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Blutschuld

Seine Bestimmung war es Vampire zu jagen, nicht sie zu lieben
von

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Wiedersehen

8. Wiedersehen
 


 

Auf der Suche nach Antworten ritt er direkt zu dem Anwesen des Prinzen.

Er konnte nicht sagen warum, doch schon nach kurzer Zeit machte er kehrt und lenkte seinen Schimmel, lediglich einem Impuls folgend, in Richtung Wälder.

Der weiße Mondschein erhellte den Weg nur dürftig. Dennoch schreckte ihn die Dunkelheit nicht.

Er empfand eher Zuflucht in den Schatten der Bäume.

Der silberne See vor ihm zog ihn an wie ein Magnet.
 

Was erhoffte er sich davon, hierher zurück zu kehren?

Ohne Antwort folgte er seinem Gefühl und gab sich ganz der mystischen Atmosphäre hin. In die Schönheit der Nacht versunken stieg er von seinem Schimmel ab und gesellte sich zu dem Ufer des schimmernden Sees. Verträumt zogen seine Finger

Bahnen durch das kühle Nass. Der Nachthimmel und sein Spiegelbild verzerrten sich. Die sanften Wellen des Wassers hatten eine beruhigende, beinahe hypnotisierende Wirkung auf sein Gemüt.

Langsam glätte sich das Bild.

Luc war nicht überrascht Ivens Gestalt hinter sich zu erblicken.

Es war nicht der See, der ihn lockte, sondern seine Aura.
 

Luc wagte es nicht sich umzudrehen. Die Furcht wieder schwach zu werden, war zu groß. „Warum hast du das getan?“

„Glaube mir, wenn ich die Zeit gehabt hätte, dann hätte ich dich nicht unwissend und schutzlos im Wald zurückgelassen. Aber die Wunde die mir dein heiliger Pfeil beigebracht hatte, war sehr tief. Ich musste sie vor dem Morgengrauen reinigen und versorgen lassen, ansonsten wäre die Gefahr zu groß gewesen, ihr zu erliegen.“

„Das meine ich nicht.“

„Was dann?“
 

Luc schluckte. Es auszusprechen, machte es real. Nicht mehr bestreitbar.

„Warum hast du mein Leben gerettet?“

Im Schein des Sees glaubte Luc ein Lächeln auszumachen.

„Warum zerbrichst du dir unnötig deinen Kopf darüber?

Es war meine Entscheidung. Belasse es dabei.“

„Das kann ich nicht. Und wenn du nur etwas Anstand besitzt, gibst du mir eine Erklärung.“
 

Ivens Hand legte sich vertraut auf seine Schulter.

Die Wärme, die von dieser Berührung ausging, machte Luc Angst.

Er wollte sie nicht spüren, nicht wissen, dass es sie gab.
 

„Legst du wirklich so viel wert auf Liebesbekundungen, Luc?

Akzeptiere doch einfach, dass du mir zu wichtig warst, um dich zu verlieren.

Ich konnte es schlicht nicht zulassen. Also habe ich dein Leben gerettet.“

„Du hast mein Leben nicht gerettet, sondern ins Chaos gestürzt“, antwortete der Jäger bitter.
 

Eisern bohrten sich seine grünen Augen in die schwarze Unendlichkeit.

Hilflos riss er sich schon nach kurzer Zeit wieder los. Der Schwäche entkommen wollend, alleine das Spiegelbild ertragend.

„Ich will wissen warum?

Weshalb hast du nicht einfach zugelassen, dass sie mich vernichten? Das wäre besser gewesen, als nun auf Ewigkeit als Schoßhund des Prinzen zu gelten.

Hast du eine Ahnung, was das für mich als Jäger innerhalb der Gilde bedeutet?

Für sie bin ich von einem Vampir gerettet worden, der als Preis für mein Leben die Freiheit meiner Seele gefordert hat.

Ich kann unmöglich deine Gefühle der Zuneigung zu mir als glaubhafte Erklärung anführen. Alleine der Versuch würde meinen beruflichen Untergang bedeuten und mein Ansehen mit Hohn und Spott beschmutzen.

Und keiner wird glauben, dass es aus reiner Mildtätigkeit des Prinzen geschah.

Ich im Übrigen auch nicht.

Unser Aufeinandertreffen auf dem Ball. Das viel zu leichte Eindringen in dein Gemach. Dann dein Erwachen, just in dem Augenblick, als mein Dolch trotz Zögern, sein Weg in dein Herz finden sollte.

Dein Blick letzte Nacht. Du wusstest von meiner Anwesenheit. Hast abgewartet, auf meine Schwäche gelauert.

Und letztendlich dein Biss, der mich bis in alle Ewigkeit an dich binden wird.

Dass du es als notwendig erachtet hast, um deine Reputation zu wahren, glaube ich dir sogar.

Nicht aber, dass du dich von dem Grafen so leicht hinters Licht führen lassen hast.

Die Gelegenheit zu nutzen, um mir dadurch deine Zuneigung oder was auch immer zu beweisen, war einfach viel zu passend.

Alles von unserer ersten Begegnung an, erscheint mir wie konstruiert.

So als ob ich nur eine Figur in deinem absurden Schachspiel bin.“
 

„Bist du fertig?“

Ivens Auftreten war die Ruhe selbst.

Ausgeglichenheit zu der, der beißende Unterton nicht passen wollte.

Luc war sich nicht sicher, ob er Iven ertappt oder gekränkt hatte.
 

Sein Puls beschleunigte sich, als sich Iven neben ihm ins Gras gleiten ließ.
 

„All diese Anschuldigungen und du blickst mich dabei nicht einmal an.

Meinst du nicht, dass du dich zu sehr in etwas hineinsteigerst was nicht da ist?

Alleine um Ausflüchte zu finden.

Du sprichst von Vorsatz. Von Manipulation und letztendlich von Lüge.

Warum fällt es dir so schwer zu glauben, dass es einfach so geschah, weil es sein musste?

Wenn du einen Grund suchst, der für dich in Worten greifbar ist, dann nenne ihn Schicksal. Vom ersten Augenblick an als ich dich sah, war es für mich wie ein Zauber. Ja, ich wollte dich verführen, aber dass du mein Tod sein würdest wusste ich nicht. Genauso wenig wie ich von deinem erneuten Auftrag, mich bei der Besprechung mit dem Grafen zu liquidieren wusste. Ich habe nicht über die Konsequenzen nachgedacht, als ich ihn und seine Häscher tötete, um dich zu retten. Auch nicht darüber, was die Markierung für dich gesellschaftlich bedeuten würde.

Aber wenn du in allem nur Misstrauen sehen willst, ist das dein gutes Recht.“
 

Die Pause die eintrat wog unangenehm.

Luc drehte sich dem Vampir zu, wissentlich, dass er besser auf Abstand gehen sollte.

Zweifelnd suchte er die Wahrheit in der undurchschaubaren Miene des Prinzen, fand jedoch nur Verwirrung und das Unvermögen seine eigenen Gefühle zu verstehen.
 

Ivens sanfte Stimme lullte ihn ein.

Verführerisch und dunkel, wie der Prinz selbst.

„Es hat sich nichts geändert Luc. Du bist Jäger, ich ein Vampir. Wir sind Feinde.

Und wenn du es dabei belassen willst, dann akzeptiere ich das.“
 

Spielerisch fingen Ivens geschickte Finger eine seiner dunkelblonden Haarsträhnen ein. Die liebevolle Geste bannte Luc. Er konnte nicht länger standhaft sein.

Zögernd versanken seine grünen Augen in den nachtschwarzen des Prinzen.

Schwerelosigkeit überkam ihn. Das Gefühl sich zu verlieren, der Wunsch sich treiben zu lassen, gewann die Oberhand. Der Versuch aufzubegehren scheiterte. Die warme Stimme des Vampirs hielt ihn mühelos fest.
 

„Ich war gezwungen eine kleine Menge von meinem Blut in deine Bisswunde zu mischen. Anders hätte ich keine Markierung schaffen können.

Es war eine unbedeutende Menge, die dich niemals an mich binden könnte.

Ich habe auch nicht von dir getrunken.

Kein Tropfen deines Blutes rinnt durch meine Adern.

Es gab weder eine Vereinigung, noch gibt es ein Blutband zwischen uns.

Dein Wille allein würde ausreichen, um dich von mir loszusagen.

Bevor sich unsere Wege für immer trennen möchte ich aber, dass du weist, dass es für einen Vampir, gleich welchen Standes, schier unmöglich ist dem Blut zu widerstehen, sobald seine Lippen davon benetzt sind.

Wenn unser Wesen von etwas tierischem bestimmt ist, dann ist es der unstillbare fordernde Hunger.

Einzig der tiefe Wunsche in mir dir nicht zu schaden, dich vielmehr zu schützen, hielt mich davon ab meiner Natur zu gehorchen.

Dies in Verbindung mit aufrichtiger Liebe.

Sie allein kann unseren Hunger zähmen.“
 

Liebe.

Luc schlug die Hand an seinem Gesicht grob beiseite.

„Das Bedürfnis in mir dir glauben zu wollen, ekelt mich geradezu an.

Was erwartest du?

Das ich es verstehe? Es gutheiße? Dir vertraue?“
 

Ivens feine Züge zeigten Betroffenheit.

„Nein, Luc. Nichts von alledem. Du musst mir nicht einmal glauben.

Als Jäger kannst du es vielleicht auch gar nicht.

Aber wir Vampire sind mehr als nur die blutrünstigen Bestien, die du in uns sehen magst.

Wir können lieben. Vielleicht tiefer und inniger als ihr Menschen.

Wenn es nicht so wäre, würde unsere Gier und unser vernichtendes Wesen jeden Geliebten in den Tod reißen.“
 

Luc stand auf.

Er wollte Abstand gewinnen.

„Du tust es schon wieder.

Alles sieht in deinem Licht so klar und vollkommen aus.

Dabei wirfst du selbst doch nichts als Schatten.

Du scheinst genau zu wissen, wie du mir etwas anpreisen musst, damit ich nicht widerspreche.“
 

„Luc, ich will nur, dass du es akzeptierst.

Ich habe dein Leben geschützt, weil ich deinen Tod nicht ertragen könnte.

Nimm es so hin.

Mehr verlange ich nicht.“
 

Luc ballte seine Hände zu Fäusten.

Schmerzhaft krallten sich seine Nägel in das angespannte Fleisch.

„Du hast keine Ahnung, was du da von mir verlangst, Iven.

Nicht die geringste.“
 

Ohne weitere Worte abzuwarten, schwang sich der Jäger fluchtartig auf seinen Schimmel und galoppierte davon.
 

Seine Augen brannten.

Vampire. Sie waren brutal und blutrünstig.

Dass diese gefühllosen Ungeheuer lieben konnten, spottet jeder Vernunft.

Einzig Blut war ihre Bestimmung. Leben nehmen um ihr eigenes zu erhalten.

Liebe hatte da einfach keinen Platz.
 

Wieso nur fiel es ihm so schwer Iven nicht zu glauben?

Vielleicht, weil ihn der Gedanke daran mit Glück erfüllte.

Glück, das es so nicht geben durfte.
 

Der Prinz wusste nun, dass er als Jäger keinerlei Einfluss mehr hatte.

Ihn aus strategischen Gründen für sich zu gewinnen, machte keinen Sinn mehr.

Dennoch kämpfte Iven um seine Zuneigung.

Was also, wenn dieser wirklich die Wahrheit sprach?

Würde es etwas ändern?
 

Er gab seinem Schimmel die Sporen.
 

Ja, vielleicht sogar alles.



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