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Mein Licht in deiner Dunkelheit

Deemons Rache ~~ Wichtel-FF für Chocolate Chip~
von

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Stingmons Licht

Langsam und vorsichtig lief Ken, mit Wormmon auf dem Arm, durch die stille, graue Ödnis, ohne überhaupt zu wissen, ob es der richtige Weg aus dieser Hölle war. Er hatte Angst und mit jedem Schritt wurde die Angst schlimmer.

„Ken-chan, ist alles in Ordnung?“

Wie schon die ganze Zeit über zuckte Ken zusammen, als er Wormmons Stimme hörte. Jeder Laut, jedes Pfeifen ließ ihn zusammen zucken und machte ihm deutlich, wie groß seine Angst in Wahrheit war.

„Ich will hier nur weg“, flüsterte Ken leise und sah zu Wormmon, das ihn mit seinen großen runden Augen ansah.

„Versuch es mit deinem D3-Digivice, Ken-chan.“

Verwundert blieb Ken stehen und starrte seinen Partner stumm an. Er fragte sich, warum er nicht selbst darauf gekommen war, denn schließlich war sein Digivice das naheliegendste gewesen. Er war immerhin auch der Einzige der Gruppe, der das Tor zum Meer der Dunkelheit öffnen konnte. Vielleicht konnte er auch ein Tor zur Menschenwelt öffnen.

Vorsichtig setzte er seinen grünen Partner auf dem trockenen Boden ab und zog sein Digivice aus der gefütterten Tasche seiner Freizeithose.

Fest und voller Hoffnung umklammerte er das Gerät, das ihn vielleicht von seiner Angst erlösen und hier herausbringen konnte.

Mit zitternder Hand hob er das schwarze Digivice mit dem Display ins Leere gerichtet und betete innerlich, dass ein Licht in dieser Dunkelheit erstrahlen und sich ein Tor öffnen würde. Doch es funktionierte nicht.

Ken verschlug es den Atem, denn nun war auch der letzte Funken Hoffnung erloschen und er stand allein in der kalten Dunkelheit.

„Ich bin gefangen...“

Leise flüsterte er den Gedanken, dessen Bedeutung er sich bewusst wurde, als er seine eigene Stimme in seinen Ohren widerhallen hörte.

'Gefangen...', wiederholte er seine Worte in Gedanken, worauf seine Knie nachgaben und er schwach zusammenbrach.

„Ken-chan...“

Wormmon war beunruhigt, als es die Tränen sah, die Ken über die Wangen liefen und auf den trockenen Boden tropften. Sie mussten weiter gehen wenn sie hier weg wollten, denn wer wusste schon, was sie hier erwartete.

„Ken-chan, wir müssen weiter. Daisuke und Veemon suchen sicher schon nach uns.“

Bemüht sprach Wormmon immer wieder ermutigend auf Ken ein, nicht wissend, ob seine Worte ihn wirklich erreichten. Doch Ken blieb regungslos am Boden hocken. Wormmons Worte drangen nicht zu ihm vor, denn er hatte sich zu sehr in die eigene Welt der Verzweiflung zurückgezogen.
 

Mit lautem Grummeln zog Mephistomon durch dunklen, öden Wald, in dem sich nun auch ein oder zwei Digiritter befinden sollten. Doch nirgends sah er die Plagen, die LadyDevimon hier in der Nähe durch ein Tor geschickt hatte. Er hatte einige Zeit gebraucht, um den Weg zu finden, doch so weit konnte ein schwacher Mensch nicht kommen.

„Wo seid ihr kleinen Maden? Ich finde euch doch sowieso!“

Mephistomon hatte keine Lust länger zu suchen, denn er glaubte, dass sich die Digiritter irgendwo hier versteckten. Er musste sie nur aufschrecken.

Mit voller Kraft stampfte das Digimon auf den Boden und ließ alles in unmittelbarer Nähe erzittern. Kurz wartete er, ehe er entnervt aufstampfte und erneut ein Erdbeben erzeugte.

Doch wie schon beim ersten Mal lockte er nichts aus einem Versteck hervor. Er wusste nicht, was ihn mehr störte, dass er mit Muskelkraft nichts erreichte, oder dass die Digiritter sich nicht aus der Reserve locken ließen.

„Todeswolke!“

Schnell hatte sich Mephistomon auf eine neue Strategie geeinigt. Er wollte die kleine Ratte ausräuchern, weswegen er seine dunkle Wolke auf die Umgebung losließ und jeden Winkel beweihräucherte.

Irgendwas musste funktionieren und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Digiritter zeigen würden und er diese vernichten konnte, bevor sie Deemon in die Hände bekam.
 

Erschrocken zuckte Wormmon zusammen, als die Erde unter ihm zum ersten Mal leicht vibrierte. Es wusste, dass etwas vor sich ging, als die Erde zum zweiten Mal bebte. Doch Wormmon nahm auch wahr, dass dies keine normalen Erdbeben waren. Irgendwas bedrohliches befand sich ganz in ihrer Nähe. Sie mussten weg von hier und zwar schnell.

„Ken-chan! Komm, wir müssen weg. Es ist gefährlich hier!“

Voller Angst um seinen Partner, packte das grüne Digimon Ken an der Hand, der, kaum dass die weiche Haut des Digimons ihn berührte, zusammen zuckte.

„Ken-chan!“

Verzweifelt rief Wormmon den Namen seines Partners, der langsam wieder zur Besinnung kam und realisierte, dass er nicht alleine war. Wenn er jetzt aufgab, das war ihm klar, würde auch Wormmon darunter leiden müssen.

'Wormmon darf nichts passieren.'

Es war der einzige Gedanke, der Ken durchzog und seine Angst augenblicklich in die Schranken wies.

Fest packte Ken seinen Partner und erhob sich, wie der Phönix aus der Asche, vom Boden und setzte sich mit zittrigen Beinen in Bewegung.

'Weg hier... Wormmon beschützen...'

Wormmon war nun der einzige Antrieb, den er hatte. Ohne seinen Partner hatte er nicht einmal mehr die Kraft zum Weglaufen.

„Ken-chan...“, flüsterte das Digimon und sah hoch zu Ken, in dessen Augen er die Sorgen und die nackte Angst sehen konnte.

'Daisuke... Veemon... beeilt euch bitte.'

Flehend sah Wormmon in die Richtung, in die sie liefen. Es machte sich Sorgen, denn selbst im Championlevel konnte es nicht für die Sicherheit eines wertvollen Partners garantieren. Denn es wusste nicht, was genau dieses Erdbeben verursacht hatte.
 

Genervt bemerkte Mephistomon, dass keine seiner Strategien wirklich Erfolg hatte. Auch weiterhin blieben die Digiritter verschwunden.

Nur ab und zu, wenn ein verirrter Luftzug durch das Buschwerk fuhr, zuckte er hoffnungsvoll zusammen. Und jedes mal wurde seine Hoffnung aufs Neue zerstört.

„Diese Verdammten... Wo seid ihr Digiritter?“

So langsam deprimierte es Mephistomon, denn selbst wenn er Deemons Plan hätte befolgen wollen, wäre das bis jetzt unmöglich gewesen.

„Wo steckt ihr Ratten?“

Lauthals brüllte Mephistomon seinen Frust heraus, denn scheinbar hatte LadyDevimon zwar das Tor geöffnet, aber dennoch versagt.

„Ich hätte doch statt dem Weib gehen sollen. Es war von vornherein klar, dass sie versagen würde!“, grummelte er und lief weiter, immer noch eine Todeswolke nach der anderen ausstoßend.

Er wollte einfach sicher gehen, dass er nicht doch seine Chance auf Rache verspielte.

'Ich werde siegen, wo Piedmon und die anderen gescheitert sind. Das ist meine Bestimmung.'

Jetzt wo Mephistomon so nahe dran war die Feinde der Virusdigimon zu vernichten wollte er nicht scheitern, denn seit er Denken konnte, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht das zu schaffen, wo andere versagt hatten. Und dafür war ihm einfach jedes Mittel recht, selbst wenn er das furchterregendste aller Digimon, Deemon, dafür verraten und sein Leben aufs Spiel setzen musste.

„Ken-chan!“

Erschrocken zuckte er zusammen, als er den Aufschrei einer fiepsigen Stimme vernahm. Nur langsam dämmerte ihm, dass LadyDevimon wohl doch nicht versagt hatte und jetzt musste er nur noch dieser Stimme folgen.
 

Fast schon panisch krabbelte Wormmon auf seinen Partner zu, der über einen Stein gestolpert und zu Boden gefallen war.

Zitternd lag der Schwarzhaarige am Boden und grub seine Finger in die graue, schmutzige Erde.

„Ken-chan! Ist alles in Ordnung?“

Besorgt sah Wormmon zu dem Jungen, der leicht nickte und sich vorsichtig vom Boden aufrappelte.

„Viel wichtiger ist, ob es dir gut geht, Wormmon“, flüsterte er und griff nach dem Digimon, das ihm soviel bedeutete.

Vorsichtig drückte er den weichen Körper seines Partners an sich. Er wollte die Wärme spüren, die das Digimon ausstrahlte, denn nur so konnte er sich sicher sein, dass Wormmon wirklich noch lebte. Noch einmal wollte er seinen treuen Partner nicht verlieren.

„Ken-chan, du erdrückst mich fast...“, wisperte Wormmon leise und drückte sich etwas weg.

„Wir müssen hier weg, Ken-chan... Da hinten... kommt etwas auf uns zu.“

Erst als sein Partner das sagte, nahm Ken die stampfenden Geräusche hinter sich wahr. Etwas kam auf sie zu und er war sich sicher, dass dieses Etwas nicht freundlich gesinnt war.

Ohne lange zu zögern lief Ken hinter die Büsche, die sich in der Nähe von ihnen befanden und Schutz vor den Blicken eines Feindes bringen konnte.

„Keine Sorge, hier sind wir sicher, Wormmon“, flüsterte er leise und drückte sich in das graue weiche Gras.
 

So schnell er gekonnt hatte, war Mephistomon durch das Dickicht dahin gestürmt, wo er die Stimmen gehört hatte. Doch nun war sein Opfer wieder einmal verschwunden.

'So weit kann er nicht sein!'

Innerlich knurrte er, denn wenn es nach ihm ginge, würde der Digiritter vor Ort sein und sich einfach kampflos ergeben. Zumindest würde ihm das einiges erleichtern.

„Komm raus, Digiritter! Ich weiß, dass du hier bist!“, brüllte er laut und ließ das Geäst zittern.

Wütend sah sich Mephistomon um und bemerkte schließlich, dass Blut auf dem Boden war. Langsam stapfte er auf die Stelle zu und bückte sich um seine pelzigen Arme auf den Fleck zuzubewegen. Vorsichtig berührte er das Rot auf dem Gras und stellte zufrieden fest, dass es noch frisch war.

„Du willst also Verstecken spielen? Dann lass uns Spaß haben!“

Dieses Mal wusste Mephistomon, dass er nicht versagen würde. Es roch förmlich die Angst von dem jungen Digiritter, der sich hier irgendwo verkroch.

„Todeswolke!!!“

Wie schon zuvor entließ Mephistomon eine Wolke aus dunkler Energie, die den Digiritter aus seinem Versteck locken sollte.
 

Von seinem Versteck aus sah Ken, wie Mephistomon seine gefährliche Energie ausströmen ließ. Er verstand schnell, dass er davor nicht fliehen könnte ohne entdeckt zu werden. Doch wenn er hier blieb, würden Wormmon und er sterben. Nur einer von ihnen, oder keiner, konnte überleben und Ken hatte schnell entschieden, wer dieser Überlebende sein sollte.

„Ken-chan, was hast du vor?“, wisperte Wormmon, als er merkte, wie sein Partner ihn unter sein Oberteil schob und ihn vorsichtig an sich drückte.

„Pst... Keine Sorge, Wormmon. Wir schaffen das schon irgendwie“, flüsterte der Schwarzhaarige leise und sah hoch, wo er die lilafarbenen Wolken um sich herum wahrnahm.

'Wormmon ist sicher.'

Ein Lächeln huschte über Kens Gesicht, als er sich sicher sein konnte, dass sein Partner diesem Dunst nicht ausgesetzt war.

Nun musste er nur noch ruhig bleiben und hoffen, dass Mephistomon sie nicht bemerkte.

'Durchhalten... Ich muss nur durchhalten...'

Sanft drückte Ken seinen Partner weiter an sich, damit dieser nicht aus seinem Oberteil purzelte. Selbst inhalierte er genug von der Energie der dunklen Wolke, wodurch seine Sinne immer mehr vernebelten und seine Sicht Stück für Stück verschwamm, bis er schließlich im Geiste in die Dunkelheit fiel.

„Ken-chan!“

Verängstigt kroch Wormmon aus dem Oberteil seines Partners, als die Todeswolke verschwunden war und Ken erschöpft zusammenbrach.

Vergessen war der Feind, der in der Nähe war und sie hören konnte. Denn Ken war gerade wichtiger.

„Hab ich euch gefunden!“

Lauthals lachte Mephistomon los, als er Ken und Wormmon hinter den Büschen entdeckte. Das war nun seine Gelegenheit. Auch wenn er nur einen Digiritter vor sich hatte, es würde einen Teil seiner Rache bekommen.

„Du wirst Ken-chan nichts tun!“

Mutig stellte sich Wormmon schützend vor Ken und fixierte das Virusdigimon, das zu allem bereit war.
 

„Es ist so dunkel hier...“

Verunsichert sah sich Ken in der Dunkelheit um. Er konnte nichts sehen, er konnte nichts hören.

Einige Sekunden verstrichen in denen er rekapitulierte, was genau geschehen war.

„Wormmon!!!“

Entsetzt tastete Ken an seinem Oberkörper, doch er spürte nicht mehr den warmen weichen Körper seines Partners, der eigentlich unter seinem Oberteil stecken sollte.

Langsam schlich sich die Erkenntnis ein, dass er alleine hier war. Weder Daisuke noch Wormmon konnten ihm nun noch vor der Dunkelheit beschützen.

„Alleine... Ich bin wieder alleine...“

Wie ein verängstigtes Tier sah sich der Junge um und versuchte etwas zu erkennen, was ihm die Angst nahm, oder wenigstens Hoffnung gab.

„Es funktioniert nicht!“

Erschrocken zuckte Ken zusammen, als er die vertraute Stimme seines verstorbenen Bruders hörte.

„Wieso funktioniert es nicht? Ich bin klüger als jeder andere Auserwählte. Warum wurde es mir geschickt, wenn es nicht funktioniert?“

Schwach tauchte ein Bild vor Kens Augen auf. Er kannte die Szene, die sich ihm zeigte, nur die Worte, die eindeutig von Osamu kamen, waren ihm fremd.

Er konnte sich nicht daran erinnern, dass dieser sie geäußert hatte, als das Digivice erschienen war und sein großer Bruder es in der Hand gehalten hatte.

„Sind das... deine Gedanken?“

Ken ahnte, dass es nur so sein konnte, denn er war dabei gewesen, als das Digivice in ihr Leben getreten war. Und hätte Osamu nicht vor ihm das Gerät in die Hand genommen, hätte sich vielleicht früher offenbart, dass das Digivice für ihn bestimmt war und nicht für seinen perfekten großen Bruder.

„Schön, wenn ich seiner nicht würdig bin, dann wird es auch kein anderer sein.“

Genau wie in seinen Erinnerungen verstaute Osamu das Digivice in seiner Schublade, wo er es bis zu diesem einen Tag verwahrt hatte. Doch das war nichts, was Ken jetzt noch schockierte. Viel mehr war es die Tatsache, dass Osamu, wie er einst als Digimonkaiser, genug Arroganz besessen hatte, um nicht einmal seinen eigenen Bruder als Träger des Gerätes in Betracht zu ziehen.
 

Stumm sah Ken zu wie das Bild seiner Vergangenheit verschwand und durch ein Neues ersetzt wurde. Auch dieses kannte er, denn es zeigte Osamu, der gerade ihr Zimmer betrat, woraufhin sein jüngeres Ich aus der Digiwelt zurückkam.

„Er war... Ken war...“

Erneut erklangen Osamus Gedanken, als würde er sie aussprechen. Zum Ersten mal, hörte Ken was sein Bruder wirklich empfunden oder gedacht hatte.

„Das Gerät... Er kann es nutzen? Mein kleiner gewöhnlicher Bruder?“

Ken wusste nicht, wie er die Gedanken seines Bruders deuten sollte. Sie klangen so hasserfüllt. Doch wen hasste er? Seinen kleinen Bruder, der ein Digiritter war, oder sich selbst, der trotz seiner Intelligenz wohl nie einer werden würde.

„Nein! Das ist ein Irrtum! Er kann es nicht nutzen, er hatte nur Glück!!!“

Wütend stapfte der Osamu seiner Erinnerung auf sein kleines Ich zu und riss ihm das Digivice aus der Hand. Wie schon damals zerriss es Ken das Herz, denn erneut hatte er das Gefühl, dass Osamu ihm einen Teil von sich genommen hatte. Das Digivice war immerhin sein Eigentum gewesen nicht das seines Bruders, so wie dieser es immer behauptet hatte.

„Ich hasse ihn!!!“

Wie ein Schlag in die Magengegend trafen Ken die weiteren Gedanken seines Bruders.

'Er hat mich gehasst... Genauso... wie ich ihn gehasst habe. Aber warum?'

Ken konnte nicht verstehen, wieso sein Bruder, der gute Noten, viel Lob und die Aufmerksamkeit ihrer Eltern besessen hatte, ihn hassen sollte. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass es nur wegen eines Digivices so war.
 

„Ich habe dich gehasst, weil du die Freiheit besessen hast in eine andere Welt fliehen zu können. Ich habe dich gehasst, weil du etwas besonderes warst.“

Erschrocken drehte sich Ken um, als die Erinnerung verschwand und er Osamus Stimme deutlich hinter sich vernahm.

Langsam, als fürchte er sich zu sehen wer dort war, drehte sich Ken um und sah seinem verstorbenen Bruder in die Augen.

„Als du aus dieser Welt wiederkamst verstand ich, dass dieses Ding dir gehörte. Was ich aber nicht verstand war, warum du es sein solltest. Mir war es egal, ob du mich hassen würdest, wenn ich es dir wegnahm. Du hättest sowieso nichts dagegen tun können, denn unsere Eltern standen auf meiner Seite.“

Langsam kam Osamu näher auf Ken zu, der binnen weniger Sekunden auf die Größe seiner Kindheit geschrumpft war.

Wild schlug sein Herz gegen seine Brust, denn er wusste nicht, wie er diesen kalten Blick in Osamus Augen deuten sollte. Unsicher wich er deswegen Schritt um Schritt vor seinem großen Bruder zurück.

„Tag für Tag hatte ich darüber nachgedacht, wie ich das Ding zum funktionieren bekommen sollte. Ich wollte diese andere Welt sehen, die auch schon die anderen gesehen hatten. Ich wollte sie erobern. Doch dann bin ich gestorben und du hast meinen Platz eingenommen. Du hast mich in jeglicher Hinsicht ersetzt... Aber...“

Osamu blieb stehen, als Ken nicht mehr zurück weichen konnte und ging vor ihm auf die Knie.

„Du könntest mich nie vollständig ersetzen, Ken. Im Gegensatz zu mir, hast du deine Fehler eingesehen und bist auf den richtigen Weg gekommen.“

Sanft legte Osamu seine Hand auf Kens Schulter und zog ihn vorsichtig in seine Arme.

„Ich hätte meinen Kriegszug weiter geführt. Denn mir wäre egal gewesen, wer stirbt. Die Saat der Finsternis hätte bei mir auch weiterhin einen guten Nährboden gefunden. Nicht aber bei dir. Du hast dein Herz verloren und es in der Not wieder gefunden. Und dein Herz hat dich zu dem Licht geführt, das dich von der Angst vor der Dunkelheit befreite.“

Ken spürte, wie die Tränen über seine Wangen liefen. Noch nie hatte er sich seinem Bruder so nahe gefühlt wie jetzt in diesem Moment, auch wenn Osamu mit seinen Worten angedeutet hatte, dass er auch fast zu einem Digimonkaiser herangewachsen wäre.

„Mein Herz...“, flüsterte Ken und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken weg.

„Dein Herz... dein Partner... Öffne einfach die Augen und sieh, zu welchem Licht es dich führt.“

Stück für Stück verschwanden Osamu und die Dunkelheit. Und im selben Augenblick erkannte er wieder Landschaft und Stingmon, das sich tapfer gegen ein Ultradigimon bewährte.
 

„Schwarzer Ruhetag!“

Mephistomon ging der Kampf gegen dieses schwache Digimon schon viel zu lange. Er wollte das Spielchen nun beenden, um sich in aller Ruhe um den Digiritter kümmern zu können.

Ohne Skrupel entließ er einen gewaltigen Energiestrom aus seinem Körper und sandte diesen zu Stingmon, der versuchte dem auszuweichen. Doch im Gegensatz zu Mephistomon neigten sich seine Kräfte dem Ende zu. Nur der eiserne Wille seinen Partner Ken zu beschützen, gab ihm immer wieder ein paar Kraftschübe.

Aber dieses Mal versagte dieser Will im Angesicht von Mephistomons unbändiger Kraft.

Obwohl er versucht hatte dem Angriff auszuweichen, erwischte ihn der Energiestrom und schickte ihn schmerzhaft zu Boden.

„Ken-chan...“, flüsterte er, als er versuchte sich aufzurichten, doch seine Kräfte versagten.

Erschöpft sank er wieder zurück zu Boden und keuchte. Ein letztes Mal sammelte Stingmon seine Kraft, um dem sich nähernden Mephistomon eine kleine Überraschung zu bereiten.

„Du hattest von Anfang an keine Chance. Wie konnte so ein kleiner Wurm wie du denken, dass du auch nur einen Treffer bei mir landen könntest? Gegen mich, der davor steht sein Megalevel zu erreichen.“

Als Stingmon zur Seite sah, bemerkte er die grauen Hufen Mephistomons, der neben ihm zum stehen gekommen war.

„Sag gute Nacht!“

Zu allem entschlossen hob Mephistomon seinen linken Huf und ließ diesen über Stingmon in der Luft schweben. Er wollte noch etwas warten, denn er genoss es, seine Gegner um Gnade flehen zu hören. Doch Stingmon schwieg. Es war bereit zu sterben, auch wenn das bedeutete, dass er versagt hatte seinen Partner Ken zu beschützen. Im Himmel wollte er ihn um Verzeihung bitten.

„Das lasse ich nicht zu!“

Verwundert hielt Mephistomon, der seinen Huf auf Stingmon niedersausen ließ, inne und sah zu Ken auf, der sich vom Boden erhoben hatte und ihn nun mit strengen Blick fixierte.

Doch kaum, dass er verstand wer ihn daran hindern wollte, lachte er auf, denn wenn Stingmon ihm schon nichts anhaben konnte, wie sollte es dann ein einfacher, lächerlicher Mensch schaffen?

„Und wie willst du Zwerg mich daran hindern?“

Weiterhin lachte Mephistomon und ließ von seinem Opfer ab, denn er drohte vor Lachen umzufallen, wenn er seinen zweiten Huf nicht auf festen Boden setzte.

„Mit meinem Herzen, das mich zum Licht führen wird!“

Entschlossen hob Ken sein Digivice und präsentierte es Mephistomon, der kurz darauf noch mehr in schadenfrohem Gelächter ausbrach.

„Dein Partner kann nicht mehr digitieren. Euch fehlt zum einen euer Digitationspartner und zum anderen ist dieser Wurm vollkommen entkräftet!“

Für Mephistomon waren die Worte des Digiritters ein guter Scherz. Selbst wenn der Zwerg ihn noch so ernst ansah, er würde mit hohlen Worten nicht gewinnen können.

„Ich habe noch genug Kraft, um Ken-chan den Weg zum Licht zu zeigen!“, keuchte Stingmon, als er sich vom Boden erhob und sich in ein sanftes rosafarbenes Licht hüllte.

Nun verging Mephistomon das Lachen, denn als er zu Ken sah, bemerkte er dasselbe Licht, das von seinem Digivice ausging und Stingmon definitiv die Kraft zu digitieren geben konnte.
 

„Stingmon to-shinka Sandiramon!“

Geblendet von dem Licht wandte sich Mephistomon von seinem Gegner ab, der es irgendwie geschafft hatte ohne dieses Ex-Veemon auf ein anderes Ultralevel zu digitieren. Die Frage war nun, zu was Stingmon, nun Sandiramon, in diesem Level fähig war.

Als das Licht erlosch, nahm Mephistomon die Arme runter und sah zu der weißen Schlange, die ein heiliges Tierdigimon war und von vielen Digimon in der Digiwelt verehrt wurde.

„Sa-Sandiramon...“, stotterte Mephistomon, denn er kannte die Geschichten von diesen Digimon, die so kaltblütig töteten.

Nicht einmal vor ihrem eigenen Typus machten sie in ihrer Mordlust halt.

Einen Moment lang ließ sich Mephistomon davon in Angst und Schrecken versetzten, doch schnell fing er sich wieder. Er hatte hier schließlich das Digimon eines Digiritters vor sich. So kaltblütig konnte es da also nicht sein.

Erleichtert, mit einem Grinsen, sah er zu Ken, der ihn eiskalt fixierte. Und erneut fuhr ihm ein Schauer der Angst durch den Körper. Vor ihm stand nicht mehr der verängstigte Junge, der auch nach anderen Wegen suchte um einen Kampf ohne Tote zu beenden. Vor ihm stand der wiedergeborene Digimonkaiser, der zu allem fähig war.

„Sandiramon...“

Mit festen Blick sah Ken zu der weißen Schlange, die ihn auch ohne viele Worte verstand und nickte.

„Giftbeil!!!“

Mit Schwung holte Sandiramon mit seinem Speer aus, der rosa aufleuchtete und nun auf Mephistomon zielte, der seiner Angst fast vollständig unterlegen war.

Erst als er realisierte, dass er angegriffen wurde, wich er aus und vergaß die Angst, die ihn Sandiramon und der wiederauferstandene Digimonkaiser bereiteten.
 

„Ken-chan, jetzt!!“

So wie Ken und Sandiramon es stumm geplant hatten, war Mephistomon nun abgelenkt. Schnell schlängelte das heilige Tierdigimon auf seinen Partner zu und senkte den Kopf, damit Ken auf diesen springen konnte.

Wie versteinert blieb Mephistomon stehen, als er verstand, dass er dem famosen Schauspiel der beiden geglaubt und sich in Angst versetzen lassen hatte.

Er hatte ihnen so die Chance zur Flucht gegeben und obwohl Sandiramon eine gigantische Schlange war, konnte es sich schnell durch das Geäst bewegen.

Einen Moment lang wollte Mephistomon ihnen hinterher eilen, doch als er sich bewusst wurde, in welche Richtung sie flohen, ließ er von dem Gedanken ab und ließ sein diabolisches Lächeln aufblitzen.

„Fliehen könnt ihr nicht...“, lachte er leise und wandte sich von der Richtung ab, in die der Digiritter und sein Partner geflohen waren.

Wenn er diesen Wurm nicht bekommen konnte, dann wartete er hier lieber auf einen anderen, denn sicher waren seine Freunde schon auf dem Weg um ihn zu retten und dann würde er sie Willkommen heißen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2013-06-13T08:44:15+00:00 13.06.2013 10:44
Und weiter gehts =] Diese Leere an Kommentaren, das geht ja mal gar nicht. Da müssen wir entgegenwirken x3
Endlich ein Kapitel aus Kens Sicht - ich bin neugierig.
Ohje, der Arme - kein Wunder, dass er so sensibel reagiert, bei dem was er damals da durchgemacht hat ;__; Aber ich bin erleichtert, dass dennoch die Sorge um seinen Digimonpartner ihn dazu bringt, nicht aufzugeben. Es ist immer gut, wenn man jemanden hat, den man beschützen kann, das macht einen selbst innerlich stärker.

>Zittern lag der Schwarzhaarige am Boden und grub seine Finger in die graue
ZitternD, da ist ein Buchstabe abgehauen =)
Naw, es ist so rührend, dass Ken lieber Wormmon beschützt und stattdessen seinen Tod in Kauf nimmt. Das zeugt von aufrichtiger Verbundenheit, aber auch gleichsam hat dieser Geste etwas Selbstzerstörerisches inne.

>wo es bis zu diesem einen Tag verweilt hatte.
verweilt war oder wo er es bis zu diesem einen Tag verwahrt hatte.
Oh, diese Sequenz, in der Ken auf seinen Bruder trifft, ist so ergreifend, Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, bis auf das, dass ich echt richtig mitgefühlt habe. Du hast mit diesem kurzen Absatz soviel Emotion und Eindrücke erzeugt, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich noch schreiben soll ...

>um dem sicher nähernden Mephistomon
sich

uiuiui, solangsam gehts Richtung Zielgerade. Ich hab schon wieder fast das Kommentieren vergessen, so fixiert war ich aufs Lesen xD: Ich hoffe, meine Kommis werden nicht zu kurz.
Aber ich glaube, ich werde diese FF aufjedenfall für YUAL vorschlafen :3 Verdient hätte sie es, zumindest das, was ich bisher von ihr gelesen habe.

✖✐✖
Antwort von:  Erenya
13.06.2013 10:48
Wuahhhh!! Yual O.o Also so gut ist sie bei weitem nicht. X'D Gott wie angenehm peinlich. ^^ aber ich freue mich, dass dir diese FF gefällt und du der Kommentarleere entgegen wirken möchtest.


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