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Nebel über Hogwarts

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Ein Vorgeschmack

Nebel über Hogwarts – Kapitel 17: Ein Vorgeschmack
 

Es fühlte sich gut an, wieder mit James, Sirius und Peter gemeinsam beim Frühstück zu sitzen, fand Remus – gut und richtig, und er konnte kaum beschreiben, wie froh er war, dass seine beiden Freunde sich entschuldigt hatten. Zwar hatten sie sich Zeit damit gelassen, doch schließlich war es passiert, und sie hatten sogar an Florence gedacht, was der eigentliche Grund war, warum Remus wieder mit ihnen redete.

Den Anteil an Peinlichkeit, den der denkwürdige Samstagabend ihm gebracht hatte, hätte Remus unter den Tisch kehren können, doch dass auch sie die Auswirkungen dieses angeblichen Scherzes abbekommen hatte, hatte ihm wirklich zu schaffen gemacht und ihm ein ziemlich schlechtes Gewissen bereitet. Natürlich war es irgendwie dämlich von ihm, sich für das verantwortlich zu fühlen, was seine Freunde getan hatten, besonders wo er doch gerade nicht mit ihnen sprach, aber irgendwie hatte es dieser Gedanke geschafft, sich in ihn hineinzufressen. Nur Sirius' und James' herzliche Entschuldigung gemeinsam mit einem Paket Süßigkeiten aus dem Honigtopf, hatte es geschafft, das Gefühl zu vertreiben, und während er seinen Toast aß, fühlte er sich mit der Welt im Ganzen im Reinen.

Die einzige Überlegung, die sein Gefühl der Zufriedenheit dämpfte, war die Tatsache, dass in vier Tagen der nächste Vollmond bevorstand und er wegen der starken Überwachung der Ländereien seine Zweifel hatte, ob seine Freunde zu ihm stoßen konnten. Nachdem er sich wieder mit James und Sirius versöhnt hatte, hatte er erfahren, dass die beiden schon seit einigen Tagen damit beschäftigt waren, die Karte des Rumtreibers zu überwachen, um herauszufinden, wie die Patrouillenrouten und Wachpläne der Auroren aussahen.

Bis jetzt hatten sie beängstigend wenige Lücken in ihren Sicherheitsvorkehrungen gefunden, und Remus befürchtet, dass es selbst mit dem Tarnumhang und ihren Animagusgestalten ein schwieriges Unterfangen werden würde, sich nach draußen zur Heulenden Hütte zu schleichen.

„Ich denke, ihr solltet es wirklich lassen“, bemerkte er leise in der Mittagspause, während sie durch das Klappern der vielen Teller und das Hintergrundgemurmel der anderen Gryffindors vor Lauschern geschützt waren. „Ihr habt doch selbst gesagt, dass ihr nur sehr geringe Chancen habt...“

James verdrehte die Augen und ließ erst gar nicht zu, dass er weitersprach. „Blödsinn. Wir finden schon einen Weg, und wer würde schon hinter einem Hund, einem Hirschen und einer Ratte drei regelbrechende Schüler vermuten?“

„Außerdem können wir dich nicht alleine lassen“, fügte Peter mit seiner eigenen Loyalität hinzu, was ihn noch entschlossener wirken ließ als seine beiden Freunde.

„Und welches größere Abenteuer könntest du dir vorstellen, als vor den Augen des halben Aurorenbüros unbemerkt das Schloss zu verlassen und wieder zurückzukommen?“ Das enthusiastische Leuchten in Sirius' Augen ließ die Sorge wieder in Remus hochsteigen, er wollte gar nicht daran denken, was mit seinen Freunden passieren würde, wenn es irgendein Missverständnis mit den Auroren geben würde... aber andererseits machte der Gedanke an die Verwandlung, wie sie in seiner Zeit vor Hogwarts und in den Ferien gewesen war, ihm Angst. Große Angst, wenn er ehrlich zu sich selbst war.

James schien seine veränderte Stimmung zu spüren, denn er legte ihm eine Hand auf den Unterarm und drückte zu, eine merkwürdig beruhigende Geste. „Hör zu, Moony – du brauchst uns, und das wissen wir alle. Und abgesehen davon sind wir alle alt genug und vernünftig genug“, der scherzhafte Seitenblick auf Sirius ließ diesen empört aufschnauben, „um unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Und es ist nun mal unsere Entscheidung, dass wir dir helfen möchten, und ein paar Auroren können uns davon nicht abhalten.“

Zögerlich nickte Remus, er wusste, wenn seinen Freunden irgendetwas geschehen würde, würde er sich das niemals verzeihen können, und trotz James' Versicherung fühlte er sich doch für sie verantwortlich. Aber wenn er ehrlich zu sich war, dann war er Rumtreiber genug, um dieses Risiko einzugehen, denn so vernünftig und gefasst er meist auch wirkte, er genoss die Freiheit mit den anderen, genoss es manchmal auch, die Regeln zu brechen, ohne erwischt zu werden.

Seine Gedanken wurden von Sirius' und James' plötzlichem, überheblichen Grinsen unterbrochen, und als er sich umblickte, bemerkte er, dass Florence gerade durch die Tür der Großen Halle gekommen war, in Begleitung einer ihrer Freundinnen. Augenblicklich verlor das Mittagessen erheblich an Priorität und er erhob sich, um sie auf dem Weg zu ihrem Haustisch abzufangen.

„Hey“, meinte sie mit einem Lächeln, als sie ihn herankommen sah, und blieb stehen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln, ein Ritual, das sich seit ihrem gemeinsamen Picknick in ihre täglichen Routinen eingeschlichen hatte.

„Hi Florence“, entgegnete er fröhlich, und sie lächelte. „Wie sieht es in Verwandlung aus? Wir wollten ja noch eine Stunde einschieben, bevor du diesen Aufsatz für McGonagall abgeben musst...“

Sie nickte, als sie sich an ihre Abmachung erinnerte. „Überraschend gut, muss ich sagen – ich glaube, deine Arbeit zeigt die erste Wirkung.“

Ihr Grinsen sprang auch auf ihn über, als er das Lob und die Anerkennung in ihrer Stimme hören konnte. „Ähm... danke?“

„Trotzdem würd ich mich gerne mit dir treffen – hast du vielleicht morgen irgendwann Zeit, in die Bibliothek zu kommen, für eine Stunde oderso? Dann könntest du dir meinen fertigen Aufsatz durchlesen und meine Fehler ausbessern.“

Remus nickte. „Das klingt nach einem Plan.“

Die Pause zwischen ihnen, nachdem das unmittelbare Thema ihres Gesprächs abgehandelt war, zog sich in die Länge und gewann an Peinlichkeit.

„Du siehst blass aus“, bemerkte sie schließlich und Remus konnte gerade noch ein Zusammenzucken verhindern – so unangenehm die Stille gewesen war, das war ein Gesprächsthema, auf das er mit Vorliebe verzichtet hätte... „Ich fühle mich schon ein paar Tage nicht so gut“, entgegnete er ausweichend und die Besorgnis, die augenblicklich in Florence' Augen auftauchte, befriedigte und bekümmerte ihn gleichermaßen.

„Warst du schon bei Madame Pomfrey?“, fragte sie und er schüttelte den Kopf, fügte aber, als sei widersprechen wollte, schnell hinzu: „Aber ich wollte am Wochenende bei ihr vorbeigehen.“

„Heißt das, unsere Nachhilfe morgen fällt aus?“ Die Enttäuschung in ihrem Gesicht fachte ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend an, das er nicht so recht beschreiben konnte, doch auch ohne diese zusätzliche Motivation hätte er es nicht geschafft, sie im Stich zu lassen. „Natürlich nicht“, antwortete er beruhigend und sie strahle sofort wieder, was ihn ebenfalls zum Lächeln brachte.

„Also bis dann?“, meinte sie fragend und er nickte, bevor er zu seinen Freunden zurückkehrte. Sirius grinste spöttisch, sagte aber nichts – selbst eine so gute Gelegenheit wie diese, sich einen Spaß auf seine Kosten zu erlauben, verlor irgendwann an Reiz – und James nickte nur über seinen Teller hinweg.
 

Der Nachmittag brachte ihnen eine Doppelstunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste, der sie alle mittlerweile mit einer gewissen resignierten Gelassenheit entgegensahen. Lovejoy hatte in den letzten Wochen ganz genau nach ihren Vorkenntnissen gefragt und sich von einigen ihrer Mitschüler sogar die alten Aufzeichnungen geben lassen, und danach mit der theoretischen Besprechung eines Zauberduelles begonnen. Selbst James, der geneigt war, alle Auroren zu vergöttern, hatte mittlerweile fast vergessen, dass auch ihre Professorin diesem Beruf angehörte, so langweilig waren ihre Stunden. Sirius und er unterhielten sich während des Unterrichtes meist damit, auf der Karte des Rumtreibers das, was James als „echte Auroren“ bezeichnete, bei ihrer Überwachung des Schlosses zu beobachten.

Auch diese Stunde schien nicht anders zu werden, Lovejoy schloss zum Klingeln das Klassenzimmer auf und sie alle nahmen Platz – die Rumtreiber hatten wieder ihren Stammplatz in der letzten Reihe eingenommen.

Ihre Professorin stand an ihrem Pult und wartete, bis widerwillig Ruhe in den Klassenraum eingekehrt war, dann blickte sie erwartungsvoll in die Runde. „Einen guten Tag Ihnen allen. Wie Sie sich sicherlich erinnern, haben wir in unseren letzten Unterrichtseinheiten die grundlegenden Regeln und Abläufe eines Duells besprochen, und heute werden wir dieses Thema weiter bearbeiten.“

„Ich leg mich schon mal schlafen“, zischte Sirius vernehmlich zu seinen Freunden hin – etwas zu vernehmlich, denn Lovejoy wurde auf ihn aufmerksam und bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. „Mr Black, möchten Sie nicht zu mir nach vorne kommen?“

Für einen Moment schien Sirius an der Grenze zur Rebellion zu stehen, doch dann entschied er sich offensichtlich um und stolzierte nach vorne zur Tafel in dem Bewusstsein, dass nichts, was ihre Professorin tun konnte, ihm wirklich schaden würde.

Lovejoys ruhiger, fast unbeteiligter Blick verfolgte ihn auf seinem ganzen Weg, und als er schließlich neben sie trat, wandte sie sich der Klasse zu. „Nun, wer von Ihnen erinnert sich noch an die erste Regel eines Zauberduelles?“

Eine Ravenclaw, die gemeinsam mit ihnen Unterricht hatte, meldete sich und erklärte auf ein Nicken hin: „Die Duellanten stellen sich in einem von ihnen gewählten Abstand auf und verbeugen sich.“

Lovejoy nickte. „Sehr gut. Mr Black, erscheint Ihnen vom Fenster bis an die Wand angemessen?“

Für einen Moment geschah nichts – und dann schien ein Keuchen durch die Klasse zu gehen, als die Schülerinnen und Schüler begriffen, was hier geschah.

Auch Sirius wirkte verdutzt, doch der übliche, arrogante Gesichtsausdruck kehrte nur einen Herzschlag später auf sein Gesicht zurück. „Aber natürlich, Professor Lovejoy.“

Sie nahmen unter den angespannten Blicken der Klasse Aufstellung, die Zauberstäbe in den Händen, und musterten sich, Sirius siegessicher, ihre Lehrerin noch immer ruhig, fast abwesend. Doch gerade als Sirius zu einer kleinen Verbeugung ansetzen wollte, traf ihn die Ganzkörperklammer und er erstarrte, einen Ausdruck der Empörung auf seinem Gesicht eingefroren.

Die Stille war so dick, dass Remus glaubte, sich kaum bewegen zu können, bis Sirius zu schwanken begann, seine Augen sich panisch umherbewegten und Lovejoy den Fluch mit einer schnellen Zauberstabbewegung aufhob. So als ob diese Regung der Startschuss gewesen wäre, brach Tumult in der Klasse aus.

„Sie haben geschummelt“, rief James lauter als alle anderen und auch Peter und Remus empörten sich, wenn auch auf eine stillere, beherrschtere Art. Andere Schüler aus Gryffindor reagierten ähnlich, aber Remus bemerkte auch, dass einige der Hufflepuffs hämische Blicke tauschten und auch Lily zufrieden zu ihrer Freundin Emily hinübersah, die ihre Reaktion allerdings nicht so recht teilen wollte, während Sirius sich desorientiert umblickte.

Der Augenblick der Verwirrung hielt allerdings nicht lange an, einen Augenblick später schloss Sirius sich den lautstarken Protesten seines besten Freundes an, während Remus sich auf wütende Blicke beschränkte. Es war einfach nicht...

Ein lauter Knall aus Lovejoys Zauberstab ließ die Schüler schließlich verstummen, egal in welche Richtung ihre Reaktion gegangen war, und sie wandte sich – nicht im Geringsten aus dem Konzept gebracht – Sirius zu. „Sie möchten etwas sagen, Mr Black?“

Er wirkte ein wenig unruhig unter den gespannten Blicken der Klasse, jetzt, wo er seine Behauptungen in die Stille hinein machen musste anstatt in die lautstarke Empörung seiner Freunde, doch das hielt ihn von nichts ab. „Das ist nicht fair“, beschwerte er sich und als Lovejoy ihn nur fragend ansah, fuhr er fort. „Ich meine, Sie haben uns die Regeln selbst beigebracht, und dann halten Sie sich nicht einmal daran...“

Persönlich fand Remus, dass es von Sirius ein wenig merkwürdig klang, wenn er sich auf Regeln berief, doch die Antwort seiner Lehrerin hielt ihn davon ab, den Gedanken weiter zu verfolgen.

„Ja, ich habe Ihnen die Regeln beigebracht – weil Sie sie kennen müssen. Aber die dunklen Hexen und Zauberer, denen Sie vielleicht gegenüberstehen werden, wenn Sie diese Schule verlassen, werden sich nicht daran halten. Und wenn Sie sich darauf verlassen, dass der Todesser, der Ihnen gegenübersteht, sich vor ihnen verneigt, bevor er einen Avada Kedavra auf Sie loslässt, dann sind Sie ebenso schnell tot, wie Ihr Klassenkollege gerade betäubt war.“

Absolute Stille, wie sie in dem Raum vor dieser Unterrichtsstunde selten geherrscht hatte, umhüllte die Tische und Stühle, während Lovejoy jedem einzelnen ihrer Schüler ins Gesicht blickte aus Augen, in denen plötzlich ein zuvor verstecktes Feuer brannte. Auch Remus konnte ein Schaudern nicht unterdrücken und selbst James, der zuvor an der Schwelle zur Meuterei gestanden war, schien nun zum ersten Mal zu begreifen, dass diese Frau eine Aurorin war und selbst gegen Todesser gekämpft hatte.

„Begreifen Sie das jetzt, Ladies und Gentlemen, oder Sie werden den Preis für Ihre Unwissenheit nicht in Hauspunkten und schlechten Noten bezahlen, sondern mit dem Blut Ihrer Freunde und vielleicht sogar mit dem Ihren.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  rikku1987
2014-01-22T20:46:43+00:00 22.01.2014 21:46
Oho die alte hats ja faustdick hinter den Ohren. Wieder toll geschrieben.


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