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Card Captor Sakura - The Chosen of my Heart

(6. Kapitel Online * _ * Die Handlung nimmt Gestalt an <3)
von

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Wiederkehr

"Das ist also euer neuer Mitschüler: Shaoran Li."

  Ich träume wohl... Sakura saß wie gebannt da, starrrte den braunhaarigen Jungen mit den braunen Augen, der an der Tafel stand, an. Früher, vor langer Zeit, hatte es solch eine Szene schon einmal gegeben, nur war der Junge damals noch kleiner gewesen und hatte sie mit grimmigen, feindlich gesinnten und entschlossenen Blick angestarrt. Entschlossen war der Blick, mit dem er sie nun ansah, immer noch, aber nicht mehr grimmig oder gar feindlich gesinnt, denn er lächelte leicht. Er sah sogar etwas verlegen aus. Aber Sakura traute diesem Szenario nicht. Das musste ein Traum sein - das war viel zu schön für die Realität.

  "Er kommt aus Hongkong, aber wie eben schon erwähnt war er zu Grundschul Zeiten bereits hier in Tomoeda an der Schule, daher spricht und versteht er japanisch sehr gut. Seid nett zu ihm!" Der Lehrer, Nakamura-sensei, sah kurz in die hinterste Reihe, und sagte dann. "Dort, ganz hinten am Fenster, ist ein Platz frei - hinter Kinomoto-san."

  Hah. Natürlich träume ich. Solche Szenen passieren einem doch nicht zweimal im Leben...! Sakura rieb sich die Augen. Wann sie wohl wieder aufwachen würde?

  "Hihi, Sakura, schaumal: Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor, oder?" Tomoyo kicherte leise.

  Wie in Trance stand Sakura auf. Sie sah Tomoyo an, welche mit einem wissenden Lächeln leise kicherte. Chiharu lächelte ebenfalls, ja, sogar Yamazaki-kun schien etwas zu wissen. Überhaupt hatte sie soeben die Blicke der gesamten Klasse auf sich gezogen - weil sie aufgestanden war? Unwichtig, es war ja eh nur ein Traum! Jaja, genau, nur ein Traum, denn nur Träume konnten so sein: Unberechenbar, aber unnatürlich schön. Aber Moment: Seit wann war sich Sakura jemals darüber bewusst gewesen, dass sie träumte?

  Dann blieb dieser Junge, der angeblich Shaoran war, vor ihr stehen. Das er von allen angestarrt wurde, schien ihm Egal - na also, ein Traum! "Es... es ist lange her, nicht wahr...?" Er schwieg kurz, und dann sah er ihr endlich doch ins Gesicht. "... Sakura..."

  Und dann brach der Bann. Sakura - das hatte er erst angefangen einige Monate vor seiner Abreise angefangen zu sagen! All die Zeit war sie für ihn entweder "Hey, du da" oder höchstens "Kinomoto" gewesen. Aber als sie beide in einem Fahrstuhl gefangen waren und sie beinahe in einem magisch herbei gerufenen Abgrund gefallen wäre, hatte er in seiner Verzweiflung mit "Sakura" hinter ihr hergeschrieen. Das hatte sie damals wahnsinnig glücklich gemacht - sie hatte sich eingeredet, dass das daran liegen würde, dass sie endlich Freunde geworden waren, was aber eigentlich nicht stimmte - sodass sie ihn angeboten hatte, sie von nun an immer Sakura rufen zu dürfen. Daraufhin hatte er ihr ebenfalls erlaubt, ihn beim Vornamen zu rufen: Shaoran.

  "Li-kun...?" Sie wusste nicht, wieso sie ihn beim Nachnamen ansprach, aber das machte nichts - sie wusste eh rein gar nichts mehr. Und da das eh nur ein Traum war, war es auch nicht schlimm, wenn sie ihn beim Nachnamen ansprach.

  "Uhm... Ich hab dir doch gesagt gehabt, dass du mich Shaoran nennen kannst, Sakura..." Er schien ziemlich verlegen zu sein.

  Ja, das hatte er. Im Nachinein hatte Sakura sogar erfahren, dass Sakura neben Shaorans Schwestern und seiner Verlobten Meilin das erste Mädchen war, dass ihn beim Vornamen rufen durfte. Ungekehrt war sie neben seinen Schwestern und Meilin auch das einzigste Mädchen, welches von ihm beim Vornamen gerufen wurde. "S-s... Shaoran...?", fragte Sakura mit hilfloser Stimme. Woher wusste dieser Traum-Shaoran das alles? Konnte es echt sein, dass dies kein Traum war? "D-das... ist kein Traum...?"

  Shaoran wirkte etwas verlegen - Wegen all der Blicke, die auf sie gerichtet waren? -, dann kratzte er sich am Hinterkopf. "Uhm, nicht, das ich wüsste..." Er war etwas rot geworden, wie der kleine Junge, den sie zuletzt gekannt hatte. Denn obwohl er sie anfangs als Feindin gesehen hatte und ihr die Clow-Cards abnehmen wollte, waren sie im Laufe ihrer gemeinsamen Abenteuer Freunde geworden. Und irgendwann, Sakura hatte damals nicht gwusst, wieso, war Shaoran dann jedes Mal, wenn sie ihn angesprochen hatte, rot geworden. Als sie im Nachhinein Tomoyo um Rat gefragt hatte, hatt diese nur gemeint: Tja, du bist halt so naiv, du würdest die Gefühle anderer nicht mal bemerken, wenn sie ihnen mit grellen Neonbuchstaben auf der Stirn geschrieben wären, Sakura-chan! So rot, wie er nun war, sah er dem kleinen Shaoran aus der 6. Klasse, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte, sehr ähnlich, denn dieser Shaoran hatte zuletzt auch einen sehr ernsten, aber entschlossenen Blick gehabt. Aber klein war er nun nicht mehr, nein: Er war ja so groß geworden...

  "... Weißt du... Hast du eine Ahnung, wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe?!" Und dann kamen sie, die Tränen, aber nicht welche der Trauer, sondern die der Freude. Sie sprang Shaoran um den Hals, und spätestens in diesem Moment bemerkte sie, dass es kein Traum war, dafür war alles einfach viel zu klar und zu real!

  Shaoran, der erst mal etwas perplex von dieser spontanen Umarmung war, legte nach kurzem Überlegen die Arme um Sakura. "Ja... eineinhalb Jahre sind seit unseres Abschiedes vergangen... Es tut mir leid, aber schneller ging es nicht..."

  Und wären die Umstände anders gewesen, diese Umarmung hätte vielleicht ewig angehalten. So aber fand der Lehrer Nakamura endlich wieder zu seiner Stimme - selbst er war sehr bewegt über dieses rührseelige Wiedersehen der beiden (Man hatte ihn im Groben erzählt, was zwischen den beiden passiert war, deshalb war er nicht sonderlich über ein solches Überkochen der Gefühle überrascht, und um ehrlich zu sein kamen ihm ebenfalls fast die Tränen). "Ehm... ich stör euch ja nur ungern... Aber... wir haben Unterricht..." Er räusperte sich, doch es brachte nichts. Sakura hielt Shaoran weiterhin fest umklammert und heulte anscheinend wahre Monsumregenfälle zusammen.

  "Ich kümmere mich darum, Nakamura-sensei!" Tomoyo stand auf, dann löste sie behutsam die immer noch weinende Sakura von Shaoran und nahm sie bei der Hand. "Ich bring sie ins Krankenzimmer, okay?"

  Der Lehrer winkte nur ab. "Tu das - Hauptsache, sie hört mit dem Weinen auf! Da bleibt doch kein Auge trocken bei solch einer rührseeligen Wiedervereinigung!"

  Sakura wurde aus der Klasse quasi rausgezerrt. "A-aber, Aber...!" Sie versuchte, sich zu befreien, doch Tomoyo blieb erbarmunglos. "Du siehst ihn später wieder, keine Sorge, Sakura-chan." Dann wurde die Tür geschlossen.

  Nakamura-sensei seufzte, während in der Klasse leises Gemurmel laut wurde. Die meisten starrten geschockt Shaoran an, einige - beziehungsweise, viele trifft es eher - auch sichtlich erbost über sein Auftauchen - das sind all jene, deren Herzen bei Sakuras Lächeln geschmolzen sind - und Chiharu und Yamazaki lachten einfach nur leise. "Menschenskinder, sowas ist mir in all den Tagen als Lehrer noch nie untergekommen - du scheinst einen gewaltigen Stein im Herzen von Kinomoto-san zu haben, oder, Li-kun?" Der wurde daraufhin rot, doch ehe er antworten konnte, hörte man einen Schrei - einen, der vom Flur kam und verdächtig nach Sakura klang.

  "DU HAST ES GEWUSST?!?"

  Und daraufhin mussten einige in der Klasse lachen, während Shaoran einfach nur puderrot an seinem Platz saß und nicht wusste, wohin er starren soll.
 

"Ja, ich wusste es - aber was hätte ich tun sollen? Li-kun wollte dich auf jeden Fall überraschen. Und das ist ihm ja auch gelungen, nicht wahr, Sakura-chan?"

  Sakura war ein zittriges Etwas. Bisher war es immer eher so gewesen, dass ihr einfach die Tränen gekommen waren, aber richtig geweint, mit all dem Zittern und all dem Herzschmerz, das kam bisher nur sehr selten vor. Aber heute? Das war schon ein richtiger Heulanfall. Nun lag sie im Krankenzimmer im Bett und hatte sich die Decke über den Kopf gezogen.

  "Versuch einfach zu schlafen, ja? Ich geh dann mal in die Klasse zurück." Doch als Tomoyo sich unwandte und gehen wollte, hilt Sakura sie am Rock fest. "G-geh nicht..."

  "..." Tomoyo drehte sich gehorsam wieder um, doch als sie Sakura sah, wie sie mit hochrotem Kopf zwischen der Decke hervor luckte, konnte sie nicht anders, sie musste einfach entzückt dahin schmelzen. "Arg, Sakura-chan, du bist wirklich einfach zu niedlich geworden! Der Arme Li-kun tut mir leid - wie soll er da nur noch einen normalen Verstand bei behalten?"

  "Wie bitte?" Doch als Sakura nur Tomoyos vielsagenden Blick sah, schwieg sie. Nach einigen Sekunden sprang sie jedoch auf. "Arg, ich kann doch nicht einfach hier rumliegen, während ein paar Zimmer entfernt Shaoran sitzt." Sie lief wie eine Tigerin mit hochrotem Kopf im Zimmer auf und ab, bis Tomoyo sie wieder ins Bett brachte. "Wenn du nicht im Bett bleibst, kriegen wir Ärger, Sakura-chan!", sagte sie liebreizend lächelnd.

  Doch diese schien gar nicht zuzuhören. "Ich will wissen, wie es ihm geht. Was er so gemacht hat. Wieso er jetzt erst wieder gekommen ist. Wieso er die letzten 2 Wochen nicht mehr angerufen hat. Arg!" Sie schien verrückt zu werden.

  "Dann frag ihn doch.", sagte Tomoyo und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

  Daraufhin wurde Sakura nur noch röter. "A-aber genau da... liegt mein Problem: Wenn ich ihm gegenüber stehe wird mir ganz komisch. Mein Herz rast dann wie verrückt und mir wird schwindlig, aber dennoch bin ich glücklich, und..." Ihr kamen die Tränen. "Woran liegt das nur? Ich konnte ihm bisher nicht mal diese doofen drei Worte sagen... Es ist zum Verzweifeln!" Zum Haareraufen war das!

  "Ach, Sakura-chan... deine Naivität ist wirklich zu niedlich!" Als sie den fragenden Blick von Sakura bemerkte, zwinkerte sie. "Du bist verliebt, so einfach ist das!"

  "Aber, aber, aber... Bei Yukito-san hats doch auch nicht so weh getan!"

  Tomoyo seufzte. "Bei Tsukishiro-san war das auch was anderes. Das war eher schwärmen. Nun bist du aber wirklich verliebt. Und mal unter uns: Ist dieser Schmerz, den du spürst, wenn du an Li-kun denkst, nicht so schön... bittersüß?"

  Sakura wollte darauf etwas erwidern, doch in diesem Moment wurde die Tür zur Krankenstation aufgezogen. "Ehm, Hallo..." Shaoran stand mit hochrotem Kopf in der Tür. Als er Sakura sah, schaute er schnell zur Seite. "Uhm, wenn i-ich stör, k-kann ich später w-wieder kommen!"

  "Ahja, eben mach ich den Mund zu." Tomoyo erhob sich von ihrem Platz. "Nichts da - ich bin die, die nun geht und euch beiden alleine lässt. Bis spääääter!"

  "A-aber..." Doch Tomoyo hatte den Raum bereits verlassen und hinter sich die Tür zugemacht. "Hachja..." Sie wollte sich gerade in Richtung Innenhof wenden, als ihr eine Woge negativer Spannung entgegen schlug. "E-eridor-kun?"

  Akira-kun stand an einer Ecke und starrte grisgrämig auf das Krankenzimmer. "Wer ist das?"

  "Wer?" Tomoyo lächelte wie immer ihr vielsagendes Lächeln.

  "Der Typ - wer ist das?"

  "Achso, das? Das ist Li-kun!" Damit ging sie weiter.

  "Hey, das hab ich mittlerweile auch mitbekommen! Ich will wissen, in welcher Beziehung er zu Sakura-san steht!"

  Tomoyo ging noch einen Schritt, dann drehte sie sich um, und rief mit einem fröhlichen Lädcheln: "Die beiden sind ein Herz und eine Seele, nicht wahr?" Und bevor Eridor-kun noch etwas sagen konnte, war Tomoyo schon mit geschwindem Schritt um die Ecke gebogen.

"Uhm..." Nun waren die beiden zwar in einem Raum, aber keiner traute sich, den anderen überhaupt anzusehen. Schließlich war es Shaoran, der das Schweigen unterbrach. "Ehm... könntest du mir das Schulgelände zeigen... Sakura?"

  Diese nickte nur stumm. Aber ingesheim freute sie sich riesig.
 

In der Schule ging die Nachricht, es gäbe einen neuen, süßen Austauschschüler aus dem Ausland rum wie ein Lagerfeuer. So war es auch nicht verwunderlich, dass es auch Mitsuki hörte.

  "Hey, Mitsuki-chan, hast du gehört? Es soll da nen neuen Schüler geben, in der 2-5 - das ist doch die Klasse deines Brud...-"

  "Was, die 2-5? Das ist doch die Klasse von Sakura-chan!" Mitsuki war sofort Feuer und Flamme.

  "Ehm, und dein Bruder?"

  Mitsuki war schon auf den Weg zum Schulflur. "Achja, dem seine auch - hätt ich fast vergessen. Beziehungsweise, woah, Saku...-" Sie bemerkte auch sofort den Jungen an ihrer Seite. "Nanu, wer ist denn der?" Arisa, ihre Freundin, die ihr die Nachricht eben erzählt hatte, war sofort an ihrer Seite. "Awww, ich fass es nicht, das ist der Neue ja!"

  Mitsuki sah erst ihre Freundin an, und dann Sakura und den mysteriösen Fremdling hinterher. "So...? Wieso kommt der mir nur so bekannt vor?"
 

Später, als sie ihm alles gezeigt hatte, liefen die beiden zusammen über die Wiese. Mittlerweile hatten sie natürlich schon miteinander gesprochen, dennoch waren beide etwas befangen. Wieder war es Shaoran, der das Schweigen zurerst brach - wenn auch vielleicht nicht ganz so geschickt. "Und, wie ist es dir... in der Zwischenzeit ergangen...?"

  Sakura erschrak - sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie ansprechen würde. "Uhm, ja... gut... Ich bin nun Mittelschülerin, weißt du..."

  "Wie...?" Shaoran hustete. "Ehm... das weiß ich doch, Sakura..." Als sie daraufhin rot anlief, musste er lachen.

  "H-hey, la-lach nicht. I-ich bin nervös, ich d-darf das!" Sakura war tiefrot angelaufen. "U-und d-du? W-was hast du d-die ganze Zeit über g-gemacht?" Sie vermied, ihn anzuschauen. Dabei würde sie so gern normal mit ihm reden.

  "Uhm... als einzigster Mann in der Familie musste ich einige Dinge klären. Meine Mutter war nicht sehr erfreut, dass ich wieder nach Japan wollte... und sie hat mir einigen Kummer bereitet, indem sie mir die Abreise unnötig erschwert hat." Er sah dabei etwas zerknirscht aus.

  Sakura schwieg zunächst. Dann fragte sie leise, kaum hörbar: "U-und wieso... hast du dich die letzten Wochen nicht mehr gemeldet?" Bei den letzten Worten sah sie ihm dann doch ins Gesicht. "Ich hab mir wahnsinnige Sorgen gemacht!" Und beinahe musste sie wieder weinen.

  Er wich ihrem Blick aus. "Ich war im Umzugsstress. Ich... ich wollte unbedingt zur Kirschblütenzeit wieder da sein!" Er kramte etwas aus seiner Tasche, die er schon die ganze Zeit bei sich hatte. "Uhm... meine Schwestern mussten mir helfen, weil ich nicht wusste, was ich dir schenken könnte..." Er zörgerte kurz, ehe er weitersprach. In seiner Hand lag ein kleines Päckchen. "Das hier ist nachträglich zum Whiteday - als Dank für die tolle Schokolade, die du mir extra geschickt hast!" Er gab es ihr leicht zörgernd, und der verlegene Gesichtsausdruck nahm zu. Als sie es öffnete, kam ein kleiner Teddy-Schlüsselanhänger vor. "Arg, ich weiß, es ist nicht viel... a-aber..."

  "Shaoran, das ist wunderbar!", rief Sakura entzückt, welche Teddys und Plüschtiere liebte. "Vielen herzlichen..."

  Shaoran räusperte sich erneut. "Uhm... und das hier..." - Er gab ihr ein weiteres, noch viel kleines Päckchen, - "d-das... das ist nachträglich zu... deinem Geburtstag." Der arme Junge wurde noch einen Tick röter, langsam konnte man echt meinen, er habe sich einen besonders starken Sonnenbrand angelacht. Als Sakura das Geschenkpapier entfernte, kam eine kleine Schmuckschatulle zum Vorschein. Beim Anblick dieser begann ihr Herz zu pochen. "Ehm... aber Shaoran... sowas kann ich doch nicht annehmen..." Sie war nun ebenfalls puderrot. "I-ich bin doch... noch viel zu jung für sowas...

  "Eh? Was meinst du?"

  "Aaaaah... ich mein, ich bin erst 14... da... verlobt man sich doch noch nicht!" Sakura musste kichern, obwohl es ihr ultra peinlich war. Irgendwo hatte die Vorstellung was tolles.

  "..." Shaoran begann quasi zu pfeifen, wie ein kochender Kessel. "S-sakura! W-was denkst du von mir?"

  "Oh, ist es nicht...?" Sie machte die Box auf, und zum Vorschein kam ein kleines Kettchen. Als sie sah, was sie für einen Ring gehalten hatte, wurde sie ebenfalls wieder übelst rot. "Hihi... hups!" In typischer Geste entschuldigte sie sich. Dann nahm sie das Kettchen genauer unter die Lupe.

  Shaoran räusperte sich. Er war es nicht mehr gewohnt, dauerhaft rot anzulaufen. "Das... das ist dein Name in chinesischen Zeichen - eine Sonderanfertigung, da es den Namen Sakura im chinesischen eigentlich nicht gibt..." Er zörgerte kurz. "Meilin... hat mich so lange genervt, bis ich eine solche Kette auch mit den Namen Shaoran anfertigen ließ. Sie meinte, du würdest sicher lieber eine mit meinen Namen haben wollen als..." Er brach ab, und schien dann im Schweigen von Sakura eine Antwort entdeckt zu haben. "Ah, ich wusste, es gefällt dir nicht, völlige Schnappsidee, wirklich..." Er fing an, nervös zu lachen, und brach dann ab, als er merkte, dass Sakura immer noch wie versteinert da stand. "Hey... Alles okay?"

  In dem Moment, in dem er ihre Schulter berührte, sprang sie ihm förmlich um den Hals. "Danke, danke, tausend mal danke, Shaoran! Nein, das ist soooowas von lieb und... ah, ich könnt weinen, es ist einfach nur wunderschön und... - wie war das?" Sie ließ ab und sah ihm ins Gesicht, ein Umstand, der ihn zum tausendsten Mal noch mehr erröten ließ. "Du hast auch ein Kettchen mit deinen Namen?"

  "U-uhm..." Er holte es aus seiner Hosentasche. "Es ist ebenfalls für dich, aber ich dachte, sowas willst du nicht, d-deshalb..." Er brach wieder ab. "Denk bitte nichts f-falsches von mir! I-ich bin nicht so eingebildet, dass ich g-glaube, du wolltest lieber eine mit m-meinen Namen statt m-mit deinen!", beeilte er sich schnell zu versichern.

  "Wie kommst du denn auf sowas? Das... natürlich will ich die mit deinen Namen!" Und sie sah ihm mit solch einer Freude an, dass Shaoran gar nicht anders konnte, als ihr das Kettchen mit seinen Namen zu geben. "Das ist das schönste, was ich jemals geschenkt bekommen habe!"

  Und der braunhaarige Junge stand da und wurde immer röter und röter und hatte anscheinend mittlerweile sogar seine Stimme verloren. Er nickte deshalb nur. "S-schön... wenn es dir g-gefällt...", sagte er dann schließlich, nach einiger Überwindungsarbeit.

  Sakura lächelte ihn überglücklich an - sie war sogar so glücklich, dass ihr ein wenig die Tränen kamen. "Nochmals vielen lieben Dank. Das werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen, das schwöre ich. Nur stellt sich die Frage, was man nun mit dem Kettchen macht, wo mein Name drauf steht - die war doch sicherlich teuer, oder?"

  Der Junge aus Hong Kong winkte ab. "Uhm..." Er schwieg, schien dann sichtlich mit sich zu kämpfen. Am Ende rang er sich dazu, es ihr doch zu sagen. "M-meilin hatte auch gemeint, dass du danach fragen wirst... und deshalb sind die Ketten so gemacht, dass man sie... ganz einfach miteinander... äh... kompinieren kann." Er nahm die mit seinem Namen, hantierte kurz dran rum, nahm dann die mit Sakuras Namen, hantierte auch da kurz rum, und plötzlich gab er ihr eine Kette. "Da..." Er wurde wieder rot. "D-da steht nun auf chinesisch: Sakura & Shaoran - Für immer vereint..."

  Sakura schien überrascht. "Echt?" Sie lief ebenfalls tief rot an. Hieß das, dass sie nun wirklich zusammen waren? Sakura hatte mit solchen Dingen keine Ahnung... Aber es war wirklich so lieb von ihm. Er hatte sich anscheinend wirklich ernste Gedanken über ihr Geburtstagsgeschenk gemacht, und schon allein die Idee, eine Kette mit dem Nanem Sakura in chinesisch anfertigen zu lassen, war traumhaft schön. Dass sie nun eine hatte, wo auch noch sein Name drauf stand, und dann in Verbindung mit Für immer vereint gebracht wurde, war einfach zu viel des schönen. Die Tränen ließen sich kaum noch unterdrücken. "Shaoran, das ist... unbeschreiblich. Wirklich, ich bin so glücklich, dass ich grad wieder weinen könnte. Es ist wirklich das schönste Geschenk, was ich bisher je bekommen habe... Danke, Shaoran." In einem plötzlichen Anfall ergriff sie Shaorans Hände. Sie wollte ihm gerade einfach nur noch nahe sein, all die Zeit nachholen, in der sie getrennt waren, und nicht mehr ohne ihn sein. Doch dann fiel ihr Meilin ein, welche selbst unsterblich in Shaoran verliebt war, und sie wurde ernst. "U-und... das hat sich alles deine Verlobte ausgedacht...?"

  "E-ex-Verlobte. Als sie von meinen Gefühlen zu dir erfuhr, war die Verlobung hinfällig..." Als er sah, dass Sakura etwas erwidern wollte, meinte er schnell: "W-warte, lass es mich erklären: Sie war nur solange meine Verlobte, wie ich mein Herz noch... nicht vergeben habe..." Er stockte oft und schien sichtlich verlegen zu sein - man sah ihm an, dass er normalerweise nicht über Gefühle redete. "A-als ich mich dann..." - seine Stimme wurde ein kaumhörbares Flüstern - "in dich verliebt habe..." - In Sachen Röte machte er gerade einer reifen Tomate Konkurenz - "wurde damit der Boden, auf dem diese Verlobung stand, gebrochen... Wir waren nur so lange miteinader verlobt, bis ich meine wahre Liebe gefunden habe... I-ich weiß, w-wie sehr mich M-meilin liebt... A-aber... a-aber ich konnte in all der Zeit einfach keine G-gefühle für sie entwickeln, so sehr ich m-mich auch be-bemüht habe..."

  "Und... w-wann hatte sie das erfahren...?"

  "Erinnerst du dich an den einen Tag, als sie auf Kurzvisite in Japan war? An diesem Tag hat sie erfahren - weil wir uns beim Vornamen gerufen haben. Sie hat es sofort erkannt, und auch an den Blicken, die ich dir zuwarf..."

  Sakura dachte an jenen Tag zurück, und als ihr klar wurde, wie weit dieser Tag schon zurück lag, wurde sie noch röter. "S-so lang schon...?", fragte sie geschockt stockend. Zwischen den Zeitpunkt, als Meilin zu Besuch war, und den Tag, an dem er es ihr gesagt hatte, lagen ja Monate zurück!

  "L-länger... seitdem wir zusammen diese Bären geholt haben... Yue hatte mir die Augen geöffnet, dass es nicht Yukito ist, der mein Herz verwirrt... Und... naja, seitdem... aber ich hab lang versucht, mich dagegen zu zu erwehren, wollte es nicht wahrhaben. A-aber jeder hat es sofort erkannt, Yukito, deine Freundin Daidouji, Yamazaki... nur du eben nicht!" Er sah irgendwo in die Bäume - hauptsache, Sakura nicht anschauen!

  "Hahahaha... - tut mir leid!" Sakura hätte sich schlagen können. Wieso hatte sie es nicht gemerkt? War sie wirklich solch ein Trampel in diesen Dingen, dass sie es nicht gemerkt hatte? Dabei wäre alles so einfach gewesen! "U-und Meilin? Sie hasst mich doch nun sicherlich, oder?"

  Shaoran sah in den Himmel hinauf. "Nein, nichtmal. Sie meinte, sie würde mich hassen, weil ich doofer Kerl mich letztendlich doch nicht in sie v-ve... verliebt habe... und dann meinte sie, dass sie sich selbst noch mehr hasst - denn egal, wie sehr sie sich bemüht, sie kann einfach nicht sauer auf dich sein oder dich gar hassen." Dann sah er Sakura endlich doch ins Gesicht. "Sie meinte sogar, dass sie es sogar verstehen kann... A-also, dass ich mich... in dich... v... v... verliebt... habe..." Er hatte sichtliche Schwirigkeiten, das Wort "Verliebt" auszusprechen.

  Er war wieder tiefrot angelaufen, als er seufzte. Dann nahm er sie an der Hand, und auf seinem Gesicht lag plötzlich ein entschlossener Blick, ähnlich dem, den er bei ihrem aller ersten Treffen hatte. "Sakura... weil..." - Wieder der Kampf mit den Worten, die sich nicht so einfach aussprechen als denken ließen - "... weil du vorhin meintest, du seist erst 14 und zu jung zum Heiraten... in China darf man mit 16 bereits heiraten, und mit 14 sind schon viele Mädchen ihrem Zukünftigen per Verlobung fest versprochen... Und soweit ich weiß, darf man in Japan bereits ebenfalls mit 16 heiraten, wenn die Eltern dafür sind, nicht?"

  Sakura blieb stehen. Was wollte er ihr damit sagen?

  Er blieb auch stehen, direkt vor ihr, und sah ihr tief in die Augen. "Sakura, ich kann nicht für immer hier bleiben. Beziehungsweise, ich werde mich entscheiden müssen. Noch ist Zeit, aber eines Tages wird sich die Frage stellen, wo ich bleiben werde: In China oder hier."

  Er war plötzlich so ernst, dass Sakura Panik bekam. Er kann nicht für immer hier bleiben? Was hat das zu bedeuten? "S-shaoran, ich versteh nicht..."

  Als er ihren besorgten, ja, schon ängstlichen Blick bemerkte, wurde er wieder lockerer. "Hey, mach dir keine Sorgen, noch ist alles okay... Aber... in den Sommerferien muss ich nach China zurück."

  "W-was...?" Nun kamen dem 14 jährigen Mädchen doch die Tränen. "Nein, das... das geht nicht! Du...-" Sie wurde je unterbrochen, als Shaoran sie in die Arme schloss. Und schon hatte sie sich an ihn geklammert. "Nein, du bist doch gerade erst hier angekommen, und sollst schon wieder gehen...? Bis zum Sommer ist nur noch wenig Zeit, und..." Sie brach vollkommend in Tränen aus.

  "Nein, nein. Nur für die Ferien. Und... ich will..." Er sah ihr in die Augen, sein Blick klar vor Entschlossenheit. "... ich will, dass du mich begleitest."

  "Du willst... was?"

  "Ehm... die Sache ist so..." Doch weiter kam er nicht, denn sie hörten von weitem eine Stimme.

  "Sakuraaaaaaaa-chaaaaaaan!"

  "Arg, versteck mich!" Sakura rieß sich peinlich berührt von Shaoran los, welcher sie bis eben noch im Arm gehalten hatte, und wollte schnell davon eilen. Doch es war zu spät - Mitsuki, die eben um die Ecke des Schulgebäudes gebogen kam, hatte sie bereits entdeckt. "Ah, Sakura-chan, endlich finde ich dich. Nachdem du im Schluflur an mir vorbei gelaufen bist, hab ich dich überall gesucht, aber nirgends finden können!" Ehe sich Sakura hätte erwehren können, hatte Mitsuki bereits das verwirrte Mädchen an sich gezogen und in die Arme geschlossen - was bei Shaoran gleich einen Sturm der Eifersucht hervor beschwor. "Aaaaah, das wollte ich schon seit dem 1. Tag unseres Kennenlernens machen! Du bist einfach nur total süß, Sakura-chan - bist du bereits vergeben? Nein, sicherlich nicht! Hast du vielleicht Interesse? Wenn es dich nicht stört, dass wir beide Mädchen sind, versteht sich. Na?" Wieder tat sie es: Fragen stellen, ohne eine Antwort zu erwarten. Doch selbst, als Sakura endlich die Chance zum Antworten gehabt hätte, konnte sie es nicht, weil ihr Shaoran zuvor kam. "Lass Sakura los!" Und wie er sich nun vor Mitsuki aufbaute, hatte er wieder einiges an Ähnlichkeit mit dem damaligen Jungen, den Sakura kennen gelernt hatte. Und Sakura hatte in diesem Moment das Gefühl, beschützt zu werden, was auch immer passieren würde - ein schönes Gefühl!

  Mitsuki sah ihn herabschätzend an. "Wieso sollte ich?" Doch Sakura rieß sich im nächsten Moment selbst los und stellte sich Schutzsuchend hinter Shaoran auf, welcher Mitsuki immer noch versuchte, Mitsuki mit vor Wut tropfenden Blicken aufzuspießen. "Uhm, okay, okay, kein Stress. Beziehungsweise, so ganz ohne Anhängsel wie -san oder -chan, und gleich mit Vornamen? Weißt du, in Japan ist es Brauch, ein -san an den Namen anzuhängen. Und wenn man sich erst kennen gelernt hat, verbleibt man auch beim Nachnamen. Für dich heißt sie also Kinomoto-san. Okay?" Sie lächelte höflich.

  Endlich meldete sich auch Sakura zu Wort. "Er ist nicht neu hier! Er war schonmal an der Schule - und gestern hast du noch über ihn gesprochen!"

  Mitsuki wollte erst noch was sagen, brach dann aber an. Dann setzte sie erneut an, aber bis auf ein Pusten kam nichts dabei raus. Dann schien sie einen Augenblick lang zu überlegen, und dann fiel der Groschen endlich. "Aaaaah, du bist das - Shaoran Li?" Sie nahm ihn bei den Händen. "Ah, wer hätte gedacht, dass ich dich jemals kennen lernen würde? Und dann auch noch solch ein niedlicher Bursche - hach, da weiß man ja gar nicht, auf wen man mehr eifersüchtig sein soll, auf dich oder Sakura-chan! Und du kommst also wirklich aus Hong Kong, Shaoran-kun?"

  Vorsichtig entfernte er ihre Händen von seinen. "Erstens: Ja, danke, ich freu mich auch, dich kennen zu lernen. Zweit-"

  "Klar, gerne, kein Problem!", funkte sie ihm dazwischen. Er ignorierte den Zwischenwurf. "Zweitens: Ja, ich komme aus Hong Kong. Und drittens: Hast du mir nicht eben erklärt, dass man bei Fremden den Nachnamen plus -san verwendet? In meinem Falle wäre das ja wohl Li-san, oder Li-kun höchstens. Ich dir immerhin nicht angeboten habe, mich beim Vornamen zu nennen." Uh, dieser Hass, mit dem er Mitsuki betrachtete - eines war klar: Freunde hat sich Mitsuki mit dieser Aktion sicherlich keine gemacht.

  "Ach, wer wird denn gleich so kleinlich sein, Shaoran-kun?" Sie grinste breit, und wenn man Shaoran so ansah, konnte man deutlich sehen, dass er gleich ausrasten würde. Selbst Sakura bemerkte das zur Abwechslung: Endlich griff sie in das Geschehen ein. "Mitsuki-chan, du hast es gehört. Er möchte von dir nicht beim Vornamen genannt werden." - Was auch einen Grund hat. Sie wandte sich an den braunhaarigen Jungen. "Shaoran, wir haben gleich Kunst, ich zeig dir das Kunstzimmer." Dann wandte sie sich wieder Mitsuki zu, aber diese Verabschiedung war diesmal mehr als nur kalt. "Tschüß, Mitsuki-chan."

  Einfach so stehen gelassen zu werden war Mitsuki nicht gewohnt. "Ah, warte mal, Sakura-chan! Ehm..."

  Sakura drehte sich halbwegs um. "Ja?"

  "Hast du Akira-kun gesehen?"

  Ein Kopfschütteln. Und dann ging Sakura, Shaoran an der Hand hinter sich her ziehend, ohne ein weiteres Wort. Und das war auch gut so - wären sie auch nur eine Sekunde länger geblieben, wer weiß, wie das hätte enden können...
 

"Ach, da seid ihr ja endlich! Ich hab euch schon überall gesucht."

  Sakura stiefelte mit hochrotem Kopf zuerst zu Eridor (wahrscheinlich um ihm zu sagen, dass seine Schwester nach ihm suchte, denn kurz darauf verließ er eilig das Klassenzimmer, ein Bento in der Hand) an ihren Platz - sie hatte die Aufmerksamkeit der gesamten Klasse -, während Shaoran noch etwas vor der Tür blieb und sich mit Yamazaki unterhielt. Die beiden hatten sich schon früher, in der Grundschule, recht gut verstanden, und er wollte nun natürlich wissen, wie es ihm ging und was er so in Hong Kong getrieben hatte.

  "Wow, du hast es also als einzigster Mann ziemlich schwer in der Familie, wie?" Yamazaki schien begeistert.

  Shaoran nickte. "Uhm..."

  "Darf ich dich was fragen, Li-kun? Du und Kinomoto-chan... ihr mögt euch sehr, nicht wahr?" Yamazaki lächelte wie immer. Er war überhaupt am Dauerlächeln, weshalb sich Shaoran auch beim besten Willen nicht an dessen Augenfarbe erinnern konnte!

  "Uhm..." Shaoran wurde knallrot. "Kann man so sagen..."

  "Und ihr wisst es? Also, ihr habt es euch gegenseitig gesagt?"

  Er nickte nur.

  "Aber ihr seid noch nicht wirklich zusammen..." Yamazaki sprach aber schon weiter, noch bevor der braunhaarige Junge aus China hätte etwas erwidern können. "Dann... passt gut auf euch auf. Es kann sein, dass ihr hier heftigen Gegenwind bekommen werdet..." Doch bevor Shaoran ihn fragen konnte, was er damit meint, war Yamazaki schon durch die Tür. "Wir reden ein andermal, Li-kun!"

  Shaoran sah ihm kurz hinterher, dann sah er zu Sakura. Sie unterhielt sich gerade mit Chiharu (er konnte nicht wissen, dass Chiharu Sakura etwas fast so ähnliches sagte wie Yamazaki ihm eben), während Tomoyo Shaoran entgegen kam. "Endlich kann ich dich auch mal richtig begrüßen!", sagte sie lächelnd.

  Der Chinese nickte nur. Er war immer noch stinkig wegen der Sache mit dieser Mitsuki - was Tomoyo natürlich nicht entging. Aber auch ein wenig verwirrt wegen dem, was Yamazaki ihm eben gesagt hatte. "Ist etwas passiert?"

  Erst wollte er nicht erzählen, aber Tomoyo und ihre Art schafften es letztendlich doch, ihn zum Erzählen zu bringen. In kurzen Sätzen erzählte er ihr, was geschehen war. Natürlich schaffte sie es auch, ihn von den Geschenken erzählen zu lassen. "Ach, nein, so eine süße Idee - damit konntest du nur Sakuras Geschmack treffen!"

  Shaoran nickte nur - er war natürlich wieder rot geworden. "Aber ich kann verstehen, dass dich das mit Mitsuki-chan aufgeregt hat. Sakura-chan einfach in deiner Gegenwart einen Antrag zu machen... das hätte mich auch gefuchst - auch, wenn ich nicht mit ihr zusammen bin, so wie..." Sie brach ab. So wie du wollte sie sagen, aber konnte man das schon sagen?

  "Wer ist sie überhaupt, und woher kennt sie Sakura?"

  Tomoyo seufzte, und zeigte auf Akira, welcher in der Ecke stand und sie missmutig beobachtete. "Sie ist die Schwester von Akira Eridor-kun, und kennt Sakura nun seit zwei Tagen."

  "Was? Und dann nimmt die sich...-" Als er Tomoyos warnenden Blick sah, schwieg er.

  Tomoyo nickte. "Fein, fein. Sakura hat sich also riesig gefreut? Dann hat sie dir auch sicher vergeben, dass du dich in letzter Zeit nicht gemeldet hast... und du willst dich also sogar mit ihr verloben? Das ist ja prima!"

  Hastig hob er ihr die Hand vor den Mund. "Pssst, nicht so laut! Sie weiß es noch nicht, weil diese komische Mitsuki dazwischen kam. Weißt du... meine Mutter ist eigentlich nicht so streng, aber sie will sicher gehen, dass es nicht einfach nur eine Laune von mir ist, und sie deshalb kennen lernen. Und... und wenn ich mit Sakura zusammen bleiben willl..." Er brach ab, weil er schon wieder puderrot war. "... also, wenn ich wirklich mit ihr zusammen bleiben will, muss ich mich entscheiden, ob ich hier bleiben will oder sie mitnehme. Letzteres möcht ich persönlich nicht, denn ich will sie nicht von all dem hier trennen - vor allem, weil sie so nicht mal ihre Schule beenden könnte. Aber um hier bleiben zu dürfen verlangt meine Mutter nunmal eine Verlobung..." Er seufzte tief. Offensichtlich bereitete ihm das Thema wirklich ernsthaften Kummer. "Arg, bringt alles nichts - bis zum Sommer bleib ich erstmal hier und sorg dafür, dass sich hier keiner an meiner Sakura vergreift!" Dabei blickte er grimmig in die Ecke mit der Gewitterwolke, wo all jene saßen, die ihr Herz schon am ersten Tag an Sakura verloren hatten.

  "Oho, große Worte, junger Li-kun.", sagte sie leicht spöttelnd, während sie mit einem Augen zwinkerte. "Und wie hast du dir das vorgestellt?" Sie wieß auf Sakura. "Schau, sie ist immer noch verdammt niedlich - nur kommt nun auch ihre übernatürliche Schönheit dazu. Siehst du?"

  Shaoran folgte und betrachtete ein paar Sekunden die Erwählte seines Herzens. Und tatsächlich: Wenn sie lächelte, fing sein Herz an wie wild zu pochern und er wurde rot. "Uhm..."

  "Dein Herz schlägt heftiger, stimmts? Das liegt daran, weil sie nun kein kleines Mädchen mehr ist, sondern nun einer Knospe, welche kurz vor der Blüte steht, gleicht. Schau, wie schön sie geworden ist, wie erwachsen sie sich geben kann..."

  Er folgte erneut ihrer Anweißung, und wenn er sie ganz genau betrachtete, hatte er wirklich das Gefühl, dass sie sich verändert habe. Die kindlichen Züge waren verschwunden, und wenn sie lächelte, war es nicht mehr das eines Kindes sondern das eines jungen Mädchens, welches auf dem Weg zum Erwachsenwerden war. Sein Herz begann noch heftiger zu pochen, und er legte sich vorsichtshalber die Hand an jene Stelle, an der sein Herz pochte - aus Angst, es könnte ihm sonst aus der Brust heraus springen.

  Tomoyo musste kichern. "Zugegeben, wir sind die einzigsten, die diesen Unterschied zwischen der Sakura von vor eineinhalb Jahren und der heutigen kennen, aber so, wie es dir gerade ergeht, ergeht es hier noch einigen - und nicht nur in der Klasse, nein, auch die anderen Klassen interessieren sich für sie. Und sie kommt nicht nur beim männlichen Geschlecht, sondern auch beim weiblichen gut an, was ich sehr gut verstehen kann."

  Shaoran nickte. "Es gibt jede Menge Leute, die Sakura mögen... weil sie selbst beim Hinfallen süß ist! - Willst du das damit sagen?"

  Tomoyo war begeistert. "So gut erinnerst du dich an meine Worte?"

  "Jeder deiner Ratschläge war mir bisher sehr kostbar..." Er sah sie nicht an, sondern starrte leicht errötend Sakura an.

  "Wirklich? Das freut mich!" Tomoyo lächelte liebreizend. "... Darf ich dich etwas fragen?" Sie lächelte immer noch, doch wer sie kennt, erkennt dieses Funkeln dahinter. Irgendwas würde nun kommen, bestimmt.

  "Uhm, klar..." Shaoran war kein guter Menschenkenner, sondern eher ein kleiner Hitzkopf, deshalb vermutete er auch nichts.

  "... Wie weit würdest du bei Sakura-chan gehen?" Die Geradigkeit, mit der sie das fragte, ließ Shaoran gleich zwei weitere Wellen Blut in den Kopf schießen. "Was?!?"

  Sie musste kichern. "Du weißt schon... Händchenhalten?"

  Er nickte. "Wenn sie es auch... will..."

  "Und... würdest du sie auch küssen?"

  "Wie kommst du darauf?!?" Er sah schnell weg, damit Tomoyo nicht bemerkte, dass fünf weitere Wellen Blut ins Gesicht gepumpt worden. Sie bemerkte es dennoch.

  "Ganz einfach... Sakura ist immer noch naiv... aber allen voran schüchtern. Sie hat mir vorhin erzählt, dass sie gern normal mit dir reden würde, normale Dinge halt: Wie es dir geht, was du so gemacht hast, wie es dir ergangen ist, wieso du dich nicht gemeldet hast. Du hast mir erzählt, dass sie das gefragt hat, aber wahrscheinlich unter ewig langem Rumgestocke und unter Dauerrot-Zustand, nicht?"

  Die letzten beiden Begriffe verstand Shaoran zwar nicht wirklich, aber er nickte dennoch - wenn sie das bedeuteten, was er vermutete, war es wirklich so gewesen. "Uhm."

  Tomoyo nickte. "Und dann erzählte sie mir folgendes wörtlich: Wenn ich ihm gegenüber stehe wird mir ganz komisch. Mein Herz rast dann wie verrückt und mir wird schwindlig, aber dennoch bin ich glücklich, und... An dieser Stelle kamen ihr dann die Tränen." - Tomoyo schmückte das ganze ziemlich aus, und war beinahe selbst den Tränen nahe, wie sie Sakura so nachspielte - "Und dann fragte sie mich: Woran liegt das nur? Ich konnte ihm bisher nicht mal diese doofen drei Worte sagen... Es ist zum Verzweifeln! - Verstehst du, was ich damit sagen möchte?"

  Shaoran überlegte einen Moment, dann nickte er. "Sie... sie fühlt das selbe wie ich..."

  Das schwarzhaarige Mädchen nickte erneut. "Genau. Und nicht nur das: Sie weiß, was sie für dich empfindet, kann aber noch nicht damit umgehen. Es ist alles noch so neu und fremd für sie." Sie sah Shaoran in die Augen und ergriff seine Hand. "Wie dem auch sei: Du musst für sie mutiger werden. Wenn du nicht den ersten Schritt tust, wird es irgendwann jemand anderes tun. Und du willst doch sicher nicht, dass sich irgendjemand anderes ihren ersten Kuss krallt, oder?"

  Er lief erneut tiefrot an, schüttelte aber den Kopf.

  "Es ist nun einfach alles anderes. Alle, die in dieser Klassen sitzen, sind gerade in der Pupertät. Zu dieser Zeit ist es normal, sich das erste Mal zu verlieben. Während man in der Grundschule noch nicht an sowas gedacht hat und Mädchen für einen einfach nur Freunde waren, denkt man nun plötzlich, dass man das Mädchen mehr mag als nur eine Freundin, und wie süß das Mädchen doch eigentlich aussieht, und schwupp, bist du plötzlich verliebt. Bei dir ging das etwas schneller als bei den meisten Jungs, aber du bist ja auch was besonderes!" Sie musste kichern, als er sie fassungslos anstarrte. "Aber der Rest ist genau jetzt in dem Alter, in der sie sich das erste Mal verlieben. So ist der Lauf der Dinge!" Sie lächelte wieder, doch dann wurde sie ernst. "Li-kun, ich will ehrlich zu dir sein: Sakura bedeutet mir weit mehr, als es eine einfache Freundin würde - sie ist viel mehr als nur eine Freundin für mich, und wäre Sakura nicht Sakura, ich würde niemals zulassen, dass sie mit einem Jungen zusammen ist."

  Shaoran nickte ernst. Aber dann schien er sich der wahren Bedeutung dieser Worte klar zu werden, denn er sah sie erschrocken an. "Bedeutet das, dass du in sie...-"

  Tomoyo winkte ab. "Das bedeutet es in der Tat. Aber mach dir keine Sorgen: Ich hab früher nie versucht, ihr meine wahren Gefühle mitzuteilen, dann werde ich es jetzt erst recht nicht tun. Sie hat nie bemerkt, was ich wirklich für sie empfinde, und so soll es auch bleiben. Denn wüsste sie nun, nach all den Jahren, davon mitkriegen, würde sie sich schuldig fühlen und sich vielleicht sogar einreden, sie müsse mit mir zusammen sein - einfach, weil sie will, dass auch ich zur Abwechslung mal Glücklich bin. Aber das will ich nicht..." Sie schwieg kurz, und der Blick, mit dem sie Sakura ansah, war voller Sehnsucht. "Hachja..." Sie seufzte herzzerreisend. "Wie oft hab ich mir schon vorgestellt, wie es wäre, es ihr zu sagen... Aber weißt du, dann wären wir vielleicht zusammen gekommen, aber sie hätte niemals mehr als nur pure Zuneigung für mich empfunden. Und weil ich das weiß, und weil du nun da bist, werde ich schweigen..." Dann sah sie Shaoran wieder an, und der Blick war so ehrlich und rein, dass er ihr einfach glauben musste. "Ich würde sie dir niemals wegschnappen. Das ist so, weil ich dich schätze, und weil ich Sakuras Gefühle respektiere. Sie ist in Gegensatz zu Yukito-san dieses Mal wirklich verliebt, und ich will alles dafür tun, dass ihr zusammen bleibt..." Sie sah ihm wieder fest in die Augen. "Sakura und du... ihr gehört einfach zusammen! Und deshalb will ich auch nicht, dass sie von irgendjemand anderes weggeschnappt wird. Weil, einen anderen Jungen als dich akzeptiere ich nicht an ihrer Seite." Sie schwieg kurz, dann sah sie ihm erneut in die Augen. "Ungekehrt bedeutet das aber auch, dass ich nicht zulasse, dass du ihr weh tust. Sollte ich mitbekommen, dass sie wegen dir weint oder das du ihr absichtlich weh getan hast, kannst du was erleben! Merk dir das!"

  Er nickte. "Du bist immer so gut zu ihr - ihr Wohl geht dir über alles, wie? Und niemand scheint ihre Gefühle besser zu kennen als du..."

  Tomoyo lächelte nur. "Sie ist eben Sakura." Damit schien alles gesagt zu sein. "Was ich dir eigentlich sagen wollte: Du und Sakura, seid ihr nun zusammen?"

  Shaoran wollte bereits antworten, doch dann stockte er. Waren sie eigentlich zusammen? Wie entschied man sowas eigentlich? Wer sagte einem, ab wann man zusammen war?

  Tomoyo nickte. "Seid ihr also nicht... dann rate ich dir, sie so schnell wie möglich zu fragen..."

  Shaoran wollte noch etwas erwidern, sie fragen, wie man denn sowas tat oder wie sowas auszusehen hatte, doch in dem Moment kam Sakura angerannt. "Und, habt ihr euch ausgeprochen?", fragte sie breit lächelnd.

  "Wie?" Er sah verwirrt von dem einen Mädchen zum anderen. "Woher wusstest du, dass wir was zu bereden hatten?"

  In dem Moment lachten die beiden Mädchen los. Tomoyo sagte: "Ich hab ihr zu verstehen gegeben, dass ich kurz mit dir allein reden will." Und Sakura meinte: "Tomoyos Blick hat mir gesagt, dass sie dir etwas zu sagen hat."

  Der braunhaarige Junge schien einen Moment verwirrt, dann siegte die Bewunderung. "Wow, sowas will ich auch können!"

  Sakura zeigte zu Chiharu. "Och, sie und Yamazaki-kun können das ebenfalls. Als ich sie danach fragte, wie man miteiander reden kann, ohne Worte zu tauschen, meinte sie nur Weißt du, wir sind schon lange zusammen!."

  Tomoyo lachte ebenfalls. "Echt? Dann könnte man sagen, dass du und ich auch schon lange zusammen sind!"

  Shaoran blickte nun wieder verwirrt, aber diesmal zu Chiharu und Yamazaki. "Ach... die beiden sind zusammen?"

  "Sag bloss, du wusstest das nicht..." Sakura musste wieder lachen, und als Shaoran sie so beobachtete, wurde er wieder rot. Tomoyo hatte Recht: Sie war wirklich hübsch geworden, bildhübsch sogar. Wenn er sie betrachtet, pochte sein Herz und er fühlte sich einfach wohl, als könnte ein Blick reichen, damit alles um sie herum automatisch gut werden würde. Aber er bemerkte aus den Augenwinkeln heraus, dass die anderen Jungs in der Klasse sie ebenfalls beobachteten. Und er schwor sich, Sakura diesen Typen unter gar keinen Umständen überlassen zu werden!
 

"Shaoran, Shaoran, Shaoran?"

  Noch ehe er seine Sachen zusammen gepackt hatte, hing Sakura wieder an ihm. Seit wann konnte sie so anhänglich sein? "Was denn?" Arg, er wurde schon wieder rot!

  "Hast du heut schon was vor? Hast du Zeit? Ganz viel Zeit sogar?" Sein Herz sprang ihm beinahe in die Hose, als sie erneut so ultra süß lächelte. Er sah erschrocken zur Seite, als sie ihm noch näher kam und ihn ganz genau musterte. "Sag mal, hast du Fieber oder so? Du bist total rot!" Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn, die andere auf die eigene, und musterte ihn skeptisch. "Nein, Fieber hast du keines... Hm, was könnte...-"

  "Waah! Mir geht es gut!", beeilte sich der chinesische Junge eiligst zu versichern. Als sie ihn weiterhin skeptisch betrachtete, setzte er nach: "Wirklich! Und zu deiner Frage: Ja, ich hab heut Zeit - wieso?"

  Der Gesichtsausdruck des Mädchens wandelte sich von Skepzis zu einem Strahlen. "Prima! Dann bist du heute bei mir eingeladen! Deine Rückkehr muss gefeiert werden!"

  "Was? Echt? Wie kommst du denn nun so plötzlich drauf?" Er freute sich, gar keine Frage, doch hatte er das Gefühl, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen vor sich ging. Und ein Blick zu Tomoyo gegnügte, um dieses Gefühl zu verstärken: Sie stand hinter der Tür versteckt und grinste breit und zufrieden. Als sich ihre Blicke trafen, zeigte sie ihm mit den Fingern das V Zeichen - V für Victory. Dann noch einen Daumen, der nach oben zeigte, und dann war sie verschwunden. Keine Frage, irgendwas musste sie Sakura in den Kopf gesetzt haben. Wenn er doch nur wüsste, was!

  "Bist du soweit? Können wir?" Und wieder dieses reine, unschuldige Lächeln. War das Absicht?

  Der braunhaarige Junge konnte nur verdutzt nicken. Und im nächsten Moment hatte Sakura ihn bereits an der Hand gepackt und mitgeschliffen - die Jungs, die Shaoran eben ausquetschen wollten, ignorierend. Als sie an Tomoyo vorbei liefen, versuchte Shaoran sie hastig zu fragen, was sie nun wieder angestellt hatte, doch diese lächelte nur und drükte ihm die Daumen, was wohl soviel wie "Viel Glück" bedeuten sollte.

  Und so sah Tomoyo den beiden glücklich winkend hinterher. Es war einfach zu niedlich, den beiden zuzusehen, wie sie sich langsam aber sicher näher kamen. Doch gerade, als sie sich ebenfalls auf den Weg heim machen wollte, wurde sie von hinten angesprochen. "Hey, Daidouji!"

  Es waren ein paar Jungs, die ihr leicht nervös gegenüber standen - genau jene, die eben mit Li-kun reden wollten. "Ja?"

  Sie steckten kurz die Köpfe zusammen, so wie die Mitspieler eines Mannschaftssports, dann wurde einer aus ihrer Klasse vorgeschoben. Tomoyo glaubte, dass er Kiritani hieß. "Ehm... du bist doch mit Kinomoto befreundet. Und anscheinend kennst du den Neuling ebenfalls..." Er war rot angelaufen und schwitze sichtbar. "D-daher wollten wir dich fragen, wer dieser Neuling ist und woher er Kinomoto kennt."

  Tomoyo überlegte kurz. Was sollte sie am besten antworten? Der Fall, vor dem sie Li-kun eben noch gewarnt hatte, schien schon einzutreffen. "Der Neue? Das ist Li-kun, aus Hong Kong!", sagte sie lächelnd. Doch was sollte sie antworten? Zusammen waren Sakura und Li-kun nicht - wenigstens nicht direkt, denn als Li-kun wieder nach China zurück musste, waren die beide gerade erst mal 12 Jahre alt, und sie hatten nur gestanden, dass sie in einander verliebt waren (bei Sakura nicht mal das). Das hieß aber nicht, dass sie nun, wo er zurück war, auch automatisch zusammen waren. Und so schüchtern, wie die beiden waren, würde das sicher auch noch etwas dauern, bis sie sich es endlich eingestanden haben. Was sollte sie also sagen?

  "Jaja, das haben wir nun auch mitgekriegt. Aber was sollte dieses große Wiedersehen mit all den Tränen und so? Sind die beiden...-"

  Tomoyo legte den Finger auf den Mund, und als der Junge daraufhin schwieg, sah sie kurz in die Richtung, in der Sakura und Li-kun verschwunden waren, und sagte dann: "Sie sind Erwählte und Erwählter der Herzen des jeweils Anderen." Und als sie daraufhin nur verständlnisslose Blicke erntete, sagte sie den Jungs genau das selbe wie Eridor-kun: "Die beiden sind ein Herz und eine Seele, nicht wahr? Jedes weitere Wort wäre unnötig." Und wie sie so rein und unschuldig lächelte und dann mit wehenden Haaren und geschwinden Schrittes um die Ecke verschwand, verursachte zur Abwechslung einmal nicht Sakura, sondern Tomoyo heftiges Herzklopfen...
 

"Oh, man, ich komm mir vor wie ein Panda im Zoo!" Sakura hatte wirklich das Gefühl, dass jeder sie anstarrte. Dabei wusste Sakura nicht mal, wieso eigentlich. War irgendwas passiert?

  "Pass auf dich auf, Sakura-chan...", hatte Tomoyo zu ihr gemeint, als sie vorhin nach der Pause miteinander gesprochen hatte. Als sie ihre Freundin daraufhin nur ratlos angeschaut hatte, setzte diese zu einer Erklärung an. "Ich will es dir so sagen: Wir sind nicht mehr in der Unterstufe, sondern nun in der Mittelstufe. Vieles hat sich verändert. Es geht hier nicht mehr nur um einfache Freundschaften, sondern oft um Liebe. Wenn dich ein Junge frägt, ob er mit dir befreundet sein darf, dann ist es immer seltener der Fall, dass er keine Hintergedanken dabei hat."

  Als Sakura sie daraufhin immer noch verständnisslos angestarrt hatte, hatte Tomoyo geseufzt und ihre Hand ergriffen. "Schau, Sakura-chan. Du weißt es vielleicht nicht, aber du bist unheimlich hübsch und süß. Wenn du lachst, bringst du reihenweise Herzen zum Schmelzen - ohne es zu merken! Wenn du zur Schule gehst, schauen jede Menge Jungs - und auch eine Hand voll Mädchen - hinterher, und ihnen klopft das Herz dabei sehr heftig. Prinzipell bringst du eine Menge Leute mit deiner bloßen Existens ziemlich durcheinander." Sie sah ihr tief in die Augen, ehe sie weitersprach. "Soll heißen, dass es schon jetzt viele gibt, die sich einreden, sich in dich verliebt zu haben!"

  Daraufhin war Sakura rot geworden. "Was? Wieso denn? Ausgerechnet ich?"

  Tomoyo hatte genickt, bevor sie weiter gesprochen hatte. "Genau, in dich. Ungekehrt ist es aber bei Li-kun auch nicht unbedingt besser. Er ist sehr hübsch, wenn nicht gar gutaussehend, hat einen entschlossenen Blick und kommt zudem aus dem Ausland. Das heißt, er ist sehr mysteriös, gerade, weil er auch noch aus China stammt, was bei vielen die Neugier, aber auch die Bewundererung weckt. Zudem hat er schon eine recht coole Art - wenn es nicht gerade um dich geht." Bei dem Satz musste sie kichern, weil Sakura ihn natürlich nicht verstanden hatte. "Wie dem auch sei: Es heißt schon jetzt, dass ein überaus schnuckliger Typ neu an der Schule ist, und die Mädchen interessieren sich für ihn." An dieser Selle hatte sie kurz seufzend zur Seite geschaut, dann hatte sie mit ernster Stimme weiter gesprochen. "Sakura-chan. Du bist mir so unendlich wichtig, und ich würde alles für dich tun. Ich freue mich für dich und Li-kun, aber... ihr seid noch nicht direkt zusammen, nicht wahr?"

  Darauf hatte Sakura keine Antwort gewusst. Sie wusste es noch jetzt nicht. Wer entschied denn eigentlich, wie und ab wann man denn zusammen war? Musste das erst jemand sagen, damit es so war? Reichte es denn nicht, wenn man einander liebte? Sakura war noch jetzt sehr verwirrt. Aber das war noch nicht alles gewesen, was Tomoyo zu ihr gesagt hatte.

  "Sakura-chan, wenn sich ein anderes Mädchen in Li-kun verlieben würdest, würdest du ihn doch nicht verlieren wollen, oder? Ungekehrt ist es genauso. Daher musst du vorsichtig sein. Li-kun wird sehr schnell eifersüchtig, und du weißt nicht, wie die Jungs an unserer Schule sein können. Es kann sein, dass einige auf sehr drastische Art und Weise versuchen werden, dein Herz zu erobern. Aber du liebst Li-kun aufrichtig und würdest das niemals zulassen, oder?"

  An dieser Stelle hatte Sakura ohne zu Zörgern wie aus der Pistole geschossen geantwortet: "Ja, das tue ich! Und ich will auch niemand anderen mehr lieben als ihn!"

  Tomoyo wirkte erleichtert. "Gut, das freut mich, und genau das hab ich auch erwartet. Sakura-chan, darf ich dich etwas intimies fragen?" Sakura kannte Tomoyo, im Gegensatz zu Shaoran, und dennoch bemerkte sie das Funkeln zu spät. "Wie würdest du reagieren, wenn Li-kun versuchen würde, dich zu küssen?"

  Als Sakura daraufhin knallrot geworden war, musste sie anfangen zu kichern. "W-wieso f-fragst du so-sowas, Tomoyo?!"

  Doch Tomoyo hatte nicht locker gelassen. "Wärst du sauer?"

  Sie hatte den Kopf geschüttelt. "N-nein, n-natürlich nicht... a-also, i-i-ich meine: N-nicht u-unbedingt...!"

  Tomoyo lächelte wie immer. "Lass mich raten: Du würdest erröten und dir würde ziemlich warm und seltsam werden, stimmts? Du würdest dich ganz komisch fühlen, dir wär etwas schwindlig, aber irgendwo würdest du sicher vor Freude Luftsprünge machen, wie?"

  Das war zuviel gewesen. Sakura wusste doch nicht, wie sie auf sowas reagieren würde, wenn es denn wirklich passieren würde! "K-k-keine A-ahnung..."

  Tomoyo hatte dann wieder genickt und nur "Wie ich es mir dachte" erwidert. "Das heißt also, du hast nichts dagegen?"

  Sakura hatte nur noch nicken können. Und noch bevor sie hätte noch irgendetwas sagen können, war Tomoyo schon in Richtung Shaoran abgestampft, und Chiharu-chan war zu ihr gekommen. Diese hatte sie zunächst bezüglich ihrer Beziehung zu Shaoran ausgefragt, und ihr dann ebenfalls den Rat gegegeben, vorsichtig zu sein, außerdem hatte sie erwähnt, dass sie und Shaoran hier heftigen Gegendwind bekommen könnten.

  "Hey, wieso schaust du denn so ernst...?" Shaoran hatte sie leicht an der Schulter angetippt und sie somit aus ihren Gedanken gerissen. Sie hatten mittlerweile das Schulgelände verlassen und konnten endlich etwas entspannen.

  Sakura schüttelte den Kopf. "Alles bestens. Stressiger erster Tag für dich, nicht?" Dabei musste sie leicht verlegen lächeln - aber egal, was sie nicht auch tat, sie musste dauernd an Tomoyos Worte denken. Natürlich wollte sie Shaoran nicht verlieren, schon gar nicht an ein anderes Mädchen. Und das nun alles anders war, war auch irgendwie logisch. Dennoch war sie über die Worte ihrer Freundin verwirrt. War sie wirklich so naiv, dass sie wirklich rein gar nichts mitbekam?

  Shaoran winkte ab. "Ja, aber hauptsache, ich bin wieder in Japan. Hier gefällt es mir... so gut... und..." Er geriet ins Stottern. "Ehm... wegen vorhin... ich hatte doch davon gesprochen... dass ich möchte, dass du mich... nach China begleitest, weißt du noch...?"

  Doch Sakura hörte nicht mal zu! Sie musste dauernd an das denken, was Tomoyo sie gefragt hatte. Wieso, im Namen aller Clow Cards, fragte Tomoyo sie ausgerechnet um ein solches Thema? Es war ihr ja sogar schon peinlich, nur daran zu denken, denn sie wurde auch schon knallrot!

  "Ehm... hörst du mir überhaupt zu? Und wieso bist du so rot? - Ah, ich wette, das hat was mit deinen Freundinnen zu tun! Sag, welche Flausen hat dir Daidouji in den Kopf gesetzt?"

  "Nichts, gar keine, überhaupt rein gar nichts!", beeilte sich Sakura schnell zu versichern - für Shaorans Geschmack zu schnell!

  "Und das soll ich dir glauben?"

  Was, wenn sie ihn einfach fragen würde: Sind wir denn nun zusammen? Oder: Willst du mich... - Nein! Das konnte sie ja nicht mal denken, dann ging Fragen erst Recht nicht! "Daijoubu...", murmelte sie deshalb knallrot.

  Der Chinese wollte daraufhin noch etwas erwidern, schwieg dann aber. Er würde wahrscheinlich schon früh genug heraus finden, was das für Flausen waren, die Daidouji Sakura in den Kopf geplanzt hatten. Stattdessen entschied er, das Thema vorerst zu wechseln. Er würde sie später fragen - zumindest hoffte er das. "Sag mal... was hast du heute morgen bei der Post gemacht?"

  "Uhm? Ich hab den Brief für Mizuki-sensei und Eriol-kun eingeschmissen." - Bei den Namen Eriol-kun kochte natürlich die Eifersucht wieder hoch. - "Aber woher weißt du denn überhaupt, dass ich bei der Post war?"

  "Ehm... naja... ich bin schon seit drei Tagen hier..."

  "Waaaaas? Und dann zeigst du dich erst heute?"

  Shaoran wich ihrem Blick aus. "Jedes Mal, wenn ich dich ansprechen wollte, bist du mir davon gerast... am ersten Schultag wollte ich vor und nach der Schule mit dir reden, aber da bist du mir mit deinen Inlinern davon gefahren. Und gestern bist du mit Fly zur Schule und zurück geflogen..."

  "Uhm... stimmt... hihihihi... uh..." So ein verdammter Mist.

  "Naja... und so, war es doch auch okay, oder...? War doch eine Überraschung, dass ich plötzlich wieder da und dazu gleich noch an deiner Schule bin, nicht wahr?"

  Sakura gab sich weiterhin grisgrämig, aber natürlich musste sie sich eingestehen, dass es in der Tat eine Überraschung war, ihn so plötzlich und unvermittelt, ja, so ganz ohne Vorwarnung wieder vor sich stehen zu haben. Sie konnte es ja jetzt noch kaum glauben und hatte Angst, dass sie jeden Moment aufwachen würde und alles nur ein schöner Traum gewesen wäre.

  Sie schwiegen wieder eine geraume Weile, während Shaoran sich fragte, welchen Schritt er nun als nächstes machen würde. Vor allen überlegte er aber, wie er ihr am besten diese Nachricht beibringen konnte, die er ihr vorhin hatte nicht sagen können, weil diese doofe Mitsuki dazwischen gekommen war.

  Doch Sakura kam ihm zuvor. "Sag mal, Shaoran... wegen vorhin... Also, als du meintest, du müsstest wieder nach China zurück... Wie genau war das gemeint?" Sakura war leicht rot geworden und starrte zur Seite. In Wirklichkeit hatte sie aber Angst. Was würde er ihr zu sagen haben? Wieso konnte er nicht für immer hier bleiben? Sie erinnerte sich an seine Worte: Sakura, ich kann nicht für immer hier bleiben. Beziehungsweise, ich werde mich entscheiden müssen. Noch ist Zeit, aber eines Tages wird sich die Frage stellen, wo ich bleiben werde: In China oder hier. Und: Nein, nein. Nur für die Ferien. Und... ich will... - ich will, dass du mich begleitest.

  "Oh, achso... Uhm... also... wo fang ich am besten an?" Er schien kurz zu überlegen. "M-meine Mutter... hat mir ein Ultimatum gestellt: Bis zu den Sommerferien darf ich hier bleiben. D-danach muss ich mich entschieden haben... ob ich hier bleiben möchte oder nach Hong Kong zurück kehre..." Er brach ab.

  "Aber diese Frage musst du dir doch nicht stellen, oder? Du bleibst doch hier, oder? Das heißt, wenn du in den Ferien nach China gehst, bist du wieder zum neuen Trimester wieder da, nicht wahr? Dann gibt es doch auch keinen Grund, dass ich mitmuss, oder nicht?" Sie lächelte, doch es war ein flasches Lächeln. Sie wollte unbedingt eine Zustimmung hören, doch sie wusste, dass sie sie nicht hören würde. "Stimmt doch, oder?"

  Shaoran sah sie einen Moment lang traurig an, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, so einfach ist das nicht..." Als er sah, dass sie bereits in der Straße von Sakura angekommen waren und ihr Haus nur noch einige Meter entfernt war, ergriff er ihre Hand und blieb stehen. "Sakura... wenn ich hier bleibe, dann nur... und wirklich nur wegen dir..." Sie errötete bei diesen Worten. "Ansonsten müssten wir entweder erneut Abschied voneinander nehmen, oder du müsstest mich nach China begleiten - für immer. Und das will ich nicht. Ich will dich nicht von deiner Familie und von deinen Freunden losreißen, nur, damit wir zusammen sein können. Es ist also für mich schon beschlossene Sache, dass ich hierbleiben möchte, denn mir macht es nichts aus, hier zu sein. Hier bist du."

  Sakura fiel das Atmen schwer. Der nächste Satz kam ihr nur stockend über die Lippen. "Und... und was musst du tun, damit du hierbleiben kannst?" Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, zu weinen. So, wie er sie ansah... Was konnte das nur sein, dieses Etwas, was er tun oder erfüllen musste, damit er hier bleiben kann?

  Er schwieg. Wie sollte er es ihr sagen? Sie würde sicher schockiert sein. Es war ja auch eine ungeheuerliche Frage... Doch die Antwort auf diese selbst gestellte Frage wurde ihm abgenommen.

"Wie lange wollt ihr noch vor der Tür rumstehen?" Toya war auf die Straße getreten und hatte die Arme verschrenkt.

  "Aniki?", rief Sakura überrascht. "Woher weißt du, dass wir hier stehen?" Die Angst von eben war für den Moment vergessen.

  Toya warf Shaoran einen grimmigen Blick zu. "Daher, woher ich auch weiß, dass der da" - bei den Worten zeigte er abschätzend auf Shaoran, welcher sich gleich wieder provoziert fühlte - "heute mitkommen würde. Deshalb hab ich ja auch für 8 Personen gekocht." Er ging wieder ins Haus, und Sakura folgte ihm. "Ach, das meintest du heute morgen also mit deinem Satz: Und bring, wenn du Besuch haben solltest, den ruhig mit, ich koch genug für 8 Personen. ? Aber woher wusstest du das?"

  Shaoran hörte noch, wie Toya "Tja, ich wusste es einfach" antwortete, während er selbst kurz überlegte, ob er sich das wirklich antun sollte. Das Sakuras Bruder ihn nicht sonderlich abkonnte, war schon lange kein Geheimnis mehr. Und das kleine Kuscheltier, welches sich Bestie des Buches nannte, war ihm auch kein besonders großer Freund. Doch ehe er sich hätte selbst eine Antwort geben können, gab Sakura ihm eine, denn sie rief bereits nach ihm.

  Sakura eilte gerade ins Obergeschoß, um ein paar Pantoffeln zu holen, als Kero-chan aus ihrem Zimmer kam. "Hast du Besuch? Etwa Tomoyo-chan?" Als er keine Antwort bekam, zuckte er mit den Schultern und folgte ihr ins Schlafzimmer von Fujitaka, wo sie nach den Pantoffeln suchte. Doch gerade, als er ins Zimmer kam, kam sie ihm wieder entgegen und rannte schnell an ihm vorbei. "Ehm, Sakura? Hörst du überhaupt?" Er folgte die Schultern zuckend die Treppe hinunter. "Immerhin bist du nun wenigstens nicht mehr traurig, wie ich an deinem Gesicht lesen kann - Gott sei Dank! Ich mein, der Bengel meldet sich sicher noch, und wegen dem musst du nun echt nicht traurig sein!" Er nickte ein paar Mal bekräftigend.

  "Bengel? Meinst du damit etwa mich?" Shaoran, welcher bis eben noch vor der Tür gestanden hatte und brav auf Sakura gewartet hatte, öffnete die Tür soweit, dass er ins Haus reinschauen konnte, und warf Kero-chan einen bösen Blick, welcher von dem plötzlich auftauchenden Chinesen erschrocken zurück prallte.

  "Uah, was machst du denn hier?"

  Shaoran wollte gerade antworten, doch Sakura kam ihn zuvor. "Kero-chan, sei nicht so unverschämt! Er hat einen Namen, das weißt du genau!" Sie gab Shaoran die Schuhe. "Hier, bitte sehr." Wie glücklich sie doch aussah! Wie sollte Shaoran ihr das nur sagen? Und vor allem, wann? Er erinnerte sich noch genau daran, wie es war, als er ihr damals die Liebe gestehen wollte. Jedes Mal, wenn er sich endlich überwunden hatte und es ihr sagen wollte, war irgendetwas dazwischen gekommen: Entweder Kerberos, oder aber Yamazaki, oder ein Schrei oder eine Präsenz. Und nun sah es genauso aus: Er würde es ihr sicher niemals sagen können - oder erst kurz, bevor es zu spät ist.

  "Komm, Shaoran!" Sie nahm ihn bei der Hand - ein Umstand, welcher ihn wieder einmal erröten ließ - und zog ihn mit sich ins Wohnzimmer. Dort stand bereits ihr Vater. "Ah, du hast Besuch?"

  Sakura nickte. "Uhm. Shaoran-kun, das ist mein Vater Fujitaka - aber ihr kennt euch ja bereits, nicht wahr?"

  In der Küche standen Toya und Yukito und bereiteten das Essen vor. "Oh, du hast Besuch, Sakura-chan?", rief auch Yukito, doch als er Shaoran erkannte, erhellten sich seine Züge. "Ah, du bist doch...!"

  "Genau, Shaoran-kun - ihr kennt euch ebenfalls bereits! Und nebendran mein doofer Bruder, Toya!"

  Der Junge aus Hong Kong fühlte sich etwas unwohl. Der Umstand, mit dem Junge, von dem er lange dachte, er sei in ihn verliebt, und Sakuras Bruder, der ihn überhaupt nicht leiden konnte, in einem Raum zu sein, ließ ihn sich unwohl fühlen. Doch Sakuras Nähe machte das wieder mehr als weg. "Wenn mein Bruder was Doofes zu dir sagt, gib mir Bescheid, dann kriegt er es mit mir zu tun!"

  Shaoran nickte nur etwas steif und ließ sich dann zum Esstisch führen. Sakuras Familie lebte sehr europäisch, das hieß, sie besaßen einen Esstisch und schließen in normalen Betten, und alles war sehr europäisch eingerichtet. "Warte du hier, ich deck schnell den Tisch!"

  "Warte, ich helf dir!"

  Doch es war Fujitaka, der ihn hinderte, denn Sakura war längst schon zur Küche geeilt, welche an das Ess- und Wohnzimmer grenzte und nur von einer halbhohen Wand abgegrenzt war. "Du bist unser Gast, also musst du auch nicht helfen." Er lächelte sanft, und die Nervösität wich etwas von Shaoran.

  "D-danke, sehr freundlich von Ihnen."

  Fujitaka setzte sich, Shaoran gegenüber. "Du bist also jener Junge, den Sakura vor fast eindreivirtel Jahren den Yukata genäht hat, stimmts?"

  Shaoran nickte. "Ja, Shaoran Li. S-sie dürfen gerne Shaoran zu mir sagen."

  Daraufhin musste Fujitaka lachen. "Du bist sehr höflich. Aber nur, weil ich Sakuras Vater bin, musst du mir nicht gleich den Vornamen anbieten... Ich werde dich dann beim Vornamen rufen, wenn ich es mir verdient habe." Shaoran wollte fragen, was er damit meinte, doch er kam nicht dazu. "Und du kommst also aus Hong Kong?"

  Wieder ein Nicken.

  Fujitaka schien zu überlegen, dann sah er zu Sakura, welche den beiden Jungs gerade beim Schneiden des Gemüses half. "Du... scheinst Sakura sehr wichtig zu sein... Ist sie dir genauso wichtig?"

  Und Shaoran antwortete, ohne zu zörgern: "So wichtig, dass ich mein Leben für sie geben würde!"

  Fujitaka nickte. "Das dacht ich mir schon - deine Augen strahlen eine Entschlossenheit aus, die das bestätigt. Aber dennoch will ich dir eines sagen: Sakura ist meine Tochter, und sie bedeutet mir zusammen mit Toya mehr als mein Leben. Solltest du also nicht gut zu ihr sein, dann..." Er brach ab, aber es war auch nicht nötig, weiter zu sprechen. Außerdem kam eben Sakura zurück. "Das Essen ist nun fertig!"

  Beim Essen wurde viel über die Abreise von Toya gesprochen. "Es kann sein, dass ich erst in drei Wochen wieder vorbei kommen kann...", meinte Toya gerade. Dann wurde Shaoran über China, Hong Kong und seine Familie ausgefragt. Besonders Sakuras Vater und Yukito waren sehr neugierig, aber auch Sakura lauschte sehr interessiert. Selbst Kero-chan schien interessiert.

  Nach dem Essen machten sich Sakura und Yukito ans Geschirr spülen, während Fujitaka den Nachtisch anrichtete. Toya blieb bei Shaoran im Wohnzimmer. Und kaum waren alle außer Hörreichtweite, sprach er ihn auch schon an. "Eines will ich gleich mal klarstellen, Knirps!" Er sah wie gewohnt grimmig drein, wenn es um ihn ging. "Es geht hier nicht um irgendein Mädchen, sondern um Sakura. Ich warne dich also lieber gleich: Wenn du es nicht ernst mit ihr meinst, dann lass es lieber gleich sein."

  "Ich meine es ernst - todernst. Für sie habe ich mein Leben und meine Familie in China aufgegeben. Ich hab schon immer alles dafür getan, um ihr beizustehen, und ich werde es auch in aller Zukunft tun. Und wenn sie es zulässt, werde ich auch alles tun, um hier zu bleiben."

  "Hmpf. Deshalb kann ich dich nicht ab - du opferst dich selbstlos, um sie zu beschützen. Das wäre meine Aufgabe gewesen..." Bevor Shaoran darauf etwas erwidern konnte, sprach Toya weiter. "Nun gut, aber nur, damit du es weißt: Ich akzeptiere dich nicht, und ich akzeptiere auch die Frage nicht, die du ihr stellen willst und wirst. Aber ich habe nichts zu melden, denn sie hat dich erwählt. Aber trotzdem: Solltest du ihr Leid zufügen oder sie zum Weinen bringen, kannst du dich auf dein Blaues Wunder gefasst machen."

  "Das werde ich nicht!" Shaoran sah Toya fest und unerschrocken in die Augen, welcher daraufhin seufzte. Vielleicht hatte der Bengel ja doch seine guten Seiten... aber von denen musste er ihn, Toya, erstmal überzeugen - soviel stand fest! Und wenn er es wagen würde, Sakura zu nah zu kommen oder ihr Leid anzutun, dann würde er ihn höchstpersönlich zur Hölle schicken, soviel war klar!

  Fujitaka verließ gerade die Küche und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Sakura musste die ganze Zeit nach hinten schielen, weil sie befürchtete, Toya würde irgendeine Gemeinheit zu Shaoran sagen. Doch anscheinend passierte nichts, und als ihr Vater sich zu ihnen gesellte, entspannte Sakura sich.

  "Ich denke nicht, dass er ihm was tun wird.", hatte Yukito irgendwann lachend gemeint, als er ihre Blicke bemerkte, doch Sakura war angespannt geblieben. Doch nun war ihr Vater ja bei ihnen.

  "Also, das ist er...?", fragte Yukito nun, wie gewohnt lächelnd.

  Sakura nickte leicht errötet. "Uhm, das ist der Junge, der mein Herz erobert hat... damals konnte ich ihn dir nicht vorstellen, weil er nach China zurück ging, aber... Ich bin sehr glücklich, dass es nun so gekommen ist." Sakura strahlte über das ganze Gesicht.

  Yukito musste lächeln. "Ich bin froh, dass du dir deiner Gefühle noch rechtzeitig bewusst geworden bist, Sakura-chan."

  Sakura nickte. "Und ich bin froh, ihn endlich wieder hier zu haben..." Ja, sie war wirklich glücklich, und sie betete, dass es für immer so bleiben würde.
 

Nach dem Essen nahm Sakura Shaoran mit auf ihr Zimmer. Dort saßen sie erstmal eine Zeit lang schweigend da, bis Shaoran letztendlich die Gunst der Stunde nutzen wollte und Sakura nochmal auf das Thema ansprach. "Also... wegen vorhin..."

  Sakura merkte sofort, um was es ging, und da, ganz plötzlich, war es wieder da: Das Gefühl, Shaoran zu verlieren. Um ihr Unbehagen zu überspielen, stand sie auf und ging zum Fenster. Was konnte es nur sein, was so unmöglich klang, um hier bleiben zu können? Was? So stand sie eine Zeit lang schweigend da und beobachtete Tomoeda. "I-ich... liebe Tomoeda... hier bin ich geboren und aufgewachsen. A-aber..." Sie verkrampfte sich etwas. "I-ich wäre auch bereit, dich nach China zu begleiten... Hauptsache, wir sind zusammen..." Und ehe sie sich versah, kamen die Tränen. "S-shaoran, ich verkrafte es nicht nocheinmal, dich erneut zu verlieren..."

  Shaoran war leise an sie heran getreten, und legte plötzlich die Arme um sie. "N-nein... das will ich dir nicht antun. Ich möchte hierbleiben, und es gibt auch einen Weg... A-aber..." Er brach ab.

  Sakura war leicht rot geworden, als er seine Arme um sie geschlungen hatte, aber es war ein schönes Gefühl. Er versprühte eine angenehme Wärme, und für einen Moment vergaß sie den Kummer und die Tränen, die sie eben noch gespürt und geweint hatte. Sie wollte in diesem Moment nichts anderes, als für immer in seinen Armen zu bleiben - ein kindischer Gedanke vielleicht, denn sie wusste, dass das unmöglich war, aber für einen klitzekleinen Moment sehnte sie sich dennoch danach. Aber dann tat sie es schließlich doch; sie tat das, womit sie diesen wundersamen Moment zerstören würde. "A-aber...?"

  Shaoran drükte sie leicht an sich. "E-es..." Er brach ab, und dann verlor seine gesamte Haltung etwas an Kraft. Er schien förmlich zusammen zu sacken, wie jemanden, dem man all seiner Energie beraubt hatte. "I-ich... Ich kann dich das nicht fragen!" Den letzten Satz hatte er schnell rausgesagt, ganz so, als habe er Angst, ihn ansonsten wieder zu verschlucken.

  "Aber wieso denn nicht? Shaoran, ich versteh nicht..." Sie wandte ihren Kopf etwas, sodass sie ihm ins Gesicht schauen konnte, doch er sah sie nicht an, sondern hatte den Blick auf ihren Schreibtisch fixiert.

  "Wie..." Er brach neuerlich ab - wieder der Kampf mit den Worten, die unbedingt gesagt werden wollten und die irgendwie auch nicht gesagt werden wollten. Er wusste, dass diese Worte Sakura verletzten würde, er wusste, dass er ihr Zeit lassen musste, er wusste, dass er damit vielleicht alles kaputt machen würde... Er wusste dies alles, oh, und wie genau er es wusste... - und sagte diese unheilschwangeren Worte dennoch: "Wie soll ich dich fragen, ob du für den Rest deines Lebens mit mir zusammen bleiben willst, wenn du mir bis heute nicht einmal gesagt hast, dass du mich liebst?" Er brach ab und ließ Sakura los. Somit waren sie raus, diese Worte, die ihn schon seit zweieinhalb Jahren beschäftigt hatten. Wie oft hatte er sich schon gefragt, wieso sie ihm eine Antwort schuldig geblieben war? Okay, sie hatte ihm in gewisserweise schon eine Antwort gegeben, als sie extra für ihn diesen rosa Teddy, welchen er auf den Namen "Sakura" getauft hatte, genäht hatte und ihn Shaoran mit den Worten "Der Erwählte meines Herzens - das bist du, Shaoran!" gegeben hatte. Aber bis zum heutigen Tage hatte sie nicht ein einziges Mal "Ich liebe dich" oder dergleichen gesagt. Nicht ein einziges Mal!

  "W... was?" Nun drehte sie sich gänzlich um, doch Shaoran starrte weiterhin zur Seite. Er sah verletzt aus. Aber was sollte sie darauf antworten? Sie... sie konnte es ihm doch noch nicht sagen, noch nicht! Sie war darauf doch gar nicht vorbereitet, hatte nicht mal dran gedacht - viel zu schön war der Tag bisher für sie gewesen, als das sie an diese drei Worte hätte denken können. Es kam ihr auch jetzt noch wie ein Traum vor, dass Shaoran wieder in Japan war - nur schien er sich in just diesem Moment in einen Albtraum zu verwandeln. "S-shaoran, ich..." Aber er hatte Recht, so furchtbar Recht! Sie hatte es ihm nie gesagt, was seine Gründe hatte, aber nun konnte sie es ihm sagen: Nun standen sie endlich einander gegenüber, nichts mehr, was sie stören würde. "S-shaoran, ich..." , sagte sie erneut. Bitte, schau nicht so...

  Plötzlich klopfte es an der Tür, und im gleichen Moment kam Toya rein. "Ich stör ja nur ungern" - was eine gemeine Lüge war, das wusste Sakura genau! - "aber es ist schon spät, und der Li-Bengel sollte langsam nach Hause gehen." Dabei war er seinen typisch grimmigen Blick in Richtung Shaoran, doch dieser beachtete ihn nicht mal - er sah die ganze Zeit nur Sakura an, und das auf sehr traurige Art und Weise.

  Ehe Sakura antworten konnte, hatte er die Tür wieder geschlossen. "S-shaoran, ich...-" Doch sie wurde unterbrochen. "Schon gut, sag nichts. Es tut mir leid. Was ich gesagt habe... war unfair. Dich trifft keine Schuld... " Wie verletzt er doch aussah! Doch bevor sie was sagen konnte, hatte er seine Tasche genommen und war zur Tür raus. "S-shaoran, warte doch!" Sie hastete ihm schnell hinterher, doch erreichte ihn erst, als er zur Tür draußen war.

  "S-sehen wir uns morgen wieder?"

  "Uhm", war Shaorans einzigste Reaktion. Und plötzlich hatte Sakura das heftig-schmerzhafte Gefühl, ihn nie wieder zu sehen, wenn sie ihn nun gehen ließ. Es war, als wär dies ihre einzigste Chance, etwas richtig zu machen, und würde sie diese verpatzen, würde sie ihn nie wieder sehen. Doch es war so schwer, so schwer, diese Worte zu sagen. "W-warte!" Sie lief ihm hinterher und ergriff ihn beim Arm.

  Er sah sie nicht an. Und Sakura kamen erneut die Tränen. Eben waren sie sich so nah gewesen, und nun war zwischen ihnen eine Kluft. Sie war sich mittlerweile zu 100% sicher, ihn nie wieder zu sehen, wenn sie ihn jetzt ziehen ließ. "S-shaoran... e-es tut mir leid..."

  Er sah sie immer noch nicht an. "Nie... kein einziges Mal hast du es gesagt... weder in den Briefen, noch am Telefon..." Er wollte weitergehen, doch Sakura hielt ihn zurück - indem sie sich an ihn schmieß.

  "Aber das hat doch einen Grund!"

  "Sa..." Er brach ab. Endlich sah er sie an, er lächelte sogar, doch der Blick war voll mit Trauer. "Tut mir leid, ist schon okay. Ich sollte dich nicht allzu sehr überrumpeln, es war immerhin ein heftiger Tag..." Er schob sie leicht von sich und ging dann weiter. "Oyasumi, Sakura..."

  Nein... bitte, geh nicht! Sonst seh ich dich nie wieder... Sakura zerbrang fast das Herz vor lauter Schmerz. Und dann nahm sie all ihre Verzweiflung, gepaart mit Mut und Herz, zusammen: "Shaoran... Verdammt, ICH LIEBE DICH DOCH!"

  "... W-was...?" Langsam drehte er sich um. Sakura liefen die Tränen in wahren Rinnsälen hinunter. "Ich wollte es dir nicht am Telefon sagen, und ganz gewiss auch nicht schreiben, sondern dir sagen, von Angesicht zu Angesicht, Shaoran!" Vor lauter Tränen sah sie kaum noch was. "Ich wollte es dir doch schon die ganze Zeit sagen, die ganze Zeit, aber ich wusste nicht, wie... nie schien der Moment passend, und du warst auch so weit weg... Und heut, endlich, nach eineinhalb Jahren, seh ich dich endlich wieder... Ich war so ultra glücklich... aber..." Sie versuchte, sich die Tränen wegzuwischen, doch es gelang nicht. Da, war da nicht eine Bewegung? Nein, er ging, er verließ sie. Sie hatte es verpatzt! "I-ich will dich doch nicht verlieren, Shaoran!" Den letzten Satz schrie sie voller Verzweiflung, aber sie sah nichts mehr, egal wie sehr sie sich bemüte, die Tränen wegzuwischen. "Ich...-" Sie war nahe dran, in die Knie zu sacken, einfach zusammen zu brechen. Das war einfach zu viel. Wieso war es soweit gekommen? Wieso ging er nun? Was hatte er hören wollen?

  Doch bevor sie noch was sagen konnte, hatte Shaoran sie plötzlich in die Arme geschlossen.

  "E-es tut mir leid, Sakura... Weil du es nie gesagt hast, hatte ich Angst... Ich war unsicher und wusste nicht, wie ich dir begegnen soll..." Er brach ab, und im nächsten Moment nahm er ihr Gesicht in seine Hände und führte es langsam seinem näher zu.

  Sakura begann zu zittern. Würde er sie jetzt etwa...? Ihr Herz begann, wild gegen die Brust zu hämmern, und ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Sie war doch noch gar nicht bereit für sowas. Und sie war erst 14 Jahre! Mit 14... Und ganz plötzlich schienen die Gedanken verschwunden zu sein, wie aus dem Kopf gefegt, und aus einem inneren Gefühl heraus schloss sie die Augen.

  Und in Shaoran hallten Tomoyos Worte wieder: Du musst für sie mutiger werden. Wenn du nicht den ersten Schritt tust, wird es irgendwann jemand anderes tun. Und du willst doch sicher nicht, dass sich irgendjemand anderes ihren ersten Kuss krallt, oder? - Nein, natürlich wollte er das nicht. Aber es bedarf auch keines Kusses, um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, dass Sakura bei ihm bleiben würde. Er brauchte sie nicht zu küssen, um zu wissen, dass sie ihn liebte und bei ihm bleiben würde - noch nicht.

  "Was muss ich da mitansehen?!?" Es war Toya, der vom Dach aus aus dem Fenster lehnte und Shaoran mit Hunderten von Wutpfeilen attaktierte. "Wehe, du küsst sie, dann bist du dran, und...-"

  Weiter kam er nicht, denn Shaoran küsste Sakura wirklich - wenn auch nur auf die Backe. Das reichte aber, um diese wie einen Wasserkessel pfeifen zu lassen. "Sakura, was ich dir die ganze Zeit schon sehnsüchtig erwidern wollte: Ich liebe dich auch...", flüsterte er ihr ins Ohr und drückte sie kurz an sich. "Aber ich denke, ich gehe nun wirklich, bevor dein Bruder noch runter kommt und mich aufspießt mit seinem Hasstriefenden Blick!" Damit lief er eiligen Schrittes davon.

  Was Sakura nicht wusste: Er hatte weiche Knie, wie aus Butter, und wollte eigentlich schon allein aus diesem Grund so schnell er konnte weg. Sakura hatte eben so süß ausgesehen, so lieblich und unschuldig, dass er plötzlich nicht mehr Herr über sich war. Es war, als hätte der dauernd rumblushende [xD] Shaoran sich für einen Moment zurück gezogen, und ein erwachsener, mutigerer Shaoran hatte die Oberhand übernommen. Und dieser Shaoran hätte Sakura auch beinahe... geküsst.

  Als er nun so im Nachhinein dran dachte, wurde er doch wieder knallrot. Hieß das nun eigentlich, dass sie zusammen waren? Diese Frage stellte er sich, und ingesheim fragte er sich auch, wie es Sakura wohl nun ging.

  "Arg, wenn ich den erwische, dann..."

  "Ja, was dann?" Sakura sah ihrem Geliebten immer noch mit verweint-verträumten Augen und tiefrotem Gesicht hinterher. Toya wollte antworten, doch Sakura kam ihm zuvor. "Toya... Du bist mein Bruder, und ich weiß, dass ich dir sehr wichtig bin - und ich hab dich auch sehr gern, so ist es nicht. Aber Shaoran ist meine große, richtige Liebe - nichts, was man mit dem, was man für die Familie empfindet, vergleichen kann. Verstehst du, Toya? Ich weiß, es fällt dir schwer, aber ich möchte, dass du das akzeptierst." Und bevor Toya auch nur ein Wort dazu erwidern konnte, war Sakuras ins Haus und von dort auf ihr Zimmer geeilt.

  "Hmpf, natürlich weiß und verstehe ich das, Sakura... einfach ist es dennoch nicht..."

  Auf ihrem Zimmer angekommen ließ sie sich gleich an der Tür hinunter fallen. Sie war noch immer total von den Socken. Er hatte sie immerhin geküsst! Wenn auch nur auf die Backe, aber es war ein Anfang! Heute morgen hätte sie sich niemals träumen lassen, ihn überhaupt in nächster Zeit wieder zu sehen, und noch am selben Abend hatte er sie doch tatsächlich geküsst! Und Sakura hatte endlich ihm das sagen können, was ihr schon seit eineinhalb Jahren auf der Zunge lag: Dass sie ihn liebte. Und in all der Zeit war dieses Gefühl immer größer und größer geworden. Und heute hatte sie es ihm endlich gesagt, nicht über Telefon und auch nicht über geschriebene Worte, sondern von Angesicht zu Angesicht.

  Sie sprang regelrecht auf ihr Bett. "Kiyaaaah..." Sie war irgendwie aufgewühlt, aufgekratzt, aber mehr als nur glücklich. Das bemerkte auch Kero-chan, welcher gerade ins Zimmer kam. "Hm, alles okay bei dir, Süße? Du bist so rot - hast du vielleicht Fieber?" Er war bis eben schön brav unten im Wohnzimmer gewesen - ob nun, um sie nicht zu stören, oder aber um Süßigkeiten zu essen, war Sakura aber im Moment egal.

  "Nein, kein Fieber... etwas viel schöneres..." Kero-chan sah sie fragend an, doch eine Antwort bekam er nicht, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte. Und Sakura fragte sich noch bis tief in die Nacht, als alle längst im Bett waren, ob das denn nun bedeutete, dass sie zusammen waren, oder nicht...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  vilpat
2009-04-17T16:37:08+00:00 17.04.2009 18:37
Uiiii, sehr gutes und süsses Kapitel.
Na ob die Klassenkameraden den armen Shaoran noch was antun?

Bin gespannt wies mit den beiden weitergeht.

Gruß
Vil


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