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Übernahme

Wirtschaft kann gefährlich sein
von

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Tag X minus eins: Donnerstag

Freut mich, dass ihr soviel Verständnis für den armen Inuyasha aufbringt.

Herr Kumo tut das weniger - zumal, als ein gewisses Interview erscheint.
 

9. Tag X minus 1: Donnerstag
 

Inuyasha war froh, dass Mittwoch und Donnerstag keine Schule im eigentlichen Sinn mehr stattfand, nur noch Theatervorführungen oder Kurse angesetzt waren. So fiel es nicht weiter auf, dass er nur mehr am Grübeln war. War es richtig, wenn er sich am Freitag bei der Abstimmung nach rein sachlichen, wirtschaftlichen Erwägungen entschied? Oder sollte er nur an die Mitarbeiter denken, finanzielle Dinge hin oder her? Oder sollte er nur nach Gefühl handeln? Als Halbdämon zu einem Halbdämon halten? Oder als Halbbruder zu seinem Halbbruder?
 

Zu allem Überfluss war am Mittwoch das ominöse Interview über ihn als Halbbruder Sesshoumaru Taishous in der Zeitung erschienen und jede Menge Mitschüler drängten sich um ihn, wollten mehr wissen, fragten nach. So buchstäblich umschwärmt, ja, zum Teil angehimmelt, war er nie zuvor auch nur annähernd worden, und er spürte, wie gewisse Verachtung für die Menschen und Dämonen um ihn in ihm wuchs. Ob das Sesshoumaru etwa auch so empfand? Aus wohl nur zu ähnlichen Erfahrungen?

Sango war es, die sie ihm schließlich mit dem Hinweis vom Hals schaffte, dass er Inuyasha Kamura und nicht Inuyasha Taishou sei, und es sich daher wohl um einen anderen Inuyasha in einer anderen Schule handeln musste.
 

Er war froh, dass seine Freunde zwar stets bei ihm waren, aber nichts mehr zu Übernahmen oder Taishou sagten. Er wusste nicht, dass sie übereingekommen waren, ihn in Ruhe zu lassen, ihn abzulenken, wenn es ging, aber ihm immer zu zeigen, dass sie für ihn da wären.

Miroku hatte sich von einem Mönch im Kloster noch weitere Informationen über Naraku Enterprises besorgen lassen, aber nichts zeigte ihm und Sango, dass mit dieser Firma oder ihrem Chef etwas nicht in Ordnung wäre. So schwiegen sie gegenüber Inuyasha dazu, erwähnten auch nicht, dass Sangos Vater Andeutungen gemacht hatte. Sie wollten den sichtlich unsicheren Halbdämon nicht noch weiter verwirren.
 

Als Inuyasha vor dem Schulgebäude sein Handy anschaltete, entdeckte er, dass eine Nummer den gesamten Vormittag versucht hatte, ihn anzurufen. Und er nahm schwer an, dass es sich dabei um Sesshoumaru handelte, zumal als er die SMS mit der dringenden Rückrufbitte las. Sollte er zurückrufen? Nein. Sie hatten sich doch eigentlich nichts zu sagen. Und auf weitere Überredungsversuche konnte er gut verzichten.

Ein entgangener Anruf war allerdings von Nara Kumo. Wollte er wissen, ob er heute doch noch zu ihm käme? Sollte er hingehen? Der Leiter von Naraku Enterprises, oder, wie seine Freunde sagten: Naraku, hatte bislang in keiner Weise versucht, ihm zu sagen, wie er abstimmen sollte, seit er wusste, dass er diese Aktien besaß. Er rief zurück.

„Ah, Inuyasha. – Schön, dass du dich meldest. Ich wollte nur wissen, ob du heute um fünf zu mir kommst oder lieber nicht. Ich meine, in Anbetracht der morgigen Entscheidung könnte das dein Halbbruder nicht so gern sehen.“

Dieser Satz entschied die Sache: „Mir ist vollkommen egal, was der gern sieht oder nicht, Herr Kumo. Ich werde kommen.“

„Das freut mich“, sagte dieser ehrlich, der mit seiner Bemerkung nichts anderes hatte erreichen wollen. In der Tat. Auf die mangelnde Diplomatie und Feinfühligkeit Sesshoumarus war Verlass. „Bis später, dann.“

Als Inuyasha sein Handy wegsteckte, begegnete er einem verwunderten Blick: „Was ist, Kagome?“

„Du willst tatsächlich heute Nachmittag zu Naraku gehen?“

„Warum denn nicht? Bisher hat er nie gesagt: stimm für mich. Oder versucht, mich anzulügen.“

„Trotzdem….irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl dabei. – Hat sich Sesshoumaru wenigstens auch bei dir gemeldet?“

„Anscheinend. Jemand hat jedenfalls dauernd versucht, mich zu erreichen.“ Na schön, unter dem: „Ruf bitte dringend zurück…“ war ein „S.“ gestanden. Und immerhin ein „bitte“ drin.

„Dann solltest du ihn auch zurückrufen. Oder hast du deine Entscheidung schon getroffen? Stimmst du ab oder enthältst du dich? Und für wen stimmst du ab?“

„Keine Ahnung…“ Er machte eine ärgerliche Handbewegung: „Als ob ich da nicht dauernd darüber nachdenke. Was immer ich mache, ist ja im Zweifel falsch.“

„Ich bin sicher, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst.“

Inuyasha war sich da nicht so sicher. Aber da sie ihn anlächelte, nickte er: „Danke.“
 

Es war Donnerstag, drei Uhr nachmittags, als Kagura das Büro des Firmenleiters von Naraku Enterprises betrat.

Herr Nara Kumo blickte ein wenig unwirsch auf, sagte aber zu ihrer Erleichterung nichts, als er sah, dass sie mit einem Blatt Papier wedelte. „Das ist…“ meinte er nur.

„Das ist die Vollmacht aller Aktienanteile des Taishou-Konzerns, die die Miro-Founds besitzen“, bestätigte sie und legte es auf seinen Schreibtisch.

„Und lass mich raten, sie haben noch dazu gekauft, in der Annahme, dass durch die Übernahme die Aktien zumindest kurzfristig steigen?“ Seine Finger tippten bereits die Daten in seinen Laptop, obwohl er fast sicher war, was das bedeutete: „Sehr schön. Das sind fünfundzwanzig Prozent von mir und jetzt vierzehn von den fünfundzwanzig freien Anteilen sicher. Tja, damit kann Sesshoumaru einpacken.“ Auch er hatte heute das Interview gelesen – inklusive Inuyashas Aussage, dass er sich mit seinem Halbbruder vertrug, der der Firmenleiter sei: „Was machen wir jetzt nur mit unserem jungen, wankelmütigen Freund?“

Dieser gemurmelte Satz war nicht an sie gerichtet und so schwieg die persönliche Assistentin. Nara Kumo konnte recht unangenehm werden und sie hatte keine Lust, ihre gut dotierte Stelle zu verlieren.

„Gut. Schicke mir Hakudoshi.“

Sie zog ein wenig die Augenbrauen empor: „Wollen Sie Inuyasha umbringen?“

Ihr Chef lächelte und ihr wurde kalt. Aber er meinte nur: „Aber nicht doch. Ich bin kein Mörder. Ich werde nur dafür sorgen, dass er morgen bei der Abstimmung nicht anwesend sein kann. Damit sind fünfundzwanzig Prozent der Aktien Stimmenthaltung. Und ich habe natürlich gewonnen. Ebenso ist sicher, dass es danach für ihn günstiger wäre, verschwunden zu bleiben. Der gute Sesshoumaru kann recht…nachtragend sein, soweit ich weiß. Geh nun.“ Und während sie gehorchte, murmelte er zu sich selbst: „Kagura entwickelt tatsächlich manchmal eigenartig moralische Vorstellungen. Nun, ich habe nicht gelogen.“
 

Kurz darauf kam sein Chauffeur „Ah, Hakudoshi. – Nachher wird ein junger Mann zu mir kommen, den ich gern ein wenig aus dem Verkehr ziehen würde. Er wird gewiss eine Cola trinken. Wenn ihm danach...hm…übel wird, sollten wir so freundlich sein, ihn zu meinem Auto zu bringen. Wir fahren ihn dann an einen passenden Ort.“

„Ja. Wie passend?“

„Ich dachte an dieses alte Kastell, wo wir den Freizeitpark errichten wollen. Es ist nicht zu weit weg, aber abgelegen genug, dass ihn dort niemand zur Unzeit finden kann.“ Er bemerkte, dass Hakudoshi wie beiläufig gegen seine Brust tippte: „Aber nein, nicht so direkt. Das wäre doch…stillos. Und jemand könnte noch glatt auf die Idee kommen, ich hätte etwas mit der Sache zu tun. Nein. Der Junge lief weg, panisch vor der Verantwortung und ...tja…und starb dummerweise vor Kummer.“

„Wie Sie wollen. Soll ich Männer des Sicherheitsdienstes hinzuziehen?“

„Nein. Wir beide reichen.“ Nie mehr Mitwisser als notwendig.: „Und besorg mir das H34.“

„Oh. Was für eine freundliche Idee….“ Hakudoshi nickte erneut. „Er wird nichts spüren…“

„Geh nun.“ Entweder es würde nie jemand den Jungen finden oder selbst, wenn dies später bei den Bauarbeiten für den Freizeitpark geschehen sollte – ein Skelett im Verließ einer alten Burg wäre nicht weiter verwunderlich. Er musste dann nur dafür sorgen, dass kein übereifriger Archäologe davon Wind bekam.
 

Als Inuyasha das Arbeitszimmer des Leiters der Naraku Enterprises betrat, saß dieser auf einem Sessel der Sitzgruppe, Getränke vor sich auf dem Tisch.

„Ah, mein junger Freund. Komm nur, setz dich zu mir. Heute können wir gewiss das letzte Mal miteinander reden.“ Er lächelte zu dem Doppelsinn seiner Worte: „Nun, eine aufregende Woche gehabt?“

„Na ja, in der Schule sind die letzten Jahresprüfungen vorbei.“ Der Halbdämon setzte sich: „Aber das meinten Sie nicht, oder?“

„Nein. Ich bin, du kannst es dir sicher denken, im Moment ein wenig an deinem Halbbruder, eher natürlich noch am Konzern interessiert. Darum habe ich selbstverständlich mitbekommen, dass du bei Gericht warst und nun über die Aktien entscheiden kannst.“

„Ja?“ Inuyasha kam sich beobachtet vor. Seit zwei Wochen hatte er sowieso das Gefühl, jeder wisse über ihn mehr, als er selbst. „Wollen Sie jetzt wissen, wie ich mich entscheiden werde?“

„Magst du eine Cola oder lieber Mineralwasser?“

„Äh...eine Cola.“

Nara Kumo schob ihm die bereits geöffnete Flasche zu und wartete, bis sein Gast sein Glas eingegossen hatte: „Trink nur.“ Für einen Moment herrschte Schweigen, ehe er fortfuhr: „Nein, das will ich nicht wissen, denn das brauche ich nicht zu wissen. Siehst du, wenn du für Sesshoumaru stimmst, weil er dein Bruder ist…dann kann er die Firma behalten, einstweilen. Aber ich bin sicher, dass er sie in den Abgrund treiben wird. Und dann werde ich wieder einen Versuch starten. Stimmst du für mich, habe ich gleich gewonnen. Aber….“ Er beobachtete fast entspannt, wie Inuyasha das Glas austrank, ehe er langsam ergänzte: „Um ehrlich zu sein, habe ich bereits gewonnen. Nur dein Halbbruder weiß es noch nicht. Und du auch nicht.“

Der Junge stellte abrupt das Glas ab. Plötzlich hatte er ein unangenehmes Gefühl im Bauch, wie er es so noch nie empfunden hatte: „Was…was meinen Sie?“ Seltsamerweise schienen seine Lippen taub zu werden. Was war nur los?

Der Unternehmenschef lächelte ein wenig: „Mein lieber Inuyasha. Ich gebe gern zu, dass ich mein Vergnügen mit dir hatte. Du bist ahnungslos in ein Minenfeld geraten. Tja. Niemand kommt mir eben in die Quere.“ Er sah, dass der Halbdämon aufspringen wollte, aber seine Beine bereits den Dienst versagten. So fuhr er fort: „Du hast soeben ein geruchloses, äußerst schnell wirkendes Betäubungsmittel zu dir genommen. Betrachte es als Gnadenakt. Denn wenn du eingeschlafen bist, werde ich dir ein Nervengift injizieren. Und du wirst nie wieder aufwachen.“

Inuyasha wollte aufspringen, wollte…..aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Sein letzter Gedanke, ehe er in den schwarzen Abgrund sank, war die Erkenntnis, dass er sich geirrt hatte.
 

Irgendwann stellte der junge Halbdämon fest, dass er wach war. Aber er konnte sich nicht bewegen, nicht einmal die Augen öffnen. Motorgeräusche zeigten ihm, dass er wohl in einem Auto saß. Wohin brachte ihn dieser Mistkerl?

Er hörte, wie Nara Kumo sagte: „Du lebst noch immer. Du musst eine eiserne Konstitution haben, mein lieber Inuyasha. - Oh, du kannst mich ja nicht hören, wie schade. Ich hätte dir zu gerne erzählt…Nun, warum soll ich nicht? Du hörst es nicht und wirst es auch nie jemandem sagen können. Nicht einmal deinem ach so werten Halbbruder. Er würde sich sicher rächen wollen, wüsste er, dass ich damals einen gut ausgebildeten, schweigsamen, leider auch teuren, Gentleman auf seinen lieben, nun, euren lieben Papi angesetzt hatte. Dieser Idiot hatte zwar versagt, aber dafür hat der Leibwächter sich umso besser um ihn...äh…gekümmert. Eigentlich hätte dieser Schwachkopf ja deine Mutter in die andere Welt geleiten sollen. Es sollte doch so aussehen, als ob das Ganze eine Verschwörung von Sesshoumaru und seiner Mutter sei. Ich hätte diesen jungen arroganten Hund so gern im Gefängnis gesehen, während ich mir den Konzern genommen hätte. So musste ich den langen Weg gehen. - Aber morgen gehört endlich alles mir. Und darauf habe ich Jahrhunderte gewartet, seit dem Tag, als der ach so hilfsbereite Inu no Taishou mir ein Darlehen anbot, damit ich meine eigene Firma gründen könnte. Wie muss er mich Halbdämon verachtet haben, um sich selbst einen Konkurrenten zu schaffen. - Und du mit deiner idiotischen Wohlanständigkeit wirst mir nicht mehr in die Quere kommen. Die alte Burg wird dein Schicksal sein.“

Inuyasha glaubte, nicht recht zu hören. Da saß dieser scheinheilige Typ, der ihm so nett erschienen war, und brüstete sich damit, dass er seinen Vater getötet hatte, seine Mutter umbringen wollte? Er konnte spüren, wie siedendheiß Zorn in ihm aufstieg. Aber was auch immer dieser Mistkerl für ein Gift verwendet hatte, es wirkte nur zu gut. Er konnte sich nicht bewegen, nicht reden. Stattdessen sank er wieder in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
 

Das nächste, was Inuyasha mitbekam, waren erneut Stimmen.

„Ich denke, er bewegt sich, Herr Kumo.“

„Unwahrscheinlich. Nicht mit dem H34 im Körper. Das schafft jeden Dämon. Erstaunlich genug, dass er noch immer atmet. Aber nun gut, gehen wir lieber kein Risiko ein. Dort, die Handschellen.“

Inuyasha spürte, wie seine Hände gepackt wurden, er umgedreht wurde. Kaltes Metall schloss sich um seine Handgelenke, er konnte hören, dass eine Kette klirrte. Sie hatten ihn gefesselt. Wo war er nur? Das Denken fiel ihm schrecklich schwer. Die Luft war feucht, abgestanden…

„Dann gehen wir. In vier Wochen werden wir nachsehen. Lass die Fackel hier. Wir können sie später wieder verwenden.“ Nara Kumo klang sachlich: „Komm nun. Ich muss eine Firmenübernahme vorbereiten.“

Schritte verklangen.

Irgendwie bewirkte das, dass der Halbdämon die Augen öffnen konnte. Für einen Augenblick verschwamm alles, ehe er seine Umgebung erkannte. Mauern, alte Mauern und eine massive Holztür. Eine Fackel steckte in einem Ring an der Wand. Und er lag auf dem kalten Boden, die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, die wiederum mit der Mauer verbunden waren. Das musste ein Verließ sein…

Inuyasha wandte mühsam den Kopf. Das Gift wirkte noch immer, denn er konnte kaum sich kaum bewegen, oder auch nur denken. Die Fackel brannte augenblicklich, aber wenn sie erlosch, würde er hier im Dunkeln sitzen und es blieb nur abzuwarten, wie lange er brauchen würde, um zu sterben.

Nein, dachte er wütend, So einfach, wie du dir das vorgestellt hast, Nara Kumo, wird das nicht. Du wirst Vaters Firma nicht übernehmen, Mörder meiner Eltern!

Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, gelang es ihm, sich aufzusetzen, keuchend an die Wand zu lehnen.
 

Aber was konnte er nur tun? Niemand wusste, dass er hier war.

Sesshoumaru würde sicher denken, dass er sich einfach gedrückt hatte, vor seiner Verantwortung davon gelaufen war. Und er würde ihn doch so verachten, wie es seine Mutter ihm geraten hatte. Überdies würde er nie erfahren, dass dieser Mistkerl Schuld an Vaters Tod war.

Vaters Firma, sein Lebenswerk, würde nur zu bald diesem… diesem Naraku gehören. Seine Freunde hatten recht gehabt. Das war der passende Spitzname für den Verbrecher.

Seine Freunde...ja, auch die würden ja annehmen, annehmen müssen, dass er einfach abgehauen war, alles im Stich gelassen hatte, aus Feigheit. Miroku, Sango, vor allem Kagome…sie würden ihn ausnahmslos verachten.

Kagome, Sesshoumaru….

Mit einem wilden Schrei stürzte er vorwärts, in Richtung zur Tür. Die Ketten um seine Handgelenke spannten sich - und gaben nach. Er fiel vornüber, halb ohnmächtig, würgend in dem brutalen Schmerz, der seine Handgelenke peinigte. Es dauerte etwas, bis er sich aufraffen konnte.

Dann sah er sich um. Er hatte es wirklich geschafft. Es hatte die alten Ketten gesprengt. Die Metallreifen um seine Handgelenke trugen noch einige Kettenglieder, aber er war so weit frei. So, Naraku, dachte er. Das ist noch lange nicht zu Ende.

Wenn er es richtig bedachte, hatten sie die Tür nicht abgeschlossen. Er wollte aufstehen, aber das erwies sich als schwieriger, als er geglaubt hatte. Als er sich abstützen wollte, schrie er auf. Seine Handgelenke mussten in dieser Befreiungsaktion zumindest angebrochen sein, wenn nicht gebrochen, und ihm wurde entsetzt klar, dass seine Hände praktisch unbrauchbar waren. Selbst mit seinen halbdämonischen Selbstheilungskräften würde das dauern, bis sie regeneriert wären. Dazu kam noch immer die Übelkeit, der Kopfschmerz, den das Gift verursachte.

Aber er musste es schaffen. Wenn er hier in dieser Burg verhungerte, konnte niemand mehr Naraku, den Mörder ihres Vaters, daran hindern, dessen Firma zu bekommen und Sesshoumaru zu ruinieren, und indirekt sicher auch dieses kleine Mädchen im Waisenhaus.

Er raffte sich mühsam auf, taumelte mehr als er ging, zur Tür. Vorsichtig, um seine Handgelenke zu schonen, griff er nach dieser. Wenn sie doch verschlossen wäre, hatte diese ganze Aktion nur dazu beigetragen, sein Sterben schmerzvoller zu machen, denn jede Bewegung seiner Finger bereitete ihm Qualen. Er hätte dieses Schloss nie aufbrechen können.

Aber die Tür gab nach. Vorsichtig sah er hinaus, besorgt, ob da ein Wächter stände, aber alles war dunkel. Möglichst leise trat er hinaus in die Dunkelheit. Es roch nach altem Fels und Stein. Naraku hatte etwas von einer alten Burg erzählt. Wenn er hier in den Verliesen war, müsste er hoch gehen - und dort waren doch bestimmt Narakus Männer, wenn nicht dieser selbst. Es würde nicht leicht werden, schon gar nicht mit praktisch gebrauchsunfähigen Händen, aber er musste es einfach schaffen. Wer, wenn nicht er, konnte noch Sesshoumaru helfen, Vaters Lebenswerk vor seinem Mörder zu retten.
 

Inuyasha machte vorsichtig ein paar Schritte. Die Fackel im Verlies warf kaum einen Schimmer noch hierher und er hatte keine Ahnung, wo eine Wand wäre oder Stufen. Seine Nase streikte unter der Gifteinwerkung noch immer. Er konnte sich nicht voran tasten, wollte er seine Gelenke schonen - und sich den Schmerz ersparen. So stolperte er praktisch über die Treppe. Mühsam schob er sich an der Wand entlang hinauf. Es waren neunzig Stufen, die er gezählt hatte, als er an eine Tür kam. Und die war verschlossen. Seine Finger verrieten ihm, dass sie gewiss ebenso massiv war, wie die unten.

Ohne Werkzeug und mit schmerzenden Händen, kam er hier nicht weiter. Vielleicht gab es noch einen anderen Ausgang, vielleicht gab es einen anderen Keller, wo er Werkzeug finden konnte. Er durfte nicht aufgeben.

Als er wieder unten war, musste er sich auf die letzte Stufe setzen. Das Gift schien noch immer da zu sein.

Ich darf nicht aufgeben, redete er sich zu. Es gibt immer eine Möglichkeit. Und dieser Mistkerl hat noch lange nicht gewonnen. Irgendwo muss es eine Lösung geben.

Es dauerte etwas, bis ihm klar wurde, dass die Luft hier unten eigentlich frischer war, als sie hätte sein dürfen. Möglicherweise existierte doch ein zweiter Ausgang. Er riss sich zusammen.

Das ist eine Art Kampf mit diesem Mistkerl, sagte er sich Es fordert Geist und Körper, aber es ist ein Kampf und ich werde gewinnen. Ich muss meinem Bruder helfen, ihn vor Vaters Mörder warnen….

Er raffte sich auf, ging langsam und vorsichtig geradeaus. Es dauerte etwas, dann traf er eine Wand. Um seine Hände zu schonen tastete er sich mit dem Fuß entlang, bis er eine Tür berührte. Hier war ein leiser Luftzug zu spüren und Inuyasha fasste Hoffnung. Er fühlte sich immer noch schwach und sein Körper mochte ihm nicht gehorchen, aber wenn er am Leben bleiben wollte, Vaters Firma retten wollte, musste er das hier durchstehen. Er fasste vorsichtig nach einer Klinke. Es gab keine. Leise murmelte er einen Fluch, fühlte aber weiter, gewaltsam die Schmerzen ignorierend.

Seine Ausdauer wurde belohnt, als die Tür plötzlich nach hinten schwang. Dahinter lag dunkle Schwärze, aber auch frischere Luft. Ein Gang wohl, vielleicht eine Art Geheimgang in dieser Burg. Er trat vorsichtig hinaus. Rechts und links, geradeaus war alles gleich dunkel. Er konnte sich hier schnell in ein Labyrinth bringen, sich verirren. Wie machten das nur die Helden im Fernsehen immer? Da schien alles so leicht zu sein.

Er beschloss nach rechts zu gehen, immer an der rechten Wand entlang. So schob er sich wieder mit der Schulter, dem Gesicht an die Mauer - und zuckte instinktiv zurück. Oben war es wirklich Mauer gewesen, rau aber nicht zu unangenehm. Hier war es Felswand, feucht und glitschig. Aber es half nichts. Er musste seine Hände schonen, wollte er überhaupt noch eine Chance haben.
 

Er hätte niemandem sagen können, wie weit er gekommen war, als sein Körper, der nur von seiner Wut auf Naraku, von seinem Bemühen hier herauszukommen und Sesshoumaru zu helfen das Lebenswerk ihres Vaters vor dessen Mörder zu retten, seiner Sorge, seine Freunde könnten ihn verachten, noch gegen das Gift gekämpft hatte, nicht mehr konnte.
 

Inuyasha brach in die Knie. Der Schmerz, als er sich instinktiv mit den Händen abstützen wollte, machte ihm klar, dass es aus war. Er stürzte mit dem Gesicht voran zu Boden. Verzeiht mir, Freunde, verzeih mir, Sesshoumaru….

Ich habe versagt. Ich kann dir nicht mehr helfen…

Ihm wurde bewusst, dass die Nässe auf seinem Gesicht nicht von der Feuchtigkeit des Geheimganges herrührte.

Und dann hoffte er nur noch auf die Schwärze um ihn, die immer näher kam.
 

****************************************************************
 

Das nächste Kapitel spielt am Tag X: vormittags

Nara Kumo ist siegessicher - und Sesshoumaru lernt.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von:  Schalmali
2010-07-10T21:07:55+00:00 10.07.2010 23:07
Uha... ich glaube, das ist Naras Testatment, dass er Inuyasha jetzt kurz vor dem Sieg zur Sicherheit entfernen wollte. Kagome wusste doch, dass Inuyasha zu Naru will. Wenn diese dem dasmitteilt das der nun nicht mehr erreichbar wäre und dererlei... Auf jeden Fall war die Erkenntnis aber durchaus schmerzhaft, dass Naru ihn viel mehr hintergangen hat als Sesshoumaru es wohl jemals tat, bei dem es ja noch nichtmal sicher war, wie sehr er ihn schätze und wie sehr auch nicht. Spannend :)
Von:  Minerva_Noctua
2009-03-20T21:01:56+00:00 20.03.2009 22:01
Führt Nara Kumo gerne Monologe oder warum redet er mit einem Hanyou, von dem er meint der hört nichts? Und dann auch noch so etwas brisantes?
Und warum lassen sie eine Fackel für einen so gut wie Toten brennen?
Abgesehen davon fand ich das Kapitel klass^^.

Bye

Minerva
Von:  -Fluffy-
2009-03-14T09:58:53+00:00 14.03.2009 10:58
Mein Gott, was hat Naraku da nur wieder ausgeheckt. Zum Glück ist Inuyasha ja einiges gewöhnt. Hoffen wir mal, das er seine Freunde bzw. seinen Bruder noch rechtzeitig erreicht.

*knuddel*, das Fluffel
Von:  angel-sama
2009-03-11T15:19:43+00:00 11.03.2009 16:19
Armer Inuyasha (mal wieder^^)
Jetzt sietzt er gewaltig in der Klemme, wie er da wohl wieder rauskommt?
Und was wird denn jetzt aus der Übernahme, hoffentlich kann er sie noch rechtzeitig verhindern und Naraku hinter Gitter bringen. (Gibts da überhaupt Gefängnisse die einen Dämon aufhalten können?)
Voll mies wie er so frei rausposaunt hat, dass er Inuyashas Vater umgebracht hat.
Inuyasha muss es einfach schaffen ihn aufzuhalten.
Bin voll gespannt wie es weitergeht.
Von:  ayakoshino
2009-03-09T18:47:13+00:00 09.03.2009 19:47
Na toll, Naraku ist sowas von fieß, hinterhältig, kriminell,...!!!
Eins hat Inuyasha jetzt bestimmt gelernt. Es sind nicht immer alle so freundlich wie sie tun.
Mal sehen wie Sesshomaru reagiert wenn Inuyasha nicht da ist. Aber selbst wenn er etwas mitbekommt, wo er ist weis er ja nicht. Das ist aber auch gemein an so einer stelle aufzuhören!^^
Bin total auf das nächste Kap gespannt!!!
Lg ayako
Von:  Krylia
2009-03-08T21:09:05+00:00 08.03.2009 22:09
Nur gut, dass du ein Freund von Happy Ends bist.
Der arme Inuyasha. Hoffentlich findet ihn jemand. Hoffentlich findet ihn jemand rechtzeitig!
Hoffentlich kommt bald das nächste Kapitel!
Von:  Tigerin
2009-03-08T20:47:07+00:00 08.03.2009 21:47
OhOh! Och nö...^^"
Das ist böse! (von Naraku, aber auch von dir, hier aufzuhören.. *seufz*)
Ich bin allerdings froh, dass du Happy Ends bevorzugst.

Ich freue mich schon auf Naraku, wenn er bemerkt, dass sein Plan in die Hose gegangen ist. Ihn wegen Mordes anzuklagen hört sich auch nicht schlecht an. Inu schafft das schon. Hoffe ich. Ich frage mich nur wie.
Es ist wirklich wieder einmal spannend. Und schade, dass wir eine Woche auf das nächste Kap warten sollen.. *seufz*

LG, Tigerin
Von:  dice70391
2009-03-08T17:37:19+00:00 08.03.2009 18:37
....äh....*räusper*...
....
....
*schweig*....sowas aber auch...

einfach an der Stelle aufhören...unerhört...
Und jetzt müssen wir eine Woche warten...
naja das nenn ich mal "die Sache spannend machen"...

dice
Von: abgemeldet
2009-03-08T17:00:10+00:00 08.03.2009 18:00
Ich wüßte zu gern, ob es tatsächlich Sesshoumaru war, der da so verzweifelt versucht hat InuYasha zu erreichen, irgendwie wäre es nach der vorherigen Zurückhaltung eine ziemlich erstaunliche Wendung, die wenn nicht ganz ohne Grund erfolgt sein dürfte.

Dass sich InuYasha nicht vollkommen allein aus dieser Misere befreien kann finde ich ein wenig schade, auch wenn es angesichts der Umstände nur zu verständlich ist, den Triumph denjenigen, die ihn eigentlich nur als Faustpfand betrachten, eine Lehre zu erteilen, dass er nicht unterschätzt werden sollte, hätte ich ihm gegönnt. - Aber vielleicht ergbit sich diese Möglichkeit noch auf andere Weise, immerhin lernt im nächsten Kapitel ja der große Bruder seine Lektion.

LG

Zwiebel
Von:  Haineko
2009-03-08T16:32:08+00:00 08.03.2009 17:32
Ich szelle wieder einmal fest, wie abgrundtief ich Naraku hasse... aber gibt es irgendjemanden, dem es nicht so geht...
Vielleicht hat Yasha noch eine Chance... wenn sich Kaguras gewissen meldet und sie die richtigen Leute kontaktiert,dann müsste mann Yasha retten können... ansonsten sehe ich eher Schwarz... außer man könnte sein Handy orten, was ich allerdings anhand der Beschaffenheit von Yashas derwiligem Aufenthaltsort eher nicht vermute...
Die Flüssigkeit könnte irgendein Rinnsal, aber auch Tränen sein... je nachdem...
Hoffen wir einfach, dass Yashas Dämonenblut stark genug ist um das Gift aus seinem Körper zu vertreiben... immerhin möchte ich, dass Naraku eine böse Überraschung erhält...
LG Hainekoの


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