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Destinatum

oder wie es weitergeht
von

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Es geht weiter

Mein Hausarrest hatte sich, dank Jakobs böser Überraschung, noch um einige Wochen verlängert. Nachdem Edward mir todesmutig in die Höhle des Löwen gefolgt war, hatten wir Charly mit fiel Mühe beruhigen können, was wirklich nicht ganz einfach war. Ich hatte ihn in meinem ganzen Leben noch nie so schreien gehört. Selbst Edward war bei dem Anblick den mein Vater bot, als wir durch die Tür kamen, kurz zusammen gezuckt. Dann hatte er mir versucht etwas beruhigendes ins Ohr zu zischen, doch das ging chancenlos in Charly Wutgebrüll unter. „Isabella Swan bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Du rast wie eine Irre mit einem Motorrad durch die Wälder, kommst dabei fast um und alles nur wegen diesem Kerl!“ Mit knallrotem Kopf wedelte er mit dem linken Arm in Edwards Richtung, dessen Mine bei dem Wort „fast umkommen“ einen undefinierbaren Ausdruck bekam. Ich versuchte, so gut es ging, die Lage zu entschärfen. „Hör zu Dad, das war alles halb so wild und außerdem ist mir doch gar nichts passiert und wegen Edward habe ich das doch gar nicht gemacht.“ Gut das entsprach zwar nur der halben Wahrheit, aber ich hielt diese Version für die Beste. Mein Vater aber anscheinend nicht ,denn er deutete nur stumm zur Treppe auf die ich eiligst verschwand. „Du bleibst doch zwei Wochen länger hier!“ hörte ich ihn noch brüllen, dann schlug ich hinter mir die Tür zu. Als ich mich umdrehte saß Edward bereits kerzengerade auf meinem Bett und starrte mich aus wütenden Augen an. „Was ist?“ fragte ich unschuldig, wobei ich mir denken konnte, was er in Charlys Kopf gehört hatte. „Du bist mit diesem Motorrad gestürzt und hast dich verletzt?“ sagte er mit seiner traumhaften Stimme, die jetzt allerdings ein wenig gepresst klang. Ich verdrehte theatralisch die Augen. „Mein Gott, es war nur eine Platzwunde am Kopf und die konnte mit ein paar Stichen genäht werden.“ Ich zeigte mit dem Finger auf meine Stirn „Hier, guck nicht mal ne Narbe zu sehen.“ Ehe ich mich versah stand er plötzlich direkt vor mir und ich fühlte seine eiskalten Finger auf meiner Haut. Mit kritischem Blick musterte er mich aus seinen topasfarbenen Augen „Du hättest dir das Genick brechen können Bella“ flüsterte er und dann küsste er mich sanft auf die verletzte Stelle. Seine festen Arme wickelten sich um mich und ich zog gierig seinen betörenden Duft ein. Meinetwegen konnten wir für immer so stehen bleiben, doch er ließ mich kurz darauf los, nur um mich dafür auf Bett zu schupsen. „Damit wären unsere Pläne fürs Wochenende wohl erledigt“. Mit einer geschmeidigen Bewegung lag er neben mir und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich stöhnte „Oh man und das alles wegen einem lächerlichen Motorrad.“ „Und der formvollendeten Todesspirale vom Höllenfelsen nicht zu vergessen.“ korrigierte er mich. Ich schlug die Hände vors Gesicht. Na super das hatte Jakob ihm also auch verraten. Damit schrumpften meine Hoffnungen auf eine baldige Versöhnung mit Jakob zu einem bedauerlichen Rest zusammen. Er musste mich wirklich sehr hassen. Edwards erheiterte glockenhelle Stimme riss mich aus meinen trüben Gedanken. „Eigentlich gar nicht so schlecht, dein Hausarrest.“ Ich runzelte die Stirn „Was soll denn bitte daran gut sein?“ Seine Lippen verzogen sich wieder zu dem umwerfend schiefen Grinsen, als er sich auf seine Arme abstützte. „ Erstens, wenn du nicht raus darfst, kannst du dich viel weniger in Gefahr bringen und zweitens gehörst du dann ganz alleine mir.“ Er wandte den Kopf und sah sich im Zimmer um. „Mir reicht der Platz, Hauptsache du bist bei mir.“ Ich lachte, dass hätten auch exakt meine Worte sein können. Ich wuselte durch sein dichtes Haar, das wie feine Seide durch meine Finger floss. „Wirst du meiner denn nie überflüssig?“ fragte ich und seine heiteren Züge wurden für einen Moment starr. „ Niemals, ich bin nur vollständig, wenn du bei mir bist.“ Ich sah ihn einen Augenblick lang an, dann beugte ich mich zu ihm vor. Bevor meine warmen Lippen seine kalten berührten hielt ich eine Sekunde inne. Aus seiner Kehle kam ein leisen Knurren. Ich musste grinsen „Hungrig?“ „Nein,“ erwiderte er „süchtig.“ Dann packte er meinen Kopf und ich musste wieder ans Atmen denken.

Liebe mit Hindernissen

Die Wochen zogen ins Land, ohne das ich etwas von Jacob oder gar Viktoria hörte. Letzteres war mir nur Recht. Der Gedanke an sie und an ihre Absichten ließen mir trotz der Sicherheit, den Schutz der Familie Cullen auf meiner Seite zu haben, eine Gänsehaut wachsen.

Doch sie blieb bis auf weiteres verschwunden, dafür kündigten sich neue Ereignisse an.

Es war Freitag und Edward und Alice fuhren mich gerade nach Hause. Die kleine, schwarzhaarige Vampirin schien aufgekratzt und ein Blick in ihre pechschwarzen Augen verrieten mir auch gleich warum. „Wir fahren übers Wochenende in die Berge“ versuchte sie ihre nervösen Bewegungen zu entschuldigen. Ich nickte und dann fiel mir auf, das Edward dagegen sehr „satt“ aussah. Das unbeschreibliche Braun seiner Augen stach wie eine brennende Kerze aus seinem blassen Gesicht hervor, während er vollkommen entspannt den Wagen auf unsere Auffahrt lenkte. Er ließ den Motor laufen und kuppelte aus. Dann wandte er sich zu Alice um. „Fährst du allein zurück?“ Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd „Aber sicher.“ Ich war ehrlich verwundert, als wir kurz darauf zur Haustür liefen „Wollt ihr nicht alle zusammen fahren?“ fragte ich, doch Edward schüttelte nur den Kopf. „Ich fahre nicht mit“ sagte er knapp und ich schloss die Tür auf. Ich konnte den Fernseher im Wohnzimmer hören und sah Charlys Dienststiefel an der Garderobe sehen. Alles wie immer, an einem Freitag Nachmittag. „Hallo Dad, wir sind’s“ rief ich in Richtung der Geräusche und schlüpfte zu erst in die Küche um Tee zu kochen. Ich freute und wunderte mich immer noch darüber, das Edward nicht mit auf die Jagt wollte, doch bevor ich ihn deswegen fragen konnte, hörte ich seine Stimme aus dem Wohnzimmer. Für einen Moment stockte mir der Atem. Zwar benahm sich Charly gegenüber Edward nicht wie ein Wilder, genauer gesagt sprach er kein Wort mit ihm, außer wenn er ihn darauf aufmerksam machte, dass die Besuchszeit um war, aber es war ihm immer anzumerken, dass er Edward nicht verziehen hatte. Jetzt konnte ich sie allerdings miteinander reden hören und Charly behielt dabei sogar Zimmerlautstärke. Der Fernseher war aus und somit konnte ich einige Fetzen ihrer Unterhaltung mit anhören. „Es tut mir immer noch sehr leid Mr. Swan was damals passiert ist.“ hörte ich Edwards ruhige volle Stimme. Die Antwort meines Vaters konnte ich allerdings nicht verstehen. Dann ertönte wieder Edward „Natürlich, sie haben recht, doch ich versichere ihnen das ich ihre Tochter nie wieder alleine lassen werde. Ich...“ der Rest ging im lauten Pfeifen des Wasserkessels unter, den ich laut fluchend so schnell wie möglich vom Herd zu ziehen versuchte. Doch als ich endlich damit fertig war, war es still und ich spitzte die Ohren. Ich hörte wie Charly sich räusperte, dann kamen sie zu mir in die Küche. Beide machten ausdruckslose Gesichter. Ich stand immer noch unschlüssig mit dem dampfenden Kessel in der Hand vor dem Herd. Mein Blick klebte an Charly der sich jetzt langsam an den Tisch setzte und die Hände flach auf die geblümte Tischdecke legte. Edward war zu mir herüber geglitten und nahm mir jetzt den Kessel aus der Hand, vermied es aber mich dabei anzusehen. Ich bemerkte das seine Wange zuckte, dann hörte ich meinen Vater. „O.k. Isabella,” oh weia er gebrauchte meinen vollen Namen, seine Augen hypnotisierten die Blumen vor ihm, währen er mit ernster, ruhiger Stimme sprach „Ich weiß du bist Achtzehnjahre alt, praktisch erwachsen, wobei deine Handlungen bis weilen eher für das Gegenteil sprechen,“ Ich stützte mich sicherheitshalber an der Spüle ab. Neben mir goss Edward in aller Seelenruhe Wasser auf die Teebeutel. Wieder sprach mein Vater „ Darum bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mit meinem Einverständnis dein Glück oder deinen Untergang besiegle.“ Ich hatte keine Ahnung wovon Charly da gerade sprach, aber es schien ihm todernst damit. Ich versuchte Augenkontakt mit Edward herzustellen, doch der schien vom Anblick der aufgedunsenen Teebeutel mehr als gefesselt. Verflucht was war denn hier los? Worum ging es denn bitte schön und was hatte Edward mit Charly angestellt, dass der in seiner Gegenwart so handzahm war? Ich räusperte mich „Hör zu Dad, ich,“ „Nein!“ unterbrach er mich, „ lass mich erst das zu Ende bringen.“ Gehorsam klappte ich den Mund zu und wartete auf seine nächsten Worte. Die mich dann beinahe aus den Schuhen hauten. „ Ich war bis vorhin noch immer der felsenfesten Meinung, dass dieser junge Mann,“ er sah kurz zu Edward hinüber, „nicht der richtige für dich ist, doch dann hat er mir erzählt warum das alles passiert ist.“ Ich war sprachlos. Wie hatte er ihm das alles in so kurzer Zeit erklären sollen und vor allem was hatte er ihm alles erzählt? Egal was es war, richtig schockiert hatte es meinen Vater nicht. Dafür saß er zu ruhig auf dem Stuhl. Da hatten ihn Jakobs Offenbarungen schon stärker aus der Haut fahren lassen und da ging es nur ums Motorrad fahren. Charly räusperte sich noch einmal. „ Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das Ganze an deine Mutter und mich erinnert.“ Jetzt musste ich aufpassen, dass ich keinen hysterischen Lachanfall bekam. Das konnte ich jetzt wiederum nicht ganz glauben, doch er meinte etwas ganz anderes. Auf dem Gesicht meines Vaters erschien auf einmal ein trauriges Lächeln. „ Auch wir haben an unsere Gefühle für einander geglaubt, auch wenn einer von uns sich dabei geirrt hat.“ Schnell schüttelte er den Kopf und stand dann ruckartig auf. „Doch trotz dieser Erfahrung soll man die Hoffung auf die wahre Liebe nicht aufgeben und deshalb denke ich, sollte ich euch dabei nicht im Wege stehen.“ Er sah mir jetzt direkt in die Augen als er weitersprach. „ Isabella du bist mein einzigstes Kind und wenn Edward dich nur annährend so viel liebt wie ich, dann ist er der Einzigste der dich verdient hat und außerdem hast du mir schon oft genug bewiesen, dass du machst was du für richtig hälst.“ Damit stellte er den Stuhl zurück und verließ fast fluchtartig die Küche. Eine Minute später hörte ich wie die Tür zufiel und der Streifenwagen weg fuhr. Immer noch völlig fassungslos über diese gefühlsschwangeren Worte meines eher doch schweigsamen Vaters drehte ich mich zu Edward um. „Was hast du mit ihm gemacht?“ fragte ich tonlos. Edward zuckte wie beiläufig mit den Schultern. „Gar nichts, ich habe ihm nur gebeichtet, was du für mich bedeutest.“ Seine Stimme klang merkwürdig gedämpft. Ich legte die Stirn in Falten. Es klang fast so, als wenn er einen Lachanfall unterdrücken würde. Mit gebeugtem Kopf stellte er eine der Tassen auf den Tisch. Ich ließ nicht locker. „Was genau hast du ihm erzählt?“ rief ich und hielt mich immer noch an der Spüle fest. Charlys desolater Gefühlszustand war ihm völlig ins Gesicht geschrieben gewesen. Was zur Hölle hatte er zu ihm gesagt? Doch mein engelsgleicher Freund ließ mich zappeln. „Setz dich doch erst mal.“ Schlug Edward vor und deutet auf den jetzt freien Stuhl. Ich gehorchte wiederwillig, denn meine Neugierde brachte mich fast um. „Ein Schluck Tee?“ Edward!“ „Schon gut. Wie gesagt, ich habe ihm nur erzählt wie sehr ich dich liebe und das alles was passiert ist meine Schuld war und das ich dich nie mehr im Leben verlassen werde.“ Ich war immer noch nicht überzeugt. „Und das hat ihn so durcheinander gebracht?“ Edwards Mundwinkel begannen zu zucken „Na ja das wohl nicht, aber das ich ihn um deine Hand gebeten habe vielleicht.“

Rums! Der Becher, den ich gerade noch in den Händen hatte lag jetzt umgefallen auf dem Tisch und der ausgeschüttete Tee durchweichte dafür mein T-Shirt samt Jens. Erschrocken sprang Edward auf. „Um Himmelswillen Bella! Hast du dich verbrannt?“ Mit einem Satz war er bei mir um mir das Shirt über den Kopf zu ziehen. In meiner totalen Fassungslosigkeit merkte ich gar nicht, das ich nur im BH vor ihm saß. Edward dafür um so mehr. Kaum war der durchnässte Stoff auf den Boden gefallen, begannen sich seine Nasenflügel zu blähen und das helle Braun seiner Augen wurde gänzlich vom Schwarz verdrängt. Er wich bis zur Spüle zurück „Entschuldige bitte“ murmelte er dumpf, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Ich sah auf. „Wofür? Dafür das du meinen Vater umgehauen hast oder dafür das du mich an die Wand genagelt hast?“ Dann begriff ich und sah bestützt an mir herunter. „Oh, warte ich hole schnell....“ Ich wollte aufstehen um mir ein frisches Oberteil zu besorgen, doch er hielt mich abrupt am Arm fest. Ich zuckte bei der Heftigkeit seiner Berührung unbeabsichtigt zurück. Edwards Körper entspannte sich ein wenig und er versuchte zu lächeln. „Geht schon. Ich wollte nur... darf ich?“ und seine Hand wanderte langsam zu meinem Schlüsselbein hinauf. Obwohl es so spärlich bekleidet in der Küche recht kühl war, nickte ich. Ich wäre auch bedingungslos auf der Stelle erfroren, nur um noch eine Sekunde länger seine Berührung zu genießen. Seine zweite Hand gesellte sich nun an die andere Schulter und gemeinsam fuhren sie meine Konturen hinunter. Ich keuchte leise und schloss die Augen. Noch nie hatte ich ihn so intensiv gespürt. Mein Körper schien sich mit jeder seiner Berührungen elektrisch auf zuladen. Gleichzeitig konnte ich es regelrecht fühlen wie das Tier bei der ungewohnten Stärke meines Duftes in ihm anfing zu rumoren, doch nur sein immer heftig werdendes Atmen verriet ihn. Jetzt hatte er den Stoff meines BH erreicht. Sanft fuhr er mit seinen Fingerspitzen darüber hinweg. Mein Kopf fiel augenblicklich nach hinten und dann spürte ich seine kalten Lippen auf meiner gespannten Kehle. Am liebsten hätte ich laut geschrien, alles um mich herum begann sich wild zu drehen, bis ich plötzlich Edwards honigsüße Stimme an meinem Ohr hörte. „Gott was wäre nur passiert, wenn ich gestern Nacht nicht unterwegs gewesen wäre.“ Er atmete immer noch schwer, doch er lachte erstickt. „ Du wirst mich noch einmal den Verstand kosten Bella.“ Er richtete sich auf und zog mich dann am Arm mit sich nach vorn. Meine Augen schafften immer noch kein gerades Bild. Er musterte mich sorgevoll „Alles in Ordnung?“ Ich blinzelte und versuchte mich zu erholen „Nein Edward Cullen, gar nichts ist in Ordnung, wenn du so was mit mir machst.“ Er stutzte kurz, dann lachte er sein bezauberndes unvergleichbares Lachen. Flink nahm er mich auf seine Arme und wirbelte mich herum, so dass mir wieder schwindlig wurde. Dabei hörte ich ihn immer wieder flüstern „Ich liebe dich Bella Swan, ich liebe dich!“

Wochenende

„Ich nehme dir die Sache mit Charly übrigens immer noch übel“ sagte ich wenig später, während Edward zufrieden vor sich hin summte. Wir gingen Arm in Arm die Straße in Richtung Innenstadt hinunter. „Wieso?“ fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Die Ironie schien aus seiner Stimme nur so heraus zu tropfen. Wütend blieb ich stehen. Er betrachtete mich mit einem seiner unverwechselbaren, tiefen Blicke, unter denen ich sonst wegschmolz wie Butter in der Sonne, doch ich wollte nicht so leicht einknicken, also schaute ich den schwarzen Asphalt, der vor uns lag hinunter. „Du hast ihn tatsächlich gefragt ob es ihm recht ist das ich deine,“ ich konnte es gar nicht aussprechen, „Frau werde, hast du ihn dabei übrigens hypnotisiert oder so?“ Ein triumphierendes Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus. „Ich dachte man soll das Eisen schmieden, so lange es noch heiß ist und bevor du dich raus redest.“ Mir blieb die Spucke weg. „Du verwendest meine eigenen Worte gegen mich!“ rief ich und er lachte. Dann zog er mich wieder in seinen Arm und wir gingen weiter. „Wäre es denn wirklich so schlimm mich zum Mann zu haben?“ fragte er in mitleidigen Ton und ich biss mir auf die Lippen. Ich musste ihm ja nicht gleich sagen, dass im Vergleich zu diesem Glück, ein dreifacher sechser im Lotto rein gar nichts wäre. Schließlich hatte ich doch irgendwo tief in mir auch noch einen Funken Stolz und so versuchte ich ein würdevolles Gesicht zu machen. „ Eigentlich frage ich mich nur, warum du so darauf pochst, mich vor den Traualtar zu zehren. Ich meine du weißt doch das ich für immer und ewig bei dir bleiben werde, wenn du mir die Möglichkeit dazu gibst.“ Fügte ich leise hinzu. Er drückte mich noch ein bisschen enger an sich. „Vielleicht habe ich einfach nur Angst davor, dass ich dir, nach deinem entscheidenden und unwiderruflichen Schritt, nicht mehr genüge.“ Ich traute meinen Ohren nicht. Das konnte er unmöglich ernst meinen. Ich sah ihn mit großen Augen an. „Das glaubst du doch nicht wirklich oder?“ Er zuckte nur mit den Achseln. „Du wirst ein vollkommen neues Wesen sein Bella. Sicher, ein Teil deines alten Ichs bleibt bestehen, aber da wird der neue Teil sein. Der mächtigere Teil, der dich zu Dingen zwingen wird, die du nicht wirklich willst aber tun musst und ich werde Schuld daran sein.“ In seinen Augen erschien eine tiefe Traurigkeit „Du wirst mich dafür hassen.“ Wir waren mittlerweile an dem kleinen Supermarkt angekommen, bei dem ich noch rasch ein paar Dinge fürs Wochenende einkaufen wollte. Ich hatte irgendwie das Gefühl Charly ein gutes Essen schuldig zu sein. Edwards Worte hallten noch in meinem Kopf nach, als ich den Einkaufswagen durch die Tür schob. Das war also der wahre Grund, warum er sich so sträubte, aber wie sollte ich ihm denn klar machen, dass das niemals passieren würde, egal wie schlecht mir das neue Dasein vielleicht gefiel. Es kam mir doch nur darauf an mit ihm zusammen zu sein und außerdem wie schlimm konnte es denn schon werden. Die andern aus seiner Familie kamen doch auch mit diesem mächtigen neuen Teil ihres Ichs klar. Ich dachte kurz an Jasper, na ja mehr oder weniger. Ich legte ein Netz Zwiebeln in den Wagen, während Edward aufmerksam die Inhaltsangaben auf den verschiedenen Produkten um uns herum studierte. Ab und zu verzog er angewidert das Gesicht. „Das würde ich nicht mal Essen, wenn ich es könnte“ Ich musste lachen und griff in die Gefriertruhe um eine Packung Schweinefilets herauszuholen. Neugierig schaute Edward mir über die Schulter „Warum kaufst du eigentlich so viel ein?“ „Na ich dachte ich verwöhne deinen zukünftigen Schwiegervater ein wenig, nach dem Schock.“ Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Edwards Augen begannen zu leuchten. „Oh, das habe ich ganz vergessen dir zu sagen.“ Ich sah ihn gespannt an. Er kämpfte jetzt gegen einen Heiterkeitsanfall. „Als Charly vorhin aus dem Haus stürmte hat er kurzzeitig beschlossen das Wochenende am See zu verbringen.“ Ich stemmte empört die Hände in die Seiten. „Er geht angeln? Womit denn? Er ist doch ohne Irgendetwas aus dem Haus gerannt. Ich war schon froh, dass er nicht seine Schuhe vergessen hat.“ Edward kicherte jetzt leise. „Die hat er vor wenigen Minuten geholt, er wollte nur warten bis wir weg sind.“ „Woher weißt du das?“ „Er hat in der Seitenstraße vor eurem Haus geparkt und dort gewartet, bis wir vorbei gelaufen sind, da habe ich ihn gehört“ Ich machte jetzt ein zerknirschtes Gesicht „und was hat er noch so gedacht?“ fragte ich vorsichtig, doch Edwards Ausgelassenheit hielt an. „Was deine Mutter wohl dazu sagen wird.“ Ich stöhnte und schob den Wagen Richtung Ausgang.

Nachdem wir bezahlt und die Sachen in Tüten verstaut hatten, blieb Edward noch mal auf dem Gehsteig stehen. „Was ist?“ fragte ich nervös. Sein angespanntes Gesicht gefiel mir nicht, wobei am Profil nichts auszusetzen war. Er drehte seinen wunderschönen Kopf in alle Richtungen, fast sah es so aus als, wenn er eine Witterung aufnahm, dann sah er mich wieder an. „Würde es dir fiel ausmachen das Wochenende bei mir zu verbringen?“ Mein Herz machte einen freudigen Hüpfer „Nur, wenn ich das Fernsehprogramm bestimmen darf.“ „Da bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Antwortete er und zog mich von der Straße in Richtung Wald. „Ich schlage vor wir nehmen die Abkürzung“ mit einem Satz war ich auf seinem Rücken und wir sausten mit wehenden Zwiebeln los.
 

Wir machten noch einen kleinen Zwischenstop bei mir zu Hause, wo ich mit besorgter Mine Charlys Aufbruch registrierte. Er hatte wirklich alles mitgenommen um vor Sonntagabend nicht zurück zu sein. Ich seufzte leise, während ich die überflüssigen Einkäufe wegräumte und meine Toilettenartikel zusammensammelte. Armer Charly, was ging wohl in seinen Kopf vor? Gut um das rauszufinden musste ich ja eigentlich nur Edward fragen, aber irgendwie wollte ich das dann auch nicht. Es kam mir nicht richtig vor in den Gedanken meines Vaters herum zu schnüffeln und vielleicht wollte ich es auch gar nicht wirklich wissen. Schnell nahm ich meine Schlafsachen aus dem Schrank um sie in meinen umfunktionierten Sportrucksack zu stopfen, dabei fiel mein Blick auf das blaue Nachthemd. Ich hatte diesen Traum aus Seide vor ein paar Tagen von Renee zugeschickt bekommen, mit einem Gruß aus Florida und einer Entschuldigung dafür, dass sie sich so lange nicht gemeldet hatte. Als ich es angezogen vor dem Badezimmerspiegel betrachtet hatte, war ich schnell zu dem Entschluss gekommen dieses Geschenk Charly vorzuenthalten, dass hätte ihn im Bezug auf Edward nur unnötig beunruhigt. Ich schmunzelte, dabei war in dieser Hinsicht rein gar nichts zu befürchten. Mir kam dabei eine Idee, vielleicht gefiel Alices ja das Ding und so nahm ich es noch mit, bevor ich das Zimmer verließ.

Edward wartete an der Haustür auf mich. Schon wieder war sein Gesicht angespannt, während er in die aufsteigende Dunkelheit schaute. Mit Schwung ließ ich das Schloss einschnappen und warf mir dann den Rucksack über die Schulter. „Alles klar wir können.“ Er nickte mit zusammengepressten Lippen, als er meinen fragenden Blick bemerkte versuchte er zu lächeln, doch ich durchschaute ihn. „Was ist los? Warum bist du so nervös?“ Ich ließ meine Augen ebenfalls durch unseren Garten wandern, wobei die dichten Schatten die uns mittlerweile umgaben, für mich undurchdringbar waren. Ich hörte Edwards melodiöse Stimme „Ich bin nur ein bisschen wachsam. Schließlich kann man nie wissen.“ Ich spürte wie sich bei seinen Worten meine Nackenhaare aufrichten. Die wiedergefundene Zweisamkeit mit Edward, der Hausarrest und die Schule hatten mich in einer trügerischen Sicherheit gewiegt, die plötzlich Risse bekam. Ich war keines Falls sicher. Jakobs Rudel kam mir in den Sinn und die auf Rache sinnende Viktoria, die immer noch da draußen auf mich lauerte. Von den blutgierigen Volturi ganz zu schweigen. „Kannst du was hören oder spüren?“ Er schüttelte nach kurzem Zögern den Kopf. „Nein, aber wir sollten uns trotzdem beeilen.“ Damit machten wir uns auf den Weg zur Villa, die dank Edwards atemberaubendem Tempo in Windeseile vor uns auftauchte. In allen Fenstern brannte Licht. Mit gemächlichen Schritten trug Edward mich über die Einfahrt. „Ich dachte die anderen wären weg?“ Ich lugte über seine steinharte Schulter zur geschlossenen Garage hinüber. „Sind sie auch“ antworte er und schloss mit einer Hand so schnell die Tür auf, das ich nicht mal den Schlüssel klimpern hörte. Erst in der geräumigen Halle ließ er mich sanft runter. „Warum brennt dann überall Licht?“ Er lachte glockenhell „Reine Vorsicht, damit es immer so aussieht, als wäre jemand da“ Ich überlegte kurz, ob das wohl immer schon so war, oder ob diese Bestimmungen erst seit neustem galten. Wieder musste ich an die Werwölfe und die Vampirin denken. Edward schien mir die Frage vom Gesicht abzulesen. „ Ein großes Haus wie dieses lockt in dieser abgeschiedenen Gegend einfach sehr leicht ungebetene Besucher an, trotz der Alarmanlagen.“ Damit war meine Frage zwar nicht wirklich beantwortet, aber ich wollte mir den vor mir liegenden Abend nicht selbst vermiesen, also lenkte ich mich ab in dem ich mir den Rucksack vor die Brust hielt und ihn schelmisch ansah. „Also du hast die Wahl zwischen „Tatsächlich Liebe“ oder den „grünen Tomaten““ Er zog spöttisch eine seiner eleganten Augenbraue hoch „Was denn, keine Horrorfilme?“ Ich legte den Kopf schief und schürzte die Lippen „Ich für meinen Teil hatte die letzten Monate genug Horror. Außerdem habe ich schon so viele im Kino gesehen.“ Seine feinen Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln, als er auf mich zukam und seine Arme auf meine Schultern legte. „Ich verspreche dir, das es nie wieder Horror in deinem Leben geben wird.“ Ich lachte „ Das ist ja fast ein nicht einzuhaltendes Versprechen.“ „Glaub es mir einfach“ Sein Gesicht schob sich immer näher an meins während er sprach und der süße Geruch seines Atems fing an meinen Verstand einzunebeln. „.O.k.“ hauchte ich, zu mehr war ich nicht mehr fähig, bevor sein Mund meinen traf. Mein Blut rauschte laut in meinen Ohren und mir blieb die Luft weg bei dem Geschmack seiner Lippen, doch dann löste sich Edward langsam von mir und ich musste erstaunt feststellen, dass wir schon in seinem Zimmer standen.

„Himmel, wie machst du das nur“ entfuhr es mir und ließ mich mit weichen Knien auf sein Sofa fallen. Ein amüsiertes Kichern war seine Antwort, bevor er die DVDs aus dem Rucksack zog und zum Fernseher hinüber ging. „Wir können gucken was du möchtest, wenn ich im Gegenzug einen Wunsch frei habe.“ Ich machte es mir in der Ecke mit ein paar Kissen gemütlich. „Was immer du willst.“ Sagte ich vorschnell und entschied mich für Tatsächlich Liebe. Edward legte die DVD ein und kam dann auf allen vieren, wie ein geschmeidiger Kater, zu mir und dem Sofa herüber geschlichen. „Also, was begehrtst du?“ fragte ich und streichelte ihm sanft über den Kopf. Seine Augen glühten vor Vorfreude „Dich und zwar in diesem Stück Stoff“ wie aus dem Nichts hatte er mein neues Nachthemd in der Hand. Ich wurde rot wie eine Tomate: „Äh, das ist eigentlich für Alice“ Er musterte mit gespielter Skepsis meine Figur und dann das Nachthemd. „Es würde dir viel besser stehen.“ Stellte er danach trocken fest. Ich kämpfte immer noch mit meiner Scham. „Mutest du dir nicht ein bisschen zu viel zu?“ versuchte ich es deswegen, doch anscheinend wollte er es heute dem Tier in sich richtig beweisen, denn er grinste jetzt über sein ganzes, markeloses Gesicht „ Man muss seine Grenzen immer wieder neu stecken.“
 

So kam es, dass ich mich nach ein paar schmeichelnden Worten seinerseits, wiederstrebend ins angrenzende Bad zurück zog um ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Mein verzehrtes Gesicht schaute mir aus dem riesigen Spiegel kritisch entgegen als ich fertig war. Ich seufzte hörbar. In Anbetracht der Tatsache, dass ich gleich dem perfektesten Geschöpf des Universums so gegenüber treten sollte, drehte sich mir der Magen um. Ich wand mich hin und her. Dieses Teil kaschierte aber auch gar nichts, im Gegenteil. Es legte einfach jeden Makel gnadenlos offen. Ich hielt mir die Haare im Nacken hoch, so das mein Hals frei war, vielleicht sollte ich versuchen seine ganze Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Durch die Tür hörte ich, wie der Film los ging. Mit zusammengebissenen Zähnen griff ich zur Klinke, hoffentlich hatte Edward das Licht gedämpft, aber diesen Gefallen tat er mir nicht. Als ich mich, so klein wie möglich durch die Tür schieben wollte, saß er mit einem mehr als zufriedenen Ausdruck im Gesicht zwischen den Kissen. Ich merkte wie sich meine Scham bei seinem Anblick langsam in Wut verwandelte. Ich stemmte die Hände in die Seiten „Und zufrieden?“ fragte ich bissig und er machte ein ratloses Gesicht. „ Zufrieden? Dieser Ausdruck passt nicht. Überwältigt trifft es besser.“ Skeptisch sah ich an mir herunter „Davon?“ Er grinste wieder „Wovon sonst? Komm her“ und er streckte mir seine weißen Hände entgegen auf die ich, mit wankenden Schritten zusteuerte, bis sie mich an der Hüfte vor ihm festhielten. Sanft strichen seinen Finger über den Stoff und ich konnte seine Kälte fühlen. Ich bekam wieder eine Gänsehaut. Der Anblick meines leicht vibrierenden Bauchs schien ihn zu hypnotisieren und ich hörte wie sein Kiefer anfing zu mahlen. „Geht’s?“ fragte ich mit gepresster Stimme, denn seine immer noch eifrig gleitenden Finger saugten mir jegliche Energie aus dem Körper. Ruckartig hob er den Kopf. Das Schwarz hatte schon fast den Rand seiner Iris erreicht, doch sein schiefes Lächeln zeigte mir, das er sich immer noch vollkommen in der Gewalt hatte. „Du bist so unglaublich schön“ flüsterte er und ich musste bei diesen, in meinen Ohren, vollkommen abstrusen Worten lachen, doch weil mir dazu irgendwie die Kraft fehlte kam nur ein heißeres Krächzen aus meiner Kehle. Er kniff die Augen zusammen „Du glaubst mir nicht“ sagte er verärgert und ließ die Arme sinken. Ich biss mir bei dem Verlust seiner Berührung schmerzhaft auf die Lippe. Schnell versuchte ich die Situation zu entschärfen, bevor er sich ganz zurück zog. „ Wie auch, wenn ich dich so was sagen höre“ Seine Stimme war immer noch wütend „Was muss ich noch tun um dir endlich begreiflich zu machen, dass du das Schönste, Beste und Wundervollste für mich bist, was auf dieser Erde umherwandelt?“ Er zog mich jetzt auf seinen Schoß und strich mir die Haare über die Schulter. Mein Kopf sank an seine Stirn und ich atmete genießerisch ein. Sollte er sagen was er wollte, wenn ich nur das hier weiterhin für mich hatte. Seine kalte Nase glitt meine Wange hinunter bis zu der Vertiefung an meinem Ohr. Plötzlich hörte ich ein lautes Knurren, aber es kam nicht aus Edward Brust, sondern aus meinem Magen. Edward pruste in meine Haare. „Ich liebe deinen Sinn für Romantik“ Er schob mich sanft auf Sofa. „Wo willst du hin?“ fragte ich schwach. „Was zu Essen holen, bevor du mir verhungerst.“ Sagte er frech, bevor er blitzartig durch die Tür verschwand. Ich schloss die Augen. Hunger, war gar nichts im Vergleich zu dem Gefühl das mich erfasste, wenn er nicht direkt bei mir war. Selbst diese wenigen Minuten bereiteten mir schon genug Qualen, so das ich erleichtert ausatmete, als er mit einem Tablett bewaffnet wieder im Zimmer erschien. „So, ich hoffe ich habe genug um dich lebend durch das Wochenende zu bringen.“ Ich schnupperte und mir lief das Wasser beim Anblick der Pasta im Mund zusammen. Jetzt fiel mir auch wieder ein, dass ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Edward griff nach der mitgebrachten Gabel und wickelte wie ein Zauberkünstler die Nudeln zu einem kleinen Knäuel zusammen, das er mir dann in den Mund schob. Kauend runzelte ich die Stirn. „Warum habt ihr eigentlich Essen im Haus?“ fragte ich, während mich Edward weiterhin mit kleinen Häppchen fütterte. „Esme hält es für klug, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Falls Carlisle mal unerwartet einen Kollegen mitbringt.“ Ich nickte. Klang logisch, wobei das bestimmt nicht oft vorkam. Der Film dudelte mittlerweile alleine vor sich hin und wir beschlossen ihn noch mal neu zu starten. Edward wickelte mich zum Schutz vor seinem Körper in eine Decke ein und ich lag zufrieden und satt wie ein Baby in seinen Armen. Meinetwegen konnten alle Wochenenden so aussehen.

Entscheidene Wahrheiten

„Hey du allein in der Cafeteria? Wo hast du denn dein schmuckes Anhängsel gelassen?“ Mikes quietschige Stimme holte mich aus meinen Gedanken und ich stellte fest, dass ich schon seit einer Minute vor der Getränkeanlage stand, ohne mir meinen Becher voll zu füllen. Ich drückte eiligst auf die Cola Taste, wobei mir im nächsten Moment wieder einfiel, was Koffein in der Regel bei mir verursachte, doch jetzt war es zu spät. Mit dem Getränk in der einen und dem fast leeren Tablett in der anderen Hand versuchte ich ohne Unfälle zum Tisch zu gelangen, wo schon Jessica und Angela saßen und miteinander tuschelten. Sie hörten damit abrupt auf ,als ich mich erleichtert über mein gelungenen Schwertransport, neben sie niederließ. Mike der mir gefolgt war wartete immer noch auf eine Antwort. „Also, wo ist Cullen hast du ihn am Wochenende so geschafft, das er zu Hause bleiben muss?“ Jessica kicherte albern. Verdammt nah dran, dachte ich und begann meinen Jogurt aufzureißen. Laut sagte ich allerdings „Er und Jasper mussten nach Port Angeles wegen der Eignungstests fürs College“ „Hat er das denn nötig bei seinen Noten?“ fragte Angela überrascht. Mike verschränkte die Arme vor der Brust „Für alle gelten die gleichen Regeln, mögen sie noch so intelligent sein oder umwerfend aussehen.“ Ich musste mir ein Grinsen verkneifen „Höre ich da etwa so etwas wie Neid aus deiner Stimme Mike?“ Er tat überrascht. „Wie kommst du denn darauf?“ Doch bevor wir weiter darauf eingehen konnten mischte sich Jessica ins Gespräch um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich war insgeheim dankbar dafür, obwohl es mir leid tat, das sie immer noch so verliebt in ihn war. Ihre Augen sprühten fast Funken, wenn sie ihn ansah und ihr Herz konnte ihn nicht vergessen, wie sie mir in unzähligen Mathestunden immer wieder versicherte. Ich fühlte mich dabei wieder in die Zeit ohne Edward versetzt und an die alte, hässliche Wunde erinnert, die mir ein weiterleben fast unmöglich gemacht hatte. Ich schluckte immer noch hart daran und nur die Gewissheit, dass er tatsächlich wieder bei mir war und mich liebte und nie wieder gehen würde verhinderte das mich der Schmerz der Vergangenheit einholen konnte. Jetzt war es die Schulglocke die mich zurück in die Gegenwart holte und ich stand eilig auf. Noch zwei Stunden und ich war erlöst. Wenn alles so lief wie Edward es sich vorgestellt hatte, waren er und Jasper heute Abend von der Jagt zurück. Er hatte sich mit dem Wochenende wirklich zu viel zugemutet und musste dem Monster in sich ein bisschen Freiraum lassen, wie er sich vorsichtig ausgedrückt hatte. Ich musterte den leeren Platz neben mir und versuchte dann mich auf Mr. Banners Worte zu konzentrieren, was mir nur schwer gelang. Ohne ihn war ich wirklich nur noch eine halbe Person. Wie ein Flugzeug mit einem Flügel oder ein Auto ohne Benzin, einfach nicht zu gebrauchen. Endlich gingen die Stunden zu ende und ich beeilte mich schnurstracks zu meinem Transporter zu kommen. Während ich nach Hause fuhr begann es wie aus Kübeln zu gießen und ich fluchte leise, hoffentlich behinderte der Regen die zwei nicht bei ihrem Unternehmen und sie mussten noch länger in den Wäldern bleiben. Ich hielt mir meine Schultasche wie ein Dach über den Kopf, während ich über die überschwemmte Einfahrt zu unserem Haus hastete. Drinnen angekommen kam mir Charly entgegen. Er lächelte schräg als er mich sah. „Hallo Bella, du brauchst mit dem Essen nicht auf mich zu warten. Ich wollte heute nachmittag zu Billy raus fahren. Er hat Probleme mit einigen Papieren und ich habe ihm angeboten ihm zu helfen.“ Ich war plötzlich wie versteinert und bevor ich richtig darüber nachgedacht hatte, hörte ich mich schon sprechen. „Macht es dir was aus, wenn ich mitkomme? Ich würde gerne Jacob mal wieder sehen.“ Charly musterte mich kurz, scheinbar dachte er an die Sache mit dem Motorrad, dann nickte er „Klar, wenn du willst“ und ich stellte meine Tasche rasch auf die Treppe um ihm in den Regen zu folgen. Wir nahmen auf mein Bitten hin, den Transporter und ich drückte Charly die Schlüssel in die Hand. Besser er fuhr, dann konnte ich derweil ich in Ruhe meine Gedanken ordnen. Jetzt wo wir auf dem Weg nach La Push waren, war ich mir überhaupt nicht sicher, dass das eine gute Idee war. Vor meinem geistigen Auge erschien noch einmal unsere letzte Begegnung und sein verzehrtes Gesicht, das mich weiter aufwühlte.“ Ich schauderte bei dem Gedanken daran wie viel Schmerz ich ihm bereitet hatte, als er erkennen musste für wen und vor allem für was ich mich entschieden hatte. Als wir die Stadtgrenze hinter uns gelassen hatten, unterbrach Charly plötzlich das Schweigen zwischen uns. Er räusperte sich erst umständlich und leckte sich zweimal über die Lippen. „Tja also Bella, ich weiß gar nicht wie ich richtig anfangen soll.“ Stammelte er und ich konnte nicht umhin, ihn so unschuldig wie nur möglich anzusehen, nur um damit seine Verzwickte Lage, in der er sich anscheinend befand, noch zu verschlimmern. Eine kleine Genugtuung für die Wochen Hausarrest wie ich fand. Endlich brachte er den nächsten Satz raus. „ In ein paar Monaten wirst du die High School hinter dir haben und aufs College gehen.“ Er lachte kurz „ Nach La Angle“ ich nickte „Nach La Angle“ bestätigte ich. „Mit Edward nehme ich an?“ „Richtig“ „Verheiratet?“ der Schuss kam zu schnell und jetzt war ich der stammelte. „ Äh, vielleicht.“ Er warf mir einen schnellen Seitenblick zu. „ Ihr habt also noch keine konkreten Pläne?“ Ich schüttelte den Kopf „Noch nicht, es eilt ja auch nicht, oder?“ Wieder lachte er, dieses mal klang es echter. „Wegen mir nicht Bella, aber ja hast du anscheinend wohl zu ihm gesagt?“ Ich überlegte kurz und dachte an Edwards leicht verunglückten Antrag, beziehungsweise an meine leicht hysterische Reaktion. Dann musste ich plötzlich an Renee und Charly denken und setzte zu einer Gegenfrage an „Würdest du Mom noch mal heiraten, ich meine, wenn du die Zeit zurückdrehen könntest?“ Er schwieg für einen Moment und ich dachte schon ,dass er mir nicht antworten würde, doch dann „ Ich habe es niemals bereut deine Mutter geheiratet zu haben, weil ich sie geliebt habe und ich würde es wohl immer wieder tun.“ Ich war für ein paar Sekunden sprachlos über seine Ehrlichkeit. Er hatte mir gerade gestanden, dass er Renee immer noch liebte und gleichzeitig gezeigt welche Antwort auf seine Frage die richtige war. Ich lächelte jetzt und nickte „ Klar habe ich seinen Antrag angenommen Dad“ und das warme, wohlige Gefühl in meinem Bauch bestätigte meine Worte. Bis wir unser Ziel erreicht hatten.
 

Der vertraute Anblick des kleinen, rote Häuschens ließ erneut die Unsicherheit in mir aufsteigen. Hoffentlich beging ich nicht gerade einen folgeschweren Fehler. Mein Blick glitt zu Charly hinüber, der für seine Verhältnisse beschwingt neben mir her lief. Der nasse Kies quietschte unter unseren Füßen und bevor wir die nur angelehnte Tür aufmachten, atmete ich noch einmal tief durch.

Billy erwartete uns im Wohnzimmer. Seine wachsamen, schwarzen Augen musterten mich eindringlich, wie damals als Jacob und er im Auto vor unserem Haus gewartet hatten. Die Herzlichkeit der vergangenen Tage schien verblasst, obwohl er, wie so oft, meine Hand zärtlich in seine Pranke nahm. „Wie geht es dir Bella?“ Ich wusste nicht welche Antwort er von mir hören wollte aber ich entschied mich aus dem Gefühl heraus, für die einzig richtige „ So gut, wie schon lange nicht mehr.“ Dann sah ich mich um „Wo ist Jakob, steckt er in der Werkstatt?“ Billy hielt immer noch meine Hand fest. „Ja“ und seine scharfen Augen schienen meinen Kopf durchleuchten zu wollen. Wie viel wusste er wohl? Was hatte Jacob ihm erzählt? Ich wand mich aus seinem Griff, Zeit es herauszufinden. „Ich gehe mal rüber, während ihr euren Kram erledigt o.k.?“ Bill nickte und ich wandte mich zur Tür. Auf dem Weg zu der Wellblechhütte überkam mich die Angst. Ich schauderte. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal so empfingen würde, nicht im Bezug auf Jakob, der in einem Teil meines Herzens immer noch mein bester Freund war. Ich hörte das Dröhnen eines Motors und als ich um die Ecke bog, konnte ich schon seinen schwarzen Pferdeschwanz sehen, der sich über dem Dach des alten VWs erhob. Ich zögerte und der anhaltende Lärm verschaffte mir noch ein paar Sekunden, bis das Dröhnen verebbte. Ich ballte die Hände wie zum Schutz, zu Fäusten, einfach nur um mir selbst Mut zu machen. „Hallo Jacob!“ meine Stimme klang in der Stille wie eine schrille Sirene. Er hob ruckartig den Kopf und der Blick, der mich aus seinen dunklen Augen traf, glich einem Messerstich. Er war dem von Edward, am ersten Tag unserer Begegnung, nicht unähnlich. Ich schluckte, o.k. sagte ich mir, sag was du zu sagen hast und dann geh einfach wieder. „Was willst du hier?“ es sollte wohl hart und abfällig klingen, aber es passte nicht zu seiner gequälten Mine mit der er mich ansah. Ich versuchte einen Anlauf „Ich bin hier um mit dir zu reden.“ Er lachte höhnisch und warf das Werkzeug, dass er gerade in den Händen hielt achtlos in einen Haufen von Autoreifen, die an der Wand gestapelt waren. Ich zuckte bei der Heftigkeit seines Wurfs zusammen. Nur nicht reizen schoss mir durch den Kopf und versuchte das Bild eines krampfenden Werwolfs aus meiner Erinnerung zu verdrängen, aber dann dachte ich wieder an sein Versprechen, dass er mir gegeben hatte. Er hatte mir geschworen mir nie weh zu tun. „Du hast mir versprochen, dass wir, egal was passiert, immer Freunde sein werden und jetzt verachtest du mich!“ Er kam jetzt langsam um das Auto herum, ich konnte sehen, wie die Muskeln unter seinem dünnen T-Shirt anfingen zu zucken. Anscheinend brachte ich ihn, auch ohne Edward an meiner Seite, ganz schön in Rage. Ich wollte trotzdem nicht aufgeben. „ Verachtest mich dafür, das ich meinem Herzen folge.“ Wieder lachte er. Ich konnte seine weißen Zähne sehen. Es würde bestimmt nicht mehr lange dauern, bis sie wachsen würden um.... Plötzlich war sie wieder da. Edwards klangvolle, voluminöse Stimme, die leise aber bestimmt auf mich einsprach „Sei vorsichtig Bella!“ Ich wich einen Schritt zurück. „Du hast mich nur benutzt!“ fauchte Jacob und jetzt war ich es der Wütend wurde. „Das ist vollkommen falsch und das weißt du. Ich habe dir immer gesagt wie ich zu dir stehe. Du warst es, der sagte, dass er damit umgehen könnte!“ Ich sah uns beide wieder im Kino sitzen. Sein Arm über meine Stuhllehne und meine Hand fest umklammert. „Ich habe dir gesagt das meine Gefühle nie mehr sein können, als eine tiefe Freundschaft, aber anscheinend willst du das nicht wahrhaben, denn sonst ist deine Reaktion im Bezug zu mir und Edward nicht zu erklären!“ Ich schrie ihm mitten ins Gesicht. Es war mir plötzlich gleich ob ich ihn damit in die Verwandlung trieb oder nicht, Hauptsache ich konnte meiner lang angestauten Wut und Enttäuschung endlich Luft machen. Edward warnte mich immer noch es nicht zu übertreiben, während sich der Ausdruck des Schmerzes auf Jakobs Gesicht immer tiefer eingrub. „Ich kann nicht einfach tatenlos zu sehen, wie dich diesem Blutsauger zum Fraß vorwirfst!“ Seine Haut begann leicht grün zu werden und die Adern an seinem Hals traten vor „Er wird dich töten oder was viel schlimmer wäre, zu einer von ihnen machen und dann wärst du für immer verloren“ flüsterte er gequält. Mein Blick wurde hart. „Das ist allein meine Entscheidung und nur damit du es weißt. Keiner sträubt sich mehr gegen die Vorstellung mich zu beißen oder mich zu verwandeln als Edward. Nicht er ist, der es unbedingt will sondern ich!“ Dieses Geständnis wirkte anscheinend Wunder. Denn plötzlich war Jacob erstarrt. Ich holte zum letzten Schlag aus „Und wenn du meinst, den Cullens mit dem Tod drohen zu können, falls sie den Vertrag brechen sollten, dann sei dir darüber im klaren, das wenn du Edward umbringen solltest ich ihm auch dorthin folgen werde, ob als Mensch oder als Vampir. Ich liebe ihn Jacob, ich liebe ihn mehr als mein eigenes Leben und er liebt mich und nichts und niemand kann und wird je daran etwas ändern können auch du und dein Rudel nicht!“ Damit drehte ich mich um und stampfte aus der Werkstatt. Ich hatte genug gesagt, vielleicht zu viel. Der Regen fegte mir die Tränen aus dem Gesicht, als ich wieder auf das Haus zu steuerte.

Drinnen versuchte ich so gut es ging eine zwanglose Miene aufzusetzen, während Charly sich durch Billys Papiere wühlte. Wieder spürte ich Billys prüfenden Blick auf mir und ich verdrückte mich rasch mit einer Entschuldigung ins Bad. Ich hatte auf weitere Konfrontationen keine Lust mehr. Der kleine schmucklose Raum grenzte direkt an das Wohnzimmer und so konnte ich Charlys Stimme ohne Probleme hören. „Mein Gott Billy du musst dir endlich mal angewöhnen alle Rechnungen sofort abzuheften.“ Billy schien wohl zu nicken, dann hörte ich Charly seufzen „Ich befürchte, das ich das erst mal alles mitnehmen muss um es in eine vernünftige Reihenfolge zu bringen.“ „Ist sie immer noch mit Edward Cullen zusammen?“ fast hätte ich einen verräterischen Laut von mir gegeben. In letzter Sekunde presste ich mir die Hand vor den Mund und hielt den Atmen an. Charly war von Billys unverhoffter Frage wohl ebenso überrascht wie ich, denn es dauerte ein Moment bevor er antwortete. „Ja, ist sie.“ Ich spürte wie mein Körper unter dem Sauerstoffmangel anfing zu vibrieren, also versuchte ich, so leise wie möglich nach Luft zu schnappen, ohne die nächsten Worte zu verpassen. Billys Stimme klang hart „ Du weißt, was ich dir über die Cullens erzählt habe.“ Wieder blieb mir die Luft weg, Charly stöhnte „Oh Billy fang bitte nicht wieder davon an. Hör mal auch ich war ziemlich wütend auf den Jungen, ach was sag ich, ich hätte ihn umbringen können, nachdem was er mit Bella gemacht hat. Sie wäre fast zerbrochen, als er sie verlassen hat!“ Wieder kam die Erinnerung und mit ihr ein kurzer Schmerz. „ Aber ich musste einsehen, dass es nicht in meiner Hand liegt für wen sie sich entscheidet. Ich hoffe nur, das seinen Worten in Zukunft auch Taten folgen werden.“ Oh hoffentlich bekam Billy das jetzt nicht in den falschen Hals. Die zwei begannen vollends aneinander vorbei zu reden. „Du hast mit ihm darüber gesprochen?“ Billy klang heißer. Charly seufzte noch einmal „ Er hat mir versucht zu erklären warum er so gehandelt hat und warum die Dinge so sind wie sie sind.“ Stille „ und ich muss gestehen, dass mir bei seinen Worten kurzzeitig anders geworden ist.“ Also doch Hypnose dachte ich grimmig, na warte Edward Cullen „ Billy, ich mag bestimmt nicht alles verstanden haben was er mir versucht hat zu sagen, aber eines habe ich verstanden. Er liebt Isabella und das in einer so ehrlichen Art und Weise, das ich davor einfach alle Zweifel fallen lassen muss.“ Er klang ein wenig fassungslos. Billy schwieg noch immer. Ich hörte Papier rascheln, anscheinend sammelte Charly die Unterlagen zusammen. „Sie wird also mit ihm gehen?“ Es war fast keine Frage mehr, sondern eine Feststellung. Charly Stimme hörte sich jetzt ein bisschen gepresst an „Nach dem Abschluss.“ Plötzlich wurde die Haustür aufgerissen. Schnell drückte ich auf die Klospülung und wusch mir die Hände. Ich hoffte, dass Jacobs Auftauchen, die beiden soweit ablenkte, dass sie mein ungewöhnlich langen Verbleib auf der Toilette nicht registrierten. Ich öffnete gerade die Tür, als Charly mir schon aus dem Wohnzimmer entgegen kam. Er wirkte erschöpft und gleichzeitig ein bisschen traurig. „Kommst du Bella? Wir müssen los“ Ich nickte und warf noch einen raschen Blick zu den beiden Männern im Wohnzimmer, die wie regungslose Statuen vor dem Fenster verharrten. Durch das starke Gegenlicht konnte ich den Ausdruck auf ihren Gesichtern nicht erkennen, aber das brauchte ich auch nicht. „ Auf Wiedersehen“ murmelte ich, obwohl ich wusste das dies besser nicht geschehen sollte. Wortlos ließen sie mich gehen.

Herausforderungen

„Du warst wo?!“ Edwards hellbraune Augen schienen Funken zu sprühen. Er war eindeutig wütend. Ich hob beschwichtigend die Hände. Er war wie versprochen am Abend mit Jasper zurück gekommen, doch seine Freude über unser Wiedersehen wurde durch mein Geständnis je gedämpft. Ich hatte es für das Beste gehalten, es ihm gleich zu sagen und seine Reaktion darauf über mich ergehen zu lassen. „Das war sehr, sehr leichtsinnig von dir Bella“ murmelte er anklagend und ich zuckte halbherzig mit den Achseln. Wir saßen beide im Schneidersitz auf meinem Bett und ich starrte auf die Bettdecke. „Ich weiß, aber irgendwie dachte ich, ich müsste es einfach noch mal probieren, die Sache gerade zu biegen.“ Ich spürte wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. „Er war doch mein bester Freund“ brachte ich schniefend raus, bevor mir die Tränen übers Gesicht liefen und auf die Decke tropften. Edwards bleiche Finger fasten nach meinem Kinn und hoben es hoch. Ich versank in seinem Blick. „Du wirst noch viele schwere Abschiede hinnehmen müssen, wenn du tatsächlich bei uns bleiben willst.“ Sagte er sanft. Mein Herz machte trotz der Traurigkeit darin einen Sprung. Das klang fast so, als wenn er die Vorstellung gar nicht mehr für so unmöglich hielt. Seine Finger verwischten zärtlich die letzten Spuren der Tränen auf meiner Haut und ich lächelte ihn dafür dankbar an. Sein Blick war jetzt sorgevoll „Für manche Ziele gibt es nur einen Weg, der wenn man ihn betritt andere für immer verschließt.“ Ich nickte, obwohl etwas in mir das immer noch nicht akzeptieren konnte oder wollte. „Ich verstehe.“ Doch er legte mit einem allwissenden Lächeln den Kopf schief „Da bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er mich nach vorn in seinen Schoß und kraulte mir durchs Haar. Betört schloss ich die Augen. Seine raue Samtstimme begann mich einzunebeln „Ich bin gespannt, wie er auf deine Erklärung reagieren wird.“ Ich seufzte, dieses Vorstellung wollte ich heute Abenden nicht weiter zu Ende führen. „Was soll er dir schon tun können, wenn er weiß das dein Tod gleichzeitig der meine ist?“ murmelte ich in seine Jeans. Über mir hörte ich Edward stöhnen und seine Hände krallten sich jetzt regelrecht in meinen Strähnen fest. „Du machst dir tatsächlich wieder erst um meine Gesundheit sorgen!“ er lachte grimmig. „Du bist unbelehrbar.“ Dann waren seine kalten Finger wieder sanft. „Dabei geht es ganz allein um deine Sicherheit.“ Flüsterte er leise. Ich kniff die Augen zusammen. Ich wollte nicht schon wieder daran erinnert werden, wie viele Kreaturen da draußen mir nach dem Leben trachteten. Dabei konnten wir einige von denen Ruckzuck los sein, wenn Edward nicht so verdammt stur wäre. Ich hörte wie Charly die Treppe hoch kam und ins Bad ging, wenige Minuten später fing das Wasser an zu laufen. Edwards Oberkörper begann sich nach vorne zu bewegen „Na vielleicht hört der Mistsack dann wenigstens auf draußen herum zu schnüffeln.“ Ich fuhr augenblicklich hoch und stieß mir den Kopf an seiner Marmorbrust. „ Aua, was hast du gesagt?“ entgeistert sah ich ihn an. Er runzelte die Stirn, scheinbar bereute er schon seine Worte, doch es war zu spät „Er war hier?“ Gott sei dank lief das Wasser noch, sonst wäre Charly womöglich vor Schreck über meine Lautstärke in der Duschwanne ausgerutscht. Edward legte mir beruhigend die Hände auf die Schultern, denn anscheinend wich mir die Farbe aus dem Gesicht „ Die letzten Wochen war er ständig hier. Anscheinend wollte er sich persönlich davon überzeugen, das ich mich an die Spielregeln halte.“ Sein süßer Atmen, ließ mein Herz wieder ein bisschen langsamer schlagen, wenn auch mit kleinen Rucklern. Mir ging plötzlich ein Licht auf. „ Bist du deshalb am Wochenende bei mir geblieben?“ fragte ich schwach. Er nickte „Wir waren uns alle einig, dass wir es uns nicht leisten können, dich aus den Augen zu lassen und als dann auch noch Charly wegfuhr hielt ich es für das Klügste, dich bei uns einzuquartieren. Ich muss allerdings gestehen, dass mir dieses unerwartete Ereignis bestens gefallen hat.“ Er grinste jetzt schelmisch. „Auch wenn er jetzt nicht mehr auftaucht, sollten wir das beibehalten.“ Ich grinste zurück „und wie erkläre ich das Charly? Hey Dad, ich ziehe zu deiner und meiner Sicherheit zu den Cullens, damit du und ich im Schlaf nicht von wilden Werwölfen oder rachsüchtigen Vampiren gefressen werden. Du versteht das doch sicherlich.“ Er wollte noch was sagen, doch ein Pochen an der Tür unterbrach ihn. Charly steckte vorsichtig den Kopf ins Zimmer. Ich hätte gerne gewusst, was er erwartet hatte, den sein Blick wirkte irgendwie erleichtert, als er uns nebeneinander sitzen sah. Auf seinen Wangen zeigten sich hektische rote Flecken. „Na ihr beiden. Ich wollte mich nur verabschieden. Ich habe heute Kevins Dienst übernommen, der arme Kerl hat sich ne schwere Grippe eingefangen, bin morgen früh wieder da. Viel Spaß äh noch.“ Dann war die Tür wieder zu. Edward wartete, bis der Streifenwagen weg war, dann bog er sich vor Lachen. Es klang wie Musik in meinen Ohren. „Was hat er gedacht?“ Doch Edward kriegte sich immer noch nicht ein. Ich musste bei seinem verzückten Gesicht unweigerlich mitlachen. „Komm sag schon“ drängte ich und endlich war er in der Lage mir zu antworten. „Dein Vater hat, bevor er reinkam ernsthaft überlegt, was er mit mir machen soll, wenn du und ich vielleicht gerade.....“ Er ließ den Satz unvollendet und ich dachte mir den Rest. Das Blut kroch mir vom Hals in die Wangen, was Edward noch mehr amüsierte. „ Er war sich noch uneins darüber ob er mich raußchmeißen soll, oder ob es in Anbetracht unserer baldigen Absichten doch legitim wäre.“ Ich brauchte einige Sekunden, bis ich die Bedeutung seines letzten Satzes richtig verstanden hatte. „Ups“ entfuhr es mir. Sein umwerfendes schiefes Lächeln war nie so schön wie jetzt. „Sag es noch mal Bella“ flüsterte er feierlich und griff nach meinen Händen, die regungslos auf meinen Knien lagen. Ich merkte wie mein Mund bei seinem engelsgleichen Anblick trocken wurde und gleichzeitig das wohlige Gefühl der Gewissheit in meinen Körper zurück kehrte, das sich heute Nachmittag auf der Fahrt nach Lake Push in mir ausgebreitet hatte. Ich war mir meiner Antwort noch genauso sicher wie im Auto. Als ich ihm endlich antwortete war meine Stimme nicht weniger feierlich und zu meinem eigenen Erstaunen fest wie nie zuvor, während ich ihm direkt in die goldenen Augen schaute „Ja Edward Cullen, ich heirate dich und ich hoffe du weißt was das bedeutet?“ Er ging auf die Frage nicht ein, sondern ließ meine Hände los um nach meinem Gesicht zu greifen. Sanft wie die Flügel eines Schmetterlings berührte er meine Lippen, danach mein Kinn, die Nase die geschlossenen Augenlider. Immer wieder hörte ich meinen Namen aus seinem Mund, der überall auf meiner Haut zu sein schien. Bis er sich langsam wieder zurück zog. Mein Herz dröhnte immer noch in meinen Ohren, als ich die Augen aufschlug. Edward strahlte mich glücklich an.
 

Hätte ich an diesem Abend gewusst, was mich am nächsten Morgen in der Schule erwartet würde, wäre meine Hochstimmung trotz alledem bestimmt weniger ausgeprägt gewesen. Mike war der Auserwählte, der mir die Hiobsbotschaft vor Beginn der ersten Stunde unbedacht überbrachte. „Na Bella gut gefrühstückt heute Morgen?“ Auf meinem Gesicht musste ein deutliches Fragezeichen stehen, denn er beeilte sich mich ins Bild zu setzten. „Heute ist Blutspendertag und wir haben das Glück das sie das Alphabet rückwärts durchgehen.“ Ich erbleichte augenblicklich und nur Edwards starkem Arm war es zu verdanken, das ich nicht augenblicklich zusammen sackte. Sein Gesicht nahm einen gespannten Ausdruck an. „Ich muss kurz zu den anderen.“ Flüsterte er und setzte mich vorsichtshalber auf eine Bank. „Es ist wohl besser Jasper verbringt den Tag heute zu Hause.“ „Lass mich ja nicht alleine“ flehte ich und bei dem Gedanken an eine fiese, dicke Nadel in meinem Arm wurde mir sofort flau im Magen. Edwards Lippen wurden schmal. „Ich glaube nicht, dass ich dabei die richtige Gesellschaft wäre.“ Vorsichtshalber wies er Mike an auf mich aufzupassen, was dieser nur zu gerne machte. „Kopf hoch Bella, es ist gar nicht so schlimm. Du darfst einfach nicht hinsehen, dann tut es auch gar nicht weh.“ Ich schluckte, dann schaltete ich mich selbst. Verdammt! Ich wollte das mir Edward die schlimmsten Schmerzen der Welt verpasste und fing schon bei so einer lapidaren Sache wie Blutabnahme an die Segel zu streichen. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte die Schultern zu straffen. Beinbrüche, Rippenbrüche, Schnittwunden zählte ich im Kopf langsam auf, während Mike und ich uns langsam auf den Weg zur Turnhalle aufmachten, wo das Spektakel statt finden sollte. All das hatte ich schon mitgemacht und überlebt, also! Der Anblick der vielen Liegen die wie Zinnsoldaten aufgereiht nebeneinander standen, ließen meinen Mut noch einmal sinken, doch dann hörte ich eine vertraute Stimme meinen Namen rufen. „Hallo Bella“ ich drehte mich erleichtert um, um Carlisle anzustrahlen. „Hey Carlisle, oh man bin ich froh dich zu sehen.“ Er lachte ein herrlich klingendes Lachen, dann zeigte er auf die erste freie Liege. „Hast du was dagegen, wenn ich mich um dich kümmere?“ fragte er Augenzwinkernd und ich ließ mich mit einem leisen Plumps auf die, mit Papier abgedeckte, Pritsche nieder. „Ich wusste gar nicht, dass auch Ärzte aus dem Krankenhaus hierbei mitmachen.“ Murmelte ich leise und mein Blick klebte auf dem Einwegbesteck in Carlisle Hand. Er schmunzelte und wies mich an mich hin zu legen. „ Ich habe mich freiwillig gemeldet um die Kinder zu warnen.“ Seine flinken Hände schoben in Windeseile meinen linken Ärmel hoch und ich drehte den Kopf weg. Ich wusste von welchen Kindern er sprach und dachte wieder an Jasper, der hoffentlich schon in Edwards silbernen Volvo saß. „Ist das hier eine kurzfristige Aktion?“ Ich spürte wie sich etwas kaltes um meinen Oberarm stramm zog, dann drückte mir Edwards Vater einen weichen Ball in die Hand. „ Na ja, eigentlich sollte das nächste Woche statt finden, aber da haben wir zu wenig Personal. Darum konnte ich zu Hause nicht rechtzeitig Bescheid geben“ antwortete er und dann wurde meine Haut kurzzeitig kalt. Ich wartete auf den stechenden Schmerz und den üblen Geruch, die beide nicht kommen wollten. Vorsichtig schielte ich aus den Augenwinkeln zu meinem Arm, an dem Carlisle immer noch herum hantierte. „So alles klar, jetzt bitte so lange den Ball drücken, bis ich wieder komme.“ Er schenkte mir noch ein herzzerreißendes Lächeln, bevor er zwischen den anderen Liegen verschwand. Neben mir begann ein kleiner Motor zu surren. Ich drehte jetzt todesmutig das ganze Gesicht nach links. Ein Plastikbeutel war in einer kleinen weißen Maschine eingespannt, die ihn im regelmäßigen Takt hin und her schwenkte, während er sich langsam mit rotem Blut füllte. Mit meinem Blut. Ich betrachtete es zum ersten mal mit einer gewissen Faszination, wie es fast schwarz schimmernd im Licht der Neonbeleuchtung glitzerte. War es wirklich so begehrenswert? So unwiderstehlich? Ich schaute zu dem Beutel meines Nachbarn hinüber, der neben meinem surrte. Wie musste ich mir den Drang vorstellen? Es war schwer, Edwards Vergleich mit der Drogensucht nachzuvollziehen. Ich überlegte. Wie ein unbeschreiblicher Durst oder eher wie Hunger? Ich kramte in meiner Erinnerung, doch mir fiel keine Situation ein, in der ich so etwas verspürt hatte. Ich seufzte. Ich würde es ja irgendwann erleben, na ja oder besser gesagt nicht erleben. Carlisle stand plötzlich wie aus dem Nichts vor mir. „Fertig Bella, wir haben dir genug abgezapft.“ Ich lächelte ihn an und nahm all meine Nerven zusammen um ihm bei der Entfernung der Nadel zu beobachten, doch er war so schnell, dass das kleine Pflaster schon in meinem Ellenbogen klebte, bevor ich zwinkern konnte. „Besser du isst eine Kleinigkeit, bevor du dich nach Hause fahren lässt.“ Er half mir hoch und brachte mich zur Tür. Trotz meiner Entschlossenheit fühlten sich meine Knie ein Bisschen wackelig an, als ich den Weg zur Cafeteria einschlug. Edward wartete schon auf mich. Die Iris seiner Augen schimmerte dunkel. „Alles klar?“ fragte ich vorsichtig und er lachte spöttisch. „Das Gleiche könnte ich dich fragen. Bist du tapfer geblieben?“ Ich nickte und präsentierte ihm meinen angepieksten Arm, worauf er kurz gezwungen war die Luft an zu halten. „Entschuldige bitte“ murmelte ich und zog rasch den Ärmel nach unten. Er nickte dankbar, dann reichte er mir ein Stück Pizza. „Ist Jasper gut nach Hause gekommen?“ fragte ich kauend und wischte mir ein Stück Käse vom Kinn. Edward nickte wieder. „Ich konnte Alice und ihn gerade noch auf am Gebäude eins abfangen, bevor er in die Reichweite er Turnhalle kam. Sie sind dann sofort wieder umgedreht. Ich lächelte selig. „Aber du bist geblieben.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem halbherzigen Grinsen „Ja, um dann nichts besseres zu tun, als mich so nah wie nur möglich an die Halle zu schleichen, um wie ein Besinnungsloser zu hyperventilieren.“ Ich verschluckte mich fast. Er sah jetzt auf einmal sehr traurig aus. „Ich bin erbärmlich, aber wenigstens hatte ich mich soweit in der Gewalt um nicht gleich in die Halle zu stürzen.“ Ich bekam endlich den Bissen runter, der sich an meinem Kehldeckel verkeilt hatte. „Aber du warst doch gestern erst unterwegs.“ Japste ich und griff nach der rettenden Apfelsaftschorle die vor mir stand. Jetzt wirkte er belustigt. „Es ging nicht um das ganze Blut da drin, es ging ganz allein um deins.“ Ich starrte ihn über den Rand des Glases an, als er sich verlegen durch die Haare fuhr. „Ich muss noch viel besser werden, bevor ich mir jemals das zu muten kann.“ Das Gold war in seine Augen zurück gekehrt und er griff nach meiner freien Hand um sie vorsichtig zu streicheln. Die Kühle seiner Finger brachten mich dazu endlich wieder zu denken und das Glas abzustellen. Ich war wie paralysiert. War das jetzt gerade alles nur Einbildung oder sprach er tatsächlich so, als plane er mich zu verwandeln? Ich war mir nicht sicher. „Ist es wirklich so schlimm?“ fragte ich leise und er lachte freudlos auf. „Es ist viel schlimmer als du dir vorstellen kannst.“

Ich runzelte die Stirn „Aber hast du damals in Phoenix nicht auch wiederstehen können?“ Seine Augen blitzten. „Da habe ich schon alles was ich hatte, aufwenden müssen, nur um deine fast blutleere Hand los zu lassen.“ Er schüttelte resigniert seine bronzefarbenen Haare. „ Ich kann dir einfach nicht versprechen, dich dabei am Leben zu lassen, meine Kraft reicht noch nicht dafür.“ Ich versuchte ihn, trotz meiner Enttäuschung, die sich ein Stückchenweit in mein Herz bohrte zu trösten. „Wenn es gar nicht funktioniert, haben wir immer noch Carlisle.“ Jetzt wurde sein Blick hart wie Stein. „Nein, so schnell wird nicht aufgegeben.“ Ich wollte noch etwas sagen, doch dann ertönte Mikes nervige Stimme. „ Meinen Glückwunsch Bella, du hast es geschafft ohne umzufallen.“ Ich brachte ein schiefes Lächeln zustande und hielt den Daumen hoch. „Ich hab alles gegeben.“ Mike johlte und verschwand dann hinter der Theke. „Kommen machen wir das wir hier wegkommen bevor uns Newton noch den letzten Nerv raubt.“ Knurrte Edward und wir liefen eiligst zum Parkplatz. Anscheinend hatten die übrigen Cullens für den Rückweg nicht das Auto genommen, denn der Volvo stand noch auf seinem Platz. Edward öffnete mir die Beifahrertür. „Übrigens bist du heute Abend eingeladen.“ Ich ließ mich überrascht auf den Sitz gleiten. „Eingeladen? Wozu?“ Seine gute Laune war zurück, als er mich kurz ansah und dann viel zu schnell für meine Augen neben mir den Wagen anließ. „Heute ist Esmets Geburtstag und sie besteht darauf das du kommst.“ Ich drückte auf die Playtaste des CD Spielers und ließ mich glücklich, bei dem Gedanken das Edwards Mutter auf meine Gesellschaft wert legte, in das Lederpolster fallen. Für mich war das ein erneuter Beweis dafür, dass ich allmählich zur Familie gehörte.

Moonlight

Der Nachmittag gehörte den Hausaufgaben, die ich so rasch wie nur möglich erledigte, um dann unschlüssig meinen Kleiderschrank nach der passenden Garderobe zu durchforsten. Ich war mir einfach nicht sicher was dem Anlass entsprechen würde, weil mir Edward pertu nicht verraten wollte, wie das Programm des Abends aussah. Ich war mir nur hundertprozentig sicher, dass wir nicht Essen gehen würden. „Es ist egal was du an hast Bella, du siehst in allen Sachen hinreißend aus.“ Hatte er mir noch zuckersüß lächelnd versichert, bevor er davon gebraust war. Ich biss mir unschlüssig auf die Unterlippe und griff nach einem roten, knielangen Rock aus Chiffon der vom letzten Einkaufbummel mit Jess stammte. Sie hatte lange gebraucht bis sie ihn mir aufschwatzen konnte, doch jetzt war ich ihr sogar dankbar dafür. Sah bestimmt nicht schlecht aus, doch was würden die Vampire davon halten? Das Wort war für mich langsam genauso einfach zu gebrauchen, wie für sie selbst. Vielleicht sollte ich es Jasper so leicht wie möglich machen. Mein Blick fiel auf einen engen, schwarzen Rolli. Andererseits musste ich auch an Edward denken, also versuchte ich das ganze in Kombination. Das Ergebnis im Spiegel gefiel mir und zusammen mit den Riemchenschuhen vom letzten Sommer war es dann entschieden. Ich schmiss die Haare nach hinten. Fehlte nur noch die Frisur. Im Badezimmer stieß ich auf Charly. Er musterte anerkennend mein Outfit. „ Alle Achtung, so kenne ich dich ja gar nicht, oder besser gesagt fiel zu selten.“ Ich grinste verlegen und strich mir über den Rock. „Was meinst du, kann ich so los? Edwards Mom hat Geburtstag und hat mich eingeladen.“ Er nickte überzeugt. „Natürlich, das ist sehr hübsch und du auch.“ Jetzt wurde ich so gar vor meinem eigenen Vater verlegen, aber das lag nur daran, dass ich solche Komplimente aus seinem Mund einfach nicht gewöhnt war. Ich griff schnell zur Haarbürste um mich abzulenken. Während ich versuchte meine widerspenstigen Strähnen zu bändigen, schien Charly, den ich hinter mir im Spiegel beobachten konnte, etwas sehr zu beschäftigen. Ich konnte es fast in seinem Hirn arbeiten sehen, wie er da, mit halb zusammen gekniffenen Augen vor sich hinstarrte. „Was ist los Dad?“ und er fuhr ertappt zusammen. „Äh nichts Liebes, es ist nur.“ Er überlegte noch mal, dann gab er sich einen Ruck. „Deine Mutter will nächste Woche vorbei kommen.“ Ich ließ vor Freunde über diese unerwartete Nachricht die Haarbürste fallen. „Wirklich? Wann hat sie dir Bescheid gesagt?“ Er kam mir beim Aufheben zu vor. „ Heute Morgen, als du in der Schule warst.“ Er gab mir steif die Bürste zurück. Irgendwie war seine Reaktion das genaue Gegenteil von meiner. Seine Lippen verzogen sich zu schmalen Strichen. „Sie und Phil fliegen von New York aus direkt hier her. Er hat da am Freitag ein Spiel.“ Ich konnte ein „Klasse“ nicht unterdrücken. Ich freute mich einfach zu sehr meine Mutter endlich mal wieder zu sehen, auch wenn Charly das nicht konnte. Plötzlich kam mir ein unangenehmer Gedanke. Wie oft würde ich sie eigentlich noch sehen bevor ich... ? Schnell wischte ich ihn bei Seite. Jetzt nicht beschloss ich und warf die Bürste in meine Waschtasche. Charlys angespanntest Bild im Spiegel blieb. „ Eins noch Bella.“ Ich sah mich zu ihm um und er versuchte eine belanglose Mine aufzusetzen, was ihm meiner Meinung nach überhaupt nicht gelang. Es steckte noch mehr im Busch. „Wirst du mit ihr über deine, ich meine eure Pläne reden?“ Ich kniff ein wenig die Augen zusammen, bevor ich ihm antwortete „Sicher Dad, ist doch eine prima Gelegenheit ihr das persönlich zu sagen.“ Er nickte und wirkte auf einmal erleichtert. Scheinbar hatte er Angst gehabt, dass er es ihr beibringen sollte, aber das kam nicht in Frage. Diesen Kampf musste ich austragen, obwohl mir insgeheim schon davor graute. Sie würde mir Millionen Gründe nennen, warum ich nicht so schnell heiraten sollte und ich hatte nur einen meine Liebe zu Edward oder auch zwei, wenn ich die Bedrohung, die dich ich als Mensch für sie und Charly bedeutete mit rechnete. Charly verließ das Bad und ich schaute noch mal in den Spiegel. Meine dunkel braunen Augen sahen mir anklagend entgegen. „Willst du sie wirklich alleine lassen?“ schienen sie zu fragen. Ich schluckte und verzog das Gesicht. Ein Weg, der die anderen verschließt. Edward hatte recht, so einfach war es nicht, aber musste ich sie denn wirklich verlassen? Gab es keine andere Möglichkeit? Trotz dieser quälenden Fragen über meine Zukunft, ließ Gedanke an ihn meine Mundwinkel wieder nach oben steigen und wie aufs Stichwort klingelte es an der Tür. Ich warf meinem Spiegelbild noch einen letzten trotzigen Blick zu und ging mit offenen Haaren nach unten.

Charly hatte Edward schon die Tür aufgemacht und ihn hereingelassen. Seit ihrem klärenden Gespräch, hatte sich die angespannte Lage zischen ihnen komplett verändert. Es war wieder wie vor Edwards Verschwinden und ich war mehr als dankbar dafür. „Grüß deine Mutter und wünsch ihr alle Gute von mir ja?“ Edward lachte ihn herzlich an, bevor er mich auf der Treppe erblickte. Mein Herz schlug, bei dem Anblick seines plötzlich verklärten Gesichtsausdrucks, schmerzhaft gegen meine Brust. Charly entging dieser Umstand völlig. „Viel Spaß ihr zwei“ sagte er fröhlich und es sah so aus, als wenn sich Edward nur unter äußerster Anstrengung von mir abwenden konnte. Ich sah wie sich seine Lippen bewegten ohne das ein Ton herauskam, dann durchfuhr ihn ein kurzer Ruck „Den haben wir.“ Antwortete er rauh und ich nahm überschwänglich mit zwei Sätzen die Treppe. Edward unter mir spannte sich schon, in der Erwartung eines Falls, der bei meinen motorischen Fähigkeiten und Schuhen mit leichtem Absatz eigentlich nicht zu vermeiden war, doch ich erstaunte ihn und mich selbst, als ich ohne Bruchlandung vor ihm ankam. Mit einem letzten „Tschüss“ verließen wir das Haus. Kaum war die Tür zu, zog Edward mich an seine harten Körper „Du siehst atemberaubend aus.“ Knurrte er zwischen den Zähnen und strich mit der Nase über meine Wange. Meine Augen fingen an zu brennen, weil ich vergessen hatte zu blinzeln. „Danke“ hauchte ich in sein Ohr. „Dir muss ich das ja nicht sagen.“ Er grinste unverschämt. „Wir könnten das Programm heute Abend noch ändern und es uns bei mir zu Hause gemütlich machen.“ Ich zog die Augenbrauen hoch „Ich dachte wir feiern Esmets Geburtstag?“ Wir hatten mittlerweile den Volvo erreicht und stiegen ein. „Ja, aber nicht hier.“ Erklärte Edward und wir bogen rückwärts auf die Straße. Meine Neugierde wuchs. „Wo dann?“ Er gluckste vergnügt „Lass dich überraschen.“ Ich tat eingeschnappt, was ich aber nicht lang durchhielt, dafür freute ich mich zu sehr auf das was da kommen mochte. Ich wandte meinen Kopf und betrachtete ihn andächtig von der Seite. „ Eins wollte ich schon die ganze Zeit fragen, sagstet du nicht an meinem Geburtstag ihr würdet eure gar nicht mehr so feiern?“ Er spitzte seine schönen Lippen „Nicht auf die traditionelle Art und Weise. Ich meine mit Geschenken, Kuchen, Kerzen und so.“ „Die würdet ihr ja auch mittlerweile gar nicht mehr auf die Torte kriegen.“ Unterbrach ich ihn und er lachte sein gottvolles Lachen. „Stimmt, dafür begehen wir unseren Ehrentag ein bisschen anders. Das Geburtstagskind darf den Tag so gestalten wie er oder sie möchte und die anderen müssen dem nachkommen“ Seine Stimme wurde geheimnisvoll und in meinem Kopf begannen die Rädchen zu drehen. Wie wollte Esme denn wohl den Tag bzw. die Nacht verbringen und wo? Wir bogen jetzt auf die Straße Richtung Norden und ich dachte zu erst, wir würden wieder auf die 110 einbiegen, doch der Volvo glitt an der Einfahrt vorbei und fuhr gerade aus weiter. Ich musste mich noch eine halbe Stunde gedulden, bis wir an einer schmalen Ausfahrt nach links Abbogen. Langsam drohte ich vor Neugierde zu platzen, als die Straße auf der wir fuhren immer schmaler und schmaler wurde und schließlich ganz aufhörte. „Sind wir da?“ fragte ich ungläubig. Edward machte den Motor aus „Fast, wir müssen noch ein bisschen laufen.“

Der sternenklare Himmel über uns wurde nur von dem weißen, vollen Mond erhellt, der über den Baumwipfeln, die vor uns lagen aufragte. Ich stieg aus dem Auto und zog die kühle Nachtluft in meine Lungen, dann genoss ich den berauschenden Anblick. Edwards starker Arm legte sich sanft um meine Taille und ich hielt mich an ihm fest. So aneinander gefesselt betrachten wir einige Minuten lang die Nacht. „Es ist so schön.“ Murmelte ich und lehnte meinen Kopf an seine Brust, die wie eine atmende Wand an meinem Rücken lag. Er küsste mein Haar. „Aber nur weil du hier bist, der gleißende alles erhellende Komet.“ Ich wollte etwas passendes erwidern, aber ich konnte nicht. Der Augenblick war zu bewegend zu intim um zerstört zu werden. Dann zog er mich mit einem Schwung auf seinen Rücken. Meine Arme schlossen sich instinktiv um seine Brust und ich schob mein Gesicht an seine kalte Wange. „Du hast keine Ahnung wie sehr ich das liebe.“ Gestand ich und er blies mir leise lachend seinen betäubenden Atem ins Gesicht. „ Erstaunlich, wo es dich doch beim ersten mal so umgehauen hat.“ Ich biss ihm neckend ins Ohr „Alles eine Sache der Gewöhnung“ nuschelte ich und merkte gar nicht wie er schon los sauste. Während wir durch die Bäume rasten, fragte ich mich, wie es sein müsste, wenn ich selbst diese Fähigkeit hätte. Als Mensch konnte ich kaum gerade aus gehen, würde sich diese Schwäche als Vampir komplett auflösen? Es war für mich kaum vorstellbar mich so elegant und grazil wie Alice bewegen zu können. Wahrscheinlich war ich der erste Vampir, der über seine eigenen Füße fiel. Die Bäume neben mir nahmen wieder Kontur an. Edward wurde langsamer. „Ta Da!“ Mir klappte fassungslos der Mund auf, als er anhielt. Vor uns lag eine Lichtung, weit größer als unsere, auf die nicht das Licht der Sonne, sondern das des Mondes schien. In der gleißenden Helligkeit saßen die übrigen Mitglieder der Familie Cullen um den ovalen Tisch aus ihrem Esszimmer, dessen glänzendes Holz dieses mal unter einem weißen Laken verborgen war. In der Mitte stand ein silberner Leuchter, in dem ebenfalls weiße Kerzen brannten. Doch was meine Augen wirklich fesselte war Edwards monströser Konzertflügel, der da neben stand. Sie drehten sich alle mit ihren wunderschönen Gesichtern um und lächelten uns zu. „Da seid ihr ja endlich! Wir wollten schon ohne euch anfangen!“ rief Emmett und schwang seinen muskulösen Arm. Edward setzte mich ab und schob mir dann einen Stuhl neben Esme zurecht um sich dann zum Flügel zu begeben. Die kleine Vampirin beugte sich zu mir hinüber um mich in ihre kalten Arme zu nehmen. „Es ist so schön das du da bist Bella“ Ich fühlte mich glücklich. „ Danke für die Einladung und alles Liebe zum Geburtstag stotterte ich ein wenig unbeholfen, denn ich wusste nicht so richtig, ob das die richtigen Worte waren. Carlisle sah mich sanft an und nickte zufrieden. „So da wir jetzt alle vollzählig sind, können wir ja loslegen.“ Er langte in die Innentasche seines Jacketts und holte ein Stapel Karten heraus. Edward begann mit einem mal zu spielen und die Härchen an meinem Arm richteten sich auf. Die Musik war so schmerzhaft schön, das mir fast die Tränen in die Augen traten. Esme strich mir verständnisvoll über den Arm. „Ich weiß, er ist brillant.“ Hauchte sie träumerisch. Alice klopfte ungeduldig auf die Tischplatte und nahm die Karten auf. „Na kommt schon, fangen wir jetzt endlich an?“ Jasper warf ihr einen spöttischen Blick zu „Warum so eilig? Du kennst den Sieger doch schon.“ „Richtig!, warf Rosalie plötzlich ein und nahm Alice den Stapel aus der Hand. „und darum spielt sie heute auch nicht mit.“ Die schwarzhaarige Vampirin sperrte empört den Mund auf, während Rosalie offensichtlich ihre unerwartete Überraschung genoss. Ihr perfektes Gesicht starrte belustigt zu Jasper hinüber, der anscheinend versuchte Alice Gefühle zu beruhigen. „Diese mal haben wir eine würdige und vor allem faire Spielpartnerin dabei.“ Ihre wunderschönen Augen richteten sich auf mich und in Edwards perfektes Spiel mischte sich kurzzeitig ein leiser schiefer Ton, bevor es nahtlos weiter lief. Ich spürte ein heißes Kribbeln auf der Haut, denn zum ersten mal sprach Rosalie mich direkt an. Nichts in ihrem Blick war hasserfüllt oder wütend. Im Gegenteil, er war aufrichtig und klar. „Jasper spielt mir Emmett und Bella mit mir, damit wir alle endlich mal eine Chance haben.“ Damit wirbelten die Karten, wie von einem winzigen Sturm getrieben zwischen ihren Handflächen hin und her und ich musste mich zusammen reißen um nicht vollkommen fassungslos drauf zu starren. Ihre Augen blitzen vergnügt, als sie die Karten verteilte. „ Was spielen wir denn eigentlich?“ fragte ich verdattert „ Tribun. Mein Lieblingsspiel aus meiner Kindheit.“ Erklärte Esme um mich dann in die Regeln einzuweisen. Ich hörte aufmerksam zu. Es ging um Trümpfe und Stiche, die man als Team so oft wie möglich in einem Spiel machen musste, um zu gewinnen. Ich versuchte mir so viel wie möglich zu merken, dann nahm ich meine Karten auf und wir versuchten die erste Runde, die allerdings an Carlisle und Esme ging. Alice schnaubte verächtlich „Das habe ich gewusst“, doch keiner beachtete sie. Die nächsten Stiche machten Rosalie und ich. Wir grinsten uns zufrieden über unseren gemeinsamen Sieg über den Tisch hinweg an. „Du lernst schnell“ sagte sie anerkennend „Danke, das liegt nur am Partner.“ Erwiderteich ich. Dann war es auf einmal still. Alles wandten den Kopf zu Edward, dessen Finger erstarrt über den Tasten schwebten. Sein angespannter Blick war in die Ferne gerichtet und ich erkannte die selbe, wachsame Haltung, wie an dem Wochenende zu vor. Auch die anderen nahmen jetzt eine aufrechte Position ein, bis Emmett plötzlich leise vor sich hin zischte. Er und Edward wechselten ein paar schnelle Worte die ich nicht verstand, dann schoben die Vampire wie auf Kommando die Stühle nach hinten. Alice tauchte direkt neben mir auf und nahm mich, mit Rosalie zusammen, in die Mitte. Jasper gesellte sich zu seinen Brüdern die mit abschätzenden Blick am Rande der Lichtung entlang schritten. „Was ist los?“ meine Stimme schwankte und das alte Gefühl der Angst kroch mir die Beine hoch. „Viktoria?“ presste ich hervor, doch Rosalie schüttelte den Kopf „Schlimmer!“ und dann ertönte ein markerschütterndes Heulen, das mir augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Pläne

„Was machen die hier!“ kreischte Alice und ich stöhnte. Das konnten sie unmöglich machen. Das wiedersprach den Regeln. Das bedeutete Krieg! Rosalie griff nach meinem Arm. „Sie muss weg von hier, komm Alice, die Jungs kümmern sich schon drum.“ Ich wollte mich losreißen „Nein, Edward! Sie dürfen nicht kämpfen! „Nein, keinen Kampf, nein!“ - Sie fechten, Paris fällt- Doch ich hatte gegen die beiden Vampire keine Chance. „Wir regeln das schon“ hörte ich Carlisle ruhige Stimme, dann warf mich Rosalie wie ein nassen Sack über ihre Schulter und es rauschte in meinen Ohren. Der Wald um mich herum verschwamm in den Tränen, die mir trotz der unbequemen Reise aus den Augen traten. In meinem Kopf sah ich die riesigen Werwölfe mit den entblößten Reißzähnen auf Edward zustürzen. Ich schrie und trommelte mit meinen Fäusten auf den Rücken von Rosalie ein, die immer noch durch den Wald preschte. Warum, warum musste das passieren!

Ich wurde plötzlich nach vorne gerissen und knallte mit einem unterdrückten Keuchen auf ein weiches Lederpolster. Ich war in Rosalies rotem Cabrio gelandet, der Motor begann unter mir zu röhren. Alice sprang wie eine Katze auf den Beifahrersitz während Rosalie den schlanken Wagen in einem Zug wendete. Der Sand wirbelte unter den quietschenden Rädern durch die Luft und dann brausten wir schon über Asphalt. Ich versuchte mich auf dem Rücksitz aufzurichten, doch der Fahrtwind war so gewaltig das ich schützend den Kopf einziehen musste. Alice drehte sich mit finsterer Mine zu mir um. Ich war bei ihrem Anblick wieder den Tränen nah. „Es tut mir leid!“ schluchzte ich und ihre Gesichtszüge wurden augenblicklich sanft. „Das ist doch nicht deine Schuld, Bella“ Sie sah zu Rosalie hinüber, die das Lenkrad fest umklammert hielt und stur auf die Fahrbahn sah. Ihre verhärmten Augen waren nur zwei schmale Schlitze. Ich hätte schreien können, gerade hatten wir uns endlich angenährt, da bekam sie erneut die Bestätigung dafür das ich eine todbringende Gefahr für sie alle darstellte. „Doch es ist meine Schuld, ohne mich wären sie nicht hier her gekommen. Verdammt, ich habe es ihm doch erklärt!“ heulte ich, die Tränenflut wollte nicht aufhören und Schluchzer schüttelten mich. „Gott, ich überlebe das nicht, wenn einem von ihnen was passiert, es tut mir leid!“ Jetzt wandte die schöne Vampirin den Kopf ohne dabei nur einen Millimeter von der Straße abzuweichen. „Du machst dir Sorgen um die Jungs und Esme?“ fragte sie ungläubig, dann verzogen sich ihre vollkommenen Lippen zu einem spöttischen Grinsen. „Völlig unnötig, Emmett hat auf diese Gelegenheit nur gewartet.“ Alice grinste jetzt auch. „Wie viele Wölfe sind es?“ Ich wischte mir erschüttert über ihre vollkommene Sorglosigkeit fahrig über die verquollenen Augen „Fünf?“ antwortete ich verdattert und die beiden lachten sich an. „Was meinst du? Wie viele schafft Jasper?“ feixte Alice und Rosalie kräuselte die Stirn. „Höchstens zwei, wenn Emmett ihm überhaupt welche überlässt.“ Ich konnte ihre übertriebene Heiterkeit nicht nachvollziehen. „Aber sie sind riesig und haben messerscharfe Krallen und Zähne!“ versuchte ich sie erneut zu warnen. Wir hatten mittlerweile die Stadtgrenze erreicht und Rosalie drosselte abrupt das Tempo, so dass ich mich an den Sitzlehnen abfangen musste. Alice Augen wurden rabenschwarz und ihre weißen Eckzähne blitzen auf „Die haben wir auch“

Wir erreichten Charlys Haus, vor dem ein kleines, schwarzes Auto parkte. Rosalies Scheinwerferlicht ließ das Kennzeichen aufblitzen La Push! Mir entgleisten die Gesichtszüge „Nein!“

Ich sprang mit einem Satz aus dem Wagen und rannte, so schnell wie der Rock mich ließ, die Auffahrt hoch. Alice und Rosalie waren vor mir an der Haustür und ließen sie mit einer Bewegung aufspringen. Polternd hastete ich in den Flur um nach Atem ringend ins Wohnzimmer zu stürzten. Ich erwartete Blut, viel Blut, doch Charly schaute mich nur zu Tode erschrocken vom Sofa aus an. „Himmel Bella, was ist denn mit dir los?“

Ich war so glücklich in lebend und heil zu sehen, das ich mich im ersten Moment einfach nur stumm auf die Lehne des Fernsehsessels gleiten ließ und ihn mit großen Augen anstarrte. Hinter mir kamen Rosalie und Alice leise hinein. Charly wechselte mit ihnen einen raschen Blick. „Hattet ihr einen Unfall?“ Ich schüttelte schwach den Kopf. Mein Herz drohte aus der Brust zu springen und ich schnappte immer noch nach Luft. „Kleiner Wettlauf Dad und ich habe gewonnen.“ Brachte ich unter größter Anstrengung heraus, bevor ein Hustanfall mich schüttelte. Charly guckte immer noch skeptisch von einem zum anderen und schob dabei die Zettel, die vor ihm auf dem Tisch lagen zusammen. Mir fiel der Wagen wieder ein. „War Jacob hier?“ ich versuchte meiner Stimme die Hysterie zu nehmen. Charly verzog die Stirn. „Ja, vor ein paar Stunden, er hat Billys Zettelwirtschaft abgeholt.“ Er warf mir einen tadelnden Blick zu. „Der arme Kerl ist wegen dir übrigens immer noch ziemlich neben der Spur, ich habe mich fast nicht getraut ihm zu sagen warum du heute Abend nicht hier bist.“ Mein Herzschlag setzte aus. „ Was hast du ihm gesagt.“ Meine Stimme hörte sich an wie zerbrochenes Glas. Er zuckte mit den Achseln. „Ich habe gedacht, das er es ja eh bald erfährt und da habe ich gedacht, je früher des do besser, also habe ich erzählt, dass du mit deinem Verlobten zu seinen Eltern unterwegs bist.“ Ich kniff die Augen zusammen. Es war ein Wunder, das Jacob es noch bis zur Hautür geschafft hatte, bevor er explodiert war. Ich hörte wie Charly aufstand. „ Er ist richtig grün geworden und hat angefangen zu zittern. Na ich hoffe er ist gut nach Hause gekommen ohne einen Unfall zu bauen.“ Er lächelte verlegen „Ich hoffe dein Abend war angenehmer.“ Es kostete mich mein gesamtes Schauspieltalent um eine annährend glückliche Mine auf zu setzen. „Es war super. Edward wollte seiner Mutter noch beim Aufräumen helfen, darum haben mich die zwei nach Hause gefahren.“ Er nickte „Ich geh jetzt mal ins Bett. Bleib nicht mehr so lange auf o.k. Morgen ist Schule.“ Er verabschiedete sich noch von Alice und Rosalie und verschwand dann nach oben. Ich blieb mit meiner Sorge um Edward und den Schuldgefühlen auf der Sessellehne zurück. Oh man was hatte ich nur angerichtet? Alice legte mir, wie aus dem Nichts, beruhigend die Hand auf die Schulter und auch Rosalie kam zu mir herüber. „Meine Güte, das hat ihn wohl buchstäblich zerrissen.“ Sagte sie kühl und strich sich eine Haarsträhne aus dem bleichen Gesicht. Langsam kam ich zur Ruhe und damit wieder in die Lage zu denken. „Er war also demnach alleine. Meint ihr sie haben ihn trotzdem?“ Ich wollte den Gedanken nicht zu Ende bringen. Edwards Worte halten mir in den Ohren: Ich versuche ihn nicht umzubringen. Keiner der beiden antwortete mir. Ich warf meinen Kopf wütend an das Polster der Rückenlehne. „Ich habe ihm doch meine Gefühle für Edward erklärt und was passiert, wenn er trotzdem versucht irgendetwas zu unternehmen.“ Alice seufzte neben mir „Vielleicht wollte er nur in den Wald um sich abzureagieren.“ Rosalies lachte bitter auf „ Genau und da ist er dann rein zufällig in unsere Richtung gelaufen, vor allem da er schon seit Wochen hier herum geistert.“ Ich schaute sie gequält an. Ihr Lächeln wurde echter. „Es wird einfach Zeit, das sich unser Bruder ein bisschen am Riemen reißt.“ Sagte sie tonlos und Alices fauchte leise. Ich schloss die Augen und kämpftet wieder mit den Tränen. Warum musste denn also so kompliziert sein, warum musste es diese Feindschaft geben? Sie könnten doch einfach nebeneinander existieren, anstatt sich gegenseitig an die Kehlen zu springen. „Ich glaub du gehst jetzt besser ins Bett Bella.“ Alice kleine, weiße Hand drückte meine Schulter. Ich lachte freudlos auf. „Wie soll ich schlafen, wenn ich nicht weiß ob Edward da draußen gerade von meinem ehemals besten Freund zerfleischt wird.“ Bei diesem Gedanken, verkrampfte sich alles in mir. Rosalie ließ ihr schönes Lächeln erscheinen. „Mach dir keine Sorgen. Edward ist stärker als du denkst und alleine ist er ja auch nicht. Sobald sie können, wird er wieder hier sein, versprochen.“ Alice nickte „Ich sehe auch nichts beunruhigendes“ sie zeigte auf ihre Stirn. „Alles wird gut gehen.“

Ich weiß nicht mehr, was mich letzten Endes dazu brachte mich wirklich ins Bett zu legen, doch als Rosalie und Alice mich alleine ließen, lag ich mit offenen Augen in meinem Schlafanzug auf der Decke und lauschte in die Dunkelheit. Ich hörte nur meinen Atem, der wie ein beständiges Uhrwerk meinen Körper hob und senkte. Bitte, bitte lass ihn bei mir flehte ich in Gedanken. Lass sie beide am Leben. In meinen Augen brannten wieder Tränen, jede Sekunde ohne Edwards Auftauchen war eine nicht auszuhaltende Folter und verstärkte die grauenhaften Vorstellungen in meinem Kopf. Ich wollte gerade zum x mal auf die Anzeige des Weckers schauen, als sich eine kalte Hand an meine Wange legte. Ich schrie erstickt auf, doch da lag die Hand schon auf meinem Mund. „Schschsch Bella, ich bin es keine Panik.“ Raunte Edward beruhigend in mein Ohr und sein köstlicher Atmen drang in meine Nase. „Edward“ keuchend riss ich seine Hand weg und schlang meine Arme um seinen festen Hals. Die Tränen liefen mir jetzt vor Erleichterung über die Wangen. Er wiegte mich sanft hin und her und streichelte mir den Rücken, bevor er mich langsam zurück auf die Kissen drückte. Sein schneeweißes Gesicht strahlte wie eine Porzellanmaske zu mir herunter. Ich schniefte und seine Finger wischten die Tränen fort. Er war ganz, heil, nicht verletzt, so weit ich das im Dunkeln beurteilen konnte und mein Herz jubelte bei seinem Anblick auf. Seine Augen waren im Licht des Weckers schwarz, die violetten Schatten darunter wie Blutergüsse. Es beunruhigte mich, aber dennoch konnte ich spüren, wie die Angst sich langsam von mir löste. „Es war Jacob. Er war hier und Charly hat ihm gesagt das wir demnächst heiraten und da hat er die Nerven verloren.“ Edwards Lippen wurden zu zwei schmalen Strichen. Meine Stimme war heißer, als ich die Frage stellen mußte „Ist er, ich meine habt ihr ihn?“ Er schüttelte langsam den Kopf und ich konnte einen erleichterten Seufzer nicht unterdrücken, wobei ich ihn bei seinem Anblick gleich wieder bereute. Die perfekten Züge seines Gesichts waren zu bewegungslosen Linien geworden, die mich durch ihre Unmenschlichkeit erschreckten. Vorsichtig griff ich nach seiner Wange, doch er fing meine Hand ab um sie dann zärtlich zu liebkosen. „Wir haben seine Spur verfolgt, bis zur Grenze. Wenn es nach Emmett und Jasper gegangen wäre, hätte wir ihn davor noch erwischt.“ Erklärte er in sachlichem Ton, während er meine Fingerspitzen küsste. Jetzt wusste ich, warum er so aussah. Das Fieber der Jagt brodelte noch in ihm und er versuchte es so gut es ging zu bändigen. „Er ist eindeutig zu weit gegangen Bella.“ Ich nickte, ja das war er, doch ich konnte ihn verstehen, wenn auch ein Teil von mir das nicht hören wollte. Edward schien sich langsam zu beruhigen, denn er legte sich jetzt neben mich. Sein Kopf lag auf meiner Brust und ich strich ihm durch seine verwirbelten Haare. „ Werdet ihr den Vertrag jetzt für ungültig erklären?“ fragte ich vorsichtig und Edward ließ sich mit der Antwort Zeit. „Wir sind nicht an einem Krieg interessiert, das waren wir nie. Andererseits können wir diesen Verstoß aber auch nicht ignorieren.“ Ich hielt die Luft an. Schnell hob er den Kopf und sah mich mit zärtlicher Wehmut an. „ Und was genau heißt das?“ Ich konnte seine weißen Zähne aufblitzen sehen. „Das der Abschied vermutlich schneller kommen wird, als geplant.“
 

Das Wort Abschied, hatte nach den vergangenen Monaten und meiner geplanten Zukunft eine fast schon abstoßende Wirkung auf mich. Am liebsten hätte ich es aus meinem Wortschatz gestrichen, es aus jeglicher Sprache verbannt, doch ich wusste der Weg würde es fordern, den ich trotz allem immer noch zu gehen bereit war.

Nach Jacobs unerlaubten Eindringen in das ihm verbotene Gebiet, war Carlisle nach La Push gefahren um sich mit den Quilleuten wie Edward sie nannte zu treffen. Sie hatten noch einmal geeinigt, obwohl Carlisle bwz. Edward mich darüber im Unklaren ließen.

Ich schaute ungeduldig auf die blinkende Anzeigentafel in der Flughafenhalle, auf der seit zehn Minuten der 12:30 Flug aus New York aufleuchtete. Charly, der neben mir saß raschelte nervös mit der Zeitung. So schnell wie er die Seiten umblätterte, war es ziemlich offensichtlich, dass er kein einziges Wort das da drin stand lass. Es diente ihm lediglich als Ablenkung. Mein Blick glitt zur Zollstelle hinüber, hinter der jeden Augenblick meine Mutter auftauchen musste und in mir kämpfte das Gefühl der Freude über unser Wiedersehen, mit dem der schmerzhaften Gewissheit, das sich alles bald ändern würde. Charly hüstelte neben mir und ich stupste ihm aufmunternd in die Seite. „Kopf hoch Dad, wird schon nicht so schlimm werden.“ Versuchte ich es und dachte dann plötzlich an Jacob. Wenn man es mal genau betrachtete, war das hier mit Edward um mir vergleichbar. Meine Augen suchten die fremden Gesichter ab, die jetzt aus dem Ausgang auf uns zu kamen. Charly liebte Renee auch und musste mit ansehen, wie sie mit einem anderen glücklich war. Man musste ihm dabei allerdings zu gute halten, dass er es nicht darauf anlegte, seinem Konkurrenten dafür die Kehlte durch zu beißen. Phil erschien als erster und zehrte einen riesigen Koffer hinter sich her, auf dem noch zwei Reisetaschen gestapelt waren. Meine Mutter folgte ihm mit zwei Rucksäcken. Ich hörte Charly aufstöhnen. „Wie lange hatten sie denn vor zu bleiben?“ Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen und schoss auf meine Mutter zu, um sie zu umarmen. Sie strahlte wie ich übers ganze Gesicht, während wir uns drückten und auf die Wangen küssten. Phil und Charly gaben sich hinter unserem Rücken förmlich die Hand. „Oh, Bella wie schön dich endlich wieder zu sehen.“ Wir lachten und kicherten wie alte Freundinnen, während wir auf den Parkplatz liefen. „Habt ihr Hunger? Wir können erst mal was Essen gehen, wenn ihr mögt.“ Phil nickte dankbar und wuchtete das Gepäck in meinen Transporter.

Wir fuhren in ein kleines Schnellrestaurant um ein paar Burger zu bestellen. Kauend musste ich ihr von meinen Erlebnissen berichten. „Du hast deinem Vater und mir einen gehörigen Schrecken eingejagt Bella!“ Sie versuchte es erneut mit einem erzieherischen Blick, der wie alle anderen seine Wirkung verfehlte. „und das alles wegen diesem Jungen wie hieß er noch Edwin? „Edward“ „Ach ja richtig, das war doch der gut aussehende Knabe aus dem Krankenhaus.“ Ich nickte. „Edward Cullen. Ja es hat da einige Missverständnisse gegeben, die sich aber Gott sein Dank klären ließen.“ Ich biss in eine Pommes. Das musste an Erklärung einfach genügen, doch anscheinend hatte Charly mehr Zeit in Telefongespräche investiert, als ich dachte, denn sie wusste sowohl über mein besorgniserregendes Verhalten wegen seines angeblichen Verlassens, sowie über mein gewagten Kopfsprung und last but not least auch über meine Leidenschaft fürs Motorrad fahren Bescheid. „Gott Bella, er ist doch nur ein Junge zu gegeben ein ziemlich gut aussehender, aber du gehst doch auch bald aufs College.“ Jammerte sie und suchte Bestätigung bei Phil, der aber ihrem Blick auswich und aus dem Fenster guckte. Meine Hände fingen an zu kribbeln, als Charly mir einen leichten Fußtritt unter dem Tisch verpasste. Sag es ihr! Übermittelten mir seine Augen und ich schluckte noch mal, bevor ich los legte. Er hatte recht, besser gleich. Augen zu und durch. „Also Mom, ich muss dir da noch was sagen und ich möchte gleich betonen, dass egal was du davon hältst, mein Entschluss bereits unumstößlich fest steht.“ Sie musterte mich argwöhnisch „Ich gehe auf College, aber zuvor heirate ich Edward.“

Zu erst glaubte ich, dass sie mich nicht richtig verstanden hatte, was bei dem Tempo in dem ich den Satz von mir gab auch nicht verwunderlich gewesen wäre. Sie starrte mich einige Sekunden wortlos an, um dann den Mund auf und zu, zu klappen. Sie ähnelte plötzlich einem Fisch auf dem Trockenen. Aus den Augenwinkeln konnte ich Charlys leicht erheiterte Mine sehen, die er hinter der aufgeklappten Getränkekarte vor ihr versteckte. Selbst Phil machte jetzt ein ungläubiges Gesicht. Ich faltete meine schweißnassen Hände vor mir auf dem Tisch und streckte mich. Das erinnerte mich hier irgendwie an die Versammlung bei den Cullens. Hoffentlich ging meine Mutter nicht gleich hinter den Tresen und etwas zu zertrümmern. „ Wie gesagt, mein Entschluss steht unumstößlich fest.“ Endlich fand meine Mutter ihre Stimme wieder, aller Dings klang die jetzt ziemlich wütend. „Isabella was soll denn dieser Mist!“ Am Nachbartisch drehten sich zwei alte Frauen neugierig zu uns um. Ich hatte es gewusst, das Wort Heirat würde bei ihr eine Fehlzündung auslösen. „Mom, das ist kein Mist, sondern mein voller ernst und bitte hör auf so laut zu sein.“ Sie kniff die Lippen zusammen und schnaubte. Die zwei Damen warfen uns verstohlene Blicke zu und fingen leise an zu tuscheln. Phil legte ihr beruhigend den Arm um die Schulter, was wiederum Charly die Falten auf die Stirn trieb. „O.k. lasst uns das wie zivilisierte Menschen besprechen.“ Er legte die Karte beiseite. „Du weißt also schon von dieser hirnrissigen Idee?“ Er nickte bedächtig „Ja und ich finde sie nicht so hirnrissig.“ Selbst ich schaute ihn jetzt ungläubig an. So eine konsequente Verteidigung hätte ich von ihm in Renees Gegenwart nicht erwartet, doch er wirkte sehr selbstsicher als er jetzt ebenfalls die Hände vor sich ineinander schob. „Hör zu Renee unsere Tochter ist Achtzehnjahre Alte und damit in der Lage über ihr Leben selbst zu bestimmen und wenn sie diesen Jungen das Ja Wort geben will, dann ist das alleine ihre Sache und wir sollten uns da raus halten.“ Am liebsten wäre ich aufgesprungen und ihm um den Hals gefallen. Doch ich blieb sitzen und beobachtete das unbewegte Gesicht meiner Mutter, die ihn verblüfft anstarrte, aber Charly war noch nicht fertig „ Ich gebe zu er hat sich, was sein Verhalten anging, am Anfang nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber Bella hat sich nun mal für ihn entschieden und ich habe das Gefühl, dass nur er sie glücklich machen kann.“ Wenn Charly nur gewusst hätte wie viel Wahrheit er da gerade von sich gab. Mum war immer nicht überzeugt „Sie ist doch noch so jung und außerdem ist er doch der erste und wenn sie erst mal sieht, dass es noch so viele andere gibt.“ „Es wird keine anderen geben Mum“ Ich wurde langsam sauer, doch wie sollte meine Mutter auch verstehen, was Edward für mich bedeutete. Ich wünschte mir in diesem Augenblick, dass ich ihr meine gesamten Gefühle übertragen könnte. All den vergangenen Schmerz ohne ihn, all die Freude und das unbeschreibliche Glück was ich empfand, wenn er bei mir war und die unbeschreiblichen Empfindungen, wenn er mich küsste. „Ich liebe ihn und ich werde ihn heiraten, mit oder ohne deinen Segen.“ Sie setzte schon zu einer Antwort an, als Phil sie unterbrach „Habt ihr denn schon einen Termin?“ Ich wusste nicht, was mich in diesem Moment ritt, vielleicht war es immer noch die leise Wut über ihre Reaktion oder die Sicherheit meiner Gefühle, denn ich sagte, wie selbstverständlich „ Nächste Woche“

Mutiger Löwe

Ich ging die Worte, die ich vor hatte zu sagen, schon zum Hundertsten mal durch. In meinem Kopf klang es gar nicht so schlimm und war auch ganz einfach. Edward ich weiß es ist ein wenig überraschend aber wir heiraten nächste Woche oder die scherzhafte Variante: Hast du noch deinen Smoking vom Schulball? Super, gib ihn in die Reinigung du brauchst in am Mittwoch. Ich setzte den Blinker als ich an der versteckten Einfahrt zur Villa ankam. Ich war sofort weitergefahren, nach dem ich meine Mutter und Phil an der Pension abgesetzt und Charly zu Hause abgeladen hatte. Die Scheibenwischer quietschten über die nasse Windschutzscheibe. Es hatte kurz nach unserem Verlassen des Restaurants zu regnen begonnen, der helle Sonnenschein von heute Mittag war buchstäblich verschwunden. Wie das alles wieder zusammen passte. Ich trommelte nervös mit den Fingern auf dem Lenkrad herum. Die weiße, alt erwürdige Vorderfront des umwerfenden Hauses tat sich vor mir auf und das mulmige Gefühl in meinem Magen wurde stärker. Hoffentlich regte er sich nicht so auf. Ich parkte vor der Garage und beeilte mich zur Tür zu kommen. Es war nur eine kurze Strecke aber sie reichte aus um mich nass zu machen. Mit triefenden Haaren drückte ich die Klingel. Der feine Gong war noch nicht verhallt, da ging auch schon die Tür auf und Emmetts überraschtes, kantiges Gesicht strahlte mir entgegen. „Hi Bella, was machst du denn hier? Hast Glück gehabt, mein von dir völlig besessener Bruder wollte sich gerade auf den Weg zu dir machen.“ Ich grinste schief zurück. „ Na, da war ich ja mal ausnahmsweise schneller.“ Er lachte wie sie alle ein musikgleiches Lachen und ließ mich eintreten. „Edward“ sagte er ohne die Stimme zu heben und wie aus dem Nichts erschien der engelsgleiche Vampir vor mir in der Halle. Ich machte bei der unerwarteten Nähe einen kleinen Schritt nach hinten, doch sein weißer Arm schnellte vor und hielt mich an der Hüfte fest. „Hallo schönste aller Frauen“ lachte er mit glühenden Goldaugen und ich musste wieder erst meinen Verstand einsammeln, bevor ich was erwidern konnte. Sein traumhafter Körper steckte in einem kurzärmeligen, schwarzen Shirt, das seine Haut, trotz des dämmrigen Lichts, das durch die hohen Fester fiel, wie frisch gefallenen Schnee leuchten ließ. Er war zum dahin schmelzen. Mit einer fließenden Bewegung zog er mir die nasse Jacke von der Schulter. „Bevor du dir noch den Tod holst.“ Hauchte er fast singend. Ich hätte beinahe was gesagt „Wusste ich doch, dass ich deine Stimme gehört habe.“ Alice war ebenfalls neben mir aufgetaucht und küsste mich stürmisch auf die Wange, was bei Edward einen skeptischen harten Blick auslöste. Sie sah ihn mit unschuldigen Rehaugen an. „Warum solltest nur du allein in den Genuss kommen?“

Ich lächelte um zu zeigen, dass es o.k. war, erst dann entspannte er sich wieder. „Wollte deine Mutter nicht heute kommen?“ fragte er jetzt ernst und zog mich an der Hand die Treppe hinauf, anscheinend war ihm Alice heute nicht geheuer. Ich sah mich noch mal zu ihr um, aber sie und Emmett waren verschwunden. „Ja sie und Phil sind schon in der Pension“ beeilte ich mich zu erzählen. Wieder begann mein Magen zu rebellieren. Wir waren mittlerweile in seinem Zimmer angekommen, wo leise Musik lief. Ich warf meine nassen Haare in den Nacken und setzte mich langsam auf das schwarze Sofa. Wie sollte ich ihm das am besten sagen. Er musterte mich kurz und legte dann fragend den Kopf schief. „Alles in Ordnung mit dir?“ Ich blickte erschrocken auf, anscheinend konnte man mir meinen Gemütszustand am Gesicht ablesen. Ich leckte mir über die trockenen Lippen. Jetzt wirkte er ernsthaft besorgt und setzte sich vorsichtig zu mir. Seine weißen Finger strichen mir aufmunternd über die Schulter, den Hals hinauf bis zu meiner Wange. Ich verlor wieder den Faden. „Also raus damit, was ist passiert?“ Ich zwinkerte ein paar mal um mich zu konzentrieren. „Ich habe meiner Mutter von unseren Plänen erzählt.“ Seine brillanten Augen beobachten mich aufmerksam „Und was hat sie gesagt?“ Seine beruhigender Stimme machte es mir jetzt leichter. Ich zuckte verlegen mit den Achseln und schmiegt meine Wange in seine kalte Hand, ein herrliches Gefühl. „Das was ich mir schon gedacht habe. Sie hat ihre Ansichten in Bezug zu heiraten unter Dreißig nicht geändert.“ Er grinste spitzbübisch „und konnte sie dich überzeugen?“ Ich blitzte ihn böse an. „Nein im Gegenteil, ich habe mich zu einer Kurzschlussreaktion hinreißen lassen.“ Jetzt zogen sich seine filigranen Augenbrauen bis zur Stirn hoch. „Zu welcher denn?“ Ich schloss die Augen „Phil hat gefragt ob wir schon einen Termin haben.“ Stille nur seine vorsichtigen Porzellanfinger auf meiner warmen Haut. Ich holte noch mal tief Luft „und ich habe gesagt nächste Woche Mittwoch“ Ich biss die Zähne zusammen und lauschte. Erst dachte ich im Nebenzimmer hätte jemand das Wasser angedreht und eine Leitung würde rauschen, doch dann erkannte ich das, dass Geräusch von Edward kam. Sprachlos riss ich die Augen auf. Er prustete in seine freie Hand. „Du... du findest das witzig?“ Ich war fassungslos. Er lachte jetzt laut und griff nach meinem Kinn. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich konnte nur leise keuchen, weil er mir wieder die Luft nahm. „Ich glaub es nicht. Erst wehrst du dich mit Händen und Füßen und dann bist du es der mich in Windes eile vor den Altar zwingt.“ Sein Züge waren weich und unbeschreiblich schön, als er mit dem Daumen über meine Unterlippe fuhr. Plötzlich verspannte er sich und riss den Kopf herum. „Deswegen ist sie so überdreht.“ Zischte er mehr zu sich selbst als zu mir. Dann bewegten sich seine Lippen so schnell, dass ihn kaum verstand „Los kommt schon rein, ihr Vollidioten.“ Ich linste durch seinen Arm hindurch zur Tür, in der jetzt fast die gesamte Familie Cullen erschien. Ihre anmutigen Gesichter strahlten um die Wette. „Oh Bella, das wird großartig!“ Alice tanzte ins Zimmer und warf sich dann mit solch einem Schwung neben mich das, dass Sofa an die Wand schlug. Edward entfuhr ein warnendes Knurren, doch sie beachtete ihn nicht und schlang mir ihre zierlichen aber unheimlichen starken Arme um den Hals. Emmett riss Edward aus den Kissen und schlug ihm dröhnend auf die Granitschulter. „Herzlichen Glückwunsch Brüderchen, deine freien Tage sind somit gezählt.“ Rosalie verschränkt mit gespitzten Lippen die Arme vor der Brust und schnell fügte er hinzu „ aber das heißt natürlich nicht, das es schlecht ist.“ Jetzt musste ich auch lachen. Ein riesiger Felsbrocken war mir gerade vom Herzen gefallen und ich fühlte mich unsagbar leicht. Edward wandte sich mit erkenntnisreichem Blick an Esme, deren rundes Gesicht mit einem zufriedenen Lächeln auf mich gerichtet war. „Deshalb benehmt ihr euch so seltsam und Carlisle musste auch nicht wegen dem Krankenhaus noch mal so dringend in die Stadt “ Sie senkte verlegen die Augen. „Na ja schließlich muss dieser kurzfristige Termin doch noch geregelt werden.“ Alice kicherte als mir der Kiefer nach unten fiel. Sollte das heißen, dass sie schon alles in die Wege leiteten? Ihr kleiner kirschroter Mund schien auf einmal von einem Ohr zum andere zu reichen. „Ich habe ihm gleich Bescheid gegeben, als ich es gesehen habe, heute Morgen“ Ich war vollkommen perplex „Was hast du genau gesehen?“ Darauf bekam ich keine Antwort nur ein weiteres elfenhaftes Kichern.

„So und jetzt wird es Zeit, das ich deiner Mutter gegenüber trete.“ Edward klatschte aufmunternd in die Hände, was einen herrlichen, harmonischen Ton erzeugte und streckte sie mir dann entgegen. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wann ich ihn das letzte mal so strahlend und damit so umwerfend schön gesehen hatte. Das musste gestern gewesen sein. Ich ließ mich von ihm hochziehen und dann unter lautem Protest über die harte Schulter werfen. „Ihr verzeiht uns, wenn wir kurz abkömmlich sind oder?“ Alice machte eine Schnute „aber nur bis heute Abend, dann wollen wir feiern“
 

Wenig später saßen wir bei uns zu Hause im Wohnzimmer. Auf dem Weg hatten wir noch kurz Donats besorgt um das ganze im Rahmen eines Kaffeekränzchen zu begehen. Ich war die ganze Rückfahrt stumm vor Glück gewesen, während Edward meine Hand festhielt. Ich konnte es einfach immer noch nicht glauben, dass das alles wirklich passierte. Ich erwartete jeden Augenblick das Klingeln des Weckers und damit das Ende dieses wunderschönen Traumes. Der Kaffee brodelte schon gluckernd durch den Filter, als Phil und meine Mutter vor der Tür standen. „Sie ist immer noch ziemlich sauer auf mich.“ Raunte mir Edward leise ins Ohr, bevor er galant wie ein englischer Gentleman Renees Hand ergriff und ihr einen seiner wirkungsvollen Blicke schenkte. Ich unterdrückte ein Grinsen. Sie hatte keine Chance. Ich konnte es förmlich sehen, wie ihr anfänglicher Wiederstand zu einem jämmerlichen Rest zusammen schmolz. Nach der ersten Runde Kaffee, den Edward tapfer runter schluckte, hätte sie ihn, glaube ich, selbst auf der Stelle geheiratet. „So, nächste Woche Mittwoch ist also schon der große Tag.“ Sie kicherte wie ein Teenager „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich die passende Garderobe mit genommen.“ Sie bedachte mich mit einem tadelnden Blick. „Wir können doch noch nach Seattle fahren und was Schickes kaufen.“ Bot ich versöhnlich an. Dabei fiel mir siedeendheiß ein, das ich selber auch noch völlig kleidfrei war. Allerdings wollte ich eigentlich nur eine kleine Veranstaltung, ohne viel Tam Tam aber das konnte ich meiner Mutter nicht auch noch antun. Der Vorschlag stimmte sie versöhnlich und sie wandte sich an Charly „und du hast mir kein Wort gesagt.“ Charly, den ich mit meiner kurzfristigen Entscheidung selbst böse überrascht hatte versuchte so gut es ging die Fassade zu halten. Im Auto hatte er mich wegen meinem Schnellschuss noch einmal böse zurecht gestutzt, aber er stand weiterhin auf meiner Seite. „Es ist ihre Sache“ brummte er mit vollem Mund und bedachte mich noch mit einem passenden Blick, der Edwards Gesicht zu mir herum fahren ließ. Ich wich beschäftigte mich schnell mit der Kaffeekanne. „Lernen wir eigentlich vorher noch die Eltern des Bräutigams kennen?“ fragte nun Phil, den ich schon gar nicht mehr auf der Rechung hatte. Charly runzelte wieder die Stirn und bevor Edward etwas sagen konnte. „Dr. Cullen ist ein hervorragender, vielbeschäftigter Arzt hier im Hospital und seine Frau und Edwards Geschwister wohnen am Rande von Forks.“ Edward lächelte Charly verständnisvoll an und erzählte dann etwas ausführlicher über seine Familie. Natürlich nicht zu ausführlich. „Ich bin sicher, dass meine Eltern es noch irgendwie einrichten können. Am Wochenende“ schlug er diplomatisch vor und ich erkannte am festen Klang seiner Stimme, dass sie ihm nicht wiedersprechen würden. Ich wurde innerlich ein bisschen steif, bei der Vorstellung Renée, Charly und Phil mit den Cullens so gut bekannt zu machen. Das war schließlich keine Familienzusammenführung im herkömmlichen Sinne. Doch Edward wirkte neben mir vollkommen ruhig und entspannt. Anscheinend machte er sich diesbezüglich keine allzu großen Sorgen.

Nach zwei Stunden waren wir dann erlöst. Charly ließ verlauten, dass er jetzt zur Nachtschicht müsste und Renée und Phil nahmen das zum Anlass sich in die Pension zurückzuziehen. Erleichtert über den friedlichen Ausgang des Tages stellte ich das Geschirr in die Spüle. Es war immer noch alles unfassbar. Edward schüttete die Reste des Kuchens in den Mülleimer und schmiegte sich dann von hinten an mich, während ich versuchte die Tassen zu reinigen. Sein kalter Atem in meinem Nacken machte es mir allerdings nicht leicht. Als er dann noch anfing selbigen mit zarten Küssen zu übersehen, war es mit meiner Selbstbeherrschung bald vorbei. Ich drehte mich mit verschäumten Händen um, um ihm ein paar Blasen auf die schöne Nase zu setzen. Er presste seine festen Lippen auf meine leicht verschwitzte Stirn. „Wir habe uns gut geschlagen findest du nicht auch?“ Wisperte er verführerisch „mmmh“ war alles was ich raus bekam. Ich war von den Ereignissen restlos erschöpft und daher vollkommen wehrlos, was seine Wirkung auf mich anging. „ Und du bist dir auch wirklich sicher, dass du das willst?“ Ich versuchte ein spöttisches Lächeln „ Angst vor den Worten auf Immer und Ewig?“ Seine Augen wurden kurzzeitig ernst und ich bereute meine gehässigen Worte schon. Ich wollte den gequälten Ausdruck von seinem Gesicht vertreiben und stellte mich auf die Zehenspitzen. „Darf ich?“ flüsterte ich leise und statt einer Antwort beugte er sich zu mir hinunter. Bald schon hatte er meine Lippen erreicht, die sich nur allzu gern für seine öffneten. Mein Verstand platzte, wie die Seifenblasen auf Edwards Nase und ich gab mich meinen explodierenden Empfindungen hin. Seine Lippen verbanden sich mit meinen und ließen sie nicht mehr los. Ich war über seine ungewohnte Heftigkeit erstaunt, doch mein Herz raste wie wild, als er in meine Haare griff. Er brach gerade seine eigenen Regeln, aber mir war es wie immer egal, bis sein kurzes Zögern mich wieder Luft holen ließen, nur eine Sekunde lang, dann hatte er sich entschieden und ich fühlte etwas vollkommen neues. Zu erst wusste ich nicht was es war, was sich kalt, wie ein Eiswürfel zwischen meine Zähne schob, doch dann traf mich die Erkenntnis. Edwards Zunge! Ich schnappte wieder nach Luft, als er vorsichtig damit begann meine anzustupsen, zart und im Vergleich zu allem anderen ungewöhnlich weich. Ich war kurz verwirrt, weil ich nicht wusste was ich tun sollte, darum stupste ich ihn nur sanft zurück. Jeder Muskel seines steinharten Körpers spannte sich an, doch er ließ immer noch nicht von mir ab. Erneut schmiegte sich seine Zunge an meine und jetzt verlor ich alle Hemmungen. Wenn mir Edwards Atem schon den Verstand raubte, machte mich der Geschmack seiner Zunge augenblicklich wahnsinnig. Er durchdrang jede Faser meines Körpers und setzte ihn in Brand. Vor meinen geschlossenen Augen tanzten Sterne und ich begann in einer Art schwarzer Nebel zu versinken, bis Edward sich unter einem unterdrückten Aufschrei regelrecht von mir los riss. Ich ließ stöhnend meinen Kopf an seine Brust sinken, die sich stoßweiße hob und senkte. Mein Mund fühlte sich merkwürdig hohl an, als ich seine jetzt eher kratzige, aber immer noch unvergleichliche Samtstimme wie durch Watte hörte „Großartig, großartig!“ Es klang, als wenn er einen Sieg feierte. Seine kalten Arme pressten mich fest an sich und das war gut so, denn ich hatte jegliches Gefühl in meinen Beinen verloren. Sein Geschmack hing immer noch auf meiner Zunge fest und am liebsten hätte ich nie wieder in meinem Leben geschluckt. Mühsam hob ich den Kopf um in seine Metallschwarzen Augen zu schauen. Sein Lächeln war unergründlich. Mein Gehirn schien mit klebriger Masse verstopft, die jedes Denken unmöglich machte. Darum versuchte ich gar nicht erst seinen Beweggründen auf die Spur zu kommen, sondern genoss lediglich die Nachwehen dieses Erlebnisses, bis er mich langsam aus seinen Armen löste. Kritisch und mit immer noch kohleschwarzen Augen musterte er mich. Ich musste aussehen wie volltrunken. Er schob mich zum nächsten Küchenstuhl auf dem ich fast runter rutschte. „Was war das denn.“ Lallte ich und versuchte mich an der Tischkante festzuhalten, während er sich bis an die Spüle zurück zog. „ Ein weiterer Fortschritt in Sachen Selbstbeherrschung.“ Triumphierte er keuchend und strich sich mit zitternden Fingern die Haare aus dem perfekten Gesicht. Ich konnte seine angespannten Kiefermuskeln erkennen „ Wobei ich zugeben muss, dass es mich gerade bis an den äußersten Rand gebracht hat.“

Mein Kopf war immer noch in Watte gepackt und Edwards angespanntes aber zufriedenes Lächeln verschwamm immer mehr vor meinen Augen. „ Bella? Atmest du noch?“ Jetzt klang er nicht mehr so selbstsicher. Er kam vorsichtig auf mich zu um mich dann schwungvoll auf den Arm zu nehmen. Ich meinte ihn jetzt leise kichern zu hören. Er beeilte sich blitzschnell die Treppe hoch zu kommen. Ich wollte was sagen, doch meine Zunge lag kraftlos und unbeweglich wie ein nasser Lappen in meinen Mund, genauso wie der Rest von mir auf dem Bett auf, das Edward mich behutsam ablegte. Ich beobachtete ihn unter den Rand meiner Augenlider dabei, wie er mir sorgsam die Schuhe auszog und dann ganz langsam die Knöpfe an meiner Jeans öffnete. Dabei war er so vorsichtig und sanft, das ich es kaum spürte, dass er an meinen Hosenbeinen zog. Die Hose fiel mit einem leisen Rascheln auf den Boden und ich hörte ihn in der Dunkelheit tief Luft holen, bevor seine Finger von meinen Schienbeinen aus nach oben wanderten. Auf dem Weg drehte er eine schwungvolle Runde um mein Knie, um dann in einer eleganten Schleife bis zu meiner Hüfte hoch zu wandern. Ich war immer noch benebelt und gerade dabei erneut unter seinen Berührungen zu versinken, als ich sein Gewicht auf meinem Brustkorb spürte. Seine bronzenen Strähnen kitzelten mein Gesicht, als er mich scharf atmend auf die Nasenspitze küsste. Seine Augen blitzten im Licht des Weckers auf. Das Ocker hatte sich noch nicht ganz zurück gekämpft. Ich versuchte noch einmal meine Zunge zu aktivieren. „ Gehört das zu deinem Desensibilisierungsprogramm?“ nuschelte ich benommen und er zeigte mir seine strahlend weißen Zähne. „ Du hast verdammt gute Fortschritte gemacht.“ Lobte ich matt. Wieder küsste er mich sanft auf die Nasenspitze „Du hast keine Vorstellung davon welchen Kampf ich da gerade gewonnen habe.“ Sagte er stolz. Ich hob schwach meine rechte Hand hoch und zeichnete seine perfekten Gesichtszüge mit den Fingerspitzen nach. Er war wie eine unbewegliche Statue, bis auf seine Augen die immer noch regelrecht zu leuchten schienen. Er wirkte auf einmal glücklich und gleichzeitig tief bekümmert „Du musst jetzt schlafen Liebste, die nächsten Tage werden, sehr, sehr anstrengend.“ Flüsterte er leise und wie auf Kommando fielen mir die Augen zu. Ich fühlte nur noch wie er sich um mich zusammenrollte und in seine kalten Armen nahm, dann war ich auch schon in aus der Wirklichkeit geglitten.

Begierde

Am nächsten Tag weckte mich ein warmer Sonnenstrahl, der mir mitten ins Gesicht schien. Blinzelnd schirmte ich die Augen ab und sah zum offenen Fenster, wo der Wind an den Gardinen spielte. Der Fall war klar. Heute würde ich alleine zur Schule fahren. Der Abdruck von Edwards Kopf war noch auf meinem Kissen zu erkennen und ich strich zärtlich drüber, als ich mich umdrehte um aufzustehen. Ich versuchte der Sache was Positives abzugewinnen, vielleicht konnten die Vampire ja die Zeit nutzen um auf Jagt zu gehen, damit der Besuch meiner Eltern am Wochenende nicht zum Desaster wurde. Mein letzter Geburtstag schoss mir in den Sinn und ich schluckte. Dabei registrierte ich, dass der Geschmack von Edward immer noch leicht auf meiner Zunge hing. Prüfend leckte ich mir über die Lippen. Sie waren immer noch leicht taub. Sein zufriedenes Lächeln fiel mir wieder und auch die Traurigkeit in seinem Blick kurz bevor ich eingeschlafen war. Er war wirklich dazu bereit sein Versprechen einzulösen, aber tief in seinem Inneren sträubte er sich immer noch davor mir meine Seele zu nehmen, auch wenn ich nichts anderes auf der Welt wollte. Seufzend stand ich auf und marschierte ins Bad. Beim Zähneputzen streckte ich mir vorsichtshalber die Zunge raus, doch sie sah aus wie immer. In der Küche wartete schon Charly auf mich, er war gerade von der Nachtschicht heimgekehrt und ziemlich müde „Ich musste gestern noch ins Krankenhaus fahren, wegen einem Verkehrsunfall und da habe ich Dr. Cullen getroffen.“ Erzählte er und gähnte. „ Er hat mir versichert, das auch er und seine Frau sehr glücklich darüber sind, dass du dich für ihren Sohn entschieden hast.“ Ich wurde rot und versenkte mein Gesicht im Kühlschrank, damit Charly es nicht sah. Ich hörte ihn leise seufzen. „Sie haben schon alles für nächsten Mittwoch geregelt. Er hat sogar angeboten die Zeremonie bei sich zu Hause statt finden zu lassen.“ Ich biss mir auf die Lippen, als die Schuldgefühle mich erneut heimsuchten. „Sorry Dad, wegen diesem Überfall aber ich habe nicht so recht gewusst wann und wie.“ Sagte ich in Richtung Käse und Wurst „Schon gut“ winkte er ab, „Wenn man es genau betrachtet ist es sogar sehr gut, dann muss deine Mutter nicht noch mal kommen.“ Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme deutlich fühlen. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, doch ich wusste nicht wie er darauf reagieren würde, also holte ich nur die Milch aus dem Kühlschrank und rührte mir die Cornflakes an. „Kommt Edward dich gar nicht abholen?“ fragte er auf einmal überrascht und ich beeilte mich ihm zu erklären, dass wir uns heute an der Schule trafen, weil er mit seinen Geschwistern am Nachmittag noch nach La Plage müsste. „Verstehe,“ grinste Charly verschmitzt, „die müssen sicher auch noch einiges besorgen.“ Ich nickte und verabschiedete mich dann rasch. Das ungewohnt laute Dröhnen meines Transporters vertrieb meine Gedanken an Charly und als ich den Parkplatz erreichte, war ich sogar richtig gut gelaunt. Ich hatte noch nicht die Fahrertür zu geschlagen, da stand Mike auch schon neben mir. Seine Mine war eine Mischung aus Belustigung und Argwohn. „Morgen Bella, alles klar?“ Es war ziemlich offensichtlich das ihm was auf den Nägeln brannte, aber ich beschloss ihn den ersten Schritt machen zu lassen. „“Morgen Mike mir geht’s prima und selbst.“ „Danke kann nicht klagen.“ Er trippelte bis zur Cafeteria neben mir her, dann platzte es aus ihm heraus. „Hast du schon die neusten Gerüchte wegen dir und Cullen gehört?“ Ich runzelte die Stirn „ Edward,“ verbesserte ich ihn „,Nein, erzähl doch mal.“ Jetzt wirkte er leicht verunsichert „Na ja man behauptet du und er, ich meine eigentlich ist es ein toller Witz. Es heißt ihr würdet nächsten Mittwoch heiraten.“ Ich biss mir schmerzhaft auf die Zunge um nicht laut los zu lachen. „Tatsächlich?“ versuchte ich so cool wie nur irgendwie möglich zu antworten „Wer behauptet so was denn?“ Er wurde rot bis an die Haarspitzen „Niemand konkretes, ich hab es von meiner Mutter, die Arbeitet im Krankenhaus.“ Ich dachte an Charlys Nachtschicht, zählte dann eins und eins zusammen und seufzte. Es gab in dieser Stadt wirklich keine Geheimnisse. Mike sah mich fragend von der Seite an, scheinbar wartete er immer noch auf eine Antwort. Ich versuchte ungezwungen zu Lächeln. „Das ist kein Gerücht Mike“ Er lachte kurz auf, dann erkannte er an meiner Mine, dass ich keine Witze machte und war sprachlos. „Wirklich? Du und Cullen? Ihr wollt heiraten? Das ist ja voll krass!“ stammelte er, nach dem er sich von seinem Schock erholt hatte. Ich gab ihm insgeheim recht voll krass war das. Wir ließen uns an einer der Tische nieder und warteten auf Jess, die wie immer auf sich warten ließ, doch wenn ihre Reaktion auf die Neuigkeit der von Mike entsprach, konnte sie meinet wegen heute zu Hause bleiben. Der redete jetzt ohne Punkt und Komma auf mich ein. „ So richtig mit Kirche, Kleid und Anzug und so?“ Ich verdrehte genervt die Augen. „Nein, keine Kirche, nur eine kleine Zeremonie und was glaubst du denn, was wir anhaben werden, nen Pyjama?“ Er war immer noch ganz paff, dann grinste er plötzlich. „Warum heiratet ihr eigentlich so schnell?“ Ich sah ihn an „Na weil wir uns ...lieben.“ Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde schmutzig, dann drehte er schnell den Kopf nach rechts und links und beugte sich dann mit verschwörerischer Mine zu mir vor. „ Schon klar Bella. Ist da vielleicht was schiefgelaufen, ich meine bist du vielleicht....“ Er zog die Augenbrauen hoch und ich brauchte eine Weile, bis seine Worte in meinem Kopf einen Sinn ergaben. Ich schoss augenblicklich nach vorn, so dass ich fast mit der Stirn an seine gestoßen wäre. „Nein, du Idiot ich bin nicht schwanger!“ Ich hatte das Gefühl jeder in diesem hellhörigem Raum hatte mich gehört, doch als ich jetzt aufstand sah mich keiner in irgendeiner Weise neugierig oder belustigt an. Mikes blödes Grinsen war wie weg gewischt „Na ja ich dachte nur.“ „Kleiner Tipp von mir, man soll Dinge die man nicht kann besser sein lassen.“ Fauchte ich zwischen den Zähnen hindurch und ließ ihn einfach sitzen.

Ich kam in meiner Wut nur bis zum Gebäude 1, dann wurde mir ein Gullydeckel zum Verhängnis und ich stolperte mit den Armen rudernd in eine Gruppe 7 Klässler, die meinen vermeintlichen allesamt abfingen. Mit glühenden Wangen bedankte ich mich bei meinen Rettern, die mich genauso blöde angrinsten wie Mike und setzte meinen Weg zu den Unterrichtsräumen jetzt langsamer fort. Das hätte jetzt eigentlich noch gefehlt, ein schöner Gipsfuß, passend zum schönen, weißen Kleid. Ich ließ mich auf meinem Platz im Mathekurs nieder und packte meine Unterlagen auf den Tisch. Jedes mal, wenn die Tür aufging sah ich in ein dümmlich grinsendes Gesicht. Seufzend schloss ich die Augen und spielte mit dem Gedanken nach vorne an die Tafel zu gehen und mit der Kreide groß und deutlich den Satz: Ja, ich heirate Edward Cullen am Mittwoch und nein, ich bin nicht schwanger! hinzuschreiben aber das hätte das Getuschel um mich herum bestimmt auch nicht verstummen lassen. Als Jess mit Mike und Mr. Varner im Schlepptau reinkam war endlich Schluss damit, bis zum Gong, der mich dann Jess Fragenfeuer auslieferte. „ Unglaublich! Einfach Unglaublich! Rief sie immer wieder und zerrte an meinem Arm. „ Edward und du? Oh Himmel was hast du für ein Glück. Was hat denn dein Vater gesagt?“ Ich zuckte nur mit den Schultern. Charlys Gefühlsausbruch wollte ich ihr nicht schildern. „Er findet es ist meine Sache.“ Sie nickte und ihre Augen glühten. „Hast du denn schon ein Kleid?“ Wir kämpften uns zum Spanischraum durch. „Ehrlichgesagt nein, aber meine Mutter und ich wollen noch nach Seattle.“ „Deine Mutter ist auch schon hier? Seit wann ist das denn schon geplant?“ Seite Gestern dachte ich „Oh schon seit einem Monat.“ Ich wurde richtig gut, was Lügen anging, aber ich fand das, das in diesem Fall mehr als legitim war. „Dann müssen wir uns mit dem Junggesellininabschied aber beeilen.“ Ich blieb abrupt stehen „Oh nein Jess, auf gar keinen Fall. Nicht mit mir!“ Sie sah mich verblüfft an, Ich musste richtig wütend aussehen „ So einen Quatsch will ich nicht o.k.?“ Sie nickte zögernd. „Aber zur Trauung dürfen wir doch kommen oder?“ Jetzt zögerte ich. Wenn die Hochzeit wirklich bei Edward statt finden sollte, sollten sich sowenig Menschen wie möglich dabei aufhalten, schließlich wollte ich auch das Jasper daran teilnahm ohne Zwischenfälle. Ich hob beschwichtigend die Hände. „Es wird nur eine ganz kleine Feier, im Rahmen der Familie.“ Bevor sich die Enttäuschung bei ihr breit machen konnte, sprang ich über meinen eigenen Schatten. „Aber wir können ja einen kleinen, wenig peinlichen Abend vorher miteinander verbringen“ Sie strahlte wieder. „Super, ich gebe Angela und den anderen noch Bescheid“
 

Als ich später mit dem Wagen nach Hause fuhr, bereute ich meine Zusage schon wieder. Hoffentlich übertrieb Jess es nicht. Ich sah mich schon mit einer lächerlichen Krone auf dem Kopf zu blöden Liedern schunkeln. Meine Augen betrachteten den Himmel. Dicke Wolken zogen über mich hinweg, die am frühen Vormittag bereits die Sonne verdrängt hatten. Für mich ein Grund wieder fröhlicher zu werden und auf einen netten Besuch zu hoffen. Ich war schon bei der vorletzten Kreuzung, als ich am Straßenrand zwei helle Gestalten war nahm, die bei meinem näher kommen auffordernd den Daumen rausstreckten. Ich trat wie aus Reflex auf die Bremse und der Transporter heulte empört auf. Noch ehe ich das Fenster runter drehen konnte, saßen Edward und Alice schon neben mir im Auto. Beide schimmerten regelrecht rosa. „Hey, das ist sehr gefährlich einfach so Anhalter mit zu nehmen.“ Belehrte Edward mich mit glühenden Topasaugen, deren Intensität mich schier blendete. Als ich nicht reagierte, zog er spöttisch einer seiner himmlischen Mundwinkel nach oben. „Ich glaube du hältst den Verkehr auf.“ Mühsam löste ich mich aus seinem Bann und gab wieder Gas. Alice hielt sich jaulend die Ohren zu. „Diese Karre ist nichts für empfindliche Trommelfelle.“ Ich streichelte demonstrativ über das verblichene Armaturenbrett „Ich liebe ihn“ sagte ich verteidigend. Edward sah skeptisch auf meine streichelnde Hand „ Muss ich jetzt eifersüchtig auf ihn sein oder meinst du, es besteht eine Chance, auf ein friedliches Zusammenleben?“ Alice und ich kicherten. „Ihr wart Jagen?“ fragte ich ungezwungen, beide nickten „ Wie war es in der Schule?“ war Edwards Gegenfrage. Wir bogen in unsere Straße ein. Ich bemühte mich, keine Mine zu verziehen. „Gut. Ach übrigens, wundere dich nicht über die Gedanken, die dich Morgen erwarten werden.“ Er zog die Stirn kraus. „Das habe ich mir schon gedacht.“ Meine Wangenmuskeln zuckten verräterisch „ Wirklich? Auch das du vermutlich Vater wirst?“ Alice wieherte vor Lachen und ich konnte mich bei Edwards entsetztem Gesicht auch nicht länger beherrschen. Unter heftigen Zwerchfellgeschüttel kam der Transporter auf der Auffahrt zum stehen. „Verdammte Kleinstädter“ meinte ich in seinem verdrießlichen Gebrumme zu verstehen.

Alice und ich lachten immer noch, als wir zum Haus liefen. Erst als sie vor mir ins Haus schlüpfte erkannte ich das sie ein kleines Päckchen in den Armen hielt. Es war mir vorhin gar nicht aufgefallen. „So jetzt wird es spannend.“ Sie schwebte ins Wohnzimmer und drehte sich wie eine Ballerina. Ich fühlte mich bei ihrer Eleganz, wie ein Bauerntrampel. Edward ließ sich nicht weniger elegant auf dem Sofa nieder. „Ich warte hier„ murmelte er und griff nach der Fernbedienung. Fragend drehte ich mich zu Alice, aber die hatte mich schon am Ellenbogen gegriffen und zog mich in Richtung Treppe. „Was soll das denn werden?“ maulte ich, da ich eigentlich nicht auf Edwards Nähe verzichten wollte, schon gar nicht auf seinen Anblick, doch die zarte Vampirin schubste mich gnadenlos die Stufen zu meinem Zimmer hinauf. „Warte es ab.“ Flötete sie vergnügt und schloss dann rasch hinter uns die Tür. Ihr makelloses Gesicht schien regelrecht zu funkeln auch ohne Sonnenlicht. Ihre flinken Hände öffneten vor meinen viel zu langsamen Augen das Paket und mir verschlug es schier die Sprache, als ich sah, was sie daraus hervorzauberte. Es war ein cremefarbenes, bodenlanges Kleid, dessen atemberaubendes Oberteil aus einer feingearbeiteten Korsage mit hauchfeinen Trägern bestand. Das schönste und eleganteste, was ich je gesehen hatte. Ich faste ungläubig nach dem schimmernden Stoff. Es war pure Seide, die kühl durch meine Finger glitt. Alice genoss meine Faszination in vollen Zügen. „ Ich wusste es würde dir gefallen.“ Sie hielt es mir vor die Brust. „Rosalie hat sogar einen ganzen Tag dafür gebraucht.“ Ich traute mich gar nicht es weiter anzufassen, aus Angst es entweder schmutzig oder kaputt zu machen. „Rosalie hat es für mich gemacht?“ Auch das haute mich um. Alice nestelte schon an meiner Bluse. „Los komm probierst an, vielleicht muss noch was geändert werden.“ Ich beeilte mich ihren Händen zu vor zu kommen und schlüpfte da nach so schnell es ging aus der Hose. „Wie kommt man denn am besten da rein?“ Ich fürchtete immer noch, es in meiner Trampelikeit zu zerstören, doch mit Alice feinfühliger Unterstützung glitt der Stoff ohne Zwischenfälle wie eine zweite Haut über meine Hüften und nur wenige Sekunden später betrachtete ich mich vollkommen überwältigt im Spiegel meines Kleiderschranks. Ich erkannte mich in diesem Kunstwerk kaum wieder. Selbst Alice war für einen Moment andächtig still, bis sie vergnügt die Augen zusammen kniff. „Oh verdammt, jetzt wird es noch anstrengender es vor ihm geheim zu halten.“ Sie lächelte verschmitzt, als sie meinen fragenden Blick registrierte. „Edward kann doch auch Bilder in unseren Gedanken erkennen und darum haben nur Rose und ich das Kleid bis jetzt gesehen, damit sich niemand unbeabsichtigt verrät. Das war schon schwer genug, aber mit dir darin.“ Sie seufzte theatralisch. Ich strich über meinen in diesem Kleid vollkommen flachen Bauch. „Es ist wunderschön.“ Flüsterte ich benommen. Sie stellte sich neben mich und legte ihren wuscheligen Kopf an meine Schulter. „Du bist wunderschön Isabella Swan und ich freue mich so sehr, dass du zu uns gehörst.“ Sie küsste mich wieder auf die Wange, als es plötzlich klopfte. „Wie lange soll das noch dauern.“ Hörte ich Edwards ungeduldige Stimme und Alice ließ einen protestierenden Aufschrei vernehmen. „Verschwinde du Unglücksbräutigam!“ Sein Lachen klang wie flüssiger Honig. „Das ist meine Braut, die du da gerade in ihrem Zimmer einsperrst und wenn du sie mir noch weiter vorenthältst, zwingst du mich die Tür einzutreten.“ Sagte er drohend. Alice verdrehte die Augen zur Decke und half mir, mich aus dem Kleid zu schälen, dann verstaute sie es sorgsam in meinem Kleiderschrank. „Ich lasse euch jetzt besser allein, bevor mein Bruder mich noch aus dem Fenster wirft.“ Sagte sie kokett und bevor ich etwas sagen konnte war sie durch das offene Fenster verschwunden. Dafür betrat ein strahlender Edward das Zimmer. Ich war mir sicher, dass ich mich nie an seine überirdisch schöne Gestalt gewöhnen würde, egal wie lange ich ihn ansah. Er schürzte die Lippen und sah lauernd zum Kleiderschrank hinüber. Ich hob warnend den Finger „Untersteh dich.“ Jetzt belauerte er mich, ging leicht in die Hocke und riss mich, in seinem darauffolgenden Sprung, mit in den Schaukelstuhl, der unter der Attacke heftig zu ächzen anfing. Keuchend setzte ich mich unter dem heftigen Geschaukel auf seinem Schoss auf.„Du Ungeheuer“ Sein Mund verzog sich zu meinem Lieblingslächeln. „ Oh ja ein böses, böses Ungeheuer.“ Genießerisch drückte er seine kalten Lippen an meinen Hals und ich erstarrte augenblicklich. Ich hörte ihn leise in sich hinein lachen. „ Es ist herrlich, wie sich dein Pulschlag dabei immer beschleunigt.“ Seine ungewohnte Coolnis war schon fast erschreckend. Misstrauisch sah ich ihn in die Karamellaugen. „ Wie kommt es, dass du auf einmal so abgebrüht bist? Lässt die Wirkung von mir langsam nach?“ Seine Mine war unergründlich „ Keines Wegs, ich habe mich nur gut vorbereitet.“ Und seine weißen Zähne funkelten mich an. Sanft strich ich ihm über seine verführerische Unterlippe. In mir wuchs die Begierde nach seinem Geschmack. Allmählich konnte ich seine Versuchung mir gegenüber nachvollziehen. Mein Minenspiel schien ihn neugierig zu machen „Woran denkst du?“ Ich lächelte verschmitzt. „An gestern Abend“ gab ich wiederstrebend zu und hörte nicht auf seinen perfekten Mund nach zu malen. Das schiefe Lächeln wurde jetzt frech „Woran genau?“ „An deinen Geschmack“ Plötzlich wurde er ernst „Meinen Geschmack?“ Ich nickte eingeschüchtert über seine Reaktion. „Du schmeckst auch viel besser als du riechst.“ Er schien einen kurzen Moment lang zu überlegen, und seine Augen suchten mein Gesicht ab, dann grinste er plötzlich wieder. „ Scheinbar sind wir uns, was unsere Neigung zueinander angeht ähnlicher als wir dachten.“ Er war jetzt richtig ausgelassen und drückte mich überschwänglich an seine kalte Marmorbrust, so dass ich mit der Luft zu kämpfen hatte. „Ich war ganz schön benebelt.“ Beschwerte ich mich halbherzig bei seinen Hemdknöpfen und er küsste mich vorsichtig auf die Stirn. „Das liegt an dem Gift“ sagte er trocken und ich riss erschrocken die Augen auf. „Was?“ Er lachte wieder. “Keine Sorge Bella, ich hatte mich und das Monster voll im Griff.” Sanft ließ er denn Schaukelstuhl hin und her wippen. „Sonst hätte ich das doch gar nicht gemacht. Es entfaltet seine verheerende Wirkung nur wenn wir..“ er verspannte sich ein wenig. „wenn ihr zu beißt“ versuchte ich ihm zu helfen und seine Muskeln wurden wieder weicher. Ich sah zu ihm hoch. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. „Ja“ murmelte er und ich lauschte seinen gleichmäßigen Atemzügen. „Alice hat mir erzählt das es das Opfer lähmt.“ Ich war über meine Emotionslosigkeit selbst erstaunt, mit der ich den Tötungsprozess beschrieb. Er anscheinend auch. Sein Atem wurde kurzzeitig schneller, doch ich redete weiter „Die Schmerzen sind es, die das Opfer daran hindern sich zu wehren.“ Ich hob die Hand, um mir die kühle Narbe anzusehen und spürte die Erinnerung des Feuers, als wenn es gestern erst passiert wäre. Ich musste bei der Vorstellung es im ganzen Körper zu spüren schlucken. Drei lange Tage lang. Edwards Hände liefen mein Rückrad hinunter. „Es ist die Hölle!“ brach es schneidend aus ihm heraus. „Und du verlangst von mir, das ich dir das antue. Dir, die ich mehr liebe als mein eigenes Leben“ Seine Stimme war ein einziger Schmerz und ich richtet mich auf. „ Du musst es doch nicht tun. Carlisle könnte..“ Sein weißer Zeigefinger legte sich bestimmend auf meine Lippen. „Diese Schuld will ich ihm nicht auferlegen. Ich alleine habe deinen Hass dafür verdient, denn ich zwinge dich dazu.“ Presste er mühsam beherrscht hervor. Ich spürte ihn unter mir zittern. Langsam schüttelte ich den Kopf, doch er lächelte gequält. „Oh doch Bella, das tue ich, weil ich dich so sehr liebe, dass ich ohne deine Liebe nicht leben kann. Wenn ich könnte würde ich dir die Welt zu Füßen legen. Ich würde dir alles erdenklich Schöne geben um dich glücklich zu machen, aber ich kann dir nur eines geben und das ist ein Leben im Schatten, ein Leben am Rande des Abgrunds mit einem bestialischen Tier an deiner Seite, dass dich zu beherrschen versucht und zwar bis in alle Ewigkeit.“ Seine Traurigkeit riss mein Herz in Stücke und ich presste mein Gesicht an seine harte Wange. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich versuchte sie zu vertreiben. Ich wollte nicht das er wegen seiner Liebe zu mir solch eine Schuld empfand. „Edward“ meine Stimme brach fast, doch ich kämpfte tapfer die Worte heraus, die ich sagen musste „ So lange du an meiner Seite bist, ist mir mein Schicksal gleich und das Leben an deiner Seite kann keine Hölle sein.“ Er wollte wieder etwas sagen, doch jetzt verschloss mein Zeigefinger seinen Mund „Ich weiß, dass ich unwissend bezüglich dieses neuen Lebens bin, dennoch bin ich bereit mich ihm zu stellen, weil du es bist der mich führt und ich an das glaube, was uns verbindet. Nichts, kein Monster auf dieser Welt ist stärker als das, sonst würde ich schon lange nicht mehr hier sitzen.“ Er sah mich blinzelnd an und dann erreichte sein Lächeln endlich wieder seine Augen. „Du bist einzigartig“ flüsterte ehrfürchtig und ich lachte ihn schüchtern an. „Genauso wie du“

Er küsste mich sanft und liebevoll, bis mir schwindlig wurde, dann setzte er mich langsam auf meine Füße. „Deine Mutter und Phil stehen gleich vor der Tür, besser du siehst dann nicht so herzzerreißend fertig aus.“ Ich streckte ihm die Zunge raus und verschwand kurz im Bad um mir das Gesicht zu waschen. Anscheinend wollte meine Mutter so schnell wie möglich die Kleiderfrage geregelt haben. Edward erschien am Türrahmen des Badezimmers. „Kommst du mit?“ fragte ich hoffnungsvoll und er verzog gelangweilt die Lippen. „Bitte“ bettelte ich „Phil ist doch auch dabei.“ „Na gut, aber nur, weil der Tag ohne dich eh langweilig wäre und jemand auf euch aufpassen muss“ Ich stutzte und sah ihn wachsam an. „Aufpassen?“ Er zwinkerte vergnügt „Ich weiß ja nicht, ob du deine nicht vorhandene Motorik von ihr geerbt hast.“

Schicksal

Auf der gesamten Fahrt nach Port Angeles redete meine Mutter ohne Unterbrechung, während Edward mit amüsiert Phil beobachtete, der unbedingt mal den Transporter fahren wollte. Ich verzog schmerzhaft das Gesicht, wenn er wie ein Irrer versuchte mit Gewalt, den Schaltknüppel in die Gänge zu pressen. In der Stadt fuhren wir direkt zu dem Kaufhaus, in dem ich schon mit Jess und Angela nach Abendkleidern gesucht hatte. Renèe sah sich missbilligend um. „Das ist ihre gesamte Auswahl? Na das kann ja heiter werden.“ Sie begann mit hoffungslosem Blick in den Kleiderständern zu wühlen. Edward machte es sich auf dem niedrigen Sessel neben dem dreiteiligen Spiegel bequem, während sich Phil in die Männerabteilung stahl. Ich musste mich mehrfach ernsthaft zusammenreißen, um meine Mutter, die sich nach den verschiedenen Anproben im Spiegel betrachtete, anzusehen und nicht fortlaufen ihn anzustarren, dessen alleinige Präsenz ausreichte, um die gesamten Verkäuferinnen der Etage anzulocken. Renée warf einer der blondgefärbten Damen einen abschätzenden Blick zu, die zum x mal versuchte Edward einen Kaffee an zu bieten. „ Kann der mal jemand sagen, dass der arme Kerl ihr Sohn sein könnte.“ Raunte sie mir bissig zu und ich lächelte milde. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass mich Edwards Wirkung auf das weibliche Geschlecht jeden Alters schon längst nicht mehr beunruhigte. „Vielleicht sollte ich ihr unauffällig klar machen, dass sie gerade versucht meinen zukünftigen Schwiegersohn zu bezirzen.“ Giftete sie weiter und sah mich dabei stirnrunzelnd an. „Dich beunruhigt das alles irgendwie gar nicht oder?“ Ich schüttelte immer noch lächelnd den Kopf „Nein, warum auch. Schließlich heiratet er mich und nicht sie.“ Renée lachte und nahm mich liebevoll in den Arm. „ Das ist genau die Art von Selbstvertrauen, die ich immer an dir sehen wollte. Kaum zu glauben, dass du sie in dieser Gegend entwickelt hast.“ Edward hüstelte hörbar hinter uns und versuchte mir mit seinen genervten Blick zu vermitteln, dass er die Annährungsversuche der netten Bedienungen nicht mehr länger erdulden wollte. Ich beschloss ihn zu erlösen und beugte mich zu ihm in den Sessel hinunter. „Na du mieser Womenicer, da versprichst du mir die ewige Treue und dabei verdrehst du allen Frauen gnadenlos den Kopf.“ Neckte ich ihn und er schenkte mir ein bezauberndes Lächeln, das der Blonden hinter mir einen tiefen Seufzer entlockte. Ich sah ihn skeptisch an und er lachte leise. „ Wie wäre es mit einer kleinen Auszeit?“ fragte er mit traumhafter Stimme und ich nickte dankbar.

„Mom, hast du was dagegen, wenn du und Phil noch ein bisschen weiter schauen und ich und Edward flitzen noch schnell zum Buchladen?“ Ihr verwuschelter Kopf schaute aus der Umkleidekabine. „Und was ist mit deinem Kleid?“ Mein Gesicht glitt zu Edwards warmen Goldaugen. „Das hängt schon in meinem Schrank. Edwards Schwester hat ein ganz tolles für mich genäht.“ Sie verzog freudig das Gesicht. „Oh das ist ja fantastisch, dann musst du nicht mit einem von diesen Dingern vorlieb nehmen.“ Sie warf den Ansammlungen von Rüschen und Tüll einen Blick zu, als wenn die Kleider nach Mist riechen würden. „Es ist unbeschreibliche schön.“ Versicherte ich ihr noch, bevor Edward mich sanft aber bestimmt zum Ausgang zehrte. Auf der Straße verdrehte er die Augen und griff sich dann mit Zeigefinger und Daumen an die schmale Nasenwurzel. „Anstrengend?“ fragte ich kleinlaut und er nickte, dabei zuckten seine Mundwinkel. „Es ist anstrengend nicht die ganze Zeit laut los zu lachen, während die Gedanken deiner Mutter und Phil auf mich einprasseln, ganz zu schweigen von ihren normalen Stimmen.“ Er sah mich wie ein treuherziger Hund an. „Aber was tue ich nicht alles für dich.“ Ich versank in seinem Blick. „Wolltest du nicht zum Buchladen?“ Ich kniff die Augen zusammen um mich wieder rühren zu können. „Das war eigentlich als Ablenkung gedacht. Den einzigen Buchladen, denn ich kenne, ist der mit dem Spirituellenkram. Nicht ganz mein Fall.“ Schmunzelnd legte er mir den Arm um die Schulter und wir spazierten die Straße zur Strandpromenade hoch. „Schon komisch wie sich alles fügt.“ Sagte er plötzlich leise und seine Stimme bekam einen merkwürdigen Klang. Ich schmiegte mich an ihn „Was fügt?“ Er lachte auf „ Na das mit uns.“ Hätte mir einer vor einem Jahr gesagt, dass ich mal hier stehe, mit dir“ Sein Blick wanderte übers Meer, das wir jetzt schon sehen konnten. „Dann hätte ich ihn für vollkommen verrückt gehalten.“ Ich dachte nach und musste ihm zustimmen, schon komisch, dass Schicksal. Plötzlich veränderte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht. Seine Lippen wurden starr und er kniff alarmiert die Augen zusammen. Sein ganzer Körper wurde steif. Ich wusste das diese Haltung nichts Gutes zu bedeuten hatte. „Was ist?“ Doch sein Blick glitt über meinen Kopf hinweg auf einen Punkt hinter mir. Ich drehte mich langsam um, doch ich konnte nichts erkennen. Die Promenade hinter uns war vollkommen leer. „Was hast du gesehen?“ fragte ich noch einmal eindringlich, doch er konzentrierte sich noch. „ Sag schon“ flehte ich und seine Augen richteten mir die Nackenhaare auf. Sie nahmen kurz die Farbe von schimmernden Metall an, dann waren sie wieder beruhigend braun. Seine Haltung löste sich darauf hin ein wenig. „Besser wir fahren jetzt zurück.“ Sagte er knapp und ich hatte mühe mit ihm Schritt zu halten. „Sag mir endlich, was du gesehen hast.“ Wütend versuchte ich die Beine in den Boden zu rammen, doch ich hatte keine Chance gegen ihn. „Werwölfe?“ fing ich an zu raten. „Nein, presste er knurrend hervor und zog sein silbernes Handy aus der Jacke. Wir waren mittlerweile wieder vor dem Kaufhaus angekommen. „Geh bitte rein und hol deine Mutter, schnell!“ Ich wandte mich noch einmal um und sah wie er mit finsterer Mine anfing zu telefonieren. Kurz darauf saßen wir wieder im Transporter, den dieses mal Edward lenkte. Ich studierte auf der ganzen Heimfahrt sein unergründliches Gesicht, während meine Mutter mit Phil über die Trostlosigkeit des Kleinstadtlebens philosophierte. Wir ließen sie an ihrer Pension raus und dann konnte ich Edward endlich mit meinen Fragen bombardieren. „ Wen hast du angerufen?“ Ich konnte sehen, wie das Weiße seiner Knöcheln noch mehr hervortrat. „Carlisle!“ War alles was er von sich gab. Wir fuhren an unserer Straße vorbei und Edward gab noch mehr Gas. In mir fing es an zu toben. Es war ganz offensichtlich, dass er etwas sehr beunruhigendes gesehen hatte und ich konnte nicht verstehen, warum er mir nichts sagte, wobei sich in meinem Gehirn schon die Gewissheit formte. Wenn es nicht die Jungs aus La Push waren, dann konnte es doch nur noch Viktoria sein, die auf der Promenade aufgetaucht war. Wir erreichten die Einfahrt und kurz darauf das Haus, dessen warmes Licht auf einmal nicht mehr die ursprüngliche Wärme hatte wie sonst. Vor der Garage parkte eine schwarze Limousine. Bevor ich mich abschnallen konnte, war Edward schon aus dem Wagen gesprungen und zu mir herum gekommen. Sanft aber bestimmt nahm er mich an die Hand und ging dann langsam zur Haustür. Sein Gesicht war immer noch eine feste, starre Maske, als er sie energisch aufstieß. Zu erst sah ich niemanden, doch dann erschien Esmets kleine Gestalt neben mir. Ihre kühlen Hände nahmen mit leichtem Zittern meine andere Hand. Ich war von ihrer angespannten Haltung regelrecht benommen, bis sich die Türen zum Wohnzimmer öffneten. „Guten Abend Isabella“ Die federleichte Stimme drang in mein Gehör und in der gleichen Sekunde in der mein Gehirn sie erkannte, gab es so etwas wie einen Kurzschluss. Neben dem todernsten Carlisle stand, immer noch so pergamenthäutig und zerbrechlich wie bei unserer letzten Begegnung Aro. Seine trüben roten Augen strahlten mich mit einer Mischung aus Bedauern und Belustigung an. „Wie ich feststellen muss, hat Carlisles Sohn sein Versprechen noch nicht erfüllen können.“ Edward legte jetzt schützend seinen Arm um meine Taille und ich hatte das Gefühl wieder in den Katakomben von Voltera zu stehen, zusammen mit der lähmenden Angst. Ich versuchte gleichmäßig zu atmen, während Edwardsbrust neben mir leise knurrte und Esme mir beruhigend die Hand streichelte. Carlisle bedachte Edward mit einem warnenden Blick. „Ich sagte dir ja bereits mein lieber Aro, du bist ein bisschen zu früh.“ Der schwarzhaarige, knittrige Vampir lachte hell. „Ha, ha wenn man wie wir schon so lange auf Erden weilt, verliert man einfach den Bezug zu Raum und Zeit.“ Er schien regelrecht euphorisch. „Aber ich muss dir wiedersprechen mein liebster Carlisle, ich bin nicht zu früh, sondern genau rechtzeitig.“ Er schwebte näher zu uns heran und seine Augen flackerten, als hätte er hohes Fieber. Ich konnte mich der Faszination seiner durchschimmernden Haut wieder nicht entziehen, als er kurz vor uns stehen blieb. „La tua catante“ säuselte er andächtig. „ Ich finde es einfach bezaubernd, dass er sich so eine Mühe gibt. Diese Selbstbeherrschung! Wahrlich unbegreiflich! Allein erschaffen und gespeist aus dem Quell reinster Liebe!“ Er kicherte jetzt und sah Edward mit der gleichen Bewunderung wie damals an, während dieser immer noch mit seiner Wut kämpfte. „ Es muss dich jedes mal in Ekstase versetzten.“ Flüsterte der Vampir und ich sah aus den Augenwinkeln wie Edwards Kopf ruckte „ Das tut es, aber wie ich schon sagte, es ist ein Preis, den ich zu zahlen bereit bin.“ Ich staunte über den gefassten Klang seiner Stimme, doch ich kannte sie gut genug um zu wissen,dass es darunter brodelte

Carlisle kam ebenfalls zu uns herüber. „ Bella und Edward haben sich für einander entschieden.“ Aro seufzte andächtig „Ich weiß und darum fiebere ich dem Moment entgegen, wo er sich der letzten und entscheidenden Aufgabe stellen wird.“ Plötzlich wurde das milchige Rot in seiner Iris dunkel. „ Der reinen Versuchung wiederstehen, dem gefährlichsten und stärkstem Feind die Stirn bieten damit er Preis entgültig der seine ist.“ Hauchte er andächtig und mein Mund wurde bei seinen Worten trocken. Wenn Esme nicht noch neben mir gestanden hätte, wäre ich wohl trotz Edwards Arm weggesackt. Ich atmete jetzt stoßweise. Edward lachte grimmig „Ihr wollt doch nicht damit andeuten, bei diesem Ereignis dabei sein zu wollen?“ Seine Worte waren wie immer mit Bedacht gewählt, doch sie wurden langsam schneidend. Aro lachte wieder „Oh nein, auch wenn ich nichts auf der Welt lieber täte, aber ich fürchte meine Selbstbeherrschung reicht dafür bei weitem nicht aus.“ Er verzog bedauernd den Mund. „aber ich werde mich so weit ich kann in der Nähe aufhalten, schließlich habe ich so etwas in all den Jahren meines Daseins nicht erlebt und es ist schwer sich gut zu amüsieren.“ Er zwinkerte vergnügt. „Ich werde mich aber nun zurückziehen und mit Freude den kommenden Ereignissen entgegen sehen.“ Er hob die Hände und wie aus dem Nichts tauchten zwei in schwarzen Roben gekleidete Männer neben ihm auf. Ich erkannte sie sofort Demetri und Felix. Sie warfen Edward und mir ein paar undeutbare Blicke zu, dann begleiteten sie ihren Herrn nach draußen. Ich hörte noch durch die geschlossene Tür Aros leises erheitertes Lachen, dann war es still.

Esme neben mir seufzte laut auf und Edward presste mich noch einmal fest an sich, bis ich Alice von der Treppe her hörte. „ So viel zu deinem tollen Plan, sie zu verstecken, bevor sie kommen.“ Rief sie aufgebracht und warf die Hände über den Kopf. Jasper, der ihr folgte sah Edward beklommen an. Dieser fluchte leise vor sich hin „Wieso hast du das nicht kommen sehen?“ wütend stampfte er durch den Raum. „Anscheinend sind meine Talente begrenzt!“ giftete sie zurück. Ich war entsetzt, so hatten sie noch nie miteinander gesprochen, ich wollte das nicht und versuchte mich so gut es ging zu sammeln. „Jetzt ist eh alles zu spät.“ Versuchte ich zu schlichten. In meinem Kopf sprangen die Gedanken wie Pink Pong Bälle hin und her. Was bedeutete das jetzt eigentlich genau? Ich sah zu Carlisle, der mit ernster Mine Edward beobachtete, der sich fahrig durch die Haare fuhr. Jasper, der direkt neben ihm stand versuchte anscheinend alles, um ihn wieder zu beruhigen. Ich räusperte mich „ Bis wann besteht Aro denn auf meine Verwandlung? Ich meine, wenn es sein muss, dann machen wir es eben so schnell wie möglich.“ Erstaunlich wie gelassen ich mit meinem eigenen Todesurteil umging. Edward riss den Kopf herum „Nein! Himmelherrgott nein“ Er war wieder fuchsteufelswild und Jasper gab, mit einem entschuldigenden Blick zu Carlisle, auf. Der versuchte es jetzt selbst seinen Sohn zu Vernunft zu bringen. „Es widerstrebt mir Edward, aber Bella hat recht. Je länger Aro und sein Gefolge hier sind, um so größer ist die Gefahr, dass sie die Regeln der Gastfreundschaft verletzten. Sie sind Enthaltsamkeit nicht gewohnt.“ In Edwards Mine spiegelte sich schiere Verzweiflung „Ich kann es noch nicht“ stieß er hervor, der Ausdruck seiner Augen bereitete mir körperlichen Schmerz. „Ich würde versagen.“

Keiner sagte darauf hin ein Wort, bis plötzlich das Telefon klingelte. Ich zuckte bei dem unerwarteten Geräusch zusammen und Edward glitt wieder an meine Seite um mich erneut zu umfassen. Carlisle hob den Hörer ab. Er lauschte kurz, dann runzelte er die Stirn und nickte. „Gut, alles klar. Kommt jetzt zurück.“ Er sah uns der Reihe nach an. „Das war Emmett, er und Rosalie sind Aro gefolgt und sie wissen jetzt, dass er und seine Diener sich in der Gegend von Lake Crescent aufhalten. Wenigstens nicht in der unmittelbaren Nähe einer Stadt.“ Es herrschte eine beklemmende Stimmung. Edward und ich zogen uns mit Jasper und Alice in Jaspers Zimmer zurück. Trotz dessen ich noch nie in dem Zimmer dieses Vampirs gewesen war, kam mir seine Einrichtung vertraut vor, da sie der von Edward ziemlich ähnelte. Bis auf die riesige Staffelei, die an einer der Wände lehnte, war die Art der Möbel identisch. Edward und ich zogen uns aufs Sofa zurück, während Jasper und Alice sich geschmeidig auf den Teppich nieder ließen. Wir schwiegen weiterhin. Jeder hing seinen Gedanken nach, die sich alle um das gleiche drehten. Die Volteri hatten ihre Drohung war gemacht und waren, wie es aussah, recht froh darüber, dass ich noch nicht verwandelt war, da sie dem Ganzen gerne beiwohnen wollten. Zur Allgemeinenerheiterung versteht sich. Damit brachten sie allerdings alle Menschen in dieser Gegend in Gefahr, einschließlich Charly, Renée und Phil. Mir wurde bei Felix gierigen Augen mit denen er mich gerade angesehen hatte schlecht. Ich war mir jetzt sicher, dass Edward sie auf der Promenade gesehen hatte. In mir stieg wieder die Panik hoch. Edward streichelte mir beruhigend den Arm, doch ich konnte die Spannung in seinem Gesicht sehen. Seine Kiefer waren fest aufeinander gepresst. Alice malte Schnörkel in den Teppich. „Vergiss es“ raunte Edward ihr plötzlich zu und sie hob erschrocken den Kopf, dann lächelte sie entschuldigend. „Wir können es außerdem nicht hier tun.“ Erklärte er weiter. Ich brauchte nicht nachzufragen was er meinte. Halbherzig bewegte sich einer seiner Mundwinkel „ Die Quileute wollten sich auf keine Ausnahme einlassen. Die Blacks haben diesbezüglich ihren Standpunkt besonders klar gemacht.“ Ich nickte schwach. „Ich verstehe, darum der baldige Abschied mmh?“ Das Lächeln wurde ein Stück weit breiter, aber es erreichte seine Augen noch nicht. Ich fasste jetzt mit beiden Händen seine rechte freie Hand. „und wenn wir danach ganz schnell verschwinden?“ schlug ich vor, doch alle drei schüttelten den Kopf. „ Dann wäre dieser Ort für immer verloren und es gibt nicht viele Plätze, die uns erlauben so zu leben wie wir es wollen.“ Flüsterte Alice mit einem Seitenblick auf Jasper. Ich stöhnte leise, als ich die Sackgasse erkannte, in der wir steckten. Auf der einen Seite bestand Aro auf die baldige Einhaltung der Abmachung und auf der anderen die Werwölfe auf ihre. Was sollten wir jetzt machen?

Die Tür ging auf und Emmett und Rosalie kamen herein. Sie wirkten genauso erstarrt wie wir. „Edward du sollst zu Carlisle kommen und Bella ich fahr dich nach Hause.“ Erklärte Emmett gepresst. Ich sah überrascht auf und Edward zögerte kurz, bevor er und ich aufstanden. An der Haustür drückte er noch einmal sanft seine himmlischen Lippen auf meine. „Ich komme so schnell ich kann.“ Versprach er und dann hievte mich Emmett in seinen Monsterjeep. Auf der Rückfahrt versuchte der braungelockte Vampir mich aufzuheitern. „Kopf hoch Süße, das wird schon.“ Zwinkerte er mir zu und ich musste trotz der Sorgen die mich quälten lächeln. „Ich schwöre dir Bella, wenn einer dieser Penner, versucht dich anzurühren, zermalmen Jasper und ich ihn zu feinem Kiesel und Edward und du dürfen ihn dann in alle Winde zerstreuen.“ Vor der Haustür half er mir aus dem Sitz. „Du bist großartig Emmett“ sagte ich dankbar und er grinste übers ganze Gesicht „ So was macht man für seine Schwester“ sagte er feierlich, dann schwang er sich wieder hinters Steuer. Ich sah den riesigen Rücklichtern nach und ging dann schnell ins Haus. Erst in meinem Zimmer traute ich mich wieder richtig Luft zu holen. Charly war wieder auf der Arbeit und ahnte nichts von den Dingen, die um ihn herum passierten, genauso wie der Rest der Stadt nichts ahnte. Ich schaute aus dem Fenster in den hellen Mond und dachte an Jacob und sein Rudel. Sie hatten sich gegen die Bitte der Cullens entschieden und damit gegen mich. Ich merkte wie ich wütend wurde. Eigentlich waren es nicht die Vampire, die mich von hier vertrieben, sondern sie und ihr Starrsinn. Um mich abzulenken, ging ich zum Kleiderschrank hinüber und besah mir noch einmal das Kleid. Ich hatte bei der ganzen Aufregung vorhin, völlig vergessen mich bei Rosalie dafür angemessen zu bedanken. Ich strich noch einmal über die zarte Seide. Es fühlte sich unglaublich gut auf der Haut an. Mein Blick glitt noch mal zum Fenster. Wie lange würde Edward wohl noch brauchen, bis er hier war? Ich wollte auf keinen Fall, dass er es zu früh sah, doch ich konnte auch nicht wirklich wiederstehen. Es war wie eine kleine Genugtuung für das Desaster dieses Tages. Ich huschte mit dem Kleid ins Badezimmer, wo ich es mir so vorsichtig wie nur möglich überzog. Als ich mich herumdrehte wusste ich auch auf einmal, warum es mir so gut gefiel. Ich hob den Saum und roch daran. Ich schloss verzückt die Augen, es roch himmlisch. Nicht speziell nach Edward aber es war ein ähnlicher Duft einfach mit nichts zu vergleichen. Plötzlich knarrte unten eine Diele und ich erstarrte. Seit wann kam Edward denn durch die Haustür? Ich lauschte, doch es war jetzt wieder toten still und ich zögerte kurz bevor ich die Tür einen Spalt breit öffnete. „Edward?“ Ich bekam keine Antwort. “Dad?” wieder nichts. Meine Haut begann zu kribbeln und ich spürte, wie ein dünner Schweißtropfen meine Stirn hinunterlief. War ich jetzt paranoid oder war da wirklich jemand? Ich wartete noch ein paar endlose Minuten, doch es blieb ruhig. Ich biss die Zähne zusammen und gab mir einen Ruck. Ich verlor hier einfach gerade die Nerven, das war alles. Mein Fuß hatte die Schwelle noch nicht berührt, das spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem linken Ohr. Doch bevor ich darauf reagieren konnte, sackten meine Beine unter mir weg. Mein Kopf schlug laut auf die Fliesen, aber es tat zu meiner eigenen Überraschung überhaupt nicht weh, nur das Dröhnen das sich daraufhin in meinem Gehirn ausbreitete ließ das Bild vor meinen Augen verschwimmen. Das letzte was ich noch wahrnahm war eine orange rote Flamme, die sich langsam auf mich zu bewegte, dann wurde es schlagartig dunkel.

Blutgier

Ich trieb an einer milchigen, hellen Oberfläche, die wie eine undurchsichtige Scheibe vor meinen Augen lag. Um mich herum war es eng und kalt, wie in einem Tunnel und ich konnte meine Arme und Beine nicht ausstrecken, aber das beunruhigte mich irgendwie gar nicht. Im Gegenteil; ich fühlte mich; wie eine Art Raupe in einem Kokon, ruhig und geborgen, doch dann hörte ich Edwards honigsüße aber panisch verzehrte Stimme. „Bella wach auf! Wach auf!“ Die Scheibe verlor mit einem mal an Helligkeit und in meinen Ohren begann es merkwürdig zu summen. Ich versuchte zu blinzeln, aber meine Augen wollten nicht. Sie waren bleiern schwer. Edward schrie immer noch meinen Namen, bis die Scheibe Risse bekam, die immer größer und größer wurden. Das feine Summen steigerte sich dabei langsam zu einem quälenden Rauschen, so dass ich den Kopf weg drehen wollte, aber auch das funktionierte nicht. Durch die Risse drang jetzt eine Schwärze, die wie zähe Tinte in meine Augen drang und furchtbar weh tat. Wieder versuchte ich sie schützend zusammen zu kneifen und dieses mal reagierten sie endlich, wenn auch viel zu langsam, während der Ton in meinen Ohren weiterhin anschwoll. Meine Lider verwischten langsam das Schwarz und den Schmerz, bis sich Konturen daraus bildeten. Zu erst waren es nur dunkle Striche, die sich immer wieder in einander schoben, doch nach dem ich ein paar mal mühevoll den Kopf heben und senken konnte blieben sie endlich starr und verwandelten sich schließlich in grüne, zerfurchte Säulen. Ich schnappte stöhnend nach Luft. Das war keine gute Idee, denn mein Brustkorb brannte wie Feuer. Genauso wie meine Arme, die schmerzhaft hinter meinem Rücken verdreht waren. Ich versuchte sie zu bewegen, aber etwas hielt sie fest, genauso wie den Rest meines Körpers, der förmlich erstarrt zu sein schien. Ich wandte erneut den Kopf, nach unten und erkannte mit Schrecken, was mich bewegungsunfähig machte. Ein neongelbes Seil spannte sich über meinen Bauch und anhand des scheidenden Gefühls an meinen nackten Fesseln mutmaßte ich, das meine Beide ebenso wie meine Handgelenke auf die gleiche Art und Weise ruhig gestellt waren. Das Rauschen entpuppte sich als der wütende Wind in den Kronen der Bäume um mich herum die sich aus den Säulen herauskristallisiert hatten. Dicke, schwere Regentropfen prasselten durch sie hindurch und hatten mich bereits komplett durch tränkt. Das einst schöne Hochzeitskleid klebte mir wie ein öliger Film auf der Haut und aus meinen Haaren lief mir das Wasser wie Tränen übers Gesicht. Ich musste wieder Luft holen, auch wenn es weh tat, als mir meine Lage bewusst wurde. Ich stand gefesselt an einem Baum mitten in einem Wald! Über meinem linken Ohr begann es stehtig zu pochen, weil mein Körper zusammen mit meinem rasenden Herz massenhaft Adrenalin in die Blutbahn schickte. Ich befand mich im Wald, aber warum und wie kam ich hier her? Ich konnte niemanden sehen oder hören, dafür war der Wind und der Regen auch viel zu laut. Hecktisch begann ich an den Fesseln zu ziehen, doch das führte nur dazu das sich die Plastikfasern nur noch tiefer ins Fleisch gruben. Ich fluchte leise vor Schmerz. „Gib dir keine Mühe.“ Es hörte sich an als wispere der Wind. Mein Herzschlag setzte einmal aus, als das Wispern direkt neben meinem linken Ohr weiter sprach. Leise und zischen, aber so deutlich das sich alle meine gepeinigten Muskeln verkrampften. „ Du wirst sie nie aufkriegen, selbst sie werden sich damit Mühe geben müssen.“ Aus dem Wispern wurde ein hohes gemeines Kichern. Ich wagte nicht meinen Kopf zu drehen, darum versuchte ich etwas aus den Augenwinkeln zu erkennen. Was meine Pupillen allerdings erfassten, ließ mich fast aufschreien. Eine verfilzte, orange rote Locke wehte oberhalb meines linken Wangenknochens wie eine Stichflamme in der Luft und ich wusste das es kein Entkommen mehr gab. Wie um meine grauenhafte Erkenntnis noch zu unterstreichen, schob sich jetzt Viktorias katzenhaftes Antlitz vor meins. Ihr süßlicher Atem blies mir betörend ins angstverzehrte Gesicht. Ich konnte nur auf ihre entblößten weißen Eckzähne starren, die sich wie die einer angriffslustigen Schlange langsam aufrichteten. Ihre dunkel roten Augen glühten wie brennende Kohlen in der Dunkelheit. „ Wie lange habe ich auf diesen Moment warten müssen!“ ihre Stimme klang wie ein Peitschenschlag. Mit gierigen Blicken sah sie an mir herunter und ich verzweifelte innerlich über den weiten Ausschnitt der Korsage. Sie hatte mehr als frei Bahn um mich mit ihren Raubtierzähnen zu zerfetzen. Sie sah das bestimmt ebenso, aber sie ging nicht gleich zum Angriff über, anscheinend wollte sie den Augenblick ihres Triumphes noch ein wenig genießen. Ich hörte Laurants gehässige Stimme in meinem Kopf „was sie sich für dich ausgedacht hat“ Ich versuchte die lähmende Angst und die grauenhaften Vorstellungen die mein Gehirn produzierte abzuschütteln und stieß einmal heftig die Luft aus. „Was hast du mit mir vor?“ quietschte ich, mehr bekam ich einfach nicht über die zitternden Lippen. Sie lachte jetzt kreischend und meine Angst kam mit doppelter Verstärkung zurück. „Oh, was glaubst du Liebchen? Was könnte ich wohl mit dem Mädchen machen, dass mir meinen Gefährten gestohlen? Was sollte ich mit dem Mädchen machen das mich von Werwölfen jagen ließ?“ Ihr schriller Ton tat mir in den Ohren weh und verstärkte das unangenehme Pochen an der Seite. Ich kniff die Augen zu, bis sich ihre eiskalten Finger um meinen Unterkiefer legten und ihn schmerzhaft zusammen pressten. Ich wartete auf Edwards beruhigende Worte, aber sie kamen nicht oder gingen meinen unterdrückten Schluchzern unter, die sich jetzt durch meine gepeinigte Brust schoben. Sie war verrückt, nein vollkommen wahnsinnig und sie hasste mich abgrundtief. Die rothaarige Vampirin grinste sadistisch. „ Erst wollte ich es langsam und ganz alleine tun,“ flüsterte sie gespenstisch, „doch dann habe ich mir was anderes überlegt.“ Ihre Finger glitten über meine regennasse Haut. „ Ich wollte ihn damit bestrafen, aber da er und die anderen dich anscheinend nicht mehr wollten, würde es mir so keinen Spaß machen.“ Sie presste noch eine Spur fester zu und ich hörte schon leise meinen Kiefer knacken, doch dann ließ sie mich los. „Aber wir haben ja noch eine andere Möglichkeit.“ Trotz der Panik und Angst, die mich fast nicht mehr denken ließen, fügte sich der Sinn ihrer Rede in meinen Kopf zusammen. Sie hatte anscheinend keine Ahnung, dass die Cullens wieder in Forks waren. In mir keimte ein winziger Funken Hoffnung auf. Vielleicht bestand doch noch eine Chance auf meine Rettung, aber wie sollten sie mich so schnell finden, wenn sie mein Verschwinden überhaupt schon bemerkt hatten, denn ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit schon vergangen war. Der Regen wurde jetzt weniger heftig und Victoria sah mit einem zufriedenen Ausdruck in den schwarzen Himmel. „Hervorragend, ich dachte schon ich müsste dich noch eine weitere Stunde am Leben lassen.“ Ihre hasserfüllten Augen brannten sich in meine „Sie werden gleich hier sein, jetzt können sie die Fährte ohne Probleme aufnehmen.“ Sie legte lauschend den Kopf schief. „Oh ja ich höre sie schon, sie können es kaum erwarten mich endlich zu stellen und zu zerreißen.“ Sie kicherte wieder grell. „Ich habe mich aber auch wirklich sehr, sehr böse in ihrem Revier benommen.“ Und dann spie sie es förmlich aus „elendige Drecksköter!“ Wenn ich vorher schon fast wahnsinnig vor Panik gewesen war, war ich jetzt ein Schritt weiter. Trotz der strammen Stricke zuckten meine Glieder wie wild und ich musste die Zähne zusammen beißen, weil sie unkontrolliert aufeinander schlugen. Ich bekam wohl so etwas wie einen hysterischen Anfall, der Victorias Hochstimmung noch die Krone aufsetzte. „ Sehr gut Schätzchen, dass wird sie noch ein bisschen wilder machen.“ Ich klapperte immer noch mit den Zähnen, als ich versuchte ein vernünftiges Wort raus zu bringen „Warum sollten sie mich angreifen? Sie wollen dich!“ stieß ich mühsam hervor. Meine eigentlich nur gespielte Sicherheit im Bezug dessen machte sie wohl wütend und sie riss meinen Kopf an den nassen Haaren nach hinten, so dass er an den Baumstamm knallte. Edwards monströses Zähnefletschen in meinem Kopf übertönte sogar ihr kehliges Lachen. „Aber sie sind bis aufs Blut gereizt und nur noch aufs Töten aus, genauso wie ich.!“ Ihre Zähne schlugen mit einem knirschenden Geräusch neben meinen Hals aufeinander. „ Darum werden sie sich auf das erstbeste stürzten, was sie sehen und das wirst du sein!“ Plötzlich nahm das Rauschen um uns herum zu und sie wich von mir zurück. Hinter ihr war ein schmaler Trampelpfad, der von zwei alten Eichen eingefasst wurde. Ihre Stimme war wieder nur ein leises Wispern. „Sie werden gleich hier sein und wenn sie zum Sprung ansetzen, werde ich weg sein. Du allerdings nicht.“ Meine Augen blickten starr auf das schwarze Loch in dem der Weg zwischen den Bäumen verschwand. Totes Laub wirbelte daraus hervor und jetzt konnte sogar ich es hören. Das dumpfe Geräusch rennender Beine gemischt mit dem zischenden Laut von luftholender Kehlen.

Ich sah Jacob vor mir, wie sich sein roter, geschmeidiger Körper über den Waldboden bewegte. Die heraushängende Zunge, über die kräftigen, todbringenden Fangzähne gebleckt, die pure Ausgeburt von Kraft und Stärke. Dann sah ich Emilys und ihr zerstörtes Gesicht und all das zusammen lähmte mich und verhinderte damit, dass ich die Augen schließen konnte. Ich würde gleich von ihnen zerfleischt werden bei lebendigen Leib und niemand würde es verhindern können. Auch nicht Edward, der sich jetzt, kurz bevor ich starb, wieder als perfekte Halluzination vor meinem geistigen Auge formierte. Wie immer strahlend schön, doch es war nicht das Bild das ich damals im Wasser gesehen hatte. Es war das Bild aus meinem Traum. Edward mit funkelnder Haut, gefährlich blitzenden schwarzen Augen und rasiermesserscharfen Zähnen.

„Vertrau mir“ hörte ich ihn wieder flüstern, bis der Wolf anfing zu knurren und das Bild damit zerstörte.

Sie kamen! Aus der Dunkelheit heraus waren es erst nur zwei leuchtende, gelbe Augen, die wie Scheinwerfer die Schwärze durchschnitten, dann schob sich Victorias Gestalt vor meinen Körper. Sie wollte sicher gehen, dass sie auch genau richtig landeten. Ich versuchte zu schreien, doch kein Laut drang über meine Lippen, als ich den ersten Wolf auf sie zuspringen sah. Ich erkannte seinen roten Kopf, seine zurück gelegten Ohren, dann war sie plötzlich innerhalb eines Wimpernschlags verschwunden und ich sah ein riesiges, geöffnetes Maul auf mein Gesicht zu rasen.
 

Im nachhinein erinnere ich mich nur noch an einen grellen Blitz, der von der Seite hervorstieß und das Maul, samt dazugehörigen Wolf vor mir wegriss. Der rostrote Wolf brüllte vor Schmerz und Überraschung, während der weiße Strahl ihn zu umhüllen schien. Blätter und lose Äste wirbelten um her als er über den Boden kugelte und sich schnappend hin und her warf. Der Anblick wirkte wie ein befreiender Schlag auf meine Kehle und endlich konnte ich schreien. Ich schrie wie noch nie in meinem Leben und es war mir gleich, dass der Schmerz in meiner Brust mich zu zerreißen drohte. Ich hörte mich an wie ein sterbendes Tier und der gellende Laut hallte in doppelter Lautstärke von den Bäumen zu mir zurück. Der Wolf erlahmte plötzlich in seinen Bewegungen und der weiße Strahl zog sich daraufhin langsam von ihm zurück, dabei entwickelte sich wie aus einem Nebel Edwards geisterhafte Gestalt. Er kauerte wie ein sprungbereiter weißer Löwe zwischen mir und dem jabsenden Wolf. Bereit sich jeden Moment wieder auf ihn zu schürzen, falls er angreifen sollte, doch das tat er nicht. In seinen grellgelben Augen war jetzt kein blinder Zorn, sondern ein Ausdruck von Schrecken, der noch deutlicher wurde, als sich seine schwer atmende Gestalt verformte und wieder zu der von Jacob Black wurde. Edward gab seine Lauerstellung immer noch nicht auf. Sein gespannter Körper hob und senkte sich rhythmisch, er traute der Sache anscheinend noch nicht. Ich stöhnte jetzt leise und das brachte Edward dazu, sich blitzartig umzudrehen und sich wachsam knurrend vor mich zu stellen. Erst als er sah das Jacob immer noch auf dem Rücken lag und keinen Finger rührte, riss er mit einem Ruck und ohne Anstrengung das Seil an meinem Bauch durch. Ich stöhnte erneut als er auch meine malträtierten Hände und Füße befreite und sackte dann kraftlos in seine starken, kühlen Arme, die mich sanft auffingen. Mein leerer Blick glitt zu Jacob, der sich mit kreidebleichem Gesicht und nackter Brust langsam aufzurichten versuchte. Ich verzog schmerzhaft den Mund, als ich die riesige, tiefeklaffende Wunde sah, die sich heftig blutend von seinem Brustbein bis zum Hals hochzog, doch er schien sie nicht einmal zu bemerken. Fassungslos sah er uns an und ich merkte, wie Edward neben mir erneut anfing zu vibrieren. Seine Augen waren immer noch tief schwarz und gefährlich glänzend, als er Jacob in mühsam beherrschten Ton ansprach „Wie war das, ich würde ihr nie etwas tun?“ Seine Hände krallten sich schon fast in meine Hüften als er mich auf seine Arme und schließlich auf seinen Rücken zehrte. Ich schloss die Arme um seinen Hals und wünschte mich nur noch weit weg aus diesem Alptraum. Edward erfüllte ihn mir und brachte mich fort. Ich merkte es nicht, denn ich war endlich in die Ohnmacht geglitten, auf die ich schon so lange gewartet hatte.

Bekenntnisse

Das erste, was ich wieder wahr nahm, als ich zu mir kam, war das Gefühl von kalten zarten Händen, die mir über die Wangen fuhren. „Bella? Hörst du mich Liebes?“ Ich zwinkerte vorsichtig und fuhr dann reflexartig hoch, nur um von einer festen Kraft bestimmend zurück geschoben zu werden. „Langsam, es ist vorbei, es ist vorbei!“ Ich erkannte Esmes melodische ruhige Stimme, bevor meine Augen sie ausmachen konnten. Ihr rundes schönes Gesicht lächelte mich sanft an und ich wurde augenblicklich ruhiger. Nur mein Herz klopfte noch einige male wie wild, bis es nicht mehr ganz so arg gegen meine schmerzhaften Rippen knallte. Ich seufzte leise und hörte dann Alice flüstern. „Danke Jasper“ Ich versuchte mich erneut aufzurichten und dieses mal half Esme mir. Ich saß auf Alice Bett. Jasper stand abwartend an der Tür, während Alice auf der anderen Seite neben mir saß und meine Hand hielt. Bestürzt sah ich an mir herunter. Das wunderschöne Kleid, mein Brautkleid war restlos ruiniert. Dann fiel mir wieder der Kampf ein und Ich strich mir fahrig die verknoteten Haare aus dem Gesicht. „Es war Viktoria“ sagte ich dumpf und alle drei nickten. „Wir haben sie gesehen, sie ist in unser Gebiet gelaufen“ rief Jasper von der Tür aus „und Carlisle hat die Verfolgung nach ihr aufgenommen.“ Überrascht hob ich die Brauen, was bei Esme ein nachsichtiges Schmunzeln verursacht. „Mach dir keine Sorgen Bella,“ ihre Stimme war immer noch sanft, doch ihre freundliche Mine verwandelte sich zu einer ernsten, harten Maske „ Er lässt sie nicht entkommen, nicht dieses mal“ und der Ton in dem sie es sagte ließ mich keine Sekunde daran zweifeln, wobei ich mir den sanftmütigen Carlisle einfach nicht dabei vorstellen konnte und dann auch noch Allenanschein nach auch noch allein, was mich auf meine nächste dringende Frage brachte „Wo ist Edward“ hauchte ich und Esme und Alice wechselten einen raschen Blick. „Er und Emmett wollten ihn unbedingt begleiten, doch er hat ihnen befohlen zurückzufahren, wenn sie sich,“ erklärte Alice zögernd „ abreagiert haben,“ sie zögerte noch mal. „ Edward war sehr aufgeregt.“ Half Esme ihr. „Die Angst um dich, dann die Suche und schließlich der Wolf.“ Ihr Lächeln wurde entschuldigend „Er muss seinen Gefühlen freien Lauf lassen und Emmett auch.“ Ich brauchte ein paar Sekunden, bevor ich verstand und nickte. Er hatte alles was in seiner Macht stand getan um Jacob am Leben zu lassen. Dafür war ich ihm mehr als dankbar. Mich interessierte auch, was mit den übrigen Werwölfen passiert war, denn ich erinnerte mich nur an Jacob der durch das schwarze Loch auf mich zugeschossen kam. War er alleine gewesen? Doch ich traute mich nicht zu fragen und schwieg. Alice deutete mit dem Kopf in Richtung ihres Badezimmers. „Ich würde vorschlagen, du nimmst jetzt erst mal ein Schaumbad und dann ruhst du dich aus.“ Meine Augen glitten zum Fenster, hinter dem es immer noch dunkel war. „Wie spät ist es?“ Ich dachte an Charly, der bestimmt einen Herzinfarkt bekommen würde, wenn er mich am Morgen nicht in meinem Bett vorfinden würde. „Vier Uhr“ antworte mir Alice fröhlich und hopste zur Tür. „Das Wasser ist schon drin, ich hoffe du magst den Geruch von Aprikosen.“ Ihre unbeschwerte Art half mir mich besser zu fühlen und Charly würde vor sieben Uhr eh nicht aufkreuzen, außerdem wollte ich auch auf keinen Fall alleine sein. Esme stellte mich vollständig auf die Füße und dann torkelte ich hinter der leise singenden Alice her, die mich aus den Resten der Seide schälte. „Das mit dem Kleid ist überhaupt kein Problem, Rosalie ist schon dabei ein neues zu nähen. Ein noch viel schöneres“ Versicherte sie mir noch trösten und ließ mich dann in der dampfenden Wanne allein. Ich ließ mich vorsichtig in das heiße Wasser gleiten. Es war wie eine wohltunende Umarmung. Selbst meine geprellten Rippen hörten auf bei jedem Atemzug zu picken. Als sich mein Körper langsam entspannte, fiel auch der Rest meiner mühsam aufrechterhaltenden Selbstbeherrschung ab und ich fing auf einmal hemmungslos an zu weinen, doch es tat zu meiner eigenen Überraschung richtig gut. Ich ließ die Tränen einfach laufen und sie spülten auf wundersame Weise einen großen Teil meiner empfundenen Angst und Panik fort. Als sie endgültig versiegt waren, fühlte ich mich befreit und klatschte mir wie zum entgültigen Abschluss eine Ladung warmes Wasser ins Gesicht. Ich hatte es überstanden und zwar lebendig. Das war alles was zählte. Wenn ich ehrlich war überraschte mich meine neue gefasste Haltung selbst ein wenig. Vielleicht lag es daran, dass ich einfach schon zu viele Dinge mitgemacht hatte, vielleicht lag es auch einfach nur an Jaspers Anwesenheit, denn er befand sich garantiert auf der anderen Seite der Tür bei Alice. Mit immer noch leicht brennenden Augen fing ich an meine davon getragenen Verletzungen zu untersuchen. Die roten Striemen am Handgelenk waren nicht der Rede wert, aber die Hühnereigroße Beule, hinter meinem Ohr tat höllisch weh, wenn man sie anfasste. „Verdammtes Miststück“ zischte ich leise, „hoffentlich reißt Carlisle dich schon in Stücke.“ Vor meinen Augen raste sie durch den Wald und Carlisle mühelos hinter her, bereit sie entgültig zu töten. Für mich eine mehr als nur befriedigende Vorstellung auch alleine deshalb, weil ich damit sicher sein konnte, dass endlich alle aus meinem Umkreis außer Gefahr waren. Das Wasser gluckste leise, als ich mich ein bisschen nach vorne schob um anschließend mit dem Kopf untertauchen zu können. Als ich kurz darauf wieder hoch kam und die Augen aufschlug, entfuhr mir ein leiser Quietscher. Edwards erleichtertes, vollkommendes Gesicht befand sich direkt vor meinem und sein kalter, süßer Geruch verdrängte mit einem Schlag sämtliche Aprikosen um mich herum. „Hey da bist du ja wieder, geht’s dir gut?“ prustete ich verdattert und wischte mir das Wasser aus den Augen. Ich freute mich so sehr ihn zu sehen, das ich den Umstand, dass ich nackt in der Badewanne saß und er angezogen davor, überhaupt nicht registrierte. Seine Erleichterung wechselte zu blanken Erstaunen bis er halbwütend die Stirn verzog. „Du wärst vor ein paar Stunden, fast als Hundefutter geendet und fragst mich ernsthaft und völlig unbekümmert, ob bei mir gut geht?“ Er sah aus, als wenn er noch was diesbezüglich sagen wollte, entschied sich dann aber anders und verzog die Lippen zu seinem bitteren Lächeln. „Bella, du bist einfach nicht zu begreifen.“ Ich schluckte, als seine ehrlichen Worte meine gerade halbwegs verdrängten Erinnerungen wieder hoch holten. Scheinbar konnte er das in meinem Gesicht lesen, denn jetzt wurde er ganz plötzlich sanft und er strich mir zärtlich mit den Fingerspitzen über mein nasses Kinn. „ Du brauchst dir um nichts mehr Sorgen zu machen. Sie wird dir nie wieder etwas tun. Niemand wird die mehr was tun.“ Versprach er mit Samtstimme. Das Lächeln verrutschte kurz fing sich dann aber wieder, als er noch leise hinzufügte „außer mir.“ Ich tat so als hätte ich es nicht gehört und seufzte wohlig, dabei drang dann auch endlich der Umstand in mein Bewusstsein, dass ich immer noch in der Badewanne saß. Ich versuchte den Schreck der Erkenntnis vor ihm zu verbergen und gleichzeitig aus den Augenwinkeln zu erfassen wie viel Schaum noch in der Wanne war. Das Ergebnis lautete: Nicht genug, aber er ersparte mir die Peinlichkeit über den Rand der Wanne zu linsen. Nur der diebische Ausdruck in seinen, nun wieder goldenen Augen, ließ mich wissen, das ihm das auch aufgefallen war. „Übrigens, wenn, ich dich nur so zu Gesicht kriege, wenn ich dich vorher an einem Baum fessle, muss ich dich leider darauf aufmerksam machen, dass du dich in Zukunft besser vor mir in acht nimmst.“ Sein Grinsen war jetzt zum steineschmelzen. Ich kämpfte gegen das Blut in meinen Wangen an und Edwards Blick wurde noch intensiver. „Das ist unfair Bella.“ Stöhnte er leise. Ich wusste zu erst gar nicht was er meinte, doch dann richtete er sich schnell mit geschlossenen Augen auf. „ Nackt, nass und verschämt, dass geht über meine Grenzen.“ Murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen und war augenblicklich verschwunden.

Ich stieg danach so schnell wie möglich aus dem Wasser. Alice war so lieb mir außer ihren Handtüchern auch noch ihren Bademantel zu leihen und Esme half mir mal wieder mit ein paar Sachen von ihr aus. So brachte mich Edward dann wenig später auf seinem Rücken nach Hause. Erst als mein Kopf mein Kissen berührte merkte ich wie müde ich war. „Bitte bleib hier“ nuschelte ich. Bloß nicht alleine sein. Er lachte mir leise ins Ohr. „Keine Sorge, ich bleibe bis Charly kommt und hole dich morgen früh ab. Versprochen.“ Seine Honigstimme war effektiver als jedes Schlafmittel.
 

Als der Wecker anfing zu klingeln, hielt ich die Ereignisse der vorherigen Nacht erst für einen schrecklichen Alptraum, doch ein Blick auf meine immer noch leicht verschürften Handgelenke und das schmerzhafte ziehen in meinen Rippen belehrten mich eines Besseren. Leise stöhnend richtete ich mich auf und schüttelte den Kopf. Meine Haare waren noch feucht und ich beschloss Charly nicht mit dem Fön aus seinem verdienten Schlaf zu reißen, sondern statt dessen einen Dutt zu machen. Das Frühstück fiel eher spartanisch aus, weil ich in den letzten Tagen einfach das Einkaufen vergessen hatte und Charly auch nicht daran gedacht hatte. Ein Müsliriegel und ein trockenes Toast, das brachte einen nicht so richtig nach vorne, aber es war besser als nichts. Ich hatte gerade den letzten Bissen mit einem Schluck Leitungswasser runter gespült, da hörte ich auch schon den surrenden Klang des Volvomotors und spurtete nach draußen, wo mich ein gottesgleicher Edward mit offenen Armen erwartete. Ich schmiss mich glücklich an seine Pulloverbrust und er beugte sich runter um mich auf den Kopf zu küssen. Dabei schnurrte er wie ein Kater. Ich blickte auf. Er grinste verschmitzt. „Immer noch nass.“ Sagte er entschuldigend. Ich guckte wohl irritiert und er verdrehte die Augen. „Weißt du nicht mehr als ich dir sagte, wie verführerisch du riechst, wenn du nass bist?“ Mir fiel das Baseballspiel wieder ein. Er sah mir an, dass ich ihn verstanden hatte und machte mir dann die Autotür auf. Nachdem wir die Auffahrt verlassen hatte musste ich ihn einfach fragen. „Ähm sag mal, wie hast du mich eigentlich gefunden? Ich meine, ich wusste ja selbst nicht wo ich war.“ Seine herrlichen Züge wirkten amüsiert, obwohl er ernst drein schauen wollte. „ Du warst irgendwo südlich von Hoh und zu deiner ersten Frage.“ Seine Augen glitzerten „Es hat gestern Nacht sehr, sehr stark geregnet!“ Ich schaute ihn mit offenen Mund an „ Du konntest mich über diese Entfernung riechen?“ Jetzt lachte er schallend und es war das schönste Geräusch auf der Welt. „La tua cantante, dein Gesang erreicht mich überall“ Dann wurde er augenblicklich wieder ernst und schüttelte den Kopf „Wahrscheinlich war es nicht nur das, sondern auch noch etwas anderes.“ Gab er leise zu und seine Stimme bekam einen neuen unheilvolleren Klang. Ich wartete auf eine Erklärung, doch die blieb zunächst aus. Ich versuchte auch noch meine andere Frage los zu werden. „War es nur Jacob der mich angegriffen hat? War das übrige Rudel nicht da?“ Edwards Finger versteiften sich bei dem Wort Rudel um das Lenkrad und seine Augen wurden für eine Sekunde schmal, bis er mir antwortete. „Sie hatte sich wohl aufgeteilt um sie einzukesseln.“ Die Worte schossen so schnell aus seinem Mund, dass ich mich anstrengen musste um sie zu verstehen. Anscheinend versetzte ihn die Erinnerung erneut in Rage. Er versuchte die Anspannung weiter abzuschütteln, in dem er ein paar mal mit dem Kopf ruckte, doch seine verkniffene Mine blieb. Er haderte noch mit sich, ob er es mit erzählen sollte oder nicht, dann seufzte er „Darum konnten Emmett und Jasper die anderen auch gut... angreifen.“ Ich schaute auf meine Hände, die sich in meinem Schos ineinander krallten. „Sind sie tot?“ fragte ich leise „Nur einer“ sagte er tonlos, „und nur weil er nicht wie die anderen die Flucht ergriffen hat.“ Ich holte wieder Luft. Ich war überzeugt das es Sam gewesen war. Es fiel mir schwer darüber schockiert zu sein. Ich sah ihn schwach Lächelnd von der Seite an und griff nach seiner weißen Hand. „Ich danke dir übrigens.“ Er lächelte zurück „für dein Leben?“ „Ja und dafür das du Jacob nicht getötet hast.“ Er lächelte zwar noch aber seine Augen waren hart „Das war nicht mein Verdienst, sondern deiner. Wenn du nicht geschrieen hättest, hätte er vermutlich nicht aufgehört und ich hätte ihn notgedrungen..“ Er ließ den Satz unvollendet, weil ich sowohl entsetzt wie auch schockiert aussehen musste. Edward sah wieder mit starrem Blick auf die Straße „ Er war total in Rage und nicht zu stoppen, jedenfalls nicht ohne Gewalt und bevor er wieder auf dich losgegangen wäre, hätte ich ihm ein Ende gesetzt.“ Er meinte was er sagte. Der Ton in dem er sprach war ohne Zweifel „Das war ja Gott sein dank nicht nötig!“ rief ich aufgebracht und er schwieg verbittert. Die letzten Meter bis zur Schule verbrachten wir still. In mir flammten wieder die Bilder auf: Der Wolf mit dem riesigen Maul, Edward wie eine Raubkatze gespannt und wild knurrend, der menschliche Jacob mit dem entsetzten Gesicht und dem Riesenloch in der Brust. Mein Verstand begriff zu erste, was mein Herz noch nicht ganz glauben wollte, doch es war wie es war. Jacob hätte mich getötet, auch wenn er es nicht wirklich gewollt hätte, aber es wäre passiert, wenn Edward nicht wesen wäre. Ich sah ihn noch mal an. Sein bildschönes Profil mit dem fein geschnittenen Kinn und den funkelnden, betörenden Topasaugen, die immer noch angespannt gerade aus blickten. Auch er musste einen Kampf mit einem Monster in sich bestehen, dass mich töten wollte, doch anders als Jacob war er in der Lage diesen Kampf zu gewinnen, auch wenn es ihn fast den Verstand und das eigene Leben kostete. Als wir auf dem Parkplatz der Schule ankamen und ausgestiegen, streckte ich ihm demonstrativ meine Hand hin und er nahm sie, mit einem befreiten Grinsen in seine.

Wie ich es bereits prophezeit hatte regneten die obszönen Gedanken unserer lieben Mitschüler nur so auf ihn ein. „Was für hirnlose Affen!“ schnaubte er verächtlich, als wir an der Bibliothek vorbei kamen. Je länger der Tag dauerte, um so mehr sah sein Gesicht aus, als wenn er in eine Zitrone gebissen hätte. Ich drückte ihm versöhnlich den Arm „Lass dich nicht ärgern, was wissen die schon.“ Er lachte höhnisch „Gar nichts und am liebsten würde ich ihn sagen, was du mir bedeutest und das sie sich ihre blöden Mutmaßungen sonst wo hin schieben können.“ Er kam richtig in Fahrt und deshalb kam uns der Ausfall der letzten drei Stunden mehr als gelegen. Edward schien nach dem unfreiwilligen Gefecht immer noch in einem leicht reizbaren Zustand aus dem er sich am besten vor der nächsten Woche selbst rausbrachte. Er sah das genauso.

„Ich fahre mit Alice und Jasper noch mal in die Berge bis Sonntag“ sagte er bestimmt, als er mich bei Charly absetzte und ich wiedersprach ihm nicht. „Ich werde dich vermissen“ flüsterte ich nur leise und er drückte mir vorsichtig und viel zu kurz seine Lippen auf meine. „Ich liebe dich“ seufzte er resigniert und ließ mich dann gehen.
 

Am Sonntag Morgen stand ich in meinem Zimmer und war erneut vollkommen von meinem Spiegelbild überwältigt. Rosalie kniete neben mir und zog mit kritischem Blick an dem Saum, der ihrer Meinung nach noch nicht perfekt war. Sie war nach dem Frühstück vorbei gekommen um mir mein neues Kleid zu bringen und um zu sehen ob es passte. Ich war mehr als überrascht, doch es freute mich Überalleemaßen sie zu sehen. Anscheinend hatte sie ihre anfänglichen Vorbehalte gegen mich entgültig aufgegeben. Ich bemühte mich so gut es ging still zu halten, während sie mit flinken Fingern noch ein paar Nadeln setzte. Sie zog noch ein zwei mal ihre hübsche Stirn kraus, ich spürte ein oder zwei zupfende Bewegungen, dann blickte sie triumphierend zu mir hoch. „Vola, fertig!“ Ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd. “Oh Rosalie, dass ist wirklich noch schöner als das erste. Obwohl ich es nicht für möglich hielt, dass das man das noch Toppen kann.“ Sie lächelte jetzt auch und war sichtlich geschmeichelt. Mit einem Satz war sie auf den Beinen. „Ich habe noch mal meine ganze Phantasie und Fähigkeiten spielen lassen.“ Ich drehte mich noch mal um mich selbst. Das neue war dem alten zwar vom Schnitt her ähnlich, aber dennoch ein Tick raffinierter, was die Verarbeitung anging. Über der Korsage rankten sich nun zusätzlich feine spiral und blätterartige Muster aus feinen Silberfäden und eine seidige Schleppe lief jetzt vom Steißbein bis weit über den Boden. „Ich finde das einfach großartig, dass du überhaupt so etwas kannst. Ich selbst bin nicht mal in der Lage einen Flicken auf meine Hose zu bringen.“ Gab ich bekümmert zu. Sie lachte. „ Das war früher bei uns lebensnotwendig, ansonsten wären wir verhungert.“ In ihre braunen Augen erschien für eine Sekunde ein wehmütiger Ausdruck, der dann rasch wieder verschwand. Anscheinend hatte ich sie unbeabsichtigt an ihre Vergangenheit erinnert. Ich versuchte rasch das Thema zu wechseln. Auf keinen Fall wollte ich unser zartes, gutes Verhältnis mit meiner Taktlosigkeit in Bezug zu ihrer verlorenen Menschlichkeit kaputt machen. „Und ihr seid euch sicher, dass wir nichts mehr für Mittwoch besorgen sollen?“ fragte ich schnell. Es stand seit Freitag Abend fest, das die Zeremonie bei den Cullens statt finden sollte. Nicht allein deshalb, weil das Haus dafür einfach das beste Ambiente bot. Sondern auch weil es im Bezug auf die Volturi am sichersten war. Ein Umstand, den ich meinen Eltern und Phil nicht Preis gab. Außerhalb des Anwesens mochten sie vielleicht über die Strenge schlagen, doch das Haus einer Familie ist heilig wie Esme mir am Freitagabend in der Küche unter vier Augen versichert hatte. Sie war allein zu dem Treffen mit meinen Eltern gekommen, weil Carlisle immer noch nicht zurück war. Sie beunruhigte das in keinster weise, wie sie sanft lächeln versicherte. „Das Gebiet ist groß“ war ihre einzigste Erklärung gewesen. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn Edward, Alice und Jasper ihn doch bei ihrer Jagt noch zusätzlich unterstützten. Wir hatten im Wohnzimmer gemütlich zusammen gesessen und sie hatte mit viel Güte, die vielen Fragen meiner Mutter über sich ergehen gelassen.

„Nein,“ antwortete Rosalie knapp „Wir haben alles ,selbst den Catering Service.“ Ich musste ziemlich komisch drein schauen, denn sie fing heftig an zu kichern. „Was wäre denn eine Hochzeit ohne Hochzeitstorte.“ Sie klang zwar entrüstet hatte, aber wieder ihre gute Laune zurück. „Habt ihr auch immer eine, ich meine wenn du und Emmett heiratet?“ fragte ich ungläubig und sie nickte. „Darauf kann und will ich nicht verzichten, auch wenn sie hinter her keiner isst.“

Nach dem sie wieder gegangen war, überraschte mich Renée und Phil mit einem von Renées berühmt, berüchtigten Einfällen.. Ich bereitete gerade das Mittagessen vor, als sie beide strahlend mit ein paar Einkauftüten unter dem Arm in die Küche stolziert kam. „Lass alles stehe und liegen Bell heute bleibt die Küche kalt!“ rief Phil lachend und hievte die Tüten auf den Tisch. Aus der ersten ragte so etwas wie ein verdörrter Schweinefuß. Entsetzt zog ich die Pfanne vom Herd, in die ich gerade dabei war ein paar Eier zu schlagen. „Was hast du vor Mom?“ Mir schwante nichts gutes und ich befürchtete schon seit langem mal wieder ein Opfer ihrer experimentellen Gerichte zu werden, aber sie ersparte mir und Charly dieses Schicksal. „Ich habe in den letzten Tagen, so viele alte Freunde getroffen, dass ich spontan beschlossen habe ein kleines Barbecue zu veranstalten.“ Grinste sie fröhlich und begann die verschiedenen Lebensmittel auszupacken. Der vermeintliche Schweinefuß entpuppte sich dabei als monströser Parmerschinken. Dazu gesellten sich dann noch diverse Rippchen, Steaks, Hähnchenfüße und Würstchen, dicht gefolgt von Maiskolben, Salatköpfen und allerlei weiteres Gemüse und Obst. Bei dem Anblick des Bergs der sich vor mir auftürmte war ich mir ziemlich sicher, das ganz Forks zu uns zum grillen kam. Ich fragte mich nur wie Charly diese unerwartete Party aufnahm. „Weiß Dad schon davon?“ Renée winkte nur müde ab. „Der ist doch froh, wenn es mal wieder was vom Grill gibt.“ Sagte sie nur leicht hin und schickte Phil und mich unbekümmert in den Garten zum Gartenmöbel aufstellen. Sie hatten nämlich noch gleich Bänke und Tische von den Newtons geborgt, die auch kommen wollten. Ich seufzte bei der Aussicht auf all die neugierigen Menschen, die alle nur deshalb kamen um etwas über die Hochzeit zu erfahren. Ich wünschte mich heimlich zu den Cullens, aber dann dachte ich an Charly und verwarf den Gedanken schnell wieder, das konnte ich ihm einfach nicht alleine antun.

Blinde Wut

„Noch ne Cola Bells“ fragte mich Charly düster und ich schüttelte den Kopf. Das war schon meine zweite und die Wirkung des Koffeins war jetzt schon zu heftig um noch ein Auge heute Nacht zu, zu kriegen. Charly ließ die Dose wieder in das Eiswasser plumpsen und riss dann missmutig seine auf. Er war, wie ich mir gedacht hatte, nicht besonders erbaut darüber gewesen, dass Renée über seinen Kopf hinweg diesen Abend veranstaltete. „Die Lakers spielen heute Abend“ brummte er und nahm einen tiefen Schluck. „Ich weiß Dad, aber siehs mal so, jetzt kommst du wenigstens so schnell nicht mehr in die Verlegenheit einen einzuladen zu müssen.“ versuchte ich ihn aufzuheitern. Es funktionierte ein Stück weit. Seine Augenfältchen bildeten sich. „Stimmt, so gesehen.“ Doch insgeheim verfluchte er Mom dafür, dass sie ihn zwang so viel Konversation zu betreiben und das nach seinem wohlverdienten Feierabend. Er entschuldigte sich bei mir und dackelte dann lustlos zu Miss Doltan der Verkäuferin aus der Drogerie hinüber, die ihn lachend zu sich und ihrem Mann winkte. Ich nutzte die Gelegenheit und stahl mich in die Küche. Hier herrschte am wenigsten Betrieb und ich tat so, als müsse ich jetzt unbedingt ein paar Gläser abspülen, dabei dachte ich unentwegt an Edward und Victoria. An Edward sehnsuchtsvoll, an Victoria mit Abscheu. Ich hoffte so inständig, dass ihre Reste schon irgendwo lichterloh brannten, dass ich mich fast schon vor mir selbst graute. Es klingelte mal wieder an der Tür und ich rief schon bestimmt zum dreißigsten mal „Es ist offen!“ über die Schulter. Ich zog gerade am Stöpsel um das Wasser ablaufen zu lassen, als jemand leise hinter mir in die Küche kam. „Was wird gebraucht?“ fragte ich und drehte mich um. Mein Lächeln gefror mir im Gesicht, als Jacobs hünenhafte Gestalt vor mir aufragte. Er stieß fast mit dem Kopf an die Decke. Es war einfach unglaublich wie riesig er war. Auf seinem Gesicht lag ein merkwürdiger Ausdruck. Seine früher sanften braunen Augen blickten mich gequält an, während er die Lippen fest aufeinander presste. Wir starrten uns gute zehn Sekunden an, bis ich ein leises „Hallo Jacob“ über die Lippen brachte. Seine Lider zuckten leicht, als er genauso leise antwortete „Hallo Bella“ dann schwiegen wir wieder. In mir kämpfte das neue Gefühl der Angst vor ihm, mit dem alten Gefühl der tiefen Zuneigung, die ich vor nicht all zu langer Zeit noch für ihn empfunden hatte. Darum wusste einfach nicht was ich sagen sollte und ihm schien es nicht besser zu gehen, bis sich Mr. Newton kurz zu uns gesellte um ein paar Soßen aus dem Kühlschrank zu holen. Dabei sah er Jacob so ungläubig an, das ich einfach lachen musste als er wieder verschwunden war. Das schien die verquere Situation endlich ein wenig zu entspannen, denn er grinste jetzt schief zurück. Ich deutete zaghaft auf einen Stuhl „Setz dich besser hin, bevor der nächste der kommt noch in Ohnmacht fällt.“ Er befolgte meine Bitte und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Dann sehe ich noch ein Stückchen kleiner aus.“ Murmelte scherzhaft. Seine Stimme klang dunkler als früher. Ich nickte. Seine Statue war atemberaubend, auch wenn er immer noch eher schlaksig wirkte, aber ich kannte die Muskeln die sich unter seinem Hemd verbargen. „Wie geht es deiner Wunde?“ Ich wusste einfach nicht wie ich das Gespräch in Gang bringen sollte. Die Muskeln in seinem Gesicht fingen an zu zucken, doch er bekam sie schnell wieder unter Kontrolle. „Schon fast wieder verheilt“ raunte er leise und senkte den Blick. Ich leckte mir über die Lippen. Es war offensichtlich was ihm so zu schaffen machte, dass er es sogar auf sich nahm hier her zu kommen. In dieses feindliche Gebiet „ Hör zu Jacob, was da letzte Nacht passiert ist, war nicht deine Schuld, es war Victoria. Sie hat mich an den Baum gebunden und wollte das ihr mich zerfetzt, sie hat alles dafür getan, um euch wild zu machen.“ Meine Worte schienen nicht die erwünschte beruhigende Wirkung auf ihn zu haben. Jetzt begann auch sein Oberkörper zu vibrieren und ich rechnete schon mit dem Schlimmsten, doch er riss sich immer noch erstaunlich gut zusammen. Er sah mich wieder mit verbitterter Mine an „Entschuldige, ich werde zwar immer besser in diesen Dingen, aber das hier ist nicht einfach,“ Er kniff angestrengt die Augen zusammen. Mir fiel ein, was für einen unangenehmen Geruch ich mittlerweile für ihn ausstrahlen musste, zu mal ich auch gerade eins von Edwards Sweatshirts trug. Doch seine nächsten Worte zielten auf etwas anderes ab „Ich hätte dich um ein Haar getötet, wenn mich dieser Blutsauger nicht aufgehalten hätte.“ Presste er zwischen den Zähnen hervor. Ich verzichtete darauf ihn wegen dem Schimpfwort zu recht zu weisen. Plötzlich lachte er grimmig „Dieser verdammte Scheißkerl.“ Ich zuckte zusammen, als hätte mich ein elektrischer Schlag getroffen. In Jacobs schwarzen Augen glitzerte es dunkel „ Er hat recht, nicht er allein ist das Monster vor das du dich retten musst, sondern ich bin genauso eine Gefahr.“ Sein linkes Bein wackelte plötzlich unkontrolliert hin und her und er hielt es mit einer Hand fest, bevor er mich wieder ansprach „ Trotzdem Bella, fleh ich dich an, es nicht zu tun. Denk an Charly und Renée. Willst du ihnen das wirklich antun?“ Seine Mine war jetzt regelrecht verzehrt. Es zeriss mir das Herz ihn so zu sehen, doch was sollte ich ihm noch dazu sagen. Es gab nichts mehr zu sagen. Ich würde das werden, was ich werden musste, um weiterhin bei Edward zu bleiben für immer bei ihm zu bleiben und letzten Endes tat ich es auch, damit niemand anderes zu Schaden kam. Niemand konnte mich davon abhalten, nicht einmal Edward selbst. „Ich kann nicht Jacob,“ flüsterte ich leise „Ich muss es tun und nicht allein wegen Edward, sondern auch wegen Renée und Charly.“ Über seine angespannte Mine huschte Verwunderung und ich hielt es für das Beste ihm alles zu erklären, denn irgendwo schuldete ich ihm die Wahrheit. „Als ich nach Italien gefahren bin um Edward zu retten, da bin ich auf die Volturi gestoßen und sie haben mich und Edward nur gehen gelassen, weil ich ihnen versprochen habe, dass ich einer von ihnen werde. Ansonsten töten sie mich, die Cullens und alle anderen die mir nahe stehen.“ Er sah mich ohne jegliche Regung an und ich dachte schon er würde nichts mehr sagen, als er wütend die Stirn zusammen zog, jetzt fing auch sein Arm an zu zucken. „Wäre dieses Weibstück doch niemals mehr aufgetaucht, dann wärst du nicht nach Italien gefahren um dieses Monster zu retten und alles wäre gut!“ zischte er hasserfüllt. Mein Magen wurde bei seinen Worten kalt, als hätte ich einen Eiszapfen verschluckt. „Gar nichts wäre gut!“ stieß ich tonlos hervor. Bei dem Gedanken an Edwards fatale Absichten auf Grund meines vermeintlichen Selbstmords wurde mir fast wieder so schwindelig wie damals auf der Treppe. Ich hielt mich an der Spüle fest, vor der ich immer noch stand. „ Als er mich damals verlassen hat um mich vor sich und den anderen zu retten, da hat er mich ohne es zu wollen mitgenommen, verstehst du?“ Ich deutete auf meine Brust „ Charly sagte ich hätte mich benommen, als wenn jemand gestorben wäre und es ist auch jemand gestorben, nämlich ich.“ Mein Blick wurde langsam durch einen Tränenschleier verklärt, doch ich musste es einfach los werden, auch wenn ich Gefahr lief ihn noch tiefer zu verletzten. „ Ich fühlte mich, als wenn ich eine nicht zu heilende Wunde gehabt hätte und weiß Gott ich habe versucht mit ihr zu leben, sie zu heilen, doch es war unmöglich.“ Ich schluckte so gut es ging die schmerzhaften Erinnerungen hinunter, aber meine Stimme begann weg zu kippen „ Ich hätte dich niemals lieben können Jacob, glaub mir ich habe es probiert, doch es ging nicht, weil mein Herz bei ihm war, die ganze Zeit, auch wenn ich mir einredete, dass er mich nicht will. Mein Herz wusste es besser. Es wusste das ich alleine zu ihm gehöre und zu niemanden sonst.“
 

Mit Jacobs Selbstbeherrschung war es nach meiner Ansprache entgültig vorbei. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz, als er hastig auf sprang und dabei den Stuhl umriss.„Ich kann das nicht zu lassen!“ brüllte er und war dabei bereits in den Flur gesprungen. „ Dafür und für Sam!“ Ich sah wie sich die Nähte an seiner Hose spannten, als er auf die Veranda hechtete „werden sie büßen!“ dann hörte ich das hässliche Geräusch von zerreißenden Stoff bevor ich keuchend die Tür zu schlug.

Hinter mir hörte ich Charlys hellhörige Stimme „Was ist los Bella?“ Ich versuchte so schnell wie möglich meine zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen. „Nichts Dad, vor unserer Tür zanken sich nur zwei Waschbären!“ Ich lachte eine Spur zu laut. So unbeschwert wie möglich schob ich mich an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Er sah immer noch leicht misstrauisch in den Flur, als er weitersprach „Billy und Jacob sind übrigens hier. Billy sitzt draußen, aber Jacob, hast du ihn gesehen?“ Ich spürte wie meine Zähne leicht auf einander schlugen. „Ich glaub der steht bei Jess und Mike hinten am Schuppen.“ Der ganz hinten am Ende des Grundstücks stand. Charly reichte das zum Glück an Informationen, denn er nickte nur. „Gut, ich denke er und Billy sind immer noch ein wenig über deine Heiratspläne verstört. Vor allem Billy kann es einfach nicht lassen mich darauf anzusprechen.“ Er lächelte milde. „Bring sie von hier fort, sagt er immer, hier findet sie nicht ihr Glück, sondern den Tod“ Jetzt wurde er so gar ein bisschen wütend „Ich habe ihm schon eindringlich gesagt, dass er aufhören soll, mir so einen Stuss zu prophezeien.“ Ich war bei dem Wort Tod ein bisschen blass geworden. Wenn Charly wüsste, wie eng verwoben Glück und Tod bei mir waren. „Er meint es nur gut, auch wenn er es damit wirklich ein wenig übertreibt.“ Sagte ich versöhnlich um ihm zu zeigen, dass mich das Gerede nicht verärgerte. „Ja, ich glaube er und vor allem Jacob haben dich mehr als gern.“

Wie aufs Stichwort hörte ich die leise schlurfenden Räder von Billy Rollstuhl, die Terrasse heraufkommen. Ich reagierte instinktiv, in dem ich Charly entschuldigend anlächelte. „Bist du mir böse, wenn ich mich in mein Zimmer verkrümle? Ich bin hundemüde.“ „Nein,“ antwortete er seufzend „ich wünschte ich könnte das auch.“
 

In meinem Zimmer huschte ich im Dunkeln auf leisen Sohlen zum Fenster um vorsichtig in unsere Einfahrt zu schielen. Billys schwarzer Wagen stand regungslos unter den Bäumen. Von Jacob war keine Spur zu sehen. Ich ließ erleichtert meine Stirn an das kalte Glas sinken. Hoffentlich machte er in seiner Wut keine Dummheiten. „Keine Sorge, er hat sich schon wieder beruhigt und streift im Süden um her.“ Sagte eine vertraute Samtstimme an meinem Ohr und ich fiel fast in Ohnmacht. Edwards Marmorarme verhinderten das ich auf die Knie fiel. Ich jabste hörbar nach Luft und griff mir ans Herz, während er hinter mir glucksend ein Lachen unterdrückte. „Willst du mich umbringen?“ stöhnte ich und er wurde schlagartig ernst. „Nein, ich versuche alles um das zu verhindern.“ Murmelte er kühl und ich verzog verärgert über meinen Wortpatzer das Gesicht. „Schuldige bitte, ich bin nur ein bisschen nervös“ „Kein Wunder bei den Gästen“ knurrte er verdrießlich und sah über meinen Kopf hinweg ebenfalls in den Garten. Ich wandte mich vom Fenster ab und zog ihn hinter mir her zum Bett. „Er begreift es einfach nicht oder will es nicht begreifen“ sagte ich leise und schmiss mich rücklings auf die Matratze. Edward macht es mir nach, zog es aber vor mich danach auf seine Brust zu ziehen, so das ich unverwandt in sein hinreißendes Statuengesicht blicken musste. Er strich mir zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr, um dann anschließend mit den Finger ganz langsam von meinem Ohrläppchen zu der Spitze meines Kinns zu wandern. Ich begann mich aufs Atmen zu konzentrieren. „Ich kann ihn verstehen.“ Mein ungläubiges Gesicht brachte ihn zum lachen. „Wir teilen das gleiche Schicksal. Wir beide lieben dich abgöttisch.“ Ich verzog verzweifelt das Gesicht. „Aber ich kann doch nichts dafür!“ Wieder lachte er und nahm mein Gesicht in seine kalten Hände „Stimmt, aber das ändert nichts an unseren Gefühlen“ Seine Lippen berührten hauchzart meine und ich wiederstand nur widerwillig der Versuchung ihn an mich zu reißen. Ich spürte wie er die Lippen zu einem frechen Lächeln verzog. „Schön artig bleiben, Bella“ gurrte er verführerisch, ausnahmsweise war ich mal diejenige, die knurrte, auch wenn ich mich nicht mal ansatzweise so gefährlich anhörte wie er. Er grinste immer noch als er mir endlich den Gefallen tat und mich küsste, bis ich so laut seufzte, dass er mir die Hand auf den Mund legte. „Was sollen denn die Leute unten von dir denken?“ er tat entrüstet. Berauscht öffnete ich mühsam die Augen und versuchte mich zu räuspern. „Das ich mich mit meinem zukünftigen Ehemann amüsiere und ihm dabei am liebsten die Kleider vom Leib reißen würde“ Das Okka in seinen Augen zerfloss zu einem dunklen Karamell. Ich hasste es, dass ich bei seinem Blick immer die Wahrheit sagen musste. Mein Gehirn bekam endlich wieder genügend Sauerstoff, um mir die Gewalt über meinen Verstand zurück zu geben. Ich musste aus sehen, wie eine überreife Tomate.

Ich startete ein Ablenkungsmanöver, damit er mich nicht länger mit diesem verlogenen Grinsen ansah. „Was ist aus Victoria geworden? Hat Carlisle sie gefunden?“ Das Grinsen verschwand wie beabsichtigt auf der Stelle. „Ja und der Zufall wollte es, dass wir dabei auch in der nähe waren.“ Ich schauderte beim zischenden Klang seiner sonst samtigen Stimme. „Erspar mir die Einzelheiten.“ Murmelte ich und er nickte, dann blähten sich seine Nasenlöcher und bevor ich auch nur ausatmen konnte stand er halbgeduckt vor dem Fenster. Ich hörte wie ein Motor angelassen wurde. „Billy und Jacob?“ Ich sah ihn im Halbdunkel nicken. Das Geräusch des Autos entfernte sich langsam. Mir fielen die letzten Worte von Jacob plötzlich ein „Wegen Sam,“ er lag wieder neben mir, ohne das sich die Matratze bewegt hatte, „er sagte sie wollen Vergeltung!“ Er schloss mich in die Arme „ Ich weiß“ antwortete er leise.

Captaminus

Mom schaute sorgevoll in den nebeligen Garten, der in den weißen, dichten Massen fast vollständig verschwand. „Ausgerechnet heute!“ stöhnte sie und zog dann wieder an meinen Haaren, die schon seit Stunden auf riesigen Lockenwicklern gedreht unter einer aufgeblasenen Plastikhaube schmorten. „“Aua, ja die sind trocken, jedenfalls wenn es nach meinen verbrannten Ohren geht.“ Maulte ich vorwurfsvoll. Sie nickte nervös und half mir dann, mich von dem ollen Ding zu befreien. Leicht genervt marschierte ich ins Bad. „Den Rest krieg ich schon alleine hin!“ Ich schloss hinterm mir vorsichtshalber ab, um sicher zu gehen, dass sie mir nicht folgte, bevor ich mich an den Kampf wagte. Ich liebte sie ja wirklich und konnte auch verstehen das sie aufgeregt war, aber trotzdem ging sie mir all mählich auf den Keks. Ich war mir sicher, dass sie mindestens Hundert Wickler aufgezogen hatte. Als endlich alle raus waren, hatte mein Spiegelbild verdammt viel Ähnlichkeit mit einer Persakatze auf Starkstrom. Ich fluchte lautstark und versuchte meine wilde Mähne mit der Bürste zu zähmen, aber es war aussichtslos. Plötzlich klopfte es zaghaft. „Nicht jetzt Mom“ versuchte ich so freundlich wie es meine gereizte Stimme zu ließ zu rufen, doch ein leises helles Kichern ließ mich stutzen. „Alice?“ ich öffnete einen Spalt breit die Tür und ihr elfengleiches Gesicht flehte mich an. „Darf ich rein kommen und dir helfen bütte!“ Ich hätte es eigentlich ahnen müssen, schließlich kannte ich ihre Vorliebe fürs stylen. Ich seufzte resigniert „Nur wenn du mir versprichst, mich von dieser Frisur zu befreien.“ Sie quiekte wie ein Meerschweinchen, als sie ich die Tür ganz aufmachte, um sie rein zu lassen.
 

Der Nebel war immer noch eine dicke trübe Suppe, als mich Charly in meinen geliebten Transporter nach Norden fuhr. Mom und Phil waren schon mit Alice vorgefahren. Charly hatte wieder den Anzug von Harrys Beerdigung rausgekramt und ich war ihm sehr dankbar dafür, dass er sich halbwegs normal aufführte. Mom dagegen war kaum noch zu bremsen. Sie hatte schon angefangen zu weinen, als sie mich in Rosalies Traum von einem Kleid die Treppe runter kommen sah. Dank Alice Hilfe waren meine widerspenstigen Haare zu vielen kleinen Zöpfen geflochten und mit unsichtbaren Spangen an meinem Kopf befestigt. In die Enden der Zöpfe hatte Alice noch ein paar cremefarbene Federn und passende Seidenbänder eingewoben, so das sie wie eine Art Schleier auf meinen Rücken und Schulter fielen. „Oh Isabella du siehst unglaublich aus.“ hatte sie gerührt aufgeschluchzt, während Charly gar nichts gesagt, sondern mich nur stumm aus großen Augen angestarrt hatte, aber er seit wir im Auto saßen wischte er sich verdächtig oft übers Gesicht. „Alles klar Dad?“ fragte ich zaghaft und er nickte schmunzelnd. „Ich denke nur gerade daran wie du gerade mal einen Tag alt warst. Ich stöhnte innerlich, oh nein, bitte jetzt keine tragischen Geschichten, ich war schon genug nervös und aufgewühlt, doch Charly war plötzlich nach Reden zu mute. „Du warst so klein und zart. Ich hatte Angst dich zu zerbrechen, wenn ich dich anfasse.“ Na da hatte er und Edward ja was gemeinsam. Der hatte allerdings heute noch Angst mich ausversehen zu zerbrechen. Wir bogen in die verborgene Einfahrt. Das weiße Haus tat sich vor uns auf und ich schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Die gesamte Auffahrt, nebst der Veranda und den Fensterläden waren mit weißen Girlanden und Luftballons geschmückt. Über der Tür thronte sogar ein verschlungenes Taubenpaar aus Plastik, dass sich liebevoll beschnäbelte. Ich stöhnte dieses mal laut, während Charly amüsiert die Brauen hoch zog „Die haben sich aber mal was einfallen lassen.“ Lobte er anerkennend, dann half mir einigermaßen elegant aus dem Auto zu steigen. Ich raffte meine Schleppe und atmete noch einmal tief durch. Meine Knie schlotterten wie wild und ich war froh, das man das unter dem Kleid nicht sehen konnte. Ganz cool bleiben, rief ich mich selbst zur Ordnung, dass ist nur deine Hochzeit mit dem göttergleichen Prinzen! O.k. soviel zur Selbstberuhigung. „Komm Dad, lass uns bitte rein gehen, ich bin schon genug nervös.“ Er lachte und bot mir dann seinen Arm an. Ich krallte mich regelrecht daran fest, als wir auf die Tür zu Schritten, die sich vor uns öffnete. Als wir durch den Rahmen gingen erklang sanfte Klaviermusik und ich erkannte sofort Edwards Komposition, mein Schlaflied!

Ich hatte das Gefühl die reale Welt zu verlassen und geradewegs in einen meiner zahlreichen Tagträumen einzutauchen, der sich auf spektakuelle Weise verselbständigte hatte. Vor mir in der Mitte der weiten Galerie stand, hinter einem mit roten Rosen dekorierten Tisch der engelsgleiche Carlisle, gütig lächelnd wie immer und neben ihm die kleine strahlende Esme. Vor dem Tisch jedoch stand, in seinem perfekt sitzenden schwarzen Anzug, Edward!

Er drehte sich jetzt mit dem Gesicht zu mir um und ich war für den Bruchteil einer Sekunde wieder auf der Piazza, zusammen mit der Erinnerung an das Gefühl, als er nach all den Monaten der Trennung vor mir am Rande der Gasse auftauchte.

Das schönste was ich je gesehen hatte und das einzigste, was ich je wollte, genauso wie jetzt.

Meine anfänglichen Zweifel an dieser Hochzeit, kamen mir plötzlich total absurd und lächerlich vor. Ich glaubte in Zeitlupe auf ihn zu zugehen. Nichts um mich herum hatte eine Bedeutung, nichts anderes nahm ich war, außer ihn. Seine schneeweiße Haut, sein vollkommenes Gesicht und der warme Glanz in seinen Onyxfarbenen Augen, die mich förmlich einzusaugen schienen. Ich bekam es gar nicht mit, dass Charly mich neben ihn gestellt und mich los gelassen hatte. Ich war hypnotisiert und gleichzeitig fragte ich mich ob ich ihn je so glücklich angesehen hatte, wie er jetzt mich. Vorsichtig nahm er meine leicht zitternde Hand ohne den Blick von mir abzuwenden und küsste sie. Irgendwo ganz weit weg, hörte ich meine Mom schluchzen, doch es glitt an mir vorbei, bis Carlisle sich höflich räusperte. Langsam erlöste mich Edward aus seinem Bann und sah seinen Vater an. Ich kämpfte mit meinem Herzschlag, dessen ungleicher Rhythmus mittlerweile bestimmt für jeden hörbar war. Dann begann Carlisle mit der Zeremonie, in der er Edwards und meine Geschichte kurz schilderte, natürlich so das meine Eltern nicht aus allen Wolken fielen. Die blutigen Teile ließ er wohlweißlich aus. Zum Schluss konnte er sich ein Augenzwinkern dennoch nicht verkneifen „ Was Gott zusammen geführt hat soll Niemand trennen, mag der gemeinsame Weg auch noch so steinig und schwierig sein.“ Ich biss mir lächelnd auf die Lippen, während Edward ein bisschen steif neben mir wurde. Emmett tauchte neben Edward auf, wohl darauf bedacht, dabei die Gesetzte der Physik einzuhalten und überreichte ihm ein kleines Säckchen aus schwarzem Samt. Ich stockte kurz „Keine Ringe“ raunte ich ihm so leise wie möglich zu, doch er lachte nur in sich hinein, als er es öffnete und den Inhalt in seine Hand gleiten ließ. Ich erstarrte. Es war ein kleiner aus dunkelblauem Stein geschliffener Skarabäus, in dessen schimmernder Panzer zwei schwarze Kristalle eingelassen waren. Mit großen Augen sah ich zu ihm hoch und er war tot ernst als er ihn mir in die Hand legte und meine Finger darum schloss. „Das ist ein Captanimus,“ erklärte er leise sein Ton war aufrichtig und klar „ein Seelenfänger, die alten Ägypter trugen ihn in der Stunde des Todes bei sich damit ihre Seele im Moment des Sterbens nicht verloren ging.“ Ich schluckte bei der Bedeutung seiner Worte, ein riesiger Kloß brannte in meinem Hals und ich konnte ihm nicht antworten, doch das brauchte ich auch nicht, mein dankbarer Blick reichte ihm vollkommen. Langsam beugte er sich zu mir runter, griff mit beiden kühlen Händen mein Gesicht und das nächste was ich hörte, war das leise Hüsteln von Charly und ein spitzes Zischen von Mom in seine Richtung. Edward löste sich von mir und wir lachten uns glücklich an.
 

Die Hochzeitstorte war das größte Backwerk, was ich je zuvor gesehen hatte. Eine Pyramide aus Zuckerguss, Sahne und Biskuitteig, das sich über 4 Etagen erstreckte. Staunend tippte ich mit dem Finger in einer der kleinen Sahnehauben. Emmett schlug mir spielerisch tadeln mit seinem Kaffeelöffel auf die Finger. „Na, na nicht an der schönen Deko vergreifen.“ Sagte er streng und ich grinste. „Du isst sie doch so wie so nicht.“ Er grinste zurück „Heute ausnahmsweise schon.“ Er deutete mit dem Löffel über die Schulter zu Esme hinüber. „Wir haben heute alle den Auftrag uns so menschlich wie nur möglich zu benehmen“ Dann beugte er sich verschwörerisch nach vorn „ was Rosalie glaub ich am aller besten gefällt.“ Ich sah zu ihr hinüber, wie sie mit meiner Mom und Phil zusammen stand und sich leise lachend unterhielt. Ich hatte sie noch nie so ausgelassen und fröhlich gesehen. „ Sie vermisst einfach immer noch ihre Menschlichkeit, weißt du? Sie konnte deshalb lange nicht verstehen, warum du, na ich sag mal, so hartnäckig warst“ vertraute mir Emmett weiter an „Doch sie kann deinen Entschluss mittlerweile nachvollziehen, schließlich verhielt es sich bei uns ähnlich.“ In seinen braunen Augen spiegelte sich eine tiefe Zuneigung und ich fühlte mich ihm so verbunden wie nie. Vielleicht hatten wir uns deshalb gleich von Anfang an so gemocht, weil wir irgendwie die gleiche Geschichte hatten. Unser neues Leben war von der Liebe zu einem Vampir entschieden worden. Na ja, noch nicht ganz. Mir stand der entscheidende Schritt zu diesem neuen Leben noch bevor. Ich schob diesen Gedanken schnell beiseite und beschloss mich heute allein auf diesen unvergesslichen Tag zu konzentrieren.

Alice kam fröhlich auf mich zu getanzt. Sie hatte sich zur Feier des Tages in ein feuerrotes kurzes Kleid geworfen, das ihre pechschwarzen Haare und ihre filigrane Figur noch besser zur Geltung brachte. „Was für eine schöne Zeremonie“ jubelte sie vergnügt und steckte mir ein Stück Torte in den Mund „viel schöner, als es bei den anderen Hochzeitsfeiern“ fügte sie noch ganz schnell hinzu, nach dem sie Emmett zu Jasper geschickt hatte, der sich in sein Zimmer zurück ziehen wollte. „Für seine Verhältnisse hat er prima durch gehalten.“ Versuchte ich kauend seine Bemühungen zu loben und sie nickte dankbar. „Das wird ihn freuen, das du das gesagt hast.“ Dann kam Edward breit lächelnd auf uns zu geschlendert. Durch und durch eine Wildkatze dachte ich und war mal wieder froh das er meine Gedanken nicht lesen konnte. „Was ist?“ fragte er neugierig, weil ich lachen musste. „Nichts ich, bin nur stolz auf mich, dass ich so einen dicken Fisch geangelt habe.“ Scherzte ich. Er hob prüfend den Saum seiner Jacke „Wo ist der Haken?“ Ich spitzte süffisant die Lippen. „Warts nur ab, der kommt noch.“ Seine Arme legten sich sanft um meine Hüfte und in seinen hellen Augen blitzte der Schalk. „Darauf bin ich schon mehr als gespannt.“ Dann warf er einen Blick zur Wendeltreppe. „Was meinst du, ob es Charly heute ausnahmsweise mal erlaubt, dass du hier übernachtest, ich meine ganz offiziell?“ Ich küsste ihn auf seine bezaubernde Nasenspitze und ging auf seine Alberei ein. „Ich glaube, wenn ich ihn ganz lieb bitte, könnte er über seinen Schatten springen.“ Die goldenen Augen bekamen auf einmal einen metallischen Glanz und er legte mit einer geschmeidigen Bewegung seine kalten Lippen ganz dicht an mein Ohr. Seine Stimme war so zart, wie die Seide meines Kleids. „ Das wäre toll, ich hatte nämlich vor die ganze Nacht damit zu verbringen dich aus dem Kleid zu holen, indem ich jedes einzelne Band dieser Korsage mit den Zähnen aufbeiße. Schließlich habe ich dafür das ganze Wochenende im Wald verbracht“ Mir wurde plötzlich verdammt heiß und ich griff nach einem der vielen Wassergläser, die auf dem Tisch vor mir aufgereiht umher standen, um mich und mein überhitztes Gemüt abzukühlen.

Edwards Lächeln war jetzt engelsgleich, als er an meinem Hals genießerisch die Luft einzog und mich danach mit einem verschwörerischen Augenzwinkern stehen ließ. Unter meiner Haut kochte immer noch das Blut, als ich zu Charly hinüber stolperte. Gott sein dank konnte der keine Gedanken lesen. Ich hievte den Saum so gut es ging hoch und grinste ihn verlegen an. „Ein Wunder, dass ich mir noch nicht den Knöchel gebrochen habe“ . Er schmunzelte. Irgendwie sah er traurig aus, aber einen Grund dafür gab es doch gar nicht, oder doch? Ich beschloss erst mein Vorhaben in die Tat umzusetzen bevor ich versuchte es raus zu finden. „ Sag mal, jetzt wo ich und Edward na ja verheiratet sind, da hast du doch bestimmt nichts mehr dagegen, wenn ich oder er mal die Nacht über bei uns oder ich bei ihm bin oder?“ Charlys Mine wurde plötzlich ernst und ich fügte rasch hinzu„ Ich meine nur es ist doch eh nur noch bis zum Sommer, dann wohnen wir ja in Port Angele“ womöglich fügte ich in Gedanken noch hinzu. Selbst der Umstand das wir jetzt eigentlich eine ganz offizielle Verbindung hatten und damit eigentlich auch ein Anrecht auf eine gewisse Privatsphäre, was das Zwischenmenschliche anging besaßen, konnte Charly nicht so richtig überzeugen. Jedenfalls schloss ich das aus der verkniffenen Mine, die er jetzt machte. Er rang sich aber ein schnelles Nicken ab und stotterte irgendwas von „ Sicher Bella, sicher“ bevor er einen tiefen Schluck aus seinem Champagnerglas nahm. Ich atmete erleichtert aus und sah aus den Augenwinkeln wie Edward selbstzufrieden zu uns rüber sah.

Zähmung

Als der Nachmittag sich dem Ende neigte, hatte Edward noch eine weitere Überraschung für mich. Er führte mich unter den verschwörerischen Blicken der anderen nach draußen auf die Einfahrt, wo plötzlich das knallrote Cabrio von Rosalie mit einer langen Dosengirlande an der Stoßstange parkte. Ich sah ihn fragend an, doch er grinste nur und half mir dann höflich aber bestimmt in den Wagen. Unter lautem Hupen rasten wir davon, um wenig später auf der Auffahrt des Highways nach Seattle entlang zu donnern. Allerdings zwang ich Edward davor noch an der Einfahrt zum Anwesen anzuhalten und die Dosen samt Schild „Just married“ zu entfernen. „Du tust glatt so, als wenn es eine Strafe wäre“ sagte er verdrießlich ,als er wieder ins Auto glitt. Ich verdrehte die Augen „Nein, aber ich habe keine Lust mich in der Stadt total lächerlich zu machen. Vor allem wo der Nebel weg ist.“

Das Straßenschild kündigte die Überführung nach Seattle an und ich stand wieder mal kurz davor vor Neugierde verrückt zu werden. „Ich nehme an du willst mir immer noch nicht sagen, wohin du mich entführst?“ Wieder nur dieses überirdische Grinsen. „Nein, aber ich verrate dir soviel, dieses mal ist es kein Schulball, obwohl wir fast die gleichen Sachen dafür anhaben.“ Ich musste gegen meinen Willen lachen. Der Schulball auf den er mich gegen meinen Willen gezehrt hatte, obwohl ich tief in meinem Inneren gehofft hatte das er was ganz anderes mit mir vorhatte. „Dabei könnte ich mich heute viel besser von dir herumwirbeln lassen.“ Ich zog das Kleid hoch und streckte meine gesunden Beine ein wenig. Er lachte jetzt auch und seine Schönheit war mal wieder unfassbar.

Plötzlich nahm er die nächste Ausfahrt und bog auf die Straße ein, die zurück führte. „Was soll das denn?“ fragte ich ungläubig. Aber dieses mal bekam ich keine Antwort, dafür wuchs jetzt zu Neugierde auch das Erstaunen, als ich feststellte, dass wir zum Haus zurück fuhren. Dieses mal war die Einfahrt allerdings leer und keiner von der Hochzeitsgesellschaft zu sehen. Edward streckte mir mit feierlicher Mine den Arm hin und zog mich dann galant aus dem tiefen Sitz. „Muss ich das jetzt verstehen?“ knurrte ich grimmig und er lachte, aber seine Augen waren ernst. „Ich hätte dich ja gerne an einen anderen Ort für diese Nacht gebracht, aber leider zwingen uns die Umstände dazu hier zu bleiben.“ Seine Stimme klang mehr als bitter. Ich fragte mich, wer uns dazu zwang. Die Werwölfe oder die Volturi, doch ich hielt es für besser ihn nicht zu fragen. Das war schließlich unser Tag und den wollte ich einfach nicht kaputt machen. „Und wo sind meine Eltern und Phil?“ setzte ich die Fragerunde damit fort „Die glauben wir sind auf dem Weg in die Flitterwochen nach Seattle.“ Ich schmunzelte, armer Charly, deshalb dieses Gesicht. Wir gingen wieder zur Tür, vor der er mich mit der üblichen Leichtigkeit auf den Arm nahm. „ Du denkst aber auch an alles.“ Lobte ich und die Fröhlichkeit kehrte in seine Augen zurück. „Ich habs ja schließlich schon oft genug gesehen.“ Er trug mich ins Haus, es war vollkommen leer. „Wo sind die anderen?“ Edward ließ mich nicht von seinen Armen. „Sie waren so taktvoll dich und mich für heute Nacht alleine zu lassen.“ Mit klappte der Mund auf. „Ach du lieber Himmel zwingst du sie etwa, sich die ganze Nacht draußen herum zu treiben?“ Diese Vorstellung war mir höchst unangenehm, zu mal ich Jacobs Warnung nicht vergessen hatte, doch das schien Edward keine Sorgen zu bereiten. Er grinste wieder „Die werden sich schon amüsieren.“ Irgendetwas stimmte einfach nicht mit dem Klang seiner Stimme. Ich runzelte die Stirn. Er machte zwar einen unbekümmerten Eindruck, aber ich kannte ihn langsam gut genug um zu wissen, dass er mir etwas vormachte. Ich rang innerlich mit mir, während er mich leichtfüßig wie ein Tänzer die Treppe hinauf in sein Zimmer trug, ob ich weiter bohren sollte oder nicht, bis er die Tür öffnete. Ich war sprachlos vor staunen. Das gesamte Zimmer war über und über mit brennenden Kerzen versehen zwischen denen ein großes, eisernes Bett stand. Das Gestell erinnerte mit seinen verschnörkelten Verziehrungen an ein Bild aus dem Märchenbuch. Prinzessinnen schliefen in der Regel in so einem Bett. Während ich noch immer von dem berauschenden Anblick gefesselt war, trug Edward mich durch das Meer von Kerzen, als gebe es sie gar nicht. Ich hatte keine Ahnung, wie er es schaffte ihnen ohne den kleinsten Schlenker auszuweichen, zumal dafür gar kein Platz war. Er ließ sich mit mir auf seinem Schoss auf die dunkelrote Samtdecke nieder, die wie ein dunkelrotes Meer bis über den Rand der Matratze auf den Boden fiel. Ich war einfach zu überwältigt um etwas zu sagen und beugte mich statt dessen vor, um ihn liebevoll auf seine kalte glatte Stirn zu küssen, bis er wohlig seufzte. Die Schatten der Kerzen zauberten tanzende Schatten an die Wand, als ich die Bänder in meinen Haaren über die Schulter warf um ihn besser ansehen zu können. Ihm entfuhr ein leiser zischender Laut und seine Nasenspitze zuckte. Überrascht hob ich die Brauen. „Ich dachte du wärst vorbereitet?“ Das Kerzenlicht brachte seine weißen Zähne noch stärker zum leuchten. „ Ich muss leider zugeben, dass ich nie jemals richtig auf dich vorbereitet bin, schon gar nicht, wenn du auch noch so dabei ausschaust.“ Er löste eine Hand von meiner Hüfte und strich mir dann ruhig und gefühlvoll über meine Schlüsselbeine, bis ich eine Gänsehaut bekam. Seine immer dunkler werdenden Augen fixierten aufmerksam meine. „ Weißt du noch als ich dir sagte, das du sehr, sehr zerbrechlich für mich bist?“ flüsterte er leise. Ich nickte schwach, weil er nicht aufhörte mich zu berühren und seine kühlen Fingerspitzen langsam damit begannen immer tiefer zu wandern. Die elektrischen Impulse flammten wieder auf nur dieses mal hatten sie Verstärkung mitgebracht. Edwards Samtstimme verlieh dieser Umstand noch eine nicht für möglich gehaltene Steigerung ihrer Intensität und vor allem Wirkung. Ich hatte das Gefühl das jedes Wort, das er von sich gab, tiefer in meinen Kopf eindrang, als das Vorherige und dabei meinen Verstand verscheuchte. „Und weißt du auch noch das ich behauptet habe, dass ich dir deshalb auf eine bestimmte Art niemals so nah sein kann, so lange du ein Mensch bist?“ flüsterte er weiter. Aus meinem Nicken war ein kaum sichtbares Zucken meines Kopfes geworden. Seine Finger waren mittlerweile am Rand der Korsage angekommen, als seine herrlichen Lippen sich ein Stück weit öffneten. Ich sah ein winziges Stück seiner verlockenden Zunge, sie war wie ein Magnet. Edward Stimme war nur noch ein angenehmes Summen „ Vielleicht habe ich mich geirrt.“ Langsam beugte ich mich zu ihm hinunter und legte den Kopf schief um besser an seinem Mund zu kommen, was die Haut an meinem Hals auf Spannung brachte. Sein Stöhnen trieb mir eine süße Wolke ins Gesicht und machte mich schwindelig. Doch meine Lippen hielt das nicht auf und bevor Edward sich wehren konnte glitt ich schon in ihn hinein. Die Welle seines Geschmacks riss mich augenblicklich wieder in einen dunklen, herrlichen Strudel aus Flammen in dem ich unterzugehen hoffte, aber auch dieses mal hatte ich gegen seine starken Arme keine Chance. Ich gab einen fast schon wütend klingenden Laut von mir als er mein Gesicht brutal von seinem trennte und es wie einen Schraubstock festhielt. Seine schwarzen Augen waren schimmernde Seen, in denen ich versang. Wir keuchten uns atemlos an, bis er als erstes wieder in der Lage war zu sprechen. „So hatte ich mir das eigentlich nicht gedacht.“ Stieß er grimmig hervor. Ich versuchte meine betäubten Lippen zu einem Lächeln zu bewegen. „Tut mir leid, ich kann mich einfach nicht beherrschen. Ich fürchte ich brauche ne Leine.“ Plötzlich wechselte seine Stimmung und er grinste verschlagen „O.k.“ wieder war der Samt in seiner Stimme rau „du hast es nicht anderes gewollt.“ Dann ging es so schnell, dass ich nicht mal merkte wie es überhaupt passierte. Edward hatte mich blitzartig aufs Bett gedrückt und meine Arme hinter meinem Rücken verschränkt, so das ich hilflos auf dem Bauch lag, dann spürte ich seine langen Finger um meine Handgelenke. „Was tust du?“ rief ich aufgebracht und machte den halbherzigen Versuch mich aufzurichten. „Dich von Dummheiten abhalten.“ Raunte er mir von hinten ins Ohr. „Vertrau mir Bella, ich mache nichts was du nicht willst, aber du musst still halten, sonst geht es nicht.“ Ich gab meinen Wiederstand widerstrebend auf und schloss die Augen. Das war zwar irgendwie nicht ganz wie in den üblichen Liebesfilmen, aber das hier war ja auch keine übliche Liebesnacht. Ich spürte wie er meine Handgelenke in eine Hand nahm, mit der anderen fühlte ich ihn die Korsage entlang gleiten. Dann löste sich urplötzlich die Spannung der Haltefäden und der weiche Stoff glitt buchstäblich an mir hinunter. Ich hörte ihn wieder tief Luft holen. Einige Sekunden verstrichen ohne das ich ihn hörte oder irgendwas geschah, aber dann legten sich seine kalten Lippen plötzlich auf meinen Nacken. Vorsichtig und behutsam, wie ein zarter Wind begann er ihn zu küssen. Ich kämpfte mit meiner Atmung, als der Wind tiefer und tiefer an meiner Wirbelsäule entlang glitt bis zu der Mulde an meinem Steißbein. Er ließ meine Hände immer noch nicht los, als mir mit einem fast unbemerkten Ruck das Kleid über meine Beine schob und das war gut so. Ansonsten hätte ich mich herumgerissen und ihn womöglich regelrecht angegriffen, so war ich hilflos dazu verdammt unter seinen Händen und Lippen verrückt zu werden. Gerade als ich dachte ich müsste meine ganze Anspannung herausschreien, lachte er mir mit halberstickter Stimme ins Ohr. „ Das ist die reinste Selbstkasteiung, aber ich schwöre bei Gott, dass ich noch nie etwas schöneres erlebt habe.“ Ich versuchte den Kopf anzuheben, der meines Erachtens nach bleischwer war. Der Rest von seinem Gift, begann anscheinend unter dem Adrenalin meines Körpers wieder seine leicht lähmende Wirkung zu entfalten. „Du treibst mich in den Wahnsinn.“ Brachte ich mühevoll heraus, dann fielen mir die Augen zu. Edward zögerte einen Moment über mir, dann ließ er meine Arme los und drehte mich ganz langsam auf den Rücken. „Versprich mir das du nicht die Augen aufmachst.“ Sagte er heißer, ich verstand ihn kaum, weil er fast knurrte. Das brauchte ich ihm nicht versprechen, sie gehorchten mir eh nicht mehr. Dafür waren meine Sinne so scharf wie nie, als sich Edward harter Körper langsam auf meinen entblößten Oberkörper schob. Die Kälte die er verströmte, war wie der einer offenen Eistruhe und ich fing leicht an zu zittern, was bei ihm ein krampfhaftes Vibrieren auslöste. Er atmete immer tiefer ein und aus und vor meinen geschlossenen Augen, sah ich ihn wieder vor mir auf dem Waldboden kauern. Ein gespannter todbringender Löwe, bereit sich auf seine Beute zu stürzen, die keine Chance hatte zu entkommen, doch ich empfand keine Angst absolut keine Angst. „Ich vertrau dir“ wisperte ich leise. Es gab keine tiefere Wahrheit. Das Vibrieren wurde schwächer, sein Atem leiser und kontrolliert, bis ich mich anstrengen musste ihm zu lauschen. „Ich liebe dich“ flüsterte er wehmütig, dann drückten seine kalten festen Hände meine Beine auseinander. Mein Herz schlug donnernd und heftig gegen meine Brust und ich musste den Mund öffnen um besser Luft zu bekommen. Die Kälte zog sich wie ein versiegender Strom auf meinen Unterleib zurück, der im Vergleich dazu wie ein Vulkan zu brennen schien. Ich weiß nicht was ich in meinem tiefsten Innern erwartet hatte, doch egal was es war, es war nichts im Vergleich zu dem was mit mir passierte, als er sich tatsächlich wie ein kühler, fester Strahl in mich hinein schob. Sein Geruch war himmlisch sein Geschmack paradiesisch, aber er selbst vereint mit mir war mehr als das zusammen, mehr als alles was es auf dieser Erde gab, denn die löste sich im Moment unserer Verschmelzung einfach auf. Raum und Zeit existierten nicht mehr, waren nie gewesen und würden nie mehr sein, genauso wie ich.
 

Mein Körper entriss sich volles meines Willens und verlangte, ohne Rücksicht auf jegliche Gefahr, nach mehr. Mein Rücken bog sich durch um ihm noch näher zu sein. Bis ich Edward schreien hörte. Er schrie meinen Namen, bis es in eine Art Gebrüll überging. Etwas riss mich plötzlich hoch und ich schlug reflexartig die Augen auf.

Ich sah sein bildschönes Gesicht, seine bronzefarbenen zerzausten Haare, in denen sich meine Hände verkrallt hatten und seine glühenden pechschwarzen Augen und ich sah zum ersten mal seine Fangzähne. Spitz und kräftige Raubtierzähne, aufgerichtet und gefährlich glänzend, wie die von Viktoria.

Er atmete, als wenn er zu ersticken drohte und in seinem Gesicht liefen so viele Emotionen ab, dass ich sie kaum erfassen konnte. Gier, Angst und Scham, die mich ansahen, als wenn sie sich vor mir fürchteten, als wäre ich das Monster, das ihn zerstören konnte und nicht er. Ich begann erneut zu zittern, aber nicht vor Kälte. Ich wollte nicht das er mich so ansah nicht jetzt nicht in diesem Moment und ich wollte das er wusste das ich ihn liebte, ihn Edward und ihn das Monster das er war. Beide, ohne Reue ohne Furcht. Wir waren immer noch ineinander verschlungen und meine Hüfte begann sich einem lautlosen Rhythmus folgend langsam auf ihn zu zu bewegen, während meine Finger sich von seinen Haaren über seine scharf geschnittenen Wangen bis zu seinem Mund vortasteten. Ich fuhr über seine glänzenden Zähne, berührte sanft die gefährlichen Spitzen, küsste sie bis er meinen Hinterkopf packte und mich begierig an sich zog. Stöhnend warf ich den Kopf zurück, bis eine neue Welle der Explosion mich davon trug.

Entscheidungen

Ich hatte das Gefühl noch nie so lange geschlafen zu haben, als ich mühsam die Augen aufschlug. Mein Körper fühlte sich merkwürdig starr an und ich brauchte eine Sekunde um zu wissen, wo ich überhaupt war. Doch dann kehrte die Erinnerung mit einem Schlag zurück. Ein Zimmer voller brennender Kerzen, Edwards zarte Küsse und das Gefühl der Explosion. Ich warf mich in freudiger Erwartung um, doch mein sich ausstreckender Arm wurde enttäuscht. Er griff ins Leere und ich richtete mich mit suchendem Blick auf. Wo war er hin?. Die Reste der herunter gebrannten Kerzen bedeckten immer noch den Boden, auf dem ich auch mein zerknautschtes Kleid wieder entdeckte. Ich runzelte enttäuscht die Stirn. Ich hatte eigentlich nach dieser Nacht erwartet, dass er keine Sekunde von meiner Seite wich, doch dann ging ich das Erlebte noch mal mit jetzt klarem Verstand durch. Wir hatten uns tatsächlich geliebt und er hatte es geschafft mich dabei nicht zu zerbrechen. Ich zog die dünne Decke ein Stück hoch und schielte verstohlen auf meinen unversehrten und vor allem noch immer nackten Körper. Was bedeutete das für seine Selbstbeherrschung gegenüber meinem gefährlich betörenden Blut? Vielleicht hatte er sich damit einfach mehr als überschätzt und die ganze Sache war letzten Endes ein riesiger Fehler gewesen, obwohl es mir sehr schwer fiel das Geschehende als Fehler zu betrachten. Ich schloss seufzend die Augen, bis mein Blut erneut anfing zu brodeln. Ich riss die Augen auf, jetzt besser nicht, außerdem erwachte in mir gerade noch ein ganz anderes Bedürfnis, dem ich besser so schnell wie möglich nach kam. Schnell wickelte ich mir die Decke um den Körper und schwang mich so gut es damit ging aus dem Bett. Während ich zur Tür schlich, riss ich allerdings eine beeindruckende Schneise durch die Kerzenreste, die polternd umfielen. Ich hatte schon die Hand auf der Linke, als die Tür mir fast vor die Stirn flog. Ich fuhr erschrocken zurück und verhedderte mich dabei in den weiten Falten der Decke. Mein Gleichgewicht drohte mich vollends zu verlassen und ich sah mich bereits schmerzhaft auf dem Boden landen, als Edwards Hände mich blitzschnell auf fingen. Entsetzt sah er mich aus dunklen aufgerissenen Augen an unter denen die violetten Ringe sichtbar schimmerten. Er trug nur seine Smokinghose „Wo willst du hin?“ rief er fast panisch „Ich muss mal“ antwortete ich automatisch beim Anblick seiner perfekt modellierten Alabasterbrust, die mich völlig aus dem Konzept brachte. Der Schreck auf seinem Gesicht wich einem erleichterten Grinsen. „Ach so,“ es klang extrem belanglos, während er mich dabei wieder auf die Füße stellte. Ich wunderte mich trotzdem über seine merkwürdige Reaktion „Was hast du denn gedacht, was ich vor habe?“ Er sah mich kurz mit gespielter Überraschung an, dann merkte er das ich ihn durchschaut hatte und schlug leicht betreten die Augen nieder. „Ich hatte für einen Moment Angst das du versuchst, na ja nach dem was gestern Nacht passiert ist, ich meine was du gesehen hast, das du vielleicht versuchst so schnell wie möglich von hier weg zu kommen. Von mir weg zu kommen.“ Seine Stimme war ungewohnt brüchig, als er nach den Worten rang. Ich musste ihn ansehen wie ein Vollidiot, weil mir die Kinnlade runter fiel. Er blickte wieder auf und beobachten mich mit einer Verunsicherung, die ich noch nie an ihm gesehen hatte. „Edward, wie kommst du denn auf so eine bescheuerte Idee?“ rief ich, nachdem ich meine Fassung wieder gefunden hatte und zu meiner völligen Verwirrung wurden seine Züge hart wie Stein. „Du hast endlich gesehen, was ich wirklich bin“ sagte er kalt. „ Mein wahres Gesicht, das Monster das ich bin und das nicht dich, sondern das Blut begehrt, dass durch deine Adern fließt und das in baldiger Zeit über dich herfallen wird. Es wäre nur endlich eine völlig natürliche und vor allem gesunde Reaktion, wenn du vor mir fliehen würdest.“ Das war wieder mal eine typische Edward Vorstellung. Ich zog die Stirn kraus „Tut mir leid, aber den Gefallen kann ich dir nicht tun, da wird keine gesunde Reaktion dies bezüglich mehr kommen“ Gab ich ebenso kalt zurück. „und wenn du glaubst somit dein Gelübde von gestern brechen zu können, kann ich auch nur sagen Vergieß es!“ In seinen Augen flackerte es kurz, dann verzogen sich seine Lippen mit einemmal wieder zu meinem Lieblingslächeln. „ „Isabella du bist und bleibst mir ein ewiges Rätsel und ein sturer Esel“ Ich grinste zurück „Na das will ich hoffen, sonst langweile ich dich noch.“ Jetzt lachte er ausgelassen und ich merkte, dass der Druck vollends von ihm abgefallen war. Ich stand immer noch in der Decke in der er mich festhielt und ich hatte immer noch ein gewisses Bedürfnis. „Nach dem wir das nun geklärt haben, kann ich jetzt wohl meinen Weg zum Bad fortsetzten oder?“ Sein Blick wurde kritisch und er schob die Unterlippe vor. „Aber nur gegen meinen Willen und weil ich weiß, dass du in diesem Aufzug eh nicht weit kommst.“

Als ich kurz darauf wieder ins Zimmer geschlichen kam, erwartete mich ein großartiges Frühstück. Edward hatte es an nichts fehlen lassen. Von Milchkaffee, bis zu herrlich duftenden Waffeln war alles auf einem Tablett feierlich angerichtet und ich ließ mich genießerisch schnuppernd aufs Bett gleiten. Ich hatte Hunger wie ein Bär. Edwards glühende Augen sahen mir zufrieden dabei zu wie ich mir ein Stück Käse in den Mund steckte. „Übrigens“ sagte ich nach einem weiteren Stück Käse, „hatte ich auch kurz Zeitig Angst, dass die letzte Nacht zu viel für dich gewesen ist.“ Seine schönen Augenbrauen zogen sich fragend nach oben „ Du warst nicht da, als ich aufgewacht bin“ Ich versuchte es möglichst tadeln klingen zu lassen, doch er lächelte nur milde. „Ich wollte dich nur mit einem netten Essen aufwecken, aber auch wenn ich vielleicht über viele Talente verfüge, die Kaffeemaschine bringe ich damit nicht schneller zum kochen.“ Ich gab ihm für seinen sarkastischen Ton einen leichten Klaps aufs Bein. Es fühlte sich an, als wenn ich einen Baumstamm stupste. „Hey keine Gewalt in der Ehe“ protestierte er lachend und zog an der Decke. Ich krallte mich mit panischen Blick an den Enden fest, bevor er sie mir entreißen konnte. „ Du spielst mit dem Feuer!“ rief ich und ein Blick in seine schon fast brennenden Augen sagte mir, dass ich recht hatte. „Sag mir nicht das du dich vor mir genierst?“ Sein Lachen war pure Musik „Nicht nach dieser Nacht!“ Mein Blick schien für ihn undeutbar und das war gut so. Ausnahmsweise stieg mir das Blut auch nicht wie sonst üblich sofort in den Kopf, was vielleicht daran lag, dass ich zu sehr auf seine Antwort gespannt war. Die Frage dazu lautete „Wie war es für dich?“ Sofort verschwand das Lachen, aber das Feuer in seinen Augen blieb, als sie mich erneut in ihren Bann zogen. „Es war unglaublich dich so zu fühlen“ ich musste mich anstrengen um seine fast lautlose Stimme zu verstehen, „ diese Hitze und dieser unbeschreibliche Duft, der mich noch nie so in Rage gebracht hat wie gestern Nacht. Es gab Sekunden, da habe ich wirklich gedacht, ich muss sofort verschwinden, weil die Gier so stark wurde, das ich mich nicht länger beherrschen konnte. Jeder Schritt brachte mich näher an den Abgrund, aber dann habe ich dich angesehen und wusste, ich könnte dir niemals weh tun, niemals“ Mein Herz begann bei seinen Worten immer schneller zu schlagen, er war wie ich vollkommen fasziniert „ Darum konnte ich es auch tun.“ In seinem Gesicht erstrahlte ein Glanz, als wenn die Sonne ihn bestrahlte. „mich mit dir verbinden, mit dir zu verschmelzen. Auf diese unfassbare Art und Weise.“ Seine Offenbarung trieb mir die Tränen in die Augen. Er griff vorsichtig nach meiner Wange und streichelte sie sanft mit seinem Handrücken, bevor er hinzufügte „ Es war das Schönste was ich je erlebt habe.“

Ich schloss die Augen und genoss seine Berührung, bis er plötzlich mitten in der Bewegung inne hielt. Ich blinzelte verwundert, als er mit einem Sprung aus der Waagerechten in die Senkrechte kam und auf die Tür starrte. „Was ist?“ doch er redete viel zu schnell, als das ich ihn verstehen konnte. Sein Gesicht war auf einmal wie versteinert, dann klopfte es zaghaft. Ich zog mir die Decke bis zum Kinn hoch. Warum war er denn so beunruhigt, nur weil die anderen wieder da waren? Alice bleiches, verschrecktes Gesicht erschien ihm Türrahmen. Ich konnte sehen wie sich ihre Lippen bewegten, doch auch sie verstand ich nicht. Edward begann leise zu knurren. Alice zuckte daraufhin nur zaghaft mit den Schultern und sah mich verzweifelt an. „Sagt ihr mir jetzt endlich was hier los ist?“ donnerte ich wütend. Ihr Benehmen jagte mir Schauer über den Rücken. Irgendwas war passiert, irgendwas was mich betraf. Ich dachte an die Werwölfe und an die Aro und wurde bleich. „Ist was mit Charly oder Renée?“ meine Stimme war vor Panik ganz heiser. Edward drehte sich langsam zu mir herum. Sein schönes Gesicht war immer noch eine starre Maske. „Nein, nein, mit ihnen ist alles in Ordnung. Deine Mutter und Phil sind schon gestern Abend nach Phoenix zurück geflogen und Charly ist zum angeln nach .............“ Es sollte beruhigend klingen, was es aber ganz und gar nicht tat. „Was ist es dann?“ bohrte ich weiter nach. Bei den nächsten Worten, die Edward sagte, fiel die Maske und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Aro kommt. Er wird ungeduldig!“

Alice seufzte leise, kam dann zu mir rüber und setzte sich auf den Rand der Matratze. „ Außerdem hat er die Werwölfe bemerkt und Felix und Demetri verspüren eine große Lust dazu eine kleine Jagt zu veranstalten.“ Fügte sie zaghaft hinzu. Ich riss entsetzt die Augen auf. „Was?“ Die Erleichterung die ich gerade noch verspürt hatte das meine Eltern außer Gefahr waren , wich erneut der Panik. „Sie wollen sie jagen? Gott nein, das dürfen sie nicht. Wissen die denn nichts von dem Vertrag?“ Edward sah mich entgeistert an. „Bella! Man verlangt von mir, dass ich dich in den nächsten Stunden zu einem Vampir mache oder dich umbringe und du interessierst dich nur für diese Hunde?“ Ehe ich auch nur blinzeln konnte hatte er sich über mich gebeugt und schüttelte mich, das mir die Zähne aufeinander flogen. In seinen Augen stand die pure Verzweiflung, als er mein Gesicht fest in seine kalten Hände nahm und seine Stirn an meine drückte. Langsam sickerte die Bedeutung seiner Worte in mein Bewusstsein. Aro forderte sein Versprechen ein, heute noch! Alice ruhige Stimme drang in mein Ohr. „Am besten gehst du jetzt runter Edward. Sie werden jede Sekunde hier sein. Ich bleibe hier bei Bella und wenn eine Entscheidung gefallen ist, dann ruft ihr uns o.k.?“ Edward starrte mich noch einen Moment lang an, dann ließ er mich seufzend los und ging zu seinem Kleiderschrank hinüber. Wortlos zog er den grauen Strickpullover heraus, warf ihn über und verschwand durch die Tür.

Alice warf den Kopf in den Nacken und stieß ein tiefes Stöhnen aus. „So ein verdammter Mist!“ Dann sah sie mich wieder an. Ihr Versuch aufmunternd zu lächeln schlug fehl, als sie beruhigend meinen Arm streichelte. „ Es wird schon alles gut gehen. Er ist stärker, als er denkt.“ Ihre kalten Finger ließen meinen Arm leicht taub werden, doch ich spürte es kaum. Mein Kopf versuchte immer noch zu verarbeiten, was vielleicht in wenigen Stunden mit mir passieren würde. Ich konnte es einfach noch nicht begreifen. Gerade war ich noch in den Erinnerungen meiner ersten körperlichen Erfahrungen mit meinem Ehemann und jetzt sollte ich mich schon von meinem Leben verabschieden. Alice prüfender Blick ruhte immer noch auf mir. Anscheinend rechnete sie jeden Moment damit, dass ich ausflippte, doch ich war zu meinem eigenen Erstaunen immer noch voll kommen ruhig, als ginge mich das alles nicht wirklich was an. Ich sah auf die Reste des Frühstücks und auf die Bettdecke, dich ich immer noch fest um mich geschlungen hatte. „Du Alice,“ fragte ich zögernd und ihr Blick wurde aufmerksam „Ja?“ „Kannst du mir vielleicht was zum anziehen besorgen?“ Jetzt wurde ihr Lächeln echter. „Klar, dein Koffer steht ja in meinem Zimmer“ Bevor ich fragen konnte, war sie weg um dann nach wenigen Sekunden mit meinem alten Koffer grinsend durch die Tür zu marschieren. Ich war perplex. „Wieso hast du einen Koffer mit meine Klamotten bei dir?“ Sie kicherte jetzt schalkhaft „Schon vergessen, du bist auf Hochzeitsreise.“ Sie schwank das sperrige Teil hin und her, als bestünde er aus Papier. „Es musste noch perfekt aussehen und da habe ich deine Mom gebeten was für die paar Tage zusammen zu packen.“ Ich stand auf, als sie ihn auf das Sofa schmiss und die Schlösser aufspringen ließ. „Gott sein dank wollten wir nicht nach Hawaii“ murmelte ich als sie mir einen Rolli reichte „sonst hätte ich jetzt ein Problem.“

Nach dem ich mich angezogen hatte, half Alice mir die Federn und Bänder aus den Haaren zu entfernen. Die Zöpfe ließ sie vorerst drin, weil ich Angst davor hatte, wieder wie ein explodiertes Wollknäuel auszusehen . „Hörst du denn gar nicht was sie sagen?“ Ich versuchte krampfhaft nicht zappeln. Alice verzog verärgert die Stirn, weil ich ihr schon wieder eine Strähne aus den Fingern riss. „Sie sind im Esszimmer, dass liegt am Ende des Untergeschosses und außerdem sind auch noch die Türen zu.“ Zischte sie leise. „Sind die anderen eigentlich auch dabei?“ sie nickte. „Das ist schließlich eine Familienangelegenheit“ Sie lehnte sich erleichtert zurück als auch das letzte Band auf dem Boden landete. „Uff geschafft.“ Sie wollte weiterreden, doch jemand schien sie rufen, denn sie wandte ruckartig den Kopf. Lauschend kniff sie die Augen zusammen, dann nickte sie. Ihre braunen Augen sahen mich ernst an „Wir sollen runter kommen.“

Noch ein einziges mal

Im Wohnzimmer empfingen uns dann Carlisle und Esme zusammen mit Jasper, Rosalie und Emmett. Edward war nicht zu sehen, auch nicht Aro oder einer seiner finsteren Leibwächter. Esme glitt schnell auf mich zu und legte mir ihren kühlen Arm um die Schulter, während Rosalie und Emmett sich betreten ansahen. Alle Minen waren tot ernst und das gefiel mir gar nicht „Tut mir einen Gefallen. Macht bitte nicht solche Gesichter.“ Sagte ich so heiter wie möglich. „Erzählt mir einfach was jetzt passieren soll.“ Emmett verzog die Mundwinkel nach oben, aber Rosalie wirkte immer noch niedergeschlagen. Ich hörte Carlisle schöne Stimme „Zwei Dinge sind es, die uns Kopfzerbrechen bereiten. Zum einen will Aro sich nicht länger gedulden müssen und zum anderen haben wir ein Problem mit den Wölfen. Sie sind sehr erzürnt darüber, dass einer ihrer Rudelmitglieder ums Leben gekommen ist.“ Er vermied es wohl mit Absicht den Umstand näher zu erläutern, wobei ich registrierte, dass Jasper und Emmett sich kurz einen fast schon zufriedenen Blick zu warfen. Carlisle hingegen schien ehrlich verbittert „Es scheint sich dabei wohl auch um ihren Anführer gehandelt zu haben.“ Ich nickte „Sein Name ist, ich meine war Sam und sie haben dafür Rache geschworen.“. Esme presste ihre schmalen Lippen aufeinander und drückte mich an sich. „ und aus diesem Grund sind auch alle Abkommen die geschlossen wurden ab heute null und nichtig.“ Ertönte auf einmal Edwards samtige gepresste Stimme neben mir und ich schreckte kurz zusammen. Es war nicht zu übersehen, wie aufgewühlt er war. Er kochte geradezu vor Wut. Carlisle Stimme war plötzlich ungewohnt hart. „Es gibt keine Grenzen mehr, die sie einhalten, dabei wissen diese Kinder über Haupt nicht was sie da tun!“ Ich wollte, trotz das seine Ansichten richtig waren, Jacob und sein Rudel nicht so stehen lassen „ Sie sind einfach nur wütend und dann kommt noch Jacobs ganz persönliche Abneigung gegenüber Edward dazu.“ Versuchte ich ihre Handlungen zu erklären. Rosalie hob zweifeln eine Augenbraue und auch Edwards gerunzelte Stirn sprach für sich. „Ich weiß, dass entschuldigt nichts und im Endeffekt ist Sam selbst schuld aber man kann sie doch nicht deshalb alle einfach umbringen!“ rief ich verzweifelt. Auf Carlisle Gesicht erschien ein halbherzliches Lächeln. „Deine Aufrichtigkeit ehrt dich sehr Bella, aber wie Edward und auch Alice es dir sicher bereits schon erklärt haben, ist das Verhältnis, dass zwischen unseren Arten besteht, nicht gerade das was man harmonisch nennt. Er deutete mit der Hand zum Fenster. „Es wäre auch alles nicht so schlimm, wenn Aro nicht hier wäre.“ Seine braunen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen „Da durch das die Wölfe jetzt mit uns die offene Konfrontation suchen, haben sie die Volturi gerade zu herausgefordert. Für sie ist das ein Spiel, eine gelungene Abwechslung.“ Mir wurde bei seinen Worten kalt. Ich sah Demetri und Felix vor mir, wie sie sich mit Freude über den roten Wolf hermachten. „Können wir das nicht noch irgendwie verhindern?“ flehte ich. „Ich meine es geht doch eigentlich nur um mich, ich bin das Problem. Wenn ich Verwandelt bin, dann verschwindet Aro doch!“ Edwards Kehle entfuhr ein zischender Laut, doch ich beachtete ihn nicht. Jetzt war es Emmett, der sich einschaltete „So einfach ist das leider nicht mehr Bella, Demetri ist auf den Geschmack gekommen, nach dem er ihr Aroma aufgefangen hat und das konnte er nur, weil sie jetzt auch hier herumstreifen.“ Er lachte höhnisch auf „Die vier Idioten glauben, dass sie sich mit uns anlegen können.“ Als ich seine anschwellenden Muskeln betrachtete, kam mir das auch mehr als lächerlich vor. Carlisle und Esme warfen sich einen vielsagenden Blick zu. „ Wir kennen deine Freundschaft zu Jacob Black Bella und das du nicht willst, dass ihm etwas zustößt, aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß, wie wir das noch verhindern sollen.“ „Außer,“ rief Alice dazwischen, „wir versuchen uns noch mal im falsche Spuren legen.“ Alle Augen richteten sich überrascht auf sie . Die kleine zarte Vampirin grinste verschlagen „Wann will Aro denn ein Ergebnis sehen?“ „Bis zum Sonnenuntergang.“ Antwortete Edward heißer, er griff nach meiner Hand und hielt sie leicht zittern fest. Alice nickte „ Dann müssen wir uns beeilen. Hier ist mein Plan, wir bringen Bella jetzt so schnell wie möglich von hier weg und zwar nach Seattle. Es muss dabei so aussehen, als wäre es ein Fluchtversuch.“ „Na, das wird nicht schwer“ lachte Emmett doch ein warnender Blick von Rosalie langte um ihn wieder zu Schweigen zu bringen. Alice fuhr unterdessen unbeirrt fort. „ Aro wird denken, wir würden uns drücken und wird uns hoffentlich folgen. In Seattle muss dann Bellas Verwandlung statt finden, so dass wenn sie eintreffen alles klar ist und um sicher zu gehen, dass Demetri nicht noch mal zurück marschiert, legen wir die Überführung hinter ihnen noch lahm. Wenn Aro sieht das über Bellas Zukunft entgültig entschieden ist, bleibt der nicht noch extra für ein paar Pelzträger hier.“ Sie sah erwartungsvoll in die Runde. Jasper war der erste der sprach „Einen Versuch ist es wert.“ Edwards lange Finger drohten meine zu zerquetschen. Sein scharfer Blick glitt zu Carlisle „Ich weiß nicht ob?“ Doch dieser nickte nur ernst. „Ich besorge was nötig ist und treffe euch dann in Seattle.“ Ein leichtes Funkeln trat in seine okayfarbenen Augen „Ich hoffe, es funktioniert.“ Langsam wich die Ruhe aus meinem Körper und ich merkte wie mein Herzschlag sich beschleunigte. Esme drückte mich noch einmal sanft gegen ihre harte Schulter. „Es wird alles gut gehen, glaub mir.“ „Oder mir, denn ich sehe nichts was uns aufhält“ Alice war jetzt richtig in Fahrt. „Los wir nehmen Rose Wagen. Jasper du und Emmett haltet hier die Stellung, wenn sie hinter uns her sind sorgt ihr dafür, dass die Brücke erst mal nicht mehr zu gebrauchen ist.“ Rosalie ging zu Esme hinüber „Wir begleiten Carlisle.“ Damit zog Edward mich an der Hand hinter sich her zur Garage. Sein Gesicht war unergründlich, als ich neben ihn in den Wagen sprang und Alice sich auf die Hinterbank warf. Dann öffnete sich das Garagentor und der Motor heulte auf.
 

„Ich finde du solltest sie jetzt darüber aufklären, schließlich hängt sehr fiel davon ab.“ Sagte Alice plötzlich, als wir auf der 110 entlang donnerten. Gott sein dank war heute ein ganz gewöhnlicher Regentag, so das wenigstens das Wetter kein Problem darstellte. Edward ignorierte allerdings ohne hin die Wassermassen auf den Straßen. Ich hatte beschlossen, keinen Blick mehr auf die Tachonadel zu werfen, bis wir wieder anhielten und war dankbar, dass ich jetzt einen Grund hatte nach hinten zu schauen .„Ja, ihr Leben um genau zu sein.“ knurrte er. Er hatte seit wir das Haus verlassen hatten, nichts mehr gesagt. Seine glühenden Augen, waren nur zwei schmale Striche, die auf die Straße vor uns starrten.

„Nun gut“ Alice spitzte die Lippen „dann erzähl ich es ihr“ „Nein!“ fauchte Edward böse und ich begann mich vor seinem schönen Profil zu gruseln. Ich konnte verstehen, dass er sauer war, dass dieser Moment so plötzlich kam, aber das er so heftig reagierte. Plötzlich sah er mich an und seine verhärmten Züge wurden ein wenig milder, aber der angespannte Ausdruck in seinen Augen blieb. „Erinnerst du dich an das Blutspenden in der Schule?“ begann er langsam. Ich bejahte und er lächelte grimmig „Ich war über meine mangelnde Selbstbeherrschung so erschüttert, dass ich Carlisle um Rat gefragt habe und er hatte plötzlich eine Idee.“ Das Funkeln in seinen Augen wurde noch stärker. „Ist dir das Prinzip der Desensibilisierung bekannt? Er dachte vielleicht gelingt uns das gleiche mit deinem Blut. Darum hat er deinen Beutel aus dem Lager des Krankenhauses besorgt und hat angefangen mich damit zu konfrontieren.“ Meine Augen wurden groß, als er weitersprach „ Erst nur mit einem Tropfen, dann mit zwei usw.“ „Dazu solltest du aber fairer Weise sagen, dass du uns beim ersten mal fast durch die Wand gegangen bist.“ Unterbrach ihn Alice und Edward warf ihr durch den Rückspiegel einen vernichtenden Blick zu, der sie dazu brachte den Kopf einzuziehen. „ Na ja was anderes konnte man ja auch nicht erwarten, aber trotzdem hast du dich danach sehr gut geschlagen“ beeilte sie schnell zu versichern und sah mich dann strahlend an „Er hat gekämpft wie ein Löwe, aus reiner Liebe zu dir“ Ich musste hart schlucken, während ich ihn nur hilflos anstarren konnte. Seine Worte in der Cafeteria kamen mir wieder in den Sinn. „So schnell wird nicht aufgegeben“ Er hatte sich gequält und geschunden, nur um gegen das Tier in sich zu bestehen um etwas tun zu können, was er eigentlich um nichts auf der Welt tun wollte. Was hatte ich da gegen zu bieten um ihm meine Liebe zu beweisen? „Da ist übrigens noch etwas“ Er biss sich beklommen auf die Unterlippe. „ Carlisle und ich haben noch über eine andere Sache nachgedacht und uns mit entsprechenden Erfahrungen versucht davon zu überzeugen, dass es möglich ist.“ Er griff nach meinem Handgelenk unter dem die Venen bläulich schimmerten. „Der Schmerz,“ sagte er dumpf, „Der dir unweigerlich dabei bevorsteht. Es könnte uns gelingen dir das zu ersparen.“ Ich schnappte nach Luft „Wie das denn?“ Er strich mit seinen zarten Fingerspitzen sanft über die dünne Haut „ In dem wir dich dabei in eine Art künstliches Koma schicken, aus dem du erst wieder aufwachst, wenn die Verwandlung abgeschlossen ist.“ Er sah mich jetzt abschätzend an, so als wenn alles weitere von meiner Reaktion abhing. „O.k.“ krächzte ich heiser, denn der Kloß in meinem Hals war immer noch da und er wurde größer, je schmerzvoller er mich ansah.
 

Wir hatten die Überführung gerade hinter uns gelassen, als Alice Handy anfing zu klingeln. Sie klappte es blitzschnell auf. „Jasper?“ sie lauschte dem Redefluss der offensichtlich auf sie niederging. Ihre Augen huschten dabei unruhig hin und her, bis sich ihre Lippen zu einem spitzen Kussmund formten. „Alles klar, versucht sie davon abzuhalten, wenn es nicht klappt, haben diese Penner einfach Pech gehabt.“ Danach war das Gespräch beendet und sie ließ das Handy wieder in ihre Manteltasche verschwinden. „Was ist los?“ fragte ich nervös. „ Alices Idee hat hervorragend funktioniert nur haben Jacob und seine Gang auch mit bekommen, dass wir auf der Flucht sind und meinen das wir vor ihnen abhauen. Darum haben sie sich gleich mit an unsere Fersen gehängt anstatt in ihr Gebiet zu verschwinden“ Antwortete Edward gereizt, er hatte schon während des Telefonats alles mit bekommen. „Oh nein!“ stöhnte ich und warf den Kopf gegen den Sitz. Das konnte doch nicht war sein! Edwards Wut war wieder da, nur das sie sich jetzt gegen jemand anderes richtete „Am liebsten würde ich diesem liebeskranken möchte gern Beschützer, auf der Stelle sagen was du für ihn riskierst und auf dich nimmst, nur damit ihm nicht sein räudiges Fell über die Ohren gezogen wird.“ Zischte er hasserfüllt und ich konnte ihm nicht einmal wiedersprechen.
 

Der rote BMW zischte wie eine Rakete vom Highway auf die Stadtautobahn ohne das Edward auch nur ein einziges mal den Fuß vom Gas nahm. Als wir immer noch mit weit mehr als überhöhter Geschwindigkeit in die Innenstadt schossen, hielt ich den Umstand, dass wir keine Massenkarambolagchen verursachten für das achte Weltwunder. Mit quietschenden Reifen preschten wir in die Tiefgarage eines Krankenhauses, wo der Wagen zur Erleichterung meines Magens endlich zum stehen kam. Meine Augen hatten nicht mal die Chance zu blinzeln, da hatte Edward schon meine Tür aufgerissen und mich aus dem Auto gezerrt. Alice und er nahmen mich in die Mitte und ich hatte das Gefühl zwischen den beiden nicht mal den Boden zu berühren. Ehe ich mich versah, standen wir schon in einem der Aufzüge im Treppenhaus und die Türen glitten vor uns zu. Ich sah stumm auf die Digitalanzeige und zählte die Stockwerke die wir passierten. Beim Zehnten klingelte es endlich leise und wir stürmten einen hell gefliesten Gang entlang, an dessen Wänden teure Kunstdrucke hingen. „Welches Büro ist es?“ fragte Alice leise. „Das letzte auf der rechten Seite“ murmelte Edward und zog eine schwarze Plastikkarte aus seiner Hosentasche. Zu schnell für mich steckte er sie in ein elektrisches Schloss, das an der Seite der betreffenden mahagonibraunen Tür befestigt war. Nach ein paar Sekunden ertönte ein Surren, die Tür sprang auf und wir schlüpften hinein.

Wir hatten ein geschmackvoll eingerichtetes Zimmer betreten, in dessen Mitte ein riesiger schwarzer Schreibtisch aus Marmor prangte. An den Wänden um ihn herum standen mannshohe Regale in denen unzählige Bücher untergebracht waren. Mein Blick blieb beim Bestaunen an einem kleinen Bilderrahmen hängen, der in einem der Regale stand. Esmes strahlendes Gesicht lächelte mir da raus entgegen und bei mir fiel der Groschen. „Ist das Carlisle Büro?“ Alice nickte, während Edward mich los ließ und durch eine unscheinbare Tür in den angrenzenden Raum marschierte. Ich hörte ihn mit irgendetwas hantieren. „ Ja, er hat eine Gastprofessur am Johannson Hospital“ Edward kam zurück. „Ich besorge den Rest“ meinte ich aus seinem schnellen Gemurmel zu verstehen, dann war er wieder verschwunden. Alice zarter Arm legte sich um meine Hüften. „ Nehms ihm nicht übel, es ist nur einfach furchtbar schwer für ihn, trotz allem.“ Mein Herz flatterte „Ich weiß“ Wir gingen jetzt auch durch die kleine Tür, hinter der eine Art Untersuchungsraum untergebracht war. Hinter einer weißen spanischen Wand lugte eine breite Liege hervor auf die ich mich vorsichtig setzte. Meine Beine baumelten in der Luft, während ich die Maserung des Teppichs unter mir studierte. Ich versuchte mir immer noch begreiflich zu machen, dass ich kurz davor stand mein Leben aufzugeben um ein neues vollkommen anderes dafür zu beginnen. Eines das niemals enden würde, eines das ich niemals mehr verlassen konnte. Aus den Augenwinkeln lugte ich zu Alice hinüber, die wieder dabei war ihr Telefon aus der Manteltasche zu ziehen. Ich würde wie sie sein. Gespenstisch anziehend, schnell und vor allem gefährlich. Mein Herz machte einen aufgeregten Sprung, bei dem Gedanken was ich unweigerlich zu mir nehmen musste, was ich bald mehr brauchen würde, als die Luft zum Atmen. Ich merkte wie mir bei dem bloßen Gedanken an den Geruch von Blut wieder schwindelig wurde, aber wer weiß, wie ich bald dabei empfand. Plötzlich fuhr Alice zusammen und ich zuckte alarmiert aus meinen Überlegungen hoch, doch es war nur Edward der mit immer noch angespannter Mine und schnellen Schritten durch die Tür kam. In seinen Armen baumelten Infusionsbeutel und ein paar Plastikpäckchen. „Ich habe alles, jetzt fehlt nur noch Carlisle.“ Sagte er knapp. Wie aufs Stichwort klingelte wieder das Handy. Alice reichte es gleich an Edward weiter. „Esme? Was? Oh nein, aber das geht nicht...!“ Ihm entgleisten die Gesichtszüge und seine schwarzen Augen richteten sich panisch auf mich. „Gut“ flüsterte er noch, dann ließ der mit verzweifeltem Gesicht das Handy sinken. „Sie schaffen es nicht vor Aro hier zu sein, weil sie durch den Fluss schwimmen müssen. Emmett und Jasper waren gezwungen, sie vor ihnen einzureißen, ansonsten hätten die Wölfe es geschafft rüber zu kommen.“ Sagte er tonlos. Alice nahm ihm das Telefon aus der Hand „ Das heißt also, wir müssen es ohne machen.“ Ihre Stimme klirrte wie Glas. Jetzt schauten sie mich beide panisch an.

In meinem Kopf war eine ungewohnte Leere, als mich ihre Worte ereichten. Doch ich hatte keine Zeit mehr etwas zu sagen, denn Alice schrie heißer auf und presste dann die Augen zusammen. „Sie sind schon in der Stadt.“ Keuchte sie entsetzt, als ihre Vision vorbei war. In Edwards entrücktes Gesicht kam mit einem Schlag wieder Leben und er war mit einem Satz bei mir vor der Liege. „Versuch sie aufzuhalten!“ schrie er über die Schulter, doch Alice war schon verschwunden. Mit flackernden Blick sank er vor mir in die Knie. In meinen Augen sammelten sich Tränen, als ich sah wie sich sein Gesicht verzehrte. „Nicht bitte sei nicht traurig“ flüsterte ich leise und griff nach seiner Wange um den Schmerz fortzuwischen. Er schloss gequält die Augen und presste meine Hand an seine kalte Haut. „ Wenn es einen Gott gibt, dann ist er ein grausames Wesen. Denn warum sonst würde er uns so etwas antun.“ Seine Stimme war ein ersticktes lautloses Schluchzen „Warum zwingt er mich, der ich alle meine Sünden bereue, zu dieser grauenhaften Tat. Warum muss ich zerstören, was ich liebe um es zu retten?“ Das Schwarz seiner Augen drohte mich zu verschlingen, als er mich wieder ansah. Meine Tränen liefen die Wangen hinunter. Er fing sie mit den Fingern auf und betrachtete sie wehmütig.

„Ich wünschte ich wäre zur einer anderen Stunde, zu einer anderen Zeit geboren worden. Dann hätten wir vielleicht ein normales Leben führen können, in dem ich dich vollkommen glücklich gemacht hätte.“ Hauchte er leise. Meine Stimme brach als ich ihm antwortete „ich bin vollkommen glücklich, wenn du bei mir bist, egal in welchem Leben.“ Er kniff die Augen zusammen „Verzeih mir bitte, für alles was ich dir antat und für alles was ich dir hiermit antun werde“ flehte er. Ich versuchte so gefasst wie möglich auszusehen. „Ich verzeih dir.“ Plötzlich lächelte er dankbar, trotz der Traurigkeit in seinem Gesicht. Seine marmorgleichen Hände fasten nach meinem nassen Gesicht„Nur noch ein einziges mal möchte ich es fühlen, nur noch ein einziges mal“ flüsterte er, dann beugte er sich vor und küsste mich, so sanft und innig wie nie zu vor. Meine Atmung begann sich zu überschlagen, als mein Herz in meiner Brust zu zerspringen drohte. Der Raum begann sich zu drehen, als sich seine Lippen sanft von meinen lösten um langsam über mein Kinn, an der Wange entlang zu der Mulde an meinem Hals entlang glitten. Ich spürte wie mein Puls an seine kühle Haut schlug, dann griff einer seiner Hände nach meinem Hinterkopf, die andere schob sich stützend an meinen Rücken. Sein süßer Atem wehte mir heftig ins Gesicht, als ich seinen Kiefer knacken hörte. Ich kniff die Augen zusammen, und ballte die Hände, ich wollte keine Angst empfinden und es ihm damit noch schwerer mache, doch wie sollte ich keine Angst Empfinden, bei dem was mich erwarten würde, wenn er es tat. Er zögerte. Plötzlich war da wieder das Bild aus meinem Traum vor meinen geschlossenen Augen. Er streckte mir seine weiße Hand entgegen „Vertrau mir“ hörte ich ihn wieder samtweich in meinem Kopf und meine Finger erschlafften schlagartig, dann zogen sich seine Lippen zurück, um seinen scharfen Zähnen Platz zu machen, die lautlos in meine gespannte Haut drangen.

Erwachen

But of the tree of the knowledge of good and evil

thou shalt not eat of it

for the day that you eatest therefore thou shalt surely die….

Genesis 2:17
 

Als mich James damals in Phoenix in die Hand gebissen hatte, war das Feuer furchtbar gewesen, das Glühen unerträglich, doch was sich jetzt von meinem Hals abwärts ausbreitete war ein Brennen, das binnen Sekunden in all meine Glieder schoss. Wie glühende Lava kroch es durch meine Adern um dabei jede Faser mit sich zu reißen. Zurück blieb dabei nichts als ein greller Schmerz. Ich wollte schreien, doch ich konnte meinen Mund nicht fühlen. Er war verschwunden. Edwards Finger gruben sich in meinen Rücken und pressten mich an sich, doch ich spürte es kaum, zu groß war der Schmerz, zu groß die lähmende Schwäche, die immer weiter voranschritt, bis er seinen Kopf mit einem heftigen Ruck von mir weg riss. „Isabella!“ mein Name hallte wie ein dröhnendes Echo durch den Raum, doch in meinen Ohren war es nicht mehr, als ein leises Flüstern. Etwas fasste nach meinem Gesicht, es musste Edwards Hand sein, die mich gegen eine feste Oberfläche drückte, seine Wange? Ich sah schemenhaft das unglaubliche Weiß seiner Haut, doch sie war auf einmal ohne jede Kälte, die ich jetzt so sehr herbei sehnte. „Du musst jetzt kämpfen Bella, hörst du kämpfe! Du darfst nicht aufgeben!“ Mein schlaffer Körper bewegte sich plötzlich rhythmisch vor uns zurück. Was die Qualen nur noch schlimmer machte. Ich wollte endlich schreien, doch ich schien regelrecht in mich zusammen zu schrumpfen, als wenn das Feuer mich wie ein Stück Holz zerfraß. Vor meinen Augen wurde es immer dunkler, das weiß vor mir immer grauer und grauer, bis es unter einer erneuten Welle des Schmerzes verschwand.

„Sie sind hier Bella Carlisle ist hier und wir versuchen es, hörst du mich, du musst nicht mehr länger leiden!“ Jemand riss an mir herum, oder an dem was von mir über war, denn ich war mir sicher längst zerfallen zu sein. Wieder hörte ich das einzige was mich noch am Leben hielt, denn ich eigentlich wollte ich längst tot sein. Edwards schluchzende, samtige Stimme „Ich liebe dich Bella, es tut mir leid, es tut mir so leid!“ Dann, ganz langsam, ich bemerkte sie zu nächst nicht, bis sie sich Stück für Stück in meine verglühten Nerven schob, kam die ersehnte Kälte. Wie ein rettendes Wasser, das die bösen Flammen erstickte, sie endlich erstickte und mich mit davon spülte in einen schwarzen, ruhigen Fluss ohne Schmerz, ohne Qual.......
 

Ich mochte den Fluss, es war schön darin. Friedlich und still. Ich überlegte, einfach hier zu bleiben, in seinem kühlen Wasser einfach weiter zu treiben bis in alle Ewigkeit. Ich wollte nicht mehr ins Feuer zurück niemals! Doch ich spürte, wie ich plötzlich unruhig wurde, das Wasser umspielte meine Beine und Arme, die immer mehr anfingen zu zappeln. Zu nächst konnte ich das Gefühl nicht zu ordnen, das mich trieb, aber je länger es andauerte, um so deutlicher wurde es. Ich hatte Durst. Meine Kehle wurde immer trockener und kratziger, als würde ich innerlich regelrecht verdörren, wie eine Pflanze ohne Feuchtigkeit. Ich wandte den Kopf, es gab genug um mich herum zu trinken, aber mein Mund werte sich das Wasser einzulassen. Er war mittlerweile wieder da, weigerte sich aber immer noch meinem Willen zu gehorchen. Aus dem Zappeln wurde jetzt ein regelrechtes Strampeln, weil sich meine Gedärme anfingen vor Durst zu verkrampfen. Ich schnappte nach Luft, weil ich glaubte nicht mehr länger atmen zu können ohne einen Schluck rettender Flüssigkeit, als sich ein harter Stamm vor meine Lippen schob. Erst wollte ich ihn wegschlagen, doch dann spürte ich das etwas aus ihm herausfloss, was meinen Mund endlich dazu brachte sich zu öffnen. Das rettende Nass, das meine Zunge benetzte ließ mich endlich gierig schlucken. Es war das Köstlichste was ich je in meinem Leben geschmeckt hatte, da war ich mir sicher und es durchströme mich wie ein gleißender, warmer Strahl. Am liebsten hätte ich vor Freunde laut gejubelt, aber ich wollte um keinen Preis der Welt dieses kostbare Elixier verlieren. Es gehörte mir, ganz allein mir. „Das ist genug!“ hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme, die Stimme des Engels, dann war das Elixier weg und ich wurde aus dem Fluss geschleudert.
 

Langsam öffneten sich meine Lider und ich stieß einen gequälten Schrei aus. Mein Arm schnellte reflexartig hoch. Was sollte das? Wer kam jetzt auf die Idee mich mit so einem grellen Blitz zu fotografieren? Mein Arm wurde sanft von meinem Gesicht gezogen, doch ich traute mich immer noch nicht die Augen auf zu machen. „Bella?“ Mein Herz machte einen Hüpfer vor Freude ihn zu hören, endlich wieder seine unvergleichliche Melodie zu hören. Aber Moment mal! Mir stockte der Atem. Ich lauschte angestrengt und dann war ich mir sicher. Da war kein hüpfendes Herz mehr! „Edward?“ ich erschrak über den Klang meiner Stimme. Sie war merkwürdig hell und mindestens eine Oktave zu hoch. Ich hörte ihn tief ausatmen „Ja?“ er klang lauernd. Dann traute ich mich endlich wieder meine Augen auf zu machen.

Vor das grelle Licht hatte sich sein wunderschönes Gesicht geschoben. Ich blinzelte, obwohl er so furchtbar ernst aussah, war ich unendlich glücklich ihn wieder zu sehen. Seine ungewohnt dunkelbraunen Augen waren fragend auf mich gerichtet. „ Wie geht es dir?“ hörte ich ihn so deutlich und klar wie niemals zu vor. Meine Zunge war immer noch ein wenig von dem köstlichen Saft verklebt, als ich versuchte ihm zu antworten. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke gut.“ Meine Stimme klang wieder einiger maßen normal, obwohl sie immer noch einen Tick zu hell war. Ich versuchte mich aufzurichten, dabei stellte ich überrascht fest, das ich nicht mehr auf der Liege in Carlisle Büro lag, sondern auf einem großzügigen Doppelbett. Erstaunt sah ich mich um. Wir waren allen Anschein nach in einem Hotelzimmer. Edward saß neben mir auf der Bettkante und hielt meine Hand. Endlich stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er legte den Kopf schief. Ich lächelte auch, bis ich plötzlich merkte, dass seine Hand gar nicht mehr kalt war. Mein Blick fiel verwundert auf seine langen Finger, die meine unentwegt streichelten. Meine Finger? Ich zwinkerte ein paar mal, bis ich davon überzeugt war, dass es meine waren, die da ebenfalls marmorweiß vor mir lagen. Ungläubig sah ich wieder zu ihm auf und er fing an zu lachen. Glockenhell und vor allem laut! Ich verzog schmerzhaft das Gesicht und er erschrak. „Bella was ist?“ Ich zeigte mit der freien Hand auf meine Ohren und wieder lachte er, dieses mal aber betont leiser. „Entschuldige, ich habe vergessen, wie ungewohnt es am Anfang ist.“ Seine braunen Augen wurden wieder eine Spur ernster „ Es macht einem Angst nicht war?“ Ich nickte zögernd, weil es eigentlich keine Angst war, die ich empfand, eher Neugierde. Sein prüfender Blick studierte aufmerksam meine Mine, die anscheinend unergründlich für ihn war. „Hattest du Schmerzen?“ seine Stimme wankte. Diese Frage musste ihn schon lange quälen, denn seine feinen Züge wurden hart, während er auf eine Antwort von mir wartete. Ich zuckte bei der Erinnerung zusammen, denn sie war so scharf und deutlich, als wenn das Feuer erneut aufloderte. Seine Lippen pressten sich schmerzhaft aufeinander, als wenn er es selbst fühlen würde. Ich drückte schnell seine Hand. „Nur am Anfang, dann kam von irgendwoher ein Fluss oder so was, der mich mitgenommen hat.“ Er runzelte verwirrt die Stirn. „Ein Fluss?“ Ich zuckte mit den Schultern „Ja, es fühlte sich an wie Wasser, es hat dieses fürchterliche Feuer ausgemacht.“ Er schien immer noch nicht zu wissen, wovon ich sprach ,doch er wirkte erleichtert. Breit grinsen beugte er sich vor und seine Nasenspitze berührte leicht meine. Ich schloss die Augen und zog erwartungsvoll die Luft ein, roch er immer noch so aufregend so unvergleichlich, dass es mich schwindelig machte? Was für ein Irrtum! Ich keuchte entsetzt auf, als der süße Duft wie vorher das Gift in meine Nerven schoss. Er kribbelte wie kleine Luftblasen unter meiner Haut. Ich hörte ihn kichern. „ Na, beeindruckt?“ Ich nickte schwach. Oh man das war ja noch schlimmer als früher, nur mit dem Unterschied, das mir nicht mehr das Herz aus der Brust zu springen drohte. In mir blieb es still wie in einer leeren Halle. Seine Nase schob sich jetzt seitlich an meine Wange vorbei, „dann bin ich gespannt was du dazu sagst.“ Ich spürte seinen leicht geöffneten Mund auf meinen Lippen, auch sie hatte ihre Kälte verloren, dafür aber eine neue ungewohnte Weichheit erhalten, die mir mit der ersten Berührung noch besser gefiel. Doch die größte Überraschung verpasste mir seine Zunge. Ihr Geschmack stellte seinen Duft jetzt nicht mehr so weit in den Schatten, aber ich fühlte sie so deutlich wie nie zuvor, als sie sich mit meiner verband. Edwards feste Hände fassten gierig nach meinem Gesicht und ich erwartete jeden Moment, dass er den Zauber wieder beenden würde, doch er tat es nicht, im Gegenteil. Seine Finger glitten zu meinen Schultern, während ich meine Arme um seinen Hals schlang. Wir lösten uns dabei keine Sekunde von einander und in mir begannen die Empfindungen meinen Verstand zu überrollen, nur viel gewaltiger als jemals zu vor. Ich wollte ihn, ganz und ich wollte mit einem mal wieder diesen köstlichen Saft und zwar sofort. Meine gesamte Selbstbeherrschung war mit einem Schlag verschwunden, als ich mich gegen ihn warf. Seine Brust, früher eine unerschütterliche Wand, gab fast widerstandslos nach und wir fielen übereinander auf die Matratze, dann riss er mich herum und begrub mich unter sich. Meine Handgelenke hielt er dabei wieder abwehrend fest, doch es war kein Schraubstock mehr und ich sah, dass er sich anstrengen musste, um mich zu bändigen, als ich verdutzt über meine Heftigkeit die Augen aufriss. Er keuchte angestrengt, genauso wie ich, während seine Augen beunruhigend funkelten. „ Das wird noch schwierig werden“ hörte ich ihn murmeln, dabei blies er mir immer noch seinen betörenden Atem ins Gesicht. Ich war immer noch von mir selbst schockiert. „Wow“ war alles was ich raus brachte. Edwards wachsamer Blick beobachtete mich prüfend, bis er den Druck auf meine Handgelenke verringerte. „ Meinen Glückwunsch, du hast so eben deine erste Erfahrung mit dem Tier in dir machen dürfen.“ knurrte er verbissen.

Ich griff mir verwirrt an die Stirn. „Das Tier?“ In seinen, langsam heller werden Augen schlich sich Bitterheit „ Ja, das Tier, das mich immer dazu verleiten wollte, dich zu töten. Das sich nach deinem Blut verzehrt hat und mich damit fast wahnsinnig gemacht hat, bis es letzten Endes verloren hat oder gewonnen, wie man es sehen will.“ Ich runzelte die Stirn, das Tier von dem er immer gesprochen hatte ließ mich also so unkontrolliert werden, aber warum? „Aber wieso reagiere ich immer noch so heftig auf dich?“ Er wirkte leicht pikiert „Stört dich das etwa?“ schmollte er. Ich musste grinsen. „Nein, so war das nicht gemeint, aber ich meine ich bin doch jetzt so wie du und kein Mensch mehr. Damals war das ja ganz normal, aber nun?“ Er lachte wieder. „Tja, ich weiß auch nicht. Du hast recht, das Tier ist im Grunde auf etwas anderes wild, aber anscheinend, verhält es sich bei uns ein bisschen anderes.“ Sein Kopf beugte sich zu mir herab. „ Ich hab am Anfang auch gedacht das ich mir das nur einbilde, aber während der Zeit deiner Verwandlung, da habe ich eine merkwürdige Entdeckung gemacht.“ Er sah kurz auf und sein Blick glitt in die Ferne. „Ich dachte zu erst, es ist nur dein einzigartiger und intensiver Geschmack, dessen Erinnerung noch so lange in mir nachhallt, aber das war es nicht.“ Er sah mich wieder an. „Nachdem Carlisle dich versorgt hatte, haben wir gewartet bis es fast vollendet war, dann habe ich dich hier her gebracht. Ich habe die ganze Zeit deinem schwächer werdenden Herzschlag gelauscht und versucht so viel von deinem Duft einzuatmen wie ich konnte, bevor es vorbei war, aber,“ Jetzt wirkte er richtig euphorisch „ das war es nicht!“ Ich musste ziemlich verdutzt drein schauen, denn er beeilte sich es mir zu erklären. „Verstehst du Bella? Dein Herz hörte auf zu schlagen, aber dein Geruch, er blieb! Nur die Gier war endlich verschwunden!“ Er küsste mich stürmisch auf die Stirn. „ Du bist immer noch meine Sängerin und anscheinend verhält es sich mit meinem Geschmack bei dir genau so!“ Ich war zu baff um zu antworten.

Edwards Augen strahlten wie zwei Sterne, als er mich hoch riss und mich am Hinterkopf packte. „Ist das nicht fantastisch?“ Wieder blies er mir ins Gesicht und ich spürte erneut, wie sich etwas in mir regte. Scheinbar sah man das, denn seine Lippen verzogen sich erneut zu einer harten Linie „Trotz alle dem sind wir, was wir sind, Gefangene des Hungers. Das Tier kann nur unter größter Willensanstrengung im Zaum gehalten werden, dass wirst du bald erfahren müssen. Den Hunger zu unterdrücken erzürnt das Tier, bis es seine Ketten sprängt, darum müssen wir monströses tun um keine Monster zu werden.“ Seine Worte flößten mir gegen meinen Willen Angst ein. Was würde ich tun, wenn ich nicht die Kraft dazu hätte, das Monster zu zähmen? Auch diese Gefühlsregung entging ihm nicht. Sanft strich er mit seinen Fingerspitzen über meine Wange. „ Es ist kein leichter Weg, für den du dich entschieden hast.“ Flüsterte er samtig. „Aber ich und die anderen werden alles tun, damit du kein Monster wirst.“ Dann küsste er mich wieder, sanft und zärtlich. Ich versuchte mich dabei so gut es ging zu beherrschen und bis zu einem gewissen Punkt gelang mir das auch, nur als Edwards Hände anfingen meinen Pullover hoch zu schieben, musste ich die Waffen strecken.

Für Edwards schönen, grauen Wollpullover tat es mir schon ein wenig leid, doch ich hatte keine Ahnung über was für Kräfte ich verfügte. Eigentlich wollte ich nur meine Hände auf seinen Bauch legen, doch ehe ich wusste was ich tat, lagen die Reste der Wolle irgendwo um uns herum. Dieser Umstand schien ihn aber nicht sonderlich zu interessieren, denn er schenkte ihm keinerlei Beachtung, sondern verabreichte meinen und seinen übrigen Klamotten die gleiche Behandlung, bis wir uns, vollkommen hüllenlos, auf dem Bett ineinander verschlungen hin und her warfen.

Das Erste mal war ein unvergessliches Erlebnis gewesen, dachte ich zu mindest, aber Edward jetzt am ganzen Körper zu spüren, ihn ohne Vorsicht meine gesamte Haut erforschen zu lassen und dafür ihn ebenfalls endlich erforschen zu können belehrten mich eines Besseren.

Wir berührten uns, küssten uns verbanden uns und genossen das Gefühl vollkommen zu einem Wesen verschmolzen zu sein, dass ohne den anderen nicht mehr Existieren konnte, ohne seinen Geruch, ohne seinen Geschmack!

Mein neues Leben würde vielleicht ein Fluch sein, ein ständiger Kampf gegen ein böses mächtige Ungeheuer, das mich zu vernichten hoffte, doch für mich stand fest, dass ich es für diesen Preis immer und immer wieder in Kauf nehmen würde.

Rückkehr

Ich kuschelte mich zufrieden in Edwards harte Arme, die sich schützend um meinen Oberkörper geschlungen hatten. Mein Kopf glitt nach hinten an seine weiße Brust, die sanft hinter mir auf und ab wippte. Aus der Perspektive sah ich zu ihm hoch, während er mir liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete. „Können wir das nicht einfach bis in alle Ewigkeit machen?“ fragte ich kichern und wieder rutschte mir dabei die Stimme nach oben. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit inzwischen vergangen war, während wir uns unzählige male geliebt hatten.

„Das wäre ganz in meinem Sinne“ antwortete er seufzend, dann küsste mich auf die Haare und drückte mich, ohne das ich nach Luft schnappen musste. Ich musste mich immer noch daran gewöhnen, dass er sich jetzt nicht mehr so unnatürlich anfühlte. Er war immer noch ungewöhnlich fest und unsagbar schön, doch ich fühlte mich ihm jetzt viel mehr verbunden als früher. Mein Blick fiel auf mein weißes Bein, das unter der halb zerrissenen Bettdecke hervorlugte. Ich konnte immer noch nicht glauben, das diese perfekte, glatte Haut zu mir gehörte, genauso wie der Rest von mir. „Findest du mich jetzt eigentlich hübscher als früher? Ich hörte ihn entrüstet schnauben. „Du warst für mich immer das schönste auf der Welt, unabhängig davon was du warst oder bist.“ Plötzlich fiel mir was ein und ich befreite mich aus Edwards Umarmung. Er sah überrascht zu, wie ich aus dem Bett schlüpfte. „Wo willst du hin?“ Ich grinste verschmitzt, „Ich will kurz mal was nachprüfen“, dann huschte ich ins Bad. Ich wollte instinktiv auf den Schalter drücken, aber als ich davor zum Spiegel schaute konnte ich mich haargenau und gestochen scharf betrachten, obwohl es im Raum bis auf den schmalen Lichtstreifen der vom Flur aus durch die Tür fiel stock finster war.

Mein Gesicht war ein Schock! Ich brauchte eine Sekunde um mich überhaupt zu erkennen, dann entwich mir ein erstickter Aufschrei. Edward stand plötzlich hinter mir und hielt mich an den Schultern fest. „Sccchh, schon gut“ sagte er beruhigend, doch ich war immer noch fassungslos. Nicht so sehr über das unglaubliche Weiß meiner Haut oder die violetten Ringe unter meinen Augen, obwohl sie mich an zwei frische Feilchen erinnerten, nein, was mich wirklich schockierte war die Farbe meiner Augen. Sie waren tiefrot, wie zwei funkelnde Rubine. Edwards Hände glitten um meine Hüfte. Ich nahm ihn jetzt auch neben mir im Spiegel war. Wir sahen aus wie zwei perfekt modellierte Plastiken eines Bildhauers. „ Wieso sind sie rot“ entfuhr es mir. Edwardsspiegelbild lächelte mich besänftigend an „ Das liegt an mir“ Ich drehte mich entgeistert zu ihm um „An dir? Aber du hast doch auch braune, ich meine, ich dachte, nur die bösen haben..“ Er lachte erheitert. „Das ist es nicht was die Pupillen färbt, es ist mehr die Form der Ernährung.“ Ich war immer noch verwirrt „ Aber das verstehe ich nicht, ich habe doch noch gar nicht.“ Bei dem Gedanken an Blut, wurde mir plötzlich wieder komisch, Edwards Lächeln verschwand „Doch, das hast du.“ Und unter seinem verkniffenen Blick fiel mir der köstliche Saft wieder ein und ich erstarrte.
 

Nachdem ich meine neuen Erfahrungen einigermaßen verdaut hatte, hatten Alice und Jasper an die Tür geklopft. Zum Glück hatte Edward schon im Vorfeld ein paar neue Sachen zum Anziehen besorgt, so dass wir ihnen einigermaßen zivilisiert entgegen treten konnten, aber anscheinend konnte man uns die letzten Stunden vom Gesicht ablesen, denn Alice und Jasper konnten sich bei unserem Anblick ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen. „Und wie fühlst du dich,“ hatte die zierliche Alice mit Bernsteinaugen gefragt und dieses mal lautete meine Antwort „Anders, wobei ich sagen muss, dass ich es mir irgendwie gravierender Vorgestellt habe.“ Alice und Edward wechselten einen wissenden Blick. „ Warts ab, es wird noch gravierend genug.“ Raunte Edward spöttisch während er auf die Tasten seines Handys einhämmerte. „ Ich weiß, was du meinst,“ versicherte mir Jasper danach, „dir selbst kommt das was du tust und vor allem wie du es tust vollkommen normal vor, besonders wenn du unter deines gleichen bist.“ Er deutete auf die kaputte Decke, die immer noch am Fuße des Bettes lag. „ Aber sicherlich ist dir schon aufgefallen, dass deine Kräfte jetzt anders bemessen sind.“ Seine sonst eher zurückhaltende Art mir gegenüber war wich einer ungewohnt offenen. Er zählte mir munter von seinen ersten Stunden nach der Wiedergeburt, wie er es nannte und das er als erstes ausversehen eine Tür aus der Wand gerissen hatte. „Dabei wollte ich sie nur öffnen“ beteuerte er mit zerknirschter Mine, während Alice und ich uns ausschüttet vor lachen. Edward gab uns mit einem Wink zu verstehen, dass wir leiser sein sollten. Alice zwinkerte ihm zu und dann hatte ihre Stimme plötzlich einen ganz anderen Klang. Ähnlich wie meine, als ich aufwachte, hoch, aber immer noch gut zu verstehen. „Eine gute Gelegenheit dich damit vertraut zu machen. Wenn du dich ein wenig konzentrierst und dich bemühst einen bisschen höher zu sprechen, dann ist alles was du sagst nur für unsere Ohren zu verstehen.“ Ich war verblüfft, aber dann fiel mir der erste Ausflug mit Edward auf der Lichtung ein, wo er vor mir im Gras lautlos gesungen hatte.“ Ich musterte ihn verstollen und er lächelte mich auffordern an, während er immer noch dem Tuten des Telefons lauschte, das ich übrigens jetzt auch ohne Probleme hören konnte, obwohl er mindestens drei Meter von mir entfernt am Fenster stand. Ich räusperte mich umständlich, dann versuchte ich es „ So?“ Jasper nickte zustimmend. Ich kannte mein spärliches Talent, was das Erlernen von motorischen Dingen betraf, doch schon beim dritten Satz, ging es mir so leicht von den Lippen, als wenn ich nie anders gesprochen hätte. Ich strahlte Alice an die mir zufrieden auf die Knie schlug. „Faszinierend“ sagte ich wieder mit meiner normalen Tonlage.“ Edward warf mir einen entrückten Blick zu, dann schien er endlich Erfolg mit seinem Anruf zu haben „Rose? Ja ich bin’s. Wir sind so weit, wie steht es mit dem Verkehr?“ Er runzelte kurz die Stirn und lauschte ihrer Antwort, dann nickte er zustimmend „In Ordnung, ich denke das geht, kommt jetzt hoch und dann fahren wir.“ Er klappte das Handy ein und steckte es sich in die Hosentasche, keine fünf Minuten später standen die zwei vor der Tür. „Na ihr beiden, ich dachte schon ich krieg euch vor dem nächsten Jahrhundert gar nicht mehr zu Gesicht.“ Lachte Emmett, während er hinter Rosalie ins Zimmer getrottet kam. Ich war froh, dass es mit dem peinlichen Umstand des Rotwerdens endlich vorbei war. Rosalies abschätzender Blick wirkte auf mich auch nicht mehr erschrecken, zu mal sie mich darauf hin wieder freundlich anlächelte. Edward streckte mir die Hand entgegen und half mir vom Bett hoch, wobei ich zu viel Schwung holte und krachend gegen ihn fiel. „Ups“ hinter mir lachten die Vampire und in Edwards Augen blitzte der Schalk „Nicht so stürmisch junge Dame“ Wir verließen das Zimmer und mir fiel endlich der Umstand auf, dass ich immer noch nicht wusste, wo wir überhaupt waren. „Im Sunday“ erklärte Edward mit einer viel zu tiefen Stimme, die aber immer noch wie flüssiger Honig in meinen Ohren klang. „ Im Norden von Seattle, in der Tiefgarage warten schon Carlisle und Esme mit dem Mietwagen.“ „Mietwagen?“ Er nickte „ Sie mussten doch rüber schwimmen, weil die Brücke kaputt war, erinnerst du dich nicht mehr?“ Doch das tat ich und ich wusste auch noch warum sie die Brücke eingerissen hatten. Bei dem Gedanken, an die Werwölfe und vor allem an Jacob bekam ich ein flaues Gefühl im Magen. „Fahren wir etwa zurück nach Forks?“ Edward nickte, seinem Gesicht nach zu urteilen war ihm das genauso unangenehm wie mir. „Aber können wir das denn überhaupt? Ich meine werden sie nicht schon auf uns warten?“ Emmett hinter mir brummte vergnügt „Hoffentlich tun sie das.“ Rosalie zischte „unverbesserlicher Idiot“, als wir mit dem Fahrstuhl nach unten fuhren. Die ganze Zeit über begegneten wir keiner Menschenseele, was mich insgeheim sehr verwunderte und zu meinem eigenen Erstaunen auch irgendwie ärgerte. Der rote BMW funkelte im trüben Licht der Tiefgaragenbeleuchtung, wie ein Edelstein und aus dem grauen Passat der unscheinbar daneben parkte, stiegen die letzten fehlenden Mitglieder der Cullens Familie aus. Esme nahm mich liebevoll in ihre Arme „Schön das du wieder bei uns bist“ flüsterte sie mir ins Ohr, dann überließ sie mich Carlisle starker Umarmung, bei der ich mich fühlte, als käme ich nach langer Reise endlich nach Hause.
 

Erst wollte ich in den Passat einsteigen, doch dann überlegte ich es mir anders. Ich war einfach zu neugierig. Als wir dann wenig später auf der Autobahn entlang donnerten, musste ich immer wieder auf die Tachonadel schauen, damit ich es glauben konnte. Edward fuhr wirklich 200 Meilen die Stunde, aber es kam mir vor, als wenn diese Geschwindigkeit vollkommen normal wäre. Die Bäume schossen immer noch genauso schnell an uns vorbei, wie früher, doch mein Gehirn schien die Informationen die es jetzt bekam im gleichen Tempo zu verarbeiten, wie meine Sinne die Dinge erfassten. Damit wurde das gesamte Bild vor meinen Augen langsamer. Es war unglaublich. Edward beobachtete mein wechselndes Minenspiel mit Besorgnis. „ Was denkst du?“ fragte er, während ich mich auf meine Sinneseindrücke zu konzentrieren versuchte. „Wie unglaublich diese Fähigkeiten sind“ hauchte ich und mein Blick glitt nach draußen in den grauen Himmel. Ich war mir sicher, das es jeden Augenblick anfangen musste zu regnen und dann wurde mir klar wieso. Ich schnupperte kurz. Ich konnte es riechen.

„Ich bin erstaunt, dass sie die Brücke so schnell wieder hin bekommen haben.“ Meldete sich Emmett von der Rückbank auf der er mit Rosalie zusammen saß. Edward grinste ihn mit blitzenden Zähnen an. „Scheinbar haben du und Jasper ein wenig nach gelassen.“ Die hellbraunen Teddybäraugen von Emmett verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Ich war gerade erst warm, als ich aufhören musste.“ Rosalie sah ihn mild lächelnd an „Wenn ich dich nicht gestoppt hätte, würden die Reparaturen noch bis Weihnachten andauern.“ Wir durchfuhren eine, mit rotweißen Schranken versehende Absperrung, die uns auf eine einspurige Strecke über die Brücke führte. Vor uns tauchten die schneebedeckten Gipfel der Mount Ricks auf. „Was machen wir jetzt eigentlich, ich meine, wo fahren wir als erstes hin? Zu euch oder zu mir?“ Ich war mir nicht sicher, ob wir noch offiziell in den Flitterwochen waren oder ob es schon Zeit war, den Alltag wieder auf zunehmen, wobei ich keine Ahnung hatte ob das überhaupt noch möglich war. Wir bogen auf die 110 Richtung Forks. Edwards Samtstimme klang hart und seine Mine unergründlich „Du wirst zu nächst mal unsere Haus nicht verlassen“ sagte er bestimmt „Warum?“ ich war ehrlich verwundert. Er zögerte kurz, dann sah er mich durchdringend an. „Weil du so schnell wie möglich was essen musst und dann müssen wir abwarten, wie stark du auf gewisse Reize reagierst um abzuschätzen, wie viel wir dir am Anfang zu muten können.“ Essen! Meine Eingeweide zogen sich wieder schmerzhaft zusammen und in meinem Hals begann es merkwürdig zu kratzen, als wenn ich wieder anfangen würde zu verdörren. „Was für Reize!“ brachte ich krächzend hervor und dann spürte ich wie sich Emmetts Hände beruhigend auf meine Schultern legten. Edwards Blick wurde noch fester „Keine Sorge, Bella wir passen auf, dass du keine Dummheiten machst.“ Sagte er eindringlich, dann passierten wir das Ortsschild.
 

Ein feiner Nieselregen hatte eingesetzt und aus dem Geruch, war ein hinreißender Duft geworden. Niemals wäre mir in den Sinn gekommen, dass der Regen so aromatisch sein konnte. Ich zog die Luft in vollen Zügen ein, bis Edward mich sanft aber bestimmt ins Haus buskotierte. Drinnen angekommen, wartete schon die nächste Überraschung auf mich. Die schweren Metallplatten hatten sich schützend vor alle Fenster geschoben. Mich wurde kalt, als mir klar wurde, dass sie jetzt niemanden daran hindern sollten ins Haus zu gelangen, sondern mich aufhalten sollten es zu verlassen. Ich war gefangen, so bald Rosalie die Tür hinter mir zu schlug und das Sicherheitsschloss einrastete. Diese Erkenntnis machte mir Angst. Ich ballte die Fäuste, was würde passieren, wenn ich das Tier in mir nicht kontrollieren konnte? Wenn es seine Ketten sprängt? Edward düstere Prophezeihungen wabberten mir durch Gehirn, wärend er mir liebevoll in den Arm nahm „So ich schlage jetzt vor, das wir sofort anfangen.“ Unterbrach Rosalie meine Selbstzweifel und führte mich an der Hand in die Küche. Edward hatte kurz ausgesehen, als wenn er ihr wiedersprechen wollte doch dann folgten er und Emmett uns still. Während Rosalie mich auf einen Stuhl setzte, ging er zielstrebig zum Kühlschrank. Emmett baute sich hinter mir auf. Wieder legten sich seine kräftigen Hände auf meine Schultern „Ganz locker bleiben Süße“ hörte ich ihn murmeln „für mich war das am Anfang auch schwer.“ Rose hob eine ihrer perfekten Augenbrauen „für wen nicht?“ „und es bleibt auch schwer.“ Fügte Edward kühl hinzu. Er hatte seine Arme auf dem Rücken verschränkt. Ich konnte nicht sehen, was er da vor mir versteckte, aber ich musste nur einmal Luft holen um es zu wissen. Es fühlte sich an, als ob ich eine Ladung rostiger Schlüssel im Mund hatte, die zuvor in Salz eingelegt worden waren. Meine Gesichtsmuskeln verkrampften sich schlagartig und meine Oberlippe zog sich wie an unsichtbaren Fäden gezogen nach oben. In meinen Ohren begann es zu rauschen und von irgendwoher erklang ein tiefes Donnergrollen. Emmetts starke Finger pressten mich auf den Stuhl, der meinen Gewicht plötzlich nicht mehr stand halten konnte. Ich hörte das Holz unter mir schmerzhaft ächzen. Keuchend schnappte ich nach Luft, dabei schlugen meine Zähne krachend aufeinander. Dieser Geruch, er war so ekelig und gleichzeitig alles was ich wollte!

Ich hatte meine Augen zusammen gekniffen und als ich sie jetzt mühsam wieder aufriss, sah ich Edwards entsetztes Gesicht vor mir. Mich durch fuhr ein eisiger Schauer, denn ich war mir sicher, er graute sich vor mir! Ich verkrampfte mich noch mehr, denn das war noch viel schlimmer, als dieser abartiger Gestank. In meiner Kehle begann ein Feuer auszubrechen, als aus meiner Brust ein tränenloses Schluchzen hochgekrochen kam. Das Geräusch löste ihn aus seiner Starre und sprang auf mich zu. Seine weißen Hände fassten nach meinem verzehrten Gesicht und begann es mit seinen zarten Fingern zu streicheln. „Bella, beruhige dich. Es ist alles in Ordnung, vollkommen in Ordnung.“ Flüsterte er beschwörend, dann küsste er mich. Auf die Augen, auf den Mund überall. Mein Körper zitterte immer noch, doch seine Berührungen waren wie ein heilsamer Balsam, der mich endlich wieder zu Ruhe brachte, bis ich erleichtert ausatmen konnte. Ich merkte jetzt erst, dass ich schon lange keine Luft mehr geholt hatte. „Geht’s wieder?“ Seine besorgten fast schwarzen Augen musterten mich aufmerksam und ich nickte schwach. „Tut mir leid“ hauchte ich niedergeschlagen. Er verzog verärgert die Stirn. „Nein Bella das ist nicht deine Schuld, du kannst nichts dafür, mir tut es leid, weil ich nicht stark genug war, dir das alles zu ersparen, was hier mit dir passiert. Ich bin es der dich so quält.“ „Schluss damit!“ unterbrach ich Rosalie schroff „ Hör auf dich selbst zu bemitleiden, dafür ist es jetzt zu spät, wir müssen ihr jetzt helfen, damit klar zu kommen, also los weiter geht’s.“ Auch ihre Pupillen waren dunkel, als ihre marmorartige Hand hinter Edwards Rücken auf den Küchentisch schnellte. „Nein!“ schrie ich, das Glas in den verschlossenen Fenstern klirrte. „Bitte nicht, es riecht so furchtbar!“ Rose verhaarte in ihrer Bewegung und sah mich wie Edward ungläubig an.

Pizza

Edward hatte sich nach ein paar Sekunden einiger maßen von seiner Überraschung erholt und mir wieder beruhigend zugeredet. „Hör zu Bella du musst etwas davon zu dir nehmen, verstehst du mich? Du musst!“ Mein Gesicht schien wieder zu einer Maske des Abscheus zu werden, denn er beeilte sich mir zu versichernd das er eine Idee hätte. „Also du machst jetzt die Augen zu und hältst den Atem an und zwar so lange, bis ich dir ein Zeichen gebe.“ Ich nickte schwach, denn Emmett hatte mich wieder an den Schultern gepackt. Mit zusammengepressten Lidern holte ich noch mal Luft, dann lauschte ich angespannt. Das Gefühl nichts mehr zu riechen war im ersten Moment herrlich befreiend, doch es wurde rasch unangenehm, vor allem als ich mitbekam, wie Edward irgendetwas aufriss. Es gluckerte verheißungsvoll und ich spürte wie mein Körper anfing gegen meinen Willen zu rebellieren, indem er versuchte meine Lunge zum einatmen zu bewegen. Kurz bevor ich befürchtete, gegen ihn zu verlieren, wurde mein Kinn energisch gepackt und ich riss überrascht den Mund auf. Die salzigen Schlüssel fielen unaufhaltsam hinein, doch sie verwandelten sich in meiner Kehle wieder zu einem schmackhaften Saft, der zwar nicht an den im Fluss heranreichte, aber das Brennen in meiner Kehle löschte. Ich schluckte gierig und warf mich nach vorn, soweit mich Emmetts Kräfte ließen, dann verebbte der Sanft. Meine Zunge schnellte suchend nach vorne, doch sie fand nur Edwards Lippen, die sie zärtlich zurück schoben um sie mit ein paar liebevollen Stupsern versöhnlich zu stimmen. Sie hatte dem nichts entgegen zu setzen. Ich blinzelte verzückt, als er kurz darauf von mir abließ. Das Lächeln in seinem Gesicht wirkte zu meiner Verwunderung nicht nur zufrieden, sondern regelrecht glücklich.
 

„Was soll das heißen du ekelst dich!“ Alice konnte es genauso wenig fassen wie Jasper, Carlisle und Esme, die wenig später aufgetaucht waren. Wir saßen mittlerweile alle zusammen im Wohnzimmer. Jasper, Alice und ich auf der breiten hellen Couch, Esme und Carlisle in zwei tiefen Sesseln, während Emmett und Rosalie sich auf zwei Korbstühlen niedergelassen hatten. Edward stand noch unschlüssig neben mir. Ich verzog zerknirscht das Gesicht. „Ich kann das auch nicht erklären.“ Jammerte ich entschuldigend. Mir war das ganze tatsächlich ein wenig peinlich. Ein Vampir der kein Blut riechen konnte. „Ich habe da ein Theorie“ erklärte Edward und setzte sich neben mich auf die Sofakante. Seine Hand streichelte meinen Rücken. „Na dann lass mal hören?“ sagte Jasper und sah ihn auffordernd an. Edward schob amüsiert die Lippen nach vorne und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. „Also ich hoffe ich trete Bella nicht allzu nahe, wenn ich euch erzähle, das sie mal in der Schule bei einer Biostunde zusammen geklappte ist.“ Ich stöhnte, als ich merkte worauf er hinaus wollte, die anderen konnten ihm noch nicht ganz folgen. „An dem Tag habe ich sie halbohnmächtig ins Krankenzimmer getragen, weil sie Blutgruppen bestimmt haben.“ Erzählte er weiter. Esme verstand als erstes und sah mich verständnisvolle an „Dir wurde schlecht, als du das Blut gesehen hast?“ „Nein,“ korrigierte Edward sie mit blitzenden Augen „Ihr wurde schlecht von dem Geruch.“ Alice klappte der kirschrote Mund auf. „Du hast es gerochen?“ Ich nickte matt. „Aber so was können Menschen doch gar nicht.“ Jasper schien ehrlich beeindruckt. Ich hatte das Gefühl auch endlich mal was dazu sagen zu müssen „Es roch nach Metall und Salz und das tut es jetzt auch noch nur viel schlimmer“ stellte ich nüchtern fest und zu meiner Überraschung nickte Carlisle, während Edward neben mir leise in sich hinein lachte. „Was ist daran denn komisch.“ Schnauzte ich ihn an, aber er war in keinster Weise getroffen. „ Alles und es ist nicht nur komisch, es ist darüber hinaus einfach genial!“ Damit verblüffte er nicht nur mich, sondern auch den Rest der Familie. Er lachte jetzt laut und herrlich befreit „ Versteht ihr das nicht? Das ist das Talent oder die Fähigkeit, die Bella mit in ihr neues Leben genommen hat und damit das unglaubliche Glück eine eigene Grenze zu besitzen, die den Hunger daran hindert sich ohne Rücksicht das zu holen, was er will.“ Er rutschte neben mir aufs Sofa und zog mich mit einer Bewegung auf seinen Schoss. In seinen dunklen Karamellaugen spiegelte sich eine tiefe Glücksseeligkeit, die ich immer noch nicht ganz verstand. Alice anscheinend schon, obwohl ein Teil von ihr noch nicht ganz von meinem Glück überzeugt zu sein schien, als sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah „ Ich weiß nicht ob das so gut für sie ist, wie du es gerne sehen möchtest.“ Er schenkte ihr keine Beachtung sondern strich mir eine Haarsträhne aus dem ausdruckslosen Gesicht. „ Es hindert sie daran ein Monster zu sein, das ist sicher.“ An seinem Tonfall konnte man hören, dass er keine weiteren Einwende mehr dulden wollte und um ehrlich zu sein war mir das auch ganz recht, denn es klang endlich einmal positiv. Carlisle erhob sich seufzend „Nun gut, sei es wie es sei. Wir müssen den Dingen jetzt Zeit geben sich zu entwickeln.“ Er sah zu Rosalie und Emmett hinüber. „Ich denke es wäre jetzt für euch übrigen das Beste sich ein bisschen auszutoben und ich schlage vor ihr fahrt am besten gleich noch raus.“ Er legte Esme kurz seine Hand auf den Arm. „Ich bleibe allerdings hier,“ Er sah mich nicht an, aber ich konnte mir denken, dass er es trotz Edwards Theorie für sicherer hielt uns nicht allein zu lassen. An Edwards leicht düsterer Mine konnte ich sehen das ich recht hatte. Alice gab mir noch einen Kuss auf die Wange, dann verschwand sie mit den anderen in Richtung Garage.

Nachdem sie weg waren, erzählte mir Carlisle, das Aro und seine Wächter tatsächlich zurück nach Italien geflogen waren, obwohl Demetri nur zähneknirschend dem Willen seines Herrn gefolgt war. „Ich glaube er wusste genau, dass das mit der Brücke unsere Absicht gewesen war. Ich habe Aro allerdings mehrfach versichert, dass es im Zuge des Kampfes geschehen ist.“ Der blonde Vampir lächelte verschmitzt „Aro war das aber sowieso egal. Ich denke das ihn sein gewohnter Lebensstil nach Voltura zurücktrieb und er sich deshalb rasch mit meiner Erklärung zufrieden gegeben hat.“ Er bedachte mich mit einem belustigten Blick „Ich soll dich auch in seinem Namen herzlich in unserer Gemeinschaft willkommen heißen und wenn du einmal in seinen Diensten stehen möchtest,“ Edward entfuhr ein dunkles Knurren „ bist du immer gerne gesehen.“ Ich verzog das Gesicht und Carlisle lachte. „Keine Angst er besteht nicht darauf.“ Dann überwog doch noch seine Neugierde und er begann mich nach meinen Erlebnissen während der Verwandlung auszufragen. Er wollte alles über den Fluss wissen und ich versuchte mich an jede Einzelheit zu erinnern. „ Das ist einfach großartig, dass es so gut funktioniert hat.“ Schloss er meinen eher stammeligen Bericht, bei dem Edward mehr als nur einmal sehr gequälten aussah. Ich lächelte dankbar „ Oh ja, das finde ich auch.“ „Wir ziehen uns jetzt auch ein bisschen zurück o.k.?“ sagte Edward schnell und Carlisle nickte „Sagt Bescheid wenn ihr irgendwas braucht.“ Ich hatte keine Ahnung was er damit meinte, doch Edward hob nur die Hand, dann marschierten wir in sein Zimmer, in dem jemand in der Zwischenzeit aufgeräumt hatte. Die Kerzenreste waren verschwunden und das Bett frisch bezogen, aber auch vor seinem Fenster prangte eine unüberwindbare Metallplatte. Ich ließ mich leise seufzend aufs Bett fallen. Hinter mir hörte ich Edward an der Stereoanlage herumfummeln, dann erklang Debussy. Ich schloss entspannt die Augen. War die Musik immer schon so eindringlich und tiefgründig gewesen? Meine Muskeln begannen sich langsam unter den Tönen zu entspannen, bis Edwards schlanke Finger diese Aufgabe übernahmen. Er kraulte mir durchs Haar und glitt dann sanft zu meinem Rücken, bis ich mich wohlig brummend zu ihm rumdrehte. „ Ich hoffe du weißt jetzt langsam auf was du dich da eingelassen hast.“ Ich zog es vor nichts dazu zu sagen, ansonsten hätte er gleich an meinem Tonfall gemerkt wie tief mich das grauenhafte Erlebnis in der Küche getroffen hatte, selbst wenn ich es versucht hätte zu leugnen. Mir hing immer noch der Gestank in der Nase und der süße Geschmack auf der Zunge. Das sollte also mein Talent sein, außer dem das er meine Gedanken immer noch nicht lesen konnte. Edward nahm mich in den Arm. „ Aber es ist nur der Geruch, wenn ich es im Mund habe ist es wieder köstlich.“ Versuchte ich es erneut zu erklären, was bei ihm einen Laut des Unbehagens auslöste. Ich schaute ihn immer noch mit leichtem Entsetzten in den Augen an „Riecht es für dich genauso, wie es schmeckt?“ Er nickte mit ernster Mine „Verstehst du jetzt was ich damit gemeint habe, dass es äußerst schwierig ist sich unter Menschen zu beherrschen?“ Ich nickte ebenfalls. Oh ja, das konnte ich. Ich sah die volle Cafeteria vor mir. Ein Raum voll mit süßem Saft in dem ich mit durstiger Kehle stand, ohne das ich auch nur einen Tropfen davon trinken durfte, weil ich ansonsten jemanden umbrachte! Diese glasklare Erkenntnis ließ mich erneut erstarren, bis Edward mich wieder beruhigend an sich drückte. „Darum ist es so wichtig das wir Jagen, damit wir immer genügend Kraft haben uns zu beherrschen.“ Jagen! Ich richtete mich erschrocken auf „ Aber wie soll ich das machen? Ich mein so bald ich diesen Geruch in der Nase habe da..“ Er legte mir beschwichtigend seinen weißen Zeigefinger auf die Lippen. „Mach dir nicht gleich über alles Gedanken, wie Carlisle schon sagte, gib den Dingen Zeit sich zu entwickeln. Außerdem hast du ja noch mich.“ Ich schaute ihn fragend an und er grinste schelmisch. „Meinen Geruch findest du doch anscheinend sehr attraktiv“ Was für eine maßlose Untertreibung „und ich habe nichts dagegen, wenn du mich zur Befriedigung deiner Bedürfnisse heranziehst.“ Damit legte er den Kopf schief und präsentierte mir seinen gespannten, marmorgleichen Hals, auf den ich ungläubig drauf starrte. „Aber du bist doch, ich meine geht das denn untereinander?“ Er lachte glucksend „ Zugegeben es ist sehr selten, da jeder auf seine, wie soll ich sagen, Vorräte angewiesen ist, aber in Zeiten besonderer Not und weil du es bist, bin ich gern bereit, mich von dir anknabbern zu lassen, vorausgesetzt, ich bekomme auch was dafür.“ „Und was willst du?“ Seine goldenen Augen glitten an mir herunter „Och da fällt mir eine Menge ein.“

Ich grinste jetzt auch, bis mir plötzlich was ganz anderes in den Sinn schoss und das Grinsen erstarb auf meinen Lippen „Was ist eigentlich mit Charly? Ich meine welchen Tag haben wir eigentlich und sind unsere Flitterwochen immer noch als Ausrede für unser Verschwinden tauglich?“ Edwards Blick glitt an mir vorbei an die Wand „Also um deine erste Frage zu beantworten heute ist Mittwoch und wir sind nicht mehr in den Flitterwochen, sondern auf der Intensivstation vom Johannson Hospital, weil wir uns der Eiersalat von unserem Hotel nicht gut bekommen ist.“ Mir fehlten die Worte, doch Edward redete munter weiter „Wir werden noch mindestens bis Sonntag dort bleiben müssen, aber Carlisle hält ihn über unseren Gesundheitszustand auf dem Laufenden.“ Ich war von dieser gut durchdachten Lüge wirklich beeindruckt nur ein Haken fiel mir dabei auf „ Aber was ist, wenn mich besuchen will?“ Edward grinste wieder „Das würde er bestimmt, wenn er Carlisle Urteil nicht so viel vertrauen schenken würde, der ihm versichert hat, das äußerste Ruhe, jetzt das beste ist was wir zwei brauchen.“ Ich zog anerkennend die Mundwinkel nach unten „Respekt!“

Damit verbrachten wir die nächsten Tage damit, mich immer mehr in mein neues Dasein einzugewöhnen. Dazu gehörte das ich langsam lernte meine neuen Fähigkeiten zu kontrollieren, was mir nicht immer gelang, außerdem brachte Alice, die wieder zur Schule fuhr mir die Aufgaben mit, damit ich trotz meiner schweren Lebensmittelvergiftung nichts verpasste, schließlich war es nicht mehr allzu weit bis zu den Abschlussprüfungen. Es war erstaunlich, wie viel man lernen konnte, wenn man keinerlei Erschöpfung oder Müdigkeit mehr verspürte. Ich hatte damit gerechnet, dass ich das Schlafen in irgendeiner Weise vermissen würde, doch man konnte anscheinend nichts vermissen, was man nicht brauchte. „Keine Angst du wirst dich schon wieder nach Schlaf sehnen, wenn du gezwungen wirst einige Stunden des Tages in finsterer Langeweile zu verbringen.“ Prophezeite mir Edward, als wir gemeinsam die Matheaufgaben durch gingen. Es war wirklich ein Vorteil, wenn man jemanden zur Seite hatte, der diesen Stoff schon duzende male durchgenommen hatte.

Emmett und Rosalie waren nach ihrer Rückkehr von der Jagt nach Frankreich gereist um sich einen Tapetenwechsel zu gönnen, wie Rosalie es nannte, wobei Emmett wohl lieber meiner Eingewöhnung beigewohnt hätte, doch er wagte es nicht ihr zu wiedersprechen. So waren wir also zu sechst.

Die Tage verflogen im nu und ich registrierte dabei zufrieden, dass die rote Farbe meiner Augen langsam wieder einem dunklen braun wich, wobei im Gegenzug das Rumoren meines Magens zunahm. Wir lauschten gerade Edwards fantastischem Klavierspiel, als Carlisle Handy klingelte. Die Musik verstarb, als er sich den Hörer ans Ohr hielt. „Oh hallo Mr. Swan, wie geht es ihnen?“ Mein Kopf schnellte zu ihm herum, während sich meine Schultern versteiften. Carlisle zwinkerte mir beruhigend zu „Ja ich habe positive Nachrichten, ihrer Tochter geht es gut und meinem Sohn übrigens auch.“ Esme kicherte hinter vorgehaltener Hand. „Ich bin gerade dabei sie abzuholen und dann fahre ich sie bei ihnen vorbei.“ Was? Ich wandte mich hektisch zu Edward um, der aber immer noch vollkommen ruhig am Klavier saß. Carlisle lächelte milde, während mein Vater weiter auf ihn einredete. „Ja, das stimmt, kein besonders guter Start in die Ehe, da gebe ich ihnen recht, aber wir hoffen das ihre Zukunft dafür um so besser verläuft.“ Jetzt war ich es der sich ein Lachen verbeißen musste. Trotzdem wurde mir bei dem Gedanken, meinem Vater gegenüber zu treten schlecht. Was würde ich für einen Eindruck auf ihn machen und was noch viel wichtiger war, was würde ich für ihn empfinden? Er was schließlich der erste Mensch, dem ich nach meiner Wiedergeburt begegnete. Diese Bedenken teilte ich Edward und Carlisle auch mit, als wir wenig später mit dem schwarzen Mercedes auf unsere Auffahrt fuhren. „Diese Fragen kann ich dir auch nicht beantworten, dass wird sich gleich zeigen, aber egal was gleich passiert wir sind hier.“ Versicherte mir Edward mit rauer dunkler Samtstimme „Wenn du meinst das dir die Situation entgleitet, dann sprichst du einfach mit mir, außerdem bleibe ich eh die Nacht über hier“

Charly öffnete uns schon die Tür als wir ausstiegen. Unter dem fahlen Licht der Veranda konnte ich ihn deutlich erkennen. Ich horchte angespannt in mich hinein, doch in mir blieb es still, so das ich erleichtert ausatmete. „Hallo Dad!“ In meinem aufkeimenden Enthusiasmus wollte ich schnell auf ihn zu gehen, zu schnell! Edward hielt mich an der Hüfte noch rechzeitig zurück, bevor ich zu Charly Verblüffung innerhalb weniger Sekunden vor ihm gestanden und ihn dabei wahrscheinlich noch umgeschmissen hätte. Er strahlte mich an, nachdem wir im normalen Tempo auf ihn zu kamen. Er roch ein wenig nach Rost, aber das Ekelgefühl hielt sich in Grenzen „ Na ihr zwei seht ja noch ein bisschen mitgenommen aus.“ Er reichte Carlisle die Hand, während er Edward mit einem Kopfnicken begrüßte. „Kommt rein, ich hab gerade Pizza kommen lassen.“ Mein Siegeslächeln verlor kurz an Breite, aber als kurz darauf im Wohnzimmer saßen und ich vorsichtig an einer Ecke kostete, konnte ich Edward nur zustimmen. Es war wie Erde essen. Charlys Blick ruhte auf mir. „Er ist völlig perplex, dass man nach einer Lebensmittelvergiftung so hinreißend aussehen kann.“ Tönte Edwards dunkle Stimme in mein Ohr. Carlisle unterdrückte ein Schmunzeln, bevor er Charlys Fragen bezüglich meines Gesundheitszustandes beantwortete und ich Edward in der gleichen Tonlage erwiderte „Ich finde, das ich gar nicht so anders aussehe.“ Er unterdrückte ein seufzen „Hast du eine Ahnung“ Ich starrte verlegen wieder auf meinen vollen Teller. „Wie viel können wir eigentlich an menschlicher Nahrung zu uns nehmen, bevor uns ich weiß nicht schlecht wird?“ Er runzelte kurz die Stirn, dann zuckte er mit den Achseln „keine Ahnung, dass habe ich ehrlich gesagt noch nicht ausprobiert.“

Die Pizza war nach einer halben Stunde annährend verzehrt ohne das einem von uns übel wurde. Charly war mit den Informationen über unsere Flitterwochen zufrieden, wobei es mich angeblich am schlimmsten erwischt hatte, darum fehlten mir einfach die Erinnerungen. „Ich nehme an, es war wie bei der Magen-Darmgeschichte vom letzten mal?“ fragte er mitleidig Ich nickte matt „Nur viel schlimmer.“ Das war nicht einmal gelogen. Carlisle und Edward erhoben sich plötzlich „So ich muss jetzt leider zum Aufbruch rufen, da ich in einer halben Stunde Dienstbeginn habe. Ich hoffe wir sehen uns bald und wünsche ihnen noch einen angenehmen Abend.“ Charly sprang ebenfalls rasch auf, doch er schien noch was auf dem Herzen zu haben „Ähm, da ist noch etwas worum ich sie bitten möchte Dr. Cullen,“ man sah ihm an das es ihm ein wenig peinlich war. „Ich befürchte, dass ich in den nächsten Wochen ein wenig unpässlich sein werde.“ Er lächelte mich entschuldigend an „ Drüben in La Push brauchen sie eine Verstärkung, weil ein Chief wegen Familienangelegenheiten längere Zeit wohl nicht im Dienst ist und ehrlich gesagt, finde ich es albern, wenn Isabella allein hier bleibt, ich meine wenn sie nichts dagegen haben könnte ihr Sohn ja in der Zeit hier mitwohnen, schließlich sind die zwei ja verheiratet oder?“

Hauptgewinn

„Was für eine glückliche Fügung des Schicksals“ lachte Edward, als er mit einem geschmeidigen Satz durch das offene Fenster meines Zimmers sprang, nach dem er und Carlisle offiziell gegangen waren. Ich hatte mich, auf Anraten von Carlisle, so erschöpft wie möglich von Charly für die Nacht verabschiedet. Ich schob es auf die angeblich sehr schwere Vergiftung, woran er keine Sekunde zweifelte. Vielleicht lag es auch an meiner neuen, überzeugenden Ausdrucksweise, die ich mit leichten Gewissensbissen an ihm ausprobiert hatte. „Was hätte ich eigentlich morgen machen sollen, wenn die Sonne rausgekommen wäre?“ fragte ich zweifelnd, denn für mich schien es noch einige Hindernisse bei diesem Versteckspiel zu geben, auch wenn Charly ab Morgen erst mal nicht mehr im Haus war. Mein Vampirmann grinste von einem Ohr zum anderen, „Dann hätte unser Krankenhausaufenthalt noch einen Tag länger gedauert, aber dank Alice.:“ Ich schlug mir erleuchtet vor die Stirn. „Deshalb eure Unbekümmertheit, ihr habt gewusst worum Charly euch heute Abend bittet.“ Sein freches Grinsen verwandelte sich zu einer herzerreißenden Mine der Zufriedenheit. „So ist es, ich dachte ich hebe es mir als Überraschung für dich auf. Ein bisschen Privatsphäre als Geschenk so zu sagen.“ Ich war trotzdem immer noch skeptisch „Und was ist mit der Schule morgen? Ich meine kann ich es schon riskieren mich unter so viele Menschen zu wagen ohne das die Gefahr besteht, dass ich eventuell doch Amok laufe?“ Es war wirklich ein wenig beängstigend, wenn man sich selbst als tickende Zeitbombe betrachten musste. Er zog die Stirn kraus „Mmh, du hast recht wir sollten zur Sicherheit unserer Mitschüler noch ein paar Vorkehrungen treffen.“ In seinen immer dunkler werdenden Augen trat plötzlich ein hungriger Glanz. So hatte er mich nicht mal zu meinen Lebzeiten angesehen, da war ich mir sicher. Ich wusste nicht genau, was in seinem Kopf vor sich ging, aber ich ahnte instinktiv worauf er hinauswollte und das reizte mich. Doch ich wollte dem Trieb in mir nicht so schnell nachgeben und mich in Selbstbeherrschung üben, also tat ich so, als wäre ich mehr am Inhalt meines Kleiderschranks interessiert. Edwards angespannte, wunderschöne Mine sah mir abschätzend dabei zu. „Was hast du denn jetzt vor?“ fragte er rau. Die Ungeduld war in jedem Wort zu hören. Ich drehte mich mit Unschuldsaugen zu ihm um „Na was schon, ich muss mich doch fürs Bett fertig machen, schließlich soll doch alles so wirken wie gehabt, so lange Charly noch hier ist.“ Damit griff ich nach meinem Schlafanzug und verschwand für ein paar Minuten im Bad, wo ich mir aus alter Gewohnheit und nur um ihn noch ein bisschen mehr zu ärgern, die Zähne putzte. Danach betrachtete ich die weißstrahlenden Reihen, die jeden Dentisten sicherlich in vollkommene Verzückung versetzt hätten. Bei meiner Rückkehr musste ich fest stellen, dass Edward härtere Geschütze auffuhr. Er lümmelte sich bereits unter die Decke, während sein Hemd als loser Haufen vor dem Schaukelstuhl lag. Meine Selbstbeherrschung bröckelte bedenklich, als ein Stück seiner herrlichen weißen muskulösen Brust unter dem dünnen Stoffdecke hervorblitzte. Ich biss knirschen die Zähne aufeinander, was bei ihm ein triumphierendes Lächeln erzeugte, wobei seine Augen mittlerweile auch pechschwarz funkelten „Das ist nicht fair!“ flüsterte ich gequält. Seine Stimme war eine einzige Verführung „Ich will dich nur davon abhalten Fehler zum machen.“ Ich schaffte es tatsächlich mich noch ein wenig zusammen zu reißen, selbst erstaunt über meine Wiederstandskraft ihm gegenüber „Wie selbstlos von dir“ spottete ich und verhaarte weiterhin regungslos an der Tür, doch dann stand er plötzlich vor mir und presste mich an das harte Holz. Seine schneeweißen Arme stützen sich rechts und links von mir ab, so das ich ihm nicht ausweichen konnte. Ich schnappte hilflos nach Luft, denn sein Geruch war so nahe einfach zu mächtig. In meiner Brust begann es zu hämmern, aber es war nicht mein aufgeregtes Herz, sondern das wütende Tier. Es wollte raus und zwar sofort! Meine Hände begannen zu zittern als ich versuchte mich am Rahmen fest zu klammern. Das Holz unter meinen Fingern splitterte. Edward genoss seine verhängnisvolle Wirkung in vollen Zügen. Er schmiegte jetzt seine Lippen an meine Wange, an mein Kinn, an meinen Hals. „Mein tiefster Respekt vor deiner Willenskraft, aber ich kann genau so gemein sein wie du“ hauchte er mir betörend ins Ohr und ich konnte mit nichts anderem, als mit einem bösen Knurren antworten. Das Gift schoss in meine Zähne, die in meinem Mund immer länger und spitzer wurden, bis Edward mich endlich erlöste und mich auf seinen Arm riss. Ich klammerte mich wie eine Ertrinkende an ihm fest. Meine Beine schlangen sich um seine Hüfte, als ich, wie von einem unsichtbaren Magneten angezogen über seine Brust nach oben zu seinem Hals glitt. Dabei schmeckten meine Lippen seine Haut, was meinen Verstand vollkommen einäscherte bis meine Zähne, die Kuhle an seiner Kehle fanden. Es war, als ob jemand Anderes meinen Körper übernahm, meine Kiefer öffneten sich und fast zeitgleich stießen die Eckzähne durch das sonst steinharte Fleisch.

Es war einfach göttlich! Dieser Geschmack, der alles einnahm und mich vollkommen machte, bis Edward mich von sich weg riss. Ich knurrte wieder, doch ein Blick in sein aschgraues Gesicht reichte um mich zu beruhigen. Er sah aus, als hätte man ihn böse verprügelt, so weit reichten die schon schwarz schimmernden Ringe über seine Wangen, aber er lächelte dennoch matt „Ich befürchte ich muss dich jetzt sofort für eine Weile alleine lassen, ansonsten laufe ich Gefahr einen bösen Fehler zu begehen.“ Ich dachte an Charly, der am Ende des Flur nichts ahnend schlief. Ich wollte noch was sagen, doch Edward war schon verschwunden.
 

Er blieb den Rest der Nacht verschollen, wobei ich spüren konnte, dass er nicht weit weg war. Ich nutzte die Zeit um mich und mein Zimmer zu ordnen und Renée eine ausführliche Mail zu schreiben, dich ich aber wohlweißlich erst morgen Nachmittag abschicken würde. Ich sortierte gerade meine Bücher nach dem Alphabet, als die Dämmerung einsetze und ich Charly rumoren hörte. Schnell huschte ins Bett. Ich hörte wie er die Beine aus dem Bett schwang und leise gähnend ins Bad tapste. Die Dusche fing an zu rauschen und ich gestattete mir endlich darüber nach zu denken, wie es sein würde, wenn ich nicht mehr hier her kommen konnte. Es traf mich schmerzvoller als ich es wollte. In acht Wochen war die High School vorbei und ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, ob das College noch eine realistische Zukunftsaussicht war, denn eine Sache war immer noch ein Problem. Wenn Charly heute nach La Push fuhr, würde es nicht sehr lange dauern, bis die Wölfe erfahren würden, dass wir wieder hier waren. Meine Augen betrachteten den grauen Himmel. Vielleicht war es das klügste auf meinen Schulabschluss vorerst zu verzichten. Ich hatte doch genügend Zeit ihn nach zu holen. Die Treppe knarrte laut, als Charly nach unten in die Küche lief. Seufzend sprang ich aus dem Bett und versuchte meinen alten Tagesablauf zu imitieren. Duschen und Zähneputzen kein Problem, aber die Klospülung hätte ich beinahe vergessen. Am Frühstückstisch füllte ich mir die Schüssel nur halb mit Kornflaks, zu viel Erde musste auch nicht sein. Charlys freundlich grinsendes Gesicht gab mir das Gefühl gut in meiner Rolle als ich selbst zu sein, trotzdem schien er bei meinem Anblick seine Rühreier zu vergessen. Ich blieb sicherheitshalber an der Spüle stehen. Der Rostgeruch war kaum wahrnehmbar, Edward hatte ganze Arbeit geleistet, aber ich wollte dennoch nichts riskieren. „Und hast du schon alles für La Push gepackt?“ versuchte ich ihn abzulenken und er nickte rasch, als hätte ich ihn aus einem Tagtraum gerissen, dann sah er auf die Uhr. „Ich bin schon fast zu spät dran, aber ich wollte noch ein paar Dinge mit dir klären.“ Ich hörte auf zu kauen und sah ihn an, was ihn anscheinend wieder aus der Fassung brachte, also senkte ich den Blick in die matschigen Flakes. „Äh, was wollte ich sagen? Ach ja, also ich habe den Nachbarn Bescheid gesagt, nicht das die anfangen irgendwie komisch zu reden, obwohl dazu ja kein Grund besteht.“ Er lachte gequält, „aber du weißt ja, das ist eine Kleinstadt und die Leute lieben Gerede.“ Ich nickte „Klar Dad, wir benehmen uns“ Wieder lachte er „Oh davon bin ich überzeugt.“ Er stand auf und räumte das Geschirr in die Spüle. Sein Arm streifte meinen Ellenbogen und er zuckte kurz zusammen, als hätte ich ihm einen Schlag versetzt. Er wirkte erschrocken als er mich daraufhin ansah. Ich lächelte verschmitzt und steckte mir wieder einen Löffel in den Mund „ Polyester“ nuschelte ich entschuldigend und deutete auf meinen blauen Pullover „Das lädt sich gern mal auf“ „Verstehe“ murmelte er und verließ plötzlich hastig die Küche. „Ich muss los“ rief er noch eilig über die Schulter, dann hörte ich wie die Tür zu flog.

Kurz darauf klopfte es und Edward zwinkerte mir vergnügt entgegen. Er sah wieder anehrend normal aus, obwohl die Ringe immer noch violett waren. Ich gab ihm einen innigen Kuss auf seine köstlichen Lippen. „Das scheint ja eine harte Jagt gewesen zu sein.“ Konnte ich mir nicht verkneifen. Er lächelte entschuldigend, während wir zu seinem Volvo gingen. „Ich musste nehmen was ich in dieser Gegend kriegen konnte und dank deines Hungers, war meiner auch nicht mit einer Mahlzeit zu Frieden.“ Es war trotz alledem komisch, ihn jetzt so offen über die blutigen Ernährungsgewohnheiten sprechen zu hören. Wir stiegen ein und er schaltete das Radio an. „Außerdem musste ich ja auch noch den Wagen holen und mich umziehen“ Ich kicherte verstohlen „Wohl eher anziehen,“ denn sein Hemd lag immer noch in meinem Zimmer. Er verzichtete darauf etwas zu erwidern. „Wie ging es dir mit Charly?“ fragte er statt dessen und ich musterte für einen Augenblick das Leder am Armaturenbrett. „Besser als ich gedacht habe, der Geruch war auch kaum wahrnehmbar.“ Er machte ein zufriedenes Gesicht „Nur, ich glaube, ich habe ihm zum Schluss ein wenig Angst gemacht.“ Fügte ich vorsichtig hinzu. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie er verkniffen die Lippen spitzte. „Du jagst ihm Angst ein“ sagte er endlich nach einer langen Pause in der wir stumm weiter gefahren waren. „Aber warum?“ ich war erbost. „Ich meine ich habe mich ganz normal verhalten, kein Zähnefletschen, Fauchen oder Knurren und ich bin auch nicht wie ein Düsenjet durchs Zimmer geschossen.“ Seine Mundwinkel zuckten kurz, dann waren sie wieder ein ernster Strich „ Es ist ihr natürlicher Instinkt Bella! Ihr Selbsterhaltungstrieb der sie vor uns schützt.“ Sein Blick glitt in die Ferne „ Dabei ist es egal ob er dein Vater ist oder nicht und ich muss dich warnen, es wird schlimmer, je mehr Zeit verstreicht.“ Ich schluckte benommen und fürchtete mich insgeheim vor der nächsten Frage „Heißt das, dass ich irgendwann nicht mehr zu ihnen gehen kann?“ Meine Stimme bebte. Wieder ließ Edward sich mit der Antwort Zeit „Ich sagte dir doch, es wird eine Menge schmerzhafter Abschiede geben.“ Flüsterte seine Samtstimme traurig und in meinen Augen brannten unsichtbare Tränen.
 

Auf dem halbvollen Parkplatz fiel mir der schwarze Mercedes von Carlisle ins Auge „Warum sind Alice und Jasper nicht mit dir gefahren?“ Ich hatte die beiden komplett vergessen. Edward lächelte wieder „ Ich habe ihnen gesagt, dass ich nach der Schule sofort mit zu dir fahre.“ Er deutete mit der Schulter auf den Kofferraum „Ich habe auch gleich an alles gedacht und ein paar Sachen mitgenommen um mich bei euch Häuslich niederzulassen.“ Ich war ihm im Stillen dankbar, dass er Charlys Haus noch als mein Heim betrachtete. Ich grinste ihn an „ wie hast du nur den Flügel da rein gekriegt?“ Er grinste zurück, erleichtert über meinen Stimmungswechsel. Dann hörten wir Alice hellen Sopran „ Hey ihr zwei, wollt ihr den Vormittag auf dem Parkplatz verbringen?“ Wir wandten gleichzeitig die Köpfe in Richtung Cafeteria, vor der Jasper grüßend den Arm hob. Edward nahm mich zärtlich bei der Hand „ Na dann lass uns mal schauen, was Newton zu deinem neuen Äußeren sagt.“
 

Für Edward war es wohl der lustigste Schultag seines Lebens. Ich hatte das Gefühl ihn pausenlos in sich hineinlachen zu hören, während ich die Stunden über von einer Schar liebesbedürftiger Hunde umgeben zu sein schien. Den Anfang machte tatsächlich Mike, der kaum hatte er mich gesehen, zu einer Salzsäule mit offenden Mund erstarrt war. Nach dem er dann seine Fähigkeit zum Sprechen wieder erlangt hatte, konnte ich mich vor Komplimenten nicht mehr retten. „Also wirklich Bella, ich habe keine Ahnung was sie in diesem Krankenhaus mit dir gemacht haben, aber ich finde du hast noch nie besser ausgesehen.“ Ich sah ihn skeptisch an „Soll das heißen das ich vorher eine Vogelscheuche war?“ Er wurde knallrot, was ich befriedigend zur Kenntnis nahm „Äh nein, nein“ stammelte er hilflos „ Du warst schon vorher umwerfend“ Seine Ehrlichkeit machte ihn selber fertig und er wurde fast lila. Wenigstens hielten sich Jess und die anderen Mädchen zurück und auch die anderen Jungs waren nicht so offenherzig wie Mike, aber nachdem Tyler in der Mittagspause fast ungebremst mit seinem Essenstablett in die Mülleimer gefallen wäre, nur weil ich ihn netterweise beim raus gehen gegrüßt hatte, war ich von meiner Wirkung nicht mehr so begeistert.

Jasper und Edward schütteten sich hemmungslos vor Lachen aus, als wir am Ende des Schultages auf dem Weg zum Parkplatz waren. „Oh man war das herrlich!“ Jasper schlang seinen langen Arm um meine Schulter und drückt mich überschwänglich an sich „Danke Bella für diesen endlich mal amüsanten Vormittag.“ Er lachte immer noch, während Alice und ich uns verhaltene Blicke zuwarfen. „Ich kann das irgendwie nicht so komisch finden.“ Maulte ich „Ich komme mir vor wie ein heißbegehrter Hauptgewinn“ Edward entzog mich missbilligend Jaspers Arm, trotzdem blitzte in seinen Augen immer noch der Schalk. „Das bist du doch auch, jedenfalls für mich und sei übrigens froh, dass du keine Gedanken lesen kannst Liebes. Wenn ich mir nicht ab uns zu vor Augen geführt hätte, dass die armen Kerle gar nichts dafür können, hätte ich einigen wohl eine blutige Nase verpassen müssen.“ Ich wollte nicht aber meine Mundwinkel bogen sich nach oben.

Alice die immer noch neben mir lief, griff sich kurz an die Stirn, dann sah sie auf. „Wir bekommen bald Besuch“

Anspannung

„Wer kommt denn nun zu Besuch?“ fragte ich neugierig. Wir hielten noch mal kurz beim Supermarkt um den Nachbarn und auch Charly das Gefühl zu geben, das wir uns nicht alleine von Luft und Liebe ernährten. Wir beschränkten uns dabei aber auf Konserven und Tiefkühlkost, da mir die Verschwendung von Nahrungsmitteln doch ein wenig gegen den Strich ging. Ich hatte zu erst befürchtet das der Besuch aus La Push kam, doch Edward strahlte, als er Alice Gedanken las. „Schön, ich wette sie sind neugierig.“ Alice Mine war danach auch ein Ausdruck der Freude. „Bestimmt, obwohl Carlisle Deal bestimmt schon viel erzählt hat.“ Jasper schien bei dem Namen auch endlich zu wissen worum es ging und er klatschte übermütig in die Hände. „Cool sie kommen tatsächlich? Sehr gut, dann ist Aslamm bestimmt auch mit von der Partie.“

Nur ich war noch völlig ahnungslos. Edward lud eine Palette Hungry man in den Einkaufwagen „Es sind unsere alten Freunde aus Alaska“ In meinem Gehirn klingelte es „Die, wo du hin bist, als du versucht hast mir zu entkommen?“ Er bedachte mich mit einem durchdringenden Blick „Ja und wie Alice bestimmt richtig vermutet, sind sie über den Ausgang der Geschichte schon im Bilde.“

Wir quetschten die Tüten, so gut es ging, in den schon mehr als vollen Kofferraum. Edward hatte, was die Masse an Gepäck anging, anscheinend wirklich vor einzuziehen, aber die Neugierde der Nachbarn war nach unserem Ausladen bestimmt mehr als befriedigt, wobei wir uns ehrlich zusammen reißen mussten nicht übermenschliche Mengen aufzuladen, nur um nicht noch einen Gang mehr zu machen zu müssen. Einer der Koffer gehörte dann tatsächlich doch noch mir. Es war mein vermeintliches Honeymoongepäck, das wir gestern glatt vergessen hatten. Beim Auspacken fand ich das blaue Samtsäckchen mit dem Captaminus wieder. Ich ließ den schimmernden Skarabäus in meine weiße Hand gleiten, wo er bei dem Kontrast noch stärker zu funkeln schien. Ich war mir sicher das er seine Aufgabe erfüllt hatte, vielleicht ein bisschen zu gut. Edward fluchte aufgebracht im Keller vor sich hin. „Himmel, sag mal haben du und Charly nur von Fisch gelebt?“ schnaufte er, als er die Treppe hoch kam. Ich lachte hell „Die Truhe muss jetzt aus allen Nähten platzen.“ Edward zog die Augenbrauen hoch „Also, ich würde die oberste Schublade nur ganz vorsichtig öffnen, die steht jetzt böse auf Spannung.“ Wir zogen uns auf die Couch im Wohnzimmer zurück, wo wir uns den Hausaufgaben widmeten. Mitten im Geschichtsaufsatz fiel mir noch eine Frage ein. „Warum hatten die Jungs heute eigentlich keine Angst vor mir?“ Edward sah mich ein paar Sekunden lang sprachlos an. Anscheinend hatte ich ihn gerade vollkommen überrascht, dann schmunzelte er „Das lag vielleicht daran, dass sie dich als Mensch schon kannten und attraktiv fanden,“ fügte er hinzu „aber keine Sorge, dass wird sich auch bald ändern.“ Ich schlug betreten die Augen nieder. Edward bemerkte sofort was seine Worte bei mir bewirkt hatten und beugte sich vor um tröstend meine Wange zu streicheln, bis ich ihn wieder anlächelte. „Hauptsache ist, das du nicht anfängst dich vor mir zu fürchten.“ Sagte ich verlegen über meine Betroffenheit. „Wie könnte ich, ich liebe doch alles an dir, auch das böse Tier“ reimte er zuckersüß und küsste mich.

Am späten Nachmittag waren wir dann mit allen Aufgaben fertig und es gab nur noch die Wäsche, die erledigt werden wollte. Während Edward und ich in vertrauter Harmonie Socken zusammen legten, klingelte plötzlich das Telefon „Wenn jetzt noch zwei Kinder vorbei flitzen würden, wäre das Familienbild perfekt.“ Brummte er noch, bevor ich im Flur verschwand und den Hörer abnahm. Es war Charly, der über meinen Lachanfall ein wenig verwundert war. „Hallo Bells, ich wollt nur hören wie es euch geht.“ Ich versuchte mich so gut es ging zusammen zu reißen, denn diesen Witz konnte ich ihm nicht erzählen, sonst wäre es ihm glatt zu zutrauen, dass er sich ins Auto schmiss um nach Hause zu kommen um das Schlimmste zu verhindern. „Alles super Dad, wir bereiten gerade die Party für die fünfhundert Grufties vor, die heute Abend hier einfallen wollen.“ Hinter mir im Wohnzimmer hörte ich Edward kichernd den Fernseher anmachen. Charly wusste nicht so genau, ob er das lustig finden sollte. „Na gut sag ihnen aber bitte, dass sie sich die klebrige Friedhoferde von den Stiefeln abklopfen sollen, bevor sie ins Haus gehen.“ Antwortete er dann doch noch trocken. „Mach ich, wie geht’s im Job?“ „Kann nicht klagen, die Arbeit hält sich im Reservat in Grenzen, dafür hat es bei uns ein paar Wildunfälle gegeben.“ Ich runzelte alarmiert die Stirn „Tatsächlich?“ „Ja, Jack hat mich angerufen, eine Gruppe Rehe, sind wahrscheinlich vor einen Truck gelaufen und dann versprengt im Wald verblutet nichts besonderes.“ Versicherte er rasch, anscheinend glaubte er, dass mich die Geschichte schockierte, was allerdings nicht der Fall war, es war etwas anderes. Unter meiner Haut begann es zu kribbeln. Ich wandte den Kopf und blickte ins Wohnzimmer. Edwards bronzefarbener Hinterkopf schimmerte im flackernden Licht der Nachrichten. „Na dann kannst du ja relaxen.“ Brachte ich endlich heraus. Es klang zu meiner eigenen Überraschung so emotionslos wie ich wollte. Jetzt lachte er „Das mache ich, wollt gleich zu Billy und Jacob raus fahren und ein bisschen Football schauen.“ In mir krampfte sich etwas zusammen „Gut mach das, bis dann“ sagte ich schnell, ich wollte auflegen. „Ich meld mich wieder“ Es klang fast wie eine Warnung. Langsam ging ich zurück zur Couch. Edward hatte die Socken bereits wie kleine Soldaten in Reihe gebracht und auch der Rest der Klamotten lag perfekt gefaltet aufeinander im Wäschekorb. „Vielen dank hauchte ich ihm ins Ohr und ließ mich dann hinter ihn gleiten um ihm die Schultern zu massieren. „Keine Ursache“ seufzte er wohlig und ließ seinen Kopf entspannt hin und her kreisen. Ich genoss den Anblick seiner spielenden Muskeln, die sich unter seiner Haut abzeichneten, dann sah ich ein Rudel verschreckter Rehe vor meinen Augen, die mit geblähten Nüstern durch den nächtlichen Wald rasten. Meine Haut kribbelte erneut, während meine Finger nach vorn zu seiner Brust glitten. Er atmete tief ein. Die schlanken Beine wirbelten über den Boden, während ihre pulsierenden Hälse gestreckt nach vorne schossen. Mein Atmen wurde wie der von Edward immer schneller, als mein Gesicht auf seinem Nacken verhaarte um ihn mit den Lippen zu erforschen. Die riesigen schwarzen Augen des ersten Rehs rissen sich in meinem Kopf panisch auf, als der weiße Löwe sich plötzlich von der Seite auf sie stürzte und sich in seine verdrehte Kehle verbiss. Meine Zunge schnellte über Edwards Hals. Dunkles Blut spritzte über die aufgewühlte, dampfende Erde, als der sterbende Körper wild zwischen seinen angespannten Händen zuckte . Edward riss mich knurrend über seine Schulter und fing mich mit den Armen auf. Dieses mal ließ ich mir Zeit die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen, bevor ich es ihm von den Schultern zog. Seine Hände liebkosten mein Gesicht, während er mich dabei gierig küsste, bis er mir mein Shirt mit einem Ruck vom Körper riss.
 

Der Morgen graute, als wir beschlossen das Chaos im Wohnzimmer aufzuräumen. Für die Decke und die Kissen war es so wie so mal Zeit gewesen gewaschen zu werden und in der Zeit, wo die Maschine lief, marschierte ich in die Dusche. Edward hatte mich zwar kopfschütteln ausgelacht und gemeint, dass das auch zu den Dingen gehörte, die nicht mehr nötig waren, aber ich wollte nicht gleich auf alles menschliche verzichten, außerdem musste ja auch ein bisschen der Schein gewahrt werden. Unter dem warmen Wasserstrahl fiel mir dann Charlys gestriges Vorhaben wieder ein. Meine Gedärme begannen erneut zu rebellieren, als ich mir die drei in Billys Wohnzimmer vorstellte und Charly sagen hörte „Oh sie sieht vielleicht ein bisschen blass aus und ich bekomme Angst vor ihr, aber ansonsten.“ Ich beeilte mich plötzlich aus der Dusche zu kommen. Ich musste es Edward sofort erzählen, das hätte ich gestern schon tun sollen. Als ich mit nassen Haaren die Treppe runter lief klingelte erneut das Telefon. Ruckartig blieb ich stehen nur um den schrillenden Apparat für ein paar Sekunden erschrocken anzustarren, dann gab ich mir selbst einen Schups. Es war bestimmt nur wieder Charly, der überprüfen wollte, ob die Grufties schon wieder weg waren. Doch es war nicht mein Vater, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. „Hallo Bella“ Meine Finger verkrampften sich um den Hörer. Ich musste meine gesamte Beherrschung aktivieren um einigermaßen normal zu klingen. „Hi Billy“ antworte ich langsam. Edwards alarmiertes Gesicht tauchte aus der Küche vor mir auf. Ich starrte ihn ängstlich an. Billys Stimme hingegen klang merkwürdig kühl und auf eine gewisse Art lauernd, so als wartete er darauf, dass ich einen Fehler machte. „Ich wollte mich nur mal erkundigen wie es dir geht. Charly war gestern Abend hier und hat uns von deiner verpatzten Hochzeitsreise erzählt.“ Ich runzelte irritiert die Stirn. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, währen Billys Worte als vollkommen aufrichtig durch gegangen, aber ich konnte es nicht glauben, dass Jacob ihm nichts von der Verfolgungsjagd erzählt und er somit nicht längst wusste, dass es diese Hochzeitsreise, so wie Charly sie kannte, nie gegeben hatte. Edward schien dem unverfänglichen Ton auch nicht zu trauen, seine goldenen Augen funkelten wachsam. Ich beschloss dennoch auf Billys Plauderei einzugehen, ich hatte eh keine Wahl. „Ja war ein ganz schöner Hammer, dieser verdorbene Eiersalat.“ Billy war immer noch nichts anzumerken. „ So eine Vergiftung kann ganz schön gefährlich sein.“ Hörte ich ihn wieder. In meinen Ohren betonte er das Wort Gift zu deutlich „manchmal so gar tödlich.“ Edward zischte leise und verengte die Augen. Ich hob beruhigend die freie Hand, obwohl ich selber anfing angespannt mit den Zähnen zu knirschen. „Tja, was soll ich sagen Billy, da habe ich einfach noch mal Glück gehabt, ansonsten könnte ich ja nicht mit dir plaudern. Ich muss dich aber jetzt leider abhängen, weil die Schule ruft, also bis dann und grüß Jake bitte von mir.“ „Bella!“ plötzlich knackte es in der Leitung und ich hörte Jacob schreien. „Bella!“ fast hätte ich den Hörer von mir weggeschleudert. Vor mir fletschte Edward wütend die Zähne, Gott sein dank raschelte es gerade so laut in der Muschel. Allen Anschein nach kämpften Billy und sein aufgebrachter Sohn um das Telefon. „Bella! Was ist passiert! Was hat er mit dir gemacht!“ Meine Stimme drohte in eine verräterische Höhe abzudriften, als ich ihn zu beruhigen versuchte „Jake hör zu es ist alles in Ordnung!“ Doch das schien alles nur noch schlimmer zu machen. Edwards hatte sich mittlerweile einigermaßen wieder im Griff aber Jacob knurrte jetzt wie in wildes Tier „Hat der dich gebissen? Antworte mir, hat dieser verdammte scheiß Blutsauger dir das tatsächlich angetan?“ In meinem Kopf wirbelten die Gefühle durcheinander, vor mir Edwards argwöhnische Mine und in meinem dröhnenden Ohr Jakes verzweifeltes Schluchzen. „Ich ähm, es ist alles gut Jacob, alles ist gut, so wie es ist. Mach dir bitte keine Sorgen um mich. Mir geht es gut.“ Das Schluchzen hörte nicht auf „ Belllllaaaa!“ dann war die Leitung tot.
 

„Wir werden das heute Nachmittag alle zusammen besprechen.“ Sagte Edward tonlos, als wir zur Sporthalle marschierten. Ich seufzte ergeben. Nach dem verhängnisvollen Telefongespräch und auf dem anschließenden Weg zur Schule, hatten wir hin und her überlegt, was wir machen sollten. „Wäre es nicht das Beste einfach zu verschwinden?“ War mein erster Vorschlag gewesen, den Edward jedoch kopfschüttelnd ablehnte. „Aber anscheinend wissen die Blackes jetzt was los ist und ich wette sie sind schon auf dem Weg hier her!“ Ich konnte seine bockige Haltung einfach nicht verstehen. Anscheinend wollte er die Wölfe geradezu herausfordern und damit erinnerte er mich sehr stark an Emmett. Unsere Wege trennten sich kurz an den Umkleidekabinen. Ich schlüpfte, so schnell wie ich vor den Augen der anderen konnte, in meine Sporthosen, immer darauf bedacht, dass keiner genug Gelegenheit dazu hatte, meine scheinbar neu entwickelten Formen zu entdecken. Diese hatten mich schon bei meiner ersten Begegnung mit mir selbst im Spiegel nach der Verwandlung in Staunen versetzt. Jess und die anderen waren sowieso schon von meiner verbesserten Motorik überrascht, wobei ich das auch unheimlich fand. Es war mir erst relativ spät aufgefallen, dass ich seit der Verwandlung noch nicht einmal mit meinem Gleichgewicht hatte kämpfen müssen. Ich war zwar immer noch weit von Alice Eleganz entfernt, aber im Gegensatz zu früher schien ich meine Beine jetzt anders zu gebrauchen. „Machst du seit neustem Ausdruckstanz oder so was?“ fragte Susanne Milton, die Leiterin der Cheerleader Gruppe unseres eher bescheiden spielenden Footballteams, die mich sonst keines Blickes gewürdigt hatte. Meine Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. „Spuren verwischen“ hallte Edwards Stimme in meinem Kopf. Es war einer der ersten Regeln, die mir die Cullens mit auf den Weg gegeben hatten. „Oh, nein nur ein bisschen Gymnastik um mich endlich ein bisschen in Form zu bringen, sonst nichts.“ Sagte ich so überzeugend wie nur möglich und Susanne gab sich mit einem eingeschüchterten Grinsen zu Frieden. Ich verließ den Raum und betrat die Halle. Edward lehnte mit entrücktem Blick an der Wand neben den Bänken und ich brauchte nicht sein Talent um zu erkennen, worüber er nachdachte. Ich schlenderte betont lässig zu ihm herüber, wobei ich Mikes und Tylers heftiges Ausatmen beim vorübergehen einfach versuchte zu überhören. Auf Edwards perfektem Gesicht begann sich Heiterkeit auszubreiten. Dafür setzte ich jetzt eine grimmige Mine auf. „Sag nichts“ sagt ich so schnell das nur er mich verstehen konnte. Er grinste trotzdem unverschämt weiter, bis ich vor ihm stand „Ich befürchte langsam wirst du wirklich ein bisschen zu auffällig Liebes“ Er sprach genau so schnell wie ich „ vor allem, wenn wir wirklich heute das machen, was Mr. Pauls im Kopf hat.“ Ich sah alarmiert zu unserem Sportlehrer hinüber, der mit entschlossenen Schritten einen holprigen Wagen vor sich her in die Mitte der Halle schob. „Was ist da drin?“ „ Medizinbälle“ antworte Edward belustigt. Ich stöhnte. Bälle und dann auch noch diese verflucht schweren Dinger, die mir beim Versuch sie zu fangen, immer aus den Fingern glitten, aber das Schlimmste kam noch. Mr. Paul hatte die Kiste bereits geöffnet und begonnen die Bälle zu verteilen „So wenn ihr euch ein bisschen ausgetobt habt, spielen wir zur Belohnung noch eine Runde Völkerball“ Super! Edward und ich hatten keine Probleme bei den Übungen, die wir mit dem Ball machen sollten, unter uns zu bleiben. Zu Anfang sollten wir ihn uns nur locker aus einigen Metern Abstand zu werfen. Edward fing an und wie in Zeitlupe landete der lederne Ball in meinen ausgestreckten Armen. Ich betrachtete ihn staunend. Er war federleicht, wie ein Luftballon. Als ich wieder hochblickte sah mich Edward mit gespannter Mine an. Seine honigfarbenen Augen bedeuteten mir vorsichtig zu sein und ich konzentriertem mich. Er ging leicht in die Knie, gespannt auf meinen Wurf, der wenn ich nicht aufpasste leicht jemanden den Kopf abreißen konnte. Ich fixierte ihn und dann warf ich so leicht ich konnte. Trotzdem krachte der Ball mit einem tiefen Laut gegen Edwards knallharten Bauch. Mr. Paul und ein paar Schüler drehten sich mit fragenden Gesichtern um, doch wir taten so, als wüssten wir nicht worum es ging. Ich hörte Edwards samtige raue Stimme, „ein bisschen weniger, muss schon noch drin sein.“ Er kämpfte mit einem Lachen, obwohl er ernst aussehen wollte. Wir probierten es noch eine Weile, in der ich nach Absprache mit Edward den Ball auch mal absichtlich auf den Boden aufschlagen ließ und mit einem von mir gewohnten Stolperer, bei dem ich so tat, als ob ich mir dabei böse den Fuß verstaucht hätte, konnten ich auch dem Völkerball entkommen. Dazu fühlte ich mich noch nicht bereit. Ich fand es einfach erstaunlich, dass Edward seinen Körper und seine Kraft so gut unter Kontrolle hatte um die anderen nicht in Grund und Boden zu laufen. Ich musste grinsen, als er an mir vorbei flitzte und ihn dabei mit sich selbst im Wald verglich. Zwei absolut verschiedene Welten.

Blutiger Glanz

Wir fuhren direkt von der Schule aus zur weißen Villa, die unter dem dunkel grünen Dach der Zedern auf uns zu warten schien. Es stand allerdings kein Auto oder sonst ein Transportmittel auf der Einfahrt. „Wann wollte der Besuch denn kommen?“ Edwards Antwort überraschte mich „Sie sind schon da“ Wir stellten den Volvo in die Garage, wo ich vier fremde Motorräder entdeckte. Die schwarzen chinesischen Schriftzeichen auf der glänzenden Verkleidungen blitzten selbst im Halbdunkel der Neonbeleuchtung. Ich hob anerkennend eine Augenbraue, sagte aber nichts, bis wir im geräumigen Untergeschoss standen, in dem uns die anderen bereits freudig entgegen strahlten. Neben Carlisle standen vier neue Gesichter, deren bleiche Haut allerdings unverkennbar waren. Den Anfang machte ein älterer Mann mit einem rauschenden Vollbart, dessen silbernes Grau an das samtige Fell einer Katze erinnerte. Seine Züge waren freundlich und rund, wie die von Esme und sein drahtiger Körper steckte in einem marineblauen Anzug mit passender Weste. Hinter ihm und ihn um mindestens drei Köpfe überragend lächelte mir ein hübscher Jüngling mit schulterlangen dunkelbraunen Haaren entgegen. Seine Züge waren extrem hager, was vor allem an seinen hervorstechenden Wangenknochen lag. Diese Wangenknochen hatte auch die zierliche Frau neben ihm, deren ebenfalls dunkelbraunen Haare allerdings bis zu ihren schmalen Hüften reichten. Ihre Ähnlichkeit war so auffällig, dass sie nur Geschwister sein konnten. Aber die Herausragenste unter ihnen war die rotblondgelockte Lady. Einen anderen Ausdruck konnte man für diese Dame nicht verwenden, denn alles an ihr strahlte eine ungemeine Eleganz und Erhabenheit aus, die mich an einen alten Filmstar erinnerte. Es gab allerdings eine Sache, die sie alle gemeinsam hatte und was mich abermals in Erstaunen versetzte. Die Farbe ihrer Augen, sie waren jadegrün. Carlisle und Edward nahmen mich in ihre Mitte und bevor ich auch nur verlegen werden konnte, stellte er mich vor „Deal darf ich dir und deinen Lieben unser bezauberndes neues Familienmitglied und Edwards Frau vorstellen? Isabella“

Das Lächeln des Bärtigen wurde noch breiter, als er mir die Hand gab. „Ich bin sehr erfreut dich endlich kennen zu lernen.“ „Und wir erst“ unterbrach ihn der Junge, der so alt wie Jasper zu sein schien. Er grinste Edward mit seinen blenden weißen Zähnen unverhalten an „Ehrlich gesagt bin ich auf dem Weg hier her fast geplatzt vor Neugierde“ Seine vermeintliche Schwester rollte mit den Augen „Aslamm!“ Wir lachten bei dem zerknirschten Gesicht, das er jetzt machte. Sie streckte mir ihre Hand entgegen „Hallo Isabella ich bin Cerina verzeih dem Trampel der sich mein Bruder schimpft seine Unaufrichtigkeit.“ Ich erwiderte ihr liebevolles Lächeln. „Kein Problem“ Dann war die Lady an der Reihe, ich erstarrte was vor Ehrfurcht, als sie auf mich zutrat. Ihre grünen Augen schienen mich zu durchleuchten, aber nicht forschend oder ablehnend, sondern regelrecht begierig, als suche sie etwas lang vermisstes in mir. Ihr Griff war fester als die anderen „Evelyn“ war alles was sie sagte, dann hörte ich wieder Aslamms dunklen Sopran „Hey Edward, bevor ich es vergesse, du schuldest mir noch eine Fahrt mit deinem Martin“ Edward verzog gequält die Stirn „Ich weiß nicht ob ich dir dieses Schmuckstück anvertrauen kann, wo du doch nur dein lahmes Zweirad gewöhnt bist.“ Das weckte meine Aufmerksamkeit und ich wandte mich an den hageren Vampir „Hübsche Maschinen Hayabusa GSX 1300R mit 4 Zylinder Reihenmotor? Die schnurren bestimmt noch im sechsten Gang wie Kätzchen.“ Es kam selten vor, aber Edward war sprachlos, Aslamms und Celines Augen hingegen funkelten begeistert um die Wette „Mensch Edward sie ist Weltklasse, gibt es noch mehr von solchen Frauen in dieser Gegend?“ lachte der Vampir und Edward fand seine Sprache wieder „Äh nein“ war aber alles, was er vorerst rausbrachte. Esme schaute plötzlich durch die Glasfront nach draußen in den Garten, wo der graue Himmel mit einem mal heller zu werden schien. „Wie wäre es, wenn wir uns zum Reden in den Garten begeben, anscheinend kommt nach wochenlangem Regen endlich mal wieder ein wenig die Sonne raus.“ Alice und Jasper nickten begeistert und verschwanden kurz in der Garage um ein paar Gartenmöbel zu Tage zu fördern. Edward und ich packten mit an und ich war froh mal nicht auf meine Kräfte achten zu müssen. Gerade als die ersten Sonnenstrahlen auf den feuchten Rasen fielen, waren wir fertig und ich trat blinzelnd von der Veranda ins Licht. Alice, die mit Celine und Aslamm schon auf dem Rasen saß, sperrte fassungslos ihren glitzernden Mund auf. Ich drehte mich um, weil ich dachte etwas hinter mir würde ihre Aufmerksamkeit erregen, doch da stand nur Edward der mich mit einem ebenso unergründlichen Blick ansah. „Was ist?“ Sein Verhalten machte mich nervös, bis sein schiefes Lächeln erschien. „Deine Haare“ er klang merkwürdig erstickt, so als hätte ihm mein Anblick in der Sonne erneut die Sprache verschlagen. Ich griff nach einer Strähne, um zu sehen, was er meinte. Meine Augen weiteten sich vor staunen. Die Sonne gab meinen Haaren schon früher immer einen roten Stich, kaum sichtbar, aber jetzt! Aus dem braunen Mahagoni war ein unbeschreibliches, intensives, Bordeauxrot geworden, dessen Glanz den Eindruck erweckte, als ob es mir wie flüssige Seide über den Rücken lief. Es erinnerte mich aber auch an etwas anderes und als ich Jaspers gierigen Blick aufschnappte, der hinter Edward aus der Küche erschien, fiel es mir auch wieder ein. Blut, es sah aus wie frisches Blut. „Erstaunlich“ Deal schien ebenfalls tief beeindruckt, von der Farbe und sah dann Evelyn an „Hast du so etwas schon mal gesehen?“ Sie schüttelte stumm ihren stolzen Kopf, bevor in ihren Mundwinkeln die Andeutung eines Lächelns erschien. Jasper drängte sich schnell mit einem leisen „Schuldigung aber dein Anblick lässt einem das Wasser im Mund zusammen laufen“ an mir vorbei nach draußen. Ich musterte verlegen die Bretter der Veranda, weil ich nicht genau einordnen konnte, ob das gut oder schlecht war. Aus den Augenwinkeln erkannte ich aber Edward der mit glücklichem Gesicht auf mich zu kam um mir von hinten die Arme um die Hüfte zu legen. Seine Nase versengte er dabei in meinen glänzenden Haaren „Oh man und dazu dieser Duft, einfach himmlisch“ hörte ich ihn genießerisch murmeln. Er trug mich mehr zu der Sitzgruppe, als das ich lief. Alice lachte hell und klangvoll „Bella war und bleibt einfach unglaublich“

Edward ließ mich neben sich auf eine bequeme Holzbank gleiten und dann erfuhr ich eine Menge über Deal und seine Familie. Die Tanyas aus Deli, hatten sich wie die Cullens für ein Leben in Abstinenz entschieden, was in der Abgeschiedenheit von Alaska auf den ersten Blick einfacher erschien als in einem kleinen Städtchen in einem Nationalpark. „Abgeschiedenheit bedeutet leider auch Einsamkeit“ seufzte Evelyn und Deal tätschelte verständnisvoll ihre Hand. „Tag aus Tag ein nur Schnee kann einem weiß Gott irgendwann ziemlich auf die Nerven gehen.“ Fügte Aslamm hinzu „ Zum Glück gibt es das Internet und Fernsehen.“ Edward machte eine bedeutende Geste „Vor dir, sitzt das wahrscheinlich größte Computergenie der Welt. Es gibt meines Erachtens nach niemanden, der mehr Ahnung vom World Wide Web hat wie Aslamm.“ Der wurde bei Edwards Lobeshymne total verlegen. „Hey übertreiben nicht, ich gebrauche nur die mehr als ausreichende Freizeit, um die Möglichkeiten, die das Netz bieten für uns zu nutzen, das ist alles.“ Jasper lachte „und das gelingt dir super, ansonsten würde ich hier wahrscheinlich gar nicht sitzen.“ „Wie meinst du das?“ fragte ich, über die Vorteile die das Internet für Vampire bieten konnte, hatte ich noch nie nachgedacht. Jaspers dunkle Augen zwinkerten Vergnügt „Aslamm ist der Verwalter einer Homepage, die es Vampiren ermöglicht sich untereinander auszutauschen. Wo sich Siedlungen finden oder wo es Treffpunkte und Unterschlupfmöglichkeiten gibt. “Ich staunte immer mehr. „Es handelt sich dabei natürlich um freiwillige Angaben, soll heißen, für Vollständigkeit kann ich nicht garantieren, aber es ist dennoch eine sich lohnende Institution, vor allem für Artgenossen, die sich entschieden haben so zu leben wie wir.“ Edward beobachtete mich, um abzuschätzen wie ich auf die Fülle von neuen Informationen reagierte, aber ich war total gebannt. „Heißt das ich kann einfach im Netz deine Adresse eingeben und schon bekomme ich Namen und Aufenthaltsorte von Vampiren auf der ganzen Welt?“ Ich musste ein sehr ungläubiges Gesicht machen, denn alle fingen an zu lachen, es klang wie ein Gesangschor. „So ist es. Man glaubt manchmal gar nicht, wo sich unsere Art über all aufhält, selbst im tiefsten Sibirien“ sagte Celina und warf ihre braunen Haare wie einen Teppich nach hinten. Edward drückte mich an sich „Wir werden nach den Prüfungen eine kleine Reise machen, dann zeige ich dir ein paar von diesen Einrichtungen“ versprach er und küsste mich auf die Nasenspitze. Ich war jetzt schon gespannt. „Und nun dürfen wir mal Fragen stellen,“ Aslamm schien schon lange darauf hin zu fiebern. , also von Edward wissen wir ja schon einiges über dich, aber,“ er kicherte vergnügt „noch lang nicht alles“ Ich richtete mich erwartungsvoll auf „Was möchtest du denn wissen?“ Er schaute rasch zu seiner Schwester hinüber, die sich aber gerade in Richtung des Flusses gewandt hatte und setzte schon zu sprechen an, als ihn ein böser Blick aus Edwards Augen traf. „Verdammt, ich hab’s vergessen.“ Nuschelte er ertappt und Edward hob tadelnd die Augenbrauen. „Die Frage hätte sie dir so wie so nicht beantwortet. „Worum geht’s?“ Ich hasste es, wenn ich nicht im Bilde war, vor allem wenn es um mich ging, doch Edward lächelte nur grimmig. „Nächste Frage“ „O.k.“ grinste Aslamm versöhnlich „Die ist aber wirklich harmlos. Woher kennst du dich so gut mit Motorrädern aus?“ Ich musste schlucken, so harmlos wie er dachte war die Frage gar nicht, im Gegenteil sie brachte mich wieder zu dem morgigen Telefongespräch zurück. „Äh, ich habe im Frühjahr mit einem Freund zusammen ein paar alte Maschinen wieder flott gemacht um,“ mich mit aller Gewalt in Lebensgefahr zu begeben konnte ich schlecht sagen. „sich ein bisschen von unserer Abwesenheit abzulenken.“ Half mir Alice schnell, aber den wütenden Blick zu Edward konnte sie sich dennoch nicht verkneifen. Auf dessen Gesicht erschien wieder dieser gequälte Ausdruck den ich einfach nicht ertragen konnte. „Es waren zwei alte Suzuki Bandits, vollkommen hinüber, aber mit ein bisschen Spucke hat Jake sie wieder zum Fahren gekriegt.“ erklärte ich deshalb schnell. Die Tanyas bemerkten nicht, wie die Gesichter der Cullens plötzlich steif wurden. Aslamm verzog anerkennend die Mundwinkel „Der Typ scheint’s echt drauf zu haben.“ „Der Typ ist ein Wolfling“ sagte Jasper trocken und Deal schnappte hörbar nach Luft, während Evelyn ein leises Zischen von sich gab. Es klang wie eine gereizte Klapperschlange. Aslamm und Celina waren nur völlig perplex. „Ein Werwolf?“ stotterte der hagere Vampir nach ein paar Sekunden. Edward nickte entschuldigen und legte mir dann demonstrativ den Arm um die Schulter „Einer von den Quilleuten, der Sohn des Stammesältesten im Reservat, das direkt an unser Gebiet grenzt“ Carlisle übernahm es, die Geschichte und meine Rolle darin zu erzählen, auch den weniger schönen Teil mit der Vertragsklausel. An diesem Punkt hielt ich es für das beste von dem Telefongespräch zu berichten. „Ich befürchte Billy oder die ganze Truppe wird hier bald auf der Matte stehen, um zu gucken was passiert ist.“ Jasper machte als einzigster einen hocherfreuten Eindruck. „Hoffentlich warten sie damit noch bis Morgen, dann ist Emmett wieder da.“ Alice und ich funkelten ihn beide zornig an „Keinen Kampf, das sind Kinder“ auch Carlisle war wütend. „Wie gedenkt ihr das Problem zu lösen? Und wie viele Wölflinge sind es überhaupt?“ fragte Deal ruhig um der Situation ein Bisschen die gereizte Stimmung zu nehmen. Alle Augen richten sich auf mich. Ich überlegte kurz „Insgesamt fünf, aber jetzt nur noch vier ohne Sam, der war allerdings ihr Alphatier oder so was ähnliches, auf jeden Fall mussten die übrigen Mitglieder des Rudels alles tun was er sagte.“ Obwohl ich wusste, dass Sam es eigentlich nicht verdient hatte kroch in mir wieder die alte Abneigung gegen ihn hoch, die ich immer in der nähe von Jacob verspürt hatte. „Sie sind auch so eine Art Familie Paul, Jared, Embry und Jacob.“ Aslamm pfiff durch die Zähne „Sag bloß die haben sich einfach so vor dir offenbart“ Bevor Edward etwas dazu sagen konnte kam ich ihm zuvor und erzählte ihm von der Freundschaft zwischen Billy und Charly und auch von der Freundschaft zu Jacob „Sie legen alles daran ihr Geheimnis zu hüten, aber Jacob hat mich eingeweiht, weil ich ihn durch mein Verhalten regelrecht dazu gezwungen habe. Dabei habe ich es dann mehr oder weniger auch noch erraten, damit er nicht als Verräter seines Rudels dastand. Ich dachte nämlich Sam hätte ihn in so eine Art Sekte verschleppt, denn er benahm sich immer merkwürdiger und behauptete dann noch, dass er nicht mit mir zusammen sein kann, weil er eine Gefahr für mich darstellt.“ „Doch nicht so blöde“ flüsterte Edward so leise, dass nur ich es hören konnte, „Die Gruppe hatte natürlich ein paar Vorbehalte gegen mich, weil sie wussten, das ich vorher mit Edward zusammen war,“ die erste Begegnung mit Paul ließ ich aus Rücksicht auf Edwards angespannte Nerven lieber weg. Äußerlich gab er sich alle Mühe ein belangloses Gesicht zu machen, aber sein leicht zitternder Arm an meiner Hüfte und sein ständig kreisender Daumen auf meine Handrücken sprachen eine deutliche Sprache. „aber Jacob hat mich immer vor ihnen verteidigt und zum Schluss muss ich noch sagen, dass sie es waren die mich vor James gerettet haben und Jacob mich aus dem Wasser geholt hat.“ „Aus was für einem Wasser?“ Evelyn grüne Augen durchbohrten mich mittlerweile. Ich zuckte entschuldigend mit den Achseln und beschloss weiterhin die Sache mit der Stimme in Gefahrensituationen für mich zu behalten. „Ich habe meine Schwimmfähigkeiten ein bisschen überschätzt und dann was da noch Victoria“ „Die Trackerbraut“ sagte Celine. Die Geschichte schienen sie zu kennen. Ich nickte. Dann war es kurz still, bis Aslamm plötzlich anfing dröhnend zu lachen. „ Das ist einfach unglaublich, das du es geschafft hast so lange am Leben zu bleiben!“ Aus Edwards Brust kam ein brummender Laut, der, Aslamm aber nicht davon abhielt weiter zu prusten. Er zählte es an seinen langen weißen, kräftigen Fingern ab. „Zu erst begegnest du einem Vampir, der beim Geruch deines Blutes fast den Verstand verliert, dann einem wahnsinnigen Tracker, dann kommt seine Freundin dazu um ihn zu rächen und um das ganze abzurunden will dich ein Werwolf beschützen, der sich selber nicht im Griff hat. Das ist jetzt nur so eine Vermutung, aber ich glaube, es war höchste Zeit dich unsterblich zu machen, weil dein Glücksvorrat fürs Leben schon mehr als aufgebraucht sein muss.“ Es klang in seinen Worten zwar ein bisschen blöd, aber es änderte nichts daran, dass er recht hatte. Alice musste das genauso sehen, denn sie grinste jetzt auch, nur Edward war noch immer ein wenig verstimmt. „ Es sind zwei Ereignisse, die uns Probleme machen, zum einen der unglückliche Tod von diesem Sam und zu anderen Bellas Verwandlung, wobei letzteres nur deshalb so schnell passieren musste, weil diese Vollidioten sich als Rächer der Nation aufspielen wollten. Jacob Black sollte sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen.“ Seine Karamellaugen wurden langsam tief schwarz und das nicht vor Hunger sondern vor Wut. „Schließlich hätte er dich fast umgebracht und nur weil du dich geopfert hast ist er überhaupt noch am Leben.“ Ich fand das zwar ein bisschen übertrieben, aber ich wollte jetzt keinen Streit vom Zaun brechen, denn für Verständnis für Werwölfe war das hier die falsche Versammlung. „Bleibt immer noch die Frage was wir machen sollen.“ Esme hatte die ganze Zeit über geschwiegen, doch auf ihrer blitzenden Stirn standen tiefe Sorgenfalten. In mir begann sich erneut ein schlechtes Gewissen breit zu machen. Ich war und blieb ein Unglücksmagnet, denn diese Probleme bestanden nur wegen mir. „Also ich weiß nicht aber,“ ich zögerte kurz, weil mir die Entscheindung nicht leicht fiel „vielleicht reicht es wenn ich von hier verschwinde.“ Edward sah mich missbilligend an „Wie bitte?“ Ich hob die Hände „Mal ehrlich, wenn es unter dem Wort Unglück ein Foto im Lexikon gäbe würde man mich darauf sehen. Alle Probleme die es gab und gibt, sind alleine wegen mir entstanden und es wird langsam Zeit, dass das aufhört. “ Esme stand blitzartig auf um mir von hinten ihre dünnen Arme um den Hals zu schlingen. „Das kommt überhaupt nicht in Frage.“ Carlisle nickte mit verkniffener Miene „ Esme hat Recht, wenn wir diesen Ort verlassen, dann nur zusammen“ Ich war tief bewegt, denn zum zweiten mal spürte ich die Gewissheit zu dieser Familie zu gehören. Deal sah Evelyn zufrieden an, dann klingelte plötzlich Carlisle Handy. Er sah erstaunt auf das Display, bevor er den Anruf entgegen nahm. „Cullen?“ Der Ton seiner Stimme ließ mich und die anderen aufhorchen.

Alptraum

Carlisle Miene wurde mit jeder Sekunde angespannter, je länger er der Stimme am anderen Ende lauschte. Ich wusste nicht warum, aber in mir begann sich eine unerklärliche Unruhe auszubreiten. Edwards Körper neben mir wurde auf einmal starr. Ich wandte mich zu ihm um, und erschrak über den Ausdruck in seinen Augen. Der war mir nur allzu vertraut. „Wie viele Verletzte?“ hörte ich Carlisle wieder, als ich zu ihm hinsah war er bereits aufgestanden.“ Ich komme sofort“ Er steckte das Handy ein. „Eine Geiselnahme mit Schusswechsel,“ sprudelten ihm die Worte aus dem Mund. Jasper hob überrascht die Brauen „Wo?“ „In La Push“ antwortete Edward rau, es brauchte nicht mehr, denn in meinem Kopf sprang ein Funke über „Charly?“ entfuhr es mir und ich schoss wie ferngesteuert in die Höhe. „Was ist passiert?“ Edward packte mich reflexartig an der Hüfte um mich am blinden losstürmen zu hindern, denn das hatten meine Beine als nächstes vor. Edward und Carlisle wechselten einen raschen Blick und Edward stand erst auf, bevor Carlisle so ruhig wie möglich weiter sprach „ Jemand hat in seinem Haus deinen Vater als Geisel genommen, nachdem er einem Notruf gemeldet hat. Charly und sein Kollege sind hin gefahren. Beim Aussteigen, ist dann schon auf sie geschossen worden. Der zweite Beamte ist noch beim Fahrzeug schwer verletzt zusammen gebrochen, Dein Vater ist verschwunden, aber man geht davon aus, dass er sich im Haus aufhält. Man weiß nicht ob er auch getroffen wurde oder wie schwer er verletzt ist.“ Mein Gesicht verzog sich schmerzhaft. „Oh, Gott“ Carlisle sah abschätzend in den Himmel, er war immer noch wolkenlos. Alice schüttelte nur bedauernd mit dem Kopf. „Das Wetter hält sich, bis heute Abend.“ Edward fluchte leise. „Es ist sowieso besser, wenn wir nicht alle dort auftauchen.“ fuhr Carlisle fort. „Die Situation ist schon angespannt genug, Jasper du kommst noch mit, alle anderen bleiben besser hier“ Alice wollte etwas erwidern ließ es dann aber sein und sah nur Esme an, deren fliederfarbene Lider unruhig flatterten. Die Tanyas hatten die ganze Zeit über geschwiegen, doch jetzt meldete sich Deal zu Wort „ Wenn ich dir einen Vorschlag machen dürfte, nehmt die Motorräder, damit seid ihr schneller und unter der Lederbekleidung und dem Helm seid ihr vor den verräterischen Strahlen sicher.“
 

Wenige Minuten später sprang ich hinter Edward auf den schwarzen Ledersitz der dröhnenden Maschine. Carlisle und Jasper brausten vor uns auf dem High way entlang, der mir trotz der atemberaubenden Geschwindigkeit ewig lang vorkam. Die brennende Sonne schien den schwarzen Teer zu schmelzen, während wir wie schwarze Schatten an den Telefonmasten vorbei schossen, bis die ersten Häuser der kleinen Siedlung vor uns auftauchten. Carlisle bog in die Einfahrt der kleinen Polizeistation ein, in der sich auch eine ambulante Krankenstation befand. Er klappte nicht das Visier auf, sondern überließ es Edward seine Gedanken zu lesen, der nickte kurz und stallte den Motor ab. „Ich gehe mit rein um raus zu finden, in welchem Haus dein Vater steckt, Jasper bleibt hier, falls jemand unsere Ankunft bemerken sollte“ hörte ich seine dumpfe Stimme unter dem Helm. Mir fuhr es kalt den Rücken runter, aber ich nickte tapfer. Die Angst um Charly, verband sich mit der Sorge, was unsere, mehr als unerwünschte, Anwesenheit hier anrichten konnte. Edward tauchte nach ein paar Minuten wieder auf. Seine von Kopf bis Fuß vermummte Gestalt ähnelte in seinen geschmeidigen, zielsicheren Bewegungen einem schwarzen Panther, der sich vor mir niederließ und mit einem Satz den Lenker herumriss. Wir brausten durch das Dorf, bis zum letzten Haus an der Straße. Ich kannte bereits unser Ziel, als Edward in den Schotterweg einbog.
 

Vor uns versperrten zwei Polizeiwägen den Weg zu Emilys Haus, vor deren blauen Fensterläden die Blumen in ihren gelben Kästen im Sonnenlicht blühten. Direkt vor der Tür parkte ein weiterer verlassener Streifenwagen, dessen Türen jedoch weit aufgerissen waren. Trotz der Entfernung konnte ich das geronnene Blut riechen, das auf der Beifahrerseite den gesamten Sitz und den Fußraum verklebte. In meiner Kehlte begann es zu brennen, während mir gleichzeitig übel wurde.

Um das Haus herum wimmelte es von Leuten, Polizeibeamte und Anwohner, die mit ihren Fahrzeugen eine Art Belagerungsring gebildet hatten. Die Beamten fixierten mit gezogenen Waffen die Tür, die aber immer noch vollkommen ruhig und friedlich dastand. Direkt neben uns im Schatten des angrenzenden Wäldchens stand ein aufgebautes Feuerwehrzelt aus dem lautes Stimmengewirr zu uns heraus drang. Edward bedeutete Jasper mit einem Kopfrucken, die Motorräder seitlich des Weges abzustellen um dann so schnell wie möglich zum Zelt zu kommen. Erst als der schwere Leinenstoff hinter uns zurückfiel und den Eingang verschloss, nahmen wir die Helme ab. Die Luft drinnen war stickig und verbraucht, was bei der Anzahl der Personen die sich hier drängten kein Wunder war. Man hatte wohl so eine Art Krisenbüro errichtet, den auf zwei umgedrehte Bierkiste und einem darauf quergelegten Brett standen zwei Computerstationen und zwei Telefone, wo von denen das eine pausenlos klingelte. Am anderen Apparat erkannte ich Jack Sternen, Charlys Kollegen aus Forks, der mit verkniffenem Mund und aschfahlem Gesicht vor sich hin starrte. „O.k. alles klar, wir wissen dann Bescheid“ nuschelte er in den Hörer, dann knallte er ihn wieder auf die Gabel. „Jack!“ ich drängte mich gewaltsam zwischen zwei Männern durch, die mich stirnrunzelnd ansahen. Edward folgte mir. Der Sergeant riss überrascht den Kopf hoch. „Bella?“ Ich stolperte fast über den Haufen an Kabeln die sich auf dem Boden schlängelten. “Was ist passiert!“ Er musterte kurz meine Motorradkluft, dann sah er mich erst an „Hat Billy es dir denn nicht schon erzählt?“ Ich blinzelte verwirrt „er hat ich doch angerufen, jedenfalls wollte er das sofort machen, als wir wussten was hier vor sich geht.“ Jake war ebenfalls kurz verwirrt, doch Edward rettete die Situation in dem er erklärte, das sein Vater wegen dem verletzten Polizisten verständigt worden war. Jake nickte und sein Gesicht nahm kurz einen erleichterten Ausdruck an „Dann bist du also der Sohn von Dr. Cullen ja, dein Vater hat gerade Bob das Leben gerettet. Lungendurchschuss, der Hubschrauber bringt ihn gerade nach Seattle.“ Er fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn, es war ihm deutlich anzusehen, wie sehr die Situation an seinen Nerven zehrte. „Weiß man schon irgendetwas genaueres“ fragte Edward ruhig und mit einem mal begann Jake durchzuatmen. Jaspers Präsenz begann zu wirken. Die gesamte Stimmung um uns herum fing an sich langsam zu entspannen. „Am frühen Nachmittag so gegen vierzehn Uhr meldete eine Frau einen Einbruch per Notruf. Dein Vater und Bob sind dann gleich raus, weil Einbrüche hier ja wirklich so oft vorkommen wie Touristen. Was dann hier auf der Auffahrt passiert ist können wir nur vermuten, weil Bob nach seinem Funkspruch gleich zusammengebrochen ist und auch nicht mehr das Bewusstsein erlangt hat, als die Verstärkung eingetroffen ist.“ „Wo ist mein Vater?“ flüsterte ich tonlos, Jake wandte den Kopf in Richtung Haus „Da drin. Wir haben keine Ahnung warum das Mädchen ihn da drin festhält und ob sie alleine ist, aber sobald sich jemand der Tür nährt wird geschossen.“ „ Wer wohnt denn überhaupt da?“ wollte Edward leise wissen „ Emily,“ antwortete ich leise zurück „ die Verlobte von Sam“
 

Plötzlich wehte mir ein beißender Geruch in die Nase und Edwards Haltung neben mir wurde kerzengrade. Ich hörte Gummireifen quietschen „Isabella?“ Billys dunkle Stimme in meinem Rücken tönte so anklagend wie nie zu vor. Ich überlegte kurz, ob ich mich überhaupt umwenden sollte, doch was gab es noch zu verheimlichen? Langsam wandte ich den Kopf. Billy saß in seinem Rollstuhl wie eine Eisskulptur und starrte mich ausdruckslos an. Seine braunen Augen, Jakes Augen wirkten merkwürdig hohl, als ob ihnen jemand den Glanz daraus genommen hatte.

Ich war mir nicht sicher, was er wirklich erwartet hatte, aber anscheinend übertraf mein Anblick jede seiner Vorstellungen. Jasper, der ein Stück weit von ihm entfernt in einer Ecke neben dem Eingang stand, ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, während Billys Rollstuhl ganz langsam durch das enge Zelt zu uns herüber rollte. Die übrigen Männer drängten sich mit einem mal alle zum Ausgang, aber nicht allein um ihm Platz zu machen, anscheinend spürten sie instinktiv, dass sie jetzt nicht hier sein sollten. So waren wir kurz darauf bis auf Jacke mit ihm allein. Der Sergeant allerdings griff wieder zum Telefon, dass erneut zu klingeln angefangen hatte. Obwohl Billy sicherlich nicht den Versuch unternommen hätte, uns vor Jacke in irgend einer Weise anzugreifen, zu mal er dazu auch keine Waffe oder sonst was bei sich trug, schob Edward mich schützend ein Stück weit hinter sich. Billy blieb darauf hin abrupt stehen. Seine wilden, grauen Augenbrauen schoben sich wütend zusammen, doch er schwieg, bis Jacke das Gespräch beendete und ihn fragend ansah. „Wir bekommen noch Verstärkung aus Dam, aber es dauert noch mindestens eine Stunde bis sie hier sind. Konnte dein Junge irgendetwas bewirken?“ Billy schüttelte den Kopf „ Nein, er und Embry haben versucht sie wieder ans Telefon zu bekommen, aber sie weigert sich mit einem von ihnen zu sprechen, geschweige denn sie ins Haus zu lassen.“ Sein unangenehmer Blick glitt nicht eine Sekunde von meinem Gesicht. Jake stöhnte leise, dann griff er nach seinem Hut, der auf dem Tisch lag. „Verdammter Mist“ murmelte er und verschwand dann auch nach draußen. Ich schob Edwards Schulter ein Stück weit zur Seite um direkt vor Billy stehen zu können. Ich wollte nicht feige erscheinen, denn ich stand zu meiner Entscheidung, die mich aber im Moment überhaupt nicht interessierte „Warum tut sie das?“ meine Stimme zitterte „Warum Charly?“ Billys Miene war wie aus Stein gemeißelt als er mir antwortete „Bedank dich bei deinen Gefährten, sie haben ihr den Mann genommen.“ Jasper wollte aus der Ecke kommen, doch Edward bedeutete ihm mit einer unsichtbaren Handbewegung für Billy still zu sein. Auch seine Züge glichen der einer Statue. „Wir bedauern zu tiefst was passiert ist“, seine Samtstimme war voller Aufrichtigkeit. So hatte er auch zu Jacob gesprochen, damals als dieser auf die Einhaltung des Vertrags behaart hatte. „aber es war eine Verkettung unglücklicher Umstände.“ Er blickte kurz zu mir „Es ging uns in diesem Moment nur darum sie zu retten.“ Mit einem mal kam Bewegung in Billys zerfurchtes Gesicht, es verzog sich zu einer hässlichen Maske des Abscheus. „Um sie zu retten? Er spuckte fast „Es wäre besser für sie gewesen Jacob hätte sie vor diesem Schicksal bewahrt.“ Mir blieb bei seinen hasserfüllten Worten der Mund offen stehen. Jaspers Augen fingen zu glühen an, während Edward versuchte die Fassung zu bewaren. Sein Engelsgesicht verzog sich kurz, bevor es wieder ausdruckslos wurde „ Es ist die Feindschaft zwischen uns die aus ihnen spricht, doch mit dieser hat Charly Swan nichts zu tun.“ Seine Worte klangen immer noch beherrscht und wohl gewählt, doch er brodelte innerlich, wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Der Name meines Vater brachte Billy dazu seinen bösen Blick auf ihn zu heften. „Es ist allein deine Schuld! Was hier geschieht, hast allein du zu verantworten! Warum konntest du sie nicht in Ruhe lassen und einfach zur Hölle fahren mit samt deiner Familie!“ Edward gab einen zischenden Laut von sich, doch es waren meine Sicherungen die jetzt entgültig durch brannten „Hör auf damit!“ brüllte ich Billy an „Hör endlich auf damit!“ Mein ganzer Körper begann sich zu schütteln, als die nackte Verzweifelung von mir Besitz ergriff und in meiner Brust ein tränenloses Schluchzen hochstieg „ Es war nicht ihre Schuld, es war meine Entscheidung, kapier das endlich! Niemand hat mich gezwungen, niemand ist Schuld an dem ganzen Scheiß, der hier passiert, außer mir!“ Mein unerwarteter hysterischer Anfall ließ alle ein Stück weit zurückweichen, selbst Billy lehnte sich so wie er konnte in seinen Sitz nach hinten. Doch ich schüttelte mich immer noch „ Es tut mir leid, hörst du, es tut mir leid was mit Sam geschehen ist, aber ich kann es nicht ändern und niemand hat das Recht dazu meinen Vater dafür zu bestrafen!“ „Bella beruhig dich, bitte!“ redete Edwards dunkle Stimme auf mich ein und ich spürte wiederstreben wie Jasper all seine Fähigkeiten gegen mich einsetzte. Dann fielen meine Schultern nach unten und ich verbarg mein Gesicht tränenlos weinend in den Händen.

Edwards feste Arme hielten mich davon ab, einfach auf die Knie zu rutschen. Alles in mir schrie nach Hilfe, ich wollte das dieser Alptraum aufhörte. Ein Alptraum in dem mein unschuldiger Vater von einer vor Trauer wahnsinnig gewordenen Frau bedroht wurde, wenn er überhaupt noch lebte, weil sich ein Vampirin an mir und den Werwölfen rächen wollte und dabei ihre Liebe ums Leben gekommen war. Ich spürte, wie meine Muskeln immer noch zitterten. Mit diesem Tag schien das gesamte verhängnisvolle Gerüst das mit meiner Ankunft auf dieser Halbinsel entstanden war tragisch in sich zusammen zu brechen, dabei hatte ich doch alles daran gesetzt niemanden in Gefahr zu bringen, außer mich selbst. Edward küsste mich sanft auf die Haare und strich mir liebevolle die verwirbelten Strähnen aus dem Gesicht, während er sich wieder an Billy wandte „Egal, wie sich die Dinge zwischen uns entwickeln werden, die Hauptsache ist das es nicht noch mehr Opfer gibt. Sind wir uns in dieser Hinsicht einig?“ Billy fixierte ihn erneut mit einem kalten Blick, doch dann nickte er widerwillig. „Gut, dann versuchen sie jetzt ihren Sohn davon zu überzeugen, wenn er hier gleich rein kommt.“

Seelenfänger

Ich keuchte erschrocken auf, doch Edwards Griff um meine Schultern ließ nicht locker, so das ich regungslos neben ihm verhaaren musste, dann hörte ich auch schon Jacobs tiefe Stimme, er schien sich mit einem der Polizisten draußen zu unterhalten. Billy war völlig überrumpelt und starrte schreckensbleich auf den Eingang des Zelts. Jasper schien er dabei gar nicht war zu nehmen. Ich hielt vor Anspannung den Atmen an. Jacob musste uns jede Sekunde wittern können. Edwards dunkle Augen flackerten, während sich sein Brustkorb heftig hob und senkte.„Sagen sie ihm, das sie hier drin sind und er reinkommen soll und zwar unauffällig.“ Billy gefiel es überhaupt nicht sich von Edward Anweisungen geben zu lassen aber ihm war die Gefährlichkeit der Lage genauso bewusst, also beeilte er sich so normal wie möglich zu klingen „Jacob ich bin hier, tu mir einen Gefallen, halt die Beamten nicht von der Arbeit ab und komm rein“ Darauf hin blieb es erst einmal unheimlich still, bis sich vor dem hellen Leinenstoff ein gewaltiger Schatten abzeichnete. Jasper ging ein wenig in die Knie, als sich der Stoff bewegte und sich eine große dunkle Hand gefolgt von einem Arm durch den schmalen Spalt schob, dann tauchte der riesige Rest von Jacob Black auf.
 

Es wirkte fast schon grotesk, wie er sich in diesen, für ihn fiel zu niedrigen, Raum quetschte. Er musste den Kopf einziehen und die Schultern senken, damit er nicht hängen blieb. Wie ein Gorilla in einem Minikäfig schoss es mir in den Sinn, nur war ich mir nicht sicher, ob Gorillas auch so furchterregend aussehen konnten. Die Muskeln an seinem Arm und unter seinem dünnen T-Shirt waren zum zerreißen gespannt, während sich seine Haut abwechseln grün und braun verfärbte. Schauer durchliefen ihn und er ballte zuckend die Fäuste, als er Edward vor Billy erkannte. „Was willst du hier?“ knurrte er außer sich vor Wut, bis sein Blick auf mich fiel.
 

Erst war es ein ungläubiges Staunen, doch dann konnte ich sehen wie die Erkenntnis sich auf seinem Gesicht ausbreitete und mit ihr die Gewissheit. Diesen Moment der Schwäche nutzte Jasper, ich konnte es regelrecht fühlen, wie er sich auf Jacob konzentrierte. Dieser erstarrte, wie zuvor Billy, in seinem Rollstuhl zu einer steifen Figur. Die Anspannung, die ihn vor wenigen Sekunden noch fast zur Explosion gebracht hatte, war wie weggewischt. „Nein“ hörte ich ihn fast lautlos wispern „Nein“ Es klang, als wenn er erstickten würde. Das Licht in seinen braunen Augen schien zu brechen, als sie in meinen immer weiter versanken. „Jake“ flüsterte ich leise zurück. Ich hatte geahnt das dieser Augenblick schrecklich sein würde, doch was hier passierte war kaum zu ertragen. Ich hatte das Gefühl ihn auszulöschen, ihn regelrecht zu zerstören.

Das wollte ich nicht!

Zitternd machte ich einen Schritt auf ihn zu, doch Edward hielt mich auch dieses mal davon ab ihm zu nahe zu kommen, selbst nach dem Jasper ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, das er die Lage wohl unter Kontrolle hatte. Edward behielt trotzdem seine wache Haltung bei „Ich hoffe wir können jetzt einigermaßen vernünftig mit einander reden, ohne das wir befürchten müssen uns gegenseitig vor den Menschen da draußen zu offenbaren oder gar einen von ihnen zu verletzten.“ presste er mit Samtstimme hervor. Jacobs Blick war immer noch entrückt auf mich gerichtet als er ihm antwortete „Du elendiges Monster“ Aus jedem seiner Worte war abgrundtiefer Hass zu spüren „Jacob!“ fuhr Billy ihn unwirsch an und ich zuckte bei seiner ungewohnt groben Art gegen seinen eigenen Sohn bestürzt zusammen, doch anscheinend beförderte der Ton Jakes Geist wieder zurück in die Wirklichkeit, denn mit einem mal schüttelte er sich. Jasper machte kurz eine vorsichtige Mine, dann nickte er wieder. Edward dagegen wurde langsam ungeduldig „Das können wir meinetwegen später noch ausdiskutieren, aber jetzt gilt es Emily davon abzuhalten sich unglücklich zu machen.“ Er deutete mit ernster Miene auf eins der Telefone „ Also Jacob tu ihr und Charly einen Gefallen und ruf sie an. Wir müssen sie davon überzeugen, das es falsch ist, was sie da macht.“ Doch Jacob rührte sich nicht. Seine Fäuste ballten sich erneut, bis die Sehnen deutlich über die Knöchel traten „Du sagst mir nicht, was ich tun soll Blutsauger!“ Er fletschte die Zähne. Jasper zuckte und ich sah verzweifelt zu Billy hinüber. Es konnte doch nicht sein, dass sie die Feindschaft über das Leben meines Vaters stellten, hatte ich mich so sehr in ihnen geirrt? „ Ich tue alles was ihr wollt, wenn ihr dafür sorgt, dass Charly nichts passiert. Bitte! Er ist doch euer Freund und mein Vater!“ flehte ich und in meiner Brust begann es erneut zu rumoren. Erst schien ich immer noch auf taube Ohren zu stoßen, doch dann gab Billy seinem Rollstuhl einen energischen Schups, so das er an einen der umgedrehten Bierkisten knallte. Mit tief gerunzelter Stirn streckte er die Hand nach dem Telefon aus, dass ich ihm so schnell ich konnte mit zitternden Händen. Er sah mich nicht an, sondern drückte nur mit sturer Mine die Tasten, dann warteten wir. Es dauerte eine Ewigkeit und ich befürchtete schon das es um sonst war, doch dann knackte es in der Leitung. In Billys Augen begann es zu funkeln. „Emily? Leg bitte nicht auf, ich bin es, Billy“ Ich konnte sie sprechen hören. Ich hatte erwartet, dass sie verzweifelt klang oder hysterisch, aber ihre Stimme war ruhig und klar. „Oh Billy du bist es, wie geht es dir?“ Edward und ich wechselten bei ihrem ungezwungenen Plauderton einen ungläubigen Blick, während Billy weiter mit ihr redete. „Gut Emily gut und dir wie geht es dir?“ Anscheinend wollte er das Gespräch ebenso normal wie nur möglich klingen lassen, um sie nicht zu verschrecken. „Was machst du denn gerade?“ Sie lachte hell „Ich trinke Tee mit Chief Swan.“ Mein Magen zog sich erleichtert zusammen, Charly lebte also noch, er war vielleicht verletzt aber er lebte noch. „Charly ist bei dir? Das ist schön, hat er dich besucht?“ Wieder lachte sie „Ja, ja, aber zu erst wollte er nicht, doch dann konnte er meinen Blaubeermuffens nicht wiederstehen.“ In meinen Fingern begann es energisch zu kribbeln, am liebsten hätte ich Billy den Hörer aus der Hand gerissen um ihr zu sagen wohin sie sich ihre verdammten Blaubeermuffens hinschieben und das ich sie umbringen würde, wenn sie Charly auch nur ein Haar krümmte, doch ich riss mich so gut es ging zusammen. Es ging um sein Leben und Emily hatte offensichtlich wirklich ihren Verstand verloren.

Billy versuchte jetzt ein wenig das Gespräch zu lenken „Wie lange will er denn noch bleiben? Er wollte nämlich heute Abend zu mir zum Essen kommen.“ Stille am anderen Ende. „Emily?“ „Oh entschuldige Billy, aber ich denke, das Chief Swan heute nicht zu dir kommen kann, weist du, ich muss das heute für Sam machen, ansonsten ist es zu spät.” Das Kribbeln in meinen Händen schoss jetzt in meinen gesamten Körper. Auch Billy schien Emily Worte zu richtig zu interpretieren, denn sein Blick huschte hektisch hin und her „Sam, was musst du für ihn machen Emily?“ Wieder das Lachen „ Ich muss ihm helfen zurück zu kommen, dass habe ich ihm doch immer versprochen, damit ich niemals alleine bin und wir endlich heiraten können.“ Billys Stimme geriet allmählich ins wanken „Zurückkommen?“ „Ja ich habe schon alles vorbereitet, damit die Zeremonie auch ungestört gelingt, Chief Swan wird mir dabei helfen, wir sehen uns dann Morgen Billy machs gut und sag den Jungs, dass Sam bald wieder bei ihnen ist“ Da nach legte sie auf.

„Was hat sie vor?“ schrie ich „Wobei soll Charly ihr helfen?“ Billys leerer Blick klebte auf der Holzplatte, alle Wut war aus ihm gewichen, er wirkte auf einmal sehr müde.“ Red schon“ meine Hände krallten sich krampfhaft an Edwards Oberarm fest, ansonsten hätte ich mich wahrscheinlich blind auf den Rollstuhl gestürzt. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube sie sprach von der Sikot-Zeremonie“ erklärte Jacob leise und ich wirbelte zu ihm herum auch er schaute beklommen drein „Was für eine Zeremonie?“ Billy holte tief Luft „Ein altes Ritual unseres Stammes, mit dem die Seele eines Verlorenen Kriegers wieder ins Leben zurück geholt werden kann, wenn dafür die Seele eines Feindes geopfert wird“ Ich traute meinen Ohren nicht. „Das ist doch purer Aberglaube!“ stieß ich mühsam hervor. Jacob funkelte mich böse an „Ach ja? So wie Vampire und Werwölfe?“ Edward murmelte ihm etwas zu, was ich nicht verstand, aber es sorgte dafür das Jacob grummelnd mit den Zähnen knirschte. In diesem Moment kam der Sergeant wieder ins Zelt. „So die Verstärkung ist da, aber wir konnten immer noch nicht mit ihr reden.“ „Wir schon“ Edwards Blick brannte immer noch auf Jacob, der versuchte, durch einen schmalen Spalt den die Zeltwand frei ließ, nach Draußen zu schielen. Jake sah von einem zum anderen „Ich habe mit ihr telefoniert“ beeilte sich Billy zu erklären und erzählte Jake was Emily ihm gesagt hatte. Nur das mit dem Ritual ließ er weg. Jake stöhnte erleichtert auf „Chief Swan lebt also“ Dann wurden seine Züge wieder hart, „aber er befindet sich immer noch in ihrer Gewalt und anscheinend ist sie nicht zurechnungsfähig.. Ist die allein?“ Billy nickte „Gut ich gebe das gleich mal weiter.“ „Ich komme mit“ bevor einer von uns was sagen konnte war Jacob mit Jake nach draußen verschwunden. „Seine Freunde sind da“ wisperte Edward in mein Ohr. Doch ich konnte ihn nicht mehr fragen was das bedeutete, denn Billy unterbrach mich „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Dieses Ritual kann nur zu einer bestimmten Tageszeit vollzogen werden und darf zum Gelingen auch nicht unterbrochen werden.“ Er blickte noch mal zur Tür „Es beginnt eine Stunde vor der Dämmerung so lange muss sie noch warten“
 

Vor dem Zelt begann auf einmal ein Tumult los zu brechen. Man hörte jemanden wütend vor sich hin fluchen. Ich meinte Pauls kehlige Stimme daraus zu erkennen, dann ertönte ein lautes Krachen. „Ich glaub da lässt jemand gerade seine Wut an Aslamms Maschine aus.“ Fauchte Jasper. Jetzt erst nahm Billy ihn ungläubig war. „Jacob sorgt schon dafür, dass sie sich benehmen.“ Es klang selbstgefällig, offensichtlich gefiel ihm das schlechte Benehmen gegenüber dem Eigentum von Vampiren. „Das ist jetzt egal, wir müssen uns was einfallen lassen“ Mit Edwards Ruhe war es nun entgültig vorbei. Seine Kiefer mahlten fieberhaft, während er die Augen zusammen kniff „ Da draußen überlegen zwanzig Beamten gerade ob sie nicht einfach das Haus stürmen, was wohl das dümmste ist was sie machen können und das Rudel ist sich noch nicht ganz einig ob sie das gleiche mit dem Zelt machen sollen.“ Mein Entsetzen steigerte sich ins unermessliche. Anscheinend war es nur noch eine Frage von Minuten, wann Charly und wer weis wer noch alles dem Tode geweiht waren.

„Ein Ablenkungsmanöver wäre vielleicht das Richtige, damit wir unbemerkt an das Haus rankommen.“ Schlug Jasper vor. Sein Gesicht war unverwandt dem Eingang zu gewandt, hinter dem die vier Jungs immer noch stritten. Edward hob fragend die Brauen „und was schwebt dir da so vor? Ich mein es würde sie wahrscheinlich schon genug ablenken, wenn sich gleich zwei Vampire mit vier Teenagewerwölfen eine saftige Prügelei liefern.“ „Nein!“ rief ich aufgebracht ,doch anscheinend sollte das nur ein schlechter Scherz sein, denn Jasper lächelte nur spöttisch „Das wäre nicht fair und außerdem wären dann gar keine mehr für Emmett übrig.“ Diesen Scherz fand auch Billy nicht besonders witzig. Schnaubend wollte er in Richtung Ausgang rollen, doch Edward langte blitzschnell an die Haltegriffe des Stuhls, so dass Billy durch den heftigen Ruck beinahe den Halt verlor und nach vorne geschleudert wurde. „Nicht so schnell alter Mann, wir wollen doch beide das keiner unüberlegt handelt und damit einen folgen schweren Fehler begeht“ Sagte er warnend mit schwarzen Pupillen und Billy Mund wurde zu einem dünnen Strich. In mir wechselte bei diesem Anblick die Panik in Wut, anscheinend stand der Krieg zwischen den Arten immer noch im Vordergrund, aber nicht für mich. Meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen „Entweder ihr reißt euch jetzt alle mal Zusammen oder ich fange hier gleich eine saftige Prügelei an!“ giftete ich und stampfte geladen auf Jasper zu, der schon die Hände nach mir ausstreckte um mich aufzuhalten, doch ich wich ihm geschickt aus. Anscheinend schien mein Körper unter unheimlichen Zorn immer am besten zu funktionieren. „Bella, was hast du vor?“ Edward war so verblüfft über mein Vorhaben, dass er nicht schnell genug hinter mir her kam. Ich riss den Stoff zur Seite. Der Schatten der Bäume reichte nur eine knappe handbreit über die Spitzen meiner Stiefel, aber es langte um meine Haut und Haare im Verborgenen zu halten.

Das grelle Licht blendete mich einen Moment lang und ich schirmte meine Augen mit der Hand ab, die andere stemmte ich entschlossen in die Seite. Vor mir standen unmittelbar neben den umgeschmissenen Motorrädern die drei Mitglieder von Jacobs übrig gebliebenen Rudel. Jacob selbst überragte sie alle um zwei Längen, obwohl er mit gekrümmten Rücken in ihrer Mitte stand, als wenn er immer noch im Zelt stehen würde. Paul, Embry und Jareds Gesichter waren allesamt gleich. Wütende Fratzen, deren Blicke mich aufzuspießen versuchten. Nur Jacob sah anders aus. Meine unheimliche Wut löste sich bei seinem erneuten Anblick in Rauch auf.. Wie er dastand, eine zusammen gesunkene, blasse Gestalt, die mich aus leeren Augen anstarrte, als würde sie mich nicht kennen, als hätte es mich nie gegeben. Meine Hand sank wie in Zeitlupentempo von meiner Stirn, als der Schmerz wieder wie eine reißende Welle über mir zusammen schlug. Es war der Schmerz des 15 Septembers, der Schmerz des Abschieds, der mich damals vor meinem Bett in die Tiefe schleuderte und nicht mehr los ließ. Der in meine Brust mit jeder Sekunde seines Bestehens ein eiterndes, pochendes Loch riss, bis Edward es in Voltura wieder schloss, doch dieser Schmerz gehörte dieses mal nicht mir. Es war Jacobs Schmerz und ich hatte ihn erzeugt, aber diese Erkenntnis war nicht das Schlimmste, viel schlimmer war das ich wusste das ich ihm die Erlösung daraus nicht geben konnte. Ich konnte das Loch nicht schließen, der Weg dorthin war für immer versperrt.

Rache

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich so vor dem Zelt verhaarte, bis Pauls wütendes Schnauben mich aus meiner Erstarrung holte. „Wenn ihr Billy auch anrührt, beiß ich dir auf der Stelle die Kehle durch Miststück!“ Jacob packte ihn wie aus Reflex im Nacken und schüttelte ihn wie einen jungen Hund. „ Halt dich zurück“ knurrte er gereizt „oder hast du vergessen, was Sam uns beigebracht hat?“ Sein Kopf schwang kurz nach links und rechts, aber keiner der umherstehenden Männer drehte sich zu uns um, was bei der Masse an Leuten die sich jetzt vor und um das Zelt tummelten ein echtes Wunder war, aber anscheinend erforderte die prekäre Lage ihre gesamte Aufmerksamkeit. An meine Rücken glitt der Leinenstoff entlang und ich konnte Edwards Hand dahinter fühlen. E war sich wohl nicht ganz sicher, ob er sich zeigen sollte oder nicht und ich war mir nicht ganz sicher, ob zwei verhasste Vampire die Selbstbeherrschung der Werwölfe nicht böse überreizten. Deshalb beschloss ich mein waghalsiges Vorhaben so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen, denn Paul war ganz sicher an seiner Belastungsgrenze und die Zeit lief uns davon. Die Sonne berührte schon die Wipfel der umherstehenden Bäume. „Hört mir einfach nur für eine Sekunde zu o.k.?“ zischte ich zu ihnen hinüber. Ihre Ohren waren gut genug um mich zu verstehen. Wieder Schnauben, wieder kurzes Schütteln, bis Paul einigermaßen ruhig blieb und Jacob in steif auf den Boden absetzte. Ich atmete heftig ein. Es fiel mir selbst schwer, mich ihnen gegenüber zu beherrschen, was vielleicht an dem beißenden Gestank lag, den sie auszustrahlen schienen. Eine Mischung aus nassem Hund und Fäulnis, die mich aggressiv machte. Ich biss verschämt die Zähne zusammen. Früher hatte ich Jacobs Geruch geliebt, doch das war eindeutig vorbei. Ihm mochte es wohl genauso ergehen, obwohl er es nicht zeigte.

Ich versuchte mich trotz allem auf meinen Plan und auf Charly zu konzentrieren, „Es ist doch auch in eurem Sinne, wenn Emily bei dieser Sache nicht zu Schaden kommt oder?“ appellierte ich an ihre Loyalität. Es folgte keine Reaktion, was ich als ein ja wertete. Also, nächster Schritt „Gut, dann stimmt ihr mir sicher zu, dass von den Männern hier,“ meine Augen glitten kurz zu den Beamten hinüber „am besten so viele wie möglich verschwinden, ansonsten haben wir keine Chance einzugreifen.“ Embry und Jared runzelten fragend die Stirn, während Paul immer noch leise vor sich hin schimpfte. Edwards unsichtbare Hand an meinem Rücken streichelte mich weiterhin und plötzlich wurde mir klar, was er da machte. Er belauschte ihre Gedanken und würde erst einschreiten, falls meine Aktion nach hinten los ging.

Doch sie schwiegen weiterhin mit finsteren Mienen, bis Jacob sich langsam rührte.

Er senkte den Blick, bevor er mich ansprach „Wie lautet dein Plan?“ murmelte er leise. Ich musste schlucken, bevor ich ihm antworten konnte „Versucht so viele wie es geht vom Haus weg zu kriegen, damit wir eine Chance haben unbemerkt rein zu kommen.“ „Damit ihr sie in Ruhe umbringen könnt?“ Paul ließ nicht locker. Ich sah ihn mit schmalen Augen an „Nein, damit diese Leute nicht gezwungen sind das vielleicht zu tun.“ Antwortete ich kalt. In diesem Moment lud einer der Polizisten seine Pistole durch. Auf den Gesichtern der Junges flammte Panik auf und Jacob sah mich jetzt direkt an „Wir tun was wir können. Ich gebe euch Bescheid.“ Damit wandte er sich ab und ich glitt zurück ins Zelt. Edward stand wieder am anderen Ende neben Billy. Seine goldenen Augen wirkten unendlich erleichtert, als er mir zunickte.

Ich lockerte kurz meine Schultern, dann wandte ich mich an Billy. „So, ich hoffe die Zusammenarbeit funktioniert.“ Er schwieg mit zusammen gepressten Lippen, bis ich genervt die Augen verdrehte. In diesem Moment klingelte Jaspers Handy. Es war Alice, die wissen wollte wie die Lage aussah. „Tja, Bells Dad wird von der bekloppten Werwolfsbraut in ihrem Haus festgehalten. Die plant irgendein finsteres Ritual mit ihm, um ihren Kerl wieder zurück zu bekommen und die übrige Bande streunt draußen rum.“ In der Art wäre es wohl weiter gegangen, wenn Edward ihm nicht zischelend angewiesen hätte den Ton zu ändern, was Jasper nur wiederwillig tat. Von da an sah es so für Billy aus, als wenn Jasper still die Lippen bewegte. Dieser blickte mich ausdruckslos an „Was machen die Jungs da draußen?“ Ich erzählte ihm von meinem Plan, was wieder die Falten auf seine Stirn trieb, doch er nickte zustimmend. „Gut, hoffen wir das es klappt.“ „Es funktioniert schon“ betätigte Edward kühl. „Jake und die Männer folgen ihrem Sohn bis zur Einfahrt um ihre weitere Vorgehensweise zu besprechen. Es bleiben nur sechs zurück.“ Jasper beendete das Gespräch „Das heißt?“ „Wir haben noch ein klein wenig Zeit, bis sie ihre Strategie geplant haben, aber sie werden so schnell wie möglich handeln.“ Seine braunen Augen fixierten mich eindringlich „ Wir müssen ins Haus und zwar schnell.“ In meinen Beinen begann es wieder zu kribbeln, wenn es nach mir ging würde ich schon längst die Tür einrennen, doch Edward hatte anscheinend schon einen besseren Plan. „Gibt es noch einen zweiten Eingang?“ Billy überlegte kurz „ Nur ein Kellerfenster an der Südseite, es führt in den Heizungsraum mit den Gastanks und von dort nach oben in den Flur.“ Edward verzog grübelnd die Stirn. „O.k. eine Wahl haben wir wohl nicht. Wenn es an der Südseite ist, ist es perfekt, da es direkt an den Wald grenzt, da stehen keine Polizisten. Wir müssen allerdings von hier einen gehörigen Bogen schlagen, damit wir unentdeckt ran kommen.“ „Sehr gewagt“ zweifelte Jasper und ich musste ihm zustimmen, außerdem war mir schleierhaft, wie wir unbemerkt einen Bogen durch dieses Gestrüpp schlagen sollten. „Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte“ meldete sich Billy hüstelnd zu Wort. „ Ich könnte noch mal probieren Emily ans Telefon zu bekommen, dass könnte sie noch ein Stück weit mehr von Charly ablenken, so das ihr mehr Spielraum bekommt.“ Jasper und Edward sahen sich unschlüssig an, bis Jasper mit den Schultern zuckte. „Klingt vernünftig“ „Na dann los!“ Ich gab Billy wieder den Hörer in die Hand. Als er anfing zu wählen, nahm mich Edward bei Seite „Du bleibst besser hier, Jasper und ich regeln das schon.“ Ich öffnete den Mund um lautstark zu protestieren, doch er legte mir beschwörend seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Glaub mir, wir haben Übung darin, uns lautlos und zielsicher zu bewegen und Fehler können wir uns jetzt einfach nicht erlauben.“ Sein tiefer Blick ließ meinen restlichen Wiederstand hilflos schmelzen, denn es war nicht zu leugnen, dass er recht hatte. In dieser Hinsicht, war ich einfach ein blutiger Anfänger. „und was soll ich dann hier machen? Däumchen drehen, während ihr versucht Charly das Leben zu retten?“ Mein Ton war gegen meinen Willen ätzend. Er sah grimmig an meinen Kopf vorbei zu Billy der regungslos da saß und wartete. „Du bist die einzigste von uns, die eine Chance hat auf die Wölflinge einzuwirken, außerdem traue ich unserem Freund hier einfach nicht.“ Obwohl ich es nicht wollte, lief mir bei seinen düsteren Worten eine Gänsehaut über den Rücken. „Du meinst er spielt falsch?“ flüsterte ich entsetzt, doch Edward antwortete mir nicht mehr, sondern gab Jasper mit einem Wink zu verstehen, dass es los ging, denn hinter mir fing Billy an zu reden. Ich drehte mich zu ihm um und konnte gerade noch aus den Augenwinkeln sehen, wie die zwei Vampire unter dem Rand des Zeltes hindurch schlüpften, dann waren sie verschwunden. Billy plauderte erst nur wieder belangloses um Sams Verlobte ein wenig zu unterhalten, doch anscheinend ging es ihr nur um das bevorstehende Ritual, denn sie redete unentwegt darüber, bis Billy plötzlich darauf einging „Emily, kleines wie wäre es, wenn ich dir bei dem Ritual helfe, dann gelingt es uns bestimmt Sam wieder zurück zu holen.“ Die Stimmung des alte Indianer schien mit einem Schlag zu wechseln und dann redete er in einer völlig fremden Sprache eindringlich auf sie ein. In meinem Kopf schrillte darauf hin eine Alarmglocke und bevor ich richtig wusste was ich tat, riss ich ihm das Telefon samt der Leitung aus dem Schoss. Der Apparat flog scheppernd gegen den Computer, der durch die ungemeine Wucht vom Tisch fiel. Ich war wutentbrannt nach vorn geschossen und krallte ich mich jetzt an Billys Armlehnen fest. Mein Gesicht war nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt und wenn ich nur halb so furchterregend auf ihn wirkte wie ich mich in seinen schwarzen Augen spiegelte musste ich ihm eine Höllenangst einjagen. Sein rasender Herzschlag verschaffte mir darüber Gewissheit, auch wenn er versuchte gelassen auszusehen. „Was hast du ihr gesagt Billy?“ ich klang wie eine fauchende Katze, aber er sah mich nur aus großen Pupillen an. Vor dem Zelt hörte ich wieder Jacobs Stimme, so dass ich mich zwang die Armlehnen los zu lassen, auf denen deutliche Einbuchtungen meiner Finger zurück blieben. „Es muss einfach getan werden, es gibt keinen Frieden mehr!“ murmelte Billy plötzlich leise, als Jacob ins Zelt trat. Sein Blick glitt prüfend durch den Raum. „Sie versuchen ins Haus zu kommen“ beantwortetet ich seine unausgesprochene Frage. Er nickte knapp ohne mich anzusehen und ich wusste plötzlich auf welchem Weg ich meine Antworten bekam „Jacob dieses Ritual, erzähl mir sofort alles darüber!“ Ich stellte mich ohne auf Billy zu achten direkt vor ihn hin und zwang ihn somit mich direkt anzusehen. Seine Brust fing an zu zittern, doch ich achtete nicht darauf, „Jacob!“ knurrt Billy hinter mir, aber anscheinend war mein Gefühl richtig gewesen, Jakes und meine Verbindung war immer noch stärker als sämtliche anderen Einflüsse, denn er gehorchte seinem Vater nicht „ Für dieses Ritual braucht man die sieben Obiate, das sind Schalen, die angeblich aus dem Holz des ersten Baumes geschnitzt wurden, “ Erklärte er tonlos und sein Blick brannte sich auf meinem Gesicht fest, als wenn er etwas sehr faszinierendes betrachtete. „Jede Schale steht für eine Eigenschaft: Stärke, Mut, Ehre, Weisheit, Stolz, Vernunft und Güte all das Zusammen macht einen Krieger oder besser einen Werwolf aus.“ Ich wurde langsam ungeduldig „ und was macht man damit?“ Er runzelte kurz die Stirn, anscheinend verstand ich die Bedeutung des ganzen noch nicht so richtig. „Man bildet mit ihnen einen Kreis, dann werden die Schalen mit Teilen gefüllt die dem Wolf gehört haben, um sie zu verbrennen.“ Jetzt runzelte ich die Stirn. „Das ist alles?“ Jacobs Züge verzehrten sich, bevor er mir den Rest erzählte „In der Mitte des Kreises findet das eigentliche Ritual statt, denn um den Werwolf wieder zu erschaffen braucht es eine Seele und die muss zu erst aus dem anderen Körper befreit werden.“ Meine Züge entgleißten entsetzt „Befreien? Was heißt das? Sie bringt ihn um?“ Ich wirbelte zu Billy herum, „und du unterstützt sie dabei?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich will nur, nicht das sie leidet, das ist alles.“ Mir waren Emilys Gefühle gerade völlig egal und außerdem glaubte ich ihm kein Wort. Edward hatte recht, Billy spielte ein falsches Spiel. „Was hast du am Schluss zu ihr gesagt?“ Er lächelte nur müde, bis Jacob mir antwortete „Das die kalten Wesen hier sind und das sie das Feuer an machen soll“ Das selbstsichere Lächeln verwandelte sich in blanken Zorn. „Sei still“ brüllte er ihn an, dann redete er mit ihm wieder in der mir unverständlichen Sprache. Jacob zog bei den herrischen Worten schuldbewusst den Kopf zwischen die Schultern. Ich brauchte keine Übersetzung um zu verstehen, dass Billy ihn wegen seiner Haltung gegen den vermeintlichen Feind zusammen faltete. Das brachte mich aber erst recht auf die Palme, weil ich fühlen konnte, wie in Jacob ein Kampf tobte, der ihn schier zeriss. Seine Stellung als Werwolf wurde von seinen Gefühlen mir gegenüber überrollt und das trieb ihn immer weiter an den Rand seines Willens. Die Haut an seinem Hals verfärbte sich langsam grün und die Adern traten deutlich hervor, obwohl er alles daran setzte ruhig zu bleiben, aber er hatte nicht alleine dieses Problem.

Wie zuvor sein Schmerz überkam mich jetzt seine Wut. Allerdings mit einer verheerenden Wirkung.

Das Tier in mir begrüßte sie wie einen alten Freund. Zusammen waren sie deutlich stärker als meine bisherige Selbstbeherrschung und der Ekel. Mein Verstand verlosch wie eine flackernde Kerze in einem Tornado und ohne das ich es wollte fletschte ich schäumend die Zähne. Billy brach mitten im Satz ab um mich mit offenem Mund anzustarren, genauso wie ich ihn, denn ich konnte plötzlich das Blut unter seiner faltigen, runzeligen Haut rauschen hören, pulsierend in einem Geflecht von spinnennetzförmigen Adern und es klang wie Musik, während meine Zunge gierig an die Spitzen meiner Eckzähne stieß, die sich fangbereit nach vorne schoben. Billy schnappte hörbar nach Luft, doch es war mir egal, dass er oder Jake mich so sahen, denn das Monster in mir wollte sein Recht. Jetzt und auf der Stelle! Ich stieß mich mit letzter Willensanstrengung nach hinten und fiel laut knurrend gegen die Zeltwand, ansonsten hätte ich mich auf Billy gestürzt und ihn zerfetzt. Mein Körper zitterte, wie der von Jacob, kurz vor der Verwandlung, als hätte man mich unter Strom gesetzt, weil ich gegen ihn kämpfte, ich kämpfte verzweifelt gegen das Monster an, das die Herrschaft übernehmen wollte und ich wusste ich würde bald verlieren. Jacobs entgeistertes Gesicht verschwamm vor meinen Augen, „Bella?“ Seine Stimme klang fremd und hohl, ganz im Gegensatz zu Billys „Sieh dir an, was sie ihr angetan haben. Sie ist ein Monster. Das haben sie aus dem unschuldigen Mädchen gemacht, dass du und ich geliebt haben, nur um uns zu quälen,“ sagte er kalt. „aber das werden sie büßen, auch wenn dafür zwei unschuldige Menschen ihr Leben lassen müssen.“ Ich keuchte ächzend, als mir bei seinen Worten Charlys Gesicht vor Augen trat und dann das von Edward und Jasper.

Das Tier wich darauf hin knurrend ein Stück weit aus meinem Kopf zurück und auch Jacobs Wut verebbte langsam, so dass ich eine Chance bekam die Oberhand zu gewinnen. „Was soll das heißen?“ fragte Jacob bestürzt, aber Billy braucht ihm nicht zu antworten, denn in meinem vernebelten Gehirn schlug ein Geistesblitz ein, der mir Billys geheimnisvollen Satz komplett entschlüsselte und mir die grauenhafte Tragweite seines Vorhabens bewusst machte. Die Gastanks im Keller! Ich riss mich mit einem Satz nach oben „Du hast ihr gesagt das sie das Gas anzünden soll, wenn sie drin sind!“ krächzte ich, meine Muskeln brannten immer noch von den Krämpfen, doch ich achtete nicht drauf „Sie soll sie alle in die Luft sprengen“ Billy stöhnte auf, „Was?“ Jacob starrte ihn ebenso entsetzt an wie ich. Anscheinend hatte er von diesem Plan seines Vaters keine Ahnung gehabt. Ihm ging es nicht mehr um ein Ritual, das allen Anschein nach wirklich nur ein Mythos war. Es benutzte es und Emily für seinen eigenen Rachefeldzug, der auf die Vernichtung der zwei Vampiren abzielte. Charly war dabei nur so etwas wie ein Kolateralschaden.

Mir schnürte sich bei dieser Kaltblütigkeit die Kehle zu und wie aus einem Instinkt heraus drehte ich mich um und zeriss mit einem Ruck die Wand des Zelts.

Wahrheit

„Nein!“ Jacob war plötzlich hinter mir, schlang einen seiner langen Arme um meine Hüfte und riss mich hoch. Seine Kraft drückte mir die Lunge zusammen, so das ich nur hilflos in der Luft strampeln konnte, während er versuchte mit der freien Hand das Loch zu verdecken. „Lass mich los, lass mich!“ keuchte ich, verzweifelt darum bemüht, mich aus seinem Griff zu befreien, doch er war wie eine Eisenklammer trotz meiner eigenen übermenschlichen Kraft. „Die Polizisten kommen zurück und sie haben vor das Haus zu stürmen.“ zischte er mir knurrend ins Ohr. „Es ist nur noch eine Frage von Sekunden ob Emily oder ein Schuss aus einer Waffe das Haus in die Luft fliegen lässt. Du kannst nichts mehr tun!“

Oh nein, nein nein neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!! Ich trat wie in Raserei um mich. Das durfte einfach nicht passieren, niemals! Einer meiner zappelnden Füße erwischte bei Jacobs Versuch mich zu bändigen den Rollstuhl. Die Wucht war so stark, das es Billy, wie einen Crashtestdummy, rückwärts aus seinem Sitz katapultierte. Mit herumwirbelnden Gliedmaßen krachte er hinter den Schreibtisch, wo er regungslos liegen blieb. Das lenkte Jacob für eine Sekunde ab, in der ich mich noch mal anspannte und nach vorne warf. Ich rutschte ihm aus den Fingern und rannte los, bevor ich überhaupt den Boden berührte. Die Zeltwand flog zur Seite und gab mir den Weg frei. Ich sah keine Polizisten und keinen Streifenwagen, sondern nur die Eingangstür, die in rasender Geschwindigkeit auf mich zu flog, aber als ich sie erreichte, brach sie unter mir weg, als wäre sie aus Pappmarsche und krachend landete ich auf der schmalen Treppe in Emilys Flur.
 

Holzspäne wirbelten um mich herum nieder und von draußen hörte ich Jacob wie einen wahnsinnigen brüllen „Nicht schießen, nicht schießen! Um Gottes Willen! Da drin ist Gas!“ Schnaufend rappelte ich mich hoch und drückte mich an die Wand, so das mich von draußen niemand sehen konnte. Eigentlich hatte ich schon eine Explosion erwartet, doch mein unerwartetes Erscheinen musste Emily so überrascht haben, dass sie sich nicht rührte. Vielleicht hatte ich noch eine Chance sie aufzuhalten. Mit einem Satz war ich in der Küche, doch da war niemand. Nur zwei leere einsame Teetassen standen auf dem Tisch. Immer noch japsend wollte ich mich gerade in Richtung Wohnzimmer umdrehen, als meine Stirn gegen Edwards Brust knallte.

Benommen blickte ich zu ihm auf. Ich konnte mich nicht daran erinnern ihn je so ungläubig drein schauend gesehen zu haben. „Bella?“ Ich wollte ihm antworten, doch meine Erleichterung darüber das er unversehrt war, nahm mir die Stimme. Sein fesselnder Blick wurde jetzt allerdings steinhart. „Los schnell in den Keller!“ zischte er böse und packte mich grob am Handgelenk, bevor ich was sagen konnte, polterte ich auch schon zusammen mit ihm die Treppe runter. Jaspers Blick stand dem von Edward in nichts nach. „Was machst du denn hier?“ fragte er tonlos, als ich ihm vor die Füße stolperte „Kleinholz“ knurrte Edward mit zusammen gepresstem Kiefer. Es war nicht zu übersehen, wie stocksauer er war. Über uns ertönte plötzlich das Getrappel von schweren Stiefeln. Das Geräusch brachte mich wieder zum denken und ich packte Edward panisch an der Lederjacke. „Die Gastanks! Sie soll euch in die Luft sprengen!“ Doch anstatt wie ich entsetzt oder wenigstens Überrascht auszusehen, verdrehte der gottesgleiche Vampir nur stöhnend die Augen. Jetzt war ich vollkommen überrascht. Verdattert drehte ich mich zu Jasper um, der kichernd die Hand vor den Mund schlug. „Wieso?“ Edward löste meinen Klammergriff von seinem Oberteil und drückte besänftigend meine Hände. Trotz der immer noch erkennbaren Wut in seinen Augen, zuckten seine Mundwinkel und auch seine raue Stimme klang mehr erheitert, als böse „Überleg doch mal Liebes, was können ich und Jasper was du und die anderen nicht können?“ Ich zögerte, denn ich war immer noch über seine Reaktion total verwirrt. Jetzt konnte sich auch Edward nicht länger beherrschen und grinste übers ganze Gesicht, während er sich an die Stirn tippte. Bei mir fiel endlich der Groschen. „Gedanken lesen?“ „Mmmh und Jasper?“ Jetzt wurde ich langsam wütend, was sollte denn das unsinnige Ratespiel? „Gute Stimmung verbreiten- oh!“ Ich klappte bestürzt den Mund zu. Edward registrierte meine Erkenntnis mit einem fast schon überheblichen Lächeln. „ So und nun kannst du dir ja vielleicht schon denken, wie unser Plan aussah, bevor du hier wie eine Rakette rein geschossen bist“ „Aber Billy hat doch mit Emily in einer anderen Sprache gesprochen, als sie telefoniert haben, wie konntest du da wissen was er ihr gesagt hat?“ unterbrach ich ihn schroff. Ich konnte nicht anderes, ich war irgendwie über seinen Ton beleidigt. Sein Lächeln wurde jetzt engelsgleich „Die Sprache der Quilleute kann ich tatsächlich nicht verstehen, aber ihre Gedanken waren deutlich. Es bestand aber nie eine Gefahr, Jaspers Einfluss war schon viel zu stark. Billy hätte alles von ihr verlangen können.“ Ich konnte es nicht glauben „Und was ist mit Charly?“ „Dein Dad hat natürlich selbst alles versucht sie zur Besinnung zu bringen, geschafft hat er es dann, als wir hier waren und sie standen kurz davor das Haus zu verlassen. Das Mädchen hat ihn vorher mit einem Gewehr bedroht, doch das hat er ihr schon abgenommen, ein paar Minuten bevor,“ Er stockte kurz, bevor er den Satz beendete „du durch die Tür gerast bist.“

Mein Mund wurde schlagartig trocken, als mir der Sinn dieses Satzes klar wurde. Ich hätte gerade beinahe dafür gesorgt das Charlys Rettung scheiterte und vielleicht Billys Plan aufging. Edward zog mich stumm an seine Brust und hielt mich einfach nur fest. „Schon gut“ hörte ich ihn sanft murmeln „Es ist vorbei, es geht ihm gut.“ „Ja“ sagte Jasper „und wir verschwinden hier besser mal, oder?“
 

Der Weg zurück führte wie zuvor durch das Kellerfenster, doch dieses mal war ein Umweg durch das Unterholz nicht nötig. Vor dem Haus war es so gut wie leer. Aus dem offenen Türrahmen drang lautes Stimmengewirr, anscheinend hatten wirklich alle Beamten versucht rein zu kommen. Dazu kam die Dämmerung, die sich komplett ausgebreitet hatte, so konnten wir unbemerkt wieder ans Zelt gelangen.

Drinnen saß Billy, wieder in seinem Rollstuhl, neben dem aufgeräumten Schreibtisch. Ich zwinkerte. Es sah aus, als wäre nie etwas passiert, nur der immer noch sichtbare Riss in der Wand zeugte davon das hier nichts so war, wie es schien.

Ich zwang mich nur Jacob an zu starren, der mit steifem Oberkörper und harter Mine neben seinem Vater stand, ansonsten hätte sich Jasper noch mal alle Mühe geben müssen. Ich wollte gerade etwas sagen, als Jacks Stimme on draußen meinen Namen rief. Ich machte mich aus Edwards Umarmung los und lief so schnell wie möglich aus dem Zelt nach draußen, direkt auf Charly zu, der mit bleichem Gesicht und einer Wolldecke um die Schultern an einem der Streifenwagen lehnte. Er sah erschreckend alte aus. Schluchzend und unendlich erleichtert schlang ich meine Arme um seinen Nacken, worauf er mir unbeholfen den Rücken tätschelte. „Schon gut Schatz, schon gut. Ich bin o.k., alles ist vorbei“ Er klang mehr als erschöpft und ich kniff verschämt die tränenlosen Augen zusammen. Er wusste nicht wie recht er hatte. „Es tut mir so leid Dad“ nuschelte ich in die Decke, so leise, dass er es nicht hören konnte. Er wiegte mich dennoch beruhigend hin und her. Jake, der neben uns stand, sah verlegen aber zufrieden auf seine Schuhe, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Ich fuhr mir, in alter Gewohnheit, schniefend über die Augen, dabei fiel mir eine wichtige Frage ein „Wo ist Emily?“ meine Stimme war immer noch wackelig. Charlys müder Blick wurde traurig. „Sie wird nach Seattle gebracht, in eine psychiatrische Klinik. Das arme Mädchen ist vollkommen fertig.“ „Dad!“ rief ich aufgebracht „Sie hat einen Mann fast erschossen und dich als Geisel genommen und du sagst sie ist ein armes Mädchen?“ Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem entschuldigenden Lächeln und er legte mir wieder einen Arm um die Schulter. „Du hast ja recht, aber du weißt nicht was sie mir alles erzählt hat.“ Ich sah ihn alarmiert an, doch er war zu sehr mit dem gerade erlebten beschäftigt, um meine vorsichtige Haltung zu bemerken. Er seufzte tief und sah dann in den dunklen Schatten der Bäume „ Sam ist tot.“ Sagte er plötzlich und ich konnte gerade noch ein Nicken verhindern. Statt dessen machte ich ein übertrieben überraschtes Gesicht „Was?“ Ich war mir nicht sicher ob es an Charlys Gemütszustand lag oder an meiner Überzeugungskraft, dass er mir meine Unwissenheit abnahm, aber er redete einfach weiter. „Billy hatte es mir gestern erzählt, als ich bei ihm zum Essen war. Sam hatte vor ein paar Wochen ein tolles Jobangebot bekommen, als Treiber, drüben in Kanada, auf einer Schafsrange im Norden. Er wollte die ersten Monate überstehen und Emily dann nach kommen lassen, aber es gab einen Unfall.“ Er sah mich wieder an, seine Augen wahren immer noch leer. „Eine ungesicherte Starkstromleitung in einem der Ställe, Sam hatte keine Chance“ Ich atmete hörbar aus, Charly interpretierte es als Betroffenheit und nickte mit zusammen gepressten Lippen. „Für Emily ist eine Welt zusammen gebrochen und anscheinend hat sie darüber den Bezug zur Realität verloren.“ Seine Hand drückte meine Schulter „Als sie Tom niedergeschossen hat, trieb sie mich zunächst in ihre Küche. Ich sage dir, wenn sie nicht dieses Gewehr in den Händen gehalten hätte, wäre das eine ganz gewöhnliche Teestunde gewesen.“ Er lachte bitter auf. „Oh man, sie hat mir vollkommen ruhig erzählt, dass Sam der Anführer eines Wolfsrudels war und das die ganzen Jungs auch Jacob für sie wie eine Familie seien.“ Kopfschüttelnd redete er weiter „Sie nannte sich das Wolfsmädchen“ Mir wurde bei seinen Worten langsam mehr als unbehaglich. Seine Augen schienen mich plötzlich zu durch bohren „ Und dich nannte sie das Vampirmädchen.“ Ich hörte auf zu atmen, bis er wieder anfing zu lachen, dann sprudelte es nur so aus ihm heraus „ Sie glaubt Dr. Cullen und seine Familie seien kalte Wesen, die Blut trinken und du würdest auch bald zu ihnen gehören. Jacob würde das nicht einsehen, weil er dich so lieben würde, aber dein Schicksal wäre längst besiegelt. Sie hätte es in deine Augen gesehen. Dein Herz gehöre diesem Vampir und du würdest ihm folgen, niemand könne das verhindern.“ Unbewusst fing er an mich zu schütteln. „Sie behauptet tatsächlich das die Familie Cullen Sam umgebracht hat und das Edward dich umbringen will oder in ein kaltes Wesen verwandeln, keine Ahnung.“ Plötzlich wechselte sein Gesichtsausdruck. Aus der vermeintlichen Fassungslosigkeit wurde haltlose Wut „ Dafür hätte Tom fast sein Leben lassen müssen, für so einen Schwachsinn!“ Er schüttelte wieder den Kopf.

Obwohl mir Emily leid tat, war ich unsagbar froh und fast schon glücklich, dass Charly so über sie dachte. Er kannte die Wahrheit ohne sie zu glauben und ich wollte mir gar nicht vorstellen was passieren würde, wenn es nicht so wäre.

Er ließ meine Schulter los und stieß sich dann vom Streifenwagen ab, dabei glitt die Decke von seiner Schulte. Er warf sie achtlos in den Wagen, als er sich wieder zu mir umdrehte musterte er mich plötzlich mit einem merkwürdigen Blick, der mir wieder aufschreckte, doch...„Was hast du eigentlich an? Ist das etwa Motorradkleidung?“

Ich hielt es für besser erst mal nichts darauf zu antworten. Wir gingen dabei zum Zelt hinüber, das wieder überfüllt war. Edward und Jasper standen am Eingang und nach dem sie Charly begrüßt hatten, fiel dem ausgerechnet als nächstes die schwarzen Maschinen auf, die wieder auf ihren Rädern standen. Charly erholte sich in anbetracht einer möglichen Motorrad fahrenden Tochter erstaunlich schnell von seiner lebensgefährlichen Geiselnahme. Seine Gesichtsfarbe bekam erneut diesen unheilvollen, unnatürlichen lila Ton, als er mich bei Seite nahm „ Sag mir bitte das du nicht auf so einer Höllenmaschine mitfährst.“ Herrschte er mich zwischen den Zähnen an und ich beeilte mich ihm zu erklären, dass wir uns die Räder nur geliehen hatten um möglichst schnell hier her zu kommen. „Die gehören Freunden von Carlisle“ beruhigte ich ihn. Die Erwähnung dieses Namens erinnerte wieder an Tom und er entschuldigte sich kurz um im Zelt das Krankenhaus anzurufen, aber nicht ohne noch mal einen strafenden Blick auf Edward zu werfen.

Kaum war sein Rücken hinter der Zeltwand verschwunden entfuhr mir ein abgrundtiefer Seufzer und ich schlug die Hände vors Gesicht. „Gott sei dank hat er ihr kein Wort geglaubt“ flüsterte ich in meine holen Hände, die mir Edward langsam wieder von den Augen nahm um sie sanft zu küssen. Er und Jasper wirkten ebenfalls sehr erleichtert, doch eine Sache machte mir noch Kopfzerbrechen „Fragt sich nur was Billy ihm noch sagen wird.“ „Er und Jacob sind schon weg.“ Ich sah überrascht und verärgert in seine goldenen Pupillen, die unheilvoll funkelten. Trotzdem war seine betörende Stimme ruhig „ Es gibt noch einige Dinge zu klären, aber für heute ist genug passiert denke ich. Wir müssen eh noch ein dringenderes Problem lösen.“ Er nickte mit dem Kopf zu Emilys Haus hinüber. „Die Tür“ Ich erstarrte vor Schreck, an meinen verheerenden Einschlag hatte ich gar nicht mehr gedacht. Das würde bestimmt noch ein paar Fragen aufwerfen. Wir schwiegen kurz, bis Jasper Augen plötzlich einen diebischen Ausdruck bekamen. Er hatte anscheinend einen Einfall. „Bin gleich wieder da“ war aber alles was er uns breit lächeln wissen ließ, dann verschwand er wie Billy im Zelt. „Was hat er vor?“ Edward grinste jetzt auch „Ein bisschen die Wahrheit manipulieren.“ Dann war Jasper wieder da. Zufriedenen hielt er seine geschlossene Faust hoch, mit der anderen schlug er in Edwards ausgestreckte Hand ein.

Verbindungen

Ich sollte erst in der Villa erfahren was Jasper im Zelt gemacht hatte. Nachdem Charly wusste, , das Tom zwar schwer verletzt aber stabil auf der Intensivstation lag, konnten Jake und ich ihn dazu überreden auch eine Nacht im Krankenhaus zu verbringen. Sein Herzrhythmus gefiel mir gar nicht, was ich ihm natürlich nicht sagte, aber nach dem Edward ihm hoch und heilig versprach mich so langsam wie nur möglich nach Hause zu fahren, blieb er schmollend in seinem Krankenzimmer um sich durchchecken zu lassen.

Als der Motor der Hayabusa ansprang, konnte ich Edward leise lachen hören. Ich stupste ihn an der Schulter. Ich hätte wetten können, dass er unter dem Helm grinste. „Charly würde es am liebsten sehen, wenn wir die Dinger nach Hause schieben würden.“ Hörte ich ihn dumpf kichern.

Doch wir sausten, wie zu vor, in atemberaubender Geschwindigkeit über den Highway, dass jedem Autofahrer, der uns entgegen kam, die Luft weg bleiben musste.

Die übrigen Vampire erwarteten uns bereits ungeduldig. Alice war die erste die uns in der Garage entgegen rannte. „Himmel war das knapp!“ stöhnte sie und überraschte mich, in dem sie erst mich anstatt Jasper umarmte. „Ich hab dich durch die Tür rennen sehen Bella! Wie konntest du nur und dann wollte ich den Jungs Bescheid sagen, aber das Handy hatte keinen Empfang!“ Sie war zu meiner Bestürzung vollkommen aufgelöst und ich fühlte mich sofort elend deswegen. „Entschuldige Alice, es tut mir leid, ich wollte nur,“ „Kommt erst mal rein“ Carlisle erschien ebenfalls zwischen den Autos, auch auf seinem Gesicht war eine Spur von Sorge, die sich aber bei unserem Anblick verflüchtete.

In der großen Halle wartete der Rest. Esme und Evelyn saßen an Edwards Flügel, währen Deal mit den Zwillingen an der großen Fensterfront stand. Alle schienen bei unserem Eintreten aus einer Art Starre zu erwachen. Esme sprang auf um uns ebenfalls zu drücken. Ihr rundes Gesicht musterte mich eindringlich, doch anstatt mir wie Alice Vorwürfe zu machen fragte sie zu erst nach Charly „Wie geht es deinem Vater Liebes?“ Ich nickte matt und warf deinen kurzen Seitenblick auf Edward und Jasper. „Dank den beiden gut. Dafür hätte ich ihn fast umgebracht.“ Sie verzog schmerzhaft ihre schönen Lippen und streichelte eindringlich meine Arme „Nein, so was darfst du nicht denken.“ Versuchte sie mich zu beruhigen. Ich verzog nur traurig die Mundwinkel, bis ich Edwards Arm um meine Hüfte spürte. Carlisle Worte klangen ebenfalls beschwichtigen „Es ist ja alles noch mal gut gegangen. Charly ist nicht verletzt und sein Kollege wird auch durch kommen, wenn es auch sehr knapp war.“ Ich seufzte noch mal und ließ mich dann von Edward zu dem Klavierhocker führen auf dem ich mich innerlich erschöpft neben der rotblonden Vampirin niederließ. Ich spürte Evelyns gründe Augen auf mir ruhen und das machte mich, aus irgendeinem Grund, nervös. Aslamm konnte sich nicht länger im Zaum halten. „Na los erzählt mal, was haben die Wölflinge zu eurem Erscheinen gesagt?“ „Sie waren schier begeisterst“ antwortete Jasper trocken. „Bella hat sie dazu gebracht sich zusammen zu reißen und so gar mit uns zu kooperieren.“ Übernahm Edward den weiteren Bericht. Jetzt ruhten alle Blicke auf mir „ Sie haben die Polizisten abgelenkt, damit wir ins Haus konnten.“ „Ja aber nur, damit das Mädchen da drin uns in die Luft sprengen kann.“ Unterbrach ihn Jasper zynisch. Ich hob endlich den Blick von den Klaviertasten, die ich schon eine weile intensiv betrachtete. „Das war allein Billys Idee, selbst Jacob hatte keine Ahnung was sein Vater da wahnsinniges vor hatte.“ Carlisle schürzte nachdenklich die Lippen, nach dem ich mein Erlebnis im Zelt zu besten gegeben hatte. „Der Hass sitzt tiefer, als ich gedacht habe. Viel, viel tiefer,“ Seine bronzefarbenen Augen glitten zu einem unsichtbaren Punkt im Garten hinaus.

„Ich möchte ja keine schlechte Stimmung verbreiten, aber glaubt ihr nicht, dass Bellas kleiner Fauxpas vielleicht ein paar Ungereimtheiten aufkommen lassen wird?“ Evelyns Stimme klang zwar honigsüß, aber der Ernst, der hinter ihrer Frage stand, war mehr als deutlich hörbar. Sie brachte damit aber nur Jaspers Gesicht zum Strahlen. „Nun, sagen wir es mal so, fürs erste ist nur wichtig das jeder an das glaubt, was er meint gesehen zu haben“ Ich sah ihn sprachlos an. „Wie bitte? Edward lächelte jetzt auch „Aber es ist doch ziemlich offensichtlich. Ich meine die Tür, oder das was von ihr übrig geblieben ist und die kaputte Treppe? Das kann man doch gar nicht übersehen oder vergessen.“ Der große blonde Vampir war wenig von meinen Einwenden beeindruckt. In seinen schwarzen Pupillen blitzte nur der Schalk „Du glaubst gar nicht wie sehr die Wahrnehmung leidet, wenn man sich in einem Zustand der vollkommenen Euphorie befindet, ausgelöst durch ein freudiges Ereignis, wie zum Beispiel das der glücklichen Rettung deines Vaters.“ Evelyn schien ebenso wenig überzeugt zu sein wie ich „Das soll heißen?“ „ Die Polizei hat nur eine offene Tür gesehen und ist dann blindlings losgestürmt, weil sie meinte der Angriff käme von drinnen und als sie dann Chief Swan unverletzt vorfanden, da rückte die Sache mit der Tür erst einmal in den Hintergrund“ „Aber mein Vater wird ihnen doch schnell erklärt haben, dass er Emily die Waffe abgenommen hat“ warf ich ein „und dann wird es erst recht brenzlig“ Anstatt Jasper antwortete Edward „Er hat aber noch mit keinem darüber gesprochen und da er jetzt im Krankenhaus liegt und hoffentlich friedlich schläft, reicht die Zeit, bis das Rudel sein Wort hält.“ „Was soll das heißen?“ bohrte Evelyn weiter. Edward warf mir einen kurzen Blick zu „ Einer der Wölfe hat uns sein Wort gegeben, das sie heute Nacht noch das Haus abbrennen werden um alle Spuren zu verwischen, schon aus eigenem Interesse.“ Aslamm schnaubte verächtlich „Das Wort eines Wolflings.“ Doch ich wusste, das Jacob es tun würde.

Alice löste sich darauf hin von Jaspers Seite um zu mir herüber zu kommen. Ihre dünnen Arme legten sich von hinten auf meine Schultern, die ich dankbar drückte. Sie schien ebenfalls von Jaspers Handlung überzeugt zu sein, vielleicht nicht aus den gleichen Gründen wie ich. Als ihre beruhigenden Atemzüge meinen Nacken streichelten, merkte ich das mich dieser Tag mehr gekostet hatte, als ich mir gegenüber selbst zu geben wollte.

Ich sehnte mich nach nichts anderem, als nach ein bisschen Ruhe um diesen Alptraum endlich abzuschütteln und versuchte Edwards Blick einzufangen, aber er schien meinen Wunsch schon aus meiner Haltung abzulesen. „Ich denke das wir jetzt eh nichts anderes tun können als abzuwarten.“ Sagte er Deal und Carlisle nickten synchron. „Gut, dann entschuldigt uns bitte für einen Moment, damit wir euch eure Anzüge zurück geben können.“ Niemand hatte was dagegen, denn Jasper gab ihnen weiterhin bereitwillig Auskunft über unser beeindruckendes Erlebnis. Ich unterdrückte ein Stöhnen, als Edward mir von der Bank half und wir erst auf die Treppe und dann in den Korridor der ersten Etage verschwanden. Ich konnte es schon nicht mehr erwarten, mich gleich aufs Bett zu schmeißen und die Decke über den Kopf zu ziehen, doch Edwards Arm an meiner Hüfte manövrierte mich zum meinem eigenen Erstaunen zu Alice Zimmer. „Hey wo willst du denn hin?“ protestierte ich genervt, aber er achtete nicht auf meine Maulerei, sondern schob mich ohne ein Wort in das schöne Badezimmer der Vampirin. Dort drehte er erst mal die Hähne an der Badewanne auf. Es rauschte, als wenn wir neben einem Wasserfall standen und ich beobachte ihn stumm, wie er nach dem Badeöl auf der Ablage griff. Er schüttete fast die gesamte Flasche in die strahlend weiße Wanne. Eine Wolke aus Aprikosen stieg aus dem Dampf auf und kondensierte an den Fließen um uns herum. Ich konnte die herrliche Wärme des Wassers fast schon auf der Haut fühlen und langsam ließ ich mich auf den Rand nieder um schon mal eine Hand in das duftende Nass zu stecken. Das war eine verdammt gute Idee von ihm. Edward beobachtete mich lächeln, bevor er sich vor mich hin kniete. Ich fühlte mich plötzlich an unser erstes Badeerlebnis erinnert, aber das hier schien nicht auf ein einfaches Gespräch hinauszulaufen. Sein herrliches Gesicht war fast auf meiner Höhe, als er sich zu mir vor beugte um seine köstlichen Lippen auf meine zu drücken. Ich seufzte zufrieden, als sein Geschmack meine Zunge berührte und meine Hände fasten benommen in seine Haare. Diese Idee war noch besser um mich abzulenken. Sein Kuss wurde intensiver und seine Finger zeichneten meine Wangen nach, um dann über meinen Hals zu meiner Brust zu wandern. Dort öffnete er mit einer geschickten Bewegung den Reißerschluss der Lederjacke.

Als wir uns heute Nachmittag in Windeseile umgezogen hatten, hatte ich mir einfach so gut wie alles ausgezogen, nur um so schnell wie möglich in die Motorradkluft zu kommen, darum war das seidige Unterhemd alles was ich drunter trug. Es brachte Edwards Brust zum knurren und seine Karamellaugen zum leuchten, nicht zu Letzt, weil es fast durch sichtig war. „Gefällt es dir?“ keuchte ich, denn meine Sinne konzentrierten sich nur noch auf ihn und seine Berührungen. „Ein Hochzeitsgeschenk meiner Mutter“ Er zog es mir so schnell über den Kopf, dass ich es kaum merkte. „Das was es verbirgt gefällt mir noch besser.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein dunkles Flüstern und jetzt waren meine Finger damit beschäftigt seinen Körper aus dem schwarzen Leder zu befreien, während wir uns weiter gierig küssten. Ich hatte einmal gedacht, das Edwards Gesicht das Schönste an ihm sei, was zweifellos der Fall war, aber Edward vollkommen nackt stellte seine makellosen Züge tatsächlich noch ein wenig in den Schatten oder besser gesagt, es machte ihn gottesgleich.

Als sich der spärliche Rest meiner Bekleidung zu dem Unterhemd gesellt hatte rutschten wir immer noch in einander verschlungen in die mittlerweile übervolle Wanne, was für einen ordentlichen Schwall Wasser auf dem Boden sorgte. Doch all das, war ohne Bedeutung, da einzigste was zählte war, dass wir uns küssten, berührten und letztlich verbanden. Edwards Bewegungen waren die einer geschmeidigen Katze, als mich sanft mit dem Rücken gegen die schräge Wand der Wanne legte um dann vorsichtig zischen meine Beine zu gleiten . Ich hatte immer noch das Gefühl, dass er mich für zerbrechlich hielt, so vorsichtig wie er mich behandelte, aber es war ein Umstand den ich mehr als nur genoss. Stöhnend und mit mittlerweile pechschwarzen Pupillen drängte er sich langsam vorwärts und meine Sinne sprühten Funken, die alles in mir zu entzünden schienen, bis ich am Schluss in Flammen aufging.
 

Kichernd lagen wir wenig später immer noch nackt unter der weichen Decke des Bettes. Das Licht des vollen Mondes fiel durch das Glas der riesigen Fensterfront direkt auf unsere schneeweißen Gesichter. Ich kuschelte mich gerade fest an Edwards muskulöse Brust, als er mich plötzlich neckend in den Hals biss. „Hey was machst du da?“ reif ich überrascht „Endlich mal wieder kosten“ nuschelte er mit meiner Haut zwischen seinen Lippen. „Darf ich?“ Ich fühlte mich wie ein Kaninchen im Fang eines Raubtiers, auch wenn ich selbst eins war, doch ich musste zu geben dass es seinen Reiz hatte. Edwards Lippen legten sich jetzt sanft auf meinen gespannten Hals, den ich ihm bereitwillig darbot. Wenn ich ehrlich war, brannte ich insgeheim schon lange darauf zu erfahren wie es sich anfühlte, wenn man als Vampir gebissen wurde. In einem Punkt wahr ich mir schon ziemlich sicher, es konnte nicht so schmerzhaft sein, wie beim ersten mal, ansonsten hätte mich Edward bestimmt nicht von ihm trinken lassen.

Seine Lippen liebkosten aber zunächst nur zärtlich meine Kehle, bis ich wohlig die Augen schloss, erst dann entblößte er seine Zähne.
 

Es war kein Schmerz oder böses Feuer, dass in meine Adern drang um mich zu vernichten, vielmehr war es ein angenehmes Kribbeln, das sich nach und nach wie das Gift in meinen Muskeln ausbreitete. Edward umfasste meinen Oberkörper, während seine Lippen saugend unter halb meines Kinns verweilten. Sein schwerer Atmen kitzelte mich, doch gleichzeitig merkte ich wie das raue Gefühl des Durstes in meine Kehle zurück kehrte. Mir entwich plötzlich ein leises Zischen und Edward schob sich ruckartig hoch. Seine klebriger Mund wischte mir dabei über die Wange und ich roch wieder den verhängnisvollen salzigen Geruch. Er war wieder ekelig. Angewidert drehte ich mich kurz von ihm weg, was er wehmütig zur Kenntnis nahm, bis er mir noch mal mit der Zunge über die Haut fuhr und dabei die Spuren des Blutes verschwinden ließ. „Verzeih mir, aber ich bin was ich bin. Ein hilflos Verlorener in deinen unwiderstehlichen Fängen.“ schnurrte er mit vollkommener Samtstimme. Ich drehte meinen Kopf wieder in seine Richtung. „Nein, keine Sorge, es liegt nicht daran, im Gegenteil, es gefällt mir so gar, nur das Blut.“ Ich zuckte hilflos mit den Schultern „Selbst mein eigenes mag ich nicht riechen.“ Er lachte schallend. „Wenn du wüsstest was du verpasst“ Ich verzog grübeln die Stirn. „Im Zelt war das anderes, ganz anderes.“ Sein Lachen erstarb auf der Stelle und machte einem wachsamen Ausdruck Platz „Was meinst du?“ Ich zog einen Mundwinkel nach oben. Ich war mir nicht ganz sicher, ob meine Empfindung nicht vielleicht ein bisschen gestört klangen. „Mmmh, na ja als Jacob wütend wurde, da wurde ich es auch, so als wenn sich seine Aggression auf mich übertragen hätte, genauso wie zu vor sein Schmerz, als, er gemerkt hat, was ich bin“ erklärte ich vorsichtig. Edward sagte zu nächst nichts, er sah mich nur an, aber ich wurde aus seinem Blick nicht schlau. Trotzdem erzählte ich ihm auch noch den Rest, denn ich wollte es endlich los werden. „Diese Wut war stärker als der Ekel und es war ein Wunder, dass ich mich nicht sofort auf Billy gestürzt habe um ihn,“ Ich brach ab, weil die Erinnerung mich übermannte und mich erneut schockierte. Endlich öffnete Edward den Mund. Er wirkte auf einmal sehr bedrückt „Anscheinend hast du zu Jacob eine intensive Verbindung, eine zu intensive Verbindung.“ Ich verstand nicht ganz was er damit meinte, aber ich hielt es für besser das Thema nicht weiter zu vertiefen, weil ich in seiner steifen Haltung sehen konnte, dass ihm dieser Umstand überhaupt nicht gefiel.

Niemals glücklich

Am nächsten Tag nach der Schule, holten wir Charly aus dem Krankenhaus ab. Er hatte zu meiner Verblüffung wirklich jede Untersuchung anstandslos über sich ergehen lassen. Die Patientenakte, am Klemmbrett seines Bettes hing, war zentimeterdick und ich wiederstand nur wiederwillig der Versuchung, einen Blick hinein zu werfen. Ich kannte Charly gut genug um zu wissen, dass er mir das Übel nehmen würde, also beschränkte ich mich darauf mir den Bericht des Arztes anzuhören. Der versicherte uns dass mit Chief Swan alles in Ordnung sei. „Das hätte ich ihnen auch gleich sagen können,“ brummte Charly missmutig, als der Mediziner uns wieder verließ und er seine Dienstjacke anzog „Dazu brauchten die mich nicht zu verkabeln und dauernd zu pieksen“ Edward warf mir einen amüsierten Blick zu. „Nadelphobie? Du hast recht, es steckt wirklich zu viel von Charly in dir.“ Gut, dass nur ich das hören konnte. Charly hätte dieses Kommentar bestimmt nicht allein mit einem grimmigen Lächeln quittiert. Wir waren bereits auf dem Weg zu den Fahrstühlen, als mir endlich auffiel, das mein Vater in voller Uniform neben mir herlief. „Hä, Dad,“ begann ich zögern, wir betraten eine der Kabinen und Edward drückte auf die Taste Richtung Erdgeschoss. „wir fahren dich jetzt nach Hause, das weißt du oder?“ Er sah mich an, als wenn ich ihm gerade vorgeschlagen hätte zum Mond zu fliegen. Er holte tief Luft „Ich kann hier nicht weg Bella. Jetzt wo das mit Tom passiert ist, fehlt hier noch ein Mann und dann auch noch der Brand gestern.“ Auf seine Stirn traten dicke Falten, als der Fahrstuhl mit einem leichten Ruck zum stehen kam. Ich versuchte mich wieder im überrascht dreinschauen, was Edward eindeutig besser gelang, als mir. Der konnte dabei auch vollkommen gelassen fragen „Was denn für ein Brand Charly?“ Die Schiebetüren öffneten sich meiner Meinung nach viel zu langsam, als sie endlich aufgingen hatte uns Charly schon über die rätselhafte Explosion aufgeklärt, die Emilys Haus vollkommen in Schutt und Asche gelegt hatte. Auf dem Parkplatz schimpfte er immer noch vor sich hin. „Jake ist in der Früh gleich hin gefahren und meint, dass es allen Anschein nach wirklich die Gastanks unten im Keller waren, aber wir sind uns sicher, dass es da drin nicht nach Gas gerochen hat.“ Edward wartete bis Charly sich neben ihm auf dem Beifahrersitz geschwungen hatte, dann durfte ich von der Rückbank aus miterleben, wie er Charlys Zweifel und Argumente mit jedem Satz entkräftete oder zerstreute. Es war schwierig, dabei ernst zu bleiben, doch es gelang mir, als ich mir Jacob dabei vorstellte, wie er gezwungen war das Haus seiner Familie zu zerstören.

An der Polizeistation von La Push ließen wir Charly dann raus, aber nicht ohne ihm vorher das Versprechen abzunehmen, wenigstens am Wochenende nach Hause zu kommen.
 

Der Volvo passierte bereits die ersten Häuser von Forks, als ich mich nicht länger zurück halten konnte „War bestimmt nicht einfach für Jacob, das mit dem Haus“ Ich sah dabei wie zufällig aus dem Seitenfester. Von Edward kam nur ein dunkles „Mmm“ das alles andere als zustimmend oder mitfühlend klang. Wir schwiegen beide, bis wir das Haus erreichten. Edward fuhr auf die Auffahrt und stellte den Motor ab. Eigentlich ein Zeichen um auszusteigen, doch seine zusammen gefalteten Hände in seinem Schoss und der starre Blick auf die Anzeigen des Armaturenbretts, ließen mich wissen, dass ich besser sitzen bleiben sollte. Ich wartete gespannt auf das, was da kam, wobei ich mich insgeheim ein wenig graute, denn es war klar, dass es mit Jacob zu tun haben würde. Edward ließ mich aber noch ein paar Sekunden zappeln, bevor er die Augen zu schmalen Schlitzen verengte. Draußen fing es an zu regnen und dicke Tropfen zerplatzen auf der Windschutzscheibe. Sie liefen wie Tränen an ihr herunter. „Ich habe eine Frage Bella“ flüsterte er endlich „und ich möchte, dass du sie mir ehrlich beantwortest, egal ob mir die Antwort gefallen wird oder nicht“ Die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit seiner Worte, war fast spürbar und schien den kleinen Raum zwischen uns einzunehmen. Ich strich mir unsicher eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was für eine Frage?“ Sein unsicherer Blick glitt in die Ferne „Wenn die Volturi meine Bitte nicht abgelehnt hätten, was wäre dann mit dir und Jacob passiert?“ Er versuchte neutral zu klingen, doch die Anspannung die er zu verbergen versuchte täuschte meine Ohren nicht. Ich sah jetzt ebenfalls aus dem Fenster und vor mir tauchten lang versunkende Bilder meiner Erinnerung auf, von denen ich gehofft hatte, sie wären längst nicht mehr da. Jacob und ich bei ihm in der Werkstatt, in seinem Auto, im Kino, am Strand, wie er meine Hand hielt, wie er sich neben dem Telefon zu mir runter beugte um mich zu,“ Ich biss mir schmerzhaft auf die Lippe und wischte das Bild bei Seite. Ich war noch nie so dankbar dafür gewesen, wie jetzt, dass Edward meine Gedanken nicht hören oder sehen konnte. Anderenfalls hätte er vielleicht meinen Worten nicht glauben schenken können, obwohl sie der reinen Wahrheit entsprachen.

„Jacob hat dafür gesorgt, dass ich nicht zerbrochen bin“ Meine Stimme verhallte klanglos an den beschlagenden Scheiben. „und er hat dafür gesorgt, dass die Wunde, die dein Verlassen in meine Brust geschlagen hat, erträglich blieb.“

Edward war neben mir zu einer Statue erstarrt, die regungslos zu hörte. „Ich bin monatelang versunken, abgetaucht um mich vor dem Schmerz zu schützen, der mich fast daran hinderte zu atmen. Charly ist darüber fast wahnsinnig geworden. Er hat mir so gar gedroht mich wieder nach Jacksonville zu schicken.“

Ich merkte das ich abschweifte „Na ja um es kurz zum machen, ich habe mich dann selbst gezwungen wieder am Leben um mich herum teilzunehmen, damit es ihn beruhigte. Wir sind dann auch oft nach La Push gefahren. Jacob hat sich sehr lieb um mich gekümmert und das tat mir gut.“ Immer noch keine Reaktion von seiner Seite aus. „Außerdem war er der einzigste, der mich annährend verstehen konnte.“ Langsam kamen wir zu dem Teil, der Edwards Frage am nächsten kam. Ich musste mich räuspern, bevor ich weitersprechen konnte „Es gab da eine Situation. Wir saßen in Jacobs Wagen und ich habe mich gefragt, ob ich einen Teil der Liebe, von der ich annahm, dass du sie nicht haben willst,“ Das Gesicht der Statue bekam schmerzhafte Risse und ich beeilte mich den Satz zu ende zu bringen „ nicht Jacob geben könnte um damit vielleicht entgültig am Leben zu bleiben und nicht mehr weiter in einem Meer von Verzweiflung zu versinken, denn die hörte einfach nicht auf.“ Meine Finger verkrallten sich jetzt, wie die von Edward fest ineinander, doch es musste raus, denn ich wollte, dass er mich und meine Gefühle Jacob gegenüber endlich verstand „Ich dachte, wen verrate ich denn schon dabei, außer mich selbst? Und dann, als ich eine Entscheidung treffen wollte, hörte ich wieder deine Samtstimme, so deutlich als wäre ich in Gefahr.“ Edward blickte mich an. Seine Augen waren schwarze Abgründe der Traurigkeit in denen ich mich verzehrt spiegelte, „Du sagtest SEI GLÜCKLICH und da wusste ich, dass es vergebens sein würde, denn ohne dich würde ich es niemals sein.“
 


 

„Ich habe mich mehr als ein mal dafür geschämt, dass ich seine Gefühle nicht so erwidern konnte, wie er es verdient hätte.“ Murmelte ich, als wir wenig später in der Küche ein paar Lebensmittel vernichteten. In der Mikrowelle drehte sich ein Hungry man, während in der Pfanne zwei Fische brutzelten. Es waren die ältesten Exemplare, die ich in der Kühltruhe finden konnte, denn schließlich verhungerten in der Dritten Welt Menschen und wir kochten nur für den Mülleimer bzw. für die Toilette. Edward öffnete das Fenster um die Nachbarn an unseren Bemühungen teilhaben zu lassen. Jeder sollte schließlich glauben, was er sah oder besser roch. Ein junges Ehepaar beim Abendessen auf der Veranda hinterm Haus.

Im Auto hatte er nach meinem Geständnis ohne ein Wort mein Gesicht in seine Hände genommen und mich geküsst, bis der Regen aufhörte auf das Dach zu prasseln.

„Ich möchte nicht mit ihm tauschen“ war seine ehrliche Antwort, als er sich zu mir an den Herd stellte. Mit einem zaghaften Lächeln nahm er mir die Pfanne aus der Hand um damit rasend schnell im Badezimmer zu verschwinden. Er stand längst wieder vor mir, als die Spülung anfing zu rauschen. Die Mikrowelle meldete sich mit einem leisen Klingeln. Ich seufzte „ Glaubst du das es meine Schuldgefühle sind, die mich so,“ ich suchte nach dem richtigen Begriff „beeinflussen?“ Edward zuckte ahnungslos mit den Achseln „Währe möglich.“ Wir waren endlich in der Lage normal über dieses Thema zu reden und das ließ alles einfacher erscheinen, auch wenn es das immer noch nicht war.

Seufzend griff ich nach dem Besteck, um die Pommes und Chickenwings gleichmäßig auf die Teller zu verteilen, dann marschierten wir nach draußen. Die Dämmerung setzte gerade ein, aber die Luft war immer noch schwül. Trotz des intensiven Hähnchengeruchs, konnte ich das Gewitter riechen, das heute Nacht noch kommen würde und ich roch noch etwas anderes, salzig und metallisch.....

Seit der spontanen Grillparty von Renée, waren die vier Gartenstühle und der Tisch, die Charly, seit mindestens Achtzehnjahren sein eigen nannte aufgebaut. Edwards Kniee waren jedoch jedem noch so bequemen Polster vor zu ziehen, also kletterte ich, nach dem er sich hingesetzt hatte, auf seinen Schoss. Liebevoll nahm er mich daraufhin in den Arm und drückte mir seine Lippen auf die Stirn. „Ich liebe dich“ Seine Stimme war Milch und Honig und ich küsste ihn lächelnd auf die Nasenspitze „Ich dich auch“ Dann sah ich auf die immer noch vollen Teller und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Als ich Edward wieder anschaute, verzogen sich seine perfekten Lippen zu einem allwissenden Grinsen. „Kann das sein, dass du vielleicht ein gewisses Bedürfnis hast?“ Ich tat so als wüsste ich nicht, wovon er redete, aber wenn meine Augen genauso dunkel waren wie seine, war lügen zwecklos. „Vielleicht“ gab ich unwillig zu und rückte noch ein wenig näher an ihn heran, weil der salzige Geruch auf einmal immer intensiver wurde. Ich rümpfte schnüffelnd die Nase, bis ich merkte, dass Edward immer noch schwieg. Ich sah auf und er blickte mit entrücktem Blick zu der Hecke hinüber, die an das Nachbargrundstück der Hammers grenzte. „Worüber denkst du da gerade nach?“ Die schwarzen Pupillen rückten nicht von der Hecke ab. „Ich denke darüber nach, ob wir zwei nicht besser nach Goat Rocks fahren sollten.“ Der Versuch, auf diese Antwort total gelassen zu reagieren schlug komplett fehl. Mein heftiges Atmen hatte mich sofort verraten. Jagen. Allein dieser Begriff brachte den Hunger, den ich immer noch ignorieren wollte schonungslos zum Vorschein, aber gleichzeitig kam auch der Ekel wieder hoch. Edward entging mein Gefühlswirrwahr nicht. Seine Hände begannen meine Arme zu streicheln, bis ich mich einigermaßen wieder gefangen hatte. „Ich bin bei dir“ beruhigte er mich „und außerdem“ jetzt konnte ich ein unterdrücktes Lachen aus seiner Stimme hören „wolltest du mir doch immer schon dabei zu gucken.“
 

So kam es, dass wir uns, nachdem wir die Spuren unseres vermeintlichen Abendessens beseitigt hatten, auf den Weg in den Nationalpark machten. Vorher hatte mich Edward allerdings noch präpariert, genauso wie sich selbst. Das bedeutete, dass wir noch rasch bei ihm vorbei fuhren und er mich und sich in eine Art Wanderoutfit steckte, bestehend aus schweren Schuhen und sportlichen Hosen nebst Holzfällerhemd. Edward war wohl von vorneherein klar gewesen, dass ich nichts von alle dem selbst im Schrank hatte, da er sofort Alice angerufen hatte um sich was für mich von ihr zu leihen. Ich blickte immer noch kritisch an mir herunter, als Emmett uns half auch noch eine Campingausrüstung in den Kofferraum zu packen, die unangerührt und verschnürt in der Garage lagerte. „Viel Spaß ihr zwei und bleibt nicht so lange weg, schließlich will ich die Geschichte von La Push auch noch von euch hören.“ Zwinkerte er mir zu, dann startete Edward den Wagen.

Jagdfieber

Die Nacht flog an uns vorbei, während aus dem Radio laut Meat Loaf schmetterte. Ich versuchte mich so gut es ging allein auf die Musik zu konzentrieren, aber es gelang mir nicht. Ich war einfach zu aufgeregt. Edward hingegen wirkte fast schon ein wenig verstimmt, bei dem ernsten Gesicht das er machte. Ich schob es auf den Hunger, schließlich war er ja ein Mann. „Habt ihr eine bestimmte Lieblingsstelle?“ versuchte ihn und mich abzulenken und gleichzeitig meine Neugierde zu befriedigen. Er schüttelte den Kopf. „Wir wechseln immer, damit es nicht auffällig wird“, ein Lächeln huschte kurz über sein Gesicht „und sich die Population erholen kann.“ Ich nickte „macht Sinn und äh was mich auch schon länger interessiert, jagen eigentlich alle Raubtiere? Ich meine, wollen alle, dass es Spaß macht?“ Er blickte kurz zu mir herüber und anstatt des Hungers, blitzte der Schalk in seinen Augen auf „Na ja, wie soll ich sagen, für uns stellt die Befriedigung dieses Dranges keine solche Überwindung dar wie für dich. Es ist vielmehr,“ „ein Vergnügen“ schloss ich den Satz. Leichte Verbitterung machte sich in mir breit. Anscheinend musste ich lernen, damit zu recht zu kommen, dass ich kein normaler Vampir war, außer Jacob brachte mich in Rage. Edward drückte mir aufmuntern die Hand „Wird schon nicht so schlimm werden und wer weiß, vielleicht gefällt es dir ja doch,“ seine Lippen wurden kurz starr „auch wenn mir dein jetziger Zustand zugegebener Maßen besser gefällt.“ Ich war kurz verblüfft und dann sauer „Ja wirklich toll, ich bin quasi ein Wesen, dass sich nicht selbst ernähren kann und das findest du gut?“ giftete ich und jetzt war sein ganzes Gesicht hart „Du begreifst immer noch nicht, wovor dich diese Gabe bewahrt oder? Denk noch mal über die Situation im Zelt nach und dann sag mir, wer von uns beiden deiner Meinung nach besser dran ist.“ Darauf konnte ich nichts erwidern, außer das er recht hatte, also drehte ich statt dessen am Radiosender herum, bis mir was anderes in den Sinn kam „Weißt du was mir gerade einfällt?“ rief ich erschrocken und mein veränderter Ton ließ wieder seinen Kopf zu mir herumfahren. „die Abschlussprüfungen sind in ein paar Woche und dann sind Ferien!“ Seine gerunzelte Stirn verriet mir, dass er meine offensichtliche Bestürzung darüber nicht ganz nachvollziehen konnte „und das bedeuten?“ hackte er nach. Ich verdrehte ungeduldig die Augen „Na, das College. Wir müssen uns doch langsam um ein Zimmer in Port Angeles kümmern, sonst kriegen wir nichts mehr Vernünftiges.“ Ich hatte, bei all den Ereignissen, die Zukunft komplett aus den Augen verloren. Edward anscheinend nicht, „Mach dir darüber keine Gedanken. Carlisle hat schon einiges organisiert.“ Sagte er knapp und obwohl es eigentlich gut klang, gefiel mir der Ton nicht mit dem er es sagte. Doch ich hatte keine Gelegenheit mehr, ihn weiter zu fragen, weil der Wagen plötzlich langsamer wurde, dann bog Edward nach links ab, direkt auf eine ausgebeulte Teerstraße, die bald in einen Sandweg überging. Ich wurde wieder hibbelig „Sind wir da?“ „Ja, da vorne kommt gleich ein Parkplatz auf dem wir den Wagen abstellen und dann müssen wir laufen.
 

Der Parkplatz war menschenleer, ein Umstand mit dem Edward wohl gerechnet hatte. Er nahm einen der riesigen Rucksäcke aus dem Kofferraum und hielt ihn mir hin. Früher hätte ich ihm dafür den Vogel gezeigt und selbst wenn ich gewollt hätte dieses Monster von Sack nicht einen Millimeter vom Boden hoch bekommen, aber er hatte jetzt nicht mehr Gewicht als eine leere Tasche, als ich ihn mir auf den Rücken warf. Edward grinste bei meinem Anblick wie ein Honigkuchenpferd „Du siehst aus, wie ein dicker Käfer“ „Bitte?“ erbost stemmte ich die Hände in die Seiten, was ihn erst recht zum Lachen brachte. „Lass mich ausreden,“ versuchte er sich zu retten, während er meine Fäuste abwehrte „wie ein süßer Käfer ein Marienkäfer wollte ich sagen aua“ Er packte mich leichtfüßig an den Handgelenken, so dass ich keine Chance mehr hatte ihn zu drangsalieren. „Du mieser...“ der Rest meiner Worte ging in seinem Kuss unter den er mir grob auf drückte, danach zog er mich an sich, so dass ich mich überhaupt nicht mehr wehren konnte. „Deine, von Esme hoch gelobten Gentlemanmanieren lassen heute aber ganz schön zu wünschen übrig.“ Knurrte ich in seine Brust. Er lachte immer noch als er mich wieder los ließ und mich an die Hand nahm. „Komm her, ich zeige dir was für ein Gentleman ich sein kann.“ Was immer das auch heißen sollte. Mit diesen Worten stampften wir in die Dunkelheit. Es war mal wieder unglaublich, wie scharf die Konturen des Waldes zu erkennen waren. Obwohl das Licht des Mondes keine Chance hatte durch das dichte Blätterdach der Bäume zu dringen, war meine Sicht so gut wie beim hellsten Vollmond in unserem Garten und dann erst diese fülle von Geräuschen! Wenn man im Sommer auf der Veranda saß, hörte man in Forks höchstens ein paar Grillen zirpen oder irgendwelche kleinen Tierchen im Gebüsch rascheln, aber hier kam ich mir vor wie im Tropenhaus. Von überall drangen die schrillen, dumpfen, quietschend, schreienden Laute auf mich ein und ich stand kurz davor, mir die Ohren zu zuhalten, doch Edward hielt immer noch meine Hand und zog mich hinter sich her. Die Bäume um uns herum rauschten immer rascher an uns vorbei, ohne das ich das Gefühl hatte, schneller zu gehen oder gar außer Atem zu geraten, wobei ich mich dabei so gut es ging auf meine Füße konzentrierte, denn auch der Boden huschte wie eine flüssige Masse unter mir entlang. Mir wurde kurz mulmig. Nicht auszudenken, wenn ich bei diesem Tempo ins Stolpern geraten würde. Wahrscheinlich schlug ich dann eine Schneise in die Landschaft, wie ein Panzer. In diesem Moment blieb Edward vor mir stehen und ich lief fast in ihn hinein. Blinzelnd hob ich den Blick. Um uns herum war nur dichter Wald und ohrenbetäubender Lärm, der Edward allerdings überhaupt nicht zu irritieren schien. Im Gegenteil. Er legte jetzt den Kopf schief und lauschte mit geschlossenen Augen angestrengt in die Nacht hinein. Fasziniert beobachtete ich sein umwerfend schönes Gesicht, auf dem mit einem mal ein Ausdruck erschien, der mich kurz erstarren ließ. Es war der Ausdruck mit dem er mich am ersten Tag in der Schule angesehen hatte. Eine harte angespannte Maske und ich fürchtete schon den hasserfüllten Blick aus seinen schwarzen Augen, doch als er die Lider aufschlug war es keine Wut oder Abscheu die mich ansah, sondern pure Gier.

„Du musst dich auf deine Sinne konzentrieren“ flüsterte er heißer und ich nickte, wobei ich mir sicher war, mich auf nichts anderes konzentrieren zu können, als auf ihn. Er war so anziehend wie nie zuvor, auch wenn seine Zähne gefährlich weiß funkelten. Wie reine Perlen, deren Vollkommenheit mich fesselte mich regelrecht verführten, wie der ganze Rest von ihm. „Bella!“ knirschend presste Edward seine zitternden Kiefer aufeinander. Anscheinend war meine Wirkung auf ihn ebenfalls mehr als verlockend, aber wir mussten uns wohl erst zusammen reißen. Es kostete mich all meine Kraft meine Augen dazu zubringen sich von ihm abzuwenden und sich zu schließen. Danach war es vollkommen Dunkel und die Geräusche nahmen zu, bis ich nur noch Edwards raue Stimme hörte, sie klang, als wenn man ihm die Luft abdrückte. „Konzentriere dich auf den Hunger, nicht auf den Geruch, nur auf den Hunger. Lass ihn frei!“ Fast hätte ich wieder die Augen aufgerissen. Ihn frei lassen hieß doch das Tier frei lassen, das gefährliche böse alles verschlingende Tier! Meine Hände ballten sich vor Angst und Panik zu Fäusten. Wenn es frei war, was würde es dann tun?

„Vertrau mir Bella“ Der Satz der alle meine Zweifel und Ängste wie ein Wirbelsturm davon blies. Ich legte langsam den Kopf in den Nacken und ließ den Wiederstand fallen.
 

Das nächste was ich sah, war eine Tunnelaufnahme. Ich kannte sie aus dem Kino, wo man einem abschießenden Pfeil eine Minikamera aufgesetzt hatte, nur mit dem Unterschied das ich der Pfeil war, der da mit rasender Geschwindigkeit durch die Äste schoss und ich hatte auch nicht vor mich in einen Baumstamm zubohren. Ich wollte wo anders eindringen, mein Ziel war warm, weich und vor allem lebendig und es tauchte plötzlich, wie aus dem Nichts vor mir auf. Noch immer war ich nur ein Zuschauer der Szene, auch als meine Finger sich in dem seidenen Fell verkrallten, es nach unten rissen und ein rhythmisches Donnern meine Ohren taub werden ließ, bis meine Lippen die dampfende Haut berührten. Das Monster in meinem Kopf setzte zu einem markerschütternden Gebrüll an und dann rauschte der beißende Gestank in meine Nase und der köstliche Saft in meinen Mund.

Es dauerte nur Sekunden aber es brachte das Gebrüll und den Donner zum schweigen und mich vollständig zurück in meinen Körper, der in merkwürdig verkrampfter Haltung auf dem Waldboden lag. Stöhnend hob ich den Kopf und das erste was ich sah, waren zwei starre schwarze Augen, sie gehörten aber nicht Edward, denn sie waren wirklich tot.

Mein Gehirn brauchte einen quälenden Augenblick um alle Informationen zu verarbeiten, dann wusste ich, was ich in meinen Armen hielt. Wie vom Schlag getroffen, schleuderte ich das leblose Reh von mir weg. Es landete wie ein Stofftier im Gebüsch, aus dem wie in einem Zaubertrick Edwards geschmeidige Gestalt hervor kam. Er schlich lautlos zu mir herüber um mich dann galant vom Boden hoch zu ziehen, auf dem ich immer noch benommen kauerte. „Darf ich ihnen aufhelfen Madam?“ Ich kam leicht schwankend auf die Füße. Mein Verstand versuchte immer noch die vielen rasanten Bilder und Gefühle zu sortieren, die ich gerade erlebt hatte, doch er tat sich schwer damit. Während dessen klopfte ich mir wie mechanisch das Gras von der Hose, dabei merkte ich, das der Rucksack weg war. Edward gluckste, als ich mich verwirrt und gleichzeitig suchend nach ihm umsah. „Du hast ihn am ersten Busch abgestreift, durch den du wie eine Kanonenkugel geflogen bist. Erst jetzt bemerkte ich, das er auch kein Gepäck mehr hatte. Er unterdrückte immer noch ein Lachen „Ich befürchte das Rose die Träger neu dran nähen muss, wenn er überhaupt noch zu retten ist.“ Ich konnte mich nicht seiner Heiterkeit anschließen, dazu war ich immer noch zu sehr schockiert. Endlich fiel ihm dieser Umstand auf. Das breite Grinsen verschwand. „Geht es dir gut?“ fragte er ernst und ich konnte nur mit den Achseln zucken. „Ich weiß nicht so recht“ war alles was ich raus brachte, meine Augen glitten zu dem Busch hinter der das tote Reh liegen musste. Edward legte mir die Hände auf die Schultern und schüttelte mich leicht. „Erzähl mir einfach alles, alles was du fühlst, alles was dir Angst macht o.k.? Dann kann ich dir versuchen zu helfen,“ Das leichte Lächeln in seinem Gesicht wurde zu einer bitteren Linie „damit zu recht zu kommen, denn davor bewahren kann ich dich nicht mehr“
 

Edward hatte beschlossen unsere Ausrüstung bei unserer Rückkehr wieder einzusammeln. „Das machen wir immer so, sie dienen ja schließlich nur zur Tarnung und sind dann doch eher hinderlich“ Seine Augen waren immer noch schwarze Seen umrandet von gewaltigen Blutergüssen. „So und nun kommt der Moment auf den du so lange gewartet hast.“ Die Seen fingen an zu glühen und seine Nasenflügel bebten. Ich konnte den Trieb, der ihn immer weiter einnahm regelrecht sehen, denn alle seine Muskeln verspannten sich und er fing an zu vibrieren. Wieder spürte ich die wachsende verlockende Anziehung die er in diesem Zustand auf mich ausübte und ich verschränkte die Arme auf den Rücken um den Drang zu wiederstehen sie um seinen Hals zu schlingen.

Es war wie damals in der Biologiestunde als der Film lief, nur tausendfach stärker. Edwards breites Grinsen entblößte erneut seine perfekten Zähne, doch mittlerweile hatten sich seine Fangzähne nach vorne geschoben. Er zischte beim sprechen, so musste er sich beherrschen. „Es ist wirklich, verdammt schwierig sich mit dieser Kost zu Frieden zu geben, wenn ich dich vor Augen habe.“ Sein Kopf fuhr plötzlich herum, dann sprang er blitzartig zwischen die Bäume. Für eine Sekunde war ich vollkommen überrumpelt, dann setzte ich ihm nach, aber er war einfach zu schnell. Ich konnte nur schemenhaft seinen Rücken erkennen, der in Langen Sätzen über die Wurzeln und Steine flog, als wären sie nicht da, bis der Wald mit einem mal vor uns aufhörte. Ich kam mit einem Schlenker zum stehen, der mich fast über den Rand der Böschung hinauskatapultierte, vor der wir jetzt standen. Edward kniete bewegungslos am Rand und starrte nach unten in die schwarze Tiefe. Ich wollte was sagen, doch er hob nur warnend die Hand. Dann sah er mich triumphierend an und deutete nach unten. Ich schob zögernd meinen Kopf nach vorne und erkannte in der Dunkelheit unter uns eine graue schlanke Gestalt, die sich dort über irgendetwas beugte, doch dann roch ich Blut und zog mich angewidert zurück. Edward hingegen spannte sich erneut an und verschwand mit einem lautlosen Sprung nach unten. Meine Neugierde war viel zu stark und ich hielt einfach die Luft an um mich wieder vorwagen zu können.
 

Es war ein unbeschreibliches Schauspiel was sich da einige Meter unter mir vollzog. Edward landete auf allen vieren vor dem grauen Puma, der wild fauchend seine Beute gegen ihn verteidigte, ohne zu ahnen, dass er es war, auf den es der Feind vor ihm abgesehen hatte. Ich wusste nicht welche Fangzähne furchteinflößender aussahen, doch bei beiden Kreaturen waren es gefährliche todbringende Waffen, die sich messen wollten. Edward stieß knurrend nach vorn und überließ es dem Puma den ersten Angriff zu starten. Dieser peitschte erst wütend mit dem Schwanz um dann mit seinen scharfen Klauen nach ihm zu schlagen, doch der Vampir wich so schnell aus, das es selbst den Puma kurz verunsicherte, bis er noch wütender nach vorne setzte. Edward packte ihn dabei mit einer schnellen Bewegung am Genick und warf ihn herum, aber auch die Raubkatze hatte schnelle Reflexe und drehte sich geschickt in der Luft um wieder auf ihren Pfoten zu landen. So ging es eine Weile hin und her, bis das Tier in Edward die Oberhand gewann. Sein Kopf schoss nach vorn und seine Zähne packten die Kehle des Tiers wie ein Schlageisen. Der Puma schrie noch ein mal gellend auf, dann erschlaffte er in seinen Bewegungen, während Edward seinen Hunger an ihm stillte.

Morgenstund

„Und habe ich deine Erwartungen erfüllt?“ fragte Edward mit immer noch glühenden Augen, nachdem er seine Mahlzeit beendet und wie eine Fliege an der Wand wieder zu mir heraufgekrabbelt kam. Er guckte gespannt über den Rand der Böschung zu mir hoch, während ich immer noch auf den Knien vor ihm saß. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihm wirklich die Wahrheit sagen sollte, denn irgendwie klang es doch ein wenig krank, wenn ich zugab, dass es mehr als nur Faszination war, die ich bei seinem Anblick da unten empfand. Ich beschloss erst mal ein Teil der Spannung, die sich in mir aufgebaut hatte, los zu werden und griff wortlos nach seinem erwartungsvollen Gesicht. Sein verdutzter Ausdruck verwandelte sich rasch in ein begieriges Lächeln, als er meine Absicht erriet und seine köstlichen Lippen für mich öffnete. Mit kaum unterdrücktem Verlangen genoss ich seinen Geschmack, der unter dem Impuls der Jagt und dem frischen Blut in meinen Venen noch intensiver und damit noch gewaltiger war. Mein Verstand begann langsam aber sicher davon zu strömen, je mehr ich mich ihm hingab. Edward hatte sich, bei meinem immer heftiger werdenden Zuneigungsbeweis, erst an den überhängenden Grasbüscheln festklammern müssen, um nicht nach hinten zu fallen, dann aber schnell wieder die Kontrolle zurück gewonnen, in dem er kurz Schwung nahm, nach oben schoss und mich mit sich riss. Keuchend landeten wir auf dem dichten Moos, das unseren Fall wie eine Matratze abfederte, aber selbst wenn wir in einem Glashaufen gestürzt währen, hätte ich es nicht gemerkt. Dafür war ich schon viel zu berauscht. Selbst die sonst unstillbare Fülle an Geräuschen um uns herum verblasste, als wir uns erneut küssten. Plötzlich schob sich eine Idee in meinen vernebelten Kopf und ich drückte Edward, wenn auch nur mit äußerstem Wiederwillen von mir weg. Seine Miene war gleichzeitig enttäuscht und sorgevoll. „Was ist? Fühlst du dich irgendwie schlecht oder so?“ Er war einfach rührend. Ich schüttelte heftig mit dem Kopf und lachte hell, damit er sah, dass ich vollkommen ehrlich war. „Nein, alles super,“ versicherte ich „aber ich hatte da gerade einen Einfall. Wie wäre es mit einer kleinen speziellen Jagt?“ In seinen jetzt wieder annährend Karamellfarbigen Pupillen standen zwei Fragezeichen. „Und was schwebt dir da so vor?“ Ich war mir sicher, dass er gar nicht merkte wie misstrauisch er klang. „Was willst du denn jagen?“ Ich lächelte schwach, nicht mehr ganz so von meiner Idee überzeugt wie vor ein paar Sekunden „ Nun ja, eigentlich dachte ich du jagst“ Seine filigranen Augenbrauen hoben sich fast bis zu seinem verwuschelten Haaransatz als ich noch hinzufügte „und zwar mich“
 

Erst starrte er mich stumm an, dann ließ er mit einem unterdrückten Seufzer den Kopf hängen. „Keine gute Idee?“ fragte ich vorsichtig und biss mir auf die Unterlippe. Anscheinend nicht, denn sein Kopf blieb gesenkt, als er weiter sprach. „Keine gute Idee“ hörte ich ihn dunkel murmeln, dann hob er wieder sein Gesicht zu mir. Ich schöpfte Hoffnung, denn der Anflug eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Auch wenn ich riskierte ihn damit doch noch zu verärgern musste ich noch wissen „Warum?“ Seine Augen begannen erneut fiebrig zu glänzen aber sein Ton war belustigt „Falls du es tatsächlich nicht bemerkt haben solltest, du bist immer noch meine Lieblingsdroge Bella.“ Plötzlich lehnte er sich vor, um dann mit geschlossenen Augen über meinem Hals genießerisch einzuatmen. Die Sehnen und Muskeln, an seinen Armen, auf denen er sich dabei abstützte, traten deutlich hervor. „Wenn du getrunken hast, ist es ein wenig schwächer, aber dennoch, bleibst du für mich die pure Versuchung.“ Hauchte er heißer „Da macht das Monster in mir keinen Unterschied, ob du ein Mensch oder ein Vampir bist.“ Seine hellen Lider, waren immer noch geschlossen, als er sein Gewicht verlagerte um eine Hand heben zu können. Seine langen weißen Finger berührten mein Gesicht so vorsichtig, als wäre es aus Glas. Mein Verstand fiel es wieder schwer seinen Worten zu folgen, die wie eine überirdische Musik in meine Ohren drangen „Wenn ich mich also auf dich als Ziel konzentriere und mich meinen Sinnen hingebe, lauf ich Gefahr, nein ich weiß das ich die Kontrolle verlieren werde.“ Ich war ehrlich verblüfft. „Aber ist das denn ein Problem, ich meine ich bin doch schon,“ Ich schauderte kurz bevor ich es aussprach „tot.“ Er lachte freudlos auf und strich mir zärtlich mit seinen Fingerspitzen über die Wange. „Das stimmt, aber auch wir können nicht existieren, wenn kein Lebenselixier in unserem Körper zirkuliert, außerdem hängt die Willensstärke von unserem, na ja Pegel ab. Ein ausgehungerter oder in diesem besonderen Fall ausgesaugter Vampir wird ein unaufhaltsamen Ungeheuer, das rücksichtslos alles vernichtet, was er finden kann.“ Er beugte sich nun ganz zu der Senke an meiner Kehle hinunter und meine Haut fing unter seinen weichen Lippen an zu kribbeln. Langsam wanderten seine Küsse höher und als er den Rand meines Ohres erreichte wandte ich stöhnend den Kopf zur Seite. Das Geräusch seiner krampfhaft zusammen gepressten Kiefer steigerte meine Begierde ins maßlose. „Und wie kommt es dann, dass du gestern von mir trinken konntest ohne die Kontrolle zu verlieren.“ Flüsterte ich schwach. Sein Atem kitzelte mein Gesicht als er mir ebenfalls flüsternd antwortete „Das war keine Jagt. Ich habe mich nicht dem Hunger überlassen nur dem totalen Genuss.“ Ich fühlte plötzlich die Spitzen seiner Zähne auf meinem Hals „So wie jetzt.“
 

Die ersten Strahlen der Morgensonne begann sich langsam durch die Stämme der Bäume zu schieben, als wir wieder am leeren Parkplatz ankamen. Ich zog zufrieden die frische Luft des neues Tages ein. Der Hunger, der letzte Nacht noch brennend in meinem Magen und danach im Wald gewütet hatte, war zu einer dunklen Erinnerung in meinem Gehirn geschrumpft, aber ich wusste, dass er mit jeder weiteren Stunde wieder näher in mein Bewusstsein dringen würde. Unaufhaltsam und unerbittlich. Edward, der hinter mir lief, faste mir auf einmal in die Haare und riss mich damit aus meinen trüben Gedanken. Die roten Strähnen glitten ihm durch die weißen Finger „Eine tolle Kombination“ stellte er schief lächeln fest und ich gab ihm recht. Das funkelnde Marmorweiß seiner Haut im Kontrast zu dieser unglaublichen intensiven Farbe war schon beeidruckend. Er verstaute die Rucksäcke wieder im Kofferraum und holte dann sein Handy hervor. „Mal schauen, ob wir den Vormittag nicht doch hier verbringen müssen.“ Zwinkerte er mir grinsend zu. Erst gefiel mir der Gedanke, die Schule heute ausfallen zu lassen und da weiter zu machen, wo wir vorhin aufgehört hatten, doch dann kam mir Charly in den Sinn und dass er bestimmt noch vor dem Wochenende darüber Bescheid wusste. Mit leicht angesäuerter Miene schaute ich in den fast wolkenlosen Himmel, doch das hinderte die Sonne auch nicht daran weiter munter auf uns herab zu scheinen. „Es zieht sich erst wieder gegen Mittag zu, also heute keine sportliche Herausforderung für dich.“ Gab Edward Alice Wetterbericht an mich weiter. Ich schlüpfte schnell in den kühlen Innenraum des Volvos. Kein Sport zu haben, schob meine Sorgen gegenüber Charlys Einwände gegen das Schuleschwänzen in den Hintergrund. Edward lenkte den Wagen trotzdem in Richtung Forks. „Was machen wir denn statt dessen?“ fragte ich gut gelaunt und streckte mich behaglich im Sitz aus. Schmunzelnd betrachtete Edward die Straße vor sich. „Was du genau machen wirst weiß ich nicht, aber ich werde heute Nachmittag mit Esme nach Port Angels fahren müssen.“ Ich musste so bestürzt aussehen, wie ich mich fühlte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal mehrere Stunden ohne ihn verbracht hatte. „Abends sind wir wieder zurück.“ Versicherte er mir schnell „Alice sagte mir, dass Esme Jemanden von der Firma treffen will, mit denen sie oft bei Restaurationsaufträgen zusammen arbeitet. Es geht da wohl um einen neuen Auftrag für den sie gebraucht wird und Verhandlungen lassen sich immer besser führen, wenn man die Gedanken seines Gegenübers kennt.“ Er ließt die Hände selbstzufrieden auf dem Lenkrad tanzen „Aber keine Sorge, Alice hat schon Pläne mit dir.“ „Mit mir?“ Verdutz setzte ich mich gerade hin. Wir waren bereits wieder auf der Höhe von Hole „Ja ich bin auch gespannt was sie vorhat“ Seine goldenen Augen kniffen sich auf einmal grüblerisch zusammen. „Doch sie bestand drauf eine Überraschung draus zu machen.“ Ich schürzte die Lippen. Bei Alice konnte man nie sicher sein, was einen als nächstes erwartet. Insgeheim hoffte ich aber inständig, dass ich nicht wieder als ein Versuchskaninchen für irgendwelche Haarfrisuren her halten musste.
 

Es dauerte keine halbe Stunde, bis wir wieder auf die breite Einfahrt des Cullens Anwesens fuhren. Langsam zogen ein paar dichtere Wolken auf, aber noch immer glitzerte unsere Haut wie Tausende von Diamanten, so dass wir eiligst im Haus verschwanden, auch wenn die Gefahr praktisch nicht existierte, dass uns einer sah. Emmett kam schon breit grinsend die Treppe hinunter gestiefelt, als wir unsere Rucksäcke abstellten. „Na ihr beiden, hattet ihr Spaß ?“ Seine großen Teddybäraugen strahlten mich unverwandt an, bevor er mich einfach hoch nahm wie ein Kleinkind. „Erzähl Schwesterchen, wie war dein erstes Mal?“ Er wirbelte mich herum, so dass ich nur aus den Augenwinkeln Edwards leicht verkniffene Miene erkennen konnte. Ihm gefiel Emmetts lockere Art im Bezug auf diese unausweichlichen Ausflüge wohl gar nicht. Krampfhaft hielt ich mich in den weiten Ärmeln des Pullovers fest, den er anhatte. „Äh ganz gut, auch wenn es noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist.“ Diplomatie war wohl das richtige in diesem Fall. Emmett dröhnendes Lachen erschütterte die Fenstergläser. „Und darf man fragen, was dir zwischen die Zähne gekommen ist?“ „Reh“ hörte ich Edward tonlos sagen. Emmett hörte abrupt mit dem Herumgehwirbel auf und sah mich feixend an „Cool, ne ökologische Nische, von denen haben wir ja genug und Alice und Esme mögen die auch ganz gerne.“ Ich bemühte mich genauso fröhlich, wie er zurück zu grinsen, auch wenn mir das bei diesem Thema ein wenig daneben vorkam. Edward nahm mich sanft aber bestimmt aus den starken Armen seines gut gelaunten Bruders „Wie steht es denn mit dir und den anderen?“ fragte er rasch. Es klang extrem belanglos und machte trotzdem deutlich klar, das er ablenken wollte, aber anscheinend hatte er bei Emmett einen Nerv getroffen. Das breite Grinsen verschwand aus dessen kantigen Gesicht. Statt dessen warf er einen sorgevollen Blick über die Schulter hoch in Richtung der Zimmer. „Erwähn das Thema besser nicht heute, Jasper ist momentan nicht so gut drauf.“ Murmelte so leise, das es fast nur ein Hauchen war. Dann sah er Edward nur noch stumm an, bis dieser stirnrunzelnd nickte. „Verstehe, dann bleibt Alice wohl auch hier?“ Jetzt nickte Emmett und ich verstand nur Bahnhof. Edward rückte mich auf seinen Armen zurecht und marschierte dann mit mir die Treppe hoch. „Edward?“ Er sah mich fragend an „Nur so neben bei, ich kann auch selber laufen, wenn du mich läst.“ Er grinste nur und trug mich weiter in sein Zimmer. Dort angekommen setzte er mich sanft auf dem Sofa ab. „Was ist denn mit Jasper?“ Ich wusste nicht so recht ob meine Neugierde angebracht war oder nicht. Edward ließ sich Zeit mit der Antwort und zog sich zu meinem Entzücken vor mir um. Ich hatte schon fast meine Frage vergessen, als er wenige Minuten später in Jeans und weißem Hemd vor mir stand. Er beugte sich zu mir hinunter ließ seine Lippen sanft über meine gleiten. „Der Drang ist heute bei ihm besonders stark. In diesen Zeiten ist es das Beste ihn hier ein wenig zu verschanzen.“ Er richtete sich wieder auf und ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Wir haben es nicht so leicht damit wie du und er schon gar nicht.“ Mir war klar, dass ich nichts dafür konnte, aber trotzdem brannte in mir das Feuer des schlechten Gewissens. Es war noch keine vier Wochen her, dass ich zu einem Vampir geworden war, der abstinent leben wollte und damit dank eines unbeschreiblichen Ekels vor Blut nicht allzu viele Probleme damit hatte. Jasper hingegen bemühte sich für Alice nach Kräften und trieb sich dabei immer wieder an seine Grenzen „Meinst du ich kann zu den beiden hinüber gehen?“ Er wuselte mir liebevoll durch die Haare und ging dann zur Tür hinüber. Er war schon halb verschwunden, als er noch mal den Kopf ins Zimmer steckte. „Ablenkung ist genau das was er jetzt braucht und so lange du deine Haare nicht in die Sonne hältst“ Er grinste süffisant und ich streckte ihm die Zunge raus.

Geburtstagsgeschenk

Zu erst wollte ich sofort zu Alice hinüber gehen, denn ich hörte ihre und Jaspers leise Schritte neben an, doch dann zog ich mich ebenfalls lieber vorher um. Das kratzige Baumwollhemd hatte in der letzten Nacht ein paar Flecke abbekommen und ich war froh es los werden zu können. Schnell schlüpfte ich in Jeans und T-Shirt, die ich beide gestern hier zurück gelassen hatte und stopfte die anderen Sachen in Edwards Wäschesack, der in seinem Schrank hing. Staunend stellte ich fest, das selbst der farblich zur Inneneinrichtung passte. Dieser Gedanke brachte mich automatisch zum Thema Zusammenwohnen und damit zum College zurück und damit der Frage, wo und wie wir ab Herbst wohnen würden. War es überhaupt klug sich in Port Angeles nieder zu lassen? Auf jeden Fall nicht auf dem Gelände der Schule, obwohl Charly und Renée das bestimmt merkwürdig fanden, aber vielleicht konnte man ja behauptet das es billiger war außerhalb unterzukommen, nur wo? In einer Etagenwohnung? Ging das, mit so vielen Menschen um uns herum? Ich hatte mir darüber wirklich noch keine allzu viele Gedanken gemacht, aber Edward würde schon wissen, wie man sich am unauffälligsten verhielt. Schließlich verfügte er und der Rest der Familie über jahrhundertlange Erfahrung, was das anging beruhigte ich mich selbst und Carlisle hatte ja laut Edward schon irgendetwas organisiert. Nachdenklich klappte ich die Türen des Kleiderschranks zu. Die Zukunft und alles was darin lag, war für mich vor ein paar Wochen noch so weit weg gewesen, wie die Sonne vom Mond, doch jetzt schien die Zeit und die Ereignisse wie im Schnelldurchlauf an mir vorbei zu rasen. Vor ein paar Wochen war ich noch ein Mensch gewesen. Ein Mensch der es geschafft hatte, am Ende der Welt, in einem winzigen verschlafenen Provinznest, innerhalb eines Jahres so viele Schwierigkeiten auf sich zu ziehen, dass es überhaupt ein Wunder war, dass es mich noch gab. Wobei letzten Endes ich doch erst ein anderes Wesen werden musste, um meinen tödlichen Problemen zu entgehen. Mein Blick ruhte plötzlich auf meinen schneeweißen, glatten Händen. Sie waren immer noch fremd, genauso wie die vielen neuen Eigenschaften die dieser neue Körper mit sich brachte, auch wenn es fast nur gute Eigenschaften waren. Wie zum Beispiel der Ausgleich meiner angeborenen Balance Schwierigkeiten, die so gut wie nicht mehr existierten. Dafür existierte ein anderes Manko, das mir insgeheim im Vergleich zu den Stolperattacken mehr beharkte. Ich spürte wie sich kurz darauf ein leicht bitterer Geschmack in meinem Mund breit machte und wie auf Kommando zog sich mein Magen zusammen. Hastig schluckte ich ein paar mal und versuchte so gut es ging an etwas anderes zu denken. Charly und das Wochenende. Ich schluckte wieder. Eigentlich auch keine wirklich beruhigende Aussicht. Heute war Donnerstag, Freitagabend würde er erst wiederkommen. Gut, blieben nur Samstag und Sonntag als Unsicherheitsfaktor. Hoffentlich spielte das Wetter mit. Grübelnd wischte ich mir über die Stirn. Dieses Versteckspiel war jetzt schon schwierig und dabei ging es nur um zwei lächerliche Tage. Was sollte erst werden, wenn Charly wieder hier war und wie sollte es werden, wenn Mom darauf bestand uns zu besuchen oder wir sie? Natürlich wollte ich sie weiterhin sehen aber eins war klar, es würde kompliziert werden und das nicht nur einmal. Außerdem was würde eigentlich passieren, wenn sie etwas merken würden? Irgendetwas, die Sache mit der Sonne oder das wir nicht älter wurden. Keiner von uns. Ich wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, aber die Frage drängte sich einfach in mein Gehirn. Wie sollte ich ihnen das dann erklären? Und würde sich dann Charly vielleicht dann wieder an Emilys Geschichte erinnern?

Ein lautes Klopfen an der Tür schreckte mich aus meinen immer mehr beängstigenderer werdenden Gedanken auf. „Er ist auch ganz sicher weg?“ hörte ich Jasper leise sagen. Dann erklang Alice heller honigsüße Stimme. „Ja und Esme setzt alles daran, dass sie auch ja nicht zu früh zurück kommen.“ Jetzt öffnete sich die Tür. „Bella?“ Ihre zerzausten, schwarzen Stacheln schoben sich durch den Rahmen. Mit einem breiten Grinsen winkte sie mich zu sich. „Schnell wir müssen uns beeilen, komm!“ Verdutzt folgte ich ihr auf den Flur, wo Jasper schon kichernd wartete. „Was ist denn mit euch los?“ fragte ich besorgt, obwohl ihre fröhlichen Gesichter alles anderes als besorgniserregend aussahen, im Gegenteil. Trotzdem wandte ich mich noch mal an den blonden Vampir, der eigentlich in seinem Zimmer verschanzt sein sollte. „Ich dachte dir geht es nicht so gut.“ fragte ich vorsichtig, doch er zwinkerte nur. Alice nahm mich leise glucksend an die Hand und zog mich in ihr riesiges Schlafzimmer, in dessen freie Mitte eine große, weiße Leinwand aufgebaut war. Davor stand ein alter, leicht zerschlissender Ohrensessel aus braunem Leder. Jasper folgte uns eiligst nach und schloss dann rasch hinter sich die Tür. „So, dann nichts wie los, damit sich das ganze Theater auch gelohnt hat.“ Er klatschte freudig in die Hände, bevor er an mir vorbei zu dem kleinen Tisch hinüber ging, der neben Alice Bett stand. Auf dem Tisch erkannte ich einige Pinsel, die wie Federbüscheln zusammen gesteckt in dicken Gläsern aufgereiht waren, aus denen er jetzt ein paar Einzelne herauszog. Zögern machte ich einen Schritt auf die Leinwand zu. „Ähm, ich will ja nicht neugierig erscheinen, aber worum geht es hier eigentlich?“ Jasper prüfte mit seinem Daumen die Borstenstärke der Pinsel, anstatt mir zu antworten, aber netterweise erbarmte sich Alice mich endlich aufzuklären. „Es geht um Edwards Geburtstagsgeschenk“ trällerte sie aufgeregt, während sie aus den Schubladen ihres Schreibtisches ein rechteckiges schwarzes Stoffpaket hervorzog. Meine Augen wurden groß. „Wann hat Edward denn Geburtstag?“ keuchte ich überrascht. Jasper war mit den Pinseln fertig und sah mich mit gespielter Entrüstung an. „Was denn miteinander verheiratet sein, aber keine Ahnung haben, wann der liebe Gatte seinen Ehrentag hat?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Er hat ihn mir nie verraten wollen“ verteidigte ich mich und ich hatte ihn mehr als einmal danach gefragt. Jasper und Alice wechselten einen Blick bevor sie leise lachten. „Er legt tatsächlich keinen Wert auf seinen Geburtstag und wir würden ihn selbst auch nicht wissen, wenn er sich nicht einmal verplappert hätte.“ Mit einer einzigen, fließenden Bewegung verwandelte Alice das Stoffpaket in ein wehendes Laken, das sie über den alten Sessel warf. Jetzt erkannte ich das es weicher Samt war. „Nie wollte er ihn feiern, geschweige denn irgendwas von uns haben.“ Ihr Ton war eine einzige Anklage. Verständlich, wenn man ihre Leidenschaft für Geburtstagspartys kannte. Ich musste ebenfalls lachen „Aber mir hat er letztes Jahr vorhalten, dass ich so stieselig auf meinen reagiert habe.“ „Noch ein Grund mehr, warum ihr zwei so gut zusammen passt.“ Grinste Jasper und kam mit den ausgesuchten Pinseln in der einen Hand und einer flachen Holzscheibe in der Anderen zu mir herüber. „Aber dieses Jahr kommt er uns nicht auf die Schliche und selbst wenn, kann er das Geschenk nicht ablehnen.“ Mein Blick glitt wieder zu der noch blanken Leinwand hinüber. Langsam begriff ich was hier vor sich ging, Emmetts Geschichte unten war also nur ein Ablenkungsmanöver von den beiden gewesen, damit Edward ihr Vorhaben nicht bemerkte. Wahrscheinlich wussten nur wir drei wirklich Bescheid, damit sich niemand unbeabsichtigt verriet, wie bei meinem Hochzeitskleid. Die zwei waren wirklich gerissen „Ihr wollt ihm ein Bild malen?“ Kaum zu glauben, dass sie das noch nicht als Geburtstagspräsent versucht hatten. Hinter mir unterdrückte der blonde Vampir glucksend ein Kichern. „Ja mit einem ganz besonderen Motiv“
 

„Oh nein!“ rief ich aufgebracht. Entgeistert wedelten meine Hände vor Alice Nase herum, bis sie nach ihnen griff und sie fest hielt. „Komm schon Bella, dass ist die Idee und es wird bestimmt ganz toll aussehen.“ Ihre bernsteinfarbenen Augen bettelten mich an. „Edward wird ausflippen vor Freude“ Ich war fassungslos. „Das ist doch nicht wirklich eurer Ernst? Ich meine, ihr wollt mich doch nicht tatsächlich so malen?“ Jasper ignorierte seelenruhig meinen hysterischen Anfall und begann auf der Palette irgendwelche Farben anzurühren. „Es ist das einzigste was ihn begeistern würde und außerdem warum zierst du dich so? Du wirst gut darauf aussehen“ Ich lachte schrill „ Gut? Ich werde ich nackt sein!“

Er war sichtlich über meine Reaktion irritiert, aber Alice verdrehten nur die Augen „Bella, erzähl uns jetzt bloß nicht, dass er dich so noch nie gesehen hat, denn das glaube ich dir nicht.“ Ihre überhebliche Art gegenüber meiner Scham machte mich jetzt wütend „Nein!“ fauchte ich „aber ihr und der Rest habt mich noch nie so gesehen und das soll auch gefälligst so bleiben.“ Ich stand kurz davor aus dem Zimmer zu stürmen. Wie konnten sie sich denn so was ausdenken und noch dazu annehmen, dass ich darüber begeistert war? Alice musterte mich noch einmal mit einem scharfen Blick, dann ließ sie meine Hände los und schüttelte seufzend den Kopf. „Du brauchst dich wirklich nicht vor uns zu genieren. Wir sind doch schließlich eine Familie.“ Zum ersten mal sprach es jemand aus, doch ich war gerade nicht in der Stimmung diese Tatsache auf mich wirken zu lassen. Ich rang immer noch mit meinem Schamgefühl. Vielleicht reagierte ich ja wirklich ein bisschen zu heftig, aber ich konnte einfach nicht über meinen Schatten springen und bei der Vorstellung mich total hüllenlos vor den beiden auf dem Sessel zu setzten, hätte ich schwören können, entgegen aller Gesetze, dunkel rot zu werden.

„O.k.“ Jasper legte die Farbpalette auf dem Tisch zurück und hob dann beschwichtigend die Hände. „Es muss ja nicht unbedingt so sein. Ich glaub ein ganz normales Portrait von dir gefällt ihm auch.“ Er klang enttäuscht und Alice schob unwirsch ihre kleine rote Unterlippe vor „Das ist doch öde“ murrte sie. Mein peinliches Entsetzten wich bei ihrem geknickten Gesicht einem schlechten Gewissen. Sie hatte sich so bemüht ein tolles Geschenk für Edward zu suchen und nun scheiterte es an mir und ich selbst hatte auch keine bessere Idee was man ihm statt dessen schenken konnte.

Betreten betrachtete ich das Muster des Bettlackes. „Muss es denn ganz nackt sein?“ murmelte ich zaghaft, erst dann traute ich mich wieder in das elfenhafte Gesicht zu blicken. Der beleidigte Ausdruck wechselte zu einem fragenden. „Wie ganz?“ Ich atmete tief ein, bevor ich die nächsten wohl überlegten Worte aussprach. „Nun, ich meine, geht es nicht mit einem klein bisschen Stoff auf oder um die, äh, na ja privaten Stellen? Es heißt doch immer ein Hauch von Nichts ist besser als nichts.“ Ich hoffte inständig sie damit ein wenig zu versöhnen. In Jaspers lockere Haltung kam auf einmal Spannung. Er fuhr sich ein paar mal mit dem Finger übers Kinn, wobei er mich regelrecht mit den Augen abzutasten schien, dann sah er lächelnd zu Alice hinüber, die immer noch leicht angesäuert aussah. „Das ist gar nicht mal so eine dumme Idee, vielleicht ist das so gar besser, als das was wir uns ausgedacht haben.“ Er winkte mich zum Stuhl. „Setzt dich mal hin, wir probieren es einfach mal aus.“ Gehorsam schlich ich zu dem Ohrensessel hinüber und ließ mich auf den Samt nieder. Ich war froh die beiden einigermaßen besänftigt zu haben. Jasper stellte sich mit konzentrierter Miene vor mich hin und stemmte die Arme in die Seite. Ein paar Sekunden fixierte er mich, dann schob er mich auf dem Stuhl zurecht. Er drückte mich zur Seite, schwang meine Beine über die linke Lehne und zog meinen Kopf nach vorne. Mein rechter Arm durfte lässig über die andere Seite schwingen und der andere in meinem Schoss liegen. Skeptisch machte er einen Schritt zurück. „Was meinst du?“ Alice war während seiner Aktion aufgestanden um uns von vorne zu zugucken. Jetzt standen sie beide nebeneinander. „Vielleicht doch eher mit zurück gelegtem Kopf?“ Um meinen guten Willen zu demonstrieren ließ ich wie befohlen den Kopf nach hinten sinken. „Stimmt, sieht besser aus“ gab Jasper zu. „Also dann, jetzt stellen wir uns das ganze mal als fertiges Model vor.“ Ich wollte nicht, aber ich verkrampfte mich dabei. Alice war zum Glück schon wieder viel zu sehr Feuer und Flamme, um meine Reaktion zu bemerken. Sie huschte schnell zu ihrem Schrank hinüber. „Ich glaub ich habe da genau das richtige.“ Sie wühlte kurz in den Bergen von Kleidern die fast aus den beiden riesigen Flügeltüren heraus quollen, dann hatte sie anscheinend gefunden was sie suchte. „Ta Da!“ Fast wäre ich vom Sessel gefallen, als ich mein blaues Nachthemd in ihrer kleinen Faust erkannte. „Woher hast du das?“ krächzte ich verblüfft, während sie es mir grinsend zu warf. „Esme hat es in der Wäsche gefunden und angenommen es wäre meins. Ist aber schon ein bisschen länger her.“ Fügte sie dann noch spitzfindig hinzu. Ich zog es vor nicht darauf zu antworten und Jasper rettete mich in dem er noch mal in die Hände klatschte. „Himmel uns läuft die Zeit davon. Wir haben schon genug getrödelt, also Bella machst du mit oder nicht?“ Ich stemmte mich mühsam mit dem Nachthemd aus dem Stuhl. „Wie soll ich bei solchen Argumenten noch nein sagen können.“

Fremdes Gebiet

„So das war es,“ Jasper ließ den Kreidestift sinken, blickte noch mal prüfend zwischen mir und der Leinwand hin und her und nickte dann zufrieden. „du kannst aufstehen“ Ich stieß dankend ein Stoßgebet zum Himmel und löste mich langsam aus meiner unbequemen Starre, in der ich meinem Gefühl nach zu urteilen schon seit mindestens Hundert Stunden verharrte. Alice, die uns die ganze Zeit über stumm vom Bett aus zu geschaut hatte, schwebte wieder zu uns herüber. Mit kritischem Blick schielte sie unter Jaspers langen Armen hindurch auf das Bild, dem er noch ein paar Striche hinzu fügte. „Und“ fragte ich stöhnend, als ich mich mühsam aus dem Sessel gekämpft hatte „seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?“ Streckend und reckend versuchte ich meine verspannten Muskeln zu lockern. Sie kamen mir steinhart vor, aber wenigstens taten sie nicht weh, wenn ich dagegen an die vielen vergangenen Sporteinlagen dachte.

„Es wird großartig aussehen“ hauchte Alice leise. Ich hatte keine Ahnung was Jasper in den vergangenen Stunden auf den Stoff gemalt hatte, aber es beeindruckte sie zu tiefst, ihr Blick war regelrecht verklärt. „Dann zeig mal her“ Ich machte schon einen Schritt auf sie zu, als Jasper sich mit seiner großen Gestalt abwehrend vor mich stellte. Erschrocken sah ich zu ihm hoch, doch er lächelte entschuldigend „Tut mir leid Bella, aber es ist noch lang nicht fertig.“ Mein verdutztes Gesicht brachte Alice hinter ihm zum kichern „Künstlerehre, du darfst es erst sehen, wenn Jasper es für vollendet erklärt hat.“ Empört stemmte ich die Arme in die Seiten. Das war nicht fair, schließlich hatte ich hier stundenlang gesessen. „Aber du darfst es doch auch sehen?“ protestierte ich. Sie schenkte mir nur einen koketten Augenaufschlag „ Das ist was anderes, ich bin schließlich die Muse hier“ Damit war die Sache für die beiden erledigt und sie warfen mich kurz darauf einfach aus dem Zimmer. „Wir brauchen jede Minute, aber glaub uns. Es wird Edward und dir gefallen.“ Das waren Jaspers letzte Worte, dann stand ich im Nachthemd auf dem Flur. Fluchend stampfte ich zurück in Edwards Zimmer um mich zum dritten mal an diesem Tag umzuziehen. Ich konnte es immer noch nicht fassen, wie dreist die Zwei waren, als ich anschließend die Wedeltreppe nach unten ins Wohnzimmer marschierte. Nur die Gewissheit, dass ich das für Edward gemacht hatte, hielt meinen Ärger im Zaum. Auf der weißen Couch traf ich auf Rosalie und Emmett, die vor einer Schachpartie saßen. Sie sahen kurz auf, als ich durch die Tür kam. „Geht es Jass besser?“ fragte Rosalie. Ihre vollkommenen Züge waren vor Konzentration ungewohnt verzehrt. „Bestens“ knurrte ich mit zusammen gebissenen Zähnen, doch Emmetts verdutztes Gesicht erinnerte mich an das geheime Geschenk und darum fügte noch schnell hinzu „Alice kümmert sich um ihn.“

„Gut“ murmelte er erleichtert, er schien sich ganz auf seine Hellseherische Schwester zu verlassen. „Was hast du denn jetzt vor?“ Das war eine gute Frage. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit schon verstrichen war, seit ich mich für Jasper in den Sessel geworfen hatte. “Wie spät haben wir es denn?“ Emmett sah auf seine wuchtige Armbanduhr. „Kurz vor vier“ teilte er mir mit. Ich überlegte kurz. Wenn Edward und Esme eh nicht vor dem Abend zurück waren, konnte ich eigentlich noch einmal bei Charly vorbeischauen und ein paar Sachen holen. Draußen hatten sich dicke graue Wolkenmassen breit gemacht und erste Regentropfen sprenkelten die Festerfront. „Ich denke, ich fahre kurz zu Charly rüber. Ein Bisschen nach dem Rechten sehen und ein paar Schulbücher für Morgen mitnehmen.“ „Kannst meinen Wagen nehmen, wenn du willst“ bot Emmett an, doch ich hielt das für keine gute Idee. „Sehr lieb von dir, aber ich denke dein Truck ist mir einfach zu wuchtig.“ Gab ich kleinlaut zu. Wahrscheinlich würde ich mit den riesigen Reifen die gesamte Einfahrt platt walzen und dann noch ungebremst die Garage niedermähen. Der breitschultrige Vampir konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. „Ich kann dich vollkommen verstehen“ kam mir Rosalie zur Hilfe „Mich bringen auch keine zehn Pferde hinter das Steuer dieses Monstrums, der BMW dagegen ist ein Traum, du wirst ihn lieben. Der Schlüssel hängt am Bord in der Garage.“ Ob man mir meine Ungläubigkeit wohl ansehen konnte? Denn ich zweifelte wirklich kurz an meinen Verstand. Sie hatte mir doch wirklich gerade ihr Capriole angeboten oder? „Äh, danke“ stotterte ich unsicher „Ich verspreche dir, ich fahre auch ganz langsam und vorsichtig“ Beide prusten los „Dann wärst du die erste in dieser Familie“
 

Rosalie hatte Recht, dieser Wagen war ein Traum. Er war leise und glitt dabei so flott über die Straße, dass ich ständig auf den Tacho schielen musste um meine Geschwindigkeit zu kontrollieren. Schmunzelnd strich ich mir die Haare aus dem Gesicht. Gut das Edward jetzt nicht hier war, ansonsten hätte er mich bestimmt mit meiner neuen Vorliebe fürs schnelle Fahren aufgezogen. Es war aber auch wirklich komisch, zu mal mir die Schnelligkeit einfach nicht bewusst war, erst wenn mir ein anderes Fahrzeug entgegen kam und ich einen direkten Vergleich hatte. In der Stadt war es einfacher, obwohl mich das Schneckentempo da sogar ein bisschen kribbelig machte. Es schien ewig zu dauern, bis ich die Straße zu Charlys Haus erreicht hatte. Es stand, wie nicht anders zu erwarten noch genauso da, wie wir es gestern verlassen hatten. Mit schlenderndem Gang ging ich zur Haustür, denn hinter mir hörte ich ein Auto die Straße hinunter fahren. Langsam, bloß keine Aufmerksamkeit erregen befahl ich mir selbst. Plötzlich kam ich mir vor wie ein Soldat, der ein feindliches Gebiet betrat. Was für ein merkwürdiger Gedanke, ich versuchte ihn abzuschütteln, in dem ich mich auf das öffnen der Tür konzentrierte.

Aber als ich den dunklen, engen Flur betrat, wurde das Gefühl noch stärker. Der Gegensatz zum hellen, freundlichen großen Wohnraum der Villa war einfach zu offensichtlich um ihn zu ignorieren. In meinem Herzen machte sich daraufhin eine beklemmende Stimmung breit und es dauerte noch ein paar Minuten, bis ich endlich erkannte was ich wirklich empfand. Ich war die Treppe hinauf in mein Zimmer gegangen. Das kleine schmale Bett mit dem verblichenen Bettlacken, der alte Schreibtisch, die Gardinen vor dem Fenster, alles war wie immer an seinem Platz. Nichts hatte sich augenscheinliche verändert, doch dann wurde es mir klar. Etwas hatte sich hier verändert.

Meine Ohren wurden mit einemmal taub und ich lehnte mich rasch an den Rahmen der offenen Tür. Die Erkenntnis kam zu plötzlich und viel zu heftig, aber sie war unwiderruflich da. Der Mensch, der einmal in diesem Zimmer, in diesem Haus gelebt hatte, diesen Menschen gab es nicht mehr.

Die Taubheit war immer noch da, als ich mich langsam vom Rahmen abstieß und einen wankenden Schritt in den Raum hinein machte. Ich war tatsächlich in einem fremden Gebiet, das ich mal gekannt hatte, doch das schien lange her zu sein, so lange her. Ich strich langsam mit den Fingern über den Rand des Bettes. Es war unheimlich, beängstigend aber eins war es nicht. Es war nicht traurig und das bestürzte mich noch mehr, bis mir wieder etwas einfiel.

„Menschliche Erinnerungen verblassen“ hatte Edward einmal gesagt, ich runzelte die Stirn und woran man sich nicht erinnern konnte, darüber konnte man nicht trauern.

Danach begann ich hastig meine restlichen Unterlagen die ich morgen für den Unterricht brauchte zusammen zu suchen, auch das alte Laptop nahm ich nach kurzem Zögern mit. Die alte Kiste würde mich zwar bestimmt mit ihrer Langsamkeit jetzt erst recht in den Wahnsinn treiben, aber es war ein Stück Erinnerung. Genauso wie das Fotoalbum das wie von selbst in meine Tasche wanderte. Mit zwei Taschen auf den Schultern wankte ich wieder nach unten. Ich trug sie einzeln zum Wagen, sorgsam darauf bedacht angestrengt dabei auszusehen. Ich wollte gerade einsteigen und zurück fahren, als ich meinen Name hörte. „Bella?“ Mike stand am Anfang der Einfahrt und winkte mir freudestrahlend zu, dann kam er angespurtet. „Hey? Alles klar bei dir?“ fragte er leicht außer Atem, nach dem er mich erreicht hatte. Er spielte auf das Fehlen in der Schule an „Ja, mir war heute Morgen ein wenig schlecht und darum bin ich besser mal liegen geblieben“ log ich und versuchte dabei auch noch ein bisschen krank auszusehen. Die Mühe konnte ich mir allerdings sparen, denn Mike schien nicht eine Sekunde an meinen Worten zu zweifeln „Oh, ja, so was habe ich mir gedacht, du siehst immer noch blass aus“ bestätigte er leise, während er mich mit glasigen Augen anstarrte. Ich begriff was ich gerade unbeabsichtigt mit ihm anstellte. Erst als ich kurz meinen Kopf zur Seite drehte erlöste ich ihn aus meinem Bann und er schnappte hörbar nach Luft, dann griff plötzlich eiligst nach dem Rucksack auf seinem Rücken „Ich wollte euch die Hausaufgaben bringen.“ Verschmitzt holte er einen Stapel Zettel aus ihm hervor und reichte sie mir. Ich bedankte mich artig, auch wenn ich wusste, dass das euch nicht so ganz ehrlich gemeint war. Es war trotzdem nett von ihm. „Und wie sehen eure Pläne für den Sommer aus?“ fragte er mich weiter. Es sollte belanglos klingen, doch die Neugierde, die da hinter steckte, war mehr als offensichtlich. „Das Gleiche wie du nehme ich an“ Ein irritiertes Staunen trat jetzt in seine Augen. Ich lachte, weil der dabei so komisch aussah „Na aufs College gehen natürlich du etwa nicht?“ Er lachte jetzt auch, aber es klang nicht echt.„Klar, aber du und Edward? Ihr werdet doch bestimmt vorher noch irgendwo hin fahren, bevor der riesige Umzug los geht.“ Jetzt war ich erstaunt „Riesig? Port Angeles ist doch keine Stunde von hier?“ Nicht mal, wenn man nicht wie der Teufel fuhr, fügte ich in Gedanken hinzu. Mike sah mich kurz mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht an. Er schien vor seinen nächsten Worten zu zögern. Fragend hob ich eine Augenbraue und intensivierte meinen Blick, dass brachte ihn sofort dazu weiter zu reden. „Ja aber ich dachte, wenn Dr. Cullen und seine Frau jetzt endgültig im Sommer fort gehen, werdet ihr doch bestimmt nicht hier bleiben, oder?“
 

Fortgehen? Mein Fuß trat wie von selbst das Gaspedal durch, bis der Motor mich ans Schalten erinnerte. Ich war wider auf dem Weg zur Villa, nach dem ich Meike versprochen hatte morgen auf alle Fälle zur Schule zu kommen. Ich hoffte, dass meine Überraschung ihm gegenüber verborgen geblieben war, jedenfalls hatte ich mich bemüht normal zu reagieren und ihm noch weitere Informationen zu entlocken. Das Carlisle vor hatte zu gehen, hatte er natürlich von seiner Mutter aus dem Krankenhaus. Die wusste aber auch nichts genaues, sie hatte es auch nur im Vorbeigehen aufgeschnappt, dass er beabsichtigte seinen Vertrag nach August nicht mehr zu verlängern. Anscheinend hatte sie gehofft über Mike beziehungsweise mich mehr Informationen herauszubekommen. Die Bäume am Straßenrand rauschten blitzartig vorbei, während ich weiter grübelte. Vielleicht hatte Mrs. Newton es auch nur falsch verstanden oder Carlisle wollte nur ganz in Seatelle arbeiten, doch ich merkte selbst, dass das nicht logisch klang, aber warum hatte mir Edward nichts davon erzählt? Fast verpasste ich darüber die Einfahrt. Ich drosselte die Geschwindigkeit und bog ab. Die rote Motorhaube verschwand langsam in der aufkommenden Dunkelheit, der dichten Bäume, als mir eine plausible Erklärung einfiel. Vielleicht, weil er mich langsam darauf vorbereiten wollte Abschied zu nehmen.
 

Der silberne Volvo stand schon in der Garage und ich bemühte mich gerade neben ihm einzuparken. Ich wusste nicht so ganz, ob ich Edward von Mikes Geschichte erzählen sollte oder nicht, doch als ich das Haus betrat vergaß ich bei seiner Begrüßung alles andere. Ich hörte ihn, bevor ich ihn sah. Er spielte auf dem Flügel und die wundervolle Melodie verdrängte alle meine Gedanken, in die hinterste Ecke meines Kopfes. Ehrfürchtig blieb ich stehen um mit geschlossenen Augen zu lauschen. Die Musik war so herrlich, so sinnlich das es fast schon unerträglich war. Dann brach sie plötzlich unerwartet ab und bevor ich die Augen aufmachen konnte, hatte er mich schon mit seinen langen Armen umschlungen. „Wo warst du?“ fragte er vorwurfsvoll in meine Ohr, während er mich unentwegt auf die Haare küsste. „Ich komme endlich nach Hause und du bist fort.“ Es klang, als wenn ich ihm etwas furchtbares angetan hätte. Grinsend drehte ich mich um und drückte meine Nase in sein Hemd, denn sein Griff ließ keine weitere Bewegung zu. „Ich war bei Charly um zu sehen ob das Haus noch steht und bei der Gelegenheit habe ich gleich noch die Schulbücher und ein paar Sachen zum anziehen mitgenommen.“ Seine langen weißen Finger schoben sich unter mein Kinn und zwangen mich ihn anzusehen. Mein Blick verlor sich in seinem dunklen Karamell, als er mich anstrahlte. „Was zum Anziehen? Wie unnötig! Kleidungsstücke verdecken doch nur deine Schönheit“ Langsam kam sein gottgleiches Gesicht zu mir hinunter, doch ich musste mein Kommentar noch los werden, bevor seine unwiderstehlichen Lippen meine berührten. „Aber was werden die anderen sagen, wenn ich nackt in den Unterricht marschiere?“ Die weiche Unterlippe verhaarte kurz über meiner. „Das will ich mir besser nicht ausmalen, sonst kann ich für nichts mehr garantieren.“ Sagte er und trotz der ruhigen Tonlage, war es eine einzige Drohung.

Dinge ändern sich

Der nächste Tag ließ es wirklich zu, dass wir zur Schule fahren konnten. Auch Alice kam mit, denn Jasper ging es schon viel besser, wie sie uns strahlend versicherte und außerdem waren ja auch noch Rose, Emmett und Esme im Haus um auf ihn aufzupassen. Ich bewunderte sie insgeheim dafür, dass sie ihre Gedanken so gut vor Edward unter Kontrolle halten konnte, aber wahrscheinlich war das eine Sache jahrelanger Übung.

„Was ist denn hier los?“ Ich deutete mit dem Finger nach links, als wir auf dem Weg zum Unterricht die Sporthalle umrundeten. An der Rückseite des klotzigen Gebäudes wurde gerade eine Art Gerüst aufgebaut, dass an die knochigen Überreste eines großen Dinosauriers erinnerte. Edward blinzelte kurz, dann klärte er mich und Alice auf „Das ist für den Abschlussball, sie brauchen noch ein bisschen mehr Platz.“ Ich konnte es kaum glauben „Wieso das denn? Wir sind doch nur ein paar Hundert Leute und die haben doch immer locker in die kleine Halle gepasst.“ Edwards Miene verfinsterte sich, als er weiter sprach „Tja anscheinend plant der Direktor für dieses Jahr etwas Neues um die Angelegenheit ein wenig pompöser zu machen.“ Ich war noch nie ein Fan von Tanzveranstaltungen gewesen, aber warum dieser Umstand Edward offensichtlich die Stimmung verhagelte konnte ich nicht ganz nach vollziehen. Erst, als wir uns nebeneinander in Bio auf unsere Plätze setzten, wusste ich was los war. Jessica stolperte mit glühenden Wangen zu uns hinüber, während Mr. Banner noch nicht zu sehen war. „Habt ihr es auch schon gehört? Der Abschlussball?“, Ihre grünen Augen huschten schnell zur Tür, doch unser Lehrer ließ weiterhin auf sich warten, also platze sie schnell mit der für sie tollen Nachricht heraus. „Wir feiern dieses Jahr mit der Schule aus La Push zusammen, dass heißt, eigentlich sollte erst nur der Abschlussjahrgang kommen, aber da bei uns ja auch die ganze Schule eingeladen ist, dürfen von denen auch alle dabei sein. Ist das nicht umwerfend?“ Ich saß da, wie vom Donner gerührt, während Jess fast vor Freude jubilierte. „Ich find das so klasse, endlich mal eine Gelegenheit ein paar neue Leute kennen zu lernen und von denen gehen bestimmt auch die meisten nach dem Sommer nach Port Angeles“ Dieser Seitenhieb galt eindeutig Mike, der ihr aber anscheinend nicht zugehört hatte, weil sein Kopf unter dem Pult nach etwas suchte. Ich weigerte mich immer noch zu glauben, was ich da gerade vernommen hatte, als Mr. Banner endlich den Raum betrat und mit dem Unterricht anfing. „Das darf ja wohl nicht war sein.“ Sagte ich so hoch ich konnte. Edwards Hand griff unter dem Tisch nach meiner um sie behutsam zu streicheln. „Das wird auf jeden Fall ein interessanter Abend werden.“ Antwortete er mir auf die gleiche Art und Weise. Entsetzt sah ich ihn an „Wir gehen doch nicht etwa unter diesen Umständen auf den Ball?“ Er lächelte nur grimmig und blickte dabei unentwegt nach vorn „ Es ist dein Abschlussball Bella und ich werde es nicht zu lassen, dass ihn dir irgendwer verdirbt.“
 

Alice nickte nur bedächtig mit ihrem grazilen Kopf, als wir ihr die umwerfenden Neuigkeiten beim Mittagsessen verkündeten. „Das wird unter Garantie heikel.“ Mir rieselte es gegen meinen Willen kalt den Rücken runter. „Wieso tun wir dann nicht das einzig Richtige und bleiben diesem Pulverfass fern?“ versuchte ich noch einmal an Edwards Vernunft zu appellieren. Bei der Vorstellung, wie sich vier Werwölfe und sechs Vampire auf der Tanzfläche gegenüber standen und sich dabei gegenseitig belauerten, bis der erste die Nerven verlor, wurde mir fast schlecht vor Angst. Doch auch Alice wollte von meinen Bedenken nichts hören. „Das ist unsere Feier, die solchen sich gefälligst benehmen.“ Stimmte sie ihrem Bruder zu und beide nahmen ihr Tabletts hoch, denn es klingelte wieder zum Unterricht. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie diesem Konflikt nicht aus dem Weg gehen wollten, nach allem was passiert war. Das Einzige, woran ich mich noch klammern konnte, war die Hoffnung, dass vielleicht Jacob so vernünftig war mit seinem Rudel nicht zu kommen.

Der Vormittag zog sich danach elendig in die Länge und ich war mehr als froh, als wir endlich nach Hause fahren konnten. „Wann kommt denn dein Vater heute aus La Push zurück?“ fragte Edward plötzlich, als wir an der Kreuzung halten mussten. „Mmh Ich schätze so gegen sieben Uhr, wenn seine Dienstzeiten genauso sind wie hier.“ Alice versicherte mir das ich mit meiner Vermutung richtig lag. Edward schaute danach gedankenverloren auf die Apelanlage „Gut, dann schlage ich vor wir verbringen den Abend mit ihm und hören uns an, was alles so im Quirland passiert ist.“

Alice fuhr mit dem Volvo nach Hause um sich weiter um Jasper zu kümmern, wie sie sagte und Edward und ich bereiteten uns und das Haus auf Charlys Rückkehr vor. Ich stürzte mich mit wenig Enthusiasmus auf das Badezimmer, dem ich trotz nur mäßiger Benutzung doch zu neuem Glanz verhelfen wollte und Edward fuhr noch mal mit dem Transporter, der mittlerweile ein bisschen eingerostet war zum Supermarkt um ein paar frische Lebensmittel zu besorgen. Ich war schneller fertig, als ich dachte und saugte deshalb auch noch durch alle Zimmer. Ich verstaute die Putzsachen gerade wieder im Keller, als die Eingangstür ins Schloss fiel. Schon auf der Treppe konnte ich meinen Lieblingsvampir heftig schimpfen hören. „Mein Gott noch mal, was für eine lausige, lahme, sperrige Mähre!“ „Hey, hör auf mein armes Auto zu beleidigen.“ Rief ich mit gespielter Entrüstung und schaltete hinter mir das Licht aus. Er war den Geräuschen nach zu urteilen in der Küche und räumte den Kühlschrank ein. So war es auch. Der Inhalt der Papiertüten, die auf dem Tisch standen verschwand fast von selbst, als er sich ruckartig zwischen Tisch und Kühlschrank hin und her bewegte. „Entschuldige, ich vergesse manchmal das du mich jetzt immer verstehen kannst“ Tatsächlich schien er darüber ein wenig peinlich berührt zu sein ,doch dann bildetet sich Lachfalten auf seinen Wangen. „Aber du musst zu geben, dass ich recht habe.“ Ich dachte kurz an Rosalies BMW „Vielleicht, ein witziges, kleines Bisschen“ murmelte ich wiederstrebend und sein Grinsen wurde noch breiter.
 

„Sei mir nicht böse Schatz aber ich kann nicht mehr!“ stöhnend legte Charly das Besteck auf den Tisch und rückte ein Stück mit dem Stuhl ab. „Bist du wirklich satt Dad oder schmeckt es nicht?“ unsicher musterte ich die Steakreste auf seinem Teller. Ich hatte mir wirklich alle Mühe gegeben es ohne Abzuschmecken hin zu bekommen, nach dem Charly wie angekündigt um sieben in der Tür erschienen war. Wieder stöhnte er „Es war fantastisch Bella, aber ich habe keinen Elefantenmagen und mehr als drei Steaks und einen Haufen Bratkartoffeln passen einfach nicht rein.“ Edward hüstelte um nicht lachen zu müssen. Ich räumte unterdessen die Teller in die Spüle. Während ich das Spülmittel großzügig dazu goss lockte Edward Charly unter dem leichten Vorwand eines Baseballspiels ins Wohnzimmer, so konnte ich dann auch die zwei Steaks verschwinden lassen, die wir unbemerkt in kleinen Häppchen unter dem Tisch hatten fallen lassen, denn keiner von uns beiden verspürte die Lust heute Erde zu essen. Ich kam mir dabei vor wie ein Taschenspieler, aber wie ein ziemlich ungeschickter, doch Charly reagierte überhaupt nicht. Für ihn war die Illusion scheinbar perfekt.

Ich hörte die beiden leise über etwas lachen, was anscheinend im Fernsehen passierte und beeilte mich zu ihnen hinüber zu kommen. Charly saß in seinem Sessel und Edward auf der Couch wo ich mich schnell neben ihn setzte. Charlys ruhiger Blick war auf den Fernseher geheftet in dem ein alberner Werbespot über Chips lief. Er sah aus wie immer, das gleiche mit kleinen Falten durchzogene Gesicht, das schüttere Haar. Er sah einfach nicht aus wie jemand der vor kurzen noch als Geisel mit einer Waffe bedroht worden war. „Und wie war nun deine Woche Dad?“ fragte ich so ungezwungen wie möglich, nach dem ich Edward noch einmal angeschaut hatte. „Mmh? Was?“ sagte er abwesend, ohne den Fernseher aus den Augen zu lassen. Ich runzelte die Stirn „ Deine Woche Dad, du erinnerst dich jemand hatte vor dich und deinen Kollegen umzubringen?“ Sein Verhalten machte mich langsam rasend. Schon seit er vor einer Stunde angekommen war, hatte ich mich darüber gewundert, dass er kein einziges Wort über die Entführung verlor. Es passte zu Charlys üblicher Einstellung gegenüber Schwierigen Dingen die ihn selbst betrafen, sie nämlich einfach zu ignorieren, aber das machte meine Sorge um ihn nicht besser. Edward gab einen leisen Laut von sich der eindeutig an mich gerichtet war. „Langsam“ Ich holte ein paar mal tief Luft, die Zeit nutzte Charly um umzuschalten. Er fand das Spiel was er anscheinend sehen wollte und die Freude darüber brachte ihn dazu mir endlich zu antworten „Bob wird langsam wieder und Tim kommt nächste Woche auch wieder zum Dienst.“ War die knappe Antwort. Ich wollte mehr wissen „Und was ist mit Emily?“ Er kniff die Augen zusammen „Sie ist noch,“ er zögerte kurz, das Wort behakte ihm offensichtlich nicht „in der Anstalt. Billy und Jacob besuchen sie so oft sie können, aber sie ist immer noch sehr verstört. Die Ärzte meinen das man sie für ihre Tat nicht verantwortlich machen kann, da ihr Zustand allein das Ergebnis eines Traumas ist, ausgelöst durch Sams Unfall und so wie es aussieht wird sie auch nie wieder richtig gesund werden, aber wenn sie entsprechende Medikamente nimmt, dann kann man es verantworten sie zu entlassen. Billy bemüht sich sehr darum. Er will unbedingt das sie zu ihm und Jacob zieht, sie hat ja sonst nichts und niemanden mehr.“ Er hatte keine Ahnung was für ein Schuldgefühl dieser letzte Satz in mir auslöste, denn ich befürchtete, dass er vielleicht bald genauso allein sein würde. „Das ist aber sehr nett von Billy und Jake“ Diese Worte kamen nur unter Zwang aus meinem Mund, denn es war in meinen Augen das mindeste was Billy als Widergutmachung tun konnte. „Wie geht es den beiden denn?“ Plötzlich wechselte der Ausdruck in Charlys Gesicht und Edward erstarrte neben mir. „Ach Billy,“ er lachte kurz und freudlos auf „ich weiß nicht, aber seit dieser Sache ist er einfach,“ er verzog grübelnd die Stirn und sah mich dann an. „ keine Ahnung vielleicht depressiv oder so was? Ihm scheint das alles mehr mitgenommen zu haben als mich, wobei ich mir um Jacob noch größere Sorgen mache.“ Ich schluckte und beobachtete dann Edward aus den Augenwinkeln. Seine Lippen waren wie aus Stein gemeißelt, aber ich musste es einfach wissen.“ Wieso?“ Charly schüttelte den Kopf „Er geht zur Schule, tut alles worum sein Vater ihn bittet und bastelt mit seinen Freunden an den Autos herum, aber weißt du, an wen er mich dabei erinnert?“ Ich wollte es doch nicht hören „an dich, als“ Er brach ab und lächelte dann verschämt zu uns herüber. „Er tut mir einfach leid. Er funktioniert, aber da ist keine Freude mehr in dem was er tut.“ Den letzten Satz murmelte er ohne zu merken dass wir ihn hören konnten „Kein Glanz mehr in seinen Augen“ Ich rückte danach näher an Edward heran und drückte ihm zu schnell für Charly Augen einen Kuss auf die Wange. Er legte zum Dank sein Kinn auf meinen Kopf.

Damit begann der stille Teil des Abends, in dem wir einfach nur stumm auf die Bildfläche starrten, aber auch wenn ich mich anstrengte nicht weiter darüber nach zu denken, so wurde es doch immer deutlicher. Ich war der Grund warum so viele Menschen hier unglücklich waren und nur ich konnte dafür sorgen, dass das aufhörte.
 

Nach dem Charly sich zum Schlafengehen verabschiedet hatte warteten wir noch im Wohnzimmer, bis wir ihn gleichmäßig schnarchen hörten, dann stand Edward plötzlich ruckartig auf und drückte auf den Powerknopf der Fernbedienung. Ich erwartete ein Kommentar in Bezug auf Jacob und in seinen goldenen Augen spiegelte sich meines Erachtens auch so was wie Groll, doch er führte etwas anderes im Schilde. „Ich nehme an du legst nicht allzu viel Wert auf das heutige Spätprogramm?“ Fragend sah ich ihn an und seine Züge wurden sanft. „Ich hätte da eine Idee, Lust auf eine kleine Ablenkung Liebste?“ Sein weiße, glatte Hand streckte sich mir auffordern entgegen, doch ich blieb misstrauisch. „Was hast du vor?“ Er lachte melodisch und zwinkerte mir aufmunternd zu „ Du wirst schon sehen.“ Damit war klar, dass ich wieder mal keine weiteren Informationen zu erwarten hatte. Seufzend ließ ich mich von ihm hochziehen und nach Draußen führen. „Das ist langsam zu einer Masche von dir geworden. Mich einfach irgendwo hin zu schleifen ohne mir was zu sagen, damit ich dir gar nicht erst wieder sprechen kann.“ Er lachte wieder glockenhell „Man kann dir einfach nichts vormachen.“ Auf der Veranda stellte er mich dann vor die Wahl „Willst du selber Laufen oder darf ich dich tragen?“ „Bin ich dir zu langsam?“ fragte ich pikiert und er drückte mich kichernd an sich. „Nein, aber was soll ich sagen. Ich mag es, wenn ich dich eng an mir spüren kann.“ Diese Erklärung machte die Entscheidungsfindung einfach und so liefen wir in vertrauter Huckepackstellung durch die Dunkelheit des Waldes. „Wo hin entführst du mich denn nun“ flüsterte ich in sein Ohr, „Überraschung“ war sein einzigstes Wort. „und schön die Augen zu lassen bis wir da sind.“
 

Als ich meine Augen endlich wieder aufmachen durfte, war ich wirklich überrascht und nach dem was Edward mir dann vorschlug gerade zu entsetzt.

„Du willst tanzen gehen?“ Wir standen am Anfang der Strandpromenade von Port Angeles in einer kleinen Seitengasse, in der Nähe des kleinen Colleges, wo Edward sich bemühte mich einigermaßen sanft von seinem Rücken zu ziehen, was aber nicht ganz so leicht war, weil ich mich krampfhaft an ihm festklammerte. Sein amüsiertes Lachen klang durch meinen festen Griff um seinen Hals ein wenig erstickt. „ Ich wusste du würdest dich freuen.“ Reiner Sarkasmus stellte ich wütend fest. Er hatte es mittlerweile geschafft mich neben sich zu stellen, wobei er seinen Arm wie eine Fangleine um meine Taille legte so dass ich nicht fliehen konnte und seinen entschlossenen Schritten nach zu urteilen war er auch nicht beriet sich von seinem Vorhaben abringen zu lassen. Selbst mein heftiges Fluchen half nichts, als wir den Eingang einer Bar erreichten, vor der sich eine kleine Menschenmenge tummelte. Anscheinend war das hier der angesagteste Schuppen, oder vielleicht auch der einzigste den diese Stadt zu dieser Jahreszeit bieten hatte. Edward strich sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht und löste dann ohne zu Fragen mein Gummiband, so dass mir die Haare über die Schultern fielen, Sein langer Arm an meiner Seite zehrte mich dabei unerbittlich an den warteten Leuten vorbei. „Hallo, bist du übergeschnappt?“ stieß ich zischend hervor und versuchte mich ein letztes mal gegen seinen Griff zu wehren, aber seine Kräfte waren immer noch stärker als meine, so dass ich trotz heftigem Wiederstand erst vor dem bulligen Türsteher des Clubs zum stehen kam. Ein schwarzer, kahlköpfiger Riese mit einem Kreuz das mich mehr an einen Panzerschrank, als an einen Menschen erinnerte, der musterte uns erst mit einem abschätzenden Blick, dann grinste er plötzlich und streckte Edward seine gewaltige Pranke entgegen. „Hey Edward lang nicht mehr gesehen und dann auch noch in so hübscher Begleitung.“ Mir klappte vor Staunen der Mund auf. Zum einen, weil er Edward kannte und zum anderen deshalb weil er damit wohl mich meinte. Verstört sah ich an meinemdünnen Kapuzenshirt und der alten Jeans herunter. Der konnte unmöglich mich meinen. Edward schlug breit grinsend ein und schob mich dann sanft vor sich her in die das Dämmerlicht der Eingangshalle aus der uns ohrenbetäubende Musik entgegen trällerte. Ich musste bei den vielen Lichtblitzen um uns herum ein paar mal blinzelnd, bevor ich mich umschauen konnte. Es war probevoll, überall standen Menschen, die sich entweder gegen die Lautstärke versuchten zu unterhalten, an einem Drink nippten oder sich im Takt der Musik hin und her schwangen. Wir schoben uns zielsicher an den verschiedenen Körper vorbei ohne sie zu berühren und erreichten die Tanzfläche. Edward umfasste mich von hinten und ich ließ den Kopf an seine Brust sinken. Ich hatte es aufgegeben mich zu wehren, es hatte eh keinen Sinn. Trotz der Lautstärke um uns herum wusste ich das er mich verstand „Du warst also schon öfter hier?“ Er zuckte mit den Schultern und sein Blick glitt dabei über meinen Kopf hinweg in die Menge. „Bevor ich dich kannte war ich mit den anderen fast jedes Wochenende hier,“ Ich konnte es nicht glauben „Ihr geht in Bars?“ Seine weißen Zähne blitzten noch auffälliger als sonst im Neonlicht. „Nicht sehr originell ich weiß, aber irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben und außerdem liebt Alice tanzen. Sie will hauptsächlich hier her.“ Ich schwieg und gab ihm nach kurzem Nachdenken recht, die Zeit konnte einem schon lang werden, wenn man nicht schlief. Vor allem in dieser Gegend wo die Möglichkeiten sich zu beschäftigen wirklich mehr als rar waren. Wobei, ich betrachtete kurz die auf und abhüpfenden Menschen, tanzen überhaupt nicht das war womit ich mich beschäftigen wollte. Doch die Musik, die am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig gewesen war, wechselte langsam zu ein paar Liedern, die ich kannte und zugebener auch mochte. Der Rhythmus drang in meine Beine und mein Fuß fing ganz von alleine an zu wippen. Soviel traute ich mir zu. Edwards Lippen berührten plötzlich den Rand meines Ohrs und seine süße Stimme rauschte in meinen Kopf. „Na los, wir müssen schließlich üben.“ Bevor ich protestieren konnte, hob er mich einfach ein Stück an, so dass ich den Boden unter den Füßen verlor und dann befanden wir uns auch schon mitten im Gewühl von wild zappelnden Armen und Beinen. Breit grinsend drehte er sich zu mir herum und ich schlang hastig meine Arme um seinen Nacken „Am besten stelle ich mich wieder auf deine Füße“ Es klang scherzhaft, obwohl ich mich mehr als unwohl fühlte, denn ich mochte übermenschliche Fähigkeiten besitzen aber tanzen konnte ich immer noch nicht. Wahrscheinlich würde mein Versuch mich kontrolliert zu Bewegen, mich wie einen Minitornado die Tanzfläche leer fegen lassen. Ich hatte keine Ahnung warum er mir das antat. Edward biss sich bei meinem angespannten Gesicht nur glucksend auf die Unterlippe. Ich funkelte ihn böse an, bis er sich zusammen riss und wenigstens versuchte so auszusehen, als ob er mich ernst nahm. Zum Glück begann im nächsten Moment ein einigermaßen langsames Lied, so dass wir uns auf ein enges hin und her Gehwiege beschränken konnten. „Nicht nötig, du machst das sehr gut“ lobte er mich überschwänglich. Ich war immer noch nicht bereit ihm seine Tat zu verzeihen. „Du weißt genau wie ungern ich das mache.“ Vorwurfsvoll sah ich ihm in die goldglänzenden Augen, aus denen er mich liebevoll anschaute. „Dinge ändern sich, mit der Zeit Bella“ sagte er sanft. Ich löste mich aus seinem betörenden Blick, der meine Wut längst zum verrauchen gebracht hatte und schmiegte mich wohlig an seine Brust. Ja das taten sie vielleicht, nur eins würde sich nie ändern und das war dieses unglaubliche Gefühl in meinem Herzen, dass er dort hineingepflanzt hatte.

Happy birthday

Wir hatten bereits vier Lieder ohne Unfälle hinter uns gebracht, als Edwards Kopf plötzlich von meiner Schläfe nach oben fuhr. „Was ist?“ erschrocken versuchte ich seinem finsteren Blick zu folgen und landete beim Eingang, durch den gerade eine schwarzhaarige, kleine Gestalt eiligst nach draußen verschwand. „Quil?“ entfuhr es mir. „Du kennst ihn?“ Edwards Miene war immer noch verbissen und ich konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihm wirklich sagen sollte woher, aber er konnte es sich anscheinend schon denken, bei dem Gesicht das er jetzt machte. „Er ist ein Freund von Jacob.“ Erklärte ich dennoch rasch, aber anscheinend gehörte er immer noch nicht zum Rudel, denn sonst hätte ihn sein Geruch längst verraten. Ich war überrascht ihn hier zu sehen. Er war doch auch erst sechszehn.Edwards Hände auf meiner Hüfte verstärkten ihren Griff. „Er hat dich auch erkannt, besser wir gehen, denn anscheinend ist er nicht alleine hier.“ Zischte er und seine Augen klebten gerade zu auf der Eingangstür, als er mich forsch zu den Toiletten schob. Panik durchflutete mich „Nicht allein, was soll das heißen?“ Edward öffnete die Tür zur Herrentoilette, um uns beide rückwärts hinein zu manövrieren. „Ich kann nicht genau sagen ob das ganze Rudel da ist, dazu ist es hier zu laut, aber einer allein reicht um Ärger zu machen.“ Die Tür klappte vor meiner Nase zu und ließ die Musik und alles andere draußen. „Was mache wir jetzt?“ keuchte ich. Gott sei dank waren wir allein in dem schmalen Raum, dessen schmuddelige Kacheln matt im Licht der Neonbeleuchtung glänzten. Da draußen warte jetzt mindestens ein Werwolf um sich mit uns anzulegen, wobei wir uns doch eigentlich auf Niemandsland befanden, doch wer wusste schon, ob überhaupt noch irgendwelche Regeln galten. Um meinen Tod fürchtete ich mich dabei nicht, ich hatte mehr Angst davor, dass jemand anderes dabei verletzt wurde. Edward sah zu dem einzigsten Fenster hinauf. „Das gleiche wie im Haus der Wolfsbraut.“
 

Damit waren wir kurz darauf wieder am Rande der Promenade, nach dem wir uns durch das enge Fenster gezwängt hatten. Während ich an Edwards Hand neben ihm her lief, fiel mir auf einmal etwas auf. Obwohl ich mich gar nicht darauf konzentrierte, schärften sich meine Sinne. Alles um mich herum wurde auf einmal lauter, heller, einfach intensiver. Wie auf der Jagt im Wald. Die Musik aus der Bar dröhnte in meinen Ohren, als wären wir immer noch auf der Tanzfläche und dazu kamen die vielen wirren Stimmen der Leute. Sie drangen von überall auf mich ein und machten ein weiter denken fast unmöglich. Das Liebespaar an der Ecke, dass sich unter dem gleißenden Licht der Laterne ganze 200 Yards von uns entfernt schmutzige Dinge zuflüsterten. Die Frau über uns die auf ihrem Balkon in der vierten Etage, mit ihrer Schwester telefonierte, der Taxifahrer der mit seinem Wagen an uns vorbei fuhr und über seine mangelnde Kundschaft schimpfte. Alle konnte ich hören und dazu das laute schlagen ihrer aufgeregten Herzen, dass das Tier immer wilder machte. Verzweifelt versuchte ich sie alle durch heftiges Kopfschütteln los zu werden, aber es wurde noch schlimmer, als ich dabei heftig Luft durch die Nase holte.

Edward wurde immer schneller, als ob er meinen Zustand erahnte, seine Miene war zu einer weißen Engelsmaske gefroren, doch ich wusste der Rest seines Körpers war zum zerreißen gespannt. Es war klar, was in ihm vorging, was er am liebsten tun wollte, aber ich wollte nur weg von hier und rechnete damit das wir den Heimweg genauso zurück legen würden wie den Hinweg, doch ich irrte mich. Wir gingen gerade eiligst an einer Reihe parkender Autos vorbei, als Edward kurz an einem alten Ford Mustang stehen blieb. „Was machst du da?“ fragte ich aufgebracht. Mir standen mittlerweile die Nackenhaare zu Berge, weil neben rostigen Blut auch noch einen leicht beißender Gestank in meiner Nase fest saß. Doch er sagte zu nächst nichts, sondern ging stumm zur Fahrerseite hinüber um dort einmal kräftig mit der Flachen Hand gegen den Türrahmen zu schlagen. Ich hörte wie der Verriegelungsknopf nach oben flog. Sprachlos sah ich ihn an. „Steig ein“ befahl er knapp. Als ich mich widerstrebend neben ihm im Auto niederließ, hatte er bereits die Kabel kurzgeschlossen. „So macht ihr das also immer“ murmelte ich verstohlen. Einer seiner Mundwinkel zuckte . „Das wiederstrebt dir enorm mmh?“ Ich zog eine Grimasse „ Es ist und bleibt Diebstahl“ Jetzt konnte er sich nicht mehr beherrschen, kichernd wendete er den Wagen und gab Gas „Warum findest du das so komisch?“ blaffte ich ihn beleidigt an, doch er machte nur wieder ein zufriedenes Gesicht. Ich verdrehte die Augen „Na schön, wenn du mir darauf nicht antworten willst, dann vielleicht darauf, warum wir nicht nach Hause laufen, sind wir auf diese Weise nicht langsamer?“ Die Zufriedenheit verschwand augenblicklich. „Weil sie versucht haben Witterung aufzunehmen. Wenn ich die Gedanken, die ich gehört habe richtig deute, gibt es welche unter ihnen, die, die Gelegenheit nutzten wollten.“ Ich erstarrte. Es war also nicht nur einer gewesen. Edward schaltete das Radio ein. Er wirkte bereits einiger maßen entspannt, was ich von mir nicht behaupten konnte. Vor meinem geistigen Auge fletschten riesige Wölfe wütend die Zähne. „Darum ist es besser wir benutzend die Straße und nicht den Wald und um deine vorherige Frage zu beantworten,“ Seine Lippen lächelten wieder „Ich finde das nicht komisch, sondern menschlich und das du das so empfindest macht mich ehrlich gesagt sehr glücklich.“
 

Kurz vor der Stadtgrenze ließen wir den Wagen einfach am Straßenrand stehen und setzten die letzten Kilometer auf Edwards Lieblingsart zurück, bis wir wieder vor Charlys Haus ankamen. Die Wölfe hatten uns zu meiner Beruhigung nicht verfolgt. Seufzend ließ ich mich wenig später auf meinem Bett nieder, dass ein leises Quietschen von sich gab, als Edward sich neben mich legte und seinen Kopf an meine Brust schmiegte. Ich schaute auf den Radiowecker der in der Dunkelheit blinkte, er zeigte ein Uhr. „So schnell kann ein wunderschöner Abend zu Ende sein und dass nur weil man sich einfach nicht vertragen kann.“ Murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihm, während ich anfing seinen Kopf zu kraulen. Ein tiefes Brummen entfuhr seiner weißen Kehle, das uns beide mit samt dem Bett zum vibrieren brachte „Manche Konflikte sind einfach nicht zu lösen. Jedenfalls nicht so das beide Seiten damit zufrieden sind.“ Hörte ich seine Samtstimme nuscheln. Stirnrunzelnd betrachtete ich seinen wuscheligen Haarschopf, durch den ich meine Finger gleiten ließ. „Aber früher konntet ihr doch auch mit einander auskommen.“ „Wir haben uns gegenseitig akzeptiert beziehungsweise so gut es ging ignoriert, aber das ist jetzt einfach nicht mehr möglich.“ „Wieso nicht?“ fragte ich bockig. Dieser sinnlose Krieg ging mir so auf die Nerven. Er hob den Kopf um mich verständnislos anzusehen. „Schau bitte mal in den Spiegel, dann fällt es dir bestimmt von selber ein“
 

Um sechs Uhr hörten wir Charly rumoren. „Er will zum angeln“ klärte mich Edward auf. Klasse dachte ich, was sonst. Das war einfach die Swan Art, Probleme wurden alleine ausgefochten und Charly hatte Probleme, besser gesagt Sorgen. Er machte sich Sorgen um Billy und Jacob und über ihre Zukunft, soviel verriet mir Edward, doch präzise wurde er nicht und ich traute mich auch nicht nachzufragen, aus Angst vielleicht Antworten zu bekommen die ich noch nicht hören wollte. Genauso wenig fragte ich ihn nicht danach, ob Jacob gestern Abend auch in Port Angeles mit dabei gewesen war , da gab es für mich eh keinen Zweifel, denn nur er konnte meine Vampirinstinkte auf der Promenade so freilegt haben, er musste in Rage geraten sein.

Nachdem Charlys Auto von der Auffahrt verschwunden war, wollte ich eigentlich zur Villa, denn ich hielt es nicht für klug hier zu bleiben. Wer wusste schon, zu was sich die Werwölfe hinreißen lassen würden, wenn sie mit bekamen, dass Charly hier nicht zu gegen war. Doch Edward war auf einmal sehr darauf erpicht dort nicht hin zu kommen. „Wir könnten nach Seattle fahren und Einkaufen gehen.“ Schlug er statt dessen hastig vor. „Oder wir besuchen mal wieder unsere Lichtung“ Sein Verhalten machte mich zunehmend stutzig, denn das nächste was er machte, war das Handy auszuschalten. Das hatte er noch nie gemacht und dann fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Er saß im Schaukelstuhl und stopfte das Telefon zurück in seine Jacke, als ich langsam zu ihm hinüber schlich. „Wir können auch mal wo ganz anders hin, vielleicht an den Strand von Hadlock?“ versuchte er es weiter. „Edward?“ Ich aktivierte mein gesamtes schauspielerisches Talent um völlig unbekümmert auszusehen, als ich mich auf seinen Schoß setzte. „Ja?“ hauchte er erwartungsvoll. Ich beugte mich langsam zu seinem Ohr vor und sein Atmen wurde deutlich schneller. Zärtlich fuhr meine Unterlippe an seiner Haut entlang, dann hauchte ich „Alles Liebe zum Geburtstag!“
 

Wieder durfte ich dem seltenen Ereignis beiwohnen Edward vollkommen sprachlos zu erleben. Ich kringelte mich vor Lachen, weil sein verblüffter Gesichtsausdruck einfach zum schreien war. „Woher weißt du das?“ fragte er tonlos, nach dem er seine Stimmer wieder gefunden hatte. Ich versuchte wirklich mich wieder einzukriegen, aber es gelang mir einfach nicht, auch nicht als er seine schönen Augenbrauen finster zusammen zog. „Alice nicht war? Dieses kleine Biest kann es einfach nicht lassen.“ Schimpfte er jetzt heftig und ich konnte endlich wieder was sagen, um die kleine Vampirin zu verteidigen. „Sie hat es nur gut gemeint und mich gleich vorgewarnt, dass du auch keinen Wert auf diesen Tag legst.“ Doch er war immer noch sauer. „So ist es, aber sie und Esme können es einfach nicht lassen, trotzdem immer einen riesen Zirkus darum zu machen.“ Kopfschüttelnd drückte er mich an sich, „Wenigstens haben sie es aufgegeben, mich überraschen zu wollen.“ Mein linker Mundwinkel machte sich gegen meinen Willen selbständig, was ihm leider nicht entging. Die Karamellaugen verengten sich drohend „Oh nein, das hat Alice nicht gemacht,“ „Was?“ „Sie hat dich nicht für irgendeinen Schwachsinn herangezogen, nur weil ich deine Gedanken nicht lesen kann oder?“ Ich wusste nicht ob Lügen überhaupt einen Sinn hatte, denn Edward schien sich seiner Sache so wie so schon sicher. „Himmel Herrgott noch mal“ brauste er wieder auf. Wobei ihm die Worte wie Pistolenschüsse aus dem Mund kamen. Er stand auf und schmiss mich über seine Steinschulter. „Hey, wo willst du hin?“ „Nach Seattle“ war die knappe Antwort, als er mit mir die Treppe runter lief. „Bitte?“ Wir hatten schon fast die Haustür erreicht, als er wieder fluchte.

Ich konnte sie ebenfalls hören, sie standen bereits auf der Veranda. „Zu spät“ zischte er leise, während ich von seiner Schulter kletterte um die Tür auf zu machen. Emmett und Rosalie grinsten uns verschämt an und Emmett zuckte nur entschuldigend mit den Achseln. „Befehl ist Befehl Edward und um es dir gleich auszurichten. Esme findet dich, egal wo du dich versteckst.“ Aus Edwards Körper wich die Spannung. Er wusste, wann er verloren hatte.
 

„Jetzt mach doch nicht so ein beleidigtes Gesicht“ stöhnte Rosalie. Wir saßen in meinem röhrenden Transporter, dessen Steuer ich Emmett überließ, während ich Edwards gespannte Hand hielt. Emmett prustete in sich hinein. „Kopf hoch Bruder, was können sie dir noch antun, was sie nicht in den letzten Hundert Jahren schon versucht haben?“ Wieder musste ich grinsen, bis ich Edwards Blick auf mir spürte. „Keine Ahnung, aber ich habe ja noch ein paar Minuten um das raus zu finden.“ Seine Hand faste blitzschnell nach meinem Kinn und zwangen mich ihn anzusehen. Mir war klar was er da versuchte, aber ich war auch schnell. Ich presste meine Lider fest zusammen, so dass er keine Chance hatte mich mit seinem hypnotischen Blick zu betören und dazu hielt ich auch noch die Luft an. Nur meine Ohren konnte ich nicht verschließen. „Netter Versuch“ hörte ich ihn leise lachen, dann waren seine Lippen auf meinen Wangenknochen. Zart, sanft und unwiderstehlich. Ich presste angestrengt den Mund zu. Meine Kehle flammte voller Vorfreude auf und das Gift schoss ein, während ich versuchte den Kopf zu schütteln, doch Edwards Finger waren gnadenlos. Seine Lippen formten sich auf meiner Haut zu einem gewinnenden Lächeln, als er seine Wirkung genoss. Langsam wanderte er über mein ganzes Gesicht und mit jedem Kuss, mit jeder Berührung wurde die Gier unerträglicher, aber wenn ich jetzt Luft holte, würde er alles von mir haben können und das wusste er genau. Meine Zähne knirschten hörbar, als ich sie noch fester aufeinander presste. „Isabella“ seine gottvolle Stimme verwandelte meinen Namen in reine Musik und ich hätte in der nächsten Sekunde den Kampf verloren, wenn wir nicht in diesem Moment das Haus erreicht hätten.

Edward erinnerte mich auf dem Weg hinein, an einen Verurteilten auf dem Weg zum Schafott. Stocksteif und mit ausdrucksloser Miene nahm er Carlisle Glückwünsche entgegen, der uns gleich an der Tür abfing. Aufmunternd schlug er ihm auf die Schulter. „Tu es deiner Mutter zu liebe“ Ein halbherziges Lächeln versuchte die Oberhand über Edwards Gesicht zu gewinnen, doch es scheiterte an seinen Augen. „Du bist ja noch schlimmer als ich.“ Raunte ich ihm noch zu, bis wir das Esszimmer erreicht hatten. Dort erwarteten uns Jasper, Alice Esme und die Leinwand, verborgen unter dem schwarzen Samttuch. Esmes strahlender Blick schaffte es das ihr ältester Sohn endlich ein wenig echter grinste und er nahm ihre Glückwünsche mit einer liebevollen Umarmung entgegen. „Alles Liebe Edward“ hauchte sie und ich musste bei ihrer Feierlichkeit selber vor Rührung schlucken. Dann kam Alice, langsam und irgendwie vorsichtig, so als fürchtete sie einen Angriff. „Auch von uns alles gute Edward“ Ihre weißen Zähne funkelten wie ihrer Pupillen, man konnte ihr den Stolz über den Sieg über das Talent ihres Bruders deutlich ansehen. Es schien ein lang erkämpfter Sieg zu sein. „Danke“ Er hob anerkennend die Brauen „Ich muss dir auch gratulieren, es ist dir tatsächlich gelungen.“ Ihr Grinsen wurde noch breiter und sie regte ihr spitzes Kinn. „Glaub uns, dieses Geschenk wirst du lieben“ „Na dann,“ Jasper griff nach dem Stoff und enthüllte das Bild mit einem Ruck.
 

Das Mädchen auf dem Bild, war ich nicht oder doch? Ich war mir erst nicht ganz sicher und den anderen musste es wohl genauso gehen, denn sie sagten wie ich kein Wort, sondern starrten nur auf die Leinwand. Dort saß, ein gehüllt in dem blauen Seidennachthemd auf dem Stuhl jemand der mir entfernt ähnlich sah, nur war diese Person wirklich schön. Ein Bein angewinkelt, so das der Saum der Seide nur noch die letzten Zentimeter der porzellanfarbenen Oberschenkel verdeckte, während der Kopf verträumt an das schwere Polster des Ohrensessels lehnte. Ich sah aus wie eine Puppe. Zart und fast durchscheinend hatte Jasper meine Haut gemalt, von der viel zu sehen war, denn es waren letztlich nur zwei dünne Spaghettiträger, die das Stück Stoff auf meinen Schultern hielten und einer von ihnen war auch noch halb herunter gerutscht.

Ich verzog anerkennend die Mundwinkel. Ich musste Jasper wirklich meinen Respekt aussprechen, er hatte mich vollkommen gemalt, nicht realistisch aber vollkommen. Meine Haare, glatt mit einem leichten Glanz, fielen wie ein brauner Vorhang seitlich an meinem Gesicht herunter, dass er mit den weichen und formvollendet Lippen herrlich symmetrisch dargestellt hatte. Genauso wie meine schwarzen Brauen, die meine großen Augen umrahmten. Sie strahlten, wie lebendig in dem gleichen Karamell zu uns hinüber, das ich so an Edwards Augen liebte. Es war einfach schön. „Wow“ Carlisle war der erste, der sprach. „wirklich... beeindruckend“ Esme und Rosalie nickten synchron, während Emmett einfach nur weiter starrte, bis Edward endlich auch mal einen Ton von sich gab. Ich hatte ihn heimlich von der Seite beobachtet und wartete schon gespannt auf seine Reaktion. Sie entsprach nicht ganz meinen Erwartungen, bei denen er sich freute oder zu mindestens lächeln sollte. Sein Ausdruck war eher ernst, fast schon traurig, wie er mich auf dem Bild musterte. „Das ist es“ pflichtete seinem Vater bei. Alice schien genauso wie ich ein bisschen enttäuscht zu sein. „Ist das alles, was dir dazu einfällt?“ Endlich begann er zu strahlen, wenn auch nur oberflächlich. „Entschuldige bitte, aber damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.“ Mit ein paar Schritten war er bei ihr um ihr versöhnlich den Arm um die Schulter zu legen. „ Es entspricht ehrlich gesagt, nicht deinen üblichen Geschenkideen.“ Emmett und Jasper kicherten hinter vorgehaltner Hand. „Das war ja auch der Sinn der Sache.“ Maulte sie immer noch leicht verstimmt, auch sie merkte, dass seine Worte, nicht ganz seiner wirklichen Stimmung entsprachen. „Aber ich dachte das dir das hier echt gefallen würde.“ Jetzt drückte er sie an sich „Das tut es, glaub mir. Du hast es nicht nur geschafft, mich endlich mal zu überraschen, sondern mir auch das einzigste geschenkt was ich wirklich haben will.“ Das klang zum ersten mal ehrlich. In meinen Magen breitete sich bei diesem Geständnis ein warmes Gefühl aus. Edwards Blick suchte meinen. „Dennoch hoffe ich, dass ich den Rest von meinen Geburtstag so verbringen darf, wie ich ihn mir vorstelle?“ Esme seufzte leise, aber dieses mal ließ sich Edward nicht erweichen. Jetzt war es Carlisle der ihr den Arm um die Schulter legte. „Natürlich, wir haben ja eigentlich schon mehr als einmal gegen deinen persönlichen Wunsch verstoßen.“ Edward nickte ihm dankbar zu und dann stand er wieder neben mir. „Danke, aber um euch nicht ganz zu enttäuschen werden, wir noch vor Mitternacht wieder da sein um noch ein bisschen mit euch zu feiern.“ Alice und Esme wechselten einen raschen Blick. „Aber ohne Girlanden“ fügte er noch im Hinausgehen zu, während er mich in seinem Arm mit sich zog. „Mist“ hörte ich Alice leise zischen und musste lachen.

Wilde Stürme

Edwards eigenwillige Reaktion auf sein Geburtstagsgeschenk gab mir doch zu denken. Wir waren mittlerweile in seinem Zimmer angekommen, wo er eiligst anfing die Tagesdecke vom Bett zusammen zu legen. Ratlos sah ich ihm bei seinem Treiben zu. „Äh, du verbringst deinen Geburtstag üblicher weise damit aufzuräumen?“ Sein Lachen klang wieder nach Musik. „Nein, eigentlich tue ich an diesem Tag nichts anderes wie sonst auch, aber da du ja jetzt eingeweiht bist, möchte ich ihn gerne allein mit dir verbringen.“ Damit nahm er mich an die Hand und wir marschierten kurz darauf wieder in die Garage. „Wir fahren zum Strand, wenn du nichts dagegen hast?“ Ich hatte nichts dagegen, wir würden mit hoher Wahrscheinlichkeit die einzigsten sein, die bei diesem stürmischen Wetter dort hinfuhren. Der Himmel schimmerte in einem hellen grau, doch es roch nicht nach Regen. Als wir vor dem Volvo standen, glitt mein Blick zu dem schwarzen Sportwagen hinüber, der in der hintersten Ecke parkte. Edward war schon dabei die Tür zu öffnen, als ich mich endlich durch ringen konnte. „Du,“ er sah auf. „Ich weiß es ist dein Tag, aber können wir vielleicht den Martin nehmen?“ Er lachte selbstgefällig, als er meine Absicht hinter dieser Frage erkannte.
 

„Und was ist dein Transporter?“ fragte er kurz darauf neckend, als wir über die Straße in Richtung Osten fuhren. Der Vanquisch schnurrte unter dem weichen Ledersitzen wie ein Tiger, während sich die Tachonadel der 200 Meilen Marke nährte. „Eine lahme, halbtote Schnecke“ gab ich grinsend zu. Wie sollte man das bei diesem Vergleich auch noch länger leugnen. Dieses Auto hier war einfach der Hammer. Es schoss gerade zu über den Asphalt und war dabei so komfortabel wie eine Limousine.

In seine goldenen Augen trat ein heller Glanz „Endlich wirst du vernünftig“ Bei dem Tempo dauerte die Fahrt keine dreißig Minuten, bis wir die Steilküste erreicht hatten und an einem der zahlreichen Parkplätze ankamen, von denen man aus über kleine, verschlungene und teils sehr steilen Trampelpfaden zu den weitläufigen, östlichen Strandabschnitten von Olympic gelangte. Wenn die Sonne schien, war es hier wunderschön, doch Badengehen kam nicht in Frage, dazu war das Wasser durch seine Lage immer zu kalt. Einzig zum Spazieren gehen lud der feine Sand einen ein und das taten Edward und ich auch erst eine Weile. Die Wellen peitschten heftig auf dem offenen Meer und die Gischt besprühte uns mit feinem Tropfen, die zart auf der Haut kitzelten, währenddessen er mir gestand, warum er seinen Geburtstag lieber verdrängte, als ihn zu feiern. „Dieser Tag ist zufällig auch der Tag meiner Wiedergeburt und das einzige was ich damit verbinde ist die einschneidende Erinnerung an den Schmerz.“ Ich nickte beklommen. Unter diesen Umständen konnte ich seine Einstellung dazu mehr als verstehen. Der Wind machte aus Edward ohne hin schon störrischen Haaren eine wilde Mähne, die er ihm aus dem perfekten Antlitz blies, während seine Augen immer wieder den Blick in die Ferne richteten. Ich war mir sicher, wenn Meerjungfrauen ein männliches Pendant hätten, würden sie wie er aussehen. Weiß und schön. Wir waren zwar für mein Empfinden gemütlich vor uns hergelaufen, aber als ich mich umsah waren wir mindestens 40 Meilen weit von unserem Parkplatz entfernt und das innerhalb von fünfzehn Minuten, doch wir liefen noch ein paar Meilen, bis Edward die Stelle fand, die er anscheinend gesucht hatte. In einem der vom Wasser glatt geschliffenen Felsen verbarg sich eine kleine Höhle, gerade so groß, das zwei Personen mit einer Decke sich eng aneinander gekuschelt hinein zwängen und dabei auf das aufgewühlte Meer hinaus schauen konnten. Mein Kopf schmiegte sich an seine harte Schulter. „Du kennst so viele tolle Orte hier, die ich noch nie gesehen habe“ Ich merkte selber, dass es vorwurfsvoll klang. Er lachte sein wunderschönes Lachen in mein Ohr „Ich sage nur viel Zeit, aber ich habe festgestellt, dass alle meine Lieblingsplätze ihre Besonderheit verlieren, wenn ich sie einmal mit dir zusammen genossen habe.“ Fragend hob ich die Brauen „ Bei der Lichtung habe ich es zu erst gemerkt,“ erklärte er schnell „als ich sie nach unserem ersten Ausflug allein aufgesucht habe, war es, als wenn ihr jemand den Zauber genommen hätte. Ohne dich war es nur noch ein öder Ort“ Ich schauderte, denn ich wusste, was er meinte, als ich mich daran erinnerte wie ich sie im Frühjahr verzweifelt auf der jagt nach Erinnerungen an ihn gesucht hatte und wie ich mich zusammen rollen musste, damit das Loch, der grauenhafte Schmerz mich nicht zeriss, als ich erkannte das sie ihn mir nicht zurück bringen konnte. „Was ist?“ sorgevoll beugte sich Edwards Gesicht zu mir hinunter, „Nichts,“ es war einfach unmöglich diese Augen anzulügen „nur böse Erinnerungen“ und dann erzählte ich sie ihm und mit jedem Wort wurde der Schmerz der Vergangenheit kleiner, bis er fast ganz verschwand. Nur sein Blick wurde mit jedem Satz trauriger. Als ich fertig war schwiegen wir eine Zeit lang, wie immer, wenn ich ihn offenbarte, wie sehr mich sein Versuch mich zu meinem eigenen Wohl zu verlassen gequält hatte. Er küsste sanft meine Schläfe und verharrte dann dort mit schweren Atemzügen, bis ich seufzte. „Heute ist dein Geburtstag also Schluss mit der blöden Vergangenheit, die wir eh nicht mehr ändern können.“ Der Ausdruck in seiner steifen Miene wurde noch eine Spur tiefer. Ich hatte keine Ahnung warum. „Ich kriege es tatsächlich fertig und mache diesen Tag noch schlimmer für dich, als Alice je fertig gebracht hat oder?“ Ein klein wenig hellte sich sein Gesicht wieder auf. „Nein, wie auch du bist für mich doch das größte Geschenk und außerdem hast du dir für meine Überraschung so viel Mühe gegeben.“ „Ja, das Bild“ gab ich wehmütig zu, dass kam noch dazu „es gefällt dir nicht.“ Jetzt war die Traurigkeit entgültig verschwunden und Ungläubigkeit trat an ihre Stelle. „Wie kommst du denn darauf?“ Er besaß entweder mehr Schauspieltalent als irgend jemand sonst auf der Welt, oder er war wirklich von meiner Vermutung überrumpelt. „Es ist toll“ „Und warum hast du es dann angesehen, als wenn du Zahnschmerzen hättest? Er sollte ja nicht denken, dass er mir was vormachen konnte, dazu kannte ich ihn mittlerweile zu gut. Zu dieser Einsicht gelangte er nun anscheinend auch, denn sein Kopf sackte ergeben auf seine Brust. Sein wieder schmerzvoller Blick, den er unter seinen langen Wimpern auf mich wirken ließ, machte meinen Triumph über seine Maskerade zu Nichte. „Was macht dich denn bloß so traurig?“ flüsterte ich und strich ihm dabei mit dem Handrücken vorsichtig über die weiße Wange. Reumütig schlossen sich seine goldenen Augen. „Vergib mir, es war nur der erste Moment als ich dich sah. Jasper hat dich einfach zu perfekt gemalt, genauso wie du bist. Wie du jetzt bist.“ Ich verstand nicht ganz, was er mit seinem gestammelten Worten meinte „Du findest es zu unrealistisch?“ mutmaßte ich, doch er lächelte nur gequält „Nein Bella. Dieses Bild führt mir nur brutal vor Augen was ich getan habe, auch wenn ich es längst nicht mehr bereue.“ Seine Lippen senkten sich erneut auf meine Stirn, Ich verstand jetzt zwar, aber das machte mich überhaupt nicht glücklich. „Du hast es bereut?“ rief ich schockiert .Die goldenen Augen öffneten sich wieder unter einer gerunzelten Stirn. „Ja,“ gab er wiederstrebend zu „Als ich dich sterbend in meinen Armen hielt, da bereute ich alles. Da bereute ich es, dass wir jemals einen Fuß in die Stadt Forks gesetzt haben. Das ich dich nicht von mir ferngehalten habe, als noch Zeit dafür war, bevor du anfingst so zu fühlen wie ich. Das mich die Volturi nicht getötet haben, als ich sie darum gebeten habe. Das ich es zu gelassen hatte, was in diesem Moment mit dir passierte und ich hasste mich gleichzeitig dafür was ich dir antat, hasste das Monster in mir das mich verhöhnte und antrieb nicht auf zu hören, das verlangte dich zu töten, weil es diesen einzigartigen Geschmack wollte, während du unter meinen Händen vor Schmerzen gewimmert hast.“ Alles Gold wich aus seinen Pupillen. „Es war schlimmer, als jede Vorstellung die ich mir versucht hatte auszumalen um mich für diesen Moment zu wappnen, denn ich war dabei dich umzubringen Bella und der böse Teil von mir genoss es in vollen zügen.“ „Aber du hast doch rechtzeitig aufgehört“ warf ich ein um ihn aus seinen qualvollen Erinnerungen zu reißen, aber wieder verzehrte sich sein Gesicht, als er meinen Einwand ignorierte „Während der andere Teil, der menschliche, den du wieder belebt hast, vor Verzweiflung fast verrückt wurde, denn wenn ich den Kampf gegen das Monster auch gewann, so war ich doch dabei dich als Mensch auszulöschen und davor graute mir am meisten. Weist du noch, was ich dir sagte? Das ein Teil von dir vergehen wird, wenn du dich in einen Vampir verwandelst? Jetzt trau ich mich endlich ihn dir zu nennen. Es war deine Unschuld um die ich fürchtete.“ Seine Finger spielten mit meinen Haaren „Diese vollkommende herzzerreißende Unschuld, die mich vom ersten Tag an gefangen nahm.“ Ich konnte ihn nur bewegungslos anstarren. Er war immer noch in seiner Erzählung versunken. „Und die habe ich nicht verloren?“ brachte ich nach einer langen Sekunde heraus. Endlich war das schiefe Lächeln wieder da, als seine großen Hände mein bekümmertes Gesicht festhielten. „Nein und ich weiß immer noch nicht wem ich dafür danken soll.“ Hauchte er, dann küsste er mich so leidenschaftlich, dass mir als Mensch das Herz stehen geblieben wäre.

Der Wind um uns herum wuchs zu einem Sturm heran und ich war mir fast sicher, dass wir ihn erzeugten.

Nach Edwards leidenschaftlichen Kuss folgten noch viele weitere, bei denen wir uns aber schnell einig waren, dass man sie ohne Kleidung viel besser genießen konnte, weil diese einen nicht mehr daran hinderten den anderen über all zu berühren. Der Umstand in einer harten Felsenmulde zu liegen, war dabei vollkommen belanglos, wenn man selbst die Konsistenz eines Steins besaß. Der allerdings zu zerspringen schien, wenn er sich mit dem anderen Stein vereinigte. Es war einfach wie ein gigantisches Feuerwerk, eine Supernova , eine Verschmelzung von Zeit und Raum, bei der ich mich selbst auflöste, immer und immer, während die schönste Stimme der Welt meinen Namen flüsterte, schrie und knurrte. Mir sagte das sie mich liebte bis in alle Ewigkeit.
 

Es war bereits dunkel, als wir uns wieder auf den Rückweg machten Edward überließ mir gnädig das Steuer, so dass ich selbst in den Genuss des Astons geriet. Er fuhr sich noch viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte und ich erwischte Edward mehr als einmal dabei wie er sich, bei dem Blick auf den Tachometer die Hand vor den Mund hielt um sein breites Grinsen zu verbergen. Wir erreichten die Stadtgrenze zu meiner Enttäuschung viel zu schnell und ich bemühte mich den Gasfuß im Zaum zu halten. Dabei fiel mir wieder der gestrige Abend ein. „Sollten wir das mit den Wölfen nicht den andere erzählen oder wissen sie es schon?“ „Sie wissen es schon“ Edward war dabei irgendetwas im Handschuhfach zu suchen. „Alice nehme ich an.“ „Mmmh,“ anscheinend war das was er wollte ganz hinten hineingerutscht, denn er steckte schon fast mit dem ganzen Kopf im Fach. „Aber sie kann doch die Werwölfe in ihren Visionen gar nicht sehen?“ Edward tauchte wieder auf „Stimmt“ gab er grimmig zu „aber sie hat uns gesehen und anhand unserer Reaktion auf die Jungs geschlossen. Es gibt ja nicht viele Gründe für uns fluchtartig ein Lokal zu verlassen, wenn nicht gerade Jasper einen seiner schlechten Tage hat.“ Ich warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, dann atmete tief ein. Auch wenn er versuchte die Sache ein wenig ins Lächerliche zu ziehen, meiner Meinung nach wurde die Situation immer unkontrollierbarer, denn wenn man mal richtig drüber nachdachte, gab es doch für die Wölfe gar keinen Grund mehr sich zurück zu halten. Der Griff meiner Finger am Lenkrad wurde fester. Früher war es der Vertrag gewesen, der einen Krieg verhindert hatte, was war es jetzt? Vielleicht das sie noch in der Unterzahl waren, aber wer sagte denn, dass das so blieb? Quil würde das nächste Rudelmitglied werden, dass stand schon mal fest und bestimmt gab es noch mehr Anwärter.“ „Was hast du?“ fragte Edward besorgt, er hatte seine Suche mittlerweile aufgegeben und musterte mich stattdessen mit einem durchdringenden Blick. Ich traute mich nicht ihn anzusehen, aus Angst er könnte den Kummer in meinen Augen falsch verstehen. „Ich mache mir auch Sorgen.“ Gab ich endlich zu. Er schwieg, so dass ich weiter reden musste „ Es wird doch bald zu einem unvermeidbaren Kampf zwischen uns und den Quilleuten kommen.“ Edward sah mich immer noch ernst an, „ Stimmt.“ Jetzt fuhr mein Kopf doch zu ihm herum. Ich musste leicht panisch aussehen, denn er strich mir beruhigend eine Haarsträhne hinters Ohr. „Keine Sorge Bella, wir sind ihnen immer einen Schritt voraus und bis jetzt sind sie immer noch so klug zu wissen, dass sie besser dran sind, wenn sie uns nicht versuchen anzugreifen“ „Was macht dich da so sicher?“ Sein Gesicht wurde verschlagen und ob bewusst oder nicht entblößte er seine Zähne. „Auch wir sind aufmerksamer geworden. Ich habe dir nichts davon erzählt, damit du dich nicht unnötig aufregst. Alice und ich haben unsere Antennen, verstärkt in ihre Richtung ausgerichtet, wobei sie sich auf Billy konzentriert, denn den kann sie wahrnehmen und ich lausche so weit ich kann. Das in der Bar war zu gegeben ein kleiner Patzer, ich habe mich ablenken lassen.“ Er zwinkerte entschuldigend, dann wurde seine Miene doch noch ernst „Ich weiß, dass es dir dabei um Charly,“ er seufzte „und um Jacobs Sicherheit geht und bitte glaube mir, wir tun alles um eine Katastrophe zu verhindern.“ Mich durchzuckte ein eisiger Schlag, denn es war mit einem mal so deutlich, dass ich es einfach nicht mehr länger verdrängen konnte. „Wir müssen fort von hier nicht war, das ist die einzigste Lösung“ Zu erst wollte Edward etwas erwidern, doch dann schloss er seine Lippen wieder und nickte nur. Ich brachte meinen nächsten Satz kaum über die Lippen „und wir kommen nicht wieder“ flüsterte ich so leise das ich mich selbst kaum hörte. Kein Nicken, nur eine sanfte Berührung seiner Finger auf meinem Gesicht.

Besuch

Ich bemühte mich so gut es ging den Kloß in meinem Hals runter zu schlucken „Wohin gehen wir?“ Der Honig in seiner Stimme war tröstlich „Wo hin du willst“ Das Lachen wollte nicht so recht gelingen. „Wohin ich will, dass heißt das College steht nicht mehr an erster Stelle?“ Er schüttelte grinsend, aber entschieden den Kopf „Oh doch, nur hast du die freie Wahl.“ „Na ja eigentlich hat sich doch nur La Push auf meine verspätete Bewerbung gemeldet“ gab ich zu bedenken. Edward machte eine wegwerfende Handbewegung „Kein Problem, deine Noten sind hervorragend und der Rest ist ein Kinderspiel. Wie denkst du bin ich sonst all die Jahre an die Universitäten gekommen?“ Mit diesen Augen und dieser Stimme? Das war wirklich keine Kunst, wenn alle Sekretärinnen so reagierten wie Ms Cope. Langsam schaffte er es mich von meiner Traurigkeit abzulenken. „Wo warst du schon überall?“ Er zählte sie mir an seinen langen filigranen Fingern auf: Havard, Princeton, Yale, Berkley...“ „Wahnsinn“ murmelte ich und verstand endlich wie unglaublich langweilig diese Provinzschule für ihn sein musste. „O.k. anderes rum, wo warst du noch nicht?“ Grübelnd zog er die Augenbrauen zusammen „ In Amerika?“ Ich gab seufzend auf. Plötzlich erhellte eine Idee seine Miene „Was hältst du eigentlich von Übersee?“ Mein Mund klappte auf „Übersee?“ „Europa um genau zu sein und im speziellen England“ Er geriet regelrecht ins schwärmen „Oxford oder Cambridge beides unglaubliche Institutionen, wunderschön und voller geistreicher Geschichte. Es würde dir dort bestimmt gefallen“ Seine Worte verwandelten diese Städte in meiner Phantasie schon beinahe in magische Orte, was wohl auch daran lag, dass ich abgesehen von dem eher unschönen Italien Kurztrip noch nie etwas von anderen Ländern gesehen hatte. Früher war mein Interesse daran zugegeben auch nicht besonders groß gewesen, aber jetzt mit der Gewissheit Edward an meiner Seite zu haben, erschien mir dieser Gedanke unglaublich aufregend und schön. Wir zwei zusammen, endlich ohne Angst. Vielleicht auch die beste Möglichkeit um sich zu verabschieden. Wieder ein kurzer Stich in meiner Brust „Das klingt großartig, ich und du im Land von Harry Potter“ versuchte ich zum neckenden Ton zurück zu finden „und Shakespeare,“ Wir grinsten uns an und trotz der Traurigkeit, die sich immer noch in einem Teil meines Herzens befand war ich glücklich.
 

Als wir in unsere Straße einbogen, stand mein Entschluss fest die letzten Stunden des Samstags mit Charly alleine zu verbringen, so lange das noch möglich war. „Ich krieg das schon hin“ versicherte ich Edward, der von meiner Idee nicht so begeistert schien. „Wenn es Probleme gibt rufst du an, ja?“ Es war klar von welcher Art von Problemen er sprach, auch wenn er sie nicht in Worte fasste. Ich hatte mich lange nicht mehr in der unmittelbaren Gegenwart von Menschen bewegt. Bei seinem herrlich schönen sorgevollen Gesicht wurde ich fast weich. Ich stand auf dem Bürgersteig und beugte mich durchs offene Fenster zu ihm ins Auto. „Jawohl Sir“ Als Erwiderung bekam ich einen weichen Kuss auf die Nasenspitze, bevor er mich vor dem Haus alleine ließ. Charly war von seiner Angeltour noch nicht wieder zurück, da es aber schon auf acht Uhr zu ging fing ich schon mal mit den Vorbereitungen des Salates an. Mein Gefühl behielt recht, keine halbe Stunde später durchfuhr Scheinwerferlicht die Küche. Teller und Gläser standen schon auf dem Tisch, als die Haustür aufging und ich gerade Öl und Essig für das Dressing zusammen goss. Zu erst hielt ich es für einen Irrtum, als ich ihre helle Stimme hörte. Meine Hände gefroren augenblicklich über der Schüssel zu weißen Steinskulpturen. Sie flüsterte nur, doch in meinen Ohren verstand ich sie deutlich und klar „Danke Charly es geht schon.“, dann ertönte Charlys tiefer Bass, er lachte verschmitzt, anscheinend half er ihr aus der Jacke. „Bella?“ Heftiger, als beabsichtigt knallte ich die Flaschen, die ich immer noch in den Händen hielt zurück auf das Regal. Die schmalen Holzbalken zitterten danach wie dünne Äste im Wind. „In der Küche Dad!“ Hoffentlich klang es nur für mich zu schrill. Dann standen sie beide auch schon hinter mir. „Kleine Überraschung“ murmelte Charly, dem seine Handlung anscheinend selbst nicht ganz geheuer war. Emilys schiefes Gesicht lächelte mir schüchtern entgegen, als ich mich langsam zu ihnen umwandte. Ich konnte es nicht glauben, was machte sie hier? Ihr Anblick versetzte mir zu dem einen leichten Schock. Sie war erschreckend dünn. Das lilafarbene T-Shirt, das früher eng an ihrem Körper lag, hing wie ein großer Sack an ihren spitzen Schultern herunter und auch der Rest von ihr hatte nichts mehr mit dem hübschen Mädchen, dass ich einst in ihrer Küche hatte kochen sehen gemein. Die ehemals kupferfarbene Haut war matt geworden, das lange, schwarze Haar kurz und brüchig. Es reichte ihr nur noch bis zum Kinn, wo es aber immer noch ihre zerfurchten Narben hinter sich verbarg. Charly räusperte sich umständlich, bis mir dadurch die Stille auffiel, die zwischen uns herrschte. „Emily konnte heute schon nach Hause gehen und da ich Billy nicht erreichen konnte, habe ich mir gedacht sie kann ja die Nacht bei uns verbringen und ich nehme sie dann mit, wenn ich morgen zur Arbeit fahre.“ Ich nickte und verarbeitete die Erkenntnis, dass Charly offensichtlich auch zu Emilys Besuchern gehört hatte. Wie oft war er wohl bei ihr gewesen, während sie in der Anstalt eingesperrt gewesen war und warum? Trotz aller verheerenden Umstände die zu ihrer katastrophalen Reaktion geführt hatten, hatte sie seinen Partner vor seinen Augen nieder geschossen und ihn selbst bedroht. Besuchte man so jemanden und noch viel wichtiger, lud man denjenigen in sein eigenes Haus ein, wenn man dazu noch annahm das er vollkommen verrückt war? Schließlich war da ja noch ihre irrsinnige Geschichte von Werwölfen und Vampiren, die zwar der Wahrheit entsprach, aber Gott sei dank für Charly überhaupt keinen Sinn machten. Hoffentlich immer noch keinen Sinn machten! Schnell wandte ich mich wieder dem Salat zu. „Klar, Dad kein Problem. Wenn du willst Emily kannst du in meinem Zimmer schlafen, ich nehme dann die Couch.“ Charly seufzte erleichtert und bot Emily höflich einen Stuhl an. Er war so zuvorkommend wie nie, fast so als wenn er ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen besaß. Stirnrunzelnd mischten ich den Salat noch mal durch und stellte dann die Pfanne auf den Herd. Emily entschuldigte sich kurz um auf die Toilette zu gehen. Ich dachte an Charlys Revolver der an der Garderobe hing, aber sie lief an ihm vorbei die Treppe hinauf. Als er sich sicher war, dass sie uns nicht hören konnte wandte sich Charly an mich. „Das ist jetzt bestimmt ein wenig komisch für dich,“ „Allerdings“ knurrte ich. Komisch war allerdings reichlich untertrieben, aber er ging nicht auf meine Reaktion drauf ein. Fahrig wischte er sich über die Stirn, nach den passenden Worten ringend um sein Verhalten zu erklären. Sein Schweigen dauerte mir zu lange „Warum hast du sie besucht Dad? Nach allem was sie getan hat und bringst sie dann auch noch hier her?“ Sein braunen Augen zwinkerten verwirrt, während er mich ansah. Ob von ihm beabsichtigt oder nicht wich einen Schritt vor mir zurück. Schnell bemühte ich mich mein Temperament unter Kontrolle zu bekommen. Ich hatte selbst gemerkt das mein Ton ein wenig zu bissig klang, aber ich war wirklich wütend auf ihn, denn ich konnte das einfach nicht verstehen. „Bella sie ist krank und braucht Hilfe“ flüsterte er jetzt, denn sie kam bereits den Flur hinunter. „Sie hat doch niemanden.“ Ich fluchte, aber so schnell das er mich nicht hörte. Wie kam er dazu so zu denken? Emily kam zurück in die Küche und setzte sich an den Tisch. Sie schob sich mit einer schüchternen Geste die Haare aus dem Gesicht „Kann ich dir helfen Bella?“ fragte sie mit einem tiefen Blick aus ihren schwarzen Mandelaugen, deren Glanz als einzigstes nicht verloschen war. „Es geht schon, bin gleich fertig es fehlen nur noch die Fische“ erwiderte ich so ungezwungen wie möglich. Insgeheim fragte ich mich für wie verrückt ich sie eigentlich halten sollte, denn ich kannte die Wahrheit die alle anderen für Irrsinn hielten. Was ging wirklich in ihr vor? War das hier ein neuer Plan von ihr Charly was anzutun oder steckte vielleicht so gar, meine Kiefer knackten als ich sie um Beherrschung bemüht zusammen biss, wieder Billy hinter alle dem? Charly Stimme lenkte mich im richtigen Moment von meiner Wut ab „Oh, entschuldige Schatz, heute hatte ich Pech, aber ich hole noch schnell welche aus dem Keller o.k.“ Völlig verblüfft sah ich ihm nach. Er hatte tatsächlich keinen einzigen Fisch gefangen? So was gab es doch gar nicht. „Er war nicht am See.“ Fast zuckte ich zusammen, denn für eine Sekunde glaubte ich, die kleine Indianerin könnte meine Gedanken lesen, doch sie schien nur meine Miene richtig zu deuten. „Oh“ war alles was mir dazu einfiel. „Was hat er dann den ganzen Tag gemacht?“ Die Frage stellte ich mir eher selbst, doch Emily gab mir die Antwort. „Darauf bestanden, dass ich schon stabil genug bin um nach Hause gehen zu können.“ Sie klang so erleichtert und dankbar, als wenn Charly sie aus einem Verließ befreit hätte, vermutlich war es auch so. Es musste schrecklich sein gegen seinen Willen festgehalten zu werden, während alle um einen herum glaubten man sei verrückt. Alice Schicksal fiel mir dazu ein. Sie konnte sich daran nicht mehr erinnern, vielleicht ein ungeahnter Segen. „Wie nett von ihm“ murmelte ich. Es war also allein seine Idee gewesen, stellte sich also nur noch die Frage nach dem warum? Von ihm würde ich dazu bestimmt keine befriedigende Antwort erhalten. „ Es tut mir leid Bella“ flüsterte sie plötzlich und ich wirbelte zu ihr herum um sie fassungslos anzustarren.

Ihr gesundes Auge musterte mich ängstlich. Keine Spur von Hass oder Wahnsinn, nichts von dem was ich eigentlich erwartet hatte. Ich war total verwirrt, als sie sich räusperte. „ Was ich getan habe ist unverzeihlich und ich habe deine Ablehnung verdient, auch wenn Charly mir verziehen hat.“ Sie vermied es die Ereignisse beim Namen zu nennen, davon ausgehend, dass ich daran bestimmt nicht genau erinnert werden wollte. In ihren Augen sammelte sich jetzt Tränen „Ich sah nur die Möglichkeit Sam zurück zu bekommen und da habe ich einfach,“ ihre Stimme brach ab und während sie versuchte das Schluchzen zu unterdrücken, brachte mich meine Erinnerung wieder zurück in den Frühling zu ihrem Haus, zu ihr, zu Sam und zu ihrer Familie. Wie sie alle in der kleinen Küche saßen vereint und glücklich. So wie ich jetzt mit meiner Familie vereint und glücklich zusammen war nur auf dem Weg dorthin hatte ich ihre dafür für immer zerstört. Sie hatte nur versucht sie wieder herzustellen. Diese Erkenntnis schmeckte bitter und quälte mich „Bitte glaube mir, ich wollte nie das du und die Jungs in meine Probleme mit hineingezogen werdet, schon gar nicht das einer verletzt wird oder stirbt“ erwiderte ich, während sie sich über die Wangen wischte „Ich weiß“ Ihre Stimme war wieder sanft und leise. Wieder brachte mich ihre Reaktion aus dem Konzept, doch Charlys Schritte auf der Treppe, verhinderten für erste, dass wir unser Gespräch fortführen konnten.
 

Ich überließ den Fisch dann doch Emily, die aus ihm eine Köstlichkeit zauberte, die nach Charly entzücktem Gesichtsausdruck zu urteilen meine Kochkünste wohl weit in den Schatten stellten. „Bist du sicher das du nichts essen willst?“ fragte er und schielte dabei unverwandt auf meinen vollen Teller. Ich lachte und schob ihn zu ihm rüber „Bedien dich ruhig Dad, ich bin satt.“ Verschämt grinsend füllte er sich auf. „Es schmeckt einfach unglaublich“ Emily freute sich über das Kompliment. Charly und sie lachten sich die ganze Zeit ungezwungen an, als ob sie schon lange kannten und ihr Plauderton unterstrich diesen Eindruck noch. Mir gegenüber benahm er sich schon lange nicht mehr so offen. Plötzlich kam ich mir hier sehr fehl am Platze vor. Wie ein Eindringling der hier nicht hin gehörte. Schnell schluckte ich. den sich bildenden Kloß runter und räumte die das leere Geschirr in die Spüle. „Ich wasch schnell ab Dad, geh ruhig schon mal rüber ins Wohnzimmer, ich weiß doch das heute wieder Ligatag ist.“ Charly tat mir, wie es schien, nur zu gerne den Gefallen und ließ uns allein. Das Wasser gluckerte aus der Leitung, während Emily nach dem Handtuch griff, dass über Heizung hing. In meinen Kopf überlegte ich weiterhin wie viel Zeit mir hier noch blieb oder ob sie schon längst abgelaufen war, als sie wieder anfing zu sprechen „Du siehst wunderschön aus Bella“ Beklommen wanderten meine Augen zu ihr hinüber, sie trocknete leise summend das Geschirr. „Danke“ sagte ich tonlos. Was sollte man in ihrem Fall sonst darauf antworten? Ihr entstellter Mundwinkel zog sich nach unten, während der andere nach oben glitt. Eine bizarre Mimik, der ihren nachfolgenden Worten einen düsteren Beiklang gab „Kein Wunder, das es Jakob so schwer fällt dich los zu lassen.“ Ihr Blick immer noch freundlich aber scheu fing meinen ein. „ Du siehst aus wie ein Engel. So rein und schön.“ Sie kam näher auf mich zu und ihre Stimme wurde immer leiser, während sich ihre Hand hob um nach meinem Gesicht zu greifen. Wieder eine unerwartete Handlung. Sie schien im Gegensatz zu Charly keine Angst vor meiner Nähe zu haben „Darf ich?“ flüsterte sie. Ich ließ sie gewähren, denn ich kannte ihre Neugierde. Ihre Fingerspitzen brannten wie glühende Kerzen auf meiner kalten Haut, doch es fühlte sich nicht unangenehm an, im Gegenteil, es machte mich so gar ein wenig euphorisch. Emily zitterte leicht, als sie weiter an mein Kinn entlang strich. Wir waren beide von unseren Empfindungen so gefangen das wir nur bewegungslos voreinander stehen konnten. Ich mit den Händen im Spülbecken, sie allein mit dem Handtuch bewaffnet, während sie zum ersten mal in ihrem Leben einen Vampir berührte. Für jeden von uns beiden war es eine Premiere, denn sie war der erste Mensch der mich seit der Verwandlung anfasste. Ich konnte ihr aufgeregtes Herz dabei schlagen hören und der dumpfe Klag war so bezaubernd, bis sich mein Magen mit eine mal schmerzhaft zusammen zog. Ihre Hand glitt kraftlos auf den Rand der Spüle, als ich mich vorsichtshalber von ihr zurück zog. „Faszinierend nicht war“ presste ich zwischen den Zähnen hervor, denn auch in meiner Kehle brannte es plötzlich und sie nickte nur. „Mir ging es bei Edward genauso. Es ist einfach unbeschreiblich.“ „Und doch so gefährlich“ sie blinzelte kurz und wandte sich dann wieder dem Geschirr zu, als wenn nichts passiert wäre. Ich runzelte wieder die Stirn über ihre Gelassenheit, sagte aber nichts dazu, denn mich interessierte ihr letzter Satz „Geht es Jacob sehr schlecht?“ Ein tiefer Seufzer entfuhr ihren Lippen „Ich habe es ihm immer wieder gesagt, aber er wollte es nicht hören und jetzt, wo die Dinge so geschehen sind wie das Schicksal es bestimmt hat, da zerbricht er daran. Er führt nun das Rudel und sie wollen natürlich Vergeltung für den gebrochenen Vertrag und für Sam, doch Jacob hält sie immer noch zurück. Ihnen gegenüber behauptet er, es mache noch keinen Sinn sie wären noch zu wenige und ihr zusammen einfach zu stark, doch sie ahnen und ich weiß es, dass der wahre Grund du bist“ Stöhnend schloss ich die Augen. Alles war gespült und ich legte den Schwamm bei Seite. Der Fernseher dröhnte laut an mein geschärftes Ohr, es wurde Zeit endlich Charly Gesellschaft zu leisten. „Komm wir gehen rüber.“ Sagte ich müde. Ich fühlte mich auf einmal hohl. Meine Muskeln wahren schon aus Stein aber jetzt verwandelte sich auch mein Herz entgültig zu einem harten schweren Koloss, der mich daran hinderte zu atmen. In ihren gütigen Mandelaugen spiegelte sich mein schneeweißes Gesicht furchtbar verzehrt, als sie mich noch einmal stumm ansah.

Wortlos marschierte ich an Charly vorbei, der mich beklommen dabei beobachtete, wie ich die Kissen auf dem Sofa ordnete und mich dann in eine Ecke nieder ließ. Emily setzte sich auf die andere Seite. Wir redeten kein Wort mehr, bis Charly sich für die Nacht verabschiedete. Als ich seine Schlafzimmertür zufallen hörte seufzte ich noch mal und zog meine Beine unter den Körper. „Würdest du Jacob und Billy bitte sagen, das sie sich keine Sorgen mehr machen müssen. In vier Wochen werden wir alle verschwunden sein für immer.“ Ich betrachtete das Profil ihrer gesunden Gesichtshälfte, denn sie starrte während meiner Rede immer noch unentwegt auf den Bildschirm. „ und bitte sag ihnen und vor allem Jacob das ich ihm dankbar bin, für alles was er für mich getan hat“ flüsterte ich leise. Sie nickte schwach. Meine Stimme wankte „bitte pass auf sie auf“ „Das mach ich“ versprach sie ernst, dann stand sie wortlos auf, machte einen Schritt in den Flur und verschwand. Zurück blieben das vertraute Wohnzimmer und ich, dass meinen tränenlose Schluchzern zuhörte bis sie wieder versiegten. Es war nur fair, sagte ich mir, wenn ich ihr meine Familie schenkte, wo ich ihr ihre schon genommen hatte.

Reisezeit

Am nächsten Morgen überraschte uns Alice mit einem frühen Besuch. Charly und Emily frühstückten gerade, als sie mit Edwards Volvo auf die Auffahrt bog. Ich öffnete ihr mit einem Fragezeichen im Gesicht die Tür, doch sie grinste mich nur augenzwinkernd an um dann bei Emilys Anblick kurz zu stutzen, bevor sie wieder mit ungezwungenem Lächeln Charly begrüßte. „ Ihr habt am Samstag vergessen euren Briefkasten zu leeren.“ Sie reichte mir einen braunen länglichen Umschlag, der meinen Namen trug. „Was ist das?“ wollte Charly neugierig wissen. Meine Augen huschten über die Zeilen des Papierstapels, den ich nach dem öffnen hervorgezogen hatte. „Ein Stipendium“ brachte ich keuchend hervor. Es war nicht zu glauben, doch ich hielt tatsächlich eine Bestätigung für ein Stipendium für die Universität von Cambridge in den Händen zusammen mit einem Katalog der Einrichtung. „Wie bitte?“ Charly hatte bei meinen Worten das Kauen vergessen und stand jetzt auf. „Zeig her!“ Immer noch vollkommen überwältigt reichte ich ihm den Umschlag mit den Unterlagen, die er jetzt selbst eifrig durch las. Als er fertig war, sah er mich verblüfft an „Du hast mir nicht erzählt das du dich dafür beworben hast?“ Es war keine Frage, sondernd ein Vorwurf. Ich fuhr mir verlegen durch die Haare, auf der Suche nach der besten Ausrede. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich erst gestern beschlossen hatte überhaupt dort hin zu gehen. „Es war eigentlich auch nur ein Versuch, ich habe eigentlich nicht damit gerechnet das es klappt.“ Diese Antwort entsprach fast der Wahrheit. Charly strenger Blick glitt wieder auf das Schreiben in seinen Händen „Cambridge, liegt das nicht in England?“ Alice und ich nickten gleichzeitig. Gott sei dank übernahm sie jetzt das Ruder „Das ist eine unglaubliche Chance Bella, oh ich freu mich so für dich “ Ihre glühenden Bernsteinaugen erfassten Charly, der skeptisch drein schaute. Er machte keinen sehr glücklichen Eindruck. Die Luft zwischen ihnen füllte sich mit knisternder Energie, die Emily nicht zu fühlen schien. Sie sah mich nur mit unergründlicher Miene an, während Alice meinen Vater in ihren Bann zog, bis sich plötzlich so was wie Stolz in seinem Gesicht ausbreitete. „Mein Mädchen bekommt ein Stipendium“ murmelte er plötzlich und ein lächeln bog seine Mundwinkel nach oben. „Herzlichen Glückwunsch“ er nahm mich umständlich in den Arm, wobei ich merkte wie sich eine Gänsehaut auf seiner Haut ausbreitete. Schnell machten wir uns wieder von einander los. „Das ist wirklich großartig, aber was ist den mit Edward? Ich meine was wird er denn machen?“ „Oh das ist kein Problem,“ lachte Alice wieder „Ich denke das Carlisle seinen guten Einfluss gelten machen kann. Er hat dort nämlich ein paar Semester studiert und verfügt über gute Kontakte. Er kann ihm bestimmt auch einen Platz besorgen.“ Die Aussicht mich nicht alleine in die Fremde zu schicken, schien Charly ein wenig zu beruhigen. Auch Emily wirkte erleichtert, doch aus einem anderen Grund. Wir wechselten rasch einen kurzen Blick, dann legte Charly den Umschlag auf den Küchentisch. „O.k. am besten bringst du das deiner Mutter bei und wir besprechen alles weitere dann nächstes Wochenende.“ Emily gratulierte mir dann auch noch, bevor sich beide verabschiedeten um nach La Push zu fahren. Ich und Alice sahen den beiden vom Küchenfenster aus nach, wie sie in den Polizeiwagen stiegen und kurz darauf aus unserem Blickfeld davon fuhren. „Das Wolfsmädchen richtig?“ Ich nickte und Alice verzog ihre Porzellanstirn „Wieso ist sie bei euch? Ich meine warum hat Charly sie,“ Keine Ahnung“ unterbrach ich sie seufzend. „Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich denke er hat so was wie ein schlechtes Gewissen, dabei sollte ich das haben.“ Sie sah mich ungläubig an und ich erzählte ihr von dem gestrigen Abend, auch von unserem Gespräch über Jacob und meine Sicht der Dinge. Ihre dünnen Arme schlangen sich um meine Taille um mich zu drücken. „Alles ist gut so wie es ist und ich verspreche dir dein neues Leben bei uns wird wundervoll.“ Es tat unglaublich gut zu wissen das sie mich und meinen Kummer verstand. „Danke“ hauchte ich und sie küsste mich auf die Wange „Jeder Zeit“ So standen wir noch eine Weile in Charlys Küche bis mir wieder der Umschlag einfiel. „Wie habt ihr das mit dem Brief gemacht? Das ist doch eine Fälschung oder?“ Ihr trällerndes Lachen erfüllte den kleinen Raum „Super nicht war? Esme ist einfach unschlagbar in solchen Dingen.“ Fasziniert betrachtete ich noch mal den perfekten Briefkopf mit dem vermeintlichen Siegel der altehrwürdigen Uni. Ich hatte zwar noch nicht das Original gesehen, aber ich war mir sicher sie waren nicht von einander zu unterscheiden. Alice Kopf schob sich neben meinen „ Du wirst begeistert sein. Es ist unbeschreiblich schön dort und wirklich beeindruckend. Die kleine Stadt, die geschichtlichen Gebäude, die riesigen Parkanlagen“ „Du warst schon mal da?“ Sie nickte „Aber nur um mit Edward Carlisle auf einen Kongress zu begleiten. Carlisle hat wirklich dort Medizin studiert und er hängt sehr an diesen Erinnerungen. Du wirst es verstehen, wenn du es erst mal selbst erlebst.“ Ich grinste „Wie lange ist es her, dass er dort studiert hat?“ Sie grinste zurück „Noch vor Edwards Zeit“ Das hatte ich mir gedacht „Wo steckt der eigentlich?“ Ihre Miene wurde ein bisschen trüb „Er ist mit Jasper und Emmett in die Berge gefahren. Jasper braucht ein wenig Auslauf, damit wir gefahrlos in drei Wochen zum Ball können. Wir waren in letzter Zeit einfach zu wenig unter Menschen.“ Sie kicherte „Du fällst als Übungsobjekt einfach weg.“ Sie kicherte wieder, ich guckte grimmig. Mehr über die Tatsache Edward heute nicht mehr zu sehen, als über ihren letzten Satz, aber mir war klar, dass Jaspers Interessen in diesem Fall Priorität hatte, nur eine Sache machte mir dabei ein wenig nervös. „Was ist mit den Werwölfen? Besteht nicht die Gefahr eines Überraschungsangriffs?“ „Nein, die Feiern heute Abend alle Emilys Heimkehr und außerdem sind unsere Jungs zu dritt plus den Vorteil das Edward sie rechtzeitig hören kann.“ In ihren Augen blitzte es. „Emmett hätte allerdings nichts gegen ein erneutes Zusammentreffen. Er mag Herausforderungen.“ Ich musste ziemlich entsetzt drein schauen, als ich sie fast schon anflehte „Oh bitte nicht, keine weiteren Opfer mehr in diesem sinnlosen Krieg.“ Vor mir tauchte Emilys tränenüberströmtes Gesicht auf. Ich hatte ihr doch Frieden versprochen. Alice machte ein zweifelndes Gesicht „Es hängt ganz von ihnen ab. Carlisle betont zwar immer wieder, dass es noch Kinder sind, aber wenn es nicht zu vermeiden ist?“ Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „In einem Kampf denkst du nur an dich selbst, das ist ein Überlebensinstinkt.“ Es klang, wie eine unumstößliche Lebensregel, die mich schaudern ließ. Was würde eigentlich passieren, wenn ich durch Zufall auf einen von ihnen stoßen würde? „Wir müssen uns übrig langsam Sputen, Esme braucht von dir noch ein paar Angaben und Unterlagen für die Unterkunft auf dem Campus. Deine Geburtsurkunde zum Beispiel.“ „Wozu?“ Ihre langen schwarzen Wimpern klimperten wie die Flügel von aufgeregten Schmetterlingen „Für verheiratete Studenten gelten besondere Privilegien mein Schatz oder willst du lieber alleine wohnen?“ Ich flog fast in Charly Schlafzimmer um in den untersten Schubladen seiner Wäschekommode nach unseren Familien Dokumenten zu wühlen, die er seit je her unter den Socken aufzubewahren pflegte. Mein Magen machte einen krampfhaften Hüpfer, aber dieses mal nicht vor Hunger, sondern vor Aufregung, denn ich sah mich bereits mit Edward auf einer grünen Wiese liegen im Schatten eines mächtigen Gebäudes aus alten Steinen über deren verzierte Rundbögen beeindruckende Wappen prangten, um geben von Studenten, die wie wir das Leben genossen, während wir auf die nächste Vorlesung warteten, um danach in unsere gemeinsamen Zimmer zu wohnen. Am liebsten wäre ich gleich los gezogen, aber vorerst musste ich mich mit der Fahrt zur Villa begnügen.

Dort wartete schon Esme auf uns, um mit ihrem gütigen Lächeln mein Lob über ihre Talente in Sachen Urkundenfälschung entgegen zu nehmen. „Man tut was man kann. Diese Fähigkeiten ergeben sich einfach aus der Not heraus.“ Sie war wie immer viel zu bescheiden. Wir saßen, mit Rosalie zusammen, an dem großen Esszimmertisch, auf dem sich schon etliche Papierstapel aufgetürmt hatten. Mir war schon klar, dass sie alle so was wie Experten sein mussten, aber ich stellte es mir dennoch schwierig vor, so mir nichts dir nichts eine neue Identität aufzubauen. Esme zeigte mir wie geschickt sie darin war, Siegel herzustellen oder Unterschriften zu kopieren, die es jedem Beamten unmöglich machten sie als Fälschung zu entlarven. Dazu kam die Überzeugungskraft und das Verstellen der Stimme am Telefon. Ich hatte ja schon mal erlebt, wie Alice Edwards Stimme perfekt nach machte, doch Esme mit Carlisle Stimme reden zu hören war fast schon gruselig. Auf diese Art und Weise waren Edward und ich zu unseren Studienplätzen gekommen, die jetzt nur noch auf uns warten. Das Semester begann am ersten September, doch wir würden schon im August dort sein um an den Einführungsveranstaltungen teilzunehmen. „Außerdem müsst ihr euch noch nach einer Jagdmöglichkeit umsehen.“ Gab Rosalie zu bedenken, doch laut Carlisle, der nach einer Stunde zu uns stieß, gab es dafür Möglichkeiten im Norden in der Höhe von Yorkshire. „Da wird sich unser Sohn zwar wieder an langweiliges Wild gewöhnen müssen, aber was tut man nicht alles für die Liebe“ scherzte er und ich grinste in mich hinein. Stimmt nach einem Puma konnte er in Groß Britannien lange suchen. Plötzlich fiel mir trotz meiner Freude und Begeisterung etwas Erschreckendes ein und ich wandte mich Alice zu, die neben mir eifrig Formulare ausfüllte „Was ist eigentlich mit euch? Ihr kommt doch mit oder?“ Trotz der Aussicht Edward an meiner Seite zu haben, schmerzte mich die Vorstellung lange von ihnen allen getrennt zu sein. Sie lies kurz den Stift sinken. „Ich komme auf jeden Fall mit, einer muss ja auf euch aufpassen, aber Jasper will allerdings noch eine Weile hier bleiben.“ Ihr Kirschmund wurde kurz spitz. Dieser Umstand gefiel ihr wohl überhaupt nicht, da sie aber nicht weiter auf seine Beweggründe einging, wollte ich nicht weiter nach bohren. Bestimmt hatte es wieder mit seiner Gewöhnung zu tun. Lieber freute ich mich auf unsere gemeinsame Zeit. Rosalie und Emmett gingen erst einmal nach Südamerika, Rosalie hatte dort die Möglichkeit bei einer Modefirma als Designerin zu arbeiten, während Carlisle ein Angebot in New York annehmen wollte bei dem Esme ihn begleiten wollte. „Ich werde euch aber im August mit euch reisen, schließlich muss ich wissen wohin meine Kinder verschwinden.“ Sie lachte, doch es war ihr deutlich anzusehen wie sehr ihr die Versprengung ihrer Familie das Herz zeriss. Rosalie streichelte versöhnlich ihren Arm, während Carlisle ihr einen liebevollen Kuss auf die Schläfe gab. „Ich weiß, ich bin eine alte Glucke“ schniefte sie verlegen, „aber ich kann nicht anders“

Den Rest des Tages verbrachte ich damit Carlisle über England auszuquetschen. Wir saßen in seinem Büro, wo er mir im Internet und auf seiner Bildersammlung England und London aus seiner Sicht schilderte. Natürlich hatte ich das Britische Empire und seine Historie schon öfter im Schulunterricht durch genommen, aber im Vergleich zu Carlisle selbst erlebten Erzählungen und seinem Wissen waren diese Stunden nichts als langweilige öde Fakten gewesen. Er fesselte mich von der ersten Minute an, vor allem als er über sich selbst zu erzählen begann. Von Edward hatte ich ja schon einiges erfahren, aber Carlisle schilderte mir die Geschehnisse noch einmal eindringlicher und vor allem tiefgründiger. Die Beziehung zu seinem tief religiösen Vater war die einer verzweifelten Hassliebe, die ihn zu seinen Lebzeiten oft an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte. Seine hellen Augen betrachteten wie damals Edwards das Bild mit der schattigen Wiese, als seine Stimme beim reden immer leiser wurde „Einerseits verabscheute ich meinen Vater für seine in meinen Augen schon damals falsche fanatische Einstellung gegenüber Gott und seinen Geboten. Für ihn galt allein die Durchsetzung seines Glaubens ohne Berücksichtigung des einzelnen Menschen.“ Er sah so verbittert aus, als seine Gedanken zurück in die Vergangenheit glitten. „Eine Einstellung die selbst nach Jahrtausenden alle Weltreligionen durchzieht, ohne das sich bis heute daran etwas geändert hat.“

Wir diskutierten noch eine Weile über das Für und Wieder von Glaube an sich, bis wir schließlich bei seinen Studien in Europa ankamen, deren Ausmaße mich schier umhauten. „Ich muss gestehen, dass ich mir in deiner Gegenwart wie ein dummer Tropf vorkomme.“ Seufzte ich, was ihn zum lachen brachte. „So darfst du nicht denken Bella. Sieh es mit meinen Augen. Vor dir liegen noch alle Geheimnisse der Weisheit dieser Welt und die Freude sie zu entdecken.“ Wenn er es so formulierte klang es wirklich besser.

In diesem Moment klopfte Esme an die Tür um uns Gesellschaft zu leisten. Als sie uns zwei einträchtig am Schreibtisch zusammen sitzen sah, strahlte ihr rundes Gesicht wie ein heller Stern. Ich war mir in dem Augenblick, wo sich unsere Blicke trafen sicher, niemals so eine tiefe selbstlose Liebe erhalten zu haben und was mich noch mehr beeindruckte, ich empfand genauso. Für sie genauso wie für Carlisle, Alice, Jasper, Rosalie und Emmett. Sie alle gehörten zu mir, waren ein Teil von mir, wie auch ich ein Teil von ihnen war. Jetzt und für alle Zeit. Benommen von dieser Offenbarung betrachtete ich die vorbei ziehenden Wolken, die mich wieder an unsere bevorstehende Reise erinnerte, dann schob sich ein neuer Gedanke in mein Bewusstsein. Ich schlug mir klatschend an die Stirn. Es gab ein Geräusch, als ob ich auf einen Marmortisch gehauen hätte. „Ich muss meine Mutter noch anrufen!“ Ich erschrak, als ich merkte, wie weit weg sie schon für mich war.

Zauber

Im Gegensatz zu Charly war Renée von der Aussicht das ihre Tochter bald ins Ausland verschwand begeistert. Für sie klang es nach Abenteuer und Spaß und damit eigentlich nicht nach mir, aber da mein „Mann“ mich begleiten würde blieb mein altes Ego für sie bewahrt. „Das ist ja fantastisch Liebling!“ schrie sie ins Telefon, bis ich den Hörer ein Stück von meinem Ohr weg hielt. Esme und Carlisle grinsten hinter vorgehaltener Hand, während ich meiner Mutter alles haarklein über Cambridge erzählen musste, wobei sie mein Wissen darüber bald ausgeschöpft hatte. „Keine Ahnung wie die Zimmer aussehen Mum.“ Stöhnte ich „Ich war doch selber noch gar nicht da!“ Kopfschüttelnd legte ich nach einer weiteren Stunde Geplauder auf. Während des Gesprächs war ich von Carlisle Büro aus, zu erst in den Flur und dann die Wendeltreppe hinunter ins Erdgeschoss gewandert. Wenn ich mich bewegte fiel es mir eindeutig leichter mich zu verstellen, denn das musste ich mich langsam. Renée hatte wie immer gelungen und doch kam sie mir ein Stück weit fremd vor. Die Vertrautheit zwischen uns ging wirklich allmählich verloren. Sie verblasste wie die Erinnerung an einen Traum, kurz nach dem Aufwachen. Das Telefon wanderte zwischen meinen Händen in und her. Es vollzog sich nicht so deutlich wie bei Charly, was aber wohl an der fehlenden Präsens lag, aber wenn wir uns erst mal wieder gegenüberstanden würde es schnell gehen, da war ich mir sicher. Sie würde mich genauso unheimlich und fremd finden wie alle anderen. Ein kühler Stich durchfuhr meine Brust, als ich mich betrübt auf Edwards Klavierhocker niederließ und die weißen unversehrten Tasten betrachtete. Ihr Anblick hatte etwas beruhigendes, vielleicht, weil sie egal wie verwirrend meine Gedanken und Gefühle auch waren, immer starr und unbeweglich blieben. Außer er brachte sie zum klingen.
 

Esme nahm mir plötzlich das tragbare Telefon aus der Hand. In meiner Grübelei hatte ich ihr Erscheinen gar nicht bemerkt „Sie ist bestimmt sehr aufgeregt, was?“ Ihre weiche Stimme passte zu ihren weißen kleinen Fingern, die meine Haut streichelten. Ich blies die Backen auf „sehr ist noch eine Untertreibung!“ Das helle Lachen aus ihrem Mund linderte den Stich ein wenig, dessen Echo immer noch in mir nachhalte. „Und jedem Abschied wohnt ein Zauber inne,“ leise glitt sie an meine Seite. Mein Lächeln wollte nicht so recht gelingen „Ich weiß, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“ Sie warf mir einen anerkennenden Blick zu. Verlegen über den Stolz in ihren Augen wandte ich mich wieder den Tasten zu. „Darf ich dich mal was persönliches fragen?“ „Nur zu“ Ich atmete tief ein „Musstest du keinen Abschied nehmen?“ Der sanfte Ausdruck, der die ganze Zeit über ihr Gesicht beherrscht hatte verschwand für einen Augenblick und machte einem Kummer Platz, der mich zusammen fahren ließ. „Tut mir leid Esme ich wollte nicht,“ flüsterte ich erschrocken, doch sie lächelte schon wieder „Schon gut Liebes, es ist zwar schon so lange her, aber manchmal, wenn ich unerwartet daran erinnert werde,“ Jetzt war sie es die sich entschuldigte. Mit rätselhaften Augen sah sie aus dem Fenster, als wenn sie dort das erblickte, was sie mir nun erzählte. „Du weißt ja schon das ich meinem Leben vor Kummer über den Verlust meines Kindes ein Ende setzten wollte.“ Ich nickte, obwohl ich wusste das sie es nicht sah „ Mein Leben war bis dahin ein Alptraum gewesen.“ Ihr Körper verwandelte sich in eine harte Statue, bei der sich nur noch die Lippen bewegten schnell und trotzdem deutlich. In einem für sie fremden kalten Ton sprach sie weiter „ Ich lebte zusammen mit meinen Eltern in Columbus Ohio, wo ich in der Strenge des Zwanzigsten Jahrhunderts erzogen wurde. Als ich so jung war wie du, steckte in mir noch die Freude und Unbekümmertheit die einen in das Leben hinaustreiben das man für sich als Erfüllung erdacht hat, doch ich musste bald einsehen, dass es nicht darauf ankam was ich wollte.“ Sie lachte plötzlich bitter auf „Ich wollte Lehrerin werden weißt du? Raus aus dem behüteten Haus, dessen Enge mich fast erdrückte, doch mein Vater verbot es mir und sorgte statt dessen dafür, dass ich einem Mann heiratete der mit seinem Geld und seinem Einfluss zu uns passte. Sein Name war Charly, ein großer kräftiger Mann mit starken Händen, die mit freundlichem Lächeln die von anderen Menschen schüttelte, von denen er sich einen Vorteil erhoffte und die wiederum bei schlechter Laune schmerzhaft zu mir sein konnten.“ Meine Augen weiten sich bei ihren Worten vor Schreck „Er hat dich geschlagen?“ rief ich entsetzt. Sie nickte „das auch!“ Ich verweigerte meiner Phantasie sich noch mehr auszumalen, als einen furcheregenden Kerl, der sich auf die zarte, liebevolle Esme stürzte um ihr weh zu tun. Das allein war schon eine grauenhafte Vorstellung. Esme jedoch fuhr mit ihrer Geschichte fort, auch wenn die Erinnerung sie so sehr quälte „ Es mag vielleicht schrecklich klingen, aber ich war froh als Charly nach Europa in den Krieg musste und um so enttäuschter, als er unversehrt zurück kam. Bald drauf wurde ich schwanger und dieser Umstand gab mir endlich die Kraft mich aus dieser Hölle zu befreien.“ Ihre Augen begannen wieder zu leuchten. „ Die Liebe zu diesem ungeborenen Kind war größer als die Angst vor einem Leben als gefallene Frau und ich beschloss vor meinem Ehemann nach der Geburt zu fliehen, damit er mir nie wieder weh tun konnte. Es sollte ein neuer Anfang sein für mich und Alan“ Das Leuchten erstarb als hätte man es grob aus ihren Augen gewischt. „Doch Gott schien mich für meinen Ehebruch bestrafen zu wollen, denn warum sonst nahm er mir das einzigste auf der Welt was ich liebte und besaß? Wie konnte man so viel Traurigkeit ertragen?“ Meine Kehle schnürte sich zu, als ihre Stimme brach. „Ich dachte, wenn Gott mich so sehr hasst, dann brauche ich seinen Himmel nicht. Das einzigste was ich wollte war mein Kind.“ „Und dann bist du gesprungen“ sagte ich schnell, weil ich sah, dass es ihr schwer fiel sich wieder zu sammeln und ich wollte es ihr so leicht wie möglich machen. Sie nickte nur. In meinem Kopf huschten indessen die Bilder von Esme hin und her. Wie sie sich jung und strahlend auf das Leben freute und wie ihr im nächsten Moment ein brutaler Gorilla ins Gesicht schlug um sie anschließend... „Was hast du gedacht, als du gemerkt hast, dass du nicht gestorben bist, sondern das du, na ja als du Carlisle und Edward dich gerettet haben?“ Ich wusste nicht ob man von Rettung sprechen konnte, sie wollte zu ihrem Kind statt dessen war sie am Leben und das für immer. Sie lächelte langsam wieder „Zu erst dachte ich, dass meine Seele tatsächlich im ewigen Fegefeuer der Hölle verbrannte,“ Sie sah bei der Erwähnung der Schmerzen genauso verhärmt aus wie Edward, als er mir zum ersten mal von der Art der Verwandlung erzählt hatte. „Doch dann erschienen die Engel. Ihre reinen, schönen Gesichter, aus denen sie mich so gütig ansahen, durchschnitten die grauenhaften Schmerzen und ihre hellen wundervollen Stimmen halfen mir durch die Qualen bis sie entgültig versiegten. Danach begriff ich lange nicht was mir wiederfahren war und Carlisle und Edward zweifelten lange, ob es richtig war, was sie getan hatten, aber auch wenn ich heute noch den Verlust von Alan bedaure, so bin ich dankbar und glücklich über den Zauber, der mir eine Familie geschenkt hat, die ich lieben darf.“
 

Zwei Wochen später saß ich mit tiefen Falten auf der Stirn über den Aufgaben meiner letzten High School Prüfung. Mr. Foster hatte gerade angefangen die Zeit unseres Starts zu notieren und die Klasse versank in der üblichen Denkstille. Neben mir schrieb Edward zügig, aber so weit ich das aus den Augenwinkeln beobachten konnte vollkommen entspannt seine Antworten aufs Papier. Egal wie seine Aufgaben lauteten, sie waren bestimmt keine allzu große Herausforderungen für ihn. Ich unterdrückte ein breites Grinsen, weil ich an die Diskussionen denken musste, die wir in den letzten Tagen und Nächten beim Lernen geführt hatten. Sein Wissensvorsprung mir gegenüber war nicht zu leugnen, aber in meinem Liebelinsfach konnte ich durch aus mit ihm mithalten. Literatur war einfach mein Spezialgebiet und heute war zu dem auch noch das Glück auf meiner Seite. Ich las noch mal die Überschrift auf dem Zettel: „Romeo und Julia“.
 

Mit dem Klang der Schulglocke ließ ich den Stift sinken und streckte seufzend meine verkrampften Finger. Unter Anspannung musste ich mich noch sehr anstrengen meine Motorik unter Kontrolle zu halten. Doch ich fand mich schon sehr gut darin. In den vorherigen Prüfungen gab es nur einen winzigen Zwischenfall in Biologie, bei dem ich ein wenig zu schnell und zu heftig das Mikroskop einstellen wollte. Mr. Banner nuschelte beim einsammeln der Einzelteile, die sich explosionsartig über den Fußboden verteilt hatten irgendwas von maroden Lehrmitteln, die schon lange mal dringend ersetzt werden sollten. Jess neben mir schob stöhnend ihren Stuhl zurück. Ihr Gesicht glühte regelrecht vor Anstrengung. Fasziniert beobachtete ich einen Moment lang die Zirkulation des Blutes unter ihrer Haut, dann riss ich mich zusammen. „Ich schwöre hiermit feierlich, dass ich nie wieder ein Buch aufschlagen werde.“ Gelobte sie feierlich und wir lachten uns an, um dann zusammen zu packen. Während meine Stifte in meine Tasche verschwanden wurde mir zum ersten mal richtig Bewusst das es jetzt wirklich vorbei war. Meine High School Zeit war um. Ich schmunzelte, als ich an meinen aller ersten Schultag dachte, bei dem Renée verschlafen hatte und wir beide keuchend durch die langen Flure zu meiner Klasse gerannt waren. Danach stellte ich jedem Abend heimlich ihren Wecker, damit mir nie mehr so eine Peinlichkeit passierte. Edward umfasste meine Taille um mit mir in Richtung Cafeteria zu schlendern. „Dein Thema war ja ganz nach deinem Geschmack was?“ liebevoll küsste er mich auf den Kopf. Zur Antwort boxte ich ihm neckend den Ellenbogen in die Betonrippen. „Bei den beiden bin ich Experte, wobei ich dazu noch viel mehr hätte schreiben können.“ Als wir den lärmenden Saal betraten und auf Alice zusteuerten, die bereits an unserem üblich Tisch auf uns wartete, sprang uns auf einmal Tyler vor die Füße. Vollkommen überrascht über seine ungewohnte Beherztheit wich ich ein Stück vor ihm zurück. Eigentlich verhielt es sich bei ihm wie bei den anderen. Sie hatten sich nach und nach von mir entfernt, was bedeutete das mich nichts mehr von Edward und Alice unterschied. Wir waren geduldet aber gleichzeitig ausgegrenzt, doch es störte mich nicht sonderlich, schon gar nicht bei Tyler. Der Druck von Edwards Arm nahm für eine Sekunde zu, dann entspannte er sich wieder. Tyler machte ebenfalls einen Schritt nach hinten, scheinbar überwog sein Instinkt doch über seinen rätselhaften Enthusiasmus. Mit einem vorsichtigen Blick auf Edward, der mit versteinerter Miene zu Alice hinüber sah fing er aber dennoch an zu reden. „Hallo ihr Zwei, ich wollte euch nicht stören, aber wir,“ er deutete mit dem Kopf zu Mike und Lauren hinüber, die an der Theke mit dem Nachtisch Eisschalen auf ihr Tablett luden, „hatten heute Abend vor bei mir ein bisschen zu feiern,“ er fing fast an zu stottern, „Jess und Angela kommen auch“ Ich erlöste ihn aus seiner Qual. Sie hatten ihn vorgeschickt um die Einladung auszusprechen, die im Grunde keine war. „Das ist sehr lieb von dir, aber ich befürchte, wir müssen da passen. Wir haben Charly versprochen mit ihm zu feiern.“ Sagte ich mit einem entschuldigenden Lächeln, das ihn verklärt drein schauen ließ. Neben mir erwachte Edward auf einmal wieder zum Leben „Entschuldige bitte Tyler, aber ich habe einen wahnsinnigen Hunger, du verstehst?“ Er zog seine Mundwinkel nach oben, doch es war das bedrohlichste Grinsen das ich je an ihm gesehen hatte. Tylers Augen weiteten sich wie die eines Rehs im Scheinwerferlicht, kurz bevor es mit einem Auto kohlediert und für einen Moment sah es so aus, als wenn er plötzlich erkannte, was er vor sich hatte, aber dann fing er sich wieder. „Äh oh klar, na dann sehen wir uns beim Abschlussball am Samstag.“ So schnell er konnte setzte er sich auf den ersten freien Stuhl den er finden konnte und tat so als, wenn das Mittagessen vor ihm auf dem Tablett seine gesamte Aufmerksamkeit erforderte.

Alice amüsierte sich derweil köstlich, auch wenn ich Edwards Verhalten gar nicht witzig fand. Tylers Hände zitterten, als hätte er Schüttelfrost, bei dem vergeblichen Versuch, ein paar Erbsen auf seine Gabel zu laden „Was sollte das denn?“ zischte ich ihn an, doch er machte eine Unschuldsmiene, die es mir schwer machte noch weiter böse zu gucken. Vollkommen reuelos packte er zwei Sandwichtes auf einen Teller. „Ich habe ihm nur die Wahrheit gesagt“ antwortete er sachlich. „Ach tatsächlich, du bist also hungrig?“ mit hochgezogener Braue deutete ich auf die weißen Toastscheiben. In seinen Augen wechselte die Farbe. Aus dem Onyx wurde ein schwarzer Opal, der auf dem nackten Rand meines Halses gerichtet war. Wieder grinste er, doch dieses mal ohne den mörderischen Ausdruck im Gesicht. „Ehrlich gesagt mehr als nur das.“
 

„Ich glaub der arme Kerl braucht ne neue Hose!“ Alice ersticktes Gekicher klang wie aufgeregtes Bienensummen. Gott sein Dank viel zu hoch für die Ohren um uns herum. „Was hat er denn bloß gedacht, dass du so offensiv geworden bist? Ich hatte wirklich kurz die Befürchtung das du ihm ernsthaft weh tust.“ „Um ehrlich zu sein, es hat auch nicht mehr fiel gefehlt.“ Zu seinem Glück hielt Tyler den Kopf gesenkt, als Edward sich noch mal mit gespitzten Lippen zu ihm umdrehte, ansonsten hätte er wohl panikartig den Raum verlassen. „Jetzt spucks schon aus, was hat er gedacht?“ Langsam ging er mir mit seiner Andeuterei auf die Nerven, doch Edward stützte nur sein feines Kinn in seine hohlen Hand, um mit der freien Fingern der anderen kleine unsichtbare Figuren auf meinen Arm zu malen. „Der Anstand verbietet es mir, dir die Einzelheiten zu erzählen, aber du hattest in seiner Phantasie nicht mehr viel an.“ Mir blieb vor Entrüstung der Mund offen stehen. Von Edwards Augen blieben nur zwei schmale Schlitze übrig, doch sie passten hervorragend zu dem leisen Knurren in seiner Brust. Alice verzog mittlerweile vor unterdrücktem Lachen schon fast schmerzhaft das Gesicht. „Oje, was denkt er erst, wenn er sie ihn ihrem Ballkleid sieht“ brachte sie nach ein paar Sekunden keuchend über die Lippen. Edward fand das genauso wenig witzig wie ich. „Wenn ich noch mal gezwungen bin mir so was anzusehen, sorge ich dafür, dass er nicht auf den Ball gehen kann oder das er überhaupt je wieder gehen kann.“ Mehr Ritterlichkeit konnte man von keinem Märchenprinzen verlangen, auch wenn von vorneherein klar war, das die Kräfte ungerecht verteilt waren. Ich sah Tyler schon in dicken Verbänden in der Notaufnahme liegen. Alice hingegen stachelte Edwards Drohung immer mehr an. Glucksend malte sie sich aus, wie Tyler wie ein Gummiball durch die Luft flog. „Du solltest dringend mal wieder jagen gehen.“ Sagte ich trocken. Ihr aufgekratztes Verhalten und die dunklen Schatten unter ihren Augen gaben mir recht. Wenn sie hungrig war, ähnelte sie einem überdrehten Brummkreisel.

Angriff

Alice Unruhe begann sich am Ende des Schultags dummerweise auch auf mich zu übertragen. Sally Miller verwandelte die Luft um mich sich herum in einen bittersüßen Dunst, als sie vor mir in das Gebläse der Lüftung trat, der dafür sorgte, dass ich bis zum Parkplatz das Atmen einstellte.

„Wir können doch hier ein bisschen umherstreifen,“ Alice hatte mittlerweile die Gewalt über ihr Zwerchfell wieder bekommen, aber dafür zappelte sie unentwegt mit großen schwarzen Augen auf dem Rücksitz herum. Mein Magen entfuhr wie zur Antwort ein leises Fipsen, was Edward, der sie seit der Cafeteria unentwegt wachsam beobachtete, ein ungewolltes Lächeln ins Gesicht zauberte. „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich euch zwei nicht besser schnell nach Hole fahren soll, bevor noch jemand seine guten Manieren vergisst.“ Er sah dabei Alice an, die leicht abwesend auf ihrer Unterlippe kaute. Ihre glatte Porzellanstirn schlug eine kleine Kerbe zwischen ihre feinen Augenbrauen, dann grinste sie plötzlich selig. „ Keine Angst, wir machen keine Dummheiten, wenn du Bella und mich beim Anfang vom Wald raus lässt. Dann schaffen wir es auch rechtzeitig wieder zu Hause zu sein. Die Sonne kommt nach her noch raus.“ Jetzt hatte Edward Falten über den Augenbrauen. „Euch zwei alleine lassen?“ sagte er skeptisch und Alice und ich verschränkten abwehrend die Arme vor der Brust. Sie aus Trotz, ich hingegen weil mich der Grund für Edwards Beschützererhalten wieder einmal erschaudernd ließ. Die Jungs aus La Push hatten sich bis heute nicht mehr blicken lassen. Ein Umstand der mich bezüglich ihrer Drohungen mehr beunruhigte, als wenn sie ständig um das Haus streifen würden. Es gab einem das ungute Gefühl einer trügerischen Sicherheit, die langsam an meinen Nerven nagte. Mittlerweile zählte ich bereits die Tage bis zu unserer Abreise. Nachdem Charly wieder in Forks Dienst schob, war die Informationsverbindung zu Billy und Jacob auch vollkommen zum erliegen gekommen. Er fuhr zwar regelmäßig am Wochenende bei den ihnen vorbei, aber es war natürlich in dieser Hinsicht nicht viel brauchbares über ihn in Erfahrung zu bringen. Ein paar mal hatte ich sogar mit dem Gedanken gespielt mit Emily Kontakt auf zu nehmen, doch diese Idee scheiterte schon im Ansatz, denn sie wohnte bei Billy und verließ weder das Haus, noch das Reservat. Das einzigste was ich von Charly erzählt bekommen hatte war, das Jacob und seine Freunde wohl zum Abschlussball kommen wollten, aber ganz Sicher war er sich dann auch nicht. Edward war diesem Umstand zwar mittlerweile auch nicht mehr so lässig gegenüber eingestellt wie zu Anfang, doch er und auch der Rest der Familie blieb bei ihrem Standpunkt, dass das Ereignis des Abschlusses nicht dadurch beeinträchtig werden durfte.

„Wir sind keine zwei Meilen von euch weg, also übertreib es nicht mit der Vorsicht.“ Spottete Alice „Selbst wenn wir gestört werden sollten, könnt ihr immer noch zu unserer Rettung eilen.“ Sie kicherte wieder albern und sowohl Edward wie auch ich verdrehten die Augen. „ Na schön, aber beeilt euch!“ „Ich war noch nie ohne dich ....unterwegs“ warf ich verzagt ein. Die Vorstellung gefiel mir auch nicht besonders, denn Jagen war und blieb für mich einfach ein notwendiges Übel, dass nur durch Edwards persönliche Note einen verlockenden Reiz bekam. Seinem wehmütigen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien ihm etwas ähnliches durch den Kopf zu gehen. Wir hatten den Wald erreicht und hielten an.„Ich bring den Wagen weg und komm dann auch o.k.?“ Ich nickte erleichtert und beeilte mich dann auszusteigen, denn Alice war schon wie ein witternder Jagdhund ins Unterholz verschwunden. „Hey warte gefälligst!“ rief ich ihr nach und konzentrierten mich allein auf ihre Bewegungen, doch es war trotzdem nicht einfach ihrer Spur zu folgen, da sie sich zickzackartig fortbewegte. Anscheinend wechselte sie immer wieder die Fährte. Suchend wandte ich den Kopf hin und her, während um mich herum die Geräusche des Waldes immer lauter und lauter wurden. Ich konnte mich nicht noch mehr meinen Sinnen überlassen, denn das bedeutete Kontrollverlust und das Tier in mir Knurrte bereits verheißungsvoll. „Alice?“ Ich hörte sie nicht mehr. Über mir kreischten ein paar Vögel ohrenbetäubend laut, bis ich wütend meine Hände an den Kopf presste. Na gut, es nützte nichts. Erst wenn das Tier bekam, was es wollte würde ich mich wieder ohne Verlust der Selbstbeherrschung konzentrieren können. Ergeben schloss ich die Augen, wartete eine Sekunde und zog dann die Luft ein.

Wieder flog ich durch den Tunnel dem verlockenden Saft entgegen, aber dieses mal spürte ich dabei meinen Körper, der wie ein Blitz über den Waldbogen rannte. Vor mir teilten sich die Bäume, als würden sie mir ausweichen, bis ich auf den riesigen schwarzen Elch traf, dessen große braune Augen mich erschrocken ansahen, bevor ich gegen ihn knallte und ihn damit mühelos von seinen langen Beinen holte. Krachend fielen wir ins trockene Holz und sein ersticktes Röhren vermischte sich mit dem aufgeregten Schreien der aufgescheuten Tiere um uns herum. Ein Elch besaß eindeutig mehr Blut, als ein Reh, aber der köstliche, heiße Strom versiegte auch hier viel zu schnell. Mit dem letzten donnernden Schlag des Herzens war es vorbei. Benommen warf ich den Kopf in den Nacken um den Nachhall des Geschmacks so lange wie möglich zu genießen, bis der Gestank und damit der Ekel alles wieder überdeckte. Die Kraft des leblosen Tiers vor mir durchströmte dabei meine Muskeln wie der warme Sonnenstrahl das Blätterdach der Bäume um mich herum und verwandelte das gierige Monster in ein zufrieden brummelndes Tier, dass sich in seine Höhle zurückzog. Vor meinen geschlossenen Lidern tanzten immer noch helle Sterne, deren Glanz mich in Entzücken versetzten, als ein dunkler Nebel sie je auslöschte. Ein zäher, übel riechender Nebel. Ein Nebel bestehend aus nassem Hund! Entsetzt riss ich die Augen auf und sprang hoch, wobei ich mich fast noch in den toten Beinen des Elchs verhedderte. Panisch suchten meine Augen das grüne Dickicht um mich herum ab. Meine Ohren fingen jedes Geräusch auf, jedes Blätterrascheln das sich um mich herum vollzog durchzuckte mein Gehirn, wie eine glühende Nadel, während es fortlaufend schrie Werwolf! Werwolf! Doch kein behaartes, zähnefletschendes Ungeheuer durchbrach das Unterholz um sich auf meine Kehle zu stürzen. Ich versuchte meine Angst und meinen zitternden Körper unter Kontrolle zu bekommen, der sich wie von selbst kampfbereit anspannte. Sie waren hier! Irgendwo in der Nähe, aber wo und was viel wichtiger wie weit waren sie von mir weg? Unsicher was ich tun sollte machte ich einen schwankenden Schritt nach vorne. Mir kamen Sams alte Taktiken in den Sinn, mit denen sie im Frühjahr Victoria zu fangen versucht hatten. Einkreisen, den Ring immer enger ziehen und sich dann gemeinsam auf die Beute stürzten! Aber um mich herum herrschte immer noch eine gefährliche Ruhe, die mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließen. Kein verräterischer Laut war zu hören, als plötzlich...
 

Ein schriller, hoher Schrei zeriss die Luft und ich gefror in einer Sekunde zu einer bewegungslosen Statue. Mein Ohr und mein Gehirn hatten gemeinsam herausgefunden, dass dieses furchtbare Geräusch keine Meile von mir entfernt sein konnte. Keine Meile, hieß ich saß in der Falle. Kaum war diese Erkenntnis in mein Bewusstsein gedrungen, da wurde mein Arm gepackt und zur Seite gerissen. Mein erstickter Aufschrei brach abrupt ab, als ich Alice hasserfülltes Gesicht vor mir erkannte. Ihre schwarzen Augen sprühten schier Funken. „Mistviecher!“ knurrend fletschte sie ihre aufgerichteten Fangzähne. Es war deutlich zu merken, dass auch sie unsere aussichtslose Lage erkannt hatte. Wir standen vor einer kräftigen Zeder in deren dicke zerklüftete Rinde die kleine Vampirin mit einem mal ihre gekrümmten Finger versenkte. „Los schnell rauf da!“ herrschte sie mich an um dann flink wie ein Eichhörnchen in Richtung Krone davon zu huschen. „Alice! Hilflos sah ich ihr nach, völlig ratlos wie ich ihr folgen sollte, doch dann knirschte hinter mir etwas mit den Zähnen und ohne noch länger nach zu denken erklomm ich ebenfalls den Baum. Erstaunt über meine neuentdeckten Fähigkeiten, ich fühlte mich beim Klettern leicht wie eine Feder, wobei ich früher nicht einmal eine Leiter ohne Unfälle raufsteigen konnte, balancierte ich auf einem dicken Angst neben Alice die mit angespannter Miene den Boden unter uns absuchte. Das unerwartete Auftauchen des Rudels brachte sie ebenfalls vollkommen aus der Fassung. Ihr ging bestimmt die gleiche Frage durch den Kopf wie mir, wie konnten sie so dicht ans Haus herankommen ohne von Edward bemerkt zu werden? Dann gab es einen zischenden Laut und unter uns huschte ein riesiger Ball aus Haaren hinweg, um dann wieder aus unserem Blickfeld zu verschwinden. Ich beugte mich überrascht vor. Was war das denn? Der Fellball kam mit lauten Wütgebrüll zurück und als er kurz unter uns verhaarte, erkannte ich das er aus grauem und rotem Fell bestand, dass sich fest ineinander verschlungen hatte. Es knurrte und jaulte ohrenbetäubend und ein paar mal zitterte der Baum beängstigend, als der Ball gegen ihn prallte. „Was machen die da?“ zischte Alice verwirrt zu mir herüber, doch ich konnte nur zitternd mit den Schultern zucken. Ganz offensichtlich war Jacob der rote Wolf mit einem seiner Mitglieder in Streit geraten und wir standen gerade nicht im Mittelpunkt ihres Interesses, denn sie würdigten uns keines Blickes, doch das würde sich bestimmt jede Sekunde ändern und was dann passieren würde, wollte ich mir einfach nicht vorstellen. Bestimmt heizte ihr kleiner Kampf sie noch zusätzlich an. Sie schnappte und jaulten abwechselnd, je nach dem, wer von ihnen gerade die messerscharfen Zähne des anderen zu spüren bekam und mir stieg neben ihrem üblichen bestialischen Geruch noch der von frischem Blut in die Nase. Plötzlich schien die Situation entschieden zu sein, denn der rote Wolf, der den grauen in seiner Gesamtgröße ein wenig überragte, hatte die Oberhand gewonnen und stellte sich nun mit gebleckten Fängen über seinen Gegner. Der Andere winselte kurz und zeigte seine Kehle, eine typische Geste der Unterwerfung, die den anderen eigentlich anzeigte, dass er gewonnen hatte. Ich atmete absurderweise erleichtert auf, froh darüber das Jacob nicht schwer verletzt zu sein schien um im nächsten Augenblick zu kapieren, dass er gleich versuchen würde über uns herzufallen. Jacob, mein ehemals bester Freund. Der rote Wolf zog sich von seinem geschlagenen Gegner zurück, doch dann passierte etwas vollkommen bizarres. Wie auf ein geheimes Zeichen sprang ein zweiter Wolf aus dem Gebüsch und fiel rücklings über den Jacob her! Mein Augen weiteten sich vor blanken Entsetzten, als der eben noch geschlagene erneut mit triumphierenden Geheul dazu stürzte und sie ihn gemeinsam unter sich begruben. „Nein!“ Ich war so über das was ich da sah schockiert, das kaum ein Laut über meine Lippen kam. Das war kein einfacher Streit mehr, sie griffen ihn gezielt an und nicht um ihn zu verletzten, sondern um ihn töten! Das Rudel, sein Rudel war dabei Jacob umzubringen. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nach zu denken ließ ich mich von dem Ast gleiten, auf dem ich saß.
 

„Bella, nein!“ Alice spitzer Schrei hallte von den umstehenden Bäumen wieder, doch es war zu spät. Geschmeidig wie eine Katze landete ich auf dem Rücken des ersten grauen Wolfes, der immer noch unentwegt nach seinem wehrlosen Opfer schnappte. Das Knurren, das mir aus der Brust kam, ließ meinen gesamten Oberkörper vibrieren, aber ich achtete nicht darauf. So bald ich das gesträubte Fell unter mit spürte packte ich zu. Der Wolf schrie überrascht auf und riss den Kopf hoch. Vor mir tauchte der blutende Leib des roten Wolfs auf und wie schon damals beim Anblick des Motorrads sah ich buchstäblich rot. Ich konnte das sterbende Herz schlagen hören, es wurde immer leiser und meins dafür immer schneller. Oh nein, nein das durfte nicht passieren, nicht Jacob! Bestialisch Fauchend schlug ich meine Zähne in den gespannten Nacken des Monsters unter mir, der darauf hin anfing zu schreien. Danach versuchte er verzweifelt mich abzuschütteln. Er sprang im Kreis, drehte sich, doch er hatte keine Chance. Ich hatte mich regelrecht in ihn verbissen. Wie ein festgesaugter Blutegel hing ich an ihm. Das widerlich stickende und entsetzlich schmeckende Blut sprudelte mir in den Mund und ich bot all meine Kräfte auf um nicht vor Ekel los zu lassen. Erst wenn sie ihn nicht mehr angreifen schrie ich mich selbst an, erst dann.

Doch dann spannte sich plötzlich etwas um meine Taille, das nach dem Gefühl zu urteilen, die Konsistenz von Stahlseilen hatte. Sie rissen mich chancenlos mit sich mit um mich fast zweihundert Yards weit auf den Boden zu schleudern. Stöhnend versuchte ich das Bild vor meinen Augen zu ordnen und dabei gleichzeitig wieder auf die Beine zu kommen, doch ich wurde fest zu Boden gedrückt. „Bleib wo du bist!“ fauchte mir Edward wutentbrannte Stimme ins Ohr und ich erkannte endlich das es seine kräftigen Arme waren, die mich einwickelten und damit vollkommen bewegungsunfähig machten, doch ich probierte es trotzdem gegen ihn an zu kämpfen „Nein, wir müssen ihm helfen sie bringen ihn um!“ keuchte ich verzweifelt, weil mir zum Sprechen einfach die Luft fehlte. Doch als Antwort bekam ich nur ein markerschütterndes Brüllen zu hören, das Edward in Richtung der Wölfe los ließ. Blinzelnd linste ich unter seinem Kinn vorbei, darauf gefasst gleich eines der pferdegroßen Biester auf uns zu rasen zu sehen, doch der Wald vor uns war leer. Sie waren fort, bis auf einen.

Wunden

„Oh nein!“ endlich lockerte Edward seinen eisernen Griff und ließ mich aufstehen, ohne mich jedoch los zu lassen, aber ich nahm ihn gar nicht war. Vor meinen Augen lag der blutüberströmte, verdrehte Körper meines besten Freundes. Über ihm stand vor Wut schäumender Emmett, dessen Erscheinen wohl neben dem von Edward für die plötzliche Flucht der beiden Angreifer gesorgt hatte. Sein gewaltiger Rücken verdeckte einen Großteil von Jacobs Oberkörper oder dem was noch davon übrig war. Schluchzend taumelte ich mit Edward an meiner Seite zu ihm hinüber. Ich wollte einfach nicht begreifen, was meine Augen mir unmissverständlich zeigten, als Emmett für uns Platz machte. Halb geschlossene, gelbe Augen, die mit leerem Blick in den Himmel starrten. „Nein, nein, neeeeinnnn!“ Ich entwand mich Edwards Arm und halb stolpernd fiel ich vor Jacob auf die Knie. Sein behaarter muskulöser Körper war eine einzige klaffende Wunde, aus den in großen Lachen Blut sickerte. Wie betäubt fassten meine Hände nach seinem Kopf, der groß und schwer einfach nicht in sie hinein passte. Hinterm mir spürte ich Beine gegen meinen Rücken drücken. „Wieso zum Teufel haben sie ihn angegriffen?“ flüsterte Emmett leise, während er um Jacob herum lief. „Keine Ahnung“ war alles was Alice von sich gab. Sie kniete auf der anderen Seite und inspizierte ebenfalls die unzähligen Wunden. Dann plötzlich blinzelte sie und presste ein Ohr an Jacobs zerschunde Brust. Ich konnte nicht glauben was sie sagte „Er lebt noch!“
 

Edward, der die ganz Zeit über mit einem unergründlichen Ausdruck auf mich und Jacob herunter gestarrt hatte, wechselten einen raschen Blick mit Emmett, bevor sich beide ebenfalls dicht an Jacob heran stellten. „Tatsächlich!“ zischte Emmett nach einer knappen Sekunde, doch sein Blick war eher zweifelnd, als er sich noch mal das Ausmaß der Verletzungen ansah. Ich hingegen verstand nicht warum wir hier noch tatenlos herum standen. „Los wir müssen ihn zu Carlisle bringen!“ schrie ich Edward an, der aber nur verkniffen die Lippen aufeinander presste. Warum schauten denn alle nur so kalt? Vor uns lag ein Mensch dessen Leben nur noch von rascher Hilfe abhing und die drei rührten sich nicht. „Er ist ein Werwolf!“ stieß Emmett plötzlich angewidert hervor und Alice senkte wie zur Bestätigung trotzig den Blick. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Das konnte unmöglich ihr ernst sein. Deswegen wollten sie ihn sterben lassen? Edwards feste Hände auf meinen Schultern fühlten sich auf einmal bleischwer an und ich versuchte sie wütend abzuschütteln. Feindschaft hin oder her, sie galt im Fall von Jacob Black nicht für mich. Ich würde nicht tatenlos zu sehen wir er vor meinen Augen starb. „O.k. wenn das so ist, dann muss ich es halt alleine probieren!“ Meine vor Wut zitternden Hände versuchten eine möglichst nicht allzu zerstörte Stelle an Jacob zu finden, an der ich ihn vielleicht ziehen konnte, doch ich musste bald fest stellen, dass es keine gab und dass ich auf diese Weise trotz meiner Kräfte Stunden brauchen würde um ihn aus dem Wald zu schaffen und wo sollte ich dann mit ihm hin? Er hatte immer noch die Gestalt eines riesigen roten Wolfs. Meine Wut paarte sich mit meiner Verzweiflung und zusammen ließen sie mich fast aus der Haut fahren.

Dann hörte ich Edwards raue Stimme, mühevoll beherrscht. Ich brauchte mich nicht umdrehen um zu wissen wie dunkel seine Augen dabei funkelten. „Bella hat recht und Carlisle würde genauso handeln, also sehen wir zu dass wir ihn so schnell wie möglich nach Hause schaffen.“ „Bitte!“ hauchte ich beschwörend bis Alice einen tiefen Seufzer ausstieß. „Emmett du nimmst den Kopf, Edward den hinteren Teil und Bella und ich kümmern uns um die Vorderbeine“ Dem großen Vampir klappte vor Empörung der Mund auf, doch bevor er was sagen konnte, fuhr ihm Edward schroff dazwischen „Beeilung, sonst können wir uns das gleich sparen!“ Tief erleichtert darüber das sie ihre Meinung doch noch geändert hatten, sah ich Emmett dabei zu wie er mit mürrischem Gesicht Jacobs Kopf in seine Baumstammarme nahm. Für eine winzige Sekunde lang kam mir der fürchterliche Gedanke er könnte vielleicht absichtlich ein klein bisschen zu fest zu drücken, doch wir erreichten die Villa ohne das Alice die immer noch über Jacobs schwaches Herz wachte Alarm schlug.“

Da Jacob unmöglich durch die Eingangstür passte, schleppten wir ihn in die Garage wo er zwischen dem Volvo und dem Mercedes zu liegen kam. Wir hatten ihn gerade abgelegt, als uns schon Rosalie und Carlisle zu uns stürzten. Rosalies war einfach nur entsetzt, aber der blonde Vampir begann ohne auch nur eine Frage zu stellen Jacobs Wunden zu untersuchen. „Alice meine Tasche schnell und du Edward hol die restlichen Infusionsbeutel aus dem Kühlschrank!“ kommandierte er ruhig. Ich half ihm so gut ich konnte Jacob hin und her zu bewegen, nur als er anfing die Venen für die Infusionen zu punktieren musste ich mich abwenden. Nach dem er alles was er konnte getan hatte, richtete sich Carlisle auf. „ Er hat viel Blut verloren und ein paar wirklich schwere Verletzungen davon getragen.“ Ich hatte sein schönes Gesicht noch nie so ernst gesehen. „Ich weiß nicht ob er es schafft Bella. Ich kann dir nichts versprechen.“ Ich konnte nur müde nicken. Zu allem anderen fehlte mir die Kraft. Wieder fühlte ich Edwards Hände auf meinen Schultern, jetzt lehnte ich dankbar meine Wange gegen sie. Ich stand tief in seiner Schuld „Was ist denn überhaupt passiert?“ Alice übernahm es zu berichten. „Bella und ich waren jagen und plötzlich tauchten sie auf. Sie haben einen Kreis um uns herum gebildet und wir konnten nicht mehr weg!“ Rosalie bedachte Edward mit einem fassungslosen Blick „Wieso hast du sie nicht gehört?“ Grimmig schnaufend schüttelte er den Kopf „Keine Ahnung, sie haben anscheinend gezielt ihre Gedanken verschlossen um sich ran zu schleichen. Darum waren sie vielleicht auch nur zu dritt.“ Seine Hände krampften sich zusammen. „Ich hatte sie erst auf dem Schirm, als sie anfingen sich zu streiten.“ Überrascht sahen wir ihn an „Sie habe sich gestritten worüber?“ Der Blick aus seinen hellen Augen war mit einem Schlag reiner Hass „ Einer von ihnen hat überlegt wie er Bella mit dem höchsten Genuss die Kehle durchzubeißen soll“ Mein Magen machte einen schmerzhaften Hüpfer, doch Edward hatte noch nicht zu ende gesprochen. „Daraufhin ist er fuchsteufelswild geworden und hat sich auf ihn gestürzt“ er nickte zu Jacob hinunter, der immer noch bewegungslos auf einem Lager von Decken und Gartenmöbelkissen lag. Sein Herzschlag nahm aber langsam an Stärke zu, ich konnte es jetzt auch hören. Alice und Rosalie sahen mit ihren offenen Mündern aus wie zwei Fische auf dem Trockenen, während ich noch dabei war mir die Bedeutung seiner Worte klar zu machen. Jacob hatte gegen seinen Instinkt gehandelt. Sich sogar gegen seinen eigenes Rudel gewandt, wegen mir, um mich zu retten? Edward bemühte sich meine offensichtliche Verwirrung zu klären. „Es hat wohl mit sehr tiefen Gefühlen zu tun.“ Murmelte er leise in mein Ohr, damit nur ich es hören konnte. Carlisle sah jetzt noch besorgter drein „Wenn er sich tatsächlich gegen sein eigenes Rudel gestellt hat, dann ist die Sache noch viel komplizierter.“ Der Ausdruck in seinem Gesicht war gerade zu entsetzt „Selbst wenn er das hier überlebt, ist er so gut wie tot. Jedenfalls für das Rudel.“
 

„Sie haben ihn verstoßen?“ fragte Jasper fassungslos, doch alle verzichteten darauf ihm zu antworten. Er und Esme waren aus Seattle wieder gekommen und dabei mit dem BMW noch fast in unsere Überraschung hineingefahren, die sich immer noch nicht rührte. Auch er hatte bei Jacobs Anblick zornig die Miene verzogen und nach dem er von Rosalie erfahren hatte wie er in unsere Garage gelangt war heftig die Zähne gebleckt. Nur Esme war allein über Jacobs Zustand entsetzt und half mir und Edward die Infusionsflaschen auszuwechseln. Danach holte sie einen Eimer warmes Wasser um mit mir zusammen die riesigen Wunden sauber zu waschen, die nicht mehr so stark zu bluten schienen. Als ich dabei kurz über die pelzige Schnauze fuhr, konnte ich ein leises Fiepen hören. „Und was machen wir jetzt mit ihm? Rosalie und Emmett blickten immer noch unwirsch drein. „Am besten wir versuchen seinen Vater anzurufen.“ Schlug Alice vor. An Billy hatte ich gar nicht mehr gedacht, doch er ging wenig später nicht ans Telefon. Ich spielte kurz mit dem Gedanken Charly anzurufen, doch dann fiel mir keine wirklich gute Ausrede ein, um ihm die Sache mit Jacob zu erklären. Unzufrieden über meine Erfolglosigkeit legte ich das Telefon auf den Küchentisch und verschränkte die Arme vor die Brust. Was würde Billy überhaupt dazu sagen, dass wir seinen Sohn bei uns hatten? Ich dachte an Charlys Entführung und an Billys Kaltschnäuzigkeit. Der Gedanke war entsetzlich aber vielleicht war Jacob durch seine Tat auch für ihn verraten und damit nicht länger sein Sohn, was bedeutete dass Jacob vollkommen alleine da stand, wirklich allein. Meine Augen hefteten sich auf die vor Sauberkeit blinkende Edelstahlspüle, als ich mir sein weiteres Schicksal ausmalte. Wo sollte er denn bitte schön hin? In La Push konnte er nicht bleiben aber war ein normales Leben für ihn überhaupt möglich oder musste er sich ein neues Rudel suchen? Gab es denn überhaupt noch irgendwo Werwölfe und würden die ihn überhaupt aufnehmen? Auf all diese Fragen wusste ich keine Antwort. Rosalie und Emmett liefen an der offenen Tür vorbei und wenig später hörte ich ihre gemeinsamen Schritte auf der Treppe. Ich kniff kurz die Augen zusammen. Langsam ging mir ihr abfälliges Getue auf den Geist. Seufzend stand ich auf um wieder zur Garage hinüber zu gehen, als ich auf halben Weg in Esme stieß. Ihr sanftes Lächeln war wie eine wohltuende Umarmung und am liebsten hätte ich ihr wirklich meine Arme um den Hals geschlungen um sie an mich zu drücken. Sie trug den Eimer mit Wasser vor sich her aus dem es bestialisch roch. „Es geht ihm besser, Carlisle und Jasper holen noch ein paar Medikamente aus dem Krankenhaus und Alice holt ihm ein paar Sachen zum Anziehen.“ „Er verwandelt sich zurück?“ Sie nickte „Carlisle sagt, dass ist ein gutes Zeichen, aber wie gesagt jetzt braucht er dringend ein paar Kleidungsstücke.“ Dann glitt sie an mir vorbei in Richtung Küche und ich war überrascht einen leichten Ausdruck von Ekel über ihr Gesicht huschen zu sehen, doch als ich kurz darauf den Abfluss hörte dämmerte es mir. Anscheinend war der Geruch von Werwolfblut für jeden Vampir das, was jedes Blut für mich war. Vielleicht erklärte auch das ein Stück weit die Haltung der anderen, eine nicht ganz zufriedenstellende Erklärung wie ich mir selbst eingestand. Meine Hand lag schon auf der Türklinke, als mich Edwards leise raue Stimme inne halten ließ. „Nicht bewegen, sonst reißt du die Infusionsnadeln heraus.“ Zu erst hörte ich nur ein dumpfes Rumoren, als wenn ein Stein herum gerollt wird und dann ganz schwach konnte ich Jacobs hören. Brüchig wie Papier. „Wo bin ich?“ Wenn ich noch ein schlagendes Herz gehabt hätte, wäre es mir in diesem Moment mit hundertprozentiger Sicherheit aus der Brust gesprungen. Was würde wohl gleich passieren, wenn er merkte wer sich da um ihn kümmerte? Atemlos lauschte ich auf Edwards Reaktion. „Du bist bei uns in unserem Haus. Wir haben dich hier her gebracht um deine Wunden versorgen zu können.“ Es klimperte, anscheinend hantierte er an den Infusionsschläuchen herum, was ein lautes Stöhnen zu folge hatte. Edward klang ehrlich aufrichtig „Entschuldige bitte, aber die Medikamente müssen gleichmäßig rein laufen ansonsten wirken die Schmerzmittel nicht.“ „Ich brauche so was nicht!“ Es sollte wohl aufbrausend klingen, doch es war nicht mehr als ein ersticktes Keuchen, was Jacob über die Lippen brachte. Ein paar Sekunden lang war es still. Ich konnte es regelrecht sehen wie Edward verdrießlich die Stirn verzog, trotzdem antwortete er immer noch ruhig „Sie haben dich wirklich schwer verletzt.“ Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt gewesen die Tür aufzumachen und zu ihnen in die Garage zu gehen, doch ich verpasste diesen Moment. Jacob holte rasselnd Luft „Bella?“ „Es geht ihr gut.“ Wieder stöhnte Jacob bis Edward weiter sprach „Es tut mir leid“ Ich und Jacob mussten gleich ungläubig drein schauen, aber nur Jacob fragte laut „Was?“ „Das ich es so weit habe kommen lassen. Wir hätten danach sofort verschwinden sollen, aber ich wollte ihr die Möglichkeit geben Abschied zu nehmen.“ Schwer hingen die Worte in der Luft. Das Rasseln wurde leiser und Jacobs Stimme dafür fester, was wohl an der Wut lag die unüberhörbar in ihr mitschwang „Warum hast du ihr das angetan, wenn du sie doch angeblich so sehr liebst?“ Wenn sein Gesicht nur halb so verzehrt aussah wie ich es mir vorstellte, dann war es mehr als ich ertragen konnte, darum blieb ich wo ich war, außerdem hätte mein Auftauchen bestimmt diese Unterhaltung beendet. Der ruhige Ton den Edward die ganze Zeit über mühsam zu halten versuchte, drohte ihm jetzt zu entgleisen. „Weil ich keine andere Wahl hatte.“ Herrschte er Jacob an „Glaub mir, ich wollte sie mit allen Mitteln davor bewahren dieses Schicksal mit mir zu teilen, aber es gab keinen anderen Ausweg mehr.“ Er erzählte ihm von den Volturi und welches Schicksal für mich bestimmt gewesen wäre, wenn er mich nicht verwandelt hätte. „Auch ich liebe sie zu sehr, als das ich es ertragen könnte sie sterben zu sehen, genauso wie du!“ „Aber nur weil es dich gibt ist dass alles passiert!“ konterte Jacob genauso verbissen. „Ohne dich wäre sie noch ein Mensch und Charly hätte noch eine Tochter.“

Das Klimpergeräusch wurde heftiger, anscheinend versucht er aufzustehen, doch ein lang gezogener Schmerzenschrei und ein dumpfer Knall zeigten, dass das keine gute Idee war. Ich hörte das knirschende Geräusch von Sand unter Schuhe, als Edward sich zu Tür bewegte, dann verstummten die Schritte noch einmal, als er ein letztes mal, mit voller Inbrunst, das Wort an Jacob richtete. „Diese Wahrheit kann ich nicht leugnen, genauso wenig wie ich das Schicksal ändern kann, aber glaube mir ich werde alles tun, damit Isabella niemals dieses Dasein als eine Strafe empfindet. Ich verspreche dir sie glücklich zu machen.“

Für Nichts und Niemanden

Ich hatte mich so schnell und so lautlos wie möglich bis zur Küche zurück bewegt, so dass es für Edward aussah, als ob gerade erst in die Garage wollte, als er durch die Tür kam. Gott sei dank schien ihn der Dialog mit Jacob noch so sehr zu beschäftigen, dass er mir meine unschuldige Miene abnahm. „Geht es ihm besser?“ fragte ich dennoch, nur um völlig sicher zu sein. „Ja, ja er hat sich bereits zurück verwandelt.“ Murmelte Edward leicht abwesend, doch als ich an ihm vorbei schlüpfen wollte, hielt er mich am Ellenbogen fest. „Warte!“ Überrascht über seinen heftigen Griff verzog ich das Gesicht, doch er achtete nicht drauf „Hast du Billy erreicht?“ „Nein,“ ich wandte mich aus seiner Hand „Er und Emily sind anscheinend unterwegs.“ Mit todernster Miene ließ ich ihn stehen um endlich in die Garage zu kommen. Vorsichtig spähte ich zu den Autos hinüber, zwischen den Jacob zusammen gerollt unter einer Decke lag. Mit angehaltenem Atmen lauschte ich seinen ruhigen und jetzt kräftigen Herzschlag, der mich beruhigt eintreten ließ. Er erholte sich tatsächlich. Leider vergaß ich vor lauter Aufregung mich menschlich zu bewegen, so das ich mich viel zu schnell und vor allem völlig lautlos über ihn beugte. Ich wollte ihn gerade leise ansprechen, als er panisch die Augen aufriss und mich drohend anknurrte. Erschrocken und mit ebenfalls aufgerichteten Nackenhaaren wich ich vor ihm zurück. „Jacob? Ich bin es Bella!“ rief ich schnell, denn er knurrte immer noch. Doch es hörte damit auf, kaum das ich zu Ende gesprochen hatte. Mühevoll und langsam drehte er sich auf die Seite, bis ich sein zerschundenes Gesicht sehen konnte. Es war ein furchtbarer Anblick, der mich auf grausame Art und Weise an Emily erinnerte. Es war offensichtlich das er trotz der Infusionen Schmerzen litt, aber seine aufgerissenen Mundwinkel zogen sich ein wenig nach oben, als er mich ansah. Ich lächelte schüchtern zurück. „Hallo, wie geht’s dir?“ fragte ich, weil mir einfach nichts anderes einfiel um das Gespräch zu beginnen. Er wollte antworten, aber als er Luft dafür holen wollte verzog er noch einmal die Stirn. „Es geht so“ presste er dennoch hervor. Eine Welle des Mitgefühls überrollte mich „Oh Jake es tut mir leid!“ meine Stimme zitterte und brach schließlich ganz. Er sah mich traurig an, während ich mich darum bemühte die Beherrschung zurück zu gewinnen, schließlich half ich niemanden damit wenn ich hier herum jammerte schalte ich mich selbst. Es gab wichtigere Dinge zu klären, aber bevor ich weiter reden konnte, sprach Jake „Mach dir keine Sorgen. Ich komm schon wieder auf die Beine. Es wird nur ein wenig dauern.“ Seine Ruhe und Zuversicht verschlug mir ein wenig die Sprache, aber gleichzeitig war ich darüber auch froh. Es macht es leichter mit ihm zu reden. „Ja bestimmt. So lange kannst du natürlich hier bleiben und jetzt, wo du wieder normale Ausmaße angenommen hast, bringen wir dich auch ins Wohnhaus.“ Ich hatte zwar keine Ahnung ob das den anderen Recht war, aber das war mir auch total egal. Doch Jacob zog seine kaputte Nase kraus. „Äh Ich möchte lieber hier bleiben, aber danke für das Angebot“ fügte er schnell hinzu. Seufzend verdrehte ich die Augen. „ Es ist der Geruch,“ erklärte er mit rasselnder Brust. „Er macht mich aggressiv und wenn ich wieder einigermaßen hergestellt bin, dann, werde ich mich nicht beherrschen können fürchte ich“ er verstummt, was bestimmt zum größten Teil an meinen offenen Mund lag mit dem ich ihn anstarrte. Ich konnte es einfach nicht glauben, aber Jacobs verbissene Worte waren eindeutig. „Aber du hast mich nicht angegriffen!“ Wieder erschien die Traurigkeit auf seinem Gesicht „Bei dir ist es was anderes. Dich hasse ich nicht! Dich kann ich nicht hassen! Auch wenn ich es sollte und es auch versucht habe. Es geht nicht!“ Der Klos in meinem Hals der sich bei seinen Worten gebildet hatte wuchs und wuchs. „Es tut mir leid“ hauchte ich so gut ich konnte und streckte meine Hand aus um ihn zu berühren, doch er wich von mir zurück. Ekel und Scham wechselten in seinem Gesicht so schnell, dass sie fast mit einander verschwammen. Verletzt ließ ich die Hand sinken. Einen größeren Beweis konnte es nicht mehr geben. Wir waren für immer von einander getrennt, unsere Welten befanden sich in verschiedenen Galaxien, in den der andere nicht eindringen konnte ohne zu riskieren dabei zerstört zu werden und Jacob war fast schon zerstört worden.

Alice erschien in der Tür unter ihrem Arm hatte sie ein paar Shirts von Jasper und eine Hose von Emmett, die sie vor Jacob hinlegte. Beide nickte sich stumm an. „Carlisle bringt noch Lebensmittel mit. Essen fördert doch die Genesung nicht war?“ Keine Ahnung ob sie wusste wie gehässig sie klang, doch Jacob ging auf ihre Provokation nicht ein, sondern schloss nur die Augen. Ich wusste nicht ob er wirklich schlafen wollte oder ob es nur ein Vorwand war, aber ich verstand es absichtlich so und folgte Alice zurück ins Haus.

In der Halle hielt ich Ausschau nach Edward. „Wo ist?“ „Oben in seinem Zimmer“ Sie deutete mit gerümpfter Nase zur Decke. „ Er wollte duschen“

Mit ein paar Sätzen war ich in seinem Zimmer, wo Edward gerade seinen Pullover über den Kopf zog. Der Missmutige Ausdruck auf seinem Gesicht stand dem von Alice in nichts nach und versetzte mir einen Stich. Schnell machte ich die Tür hinter mir zu „Hey was dagegen, wenn ich mit dir die Brause teile?“ versuchte ich es im neckischen Ton, doch es funktionierte nicht. Er blickte immer noch mit rabenschwarzen Augen mürrisch drein. Es wurde Zeit für eine Entschuldigung, dass war klar. „Ich weiß ja was ich euch da zu mute, aber“ weiter kam ich nicht „So weißt du das?“ Er klang genauso gehässig wie Alice. Wütend stellte ich mich vor ihn hin „Ja gut vermutlich weiß ich es nicht, aber so ist es nun mal. Herrgott was soll ich denn sagen.“ Hilflos warf ich die Arme in die Luft. „Ich bin schuld an dem ganzen Schlamassel und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie es jetzt weiter gehen sollen, was jetzt aus Jacob wird und so wie so und überhaupt!“ Es half mir zwar überhaupt nicht bei der Lösung meiner Probleme herum zu schreien, aber es verschaffte mir ein gutes Gefühl, auch wenn Edward überhaut nichts dafür konnte. Dafür wich, nach meiner kleinen Gefühlattacke, endlich dieser hässliche Ausdruck aus seinem Blick. Seufzend breitete er seine langen Arme aus „Komm her! Diesem verlockenden Angebot konnte man nicht wiederstehen, es ließ einen auf zu einfache Art und Weise vor der miesen Wirklichkeit fliehen, die in seiner süßen Wolke einfach verschwand. Meine Nase sog den herrlichen Duft direkt von seinem nackten Oberkörper, der wie ein fester Stein in der Brandung stand. „Ich mache dir und den anderen einfach immer ärger ob als Mensch oder Vampir.“ Murmelte ich niedergeschlagen in seine weiße glatte Haut, die sich darauf hin wieder unter einem tiefen Seufzer hob und senkte. „Ach Bella darum geht es doch gar nicht!“ raunte seine Samtstimme über meinem Kopf hinweg, den ich verwundert in den Nacken legte um ihn an zu sehen. Er war nicht mehr wütend, aber was meine Augen jetzt in seinem Gesicht erfassten umfasste mein stilles Herz wie eine kalte Hand. Seine Iris war immer noch schwarz, doch gleichzeitig voll von tiefem Kummer. „Ich will nur eins und ich will das du es mir versprichst,“ Er starrte mich so lange stumm an, bis ich zögernd nickte. „Was?“ Er atmete tief ein ohne jedoch seine Haltung zu ändern „das du dich nie wieder in so eine Gefahr bringst, für nichts und niemanden“ Zu nächst wusste ich gar nicht wo von er sprach, doch dann fiel mir mein Ritt auf dem Rücken des einen Werwolfs ein. Ich musste selbst tief Luft holen, als mir endlich klar wurde was ich da gemacht hatte, doch ich hatte damit vielleicht Jacob das Leben gerettet. Edward sah das wohl aber aus einem anderen Licht, denn der Griff seiner Arme um meinen Körper wurde stärker, als er sich zu mir hinunter beugte um seine Stirn an meine zu legen. „Versprich es mir“ flüsterte er eindringlich in mein Ohr „Aber wenn du, ich meine, ich hätte das gleiche auch für dich getan,“ versuchte ich mühsam zu versichern, weil er mir mittlerweile die Luft aus den Lungen presste. Ihm entfuhr ein fast schon wütendes Schnauben, bevor er noch eindringlicher wurde und mein Gesicht fast schon grob in seine Hände nahm. „Für nichts und niemanden Bella!“ Ich konnte nichts sagen, bei diesen funkelnden Augen, in dessen Tiefe ich wieder die unleugbare Wahrheit sehen konnte. Er liebte mich und was man über alles liebt, dass will man niemals verlieren. „Ich verspreche es!“ hauchte ich ergeben und statt einer Antwort küsste er mich, bis ich alles um mich herum vergaß.
 

Das heiße Wasser prasselte herrlich auf der Haut, genauso wie Edwards Finger auf meinem Kopf als er mir mit sanften kreisenden Bewegungen die Haare wusch. Danach widmete er sich mit der gleichen Hingabe dem Rest von meinem Körper, was ich ihm auf ähnliche Art dankte. Am liebsten wäre ich einfach für immer mit ihm unter dem dampfenden Strahl stehen geblieben, hier in diesem abgeschlossenen Raum, wo uns keiner sah und vor allem keiner störte. Als wir nach einer halben Ewigkeit endlich den Weg aus Jaspers Dusche fanden hätten wie wohl unter menschliche Bedingen ausgesehen wie verschrumpeltes Trockenobst, aber das einzigste was wir davon trugen waren triefnasse Handtücher, deren wir uns gleich wieder entledigten als wir das Zimmer und das Bett erreichten. Erst als ich mich zufrieden und vollkommen entspannte in die Kissen kuschelte fiel mir Jacob in der Garage wieder ein. Mein Mund zog einen Flunsch, weil sich die Entspannung mit einem Schlag verflüchtigte. Edward der sich auf die Seite gedreht hatte stützte seinen Kopf auf um mich treuherzig anzusehen. „ Was denn, bist du mit irgendetwas in meinem Pogramm unzufrieden?“ Ich musste gegen meinen Willen lachen „Nein, keine Verbesserungsvorschläge, das Programm und vor allem die Umsetzung ist perfekt,“ dann wurde ich wieder ernst. „Aber ich habe ein Riesenproblem, dass in der Garage liegt und mit jeder Sekunde in der es sich erholt dafür sorgt das hier alle aggressiver werden, nur dummerweise hat es kein zu Hause mehr, wo es hin könnte ohne Gefahr zu laufen von seinen ehemaligen Freunden gefressen zu werden.“ Edward schaute genauso ratlos drein wie ich „Du hast ein Talent für kompakte Zusammenfassungen und leider auch vollkommen recht.“ Wie um meine Worte noch die letzte Bestätigung zu geben knallten gleich mehrere Türen auf einmal in Schloss, dass die Fenstergläser zitterten. Fluchend zog ich die Decke über den Kopf. Die Wirklichkeit hatte mich wieder. Edwards Wange kam ebenfalls unter die Decke um sich liebevoll an meine zu schmiegen. „Nur fürs Protokoll, nicht du hast ein Problem sondern wir und darum ist die Lösung nicht allein dein sondern unser Problem.“ Ich lächelte dankbar und küsste ihn, dann riss er plötzlich hastig die Decke zur Seite „und jetzt widmen wir uns besser wieder voll und ganz dem übelriechenden Problem, bevor Emmett noch Dummheiten macht und Rosalie einen ihrer berühmten Anfälle kriegt.“ Ich hatte keine Ahnung was er damit meinte, hielt es aber für besser nicht weiter nach zu fragen, sondern mich ebenfalls aus dem Bett zu schwingen und anzuziehen.

Dabei stellte ich mit einem Seitenblick zum Fenster fest, dass die Nacht bereits aufgezogen war.

Als wir wieder unten in der Küche ankamen, war der Rest der Familie vollzählig versammelt, auch Carlisle und Jasper waren wieder da, mit unerwarteten Neuigkeiten. „Ich habe im Krankenhaus deinen Vater getroffen Bella“ erzählte Carlisle. „ Er hatte einen Krankentransport begleitet.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause, als wenn er darüber nachdachte, ob er weiter sprechen sollte „Billy Black ist vor ein paar Stunden eingeliefert worden, er hat versucht sich das Leben zu nehmen.
 

„Was?“ Ich fühlte mich, als wenn mir jemand einen harten Schlag in die Magengrube verpasst hätte. Sofort hob Carlisle beschwichtigend die Hände „Es geht ihm so weit ganz gut, aber er liegt auf der Intensivstation.“ „Wie hat er, ich meine?“ In meinem Kopf flogen die Gedanken wild durcheinander. Alles lief vollkommen aus dem Ruder, Jacob wurde fast todgebissen und Billy?! „Er hatte eine Gewehr, aber das Mädchen Emily heißt sie nicht war? Ist gerade noch rechtzeitig nach Hause gekommen um das schlimmste zu verhindern, aber er hat einen Durchschuss an der Schulter abbekommen und sie steht ebenfalls unter Schock.“ Kraftlos ließ ich mich neben Alice auf einen Stuhl fallen. Sie wirkte ebenfalls vollkommen erschüttert und blickte mit großen Augen zu Edward hinüber, der wiederum Carlisle anstarrte. „Scheiße!“ entfuhr es mir „Eine maßlose Untertreibung!“ zischte Rosalie giftig. „Eine maßlose Untertreibung für das alles hier!“ Es war klar, das es ihr nicht um Billys Gesundheitszustand ging. Für ein paar Minuten herrschte gedrücktes Schweigen, dann ergriff Edward das Wort. Was er sagte überraschte alle einschließlich mich „O.k. wie lange dauert es noch bis er wieder vollkommen hergestellt ist?“ Die Frage war an Carlisle gerichtet und bezog sich auf Jacob. Der blonde Vampir zuckte mit den Schultern „Vielleicht noch ein, zwei Tage wenn er weiterhin solche Fortschritte macht denke ich. Es ist wirklich erstaunlich.“ Zum ersten mal hörte ich einen Vampir so was wie anerkennend über einen Werwolf reden. „Gut“ nickte Edward, dann sah er plötzlich Alice an, die plötzlich die Lippen auf einander presste. Verwundert über ihre Reaktion wollte ich mich gerade an sie wenden, als Esme entschlossen aufstand. „Vielleicht geht es ja so gar noch schneller, wenn wir ihm was zum Essen machen?“ ihre dunklen Augen richteten sich vergnügt zwinkernd auf mich „Ich glaub du weißt noch am ehesten von uns allen wie man etwas bekömmliches zubereitet.“

Damit schienen es alle auf einmal furchtbar eilig zu haben. Rosalie und Emmett verließen ohne ein weiteres Wort das Haus und Edward verschwand mit Jasper in Carlisle Büro, während ich mit Esme anfing die unzähligen Einkaufstüten auszupacken.
 

„Ich hoffe das schmeckt einigermaßen“ unsicher betrachtete ich die vier gebratenen Steaks und die gewaltige Schüssel mit Bratkartoffeln, die ich behutsam vor Jacob aufstellte. Er grinste schief, als er sich aufrichtete und den Teller zu sich ran zog. „Du warst immer eine gute Köchin“ „Aber im Vergleich zu Emily eine totale Niete“ Grinsend schob er sich eine volle Gabel in den Mund. Ich hob fragend eine Braue „Und?“ Er nickte wohlwollend „Essbar“ Ich streckte ihm die Zunge raus und er kicherte, bis er schmerzvoll die Augen zusammen kniff. Wir saßen uns ein Stück weit von einander entfernt gegenüber und während ich ihm beim Essen zu sah, überlegte ich hin und her ob ich ihm das von seinem Vater erzählen sollte. Einerseits hatte er ein Recht darauf es so schnell wie möglich zu erfahren, andererseits fürchtete ich das es ihn zu viel aufregen würde und da ich nicht abschätzen konnte in wie weit sich das auf die gesamt Situation auswirkte, ließ ich es doch lieber bleiben. Wir schwiegen bis auch die letzte Bratkartoffel in Jacobs Bauch verschwunden war, erst dann rückte ich wieder näher an ihn heran, um das leere Geschirr einzusammeln. „Willst du noch mehr?“ Er schüttelte den Kopf. Ich lächelte und er tat es auch „Danke“ sagte er plötzlich, was mich kurz in meiner Bewegung innehalten ließ „Keine Ursache“ murmelte ich und er verzog das Gesicht, ich dachte er hätte wieder Schmerzen und sah besorgt zu den Infusionsflaschen hinüber „Brauchst du noch etwas? Schmerzmittel oder so?“ Er sah immer noch gequält aus. „Nein, ich fürchte was ich brauche kann ich nie mehr bekommen.“ Dann schüttelte er sich kurz, und zog die Campingdecke wieder über seine Schultern. „Wie spät ist es eigentlich „Zehn Uhr“ Er nickte „Ich glaub ich schlaf noch ne Runde, um so schnell bin ich wieder fit.“ Damit schmiss er mich erneut wieder aus der Garage, aber mir war das ganz recht. So musste ich ihm nicht weiter die Unwissende vorspielen. Ich hatte gerade das gesamte Geschirr abgespült, als Alice hinter mir auftauchte. „ Weißt du was wir durch die ganze Aufregung fast vergessen haben?“ Ihre tadelnde aber endlich mal wieder unbeschwert klingende Stimme ließ mich aufhorchen „Nein was?“ „Der Abschlussball!“ es klang als wenn ich den Geburtstag meiner Mutter vergessen hätte. Mir blieb die Spucke weg. „Der Abschlussball? Du willst immer noch da hin?“ Meine sirenenartige Stimme ließ sie kurz die Stirn kraus ziehen. „Natürlich, es ist schließlich dein Abschlussball und was sagte Edward noch gleich? Den lassen wir von nichts und niemanden kaputt machen.“

End of days

Alice meinte es tatsächlich ernst. Während Jacob in der Garage seiner Regeneration entgegen schlummerte, zwang sie mich in ihrem Zimmer dazu den gesamten Inhalt ihres Kleiderschrankes nach dem perfekten Outfit zu durch kämmen. Ich hatte das Gefühl, dass nach dem Abschlussball vom letzten Jahr noch eine ganze Menge an Kleidern dazu gekommen war, wobei ich mich fragte, wie sie die in über die schon überfüllten Bügel gezogen hatte. Wir standen knietief in Tüll und Pailletten, als Rosalie zu uns stieß. Zu meiner tiefsten Erleichterung schien sie ihre schlechte Laune abgelegt zu haben, zu mindest sah sie nicht mehr wütend aus, was vielleicht mit dem frischen Goldton ihrer Augen zusammen hing. Wenn Emmett genauso aussah, konnte der Abend wirklich noch angenehm werden, vorausgesetzt, Jacob kam nicht plötzlich auf die Idee seinen Urinstinkten nach zu gehen. Schnell schüttelte ich diese Vorstellung von mir ab und konzentrierte mich wieder auf Alice, die mir auf ihren schmalen Armen zwei aufwendig gearbeitete Seidenroben entgegen hielt. Erst als ich sie mir nach ihrer unmissverständlichen Auforderung vor dem Spiegel vor den Körper hielt, erkannte ich das sie bis auf die Farbe exakt gleich waren. „Ich mag schwarz lieber, aber Edward liebt einfach dieses marineblau an dir“ Lautete ihre verblüffende Erklärung dazu. Rosalie kicherte hinter vorgehaltener Hand. Sie selbst hatte sich noch mal für den Traum in rot entschieden mit dem sie auch dieses Jahr unter Garantie wieder den Hauptteil der weiblichen Ballbesucher in Depressionen stürzen würde.

„Tja also dann nehme ich dieses hier“ Wenn ich allerdings geglaubt hatte mit einem raschen Entschluss sofort entlassen zu werden, hatte ich mich getäuscht. Erst nach dem Alice und Rosalie sich einig waren, dass ich das perfekte Kleid anhatte durfte ich mich unter heftigen Protest ins Wohnzimmer stehlen, wo Edward und Jasper gerade dabei waren die riesigen Metallplatten vor die Fensterfront fahren zu lassen. Jasper versuchte Edward einen raschen Seitenblick zu zuwerfen. Ich grinste schwach. „Wer weiß was sie als nächsten vorhaben was?“ Jasper grinste verschämt zurück. „Ich vergesse immer noch, dass deine Sinne nicht mehr menschlich sind.“ Jetzt bekam Edward den entschuldigenden Blick zu geworfen, doch er tat einfach so, als hätte er nichts gehört und wechselte das Thema „Was meinst du? Sollen wir schnell zu Charly fahren und auf ihn warten? Es sollte nicht so aussehen, als wenn wir schon zu viel wüssten.“ Er hatte recht und Charly war bestimmt sehr durcheinander, wenn er nach Hause kam. Somit machten wir uns also auf den Weg nach Forks, wobei Emmett, der plötzlich aus dem Garten herein kam darauf bestand mit uns zu fahren. Die Dunkelheit begann sich gerade auszubreiten, als wir mit seinem roten Ungeheuer von Auto über die schmale Straße donnerten. Obwohl alles um uns herum genauso aussah wie immer, wusste ich doch, dass es sich entschieden verändert hatte. Das hier war nicht länger ein friedlicher Ort, sondern ein Gebiet auf dem eine mehr als unangenehme Spannung lag, die man fast auf der Haut spüren konnte. So als wenn man bei feuchter Witterung unter einer Starkstromleitung hindurchlief. Unangenehm kribbelig und die Unruhe ließ meine Finger ungeduldig auf meinen Knien herumtrommeln, bis Edwards lange weiße Hände sie sanft aber bestimmt umschlossen. Sein schiefes Lächeln passte nicht zu dem fast schon feindseligen Blick mit dem er wie ein Scheinwerfer die Straße vor uns anstarrte. Emmetts Gesicht hingegen sah aus wie das von einem Gorilla, dem man seine Banane weg genommen hatte. Ab uns zu stieß er einen hässlichen Fluch aus, dessen Wortlaut mich zusammen zucken und Edward Stirn kraus werden ließ. „Emmett!“ zischte Edward schließlich mahnend, als wir die Einfahrt zu Charly Haus erreichten. Der breitschultrige Vampir zog ein wenig den Kopf ein. „Schon gut, aber die ganze Luft ist hier verpestet.“ Was in meinen Augen ein Bisschen übertrieben war, aber wahrscheinlich hing ihm Jacobs Geruch noch in der Nase. Der Streifenwagen parkte schon in der Einfahrt und wir stellten den Truck hinter ihm ab. Emmett blieb ihm Auto sitzen. Charly saß im Wohnzimmer vor dem laufenden Fernseher. Vor sich ein unangerührter Teller mit fertig Nudeln. Sein Gesicht erschreckte mich. So blass und fertig hatte ich ihn das letzte mal bei der Sache mit Harry gesehen, aber was das ein Wunder? Sein ältester und bester Freund hatte gerade versucht sich umzubringen, weil er glaubte sein Sohn wäre tot. Unser Erscheinen aber hellte seine erschütterte Miene ein wenig auf. „Hey Schatz, was machst du denn hier?“ Ich wieder stand nur wiederstrebend dem Drang ihn tröstend zu umarmen. „Carlisle hat uns das mit Billy erzählt. Oh Gott Dad, was ist denn nur passiert?“ Wenn das so weiter ging, würden meine Schauspielleistungen bald Oskarqualität erlangen. Er nickte als er die Zusammenhänge erfasste „Oh ja natürlich. Ich habe keine Ahnung Bella wirklich nicht. Ich weiß nur das Jacob nicht auf zu finden ist und das Billy anscheinend vollkommen den Verstand verloren hat!“ Anscheinend hatte er endlich die Möglichkeit seiner Verzweiflung Luft zu machen, denn er knallte jetzt ohne Zurückhaltung das kalte Essen auf den Wohnzimmertisch, das die Nudeln quer durch den Raum flogen. Edward hob erstaunt die Augenbrauen, sagte aber nichts, denn Charly legte weiterhin los „Er schießt sich vor Emily fast in den Kopf. Ich begreif das nicht, was ist denn hier bloß los! Warum fangen alle hier an durch zu drehen?“ Es war nicht einfach seinem bohrenden Blick stand zu halten, denn ich konnte es deutlich sehen. Er hatte keine Ahnung was da um ihn herum passierte und das machte ihn selbst fast verrückt. Edward dunkle Stimme unterbrach meine schmerzhaften Gedanken „Sag ihm das Jacob dich angerufen hat“ Ungläubig wollte ich mich zu ihm umwenden, doch „Los Bella und sag ihm auch, dass Jacob wegen uns einfach die Nerven verloren hat, aber das er zurückkommt.“ Ich wiederholte laut was Edward mir auf unhörbare Weise diktierte. Charly stieß fassungslos die Luft aus. „Ach du liebe Güte“ murmelte er „Ich hatte keine Ahnung das ihn das wirklich zu so einer Handlung hinreißen würde. Er war doch immer so ein vernünftiger Kerl.“ Völlig fertig über das was ich ihm da gerade erzählt hatte, wischte sich Charly über die Stirn. Edward übernahm jetzt das Ruder. Mit erschreckend routinierter Gelassenheit tischte er Charly weitere Geschichten auf „Es ist eine Menge schief gelaufen Charly, aber ich versichere dir, das sich alles finden einfinden wird. Jacob ist schon wieder auf dem Weg hier her, aber er weiß noch nicht was seinem Vater passiert ist. Das beste wird sein, wenn du ihm das erklärst, aber du solltest jetzt vielleicht erst einmal Emily Bescheid sagen, damit sie es Billy erzählt.“ Charly wirkte plötzlich wie ein eingeschüchterter Schuljunge den der Lehrer anwies an die Tafel zu gehen. „Gut, das mache ich, am besten sofort was?“ Damit verschwand er in den Flur. Kurz darauf hörten wie ihn leise ins Telefon sprechen. Ich zog eine Grimasse „Ist es nicht ein bissen voreilig ihm das alles zu versprechen?“ Für mich schien die perfekte Lösung für all die Probleme die sowohl Jacob als auch wir hatte noch in unerreichbarer Ferne, doch Edward schien wirklich von seinen Worten überzeugt zu sein. Sein Blick war auf den Flur und damit auf Charly gerichtet, der immer noch telefonierte. „Er überlegt, ob er nicht ins gleich ins Krankenhaus fahren soll, was ich für eine gute Idee halte, dort ist er im Augenblick am sichersten aufgehoben.“ Meine Augenbrauen schnellten in die Höhe? Wieso am sichersten, was sollte meinen Vater den bitte schön passieren? Diese Fragen konnte er mir wohl von den Augen ablesen, aber er wartete erst ab bis Charly wieder das Wohnzimmer betrat und uns mitteilte, dass er noch mal zu Billy und Emily fahren wollte. Erst als der Streifenwagen nicht mehr zu hören war, rückte Edward mit der Sprache heraus, gerade als Emmett durch die Tür kam. „Das Rudel! Jacobs unvorhersehbare Aktion hat sie vollkommen durch einander gebracht. Ihre Rangordnung ist zerfallen und damit sind sie zur Zeit unberechenbar.“ „Was heißt das genau?“ hakte ich weiter nach, das klang mehr nach einem Problem das sich auf uns alleine bezog und nicht auf Charly, denn der hatte doch überhaupt nichts damit zu tun, aber wenn ich Edwards und Emmetts Gesicht richtig deutete, sahen das die Wölflinge anders. Panisch krallte ich mich an Edwards Pullover fest „Sie wollen Charly etwas antun? Aber wieso? Er ist doch..“ „Ganz ruhig Bella.“ Versuchte er mich sofort zu beruhigen „Sie planen nichts genaueres, jedenfalls nichts was für mich offensichtlich wäre. Es sind reine Vorsichtsmaßnahmen die wir treffen.“ Er nahm mich in die Arme und zog mich an seine Brust. „Ich verspreche dir, wir tun alles um ihn und die anderen zu schützen.“ Das langt mir langsam nicht mehr. Wir mussten so schnell wie möglich von hier weg, dass war doch die einzigste Möglichkeit damit niemand Unschuldiges zu Schaden kam, nur was würde dann mit Jacob und Billy passieren? „Wir bleiben am besten hier bis Morgen früh und dann sehen wir weiter.“ Unterbrach Edward meine Gedanken. Emmett ließ sich seufzend auf die alte Couch sinken, die unter ihm ächzend nach gab und griff wie selbst verständlich nach der Fernbedienung. „Ich hätte ja schon die perfekte Lösung aber mich fragt ja keiner.“ Brummte er leicht beleidigt. Der Bildschirm flammte auf und sowohl Edward wie auch ich verzichteten darauf zu antworten.
 

Die ganze Nacht über grübelte ich. Über Charlys Zukunft, über die von Jacob und Billy über meine und Edwards. Es war eine unbefriedigende Angelegenheit, denn ich kam zu keiner wirklich guten Vorstellung. Jede Variante enthielt Lücken. Wenn wir von hier fort gingen war Charly aus der Gefahrenzone, eigentlich gut, aber was wurde aus Jake? Ich konnte ihn hier nicht einfach zurück lassen, dass war nicht fair, nicht nach all dem was er für mich getan hatte. Doch ihn mit nehmen konnten wir ihn auch nicht. Mehrmals huschte mein Blick zu Edwards Kinn hoch, denn ich saß an ihn gekuschelt, auf seinem Schoß im Sessel. Ich würde noch einige ernste Gespräche mit ihm darüber führen müssen und mir graute es jetzt schon davor.

Ein besonderer Tag

Als Charly weit nach Mitternacht wieder aus dem Krankenhaus zurück kam, zogen wir uns in mein altes Zimmer zurück. Dort mussten Edward und ich uns dann auch noch schlafend stellen, weil Charly überraschender Weise seinen Kopf durch die Tür steckte, aber ohne dem hätte ich wohl nie erfahren, dass Emmett tatsächlich mit seiner wuchtigen Gestalt in meinen Schrank passt. Während ich mit geschlossenen Augen dem leicht schnellen Herzschlag meines Vaters an der Tür lauschte, fragte ich mich schon was in ihm vorging, aber auch dieses mal traute ich mich nicht Edward danach zu fragen, mir würden die Antworten unter Garantie nicht gefallen.

Als die Dämmerung aufzog surrte Edwards Handy. Wir saßen zu dritt auf dem Fußboden und spielten mittlerweile die sechste Runde Schiefeversenken. Das Spiel hatte ich zwar nie sonderlich gemocht, aber es war das einzigste was man mit ein paar Stiften und ein paar Zetteln zustande bringen konnte. Zu erst hielt ich Emmetts stark konzentrierte Miene für reichlich übertrieben, aber dann ging mir nach der ersten Runde ein Licht auf. Er musste tatsächlich viel mehr aufpassen als ich, denn er musste seine Gedanken vor Edward so gut es ging geheim halten, ansonsten war das Spiel vorbei, bevor es angefangen hatte. „Lass mich raten,“ wandte ich mich an den zauberhaften Vampir neben mir mit dem Engelsgesicht, als Emmett mal wieder leise vor sich hin fluchte „warum du immer bei Gesellschaftsspielen Klavier spielen sollst“ Er grinste mich schelmisch an, „Dabei werden sie immer besser darin mir was vor zu machen.“ Dann hielt er sich das kleine silberne Ding ans Ohr „ Das war Alice, wir müssen zurück, die Sonne kommt heute früh durch.“ Informierte er uns nach einem sehr kurzen Gespräch. Emmett sprang ungewöhnlich leichtfüßig für seine Statue auf die Füße und streckte sich brummelnd. „Na super und wie kriege ich jetzt meinen Smoking noch aus der Reinigung abgeholt?“ Mich plagten ganz andere Sorgen als ein blöder Anzug und die Zeugnisübergabe, die heute Nachmittag statt fand. „ Aber wir können Charly doch nicht hier ungeschützt alleine lassen, was ist mit dem Rudel?“ Edward verzog unwirsch den Mund. „Vertrau mir, die haben heute Vormittag andere Dinge vor.“ Mir lief bei diesen düsteren Worten ein eisiger Schauer über den Rücken, der hünenhafte Vampir neben mir ließ dagegen erfreut seine Muskeln spielen, er war wohl der einzigste von uns allen, der sich auf den Abend freute „Aber sie werden doch nicht schon zu der Entlassungszeremonie kommen oder? Da werden alle Eltern zu gegen sein.“ Ich wollte mir gar nicht ausmalen was dort passieren konnte. Ein Blutbad, ein Supergau! Doch Edward schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, sie kommen erst zum Ball. Für sie ist die Dunkelheit genauso wichtig wie für uns, wenn die Situation außer Kontrolle geraten sollte.“ „Himmel!“ stieß ich mühsam beherrscht zwischen den Zähnen hervor. „Warum tun wir das? Warum dieses Risiko für all diese Menschen hier?“ Emmett hüstelte kurz, als wenn er sich verschluckt hatte und Edwards schmale Augen huschten kurz über mich hinweg, bevor er ebenfalls aufstand und mir seine Hand reichte. „Eine Nacht noch Bella“, hörte ich ihn murmeln, dann sagte er nichts mehr.
 

Emmett lief vor uns zurück, während Edward und ich noch warteten, bis Charly aufstand um ihm zu sagen wann und wie die Entlassungsveranstaltung statt fand. Er nickte abwesend zu meinen Worten und nippte dabei an seinem Kaffee, den ich wie das übliche Frühstück auf dem Küchentisch für ihn hergerichtet hatte. Edward ruckte mit den Augen zum Fenster um mir zu bedeuten, dass die Sonne bereits durch die Wolken brach. Ich beeilte mich „O.k. Dad, dann sehen wir uns um zwei Uhr vor der Turnhalle, dann können wir gemeinsam rein gehen. Erst spielt die Schulband ein paar mehr oder weniger gut eingeübte Musikstücke und dann hält der Direktor noch eine kleine Rede. Zum Schluss kriegt jeder sein Zeugnis und einen feuchten Händedruck und dann ist es auch schon vorbei.“ Charly, der bei meiner Aufzählung bereits mit den Spiegeleiern beschäftigt war, lachte plötzlich erstickt auf und hielt sich die Hand vor dem Mund. „Entschuldige Bells, aber bei dir klingt es, als wenn es sich um einen unangenehmen Zahnarztbesuch handelt den wir vor uns haben und nicht um ein wichtiges Ereignis in deinem Leben.“ Ich kriegte tatsächlich ein halbwegs ungezwungenes Lächeln zustande. Wenn er doch nur wüsste, dass das bereits hinter mir lag. „Na ja, ich glaub, was solche Pflichtveranstaltungen angeht, sind wir zwei wirklich aus einem Holz.“ Er lachte wieder und tat dann etwas wirklich vollkommen unerwartetes. Er beugte sich plötzlich zur Seite und schlang seine Arme um meinen Hals. Edward machte angespannt einen Schritt auf uns zu, aber ich war so von Charlys unerwarteten Gefühlsausbruch überrumpelt, dass ich nur stocksteif da sitzen konnte, bis er mich wieder los ließ. „Ich bin wirklich Stolz auf dich mein Schatz, wirklich stolz.“ Murmelte er mit merkwürdig kratziger Stimme. „Danke Dad“ war alles was ich raus brachte. Ich erwartete einen merkwürdigen Blick, irgendein Kommentar, aber er sagte nichts, sondern wandte sich wieder seinen Eiern zu „Schade, dass deine Mutter nicht kommen kann, aber wenn Phil natürlich ein Spiel in Las Vegas hat.“ Erstaunlich wie schnell seine Stimmung wechseln konnte. Gerade noch vollkommen gerührt, jetzt schon wieder sarkastisch. Auch wenn ich selbst ein wenig darüber enttäuscht war, das Mum nicht kommen konnte, wollte ich nicht dass er so was sagte. „Hör auf Dad, sie hat sich doch tausendmal entschuldigt, außerdem fahre ich noch mal zu ihr, bevor ich nach England fliege.“

Er ließ noch mal die Gabel sinken. „Wann geht das überhaupt los?“ „Im August. Wir müssen uns ja noch die Unterkünfte und so weiter kümmern.“ „Richtig“ Seine Augen bekamen einen fast schon traurigen Ausdruck „Gar nicht mehr lang hin“ konnte ich ihn flüstern hören. Edward räusperte sich und machte mich noch mal auf seinen Anzug aufmerksam den er noch dringend aus der Reinigung abholen musste. Ich war froh aus der Küche heraus zu kommen, noch länger hätte ich Charlys Blick nicht ertragen.
 

Edward holte wirklich alles aus dem Volvo raus, um so schnell wie möglich aus der Stadt zu kommen. Die verräterischen hellen Strahlen tanzten schon auf der Motorhaube, als wir die Straße verließen und in den versteckten Weg einbogen. „Zieht es denn wirklich bis zwei Uhr wieder zu?“ fragte ich skeptisch und warf einen Blick zum fast schon wolkenlosen Himmel. Edward fuhr schurr grade auf die Auffahrt. „Du kannst dem Alice Cullen Wetterbericht voll und ganz vertrauen. Die Leute werden sich zwar böse darüber aufregen, aber uns kann das ja egal sein nicht war?“ Mein Blick fiel beim Aussteigen auf das geschlossene Garagentor „Was machen wir mit Jake heute Abend?“ „Carlisle und Esme bleiben hier“ bekam ich als knappe Antwort zu hören, was mich davon abbrachte das Thema Jacob noch weiter zu vertiefen. Ich würde Morgen damit anfangen schwor ich mir selbst. Heute wollte ich die Stimmung nicht noch zusätzlich anheizen. Um mich selbst wieder ein Bisschen aufzuheitern, griff ich nach Edwards schmalen Fingern um seinen Handrücken einen sanften Kuss auf zu drücken. Ich lachte in sein überraschtes Gesicht „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“ Er schenkte mir sein liebstes Lächeln. „Nein, aber ich weiß wie sehr ich dich liebe und das alles worüber ich Gewissheit brauche.“ Damit beugte er sich nach unten und strich mit seiner Unterlippe sanft über meine.

„Hey könnt ihr vielleicht auch mal an was anderes denken?“ ertönte es plötzlich aus dem Fenster über uns. Stöhnend hob Edward wieder den Kopf „Alice nicht jeder setzt seine Prioritäten so wie du und außerdem haben wir noch jede Menge Zeit um uns für den heutigen Anlass schön zu machen.“ Die schwarzhaarige Vampirin runzelte nur verdrießlich die Stirn. „Du hast leicht reden, du muss ja auch nur einen Anzug anziehen, uns kostet es erheblich mehr Arbeit.“ Mein Kopf sank an Edwardsbrust „Oh nein, sie wird mich wieder raus putzen wollen, hilf mir, bevor ich gleich wieder zum Versuchskaninchen mutiere. Er kicherte leise in mein Ohr „Tut mir Leid Bella, ich fürchte, da ist keine Rettung möglich, aber denk dran wie fantastisch du beim letzten mal ausgeschaut hast, wobei,“ Plötzlich wurde seine Stimme rau wie Sandpapier „Ich sollte noch mal bei Tyler vorbei schauen und ihn davon überzeugen, dass er besser den Abend vor dem Fernseher verbringt. Es könnte sonst möglicherweise zu einen bösen Unfall kommen.“

Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, nahm mich Alice gleich nach unserem Eintreten in Beschlag. Sie gab mir nicht einmal die Zeit in die Garage zu gehen um nach Jake zu sehen, sondern verfrachtete mich sofort ins Badezimmer um meine Haare auf riesige Lockenwickler zu drehen. „Der schläft noch“ knurrte sie nur und ich musste mich wohl oder übel damit geschlagen geben, wenn ich nicht riskieren wollte von ihr mit einer Haarbürste malträtiert zu werden.

Nach zwei Stunden, von mir allerdings gefühlten zwanzig, erhielt ich bereits die dritte Ladung Wimperntusche ins Gesicht. Meine Haare waren zu diesem Zeitpunkt zu einer atemberaubenden Lockenmähne mutiert, die in großen Schwüngen über meine Schultern fielen. Als Rosalie zu uns ins Bad gehuscht kam bereitete mir ihr anerkennender Blick mehr Vergnügen als es eigentlich sollte. „Übertreibt es nicht, sonst laufen die Jungs der Schule noch Amok“ grinste sie. Wir kicherten wie kleine Kinder und ich hatte tatsächlich eine ungewöhnlich gute Laune mit der ich mich schließlich dran machte mich für den Nachmittag umzuziehen. Nur ein winziger Rest von schlechtem Gewissen gegenüber Jake blieb in meinem Hinterkopf zurück, aber den verbannte ich. Edward hatte recht, dass war ein besonderer Tag, einer von den letzten hier . Ich entschied mich für einen neuen knielangen blauen Rock und eine weiße ärmellose Bluse, die man unter dem Talar eh nicht sehen konnte. Ich drehte mich prüfend vor dem Spiegel, der in der Innenseite von Edwards Schrank hing, eigentlich war ich ganz zufrieden mit dem was ich sah, aber Edward der bereits fix und fertig und unsagbar gut aussehend auf dem Sofa saß, musterte mich mit unverhaltender Skepsis. Zerknirscht wandte ich mich zu ihm um „Was ist? Sieht das nicht gut aus?“ unsicher zupfte ich jetzt an der eigentlich perfekt sitzenden Bluse herum, bis er mich spitzbübisch grinsend zu sich winkte. Das Gold in seinen Augen schien fast schon flüssig. „Du siehst großartig aus, für mich persönlich zu gut für die Kerle da draußen, die mich gleich wieder an den Rand meiner Beherrschung bringen werden, aber das nur neben bei, nur ich finde da fehlt noch was. Er stand ruckartig auf, packte mich bei den Schultern und drehte mich um. „Hey, was machst du?“ Mein Prostest wurde von seinen weichen Fingern an meinem Hals erstickt. Er hatte was in den Händen, was er mir geschwind umlegte. Mir blieb für eine Sekunde die Luft weg, als ich es im Spiegel sah. Eine silberne Halskette deren feine Glieder von blauen Perlen durchbrochen wurde. Sie war wunderschön. Fassungslos drehte ich mich wieder um, um in seine begierigen Augen zu blicken „und gefällt sie dir?“ „Sie ist unbeschreiblich, die muss ein Vermögen gekostet haben!“ Hilflos verdrehte er die Augen zur Decke. „Oh man Bella, das ist ein Geschenk, zum Abschluss deiner High School Karriere. Nehme es einfach als solches hin o.k.? Keine Grundsatzdiskussion bitte.“ Beschämt zog ich die Schultern ein, er hatte recht, heute sollte ich meinen Stolz vielleicht ausnahmsweise mal zu Hause lassen, es war ja schließlich kein Sportwagen oder ein Flugzeug womit er mir eine Freude machen wollte. Ich griff noch mal nach der Kette „Danke schön“ hauchte ich und er fasste schmunzelnd nach meinem Kinn „Gern geschehen.“

Wahrheit und Versprechen

Für eine Kleinstadt wie Forks war das Ereignis Schulabschluss einer der wichtigsten Bestandteile ihres kleinbürgerlichen Lebens und so verwunderte es einen nicht wirklicht, dass selbst die schmale Hauptstraße mit Luftballons in den Farben der Schule geschmückt war. Auf dem schon zu normalen Zeiten leicht überfüllten Parkplatz stauten sich die Autos bei unserer Ankunft bis weit hinter den Sportplatz und wir mussten wohl oder übel ein Stück zu Fuß gehen um an die kleine Tribüne neben der Cafeteria zu gelangen, die der Direktor mir einer satten Portion Gottvertrauen an diesem Tag hatte aufbauen lassen. Der Sonnenschein von heute Morgen musste ihn wohl dazu animiert haben, wobei der Himmel jetzt wieder unter einer grauen Wolkenschicht verborgen lag. So manches Elternpaar, dass seinen Platz auf den alten unbequemen Klappstühlen schon eingenommen hatte, warf einen skeptisch Blick nach oben. Unsere Auftauchen lenkte sie allerdings für einen Moment von ihrer Wetterbeschwörung ab. „Ich komme mir vor wie auf dem Präsentierteller“ raunte ich Alice zu die mir nur verschwörerisch zu zwinkerte. „Glaub mir, du gewöhnst dich irgendwann daran.“ Jasper, Emmett und Rosalie bezogen die hintern Sitzreihen, während Edward und Alice mich zur Turnhalle begleiteten. Charly ließ aber noch eine ganze Weile auf sich warten. Erst als die Schulkapelle schon anfing zu spielen kam er über den Rasen gehetzt. Die Krawatte wie eine Schlinge um den Hals und völlig außer Puste kam er bei uns an. Da hatte mit Edward schon erzählt, was ihn aufgehalten hatte. „Entschuldige Schatz,“ keuchte Charly wie eine alte Dampflok, „aber ich war noch bei Billy im Krankenhaus. Er macht sich immer noch große Sorgen um Jacob, hat er sich noch mal bei mir gemeldet?“ Ich schüttelte mit einem Seitenblick zu Edward den Kopf. „Leider nicht, aber ich bin sicher, dass er sofort was von sich hören lässt, wenn er zu Hause ist. Emily ist bestimmt die ganze Zeit bei Billy richtig?“ Charlys rasselnder Atmen hatte sich mittlerweile wieder beruhigt, doch die Falten auf seiner Stirn mit denen er schon gekommen war, blieben. Er nickte, dann sah er mich plötzlich scharf an „Was hat er den überhaupt zu dir gesagt? Warum ist er einfach so weg gelaufen?“ Überrumpelt von der unerwarteten Frage, konnte ich nur hilflos mit den Schultern zucken, doch bevor ich gezwungen war ihn anzulügen, fing die Kapelle an zu spielen und wir mussten unsere Plätze einnehmen. Vor mir saßen Mike und Jessica, die uns einen raschen Blick über die Schulter zu warfen, bevor sie wieder die Köpfe in Richtung Podium drehten, an dem Mr. Fishman schon seine Zettel ordnete. Ich sah an Alice, die mir noch rasch meinen Hut reichte, vorbei in die Menge, die uns alle mit den gleichen Mienen beobachten. Eine Mischung aus Stolz und Wehmut spiegelte sich in den Gesichtern und so manche Mutter verdrückte bereits jetzt eine Träne. Charly hatte sich neben Emmett gesetzt, den er allerdings mit einigem Unbehagen musterte, obwohl der braunhaarige Vampir ihn freundlich anlächelte. Erst musste ich mir ein Grinsen verkneifen, aber dann wurde mir nur allzu klar, was ich da gerade sah. Zwei Welten. Auf der einen Seite die neue, in der ich nun existierte und auf der andern die, in die nicht mehr gehörte. Nie mehr.

In meinem Hals bildete sich ein riesiger Kloß, den ich einfach nicht runter schlucken konnte. Plötzlich spürte ich Edwards Finger, die sich in meine schoben und dann behutsam zu drückten, als ich mich zu ihm wandte. Er sagte nichts, aber was ich in seinen goldenen Augen lesen konnte reichte mir um den Kloß erträglich werden zu lassen.

Dann knisterte das Mikrophon und Mr. Fishman begann seinen Text vorzulesen. Obwohl es dabei bei allgemein um unsere Zukunft ging, hörte ich so gut wie gar nicht zu. Für mich hatten diese Worte eh keine Bedeutung, die Zukunft von der dort gesprochen wurde gab es in dieser Form für mich einfach nicht. Obwohl Edward, Alice und ich nach England gehen würden um zu Studieren, waren wir doch weit von den Zielen der übrigen Schüler um uns herum entfernt. Ihre Zeit war begrenzt, ihr Weg mehr oder weniger fest vorherbestimmt, wenn sie alles in ihrem Leben erreichen wollten, was ihnen in ihren Köpfen vorschwebte. Mike zum Beispiel, dessen Schultern nervös vor meinen Augen zuckten. Er würde wie Angela nach Port Angeles gehen und dann mit ziemlicher Sicherheit den Laden seiner Eltern übernehmen und Jess spielte mit dem Gedanken ihr Glück auf einer Schauspielschule in Hollywood zu versuchen. Wo von ihre Mutter allerdings noch nichts ahnte. Unterschiedliche Wege, doch beide waren nur ein Menschenleben lang. Meiner dagegen währte ewig. Ich versuchte mir vorzustellen wie es sein musste sie nach zwanzig Jahren wieder zu sehen. Verheiratet, Geschieden, mit und ohne Kinder und ich immer noch achtzehn, jedenfalls im Spiegel. Für immer achtzehn. Mein Blick glitt zu meiner schneeweißen Hand hinunter, die immer noch Edwards festhielten. Sie lagen ineinander geschoben da, wie zwei perfekt zu einander passende Puzzleteile, die zusammen gehörten um ein ganzes zu ergeben. Meine Mundwinkel schoben sich ein Stück weit nach oben. So war es und so sollte es sein. Vom ersten Augenblick unserer Begegnung an sollte es so sein. Edward Stimme drang aus der Erinnerung zu mir „Seit fast neunzig Jahren lebe ich unter meinesgleichen und unter euch und nie hatte ich das Gefühl, nicht komplett zu sein. Ich hatte keine Ahnung, dass ich etwas suchte- geschweige denn was und natürlich fand ich auch nichts, denn du warst noch nicht geboren.“

Jetzt waren hatten wir uns gefunden, waren komplett für immer und nichts und niemand konnte das mehr ändern.

Der donnernde Applaus der von Seiten der Zuschauer ausbrach, holte mich zurück in die Gegenwart und damit zurück zu meinem feierlichen Gang zum Podium um mir nach dem Aufruf meines Namens mein Abschlusszeugnis abzuholen. Dabei wurde mir erneut vor Augen geführt, das ich recht hatte. „Isabella Marie Cullen“ dröhnte es blechernd aus den kleinen Lautsprechern. Als Mensch wäre mir vermutlich der Saum meines Umhangs oder die Kante des roten Läufers auf den Holzdielen zum Verhängnis geworden, aber dank meines neu entwickelten Gleichgewichtssinns blieb mir zum ersten mal ein peinlicher öffentlicher Auftritt erspart, so dass ich einigermaßen würdevoll mit dem viereckigen Hut auf meinem Kopf die Gratulation entgegen nehmen konnte. Charly, der bei meinem Aufruf selbst von seinem Stuhl aufgestanden war, kramt in seiner Hose, um schließlich meinen Fotoapparat zu Tage zu fördern. Mit verschmitzten Grinsen knipste er, gleich eine ganze Reihe von Momentaufnahmen und ich war mir sicher nachher die Abzüge nahtlos zu einem Daumenkino aneinander fügen zu können. Ich beende sein Treiben in dem ich mich beeilte zu ihm zu kommen. „Eins langt Dad, oder willst du daraus eine Fototapete basteln?“ lachend wollte ich ihm die Kamera aus der Hand nehmen, doch Emmett war schneller. „Ein Vater Tochter Bild muss aber noch drin sein, dass gehört schließlich dazu.“ Bevor wir uns überhaupt wehren konnte wurden wir schon von seinen dicken Armen zusammen geschoben, dann hielt er sich die Kamera vor das grinsende Gesicht „Lächeln“ Ich tat es, was Charly genau machte weiß ich nicht, aber wenn er den gleichen Gedanken dabei im Kopf hatte wie ich, musste auch er sich dabei sehr anstrengen. Es würde wohl eins der letzten Bilder von uns beiden sein.

„Hey ich willen auch ein Foto!“ quietschte Alice hinter uns und schon schob sich ihre schwarzen Stachelhaare samt strahlender Miene zwischen mich und Charly, der ihr augenzwinkernd gratulierte.

Nachdem wir dann die gesamten Fotoshootings mit Jess und den Übrigen samt offiziellem Jahrbuchknipsen hinter uns gebracht hatten, schlug Edward unerwartet vor mit Charly essen zu gehen. „Die Newtons gehen auch mit.“ Setzte er seiner Überraschung noch einen oben drauf. Misstrauisch sah ich ihn an „Was soll das?“ formte ich mit stummen Lippen, doch er zog es vor mir nur ein unschuldiges Lächeln zu schenken. „So läuft ein Abschlusstag in der Regel ab und wir wollen doch das deiner so wird wie alle anderen auch.“ Erklärte mir Alice und schob mich dann in Richtung Parkplatz. Mir ging ein Licht auf. Endlich verstand ich ihre fast schon krankhaft penetrante Haltung gegenüber dem Abschlussball. Es ging gar nicht alleine um ihn, hier ging es um den gesamten Tag, um das gesamte Ereignis, von dem Alice und Edward an nahmen, es für mich nach allen Regeln der Kunst zelebrieren zu müssen. Vermutlich ein letzter Gruß an mein vergangenes menschliches Leben. Zu erst war ich sauer, doch dann sah ich Charly mit Mikes Vater ausgelassen herum albern, was mich beschämt auf meine Schuhe starren ließ. Ich sollte vielleicht noch eine andere Möglichkeit in Betracht ziehen. Vielleicht wollten sie damit aber auch Charly ein Geschenk machen, ein Abschiedsgeschenk.
 

Wir waren nicht die einzigsten die auf diese Idee gekommen waren und so platzte der kleine Italiener über den Forks verfügte fast schon aus allen nähten. Für uns und vor allem für mich ein willkommener Umstand, der es mir ersparte erstens viel Erde zu essen und zweitens viel Konversation zu treiben. Emmett und Rosalie waren nicht mitgekommen, sondern wollten Carlisle und Esme ablösen und ehrlich gesagt wollte ich auch nur noch nach Hause. Mit Unbehagen dachte ich an Jake, der wahrscheinlich schon so gut wie gesund in der Garage saß und mit seinen Trieben kämpfte. Wie sollte das nur weiter gehen? Edward der neben mir saß, warf mir einen fragenden Blick zu. Anscheinend konnte man mir meine trüben Gedanken vom Gesicht ablesen. Lächeln versuchte ich darauf hin die Probleme wieder zu verdrängen, was mir bis zu einem gewissen Punkt auch gelang, dann dachte ich an das verbliebene Rudel und meine Stirn verzog sich erneut.

Charly ließ es sich am Schluss natürlich nicht nehmen die Rechnung zu übernehmen, die zu seinem Glück nicht sehr hoch ausfiel. Ich täuschte einen Gang zur Toilette vor, als er zum Tresen ging um zu bezahlen, als ich zurück kam, schien er auf mich gewartet zu haben, denn er zog mich kurz zur Seite. Neugierig musterte ich sein angespannten Unterkiefer, er wusste wohl nicht so recht ob er sagen sollte, was ihm anscheinend auf den Nägeln brannte. „Alles o.k. Dad?“ Er lachte nervös „Ja Schatz, nur also,“ dann rückte er mit der Sprache raus „ Billy würde sehr gern persönlich zu deinem Abschluss gratulieren und auch gerne von dir hören was mit Jacob los ist.“ Mein Magen verkrampfte sich „Oh, sicher, soll ich ihn anrufen?“ „Nein, wenn es dir nicht allzu viel aus macht, könnten wir gleich noch mal bei ihm im Krankenhaus vorbei fahren.“
 

Sowohl Edwards wie auch Alice Kopf schnellten zu uns herum, als wenn sie jemand gerufen hätte, der weil versuchte ich meine gelassene Fassade aufrecht zu erhalten. „Sicher, wenn sein Gesundheitszustand das zu lässt.“ Stotterte ich dennoch unbeholfen. Charly lächelte wieder, er wirkte über meine Zustimmung mehr als erleichtert und hatte es jetzt richtig eilig aus dem Laden zu kommen. Wie auf Kommando erhoben sich auch die anderen zwei und bald schon standen wir zu viert vor den geparkten Autos. Charly hatte heute Gott sein dank meinen Truck, anstatt seines Streifenwagens genommen. Ich wiederholte noch mal auch für Charly hörbar unser Vorhaben „Was willst du Billy denn sagen?“ flüsterte Alice mir mit ihrer hohen Stimme zu, während Charly schon in den Truck einstieg. Ihr schien das Vorhaben gar nicht zu gefallen, Edward hingegen sah nur stumm und mit unergründlichen Ausdruck im Gesicht die Straße hinunter. Ich biss mir unschlüssig auf die Unterlippe. Wenn ich ehrlich sein sollte, ich hatte genauso viel Ahnung darüber wie vor der Zeremonie, aber irgendwie empfand ich es jetzt auf einmal richtig und vor allem wichtig mit Billy zu reden. Es ging hier schließlich um sein und Jakes Zukunft. Es musste so schnell wie möglich etwas passieren, dass war ich ihnen trotz allem schuldig. „Du fährst nach Hause Alice und ich folge euch in einigem Abstand.“ Fuhr auf einmal Edwards Samtstimme zwischen meine Überlegungen. Die kleine Vampirin und ich öffnete gleichzeitig unseren Mund, doch ein Blick in seine Augen reichten um uns davon zu überzeugen, dass es keinen Sinn machte dagegen zu protestieren. Er öffnete die Tür des Volvos und gab Alice unmissverständlich zu verstehen das sie Platz nehmen sollte, dann schlug er die Tür hinter ihr zu und kam noch mal auf dem Weg zur anderen Seite bei mir vorbei. Der merkwürdige Ausdruck lag immer noch auf seinem Gesicht, als sich sein Arm ungewöhnlich fest meine Taille wickelte. Er verschwand erst, als er sich nach vorne beugte um meine Stirn zu küssen. Ich dagegen war immer noch eingeschnappt, weil ich mir sicher war dass er mir misstraute, „Wieso glaubst du ist es nötig dass du mit kommst? Befürchtest du, ich zu viel oder das Falsche sage?“ fragte ich bissig, doch er gab nur einen heiserern Seufzer von sich, und drückte mich noch ein wenig mehr an sich. „Blödsinn Bella, ich will dich heute nur nicht eine Sekunde aus den Augen lassen, dass nimmst du mir doch hoffentlich nicht übel oder?“ Mein Atem geriet kurz ins Stocken, als mir dämmerte, wo von er sprach beziehungsweise wem seine Vorsicht gegenüber galt. Charly schaute bereits leicht ungeduldig zu uns herüber, als Edward mich mit hoch gezogenen Augenbrauen wieder frei gab. „Bis später“ hauchte er noch, dann stieg er in ein und fuhr davon.
 

Seine Worte allerdings blieben die ganze Zeit über in meinem Kopf, während Charly das Krankenhaus ansteuerte, dessen klobige Mauern schon bald vor uns auftauchten. Als wir die wenigen Stufen zum Eingang hoch liefen, wiederstand ich nur wiederwillige dem Drang mich umzuschauen, doch so sehr ich auch die Luft einzog. Ich konnte keinen beißenden Wolfgeruch wahrnehmen, was mich ein wenig ruhiger machte. Erst im Aufzug überkam mich wieder Nervosität, aber die bezog sich allein auf die Begegnung, die mir gleich unweigerlich bevorstand.

Das letzte mal, als ich einen dieser langen, mit weißem Linoleum ausgelegten, Gänge hinunter gelaufen war, hatte ich dank Edward einen Unfall überlebt, der mich letzten Ende davon überzeugt hatte, dass er nicht das war, was er mir damals versucht hatte weiß zu machen. Ich verlor mich kurz in der Erinnerung daran. „Ich will die Wahrheit wissen“ hatte ich damals von ihm gefordert und ich hatte sie wenig später tatsächlich erfahren. Die alles verändernde Wahrheit.

Wir marschierten an dem erleuchteten Schwesternzimmer vorbei. Hinter der erste Tür, die sich dahinter befand lag Billy. Ich konnte seine dunkle Stimme hören, bevor Charly die schwere, breite Tür öffnete.

Ich atmete bei dem Anblick, den meine Augen einfingen, unweigerlich tief ein. Jacobs Vater lag in einem der vier Betten, die den engen Raum fast vollständig ausfüllten. Seine silbrig, grauen Haare lagen wie ein breiter Schal um seinen Kopf, als er sich nun mit dunklen, verengten Augen zu uns umdrehte. Die unzähligen Falten, die seinem Gesicht schon den Schnitt eines alten zerfurchten Baumes gaben, schienen sich noch tiefer in die matte Haut eingegraben zu haben. Ein Stich durchfuhr meine Brust, der Stich des schlechten Gewissens und die Gewissheit daran schuld zu sein.

Emily, die regungslos auf einem der Plastikstühle gesessen hatte, war bei unserem eintreten aufgestanden. Ihre Mandelaugen musterten mich mit der gleichen Faszination wie bei unserer ersten Begegnung nach ihrer Entlassung in Charlys Küche.

Erst als Charly sich umständlich räusperte, viel mir auf, das keiner etwas sagte. „Hallo Billy, Emily, ich hoffe es ist o.k., dass wir einfach so ohne Voranmeldung hier einfallen?“ Er lachte kurz um die doch fühlbar angespannte Situation aufzulockern. Emily verstand seine Absicht und die unversehrte Seite ihres Gesichts verzog sich zu einem schiefen Lächeln. „Du störst doch nie Charly, kommt rein. Hallo Bella meinen herzlichen Glückwunsch zu deinem Highschool Abschluss.“ Ich lächelte ebenso schief zurück „Danke Emily“ Dann wagte ich es endlich Billy wieder an zu sehen. Er nickte leicht mit dem Kopf. „Hallo Bella auch ich gratuliere dir.“ Seine Stimme klang erschreckend ungewohnt. Nicht dunkel und rau, sondern brüchig, wie ein alter vertrockneter Ast. Ich schluckte, weil mich erneut der Stich durchfuhr. Jacob hatte beim ersten mal nicht anderes gelungen, als er in der Garage das Bewusstsein wieder erlangt hatte. Zwei verletzte Menschen, die sich wegen mir fast zerstört hatten. „Charly,“ durchbrach Emily die erneut aufgetretene Stille, „ich habe einen Apfelkuchen mitgebracht, hilfst du mir schnell Teller, Tassen und Kaffee dazu aufzutreiben?“ Charly, der immer noch im Türrahmen gestanden hatte, verstand erstaunlich schnell ihren Wink, was mich ohne Zweifel ließ, dass dieses Treffen von den dreien schon länger geplant war. Somit verschwanden die zwei aus dem Zimmer und ließen mich und Billy allein zurück.

Vor dem großen, weiten Fenster des Krankenhauses konnte ich im trüben Licht der Dämmerung eine Schar Pelikane am Himmel vorbei fliegen sehen. Unschlüssig darüber ob ich oder Billy das Gespräch anfangen sollte, starrte ich sie noch eine weile stumm an, bis Billy leise stöhnte. Mein Kopf schnellte blitzartig zu ihm herum, anscheinend zu schnell für seine Augen, denn er verhaarte augenblicklich in seiner Bewegung. Er hatte sich aufrichten wollen, was ihm offensichtlich nicht ganz schmerzfrei gelang, aber jetzt blickte er mich nur mit Schreck geweiteten Pupillen an. Wie ein Reh, schoss es mir durch den Kopf und meine Kehle flammte für den Bruchteil einer Sekunde auf. „Entschuldige“ sagte ich schnell um mich abzulenken und ihn zu beruhigen. Langsam sank er zurück in die Kissen, doch sein Blick blieb unverwandt auf mich gerichtet. So verstrichen wieder ein paar Sekunden, bis mich vorbei eilende Schritte auf dem Flur daran erinnerten, dass Charly und Emily nicht ewig zum Kaffeeholen brauchen würden. „Jacob lebt,“ beeilte ich mich deshalb rasch zu versichern „er erholt sich bei uns.“ Wenn Billy gerade erschrocken ausgesehen hatte, dann war er jetzt gerade zu entsetzt. „Was soll das heißen er ist bei euch?“ rief er krächzend. Ich hob überrascht und leicht wütend über seine Reaktion eine Augenbraue. „Wir haben es vorgezogen ihn nicht im Wald sterben zu lassen, wie seine angeblichen Freunde es vorhatten.“ Erwiderte ich kühl. Jacobs blutüberströmter Wolfskörper hatte sich in meinem Gedächtnis eingebrannt und würde dort wohl auch für immer hängen bleiben. Billy fiel jetzt ein wenig der Unterkiefer nach unten, als ich ihm erzählte was wirklich passiert war. Keine Ahnung, was die Jungs ihm für eine Geschichte aufgetischt hatten, doch an seiner Reaktion konnte man ablesen, dass sie sich wohl deutlich von der Wahrheit unterschied. „Spätestens Morgen ist er wieder vollständig gesund,“ versicherte ich Billy, was immer auch danach kommen würde. Der alte Indianer schwieg mit versteinerter Miene, aus der ich nicht ablesen konnte was meine Worte bei ihm bewirkten. Ich dachte schon das unsere eher einseitige Unterhaltung damit beendet sei, als er doch noch mal an fing zu sprechen. „Bereust du denn gar nichts Bella?“ Ich hatte wieder aus dem Fenster gestarrt hinter dem die Dunkelheit schon fast vollständig aufgezogen war zusammen mit dem gleißenden weißen Mond, der voll und ganz am Himmel stand. Bereuen. Schon wieder dieses Wort „Ich bereue vieles Billy. Ich bereu das ich nicht gleich darauf bestanden habe nach meiner,“ ich stockte kurz bei dem Wort „Entscheidung von hier fort zu gehen, weil es Jacob sehr viel Leid erspart hätte, aber ich bereue nicht den Weg den ich gegangen bin, auch wenn dieser Weg alle anderen verschließen wird.“ Billy verzog wütend die Stirn „Und was ist mit deinem Vater und deiner Mutter? Bedeuten sie dir denn gar nichts mehr?“ Keine Ahnung ob er wusste, wie empfindlich er mich damit traf. Der Stich in meiner Brust wurde unerträglich, doch ich schaffte es irgendwie den Schmerz vor ihm zu verbergen. Ihm wollte ich diese Genugtuung nicht gönnen. Doch bevor ich ihm darauf antworten konnte, betrat Charly auch schon wieder das Zimmer. In seinen Händen ein riesiges Tablett mit Geschirr. Billy sah aus, als wenn er noch mehr Fragen hätte, aber er presste die Lippen aufeinander, als wenn er sie damit daran hindern wollte einfach so aus ihm heraus zu sprudeln. Mit konzentrierten Bewegungen half ich Emily den Kaffee und den Kuchen zu verteilen. Ich wollte ihm keine Antworten mehr geben, denn sie würden mir selbst nicht gefallen. Wie sollte ich ihm erklären, dass meine Gefühle für Charly und Renée dabei waren zu vergehen, wie die Blätter an einem Baum, wenn der Herbst kommt und sie fort reißt, damit neue sprießen konnten. Das meine Erinnerungen an sie jetzt schon langsam verblassten, ohne das ich etwas dagegen tun konnte, bis sie eines Tages nichts anderes mehr waren als Schatten die ich kaum noch wahrnehmen würde. Das mich diese Tatsache erschreckte und mir wehtat, aber dass ich sie akzeptieren musste und es auch nur konnte weil ich Edward an meiner Seite wusste und Alice und Jasper, Carlisle, Esme, Rosalie und Emmett meine neue Familie. Meine Augen huschten zu Emily hinüber die mit Charly über irgendetwas lachte. Ich dankte ihr noch mal im stillen für ihr Versprechen, auf das ich mich verlassen konnte.
 

Um fünf Uhr verließen wir das Krankenhaus und Charly brachte es tatsächlich fertig mich nicht nach dem Gespräch mit Billy auszufragen. Bestimmt auch eine Absprache die sie getroffen hatten, die mir allerdings sehr gelegen kam. Ich wollte heute einfach nicht mehr darüber nach denken müssen, am liebsten überhaupt nie mehr. Verdrängen war keine Lösung das war mir schon klar, vor allem wenn man sich die bevorstehenden Ereignisse des heutigen Abends vor Augen führte. Stöhnend legte ich den Kopf in den Nacken. Ich sah bereits die versammelte Werwolfsmannschaft am Rande der Tanzfläche vor mir und ohne es zu wollen entfuhr mir ein leises Zischen. Charly wandte sich erschrocken zu mir um „Alles klar? Geht’s dir nicht gut?“ Wir fuhren zur Villa und hatten die Auffahrt schon fast erreicht. Ich leckte mir schnell über die Lippen „Ach nichts, ich dachte nur gerade an den bevorstehenden Ehrentanz und mein eher erbärmliches Talent dazu.“ Wie nicht anders von mir erwartet lachte Charly „Komm schon Bells. Beim letzten mal hat es dir doch auch ganz gut gefallen oder? Außerdem ist es doch das letzte mal.“ Ich schluckte, wie recht er damit hatte. Er wendet noch den Wagen bevor er mich aussteigen ließ. Hastig marschierte ich darauf hin zur Haustür hinter der mich schon eine aufgedrehte Alice erwartete um mich entgültig in eine Ballkönigin zu verwandeln.

Das Ergebnis ihrer Bemühungen war dann auch im wahrsten Sinne atemberaubend. Sie hatte meine Lockenmähne in eine komplizierte Hochsteckfrisur verwandelt, die jeden Starfriseur in Ekstase versetzt hätte und dazu steckte sie mich in ein nachtblaues Abendkleid dessen Schnitt mich kurz in Verlegenheit brachte. „Meinst du nicht das der Ausschnitt ein bisschen zu gewagt ist?“ fragte ich und schaute skeptisch an mir herunter. Das Stückchen Stoff das meinen Oberkörper bedeckte verdeckte zwar das Meiste, aber eben nicht alles. Zumindest mein Rücken war für jeden deutlich sichtbar und zwar bis zum Steißbein. Alice grinste schelmisch „Ich dachte ich mache Tyler heute noch mal eine Freude und dem Rest der männlichen Besucher auch.“ „Wie nett von dir.“ Erklang plötzlich Edwards scharfe Stimme von der Tür her. „Um seine Gesundheit scherst du dich wohl weniger.“ Mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers kam er auf uns zu. Obwohl er die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte, wusste ich das sie zu Fäusten geballt waren. Alice entging seine angespannte Haltung ebenfalls nicht. „Tut mir leid, was anders habe ich leider nicht im Angebot. Alles anders würde ihr einfach nicht gerecht werden.“ Sagte sie schnippisch und winkte ab. Zwei Schritte von mir entfernt blieb Edward plötzlich stehen um seine rabenschwarzen Augen an mir entlang wandern zu lassen, als sein Blick wieder meine Augen erreichte, fing meine Haut mit einem Schlag an zu kribbeln. Es war unverkennbar was darin stand. Purer Hunger!

„Ich schlag vor du schaust noch mal in Rose Schrank ob du nicht noch was anders findest“ erwiderte er knapp, ohne sich dabei von mir ab zu wenden. Die kleine Vampirin hob skeptisch eine Augenbraue „Bei Rose? Aber,“ dann fiel bei ihr der Groschen. Mit hochgezogenen Augenbrauen verließ sie das Zimmer „O.k. ich nehme an, ich soll gründlich suchen richtig?“ Edwards zusammen gepresste Lippen verwandelten sich zu einem fast schon dämonischen Grinsen. „Richtig“ Dann waren wir allein.
 

„Es ist wirklich ziemlich offenherzig“ Ich gebe zu das ich den Schlitz des Kleides absichtlich etwas zu weit zur Seite schlug um ihm mein freies Bein zu präsentieren. Es verfehlte seine Wirkung nicht. Edwards Brust bebte grade zu, als er anfing zu knurren. Mit jetzt geradezu brennenden Augen begann er mich langsam zu umrunden. Ein perfekter Jäger mit einer nur allzu bereiten Beute. Gerade als er aus meinem Sichtfeld zu verschwinden drohte, fuhr ich herum, doch er war schneller. Mühelos packte er meine Handgelenke und drückte mich so vollkommen wehrlos an die gegenüberliegende Wand. Keuchend sah ich ihn an, seine Kraft war und blieb einfach überwältigend, auch wenn aus der Angst davor längst etwas anderes geworden war. Fast schon gierig schnellte mein Kopf nach vorne um ihn endlich zu küssen, ihn endlich zu schmecken.

In meinem Kopf drehte sich bereits alles, als er meine Hände freigab um mich zwischen sich und der Wand hoch zu heben. Der Stoff des Kleides rutschte dabei entgültig zur Seite. Wir küssten und längst schon wieder, als ich das leise, reißende Geräusch eines Reisverschlusses hörte und dann war er schon in mir. Die Welle, die er mit sich brachte brach alle Dämme meiner Beherrschung. Wären seine Lippen dabei nicht immer noch mit meinen verbunden gewesen, hätte ich die Welt zusammen geschrieen. Erst als das Beben in mir nach ließ, löste er sich von mir und schob sein Gesicht an meiner Wange vorbei zu meinem Hals hinunter wo sich seine Lippen gierig an meine Kehle pressten. Stöhnend nahm ich den kaum spürbaren Druck war, den seine Zähne verursachten, als sie sich durch meine Haut fraßen.
 

Als Alice wenig später wieder durch die Tür kam und Edward in Jaspers Zimmer hinüber lief um sich von ihm eine Fliege aus zuleihen. Deutete ich nur auf meine nackten Füße. „Hast du noch passende Schuhe dazu?“

Trotz der feierlichen Kleidung und den grinsenden Gesichtern mit denen wir uns alle nach einer weiteren Viertelstunde im großen Wohnraum einfanden, hatte ich ein ungutes Gefühl im Magen, dass noch eine Spur stärker wurde, als Esme mit ernster Miene aus Richtung Garage zu uns stieß. Bei unserem Anblick verflog die Sorge allerdings aus ihrem Gesicht und sie musterte uns stolz und zufrieden. „Ihr seht toll aus, wirklich.“ Dann rückte sie noch ein bisschen das Hemd von Jasper zu Recht, bevor sie und Carlisle uns an der Tür verabschiedeten.

Ich wunderte mich ein wenig, dass Carlisle uns bezüglich des Abends nichts weiteres mit auf den Weg gab, anscheinend war er sich der Überlegenheit gegenüber den Wölfen genauso unbegreiflich sicher wie die übrigen Vampire. Alice und Rosalie alberten sogar schon fast ausgelassen beim Einsteigen in das rote Cabrio, dass diesmal Emmett fahren durfte. Edward hatte zur meiner Erleichterung gleich von sich aus darauf bestanden mit mir allein im Volvo zu fahren, den für meinen Teil graute es mir insgeheim vor dem was uns in der Turnhalle der Schule erwarten würde.

Von dem bevorstehenden Horrorszenario war allerdings weder auf dem überfüllten Parkplatz noch vor dem wieder einmal leicht kitschig dekorierten Eingangsbereich der Halle nichts zu spüren.

Alles sah aus wie im letzten Jahr. Die bunten Ballons und Girlanden, die lachenden und aufgeregten Menschen um uns herum, die in kleinen Gruppen zur Tanzfläche strömten. Ich schauderte innerlich. Sie hatten keine Ahnung was für ein Risiko sie damit eingingen mit uns in einen Raum zu gehen, wo ein Rudel Werwölfe wahrscheinlich schon auf uns wartete. „Hoffentlich ist dieses Jahr die Musik besser.“ Flüsterte Alice neben mir und seufzte ungehalten „Die Band sieht schon mal viel versprechend aus.“ Stellte Jasper fest, der mit seiner hoch gewachsenen Gestalt einen prüfenden Blick über die dicht gedrängten Köpfe vor uns warf. Ich fasste Edward ein wenig fester am Arm, so dass er fragend zu mir herunter sah. Er musste meine Gedanken nicht lesen können um zu wissen, was ich wissen wollte.

„Keine Sorge, es ist noch keiner von ihnen da.“ Raunte er mir zu, dann schob er mich zu meiner Bestürzung direkt in die tanzende Menge und begann mich im Kreis herum zu wirbeln. Mein Kopf flog in den Nacken, so dass ich in sein strahlendes Gesicht blicken konnte. Er sah aus, als wäre er sehr glücklich und dieser Gedanke vertrieb für ein paar Sekunden meine quälenden Sorgen.

„Genieß es Bella, dieser Abend gehört alleine dir.“ Sagte er samtig weich und ich ließ mich tatsächlich ein wenig gelöster in seine harten Arme sinken, während wir zwischen allen anderen Paaren hindurch glitten, als wären sie gar nicht da. Um uns herum tauchten Jasper und Alice auf und ich musste unweigerlich an das letzte Jahr denken, wo das Bild vor meinen Augen fast das Gleiche war, nur mit ein paar gravierenden Unterschieden. Jetzt trug ich keinen unbequemen Gipsfuß der mich daran erinnerte, dass ich ein zerbrechlicher Mensch war, denn ich war keiner mehr.

Ich war ein Vampir und ein Teil der Familie zu der ich mich damals schon zugehörig gefühlt hatte, die mich liebte so wie ich sie. Insbesondere den Vampir vor mir, der mir geschworen hatte, dass er mich für immer lieben würde bis an Ende der Ewigkeit.

Mit dieser Gewissheit hätte ich bestimmt den Abend genießen können, wenn Emmett nicht in diesem Moment einen warnenden Laut ausgestoßen hätte. Edward fuhr augenblicklich herum und bevor wir richtig standen, konnte ich sie bereits sehen und riechen.

Sie kamen gerade durch die breiten Flügeltüren des Eingangs, wie eine Gruppe von bizarren Klonen, denn sie sahen wieder mal alle gleich aus und bewegten sich auch synchron. Ihre verhärmten Gesichter, mit den kappenartig geschnittenen Haaren, passten überhaupt nicht zu den ausgelassenen, fröhlichen Jungs und Mädchen um sie herum, die sie neugierig musterten. Sie waren tatsächlich gekommen, was bestimmt daran lag, dass sie sich vermehrt hatten. Ich zählte vier rotbraune Gestalten in schwarzen Hosen und weißen Hemden, bis ich Quil als letzten in der Reihe ausmachen konnte. Ich blinzelte, er musste gerade erst zu ihnen gestoßen sein, denn vor ein paar Tagen in der Bar war er noch ohne diesen beißenden Gestank gewesen. Wie unglaublich leichtsinnig ihn hier her zu bringen. Einen frischen, vollkommen unerfahrenen Werwolf in einer Menge von unschuldigen Menschen. Sie wussten wirklich nicht mehr was sie da taten. Allen voran marschierte Paul, dessen kleine, schwarze Augen funkelnd den Raum durchstreiften, bis sie uns erfasst hatten. Als hätten die anderen ein geheimes Zeichen bekommen, blieben sie alle zeitgleich stehen und dann fuhren auch ihre Köpfe zu uns herum.
 

Die Luft im Raum schien sich plötzlich schlagartig zu verändern. Eine Art elektrisches Knistern breitete sich um uns herum aus, was mein Nackenhaar dazu brachte, sich auf zu richten und meine Muskeln spannten sich wie von selbst an. Eine gewaltige Welle bestehend aus abgrundtiefem Hass überrollte mich und ohne dass ich es richtig beeinflussen konnte, zog sich meine Oberlippe von meinen Zähnen zurück. Da standen nicht nur vier Todfeinde vor uns, sondern auch vier grausame Verräter, die einen von ihren fast zerfleischt hätten.

Jacobs zerschundenes Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf, was mich nur noch wütender machte. Edwards Griff um meine Taille verwandelte sich wieder in das unzerreißbare Stahlband, was mich an ihn fesselte.

„Ganz ruhig Bella, reiß dich zusammen,“ presste er zwischen seinen Zähnen mühsam hervor. „Denk an die vielen Menschen hier!“ Er beruhigte damit nicht nur alleine mich, sondern wohl auch sich selbst und die anderen, die ebenfalls alle aussahen, als ständen sie kurz davor die Zähne zu fletschen. Selbst Jasper, der eigentlich als Einziger dafür Sorgen konnte, dass die Situation nicht eskalierte, schien ganz mit sich selbst beschäftigt zu sein, denn von seiner sonst so beruhigenden Eigenschaft war nichts zu spüren.

Alice kleine, zarte Gestalt vibrierte neben mir wie ein kleiner Motor ohne dass ein Ton über ihre mühsam zusammengekniffenen Lippen drang.
 

Den vier Wölfen erging es ähnlich. Vielleicht merkten sie gerade selbst, dass sie sich und ihre Selbstbeherrschung böse überschätzt hatten, denn Paul, der sich wohl als Anführer aufspielte, kämpfte mit einem heftigen Zucken seines rechten Arms, während sich Jared und Embry mit schmerzhaft verzogene Mienen an die Stirn griffen.

„Wir sollten es nicht weiter drauf ankommen lassen Edward“ hörte ich Rosalie flüstern. „Sonst passiert hier gleich wirklich eine Katastrophe.“ Noch immer spielte die Musik um uns herum, noch immer tanzte die Menge ohne sich der Gefahr bewusst zu sein, in der sie alle samt schwebten. Ihre Leben hing an einem seidenen Faden. Ich erkannte Jessica und Mike die direkt neben Quil standen und sich lachend neckten.

Quil! Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Ihn hatte ich nicht weiter beachtet, denn er hatte sich vollkommen ruhig verhalten, doch das war er ganz und gar nicht!

Er zuckte nicht und es durchfuhren ihn auch keine richtigen Schauer. Er verwandelte sich einfach. Fast!

„ Los Emmett, jetzt!“ schrie Edward neben mir und sein Arm löste sich blitzschnell von mir, dann war er verschwunden. Emmett stand plötzlich neben dem Hausmeister, der von einem Mischpult aus die Musikanlage überwachte und bevor der den riesigen Vampir hinter sich überhaupt bemerkte, hatte Emmett bereits ein Mikrophon in seiner gewaltigen Faust und irgendeinen schmalen silbernen Gegenstand zwischen seinen Lippen. Dann schrillte schon ein hoher, quietschender Ton durch die Halle, den aber außer uns und den vier Jungs sonst niemand zu hören schien. Die allerdings, wälzten sich plötzlich panisch auf dem Boden und hielten sich schreiend die Ohren zu, was die Leute um sie herum erschrocken zur Seite springen ließ. Keuchend wandte ich mich zu Alice um, die mich am Arm gepackte hatte. „Was zur Hölle?“ Sie lächelte nur gehässig „Es sind halt doch nur Köter. Los komm, besser wir gehen jetzt!“

Ich wurde von ihr bis zur Rückseite der Turnhalle gezehrt, wo Rosalie schon die Tür des Notausganges aufgestoßen hatte. Gemeinsam rannten wir in die Nacht hinaus, umrundeten die aufgestellte Zeltanlage und erreichten den Parkplatz auf dem bereits der Motor des Volvos aufheulte. Alice riss die Tür auf und gemeinsam quetschten wir uns auf den Beifahrersitz, denn zu meiner Überraschung sprangen sowohl Rosalie, als auch Jasper und Emmett, die hinter uns aufgetaucht waren nicht in das Cabrio, das immer noch auffällig funkelnd auf seinem Platz stand, sondern zu ins Auto. Edward wartete gar nicht erst bis alle Türen zu waren, bis er das Gaspedal bis zum Anschlag durch drückte und mit versteinerter Miene davon raste.
 

Mühsam versuchte ich meine Glieder zu ordnen und dabei Alice nicht aus Versehen eine Kopfnuss zu verpassen. „Wieso lassen sie das Auto hier?“ stieß ich schnaufend hervor, aber anstatt einer Antwort hörte ich nur eine gewaltige Explosion und im Rückspiegel erhellte ein heller Feuerball die Nacht. Sprachlos klappte mir der Mund auf. War das tatsächlich das gewesen, wo für ich es hielt? Von den anderen allerdings schien keiner überrascht zu sein. Jasper lächelte so gar zufrieden.

„Mein schöner Wagen“ stöhnte Rosalie und Emmett küsste sie versöhnlich auf den Kopf. „Es gibt doch schon ein Nachfolgemodel und das ist viel besser“ tröste er sie, währen Alice nur mit den Schultern zuckte. Ich verstand überhaupt gar nichts „Warum ist das Auto in die Luft geflogen?“ Jetzt lachte der große blonde Vampir. „Kleines Ablenkungsmanöver, die vier Trottel haben direkt neben uns geparkt. Das wird sie für eine Weile aufhalten, denke ich.“ Mir dämmerte es plötzlich „Ihr habt das gewusst, oder?“ fragte ich immer noch völlig überrumpelt. „und was war das eben für ein Geräusch gewesen? Eine Hundepfeife?“ Ich hatte das böse Gefühl das mir eine Menge Dinge entgangen waren, wenn nicht so gar vorenthalten wurden und dieses Gefühl wurde bestätigt, als ich registrierte, dass wir auf den Highway Richtung Port Angeles fuhren. „Was geht hier eigentlich vor?“ schrie ich wütend „Wohin fahren wir?“ Edward streichelt mir beschwichtigend über den Kopf. „Wir fahren zum Flughafen.“ Sagte er knapp und warf mir einen merkwürdigen Blick zu, der vielleicht beruhigend wirken sollte, doch das war er ganz und gar nicht. „Zum Flughafen, warum?“ „Wir müssen weg“, gab Alice die einleuchtende Erklärung. „Aber was ist mit Carlisle und Esme und Jake?“ Ich warf panisch den Blick zwischen den beiden hin und her „Wir können sie doch nicht hier lassen. Die werden versuchen sie ...“

Ich wollte den Satz einfach nicht beenden und dann fiel mir noch was ein. Charly, was ist mit Charly? Alice versuchte jetzt wie Edward mich zu beruhigen. „Sie werden schon am Flugzeug auf uns warten.“ Ungläubig sah ich sie an. Das war also hier gar keine Kurzschlusshandlung. Das war anscheinend schon von langer Hand geplant, darum diese vollkommene Sorglosigkeit. „Woher habt ihr gewusst was passieren würde? Du kann doch Werwölfe gar nicht sehen?“ Die kleine Vampirin lächelte milde „Aber ich sehe unsere Zukunft Bella.“, sie warf Edward einen viel sagenden Blick zu und er seufzte, weil er wusste das ich jetzt schon wütend darüber war, dass sie mich von diesen Plänen ausgeschlossen hatten, warum auch immer. „Sie haben zwar versucht ihre Gedanken vor mir zu verbergen, aber dank Jake wussten wir was sie vorhaben.“

Erklärte er ruhig. Ich schluckte „Er hat es dir erzählt?“ Er nickte, dann seufzte er noch mal, bevor er mich wieder ansah und die Sehnen an seinen Handgelenken traten hervor.

„Es war ein Deal. Er sagt uns was sie geplant haben um uns zu töten und wir sorgen im Gegenzug dafür das es so aussieht, als wenn sie damit Erfolg haben.“ Seine dunklen Augen schienen in mich einzudringen, während ich versuchte seine Worte zu verstehen. „Was soll das heißen?“ fragte ich heiser. Wir hatten mittlerweile die Stadt und auch schon fast den Flughafen erreicht. Das hohe Gebäude des Towers ragte bereits vor uns auf. Edward bog in die Einfahrt die zum Parkdeck führte ein. „ Das soll heißen, dass unser Haus mittlerweile lichterloh brennt und mit ihm auch dein einmaliges Geburtstagsgeschenk.“

Antworte mir Alice maulend. Edward runzelte nur die Stirn, während ich immer aufgebrachter wurde. „Das Haus brennt und Jake?“ „Steht hoffentlich grinsend davor und erntet für seine ruhmreiche Tat den ersehnten Lohn. Die Rückkehr in sein geliebtes Rudel“, lachte Alice sarkastisch. Langsam, Stück für Stück fügte sich alles in meinem Kopf zusammen. Der Wagen hielt auf einem der leeren Parkplätze und wir stiegen aus. Edward presste mich hart an seine Seite und führte mich mehr, als das ich selber ging durch das kleine Treppenhaus zur Wartehalle, wo tatsächlich die beiden fehlenden Vampire auf uns warteten.
 

Esme sah tief traurig aus, obwohl sie lächelte und auch Carlisle schien bedrückt, als er sich jetzt zu uns umwandte. Esme verteilte ein paar Taschen an uns. „Hier ihr zieht euch am besten rasch noch um, ansonsten ist es wohl ein wenig unbequem auf der Reise.“

In der kleinen Toilette in der ich rasch das Kleid, gegen ein paar Jeans und einem Pullover austauschte, versuchte ich das Bild endgültig zusammen zu bringen. Alice, die sich neben mir in der nächsten Kabine befand half mir dabei. Die Werwölfe wollten die Nacht des Balls wirklich nutzen um uns anzugreifen. Jake hatte den Plan schon vor seiner Verbannung gekannt und ihn Edward oder Carlisle verraten, warum, dass wusste sie allerdings nicht, aber vielleicht hatte er es als Ausgleich für seine Rettung betrachtet. Carlisle war dann auf die Idee gekommen daraus eine Chance für Jacob zu machen, in dem Jake das Haus anzünden sollte. Ich runzelte die Stirn.

Wenn ich das richtig verstanden hatte, wäre Jacob dann derjenige, der es geschafft hatte die Feinde endgültig zu vertreiben, vielleicht reichte das um ihn zu rehabilitieren. Ich faltete das Kleid zusammen und packte es in die Tasche. Alice sah mir meine Frustration deutlich an. „Wir wollten nur, dass du diesen Tag genießen kannst.“, sagte sie und ihr entschuldigender Blick traf meinem, als wir nebeneinander in den Spiegel vor dem Waschbecken starrten „Ohne zu wissen das es mein Letzter ist, nicht wahr?“ flüsterte ich und sie nickte. Meine Wut verwandelte sich langsam in Resignation, denn ich musste mir eingestehen, dass sie mit ihrem Schweigen wahrscheinlich genau das Richtige getan hatten. Ein glatter Bruch. Schoss es mir in den Sinn.

Dann gingen wir zurück in die Halle und gemeinsam die Gangway hinunter. Ich setzte mich bereits auf meinen Sitzplatz, als ich wie vom Schlag getroffen wieder hoch fuhr „Charly!“ rief ich entsetzt in Edwards weißes Gesicht „Wir haben Charly vergessen! Was soll er denn denken, wenn wir auf einmal verschwunden sind nach dem ganzen Chaos?“ Edward drückte mich sanft zurück in das weiche Polster. „Für ihn sind wir nicht verschwunden,“ erklärte er leise „ Für ihn sind wir gerade auf einer Überraschungsreise für dich und Renée nach Phoenix, die Carlisle schon lange für dich und mich geplant hat, bevor wir nach England fliegen. Sie haben das schon vor der Abschlussfeier besprochen. Ich denke das die Polizeistation uns anruft, so bald wir gelandete sind um ihm das mit dem Haus zu berichten.“ Mein Atem setzte kurz aus. Ein wirklich großer und sorgsam durchdachter Plan. „Aber was ist mit den ganzen Möbeln und Sachen, die im Haus waren? Die sind doch alle zerstört!“ Er grinste „Nichts was man nicht wieder kaufen kann.“ „Außer das Bild!“ meldete sich Alice hinter uns. Ich schloss für einen Moment die Augen, als das Flugzeug die Turbinen anwarf und anfing los zu rollen. Plötzlich wurde es mir schlagartig klar.

Es war vorbei! Der Zeitpunkt des Abschieds war gekommen, schnell und unerwartet und während sich die schweren Räder der Maschine langsam vom schwarzen Rollfeld lösten wünschte ich ihnen ein schönes Leben: Emily, Billy, Charly und Jacob, der hoffentlich endlich wieder glücklich werden durfte. So wie ich, auch wenn ich nicht recht wusste wie die Zukunft aussehen würde, so wusste ich doch das ich bereit für sie war, so lange meine Familie und Edward bei mir waren.
 

Epilog
 

„Mach schon Bella, wir kommen sonst zu spät!“ rief Alice aufgebracht und klopfte wie ein Specht mit ihren weißen Fingern gegen den Türrahmen des Zimmers. Ich warf mir im rausgehen schnell noch meine Jacke über, bevor ich ihr die schmalen ausgetretenen Stufen hinunter in die breite alte Eingangshalle des Wohntrakts folgte.

„Nicht so schnell!“ maulte ich „Wir sind nicht alleine!“ Von unseren Mitstudenten waren allerdings nur eine handvoll anwesend, die selbst emsig hin und her liefen und uns gar nicht weiter beachteten. Alice verdrehte genervt die Augen, während wir eilig über den Campus gingen. „Du hast gut reden, du hast ja auch nicht monatelang auf deinen Mann verzichten müssen. Apropos, wo steckt der überhaupt?“

„Ich bin hier“ ertönte Edward honigsüße Stimme direkt hinter mir, dann fasste er mich schon liebevoll von hinten um die Schulter. „Wo warst du?“ „Ich hab uns ein Taxi besorgt, damit wir alle zusammen zum Bahnhof kommen um die drei abzuholen.“ Das gehetzte Gesicht von Alice verwandelte sich schlagartig in ein Strahlendes.

„Oh super“, jauchzte sie und war nun fast gar nicht mehr zu bremsen. Edward und ich lachten. Auch wir konnten ehrlich gesagt das Wiedersehen mit Carlisle, Esme und Jasper kaum erwarten, auch wenn die Zeit in der wie sie nicht bei uns haben konnten so rasch verflogen war.

Cambridge war genau so wie Edward es mir beschrieben hatte, nur noch schöner und aufregender und ich entdeckte immer noch jeden Tag etwas Neues. Ein altes verwunschenes Gebäude in dem sich entweder ein Lesesaal, eine Bibliothek oder eine Teestube befanden oder ein einsamer verlassender Garten zwischen den Mauern der Anlage in dem man sich in den Vorlesungspausen hervorragend zurückziehen konnte. Letzteres nutzen Edward und ich gnadenlos aus, was Alice allerdings nicht immer gefiel.

„Denkt doch mal an mich“ jammerte sie „Ich habe keinen mit dem ich allein sein kann.“ Das würde sich aber ab heute ändern. Jasper würde nach den Semesterferien, die nächste Woche anfingen, zu uns stoßen und blieb damit gleich hier. Carlisle und Esme kamen leider nur für einen vierwöchigen Urlaub um dann wieder nach New York zurück zu fliegen, aber dennoch würde es eine wundervolle Zeit werden. Das Taxi wartete schon am Busbahnhof auf uns und Edward hielt uns galant die Wagentür auf. „Wenn ich bitten darf die Damen“ zwinkerte er uns zu und wir kicherten beim Einsteigen.

Als wir alle drei gemeinsam auf der Rückbank saßen warf uns der Fahrer einen merkwürdig verklärten Blick zu, bis Edward ihm, in einem etwas harscheren Ton, die Richtung wies. Ich schaute zu ihm hoch „Hat er Angst?“ fragte ich hell. Das Gold in seinen Augen glühte, als er mich mit dem schönsten schiefen Lächeln der Welt ansah „Eher eine komische Phantasie“ raunte er dunkel zurück und dann beugte er sich vor um seine Lippen liebevoll auf meine zu drücken.
 

Ende
 


 

So Ihr lieben, ich hoffe ihr seht das Ende von Destinatum wie ich. Wo etwas aufhört, fängt etwas Neues an und schließlich habe ich die Ewigkeit auf meiner Seite.

Ich möcht mich hiermit auch noch mal bei euch lieben und vorallem liebgewonnenen Lesern bedanken. Für die tolle und einmalige Unterstützung und für die unglaubliche Treue. Ich bin stolz darauf für euch schreiben zu dürfen und hoffe das auch die weiteren Geschichten aus Forks und England eurer Herz gewinnen werden. Ein dickes, dickes Bussi

eure Daedun



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Von:  Die_BMF
2015-12-04T18:28:24+00:00 04.12.2015 19:28
Deine Geschichte hat mir super gut gefallen.
Es ist io schade das es zuende ist.
Antwort von:  Daedun
07.12.2015 14:44
Vielen Dank für deinen Kommentar ich freue mich riesig : )
Von:  jennalynn
2011-07-22T08:32:30+00:00 22.07.2011 10:32
So schade das es zuende ist.
Deine Geschichte hat mir super gefallen
LG ALEXANDRA
Von:  jennalynn
2011-07-22T08:05:57+00:00 22.07.2011 10:05
Das Gespräch mit Billy, hätte ein wenig länger sein können LG
Von:  jennalynn
2011-07-22T07:50:36+00:00 22.07.2011 09:50
Ich bin ja mal gespannt was sie ihm sagen wird. Hoffentlich die Wahrheit, damit Billy mal sieht das Vampire seinen Sohn das Leben gerettet haben
Von:  jennalynn
2011-07-21T23:23:22+00:00 22.07.2011 01:23
OH ALICE die kann es einfach nicht lassen.
Bin gespannt wie es weiter geht

LG
Von:  jennalynn
2011-07-21T23:13:23+00:00 22.07.2011 01:13
Man da ist ja was los.
Langsam finde ich Emmetts Idee garnicht mehr so schlecht, solange sie Jake da raus halten
Von:  jennalynn
2011-07-21T23:05:11+00:00 22.07.2011 01:05
Alice hat echt Nerven, Abschlussball sie weiß aber auch immer wieder wi sie Bella schocken kann. LG
Von:  jennalynn
2011-07-21T22:47:38+00:00 22.07.2011 00:47
Gott sei Dank er lebt noch.
Wie soll das bloß weiter gehen zwischen Jake und Edward
Von:  jennalynn
2011-07-21T22:31:25+00:00 22.07.2011 00:31
On bitte nicht Jake.
Verdammt das waren bestimmt Paul und Jared.
Embry würde das nicht machen ODER?
Ich hoffe Carlisle bekommt Jacob wieder hin *bibber*
Von:  jennalynn
2011-07-21T22:14:21+00:00 22.07.2011 00:14
OH GOTT der arme Tyler.
Edward ist aber auch unmöglich, wenn er noch pinkeln könnte, dann würde er Bella bestimmt ans bein pissen um sein Revier zu makieren *lach*


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