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Card Captor Sakura - The Chosen of my Heart

(6. Kapitel Online * _ * Die Handlung nimmt Gestalt an <3)
von

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Akira & Mitsuki

"Sa-Ku-Ra!"

Wumms!

  "Uhm...?" Müde versuchte Sakura, sich den Schlaf aus den Augen zu blinzeln. Dabei überkamen sie zwei Gefühle: Zum Einen das Gefühl eines seltsamen Deja-Vús. Und zum anderen hatte sie das Gefühl, einen Traum gebabt zu haben - einen wichtigen, an dem sich zu erinnern sicherlich wichtig wäre. "Uhm, Kero-chan...?" Daraufhin sah sie sich verschlafen um, und musste nach wenigen Sekunden feststellen, dass sie sich auf dem Boden befand. Das würde wohl das Deja-Vú-Gefühl erklären. "Ah, Kero-chan, ich hatte eben einen Traum, und..."

  Kero-chan fuchtelte wild mit den Armen rum. "Schon wieder so müde?" Doch ehe Sakura antworten konnte, hatte er seine eigene Frage schon selbst beantwortet. "Naja, ist ja auch kein Wunder, du bist gestern sehr spät ins Bett gekommen."

  Und damit kamen die Erinnerungen zurück. Er hatte nicht angerufen.

  Kero-chan wurde leider einen Augenblick zu spät bewusst, was er somit angerichtet hatte, aber zurück nehmen konnte er es nun auch nicht mehr. "A-ach... ach, vergiss den doch! - Du wolltest mir etwas sagen?"

  Sakura schwieg. Sie wusste nicht mehr, was sie ihm sagen wollte. "Uhm... egal, ich habs vergessen!"

  "Arg, Sakura! Du musst das ernster nehmen!" Er fuchtelte weiterhin wild mit den Armen rum. "Du weißt doch, wie wichtig für dich deine Träume sind, denn du hast keine normalen Träume - das, was du hast, sind mit 90ig prozentischer Sicherheit Träume, die dir die Zukunft zeigen, und...-"

  "Dann hättest du mich eben nicht unterbrechen sollen." Sakura war schon jetzt leicht angenervt. War es denn ihre Schuld, dass dieser blöde Wächter sie unterbrechen...

  Halt! So nicht!, ermahnte sich Sakura in Gedanken. Es war nicht gut, wenn sie anfing, so gereizt zu sein...

  Kero-chan redete und redete und redete weiter, aber Sakura hörte nicht mehr zu. Sie kannte das Gerede mittlerweile schon mehr als zu gut. Als sie jedoch zur Uhr sah, fuhr sie wie vom Donner gerührt hoch! "Uah, kannst du mich nicht früher wecken, Kero-chan?" Schwupp, war die Decke zur Seite geflogen, direkt auf den immer noch meckernden Kerberos, welcher darauf von der Decke begraben wurde.

  "Hallo? Ich habe ja versucht, dich zu wecken - wie immer, wie ich an dieser Stelle hinzu fügen möchte - aber du hast ja einfach weiter gepennt - wie immer, wie ich auch an dieser Stelle hinzu fügen möchte." Kero-chan schien nicht mitbekommen zu haben, dass Sakura ihm nicht zuhörte - wenn er einmal am Reden war, konnte ihn halt so schnell nichts mehr zum Schweigen bringen! "Es ist ja nicht meine Schuld, dass du wie ein Esel pennst, wenn du einmal schläfst. Und außerdem: Bin ich etwa dein persönlicher Wecker, oder wie? Ich glaub, du weißt noch immer nicht, mit wem du es überhaupt zu tun hast! Immerhin bin ich Kerberos der Wächter, und nicht irgendein odinärer Wecker, der nichts anderes zu tun hat als..." Weiter kam das gelbe Plüschtierchen nicht, weil Sakura ihm im nächsten Moment schon ihre Schlafsachen an den Kopf geworfen hatte. "Waaah, es ist schon wieder viel zu spät! Und das am zweiten Schultag, und das, obwohl ich nie wieder so spät ankommen wollte!"

  "Naja, du solltest echt mal früher ins Bett, Sakura." Doch diese überhörte ihn - oder ignorierte ihn. "Wie konnte sowas nur passieren? Ich hab mir doch extra drei Wecker gestellt!" Sie huschte durchs Zimmer und kramte ihre Schulsachen zusammen. "Der zweite Schultag! Ich werd wohl wieder Dash's Hilfe brauchen, um..." Als sie Kero-chans Blick im Rücken spürte, brach sie abrupt ab. "Ähhm, ich meine..."

  "WAS HÖR ICH DA?!?" Kero-chan ähnelte einem explodierendem Vulkan. "Sakura?!? Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst nicht...-" Weiter kam er nicht, denn Sakura schnappte sich flink ihre Schultasche und stürmte aus dem Zimmer. Kero-chan folgte ihr.

  "- ... die Karten zu deinem Vorteil nutzen - soll ich mir das vielleicht auf die Stirn schreiben, damit du daran denkst?"

  "Jaja. Beziehungsweise: Ja, tu das, sieht bestimmt toll aus.", war die Antwort des 14 jährigen Mädchens darauf.

  "Aaaah, wer zweimal Ja sagt, lügt! Beziehungsweise? Was sagst du da?" Er wurde immer lauter. "Du bringst mich noch ins Grab, Sakura. Sowas unverantwortliches aber auch. Wenn du weiterhin die Karten benutzt, machst du vielleicht noch irgendwelche andere Magier auf dich... - Hörst du mir überhaupt zu?!"

  Sakura war mittlerweile schon beim Esstisch angelangt und würgte sich schnell das Essen runter. Zwischen zwei Bissen schaffte sie es sogar, einen Guten Morgen zu wünschen.

  "Morgen, Miss Godzilla", hieß daraufhin die Antwort von Toya.

  "Sakura, es ist wirklich wichtig, dass du mir zuhörst! Wenn du weiterhin die Karten so unbedacht benutzt, kann das üble Folgen haben, wie zum Beispiel...-"

  "Wo ist Too-san?" Wieder unterbrach Sakura den Wächter. Dieser wurde langsam richtig übellaunig. "Hallo, Erde an Sakura: Hörst du mich, hörst du mich?"

  Toya sah gelangweilt in die Zeitung, als würde er von dem, was um ihm herum vor sich ging, nichts mitbekommen. "Der hat gestern Abend das Haus verlassen. Er kommt entweder heute Abend oder morgen wieder heim."

  "Uhm, okay. Arg! Ich muss los, tschau!"

  Toya sah nicht mal auf. "Und wie kommst du heute rechtzeitig zur Schule?"

  "Lass das mal meine Sorge sein!" Und schwupps, war die Tür ins Schloss gefallen.

  "Oh nein, sie wird doch nicht..." Kero-chan hatte schon eine Idee, wie Sakura es schaffen würde, zur Schule zu kommen. Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit, denn die Inliner hatte sie nicht angezogen, soviel war sicher! "Arg, dieses Mädchen bringt mich echt noch ins Grab! Sie ist ja so unvorsichtig!"

  Toya grinste nur frech. "Scheinst aber kein guter Lehrer zu sein, Plüschie!"

  "Plüschie?"

Stellt euch an dieser Stelle einfach vor, wie sich Kero-chan in sein Alterego verwandelt und Toya unter sich begräbt - danke.
 

Natürlich bemächtigte sich Sakura doch der Hilfe ihrer Clow Cards - die ja so gesehen keine Clow Cards mehr waren -, nämlich der von Fly, um rechtzeitig zur Schule zu kommen.

  "Ah, grad noch so..."

  Sakura wurde, wie in alten Tagen, mit Applaus begrüßt. "Gratulation, Sakura, gerade noch rechtzeitig!" Doch ein Blick in Sakuras Gesicht, und alle, die sie von früher kannten, wussten, dass etwas mit Sakura nicht stimmt. "Sakura-chan, was ist denn los? Du siehst so bedrückt aus." Es war Chiharu, die das fragte.

  Doch Sakura winkte nur ab. "Uhm, nichts. Alles in bester Ordnung." Wäre ihr nun noch das Lächeln gelungen, man hätte ihr sicherlich geglaubt. So wusste aber jeder, dass sie lügt - Sakura ist eine außerordentlich schlecht Lügnerin, wie man an dieser Stelle erwähnen sollte - aber jeder für sich beschloss, sie nicht weiterhin danach zu fragen. Solche Dinge überließ man Tomoyo - wenn jemand Sakura helfen konnte, dann sie!

  "Guten Morgen!" Und da kam sie auch schon, Tomoyo. Und als sie Sakura schon von weitem sah, wusste sie, was geschehen war. Sie wollte gerade an ihren Platz, als sie von der Seite angesprochen wurde. "Daidouji-san?"

  Als sie den Blick in Richtung Stimme wandte, sah sie Eridor-kun, der an der Wand lehnte. "Eridor-kun, Guten Morgen. Was gibt es denn?"

  "Uhm..." Er sah zu Sakura, welche sich eben verlegend lächelnd hinsetzte. Ihrer Gestik zufolge versichterte sie gerade, dass es ihr gut ginge. "W-was... was ist mit... Kinomoto-san?"

  Tomoyo schielte kurz zu ihm herüber - er war puderrot angelaufen - und lächelte dann. "Tja..."

  "Was, tja?" Eridor-kun wandte sich zur ihr, sah ihr aber nicht in die Augen. "Was soll das heißen?" Doch bevor Tomoyo antworten konnte, wurde sie von hinten gerufen. "Tomoyo-chan!"

  Als Tomoyo zur Tür sah, standen da Naoko und Rika. "Naoko-chan, Rika-chan - Guten Morgen!"

  Die beiden kamen zu Tomoyo, und auch Chiharu kam dazu. "Was ist denn mit Sakura-chan los? Sie sieht so traurig aus...", fragte Naoko. Sie schien sich ernste Sorgen zu machen. "So hab ich sie bisher nur einmal gesehen...", fügte Rika nachdenklich hinzu.

  Tomoyo seufzte. Nicht einfach, die Lage. Es tat nämlich sehr weh, Sakura so zu sehen. Aber was konnte sie schon dagegen tun? Sein Wille, und sie würde ihm das sicherlich nicht versauen. Im Nachhinein würde Sakura wahrscheinlich eh darüber lachen oder erst gar nicht mehr dran denken... "Er hat nicht angerufen...", sagte sie daher nur.

  Während Chiharu und Rika verstanden, was Tomoyo meinte, standen Naoko und Eridor-kun die Fragezeichen quasi ins Gesicht geschrieben. "Er?"

  "Er, ist damit...-", setzte Chiharu an, doch als sie Tomoyos funkelnden Blick sah, wusste sie, dass sie keine Antwort bekommen würde. Deshalb meinte sie letztendlich nur: "Das ist wohl alles nicht so einfach..."

  Und Tomoyo fügte hinzu: "Am besten frägst du Sakura-chan selbst, wenn du es wissen willst." Dann lächelte sie wieder, und ehe sich Eridor-kun versah, war sie zu Sakura gegangen. "Ohaiyo, Sakura-chan!"

  "T-tomoyo..." Tomoyo bemerkte nicht zum ersten Mal, dass Sakura das -chan wegließ, sagte aber nichts - sie würde sie darauf später ansprechen. Es versetzte ihr dennoch einen Stich. "Hast du die Hausaufgaben gemacht, Sakura-chan?" Sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr es ihr weh tat, Sakura so leiden zu sehen.

  Es klingelte, und Rika und Naoko gingen in ihren Klassen. Sakura war so neben der Spur, dass sie nicht mal mitbekommen hatte, dass die beiden da gewesen waren.
 

Alles um sie herum war Schwarz. Sie versuchte, die Präzens von gestern auszumachen, aber sie entdeckte nur eine andere, weitaus schwächere. Deren Farbe war Hellblau, aber sie konnte nicht ausmachen, vom wem sie stammte - das konnte sie erst, wenn sie eine Idee hatte, zu wem die Prässenz gehören könnte. Sie musste also erstmal überlegen, wer in ihrer Klasse der Besitzer dieser Aura sein könnte, um die Aura auch wirklich an dieser Person sehen zu können. Also öffnete sie wieder die Augen. "... und denkt daran, morgen eure Kunstsachen mitzubringen. Damit ist der Unterricht beendet."

  Ehe sich jemand ihr in den Weg stellen konnte, war sie schon aufgestanden und hinaus gegangen. Sie wollte zum einen die Freistunde dazu nutzen, einen Brief an Mizuki-sensei zu schreiben, und zum anderen unbedingt alleine sein.

  Auf ihren Weg zur Schulwiese wurde sie von niemanden angesprochen. Auch bemerkte sie keine Aura, obwohl sie sich unentwegs darauf konzentrierte. Sobald sie auf der Wiese war, schloß sie jedoch erneut die Augen. Es war ein Unterschied, eine Prässenz zu sehen oder sie zu fühlen. Aber auch mit geschlossenen Augen und hellwachen Geist bemerkte sie nichts. Von der Aura, die sie gestern den ganzen Tag über gespürt hatte, war heute weder was zu spüren noch was zu sehen. Und so begann sie damit, ihren Brief an Mizuki-sensei zu schreiben...
 

Liebe Mizuki-sensei,
 

wie geht es Ihnen? Mir geht es soweit ganz gut. Gestern war der 1. Schultag im 2. Jahr der Mittelschule, und außerdem mein Geburtstag.

Ich bin nun endlich wieder mit Tomoyo in einer Klasse! Und Chiharu-chan und Yamazaki-kun sind nun ebenfalls wieder in meiner Klasse. Rika-chan und Naoko-chan dagegen sind leider nicht mehr in meiner Klasse, was ich sehr schade finde.

Neben Aniki, Too-san und Yukito hat mir auch Yue und Kero-chan in ihrer ursprünglichen Form gratuliert. Das war vielleicht ein Chaos - Toya hatte Kero zuvor noch nie in seiner ursprünglichen Version gesehen!

Dann hat Kero-chan mir beigebracht, dass magische Auren immer eine Farbe haben. Er hat mir erklärt, dass er selbst zum Beispiel eine orang-rote Aura hätte. Außerdem hat er mir erklärt, dass ich die Auren erst sehen kann, wenn ich weiß, zu wem sie gehört. Das heißt also, ich könnte sie zwar sehen, aber nicht die dazu gehörige Person.

Ich finde das etwas kompliziert, weil ich mir so immer erst überlegen muss, zu wem die Aura gehören könnte, ehe ich sie zusammen mit der dazugehörigen Person sehen kann.

In unserer Klasse gibt es solch eine Aura, eine hellblaue. Ich werde versuchen heraus zu finden, zu wem sie gehört!

Ich denke, die von Ihnen wäre sicherlich Violet, und die von Eriol-kun bestimmt Dunkel-Blau.

Wie geht es eigentlich Eriol-kun? Seinen Brief schmeiße ich zusammen mit Ihren rein, aber ich denke nicht, dass da großartig was anderes drin stehen wird... Hihi

Wir haben jemanden in der Klasse, sein Name ist Akira Eridor. Er erinnert mich etwas an Eriol, obwohl ich nicht genau sagen kann, wieso oder was an ihn mich an Eriol erinnern lässt. Auf jeden Fall scheint er sehr nett zu sein, und...
 

  "Kinomoto-san?"

  "Woaah!" Sakura ließ vor Schreck den Stift fallen. "E-eridor-kun?"

  Der wurde gleich wieder knallrot. "Ah, tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken - warte, ich hol den Stift."

  "Uhm, danke..."

  "Ehm... darf... d-darf ich mich... setzen?" Er sah sie nicht an, sondern zur Seite.

  "N-natürlich."

  "S-stör ich d-dich auch nicht...?" Er sah zu ihrem Brief, denn sie daraufhin zur Seite legte. "Iie"

  Er schien erleichtert. "Gott sei dank. D-darf... ich fragen, an wen der Brief ist?"

  Sakura sah ihn an. Er versuchte, höflich zu sein. "An eine ehemalige Lehrerin von mir, Mizuki-sensei."

  "Oh..." Daraufhin schwiegen sie eine Zeit lang.

  "Ehm... darf ich dich nochwas fragen, Kinomoto-san...?"

  "Sakura."

  "Wie?" Er war offensichtlich verwirrt. Man sah ihm seine Nervösität an - beziehungsweise, jeder andere Mensch hätte das - Sakura war in solchen Dingen einfach ein kleiner Trampel, denn sie bemerkte nichts.

  "Du kannst mich Sakura nennen." Sie sah zu ihrem Brief. Woran sie wohl gerade dachte?

  "Ah, d-das..." Er wurde wieder puderrot. "D-danke, d-das ist sehr nett, S-sakura-san."

  "Okay, damit wär das geklärt - du wolltest mich etwas fragen?" Sie lächelte, weil sie das Gefühl hatte, bisher sehr unhöflich gewirkt zu haben.

  "Uhm..." Er haperte noch kurz, dann schien er sich zu überwinden. "... du wirkst so unglücklich... Ist etwas passiert?"

  Und Sakuras Lächeln verschwand. "Ja - aber darüber möchte ich nicht reden."

  "Oh, ah, verzeih, tut mir leid. Ich wollte nicht neugierig oder so...-"

  "Nein, nein!" Sakura winkte ab und lächelte wieder. "Mach dir keine Sorgen, Eridor-kun." Bei dem Namen hatte sie sichtlich Probleme, ihn auszusprechen. "Woher kommt dein Nachname eigentlich?"

  Der Junge wurde wieder rot. "Ähm, das weiß ich leider nicht so genau, aber du kannst mich gerne Akira nennen. Ich weiß, ich hab nicht den typisch japanischen Nachnamen, deshalb..." Er brach ab, weil er anscheinnd nicht wusste, was er noch sagen soll.

  Ein Windhauch strich Sakura durch die Haare, und da war wieder das Gefühl - eine Präzens. Sie sah Akira-kun an. "Danke schön, Akira-kun." Dann schloß sie die Augen. Und als sie sich zu Akira-kun wandte, sah sie, dass er es war, den die Aura umgab. Sie hatte also richtig vermutet. Dann öffnete sie wieder die Augen. Die Aura war so schwach, dass es nur eine Erklärung dafür geben konnte. Aber sie würde später Kero-chan danach fragen.

  "Sag mal... du bist doch neu hier, oder? Wie kommt es, dass deine Schwester sich hier schon auskennt und du nicht?"

  "Uhm... das liegt daran, dass ich bisher nicht hier gewohnt habe, sondern bei meinem Vater. Aber dieses Jahr bin ich zu meiner Mutter und meiner Schwester gezogen. Deshalb kenne ich mich hier noch nicht aus, und..."

  Tomoyo, welche an einer Ecke des Schulgebäudes stand, beobachtete die Szene schon seit geraumer Weile. Natürlich hatte sie gleich am ersten Tag verstanden, was Sache war. Nur war die Frage, ob sie es einfach passieren lassen sollte oder doch lieber eingreifen sollte. "Nicht einfach...", sagte sie zu sich selbst. Aber die Entscheidung wurde ihr eh abgenommen - in wenigen Minuten würde der Unterricht wieder beginnen. So lief sie schnell zu Sakura hinüber. "Sakura-chan! Wir haben gleich Musik, und danach Sport. Kommst du?"

  Sakura stand auf. "Danke, Tomoyo, ich komme gleich." Sie wandte sich an Eridor-kun. "Komm, Akira-kun, wir zeigen dir das Klassenzimmer!" Das versetzte Tomoyo gleich zwei Stiche auf einmal, zum einen, weil sie sich fragte, wieso Sakura das -chan bei ihrem Namen wegließ, zum anderen, weil sie Eridor-kun grad mal einen Tag kannte und ihn bereits beim Vornamen ansprach. Aber sie ließ sich dennoch nichts anmerken. Sie würde stark sein, denn solange Sakura glücklich war, würde sie es auch sein. So war es schon immer, und so wird es auch immer sein. Und wenn Sakura eines Tages nicht mehr mit ihr befreundet sein würde, dann müsste sie, Tomoyo, dies auch akzeptieren. So war das...
 

"Sakura-san?"

  Sakura sah auf. Es war Akira-kun - schon wieder. "Hai?

  "Uhm..." Er zörgerte. "Ich wollte..." Doch in dem Moment wurde die Tür aufgerissen.

  "Nii-chan, huhuuu!" Es war Akiras Schwester.

  "Uarg!" Akira schien am liebsten im Boden versinken zu wollen.

  "Hmpf, was soll das heißen, Uarg? - Beziehungsweise, Hallo, ihr Süßen!"

  Sakura kam dieses Verhalten irgendwie bekannt vor. Nakuru Akizuki, welche in Wirklichkeit die Wächterin Ruby Moon war und von Eriol geschaffen worden war, hatte ein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt. Nicht, dass Sakura solche Leute nicht mochte, es war nur schwer, sich an ein solches Verhalten zu gewöhnen und damit klar zu kommen... "Uhm, Hallo..."

  "Ah, das letzte Mal konnte ich mich gar nicht vorstellen! Mein Name ist Mitsuki Eridor, und ich gehe in die 3-4 - freut mich, euch kennen zu lernen! Nennt mich Mitsuki-chan, das ist mir lieber als der Nachname! Der Nachname ist ja eh für jeden Japaner ein wahrer Graus, ne?" Sie grinste breit.

  Chiharu, welche zusammen mit Tomoyo bei Sakura um den Tisch herum gestanden hatte, verbeugte sich. "Freut mich - mein Name ist Chiharu Mihara."

  "Und ich heiße Tomoyo Daidouji." Tomoyo verbeugte sich ebenfalls.

  "Daidouji? Das ist doch diese Firma, die Kinderspielzeug herstellt, oder?" Mitsuki's Augen glänzten.

  Tomoyo nickte. "Hai, meine Mutter leitet die Firma." Sie lächelte, woraufhin Mitsuki ihre Hände ergriff. "Waaaah, bitte, sei mir nicht böse, aber eines muss ich dir sagen: Du bist wirklich wahnsinnig süß, weißt du das?"

  Daraufhin musste Tomoyo verlegen lächeln. "Wie, echt? D-danke, das hör ich nicht oft..." Und schien sich zu freuen.

  Sie wandte sich an Sakura. "Und du bist...?"

  "Sa..." Plötzlich war es da wieder, diese Präzens. Doch als sie sich darauf konzentrierte, merkte sie, dass es nicht die vom ersten Tag war, sondern jene, wie sie Akira-kun hatte. Als seine Schwester wird es wahrscheinlich Mitsuki sein, welche sie da spürte. Und tatsächlich, als sie die Augen schloß, sah sie Mitsuki, welche von einer Mischfarbe aus Blau, Schwarz und Silber umgeben wurde. Sie fragte sich, wieso sie eine ganz andere Farbkompination als ihr Bruder hatte.

  "Ja?" Von einer Sekunde zur nächsten war um sie herum alles wieder normal. "Ah... gomen nasai - Mein Name ist Sakura Kinomoto."

  Und damit war es um Mitsuki geschehen - es gab kein Halten mehr. "DU bist Sakura Kinomoto? Ich fass es ja nicht! Du bist eine kleine Berühmtheit, weißt du das?"

  "Eh...?" Sakura verstand nicht, das Mitsuki meinte. Wovon sprach sie?

  "Sakura, das Ultra-Sports-Ass. Bei den jährlichen Sportfesten hast du immer gewonnen und es sogar mit Schülern aus höhreren Klassen aufgenommen. Dabei sind wir sogar einmal gegeneinander gelaufen, erinnerst du dich? Das war, als ich in der 4. war, also warst du in der 3. damals. Und dann gab es mal diesen Reiterkampf, als ich in der 6. war, da spielten unsere Teams ebenfalls gegeneinander, erinnerst du dich?"

  Sakura erinnerte sich nicht. "So?"

  "Jaja, wirklich! Ob Marathon, Staffellauf oder Bock-Turnen, jeder wusste: Sakura war die beste. Es gab glaub ich nur einen, der gleich gut wie du warst, stimmts? Dieser Chinese - wie hieß er gleich nochmal?"

  Sie bemerkte nicht, wie Sakura schnell zur Seite sah. "Ahja, genau, Li Shaoran. Der war auch sehr schnell, und ihr wart sowas wie Rivalen, nicht nur auf dem Sportplatz, sondern auch in der Liebe, hab ich gehört." Noch bevor Sakura daraufhin etwas antworten konnte, hatte Mitsuki schon weiter gelabert. "Du warst bei den Cheeleadern, stimmts? Bist du da immer noch?" Anscheinend stellte sie gern Fragen, ohne eine Antwort darauf zu erwarten, denn auch diesmal kam Sakura nicht dazu, zu antworten. "Aber ja, natürlich, ich hab dich ja schonmal gesehen gehabt - außer, du gehst dieses Jahr nicht mehr, aber das denke ich nicht, oder?" Sie nickte zweimal hintereinander, wieder, um ihre eigene Frage selbst zu beantworten. "Hai, dann komm ich mal vorbei, und feuere dich an, ja?" Sie grinste total breit.

  "N-natürlich, ich...-" Schwupps, da wurde sie schon wieder unterbrochen. "Ah, und nicht nur das, man sagt dir auch nach, ein ultra süßes und lebensfrohes Mädchen zu sein." Sie mustere Sakura kurz kritisch, woraufhin diese leicht rot wurde, und nickte dann. "Hmhm, diesem Gerücht kann ich nur zustimmen, 10 von 10! Jaja, du bist wirklich unglaublich niedlich, wie? Aaaah, darf ich dich mal knuddeln?"

  Die Antwort wurde Sakura erneut abgenommen, dieses Mal jedoch von Akira-kun. "Aneki! Hast du keinen Unterricht heut mehr? Beziehungsweise, was machst du überhaupt hier? Bist du nur hier, um Sakura-san auszuquetschen?" Er schien sich wirklich für sie zu schämen, denn er sah sie nicht mal an.

  "Oho, du darfst sie schon beim Vornamen nennen? Du bist mir vielleicht einer, so ein...-"

  "Aneki!"

  Sie zog einen Schmollmund. "Ist ja schon gut. Hier!" Sie gab ihm ein Bento. "Das hast du heute morgen daheim liegen lassen. Ich dachte, ich bin so frei und bring es dir. Und jetzt sei gefälligst dankbar, Zwerg!"

  Doch noch ehe Akira-kun etwas darauf erwidern konnte, hatte sie schon kehrt gemacht. An der Tür rief sie, dass sie bald wieder vorbei kommen würde, und dann war sie weg.

  "Seltsames Mädchen..." Tomoyo lächelte wie immer.

  Sakura nickte. "In der...-" Weiter kam sie nicht, denn sie spürte wieder die Präsenz vom ersten Tag, nicht die von Akira-kun oder die seiner Schwester, sondern eine Stärkere. Sie schloß die Augen. Da, direkt hinter ihr, an der hinteren Eingangstür zum Klassenzimmer! Doch als sie sich umdrehte, schien sie schon wieder vergangen zu sein, aber ein leichtes Flimmern war noch da. Und die Farbe des Flimmerns war...-

  "Sakura-chan, hast du heute schon was vor?" Tomoyo stand direkt vor ihr und lächelte ihr ihr freundlichstes Lächeln entgegen.

  "Was?", fragte Sakura leicht bedeppert. Mist - beinahe hätte sie die Farbe erfassen können! Das es aber auch so schwer war, eine einfache Farbe heraus zu finden... irgendwas war da faul dran. Entweder, es handelte sich um so eine schwankhafte Aura, die mal stärker und mal schwächer wurde und deshalb so schwer zu erfassen war... oder jemand wollte nicht, dass man seine Aura erfässt!

  "Ob du heute Zeit hast, Sakura-chan." Tomoyo lächelte immer noch, merkte aber, dass Sakura gerade just in diesen Moment irgendetwas zu beschäftigen schien.

  "Wieso fragst du?"

  "Na, du warst schon lang nicht mehr bei uns, und meine Mutter vermisst dich bereits. Außerdem..." - Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern - "... möchte ich, dass du ein Kostüm anprobierst - nachträglich zum Geburtstag, versteht sich. Und meine Mutter will dir ja auch noch ein Geschenk überreichen, wie ich dir bereits versichern konnte." Dabei fing sie breit an zu grinsen.

  "Waaas? Aber wieso Kostüm, das ist doch...", wollte sie aufbegehren, wurde aber jäh wieder unterbrochen.

  "Kein Aber, Sakura-chan - und, hast du heute Zeit?" Sie lächelte immer noch auf diese Art und Weise, der Sakura einfach nichts abschlagen konnte. "Ja, ich hab Zeit."

  "Prima - gleich nach dem Unterricht?"

  Sakura nickte nur - sie hatte es aufgegeben, protestieren zu wollen, und das schon vor langer Zeit. Damals, als sie Card Captor geworden war, war Tomoyo die erste - und lange Zeit auch die einzigste - die von Sakuras Doppelleben etwas wusste. Und seitdem hatte sie es sich nicht nehmen lassen, Sakura Auftrag für Aufrag immer ein neues Kostüm zu schneidern. Sie war der Meinung, dass jemand mit so einer gefährlichen und wichtigen Mission wie Sakura auch einem ihren Zeck angemessene Kleidung bräuchte. Und Kero-chan war auch sofort Feuer und Flamme, sodass es normal wurde, dass Tomoyo Kostüme für Sakura und Kero-chan machte, und dann ihre Einsätze auf Band aufnahm. "Uhm, ich kann dir eh keinen Wunsch abschlagen..."

  "Prima, ich freu mich!"
 

"Ach, ich freu mich ja so, dich endlich wieder zu sehen, Sakura-chan!"

  Die Mutter von Tomoyo, Sonomi Daidouji, war sofort, als sie hörte, Sakura sei zu Gast, zu den beiden geeilt. Woher sie jedoch so schnell den Kuchen hatte, wusste Sakura nicht zu beantworten. Vielleicht eine abgesprochene Sache? Was hätten sie dann nur getan, wenn Sakura heute keine Zeit gehabt hätte? "Die Freude liegt ganz meinerseits, Daidouji-san."

  Sonomi hatte die ganze Zeit unabbringbar wiederholt, sie ähnlich Sakura mittlerweile ihrer Mutter Nadeshiko geworden war. Denn, Sonomi und Nadeshiko waren nichts geringeres als Cousinen gewesen, womit Sakura und Tomoyo in gewisserweise ebenfalls miteinander verwandt waren. Und Sonomi hing in ähnlicher Art und Weise an Nadeshiko, wie es heute Tomoyo bei Sakura tat. Deshalb hatte sie auch lange Zeit einen Groll gegen Fujitaka gehegt, war er doch der Mann, der ihr Nadeshiko entrissen hat. Aber durch Sakura hat sie gelernt, ihren Groll zu besänftigen, was auch im Sinne von Nadeshiko gewesen wäre (beziehungsweise, ist).

  "Leider muss ich nun zu einem dringenden Meeting - ich bin wirklich untröstlich, wo doch Sakura-chan endlich wieder zu Gast ist!" Sie seufzte herzzerreisend. "Sakura-chan, versprich mir, dass du ab nun wieder öfters zu Besuch bist, okay?"

  Sakura gab ihr ihr Wort. "Ich verspreche es!" Und die Art, wie sie dabei lächelte, ließ sie in Sonomis Gedanken immer mehr zu Nadeshiko werden. "Also, dann, ihr beiden, viel Spaß euch noch! Machs gut, Sakura-chan!" Damit hatte sie das Zimmer eiligst verlassen.

  "Puh - ich wusste gar nicht, dass Mutter so vernarrt sein kann." Tomoyo lächelte immer noch. "Also - sagst du mir nun, was los ist, Sakura-chan?"

  Ein Ruck durchging Sakura. "... Du kennst mich gut, Tomoyo... vielleicht zu gut..."

  Tomoyo lächelte. "Du bist nunmal meine Sakura, daran wird sich hoffentlich nie etwas ändern..." Bei den Worten fühlte sie selbst einen Stich - was, wenn es irgendwann nicht mehr so wäre? Was, wenn sie irgenwann nicht mehr ihre Sakura wäre?

  Doch daran wollte sie nun nicht denken, schon, weil sie mit solchen Gedanken Sakura nicht helfen konnte. "Und, was ist passiert?" Sie fragte eigentlich nur, damit Sakura jemanden hatte, bei dem sie sich ausweinen konnte - sie wusste nämlich bereits, was geschehen war... und auch wieso.

  "..." Sakura schwieg kurz, schien mit sich zu hapern. Dann überwand sie sich schließlich. "... Er... er hat nicht angerufen..." Sie brach wieder ab, begann leicht zu zittern. "Und... um ehrlich zu sein... liegt... sein letzter Anruf bereits zwei Wochen zurück..." Und ehe Sakura hätte es unterdrücken können, weinte sie plötzlich. "Tomoyo, was soll ich bloss tun? Was, wenn ihm was zugestoßen ist? Ich... " Sie brach ab, einen wahren Wasserfall an Tränen unterdrückend.

  "Sakura-chan... Erinnerst du dich an die Formel, die unbesiegbar macht?"

  "Natürlich tu ich das - was meinst du, wie oft ich mir das sage? Aber es bringt nichts! Ich habe Angst, Tomoyo - so entsetzliche Angst!"

  Tomoyo nahm Sakura an den Schultern. "Sakura-chan, ich weiß, du hast große Angst und denkst, diesmal wirkt die Formel nicht. Aber glaub mir, es wird wirklich alles gut werden, du wirst schon sehen!"

  Sakura sah Tomoyo ins Gesicht, und irgendetwas darin gab Sakura das Gefühl, dass wirklich alles wieder gut werden würde. Sie verbarg ihr Gesicht an der Schulter ihrer Freundin. "Aber... wie lange dauert es...?"

  Tomoyo überlegte kurz. "Wenn du den heutigen, den morgigen und vielleicht auch den darauffolgenden Tag überlebst, wird sicherlich etwas Gutes passieren - glaub mir." Dabei lächelte sie ein so reines Lädcheln, dass alles, was Sakura Kummer bereitet hat, einfach von ihr abfiel.

  Sakura blieb noch ein paar Sekunden so stehen, mit dem Gesicht an Tomoyos Schulter, und horschte in sich hinein. Immer, wenn es ihr schlecht geht, wenn sie verwirrt oder traurig war, war Tomoyo für sie da gewesen. Ungekehrt gab es so gut wie nichts, was Sakura für ihre Freundin hätte tun können. Sie merkte, dass es etwas gab, was das schwarzhaarige Mädchen beschäftigte, doch sie kam nicht genug an sie heran, denn jedes Mal, wenn Sakura sie gefragt hatte, hatte Tomoyo abgewunken und nur gemeint, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauche, denn solange Sakura bei ihr wäre, wäre alles gut. Sakura wollte ihr dennoch helfen, doch wie konnte sie Tomoyo glücklich machen? Sie wusste es nicht.

  Dennoch tat es gut, eine Freundin wie Tomoyo zu haben. Sie hatte sonst niemanden, mit dem sie so offen und ehrlich reden konnte. Und als sie in sich hinein horschte, da wusste sie, dass Tomoyo recht behalten würde. Und mit dieser Einsicht überkam sie eine erstaunliche Ruhe. "Ich vertraue dir, Tomoyo."

  Und Tomoyo lächelte einfach nur glücklich. "Wie schön."

Am Abend, als Tomoyo und Sakura sich verabschiedeteten, merkte Sakura, dass etwas nicht stimmt. "Tomoyo, du siehst... traurig aus. Was ist los?" Tomoyo war immer für sie da gewesen, und nun schien es ihr schlecht zu gehen. Vielleicht gab es endlich mal eine Gelegenheit für das braunhaarige Mädchen, mal für ihre Freundin da sein.

  "Nun... Sakura-chan, soll ich ehrlich sein?"

  Sakura nickte. "Unbedingt, Tomoyo!"

  "Dann... erklär mir, wieso du nicht mehr Tomoyo-chan zu mir sagst..." Dabei sah sie Sakura ernst in die Augen. Aber diese konnte nicht ernst bleiben. "Bitte - was?"

  "Ich mein das ernst! Wieso... ich versteh das nicht, Sakura-chan... Ich habe Angst, dich zu verlieren!"

  Als Sakura sah, dass Tomoyo kurz vor den Tränen war, wurde sie ebenfalls ernst. "Tomoyo... ich sage nicht mehr Tomoyo-chan zu dir, weil du schon so erwachsen und reif bist, dass dir die Anrede -chan nicht mehr passt... Damit zeige ich dir, dass du von allen Menschen, mit denen ich zu tun habe, mir erstens am nähsten bist, und dass ich dich von allen am meisten schätze, und dass du von allen die erwachsenste bist, Tomoyo. Das tue ich also nicht, um dich zu verletzten, oder weil ich dich nicht mehr mag, sondern gerade weil ich dich so schrecklich gern hab, Tomoyo."

  "Sakura-chan..." Tomoyo musste nun doch weinen, aber nicht aus Trauer, sondern aus Freude. "Ich hab dich auch schrecklich gern, Sakura-chan!" Dabei wusste Tomoyo, dass es weit mehr als nur das war - aber sie würde Sakura niemals sagen, was sie wirklich empfand, das würde Sakura nur weh tun. Ihre Freundschaft war Tomoyo zu heilig, um sie damit kaputt zu machen.

  "Also dann, Tomoyo. Ich muss nun nach Hause!" Noch bevor das schwarzhaarige Mädchen darauf etwas erwidern konnte, hatte Sakura schon ihren Schlüssel befreit und Fly beschworen. "Bis morgen in der Schule!", rief sie ihr von der Luft aus zu.

  "Ja, bis morgen in der Schule!" Und Tomoyo noch an der Tür, als Sakuras Schatten schon längst verschwunden war.
 

"Taidaima!"

  "Hm? Was ist denn vorgefallen, Miss Godzilla? Deine Begrüßung ist ja heute so lahm." Toya - er konnte es einfach nicht lassen.

  "Ach, halt die Klappe, Toya!" Das sie ihn beim Namen ansprach, passierte äußerst selten, und Toya verstand - er ließ die gehäßige Bemerkung, die ihm auf der Zunge ruhte.

  "Ah, Sakura, da bist du ja! Na, wie war dein zweiter Tag?" Kero-chan kam wie gestern gleich angeflogen und flatterte ihr um den Kopf herum. "Und, wie war es heute? Ist irgendetwas seltsames passiert? Hast du die Präsenz wieder gespürt? Hast du mal ausprobiert, was ich dir gestern gesagt habe? - Sakura, jetzt antworte doch endlich mal!"

  "Waaaa, nicht schon wieder, Kero-chan - mein armer Kopf!" Der war erneut dabei, ein paar Loopings zu schlagen. Diesmal zog sie die Inliner nicht aus, denn sie hatte sie nicht mal angehabt. Sie hoffte nur, dass sie morgen nicht erneut auf die Hilfe einer Clow-Card zurück greifen musst - und das Kero-chan nicht erneut dahinter kam, sonst wäre die Hölle los, das wusste sie schon jetzt!

  "Na, erzählst du jetzt endlich mal?" Kero-chan hatte als Geste seiner Ungeduld die kleinen Ärmchen überschlagen.

  "Sachte, Plüschtier, jetzt soll sie erstmal zum Essen kommen. Du hast Glück, ich habe schon gekocht. Vater ist ebenfalls eben heim gekommen, und es ist auch schon fertig. Also komm!"

  Sakura nickte nur - sie war zu nachdenklich, um etwas zu erwidern.

Später, nach dem Essen, fragte Kero-chan sie, was aus dem Gefühl geworden war.

  "Also, ich habe eine schwächere Präsenz ausmachen können, und sie ging von einem Jungen namens Akira Eridor aus."

  "Eridor? Wie schreibt man das?"

  "Er-Ri-Dor."

  "Und welche Kanji?" Kero-chan sah wirklich interessiert aus. Wieso interessieren ihn bei solchen Namen plötzlich die Kanji?

  "Gar keine - genauso wie bei Eriol-kun."

  "Hm... und welche Farbe hatte seine Aura?"

  Sakura überlegte kurz. "Hellblau. Und die seiner Schwester Mitsuki war eine Mischung aus Dunkelblau, Schwarz und Silber."

  Kero-chan nickte nur. "Aber sie war nicht sonderlich stark, sagst du?"

  Ein Kopfschütteln. "Vielleicht war jemand in ihrer Familie mal Magier, wie Clow Lead?"

  "Das hast du gut erkannt, Sakura. Es wird sogar sehr wahrscheinlich so sein. Aber das ist keinerlei Grund zur Sorge - viele Menschen haben Magier in ihrem Stammbaum, ohne es zu wissen, und haben deshalb auch geringfügig magische Kräfte in sich. Aber nur in seltenen Fällen, wie bei dir zum Beispiel, reicht es, um auch wirklich magische Utensilien, wie sie die Clow Cards zum Beispiel sind, anzuwenden. Wobei - streichen wir das Beispiel mit dir, immerhin bist du ja eine direkte Nachfahrin von Clow."

  "Uhm, achso... beziehungsweise: WAS?!"

  Kero-chan schien damit gerechnet zu haben. "Ja, du hast richtig gehört. Ich mache mir schon seit geraumer Zeit Gedanken darüber, wieso ausgerechnet du, ein Mädchen wie jedes andere eigentlich, stärker als Clow Lead, der stärkste Magier aller Zeiten, geworden sein sollst. Die Antwort ist ganz einfach: Weil Clow Lead dein Vater ist, liegt doch auf der Hand."

  Sakura warf einen überraschten und geschockten Blick zu ihrem Vater, welcher ebenfalls am Esstisch saß. "Oh, jetzt bin ich aber mal gespannt!", meinte er nur darauf. Und auch Toya gab sein Interesse kund. "Erzähl weiter, Plüschie!"

  Kerberos ignorierte diesen Einwand. "Wie wir alle - oder zumindest wir beide, Sakura - wissen, teilte Clow Lead seine Seele in zwei Körper auf - einmal in den von Eriol, und einmal in den von deinem Vater, Fujitaka. Damit ist doch schon alles gesagt."

  "Aber... Eriol ist doch in meinem Alter, und ich war..."

  Aber Kero-chan schüttelte nur den Kopf. "Eriol hat selbst gesagt, dass er diese Form nur angenommen hat, damit er sich mit dir anfreunden konnte. Er ist wahrscheinlich genauso alt wie dein Vater - was heißt wahrscheinlich, er ist genauso alt wie dein Vater. So gesehen sind Eriol und dein Vater Fujitaka sowas wie Geschwister, nur, dass sie nicht von der selben Mutter abstammen. Und damit ist das Rätsel auch gelöst: Weil dein Vater Fujitaka die Seele von Clow Lead in sich trägt, kannst auch nur du, seine Tochter, stärker als eben jener Clow Lead werden."

  "Aber Vater hat doch erst durch mich Magische Fähigkeiten bekommen!"

  "Das ist komplett irrelevant - er selbst brauchte keine Magische Fähigkeiten. Er war schon damals, als er deine Mutter kennen lernte, die Wiedergeburt von Clow Lead, und wird es auch immer sein. Und du hast seine Gene - und somit seine magische Begabung - geerbt. Und nicht nur du, dein Bruder hat auch ein geringes Maß an magischer Begabung abekommen. Er kommt halt eher nach deiner Mutter, welche Magie-los war." Toya warf ihm bei den Worten einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts.

  "Uhm... ich verstehe also."

  "Ja, ich bin stolz auf dich, Sakura. Du bist es wirklich würdig, die Nachfolgerin des Clow Lead zu werden! Und weil du schon so viel mächtiger als er bist, brauchst du keine Sorge darum zu haben, ob du irgendwann auch nur noch alles vorher sehen wirst. Eriol hat dir ja versichert, dass dies unmöglich sein wird, solange du es nicht wünscht. Und du kannst auch anscheinend frei wählen, ob du genauso alt werden willst wie Clow Lead, oder ob du normal altern willst wie jeder andere Mensch auch. So gesehen steht dir alles für ein äußerst schönes Leben offen!"

  Sakura dachte über den letzten Satz nach. Wie meinte er das? Sie konnte frei wählen, ob sie normal altern wolle oder ob sie auch unendlich lange leben wolle? Wie machte sie das? Aber Sakura war müde, und würde ihn deshalb ein anderes Mal danach fragen. Deshalb verbeugte sie sich. "Danke, das Essen war sehr gut. Ich geh dann auf mein Zimmer - ich muss noch eine Hausaufgabe machen, und den Brief an Mizuki-sensei und Eriol-kun fertig schreiben." - bei dem Namen von Mizuki-sensei zuckte Toya kurz zusammen - "Deshalb wünsche euch schonmal eine gute Nacht. O yasumi nasai!"

  "Arg, Sakura-chan, warte auf mich!"

  Auf ihrem Zimmer angekommen ließ sich Sakura aufs Bett fallen. Sogleich hatte sie schon das Mobiltelefon in der Hand. Doch auf dem Display stand nichts. Sie sah das Telefon noch ein paar Sekunden traurig an, dann seufzte sie und setzte sich an ihren Tisch. "Ich mach nun Hausaufgaben, und danach schreib ich den Brief an Mizuki-sensei und Eriol-kun weiter, damit ich sie morgen noch vor der Schule zur Post bringen kann. Kero-chan, du kannst gerne zocken oder so." Und das ließ sich Kero nicht zweimal sagen! "Aujaaaaa, zocken!"
 


 

In Sakuras Traum sah sie jemanden. Eine Gestalt, die ihr bekannt vorkam. Sie kannte diese Person, das wusste sie. Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, und eine gewisse Sehnsucht überkam das Mädchen. Dann fing ihr Herz wild an zu pochen. Doch als sie sich der Person näherte, hörte sie ein seltsames "Riririring"-Geräusch, und plötzlich -

"Sa-Ku-Raaaa!"

  "Hmm?" Müde wie eh und je versuchte Sakura sich, den Schlaf aus den Augen zu reiben. "Ein Traum...?"

  "Hm, hattest du einen seltsamen Traum, Süße?"

  Sakura nickte. "Jau." Dieser Morgen verlief Gott sei Dank endlich mal anders. Sie wäre sicher irgendwann wahnsinnig geworden, wenn jeder Morgen auf die selbe Art wie die zwei voraus gegangenen begonnen hätte. Glücklich stellte sie ebenfalls fest, dass sie diesen Morgen endlich mal im Bett wach wurde - ja, es wurde wieder besser, endlich!

  "Wie seltsam?"

  "Äh, also..." Sakura brach der Schweiß aus. "Öh...? Hmm...?" Dann: "Hehe... ich hab ihn vergessen!"

  Kero-chan wandte sich zum Fernseher. "So ein Mist! Du musst das ernster nehmen! Beziehungsweise, seit wann kannst du dich nicht mehr an deine Träume erinnern? Du bist mittlerweile doch eigentlich stark genug, und es gibt auch keinen Eriol mehr, der mit seiner Magie verhindert, dass du dich erinnern kannst... Hm... sehr mysteriös... - Sakura? Hörst du mich überhaupt?"

  Sakura warf einen Blick zur Uhr, und zur Abwechslung war sie sogar rechtzeitig wach. "Hey, wie toll, schau mal, Kero-chan, ich hab sogar noch Zeit. Das heißt, ich muss brauch nicht wieder Flys Hilfe, um rechtzeitig in der Schule anzukommen!" Und ehe sie sich versah, war es wieder passiert: sie hatte sich schon wieder verplappert! Um der Standpauke zu entringen, sprang sie schnell aus dem Bett und zog sich in Windeseile um.

  Als Kero-chan das hörte, war er kurz vor der Explusion. "Sakura, wie oft denn noch? -" Doch Sakura nahm die Pfoten des kleinen Wesens in ihre Hände und sagte mit leiser, warmer Stimme: "Keine Sorge, mein kleiner Kero-chan: Alles wird gut. Ich weiß es." Und im nächsten Moment war sie aus der Tür raus. Kero-chan sah ihr noch kurz hinterher, dann seufzte er. "Wenn es doch nur immer so wäre..."

  Als sie kurze Zeit später, nachdem sie Zähne putzen war und dergleichen, unten in der Küche ankam, hatte Sakura zur Abwechslung mal genug Zeit, ihr Essen im normalen Tempo zu essen. "Hm? Wird es heut regnen, oder fällt uns der Himmel auf den Kopf?" Toya stand noch am Herd und war damit beschäftigt, Pfannkuchen zu machen.

  "Was meinst du, Aniki?" Sakura setzte sich, und sah sich um. Ihr Vater schien noch zu schlafen.

  "Aniki? Wo hast du denn das aufgegriffen?"

  Sakura gähnte. Müde war sie trotzdem noch etwas. "Das ist der Begriff für "Älterer Bruder" - passt also. Prinzipell seh ich nicht mehr ein, dich mit der höflichen Anrede "O-nii-chan" anzureden, denn die hast du gar nicht verdient - der Titel "Fiesester Bruder aller Zeiten" würde eher passen!" Sie warf einen flüchtigen Blick in die Zeitung, aber sie war immer noch nicht so der Zeitungsleser. Wenn etwas seltsames passierte, wurde es ihr eh von ihrem Bruder oder Vater erzählt, oder spätestens in der Schule. "Und, wieso soll uns heute der Himmel auf den Kopf fallen?" Sie konnte sich die Antwort eigentlich schon denken, immerhin hatte sie ja den fiesesten Bruder der ganzen Welt!

  "Hmm... wenn du meinst... - Und zu deiner Frage: Schonmal auf die Uhr geschaut? Wenn Miss Gozilla schon so früh wach ist, kann das nur mit einem Unglück zusammen hängen. Ich sag ja, heute geht bestimmt die Welt unter, ich hab das im Gefühl!"

  "Arg, Toya, du bist echt so ein Schuft!" Wieso war ihr Bruder nur dauernd so gemein zu ihr? Sie gab sich doch Mühe, immer eine liebe, kleine Schwester zu sein. Aber er hat seit ihres Lebens nichts besseres zu tun gehabt, als sie am laufenden Band zu ärgern. Das war einfach zu ungerecht!

  "Selbst Plüschie ist nicht da, und das, obwohl es Pfannkuchen gibt...? Uah, ich riech es schon, das Unheil, welches über das Hause Kinomoto schwebt..." Er machte ein paar gruselige Geräusche. "Uhh~", "Aaah~... hörst du das, Sakura? Das ist das Unheil, welches nach dir ruft. Und du hast es herauf beschworen. Wir werden alle sterben, nur...-"

  "So früh am Morgen wieder so viel Käse, Herr aller Godzillas?" Es war Kero-chan, der grad in die Küche geflattert kam, und welcher sich seit neustem angewohnt hatte, Toya ebenfalls Godzilla zu nennen - denn er war mindestens ein genaus so großes, wenn nicht gar größeres Trampeltier wie Sakura, fand Kero. Doch als er den Duft der frischen Pfannkuchen aufnahm, war von Trotz bei ihm nichts mehr zu merken - im Gegenteil, er nahm eine Art "Für-Pfannkuchen-würd-ich-alles-tun" Aura an. "Mhhhm, Pfannkuchen..." Er bekam diesen typischen, glänzenden Gesichtsausdruck. Kero-chan war wie ausgewechselt, wenn es um Essen ging - dabei musste er nicht mal essen, er tat es aus reinem Vergnügen - weil er sich angeblich von Yue unterscheiden will, wie er selbst mal gesagt hatte. "Aaah, das duftet köstlich!" Wie er um ihren Bruder herum flattertet! Es fehlte nur noch der Sabber, dann war der Anblick perfekt.

  "Ja, aber du kriegst nichts, Plüschie." Toya grinste breit und böse, und man konnte quasi mitansehen, wie der arme Kero-chan von einem Moment zum nächsten dahin zu siechen zu begann. "Keine... Pfannkuchen?" Für den kleinen Wächter ging gerade bestimmt die Welt unter. "A-a-aber... A-aber..."

  "Komm her, Kero-chan, du kannst bei mir mitessen - ich hab eh nicht mehr alle Zeit der Welt, sonst komm ich letztendlich doch zu spät, und das wäre echt ägerlich, nachdem der Morgen schon soo gut begonnen hat! Immerhin muss ich ja den Brief für Mizuki-sensei und Eriol-kun einwerfen!" Den Namen ihrer ehemaligen Lehrerin betonte sie extra, als kleine Rache sozusagen für die sonstigen Gemeinheiten, die ihr Bruder sonst gegen sie verübte.

  Und Schwupps, da ging es dem kleinen Plüschtier-Löwen schon wieder gut. "Aaaah, Herrin, ich bin Euch ja sooo dankbar für Eure...-"

  "Jaja, jetzt iss endlich, oder ich überleg es mir vielleicht doch noch anders..." Sie grinste, als sie sah, wie Kero-chan eiligst mit einem Bissen einen kompletten Pfannkuchen hinunter würgte, und begann dann selber mit dem Essen. Der Morgen begann echt gut: Sie war früher aufgewacht als sonst - und das sogar zur Abwechslung mal im Bett - war früher fertig geworden und konnte nun in aller Ruhe frühstücken und würde sich dennoch nicht beeilen müssen - und das alles ohne die Hilfe der Clow-Cards. Nur zu doof, dass sie sich nicht an ihren Traum erinnern konnte, aber man konnte halt nicht alles haben.

  "Danke für das Essen!" Sakura stand auf und eilte zur Eingangshalle. Dort fiel ihr Blick auf einen Koffer. "Nanu?" Im ersten Moment dachte sie, das sei der Koffer ihres Vaters, doch bei genauerem Betrachten bemerkte sie ein Schild mit dem Namen ihres Bruders. "O-nii-chan, wofür ist der Koffer?"

  Ihr Bruder kam ebenfalls in die Eingangshalle. "Meine Semesterferien enden Ende der Woche - das heißt, morgen früh muss ich zurück nach Tokyo."

  "Waaaaaas? Aber es geht doch dann erst nächste Woche los, dann reicht es doch auch, wenn du am Wochenende zurück fährst, oder?"

  Toya schüttelte den Kopf. "Nein, ich muss noch einige Anträge ausfüllen und abgeben, bevor das neue Semester beginnt. Tut mir echt leid, kleine Schwester, aber es geht nunmal nicht anders." Er schwieg kurz, dann meinte er ganz leise: "Du wirst mich ab heute eh kaum mehr vermissen..."

  "Hm?" Sakura sah auf. Was hatte er eben gesagt?

  "Ach, nicht so wichtig. Jetzt beeil dich, sonst kommst du doch noch zu spät, und das wär wahrlich ärgerlich - nicht wahr, Miss Godzilla?" Er grinste, ehe er einen Hauschlappen an den Kopf geworfen bekam. "Nenn mich nicht Godzilla, du Fiesling!"

  Daraufhin musste Toya lachen. "Mehr fällt dir nicht ein? Dann komm wieder, wenn dir eine bessere Argumentation eingefallen ist!"

  Sakuras Antwort darauf war ein "Hmpf!" Doch als sie gerade die Tür hinter sich zu ziehen wollte, meinte Toya: "Komm heute Abend nicht zu spät. Und bring, wenn du Besuch haben solltest, den ruhig mit, ich koch genug für 8 Personen." Damit schloß er die Tür hinter Sakura, welche noch einen Moment wie bedeppert da stand und im Kopf nachzählte. 8 Personen? Wer soll das alles sein? Sie, Toya, ihr Vater... das sind drei. Vielleicht kommt auch Yukito - dann würde es aufgehen, bei Yukitos Bärenhunger! Und Kero-chan ist ja auch noch dabei, da geht das schon. Dennoch fragte sie sich, welchen Besuch sie mit nach Hause bringen sollte. Ahnte ihr Bruder vielleicht wieder irgendwas? Vielleicht meinte er ja Tomoyo...

  Genau, das würde es sein. Wahrscheinlich meinte er Tomoyo, vielleicht würde diese sie heut ja fragen, ob sie mitkommen darf? Toya hatte ja seit neustem so eine art hellseherische Fähigkeit entwickelt. Sie dachte noch ein paar Sekunden darüber nach, seit welchen Zeitpunkt das genau war, zuckte aber dann mit den Schultern. Unnötig, sich darüber einen Kopf zu machen, sie würde es eh im Laufe des Tages merken. Mit diesen Gedanken machte sie sich fröhlich wie eh und je auf den Schulweg. Ja, heute würde sicherlich etwas Gutes passieren, das hatte sie im Gefühl.
 

"Ohaiyoooooooooooo"

  Sakura kam mit Karacho ins Klassenzimmer gerannt. "Ist Aoyama-sensei noch nicht da?", war das erste, was Sakura interessierte.

  Tomoyo war die erste bei ihr. "Nein, du hast Glück - wie immer." Sie lächelte. "Dir scheint es wieder besser zu gehen?"

  Sakura sah sich kurz um, dann entspannte sie sich. "Puh, ich dacht schon, jetzt komm ich wegen Mitsuki-chan doch noch zu spät." Bei den Namen spitze ihr Bruder Akira-kun die Ohren, sagte aber nichts. Er stand jedoch auf und kam langsam zu den beiden Mädchen rüber gelaufen. "Ja", sagte Sakura nickend. "Du hast mir sehr geholfen - Danke. Ohne dich hätt ich mich wohl vor lauter Weinen in Luft aufgelöst." Sie stellte sich das kurz bildlich vor, dann musste sie lachen. "Danke nochmals, Tomoyo!"

  Tomoyo lächelte glücklich. "Gern geschehen, Sakura." Dann wirkte sie einen Moment lang irritiert. "Sakura... - Sakura-chan... Sakura... - Sakura-chan..." Dann musste sie seufzen. "Aaaah, ich kann mich einfach nicht entscheiden, was süßer klingt: Sakura-chan oder einfach nur Sakura... Wie ungerecht das Leben doch ist!" Sie ergriff Sakuras Hände. "Was gefällt dir besser? Sakura-chan oder einfach nur Sakura?" Dabei lächelte sie dieses liebe, unschuldige Lächeln, welches sicherlich auch das ein oder andere Herz hätte zum Schmelzen gebracht - wenn es nicht nur einzig und allein für Sakura pochen.

  "Uhm... da kann ich dir nicht helfen, Tomoyo..." Sie lächelte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Dann bemerkte sie Akira-kun, der am Fenster stand und zu ihnen rüberschielte. "Ohaiyo, Akira-kun!"

  Dieser wurde sofort rot. "Ah, S-sakura-san, Daidouji-san... - Guten Morgen." Er sah verlegen aus dem Fenster.

  "Na, ist das heut nicht ein wunderschöner Morgen?" Sakura lächelte übers gesamte Gesicht.

  "J-ja..." Weil du wieder glücklich bist..., schien sein Gesicht sagen zu wollen, und Tomoyo musste darüber lächeln. Der Arme Junge - hoffnungsloser Fall. Dann wandte sie sich zu Sakura. "Aber... irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, das irgendetwas passiert sein muss - an meinen Worten allein kann deine gute Laune ja nicht liegen, oder?"

  Sakura nickte. "Uhm, du hast Recht..."

  "Hat er etwa angerufen?", fragte Tomoyo wie immer lächelnd.

  Aber Sakura schüttelte den Kopf. "Nein." Ein leiser Ton von Trauer schlach sich in ihre Stimme, und ihre Augen bekamen für einen Augenblick einen sehnsüchtig und etwas wehleidigen Blick. Aber im nächsten Moment hatte sie das schon wieder abgeschüttelt. "Schau, ich bin heute morgen rechtzeitig wach geworden! Und, und, ich konnte deshalb sogar in aller Ruhe essen. Und hierher konnte ich auch in aller Ruhe laufen - also, so ganz ohne Hilfsmittel, wenn du verstehst!"

  Sakura sagte das so bitter ernst, dass Tomoyo anfangen musste zu lachen. "Ach, das ist ja wunderbar, Sakura-chan! ... Sakura..." Sie musste wieder grübeln. "Was klingt wohl schöner...? Sakura oder Sakura-chan?"

  Sakura überging diese Frage. Was sollte sie auch schon dazu sagen? "Und weißt du was? Ich konnte heute morgen sogar den Brief für Mizuki-sensei und Eriol-kun einwerfen!" Als sie das sagte, sah Akira erschrocken auf (Wahrscheinlich fragte er sich, wer Eriol-kun war). "Und dann... -" Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. "... hatte ich noch einen Traum... einen sehr wichtigen... aber leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern..." Bei den Worten hatte sie eine seltsame Ahnung von dem Traum, sowas wie ein kurzer Rückblick auf das, was sie geträumt hatte. Doch als sie sich darauf konzentrierte, war die Vision wieder weg.

  Tomoyo sah sie kurz an, dann zog sie Sakura vom Fenster weg - wahrscheinlich wollte sie nicht, dass Akira zuhörte. "Mal eine Frage, Sakura-chan: Du hast mir doch gestern das mit den Farben erklärt, oder?" Sie lächelte.

  Sakura nickte. "Uhm. Wieso?"

  "Kannst du mir sagen, welche Farbe ich habe?" Nein, sie lächelte nicht - sie glänzte.

  Sakura sah sie kurz zweifelnd an, aber es half nichts: Tomoyo meinte das ernst. Deshalb schloss sie die Augen. Doch als sie sich auf Tomoyo konzentrierte, sah sie nichts weiter als ein leichtes, fabrloses Flimmern - etwas, was jeden Menschen umgab. "Tut mir leid, Tomoyo, aber deine Aura bestitzt keine Farbe - du bist vollkommend Magie-los."

  Daraufhin seufzte das schwarzhaarige Mädchen herzzerreisend. "Ach, nein, wie schade aber auch..." Nur, um im nächsten Moment wieder Feuer und Flamme zu sein. "Und deine, welche Farbe hat deine?"

  "Ich denke nicht, dass ich meine...", begann Sakura, doch als sie den flehenden Blick ihrer Freundin sah, brach sie ab. "Na gut..." Dann schloss sie erneut die Augen. Doch in dem Moment, in dem sie sich auf sich selbst konzentrieren wollte, bemerkte sie wieder jene starke Präsenz vom ersten Schultag. Sie kam vom Flur. "Da!" Von einem Moment zum nächsten war sie auf den Flur getreten, doch in keine der beiden Richtungen sah sie eine Person. Und was, wenn es vielleicht keine Person...? - Nein, sagte sie sich in Gedanken und schüttelte diese Überlegung von sich. Ausgeschlossen, dass es etwas anderes als eine Person sein kann! Es musste wirklich so sein, dass es eine Aura von einer Person war, die stark schwankte, sodass sie sie mal stärker und mal schwächer spürte... Oder... dass wirklich jemand nicht wollte, dass man ihn erfassen konnte... Aber auch diesen Gedanken schüttelte Sakura ab. Welcher normale Mensch sollte schon die Kräfte dazu besitzen, seine Aura für andere unerfassbar zu machen? Das war doch Blödsinn! Sowas konnte nur Eriol-kun!

  "Was ist denn los, Sakura-chan?"

  Sakura sah hinter sich. Tomoyo stand da und sah sie leicht besorgt an. "Uhm, nichts. Ich dacht nur..." Sie brach ab. "Nein, es ist nichts." Dann lächelte sie.

  "Puh, da bin ich aber beruhigt.", erwiderte Tomoyo seufzend. Dann: "Und? Welche Farbe hast du nun?"

  Sakura schloss erneut die Augen. "Hm... wie ich es vermutet habe, ich kann mich selbst nicht sehen... - Komm, lass uns an unsere Plätze gehen."

  Bevor Tomoyo noch etwas sagen konnte, hatte Sakura sie schon mitgezogen. Sie saßen an den selben Plätzen, an denen sie schon seit der Grundschule saßen: Sakura vorletzte Reihe am Fenster, Tomoyo direkt nebendran. Sakura liebte diesen Platz, gerade zur Frühlingszeit genoß sie es, sich die Frühlingssonne ins Gesichts strahlen zu lassen, vor allem, da vor dem Klassenzimmer eine Reihe von Kirschbäumen stand, welche zur Frühlingszeit in voller Blüte standen. In der hinteren Reihe waren noch ein paar Plätze frei - für den Fall, dass neue Schüler oder dergleichen hinzu kamen. Chiharu saß zwei Reihen vor ihnen, aber mittig, Yamazaki direkt hinter ihr, also eine Reihe vor ihnen. Und Akira-kun saß ebenfalls in der Vorletzten Reihe, jedoch am Schulgang.

  Die Tür wurde aufgezogen, und der Lehrer kam herein. Auf Geheiß des vorläufigen Klassensprechers - es wurde noch kein richtiger gewählt, weil die Schule ja erst seit 2 Tagen wieder begonnen hatte - erhob die Klasse sich zunächst, dann verbeugte sie sich, rief "Guten Morgen, Nakamura-sensei!", und dann durften sich alle wieder setzten.

  Als Sakura wieder saß, schloss sie erneut die Augen. Sie wollte wissen, ob dieses Gefühl, welches sie gerade hatte, sie nicht täuschte. Und als alles um sie herum schwarz und verschwunden war und sie in einer Welt angekommen war, die nur noch aus Flimmern und Auren bestand, bemerkte sie tatsächlich etwas: Ein leichtes Flimmern, direkt vor der vorderen Schultür! Und plötzlich begann ihr Herz verrückt zu spielen, einfach so! Es pochte mal wild, dann zog es sich wieder schmerzhaft zusammen, nur um dann mit doppelter Wucht wieder zu schlagen. Wie durch Watte bekam sie Tomoyos Worte mit. "Ich bin mir sicher, deine Aura wäre rosa... Oder pink!" Sie lachte, aber Sakura bemerkte das kaum. Es war... wie in ihrem Traum - das selbe Gefühl. Sie hatte das Gefühl, dieses Flimmern - und die damit verbundene Person - zu kennen. Und plötzlich wusste sie - sie ahnte es nicht nur, nein, sie wusste ganz gewiss, dass es so war, auch, wenn sie nicht sagen konnte, woher sie diese Gewissheit nahm - dass es tatsächlich eine Person sein musste, die sich ihr all die Zeit über absichtlich entzogen hatte. Aber wie konnte das sein? Nur Eriol-kun war dazu in der Lage gewesen, seine Aura so zu unterdrücken, dass man ihn hatte nicht ausmachen können! Bedeutete das etwas...? Aber ehe sie den Gedanken zu Ende denken konnte, pochte ihr Herz erneut mit dreifacher Wucht, und Sakura hatte das schnmerzhafte Gefühl, es würde ihr gleich aus der Brust heraus springen, wenn sie es nicht festhielte. Sie drükte deshalb ihre Hand ganz stark dorthin, wo sich das Herz befand, doch es tat von Moment zu Moment mehr weh. Dann war da dieses heftige Gefühl von Sehnsucht, woraufhin sich ihr Herz erneut krampfhaft zusammen zog. Auch die Worte des Lehrers bekam sie nur wie durch Watte mit. Aber ein Wort ließ ihr Herz plötzlich aussetzen; es hörte für einen Moment quasi auf zu schlagen: "... aus China..." Doch sie konnte die Augen nicht öffnen, als sei sie in dieser schwarzen, menschenlosen Welt, in der alles nur noch aus Auren und Flimmern bestand, gefangen. Dann begann ihr Herz wieder zu schlagen, aber nun schneller und schmerzvoller den je.

  "Hast du gehört, Sakura...?" Immer noch bekam sie die Worte nur durch Watte mit. Das "Hm?", mit dem sie antwortete - woher kam das? Hatte sie das eben von sich gegegeben?

  Tomoyo legte ihr die Hand auf die Schulter, und ihre Stimme klang besorgt. "Sakura-chan, alles okay? Ich sagte, wir haben einen neuen Mitschüler. Er ist aus China."

  Und was dann geschah, schien zum einen alles auf einmal zu passieren, und zum zweiten in unendlich langsamer Zeitlupe: Sakura wurde mit einem Schlag wieder ins normale Hier und Jetzt versetzt, und in diesem Moment wurde ihr bewusst, was der Lehrer vor - wie lange war seitdem vergangen? Nur wenige Sekunden oder bereits Minuten? - einigen Augenblicken gesagt hatte: "Er ist aus China und war schon einmal hier in Tomoeda." Und Tomoyo, die ihr eben mitgeteilt hatte, dass sie einen neuen Mitschüler haben würden, welcher aus China kommt, sah sie an, und für einen winzig kleinen Moment erkannte Sakura eines in diesen Augen: Wissen. Tomoyo wusste etwas, was Sakura nicht wusste, nicht wissen konnte - was ihr Herz jedoch bereits wusste, oder eher geahnt hatte - schon die ganze Zeit und jedes Mal aufs Neue, wenn sie diese Aura gespürt hatte. Und noch ehe Sakuras Gehirn realisieren konnte, was ihr Herz schon längst wusste; bevor es realisieren konnte, was es bedeuten mag, einen neuen Mitschüler zu haben, welcher aus China kam und schon einmal in Tomoeda war, wurde ein "Du kannst reinkommen" gerufen und die Tür wurde aufgezogen... Und dann sah Sakura das, was ihr Herz bereits ahnte; der Grund für das schmerzhafte Pochen und die Sehnsucht, die sie all die Zeit über verspürt hatte.

  "Das ist also eurer neuer Mitschüler..."
 


 

- Wie wird es weiter gehen? Ist der neue, mysteriöse Schüler wirklich Shaoran Li, der Schwetkämpfer aus Hong Kong, welcher ein Nachfahre von Clow Lead ist? Oder ist er nur ein mieser Doppelgänger mit zwielichtigen Absichten? Oder handelt es sich bei diesem mysterösen neuen Schüler vielleicht auch um jemand vollkommend neues - jemand noch vollkommend Unbekannten?

Und was hat es mit den Eridor-Geschwistern auf sich? Spielen sie eine größere Rolle, oder hat die Autorin sie nur erfunden, um Shaoran etwas eifersüchtig zu machen?

Und wenn der neue Schüler nicht Shaoran ist: wo ist er dann, wieso meldet er sich nicht, und weiß er überhaupt um die Existenz der Eridor-Geschwister?

Ist Sakura vielleicht wirklich in Gefahr? Und wer erinnert sich noch an die unheilschwangeren Worte von Kero-chan über den Gebrauch der Clow-Cards?
 

All dieses und noch viel mehr erfährt ihr im nächsten Kapitel! -



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  vilpat
2009-04-16T10:34:40+00:00 16.04.2009 12:34
So, auch Kapitel 2 durch.
Sehr interessant das mit den Flammen und Auren. Und ich bin mir sicher es is Shaoran, 100 pro.

Gruß
Vil


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