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Blue Diamond

Die Urversion!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Finale der ersten Story.

Viel Spaß damit :3

[P.S. die beiden "Gastcharaktere" haben auch ihre eigene Geschichte. (-> Irrwege der Liebe) ;P] Komplett anzeigen

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(1-4) Ein eigenartiges Treffen

(1-4) Ein eigenartiges Treffen
 

Früh am nächsten Morgen weckte mich das Klingeln meines Handys. Verschlafen griff ich nach dem Gerät, welches auf dem Nachtkästchen platz gefunden hatte und sah auf das Display. Schlagartig war ich hellwach und nahm den Anruf entgegen.

„Guten Morgen, Kenzaki-san!“ Warum rief mein Chef so früh an?

„Morgen, Iro-san. Hören Sie. Es hat sich gestern etwas neues ergeben und ich würde Sie gern bitten, kurz nachzusehen und alles Dingfest zu machen.“

Natürlich. Was denn sonst? „Ist gut. Und wo muss ich hin?“ Ich rieb mir die Augen und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.

„Nun. Ich weiß gerade nicht, wer der Ansprechpartner dafür ist, aber Sie müssen sich dafür ins ‚Togu Royal’ begeben. Das ist ein Hotel in der Innenstadt. Man kann es eigentlich kaum übersehen.“

„Und wann genau?“ Auch wenn es mich mehr als nur ärgerte, blieb mir nichts anderes übrig. Es war schließlich mein Job...

„Am besten so Früh wie Möglich. Bleiben Sie ruhig noch eine Nacht!“

Dieser...! „Einverstanden“, gab ich nur noch mühselig von mir, verabschiedete mich und legte das Telefon beiseite. Als ob ich nichts besseres zu tun hätte, oder? Ich seufzte tief. Ich wollte nicht. Ich wollte Nachhause. Ein Blick auf die Uhr verriet, das es mittlerweile schon nach Neun war. Sich noch einmal hinzulegen würde also nichts bringen, also stand ich auf und nahm noch eine Dusche, ehe ich mich anzog und mir am Buffet noch schnell einen Imbiss holte.

Anschließend fuhr ich mit dem Taxi zu besagtem Hotel, bei welchem wir nach zwanzig Minuten ankamen. Wegen des Verkehrs hatte ich darum gebeten, etwas früher rausgelassen zu werden. Der Stau zog sich schon zu lange hin und ich hatte nun wirklich nicht mehr die Zeit und Geduld noch länger in diesem Wagen zu warten. Ich verabschiedete mich höflich, gab dem Taxifahrer das Geld samt Trinkgeld und stieg aus.

Ganz wie der Chef sagte, konnte man das Gebäude wirklich nicht übersehen. Es war Höher als alle anderen Bauwerke der Umgebung. Man konnte kaum die Spitze erkennen. Nun war mir aber noch immer unklar wohin ich jetzt genau musste. Es war mir ein Rätsel. Geschäfte aushandeln und dann keine genauen Informationen einholen. So Typisch... Genervt ging ich nun die Straße entlang. Ein Laden nach dem anderen zierte die Einkaufsmeile. Sie war sehr prunkvoll gestaltet und konnte einem durchaus Angst einflößen.
 

Ich blieb kurz stehen, um mir das Hotel noch einmal im ganzen anzusehen, reichte es doch wirklich bis zu den Wolken. Faszinierend, dass es mitten in der Stadt ein solches Gebäude geben konnte – und das überall auf der Welt. Ich wollte gerade meinen Weg fortsetzen, als mir ein junger Mann entgegenkam, bepackt mit zwei großen Schachteln, wohl aus einer Konditorei stammend. Da er scheinbar nicht sehen konnte, wo er lang ging – was sehr unvorsichtig war -, trat ich einen Schritt zur Seite. Und kaum hatte ich einen Fuß vor den anderen gesetzt, da geschah es: Der junge Mann verlor sein Gleichgewicht und beide Schachteln fielen in meine Richtung. Auszuweichen war mir nicht mehr Möglich gewesen. Nun saß ich auf dem Asphalt, von süßem Kuchen eingehüllt.

‚Oh Mann. Das musste ja passieren...’, dachte ich mir etwas entnervt.

„Oh Gott! Entschuldigung! Tut mir Leid! Sie haben sich doch nicht verletzt?!“ Der junge Mann, wohl an die zweiundzwanzig Jahre alt, beugte sich zu mir herunter und reichte mir die Hand. Ich nahm diese an und stellte mich wieder auf. „Nein, keine Sorge.“ Verletzt hatte ich mich zwar nicht, dafür aber war ich jetzt von Kopf bis Fuß mit Tortenguss übersät. So konnte ich doch nicht zu dem Termin erscheinen... Was machte ich denn jetzt?

Der junge Mann schien mich panisch zu mustern. „Oh Nein! Ihr Anzug! Was... Was mach’ ich jetzt nur?!

Ich wusste es selber nicht so genau, aber... „Das ist nicht so schlimm. Ich... werde mich einfach umziehen. Den Anzug kann man waschen. Aber was ist mit dir? Der Kuchen war doch sicherlich für einen bestimmten Anlass?“ Ich kniete mich hin und sammelte die Überreste auf, um diese zurück in die Schachteln zu legen. Viel zu retten war allerdings nicht mehr.

„Der... Kuchen...“, stammelte mein Gegenüber geschockt und kniete sich ebenfalls hin. „Er... wird mich töten...“

Bei diesen Worten kam ich nicht umhin, ihn fragend anzusehen.

„Ikeda? Was kriechst du da auf dem Boden herum?“

Eine tiefe Stimme konnte ich noch vernehmen, als ein Mann aus dem Hotel geschritten und uns näher kam. Er war groß gewachsen, hatte braune Haare und elegante Mandelaugen. Ich kannte ihn nicht, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ihm schon einmal begegnet zu sein.

„T-Toju..!?“ Kreidebleich war der Mann neben mir geworden, als er den Anderen kommen sah. Nur langsam drehte er sich zu diesem um.

„Dich kann man echt keine Sekunde aus den Augen lassen.“

„D-Das war ein Unfall!“, versuchte er sich zu verteidigen und stand auf. Doch sein Gegenüber schien das nicht mehr zu interessieren. Sein Blick fiel nun auf mich.

„Verzeihen Sie mir sein Ungeschick. Selbstverständlich werde ich Ihnen den Anzug ersetzen.“ Seine Stimme, tiefer als man vermuten mochte, sah er doch noch sehr jung aus, gab einem das Gefühl, ganz klein zu sein.

‚Das kenne ich doch ...?’ Ich schüttelte nur den Kopf und stand nun auch auf. „Ah, nein. Mach dir wegen mir nur keine Umstände...!“ Schließlich konnte ich doch von einem Jüngeren nichts derartiges annehmen.

„Keine Wiederworte! Der Anzug wird Ihnen ersetzt. Kommen Sie.“

Ich wusste nicht, was hier gerade geschah. Sein Blick übte eine ungeahnte Faszination aus, derer ich mich nicht entziehen konnte. Der Mann ging also, ohne auf seinen Freund zu warten, zurück in das Hotel Ich wusste nicht so recht, ob ich das guten Gewissens annehmen konnte, ging aber dennoch hinter ihm her.
 

Die Hotellobby war riesig und nobelst ausgestattet. Glänzende Fließen, ein sauberer roter Teppich, ein Glastisch in der Mitte, dazu teure Ledermöbel. Ein Kronleuchter aus Gold, mit facettiertem Glas an der Decke., Dazu der große Tresen auf der rechten Seite und die edel verkleideten Fahrstühle am anderen Ende des Raumes. In welcher Welt war ich plötzlich gelandet?

„Togu! Jetzt warte doch mal!“ Der Kleinere der Beiden hetzte dem Mann namens Togu hinterher.

‚Togu...?’ Da klingelte es bei mir. Konnte es etwa sein, dass dieser Mann etwas mit dem Hotel, in dem wir uns soeben befanden, zu tun hatte?`

Wäre ich doch im Bett geblieben...
 

Wir stiegen in einen der Fahrstühle ein und fuhren in den sechzehnten Stock. Mir machte es den Anschein, als sei das eine private Etage, war doch der Knopf vergoldet gewesen. Auch hier war alles sehr prunkvoll eingerichtet. Ich traute mich kaum, dem Mann zu folgen.

Togu führte mich schnurstracks in ein Zimmer, welches sich als riesiges Kleidungszimmer herausstellte. Hunderte von Anzügen, Schuhe, Krawatten, Kleider und Damenmode. Man könnte meinen, das hier sei eine Boutique.

„Welche Größe haben Sie denn?“

Diese Frage riss mich aus meinen Gedanken, weswegen ich ein wenig nervös wurde. „A-also...“ Togu blickte mich scharf an. Mir verschlug es daraufhin die Sprache. Nur warum? Er war doch so viel Jünger als ich...!

„Nun. Wenn Sie mir nicht antworten wollen...“ Er schnipste mit den Fingern., woraufhin ein Mann Mitte Vierzig den Raum betrat und sich vor ihm verbeugte.

„Sir?“

‚Sir?!’ Perplex betrachtete ich nun das Schauspiel vor meinen Augen.

„Wir benötigen einen neuen Anzug. Kümmern Sie sich darum.“

„Sehr wohl.“ Der Mann kam mit prüfendem Blick auf mich zu, während er im selben Atemzug ein Maßband zückte.

„Das ist doch wirklich nicht nötig...“, brachte ich gepresst hervor, als mir mein Jackett auch schon abgenommen und beiseite gelegt wurde. Auch meine Krawatte fand ihren Platz auf dem kleinen Beistelltisch.

Der Mann nahm nun konzentriert von Brust, Schultern und Armen maß, widmete sich anschließend noch Hüfte, Beinen und meiner Gesamtgröße. Er notierte alles auf einem kleinen Block, den er aus seiner Brusttasche gezogen hatte und überflog alles noch einmal kurz. Dann steckte er den Block wieder ein und verschwand in einem kleinen Zimmer auf der linken Seite des Raumes. Nach wenigen Minuten kam er mit einem dunkelgrauem Nagelstreifenanzug, dunkelblauer Krawatte und passenden, hochglänzenden Schuhen zurück.

„Dieser wird Ihnen sicher hervorragend stehen“, gab der Schneider zu verstehen und hielt das Kleidungsstück an einen Körper.

„Wunderbar. Probieren Sie ihn doch gleich an, Iro-san.“

Verwundert blickte ich Togu an. Woher wusste er wie ich heiße? Meinen Namen hatte ich doch noch gar nicht genannt? Zu schnell war alles abgelaufen... Lange konnte ich mich aber darum nicht kümmern, ruhten doch so viele Blicke auf mir. Ich blickte dann von Togu, auf seinen Freund zum Schneider, ehe ich den Kleiderbügel ergriff.

„Dort hinten ist die Umkleide“, bemerkte Togu und zeigte auf einen weiteren kleinen Raum, diesmal aber hinter mir. Es war mir mehr als nur unangenehm, von so vielen Leuten angesehen zu werden, also begab ich mich zügig in diese Umkleide.

Jetzt hatte ich also diesen neuen Anzug in der Hand. Er war aus Seide und fühlte sich dementsprechend gut an. Ich fragte mich, ob ich den wirklich annehmen konnte. ‚Und woher kannte er denn nun meinen Namen?’

Irgendwie kam mir das alles mehr als suspekt vor. Jetzt aber einfach zu gehen, nachdem Togu solche Mühen auf sich genommen hatte, wäre zu unhöflich gewesen. Zudem durfte ich doch den Termin auch nicht einfach absagen. Mir blieb also nichts anderes üblich, als mich seinem Willen zu fügen und den neuen Anzug anzuprobieren.
 

„Und du pass beim nächsten Mal gefälligst besser auf!“, schimpfte Togu und sah seinen Freund gereizt an.

„T-tut mir Leid! Ich habe das Gleichgewicht verloren...“ Nahezu demütig verbeugte er sich vor Togu. „Ich geh’ neuen Kuchen holen...!“

Doch noch bevor er sich auf den Weg machen konnte, wurde er vom Anderen am Arm gepackt und zurückgehalten. „Du bleibst schön da. Wir haben schließlich einen Gast.“

„A-aber...“

„Deine Strafe bekommst du natürlich trotzdem.“

Ein wenig verängstigt blickte Ikeda den Größeren an, als dieser ihn an sich zog und unsanft küsste. Gegenwehr brächte ihm nichts; zu fest hatte Togu ihn im Griff. Sekunden später löste sich Togu vom Anderen und leckte sich genüsslich über die Lippen. „Den Rest bekommst du später zu spüren.“

Tief holte Ikeda Luft, als er die Andeutung seines Freundes vernahm und daraufhin verlegen den Kopf senkte.
 

Kleider machen Leute. Kaum hatte ich den neuen Anzug an, wirkte ich wie jemand ganz anderes. Das war schon etwas merkwürdig...

Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich die Umkleide verließ, um mich den Anderen zu präsentieren. Doch kaum den Hauptraum betreten, sah ich etwas, das ich lieber nicht gesehen hätte.

‚Er hat ihn geküsst!’ Überrascht wie ich war, konnte ich mich kaum rühren. Was hatte das zu bedeuten?

„Ah! Iro-san. Treten Sie doch näher.”

Den dicken Kloß in meinem Hals schluckte ich herunter und trat hervor. Ganz gleich was diese Männer miteinander hatten – oder auch nicht -, es ging mich nichts an.

„Steht Ihnen wirklich ausgezeichnet! Ochiai-san!“

Der Schneider trat erneut an mich heran und kontrollierte den Sitz den Anzugs. „Passt hervorragend, Togu-sama.“

‚Sama?’ Ich fragte mich ernsthaft, wer dieser Togu war.

„Sehr gut. Nun. Dann wollen wir weiter. Folgen Sie mir.“

Ich kannte diesen Ton. Und so langsam wurde mir auch klar, woher. Das Bild eines schwarzhaarigen Mannes drängte sich mir auf. ‚Washi-san... Aber wie könnte das sein...?’
 

Zusammen mit Ikeda folgte ich also dem jungen Mann. Togu war bereits in den Aufzug gestiegen und wartete. Ich hatte gedacht, dass wir wieder nach unten fahren würden, doch dem war nicht der Fall. Stattdessen ging es weiter hinauf, bis wir im zweiunddreißigstem Stock ankamen. „Hier entlang, Iro-san.“

Ich war von der Einrichtung, die ebenso edel war wie die Lounge, fasziniert. Der Ausblick auf die Stadt, der sich durch eine riesige Fensterfront am Ende des Ganges bot, war einfach atemberaubend. Doch was sollte ich hier?

„Ähm... Entschuldigung? Togu-kun?“

Der Angesprochene drehte sich zu mir um und sah mich an, als missbillige er, wie ich ihn ansprach. “Ja?“, fragte er schließlich mit tiefer Stimme.

„Es war wirklich freundlich von dir, mir den Anzug zu überlassen. Danke dafür. Aber ich müsste zu einem Termin, den ich nicht versäumen darf.“ Ich verbeugte mich noch leicht und hoffte, dass ich nun gehen durfte.

Ich erntete dafür einen bösen Blick, der sich dann aber schlagartig änderte. Togu lächelte mich nun freundlich an. „Wissen Sie denn nicht, zu wem Sie müssen?“

Ich blinzelte. Was meinte er damit?

„Nun, das sieht Maki-san ja ähnlich.“

„Du kennst meinen Chef?“, konnte ich nur erstaunt fragen. Mittlerweile verstand ich gar nichts mehr.

„Iro-san. Diesen Termin haben Sie bei mir.“

Mir fehlten die Worte. „Was...?“

„Und bitte, duzen Sie mich nicht.“ Sein Blick war herablassend und keineswegs der eines jungen Mannes. „Setzen wir unser Gespräch doch lieber in meinem Büro fort. Ikeda, du holst uns schon mal den Kaffee.“

Der Begleiter nickte nur und verschwand in einem der Zimmer auf der linken Seite. Togu führte mich währenddessen in sein Büro, welches am anderen Ende des Ganges lag. Es war schlicht eingerichtet, aber wohl eines der größten Büros, die ich bislang gesehen hatte. Auf der linken Seite befanden sich einige Regale mit Büchern und Ordnern darin, wohingegen auf der rechten Seite ein kleines Sofa und daneben eine Vitrine ihren Platz gefunden hatten. Und direkt vor der großen Fensterfront, mit Blick auf ein riesiges Parkgelände, stand ein übergroßer, dunkelfarbener Schreibtisch.

Es war wohl das ganze Hotel so luxuriös eingerichtet worden.

Togu bot mir einen Stuhl, vor dem Schreibtisch stehend, an und begab sich daraufhin auf seinen Platz. Es faltete seine Hände und legte diese auf die Tischplatte. „Dann will ich mich mal vorstellen. Mein Name ist Misaki Togu und ich bin das zweiundzwanzigste Oberhaupt der Togukawa-Familie. Hier, meine Visitenkarte.“ Ganz wie es den Sitten entsprach, tauschten wir unsere Visitenkarten aus.

‚Togukawa...? Den Namen kannte ich doch? Waren das nicht diese... Yakuza?’

Noch bevor ich etwas erwidern und mich selber vorstellen konnte, sprach mein Gegenüber weiter. „Ich vermute, Sie ahnen nun, wer vor Ihnen sitzt. Aber keine Sorge. Wir sind nur wegen der Geschäfte hier. Na ja...“, begann er seinen Satz und schmunzelte. „und weil mir von Ihnen erzählt worden ist.“

„Wie meinen?“ Wer hatte da war über mich erzählt? Das war mir wirklich nicht geheuer.

„Das ist im Moment egal. Kommen wir lieber zum eigentlichen Punkt, weswegen man Sie heute hierher geschickt hat. Maki-san wünscht also mehr Investoren?“

Ich nickte daraufhin zögerlich. Am besten war es wohl, wenn ich das schnellt hinter mich bringen würde und bald nach Hause fahren könnte. „Ganz recht. Er möchte wohl expandieren, hat aber noch nicht das nötige Kleingeld dafür...“ Ich seufzte innerlich auf. Es war dumm von meinem Chef, auf gut Glück die Firma zu vergrößern. „Dass wir momentan rote Zahlen schreiben, scheint ihn dabei weniger zu interessieren...“

„Davon höre ich zum ersten Mal“, kommentierte Togu und griff nach ein paar Unterlagen. Just in dem Moment klopfte es an der Tür und Ikeda trat herein.

„Der Kaffee.“ Er kam mit freundlichem Lächeln an den Schreibtisch heran und schenkte Togu und mir je eine Tasse ein. „Milch oder Zucker, Iro-san?“

„Milch, bitte“, antwortete ich knapp und beobachtete den jungen Mann weiter. Nachdem er in meine Tasse noch einen Schluck Milch getan hatte, süßte er die Tasse Togus mit zwei Stückchen Zucker – ohne dass dieser etwas zu sagen brauchte. Es schien, als würden sie sich schon einige Zeit kennen und erneut stellte sich mir die Frage, in welcher Beziehung sie zueinander standen. Anschließend rührte Ikeda den Kaffee noch um und stellte die Tassen vor uns auf den Tisch.

„Danke“, antwortete ich lächelnd, woraufhin sich Ikeda verbeugte und den Raum, mitsamt des Kaffeegeschirrs verließ.

„Gut“, gab Togu zu verstehen und nahm einen Schluck des schwarzen Gebräus zu sich. Kurz noch überflog Togu die Papiere, wandte sich dann wieder mir zu. „Nennen Sie mir doch einen plausiblen Grund, warum ich diese Firma unterstützen sollte, wenn sie doch – wie Sie sagen -, rote Zahlen schreiben.“ Er sah mich dabei eindringlich an.

„...“ Was darauf antworten? Ich kannte die genauen Absichten meines Chefs nicht. Er hatte mir immer nur das nötigste erzählt gehabt. Dass ich nun vom jetzigen Stand der Dinge wusste, war auch eher ein Zufall gewesen. „Wenn ich ehrlich sein darf...?“

„Natürlich.“

„Ich würde nicht in eine Firma investieren, bei der kein deutlich besserer Absatz in Aussicht ist. Unsere Leute geben alle ihr bestes und die Qualität stimmt auch, aber meinen Recherchen nach ist der Markt ausgeschöpft. Wir müssten eher mit einer neuen Idee ankommen, doch die ist nicht in Sicht.“

„Hm.“

„Halt! Sie können da jetzt nicht rein!“, hörte man Ikeda rufen, als die Tür auch schon aufgerissen wurde.

„Na? Was habe ich dir gesagt?“

Ich drehte mich um, als ich eine Stimme vernahm, dir ich bereits kannte. Wen ich sah, überraschte mich sehr. ‚Washi-san?!’

“Yuu-san! Du hattest völlig recht! Er ist genau so, wie du ihn beschrieben hast.“

„Auf mein Gespür ist eben verlass.“ Er grinste und trat an den Tisch heran.

Ich sah perplex zwischen den beiden Männern hin und her, als der Jüngere der Beiden zu erklären begann. „Washi Yuudai-san kennen Sie ja bereits. Er ist mein Großonkel mütterlicherseits und so etwas wie ein großer Bruder für mich. Er hatte mir nach Ihrem Gespräch mit ihm von Ihnen erzählt. Wie Sie sich verhalten hatten und waren dann beide der Ansicht, dass Sie der perfekte Kandidat seien.“

Zumindest war jetzt nun geklärt, warum mir Togu so seltsam bekannt vorkam. „Und... für was bitte?“ Warum sprachen in letzter Zeit nur alle in Rätseln? Das gefiel mir nicht.

„Nun. Wie soll ich das erklären? Yuu-san?“

„Es ist doch eigentlich ganz einfach. Du sollst so etwas wie unser interner Spion werden.“

„Spi-Spion?!“

„Das ist etwas übertrieben, aber der eigentliche Sinn doch ähnlich“, antwortete Togu und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Es steht der Verdacht im Raum, dass einige unserer Mitarbeiter auffällig geworden sind. Einige sollen sogar Geld unterschlagen haben. Bislang konnten wir aber noch nichts beweisen.“

„U-und was hat das mit mir zu tun?“

„Sehen Sie. Sie sind ein mutiger, aufgeschlossener Mensch. Mit Ihren Charakteristika gewinnen Sie sicher leicht das Vertrauen anderer. Wir würden Ihre Fähigkeiten dazu nutzen, unlautere Angestellte und deren Machenschaften auszudecken, wenn Sie bei uns einsteigen“, beantwortete Washi-san meine Frage und sah mich eindringlich an.

Ich verstand noch nicht so wirklich, was die beiden Männer von mir wollten...

„Iro-san. Ich biete Ihnen diese Arbeit an, weil Sie genau das mitbringen, wonach wir suchten. Sie können sofort bei uns anfangen, bekämen ein ordentliches Gehalt und Ihre Arbeitszeiten wären flexibel.“ Togu lächelte selbstsicher und schob mir einen Vertrag vor die Nase.

Sie wollten mich also wirklich haben? Und das als „internen Spion“? Das Ganze klang sehr abstrus, wie in einem Film und doch reizte es mich. Hatte ich nicht schon länger vorgehabt zu kündigen? Mein altes Leben zu beenden und ein Neues anzufangen? So schlecht klang es auch nicht, wenn man es sich mal überlegte. Und wirklich Illegal, wie Anfangs gedacht, war es auch nicht – wenn es nur um firmeninterne Mitarbeiter ging. Ich nippte nun an meinem Kaffee und griff dann nach dem Vertrag, um mir diesen zumindest einmal durchzulesen. Die Arbeitsbedingungen passten und die Stellenbeschreibung entsprach der, wie Washi-san und Togu es mir beschrieben hatten. Was sprach nun noch dagegen?

„In Ordnung. Aber was ist mit meinem jetzigen Job?“ Ich blickte auf und sah zwei erstaunte Gesichter.

„Machen Sie sich darum keine Sorgen. Das haben wir bereits alles geregelt.“

Ein wenig skeptisch sah ich den jungen Mann an. „Okay...“, murmelte ich leise.

„Moment. Hier habe ich einen Stift.“

Ich nahm den mir gereichten Kugelschreiber in die Hand und setzte anschließend meine Unterschrift auf das Dokument.

„Sehr schön. Den Anzug dürfen Sie übrigens behalten. Als kleines Willkommensgeschenk sozusagen.“

„... Vielen Dank.“

„Sie brauchen nicht so zögerlich zu sein.“

„Gut. Ähm... Eine Frage hätte ich aber noch...“ Neugierige Blicke trafen mich. „Washi-san? Verstehe ich das richtig? Sie haben drei Jobs?“

Kurz sah mich der Schwarzhaarige erstaunt an, ehe er zu lachen begann. „Ahahahaha! Sie sind wirklich...! Nein, nein. Ich helfe nur meinem Neffen, der diese Position noch nicht lange inne hat.“

„Verstehe...“ Ich hatte noch immer Schwierigkeiten, seinen Charakter zu deuten. Aber das würde sich in nächster Zeit wohl ehe erübrigen.

„Schön. Dann wollen wir hier mal beenden. Es freut mich, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Ich werde Sie in den nächsten Tagen abholen lassen. Auf gute Zusammenarbeit.“

Togu reichte mir seine Hand, welche ich freundlich lächelnd entgegennahm. „Auf gute Zusammenarbeit.“ Auch Washi-san schüttelte ich noch die Hand, ehe ich den Raum, mit den Dokumenten unterm Arm, verließ.

„Wiedersehen“, verabschiedete mich auch Ikeda, der vor dem Büro zu warten schien.

„Ja. Auf Wiedersehen.“
 

Damit verließ ich dieses Stockwerk und bald darauf auch das Hotel. Ein paar Schritte war ich gegangen, als ich mich umdrehte und mir den Gebäudekomplex noch einmal ansah. Nun würde für mich ein neues Leben beginnen. Aber es war gut so.

Am selben Abend noch stieß ich im Blue Diamond auf die Zukunft an.
 

~ Fin ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Delacroix_
2013-06-10T21:45:17+00:00 10.06.2013 23:45
Hi.

Hier ist der versprochene Kommentar zu deiner Geschichte.
Erstmal muss ich sagen, das ich dein Cover sehr hübsch finde. Hast du das selbst gezeichnet? Das nenne ich mal Einsatz. So viel Mühe bei der Gestaltung und so viele Illustrationen, das sieht man wirklich nicht alle Tage.
Die Beschreibung hat mich im ersten Moment etwas erschlagen, aber nachdem ich verstanden hatte wie das mit den Kapiteln ist, leuchtete mir deine Aufteilung auch einigermaßen ein. Kurz habe ich überlegt, wieso du den Prolog nicht als Prolog geladen hast, aber da du ja zwei Geschichten hast, bietet sich das wohl einfach nicht an.
Ich möchte in dem Kommentar nicht unbedingt darauf eingehen, was die YUAListen schon kritisiert haben, obwohl ich ihnen in einigen Punkten zustimmen muss.
Ich sag dir lieber, was mir gefallen hat.
Insgesamt ließ sich deine Geschichte flüssig lesen, Iro ist sympathisch und ich finde du hast dich sehr bemüht die japanischen Gepflogenheiten in deine Geschichte einzubauen. Den ständigen Austausch von Visitenkarten, die Verbeugungen die Anrede – Du hast dich wirklich sehr bemüht das dem Leser zu beschreiben und das auf eine Weise, die sehr natürlich wirkt.
Überhaupt hast du sehr viel beschrieben, weshalb Iro wie ein sehr aufmerksamer Beobachter wirkte. Das war gut für den Leser, weil er sich so ein Bild von allem machen konnte. Etwas was einige bekannte Buchautoren nicht hinbekommen wenn sie so einen Erzähler verwenden..^^
Übrigens, wenn du mit den Genren nicht glücklich bist, die die Sortierer deiner Fic verpasst haben, kannst du hier mal versuchen mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht lassen sie ja mit sich reden und ändern es noch mal ab? - Fragen kostet ja nichts.

LG
Von: abgemeldet
2013-04-26T09:18:07+00:00 26.04.2013 11:18
Hallo Edphonse15, jetzt hab ich dich aber wirklich lang genug warten lassen, nicht wahr? ^^" Leider hab ich mir zwischenzeitlich zwei Finger verstaucht (Sport ist Mord), deswegen kommt der Kommentar erst jetzt. ^^

Obwohl es ein offizieller Kommentar seitens der YUAL-Jury ist, wende ich nachfolgend mein eigenes Bewertungsschema an, wo ich das abdecke, was für mich wichtig erscheint. Dieser Kommentar spiegelt also eher subjektiv wider, was ICH persönlich von der Geschichte halte. Würde sie in der Jury diskutiert werden, müssten ohnehin auch noch andere Augen draufschauen. Es ist also leider nicht möglich von Kommentar auf YUAL-Tauglichkeit zu schließen. ;)
Ich warne auch gleich vor: Ich bin sehr ausführlich. Hol dir schonmal eine Tasse Kaffee (oder Tee, oder Kakao) und ein paar Kekse, dann kann's ja gleich losgehen:

Wie versprochen hier erstmal zur ersten Geschichte von Washi und Iro.

Rechtschreibung/Grammatik
So, hier muss ich gleich mal meckern: Es finden sich einige blöde Fehler darin. Blöd, weil sie garantiert nicht absichtlich so gemacht wurden, sondern von dir übersehen wurden. Allerdings sind es schon pro Seite mindestens zwei, weshalb es einfach sehr auffällt. Ich würde dir raten, deine Kapitel entweder beta lesen zu lassen oder selbst nach 1-2 Tagen nochmal drüber zu lesen.
Du schreibst teilweise sehr viele Adjektive groß und plötzlich anderes klein, was eigentlich groß gehört. Darauf hat dich  KiraNear bereits letztes Jahr hingewiesen und es hat sich dahingehend wohl nichts geändert. Denn die Fehler, die sie aufgezeigt hat, habe ich auch gefunden. Es ist schade, dass diese kleinen Fehlerchen drin sind, denn meinen Lesefluss haben sie definitiv gestört.
Wie gesagt: Es sind wohl nur Tippfehler, die aber auch leicht ausgebessert werden können.

Stil
Hier habe ich eine gewisse Inkonsequenz bemerkt. Am Anfang hast du noch sehr darauf geachtet, dass du eher distanziert schreibst. Dieser Mini-Prolog und der Anfang vom ersten Teil wirken noch nicht besonders einladend und lassen auch rüberkommen, dass Iro eigentlich ein Geschäftsmann ist. (Sonst würde er nicht herumgeschickt werden!) Im weiteren Verlauf lockert sich aber dein gesamter Schreibstil auf, was dazu führt, dass Iro plötzlich eher ein stinknormaler Mensch ist, der von Verhandlungen und Ähnlichem wohl keine Ahnung hat.
Genauso verläuft es mit Washi und später auch mit Togu. Alle deine Charaktere haben am Anfang noch gewirkt, als seien sie Geschäftsleute. Und dann sind sie urplötzlich alle recht locker. Das mag beabsichtigt sein, schlägt sich aber wie gesagt auf den Stil nieder, denn der wirkt einfach nicht konsequent. Gerade weil Iro ein Ich-Erzähler ist, ist man als Leser einfach nur verwirrt, wie diese Wandlung geschieht.
Bei Washi und Togu ist es daher noch am ehesten nachzuvollziehen: Immerhin lernt Iro sie als Geschäftsleute kennen und dann entwickeln sie sich in seinem Kopf zu ganz normalen Menschen weiter. Das ist auch gut so. Auch wenn sich da EINIGES eingeschlichen hat, was bei mir Fragezeichen hinterlassen hat. Aber dazu komm ich noch.
Ebenso sehr unschön ist es, dass du mittendrin, für nur einen einzigen Absatz (!) die Perspektive gewechselt hast. (Das Gespräch von Togu und Ikeda mit anschließendem Kuss.) Wozu? Das Gespräch empfand ich als nicht besonders wichtig - der Kuss war da doch das Entscheidende. Und den hat Iro immerhin dann gesehen. Wie gesagt: Die Perspektive zu wechseln kann gut sein, aber bei einem Ich-Erzähler ist es eigentlich nicht nötig, weil man diesen Erzähler ja meist extra wählt, damit man deutlich macht, was ein bestimmter Charakter fühlt. Das ist allerdings auch meine persönliche Meinung - rein objektiv gesehen bringt es einen nur kurz aus dem Lesefluss raus (weil man ja quasi in Iros Gedankenfluss schwimmt), mehr ist da aber nicht dahinter. Wenn das also dein besonderer Stil ist, will ich nichts gesagt haben. ;)
Noch etwas, das persönlicher Stil sein kann oder auch nicht: "..." - Das ist mir persönlich ein absoluter Dorn im Auge, weil ich nicht sehe, was das aussagen soll. Das ist für mich nahezu vergleichbar mit Smilies in einer Geschichte. Schreibe ich als Dialog: "Ja, ich würde den Job gerne haben! ^^ ", dann spare ich mir sowas wie ", sagte ich freudig." Im Prinzip praktisch, aber in einer Geschichte dennoch nicht angebracht. Ebenso eben "...", was man leicht durch "Ich schwieg" ersetzen kann. Erneut aber: Ich will dir nicht in den persönlichen Stil pfuschen. Ich finde diese Pünktchen in Mangas (!) sogar sehr sinnvoll, wenn sie gut eingesetzt sind. Aber in einer FanFiction, die ja eher an Romane angelehnt ist, empfinde ich es als unnötig.

Idee
Ich muss sagen: Die Idee der Bar "Blue Diamond" fand ich wirklich gut. Auch, dass es sich als Host Club herausstellt, fand ich noch gut. Du ahnst schon, was jetzt kommt: Das große Aber. Wo ist diese Bar, die sogar den Titel gibt, in diesem ersten Teil? Iro ist zwar an einem Abend dort, aber sonst kommt sie dann nur noch ganz am Schluss vor. Du hättest die Bar gar nicht gebraucht, um das mit Washi und Iro in Schwung zu bringen. Washi hat ja bereits vorher gesagt, dass er Interesse an Iro hat. Natürlich hat der Besuch im Blue Diamond ihn noch davon überzeugt - aber benötigt hätte er das nicht. Im Prinzip ist das also recht unnötig. Das hätte man durchaus überfliegen können. Und genau DAS stört mich bzw. das finde ich unheimlich schade. Denn die Kurzbeschreibung hat mir da etwas anderes versprochen, als im Endeffekt da war.
Was im Endeffekt da war, war die Geschichte von Iro, wie er zu einem neuen Job kommt, der ihm (hoffentlich ^^) die Abwechslung gibt, die er sucht. Er ist ja gänzlich unzufrieden, was er sehr schnell deutlich macht. Mehr dazu bei der Handlung.

Beschreibungen
Ich fand deine Beschreibungen stimmig, wenn auch nicht immer passend. Man merkt, dass Iro jemand ist, der seine Umwelt ziemlich genau beobachtet. Das hat alleine die Stimmunterscheidung deutlich gemacht. Zudem sieht er sich in Räumen auch immer äußerst genau um. Die Regel wird eigentlich auch nur ein einziges Mal gebrochen: Von Ikeda gibt es keine wirkliche Beschreibung. Der ist einfach der Junge mit den Konditor-Schachteln. Das fand ich dann doch ein bisschen komisch, aber das kann man durchaus darauf schieben, dass er vor lauter Kuchen nicht mehr so aufmerksam war.
Was ich nicht passend fand: Er hat einmal die Augen von jemandem genau beschrieben. Ich könnte dir spontan vielleicht die Augenfarbe und Eigenarten der Augen meines Freunds sagen, weil ich ihm nahe genug komme. Aber ansonsten schaut man eigentlich niemanden so genau an, dass man die Augenfarbe wirklich klar erkennen kann. Meistens ist es ja nicht nur eine Farbe, die man darin sieht.
So und jetzt der kleine Logikschwenker: Als Iro den Nebenraum im Blue Diamond betritt, wo Washi auf ihn wartet, hast du versucht, Spannung aufzubauen (obwohl jeder wusste, was kommt ;) hihi), indem du beschrieben hast, dass man Washi nicht sofort erkennt. ABER! Iro erkennt den Farbton der Couch ganz genau. Er erkennt ALLES im Raum. Er hört Washis Stimme - und obwohl er doch so stimmfixiert ist, hört er nicht raus, dass es die Stimme desjenigen ist, den er kurz davor getroffen hat? (Übrigens. Zwischen Iros Treffen mit Washi im Büro und dem im Blue Diamond ist echt nicht viel Zeit. Iro hat ja nur geduscht und ist dann zur Bar. Washi müsste also eigentlich nach dem Gespräch gleich gegangen sein. UND wieso trafen die sich abends? Hat da eine normale Firma nicht schon längst zu? Hier muss ich wirklich fragen, weil meine Kenntnisse über die japanische Arbeitswelt gegen Null streben. ^^")
Zurück zu der beschriebenen Szene: Es ist toll, dass du so Spannung aufbaust. In jedem Film hätte das klasse gewirkt - aber in Schriftform leider nicht wirklich. Das war sehr schade, aber auch kein Beinbruch.
Und nun wieder ein bisschen Gemecker: Ich habe nun schon wirklich viele Leute kennenlernen dürfen und auch deren Verwandte. Und von Onkel auf Neffe habe ich NOCH NIE eine Verbindung bemerkt. Egal, ob es sich um zwei Brüder und deren Kinder handelt, oder um nicht direkt verwandte Menschen. Die Stimmen von Vater und Sohn mögen sich sehr ähnlich sein. Aber Onkel und Neffe? (Bzw. sogar Großonkel.) Nein, ich glaube kaum, dass es da so viel Ähnlichkeit gibt. Allgemein unterscheiden sich stimmen ziemlich. Es kann zwar schon sein, dass Togu ähnlich wie Washi nicht danach aussieht, als hätte er eine tiefe Stimme, aber dass Iro dann gleich vom einen auf den anderen schließt, halte ich für äußerst unwahrscheinlich.
Allgemein zu den Beschreibungen noch: Ich finde es gut, dass Iro so viele Adjektive verwendet. Wenn ich nur auf den Textausschnitt schaue, den ich unter meinem Texteditor sehe, wird mir fast warm ums Herz: "seltsamer Laden", "weiches Bett"... du gibst damit unheimlich viel über Iro Preis, das ist toll. So musst du gar nicht schreiben, dass Iro müde und fertig ist, das tut das Bett für dich. Und dass er das Blue Diamond seltsam fand, spricht auch Bände. :)

Handlung
Wie bereits gesagt: Ich hatte erwartet, dass die Geschichten sich wirklich primär um das Blue Diamond drehen. Ich dachte nicht, dass es im Prinzip mehr darum geht, dass Iro einen neuen Job findet.
Und hier kommt etwas, was ich nicht erwartet hätte: Dass Togu wohl das Oberhaupt der Yakuza ist und Iro quasi damit... für die Yakuza arbeiten wird? Das ist doch ein ganz schöner Sprung. Außer natürlich Iro täuscht sich.
Trotzdem: Ich finde es hochgradig unlogisch, was da alles passiert ist. (Ich hoffe das klingt jetzt nicht zu hart! Es gibt nur mehr als genug Fragezeichen bei mir im Kopf.) Iro wird von seinem Chef zu Washi geschickt, damit er aushandeln kann, dass die Firma weiterhin von Washis Firma finanziert wird. Okay. Iro vertritt dabei aber nur seine eigene Meinung und ist richtig, richtig aufbrausend. Okay. Obwohl ich mich frage, ob man das wirklich macht, wenn man so eingeschüchtert ist. Aber solche Leute soll es ja bekanntlich geben. Iro wird aber nicht gefeuert? Sein Chef kriegt das gar nicht mit? Ich wäre wirklich total wütend, wenn ich sein Chef wäre und das mitkriegen würde. Und der Termin am nächsten Morgen zeigt ja eigentlich, dass der Chef durchaus irgendwas gehört haben muss. So, hier aber das nächste: Dass der Chef nicht sagt, mit WEM sich Iro treffen soll, ist absolut unlogisch. So einen verplanten Chef kann es nicht geben, zumindest nicht, wenn er über mehrere Jahre eine Firma leiten kann. Auch wenn diese nicht gut dasteht, kann sowas gar nicht passieren. Der Chef kann nicht einfach sagen, er soll in irgendein Hotel gehen, so unter dem Motto "Siehst ja dann, wo du hinmusst." Nein. Einfach nein.
So, dann der nächste Punkt: Iro duzt Togu, obwohl er massig Respekt vor diesem Mann hat? Selbst, als Togu mit "-sama" angesprochen wird? Das fand ich nicht unbedingt passend. Washi (!) hat er ja dauerhaft gesiezt. Und das, obwohl Washi nicht einmal im Ansatz so respekteinflößend sein sollte wie Togu. (Und das kam auch durchaus so rüber!) Diesen Punkt kann ich aber so noch stehen lassen, das hat nur nicht zu dem Bild gepasst, das ich von Iro hatte. Der ja eigentlich immer höflich ist. (Und Ikeda trotzdem geduzt hat? Einfach so? Einen Fremden? Obwohl Japaner doch immer so höflich sein sollen und er die Sitten und Bräuche so gut kennt? Naja.)
Und dann kommt der neue Arbeitsvertrag: Ich kenn mich mit Japan nicht aus. Aber ich gehe davon aus, dass man auch in Japan das vorherige Arbeitsverhältnis beenden muss, um ein neues anzufangen. WENN das von Iros Chef so gedacht war, dass er zu Togu wechselt, wäre das okay, weil Iro dann wohl fristlos gekündigt wäre. (Was ich in Angebracht seiner losen Zunge übrigens für realistisch halte. Ich schick ja nicht einen Mitarbeiter für Verhandlungen los, damit er meine Firma schlechtredet...) Aber selbst dann gibt's vermutlich auch in Japan Kündigungsfristen und... ach, kurz gesagt: Das ging alles viel zu schnell. Auch, dass Iro gar nicht überlegt hat, sondern gleich eingestimmt hat, obwohl er weder Washi noch Togu so wirklich kennt, erscheint mir einfach unlogisch. Er ist doch eigentlich gar nicht dumm, er überdenkt seine Handlungen ja meistens auch ein bisschen. Im Blue Diamond hat er LANGE überlegt, ob er in diesen Nebenraum gehen soll, bis er sich entschieden hat. Und das war eine Lappalie gegenüber einem Jobwechsel.
Und jetzt endlich auch mal zur Blue Diamond Szene, allerdings nur ganz kurz: Iro hat einen Cocktail bestellt, den er innerhalb des Gesprächs mit dem Barkeeper schon fast austrinkt (wirklich schnell, selbst wenn es nur 0,3 l sind). Dann bestellt er sich einen Neuen, als er fast am Ende ist. Danach reden sie wieder und als er geht, bestellt er nochmal einen Drink? Und hat den Cocktail dann schon wieder vergessen, als er bei Washi ist? Da ist der Cocktail dann nämlich entweder schon wieder leer oder vergessen, weil der Whiskey präsenter ist... ;) Das aber nur am Rande, das fiel mir nur so auf. Sowas fällt einem beim Schreiben, erfahrungsgemäß, aber auch absolut nicht auf.
Wie gesagt: Da sind einige Fragezeichen. Und ein heulender Smilie, weil ich die Bar so schön fand. Aber vielleicht kommt die ja in der zweiten Geschichte zur Geltung... ;)

Genres
In der Genre-Übersicht stehen Romantik, Drama, Humor, Shounen Ai und Hetero, wobei letzteres ja nicht in jeder Geschichte vorkommt. Laut Vorwort handelte es sich ja bei der ersten Geschichte um eine Shounen Ai Geschichte. Du ahnst schon, was jetzt kommt.
Da war kein Shounen Ai. Beim besten Willen nicht. Ich reagiere normalerweise nämlich allergisch darauf. ;) Ich bin persönlich kein Fan von Romantik (also jeglicher Art) und war daher einfach auf etwas anderes gefasst: Auf eine Romanze, eine homoerotische. Aber was ich bekommen habe, glich mehr einem Abenteuer als sonst etwas. Das lag vor allem daran, dass der EINZIGE (!!) homoerotische Punkt in der Geschichte war, als Togu Ikeda geküsst hat. Mehr nicht! Da muss man also echt schon SEHR weit über den Tellerrand herausblicken, um Shounen Ai zu erkennen. Als Sortierer würd ich jetzt sogar so weit gehen zu sagen, dass die Geschichte Gen ist. Denn es steht keine Liebesgeschichte im Vordergrund. Sie steht nichtmal im Hintergrund. Sie wird nur kurz angeschnitten (und es wird erwähnt, dass die beiden Charaktere später ihre eigene Geschichte kriegen, deswegen wird es wohl nur angeschnitten). Da ist kein Shounen Ai. Punkt.
Romantik auch nicht. Punkt.
Drama und Humor sind schon schwerer zu bewerten, weil die besonders unterschiedlich wahrgenommen werden. Aber (das Wort verwende ich zu oft, nicht wahr?) dennoch denke ich nicht, dass sie großartig vorhanden sind. Zumindest nicht in dieser Geschichte. Ein Drama ist da nirgendwo zu erkennen, es passiert nichts dramatisches. Humor kann man durchaus sehen, wenn man es als humoristisch sieht, wie Iro ständig auf Washi trifft. Ein bisschen amüsant ist das ja auch, dass er Washi ständig sieht. Aber sonst finde ich da auch nichts witziges dran.
Wie gesagt: Ich finde, dass keins der Genres wirklich konsequent in der Geschichte drin ist. Dafür fehlt einfach die Liebesgeschichte.
Zum Thema Shounen Ai hab ich aber noch mehr zu sagen (und finde keinen richtigen Platz dafür): Iro ist eindeutig nicht schwul, das merkt man. Aber dennoch versuchst du irgendwie das Shounen Ai einzustreuen, scheint mir. So denkt Iro am Anfang, es sei eine Schwulenbar. Wieso? Wegen rotem und orangem Licht? Rotes Licht spricht bei mir ehrlich gesagt eher für ein... ähm heterosexuell angelegtes Etablissement. Und nicht unbedingt gleich für eine Bar für Homosexuelle. Später, als Togu Ikeda küsst, ist Iro auch im ersten Moment schockiert. Und dann denkt er sich gleich "Ach, geht mich nichts an" und das war's dann. Das fand ich auch komisch. Er war ja so überrascht und doch konnte er es so schnell abtun? Obwohl er anfangs noch hoffte (!) es würde sich bei Blue Diamond nicht um eine Schwulenbar handeln? Er machte am Anfang nicht den Eindruck, als sei er einer dieser toleranten Leute, die mit einem Schulternzucken alles abtun, was sie nicht kennen. Es kam mir gar so vor als fürchtete (!) er sich davor, Homosexuellen zu begegnen. ("Ein Glück, denn ich hatte schon befürchtet, dass es sich hier um eine Schwulenbar handelte.") Da passte es einfach nicht ins Bild, dass er sich nicht seinen Teil über Togu denkt. Ein reicher Geschäftsmann, der schwul ist? Da müsste man sich doch seinen Teil denken. Zumindest wenn man wie Iro solche Ansichten hat. Aber da ich Iros Charakter nicht zu 100% kenne, will ich mir gar nicht anmaßen, da was reinzuinterpretieren. Das war lediglich meine Auffassung von seinem Charakter, und der hat es nicht entsprochen, wie er gedacht hat.

Alles in allem
Ja, ein Fazit... schwer. An sich ließ sich die Geschichte flüssig lesen, es war wirklich angenehm, auch wenn man bei den kleinen Fehlern und bei dem Perspektivenwechsel gestockt hat. Dein Stil ist an sich sehr angenehm, vor allem konnte man sich leicht in Ito versetzen. Die Story war dann auch recht interessant, hatte einige Wendungen, die man wirklich nicht erwartet hat. Leider war es ja aber nicht das, was ich persönlich gewollt hätte. (Aber dafür kann die Geschichte nichts. ;) )
Trotzdem finden sich bei mir viele Fragezeichen. Die Unstimmigkeiten kannst du mir aber gerne noch erklären, womöglich hab ich einfach was überlesen. :)
Ja.. ansonsten mach ich mich jetzt an den nächsten Teil (und hoffe, dass ich keine Stunde mehr am Kommentar tippe, sonst musst du wohl wieder ewig warten x.x") und bin gespannt, was noch so kommt. :D
Von:  KiraNear
2013-01-23T20:00:02+00:00 23.01.2013 21:00
Und da melde ich mich wieder, mit ein paar Kommentaren im Gepäck ;-)

Das ist aber eine ziemlich unsanfte Art, geweckt zu werden. Nur ich glaub, dass das Kenzaki-san ganz wenig oder überhaupt nicht interessiert.

Ohje, der Arme. Er ist ja nicht mit Absicht gestolpert und seiner Reaktion zu Folge bekommt er nun bestimmt richtig viel Ärger.
Das ist wirklich ein seltsamer Mann O_o

Wow, das geht so schnell - und so einfach ? Mit einem Fingerschnipsen? Der hat ja ziemlich viel Geld und/oder Einfluss, dass er das machen kann. 
Und Tatsache, woher kennt der Fremde seinen Namen? Das ist wirklich ziemlich suspekt.

Ok, irgendwie will ich gar nicht wissen, was die Bestrafung sein wird - und doch bin ich neugierig.

Togu ist nicht nur ein seltsamer Mann - er kommt mir auch ziemlich streng und distanziert vor. Oder ist das nur eine Masche von ihm?

Was, er soll ein Spion werden? Das ist schon ziemlich gefährlich. Nur, wie haben die das genau mit dem Job geregelt? Irgendwie hab ich da eine böse Vorahnung.

Auch dieses Kapitel war richtig toll zu lesen und ich bin gespannt, wie es weitergeht.


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