Zum Inhalt der Seite

Blutschuld

Seine Bestimmung war es Vampire zu jagen, nicht sie zu lieben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vom sein und werden

29. Vom sein und werden
 


 

Erschöpft brach er auf der Brust des Prinzen zusammen. Sein Atem ging schnell, seine Adern durchströmte Leben und das süße Blut brachte ihn zum Glühen. Nur langsam verflog die Hitze der geteilten Leidenschaft, während die geschenkte Kraft weiter in ihm schwang und mit jedem Pulsschlag sein Dasein bestimmte.

Sanfte Finger fanden sich spielend in seinem schneeweißen Haar wieder und hinterließen Stich für Strich einen wohligen Schauer, der lockend von Glück sprach. Geborgen schmiegte sich Xei enger an den warmen Körper des Prinzen und lauschte dem gleichmäßigen Herzton, der die liebevolle Melodie gegenwärtig einzig für ihn zu spielen schien. Gerne hätte er diesen Moment für die Ewigkeit festgehalten.
 

Erbarmungslos schlug die entfernte Kirchenuhr Mitternacht. Mit jedem hellen Glockenschlag verspürte er einen dumpfen Hieb in seinem Innersten. Hoffend ertrug er die Stiche in seiner Brust. Bittend wartete er auf ein Zeichen. Sein Herz zauderte. Doch im Grunde war es einerlei. Es würde brechen, so oder so.
 

Ivens Liebe war unberechenbar und hatte ihm mehr als nur einmal Leid und Qual beschert. Heute war jedoch einer jener Nächte, an dem aller Schmerz vergessen war und sein Bruder ihm weitaus mehr als die Pflicht hat zukommen lassen.

Jede geschenkte Geste spiegelte nichts als Zärtlichkeit wieder. Tiefe Vertrautheit in jeder Regung festgehalten, manifestiert über Jahre hinweg. Heute war es mehr als Blut, das ihm Leben einhauchte. Es war Liebe, die ihn vollkommen erfasste. Jede seiner Zellen war von Ivens Wärme erfüllt, jede Faser mit Zuneigung bedeckt. Seine Seele fühlte sich in Innigkeit umarmt, in Geborgenheit gewogen. Er spürte Glück, das ihn restlos gefangen nahm.
 

Die Glocken verstummten.

Der Umstand selbst so voller Gefühl zu sein, machte es ungleich schwerer, die bittere Wahrheit auszusprechen. Widerwillig beugte sich Xei hoch und vermisste sogleich die Geborgenheit.
 

„Ich muss ein Anliegen mit dir bereden, Bruder.“ Der klägliche Versuch etwas Förmlichkeit in seine Worte zu legen, scheiterte an Ivens liebevollem Lächeln, welches sich schwer auf sein Herz legte.

„Es ist lange her, dass ich dich so ernst gesehen habe. Was ist es, das dich bedrückt?“

„Es geht um“, er stockte. Er würde Iven zutiefst verletzen. Die Wärme wieder in Eis wandeln. Luc verraten und dessen Todesurteil unterschreiben.
 

Wie zur Flucht erhob er sich vollends. Vor der gläsernen Balkontür hielt er inne.

Sehnsüchtig legte sich seine Hand auf die kalte Scheibe. Der Blick in den Himmel half nicht. Es gab keinen Ausweg. Sein Herz konnte nur einer Liebe folgen und Luc hatte sich entschieden.

Mit trüben Augen wandte er sich wieder dem geduldigen Prinzen zu.
 

„Es geht um Luc.“
 

Ein Klopfen zerstörte den Mut und Befangenheit legte sich auf seine Zunge.

Fragend neigte Iven seinen Kopf unmerklich zur Seite. Dankbar das Unvermeidliche aufschieben zu können, nickte Xei zustimmend.
 

„Herein“, bat der Prinz.
 

Xeis Herz setzte aus, als der Jäger das Gemach des Prinzen betrat.
 

„Luc, was führt dich zu mir?“

Grüne Augen tangierten wie beiläufig den weißhaarigen Vampir.

„Ich bin mir nicht sicher, inwieweit dich Xei bereits unterrichtet hat.“
 

Xei schluckte schwer. Fordernde Fragen hallten gellend in seinem Geist wieder, unterlegt mit der Sorge vor dem Kommenden. Beherrscht schwieg er still.
 

„Nun, augenscheinlich kamst du ihm jetzt zuvor.“

„Dann will ich es kurz machen.“
 

Die innerliche Anspannung war Xei unerträglich. Sein Herz krampfte. Furchtsam harrte es der Ungewissheit entgegen.
 

„Ich gedenke meinen gestrigen Geburtstag nachzufeiern. In den kommenden Tagen wird es auf den anstehenden Neujahresbällen reichlich Gelegenheit dazu geben. Ich würde gerne einen solchen Ball in euer beider Gesellschaft besuchen.“
 

Ivens Überraschung überspielte Xeis Erleichterung.

Fragend trat Iven auf den Dunkelblonden zu.

„Luc, wieso hast du nichts gesagt?“

„Der Tag stimmt mich meist traurig. Mir stand nicht der Sinn nach Vergnügen.“

Sachte hauchte Iven einen Kuss auf die Stirn des Jägers.

„Dann werden wir das nachholen.“
 

Mit einem gezwungen Lächeln, zog sich Luc zurück, dem Umstand sicher, dass Xei ihm alsbald folgen würde.
 


 

„War es das, was du mit mir bereden wolltest?“

Er hasste Lüge. „Nicht direkt, aber nachdem Luc sich erklärt hat, möchte ich es dabei belassen.“

Xei entging das Misstrauen in Ivens Augen nicht. Sein Bruder kannte ihn viel zu gut, um nicht zu wissen, dass er sich ausschwieg. Um dem drohenden Verhör zu entkommen, wandte sich Xei zum Gehen.

„Wenn du mich entschuldigen würdest.“

Mit einem knappen Nicken griff er zur Türklinke und hielt abrupt inne, als er Ivens Hände auf seinen Schultern spürte.

„In all den Jahren, Xei, gab es keine Nacht, in der du meine Nähe früher als nötig verlassen hast.“

„Ich fühle mich nicht wohl“, gab er mit entschuldigendem Blick kund.

„Und das obwohl wir eben noch von süßem Glück gekostet haben?“

Die Worte forschten weiter, während Ivens Augen bohrend nach Antworten suchten. Unerbittlich grub sich das Schwarz in sein Innerstes. Der Schwäche nah, wich er dem eindringlichen Stechen aus.

„Ich bitte dich, sieh mich nicht so an. Du wusstest auf welchen Weg du mich führst. Der Kummer ist im Moment schlicht zu groß und dein Argwohn mindert die Last nicht.“

Dankbar, dass die Hände von seinen Schultern abließen, atmete Xei befreit durch.

„Jeden Trost, den ich dir im Augenblick schenken könnte, würdest du von dir weisen.“

„Weil es keiner wäre“, gab Xei bitter zurück.

„Dann geh, wenn es dein Wunsch ist, nicht länger in meiner Gegenwart zu verweilen.“
 

Sein Bruder hatte die Wahrheit gefunden, wenn auch nur zum Teil.
 


 

Er behielt recht. Es dauerte nur einen Moment, bis Xei das Gemach des Prinzen verließ und sich ihre Blicke in dem warmen Feuerschein der Gänge trafen.
 

Ohne Umschweife ergriff Xei die Initiative.

„Kann ich das als Antwort deuten oder wolltest du nur Zeit gewinnen?“

„Es ist lange her, dass ich am Meer war. Ich vermisse die Unendlichkeit der weiten See.“

„Dann bist du dir sicher?“

„Wenn du es bist, ja.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-07-18T14:48:53+00:00 18.07.2012 16:48
ach es ist spannend ich will wissen was nun geschieht >___<
grrr~


Zurück