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Die Hexen von Asunquarth

Die Chroniken der Weltenwandler - Erdmagie
von

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Hinrichtung

Die Reise war ziemlich beschwerlich, zumindest für Yur, deren ohnehin schon von der Folter verwundeten Arme sich an dem Holz des Wagens aufscheuerten, so dass ihr sogar einige der eigenen Schuppen schmerzhaft ins Fleisch stachen.

An sich waren sie wohl kaum mehr als einen Tag unterwegs, denn es wurde dunkel und während der Nacht kamen sie in einer Stadt an.

Das Wetter änderte sich nicht, es blieb feucht, regnete aber nicht, doch der graue Himmel sorgte dafür, dass es nicht einmal eine Spur von Hoffnung zu fassen gab. Stattdessen wurde das Huckeln des Karrens zu einem melancholischen Trott, den das Mädchen ertrug, während es immer weiter in die sich bewegenden Wolken über ihnen starrte, so als würde von dort eine Rettung hinab zu ihnen kommen. Natürlich geschah dies nicht, doch es ließ sie auf eine seltsame Art und weise ruhig werden, betäubte sie beinahe.

Die anderen drei Gefangenen, die ebenfalls gefesselt waren, redeten nicht, schienen aber nicht so schlimm zugerichtet worden zu sein wie sie. Ein Glück für sie, wie das Mädchen dachte, doch auf der anderen Seite hatte es sie auch nicht zu interessieren. Diese drei Menschen - ja, es waren Menschen - mittleren Alters und auf ihren Gesichtern zeichnete sich dieselbe Hoffnungslosigkeit ab, wie das Mädchen in ihrem Inneren spürte.

Als sie schließlich in der Stadt, die von einer soliden Dicken Mauer umgeben war, erreichten, fühlte sie sich beinahe erleichtert, dass es vorbei war.

Man redete nicht viel mit ihnen und ließ sie im Dunkeln auf dem Karren allein, während die Magier in eines der steinernen Gebäude verschwanden.

Auch diese Bauart war Yur unbekannt doch dieses Mal war sie zu erschöpft um sich darüber zu wundern. Die Gebäude waren ähnlich, wie in dem Dorf, aber doch etwas anders. Sie waren aus vielen Steinen gebaut und aus Lehm oder etwas ähnlichem, der diese zusammenhielt.

Der Boden war ebenfalls mit Steinen gepflastert.

Eine merkwürdige Welt, dachte sie sich und seufzte leise. Wenn sie doch endlich wieder schlafen könnte. Im Schlaf musste sie zumindest nicht diese Bilder, die sich während sie wach waren immer wieder vor ihr geistiges Auge drängten erleiden. Nein, wenn sie so erschöpft war, war der Schlaf ein großes, dickes, schwarzes Tuch, das sich über sie senkte und ihr inneren Frieden brachte.

Aber so konnte sie nicht schlafen und wartete daher darauf, dass diese Magier zurückkamen.

Statt dieser waren es jedoch einfache Bauern diese Welt - ebenfalls alles Menschen - die zu dem Wagen kamen, sie losbanden und wortlos an einem Arm packten und zu einem anderen Haus schleiften. Nein, sie gingen an dem Haus vorbei und brachten die vier fast Bewegungslosen Gefangenen auf einen großen Platz in deren Mitte ein großer Käfig, denn anders konnte man das Ding aus Metallstreben nicht bezeichnen, stand. Selbst der Boden war aus einem Metall gemacht und etwas über die Erde erhöht. Nur ein Feuermagier hätte sich wohl daraus befreien können.

Man schloss auf, woraufhin einige Gesichter aus dem Inneren hinaussahen. Da waren also auch noch andere Gefangene. Sicher hatten sie diese Welt ganz unterworfen die Wandler des Rates.

Doch als man sie und die anderen drei in den Käfig stieß, begannen die anderen etwas zu murmeln, scheinbar in der Sprache dieser Welt.

Das Gemurmel verstummte jedoch bald und unsicher zog sich Yur in eine Ecke des Gefängnisses zurück, wo sie sich zusammenkauerte und an die Gitterstäbe lehnte. Während sie auf der Fahrt die Verzweifelung irgendwie hatte unterdrücken können, trat diese nun ganz aus ihr hervor.

Ehe sie sich beherrschen konnte, traten nun wieder Tränen in ihre Augen und flossen über ihre Schuppen, ehe sie zu Boden tropften. Es war hier so kalt und sie war allein und würde wohl nie wieder jemanden sehen, den sie kannte, ehe sie starb. Sie wusste ja nicht einmal, ob man sie nun noch einmal zu verhören versuchte, oder gleich umbringen würde. Das einzige, was ihr langsam klar geworden war, war, dass es kein Entkommen mehr gab. Den Boden konnte sie vom Käfig aus nicht berühren und sie war auch zu schwach, um wirklich Magie anzuwenden, die stark genug war, als dass sie dieses Gitter zerstören konnte. Sie wusste ja nicht einmal was für ein Metall es war.

Und Kyssan? Was würde aus ihm werden. Würde er jetzt wirklich sterben? Waren all die Opfer in Verur nun vollkommen vergebens gewesen?

Sie schluchzte leise. Im Moment fühlte sie sich völlig allein auf der Welt. Sie konnte nur hoffen, dass man die Stadt Nazsukam niemals finden würde, denn sie wollte nicht, dass auch noch Unin und die anderen Leute dort getötet wurden. Denn als Flüchtlinge würde man mit ihnen sicher nicht anders verfahren.

„Warum?“, flüsterte sie in der Sprache Verurs, da sie zu mehr nicht mehr fähig war und hauchte einen weiteren weißen Schwaden in die Nacht.
 

Es dämmerte als sie unsanft geweckt wurde, indem dieselbe Magierin wie am Morgen zuvor, sie hochzog und ohne viele Worte zu verlieren, aus dem Käfig zerrte.

„Was“, begann Yur verwirrt und noch immer schlaftrunken und müde.

„Komm mit“, fauchte die Magierin nur und zerrte sie an einer Hand weiter, denselben Weg aus dem sie in der Nacht zuvor gekommen waren, und zu dem Haus, in dem die Magier in der letzten Nacht verschwunden waren. Dort klopfte sie und schupste das Mädchen, als geöffnet wurde, unsanft hinein.

„Wohin…“, versuchte Yur erneut zu beginnen, aber die Frau verstärkte ihren Griff, um ihr Handgelenk.

Also gab die Kegarth auf und ließ sich durch einen mit Teppich belegten Flur ziehen, bevor man sie schließlich in ein Zimmer warf, dessen Boden, wie eigentlich auch die Wände, sehr kahl erschien.

Dort saß ein Mann, jedenfalls glaubte sie, dass es ein Mann war, auf einem Stuhl und sah ihr mit verschränkten Armen entgegen. Er trug ein normales Leinenhemd und eine Lederhose, nicht die übliche Kleidung der Ratsmagier und gehörte erneut keiner Yur bekannten Rasse an, denn sie hatte noch nie ein an sich vollkommen humanoides Wesen mit gefederten grauen Flügeln gesehen. Nun, an sich war er nicht ganz humanoid, denn sein Gesicht wirkte merkwürdig glatt und perfekt geformt und auch seine Bewegungen als er aufstand waren auf eine seltsame Art wie geschliffen und rund. Ja, er wirkte wirklich perfekt. Nur die Füße, die unter der Hose hervorsahen waren es nicht, denn es waren mehr Klauen, ähnlich den Füßen eines Vogels.

"Du bist also das Echsenkind, das nicht reden will." So perfekt er auch wirkte, seine Stimme war scharf und ließ sie allein bei dem Klang zusammenzucken.

"Ich habe nichts zu erzählen", antwortete sie und duckte sich dabei automatisch.

"Wirklich nicht?", fragte der Mann. "Nicht, warum ihr, zwei Erdmagier, einen Heiler in dieser Welt gesucht habt, wo Kegarth ohnehin kaum leben können?"

Sie zitterte, obwohl er ihr nicht einmal etwas getan hatte. Wie machte er das? Es war als würde er mit seiner Stimme in ihren Geist schneiden, denn anders konnte sie sich dieses furchtbare, eisige Gefühl, was sie überkam, sobald er etwas sagte, nicht erklären.

Trotzdem schaffte sie es den Kopf zu schütteln. "Nein, nicht jeder Erdmagier beherrscht Heilmagie", flüsterte sie. "Das solltet ihr wissen..."

"Und was für einen Heiler habt ihr ausgerechnet hier gesucht?", fragte er.

"Niemanden", log sie. "Niemand bestimmtes... Einen Heiler..." Dabei waren die Worte nicht einmal richtige Lügen, da sie den Mann, den sie aufsuchen wollten, ja nicht einmal kannte.

"Lüg' nicht", erwiderte das Wesen herrisch und ein Schimmer in seinem Gesicht, ließ sie sich erneut Fragen, was er war.

Ohne dagegen ankämpfen zu können gaben ihre Beine nach und sie kroch in eine Ecke des Raumes. Wie machte er das? Konnte er vielleicht auch ihre Gedanken lesen? Sie hatte keine Ahnung, aber aus einem Reflex heraus versuchte sie ihren Kopf vor seiner Stimme zu schützen.

"Woher seid ihr gekommen?", fragte er - war es wirklich ein Mann? Die langen Haare ließen das Wesen auch etwas wie eine Frau wirken.

Irgendwie wollte sie ihm sogar von Naszukam erzählen. Nein, sie wollte es nicht erzählen, aber sie wollte, dass dieses Gefühl in ihrem Kopf verschwand, was wohl von ihm und seiner gewaltigen Stimme ausgelöst wurde. Trotzdem wusste sie, dass sie nichts sagen durfte. Sie durfte niemanden von den Flüchtlingen erzählen, oder sie verdammte sie alle zum sterben. Auch wenn er ihr irgendwas versprechen würde, würde er sie dann doch töten und dann auch die anderen. Wobei Kyssan ohnehin zum Tode verdammt war.

"Hört auf", flüsterte sie. "Bitte hört auf..."

"Womit denn?", fragte er und ein merkwürdiger Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. War das ein Grinsen?

Sie konnte kaum noch klar sehen, wurde ihr klar. War es wegen seiner Stimme in ihrem Geist oder wegen ihrer Schwäche?

"Ich sage euch nichts", flüsterte sie. "Ihr... Ihr habt sie getötet..."

"Nein, ich hatte damit nichts zu tun", erwiderte er.

"Doch... Denn ihr seid alle vom Rat... Seid alle gleich...", hauchte sie und kauerte sich noch mehr zusammen.

"Hasst du uns so sehr?", fragte das Wesen.

"Ja", murmelte sie.

Sie hatte Angst, dass sie, wenn sie noch länger hier blieb, wirklich etwas erzählen würde. Warum hatte er so eine Macht? Wie schaffte er das ihren Geist zu kontrollieren?

Nein, eigentlich war die Frage, was sie machen könnte, um das zu verhindern? Im Moment sehnte sie sich danach, das die Ohnmacht wiederkam und sie somit vor diesem fremden Wesen schützte. Denn solange sie ohne Bewusstsein war, würde seine Stimme ihr nichts mehr anhaben können.

Da klopfte es an der Tür.

Für einen Augenblick zuckte das Wesen zusammen, doch dann ging es auf seinen Klauenfüßen zur hölzernen Tür und öffnete.

"Abeth", erklang eine Stimme, die das Mädchen kannte.

Als sie zwischen ihren Händen hinaufblinzelte sah sie den Dämon, der sie in dem kleinen Dorf gefoltert hatte.

Die beiden begannen zu Reden, allerdings nicht in der Sprache der Wandler, so dass Yur sie nicht verstehen konnte. Doch sie ahnte, worum es ging. Irgendwie war diesen Wesen klar, dass sie wohl aus einer Flüchtlingsstadt kamen, wahrscheinlich weil sie Kegarth waren. Und sie wollten wissen, wo diese Stadt war. Sonst wäre sie selbst ja auch schon lange tot.

Schließlich wandte sich das geflügelte Wesen wieder zu ihr und zerrte sie an einem Arm hoch, so dass sie es ansehen musste. Es sah sie mit seinen blauen - wirklich komplett blauen Augen, denn sie sah kein weiß - an und grinste dann wieder, ehe es sie zu dem Dämon hinüberschubste.

"Warten wir ab, ob jemand kommt um die kleine zu retten", meinte es.

"Echsen sind stur", erwiderte der Dämon nur und zog sie mit sich aus dem Raum heraus.

Sie wehrte sich nicht mehr, da sie ohnehin wusste das es sinnlos gewesen wäre, dies zu tun. Was hatte sie wohl schon für eine Wahl. Sie würde hier warten, bis wann?

"Du wirst schon sehen, Echsenkind", meinte der Dämon, als wollte er ihre Frage beantworten. "Wir werden sehen ob noch jemand kommt, um dich zu retten. Sterben wirst du so oder so." Damit grinste er sie auf dieselbe hämische Art und Weise an, wie er es getan hatte, als er sie folterte. Sie erwiderte wie schon die ganze Zeit, nichts sondern lenkte ihren Blick gen Boden um nicht in diese schadenfrohen Augen sehen zu müssen.

Es war pervers sich über den Tod eines anderen zu freuen, dachte sie. Dabei war es ziemlich egal, ob man diesen jemanden hasste oder nicht. Und dieser Dämon freute sich anscheinend darüber, dass sie starb ohne sie zu können. Das hier waren wirklich alles Mörder. Der ganze Rat und seine Truppen bestand aus Mördern.

Allerdings machte ihr der Gedanke an das, was diese Leute augenscheinlich planten Angst. Sie rechteten damit, dass sie jemand vermisste und ihnen folgte und sie selbst wusste nicht, ob das passieren würde oder überhaupt möglich war. Denn zumidnest war Unin kein Wandler und dazu nicht fähig, aber was war mit den anderen? Musste man diese Welt kenne, damit man ein Tor hierher öffnen konnte? Das alles wusste sie nicht, aber sie hoffte, dass es unmöglich war und niemand kommen würde.

Denn sie war sich nicht sicher, ob diese Leute, die Flüchtlinge, es mit den hier stationierten Magiern aufnehmen konnten.

Daran dachte sie auch, als der Dämon sie wieder zurück in den Käfig schubste, und sich darüber scheinbar sehr amüsierte. Er wusste, dass diese Kälte für sie eine einzige Qual war und genau deshalb schien er sich darüber zu freuen, dass sie hier draußen bleiben würde.

Sie sagte nichts mehr und versuchte auch den neugierigen Blicken der anderen Gefangenen auszuweichen, da sich hinter der Neugierde doch nur unendliche Hoffnungslosigkeit verbarg. Ja, sie warteten hier doch nur darauf zu sterben und daran konnte keiner mehr etwas tun. Wie lange würde es dauern, bis man sie holte?

Und wie würde man sie hinrichten?

Darüber sollte sie sich besser keine Gedanken machen, doch die Vorstellungen ließen sie nicht los. Sie wollte nicht länger leiden und immer wieder brachte der Gedanke an den sterbenden Kyssan sie zur neuen Verzweifelung.

Wie viel Zeit war jetzt in Naszukam vergangen? Die Welt mit der ewigen Wüste lag, so hatte man ihr gesagt, auf der fünften Ebene, damit verging die Zeit dort um einiges langsamer als hier. Würde man sich vielleicht schon wundern, warum sie nicht da waren? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sie konnte sich vorstellen, dass Unin ein Gefühl dafür hatte, wie viel zeit hier vergangen war, doch sicher war sie sich dabei nicht. Vielleicht vermisste man sie nicht. Hoffentlich kamen sie, wenn sie überhaupt kamen, zu spät. Nein, am besten kamen sie gar nicht. Die Magier des Rates würden ja ohnehin hier bleiben und warten.

"Kyssan", flüsterte sie. Sie hatte nichts mehr für ihn tun können! Dabei hatte sie es doch den Meistern versprochen. Sie hatte ihm helfen wollen. Hatte dafür sorgen wollen, dass er lebte. Eigentlich nur, weil sie das Gefühl nicht ertrug, dass sie Schuld am Tod des eigenen Meisters war. Ja, eigentlich war sie nur egoistisch gewesen, oder? Trotzdem fühlte sie sich doch irgendwie verantwortlich für den Sanbok und sie konnte den Gedanken, dass er vielleicht sogar schon tot war, nicht ertragen. "Verdammt..."

Sie sah durch das Gitter nach draußen. Noch immer war der Himmel bewölkt und es sah ganz so aus, als würde es bald wieder zu regnen beginnen. Sie hasste den Regen hier. Sie hasste diese Welt.

Schon wieder begannen Tränen über ihre Wangen zu laufen, während sie zuvor gar nicht hatte weinen können.

Ihr blieb nichts anderes übrig als hier zu bleiben, bei den anderen Gefangenen, deren Kleidung teilweise noch schmutziger war, als die eigene, und auf ihren Tod zu warten. Hoffentlich nicht all zu lange.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Futuhiro
2010-02-03T22:02:42+00:00 03.02.2010 23:02
Hey, das "geflügelte Wesen" (ich würde es spontan mal als Engel abtun) ist echt cool! Man hat ihn und seine mentalen Kräfte direkt vor sich gesehen. Der hat es mir echt angetan! Kommt der nochmal vor? Der ist sooo fetzig!!!
Von:  Taroru
2009-10-03T11:19:49+00:00 03.10.2009 13:19
wahhhhhh
will ich das nächste kappi haben! sofort!
du kannst doch jetzt nicht einfach so aufhören, das geht nicht
will sofort wissen wie es weiter geht!

was passiert denn jetzt? was wollen die von ihr?
und überhaupt....

ach verdammt ^^° irgendwie bin ich gerade total aufgebracht XD

du hast ihre gefühle und gedanken gut rübergebracht ^^ man kann prima mitfühlen und versteht auch ihre gedanken gänge, man kann alles sehr gut nachvollziehen
und du baust immer mehr spannung auf.
das ist gut ^^ ich bin jedenfalls gespannt wie es weiter geht ^^


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