht viele Jugendliche unterwegs und kleine Gruppen tummelten sich auf dem Gang. Stimmen erklangen aus jeder Richtung und wurden von den Geräuschen unzähliger Schritte und Blättergeraschel begleitet. Auf dem Weg zum Duschraum konnte Exeon ein Gespräch zwischen zwei Mitschülern mit anhören.

„Puh, bald ist endlich Wochenende“, bekundete der eine fröhlich.

„Du sagst es! Ich bin total geschafft. Und nächste Woche ist dann die Abschlussprüfung, also kein Unterricht.“

Ach ja, völlig vergessen, dass alle Schüler keinen Unterricht während der Prüfungswoche haben.

Gedankenversunken lief Exeon weiter, bis er vor der Tür des Duschraumes stand. Der Grünschopf klopfte dreimal an, bevor er eintrat. Der Raum war in mehrere Duschkabinen aufgeteilt, sodass jeder ungestört sein konnte. Sowohl der Boden als auch die Wände waren in einem strahlenden Weiß gefliest. In jeder Kabine befand sich eine Dusche, die nochmals seperat mit undurchsichtigen Glastüren geschlossen werden konnte, sowie ein Waschbecken mit Spiegel. Exeon schloss seine Augen, atmetete tief durch und konzentrierte sich auf seine Umgebung. Dumpf drangen Stimmen vom Flur, ein Luftzug zischte leise vor sich hin. Plötzlich erschien eine Silhuette hinter dem Grünschopf. Sie war wie Energie, eine Flamme, die sich zu einem Menschen formte. Nach und nach formten sich immer mehr Silhuetten, alle außerhalb des Raumes.

„Scheint keiner hier zu sein.“

Er öffnete die Augen und mit einem Schlag verschwanden die Silhuetten.

„Meine Aurafähigkeiten erweisen sich immer wieder als nützlich“, stellte Exeon grinsend fest und betrat nun eine Kabine.

Er streifte sich seine Klamotten vom Leib und tapste in die Dusche. Der Wasserhahn quietschte kurz beim Drehen. Erst schwach, dann immer stärker strömte das Wasser aus dem Duschkopf. Nach wenigen Sekunden wich dem kalten Gefühl an den Füßen eine wohlige Wärme, die Exeons ganzen Körper umschloss und ein entspannter Seufzer entglitt seiner Kehle.

Ah, das tut gut.
 

Ungefähr zwanzig Minuten später verstummte das Rauschen und Plätschern der Dusche. Exeon schob langsam die Duschtür auf, Dampf strömte hinaus und ließ sämtliche Spiegel und Fenster binnen Sekunden beschlagen. Ein kalter Luftzug streifte den Grünschopf, welcher sofort panisch nach seinem Handtuch griff und sich erst einmal wärmend einhüllte, während er sich grob trockenrubbelte. Nachdem er trocken war, streifte er sich die frische Wäsche über, warf das Handtuch in einen großen Wäschekorb, der am Eingang des Duschraumes stand, und huschte hinaus. Er war noch nicht ganz draußen, als ihn plötzlich jemand umrannte. Die Wucht riss beide von ihren Füßen und warf sie mit einem lauten Knall zu Boden.

„Verdammt, pass doch mal auf!“, schimpfte Exeon lauthals.

Er lag mit dem Rücken am Boden, auf ihm ein Mädchen, das leise vor sich hinfluchte und mit der Hand durch ihr zartrosafarbenes Haar fuhr. Um die beiden verteilt lagen ein paar Bücher und ein Blatt schwebte an Exeons Gesicht vorbei.

„Bitte entschuldige, ich hab' nicht aufgepasst!“, sagte das Mädchen hastig, kroch vom Grünschopf herunter und sammelte ihre Bücher ein.

Unsicher legte Exeon den Kopf schief: „Melody? Bist du das?“

Erstaunt musterte sie ihn mit ihren hellblauen Augen.

„Exi! Was machst du hier?“, fragte sie freudig.

„War grad' duschen“, gab er zurück und zeigte dabei auf den Duschraum neben sich.

Exeon richtete sich auf und half ihr beim Aufsammeln.

„Und du?“, erkundigte er sich, ihr die Bücher entgegenhaltend.

„Ach, ich war grad' auf dem Weg zum Magieunterricht. Hältst du mal kurz?“

Melody streckte ihm den gesamten Bücherstapel entgegen und klopfte sich sorgfältig den Staub von Uniform und Rock.

„Puh, das sind ganz schön viele Bücher für das bisschen Hokuspokus.“

Exeon klang leicht beunruhigt und erstaunt.

Sie schaute ihn kurz verdutzt an, bevor sie antwortete: „Als ob das alles für nur ein Fach wäre. Das Buch ist für Schwarzmagiekunde, das hier für Weißmagiekun--“,

„Ja, ich hab's kapiert“, unterbrach er sie schnell.

Empörung zeichnete sich kurz in ihrem Gesicht ab, doch sie schüttelte sie schnell ab und schnappte sich ihre Bücher.

„Egal, ich muss los. Bis nachher! Und entschuldige nochmal!“, rief sie Exeon nach, während sie zum Klassenraum eilte.

Er seufzte kurz, kratze sich am Hinterkopf und wollte sich gerade umdrehen, schon wurde er erneut von den Füßen gerissen, als wäre er gerade von einem Bus gerammt worden.

„Was zum-- Heut' ist echt nicht mein Tag, oder?“

Exeon richtete sich wieder auf, dabei hielt er sich den schmerzenden Rücken.

„Sorry, ich hab's grad' echt eilig“, erklärte sein Gegenüber flüchtig, während er aufstand und sich durch sein braunes Haar wuschelte.

„Oh, du bist's Exeon. Was'n Zufall.“

Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und auch Exeon stimmte kurz darauf mit ein.

„Kommst du auch zu spät zum Unterricht?“, hakte der Grünschopf nach.

„Oh, stimmt! Ich bin viel zu spät, Meister Cid is' bestimmt stocksauer!!“

Sofort sprintete er los, Exeon rief ihm noch ein flüchtiges „Bis später, Myde!“ hinterher und verschwand in der Menschenmenge.
 

Es vergingen einige Stunden. Auf dem Flur wurde es immer ruhiger, die Sonne senkte sich langsam herab und hüllte die Welt in eine Szenerie der Farbenpracht. Orangenes Licht drang durch das Fenster. Exeon saß an seinem Schreibtisch, alle Bücher, Blätter und sonstige Aufzeichnungen darauf waren grob gestapelt, vor ihm aufgeschlagen lag ein dicker Wälzer. Im Buchrücken waren die Worte „Grundlagen der Magie“ eingraviert. Mit seinem rechten Arm stützte er seinen Kopf, während er vorsichtig umblätterte und gequält weiterlas.

„So viel Geschwätz wegen dem bisschen Magie. Ist doch voll einfach“, beklagte er sich.

Ruckartig stand er auf, der Stuhl quietschte über den Boden und Exeon hob seine Hand leicht. Auf seiner Handfläche bildete sich eine kleine Flamme, diese tänzelte umher und hüllte das Zimmer in ein dumpfes Licht. Eine angenehme Wärme breitete sich aus. Selbstsicher grinste er vor sich hin, während er dem Feuer zusah.

„Sag ich doch. Das Einzige, was noch einfacher ist, ist meine Aura.“

Nun hob er auch seine andere Hand und ein kleiner Wirbel aus grünem und blauem Licht bildete sich. Langsam formte sich der Wirbel zu einer Aurakugel. Hier und da schossen kleine Funken hinaus, die Kugel wirkte wie eine wilde Energie, die sich befreien wolle. Eine Zeit lang ließ er sowohl Aura als auch Flamme umhertanzen, bis ihm eine Idee kam. Vorsichtig führte er beide Hände zusammen, bis sich beide Elemente vereinten. Zuerst sah es so aus, als würden sie darum kämpfen, wer stärker ist, doch dann bildeten sie eine gemeinsame Form. Eine grüne Flamme schwebte über Exeons Handflächen.

„Eine Auraflamme. Ich bin genial!“, sagte er freudestrahlend.

Plötzlich klopfte es an der Tür und riss den Grünschopf kurzzeitig aus seiner Konzentration. Ein großer Funke sprang knisternd ab und entzündete einen Zettel auf dem Schreibtisch.

„Nein!“, brüllte er erschrocken und versuchte, das Feuer zu löschen.

Die Tür flog auf, Melody kam hereingerannt und fragte panisch: „Alles okay?!“

Rauch stieg auf, beide husteten, Exeon musterte das verkohlte Papier, auf dem nur noch das Wort „Notizen“ zu lesen war. Verzweifelt ließ er sich auf seinen Stuhl fallen.

„Das waren meine gesamten Notizen für die Prüfung... Alles woran ich heut' gearbeitet hab'.“

Ein tiefer Seufzer begleitete seine Worte. Melody stand unsicher in der Tür und suchte nach tröstenden Worten.

„Oh, ähm... Wenn du willst, helf' ich di--“

Sie wurde von ihrem eigenen Husten unterbrochen, räusperte sich und sprach: „Aero!“

Ein kleiner Wirbelwind fegte durch das Zimmer und sorgte für frische Luft.

„Besser!“

Exeon sah sie vorwurfsvoll an.

„Sicher?“, fragte er und bedeutete ihr, sich umzuschauen.

Alle Sachen im Zimmer waren mitgewirbelt worden, und nun lag alles vollkommen zerstreut herum. Melody lief rot an, verbeugte sich und beteuerte wiederholt, wie Leid es ihr täte.

„Schon okay...“, beschwichtigte Exeon sie.

Er blickte kurz aus dem Fenster, erhob sich wieder und schritt aus dem Zimmer, vorbei an seiner Freundin.

„Hey, wohin willst du?“, fragte Melody, während sie ein Stück lief um aufzuholen.

„Komm einfach mit.“
 

Hastig folgte sie Exeon, der mittlerweile im Außenbereich des Gebäudes angelangt war. Wolken bedeckten die Abendsonne und glühten in einem warmen Violett. Ein leichter Wind wehte und zerzauste ihre Haare. Vereinzelt fanden sich kleinere Gruppen von Jugendlichen zusammen, welche die letzten Abendstunden ausnutzten und miteinander redeten oder lernten.

„Hey, jetzt warte doch mal!“, rief Melody ihrem Freund zu, welcher noch immer zielstrebig voranschritt.

Sie waren schon fast an der Außenmauer angekommen, die die Schule umringte. Das Mauerwerk bestand aus Steinen. Efeu und anderes Rankengewächs schlängelten sich hinauf. Exeon blieb kurz vor der Mauer abrupt stehen.

Fragend schaute Melody ihn an: „Und jetzt? Willst du etwa abhauen?“

In dem Moment packte er ihre Hand, ging in die Hocke und sprang kraftvoll ab. Ehe sie realisieren konnte, wie sie durch die Luft flogen, landete er, im Gegensatz zu ihr, gekonnt auf der Mauer. Das Mädchen schwankte vor und zurück, Exeon zog sie vorsichtig zu sich und stützte sie. Während sie völlig perplex dastand, ließ sich der Grünschopf nieder und starrte in den Sonnenuntergang. Hinter dem Wall erstreckte sich ein riesiges Meer. Ganz schwach konnte man am Horizont eine Insel ausmachen. Staunen wich dem Entsetzen in Melodys Augen, je länger sie sich umschaute.

„Wow, das ist... wunderschön!“

Ein Schwarm Vögel segelte über ihren Köpfen der Sonne entgegen. Die Minuten vergingen, während die beiden dasaßen und zuschauten, wie die Sonne unterging.

„Bist du sauer auf mich?“, fragte Melody unsicher und unterbrach die Stille.

„Hm? Ach so, du meinst wegen vorhin. Schon okay, war ja nicht deine Schuld.“

Er hob seine Hand und bildete erst eine Flamme, dann eine Aura, die das Feuer erst umhüllte und dann verschlang. Neugierig schaute das Mädchen dem Ganzen zu. Langsam wanderte ihr Blick zu Exeon. Sie starrte ihm tief in die Augen, welche blaugrün leuchteten und bei genauerem Betrachten konnte man erkennen, wie die Iris langsam umherwirbelte.

„D-deine Augen...“, stammelte sie.

Exeon löschte das Feuer und schaute sie erstaunt an.

„Das ist dir noch nie aufgefallen? Das ist wegen meiner Aura.“

„Es ist umwerfend!“

Nun wurde Exeon etwas rot im Gesicht und versuchte abzulenken: „Ähm, ist ja schon spät, wir sollten besser wieder reingehen!“

Geschwind richtete er sich auf und sprang von der Mauer.

„Komm schon!“, rief er seiner Freundin entgegen.

Diese klammerte sich ängstlich fest und blickte entsetzt hinunter.

„Und was, wenn ich mich nicht traue?“, fragte sie halb im Scherz.

Exeon seufzte.

„Ich fang' dich schon auf, also komm runter!“, versicherte er ihr und streckte seine Arme nach ihr aus.

Melody zögerte einige Sekunden, bis sie sich schließlich fallen ließ und sicher in seinen Armen landete.

„Du bist stärker als du aussiehst“, sagte sie mit zitternder Stimme.

Verlegen kratzte sich der Grünschopf am Hinterkopf.

„Findest du?“

Sanft setzte er sie am Boden ab und gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Schulgebäude.

„Ach ja, das hätte ich fast vergessen.“

„Was denn?“, fragte Melody überrascht.

„Ich werde an der Abschlussprüfung teilnehmen“, antwortete er mit einem breiten Grinsen.

„Hey, das ist super...“

Auch wenn sie lächelte, konnte man einen traurigen Unterton in ihrer Stimme wahrnehmen. Exeon legte den Kopf schief.

„Stimmt was nicht?“

Melody schüttelte unsicher den Kopf und erwiderte: „Nein, alles okay. Ich freu mich für dich!“

Eine unangenehme Stille breitete sich aus, die beide bis zu Melodys Zimmer begleitete.

„Ich geh dann mal rein“, sagte Melody flüchtig.

„Okay, bis morgen dann.“

Sie huschte hinein und schlug die Tür hinter sich zu. Exeon seufzte.

Ich sollte langsam auch zurückgehen. Vielleicht kann ich ja einen Teil meiner Notizen retten...
 

Ein schriller Laut riss Exeon aus seinem Schlaf. Benommen schlug er auf seinen Wecker, und das Geräusch verstummte augenblicklich. Er saß an seinem Schreibtisch, vor ihm mehrere offene Bücher und verstreute Blätter.

„Ich bin gestern anscheinend beim Lernen eingeschlafen“, stellte er fest, streckte sich und gähnte ausgiebig, bevor er aufstand.

Er zog sich um, wusch sich kurz und schnappte sich ein paar Bücher sowie sein Schwert. Auf dem Flur herrschte großes Treiben, unzählige Kinder und Jugendliche waren auf dem Weg zu ihren Klassen und viele von ihnen schienen es sehr eilig zu haben.

„Hey, Exeon!“

Ein Junge in seinem Alter winkte und kam auf ihn zu. Sein orangefarbener langer Pony versteckte einen Teil seines Gesichts und zeigte so nur eines seiner violetten Augen.

Exeon grüßte zurück: „Morgen, Neku. Du scheinst ja gut drauf zu sein.“

Beide waren im Westflügel der Schule untergebracht, auch bekannt als „Haus Soul“, einem der vier Häuser der Schule. Die anderen waren „Haus Dark“ im Nord-, „Haus Light“ im Ost- und „Haus Heart“ im Südflügel. Gemeinsam eilten sie durch die große Halle zum Unterricht.

„Wir sollten uns beeilen, Meisterin Frimelda hasst unpünktliche Schüler!“, meinte Neku.

Die zwei beschleunigten ihre Schritte und waren schon fast am Tor zum Schulhof angekommen. In deren Hast knallte Neku unbeabsichtigt in einen anderen Schüler und warf ihn fast um.

„Pass doch auf!“, motzte der Junge.

Während Neku sich entschuldigte, musterte der Kerl ihn genauer und gab zwei anderen ein Signal um herzukommen.

„Schaut mal, dat is' doch dieser Pisser, Niko! Abschaum wie du gehört hier net her.“

Er und seine Kumpels lachten ihn aus und kamen immer näher. Neku wich verängstigt zurück und brachte kein Wort hervor. Plötzlich stand er mit dem Rücken zur Wand und die drei umzingelten ihn. Einer wollte gerade ausholen und zuschlagen, seine Hand fest zur Faust geballt. Sein Arm zischte durch die Luft, doch kurz bevor er sein Ziel traf, schritt Exeon dazwischen und fing den Angriff ab.

Er packte die Faust des Jungen, schaute ihn bedrohlich in die Augen und drohte: „Wenn einer von euch meinen Freund auch nur berührt, werdet ihr es bitter bereuen!“

Die Iris des Grünschopfs wirbelten wütend umher.

„Pah, du kleiner Stöpsel kannst uns gar nichts“, prahlte einer umher und schlug nun ebenfalls zu. Neku schaute erstaunt zu, wie Exeon die drei Prolls verprügelte. Wenige Sekunden später lag jeder von ihnen am Boden.

„Ach ja, und sein Name ist Neku“, sagte er, bevor er zu seinem Freund zurückging und sie sich wieder zum Unterricht aufmachten.

„Danke...“

„Kein Problem. Und jetzt lass den Kopf nicht hängen.“

Neku blickte hinauf und bemerkte das freundliche Lächeln von Exeon.

Wenn ich doch auch nur so stark wäre, dachte er.
 

Die Beiden näherten sich einer größeren Ansammlung von Schülern, die sich auf dem Hof draußen versammelten. Alle hatten ihren Blick auf eine Frau gerichtet, die vor der Gruppe stand und Anweisungen gab. Ihr kurzes, braunes Haar wackelte beim Sprechen. Sie trug einen knielangen, smaragdgrünen Mantel, zugebunden mit einem roten Gürtel. Frimelda erspähte Exeon und Neku, die sich der Gruppe näherten und schenkte ihnen mit ihren strahlend blaugrünen Augen einen strengen Blick.

„Entschuldigen Sie die Verspätung, Meisterin Frimelda“, warf Exeon ein, während er sich am Hinterkopf kratzte.

Sie seufzte kurz.

„Passt einfach auf, dass es nicht nochmal vorkommt. Und nun stellt euch zu den Anderen.“

Ein „Jawohl!“ erklang von den beiden Jugendlichen.

Sie gesellten sich zu ihren Mitschülern, Meisterin Frimelda positionierte sich wieder vor allen und fuhr fort: „Da die beiden den Anfang verpasst haben, fange ich nochmal von vorn an. Heute beschäftigen wir uns mit dem Entwaffnen eines Gegners. Die Technik, die ich euch zeigen werde, funktioniert am besten bei Schwert- und Speerkämpfern.“

Blitzschnell zog sie ihr Schwert und richtete es auf die Jugendlichen.

„Meldet sich jemand freiwillig?“

Die Schüler wichen ängstlich zurück und niemand schien sich zu trauen.

Zögernd hob sich eine Hand aus der Menge, begleitet von einem unsicheren „I-ich!“

Alle schauten erstaunt zu Neku, der nun seine Hand wieder herunternahm und nach vorne zu Meisterin Frimelda trat.

Die Leute fingen an zu tuscheln: „Dass der sich das traut...“

„Der Letzte, der sich für 'ne Vorführung von Meisterin Frimelda bereitstellte, landete auf der Krankenstation.“

Genervt hörte Exeon mit.

„Neku hat das drauf, glaubt mir!“, versprach er überzeugt.

„Schaut einfach nur gut zu und lernt.“

Du schaffst das, Kumpel!

Meisterin Frimelda und Neku stellten sich gegenüber auf.

„Ich werde nun mit einer Stichattacke angreifen und du musst meinen Angriff abwehren und mich entwaffnen“, erklärte sie.

„Bist du bereit?“

Neku nickte noch immer leicht verunsichert. Nach außen hin wirkte er relativ ruhig, aber innerlich schrie er.

Ich schaff das! Ich schaff das! Ich scha-- Oh Gott, ich schaff das niemals!

Er atmetete einmal tief durch.

Ich muss mich beruhigen. Ich weiß, dass ich das kann!

Die Meisterin holte ein wenig aus und ihre Klinge schnellte ruckartig nach vorn. Der Junge zog sein Schwert, wehrte den Angriff mit einem vertikalen Hieb nach oben ab und ließ seine Waffe um die des Gegners kreisen. Dabei verlor die Schwertkämpferin die Kontrolle und das Schwert glitt ihr aus der Hand. Die erstaunten Augen Aller waren auf Neku gerichtet.

„D-das war exzellent!“, merkte Meisterin Frimelda an.

Sie kniete sich hin und hob ihr Schwert auf.

Einer der Schüler stammelte: „Was... was ist grade passiert?“

„Gute Frage! Neku, würdest du uns bitte erläutern, was genau du gemacht hast?“

„Natürlich“, antwortete er, während er sein Schwert wieder in die Scheide gleiten ließ.

„Also, im Endeffekt hab ich ihr nur die Hand verdreht. Dadurch konnte sie ihre Waffe nicht länger festhalten und musste loslassen.“

„Und genau das werdet ihr jetzt üben. Sucht euch jeder einen Partner und fangt an“, orderte die Meisterin an.

Exeon eilte zu Neku und klopfte ihm lobend auf die Schulter.

„Nicht schlecht“, sagte er lächelnd.

„Ach, das war nichts...“

Empört erwiderte der Grünschopf: „Das nennst du 'nichts'? Jeden anderen hier hätte Meisterin Frimelda durchlöchert. Sei ruhig mal stolz auf dich!“

Neku musste kurz lächeln.

„So, zeigst du mir, wie genau du das gemacht hast?“

„Was?“, fragte Neku geschockt.

„Du hättest das doch sicher auch geschafft.“

Exeon schüttelte den Kopf und antwortete: „Nope. Den Angriff abwehren, kein Problem. Aber entwaffnen... Deswegen hab' ich mich auch nicht gemeldet.“

„Haha. Stimmt, sonst meldest du dich immer. Na gut, dann zieh dein Schwert und lerne!“
 

Melody schlenderte gemütlich auf dem Schulhof entlang, ein Buch in ihren Armen haltend. Sie genoss den sanften Wind, der ihr entgegenkam und beobachtete neugierig die Leute um sich herum. Melody bemerkte Kurix, der gerade aus der anderen Richtung kam und winkte ihm freundlich zu.

„Hey, Ku--“

Unsanft schob er sie aus dem Weg.

„Hey, ignorier mich nicht!“

Dieser Idiot... Wie soll ich mich denn mit ihm anfreunden, wenn er anscheinend nichts von mir wissen will?

Sie seufzte lauthals und spazierte dann weiter. Unterdessen schritt Kurix mit schnellen Schritten voran.

Wieso lässt sie mich nicht einfach in Ruhe! Ich bezweifel, dass sie mich leiden kann. Als ob ich mir jemals Hoffnungen machen könnte...

Wutentbrannt zündete er eine schwarze Flamme in seiner Hand, die er wahllos neben sich feuerte. Er traf einen Baum, der in Sekundenschnelle in Flammen aufging und knisternd und lodernd vor sich hin brannte.

Eine Schülerin fiel bei diesem Anblick auf die Knie und brüllte verzweifelt: „Wieso? Das war mein Lieblingsbaum!“, bevor sie in Tränen ausbrach.

Mehrere Mitschüler beobachteten das Ganze, einer schritt langsam zum weinenden Mädchen und gab ihr einen tröstenden Klaps auf die Schulter.

Die anderen warfen sich kurze Blicke zu und einer rief fordernd: „Bleib stehen!“, dabei einen Finger auf Kurix gerichtet.

Dieser machte belustigt auf der Stelle kehrt, ballte die Hand zur Faust und knackte genüsslich mit seinen Knöcheln.

„Ihr seid jetzt genau der Sandsack, den ich gebraucht hab'!“, sagte er mit einem breiten, diabolischen Grinsen.
 

„Das war's für heute“, äußerte Meisterin Frimelda und gab allen ein Signal, dass sie gehen konnten.

Erschöpft ließ sich Neku zu Boden sinken und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.

„Puh, endlich fertig. Deine Ausdauer hätt' ich gern, Exeon.“

Besagter stand munter da und grinste nur zurück. Dann eilte er zu seiner Meisterin.

„Warten Sie, ich wollte Sie noch um etwas bitten!“

Fragend drehte sie sich zu ihm: "Um was genau?“

Exeon zeigte ihr sein Schwert, besser gesagt den Riss, der sich durch die Klinge zog.

„Können Sie da noch was retten?“, fragte er besorgt.

„Hm... Sieht schlimm aus. Aber ich denke, das kriege ich wieder hin. Komm nachher in mein Büro, dann leihe ich dir eines unserer Übungsschwerter, bis deines repariert ist.“

Er lächelte und bedankte sich nickend. Dann übergab er ihr sein Schwert und machte sich auf zu seiner nächsten Unterrichtsstunde. Während der Jugendliche über den Schulhof ging, schwebte ein Rauchgeruch in seine Nase. Besorgt verzog er das Gesicht.

Oh Kurix, wehe, du hast wieder was angezündet...

Schnellen Schrittes eilte er zur Geruchsquelle und fand schnell den mittlerweile verkohlten Baum, sowie Kurix, umringt von mehreren Jungs.

„Unser Schulleiter ist ein Idiot, Leute wie euch an unsere Schule zu lassen!“, brüllte einer von ihnen.

Ein zustimmenes Raunen ging durch die Menge.

„Genau, die Dunkelheit hat noch nie was Gutes hervorgebracht. Euch sollte man rausschmeißen!“, fügte ein Weiterer hinzu.

Grinsend gab Kurix zurück: „Ach, wirklich? Dann werde ich mal etwas Gutes mit meiner Dunkelheit anfangen und eure dummen, ignoranten Mäuler stopfen.“

Alle prusteten los vor Lachen und konnten sich kaum einkriegen.

„Du alleine?“

Kurix' Grinsen wurde immer breiter und seine blutroten Augen funkelten kampflustig. Er zog eines seiner Katana mit klirrendem Geräusch aus seiner Scheide, stand plötzlich hinter einem der ihn verspotteten Jungs und gab ihm einen Hieb mit der Rückseite der Klinge. Mit einem dumpfen Geräusch knallte der Schüler zu Boden und das Lachen der anderen verstummte augenblicklich. Nun blickten alle zornig zu Kurix und zogen ihre Waffen. Ein großgewachsener Schüler stürmte auf ihn zu, doch Kurix packte ihn einfach im Gesicht und feuerte einen Schwall Dunkelheit ab. Bewusstlos sank auch der zweite Angreifer zu Boden und nun wirkten alle etwas beunruhigt. Plötzlich fiel eine Waffe zu Boden und der Besitzer rannte los.

Kurix teleportierte sich vor ihn, wackelte tadelnd mit dem Finger und rang ihn mit einem gezielten Tritt zu Boden, begleitet von seinen Worten: „Na, na. Wer will da wie ein feiger Hund abhauen?“

Bevor auch nur ein weiterer eine Bewegung machen konnte, sprach Kurix einen Eiszauber, der alle auf der Stelle gefrieren ließ. Er grinste noch immer, als er mit den Fingern schnippte und gewaltige Blitze auf die Schüler prasselten. Die Eiskristalle zerbarsten in alle Richtungen springend und alle sackten verkohlt zusammen. Exeon, der das kurze Schauspiel beobachtete, stand erstaunt da.

„Wie langweilig. Ihr konntet euch ja nichtmal wehren“, jammerte Kurix.

Genüsslich schob er seine Waffe zurück in die Scheide, während er auf seinen besten Freund zuging.

„Hey, nächstes Mal lass ich dir was übrig“, sagte er, seine Hand auf Exeons Schulter gelegt.

Kopfschüttelnd erwiderte der Grünschopf: „Darum geht's nicht! Du kannst nicht einfach jeden verprügeln. Auch, wenn sie es verdient haben...“

„Du sagst es: Sie haben's verdient. Wenn ich's denen nicht zeig', tut's niemand. Beim nächsten Mal laufen die schon, wenn sie nur meinen Namen hören.“

Kurix lachte laut los.

„Wenigstens lässt du deinen Sadismus nicht an Unschuldigen aus...“, seufzte Exeon.
 

Einige Tage vergingen und die Abschlussprüfung rückte mit immer größeren Schritten näher, während Exeon die letzten Tage mit seinen Freunden verbrachte. Schliesslich war es soweit...

Abschlussprüfung

Exeon schreckte hoch. Er lag noch im Bett und hatte bis gerade geschlafen.

An der Tür klopfte es im Sturm und eine weibliche Stimme rief nach ihm: „Exi! Wach auf, du verschläfst sonst noch deine Prüfung!“

Er wollte gerade antworten, als sein Wecker laut losschrillte. Erneut zuckte der Jugendliche zusammen, und ein Schlag auf den Wecker ließ diesen genauso schnell wieder verstummen.

„Beruhig' dich, Melody, ich bin wach“, gab Exeon genervt zurück.

Er strich durch seine Haare, die vollkommen durcheinander waren, gähnte, und mit einem Satz sprang er aus dem Bett. Hastig streifte er sich seine Klamotten über und öffnete die Tür. Dahinter wartete Melody schon und sprang ihm sofort an den Hals.

„Endlich! Dachte schon, du wachst nie auf“, schimpfte sie mit tadelndem Finger.

Er seufzte und zeigte auf die Uhr in seinem Zimmer: „Ich hab' ja eh noch Zeit.“

Er griff noch schnell nach seinem Schwert und dann gingen sie gemeinsam in die Kantine der Schule. Auf dem Weg dorthin waren viele aufgeregte Gesichter zu sehen.

„Was soll eigentlich immer diese Aufregung. Ist doch eh jedes Jahr dasselbe“, meinte Exeon kopfschüttelnd.

„Dafür, dass du heute deine Abschlussprüfung hast, wirkst du überraschend unaufgeregt.“

Als Antwort zuckte er nur mit den Schultern und sie marschierten weiter. In der Kantine angekommen, holten sie sich etwas zu essen und setzten sich neben Myde, an dessen Tisch noch genügend Platz war. Dieser hob grüßend die Hand, während er Waffeln mit Karamellsoße in sich reinschaufelte.

Zwischen zwei Bissen fragte er: „Und, bereit für die Prüfung?“

Der Grünschopf nickte und gab ein kurzes „Klar!“ zurück.

Nach einer Weile kam Kurix in die Kantine und steuerte geradewegs auf Exeon zu. Melody, die hinter ihm saß, lehnte sich nach hinten und winkte ihm zu.

Angewidert verzog er die Mundwinkel und rief seinem Freund zu: „Wir sehen uns nachher...“

Danach schritt er eilig an ihnen vorbei. Beleidigt beugte sich das Mädchen wieder vor und aß weiter ihren Apfel.

„Was ist bloß sein Problem?“

Tröstend klopfte Exeon ihr auf den Rücken.

„Glaub mir, das liegt nicht an dir. Er kommt ansich mit niemanden klar“, sagte der Grünschopf mit einem schiefen Lächeln.

Kurz darauf schwang die Kantinentür erneut auf und diesmal stapfte Neku herein. Suchend schaute er sich um, und als er Exeon erblickte, kam er ebenfalls auf ihn zu.

„Hey, ich wollt' dir nur viel Glück wünschen un--“

„Hey, bleib hier und setz dich!“, unterbrach ihn Exeon einladend.

Widerwillig setzte sich Neku neben Myde. Eine merkwürdige Stimmung herrschte zwischen beiden, da sie davor wohl noch nie ein Wort miteinander gewechselt haben.

„Yo, ich bin Myde“, stellte sich der Braunschopf plötzlich vor und gab seinem Sitznachbarn einen Klaps auf den Rücken.

„Ich... bin Neku“, gab dieser unsicher zurück.

Der Braunschopf grinste breit: „Freut mich!“

Überrascht von dem herzlichen Empfang lächelte Neku und wackelte zufrieden auf seinem Platz vor und zurück.

Exeon bemerkte dies und murmelte Melody zu: „Hey, vielleicht freunden die beiden sich ja an? Würd' mich jedenfalls freuen.“

Sie kicherte nickend. Die aufgeregte Stimmung von draußen hatte inzwischen auch in der Kantine Einzug gehalten. Mit einem letzten, herzhaften Bissen aß Exeon fertig und machte sich bereit zum Gehen.

„Hey, willste schon abhauen?“, fragte Myde überrascht.

„Ja, mir wird's langsam zu voll“, antwortete der Grünschopf, sich dabei am Hinterkopf kratzend.

Er verabschiedete sich flüchtig und schritt hinaus auf den immer noch vollen Flur. Kurix erschien plötzlich neben ihm und ließ seinen Arm auf seiner Schulter nieder.

„Endlich allein!“, sagte Kurix mit seinem typisch diabolischen Grinsen.

Seufzend schob Exeon den Arm seines Freundes runter und fragte: „Wann willst du's ihr endlich sagen?“

Das Grinsen wich aus seinem Gesicht und Kurix wirkte nun vollkommen ernst.

„Nie. Als ob es irgendwas ändern würde.“

Kopfschüttelnd erwiderte Exeon: „Probier's doch wenigstens.“

„Nah!“

Gemütlich schlenderten sie weiter durch die Halle in Richtung Außengelände.

„Ah, da seid ihr ja“ rief Meister Luso und winkte sie zu sich.

„Die Prüflinge haben sich bereits alle eingefunden. Naja fast“, sagte er, während er auf die Beiden deutete.

Er fuhr fort: „Folgt mir, ich bring' euch zu den Anderen.“

Hastig eilte er los, Exeon und Kurix hinter sich hertrottend.
 

Gespräche und Jubelrufe wurden immer lauter, je weiter sie sich dem Außengelände näherten. Dort angekommen musterten Exeon und Kurix den Schulhof. Riesige Tribünen waren aufgestellt, auf denen sich die Schüler niederließen. Vor diesen hatte man eine gewaltige Arena platziert, auf der genug Platz für hundert Leute war.

Kurix pfiff erstaunt und fragte: „Ganz schöner Aufmarsch und das nur für die Prüfung?“

Meister Luso antwortete erklärend: „Immerhin ist diese Prüfung Tradition seit dem Bestehen dieser Schule. Und wer schaut sich nicht gerne ein paar gute Kämpfe an?“

Er lächelte und deutete auf ein großes Zelt, das etwas abseits der Tribünen aufgestellt war.

„Wartet dort, bis man euch aufruft.“

Meister Luso schritt in Richtung der Arena, wo sich bereits die anderen Lehrer versammelt hatten. Exeon und Kurix schauten sich an, zuckten mit den Schultern und gingen ins Zelt hinein. Im Inneren herrschte eine heitere und aufgeregte Stimmung. Der Druck der näherrückende Prüfung war jedem ins Gesicht geschrieben und jeder ging anders damit um. Einige unterhielten sich laut mit ihren Freunden, andere kauten nervös auf ihren Fingernägeln, wieder andere zogen sich in eine abgelegene Ecke zurück und genossen die Ruhe. Die beiden Freunde setzten sich etwas abseits hin.

Kurix boxte Exeon freundschaftlich gegen die Schulter und fragte grinsend: „Und, schon aufgeregt?“

„Pff, als ob. Bin trotzdem froh, wenn ich's hinter mir hab'!“, gab Exeon fröhlich zurück.

Ein lautes Räuspern unterbrach die Unruhe im Zelt und Meister Luso begann zu sprechen: „Willkommen, die ihr euch alle heute hier eingefunden habt, um der alljährlichen Abschlussprüfung beizuwohnen. Für alle die neu sind, oder letztes Jahr nicht dabei waren, eine kurze Erläuterung des Ablaufes.“

Er winkte Meisterin Frimelda zu sich und nun begann sie zu erklären: „Der Ablauf der Prüfung ist recht simpel. Zuerst wird das Können eines Jeden in einem Eins-gegen-Eins-Kampf geprüft. Danach werden Teams aus jeweils zwei Schülern gebildet, die sich gegen eine der hiesigen Kreaturen unserer Welt stellen müssen. Dabei ist es jedem selbst überlassen, ob er dies alleine, zusammen oder gegeneinander tun möchte.“

Die Meisterin gesellte sich wieder zum Rest der Lehrerschaft und Meister Luso fuhr fort: „Nun, dann wollen wir ohne große Umschweife anfangen! Ich wünsche allen Prüflingen viel Erfolg!“

Nun reihte auch er sich zu den anderen Lehrern, das Publikum applaudierte und jubelte lauthals, während die ersten Schüler aufgerufen wurden. Darunter befand sich auch Kurix.

„Viel Glück!“, wünschte ihm Exeon und winkte ihm hinterher.

„Danke, aber ich brauch' kein Glück“, meinte sein Freund diabolisch grinsend.

Die Zeit verging und das Zelt leerte sich immer weiter. Ungeduldig wippte der Grünschopf auf seinem Platz herum und lauschte den Durchsagen, welche zwischen den Jubelrufen und Anfeuerungen der Zuschauer abgespielt wurden, in der Hoffnung endlich dranzukommen.

Ich frag' mich, wie Kurix sich geschlagen hat. Wobei... Ich rede hier von Kurix, der wird mit jedem fertig.

Er musste kurz grinsen und kratzte sich am Hinterkopf. Die Menge verstummte und die Ansage rief erneut Schüler auf, darunter Exeon.

Na endlich!

Er stand auf, streckte sich ausgiebig und begab sich mit den anderen Aufgerufenen nach draußen. Die Arena war in vier, voneinander getrennte, Abschnitte unterteilt und ein Lehrer gab ihnen Anweisungen, in welchen Teil sie mussten. Während der Grünschopf die Arena betrat und seinen Platz einnahm schaute er sich flüchtig um und konnte Melody, Myde und Neku ausmachen, die sich relativ mittig auf einer Tribüne befanden und ihm zujubelten, sowie Kurix, der abseits mit anderen Schülern stand und seinem Freund zugrinste.

„Es geht weiter mit den Schülern...“

Meisterin Frimelda verlas die Namen der verschiedenen Kampfpartner, jedoch achtete Exeon nur auf seinen Namen.

„... und Exeon Aureas gegen Axis Blade!“

Exeon musterte seinen Gegner. Ein braunhaariger Jugendlicher, etwa so groß wie er selbst, mit goldenen Augen und einer Gunblade in der rechten Hand. Sein entschlossener Blick traf den Exeons und beide warteten kampfbereit auf den Startschuss. Meisterin Frimelda hob einen Revolver hoch in die Luft und schoss. Im selben Moment stürmten beide Kontrahenten aufeinander zu. Axis sprang hoch, seine Gunblade erhoben. Exeon rannte weiter, rollte nach vorne und wich damit dem Angriff aus. Mit einer Drehattacke schlug er zurück, doch sein Gegner wehrte den Angriff ab und ihre Klingen prallten aufeinander. Beide wichen einen Schritt zurück und schlugen erneut zu. Dies wiederholte sich mehrmals, bis Exeon eine Aurasphäre zwischen zwei Schlägen bildete und auf seinen Gegner feuerte. Dieser flog einige Meter zurück, fing sich aber schnell auf und richtete seine Waffe auf den Grünschopf. Er drückte den Abzug und schoss mehrmals. Exeon erschuf einen Auraschild vor sich, schleuderte diesen wie eine Wand nach vorne und nutzte den dadurch entstandenen Schutz um auszuholen und in den Nahkampf überzugehen. Axis wehrte den Schlag ab, sprang hoch, feuerte mehrmals und landete dann mit einer kreisenden Bewegung seiner Waffe neben Exeon. Dieser lehnte sich nach hinten um den Angriffen auszuweichen und schlug dann zurück. Sein Kontrahent hob seine Gunblade, um sich zu verteidigen, stieß Exeon ein Stück weg und holte mit voller Wucht aus, während er den Abzug betätigte. Der dadurch ausgelöste Schuss gab dem Schlag eine verheerende Wirkung. Exeon versuchte, sich mit seiner Waffe zu schützen, doch seine Hand gab unter der immensen Kraft nach und sein Schwert flog mehrere Meter weit, bis es mit der Spitze voran im Boden landete. Axis setzte ein siegessicheres Grinsen auf und setzte zum Schlag an. Leicht panisch wich Exeon mit einer Seitwärtsrolle aus.

Verdammt, der hat viel mehr Kraft als ich... Was ein Jahr doch ausmacht.

Er bildete in beiden Händen Aurasphären, mit denen er seinen Gegner auf Abstand hielt, während er sich langsam seiner Waffe näherte. Axis schien dies zu bemerken und feuerte eine Salve nach der nächsten ab. Exeon schützte sich mit seinem Schild, doch dadurch konnte sein Kontrahent den Abstand zwischen ihnen überbrücken. Nur knapp konnte der Grünschopf den Schwerthieben entgehen. Während er über den Boden rollte, zog er seine Waffe aus diesem heraus und sprang mit gezückter Klinge seinem Gegner entgegen. Kurz bevor ihre Klingen aufeinanderprallten, stoppte Exeon und nutzte seinen Schwung für eine gewaltige Wirbelattacke, die Axis an den Rand der Arena warf und gleichzeitig entwaffnete. Ein Schuss ertönte, diesmal von Meister Hardy, einem Mogry mit blondem Haar und blauem Bommel, sowie Flügeln. Alle Kämpfer hielten inne und starrten gespannt zu den Lehrern, die alles aufmerksam beobachtet hatten.

Meister Luso trat einen Schritt vor und verkündete: „Das sollte genügen. Ihr könnt euch jetzt zu den anderen Prüflingen in Zelt B gesellen.“

Erleichtert atmete Exeon auf. Er hob die Gunblade auf und reichte sie Axis, der sich gerade aufgerichtet hatte.

„Guter Kampf!“, meinte Exeon mit einem Lächeln auf den Lippen, während er ihm seine Waffe reichte.

„In der Tat“, erwiderte der Braunschopf ebenfalls lächelnd.
 

Kurix erwartete seinen Freund bereits.

„Na, wie hab' ich mich geschlagen?“, fragte Exeon erwartungsvoll.

„Also, an deiner Technik müssen wir noch feilen“, erwiderte Kurix neckisch grinsend.

„Pöh.“

Exeons Augen weiteten sich freudig, als er das große Büffet im Zelt bemerkte.

„Woah! Essen!“

Blitzschnell stürzte er sich an die Tische und machte sich einen Teller voll. Mit einer Cockatrice-Keule im Mund kam er glücklich zurückgetrottet und bemerkte den vorwurfsvollen Blick seines Freundes.

„Lass mich, der Kampf hat mich ganz schön ausgelaugt!“, rechtfertigte sich der Grünschopf halb kauend.

Kurix gab ihm einen Klaps auf den Rücken, wobei sich Exeon fast verschluckte und hustend seine Keule ausspuckte.

„H-hey, pass doch auf!“

Kurix konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und sein Freund stimmte kurz darauf mit ein.

Etwa eine halbe Stunde später drang wieder eine Stimme durch die Durchsage und verkündete: "In fünf Minuten beginnt die zweite Runde. Alle Prüfungsteilnehmer begeben sich bitte nach draußen, dort erhalten sie weitere Anweisungen.“

Zügig stand Kurix auf und tat, wie geheißen. Exeon stopfte sich noch hastig ein Stück Brot in den Mund und folgte ihm durch die Menschenmasse. Draußen angekommen wurde an jeden ein Zettel verteilt, auf dem sich die Namen der Teammitglieder eines jeden befanden. Freudig nahm der Grünschopf seinen Zettel entgegen und musste sich einen kurzen Jubelschrei verkneifen.

Er eilte zu Kurix und rief: "Hey, wir sind--“

„Ich weiß“, unterbrach ihn dieser, während er grinsend seinen Zettel hochhielt.

Nachdem sich jeder mit seinem Teampartner zusammengefunden hatte, wurden diese der Reihe nach auf die Arena beordert, wo sie einen Kampf gegen ein Monster bewältigen mussten.

„Hat jeder verschiedene Gegner?“, fragte Exeon verwundert.

Kurix seufzte: „Hast du dich überhaupt hierauf vorbereitet? Jeder wählt am Anfang des Kampfes einen Schwierigkeitsgrad und danach wird entschieden, welches Monster man zu bekämpfen hat.“

Nachdenklich legte Exeon seine Hand auf sein Kinn.

„Aber ist das nicht zu einfach? Immerhin könnte jeder die leichteste Schwierigkeit nehmen.“

„Fließt alles in die Bewertung ein. Wenn man einen leichten Schwierigkeitsgrad wählt, muss man sich umso mehr anstrengen um die Prüfung zu bestehen“, erklärte Kurix.

„Außerdem dient dies dazu, das Selbstvertrauen in seine eigenen Fähigkeiten zu prüfen. Theorie nützt dir nichts, wenn du dir nicht zutraust, das Gelernte anzuwenden“, fuhr er fort.

Zustimmend nickte der Grünschopf.

Sein Freund boxte ihm gegen die Schulter, während er sprach: „Und jetzt komm, wir sind dran.“

Sie betraten die Arena. Erst jetzt fielen Exeon die unzähligen Blicke der Zuschauer auf. Tausende Menschen schauten ihm gerade zu. In der Hitze des Gefechts hatte er dies nicht bemerkt, doch jetzt machte ihn der Gedanke allein schon nervös.

Meister Luso erhob sich und fragte die beiden: „Welchen Schwierigkeitsgrad wählt ihr?“

Eiskalt forderte Kurix: „Den Schwersten!“

Exeon blickte ihn geschockt an.

Bist du wahnsinnig?!

Auch Meister Luso war die Überraschung ins Gesicht geschrieben.

Den Kopf leicht gesenkt murmelte er: „Das hätt' ich mir bei euch eigentlich denken müssen.“

Er lächelte und klatschte dreimal. Daraufhin führten zwei Lehrer einen Behemoth für die zwei Prüflinge in die Arena. Beim Anblick der Bestie schluckten einige Schüler oder brachen sogar in Angstschweiß aus. Wie angewurzelt stand Exeon da und verfluchte innerlich seinen Freund.

Natürlich, ein verdammter BEHEMOTH! Irgendwann bring' ich dich um...

Er zuckte kurz zusammen, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte.

„Fang dich mal.“

Exeon schüttelte kurz den Kopf, dann lächelte er seinem Kumpel zu und begab sich mit entschlossenem Blick in Kampfpose.

„Schon besser“, gab Kurix grinsend von sich.

Der Behemoth stand nun vor ihnen und wurde von seinen Ketten gelöst. Etwas perplex schaute sich das Monster um. Beim Anblick von Exeon und Kurix funkelten seine Augen böse auf. Er stellte sich auf seine Hinterbeine, richtete seinen Kopf nach oben und stieß ein lautes, angsteinflößendes Brüllen aus. Dann ließ er sich auf seine Vorderbeine fallen und stürmte auf die Beiden los. Unbeeindruckt sprang Kurix dem Behemoth entgegen und schwang seine Katanas. Er erwischte mehrmals den Kopf, bevor er sich auf den Rücken teleportierte und diesen mit Schwertstichen traktrierte. Exeon feuerte unterdessen einige Auraflammen auf den Gegner. Dieser schüttelte seinen Körper, um den Angreifer auf seinem Rücken abzuschütteln und peitschte wild mit seinem Schweif umher. Mit einer Rolle wich Exeon gerade noch dem peitschenden Hieb aus. Kurix fiel vom Rücken und rollte sich seitlich ab. Wieder auf den Beinen sprach er einige Eiszauber um die Beine des Monsters einzufrieren. Dieses schwang wild mit seinen Klauen umher, um sich zu wehren. Mit einigen Seitwärtssprüngen näherte sich Exeon und setzte schon zum Schlag an, als ihn eine Klaue erwischte und zu Boden warf. Schmerzerfüllt hielt er sich die Wunde am linken Arm. Warmes Blut floss hinaus und ein brennender Schmerz durchzog seinen gesamten Körper. Die Hörner des Behemoths fingen an, grell zu leuchten und schossen Funken. Kurz darauf schossen gewaltige Blitze auf den Grünschopf hinab. Bevor er reagieren konnte, wurde er von Kurix am Kragen gepackt und davongerissen.

„D-danke...“, keuchte er.

„Schon okay. Kannst du noch?“, fragte Kurix mit einem besorgten Unterton in der Stimme.

„Ich... ich denke“.

Kurix setzte ein diabolisches Grinsen auf.

„Dann los!“

Kurz nachdem er dies sagte, schwebte er auch schon vor der Bestie und verpasste ihr mehrere Schwertschläge. Exeon richtete sich währenddessen auf, dabei den Schmerz ignorierend. Er raste auf den Behemoth zu und feuerte einige Aurasphären ab. Mit einem beherzten Sprung gelangte er auf Augenhöhe mit dem Monster, holte aus und durchschlug das rechte Horn. Die Bestie gab einen schmerzhaften, wutentbrannten Schrei von sich und taumelte auf Exeon zu. Dieser landete gerade und konnte sich kaum aufrecht halten.

„Zeit, das hier zu beenden!“

Kurix stürzte sich von oben herab und setzte seine Katanas an den Nacken des Behemoths. Mit einem sauberen Schnitt durchtrennte er diesen und die Kreatur sank kopflos zu Boden. Das Publikum hatte dem Schauspiel gebannt zugeschaut und brach in Jubelschreien und tosendem Beifall aus.

„Wir haben's geschafft?“, fragte Exeon ungläubig.

„Haben wir“, bestätigte ihn sein Freund und reichte ihm die Hand.

Lächelnd nahm der Grünschopf diese entgegen und stand mit Kurix' Hilfe auf.

Nachdem sich die Menge beruhigt hatte erhob sich Meister Luso und verkündete sichtlich mit Stolz: „Herzlichen Glückwunsch an Kurix Dusknoir und Exeon Aureas. Ihr beiden habt mit Bravour bestanden!“

Das Publikum klatschte und Exeon und Kurix grinsten sich gegenseitig an.

„Wir haben's echt geschafft!“
 

Exeon stand in seinem Zimmer, die Hände in die Hüften gestemmt. Etwas wehmütig ließ er den Blick durch den Raum wandern, der im sanften Schein der untergehenden Sonne gehüllt war. Dieser Ort war die letzten sieben Jahre sein Zuhause, und nun wurde ihm bewusst, wie schön die Zeit hier war. Er seufzte lauthals, schnappte sich seinen Rucksack und fing an zu packen. Er stopfte sein gesamtes Erspartes, frische Wäsche, einen Notizblock mit Stiften und weitere Kleinigkeiten hinein. Mit Müh und Not verschloss er den Rucksack und stellte diesen neben sein Schwert, dass an einer Wand gelehnt war. Plötzlich klopfte es an der Tür. Exeon eilte hin, griff nach der Türschnalle, zwang sich ein Lächeln auf und öffnete. Dahinter warteten Neku und Myde, die ihn grüßten und hereintraten.

Myde bemerkte die gepackte Tasche, sagte sarkastisch: „Schon gepackt? Kannst es wohl kaum abwarten, hier abzuhauen“, und lachte dabei etwas gequält.

„Je eher ich gehe, desto leichter fällt's mir. Hoffe ich...“, antwortete Exeon.

Er schaute sich ein wenig um, so als würde er jemanden suchen. Myde schüttelte mit dem Kopf und bestätigte Exeons Vermutung.

„Wir wissen auch nicht, wo sie ist. Standen vor ihrer Tür und wollten sie abholen, aber sie hat nicht aufgemacht.“

Neku bemerkte den enttäuschten Gesichtsausdruck seines Freundes, ging auf ihn zu und nahm ihn tröstend in den Arm.

„Sie kommt sicher noch!“, versichterte er ihm.

Etwas perplex erwiderte Exeon die Umarmung und auch Myde wirkte überrascht. Sie lösten die Umarmung und Exeon bedankte sich bei ihnen. Während die beiden wieder gingen, schnallte sich der Grünschopf sein Schwert um, schulterte den Rucksack und schlenderte zum großen Tor der Schule. Auf dem Weg dorthin sah er sich nochmal genauer um und schwelgte in Erinnerungen. Im Kopf spielte sich sein erster Tag an der Schule ab. Wie er Melody, Neku und Myde kennenlernte. Wie er hier trainierte und lernte. Er lächelte wehmütig. Inzwischen stand er vor dem Tor, das er das erste Mal vor sieben Jahren durchschritten hatte. Er musterte die Maserung des Holzes und die unzähligen Kerben, die durch Wind und Wetter, sowie der Zeit entstanden waren. Sein Rucksack plumpste mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden und er lehnte sich gegen die Mauer, die das Gebäude umringte. Dort wartend, beobachtete er den Wolkenhimmel und die untergehende Sonne. Unterdessen schlenderte Kurix durch die leeren Korridore der Schule. Die meisten Schüler befanden sich schon in ihren Zimmern und durch die Stille hallten Kurix' Schritte durch das Gebäude.

Exeon wartet sicher schon. Ich sollte mich beeilen.

Er beschleunigte seine Schritte und erreichte schon bald den Außenbereich.

„Warte!“

Kurix erschrak und blickte misstrauisch hinter sich. Neben der Tür zum Gebäude stand plötzlich eine blassblauhaarige, kleingewachsene Frau mittleren Alters. Ihre azurblauen Augen funkelten Kurix interessiert an.

„Was willst du?“ fragte er skeptisch, seine Hand langsam zu seinem Katana wandernd.

Die unbekannte Dame kam einige Schritte auf ihn zu und antwortete: „Steck das weg. Ich will dir nicht wehtun müssen.“

Sie stolzierte direkt an ihm vorbei und winkte ihm hinterher.

„Komm mit, ich zeig dir was Interessantes.“

Weiterhin skeptisch lockerte Kurix den Griff, ließ die Hand jedoch an der Waffe und folgte der Frau.
 

Mittlerweile lief Exeon unruhig auf und ab und schaute immer wieder mal zum Gebäude.

Wo bleibt Kurix nur? Wir hatten ausgemacht, dass wir uns hier treffen...

„Exeooon!“

Der Ruf einer weiblichen Stimme riss ihn aus seinen besorgten Gedanken. Melody sprintete auf ihn zu und wedelte dabei wild mit den Armen. Schnaufend blieb sie vor ihm stehen, sich dabei auf ihren Knien abstützend.

„Melody, was machst du hier?“, wollte Exeon wissen.

Seine Stimme hatte einen leicht beleidigten Unterton.

„Ich... ich wollte mich... noch von dir verabschieden“, antwortete sie keuchend.

„Etwas spät, findest du nicht?“

Unsicher hob sie den Kopf und er konnte nun ihr Gesicht sehen. Mit glasigen Augen blickte sie ihn an und stoß ein weinerliches „Tut mir leid...“ aus.

Tränen begannen, an ihren Wangen herunterzurinnen.

„H-hey, nicht weinen!“

Etwas geschockt schaute er sie hilflos an und fuchtelte wild mit den Händen, nicht wissend, was er damit anfangen sollte. Melody warf sich weinend an seine Brust. Er umarmte sie und lächelte ihr tröstend zu. Sie blickte ihm tief in seine strahlenden Augen. Die Sonne spiegelte sich in ihnen wieder und gaben seinen sonst grünen Augen einen orangenen Verlauf. Zögerlich packte sie ihn an seinem Kragen, zog ihn sanft zu sich herunter und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Überrascht riss Exeon die Augen auf, erwiderte den Kuss zwar, aber löste ihn schnell wieder.

„Ich, äh... ich muss d-dann mal los...“, war alles, was er herausbrachte.

Melody wischte sich hastig die Tränen an ihrem Ärmel ab und verabschiedete sich:

„Okay... Wir sehen uns dann in 'nem Jahr wieder!“

Der Grünschopf nickte zustimmend, winkte kurz und eilte dann schnellen Schrittes durch das große Tor. Melody schaute ihm nach und sah dabei zu, wie er im Dickicht des dahinterliegenden Waldes verschwand. Sie stieß einen traurigen Seufzer aus und machte auf der Stelle kehrt. Mit zum Boden gesenkten Blick schlenderte sie los und rannte in jemanden hinein. Sie fiel vor Schreck um und musterte ihren Kollisionspartner.

„Hey Melody. Hast du Exeon gesehen? Eigentlich wollten wir uns hier treffen“, fragte dieser, der sich als Kurix entpuppte.

Er reichte ihr die Hand und half ihr beim Aufstehen.

„Danke. Exeon ist gerade losgegangen. Wenn du dich beeilst, erwischst du ihn noch“, gab sie mit trauriger Miene zurück.

Kurix nickte kurz und ging los. Etwas perplex blickte sie ihm nach und wurde nachdenklich.

Was ist denn mit ihm los? Er ist doch sonst nicht so nett zu mir...

Kurix stapfte unterdessen durch den Wald. Die blauhaarige Frau von vorhin wartete hinter einem Baum auf ihn.

„Also, wenn das mal nicht interessant war“, sagte sie mit heiterer Stimme.

„Halt die Klappe!“, gab Kurix entnervt zurück.

„Jetzt sei nicht gleich beleidigt. Ich kann dir helfen, ihr Herz für dich zu gewinnen. Den ersten Schritt hast du sogar bereits getätigt. Sie ist verletzt und braucht erstmal eine starke Schulter zum ausweinen.“

Kurix wirkte sichtlich genervt.

„Lass mich in Ruhe!“

Die Frau grinste und ihr Blick funkelte den Jungen nur noch interessierter an.

„Ich will dir doch nur helfen.“

„Pah! Und was willst du als Gegenleistung?“, schnaubte Kurix spöttisch.

„Nur eines. Werde mein Schüler. Ich kann dir noch einiges über die Dunkelheit beibringen.“

Er hielt inne und Skepsis erfüllte seinen Blick.

„Ich kenn' nicht mal deinen Namen.“

Mit einem noch breiterem Grinsen entgegnete sie: „Das lässt sich ändern.“
 

Verwirrt wanderte Exeon durch den Wald und setzte sich auf einen Baumstumpf nieder.

Was ist gerade bitte passiert? Verdammt, Kurix wartet bestimmt dort auf mich.

Er seufzte lauthals und marschierte wieder zur Schule.

Aber echt... Ich hätte nie gedacht, dass Melody auf mich steht. Ich dachte immer, wir wären wie beste Freunde.

Kopfschüttelnd versuchte er, sich auf andere Gedanken zu bringen. Plötzlich spürte er eine fremde, bösartige Aura hinter sich. Blitzschnell zog er sein Schwert und hielt es in gerader Linie vor sich. Die Klinge stoppte nur wenige Zentimeter vor dem Besitzer der Aura. Es war ein schlanker Mann, komplett in schwarzblaue Kleidung und Bänder gehüllt. Sein Gesicht war bis auf seine blaugrauen Augen verdeckt. Nur hier und da lugten ein paar blonde Strähnen hervor.

„Wer bist du?“, wollte Exeon wissen.

Der Unbekannte trat einige Schritte zurück. Er zog binnen Sekunden einen Revolver und schoss auf den Grünschopf. Dieser hievte ruckartig sein Schwert nach oben und zerteilte die Kugel.

„Hm“, gab der Mann von sich.

Er senkte seinen Arm, griff in seine Tasche und warf Exeon einen Kristall zu. Exeon fing ihn auf und begutachte ihn misstrauisch. Der Kristall schimmerte in einem blassen Violett. Verwirrt blickte er wieder zum Mann.

Er legte den Kopf schief und gab ein fragendes „Okaaay...“ von sich.

Plötzlich hob der Unbekannte wieder seinen Arm, feuerte und traf den Kristall.

„Was zum..?!“

Bevor Exeon irgendetwas tun konnte, zersplitterte der Stein und hüllte ihn in ein violettes Kraftfeld. Er verlor den Halt unter den Füßen, schwebte langsam aufrecht und mit einem implosionsartigem Effekt verschwand er. Zufrieden kicherte der Angreifer vor sich hin und verschwand in den Schatten der Bäume.

Stadtbummel

Benommen rümpfte Exeon die Nase, welche von den Grashalmen der Wiese, auf der er lag, gekitzelt wurde. Langsam öffnete er die Augen und richtete sich auf. Sein Blick wanderte durch die Landschaft. Er befand sich auf einer kleinen Insel, umringt von einer dichten Wolkenwand, die in violettem und orangenem Licht schien. Unter ihm ging es endlos in die Tiefe. Am Rand des schwebenden Eilandes wuchsen einige Bäume und Büsche und am nördlichen Ende ragte ein kleiner, seltsam geformter Turm in die Höhe. Kleinere Türmchen wuchsen aus den sandfarbenen Mauern und mündeten, wie auch das Gebilde selbst, in türkisen Spitzdächern. Exeons Augen erstrahlten bei diesem Anblick vor Staunen.

Sich selbst fragend, sprach er: „Was für ein seltsamer Ort... Wie bin ich hier überhaupt gelandet?“

Nachdenklich legte er eine Hand an sein Kinn und ließ die letzten Ereignisse noch einmal Revue passieren.

„Ich war im Wald, dann kam dieser komische Typ und gab mir diesen Kri-“

Er stockte mitten im Satz und riss erschrocken die Augen auf, als ihm die Erkenntnis kam.

„Das war dann wahrscheinlich ein Teleport-Kristall. Aber... wieso?“

Sich den schmerzenden Kopf haltend, schritt er auf den Turm zu und meinte achselzuckend: „Wenn ich schon hier bin, kann ich mich auch genauso gut etwas umschauen.“
 

Exeon lehnte sich gegen die schwere Holztür des Turmes, stieß diese auf und trat hinein. Er fand sich nun in einem kleinen, runden Vorraum wieder. Links führte eine Wendeltreppe, an der mittig gelegenen dicken Steinsäule entlang nach oben. Schritt für Schritt erklomm er die Stufen und erreichte schnell das Ende, an dem sich ein strahlendes Licht befand. Misstrauisch beäugte er dieses.

„Und jetzt?“

Der Grünschopf legte den Kopf schief und lehnte, etwas zaghaft, eine Hand gegen das Licht. Sie verschwand ohne Widerstand in diesem und voller Schreck zog er sie hastig zurück. Argwöhnisch begutachtete er sie und nachdem er sich vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war, atmete er tief durch, kniff die Augen zusammen und trat durch den Lichtschein. Er schlug seine Augen auf, welche sich bei dem nun vorhandenen Ausblick voller Überwältigung weiteten. Eine rote Ziegelmauer umgab den Raum, von oben schien ein blaues Licht sanft auf ihn hinab, von unten ein gelbes. Exeon selbst stand auf einer runden Treppe, die im Raum schwebte und an deren Ende eine kleine Holztür war. Über sich konnte der Grünschopf zwei weitere Treppen ausmachen. Die direkt über ihm war ebenfalls rundlich, die darüber schnurgerade.

„Wow!“ stammelte er, während er seinen Augen noch immer nicht trauen konnte.

„Wer das wohl gebaut hat... und vorallem wie? Zu welchem Zweck?“

Während er weiter über diesen mysteriösen Ort grübelte, ging er die Treppe hoch und durch die Tür an deren Ende. Dahinter lag ein kleiner, kreisförmiger Raum, an den Wänden waren Sterne aufgemalt worden und kleine Sockel, welche mit Marmorsternen geschmückt waren, zierten den Rand. Neugierig betrachtete Exeon alles.

„Überall Sterne und Lichter. Könnte ein Astronomieturm sein“, rätselte er vor sich hin.

„Hm?“

Eine ungewöhnliche Aura breitete sich allmählich aus und erfüllte den Raum mit einer traurigen Stimmung. Langsam wanderte Exeons Hand zum Griff seiner Waffe, dabei schaute er sich argwöhnisch um und hielt den Atem an. Plötzlich schossen drei kniehohe, schwarzblaue Wesen aus dem Boden. Ihre Körper erschienen nur schemenhaft, ihre Augen funkelten blutrot und kleine blitzförmige Öhrchen zuckten wie wild umher. Belustigt musterte Exeon die Geschöpfe.

„Ihr seid ja niedlich!“

Eine der Kreaturen antwortete mit einem beleidigten Fauchen und stürzte sich ohne Vorwarnung auf ihn. Er machte einen Ausfallschritt, jedoch erwischte sie ihn am Arm und ein langer Kratzer zierte nun diesen.

„Pfui, böses Schattenmonsterchen!“ schimpfte Exeon es mit einem empörten Gesichtsausdruck aus und wedelte tadelnd mit dem Finger.

Der Angreifer legte nur den Kopf schief und schien den Grünschopf verwirrt anzuschauen.

„Naaw! Ihr seid immernoch süß. Da tut's mir ja fast schon leid.“

Mit einem breiten Grinsen zog er sein Schwert und besiegte das Wesen mit einem einzigen Schwertstreich. Daraufhin sprangen die anderen zwei auf Exeon zu, jedoch fielen auch sie seiner Klinge zum Opfer. Zwar waren nun alle Gegner besiegt, aber noch immer lag dieselbe todtraurige Aura in der Luft. Etwas skeptisch ging Exeon weiter, das Schwert weiterhin fest in seinem Griff verschlossen. Er hatte die Tür noch nicht ganz erreicht, da hörte er das zischende Geräusch einer, auf ihn zurasenden Klaue. Mit einer ruckartigen Drehung schwang er seine Waffe und wehrte den Angreifer ab.

„Ganz schön anhänglich, was?“

Mit einigen wenigen Schlägen entledigte sich der Grünschopf den Nachzüglern. Er ließ den Blick noch einmal durch den Raum schweifen, bevor er nun endlich weiterschritt. Wieder im Treppenhaus angekommen, falls man es überhaupt so nennen konnte, wagte Exeon einen Blick über das Geländer. Unter ihm sah er die Stiege, auf der er sich zuerst befand. Nach einem kurzen Schulterzucken erklomm er die Stufen und betrat den nächsten Raum. Dieser war zum Vorhergegangenem identisch, mit Ausnahme der Sterne. Denn statt diesen schmückten nun Monde die Wände und Sockel.

„Man könnte fast meinen, der Besitzer dieses Turms hat eine Vorliebe für den Nachthimmel“, bemerkte Exeon mit einem sarkastischen Lachen.

Noch immer lag eine Traueratmosphäre in der Luft, zu der sich nun eine wütende, fast schon hasserfüllte gesellte. Wie bestellt tauchten plötzlich erneut die seltsamen Wesen aus dem Vorraum auf, begleitet von einem deutlich größeren Exemplar. Es ragte Exeon bis zur Brust und sein rotschwarzer Körper war bedeckt mit Metallplatten, die seinen Kopf, die Arme, sowie Beine schützten. Zudem war an beiden Armen eine messerscharfe Klinge mit diesen verwachsen. Bedrohlich richtete es eine seiner Waffen auf den Grünschopf.

Beschwichtigend und auch leicht sarkastisch meinte er: „Na na, man kann doch über alles reden.“

Das Monster gab einen zischenden Schrei als Antwort zurück und stürzte sich, wild umherwirbelnd, auf ihn. Exeon hob flink seine Waffe horizontal vor sich und wehrte den Angriff ab. Ein metallisches Klirren ertönte beim Aufprall ihrer Klingen.

„Dann halt nicht“, stieß er beleidigt aus.

Mit einer gekonnten Handbewegung glitt sein Schwert an der Klinge des Gegners hinab, begleitet von einem scharfen Schleifgeräusch. Er vollführte eine volle Drehung, die Waffe dabei ausgestreckt und trennte damit die Beine der Kreatur ab. Diese brüllte vor Schmerz auf und ihre roten Augen funkelten voller Hass. Sich auf seinem Rumpf drehend, schleuderte es eine Armklinge nach Exeon. Die Luft zischte aufgrund der hohen Fluggeschwindigkeit. Der Grünschopf ließ sein Schwert wie eine Acht vor sich kreisen, um die Attacke abzuwehren und konterte seinerseits mit einem schräg nach oben gerichteten Schlag, der seinen Gegner enthauptete. Danach blickte er zu den restlichen Monstern, die sich nun ebenfalls auf ihn stürzen wollten. Exeon konzentrierte sich auf sein Schwert, welches kurzerhand grün aufleuchtete und entfesselte eine gewaltige Wirbelattacke. Damit waren alle Kreaturen besiegt und er blickte zufrieden durch den Raum. Gerade als er im Begriff war zu gehen, vernahm er hinter sich wieder ein zischendes Fauchen. Genervt drehte der Grünschopf sich um und fand seine Gegner putzmunter vor sich wieder.

„Ach kommt schon! Gebt mir 'ne Pause“, jammerte er.

Bevor seine Gegner auch nur die Chance hatten, ihn zu attackieren, öffnete er hektisch die Tür hinter sich einen Spalt breit und schlüpfte durch diesen hindurch. Danach schloss er sie hastig wieder und richtete seinen Blick nach vorne.
 

Er stand nun auf der letzten Treppe und eilte schnellen Schrittes die Stufen hoch. Etwa nach der Hälfte der Strecke schwang die untere Tür brachial auf und die Kreaturen quollten nur so hervor.

„Verdammt, hartnäckig seid ihr ja.“

Er deutete mit ausgebreiteter Handfläche nach hinten und feuerte eine Reihe Eiskristalle ab, die beim Aufschlag zu einer meterhohen Eiswand emporstiegen.

„Das sollte sie eine Weile aufhalten.“

Erleichtert atmete er aus und schritt nun durch die letzte Tür. Abermals fand sich Exeon in einem rundlichen Raum wieder, allerdings unterschied sich dieser deutlich von den vorherigen. Mittig stand ein großer, langer Holztisch, auf dem ein dicker Wälzer, sowie ein Totenkopf lagen. Auf letzterem befand sich eine halb verbrannte Kerze. Hinter dem Tisch stand ein Stuhl, dessen Rückenlehne in die Höhe ragte und knapp zwei Meter hoch war. Dahinter waren drei stern- und ein sichelmondförmiges Fenster, aus denen man einen guten Ausblick auf den Eingangsbereich des Turmes hatte. Rechts lag eine weitere Tür, die sich nach kurzem Rütteln an der Klinke als verschlossen herausstellte. Daneben stand eine unbeschriftete Tafel. Desweiteren schmückten mehrere Bücherregale den Raum. Neugierig schaute Exeon durch die Regale und überflog die verschiedenen Buchtitel. Er nahm eines der Bücher heraus und blätterte darin herum, bis er auf ein interessantes Bild stieß. Darauf abgebildet war eine Kreatur, die große Ähnlichkeit mit denen, die ihn attackierten, hatte. Jedoch war es nur schwarz, mit leuchtend gelben Augen und einem eher rundlichen Kopf. Gespannt fing er an zu lesen:
 

Die Herzlosen. Kreaturen, geboren aus der Dunkelheit in den Herzen der Menschen,welche dauerhaft auf der Jagd nach Herzen sind. Sollte eine Person mit besonderer Charakterstärke der Dunkelheit in seinem Herzen nachgeben und zu einem Herzlosen werden, so entwickelt die hinterlassene, leere Hülle einen eigenen Willen. Sie wird zu einem Niemand.
 

Unschlüssig legte er das Buch wieder weg.

Hm. Diese Biester waren zwar den Herzlosen ähnlich aber doch irgendwie... anders.

Etwas im anliegenden Regal blitzte kurz auf und erregte seine Aufmerksamkeit. Exeon untersuchte das Möbelstück näher und fand den Grund für das Aufblitzen: Ein grüner, sternförmiger Kristall, dessen Inneres von einer blauen Maserung durchzogen war und eine der Sternenspitzen durch einen schweifartigen Auswuchs ersetzte. Fasziniert betrachtete er den Kristall.

„Sieht aus wie eine... Sternschnuppe.“

Ohne zu zögern schnappte er sie sich und drehte sie ein wenig in der Hand, wo sie im sanften Licht schimmerte. Gerade als er ihn weglegen wollte, begann der Sternensplitter in gleißendem Licht zu strahlen. Ohne Vorwarnung riss es Exeon von den Füßen und er flog direkt zum nächstbesten Fenster hinaus. Zeitgleich betrat ein hochgewachsener, älterer Mann den Raum. Seine lange, blaue Robe wehte aufgrund des Abflugs und sein farblich dazu passender Spitzhut rutschte von seinem Kopf. Perplex beobachtete er die Lichtspur, die die Sternschnuppe hinterließ und den Nachthimmel durchzog, während er sich seinen Hut wieder aufsetzte und sich durch seinen langen, grauen Bart strich.

Mit erhabener Stimme sprach er: „Hm. Ich frage mich, wer sich da wohl meines Sternensplitters bedient hat.“
 

Unsanft krachte Exeon in einen Baum und beendete damit seinen unfreiwilligen Flug.

„W-was ist gerade passiert?“ stammelte er, während er versuchte, sich aus dem Geäst der Baumkrone zu befreien.

Als er es endlich schaffte, verlor er den Halt und knallte, begleitet von einem „Au!“ zu Boden.

Jammernd richtete er sich auf und rieb sich den schmerzenden Po. Währenddessen ließ er den Blick umherschweifen. Augenscheinlich hatte es ihn in eine Art Wohnviertel befördert. Die beigen Steinhäuser waren in kurzen Abständen aneinandergereiht und die Dächer waren, in unregelmäßigen Abständen, mit roten oder lilanen Ziegeln bedeckt. Blumenkästen schmückten die Fenster und die lange Straße, von der hier und da einige Gassen abzweigten, führte geradewegs zu einem recht großen Marktplatz. Während Exeon den Weg entlang schlenderte, schaute er sich die zahlreichen Geschäfte an, die nach und nach zum Vorschein kamen. Neben vielen Essensständen, befanden sich dort auch ein Juwelier, eine Schmiede und viele weitere Einrichtungen aller Art. Im Vorbeigehen konnte er einen Blick auf den Inhaber der Schmiede erhaschen, einem kleinen, weißen Geschöpf. Mit seiner roten Nase, lila Flügeln und dem großen, roten Bommel am Kopf wirkte es fast schon wie ein Stofftier, dass da in der Luft schwebte. Exeon wirkte positiv überrascht.

„Uh, ein Mogry. Aber der sieht anders aus, als die, die ich kenne.“

Er seufzte lauthals und fügte hinzu: „Also in Ivalice bin ich ganz sicher nicht mehr.“

Er spazierte weiter und kam nicht umher, die massige Ansammlung an Frauen zu bemerken, die sich vor „Lumarias Blumenparadies“ gegenseitig anpöbelten um zum Besitzer des Ladens, einem schlanken, blauäugigen, rosahaarigen und äußerst gutaussehenden Mann, vorzudringen. Exeon machte einen großen Bogen um die Menge und steuerte stattdessen auf ein Café, namens „Wellen-Gig“, zu.

„Hm, ich könnt 'eigentlich was zu Mampfen vertragen.“

Daraufhin betrat er den Laden und wurde freudig von einem blonden, etwas schlaksigen Mann begrüßt.

„Guten Tag! Was kann ich für dich tun?“, fragte er mit einem sanften Lächeln.

Exeon blickte in seine strahlend blauen Augen und antwortete: „Öhm, ich hätte gern 'ne Kleinigkeit zu essen, ein Sandwich vielleicht? Und ein Kaffee wäre nicht schlecht.“

„Kommt sofort!“

Der Blondschopf führte ihn an einen kleinen Tisch und brachte ihm kurz darauf das gewünschte Sandwich und eine Tasse Kaffee. Exeon bedankte sich freundlich und nahm erstmal einen herzhaften Bissen zu sich. Unterdessen setzte sich der Blondschopf hinter die Theke, nahm eine Sitar zur Hand und musizierte ein wenig. Während er aß, sah sich Exeon etwas im Inneren um. Hinter der Theke schien die Küche zu liegen, mittig waren einige Tische, mit dazu passenden Stühlen, verteilt und gegenüber des Tresens befand sich eine kleine Bühne, auf der ein Schlagzeug aufgestellt war.

Hier würd's Myde gefallen, dachte er sich und richtete seinen Blick nun auf die Gitarren, die überall an den Wänden hingen.

Er nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse und stopfte sich die letzten Bissen hinein. Zufrieden saß er eine Weile dort und überlegte, wie es jetzt weitergehen sollte.

Es ist zwar schon cool hier, aber eigentlich muss ich zurück. Schließlich wartet Kurix auf mich.

Seufzend nahm er den Sternensplitter, den er in seiner Hosentasche verstaut hatte, zur Hand und betrachtete ihn fasziniert.

Bring mich nachhause! befahl er in Gedanken, doch nichts passierte.

Erneut entglitt ihm ein Seufzer und er steckte den Kristall wieder ein. Plötzlich drang lautes Geschrei von den Straßen. Durch das Schaufenster des Cafés konnte Exeon erkennen, wie mehrere Menschen panisch umherrannten und vor seltsamen Kreaturen flohen.

„Die Viecher schon wieder?“

Er sprang entnervt auf und wollte gerade lossprinten, als ihn der blonde Mann aufhielt.

„Hey, hier wird sich nicht vorm Zahlen gedrückt. Auch nicht bei sowas.“

Er deutete hinter sich und hatte einen bedrohlichen Ton aufgesetzt. Exeon kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„N-natürlich! Wieviel macht das dann?“

Der Mann überreichte ihm einen Notizzettel, auf dem die Rechnung stand. Exeon kramte etwas Geld heraus, drückte es ihm in die Hand und eilte los, nur um zwei Sekunden später wieder in den Laden zu kommen. Hastig griff er nach seiner Tasse, leerte diese in einem Zug und begab sich diesmal wirklich hinaus.
 

Draußen angekommen schaute er sich hastig um und eilte zum nächstgelegensten Gegner. Mit gezückter Klinge stürzte er sich auf ihn und besiegte ihn mit einer Stichattacke. Weiter vorne kauerte eine Frau am Boden, umringt von weiteren Kreaturen. Exeon bemerkte dies und eilte ihr sofort zur Hilfe. Noch im Laufen feuerte er mehrere Auraflammen. Nachdem er die restliche Distanz zwischen sich und der Frau überbrückt hatte, setzte er zu einer Sprungattacke an und erledigte auch das letzte Monster. Er reichte der Frau, welche noch immer verängstigt dahockte, die Hand und half ihr auf. Sie starrte ihn mit glasigen Augen an und bedankte sich flüchtig. Damit waren alle Passanten vom Marktplatz verschwunden und Exeon konnte nun ungehindert kämpfen. Mühelos besiegte er die restlichen Gegner und schob, erleichtert aufatmend, sein Schwert zurück.

„Was sind das bloß für Viecher?“, fragte er sich laut.

„Another. Zumindest nennen wir sie so“, antworte ihm überraschend eine tiefe, und doch sanfte Männerstimme.

Erschrocken drehte sich Exeon um. Ein Mann mit schulterlangem, feuerrotem Haar kam auf ihn zu. Er trug eine blaue Uniform und seine graublauen Augen musterten den Jugendlichen gründlich.

„Vielen Dank, Kleiner.“

Freundlich lächelnd streckte der Mann ihm die Hand entgegen.

„Kein Problem“, antwortete er und nahm seine Hand, ebenfalls lächelnd, entgegen.

„... nur wofür?“ fügte er, den Kopf schief legend, an.

Der Rotschopf konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Dafür, dass du diese Biester erledigt hast. In letzter Zeit wimmelt es hier nur so von denen, wir kommen kaum noch hinterher.“

Als er den Satz beendete, kratzte sich der Mann am Kinn. Noch immer ratlos neigte Exeon den Kopf auf die andere Seite.

„Wir?“

„Die Garde!“ antwortete der Mann.

„Wir beschützen diese Stadt und ihre Bürger. Hast du in der Schule nicht aufgepasst? Oder...“

Misstrauisch beäugte der Rotschopf ihn und beugte sich nach vorne, sodass er Exeon besser in die Augen schauen konnte.

„... kommst du am Ende gar nicht aus dieser Welt?“

Bei der Frage fing der Grünschopf an, panisch nach links und rechts zu schauen und Schweißtropfen zeichneten sich in seinem Gesicht ab. Er überlegte fieberhaft nach einer Ausrede.

Verdammt, was mach' ich jetzt?

Während er nach Worten suchte, kam ihm eine Idee und er rief plötzlich:

„Öhm... h-hey, ist das nicht dieser berühmte Typ, wie hieß er noch gleich?“

Er deutete hinter den Gardisten, der sich überrascht umdrehte.

„Da ist doch niemand...“, stellte er fest und wandte sich wieder zu Exeon, der gerade hinter einer Ecke verschwand.

„Seltsamer Junge. Dabei wollt' ich ihm nur 'ne Stadtführung anbieten.“

Er zuckte mit den Achseln und stapfte zurück in die Richtung aus der er kam.
 

Unterdessen hatte Exeon eine große Strecke zurückgelegt und stützte sich keuchend an einer Hauswand ab.

„Ich... ich glaub, ich hab ihn abgehängt.“

Langsam kam er auch wieder zur Puste und schaute sich etwas hilflos um. Er hatte bei seiner Flucht gar nicht darauf geachtet, wohin er rannte und hatte nun keinerlei Ahnung, wo er sich befand.

„Verdammt!“

Langsam setzte er sich wieder in Bewegung und schlenderte die Gassen entlang. Hinter den Häusern ragte eine gewaltige Steinmauer, gut und gern viermal so hoch wie jedes Gebäude hier, in die Höhe. Exeons Neugierde lotste in weiter in Richtung der Außenmauer und nach einem kurzen Fußmarsch erreichte er diese dann auch. Die letzten Sonnenstrahlen lugten hinter dem Schutzwall hervor und hüllten die Umgebung in ein schwummriges Licht. Während er ziellos an der Mauer entlang lief, spürte er plötzlich etwas. Es war eine negative Energie, doch sie wirkte anders als die der Another. Und vor allem mächtiger. Misstrauisch näherte er sich der Richtung, aus der er die Aura erspürte und erreichte bald einen Torbogen inmitten der Mauer. Exeon ging durch diesen und gelangte so in eine Art Unterführung. Der Weg war gepflastert und rechts und links von schmalen Blumenbeeten, sowie einem Wasserlauf, gesäumt. Am Ende der Unterführung führte eine Treppe nach oben und dahinter wartete ein riesiger Platz, voller Blumen und einem zentral angelegten Springbrunnen. Das Wasser sprudelte nur so und sanftes Plätschern sorgte für eine ruhige Stimmung. Hinter dem Brunnen versperrte ein meterhohes Eisengitter den weiteren Weg. Etwas abseits des Brunnens stand eine seltsam gekleidete Gestalt und starrte zum Horizont. Ihr Körper war in einen schwarzen Ganzkörperanzug gepackt, der von roten Strängen durchzogen war und dem ganzen etwas Organisches verlieh. Um die Hüfte hing eine dunkelblaue Schleppe, deren fransigen, tiefroten Spitzen sanft im Takt des Windes mitschwangen. Der Kopf wurde durch einen schwarzen Helm bedeckt. Die Person bemerkte Exeon und drehte sich zu ihm um, wodurch ihre grauschwarzen Stiefel quietschten. Der Grünschopf erstarrte beim Anblick der Gestalt, die er aufgrund ihres recht muskolösen Körperbaus für einen Mann hielt. Die Luft knisterte förmlich während beide stillschweigend da standen und sich anstarrten.

Woah, diese Aura ist so... deprimierend. Alles, was ich spüre, sind Wut, Hass, Trauer, Angst, einfach pure Verzweiflung.

Exeon versuchte ruhig zu wirken und näherte sich etwas zaghaft. Während er näher kam, legte der Unbekannte den Kopf schief. Er schien Exeon genauestens zu mustern.
 

„H-hey, ich bin Exeon“, stellte sich der Grünschopf vor und hob dabei grüßend die Hand.

Nach einer Weile fügte er hinzu: „Und du?“

Eine weitere Weile verging, bis der Mann antwortete: „Vanitas.“

Exeon lächelte schief und gab ein „Freut mich!“ zurück.

Nun starrten sich beide wieder an und unangenehme Stille machte sich breit. Vanitas schien gerade die Lust an ihm zu verlieren und machte Anstalten zu gehen, als Exeons Hosentasche hell aufleuchtete. Erschrocken zog der Jugendliche den Sternensplitter hervor.

Puh, gerade rech--.

Wie aus dem Nichts stürmte der Mann auf ihn zu und beschwor auf halber Strecke ein Schwert in seiner Hand. Er schlug Exeon die Sternschnuppe aus der Hand und diese landete laut klirrend, jedoch unbeschadet, am Boden.

„Au! W-was sollte das denn?!“, fragte Exeon empört und rieb sich die schmerzende Hand.

Vanitas ignorierte seine Frage und richtete sein Schwert bedrohlich gegen seinen Hals. Mit der Waffe direkt vor der Nase, fiel Exeon auf, wie ungewöhnlich diese doch war. Die Parierstange umringte den gesamten Griff, am Ende der Klinge befand sich etwas, das ihn an einen Schlüsselzahn erinnerte. Ein Anhänger baumelte, am Ende des Griffes, aufgeregt hin und her.

„Woher hast du die?“, verlangte Vanitas zu wissen und deutete auf den Sternensplitter.

„Ge-gefunden“, antwortete Exeon zögernd.

„Pah.“

Der Mann holte aus und schlug mit seiner Waffe zu, doch Exeon reagierte mit einer geschickten Seitwärtsrolle. Noch im Rollen zog er sein Schwert und hielt es schützend vor sich. Mit aller Kraft schaffte er es, Vanitas zurückzudrängen und etwas Luft zwischen ihnen zu schaffen. Vanitas sprang in die Luft und mit einem beherzten Schwung seines Schlüssels ließ er Blitze herunterregnen. Exeon wich in letzter Sekunde nach hinten aus und konterte mit einer Aurasphäre. Während Vanitas zu Boden segelte, schlug er die Sphäre mühelos weg und landete neben Exeon. Mit einer Drehung richtete er sich auf und schlug mehrmals nach dem Grünschopf.

Dieser wehrte abermals ab und fragte zwischen zwei Schlägen: „Hey, was ist das eigentlich für 'ne Waffe?“

Vanitas drückte ihn mithilfe einer Schockwelle von sich.

„Ein Schlüsselschwert.“

Exeon feuerte mit einer Aurasphäre auf den Boden und die Druckwelle schleuderte Staub und Blütenblätter in die Luft. Im Schutze dieser, setzte er zum Schlag an und erwischte seinen Gegner an der Schulter. Exeon grinste schon siegessicher, doch wich dem ein verdutzter Gesichtsausdruch, als er merkte, dass er nicht Vanitas, sondern lediglich einen Schatten erwischt hatte. Dieser verblasste und sein Gegner erschien über ihm. Dieses Mal reagierte Exeon etwas zu langsam und so striff die gegnerische Klinge seinen linken Unterarm. Ein langer, vor Schmerz brennender Schnitt zierte diesen nun. Exeon musterte flüchtig die Wunde, aus der langsam ein dicker Blutstropfen lief, musste sich jedoch wieder auf seinen Gegner konzentrieren. Mit einem horizontalen Hieb schwang der Grünschopf sein Schwert nach ihm, doch wich er mit einem eleganten Sprung aus und segelte direkt über Exeon hinweg. Noch im Flug formte Vanitas, mit zwei blitzschnellen Schnitten, ein X, das durch eine Stoßbewegung seinerseits auf Exeon zuraste. Ruckartig zog der Grünschopf einen Auraschild vor sich hoch. Während Vanitas leichtfüßig landete, löste Exeon den Schild wieder auf und feuerte diesen in Form einer Sphäre ab. Gleichzeitig hob Vanitas sein Schwert gen Himmel gestreckt. Eine schwarzrote Feuerkugel bildete sich an dessen Spitze und diese schleuderte er seinem Kontrahenten entgegen. Das Geschoss flog unerwartet langsam, doch plötzlich teilte es sich in vier kleinere, und deutlich schnellere, die beim Zischen durch die Luft eine Funkenspur hinterließen. Die erste Feuerkugel kollidierte mit Exeons Aurasphäre, die nächsten beiden wehrte der Jugendliche mit zwei gekonnten Schwerthieben ab. Die letzte fing er breit grinsend auf und in sekundenschnelle verfärbte sich die Flamme grün. Schwungvoll warf er die Sphäre zurück und traf den überraschten Vanitas am Kopf. Beim Aufprall gab es eine kleine Explosion und Scherben flogen durch die Luft. Sein Helm wurde durch den Angriff zersplittert und endlich konnte man einen Teil seines Gesichtes erkennen. Einige schwarze Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht. Blut rann seine Stirn hinab, vorbei an seinem goldgelben Auge. Er wirkte etwas geschockt und schaute erst hinunter zu den Scherben und dann wieder zu Exeon. Vanitas stieß einen höhnischen Laut aus und stürmte, wild um sich schlagend, wieder auf den Grünschopf zu. Exeon strauchelte konstant nach hinten um den Schlägen zu entgehen. Nach einer Weile setzte er zum Gegenangriff an. Er vollführte eine Drehattacke und zwang Vanitas damit etwas zurück. Dieser machte einen Rückwärtssalto und landete mit dem Kopf voran im Boden. An der Landestelle machte sich ein dunkler, schattenartiger Fleck breit, der sich bedrohlich auf Exeon zubewegte. Unsicher schaute er dem Fleck zu, bis er schließlich direkt unter ihm war. Wie eine Kanonenkugel schoss Vanitas hervor und segelte nach oben. Erstaunt wich Exeon zurück. Schnell begriff er die Situation und packte seinen Kontrahenten am Fußgelenk. Überrascht richtete Vanitas seinen Blick hinunter und traf auf den seines grinsenden Gegners. Exeon stieß sich mit einem Fuß ab und drehte sich mehrmals um die eigene Achse. Als er genug Schwung hatte, ließ er los und Vanitas segelte rasend schnell durch die Luft. Noch im Flug erlangte er jedoch die Kontrolle über seinen Körper und landete unbeschadet. Er schlitterte noch einige Zentimeter über den glatten Steinboden, bevor er sich von diesem abstieß und auf Exeon zuschnellte. In rasend schnellem Tempo ließ Vanitas unzählige Schwertschläge auf ihn niederprasseln. Der Grünschopf hatte sichtlich Probleme, mit dem angezogenen Tempo, mitzuhalten. Seine Abwehrversuche wurden immer langsamer, sodass Vanitas mühelos zu einem mächtigen Kick ansetzen konnte. Damit beförderte er Exeon mehrere Meter durch die Luft, bis er schließlich inmitten des Springbrunnens landete. Das Wasser spritzte in alle Richtungen und der Grünschopf war innerhalb von Sekunden vollkommen durchnässt. Er griff gerade nach seiner Waffe und wollte sich aufrichten, als er ihm Augenwinkel sah, wie sein Kontrahent bereits zum finalen Schlag ansetzte. Für Exeon stand die Zeit eine Sekunde lang still, während die Klinge immer näher auf ihn zuraste. Er kniff zitternd die Augen zusammen und dachte, dass es das war, als plötzlich ein metallisches Klirren ertönte. Langsam öffnete Exeon ein Auge und lugte vorsichtig nach oben. Zwischen seinem Gesicht und Vanitas' Waffe befand sich ein weiteres Schlüsselschwert, an dessen Ende der rothaarige Mann von vorhin stand. Dieser schenkte Vanitas einen bedrohlichen Blick. Etwas zögernd ging Vanitas ein paar Schritte zurück. Beide blickten sich eindringlich an, bis Vanitas schließlich seine Waffe verschwinden ließ und mit einer Handbewegung ein schattenhaftes Portal erschuf, das ihn umgab und sich dann auflöste. Erleichtert atmete Exeon auf und auch der Rotschopf nahm eine entspanntere Pose ein. Er ließ den Arm sinken und auch sein Schlüssel dematerialisierte sich. Der Mann drehte sich zu Exeon und überreichte ihm, sanft lächelnd, den Sternensplitter.

„Den hast du wohl verloren.“

Exeon nickte, noch immer etwas geschockt, und nahm den Kristall dankend entgegen. Mit einem Ruck half ihm der Mann auf.

„Danke für die Hilfe.“

Der Rotschopf grinste und erwiderte: „Kein Ding. Dafür ist die Garde ja da.“

Exeon lächelte schief und lief etwas rot an. Es war ihm peinlich, dass er erst vor ihm wegrannte und nun gerettet werden musste.

„A-ach ja, was sind eigentlich diese Schlüsselschwerter?“ fragte der Grünschopf um von der Situation abzulenken.

Der Gardist verschränkte die Arme und schaute etwas skeptisch, bevor er antwortete: „Nun ja, wie der Name bereits impliziert: Eine Mischung aus Schlüssel und Schwert. Theoretisch kann man damit alles verhauen und Schlösser aller Art öffnen. Oder schließen.“

Interessiert lauschte er den Worten des Mannes und nickte zwischen den Sätzen.

„Ach ja, ich bin übrigens...“ begann der Mann, als plötzlich der Sternensplitter in Exeons Hand aufleuchtete.

„W-woah!“

Wie eine Rakete schoss der Grünschopf in den Himmel und ließ den Gardisten, der nur noch „... Ignis“ murmelte, völlig verdutzt dort stehen.
 

Kurix trat aus einem dunklen, schattenartigen Portal, dicht gefolgt von der mysteriösen, blauhaarigen Frau. Mit einer schnellen Handbewegung verschloss sie das Portal wieder. Kurix schaute sich unterdessen skeptisch um. Er befand sich in einem großen Saal, in dessen Mitte ein langer, zertrümmerter Tisch, umringt von ein paar Stühlen stand. Die meisten der Stühle standen etwas schief oder waren bereits, aufgrund ihres morschen Holzes, eingeknickt. Von der Decke baumelte ein verrosteter Kronleuchter, der den Raum in ein schwummriges Licht hüllte und als einzige Lichtquelle diente. Er schauckelte ein wenig, durch den leichten Luftzug, der umherging. Am Ende des Saals befand sich ein Thron, der durch den Boden etwas erhöht stand.

„Ziemlich schäbig hier...“, meinte Kurix murmelnd.

Er wandte sich der Frau zu.

„Und das hier ist wirklich eine andere Welt?“

Anstatt zu antworten, lächelte sie verschmitzt und deutete auf das große Tor hinter sich. Als er dieses aufstieß, verschlug es ihm die Sprache. Vor ihm lag ein blaues, felsiges Tal, das von einer tiefen Schlucht durchzogen war. Am Horizont ragte ein gewaltiges Schloss in die Höhe, umgeben von unzähligen roten und lilanen Dächern.

Der Junge kam einfach nicht mehr aus dem Staunen heraus, weshalb die Frau in einem spöttischen Ton fragte: „Na, jetzt überzeugt?“

Er fing sich langsam wieder und nickte.

„Gut, dann können wir ja jetzt alles weitere besprechen.“

Sie wollten gerade wieder reingehen, als Kurix im Augenwinkel ein grelles Leuchten bemerkte. Das Licht steuerte geradewegs den westlichen Teil der riesigen Stadt an und verschwand zwischen den Häusern.
 

In der Zwischenzeit kam jemand neues im Inneren des Thronsaals an. Es war der vermummte Mann, dem Exeon im Wald begegnete.

Aus der Richtung des Throns ertönte eine Männerstimme: „Ah, da bist du ja Yuën.“

Der Vermummte drehte sich zum Ursprung der Stimme. Ein junger Mann, gehüllt in einen braunen, zerfetzten Umhang samt Kapuze trat hinter dem Thron hervor und schritt auf ihn zu.

„Auftrag ausgeführt“, gab Yuën zurück und zog die Stoffmaske, die seinen Mund verdeckte, herunter.

„Ach, wirklich?“ hakte der Mann nach.

„Denn, du musst wissen, ich komme gerade aus der Kammer, in der er eigentlich sein müsste, doch, oh weh! Da ist er nicht!“

Der Mann hatte dauerhaft einen sarkastischen Ton drauf, der im letzten Satz wütendem Geschrei wich.

Etwas überrascht vom plötzlichen Stimmungswechsel seines Gegenübers, versuchte Yuën sich zu rechtfertigen: „U-unmöglich, ich habe den Plan genauestens befolgt.“

Der Mann im Mantel seufzte lauthals und ließ sich wütend auf den Thron fallen.

„Tja, anscheinend nicht.“

Er fuhr mit seiner Hand unter die Kapuze und massierte seine Schläfen. Dann sprach er weiter.

„Okay, gehen wir alles nochmal durch. Schritt 1: Du fängst ihn im Wald ab.“

„Hab' ich“, erwiderte Yuën.

„Schritt 2: Du übergibst ihm den Teleportkristall.“

„Habe ich ebenfalls gemacht.“

„Und Schritt 3. Du aktivierst den Kristall mit einem sanften Fingerdruck.“

„O-oh...“

Nun geriet Yuën etwas ins Schwitzen. Der Mann bemerkte dies sofort und schaute ihn eindringlich an, wobei seine blutroten Augen durchblitzten.

„Oh? Was 'Oh'?“

Yuën zögerte kurz bevor er antwortete:

„... ist es schlimm, wenn ich den Kristall mit einem festen Druck ausgelöst habe?“

„Hm, sollte eigentlich nichts mach--“

Hastig fügte Yuën an: "Mit einem Schuss aus meinem Revolver.“

Stille machte sich breit und der Mann starrte ihn fassungslos an. Langsam richtete er sich auf und stellte sich direkt vor Yuën.

Mit zischender Stimme sagte er: „Ein Pistolenschuss... Ein verschissener Pistolenschuss.“

Die Stimme des Mannes wurde mit jedem Wort etwas ruhiger. Er seufzte erneut, bevor er Yuën an den Schultern packte und ihm sein Knie in die Magengrube bohrte. Hustend und keuchend sackte er zu Boden, während er vergeblich versuchte, den Drang sich zu übergeben, zu unterdrücken.

„Du verdammter Vollidiot, eigentlich sollte ich dich umbringen! Er könnte jetzt wer-weiß-wo gelandet sein!“

Nun schrie der Mann wieder laut vor sich hin, bis er Kurix, in Begleitung der Frau reinkommen sah. Er versuchte sich zu beruhigen, während die beiden den, am Boden kauernden, Yuën betrachteten.

Der Mann schritt auf die Frau zu und deutete auf Kurix: „Warum hast du den da angeschleppt, Illua?“

Die Frau antwortete gelassen: „Ich habe einen Deal mit ihm un--“

Genervt unterbrach er sie.

„Tja, damit ist der Deal geplatzt. So wie dem sein Frühstück“, er zeigte dabei auf Yuën, der sich mittlerweile aufgesetzt hat und sich etwas Erbrochenes vom Mund wischte.

„Und jetzt schick ihn wieder heim.“

Mit einem verächtlichen „Pah“ mischte sich Kurix nun selbst ein.

„Wohin ich gehe, oder nicht, entscheide ich noch immer selbst.“

Seine Hand wand sich um den Griff seines Katanas, den er fest umklammerte. Ein breites Grinsen zeichnete sich unter der Kapuze des Mannes ab.

„Weil ich gut drauf bin, wie wäre es mit einer Wette?“ fragte er Kurix belustigt.

„Gewinnst du, zeig' ich dir alles, was Illua dir versprochen hat... und mehr.“

Bei dem letzten Wort verzog er lustvoll den Mundwinkel.

„Gewinne ich... tja, dann wirst du mein Sklave.“

Illua riss geschockt die Augen auf und schüttelte den Kopf, doch Kurix ignorierte ihre Warnung.

„Die Wette gilt!“

Kaum hatte er das gesagt, zog er beide Katanas und verschwand augenblicklich. Kurix erschien hinter dem Mann und schlug mehrmals mit seinen Waffen zu, doch wich dieser mit Leichtigkeit aus. Währenddessen zog er sich seinen Mantel aus und warf ihn in die nächstgelegenste Ecke. Aufeinmal stoppte Kurix und blickte den Mann entgeistert an.

Sein feuerrotes Haar stand in alle Richtungen ab und etwas perplex fragte der Mann: „Wird das noch was?“ und legte dabei den Kopf schief.

Kurix hörte ihn gar nicht, er war noch immer zu geschockt.

D-dieser Typ... er sieht eins zu eins aus wie Exeon! Was hat das zu bedeu--

Bevor Kurix seinen Gedanken zu Ende bringen konnte, verlor der Rotschopf die Geduld und bildete eine rotschwarze Aurasphäre in seiner Handfläche, die er direkt in Kurix' Gesicht feuerte. Dieser wurde durch die Wucht von den Füßen gerissen und flog mehrere Meter, am Thron vorbei, durch den Raum, bis er er schließlich gegen die Wand prallte und zu Boden rutschte.

A-aura...?

War Kurix letzter Gedanke, bevor ihm schwarz vor Augen wurde und er das Bewusstsein verlor.

Verloren in den Wäldern

Etwas wehmütig blickte Melody zum Horizont. Die Sonne ging gerade auf und außer dem melodischen Gezwitscher der Vögel, war nichts zu hören. Sie hatte die gesamte Nacht damit verbracht, die Schulmauer hinaufzuklettern, doch als sie es endlich geschafft hatte, kam sie nicht mehr hinunter. So saß sie nun schon seit einigen Stunden dort fest. Ein trauriges Seufzen entglitt ihr. Sie zog ihre Knie näher zur Brust und legte die Arme darauf, in welchen sie ihr Gesicht vergrub.

Plötzlich ertönte von unten Nekus Stimme: „Da bist du ja!“

Er sprang hinauf und landete etwas unbeholfen neben ihr.

„Du vermisst ihn, oder?“

Geschockt blickte sie zu Neku auf und nickte nach kurzem Zögern. Neku setzte sich im Schneidersitz hin und beobachtete zwei Vögel, die aufgeregt umeinander herflogen.

„Er ist gerade mal einen Tag weg und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit...“, murmelte sie leise.

Ihre Stimme klang heiser und verheult. Neku legte eine Hand tröstend auf ihre Schulter.

„Du liebst ihn, oder?“, fragte er.

Melody nickte nur. Neku seufzte und suchte nach den richtigen Worten.

„Ich... ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dir sagen könnte, um dich zu trösten. Ich kann dir nicht garantieren, dass ihr beiden zusammenkommt, nur, dass er wiederkommt.“

Sie schaute Neku wieder an und starrte ihm tief in seine Augen.

„Ich hab' ihn geküsst und weißt du, wie er reagierte? Er hat mich weggestoßen und meinte, er müsse los. Wahrscheinlich sehen wir ihn nie wieder...“

Während sie das sagte, rannen ihr Tränen über die Wangen, die sie hastig mit ihrem Ärmel wegwischte. Neku versuchte sie zu beruhigen.

„Du weißt besser als ich, dass Exeon nicht der Typ ist, der sowas macht. Außerdem hat er versprochen, dass er wiederkommt und uns bei unserer Prüfung anfeuert.“

Das Mädchen zog die Nase hoch und stimmte ihm zu.

„Du hast Recht, 'tschuldige...“

„Schon okay“, erwiderte er mit einem verständnisvollen Lächeln.

Gequält erwiderte sie das Lächeln und lehnte sich mit dem Kopf gegen seine Schulter, wo sie nach wenigen Minuten einschlief. Sanft stupste Neku ihr gegen den Kopf, aber sie schlief seelenruhig weiter.

Hat sie etwa die ganze Nacht hier verbracht?

Zögernd legte er seinen Arm um ihre Schulter und passte auf, dass sie nicht hinunter fiel.
 

Exeon erwachte inmitten eines dichten Waldes. Um ihn herum ragte Baum um Baum in die Höhe und in den Baumkronen konnte er kleine Tierchen ausmachen, die aufgeregt umherhuschten. Kleine Lichter flogen umher und hinterließen einen langen Lichtschweif. Dank dem, mit Moos bedecktem, sanften Boden unter ihm, war die Landung dieses Mal auch deutlich angenehmer. Er stand auf und klopfte sich Dreck und Blätter von der Kleidung.

„So, wo bin ich diesmal gelandet?“

Neugierig ließ er den Blick umherschweifen und konnte inmitten des Dickichts eine Art Durchgang erkennen und da er sonst nichts anderes entdecken konnte, schritt er geradewegs auf diesen zu. Bei jedem Schritt sank er leicht im weichen Boden ein. Dahinter wartete eine kleine Lichtung auf ihn. Ein sanfter Lichtstrahl schien auf einen Baumstumpf, neben dem ein menschliches Skelett lag. Die Knochen wirkten trocken und gebrechlich, das Skelett war in eine grüne, mit Moos bewachsene und löchrige Tunika gekleidet. Dahinter ragte ein Langschwert aus dem Boden, dessen Klinge bereits zu rosten begann. Am blauen Griff befand sich ein Goldornament, welches bereits verblasste und eher grau wirkte. Ein Spiegelschild mit rotem Rand lehnte an der Waffe, der Spiegel selbst war gesprungen und ebenfalls schon von Rost befallen. Unter dem Schild lag eine große Spiegelscherbe, die wohl hinausgefallen war. Eine alte Eule flatterte an Exeon vorbei, was ihn ziemlich erschreckte, und landete auf dem Schwertgriff. Von dort starrte sie den Grünschopf an und heulte laut.

„Der hat's wohl nicht lebend raus geschafft“, merkte Exeon etwas taktlos an.

Er ging an den Überresten vorbei, zum nächsten Durchgang, drehte sich allerdings noch einmal um und musterte die Knochen nochmals.

„L-lagen die nicht gerade noch anders?“

Er klang etwas ängstlich.

„Das bild' ich mir sicher nur ein...“, versuchte er sich einzureden, schüttelte den Kopf und ging wieder weiter.

Plötzlich vernahm er hinter sich seltsame Laute und die Eule flog hastig an ihm vorbei. Leicht zitternd wandte er sich wieder um und erschrak. Das Skelett erhob sich gerade und nahm den Schild in die Hand. Staub und Dreck rieselten daran hinab, während es sich langsam bewegte. Während Exeon noch immer wie erstarrt da stand, griff der Untote nun auch nach dem Schwert und stellte sich kampfbereit vor Exeon. Völlig unerwartet sprang es in die Luft und stürzte mit ausgestreckter Waffe über ihm hinab. Exeon hechtete zur Seite und zog nun ebenfalls sein Schwert. Das Skelett richtete sich auf und schlug vertikal nach ihm. Der Grünschopf konnte den Schlag nur mühevoll abwehren.

Wow, für einen Haufen Knochen hat das Ding ziemlichen Wumms in seinen Angriffen.

Er ließ seine Klinge an der seines knochigen Gegners hinuntergleiten und holte zum Gegenangriff aus. Gekonnt hob der Untote seinen Schild und ein metallisches Klirren ertönte beim Aufprall von Exeons Schlag. Ruckartig stieß das Skelett seinen Schild nach vorne und brachte damit den Jugendlichen aus dem Gleichgewicht. Mit einem Satz hievte sich das Gerippe in die Luft und schlug, im Salto, nach Exeons Kopf. Im letzten Moment fand der Grünschopf wieder festen Stand und konnte dem Angriff so knapp entgehen. Die Klinge sauste rasend schnell an seinem Kopf vorbei und trennte ein paar seiner Haare ab. Exeon konterte mit einem Wirbelangriff, der das, noch landende Skelett, am Rücken traf und wegschleuderte. Während es sich aufraffte, bildete Exeon eine Aurasphäre in seiner Hand, die er auf das Gerippe abfeuerte und erneut umwarf. Es herrschte kurzzeitig Stille, bis sich der Untote wieder aufrichtete. Seine glühend roten Augen schienen den Grünschopf regelrecht zu durchbohren. Es ließ seine Waffe sinken und nickte anerkennend. Danach stapfte es in die Richtung, aus der Exeon gekommen war und verschwand im Dickicht des Waldes.
 

Erleichtert atmete der Grünschopf auf und packte seine Waffe weg. Er drehte sich um und zuckte vor Schreck zusammen. Hinter ihm stand ein Junge, der etwas kleiner war als er selbst und ihn interessiert mit seinen braungrünen Augen musterte. Er hatte braunes, zerstrubbeltes Haar und trug, ähnlich wie das Skelett, eine grüne Tunika. Um seinen Rücken war ein Köcher mitsamt Bogen geschnallt, an seiner Hüfte hing eine scharfe Eisenaxt.

„Woah, w-wer bist du?“, fragte Exeon erschrocken und beäugte den Jungen ebenfalls.

Dieser betrachtete den Grünschopf noch eine Weile, bevor er sprach: „Du hattest Glück, dass er von dir abgelassen hat.

Schon zu Lebzeiten gab es niemanden, der sich mit ihm messen konnte... Anscheinend ist etwas von seinem alten Bewusstsein zurückgekehrt, ansonsten hätte er bis zu deinem Tod weitergemacht.“

Zu sich selbst murmelte der Junge: „Mich wundert es, dass er überhaupt angegriffen hat... Vermutlich ist es schwierig in seiner Form die Kontrolle zu bewahren...“

Plötzlich schaute er auf, als hätte er gemerkt, dass er abschweifte.

„Oh, Verzeihung, du hattest nach meinem Namen gefragt. Ich bin Codric. Aber... wer bist du?“

„E-exeon“, antwortete der Grünschopf etwas überfordert.

Das alles ging ihm etwas zu schnell.

„Du scheinst den Knochenhaufen ja gut zu kennen“, merkte Exeon an und zeigte mit dem Daumen hinter sich.

Codric blickte einen Moment zu Boden, dann sah er hoch und sprach wieder: "Ich kenne ihn, ja... Vor allem kannte ich ihn schon, als er noch lebte. Er starb vor ein paar Jahren - der Fluch des Waldes machte ihn zu dem, was er heute ist.“

Er besah den sichtlich verwirrten Exeon mit einem seltsamen Blick.

„Von wo stammst du? Eigentlich kennt jeder hier seine Geschichte, demnach scheinst du von einem sehr weit entfernten Ort zu stammen.“

Exeon kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Weit entfernt trifft's ziemlich gut.“

Mehr zu sich selbst sagte er: „Anscheinend bin ich wieder in einer anderen Welt. In der vorherigen gab's keinen Wald. Aber es sieht auch nicht wirklich nach dem Zedori-Forst aus...“

Er seufzte kurz und richtete sich wieder an Codric: "Du weißt nicht zufällig wo ich hier bin?“

„Wir befinden uns in den verlorenen Wäldern, weit im Osten Hyrules. Eine andere Welt, sagtest du?“

Er überlegte kurz und murmelte: „So etwas wie Termina?“

Zu Exeon sprach er weiter: „Woher kommst du denn nun? Wenn du nicht weißt, wo du bist, wie bist du dann hierher gelangt?“

Laut seufzend ließ sich Exeon auf dem Baumstumpf nieder und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, bis sie den Nacken erreichten.

„Das ist etwas... schwer zu erklären.“

Nun war es Codric, der ihm einen verwirrten Blick schenkte. Exeon griff in seine Hosentasche und kramte den Sternensplitter hervor, den er hoch ins Licht hielt, wodurch er bläulich schimmerte.

„Dieser Kristall hat mich irgendwie hergebracht“, versuchte der Grünschopf zu erklären.

„Ich hab' keinen Schimmer, wie das Ding funktioniert. Es leuchtet einfach und schwupps - Neue Welt.“

Gespannt lauschte Codric seinen Worten und musterte den Sternensplitter. Die Tatsache, dass es andere Welten gab, ließ ihn wohl kalt.

„Hm... ich frage mich, ob er dich willkürlich umherschickt, oder ob es vielleicht gezielt ist...“

Nachdenklich rieb er sich das Kinn und schaute nun wieder zu Exeon.

„Wie dem auch sei, was willst du nun tun? Da du unabsichtlich hier gelandet bist, hast du vermutlich auch kein Ziel.“

Exeon zwang sich ein kurzes Lächeln auf und antwortete: „Na ja, entweder ich warte, bis das Mistding mich nachhause bringt, oder...“, mit einem Satz stand er auf und sprach weiter: „... ich mach das Beste aus meiner Situation un--“

Er stockte mitten im Satz, als er plötzlich eine feindliche Aura spürte. Aus dem Dickicht heraus sprangen einige Another, die mit ihren Klauen nach den beiden schlugen. Blitzschnell zog Exeon sein Schwert und erledigte mit einem Streich gleich zwei der Monster. Interessiert musterte Codric die Monster.

„Solche Wesen habe ich bisher noch nie gesehen. Was sind das?“

„Another“, gab Exeon knapp zurück und besiegte bereits den nächsten.

Aus dem Dickicht kamen noch mehr Another gestürmt. Plötzlich ertönte lautes Geheul und zwei wolfsartige Another huschten auf die beiden zu.

„Uh, ihr seid neu“, merkte Exeon voller Neugier an und begutachtete die Monster.

Anders als ihre Artgenossen besaßen diese Another ein violettes Fell. Mit ihren langen Gliedmaßen hiebten sie nach Exeon und Codric und verfehlten nur knapp mit ihren scharfen Klauen. Besorgt drehte sich Exeon zu dem Jungen.

„Kommst du mit denen klar, Codric?“

„Ich denke schon. Schließlich trage ich die hier nicht nur zur Zierde.“

Er nahm seine Axt in die Hand und attackierte den wolfsartigen Another.

„Na dann...“

Exeon zückte seine Klinge und schlug mehrmals nach seinem Gegner. Mit wilden Bewegungen wich dieser immer wieder aus und schwang bedrohlich mit seinen Klauen umher. Mit einem Sprung beförderte sich der Grünschopf über die Bestie und feuerte einen Aurablitz auf diese. Bei der Landung stand sie wie gelähmt da, was Exeon zu seinem Vorteil nutzte. Mit einem gekonnten Hieb zerteilte er das Biest und schaute nun Codric zu. Dieser wich den Angriffen des zweiten Anothers aus und schien sein Angriffsmuster zu beobachten. In einem Moment der Unachtsamkeit schwang Codric seine schwere Axt vertikal und trennte damit den Arm des Gegners ab. Noch bevor dieser etwas tun konnte, schlug Codric erneut zu und enthauptete ihn. Der leblose Körper sackte zusammen und löste sich in dunklen Rauch auf.

„Nicht schlecht“, flüsterte Exeon und grinste.

Dieses verging ihm allerdings recht schnell, als noch mehr Another aus den Tiefen des Waldes kamen und bedrohlich knurrten.

„Verdammt, das werden einfach nicht weniger...“

Codric heftete seine Axt wieder an den Hüftgürtel und sprach zu Exeon: „Das sind zu viele, das würde zu lange dauern.“

Er rannte los und rief: „Komm mit, ich kenne einen Ort, an dem wir sicher sind.“

Verdutzt schaute Exeon ihm nach. Er zuckte mit den Schultern und folgte ihm hastig, dabei feuerte er noch einige Aurasphären hinter sich, um ihren Gegnern die Verfolgung zu erschweren.
 

Nach einiger Zeit blieb Codric auf einer kleinen Lichtung stehen. Exeon erreichte diese kurz darauf und stützte sich auf seinen Beinen ab.

„Puh... die wären... wir los“, sagte er keuchend und nach Luft ringend.

Nachdem sich seine Atmung beruhigt hatte, schaute er sich etwas um. Vor ihnen befand sich etwas, das an eine zerstörte Treppe und einen Eingang erinnerte. Das Steingebilde war überwuchert von Ranken, die sich verlangend zum Himmel streckten. Es wirkte, als läge Trauer in Codrics Augen.

Zu sich selbst murmelte er: „Wie lang war ich nicht mehr auf dieser Lichtung?“

Exeon stellte sich neben ihn und legte tröstend eine Hand auf seine Schulter.

„Du kannst später in Erinnerungen schwelgen, jetzt sollten wir erstmal weiter.“

Exeons Worte wurden durch das Geheul der Another verstärkt. Er nahm etwas Anlauf und hechtete die Überreste der Treppe hoch. Kurz darauf folgte auch Codric.

Mit beruhigender Stimme sagte er: „Keine Sorge, bis zur Lichtung dringen sie für gewöhnlich nicht vor. Da drin... “, er deutete auf den steinernen Eingang vor ihnen, „... ist es vermutlich gefährlicher als hier.“

„Okay... ich will nur mal kurz reinschauen.“

Exeon konnte seiner Neugier nicht widerstehen und trat durch den steinernen Torbogen, dicht gefolgt von Codric. Die beiden standen nun in einem, nach oben hin, offenen Raum, dessen Wände von Efeu und Moos geziert waren. An den Seitenwänden ragten zwei Bäume in die Höhe und gegenüber des Eingangs stand eine steinerne Bedachung hütend vor einer Holztür.

„Ist doch recht hübsch hier. Und hier drin soll es wirklich gefährlich sein?“, wollte Exeon sich vergewissern.

Codric nickte bedacht.

„In der Tat. Außer Monstern gibt es hier nichts mehr zu entdecken. Es gab hier zwar mal einiges zu holen, aber das war bevor ein... Bekannter von mir hier war.“

Exeon setzte ein keckes Grinsen auf.

„Da du dich hier ja recht gut auskennst, könntest du ja mitkommen und dafür sorgen, dass ich mich nicht verlaufe.“

Darauf erwiderte Codric nur: „Hm... ich war nur einmal da drin und das ist ewig her...“

Er schritt langsam auf den Tempeleingang zu.

„Aber wenn du dennoch rein möchtest, komme ich mit.“

Exeon überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.

„Nah, muss nicht se--“

Er vernahm plötzlich eine schockierend starke Aura im Inneren des Tempels. Sein Gefühl sagte ihm, sich davon fernzuhalten doch irgendetwas an der Aura faszinierte ihn. Sie erinnerte ihn an seine eigene. Er atmete tief durch.

„Ein Blick schadet ja nicht?“, sagte er schief grinsend und öffnete die Tür.
 

Hinter der Tür wartete ein recht kurzer Gang, den sie gemeinsam durchquerten, bevor sie in einer großen Halle stehen blieben. Mittig waren vier Fackeln in einem Quadrat aufgestellt. Eine rote, eine blaue, eine grüne und eine lila Flamme brannten und hüllten die Halle in ein regenbogenartiges Licht, das dem Raum eine mystische Atmosphäre verlieh. Rechts und links lagen erhöht, jeweils eine Plattform. Alles war überwuchert mit Kletter- und Schlingpflanzen und überall lagen Gesteinsbrocken verteilt.

„Sieht so aus, als hätte hier irgendetwas gewütet“, bemerkte Exeon.

Er trat einen Schritt vor, als plötzlich eine dickflüssige, grüne Flüssigkeit von der Decke, vor ihm heruntertropfte.

„Eww...“, sagte der Grünschopf, das Gesicht vor Ekel verziehend.

Die beiden blickten zur Decke und entdeckten mehrere kleine, spinnenartige Monster. Ihre Klauen hatten sich fest in den Stein gekrallt und ihre sanften Atembewegungen deuteten darauf hin, dass sie wohl schliefen. Codrics Augen weiteten sich.

„Gohmas...“, keuchte er erschrocken.

„Gohmas?“, wiederholte Exeon fragend.

„Ein arachnider Parasit. Für gewöhnlich nisten sie sich im Inneren von Bäumen ein und entziehen diesen dann die Nährstoffe, bis der Wirt abstirbt“, erklärte er.

„Sie sollten keine Bedrohung für uns darstellen. Sie greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Abgesehen davon sind das Jungtiere. Wenn etwas mehr als doppelt so groß ist wie sie, halten sie sich für gewöhnlich fern. Solange wir sie nicht angreifen, werden sie also nichts tun. Es scheint ohnehin so, als würden sie schlafen.“

Codric schaute zu Boden und fuhr sich unruhig durchs Haar.

„Ich wusste nicht, dass sie noch leben. Ich dachte eigentlich, es wären damals alle gestorben... Wenn wir Glück haben, sind die hier kürzlich aus noch verbliebenen Eiern geschlüpft. Wenn wir Pech haben... dann gibt es ein neues Muttertier.“

Exeon schluckte.

„Dann hoffen wir mal, dass wir Glück haben!“

Codric nickte und zusammen stiegen sie die Treppe hinab zu den vier Fackeln. Interessiert musterte Exeon die bunten Flammen. In seiner Hand bildete er eine Auraflamme, die er neben das grüne Feuer der Fackel hielt. Er bemerkte, wie Codric ihm zuschaute und ließ die Flamme, schief grinsend, erlöschen.

Zu sich selbst murmelte der Grünschopf: „Scheint wohl magisches Feuer zu sein.“

In Gedanken versunken stapfte er weiter und musterte alles gründlich.

Diese Aura hab ich mir doch nicht eingebildet. Hier irgendwo muss sie doch sein...

Er erschrak, als er plötzlich mit jemandem zusammenstieß. Mit einem Satz entfernte sich Exeon ein Stück von der Person und beäugte diese genauer. Sie war etwa gleich groß wie der Jugendliche und der Körper wurde durch einen braunen, zerfetzten Umhang verdeckt. Aus der Kapuze des unbekannten Mannes lugten ein paar feuerrote Strähnen hervor. Codric betrachtete den fremden Ankömmling mit Neugier und bemerkte den silbernen, mattschimmernden Schwertgriff, der unter seinem Umhang hervorguckte.

Diabolisch grinsend sagte der Mann: „Endlich hab' ich dich gefunden!“
 

Exeon musterte den Mann argwöhnisch.

„Kennen wir uns?“

Der Mann tat betroffen und hielt sich die Hand auf die Brust, so als würde diese schmerzen.

„Wie... wie kannst du dich nur nicht erinnern? Nach allem was wir durchgema-- Pff... Mwahaha!“

Mitten im Satz brach er in lautes Gelächter aus. Der Unbekannte wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

„Puh, das tat gut.“

Er richtete sich zu Exeon und fuhr fort: „Wundert mich nicht, dass du dich nicht erinnerst. Alles Böse verdrängen.“

Exeon war nun vollkommen verwirrt.

„Wo-wovon redest du bitte?“

„Ach, ich will dich nicht mit den Details langweilen. Ich--“

Der Mann verstummte augenblicklich, als ihm etwas Sabber auf die Schulter tropfte. Angewidert wischte er sie sich vom Mantel und blickte hinauf zur Decke. In seiner Hand bildete er eine schwarzrote Aurasphäre, die er ohne Vorwarnung auf ein Gohma-Baby feuerte. Dieses fiel, sich vor Schmerz krümmend und schreiend, zu Boden, wo es sich in bläuliche Flammen auflöste, bis schließlich nichts mehr übrig war. Geschockt schauten Exeon und Codric dem Ganzen zu und griffen beide, kampfbereit, nach ihren Waffen.

Wutentbrannt schrie Exeon: „Bist du wahnsinnig? Es hat dir doch nichts getan.“

Der Mann richtete sich wieder dem Grünschopf zu und hielt seine vollgesabberte Hand hoch.

„Das nennst du nichts?“

Er wischte die Hand an der nahegelegenen Steinwand ab.

„Dämliche Viecher...“, murmelte er.

Der Mann blickte in die wütenden Gesichter der beiden und meinte spöttisch: „Beruhigt euch, von denen gibt's noch reichlich.“

Exeon funkelte ihn weiter hasserfüllt an und auch Codrics Blick verfinsterte sich. So kontrolliert, wie er konnte, sprach er:

„Es gab trotzdem keinen rationalen Grund, es zu töten!“

Der Braunschopf senkte seine Stimme auf eine normale Sprechlautstärke.

„Du sagst, es gibt noch mehr von ihnen... Was genau meinst du, wo sind sie?“

Der Unbekannte erwiderte lachend: „Ich zeig's euch am besten.“

Er bildete eine weitere, deutlich größere, Aurasphäre in seiner Handfläche.

„Ach ja, zu deiner ersten Frage: Ja, ich bin wahnsinnig!“

Er setzte wieder ein diabolisches Grinsen auf und schoss auf die Westwand der Halle. Die Erde bebte bei der Explosion der Sphäre für einige Sekunden und die dicke Staubschicht wurde aufgewirbelt. Sowohl Codric, als auch Exeon fingen an zu husten und hielten sich schützend die Hände vor den Mund. Nach einer Weile legte sich die Staubwolke und gab einen immensen Riss in der Wand frei. Es dauerte nicht lange bis unzählige, aufgescheuchte Gohma-Babys aus diesem strömten.

„D-das sind aber viele...“, bemerkte Exeon schluckend.

Codric nickte zustimmend und nahm seine Axt aus der Halterung.

„Es hilft wohl nichts. Wir werden kämpfen müssen.“

Er wirkte nicht sonderlich begeistert von dieser Idee. Exeon zog etwas missmutig sein Schwert und gemeinsam wehrten sie die wildgewordenen Parasiten ab, bis sie sich beruhigten und sich nach und nach verzogen.

„Och, wie langweilig“, jammerte der Mann, der die ganze Zeit über, mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und zusah. Plötzlich ertönte ein lautes Poltern, welches die Erde erzittern ließ.

„W-was war das?“, fragte Exeon mit weit aufgerissenen Augen. Der Mann lachte laut los.

„Haha! Sieht so aus, als hätte ich Mama Gohma aufgeweckt. Ich wette, sie ist jetzt stinksauer.“

Erneut bebte der Boden. Mit jedem Mal wurden die Schritte etwas lauter und schneller, bis die Kreatur die Halle erreichte. Aus dem Riss stampfte ein gewaltiges Biest. Sein Körper war mit rotbraunen Schuppen bedeckt, deren Oberseiten grünlich schimmerten. Es stützte sich auf seinen langen, rüsselartigen Schweif und wirbelte bedrohlich mit seinen Armen und Beinen. Ein schrilles Fauchen unterstrich die Drohung nur noch mehr.

„Ich gehe mal davon aus, dass das ein ausgewachsenes Exemplar ist.“

Codric bestätigte den Grünschopf: „Da gehst du ganz richtig aus.“

Ruckartig ließ der Parasit seine Beine fallen und kam nun bedrohlich auf die beiden zu. Beide stürmten mit gezückten Waffen auf Gohma los und attackierten seine Beine. Wütend stampfte er nach ihnen und zwang sie, Abstand zu nehmen. Er hiebte mit seinen scherenartigen Armen nach Exeon. Dieser hielt sein Schwert schützend vor sich und fing die Schere ab. Codric nutzte die Gelegenheit und schwang seine Axt gegen das massive Bein der Kreatur. Fauchend und wild um sich tretend, stieß Gohma die beiden zurück. Während Exeon und Codric sich aufrichteten, kletterte der Parasit die Wand entlang zur Decke und hiebte dabei immer wieder gegen diese, sodass mehrere Felsbrocken hinab fielen. Exeon drehte das Schwert in der Hand und zerteilte einen Felsen, der gerade auf ihn stürzte. Mit einer Aurasphäre zerstörte er einen weiteren, der beinahe drohte, Codric unter sich zu begraben. Gohma nahm unterdessen eine seltsame Pose ein und etwas in seinem Schweif bewegte sich langsam nach außen.

„Mist, es will Eier legen“, rief Codric.

Von Exeon kam nur ein „Irgh!“, während der Braunschopf seine Axt neben sich in den Boden rammte und seinen Bogen zückte.

Mit einem gezielten Schuss ins Auge, unterbrach er das Ungetüm. Es verlor den Halt und krachte rücklings zu Boden. Exeon setzte gerade zum Sprung an, doch stockte er mitten in der Bewegung und war wie festgefroren.

„Ich... ich kann mich nicht bewegen.“

Er schielte rüber zu Codric, dem es gleich erging. Der Mann schlenderte auf den Grünschopf zu, vorbei an Gohma.

„Sorry, das liegt an mir. Weißt du, euch zuzuschauen ist echt langweilig. Wenn ihr euch schon an einem der Viecher so schwer tut, wie soll das dann mit den restlichen hier drin ablaufen?“

Er seufzte und stemmte die Arme in die Hüfte.

„Wie machst du das?“, fragte Exeon gereizt.

„Hm? Ach, du meinst euch wie zwei Idioten aussehen zu lassen? Ganz einfach: Ich halte eure Auren fest.“

Er verdeutlichte seine Worte, indem er seine Hand hochhielt und zur Faust ballte, so als würde er etwas festhalten. Exeon starrte ihn erstaunt an.

„Wa... w-wie?“

Abermals blitzte das diabolische Grinsen des Unbekannten unter seiner Kapuze hervor, während er erwiderte: „Wenn dich das schon beeindruckt, wird dich das umhauen!“

Er richtete seine linke Hand auf Gohma. Langsam formte sich um Gohma herum eine rotgrüne Aura, die wild umherwirbelte, wie ein unbändiges Feuer. Die Aura flog zur Handfläche des Mannes, wo sie sich sammelte, bis er die gesamte Aura Gohmas absorbiert hatte und der Parasit leblos zusammensackte. In der Hand des Mannes befand sich nun eine gewaltige Aurasphäre, welche er hoch, gegen die Decke warf. Die daraus resultierende Explosion riss das Gebilde auseinander und alles drohte einzustürzen.

„Man sieht sich!“

Der Unbekannte verabschiedete sich lachend und Exeon konnte sich endlich wieder bewegen. Die Decke gab nun völlig nach und bröckelte auseinander. Immer mehr Felsen stürzten von der Decke hinab und versuchten Exeon und Codric unter sich zu begraben.
 

Es vergingen einige Stunden bis Exeon wieder zu Bewusstsein kam.

„Au...“

Er hielt sich den schmerzenden Kopf und schob mit der freien Hand die Brocken, die auf ihm lagen, weg. Vorsichtig richtete er sich auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Ihm tat alles weh. Während er sich seinen Arm wieder einrenkte, bemerkte er eine große Felswand neben sich.

„Verdammt, Codric!“

Er schaute sich suchend um, konnte ihn aber nirgends entdecken.

„Bitte sag mir, dass du nicht unter diesem Steinhaufen liegst.“

Er fing an, die Steinwand Stück für Stück abzutragen, jedoch ohne sonderlich großen Erfolg. Plötzlich ertönte Codrics Stimme von der anderen Seite: „Exeon, bist du in Ordnung?“

Dem Grünschopf fiel ein Stein von Herzen und erleichtert antwortete er: „So halbwegs... und wie sieht's bei dir aus?"

„Gut, schätze ich.“

Man konnte hören, wie er gegen die Felswand klopfte.

„Hm... die abzutragen könnte recht lange dauern.“

Exeon stimmte ihm zu: „Jap. Aber hinter mit ist 'ne Tür da könnte ich durch. Weißt du, ob der Tempel irgendwo wieder zusammenführt?“

Codric dachte kurz nach.

„Da bin ich überfragt - Ich kenne mich hier nicht wirklich aus. Es bleibt uns allerdings auch nichts anderes übrig, als einen anderen Weg zu suchen.“

Er seufzte laut und fuhr fort: „Sieht so aus, als müssten wir uns ab hier getrennt durchkämpfen.“

Etwas traurig erwiderte Exeon: „Scheint so... Gut, dann versuchen wir einfach beide, dass wir hier einen weg raus finden und treffen uns dann draußen.“

„In Ordnung. Viel Glück!“

Daraufhin hörte der Grünschopf nur noch die immer leiser werdenden Schritte seines Begleiters.

„Dir auch...“, murmelte er und drehte sich zu der Tür, die er eben erwähnte.

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch trat er durch diese und fand sich in einem Außenbereich wieder. Er selbst stand auf einer Wiese, vor ihm lag ein großer Teich. Eine kleine Insel ragte aus dem Wasser und schloss an die steinerne Außenwand an. Durch die meterhohen Wände bekam Exeon einen besseren Eindruck davon, wie groß der Tempel sein musste. Oben hingen die Überreste eines Balkons, dessen Trümmer auf dem Grund des Teichs lagen. Exeon bog um die Ecke und fand einen Brunnenschacht vor sich. Er stützte sich am Rand ab und beugte sich vorsichtig vor um einen Blick hinunter zu riskieren. Der Schacht schien nicht allzu tief zu sein, da er den Grund des Brunnens problemlos erkennen konnte. Er überlegte kurz, zuckte dann aber mit den Schultern und hüpfte über das Geländer. Kurz vor der Landung rauschte er mit dem Gesicht durch ein Spinnennetz. Mit dem Po voran landete Exeon unsanft und versuchte sich die klebrige Spinnenseide aus dem Gesicht zu wischen.

„Bluärgh, ist das eklig!“

Er schaute hoch, konnte jedoch nicht weit sehen, da es stockfinster war. Noch immer etwas angewidert stand Exeon auf und schüttelte die letzten Spinnfäden von seiner Hand. In der anderen zündete er eine Flamme, von der ein schwaches Licht ausging, aber gerade genug, um sich umzuschauen. Er verzog jammernd die Mundwinkel bei dem Anblick vor sich. Der gesamte Brunnenschacht war voller Spinnennetze.

„Na klasse...“

Er seufzte, zog sein Schwert und bahnte sich so einen Weg durch den Gang. Ein kleiner Wasserlauf plätscherte neben ihm entlang, während er sich Schnitt um Schnitt vorwärts bewegte.

„Hm?“

Plötzlich spürte Exeon eine gewaltige Aura, die sich ihm langsam näherte. Die Aura eines Gohmas.
 

Langsam drehte sich Exeon um und erschrak. Er blickte direkt in das Auge eines ausgewachsenen Gohmas. Das Auge stierte in begierig an, drehte sich einmal in der Augenhöhle und blinzelte.

„Äh... hi?“, stammelte Exeon leicht panisch.

Verdammt, was mach' ich jetzt?

Während er fieberhaft nach einer Lösung suchte, kam Gohma ihm Stück für Stück etwas näher. Seine Fangzähne geiferten nach ihm und ein leises, zischendes Knurren war zu hören. Plötzlich schlug Gohma mit seinen Armen nach ihm und warf den Grünschopf um. Gierig schnappte es nach Exeon, der schützend sein Schwert nach oben streckte und dem Parasiten mitten ins Auge stach. Ein schriller, schmerzerfüllter Schrei erklang, der durch den ganzen Schacht hallte. Exeon rollte nach hinten, kam so auf die Beine und rannte los. Gohmas schwere Schritte folgten ihm.

„Scheiße, scheiße, scheiße!“

In seiner Panik feuerte Exeon eine Auraflamme hinter sich und traf dabei das Spinnennetz. In Sekundenschnelle brannte dieses lichterloh und gab hunderte, wenn nicht tausende Eier zum Vorschein.

„Ach du heiliger Chocobo...“

Exeon rannte fluchend weiter und nach kurzer Zeit sah er ein Licht, sowie das Ende des Schachtes. Gohma war noch immer hinter ihm und fauchte immer wieder. Komm schon, fast geschafft! Er stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab und segelte auf die Wand am Ende des Ganges zu. Diese nutzte er, um erneut abzuspringen. Dies wiederholte er, bis er ganz oben war. Begleitet von einem lauten Schrei feuerte er eine letzte Auraflamme den Brunnen hinab und setzte diesen nun vollständig in Brand. Während Exeon auf den Boden aufprallte, erklangen die Schreie unzähliger, frisch geschlüpfter Gohmas und ihrer Mutter. Die Parasiten knisternden und knackten in den Flammen und ein unangenehmer Geruch stieg aus dem Schacht auf. Exeon versuchte, sich nicht zu übergeben und rollte einige Meter vom Brunnen weg. Nachdem er sich von dem Schock halbwegs erholte, sprang er auf und schaute sich um. Abermals stand er auf einer grünen Wiese, umgeben von einem Teich. Eine kleine Brücke führte über diesen zu einer kleinen Insel.

„Scheint wohl die andere Seite des Tempels zu sein“, schlussfolgerte der Grünschopf und ging weiter.

Interessiert musterte er die drei Marmorsäulen, die auf der Insel standen und schaute an ihnen hinauf. Oben war, wie auch auf der anderen Seite, ein Balkon, nur mit dem Unterschied, dass dieser noch intakt war. Mit etwas Anlauf hüpfte Exeon auf eine Säule und von dort auf den Balkon. Der weitere Weg führte durch eine Holztür, durch einen schmalen Gang. Außer ein paar Fackeln war dieser komplett leer.

„Ganz schön unheimlich hier...“

Ein unbehagliches Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Exeon erreichte das Ende des Flurs, einen kreisförmigen Raum. Vasen standen verteilt im Raum, einige davon zerbrochen und der Boden war bröckelte unter Exeons Schritten. Auf der rechten Seite war der Boden bereits eingestürzt und von einer Kerbe durchzogen. Ein großer Felsbrocken versperrte die gegenüberliegende Tür. Exeon musterte diesen etwas genervt.

„Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig...“

Sein Blick schwenkte rüber zum klaffenden Loch, dem er sich seufzend näherte. Vorsichtig kletterte er hinunter und drang so immer tiefer in das Gebäude ein. Schließlich landete er in einem großen Zimmer, dessen Boden von einem roten Samtteppich bedeckt war. Von der linken Wand waren nur noch Trümmer übrig und so gab es weiterhin nur einen Weg, dem Exeon folgen konnte. Während er dies tat, musterte er das Geröll.

„Wie tief ich wohl mittlerweile bin? Und wie es Codric gerade ergeht...“

Ein lautes Seufzen entglitt seiner Kehle.

„Es sind Stunden vergangen, seit wir getrennt wurden... Und diesen Kerl getroffen haben. Wer war er überhaupt? Er hat Aura benutzt.“

In seiner Hand formte er eine kleine Aurasphäre die wild umhertänzelte.

„Ich dachte mir schon, dass ich nicht der Einzige bin, der das kann. Aber das ich so wenig darüber weiß... Er hat meine Aura einfach eingefroren und... und die des Gohma einfach absorbiert.“

Er ballte die Faust zusammen, wodurch die Sphäre erlosch.
 

Mittlerweile hatte Exeon eine Wendeltreppe erreicht. Stufe um Stufe erklomm er diese, bis er an deren Ende ankam - einem großen, hexagonförmigen Raum. Auf dem Boden waren drei goldene Dreiecke eingearbeitet, diese wurden von einem weißen Kreis und weiteren Dreiecken verziert. Ein braunes, vergilbtes Absperrband umgab die Bodenmalerei und ein Gemälde von einem dunklen Schloss bei Nacht war sechsmal an der Wand angebracht.

„Sackgasse...“, murmelte der Grünschopf und ließ sich entmutigt zu Boden fallen.

Er lehnte sich an eine der blassen Goldstangen, an denen das Band befestigt war und starrte erschöpft in das gegenüberliegende Bildnis. Nach einiger Zeit stürmte auch Codric in den Raum, er wirkte leicht gehetzt und besorgt. Er suchte den Raum nach Exeon ab und fand ihn am Boden sitzend.

Etwas erleichtert sprach er: „Hey, da bist du...“

Unsicher schaute der Braunschopf hinunter zum Eingang und dann wieder zu Exeon.

„Ist auf deinem Weg irgendetwas passiert?“

Exeon nickte.

„Ja, ich bin durch 'nen Brunnenschacht, der sich als Gohma-Nest entpuppte.“

„Das habe ich befürchtet. Ich habe auch ein Nest gefunden, mehr dürfte es auch nicht geben. Hoffentlich.“

Der Grünschopf blickte betroffen zur Seite, bevor er wieder das Wort ergriff: "Dort war auch ein ausgewachsener Gohma, der mich angriff und dabei hab ich das Nest, samt Muttertier, niedergebrannt.“

Codric wirkte sichtlich beunruhigt.

„Zwei Muttertiere und zwei Nester also. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass hier irgendwo noch Jungtiere sind...“

Zu sich selbst murmelte er: "Ich sollte hier später mal alles gründlich absuchen.“

Codric stemmte die Arme in die Hüfte und seufzte laut.

Exeon richtete sich wieder auf und fragte ihn: „Und jetzt? Hier geht's nicht weiter, also sollen wir wieder zurück?“

Bevor Codric antworten konnte, erschütterte ein Beben die Erde.

„W-was war das?“

Nervös antwortete Codric: „Ich vermute, das werden wir gleich erfahren.“
 

Ein Riss bildete sich über einem der Gemälde. Erneut bebte der gesamte Erdboden und der Riss zog sich weiter, durch das Bild hindurch. Plötzlich brach etwas durch die Wand und Felsbrocken schleuderten durch den Raum. Mit einem Auraschild schützte Exeon sich und seinen Begleiter und senkte diesen wieder um einen Blick auf die Kreatur zu erhaschen, die gerade durch die Wand kam. Die Gestalt bäumte sich vor ihnen auf und gab sich zu erkennen. Es handelte sich um einen großgewachsenen, muskulösen Mann. Er hatte kurzes, lockiges, braunes Haar, das wild nach hinten stand. Seine leuchtend roten Augen funkelten die beiden böse an. Exeon musterte den Mann genauer und bemerkte, dass sein Körper denen der Another ähnelte. Auch seine Aura erinnerte ihn stark an die Kreaturen, nur dass seine bedeutend stärker war.

„Bist... bist du ein Another?“, fragte der Grünschopf unsicher.

Der Mann starrte ihn wortlos an und hob seine rechte Hand einige Zentimeter an. Ein Tomahawk mit blutroter Klinge erschien in dieser, welchen er auf die beiden richtete.

„Das hatte ich befürchtet...“ sagte Codric und zog widerwillig seine Axt.

Auch Exeon nahm seine Waffe in die Hand und wartete kampfbereit auf eine Reaktion des Gegners.

Mit tiefer und doch sanfter Stimme sprach der Another: „Mein Meister taufte mich auf den Namen Leo und gab mir den Auftrag euch zu vernichten.“

Ohne weitere Umschweife setzte er seine Worte auch in die Tat um und stürmte auf die beiden los. Er schwang seine Waffe auf den Boden, der zersplitterte und mehrere Steine in ihre Richtung schleuderte. Exeon und Codric wehrten diese mit einigen Schlägen ihrer Waffen ab und gingen zum Gegenangriff über. Abwechselnd schlugen das Schwert und die Axt nach dem Gegner. Mit seinem Tomahawk wehrte dieser die Angriffe problemlos ab und Funken flogen bei jedem Aufprall der Waffen. Leo verpasste Exeon einen Faustschlag, der ihn gegen die Wand schleuderte und attackierte wie ein Berserker. Seine Angriffe waren zu stark für Codric, der erst gar nicht versuchte, sie abzuwehren und stattdessen seine geringe Größe nutzte um den Schlägen auszuweichen. In der Zwischenzeit richtete sich Exeon auf und wischte sich etwas Blut von seinem Mundwinkel.

„Mistkerl.“

In seiner linken Hand formte er eine Aurasphäre die er direkt auf Leo feuerte.

„Codric, ducken!“

Dieser war erst verwirrt, reagierte jedoch schnell und tat, wie geheißen. Die Sphäre erwischte ihren Kontrahenten und warf ihn um. Codric und Exeon rasten beide auf ihn zu, während er sich aufrappelte. Wutentbrannt holte Leo aus und schleuderte seine Waffe nach den beiden. Codric, der auf halbem Weg von Exeon überholt wurde, warf sich auf den Jugendlichen und riss ihn zu Boden. Der Tomahawk segelte nur knapp über ihren Köpfen hinweg und schlug in der Wand ein, was wiederum den gesamten Raum erzittern ließ. Im Liegen feuerte Exeon einen Aurablitz auf den Gegner, doch dieser schlug auf den Boden auf und spaltete die Erde vor sich. Wie ein Schild schob sich ein Felsen vor ihn und fing den Blitz gefahrlos ab. Leo verpasste dem Fels einen Tritt und dieser glitt, rasend schnell, auf die beiden zu. Codric stand mittlerweile wieder und lief dem Gesteinsbrocken entgegen. Mit einem Sprungangriff zerteilte er den Felsen und Exeon nutzte die Chance, um zwischen beiden Hälften hindurch zu springen. Er drehte sich mehrmals in der Luft und griff dann mit seinem Schwert an. Er traf Leo, allerdings wirkte dieser eher unbeeindruckt. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck packte er den Grünschopf am Gesicht und schmetterte ihn zu Boden. Exeon stieß einen lautlosen Schrei aus, während sein Körper in den Boden unter ihn einsank und seinen gesamten Rücken prellte. Geschockt sah Codric zu und überlegte nach einer Lösung, um diesen Koloss aufzuhalten. Er zog geschwind seinen Bogen, spannte einen Pfeil in die Sehne und schoss direkt in Leos Auge, der gerade mit seiner freien Hand ausholte. Voller Schmerz wich er zurück und umklammerte mit beiden Händen das Auge. Mit dem anderen schenkte er Codric einen hasserfüllten Blick und stürmte wütend auf ihn los. Exeon holte, mit letzter Kraft aus und hackte dem Mann den Fuß ab, als dieser gerade an ihm vorbeirannte. Seines Fußes beraubt, stolperte Leo zu Boden und krachte mit dem Gesicht voran in den Boden. Ein letztes Mal hob Codric seine Axt und schlug mit aller Kraft zu. Leos Kopf rollte langsam über den Boden, während sich sowohl sein Körper, als auch dessen Tomahawk in erdfarbenem Rauch auflösten. Erleichtert atmete Codric auf und eilte zu Exeon. Dieser setzte sich, so gut er konnte, auf und hustete etwas Dreck aus.

Besorgt kniete sich der Braunschopf neben ihn und fragte: „Geht es?“

Exeon nickte leicht.

„Ge-geht schon.“

Sachte hob er die Arme an und ließ diese kreisen. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz, als sich seine Schultergelenke, begleitet von einem lauten Knacksen, wieder einrenkten.

„Das klang schmerzhaft.“

„War es auch!“, erwiderte Exeon etwas gereizt.

„Wir sollten schauen, dass wir hier rauskommen.“

Wie auf's Stichwort erschien unter ihnen ein blaues Licht. Eine seltsame Macht trug die beiden in die Höhe und mit einem Mal waren sie verschwunden. Als sie ihre Augen öffneten, landeten sie sanft inmitten eines kleinen Dorfes. Alle Häuser bestanden aus Bäumen und eine Handvoll, kindlich aussehender Menschen beobachteten fasziniert, wie Exeon und Codric aus dem Nichts auftauchten.

„Wo... sind wir?“, fragte Exeon überrascht.

„Im Dorf der Kokiri... meinem Zuhause.“

Die Ruhe vor dem Sturm

„Deiner Heimat?“

Interessiert sah sich Exeon um. Baumstümpfe, so breit wie Häuser lagen überall verteilt und waren mit Löchern, für Fenster und Türen, versehen. Ein kleiner Wasserfall stürzte ins Dorf hinunter und mündete in einen Bach, der sich durch die Landschaft zog. Steinsäulen standen zentral im Dorf und waren durch Hängebrücken miteinander verbunden. Auf einem Hügel lugte ein weiteres Baumstumpfhaus hervor, sowie ein hoher Zaun. Um Exeon und Codric bildete sich ein Kreis aus schaulustigen und neugierigen Kindern. Sie wirkten nicht älter als 14, vielleicht 15. Bei näherem Vergleich bemerkte der Grünschopf auch eine große Ähnlichkeit zwischen den Kindern und Codric. Er dachte einfach nur, der Unbekannte wäre klein, aber nun fielen ihm seine kindlichen Gesichtszüge auf. Auch trugen alle, so wie Codric auch, eine grüne Tunika.

Aus der Menge sprach ein blondes Mädchen mit Zöpfen: „Hey, Codric ist wieder da!“

„Ja, aber er hat einen Fremden mitgebracht...“, erwiderte ein Junge mit Sommersprossen und rotorangem Haar.

Exeon stieß seinem Begleiter sanft in die Seite und murmelte zu ihm: „Sag mal... gehörst du zu denen?“ Codric nickte und deutete ihm zu folgen.

„Wir sollten erstmal zu meinem Haus. Dort können wir in Ruhe alles bereden.“

Exeon zuckte mit den Schultern, quetschte sich durch die Menge und folgte ihm, während die Kinder ihnen teilweise kichernd, teilweise empört nachschauten.

Codric erklomm den Hügel und trat in das dort stehende Stumpfhaus. Bevor Exeon eintrat, blickte er zur Seite und bemerkte dabei ein kleines, eingezäuntes Gelände, das voller Schilder, Steine und hohen Grasbüscheln war.

Im Inneren sprach er: „Das ist also dein Zuhause? Etwas abseits von den anderen, oder?“

Codric holte zwei Holztassen aus einem Schrank, die er auf den Tisch in der Mitte stellte. Während er eine Kanne heraus nahm und mit Wasser füllte, antwortete er: „Ich bin nicht gerade das, was man als gesellig bezeichnen würde.“

In die Kanne legte er einen Teebeutel und stellte diese nun ebenfalls auf den Tisch. Dann setzte er sich und goss Exeon, dann sich selbst ein. Der Grünschopf ließ sich auf den kleinen Hocker fallen und nahm die Tasse dankend an.

„Ich kenne Tee eigentlich nur warm...“

„Das ist ein Kräutertee, den man auch kalt genießen kann. In einem Dorf, bestehend aus Bäumen, vermeidet man Feuer meist.“

Exeon lachte und stimmte zu.

„Das kann ich verstehen.“

Er nahm einen kräftigen Schluck, bevor er fragte: „Also... das ist deine Heimat?“

Codric blickte einen Moment zu Boden, bevor er sprach: „Sozusagen. Ich verbringe nicht allzu viel Zeit hier.“

„Ist es eigentlich normal, dass hier nur Kinder leben?“, wollte Exeon nun wissen.

Sein Gegenüber nickte.

„Wir befinden uns im Kokiri-Dorf. Wir, die Kokiri, leben hier im Schutz des Deku-Baumes, abseits von allem Bösen. Man nennt uns auch die Kinder des Waldes oder die ewigen Kinder, da wir niemals altern.“

Exeon, der gerade einen weiteren Schluck trank, prustete den Inhalt seiner Tasse wieder aus.

„Was?! W-wie alt bist du, bitte? Ich mein', altert ihr nur äußerlich nicht, oder seid ihr...“

Codric nickte erneut und führte den Gedanken Exeons weiter.

„Richtig. Wir sind quasi unsterblich. Auf die Frage wie alt ich bin... das weiß ich leider selbst nicht. Wenn man sich keine Sorgen um den Tod machen muss, vergisst man schnell die Zeit...“

Exeon lehnte sich zurück und kratzte sich geschockt am Kinn.

„Puh... unsterblich sein ist sicher hart.“

„Hm?“

Codric schien etwas verwirrt.

„Na ja... klar, man hat genug Zeit alles zu tun, was man will... aber was dann? Das Leben endet ja nicht, nur weil man nichts mehr zu tun hat. Und außerhalb seiner Rasse kann man sich auch mit niemanden anfreunden, außer man hat kein Problem damit, die Menschen um sich herum beim Sterben zuzusehen.“

Codric lauschte dem Jugendlichen, überrascht über dessen Sichtweise.

Er seufzte und sprach: „Die meisten hören nur unsterblich und denken sofort an all die tollen Dinge und Abenteuer, die sie erleben könnten. Selbst das eigene Volk versteht nicht immer, was für ein Fluch dieses Geschenk sein kann. Schön zur Abwechslung mal jemanden zu treffen, der einem Verständnis entgegenbringt... „

Er blickte Exeon direkt in die Augen und lächelte sanft.
 

Der Grünschopf verschränkte die Arme und schien fieberhaft nachzudenken.

Wer war bloß dieser Kerl? Und was machen die vielen Another hier? Ich frage mich... gibt's vielleicht 'ne Verbindung zwischen beidem?

„Über was grübelst du?“, fragte Codric etwas besorgt.

„Ach, nicht so wichtig...“

Der Grünschopf lächelte schief, merkte allerdings selbst, dass er wohl nicht überzeugend war. Er richtete sich auf und stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab.

„Also, wie gehen wir jetzt am besten vor? Immerhin wimmelt es im Wald nur so vor Another...“

Nachdenklich antwortete Codric: „Wir sollten den Deku-Baum erstmal informieren. Er kann uns sicher mehr sagen.“

„Stimmt, den hast du vorhin schon mal erwähnt. Ist das so 'ne Art... Anführer von euch?“

Der Braunschopf schüttelte den Kopf.

„Nein, er ist unser Schutzpatron. Er beschützt uns und diesen Wald vor allen Gefahren.“

„Dann mal los!“

Voller Elan drehte sich Exeon um und wollte schon zur Tür hinaus.

„W-warte!“

Codric lief hinterher und hielt ihn auf.

„Das kann bis morgen warten. Es ist bereits spät und wir sollten uns von den heutigen Strapazen erholen.“

Exeon legte grübelnd den Kopf schief: „Du hast Recht... Mein Rücken tut auch ganz schön weh.“

Codric eilte zum Schrank und holte Decken und Kissen heraus, die er auf einem Stockbett verteilte.

Etwas verdutzt fragte Exeon: „Warum hast du eigentlich ein Doppelbett?“

„Das Haus hier gehörte mal drei Brüdern und mir gefielen die Möbel. Zumal ich sowieso selten hier bin, weshalb es sich nicht lohnen würde, sie auszuwechseln.“

Er richtete die Betten fertig ein und deutete auf das untere.

„So, bitteschön.“

Exeon bedankte sich und zog sich seine Jacke aus. Als er sich bückte, um sie neben das Bett zu legen, rutschte sein Shirt ein Stück hinauf und gab einen kurzen Blick auf seinen Rücken frei, sowie der gewaltigen Prellung auf diesem. Codric schluckte ein wenig bei diesem Anblick.

„Exeon. Geht es dir wirklich gut?“

„Hm?“

Überrascht drehte sich Exeon zu ihm.

„Öhm, ja... wieso?“

Codric schüttelte den Kopf.

„Nur so. Gute Nacht.“

„Dir auch...“

Noch immer verwundert über das Verhalten des Kokiri streifte er sich nun auch Schuhe und Hose vom Leib und machte es sich, so gut er konnte, auf dem Kinderbett gemütlich. Auch Codric zog sich um und erklomm die Leiter zur oberen Matratze. Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Vergeblich. Immer wieder rollte er sich umher oder starrte die Decke an. Die Gedanken an den heutigen Tag beschäftigten ihn einfach zu sehr.

Im Waldtempel befinden sich wahrscheinlich noch weitere Gohmas. Und diese Another breiten sich ebenfalls in den Wäldern aus. Nicht zu vergessen, dieser mysteriöse Mann. Er hat, wie auch Exeon, diese seltsame Energie verwendet. Ich muss ihn morgen früh unbedingt mal dazu befragen. Ich glaube, er nannte es Aura.

Codric seufzte lauthals.

Ich mache mir schon wieder zu viele Gedanken. Exeon beschäftigt das sicher auch, dennoch wirkt er so sorgenfrei. Trotz dieser Verletzungen...

Er dachte noch eine Zeit lang nach, bis ihn die Müdigkeit übermannte und er langsam einschlief.
 

Unterdessen betrat der unbekannte Mann das Innere des Waldtempels.

„Mist, ich hab' zu viel Zeit in der Stadt vertrödelt!“

In seiner Hand hielt er eine Brezel, von der er genüsslich abbiss und sich umschaute.

Mit vollem Mund sagte er: „Wie lange braucht Leo denn?“

Er musterte die Trümmer und den klaffenden Riss im Boden, sowie das Loch mitten in einem der Gemälde.

Er schluckte den Bissen hinunter und fuhr fort: „Mist, ich spür seine Aura nicht mehr... Aber wenn er sie erledigt hätte, wäre er wieder zu mir gekommen, was bedeutet...“

Der Mann verzog wütend das Gesicht und feuerte eine Auraflamme in eines der Gemälde.

„Die haben Leo nicht nur fertig gemacht, er hat auch seine Aura absorbiert. Die Frage ist nur... bewusst oder unbewusst?“

Nachdenklich stopfte er sich den Rest der Brezel in den Mund und erschuf vor sich ein Schattenportal, durch das er verschwand. Das Portal beförderte ihn auf die Lichtung vor dem Tempel, wo ihm ein Mann entgegen kam, gehüllt in eine violette Tunika, verborgen unter einem dunkelvioletten Umhang. Eine lange Mütze bedeckte einen Teil seines silbernen, leicht violett schimmernden Haars, welches wiederrum sein Gesicht bedeckte. Die beiden Männer musterten sich gegenseitig, bis schließlich einer von ihnen das Eis brach.

Es war der Silberschopf, der langsam auf sein Gegenüber zutrat und ihm zuflüsterte: „Du hast mich hier nie gesehen, verstanden?“

Belustigt erwiderte dieser: „Und was springt dabei für mich raus?“

Diabolisch grinsend wartete er eine Antwort ab.

Der Silberhaarige blickte ihn bedrohlich an und sprach: „Dein Leben. Du scheinst nicht zu wissen, wer ich bin, deswegen werde ich dir etwas helfen: Man nennt mich Hexenmeister Vaati - oder auch den Erzdämon der Winde.“

Der Mann zuckte nur mit den Schultern, wodurch sein brauner Mantel aufwehte.

„Nie gehört. Kannst du auch was?“

Nun wirkte Vaati sichtlich empört.

„O-ob ich was kann? Man versiegelte mich in einem Felsen, gehalten von einem magischen Schwert, das seinen Träger in vier verschiedene Körper seiner selbst spaltet. Dreimal.“

Der Mann erwiderte lachend: „Und warum rennst du dann weg, wie ‘n feiger Cockatrice?“

„Wie ein wa-- Nicht so wichtig. Ich würde gerne darauf verzichten, ein viertes Mal versiegelt zu werden. Deswegen muss ich einen ruhigen Ort finden, an dem ich meine Kräfte regenerieren und ausbauen kann.“

Interessiert kratzte sich der Mann, dessen rote Strähnen hervorlugten am Kinn.

Breit grinsend fragte er: „Wie wäre es mit einem Deal?“
 

Der Geruch von kochendem Wasser und verbrannten Kräutern weckte Codric am nächsten Morgen. Panisch schrak er hoch und sah sich um, um die Feuerquelle ausfindig zu machen. Zu seinem Erstaunen standen auf dem Tisch zwei Tassen mit heißem, dampfenden Tee. Exeon stand am Fenster und schien gerade etwas zu kochen. Mit jeweils einem Teller in der Hand schritt er zum Tisch und bemerkte Codric, der sich halb aus dem Bett gelehnt hatte und erschrocken zusah.

„Oh, Morgen! Ich dachte mir, bevor wir zum Deku-Baum gehen, könnten wir ja was frühstücken.“

Der Grünschopf hob zur Verdeutlichung die Teller kurz an und stellte diesen dann auf dem Tisch ab. Gabeln lagen schon bereit.

„Ich hoffe, bei euch im Dorf wachsen keine giftigen Kräuter, ansonsten rate ich vom Salat ab.“

Codric begriff noch immer nicht ganz, was gerade vor sich ging und stand erst einmal auf. Rasch zog er sich etwas über und setzte sich an den Tisch, dabei musterte er das Essen vor sich.

„Was ist das?“, fragte der Braunschopf etwas skeptisch.

„Ah ja, Vogel. Aber ich kann verstehen, wenn du kein Fleisch magst.“

„Es ist nicht so, dass ich es nicht mag, sondern viel eher, dass ich noch nie welches gegessen habe.“

Überrascht riss Exeon die Augen auf und setzte sich ebenfalls an den Tisch.

„Wirklich? Na dann wird's Zeit. Guten Appetit!“

Mit hochgezogener Augenbraue nahm der Kokiri ein Stück, roch daran und biss zaghaft hinein. Noch immer skeptisch kaute er eine Weile darauf herum und schluckte schlussendlich.

„Und?“, fragte Exeon gespannt.

Freudig nahm Codric einen weiteren Bissen und kostete auch vom Salat, wobei er ihm zufrieden zunickte. Der Grünschopf grinste breit und aß ebenfalls. Nach dem üppigen Frühstück tranken beide von ihrem Tee und Codric nutzte die Gelegenheit.

„Exeon, kann ich dich etwas fragen?“

Überrascht entgegnete der Grünschopf: „Klar, was denn?“

Codric räusperte sich und begann zu reden: „Was war das für eine seltsame Energie, die sowohl du, als auch der Mann gestern genutzt habt? Ich glaube, du nanntest es Aura.“

„Aura ist richtig.“

Exeon nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse und erklärte: „Ich hab' mein Wissen selbst nur aus einem staubigen Wälzer einer Bibliothek, aber folgendes weiß ich: Jedes Lebewesen, sei es Mensch, Tier oder auch Kokiri, besitzt eine Aura. Es ist vergleichbar mit dem Konzept der Seele - eine Kraft, die dem Körper innewohnt und unsere Persönlichkeit und Stärke wiederspiegelt. Und, nun ja, es gibt Menschen, wie mich, die mit der Fähigkeit geboren werden, eben diese Aura zu sehen. Sie zu spüren, zu manifestieren und anderweitig zu manipulieren. Ich kannte bisher allerdings niemanden, der das konnte außer mir selbst. Bis gestern.“

Er holte tief Luft und nippte erneut an seiner Tasse. Codric, der gebannt lauschte, lehnte sich nach hinten und grübelte vor sich hin.

„Du siehst also... meine Seele?“, fragte er nach einer Weile. Exeon nickte und richtete seine Hand auf Codric. Um ihn herum erschien eine grüne Aura, die sanft und ruhig pulsierte.

„Deine Aura ist sehr gutherzig. Das hab' ich sofort gemerkt, als ich dich im Wald traf.“

Codric schluckte ein wenig.

„Du kannst anhand einer Aura spüren, wie jemand ist?“

Exeon nickte erneut.

„Jap. Allein die Farbe ist schon ausschlaggebend. Das ist wohl das größte Merkmal eines Auranutzers. Innerhalb der ersten Tage, Wochen oder Monate des Lebens eines Auranutzers, verfärben sich dessen Haare und Augen, abhängig von dessen Persönlichkeit.“ Er zupfte sich an einer seiner grünen Haarsträhnen und bei genauerem Betrachten bemerkte der Braunschopf das Wirbeln in Exeons Augen.

„Bemerkenswert. Also hast du eigentlich gar kein grünes Haar oder grüne Augen.“

Lachend erwiderte der Grünschopf: „Nope. Aber ich hab keine Ahnung welche, da ich keinerlei Erinnerung an meine Kindheit habe und auch nie meine Eltern getroffen hab.“

„Oh, das tut mir leid“, meinte Codric betroffen.

„Ach, dafür kannst du ja nichts. Und jetzt komm, wir sollten wohl langsam zu diesem Deku-Baum.“

Der Kokiri seufzte und stand auf. Zusammen mit Exeon ging er hinaus ins Dorf, welches sie innerhalb weniger Minuten durchquert hatten und den Eingang zum Hain des Deku-Baumes erreichten. Meterhohe Steinwände, welche mit allerlei Pflanzen überwuchert waren, grenzten den Weg zum Baum ein und bildeten so einen schmalen, verwinkelten Gang. Noch bevor sie um die letzte Ecke bogen, konnte Exeon den Deku-Baum ausmachen, sowie eine fremde Aura. Allerdings spürte er sie nur sehr schwach. Kurz vor dem Ausgang war ein großer Busch, hinter dem sich Exeon versteckte, Codric zog er an dessen Schulter ebenfalls zu sich hinunter. Ein großgewachsener, blauhaariger Mann stand, mit dem Rücken zu ihnen, dort. Hinter ihm ragte ein mächtiger Baum in die Höhe. Sein Stamm war fünfmal so breit wie Exeon und zehnmal so hoch. Zwei schwarze Knopfaugen beäugten interessiert den blauhaarigen Mann vor sich, darunter wuchsen zwei lange, dicht bewachsene Äste, die so aussahen, als würde der Baum einen Schnauzbart tragen. Zwischen den „Barthaaren“ lugte ein langer, dünner Ast mit einem einzelnen Blatt hervor.

Erstaunt flüsterte Exeon: „Das ist also der Deku-Baum...“
 

Von ihrer momentanen Position aus konnten die beiden den Unbekannten, der sich gerade mit dem Schutzpatron der Kokiri unterhielt, gut belauschen.

„... ich rate Euch, die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Dorf zu erhöhen. Die verlorenen Wälder wimmeln bereits vor Another. Diese Kreaturen bestehen aus negativer Energie... Hass, Trauer, Wut, Neid, Angst... all das wird über die Bewohner des Waldes einfallen, wenn nicht etwas dagegen unternommen wird.“

Eine ehrfürchtige Stimme ertönte.

Es war die des Deku-Baumes, der fragte: „Und wisst Ihr auch, woher diese Kreaturen kommen?“

Der Mann schüttelte den Kopf, wobei sein blaues, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar, umherwedelte.

„Ich habe zwar eine Vermutung... aber ich möchte erst sicher gehen, bevor ich jemanden beschuldige.“

„Dann danke ich Euch für Eure Warnung. Und trete gleich mit einer Bitte zu Euch... Dies scheint eine weitaus größere Bedrohung zu sein, als ich zuerst annahm. Ihr solltet Königin Zelda aufsuchen und ihr erzählen, was Ihr mir erzählt habt. Sie wird eher etwas gegen diese dunklen Mächte zu verrichten vermögen.“

Der Mann nickte und verbeugte sich höflich. In diesem Moment hallte Exeons Stimme durch die Umgebung.

Er kam auf die beiden zu und sprach hastig: „Entschuldigt die Unterbrechung Herr Baum, aber ich kam nicht umher euer Gespräch mit zu verfolgen und du scheinst ja 'ne Menge über die Another zu wissen.“

Exeon wandte sich an den deutlich größeren Mann.

Dieser starrte ihn vollkommen geschockt an und murmelte irgendwas, jedoch verstand Exeon kein Wort und betrachtete den Mann etwas verdutzt, bis Codric hervortrat und sprach: „Seid gegrüßt großer Deku-Baum. Verzeiht bitte das Verhalten meines Begleiters. Wir kamen her, um Euch ebenfalls vor der Bedrohung der Another zu warnen, doch wie es scheint kam man uns zuvor.“

Er deutete auf den Blauhaarigen.

„Ihr wart also im Wald? Ist die Lage dort wirklich so, wie beschrieben?“, fragte der Deku-Baum besorgt.

Codric nickte und auch Exeon bestätigte dies.

„Jap, da drin wimmelt es nur so von den Viechern.“

„Und das ist noch nicht alles...“ fügte Codric hinzu.

„Im Waldtempel trafen wir auf mehrere Gohmas sowie deren Nester.“

Der Deku-Baum stieß ein tiefes Seufzen aus.

„Das ist wirklich besorgniserregend.“

Exeon wandte sich unterdessen wieder dem Mann zu und beugte sich, auf Zehenspitzen, zu ihm hoch. „Wer bist du? Und woher weißt du so gut über die Another Bescheid?“

Der Mann schnippte dem Grünschopf gegen die Stirn und antwortete: „Mein Name ist Tetsu. Ich bin viel unterwegs, da bekommt man eben so einiges mit.“

Exeon rieb sich die schmerzende Stirn und erwiderte: „Also reist du durch die Welten... Kann ich mitkommen?“

„W-was?“ Tetsu reagierte erneut geschockt.

„Tut mir leid, aber das geht nicht.“

Genervt seufzte Exeon bei der Absage und verschränkte beleidigt die Arme.

Nun sprach Codric zu Tetsu: „Entschuldigt, aber könnten wir Euch zumindest bis zur Königin begleiten? An Eurer Seite können wir mehr ausrichten, als hier in diesem Wald.“

Tetsu beäugte die beiden skeptisch und überlegte eine Weile, bevor er widerwillig einwilligte.

„Meinetwegen. Morgen früh geht's los.“

Danach stapfte er ohne ein weiteres Wort ins Dorf zurück. Ein lautes Räuspern zog die Aufmerksamkeit der zwei verbliebenen auf sich.

Mit sanftem und doch bestimmten Ton sagte der Deku-Baum: „Ich habe befürchtet, dass du das vorhaben könntest, Codric. Du warst noch nie der Typ, der einfach tatenlos zusieht und das obwohl du Gewalt verabscheust.“

Der Baum seufzte lauthals und fuhr fort: „Nichts was ich sagen könnte, vermag dich wohl aufzuhalten, doch ist es meine Pflicht als Wächter dieses Waldes, dich zu warnen. Die Warnungen und Geschichten sind wahr - In der Sekunde, in der du den Wald verlässt, wirst du sterben.“

Codrics Augen weiteten sich vor Schreck und auch Exeon war vollkommen sprachlos.

„St-sterben? Ist das nicht etwas krass?“, fragte der Grünschopf besorgt.

„Entschuldigt, das war wohl etwas dramatisch formuliert“, fügte der Deku-Baum hinzu.

„Aber es stimmt. Du wirst sterben. So wie jedes andere Lebewesen auch, wirst du beginnen zu altern.“

Ungläubig starrte der kleinere zu Boden. Er kannte die Antwort auf diese Entscheidung, schließlich hatte er sich sein ganzes Leben damit gequält. Und doch zögerte er. Ob es Angst war, vermochte der Kokiri selbst nicht zu sagen.

Er atmete tief durch und legte sich seine folgenden Worte sorgsam zurecht, bevor er letztendlich sagte: „Wie Ihr bereits erkannt habt, gibt es nichts, was mich von meinem Vorhaben, nämlich diesen Menschen zu helfen, abbringen kann. Auch wenn das bedeutet, dass ich dadurch eines Tages meinem Tod ins Auge blicken werde. Ich werde gehen.“

Mit diesen Worten verließ auch Codric den Hain und nun war nur mehr ein fassungsloser Exeon zurückgeblieben.

Nach einer Weile kratzte er sich am Hinterkopf und fragte schief lächelnd: „Entschuldigt die Frage, aber... wie ist das Leben so als Baum?“

Der Deku-Baum knarzte und schaukelte sich erst vor Lachen, doch dann antwortete er in einem, fast schon deprimierten Ton: „Es ist ziemlich frustrierend... Hast du jemals versucht dich am Rücken zu kratzen ohne Arme?“

Beide starrten sich an und ein betretendes Schweigen machte sich breit...
 

Bevor die Situation noch peinlicher wurde, hatte Exeon die Flucht ergriffen und spazierte nun durch das Dorf, auf der Suche nach Codric. Wenn der Grünschopf an ihnen vorbei lief, stoppten die Kokiri jedes Mal ihre aktuelle Tätigkeit und beobachteten den Jugendlichen neugierig.

Die scheinen ja nicht gerade oft Besuch zu haben, dachte er sich und ignorierte so gut er konnte das Starren der Kinder.

Er kam gerade am Hügel an, als plötzlich etwas Grünes an ihm vorbeihuschte.

„Hm, war das...?“

Überrascht drehte er sich um und heftete seinen Blick auf das kleine Etwas. Bei genauerem Hinsehen erkannte Exeon es als ein kleines, katzenartiges Tier, mit großen Ohren, einem langen, flauschigen Schweif und einem roten Kristall auf der Stirn.

„Tatsache, ein Karfunkel.“

Er schaute zu, wie das Karfunkel vor einem Baumhaus neben dem Hügel Halt machte und geschwind den Baum hinaufkletterte. Er entschied sich, dem Wesen zu folgen und, nachdem er sie erreicht hatte, erklomm er die Leiter des Hauses. Das Holz knarzte unter seinem Gewicht und Exeon hatte Angst, dass es jeden Moment zusammenbrechen würde. Deshalb sprang er nach der Hälfte des Weges ab und hielt sich am kleinen Balkon, der gleichzeitig als Eingang diente, fest. Mit einem Ruck zog er sich hoch und ging auf den Eingang zu, der von einem vergilbten Vorhang verdeckt war. Zaghaft schob er diesen zur Seite und riskierte einen Blick ins Innere des Baumhauses. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein kleines Bett, darüber ein Fenster, wodurch eine angenehme Luft im Zimmer herrschte. Vor dem Bett war ein winziger Baumstumpf, der als Tisch diente, mit sogar noch kleineren zum Sitzen. An der rechten Wand stand ein Waschbecken, daneben ein leerer Holzeimer um Wasser zu holen. Sogar ein Spiegel war darüber angebracht, der von einer dicken Dreckschicht bedeckt war. Exeon lugte nun nach links und erblickte ein enormes Schwert, das an der Wand lehnte. Eine Kette zog sich um den blassgoldenen Griff und ein, an der Parierstange angebrachter, kobaltblauer Kristall schimmerte im Sonnenlicht.

„Wow, die Klinge von dem Ding allein ist sicher schon an die 1,20 lang. Wem das wohl gehört?“

„Mir“ ertönte es plötzlich hinter ihm und voller Schreck zuckte Exeon zusammen.

Reflexartig machte er eine Drehung und einen Sprung nach hinten, blieb jedoch am Vorhang hängen und riss diesen mit sich selbst zu Boden. Panisch zog er den Vorhang über seinem Kopf hinunter und starrte hoch in das Gesicht eines genervt dreinblickenden Tetsus. Der Grünschopf grinste schief und richtete sich hastig auf. Den Vorhang rollte er, so gut er konnte, ein und hielt ihn Tetsu entgegen.

„Entschuldige.“

„Schon in Ordnung.“

Der Blauhaarige nahm das Stoffknäuel an und warf es auf das Bett, während er das Zimmer betrat.

„Was machst du hier?“, fragte er in einem schroffen Ton und starrte Exeon durchdringlich an.

Dieser geriet ins Schwitzen und erklärte: „Ähm, also da war ein Karfunkel, das einfach an mir vorbeigerannt ist. Das hat mich verwirrt, da ich nicht wusste, dass es auch in anderen Welten welche gibt. Bis vor kurzem wusste ich nicht mal, dass es andere Welten gibt. Jede--“

Plötzlich unterbrach in der Mann: „Du redest zu viel. Also, du hast ein Karfunkel gesehen. Und das, obwohl es in dieser Welt gar keine gibt...“

Er rieb sich nachdenklich am Kinn, begleitet von einem tiefen „Hm“.

Verwirrt kratzte sich Exeon am Hinterkopf und meinte: „Vielleicht können sie ja zwischen den Welten reisen?“

Tetsu ging nicht weiter darauf ein und stellte Exeon stattdessen eine Frage: „Hast du jemanden namens Lloyd getroffen?“

Seine Miene war dabei sehr ernst.

Überrascht über die Frage legte Exeon nachdenklich den Kopf in den Nacken und antwortete schließlich: „Nope.“

Erleichterung machte sich im Gesicht des Mannes breit.

„Gut. Solltest du jemanden mit diesem Namen begegnen, halte dich von ihm fern!“

Nun wirkte der Blauhaarige wieder todernst und seine graublauen Augen durchbohrten Exeon förmlich.

„Ö-öhm, ist o-okay...“, antwortete dieser stotternd.

„'T'schuldige, aber was bedeu--“

Erneut wurde er von Tetsu unterbrochen: „Bereite dich lieber auf morgen vor. Wir haben einen langen Weg vor uns.“

Bevor der Grünschopf etwas darauf erwidern konnte, stand Tetsu auch schon neben ihm und schubste ihn vorsichtig Stück für Stück nach vorne, bis Exeon am Balkon stand.

„W-warte!“, rief er und wollte wieder ins Zimmer stürmen, als plötzlich mehrere Ketten aus dem Holzboden schossen und sich in den Türrahmen bohrten umso ein Eintreten zu verhindern.

„Hey!“, brüllte der Junge empört und stand nun vollkommen verdutzt da.

Er seufzte und wandte sich der Leiter zu. Es schien sowieso keinen Sinn zu haben, weiter mit dem rätselhaftem Mann zu reden, also sprang er elegant hinunter und widmete sich wieder der Suche nach Codric.
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich fündig wurde. Auf einer hohen Klippe über dem Wasserfall, erblickte er den Kokiri, wie er an einer Felskante saß, die Beine hinunterbaumelnd und den Blick gesenkt. Exeon nahm etwas Anlauf und mit wenigen Sprüngen erreichte er Codric.

Mit einem freundlichen „Hi“ ließ sich der Grünschopf neben ihm fallen und setzte ein schiefes Lächeln auf.

Codric schaute kurz hoch, als Exeon neben ihm landete, richtete seinen Blick aber wieder nach unten.

„Entschuldige meinen Ausbruch von vorhin.“

Exeon lachte und klopfte ihm auf den Rücken.

„Schon okay. Ihr solltet euch nur lieber Sorgen um euren Baum machen.“

Verwirrt sah er den Grünschopf an und stammelte:

„W-was?“

„Nicht so wichtig“, meinte Exeon und fuhr sich, begleitet von einem gequälten Lachen durch die Haare.

Er wurde nun wieder ernster und fragte: „Sag mal, wo hast du die ganze Zeit gesteckt?“

Codric deutete hinter sich auf einen Holzrahmen, der anscheinend tiefer in den Wald führte und antwortete:

„In den verlorenen Wäldern. Verzeih, falls du dich um mich gesorgt hast.“

„Ach, schon okay. Dachte mir schon, dass du wohl eher Zeit für dich brauchst.“

Codric blickte hoch und bedankte sich lächelnd. Die Sonne sank langsam hinab und hüllte den Wald in ein dumpfes Orange. Der kleine Bach funkelte im Licht und so langsam verschwanden die ganzen Kokiri in ihren Häusern. Gegenüber von ihnen stand das Baumhaus, in dem Tetsu gerade versuchte, den Vorhang wieder anzuhängen.

Beim Anblick des Mannes, wandte sich Exeon an seinen Freund: „Was hältst du eigentlich von diesem Tetsu?“

Etwas überrascht überlegte Codric für einen Moment, bevor er als Antwort zurückgab: „Nun ja... da ich ihn nur kurz sah, als wir beim Deku-Baum waren, kann ich nicht wirklich was zu ihm sagen. Aber warum fragst du mich das? Dank deiner Aura solltest du ihn doch besser einschätzen können?“

Exeon ließ den Kopf sinken und entfaltete seine Hände, die er zweifelnd anstarrte.

„Das ist es ja... ich kann seine Aura nur schwach wahrnehmen. Ich denke... ich denke, wir können ihm trauen. Aber er hat auf jeden Fall etwas zu verbergen!“

Im selben Moment ballte er seine Hände zu Fäusten und sah misstrauisch zu Tetsu hinüber, der den Vorhang inzwischen erfolgreich angehängt hatte und ihn nun zuzog.

Der Jugendliche seufzte und sagte mit etwas freundlicherer Miene: „Na ja, wir sollten uns auch auf morgen vorbereiten und schlafen gehen.“

Codric nickte zustimmend und gemeinsam blickten sie noch einmal in die untergehende Sonne.
 

Am nächsten Tag war Exeon derjenige, der geweckt wurde. Der Geruch von frischen Kräutern stieg in seine Nase, während er sich verschlafen umdrehte und noch im Halbschlaf Codric beobachtete, wie dieser die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Reise traf. Grummelnd setzte sich der Grünschopf auf und gähnte ausgiebig.

„Oh, guten Morgen!“, hallte es von Codric zu ihm hinüber.

Als Erwiderung an den Gruß hob Exeon nur die Hand, danach stand er auf und zog sich hastig seine Sachen über. Er gähnte erneut, als er sich an den Tisch setzte, wo ihm Codric eine Tasse Tee bereitstellte. Exeon bedankte sich und nahm erst einmal einen großen Schluck. In der Zwischenzeit beendete der Kokiri die Vorbereitungen und gesellte sich daraufhin zu Exeon.

„Du wirkst heute so... positiv“, bemerkte der Grünschopf, während er in Codrics lächelndes Gesicht starrte.

Dieser kratzte sich verlegen an der Wange und antwortete: „Ich fühle mich heute auch um einiges besser. Zwar habe ich noch immer meine Bedenken, aber inzwischen konnte ich meine Gedanken halbwegs ordnen.“

„Freut mich für dich.“

Exeon, der seine Tasse umklammerte, nahm einen weiteren Schluck und leerte damit den Becher, bevor er sich aufrichtete.

„Wir sollten dann wohl los...“, schlug er, noch immer müde, vor.

Codric nickte und stand ebenfalls auf. Neben dem Tisch hatte er schon alles bereitgestellt, seine Axt, seinen Köcher, der mit einigen Pfeilen und dem Bogen befüllt war, sowie ein Lederrucksack, den er randvoll gepackt hatte. Während Exeon sein Schwert, das neben dem Bett lehnte, nahm und es sich anlegte, schnallte sich auch der Kokiri nach und nach alles um. Gemeinsam traten sie vor die Tür und wurden sogleich von der aufgehenden Sonne geblendet. Das Gras war noch bedeckt vom Morgentau und mit jedem Schritt wurden ihre Stiefel etwas feuchter. Die beiden steuerten geradewegs auf den Ausgang des Dorfes zu, wo Tetsu bereits auf sie wartete. Er trug einen langen, dunkelblauen Umhang und hinter seinem Rücken ragten Griff und Spitze seiner immensen Waffe hervor. Der Blauhaarige musterte Codric und vor allem Exeon kritisch.

„Seid ihr bereit?“

Während Exeon sofort nickte, zögerte Codric für einen Moment. Er starrte den Ausgang, ein rundes Holztor, mit weit aufgerissenen Augen an.

„Ich bin bereit“, murmelte er und atmete noch einmal tief durch.

Tetsu blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue an, dann drehte er sich um und schritt durch das Tor. Exeon schenkte dem Braunschopf ein aufmunterndes Lächeln und folgte dem Mann. Etwas zögerlich setzte sich nun auch Codric in Bewegung.

Kein Zurück!

Sein Herz raste, als er das Tor durchquerte und sie gemeinsam über eine kleine Holzbrücke liefen, die über den verlorenen Wäldern hinweg, aus dem Wald führte. Sie knarzte unter dem Gewicht der dreien und hallte wie ein Heulen durch den Wald, so als ob dieser den Verlust seines Kindes betrauern würde. Am anderen Ende mussten sie ein zweites Holztor durchschreiten, um den Wald nun gänzlich zu verlassen.
 

Codric konnte seinen Augen nicht trauen, als sich vor ihm die weite Steppe der Ebene von Hyrule erstreckte. In der Ferne konnte er ein gewaltiges, hellgraues Marmorschloss erkennen, deren tannengrünen Spitzdächer in die Höhe ragten. Sein Blick wanderte weiter zur Mitte der Ebene, wo eine kleine Farm zu erkennen war, die von einer moosbewachsenen Steinmauer umrundet wurde. Die hügelige Landschaft war übersät mit Bäumen und Büschen, sowie den Überresten einiger Steinmauern und Holzzäunen. Der Kokiri kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und brauchte eine Weile, bis er sich wieder fing. Exeon stand neben ihm, die Arme verschränkt und genoss ebenfalls den Ausblick, der sich ihnen bot.

Mit einem breiten Lächeln sagte Codric: „Dieser Anblick allein war es wert.“

Der Grünschopf schaute verwirrt zu ihm herüber, musste jedoch grinsen, als er begriff, was sein Freund meinte.

„Können wir dann?“, fragte Tetsu etwas ungeduldig.

„N-natürlich“, antwortete Codric verlegen, bevor er sich in Bewegung setzte und die Truppe über die Steppe spazierte.

Während sie dem Weg folgten, rollte Tetsu eine alte Landkarte aus und studierte diese kurz.

„Wir müssen einfach nur dem Weg folgen, dann sollten wir gegen Abend ankommen“, erklärte er, während er die Karte wieder zusammenrollte und unter seinem Umhang verstaute.
 

Nach einigen Stunden hatten sie etwa dreiviertel des Weges hinter sich bringen können und entschieden sich, kurz Rast zu machen. Exeon und Codric setzten sich auf die Ruine einer Steinmauer, letzterer holte eine Trinkflasche aus seinem Rucksack, trank etwas und bot Exeon etwas an, der dankend einen Schluck nahm. Tetsu stand etwas abseits und ließ den Blick über die Landschaft wandern.

Codric musterte das Schwert des Mannes genauer und kam nicht umher zu fragen: „Verzeih, aber ist dir deine Waffe nicht zu schwer?“

Überrascht drehte sich Tetsu um, doch statt zu antworten, nahm er das Schwert in die Hand und drehte es mehrmals in dieser herum. Der dadurch erzeugte Luftzug wehte den beiden entgegen und sogar das Gras wog sich im Takt der Drehungen.

„Das bedeutet wohl nein...“, meinte Exeon beeindruckt und gab Codric das Trinken wieder.

Auch dieser staunte nicht schlecht, während Tetsu das Schwert wieder an seinen Rücken hing.

„Können wir weiter?“ Exeon und Codric nickten, bevor sie sich aufrichteten und sich wieder in Bewegung setzten. Inzwischen konnten sie sogar den Eingang der Schlossmauer erkennen. Eine Zugbrücke war heruntergelassen und bildete so einen Weg über den Burggraben, der um das Schloss herum führte und metertief mit Wasser gefüllt war.

Als sie das Tor schon fast erreicht hatten sagte Tetsu: „Wir liegen gut in der Zeit. Eventuell können wir noch heute um eine Audienz bei der Königin bitten.“

Kaum hatte er fertig gesprochen, räusperte sich eine Wache, die nahe der Brücke positioniert war und erwiderte: „Dies wird leider nicht möglich sein.“

Verdutzt starrte der Blauhaarige den Mann an und fragte: „Und warum nicht?“

„Nun ja, Königin Zelda ist derzeit nicht im Schloss. Sie brach vor einigen Tagen zum Dorf der Goronen auf“, erläuterte die Wache.

„Goronen?“, warf Exeon fragend in die Runde und erntete einen vorwurfsvollen Blick von Tetsu.

Die Wache räusperte sich erneut und erklärte: „Die Goronen sind ein stolzes Volk, dass am Gipfel des Todesberges lebt.“

Der Mann deutete nach Osten, wo ein gigantischer Berg in die Höhe ragte, dessen Spitze vom einem Ring aus Wolken umkreist wurde.

„Dort werdet ihr auch die Königin finden.“

Tetsu seufzte enttäuscht, bedankte sich allerdings für die Information und machte auf der Stelle kehrt, in Richtung der Berge. Codric und Exeon schauten sich gegenseitig an, seufzten ebenfalls und hasteten ihm hinterher.

„Und jetzt? Auf zum Todesberg?“, erkundigte sich der Grünschopf.

„Welche Wahl haben wir denn?“, gab Tetsu schroff zurück.

Exeon zuckte nur mit den Schultern und so marschierten sie weiter über die Ebene Hyrules.
 

Am späten Nachmittag erreichten sie ein Dorf am Fuße des Berges. Ein Holzbogen markierte den Eingang und „Kakariko“ war auf dem darauf angebrachten Schild niedergeschrieben. Einige Kinder liefen lachend herum und verfolgten ein Huhn, welches wild umhergackerte. An einer großen Eiche standen zwei Männer, die sich angeregt unterhielten und eine Frau schöpfte gerade Wasser aus einem Brunnen weiter hinten im Dorf.

Erschöpft schlug Exeon vor: „Wie wär's, wenn wir 'ne Taverne oder sowas suchen und uns dort ausruhen?“

Codric stimmte dem Vorschlag zu, Tetsu hingegen schien der Idee zwar abgeneigt, stimmte jedoch nach kurzer Überlegung ebenfalls zu.

„Mir gefällt's zwar nicht, aber vor Einbruch der Nacht würden wir sowieso nicht diesen Berg erklimmen können.“

Freude machte sich in Exeons Gesicht breit und gemeinsam durchkämmten sie das Dorf nach einem Gasthaus. Auf einem Hügel am Rande des Dorfes wurden sie schließlich fündig. Als sie eintraten, wurden sie sofort von einer wohligen Wärme empfangen, die sie umarmte und zum Bleiben einlud.

Exeon schlenderte zum Tresen und sprach zum Besitzer der Taverne, einem etwas älteren Mann: „Wir hätten gerne ein Zimmer für drei.“

Daraufhin legte er einige Gil klimpernd auf den Tisch.

Der Mann hinterm Tresen beäugte diese genauer, schob sie jedoch weg und meinte: „Tut mir leid, aber wir akzeptieren nur Rubine.“

Verdutzt starrte der Grünschopf den Mann an und nahm das Geld wieder an sich.

„Toll und jetzt?“, fragte er die anderen beiden. Tetsu trat vor, kramte in seiner Tasche und legte zwei rote Edelsteine auf den Tisch.

„Ich bezahl für die zwei. Aber statt dem Dreierzimmer hätte ich gerne ein Einzel- und ein Doppelzimmer.“

Der Mann nickte zufrieden, nahm die Rubine und verschwand daraufhin im Hinterzimmer. Verlegen kratzte sich Exeon am Hinterkopf.

„D-danke.“

„Auch von mir. Ich hätte wahrscheinlich nicht genug Rubine gehabt um mir ein Zimmer zu leisten“, bedankte sich auch Codric.

„Kein Thema“, gab Tetsu zurück und stellte sich vor Exeon.

Mit scharfem, tadelnden Ton sagte er: „Wenn du weiterhin durch die Welten reisen willst, solltest du lernen, dich ihren Gegebenheiten anzupassen. Nicht in jeder Welt ist eine Goldmünze auch was wert.“

Überrascht von der harten Kritik, blickte Exeon empört zum ihm und wollte gerade etwas sagen, als der Tavernenbesitzer den Raum betrat und verkündete: „Ihre Zimmer sind hergerichtet und bezugsbereit. Wenn sie mir bitte folgen würden.“

Tetsus Zimmer erreichten sie als erstes. Der Blauhaarige nahm den Schlüssel entgegen und verschwand sofort hinter der Tür, die er unsanft zuschlug. Zwei Türen weiter lag das Zimmer der anderen beiden. Nachdem sie eintraten, legte Codric seinen Rucksack samt Ausrüstung ab und ließ sich erschöpft aufs Bett fallen. Der Kokiri schaute hinüber zu Exeon, der ziemlich geknickt wirkte. Plötzlich schaute Exeon schnaubend hoch.

„Was weiß der Kerl denn schon? Ist ja nicht so, als wäre das meine erste Reise in eine andere Welt. Verdammt, vor drei Tagen wusste ich nicht mal, dass es andere Welten gibt.“

Empört verschränkte der Grünschopf die Arme.

„Er hat es sicher nicht so gemeint. Und selbst wenn doch, kennt er nicht die Umstände in denen du dich zurzeit befindest“, meinte Codric aufmunternd, jedoch nur mit mäßigem Erfolg.

„Wenn er keine Ahnung hat, soll er seine Klappe halten!“

Damit beendete der Grünschopf das Thema und versuchte zu schlafen.
 

Exeon schrak hoch, als er panische Schreie von draußen vernahm. Ruckartig setzte er sich auf und auch Codric im gegenüberliegen Bett, richtete sich verschlafen auf. Ein weiterer, schriller Schrei ertönte und die beiden warfen sich einen alles sagenden Blick zu, zogen sich hastig etwas über und schnappten ihre Waffen. Hastig liefen sie den Flur des Gasthauses entlang, durch das Foyer und schließlich nach draußen. Unzählige Another machten das Dorf unsicher und attackierten die hilflosen Bewohner. Ein Mann, der in einer Ecke, sein Kind fest umschlungen, kauerte, wurde gerade von drei wolfartigen Another attackiert. Doch bevor diese ihn erreichten, zückten die beiden Jungen ihre Waffen und erledigten die Kreaturen mit Leichtigkeit. Sofort eilten sie weiter und besiegten die nächste Welle an Another.

„Es werden einfach nicht weniger“, meinte Exeon verzweifelnd.

Plötzlich stapfte Tetsu an ihm vorbei, in einer Hand eine Tasse Kaffee, in der anderen sein Claymore.

Er nahm einen Schluck, dann reichte er die Tasse, mit den Worten „Halt mal“, an Exeon.

Blitzschnell stürmte Tetsu los und schwang im Laufen sein mächtiges Schwert. Jeder Schlag zerschmetterte regelrecht eines der Monster, welche gar nicht schnell genug reagieren konnten. Es dauerte nicht lange, bis die Wesen bemerkten, dass sie keine Chance hatten und zur Flucht ansetzen wollten.

„Hiergeblieben!“, rief Tetsu, der sein Schwert mehrmals in der Hand drehte.

Mit aller Kraft rammte er die Klinge in den Boden, woraufhin hunderte Ketten aus dem Boden schossen und wie Projektile einen Another nach dem anderen erlegten. Nachdem nun alle Gegner besiegt waren, verschwanden die Ketten, während der Blauhaarige sein Schwert aus dem Boden zog. Gähnend drehte er sich um, schritt an einem vollkommen verblüfften Codric und Exeon vorbei und schnappte sich im Vorbeigehen seinen Kaffee aus den Händen des völlig sprachlosen Grünschopfs.

Gerade als der Mann zurück in die Taverne treten wollte, ertönte ein lautes Lachen hinter ihm. Alle drei drehten sich zur Quelle des Gelächters und erblickten einen silberhaarigen, blasshäutigen Mann, der in der Luft schwebte und sie belustigt beäugte. Mit seiner Hand schob er seinen violetten Umhang zur Seite und deutete auf Exeon.

„Hey, Mooskopf! Bist du Exeon?“

„M-mooskopf?“, erwiderte Exeon nur empört.

Erneut lachte der Mann laut auf und sprach: „Ha, genau die Reaktion, die er vorausgesagt hatte.“

Nun wich Verwirrung der Empörung im Gesicht des Jugendlichen, während er zuschaute, wie der Mann langsam zu Boden glitt.

Dieser grinste höhnisch und verkündete: „Heute ist dein Glückstag, Junge. Du hast die Ehre von mir, Vaati, dem Dämon des Windes besiegt zu werden!“

„Soulblade“

Ein sanfter Wind wehte durch das Dorf, welchen im fahlen Licht des Mondes erstrahlte. Angespannt und bereit zum Kampf standen Exeon, Codric und Tetsu dem mysteriösen Vaati entgegen, jeder den Griff seiner Waffe fest umschlossen. Vaati holte gerade aus, als er mitten in der Bewegung stoppte und sich mit der flachen Hand gegen die Stirn klatschte.

Verdutzt starrte das Trio den Silberhaarigen an, bevor er sprach: „Fast hätte ich es vergessen. Ich habe hier ja noch etwas für euch!“

Breit grinsend schnippte Vaati und hinter ihm tauchte, wie aus dem Nichts, ein riesiger Another auf. Sein Äußeres erinnerte stark an einen Drachen, was das Biest mit einem Feuerschwall gen Himmel verdeutlichte. Seine Schuppen schimmerten schwarz wie Ebenholz und seine Klauen, Stacheln und Hörner waren weiß wie Elfenbein. Die rot leuchtenden Augen des Drachen schauten sich suchend um und blieben auf der Gruppe von Exeon haften. Laut brüllend faltete er seine gewaltigen Schwingen auf und mit einem Satz flog er kampflustig auf sie zu.

Exeon schluckte, als sich das Biest ihnen näherte und auch Codric wirkte beunruhigt. Nur Tetsu schien weiterhin gelassen und stürmte als Erster der Kreatur entgegen. Mit erhobenem Schwert sprang er in die Luft und wehrte die brachialen Krallenschläge problemlos ab.

Während der Drache eine Kehrtwende machte, landete der Blauhaarige mit beiden Beinen am Boden und rief Exeon und Codric in einem frustrierten Ton zu: „Wollt ihr weiterhin nur dastehen und zuschauen oder auch mithelfen?“

„N-natürlich!“ erwiderte Exeon und fing sich wieder.

Auch Codric überwand den ersten Schock und gemeinsam eilten sie auf den gewaltigen Another zu. Dieser segelte geradewegs auf die drei zu und holte tief Luft um kurz darauf eine meterhohe Feuerwand zu speien. Sie bremsten kurz vor den lodernden Flammen ab, sehr zu Vaatis Vorteil. Mit einer wischenden Handbewegung erzeugte er eine Sphäre aus Wind, die geradewegs auf Exeon zuraste. Auf ihrem Weg zerteilte sie die Flammen und traf den überraschten Grünschopf, den es von Boden riss und mehrere Meter durch die Luft warf. Unterdessen flog der Drache über Codrics Kopf hinweg und hiebte mit seinem massigen Schweif nach ihm. Mit einer Ausweichrolle, konnte er dem Angriff der Bestie knapp entgehen und zückte im Aufstehen seinen Bogen. Hastig legte der Kokiri einen Pfeil in die Sehne und feuerte diesen, nach kurzem Zielen, ab. Zischend sauste der Pfeil durch die Luft und erwischte die Schwanzspitze des Drachen, der wütend aufbrüllte. Plötzlich segelte Tetsus Claymore, nur knapp an Codrics Kopf vorbei, direkt auf den Drachen zu. Eine lange Kette ging vom Griff der Waffe aus bis hin zu deren Besitzer, der die Kette fest umschlungen hielt.

„Duck dich!“, schrie der Blauhaarige, bevor er mit einer ruckartigen Bewegung das Schwert nach links schwang.

Codric machte sich so klein er konnte und Angstschweiß rann seine Stirn hinunter, als das Schwert über ihm hinwegflog. Mit mehreren kleinen Sprüngen, in denen sich Tetsu drehte, näherte er sich dem Drachen und holte ihn mit einigen Treffern aus der Luft. Begleitet von einem Beben, das die Erde erzittern ließ, krachte der Another zu Boden und wirbelte dabei das Gras und den Dreck um sich herum auf. Tetsu sprintete los, die Kette zu sich ziehend und sein Claymore greifend und schlug nach dem benommenen Gegner. Doch bevor er ihn erreichte, wurde er von einem enormen Windstoß erfasst und zu Boden gerissen.

„Ich bin auch noch da“, erinnerte Vaati das Trio und entfachte eine riesige Windböe, die sich ihnen rasend schnell näherte.

Tetsu, der sich inzwischen wieder aufgerichtet hatte, rammte seine Klinge vor sich in den Boden und nutzte diese als Schutzschild. Exeon zog einen Auraschild um sich und Codric herum, an der die Böe abprallte.
 

„Das bringt so nichts!“, stellte Exeon fest.

Codric nickte zustimmend.

„Wir sollten uns schleunigst einen Plan zurechtstellen.“

Exeon dachte fieberhaft nach und schaute zu, wie Tetsu sich bereits wieder auf den Drachen stürzte und sich einen heftigen Schlagabtausch mit diesem lieferte.

„Codric, geh und hilf Tetsu! Der Drache kann zwar von seiner Kraft mithalten, aber nicht mit zwei kleinen, schnellen Zielen.“

„Wird gemacht!“

Codric zückte seine Axt und eilte seinem Gefährten zu Hilfe.

„Und ich kümmer‘ mich um dich!“

Exeons Blick war auf Vaati fixiert, der dem Kampfgeschehen amüsiert zuschaute. Der Grünschopf drehte seine Waffe in der Hand und sprintete los. Kurz bevor er Vaati erreichte, feuerte er mehrere Auraflammen auf diesen, die er zwar überrascht, allerdings mühelos abwehrte. Aus dem aufsteigenden Rauch heraus kam Exeon auf ihn zu und schwang sein Schwert horizontal nach dem Dämon.

Mit einem „Pff“, zückte dieser grinsend ein Schwert und blockte den Angriff ab. Beim Aufprall ihrer Klingen ertönte ein lautes Klirren, gefolgt von einem metallischen Schleifen, als Vaati seine Klinge entlang der von Exeons hinab zog und zum Gegenschlag ausholte. Der Grünschopf beugte sich nach hinten umso der Attacke zu entgehen und feuerte einen Aurablitz direkt auf seinen Kontrahenten. Zu spät lehnte sich dieser zur Seite und wurde vom Blitz getroffen, der durch seinen gesamten Körper fuhr und ihn für kurze Zeit paralysierte. Exeon festigte seinen Griff, woraufhin die Klinge seines Schwertes grün aufleuchtete und setzte zum Schlag an.
 

Im letzten Moment wich Codric zur Seite und entging so nur knapp den messerscharfen Klauen des Drachen, die wie Schwerter durch die Luft zischten. Gleichzeitig peitschte die Bestie mit seinem stachelbesetzten Schweif nach Tetsu, welcher seine Klinge schützend vor sich hielt. Er drehte das Schwert einmal in der Hand und rammte es dem Another in dessen Schwanz. Schmerzerfüllt brüllte dieser auf und schnappte wutentbrannt nach der Ursache des Schmerzes. Codric nutzte die kurze Ablenkung durch seinen Mitstreiter und hiebte mit seiner Axt nach dem Vorderbein des Drachen. Erneut erfüllte ein Schmerzensschrei die Umgebung, gefolgt von einem aggressiven Fauchen.

Der Drache flatterte wild mit seinen Flügeln auf und ab und die daraus resultierende Windböe, drückte die beiden lange genug weg, sodass das Biest einen gewaltigen Feuerschwall speien konnte. Wie eine Dampfwalze rollten die Flammen auf sie zu und wirbelten wild umher, so als würden sie nach ihnen greifen und alles verschlingen wollen. Tetsu holte aus und schwang mit aller Macht sein Schwert. Ein Lufthauch entstand, stark genug, um die Flammen über ihre Köpfe hinweg zischeln zu lassen. Dann stieß sich der Blauhaarige vom Boden ab und verpasste dem Drachen einen vertikalen Schlag.
 

Blitzschnell hob Vaati seine Waffe und wehrte den Angriff in letzter Sekunde noch ab. Mit einigen geschickten Schwerthieben brachte er seinen Gegner auf Distanz und schleuderte, mit ausgebreiteter Handfläche eine Sturmböe nach dem Grünschopf. Dieser wurde vom starken Wind erfasst und durch die Luft gewirbelt, so hilflos wie ein Blatt im Herbstwind. Immer schneller steuerte er auf eine Steinwand zu und versuchte verzweifelt die Kontrolle über seinen Körper zurück zu erlangen. Kurz vor dem Aufprall gelang es ihm, sich mit den Beinen voran auszurichten, sodass er mit den Füßen auf der Wand aufkam. Im selben Moment stützte er sich an der Wand ab und nutzte sie als Sprungbrett. Genauso schnell wie er davonflog, segelte der Schwertkämpfer auf einen verdutzten Vaati zu. Exeon drehte sich um die eigene Achse und schwang dabei mehrmals sein Schwert nach seinem Kontrahenten, bevor er, sich abrollend, am Boden landete. Sofort richtete er sich auf und drehte sich um, seine Klinge auf Vaati gerichtet.

Erneut sprang der Grünschopf auf seinen Gegner zu, in der linken Hand einen Aurablitz, den er noch in der Luft abfeuerte, nur um dann vor ihm zu landen, mit der rechten ausholend. Der Winddämon hechtete einige Meter zurück, wodurch der Blitz knapp verfehlte und konzentrierte sich dann darauf, Exeons Angriff abzublocken. Vaati stieß die Klinge des Jugendlichen weg und vollführte eine schnelle Drehung, gefolgt von einem Tritt in die Magengrube. Diese beförderte Exeon in die Luft, wo er Vaatis nächstem Angriff schutzlos ausgeliefert war.

Der Dämon streckte seine linke Hand nach vorne aus, woraufhin sich mehrere Klingen aus Wind bildeten. Noch in derselben Sekunde schnellten die Windklingen auf ihr Opfer zu und Vaati setzte ein breites Grinsen auf, sich seines Sieges bereits sicher, während Exeon mit einem dumpfen Knall am Boden aufkam.
 

Kurz bevor Tetsus Claymore sein Ziel traf, schnappte der Drache nach der Klinge und biss sich in dieser fest. Er schüttelte energisch den Kopf und versuchte den Mann am Ende des Schwertes abzuschütteln, jedoch ohne Erfolg. Als der Drache für eine Sekunde den Kopf ruhig hielt, schwang sich Tetsu an seiner Waffe hoch, landete auf dem Griff und sprang mit aller Kraft ab. Während er durch die Luft, über den Drachen hinweg segelte, drehte er sich zur Bestie und beschwor eine Kette in der Hand, die er um deren Hals warf. Sie wickelte sich zweimal um diesen, bevor Tetsu die Kette mit der freien Hand auffing und sich in die Tiefe stürzte. Gleichzeitig zog er mit aller Kraft an der Kette und riss den Drachen zu Boden. Die Erde erzitterte bei der Landung beider und durch den Aufprall verlor der Another den Halt um das Claymore, weshalb es über den Boden schlitterte und neben Tetsu stoppte.

Er schob seinen Fuß unter die Klinge seiner Waffe und warf diese hoch, sodass er sie, ohne sich bücken zu müssen, aufheben konnte. Plötzlich spürte er einen starken Luftzug hinter sich und vernahm ein rauchig klingendes Einatmen.

„Verdammt!“, fluchte er und sprang blitzschnell in die Luft.

Unterdessen spannte Codric einen Pfeil in seinen Bogen ein. Er sah, wie der Drache tief Luft holte und zielte genau in sein Maul. Als Tetsu hochsprang, ließ er los und der Pfeil raste geradewegs auf die Bestie zu. Der Drache wollte gerade speien, als der Pfeil in seinen Mund flog und sich in seinem Rachen bohrte. Ein ohrenbetäubendes Brüllen erfüllte die Luft und weckte Vaatis Aufmerksamkeit. Besorgt drehte er sich zum Kampfgeschehen um und sah mit an, wie Tetsu mit gezückter Klinge nach unten segelte, am Nacken des Drachen ansetzte und mit seiner enormen Kraft den Kopf abtrennte.

„W-was?“, keuchte Vaati geschockt.

Der massive Körper der Bestie sackte leblos zusammen und dematerialisierte sich in schwarzen Rauch. Exeon, dessen gesamter Körper mit Schnittwunden übersehen war, richtete sich langsam auf. Alles tat ihm weh und brannte. Er schüttelte den Kopf und ignorierte den Schmerz so gut er konnte. Der Grünschopf sah, wie der Drache gerade geköpft wurde und nutzte die Gelegenheit. In seiner Hand entzündete er einen weiteren Aurablitz, welchen Exeon auf Vaati feuerte, der sich überrascht umdrehte, jedoch zu langsam war, um zu reagieren. Erneut wurde er für einen Moment lang paralysiert, was Exeon ausnutzte, um eine riesige Aurasphäre in seiner Handfläche zu bilden und abzufeuern. Die Explosion beim Aufprall der Sphäre schleuderte Vaati regelrecht weg.
 

Das Gesicht vor Schmerz verzerrt rappelte sich Vaati auf und befand sich nun umgeben von Exeon, Codric und Tetsu, alle ihre Waffen auf ihn gerichtet.

„Ach, verdammt...“, murmelte er und seufzte.

Er senkte den Kopf und schien aufzugeben, als er plötzlich die Arme nach oben streckte und sich ein gewaltiger Tornado um ihn herum bildete. Alle drei wurden vom Wind erfasst und mehrmals herumgewirbelt, bevor sie unsanft am Boden aufkamen.

Während Vaati, umgeben von Windböen, langsam zu schweben begann, sprach er: „Ihr lasst mir keine Wahl, ihr elenden Bastarde! Macht euch bereit für meine wahre Form!“

Vaati fing an, in einem dunklen Licht zu erstrahlen und verschwamm immer mehr zu einer schwarzen Silhouette. Kurz bevor er seine Transformation beendete, zischte ein goldener Pfeil durch die Luft und traf den Winddämon mitten im Rücken. Ein schmerzverzerrter Schrei erklang und Vaati sank, seine menschliche Gestalt wiedererlangend, zu Boden.

Überrascht sahen sich alle nach dem Ursprung des Projektils um und erkannten auf einem Hügel eine blonde Frau, mit einem reich verzierten Bogen in der Hand. Ihr Kleid wehte im Wind und ihre Krone leuchtete im Schein des Mondes.

„Ist das...?“

„... Königin Zelda. In der Tat“, beendete Tetsu Exeons Satz und bestätigte ihn gleichzeitig in seiner Vermutung.

„Verdammtes Pack... Ich hätte nicht so viel Zeit mit euch vertrödeln sollen!“, murmelte Vaati genervt. Vorsichtig zog er sich den Pfeil aus dem Rücken und warf ihn zu Boden. Blut tropfte von der Pfeilspitze und tränkte die Erde rot. Er zitterte leicht, während er sich auf den Armen abstützte.

„Mit dieser elenden Hure und ihren vermaledeiten Lichtpfeilen hier, hab ich keine Chance...“, keuchte Vaati und schaute sich hektisch um.

Exeon und Codric standen am dichtesten zusammen und schenkten ihm gerade keine Aufmerksamkeit.

„Ganz geschlagen gebe ich mich aber nicht!“

Mit Hilfe eines winzigen Tornados, schleuderte sich Vaati zu den Zweien, packte die, sichtlich geschockten Jungs, an ihren Schultern und gemeinsam verschwanden sie inmitten eines schwarzen Wirbels, der sie wegtransportierte.
 

Im nächsten Moment fanden sich Exeon und Codric im Inneren eines Vulkans wieder. Die heiße Luft erschwerte das Atmen erheblich und der Schweiß rann ihnen herunter. Eine schmale Hängebrücke aus Holz verband die Klippe, auf der sie sich befanden mit einer weiteren, etwas tiefer gelegenen Insel. Das Brodeln der Lava unter ihnen und das Zischen des aufsteigenden Dampfes sorgten für eine angespannte Atmosphäre.

„Puh, ganz schön heiß hier...“, merkte Exeon an und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Codric nickte nur und schaute sich angeregt nach Vaati um.

„Hm, wo könnte der Typ nur hin sein?“

Nachdenklich legte Exeon die Hand ans Kinn und suchte ebenfalls die Umgebung ab. Nach kurzer Zeit wurde er fündig und deutete auf einen Schatten, der an die Wand auf der gegenüberliegenden Seite geworfen wurde. Exeon und Codric rannten los, doch kurz bevor sie die Brücke erreichten, flog eine Windsphäre in den Lavasee vor ihnen und eine Lavafontäne schoss hinauf. Die Holzbrücke brannte binnen Sekunden nieder und geschockt starrten die beiden mit aufgerissenen Augen dorthin, wo bis vor kurzem noch ein Übergang existierte.

„D-der hätte uns gerade fast gegrillt!“

„Er scheint in der Tat keinerlei Skrupel mehr zu haben“, meinte Codric und schaute sich bereits nach einem anderen Weg über den Lavasee um. Ganz vorsichtig beugte sich Exeon nach vorne und blickte in die Tiefe. Er schluckte, ging ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und rannte geradewegs auf den Abgrund zu.

„Warte, was machst du da?“, fragte Codric geschockt und griff vergeblich nach seinem Begleiter um ihn aufzuhalten.
 

Kurz bevor der Boden endete und mehrere Meter in die Tiefe stürzte, sprang Exeon ab und überwand so die alles verschlingenden Flammen unter sich. Mit einer Rolle landete er auf der anderen Seite und sprintete mit gezücktem Schwert auf den überraschten Vaati zu.

Schützend hielt der Dämon seine Arme vor sich und fing den darauffolgenden Angriff ab, wodurch er einige Zentimeter zurück schlitterte.

„Jetzt reicht's mir langsam!“, brüllte Vaati genervt.

Er erzeugte einen Wirbelwind um sich herum, der Exeon zurückdrängte und beschwor vier kleine kugelförmige Dämonen. Sie hatten alle jeweils nur ein Auge, das sich aufgeregt umsah und ihre fledermausartigen Flügel flatterten hektisch auf und ab.

Vaati schenkte dem Grünschopf einen hasserfüllten Blick und schrie: „Stirb!“

Wie ein Berserker schleuderte der Dämon mit Windklingen um sich und die kleinen Dämonen feuerten Laser aus ihren Augen. Exeon sprintete sofort los und wich immer wieder zur Seite aus, um den Lasern zu entgehen und mit erhobenem Schwert wehrte er die Luftstöße ab. Im Eifer des Gefechts bemerkte er gar nicht, wie sich ein kleiner Riss in der Klinge bildete und immer weiter hinauf wanderte.

„Verreck' endlich!“

Nun setzte Vaati all seine Macht frei. Er entfachte einen gewaltigen Orkan, der durch das Vulkaninnere fegte und Felsen, Holzteile und sogar Lava umher schleuderte. Exeon rammte sein Schwert in den Boden und hielt sich mit aller Kraft fest, um nicht erfasst zu werden. Der Wind wurde immer stärker und der Riss in der Klinge immer größer. Es dauerte nicht lange, bis sie mit einem lauten Knacksen auseinanderbrach und Exeon davongerissen wurde. Doch plötzlich stoppte der Orkan schlagartig. Ein Pfeil steckte in Vaatis Schulter, der nun voller Zorn zu Codric starrte.

Mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Furcht rief er: „Jetzt, Exeon!“

Der Grünschopf zögerte keine Sekunde und feuerte einen enormen Aurablitz durch den Raum.

„Das ist für mein Schwert!“

Ein Donnergrollen hallte durch die Höhle und Blitze fuhren durch Vaatis Körper. Stocksteif sank er zu Boden und fiel auf die Knie.

„Das... das kann nicht sein... ich, besiegt von solch jämmerlichen Grottenolmen!“

Er keuchte und schlug mit der Faust auf den Boden, sein Körper zuckte immer mal wieder auf.

Ein letztes Mal richtete er sich auf und schrie „Das werde ich euch eines Tages heimzahlen!“ bevor er in einem schwarzen Wirbel verschwand.

Erleichtert und vollkommen entkräftet sank Exeon zu Boden. Seine Sicht verschwamm langsam, bis ihm gänzlich schwarz vor Augen wurde und er das Bewusstsein verlor.
 

Stunden vergingen, bis Exeon wieder erwachte. Er richtete langsam seinen Oberkörper auf, wobei sein Gesicht vor Schmerz zusammenzuckte. Überrascht von der angenehmen Temperatur um sich herum, ließ er seinen Blick durch die Umgebung wandern. Noch immer befand sich der Grünschopf in einer Höhle, diese war jedoch deutlich kleiner und wirkte wie von Hand gemacht. Neben sich fand er Codric wieder, der auf einer Wolldecke lag und zu schlafen schien. Auf die Gefahr hin, ihn zu wecken, stupste Exeon ihm gegen die Schulter, nur um sicherzugehen. Wie von einer Tarantel gestochen schrak Codric hoch und sah sich panisch um. Der Kokiri atmete erleichtert auf, als er seinen Freund erblickte.

„Puh, du bist wach. Ich hatte schon befürchtet, dass du noch einen weiteren Tag durchschläfst.“

„Einen weiteren Tag?“, wiederholte Exeon mit fragendem Blick.

Codric nickte.

„Wow...“, stammelte der Grünschopf und rieb sich mit der Hand über die Stirn.

„Was ist an sich passiert, nachdem ich bewusstlos wurde?“

„Nicht viel...“ antwortete Codric und erzählte weiter: „Nachdem ich einen Weg hinüber gefunden hab, trug ich dich aus dem Inneren des Vulkans und landete in dieser Stadt.“

„Stadt?“, sagte Exeon mit hochgezogener Augenbraue und schaute skeptisch umher.

Codric nickte und fuhr fort: „In der Tat. Das ist Goronia, die Heimat der Goronen. Sie sind ein, was ich bisher erlebt habe, friedliches und freundliches Volk, das sich von Steinen ernährt und im Inneren des Todesberges ihr Dorf errichtet haben. Sie stellten uns auch dieses Zimmer zur Verfügung und wir dürfen so lange bleiben, wie es uns beliebt.“

„Die scheinen ja echt nett zu sein“, meinte Exeon lachend und ließ sich sanft nach hinten fallen.

Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und stieß dabei gegen etwas Metallisches. Verblüfft schaute er neben sich und erblickte sein zerbrochenes Schwert. Mehr als die Hälfte der Klinge fehlte und das, was noch übrig war, war von tiefen Rissen durchzogen.

Codric bemerkte den wehmütigen Blick Exeons.

„Tut mir Leid wegen deiner Waffe.“

„Schon okay... Ist ja nicht deine Schuld“, gab Exeon zurück und zwang sich ein schiefes Lächeln auf.

„Falls es dich aufmuntert...“ begann Codric und erweckte das Interesse des Grünschopfs, der den Kopf hastig zu ihm drehte, bevor er weitersprach: „... ich habe mitbekommen, wie zwei Goronen über einen Schmied auf der Spitze des Berges redeten. Er scheint ein Meister seines Gebietes zu sein.“

„Hm... keine Ahnung, ob ich mir das überhaupt leisten kann, aber einen Versuch ist's wert. Danke.“

Exeon wirkte nun wieder etwas hoffnungsvoller, sehr zu Codrics Freude.

„Ach ja, wie spät ist es eigentlich?“

„Es sollte nun Abend sein“, antwortete Codric bevor er vorschlug: „Ich würde sagen, wir verbringen noch eine Nacht hier und machen uns dann auf den Weg. Es sei denn, du brauchst noch mehr Zeit, um dich zu erholen.“

„Ach, passt schon“, meinte Exeon grinsend, bemerkte jedoch wie Codric ihn besorgt musterte.

Etwas perplex schaute der Grünschopf an sich herab und entdeckte unzählige Risse in seiner Kleidung. Tiefe Schnitte schienen durch die blutverschmierten Löcher hindurch.

Er fuhr sich verlegen durchs Haar und sagte scherzhaft: „Ich brauch wohl neue Klamotten...“
 

Sie hatten sich noch früh am Abend hingelegt, um für den bevorstehenden Aufstieg ausgeruht zu sein. Nach dem Aufstehen frühstückten sie etwas vom Essen, das Codric vor der Reise eingepackt hatte und machten sich dann auf den Weg. Dabei wanderten sie durch Goronia, wobei Exeon nun selbst einen Blick auf die Goronen werfen konnte. Sie hatten zwar den Körperbau eines Menschen, wirkten allerdings um einiges klobiger und irgendwie erinnerte die Kopfform der Goronen den Grünschopf an geröstete Maronen. Als sie endlich draußen ankamen, streckte sich der Jugendliche erst mal ausgiebig und genoss den sanften Wind, der sein Gesicht umspielte.

„Endlich frische Luft!“

„Ja, es tut gut, wieder draußen zu sein“, meinte Codric zustimmend.

Exeon schlug motiviert die Fäuste zusammen und fragte: „So, wo müssen wir jetzt lang?“

Codric deutete auf den Trampelpfad vor ihnen.

„Einfach dem Weg folgen, dann sollten wir eine Aufstiegsmöglichkeit zum Gipfel finden.“

„Alles klar, dann mal los!“

Sie marschierten los, begleitet von der strahlenden Mittagssonne und einem leuchtend blauen Himmel. Es dauerte nicht lang, bis sie einen kleinen Aufstieg erreichten, der sie weiter nach oben führte und nun ein langes, schmales Tal vor ihnen lag. An dessen Ende konnten sie eine meterhohe Wand ausmachen, die zur Bergspitze führte.

„Hoffentlich gibt es einen Weg, diese Wand zu erklimmen“, meinte der Kokiri etwas wehleidig.

„Wird schon“, meinte Exeon schief lächelnd und sie liefen weiter.

Auf dem Weg fragte der Grünschopf: „Ach ja, hast du Tetsu nochmal gesehen?“

Codric schüttelte den Kopf und gab zurück: „Nein, leider nicht. Was er wohl gerade macht?“

Exeon zuckte mit den Schultern.

„Wahrscheinlich mit der Königin reden. Das war ja sein Ziel.“

Seufzend fügte er hinzu: „Er wollte uns sowieso loswerden.“

„Ich glaube eher, dass er einfach nicht gerne in Gesellschaft ist. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich das nicht nachvollziehen könnte“, erwiderte der Braunschopf schief lächelnd.

Sie waren nun nur mehr wenige Meter von der Steilwand entfernt. Man konnte drei Plattformen erkennen, die abwechselnd rechts, links und dann wieder rechts gelegen waren, jeder Vorsprung etwas höher gelegen als der Vorherige. Zudem war die gesamte Wand mit Holzbrettern zugepflastert, die einem Halt zum Klettern gaben.

„Das wird ein Spaß...“ jammerte Codric und krempelte die Ärmel hoch.

Er begann langsam die Wand zu erklimmen.

Nachdem er ein kurzes Stück zurückgelegt hatte, fragte er: „Kommst du?“

„Ja ja, geh nur vor.“

Exeon blickte skeptisch nach rechts und konzentrierte sich auf einen Punkt hinter einem Felsen.

Ich könnte schwören, gerade das Karfunkel gesehen zu haben...

Er schüttelte den Kopf und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Kletterwand vor sich. Codric hatte inzwischen knapp die Hälfte zurückgelegt.

Dann mal los!

Der Grünschopf setzte ein Grinsen auf, ging in die Hocke und presste sich vom Boden ab. Mit einem Satz landete er auf der ersten Plattform und wiederholte den Vorgang. Dabei segelte er an einem erstaunten Codric vorbei und zwinkerte ihm zu, bevor er auf der letzten Plattform landete und ein letztes Mal sprang. Oben angekommen schaute er sich genauestens um, jedoch war alles, was erkennen konnte, zwei zugeschüttete Höhleneingänge und ein altes Holzschild.

„Also wenn dieser Meisterschmied in einer dieser Höhlen war, haben wir ein Problem...“, merkte der Jugendliche an, während Codric sich den Abhang hochzog und sich den Staub abklopfte.
 

Plötzlich begann der Boden unter ihnen zu beben und eine tiefe Stimme schallte über den ganzen Berg.

„Hat da jemand Meisterschmied gesagt?“

Das Beben wurde immer intensiver und ein gigantischer Gorone erhob sich neben dem Gipfel.

Erschrocken tippte Exeon seinem Begleiter an und fragte: „Wusstest du, dass der so groß ist?“

Völlig starr vor Schreck schüttelte Codric nur langsam den Kopf.

„Was kann ich für euch tun?“, wollte der Riese wissen und beäugte die beiden interessiert.

„Ähm, ja, w-wir suchen einen Schmied, der mir ein neues Schwert machen könnte“, stammelte Exeon ehrfürchtig.

„Dann seid ihr bei mir genau richtig! Ich bin Biggoron, der beste Schmied in ganz Hyrule! Was soll es denn für ein Schwert sein?“

„Öhm, bevor wir das klären, hätte ich noch eine Frage.“

Der Gorone legte fragend den Kopf schief.

„Wie viel würde mich das Ganze kosten?“

Biggoron lachte laut auf und ließ den Berg erzittern.

„Gar nichts. Ich schmiede, weil es mir Spaß macht und nicht aus Profit. Es reicht mir völlig, wenn ich am Ende einen zufriedenen Kunden hab.“

Ein breites Lächeln formte sich auf Exeons Gesicht.

Nun beugte der Gorone sich zu ihm hinunter und fragte nun: „Also, wie soll's denn werden?“

Exeon kramte die Überreste seiner Waffe aus und reichte es dem Goronen.

„Ich bezweifle, dass es reparierbar ist, aber vielleicht lässt sich noch was draus machen?“

Neugierig nahm Biggoron das Schwert entgegen, wodurch den beiden nur nochmal bewusst wurde, wie gigantisch der Gorone war. In seinen Händen wirkte die Waffe wie ein abgebrochener Zahnstocher.

Während er die Waffe musterte, sprach er: „Ich schau, was sich machen lässt. Sonst noch einen Wunsch?“

Exeon überlegte kurz, bevor er erwiderte: „Nicht wirklich. Das einzige, was ich gerne beibehalten möchte, ist der Kristall im Griff.“

„Kein Problem. Ich mach mich sofort an die Arbeit. Allerdings will gut Ding Weile haben. Ich vermute, dass ich in ungefähr fünf Tagen fertig bin.“

Kaum hatte er fertig gesprochen verschwand der Riese wieder und ließ die beiden alleine auf dem Gipfel zurück. Etwas verdutzt kratzte sich Exeon am Kinn.

„Und jetzt?“

„Etwas zu essen wäre nicht schlecht“, schlug Codric vor.

„Klingt gut!“

Codric sammelte ein paar der umliegenden Äste auf und stapelte diese sorgfältig für ein Lagerfeuer. Exeon saß daneben und schaute zu, als ihm plötzlich etwas einfiel. Er griff in seine Tasche und holte den Sternensplitter hervor, den er vorsichtig und mit genügend Abstand neben sich legte. Verdutzt beobachtete Codric ihn dabei und warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Damit ich nicht davonflieg', bevor ich mein Schwert hab“, erklärte der Grünschopf lachend.

Der Kokiri gab ein kurzes „Ah“ von sich und widmete sich wieder dem Holzstapel vor sich.

„Warte, ich mach das schon.“

Exeon streckte seine Hand nach vorne und feuerte eine kleine Feuerkugel ab. In Sekundenschnelle flammte der Holzhaufen auf und brannte lichterloh.

Erschrocken und erstaunt sah Codric abwechselnd zwischen dem Feuer und Exeon hin und her und fragte: „Wie hast du das gemacht?“

„Magie“, antwortete Exeon mit einem Grinsen.

Er hielt die Hand vor sich und zündete erneut eine Flamme in dieser. Neugierig schaute der Braunschopf zu, wie sie sich im Wind wogte und immer wieder mal aufflackerte.

„Ich hatte bereits von Magie gehört, aber noch nie welche gesehen.“

Exeon schloss die Hand, wodurch die Flamme erlosch und erwiderte: „In meiner Heimat ist Magie essenziell. Beinahe jeder beherrscht sie und unser Alltag wäre ohne kaum vorstellbar.“

„Interessant...“, murmelte Codric.

„Warte, dann beherrschst du neben deiner Aura auch noch Magie? Das kommt mir ein wenig mächtig für einen normalen Menschen vor.“

Exeon lachte erneut.

„Das wäre ich vielleicht sogar, wenn beides nicht unheimlich an meinen Kräften zehren würde. Wenn ich Aura benutze, ist es so, als würde ich meine Energie verschießen. Jede Aurasphäre kostet mich mehr Energie, als einfach hinzugehen und zuzuschlagen. Und das Gleiche gilt für Magie. Meine magische Ausdauer ist begrenzt und füllt sich nur langsam wieder auf, da sie sich von der magischen Essenz in meiner Umgebung auflädt.“

„Ich verstehe. Würdest du beides ununterbrochen nutzen, wärst du bereits nach kurzer Zeit zu erschöpft um weiterzumachen.“

Exeon nickte zustimmend und deutete auf das Feuer.

„Haben wir überhaupt was zum Braten da?“

„Ah, fast vergessen.“

Der Kokiri kramte in seiner Tasche herum und holte einige, in Gläsern verpackte Würstchen raus, die er an zwei Holzspieße steckte. Einen Spieß reichte er Exeon, den anderen hielt er vorsichtig ans Feuer.

„Würstchen?“, fragte Exeon perplex.

„Ja. Als wir in Kakariko ankamen hab' ich welche gekauft.“

„Ah, gar nicht gemerkt.“

Dankend nahm der Grünschopf den Ast entgegen und streckte ihn ebenfalls dem Feuer entgegen.
 

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Exeon und Codric nutzten die Zeit, um sich zu erholen und tauschten sich gegenseitig übereinander aus. Codric erzählte von seiner Zeit im Dorf der Kokiri und dem Leben in den Wäldern, während Exeon von der Ivalice Akademie und seinen Freunden dort berichtete. Sie spazierten immer wieder mal auf dem Berg herum, entfernten sich allerdings nie zu weit vom Gipfel. Ab und zu bemerkte Exeon, wie der Sternensplitter sanft leuchtete und nach ihm rief, doch er ignorierte ihn und hielt ihn weiter auf Abstand.

Am Abend des sechsten Tages war es dann soweit. Ein kalter Luftzug umgab Exeon und Codric, die sich gerade am Lagerfeuer wärmten und der untergehenden Sonne hinterherschauten. Eine Eule saß auf einem Felsvorsprung und flatterte aufgeregt mit den Flügen, als plötzlich der Berg erzitterte. Voller Schreck segelte die Eule den Berg hinunter und Biggoron bäumte sich vor ihnen auf.

„Guten Abend, Biggoron!“

Freudig winkte Exeon dem Riesen zu, während sich dieser zu ihnen hinunterbeugte. Der Grünschopf wackelte aufgeregt auf der Stelle umher und konnte es kaum erwarten. In der Hand des Goronen konnte man bereits den schmalen und relativ schlicht gehaltenen Griff der Waffe erkennen. Biggoron erwiderte die Begrüßung und reichte Exeon das Schwert entgegen.

„Hier, bitteschön. Ich hoffe es gefällt dir.“

Freudestrahlend nahm der Grünschopf das Schwert an und zog es einige Zentimeter aus der Scheide. Der Kristall des Vorgängers war an der Parierstange angebracht und eine Aushöhlung zog sich vom Anfang der Klinge bis hin zur Spitze. In dieser war ein weiterer Kristall eingearbeitet, der passend zum Ersten im Licht der Sonne grün schimmerte. Zwischen den beiden Kristallen befand sich eine Gravur in der Klinge, jedoch konnte Exeon diese nicht entziffern.

Während er seine neue Waffe begutachtete sprach Biggoron: „Ich nenne es Seelenklinge. Und diese Klinge wird niemals brechen, darauf gibt’s die patentierte Biggoron-Garantie!“

Breit grinsend antwortete Exeon: „Vielen, vielen Dank! Aber eine Frage hab' ich noch.“

„Und die wäre?“

Exeon deutete auf die Gravur und fragte: „Was genau steht da?“

„Aura.“

Exeon schaute ihn verwundert an und auch Codric wirkte sichtlich erstaunt.

Biggoron erklärte ein wenig beschämt: „Ich habe euch ein wenig zugehört und fand das ganz passend.“

„Das passt wirklich“, stimmte Codric zu und auch Exeon wirkte zufrieden damit. Er bedankte sich erneut und schnallte sich sein neues Schwert um. Biggoron verabschiedete sich und verschwand wieder, begleitet vom Beben des Berges.

„Und, was hast du jetzt vor?“, wollte Codric wissen.

Exeon kratzte sich am Hinterkopf und antwortete: „Ganz ehrlich? Keine Ahnung... Wir könnten ja durch Hyrule reisen.“

Nachdenklich ließ sich der Grünschopf fallen und bemerkte nicht, wie seine Hand dabei auf dem Sternensplitter landete. Erst als er den kalten Kristall an seiner Hand spürte, blickte er erschrocken hinab und wollte die Hand wieder hochziehen, doch war es zu spät. Er begann zu leuchten und schoss wie eine Rakete dem Himmel entgegen. Er rief Codric noch „Bye!“ zu, der vollkommen perplex zuschaute und lediglich hinterherwinkte.

„Na toll. Und was mach ich jetzt?“, murmelte der Kokiri seufzend.

Intermezzo - In der Dunkelheit

„Also...“, begann Kurix, der mit verschränkten Armen da stand und die mysteriöse Frau vor sich voller Skepsis anblickte.

Er wackelte ungeduldig mit dem linken Fuß auf und ab und sprach weiter: „... was soll das Ganze?“

„Was genau meinst du?“, erwiderte die Frau, während sie mit eine ihrer blassblauen Haarsträhnen spielte und diese um ihren Finger wickelte.

Kurix seufzte genervt und zog eine Augenbraue hoch.

„Dieser ganze Quatsch? Erst redest du davon, dass du mir was zeigen willst, dann erzählst du mir irgendwas von Dunkelheit und wie ich Melody für mich gewinnen kann... Komm mal auf den Punkt verdammt!“

Die Frau ließ von ihrem Haar ab und stemmte die Hände in die Hüften, wobei sie sich nach vorne zu Kurix beugte und ihm dabei einen schmalen Anblick in ihre Bluse offenbarte.

Während der Silberschopf etwas rot wurde und den Blick sofort anhob, sodass er der Frau direkt in ihre azurblauen Augen sah, antwortete diese: „Na gut, ich will ehrlich zu dir sei--“

Sie wurde vom kurzen, spöttischen Lachen Kurix' unterbrochen, der meinte: „Da bin ich ja mal gespannt.“

Gekonnt ignorierte sie ihr Gegenüber und fuhr fort: „Ich hab' Interesse an dir gefunden. Ich sehe gewaltiges Potenzial in dir, das du allerdings niemals erreichen wirst, solange du mit solchen Maden deine Zeit vergeudest.“

Kurix ballte die Hände zu Fäusten und erwiderte in einem scharfen Ton: „Pass auf, wen du hier eine Made nennst, du falsche Schlange!“

Er atmete tief durch um sich zu beruhigen und lockerte seinen Griff.

„Hör zu, ich hab kein Interesse daran, dein Schüler zu werden. Oder Hilfe bei irgendwas zu bekommen. Melody steht nicht auf mich und fertig. Und in Sachen Dunkelheit macht mir niemand was vor. Also hör auf unsere Zeit zu verschwenden und verzieh dich, Bitch!“

Die Blauhaarige wirkte nicht sonderlich überrascht von den Worten des Jugendlichen und sah souverän über die Beleidigung hinweg.

„Dein Umgang mit der Dunkelheit ist wirklich bemerkenswert, das stimmt. Aber du kratzt gerade einmal an der Oberfläche der unzähligen Möglichkeiten, die diese Macht mit sich bringt. Ich wette, du weißt nicht einmal, was das hier ist.“

Elegant streckte sie den Arm neben sich aus und binnen Sekunden bildete sich ein schwarzer Nebel, der umherwirbelte und die Form eines dunklen Portals annahm. Verdutzt, jedoch auch voller Neugier beobachtete er sie dabei und konnte kaum den Blick vom Portal abwenden.

„Was ist das?“

Ein siegessicheres Grinsen bildete sich auf dem Gesicht der Frau, bevor sie antwortete: „Ein Korridor der Dunkelheit. Eine Art Portal, die einen in jede beliebige Welt bringen kann. Wenn du mir nicht glaubst, probiere es aus und geh hindurch.“

Kurix zögerte erst, schritt dann aber auf das Portal zu, erst langsam, dann immer schneller. Dunkler Nebel umschloss den Jugendlichen, während er hindurch trat und in völliger Finsternis versank.
 

Als Kurix die Augen aufschlug, schreckte er schreiend und sich vor Schmerz krümmend hoch. Dabei quietschte das heruntergekommene und recht unbequeme Bett unter ihm. Er setzte sich vorsichtig auf und ließ den, noch etwas verschwommen Blick durch den Raum wandern. Er befand sich in einem kleinen Zimmer, mit nichts außer einem vergitterten Fenster und dem Bett, auf dem er saß. Bei näherem Betrachten erkannte er den Rost, der sich bereits an den Gittern bildete und wie sich der Putz bereits von den anthrazitfarbenen Wänden schälte. Der Jugendliche stützte sich mit den Ellbogen auf seinen Knien ab und fuhr sich durch das silberne Haar.

„Verdammt, den Rotschopf hab ich unterschätzt...“

Er seufzte lauthals und ließ den Blick noch weiter, als ohnehin schon sinken.

„Verdammt, Exeon wartet sicher auf mich. Ich hätte nie gedacht, dass diese Irre Recht hat. Tsk, ich mein', wer hätte gedacht, dass es wirklich andere Welten gibt?“

Kopfschüttelnd saß er da und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Egal, ich muss hier weg.“

Entschlossen richtete er sich auf und schaute sich nochmals im Raum um. Die Gitterstäbe wären kein Hindernis, selbst wenn sie nagelneu wären. Kurix wollte gerade auf das Fenster zu schreiten, als er neben dem Bett seine beiden Katana entdeckte, die sorgfältig an die Wand gelehnt waren.

„Die scheinen sich ihrer Sache ja echt sicher zu sein.“

Mit einem Schulterzucken packte er seine Waffen, warf sie um seine Hüfte herum und schnallte sie hinten an seinem Gürtel fest. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er sich zum Fenster ausrichtete und innerhalb eines Wimpernschlages verschwand und hinter dem Gitterstäben wieder auftauchte. Ein starker Wind wehte ihm auf dem schmalen Fenstersims entgegen, während er sich mit seinem Körper gegen die Wand presste und vorsichtig in den Abgrund vor sich starrte, wobei er die Augen aufgrund der blendenden Mittagssonne leicht zukniff. Soweit er es erkennen konnte, befand er sich an der Spitze eines Schlossturmes, der sich an die hundert Meter in die Höhe erstreckte. Kurix setzte sein, für ihn typisches, diabolisches Grinsen auf und knackste genüsslich mit dem Nacken, bevor er die Arme zur Seite ausstreckte und sich vornüber fallen ließ. Immer schneller werdend segelte er dem Erdboden entgegen, der Wind peitschte ihm wie wild ins Gesicht. Kurz vor dem Aufschlag teleportierte sich der Silberhaarige und stand sicher und unbeschadet am Boden, das gewaltige Schloss hinter sich. Ein letztes Mal blickte er auf dieses zurück und ging, breit grinsend, los.

„Das war ja einfacher als gedacht.“

„Ach ja?“

Erschrocken schaute sich Kurix hektisch um, als Illuas Stimme ertönte und ihn zu verspotten schien. Nach wenigen Sekunden erblickte er sie einige Meter vor sich, wo sie gerade hinter einem blauen Felsen hervortrat.

„Aus dem Weg!“, forderte Kurix wütend und umschloss kampfbereit den Griff seiner Klingen.

„Lass dich nicht aufhalten.“
 

Illuas höhnischer Blick durchbohrte ihn regelrecht, als sie einen Schritt zur Seite machte und sich verbeugte, dabei einen Arm einladend seitlich ausgestreckt.

Überrascht und voller Misstrauen schritt Kurix langsam auf sie zu, den Griff weiterhin gefestigt und, als er an ihr vorbeiging, ließ er den Blick nicht von ihr und ihrem verschmitzten Grinsen. Plötzlich stieß er auf einen Widerstand und noch während er den Kopf panisch nach vorne drehte, wurde er von einem schwarzblauen Schutzwall zurückgestoßen. Kopfschüttelnd richtete er sich auf und musterte den Wall genauer, konnte jedoch keinerlei Ausweg erkennen.

Die Hand zu seinem Katana wandernd zischte er wütend zu Illua: „Lass mich sofort hier raus, oder ich benutz' dein dämliches Gesicht um mir hier einen Weg raus zu prügeln!“

„Nur zu, Kleiner.“

Ein kampflustiges Grinsen zierte ihr Gesicht, während sie ihre Waffe zog und drohend auf Kurix richtete. Dieser zückte seine Klinge und verschwand augenblicklich. Illua, die damit bereits rechnete, drehte sich auf der Stelle und holte aus, schlug jedoch ins Leere. Hektisch blickte sie über die Schulter und sah Kurix im Augenwinkel. Ihre Waffe über ihren Rücken haltend, wehrte sie den Angriff im letzten Moment ab und drängte den Silberhaarigen mit einem weiteren Schlag davon.

„Eins muss man dir lassen, clever bist du.“

Nun war es Kurix, der zu grinsen begann. Mit einem Rückwärtssalto beförderte er sich selbst in die Luft und feuerte mit der freien Hand eine Ladung Eiskristalle ab. Bei der Landung warf er einen Feuerball hinterher, der beim Aufprall mit den Eiskristallen explodierte und diese zerbersten ließ. Tausende, kleine Eissplitter schossen durch die Luft, die Illua mit ihrer Klinge vor sich kreisend, abwehrte, bevor sie nach vorne, in den frostigen Kristallnebel, stürmte. Im Inneren des Dunstes schnellte Kurix bereits auf sie zu und ihre Klingen prallten funkensprühend aufeinander. Bevor Illua kontern konnte, verschwand der Jugendliche und raste bereits von rechts auf sie zu. Erneut kreuzten sich ihre Klingen und erneut löste sich Kurix vor ihren Augen auf. Diesen Vorgang wiederholte er einige Male, bis Illua, statt den kommenden Schlag abzuwehren, in die Luft sprang und mit einer schwarzblauen Sphäre in ihrer Hand, auf ihn hinunter segelte. Mit aller Kraft schlug sie auf Kurix ein und brachte den Jungen zu Boden, woraufhin die Sphäre explodierte und ihn, begleitet von einem schmerzerfüllten Schrei, einige Millimeter in den Erdboden presste. Siegessicher packte die Blauhaarige ihn am Nacken und hob den benommenen Kurix hoch.

„Wie es scheint müssen wir dich erst zerstören, bevor wir dich nutzen können.“

Ein sadistisches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus und wie einen fauligen Apfel ließ sie den Jungen wieder fallen, der erneut, mit dem Gesicht voran, auf den Boden aufschlug. Der fahle Geschmack von Dreck und Staub erfüllte Kurix' Mund, während seine Sicht langsam verschwamm.
 

„Hey, Aufwachen!“

Melody zuckte kurz zusammen, als sie Meisterin Frimelda vor sich bemerkte, wie sie sie mit scharfen Blick musterte.

„Verzeihung, ich war in Gedanken...“

Frimelda verschränkte die Arme und seufzte.

„Das habe ich gemerkt. Hör mal Melody, das geht jetzt schon seit Tagen so. Wenn irgendetwas ist, kannst du jederzeit zu mir oder einem der anderen Lehrer kommen.“

Trotz ihres strengen Tons legte sie eine Hand tröstend auf Melodys Schulter und blickte sie besorgt an.

„I-ich weiß. Danke...“

Das Mädchen lief rot an, als sie bemerkte, wie ihre Mitschüler sie anstarrten und anfingen zu tuscheln.

„Gut, zurück zum Unterricht.“

Sofort verfiel Melody wieder in Gedanken und schien durch ihre Lehrerin vor sich hindurch zu starren. Nach dem Unterricht schlenderte sie gedankenverloren über den Schulhof, vorbei an einem schwarzen, verkohlten Baum, bei dessen Anblick sie wieder an Kurix denken musste.

„Hey, Mel!“

Plötzlich wurde sie von Myde aus ihren Gedanken gerissen, der auf sie zugelaufen kam und freundschaftlich in den Schwitzkasten nahm.

„Hi...“

Myde seufzte lauthals, während er den Arm wieder von ihrer Schulter nahm.

„Oh man, bist du immer noch so fertig? Keine Angst, du wirst Exeon schon noch wiedersehen.“

„Das ist es nicht“, erwiderte das rosahaarige Mädchen kopfschüttelnd und antwortete auf den fragenden Blick ihres Gegenübers: „Ich mach mir Sorgen um ihn. Und auch um Kurix.“

„W-was? Um Kurix?“, kam es ungläubig aus Myde heraus.

„Ja, ich hab irgendwie ein schlechtes Gefühl. So als würde etwas Großes auf sie zu kommen.“

„Hm...“

Nachdenklich kratzte sich der Braunschopf am Kinn.

„Du denkst einfach nur zu viel.“

„War ja klar, dass du das nicht verstehst...“

„Hey, was soll denn das jetzt heißen?“, fragte er empört und zog eine beleidigte Grimasse.
 

Einige Tage vergingen, bis Kurix sein Bewusstsein wiedererlangte und sich erneut im heruntergekommenen Zimmer wiederfand, im dem er zum ersten Mal erwachte. Zu seiner Überraschung stand die Zimmertür sperrangelweit offen und die rostigen Gitterstäbe wurden zerteilt, sodass man problemlos hindurch schlüpfen konnte und auch seine Katana lehnten wieder neben dem Bett.

„Also das ist jetzt echt beleidigend...“, murmelte Kurix empört, während er sich streckte und sich die schmerzende Schulter wieder einrenkte.

„Auch schon wach?“

Illua betrat gerade das Zimmer und erntete sofort einen hasserfüllten Blick.

„Dann können wir ja endlich anfangen“, kündigte sie breit grinsend an und trat langsam auf den Jugendlichen zu.

Verdutzt fragte Kurix: „Womit anfangen?“

In ihrer Hand erschuf die Frau eine blauschwarze Flamme, die ihr Gesicht in ein düsteres, bedrohliches Licht hüllte. Kurz darauf erfüllte lautes Geschrei das gesamte Schloss und hallte durch die leeren Hallen.

„Ungewohnt mal jemanden nicht wegen dir schreien zu hören“, meinte Yuën belustigt.

Der Rotschopf, der gerade auf seinem Thron saß und sich seine Sachen zurecht zog schnaubte nur genervt.

„Ach, halt's Maul!“

„Wieso so genervt?“

Der Mann hob die Hand und massierte sich die Schläfen, während er antwortete: „Dieser Vaati hat sich als nutzloser herausgestellt, als ich dachte und jetzt ist der Mooskopf in 'ne andere Welt.“

„Soll ich mich auf die Suche machen?“, fragte Yuën, wobei ein leichter Hauch von Hoffnung mitschwang.

„Nah. Ich hab die Zodiacs bereits losgeschickt.“

„Okay...“, seufzte Yuën gelangweilt und enttäuscht.

Mit dem Fuß stemmte er sein Gewicht gegen die Tischkante vor sich und wippte auf seinem Stuhl herum, dabei Löcher in die Luft starrend.

Der wandernde Magier

Die glühend heiße Sonne schien erbarmungslos hinab auf einen einsamen Wanderer inmitten einer riesigen Wüste. Ein sanfter, warmer Wind wehte, der die Fußspuren, die der Mann im Sand hinterließ, verwischte und durch die trockene Luft wurde jeder Atemzug von einem unangenehmen Brennen begleitet. Der Mann stoppte im Schatten einer Düne, zog seinen Mantel ein Stück hinunter und nahm die Feldflasche von seinem Gürtel, aus der er zwei große Schlucke nahm, bevor er sie wieder festband. Gerade, als er seine Reise fortsetzen wollte, bemerkte er eine Sternschnuppe am wolkenfreien Himmel. Verwundert und voller Neugier beobachtete er den herabfallenden Stern und den blaugrünen Schweif, den dieser hinter sich herzog. Bei genauerem Betrachten erkannte der Wanderer, dass die Sternschnuppe jedoch kein Stern war, sondern ein Mensch. Vollkommen erstaunt schaute er zu, wie dieser hinter einigen Hügeln aufschlug und eine gewaltige Sandwolke aufwirbelte. Noch immer erstaunt und voller Skepsis machte sich der Mann schnellen Schrittes in Richtung des Aufschlags auf.

Nach einer Viertelstunde erreichte er sein neues Ziel und tatsächlich lag dort ein Mensch im Sand. Er musterte die grünen Haare des Jugendlichen, sowie dessen zerfetzte Kleidung, während er sich ihm vorsichtig näherte. Plötzlich schreckte der Grünschopf hoch und sah sich verwirrt um, was den Mann zurückweichen ließ. Nachdem sich der Junge wieder beruhigte, blickte er zu dem Mann und hob grüßend die Hand.

„Hey.“

„H-hallo“, antwortete der Mann zögernd und wischte sich eine seiner violetten Haarsträhnen aus dem Gesicht um sein Gegenüber besser zu sehen.

Unterdessen stand der Jugendliche mit einem Ruck auf und klopfte sich den Sand ab.

„Geht... geht es Euch gut?“

„Joa, nur etwas Muskelkater.“

Während der Jugendliche an seine Schulter griff und den Arm kreisen ließ, sprach der Mann: „Nun... ich sollte mich vielleicht vorstellen. Meine Name ist Erk.“

Dabei legte er seine rechte Hand auf die Brust und beugte sich leicht vor.

„Freut mich. Ich bin Exeon!“, erwiderte der Grünschopf mit einem freundlichen Lächeln.

„Sag mal, Erk... du, ich meine, Ihr könnt mir nicht zufällig sagen, wo ich hier bin?“

Etwas verwundert antwortete der Lilahaarige: „Nun, derzeit befindet Ihr Euch in der Wüste von Nabata.“

Auf Exeons fragenden Blick hin ergänzte er: „Eine Region im Südwesten Elibes. Ihr scheint nicht von hier zu stammen, oder?“

Exeon schüttelte den Kopf.

„Nope. Ich komme aus...“

Er stockte kurz bevor er seinen Satz mit den Worten: „... aus einem anderen Kontinent“ beendete.

Puh, ich sollte vielleicht nicht erwähnen, dass ich aus einer anderen Welt stamme... Schließlich will ich nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen.

„Ah, dann war diese Sternschnuppe eine Art Teleportzauber?“

„Äh, j-ja genau!“, erwiderte Exeon panisch.

Einfach mitspielen.

Der Grünschopf schaute sich nun etwas genauer um und fragte: „Öhm, Ihr würdet mir nicht zufälligerweise den Weg aus dieser Wüste zeigen, oder?“

Ein tiefes „Hm...“ drang aus Erks Kehle, als er seine Hand nachdenklich ans Kinn legte und leise murmelte: „Das nächstgelegene Dorf ist zu weit weg für meine jetzigen Vorräte und ich kann einen Fremden nicht an so einen Ort bringen, doch ihn alleine hier zu lassen...“

Er schaute hoch und musterte den Jugendlichen noch einmal gründlichst, bevor er sagte: „Also gut. Ihr macht einen vertrauenswürdigen Eindruck auf mich, deswegen werde ich Euch an einen besonderen Ort mitnehmen. Aber Ihr müsst schwören, niemanden davon zu erzählen.“

Exeon nickte, wenn auch etwas verunsichert.

„Geht in Ordnung. Ich werde schweigen wie der Sand zu meinen Füßen!“

„Gut, dann folgt mir.“
 

Sie marschierten eine Zeit lang durch die schier endlosen Weiten der Wüste, bis Exeon endlich die Stille zwischen ihnen brach.

„Ist di-- ähm, Euch nicht warm unter diesem dicken Mantel? Ich sterbe vor Hitze und meine Kleidung ist derzeit etwas... luftiger als sonst.“

Erk schmunzelte ein wenig.

„Zwar ist mir unter dem Mantel um einiges wärmer als Euch, doch schützt er mich gleichzeitig vor der direkten Einstrahlung der Sonne. Selbst die Nomaden der Wüste bedecken so viel von ihrem Körper, wie sie nur können.“

„Macht Sinn.“

Wieder herrschte Schweigen für einige Minuten bis Exeon anmerkte: „Besonders gesprächig seid ihr ja nicht.“

„Nun, würde mir der heiße Wind nicht bei jedem Wort die Kehle weiter ausdörren, wäre ich sicher um einiges redseliger.“

„Stimmt auch wieder.“

Etwas verlegen kratzte sich der Grünschopf am Hinterkopf und setzte ein schiefes Lächeln auf, woraufhin Erk erneut schmunzeln musste.

„Wir sollten bald unser Ziel erreichen. Dort können wir in Ruhe über alles reden, was Euch beliebt. Auch ich habe nämlich noch ein paar Fragen an Euch.“

Exeon schluckte etwas verängstigt, lockerte jedoch seine Miene, als Erk abschließend sagte: „Keine Sorge, es wird bei weitem nicht so bedrohlich, wie es klang.“

Nach gut einer Stunde konnte Exeon am Horizont einige Häuser, versteckt zwischen Sanddünen und den Palmen einer Oase, ausmachen. Durch die starke Hitze verwackelte das Bild der Bauten stark, wie eine Spiegelung im Wasser oder einer Fata Morgana, weswegen der Jugendliche skeptisch den Blick auf sie heftete, bis sie vor dem Dorf standen. Erst da atmete er erleichtert auf, froh, dass dies keine Luftspiegelung war.

Erk trat vor Exeon, breitete seine Arme aus und verkündete stolz: „Wir sind da. Herzlich Willkommen in Arcadia!“
 

Voller Neugier wanderte Exeons Blick durch das kleine Dorf. Die eine Hälfte bestand aus kleineren Holzhütten, die nahe der Wasserquelle der anliegenden Oase lagen. Die andere Hälfte ähnelte eher einer Ansammlung von großen Stallungen im Schutze der rotbraunen Felsen, die daneben in die Höhe ragten.

„Hübsch hier“, meinte Exeon erstaunt.

Der Grünschopf erschrak, als plötzlich ein hellblauer, eleganter Drache auf die beiden zu stolzierte und vor Erk zum Stehen kann.

Respektvoll neigte er sein Haupt zur Begrüßung und sprach in einer sanften, femininen Stimme: „Seid gegrüßt, Lord Erk. Was führt Euch heute zu uns?“

Erk erwiderte den Gruß, indem er sich ebenfalls verneigte und Exeon tat es ihm gleich, dabei den Blick, voller Ehrfurcht, weiterhin auf die Drachendame vor sich gerichtet.

„Hallo Fae. Nichts Besonderes, ich bin lediglich auf der Durchreise.“

Der Drache richtete nun seinen Blick auf Exeon und senkte den Kopf ein wenig, um den Fremden besser zu mustern.

„Und wer mögt Ihr sein?“

„Dies ist Exeon. Ich fand Ihn inmitten der Wüste und entschied, ihn hierher zubringen, für das Versprechen, niemanden von diesem Ort zu erzählen.“

Schnaubend trat sie auf den Jugendlichen zu und starrte ihm direkt in die Augen.

„Hm. Er scheint vertrauenswürdig zu sein. Nun gut, Er darf passieren.“

Voller Anmut verschwand Fae wieder hinter den Felsen und Exeon atmete erleichtert auf, bevor er hastig Erk hinterher eilte, der bereits losmarschiert war und ihm mit einer Handbewegung deutete, ihm zu folgen. Sie steuerten geradewegs auf eine kleine Taverne zu, vorbei an einigen Häusern und unzähligen Palmen, die sich sanft im Wind wogen. Im Inneren bedeutete Erk seinem Begleiter, Platz zu nehmen und kam kurze Zeit später nach, in jeder Hand einen großen Krug voll Wasser. Er stellte die Krüge auf den Holztisch vor Exeon und nahm Platz.
 

Nach einem kräftigen Schluck begann der Mann: „Ihr habt sicher einige Fragen und ich bin auch bereit, diese zu beantworten, jedoch verlange ich selbst ein paar Antworten von Euch. Und zwar ehrliche.“

„Euch kann man wohl nichts vormachen, was?“

Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und nickte.

„Gut, was wollt Ihr wissen?“

„Woher stammt Ihr wirklich? Ich habe die anderen Kontinente bereist und mir ist bisher nichts untergekommen, was Eurem Sternschnuppenflug auch nur annähernd ähnelt.“

„Also... das ist wahrscheinlich etwas schwer zu glauben, aber ich stamme aus einer anderen Welt. Und die Sternschnuppe hat mich hierher befördert.“

Er kramte den Sternensplitter heraus und legte diesen auf die Tischplatte, sodass Erk sich ein eigenes Bild davon machen konnte.

„Faszinierend. Dieser Kristall ermöglicht das Reisen zwischen... Welten?“, fragte er, während er besagten Gegenstand in die Hand nahm, in dieser drehte und genauestens begutachtete.

„Jap. Wobei das wann und wohin eher willkürlich geschieht“, fügte der Jugendliche mit einem schiefen Grinsen bei.

Vorsichtig legte Erk den Sternensplitter wieder hin und stellte seine nächste Frage: „Was sind Eure Absichten?“

„Hm?“, kam es aus einem verwirrten Exeon.

„Verfolgt Ihr mit Eurer Reise ein bestimmtes Ziel?“

„Nun ja...“ begann der Grünschopf, sich besorgt am Kinn kratzend. „Nicht wirklich. Eigentlich wollte ich nicht mal auf diese Reise. Wenn, dann will ich nur nachhause und meinen Freund finden.“

„Sehr schön.“

Erneut erntete Erk einen verwirrten Blick seines Gegenübers.

„Ich wollte wissen, ob Ihr eine mögliche Gefahr darstellt. Immerhin passiert es nicht jeden Tag, dass ein junger Mann aus dem Himmel fällt und aufsteht, als wäre nichts gewesen. Aber Ihr scheint keine bösen Absichten zu hegen, weswegen nun Ihr dran seid. Also, was wollt Ihr wissen?“

Exeon wirkte nach diesen Worten etwas beruhigter.

„Okay, meine erste Frage: Müssen wir jetzt die ganze Zeit so förmlich reden? Das ist nämlich echt anstrengend.“

Erk prustete los vor Lachen und schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Na Ihr seid mir einer. Ich muss zugeben, mit so einer Frage habe ich nicht gerechnet.“

Der lilahaarige Mann wischte sich eine Träne aus dem Auge und beantwortete Exeons Frage: „Aber gerne. Es tut gut, ab und zu mal etwas gelassener zu sprechen.“

„Okay, dann meine nächste Frage: Was ist das für ein Ort? Ich meine, da war gerade ein Drache, als wäre es das normalste auf der Welt.“

Erneut konnte sich Erk ein Lachen nicht verkneifen, bevor er erklärte: „Wir befinden uns in Arcadia, einer uralte Stadt, gegründet von Menschen und Drachen. Seit Jahrhunderten leben unsere Völker versteckt an diesem Ort, um voneinander zu lernen und zu wachsen.“

„Sowas hört man auch nicht alle Tage.“

„Und gerade deswegen bitte ich Euch darum, niemanden hiervon zu erzählen.“

„Geht kl--“

Exeon stockte mitten im Satz, als er plötzlich eine vertraute und doch fremde Präsenz wahrnahm.

„Oh nein, nein, nein!“

Hastig trank er seinen Krug aus und stürmte aus dem Gebäude, gefolgt von einem sichtlich verwirrten Erk.
 

Draußen angekommen, schaute sich der Grünschopf hektisch um und erkannte, nicht weit entfernt, eine seltsame Gestalt, die langsam auf sie zukam.

„Wer ist das?“, wollte Erk wissen und blickte dem mysteriösen Mann zornig entgegen.

„Niemand Gutes...“

Seufzend zog Exeon sein Schwert und wartete, angespannt und bereit zum Zuschlagen, auf die Gestalt, die sich ihnen noch immer näherte. Als nur noch wenige Meter sie trennten, ließ der schwarzhaarige Mann sein Handgelenk kreisen, wodurch es laut knackste und eine silberne Lanze in dessen Hand erschien. Der Himmel verdunkelte sich und ein starker Wind ging umher, wobei die langen, schwarzen Locken des Mannes hin und her baumelten.

„Wer seid Ihr und wie habt Ihr diesen Ort gefunden.“

Mit tiefer, rauchiger Stimme erwiderte der Mysteriöse: „Mein Name ist Taurus und gefunden habe ich diesen Ort indem ich euch einfach gefolgt bin. Und nun, da mein Meister weiß, wo er steckt, muss ich dafür sorgen, dass er hier bleibt.“

Während dem „er“ deutete der Mann auf Exeon und richtete bedrohlich seine Lanze auf ihn.

Der Grünschopf seufzte lauthals, als sich seine Befürchtung bestätigte.

„Kein Zweifel, ein weiterer Another...“

„Another?“

„Böse Wesen, bestehen aus allem Negativen und gehören so schnell wie möglich zerstört.“

„Wenn das so ist...“

Ruckzuck öffnete Erk die Schnalle seines Mantels und warf diesen schwungvoll über einen Holzbalken. Darunter trug er ein edel verziertes Oberteil und eine beige Wollhose, in seiner Hand hielt er ein antik aussehendes Buch.

Taurus stieß ein höhnisches „Hmpf“ aus und schnippte mit den Fingern, woraufhin mehrere Dutzend Another überall im Dorf erschienen.

„Mal sehen, ob ihr es mit uns allen aufnehmen könnt.“

Ein breites Grinsen machte sich auf Erks Gesicht breit.

„Kümmere du dich schon einmal um diesen Taurus. Ich übernehme das hier.“

Exeon nickte und stürmte los. Während er seine Klinge mit der des Gegners kreuzte, machte Erk einige Handbewegungen, bevor er sie abschließend in den Himmel emporstreckte und sich eine schwarze Gewitterwolke über dem gesamten Dorf erstreckte. Zeitgleich schlugen unzählige Blitze ein, welche, begleitet von lautem Donnergrollen, jeden Another, den sie trafen in Sekundenschnelle besiegten und nichts als einen Fleck verbrannter Erde zurückließen.

„Wow!“ stammelte Exeon erstaunt und widmete sich wieder dem Feind vor sich.

Unterdessen eilte Erk zu Fae, die ihm bereits entgegenkam.

„Fae, sorge für die Sicherheit des Dorfes und zeige keinerlei Skrupel diesen Kreaturen gegenüber. Ich werde unseren Besucher ein wenig unterstützen.“

Die Drachendame nickte und sprintete auch schon los und auch Erk beeilte sich, wieder zum Kampfgeschehen zu gelangen.
 

Blitzschnell stach Taurus nach Exeon, der gerade nach hinten sprang und dem Angriff nur knapp entging. Der Another holte erneut aus, doch diesmal war Exeon vorbereitet. Im selben Moment, in dem sein Gegner zustach, riss der Jugendliche sein Schwert hoch und ließ die eigene Klinge mehrmals um die feindliche kreisen, bis dieser seinen Halt verlor und die Waffe aus seinen Händen rutschte. Während die Spitze einige Meter entfernt im Boden versankt, schlug Exeon zu, traf jedoch zu seinem Erstaunen auf erneuten Widerstand. Taurus hatte eine weitere Lanze in seiner Hand materialisiert und schützte sich im letzten Moment. Eine dritte Lanze erschien in dessen freien Hand und segelte rasend schnell auf den Grünschopf zu.

Während er sich nach hinten lehnte und auswich jammerte er: „Wie viele Lanzen hast du bitte?“

„Genügend!“

Um nicht umzufallen, verlagerte Exeon sein Gleichgewicht noch weiter nach hinten, stützte sich auf der linken Hand ab, streckte die rechte aus und drehte sich im Handstand, bevor er den gewonnen Schwung nutzte um sich vom Boden abzustoßen und in der Luft kraftvoll zuzuschlagen.

Taurus konnte den Angriff zwar abwehren, rutschte jedoch einige Zentimeter weg und meinte: „Nicht schlecht, Kleiner. Aber wie gefä--“

Bevor er seinen Satz beenden konnte, traf ihn ein Feuerball im Gesicht, der ihn vom Boden riss und davon schleuderte. Überrascht schaute Exeon über seine Schulter und erkannte Erk, wie er gerade die Hand senkte.

„Das gefällt mir recht gut“, spottete der Magier und grinste Exeon entgegen.

In seiner Hand formte er eine weitere Flamme, die er erneut abfeuerte, doch kurz bevor sie Taurus, der sich gerade aufgerichtet hatte, erreichte, ging dieser in die Knie und verschwand augenblicklich. Exeons Augen weiteten sich vor Schreck.

Verdammt, diese Art von Angriff kenn' ich doch...

Sofort machte der Grünschopf einen Satz nach hinten und richtete seine Hand auf Erk, dessen Aura sichtbar wurde und er, sichtlich erstaunt, von Exeon ein Stück weggeschoben wurde. Keine Sekunde später schlug der Another wie ein Blitz an der Stelle ein, wo sie sich gerade befanden und verschwand auch schon wieder.

„Teleport-Magie?“, murmelte Erk erstaunt, wurde jedoch sofort von Exeon verbessert.

„Nope. Das ist keine Magie, das ist ein Sprung.“

Ungläubig starrte der Magier den Grünschopf an und wiederholte mit zweifelnder Stimme: „Ein Sprung?“

„Jep, der Typ springt einfach, wie ein menschlicher Floh. Wir müssen auf jeden Fall in Bewegung bleiben!“

Sie rannten gerade los, als der nächste Angriff erfolgte und wieder nur knapp verfehlte. Exeon drehte sich im Rennen feuerte eine Aurasphäre nach Taurus, die er mit einer Drehung seiner Lanze problemlos abwehrte.

„Pah, wie erbärmlich.“

Erk nutzte die kurze Ablenkung und zeichnete mit den Händen drei Linien in die Luft, die sich kurz darauf zu strahlend grünen Windklingen formten.

„Und wie ist das?“

Überrascht drehte sich der Another zum Magier und sah voller Schreck den Windklingen zu, wie sie im atemberaubendem Tempo auf ihn zurasten. Exeon, der dem Schauspiel staunend beiwohnte, nutzte seine Chance und feuerte einen Aurablitz ab, der dem getroffenen Taurus nur noch weiter zusetzte. Kleine Blitze zuckten durch den Körper des Anothers, als er hustend auf die Knie sank.
 

„Zeit Ernst zu machen!“

Mit letzter Kraft erschuf der Mann einen Windschild um sich herum, der ihn schützte, während er langsam zu schweben begann. Um ihn herum erschienen die drei Lanzen, die er bisher nutzte sowie drei weitere, welche nun alle um den Schild herumwirbelten. Innerhalb eines Wimpernschlages flog er empor und schlug willkürlich auf das Kampffeld ein, nur um erneut wieder zu verschwinden. Immer wieder stürzte er sich auf sie und bei jedem Mal bohrten sich seine Lanzen in den Boden.

„Wir sollten uns baldigst etwas einfallen lassen!“, rief Erk, der gerade nur knapp einem Lanzenschlag entging.

Exeon atmete tief durch und meinte: „Ich glaub, ich hätte da was.“

Er schloss die Augen und konzentrierte sich mit aller Macht auf Taurus und dessen Aura. Erst verschwommen, dann immer klarer und deutlicher konnte er sie spüren und als er erneut landete, ballte der Grünschopf ruckartig die Faust zusammen und hielt mit aller Kraft die Aura des Anothers fest.

„W-was? Wieso kann ich mich nicht bewegen?“

Siegessicher brüllte Exeon: „Jetzt, Erk!“

Der Magier zögerte keine Sekunde und zeichnete ein Dreieck vor sich, kurz gefolgt von einer gewaltigen Eisspur, die auf Taurus zu schnellte und diesen in einen Eiskristall einschloss. Exeon streckte sein Schwert empor, woraufhin der Kristall in der Klinge aufleuchtete und die gesamte Klinge in Aura hüllte und stürmte auf seinen Kontrahenten zu. Mit einem finalen Schlag zerteilte er den Eisbrocken, sowie Taurus, der sich langsam und vor Schmerz schreiend auflöste. Erleichtert schob Exeon seine Waffe zurück in die Scheide und auch Erk nahm eine entspanntere Pose ein.

„Puh, der war gesprächiger als der Letzte.“

„Heißt das, Ihr habt bereits so jemanden bekämpft?“, fragte Erk interessiert.

„Jap. Auf jeden Fall muss ich hier weg. Der Meister, den Taurus erwähnte, ist sehr viel schlimmer als das gerade. Ich will das Dorf nicht in Gefahr bringen.“

„Das ist sehr lobenswert, jedoch solltet Ihr vor Eurer Abreise vielleicht noch einen Besuch beim hiesigen Schneider einplanen.“

Erk deutete auf Exeons Oberteil, dessen Risse sich beim Kampf geweitet haben und nun völlig zerstört war. Exeon lächelte verlegen und nickte zustimmend.

„Das ist, denke ich, noch drin.“

Eine Träne im Sand

Ein leises Ticken ertönte, als Jakob, ein hochgewachsener, blonder Mann mittleren Alters und seines Zeichens Schneider, seine goldene Taschenuhr zur Hand nahm und einen kurzen Blick auf die Zeit erhaschte. Er verstaute sie wieder in der Brusttasche, seines olivgrünen Hemdes und ließ den Blick durch die Kleiderstube schwenken, während er wartete. Er musterte voller Stolz die unzähligen Kleidungsstücke, die hier ausgestellt und über die Jahre liebevoll von ihm entworfen und geschneidert wurden.

„Benötigt Ihr noch lange?“, fragte er in einem formellen Ton und blickte dabei leicht hinter sich zu einer kleinen Umkleidekabine.

„Nope!“ schallte es aus dieser, kurz bevor sich der Vorhang ruckartig öffnete und ein breit grinsender Exeon heraustrat.

Der Grünschopf war in einen schwarzen, knielangen Ledermantel gehüllt, der im sanften Licht der Öllampe grün schimmerte. Die Enden der recht kurzen Ärmel waren umgeschlagen und offenbarten das graue Innenfutter. Am Bund der Manteltaschen waren schmale, ebenfalls graue Linien eingearbeitet, die schräg nach unten verliefen und sich am Rücken trafen. Von dieser gingen zwei, seitlich versetzte Reißverschlüsse hinab bis zum Abschluss des Mantels, wo sich dieser in drei spitz zulaufende Enden aufspaltete. An der Kapuze des Mantels befand sich ein graues Stoff-Ornament, dessen Form an eine stark vereinfachte Fleur-de-Lis erinnerte. An der linken Schulter war außerdem ein silbern schimmernder Schulterpanzer, dessen drei übereinanderliegende Platten mit zwei braunen Ledergürteln, einer um den Arm und der andere um die Brust, befestigt waren.

„Und, wie gefällt er Euch?“, fragte der Schneider erwartungsvoll.

„Bestens! Der Mantel sitzt perfekt und ist total bequem. Vielen Dank, Jakob!“

Der Blondschopf hielt die Hand vor den Mund und kicherte leise.

„Ich bin Euch zu Dank verpflichtet. Schließlich habt Ihr unser Dorf verteidigt und dies ist das Mindeste, was ich im Gegenzug tun kann.“

Exeon lief rot an und fuhr sich durch sein leuchtend grünes Haar.

„Nun denn, Lord Erk wartet sicher schon auf Euch.“

„Stimmt, ich sollte mich wohl beeilen. Also, bis dann. Und nochmals danke!“

Jakob verbeugte sich leicht und mit einem Lächeln auf den Lippen schaute er dem, ihm zuwinkenden Exeon nach, wie dieser gerade durch die Tür schritt. Draußen stand bereits Erk, der ungeduldig mit dem Fuß auf und ab wippte und erstaunt zu dem Jugendlichen schaute, als dieser das Haus verließ.

„Ah, wie ich sehe bist du soweit.“

„Jap. Von mir aus können wir los!“, antwortete Exeon voller Tatendrang.
 

Zusammen marschierten sie die Hauptstraße Arcadias entlang, die bis vor kurzem noch Schauplatz des Kampfes gegen Taurus war. Einige Bewohner, sowohl Menschen als auch Drachen, reparierten gerade die Häuser, die währenddessen beschädigt worden waren. Exeon musste leicht schmunzeln, beim Anblick eines Drachen, der mit seiner Schweifspitze einen Hammer hielt und behutsam Nägel in die Dachbalken hämmerte.

Während der Grünschopf das aufgeregte Treiben der Einheimischen beobachtete, stupste er sanft mit seinem Ellenbogen in Erks Seite und fragte, etwas besorgt: „Ist es wirklich okay, wenn ich mit dir mitkomme?“

„Natürlich. Ich plante sowieso nicht, allzu lange hier zu verweilen und wenn ich mich schon auf den Weg mache, kann ich dich wenigstens aus der Wüste führen. Alleine würdest du den Weg ohnehin nicht finden.“

„Das stimmt wohl“, merkte der Schwertkämpfer an und fuhr sich verlegen durchs Haar.

Als sie ans Ende der Straße gelangten, reichte Erk seinem Wegbegleiter eine frisch gefühlte Wasserflasche.

„Du tätest gut daran, keinen Tropfen zu verschwenden. Der Weg ist lang und noch mehr würde uns nur behindern.“

Exeon nahm diese dankend an und nickte, bevor er sie an seinen Gürtel befestigte und kurz daran zog um sicherzugehen, dass sie auch hielt. Danach blickte er hoch zum Magier, der sich gerade die Kapuze seines Mantels überwarf und in die Wüste trat. Der Grünschopf tat es ihm gleich und folgte ihm hastig, wobei er sich etwas schwer tat aufgrund des ihm unbekannten Terrains. Jedoch gewöhnte sich Exeon schnell an den sandigen Boden, sodass er und Erk gut voran kamen. Nach knapp eineinhalb Stunden konnte Exeon einen gewaltigen Sandsturm ausmachen, der sich über den gesamten Horizont erstreckte, beinahe so, als würde er eine Mauer bilden wollen. Besorgt sah sich Exeon nach einer alternativen Route um und wurde immer unruhiger, je näher sie dem Sturm kamen.

„Kurze Frage: Wie sollen wir da vorbei kommen?“

„Keine Sorge, raus lässt einen der Sturm immer“, meinte Erk belustigt und lachte kurz auf.

Leicht verwirrt hastete Exeon an Erk vorbei und blieb vor dem Mann stehen.

„Was soll das denn heißen?“

„Es soll heißen, dass dies kein gewöhnliches Unwetter ist. Dieser Sturm wurde vor langer Zeit durch einen mächtigen Zauberer erschaffen, um Arcadia vor den Blicken möglicher Feinde zu schützen. Du hattest Glück, dass du innerhalb der Barriere gelandet bist, ansonsten wäre die Anreise um einiges beschwerlicher gewesen.“

Nachdem Erk seine Erklärung beendet hatte, marschierte er wieder los, geradewegs auf den Sandsturm zu, dicht gefolgt von dem erstaunten Grünschopf. Erks Worte bewahrheiteten sich nur wenige Minuten später, als der Sturm an einer Stelle ruhiger wurde und eine Art Tunnel frei gab, den die beiden Wanderer gefahrlos passieren konnten.

„W-wow...“, stammelte der Jugendliche und schaute ungläubig zu, wie sich die Wand aus Sand wieder hinter ihnen schloss.

Der Rest des Weges verlief ohne weitere Vorkommnisse und so vergingen die Stunden unter der sengenden Sonne, bis diese den Horizont berührte und es langsam immer dunkler wurde.
 

Erk deutete auf ein kleines, gemütliches Fleckchen, verborgen hinter den Überresten einer Marmormauer und einigen Kakteen.

„Dies sieht doch nach einem guten Rastplatz aus.“

Erschöpft ließ sich der Magier nieder und öffnete seinen Beutel, aus dem er zwei Wolldecken, sowie einige Äste, die er unterwegs aufgesammelt hatte, hervor holte. Eine der Decken gab er Exeon, bevor er sorgfältig das trockene Holz vor sich aufstapelte und kurz nachdem er den letzten Ast niederlegte, ging der gesamte Stapel in Flammen auf und brannte lichterloh. Erschrocken blickte Erk hoch und schenkte Exeon, der breit grinsend mit einer Flamme in der Hand auf seiner Decke saß, einen ungläubigen Blick.

„Du beherrschst ebenfalls Magie?“

Der Grünschopf löschte das Feuer in seiner Hand und antwortete: „Jep. Allerdings nicht annähernd so gut wie du.“

„Du steckst wahrlich voller Überraschungen...“, meinte Erk seufzend und wärmte sich ein wenig am Feuer. Inzwischen war die Sonne vollkommen untergegangen und hinterließ nichts außer dem klaren Sternenhimmel und der bitteren Kälte. Plötzlich hörte der Magier das Zischen des Windes und schaute sich perplex um, da gerade totale Windstille herrschte. Überrascht sah er Exeon dabei zu, wie er kleine Luftwirbel in seinen Handflächen erzeugte, jedoch nicht sonderlich zufrieden mit diesen wirkte.

„Sag mal, Erk... Wie hast du das gemacht, diese Windklingen?“

„Windklingen? Du meinst sicher Excalibur.“

Exeon starrte ihn nur fragend an, weshalb Erk begann zu erklären: „Excalibur ist ein mächtiger Windzauber, dem man nachsagt, dass er selbst durch die mächtigste Rüstung schneiden kann. Deswegen ist er auch kaum vergleichbar mit normaler Windmagie, die ausschließlich in Form von Wirbelwinden auftaucht. Hier, vielleicht hilft es dir ja.“

Erk streckte Exeon ein altes Lederbuch entgegen. Der Jugendliche nahm es entgegen und musterte die leicht vergilbten Seiten und den grünen Einband.

„Darin steht beschrieben, wie der Zauber funktioniert. Allerdings ist die Ausführung sehr schwer.“

„Vielen Dank!“

Sofort schlug Exeon das Buch auf und im sanften Schein des Lagerfeuers blätterte er voller Neugier durch dessen Seiten. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Exeons Augen immer wieder kurz zu fielen während er las, weshalb er das Buch zur Seite legte und es sich so gemütlich wie möglich machte. Das sternenbedeckte Himmelszelt war das letzte, das der Grünschopf sah, bevor ihn der Schlaf übermannte.
 

Voller Panik und nach Luft ringend riss Exeon die Augen auf und schrak hoch.

„Nur ein Traum...“, flüsterte er, während er sich mit seinen Händen durchs Gesicht fuhr und langsam wieder zur Ruhe kam.

Noch bevor er die Augen schloss um weiter zu schlafen, durchfuhr in ein stechendes Gefühl, als eine gewaltige Aura, nicht weit von ihnen auftauchte. Der Jugendliche blickte zu seiner Rechten, und vergewisserte sich, dass Erk noch immer schlief, bevor er aufstand, sein Schwert nahm und in Richtung der Aura wanderte. Es dauerte nicht lange, bis Exeon die Sanddüne vor sich überquert hatte und die Silhouette eines Mannes erkennen konnte. Langsam, fast schon bedrohlich steuerte dieser geradewegs auf ihn zu, sein dunkler Umhang wehte im sanften Luftzug. Entschlossen blickte der Grünschopf den Mann an und zückte sein Schwert, welches er herausfordernd auf den Unbekannten richtete.

„Ha, du glaubst gar nicht, wie oft ich schon so begrüßt wurde“, spottete der Mann, der nur wenige Meter von Exeon entfernt stehen blieb.

Er hob die rechte Hand und in ihr entflammte eine rote Aurasphäre, die die Umgebung erhellte und einen besseren Blick auf den Mann gab. Einige rote Strähnen lugten unter seiner Kapuze hervor, eines seiner blutroten Augen funkelte Exeon interessiert an und ein diabolisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Derselbe hasserfüllte Blick wie immer. Manche Dinge ändern sich wohl nie...“

Perplex legte Exeon den Kopf schief und fragte: „Wovon redest du bitte? Ernsthaft, wer bist du?“

„Du weißt es also wirklich nicht mehr? Das trifft mich jetzt aber sehr!“, erwiderte der Rotschopf gespielt theatralisch.

Noch immer grinsend zog er sich die Kapuze herunter und gab endlich sein Gesicht, sowie seine verwuschelten Haare preis.

„Na, überrascht? Vielleicht klingelt's ja jetzt bei dir.“

Exeon wirkte nur noch verwirrter und schüttelte den Kopf, während er vollkommen trocken antwortete: „Nope. Hab dich noch nie vorher gesehen.“

„W-was?!“, brach es völlig empört aus dem rothaarigen Mann heraus.

„Willst du mich verarschen? Wie kannst du dieses Gesicht nicht erkennen?“

Ein tiefes Seufzen entrang seiner Kehle und er schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Mit einer flinken Handbewegung löschte er die Sphäre und hinterließ den strahlenden Halbmond als einzige Lichtquelle. Es wirkte so, als schien der Rotschopf fieberhaft nachzudenken, bis er plötzlich mit den Fingern schnipste und auf Exeon deutete.

„Warte kurz hier! Bin gleich wieder da.“

Kaum hatte er den Satz beendet, verschwand der Mann in einem schwarzen Portal und ließ Exeon sprachlos zurück.
 

Kurze Zeit später erschien das Portal wieder und der Unbekannte schritt aus diesem heraus, in seiner Hand etwas, das für Exeon wie eine Kamera aussah.

„Vielleicht siehst du's ja im direkten Vergleich“, murmelte er, in der Zeit, in der er schnurstracks auf den Grünschopf zusteuerte und sich neben ihn stellte.

„Was zum Teufel wird das?“

„Klappe halten und lächeln!“

Er streckte den Arm aus, drückte den Auslöser, woraufhin ein Lichtblitz die Umgebung für den Bruchteil einer Sekunde erhellte und trat ein paar Schritte zurück. Während Exeon sich die geblendeten Augen rieb, druckte die Kamera ein Foto aus, das der Rotschopf grinsend in die Hand nahm, kurz schüttelte und seinem Gegenüber vor hielt.

„Wie sieht's jetzt aus?“

Mit zusammen gekniffenen Augen begutachtete Exeon das Bild genauer und schüttelte erneut den Kopf.

Das Grinsen wich aus dem Gesicht des Mannes und wich blankem Entsetzen.

„Dein verdammter Ernst? Alter, du machst mich fertig...“

Hektisch, beinahe krankhaft fuhr er sich mehrmals durchs Haar. Aus seiner Hosentasche kramte er einen roten Filzmarker und begann damit, hastig auf dem Foto herumzukritzeln. Als er sein Werk beendet hatte, drückte er Exeon dieses förmlich ins Gesicht.

„Du hast meine Haare rot angemalt?“

„Darum geht’s nicht! Vergleich uns beide mal genauer“, brüllte der Rotschopf.

„Ist ja gut...“

Exeon schaute konzentriert das Bild an, bis ihm der Atem stockte und er mit aufgerissenen Augen den Mann vor sich anstarrte.

„Wer... bist du?“ Entsetzen und Panik lagen in seiner Stimme.

Vergnügt beobachtete der Rotschopf Exeons Reaktion und hatte wieder sein typisch diabolisches Grinsen aufgesetzt.

„Endlich. Endlich erkennst du deinen lang vergessenen Zwillingsbruder - Lloyd. Aber du kannst mich ruhig Brüderchen nennen. Oder Onii-chan.“

Das letzte Wort betonte er mit gespielt quietschiger Stimme und zwinkerte breit grinsend.

„W-was zum..?“ Onii-chan?“, stammelte Exeon verwirrt.

Lachend erwiderte Lloyd nur: „Nicht so wichtig.“

Noch immer geschockt murmelte der Grünschopf: „Warte... dein Name ist Lloyd? Also wollte mich Tetsu vor dir warnen?“

„Was? Du hast Mister Grumpy getroffen und die einzigen Worte, die er über mich verliert sind eine Warnung? Also DAS trifft mich jetzt wirklich.“

„Ach, tu nicht so!“, fauchte Exeon und stach rasend schnell mit seiner Waffe zu.

Elegant wich Lloyd aus und betrachtete die Klinge seines Gegners genauer.

„Uh, neues Schwert? Schick!“

Nun zog auch er seine Waffe und erwiderte Exeons Angriff mit einem horizontalen Hieb. Der Jugendliche konnte den Schlag zwar abwehren, schlitterte jedoch mehrere Meter davon. Während er noch etwas überrascht von der Kraft Lloyds war, setzte dieser auch schon nach. Diesmal rollte Exeon zur Seite und feuerte im Aufstehen eine Aurasphäre, die Lloyd, zu seiner Überraschung, problemlos auffing. Vergnügt drehte er Exeons Sphäre in seiner Hand umher, wodurch sie sich langsam rot verfärbte, bis sie wie seine eigene Aura aussah und er sie schlussendlich zurückwarf. Hastig hechtete Exeon zur Seite und feuerte dieses Mal einige Windklingen ab, die formlos und nur langsam voran kamen. Bevor sie seinen Kontrahenten erreichten, verpufften diese, woraufhin dieser losprustete und sich vor Lachen krümmte.

„Bwahaha! Nein, war das niedlich. Kannst du das bitte noch mal machen?“

„Mit Vergnügen!“

Erschrocken blickte Lloyd hoch und auch Exeon drehte sich um, als Erks Stimme ertönte. Der Magier murmelte einige Worte und richtete seine Hand auf den Rotschopf, gefolgt von mehreren enormen Windklingen, denen Lloyd mit einem Rückwärtssalto auswich. Noch in der Luft raste eine Klinge nur knapp an seinem Gesicht vorbei und schnitt eine seiner feuerroten Haarsträhnen ab. Argwöhnisch schaute er zu Erk, der seinen Blick voller Entschlossenheit erwiderte und stieß ein verachtendes „Pah!“ aus. Ohne ein weiteres Wort verschwand er in einem Schattenportal, sehr zur Erleichterung der beiden.
 

Erk nahm eine entspanntere Haltung ein und wandte sich zu Exeon.

„Alles in Ordnung?“

„J-ja, ich meine... nein... Keine Ahnung.“

Verzweifelt sank der Jugendliche zu Boden und fuhr sich übers Gesicht. Er atmete tief durch und versuchte vergeblich das Chaos in seinem Kopf zu ordnen.

Erk zögerte kurz, bevor er fragte: „Wer war das?“

„Der Meister von Taurus... und anscheinend mein Zwilling.“

Eine Träne rann Exeons Wange hinab und tropfte auf den Sand unter seinen Füßen, gefolgt von einem wehleidigem Schluchzen.

„Ich dachte, ich hätte keine Familie mehr und jetzt taucht dieser Kerl auf und meint, er wäre mein Bruder... Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ob ich mich freuen oder fürchten soll. Ich bin gerade so verwirrt...“

Der Magier beugte sich zu Exeon hinunter, legte tröstend eine Hand auf dessen Schulter und lächelte ihm aufmunternd entgegen.

„Hey, nicht verzweifeln. Wir legen uns am besten wieder hin und machen das Beste aus dem, was uns noch von dieser Nacht verbleibt.“

Wenn auch unsicher, stimmte Exeon dem Vorschlag zu und so begaben sie sich zurück zum Lager.
 

Gefangen im Getümmel seiner Gedanken, konnte der Jugendliche die gesamte restliche Nacht über kein Auge zu machen und als die Sonne langsam empor stieg und ihre ersten Strahlen auf sein Gesicht trafen, stieß er einen tiefen Seufzer aus. Gähnend und streckend setzte er sich auf und kroch hinüber zu Erk, den er sanft wach rüttelte.

„Oh, guten Morgen, Exeon.“

Angesprochener quälte sich nur ein Lächeln auf und hob grüßend die Hand, bevor er sich umdrehte und begann alles zusammenzupacken. Erk klopfte ihm tröstlich auf den Rücken und half ihm daraufhin. Nachdem sie alles verstaut hatten, marschierten sie los um die kühlen Morgenstunden noch bestmöglich auszunutzen. Trotz Exeons Müdigkeit kamen sie gut voran und erreichten gegen Mittag das Ende der Wüste. Sie entschlossen sich zu einer kurzen Pause, nahe eines kleinen Wäldchens, wo sich Erk auf einem Baumstumpf niederließ und einen kräftigen Schluck aus seiner Feldflasche nahm.

„Wir sind besser voran gekommen, als ich erwartet hätte. Wenn wir dieses Tempo beibehalten können, sollten wir schon morgen im nächsten Dorf ankommen.“

Der Magier blickte zu Exeon, der es sich auf der Wiese gemütlich gemacht hatte und gedankenverloren in den Himmel starrte.

„Noch immer besorgt bezüglich der gestrigen Ereignisse?“

Aus seinen Gedanken gerissen, benötigte der Grünschopf einen Moment, bevor er antwortete: „Hm? J-ja, ich brauch wohl noch etwas Zeit, um das Ganze zu verarbeiten.“

Exeon seufzte und driftete auch schon wieder ab, als ihm plötzlich etwas einfiel und wie in Trance murmelte: „Alles Böse verdrängen...“

Verwirrt schaute Erk zum Jugendlichen hinüber und stieß ein perplexes „Wie bitte?“ aus.

„Das... das hat Lloyd bei unserer ersten Begegnung gesagt. Ich mein', ich erinnere mich nicht an meinen Zwillingsbruder oder generell an etwas aus meiner Kindheit. Ich hab' mir nie viel dabei gedacht, aber wenn ich jetzt genauer darüber nachdenke, frage ich mich, ob damals nicht etwas passiert ist. Etwas schreckliches, das ich einfach verdrängt habe... und damit auch meinen Bruder.“

„Klingt plausibel. Allerdings stellt sich mir dann die Frage, welch schreckliches Erlebnis das gewesen sein könnte“, erwiderte der Magier mit verschränkten Armen.

Exeon zuckte nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung.“

Der Grünschopf lächelte schief und blickte Erk direkt in die Augen, die im sanften Schein der Sonne violett strahlten.

„Deine Augen...“

„Was ist mit ihnen?“

Panisch tastete er eines seiner Augen ab, bis Exeon lachte und ihm versicherte: „Nichts schlimmes, keine Sorge. Sie erinnern mich nur an die eines guten Freundes.“

Zu sich selbst flüsterte er: „Wie es ihm wohl gerade geht?“

„Jedenfalls...“

Bevor Erk seinen Satz fortführen konnte, erschienen, wie aus dem Nichts mehrere Another. Bedrohlich scharrten sie ihre Klingen und Klauen aneinander und beäugten die beiden mit ihren leuchtend roten Augen. Seufzend zog Exeon sein Schwert und begab sich in seine Kampfhaltung.

„Eigentlich kann etwas Ablenkung nicht schaden.“
 

Mit aller Kraft stieß sich Exeon nach vorne, mit dem Schwert voran und erledigte einen unachtsamen Another, der auch schon in Rauch aufging. Mit einer Drehung wehrte er den Angriff einer Klinge ab und wollte schon kontern, als ein Blitz von oben auf die Kreatur herabfuhr. Mit einem horizontalem Hieb setzte der Grünschopf nach und besiegte damit auch schon den nächsten Gegner. Im Augenwinkel sah er einige Another, die rasend schnell in den naheliegenden Wald sprinteten. Er blickte kurz zu Erk, der die Monster um sich herum mit Magiesalven eindeckte und eilte den Ausreißern hinterher. Die Gegner fest im Blick, rannte Exeon vorbei an unzähligen Bäumen, ließ sich nach hinten fallen, um unter einen umgefallen Stamm durchzurutschen und sprang über zahlreiche Hindernisse, bis die Another auf einer Lichtung stoppten.

„Hab ich euch!“

Der Jugendliche sprang hoch in die Luft und streckte sein Schwert empor, dessen Klinge grün aufblitzte. Als er landete, vollführte er eine mächtige Wirbelattacke, die dank seiner Aura über eine deutlich höhere Reichweite, sowie Kraft verfügte. Ein zufriedenes Lächeln zierte Exeons Lippen, während sich die Monster auflösten und wollte schon zurückgehen, als er wieder eine erschreckend mächtige Aura spürte. Hastig rollte sich der Schwertkämpfer zur Seite und entging so nur knapp einem Sprungkick. Lloyd, der aus dem Gehölz hinter Exeon gehuscht kam, landete etwas unbeholfen und wandte sich seinem Bruder zu.

„Dachtest wohl, du könntest fliehen, was?“, lallte der Rotschopf und zückte sein Breitschwert.

„Was willst du eigentlich von mir?“, keifte Exeon und stürmte auf Lloyd zu.

Dieser wich dem Angriff aus, indem er ein paar Schritte zur Seite stolperte und antwortete mit einem kraftvollen Hieb seinerseits. Schützend streckte Exeon seine Waffe aus und rutschte dank dem Aufprall etwas zurück. Erst jetzt bemerkte er die halbleere Rumflasche in der linken Hand seines Kontrahenten, aus der dieser einen kräftigen Schluck nahm und beinahe komplett leerte.

„Bist... bist du betrunken?“, fragte Exeon erstaunt in seiner Verwirrung.

Aufgrund der Frage konnte sich Lloyd das Lachen nicht verkneifen und musste den Schluck Rum gleich wieder aus prusten.

Mit einer übertriebenen Armbewegung wischte er sich übers Gesicht und gab lachend zurück: „Bwahaha! Die Frage sollte eher lauten: Wieso bist du nur betrunken?“

Nun wirkte Exeon sichtlich sprachlos.

„K-kannst du so überhaupt kämpfen?“

„Oh, ich kann weitaus mehr als das!“

Hastig leerte Lloyd die Flasche und schmiss diese nach dem Grünschopf, welcher sich zur Seite lehnte und so nur gestreift wurde. Während das Glas an einem Baum hinter ihm zerschellte und hunderte kleine Splitter in alle Himmelsrichtungen flogen, feuerte Lloyd rasend schnell mehrere Aurasphären ab, jedoch prallten diese alle am Auraschild ab, den Exeon in Sekundenschnelle vor sich hochzog. Kurz darauf drückte sich der Rotschopf vom Boden ab, und segelte, sein Schwert mit beiden Händen fest umklammert, durch die Luft. Lloyd schlug mit aller Macht zu, wodurch er einen gewaltigen Auraschwall entfesselte, der wie ein riesiges Beil auf Bäume, Felsen und dem Boden hinab stürzte. Allerdings verlor er dadurch auch das Gleichgewicht beim Landen, weshalb er einige Schritte nach vorne stolperte und so knapp sein Ziel verfehlte. Erstaunt musterte Exeon den klaffenden Riss in der Erde hinter sich, sowie unzählige zerteilte Baumstämme und Gesteinsbrocken und schluckte beängstigt. Jedoch fing sich der Jugendliche rasch und nutzte seine Chance, um seinen Gegner, in einem Kreuzfeuer voller Aurablitze zu begraben. Zum Abschluss sammelte er beinahe seine gesamte Energie in einer Aurasphäre, die er, begleitet von einem lauten Schrei, auf Lloyd warf. Benommen und paralysiert vom vorherigen Angriff, konnte dieser nicht mehr ausweichen und wurde von Exeons Attacke in all ihrer Macht getroffen und durch den halben Wald geschleudert. Hektisch schnappte der Grünschopf nach Luft, bis er sich etwas beruhigte und einen langen Seufzer der Erleichterung von sich gab. Während er der Spur, die Lloyd bei seinem Segelflug hinterließ, nachschaute, spürte er plötzlich eine altbekannte Aura. Ungläubig drehte er sich um und konnte seinen Augen nicht trauen. Ihm stockte der Atem und ihm kamen die Tränen.

„Ku... Kurix?“

Beste Freunde

Vollkommen erstarrt stand Exeon da, den Blick auf seinen besten Freund gerichtet, der sich nur wenige Meter von ihm entfernt befand. Eine gefühlte Ewigkeit verging, bevor der Grünschopf sich die Tränen aus dem Gesicht wischte und freudig auf Kurix zu trat.

„Was machst du hier? Ich... ich mein, wie bist du hierhergekommen?“

Kurix blickte den Jugendlichen nur stillschweigend an. Kein einziger Muskel in seinem Gesicht zuckte, er schien regelrecht durch ihn hindurch zu schauen.

Plötzlich ertönte die Stimme einer Frau hinter Exeon.

„Verzeih, aber selbst wenn er dich erkennen sollte, wird es dir nichts bringen.“

Erschrocken drehte sich Exeon um und sah in das Antlitz einer recht jungen Frau. Ihr blassblaues Haar wehte im Wind und ihre azurblauen Augen funkelten den Jugendlichen belustigt an. Im Arm hielt sie Lloyd, der laut vor sich hin schnarchte.

„Und wer bist du?“ erwiderte Exeon misstrauisch und umklammerte fest den Griff seines Schwertes.

„Illua, Lloyds Partnerin.“

Nun verschärfte der Grünschopf seinen Ton und sprach: „Was meintest du mit: selbst wenn er dich erkennen sollte?“

„Oh, das wirst du gleich sehen“, antwortete die Frau, während sie ihre freie Hand hob und ein schelmisches Grinsen aufsetzte.

Sie schnipste, woraufhin ein dunkles Portal erschien, auf das Illua langsam zuschritt.

„Hey, hier geblieben!“

Sofort raste Exeon los und wollte mit seinem Schwert zuschlagen, als sich plötzlich Kurix zwischen ihn und Illua stellte.

Völlig perplex rief der Grünschopf: „H-hey, was soll das, Kurix? Geh aus dem Weg, sonst entkommen sie!“

„Das wird ein Spaß“, murmelte die Blauhaarige, während sie ins Portal trat und dieses mitsamt ihr und Lloyd verschwand.
 

Seufzend senkte Exeon den Kopf.

„Und weg sind sie...“

Er fuhr sich durch sein grünes Haar und blickte seinen Freund voller Skepsis an.

Den Kopf schief legend fragte er: „Was ist los mit dir? Selbst für deine Verhältnisse benimmst du dich gerade seltsam.“

Noch immer regungslos führte der Silberhaarige langsam die Hand zum Schaft seines Katanas und zog dieses genüsslich aus dessen Scheide, begleitet vom schabenden Geräusch von Metall auf Holz.

„W-warte, was wird das jetzt?“

Nun wirkte Exeon sichtlich erschrocken. Ohne ein Wort holte Kurix aus und schlug erbarmungslos zu. Hastig wehrte Exeon die Attacken ab und blickte zwischen den Angriffen immer wieder in das emotionslose Gesicht seines Freundes. Mit einer Stoßbewegung erschuf der Grünschopf einen Auraschild, der Kurix zurück drängte und etwas Distanz zwischen den beiden schuf.

Entschlossen begab sich nun auch Exeon in Kampfpose und verkündete: „Okay, ich hab keine Ahnung, was die mit dir gemacht haben, aber ich hol dich da schon raus!“

Voller Anspannung traf Exeons Blick auf den von Kurix und laut brüllend stürmten sie auf den jeweils anderen zu. Ihre Klingen trafen laut klirrend aufeinander und versprühten einige Funken. Immer wieder holten sie aus und schlugen zu, nur um wieder auf die Klinge des Gegenübers zu treffen. Beinahe melodisch erfüllte das Kreuzen der Klingen die Luft, bis sich beide mit einem kurzen Satz voneinander lösten. Noch immer entschlossen sah Exeon zu Kurix, der weiterhin ohne eine Emotion zurück starrte. Plötzlich teleportierte sich der Silberhaarige hinter Exeon, doch wehrte dieser den Angriff problemlos ab und konterte mit einem Tritt in die Magengrube. Sichtlich erstaunt teleportierte sich Kurix einige Meter fort, den schmerzenden Magen haltend.

„Du erkennst mich also wirklich nicht, sonst wüsstest du, dass dein Teleport bei mir nichts bringt.“

Schwermut lag in der Stimme des Grünschopfs, der gleich wieder zum Angriff überging. In seiner Hand formte er eine Aurasphäre, die er im atemberaubenden Tempo abfeuerte, gefolgt von noch einer und noch einer. Er ließ ein regelrechtes Kreuzfeuer auf seinen Kontrahenten los, der die Aurasphären mit geschickten Schlägen und Drehungen seiner Klinge abwehrte. Geschwächt vom vorherigen Kampf konnte Exeon dies allerdings nicht lange beibehalten und wurde so von Kurix gewaltigen Feuerzaubern in die Defensive gezwungen. Riesige Flammenbälle flogen in Exeons Richtung, denen er alle mit einer Sprungrolle auswich. Während er sich aufrichtete, sah er im Augenwinkel, wie Kurix einen Blitz abfeuerte, der einen der Feuerbälle einholte und zeitgleich mit diesem einschlug. Eine enorme Explosion entstand, deren Druckwelle den Grünschopf davon schleuderte und unkontrolliert durch den Wald segeln ließ, vorbei an unzähligen Bäumen, bis er unsanft gegen einen Stamm aufschlug und unter Schmerzen zu Boden sank.
 

„Verdammt, tut das weh...“, jammerte Exeon, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufrappelte.

Panisch blickte er in die Richtung, aus der er kam, als er ein eiskaltes Zischen vernahm. Gerade rechtzeitig huschte er zur Seite und entging so einem großem Eiskristall, der gegen den Baumstamm schepperte und die Umgebung in einen eisigen Nebel hüllte. Zitternd und Zähne klappernd schaute sich der Grünschopf um und erspähte Kurix nicht weit von sich. Allerdings sah auch dieser in Exeons Richtung und hechtete sofort auf ihn zu. Noch im Laufen zog er nun sein zweites Katana und attackierte mit beiden Waffen. Mit jedem Hieb verschmolzen die zwei Klingen zu einer Einheit, der Exeon nur schwer standhalten konnte.

Mist, ich muss mir was einfallen lassen, sonst ist's gleich aus!

In seinem Gegenangriff getarnt, packte Exeon die Aura seines Gegners und zog ein kleines Stück an seinem Bein. Zwar war es nicht mehr als ein paar Zentimeter, doch genug, damit Kurix auf einem gefrorenen Blatt ausrutschte und das Gleichgewicht verlor.

„Werd' endlich normal!“, brüllte der Grünschopf und legte seine restliche Aura in seinen nächsten Angriff. Durch das fehlende Gleichgewicht, war Kurix nicht in der Lage diesen zu blocken und die Wucht der Attacke schlug ihm beide Waffen aus der Hand. Durch den gewonnen Schwung, vollführte Exeon eine Drehung, die durch den glatten Untergrund nur noch flüssiger von statten ging und verpasste seinem Freund einen Drehkick mitten ins Gesicht. Benommen fiel der Silberhaarige zu Boden, gefolgt von Exeon, der ebenfalls das Gleichgewicht verlor und schmerzlich auf dem Po landete.

Besorgt sah er hinüber zu Kurix und fragte zögernd: „Bist du okay?“

Noch immer etwas benommen, richtete sich sein Gegenüber auf und hielt sich die blutende Nase. Sein Blick wanderte hoch zu Exeon, der noch immer beunruhigt dreinschaute.

Kurix grinste schief und antwortete: „Jetzt wieder.“ Seine Stimme klang sowohl erleichtert, als auch beschämt.

Voller Freude beugte sich der Grünschopf vor und schloss seinen Freund in die Arme.

„Ich bin so froh, dich zu sehen...“, flüsterte er und Kurix spürte, wie einige Tränen auf seine Schulter kullerten.

Die Umarmung erwidernd meinte er: „Du glaubst gar nicht, wie froh ich erst bin.“
 

Nach einer Weile lösten sich die beiden Jungs voneinander und Exeon, der nun vollkommen rot im Gesicht war, wische sich hastig die Tränen ab.

„Das war das erste Mal, dass ich dich besiegt habe“, posaunte Exeon neckisch.

„Pff, der Kampf zählt ja wohl kaum, oder?“, erwiderte Kurix empört und ließ sein diabolisches Lachen erklingen.

Exeon konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er seinen Freund so sah.

„Gott, hab' ich dieses Lachen vermisst!“

„Dann gewöhn' dich besser nicht daran“, verkündete Illua, die wie aus dem Nichts neben ihnen auftauchte.

Bevor einer der Jugendlichen reagieren konnte, huschte die Frau zu Kurix und verpasste diesem einen Schlag in den Nacken, woraufhin er bewusstlos zusammensackte. Während sie den leblos wirkenden Körper auffing und los rannte, sprang Exeon auf und sprintete hinterher.

Sein Blick war voller Zorn und mit hasserfüllter Stimme schrie er: „Bleib hier! Wag' es nicht, mir meinen Freund zu nehmen!“

Er wollte gerade eine Aurasphäre nach ihr feuern, als er wie aus dem Nichts von einem vermummten Mann aufgehalten wurde, der ihn mit einem niedrigen Tritt zum Stolpern brachte.

„Gut gemacht, Yuën.“

Der Vermummte nickte nur und zog einen Revolver, den er drohend an Exeons Schläfe richtete.

„Scheiße!“ fluchte Exeon laut und streckte verzweifelt seine Hand nach Kurix aus, der sich immer weiter von ihm entfernte.

In seiner Verzweiflung versuchte er Illuas Aura festzuhalten, schaffte es jedoch nur, sie kurzzeitig zu verlangsamen. Sie würde jede Sekunde verschwinden und mit ihr sein bester Freund. Gerade als der Grünschopf die Hoffnung aufgab, hüpfte Erk aus dem Dickicht des Waldes und schleuderte einen Blitz auf Yuën, der diesen wegschleuderte.

„Da steckst du, Exeon.“

Er bemerkte sofort den verzweifelten Blick des Jungen und sah hinüber zu Illua. Ohne zu zögern hob er den Arm und erschuf eine gewaltige Eiswand, welche die Frau am Weiterkommen hinderte. Überrascht drehte sie sich zu dem Magier um und sah Exeon, der an diesem vorbeihuschte, sein Gesicht hasserfüllt.

„Hartnäckiges Pack“, murmelte sie und neigte den Kopf nach rechts und links, begleitet vom Knacken ihres Nackens.
 

Mit Leichtigkeit warf sie den bewusstlosen Kurix ein paar Meter hinter sich und zog ihr außergewöhnlich langes Katana, mit dem sie sofort Exeons Angriff abwehrte. Sie grinste breit, während sie in die zornigen Augen ihres Gegners starrte.

„Er scheint dir ja echt wichtig zu sein. Das macht das Ganze natürlich nur umso spannender!“

Sie kreuzte kurzzeitig die Klinge mit dem Grünschopf, bis sie diesen mit einem Faustschlag umwarf und elegant dem Feuerzauber Erks auswich, der daraufhin auf die Eiswand traf und diese in Sekundenschnelle zum Schmelzen brachte.

„Ich muss jetzt aber wirklich los. Auf Wiedersehen!“

Hastig schnappte sie sich Kurix und eilte wieder los, dicht gefolgt vom wutentbrannten Grünschopf. Inzwischen hatte sich auch Yuën wieder aufgerappelt, der seinen Revolver zog und aus dem Schutz der Bäume heraus nach Exeon feuerte. Eine Kugel streifte das linke Bein des Jugendlichen, wodurch er kurz zu Boden sank, aber sofort weiter humpelte. Mit seinem unversehrten Bein sprang er mit aller Kraft ab und griff nach Kurix. Nur eine Sekunde, bevor er seine Hand berührt hätte, verschwand dieser im Portal und so landete Exeon mit dem Gesicht voran am harten Boden.

„Nein... Verdammt, nein!“

Wütend und voller Trauer schlug er immer wieder mit der Faust auf den Boden unter sich. Yuën stieß ein siegessicheres „Hmpf“ aus und verschwand ebenfalls, bevor Erk ihn erreichen konnte.

„Ich hatte ihn... warum...“, schluchzte Exeon, während ihm immer wieder das Bild seines besten Freundes in den Kopf schoss.
 

Der Grünschopf holte tief Luft und versuchte erst einmal, sich zu beruhigen. Langsam setzte er sich auf und bemerkte erst jetzt den brennenden Schmerz im Oberschenkel. Vorsichtig krempelte er sein Hosenbein hoch und begutachtete die blutende Wunde, als Erks Stimme ertönte.

„Sieht übel aus. Kannst du so überhaupt laufen?“

Überrascht drehte Exeon den Kopf zu ihm und krächzte: „J-ja, es geht schon.“

Er hatte gar nicht gemerkt, wie sich der Magier genähert hatte. Hastig zog er das Hosenbein wieder hinunter und versuchte aufzustehen. Sofort eilte Erk dem Jugendlichen zu Hilfe und stützte ihn, bis er fest auf beiden Beinen stand. Exeon räusperte sich, bevor er sich flüchtig bedankte und los humpelte.

Augen rollend folgte Erk dem Grünschopf und fragte mit sorgenvoller Stimme: „Und wohin gedenkst du nun zu gehen?“

„Keine Ahnung...“

„Gut, dann folge mir. Ich führe dich zum nächsten Dorf, dort kannst du dich vorerst erholen.“

Erk übernahm die Führung, ging jedoch absichtlich langsamer, sodass Exeon gut mithalten konnte.

„Und auf dem Weg kannst du mir ausführlich erläutern, was vorhin geschehen ist.“

Widerwillig nickte Exeon und erklärte Erk im Groben, wie er gegen Lloyd und dann Kurix gekämpft hatte und in welcher Verbindung er zu den beiden steht. Interessiert lauschte dieser seinen Worten, warf hier und dort eine kurze Frage ein, die Exeon mal mehr, mal weniger genau beantwortete, bevor er zur eigentlichen Erklärung zurückkehrte. So flog die Zeit unbemerkt an Exeon vorbei und er war äußert überrascht, als sie am späten Abend ein kleines Dorf erreichten. Sie steuerten geradewegs auf ein großes Haus zu, über dessen Tür ein großes Schild mit der Inschrift „Taverne“ hing. Im Inneren bedeutete Erk dem Grünschopf zu warten, bevor er zum Tresen ging und mit der Frau hinter diesem sprach. Etwas erleichtert lehnte sich Exeon an die Wand neben dem Eingang um sein schmerzendes Bein zu entlasten. Erschöpft ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Das erste, das ihm auffiel war die Treppe zu seiner linken, die ins nächste Stockwerk führte, wo sich wahrscheinlich Gästezimmer befanden. Gerade aus befand sich der Tresen, der die gesamte hintere Wand entlang verlief. Hinter diesem standen meterhohe Regale, die randvoll mit Flaschen verschiedenster Getränke, hauptsächlich alkoholischen, gefüllt waren, sowie blitzblank polierten Trinkgläsern. Der rechte Bereich des Raumes war vollgestellt mit Tischen und Stühlen, an denen sowohl Bewohner des Dorfes, als auch Reisende gemütlich miteinander plauschten und sich bei einem Glas guten Schnaps, von den Strapazen ihrer Reise erholten. Nach einer Weile hörte Exeon, wie sich Erk laut bedankte und breit lächelnd, mit einem Schlüssel in der Hand, auf ihn zu schritt.

„Ich habe uns ein Zimmer für die kommende Nacht ergattern können, sowie eine warme Mahlzeit.“

Exeon zwang sich ein Lächeln auf, das er jedoch schnell wieder ablegte und folgte dem Magier die Treppe hoch.
 

Im oberen Stockwerk angekommen folgten sie dem langen Flur, bis Erk vor einer dunkelbraunen Holztür Halt machte. Ohne große Umschweife sperrte er diese auf und trat hindurch, gefolgt von Exeon. Sie fanden sich in einem kleinen Raum wieder, mit jeweils einem Bett an der rechten und linken Wand. Mittig befand sich ein schmaler Holztisch samt Stühlen, an der gegenüberliegenden Wand lag ein Fenster, durch das man einen guten Ausblick auf die Straße vor der Taverne hatte. Erschöpft ließ sich Exeon auf eines der Betten fallen und stieß einen tiefen Seufzer aus.
 

Unterdessen stellte Erk seine Ledertasche auf dem Tisch ab, aus der er einen Leinenverband, sowie einen Baumwolltupfer hervor holte, bevor er zum Grünschopf huschte und sein Hosenbein hochkrempelte.

„Was machst du da?“, fragte der Jugendliche geschockt, während er das Gesicht hob und sich hastig nach hinten beugte.

„Mich um deine Wunde kümmern.“

Voller Bedacht und Sorgfalt tupfte der Mann sowohl die Wunde, als auch den umliegenden Bereich ab, bevor er das Bein leicht anhob und damit begann, den Verband um dieses zu wickeln. Abschließend knotete er beide Enden zusammen, sodass er sich nicht wieder öffnen konnte.

„Drückt etwas“, merkte Exeon jammernd an.

„Nun ja, immerhin muss der Verband auch fest sitzen. Du gewöhnst dich daran.“

Der Magier verstaute den Rest, den er sorgfältig zusammenrollte, wieder in seiner Tasche, stellte diese daraufhin neben das rechte, freie Bett und drehte sich zur Tür.

„Ich bin gleich wieder da“, verkündete er, bevor er aus dem Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss.

Exeon seufzte lauthals und vergrub das Gesicht in seinem Kissen. Es dauerte nicht lange bis er sich wieder in Gedanken verlor und so nicht einmal bemerkte, wie Erk nach einiger Zeit wieder das Zimmer betrat. Erst als der Mann etwas auf dem Tisch abstellte, wurde Exeon hellhörig und drehte sich erschrocken um. Auf dem Tisch standen zwei dampfende Essensportionen und Erk, der sich gerade hinsetze, deutete auf den gegenüberliegenden Stuhl.

„Du hast sicher Hunger.“

Exeon zuckte mit den Schultern und murmelte „Nicht wirklich“, doch als er den strafenden Blick des Mannes bemerkte, setzte er sich murrend an den Tisch, nahm eine Gabel in die Hand und begann damit, in seinem Essen herum zu stochern.

„Ich habe übrigens unsere Reservierung verlängert.“

Perplex blickte der Grünschopf hoch, bevor er fragte: „Warum das?“

„Nun ja, mit der Wunde an deinem Bein werden wir nicht sonderlich weit kommen, also sollten wir die Zeit lieber nutzen, damit du zu Kräften kommst.“

Beim ersten Satz deutete er mit der Gabel auf Exeons Bein, bevor er seine Erklärung beendete und wieder zu essen begann.

„Danke...“
 

Versunken in seinen Gedanken lag Exeon auf dem Bett, die Arme hinterm Kopf verschränkt und den leeren Blick an die Decke gerichtet. Erk, der mit einem Teller voller süßem Gebäck am Tisch saß, las gerade gebannt ein Buch und griff immer wieder mal nach einem der Plätzchen, nur um es sofort zu verspeisen. So sah seit einiger Zeit der Alltag der beiden aus, was dem Grünschopf eher beklemmend vorkam, da er durch das wochenlange Reisen abwechslungsreichere Tage gewohnt war. Mittlerweile hatte Erk es auch aufgegeben, ihn aufzumuntern, nachdem jeder Versuch bislang erfolglos schien.

Die sanfte Abendsonne schien durchs offene Fenster, die das Zimmer in einem warmen Orange hüllte und ein angenehmer Wind wehte herein, der für frische Luft sorgte. Inzwischen versiegte auch das aufgeregte Treiben der Dörfler und die aufkommende Ruhe sorgte für eine friedvolle Atmosphäre, die jäh unterbrochen wurde von panischem Schreien. Sowohl Exeon als auch Erk blickten überrascht hoch und letzterer sprang hastig vom Stuhl auf, um aus dem Fenster zu blicken. Mit aufgerissen Augen beobachtete der Magier, wie breit gebaute Männer mit erhobene Äxten durch die Straßen des Dorfes rannten und sich daran machten, die Häuser zu plündern.

„Banditen...“, keuchte Erk und stürmte sofort zur Tür.

Allerdings machte der Magier noch an der Türschwelle halt und blickte zu Exeon, der unverändert auf dem Bett lag.

„Kommst... du nicht mit?“, fragte er unglaubwürdig.

„Wozu? Ich kann sowieso niemanden beschützen...“

Dem Unglauben wich Entsetzen und dem Mann fehlten nun sichtlich die Worte. Wutentbrannt stapfte er auf Exeon zu und musste sich zusammenreißen, damit er ihn nicht anschrie.

„Meinst du das gerade ernst? Ich kann es nachvollziehen, dass du nach den vergangenen Ereignissen niedergeschlagen bist und Ruhe und Zeit brauchst, um dich wieder zu fassen. Bisher begegnete ich dir mit Verständnis, da ich einmal in einer ähnlichen Situation war und exakt das verspürte, was nun in dir vorgeht – absolute Macht- und Hilflosigkeit. Doch du darfst dieser Verzweiflung nicht ewig nachhängen, ansonsten verlierst du dich in ihr, wie in einem Strudel aus dem es kein Entrinnen gibt.“

Er stieß einen tiefen Seufzer aus und schritt wieder hinaus.

Im Türbogen drehte er sich noch ein letztes Mal zu Exeon und sprach abschließend: „Du hast die Wahl. Es liegt an dir, ob du dich von der Niederlage geschlagen gibst, oder wieder aufstehst und das einzig Richtige tust.“

Erschrocken von Erks plötzlichen Ausbruch, vergrub der Jugendliche das Gesicht in seinen Arm und zuckte kurz zusammen, als die Tür beim Verlassen des Magiers zuknallte.
 

Unterdessen hechtete Erk die Treppe des Gasthauses hinunter, vorbei an den verängstigten Gästen, die sich hinter dem Tresen und Tischen versteckten, hinaus auf die Straße. Eine Frau kreischte wie wild und schlug immer wieder auf den Rücken eines Banditen, der sie auf seiner Schulter davon trug. Mit einer flüchtigen Handbewegung fror der Magier die Beine des Räubers ein und während dieser noch völlig verdutzt das Eis um seine Füße anstarrte, verpasste Erk ihm einen Schlag in die Magengrube, wodurch sich der Mann vor Schmerz krümmte und die Frau von seiner Schulter rutschte. Galant fing der Magier sie auf und setzte sie sanft ab, bevor er etwas Abstand zum Feind nahm und diesen mit einem Blitzzauber außer Gefecht setzte. Einige Meter entfernt kämpften eine handvoll Dorfbewohner, bewaffnet mit Mistgabeln und Sicheln, verzweifelt und ohne Aussicht auf Erfolg gegen die Räuber. Zornig eilte Erk ihnen zu Hilfe und mit wenigen Zaubern waren die Feinde besiegt, doch wurde die Vorfreude getrübt, als erneut Banditen aus allen Richtungen strömten und erbarmungslos jeden töteten, der sich ihnen in den Weg stellte.

Während der Magier dem Angriff einer Wurfaxt auswich, sah er im Augenwinkel nur, wie sich die rostige Klinge einer Axt ihren Weg durch den Schädel eines alten Mannes bahnte. Angewidert wendete Erk den Blick ab und langsam schwand seine Hoffnung auf den Sieg.

„Verflucht, es sind zu viele...“

Er schüttelte den Kopf und blickte entschlossen nach vorne.

„Aber ich gebe mich noch nicht geschlagen!“

Nun ließ der Magier alle Hemmungen fallen und deckte die herannahenden Feinde mit einer Flammensalve ein. Die jämmerlichen, beinahe mitleiderregenden Schreie der Räuber und der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllten die Luft. So gut er konnte ignorierte er den üblen Gestank und schaute sich hastig um. In der Ferne erkannte er eine weitere Gruppe von Männern, die sich erschreckend schnell der Taverne näherte.

„Oh nein!“

Der Magier wollte schon los sprinten, doch erblickte er sehr zu seinem Erstaunen, wie ihm ein junger Schwertkämpfer mit leuchtend grünem Haar zuvorkam. Dieser trat gerade aus dem Gebäude, mit dem Schwert in der rechten Hand und neuer Zuversicht im Gesicht.
 

Der Grünschopf warf Erk ein freches Grinsen zu, bevor er seine Klinge zückte und mit blitzschnellen Schwerthieben die völlig perplexen Banditen überrumpelte. Abschließend sprang er in die Luft und feuerte eine Aurasphäre unter sich, deren Explosion die Gegner vom Boden riss und regelrecht durchs Dorf katapultierte. Nach der Landung nutzte Exeon die Deckung der aufkommenden Staubwolke und schoss einige Aurablitze auf die etwas weiter entfernte Feinde, bevor er aus dem Schutze des Schleiers heraus attackierte. Erks Erstaunen wich einem breitem Lächeln und mit neuem Elan stürzte er sich zurück ins Kampfgeschehen.

Gemeinsam gelang es ihnen, die Angreifer abzuwehren und diejenigen, die überlebten, flohen in die Wälder, aus denen sie so plötzlich kamen. Während die Dorfbewohner ihren Sieg bejubelten, schritt Erk fröhlich zu Exeon, der sich erschöpft auf einer Holzbank niederließ.

Als der Grünschopf ihn bemerkte, setzte der Magier ein zufriedenes Grinsen auf und setzte sich neben ihn.

„Wie ich sehe, hast du eine Entscheidung gefällt.“

„Jep. Ich werde Kurix retten. Das bin ich ihm schuldig!“

Noch während er sprach, kramte Exeon seinen Sternensplitter hervor und drehte diesen in der Hand.

„Ich muss dieses Ding nur dazu bringen, mich zu ihm zu bringen.“

Erk gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken, bevor er erwiderte: „Ich bin zuversichtlich, dass dir dies gelingen wird.“

Während sich Exeon fragend Erk zuwendete, begann er damit, den Splitter immer wieder ein kleines Stück in die Luft zu werfen, nur um ihn wieder aufzufangen.

„Und was wirst du jetzt machen?“

„Hm...“

Nachdenklich ließ der Magier den Blick durch das Dorf wandern.

„Ich werde wohl eine Weile hier verweilen, um für die Sicherheit des Dorfes zu garantieren, bevor ich meine Reise fortsetzen werde.“

Ein letztes Mal fing der Grünschopf den Splitter auf, bevor er sich schwungvoll aufrichtete und erneut das Wort an Erk richtete: „Na dann... wird Zeit, dass ich mich auf den Weg mache. Immerhin darf ich meinen besten Freund nicht zu lange warten lassen.“

„Lass dich nicht aufhalten.“

Mit neuer Entschlossenheit streckte Exeon den Sternensplitter gen Himmel und konzentrierte sich auf einen einzigen Gedanken: Kurix!

Erst zaghaft, dann immer stärker glühte der Kristall von innen heraus und eingehüllt vom sanftem Licht, grinste der Grünschopf Erk entgegen und rief: „Vielen Dank. Für alles!“

Ruckartig schleuderte es den Jugendlichen hoch und wie ein Pfeil flog er durch den Abendhimmel. Vollkommen verblüfft starrten die Dörfler dem Schweif der Sternschnuppe hinterher und bewunderten den Anblick.

Mit einem Lächeln auf den Lippen flüsterte Erk: „Viel Glück!“

Intermezzo - Schleichende Dunkelheit

Der scharfe Geruch von Alkohol stieg in Kurix' Nase, wodurch dieser langsam erwachte. Mit noch immer etwas verschwommener Sicht ließ er den Blick durch seine Umgebung schweifen. Schnell stellte er fest, dass er sich wieder im Thronsaal Lloyds befand, welcher gerade auf seinem Thron lag und laut schnarchte. Um den Rotschopf herum lagen mehr leere Flaschen, als Kurix auf die Schnelle zählen konnte und den süßlichen Duft erklärten. Inzwischen konnte er wieder klar sehen und bemerkte, wie er sich auf der Schulter Illuas, langsam voran bewegte. Er atmete tief durch und mit einem Ruck wand er sich aus dem Griff der Frau, bevor er sich am Boden abrollte und so schnell es ging losrannte.

„Oh Schätzchen, wann lernst du's endlich?“, hauchte Illua fast schon belustigt und deutete mit einer Kopfbewegung Yuën, der unweit von ihr stand, ihm zu folgen.

Seufzend hechtete er dem Jugendlichen hinterher und positionierte sich mit einem eleganten Salto vor diesen.

„Aus dem Weg!“, keifte Kurix und griff nach seinen Katanas, nur um festzustellen, dass diese fehlten.

„W-was?“

Panisch blickte er zu Yuën, der gelangweilt mit seinen Schwertern spielte, während sich unter seiner Maske ein Grinsen abzeichnete.

„Fang!“

Zu seiner Überraschung warf er dem Jugendlichen die Schwerter zu, die er etwas verwirrt auffing und sich in Kampfpose begab. Beinahe lautlos zog nun auch Yuën seine Schwerter, ebenfalls zwei Katanas, die im fahlen Kerzenlicht aufblitzten. Die Luft schien förmlich zu brennen, während sich beide tief in die Augen starrten, bevor sie blitzschnell aufeinander zurasten.
 

„-een? Hallo, Miss Sween?“

Eine tiefe, markante Stimme riss Melody aus ihren Gedanken und vollkommen perplex blickte sie in das tadelnde Gesicht ihres Lehrers.

„Verzeihung, ich war--“

„--in Gedanken? Ich weiß.“

Der Mann seufzte lauthals, bevor er zurück zur Tafel schritt und mit dem Unterricht fortfuhr.

Als die Schulglocke ertönte, griff Melody hastig nach ihrer Tasche und wollte schon aus der Klasse stürmen, als ihr Lehrer sie laut ermahnte.

„Miss Sween, bitte bleiben sie doch noch einen Moment.“

„Verdammt...“, fluchte sie leise und ließ sich genervt auf ihren Stuhl fallen. Die dummen Sprüche und das Getuschel ihrer Mitschüler ignorierte sie gekonnt. Nachdem sich das Zimmer geleert hatte, nahm ihr Lehrer vor ihr Platz und schaute ihr streng entgegen.

Rot anlaufend wich sie dem Blick des Mannes aus und bevor dieser etwas sagen konnte, entgegnete sie ihm: „Ich weiß, ich weiß, meine Noten sinken ab, meine Leistung sinkt ab, bla bla bla...“

„Wenn sie sich dessen bewusst sind, warum ändern sie nichts daran?“

„Weil ich's nicht kann...“

„Was meinen sie damit?“, fragte der Lehrer verwirrt und bemerkte, wie sich die Augen des Mädchens langsam mit Tränen füllten.

„Ich will nicht drüber reden!“

Hastig schnappte sie ihre Tasche und rannte so schnell sie konnte aus dem Raum.
 

Ein Feuerball nach dem nächsten schlug hinter Yuën ein, während dieser durch den riesigen Thronsaal hechtete. Dabei steuerte er auf den ramponierten Tisch in der Mitte des Saales zu, wo er einen Stuhl aus der Drehung heraus nach seinem Angreifer kickte. Sofort stoppte Kurix sein Dauerfeuer und zerteilte den Stuhl mit einem sauberen Schnitt, nur um zu sehen, wie der Vermummte weitere Stühle nach ihm schleuderte. Während der Silberhaarige die Geschosse abwehrte, rammte Yuën eins seiner Katana in den Holztisch vor sich und zückte seinen Revolver, mit dem er auf den Jugendlichen zielte. Kurz bevor er abdrücken konnte, teleportierte sich Kurix allerdings über ihn und segelte, weit ausholend, direkt auf ihn zu. Reflexartig machte Yuën einen Satz nach hinten und entging knapp der Attacke Kurix', deren Wucht nun ein großes Trümmerstück des Tisches traf und dieses nur noch weiter zerteilte. Sofort drehte sich Kurix zu seinem Gegner, der gerade seinen Revolver auf ihn richtete, und schlug mit dem Schwert gegen den Lauf der Waffe, wodurch Yuën den Arm senkte und in den Boden feuerte. Kurix warf dem Mann einen grimmigen Blick zu gefolgt von einem horizontalen Schwerthieb von links, dem Yuën durch einen gekonnten Sprung über den Kopf des Silberhaarigen hinweg, auswich und daraufhin gekonnt auf dem Griff seines, noch immer im Tisch steckendem Katanas zu landen. Lässig drehte er den Revolver in der Hand, bevor er ihn wieder in dessen Halfter schob und mit der nun freien Hand eine herausfordernde Geste an Kurix richtete. Gereizt holte der Jugendliche erneut zum Schlag aus, woraufhin man erneut ein Grinsen unter der Stoffmaske des Mannes erkennen konnte. Ruckartig ließ sich Yuën nach hinten fallen und stützte sich auf den Händen ab, zeitgleich schob er mit seinem Fuß das Schwert an dessen Heft nach oben. Begleitet von einem lauten Klirren streifte Kurix die Klinge, wodurch diese nun unkontrolliert in der Luft umherwirbelte. Durch einen weiteren gezielten Tritt Yuëns gegen den Griff, drehte sich das wirbelnde Schwert zu Kurix und fiel wie eine Kreissäge auf diesen hinab. Geschockt wich der Silberhaarige mit einem Radschlag zur Seite und sah nur im Augenwinkel, wie sich sein Kontrahent aufrichtete, um aus der Hocke heraus auf ihn zu zustürmen. Noch in der Bewegung packte Yuën sein Katana, bevor es den Boden berührte und schlug mit aller Kraft aus der Drehung heraus zu. In der letzten Sekunde konnte Kurix den Angriff abwehren und blickte erstaunt zum vermummten Mann, dessen Augen kampflustig auf den Jugendlichen gerichtet waren.
 

„Bevor wir den Unterricht für heute beenden, habe ich noch eine letzte Übung für euch.“

Meisterin Frimelda, deren erhabene Stimme über den Schulhof hallte, lief mit hinterm Rücken verschränkten Armen vor einer größeren Gruppe Schüler auf und ab. Unter diesen befanden sich auch Neku und Myde, die gebannt der Erklärung ihrer Lehrerin zuhörten.

„Ihr habt zehn Minuten Zeit um euch einen Partner zu suchen, von dem ihr glaubt, dass er eure Schwächen perfekt ausgleicht. Wer fertig ist, sammelt sich bitte an der Wand hinter mir und wartet auf weitere Anweisungen.“

Frimelda blieb mittig vor den Schülern stehen und drehte sich diesen zu, während sie rief: „Alles verstanden? Gut, dann los, hopp hopp!“

Ihr strenger Blick wanderte durch die Reihen der Jugendlichen, die wie eine aufgescheuchte Herde umher rannten und hektisch nach einem Kampfgefährten suchten.

„Das kann ja was werden...“, murmelte Neku, der es seiner Lehrerin gleich tat und etwas verloren durch die Menge schaute. Dabei traf er auf die meerblauen Augen Mydes, die ihn interessiert anfunkelten und breit grinsend schritt der Braunschopf auf Neku zu.

„Na, wie wär's wenn wir uns zusammen tun?“

Skeptisch zog Neku eine Augenbraue hoch und fragte: „Bist du sicher? Ich hab dich schon kämpfen sehen und ich bezweifle, dass ich der beste Kandidat wäre, um deine Schwächen auszugleichen...“

Myde konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen und gab dem Orangehaarigen einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.

„Und wie ich mir sicher bin. Hab mal etwas Vertrauen in dich selbst.“

Bei diesen Worten wurde Neku etwas rot im Gesicht und um von seiner Verlegenheit abzulenken, schlug er hastig vor: „W-wir sollten uns dann eine gute Strategie überlegen.“

Myde stimmte nickend zu und fragte: „Und, schon 'ne Idee?“

Nachdenklich legte der Schwertkämpfer eine Hand ans Kinn und dachte fieberhaft nach.

„Die hab ich tatsächlich.“
 

Nachdem sich jeder einen Gefährten für den Kampf gesucht hatte und wie befohlen an der meterhohen Schulwand, unweit des Trainingsgeländes, versammelt hatte, ergriff Frimelda wieder das Wort: „Da nun alle hoffentlich so weit sind, können wir ja anfangen – irgendwelche Freiwilligen?“

Kaum hatte die Meisterin fertig gesprochen, traten zwei Mädchen aus der Menge hervor. Mira, die gerade eine Strähne ihres kinnlangen, rabenschwarzen Haares hinters Ohr wischte und Skye, welche sich einen Pferdeschwanz aus ihren langen, blonden Haaren band.

„Sonst niemand?“, fragte Frimelda in einem gespielt enttäuschten Ton.

Plötzlich ertönte ein lautes „Doch, wir!“ von Myde, auf den nun alle Augen gerichtet waren, einschließlich die seines Partners.

„He-hey, würdest du mich vielleicht vorher auch fragen?“

Bevor er weiter reden konnte, klatschte Meisterin Frimelda zufrieden mit den Händen und deutete beiden Teams, sich auf dem Kampffeld vor ihnen zu sammeln, wo sie sich in Position begaben. Herausfordernd richtete Mira ihre Waffe, eine lange Hellebarde auf Myde und auch Skye zückte ihren Bogen, dessen Wurfarme für den Nahkampf mit messerscharfen Klingen besetzt waren. Neku tat es seinen Kontrahentinnen gleich und zog sein Doppelkatana, nur Myde stand noch immer ohne Waffe da.

„Sind alle Teilnehmer bereit? Dann los!“

Mit einem lauten Pfiff eröffnete Frimelda den Kampf und sofort stürmte Mira auf die beiden Jungs zu, während sich Skye an den Feldrand hockte und ihren ersten Pfeil in die Sehne des Bogen spannte. Myde tat es der Schwarzhaarigen gleich und rannte los, wobei er schwungvoll seine Arme nach hinten warf und seine zwei goldenen Armbänder grell aufblitzten. Innerhalb weniger Sekunden bildeten sich aus den Accessoires zwei reich verzierte Gauntlets, die Mydes Fäuste komplett umgaben und sie zu gefährlichen Waffen machten. Unterdessen formte Neku eine dunkle Sphäre in seiner Hand, nur um diese kurzerhand auf den Boden vor sich zu werfen und dadurch eine schwarze Wolke erschuf. Explosionsartig breitete sich diese aus und verschlang sowohl Neku, als auch Myde, bevor sie, schlussendlich das Kampffeld wie eine Schattenmauer umgab.

„Verdammt, wo sind die hin?“, fragte Skye sichtlich verblüfft.

In ihrer Hand hielt sie noch immer den eingespannten Pfeil und die Augen zusammenkneifend blickte sie in den Nebel um sich herum, konnte jedoch keinen der Beiden ausmachen. Die Anspannung der Mädchen stieg und immer panischer schauten sie sich um, jedoch weiterhin ohne ein Zeichen ihrer Gegner.

„Kommt raus und zeigt euch, ihr Feiglinge!“

„Liebend gerne doch.“

Wie aus dem Nichts sprang Myde aus der Dunkelheit und attackierte Mira mit einigen, schnellen Lufthieben, bevor er landete und zurück in die Schwärze huschen wollte.

„Nichts da!“, verkündete Skye, die den Braunschopf ins Visier nahm und den Pfeil losließ.

Im letzten Moment erschien Neku vor ihr und mit einer geschickten Bewegung seines Schwertes fing er den Pfeil zwischen dessen Klingen ab und warf ihn zu Boden, bevor er horizontal zu schlug. Reflexartig zog Skye ihren Bogen hoch und wehrte den Angriff ab, bevor sie ihre Waffe in der Hand kreisen ließ und nach dem Jungen vor sich hiebte. Da sie Myde wieder aus den Augen verloren hatte, wollte Mira nun ebenfalls auf Neku losgehen, wurde jedoch von einem weiteren Angriff des Braunschopfs überrascht.

Zornig fauchte die Schwarzhaarige: „Verdammte Scheiße, kannst du auch mal stillhalten und kämpfen wie ein Mann?“

„Uh, ganz schön zickig“, scherzte Myde, bevor er sich ihr gegenüber aufstellte und genüsslich mit seinen Fingerknöcheln knackste.

„Glaub' aber nicht, dass es dadurch leichter wird.“
 

Mit einem lauten Krachen landete Kurix in einem der Stühle am Tisch, der beim Aufprall laut knirschte und zusammenbrach. Knurrend richtete sich der Silberhaarige auf und schüttelte kurz den Kopf bevor er dem nachfolgenden Angriff Yuëns auswich und sofort zum Konter ansetzte. Amüsiert beobachtete Illua, wie der Silberhaarige verzweifelt versuchte, seinen Gegner auch nur einmal zu erwischen, jedoch immer wieder daneben schlug.

Verdammt, er ist zu schnell für mich... Aber vielleicht klappt ja das!

Der Jugendliche stoppte seine Angriffe und interessiert sahen Illua und Yuën zu, wie schwarze Blitze plötzlich Kurix Katanas durchzuckten und in ein schwarzweißes Licht hüllten. Mit den elektrisierten Klingen hiebte er nun wieder nach Yuën, schneller als zuvor, sodass der Vermummte irgendwann seinerseits das Schwert erheben musste, um den Schlag abzuwehren. Als dies geschah, durchfuhr ein Schlag den Mann, der für eine Sekunde wie gelähmt da stand und vollkommen offen für Kurix Attacke war. Panik erfüllte auf einmal den Blick Yuëns, während die Klinge immer näher kam. Erst im letzten Moment ging Illua dazwischen, indem sie Kurix mit einer dunkelblauen Sphäre abfeuerte und diesen erneut durch den Raum warf. Erleichtert atmete Yuën aus und schluckte den Kloß in seinem Hals. Illua schlenderte unterdessen gemütlich auf Kurix zu, der noch immer am Boden lag und verzweifelt Schattenflammen auf sie feuerte. Mit einigen gekonnten Schwerthieben wehrte sie diese ab und trat dem Silberhaarigen mitten ins Gesicht, bevor sie ihren Fuß auf dessen Brust platzierte und sich leicht zu ihm hinunterbeugte.

„Gib es auf. Du hast keine Chance, das siehst du doch sicher selbst. Also warum wehrst du dich noch immer?“

Den hasserfüllten Blick auf sie gerichtet, krächzte er: „Weil... weil ich mich von niemanden kontrollieren lasse. Und erst recht nicht von so einer Schlampe wie dir!“

„Nein wie süß“, kicherte Illua belustigt und musterte die zornig verengten Augen des Jungen.

„Aber... da ist noch mehr. Etwa dein grünhaariger Freund?“

Wütend fauchte Kurix: „Lass ihn in Ruhe! Ich schwöre dir, wenn du Exeon irgendetwas tust, dann --“

Mit einer Ohrfeige ließ Illua ihn verstummen und erwiderte: „Keine Sorge... ich werde ihm kein Haar krümmen. Das wirst du schon selbst erledigen.“

Ihr diabolisches Lachen hallte durch die Hallen des Thronsaals und war das Letzte, was Kurix hörte bevor ihn der nächste Schlag seines Bewusstseins beraubte und ihn zurück in die Dunkelheit schickte.
 

Problemlos wehrte Myde jeden Angriff seiner Kontrahentin ab und verpasste ihr immer wieder einen kräftigen Schlag, der die Jugendliche jedes mal zum Taumeln brachte. Begleitet von einem wütenden Schrei sprang Mira in die Luft und segelte mit ihrer Hellebarde voran auf ihn zu. Kurz vor ihrer Landung machte Myde einen kleinen Satz nach vorne und zwinkerte ihr zu, bevor er unter ihr hindurch schlitterte. Während sich der Braunschopf aufrichtete und breit grinsend seiner Gegnerin zu wand, lief deren Gesicht knallrot an und beschämt drückte sie ihren Rock hinunter.

„Verdammter Perversling!“, brüllte die Schwarzhaarige und stürmte wutentbrannt auf Myde zu.

„Kein Grund, sich aufzuregen...“, meinte er beschwichtigend, als er ihren Angriff abwehrte, ihr tief in die Augen blickte und hinzu fügte: „... ich hab auch nicht hingeschaut, sonst wüsste ich ja jetzt, dass du Streifen trägst. Ups.“

Er konnte sich das Lachen nicht verkneifen, beim Anblick Miras, die nun glühend rot im Gesicht war und nur laut schrie.

In der Zwischenzeit spitzte sich der Kampf zwischen Neku und Skye immer weiter zu. Nachdem ihre Versuche zu kontern immer scheiterten, da der Schwertkämpfer nach jedem Angriff wieder in den Schatten verschwand, feuerte sie inzwischen wahllos Pfeile in die schwarzen Nebelschwaden, in der Hoffnung einen Glückstreffer zu landen. Die Blondine wollte gerade einen neuen Pfeil aus ihrem Köcher ziehen, als sie merkte, dass in diesem gähnende Leere herrschte.

„Mist!“, fluchte sie leise und konzentrierte sich wieder auf ihre Umgebung.

Hektisch schaute sie sich um und achtete auf jedes kleinste Detail, das ihr einen Hinweis auf ihren Gegner geben könnte. Plötzlich bemerkte sie ein kurzes Aufblitzen inmitten des Nebels, ähnlich der Reflektion des Lichts auf einer Klinge. Ein selbstsicheres Grinsen breitete sich auf Skyes Lippen aus und als nur Sekunden darauf Neku aus der Dunkelheit schnellte, ging sie zum Angriff über, sehr zur Verwunderung des Jugendlichen. In letzter Sekunde konnte dieser sein Katana heben und ihren Schlag abwehren, landete aber unglücklich und war nun vollkommen offen für einen Gegenangriff.

„Hab ich dich endlich!“

Mit der Rückseite ihres Bogenarms verpasste sie Neku mehrere Schläge, bevor sie für ihren finalen Angriff in die Luft sprang und einen Pfeil aus purem Eis formte. Direkt über ihrem Gegner schoss die Blondine diesen ab und das, beim Aufprall zerberstende Eis, gab dem Jugendlichen den Rest. Nachdem sie sicher am Boden landete, sammelte sie ein paar ihrer Pfeile ein und spannte einen in die Sehne, dieses Mal mit Myde als Ziel.
 

„Sieht schlecht aus für deinen Freund“, spottete Mira zwischen zwei Angriffen und verwirrt durch ihre Aussage wagte Myde einen flüchtigen Blick hinter sich.

Zu seiner Überraschung erblickte er einen am Boden liegenden Neku, sowie Skye, die gerade einen Pfeil abfeuerte, welcher nun rasend schnell auf den Braunschopf zu segelte.

„Mal schauen, wie du damit klar kommst!“

Ein tiefes Seufzen entrang Mydes Kehle. Er legte den Kopf seitlich, wodurch sein Nacken laut knackste und entschlossen schlug er die Fäuste gegeneinander.

„Dann wird’s wohl Zeit, dass ich mal Ernst mache.“

Er warf sein linkes Bein nach hinten um Schwung zu holen und wich mit dem darauffolgenden Saltokick nicht nur Miras Attacke aus, sondern konterte diese sogleich. Noch in der Luft holte er mit dem rechten Arm aus und schlug bei der Landung mit der Faust auf den Boden. Dadurch schoss ein Felsen aus der Erde heraus, der den Pfeil abfing und gleichzeitig die Sicht zu ihm versperrte. Bevor Skye reagieren konnte, richtete sich der Braunschopf wieder auf und verpasste dem Felsen einen so harten Tritt, dass er sich von dem Boden unter sich löste und in atemberaubendem Tempo auf die Blondine zuflog. Hastig drehte sich der Junge wieder um und schlug mit aller Kraft nach Mira, wodurch er ihr die Hellebarde aus der Hand schlug, sehr zu ihrem Erstaunen. Er grinste der Schwarzhaarigen ein letztes Mal zu, bevor er ihr einen Kinnhaken verpasste, bei dem erneut ein Felsbrocken aus der Erde emporstieg und sie meterweit in die Luft schleuderte. Mit einem kräftigen Satz folgte Myde ihr in die Höhe und bombardierte das wehrlose Mädchen mit unzähligen, blitzschnellen Schlägen. Dabei wurde jeder Hieb von einem gewaltigen Wasserschwall begleitet, der diesem nur noch mehr Kraft verlieh. Mit einem letzten Schlag beförderte er sowohl Mira, als auch sich selbst wieder zu Boden und richtete den Blick zu Skye, die sich zwischenzeitlich wieder aufgerappelt hatte und geschockt zu sah. Als der entschlossene Blick des Jungen auf sie fiel, spannte sie ihren Bogen und feuerte in ihrer Panik einen Pfeil nach dem nächsten. Während er auf die Blondine zustürmte, wich er den Geschossen mühelos aus und stampfte unweit seiner Gegnerin auf den Boden, wodurch ein Felsen aus der Erde schoss und den Jugendlichen katapultartig in die Luft beförderte. Im Flug wirbelte Myde mehrfach um die eigene Achse, was in einem mächtigen Kick mündete. Zwar konnte Skye den Tritt mit ihrem Bogen abwehren, jedoch wurde diese Attacke, wie auch die vorangegangenen Luftangriffe, von einer Flutwelle begleitet und ohne Möglichkeit auszuweichen, wurde das Mädchen von den Wassermassen ergriffen und unsanft gegen den nächsten Baum gespült. Während die völlig durchnässte Schülerin zu Boden sank, beugte sich Myde hinunter zu Neku, der langsam wieder zu sich kam und half diesem auf. Etwas benommen ließ er den Blick über das Kampffeld schweifen und betrachtete neugierig die Felsen, die nun aus der Erde ragten, sowie ihre besiegten Kontrahentinnen.

„Haben... haben wir gewonnen?“, stammelte der Orangehaarige unsicher.

„Eeyup!“

„Wow...“
 

„Mann, bin ich hinüber!“

Langsam neigte sich der Tag dem Ende und die Abendsonne hüllte den Schulhof in einen warmen Farbton.

Myde, der sich erschöpft auf eine Bank niedergelassen hatte, beobachtete einige Wolken, während Neku neben ihm saß und ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte.

„Noch immer? Viel Ausdauer hast du ja nicht.“

Neckisch antwortete der Braunschopf: „Sagt der, der als erstes k.o. ging.“

Der Jugendliche wollte schon empört etwas erwidern, als er eine völlig aufgelöste Melody über den Schulhof laufen sah. Ein tiefes Seufzen entrang seiner Kehle und widerwillig stand er auf.

„Ich kümmer mich mal um sie.“

Myde setzte eine besorgte Miene auf und nickte, bevor Neku dem Mädchen hinterher eilte und sie nach einigen Metern einholte.

„Hey!“

Grüßend hob er einen Arm und schlenderte neben Melody her. Erschrocken wich sie seinem Blick aus und wischte sich hastig übers Gesicht, bevor sie mit heiserer Stimme ebenfalls ein kurzes „Hey“ zurück gab.

„Willst du drüber reden?“

Sie schüttelte den Kopf und wollte schon wieder losrennen, jedoch wurde sie sanft von Neku am Handgelenk gepackt und näher zu ihm gezogen. Tröstend legte er die Arme um sie und drückte die Rosahaarige an seine Brust, wo sie in Tränen ausbrach und sich an Nekus Hemd festklammerte. Eine Zeit lang verharrten die beiden so, bis sich das Mädchen wieder etwas beruhigte und sie die Umarmung lösten. Da er keine passenden Worte fand, schenkte er Melody stattdessen ein aufmunterndes Lächeln und fuhr ihr streichelnd durchs Haar.

„Danke...“, krächzte sie leise.

Mögen die Spiele beginnen!

Langsam öffnete Exeon die Augen und rappelte sich auf.

„Autsch, die Landungen werden auch immer unsanfter...“

Er seufzte, während er sich durch sein strahlend grünes Haar fuhr und den Blick umherschweifen ließ. Allem Anschein nach befand er sich auf einer Art Vorplatz, umgeben von meterhohen Steinmauern. Rechts und links befanden sich jeweils acht schmale Fenster, die einen guten Blick auf die dahinterliegende Wolkendecke gaben. Neugierig näherte sich der Jugendliche einem der linksliegenden Fenster und lehnte sich vorsichtig durch dieses, um sich ein besseres Bild vom äußeren Bereich zu machen, konnte jedoch nichts außer einem endlos weiten Meer aus goldenen Wolken erkennen.

„Wie hoch das wohl ist?“

Fasziniert genoss er noch eine Weile die Aussicht, bevor er mit den Achseln zuckte und sich weiter umsah. Sowohl vor, als auch hinter ihm, ragte ein gewaltiges Steintor in die Höhe, umgeben von einigen antiken Marmorsäulen, sowie einem kleinen Treppenaufgang, der zu den etwas erhöhten Türen führte. Pro Treppe erfüllten zwei große Fackeln den Platz mit Licht. Was die beiden Tore aber wohl am meisten voneinander unterschied, waren zwei prachtvolle, goldene Gladiatorenstatuen, die nur neben dem vorderen Tor standen. Jede Statue hielt ein Kurzschwert in der Hand, die sie emporstreckte und mit der Klinge der gegenüberliegenden Skulptur kreuzte. Beeindruckt schritt der Grünschopf auf die Figuren zu und bemerkte eine kleine Holztafel im sanften Schein der offenen Flammen.
 

„Du denkst du wärst ein echter Held? Dann melde dich an und beweise dein Können im größten Spektakel, das Griechenland je gesehen hat – dem Heros-Cup!“
 

Skeptisch zog Exeon die Sternschnuppe hervor und blickte sie durchdringlich an.

„Sicher, dass ich hier richtig bin?“

Wie aufs Stichwort schossen mehrere Another aus dem Boden und bildeten einen Kreis um den Grünschopf.

„Another? Na ja, besser als nichts!“
 

Blitzschnell stürmten die Wesen auf den Jugendlichen zu, der geschwind sein Schwert zog und dessen Klinge mit seiner Aura erstrahlen ließ. Kurz bevor sie den Grünschopf erreichten, vollführte dieser eine Wirbelattacke, deren Reichweite jeden Gegner erfasste und an die nächste Wand schleuderte, wo sie in dunklem Rauch aufgingen.

„Das war einfacher als sonst...“

Ein plötzliches Wiehern erschreckte Exeon, der sich hektisch umdrehte und in das Antlitz eines ihm völlig unbekannten Anothers blickte. Sein Oberkörper war denen der normalen sehr ähnlich, wobei dieser etwas muskulöser war und die blitzförmigen Antennen bis zum Rücken der Kreatur reichten. Doch sein Unterkörper unterschied sich stark von den bisherigen Vertretern seiner Art. Statt zwei, hatte er vier Beine und eine prächtige Mähne zierte den Rücken hinab bis zum Hinterteil, die im sanften Wiegen des Windes tanzte und durch das zackige Haar ebenfalls einem Blitz ähnelte.

„Ein... Zentaur?“, murmelte Exeon ungläubig, während er das Monster vor sich begutachtete.

Ohne Vorwarnung bäumte sich dieses auf und stieß ein schrilles Wiehern aus, bevor es einen seiner Arme auf Exeon richtete und sich dieser in zwei bogenartige Auswüchse verwandelte. In seiner anderen Hand erschuf es ein pfeilähnliches Geschoss aus dunkler Energie, den es in den Bogen spannte und direkt auf den Grünschopf schoss. Hastig sprang dieser zur Seite und feuerte im Flug eine Aurasphäre ab, welcher der Another mit einem hohen Satz auswich. Nachdem Exeon landete, sprintete er sofort auf den Gegner zu, doch galoppierte dieser in einem atemberaubenden Tempo davon um sich den Jugendlichen auf Distanz zu halten. Im Galopp feuerte der Zentaur einen Pfeil nach dem anderen ab, merkte allerdings schnell, dass die Geschosse alle von Exeons Auraschild abgewehrt wurden. Schnaubend scharrte die Kreatur mit ihren Krallen über den sandigen Boden und streckte nun beide Arme nach vorne aus. Diese verschmolzen zu einer riesigen Armbrust und in seinem Maul bildete sie einen gewaltigen Energiepfeil, den sie durch zurückziehen des Kopfes in die Sehne spannte.

„Oh, verdammt...“

Mit einem Ruck ließ der Another los und viel zu schnell segelte der Pfeil davon und explodierte beim Aufprall mit Exeons Schild, der durch die Wucht zerbrach und den Grünschopf von den Füßen riss. Unsanft knallte dieser gegen die nahegelegene Säule und einige kleine Risse zogen sich nun durch den Marmor.

„Okay, das reicht jetzt!“, murmelte Exeon grimmig, während er sich aufrichtete und den Another ins Visier nahm.

Erneut rannte der Grünschopf los, doch diesmal war er derjenige, der seinen Gegner mit einer Salve an Aurasphären in die Defensive zwang. Noch im Laufen lud er seine Waffe mit einem Aurablitz auf, drehte das Schwert in der Hand und warf es geradewegs auf den Zentaur. Völlig perplex, gelang es ihm nicht rechtzeitig auszuweichen und so bohrte sich die Klinge mitten durch sein Bein. Geschockt vom Blitz, war der Another nun unfähig, sich zu bewegen und war Exeons nächstem Angriff, einem mächtigen Aurafeuerball, hilflos ausgeliefert. Nun war es das Monster, das explodierte und erschöpft und besiegt, sank es auf die Knie, sich langsam in dunklem Rauch auflösend.
 

„Puh, geht doch...“

Seufzend beugte sich Exeon kurz hinunter, um sein Schwert aufzuheben und wischte sich danach den Schweiß von der Stirn. Plötzlich ertönte ein aufgeregtes Klatschen und erneut schrak der Grünschopf zusammen.

„Das war großartig, Kleiner!“

Suchend blickte sich Exeon nach der tiefen, männlichen Stimme um und erblickte eine kleine Gestalt, die direkt auf ihn zukam. Das Wesen hatte zwar einen menschlichen Oberkörper, doch statt normalen Beinen, lief es auf Hufen und auf seinem Kopf thronten zwei kleine, leicht gekrümmte Hörner.

Beim Anblick der Kreatur brach ein kurzes Kichern aus dem Grünschopf und erstaunt fragte er: „Was bist du denn? Und wen nennst du hier Kleiner?“

„Was ich bin?“, wiederholte der mysteriöse Mann in einem beleidigten Tonfall.

„Ja, sowas wie dich hab ich noch nie gesehen.“

Der kleine Ziegenmann legte eine Hand an die Schläfe, die er genervt massierte, bevor er antwortete: „Aus welchem Kaff stammst du bitte, dass du nicht weißt, was ein Satyr ist? Aber das tut gar nichts zur Sache. Dein Kampfstil ist echt was Besonderes, Kleiner. Wie du's diesem Mistvieh gezeigt hast war echt erste Klasse. Du hättest nicht zufällig Interesse am morgigen Turnier teilzunehmen, oder?“

„W-was?“, stammelte Exeon, bevor er tief durchatmete und dann erwiderte: „Tut mir ja leid, aber ich kann nicht. Ich bin auf der Suche nach jemanden un--“

„Lass mich raten: Ungefähr deine Größe, Schwertkämpfer, übermütig, mit einem Hang zum Dramatischen?“, unterbrach ihn der Satyr.

„Öhm... das... das trifft ihn erschreckend gut. Aber woher wu--“

Erneut fiel ihm der Unbekannte ins Wort: „Dafür hab ich 'nen Riecher. Und rate mal, Kleiner: Dein Freund macht beim Turnier morgen mit. Also ist deine beste Chance ihn zu treffen, mitzumachen!“

„Hm...“

Noch immer skeptisch legte Exeon eine Hand ans Kinn und dachte fieberhaft nach.

Ob es wirklich Kurix ist? Aber warum sollte er beim Turnier mitmachen? Andererseits... was, wenn das gar nicht seine Entscheidung war. Und selbst wenn, etwas Training kann nicht schaden. Tut sicher mal ganz gut, keine Todesangst beim Kämpfen haben zu müssen.

Nachdem er fertig überlegt hatte, beugte er sich zum Satyr runter und sagte: „Na gut, ich mach mit.“

Freudig sprang der kleine Ziegenmann in die Luft und jubelte: „Wunderbar! Dann hab ich zwei Worte für dich, Kleiner: Du. Bist. Drin!“

Perplex meinte Exeon: „Öhm, das sind aber dr--“, wurde allerdings wieder jäh unterbrochen.

„Wie heißt du, Kleiner?“

„E-exeon...“

Zu sich selbst wisperte der Mann: „Wow, deine Eltern konnten dich wohl nich' leiden, hm?“, bevor er wieder lauter wurde und sich vorstellte: „Wie auch immer, ich bin Phil.“
 

„Das ist dein Quartier für die Nacht“, erklärte Phil, als sie eine kleine Kammer im Inneren des antiken Gebäudes betraten. An einer Wand befand sich eine kleine Liege, daneben stand eine morsche Kommode mit nichts außer einem Messing-Kerzenständer, an dem bereits das geschmolzene Wachs hinunter floss und ein kleines, hochgelegenes Fenster sorgte für frische Luft.

Exeons Gesicht war nicht gerade von Begeisterung gezeichnet und mit hochgezogener Augenbraue musterte er das Zimmer.

„Besser als nichts...“

„Das ist die richtige Einstellung, Kleiner“, sagte der Satyr und gab dem Jugendlichen einen aufmunternden Klaps auf den Rücken, welcher bei dem Wort „Kleiner“ mit den Zähnen knirschte und sich genervt an den Ziegenmann wandte.

„Kannst du bitte aufhören mich so zu nennen? Verdammt, ich bin sogar größer als du!“

Phil stieß einen tiefen Seufzer aus und zog Exeon unsanft an dessen Arm, sodass er sich zu ihm runter beugen musste.

„Pass mal auf, Heißsporn, ich hab nämlich zwei Worte für dich: Größe. Ist. Nicht. Alles!“

Erneute Verwirrung zierte das Gesicht des Grünschopfs der verdutzt murmelte: „Das waren sogar vier Worte...“

Unsicher, ob Phil ihn nicht hörte oder einfach ignorierte lauschte er weiter dessen Worten.

„Es gibt eine Größe, die viel wichtiger ist, als die deiner Muskeln oder Körpers und zwar die des Herzens. Eines Tages verstehst du's, Kleiner.“

Danach löste er seinen Griff um Exeon, bevor er aus dem Raum trat und ihn alleine ließ.
 

Der nächste Morgen brach viel zu schnell heran und raunzend setzte sich der Grünschopf auf, als die grellen Sonnenstrahlen durch das schmale Fenster schienen und ihn durch ihr Blenden weckten. Er streckte sich ausgiebig, begleitet von einem lauten Gähnen und rieb sich den schmerzenden Rücken, während er sich vom der Pritsche erhob.

„Da war der Boden in der Wüste ja noch angenehmer...“

Rasch zog sich Exeon seinen Mantel über und trat hinaus auf den langen Gang, wo ihm Phil gerade entgegenkam und mit einer Handbewegung euphorisch grüßte.

„Morgen, Kleiner!“

„Morgen...“, antwortete Exeon eher gequält und beugte sich zum Satyr hinunter.

„Habt ihr hier 'n Bad oder so? Würde mich gerne etwas frisch machen.“

„Na klar, wir sind ja keine Barbaren. Ich zeig dir den Weg.“

Hastig folgte er Phil durch den Gang, gemeinsam bogen sie um eine Ecke und dann noch einmal, bevor sie vor einem großen Baderaum stoppten. Flüchtig bedankte sich Exeon und ging hinein, Phil hingegen verschwand wieder in die Richtung, aus der sie kamen und pfiff dabei munter vor sich her. Gemütlich zog sich der Jugendliche aus, hing seine Sachen über einen Holzständer und stieg dann über eine breite Treppe in das riesige Wasserbecken inmitten des Zimmers. Die Größe des Beckens, sowie die unzähligen Handtücher, die in einem Regal an der Eingangswand lagerten, deuteten daraufhin, dass dies wohl ein öffentliches Bad war, umso erfreuter war Exeon, dass er gerade als Einziger hier war. Er setzte sich an den Beckenrand, wo er die Arme auflegte, den Kopf in den Nacken warf und die Augen schloss. So verblieb er eine Zeitlang, bis der Grünschopf einen tiefen Seufzer der Entspannung ausstieß und wieder aus dem Wasser stieg. Aus dem Regal nahm er sich ein Handtuch, mit dem er sich gründlich trocknete, bevor er sich wieder seine Kleidung überstreifte und bereits den Raum verlassen wollte, als er sein Abbild in einem Spiegel an der Wand bemerkte. Er machte einen Schritt zurück und betrachtete seine Reflektion im spiegelnden Glas. Einige Tropfen wanderten über seine nassen Haarsträhnen, bevor sie hinunterstürzten. Erstaunt griff er nach einer der Strähnen und zog sanft an dieser.

„Die sind auch schon wieder gewachsen... Wie lange bin ich eigentlich schon unterwegs? Sicher nicht mehr als ein paar Tage... oder?“

Angestrengt dachte er an die vergangenen Ereignisse zurück, bis zum Zeitpunkt seiner Abreise und versuchte die Tage zu zählen, jedoch vergeblich.

„Ach, egal...“

Er zuckte mit den Schultern, fuhr sich durch sein tropfnasses Haar und verließ das Bad.
 

Draußen dauerte es nicht lange, bis ein sichtlich gestresster Phil ihm entgegenkam und von weitem schon rief: „Da bist du ja, Kleiner!“

„Was ist denn?“

Der Ziegenmann blieb vor dem Grünschopf stehen, stemmte sich auf seine Knie und atmete kurz tief durch, bevor er antwortete: „Du bist gleich an der Reihe, also schwing' die Hufe!“

„S-schon?“, stammelte Exeon, bevor Phil schon wieder davon rannte und der Jugendliche ihm hinterher eilte.

Auf dem Weg zur Arena legten sie einen kurzen Stopp bei Exeons Zimmer ein, damit dieser seine Waffe, die er vorm Baden hier gelassen hatte, holen konnte. Nachdem sie ihr Ziel erreichten, wurden sie vom tosenden Beifall der Menge, die auf den seitlich liegenden, steinernen Tribünen Platz genommen hatte, beinahe erschlagen. Beim Anblick des Publikums schluckte der Grünschopf und musste erschrocken an seine Abschlussprüfung zurückdenken.

„Das sind viele...“

„Was hast du denn erwartet, Kleiner? So ein Spektakel lässt sich doch niemand entgehen.“

Schief grinsend kratzte sich Exeon am Hinterkopf.

„Also ein paar hätten schon zuhause bleiben können.“

Ein metallisches Klicken lenkte plötzlich seine Aufmerksamkeit auf sich und auf der anderen Seite des langen Kampffeldes, öffnete sich langsam und stockend ein Eisengitter. Aus dem dahinterliegenden Tor trat eine vermummte Gestalt aufs Feld und blutrote Augen funkelten den Jugendlichen aus den Schatten der Kapuze heraus an.

„Ein... ein Another?“ stammelte Exeon erstaunt.

„Dein Gegner“, korrigierte ihn Phil.

„Und jetzt Abmarsch, Kleiner. Die Menge will einen spannenden Kampf!“

Ein leicht verzweifeltes Stöhnen entrang Exeons Lippen und widerwillig betrat nun auch er das Kampffeld.

Sein Gegenüber hob den rechten Arm ein Stück vor sich an und verbeugte sich, bevor er seine Kapuze in einem Ruck hinunterzog, sein aschblondes, rückenlanges Haar offenbarte und sich vorstellte: „Sei gegrüßt. Mein Name ist Pisces, ich bin meines Zeichens Wissenschaftler und Entdecker. Und du wirkst, wenn ich das so sagen darf, wie ein äußerst faszinierendes Versuchsobjekt.“

Ein Schauder durchfuhr den Grünschopf und etwas verängstigt erwiderte er den wissbegierigen Blick seines Gegenübers. Für eine Sekunde meinte er, einen grünen Schimmer in den sonst so typisch roten Augen des Anothers zu sehen, schüttelte jedoch den Kopf und zückte sein Schwert.

„Wie ich sehe, sind Worte nich ausreichend. Nun gut, dann muss ich wohl zu härteren Mitteln greifen!“

Nachdenklich legte Pisces einen Finger an die Schläfe und konzentrierte sich für eine Sekunde. Plötzlich kam ein eisiger Wind auf und die Luft schien zu gefrieren. Kleine Eiskristalle sammelten sich vor dem Another und verdichteten sich immer weiter, bis sich inmitten des Eises ein dunkelblauer Schild mit silbernen Ornamenten bildete. Schützend schwebte er vor dem Blondschopf, dessen Augen noch immer von unstillbarer Neugier gezeichnet waren.
 

Die Menge blickte gespannt aufs Kampffeld, wo sich Exeon und Pisces wortlos gegenüber standen. Dann, als die Spannung unerträglich wurde, stürmte Exeon los und schwang seine Klinge nach dem Blondschopf, der sich weiterhin hinter seinem Schild verbarg. Jeder Schlag wurde vom kalten Metall absorbiert, ohne dass sich der Blondschopf auch nur anstrengen musste.

Mist, das bringt nichts. Ich muss an dem Schild vorbei.

Mit einem Satz nach hinten, schaffte der Grünschopf wieder etwas Distanz zwischen sich und seinem Kontrahenten. Kleine Wölkchen entstanden jedes mal, wenn er ausatmete und inzwischen kroch ihm die Kälte bis in die Knochen.

Eis ist anscheinend sein Ding... dann wollen wir dem Vieh mal einheizen!

In seiner Hand erschuf der Schwertkämpfer einen grünen Feuerball, welcher eine angenehme Wärme ausstrahlte, bevor er mit der Hand über die Klinge seiner Waffe glitt und diese in Flammen aufgingen. Interessiert beäugte Pisces das nun brennende Schwert, war jedoch mehr von der grünlichen Farbe, als dem Feuer selbst fasziniert. Sofort sprintete Exeon auf seinen Gegner zu, wobei seine Klinge beim Laufen einen grünlichen Schein hinter sich herzog. Mit aller Kraft schlug er zu, doch wehrte der Schild den Schlag genauso mühelos ab, wie alle anderen zuvor.

„Aus was ist dieser Schild?“, brüllte Exeon verdutzt.

„Jedenfalls nicht aus Eis, wie du anscheinend angenommen hattest“, erwiderte Pisces, begleitet von einem amüsierten Kichern.

Während der Grünschopf ihm wütend anknurrte, verkündete der Another: „Ich denke, ich habe nun genügend Daten über dich.“

„Was?“

Statt einer Antwort erschuf Pisces zwei kreisrunde Eiskristalle, die wie Zahnräder umeinander rannten und blitzschnell auf den Jugendlichen zuflogen. Mit zwei geschickten Schwertstreichen wehrte er die Kristalle ab und hörte hinter sich bereits das Surren von zwei weiteren. Mit einer Wirbelattacke zerschlug er auch diese, doch sah er schon die nächsten auf sich zu segeln. Nachdem er auch diese abfing, nutzte er die wenigen Sekunden und feuerte einen Feuerball vorbei an Pisces, bevor er sich wieder seiner Verteidigung widmete.

Belustigt kommentierte der Blondschopf die Aktion seines Gegners: „Daneben. Das deine Konzentration so schnell abnimmt, hätte ich nicht erwartet.“

„Dann schau nochmal!“

Verwundert drehte sich Pisces um und beobachtete, wie der Feuerball eine Kurve flog und geradewegs auf ihn zusteuerte. Er wollte schon schützend seinen Schild vor ziehen, als er Exeon bemerkte, der mit gezückter Klinge angriff. Mit dem Schild parierte er den Schwertschlag, musste allerdings den Feuerball mit all seiner Wucht einstecken, was Pisces kurz zum Taumeln brachte.
 

„Bemerkenswert. Erlaube mir folgende Frage: Wie hast du deinen Zauber so geschickt umgelenkt?“

Ein Grinsen zierte nun Exeons Lippen, die die Worte „Aura“ formten. Verdutzt blickte er den Grünschopf an, doch ging dieser erneut zum Angriff über, sodass sich auch Pisces wieder dem Kampf widmen musste. Hastig riss der Forscher seinen Arm hoch und eine gewaltige Eiswand bildete sich zwischen den Kontrahenten, sodass Exeon den Another aus den Augen verlor. Ehe er reagieren konnte, schossen drei weitere Eiswände hoch und schlossen den Grünschopf nun vollkommen ein. Panisch blickte Exeon die meterhohen Mauern hinauf und sah zu seiner Erleichterung einen Ausweg in Form einer rechteckigen Öffnung. Mit aller Macht sprang er vom Boden ab, drehte sich noch im Flug und landete mit beiden Füßen an der kristallklaren Wand vor sich. Von dort machte er einen weiteren Sprung zur gegenüberliegenden Wand und wiederholte dies, bis er durch die Öffnung segelte. Wie er wenige Sekunden später bemerkte, gerade noch rechtzeitig, da ein riesiger Eisspeer geradewegs auf das Gefängnis zusteuerte und dieses beim Aufprall zerbarst. Der Schreck stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, Pisces hingegen sah man die bloße Verwunderung an. Während der Another Ausschau nach Exeon hielt, nutzte dieser seine Chance und warf einen Feuerball, sodass dieser hinter Pisces flog und dort explodierte. Überrascht drehte er sich um und stand nun mit dem Rücken zu Exeon. Noch immer hoch in der Luft erschuf der Grünschopf eine kleine Aurabarriere unter seinen Füßen, von der er sich abstieß und rasend schnell hinabstürzte. Er festigte den Griff um sein Schwert, wodurch die brennende Klinge noch stärker aufleuchtete und verpasste dem Blondschopf im Vorbeisegeln einen fatalen Schlag. Ein lauter Schrei ertönte und voller Schmerz sank Pisces, die aufgeschlitzte Brust haltend, auf die Knie. Sein Schild fiel, begleitet von einem dumpfen Klirren, zu Boden und mit schmerzerfülltem Gesicht blickte der Another zu seinem Gegner. Dieser war inzwischen wieder am Boden gelandet und hatte sich dem Blondschopf zugewendet, bevor er sein Schwert in die Scheide schob und beide Hände vor sich ausstreckte. In der linken formte sich eine grüne Flamme, in der rechten ein unbändiger Wirbelwind, welche immer größer wurden und sich zu einer großen Sphäre vereinten, die Exeon laut brüllend abschoss. Die daraus resultierende Explosion schleuderte Pisces durch die gesamte Arena, bis er mit einem lauten Knall gegen die Steinmauer prallte und sich auflöste, noch bevor er den Boden berührte. Tosender Beifall brach aus und erschöpft torkelte Exeon zurück ins Gebäude, wo Phil ihn bereits erwartete.
 

„Das war phänomenal, Kleiner! Selten so 'nen klasse Kampf gesehen.“

„Danke“, antwortete Exeon geschmeichelt und strich sich durchs Haar.

„Da muss ich Phil zustimmen!“, ertönte es plötzlich hinter den Beiden und überrascht drehten sie sich zum Ursprung der Stimme, einem großen, muskelbepacktem Mann, mit strahlend blauen Augen und kurzem, welligen kupferblonden Haar, der ihnen breit entgegen grinste.

Freudig hüpfte der Ziegenmann ihm entgegen und umarmte den Mann freundschaftlich.

„Herk, da bist du ja endlich.“

„'Tschuldige, hat etwas länger gedauert, als gedacht.“

Nun wandte sich Phil an den verdutzten Grünschopf: „Darf ich vorstellen, Kleiner – der größte Held in ganz Griechenland und selbstverständlich von mir trainiert wurde – Herkules!“

Etwas zögernd hob Exeon eine Hand und meinte: „Freut mich. Ich bin übrigens Exeon.“

Der Grünschopf hatte ein schiefes Lächeln aufgesetzt, dass schnell wieder wich und bevor er in eine Konversation geraten würde sagte er: „Tut mir leid, aber ich muss mich erstmal ausruhen.“

„Richtig so, Kleiner. Immerhin musst du nachher nochmal ran“, kündigte Phil fröhlich an, blickte jedoch etwas verdutzt drein, als der Jugendliche ohne ein weiteres Wort schnurstracks an ihm vorbei und in sein Zimmer ging.

Dort angekommen löste er den Schwertgurt und warf seine Waffe unsanft in die Ecke, bevor er sich ermattet auf die Pritsche fallen ließ. Laut seufzend drehte er sich auf den Rücken und blickte grübelnd zur Decke.

„Ich hasse diese Viecher... Aber immerhin wird meine Windmagie besser.“

Er verschränkte die Arme hinterm Kopf und schloss die Augen in der Hoffnung, ein wenig schlafen zu können, doch kam er im Getümmel seiner Gedanken einfach nicht zur Ruhe.

Ob ich die nächste Runde schaffen werde? Allein der erste Kampf war schon härter als erwartet. Und wenn ich mich an einem Another schon so schwer tue, wie wird das dann erst mit Lloyd? So hab ich doch gar keine Chance...

Grummelnd setzte sich Exeon wieder auf, stöhnte genervt und schüttelte den Kopf.

Verdammt, was ist denn los? Ich bin doch sonst nicht so.

Während er sich mit dem rechten Arm auf seinen Oberschenkeln abstützte, fuhr er sich mit der linken Hand durch sein Haar und versuchte krampfhaft an etwas anderes zu denken. Dabei merkte der Grünschopf gar nicht, wie ihm langsam die Augen zu fielen und er langsam aber sicher vom Schlaf übermannt wurde.
 

Stunden vergingen und erst am Nachmittag erwachte Exeon, als er durch das hektische Klopfen an seiner Tür geweckt wurde.

„Hey Kleiner, du bist gleich an der Reihe!“, rief die Stimme Phils durch das trockene Holz der Tür, gefolgt von einem weiteren Klopfen.

„Ja ja, ich komm gleich. Gib mir nur 'ne Minute“, brüllte der Jugendliche mit krächzender Stimme zurück, bevor er sich räusperte und verschlafen aufrichtete.

Erst als er hörte, wie Phils Hufe in einem hastigen Takt über den Steinboden wanderten und immer leiser wurden, sprach er zu sich selbst: „Jetzt hab ich sogar schon Alpträume.“

Fieberhaft dachte er an seinen Traum zurück, doch mit jeder wachen Sekunde schwanden seine Erinnerungen an diesen, bis nur mehr wenige Fetzen übrig waren. Er erinnerte sich an seine Freunde, an die Schule, doch die Details verschwammen immer weiter und so erhob er sich seufzend von der Liege, rückte seinen Mantel zurecht und warf sich sein Schwert über, bevor er den Gürtel zuschnallte. Gemächlich schritt er zur Tür, blieb jedoch vor dieser stehen und atmete noch einmal tief durch, bevor er die Klinke in die Hand nahm und hinunter drückte.

Auf dem Flur kam Exeon gerade Herkules entgegen, der ihm fröhlich zu winkte und den Grünschopf auf seinem Weg in die Arena begleitete.

„Na, schon aufgeregt, Exeon?“

Achselzuckend erwiderte der Jugendliche: „Nicht so sehr, wie ich's sein sollte.“

Er lächelte dem Muskelprotz schief zu, bevor er fort fuhr: „Die Aufregung kommt wahrscheinlich erst, wenn ich wirklich im Ring stehe.“

„Geht mir gleich“, antwortete Herkules lachend, bevor er den Grünschopf an der Schulter packte und sich leicht zu ihm hinunter beugte und ihm zu flüsterte: „Kleiner Tipp von mir: Ziel auf die Schnauze!“

„W-was?“

Verwirrt blickte Exeon den Mann an, der ihm nur zuversichtlich entgegen grinste und mit einem Klaps auf den Rücken in die Arena schickte. Tosender Applaus brach aus, als Exeon das Kampffeld betrat und lauter denn je hallten die Anfeuerungsrufe des Publikums.

Noch immer verdutzt blickte der Grünschopf über seine Schulter zu Phil und fragte: „H-hey, wer ist eigentlich mein Gegner?“

Bevor der Satyr antwortete, hob er den rechten Arm und zeigte zwei Finger hoch: „Zwei Worte, Kleiner: Zerberus!“

„Das war nu-- egal, Zerberus?“

Plötzlich ertönte lautes Gebrüll und ein bedrohliches, regelrecht furchteinflößendes Bellen, begleitet vom Beben der Erde, als vor Exeon ein riesiger, dreiköpfiger Hund die Arena betrat. Sein schwarzes Fell schimmerte im Schein der Sonne und jeder der Köpfe starrte den Grünschopf knurrend die Lefzen hochziehend, an. Schrecken machte sich in Exeon breit und wie gelähmt blickte er der Bestie vor sich in die blutroten Augen.

„Ach du ...“

Held vs. Held

Ohne Vorwarnung begann der Kampf und wie wild schnappten die drei Hundeköpfe nach Exeon, der panisch zur Seite hechtete und im Laufen sein Schwert zog. Mit einem gezielten Hieb wehrte er die gewaltigen Fänge seines Gegners ab und feuerte eine Aurasphäre hinterher, welche den mittleren Kopf traf und durch ihre Explosion auch die anderen in Mitleidenschaft zog. Während Zerberus laut aufjaulte, eilte Exeon auf ihn zu und huschte zwischen den stämmigen Beinen des Höllenhundes hindurch. Sein Kopf reichte fast bis zum Brustkorb der Bestie, welcher sich hastig auf und ab bewegte.

Inzwischen hatte sich Zerberus vom Angriff des Jugendlichen erholt und schaute sich suchend und auf der Stelle drehend um. Vorsichtig folgte Exeon den Bewegungen des Hundes, um nicht von dessen mächtigen Pfoten erwischt zu werden.

Ha, hier findest du mich nie!

Ein siegessicheres Grinsen formte sich bereits auf Exeons Lippen, wich jedoch dem blanken Entsetzen, als rechts und links jeweils ein Kopf zu ihm blickte und laut anknurrte.

„Verdammt!“

Mit einer Sprungrolle entging er gerade so den Schnappangriffen der Köpfe, welche nun mit voller Wucht aufeinander prallten und rannte sofort los um nicht vom dritten Kopf erwischt zu werden. Der Grünschopf wollte gerade zurück blicken, als er einen riesigen Schatten unter sich bemerkte, dessen Umrisse immer schärfer wurden. Überrascht blickte Exeon hoch und sah den wuchtigen Körper Zerberus', der geradewegs auf ihn hinab segelte und zu zerquetschen drohte. Hastig machte der Grünschopf einen großen Satz nach hinten, wurde jedoch von der Druckwelle von Zerberus' Landung davon geweht und rollte einige Meter über den Boden, bevor er sich wieder fing und auf beide Beine stellte.

In seiner Hand formte der Jugendliche eine Auraflamme, die er auf seinen Gegner schleuderte, doch drehte sich der Höllenhund in Sekundenschnelle um und wehrte den Angriff mit einer peitschenden Bewegung seines Schweifs ab. Nun rissen die drei Köpfe ihre Mäuler weit auf und rot glühende Feuerbälle bildeten sich, die der Hund im Dauerfeuer auf Exeon spuckte. Panisch errichtete der Grünschopf einen Auraschild vor sich und überlegte fieberhaft nach einer Strategie.

Denk nach, dieser Köter muss doch zu schlagen sein!
 

Ich hab's!

Während Exeon sich weiter auf den Schild vor sich konzentrierte, formte er einen Eiskristall in seiner Hand, den er mit Aura versetzte und seitlich abschoss. Durch seine Aura lenkte er das Eis direkt auf Zerberus Füße, wo es sich beim Aufprall schlagartig ausbreitete und innerhalb weniger Sekunden den Höllenhund an Ort und Stelle gefangen hielt. Während Zerberus verwirrt seine festgefrorenen Pfoten begutachtete, stürmte Exeon auf ihn zu und feuerte einen Aurablitz ab, der das Biest durchzuckte und für einen kurzen Moment lähmte.

„Jetzt hab ich dich!“, brüllte Exeon kurz bevor er in die Luft sprang und mit seiner, von Aura durchfluteten Klinge zuschlug. Zerberus' Wimmern erfüllte die Arena und das Publikum verstummte, einerseits vor Spannung, andererseits vor Überraschung.

Mit einem siegessicheren Grinsen auf den Lippen drehte sich der Grünschopf zu seinem Kontrahenten und blickte voller Schreck in das knurrende Antlitz Zerberus'. Mit einem Schlag wich die Zuversicht aus Exeons Gesicht seinem typisch schiefen Lächeln.

„Willst du drüber reden?“

Auf Zerberus' furioses Brüllen erwiderte er nur: „Das deute ich mal als nein“, bevor er leicht panisch losrannte um den wilden Schnappangriffen der Köpfe zu entgehen. Der Erdboden erzitterte, als die Bestie ihren massiven Körper erneut in die Lüfte schwang und mit einem lauten Knall vor Exeon landete.

„Verdammt...“, murmelte der Grünschopf und machte auf der Stelle kehrt, doch zu spät.

Die mächtigen Klauen Zerberus' bohrten sich in den Rücken des Jugendlichen und rissen ihm regelrecht die Haut vom Rücken. Warmes Blut quoll aus den klaffenden Wunden und rann rasant sein Kreuz hinunter. Der Schwertkämpfer schrie vor Schmerz auf, während er von Panik ergriffen nach vorne sprang und mühsam über den Boden rollte, wobei er eine lange Blutspur hinter sich herzog. Der Schmerz schien sich auf Exeons gesamten Körper auszubreiten und betäubte seine Sinne, alles um ihn herum verschwamm, die geschockten Rufe des Publikums waren nur mehr ein dumpfes Rauschen und die Zeit selbst wirkte wie eingefroren. Schemenhaft sah er die drei aufgerissenen Mäuler des Höllenhundes, die bedrohlich auf ihn zu rasten.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde schloss Exeon die Augen und atmete tief durch.

Ich darf jetzt nicht aufgeben... Wenn ich nicht einmal diesen Köter besiegen kann, wie soll ich dann Kurix retten?

Er ignorierte das Brennen in seinem Rückgrat so gut er konnte, richtete sich geschwind auf und mit einer ruckartigen Vorwärtsbewegung seiner linken Hand schleuderte er einen Aurablitz auf den rechten Kopf Zerberus' der sich nur wenige Zentimeter vor seiner Hand befand. Vom Blitz gelähmt, hielt der riesige Hundeschädel für eine Sekunde inne – lang genug für Exeon, um mit einem Satz auf dessen Schnauze zu springen. Bevor Zerberus reagieren konnte, rannte der Grünschopf auf den Rücken Zerberus', während er mehrfach sein Schwert hin und her schwang. Wutentbrannt schnappte der Höllenhund nach dem Jugendlichen, schüttelte seinen gesamten Körper beim verzweifelten Versuch seinen Gegner abzuschütteln. Wuchtig rammte Exeon die Klinge in Zerberus' Rücken und klammerte sich am Schaft fest, um nicht hinunter zu fallen. Immer hektischer, immer wilder, versuchte die Bestie den Eindringling loszuwerden, bis sie in ihrer Panik das Gleichgewicht verlor und umkippte. Im letzten Moment zog Exeon sein Schwert wieder hinaus und stürzte sich vom Rücken seines Gegners, um nicht unter dessen Gewicht begraben zu werden. Beim Aufprall am Boden, rollte sich der Grünschopf sicher ab, bereute dies jedoch sofort, als der Schmerz im Rücken seinen ganzen Körper durchzuckte. Gequält kniff er die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und blendete seine Wunde wieder aus. Hastig richtete er sich auf und wendete sich Zerberus zu, der sich inzwischen wieder aufrappeln konnte und bedrohlich knurrte. Er legte seinen mittleren Kopf ausholend in den Nacken, während der rechte und linke Schädel geradewegs auf den Grünschopf zu schnellten.

Verdammt, ich kann nicht mehr ausweichen. Jetzt hab ich nur noch eine Chance!
 

Blitzschnell hob Exeon seine Arme an, schloss die Augen und konzentrierte sich auf Zerberus' Aura. Als er sie endlich greifen konnte, verlangsamte er diese und damit den Höllenhund selbst, gerade gut genug, dass er sich gegen die angreifenden Mäuler stemmen und den Angriff abwehren konnte. Während seine Arme die Oberkiefer hielten, drückte er mit seinen Beinen gegen den Unterkiefer, sodass Zerberus diese nicht schließen konnte und befand sich nun hilflos zwischen den beiden Außenköpfen, die sich langsam anhoben und weiterhin versuchten, den Menschen zwischen sich zu zermalmen. Bevor Zerberus' mittleres Haupt nach dem Jugendlichen schnappen konnte, schob Exeon das Maul zu seiner Rechten mit einem konzentrierten Aurastoß davon und warf sich mithilfe des linken hoch, um mit dem gewonnenen Schwung den kommenden Angriff abzublocken. Die Wucht der Attacke schleuderte den Grünschopf allerdings weiter in die Höhe, wo er unbeholfen mit den Armen wedelte, bevor er sich einigermaßen fing und eine Auraplatte über sich erschuf, von der er sich abstieß und mit gezückter Klinge auf Zerberus zuraste. Kurz bevor er zuschlug, festigte der Jugendliche seinen Griff, woraufhin die Klinge vom Kristall in einem grünen Licht erstrahlte und von Aura durchflutet wurde.

„Mach Platz!“

Ein greller Lichtblitz erhellte die Arena, gefolgt von einer massiven Staubwolke, die das gesamte Kampffeld, sowie Exeon und Zerberus verschlang. Eine unerträgliche Stille machte sich breit, während alle gebannt in den Nebel aus Sand blickten und versuchten, die beiden Kämpfer auszumachen. Das erste, das man erkennen konnte, war der wuchtige Körper Zerberus, zusammengesackt und bewusstlos am Rand der Arena. Kurz darauf deutete einer der Zuschauer auf den nun sichtbaren Exeon. Erleichtert schob der Grünschopf gerade sein Schwert zurück in dessen Scheide und atmete tief durch. Tosender Beifall brach die Stille und überwältigte den Schwertkämpfer regelrecht.

„Gut gemacht, Kleiner!“

Überrascht blickte Exeon zu Phil, der gerade auf ihn zu eilte und ihm einen gratulierenden Klaps gab.

„Danke...“, keuchte der Jugendliche lediglich hervor und taumelte zurück ins Gebäude, gestützt vom freudigem Satyr.
 

Begleitet von einem tiefen Seufzer schloss Exeon die Tür hinter sich, lehnte sich an diese und legte den Kopf in den Nacken.

„Endlich Ruhe!“, murmelte der Grünschopf, während er die vorherrschende Stille genoss.

Nach einer kurzen Pause stieß er sich sanft von der Tür ab und legte erstmal Schwertgurt samt Waffe ab, sowie seinen Mantel, welchen er ausgebreitet vor sich hielt. Genervt musterte er die weiten Risse und Blutflecken am gesamten Rückenteil.

„Der war ja nur neu...“

Grummelnd knüllte er den Mantel zusammen, warf diesen in die nächstbeste Ecke und zog sich dann auch die restlichen Sachen aus, die ebenfalls in der Ecke landeten, bevor er langsam ins dampfende Wasserbecken vor sich stieg. Er kniete sich mit dem Gesicht zum Beckenrand hin und lehnte sich auf diesem ab, das Gesicht in den Armen vergraben. Sein Rücken schmerzte noch immer, doch die Wärme des Wassers, die den Jugendlichen umgab, linderte die Qualen etwas.

Er atmete tief aus: „So kann ich morgen nicht kämpfen. Mit der Verletzung grenzt es sowieso einem Wunder, dass ich vorhin gewonnen hab...“

Plötzlich ertönte ein klirrendes Geräusch, als etwas kleines, metallenes direkt vor Exeon auf den Marmorboden fiel. Voller Schreck hob er den Kopf und blickte direkt in das Antlitz eines grünen Karfunkels, dass nur wenige Zentimeter vor ihm stand.

„H-hey, dich hab ich doch schon im Kokiri-Wald gesehen. Wie bist du hier rein gekommen?“

Den Kopf schief legend, schenkte das Karfunkel dem Jugendlichen einen fragenden Blick, ehe es den Kopf senkte und auf den Boden vor Exeon deutete. Verwirrt blickte der Grünschopf hinunter und fand zu seiner Überraschung Nadel und Faden vor sich, letzteres sogar in einem passenden Dunkelgrün.

Etwas perplex sagte er: „Danke, aber nähen war nie so meine Stärke...“

Mit einem Mal gab das Wesen einen katzenähnlichen Laut von sich, woraufhin der Jugendliche kurz zusammenzuckte. Bevor Exeon etwas erwidern konnte, schloss das Karfunkel seine Augen und das rote Juwel auf seiner Stirn erstrahlte in einem gleißenden Licht, dass den gesamten Raum erhellte. Schützend hob der Grünschopf seine Arme, um nicht geblendet zu werden und nachdem das Leuchten allmählich nachließ, stellte er erstaunt fest, wie der Schmerz in seinem Rücken deutlich besser wurde. Hektisch sprang er auf, wobei er einige Wellen im Becken verursachte, die über den Rand schwappten und das Karfunkel erwischten. Während sich das mysteriöse Tierchen trocken schüttelte, eilte Exeon zum Spiegel und betrachtete seinen Rücken so gut er konnte. Dort, wo zuvor drei tiefe Schnitte waren, befanden sich nun nur mehr drei schmale Kratzer, die zwar noch immer etwas schmerzten, jedoch bedeutend angenehmer waren. Freudig schritt er zum Karfunkel, beugte sich zu diesem hinab und strich ihm dankend durch sein flauschiges Fell, wobei ihm ein schmales, blaues Lederhalsband samt Namensschild auffiel. Während das Karfunkel seine Streicheleinheiten sichtlich genoss, musterte der Jugendliche die kleine, silberne Plakette und die darauf eingeprägten Buchstaben „Spark“.
 

Es verging einige Zeit in der Exeon, so gut es eben ging, seine Kleidung von Blutflecken befreite und in seinem Eifer gar nicht bemerkte, wie sich Spark aus dem Staub machte. Als er schließlich aus dem Bad trat, seinen noch tropfenden Mantel unterm Arm, war es bereits spät und mehrere Fackeln spendeten warmes Licht innerhalb der sonst so dunklen Gänge. Leisen Schrittes setzte sich der Jugendliche in Bewegung und navigierte sich durch die Gänge des Kolosseum. Kurz vor seinem Zimmer bemerkte er jedoch eine fremde Aura, voller Stolz und vorallem Ehrgefühl, die sich direkt auf ihn zu bewegte. Von der Neugier gepackt, stoppte er an der nächsten Ecke, in der Hoffnung, einen kurzen Blick auf den Ursprung der Aura zu erhaschen. Zu seiner Überraschung starrte er direkt in ein strahlend blaues Augenpaar, welches ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte. Erschrocken taumelte Exeon zurück und hob schief grinsend die Hand.

Wie erstarrt stammelte er ein knappes „Hi“ hervor, welches sein Gegenüber mit einem breiten Lächeln und einem freudigen „Hey“ erwiderte.

„Dann hab ich mich also doch nicht verhört...“, murmelte der Unbekannte, bevor er sich an den Grünschopf wandte: „Was machst du so spät noch draußen?“

„Äh, ich war bis gerade im Bad. Harter Kampf heute.“

Während Exeon antwortete, beugte sich der Mann vor ihm hinunter und beäugte den Jugendlichen genauer, wobei sich dieser etwas unwohl fühlte.

Zaghaft fragte er: „Hab ich was im Gesicht?“

„Hm? Nein nein, du erinnerst mich nur an jemanden“, antwortete der Mann und ein verlegenes Grinsen zierte seine Lippen, während er sich durch sein schwarzes, stacheliges Haar fuhr.

„Meinst du den Kampf gegen Zerberus? Das sah hart aus, vorallem als er dich erwischt hat.“

„Du... du hast den Kampf gesehen?“ stotterte Exeon überrascht.

„Jep. Und den davor auch.“

„Ui, mein erster Fan...“ scherzte der Grünschopf in einem sarkastischen Unterton.

Der Schwarzhaarige konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und meinte: „Nicht ganz. Ich nehme nämlich ebenfalls am Turnier teil.“

Neckend räumte Exeon ein: „Ah, also willst du die Konkurrenz auskundschaften?“

Doch sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf und erklärte: „Erneut falsch. Ich halte eigentlich Ausschau nach einem alten Freund. Aber wie es scheint, ist er dieses Mal wieder nicht dabei...“

Es herrschte kurz Stille bis der Schwarzhaarige wieder das Wort ergriff: „Ach ja, ich hab mich gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Zack und du bist... Exeon, richtig?“

Der Grünschopf nickte zustimmend.

„Jep. Freut mich, dich kennenzulernen, Zack!“

Der junge Mann gähnte lauthals und blickte aus einem der kleinen Fenster: „Ich sollte jetzt aber ins Bett. Morgen ist schließlich das Finale, da sollten wir fit sein!“

„W-warte was? Du bist mein nächster Gegner?“

„Jep! Und erwarte keine Gnade von mir!“, herausfordernd grinste Zack ihn an und nach einer kurzen Verabschiedung verschwand er in einen der Gänge.
 

Wenig später kam Exeon in seinem Quartier an, zog Mantel, Stiefel und Hose aus und ließ sich erschöpft auf die Pritsche fallen. Während er langsam die Augen schloss, dachte er zurück an seine Begegnung mit Zack. Etwas an ihm faszinierte den Grünschopf, allerdings nicht dessen, wenn auch bemerkenswerte Aura, sondern viel eher seine Augen. Das strahlende Blau erinnerte an einen wolkenfreien Himmel. Er schüttelte den Kopf und versuchte an etwas anderes zu denken. Nun schlichen sich Bedenken bezüglich des morgigen Kampfes ein.

Von seiner Aura ausgehend, muss Zack wahnsinnig stark sein. Stärker noch als Pisces oder Zerberus. Ob ich dagegen bestehen kann?

Je länger er drüber nachdachte, desto stärker wurden seine Bedenken, bis sie sich schließlich zu starken Zweifeln formten. Ein tiefer Seufzer drang aus seiner Kehle und zu seinem Glück dauerte es nicht lange, bis der Grünschopf seiner Müdigkeit erlag und einschlief.
 

Viel zu schnell brach der nächste Morgen heran und geblendet von der Morgensonne, richtete sich Exeon verschlafen auf. Erneut hatte er einen Alptraum und auch dieses mal konnte er sich nur schemenhaft an diesen erinnern. Dazu kam sein schmerzender Rücken, der dank der unbequemen Pritsche nicht besser geworden war. Gähnend erhob sich der Jugendliche vom Bett, zog sich rasch an und schnallte sich sein Schwert um. Nachdem er sich ausgiebig streckte, stapfte er hinaus zum Bad, wo er sich kurz frisch machte, bevor er ohne weitere Umschweife zur Arena ging. Dort wartete Phil bereits auf den Grünschopf und als dieser aus dem Gebäudekomplex heraustrat, zog dieser ihn kurz zur Seite um mit ihm zu reden.

„Na, bereit, Kleiner?“

„Geht so...“, erwiderte Exeon schulterzuckend.

„Mit der Einstellung kein Wunder. Wo ist dein Kampfgeist?“

„Im Bett?“ Ein gequältes Lächeln schmückte seine Lippen.

Auf Phils erstaunten und tadelnden Blick fügte er jedoch schnell an: „Keine Sorge, ich werd' mein Bestes geben.“

„Na, das will ich auch hoffen!“ grummelte der Satyr.

„Dein Gegner scheint auf jeden Fall motivierter zu sein.“ Phil deutete auf Zack, der sich bereits auf dem Schlachtfeld befand und munter Kniebeugen machte.

„Hmh, seine Aura quillt auch gerade über vor positiver Energie...“, murmelte Exeon.

Verdutzt fragte Phil: „Was?“

„Ach nichts.“

Der Grünschopf atmete noch einmal tief aus, bevor er entschlossen aufs Kampffeld schritt, begleitet vom Jubel des Publikums. Hastig zog er sein Schwert und begab sich kampfbereit in Pose und auch Zack zog seine Waffe, nachdem er seine Kniebeugen beendet hatte.

Doch bevor einer der beiden etwas sagen konnte, hielt der Schwarzhaarige den Griff seiner Waffe ganz nah vor seinem Gesicht und flüsterte: „Trage Träume im Herzen. Und, was auch immer passiert, bewahre deine Ehre als Soldat.“

Sobald er mit seinem Schwur fertig war, begab sich auch Zack in Position und funkelte den Grünschopf kampflustig an.

„Lass uns diesen Kampf fair und ehrlich halten, kein Zurückhalten!“

Etwas von Zacks Kampfgeist sprang auf Exeon über und nun erstrahlten auch seine Augen voller Spannung.

„Geht klar!“

Beide schenkten sich ein breites Grinsen, bevor sie in atemberaubenden Tempo aufeinander zu schnellten.
 

Exeons erstem Schlag wich Zack mit einem gekonnten Sprung aus, bevor er hinter dem Grünschopf landete und seinerseits mit einigen geschickten Schwertschlägen konterte. Hastig wehrte der Grünschopf die Angriffe des Soldaten ab und feuerte aus nächster Nähe eine Aurasphäre ab. Überrumpelt wich Zack mehrere Meter zurück und warf dem Jugendlichen einen hitzigen Blick zu. Während der Schwarzhaarige ausholte, erstrahlte er in einer blauen Aura und seine Klinge leuchtete in einem hellen Türkis auf.

Mit einem vertikalen Schlag nach oben schoss er eine Energieklinge ab, die rasend schnell auf Exeon zuraste. Etwas perplex von der Aura, die Zack umgab, wich er gekonnt zur Seite aus, während sein Gegner zwei weitere Klingenstrahlen nach ihm schickte. Diesmal zog Exeon einen breitflächigen Auraschild vor sich hoch, an dem die Klingen problemlos abprallten. Doch als der Jugendliche seinen Blick nach vorne wand, war von Zack nichts mehr zu sehen. Hektisch sah er sich um und entdeckte, gerade rechtzeitig, den Schwertkämpfer, mit der Schwertspitze voran auf sich herab sausen. In letzter Sekunde rollte sich der Grünschopf zur Seite und entging so knapp Zacks Klinge, die sich problemlos in den Boden unter ihn bohrte. Noch im Aufstehen schleuderte er einen Aurablitz auf den Schwarzhaarigen, doch fuhr dieser direkt durch dessen Schwert in die Erde unter sich.

„V-verdammt...“, murmelte Exeon, während Zack zu ihm hoch blickte und grinsend seine Waffe aus dem Boden zog.

„War das schon alles?“

Etwas empört von der Frage erwiderte Exeon: „Pff, nicht mal annähernd.“

„Gut, denn ich wärm' mich gerade erst auf!“
 

Mit einem Satz nach hinten schaffte Exeon etwas Distanz zwischen sich und seinem Gegner und deckte diesen mit einem Hagel aus Aurasphären ein. Gekonnt ließ Zack seine Klinge in der Hand kreisen um die Geschosse abzuwehren und näherte sich zeitgleich immer weiter dem Grünschopf. Um dies zu verhindern zielte der Jugendliche eine große Auraflamme auf den Boden vor seinem Kontrahenten, sodass dieser von der darauffolgenden Explosion zurückgeworfen wurde. Sobald sich der Rauch der Explosion legte, blickte Exeon wie erstarrt auf Zack, der ein selbstbewusstes Grinsen auflegte und erneut in einer blauen Aura aufleuchtete.

Viel zu schnell schoss der Schwarzhaarige mit ausgestreckter Waffe nach vorne und ließ dem Grünschopf gerade genug Zeit, um schützend sein Schwert vor sich zu halten. Beim Aufprall der beiden Klingen riss Zack die seine hoch in die Luft, wodurch Exeon den Halt um seine Waffe verlor. Entgeistert sah er seinem Schwert kurz nach, bevor er sich wieder auf den Kampf konzentrierte und Zacks Folgeangriff panisch auswich. Sofort drehte sich der Soldat zu dem Grünschopf und holte zu einer schnellen Schlagserie, bestehend aus fünf mächtigen Schwerthieben aus. Der Auraschild, den Exeon sofort vor sich bildete, konnte der Wucht Zacks allerdings nicht standhalten und zerbrach schließlich beim letzten Treffer.

Bevor der Jugendliche reagieren konnte, holte sein Gegner Schwung und verpasste ihm einen Tritt in den Magen. Während er zu Boden fiel, verzog er das Gesicht vor Schmerz und biss die Zähne zusammen, bevor er hastig einen kleinen Zyklon in seiner Hand formte. Etwas unbeholfen warf er diesen nach dem Schwertkämpfer, der mit einem lauten „Woah!“ mehrere Meter durch die Arena flog und unsanft am anderen Ende des Kampffeldes landete. Leicht abgehetzt rappelte sich Exeon auf und wischte sich das Blut vom Mund ab.

Er ist echt gut. In einem direkten Schlagabtausch hab ich keine Chance...

Plötzlich ertönte ein lauter Schrei, der den Grünschopf aus seinen Gedanken riss und seine Aufmerksamkeit auf Zack zog, der geradewegs auf ihn zustürmte.
 

Fieberhaft überlegte Exeon, wie er am besten reagieren sollte und dachte an den Klingenstrahl seines Gegners zurück.

Wenn ich das mit meiner Aura kombiniere, sollte ich...

Immer schneller näherte sich der Schwarzhaarige und so blieb dem Grünschopf keine Zeit mehr zum Denken. Blitzschnell lud er seine Klinge mit einer Mischung aus Windmagie und Aura auf, die sich wie ein leuchtender, grüner Film auf diese legte. Mit einem horizontalen Hieb erschuf er eine Windklinge, die in atemberaubenden Tempo auf seinen Gegner zuflog. Freude machte sich auf dem Gesicht des Jugendlichen breit und mit einem Lächeln auf den Lippen wiederholte er den Vorgang, sodass er Zack weiter auf Distanz hielt. Während er den messerscharfen Windklingen auswich, merkte der Soldat allerdings schnell, dass er so nicht weiter kommen würde, weshalb er tief in die Hocke ging und sich mit aller Kraft abstieß. Ehe Exeon reagieren konnte, landete der Schwarzhaarige sicher hinter ihm und bedrohte den Grünschopf mit flinken Schwertschlägen.

Im Laufe des darauffolgenden Schlagabtauschs, schoss der Jugendliche einen Eiszauber zu Zacks Füßen, als dieser gerade ausholte und dem Halt unter sich beraubt, rutschte dieser hilflos aus.

Das ist meine Chance!

Den Griff festigend, erstrahlte der Kristall in Exeons Klinge in einem grünen Licht und ohne zu zögern stürzte sich der Grünschopf auf den am Boden liegenden Gegner. Doch dieser gab sich noch lange nicht geschlagen. Ruckzuck zog er seine Beine ein, stemmte die Hände gegen den Boden und schoss mit den Füßen voran nach oben. Der daraus resultierende Kick erwischte seinen Kontrahenten völlig unerwartet und während sein Gegner immer weiter nach oben segelte, wurde Zack abermals von einer blauen Energie umhüllt. Mit einem kräftigen Sprung positionierte er sich über dem Grünschopf und holte weit aus, bevor er mit aller Kraft zuschlug. Wie ein Meteor wurde Exeon Richtung Boden katapultiert, so hart, dass er beim Aufprall Risse im Stein des Kampffeldes hinterließ.
 

„Alles okay?“

Verschwommen nahm er die Stimme Zacks war, die im Getose der Jubelschreie beinahe unterging.

„J-ja...“, murmelte Exeon und verzerrte das Gesicht, beim Versuch aufzustehen.

„Warte, ich helf' dir.“

Dankend nahm der Grünschopf die Hand des anderen an und vorsichtig zog ihn der Soldat auf die Füße.

„Sieht so aus als hättest du gewonnen.“

Verlegen fuhr sich der Jugendliche durchs Haar und ignorierte dabei den pochenden Schmerz in seinem Rücken.

„Jup. Wobei mir der wahre Kampf noch bevor steht.“

„Was meinst du?“ Neugier lag in der Stimme Exeons.

Zack schenkte ihm einen verwunderten Blick zu und erklärte: „Weißt du's nicht? Der Sieger des Finales hat die Chance gegen Herkules anzutreten. Wenn ich ihn besiegen kann, bin ich endlich ein echter Held!“

Das Funkeln in den himmelblauen Augen ließ Exeon schmunzeln.

„Dann wünsch' ich dir viel Glück! Kämpfen wie ein Held tust du immerhin schon.“

„Danke!“

Völlig ausgelaugt humpelte Exeon an den Rand der Arena, wo er nicht lange warten musste, bis Phil auftauchte und ihm einen aufmunternden Klaps gab.

„Gute Show, Kleiner! Nächstes Mal klappt's sicher besser.“

„Das nächste Mal kann gerne noch auf sich warten lassen...“, erwiderte der Grünschopf, gefolgt von einem gequälten Lachen.

„Hätte nicht gedacht, dass der Grünschnabel 's mal schafft!“

„Was meinst du?“, fragte Exeon verwirrt.

„Zack, mein' ich“, während der Satyr antwortete deutete er auf den Schwarzhaarigen, der sich bereits in der Mitte der Arena positionierte und auf seinen Gegner wartete.

„Der Kleine ist vor Jahren mal zu mir gekommen und wollte von mir trainiert werden. Allerdings hatte ich da bereits Herc, also verzog er sich nach einer Weile wieder mit dem Versprechen wiederzukommen, sobald er das Zeug zum Heldentum hat.“

Exeon wirkte sichtlich erstaunt.

„Also kennst du ihn?“

„Eeyup! Und ich muss sagen... er hat sein Potenzial echt ausgeschöpft. Das könnte echt ein spannender Kampf werden!“
 

Tosender Beifall brach aus, als Herkules die Arena betrat und aus dem Publikum schrien unzählige Mädchen seinen Namen.

„Wow, Herc scheint 'ne Menge Fans zu haben...“, murmelte Exeon zu sich selbst.

Gespannt schaute er zu, wie der Blondschopf das Kampffeld betrat und sich Zack gegenüber stellte. Die beiden unterhielten sich kurz, lachten einmal laut und gaben sich die Hand, bevor sie einen ernsteren Gesichtsausdruck auflegten und aufeinander zu stürmten. Zacks ersten Schlag fing der Muskelprotz mit seinen blanken Händen ab und konterte mit einem schmerzhaft aussehendem Faustschlag, dem der Soldat nur knapp entgehen konnte. Plötzlich wurde der Grünschopf von Phil angestupst, der auf die Hosentasche des Jugendlichen deutete.

„Hey, Kleiner. Ist das normal?“

„Was?“

Der Sternensplitter in seiner Tasche strahlte immer heller und genervt verzog Exeon eine Miene.

„Oh Mann, warum ausgerechnet jetzt?!“

Bevor er oder Phil noch etwas sagen konnten, schoss Exeon im gleißenden Licht des Splitters gen Himmel und hinterließ ein völlig perplexes Publikum samt Kämpfern.
 

Als der Grünschopf wieder zu sich kam, stieg ihm der süßliche Duft von Blumen in die Nase. Zaghaft richtete er sich auf und ließ den Blick durch die Gegend schweifen. Die riesigen Blumenbeete um ihn herum, die meterhohe, moosbewachsene Mauer vor und der sprudelnde Springbrunnen hinter ihm kamen dem Jugendlichen erschreckend vertraut vor.

„Hey, hier hat mich der Sternensplitter das erste Mal hingebracht.“

Kaum hatte er seinen Satz beendet, kam ihm ein kleines, grünes Karfunkel entgegen gerannt, welches leicht panisch und abgehetzt wirkte.

„Sp-spark? Was machst du denn hier?“

Auf das laute Miauen des Karfunkel folgte eine Horde Another, die die beiden einkreiste und bedrohlich anzischte. Entnervt seufzte der Grünschopf und griff nach seinem Schwert, wodurch er wieder an den pochenden Schmerz in seinem Rücken erinnert wurde.

„Hey, du würdest mich nicht zufällig nochmal heilen wollen, oder?“

Erneut gab Spark einen niedlich klingenden Laut von sich, woraufhin der Kristall auf seiner Stirn Exeon in ein gleißendes Licht hüllte und seine Schmerzen linderte.

„Ah, viel besser!“

Deutlich munterer ließ der Jugendliche seinen Arm kreisen, bevor er ausholte und den ersten Another mit einem vertikalen Hieb zerteilte. Während er zur nächsten Kreatur eilte, feuerte er im Laufen eine Aurasphäre hinter sich, die eines der Monster hinter dem Karfunkel besiegte. So machte er weiter, bis nach wenigen Minuten alle Feinde besiegt waren und Exeon erleichtert seine Waffe zurück in die Scheide schob. Auch Spark wirkte nun um einiges entspannter und laut schnurrend schmiegte er sich an das Bein des Jugendlichen.

„Aww, du bist echt niedlich.“

Langsam beugte er sich hinunter und streichelte das Karfunkel, bis dieses auf einmal einen großen Buckel machte und seine Fellhaare bedrohlich aufstellte.

„Hm?“

Verwirrt richtete Exeon seinen Blick nach vorne und weitete die Augen vor Schreck. Nicht unweit von ihm stand Lloyd, der gerade mit einer seiner roten Haarsträhne spielte und ein diabolisches Grinsen aufgesetzt hatte.

„Na, wenn das nicht mein geliebter Bruder ist.“

Intermezzo - Gerissene Dunkelheit

„Verdammte Scheiße!“

Yuën zuckte beim plötzlichen Aufschreis Lloyds zusammen, der gerade in den Thronsaal stampfte und wutentbrannt gegen die Wand schlug. Schluckend betrachtete er das Faustprofil, dass der Rotschopf in der Wand hinterließ, während sich dieser laut seufzend auf seinem Thron niederließ.

Auf die Gefahr hin, die Wut des Jugendlichen auf sich zu lenken, fragte Yuën: „Was ist denn los?“

Genervt sah Lloyd den Blondschopf an und stieß einen weiteren Seufzer aus.

„Dieser dämliche Mooskopf hat schon wieder einen Zodiac besiegt...“

„Dann... mach doch einfach neue? Immerhin verpufft ihre Energie ja nicht einfach.“ Ein höhnischer Unterton lag in seiner Stimme und so erntete der Assassine einen strafenden Blick.

„Wenn das ginge hätt' ich's schon versucht, du Vollidiot. Aber anscheinend wird ihre Energie einfach von ihm aufgesaugt, was ihn wiederum stärker macht...“

Hektisch fuhr sich der Rotschopf durchs Haar und dachte angestrengt nach.

„Aber ist das wirklich so schlimm?“

„Wie bitte?“

Sichtlich geschockt und teilweise perplex hob Lloyd den Kopf und starrte entgeistert Yuën an.

Hastig erklärte der Blondschopf: „Na ja, die Zodiacs sind doch negative Energie, oder nicht?“

„Ich weiß, schließlich hab ich sie erschaffen.“

„Also nimmt Exeon jedes Mal wenn er einen Zodiac besiegt diese negative Energie in sich auf, richtig?“

Lloyds Augen verengten sich, während er immer verwirrter dreinschaute.

„Worauf willst du hinaus? Das hab ich doch schon längst ge--“

Plötzlich stockte der Jugendliche mitten im Satz und ein Ausdruck der Erleuchtung, gefolgt von einem breiten Grinsen zierten sein Gesicht.

„Dass ich da nicht drauf gekommen bin!“

Ganz euphorisch sprang der Rotschopf aus seinem Sitz und erschuf mit einer lockeren Handbewegung ein dunkles Schattenportal vor sich.

„Und wo willst du jetzt hin?“, fragte Yuën gespielt interessiert.

„'Nen Zodiac holen. Und du gehst zu Illua und – wer hätte gedacht, dass ich das mal sage – teilst ihr mit, dass ich ihr Spielzeug brauche.“

„Geht klar, Boss...“

Lloyd wollte gerade durch das Portal schreiten, als er plötzlich auf der Stelle kehrt machte und sich abermals an den Blondschopf wandte: „Ach, bevor ich gehe... hat Illua irgendwas geplant, von dem ich wissen sollte?“

„W-was?“, stammelte der Assassine erschrocken. Dank seiner Maske konnte man die Panik, die ihm ins Gesicht geschrieben war nur erahnen.

„Nicht dass ich wüsste...“

Langsam trat Lloyd näher an sein Gegenüber heran und betrachtete ihn durch zusammen gekniffene Augen.

„Woher diese plötzliche Angst?“

„Woher diese plötzliche Frage? Traust du ihr etwa nicht?“ Angestrengt versuchte der Blondschopf seine Gesichtszüge zu entspannen und seine Angst zu überspielen, während der Rotschopf immer näher kam, bis er seinen Atem auf der Haut spüren konnte.

Gänsehaut machte sich auf seinem Körper breit, bis Lloyd antwortete: „Ich traue grundsätzlich niemanden. Na ja, egal...“

Seine freudige Seite auflegend, stolzierte der Jugendliche auf das Portal zu und nachdem er Yuën zum Abschied winkte, verschwand er auch endlich in diesem.
 

Erleichtert atmete der Blondschopf auf, doch schreckte er sofort wieder zusammen als Illuas Stimme ertönte: „Lügen konntest du auch mal besser.“

Yuën entglitt ein höhnisches „Pah“ bevor er erwiderte: „So gesehen hab' ich die Wahrheit gesagt. Schließlich hast du nicht mal mir deinen Plan erklärt.“

„Alles zu seiner Zeit.“

Erschöpft ließ sich die Blauhaarige auf einem der noch nicht zerstörten Stühle fallen und legte die Beine kreuzend auf den Tisch.

„Anstrengender Tag?“

„Was denkst du denn?“, gab Illua schnippisch als Antwort.

„Aber die Sache mit Lloyd kommt mir gelegen. Immerhin muss ich meinen kleinen Sklaven ja auch austesten.“

In einem spöttischen Tonfall meinte Yuën: „Hoffentlich läuft's besser als das letzte Mal.“

„Oh, das wird es!“
 

Ungeduldig warteten Yuën und Illua auf den Rotschopf, der erst nach einer knappen Stunde wiederkehrte. Als er durch sein Portal das Schloss betrat, hatte er einen verängstigt wirkenden Another im Schlepptau, der aufgeregt nach links und rechts schaute.

Ohne eine Form der Begrüßung schritt er auf Illua zu und fragte: „Ist das Silberlöckchen bereit?“

Illua nickte kurz und erwiderte: „Ich muss ihn nur hinunterrufen und--“

„Nein, lass ihn noch. Ich geb' schon Bescheid wenn ich ihn brauche.“

Beleidigt, dass der Jugendliche ihr das Wort abschnitt, verschränkte sie die Arme und stieß ein patziges „Hm“ aus.

„Warum hast du ausgerechnet ihn genommen?“ Skepsis lag in Yuëns Stimme, als dieser auf den Another deutete, welcher sich bisher nicht von der Stelle gerührt hatte.

„Er ist nicht unbedingt der Stärkste der Zodiacs, aber seine Emotionen sind mit die negativsten.“

„Ach ja?“, fragte der Blondschopf mit hochgezogener Augenbraue und sichtlich zweifelnd.

„Oh ja! Du müsstest seine Aura sehen... Selbstzweifel, Angst, Ablehnung, Trägheit, der Typ ist 'ne Goldgrube an faulen Emotionen!“

Während Lloyd erklärte, rieb er sich breit grinsend die Hände, bevor er sich zwischen Illua und Yuën stellte.

Noch immer das breite Grinsen auf den Lippen legte er die Arme um die Schultern der beiden und sagte: „Aber wisst ihr, was das Beste ist? Ich hab vorhin, nicht weit von hier, eine kleine Sternschnuppe vom Himmel rauschen sehen.“

Ungleiche Brüder

„Na, wenn das nicht mein geliebter Bruder ist.“

Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, zog Exeon seine Waffe und stürzte sich mit dieser voran auf den diabolisch grinsenden Rotschopf. Mit einem eleganten Sprung zur Seite wich dieser aus, wedelte tadelnd mit seinem Zeigefinger und schnalzte dabei mit der Zunge.

„Deine Begrüßungen werden auch von Mal zu Mal netter.“

„Lass die scheiß Spielchen und sag mir wo Kurix ist!“, keifte der Jugendliche zurück.

Sein grimmiger Blick schien Lloyd geradezu zu durchbohren.

„Kein Problem, allerdings gibt’s da 'nen Haken...“

„... und der wäre?“

Skepsis lag in Exeons Stimme. Das Grinsen auf Lloyds Lippen weitete sich, bevor er mit den Fingern schnippte und ein dunkles Portal erschien, aus dem zaghaft ein Another hervortrat.

„Du musst erst an ihm vorbei!“

Zweifelnd musterte Exeon den angespannten Another, der bei seinem Anblick die Kapuze nur noch tiefer vors Gesicht zog.

„Wow, hast du echt nichts besseres mehr? Ich merk' doch allein an seiner Aura, wie viel Angst er hat ...“

Ein spöttischer Seufzer entrang der Kehle des Rotschopfs.

„Lass dich nicht vom Schein täuschen!“

Mit einem todernsten Blick wendete sich Lloyd an seine Kreatur und sprach nun zu ihr: „Aquarius, mach ihn fertig!“

Die zitternde Stimme Aquarius' ertönte und fragte zaghaft: „Muss ich denn wirklich?“

„Jep, und ich sag dir auch warum: Dieser Mooskopf ist ein mieser Verräter!“

„W-was?“, platzte es Exeon hervor, der nun vollkommen verdutzt dreinblickte.

„Ein Verräter...“, wiederholte Aquarius mit zorniger Stimme und richtete seine rot leuchtenden, wutentbrannten Augen auf den Jugendlichen.

Hastig zog der Another seine Kapuze hinunter und offenbarte sein dunkelblondes Haar. Während die Seiten kurzgeschoren waren, standen die restlichen Haare nach oben hin ab, mit Ausnahme einiger Strähnen, die aufgeregt vor seinem Gesicht baumelten. Noch in derselben Bewegung streckte er seine Hand gen Himmel und erschuf in dieser ein Instrument, das einer großen Gitarre ähnelte. Während er sich schwungvoll in Pose begab, deutete der Grünschopf vollkommen perplex auf das Instrument.

„Eine Gitarre?“

„Sitar, um genau zu sein. Kommt aber auf's selbe hinaus, bis auf ein klitzekleines Extra.“

Während Lloyd erklärte, zeigte er auf den Körper der Sitar, auf dem an jeder Seite eine messerscharfe Klinge befestigt war.

Danach gab er Aquarius einen Klaps auf die Schulter und meinte breit grinsend: „Er gehört dir, Kleiner.“
 

Dies ließ sich der Another nicht zweimal sagen und hastig begann er damit eine wilde Melodie auf seiner Sitar zu spielen. Verdutzt sah Exeon mit an, wie sich im Takt des Liedes kopfgroße Wasserkugeln um seinen Feind bildeten.

„Was zum...“

Ein plötzlicher Rhythmuswechsel ließ die Kugeln im Sekundentakt auf den Grünschopf los zischen. Panisch versteckte sich Exeon hinter seinem Auraschild, an dem die Wasserperlen mit lauten Knallen aufschlugen und feine Wassertröpfchen durch die Luft flogen. In einer kurzen Feuerpause ging der Jugendliche zum Gegenangriff über und warf mit Aurablitzen um sich, die Aquarius mit einer Wand aus meterhohen Wassersäulen abwehrte, die er mit einem einfachen Gitarrenriff hochzog. Während die Säulen ineinander stürzten, spielte Aquarius bereits den nächsten Riff der eine Wassersäule geradewegs auf Exeon zu rasen ließ.

Schnell hechtete der Grünschopf zur Seite, doch zu seiner Überraschung machte die Säule einfach eine Kurve und erwischte ihn mit voller Wucht. Wie ein Stahlhammer schlug das Wasser von hinten gegen seinen Körper und schleuderte ihn mehrere Meter in die Luft, bevor er unsanft und klitschnass in einem Blumenbeet landete.

Ein Schauer durchfuhr seinen ganzen Leib, als ihn eine sanfte Abendbrise streifte und ließ ihn erzittern. Zähneklappernd rappelte sich der Schwertkämpfer auf und bemerkte, wie Aquarius Wasserkugeln für einen weiteren Angriff um sich herum sammelte. Um einem weiteren Bombardement zu entgehen, feuerte Exeon eine Auraflamme nach seinem Gegner, welche dieser mit einer Wassersphäre abfing. Das Aufeinandertreffen beider Angriffe löste jedoch eine großflächige Dampfwolke aus, die dem Another die Sicht auf den Grünschopf nahm.

Das ist meine Chance!

Mit einer wischenden Geste erschuf Exeon eine Auraplatte hinter sich, welche als kleine Wand diente, bevor er einen Rückwärtssalto machte und sich noch in der Luft gegen die kleine Plattform drückte. Gleichzeitig stieß er sich ab und griff nach seiner eigenen Aura um diese noch schneller nach vorne zu ziehen. So legte er die Distanz von mehreren Metern innerhalb einer Sekunde zurück und mit gezückter Klinge schoss er geradewegs aus der Nebelwolke heraus.

Trotz Aquarius' Bemühungen auszuweichen, traf ihn der Schwertkämpfer und einer lauter Schrei ertönte, als die Schneide mühelos durch den Arm des Another glitt. Unterdessen landete Exeon mit einer Rolle hinter seinem Feind und warf im Aufstehen einen flüchtigen Blick auf diesen und dessen klaffende Wunde.
 

Dem Qualen in seinem Arm trotzend, schlug Aquarius in die Seiten seiner Sitar und entlockte seinem Instrument nun eine bedrohliche Melodie, begleitet vom Zischen unzähliger Wassersäulen. Bei jedem Ton schossen diese in die Höhe und bildeten so einen Kreis um beide Kämpfer.

Jetzt, da Exeon keine Chance auf Flucht hatte, wirbelte sein Gegner wild und doch anmutig seine Sitar umher, während er weiter geschickt auf ihr spielte.

Beinahe tänzelnd näherte er sich dem Grünschopf, der sowohl verzweifelt, als auch vergeblichst nach einem Ausweg suchte. Währenddessen schwang Aquarius weiterhin seine Waffe umher, deren Klingen durch die Luft zischten. Der schwingende Ton des Stahls harmonierte mit dem Trommeln der Säulen und dem Spiel Aquarius, unterbrochen vom klirrenden Geräusch, wann immer die Klingen auf die Exeons traf.

Immer wieder schwang der Grünschopf sein Schwert aus der entgegengesetzten Richtung seines Kontrahenten, um dessen Schläge abzuwehren, doch wurde dieser immer schneller und schneller. Exeon wusste, dass er den nächsten Schlag nicht rechtzeitig parieren konnte, weswegen er sich so weit wie möglich zurücklehnte, sodass er um Haaresbreite nicht von den Wassersäulen getroffen wurde. Stattdessen erwischte ihn das Beil Aquarius', welches sich genüsslich durch das Fleisch seiner schützend gehobenen Arme schnitt und dem Jugendlichen einen schmerzerfüllten Schrei entlockte.

Sein Instrument drehend, holte der Another bereits zum nächsten Schlag aus und, mehr instinktiv als alles andere, zog Exeon einen Auraschild vor sich hoch. Durch die viel zu starke Wucht seiner Attacke prallte der Blondschopf ab und geriet völlig aus dem Takt, die Melodie die den bisherigen Kampf untermalte stoppte. Laut brüllend schleuderte der Schwertkämpfer seine Klinge nach ihm, während er mit der anderen Hand einen Aurablitz hinterherschoss. Noch immer im Ungleichgewicht, war es Aquarius unmöglich rechtzeitig zu reagieren und so bohrte sich das Schwert durch seine Brust. Der darauffolgende Blitz lief durch den Stahl der Schneide direkt durch seinen Körper und ließ diesen unkontrolliert aufzucken.

Unter Strom stehend sank der Another auf die Knie und löste sich langsam aber stetig in kleine Partikel auf, mit Todesangst in seinem Blick. Ein stummer Schrei kroch aus seinem Mund, als Exeon nach seiner Waffe griff und diese mit einem Ruck herauszog.
 

Plötzlich ertönte ein begeistertes Klatschen und erinnerte den Grünschopf wieder an seinen Bruder, der anscheinend den gesamten Kampf mit ansah. Mit einer Tüte Popcorn in der Hand saß er auf einer hüfthohen Steinmauer und applaudierte ganz euphorisch.

„Wow, ich muss schon sagen, Bruderherz... du bist fast so kalt wie ich.“

Eine gewisse Faszination lag im seinem Blick, so als würde er etwas beobachten, allerdings ignorierte Exeon dies und keifte: „Ich hab' ihn besiegt. Also – Wo. Ist. Kurix?“

„Ach ja, richtig. Das hast du dir wohl verdient.“

Lloyd schnippte abermals mit den Fingern und erschuf ein schwarzes Portal neben sich, aus dem kurz darauf Kurix trat.

Während der Jugendliche freudig auf diesen zu rannte, nahm sich der Rotschopf eine Hand voll Popcorn und murmelte: „Das könnte interessant werden...“
 

„Kurix! Geht's dir gut?“

Kurz vor seinem Freund stoppte Exeon und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„H-hey, alles okay?“

Der Grünschopf bemerkte eine gewisse Leere in den Augen Kurix' und auch sonst regte sich kein einziger Gesichtsmuskel.

„Wer... bist du?“, krächzte der Silberhaarige.

Seine Stimme war heiser, so als hätte er stundenlang geschrien.

„Oh, nein... Ich bin's, Exeon. Dein bester Freund!“

Wie in einer Art Delirium, legte sein Gegenüber den Kopf schief und erwiderte mit einer gewissen Gleichgültigkeit: „Nie gehört.“

„W-was... Nein, nein, das glaub ich nicht! Erinner' dich!“

Den Tränen nahe packte er den Silberhaarigen an den Schultern, rüttelte wie wild, doch nichts, keine Regung. Hasserfüllt sah er zu Lloyd, der noch immer Popcorn aß.

„Was hast du mit ihm gemacht, du verdammtes Arschloch?!“

Exeons Stimme bebte und er musste sich zurückhalten, um nicht noch lauter zu schreien.

„Hey, ich war daran nicht beteiligt. Alles, was ich gemacht habe, war, euch zusammen zu bringen.“

Lloyd genoss den Anblick Exeons, wie dieser verzweifelt nach Worten suchte, sich wieder an seinen Freund wandte hoffnungslos versuchte, zu diesem durchzudringen.

Das nenn' ich mal 'ne Achterbahn der Gefühle. Du hast deine Aufgabe bestens erfüllt, Aqua.

Er wischte sich so gut er konnte, das diabolische Grinsen aus dem Gesicht und befahl in einem ernsteren Tonfall: „So, das reicht jetzt aber auch. Kurix – Töte!“

Erschrocken blickte Exeon zu Lloyd und dann wieder zu Kurix, der ohne zu zögern seine Katana zog und weit ausholte. Reflexartig hob der Grünschopf seine Waffe schützend vor sich um so den Angriff abzublocken. Wehmütig blickte er seinem Gegenüber tief in dessen blutroten Augen.

„Bitte, erinnere dich!“

Exeons Arme zitterten, wodurch ihre Klingen aneinander schabten und ein kratzendes Geräusch erzeugten. Für einen Moment hielt Kurix inne und musterte das abgekämpfte Gesicht des Jugendlichen vor sich, welches ihn so leidend anstarrte.

„Erbärmlich.“

Der Silberhaarige ignorierte den geschockten Ausdruck Exeons und trat ihn mit voller Wucht in die Magengrube. Angestrengt unterdrückte der Grünschopf den Drang sich zu übergeben, während er sich mehrfach überschlug und erst im anliegenden Blumenbeet zum Stoppen kam.

Ehe er wieder aufstehen konnte, feuerte Kurix einen riesigen Eiskristall hinterher und nur mit letzter Kraft gelang es Exeon, diesen mit einer Aurasphäre abzuwehren. Doch die daraus resultierende Explosion erzeugte einen bitterkalten Nebel, der sich wie ein Schleier auf Exeon legte und sich bis tief in seine Knochen setzte. Seine noch nasse Kleidung begann rapide zu gefrieren und wie erstarrt sah der Grünschopf der herabstürzenden Klinge Kurix' entgegen.
 

Doch plötzlich stockte der Silberhaarige mitten in der Aktion und blickte hastig zur Seite. Sofort teleportierte er sich weg und innerhalb eines Wimpernschlages schlug dort, wo gerade noch Kurix stand, ein gewaltiges Claymore ein. Noch im selben Augenblick erschien der Silberhaarige einige Meter in der Luft und feuerte einen schwarzen Blitz in die Richtung, aus der die Waffe geflogen kam.

Vollkommen überfordert versuchte Exeon den Ereignissen, die sich vor seiner Nase abspielten, zu folgen. Sein Blick folgte dem Weg des Blitzes und zu seinem Erstaunen erblickte er Tetsu, welcher gerade unter dem Blitz hindurch sprintete und seine Waffe an der daran befestigten Kette wieder zu sich zog.

Auch Lloyd wirkte sichtlich überrascht und zuckte beinahe panisch mit dem Auge.

„Verdammt, was macht der jetzt hier?“

Genervt zog der Rotschopf sein Breitschwert und stürmte auf Exeons Retter zu.

„Warum musst du ausgerechnet jetzt auftauchen?“

Blanke Wut lag im Schrei des Jugendlichen und erbarmungslos setzte er zu einem Angriff an. Auch Kurix, der inzwischen wieder am Boden angekommen war, eilte los und fast zeitgleich rasten ihre Klingen auf Tetsu zu.

Mit einer wuchtigen Drehung seines Schwertes, wehrte der Mann jedoch beide behände ab und stach mit dem gewonnenen Schwung nach dem Silberhaarigen.

„Nein!“, brüllte Exeon, der bis gerade wie gelähmt am Boden kniete und griff nach der Aura seines Freundes.

Verzweifelt zog er diesen nach unten, sodass die Klinge knapp über ihn hinweg segelte. Hastig warf Tetsu dem Grünschopf einen verwirrten, aber auch verständnisvollen Blick zu, bevor er Lloyds nächsten Schlag parierte.

„Wenn's dir nichts ausmacht, ich und der Mooskopf haben noch was zu klären, also verzieh dich!“, fluchte der Rotschopf, während er mit Tetsu die Klingen kreuzte. Jammernd fügte er bei: „Komm schon, nur für fünf Minuten!“

Seufzend erwiderte der Blauhaarige: „Den Gefallen tu ich dir sicher nicht.“

Er ignorierte die darauffolgenden Beleidigungen, die der Jugendliche keifend um sich warf und konzentrierte sich stattdessen weiter auf den Kampf.

Im Augenwinkel konnte er ausmachen, wie Kurix sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte und ihm mit gezückter Klinge entgegen kam. Mit einem kraftvollen Hieb drückte er den Rotschopf von sich, bevor er geschickt das linke Handgelenk kreisen ließ und einige Ketten heraufbeschwor. Diese schossen aus dem Boden unter Kurix und ehe er ausweichen konnte, wickelten sie sich fesselnd um ihn.

„Verdammt, das wird nichts...“, murmelte Lloyd grimmig, bevor er sich an Kurix wand und rief: Planänderung, wir hauen ab!“

Blitzschnell feuerte er eine konzentrierte Aurasphäre auf die Ketten des Silberhaarigen, welche beim Aufprall der Energie zersprangen und den Jugendlichen befreiten. Zum Erstaunen aller ertönte plötzlich ein schleifendes Geräusch und überrascht blickten Tetsu, Lloyd und Kurix zu Exeon und beobachteten wie dieser, seine Klinge hinter sich her ziehend, auf den Rotschopf zuraste. Während er zum Schlag ausholte brüllte der Grünschopf verzweifelt: „Denk nicht mal dran!“ ehe er zuschlug und seine Waffe auf die seines Bruders prallte.

„Jetzt werd' mal nicht übermütig, Brüderchen.“

Mit einem breiten Grinsen drängte Lloyd seinen Angreifer zurück und setzte diesen mit einem gezielten Tritt gegen die Schläfe außer Gefecht. In der Zeit in der Tetsu zum zusammensackenden Grünschopf hastete und auffing, öffnete Lloyd ein Schattenportal durch das er und Kurix verschwanden. Die Sicht immer mehr verschwimmend blickte Exeon seinem Freund nach, bevor sich das Portal schloss und dem Jugendlichen schwarz vor Augen wurde.
 

„Kurix!“

Wie aus dem Nichts schrak Exeon hoch und brüllte schweißgebadet den Namen seines Freundes. Die Sicht noch halb verschwommen blickte er sich suchend um, fand sich zu seinem Erstaunen jedoch neben Tetsu wieder. Dieser warf dem Jugendlichen einen genervten Blick zu, bevor er seine leere Tasse abstellte, die er wegen ihm vor Schreck verschüttet hatte.

„Alptraum?“ fragte der Blauhaarige, während er den Stuhl auf dem er saß quietschend zurückschob und den Raum verließ.

Perplex erwiderte Exeon: „J-ja...“

Mit einem Handtuch in der Hand betrat Tetsu das Zimmer wieder und ließ sich seufzend auf seinem Sitz fallen.

„Hab' ich gemerkt.“

Mit einem schiefen Lächeln deutete er auf die Flecken auf seiner Kleidung, die er behutsam abtupfte.

„Sorry...“

„Schon in Ordnung.“

Stöhnend vergrub Exeon das Gesicht in seinen Händen und murmelte in diese: „Wie lange war ich weg?“

„Ein paar Stunden vielleicht. Möchtest du auch einen Tee?“

Verwirrt stammelte der Jugendliche: „Was? Ä-äh, ja bitte.“

Gedankenverloren sah er dem hochgewachsenen Mann nach und ließ dabei den Blick durchs Zimmer schweifen. Er selbst lag auf einem altmodisch aussehenden Sofa, dass bei jeder seiner Bewegungen knarzte. Davor stand ein kleiner Holztisch umgeben von zwei dazu passenden Holzstühlen. Geradeaus schaute er direkt durch die Tür, durch die Tetsu bereits zweimal verschwand und konnte im Raum dahinter eine Arbeitsfläche und einen Herd ausmachen.

Den Blick weiter nach rechts gerichtet erblickte der Grünschopf außerdem ein meterhohes Bücherregal, das bis zur Decke reichte und vollgepackt mit Büchern war. Daneben schmückte eine dunkelbraune Kommode die sonst karge Wand zwischen Bücherregal und einer geschlossenen Tür.

Das Abstellen der Tassen riss Exeon aus seinen Gedanken.

„Bitteschön. Ich hoffe er schmeckt dir.“

Flüchtig bedankte sich der Schwertkämpfer und umschlang die dampfend heiße Tasse.

„Ist das deine Wohnung?“, fragte er, den warmen Tee pustend.

Tetsu nickte, bevor er einen großzügigen Schluck trank und die Tasse wieder auf den Tisch stellte.

„Also...“, begann er, die Hände auf der Tischplatte zusammenfaltend und seinen strengen Blick auf den Jugendlichen gerichtet.

„... womit fangen wir an?“
 

„Was meinst du?“, fragte Exeon den Kopf schief legend.

„Du hast sicher einige Fragen bezüglich der heutigen Ereignisse.“

„Die hab ich wirklich...“

Nachdenklich legte er die Hand ans Kinn und schrak plötzlich erneut hoch und rief: „Verdammt, Spark!“

„Was?“

„Ja, da war ein grünes Karfunkel, aber im Eifer des Gefechts hab ich's völlig vergessen und--“

„Und liegt nun oben und schläft friedlich vor sich hin“, unterbrach ihn Tetsu sanft lächelnd.

Ungläubig fragte Exeon: „Spark gehört dir?“

„In der Tat. Und um deine nächste Frage zu beantworten: Ja, es war kein Zufall, dass du ihm öfters über den Weg gelaufen bist. Ich hab Spark nämlich damit beauftragt, ein Auge auf dich zu haben.“

Entsetzt starrte der Grünschopf ihm entgegen und stotterte: „A-aber warum?“

Tetsu atmete tief durch, bevor er antwortete: „Damit ich weiß, ob es dir gut geht. Ich weiß, was du sagen willst. Warum sollte mich dein Wohlbefinden interessieren?“

Perplex nickte Exeon.

„Ich weiß, das klingt nun verrückt aber, Lloyd ist nicht dein einziger Bruder.“

„Was?!“

Vollkommen geschockt sprang Exeon vom Sofa auf und starrte den Mann vor sich völlig entgeistert an.

„Du willst mir also erzählen, dass du ebenfalls mein Bruder bist?“

„Großer Bruder“, fügte Tetsu mit ein wenig Stolz in der Stimme an.

„Willst du mich verarschen?“

Nun war es der Blauhaarige, der verwirrt dreinschaute.

„Ich hatte also all die Jahre nicht nur einen Bruder, sondern gleich zwei, die es beide für okay befanden mich in dem Glauben zu lassen, dass ich niemanden habe? Dass mich meine Familie im Stich gelassen hat?“

Seufzend massierte sich Tetsu die Schläfe.

„Ich hatte meine Gründe.“

Ein spöttisches Lachen entrang Exeons Kehle gefolgt von lautem Gebrüll: „Natürlich hattest du die. Es gibt sicher hunderte Dinge, die wichtiger sind als der eigene verdammte Bruder!“

„Bitte senke deine Stimme.“

Nur noch lauter schrie der Grünschopf: „Du erwartest von mir, das ich ruhig bleibe, nachdem ich erfahre, dass ich zwei Brüder habe, wovon mich einer umbringen will? Was ist mit unseren Eltern, leben die auch noch und wir sind denen einfach nur scheißegal, wundern würd's mich nicht!“

Plötzlich verfinsterte sich Tetsus Blick und zornig erwiderte er: „Unsere Eltern sind für deine Sicherheit gestorben, also nein, du warst ihnen alles andere als scheißegal!“

Leicht eingeschüchtert von der Reaktion seines Gegenübers wich Exeon ein Stück zurück und blickte in die vor Wut verengten Augen des Mannes.

Eine erdrückende Stille machte sich breit, jedoch war diese nur von kurzer Dauer, denn das plötzliche Knarren der Wohnzimmertür riss beide aus ihren Gedanken. Aus dem Türspalt lugte ein junges Mädchen hervor, wobei ihr mittellanges, violettes Haar mitschwang und sanft hin und her baumelte. Verschlafen sah sie zu Tetsu herüber und stieß ein zaghaftes „Paps?“ aus.
 

„Paps?“, wiederholte der Grünschopf ungläubig, während er abwechselnd das Mädchen und Tetsu anstarrte.

Ein tiefer, langgezogener Seufzer entrang der Kehle des Mannes.

„Tut mir leid wenn wir dich geweckt haben, Amy. Wir werden ab jetzt ruhiger sein.“

Beim letzten Satz warf der Blauhaarige Exeon einen strafenden Blick zu.

„Und jetzt geh wieder schlafen.“

Enttäuscht nickte die Jugendliche, ging jedoch nicht, ohne zuvor einen neugierigen Blick auf den Grünschopf zu werfen und ihm freundlich zuzulächeln.

Vollkommen sprachlos und etwas perplex wand sich Exeon seinem Bruder zu und stammelte: „Du... bist Vater?“

„Adoptiert.“

Kopfschüttelnd ließ sich der Grünschopf auf das Sofa fallen und vergrub fassungslos das Gesicht in den Händen.

„Du hattest Zeit, ein Mädchen zu adoptieren und dich um sie zu kümmern, aber nicht um mich?“

„Als ich sie fand hat sie gerade ihre Familie verloren, du hingegen warst sicher und geborgen. Ich hatte also nicht wirklich eine Wahl.“

„Sicher und geborgen?“, wiederholte Exeon schnippisch.

„Ich bin im Heim aufgewachsen, verdammt noch mal.“

Verlegen fuhr sich Tetsu durchs Haar und atmete tief durch.

„Ich weiß, dass ich nicht der beste große Bruder bin, aber ich habe mich immer um dich gesorgt. Bei deiner Aufnahme in der Akademie war ich da und hab aus der Ferne zugeschaut. Und auch bei deiner Abschlussprüfung war ich da.“

Mit Tränen in den Augen blickte Exeon seinem Bruder tief in die Augen.

„Warum bist du nie auf mich zugekommen?“

„Was hätte ich denn sagen sollen? Hi, ich bin übrigens dein großer Bruder, der dich jahrelang nicht gesehen hat, wollen wir abhängen?“

„Wäre ein Anfang gewesen...“

Tränen kullerten über die Wangen des Jugendlichen, der niedergeschlagen den Kopf senkte.
 

„Was ist damals passiert?“

Überrascht schaute Tetsu den Grünschopf an.

„Was meinst du?“

„Du sagtest unsere Eltern gaben ihr Leben um mich zu schützen, aber warum?“

Seufzend legte der Blauhaarige die Hände in den Nacken, während er nach den passenden Worten suchte.

Schließlich blickte er wieder auf, in die strahlenden Augen Exeons, die gebannt auf den Mann gerichtet waren und erklärte: „Vor knapp vierzehn Jahren wurden wir... angegriffen. Während unser Vater und ich zurückblieben um eure Flucht zu sichern, nahm Mutter dich und Lloyd und brachte euch in Sicherheit. Ich geb' zu, ein Heim ist nicht gerade der schönste Ort, aber dorthin konnte man euch nicht folgen.“

Tetsu trank einen Schluck aus seiner Tasse, räusperte sich und fuhr fort: „Vater starb und unsere Mutter hab' ich nie wieder gesehen, aber da sie nie zurückkehrte, gehe ich nicht davon aus, dass sie noch lebt.“

Etwas ungläubig musterte Exeon sein Gegenüber.

„Wer hat uns angegriffen? Und warum?“

„Das versuch' ich herauszufinden – einer der Gründe warum ich nie persönlich auf dich zu bin. Ich wollte dich nicht in die Sache hineinziehen.“

Nachdenklich starrte der Grünschopf auf den Tisch und studierte die Maserung im Holz, dabei seine Gedanken ordnend.

„... und warum will mich Lloyd umbringen?“

„Das musst du ihn selbst fragen“, erwiderte Tetsu achselzuckend.

„Er war zwar schon als Baby schwierig, aber er hat niemals jemanden ernsthaft verletzt. Allerdings weiß ich auch nicht, was in all den Jahren im Heim passiert ist. Mein Kontakt zu ihm ist sehr... sporadisch.“

„Weil du keinen zu ihm willst?“

„Weil er jedes Mal wegrennt, wenn ich ihn finde.“

Auf Exeons spöttisches „Hmpf“ folgte ein langer Seufzer.

„Nun ja...“ begann Tetsu, während er aufstand und seinen Stuhl quietschend wegschob.

„Es war ein langer Tag und du solltest dich ausruhen. Wenn du noch Fragen hast, werde ich sie morgen gerne beantworten.“

Bevor Exeon etwas erwidern konnte, hatte der Blauhaarige eine Wolldecke aus der Kommode geholt und reichte sie dem Jugendlichen, begleitet von einem künstlich fröhlichen „Gute Nacht!“.

Völlig überrumpelt von der plötzlichen Aktion seines Bruders, sah der Grünschopf zu, wie dieser durch die Tür verschwand und ihn allein ließ.
 

Der nächste Morgen brach viel zu schnell herein und geweckt vom sanften Sonnenlicht, welches durch das Wohnzimmerfenster schien, richtete sich Exeon murrend auf. Verschlafen rieb er sich die Augen, doch kaum hatten sich diese an die Helligkeit gewöhnt, blickte er überrascht in das Gesicht Amys. Dieses löffelte gerade genüsslich aus ihrer Schüssel und lächelte dem Grünschopf kauend entgegen.

„Guten Morgen!“, begrüßte sie ihn mit ihrer quirligen Stimme.

„M-morgen...“, murmelte Exeon verschlafen.

Er räusperte sich lauthals, woraufhin das Mädchen aufstand und meinte: „Ah, du hast sicher Durst.“

Hastig huschte sie in die Küche und kehrte mit einem Glas Wasser in der Hand wieder zurück. Dieses reichte sie dem Jugendlichen, der es dankend annahm und einen großzügigen Schluck nahm. Während er das Glas abstellte, musterte er sie neugierig. Ihr violettes Haar hatte sie zu zwei seitlichen Zöpfen gebunden und ihre strahlenden Augen waren ihrerseits auf ihn gerichtet.

Bei genauerem Betrachten stellte Exeon überrascht fest, dass das linke Auge leuchtend pink war, während das andere meerblau schien.

Das Mädchen bemerkte sein Starren und fragte: „Gefallen sie dir?“

„Hm? Ä-äh, ja“, erwiderte Exeon verlegen.

„Paps meint immer, meine Augen wären was besonderes.“

„Na ja, zwei verschiedene Augen sieht man auch nicht jeden Tag.“

„Ah, du bist endlich wach?“

Überrascht blickte Exeon zur Tür, in der Tetsu stand und mit einer winkenden Bewegung die beiden grüßte.

„Und, hast du gut geschlafen?“, fragte der Blauhaarige im Vorbeigehen.

„Gut nicht, aber viel. Bin sofort eingepennt.“

„Das wundert mich nicht.“

Mit einer Tasse Tee in der Hand setzte sich Tetsu ebenfalls an den Tisch und musterte den Grünschopf.

Sich leicht unwohl fühlend keifte Exeon: „Was?“

„Ach nichts, ich... ich bin einfach nur froh dich zu sehen.“

Ein sanftes Lächeln formte sich auf den Lippen des Mannes, woraufhin der Jugendliche verlegen zur Seite sah.

„Auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, dass du erstmal eine entspannende Dusche vertragen kannst. Amy, wärst du so nett Exeon das Bad zu zeigen?“

„Klar!“

Fröhlich sprang die Jugendliche auf, packte den Grünschopf, der gerade aufstand, an seiner Hand und zerrte diesen hinter sich her.
 

Unbeholfen taumelte Exeon, geführt von Mädchen durch die Wohnzimmertür, wo er sich schließlich losriss und auf das verlegene Grinsen Amys nur mit den Augen rollte.

Den Grünschopf deutend, ihr zu folgen, ging sie fröhlich weiter.

„Du bist also Paps kleiner Bruder?“, fragte die Kleine plump.

Exeon, dessen Blick auf den Kleiderständer nahe der Haustür gerichtet, oder besser gesagt auf seinen Mantel, der dort sorgfältig aufgehangen wurde, drehte sich überrascht zu Amy und antwortete neckisch: „Jep. Und so gesehen dein Onkel.“

„Dann nenn' ich dich ab sofort Onkel Exo“, erwiderte die Jugendliche kichernd und schritt vorbei an der Küche, bevor sie die schmale Treppe am Flurende erklomm.

Während Exeon ihr die knarzenden Stufen hinauf folgte, murmelte er: „Hätte nie gedacht, dass ich mal Onkel werd'...“

Im Obergeschoss angekommen trotteten die beiden noch einige Schritte, vorbei an einem verschlossenen Zimmer, bis sie schließlich vorm Bad Halt machten.

„Drinnen liegen schon ein Handtuch und frische Wäsche bereit. Wenn du noch was brauchst, einfach rufen.“

Damit verabschiedete sich Amy auch schon wieder und sich durchs Haar fahrend, sah er dabei zu, wie sie summend die Treppe hinunterstieg und verschwand.

„Die ist ja noch aufgedrehter als Melody...“

Seufzend ging er ins Band und erblickte gleich als erstes das versprochene Handtuch samt Kleidung auf einem kleinen Schrank neben dem Waschbecken. Beim Schließen der Tür entdeckte er dann auch die in der Ecke gelegen Dusche, die er nach raschem Entkleiden betrat und das Wasser aufdrehte.

„Verdammt, tut das gut...“, stöhnte der Grünschopf, als das warme Wasser auf ihn niederprasselte.
 

Das Ächzen der Stufen verriet Amy, dass Exeon inzwischen fertig war, weshalb sie freudig vom Wohnzimmertisch aufsprang und dem Jungen im Flur entgegenkam.

„Hey Amy. Wohin kann ich meine Sachen tun?“, fragte er, seine alte Kleidung hochhaltend.

„Die kannst du mir geben.“

Exeon hatte nicht ganz die Hand ausgestreckt, da riss ihm die Jugendliche bereits seine Wäsche aus der Hand und huschte in die Küche.

„Wo ist Tetsu?“

„Oben auf dem Dach“, hallte es aus dem Zimmer heraus, bevor Amy herauslugte und mit dem Zeigefinger nach oben deutete.

„Huh, hab oben gar keinen Zugang zum Dachboden gesehen.“

Kichernd erwiderte das Mädchen: „Weil wir keinen haben. Du musst von draußen hochspringen. Das kannst du doch, oder?“

„Pff, locker.“
 

Schulterzuckend ging der Grünschopf zur Haustür, wo er sich in seine Stiefel zwängte und hinaustrat. Das Haus lag etwas abgelegen in einer der vielen Gassen des Wohngebietes der Stadt. Exeon drehte sich zum Haus selbst, ging in die Hocke und stieß sich kraftvoll vom Boden ab. An den Fenstern des Hauses vorbei sausend, packte der Jugendliche die Kante des Daches, zog sich an dieser hoch und landete geschmeidig auf den violetten Ziegeln. Relativ mittig saß Tetsu im Schneidersitz, die Augen verschlossen und keine Reaktion zeigend bis Exeon auf ihn zu trat.

„Was machst du hier?“, fragte er verwirrt und genoss den Ausblick den er hier oben auf die Stadt hatte.

„Meditieren“, erwiderte der Mann in einer sanften Stimmlage, bevor er die Augen öffnete und seine Körperhaltung lockerte.

„Hier oben stört mich in der Regel niemand. Was gibt’s?“

„Es gibt da etwas, dass ich dich fragen wollte. Eigentlich schon seit unserem ersten Treffen.“

Seufzend ließ der Grünschopf neben seinem Bruder nieder.

„Und das wäre?“

„Damals in Hyrule und auch jetzt konnte ich, egal wie sehr ich mich darauf konzentrierte, deine Aura nur ganz schwach wahrnehmen.“

„Meine Aura..?“, wiederholte Tetsu interessiert.

„Stimmt, kennst du üb--“

Plötzlich fiel ihm der Blauhaarige ins Wort: „Ja, ich kenne Auranutzer. Einst war ich auch einer.“

„W-was?“

Verblüfft starrte Exeon ihn an und bei genauerem Hinsehen bemerkte er ein ganz schwaches Wirbeln in den graublauen Augen Tetsus.

Ungläubig fragte er: „Was heißt war?“

„Ich nutze seit vielen Jahren keine Aura mehr. Mit der Zeit sind meine Fähigkeiten wohl abgeklungen. Alles was ich noch beherrsche ist das Sehen anderer Auren und das Verbergen meiner eigenen.“

Gespannt lauschte Exeon seiner Erklärung und wurde beim „verbergen“ hellhörig.

„Man kann seine Aura verbergen?“

„Hmh. Allerdings ist dein Umgang mit der Aura um weiten besser als meiner es je war, weshalb du sie wohl trotzdem schwach wahrnehmen kannst.“

Den Kopf schief legend blickte Exeon dem Horizont entgegen und betrachtete nachdenklich die Mittagssonne, welche langsam hinter der gewaltigen Mauer der Stadt hervorragte.

„Und wie funktioniert das?“

„Es ist, als würdest du die Luft anhalten, um ja keinen Mucks von dir zu geben.“

„Klingt anstrengend...“

„Nur anfangs. Mit der Zeit wird es ganz natürlich.“
 

Nach einer längeren Pause, stieß Exeon einen tiefen Seufzer aus.

Besorgt sah ihn der Blauhaarige an und fragte: „Alles in Ordnung?“

„Nicht wirklich... in letzter Zeit ist einfach so viel passiert und ich hab das Gefühl, als würde mir langsam alles entgleiten.“

„Das Gefühl kenne ich...“

Tetsus Stimme hatte einen bitteren Schmerz inne als er antwortete.

„Aber ich bin zumindest froh zu wissen, dass ich doch noch jemanden habe.“

Bei diesen Worten stahl sich ein glückliches Lächeln auf die Lippen des Mannes, doch sofort hob der Grünschopf tadelnd seinen Finger und mahnte: „Aber denk nicht, dass ich nicht mehr sauer wäre. Du hättest mir zumindest 'nen Brief schreiben können...“

Peinlich berührt erwiderte Tetsu: „Auf die Idee bin ich ehrlich gesagt nie gekommen.“

Auf Exeons ungläubigen Blick meinte er nur lachend: „Diese Zerstreutheit haben wir von unserem Vater.“

„Wie waren sie eigentlich?“

„Unsere Eltern? Nun ja, sie... haben Fehler gemacht, wie wohl jeder Mensch. Aber sie haben ihr Bestes gegeben. Vor allem Isamu.“

„Isamu?“

„Der Name unseres Vaters. Und unsere Mutter hieß Riven.“

„Isamu und Riven...“, wiederholte der Grünschopf langsam.

In seinem Kopf bildete sich ein verschwommenes Bild von ihm selbst, gemeinsam mit seiner Familie und dem, was einst hätte sein können. Eine Mischung aus Trauer und Glück überkamen ihn und eine einsame Träne kullerte seine Wange hinunter.

Auf und davon

Ein zufriedenes Stöhnen drang aus Yuëns Kehle. Er genoss die Stille die im Thronsaal herrschte, wenn Lloyd nicht da war und nutzte diese ruhigen Momente immer zur Entspannung. Ein Lächeln zeichnete sich unter seiner Maske ab, während er den Roman, welchen er gerade beendet hatte, zuklappte und auf den Tisch legte. Doch kaum hatte es sich der Blondschopf auf seinem Stuhl gemütlich gemacht und die Augen für ein Nickerchen geschlossen, bildete sich ein Schattenportal aus dem erst Kurix und dann der Rotschopf selbst traten.

Sofort hörte Yuën, wie der Jugendliche ununterbrochen Flüche in seinen nicht vorhanden Bart murmelte.

Im Wissen, es sofort zu bereuen, wandte er sich an Lloyd und fragte: „Was ist passiert?“

Als Antwort warf der Rotschopf seine halbleere Popcorn-Tüte ins Gesicht des Assassinen, bevor er sich seufzend auf seinen Thron fallen ließ und brüllte: „Alles lief genau nach Plan, aber natürlich musste Käpt'n Blaubär aufkreuzen.“

Yuën, der verwirrt das Popcorn neben seinem Buch abstellte, drehte sich mit hochgezogener Augenbraue zum zeternden Rotschopf.

„Dein älterer Bruder? Seit unserem letzten Zusammentreffen war er verdächtig ruhig. Glaubst du, er will Exeon helfen?“

„Was weiß ich?“, keifte Lloyd zurück, bevor er tief durchatmete und etwas ruhiger fort fuhr: „Aber das ist auch egal. Aquarius ist erledigt und ich hab' gesehen, wie der Mooskopf seine negative Energie in sich aufgenommen hat. Und solange wir den haben...“, er deutete auf Kurix, der sich seit ihrer Ankunft keinen Millimeter gerührt hat, „... wird er uns schon in die Arme laufen.“

Die Arme hinterm Kopf verschränkend, lehnte sich Lloyd zurück.

„Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis mein ach so geliebter Bruder endlich weiß, was es heißt zu leiden!“

Ein diabolisches Grinsen stahl sich auf die Lippen des Jugendlichen, gefolgt von einem bösen Lachen, dass die gesamte Halle erfüllte.
 

Auf Zehenspitzen schlich sich Exeon durch den dunklen Flur. In seiner Hand hielt er eine schwache Flamme, die ihm als Lichtquelle diente, in der anderen seine Waffe, sowie einen Rucksack voll mit Kleidung und Proviant. An der Haustür angekommen löschte er das Feuer mit einer schüttelnden Handbewegung, bevor er in seine Stiefel stieg und sich elegant seinen Mantel überstreifte.

„Huh, die Löcher an meinen Ärmeln sind weg“, stellte der Jugendliche flüsternd fest, als das Leder sanft über seine Arme glitt.

Vorsichtig und langsam griff er nach dem Türknauf, den er so leise wie möglich drehte und katzenartig aus der Tür huschte. Er wollte gerade die Tür hinter sich schließen, als ein lautes Räuspern ertönte. Vor Schreck zusammenzuckend, blickte der Grünschopf nach oben und entdeckte Tetsu, der vom Rand des Daches aus auf ihn herabschaute.

Mit einem Satz landete der Blauhaarige neben Exeon und fragte in einem sarkastischen Unterton: „Du willst schon gehen?“

„J-ja, ich wollte eure Gastfreundschaft nicht länger ausreizen“, erwiderte sein Gegenüber stotternd und blickte dabei verlegen hin und her.

„Und Kurix hat damit sicher nichts zu tun?“

Ein schiefes Grinsen breitete sich auf Exeons Gesicht aus, bevor er seufzte und antwortete: „Ich muss ihm helfen.“

„In deiner momentanen Verfassung hilfst du niemanden. Sogar ich merke an deiner Aura wie es dir geht und das solltest du auch.“

„Ich kann auf mich aufpassen!“

Kopfschüttelnd griff sich Tetsu an die Stirn.

„Das dachte ich damals auch...“

Ruckartig zog der Blauhaarige sein Oberteil aus und entblößte seinen muskulösen, vernarbten Oberkörper. Geschockt musterte Exeon das Antlitz seines Bruders und je länger er hinschaute, desto mehr Narben konnte er ausmachen. Unzählige Schnitte, verteilt über Brust, Bauch, Schultern, Rücken und Armen, verewigt in der Haut des Mannes.

Der Anblick ließ den Grünschopf schlucken, während er vollkommen sprachlos Tetsu anstarrte.

„Jede dieser Narben ist ein Beweis für meine Leichtsinnigkeit und meinen Hochmut und ich würde sowohl dir, als auch Lloyd gerne dieses Schicksal ersparen.“

Tetsus Worte waren voller Bedauern und nachdem er seinen Pullover wieder angezogen hatte, wandte er sich erneut an Exeon: „Ich werde dir helfen deinen Freund zu retten, aber das war's. Wir gehen, schnappen ihn und verschwinden. Ich werde euren kleinen Disput nicht unterstützen.“

„Klei-kleiner Disput? Er will mich umbringen!“, fauchte der Jugendliche erzürnt.

„Das werde ich ihm schon noch ausreden.“

Nach einem genervten Seufzer gab Exeon klein bei.

„Meinetwegen. Aber wenn es er oder ich heißt, werde ic--“

Der Grünschopf stockte mitten im Satz, als er das starke Leuchten in seiner Hosentasche bemerkte.

Panisch rief er: „Verdammt, nicht jetzt!“

Völlig perplex sah Tetsu mit an, wie das Leuchten immer stärker wurde und Exeon mit einem Ruck in die Luft katapultierte und irgendwo am Firmament verschwand.
 

Gebannt blickte ein Junge in den nächtlichen Sternenhimmel und beobachtete das Schauspiel das sich ihm bot. Unzählige Sternschnuppen stürzten vom Himmel hinab in das strahlend blaue Meer unter ihm und schlugen Wellen, die sich in den bernsteinfarbenen Augen des Jungen spiegelten.

Seufzend fuhr er sich durch sein wildes, nussbraunes Haar.

„Diese Welt ist einfach zu klein...“

Mit einem Ruck hievte sich der Braunschopf hoch und wollte gerade gehen, als eine gewaltige Sternschnuppe seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Hm?“

Neugierig folgte sein Blick dem herabfallenden Stern, bis dieser schließlich auf einer der umliegenden Inseln aufprallte und eine riesige Staubwolke aufwirbelte.

„Das seh ich mir genauer an!“

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht hastete der Junge los Richtung Einschlagstelle.
 

Jammernd richtete sich Exeon auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Er ignorierte den Hustenreiz in seinem Hals und blickte sich um, während sich langsam der Staub legte. Die Aussicht, die ihm nun bot, raubte ihm regelrecht den Atem. Wohin das Auge auch reichte, sah er nichts als das funkelnde Meer und den klaren Nachthimmel. Über dem Meer schwebten ein dutzend Inseln, mindestens vierzig Meter über dem Meeresspiegel.

Doch am meisten verschlug es ihm die Sprache, als er sich umdrehte und in das Antlitz einer riesigen, futuristisch wirkenden Stadt blickte, die gut hundert Meter in der Luft verharrte, umgeben von einem andauernden Meteoritenschauer.

„Wooow...“, stammelte der Grünschopf, doch riss er sich von dem wundervollen Panorama ab und murmelte: „Verdammt, keine Zeit für sowas, ich muss zurück zu Kurix!“

Genervt zog er den Sternensplitter hervor und brüllte diesen an: „Bring mich zurück!“

Aus einem Gebüsch, nicht weit von Exeon entfernt, beobachtete der Braunschopf gespannt das Schauspiel, wobei sein Blick vorallem auf dem glitzernden Kristall in der Hand des Schwertkämpfers verharrte.

„Hm?“

Plötzlich sah Exeon direkt zu dem Busch, in dem sich der Junge versteckte und panisch flüsterte dieser: „Seh' mich nicht, seh' mich nicht, seh' mich nicht!“

„Ich seh dich.“

Verdammt, brüllte der Braunschopf innerlich, bevor er aus dem Gebüsch hüpfte und vorsichtig auf Exeon zu trottete.

„Hey, ich , äh... hab gesehen, wie du aus dem Himmel gefallen bist. Dachte mir, vielleicht brauchst du Hilfe, falls du den Fall überhaupt überlebst.“

„Danke, mir geht’s gut...“, erwiderte der Grünschopf ein wenig perplex.

„Tut mir leid, aber ich hab keine Zeit, ich muss dieses verdammte Teil zum Laufen bringen!“

„Ah, bist du damit hergekommen?“

Inzwischen hatte der Braunschopf den Jugendlichen erreicht und begutachtete den Sternensplitter interessiert.

„Ja, das Wegkommen ist eher das Problem...“

Nachdenklich legte er eine Hand ans Kinn und fragte: „Wegkommen, im Sinne von, in eine andere Welt fliegen?“

Exeon nickte genervt.

„Kannst du eigentlich schwimmen?“

Verwirrt blickte Exeon hoch und schenkte seinem Gegenüber einen fragenden Blick.

„J-ja, warum fra--“

„'Tschuldige.“

Aus einer Drehung heraus verpasste er dem Grünschopf einen Tritt in die Magengrube, der diesen aus dem Gleichgewicht brachte und an die Kante der Insel schob. Blitzschnell riss der Braunschopf ihm den Sternensplitter aus der Hand und rief ihm winkend zu: „Ist nichts Persönliches!“, bevor er davon rannte.

Indes verlor Exeon nun vollends den Halt und stürzte die Klippe hinunter in die Tiefe. Nur sein wütender Schrei, gefolgt von einem lauten Plätschern war zu hören.
 

Klitschnass und völlig außer Atem erreichte Exeon endlich den Strand.

„Dieses verdammte Arschloch!“, brüllte er und schlug mit der Faust in den Sand.

Zähneknirschend rappelte er sich auf und durchsuchte die Gegend nach der Aura des Diebes. Und tatsächlich, nicht weit von sich konnte er die Aura des Jungen erkennen und raste sofort los.

„Ich bring dich sowas von um!“, fluchte Exeon, während er mühsam über den weichen Sand rannte, der Aura immer näher.

Es dauerte auch nicht lange, als er ihn endlich sehen konnte und laut schrie: „Bleib stehen, Mistkerl!“

„Uh oh...“, murmelte der Junge verschwitzt und sprintete zur Küste.

„Denk nicht mal dran!“

Wutentbrannt formte der Grünschopf einen Eiskristall in seiner Hand, den er direkt nach ihm schleuderte. Bedrohlich zischte das Eis durch die Luft und formte beim Aufprall eine gewaltige Frostsäule, deren Umfang selbst Exeon beeindruckte. Im letzten Moment sprang der Braunschopf panisch ins Wasser und tauchte unter, kurz bevor die Kälte die Stelle über ihm einfror.

„Seit wann ist meine Magie so stark?“, murmelte Exeon erstaunt, schüttelte aber schnell seine Bewunderung aus seinem Kopf und eilte dem Dieb hinterher.

Hastig durchsuchte er das Wasser nach diesem, fand jedoch nur seine immer mehr verschwimmende Aura.

„Komm schon, du kannst nicht ewig unter Wasser bleiben.“

Nervös tippte der Schwertkämpfer mit seinem Fuß auf und ab, während er darauf wartete, dass der Langfinger wieder auftauchte. Vergeblich.

„Komm schon...“

Aus Exeons Wut und Ungeduld wurde langsam eine Ungewissheit und Verzweiflung, mit jedem Zentimeter, die sich die Aura von ihm entfernte. Schließlich verschwand die Silhouette gänzlich, sehr zum Unmut des Grünschopf.

„Verdammte Scheiße!“, brüllte er, den Tränen nahe und feuerte einen enormen Blitz ins Wasser, der dieses im Bruchteil einer Sekunde durchquerte und den ganzen See unter Strom stellte.

Niedergeschlagen sank der Jugendliche zu Knie.

„Wie komm ich jetzt bloß hier weg?“
 

„Hey Kleiner, will'se die gesamte Fischflora hier grillen, oder wat?“

Deprimiert schaute Exeon zu einem etwas dicklichen Fischer, der gerade mit Korb und Angelrute bewaffnet an den Strand kam. Seufzend richtete er den Blick wieder nach vorn, bevor er das Gesicht in seiner Armbeuge verkroch und einen genervten Seufzer ausstieß.

„Net der gesprächige Typ, wat?“

Leicht außer Atem setzte sich der Mann neben den Grünschopf und legte seine Ausrüstung neben sich in den Sand. Sein Blick war auf das Meer gerichtet, als er tief einatmete und dem Jungen einen kräftigen Klaps auf den Rücken gab.

„Dat war aber auch ein gewaltiger Blitzschlag, mein Lieber. Bist wohl net die hohe Äthermenge hier oben gewohnt, huh?“

„Äther... menge?“, wiederholte Exeon leise.

„Haste in 'ner Schule net aufgepasst? Der Äther umgibt diese Welt, er fließt durch alles und versorgt uns mit der nötigen Energie.“

„Hm, klingt eigentlich wie Mysth.“

Verwirrt sah ihn der Angler an: „Wat für 'en Mist?“

„Nicht so wichtig. Ich... hören Sie, jemand hat mir etwas sehr wichtiges gestohlen und ist einfach da abgetaucht.“ Exeon deutete auf die ungefähre Stelle, an der er Kohaku verloren hat.

„Irgend'ne Möglichkeit, dass der Dieb woanders auftaucht oder außergewöhnlich lang die Luft anhalten kann?“

Etwas erstaunt zupfte der Mann an seinem Hut und meinte: „Du fragst Sachen, Kleiner. Wie biste bitte hierhergekommen, wenn du net mal sowas weißt?“

„Können Sie bitte einfach meine Frage beantworten?“, erwiderte Exeon sichtlich genervt.

„Scho' gut, scho' gut. Wenne einfach da unten weitertauchst, landeste im Wald von Makna. Dort ist wahrscheinlich auch dein Dieb hin.“

„Danke!“

Ohne zu zögern sprang der Grünschopf, mit neuer Hoffnung in den Augen ins Meer. Kopfschüttelnd beobachtete der Mann, wie der Jugendliche abtauchte und in den Tiefen des Meeres verschwand.

„Komischer Bengel...“
 

Unterdessen schwamm Exeon gegen die leichte Strömung, die sich ihm entgegenstellte an und näherte sich immer weiter etwas, das wie eine riesige Baumkrone aussah.

Puh, langsam wird die Luft knapp...

Mit einer Handbewegung erzeugte er eine Windsphäre um seinen Kopf, die die umliegenden Wassermengen verdrängte und dem Schwertkämpfer einen kleinen Sauerstoffbonus gab.

Wenn dieser Äther sich wirklich gleich verhält wie Mysth, bedeutet das, dass ich in dieser Welt über deutlich stärkere Magie verfüge. Das sollte ich auf jeden Fall zu meinen Vorteil nutzen.

Inzwischen trennten nur noch wenige Meter Exeon von dem Meeresgrund, allerdings überkam ihm schleichend ein mulmiges Gefühl im Bauch. Statt einem festen Erdboden erblickte er vor sich einen großräumigen Wald, deren Bäume von oben wie ein grüner Ozean erschienen.

Plötzlich wurde Exeon von einer starken Strömung erfasst, die ihn hilflos in die Tiefen zog und unkontrolliert umherwirbelte. Panisch wedelte er mit den Armen, unterdrückte den Drang auszuatmen, als ihm der Druck regelrecht in den Bauch hämmerte. Für eine Sekunde dachte der Grünschopf, seinen letzten Atemzug zu nehmen, als er aus dem Meer über sich fiel und rücklings in einen kleinen See unter sich stürzte.

Endlich wieder Kontrolle über seinen Körper, stieß sich Exeon vom Grund des Teichs ab und kaum hatte er die Oberfläche erreicht, schnappte er hastig nach Luft. Er kämpfte sich gerade so zum Ufer, wo er sich tief Luft holend hinlegte und einiges an Wasser aushustete.

„Was zum tollwütigen Behemoth ist gerade passiert?“, stammelte er keuchend.

Noch immer nach Luft ringend setzte sich der Jugendliche auf und versuchte sich zu beruhigen.

„Ganz ruhig, ich darf den Kerl nicht entwischen lassen.“

Er schüttelte sein nasses Haar und fasste sich nachdenklich an die Schläfe.

„Der musste sicher auch diese Tortur mitmachen, also kann er nicht weit sein.“

Hastig drehte sich der Grünschopf um, nur um erneut in das Antlitz eines Fremden zu blicken,bloß dass er dieses Mal nicht erkennen konnte, was es darstellen soll.

„Hallo kleiner Hom-Hom. Bist du auch auf Flucht vor bösem Hom-Hom?“

„W-was?“

Ungläubig musterte Exeon das kleine, eiförmige Wesen vor sich. Ein kuschelig weiches Fell schützte es vor Kälte und seine großen Ohren dienten ihm als Ersatz für seine winzig kleinen Gliedmaßen, wie man an diesem Exemplar gut erkennen konnte. Dieses trug nämlich einen Weidenkorb, beinahe so groß wie es selbst, mit den diesen und bestaunte Exeon neugierig mit seinen schwarzen Knopfaugen.

Nur für sich selbst hörbar murmelte der Grünschopf: „Ich vermute mal, mit Hom-Hom sind Menschen gemeint...“, bevor er sich an das pelzige Wesen vor sich wandte.

„Also ist hier ein weiterer... Hom-Hom durchgekommen?“

„Ganz recht!“, antwortete es nickend, wobei sein gesamter Körper mit wippte und es beinahe den Inhalt seines Korbes ausschüttete.

„Ist noch gar nicht lange her. Ist großen Baum runter gerannt. Faselte was von Makna-Fällen.“

„V-vielen Dank, äh.., entschuldige die Frage, aber was bist du?“

„Rasha sein Nopon.“

„Hm, ein Nopon also... Egal, ich muss los, nochmals danke, Rasha!“

Hastig eilte Exeon davon, während der kleine Nopon ihm mit seinem großen Ohr hinterherwinkte.
 

Sein Weg führte ihn entlang eines schmalen Pfades nebst des gewaltigen Baumes, der inmitten des Waldes thronte. Ein Blick über das spärlich angebrachte, kniehohe Geländer offenbarte die schwindelerregende Höhe des hölzernen Pfeilers. Nach einigen Metern führte der Weg durch einen großen Bogen, der in die Baumrinde geschnitzt wurde ins Innere, wo Exeon kurz inne hielt und sich mit geweiteten Augen umsah.

„Woah!“

Fasziniert blickte er den hohlen Baum hinab, vorbei an mehreren Ebenen, die gefüllt mit winzigen Häusern, leuchtenden Kugeln und geschäftigen Nopon waren. Wie auch außen, gab es hier einen Weg, der am Rand des Stammes entlang führte, jedoch auch einige, schmale Hängebrücken, die sich wie feine Faden durch das System zogen und zusätzliche Verbindungen schufen.

Im Zentrum, über einer kleinen Plattform, konnte Exeon den See, in dem er vorhin landete erkennen. Auch wenn etliche Äste den Grund des Sees umgaben, gab es für den Grünschopf keinen ersichtlichen Grund, warum das Wasser nicht einfach davon floss, sondern an Ort und Stelle verharrte.

„Diese Welt ist der Wahnsinn...“, murmelte er voller Begeisterung, doch besann sich wieder auf sein eigentliches Ziel.

Er schloss die Augen um sich besser zu konzentrieren und erfasste alle Auren innerhalb des Dorfes, auf der Suche nach dem Sternensplitterdieb.

Angestrengt überprüfte er jede Aura, die auch nur ansatzweise Ähnlichkeiten aufwies, bevor er zur nächsten sprang.

„Hab ich dich!“

Weiter unten fand er die Aura seines Diebes und bei genauerem Hinsehen konnte Exeon ihn auch ausmachen. Dieser schien sich angeregt mit einem der Nopon zu unterhalten und hatte seinen Verfolger allem Anschein nach noch nicht bemerkt.

„Diesmal entwischst du mir nicht!“
 

Flink machte er sich auf den Weg, vorbei an aufgeregten Bewohnern, die den Fremden interessiert hinterherschauten und gesellig miteinander tuschelten. Schnellen Schrittes überquerte der Schwertkämpfer eine Brücke nach der nächsten auf seinem Weg nach unten, wobei sein Blick immer wieder an den verschiedensten Dingen hängen blieb, wie beispielsweise eine altmodisch wirkende Fabrik, in dem ein Schaufelrad, groß genug um in jeden Becken einen Nopon zu tragen, munter seine Runden drehte oder die leuchtenden Sphären die überall verteilt waren und sich bei genauerem Hinsehen als zusammengepresste Blütenpollen entpuppten.

Allerdings verweilte er nie zu lange an einer Stelle und eilte weiter hinunter, bis er schließlich auf der richtigen Ebene ankam und ihn nur noch wenige Meter von seinem Ziel trennten. Doch plötzlich wurde Exeon von einem der Nopon lauthals mit: „Hallo, Hom-Hom!“ begrüßt.

Unter seinem Atem fluchte Exeon: „Verdammter Mist“ und hechtete sofort auf den Dieb zu, der durch das Geschrei auf ihn aufmerksam wurde und die Beine in die Hand nahm.

„Bleib stehen!“, brüllte der Grünschopf im Laufen und formte eine Auraflamme in seiner Hand, bereit zum Abwurf.

Jedoch ließ er das Feuer mit einer lockeren Handbewegung erlöschen, beim Gedanken an die ganzen unschuldigen Bewohner.

„Baum und Feuer, keine gute Idee.“

Genervt sprintete er, dem Dieb dicht auf den Fersen, runter auf die letzte Ebene, vorbei an einem kleinen, azurblauen Teich und unter einem meterhohen Torbogen, der geradewegs auf eine breite Holzbrücke führte.

So, hier gefährde ich aber niemanden mehr!

Ohne zu stoppen, zog Exeon sein Schwert und mit einer weit ausholenden Bewegung lud er die Klinge mit Aura und Windmagie auf. Daraufhin erfolgten drei geschickte Schwerthiebe, mit denen er rasend schnelle Windklingen erzeugte, die gnadenlos auf den Braunschopf zurasten. Allerdings wich dieser mit schnellen Seitwärtssprüngen aus und erreichte das Ende der Brücke – einen kleinen Turm, der geradewegs ins Herz des Waldes führte. Wutentbrannt feuerte der Grünschopf mit Aurablitzen um sich, die jedoch alle ihr Ziel verfehlten.

Der Langfinger kam in der Zwischenzeit auch am Ende der Turmplattform an, von der er sich mit einem gewagten Sprung in die Tiefe warf. Ohne mit der Wimper zu zucken stürzte sich Exeon hinterher und indem er seine eigene Aura hinunterzog, landete er noch vor dem Jugendlichen am Boden. Seinen kleinen Vorsprung nutzend zückte er seine Klinge und schlug horizontal nach dem Braunschopf, der jedoch im selben Moment am Boden eintraf und um Haaresbreite unter dem schneidenden Stahl vorbei rollte. Einen lauten Wutschrei ausstoßend ging der Schwertkämpfer zum nächsten Angriff über, doch verfehlte erneut sein Ziel.

Beinahe panisch hechtete der Dieb in den dicht bewachsenen Wald und huschte zwischen den vielen Bäumen hindurch.

„Hör auf wegzurennen, du ele--“

Im letzten Moment wich Exeon nach hinten aus und entging so den Klauen eines mannshohen Reptil, das den Jugendlichen mit seinen zwei Köpfen hungrig anstarrte und bedrohlich seine Zähne bleckte. Verstört musterte er den kleinen Kopf, der in der Halsbeuge des großen Schädels lag und die lodernde Flamme auf dem Rücken der Echse, doch wich dem Entsetzen schnell wieder blanke Wut.

„Ich hab keine Zeit für Missgeburten wie dich!“

Mit einem Schwertschlag wehrte er den Schnappangriff des raptorartigen Ungetüms ab und zog mit aller Kraft die Klinge mitten durch dessen Schnauze. Während die obere Gesichtshälfte zu Boden klatschte, setzte Exeon mit einem vertikalen Hieb nach und trennte sauber den Hals vom Körper. Leblos sackte der kopflose Körper zusammen.

Keuchend murmelte Exeon: „Okay, wo bist du hin?“

Konzentriert suchte er die Gegend nach der Diebesaura ab, ohne Ergebnis.

„Scheiße!“

Zornig rammte er seine Waffe in den Boden, bevor er verzweifelt neben dieser auf die Knie sank. Mit den Tränen kämpfend starrte der Jugendliche hoffnungslos in den unendlich weiten Wald vor sich.

Mit zitternder Stimme hauchte er: „Ich sitz' hier fest...“
 

„Warte mal!“

Hastig wischte sich Exeon sein verheultes Gesicht am Ärmel ab und rappelte sich mühsam auf.

„Der hat doch mit diesem Nopon geredet. Vielleicht weiß der ja weiter.“

Er machte auf der Stelle kehrt und eilte auf dem schnellsten Weg zurück ins Dorf. Dort angekommen schaute er sich sofort nach dem potenziellen Informanten um. Zu seinem Glück musste der Grünschopf nicht lange suchen, bis er fündig wurde. Umringt von aufeinandergestapelten Kisten, sowie Schalen voller Obst und Früchte saß der Nopon gemütlich hinter seinem Tresen und winkte eventuellen Kunden zu.

Auch Exeon winkte er zu sich heran, als er diesen erblickte und begrüßte ihn mit einem herzhaften: „Guten Tag, Hom-Hom. Möchtest du bei Pelupelu einkaufen? Pelupelu hat ganz leckere Früchte, sein alle Mjam-Mjam!“

„N-nein, danke. Allerdings könnt Ihr mir hoffentlich anders helfen.“

Der Grünschopf bemühte sich, möglichst freundlich zu klingen.

„Oh, wie kann Pelupelu denn helfen?“

„Ähm, ich bin auf der Suche nach dem Men--, ich meine Hom-Hom, mit dem Ihr vorhin geredet hat. Irgendeine Ahnung, wo er hin wollte?“

Nachdenklich verschränkte der Nopon seine Ohren und summte ein lautes: „Hmmmmm...“

Plötzlich schnippte er mit seinem linken Ohr und meinte: „Ja, Junge wollte Proviant kaufen für Weg zu Makna-Fälle.“

„Stimmt, der Nopon oben hat auch etwas in der Richtung gesagt...“, murmelte Exeon vor sich hin, bevor er fragte: „Und wie komm ich am schnellsten zu den Makna-Fällen?“

„Ganz einfach, müssen nur Weg auf Karte folgen. Pelupelu hat Karte übrig für Hom-Hom, einen Moment.“

Mit einem Hopps verschwand der Händler hinter seinem Tresen und wühlte wie wild in einer Kiste herum, bevor er rief: „Gefunden!“ und wieder auf seinen Platz hüpfte. Mit seinem Ohr überreichte das kleine Wesen dem Jugendlichen eine vergilbte Karte. Dankend nahm Exeon sie an und faltete sie direkt auf.

„Da, Hom-Hom sehen? Makna-Fälle auf Karte markiert sein.“

„Stimmt, ich seh's. Vielen Dank, Pelupelu!“

Mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedete sich Exeon von dem Nopon, bevor er sich abermals auf den Weg machte.
 

„So, wie komm ich jetzt am besten dahin?“

Sorgfältig studierte der Grünschopf die Karte in seinen Händen, ehe er sie zusammenrollte und unter seinen Gürtel schob.

„Dann mal los...“

Seufzend setzte er sich in Bewegung und schritt schnellen Schrittes durch den schier unendlich wirkenden Wald, wobei er fasziniert den Blick umherschweifen ließ. Sein Weg führte ihn auf einem schmalen Trampelpfad zwischen den unzähligen Bäumen vorbei und ein Schwenk zum Himmel offenbarte meterlange Hängebrücken, die über das Blättermeer hinweg führten und damit eine sichere Alternative zum Bodenweg bildete. Denn wie Exeon bemerkte, war der Wald voller wilder Geschöpfe, die mit den meisten Reisenden kurzen Prozess machen würden und dem Grünschopf leichtes Unbehagen bereiteten.

Plötzliches Stampfen riss den Jugendlichen aus seiner Bewunderung und angespannt, die Hand am Schaft seiner Waffe, sah er in das Dickicht der Bäume. In rasender Geschwindigkeit galoppierte eine silberhäutige Kreatur mit langen Beinen und einem enormen, klingenartigen Horn auf dem Kopf hervor. Seine mächtigen Hufen trommelten über den Boden und sein Blick wirkte beinahe panisch, als es geradewegs an Exeon vorbei rannte. Nur Sekunden später stürmte ein löwenartiges Biest, dessen verfilztes Fell an Herbstlaub erinnerte hinterher, gefolgt von zwei weiteren Artgenossen. Eine der Bestien warf dem Grünschopf einen Respekt einflößenden Blick zu, sowie ein hungriges Knurren, bevor sie weiter ihrer Beute nachjagte.

Exeon, der bisher wie versteinert da stand, schaute den Kreaturen einen Moment noch hinterher, ehe er erleichtert seinen Griff löste und aufmerksam weiter schritt.

„Zum Glück waren die nicht hinter mir her...“
 

Die nächsten Stunden vergingen vergleichsweise ereignislos, bis sich die Sonne langsam senkte und Exeon in der Ferne eine gewaltige Baumwurzel entdeckte, die sich von einem Hügel hinüber zum nächsten schlängelte. Auf dieser von Natur erschaffenen Brücke nistete eine Horde, menschengroßer Vögel, deren Aussehen dem von Eulen nicht unähnlich war. Das sanfte Heben und Senken der Brust eines jeden Vogels deutete darauf, dass sie schliefen, woran der Grünschopf auch nichts ändern wollte, weshalb er sich höchst bedacht und auf Zehenspitzen fortbewegte.

Schön weiterschlafen. Ich will hier nur kurz durch und dann seid ihr mich für immer los. Nur noch ein paar Meter un--

Wie aus dem Nichts ertönte aus der Ferne ein ohrenbetäubender Schrei, der wie ein metallisches Wiehern klang.

„War ja klar...“

Beinahe zeitgleich rissen die monströsen Eulen die Augen auf und starrten auf Exeon, welcher nur wenige Schritte von ihnen entfernt war. Bedrohlich breitete jede ihre vier Flügel aus und kreischten im Chor, bevor sie sich mit einigen Flügelschlägen von der Wurzel erhoben und aggressiv auf den genervten Grünschopf stürzten. Hastig zog er seine Waffe und wehrte den ersten Angreifer geschickt ab, ehe er dem aufsteigenden Gegner nachsprang und mit hell erleuchteter Klinge zustach. Mühelos bohrte sich der Stahl durch die hohlen Knochen des Brustkorbs und hinterließ eine klaffende Wunde, nachdem Exeon sein Schwert wieder hinauszog.

„Einer hin, drei im Sinn.“

Die Leiche als Sprungbrett nutzend, segelte der Schwertkämpfer durch die Luft, dem nächsten Monster entgegen. Dieses schlug mit seinen mächtigen Klauen nach dem Jugendlichen und fing dessen Schwerthieb damit gerade so ab. Blitzschnell reagierte Exeon jedoch darauf und schwang sich an seiner Waffe hoch, wodurch er hoch in die Luft flog. Nun über seinem Gegner schwebend, schleuderte Exeon einen Aurablitz auf diesen, ehe er hinunter sauste, sein Schwert packte und im Sturzflug einen Drehschlag vollführte, der die geschockte Eule in zwei Hälften teilte.

Hastig richtete er sich auf und erwartete die verbliebenen Gegner, die sich nun gleichzeitig auf ihre Beute stürzten. Ein siegessicheres Grinsen stahl sich auf das Gesicht des Jungen, während er seine Klinge mit Windmagie füllte und vier rapide, vertikale Schläge ausführte, die alle in jeweils einer rasend schnellen Windklinge mündeten. Panisch flatterten die Gegner umher bei ihrem verzweifelten Versuch auszuweichen, doch vergebens. Schmerzensschreie erfüllten die Luft, als die Klingen ihr Ziel trafen und die Flügel ihrer Opfer abschnitten, sodass diese hilflos zu Boden fielen.

„Zeit, das hier zu beenden.“

Mit einem kraftvollen Sprung hastete Exeon auf seine Gegner zu und hauchte ihnen mit zwei gezielten Schlägen das Leben aus, noch bevor sie den Boden erreichten. Zufrieden schob der Grünschopf sein Schwert zurück in dessen Scheide und atmete tief durch, den Blick dabei auf den feuerroten Horizont gerichtet.

„Ich sollte mich beeilen...“
 

Die letzten Strahlen der Abendsonne kündeten die hereinbrechende Nacht an und erschöpft hockte Exeon auf einem umgestürzten Baumstamm. Im schwachen Licht suchte er auf der Karte nach einem geeigneten Platz zum Rasten.

„Ich bin gerade am Mahr-Wasserloch...“

Seine Worte wurden vom sanften Plätschern des Wassers zusätzlich untermalt.

„Ah, da hinten ist ein abgelegener Platz.“

Mit einem Ruck hievte er sich hoch, packte die Karte wieder weg und marschierte entlang eines kleinen, versteckten Weges zu einem verborgenen, grünlich leuchtenden Weiher. Staunend betrachtete Exeon das kristallklare Wasser und den hellen Schein, der von dessen Grund ausging und unzählige Glühwürmchen anlockte, die zum Pulsieren des Lichts tanzten.

„Sieht doch ganz gemütlich aus.“

Seufzend ließ sich der Grünschopf auf dem weichen, vom Moos bedeckten Boden nieder, streckte sich ausgiebig und sah hinauf zum sternenbedeckten Firmament. Nachdenklich schloss Exeon die Augen und dachte an seine Heimat. An den letzten Abend vor seiner Prüfung, in der er von der Schulmauer aus den Sternenhimmel beobachtete. Und vor allem an seine Freunde.

Wie es ihnen wohl geht? Ob sie überhaupt an mich denken?

Er stieß einen tiefen Seufzer aus und schüttelte den Kopf.

Was red' ich mir da bloß ein, wenn sie so wären, wären sie wohl kaum meine Freunde. Verdammt, was ist nur los? In letzter Zeit werden meine Gedanken immer negativer...

Die Augen öffnend streckte er seine rechte Hand empor und erschuf eine grüne Aurasphäre in seiner Hand, doch irgendetwas war anders. Seine sonst so sanft pulsierende Aura wirbelte wild und ohne festes Muster umher. Kleine Energieströme peitschten aus der Sphäre, nur um wieder von der Aura selbst hineingezogen zu werden. Und inmitten des satten Grüns erkannte Exeon statt dem üblichen hellblauen Schimmer, einen schwarzen, unheilvollen Fleck, der unkontrolliert in alle Richtungen schwankte. Es wirkte beinahe so, als wolle die Schwärze aus ihrem grünen Gefängnis ausbrechen und alles um sich herum verschlingen.

Schluckend und den Blick voller Angst ballte der Jugendliche die Hand zur Faust und erstickte damit die Aurasphäre im Keim. Hastig wischte er sich den Schweiß von der Stirn und atmete einmal tief durch.

Ganz ruhig, das hat sicher nichts zu bedeuten... hoffe ich.

Plötzlich ertönte ein lautes Magenknurren und riss den Jugendlichen aus seinen Gedanken.

„Stimmt, ich könnte etwas zu essen vertragen.“

Stöhnend setzte er sich auf und schaute sich suchend um, fand jedoch nichts außer gähnenden Leere um sich herum.

„Verdammt, wo ist meine Tasche.“

Er überlegte fieberhaft, wo er seinen Rucksack das letzte Mal gesehen hatte und je weiter er gedanklich zurückging, desto panischer wurde sein Blick.

„Ich muss ihn wohl oben am Meer verloren haben...“

Genervt schlug er mit der Faust auf den Boden.

„Alles nur wegen diesem scheiß Dieb! Wenn ich den erwische...“

Niedergeschlagen ließ er sich nach hinten auf das zarte Moos fallen und richtete abermals sein Blickfeld auf den Sternenhimmel.
 

Schreiend, sowie schweißgebadet schreckte Exeon hoch. Er keuchte und rang nach Luft, während er sich mit beiden Händen durchs Gesicht fuhr, ehe diese durch sein verschwitztes Haar und schlussendlich in seinem Nacken ineinander griffen.

„Nur... ein Traum...“, hauchte er mit zitternder Stimme.

Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, kroch er zum Weiher hinüber, wo er an der Reflektion seiner selbst hängen blieb. Geschockt musterte er seine tiefen Augenringe und seinen abgekämpftes Äußeres, schüttelte jedoch hastig den Kopf, warf sich eine handvoll Wasser ins Gesicht und wusch sich anschließend gründlich ab. Kaum war er damit fertig, erinnerte ihn sein grummelnder Bauch daran, was für einen unvorstellbaren Hunger er hatte. Seufzend schnallte sich Exeon sein Schwert um und machte sich auf, raus aus den kleinen Hain und hinaus in den Wald.

„Zeit, was jagen zu gehen.“

Zu seinem Glück musste er nicht weit laufen, der Grünschopf am Wasserloch eines der gestrigen Geschöpfe, ein pferdeartiges Kreatur mit großem Klingenhorn, erblickte. Dieses näherte sich zaghaft und aufmerksam dem Ufer, um seinen Durst zu stillen.

„Hm, was diese Löwen fressen können, kann ich sicher auch...“

Mucksmäuschenstill schlich er sich im Schutze des Waldes an seine Beute heran, weiterhin auf die Auren der Umgebung bedacht, um nicht erneut durch höhere Gewalt aufzufliegen. Nur noch wenige Meter trennten Exeon von der anmutigen Kreatur.

Jetzt oder nie!

Schlagartig sprang der Grünschopf aus dem Gebüsch hervor und feuerte einen Eiskristall direkt auf die Beine seines Opfers. Nicht in der Lage zu flüchten, schlug dieses wild mit seinem großen Horn um sich. Nur knapp konnte Exeon die herab sausende Klinge mit der eigenen abwehren, ehe er seine Waffe an der scharfen Kante des Horns hinauf zog und mit einem kraftvollen Stich die Halsschlagader durchbrach. Sofort lehnte sich der Jugendliche zur Seite um nicht vom herausschießenden Blut erwischt zu werden und löschte das Eis zu Füßen des Leichnams mit einem schwachen Feuerzauber, sodass dieser problemlos umfallen und ausbluten konnte.

„Ich sollte nicht zu lange warten, bevor ich noch was weiß ich was anlocke.“

Von einem der naheliegenden Bäume zupfte sich der Grünschopf ein riesiges Blatt ab, das er sorgfältig im Wasser wusch und dann neben den Kadaver legte.

Das Gesicht verziehend meinte Exeon: „Jetzt zum unangenehmen Part...“

Er zückte erneut seine Klinge und trennte mit wenigen, geschickten Handgriffen genug Fleisch für sich ab, welches er auf das Blatt neben sich legte.

„Das sollte reichen. Hm...“

Interessiert beäugte er das Horn, der Bestie und nach kurzer Überlegung schnitt er auch dieses kurzerhand ab. Aus dem Blatt faltete er ein kleines Bündel, dass er in die Hand nahm, das Horn hingegen verstaute er unter seinem Gurt. Seufzend sah Exeon noch einmal in die leeren Augen seines Opfers, ehe er zu seinem Nachtlager zurückging, allerdings nicht ohne zuvor eine halbwegs starke Windböe zu erzeugen.

Ein gequältes Lächeln zierte seine Lippen, während er murmelte: „Der Geruch sollte irgendwas anlocken, so ist der Rest wenigstens nicht verschwendet.“
 

Genüsslich biss Exeon vom Fleischsspieß in seiner Hand ab.

„Wenn ich diesem Weg folge, lande ich am Wandererrastplatz“, kaute er vor sich hin.

„Eventuell ist dort auch gerade der Dieb, zuviel Vorsprung sollte er jedenfalls nicht haben.“

Nachdem er den letzten Bissen herunter geschlungen hat, stand der Grünschopf auf und löschte das Lagerfeuer vor sich. Marschbereit sah er gen Himmel, der grellen Mittagssonne entgegen.

„Ich sollte mich beeilen.“

Nach einem letzten prüfenden Blick, um sich zu vergewissern, dass er nichts vergessen hatte, ging er hastig los. Trotz seines Tempos erreichte der Grünschopf sein Ziel jedoch erst gegen späten Abend. Kurz verschnaufend lehnte er sich an die große Säule, die am Rastplatz aufgestellt war und schaute sich suchend um. Er entdeckte ein ausgebranntes Lagerfeuer, doch aufgrund der noch glimmernden Holzkohle schlussfolgerte er, dass es noch vor kurzem brannte.

„Weit kann er nicht sein...“

Nachdenklich legte er die Hand ans Kinn und durchkämmte die Gegend nach der Aura des Braunschopfs. Erschrocken riss er die Augen auf und sah sich hektisch um, als er die Aura nur wenige Meter von sich entfernt spürte.

Plötzlich ertönte das ratschende Geräusch eines Reißverschlusses und aus einem Busch heraus trat der gesuchte Dieb, der Exeon genervt anschaute und jammerte: „Kann man nicht mal mehr in Ruhe aufs Klo?“

Kochend vor Wut zischte der Grünschopf: „Du kannst meinetwegen in aller Seelenruhe dein Geschäft erledigen, wenn du mir einfach wiedergibst, was mir gehört!“

„Oh, wenn du so fragst, werde ich dir natürlich dein Kristallding wieder geben.“

Misstrauisch legte Exeon den Kopf schief, ehe der Braunschopf zu einem Überraschungsangriff ausholte und mit voller Wucht nach seinem Gegenüber trat. Doch wider Erwartens, packte der Schwertkämpfer kurzerhand den Fuß des Langfingers und warf diesem einen wütenden Blick zu.

„Ist es zu spät um sich zu entschuldigen?“, fragte der Jugendliche mit leichter Panik in seiner Stimme.

„Jetzt ja.“

Nun griff Exeon auch mit der anderen Hand nach dem Bein des Diebes und riss diesen regelrecht vom Boden. Er drehte sich mehrmals um die eigene Achse, bevor er seinen Kontrahenten kraftvoll davon schleuderte und im direkten Anschluss eine Aurasphäre hinterherschickte.

Schreiend wirbelte der Braunschopf durch die Luft, schaffte es jedoch, Halt an einem dicken Ast zu finden und sich gefahrlos abzufangen. Jedoch bemerkte er nicht die Aurasphäre, die direkt auf ihn zusteuerte.

„Oh oh....“

Von der Wucht der Explosion davongerissen, flog er abermals durch die Luft und prallte unsanft am Boden auf, wo er sich mehrfach überschlug.

„Jetzt bekommst du's auf keinen Fall wieder...“
 

Stöhnend rappelte sich der Braunschopf auf. Während Exeon sein Schwert zog und brüllend auf ihn zuraste, blickte er panisch zu einer meterlangen Hängebrücke, die über eine tiefe Schlucht führte. Mit einem Rückwärtssalto wich der Dieb dem wütenden Angriff des Grünschopfs aus und brachte diesen mit einem Kick gegen die Schläfe zu Boden. Bevor sich sein Gegner aufgerichtet hat, sprintete er los zur Brücke, so schnell er konnte und ohne zurückzublicken.

„Bleib stehen!“, brüllte Exeon und nahm die Verfolgung auf.

„Kämpf doch mal, anstatt immer nur wegzurennen!“

Der Braunschopf schüttelte im Laufen den Kopf und erwiderte lediglich: „Sorry, aber ich hab besseres zu tun.“

Kurz vorm Ende der Brücke, zog der Dieb ein Messer aus seiner Hosenbeintasche, hechtete mit einer Sprungrolle nach vorne und kappte mit einer eleganten Drehung die Seile, die das wacklige Holzkonstrukt oben hielt. Doch statt Angst oder Panik erblickte er diesmal wilde Entschlossenheit in den Augen des Grünschopfs.

„Nicht noch einmal, du verdammtes Arschloch!“

Geistesgegenwärtig bildete Exeon eine Auraplattform unter seinen Füßen und ignorierte die herabstürzende Brücke unter sich. Mit einem kräftigen Sprung segelte er auf die Klippe zu, wo sein Gegner erstaunt zuschaute und seinen Augen nicht trauen konnte.

„Verdammt, hartnäckig ist er ja...“

Hastig drehte er sich um und rannte davon, bevor Exeon nach der Kante griff und sich so schnell er konnte hochzog.

„Er... darf nicht... nochmal entwischen...“, keuchte er und raste hinterher.

Immer mehr verlor der Schwertkämpfer seinen Gegner aus den Augen, bis er vor einem kleinen Höhleneingang zum Stehen kam und sich erschöpft an der Wand anlehnte.

Nach Luft schnappend drohte er: „Wenn ich dich erwische...“

Jagd mit Hindernissen

Nach einer kurzen Atempause stürmte Exeon, trotz des mulmigen Gefühls in seinem Bauch dem Dieb hinterher in die Tiefen des Erdreiches. Dem schmalen Höhlenschacht folgend, bemerkte der Jugendliche recht schnell ein schwummrig grünes Licht in der Ferne. Je weiter er fortschritt, desto satter wurde das Licht, bis er endlich das Ende des Gangs und das Innere der Höhle selbst erreichte. Der sich hier bietende Anblick ließ den Grünschopf vor Überwältigung kurzzeitig stocken.

„Was zum...“

Pflanzen, so wie Exeon sie noch nie gesehen hat, schossen aus dem Erdreich, sowie der Decke hervor und ihre strahlende, weiß-grüne Oberfläche erklärte das surreale Licht innerhalb der Grotte. Kopfschüttelnd riss sich der Grünschopf aus seiner Bewunderung und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung, den Blick suchend umherschweifend.

„Aha!“

Hinter einem mannshohen Stalagmiten erahnte er die Aura des Diebes. Grimmig festigte er den Griff um sein Schwert, holte aus und schleuderte eine messerscharfe Windklinge nach dem Tropfstein. Mühelos glitt die magische Klinge durch den Fels und verfehlte nur um Haaresbreite den Braunschopf, welcher sich in letzter Sekunde duckte.

Mit blanker Panik in den Augen, richtete er sich wieder auf und brüllte: „Alter, willst du mich umbringen?“

„Tatsächlich war das meine Intension, ja!“

Ein beherzter Sprung zur Seite rettete den Dieb vor dem Folgeangriff des wütenden Grünschopfs, bevor er sich abrollend aufstellte und davon hechtete. Exeon dicht auf den Fersen, erreichte der Braunschopf einen metertiefen Abgrund an dessen Grund ein gelber See zu erkennen war. Seufzend trat er einen Schritt zurück um dann mit Anlauf hinab zu springen. Eine riesige Welle schlagend kam er auf der harten Wasseroberfläche auf, sich vor Schmerz krümmend, während er langsam zum Grund sank.

Den Schmerz ignorierend, stieß er sich vom Wasserbett ab und schwamm zum Ufer, wo er tief Luft holend aus dem Wasser kletterte. Im Augenwinkel sah er bereits seinen Verfolger, der kerzengerade ins kühle Nass eintauchte und ohne Umschweife aus dem Wasser aufstieg.

„Was im Namen des Bionis ist dieser Typ verdammt noch mal?!“

Während Exeon aus dem See kraxelte, sah er den von Angst ergriffen Braunschopf davon rennen.

„Langsam reicht's mir...“

Zähneknirschend feuerte er einen enormen Blitz, doch statt auszuweichen, drehte sich sein Kontrahent um und beschwörte mit einer flüchtigen Handbewegung ein kristallartiges Schlüsselschwert in dieser, mit dem er den Blitz mühelos abfing und mit einer weiteren schwungvollen Bewegung zum Boden ableitete. Unglauben übermannte Exeons Wut, als er perplex die von Blitzen durchzuckte, bernsteinfarbene Klinge seines Gegners betrachtete.

„Ein Schlüsselschwert?“
 

Nun war es Exeons Gegenüber, welches grimmig dreinblickte und zum Angriff überging. Gekonnt schwang er mehrfach seine kristallene Klinge nach dem Grünschopf, ehe er seine Kombo mit einem herunterstürzenden Schlag beendete, dessen Wucht Exeon auf die Knie zwang.

Verdammt, er ist stärker als er aussieht...

Schlagartig senkte er die Kraft, mit der er seine Waffe schützend über sich hielt, sodass der Braunschopf an der glatten Klinge abrutschte. Eine darauffolgende Sprungrolle schuf etwas Distanz zwischen den Kontrahenten. Im Aufstehen drehte sich Exeon seinem Gegner wieder zu und feuerte mehrere Aurasphären ab. Doch diesmal wirkte der Braunschopf unbeeindruckt, ganz im Gegenteil. Seine Mundwinkel waren zu einem breiten Grinsen hochgezogen und nach einer ausholenden Bewegung warf er sein Schlüsselschwert nach seinem Feind.

Auf seinem Flug erwischte das Schwert jede Aurasphäre und ließ diese regelrecht zerbersten, bevor es auf Exeons Klinge traf, der mit einem beidhändigen Schlag den Angriff abwehrte. Während der Schlüssel durch die Luft trudelte, stürmte der Grünschopf auf den vermeintlich wehrlosen Braunschopf zu. Doch kurz bevor er zuschlagen konnte, ertönte ein zischendes Geräusch hinter Exeon, gefolgt von einem grellen Leuchten in der Diebeshand und dem Schlüsselschwert zurück in deren Griff. Der Braunschopf nutzte den Überraschungsmoment und konterte mit zwei schnellen, diagonalen Schlägen um seinen Gegner zurückdrängen. Kurz darauf setzte er mit einer Sprungattacke nach, deren Stärke Exeon die Waffe aus der Hand schlug.

Sofort holte der Langfinger erneut aus, doch diesmal wich der Grünschopf mit einem eleganten Rückwärtssalto aus, bevor er den gewonnen Schwung nutzte, um abermals abzuspringen und seinem Gegner einen Tritt mit beiden Beinen zu verpassen. In der Zeit in der der Braunschopf hilflos nach hinten kippte, landete Exeon sicher am Boden, stieß sich jedoch unverzüglich vom Boden ab, sodass er einen Rückwärtssalto ausführte. Noch in der Luft schoss er einen gewaltigen Feuerball nach seinem Kontrahenten, dessen Explosion sowohl sich, als auch seinen Feind davon schleuderte.

„Au... ich muss hier echt aufpassen mit meiner Magie...“

Hustend, die Hand vor sich herfächernd, richtete sich Exeon auf und schaute sich suchend um. Durch die dicke Rauchschwade vor sich erkannte er eine immer kleiner werdende Silhouette.

„Jetzt geht das wieder los.“

Einen genervten Seufzer ausstoßend hetzte er aufs Neue dem Burschen hinterher.
 

Entlang eines weiteren schmalen Ganges, gelangte Exeon nach draußen und fand sich auf einer Klippe in schwindelerregender Höhe wieder. Panisch blieb er kurz vorm Abgrund stehen und schaute hastig hin und her. Der Blick in die Tiefe verriet ihm, dass er sich auf einer riesigen Steinstatue zweier Frauen befand, gehauen in den grauen Granit. Am Fuße der gigantischen Skulptur befand sich ein steinerner Steg, der über seichtes Gewässer führte, unter einem großen Säulentor hinab ins sumpfige Tal. Staunend betrachtete der Grünschopf das Panorama und die blau leuchtenden Bäume, von denen ein violett-blauer Nebel aufstieg und das gesamte Gebiet in einen mythischen Schleier hüllte.

Staunend murmelte er: „Diese Welt schlägt echt alles, was ich bisher gesehen habe...“

Im unteren Augenwinkel entdeckte er plötzlich den Dieb, der hastig an einigen Efeuranken hinunter kletterte. So schnell ihn seine Beine trugen, rannte Exeon die Klippe entlang, bis er auf einen, nicht zu tief gelegen Vorsprung sprang. Während er diesen Vorgang wiederholte, feuerte er mehrere Windklingen nach seinem Ziel.

Eine der Böen erwischte den Braunschopf am linken Unterarm und hinterließ einen tiefen Schnitt, aus dem sofort das warme Blut des Jungen quoll. Der Schmerz der Wunde durchzuckte den gesamten Arm, wodurch er den Halt verlor und wenige Meter zu Boden stürzte.

„Mist, ich muss ihn irgendwie abschütteln...“

Mit wenigen, schnellen Handgriffen riss er ein Stück seines Shirts ab, das er provisorisch um seine Wunde band, gleichzeitig sah er sich genauer nach einem geeigneten Fluchtweg um. An einer Stelle wirkte der Grund des Sees bedeutend tiefer, tief genug, um aus großer Höhe einzutauchen.

„Was soll's?“

Sofort raste der Braunschopf los, gerade rechtzeitig, da Exeon die gleiche Ebene erreichte und bedrohlich sein Schwert schwang. Einer nach dem anderen sprinteten sie den Granitvorsprung entlang, bis der Dieb mit dem Kopf voran hinab sprang. Erschrocken stockte der Grünschopf kurz, bis er sah, wie sein Kontrahent sicher im Wasser eintauchte und davon schwamm.

Seufzend trat Exeon ein Stück zurück und murmelte seufzend: „Dann wieder ab ins kühle Nass...“ ehe er elegant hinterher sprang.
 

Kaum tauchte er in das kristallklare Wasser ein, wurde er von einer starken Strömung erfasst, die ihn durch einen schmalen Höhlengang zog und schlussendlich an einem niedrigen Wasserfall ausspuckte. Keuchend und hustend kroch der Grünschopf ans Ufer und fluchte leise vor sich hin.

„Ich will nie wieder schwimmen gehen...“

Plötzlich ertönte ein schrilles Fauchen und nichts Gutes ahnend blickte Exeon hoch, ins Antlitz einer menschengroßen, zweibeinigen Echse.

„Ach kommt schon....“

Ehe er sich bewegen konnte, vernahm er hinter sich das schwingende Geräusch einer Keule, gefolgt von einem harten Schlag gegen seinen Hinterkopf und der ihn übermannenden Bewusstlosigkeit.
 

Benommen öffnete Exeon seine Augen. Die Sicht verschwommen, hob er den Kopf und sah in der Ferne einige Echsenmänner, die aufgeregt hin und her rannten und sich gegenseitig anfauchten und seltsame Klickgeräusche mit ihrer Zunge machten.

„Verdammt, mir brennt der Schädel...“, hauchte der Grünschopf aus seiner trockenen Kehle.

Beim Versuch seine Hand zu heben, stellte er zu seinem Leidwesen fest, dass diese fest hinter seinem Rücken gefesselt war. Er rollte mit den Augen, ehe er in der rechten Hand eine Flamme erzeugte, die rapide wuchs und die Handgelenke des Jugendlichen aufflackern ließ. Während das Feuer seine Fessel löste, spürte er selbst nicht mehr als eine glühende Hitze. Dank dem glatten Felsen, an den er lehnte, sah niemand etwas vom dem Feuer, geschweige denn, dass der Grünschopf nun frei war.

Okay, wie stell ich das am besten an? Mein Schwert hat eine dieser Echsen, das hab ich vorhin gesehen...

Langsam ließ er den Blick umherschweifen und anhand der nicht sonderlich weit reichenden Ebene auf der er sich befand, sowie der etwas dünnen Luft, schlussfolgerte Exeon, dass er sich auf einer hochgelegen Plattform befinden muss.

Flucht nach vorne ist nicht möglich, außer ich will mein Glück herausfordern, was die Höhe dieser Klippe betrifft.

Plötzlich traf eine Erschütterung die Plattform und ließ die Erde unter ihn erbeben.

Was war das denn?

Die nun noch angespannteren Reptilienmenschen verstummten sofort und richteten sich dem Grünschopf zu, der nur den Kopf schief legte und einen verwirrten Blick zurückwarf. Abermals erzitterte die Erde, dicht gefolgt von weiteren Erschütterungen, die in immer kürzeren Abständen erfolgten. Exeons Augen weiteten sich vor Schreck, als er die Quelle der Beben spürte und diese immer näher kam.

Ach, du heiliger Chocobo...
 

Wie aus dem Nichts erschien eine riesige Spinne, welche die Klippenwand hoch gekraxelt kam und deren schrilles Fauchen die Luft erfüllte. Das Gesicht verziehend hielt sich Exeon die Ohren zu und sah angewidert mit an, wie das Ungeheuer los stapfte und dabei mit einem ihrer langen, beharrten Beine eine der Echsen durchbohrte. Den mitleiderregenden Todesschrei ihres Opfers schien die Spinne nicht einmal zu bemerken. Im Augenwinkel sah der Grünschopf, wie der Reptilienmensch mit Exeons Waffe in der Hand fliehen wollte.

„Nichts da, nochmal lass ich mich nicht beklauen!“

Mit einer flüchtigen Handbewegung griff der Jugendliche nach der Aura des Flüchtigen und hielt ihn an dessen Fußgelenk, sodass dieser lauthals zu Boden stürzte. Aufmerksam drehte die Riesenspinne ihren Kopf zu der vor ihren Füßen liegenden Echse und biss dieser mit einer gezielten Schnappbewegung den Kopf, sowie einen Teil des Arms und Schulter ab. Gierig geiferte das Ungetüm mit seinen Fangzähnen, als es sich ihrem nächsten Opfer näherte. Hastig rannte Exeon los, vorbei an der Echsenleiche, die er so gut es ging ignorierte.

Doch kaum hatte er seine Waffe aufgelesen, hörte er das immer näher kommende Stampfen der Spinne hinter sich und sprang beherzt nach vorne, zwischen den stelzenartigen Beinen des Monsters hindurch. Um Haaresbreite entging er ihrem tödlichen Biss, doch blieb ihm keine Zeit zum Verschnaufen, da das Biest damit begann, hektisch mit seinen Beinen nach dem Grünschopf zu stochern. Mit einem geschickten Schwerthieb wehrte Exeon eine der hinab sausenden Gliedmaßen ab, bevor er mit blitzschnellen Hieben die Unterseite der Spinne bearbeitete. Zwar schützte der harte Chitinpanzer die Bestie vor dem Gröbsten, doch drangen einige Schläge durch die Panzerung und hinterließen tiefe Schnitte. Vor Schmerz aufschreiend ließ die Spinne ihren wuchtigen Körper zu Boden fallen.

Sofort richtete sich die Spinne wieder auf und stocherte ohne Unterlass nach dem Jugendlichen, der ihrem vorherigen Angriff nur knapp entgehen konnte und auch diesmal nur mühsam ausweichen konnte. Dabei erwischte die Spinne die leblose Echse und das laute Knacken von Knochen war zu hören, als ihr Bein abermals den schuppigen Körper durchstach. Dies lenkte das Ungeheuer ab, lange genug, dass Exeon seine Waffe mit Aura verstärken konnte und mit einem Sprungangriff zwei der acht Beine abhackte. Während sich das Ungetüm abfing, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, bildete der Grünschopf eine Feuerkugel in seiner Hand, die er auf den Hinterleib seines Gegners warf. Dieser ging lichterloh in Flammen auf und von Panik ergriffen torkelte das Monster unbeholfen umher, sich immer wieder gegen die umliegenden Steine werfend, in der Hoffnung, das Feuer zu löschen.

Doch dies sollte der Spinne nicht vergönnt sein, da Exeon bereits die nächste Flamme in der Hand hielt, die er mit etwas Windmagie versah und dem Biest mitten ins Gesicht schoss. Eine riesige Explosion erhellte den dunklen Nachthimmel und hüllte die Umgebung in ein orangenes Licht, bevor sie sich wieder verdunkelte und das sanfte Licht der Bäume wieder erkennbar war.

Exeons Ohren schrillten noch immer vom lauten Knall, weswegen er kaum sein eigenes Husten vernehmen konnte. Während der Rauch sich lichtete und der Geruch vom verbrannten Fleisch in seine Nase stieg, sah sich der Grünschopf um und erhaschte beim Blick über den Klippenrand einen Blick auf die verkohlten Überreste der Spinne, welche zusammengekauert am Grund des Tals lagen. Exeon schlussfolgerte, dass die Wucht der Explosion das Monster hinunter geschleudert hatte.

Achselzuckend schaute er sich weiter um und entdeckte endlich wonach er suchte – einen schmalen Trampelpfad, der sicher nach unten führte. Seufzend musterte er ein letztes Mal die Leichen der Echsenmänner, die hier verstreut lagen und machte sich schließlich an den Abstieg, sowie seinem eigentlichen Ziel.
 

„Hiyaaa!“

Tetsus Schrei hallte durch die leeren Straßen der Stadt, als er mit einem einzigen Hieb seines Claymores gleich drei Another besiegte. Ein geschafftes Keuchen drang aus seiner Kehle, als er die massive Klinge in den Boden rammte und sich an dieser abstützte.

„Puh, die Biester sind noch wilder als sonst. Irgendetwas scheint sie – oder besser gesagt Lloyd – in Aufregung versetzt zu haben...“

Nachdenklich rieb sich der Blauhaarige das Kinn und murmelte weiter: „Ich hab da auch schon eine Vermutung, was der Grund dafür sein könnte. Hm?“

Überrascht blickte er in das Antlitz mehrerer Another, die sich mit gezückten Klingen auf ihn stürzten. Doch noch bevor Tetsu reagieren konnte, zischte die Schneide eines gewaltigen Katanas durch die Luft und hinterließ nichts als Rauch von den Bestien. Verblüfft fiel seine Sicht auf Illua, die elegant ihre Waffe zurück in die Scheide gleiten ließ und dem Mann ein verlockendes Grinsen schenkte.

„So sieht man sich wieder“, hauchte sie verführerisch.

„Nach unserer letzten Begegnung solltest du eher das Weite suchen, Weib.“

Tetsu schien nicht sonderlich angetan von ihrem Schauspiel.

„Spießig wie immer...“

Beleidigt spielte die Frau mit eine ihrer eisblauen Haarlocken.

„Und du äußerst verzweifelt, wenn du bei mir auftauchst.“

„Dir kann man wohl gar nichts vormachen, was?“

Ihre Augen funkelten den Schwertkämpfer lustvoll an.

„Und da du anscheinend weißt um was geht, tu uns beiden den Gefallen und verrate mir einfach, wo sich dein Bruder befindet.“

„Tatsächlich bin ich derzeit selbst auf der Suche nach ihm.“

Ein spöttisches Lachen ihrerseits ertönte.

„Und das soll ich glauben? Wo du doch so gerne den Beschützer mimst?“

Argwöhnisch zog Tetsu eine Augenbraue hoch, gefolgt von einer seufzenden Antwort: „Ich weiß wirklich nicht, wo sich Exeon befindet, warum sonst sollte ich wohl gerade in dieser Welt sein?“

Gespielt enttäuscht fuhr Illua mit der Hand zum Schaft ihrer Waffe und sah herausfordernd ihr Gegenüber an.

„Dann eben auf die harte Tour...“

Abermals stieß Tetsu ein genervtes Stöhnen heraus und zog sein Schwert aus dem kalten, steinernen Boden.
 

Inzwischen hatte Exeon ein gutes Stück Strecke zurückgelegt und befand sich nun auf einer kleinen Insel inmitten des Sumpfes. Schmale Holzstege verbanden das winzige Eiland mit dem Festland, sodass man trockenen Fußes hinüber konnte. Zwei schulterhohe Fackeln spendeten etwas Licht und nun, da es allmählich dämmerte und die Morgensonne ihre ersten Strahlen über den Horizont warf, fiel es dem Grünschopf immer schwerer, die Augen offen zu halten.

Geschafft ließ er sich neben eine der Fackeln nieder und nutzte die kurze Verschnaufpause um seine Gedanken zu ordnen.

Falls dieser verdammte Dieb nachts Pausen einlegt, sollte ich ihn bald eingeholt haben. Nur muss ich geschickter an die Sache gehen, sonst entwischt er nur wieder.

Ein tiefes Seufzen erklang und er schloss für einen Moment die Augen und genoss die Stille, die nur ab und an vom Kröten der Frösche unterbrochen wurde.

Ich will doch einfach nur zu Kurix...

Wie aus dem Nichts erschien nur wenige Meter vor Exeon ein schwarzes Portal, aus dem eine ihm nur allzu bekannte, vermummte Gestalt trat und diesen vor Schreck zusammenzucken ließ.

Y-yuën?!

Der Assassine stöhnte jammernd herum und murmelte: „Wo steckt dieser Mooskopf nur?“

Mucksmäuschenstill richtete sich Exeon auf und tapselte auf Zehenspitzen an Yuën heran, der ihn anscheinend nicht zu bemerken schien. Wie in Zeitlupe griff er nach seiner Waffe und zog diese so langsam er konnte, doch wurde er für eine Sekunde zu schnell und das schrille Quietschen des Metalls warnte den Blondschopf, der sich sofort umdrehte und beim Anblick Exeons mehrere Meter nach hinten sprang. So entging er dem sonst tödlichen Schlag des Jugendlichen und wirkte leicht geschockt als er in das Gesicht seines Angreifers blickte, das keinerlei Anzeichen von Skrupel zeigte.

„Wow, du warst auch mal netter.“

„Und du weniger gesprächig“, keifte Exeon zurück.

Nur für sich selbst hörbar flüsterte Yuën: „Also entweder funktioniert Lloyds Plan besser als gedacht oder er hat 'nen verdammt schlechten Tag gehabt...“

„Wenn du was zu sagen hast, dann bitte laut und deutlich, Mistkerl!“

„Huh?“

Mit einer schnellen Bewegung zur Seite wich der vermummte Mann zur Seite aus und spürte den Windhauch der an ihm vorbeiziehenden Klinge.

„Nur wegen dir und diesem verdammten Drecksack von einem Bruder ist dieser ganze Scheiß überhaupt erst passiert!“

Wütend schwang Exeon abermals sein Schwert, verfehlte jedoch erneut und holte zum nächsten Schlag aus.

„Hey, nicht so hastig. Ich bin nicht hier um zu kämpfen.“

Perplex stoppte der Grünschopf und schenkte seinem Gegenüber einen fragenden Blick.

„Ich möchte dir ein Angebot unterbreiten.“

„Das da wäre?“ Skepsis lag in der Stimme des Jugendlichen und kampfbereit festigte er den Griff um seine Waffe.

„Ich bringe dich zu Kurix, dann kannst du ihn befreien und meinetwegen machen was du willst.“

Spöttisch erwiderte Exeon: „Pah! Und das soll ich dir glauben?“

„Glaub was du willst. Aber anscheinend kannst du nicht aus eigener Kraft hin, sonst wärst du es bereits. Oder schätze ich dich da falsch ein?“

Ein verschmitztes Grinsen zierte Yuëns Lippen und nur widerwillig schüttelte Exeon den Kopf.

„Du bist schlauer als du aussiehst.“

„Ich tu mal so, als hätte ich das nicht gehört...“

Mit einer Schnipsen öffnete der Assassine das Portal und deutete dem Jugendlichen mit einer einladenden Armbewegung, einzutreten.

Das ist doch hundertprozentig eine Falle, andererseits ist das gerade mein einziger Weg zu Kurix...

Exeon seufzte niedergeschlagen und machte einen Schritt vor, stockte jedoch mittendrin.

Nein, das wäre dumm. So komme ich zwar hin, aber ohne Sternensplitter nicht mehr weg. Wenn ich jetzt mitgehe, liefer' ich mich selbst aus!

„Kommst du jetzt?“, fragte Yuën leicht ungeduldig.

„T'schuldige, aber ich muss dein Angebot dankend ablehnen!“

Ohne Vorwarnung feuerte der Grünschopf eine Aurasphäre nach seinem Gegner und raste mit gezückter Klinge auf diesen los.
 

Wie einen Schild hielt Tetsu sein Claymore vor sich und wehrte damit die Schattensphären Illuas ab, ehe er mit einem schwungvollen Hieb konterte, der wiederum von ihr abgeblockt wurde. Ihr Katana mehrfach in der Hand drehend, schlug Illua auf ihren Kontrahenten ein, der sich erneut hinter seinem schützenden Schwert versteckte, bevor sie sich mit einem eleganten Sprung hinter ihn beförderte und zu einer Stichattacke ansetzte. Doch bevor sie den Angriff ausführen konnte, wurde ihr Bein von einer magischen Kette umschlungen, die sie nach hinten zog und regelrecht durch die Luft schleuderte.

Mühelos fing sich die Frau jedoch und bombardierte Tetsu mit magischen Angriffen, sodass sie problemlos landen und mit rasender Geschwindigkeit auf ihren Gegner zu schnellen konnte. Nur knapp konnte der Schwertkämpfer ihren Schlag abwehren und wurde immer weiter vom aggressiven Kampfstil seiner Kontrahentin in die Defensive gedrängt.

„Also beim letzten Mal hast du eine deutlich bessere Figur abgegeben, mein Lieber.“

Gespielt gelangweilt antwortete der Blauhaarige: „Hm? Verzeih, ich war in Gedanken.“

Sein Versuch sie zu provozieren schien Früchte zu tragen, da ihre Schläge immer unbedachter wirkten. Kaum zeigte sich eine Lücke in ihrem Angriffsmuster, verpasste er ihr einen Kinnhaken, der sie von den Füßen riss und erneut in luftige Höhe beförderte.

Aus der Drehung heraus schleuderte Tetsu sein Claymore nach der Frau, allerdings wich diese behände aus und nutzte die Klinge als Sprungbrett, um sich von oben herab auf ihren Gegner zu stürzen.

Während sie nach unten sauste, rief sie herausfordernd: „Ist das etwa alles, was du drauf hast?“

Seufzend schüttelte der Mann mit dem Kopf, ehe er seine Waffe an der daran befestigten Kette wieder zu sich zog und den wuchtigen Schlag ihrerseits locker abwehrte.

„Wie du willst...“

Das Schwert in der Hand drehend, rammte er es in den Boden und nutzte diese als Säule um Schwung zu holen, um der gerade landende Illua einen mächtigen Tritt zu verpassen, der sie mehrere Meter davon schleuderte. Hastig rappelte sich die Schwertkämpferin auf und bildete eine dunkle Sphäre in ihrer Hand, bereit zum Abfeuern, wurde jedoch erneut vom Blauhaarigen überrumpelt. Dieser warf eine Kette geradewegs nach ihr, die sich um ihre Hand wickelte und bevor sie reagieren konnte, zog Tetsu sie zu sich heran, nur um ihr einen weiteren Schlag mit der Faust zu verpassen.

Blut hustend, krümmte sich Illua am Boden zusammen und hörte nur Tetsus Schritte, welche kurz vor ihr stoppten, ehe der Blauhaarige ihr einen verachtenden Blick zu warf und sprach: „Bleib liegen!“

Ihre kühle Fassade wahrend erwiderte die Frau: „Du würdest doch niemals einem Menschen etwas tun.“

„Wie du bereits sagtest – mir kannst du nichts vormachen. Ich weiß, was du bist.“

Blankes Entsetzen machte sich in ihrem Gesicht breit und beinahe panisch schleuderte sie eine dunkle Magiesphäre nach Tetsu. Während er zur Seite wich, sprang die Frau auf und flüchtete in einen dunklen Korridor.

„Und da geht sie hin... Nun gut, ich sollte mich auch wieder auf die Suche nach Exeon machen. Vielleicht hat Spark ja inzwischen etwas gefunden.“
 

Funken flogen, als Exeons Klinge auf die von Yuën traf, begleitet von einem metallischen Klirren. Fast zeitgleich holten beide aus, doch statt zuzuschlagen zückte der Blondschopf seinen Revolver und schoss aus nächster Nähe ab. Mit einem gekonnten Schlag zerteilte der Jugendliche die Kugel noch in der Luft und schleuderte seinerseits eine Auraflamme nach dem Schützen um weitere Schüsse zu verhindern. Zwar konnte Yuën die Flamme abwehren, war jedoch schutzlos dem nachfolgenden Kick ausgeliefert. Während er ein Stück zurück torkelte, ging Exeon bereits zur nächsten Attacke über.

Mit einer lockeren Handbewegung warf Exeon sein Schwert einige Meter in die Luft, sprang hinterher und segelte, einen Salto schlagend gen Boden. Hastig hob Yuën schützend sein Katana vor sich, verlor durch die Wucht des Schlages jedoch den Halt und damit seine Waffe.

„Verdammt...“, murmelte er, ehe er sein zweites Katana zog und den nächsten Schwerthieb Exeons ablenkte.

Im Bruchteil einer Sekunde warf der Blondschopf ein Magazin Patronen in die Luft, öffnete schwungvoll die Revolvertrommel, wobei die benutzten Projektile hinausfielen und zog ruckartig die Waffe hoch, sodass die neuen Geschosse perfekt in der Trommel landeten, die durch den Schwung zuklappte.

Ohne zu zögern feuerte er mehrmals auf die Beine seines Gegners, doch dieser erschuf blitzschnell einen Auraschild, an dem die Kugeln einfach abprallten und zu Boden kullerten. Aus einer Drehung heraus formte Exeon den Schild zu einer Sphäre, die er mit Blitzmagie versah und auf Yuën schoss. Schmerzhaft verzog der Assassine das Gesicht, als ihn der Blitz durchzuckte und seinen gesamten Körper lähmte. Als er dann Exeons Klinge auf sich herab sausen sah, kniff er verzweifelt die Augen zu, reagierte jedoch überrascht, als er statt dem kalten Stahl nur die grobe Parierstange auf seinen Kopf aufschlagen spürte. Bewusstlos sank Yuën zusammen, während der Grünschopf seine Waffe verstaute und seinem Gegner einen wehleidigen Blick schenkte, ehe er davon rannte.

„Ich hoffe, dass ich das nicht eines Tages bereue...“



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Kommentare zu dieser Fanfic (33)
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Von:  Gilgamesch09
2017-04-30T17:26:10+00:00 30.04.2017 19:26
Puh ich hate schon schlimmes befürchtet. Deshalb bin ich jetzt umso erleichterter nach dem ich denn text gelesen habe.
Zuerst hoffe ich das nicht mit unter meine Kritik dazu geführt hat das du mit deinen kapiteln unzufrieden bist das wehre dann nämlich nicht meine absiecht gewesen.
Ansonsten freue ich mich darauf zusehen was sich an der Geschichte fernendern wird und hoffe gleichzeitig das ich nicht zu lange warten muss um die neue Geschichte zu Lessen.
Was dien persönlichen Probleme angeht kann ich dir nur sagen das die Eigenstellung es so hinzunehmen wie es ist und das beste daraus zu machen die richtige ist und wünsche dir viel erfolg diese Methode an dein Leben heranzugehen behältst.

Wen du etwas neues zu Lessen hast würde ich mich über eine Info per nachricht freuen da ich durch die aktuelle menge an arbeit nicht regelmäßig alle Geschichten die ich gerne Lesse überprüfen zu könne.

Ok das Wars dann auch von meiner Seite, es ist schön das du noch da bist und ich irgendwann Soul Blade auch mal zu ende Lessen kann. Ansonsten wünsche ich noch einen wundervollen entspanten tag und wir Lessen und dann hoffentlich ballt bei Soul Blade 2.0 wieder.
Antwort von:  ExeonAureas
30.04.2017 20:32
Keine Angst, deine Kritik hat das genaue Gegenteil bewirkt. Ohne die hätte ich wahrscheinlich nicht mal so weit geschrieben. ^^'
Wie bereits erwähnt will ich eine kurze Pause einlegen, deswegen kann ich auch noch nicht sagen, wann das erste Kapitel kommt. Aber ich werde auf jeden Fall schauen, dass es nicht länger als drei, vier Monate ist.
Jup, die Ansicht hab ich inzwischen auch, nur das Umsetzen ist noch etwas schwierig.

Sobald es was gibt, bist du einer der ersten der's erfährt! ;D

Es freut mich, dass du ebenfalls noch da bist und noch immer solches Interesse zeigt. Ich wiederhole mich wahrscheinlich, aber vielen Dank! Es bedeutet mir wirklich viel!
Ich hoffe das auch du einen tollen Resttag hast und das man sich bald wieder liest!~
Von:  Gilgamesch09
2017-01-06T21:06:46+00:00 06.01.2017 22:06
So ich melde mich dann auch mal wider.
Nur eine kurze Erklärung warum ich erst jetzt wider was schreibe ich war jetzt drei Wochen im Urlaub in Spanien was mir die zeit nam zu Lessen die nachricht von dir hat mich nicht gestört keine sorge :)

Aber nun zum kapitel beziehungsweise zu den zwei kapiteln.
Ich muss zugeben das ich keinen plan habe was das für eine Welt sein soll genauso wenig weis ich nicht wer der braunhaarige Langfinger mit dem Keyblade war es ich glaube zwar nicht das es ein bekanter Charakter ist bin mir aber nicht sicher da es wirklich viele braunhaarige Keyblade träger gibt.
Die kämpfe waren allesamt gut gelungen. Der Kampf gegen Illua war mein Favorit unter den kämpfen schön geschrieben und vorfallendem spanend da das ende nicht abzusehen war. Jedoch wirft dieser Kampf fragen auf. Was meinte Tetsu mit ich weis was du bist? ist sie ein Nimand oder ein Alien Vielleicht sogar ein Gott? Nun gut zweites eher nicht.
Das Exeon Yuën am leben gelassen hat war überraschend da es für in keinen nutzen hat in am leben zu lassen das Angebot ist nämlich zumindest aus seiner Sicht eine falle. Aber er ist nun mal noch gut im herzen die frage ist nur wie lange noch?
Aber egal zu kritisieren habe ich nicht viel nur ein par mär absetze wehren gut gewesen und ein par Wortwiederholung fallen bein Lessen auf (Ich dar mich darüber eigentlich Garnicht Beschweren ) aber das ist nichts großes inhaltlich ist es einfach nur mega spanend.

Bin jedenfalls gespant ob Exeon dem Langfinger noch den Arsch versohlt oder ob der Langfinger im den Arsch versohlt er kann ja auch ganz schön was. Es kann aber auch passieren das er in gar nicht mär findet.

Jetzt als Letztes noch ein Großes Lob den etwas was viele Falsch machen und du ja auch schon einmal ist das zu schnelle lernen von Fähigkeiten. Hier merke ich vorfallendem das ein lern Prozess bei Exeon einsetzt was das ganze so wunderbar glaubwürdig macht. Es ist vielleicht aus der Sicht anderer nur ne Kleinigkeit aber ich finde das wunderbar.

Gut das Wars dann aber auch mal wider ist ja auch lang genug geworden (ich glaub ich übertreibe bei meinen Kommentaren immer ein bisschen mit dem text.)
Also ich wünsche noch einen wundervollen entspanten tag und bis zum Nächten mall Bay Bay:

Antwort von:  ExeonAureas
08.01.2017 11:24
Ui, dann hoffe ich, dass du einen entspannten Urlaub hattest und freue mich, dass du wieder da bist. ^^

Da kann ich dich gerne aufklären. xD Exeon befindet sich derzeit in der Welt aus Xenoblade Chronicles (einem JRPG für die Wii und New 3DS), genauer gesagt auf Bionis, einem riesigem Giganten auf denen die verschiedenen Völker des Bionis leben.
Und zum Schlüsselschwertträger liegst du richtig, er ist ein eigener Charakter, zu dem ich an dieser Stelle aber noch nichts verrate.

Ansonsten wie jedesmal vielen Dank für die Kritik. Ich bin froh, dass die Kämpfe bei dir immer so gut ankommen, da ich da doch die meiste Zeit reinstecke und gerade in den letzten Kapiteln viel damit arbeite um die hektische Stimmung rund um die Jagd etwas aufzupeppen. ^^'
Das mit den Wortwiederholungen und Absätzen versuche ich auch weiter einzudämmen.~

Aw, vielen Dank! ^///^
Ich achte eigentlich auch immer auf solche Details, da es, wie du eben sagtest, die Geschichte glaubwürdiger gestaltet. Nur manchmal ist es echt schwer den Überblick zu behalten, was der Charakter schon kann und was nicht, wenn man das Ende kennt. xD'

Kein Problem, so hab ich schließlich auch was zum lesen. xD
Ich bedanke mich für deinen Kommentar und wünsche auch dir einen fantastischen Tag!~
Bis dann! ^-^/
Von:  Gilgamesch09
2016-11-17T12:09:33+00:00 17.11.2016 13:09
So jetzt habe ich auch mal zeit nen Kommentar zu schreiben. (hatte zu viel arbeit)
ok gut mit Demyx habe ich nicht gerechnet aber trotzdem war es mir klar nach der Beschreibung der Frisur.
der Kampf allerdings war sehr gut ich glaube ich habe noch nie einen so guten Kampf mit Demyx gelesen da seine kämpfe meist lächerlich dargestellt werden oder komplett unnatürlich sind, hier aber war das ein sehr guter spanender und voralledem passender Kampf mit den fähigkeiten von Demyx Good Job :)

Das Tetsu Exeons Bruder ist hat mich sehr überrascht war ist aber sehr interessant vor allem bin ich mal gespant ob hinter seinem Verlust seiner Aura fähigkeiten mehr steht.
das Exeon gegen Kurix nicht mehr gewinnen konnte war zu erwarten er war eben schon hart angeschlagen. Das er nicht damit gerechnet hat das Kurix wider "böse" ist wundert mich allerdings war doch vorauszusehen.
Ich bin mal gespant ob Tetsu weis wo sich Lloyds versteck befindet den anscheinen befindet sich dises ja nicht weit vom Ort des geschehens entfernt.

Nun gut ansonsten Hofe ich das ich dieses mal nicht so lange auf das nächste kapitel warten muss.
ich wünsche jetzt aber noch einen schönen tag und wir sehen uns im nächstem kapitel wider bis bald. :D
Antwort von:  ExeonAureas
17.11.2016 13:43
Ich finde, dass Demyx irgendwie immer ein wenig untergegangen ist, weil er ja auch so unscheinbar wirkte. Aber seine Todesszene war eine der mitreißensten Tode im Spiel, einer der Gründe, warum ich mich für ihn entschieden hab. ^^
Vielen Dank!! ^////^ Auf den Kampf mit Aquarius bin ich auch ein wenig Stolz. xD
War mal was anderes, da sein Kampfstil eben sehr eigen ist und hat viel Spaß gemacht, das zu schreiben, vorallem weil ich immer fand, dass man Demyx Potential nie vollkommen ausgeschöpft hat.

Zu Exeons Verteidigung: Er ist noch sehr naiv. xD

Ja, die letzten Wochen waren ziemlich anstrengend, da auch ein Umzug anstand, aber jetzt kann ich wieder deutlich mehr schreiben! ><
Dir ebenfalls einen wundervollen Tag und bis zum nächsten Kapitel!~ ^-^/
Von:  Gilgamesch09
2016-09-30T19:57:10+00:00 30.09.2016 21:57
Ich glob mein Schwein pfeift das ging ja mal schnell mit dem neuen Kapitel. Freut mich aber
Oha das war mal ein kapitel wie ich es mir erhofft habe. Einfach nur super ich bin so aufgeregt das ich vor Freude platzen könnte.
Aber nun gut eins nach dem anderen.
ich habe von Anfang an vermutet das die beiden was vorhaben bei dem Lloyd keine rolle spielt mal gespant ob er stirbt und dann sie die neue Oberbösewichtin wird ich bin auf jedenfalls gespant.
war den (ich nen in mal einfach Niemand) angeht vermute ich das es sich um Roxas handelt bin mir aber nicht sicher. Am meisten würde Xion passen welche aber nicht männlich ist. Zu mindestens list es sich so als wehre der Niemand männlich. Es könnte je aber auch sein das es Zexion ist welcher allerdings nicht wirklich passt was die Eigenschaften angeht.
Naja ich bin auf jedenfalls gespant und freu mich wie ein schnitzel aufs nächste Kapitel.
bis dahin aber einen schönen Abend noch.
Antwort von:  ExeonAureas
30.09.2016 22:29
Sieh's als kleine Entschädigung für die lange Wartezeit davor. xD
Ne, das Kapitel ging einfach sehr flüssig von der Hand und es ist ja auch nicht gerade lang.
Wow, das freut mich echt. Sowas zu lesen zeigt mir, dass ich wohl irgendwas richtig mache. ^////^
Also soviel verrate ich schonmal: Der gemeinte Another ist in der Tat männlich. ; )
Und ich freue mich schon auf deinen nächsten Kommentar! Dir ebenfalls einen tollen Abend und bye!~ ^-^/
Von:  fahnm
2016-09-29T18:29:58+00:00 29.09.2016 20:29
Ein Super Kapitel
Mach weiter so
Antwort von:  ExeonAureas
29.09.2016 20:36
Vielen Dank! (=^-^=)
Von:  Gilgamesch09
2016-09-25T18:36:53+00:00 25.09.2016 20:36
Hallolo
Vorweg du muss dir keine sorgen machen das ich ein Kapitel von dir verpasse inzwischen habe ich immer genug zeit jeden Abend einmal auf Animexx vorbeizuschauen und dann merke ich ob ein neues Kapitel da ist oder nicht trotzdem danke.
Aber nun zum kapitel:
Dieses Kapitel was eines der besten das du je geschrieben hasst, es war echt super spanend.
mein heileit was der Kampf mit dem Zerberus so muss ein Kampf gegen einen drei köpfigen Hund sein die Dinger sind nämlich zäh wie Hosen leder.
Der Kampf mit Zack war auch gut er hat einen anderen Flair gehabt und passte deswegen auch perfekt.
Das der Kampf mit Herc so kurz war weil Exeon mal wieder Fliegen musste ist echt schaden und gemein von dir. Auch wen ich glaube das auf lange Sicht Herc Zack einfach platt gemacht hätte immerhin ist er der ungeschlagene Champion.
aber nun gut jetzt noch was zum ende des Kapitels. Meine Prognose abgeben sozusagen.
es gibt jetzt aus meiner Sicht zwei realistische Wege wie die Geschichte weitergehen könnte.
1. Exeon kämpft nun wider gegen seinen Bruder und Kurix was das offensichtlichste wehre. oder eben
2. Exeon geht mit seinem Bruder zum bösen schloss lässt sich Ales erzählen bekämpft dann Ganondorf und erlangt das Triforce....
Ne Moment das war ne andere Welt.
er nimmt den ring und wirft in in denn Feuerberg.... ne das war auch falsch.
Egal du weist was ich meine.
Eine kleine Kritik habe ich noch und zwar wehre es gut den du ein par mehr absetze benutzen würdest damit nicht so große blöke entstehen bei denen man leicht in der Zeile verrutschen kann ist aber etwas was halt bei mir so ist und nicht zwangsläufig bei anderen.
gut damit Sols es das wider gewesen sein ich wünsche noch einen wundervollen entspanten Tag und hoffe das es nicht wider einen Monat dauer bis zum nächstem Kapitel. bis bald :D
Antwort von:  ExeonAureas
25.09.2016 21:09
Ui, das freut mich echt sehr!! Ich war mir bei dem Kapitel echt unsicher, gerade weil's so lange gedauert hat, da ist es wirklich erleichternd, wenn man sowas liest. Vielen Dank!~ ^w^
Puh, gerade der Kampf mit Zerberus war echt schwer zu schreiben und hat mich auch vor 'ne ziemliche Herausforderung gestellt. So 'n großes Vieh ist dann doch noch mal was anderes, als die bisherigen humanen Gegner (mal abgesehen von den Anothern) und das hab ich vorallem beim schreiben bemerkt.
Jep, ich hab beim schreiben schon gemerkt, dass ich doch sehr große Textblöcke hab und gerade gegen Ende hier und da mal einen Absatz extra gemacht, aber da muss ich auf jeden Fall noch dran arbeiten, aber danke für die Kritik!
Dir auch noch einen tollen Tag und bis hoffentlich bald.~ ^^"
Von:  Gilgamesch09
2016-08-09T18:38:36+00:00 09.08.2016 20:38
Hallolo
zuerst einmal Vexen ist Beck auch wen mir dein Pisces besser gefällt als Vexen selbst liegt aber wohl daran das Vexen ja ein übelster lappen war. Aber nun gut darum soll es nicht gehen.
Der Kampf hat mir super gut gefallen auch wen er meiner meinung nach etwas Kurts war aber nicht so kurz das es negativ ausfallen würde.
Phil hast du wirklich gut getroffen ist ja aber auch nicht schwer. ich bin aber auch gespant was noch alles für kämpfe kommen jetzt ja erstmal Hades Haustier sozusagen.
ansonsten hoffe ich um ehrlich zu sein auf nen Kampf mit Herk ich mag den dud total.
jetzt noch ne Prognose abgeben was ich glaube was der letzte Gegner von Exeon wird ich glaube es wird sein Bruder.
zum Schluss noch ne frage. Wir sind nun schon weit voran geschritten in deiner Geschichte und man weis immer noch nicht was der gute Lloyd eigentlich will er muss ja was vorhaben und es gibt noch keine anzeichne was das sein könnte.
aber naja wirst dir schon was eingefallen lassen haben.
gut das Solls dann auch gewesenen sein ich wünsche einen wundervollen entspanten Tag und viel Spaß beim... was auch immer du gerade tust.
bay bay
Antwort von:  ExeonAureas
10.08.2016 02:50
Hey!~
Joa, ich mochte Vexen früher auch nicht, inzwischen mag ich aber seine neugierige, etwas seltsame Art, die ich auch bei Pisces versucht hab wieder zu geben. ^^
Yay, freut mich! Saß auch 'ne ganze Weile an dem Kampf.
Jap, Phil hat sich beinahe von selbst geschrieben. xD
Keine Sorge, Lloyds Plan wird noch genauer erläutert wenn die Zeit reif ist. Immerhin hab ich noch einiges in petto. ; )
Dir ebenso und wie immer vielen Dank für deinen Kommentar!! ^-^
Bye!~
Von:  Codric
2016-08-09T12:38:15+00:00 09.08.2016 14:38
DEN HAT PHIL TRAINIERT!

Der Traum ist, wenn auch nicht offenbart, interessant - könnte auf etwas hindeuten. (Vision!) Ich bin auch gespannt, ob Exeon im Turnier letztendlich wirklich auf Kurix treffen wird, oder ob es da eine Verwechslung gegeben hat und sein finaler Gegner doch jemand Anderes ist. (Wobei ich mir relativ sicher bin, dass er zumindest in der richtigen Welt ist.)
Aber jetzt kommt ja ohnehin erst einmal Fluffy. Die wichtigste Frage, die sich Exeon nun stellen dürfte, ist also: WELCHE Schnauze meinte Herkules?! (Vermutlich alle. Auch die vom Publikum.)

Ich mag Pisces. :3
Von:  Gilgamesch09
2016-07-26T18:06:45+00:00 26.07.2016 20:06
So endlich auch mal zeit zum Lessen gehabt
Die arbeit first mich langsam auf, nun ja.
wieder mal ein Perspektiven wechsel was sehr gut gepasst hat und auch sehr schön zu Lessen war aber diesmal habe ich wieder was zu kritisieren.
aber zuerst bekanntlich was gutes
der Kampf in der schule war sehr spanend und hat sich erfrischen neu angefühlt das neue Fähigkeiten vorkamen. ansonsten hat mich am schul Kampf nur eine Sache beschäftigt nämlich das es keine regel gibt den wen einer der Pfeile richtig getroffen hätte hätte das bleibende Schäden anrichten können. Man will ja nicht das ein Schüler mal sagt "ich war mal der beste Kämpfer der schule doch dann bekam ich einen Pfeil ins Knie (Ha Ha Mörder gek).
ansonsten aber sehr schöner Kampf.
Der Kampf von Kurix war da schon anders. Mich störte es da das Kurix so wenig mit seine Teleport Magie gearbeitet hat. Gut wahrscheinlich ist das auf dauer sehr anstrengend aber häte woll geholfen um die Verteidigung seines Gegners besser zu unterlaufen. Ja aber das ist meckern auf hohem Nivo und eher was kleines und wahrscheinlich war er einfach noch zu angeschlagen für einen richtigen Kampf.
gut das letzte ist jetzt etwas was ich mich aus neugier frage und zwar Hofe ich das man erfährt wie genau die Gehirnwäsche funktioniert was passiert genau mit Kurix. das würde mich interessieren.
gut aber nun ist wirklich Schluss alles im allem trotzdem ein gelungenes Kapitel und freu mich schon aufs nächste bis dann.
Ich hole mir jetzt einen Apfel.
Antwort von:  ExeonAureas
26.07.2016 21:07
Ja, Arbeit ist mitunter echt nervig. ^^"

Uh, freut mich, dass der Kampf schonmal gut ankam. Hat mir auch viel Spaß beim Schreiben gemacht, gerade weil es mal nicht Exeon war. Joa, das mit den Pfeilen ist wirklich etwas gefährlich, andererseits sind das auch Angriffe mit einem Schwert oder Stahlfäusten, also no risk no fun. xD

Da hast du sogar Recht. Teleportmagie ist die bisher schwerste Magie in der Geschichte und dementsprechend nicht dauerhaft nutzbar. Dazu kommt, dass er gerade erst gekämpft hat und im Falle eines Sieges gegen Yuën, auch noch gegen Illua hätte kämpfen müssen.

Für die Antwort auf diese Frage wirst du dich noch etwas gedulden müssen. =P
Auf jeden Fall wieder vielen Dank für deinen Kommentar und Kritik und lass dir den Apfel schmecken. xD

Bis dann.~
Von:  fahnm
2016-07-24T22:32:59+00:00 25.07.2016 00:32
Ein Super Kapitel
Mach weiter so
Antwort von:  ExeonAureas
25.07.2016 01:35
Vielen Dank!! ^w^/


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