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Die Hexen von Asunquarth

Die Chroniken der Weltenwandler - Erdmagie
von

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Gefangenschaft

Die Kälte hielt Yurs Körper noch immer gefangen, als sie aufwachte und sie verstand im ersten Moment nichts. Sie konnte sich nicht bewegen, nicht einmal die Augen konnte sie öffnen. Aber wieso?

Ihr ganzer Geist war von einem Gefühl erfüllt: Schmerz. Unendlicher Schmerz ihres Körpers und ihrer Seele, aber im Moment konnte sie nicht einmal sagen, wo dieser Schmerz herkam. Sie wusste nur, dass er sie verzerrte und dass sie kämpfen musste, um nicht erneut das Bewusstsein zu verlieren.

Sie hatte keine Kraft, doch das war nicht der Grund, warum sie sich nicht Bewegen konnte. Stattdessen sorgte diese Schlaffheit dafür, dass ihre Gedanken sich in ewigen, langsamen Bahnen voran bewegten ohne auf einen klaren Punkt zu kommen. Es fühlte sich an, als würde sie durch Wasser treiben ohne dabei schwimmen zu können und voran zu kommen. Ihr war klar, dass es etwas gab, etwas wichtiges, doch irgendwie blieb es ihr verborgen.

Wo war sie denn nun? Und wie kam sie her?

War sie in Verur? Nein, das Kloster war zerstört, fiel ihr ein. Die Pyramide stand vielleicht noch, doch dort drin würde es wohl kein Leben mehr geben, wenn nicht der Rat sich dort einfach niedergelassen hatte.

Der Rat… Sie hatten Kyssan gesucht…

Kyssan!

Da fiel es ihr wieder ein. Ja, der Sanbok war ohnmächtig gewesen, er hatte Fieber… Nein! Im Gegenteil, seine Körpertemperatur war rapide abgesunken und er lag im Sterben. Deswegen war sie mit Malan von Nazsukam aus in die Welt Tiath gereist und der Rat war bereits dort eingefallen und es war alles zerstört. Sie hatten Malan getötet. Die Heilerin war tot. Und Yur hatte sie töten wollen…

Und dann? Was war dann passiert?

Sie wusste es nicht mehr und die Müdigkeit schaffte es zusammen mit den Schmerzen ihren Geist zu überwältigen und in die Ohnmacht zurück zu ziehen. Für einen kurzen Moment versuchte sie noch dagegen anzukämpfen, doch dann wurde alles wieder schwarz.
 

Als sie das nächste Mal wieder zu sich kam, waren sie Schmerzen noch da, doch zumindest war sie nun fähig ihre Augen zu öffnen und sich umzuschauen, auch wenn ihre Sicht noch sehr verschwommen war. Sie war an einem Mast in einem kleinen, feuchten Raum festgebunden, was sie vermuten ließ, dass sie noch immer in dem kleinen Dorf in Tiath war. Die Fesseln saßen fest, so dass ihr keine Möglichkeit zur Bewegung blieb, so sehr sie sich auch bemühte.

Außerdem spürte sie ihre Beine kaum noch, denn unter ihr war ein Eisklotz der verhinderte, dass sie den Boden direkt berührte. Die Magier hatten an einiges gedacht, aber im Moment war niemand von ihnen hier zu sehen.

Der Raum war lehr, auch wenn die Risse an den Wänden klar machten, dass sie tatsächlich in einem der Gebäude war, die sie fast komplett zerstört hatte.

Ja, sie hatte getötet. Zumindest glaubte sie das, denn es war mehr als ein frischer Tod der hier in der Luft lag. Sie selbst war vom Tod umgeben und das konnte nur heißen, dass sie es getan hatte.

Aber wann? Sie konnte sich an nicht viel erinnern. Das einzige was sie noch wusste war, wie Malan gestorben war und ihre Leiche vor ihr auf dem Boden gelegen hatte mit all dem dunklen Blut umgeben. Und sie erinnerte sich noch an die Wut, die im nächsten Moment von ihr Besitz ergriff, und an den Hass, der sich gegen diese elenden Magier des Rates wendete.

Diese hatten es ganz offensichtlich trotzdem geschafft sie zu überwältigen und deshalb saß sie nun hier halb erfroren und ohne den Mantel, mit dem sie hergekommen war, in einem kleinen Zimmer und wartete darauf... Worauf?

Sie wusste es nicht, doch sie ahnte, dass man sie töten würde. Immerhin hatte sie sich dem Rat widersetzt und in den letzten zehn Tagen hatte sie gelernt, was dies für Folgen hatte.

Aber wieso lebte sie jetzt überhaupt noch? Sie hätten sie doch am besten dann getötet, als sie selbst am Morden gewesen war.

Nein, wahrscheinlich wollten sie Informationen über Nazsukam von ihr haben. Sicherlich ahnten diese Mörder, dass sie etwas wusste, was sie gerne wissen würden und sie wollten sie zwingen es ihnen zu erzählen, so wie sie hatten Malan dazu zwingen wollen. Und wenn sie nichts sagte? Sie wusste ja eigentlich selbst kaum etwas über diese unterirdische Stadt, was vielleicht auch besser war.

„Malan“, flüsterte sie, als würde der Name allein reichen sie zurück zu bringen. Hätte der Name nur gereicht, würde auch ihr Meister noch oder wieder leben. Dann wären so viele nicht tot. Wieso hatte sie als einzige bisher diese Treffen überlebt?

Nun, wenn sie hier sterben sollte, würde sie ihnen folgen, wohin man auch immer kam wenn man starb. Sie würde es sicher bald erfahren.

Schnell versuchte sie die Gedanken an die Verstorbenen zu verdrängen um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, was jedoch alleine der Schmerzen wegen kaum möglich war. Sie fühlte sich nicht einmal, als ob sie in der Lage wäre, noch einmal laufen zu können. Ihre Beine waren völlig taub.

Der Verzweifelung wegen füllten sich ihre Augen erneut mit Tränen, auch wenn sie hart dagegen ankämpfte.

Da öffnete sich die verbogene und nur noch halb in den Angeln hängende Tür und ein Wassermagier trat herein.

Yur glaubte in ihm den zu erkennen der sie gefesselt und dann auch Malan getötet hatte, doch sie war zu schwach um ihn auch nur wütend anzusehen. Deswegen schluckte sie nur und starrte krampfhaft auf den Boden.

„Sieh mal einer an, das Echsenkind ist wach“, meinte der Mann, aber sie antwortete nichts.

Stattdessen versuchte sie seinem Blick soweit wie möglich auszuweichen, hatte jedoch keinen erfolgt, als er sich vor sie setzte und ihren Kopf in seine Richtung drehte, indem er sie am Kinn packte und im nächsten Moment zähnezeigend anblickte.

Yur erkannte, dass er ein Dämon war, denn seine Augen hatten eine leichte rötliche Färbung, die Zähne waren scharf und die Augen etwas spitzer als die von Menschen.

„Dachtest du wirklich, du könntest uns alle töten, du dummes Kind?“, fragte er mit nicht einmal einem Hauch geheuchelten Wohlwollens.

„Mörder...“, keuchte sie nur und spürte im nächsten Moment einen furchtbaren Schmerz an ihren Händen, die weiterhin hinter ihrem Rücken zusammengebunden waren. Doch sie ließ ihm auch in ihrem Zustand nicht die Freude, ihre Schmerzen zu zeigen und versuchte ihre Miene unter Kontrolle zu behalten.

Was war das da hinter ihrem Rücken?

„Ihr Kegarth seit empfindlich gegen Kälte“, meinte er nur. „Wie alle Reptilien.“

„Ich bin kein Reptil“, fauchte sie.

„Doch, das bist du“, erwiderte er ruhig und stand wieder auf, um ihr einen überlegenen Blick zu schenken.

Sie schwieg und blickte nun, wo er sie nicht mehr festhielt, wieder fest auf den Boden. Sollte er sie doch töten... Sie würde es ohnehin nicht mehr schaffen Kyssan zu helfen.

Er ließ sie ein Lachen vernehmen. „Du bist ein ganz schöner Trotzkopf, wie die Alte, die dich begleitet hat.“

Zähneknirschend musste sie sich davon abhalten etwas zu erwidern. Sie würde ohnehin bald wieder ohnmächtig werden, versuchte sie sich einzureden. Dann konnte er auch nichts mehr von ihr erfahren.

„Willst du mir nicht erzählen, wo ihr herkommt und warum ihr einen Heiler gesucht habt?“, fragte er.

Weiterhin schwieg sie.

„Antworte!“, schrie der Dämon sie daraufhin an und erneut durchfuhr ein Schmerz ihren Körper.

Ihr wurde klar, dass es kleine Eissplitter sein mussten, die er kontrollierte und die sich in ihren Arm und ihre Finger bohrten. Jedenfalls fühlte es sich an, als würden tausende kleiner Nadeln durch ihre Schuppen stechen.

„Nein“, keuchte sie leise und weiterhin mit dem Blick zum Boden gerichtet.

„Sturrkopf!“ Der Schmerz wurde schlimmer und entlockte ihr einen leisen Aufschrei, so sehr sie sich auch dagegen sträubte. Sie wollte ihm diesen Erfolg nicht gönnen, hatte jedoch kaum eine Wahl.

Und wieder lachte er leise. „Also spürst du doch Schmerzen.“

Sie biss die Zähne aufeinander.

„Willst du mir immer noch nichts sagen?“, fragte er dann höhnisch.

„Nein“, erwiderte sie leise.

„Fürchtest du den Tod nicht?“, erkundigte er sich.

„Ihr werdet mich ohnehin töten“, murmelte sie.

„Kluges Kind...“ Seine Stimme war voller Verachtung.

Noch immer versuchte sie ihre Arme, die mittlerweile sich ähnlich taub anfühlten, wie ihre Beine, zu bewegen. „Ich habe gesehen was ihr tut für euren Rat... Ich mache mir keine falschen Hoffnungen. Wenn ich rede tötet ihr mich danach und wenn ich es nicht tue tötet ihr mich auch.“

„Aber vielleicht wäre auf die andere Art und Weise die Art des Todes angenehmer“, gab er zu bedenken, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Euch macht es Spaß zu quälen“, murmelte sie.

„Ganz wie du meinst“, erwiderte er.

Die Schmerzen wurden schlimmer. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn durch eine benebelnde Taubheit der Stechende Schmerz drang, denn die Kälte hatte sie wohl noch nicht genug betäubt, um sie davor zu schützen. Aber dieses Mal gelang es ihr wieder einen Aufschrei zu unterdrücken.

„Wenn du nicht mit mir redest“, meinte er. „Vielleicht kann der Abeth dir etwas entlocken...“

Damit wandte er ihr den Rücken zu und ging aus dem Raum heraus, ließ jedoch die Tür offen, so dass der Wind kalt hinein wehte.

Die Schmerzen blieben wie sie waren. Er hatte das Eis nicht wieder zur Wasser zurückverwandelt, um sie zu quälen, das war ihr durchaus bewusst.

Abeth? Hieß das, dieser ekelhafte Feuermagier war noch am Leben? Aber er sprach von einem Abeth, also war es wohl eher so etwas wie ein Titel. Vielleicht war ein anderer Abeth gemeint. Sie wusste es nicht. Und es war ihr auch eigentlich egal. Einer würde sie töten und dann wäre alles vorbei. Innerlich malte sie sich schon aus, wie sich der Tod wohl anfühlte? Tat es weh zu sterben?

Auch darauf wusste sie keine Antwort. Das einzige was sie wusste, war dass sie sterben würde und Kyssan auch. Und sie war sich nicht sicher wer von ihnen beiden den schmerzvolleren Tod erleiden würde.
 

Irgendwie war sie wohl am Ende doch wieder in einen Schlafähnlichen Zustand gesunken, auch wenn die Schmerzen Erholung verhinderten. Trotzdem fühlte sie sich irgendwie besser als sie aufwachte, wenngleich das ungute Gefühl der Angst noch immer über ihr lag.

Nein, ihr ging es besser, weil nun alles Taub war. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an und daher waren auch die Schmerzen langsam verschwunden.

Wachgeworden war sie, weil jemand herein gekommen war und ihre Fesseln aufschnitt, ehe er sie hochzog. „Komm mit“, sagte er - nein, es war eine sie, eine andere Wassermagierin erkannte das Mädchen - harsch und zog das Mädchen hoch.

Yur fragte nicht, wohin man sie brachte, sondern folgte einfach nur, sofern man das Voranstolpern, das ihre Beine zuließen, als „Folgen“ bezeichnete. Am Ende fiel sie und wurde durch den Schlamm vor der Ruine einfach weiter gezerrt.

„Na, Echsenkind?“, fragte der Mann der sie vor ihrer Ohnmacht gefoltert hatte, höhnisch und grinste sie erneut dämonisch an.

„Mörder“, flüsterte sie nur schwach.

„Wollt ihr sie wirklich mitnehmen?“, fragte die Frau, die sie hierher gebracht hatte. „Wir könnten sie auch gleich töten.“

„Nein“, antwortete der Mann, der auf einem Tier saß, dessen Illustration Yur schon einmal in einem Buch gesehen hatte: Ein Pferd.

Diese Erkenntnis brachte ihr jedoch auch nicht fiel, denn die Frau zog sie unsanft zu einem hölzernen Karren hinüber, auf dem drei andere Leute saßen, allesamt Menschen und Bauern, wahrscheinlich solche, die sich den Magiern wiedersetzt hatten aber auch zum Verhör mitgenommen wurden.

Wieso reisten sie eigentlich auf diese Art und Weise: Fragte sich der schwache Geist des Mädchens. War es nicht einfach ein Portal in eine andere Welt zu öffnen und dann von dort aus ein Portal dorthin, wo man hinwollte?

Nun, an sich konnte es ihr auch das egal sein, dachte sie sich, als man sie an die Streben des Rahmens fesselte, die den Wagen umzäunten. Trotzdem wunderte sie dieses Verhalten.

Das sie nicht flogen, war ihr durchaus verständlich, immerhin war das mit vier Gefangenen wahrscheinlich nicht so leicht. Aber wieso sie nicht durch ein Portal gingen... Ach, wieso dachte sie überhaupt darüber nach?

Der Wassermagier gab den anderen, die Yur als die weitere Wassermagierin, die sie hergebracht hatte, drei Feuermagier und einen Luftmagier anhand der Roben zu erkennen glaubte, Befehle, woraufhin sich die kleine Gruppe - die Magier ritten allesamt auf Pferden - in Bewegung setzte.

Wo brachte man sie hin? Warum brachte man sie dorthin?

Ja, sicher wollte man sie zu diesem anderen Abeth bringen, von dem der Dämon gesprochen hatte. Und der würde sie dann verhören und töten, vermutete sie weiter.

Denn eine andere Hoffnung als den Tod kannte sie nicht mehr.

Sie sah zum Himmel, der noch immer mit Wolken verhangen war. Zumindest hatte es aufgehört zu regnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Futuhiro
2010-02-03T21:48:02+00:00 03.02.2010 22:48
Dramatisch! ... Vor dem Hintergrund des vorherigen Kapitels mal wieder etwas ruhiger, aber ziemlich ausweglos. Ich bin ja gespannt, wie das weitergeht. Viel Hoffnung mache ich der Kleinen nicht mehr. Aber du wirst das schon deigseln. ^^
Von:  Taroru
2009-10-03T11:08:59+00:00 03.10.2009 13:08
autsch ^^°
yur tut mir irgendwie leid... das tut doch weh ^^°

das ganz bringt aber echt noch mal spannung auf
wo wollen die sie hinbringen und warum???? *genauso verwundert ist wie yur*

ich bin jedefnalls gespannt und lese mal gleich weiter ^^
*sich freut das es was zum lesen gibt*


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