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Einzelposting: PID - Präimplantationsdiagnostik


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Von:    Azamir 13.01.2011 13:59
Betreff: PID - Präimplantationsdiagnostik [Antworten]
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lol, der "Respet vor behindertem Leben nimmt ab"?

Tschuldigung, aber in meinem historischen Verständnis gab es nie einen "Respekt" für BEHINDERTES Leben. Der einzige Respekt, den es gibt, ist für Leben an sich. Da behinderte Menschen für ihre gesamte Umgebung ein Klotz am Bein sind, waren sie historisch nie "erwünscht" - von der Antike bis in die Neuzeit nicht selten ausgesetzt, bzw. aufgrund mangelnder Lebensfähigkeit halt dem "Schicksal" überlassen - Unter den hygienischen und medizinischen bedingungen früherer Jahrhunderte haben selbst "harmlosere" Gendefekte wie Trisomie 21 oder auch Mukoviszidose spätestens in der Kindheit zum Tod geführt. (Ich weise insbesondere bei Trisomie 21 auf die üblicherweise mit auftretenden Herzfehler hin...)

im 20. Jahrhundert sind die entsprechenden Krankheitsbilder ja erst erforscht worden udn es wurden mit der chemischen und medizinischen forschung Methoden entwickelt, um das zu behandeln - wobei das problem aber bei allen genetisch bedingten Krankheiten ist, dass sie immer nur symptomatisch behandelt werden können, da man eben den Grundbauplan schlecht nachträglich ändern kann.

Die traditionellen "Behinderten" waren Leute, die durch unfälle Gliedmaßen oder Körperfunktionen verloren haben, und üblicherweise zumindest zu gewissen Zeiten ihres Lebens voll in der gesellschaft arbeiten konnten. geistig behinderte Kinder wurden tarditionell auch immer von den familien versteckt, macht ja auch nicht grad werbung für die familie, wenn man keine gesunden Kinder kriegt!

Und auch im 20. jahrhundert, in dem man das erste Mal wirklich auf Gleichberechtigung aller Menschen achten wollte, sind Behinderte eigentlich nirgends wirklich Teil der Gesellschaft. um ihren vielfältigen Bedürfnissen entgegen zu kommen, werden sie in besondere Einrichtungen gepackt und dort schön betüdelt - aber im Endeffekt ja auch schön weggepackt, dass man sie nicht sehen muss, wenn man nicht will.

Und ganz ehrlich - Es ist halt natürlich. ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich dieses "Leben um jeden Preis retten" sehr kritisch sehe - es ist sehr sehr teuer und nicht wirklich im absoluten Interesse der betroffenen, die in Operationen zur "Lebenserhaltung" ihren ganze Körper kreuz und quer aufgeschnippelt bekommen, und vor lauter medikamenten nix essen dürfen und und und. ja, und wenns mit dem essen garnicht mehr klappt, kommt halt die magensonde rein, ist ja alles technisch kein problem.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich schon seit Jahren mit dem gedanken spiele, mir eine Patientenverfügung zuzulegen, die für den Fall, dass zwei unabhängige Ärzte prognostizieren, dass ich meine volle geistige Kapazität nicht wiedererlange, sämtliche lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden sollen. ICH in menem Bewusstsein als ICH mag keine lebende Hülle ohne meinen geist sein, das ist für mich nicht ICH - da möcht ich dann doch lieber gleich sterben.

Das hat nichts direkt mit einem materiellen, finanziell abschöpfbaren "Wert" eines Lebens zu tun - sondern mit meiner persönlichen Ansicht darauf, was für mich Bewusstsein und Leben eben ausmacht, und ohne Bücher zu lesen, reden und mein Hirn gescheit benutzen zu können, kann ich mir kein LEBEN vorstellen. Leute, die intensiv Sport machen und durch einen Unfall die Möglichkeit dazu verlieren, geraten auch in tiefe Krisen - weil es einfach zu ihnen gehörte.

Deswegen finde ich den Absolutismus "objektives Leben" im Sinne von "Körperkreislauf bedingende Hirnfunktionen und ein Blutkreislauf sind vorhanden" zu erhalten einfach zu kurz gedacht. Menschenwürde ist ja auch mehr als "hach, sein Herz schlägt noch!".

Und genau deswegen finde ich das fremdbestimmende dieser PID-Verbote und ähnlichem so untragbar. Man kann den "primär" betroffenen eh nicht fragen. Nicht jetzt, und oft später auch nicht, weil er teilweise die Einsicht nie haben wird, ob er tatsächlich leben will, weil insbesondere geistige Behinderungen die Leute auf nem geistigen Niveau zurückhalten, wo sie grundsätzliche physikalische Bedingungen ihrer Umgebung kaum einordnen können. Die "sekundär" Betroffenen dürfen in vielerlei Hinsicht bis zum "Erwachsensein" selbst eines vollkommen gesunden Kindes entscheiden. Warum also soll eine künftige Mutter nicht entscheiden dürfen, welche Zellen in ihren eigenen Körper hinein dürfen?

Leben kann man nicht absolut definieren, was ja schon einer der Streitpunkte hier ist.

Und ganz ehrlich - ein behinderter Mensch kostet sein ganzes Leben lang die gesamte Steuerlast von sicher 2 weiteren normalen, gesunden und voll arbeitenden Menschen. Hilfsmittel, Pflege, besondere Wohneinrichtungen, Verwaltung von Pflegeleistungen, Medikamente, Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche und und und und und. Und das alles für jemanden, der diese Existenz letzten endes doch niemals wertschätzen, geschweige denn genießen kann? während man ihm schon vor jeglichem Bewusstsein unmassen an Qualen hätte ersparen können? Irgendwie Seh ich einfach nicht, was so erstrebenswert daran ist, unser marodes System für eine zweifelhafte Moralität dieser Art vor die Hunde gehen zu lassen.
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