Zum Inhalt der Seite




Schlagworte
- Fujoshi (1)
- Shônen-Ai (1)
- Yaoi (1)

Akzeptanz und Toleranz / Der Yaoi-Konflikt Fujoshi, Shônen-Ai, Yaoi

Autor:  leonynn



BITTE NICHT MEHR KOMMENTIEREN!

Text Editiert - bitte nach unten scrollen - danke.






Hallo Yaoi- und Shonen-Ai-Fans, Yaoi-Gegner und neutrale Gäste, Willkommen liebe Leser!

Nach langer Bedenkzeit rang ich mich heute dazu durch einen Web-Blog zum Thema Yaoi und Shonen-Ai zu schreiben. Der nun folgende Text spiegelt meine Gedanken und Gefühle wieder und ist deshalb subjektiv. Insgeheim hoffe ich etwas Klarheit zwischen Fans und den Widersachern des Genres zu schaffen, aber vorwiegend will ich meine Überlegungen äußern. Ich bin für Kritik und Diskussion offen. Wer nach dem Lesen Lust hat, seine Meinung zu ergänzen ist herzlich eingeladen zu kommentieren.



What’s wrong with you?
Mich hat die Frage beschäftigt, warum junge Frauen (das möchte ich an dieser Stelle verallgemeinern) von Schwulen fasziniert sind. Inzwischen habe ich mir eingestanden, dass mich homosexuelle Geschichten ebenso anstacheln wie heterosexuelle, weil ich keine Vorurteile gegen Schwule oder Lesben habe. Es kann für eine Frau ebenso aufreizend sein, zwei Männer zu beobachten, wie es für einen Mann erregend sein kann, zwei Frauen zu sehen. Das hat nichts mit Bisexualität zu tun und sollte nicht als schamlos angesehen werden.
Fakt ist, dass Erotik und Pornografie immer die Absicht haben sexuell zu stimulieren! Yaoi ist purer Voyeurismus, genauso wie Yuri oder Hentai.
In den letzten fünf Jahren hat sich ein Yaoi-Kult entwickelt der nicht nur umjubelt sondern auch arg kritisiert wird. Verständlich, da es sich um ein intimes Thema handelt und nicht jeder gleichermaßen freizügig damit umgeht. Überhaupt scheint Intimität für viele Fans ein Fremdwort zu sein. Darin liegt meiner Meinung nach das Problem! Bitte nicht falschverstehen: Ich bin nicht prüde! Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, haben Internetzugang, sind aufgeklärt und tolerant. Nein, es geht nicht darum, dass der Rest der Welt altjungfräulich ist, sondern darum, dass viele Yaoi-Fans keine Hemmschwelle kennen.





D E F E N S I V E

Lasst es uns kompliziert machen!
Jacqueline Berndt (Mangaforscherin) hat die These aufgestellt, dass Leserinnen von Shonen-Ai-Mangas die Sehnsucht nach Seelenverwandtheit antreibt und dass die Andersartigkeit jene alternativen Love-Storys so interessant macht. Fragt man eine Fujoshi (=versautes Mädchen) direkt nach den Gründen, so wird die Antwort meist nicht so blumig formuliert:
„Weil‘s geil ist.“
„Weil ich die Jungs niedlich finde.“
„Hi Hi Hi, Weil‘s eben schwul ist.“
Um die Frage: „Was finden Fujoshis am Genre wirklich faszinierend?“ zu beantworten, müsste eine ausgedehnte Umfrage starten. Allerdings lässt sich anhand diverser Gespräche, Forenbeiträge, Kommentare oder Webblogs manches erkennen. Ich habe den Eindruck, dass viele Fans ihre Vorliebe verteidigen wollen, aber nicht die richtigen Worte dafür finden. Also will ich versuchen für die Fans zu sprechen, denen die Argumente ausgegangen sind. Dazu nun einige Gedanken:


Realitätsfremd – Glauben Yaoi-Fans wirklich, dass es solche Männer gibt? Lächerlich!
Die Charaktere aus einem Manga sind fiktiv und immer realitätsfremd. Mangas und Animes sind dafür da eine Fantasiewelt zu präsentieren, nicht um realistisch zu sein. Demnach entsprechen die Männer/Jungs aus Shonen-Ai und Yaoi Titeln niemals der Wirklichkeit. Realitätsfremdheit als Argument gegen das Genre zu benutzen ist grotesk, weil Unwirklichkeit ein allgemeines Thema der Manga- und Anime-Szene ist.
Ja – die Profile sind überzogen, die Optik makellos und die Storys flach! What happens? Bei genauerem Hinsehen trifft das auf viele Titel zu. Wen es stört, der soll Abstand halten.


Angeblich sehen Yaoi-Fans den Protagonisten (Uke) nicht als männlich, sondern geschlechtslos.
Als ich das las, glaubte ich kein Wort, doch inzwischen habe ich Aussagen von Fans gelesen, auf die das zutrifft. Tatsächlich haben manche nicht begriffen was „schwul sein“ bedeutet. Ob diese Fans eine Ausnahme bilden, sei dahingestellt…
Yaoi ist kein Spiegel der echten Schwulenszene! Wer glaubt, dass es dort wirklich so zugeht, wie im Manga, der irrt. (Und es gibt naive Fans, die das tun.) Doch obwohl der Geschlechtsverkehr im Yaoi nicht dem tatsächlichen Liebesspiel entspricht, glaube ich trotzdem, dass die meisten Fans wissen, dass sie Homosexualität sehen. Oder?


Schau halt weg, wenn 's dich stört!
Ein oft gebrachtes Argument gegenüber Nicht-Yaoi-Fans ist der Hinweis, dass jene wegsehen könnten. „Wie soll man da wegsehen? Es ist überall!“, folgt meist darauf. Aber – das stimmt nicht. Es mag einen auf den ersten Blick wie eine Flutwelle vorkommen, aber es hält sich in Grenzen.

2,0 % alle Fanarts haben ein erotisches Thema (Hentai),
0,1 % sind Yaoi, Yuri liegt noch darunter.
1,0 % aller Dojinshis auf Animexx haben erotischen Charakter.
0,6 % befassen sich mit dem Thema Yaoi.
6,9 % der Fanfics sind Shonen-Ai und
0,4 % sind Shojo-Ai-Fanfic.
(Diese Zahlen beziehen sich auf Animexx.de / Stand 18.11.09)

Unterm Strich kann wirklich nicht die Rede von einer Flut sein. Ich z.B. bin kein Fan von Naruto, doch selbst dieses Manga/Anime liegt mit 447.908 Fanarts noch unter 10 %. Wegschauen ist möglich! Und wer es nicht mag (egal, welches Thema) sollte davon Gebrauch machen.


Die alternative Love-Story
Boys Love Storys sind definitiv eine Abwechslung zur normalen Romanze. Das gilt auch für Shojo-Ai, Furry oder andere Exoten. Ich persönlich habe durch die schwule Polarität mehr Abstand zum Geschehen. An dieser Stelle wird es kompliziert. „Die sind so niedlich zusammen“ ist nicht sehr aussagekräftig und trotzdem genau das, was die Fans begeistert. Eben weil kein Mädchen in der Geschichte vorkommt, vergleicht man nicht. Man akzeptiert die Geschichte so und hat auch nicht (oft) den Drang, Alternativen zu erfinden.
Die Tatsache, dass Liebe zwischen zwei Männern/Jungs immer noch nicht überall akzeptiert wird, ist das Hindernis als solches. Das heißt: Einem schwulen Paar kauft man die wahre Liebe eher ab, als einem Hetero-Paar. Allein dadurch, dass das Tabu gebrochen wird und die Liebe füreinander gestanden wird, ist eine Hürde und das macht die Charaktere attraktiv und charmant. Es zeugt von Mut und Aufrichtigkeit. Es ist der Beweis, für den anderen seine Würde und seinen Status aufzugeben, weil man sich liebt. (Das entspricht nicht der Realität! Ist aber im Manga so.) Das Neue, Unbekannte auszuprobieren, die Klischees hinter sich zu lassen und über seinen Schatten zu springen… All das macht Shonen-Ai/Yaoi-Charaktere aus und all das verbirgt sich hinter dem Satz: „Die sind so niedlich zusammen.“
Wir gönnen ‘s ihnen.


Akzeptanz und Toleranz
Das Yaoi- und Shonen-Ai-Genre hat den Fans eine neue Möglichkeit geschenkt, verbotenen Fantasien nachzugehen. Auch wenn es nicht für jeden nachvollziehbar ist, so ist es trotzdem eine Bereicherung. Jeder hat irgendeine Vorliebe, die andere nicht nachvollziehen können. Ich mag zum Beispiel Hawaii-Steak, mit Ananas, Käse und Marmelade. Andere finden das widerlich.
Etwas mehr gegenseitige Toleranz könnte die Differenzen zwischen Fans und Gegnern klären. Bitte versteht, wenn jemand nicht genau erklären kann, warum er genau dieses Thema schön findet. Auch wenn man selbst eine andere Meinung hat, sollte man versuchen, diese verschiedenen Ansichten zu akzeptieren… oder zumindest zu tolerieren. Yaoi-Fans sind auch nur Menschen. Manga- und Anime-Fans haben ohnehin mit genügend Vorurteilen zu kämpfen. Da sollten wir uns das Leben nicht gegenseitig schwer machen. Peace für alle!





O F F E N S I V E

Opposition aus den eigenen Reihen…
Wie eben schon angesprochen… Gegenseitige Toleranz ist gefragt. Und was ich eben versucht habe zu verteidigen, muss ich leider auch kritisieren. Es ist nicht leicht, die Fans zu verstehen, gar zu akzeptieren, wenn man dem Thema Homosexualität ablehnend gegenübersteht. Das fällt erst recht schwer, wenn die Fans engstirnig an der Verbreitung und Auslebung festhalten. Oftmals ohne Rücksicht auf Nicht-Fans.


Ich habe nichts gegen Yaoi! Ich hab was gegen Yaoi-Fans!
Diese Aussage fand ich in mehreren Anti-Yaoi-Foren. Oftmals sogar von Usern die selbst Yaoi-Fans sind. Das gab mir zu denken und ich kann das gut nachvollziehen. Es steht im ersten Absatz: Die Hemmschwelle der Yaoi-Fans sinkt und sinkt.
Mancher Yaoi-Gegner begreift nicht, dass Yaoi-Fans Schwule nicht eklig finden.
Mancher Yaoi-Fan begreift nicht, dass Yaoi-Gegner Schwule eklig finden.
Ein Nebeneinander ist nur dann möglich, wenn sich beide Parteien bewusst werden, dass sie anderen ihre Meinung nicht aufzwängen dürfen. Die Fans sollen ihren Kult gerne ausleben, aber bitte, bitte, BITTE nur im eigenen Fan-Kreis. Es gibt Zirkel und Foren zum Thema. Für die, die nicht genug bekommen, auch externe Seiten. Das Web ist weit und unendlich…


Zwangsverschwulung – argwillig, unangenehm und respektlos!
Nur mit Widerwillen betrachte ich Figuren, die aus ihrem ursprünglichen Verhältnis gerissen und zu einem Homopärchen gemacht wurden. Ich empfinde das als achtlos gegenüber dem Ur-Werk, besonders dann, wenn das Original überhaupt nicht in Richtung Yaoi tendiert. Beispiel: Son-Goku und Vegeta aus Dragon Ball. Diese Charaktere waren nicht nur Feinde/Konkurrenten, sondern hatten eine heroische – aber niemals eine romantische Rolle! Noch schlimmer finde ich es, wenn Inzest ins Spiel kommt und die Gefühlswelt der Ur-Figur außer Acht gelassen wird. Da habe ich den Eindruck, dass die Fans das eigentliche Werk nicht ernstgenommen haben.
Am Schlimmsten sind die Konsequenzen für die Fans des Originals, die mit Yaoi nichts anfangen können. Für jene Menschen ist das ekelig! Da kann ich nachvollziehen, woher der Hass auf das Genre kommt.

Auch wenn Zwangsverschwulung überwiegt - Yaoi-Bilder sollten mit eigens für das Genre erschaffene Figuren gestaltet werden. Also Zeichner! Strengt euch an, eigene Figuren zu erschaffen, anstatt allgemeine Charaktere zu missbrauchen.

(An dieser Stelle möchte ich mich auch dafür entschuldigen, dass ich dieses sensible Thema selbst missachtet habe, aber das ist jetzt – wo ich intensiver darüber nachgedacht habe – bereinigt)


Wer ist eigentlich Yaoi-Fan und wollen die, dass alle wissen, dass sie Fans sind?
Ich kann nicht sagen, wie der typische Yaoi-Fan aussieht. Dank diverser Conventions hat man den Eindruck, „kleine Mädchen“ die, sobald sie einen süßen Jungen sehen, „kreischen und kichern“ automatisch über „Uke und Seme“ reden und von „echter Sexualität“ noch keine Ahnung haben, bilden den Hauptteil. So meine Vermutung. Ich kenne allerdings ein paar erwachsene Frauen, die mit dem Genre ganz anders umgehen. Wie oben angedeutet, ist das Yaoi-Genre genaugenommen eine sexuelle Vorliebe und ich kann mich nicht entsinnen, dass andere Menschen, die andere Vorlieben haben, das so öffentliche thematisieren. Masochisten beispielsweise kleben sich kein Schild an die Stirn, wenn sie zur Buchmesse gehen.
Jeder soll seinen Geschmack haben, aber der gehört gefälligst ins heimische Schlafzimmer! (Oder zumindest nicht mehr so in die Öffentlichkeit – Bitte)


Fremdschämen – liebe Fans, was soll der Kindergarten?
In diesem Zusammenhang fällt der Begriff „Fremdschämen“. Ich persönlich überlege zweimal, wann und wem ich sage, dass ich Yaoi-Fan bin. (Dieser Web-Blog ist eine freizügige Ausnahme)
Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich mich für Yaoi schäme, sonder dafür, wofür ich gehalten werden könnte, weil andere mit schlechtem Beispiel vorangehen. Vielleicht geht es nur mir so, aber die meisten Fans übertreiben maßlos und der Ruf der Fan-Gemeinde ist unwiderruflich geschädigt. Dabei gibt es immer solche und solche Schubladen.





F A Z I T

Liebe Yaoi-Fans:
Akzeptiert, dass Yaoi nicht jedermanns Geschmack trifft und dass es böswillig wäre, andere mit dem Thema absichtlich zu belästigen. Seid sensibel und respektvoll! Auch wenn mancher patzig wird und euch wegen dieser Vorliebe angreift – da ist Wut und Widerwille im Spiel und das ist nachvollziehbar.


Liebe Yaoi-Gegner:
Akzeptiert, dass Yaoi eine feste Größe im der Welt der Manga und Anime geworden ist. Auch wenn es nervige Fans gibt, bei denen Reden nicht viel nutzt, es gibt Unterschiede und das Genre muss nicht verteufelt werden. Schaut weg und versucht zu tolerieren, wenn jemand über die Stränge schlägt.
(Und alles, was zu sehr aus dem Rahmen fällt, kann immer noch gemeldet werden.)



Danke fürs Lesen!
Leonynn







************************************************************************

Edit:

Ihr Lieben – habt alle recht vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und die vielen Kommentare. Allerdings haben einige von euch meinen Blog falsch verstanden und genau die Schlammschlacht angezettelt, die ich mit der These Akzeptanz und Toleranz mildern wollte.
Jeder von euch kann und soll seine eigene Meinung haben!
Ich bin weder der RIESEN-MEGA-FAN des Genres, noch der KOMMPLETTE-YAOI-HASSER.
Der Blog sollte neutral klingen und lediglich den Gedanken vermitteln, dass man sich nicht permanent streiten sollte. Eine derartige Diskussion war nicht angedacht.

Akzeptanz und Toleranz – das sind zwei Worte, die sich wiedersprechen und über die nachgedacht werden sollte! Wer die genaue Bedeutung der Begriffe nicht weiß, sollte nicht drauf los schreiben.

Ich wollte, dass mal nachgedacht wird, aber die Meinungen sind zu festgefahren und die jenen unter euch, die sich streiten versuchen meiner Meinung nach gar nicht erst, das ganze sacken zu lassen.



Ja ich gebe es zu – der Blog ist sehr SUBJEKTIV geschrieben. Aber das habe ich auch so angekündigt.
Ebenso, dass ich die Thesen verallgemeinern werde und dass ich lediglich MEINE Gedanken äußern möchte und keinen Schiedsrichter spielen will.

Für alle, die sich jetzt auf den Schlips getreten fühlen ein dickes: ENTSCHULDIGUNG!
Das war nicht geplant und ich wollte auch niemanden auf die Nerven gehen.


Vielen lieben Dank an alle die, die sich beherrschen konnten und einen neutralen Kommentar geschrieben (und diesen sogar freundlich formuliert) haben.

Danke und Sorry
Die Leonynn