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Einzelposting: PID - Präimplantationsdiagnostik


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Von:    FreitagDerDreizehnte 13.01.2011 17:48
Betreff: PID - Präimplantationsdiagnostik [Antworten]
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@ ElarionEulenschwinge

>>Aber wenn du fragst - und darum geht es hier nunmal! - "Wärst du nicht lieber durch die PID gar nicht erst geboren worden, anstatt nun diesen Genfehler zu haben" wirst du mit sehr großer Sicherheit etwas anderes zu hören bekommen (und DIESE Frage musst du auch dir selbst stellen, wenn du meinst, du würdest nicht gerne damit leben).

>Ich bin körperlich mehr oder weniger gesund, und wünsche mir >gelegentlich, nie geboren worden zu sein.
Nun, was heißt bitte "gelegentlich"? Ansonsten würde ich dazu sagen, dass du entweder etwas übertreibst oder das Ganze psychische Gründe hat.
Aber wie auch immer man die Frage beantwortet (ich habe ja nie behauptet, dass jeder sie mit "nein" beantworten würde), es ging viel eher darum, die RICHTIGE Frage zu stellen. Denn hier tun manche so, als ob die Frage wäre "Gesund oder krank?" aber die Frage ist "Gesund oder nie gelebt?". Natürlich, hätte man uns abgetrieben, würde es uns wahrscheinlich recht wenig kümmern. Aber nun leben wir, wir wissen, was wir mit unserem Leben anfangen können etc. und in diesem Kontext muss man sich die Frage auch stellen, wenn man sie in den Raum wirft.

>Außerdem wäre die Behinderung bei jemandem der diese Frage >beantworten kann, auch nicht von der ärgsten Sorte. Mit PID >werden ja auch Krankheiten verhindert die dafür sorgen würden, >dass das Baby als Fehlgeburt abgeht oder kurz nach der Geburt >stirbt.
Natürlich muss man differenzieren. Menschen, bei denen eine Fehlgeburt sehr wahrscheinlich ist und die deshalb die PID nutzen, kann ich eher verstehen, als andere.


@ Azamir

>lol, der "Respet vor behindertem Leben nimmt ab"?

>Tschuldigung, aber in meinem historischen Verständnis gab es nie >einen "Respekt" für BEHINDERTES Leben.
Da gebe ich dir vollkommen recht, nur war es so auch nie gemeint. Natürlich ist mir klar, dass behinderte Menschen in der Antike, im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nicht besser behandelt wurden als heute. Trotzdem finde ich es gut, dass du das alles so genau aufgeschrieben hast, vielleicht gibt es ja einigen zu denken.
Ich meinte es auch eher so, dass heute alle von Toleranz und Gleichheit reden. Dass wir Menschenrechte haben etc. und sich die Menschen gerade bei Behinderten trotzdem oft so benehmen. Und ich merke schon, dass dieses Verhalten wieder mehr geduldet wird. Es war also auf meine Erfahrungen aus meinen 23 Jahren bezogen und nicht auf die Geschichte.

>Und ganz ehrlich - Es ist halt natürlich. ich muss ganz ehrlich >sagen, dass ich dieses "Leben um jeden Preis retten" sehr >kritisch sehe - es ist sehr sehr teuer und nicht wirklich im >absoluten Interesse der betroffenen, die in Operationen >zur "Lebenserhaltung" ihren ganze Körper kreuz und quer >aufgeschnippelt bekommen, und vor lauter medikamenten nix essen >dürfen und und und. ja, und wenns mit dem essen garnicht mehr >klappt, kommt halt die magensonde rein, ist ja alles technisch >kein problem.
Nun, das ist nun wieder ein anderes Thema. Ich bin auch kein Fan davon, jemanden zwanghaft am Leben zu erhalten, ganz sicher nicht. Nur ist das Problem bei der PID oder eben bei der Abtreibung, dass man das Ungeborene nie fragen kann und auch nie erfahren wird, wie es mit der Behinderung umgeht.
Und hier muss dann eben jeder selbst entscheiden, was er für richtig hält.

>Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich schon seit Jahren mit dem >gedanken spiele, mir eine Patientenverfügung zuzulegen, die für >den Fall, dass zwei unabhängige Ärzte prognostizieren, dass ich >meine volle geistige Kapazität nicht wiedererlange, sämtliche >lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden sollen. ICH in >menem Bewusstsein als ICH mag keine lebende Hülle ohne meinen >geist sein, das ist für mich nicht ICH - da möcht ich dann doch >lieber gleich sterben.
Genau das ist es, was ich oben meinte. Du entscheidest hier für dich selbst und für das, was du willst. Bei der PID/ Abtreibung (aber natürlich auch auf der anderen Seite, bei der Entscheidung für das Kind), kann man nie nach dem gehen, was derjenige will, um dessen Leben es geht.

>Das hat nichts direkt mit einem materiellen, finanziell >abschöpfbaren "Wert" eines Lebens zu tun - sondern mit meiner >persönlichen Ansicht darauf, was für mich Bewusstsein und Leben >eben ausmacht, und ohne Bücher zu lesen, reden und mein Hirn >gescheit benutzen zu können, kann ich mir kein LEBEN vorstellen. >Leute, die intensiv Sport machen und durch einen Unfall die >Möglichkeit dazu verlieren, geraten auch in tiefe Krisen - weil >es einfach zu ihnen gehörte.
Nur kann niemand von uns behaupten, er wüsste, was all diese Embryos wollen oder für lebenswertes Leben halten.

>Deswegen finde ich den Absolutismus "objektives Leben" im Sinne >von "Körperkreislauf bedingende Hirnfunktionen und ein >Blutkreislauf sind vorhanden" zu erhalten einfach zu kurz >gedacht. Menschenwürde ist ja auch mehr als "hach, sein Herz >schlägt noch!".
Aber auch etwas anderes, als "er ist vollkommen gesund!"

>Und genau deswegen finde ich das fremdbestimmende dieser PID->Verbote und ähnlichem so untragbar. Man kann den "primär" >betroffenen eh nicht fragen. Nicht jetzt, und oft später auch >nicht, weil er teilweise die Einsicht nie haben wird, ob er >tatsächlich leben will, weil insbesondere geistige Behinderungen >die Leute auf nem geistigen Niveau zurückhalten, wo sie >grundsätzliche physikalische Bedingungen ihrer Umgebung kaum >einordnen können. Die "sekundär" Betroffenen dürfen in vielerlei >Hinsicht bis zum "Erwachsensein" selbst eines vollkommen >gesunden Kindes entscheiden. Warum also soll eine künftige >Mutter nicht entscheiden dürfen, welche Zellen in ihren eigenen >Körper hinein dürfen?
Also erstens muss das jede Frau/Familie sowieso selbst entscheiden. Ich sage nur für mich, dass ich es niemals könnte.
Ansonsten finde ich den Vergleich sehr hinkend. Ich kann schließlich nicht über mein gesundes, lebendes Kind entscheiden, ob es lebt oder stirbt. Aber ich kann es, über ein ungeborenes, krankes? Das passt einfach nicht mit meiner Ansicht zusammen (wie gesagt, kann ich andere Ansichten durchaus nachvollziehen, nur ich teile sie eben nicht).
Ich würde auch nie Abtreibung und PID (wobei zwischen beidem natürlich nochmal ein Unterschied liegt) vollkommen verteufeln, es kommt sicher auch sehr auf die Beweggründe an. Aber ich sehe die Tendenz dahin, dass behindertes Leben immer weniger wert wird, also, dass dieser Schritt hin zur Abtreibung immer schneller gemacht wird, obwohl wir doch angeblich alle "gleich" sind. Doch warum kann man dann ein behindertes Kind bis zum 9. Monat abtreiben? Die Hemmschwelle sinkt in diesem Bereich allgemein immer mehr und ich halte das für sehr bedenklich.

>Leben kann man nicht absolut definieren, was ja schon einer der >Streitpunkte hier ist.
Ja, ganz genau.

>Und ganz ehrlich - ein behinderter Mensch kostet sein ganzes >Leben lang die gesamte Steuerlast von sicher 2 weiteren >normalen, gesunden und voll arbeitenden Menschen.
Na und? Mal ehrlich, hier wirds ja schon wieder kritisch! Wie viel kosten uns denn bitte die ganzen Arbeitslosen? Ich muss sagen, unter diesem Gesichtspunkt sollte man nicht diskutieren, da wird es wirklich menschenunwürdig.

>Und das alles für jemanden, der diese Existenz letzten endes >doch niemals wertschätzen, geschweige denn genießen kann?
Und woher weißt du das?

>während man ihm schon vor jeglichem Bewusstsein unmassen an >Qualen hätte ersparen können? Irgendwie Seh ich einfach nicht, >was so erstrebenswert daran ist, unser marodes System für eine >zweifelhafte Moralität dieser Art vor die Hunde gehen zu lassen.
Und es ist besser, alle kranken Menschen gleich abzutreiben? Wie kannst du bestimmen, was diese Menschen wollen? Also ehrlich, hoffen wir nur mal, dass niemand dein Dasein als so nutzlos empfindet...
Ich finde es immer wieder erschreckend, wie schnell andere Menschen ein Urteil über eine ganze Gruppe von anderen Menschen fällen können, zu der sie selbst nicht gehören und auch wahrscheinlich nie gehören werden. Vielleicht denkst du auf einmal ganz anders, wenn du doch mal auf lebensverlängernde Maßnahmen etc. angewiesen bist, das kannst du jetzt doch noch nicht sagen. Auf jeden Fall sollte man vorsichtig mit solchen pauschalen Urteilen sein und nicht zu leichtfertig sowas äußern. Erstmal daran denken, dass andere genau das gleiche genauso leichtfertig vielleicht über einen selbst sagen würden...


twins against twincest!


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