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Blutschuld

Seine Bestimmung war es Vampire zu jagen, nicht sie zu lieben
von

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Gottesruf

25. Gottesruf
 


 

Andächtig kniete die helle Gestalt im Kerzenschein auf der Gebetsbank, den Blick ehrfürchtig zu dem Kruzifix über dem Altar gerichtet. Sein Geist war vollkommen im Gebet verloren. Flüsternd trug er Perle für Perle seine Bitten sanft in das Gotteshaus. Wortgefüge, die aus tiefster Seele hoffend dargelegt wurden.

Er harrte dem Morgengrauen entgegen, das erlösende Licht der Sonne willkommen heißend.
 

„Du betest den Rosenkranz?“

Erschrocken hielten die Finger inne und das Flüstern verstummte. Zweifelnd, nicht einer Illusion verfallen zu sein, neigte er seinen Kopf zur Seite. Der Anblick ließ seinen Herzschlag für einen Moment aussetzen.

„Iven! Du hast dich auf heiligen Boden begeben? Freiwillig?“

Der dunkle Schatten ließ sich neben Xei auf der Bank nieder.

„Ja, ich gehe für dich freiwillig in die Hölle.“

„Wozu?“, fragte der Weißhaarige bitter. „Ich bin gänzlich überflüssig. In deinem Leben genauso wie in seinem.“ Die Beherrschung nicht aufgeben wollend, krallten seine Finger fester in die Gebetskette. Er hatte sich bereits entschieden. Er wollte seinen Frieden.
 

„Es hat sich nichts geändert, Xei. Immer noch bist du mein Licht, ohne das ich nicht sein möchte.“

Wärme umfing sein Herz, Hoffnung seine Seele. Beides würde nur von kurzer Dauer sein.

„Du kommst zu spät, Bruder. Ich habe mich für die Sonne entschieden. Gestehe mir die Güte ein, alleine meinen Frieden zu machen. Ich möchte im Einklang mit mir aus dem Leben treten.“

Dunkles Lachen brach sich als unheilvolles Echo an den steinernen Wänden des Sakralbaus.

„Du weißt, dass ich nie gütig bin. Genauso wenig wie sich dir der Allmächtige zeigen wird, werde ich von deiner Seite weichen. Du begehrst der Sonne Licht? Dann folge deiner Sonne der Finsternis und lass mich nicht länger an diesem Ort um deine Gegenwart ersuchen.“

„Du willst mich dem Tod entziehen und tausende dafür erleiden lassen. Jede Nacht würde ich an seiner Liebe zu dir sterben.“

Besänftigend strichen die Fingerspitzen des Prinzen liebevoll über Xeis Wange und Kinn.

„Dann sterbe für ihn und lebe für mich. Verwelke an seiner verschmähten Liebe und erblühe durch meine fordernde. Vergehe vor jeder Morgendämmerung, um im Schatten des Zwielichts für mich zu erwachen.“

„Kennst du keine Grenzen? Als Teufel in einer Kirche zu erscheinen. Du verführst mich vor seinem Angesicht zur Sünde an der Liebe selbst!“
 

Ein verdammendes Lächeln schlug Xei entgegen. Anziehend, einnehmend, besitzergreifend.
 

„Verzichte auf weiteres Hadern. Richte dich auf gefallener Engel. Es gibt einen Ort, an dem deine Schwingen gebraucht werden.“

„Es ist wie damals, oder? Dein Wille lässt mir keine andere Wahl. Wieder entreißt du mich heiligen Wänden, um mich in die Gruft der Ewigkeit zu führen.“

Immer noch lächelnd, richtete sich der Prinz auf.

„Ist es nicht das, was du willst und immer wolltest? Auf deinen Dogmen der Liebe entscheidungsfrei geführt zu werden?“

„Hm, du bist nicht mein Gott, nur sein Spiegelbild. Auch in dieser Hinsicht hat sich nichts geändert.“

„Dann sieh mich an und erkenne das Licht der Liebe.“
 

Widerstandslos wurde er nach oben gezogen. Der Kuss der folgte, mündete in Blut. Schändlich gab er sich der Versuchung hin. Tropfen für Tropfen, Kuss für Kuss.

Nicht hier! Dem Appell seines Gewissens gehorchend, wand er sich mit aller Macht aus der Kraft, die ihn am Leben hielt. Keuchend fuhr er sich mit dem Handrücken über die feuchten Lippen.
 

„Du entehrst das Haus Gottes!“

Die schwarzen Augen funkelten belustigt und herausfordernd.

„Dann solltest du mir in meines folgen, bevor ich mich vergesse und jeden Stein mit meinem Verlangen entweihe.“

„Iven!“
 

Entschlossen griff Iven nach Xeis immer noch klammernden Hand. Die Zärtlichkeit des Prinzen befehligte. Ergeben öffneten sich die bittenden Finger und gaben den Rosenkranz frei. Perle für Perle glitt zu Boden, dumpf die Entscheidung bekundend.

Wieder würde er in die Verdammnis folgen. Festhaltend, an dem Schatten seiner Utopie.
 


 


 


 


 

~ Ja, das Kapitel ist recht kurz, aber für mich persönlich nicht minder stark. Ich hoffe euch gefällt es so gut wie mir ^.-

Schöne Pfingsten und liebe Grüße,

Teedy ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Meekamii
2013-04-19T13:57:14+00:00 19.04.2013 15:57
Hmm das ist schwer. Einerseits tut Xei mir leid das er eigentich dazu verdammt ist auf immer und ewig zu leiden und Iven´s Sklave zu sein und das er nich frei wählen darf das er sterben will. Andererseits bin ich aber auch froh das Iven ihn zurückgeholt hat, weil ich Xei auch irgendwie mag.
Antwort von: abgemeldet
22.04.2013 12:42
Xei ist im Grunde ein sehr schwieriger Charakter und Verdammnis wie die Suche nach Erlösung sind die Begleiter seines Lebens, dessen Weg stets nur eine Richtung kennt.
Hm, ja, hier war dann Ivens Egoismus doch mal zu was gut ^^

Liebe Grüße
Teedy
Von:  whitePhobia
2012-05-30T09:45:19+00:00 30.05.2012 11:45
Trotz der Kürze, ist es ein richtig schönes Kapitel.
Allerdings wird das Gefühl von Einsamkeit, dass die Drei in ihrer von anderen isolierten Welt vermitteln, immer stärker. Sie sind so stark nur aufeinander fixiert, ... das steuert für mich auf kein gutes Ende zu.
Vielleicht würde das erneute Einbinden eines Nebencharakters die Stimmung wieder etwas entspannen *zwinker*
Mal schauen wie es weiter geht.
Von:  Darian-chan
2012-05-27T07:00:55+00:00 27.05.2012 09:00
Ich wünsche dir auch schöne Pfingsten.
Das Kapitel ist mal wieder sehr ergreifend, auch wenn es so kurz ist. Das hat mich gar nicht gestört. Aber da merkt man wieder, dass Xei Iven nicht völlig gleichgültig ist. Auch wenn er ihn nicht sterben lässt... oder vielleicht auch gerade deshalb. Und Iven in einer Kirche... das Bild kann man sich schwer vorstellen. Aber das er das für Xei macht, sagt sehr viel aus.
Ich bin froh, dass Xei nicht sterben wird und bin gespannt, wie es weiter geht.
*knuddel*
^-^/)
Dari


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