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Heldenzeit

Spiegelverkehrt & Kryptonit & Vulkado | Oneshot- Sammlung
von

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Mauern

Ich wache von einem unangenehm vertrauten Geräusch auf. Es ist dämmerig im Zimmer, eine kleine Lampe brennt wie jede Nacht, weil Jana Angst im Dunkeln hat. Ich blinzele den Schlaf aus meinen Augen und setze mich auf. Es ist beschissene Routine geworden. Ein Blick auf den Wecker sagt mir, dass es viertel nach vier ist. Ich bin erst vor zwei Stunden eingeschlafen. Mir tut alles weh, als ich mich aus dem Bett quäle. Um sechs klingelt der Wecker. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bis dahin nicht mehr schlafen werde. Mit schmerzenden Gliedern und einem Stechen in den Rippen klettere ich die Leiter des Stockbettes hinauf und setze mich neben das eingerollte Bündel meiner Schwester unter der Decke. Sie weint im Schlaf. Wie fast jede Nacht.
 

Ich schließe die Augen, strecke die Hand aus und streiche ihr sachte durch die zerzausten Haare, die unter der Decke hervorgucken. Sie zuckt heftig zusammen. Wie immer, wenn irgendwer versucht, sie anzufassen. Solange sie wach ist, bin ich der einzige, der sie anrühren darf. Sonst niemand. Im Schlaf muss ihr Unterbewusstsein erst erkennen, dass ich ihr nichts tun will. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis sie sich beruhigt. Ihr Zittern verschwindet allmählich, sie dreht sich im Schlaf auf die andere Seite und ich sehe ihr blasses Gesicht im matten Licht der Lampe, die unten auf dem Schreibtisch leuchtet. Tränenspuren haben sich auf ihren Wangen einen Weg gebahnt und sind fast getrocknet. Ihr Schluchzen hat mich aufgeweckt. Mein Schlaf ist so leicht, ich bin darauf getrimmt beim leisesten Geräusch aufzuwachen. Sei es ein Knacken im Flur, oder ein leises Schluchzen im Bett über mir.
 

Meine Augen fühlen sich winzig und meine Lider tonnenschwer an. Ich bin zu müde, um innerlich zu fluchen, und zu sehr gewöhnt daran, wenig zu schlafen, um wirklich um die zwei Stunden zu trauern, die ich eigentlich noch in meinem Bett gehabt hätte. Die letzte Nacht, in der ich mehrere Stunden durchgeschlafen habe, ist schon so lange her, dass ich mich nicht mehr dran erinnern kann. Die Wut auf alles und jeden und vor allem auf das Monster zwei Zimmer weiter wird betäubt von den Schmerzen und der Erschöpfung. Ich weiß, dass Jana sich morgen früh hundert Mal dafür entschuldigen wird, dass sie mich geweckt hat. Wie immer. Aber es ist ok, für Jana steh ich gern auf, für Jana würd’ ich versuchen nie wieder einzuschlafen. Manchmal kommt sie nachts in mein Bett wenn sie aufwacht und nicht mehr einschlafen kann. Dann starrt sie mit ihren großen Augen an die Unterseite ihres Bettes und ich weiß, dass sie Angst hat wieder einzuschlafen. Sie hat Angst vor den Träumen. Sie erzählt nie, was sie träumt, aber ich kann es mir vorstellen. Wahrscheinlich träumen wir dasselbe.
 

Meine Finger fühlen sich taub an, während sie ununterbrochen die weichen Haare streicheln. Dann wische ich vorsichtig die Tränenspuren weg. Es kommt nur selten vor, dass meine Schwester im Schlaf so friedlich aussieht wie andere Menschen. Sie lächelt viel zu selten. Lachen tut sie eigentlich nie. Wenn ich könnte, würde ich für sie die Alpträume kurz und klein schlagen, aber alles, was ich tun kann, ist, sie im Wachzustand zu beschützen. Manchmal denke ich, dass ich ein Feigling bin. Ich würde mich eher totprügeln lassen, als zu sehen, wie ihr irgendwer wehtut. Alle körperlichen Schmerzen dieser Welt können mich am Arsch lecken, solange ich weiß, dass ihr nichts passiert. Das ist egoistisch. Ein bisschen. Weil sie so sehr darunter leidet, dass ich für sie kassiere. Aber ich bin schließlich der große Bruder. Große Brüder werden geboren, um die kleinen Geschwister zu beschützen. Und ich halte das alles so lange aus, bis wir hier endlich raus können. Nur noch zwei Jahre, rede ich mir ein. Zwei Jahre noch. Wenn du bis dahin noch nicht ins Koma geprügelt wurdest, denke ich mir, dann suchst du dir einen Job und dann holst du sie hier raus. Ist ja egal wohin wir gehen, Hauptsache weg von hier.
 

Ich bin wütend auf mich selbst, weil ich die beschissene zwölfte Klasse wiederholen muss. Ich weiß, dass Jana mir das nicht übel nimmt. Aber ich nehm es mir übel. Ein Jahr mehr. Aber bei all der Schlaflosigkeit und den Schmerzen hat es nicht für gute Noten gereicht. Es reicht nie für gute Noten. Ich bin froh, wenn ich das Abi überhaupt mit Hängen und Würgen schaffe. Und heute früh werd ich das erste Mal in diesen beknackten neuen Jahrgang kommen, wo ich niemanden kenne und wo ich alles noch mal machen muss. Alles. Noch ein Jahr mehr in dieser beschissenen Hölle. Wenn ich als Genie geboren worden wäre, dann hätte ich vielleicht eine Klasse überspringen können, anstatt eine zu wiederholen. Ich ertappe mich dabei mir zu wünschen, überhaupt nicht geboren worden zu sein.
 

Der Tagesablauf ist genau geplant. Jana steht um sechs auf und geht ins Bad. Danach schließt sie sich in unserem Zimmer ein und ich gehe ins Bad. Wenn ich schnell genug bin, dann bin ich fertig, bevor er aufsteht. Wir ziehen uns um, packen unseren Kram und verschwinden um viertel vor sieben, noch bevor er richtig wach ist.

»Tut mir Leid, dass du schon wieder so wenig geschlafen hast«, sagt Jana, als wir beim Bäcker unten an der Ecke sitzen – wie jeden Morgen, egal zu welcher Stunde wir Schule haben – und frühstücken.

»Kein Problem«, gebe ich zurück und bemühe mich, nicht zu müde zu klingen. Sie nimmt einen Schluck von ihrer heißen Schokolade. Genau wie ich sieht sie unheimlich müde aus. Selbst, wenn wir einen ganzen Tag Ruhe hätten, um zu schlafen… sobald wir aufstehen und in den Spiegel sehen, sind wir doch wieder nur müde. Müde, als wären wir hundert Jahre alt und bereit zu gehen.
 

»Ich wünsch dir viel Glück für deinen ersten Tag«, sagt sie lächelnd, nachdem wir uns verabschiedet haben. Die Bäckersfrau kennt uns. Manchmal kriegen wir einen Kaffee spendiert. Wir sind immer die ersten im Laden, manchmal stehen wir schon davor, bevor der Bäcker überhaupt geöffnet hat. Sie fragt nie nach, aber manchmal mustert sie uns, als hätte sie eine dumpfe Ahnung davon, wieso wir niemals zu Hause frühstücken. Nicht mal am Wochenende, wenn wir eigentlich ausschlafen könnten.
 

Ich bin noch nie so langsam zur Schule gegangen, glaub ich. Eigentlich mag ich die Schule nicht. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, ist die Schule der Grund, wieso ich jeden Tag das Haus mit einer guten Ausrede verlassen kann. Ich wünschte nur, die beknackte Anstalt hätte mich in den scheiß dreizehnten Jahrgang gelassen.

Irgendwo auf einem Schmierzettel steht, in welchen Raum ich muss. Als erstes hab ich Politik. Ich kann Politik nicht leiden. All das inhaltslose Geschwafel ist nichts für mich. Wenn ich gekonnt hätte, hätt’ ich es abgewählt. Egal.
 

Raum 141. Ich hocke mich in die Fensterbank vor dem Raum und schließe die Augen. Gleich am ersten Tag in dem blöden neuen Jahrgang hab ich acht Stunden. Ich hab Jana gesagt, sie soll nach der Schule noch mit einer Freundin in die Stadt gehen. Soweit sie mir erzählt hat, fragt Franzi nie nach. Ihre beste Freundin. Die beiden sind noch gar nicht so lange befreundet, aber Jana erzählt viel von ihr. Mit engen Freundschaften hat sie es nicht so, weil die meisten nicht damit umgehen können, dass sie nichts von sich erzählt. Und sie finden es merkwürdig, dass sie sich nicht umarmen lässt. Franzi scheint das alles nicht zu stören. Muss ein nettes Mädchen sein.
 

Wenn ich Glück habe, lässt er uns heute in Frieden. Es wäre nicht übel, nach dem beschissenen Wochenende erstmal ein bisschen Ruhe zu haben. Mir tut immer noch alles weh. Mittwoch hab ich Sport. Eigentlich mag ich Sport, aber ich hasse die Hetzerei zur Umkleide, damit ich immer der erste bin, der sich umzieht. Die Fragen nach den blauen Flecken nerven mich und ich hab keinen Bock jede Woche eine neue Schlägerei zu erfinden. Ich höre Schritte im Gang und öffne die Augen.

Ein brauner Haarschopf, ein blasses Gesicht und grüne Augen schauen mir unsicher entgegen. Wer immer er ist, er bringt ein schüchternes Lächeln zustande, als unsere Blicke sich treffen.

»Hallo«, sagt er.

»Hi«, gebe ich matt zurück und beobachte ihn, wie er seinen Rucksack auf den Boden stellt und sich daneben hockt. Wir sind beide viel zu früh. Vielleicht hat er auch keinen Bock zu Hause zu sein?
 

»Du bist neu, oder?«

Er sieht aus, als würde es ihn alles an Mut kosten, was er hat, um mich das zu fragen. Aber gut, ich bin auch keine soziale Koryphäe.

»Ja. Weil Schule so viel Spaß macht«, gebe ich zurück. Da lächelt er wieder. Heißt wohl, dass er an Schule auch nicht besonders viel Spaß hat.

»Was für Kurse hast du gewählt?«

Seine Hände sind nervös im Schoß ineinander geschlungen. Er sieht aus, als hätte er gleich eine schwere Prüfung vor sich, von der sein Leben abhängt. Komischer Kauz.

»Geschichte, Erdkunde, Deutsch, Chemie und Englisch«, gebe ich zur Auskunft. Es war vielleicht kein cleverer Schachzug dieselben Fächer zu wählen wie letztes Jahr. Aber so bin ich wenigstens Französisch und Kunst losgeworden.
 

»Irghs. Chemie«, kommt die Antwort. Ich glaub mein Mund kann nicht mehr lächeln. Sonst würde ich es jetzt probehalber versuchen.

»Ich bin Benni«, sage ich und schließe erneut die Augen, sodass das blasse Gesicht verschwindet.

»Anjo.«

»Komischer Name«, entwischt es mir und ich hebe ein träges Lid, um zu sehen, wie die Reaktion ausfällt. Aber er lächelt schon wieder.

»Ja, schon. Passt aber ganz gut zu mir, denke ich.«

Im nächsten Moment trifft eine große Traube giggelnder Mädchen ein und wir hören auf miteinander zu reden. In Politik setze ich mich neben ihn. Wenigstens kenn ich seinen Namen. Den vergisst man auch nicht so leicht. Er lässt mich mit in sein Buch gucken, weil ich meins vergessen habe.

Als er umblättert, schaut er auf. Unsere Blicke treffen sich und er lächelt schon wieder. Diesmal nicht mehr ganz so unsicher. Diese Augen sind verflucht grün. So grün, dass man fast drin versinken könnte. Vielleicht auch nicht nur fast… vielleicht…. hat der wirklich so einen hübschen Mund, oder ist mein Gehirn einfach nur müde und komplett durchgedreht?
 

Ich beschließe, ihn den Rest der Stunde nicht mehr anzusehen. Der Gedanke an das Ende der Schule wiegt Tonnen auf meinen Schultern und auf meinen Lidern. Ich will schlafen. Es hilft nicht, dass Anjo gut riecht. Was sollen diese beschissenen Gedanken überhaupt? Was soll das, dass er in der Pause allein auf dem Schulhof hockt, die Augen zu hat und sein blasses Gesicht in die Sonne hält? Was für eine beknackte Idee war das von mir, mich neben ihn zu setzen? Für einen winzigen Moment ist die Tatsache, dass ich sitzen geblieben bin, gar nicht mehr so tragisch. Der Schmerz lässt beinahe ein bisschen nach. Drei Wochen fliegen an mir vorbei in einem Schleier aus Schlägen, Schlaflosigkeit und einem Paar grüner Augen und einem Lächeln, das den Tag jedes Mal ein bisschen rettet. Bis mir klar wird, dass mein Leben gerade dabei ist noch mehr den Bach runter zu gehen.
 

Anjo versteht nicht, wieso ich mich jetzt in der Pause nicht mehr neben ihn setze. Er fragt aber nicht danach. Er sitzt jetzt am anderen Ende des Klassenraumes und sieht mich manchmal an, als wäre ich irgendwas, das er sich zu Weihnachten gewünscht und nicht bekommen hat. Verfluchter Mistdreck. Der Abstand zu ihm hilft mir überhaupt nicht weiter. Aus Müdigkeit und Erschöpfung wird Wut darüber, dass ich mich nicht mehr unter Kontrolle habe. Und dass das ein Kerl ist, der Dinge mit mir anstellt, von denen er vermutlich noch nicht mal irgendwas weiß. Wieso musste ich wiederholen? Wieso musste er mich ansprechen? Mein Kopf ist voll mit Schreien und Jana und dem Erzeuger und jetzt soll ich Anjo auch noch… mögen? Mögen? Wie ich normalerweise Mädchen… Ich könnt kotzen. Ich glaub, ich dreh durch. Mal ganz abgesehen davon, dass ich keinen Nerv dazu habe, plötzlich auf einen Kerl… wie auch immer. Ich werd mich hüten und irgendwen an mich ranlassen. Richtige Freunde kann ich nicht gebrauchen. Oberflächliche Bekanntschaften haben bisher immer gereicht, aber Anjo ist eindeutig nicht der Typ für so was. Wenn er jemanden kennen lernt, dann scheint er das mit Leib und Seele zu tun. Nicht gut für mich. Oder für meine Mauer. Die soll er bitte sehr in Frieden lassen, es ist meine Welt innerhalb der Wände. Da hat er nichts zu suchen.
 

Ich bin sauer auf ihn, weil er mit seinen beknackten grünen Augen direkt in mein demoliertes Inneres zu starren scheint. Wenn er nicht bald aufhört, mich so anzugucken, dann drehe ich durch und laufe Amok. Obwohl ich mich seit Wochen bemühe so zu tun, als würde Anjo gar nicht existieren, schiebt er sich immer wieder in mein Sichtfeld. Ich kann nicht wegsehen, wenn wir im Unterricht zusammen sitzen. Ich muss hinschauen, wenn er in der Pause allein auf dem Schulhof sitzt und in irgendeinem Block herumkritzelt. Weiß der Geier was er da malt. Und es interessiert mich einen Scheißdreck, ob er gut ist in dem, was er tut. Ich bin genug damit beschäftigt darauf Acht zu geben, dass der Erzeuger Jana nichts tut und stattdessen mich verprügelt, weil er unzufrieden mit seinem beschissenen Leben ist. Jeden Tag wird das Verlangen stärker zurück zu schlagen. Ihn anzuschreien. Ihm zu zeigen, dass ich nicht mehr wehrlos bin wie damals, als unsere Ma abgehauen ist. Ich kann’s ihr nicht verübeln. Er hat sie verprügelt und ich wollte sie beschützen. Ging nicht. Ich war zu jung. Also ist sie gegangen und hat uns da gelassen. Wahrscheinlich dachte sie, er würde uns in Frieden lassen. Falsch gedacht.
 

Ich spiele all diese Sachen zum hundertsten Mal in meinem Kopf durch. Sie hat uns nicht mitgenommen, weil sie keinen Job hatte. Keine Möglichkeiten. Sie hatte nichts für uns. Dachte sie. Wenn sie wüsste, dass sie ein schmerzfreies Leben für mich und Jana hätte, eins ohne Tränen und Angst vorm Einschlafen und ohne geprellte Rippen und Krankenhausaufenthalte, ohne Einschließen im Zimmer und ohne den Wunsch, einfach nicht mehr aufzuwachen… vielleicht würde sie uns dann holen. Keine Ahnung. Würd ich das überhaupt wollen? Ob Jana das wollen würde?
 

Er geht immer auf sie los, weil sie aussieht wie unsere Mutter. Als könnte Jana was dafür, dass sie gegangen ist. Dann wird er sauer, weil ich ihn nicht zu ihr lasse. Und dann lässt er seinen Frust an mir aus. Das ist der Preis, den ich zahle, um meine kleine Schwester zu beschützen, aber ich würde es nicht anders wollen. Manchmal sagt sie zu mir, ich soll ihn lassen. Weil sie mich nicht mehr leiden sehen will. Aber das könnte ich nie. Sie ist meine beschissene Welt, mein Leben kreist um sie wie ein Satellit um die Erde und ich werd sie mir nicht von ihm weglassen nehmen. Deswegen schlage ich nie zurück. Wenn ich im Knast lande, dann ist sie allein. Oder das Jugendamt nimmt sie mir weg.

Ich bin ein Egoist. Wer weiß, ob es ihr in einer Pflegefamilie nicht viel besser gehen würde?
 

Ich mache einen riesigen Fehler, als ich nach der nächsten Sportstunde nicht sofort verschwinde. Anjo ist noch da, er zieht sich immer erst um, wenn die anderen schon weg sind. Weiß der Geier wieso. Ich hab bei ihm jedenfalls keine blauen Flecken gesehen. Als ich meine Schuhe angezogen habe und aufsehe, steht Anjo direkt vor mir und ich zucke beinahe zurück, kann mich aber gerade noch zusammen reißen. Seine grünen Augen sind die Hölle. Was starrt er mich so kläglich an?

»Bist du sauer?«

Na toll. Ich stöhne und fahre mir mit der Hand übers Gesicht.

»Nein. Ja.«, sage ich und weiche vorsichtshalber einen Schritt zurück. Zu viel Nähe ist nicht gut.

»Ja, oder nein? Hab ich was… falsch gemacht?«
 

Ich hasse diese leise Stimme. Die bohrt sich in meinen Gehörgang und lässt mich schlucken und… nervös werden? Verfluchte Drecksscheiße.

»Ja, hast du«, maule ich also und nun zuckt er zurück und schaut mich an wie ein getretener Hund. Ich will meine Zunge im Zaum halten, aber meine Kontrolle ist außerhalb der Hölle namens Wohnung nicht vorhanden.

»Ich mag dich zu sehr, klar?«

Oh. Wunderbar. Ich hasse mich und mein Leben. Aber gut. Jetzt kann er mir sagen, dass er nicht auf Kerle steht und dann werde ich sagen, dass es nur ein Witz war und dann ist alles…

»Aber wieso… ist das ein Problem?«

Ähm… hat er mich nicht verstanden?

»Ich mag… dich auch.«
 

Oh. Heilige Maria Mutter Gottes. Nein! NEIN!

»Das… ich… red keinen Stuss!«, motze ich ungehalten und stürme an ihm vorbei, um meinen Rucksack zu schnappen. Mein Herz bricht mir fast die Rippen.

Ich drehe mich zu ihm um, seine Wangen sind gerötet und ich unterdrücke den Drang, es mir anders zu überlegen. Schwul. Ts. Ich nicht. Das ist alles ein Missverständnis. Und er kann schwul sein, so viel er will. Nicht mit mir jedenfalls. Meine Mauern bilden für ihn keine Ausnahme, er soll weg bleiben von mir.

»Erwähn das… nie wieder«, grolle ich und dann verlasse ich die Umkleide.

Verfluchter Mist. Meine Mauern haben noch nie so sehr gewankt wie bei Anjo. Und allein dafür hasse ich ihn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)
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Von:  Noveen
2012-08-27T15:40:08+00:00 27.08.2012 17:40
Es ist einfach schrecklich, weil man weiß, dass es so etwas irgendwo (meist hinter verschlossenen Türen) wirklich gibt.

Aber du schaffst es diese Gefühle so gut rüberzubringen...
obwohl man Benni verachten möchte, für das was er Anjo antut, muss man doch tiefes Mitgefühl und großen Respekt empfinden.

Ich glaube nicht jeder könnte sich überwinden und sich für andere Menschen verprügeln lassen, egal wie wichtig einem der Mensch ist.
Dazu gehört großer Mut!


Von: abgemeldet
2012-01-15T09:24:11+00:00 15.01.2012 10:24
Hallo ^^
der arme Benni :(
aber nachdem ich Kryptonit gelesen habe war es irgendwie klar das er so was durchmachen musste.
Trotz allen find ich das Kapitel aber sehr schön geschrieben. Du hast uns mal ein Einblick in Benns Gedanken gegeben und so wie er sich gibt ist er ja gar nicht.
Eigentlich besteht er nur aus Selbsthass und Zweifel und ganz viel liebe zu seiner Schwester und den Hass zu seinem Vater.
Ich fand es gut das du den Tag als Benni und Anjo sich kennenlernen ausgewählt hast um uns Benns Gedanken zu zeigen.
Es war ein wirklich sehr schönes Kapitel.
Lg Kitjara ^^
Von:  brandzess
2011-10-11T18:29:08+00:00 11.10.2011 20:29
ich das ganze Kapi durch dauernt nur :"omg!..........omg!....omg! OMG!" xD
den begriff "Erzeuger" find ich gut!
das war sehr interessant! wirklich sehr interessant! so die ersten treffen von Anjo und Benni.........sehr aufschlussreich! :D
ich mags total!
außerdem steh ich auf arschloch-väter-probleme ^^''' und Bennis und Janas situation ist perfekt was das anbestrifft :D

tolles kapi^^
gvlg brandzess
Von:  Ur
2011-10-04T23:44:35+00:00 05.10.2011 01:44
peggy17

Ich könnte jetzt heulen - und danach Benni knuddeln.
Von:  Ur
2011-10-04T23:44:22+00:00 05.10.2011 01:44
Usagi_Jigokumimi

Ach menno... er hatte das alles mit anjo viel früher haben können... tja, aber jetzt hat ano chris, wenn der mal endlich aus den püschen kommt... :3

Es war mal schön alles aus bennis sicht zu hören...

lg, Usagi ^^

Von:  Ur
2011-10-04T23:43:38+00:00 05.10.2011 01:43
Bibbsch

Haaaaaaaaach.
Glückseligkeit, du hast tatsächlich ein Benni-Kapitel geschrieben!!! <3 <3 <3
Na ja, schon klar, nicht ein eigenes Kapitel eigentlich, aber trotzdem.
Ich fands wundervoll.

Und wie ich das schon in dem letzten Kommentar geschrieben hab: Je mehr ich von Benni erfahre, desto mehr muss ich ihn irgendwie lieb haben und knuddeln wollen und haaaach... <3
Es ist so verdammt krass, was er alles zu Hause durchmachen muss, und wie sehr er sich trotzdem immer noch für seine Schwester einsetzt, bei all dem Mist, den er von seinem Vater einstecken musste. Es ist echt traurig, dass er eigentlich so ein aufopfernder und eigentlich auch guter Mensch ist, und dass er sich selbst aber als so schlecht ansieht.

Allerdings muss man schon sagen, dass er wahnsinnig süß ist, wie er sich in Anjo verknallt. So... Benni-ig irgendwie. ^^
Und dass Anjo Bennis erster "boycrush" (aufgrund der Ermangelung einer treffenden deutschen Übersetzung für "Crush") ist, das ist auch irgendwie... hach. <3

Schlimm ist an dieser Geschichte hauptsächlich eins: "Wer mal Blut geleckt hat, möchte mehr", und plötzlich halte ich es für eine ganz wunderbare Idee, wenn du einfach die ganze Geschichte nochmal aus Bennis Sicht schreiben würdest... *pfeif* ^^
Na ja, okay, ich erwarte das nicht ernsthaft. Aber so die ein oder andere Szene, das wär schon ganz schön.
Zum Beispiel die auf der Party, wo Benni so betrunken ist und die "Hat der wichtigste Moment in deinem Leben dir schon mal gesagt, dass du das bist, wass er am meisten hasst?"-Frage an Anjo stellt. Ooooh ja, das wäre toll... *____*

Allerliebste Grüße,
Bibbsch

Von:  Ur
2011-10-04T23:43:22+00:00 05.10.2011 01:43
Schutzengel-007

ich liebe benni
ich möchte jetzt ganz offiziel ein benii x anjo aus kryptonit machen (wenn ich das könnte)
ich finde benni hat irgendetwas an sich das ihn stark wirken lässt
klar er kommt mit seinen gefühlen für anjo nicht zurecht
aber er handelt vie erwachsener als manch erwachsene menschen es tun würden
benni wurde halt viel zu früh dazu gezwungen erwachsen zu werden
und zwar von sich selbst
weil er etwas beschützen muss
und ich finde ihn einfach unglaublich toll
wenn er damals doch nur in der umkleide zu seinen gefühlen gestanden hätte

andererseits.. hätte anjo chris dann nie kennen gelernt und sein leben wäre weiter den bach runter gegangen
weil zu dem zeitpunkt weder benni noch anjo ihre probleme hätten lösen können
und benni kann es schließlich immer noch nicht
er versucht es und er wird besser
aber er muss immer auf jana rücksicht nehmen

alles in allem bin ich froh das sie damals nicht zusammen gekommen sind
die geschichte hat dadurch an tiefgründigkeit gewonnen
und natürlich an christian :)
und anjo musste sich schließlich auch mal verlieben
so richtig

ich kann mich immer noch nicht entscheiden wer bei anjo das rennen macht
und ch denke es wird auf chris hinauslaufen
aber ich möchte ein happy end für benni D:
und ich denke das kann er nur haben wenn er mit anjo zusammen kommt

Von:  Ur
2011-10-04T23:43:02+00:00 05.10.2011 01:43
abgemeldet

Es ist als würde die Welt sich ein Stück weit anders drehen, wenn man erst einmal erlebt, wie Menschen wirklich ticken und warum sie so sind wie sie sind. Auch Menschen wie Benni haben manchmal eine Version ihrer Geschichte zu bieten, die sich so auswirkt, das man ihnen nicht mehr böse sein kann. Es wäre so einfach.

Warum hast du nichts gesagt? Warum hast du dir keine Verbündeten, keine Hilfe gesucht?

Manchmal geht das eben nicht. Uns Lesern bleibt nur die mahnende und herzerweichende Beobachtung von Dingen, die nicht sein sollen. Dingen, die anders sein müssten.

<3 Ein Herz für die Bennis dieser Welt.

Von:  Ur
2011-10-04T23:42:48+00:00 05.10.2011 01:42
Ninjagirl

Oooh, das war schön =) Ich glaube, es war gut, das nicht zu Kryptonit zu stecken, weil es vom Grundton so... anders ist.
Bennis Kopf ist toll .__. Da wäre ich gern öfter drin. Der kleine Einblick hat mir gut gefallen und ich liebe ihn jetzt nur noch mehr als sowieso schon und kann immer noch nicht aufhören, ihm Anjo an die Seite zu wünschen .__.
Der Anfang hat mich wieder ein bisschen mitgenommen und das Ganze sorgt dafür, dass man auch mal sein Verhalten ein bisschen besser verstehen kann. Und falls -Karma- den Benni-Fanclub eröffnet, bin ich dabei xD
Liebe Grüße *mit kitschigen Benni-Fähnchen wink*

Von:  Ur
2011-10-04T23:42:35+00:00 05.10.2011 01:42
inkheartop

Ich will es lieben und knuddeln und ich will Benni lieben und knuddeln und dich auch, weil du toll bist.

Benni ist ein so wunderbarer Bruder und Anjo wäre ein wunderbarer Freund für ihn gewesen. Wird es ja noch. Ich glaube, er hat diese Zeit gebraucht, um sich auf Anjo einzulassen. Auf Freunde. Auf Menschen.

Ich liebe es und irgendwann finde ich deine Adresse raus, schicke dir ein ausgedrucktes Exemplar von "Kryptonit" und verlange eine Unterschrift. Oder ich stell mich gleich vor dein Fenster, mit Fähnchen und T-Shirt und Herzchenaugen und allem. ODER ich warte bis du berühmt bist.

Und... Benni ist wundervoll, wie er sich in Anjo verknallt <3

Und ich würde noch mehr schreiben und alles mit Herzchen vollkleben, aber ich muss gehen...
Hier zumindest ein paar Herzen:
<3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3
<3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3
So.
*-*

(Klitzekleines Verschreibdings: Irgendwann heißt es, dass Benni sich in die Fensterbank setzt. Ähm. Lustiger Gedanke, aber eher unrealistisch ^^)



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