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Blutschuld

Seine Bestimmung war es Vampire zu jagen, nicht sie zu lieben
von

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Blutsbürder

17. Blutsbrüder
 


 

Schweren Herzens verließ der Jäger Babettes Zuflucht. Er hatte bereits zulange dort verweilt. Dennoch gab sie ihm in all den Wochen nie das Gefühl zur Last zu fallen, obgleich Luc wusste, dass es so war. Sie hatte selbst nicht viel zum Leben, teilte aber alles so bereitwillig und mit soviel Wärme, dass Luc sogar die Kälte in seinem Herzen zeitweilig vergaß. Er bewunderte den Stolz der rothaarigen Frau, nicht die kleinste Bezahlung anzunehmen. 'Der Dank des Freundes ist mehr wert als das, was du mir in Silberlingen bezahlen könntest', hatte er nicht nur einmal zu hören bekommen. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, einige Taler zurückzulassen. Schweigend und ohne Abschied machte er sich auf, wiederum einen Neuanfang zu begehen.
 

Hastig besorgte sich nur das Nötigste, um für die nächsten zwei Tage über die Runden zu kommen. Froh nicht länger ein Teil des munteren Getümmels zu sein, verließ er den Marktplatz mit neuer Habe und neuer Gesellschaft. Das erstandene Pferd hatte seine besten Zeit bereits gesehen, würde aber den Dienst erfüllen.

Befreit jagte er mit dem Rappen über die Felder. Er liebte den Herbst mit seinen warmen Farben, den peitschendem Wind und dem Geruch nach Regen. Wie die Schmetterlinge des Frühlings tanzten die bunten Blätter mit der aufkommenden Brise.
 

Dicke graue Wolken schoben sich vor die orange Herbstsonne, die im Begriff war, dem Abend den Vortritt zu lassen. Mit einem Feuerwerk von glühendem Rot verabschiedete sich die Dämmerung und wurde von Schwarz geschluckt.
 

Als der Jäger in der Dunkelheit die Stadttore passierte, legte sich ein ungutes Gefühl um seine Magengegend. Auf sein Anliegen hin, dass er lediglich eine Herberge für die Nacht suchte, musterten ihn die Wachposten kritisch und warfen ihm sogleich warnende Worte entgegen.

„Ihr solltet euch vielleicht einen anderen Ort zum Nächtigen aussuchen, Fremder.

In der Stadt herrschte am frühen Abend ein ziemlicher Tumult, der blutig endete.

Einige bewaffnete Männer sind wohl aneinander geraten und immer noch auf freiem Fuße.

Vor diesem Hintergrund wird euch heute Nacht kein Gasthaus noch Unterkunft bieten.

Die Bürger hier waren schon immer misstrauisch und klingende Münze allein wird nicht ausreichen, um Unterschlupf zu finden.“

„Gewährt ihr mir dennoch Einlass um mein Glück zu versuchen? Die nächste Stadt ist weit und die Nacht bereits zu weit fortgeschritten, als dass ich weiter reisen könnte.“

„Gut, aber begeht nicht den Fehler auf den Straßen herumzulungern, oder ihr verbringt die Nacht im Kerker.“

Mit einem knappen Nicken bedankte sich der Jäger und passierte.
 

Es war lange her, dass er ein Haus Gottes aufgesucht hatte. Seine Füße trugen ihn jedoch wie von selbst zu der gotischen Kirche, deren mächtige Türme bereits in aller Ferne auszumachen waren. Helles Kerzenlicht strahlte durch die prächtige Rosette des Hauptportals und tauchte die hohen sakralen Fenster an den Kirchenseiten in einen warmen Schein.

Mit schallenden Schritten betrat der Jäger ehrfürchtig das steinerne Gebäude.

Ein Hauch von Weihrauch hing in der Luft, der seine Sinne sogleich warm umschmeichelte. Den Blick nach oben gerichtete, ging er zu der Mitte des Hauptschiffs und ließ die filigrane Baukunst auf sich wirken. Angetan wanderten seine Augen über das mächtige Kreuzrippengewölbe. Verspielte Harmonie, die zum Bestaunen einlud. Langsam schweiften seine Augen Richtung Altar ab und erschraken.
 

Ein schwaches silbernes Licht schimmerte zu den Füßen des Altars. Anziehend und unschuldig wirkte die Gestalt die fast reglos davor lag.

Ein gefallener Engel. Besser konnte er das Bild des Verletzten, der schwer atmend auf dem kalten Steinboden ruhte nicht beschreiben. Ein Bild von Trauer und Schönheit zugleich.

Hilflos und dennoch Stolz seinem Schicksal entgegenblickend.
 

Gebannt nähert sich der Dunkelblonde.

„Xei, bist du das?“

Der angesprochene drehte Luc seinen Kopf zu.

Luc erschauderte über dessen Anblick. Die Wangen des Vampirs waren vollends eingefallen, das Gesicht von Schmerz gezeichnet. Wie dünnes Pergament spannte sich die sonst so seidige Haut fast transparent über den zerbrechlich wirkenden Körper. Die weißen Kleider waren Blutbefleckt und in Brusthöhe prangte ein großes Loch von zerstoßenem Fleisch.

Der Jäger in ihm wusste sofort, dass diese Wunde von einem Pflock stammen musste.

Aber wieso schloss sie sich nicht? Xei müsste mächtig genug sein, um eine Wunde, die von einem gewöhnlichen Holzpflock verursacht wurde, heilen zu können.

Fragend blickte er in Xeis müde Augen, die in tiefem Quecksilber leuchteten.

Luc fröstelte. Er hatte diese Augenfarbe und den unstillbaren Hunger darin, bereits einmal bei dem Weißhaarigen gesehen.

Der Jäger war sich unschlüssig, ob er tatsächlich das Risiko eingehen sollte, sich dem Vampir zu nähern. Vielleicht, und das war das Nächstliegende, brauchte der Vampir frisches Blut zu seiner Heilung. Aber warum zog er sich dann in eine Kirche zurück und suchte sich nicht im Schutze der Dunkelheit ein Opfer? Anstatt seinem Schicksal entgegen zu wirken, lag Xei demütig auf dem kalten Steinboden des Sakralbaus. Ein heiliger Ort, der seine Kräfte nur noch schneller aufzehren würde.
 

„Bitte“, Xeis Stimme klang flehend, „bring mich zu Iven.“ Der Vampir keuchte angestrengt auf. „Nur er kann mir helfen.“
 

Luc wusste nicht warum, aber die Traurigkeit in Xeis Augen berührte ihn aufs Tiefste.

Er ignorierte die Gier in den silbernen Augen und konzentrierte sich ganz auf die fast menschliche Emotion. Er kniete sich zu dem Verletzten und begutachtete die Wunde.

Aus der Nähe sah sie schlimmer aus als erwartet. Ein Mensch hätte sicher längst das zeitliche gesegnet.

„Ich dachte immer, ein Pflock könnte euch hohen Vampiren nichts anhaben.“

Xei lächelte bitter. Die sonst so dunkelroten vollen Lippen bildeten nur noch zwei fast weise Streifen. „Im Grunde hast du recht. Nur fehlt mir etwas Wichtiges, um diese Stärke inne zu haben.“

Luc antwortet ruhig „Blut.“

Xei schloss die Augen und keuchte abermals schwer auf.

„Wirst du mich hier meinem Schicksal überlassen, Jäger?“
 

Ja, genau das sollte er tun.

Doch sein Herz befahl ihm etwas anderes. Es wollte Xei beschützen. Ihm eine Chance geben. Er empfand ein Gefühl für diesen Vampir, das es so nicht geben durfte. Aufrichtiges Mitgefühl.

Hypnose, protestierte sein Verstand.

Doch es machte keinen Sinn. Xei lag im Sterben, unfähig sich selbst zu helfen.

Die Augen des Vampirs versuchten nicht ihn zu fesseln, geschweige denn ihn zu kontrollieren. Was immer es war, das ihn dazu trieb, Xei auf sein Pferd zu legen und ihn im strengen Galopp zu Iven zu bringen, es hatte nichts mit Suggestion zu tun.

Einzig sein Wunsch Xei zu helfen, trieb ihn an.
 

Der eisige Wind peitschte Luc ins Gesicht. Sein Körper fror in der Kälte der Nacht. Dennoch bereute er nicht einen Augenblick lang, Xei in seinen Mantel gehüllt zu haben.

Schwach lehnte der schlanke Körper des Weißhaarigen an seiner Brust. Hätte Luc ihn nicht fest in seiner Umklammerung gehalten, wäre dieser sicher vom Pferd gefallen.

„Wieso hast du nicht versucht von meinem Blut zu trinken?“

Luc war sich nicht sicher ob der Vampir seine Frage überhaupt wahrnahm.

Dennoch musste er sie stellen. Sein Blut oder das eines anderen Menschen zu nehmen, wäre sicher risikoloser gewesen, als den langen Weg zu Iven zu wählen.

„Es ist zu kostbar.“ Wie ein leiser Hauch drangen die Worte des Weißhaarigen an sein Ohr.

Luc verstand den Sinn des besagten nicht. Seit wann scherten sich Vampire um die Leben die sie nahmen?

Und seit wann kümmerte es ihn, ob einer dieser Kreaturen starb oder nicht?

Luc wollte anhalten. Die Last von Xeis Leben von sich nehmen. Doch der Wunsch ihn in Sicherheit zu bringen war größer.

Xei war in seinen Armen nicht mehr nur ein Vampir. Er wirkte einzig wie ein schutzbedürftiges Kind. Zerbrechlich und schwach. Sein lieblicher Duft verdrängte mühelos die Kälte der Herbstnacht. Selbst jetzt, wo jegliche Kraft aus dem Körper des Weißhaarigen wich, strahlte seine Gestalt, rein und klar wie ein Kristall.
 

Luc verschloss seine Gedanken. Er hatte sich entschieden Xei zu helfen. Über die Beweggründe und die Konsequenzen konnte er später grübeln.

Und so sehr er wusste, dass es falsch war was er tat, so sehr hatte er auch das Gefühl, das Richtige zu tun. Eisern trieb er den Rappen zur Eile an. Dem Ziel unentwegt näher. Eine Hatz gegen die Zeit.
 

Nach Stunden erhaschten seine Jägeraugen erleichtert die Silhouette des Anwesens.
 

„Bitte nicht durch die Tore. Die Bediensteten dürfen mich in diesem Zustand nicht sehen.“ Xeis Stimme war sehr schwach. Sein Körper zitterte, als ob es ihm all seine Kraft gekostet hatte, die Worte auszusprechen.

„Gut, ich weiß einen anderen Weg.“
 

Luc lenkte seinen Rappen Richtung Wälder. Er hoffte den Geheimgang in der Dunkelheit schnell wieder zu finden. Es gelang ihm rascher als erwartet. Als er abstieg, war Xei bereits bewusstlos. Behutsam strich Luc über dessen fahles Gesicht.

„Halte durch. Wir haben es gleich geschafft.“

Mühsam trug er den reglosen Körper durch die dunklen Gänge.

Er wusste, dass er sich beeilen musste. Dennoch ließ er Achtsamkeit walten, um keinen Sturz zu riskieren.
 

Erlöst stand er vor dem geheimen Zugang zu Ivens Gemach. Seine Kehle schnürte sich zu. Seine Hand zitterte, als er die Tür öffnete. Erfolgreich hatte er den Gedanken daran Iven wiederzusehen verdrängt. Jetzt kroch die Angst in ihm hoch und nagte unerbittlich an seinem Willen. Was wenn er diesmal nicht mehr aus dem Bann des Prinzen entfliehen konnte?

Wärme und Vorfreude, für die er sich verfluchte, leisteten der Furcht Gesellschaft.

Xeis leises Stöhnen trieb sein Handeln voran. Er hatte sich bereits entschieden.

Nun musste er mit den Folgen leben und sich seinen Gefühlen erneut stellen.
 

Das Zimmer war leer. Vorsichtig legte er den Bewusstlosen auf das große Bett und eilte nach draußen.

Barsch wandte sich dem erst besten Wachposten zu und verlangte nach dem Prinzen.

Die Antwort war höflich, zeitgleich machte sich der positionierte Vampir aber nicht die Mühe, den Groll in der Stimme zu unterdrücken. „Im roten Salon des Westflügels, in dem der Prinz stets politische Entscheidungen zu treffen pflegt.“

Luc ignorierte den Hinweis, dass der Prinz nicht gestört werden wollte und lief in den Westflügel.
 

Auch ohne weitere Hilfe war der rote Salon schnell ausgemacht.

Die beiden protestierenden Wachposten, die sich ihm in den Weg stellten, überrumpelte der Jäger kurzerhand. Ohne anzuklopfen stürmte er in den Salon.

Erbost sprang der Prinz von seinem Sessel auf, während die ganz in grün gekleidete Dame zu seiner Rechten, irritiert auf den Ruhestörer blickte.

Luc beachtete sie nicht weiter und bahnte sich seinen Weg zu Iven, der sein Erstaunen nicht verbergen konnte. Bei dem Blick in die schwarzen Augen des Prinzen krampft sich in Luc alles zusammen. Bevor Iven das Wort erhob, verringerte Luc den Abstand zwischen ihnen auf wenige Millimeter. Ein Kribbeln durchzog seinen Körper, als sich die Nähe des Vampirs auf ihn legte.

„Xei braucht dich“, flüsterte er ihm entgegen.

Iven nickte wissend.

„Verzeiht die Störung. Aber meine Anwesenheit wird anderweitig benötigt“, wandte sich der Prinz an die Vampirin.

„Ihr wollt unsere Unterredung unterbrechen?“ Die Stimme der überaus schönen Frau klang für Lucs Empfinden einige Nuancen zu schrill.

„Nein, ich fürchte wir werden sie gänzlich vertagen müssen.“

„Das kann nicht euer Ernst sein. Mein Prinz, ich komme von weit her und die Sache bedarf einer äußerst dringlichen Klärung. Ich kann und werde mich nicht hinhalten lassen!“

„Bedaure, aber ich habe entschieden.“
 

Iven griff nach Lucs Schulter und forderte ihn stumm auf, die Richtung zu weisen.

Voller Selbstbeherrschung verbarg Luc ein Zucken, als er die Wärme der Berührung spürte. Sein Herz bebte vor Sehnsucht.
 

„Wenn ihr jetzt geht, dann wird mein Gatte dies nicht einfach hinnehmen. Ich hoffe euch sind die Konsequenzen klar, die ihr damit zu verantworten habt!“, durchschnitt der schrille Klang der Vampirin den Raum.

„Ich hoffe doch ihr wisst, dass man mir nicht droht.“ Die Stimme des Prinzen war gefährlich ruhig und versprechend. Luc fühlte die Gefahr die von dessen Aura ausging. Iven war durch und durch Herrscher und Gebieter.

Ängstlich wich die Frau zurück und beugte ihr Haupt zur Ehrerbietung.

„Verzeiht die Unbedachtheit, mein Gebieter.“

Die Hand des Prinzen drängte den Jäger nach draußen.

„In deinem Gemach.“

Iven nickte. Im Fackelschein glaubte Luc Besorgnis auf dessen Miene auszumachen.
 

Im Gemach des Prinzen angelangt schloss Luc die Tür, während der Vampir bereits zu der reglosen Gestalt auf dem Bett zueilte.

„Xei!“

Tastend machten Ivens Finger die Größe und Tiefe der Wunde aus. Beinahe flehend legte sich seine Hand an den schmalen Hals des Verletzten. Erleichtert konnte sie einen schwachen Puls ausmachen.

„Diesmal war es mehr als knapp. Er wäre gestorben, wenn du ihn nicht zu mir gebracht hättest.“

Luc war erstaunt über die ehrliche Sorge und Dankbarkeit in Ivens Stimme.

„Wieso hat er nicht einfach getrunken?“

Die Stirn des Schwarzhaarigen legte sich in Falten.

„Er ist anders, Luc.“

Ja, dessen war sich der Jäger sicher. Nur inwiefern anders offenbarte sich ihm nicht.
 

„Kannst du mich hören, Xei?“

Ein leises Stöhnen, mehr brauchte der Prinz nicht als Antwort. Ohne zu zögern, zog er mit einer Klinge über seinen Hals und verursachte einen tiefen Schnitt. Behutsam stützen seine Arme Xeis Körper und führten die blassen Lippen an die Wunde. Wie von allein reagierte Xei nun. Zärtlich, wie zu einem Kuss, legte der Weißhaarige seine Lippen auf den dargebotenen Hals und sog die Lebensquelle begierig in sich auf. Ivens Körper wurde von sichtlichen Schauern gejagt, während sich Xeis Adern wieder mit Kraft füllten. Langsam schloss sich die Wunde auf der Brust. Die fahle Haut gewann wieder ihren bezaubernden elfenbeinfarbigen Schimmer. Ungestüm griffen Xeis Hände in die glänzenden schwarzen Haare, um den Prinzen vollends an sich zu drücken. Der innigen Umarmung bereitwillig folgend, gab Iven nach.
 

Luc hatte das Gefühl, noch nie ein Bild so vollkommener Liebe und Hingabe erblickt zu haben. Er war verzaubert von der Schönheit, die die Verschmelzung von Nachtfirmament und Mondschein formte. Energie die intensiv den ganzen Raum belebte.

Ivens Atem ging stoßartig, von Verlangen gezeichnet, während Xei lüsternd mehr als nur das Blut in sich aufzunehmen schien. Leidenschaftlich und verschlingend wie die unbarmherzige See, wog er den von Entzückung bebenden Körper des Prinzen im Einklang mit seinem Herzschlag.

Die Intimität der Situation berührte Luc peinlich. Er fühlte sich wie ein Voyeur, der zwei Liebende bei ihrem Akt beobachtet. Die Erotik des Anblicks machte sich beschämend in seinem Körper bemerkbar. Er wollte gehen, doch er konnte seine Augen nicht abwenden. Viel zu sehr war er von der Sinnlichkeit des Schauspiels gefangen. Er war berauscht, wie von einem schweren süßen Wein.
 

Plötzlich bäumte sich Iven auf und riss sich von Xei los. Erschöpft sank der Prinz zu Boden und rang nach Fassung. Xeis Körper hingegen strahlte wie das Leben selbst, gleich einer weißen Rose, die von der Sonne geküsst ihre Knospe öffnet, um in voller Pracht zu erblühen.

Luc hatte Xei noch nie in so vollkommen gesehen. Anmut die ihn nicht mehr nur beeindruckte, sondern die ihn rührte.
 

„Iven?“ Die Stimme des Weißhaarigen klang wieder wie klares Wasser.

Der Prinz richtet sich auf und legte seine Hand liebevoll auf Xeis Wange.

„Ich bin hier.“

Zufrieden schmiegte sich Xeis Gesicht in die sanfte Hand seines Bruders.

„Danke.“
 

Ruckartig zog der Prinz seine Hand zurück, nur um sie im selben Augenblick auf Xei niedersausen zu lassen. Das Klatschen des Schlages holte Luc wieder vollends in die Realität zurück.

Schuldbewusst griff Xei an die gerötet Stelle in seinem Gesicht.

„Ich hätte dich verloren, wenn Luc dich nicht zu mir gebracht hätte!“, donnerte Ivens vorwurfsvolle Stimme wütend.

„Mein Risiko“, war die schlichte Antwort Xeis.

„Ein unnötiges!“

Traurig senkte der Weißhaarige seinen Kopf.

„Willst du mir wieder eine Predigt halten, Bruder?“

Aggressiv griff der Prinz nach Xeis Hemdkragen und zwang ihn somit, direkt in seine Augen zu blicken.

„Sieh mich an, wenn ich mit dir Rede! Wenn es etwas bringen würde, dann würde ich solange predigen und dich anschreien, bis ich meine Stimme verliere!“

Die Wut des Prinzen verbarg sich ebenso schnell, wie sie aufgekommen war. Innig legten sich Ivens Lippen auf die dunkelroten Xeis und schenkten Zärtlichkeit.
 

Abermals wurde Luc von einem Schauer erfasst.

Gefolgt von einem Stich in seinem Herzen.

War es Eifersucht?

Er sollte nicht mehr hier sein. Nicht länger dieser prekären Situation beiwohnen.

Dennoch blieb er. Hoffte auf Antworten.
 

Den Kuss nur langsam lösend, entfernte sich der Prinz aus der direkten Nähe des Weißhaarigen. „Wenn du diese Welt verlässt“, raunte Ivens dunkle Stimme, „verliere ich mein Licht. Das einzige was mich vor dem Wahnsinn bewahrt.“

Schuldbewusst nickte Xei. „Bitte verzeih. Ich werde zukünftig achtsamer sein. Aber meine Lebensweise werde ich nicht ändern. Auch nicht für dich.“

„Ich weiß.“ Die Stimme des Schwarzhaarigen klang gekränkt, aber nicht minder kräftig als zuvor. „Du solltest gehen und dir Ruhe gönnen.“

„Wie du wünschst.“

Ohne weitere Worte erhob sich Xei und verließ das Zimmer.
 

Schweigend öffnete Iven die Balkontür und trat in die kühle Nacht.

Intuitiv folgte Luc ihm.
 

Kaum in die Nacht getreten, strahlte Iven für ihn eine noch stärkere Präsenz aus. Zu sehen, wie sich die dunkle Gestalt mühelos von dem Nachthimmel abhob, kam einem düsteren Engel mit schwarzem Schein gleich. Sachte spielte ein Windhauch mit den glänzenden Haarsträhnen. Ein unwirklicher Anblick. Die Pracht der Sterne in den Schatten stellend.

Die volle Stimme erinnerte Luc daran, dass er nicht einer Illusion beiwohnte.
 

„Es war für dich sicher keine leichte Entscheidung, Xei zu mir zu bringen. Du hättest ihn sterben lassen können. Stattdessen bist du zu mir gekommen, obwohl du mich sicher nicht wieder sehen wolltest. Warum hast du es getan, Luc?“
 

Der Jäger schluckte. Unbehagen umfing ihn. Nicht des Beweggrundes wegen, sondern durch die momentane Auswirkung auf sein Gefühlsleben. Er hätte nicht kommen dürfen. Eisern versuchte er standhaft zu bleiben. Von Vergangenem zu sprechen, um der jetzigen Situation zu entkommen.
 

„Ich weiß es nicht. Diesmal habe ich meiner Schwäche für dich keine Vorwürfe zu machen.

Es war nicht die Sehnsucht die mich trieb, sondern schlicht seine Schutzbedürftigkeit.

Als er in dieser Kirche lag, war es für mich, als ob ich einen gefallenen Engel zu meinen Füßen liegen sah. Irgendetwas an ihm weckte in mir den Wunsch, ihm helfen zu wollen.

Ich sah Unschuld und Reinheit. Nicht aber einen grausamen Vampir.

Sag du mir was es war. Die Macht der Hypnose? Euer einnehmendes Wesen?“
 

Ivens feine Gesichtszüge verrieten ein Lächeln. Zu schön für seine Jägerwelt.

„In einer Kirche also. Ja, das passt. Sicher hatte er dem Tode nahe nach Vergebung gesucht und Erlösung erbeten.“

„Ich dachte euch Vampiren sei die Kirche und alles was damit zusammenhängt zu wider. Das Heiliges euch schwächt und sich quälend auf euren Geist legt.“

„Ja, im Großen und Ganzen, mag das sein. Aber nicht für Xei. Seine einzig wahre Heimat war stets die Kirche. Dass er in ihr Schutz suchte, entspricht seinem Wesen.“

Lucs Miene blickte Iven skeptisch entgegen.

„Du glaubst mir nicht. Dann lass es mich erklären oder vielmehr erzählen.“
 

Sich auf die Brüstung lehnend, wanderte Ivens Blick gegen den schwarzen Himmel, dessen voller Mond silbern auf die Erde strahlte.

Luc folgte dem Blick. Doch das Bild welches er sah, formte sich in seiner Wahrnehmung nicht zum Nachthimmel, der seine weiße Göttin stolz präsentierte, sondern zu Iven und Xei. Einig und dennoch jeder ganz und gar anders. Schön und berauschend.

Wieso nur, waren seine Gedanken so wirr?

War es wieder Ivens Nähe, die ihn in den Abgrund rief? Unaufhaltsam. Leise flüsternd.
 

Zögernd trat er zu dem Vampir und setzte sich auf die Brüstung.
 

„Xei hatte sich in seinem menschlichen Leben dafür entschieden, sein Tun einzig Gott und der Kirche zu widmen. Er war Priester und verlass das Wort Gottes so, als ob es sein eigenes wäre. Nicht, dass er sich diese Größe angemaßt hätte, aber seine Seele war gänzlich eins mit seinem Glauben. Jeder Sünder konnte seinen Trost erbeten und erhalten. Er verurteilte niemanden. Nicht einmal den größten Abschaum.

Gewalt, Lüge und Sünde waren ihm fern, obgleich er ständig davon umgeben war.

Der Vampir der uns erschaffen hatte, war damals hingerissen von seiner offenen Schönheit. Er wollte aus ihm einen Engel der Nacht machen. Nicht zuletzt reizte es ihn, ein so reines Wesen in seine unheilige Welt zu führen.

Aber er hatte nicht mit Xeis starkem Willen und Glauben gerechnet. Kaum zum Vampir gewandelt, lehnte sich Xei gegen seinen Schöpfer auf. Er trank weder Blut, noch tötete er.

Er verachtete alles, was das Leben eines Vampirs ausmachte.

Doch ohne Blut sterben wir, Luc.“
 

Gebannt lauschte der Dunkelblonde Ivens Worten. Die Zusammenhänge ergaben Sinn und Aufschluss.
 

„Unser Schöpfer war nicht besonders geduldig. So tat er das, was ihm am sinnvollsten erschien. Er sperrte Xei unterhalb einer Krypta zusammen mit einem gefesselten Menschen ein. Er ließ die Tür zumauern und überließ Xei seinem Schicksal.

Er hatte die Wahl. Entweder er trank, dann würde er überleben. Oder er weigerte sich weiterhin, dem Hunger in sich nachzugeben, dann würde er qualvoll sterben.

Die Nächte vergingen und Xei blieb standhaft. Unser Schöpfer verlor seine Geduld und musste handeln. Die Enttäuschung darüber eine falsche Wahl getroffen zu haben, um sein Erbe einst zu übergeben, zwang ihn dazu eine Alternative zu suchen.“
 

„Dich“, warf Luc verstehend ein.

Schwarze Augen taxierten Lucs neugierigen Blick.

„Ja mich, Luc. Ich war bereits verdorben, als ich zum Vampir gewandelt wurde.

Ich hatte Blut an meinen Händen kleben und bereute keine meiner Taten.

Ich sah es stets als nötig an, um zu überleben und somit war es mir Rechtfertigung genug.

Genau der Charakter der einen perfekten Vampir zieren sollte.

Kaum erschaffen, erzählte mir mein Schöpfer von seiner Miesere mit Xei, um mein Gefühlsleben zu erforschen. Meine Reaktion war das, was er sich wünschte. Verdammung und Spott für ungleich schwache Naivität.

Als nach der Wandlung in mir dann das erste Mal der unbändige Hunger nach Blut erwachte, wurde ich eines besseren belehrt. Es war mir unbegreiflich, wie ein Vampir diesem Drang widerstehen konnte. Ich hielt mich stets für Stark und musste nun meine Unzulänglichkeit erkennen. Bittere Erkenntnis, die von nun an meine Natur ausmachte.
 

Ich drängte meinen Schöpfer darauf nach Xei zu sehen. Ich wollte meine Neugier befriedigen. Sehen, ob er tatsächlich zu solcher Stärke fähig war. Wissen, ob er sich wahrhaftig lieber dem Tod hingegeben hatte als zu trinken. Doch mein Schöpfer winkte damit ab, dass es nun gleich sei, da aus Xei nie ein würdiger Vampir für sein Erbe geworden wäre und er nun bereits für Ersatz gesorgt hatte.

Mich jedoch quälte der Gedanke, selbst nur ein Spielball oder zweite Wahl zu sein. Es war mir stets zu wider mich unterzuordnen und ich konnte und wollte nicht gehorchen. Zudem wuchs mit jeder Stunde mein Interesse auf das Wesen, welches einem Engel gleichen sollte und dem Blut freiwillig entsagte. Zartheit die mehr Kraft in sich bürgen sollte als Grausamkeit.
 

Meinem Drang stillend ging ich zur Krypta, befreite die verriegelte Tür von den Steinen und öffnete sie. Der Anblick der sich mir bot, war mehr als ich erwartet hatte. Ich war verzaubert.

Die nach Hilfe schreiende Frau ignorierte ich vollends. Xei hatte sie nicht angerührt.

Stattdessen krümmte er sich vor Schmerzen und war, trotz der eingefallen Haut und des blutleeren Gesichts, wunderschön und strahlend. Ich beugte mich zu ihm und war gefangen von seinen silbern schimmernden Augen. Noch bevor ich etwas sagen konnte, flüstert er mir zu, dass er kein unschuldiges Blut trinken würde.

Keine Bitte nach Hilfe, kein Flehen nach Befreiung. Nur unnachgiebiges Festhalten an Unbeflecktheit.

Er strahlte selbst im Augenblick des Todes, solch eine Stärke und Faszination aus, dass ich ihn nicht sterben lassen konnte. Ich wollte ihn schützen, ihm den Schmerz nehmen.

Seine Befangenheit unterbinden wollend, fragte ich ihn, ob er das Blut der Frau trinken würde, wenn sie eine Sünderin wäre. Eine die ihre eigenen Kinder dem Tod übergeben hatte. Seine Antwort war schlicht, dass es nur Gott obliegt zu urteilen. Für ihn sei ihr Blut und Leben so kostbar wie jedes andere.“
 

Iven machte eine kurze Pause bevor er fortfuhr.
 

„Nun, was soll ich sagen. Ich liebte ihn, vom ersten Augenblick an. In uns floss das Blut des gleichen Schöpfers. Ich wollte, dass er lebte. Die Ewigkeit mit mir teilte.

Also ließ ich ihm keine Wahl. Er war wehrlos, sein Leib schwach und dem Tode nahe. So hatte ich leichtes Spiel. Ich zwang ihn mein Blut zu trinken. Allein seine Reflexe trieben ihn dazu, meinem Willen zu folgen und mein Blut in sich aufzunehmen. Nach den ersten paar Tropfen erwachte wieder Leben, in dem fast toten Körper. Xei krallte sich wie ein Ertrinkender an mich und wurde durch mein Blut Welle für Welle zurück ins Leben gespült. Für mich war es reine Ekstase, als er von mir trank. Eine Empfindung die ich zuvor noch nie gefühlt hatte. Es war Innigkeit in jeder Hinsicht. Er war mein und ich sein.“
 

Luc war berührt von den Gefühlen, die Ivens Erzählung in sich bargen.

Ob er wollte oder nicht. Er sah Vampire in einem leicht veränderten Licht.

Sie konnten fühlen und lieben. Und diese Erkenntnis passte nicht zu seinem bisherigen Bild von grausamen Bestien.
 

„Von da an war und bin ich seine einzige Lebensquelle, wenn du so willst. Seine Einstellung hat sich nicht geändert. Er würde niemals trinken. Mit einer Ausnahme.“

„Die da wäre?“

„Liebe, Luc. Er würde nie Blut trinken, um sein Leben zu erhalten.

Aber würde er einen Gefährten finden, der sich in Liebe freiwillig mit ihm einigen will, dann würde er nicht zögern, diesen Menschen zu einem von uns zu machen.“

„Dann würde er einen weiteren Vampir erschaffen, der durch menschliches Blut lebt? Ein Gläubiger der Dämonen bereitwillig die Tür zur Unschuld öffnen würde. Das ist doch Paradox.“
 

„Nenne es Paradox oder meinetwegen Blasphemie. Für ihn wäre es richtig.

Xei kennt und glaubt nur an die Liebe als Lebensgrund. Sie ist für ihn die Grundlage von allem. Und jedes Lebewesen hat in seinen Augen das Anrecht auf eigene Entscheidungen. Und die Beurteilung darüber obliegt alleine Gott.

So würde es ihn nicht kümmern einen weiteren Mörder, was wir für dich sind, zu erschaffen. Wenn es aus Liebe geschieht, ist es für ihn nichts Falsches.

Alles im Leben braucht in seiner Philosophie ein Gleichgewicht und hat seine Daseinsberechtigung.

Gut und Böse.

Leben und Tod.“
 

Auf irrsinnige Weise klang es für Luc logisch. Dennoch war er sich nicht sicher, ob Xei tatsächlich weniger grausam als Iven war. Immerhin erkannte Iven sein Unrecht, während Xei alles einem göttlichen Gericht überließ, anstatt sich selbst ein Urteil zu bilden.
 

„Mein Schöpfer war nicht sonderlich angetan davon, dass ich Xei befreit und ins Leben zurückgeholt habe. Er verurteilte mein Handeln und versuchte mich wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Aber wie gesagt, ich war und bin gerne mein eigener Herr. Also tat ich das, was in meiner Natur lag.“

„Du hast ihn getötet.“

„Ja. Vielleicht zu früh. Sein Wissen starb mit ihm und ich glaubte alles zu kennen, was nötig war. Ein Irrglaube. Dennoch avancierte ich schnell zum geachteten Vampir, der schließlich zum Prinzen erwählt wurde.“

„Geachtet oder gefürchtet?“
 

Der Jäger wusste nur zu gut von dem brutalem und erbarmungslosem Regime des Prinzen. Seine Macht ging weit über die Grenzen des hiesigen Herrschaftsgebietes hinaus. Die anderen Herrscher waren vielmehr Schachfiguren, die zwar auf dem Brett standen, doch gelenkt wurden sie von ihm. Von Iven.
 

Der Vampir lachte. Dunkel und einnehmend.

Seine Augen spiegelten Verstehen wieder, doch eine Antwort blieb er dem Jäger schuldig.
 

Da war es wieder, dieses vertraute Gefühl. Gleichzeitig erschien ihm Iven so verdorben und gefährlich, wie schon lange nicht mehr.

Lächelnd trat der Vampir auf ihn zu, so als ob er seine Bedenken beschwichtigen wollte.
 

„Willst du wieder weiter ziehen? Oder bleiben?“

Es klang nicht wirklich wie eine Frage, eher wie eine Aufforderung.

Eine die durch dessen Nähe an Kraft gewann.

„Dann würdest du mich gehen lassen?“

Leichte Falten legen sich auf das ebenmäßige Gesicht seines Gegenübers.

Sanftes Schwarz, das direkt in intensives Grün blickte. Der Jäger glaubt sich zu verlieren.

„Was würde es mir nützen dich einzusperren?“

Samtig strichen warme Lippen über Lucs Wange.

„Ich will dich Luc. Ganz und gar. Mit Leib und Seele. Nicht als mein Gefangener.“
 

Dann wirst du mich nie bekommen, wollte er sagen.

Doch es wäre eine Lüge gewesen.

Eine Lüge die leicht ausgesprochen sein könnte.

Aber er hatte es satt.

Seit fast einem Jahr, belog er sich selbst. Ständig auf der Flucht. Dabei hatte er hier beides. Wahrheit und die Zuflucht die er suchte.

Er wollte wieder dieses Glück spüren, wie in jener Frühlingsnacht. Er konnte sich und seine Überzeugung nicht aufgeben. Doch diesmal wollte er seinem Sehnen nachgeben. Sich selbst etwas Wahrheit zugestehen. In Liebe aufgehen.

Er würde bleiben. Seinem Herz Ruhe schenken. Den Frieden, den sein Seele in diesem Augenblick fühlte, auskosten.

Eine Weile.
 

Geduldig ruhten Ivens nachtschwarze Augen auf ihm. Leuchtenden mit dem Glanz der Sterne, versprachen sie Unendlichkeit und Erfüllung.

„Ich“, Luc schluckte. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben würde er in vollem Bewusstsein etwas tun, was er wollte. Etwas, das nicht von seinem Gewissen oder Pflichtgefühl diktiert wurde. Es war ihm gleich, welche Nebenwirkungen er zu erleiden hatte. Er quälte sich. So oder so.
 

„Ich bleibe.“
 

Wie von einem wärmenden Mantel wurde Luc von Ivens Armen umschlossen.

Seine Lippen kosteten die Süße des Lebens.

Er konnte nicht sagen, ob er richtig entschieden hatte.

Doch in diesem Augenblick schallte er sich einen Narren, dass er das Glück so lange von sich gestoßen hatte.
 

Er ließ sich fallen, ganz in dem Wissen, dass es der Tod sein würde, der ihn auffängt.
 

Seine Sinne schwanden. Sachte wurde er von einer Woge der Geborgenheit getragen. Er spürte weiche Kissen und kalte Seide unter sich. Heißer Atem der ihm entgegenschlug, nur um sich dann in seiner Mundhöhle zu verlieren. Seine Brust genoss die zärtlichen Liebkosungen von Ivens Händen. Hitzig trieb das Blut in seinen Adern. Wenn er sich nicht ganz verlieren wollte, musste er das hier jetzt beenden.
 

Widerwillig löst sich der Dunkelblonde keuchend von seinem dunklen Geliebten und erhob sich. Er wollte sich nicht zum Vorwurf machen, nur seinem Körper gehorcht zu haben, obwohl sein Innerstes noch nicht bereit dazu war.

„Ich brauche Zeit.“

Fieberhaft suchte Luc nach weiteren Worten, um sich zu erklären, doch Iven schlang von hinten seine Arme um die schmale Taille des Dunkelblonden und raunte Worte des Verständnisses in dessen Ohr.

„So viel du willst, nur verlass mich nicht.“

Von Gefühlen übermannt griff Luc nach Ivens Armen und drückte sie fest an sich.

Er konnte nicht antworten, ohne seine Seele für ewig aufzugeben. Als sich der Sturm der Emotionen legte, gab er die Wärme der Umarmung wieder frei.

„Wo kann ich nächtigen?“, trat er die Flucht nach vorne an.

„Hier. Ich sagte dir, dass ich dir deine Freiheit nicht nehmen möchte. Von hier aus kannst du jederzeit gehen, wohin du willst. Ohne gesehen zu werden oder um Erlaubnis zu bitten. Ich werde eines der anderen Zimmer beziehen.“

Luc nickte. Iven hatte ihm damit nicht nur Freiheit zugesprochen, sondern auch die Möglichkeit offen gelassen, wieder durch den Geheimgang fliehen zu können.

Dieser Umstand bestärkten Luc in seiner Entscheidung bei dem Vampir zu bleiben.
 

Eine trügerische Sicherheit, der er sich nur zu gerne hingab.

Ob es lediglich Berechnung des Prinzen war?

Natürlich war es das. Iven hatte ihm nur zu gut erklärt, was seiner Natur entsprach und was nicht.
 

Noch einmal forderte der Prinz Lucs bebende Lippen ein, dann zog er sich ohne weiteres Drängen zurück.

Als Iven die Tür hinter sich zu zog, fiel der Dunkelblonde erschöpft in die Kissen.

Die Leidenschaft lag noch schwer auf seinen Lippen, als er die Augen schloss und in einen tiefen Schlaf sank.
 


 

~ So, nun melde ich mich doch mal zu Wort ^^ Danke an alle, die sich bisher die Mühe gemacht haben, ein Feedback zu hinterlassen! Ich hoffe das neue Kapitel mit Blick auf die Vergangenheit unserer zwei Vampiren gefällt ^^?

Wünsche euch schöne Ostertage!

LG, Teedy ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Meekamii
2013-04-07T11:49:04+00:00 07.04.2013 13:49
Ich finde es schön, das in diesem Kapittel ein bisschen waa über die Vergangenheit von Xei und Iven geklärt wird. Und Xei finde ich jetzt irgendwie auch ganz symphatisch. Auch finde ich es gut das Luc´s Charakter eine wandlung durchmacht. Er verändert sich und überdenkt seine Sichtweise was die Vampire angeht und er handelt zum ersten mal danach was er wirklich will und nicht danach was er gelernt hat oder was er denkt was seine Pflicht wäre. Mal sehen was nun so passiert wo Luc sich entschieden hat dort zu bleiben. Irgendwie bin ich mir so ziemlich sicher das er das noch bereuen wird der arme...
Antwort von: abgemeldet
08.04.2013 17:58
Freut mich, dass dir auch der kleine Blick in die Vergangenheit der zwei gefällt.
Ja, für Luc war dieses Zugeständnis ein großer und wichtiger Schritt. Seine Charakterentwicklung wird aber auch noch einiges mitmachen ^.-
Von:  HyakuyaMikaela
2012-07-29T02:00:08+00:00 29.07.2012 04:00
Die Rückblende der beiden Blutsbrüder war einfach nur toll. ;___;
Und ich find's schön, dass die Rettungsaktion nicht von Iven eingefädelt wurde, sondern lediglich Zufall / Schicksal war.
Von:  Darian-chan
2012-04-07T18:47:25+00:00 07.04.2012 20:47
Da hast du eine tolle Geschichte geschrieben. Seit ich heute Mittag zu lesen begonnen hatte, kam ich wirklich nicht mehr weg.
Ivens Wut wegen seiner Schwester kann ich gut verstehen, aber vielleicht merkt er ja irgendwann, dass er Luc liebt. Immerhin hat sich der Jäger das nun auch endlich mal eingestanden. Es war ja ein langer Weg.
Und von Xei erfährt man nicht viel, aber er gefällt mir und ich mag ihn genau so wie Luc und Iven. Die beiden Vampire haben wirklich etwas anziehendes und faszinierendes an sich.

Ich finde, du kannst auch ganz gut Gefühle beschreiben und man kann sich in die Charaktere sehr gut hinein versetzen. Auch die Beschreibung der Umgebungen ist immer sehr schön.

Ich bin gespannt wie es weiter geht.

Dari ^-^/)
Von:  Toastviech
2012-04-05T22:32:47+00:00 06.04.2012 00:32
Hey~

Das Kapitel war so schön. Es war so voller Liebe und Zuneigung!
Ok, man muss den Fakt auslassen, dass Xei fast stirbt, was ich nicht gut fand, weil ich Xei liebe, aber dieser Umstand führte Luc wieder zurück.
Ich vermute mal, dass Xei und Luc ein geheimnisvolles Band verbindet seit der Rettungsaktion, bzw. das das Band dadurch verstärkt wurde.
Ivan bleibt dagegen noch ein Rätsel. Klar, durch den Rückblick versteht man ihn und Xei besser, aber die Beziehung zu Luc ist noch völlig unklar.
Möchte er Luc nun schaden oder liebt er ihn wirklich?


Super Kapitel,

lg Toastviech
Von:  Bi_Kawaii_x3
2012-04-05T14:14:31+00:00 05.04.2012 16:14
Soooo, ich weiß nicht so recht was ich von dem Kapitel halten soll...beschränkt sich die Liebe von Xei und Iven nur auf Bruderliebe? Denn der Kuss nach der "Rettung" schien mir nicht brüderlicher Natur.
Außerdem tut mir Luc leid, weil ich weiß, dass Iven ihn noch sehr viel Leid zufügen wird... :(
Es wurde zwar noch nichts genaueres über den Tod von Ivens Schwester bekannt gegeben, aber ich glaub nicht, dass Luc sie getötet hat...und Iven soll das endlich checken und vor Luc in die Knie gehn und ihn um Vergebung anbetteln!!!! *muahaha* xD Nee, aber echt jetzt, ich bin ziemlich sauer auf Iven. >:(


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