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Entscheidung

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„Und sie sind sich ganz sicher, dass sie kommen werden?“ fragte Walter noch einmal nach, als Alucard ohne jegliches Geräusch durch die Wand ins Wohnzimmer glitt. Der Diener des Hellsings machte dem Vampir ein Zeichen still zu sein „ und der Dekan verlangt ausdrücklich seine Anwesenheit?“ Die tiefen Sorgenfalten in Walters Gesicht machten dem rot gemantelten Vampir klar, dass es sich um ein sehr ernsthaftes Telefonat handeln musste. Er spitze gespannt die Ohren. Vielleicht bahnte sich da ja endlich mal wieder ein bisschen Abwechslung für ihn an. Zu lange war es schon her gewesen, dass er und Selas sich auf Kosten unwürdiger Untoter oder solche die sich dafür hielten amüsieren durften. Während er noch vergangenen Schlachten nach trauerte, holte ihn Walters letzter Satz schlagartig zurück in die Gegenwart. „Also dann werde ich Lady Integra unverzüglich davon in Kenntnis setzten, dass die Jahresversammlung des Roundtables dieses Jahr bei uns stattfinden wird. Sehr wohl Sir und auf Wiederhören.“ Alucard lachte dröhnend „Hab ich das gerade richtig verstanden? Die Jahresversammlung des Roundtables hier in unseren Hallen?“ Walter nickte. Er sah deutlich weniger gut gelaunt aus als der Vampir. „ Und nicht nur das, um ein versöhnliches Zeichen zu setzten wurde auch noch Enrico Maxwell nebst Gefolge eingeladen. Ich habe keine Ahnung wie ich das der Lady am schonendsten beibringen soll. Ich kenne ja ihre Vorliebe für solche Veranstaltungen und das ganze muss ja auch unverzüglich organisiert werden.“ Händeringend wandte er sich zur Tür, durch die jetzt Seras geschlüpft kam. Das kehlige Lachen ihres Meisters hatte sie neugierig angelockt. In letzter Zeit war er weniger gut gelaunt gewesen, was einfach daran lag, das ihm die „Arbeit“ fehlte. „Was ist denn hier los?“ Alucard klatschte freudig in die Hände. Er sah aus als wenn Weihnachten, Ostern und sein Geburtstag auf einen Tag gefallen wären, dachte Seras und fragte sich wann sie ihn das letzte mal so erregt gesehen hatte. „Wir feiern eine kleine Party! Rief er verzückt. „Na ich hoffe die liebe 13 Organisation Iscariot vergisst auch niemanden zu Hause, wenn sie kommt.“ In diesem Moment schwante Seras bereits nichts Gutes.
 

Lady Integra Wingates Hellsing saß an ihrem Schreibtisch als ihr Walter die frohe Botschaft überbrachte und wie erwartet fiel auch die Reaktion aus. „Wie bitteeeee?“ Vor entsetzen stieß sie einen der unzähligen Ordnerstapel vom Tisch. Alucard behandschuhte Hände fingen sie gerade noch auf, bevor sich der Inhalt vollkommen durcheinander auf dem Boden verteilen konnte. „Hoppla, na bist du über diese unerwartete Nachricht genauso erfreut wie ich?“ Sie blieb ihm die Antwort schuldig und wandte sich stattdessen ihrem Butler zu. „ Wieso haben sie das nicht verhindert Walter?“ Er zuckte nur hilflos mit den Achseln „ Wie hätte ich das verhindern sollen Lady Integra? Sir Penwood hat schon alle Einladungen mit unserer Adresse verschickt. Er hat uns quasi die Pistole auf die Brust gesetzt.“ Integra stöhnte, Alucard grinste breit „Welch schönes Wortspiel. Und ich hoffe das mein sehnlichster Wunsch was die Gästeliste angeht berücksichtigt wird.“ Integra sah ihn fragend an „Was meinst du damit?“ Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung zog der schwarzhaarige Vampir seine 454 Casull hervor um dann liebevoll das Magazin raus und rein gleiten zu lassen. „Na wenn der liebe Maxwell kommt bringt er bestimmt auch Paladin Anderson mit.“

Integra riss die Augen auf „Ooooo nein ganz gewiss nicht.“ Die beiden Männer sagen sie fragend an, aber die Lady fuhr schon fort „Komm nicht mal im Traum auf die Idee dich mit diesem aufblasenden Priester Hannes in meinem Haus zu prügeln!“ Alucard machte ein beleidigtes Gesicht. „Wer spricht hier von Verprügeln? Ich wollte ihn endlich zusammen mit seinen Bannblättern in Stücke schießen!“ Integra verdrehte die Augen zur Decke „Genau und dabei das gesamte Iscariot und Roundtablekomitee gleich mit. Vergiss es! So sehr ich das Anderson und dir den Spass gönne um so weniger kann ich es mir leisten das wir in der Anwesenheit dieser Männer aus der Rolle fallen.“ „Spielverderber“ die Casull verschwand wieder in der Innentasche des roten Mantels. Walter verließ darauf hin das peinliche Schweigen, weil er jetzt endlich mit dem Organisieren des Essens weiter machen musste. Der Anblick des immer noch verstimmten Dieners ließ Integra bei nahe weich werden. Sie stemmte sich vom Schreibtisch hoch und ging auf ihn zu, weil er sich mittlerweile zum Fenster gedreht hatte„ Hör zu Alucard ich weiß du bist alles andere als ausgelastest in letzter Zeit, aber ich kann auch nichts dafür.“ Sie stellte sich neben ihn uns sah wie er in die Ferne. „Es ist eh schon alles kompliziert genug:“ murmelte sie leise vor sich hin. Ihr Diener gab die Rolle des schmollenden Kindes auf und wandte sich ihr zu „ Was meinst du damit?“ Ihre Blicke trafen sich „Du weißt genau was ich meine du kannst schließlich meine Gedanken lesen“ Sein Mundwinkel glitten ein Stück weit nach oben „ Ja das kann ich.“ Damit löste er sich langsam neben ihr in Luft auf.
 

Tja also mal sehen, ob wir auch alles beieinander haben. Vier Kisten Champagner, vier Kisten Glan Fittich…“ Walter stand in einem der Vorratskeller des Anwesens und hakte die Listen ab, die Seras ihm reicht. Nach dem sie eine Stunde lang nichts anderes getan hatten, machten sie sich zufrieden wieder auf den Weg nach oben. „Perfekt“ Walter wischte im Vorbeigehen noch ein imaginäres Staubkorn vom Treppengeländer, das wie alles im Haus tadellos glänzte. Seras grinste breit, der Mann war einfach ein Perfektionist genauso wie seine Herrin. „Ich hole mir nur schnell noch einen Beutel aus dem Kühlschrank dann verschwinde ich ja?“ Walter sah sie verständnislos an „Wohin wollen sie denn bitte schön Fräulein Viktoria“ „Ö naja runter halt. Ich mein die Gäste kommen doch gleich und da dachte ich..äh…nun ja…“ „Paperlapap Zack ab ins Badezimmer mit ihnen, das Kleid für sie hängt am Schrank. Die Größe müsste passen und blau steht ihnen bestimmt hervorragend. Ich erwarte sie Punkt 19 Uhr hier an der Treppe“ Damit ließ er die kleine Vampirin stehn, die ihm mit offenem Mund nach sah.
 

Integra indessen hatte das Duschen bereits hinter sich und war dabei sich das lange blonde Haar über den Kopf zu föhnen. Dabei ging ihr trotz des lauten Föns die Gedanken nicht aus dem Kopf. Maxwell der alte Verräter würde es sich bestimmt nicht nehmen lassen an diesen Abend noch mal das leidige Thema anzusprechen, mit dem er schon bei der letzten Roundtablesitzung für Unruhe unter den Mitgliedern gesorgt hatte. Da war er einfach so auf der Bildfläche erschienen. Niemand hatte sie vorgewarnt wohl weißlich, dass sie ihren Einspruch sofort gelten gemacht hätte, doch als Maxwell bereits am Tisch saß war es dafür zu spät. Zähneknirschend hatte sie dann mit anhören müssen, wie er den Mitgliedern erklärt hatte, dass es zur Zeit und auch nicht in absehbarer irgendwelche Feinde des Imperiums in diesem Land geben werde und damit nur noch Feinde des christlichen Glaubens übrig sein. Auf deren seelenlose Anwesenheit man dann wohl im Sinne der heiligen Reinigung verzichten könnte.

„Ohne übernatürliche Gegner sind eure gotteslästerlichen Diener überflüssig Lady Integra,“ hatte er gesäuselt „damit sind sie im eigentlichen Sinne die von denen Gefahr ausgeht. Ich bitte sie ein mordlustiger Irrer und seine kleine Mißgeburt, beides gottlose Kreaturen, die es auszulöschen gilt. Damit sie es nicht sind die wir eines Tages fürchten müssen.“ Integra hatte ihn fast angesprungen „ Sie haben dieses Land vor dem Untergang bewahrt, nicht einer von euren hirnlosen Kämpfern war dazu auch nur an nährend in der Lage!!!“ Er hatte nur in übertriebener Geste die Hände gehoben. „Das bestreite ich ja auch gar nicht, aber jetzt ist die Gefahr vorbei und“ „Ich soll Alucard und Seras einschläfern wie Hund die man nicht mehr braucht?“ „Einschläfern langt da wohl nicht“ hatte einer der Herren leise geflüstert sie hatte ihn trotzdem gehört. Maxwell auch. Sein dünnes blasses Gesicht verzog sich zu einem breiten gemeinen Grinsen. „Mir würde da etwas wirkungsvolleres einfallen, Pater Anderson hätte da schon eine perfekte Lösung und …“ doch die Männer des vereinigten Königreichs waren sich einig, dass man seine stärksten Waffen nicht so einfach abgeben sollte. Statt dessen schlugen sie etwas anderes vor „Wir könnten ihn ja tatsächlich so lange sicher ruhig stellen, bis wir seine Hilfe wieder benötigen.“ Integra konnte nicht glauben was man ihr tatsächlich von ihr verlangte. „Ja Lady Hellsing, verbannen sie ihn wieder in das Verließ aus dem er einst gekrochen ist und das Mädchen gleich mit dazu.“
 

Sie stellte den Föhn ab und ging in ihr Ankleidezimmer hinüber. Ihn wieder verbannen. Sie beide in dieses dunkle Loch stecken. Ausgeblutet, wie verdorrte Mumien, darauf warteten das der nächste versuchen würde die Welt ins Chaos zu stürzen, damit sie sie dann wieder retten konnten. Bis dahin sollten ihre ausgemergelten Körper vor sich hin rotten. Sie schüttelte sich bei dem Gedanken, was es bedeuten musste da unten gefangen zu sein, alles an einem nutzlos bis auf dem Geist, der einsam auf denjenigen wartete der ihn erlöste. Wütend riss sie die Tür zu ihrem Kleiderschrank auf. Das kam überhaupt gar nicht in Frage! Niemals nicht würde sie das zu lassen, das war immer noch ihr Haus und ihre Familie und.. Für eine Sekunde stockte sie als sie merkte was sie da dachte. Ihre Familie, ihre Vampire, eigentlich ihre Diener und doch weit mehr als das. Sie schlug die Tür wieder zu …viel mehr.
 

Alucard stand leise summend am Fuße der Treppe, als Seras fluchend die Treppe zum Keller hoch kam. Amüsiert sah er ihr dabei zu wie sie versuchte nicht auf den Saum ihres Kleides zu treten. „Na Fräulein Polizistin alles klar?“ Sie sah erschrocken zu ihm hoch. „Ja, ja Meister alles klar nur diese Schuhe, die Walter mir gegeben hat sind einfach gewöhnungsbedürftig.“ Mit zerknirschter Mine streckte sie ihm die Riemchensandalen entgegen in den sie ihre Füße gepresst hatte. „Einfach zu viel Absatz für mich“ Ihre Füße waren Kampfstiefel gewöhnt. Er nickte verständnisvoll. „ Auch wenn ich noch nie das Vergnügen hatte, mich darin im Gehen zu üben, bin ich davon überzeugt, dass es nicht ganz so einfach ist.“ Seras lächelte dankbar. In diesem Moment erschien ein Schatten auf dem oberen Treppenabsatz und Seras klappte bei dem Anblick der sich ihr bot der Mund auf. „Wow“

Alucard musste sich nicht umdrehen um zu wissen, was Seras so die Sprache verschlug. Trotzdem fehlten auch ihm für einen Augenblick die Worte, als er Integra die Treppe herunter kommen sah. Die Lady sah wirklich atemberaubend aus. Ihr schlanker Körper steckte in keinem grauen Zweireiher, sondern in eine dunkelblaue Korsage zu der sie einen passenden langen Rock trug. Dem Anlass entsprechend stilsicher und denn noch für Integra ungewöhnlich weiblich. Alucard verlor sich für eine Sekunde im Anblick ihrer Schlüsselbeine, bis Integra vor ihm stand. „Guten Abend miteinander“

Beide Vampire grinsten und Alucard küsste formvollendet Integras Handrücken. „Lady Integra es ist uns eine Ehre.“ Ihr Blick war der einer Sphinx. „ Die Ehre ist ganz meinerseits“
 

Dann trudelten langsam die erwarteten Gäste ein. Integra begrüßte einen nach dem anderen, bis sie das Gefühl hatte ihr rechter Arm würde abfallen. Sie stand kurz davor Walter um ein Glas Whiskey zu bitten, als erneut eine schwarze Limousine vor fuhr. Schon das Wappen an der Tür verriet ihr wer da gleich aussteigen würde. Unweigerlich merkte sie, wie sich ihr Unterkiefer anspannte, dann stieg Enrico Maxwell aus und mit ihm auch noch eine weitere Person. Integra entfuhr ein zischender Laut, der stark an das Geräusch einer Schlange erinnerte. „Ruhig Blut Herrin“ Alucards Hand legte sich sanft auf ihre nackte Schulter. Was irgendwie nicht dazu betrug, dass sich Integras Puls entschleunigte. Das Oberhaupt der 13 Organisation kam mit linkischem Lächeln auf sie zu „Guten Abend liebste Lady Integra Wingard Hellsing“ Integra kam bei so viel Falschheit die pure Galle hoch. Trotzdem bewahrte sie königen Haltung „Maxwell“ dann gab sie der Begleitung die Hand „Pater Anderson.“ Der Priester funkelte sie hinter seinen Brillengläsern unheilvoll an „ Lady Integra“ Währenddessen stand Alucard regungslos hinter ihr. „Wie ich sehe hat jeder von uns seinen Bodygard griffbereit“ Maxwell trillerte wie ein Kanarienvogel. Scheinbar war im die Explosivität der Situation bewusst. „ Also dann wünsche ich uns allen einen schönen Abend.“ Alucards Miene blieb ausdruckslos. „ Ein schönen Abend in trauter Runde“ Niemand wagte dem noch etwas hinzu zufügen. Maxwell packte Aderson, der sich mit Alucard ein Blickduell lieferte, am Ärmel und zog ihn hinter sich her in den Saal. Integra beugte sich zu Walter hinüber der mit einem Tablett neben ihr stehen geblieben war „Er hat keine Waffen dabei oder?“ Walter schüttelte den Kopf. „ Die Metalldetektoren haben nicht ausgeschlagen.“ Sie nickte stumm. Wenigstens etwas.

Ultimatum

Im Saal herrschte, unbeeinflusst der vorherigen Begegnung an der Tür, schon nach wenigen Stunden eine fast schon ausgelassene Stimmung. Walter, der mit vier anderen, dafür eigens gemieteten Kellnern, eifrig hin und her rannte bekam langsam Angst, dass die Vorräte nicht reichen würden. Integra, die sich, nach der von ihr als Gastgeberin erwarten Konversation, für einen Moment in einen der Flure zurück gezogen hatte, lehnte sich mit zusammen gekniffenen Augen an die Wand. Sie hatte mit jedem einzelnen von ihnen gesprochen und kam zu dem Schluss. Jeder von diesen aufgeblasenen Affen war ein Idiot. Hirn und vollkommen Ehren los. Sie lachte kurz und bitter auf, als sie sich ein Zigarillo in den Mund steckte. Keiner von ihnen war auch nur den Dreck wert, den sie unter ihren Schuhen mit sich herumschleppten. Wie konnten ausgerechnet sie es nur wagen ihr einen Befehl erteilen zu wollen? Sie hatte geradevor sich nach Feuer umsehen, als eine Flamme vor ihr aufloderte. Erschrocken fuhr sie zusammen. Erst als sie das Pentagramm auf dem Handschuh erkannte, der das Feuerzeug hielt, entspannte sie sich. „Danke“ Die Spitze des Zigarillos glomm auf und sie inhalierte tief, bis sie den grauen Rauch aus den Nasenlöchern stieß. Alucards undurchdringlicher Blick ruhte auf ihr. „Eines Tages werden dich diese Dinger noch umbringen.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. „ Die werden es bestimmt nicht sein die mich umbringen werden“ Er gab darauf keine Antwort, ließ den letzten Satz zwischen ihnen hängen, bis sie fast aufgeraucht hatte, dann nahm er ihr plötzlich das kleine, schmale Stängchen aus dem Mund. Überrascht sah sie dabei zu wie er mit einem einzigen Zug den Rest in einen glühenden Aschehaufen verwandelte, „Du hast Recht,“ stieß er krächzend durch eine graue Wolke hervor. „dieser Tod ist deiner wirklich nicht würdig.“ Sie blinzelte. „Was schlägst du statt dessen vor?“ Seine roten Augen bekamen einen unheilvollen Glanz „Willst du das wirklich wissen?“
 

Seras war gerade damit beschäftigt die leeren Gläser, die herumstanden einzusammeln als Walter sie ansprach. „Fräulein Viktoria würden sie mir einen großen Dienst erweisen und noch rasch ein paar neue Flaschen heraufholen? Ich befürchte ich habe den Durst dieser hochangesehenen Herrschaften ein wenig unterschätzt.“ Die kleine Vampirin lachte „Klar Walter das ist doch kein Problem für mich.“ Damit verschwand sie rasch in Richtung Keller um dem Wunsch so schnell wie möglich nachzukommen. Übernatürliche Kräfte waren schon recht nützlich, dachte sie, als sie ohne erdenkliche Mühe vier Kisten auf einmal hochstemmte. Nicht nur wenn es galt gegen Ghoule und Vampire zu kämpfen. Sie wollte gerade mit der ersten Ladung zurück marschieren, da hörte sie es. Ein leises, klirrendes Geräusch. Als wenn etwas metallisches zu Boden fällt. Im Bruchteil einer Sekunde drang die Erinnerung in Seras Bewusstsein. Sie hatte dieses Geräusch schon einmal gehört. Die Erkenntnis ließ sie augenblicklich erstarren. Das war kein einfaches Metall , sondern eine Klinge aus purem Silber, die über Steine glitt.
 

„Liebste Integra“ unterbrach eine heißere Stimme Integras und Alucards Dialog. „Bis später“ murmelte der Vampir und verschwand als zwei Gestalten den Flur betraten. Einer von ihnen war Sir Penwood der andere Enrico Maxwell. „Hier stecken sie also.“ Integra musterte den alten Herren erneut. Sir Penwood wirkte in seinem Erscheinen schon den ganzen Abend leicht nervös und fahrig, doch jetzt schien er kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. Auf seiner blassen Stirn bildeten sich feine Schweißtropfen, als er sich erneut an sie wandte. „Also Senior Maxwell und ich, wir wollten, beziehungsweise er wollte sie davon in Kenntnis setzten, das….“ Es war kaum zu ertragen, wie der Mann stammelte. „Was ist los?“ unterbrach sie ihn barsch, was ihn allerdings vollkommen aus der Fassung brachte. „Also“ versuchte er es erneut, aber da unterbrach ihn dieses mal das Oberhaupt von Iscariot. „Es geht um die Anordnung des Roundtables, das werden sie doch nicht vergessen haben oder?“ Woher nahm dieser Mann nur diese Arroganz so mit ihr zu reden? „Natürlich habe ich das nicht“ „Na dann möchten wir sie davon in Kenntnis setzten das wir uns auf einen Termin einigen konnten“ Er grinste sie breit an und der Ausdruck auf seinem Gesicht erinnerte sie an eine Katze die sich bis zum Rand mit dicker Schlagsahne vollgefressen hatte. Integra klappte vor Empörung der Mund auf. „Wie war das bitte?“ Sir Penwood wand sich in seinem bereits schweißnassen Anzug wie ein Aal auf dem trockenen. „Hören sie Lady Hellsing verstehen sie das jetzt bitte nicht falsch, aber da sie direkt betroffen sind und ihnen in dieser Entscheidung verständlicherweise die Objektivität fehlt, hat der Rat beschlossen ohne ihre Stimme eine Entscheidung über das weitere Schicksal hinsichtlich ihrer wie soll ich mich Ausdrücken Diener?“ „Dämonen“ warf Maxwell dazwischen. „gotteslästerliche Dämonen, die man am besten ausradieren sollte.“ „Wie auch immer“ fuhr Penwood fuhr, „Wir, also der Rat sind uns mit der Organisation Iscariot darüber einig geworden, das diese Maßnahme am besten so schnell wie möglich erfolgen sollte.“ Integra blickte ihn aus kalten Augen hasserfüllt an „Wann“ stieß sie aus zusammen gepressten Zähnen hervor. Maxwell zog triumphierend einen Umschlag aus der Innenseite seines Anzugs „Hier können sie es nachlesen meine Liebe:“
 

Nur ein Stockwerk unter ihnen kämpfte Seras gegen die Panik an, die sie dazu verdammte regungslos zwischen den Kisten zu verharren, während sich draußen das metallische Klirren zu einem langgezogenen Kreischen steigerte. Es kam immer näher und mit ihm das dunkle Gemurmel eines vor sich hin betenden Priesters. „Gott der Herr gebe mir die Kraft mit seiner Stärke die Welt von allem Bösen zu befreien.“ Die kleine Vampirin zitterte am ganzen Leib. Anderson war da draußen und was er vorhatte war nicht schwer zu erraten. Hilflos drehte sie sich im Kreis, auf der Suche nach einer brauchbaren Waffe, um sich gegen die Bannblätter und vor allem gegen die tödlichen Klingen zu Wehr zu setzen, aber außer ein paar Flaschen gab es in diesem Raum nicht viel. Ihr Blick fiel auf eine alte Ledertasche, die im hintersten Winkel zwischen zwei Regalen vor sich hin staubte. Ihre scharfen Augen konnten die Köpfe der Schläger sehen, die daraus hervor blitzen. Golfschläger! Immerhin besser als gar nichts, um sich zu verteidigen. Sie hechte zur Tasche hinüber, als die Tür auch schon so heftig aufgestoßen wurde, dass sie aus den Angeln flog und zur Boden krachte. Seras riss den Kopf herum. Anderson, stand mit gekreuzten Schwertern im Rahmen und damit war ihr jeglicher Fluchtweg fürs erste versperrt. „Hallöchen du kleiner Bastard“ Ihre Finger griffen nach den Schlägern „Selber Bastard“ Ihre Stimme klang nicht so fest wie sie es eigentlich beabsichtigt hatte. Der Priester gab ein gurgelnden Laut von sich. Es dauerte eine Sekunde bis Seras daraus ein Lachen erkennen konnte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihre Eckzähne wuchsen. „Bereit für deine letzte Reise Nosferatu?“ Er holte aus und Seras sah die erste Klinge wie einen Pfeil auf sich zu fliegen. Instinktiv riss sie den Schläger hinter sich nach vorn und obwohl die Klinge das dünne Metall mühelos zerschnitt erfüllte es seinen Zweck. Das Schwert verlor seine Bahn und bohrte sich anstatt in Seras Hals surrend in die Wand. Der Priester hob überrascht eine Augenbraue. „Nicht schlecht Miststück nur leider wird dir das auch nicht helfen.“ Er wollte schon zum nächsten Wurf ausholen, als ihm jemand in die Hand schoss. „Arrrggg“ das Schwert viel zu Boden und Seras spürte schlagartig die Anwesenheit ihres Meisters. „ Na so was, wie hast du die denn hier rein geschmuggelt?“ Alucards Gestalt manifestierte sich zwischen den beiden. Die überdimensionalen Waffen auf den blonden Krieger der Kirche gerichtet, der mit blutender Hand die nächsten Klingen zog. „ So schwer war das gar nicht.“ Gab dieser knurrend zurück, dann stürzte er sich mit wilden Hieben auf den lachenden Vampir, der sich darüber wie ein Kind zu freuen schien. „ Endlich!“ Alucard feuerte seine Magazine auf ihn ab. Einige Kugeln trafen, andere verfehlten ihr Ziel, so dass es Anderson letztlich gelang Alucard zu erreichen. Schmatzend bohrten sich zwei silbrige Schneiden in seinen Unterleib. Blut schoss wie eine Fontäne durch den Raum. Auch wenn es dem Vampir sichtbar Schmerzen bereitete, grinste er noch immer. „Auuutsch“ war alles was er hervorstieß dann holte er zum Gegenschlag aus.

Seras musste mit ansehen, wie sich die beiden Kontrahenten durch sämtliche Wände und Räume prügelten.
 

Integra wollte das Papier in ihren Händen am liebsten in tausend Stücke zerreißen. Es fiel ihr schon schwer genug den beiden Männern vor ihr nicht auf der Stelle eine Kugel in den Kopf zu jagen. „Ich verstehe“ presste sie mühsam beherrscht hervor. Penwood seufzte hörbar, als wenn er eine schwere Prüfung hinter sich gebracht hätte. Er hatte aufgehört zu schwitzen. „Dann ist es also jetzt offiziell. Die Art und Weise überlasse ich natürlich ihnen Lady Hellsing.“ Er wandte sich zum gehen, nur Maxwell blieb noch ein paar Sekunden länger vor ihr stehen um sich zu verbeugen „Damit liebe Integra verabschiede ich mich und hoffe das es nicht so schnell wieder zu einer Reanimierung kommen muss.“ Obwohl seine Worte durchaus aufrichtig klangen, wusste sie haargenau, was er wirklich meinte. Er hatte was er wollte, damit würde es nichts mehr geben, was ihn davon abhalten konnte sie endgültig zu vernichten.
 

Keuchend lagen Anderson und Alucard auf den blutdurchtränkten Boden. Beide sahen aus, als wenn ein ganzes Bataillon an Zügen über sie hinweg gerast werden. Ein jeder versuchte seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren, als Anderson plötzlich hoch sah. „Verdammt“ Alucard, dessen Hände sich langsam wieder zusammen setzten, schüttelte in gespielter Entrüstung den noch leicht deformierten Kopf. „Also Hochwürden fluchen gehört sich aber nicht.“ Der Priester beachtete ihn nicht, sondern schob sich nur seine zerbrochene Brille wieder auf die Nase, dann humpelte er, ohne sich noch einmal zu den beiden Vampiren umzudrehen, so schnell er konnte in Richtung Treppenaufgang davon. „Hey wir haben doch noch gar nicht richtig angefangen Schweinepriester!“ beschwerte sich Alucard, aber Anderson hörte ihn nicht mehr. Seras war sprachlos „Was war das denn jetzt?“ Ihr Meister hob seinen Hut vom Boden auf um ihn aufzusetzen. „Ein Aufschub Fräulein Polizistin, nur ein Aufschub.“
 

Enrico Maxwell traute seinen Augen nicht als Anderson aus dem Keller marschiert kam. Zwar waren seine Wunden mittlerweile wieder geschlossen, doch sein Talar sah aus, als wenn der Priester einen Abstecher ins Schlachthaus gemacht hätte. „Was um Himmelswillen?“ doch Anderson tat so als wüsste er nicht was gemeint war. „Wir gehen?“ „Ja wir sind fertig hier.“ Maxwell ließ sich seinen Mantel geben und durchschritt die Tür „Das sehe ich anders“ grollte Anderson , dennoch folgte er ihm. Enttäuscht stieg er zu seinem Arbeitgeber in den großen schwarzen Wagen. Als sie von der Auffahrt fuhren, tätschelte Enrico ihm aufmuntern das Knie. „Keine Bange mein lieber Anderson, sie bekommen noch das was sie wollen.“ Der hinterhältige Ausdruck auf seinem Gesicht ließ den Priester aufhorchen. „Ich dachte dieser Teufel soll zurück in sein namenloses Grab?“ „Ja ja und da wartet er dann auf sie, wie auf dem Präsentierteller.“
 

Die letzten Gäste hatten das Anwesen schon seit Stunden verlassen, als Walter die letzten Überbleibsel der Veranstaltung endlich weggeräumt hatte. Er und Seras wollten gerade den Abend beschließen , als Integra die Treppe herunter geeilt kam. Sie hatte wieder Hose und Jackett übergeworfen und nichts erinnerte mehr an das galante Kostüm von vorhin. „Ich muss noch mal weg!“ rief sie den beiden im vorbeigehen zu. „Warten sie nicht auf mich Walter.“ „Ja Lady Integra aber gestatten sie mir die Frage wohin..“ doch sie war schon zur Tür hinausgeeilt, bevor er die Frage zu Ende stellen konnte.
 

Ihr Weg führte ohne Umwege in die Garage, wo unter einer dunklen Plastikplane das auf sie wartete, was sie jetzt brauchte. Mit einem Ruck riss sie das Plastik zur Seite. Der Aston Martin der darunter zum Vorschein kam funkelte im matten Licht der Oberbeleuchtung, wie ein schwarzer Diamant.

Sie ließ sich in das schwarze Leder gleiten und griff nach dem Lenkrad. Als der Motor mit einem lauten Donnern zum Leben erwachte, atmete sich tief ein, dann gab sie Gas und wie ein Blitz schoss der Wagen in die Nacht hinaus.

Während die Bäume wie dünne Striche an ihr vorbei zischten, versuchte Integra das Gefühlsdurcheinander in ihrem Kopf zu ordnen und wie alles andere hinter sich zu lassen, doch egal wie schnell sie fuhr. Es ließ sich nicht abschütteln, das Gesicht dieser falschen Schlange Maxwell, der Verrat des Ordens, denn nichts anderes war es, was da gerade mit ihr geschah. Verrat! Ihr Fuß drückte jetzt das Pedal bis zum Anschlag durch. Sie wollten sie schwächen, nur darum ging es. Nicht um Sicherheit. Da machte sie sich keine falschen Vorstellungen. Ohne Alucard und Seras waren Walter und sie schutzlos und was das bedeuten würde, hatte sie aus den Augen dieses Scheusals von Iscariot lesen konnte. Darin war sie schon so gut wie tot.

Plötzlich tauchte im Lichtkegel der Scheinwerfer vor ihr etwas Rotes auf und mehr aus Reflex als aus eigenem Antrieb schnellte ihr Fuß auf die Bremse. Die Reifen quietschten ohrenbetäubend, aber es dauerte eine Weile, bis der Wagen schliddernd zum stehen kam. Integra wurde erst in den Sitz und dann gegen das Lenkrad geschleudert, dessen Aufprall einen heftigen Schmerz durch ihre Brust schickte. Fluchend warf sie den Kopf nach hinten. Während sie noch nach Luft schnappte wurde die Beifahrerseite geöffnet und niemand anderes als ihr Diener glitte zu ihr herein. Spöttisch betrachtete er ihre verkniffene Miene. „Du fährst wie eine Wahnsinnige“ Integra war immer noch nicht in der Lage ihm zu antworten. Er verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln und drehte dann am Radio. Leise erklang Ludovico Einaudi. Die zarten Töne des Klaviers schienen den ganzen Innenraum einzunehmen. Integra hatte sich endlich von dem Schreck und dem Schlag erholt. „Wolltest du mich so vom Leben zum Tode befördern?“ ächzte sie. Der Vampir kicherte leise, dann sah er aus dem Fenster. „O nein Herrin, so gewiss nicht“ Dann schwieg er, bis Integra stöhnend aufgab „Was sollte das denn dann?“ „Ich möchte gerne von dir erfahren, zu welcher Entscheidung die Mitglieder des Roundtables und der 13 Inquisition gekommen sind.“ Jetzt starrte Integra ebenfalls hinaus in die Nacht. Zögern fing sie an zu erzählen. „Sie sind sich darüber einig geworden das man uns nicht mehr länger braucht.“ „Uns?“ Sie überhörte den sarkastischen Unterton „Ja uns, sie wollen uns alle los werden. Einen nach dem anderen und mit euch wollten sie anfangen.“ Sie lachte bitter auf „Zurück ins Verließ soll ich dich schicken zusammen mit Seras, damit Iscariot Ruhe gibt. Wer weiß womit sie sie alle erpresst haben.“ Alucard antwortete nicht. Sein Blick ruhte noch immer in der Ferne. Integra fing an sich in Rage zu reden „Wenn ihr erst mal ausgeblutet und wehrlos da unten liegt, haben sie freie Bahn, dann werden sie mit mir weiter machen oder mit Walter. Die Reihenfolge ist ja eigentlich egal.“ „Das würde der gute Walter niemals zu lassen.“ Unterbrach der Vampir sie barsch, doch Integra lachte nur erneut auf. „Er wird es nicht verhindern können. Eines Tages werde ich fällig sein und sei es nur damit Anderson endlich sein Werk vollenden kann.“ Der Kopf des Vampirs schnellte zu ihr herum. Integra lächelte schief „Hast du es vergessen mein lieber Alucard? Eines Tages bringt er uns um, dass hat er uns geschworen“ Ihre Hände griffen wieder ans Lenkrad. „Aber keine Sorge, ich werde mich bis zum letzten Atemzug zur Wehr setzen“

„Davon bin ich überzeugt, aber soweit wird es nicht kommen.“ „Ach nein?“ „Nicht wenn du es nicht willst. Es hängt von dir ab, wohin die Reise geht liebe Lady Integra Wingates Hellsing. Ich für meinen Teil stehe weiterhin zu meinem Wort“ Er öffnete die Tür und stieg aus. Stumm sah Integra zu wie er in der Schwärze der Nacht vor ihren Augen verschwand. In ihren Gedanken formte sie erneut die Frage, die auszusprechen sie sich nicht traute und er antwortete ihr ohne die Lippen zu bewegen, als er sich in Form eines Nebelstreifens aufzulösen begann.

Pflicht

Was war hier eigentlich los? Dachte Seras, als sie dabei war nach ein paar Schießübungen mit ihre Halconen, deren gewaltigen Lauf zu reinigen. Schon seit ein paar Tagen war die Stimmung im Hause Hellsing merkwürdig angespannt ohne, dass jemand ihr einen Grund dafür nannte. Walter wich ihr wo er nur konnte aus und selbst ihr Meister hüllte sich in kryptischen Andeutungen. „Große Ereignisse werden ihre Schatten voraus.“ „Was für Ereignisse?“ hatte sie stirnrunzelnd gefragt, doch er hatte nur eine verspiegelte Sonnenbrille aufgesetzt und sie mit schiefgelegten Kopf angelächelt „Geduld Fräulein Polizistin. Wir müssen uns nur noch ein wenig in Geduld üben und das können wir doch. Schließlich haben wir alle Zeit der Welt“ Was meinte er damit? Kam da vielleicht bald wieder Arbeit auf sie zu? Aus welcher Richtung denn dieses mal? Mit einem dumpfen Klack rastete die Federung des Abzugs ein. Mit Ghoulen kam sie mittlerweile gut klar. Alles nur Marionetten, totes Fleisch das man auseinanderschoss, keine Menschen mehr, kein Problem. Mit Ihresgleichen hingegen war es je nach Gegner nicht so einfach, aber auch da hatte sie dazu gelernt, auch wenn der Blutzoll hoch gewesen war. Wehmütig dachte sie an all die Männer, die ihr Leben gegeben hatten. Viele waren nicht mehr übrig geblieben. Plötzlich wurde ihr die Waffe mit einem Ruck aus der Hand gerissen. „Na Seras Victoria hängst du wieder deiner Menschlichkeit nach.“ Ihr Meister ließ die kanonenartige, mit Stahlummantelung versehende Waffe durch die Luft wirbeln, als handelte sich lediglich um einen Strohhalm. „Äh nein ich, ach ehrlichgesagt doch irgendwie schon.“ Sie fuhr sich verlegen durch das struffelige Haar. Wem versuchte sie da gerade etwas vorzumachen? Wenn ihr Meister wollte konnte er in ihren Gedanken lesen wie in einem offenen Buch. Er sah das anscheinend genauso, aber anstatt sich wie sonst immer darüber Lustig zu machen, wurde er ungewöhnlich ernst. „Sie ist schon komisch diese Menschlichkeit nicht war? Sie kommt immer wieder zum Vorschein auch wenn mal glaubt sie längst überwunden zu haben.“ Seine langen, schwarzen Haare fielen ihm in wilden Strähnen in das blasse Gesicht, dass plötzlich einen Ausdruck bekam, den Seras noch nie an ihrem Meister gesehen hatte. Er starrte sie an, aber sie war sich nicht sicher ob er sie überhaupt wahrnahm. Ihre Augen musterten seine Züge, aber sie konnte sich einfach nicht sicher sein, ob es überhaupt möglich war was sie darin zu erkennen glaubte. „Ja Fräulein Polizistin“ unterbrach er die Stille plötzlich und die Vampirin fühlte sich ertappt. Doch der Anflug eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. „Auch der stärkste Kämpfer hat seine schwachen Momente.“
 

Enrico Maxwell goss sich, mit der allergrößten Genugtuung, eine Tasse Kaffee ein, mit dieser ließ er sich anschließend unter lautem Seufzen auf einen der zahlreichen Sessel in seinem Arbeitszimmer nieder. Großartig! Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen. Er nahm einen tiefen Schluck. Es fehlten nur noch ein paar unbedeutende Kleinigkeiten, dann konnten sie los legen. Er war sehr zufrieden mit sich. Alles war nach Plan verlaufen. Keiner war aus der Reihe getanzt, was in Anbetracht einen eindrucksvoll bewaffneten Priesters an seiner Seite auch nicht wirklich zu befürchten gewesen war und im Grunde waren diese Protestanten froh, das er ihnen das unliebsame Weib und ihr Gefolge vom Hals schaffte.

Er kicherte in sich hinein. Eines musste man Lady Hellsing lassen, sie war alles andere als dumm. Sie hatte sofort die Tragweiter der Entscheidung verstanden und wenn ihr verdammter Stolz sie nicht zwingen würde Haus und Hof zu verteidigen hätte sie ihr Heil in der Flucht suchen können aber so. Er nahm den letzten Schluck, dann ging er regelrecht beschwingt zurück an seinen Schreibtisch. Es würde ihn mit unbändiger Freude erfüllen, ihr persönlich den kleinen schlanken Hals umzudrehen und er würde davor Sorgen das er in den Genuss kam. Den Rest konnte er Anderson überlassen.

Der war schon dabei sämtliche Klingen zu schärfen, mit denen er diese Vampire zur Hölle schicken konnte. Seit einer Woche durchkämmte er die Katakomben des Petersdoms auf der Suche nach den letzten Formeln, dies es ihm ermöglichen würden, das Monster der Hellings für immer zu vernichten.

In seinem jetzigen Zustand war das nicht möglich. Zu viele Leben steckten in diesem toten Körper, zu viel schwarze Magie, die man ihm erst entziehen musste, damit sein Herz durchbohrt werden konnte. Erst dann würde es unter dem gesegneten Stahl glühend verbrennen wie mürbes Papier.
 

Die Nacht war schon seit Stunden hereingebrochen, als Integra sich erschöpft aufs Bett setzte und das Gesicht in den Händen vergrub. Sie hatte den Brief mit dem Siegel der britischen Krone vermutlich Hundert mal durchgelesen und immer wieder stand es da schwarz auf weiß, was von ihr verlangt wurde. Ihre Majestät hatte es selbst unterzeichnet, somit war es ein königlicher Befehlt. Sie konnte sich dem nicht wiedersetzten. Nicht wenn sie weiter hin ihre Stellung behalten wollte, ihre Pflicht gegenüber der Krone und ihrer Familie erfüllen wollte, aber was war diese Stellung, diese Pflicht denn eigentlich noch wert?

Alle glaubten die Schlacht war geschlagen, der Kampf gewonnen, die Aufgabe erfüllt und jetzt wollte man das zum Anlass nehmen sie, soweit es ging,zu schwächen. Ihr die Macht entziehen, die sie unantastbar gemacht hatte. Sie stand auf und ging hinaus auf den kleinen Balkon der nach Osten hinaus reichte. Der Anblick des riesigen Gartens, unter dem vollen Mond, versetzte ihr einen Stich und brachte ein neues Gefühl in ihr hervor. Vor nicht allzu langer Zeit war das alles gewesen worum es in ihrem Leben gegangen war. Das Anwesen, die Plicht und die Ehre die darin wohnte. Die sie eingesogen hatte, bis in die letzte Phase ihres Körpers. War das immer noch so? Wie aufs Stichwort tauchte ein Bild in ihrem Kopf. auf. Der Überfall, der Angriff, der nahe Tod und ihr Entschluss um ihr Leben zu kämpfen. Sie hatte es geschafft, weil sie nicht aufgeben wollte, weil es ihre Pflicht war am Leben zu bleiben. Ihre Augen verengten sich. „Aber wofür eigentlich?“ Plötzlich spürte sie den sanften Druck einer Hand auf ihrer Schulter. Obwohl sie nur ganz sacht zugriffen, konnte sie jeden einzelnen Finger wahrnehmen und die Botschaft die, diese Geste ausdrückte.
 

Walters Miene war ausdruckslos als er ihre Anweisungen entgegen nahm. Die Lady sah ihren Diener an, der nun schon so viele Jahre bei ihr war. Dessen Gesicht sie länger kannte als das ihres Vaters. „Ein Befehl ist ein Befehl Walter“ „Gewiss Lady Integra, gewiss. Ich werde alles in die Wege leiten. Heute Abend also?“ Sie nickte. Wenn die Sache abgeschlossen ist, werden wir umgehend den Palast davon in Kenntnis setzen.“
 

Pater Andersons Augen beobachten das Haus schon seit er wieder auf der Insel angekommen war. Die dunklen Fenster, schienen düster zurück zu starren, ohne das auch nur die kleinste Bewegung hinter ihnen auszumachen gewesen wäre. Müde verlagerte er das Gewicht von einem Bein auf das andere. Eigentlich kompletter Unsinn hier wie ein Dieb in den Büschen zu stehen und darauf zu warten das sich hier irgendetwas tat.

Was glaubte Maxwell was die Lady vorhatte? Abhauen? Er verzog das Gesicht. Das passte wohl gar nicht zu einem Menschen, der so stolz und pflichtbessen war wie dieses Weibsstück. Wer es mit Dämonen und Ghoulen aufnahm, der Wiedersetzte sich nicht der Order für die er zu existieren glaubte. Aber wer wusste schon was in diesem blonden Kopf vor sich ging, schließlich schreckte diese Familie nicht davor zurück selbst, die Dienste eines Höhlenfürsten in Anspruch zu nehmen. Er hätte zu gerne gewusst, wie hoch einst der Preis für diese Dienste gewesen war. Vielleicht blieb nach der „Säuberungsaktion“ noch ein bisschen Zeit die Antwort aus der guten Lady herauszupressen, bevor er sie zu ihrem Diener ins ewige Fegefeuer schickte.

Er hing diesem Gedanken noch nach, als sich plötzlich, aus einem der Seiteneingänge die zum hinteren Teil der Anlage führten, zwei kleine Gestalten nährten. Anderson duckte sich tiefer ins Gestrüpp, als er den Butler und das kleine rothaarige Teufelchen erkannte, die nebeneinander auf die Vordertür zu schritten. Beide wirkten mehr als niedergeschlagen und als Anderson die Ohren spitze, konnte er gerade noch verstehen was sie zueinander sagten.

„Glauben sie mir kleines Fräulein, wenn ich es könnte, würde ich es verhindern.“ „Ach Walter.“ Die Stimme des Mädchens zitterte, dann schien sie sich zusammen zu reißen „ Lassen sie es uns so ehrenvoll hinter uns bringen, wie es sich für dieses Haus gehört.“ Der alte Mann lächelte matt „So spricht ein wahres Mitglied dieser Familie“ dann verschwanden sie in den dunklen Kasten.

Anderson grinste wie ein Honigkuchenpferd. Sie würden es also tatsächlich heute Nacht tun.
 

Die Sonne war schon lange untergegangen, aber Alucard entstieg seinem Sarg erst, als sein übermenschliches Gehör das feine Vibrieren wahrnahm. Das helle Rot seiner Iris wurde fast schwarz. Dieses Geräusch hatte er das letzte mal vor fast 25 Jahren gehört. Damals war es auch Walter gewesen, der es verursacht hatte. Es entstand, wenn man mit einem Pinsel Farbe anrührte. Die Pentagramme auf seinen Handschuhen begannen zu leuchten.
 

„Die Männer wären dann soweit euer Exzellenz“ der untersetzte Sekretär verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor Maxwell. „Sehr gut Pater Torga, dann sollen sie sich auf den Weg machen. Anderson wird dort auf sie warten.“
 

„Muss das wirklich sein?“ fragte Seras verzweifelt. Ihr Meister nickte „Du tust was von dir verlangt wird “ Die hochgewachsene Gestalt Alucards schob sich an ihr vorbei „Das wird eine aufregende Erfahrung Seras Victoria“ murmelte er versonnen „Eine neue Ära bricht an.“ Sie senkte den Kopf. Sie hatte mit vielem gerechnet, doch als Walter ihr den Befehl der Lady übermittelt hatte, hatte sie es nicht glauben können. Ihr fehlte ihr trotz allem was sie in so kurzer Zeit erlebt oder besser nicht wirklich erlebt hatte, die Phantasie um sich vorstellen zu können, was da auf sie zu kam. „Keine Sorge,“ hörte sie ihren Herren sagen „wir werden auf jeden Fall unseren Spaß haben. Das verspreche ich dir“
 

Integra hatte sich vorbereitet, so gut wie man sich eben auf so eine Situation vorbereiten konnte.

Sie atmete tief durch, dann öffnete sie die Tür um ihr Zimmer zu verlassen. Es gab keine Alternative. Ihr Entschluss stand fest. Das Buch unter ihrem Arm wog schwerer als es in Wirklichkeit war. Die Aufzeichnungen ihres Vaters. Die Formeln die man brauchte, um das Ritual durchzuführen. Die Sprüche, die genau aufgesagt werden mussten, damit man alle Magie entfesseln konnte oder umgekehrt wieder bannte.

Der Weg in Kammer kam ihr endlos vor.
 

Die Männer in den weißen Kapuzen bildeten einen Kreis um den blonden Priester, der ihnen leise Anweisungen erteilte. „Hat jeder von ihnen verstanden, worauf es ankommt?“ Alle nickten. Anderson lächelte zufrieden. „Gut, dann warten wir jetzt nur noch auf den Richtigen Moment.“ Und seine Hand förderte ein kleines Handy hervor auf dem das Symbol eines Lautsprechers erschien.
 

„Alles soweit fertig?“ Walter nickte. Die frische Farbe, die die schwere Eisentür umrahmte schimmerte noch feucht. „Wir können beginnen.“ Integra schlug das Buch auf und fing leise an die Zeilen vorzutragen.

Als der letzte Satz verklungen war, ließ Anderson das Telefon sinken. „ Jetzt kann es losgehen!“

Das Buch schlug zu. Integra sah auf, dann zog sie die Kapsel aus der Tasche, eine von vielen die Walter im ganzen Haus entdeckt hatte. Wortlos ließ sie sie zu Boden fallen und mit einem gezielten Tritt zerbrach die kleine Wanze unter ihrem Stiefel.
 

Diesen Augenblick musste man genießen, fand Aderson, darum schlenderte er fast schon gemütlich auf den Haupteingang zu. In beiden Händen die totbringenden Waffen, mit der es vollenden wollte. „Herr der du alle Macht des Himmels besitzt, stehen uns bei mit dem Schwert die zu richten die dich in deiner Allmacht verhöhnen!“
 

„Gehen sie Walter,“ Der Diener gehorchte und verschwand. Damit sah er nicht mehr, wie Integra das Buch ergriff, es erneut aufschlug und begann Seite für Seite herauszureißen.
 

Walter hatte kaum einen Fuß in den Flur gesetzt, als mit donnerndem Getöse Holz splitterte. Mit offenem Mund sah er wie sich eine ganze Armee weiß bekutteter Männer durch den Eingang drängte. Jeder von ihnen bis an die Zähne bewaffnet. „Guten Abend Mr. Dolneaz“ zischte Anderson, der die Spitze der Gruppe bildete. Walter runzelte missbilligend die Stirn „Anklopfen hätte durchaus gereicht Hochwürden.“
 

Integra stand bereits knietief in Papier als die letzte Seite in ihren Händen lag. Eine Sekunde verstrich, dann förderten ihre Finger ihr Feuerzeug hervor. Als die kleine Flamme die erste Ecke auffraß konnte sie es noch lesen. Die letzte Zeile, mit roter Tinte geschrieben, die sie nicht vorgelesen hatte, dann verschwanden die Wörter in schwarzem Rauch und mit ihr all die anderen, die jetzt in Flammen aufgingen.
 

Die Soldaten des Priesters richteten ihre Waffen bestehend aus Schwertern, Äxten und Sperren auf den dünnen, alten Diener, bereit auf den kleinsten Wink von Anderson zu zustoßen.

Doch Walter schien die Situation nicht sonderlich zu beeindrucken. „Wie ich sehe haben sie ein paar Freunde mitgebracht, na dann kann die Party ja losgehen.“ Ein leises, kaum wahrnehmbares Surren erfüllte den Raum und die vermummten Köpfe der Männer in der ersten Reihe fielen unter schmatzenden Gurgeln zu Boden. Zufrieden zog Walter die dünnen Drähte zurück, die sich um die Hälse gewickelt hatten. Anderson stieß einen heißeren Schrei aus, dann stürzten sie sich auf ihn.

Doch eher ihn einer erreichen konnte schoss ein gewaltiger, schwarzer Hund aus dem Keller hervor. Sein riesiges Maul verschlang die Arme der Männer, die sich schon zu weit vorgewagt hatten und ihr Blut verwandelte die Halle in ein einziges rotes Meer. In dem die Bestie mit gebleckten Zähnen ein dreckiges Lachen von sich gab. Anderson starrte ihn entgeistert an. Der Hund zwinkerte amüsiert mit den Augen. „Na Schweinepriester, da guckst du was?“ Es war mehr ein Grollen als eine Stimme, doch sie war klar zu verstehen.

„Warum zum Teufel?“ aber Alucard ließ ihm keine Zeit mehr weiter zu sprechen, der Kopf des Hundes verdoppelte sich um dann mit irrem Blick auf seine vermeintliche Beute zu zustürzen.
 

Unter ihnen beobachte Integra immer noch die Reste des Feuers, das alles in Asche verwandelt hatte, die wie graue Schneeflocken umher wirbelten. Es gab keine Formeln mehr, keine Bannsiegel. Keine Macht hielt mehr das Monster zurück. Die Magie war nun für immer entfesselt, die Domestikation endgültig vorbei. Ihr Blick glitt zu der niedrigen Decke empor. Was immer auch geschehen mochte. Er gehörte ihr nicht mehr. Niemandem. Er war frei.
 

Er konnte sie fallen hören. Die Ketten, die ihn so lange gehalten hatten, lösten sich von ihm ab. Während er sich mit seinem liebsten Gegner vergnügte, konnte erfühlen, wie etwas in ihm erwachte, was schon so lange gewartet hatte. Mit einem triumphierenden Geheul riss er die Waffen in die Höhe. Es hatte sich gelohnt.
 

Der gesamte Kellergang war mittlerweile voller Rauch. Hustend zog sich Integra in Seras Raum zurück. Sie war kaum durch die Tür gekommen, als grelles Licht vor ihr aufflammte. Für einen kurzen Augenblick geblendet hielt Integra in der Bewegung inne. Als die Lichtblitze vor ihren Augen verschwunden waren, konnte sie Enrico Maxwell erkennen, der schon fast lässig auf Seras Sarg saß Seine dünnen Finger umklammerten ihren Revolver dessen Lauf auf ihr Herz zielte.

„Guten Abend Lady Integra Wingates Hellsing“
 

Walter merkte wie ihm langsam die Puste ausging. Er war einfach zu alt für so etwas. Die silbrigen Fäden wirbelten immer noch unaufhörlich durch die Luft, doch seine Arme wurden langsam müde. Schweißtropfen rannten ihm wie Sturzbäche über die Stirn. Hoffentlich lohnte sich das alles hier, hoffentlich lohnte es sich dafür zu sterben.
 

Enricos Augen verengten sich, als er merkte das die Lady nichts erwidern würde. Purer Hass funkelte ihr aus den grauen Pupillen entgegen. „Da staunst du Miststück was?“ Ich war so frei mich selbst davon zu überzeugen, dass du die Anordnung befolgst, die man dir gegeben hat, aber wie ich sehe scheinst du andere Pläne zu verfolgen.“ Obwohl ihre Lage das nicht wirklich gestatte, giftete Integra zurück „Ihr habt mich abhören lassen! Du verlierst keinen Moment um mich endgültig aus dem Weg zu räumen nicht war? Du elendiger katholischer Dreckskerl!“ Er grinste böse „Spitzfindigkeiten meine Liebe, Spitzfindigkeiten. Fakt ist und bleibt, dass du dich dem königlichen Befehl wiedersetzt hast! Du hast diesen Teufel nicht gebannt, im Gegenteil, du hast ihn frei gelassen!.“ Langsam stand er auf. „Dieses Monster wird sich über die ganze Welt hermachen und das ist allein deine Schuld! Er spannte den Hahn „Damit hast du alles verwirkt“ Ihr Blick ruhte auf der Waffe „Du hast keine Ahnung, absolut keine Ahnung“ Zischte sie leise, dann spannte sich der Hahn. „Ich weiß nicht was für eine Bestrafung euer protestantischer Roundtable dafür vorsieht, wir von Iscariot kennen dafür nur eine…“ Sie sah wie sich sein Finger um den Abzug krümmte, hörte den Schuss der von den Wänden wiederhalte, dann wurde sie von den Füßen gerissen.
 

Der Schrei den sie ausgestoßen hatte klang noch in ihren Ohren, als sie merkte, dass sie fast aufrecht saß. Keuchend versuchte sie herauszufinden wo sie war, aber ihr Blick brachte nur verschwommene Umrisse zu Tage, bis ihre Hände sich in etwas weichem festkrallen. Erst da begriff sie es. Sie lag im Bett! Sie spürte das Oberteil ihres seidigen Pyjamas auf der Haut. Es klebte ihr schweißnass am Körper. Immer noch benommen tasteten ihre zitternden Finger nach der Lampe neben ihrem Bett. Das gedämpfte Licht half ihr sich endgültig zu orientieren. Alles nur ein Traum, das war alles nur ein Traum gewesen. Sie holte tief Luft, Gott sein Dank. Auf wackeligen Knien wankte sie nach ein paar Minuten zum Badezimmer hinüber. Das kalte Wasser das sie sich ins Gesicht spritze tat gut. Seufzend stützte sie sich am Waschbecken ab, ihr Puls, der gerade noch wie ein Dampfhammer in ihren Schläfen gepocht hatte beruhigte sich langsam wieder. Trotzdem war an Schlaf nicht mehr zu denken.

Sie rieb sich die Augen, dann streifte sie sich ihren Bademantel über. Sie brauchte einen Drink und eine Zigarette. Beides war im Kaminzimmer und da schlich sie jetzt hin. Die grauenhaften Bilder immer noch in ihrem Kopf.

Erwachen

Nachts waren die alten Heizungsrohre, die sämtliche Mauern des Hauses durchzogen, ihrer Arbeit nicht gewachsen. Integras Füße waren eiskalt, als sie ihr Ziel erreichte. Zu ihrer freudigen Überraschung glühten aber noch ein paar Holzreste im sonst dunklen Schacht, so dass sie sich mit einem vollen Glas Whiskey und rauchendem Zigarillo davor niederließ. Es war trotzdem kalt, auch wenn sie den Bademantel so gut es ging enger schnürrte. In dem Moment legte sich eine Decke um ihre Schultern. Erschrocken fuhr sie zusammen und ein leises Lachen erklang aus der Tiefe des Zimmers, „Danke.“. Alucard schnippte kurz mit den Fingern und das fast schon erloschene Feuer, entflammte erneut. „ Steht’s zu Diensten“ Sein Mantel gab ein knarrendes Geräusch von sich als er sich neben sie vor den Kamin setzte. Für ein paar Minuten blicken beide schweigend in das orangene Licht, dann sagte Alucard sanft „Ein interessanter Traum“ Integra biss sich auf die Unterlippe. Wut und Scham wechselten sich in ihrem Kopf ab.“Bist du dafür verantwortlich?“ fragte sie frostig. Er lächelte gequält. „Nein du überschätzt meine Fähigkeiten. Ich kann zwar in deinen Kopf hineinschauen, aber deine Träume vermark ich nicht zu beeinflussen. Leider.“ Ihre Augen waren immer noch ins prasselnde Feuer gerichtet. Das Knacken von Holz erfüllte die Stille „Würde dir denn diese Lösung nicht am allerbesten Gefallen?“ Es dauerte einen Augenblick bis er antwortete „Um ehrlich zu sein… ganz und gar nicht.“ Sie runzelte die Stirn „Wieso nicht? Willst du lieber im Keller verschimmeln und dabei auf den nächsten Hellsing oder wen auch immer warten oder auf Iscariot und sein Gefolge, als frei zu sein?“ Erst jetzt sah er sie belustigt aus rot schimmernden Pupillen an „Das hat durchaus auch seinen Reiz, aber“ er zögerte „würdest du wirklich den Tod allem anderen vorziehen?“ Sie öffnete den Mund, doch ihre Kehle war plötzlich trocken. Der Ausdruck, mit dem er sie jetzt ansah war kaum zu ertragen, aber noch viel weniger ertrug sie dieses andere Gefühl, dass sich in ihrem Herzen ausbreitete, wenn sie daran dachte, was alles andere mit sich bringen würde. Was es heißen würde, wenn es ihn und Seras nicht mehr in ihrem Leben gäbe. Sie schaute zu Boden „Du hältst mich für feige“ sagte sie mit zittriger Stimme „und du hast vollkommen Recht, aber ich will nicht! Ich kann nicht ohne….“ Sie spürte wie sich eine Träne ihren Weg über ihre Wange bahnte. Bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte sagte er leise „Ich auch nicht“ Verwirrt blinzelte sie zu ihm hoch. Er lächelte verschmitzt und weil dieses Lächeln seine Eckzähne nicht preisgab, sah er im Schein des Feuers menschlicher aus, als je zuvor.
 

Tausende von Kilometer entfernt fraßen sich zur gleichen Zeit, die stählenden Zähne eines Schaufelbaggers durch felsiges Geröll. Der Vorarbeiter des kleinen Bautrupps sah verstohlen auf seine Uhr. Er hasste es mitten in Nacht zu arbeiten, aber der Boss hatte klare Anweisungen gegeben, dass sie gefälligst sofort anfangen mussten, bevor jemand Wind von der Sache bekam. Eigentlich gab es für diese Aktion keinerlei behördliche Genehmigung. Im Gegenteil! Der Bürgermeister des kleinen Bergdorfes hatte sich mit Händen und Füssen gegen die Erweiterung des Stausees gewehrt. Umweltschutz, Kulturerbe und was nicht noch alles wurde ins Feld geführt und die Gerichte stritten noch über die Anträge, als ihr Auftraggeber beschlossen hatte, sich nicht mehr länger zu gedulden. Wenn sie erst mal mit dem graben begonnen hatten, so glaubte er, würde die Gemeinde schon Ruhe geben. Schließlich bedeutete die Arbeit hier auch Lohn und Brot für die Männer der Umgebung.

Jetzt quälten sich die Maschinen durch den harten Boden, der sich nur äußerst mit äußerstem Widerwillen zu öffnen schien. Wie zur Bestätigung gab einer der Schaufeln in nächsten Augenblick ein jämmerliches kreischendes Geräusch von sich. Fluchend spie der Mann aus. Der Fahrer des Baggers zuckte nur ratlos mit den Schultern. „Da muss sich was verklemmt haben!“ Schrie er gegen das Donnern des Motors an „Ja, ja“ der Vorarbeiter schaltete seine Stirnlampe an, bevor er in die Grube vor sich spähte. Der dünne Lichtstrahl durchschnitt die Finsternis und fiel auf ein schimmerndes, schwarzes Rechteck, in dem sich die Schaufel Zentimeter tief eingegraben hatte. „Verdammt noch mal!“ Der Fahrer beugte sich aus dem Führerhäuschen „Was ist denn los?“ „Ach keine Ahnung ich schau mal nach, stell solange ab!“ Mit ausgestreckten Beinen ließ er sich in die Grube gleiten. Insgeheim Stoßgebete zum Himmel schickend, dass sie nicht auf Granit getroffen waren. Seine Stiefel kratzten über eine spiegelglatte Fläche hinweg auf der er um ein Haar noch ausgerutscht wäre. Ungläubig ging er in die Knie. Das war kein natürlicher Stein. Im Licht der Lampe konnte er erkennen das es sich um eine Art Platte handeln musste. Seine behandschuhten Finger tasten die geschliffene Oberfläche entlang, bis er einen Riss spüren konnte. Die Kante war so scharf, dass sie wie eine Rasierklinge durch seinen Handschuh schnitt. Er stieß erneut einen Fluch als ein schmaler, roter Streifen Blut aus dem Stoff hervor zu blitzen begann, doch die Platte fesselte erneut seine Aufmerksamkeit, so dass er der kleinen Verletzung keine weitere Beachtung schenkte. Die Platte war der Länge nach gesprungen, da wo die Schaufelzähne sie durchbohrt hatten. Der Spalt verlief wie eine offene Wunde durch ein silbernes Symbol, welches sich kreuz und quer über den Stein zog. Der Mann runzelte die Stirn, was war das denn? So eine Art Tafel? Er meinte Zeichen zu erkennen oder waren das Zahlen? Er beugte sich noch ein Stück weiter vor, dabei stützte er sich reflexartig mit der Hand ab. Er bemerkte nicht, wie sich das Blut aus der Wunde löste, langsam der Schwerkraft folgte und in der Schwärze des Spalts verschwand. Noch immer versuchte er aus der Anordnung vor sich schlau zu werden, als der Baggerfahrer sich wieder meldete „Hey was ist nun? Können wir weiter machen oder nicht?“ Der Vorarbeiter wandte den Kopf „Ja gleich! Hier ist nur,“ plötzlich spürte er die Platte unter sich vibrieren. Kleine Sandkörner wirbelten auf, der schmale Riss Zwischen seinen Beinen wurde mit einem Schlag größer und größer und das letzte was seine Augen wahrnahmen, war eine verdorrte Hand, die aus dem Spalt hervorschoss, ihn an der Kehle packte und zu sich nach unten zog. Das Licht der Lampe verlosch unter ersticktem Geschrei, so dass der Fahrer über ihm nicht sehen konnte was mit seinem Vorgesetzten geschah. Erst als dessen abgerissener Kopf vor seinen Füßen landete schwante ihm nichts Gutes.
 

Für eine Sekunde tauchte ein Bild vor Alucards innerem Auge auf, nur für den Bruchteil einer winzigen Sekunde, dann war es schon wieder vorbei, wie ein Dejavu aus vergangenen Zeiten.
 

Integra wurde wach, als Walter sie sanft an der Schulter rüttelte. „Guten Morgen Lady Integra.“ Sein Gesicht drückte tiefe Besorgnis aus. Schließlich kam es nicht alle Tage vor, dass er die Frau des Hauses zusammen gerollt wie eine Katze auf dem Sofa im Kaminzimmer vorfand. Sie zwinkerte verschlafen zu ihm hoch. Anscheinend wusste die sie selbst nicht so ganz wo sie war. „Mmmmorgen, ooohh!.“ Plötzlich schien sie mit einem Schlag hellwach zu sein. Ihr getrübter Blick glitt durchs Zimmer, bevor sie einen erleichterten Seufzer von sich gab. Ihr Butler schüttelte mitfühlend den Kopf „Hatten sie einen Alptraum my Lady?“ Sie lachte humorlos auf. „Ich lebe in einem Walter“ Zweifelsohne schien sie ihre alte Fassung wieder gefunden zu haben, wenn auch noch nicht ihre Brille. Walter hielt sie ihr entgegen. „Das Frühstück ist fertig, soll ich es ihnen hier servieren oder doch auf dem dafür vorgesehenen Platz?“ Sie fuhr sich missmutig durch das zerwühlte Haar, für ein paar Stunden war sie der Entscheidung ihrer Majestät entkommen, doch jetzt hatte sie die Wirklichkeit wieder eingeholt.

„Ich habe keinen Hunger“ Er seufzte „Aber sie müssen was Essen sonst…“ Das Klingeln des Telefons unterbrach abrupt sein Plädoyer zu ihrer ungesunden Ernährungsweise. Mit angesäuerter Miene griff er nach dem Hörer, während sich Integra bereits die erste Zigarette anzündete. „Hier bei Hellsing sie sprechen mit Walter Dolneaz was kann ich für sie tun?“ Für ein paar Sekunden hörte er ungerührt zu, dann schossen seine Augenbrauen ruckartig in die Höhe. „Wie bitte? Warten sie mal, langsam, nicht so schnell, ich verstehe sie kaum, die Verbindung ist so schlecht.“ Sein wundersames Mienenspiel hatte Integra neugierig aufhorchen lassen. Mit wem sprach ihr Butler denn da?. Jetzt hielt er ihr den Hörer entgegen, gleichzeitig betätigte er die Lautsprechertaste . „Für sie, aber ich begreife nicht ganz worum es geht.“ „Hier spricht Lady Integra Wingates Hellsing“ Die Antwort war ein heftiges Rauschen. Verärgert sah sie in die Muschel „Soll das etwa komisch sein?“ Da ertönte eine Stimme „Cchchallo! Chachallo! chönnen sieee miiecch verstähän?!!“ Wer immer da am anderen Ende saß, Englisch war nicht seine Muttersprache. „Ja ich verstehe sie aber nur sehr, sehr schlecht. Bitte sprechen sie deutlicher!“ Anscheinend hatte der Anruf sie nicht gehört, denn er blieb bei seinem wüsten Gestammel. „Chälfen, sie müüssen uns chälfen bittääää! Sie chund ihre Orchganisastion!“ Ein ein lautes Knacken zerschnitt die letzten Worte, dann war die Leitung tot.

Integra und Walter sahen sich bedeutungsvoll an.
 

Seras lag mit Kopfhörern bäuchlings in ihrem Sarg und blätterte summend in einer von Walters Waffenkatalogen, als der Deckel ohne Vorwarnung aufgerissen wurde. „Habe ich es doch gewusst!“ Kreischend fuhr die kleine Vampirin herum und erblickte Walter, der mit belustigter Miene zu ihr herunter schaute. „Ich dachte Meister Alucard hat ihn bereits deutlich gemacht, wie man sich als anständiger Vampir zu verhalten hat.“ Seras zog sich stöhnend die Stecker aus den Ohren „Er hat mir nur befohlen, dass ich in dem Ungetüm den Tag verbringen soll“ Der Butler schürzte die Lippen „Wenn ich mich recht erinnere war von schlafen die Rede“ Sie lächelte frech „Wirklich? Da muss ich ihn wohl missverstanden haben. Außerdem wenn er im Sarg trinken und schießen darf, warum darf ich dann nicht lesen?“

„Vielleicht weil ich dein Herr und Gebieter bin und nicht umgekehrt!“ Alucards Kopf schob sich neben den von Walter. Seras verging schlagartig das Lachen „O guten Abend Meister:“ Seine verspiegelten Brillengläser funkelten zornig. „Darüber sprechen wir noch Fräulein, aber jetzt haben wir wichtigere Dinge zu tun und außerdem ist es helligter Tag!“ Seras schluckte, deshalb hatte er so furchtbare Laune. Nichts konnte ihrem Hernn so die Stimmung vermiesen als zu wenig Schlaf.
 

Der schwarze Bentley fuhr mit blitzenden Reifen durch die Straßen von London, als es anfing wie auf Kübeln zu regnen. Die Scheibenwischer gaben ihr bestens um gegen die Wassermassen anzukommen, trotzdem war der Fahrer angehalten seinen Weg langsamer fortzusetzten. Integras Finger trommelten ungeduldig auf der Armlehne herum. Der Wagen quälte sich durch die engen Straßen von London bis sie er in der Tiefgarage des House of Parlament angekommen waren. Ohne abzuwarten, das man ihr die Tür aufhielt, stürmte Integra die Treppen des Seiteneinganges hoch und in einen der wartenden Fahrstühle hie nein.

Keuchend blieb sie wenig später vor einer kunstvollgeschnitzten Flügeltür stehen, hinter der sich die schattenhaften Umrisse mehrerer Köpfe abzeichneten. Sie sammelte sich noch eine Sekunde lang, bevor sie ohne anzuklopfen, die Tür öffnete.
 

„Da sind sie ja endlich“ empfing sie die dünne Stimme von Sir Richardson. „Wir warten schon seit fünfzehn Minuten auf sie Lady Integra.“ Die anderen Männer nickten zustimmend. Wie Marionetten schoss es ihr durch den Kopf. Wie dumme willenlose Marionetten. Sie steckte sie sich ein Zigarillo in den Mund. Mit Genugtuung registrierte sie, die missbilligenden Blicke, als sie den grauen Rauch in den Raum blieb, erst dann ließ sie sich zu einer Antwort herab. „Gentlemen, ich habe sie zusammenrufen lassen, um sie persönlich davon in Kenntnis zu setzten, dass ihre Majestät die Königin den Befehl die Vampire Alucard und Seras beides Eigentum der Familie Hellsing zu paralysieren bis auf weiteres auf Grund aktueller Ereignisse ausgesetzt hat!“

Aufbruch

„Waaaaassss???!!“ die Stimme von Enrico Maxwell überschlug sich „Sie hat waaas getan? Das darf doch nicht wahr sein!!!“ Der unglückliche Pater, der das Pech hatte ihm diese Hiobsbotschaft übermitteln zu müssen, versuchte so schnell wie möglich das Weite zu suchen, während Enrico in seinem Büro zu wüten anfing. Erst nach dem ein Kristallaschenbecher und diverse Briefbeschwerer mit lautem Knall an der Wand zerschellt waren, sah er sich in der Lage, nach dem Telefonhörer zu greifen. „Vermittlung? Ich will den Premierminister sprechen sofort!“
 

Kein halbe Stunde später stampften er und Pater Renaldo in das Büro des mächtigsten Mannes von England, doch dieser war nicht allein.

Neben ihm stand ein kleiner untersetzter Mann mit buschigem, schwarzem Schnurrbart in einem viel zu kleinen Anzug, der zudem furchtbar nach Mottenkugel roch und am Fenster, ihm den Rücken zu gekehrt, Integra.

„Was für eine freudige Überraschung“ Doch sie schenkte seiner sarkastischen Begrüßung keine Beachtung. Dafür ergriff der Minister jetzt das Wort. „Es trifft sich wirklich hervorragend, dass sie mich selbst sprechen wollten, wo es darum ging auch sie über die Angelegenheit zu verständigen.“ Er wandte sich Integra zu „Wobei es in erster Linie die Hellsing Organisation betrifft.“

„Dann sollten sie uns vielleicht jetzt endlich mal erklären worum es geht.“ Forderte sie ihn auf

„Gewiss, das hier ist Dr. Grigruresco, Professor an der Universität von Bukarest . Zur Zeit bekleidet er eine Stelle als Gastdozent in Oxford und..“ als der Name fiel drehte sich Intgera verwirrt um. Grigruresco? Der Name war ihr schon einmal untergekommen, sie wusste nur nicht wo. Der Professor nickte schüchtern, bevor er anfing zu sprechen. Schon nach dem ersten Sätzen war klar, dass es die Stimme von heute Morgen war. „Chchuten Tag Lady Integra Wingates Hellsing und auch ihnen eure Exzellenz. Entschuldigen sie meinen aufgebrachten Anruf , aber ich wende mich an sie, weil ich mit ihrem Vater einst in Budapest zusammen gearbeitet habe.“ Intgera hörte wie Maxwell nach Luft schnappte. Der kleine Mann ließ sich nicht ablenken, sondern fuhr mit schwerem Akzent weiter fort. „Ja ich kenne ihren Vater und seine,“ er zögerte mit einem kurzen Seitenblick auf Enrico, „Experimente sehr gut. Wir haben einmal gemeinsam daran gearbeitet“
 

Wie aufs Stichwort materialisierte sich Alucard plötzlich neben Integra. Dem Premierminister klappte die Kinnlade herunter. Der Vampir hingegen schien hoch erfreut „Na so was! Wer hätte das gedacht. Der gute alte Nikolai höchstpersönlich.“ Der angesprochene lächelte mit gesenktem Blick „Fi întâmpinați principe al Transilvaniei” Alucards Grinsen unter dem Hut wurde noch eine Spur breiter „Semnat mine pentru o lungă perioadă de timp nimeni nu a sunat”

„Sie haben also mitgeholfen dieses Monster zu erschaffen“ knurrte Maxwell mit verschränkten Armen. Bevor er weiter reden konnte fuhr Integra dazwischen „Könnten wir zum Punkt dieser Unterhaltung zurück kommen?“ Der Professor nahm wieder Haltung an „Gewiss, entschuldigen sie, aber es ist so lange her und dennoch, wenn ich ihn jetzt ansehe, scheint seit unserer letzten Begegnung kein einziger Tag vergangen zu sein.“ Integra erkannte welch tiefer Stolz aber auch Respekt in seiner Stimme lag „Und genau deshalb bin ich auch hier. Ihr Vater hat mir einst versprochen, wenn ich einmal seine Hilfe benötigen würde, könnte ich mich jederzeit an ihn wenden. Ich weiß, dass er nicht mehr unter uns weilt, aber dennoch befürchte, ich sie nun bitten zu müssen.“ Er räusperte sich.

„Mein Sohn Dimri ist katholischer Priester in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Pitesti, Ein unbedeutendes, ruhiges Fleckchen Erde am südlichen Zipfel der Karpaten, aber seit gestern Nacht geschehen dort merkwürdige Dinge. Er hat mir heute Morgen per Handy dieses Video geschickt.“ Er zog den quadratischen Apparat aus der Hosentasche und legte ihn auf den Tisch, so dass alle im Raum sehen konnten, was der kleine Bildschirm zeigte. Zu erst konnte man nur unscharfe, verwackelte Aufnahmen erkennen, scheinbar zitterte die Hand, die das Handy hielt wie Espenlaub, dann aber fokussierte sich der Film auf eine halbnackte Gestalt, die sich auf einem Bett wie eine Schlange hin und her zu winden schien und dabei fremdartige gurgelnde Laute ausstieß. Eine junge Frau, fast noch ein Kind, aus deren weit geöffneten Mund blutiger Schaum drang, versuchte sich gegen irgendwas oder irgendwen zu wehren, der außerhalb des Objektivs stand. Man konnte nur ein undeutliches Murmeln vernehmen, das mal lauter und mal leiser anschwoll. Die Worte allein schienen dem armen Ding allerdings furchtbare Schmerzen zu zufügen. „Was ist das?“ fragte der Minister stammeln. Er war kalkweiß im Gesicht geworden „Der Versuch einer Dämonenaustreibung“ flüsterte Maxwell leise. „Das bringt nichts“ kommentierte Alucard trocken. „Das verzögert es höchstens noch um ein paar Stunden“ Er legte den Kopf schief und beleckte die Eckzähne „Er oder sie hat noch nicht genug von ihr getrunken um sie entweder zu töten oder wenn sie eine..“ Schon gut!“ Integra hob, in Anbetracht des schon schwer angeschlagenen Ministers abwehrend die Hand „Wir wissen schon.“ Sie sah ihren Diener an „Das klingt durch aus nach einem Job für dich“
 

„O neeeeeeein!“ schrie Seras als Alucard ihr nach der Rückkehr ins Hellsing Anwesen vor Walter erklärte worin ihre neue Aufgabe bestand. Ihre ohne hin schon großen, roten Augen, hatten jetzt die Ausmaße von Scheinwerfern angenommen. „ Die schicken uns mit Anderson nach Transsylvanien?!“ Der schwarzhaarige Vampir zuckte nur gelangweilt mit den Schultern, bevor er Walter seine Waffen reichte. „Randvoll zurück bitte“ „Sehr wohl und wenn mir die Bemerkung gestattet ist, ich finde das auch nicht gerade eine glückliche Fügung:“ Alucard ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Sei nicht so ein Feigling Seras! Die dreizehnte Abteilung hat darauf bestanden dabei zu sein. Sehen wir das ganze einfach praktisch. Auf diesem Wege können wir diese primitive Mutation vielleicht endlich mal los werden.“ Er kicherte in sich hinein„ Ich habe schließlich Heimvorteil“ Seras verdrehte hinter ihrem Meister die Augen „Das habe ich gesehen“ „Aber Meister, dieser Priester wird alles daran setzten uns bei der Arbeit zu stören und damit meine ich: Er wird pausenlos versuchen uns umzubringen!“ Plötzlich wirbelte Alucard herum und packte Seras unsanft am Kragen „Und wenn schon! Er ist nur ein Mensch Fräulein Polizistin! Ein ziemlich zäher, das gebe ich zu, aber eben doch nur ein erbärmlicher Mensch! Der uns ein wenig auf den Keks geht!“ Er ließ sie wieder los und als ob ihm sein Ausbruch schon leid tat, strich er ihre Uniform wieder glatt „Du bist schon mit ganz anderen Gegnern fertig geworden“ murmelte er leise. „Vergiss das nicht immer“ Sie senkte beschämt den Kopf.

„Wann geht’s los?“ Er wandte sich an Walter „Wann immer die Maschine bereit ist abzuheben.
 

Zwei Tage später ließ Integra Peter Fargason noch ein letztes mal zu sich ins Büro zitieren, bevor die Mannschaft zum Flughafen aufbrach. Der alte Kommandant salutierte vor der blonden Lady und hörte sich dann ihre Anweisungen an. „Sie und die Männer werden sich nach der Ankunft in das Basislager begeben. Alucard und Seras bilden die Vorhut.“ Er nickte „Jawohl Lady Integra“ „Alles weitere wird sich vor Ort ergeben.“
 

Als wenig Stunden danach, die Militärmaschine in Richtung Osten abhob, starrten die Kämpfer der Hellsing Organisation auf zwei matt glänzende Särge, die zwischen ihre Füße und der Ausrüstung geschoben worden waren.
 

Noch weit entfernt, regte sich ein Schatten in der Schwärze der Kanalisation von Pitesti. Wie lange hatte er geschlafen? Wie lange in diesem dunklen Grab gelegen? In diesem Gefängnis aus Stein. Unfähig es zu verlassen, bis das Siegel zerbrochen wurde? Er wusste es noch immer nicht. Die Welt war nicht mehr die, auf der er einst gewandelt war. Zwar erkannte er die Berge und Täler, doch was war aus all dem geworden? Graue Steinmassen bedeckten die Wege, auf denen statt Pferde riesige metallende Ungeheuer her andonnerten und die Nacht war so laut geworden.

Das Blut der Männer hatte es ihm letzten Endes verraten, was hinter all diesen neuen Dingen steckte. Doch sein Verstand, hatte anscheinend lange geruht und tat sich schwer all die Informationen zu verarbeiten. Nur langsam fand er zu sich und den Erinnerungen vergangener Tage zurück, aber ein Gefühl beherrschte ihn schon seit er in der Lage gewesen war zu entkommen. Rache! Rache für das was man ihm angetan hatte!

Sein Geist hatte begonnen die Dunkelheit zu durchstreifen, hatte die Gerüche absorbiert, ihren Wert geprüft, bis er endlich das gefunden hatte was er suchte.

Sein Körper verlangte nach dem reinsten Nektar, den die sterbliche Welt zu bieten hatte.

Machtvoller, als das verwässerte Nass, dass er bereits wie ein Schwamm aufsog. Sein Instinkt führte ihn zu der Quelle, mit deren Kraft er schneller regenerieren konnte.
 

Sie hatten schon auf ihn gewartet und sich ihm ohne Gegenwehr dargeboten. Die Quellen würden allerdings schon bald versiegen, aber er hatte vorgesorgt und dann würde er sich auf die Suche machen…..
 

Integra saß rauchend am Schreibtisch und starrte auf die leere Sitzgruppe vor sich. Genauso würde es sich auch anfühlen, dachte sie. Genauso. Dann stand sie auf um in die Bibliothek ihres Vaters zu gehen. Dieser Zwischenfall in Rumänien hatte ihnen Zeit verschafft, die sie nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte.

Endlose Regale voller unschätzbarer Werte ragten in dem hellen Raum über ihr auf. Doch es war nicht die klassische Weltliteratur die sie suchte. Mit gerunzelter Stirn schob sie ein paar Bücher achtlos zur Seite, bis hinter ihnen ein verstecktes Fach zum Vorschein kam. Sie wollte schon hineingreifen, als die Stimme von Walter sie herum fahren ließ. „Verzeihung Lady Integra, aber ich habe mir erlaubt, ein paar der gewünschten Werke schon für sie auf den Tisch zu legen.“ Er deutete auf einen kleinen Beistelltisch auf dem ein sich einige Folianten stapelten. Für einen Moment sah sie ihn sprachlos an. „Können sie jetzt auch schon Gedanken lesen Walter?“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Nein, tut mir leid, aber in Anbetracht, der Tatsache, dass es die gesamte Familie betrifft dachte ich… Bei seinen Worten wurde Integra klar, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten nicht alleine war und das dieser Mann auch weit mehr war, als nur ihr Butler.

„Glauben sie wir kriegen das hin?“ Er straffte die Schultern „Es gibt nichts, was diese Organisation unter ihrer Leitung nicht hinbekommen würde.“
 

Die Lastwägen rumpelten schon seit einigen Stunden quietschend auf den schmalen, löchrigen Dorfstraßen in Richtung Pitesti, als die Sonne anfing langsam am Horizont unter zu gehen. Fargason, der selbst hinter dem Lenkrad saß und den Tross anführte, nahm mit verkniffener Miene die Sonnenbrille von den Augen. Sie würden in ca. zwanzig Minuten das Lager erreichen. Eine alte Militärbasis, aus den Zeiten des vergangenen, totalitären Regimes, die man ihnen überlassen hatte. Der Kommandeur schaltete einen Gang zurück, als der Lastwagen eine Anhöhe hinauf rollte. Er dachte dran, dass diese Gebäude schon lange leer stehen mussten. Hoffentlich funktionierten die sanitären Anlagen noch einigermaßen.
 

Hinter der Fahrerkabine lag der Sarg von Alucard, in dem der Vampir der Ankunft entgegenfieberte. Noch bevor der Sarg aus dem Flugzeug gehoben wurde hatte er sie gespürt. Die Kraft war mit jedem Kilometer den er dem Boden näher kam gewachsen und als sie die Reise auf der Straße fortsetzten, spürte er sie so deutlich wie einen warmen Wind. Die Magie der Heimat umfing ihn, legte sich auf alte Wunden und heilte sie. Auf seinen entspannten Gesichtszügen spiegelte sich tiefste Zufriedenheit. Er würde heute stärker erwachen als je zuvor.

Die letzten Strahlen versanken hinter den Bergen, als der Konvoi sein Ziel erreichte.

Leicht müde, aber mit der von ihm erwarteten Professionalität gab Fargason seinen Männern Anweisung. Seras die schon im Laster aus ihrem Sarg gekrabbelt war, half mit ihren übernatürlichen Kräften wo sie konnte, als ihr Meister sie zu sich rief. Er stand mit wehendem Mantel vor dem Eingang der Anlage und schaute zu den Gebirgsketten hinüber, deren schneebedeckten Spitzen im Lichte es vollen Mondes zu glitzern. Seras trat näher. „Hier bin ich, was kann ich für euch tun?“ Seine schlanke, lange Gestalt verharrte so regungslos als sei sie aus Stein gemeißelt „Sind sie nicht wunderschön?“ fragt er leise. Seras war sich nicht ganz sicher was er meinte „Die Berge?“ Sie betrachtete sie ebenfalls einen momentlang. „Ja sicher“ Er lachte leise „Bei Tag sind sie noch viel eindrucksvoller. Schluchten so tief wie das Meer, Täler so grün, dass du dich daran nicht satt sehen kannst und Wälder, deren Laub im Herbst so rot gefärbt sind, das es so aussieht als würde die Erde bluten.“ Seine Stimme hatte einen fast schon zärtlichen Klang, der Seras innehalten ließ. Sie konnte es vor sich sehen, seine Worte erzeugte so deutliche Bilder in ihrem Kopf, dass sie das Gefühl hatte es seien ihre eigenen Erinnerungen.

Dann riss er sich plötzlich von dem Anblick los. „Lass uns gehen Fräulein Polizistin, da draußen wartet ein Untoter darauf, dass wir ihn zur Hölle schicken.“

Hate and Pain

Pater Grigruresco tupfte sich die schweißnasse Stirn. Er war am Ende seiner Kräfte. Gestern Nacht hatte er geglaubt es geschafft zu haben, doch heute Abend waren die Anfälle schlimmer gewesen als zuvor. Vor ihm krümmte sich das junge Mädchen in fürchterlichen Krämpfen, so dass er und die Eltern dieses unglücklichen Kindes gezwungen waren, ihr Arme und Beine ans Bett zu fesseln. Mittlerweile schien sie, mit jeder Stunde die verging, schwächer und schwächer zu werden. Ihre Lauten glichen immer mehr dem eines sterbenden Tiers. Trotz der Sakramente und geweihten Hostien war es ihm nicht gelungen die Brut des Satans aus ihrem Leib zu vertreiben. In seiner Verzweiflung hatte er seinen Vater angerufen. Obwohl ihre grundverschiedene Weltanschauung sie weit voneinander entfernt hatte, hatte er sich nicht mehr anders zu helfen gewusst und nun betete er im Stillen das seine Entscheidung richtig gewesen war. In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Er ließ die weinenden Eltern bei ihrer Tochter zurück um nach zu schauen.

Als er die Tür öffnete, verschlug ihm die Größe des Mannes für eine Sekunde die Sprache. Der blonde Priester vor ihm füllte den ganzen Türrahmen aus. Mit funkelnden Brillengläsern verbeugte er sich „Guten Abend Hochwürden. Ich hoffe ich komme nicht zu spät.“

Dimri musterte seinen Glaubensbruder, der nun unaufgefordert eintrat und sich an ihm vorbei ins Schlafzimmer schob. Mit einem Blick auf das Mädchen schnalzte er mit der Zunge. „Interessant“ dann ließ er die Schlösser der Tasche, die er mitgebracht hatte aufschnappen, bevor er hinein greifen konnte, wurde erneut an der Tür geklopft. „Erwarten sie noch mehr Besuch?“ Dimri schüttelte verwirrt den Kopf. „Na dann Sorgen wir mal dafür, dass wir nicht weiter gestört werden. Noch eher der Pater wusste was geschah, flog etwas Helles mit lautem Zischen knapp an seinem Kopf vorbei und durchbohrte das Holz der Vordertür. Mit einem lauten Aufschrei stolperten die Eltern nach hinten, während Dimri mit einem Satz unter den Tisch hechtete. „Was um Himmelswillen!“ Doch noch bevor er Luft holen konnte, flog die Tür mit lautem Krachen in den Flur. Da hinter erschien eine Gestalt in einem wehenden roten Mantel die mit einer Pistole bewaffnet aus vollem Halse lachte. „Netter Versuch Judas Priester, aber leider da neben!“ Der schwarzhaarige Mann kam jetzt auf sie zu, hinter ihm erschien eine kleinere Gestalt mit roten Haaren, die vorsichtig um die Ecke spähte. Der blonde Hüne zog einen Flunsch. „Ein Versuch war es wert.“ Dann beugte er sich unter den Tisch. „Sie können jetzt wieder rauskommen Pater die Show ist vorbei.“ Wie um die Worte zu unterstreichen ließ der Mann im roten Mantel die Pistole sinken. „Fürs erste jedenfalls.“ Dimri kam langsam wieder auf die Füße, aber das Ehepaar kauerte sich immer noch mit schreckensweiten Augen in der hintersten Ecke des Zimmers aneinander „Wer, wer sind sie denn eigentlich?“ stammelte der junge Mann entrüstet. „ Mein Name ist Alexander Anderson ich komme von der 13 Abteilung Iscariot und das da,“ er deutete auf sein grinsendes Gegenüber „ist ein räudiger, unbedeutender Dämon mit seinem Ableger, den ein paar blasphemische Protestanten zum ihrem Haustier domestiziert haben.“ Der Priester zog hörbar die Luft ein, als er Alucard anstarrte„ Dann sind sie?“ doch der angesprochene schnitt ihm mit einer deutlichen Handbewegung das Wort ab. „Nicht so wichtig Pater. Viel wichtiger ist jetzt, dass wir uns um ihr kleines Problem kümmern.“ Er nickt zu dem kleinen Schlafzimmer hinüber, aus dem immer noch das unmenschliche Wimmern erklang. „Komm Seras! Sehen wir uns das mal an.“
 

Er hatte kaum einen Fuß über die Schwelle gesetzt, als das Gesicht des Mädchens zu erstarren schien. Ihre rotunterlaufenden Pupillen fixierten ihn für eine Sekunde, als ob sie nicht glauben konnte was sie sah, dann verzehrten sich ihre Züge vor unbeschreiblicher Wut. Hätten sie die Fesseln nicht zurück gehalten, hätte sie sich wohl sofort aus dem Bett gestürzt.
 

Einige Kilometer entfernt, am Rande einer felsigen Schlucht, fiel der leblose Körper eines Mannes wie ein Stein in die Tiefe. Über ihm kauerte eine Gestalt, vor deren geistigem Auge ein Bild erschien. Die tiefroten Pupillen weiteten sich. Er war es! Darin bestand kein Zweifel! Er war es und er war hier! Mit einem Hass erfülltem Gebrüll schwang er sich herum. Alles in ihm schrie danach ihn sofort zu finden, zu jagen und zu töten, doch er musste sich zügeln, auch wenn es ihn fast den Verstand raubte. Noch war er zu schwach. Noch konnte er ihm nicht gegenüber treten…
 

Alucard betrachtete den zuckenden Körper vor sich, den diese Anstrengungen die letzte Kraft gekostet hatten. „Mm ich fürchte, da kann man nicht mehr viel machen.“ Seras, die sich neben ihn geschlichen hatte, ein Auge dabei immer auf Anderson gerichtet, fühlte Mitleid das sterbende Mädchen „Warum ist sie so? Ich meine, ich kann keine, naja Stellen an ihrem Hals entdecken?“ Alucard trat näher ans Bett und schob mit spitzen Fingern das vollkommen nassgeschwitzte Nachthemd ein Stück weit hoch, so dass Seras die Innenseite ihrer Oberschenkel sehen konnte. „Nicht immer muss es die gleiche Stelle sein, vor allem nicht, wenn man das Opfer nicht sofort töten möchte.“ Er klang, als ob er ihr ein harmloses Naturgesetz erklärte. Dimri, der die Eltern rasch aus dem Zimmer geführt hatte, nach dem er ihnen versicherte, dass diese Menschen gekommen waren um ihrer Tochter zu helfen. Stöhnte beim dem Anblick der kleinen, kreisrunden Löcher auf „Ich habe sie nicht bemerkt, aber wie kann das sein? Niemand konnte dieses Zimmer betreten? Ich war die ganze Zeit hier!“ Der Vampir hob skeptisch die Brauen. „Die ganze Zeit?“ Zögernd hielt der Pater inne. „Naja ich und die Eltern haben uns abgewechselt und“ „Ah ja“ Er blickte zu Anderson hinüber. „Was meinst du Schweinepriester? Kommst du zur selben Diagnose wie ich?“ Anderson zog die Stirn kraus. „Ich befürchte ja“ Beide sahen jetzt auf die kleine Gestalt hinab. „Ich frage mich nur, warum er oder sie, das arme Ding nicht gleich vollkommen ausgesaugt hat“ Alucard zuckte mit den Schultern. „Anscheinend ein Genießer, Jungfrauenblut ist das stärkste was unser eins sich einverleiben kann und heutzutage ist es in diesem Alter schwer zu bekommen. Außer man bricht in katholische Mädchenpensionaten ein.“ Sie fixierten sich jetzt gegenseitig. Anscheinend hatten beide die gleiche Idee „Das könnte natürlich bedeuten, dass sie nicht die einzige ist.“

Dimri wollte seinen Ohren nicht trauen? „Sie meinen es könnte noch mehr Opfer geben?“ Anderson nickte. „Auszuschließen ist das nicht. Vielleicht sind auch mehrere Vampire am Werk.“ Alucard lächelte „Hoffentlich, aber jetzt wollen wir erst mal den suchen, der hier für verantwortlich ist“

Er wandte sich ab. „Das hier ist dein Job. Wir kümmern uns um die, die schon Tod sind.“ „Halbwegs jedenfalls“ ergänzte Seras im Stillen, dann folgte sie ihrem Meister in die Nacht hinaus.
 

Die Gestalt hatte sich wieder einigermaßen beruhigt und über das was sie gesehen hatte nachgedacht. Er war also nicht alleine. Dieses Mädchen an seiner Seite war seine Schöpfung. Ein ungewöhnlicher Diener, so anders als er es von ihm erwartet hätte und dieser Priester. Etwas an ihm erregte sein Interesse auch ihm haftete eine Erinnerung an, die er mit Schmerz und Pein verband. Aber das würde er alles noch herausfinden. Jetzt galt es zu allererst erst sich zu wappnen und dafür zu Sorgen, dass seine Verfolger seine Spur nicht aufnahmen.

Er stand am Rande der Grube, aus der er vor wenigen Nächten entkommen war und in der jetzt seine Marionetten darauf warteten ihm zu Willen zu sein.

„Findet sie und Vernichtet sie! Tötet sie, alle bis auf den einen!“ Unter sich fing es an zu rumoren. Ein Schaben, Schlurfen und Gurgeln ertönte, dass immer lauter zu ihm heraufdrang. Er machte einen Schritt zurück, als der erste Ghoul seine zerfressende Hand nach ihm ausstreckte.
 

„Die Frage ist wo wir suchen sollen“ murmelte Seras, als sie und ihr Meister die Dunkelheit durchstreiften.

Plötzlich vibrierte das Handy in ihrer Tasche. Sie sah auf das Display auf dem Fargasons Nummer aufleuchtete. „Ja Kommandant?“ „Seras Viktoria? Du und Alucard, ihr müsst so schnell wie möglich herkommen! Wir bekommen hier grade mächtig Ärger!“ Dann riss die Verbindung ab. Alucard zog seinen Hut zurecht „Na also, manchmal muss man gar nicht suchen, manchmal findet die Arbeit einen von selbst.“
 

Zur gleichen Zeit konnten Integras Augen selbst mit der Brille so gut wie nichts mehr erkennen. Zum x- mal massierte sie sich die Schläfen, doch es half nicht mehr. Sie würde eine Pause einlegen müssen. Sie sah zu Walter hinüber, der mit den Büchern auf dem Schoss, leicht vorne übergekippt, leise vor sich hin schnarchte. Sie musste trotz allem schmunzeln. Dann ging sie mit einer Decke zu ihm hinüber. Leise um ihn nicht zu wecken, rollte sie sich auf dem kleinen Sessel neben ihm ein. Fünf Minuten, nur fünf Minuten Pause, dass hatten sie sich verdient.
 

Seras und Alucard erreichten das Lager, in dem bereits die Hölle los war. Die Mannschaft der Hellsing Organisation sah sich von einer ganzen Armee von Ghoulen gegenüber, die unaufhörliche dabei waren sie zu attakieren.

„Na wartete!“ Die kleine Vampirin riss ihr Sturmgewehr nach vorne und mit einem mächtigen Satz verschwand sie in die Menge. Alucard nahm das Glitzern in ihren Augen wohlwollend zur Kenntnis. „Es geht doch Fräulein Polizistin, warum nicht immer so motiviert?“ Dann zog er seine Lieblinge hervor „ Auf ins Vergnügen!“ Doch bevor er sich einer der verfaulten Leichen zu wenden konnte, spürte er die Anwesenheit eines anderen Vampirs. Wie ein Hund der Witterung aufnimmt, reckte er die Nase in die Luft. Es dauerte keine Sekunde, dann hatte er ihn geortet. „Bannsiegel der Kategorie eins aufheben!“ Die Macht wurde frei gesetzt und wie ein roter Blitz schoss Alucard seinem Ziel entgegen.
 

„Mach das du weg kommst!“ schrie Seras einem Ghoul ins Ohr, bevor sie ihm den Kopf weg pustete. Die Reste des armen Teufels zerfielen darauf hin zu Staub, der sich wie feiner Nebel in die Luft erhob. Fargason dem der Schweiss in Strömen vom Kopf floss lächelte dankbar zu ihr hinüber. „Alles klar bei ihnen?“ Er nickte und hob den Daumen. „Dank dir mittlerweile schon.“
 

John Hills war ein Neuzugang der Hellsing Organisation und damit der unerfahrenste der Truppe, darum schrillten bei ihm auch nicht die Alarmglocken, als er von seiner Truppe getrennt wurde und mitten in dem Getümmel und Chaos um sie herum die Gestalt einer jungen Frau entdeckte, die hilflos zwischen den Kämpfern eingekesselt schien. Ihr scharlachrotes Haar wehte im Wind und als dieser es ihr aus dem Gesicht blies, glaubte John noch niemals ein schöneres Antlitz erblickt zu haben. Alles ihm verlangte zu ihr zu kommen, sie zu berühren, sie zu beschützen. Der Drang war so stark, dass er seine Waffe fallen ließ. und auf unsicheren Beinen versuchte sie zu erreichen. Als hätte sie ihn gehört, wandte sie den Kopf und ihr Lächeln ließ ihn noch schneller werden. „Komm zu mir, komm…“ Ihre langen weißen Arme streckten sich ihm entgegen. Ihre verführerische Stimme lockte ihn wie eine Sirene „Ich will dich küssen“ Er konnte sein Glück kaum fassen, fast konnten ihre Hände ihn greifen, da packte ihn jemand von hinten und schleuderte ihn zurück. Als hätte man ihm mit einem Hammer vor den Kopf geschlagen zerriss er Zauber. Statt dem wunderschönen Mädchen stand nun der Vampir der Familie Hellsing vor ihm. „Tut mir leid aber diese Art von Liebelei verstößt gegen unsere Hausregeln.“ Er lachte und drehte sich zu der Vampirin um, die jetzt wie eine wütende Katze die Zähne bleckte und vor sich hin knurrte. Grinsend legte er den Kopf schief „Du kennst aber hässliche Wörter“ Dann zog er die Casull. Ihre großen grünen Augen wurden schmal „Nu ai fost niciodată în dragoste și nu vei iubi” (Du hast doch noch niemals geliebt und du wirst auch niemals lieben)

Der Ausdruck in Alucards Augen veränderte sich „Te înșeli, dragostea mea, și am început de mult timp (Du irrst dich meine Liebe, auch ich habe längst damit begonnen)antwortete er heiser, dann zielte er zwischen ihre Augen.
 

Bevor die Kugel ihre Stirn durchschlug, konnte die Gestalt es durch ihre Augen hindurch sehen. Das Bild, das sich in den Pupillen Alucards gespiegelt hatte.

Es war nicht zu fassen, nicht möglich, aber es war unbestreitbar. Was er da gesehen hatte musste er haben, denn damit konnte er ihn zerstören. Seine Rache würde tatsächlich noch viel grausamer ausfallen, als er es sich erhofft hatte.

Storm

Fargason sammelte seine Mannschaft ein und verschaffte sich mit Seras einen Überblick darüber welche Verluste sie erlitten hatten.

„Das war eine ganz schöne Horde“ murmelte der Kommandant, als er vorsichtig mit dem Fuß in einen Aschehaufen herumstocherte. „Anscheinend war die Dame bei ihren Opfern nicht besonders wählerisch.“ Er zog mit der Sohle ein Stück Plastik in Licht seiner Taschenlampe. Seras beugte sich über seine Schulter „Sieht aus wie von einer Sicherheitsweste.“

Sechs Soldaten die das Camp noch einmal absichern sollten unterbrachen ihre Unterhaltung. „Keine weiteren verdächtigen Objekte gesichtet Sir, auch Alucard hat nichts weiter finden können.“ Fargason nickte. „Dann war es das hoffentlich heute Nacht. Wo ist Alucard jetzt?“ Die beiden Männer sahen sich ratlos an „Keine Ahnung Sir! Er murmelte was von Kantine aufsuchen oder so etwas Ähnliches“ Seras seufzte, dann wusste sie, wo sie ihn finden würde und tatsächlich saß ihr Meister nachdenklich mit angewinkeltem Knie auf seinem Sarg. In der einen Hand einen halbvollen Blutbeutel, vor seinen Stiefeln bereits zwei leere, zusammengeknüllte Plastikhüllen. Er hob den Kopf als sie den Raum betrat. Man hatte sie beide in einem unterirdischen, ehemaligen Vorratsbunker untergebracht. „Trink! Du musst hungrig sein.“ Er hielt ihr auffordernd den Beutel entgegen. Zögern griff sie zu. Immer noch war da eine kleine Spur von Ekel, dennoch begann sie brav den Inhalt aus der kleinen Öffnung zu ziehen. Ihr Meister schmunzelte „Kalt ist es wirklich kein großer Genuss. Vielleicht überzeugt dich wirklich erst das warme sprudelnde Nass einer Hauptschlagader.“ Entsetzt starrte sie ihn an „Iiiccch habe nicht vor einen Menschen zu töten!“ Er zwinkerte „Wer weiß das schon so genau.“ Seras beschloss das Thema zu wechseln. „Die Frau die ihr erschossen habt, meint ihr sie allein hat das Mädchen überfallen und all diese Goule erschaffen?“ Alucard war ihr einen schwer zu deutenden Blick zu „Was meinst du?“ Die kleine Vampirin zog die Stirn kraus. „Ich weiß auch nicht aber mein Gefühl sagt mir, nein, obwohl sie ein Nativ gewesen ist.“ „O ja das war sie ohne Zweifel, aber du hast vollkommen Recht. Sie hatte eindeutig das gleiche Problem wie du.“ Sie sah ihn fragend an und er grinste „Einen Meister der ihr befahl was sie zu tun und zu lassen hatte.“
 

Nicht weit von ihnen entfernt raste ein alter Lieferwagen durch die Nacht, auf dessen Ladefläche schwere Holzkisten knarrend aneinander stießen. Aus einem der Kisten glitzerten rote Augen in die Dunkelheit hinaus.

Er musste so schnell wie möglich handeln. Er durfte keine Zeit mehr verlieren.

Seine Kinder mussten dafür Sorgen, dass sie alle zusammen weiterhin ahnungslos blieben, bis er erreicht hatte was er wollte. Zu stark war die Macht die seinen Feind umgab. Sie galt es zu brechen und jetzt wo er wusste, wo der Ursprung dieser Macht lag musste er so schnell wie möglich zu ihr gelangen.

„Vino la mine și sunt servitorii mei umili”! (Kommt zu mir und seid meine Diener)

Und seine Brut gehorchte seinem Ruf. Sie würden an der Küste auf ihn warten.

„Ich brauche ein Schiff, besorgt mir ein Schiff!”
 

Die Nacht neigte sich dem Ende und der Morgen brach an, als Integra und Walter mit steifen Gliedern stöhnen ihr unbequemes Nachtlager verließen. Walter war verschwunden, um das Frühstück zu organisieren, während Integra sich weiter durch die Regale arbeitete. Sie hielt ein riesiges in schwerem Leder eingeschlagenes Buch in den Händen, dessen Seiten kaum noch zu entziffern waren. Da es sich zu dem auch noch um eine fremde Sprache handelte, wollte sie es schon zu den anderen aussortierten Bänden legen, als ihr Blick an einer Zeichnung hängen blieb. Ein Mann hoch gewachsen und in eine rot schimmernde Rüstung gehüllt, stand in siegreicher Pose auf einem Felsvorsprung. Unter dem einen Arm seinen Helm geklemmt, im anderen ein Speer mit dem er einen türkischen Soldaten durchbohrt hatte. Der Maler hatte ihm das schwarze Haar aus dem Gesicht wehen lassen, dessen Züge ihr mehr als bekannt vorkamen, obwohl der Künstler mehr Wert auf den Ausdruck des Gesamtbildes gelegt hatte, als auf die Person im einzelnen. Unter dem Bild stand Vladislav III Draculea. Sie betrachtete es noch eine Zeit lang und fragte sich dabei, wie es ihm in seiner alten Heimat wohl ergehen mochte.
 

Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken und die Stimme am anderen Ende der Leitung ließ ihre Laune wieder auf den Nullpunkt sinken. „Was willst du Maxwell?“ Der Bischof klang genauso wenig erfreut wie sie. Anscheinend hatte er nicht ganz freiwillig zum Hörer gegriffen. „Liebe Integra Wingates Hellsing. Es ist mir eine Freude dich darüber in Kenntnis zu setzten, dass du heute Nachmittag das Vergnügen haben wirst mit mir und dem Bischof von Canterbury den Nachmittagstee einzunehmen.“ Das klang mehr nach einem Befehl als nach einer Einladung. Sie kniff die Augen zusammen „Wie kommst du darauf, dass ich dieser Aufforderung nach kommen werde?“ „Weil diese Einladung nicht von mir, sondern von oberster Stelle kommt. Von ganz oben, wenn du verstehst was ich meine.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause, anscheinend hielt er ihre Auffassungsgabe für ziemlich beschränkt. „Verstehe“ presste sie mühsam beherrscht durch die Zähne. Maxwell fuhr fort „Anscheinend möchte sie das wir uns näher kommen, wobei ich dir gleich sagen kann, dass ich nicht daran denke von meiner Meinung bezüglich deiner Arbeitsmethoden im Kampf gegen gottloses Leben abzurücken. Dennoch möchte ich natürlich meinen Guten Willen gegenüber deiner Königin zeigen.“ Alter, katholischer Schleimbrocken, dachte Integra laut sagte sie „Wenn das so ist; wird es mir ein Vergnügen sein, dem Wunsch ihrer Majestät nachzukommen.“ Hoffentlich verstand dieser Idiot Ironie. „Sehr schön, dann also um siebzehn Uhr und sei pünktlich.“ Damit legten beide ohne weiteren Gruß auf.
 

Einige hundert Kilometer weit vor der englischen Küste durchbrach der Buck eines heruntergekommenen Frachtschiffs die aufbrausende Gischt. Ein Sturm tobte übers Meer. In seinen schwarzen Wolken zuckten mächtige Blitze über den Horizont in deren Mitte das alte Boot wie eine Nussschalte hin her geworfen wurde. Die rostigen Blanken kreischten bei jeder Böe, die über sie hinweg brach, doch sie hielten stand. Trotzten den Wellen, die sie auseinander zu reißen versuchte. Donner grollte wütend, aber das Schiff war unbeirrbar auf seinem Kurs.
 

Ein leises Geräusch holte ihn dem Schlaf. Die wohlige Wärme einer Decke ließ ihn stutzig blinzeln und feststellen, dass er in einem Bett lag. Er riss die Augen vollends auf. Nicht in irgendeinem Bett! Er lag in seinem Bett! Um ihn herum hingen die alten vertrauten Wandteppiche mit seinem eingestickten Wappen und zwischen den mit Holzklappen verriegelten Fenstern funkelten einzelne Sonnenstrahlen auf den mit kunstvoll gegerbten Fellen ausgelegten Boden. Immer noch verwirrt betrachtete er alles um sich herum. Er hatte das Gefühl aus einem langen schweren Alptraum erwacht zu sein. Auf einmal spürte er die Anwesenheit einer weiteren Person neben sich und ihm stockte für ein Moment der Atem, als er sich herumdrehte und unter den dünnen Laken ihren Körper entdeckte. Ihr nackter Rücken, an dem das lange hellblonde Haar, wie flüssiges Gold herunter fiel, hob und senkte sich. Wieder blinzelte er. Dann war es vielleicht doch nur ein Traum? Doch das Bild vor ihm blieb bestehen. Vorsichtig streckte er die Hand nach ihr aus. Voller Furcht, sie könnte vor ihm wie eine Seifenblase zerplatzen, wenn er es wagen würde sie zu berühren.

Doch auch dieses mal löste sie sich nicht auf, auch als er ihre Schulter umfasste, sich an sie heranzog und den Kopf an ihrem Hals versenkte. Der Geruch und die Wärme ihrer Haut ließ in schwindelig werden.

Sie stöhnte leise als er sich weiter an sie schmiegte

“In cazul in care ai fost atata timp cat domnul meu” fragte sie verschlafen „Ich habe dich gesucht“ antwortete er leise „und endlich gefunden.“
 

Ein Knall zerriss das Zimmer und alles andere um ihn herum. Bevor er wusste wo er war, hörte er einen weiteren Knall, einen Schuss. Rasend vor Zorn schleuderte Alucard den Deckel seines Sargs zur Seite, der poltern gegen die Wand krachte. „Was zur Hölle soll das?!!!“
 

„Ich sage ihnen das jetzt zum letzten mal Hochwürden. Nosferatu Alucard ist erst nach Sonnenuntergang zu sprechen auch für sie! Außerdem können sie hier nicht so einfach rein marschieren und meine Männer nieder schlagen.“ Peter Fargason hielt seine Waffe direkt auf Anderson gerichtet, der nur müde lächelte. „Von Leuten, die mit Blutsaugern verkehren lasse ich mir generell keine Anweisungen geben und außerdem, da ist er doch der alte Fangzahn!“ Er deutete über Fargasons Schulter, auf Alucard, der knurrend im Schatten des Türrahmens stand. „Was willst du elendiger Bastard?!“ Anderson lachte meckernd, anscheinend fand er den Anblick des Vampirs der vor Wut fast aus der haut fuhr, höhst amüsant „Ich habe Neuigkeiten und außerdem“ Er sah zur tiefstehenden Sonne hinüber „Der frühe Vogel fängt den Wurm“
 

Der Zeiger ihrer Armbanduhr stand auf kurz vor Fünf. Integra nahm einen letzten Zug, bevor sie den Stummel des Zigarillos austrat und den Eingang der Anlage betrat. Der Pförtner nahm mit missbilligender Miene den schwarzen Aschefleck auf dem alten Pflasterstein zur Kenntnis, doch Integra schenkte ihm keine weitere Beachtung sondern setzte ihre Schritte in Richtung Hauptgebäude fort. Über ihrem Kopf türmten sich dunkle, schwarze Wolken auf und ein heftiger Wind zerrte an ihrem Mantel. Anscheinend braute sich da über dem Meer ein Sturm zusammen. Frösteln beeilte sie sich ins Haus zu gelangen, als die ersten Blitze über den Himmel zuckten.
 

„Hat der nach dem Aufstehen immer so schlechte Laune?“ fragte Anderson immer noch grinsend, als er mit Fargason und Seras eine Lagerhalle betrat, die der Kommandant in ein provisorisches Büro umfunktioniert hatte. „Nur wenn man ihn zu früh weckt.“ Murmelte die Vampirin und linste dabei verstohlen zu ihrem Meister hinüber, der Aussah, als hätte man ihm böse den Spaß verdorben.

„Was willst du jetzt eigentlich hier?“ „Also zunächst einmal für die unglücklichen Seelen beten, die gestern Nacht hier den Tod fanden und dann wollte ich euch das hier zeigen.“ Er schleuderte eine Zeitung auf den Tisch, auf dessen Titelseite ein schwer übergewichtiger Mann im Nadelstreifenanzug abgebildet war. Alucard zog das Papier zu sich herüber und überflog die Zeilen.“ Diebstahl in der Rederei von Navodavi! Russisches Frachtschiff seit heute früh spurlos verschwunden.“ Er sah Anderson über den Rand seiner Sonnenbrille herausfordern an „Seit wann kannst du den rumänisch?“ „Kann ich nicht aber Pater Grigruresco und diese Schlagzeile hat ihn deshalb stutzig gemacht, weil sein Vater ihm mal erzählt hat, das Untote den Seeweg vorziehen, wenn es darauf ankommt abzuhauen. Das deckt sich übrigens auch mit meinen Erfahrungen.“ „Tatsächlich?“ „Ja, vielleicht ist das ja eine erste Spur“ Der schwarzhaarige Vampir schürzte die Lippen „Vielleicht, aber bevor wir uns zur Küste aufmachen, sollten wir vielleicht erst mal,“ „Meister!“ Seras, die während der Unterhaltung auch einen Blick auf das Titelblatt geworfen hatte, deutete mit dem Finger auf einen kleinen Artikel in der Ecke unter dem ein Bauarbeiter abgebildet war. „Worum geht es denn in hierbei?“ Alucard übersetzte laut „Sabotage in Polenari, Unternehmen vermutet Umweltaktivisten hinter dem Anschlag auf die Baustelle am Fuße des Argis.“ Er blickte sie an „Warum fragst du?“ Die kleine Vampirin kratzte sich verlegen am Kopf „Weil, ist nur so ne Idee, aber einige der Ghoule hatten solche Sicherheitswesten an, vielleicht kamen sie ja von da?“ Für einen Moment sahen die beiden Männer Seras stumm an, dann zog Anderson anerkennend die Augenbrauen hoch „ Alle Achtung, die Kleine ist ja doch nicht auf den Kopf gefallen.“ Seras konnte nicht verleugnen das sie sich über das Kompliment freute, trotzdem musste sie dem Priester dafür einen mitgeben. „Ich bin tot Hochwürden, aber nicht blöd.“

Blood Line

Das Teekränzchen wurde genauso gemütlich wie alle Beteiligen es befürchtet hatten. Der Bischof von Canterbury versuchte vergebens die eisige Stimmung zwischen Integra und Mon Seniore Maxwell aufzuwärmen, doch nach einer halben Stunde gab er erschöpft auf. Bis auf ein paar leere Worthülsen und Small Talk über das regnerische Wetter war einfach kein Durchkommen bei den beiden. Die Blicke die sie sich gegenseitig zuwarfen hätten jeder Harpyie zur Ehre gereicht. Er unternahm einen letzten verzweifelten Anlauf „Noch etwas Tee vielleicht?“ Er deutete auf den Kuchenteller „oder Gebäck?“ Beide schüttelten den Kopf.

Der Bischof seufzte „Nun meine liebe Lady Integra wie ich hörte ist der Ruf ihrer Organisation schon weit über die Grenzen unseres Landes hinaus geeilt. Der Kontinent hat sie um ihre Hilfe gebeten?“ Sie nickte „So ist es“ „Uns auch“ ließ Maxwell angesäuert vernehmen, dem der vertrauliche Ton, den der alte Mann gegenüber dem Oberhaupt der Hellsings anschlug, gar nicht gefiel. Integra sah ihn abschätzig an „Nur weil ihr euch aufgedrängt habt. Aber keine Sorge wir erledigen unsere Arbeit auch wenn ihr uns im Weg rum steht.“ „Ja mit Hilfe eines gezähmten Dämons, der Spaß dran hat seines Gleichen zu massakrieren und dabei auch nicht vor unschuldigen Menschen zurück schreckt.“ Integra schnappte empört nach Luft. „Wie bitte? Wie könnt gerade ihr euch dazu herablassen zu beurteilen, wer unschuldig ist und wer nicht!“ „Ha, dann gibst du also zu, dass er auch Menschen umbringt, wenn du es ihm befiehlst?“ Triumphierend lehnte sich der langhaarige Kirchendiener zurück. „Ein weiteres Argument dafür, diesem Spuck endlich ein Ende zu bereiten.“ „Ich gebe gar nichts zu!“ Der Kopf des Geistlichen flog jetzt zwischen den beiden hin und her, als verfolgte er ein hoch dramatisches Tennismatch. Gut, zu mindestens hatte er es geschafft, dass sie sich unterhielten, auch wenn er langsam befürchtete, dass diese Unterhaltung nicht gut aus ging.
 

Die Transporter brauchten fast zwei Stunden um sich über die engen Bergpässe den verschlungenen Weg nach Polenari zu erkämpfen. Kaum eine Straßenkarte hatte dieses winzige Dorf auf gezeichnet. Kein Wunder das es gedauert hatte, bis jemand das Verschwinden der Arbeiter bemerkt hatte. Jetzt durchstreifte die Mannschaft mit Anderson zusammen vorsichtig das Gelände. Die verlassenen Maschinen wirkten in der Dunkelheit schon unheimlich genug, da brauchte es keine Ghoule mehr. Seras, die über Funk Kontakt hielt gab leise ihren Bericht durch. „Auf der Südseite ist alles sauber over“ Bevor sie eine Antwort erhalten konnte, erblickte sie ihren Meister, der regungslos am Rande einer Baugrube stand und in selbige hinein starrte. „Meister?“ doch er reagierte nicht. Als sie auf ihn zu lief sprang er in das Loch. „Meister! Kann ich euch irgendwie helfen?“ Ihre übermenschlichen Augen erkannten ihn trotz der rabenschwarzen Finsternis. Er kniete auf irgendetwas. Fuhr mit dem Handschuh über eine sandige Oberfläche, dann konnte sie ihn leise flüstern hören „Asta nu poate fi posibil! Care nu poate fi posibil!”

(Da ist doch nicht möglich! Das darf nicht möglich sein!)
 

Ein mächtiges Zittern durchlief den Bauch des Schiffs, als es mit voller Fahrt auf Grund lief. Endlich! Er konnte das Festland schon riechen. Der Duft englischen Blutes.

Der Abend war fast unbemerkt mit den schwarzen Regenwolken hereingebrochen und die weißen Kreidefelsen waren von Deck aus kaum zu erkennen, dennoch wurde ein Beiboot heruntergelassen. Wenig später waren die ersten Kisten schaukelnd auf dem Weg zur Insel.
 

Anderson, der Seras am Rande der Grube vorne übergebeugt stehen sah, überlegte kurz ob er diese günstige Gelegenheit nutzen sollte. Ein kleiner, gezielter Hieb und ihr strubbliger Kopf würde in das große Loch fallen, doch Alucard, der wie eine Sprungfeder aus der Grube geschossen kam, machte seine Pläne zu Nichte.

Seiner Miene nach zu urteilen hatte der Vampir etwas entdeckt, was ihm gar nicht gefiel. Fluchend spuckte er aus. „Was ist los? Jemanden da unten gefunden?“ „Nicht direkt, leider ist der Vogel bereits ausgeflogen, aber keine Sorge,“ er ballte die Fäuste das die Knöchel knackten „das erledige ich schon.“
 

Integra und Maxwell hatten sich mittlerweile so in Rage geredet, dass der Bischof von Canterbury sich nicht mehr anders zu helfen gewusst, als die beiden freundlich aber bestimmt vor die Tür zu setzen. Draußen goss es wie aus Kübeln und noch immer war ein Gewitter am Werk, dass England lange nicht gesehen hatte. Mit versteinerter Miene wartete Integra darauf, dass ihr Wagen vorfuhr. Diesen Nachmittag hatte sie vollkommen sinnlos vergeudet. Anstatt mit Walter nach einer Lösung für ihr Problem zu suchen, hatte sie sich von Maxwell nur weitere Provokationen gefallen lassen müssen. Sie suchte in ihrer Tasche nach einem Feuerzeug. Dieser Affe war aber auch durch nichts und niemand von seinem Vorhaben abzubringen, es sei denn, sie gewährte Alucard endlich den Spaß ihn aus dem Leben zu pusten. Dieser Gedanke wurde immer verlockender, je länger sie ihn im Kopf behielt. Plötzlich durchschnitt das grelle Licht von Scheinwerfern die Dunkelheit und der Bentley rollte heran.
 

Kaum hatte das schauklige Beiboot angelegt, sprang ein zotteliger weißer Wolf an Land. Das gewaltige Tier verharrte kurz im brausenden Wind, bis ein Zittern die angespannten Muskeln durchlief. Mit leisem Knurren zogen sich die Lefzen zurück, so dass die schneeweißen Eckzähne aufblitzten. Die gelben Augen fixierten einen unsichtbaren Punkt, als der Wolf davon preschte und mit schnellen Sätzen in der Nacht verschwand.
 

„Wo zum Hänger schickt dieser Kerl uns hin?“ Maulte Anderson, dem Seras Schweigen allmählich auf die Nerven ging. Seit sie die Baustelle verlassen hatten, war die Vampirin in stilles Brüten verfallen. Alucard hatte sie ohne eine weitere Erklärung über das was er in der Grube gefunden oder auch nicht gefunden hatte, angewiesen mit Anderson und dem Rest der Mannschaft die Bergstraße weiter hinauf zu fahren. Er selbst verfolgte andere Pläne, über die er sie ebenfalls im Unklaren ließ. „Du musst etwas für mich heraus finden Fräulein Polizistin. Wir dürfen keine Zeit verlieren“ hatte er nur gesagt, bevor er sich in Luft aufgelöst hatte. Die Straße war immer enger geworden und zum Schluss hatten sie ihren Weg sogar zu Fuß fortsetzten müssen. Er führte sie einen steilen Pfad an einem Fluss entlang, bis zu den Resten einer Ruine, deren verwitterte Mauern vor ihnen aufragten. Seras blickte ehrfurchtsvoll zu einem gewaltigen Turm hinauf, dem der Jahrhunderte andauernder Zerfall im Gegensatz zu den anderen Teilen der Anlage nichts anzuhaben schien, auch wenn die Natur längst die Gewalt übernommen hatte. Dickes Efeu und Moos wucherte durch jede Ritze, hatte einen Vorhang aus grünen Blättern entstehen lassen, wo einst schwere Tore den Eintritt verwehrten. Jetzt konnten sie ungehindert in den Innenhof einmarschieren, in dessen Mitte der verkohlte Stumpf eines alten Holzpfahles aufragte. Nicht nur Seras spürte die unheimliche Atmosphäre die, dieser Ort verströmte. Neben ihr konnte sie ihre Kammeraden flüstern hören „Wo sind wir hier?“ Anderson der den Holzstumpf genauer unter die Lupe nahm, legte den Kopf schief „Anscheinend an einem Ort, den Gott schon vor langer Zeit verlassen hat.“ Er zog eine seiner Klingen hervor. Mit aufgerichteten Nackenhaaren sah Seras ihm dabei zu, wie er eine verwitterte Line auf den alten Steinen dahinter nachmalte. Erst als er fertig war, erkannte sie es. Da wo nur noch verkohle Reste standen, musste eins ein Kreuz gebrannt haben. Die Asche hatte sich wie ein Mahnmal in den Stein gefressen.

Sie schluckte, als sie plötzlich die Stimme ihres Meisters in ihren Ohren hörte. „Vergiss den Pfaffen und sein kindliches Geschmiere! Neben dem Eingang zum Hauptgebäude findest du eine Kapelle oder zumindest das was noch davon übrig ist.“ Sie wandte den Kopf und tatsächlich konnte sie das eingefallene Gebäude erkennen. „Du musst versuchen in die Krypta zu kommen. Die Stufen die du hinter dem Altar findest führen dich dort hin!“
 

Der Regen war mittlerweile so heftig, dass die Straße darin versank. Dazu heulte der Sturm mit so einer Stärke, dass der Wagen nur mühsam auf Kurs blieb. Integra war heilfroh, als sie und ihr Fahrer unbeschadet, zu Hause ankamen. Vor der Tür empfing die bereits der gute alte Walter mit einem Schirm, der aber kaum hatte er ihn aufgespannt auch schon vom Wind so heftig geschüttelt wurde, dass die dünnen Metallstäbe brachen. „Schon gut Walter, es geht schon.“ Es waren nur wenige Schritte, dennoch waren Haar und Mantel vollkommen durchweicht, als sie in den Flur hechtete. „Was für ein Mistwetter!“ schimpfte der Butler ungehalten, während Integra sich wie eine nasse Katze schüttelte. „Sie sagen es, aber es passt zur Stimmung des heutigen Nachmittags“ Ihre Blicke trafen sich. „Sagen sie nichts Lady Integra. Enrico Maxwell ist kein bisschen operativer geworden.“ Sie nickte nur knapp „Ich könnte ihn umbringen.“ „Nicht doch, für solche Aufgaben haben sie doch uns.“ Zum ersten mal an diesem Tage verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln. „Danke Walter ich weiß ihr Angebot zu schätzen.“ Auch er lächelte. „Ich würde ihnen nahe legen, die Garderobe zu wechseln, bevor wir uns wieder der Bibliothek zu wenden.“ Diesem Vorschlag war nichts entgegen zu setzten. Also machte sich Integra auf den Weg in ihr Zimmer.
 


 

Seras Schritte halten dumpf von den Wänden wieder, als sie langsam, zwischen den verrotteten Holzbänken auf den Altar zu schritt. Ihre Blick wanderte über die Reste längst vergangener Zeiten. Das hier musste einmal eine bracht volle Stätte des Glaubens gewesen sein, jetzt konnte man es nur noch an den alten Wandfragmenten erahnen, die ihren Besuch aus verblassten Gesichtern beobachteten. Sie erkannte Szenen aus der Bibel. Die Kreuzigung Jesus bis zu seiner Auferstehung.

Wie von Alucard angekündigt fand sie die ausgetreten Stufen. Ihre scharfen Augen zeigten ihr in der Dunkelheit, am Fuße der Treppen eine schwarze Steinplatte auf der etwas eingraviert schien. Bevor sie jedoch versuchen konnte die Inschrift zu lesen, ertönte Andersons dröhnende Stimme hinter ihr.
 

„Nicht so schnell junges Fräulein ich bin auch neugierig.“Ihr Fuß berührte schon die erste Stufe, als sie sich zu ihm herumdrehte. Alles in ihr verabscheute diesen Mann, nicht nur weil er ihr natürlicher Feind war. „Das trifft sich gut, dann können sie ja vor gehen.“ Da unten war es eng, da war es ihr viel lieber ihn vor sich und nicht im Rücken zu haben. Er warf ihr einen schwer zu deuten Blick zu, dann schob er sich an ihr vorbei. In seiner Hand blitzte eine Taschenlampe auf, deren Strahl er nach unten richtete. „Mmmm dann wollen wir doch mal sehen, was uns da unten erwartet was.“ Damit begann er nach unten zu steigen.
 

Integra fröstelte als sie ihr feuchtes Hemd über den Kopf zog. Vielleicht sollte sie sich erst mal aufwärmen. Eine heiße Dusche war da genau das Richtige. Sie entledigte sich dem übrigen Stoff, den sie ungeachtet auf dem Boden zurück ließ, bevor sie im Badezimmer verschwand. Weil ihr Frisierspiegel in ihrem Rücken stand konnte sie es nicht sehen. Die blankpolierte Fläche wurde mit einem mal rabenschwarz.
 

„Ich muss zugeben eine wirklich sehr schöne Arbeit“ Anderson beugte sich vor um das Wappen eingehender zu betraten. „Ein Löwe und ein Drache“ murmelte er versonnen, dann fiel sein Blick auf die Inschrift. „Nihil quietis et mortuos saeculi“ „Was heißt das?“ „Nichts weltliches darf die Ruhe der Toten stören“ Der Priester zuckte nach kurzer Überlegung mit den Achseln. „Wenn wir ganz leise sind wird’s wohl schon gehen denke ich.“ Damit trat er einen Schritt zur Seite. „Zeig mal was du kannst Drakulina:“

Seras verstand erst nicht was er damit meinte, bis er seine Hand gegen den Stein drücke. Wir müssen da wohl rein und ich sehe keine Tür, also müssen wir diese Platte zur Seite schieben.“
 

Das warme Wasser schoss aus dem Duschkopf und prickelte auf ihrer kalten Haut, als Integra entspannt den Kopf in den Nacken warf. Das fühlte sich gut an. Während sie das Gefühl genoss glitten ihre Gedanken plötzlich wieder zu ihrem Diener. Wieder wurde ihr Bewusst, dass er nicht da war. Seit ihrer ersten Begegnung im Verließ, hatte es keinen Tag bzw. Nacht gegeben, wo sie nicht seine Anwesenheit um sich herum gespürt hätte, ob physisch oder nur in ihrem Kopf. Jetzt wo er fort war, war da eine Leere, die schwerer wog als alles andere was sie kannte. Noch immer floss das Wasser über ihre Wangen. Warum war das so? und was sie noch viel mehr verwirrte, warum war die Art von Verzweiflung und Schmerz, die sie darüber verspürte, so anders wie das was sie empfunden hatte, als ihr Vater sie verlassen hatte? Da war es Angst gewesen, natürlich auch Trauer, aber in erster Linie Angst, der Pflicht und den Aufgaben nicht gewachsen zu sein, die die Bürde der Hellsings von ihr Verlangte. Doch Alucard hatte ihr geholfen, diese Pflicht zu erfüllen. Sie mit Stolz zu führen. Ohne ihn würde es sie so wie sie heute war nicht geben. So viele Nächte voller Gespräche. In denen er ihr seine Ansichten erklärt und ihr damit bewusst oder unbewusst bei ihren Entscheidungen beeinflusst hatte. Niemals aufdringlich, aber immer ehrlich ob es ihr gefiel oder nicht.

Ehrlichkeit. Vor allem gegenüber sich selbst, dass war es woran es ihr mangelte. Langsam war es ihr klar geworden, nicht erst bei ihrer letzten Begegnung im Kaminzimmer, als sie beide zugegeben hatten das sie nicht ohne….

Plötzlich flackerte das Licht, doch als sie blinzelnd die Augen öffnete war es schon vorüber.
 

Hinter der Platte offenbarte sich eine Grabkammer in dessen Wände, einzelne Fächer eingeschlagen waren. In jedem Fach befand sich ein steinerner Sarkophag bis auf die Mitte in der drei einzelne Särge auszumachen waren. Wieder hörte Seras Alucard in ihrem Kopf „ Wie viele Särge siehst du vor dir stehen?“ Sie zählte kurz „Drei Meister“ Stille dann „Bist du sicher?“ Sie nickte, bis ihr einfiel das er das ja nicht sehen konnte „Ja“ Anderson der von der Unterhaltung natürlich nichts mitbekam, hatte die kleine Gruft durchquert.

„Ganz schön voll hier.“ Dann fiel sein Blick auf den staubigen Boden „Da scheint auch mal einer gestanden zu haben.“ Er deutete auf eine leere Stelle an der Wand. „Die Abdrücke lassen das jedenfalls vermuten.“
 

Integra sah in den wieder blanken Spiegel während sie sich die nassen Haare zu einem festen Knoten zusammen band, irgendwie hatte sie keine Lust sich in einen neuen Anzug zu schmeißen und beim Lesen störten die offene Frisur eh nur. Sie war selbst von sich überrascht, aber, ihre blauen Augen verengten sich, es fühlte sich eigentlich mal ganz gut an anders auszusehen. Sie unterzog sich noch einmal selbst einen prüfenden Blick. Anstatt Jackett ein dunkelblauen Pullover mit V Ausschnitt, der ihren langen schlanken Hals betonte und eine bequeme Stoffhose. Warum nicht? Es war ja niemand anderes da, außer Walter, da konnte man die Etikette mal ein wenig schleifen lassen.

Während sie zu Walter hinüber lief, löste sich ein kleiner, schwarzer Schatten aus der Ecke ihres Zimmers um sich langsam und lautlos wie eine Schlange unter der Tür hindurch zu schieben.
 

Die schwarzhaarige Vampirin hatte ihr Opfer bereits tot zu Boden fallen lassen, als Alucards Finger sich wie Krallen in ihren Brustkorb bohrten. Mit einem gellenden Schrei versuchte sie sich zu befreien, doch der Vampir besaß eindeutig mehr Kraft als sie. Wie eine Puppe schleuderte er sie herum, um sie anschließen wie ein riesiges Insekt an die Wand zu pinnen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn schmerzgepeinigt an „Warum tust du mir das an?“ Er knurrte nur „Wo ist er? Wo ist dein Herr und Gebieter?“ Blut floss aus ihren Mundwinkeln, als er den Druck seiner Finger in ihrem Brustkorb verstärkte. „Rede, dann sorge ich dafür, dass es schnell vorbei geht!“ Die langen, schwarzen Strähnen verfingen sich an ihrem Unterkiefer, der in letzter Verzweiflung versuchte nach ihm zu schnappen. Alucards Augen wurden schmal „dann eben auf die harte Art und Weise. Du hast es nicht anders gewollt.“ Damit fletschte er seine Fangzähne und mit einem gurgelnden Laut versenkte er seinen Kopf in ihrer Brust. Ihr schrilles Heulen brachten das Glas der Fenster zum springen.

Doch er hörte sie nicht. Das Blut in seinem Mund verwandelte die Umgebung um ihn herum in die Spitze eines Turm auf dessen Zinnen er einem Mann gegenüber stand. Nein! Nicht ganz, nur er stand! Drohend über den anderen gebeugt, der kauernd auf dem Boden lag. Den Kopf schützend unter den Armen vergraben, bis er sich wütend nach vorne beugte um den unglücklichen zu sich nach oben zu reißen. „ Du elendiger Verräter! “ Der andere stöhnte nur leise, bis seine aufgeplatzten Lippen sich langsam öffneten "Gnade“ Er konnte sich selbst sehen, wie er hasserfüllt das Gesicht verzog „Wie kannst du es wagen? Hast du wirklich gelaubt mich besiegen zu können? Du wirst niemals König sein, niemals! Du bist nur ein elendiger Feigling, der den Boden nicht wert ist, auf dem er sterben wird.“ Damit stieß er ihn mit einer heftigen Bewegung von sich weg. Die Wucht ließ sein Opfer über den Rand der Zinnen fallen und mit einem gurgelnden Aufschrei flog der Mann in die Tiefe. Sekunden vergingen, bis der Körper mit einem gräßlichen Geräusch auf der Spitze des Holzkreuzes aufschlug.

Rage

Integra konnte nicht sagen warum, aber heute Abend hatte der Klang ihrer dumpfen Schritte in der der Stille des Flures etwas unheimliches. Sie schüttelte missbilligend den Kopf. Unsinn! Ihre Nerven waren einfach nur vollkommen überspannt. Schlafmangel und Stress das war alles. Ihre Finger griffen nach der Klinke zur Bibliothek. Sie war abgeschlossen?! Überrascht hielt sie in inne. Was sollte das denn? Energisch klopfte sie gegen das Holz „Walter? Warum schließen sie denn ab? Walter hören sie mich?“ Doch sie erhielt keine Antwort.
 

Als der erste Mannschaftswagen in die Auffahrt zum Lager einbog, konnte Seras ihren Meister schon vor einer der Lagerhallen stehen sehen. Der Ausdruck auf seinem versteinerten Gesicht ließ nichts Gutes erahnen. Mit ein paar Sätzen war sie beim ihm. „Meister“ Doch er brachte sie mit einer knappen Geste zum Schweigen Er wandte sich an Anderson, der es dem sonst unerschütterlichen Vampir ebenso ansah, dass ihm nicht mehr zum Spaßen zu Mute war. „Was ist los?“ „Ich war mir am Anfang nicht ganz sicher, aber jetzt wo ich weiß, dass die Krypta leer ist und ich mir ein paar Informationen besorgt habe.“ Unzufrieden schüttelte er den Kopf. „Ich hätte es gleich richtig machen sollen.“ Anderson rollte bei seinen Worten genervt die Augen. „Von wem sprichst du Blutsauger? Sag bloß den Untoten mit dem wir es zu tun haben ist mit dir bekannt.“

Alucard der in stilles Grübeln verfallen war, hob ruckartig den Kopf „Schon dicht dran Schweinepriester, schon dicht dran, aber nicht bekannt sondern leider verwandt.“ Er zögerte kurz bevor er die Katze aus dem Sack ließ „Diese unwürdige Kreatur ist wohl oder übel mein Bruder“

Sowohl Seras, als auch Anderson klappte vor Überraschung die Kinnlade herunter.
 

Verwirrt drehte sich Integra um und sah den Flur hinunter. Was sollte das denn? War Walter weggefahren? Aber wieso sagte er ihr dann nicht Bescheid bzw. warum sperrte er die Tür zu? Das hatte er noch nie gemacht und es machte auch überhaupt keinen Sinn. Vielleicht konnte sie ihn ja übers Handy erreichen, aber das lag in ihrem Büro.
 

Seras konnte immer noch nicht glauben, was ihr Meister da gerade gesagt hatte und Anderson schien es ähnlich zu gehen. „Hab ich das richtig verstanden? Von dir gibt es noch eine Version?“

Alucard grinste matt „Nur eine billige Kopie. Zu gegebener Maßen ein Unfall, von dem ich fälschlicher Weise angenommen habe, dass er längst keine Rolle mehr spielt.“ Er zuckte die Schultern. „Bedauerlicherweise habe ich die Zeit und den Fortschritt unterschätzt, aber wer konnte denn auch ahnen, dass man nach über Sechshundert Jahren ausgerechnet dort graben würde. Egal, jetzt werde ich ihnen eben endgültig zur Hölle schicken.“

Aber Andersons Neugierde war noch lange nicht gestillt. „Hey hey wartet mal. Das war ja wohl noch nicht die ganze Geschichte.“ Doch bevor er Alucard weiter nach seinem Familienstammbaum ausfragen konnte, wandte der der sich ab. „Wir müssen jetzt schleunigst rausfinden, wohin er verschwunden ist und dann brauchen wir auch noch ein wenig Nachschub fürchte ich. So wie es aussieht, hat er wohl schon mitbekommen das ich hier bin.“
 

Integras Finger lagen schon auf die Kurzwahltaste, doch ein Geräusch hinter ihr ließ sie in der Bewegung erstarren. Erst war es nur ein Schnauben, dann ertönte eine Stimme die so knarrend und kratzend klang, als wenn ihr Besitzer sie schon sehr lange nicht mehr benutzt hatte. „Guten Abend, Herrin des Hauses Hellsings. Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen.“ Integra konnte spüren, wie sich ihre Nackenhaare aufzurichten.
 

Walter, der nur kurz bevor Integra vor der Tür gestanden hatte, selbige hinter sich zu gemacht hatte um einem menschliches Bedürfnis nachzugehen, blieb auf seinem Rückweg neben dem klingelnden Apparat im Flur stehen „Ja hier bei Hellsings, sie sprechen mit Walter Dolnea. Was kann ich für sie tun? „ Hallöchen Walter ich bins, wir haben das Problem hier aufgespürt, brauchen aber für die Beseitigung noch ein wenig Zeit und Munition“ „Verstehe. Ich werde mich gleich darum kümmern. Obwohl man bei diesem Sturm wirklich keinen Hund vor die Tür jagen sollte.“ Die orangenen Pupillen wurden schlagartig dunkelrot, trotzdem war Alucards Stimme noch ziemlich ruhig als er zu sprechen anfing „Sturm? In London tobt ein Sturm?“ „Ja ja schon seit dem frühen Abend. Das Gewitter kam von der Seeseite, ziemlich ungewöhnlich für diese Jahreszeit aber nun ja.“ Seras beobachte erstaunt, wie die Finger ihres Meisters die Plastikschale des Hörers zum knacken brachten. „Tu mir einen Gefallen und erkundige dich, ob irgendwo ein russischer Frachter eingelaufen ist. Wo ist denn unsere Chefin gerade?“. „ Sie wollte sich nur kurz umziehen und dann in der Bibliothek kommen. Das ist allerdings jetzt auch schon eine Stunde her. Kann ich ihren Worten entnehmen, dass dieses Gewitter als etwas Übernatürliches einzuordnen ist?“ „Sieht ganz so aus und ich würde ihnen raten unseren Boss im Auge zu behalten. Eine reine Vorsichtsmaßnahme aber wir beide wollen doch nicht arbeitslos werden.“ Auch wenn es witzig klingen sollte, war der sorgenvolle Unterton in seiner Stimme doch deutlich hörbar. Er gab Seras das Handy zurück. „Aber wenn er mit dem Schiff unterwegs ist, braucht er doch länger als ein Tag um bis da oben hin zu kommen“ Er lachte leise „Die Toten reisen schnell Fräulein Polizistin, aber das wirst du auch noch herausfinden“ dann wurde er wieder ernst „Wir müssen so schnell wie möglich nach Hause.“
 

Ganz langsam drehte sie sich herum. In einem der schweren alten Ohrensessel, dicht vor dem Kamin saß ein Mann. Groß und hager, dessen Gesicht noch im Schatten der Lehne verborgen lag „Wer zum Teufel sind sie und wie sind sie hier rein gekommen?“ Der Mann lachte heißer. „Er scheint schon so viele Jahre bei euch zu sein und noch nie hat er auch nur einen von uns erwähnt?“ Langsam beugte er sich nach vorne, dann stand er auf. Als er ins Licht der Schreibtischlampe trat, blieb Integra für einen Augenblick das Herz stehen. Sie erkannte sofort die gleichen Züge, das gleiche dämonische Grinsen und doch war es nicht. „Ich sehe, du weißt von wem ich spreche.“ Er deutete eine Verbeugung an „Meine Name ist Radul, einst war ich der Prinz der Walachei neben meinen Bruder, der euch besser bekannt sein dürfte. Doch das ist lange her und nur halb so interessant wie ihr es seid.“ Er bewegte sich wieder auf sie zu, dabei fixierte sein hypnotischer Blick Integra, die ihn immer noch wie versteinert anstarrte. Er war nur noch höchstens zwei Schritte von ihr entfernt, als er plötzlich den Kopf schief legte. „Hübsch seid ihr ja durchaus und eurer Haus und eure Haltung verraten Stolz, aber das allein kann es nicht sein was ihn so sehr reizt…“ Dann geschah etwas, wofür Integras Augen zu langsam waren. Sie spürte einen feinen, schneiden Stich an der Wange. Wie elektrisiert griff sie an die schmerzende Stelle. Als sie die Finger zurück zog klebte Blut daran. Entsetzt sah sie zu, wie er sich genussvoll die langen Fingernägel ablegte. „Delikat wirklich außergewöhnlich delikat, jetzt kommen wir der Sache langsam näher. Er wandte den Blick von ihr ab und ließ ihn durch das Zimmer schweifen, bis er am Bild ihres Vater hängen blieb. „Das ist also aus dem stolzen König geworden. Ein willenloser Diener.“ Seine Miene verfinsterte sich „Mich hat er dafür einen Feigling genannt, aber er selbst ist kein Deut besser. Die absolute Macht hatte einen hohen Preis, aber so hoch? Seine Freiheit, seinen Stolz und seinen Namen.“ Als er nun die Lippen zu einem breiten Grinsen verzog, konnte Integra seine Eckzähne wachsen sehen. „Nun ich bin gespannt was er bereit sein wird für euch zu geben.“
 

Nach dem Alucard Fargason angewiesen hatte so schnell wie möglich den Rückzug einzuleiten, hatte sich von unerwarteter Seite Hilfe angeboten. „Ich kann fliegen, wir brauchen nur eine Maschine“ Seras schaute ungläubig „Im Ernst jetzt? Sie haben einen Pilotenschein?“ Anderson zuckte nur mit den Achseln „Jeder Mensch braucht ein Hobby“
 

Walters Rufe hallten durch die Flure „Lady Integra?“ Nach dem er sie nicht in der Bibliothek angetroffen hatte, hatte er begonnen jedes Zimmer einzeln abzusuchen, doch die Lady war bis jetzt unauffindbar.

Mit wachsener Unruhe riss er eine Tür nach der anderen auf, bis er schließlich im Büro ankam.

Schon beim öffnen der Tür war ihm klar das hier was nicht stimmte und der Anblick der sich im bot, ließ sämtliche Gesichtszüge entgleiten. Das Fenster stand speerangelweit offen, so dass die weißen langen Vorhänge wie wild im herein brausenden Wind flatterten. Entsetzt beugte er sich hinaus, doch außer Dunkelheit und peitschendem Regen war nichts zu sehen.

Die feinen Blutstropfen auf der spiegelglatten Schreibtischplatte bemerkte er erst, als er mit zitternden Fingern nach dem Handy griff.
 

Sie waren schon auf dem Weg zum Flughaven, als Seras Brusttasche vibrierte. Bevor sie allerdings hinein langen konnte, hatte Alucard schon das Telefon an sich genommen „ Walter?“ Seras konnte ihn deutlich hören und was sie hörte, schnürte ihr die Kehle zu. „Meister Alucard ich habe keine Ahnung was oder wer hier eingedrungen ist, aber beeilen sie sich! Kommen sie so schnell wie möglich! Sie ist weg, aber ich werde versuchen sie zu finden! Anscheinend hat man… Hier ist Blut!“ Alucard sagte kein Wort sondern drückte nur auf die rote Taste. Damit war das Gespräch beendet. Seras schluckte. „Sie ist nicht tot“ flüsterte er leise auf ihre unausgesprochene Frage. Sie sah ihn mit großen Augen an. „Glaub mir, dass hätte ich gemerkt, aber wir haben dennoch keine Zeit zu verlieren.“
 

So schnell ihn seine Beine trugen rannte Walter die Treppe hinunter. Er hatte keine Ahnung wohin er eigentlich wollte. Die reine Verzweiflung trieb ihn an, irgendetwas zu unternehmen, bis ihm einfiel, was Alucard gesagt hatte. Der russische Frachter. Das war ein Anhaltspunkt. Sein einigster um genau zu sein. Mit wehendem Mantel sprang er ins Auto. Der Kies spritzte zu allen Seite als der Wagen mit heulendem Motor aus der Einfahrt preschte.
 

Vor Integras Augen tanzten Sterne, als sie langsam wieder zu sich kam. Ihr Kopf dröhnte, während sie merkte, dass sie mit dem Gesicht auf etwas nasskaltem lag. Stöhnend versuchte sie den Kopf zu heben, doch ihre Hände, die sie hochstemmen sollten gehorchten ihr nicht. „Alle Achtung ihr seid wirklich zäh meine Liebe“

Sie konnte ihn zwar hören, aber nicht sehen. Es war zu dunkel um sie herum und sie merkte, dass sie ihre Brille verloren hatte. Das letzte woran sie sich erinnern konnte, waren seine roten Augen gewesen, dann war da nichts mehr, bis jetzt „Was willst du von mir?“ presste sie mühsam hervor. Warum war ihre Zunge so schrecklich schwer? Sie konnte kaum einen klaren Gedanken zusammen bringen, auch wenn sie wusste, dass es in ihrer Situation um Leben und Tod ging. Das musste der gleiche böse Zauber sein, wie ihn die Vampirin benutzt hatte, um sie zu lähmen. Ihr Peiniger lachte leise. „O das ist ziemlich einfach. Sechshundert Jahre Gefangenschaft, sechshundert Jahre eingesperrt in einem versiegeltem Grab aus dem es kein Entrinnen gab. Sechshundert Jahre in dem ich mir in meinem verdorrten Körper ausgemalt habe, was ich mit ihm anstelle, wenn ich die Chance dazu bekäme.“ Die Stimme, die eben noch voller Hass war veränderte sich jetzt plötzlich „Aber als ich dann feststellen musste, das er auf der Seiten der Menschen kämpft, die ihn einst dazu getrieben haben…Ich konnte es nicht begreifen, bis ich es in seinen Augen gesehen habe.“ Er musste jetzt direkt vor ihr stehen, aber sie bekam ihre Lider nicht mehr auf.

„Die Gier nach Macht mag es ursprünglich gewesen sein, nach Triumph und Sieg, doch das ist es längst nicht mehr…“ Etwas berührte ihr Bein, zerschnitt den Stoff ihrer Hose, dann spürte sie, wie etwas scharfes ihre Haut entlangfuhr.

Alles in ihr rebellierte. Nein, nein nicht schon wieder. Noch mal würde sie das nicht überstehen, aber seine Zähne fuhren nicht gleich in ihr Fleisch. Anscheinend kostete er den Moment bis zur letzten Sekunde aus.

„Ich hätte nie gedacht, dass er wirklich einmal diesem Mysterium erliegen würde, aber anscheinend seid ihr wirklich etwas besonderes Lady Integra Wingates Hellsing. Aber wir werden bald viel Zeit haben das rauszufinden“ Dann durchfuhr ein brennender Schmerz ihr Bein.
 


 

Alucard knurrte wie ein Hund, als er sie in seinem Kopf schreien hörte. Anderson und Seras die im Cockpit der JH-R74 saßen waren so mit der Beobachtung der Instrumente beschäftigt, dass sie seinen Zustand nicht mitbekamen. Außerdem musste sie den Funkverkehr im Ohr behalten. Der Besitzer der kleinen Privatmaschine würde wahrscheinlich ein wenig verstimmt sein, wenn er den Verlust seines Flugzeuges bemerkte, aber sie hatten sich das gute Stück ja nur geliehen und damit nicht gegen das siebte Gebot verstoßen. „Was machen wir wenn sie uns orten?“ Der Priester sah auf die Tankanzeige „Der Sprit reicht locker bis nach London. Da kann uns das egal sein.“

Sie nickte, dann wandte sie sich zu ihrem Meister um, der mit geschlossenen Augen in seinem Sitz saß. Zuerst glaubte sie er würde tatsächlich trotz allem ein ruhiges Nickerchen halten, aber dann sah sie wie verkrampft seine Hände die Lehnen umklammerten.

Poison

Der furchtbare Schmerz, der ihr Bein wie ein glühender Strom hinauf glitt, veränderte sich, schien für ein paar Sekunden milder zu werden. Dennoch konnte sich immer noch nicht bewegen, der Zauber hielt sie weiterhin gefangen, aber sie fühlte wie sich etwas sich zwischen sie und das Leid legte. Es ab pufferte, es ein wenig erträglicher machte.
 

Finger berührten ihre Wange, strichen sanft eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, während sich das Gefühl des Feuers langsam in ihrem Körper ausbreitete. Obwohl sie es wusste fragte sie in Gedanken „Alucard?“. Sie konnte ihn leise in ihrem Kopf flüstern hören „Es tut mir leid Herrin, aber ich beeile mich. Du musst noch ein wenig durchhalten. Er will dich nicht töten. Er will, dass du aufgibst und zu einem seiner Geschöpfe wirst. Lass das nicht zu Integra, kämpfe! Ich weiß das du das schaffst.“ Sie versuchte zu lächeln, doch es gelang ihr nicht. „Nur wer der Resignation trotzt erhält das Privileg zu noch höhere Stärke zu gelangen.“ Er lachte leise „So ist es“

Ihr Körper fing an sich unter den Schmerzen zu winden, doch ihr Geist stemmt sich mit aller Kraft gegen das unreine Gift, das unaufhörlich ihre Venen hinauf kroch. „Lass mich nicht alleine“ wimmerte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Niemals“ war die Antwort
 

Walter brachte den Wagen unter heftigen Protest der Bremsen an der Kaimauer zum stehen. Die Fahrertür gab ein entsetzliches Kreischen von sich, als sie krachend gegen einen Eisenpolar schlug, aber der Diener des Hauses Hellsings hatte andere Sorgen als einen lächerlichen Lackschaden. Sein Ziel waren die Büros der Schiffaufsichtsbehörde, die sich über ihm in einem würfelähnlichen Bau befanden. Der Leiter der Nachtschicht staunte nicht schlecht, als ein ziemlich mitgenommener, älterer Herr mit baumelndem Monokel und schiefen Haar Zopf ohne anzuklopfen in seinem Büro gestürmt kam und nach der Herkunft sämtlicher Schiffe fragte die seit dem frühen Abend angekommen waren. „Sie machen mir Spaß, wer sind sie denn überhaupt?“ Doch Walter knallte nur ein paar große Pfundnote auf den Tisch und versichert hatte das bei adäquater Mithilfe durchaus noch mehr drin wäre. Das reichte um den Mann zu motivieren ihm zu helfen.
 

Seras wählte immer wieder die Nummer, doch immer wieder sprang nur die Mailbox an „Ich kann Walter einfach nicht erreichen!“ rief sie nach hinten. Doch Alucard hörte sie nicht. Noch immer hockte er wie versteiner auf seinem Sitz. Vor seinem geistigen Auge erschien ein Bild. Die junge Integra mit viel zu großer Brille und Kragenbluse, die mit verbissener Miene an einem Schießstand versuchte über die Ablage zu linsen. Der Ohrenschutz rutschte ihr fast vom Kopf und die Waffe, mit der sie auf einen der vermeintlichen Pappkammeraden zielte, zitterte wie ein Lämmerschwanz. „So wird das aber nichts kleine Herrin“ hatte er sie geneckt und ihr die Pistole aus der Hand genommen. Vor Scham war sie rot angelaufen und die Wut darüber hatte sie noch mehr aufgeregt. „So darfst du nicht mit mir reden, hörst du! Ich bin deine Gebieterin und du musst machen was ich dir sage!“ Er hatte in übertriebener Demut die Augen niedergeschlagen „Natürlich , verzeiht mir meinen aufdringlichen Ton my Lady. Dann sagt mir wie ich euch helfen kann.“ Integra hatte zuerst mit sich gehadert, ob sie ihn für sein aufmüpfiges Verhalten bestrafen sollte, dann aber hatte ihr Ehrgeiz über den Stolz gesiegt. Verstohlen hatte sie sich umgesehen und ihn dann, als sie sicher war das kein anderer sie beobachten konnte, angewiesen „Zeig mir wie man es richtig macht.“ Lachend hatte er sie zunächst hochgehoben und auf die Ablage zwischen die Munition gesetzt. „Dafür sind diese Beinchen noch ein wenig zu kurz. Von hier aus geht es besser.“ Dann hatte er von hinten ihre Hände mit der Waffe geführt. Sie hatte wie selbstverständlich ihr Gesicht gegen seins gedrückt, als sie zusammen anlegten. „Ziel immer auf das Herz. Jedenfalls am Anfang und immer die Arme durchgedrückt lassen, wegen dem Rückstoß.“ „Verstanden“ hatte sie leise in sein Ohr geflüstert und für ein paar Stunden hatten sie beide vollkommen vergessen was oder wer sie waren. Erst als er merkte, dass ihre Arme langsam lahm wurden, hatte er die Waffe bei Seite gelegt. „Ich denke das reicht für heute Lady Hellsing, meint ihr nicht auch?“ Sie hatte müde genickt, ihre Augen gerieben und sich dann von ihm zum Haus hinüber begleiten lassen. Bevor sie die Treppe zum Esszimmer hinauf verschwunden war, hatte sie sich noch einmal zögernd zu ihm herumgedreht. „Danke “ „Es war mir ein Vergnügen“ Ein schelmisches Lächeln huschte darauf hin über ihr Gesicht „ Das müssen wir unbedingt noch mal machen.“ Auch er hatte gelächelt „ Wann immer ihr es wünscht.“
 

Integras wabernde Gedanken durchstreiften auf der Flucht vor der unbeschreiblichen Qual ebenfalls ihre Erinnerungen. Führten sie zurück in die Tage, wo ihr Vater noch lebte, bis zu dem Tag an dem sie dem Mann begegnen sollte, der von dort an ein Teil ihres Lebens wurde. Ein Diener nur, die stärkste Waffe, die das Haus Hellsing je hervor gebracht hatte. Der ihre Order erfüllen, für sie töten und sie schützen sollte, alles weil man es ihm befahl. Ein Monster, ein Ungeheuer vor dessen Tücken und Raffinessen ihr Vater sie in endlosen Unterrichtsstunden gewarnt hatte und der doch so anders war, als diese anderen Vampire.

Sie sah ihn wieder vor sich. Das Gesicht aus dem Kaminzimmer. Dieser Augenblick der Menschlichkeit und dieser eine Satz „Ich auch nicht.“
 

Sie fühlte wieder seine Finger auf ihrer Wange. Fühlte wie er ihr Gesicht in beide Hände nahm. Ihre Lippen öffneten sich, als sie spürte wie kalte Haut sie berührten „Gibt nicht auf! Unsere Geschichte ist noch nicht vorbei. Im Gegenteil sie beginnt erst noch…“
 

Das kleine Motorboot, das brummend aus der Hafeneinfahrt rauschte, war in der Dunkelheit kaum zu sehen. Walter hatte dem Kapitän extra angewiesen auf sämtliche Lichtquellen zu verzichten um den Überraschungsmoment so lange wie möglich auf seiner Seite zu haben, dennoch galt es vorsichtig zu sein. Er hatte keine Ahnung, was ihn auf diesem Frachter erwartete, aber eines stand fest. Etwas Gutes konnte es nicht sein.

Der schemenhafte Umriss des Schiffs tauchte bereits vor ihnen auf, als über ihnen ein Flugzeugmotor hinweg dröhnte.
 

„Wir sind gleich da“ brummte Anderson, der die Maschine schon in den Sinkflug brachte. Als wäre das der entscheidende Satz gewesen, riss Alucard sich plötzlich hoch. „Das mag für dich gelten. Ich für meinen Teil ziehe es vor hier schon auszusteigen. Ich hoffe du hast nichts dagegen Schweinepriester!“ Damit sprang er zur Tür, die unter den Schüssen der Pistolen schnell nachgab. Mit einem letzten Fußtritt beförderte der Vampir sie in die Atmosphäre. Die Einströmende Luft brachte den Flieger zum trudeln und Anderson hatte große Mühe die Maschine oben zu halten „Bist du wahnsinnig du elendiger Scheintoter?!“ brüllte er, als er hektisch das Steuer herum riss. Seras die über die Rückenlehne ihres Sitzes gehechtet war, beeilte sich ihrem Meister zu folgen, der breit grinsend und mit wildflatterndem Mantel noch einmal ins Innere des Flugzeugs schaute. „Hals und Beinbruch bei der Landung mein Bester, Ich hoffe du gehst mit dem Ding nicht unter.“ Dann verschwand er in die Dunkelheit.
 

Walter, der an der Außenwand des Schiffs ein paar eiserne Sprossen entdeckt hatte, überlegte noch ob dies die einzige Möglichkeit war an Bord zu gelangen, als über ihm bereits Mündungsfeuer aufflammte. Zuerst warf er sich wie die übrige Mannschaft bäuchlings auf den Boden, doch er merkte schnell, dass die Schüsse nicht ihnen galten. Durch den Lärm hindurch konnte er Alucard rufen hören. „Auf das Herz und die Köpfe Seras denk dran, nur darauf kommt es an!“
 

Obwohl Integra fest daran geglaubt hatte, dass es nicht noch schlimmer werden konnte, wurde sie eines besseren belehrt. Jemand riss sie an der Schulter herum und sie glaubte vor Schmerzen den Verstand zu verlieren.

Durch einen Schleier aus Tränen sah sie dicht vor sich das verzehrte Gesicht von Radul vor sich. „Wie ich aus eurem Blut lesen durfte, ist eure Haltung gegenüber meinem Bruder eine auch eine andere geworden.“ Er schüttelte tadeln den Kopf „Tz tz tz was euer lieber Vater wohl dazu gesagt hätte? Habt ihr denn alles vergessen was euch der gute Abraham versucht hat über uns zu lehren?“ Er verschwand wieder aus ihrem Sichtfeld, doch seine Stimme dröhnte weiterhin ungehindert durch den Raum „ Wie hat er uns noch beschrieben? Monster, die sich ihrer Stärke bewusst sind und ihre Fähigkeiten intelligent und zielsicher einsetzten, wie Tyrannen. Ja das war sein Ausdruck und er hat vollkommen recht. Wir manipulieren und terrorisieren Menschen, damit wir unsere Ziele erreichen.“ Etwas kratzte neben ihrem Kopf und erzeugte damit ein furchtbares Quietschen, dann war seine keuchende Stimme direkt an ihrem Ohr. „Das tun aber alle, die nach dem höchsten Streben. Mein lieber Bruder ist dafür das perfekte Beispiel und ihr scheint aus ähnlichem Holz geschnitzt zu sein. Wie ihn scheint euch eurer eigenes Volk letzten Endes genauso zu fürchten, wie eure Feinde es tun und damit habt ihr auch euren eigenen Untergang heraufbeschworen.“ Integra die bei seiner Rede auf dem Rücken lag, bekam mit jedem Satz den er Sprach schlechter Luft. Röcheln versuchte sie genug Sauerstoff in die brennenden Lungen zu bekommen, aber es schien mit jedem Atemzug schlimmer zu werden. Der Vampir über ihr lachte leise. „Keine Sorge Sterben ist nicht das schlimmste, das haben wir alle hinter uns gebracht. Bald ist es vorüber und dann wirst du am eigenen Leib spüren was es heißt dienen zu müssen.

Finale

Seras die nur einen Augenblick gezögert hatte, bevor sie sich wie ihr Meister einfach ins Nichts fallen ließ spürte den Aufprall auf den eisernen Schiffsplanken so gut wie gar nicht. Nur die tiefen Abdrücke, die ihre Stiefel im Stahl hinterließen zeugten von dem übermenschlichen Kunststück. Viel Zeit blieb ihr allerdings nicht sich darüber Gedanken zu machen, denn kaum das sie gelandet war, stürmten bereits eine Horde von Ghoulen das Oberdeck. Zwei Handfeuerwaffen im Anschlag begann sie die ersten Reihen zu lichten, als Walters Kopf über der Rehling auftauchte. „Walter!“ „Ich glaube ich habe mich noch nie so sehr darüber gefreut sie zu sehen wie ich es jetzt gerade tue Fräulein Viktoria!“ Mit einem Satz schwang er sich zu ihr herüber. „Dann wollen wir mal unsere rumänischen Freunde in England willkommen heißen was?“ und damit surrten die Drähte über die ersten vermoderten Hälse.
 

Alucard hatte gleich den Weg durch die offene Kabinentür gewählt und trat dem ersten Ghoul so heftig gegen die Kopf, das der halbe Brustkorb mit davon segelte. Die nächsten bekamen das Magazin der Jackal zu schmecken und versanken unter gurgelnden Lauten in ihren eigenen Eingeweiden. „In care ești” knurrte er leise, als er nach lud. „Such mich doch“ kam die Antwort aus den Kehlen der Halbtoten um ihn herum.
 

„Worauf du dich verlassen kannst!“ Im fiel der Tag seines Todes wieder ein. Der Anblick der dünnen Strahlen der Morgensonne, die den dunklen Horizont in ein sanftes orangerot verwandelten, bevor man ihn in Ketten gelegt zur Enthauptung schleppte. An seine Rückkehr, als er erkennen musste, wem er den Verrat und seine Hinrichtung zu verdanken hatte. Sein eigener Bruder. Die Gier nach dem Thron war der Antrieb gewesen und der Hass des Volkes sein Mittel. Es hätte wunderbar funktioniert, wenn da nicht dieser Umstand seiner Auferstehung gewesen wäre. Bis heute hatte er keine Ahnung wem er sein neues Dasein eigentlich zu verdanken hatte. Die letzte Erinnerung an sein menschliches Leben war das Geräusch der fallenden Axt und die erste seines neuen der unerträgliche Durst den er gleich an zwei Soldaten des Sultans gestillt hatte, die seine Überreste bewachen sollten. Die Tatsache, dass Radu sich genauso in einen Nosferatu verwandelt wurde wie er, zeigte, dass es da einen Zusammenhang gegeben haben musste, doch in seiner Rachsucht war es ihm nicht darum gegangen, dass herauszufinden sondern in erster Linie darum, diesen Verräter zu eliminieren. Zugegeben es war ihm nicht ganz gelungen. Schon das Bannen mit einem Holzpfahl war nicht so leicht gewesen, da sie damals beide über die gleichen Kräfte verfügten. Jetzt allerdings sah die Sache anders aus.

Er hatte es damals ein paar Mönchen überlassen den Bastard zu entsorgen. Sie sollten ihn an einem sicheren Ort einmauern. Schön verschnürt und mit ein paar weiteren Pfählen durchbohrt, so wie es die Rituale seiner Vorfahren es für Wesen wie sie vorgesehen hatten. Das hatte auch einige Hundert Jahre gehalten, zu blöd nur das die Pfähle längst verrottet und dieser Baggertrupp dazwischen gekommen war. Jetzt würde er es aber richtig machen. Wenn dieser Kampf zu Ende war, würde nicht das kleinste Staubkorn von ihm übrig bleiben.

Mit gefletschten Zähnen ging er dazu über einem nach dem anderen in Stücke zu reißen.
 

Seras und Walter versuchten indessen als Team ins Innere des Schiffs zu gelangen, doch im Bauch des Tankers schien es von Zombies nur so zu wimmeln. Nur mit Mühe kamen sie einige Schritte vorwärts.
 

Der Vampir wandte den Blick von Integra die sich unter heftigem Keuchen zusammen rollte „Der Drachenritter und sein Gefolge auf dem Weg zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Betrachtet es einfach von der Seite. Ihr werdet jetzt zu dem was eure Familie so lange studiert hat.“ Als wenn seine Worte allein dafür ausreichten glaubte sie es regelrecht spüren zu können, wie das Gift versuchte in ihr Herz einzudringen. Noch einmal versuchte sie verzweifelt es zu verhindern. Niemals! Nicht so! Nicht er sollte das tun…
 

Alucard wechselte die Gestalt um auf vier Pfoten und drei Mäulern schneller eine Schneise durch seine Angreifer schlagen zu können. Unter ihm konnte es, laut dem Schiffsplan der vor ihm an der Wand hing, nur noch ein Abteil geben und so wie es aussah verteidigten diese Sklaven seines Bruders dieses besonders Virement. In Gedanken rief er nach Seras Kannst du mich hören Fräulein Polizistin? Klar und deutlich Meister! Kam es nur ein paar Sekunden später zurück. Das unterste Deck ist das Ziel, seht zu das ihr da hinkommt! Zuerst hatte er Radul Befreiung verflucht, dann als willkommende Abwechslung innerlich gefeiert. Endlich mal wieder ein Gegner der die Mühe Wert war sich überhaupt aus dem Sarg zu bequemen. Das Ganze versprach ein interessantes Wiedersehen zu werden, bis zu dem Moment wo ihm klar wurde worauf es dieser Sauhund abgesehen hatte.

Er dachte an den Augenblick zurück, wo er schon einmal glaubte zu spät zu kommen. An ihr vor Schmerz und Wut verzehrtes Gesicht, bevor ihre Hände nach dem Briefordner fassten um sich die Klinge in den Hals zu rammen. „Unreines Blut fließt durch meine Adern“ Das hatte sie gesagt und auch er hatte erst geglaubt, dass sie sich allein an die eiserne Order ihrer Familie hielt lieber den Tod zu wählen, als zu einem Untoten zu werden, doch als sie anfing zu kämpfen war ihm ihre volle Stärke, ihr gesamtes Wesen wirklich bewusst geworden.

Seit dem sah er Dinge in einem anderen Licht, auch wenn er sich das am Anfang nicht eingestehen wollte, aber wenn er Integras Gedanken richtig deutete ging es ihm nicht alleine so.

Der letzte Ghoul zerfiel zu Asche und niemand vor ihm hinderte ihn mehr daran die Tür vor ihm in Stücke zu schießen.
 

Auch wenn Integra ihre Zunge längst nicht mehr spüren konnte und auch ihr Bewusstsein dabei war endgültig unter dem Sauerstoffmangel zu verschwinden klammerte sie sich noch einmal an die Erinnerungen und an den Stolz ihrer Familie. Vielleicht würde sie heute verlieren, doch auch für ihren Gegner sollte es kein Entrinnen geben. Mühsam formulierte ihr bereits dunkler Geist noch einen letzten Satz “Zugang zur Cromwell Aktivierung gewährt.“
 

Alucards Handschuhe begannen in jenem Moment zu leuchten, wo der letzte Laut in ihrem Kopf verklungen war. Dann blitzten sie auf. Eines nach dem anderen, bis sein Körper scheinbar nur noch aus ihnen zu bestehen schien. Hunderte von Augen durchsuchten Raum und die Zeit um ihn herum. Bis er fand, was er suchte.
 

Die Geduld von Radu schien mit einem Schlag vorbei zu sein. „Ich habe euch und eure Beharrlichkeit wirklich unterschätzt, aber es hat keinen Sinn Integra! Eure Seele gehört längst mir.“ Integra spürte einen festen Griff an ihrem Hals, dann wurde sie mit einem Ruck nach oben gerissen. Alles was sie noch vor ihren verschwommenen Augen sehen konnte waren riesige Zähne, die auf sie zugeschossen kamen, dann krachte es plötzlich Ohren betäubend.
 

Seras brauchte nur einen Fußtritt um die schwere Eisentür zum Unterdeck aus den Angeln zu katapultieren, doch danach starrte erst ungläubig dann fassungslos in den leeren Raum, der sich vor ihr ausbreitete. Hier war niemand?!

Walter die hinter ihr hereingestürmt kam entglitten ebenfalls die Gesichtszüge, als auch ihm klar wurde was das bedeutete. „Er hat uns reingelegt“ stammelte er leise.

Dream

Der Griff um Integras Hals wurde je gelöst, aber den harten Aufprall auf den Boden spürte sie nicht mehr, denn sie fiel gar nicht. Jemand hielt sie fest und bevor sie die Augen öffnete wusste sie wer es war. Seine roten Augen ruhten in ihren. „Du bist zu spät“ hauche sie leise „Nicht wenn du es nicht willst.“ Dann beugte er sich nach vorne, legte den Kopf an ihre Stirn. Erst da wurde ihr bewusst, dass jeglicher Schmerz vorüber war. Er begann sie hin und her zu wiegen, mit ihr zu tanzen. „Ist es vorbei?“ Er lachte leise „Nein, dass hier ist nur ein Traum Integra. In dem du allein bestimmst was mit dir und mir geschieht.“ Wie aufs Stichwort erhellte sich die vorherige Dunkelheit um sie herum und Integra erkannte einen riesigen Spiegelsaal, in dem sie beide herumwirbelten. Hundertmal von den Wänden reflektiert.
 

Keine Sekunde zu spät hatte ihre Erlaubnis auf alle Fähigkeiten die er besaß zurückzugreifen zu können die Bannsiegel gelöst und ihm ermöglicht zu sehen was sein Bruder wirklich getan hatte.

Radu hatte Integra niemals aus ihrem Anwesen entführt, sie nicht auf das Schiff verschleppt, sondern lediglich seinen Ruheraum in den Katakomben des Hellsinghauses dazu ausgewählt sie zu quälen.

Radu glaubte sein Ziel erreicht zu haben, wollte sein Werk gerade vollenden, er durch die Tür gestürmt kam.

„Verdammt“ Alucard holte ohne ein Wort zu verlieren aus und der Schlag beförderte Radu an die gegenüberliegende Wand. Steine zerbrachen und unter einer Staubwolke heraus konnte er ihn dunkel lachen hören. „Du hast dich nicht verändert großer Bruder, wirklich nicht, aber du bist zu spät.“ Er erhob sich aus dem Schutt. Zottige blonde Haarsträhnen umrahmten sein ausgezehrtes Gesicht das seinen Bruder hasserfüllt anstarrte. Alucard sah zu Integra hinunter die regungslos vor seinen Füßen lag. „Da musstest du erst sterben Vlad damit jemand nach über sechshundert dein Herz aus Stein zerbricht.“ Die dunkelroten Pupillen fixierten wieder die hagere Gestalt „Du hast nicht die leiseste Ahnung wovon du sprichst.“ „ So? Ich kenne dich seit mich unsere Mutter geboren hat. Du warst schon immer der leibhaftige Teufel in Menschengestalt. Zu keinem Mitgefühl oder anderen Regungen in der Lage und jetzt sehe ich einen Mann vor mir in dessen dämonischen Augen plötzlich all das steht, was ich zu seinen Lebzeiten vergeblich darin gesucht habe und das wegen ihr“ Radu deutet mit einer abschätzigen Handbewegung auf Integra „Ihr beiden seid euch wirklich sehr ähnlich. Auch bei ihr ist Stolz und Ehre das höchste Gut auch sie ist nicht bereit kampflos aufzugeben, selbst jetzt, wo mein Gift ihren Körper so gut wie vollständig durchdrungen hat hört sie nicht auf sich zu wehren. Wirklich was wäre nur passiert, wenn ihr euch schon damals begegnet währet?“ Alucard Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. „Eine gute Frage mein Lieber, glaub mir die habe ich mir auch schon gestellt, aber immer komme ich zu dem Ergebnis, dass ich an der Vergangenheit nichts ändern kann, an der Zukunft jedoch schon. Wenn ich dich töte bevor die Verwandlung abgeschlossen ist, hast du verloren“ Damit griff er in die Innentasche seines Mantels und richtete die Jackal auf sein Gegenüber. Der Vampir schüttelte belustigt den Kopf. „Kannst du denn nur mit Waffen kämpfen die Menschen für dich geschmiedet haben? Wollen wir es nicht fair ablaufen lassen? Mann gegen Mann wie damals?“ Alucard überlegt nur kurz, dann ließ er fast schon spöttisch die Jackal fallen. „Dann also Mann gegen Mann Radu. Ich bin gespannt was du drauf hast, aber eines verspreche ich dir jetzt schon, heute wird es nicht bei einem lächerlichen Pfahl in deiner Brust bleiben.“ Langsam hob er beide Arme „Heute radiere ich dich vollständig aus.“
 

Von irgendwoher ertönte leise Geigenmusik, die ihnen den Rhythmus ihres Tanzes vorgab. Noch immer lag die Stirn ihres Dieners an ihrer. „Ich bestimme also“ „So wie immer“ sie lächelte. Wenn das so war. Plötzlich veränderte sich der Raum und sie saßen wieder vor dem brennenden Kamin. Integra in ihrem Morgenmantel, neben sich das halbvolle Glas mit dem Whisky. Wieder sah er sie im Schein der Flammen an, nur dieses mal liefen ihr keine Tränen übers Gesicht, dieses mal hob sie ganz langsam die Hand. Ihre Fingerspitzen berührten seine bleiche Wange. Fuhr die Linien seiner Züge nach, bis sie an seinem Mund hängen blieb. Noch immer verbargen sie die scharfen Eckzähne, auch als er sich langsam zu ihr hinunter beugte. Integra konnte ihr aufgeregtes Herz in ihrer Brust schlagen hören. Es flatterte wie ein Vogel bis zu dem Moment wo sie seine kalten Lippen auf ihren warmen spüren konnte. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hatte sich jegliche Vorstellung davon verboten, doch ihre gesamte Phantasie hätte e nicht ausgereicht um auch nur an nährend an die Wirklichkeit heranzukommen. Seine Hände griffen in ihre Haare, zogen sie zu sich heran, bis sich ihr Körper an seinen presste. Keuchend holten sie für einen Augenblick Luft. „Das war also deine eigentliche Absicht an dem Abend.“ Der belustigte Ton in seiner Stimme, ließen ihre Augen funkeln „Deine etwa nicht?“ „O doch, aber um ehrlich zu sein schwebte mir da noch etwas mehr vor.“ Sie konnte fühlen wie er damit begann den Knoten ihres Morgenmantels zu öffnen. Ihr Puls fing noch schneller an zu rasen „Denk dran dass hier ist nur ein Traum“ flüsterte er leise in ihr Ohr, dann fuhren seine Zähne langsam ihren Hals hinunter.
 

Zuerst belauerten sie sich noch ein paar Sekunden lang dann gingen sie aufeinander los. Radu versuchte als erstes seinen Bruder einen Tiefschlag zu verpassen, doch Alucard wich seinen Fäusten mühelos aus. „Ist das alles? Damit kannst du mich aber nicht beeindrucken mein bester!“ Er selbst versuchte ihn am Arm zu packen um den selbigen abzureißen, aber Radu ahnte was er vorhatte. Bevor sich Alucards Finger schließen konnten, hatte sich sein Gegner aufgelöst. „Netter Versuch Vlat“
 

Integra glaubte unter seinen Berührungen vergehen zu müssen, als der Mann den sie einmal nur als ihren Diener angesehen hatte, ihren Körper erkundete, ihre Haut zum glühen brachte, bis alles in ihr zu explodieren drohte.

Als sie erneut seine Lippen an ihrem Hals spürte, war ihr endlich klar, was ihr Herz schon lange gewusst hatte. Ohne ihn konnte es kein weiteres Leben für sie geben.

Es galt eine endgültige Entscheidung zu treffen.

Sie würde einen hohen Preis kosten.

Die Freiheit, den Stolz und den Namen
 

Sie hatten sich einen erbitterten Kampf geliefert, doch egal wie sehr der einen den anderen mit seinen Fäusten bearbeitet hatte, es gab keinen Sieger oder Verlierer.

„Jetzt ist es genug!“ Alucards Hände formten ein Rechteck durch das er die Gestalt seines Bruders beobachtete. Radu dessen lädierter Körper langsam regenerierte, hob überrascht die Brauen. „Was soll das heißen?“ Alucards Lippen verzogen sich zu einem diabolischen Grinsen „Das ich jetzt keine Lust mehr habe meine und vor allem die wertvolle Zeit meiner Herrin mit albernen Spielchen zu vergeuden.“ Mit jedem Wort das er sprach wurde sein Haar lang und länger. Sein Gesicht begann sich zu verformen, bis es nur noch aus Zähnen zu bestehen schien. „Verstehe!“ zischte der Vampir, dem die Veränderung der Situation bewusst wurde. Dröhnendes Gelächter hallte durch die dunklen Gewölbe. „Bis jetzt habe ich noch gar nicht angefangen, dir zu zeigen, mit was für einer Macht du es zu tun hast! Du kannst mich nicht mehr besiegen Radu, niemand kann das mehr!“ Aus den langen schwarzen Haaren wurden lodernde Flammen, doch bevor sich Alucard auf seinen Gegner stürzten konnte, krachte ein gewaltiger Schuss durch den Raum und mit weit aufgerissen Pupillen starrte Radu erst an sich herunter und dann seinen Bruder an, der soweit es seine deformierten Augen zuließen ebenso ungläubig das riesige Loch betrachtete, das sich dort auftat, wo einmal die Brust und das Herz des Vampirs gewesen war. Es wurde immer größer, weil sich das Fleisch drum herum rasend schnell in graue Asche verwandelte. „Was zum…“

Alucard, der wieder ein menschliches Äußeres angenommen hatte, drehte sich langsam um. An der Wand hinter ihm kauerte, in sich zusammen gesunken, aber die rauchende Jackal mit beiden Händen immer noch fest umklammert Integra. Ihr leichenblasses Gesicht war schweißüberströmt, während ihr Atem nur noch ein leises Rasseln von sich gab.

Noch einmal schaute Alucard seinem Bruder ins Gesicht, das sich bereits langsam aufzulösen begann. „Jetzt weißt du warum ausgerechnet sie.“ Dann zerfiel was einmal Radu cel Frumos gewesen war endgültig zu Staub.. „Ne vedem în iad” hörte er noch, dann war es still.
 

(wir sehen uns in der Hölle)

Demand

Er konnte ihr Herz in ihrer Brust hören, konnte hören wie es immer mehr aus dem Rhythmus geriet.

Langsam ging er vor ihr in die Knie. Betrachtete, wie die Schweißtropfen sich mit ihren Tränen vermischten und sich ihren Weg an ihrem Hals entlang nach unten suchten. Dann griff er vorsichtig nach vorn, um ihr die Waffe aus den Händen zu nehmen. Ihr ohnehin zitternder Körper zuckte zurück. „Schschsch es ist vorbei.“ Flüsterte er leise. Ihr Kopf sank kraftlos nach vorne. Er fing ihn auf, hob ihn an und wischte die letzten Tränenreste fort. „Aber ich kann dich nicht mehr retten“ Ihre Augen öffneten sich für einen kurzen Moment. Blau und schön, wie der Fluss an dem er geboren wurde, sahen sie ihn an. Ihr Leben floss zwischen seinen Händen davon und doch war da nur ungebrochener Stolz in ihnen zu finden. Keine Angst, keine Resignation. Ihre Worte waren kaum zu verstehen. „Doch das kannst du.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. „Deine Entscheidung Integra, dein Befehl.“ Mühsam brachte sie noch ein Kopfschütteln zu Stande. „Nicht mein Befehl sondern….“ Sie musste inne Halten noch einmal mühsam Luft holen, für die alles entscheide Frage, von deren Antwort alles abhing „Willst du, dass ich lebe?“

Alucard beantwortete die Frage nicht. Er zog seine Herrin nur zu sich heran und legte ihren Kopf an seine Schulter.
 

Integra schloss erleichtert die Augen. Seine Eckzähne berührten ihren Hals, bohrten sich durch ihre Haut, doch sie brachten keine Welle von Qualen mit sich wie die anderen.

Nur ein leichtes kurzes Ziehen, wie bei einem Schnitt mit einer rasiermesserscharfen Klinge, keine Flammen die sie verbrannten und die ihre die Sinne raubten. Er brachte etwas mit sich was sie nicht kannte. Aber vielleicht war sie einfach auch nicht mehr in der Lage irgendetwas zu spüren. Vielleicht war ihr Körper längst tot. Das würde erklären, warum sie immer mehr das Gefühl hatte sich von ihm zu lösen, wie ein Schmetterling der seinen Kokon verließ um davon zu fliegen….. .
 

Erst als ihr köstliches Blut seine Kehle hinunter rannte, wusste er bestimmt, dass es tatsächlich passierte, dass es keiner dieser Träume war, aus denen er immer wieder enttäuscht erwacht war.

Sie lag sterbend in seinen Armen, aber er würde es nicht zulassen, dass der Tod sie mit sich nahm, denn mit jedem Schluck zog er sie weiter unwiderruflich hinüber in seine Welt, in das Reich der Schatten und der Dunkelheit. Nichts und niemand würde es noch verhindern können und das Blut auf seinen Lippen zeigte ihm deutlich, was er so lange erhofft hatte.

Doch bevor er sich dem Rausch endgültig hingeben konnte, musste er noch eine Sache erledigen.

Nur mit äußerster Mühe konnte er sich von ihrer Kehle lösen um den bärtigen Mann entgegen zu blicken, der sich langsam vor seinem geistigen Auge manifestierte.

„Guten Abend mein Herr und Gebieter“ hauchte er demütig in das hassverzehrte Gesicht das ihn anbrüllte, während Alucard ungerührt Integras Körper wie ein Kind in den Armen hielt. „Wie kannst du es wagen du elendiges Ungeheuer?!!!

Sein blutverschmierter Mund verzog sich zu einem zärtlichen Lächeln, während er sie betrachtete. „Es war ihre Entscheidung. Ganz allein ihre Entscheidung“ Der Mann vor ihm ballte die Fäuste, bis Alucard ihn wieder ansah „Ich weiß, dass dies hier einst deine schlimmste Befürchtung war. Das du mich deshalb in den Keller gesperrt hast und sie erst zu dir und Walter geholt hast , als du dir sicher sein konntest mich ausgeschaltet zu haben und jetzt kann ich dein Handeln besser verstehen, als je zuvor. Glaube mir, ich selbst hätte nichts anderes getan, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre.“

Die Züge von Integras Vater waren immer noch voller Bitterkeit „Wenn dem so ist, dann sage mir warum du sie dennoch verdammst?“ Die roten Pupillen füllten sich mit blutigen Tränen. „Weil ich einst glaubte alles verloren zu haben. Zuerst mein Reich, dann mein Leben, meine Freiheit, meinen Stolz und zuletzt sogar meinen Namen. Ich glaubte es bis zu diesem Moment. Jetzt aber erkenne ich, dass ich etwas besitze, das es Wert ist all das in Kauf genommen zu haben.“

Stille erfüllte den Raum, Sekundenlang schaute Integras Vater die beiden vor sich nur an, dann streckte er eine Hand nach ihr aus. Fast berührten seine Finger ihr Gesicht. „Dann erwarte ich von dir, dass du diesen Besitz bis zum letzten Atemzug verteidigst.“ Dann war er verschwunden. Alucard grinste in die Dunkelheit „Habe ich jemals versagt?“ Voller Vorfreude beugte sich wieder über Integras Hals.
 

Seras und Walter hatten sich, nach dem sie noch einmal das gesamte Schiff auf den Kopf gestellt hatten, gemeinsam zurück zum Hafen gemacht. Unablässig darüber lamentierend wo Alucard abgeblieben war und ob er es rechtszeitig geschafft hatte, das Oberhaupt der Hellsingorganisation zu retten. Plötzlich klingelte Walters Handy. Wie elektrisiert riss er aus seiner Manteltasche ans Ohr. „Meister Alucard wo sind sie? Haben sie?“ Doch er wurde von der anderen Seite der Leitung aus unterbrochen. Angestrengt hörte er zu, während Seras es kaum aushielt vor Neugierde. Erst als Walter ein kurzes Lächeln übers Gesicht huschte, fühlte die kleine Vampirin einen zentnerschweren Stein von ihrer Brust plumpsen.“Gut dann werden wir uns um das Schiff kümmern und kommen dann später zurück. Bis dann also.“

Das Telefon verschwand wieder in der Manteltasche und Seras stand kurz vorm Platzen „Geht es Lady Integra gut? Und was ist mit dem Bruder? Hat mein Meister ihn erledigt?“ Walter runzelte verwirrt die Stirn. „Ja wenn ich Meister Alucard zitieren darf, ist die Elimination des Zielobjekts erfolgt und Lady Integra existiert noch, aber von welchem Bruder sprechen sie?“ Seras die einen erleichterten Seufzer ausgestoßen hatte lachte bei seinem ratlosen Gesicht. „O ja richtig Walter. Den Teil der Geschichte kennen sie ja noch gar nicht. Sie kommen im Leben nicht drauf, wer für die Untoten in Rumänien verantwortlich war.“
 

Die Fluglotsen auf dem Tower hatten nicht schlecht über das gewagte Manöver der zweimotorigen Propellermaschine gestaunt, die funkensprühend auf dem schwarzen Asphalt der Landebahn aufgeschlagen war. Noch mehr staunten allerdings die herbeieilenden Feuerwehr- und Sicherheitsmänner, als ein im Talar gekleideter Geistlicher aus dem Cockpit gekrabbelte und ohne weitere Erklärung im Flughafengebäude verschwunden war.

Von dort aus, hatte Anderson vom erstbesten Telefon aus mit seinem Vorgesetzten Kontakt aufgenommen. Enrico Maxwells Begeisterung über die neusten Entwicklungen in Sachen Hellsingorganisation hielten sich wie nicht anders zu erwarten war in Grenzen. „Es sind also noch mehr Vampire aus diesem Familienschlag hervorgegangen?“ Anderson schob sich seine Brille zu Recht. „Sieht ganz so aus“ Er konnte den Bischof durch die Muschel schnauben hören. „Großartig und jetzt ist er bereits in England und wahrscheinlich schon fleißig, dabei Dämonen zu zeugen.“ „Na ja das kommt darauf an, ob dieses abgerichtete Schoßhündchen ihn erledigen konnte oder nicht. Soweit ich weiß ist Lady Hellsing auch schon informiert.“ Maxwell lachte höhnisch auf „Ich wette das kleine Miststück ist schon dabei sich zu überlegen, wie sie diese Situation zu Gunsten ihres Dieners auslegen kann. Wahrscheinlich soll der gute Nosferatu seinen Bruder gar nicht so schnell erledigen.“ Anderson, der eben noch mit leichter Langeweile den Ausführungen gelauscht hatte, horchte unvermittelt auf. „Wie meinen sie das? Glauben sie etwa, die würden mit Absicht diesen Untoten über England herfallen lassen?“ Maxwell war wieder erst „Überleg doch mal“ forderte er eindringlich „Integra braucht einen guten Grund um ihren Diener weiterhin an der Leine draußen spazieren führen zu können und da kommt doch eine neue Gefahr für die arme englische Bevölkerung gerade Recht.“
 

„Sie sagten sie würde noch leben!“

„Nein, ich sagt sie würde noch existieren. Du musst mehr auf meine Wortwahl achten Walter“

Der alte Diener erwiderte drauf hin nichts. Sie befanden sich alle in Integras Schlafzimmer, dessen große Fester mit schweren Vorhängen zugehängt war. Die Lady selbst lag, bleich wie eine Porzellan Puppe, in den weißen Laken ihres riesigen Bettes. Mit einem letzten Blick auf seine bewegungslose Herrin, wandte sich Walter zur Tür.

Seras blickte ihm alarmiert nach „Wo wollen sie denn jetzt hin?“ Er hatte bereits die Klinke in der Hand, als er sich mit glasigen Augen zu ihr umwandte „Ich erlaube mir alles notwendigen Schritte einzuleiten, die diese neue Situation einfordert.“, dann verschwand er durch die Tür. Zurück bliebe eine verwirrte und ratlose Seras, die ihren Meister mit großen Augen anstarrte. Er hatte sich dicht neben Integra auf der Kante des Bettes gesetzt. Seine Haltung ließ nicht im mindestens erahnen, dass hier gerade etwas vor sich ging, was vor ein paar Tagen noch völlig undenkbar gewesen wäre. Vollkommen ruhig und wie selbstverständlich strich er eine Falte aus dem Laken glatt, während er mit der anderen Hand das linke Augenlid von Integra anhob. Seras hielt die Luft an. Das helle blau der Iris hatte sich schon fast vollkommen rot verfärbt.“Nicht mehr lange, dann hat sie es geschafft.“ Hörte sie ihn zufrieden murmeln. Sie wusste das sie keinerlei Recht hatte es wissen zu wollen und doch brannte ihr die Frage auf der Zunge „Wieso?“ kam er ihr zuvor. Sie nickte zögernd und er schürzte die Lippen „Das, Fräulein Polizistin, soll sie dir selbst beantworten.“

Awakening

Anderson hatte sich nach dem Telefonat auf den Weg in die Londoner City gemacht. Es war besser erst einmal in der Anonymität vieler Menschen unter zu tauchen, auch wenn sein „Dienstanzug“ dieses Unternehmen ziemlich erschwerte, aber in den überfüllen Straßen gab es genug kleine Gassen mit noch kleineren Kaffeküchen, in denen man ihm höchsten einen respektvollen Blick zuwarf oder sich bekreuzigte, wenn es sich wie in seinem Fall um eine italienische Bar handelte. Hier versuchte er seine Gedanken zu ordnen bzw. über das nach zu denken was Maxwell gerade noch prophezeit hatte. Konnte das wirklich stimmen? Wäre diese Organisation zu solch einer Handlung in der Lage? Sie hatten sich doch selbst der Vernichtung sämtlicher seelenloser Ungeheuer verschrieben, anderseits hatten sie dazu ein Monster kreiert und domestiziert. Er rührte in seinem Espresso. Feuer mit Feuer zu bekämpfen, das konnte nicht der Weg sein, den Gott für die Reinigung dieser Erde von jeglicher Sünde gut heißen würde, schon gar nicht wenn dieser Vampir dafür solch dunkle Macht besaß.

Es gab nichts daran zu rütteln, dass die Familie Hellsing selbst den Weg der Verdammnis gewählt hatte, als sie sich auf diesen Handeln eingelassen hatte und deshalb…

„Deshalb darf es keine Gnade mit diesen Protestantischen Verbrechern geben Anderson!“ hatte Maxwell in sein Ohr gebrüllt. „Wir, die 13 Abteilung des Vatikans, wir allein sind es die das Schwert Gottes in den Händen halten, um die zu Richten die es wagen sich gegen die Gesetzte des Himmels zu erheben!“ Also konnte es dem zu folge nur eine Lösung für diese Situation geben. Er stand auf, bezahlte seine Rechnung und machte sich dann auf den Weg zum Victoria Embankment.
 

Das Gefühl ohne Körper zu fliegen verlor sich langsam und dann, erst ganz leise, aber dann immer lauter werdend, kehrten die Geräusche zurück.

Es waren die zarten Klänge eines Klaviers, die sie in die Wirklichkeit begleiteten.

Unter ihren Fingern spürte sie weichen seidigen Stoff, der sich immer weiter an ihrer Haut entlang auszubreiten schien.

Es war der Vorgang aus einem tiefen langen Schlaf zu erwachen und doch fühlte es sich an als täte sie es zum allerersten mal.

Als sie vorsichtig die Augen öffnete, geschahen gleich mehrere Dinge auf einmal. Ihr Geist registrierte die zugezogenen Vorhänge, die daraus resultierende Dunkelheit, die doch keine war und die Gewissheit beobachtet zu werden. Ein Mensch hätte diese Sinneseindrücke nur nacheinander bemerken und verarbeiten können, doch ihr Verstand erfasste alles zusammen und diese Informationsflut ließ sie für einige Sekunden komplett erstarren. Über ihrem Kopf erklang ein gedämpftes Lachen „Willkommen zurück.“ Sie hob den Blick und erkannte ihren Diener, der sich alle Mühe gab, seine offensichtliche Erregung zu verbergen. Er sah aus wie ein junger Hund, der darauf brannte sein neues Spielzeug zu geworfen zu bekommen, gleichzeitig konnte sie die Macht, die von ihm ausging wie ein Flimmern um ihn herum war nehmen „Wie fühlst du dich?“
 

„Ich weiß nicht;“ antwortete sie nach kurzem Zögern „ganz gut denke ich.“ „Ganz gut?“ er klang enttäuscht. „Na ja ich,“ er griff unvermittelt nach ihrer Wange. Erstaunt bemerkte sie, dass er keine Handschuhe trug. Sie hatte ihn noch nie ohne diese Handschuhe gesehen, doch was er als nächstes tat legte sie vollkommen von diesem Gedanken ab. Behutsam legte er seine langen, schlanken Finger auf ihre Haut. Sie zog die Luft ein, doch da war keine unmenschliche Kälte die sie immer erwartet hatte, die den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachte. Da war nichts außer…diesem fremden unheimlichen Verlangen, wie eine Sehnsucht aus einem alten Traum, die seine Berührung in ihr auslöste.

Erwartungsvoll und mit leicht schiefgelegtem Kopf musterte er ihre Züge. „Und jetzt?“
 

Bevor Integra zu einer Antwort fähig war, klopfte es an der Tür. Alucard stieß einen leisen Fluch aus, aber da wurde die Tür auch schon aufgestoßen und ein Servierwagen hineingeschoben. „Verzeihen sie mir Lady Integra,“ Noch ehe Walter, der hinter dem Wagen auftauchte, den Blick heben konnte, stand der schwarzhaarige Vampir mit unbeteiligter Miene an einem der Fenster. Integra wusste im ersten Moment nicht was sie sagen sollte, doch so wie es schien hatte Walter sich wohl dazu entschlossen einfach da weiter zu machen wo sie aufgehört hatten. Wie selbstverständlich griff er zu einer weißen Porzellankanne die samt vollständigem Teegeschirr vor ihr stand und begann einzuschenken. Als der erste dunkelrote Tropfen wie eine Perle aus dem Gefäß hervorquoll, rechnete Integra mit nichts Bösem, bis der Duft, den die vollen Tassen verströmten in ihre Nase drang.

Etwas schien in ihrem Kopf zu explodieren. Das nächste was sie wieder richtig wahrnahm waren Alucards brennende Augen dicht vor ihrem Gesicht und der eiserne Griff seiner Finger um ihre Handgelenke. „Was zum Teufel“ der wutverzehrte Ton ihrer Stimme verwirrte sie komplett. „Ganz ruhig Gnädigste. Es ist Genug für alle da.“ Sein Kopf ruckte kurz herum. „Diese Reaktion hatte ich ehrlich gesagt so nicht erwartet. Alles in Ordnung alter Knabe?“ Integras immer noch verwirrter Blick fiel auf ihren schnaufenden Butler, der rücklings an der Wand auf dem Boden hockte. Die Reste, der blutverschmierte Kanne wie ein Schild vor die Brust gepresst. Entsetzt beugte sie sich nach vorn „Um Gotteswillen was hast du mit ihm gemacht?“ Alucard, der sie immer noch festhielt starrte sie belustigt an „Ich? Tut mir leid, da muss ich dich korrigieren. Du bist ihn gerade wie eine Wildkatze angesprungen. Nur gut, das unsere Walter immer noch über hervorragende Reflexe verfügt.“ Integra klappte der Unterkiefer runter „Ich? Wieso sollte ich denn..“ dann dachte sie wieder an den Duft und ihrer Kehle entfuhr ein heiseres Knurren. Er kicherte leise in ihr Ohr „Was für eine interessante Entwicklung, aber irgendwie passt es zu dir. Ich bin gespannt wo uns das noch hinführen wird.“
 

Enrico war es egal das die Uhr schon weit nach Mitternacht anzeigte, auch wenn die Herrschaften die er aus den Betten klingelte das anders sahen. Nach dem er ihnen den Grund seiner späten Störung erläutert hatte, hielten sich die meisten von ihren Beschwerden zurück. „Es geht um die Sicherheit ihres geliebten Vaterlandes Gentlemen und wie sie meinen Worten entnehmen können ist in diesem Fall dringend Handlung gefordert, die keinen Aufschub duldet.“ Die Mitglieder des Roundtables waren dennoch mehr als misstrauisch. Sir Penwood drückte es am deutlichsten aus. „Sie werden verstehen Monseniore, dass wir bei so einer starken Anschuldigung, wie sie sie gegen ein führendes Mitglied unseres Verbundes erheben erst einmal selber Prüfen müssen, ob diese überhaupt gerechtfertigt sind.“ Maxwell hatte beim Auflegen des Hörers nur böse gelacht „Ja natürlich tun sie das nur und in der Zwischenzeit sorgen wir dafür, dass diese Untote Brut bekommt was sie verdient.“
 

Nach dem Walter sich von seinem Schrecken erholt und die Spuren der ersten Mahlzeit bereinigt hatte, war er dazu übergegangen das Geschirr wieder einzusammeln. Integra gab ihm mit immer noch zerknirschter Miene ihre Tasse zurück. „Das mit dem Anspringen tut mir wirklich leid.“ Ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht „Machen sie sich darüber bitte keine Gedanken. Es ist ja nichts passiert.“ Doch das konnte Integra ihr schlechtes Gewissen auch nicht nehmen. „Ich hätte sie verletzten können, vielleicht sogar töten.“ murmelte sie leise „und ich hätte es nicht einmal gemerkt.“ Verstohlen betrachtete sie ihre Hände von beiden Seiten. Das war kein einfacher Körper mehr, das war eine unberechenbare Waffe, die sie nicht beherrschte.

Walter der das Gefühl hatte seine Herrin noch nie so verzagt gesehen zu haben versuchte erneut sie ein wenig von ihrem Kummer zu befreien „Wissen sie aller Anfang ist schwer, fragen sie mal Fräulein Viktoria. Was hat sich das arme Ding nach ihrer Verwandlung schwer getan.“ Integra dachte einen Augenblick lang über seine Worte nach, dann fingen ihre Mundwinkel plötzlich an zu zucken. „Wir sind wirklich eine tolle Truppe. Ein Vampir der kein Blut mag und einer der schon beim kleinsten Tropfen ausflippt.“ Auch Walter konnte sich jetzt bei dieser Aufzählung ein Lachen nicht mehr verbeißen. „Plus einem altersschwachen Kriegsveteran und einem noch viel älteren, dafür aber immer noch fitten und schießwütigem Untoten der seines gleichen sucht:“ ergänzte er und beide lachten jetzt so laut das Seras neugierig ins Zimmer geschlichen kam. „Alles in Ordnung?“ „Ja Fräulein Polizistin alles bestens.“ Walter wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Ich kümmere mich mal um den Abwasch, es wäre sehr nett wenn sie mir dabei helfen könnten.“

Erst als die beiden das Zimmer verließen fiel Integra wieder ein das auch Alucard verschwunden war. Eigentlich hatte er nur rasch etwas holen wollen, doch jetzt schien er schon eine Ewigkeit fort zu sein.
 

Wie aufs Stichwort erschien er neben ihrem Bett. „Ein neues Gefühl für dich mmh? Die Situation einmal nicht vollkommen unter Kontrolle zu haben meine ich.“ Integra runzelte bei seiner belustigten Miene verärgert die Stirn. „Ich finde das überhaupt nicht komisch.“ Wild entschlossen warf sie die Bettdecke zur Seite und machte Anstalten aufzustehen. „Darf man fragen wo du hin willst?“ Sie ging zu ihrem Kleiderschrank hinüber und begann zwischen ihren Anzügen herum zu wühlen „Ich habe eine Organisation zu führen falls du das vergessen hast.“ Alucard zog die Augenbrauen hoch „Was du nicht sagst. Ich befürchte allerdings, dass das in Zukunft nicht mehr so einfach sein wird“ Ihre Finger hielten kurz inne „Die Order ist unverändert oder siehst du das anders?“ „Mitnichten, aber trotzdem kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Mitglieder des Roundtables gewisse Einwände vorbringen werden. Deine Entscheidung verstößt sicherlich gegen ein paar Grundsätze dieser Vereinigung möchte ich wetten.“

Sie wandte sich zu ihm um. Er hatte Recht auch wenn sie keine Lust hatte es zu zugeben. „Wir werden sehen.“ Murmelte sie nur und wandte sich wieder der Auswahl ihrer Garderobe zu. Der Vampir ließ allerdings nicht locker. „Ich würde zu gerne wissen, was unser Maxwell dazu sagt.“ Integra verharrte erneut in der Bewegung „Anderson ist mit dir zurück gekommen?“ „Ja, auch wenn ich immer noch darauf hoffe, dass er und das Flugzeug auf dem Grunde des Meeres gelandet sind, aber wie ich den Pfaffen kenne, ist diese Hoffnung vergebens.“ Integra seufzte und hörte endgültig damit auf sich mit ihrem Kleiderschrank zu beschäftigen „Dann ist er bestimmt Schnurrstraks zu Maxwell spaziert und hat ihm bereits alles brühwarm erzählt.“ Alucard zuckte mit den Schultern „Viel kann es nicht sein, außer das ich einen Bruder habe bzw. hatte, der durch eine Verkettung unglücklicher Umstände aus seiner Verbannung befreit wurde und dabei Lust auf einen kleinen Ausflug nach England bekommen hat. Er hat keine Ahnung davon welche tragende Rolle du dabei eigentlich gespielt hast.“ Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Ausdruck über sein Gesicht, den Integra noch nie an ihm gesehen hatte. Sie fragte sich ob es wieder an der neuen Art der Wahrnehmung lag, dass sie es überhaupt bemerken konnte.

„Apropos wo du ihn gerade erwähnst. Du schuldest mir diesbezüglich noch eine Menge Erklärungen.“ Alucard winkte ab „Später. Die Geschichte ist, wie du dir sicher vorstellen kannst, sehr lang und nicht so schnell erzählt.“ Integra lachte kurz auf „Nur zu, ich hab jetzt sehr viel Zeit.“ Er trat jetzt unvermittelt auf sie zu. „Mit der man aber wirklich besseres anfangen kann.“

Das Lächeln, das sich jetzt auf seine Lippen stahl, erinnerte sie an eine Karikatur der Grinsekatze aus einem Buch von Alice im Wunderland.

„ Wir sollten lieber Vorbereitungen treffen. Dein Verhalten von vorhin lässt den Schluss zu, dass dein Temperament dir Schwierigkeiten bereiten könnte.“ Sie schaute in misstrauisch an „Vorbereitungen?“ Er streckte ihr auffordernd seine immer noch nackte Hand entgegen „Du wirst mir erneut vertrauen müssen.“ Sie betrachtete die langen weißen Finger, dachte kurz darüber nach was diese in ihren Träumen getan hatten und wie tödlich sie auf der anderen Seite sein konnten. Dann griff sie ohne weiteres Zögern zu.

Er zog sie darauf hin ohne ein Wort dicht an sich heran. Plötzlich spürte sie etwas Kaltes auf der Haut. Ungläubig starrte sie auf ein paar verrostete Eisenschellen, mit denen er sie aneinander gekettet hatte. „Nur eine Vorsichtsmaßnahme.“ Flüsterte er beruhigend „Die haben unter deinem Vater schon hervorragend funktioniert.“
 

Andersons Miene nahm einen zufriedenen Ausdruck an, als immer mehr Mitglieder des Ordens in den Saal des Tempels hinein strömten. Obwohl die Rekrutierung der „Schläfer“ erst seit zwei Stunden erfolgt war, konnte sich die Resonanz durchaus sehen lassen. Der Entschluss der 13 Abteilung diese Insel schon seit dem Rückzug der Kreuzritter niemals ganz zu verlassen war doch ein Segen gewesen.

Es war nur eine kleine Schar von Kriegern, im Vergleich zu denen die Italien und Spanien aufzubieten hatten, aber immerhin. Für das was sie vorhatten würden diese Männer schon ausreichen. Den Inquisitor, dem dieses Heer unterstellt war, hatte er in Rom selbst ausgebildet. Ein fähiger Mann, der wusste mit welcher Aufgabe ihn der Allmächtige betraut hatte und dessen christliche Überzeugung durch nichts zu erschüttern war. Er würde sie mit der nötigen Passion in die Schlacht führen.

Greed

Seine roten Augen fixierten ihre. „Ich werde dir jetzt zeigen, wie unser eins Raum und Zeit durchqueren kann, ohne seine Füße benutzen zu müssen.“ Sein linker Arm ruhte an ihrer Hüfte, mit dem anderen führte er sie, als wollte er mit ihr Tanzen. Wieder kam ihr die Erinnerung an den Traum, doch dann drehte er sie herum. Ihr Körper wurde an seinen gepresst und ein heftiger Druck, dann ein Ziehen als würde man nach einem harten Aufprall nach hinten geschleudert werden, nahm ihr für eine Sekunde den Atem. Dann war es vorbei und sie standen nicht mehr in ihrem Zimmer, sondern in einem Raum, der fast vollkommen in Dunkelheit lag. Nur ein paar altmodische Gaslampen spendeten ein blasses Licht, das Integras scharfen Augen aber mehr als ausreichte, um die mannshohen Regale um sie herum zu erkennen, die über und über mit Büchern beladen waren.
 

„Wo sind wir?“ „Das ist das zu Hause einer alten Freundin, die es uns heute großzügiger weise überlassen hat.“ Integra war von dem Anblick all dieser literarischen Werke um sie herum fasziniert. „Ein Vampir der seine Zeit damit verbringt Bücher zu lesen?“ Er lachte „Warum nicht? Die Ewigkeit kann ganz schön lang werden vor allem wenn man..“ Er beendete den Satz nicht, sondern wandte sich stattdessen einer Karaffe zu, die am Ende des Raums auf einem kleinen runden Tisch stand. „Ah sehr gut, sie hat es schon vorbereitet, da dann können wir ja gleich anfangen.“ Behutsam schob er Integra vor sich her, die immer noch nicht wusste was genau der Vampir mit ihr vorhatte. Kurz bevor sie den Tisch erreichten, hielt er sie noch einmal fest. „Ok Du kannst dir bestimmt schon denken, was sich in diesem Gefäß befindet, damit kommt der Geruch gleich nicht so überraschend wie beim ersten mal. Trotzdem wird die Reaktion wohl ähnlich ablaufen, wenn dir das Aroma unvermittelt in die Nase steigt.“ Integra biss so heftig die Zähne zusammen, dass sie ihren Unterkiefer knacken hörte und hielt die Luft an. In Panik merkte sie gar nicht das sie in Gedanken zu ihm sprach „ Was soll ich machen, wenn ich es nicht schaffe die Kontrolle zu behalten? Seine Arme schlossen sich von hinten um ihre Taille. „Hier ist kein Mensch weit und breit, dem du gefährlich werden könntest. Versuch deine Gedanken und Gefühle umzulenken, dich auf etwas anderes zu konzentrieren. Egal was. Also, wir werden uns jetzt ganz langsam nach vorne bewegen und dann holst du ganz langsam Luft.“ Sie spürte wie sich sein Gesicht an ihres schob. Spürte seine Lippen an ihren Wangenknochen. „Keine Sorge diese Ketten sehen zwar morsch aus, sie sind es aber ganz und gar nicht. Du kannst dich nicht von mir trennen, so lange ich es nicht will“ Während sie auf die Karaffe zu steuerten, konnte sie fühlen wie die Erregung in ihr erwachte, und mit jedem Zentimeter größer und größer wurde, je näher sie der dunkelroten Flüssigkeit kamen. Der Geruch war feiner, nicht so intensiv, da sie noch einige Schritte entfernt waren, doch er löste ein unstillbares Verlangen in ihrer Kehle und im Rest ihres Körpers aus. Eine unbeschreibliche Gier, die sie unvermittelt nach vorne preschen lassen wollte, doch im letzten Moment, hörte sie Alucards Stimme in ihrem Ohr „auf etwas Umlenken egal was.“ Damit warf sie sie sich unvermittelt herum. Der überrumpelte Vampir schlug rücklings mit ihr auf dem Boden auf, doch bevor er sich von seiner Überraschung erholen konnte riss Integra seinen Kopf zu sich heran und als sie ihre Lippen auf seine presste, war der Duft, der immer noch um sie herum in der Luft hing vergessen. Das Verlangen hatte ein neues Ziel gefunden.
 

In kürzester Zeit war es ihr zum zweiten mal gelungen, ihn mit ihrer Reaktion auf dem vollkommen falschen Fuß zu erwischen. Er hatte mit einer weiteren Explosion gerechnet oder mit einer Attacke gegen ihn um sich von ihm und den Ketten zu befreien, aber nicht mit so was.

Während ein Teil seines Verstandes noch versuchte die Lage zu erfassen, hatte der Rest bereits damit begonnen sich zu verabschieden, um der Leidenschaft Platz zu machen, die wie eine Welle über ihn hereinbrach. Das war eine ganz andere Art von Gier, die er nicht kannte. Nicht nach Kampf und Blut, nicht nach Tod und Schmerz, sondern nach Leben. Leben das unter seinen Händen brannte, als er nach ihrem Gesicht griff, nach ihrer Haut, die unter dem Stoff auf ihn wartete, während er sie davon befreite.

„Das wahre Glück wirst du auf keinem Schlachtfeld und auf keinem Thron dieser Erde finden Herr;“ hatte einst Ergim, sein treuer Waffenschmied, einmal am Rande einer seiner Siegesfeste zu ihm gesagt, als die Männer ihr Überleben gefeiert hatten „denn es liegt einzig und allein im Herzen eines Menschen den zu finden unser Schicksal ist.“
 

Er hatte diese Worte damals nicht verstanden. Zu fremd und fern schien ihm der Sinn, doch als sein Körper auf den Überresten der Kleidung ihren fand und sich mit ihm verband, begriff er es endlich. Kein Blut, kein Sieg konnte es mit diesem Gefühl aufnehmen. Der Moment der Verschmelzung zeigte ihm dieses Glück, dessen Gipfel ihn für einige Augenblicke alle Sinne raubte.
 

Seras hatte sich nach dem Abwasch mit Fargason in Verbindung gesetzt. Der Kommandant berichtete ihr, dass sich die Lage nach ihrer Abreise wie nicht anders zu erwarteten beruhigt hatte. Die Ursache hatte sich ja nach England aufgemacht. Seras erzählte ihrem Vorgesetzten wiederrum von den Ereignissen der letzten Stunden, ohne dabei auf das Schicksal der Lady näher einzugehen.

„Dann werden wir also unsere Sachen hier zusammen packen und zu sehen, dass wir nach Hause kommen. Ich denke wenn alles so reibungslos abläuft, wie auf der Hinreise, dann sollten wir spätestens in achtundvierzig Stunden wieder in heimischen Gefilden sein.“ „Alles klar, ich werde sie dann am Flughaven abholen Sir.“ Damit war das Gespräch beendet.

Die kleine Vampirin wollte das Büro schon wieder verlassen, als der Apparat erneut klingelte. Da Walter laut eigener Aussage los gezogen war, um die „Vorräte“ den neuen Bedürfnissen anzupassen, griff sie erneut nach dem Hörer. „Hier bei Hellsings sie sprechen mit Seras Viktoria was kann ich für sie tun?“ Zuerst herrschte nur Stille am anderen Ende der Leitung, so dass Seras glaubte jemand hatte sich nur verwählt, dann aber schnaubte jemand unüberhörbar Luft durch die Nase „Hier spricht Johannes McPhörsen der Sekretär Sir Penwoods dem zehnten Lord von Hampher NewCasel verzeihen sie mein Zögern Gnädigste, aber ich habe bis her immer nur mit Mr. Dolneaz oder der Lady selbst gesprochen, daher war ich anfangs ein wenig verwirrt“ Noch nie hatte Seras jemanden so geschwollen daher reden hören. Der Mann, der immer noch schwer in ihr Ohr atmete, musste einen Besenstil verschluckt haben. Sie musste ein Kichern unterdrücken, als sie sich das bildlich vorzustellen versuchte. „Anscheinend ist Mr. Dolneaz nicht selbst in der Lage ans Telefon zu gehen?“ Anscheinend sonst hätte er das wohl gemacht schoss es ihr durch den Kopf, laut sagte sie „Tut mir leid Sir, aber Wa… äh Mr Dolneaz ist zur Zeit gerade außer Haus… und die Lady ebenfalls“ fügte sie rasch noch hinzu. Mein Gott wenn man versuchte ebenfalls so hochtrabend zu antworten, bekam man ja einen Knoten in der Zunge. Das Schnaufen klang jetzt leicht missmutig. „Wann ist denn mit einer Rückkehr zu rechnen?“ „Wen meinen sie jetzt, Mr. Dolneaz oder Lady Hellsing?“ „Beide“ „Tja das weiß ich nicht so genau.“ Walter hatte ihr nicht genau verraten wo er hin wollte und ihr Meister und Lady Hellsing waren ohne Verabschiedung einfach so verschwunden. Ihr Blick fiel auf die kleine antike Standuhr, die bereits Mitternacht anzeigte „Versuchen sie es doch einfach morgen früh noch mal.“ Jetzt kam ein wenig Leben in die monotone Fistelstimme „Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie Mr. Dolneaz oder Lady selbst ausrichten könnten, dass der Roundtable dringendst um Gespräch bittet. Die Sache ist äußerst delikat und bedarf der schnellstmöglichen Klärung! Daher bitte ich um einen raschen Rückruf, egal zu welcher Stunde.“
 


 

Zur gleichen Zeit nahm auch der letzte Mann seinen Platz in der Reihe derer ein, die sich einst unter dem heiligen Kreuz der Kirche dem Orden der Templer verschrieben hatten. Jeder von ihnen trug seine Kutte mit der Kapuze tief im Gesicht um seine Identität vor dem anderen zu verbergen, doch der Siegelring an ihren Fingern zeigte die Verbundenheit.

Der halbrunde Raum war von dunklen Raunen erfüllt, bis sich ein breitschultriger Mann mit dröhnen Bass Gehör verschaffte. „Silentium Brüder Silentium“ Er wartete bis alle Geräusch unter der steinernen Kuppel verklungen war, dann fuhr er fort. „Ich sehe mit Freuden, dass der Ruf jeden von euch erreicht hat und das ihr ohne zögern diesem Nachgekommen seid. Das zeigt, dass auch nach so vielen Jahrhunderten der Geist unserer Gemeinschaft noch die Kraft besitzt mit der er einst gegründet worden ist.“ Die die dunkelbraunen Augen blitzen stolz aus den Sehschlitzen hervor und über die Köpfe der Versammelten hinweg. „ Sie haben uns verfolgt, bekämpft und versucht zu vernichten, aber nichts konnte uns und unsere Überzeugung zerstören!“ Seine Stimme hallte donnernd von den Wänden wieder „und jetzt ist es an der Zeit ihnen zu zeigen, dass es uns immer noch gibt und das wir es nicht zu lassen, dass man den Namen Gottes auf so schändliche Art und Weise missbraucht!“ Die prolemischen Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.

Anderson, der mehr oder weniger im Schatten einer Säule das Treiben vor sich beobachtet, konnte die Erregung der Männer förmlich sehen, die alle Mühe hatten weiter still der Rede ihres Oberhauptes zu lauschen.

Ja so hatte er sich das vorgestellt. Nur Herzen, die voller Überzeugung schlugen würden die Kraft und den Willen besitzen in diese Schlacht zu ziehen. Maxwell hatte wie immer Recht behalten. Er würde mit Freuden die gute Nachricht vernehmen, dass ihrer „Reinigungsoperation“ so gut wie nichts mehr im Wege stand.

„Lasst uns ihnen zeigen wozu der Zorn Gottes im Stande ist und welche Strafe sie für ihr blasphemisches Verhalten erwartet!“ Jetzt gab es kein Halten mehr und unter lauten Fußgetrappel gingen die letzten Silben unter.
 

Keuchend und völlig erschöpft lag Integra mit dem Kopf auf Alucards nackter Brust, die sich ebenfalls schwer auf und ab bewegte. Nur langsam beruhigte sich ihr Atem wieder, doch mit jeder Sekunde die verging kehrte auch ihr Verstand zurück. Mühsam stützte sie sich auf dem Arm auf, an dem immer noch die Kette hing. Bevor sie aber etwas sagen konnte, sah sie wieder diesen Ausdruck auf seinem Gesicht, der alle Fragen und Worte überflüssig machte. Seine Finger fassten nach ihrem Kinn und sie ließ es zu das er sie küsste.

Es fühlte sich immer noch gut an, aber die Tatsache, dass sie beide so zügellos übereinander hergefallen waren, brachte sie doch ein wenig aus der Fassung.

Sanft löste er sich von ihr. „Alles in Ordnung?“ Sie lächelte schwach. „Ja, ich bin nur ein wenig, nun ja über mich selbst erschrocken.“ Er lachte in sich hinein „Das bin ich zugegebener Maßen auch. Ich muss ehrlich gestehen, dass deine Reaktionen auf Blut wirklich nicht voraussehbar sind. Zuerst fällst du fast über Walter her, dann über mich. Ich hoffe allerdings das du nicht das gleiche mit den alten Knaben vorhattest wie mit mir.“ Integra fuhr empört zurück „Nein! Natürlich nicht!“ Jetzt lachte er laut „ Dann ist ja gut. Ich werde es nämlich auf keinen Fall zulassen, dass außer mir noch jemand anderes das hier genießen darf.“ Damit zog er sie, ohne ihre Antwort abzuwarten wieder zu sich heran. Zuerst wollte Integra noch protestieren, schließlich war sie es nicht gewohnt, dass man ihr über den Mund fuhr, doch seine Finger auf ihrer Haut lenkten sie einfach zu sehr ab.

Intention

Walter wollte gerade die Kartons, die er im Kofferraum geladen hatte, auspacken als Seras ihm entschlossen auf die Schulter tippte. Zu Tode erschrocken schnellte der Butler hoch und fasste sich an die Brust. „Fräulein Victoria ich bitte sie inständig solche Sache zu unterlassen.“ Schnaufte er nach dem er sich erholt hatte. Die ehemalige Polizistin zog verschämt den Wuschelkopf ein. „Entschuldigung. Ich vergesse immer wie leise ich sein kann.“ „und das ich ein nicht mehr ganz so taufrischer Mensch bin.“ „Ach kommen sie, so wie ich sie beim kämpfen immer erlebe, sind sie vom alten Eisen doch so weit entfernt wie die Sonne vom Mond.“ Walter versuchte nicht allzu geschmeichelt über das Kompliment zu klingen, was ihm nur teilweise gelang. „Vielen Dank, vielen Dank. Wenn sie jetzt noch die Freundlichkeit besäßen mir zu helfen.“ Seras griff schon nach der ersten Kiste. „Genau das hatte ich vor. Was haben sie uns den schönes mitgebracht?“ „Reichlich Munition für die zurück kehrenden Männer und die ersten Teile einer neuen Waffe.“ „O super, aber wieso schon wieder eine neue? Unsere sind doch noch Tip Top oder kriege ich jetzt endlich mal was handliches?“ Walter lächelte verschmitzt „Bedauere kleines Fräulein, aber ich dachte, da Lady Integra,“ er zögerte kurz, „nun da sie jetzt über ähnliche Fähigkeiten verfügt wie sie und Meister Alucard sollte sie vielleicht auch etwas angemessenes bekommen.“

Damit marschierten sie hintereinander ins Haus.
 

Johannes McPhörsen tippelte nervös in seinem Büro auf und ab. Noch immer wartete er auf den Rückruf der Lady, doch das Telefon blieb nach wie vor still. Diese unerwartete Einberufung des Roundtables kam für alle Beteiligen mehr als ungelegen und wenn jetzt die Benachrichtigungen dazu auch noch ins Stocken gerieten, war das mehr als ärgerlich.

Er überlegte ob er nicht noch einmal selbst anrufen sollte, als plötzlich der altmodische Apparat zu bimmeln anfing. Erleichtert griff er nach dem Hörer, aber es war nicht das Hellsinganwesen auf der anderen Seite der Leitung.

„Hier spricht das Sekretariat von Lord Gambling . Ich sollte sie bzw. Sir Penwood davon in Kenntnis setzten, dass der Termin zur Versammlung verschoben wurde. Das Treffen findet bereits morgen Vormittag statt.“ Der Sekretär schnappte entgeistert nach Luft. „Morgen Vormittag? Hören sie, ich hoffe ihnen ist bewusst, dass so ein Ereignis eine gewisse Vorbereitung bedarf?!“ Der Mann am anderen Ende überhörte den Einwand ohne weiteren Kommentar. „Ich teile ihnen nur mit, was mir aufgetragen wurde und bitte sie diese kleinen Änderungen zu berücksichtigen. Alle anderen Mitglieder wurden bereits darüber informiert“ Dann hängte er ohne große Verabschiedung auf.
 

Seras und Walter waren immer noch mit dem Verräumen der Munition in den Mannschaftunterkünften beschäftigt, als Integra zu ihnen stieß. Der Anblick der Lady war schon ein völlig anderer als zu ihren Lebzeiten. Nicht nur die Farbe ihrer Augen, ihre ganze Arte sich zu bewegen unterschied sich deutlich zu dem als sie noch ein Mensch gewesen war. Vielleicht fiel es Seras nur so scharf auf, weil sie selbst zu den übernatürlichen Geschöpfen gehörte, doch so wie Integra jetzt durch den Raum glitt, ähnelte sie einem geschmeidigen Raubtier, dass dabei war sich eine Beute zu suchen. Seras warf einen kurzen Seitenblick auf Walter, der mit dem Rücken zu ihnen stand und dabei war, irgendetwas zusammen zu schrauben. Unvermittelt machte sie einen Schritt zwischen die beiden. Integra hielt mitten in der Bewegung inne. Ihre dunkelroten Pupillen verengten sich, als sie missbilligend den Kopf schüttelte. „Keine Sorge. Ich bleibe auf Abstand.“ Zischte sie leise zwischen den Zähnen, dass selbst Seras ihr feines Gehör anstrengen musste, um sie zu verstehen. Unsicher darüber, ob ihr Verhalten nicht ein wenig zu vermessen gegenüber der Herrin des Hauses gewesen war, wich sie darauf hin zurück. Walter, der von all dem nichts mitbekommen hatte, drehte sich um. „Ah Lady Integra, da sind sie ja wieder. Ich hoffe sie haben die ersten Stunden ihres neuen Daseins, nun ja gut überstanden?“ Integra war sich ziemlich sicher, dass wenn noch Blut durch ihre Adern geflossen wäre, sie auf der Stelle dunkelrot angelaufen wäre, aber der Umstand ihrer totenblassen Haut rette sie vor peinlichen Reaktion auf die Erinnerungen der letzten Stunden. „Nun ja sagen wir es mal so, diese Lebensform beinhaltet doch einige Überraschungen.“ Sie nickte Seras jetzt mit entspannter Miene zu „Ich kann deine Starschwierigkeiten durchaus verstehen. Es gibt einige Dinge die ich noch in den Griff kriegen muss, bevor ich mich unter Menschen wagen kann.“

Erleichtert über den unverfänglichen Ton der Lady traute sich Seras breit zu grinsen. „Na ja sie haben mir damals geholfen, jetzt werde ich ihnen helfen, wenn sie wollen“ fügte sie schnell noch hinzu. Integra lächelte zurück und entblößte damit ihre kleinen, aber doch deutlich spitzen Eckzähne.

Walter unterbrach ihren Dialog, in dem er aus der letzten Kiste die versprochene neue Waffe zu Tage förderte. „So Lady Hellsing ich habe hier etwas für sie das ihnen bestimmt gefallen wird.“ Fast schon zärtlich legte er ein schwarzes Ungetüm auf den Tisch. Staunend beugten sich die beiden Frauen nach vorne. Seras fand als erstes ihre Sprache wieder was „Was ist das denn?“ „Das ist eine Umarexx Co2 Waffe. Eine Smith and Wesson die vom Typ her einem Revolver ähnelt, aber mit diesem Anschlagschafft hier,“ er deute auf den überdimensional langen Lauf der Waffe „ zu einer Art Revolvergewehr wird.“ Er zwinkerte spitzbübisch „Ich gebe zu, sie entspricht nicht ganz dem Original, aber es ist ja auch kein Mensch, der sie führen soll.“ Damit überreichte er der erstaunten Integra ihre neue Verteidigungsmöglichkeit. „Ich werde mich natürlich gleich daran machen auch noch die Trommel entsprechend an die Spezialmunition anzupassen.“
 

Enrico Maxwell ließ sich nur zu gern von Anderson Bericht darüber erstatten, wie gut die Rekrutierung der Templer von statten ging. Mit Wohlwollen nahm der die Anzahl der Männer zur Kenntnis, die gemeinsam mit dem Pater dafür Sorgen würden, dass diese vermaledeite Brut und ihre Gönner endlich ausgelöscht wurden.

„Sie haben uns lange genug auf der Nase herum getanzt Alexander. Es wird Zeit, dass wir ein Exempel statuieren.“ Die Augen des Priesters begannen zu glänzen. „Das war schon immer meine Rede Exzellenz. Schon als diese Freaks ihr Unwesen auf dieser Insel getrieben haben.“ Der Kardinal hob beschwichtigend die Hand. „Ich weiß und glaube mir, auch ich hätte der lieben Lady Wingates Hellsing ab liebsten schon bei unserer ersten Begegnung eine Kugel den Kopf gejagt, anstatt mit ihr Tee zu trinken.“ Er schnaubte. „Dieses verdammte Weibsstück und ihr Nosferatu. Wenn die Herren dieses Roundtables nicht in der Lage dazu sind ihr Einhalt zu gebieten, dann müssen wir das eben selber tun.“

Maxwell zog nach diesen Worten ein Blackberry aus seiner Westentasche um dann auf dessen Tastatur er eiligst seine Finger hin und her gleiten zu lassen. Anderson runzelte die Stirn „Die Angelegenheit wird trotz allem ein wenig Staub aufwirbeln fürchte ich.“ „Mach dir darüber keine Gedanken. Wenn alles so abläuft wie ich mir das vorstelle, wird das Ganze als ein bedauerlicher Unfall ein paar Tage in den Nachrichten zu sehen sein. Wenn überhaupt. Darum kümmere ich mich. Du hingegen bist für den sauberen Ablauf zuständig.“ Das Display leuchtete kurz auf und Anderson nickte zufrieden. „Keine Sorge Exzellenz. Die Sache ist schon so gut wie erledigt.“ „Das hoffe ich mein Lieber. Die letzten Versuche, diesen Blutsaugern den Gar aus zu machen, waren nicht gerade von Erfolg gekrönt.“ „Andere Umstände Exzellenz, dieses mal habe ich ganz andere Möglichkeiten.“
 

Alucard hatte Integra in das Anwesen zurück gebracht, dann war er noch einmal zu Helenas Domizil zurück gekehrt. Zum einen, um die letzten Spuren ihres Besuchs zu beseitigen, zum anderen wollte er sich bei dem kleinen Vampir Mädchen noch einmal persönlich für die Überlassung ihrer vier Wände bedanken.

Als er sich erneut wieder zwischen den Büchern materialisierte erwartete sie ihn bereits in ihrem Lehnstuhl. „Ich habe mir erlaubt die Karaffe als Gastgeschenk zu interpretieren.“ Er grinste, nahm den Hut ab und vermied es dabei ihr in die Augen zu sehen. „Ich schulde dir mehr als einen Liter Blut für deine Gastfreundschaft.“ Ihre puppenhafte Gestalt schüttelte sich leicht, als sie anfing zu kichern. „An dem was hier auf meinem Perserteppich passiert ist, sind weder ich noch meine Räumlichkeiten beteiligt gewesen. Das ward ganz allein ihr.“ Der Vampir schüttelte mit belustigter Miene den Kopf „Glaub mir, das kam auch für mich ziemlich überraschend.“ Sie beugte sich nach vorn „Wer hätte jemals gedacht, dass es etwas gibt, das dich noch überraschen kann.“ Jetzt lachte er. Kurz und dunkel, bis sein Blick sich in der Dunkelheit des Zimmers verlor „Wohl war. In all den Jahren meiner Existenz gab es keinen Augenblick, der mit diesem Vergleichbar gewesen wäre.“ Sie schwiegen beide, bis Helenas helle Stimme noch einmal erklang. „Hat es sich dafür gelohnt einst zu sterben?“

Seine Antwort folgte ohne lange Pause „Nur dafür allein lohnt es sich zu leben.“
 

Die Dämmerung setzte ein, als Integra sich von ihrem Schreibtisch erhob. Sie hatte sich von Seras über Fargasons Rückkehr in Kenntnis setzten lassen und für die Männer alles nötige in die Wege geleitet. Seras würde sie morgen Abend in Empfang nehmen und Walter wollte das erste Gespräch mit dem Kommandanten übernehmen. Seufzend schloss sie die Tür hinter sich. Es würde weiß Gott nicht einfach werden, sich vor ihm und der Mannschaft hin zu stellen und ihnen klar zu machen, dass ihre Verwandlung in das was sie als ultimativen Feind betrachtete, nichts daran änderte weiterhin gegen diese Form der Existenz zu kämpfen.

Mit lautlosen Schritten glitt sie durch den Flur. Würde sie das verstehen? Und wenn nicht? Was sollte dann passieren? Eigentlich hätte sie sich weiterhin darüber den Kopf zerbrechen sollen, doch die Eindrücke die ihre neue Lebensform mit sich brachten, lenkte sie bereits wieder ab. Ihre Augen durchblickten die Dunkelheit wie Scheinwerfer. Alles was in ihren menschlichen Pupillen zu konturlosen Schatten verschmolzen war, zeigte sich nun so scharf, als hätte jemand alles noch einmal nachgezeichnet. Jedes noch zu kleines Detail blieb nicht verborgen. Fasziniert blieb sie am obersten Treppenabsatz stehen. Die Eingangshalle unter ihr tat sich auf. Es konnte nicht mehr als ein winziger Streifen Licht am Horizont erschienen sein, doch es reichte um vor ihr ein Bild zu produzieren, dass sie glauben ließ, all das zum aller ersten mal zu sehen.

Und im Grunde war genauso. Sie war Neugeboren, ab sofort kein Mensch mehr und würde es auch nie wieder sein. Mit Schaudern stellte sie in der nächsten Sekunde fest, dass dieser Gedanke sie weder erschreckte, noch abstieß. Im Gegenteil etwas in ihr und sie wusste nicht ob es neu war oder schon lange in ihr geschlummert hatte, schien mit unbändiger Freude diese Erkenntnis hin zu nehmen. Fortan keine menschliche Schwäche mehr, die sie lähmte. Die sie zwang sich zurück zu ziehen, während die anderen dafür Sorgten, dass ihr nichts passierte. Es blieb nun mal eine unumstößliche Tatsache, dass ein Mensch einem Vampir niemals gegenüber allein gewachsen war und auch keiner verdammten Kugel aus dem Lauf einer gewöhnlichen Pistole. Das hatte man ihr mehr als einmal eindrucksvoll bewiesen.

Ok sie war nie feige gewesen. Hatte sich jedem Kampf gestellt, so aussichtslos er auch gewesen sein mochte. Das hatte ihr allein der Stolz verboten, ihre Pflicht gegenüber ihrem Namen und der Organisation die ihr Schicksal hatte sein sollen. Dafür war sie geboren worden. Ihr Blick glitt über die Bilder ihrer Ahnen hinweg, die an den Wänden um sie herum hingen. Dafür hätte sie eines Tages sterben sollen und doch war es anders gekommen. Ihre Erinnerungen brachten die Schmerzen zurück den ihr Radu und zuvor Boobhanshee bereitet hatte. Daran dass sie trotz allem die Wahl gehabt hatte als Mensch zu sterben und dass es das genau das war was sie nicht gewollte hatte.
 

Der Morgen kam durch die Fenster herein gekrochen. Je kräftiger das blasse Licht wurde, um so müder wurde sie. Ihr Blick verfinsterte sich. So ganz was das mit der Schwäche wohl doch nicht vorbei. Sie löste sich vom Geländer, woran sie sich abgestützt hatte und machte sich weiter auf den Weg in ihr Zimmer.
 

Sie hatte die Tür kaum hinter sich geschlossen, als sie seine Anwesenheit auch schon wahr nahm, noch bevor ihre Augen seinen Umriss an den zugezogenen Fenstern erkannten. Seinen roten Mantel, hatte er sorgfältig über einen Stuhl gelegt, genauso wie den Hut und die Sonnenbrille. Integra, räusperte sich kurz, mehr aus Verlegenheit, als aus Bedarf, die unangenehme Stille zwischen ihnen irgendwie zu beenden. „Da bist du ja wieder“ Die Wort waren ihr kaum über die Lippen gekommen, als sie auch schon merkte wie dämlich sie klangen. Alucard quittierte sie mit Schweigen. Verärgert über ihr Verhalten und auch darüber das sie keine Ahnung hatte wie sie sich verhalten sollte, geschweige denn was sie sagen so sollte, ging sie erst mal zu ihrem Kleiderschrank hinüber. Jedenfalls hatte sie das vor, doch seine Worte ließen sie inne halten. „Ich wollte nur sicher gehen, dass du den Weg in dein Zimmer eingeschlagen hast.“ Seine Finger glitten kurz über den schwarzen Stoff des Vorhangs. „Neugeborene wie du unterschätzen die Macht der Sonne gelegentlich.“ Integra blickte ihn verunsichert an „Was würde passieren, wenn ich mich dem Tageslicht aussetzte?“ Seine Stimme war ernst „Dein Körper würde unter den brennenden Strahlen unerträgliche Schmerzen erleiden.“ Sie keuchte entsetzt „ Aber du kannst dich doch auch bei Tage bewegen!“ Er lachte „ Ja aber ich bin auch schon ein wenig länger tot als du, außerdem vermeide auch ich es mich dem gelben Planeten direkt auszusetzten.“ Er hob beschwichtigend die Hände „Sei beruhigt, je stärker du wirst, um so mehr Widerstandskraft bekommst du. Trotzdem sind und bleiben wir Geschöpfe der Nacht, daran können wir nichts ändern. Unsere Fähigkeiten sind bei Tage viel schwächer und genau deshalb sollten wir für diese Zeit ein geeigneten Rückzugort haben an dem uns niemand bei der Regeneration stört“ „ Am besten in einem Sarg aus dem Holz eines Baumes aus der Heimaterde.“ Referierte Integra und stöhnte bei dem Gedanken ihr weiches Bett gegen so ein Ungetüm ein tauschen zu müssen. Er lächelte sie an „So ist es. Bist du nicht schon sehr müde?“ Integra nickte, jetzt wo er es sagte, fühlte sie wie ihr Körper immer träger wurde. Blinzelnd sah sie zu ihrem Bett hinüber, das sie grade zu ein zu laden schien. Plötzlich spürte sie ihn direkt neben sich. Sanft drückte er sie auf die Matratze hinunter. Ihr Kopf lag schon auf dem Kissen, als er ihr mit wenigen geschmeidigen Bewegungen die Schuhe von den Füßen streifte. Schon halb eingeschlafen murmelte sie „So ein Sarg ist doch bestimmt total unbequem und eng.“ Seine Stimme erklang dicht an ihrem Ohr „Das kommt ganz darauf an.“

Burn

Sir Penwood und Lord Gambling erreichten zeitgleich das Anwesen von Sir Island auf dessen Landsitz die verschobene Roundtable Konferenz stattfinden sollte. Die Fahrer ihrer blitzenden Limousinen ließen sie hintereinander aussteigen und gemeinsam liefen sie die Stufen zur Vordertür hinauf. „Es ist ein Skandal diese Sitzung so kurzfristig anzusetzen!“ ereiferte sich der grauhaarige Gambling, bevor er nach dem metallenden Ring griff, der als Türklopfer fungierte. „In der Tat. Auch wenn die Vorwürfe, die dieser Enrico Maxwell gegen Lady Integra erhoben hat, natürlich so schnell wie möglich geklärt werden sollten.“ „Natürlich, aber ich finde das wir uns von diesen italienischen Gottesfanatikern nicht so auf der Nase rumtanzen lassen dürfen. Die meinen uns hin und her schupsen zu können, wie ihnen die Laune gerade danach steht.“ Gambling nickte brummig „ Ganz recht. Die glauben, wenn sie rufen, müssen wir springen. Diesem Verhalten sollten wir gleich mal einen Riegel vorschieben.“ Die Tür wurde geöffnet und unterbrach somit ihr eifrige Unterhaltung. Der Diener, der ihnen Mantel und Hut abnahm und sie kurz darauf in den Salon führte, schien neu zu sein. Keiner von beiden hatte ihn je bei den vorherigen Besuchen gesehen. Eigentlich stand ein gewisser John Frames schon seit Urzeiten in Lord Cormans Diensten. Den beiden Herren blieb nicht viel Zeit sich über diesen Umstand zu wundern, denn sie mussten zur ihrer weiteren Überraschung feststellen, dass sie bis her die einzigen Gäste waren. Der große runde Tisch, an dem sie die anderen Mitglieder erwartet hatten, war bis auf einen Platz vollkommen leer. Der Mann der sie hinter schimmernden Brillengläsern mit undurchdringlicher Miene ansah, sprach allerdings kein Wort, bis Sir Penwood sich gezwungen sah, die Konversation zu eröffnen. „Entschuldigen sie bitte Sir, aber hätte sie die Freundlichkeit uns zu erklären wer sie sind und wo,“ Der Mann unterbrach ihn einfach mitten im Satz, als hätte er gar nicht angefangen zu sprechen.“ „Es hat eine weitere Planänderung gegeben meine Herren. Leider sind wir gezwungen die Sitzung an einem anderen Ort wie diesen hier abzuhalten. Daher möchte ich sie bitten, diesen Umstand mit der britischen Gelassenheit hinzunehmen und mir einfach zu folgen.“ Ohne irgendwelche Einwende oder sonstige Reaktionen auf seine Worte abzuwarten, stand er darauf hin auf und marschierte auf sie zu. Die beiden Herren befürchten, dass er sich einfach zwischen sie hindurch drängeln würde und wollte ihm schon Platz machen, als der Fremde plötzlich unter seinen Mantel griff, die Arme dabei hob und zeitgleich eine halbe Drehung mit dem Oberkörper vollführte. Es geschah so schnell, dass weder Sir Penwood noch Lord Gambling eine Chance hatten, alles richtig war zu nehmen. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern war pures Erstaunen, bevor ihre Köpfe unter einem Schwall von Blut wie zwei Bowlingkugeln polternd zu Boden fielen.
 

Es war zwar erst ihre zweite Nacht als Vampir, doch schon die brachte beim Aufwachen eine ungeahnte Überraschung mit sich. Es war nämlich nicht ihre Matratze auf der Integra Wingates Hellsing lag. „Guten Abend ich hoffe der Schlaf war erquicklich?“ Fassungslos stellte sie fest, dass sie sich nicht in ihrem Zimmer geschweige denn in ihrem Bett befand, sondern im Keller. Genauer gesagt in Alucards Sarg. Anscheinend hatte er sie einfach mit zu sich nach unten genommen. Sie lag rücklings auf dem weichen Innenfutter, während der Vampir sie von seinem hohen, fast schon thronhaften Stuhl amüsiert beobachtete. „Was zum Teufel“ „Ich wollte dir nur zeigen, dass so ein Sarg gar nicht so ungemütlich ist, selbst wenn man ihn sich zu zweit Teilen muss.“ Er wirkte mit sich und dem Ergebnis seiner Demonstration mehr als zufrieden. Integras Oberkörper schoss wie vom Blitzgetroffen in die Höhe „Soll das heißen du hast mit mir hier drin zusammen die Nacht äh ich meine den Tag verbracht?“ Er zwinkerte vergnügt „Ganz Recht und wie waren die Träume deiner ersten Totenruhe?“ Integra die ungläubig die Maße des Sarges beäugte und sich dabei verblüfft fragte, wie er das angestellt hatte, zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Ziemlich verworren muss ich zugeben.“ „Verworren?“ „Ja irgendwie ein ziemliches Durcheinander Maxwell tauchte darin auf, der Roundtable, dieser Anderson, Schwerter und zum Schluss glaube ich hat es sogar gebrannt.“ Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie so die verschwommenen Erinnerungen klarer bekommen. „Hat das irgendwas zu bedeuten?“ Alucard schien erst nicht richtig darauf antworten zu wollen, dann murmelte er doch noch ein kryptisches „Wir werden sehen“ vor sich hin, bevor er nach der vollen Flasche auf dem Tisch neben sich griff. „Ich schlage vor das Abendbrot hier einzunehmen, bevor wir den lieben Walter aufsuchen. Natürlich nur wenn du nichts dagegen hast“ Integra hatte rein gar nichts dagegen. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie er die Flasche aufschraubte und sich dann ganz langsam vorbeugte. Der offene Flaschenhals zitterte leicht als er ihn über Integra schweben ließ. Der Ausdruck seiner glühenden Augen verriet den Genuss dem ihm dieser Moment zu bereiten schien. „Vertraust du mir?“ fragte er leise. Ohne ihm zu antworten schloss sie die Augen, legte den Kopf in den Nacken und öffnete den Mund.
 

Walter, der gerade dabei war den Fernsehraum zu entstauben war ausversehen dabei auf die Fernbedienung geraten. Er hatte den Apparat eigentlich gleich wieder ausdrehen wollen, doch die Meldung, die der atemlose Reporter da gerade verkündete ließ ihn inne halten.

„Wie uns gerade ein Sprecher der zu ständigen Feuerwehr mitteilte ist der Brand weites gehend unter Kontrolle. Trotz aller Bemühungen sieht es aber dennoch so aus als sein das Anwesen der Familie Island bis auf die Grundmauern ein Opfer der Flammen geworden. Warum das Feuer ausbrach und ob es Tode gefordert hat, ist zur Stunde noch unklar.“

Ein Brand auf dem Familiensitz der Islands? Walter konnte es nicht fassen.

Schnell griff er zum Telefon und wählte. Es ertönte zwar ein Freizeichen und er ließ es bestimmt einige Minuten klingeln, doch am anderen Ende wurde nicht abgehoben. Merkwürdig. Voller innerer Unruhe ließ Walter den Hörer wieder sinken.

In diesem Moment glitt Alucard durch die Wand. „Guten Abend Walter. Ich hoffe du hattest einen genauso angenehmen Tag wie ich.“

Walter konnte sich zwar nicht so recht vorstellen, was so angenehm daran sein konnte, bewegungslos in einem Sarg zu liegen, doch er war so höflich zu erwidern. „Danke Meister Alucard. Ich habe den Tag damit verbracht, die Familien unserer Mannschaften über die Rücker der selbigen in Kenntnis zu setzten. Außerdem habe ich noch die „Vorratskammern“ weiter aufgefüllt. Diese Worte ließen Alucard nachdenklich drein schauen. „Mmmm unser Bedarf in diese Richtung ist ja noch einmal angestiegen.“ „So kann man es auch ausdrücken.“ „Hast du Schwierigkeiten bei der Beschaffung?“ Walter winkte ab. „Nicht wenn sich alle Beteiligten ein wenig, wie soll ich sagen, zurück halten.“ Der Vampir grinste kurz, wurde bei Walters verhärmten Zügen, aber rasch wieder ernst. „ Das ist nur die Anfangsphase. Bei Seras war es doch lustiger Weise genau umgekehrt.“ Er schüttelte den Kopf „Ich dachte schon fast, dass sie es nicht schafft und heute noch tut sie so, als wenn ich sie zwingen würde, rostige Nägel zu schlucken.“ Der Butler seufzte „So sind alle verschieden.“ Er wollte sich schon mit einer Entschuldigung zurückziehen, als Alucards Worte ihn noch einmal zurück hielten. „Du weißt, dass ich keine Wahl hatte.“ Erst nach einer Pause fügte er hinzu „Es war nicht allein meine Entscheidung.“ Walter hob den Blick und sah dem Diener seines verstorbenen Herren fest in die Augen „ War es ein Befehl?“

Die roten Augen schimmerten „Nein eine Bitte“
 

Plötzlich wurde die Tür so heftig aufgerissen, dass die Angeln mit einem hässlichen Kreischen nachgaben. Fluchend hielt Integra die Klinke in der Hand. „Diese verdammte Kraft, Herrgott noch mal!“ Walter dessen Augenbrauen so hochgeschossen waren, dass sie fast seinen Haaransatz erreichten, bewahrte dennoch die Haltung „Ich kümmere mich darum Lady Integra, zerbrechen sie sich darüber bitte nicht weiter den Kopf.“ Sie seufzte, dann schien sie aber den Gedanken wieder gefunden zu haben, weshalb sie so ungestüm ins Zimmer geflogen war. „Haben sie das von dem Brand mitbekommen Walter?“ Er nickte „Gerade eben Verehrteste. Ich habe auch schon versucht Sir Penwood zu erreichen bzw. seinen Sekretär aber es geht keiner ans Telefon.“ Alucard sah verständnislos von einem zum anderen „Klärt mich mal jemand auf?“ Integra verschränkte die Arme vor der Brust. Heute Mittag hat es auf dem Landsitz der Familie Island ein Feuer gegeben. So wie es aussieht ist das ganze Haus vernichtet. Ein unschätzbarer Verlust und es ist wohl auch noch nicht klar ob es irgendwelche Opfer gegeben hat.“ Sie kaute nachdenklich auf der Unterlippe „Obwohl die Familie zu der Jahreszeit eigentlich nicht da verweilt, außerdem stehen die Wahlen vor der Tür, da hat Island im Parlament alle Hände voll zu tun.“ Walter straffte die Schultern „Trotzdem sollten wir uns so schnell wie möglich erkundigen, wie es den Betroffenen geht. Nicht nur weil Sir Island ein Mitglied des Roundtables ist.“ Sie nickte zustimmend. „Sie haben wie immer Recht Walter. Bitte kümmern sie sich darum, aber zuvor sagen sie Seras noch Bescheid. Sie soll die Männer vom Flughaven erst ins Hauptquartier bringen, von da können sie dann zu ihren Familien fahren. Ich versuche inzwischen ein paar Informationen an anderer Stelle über die Unglückursache herauszufinden.“ Sie wartete bis Walter verschwunden war dann drehte sie sich mit entschlossener Miene zu Alucard um.

„Wir müssen da hin, sofort!“
 

Noch immer waren dutzende von Helfern atemlos dabei die glühenden Überreste des einst prachtvollen viktorianischen Anwesend mit Wasser zu sprengen. Zwischen all den wild umher eilenden Menschen und Schaulustigen, fielen Alucard und Integra zunächst gar nicht auf, auch wenn der Vampir in seinem roten Mantel eine imposante Erscheinung bot. Integra starrte fassungslos auf die Ruine, aus der immer noch dicke, schwarze Rauchschwaden drangen. „Genau wie in meinem Traum“ flüsterte sie so leise, dass nur ihr Diener hinter ihr sie verstand. „Genau das habe ich gesehen.“ „Und Enrico Maxwell plus seinem mutierten Schweinepriester.“ Fügte Alucard hinzu, dessen Blick ebenfalls an dem verkohlten Bau klebte. Sie nickte „Aber wer waren die anderen“ „Welche anderen?“ Integra Stirn legte sich vor Anstrengung in Falten, als sie versuchte die Bilder aus ihrem Traum erneut in Erinnerung zu rufen. „Da waren noch andere Männer. Ich glaube zu mindestens, dass es Männer waren. Jedenfalls irgendwelche Gestalten in weißen Anzügen oder Kutten oder so was.“ Verärgert über die nur wagen Fetzen in ihrem Kopf beugte sie sich ein Stück weit nach vorn. Genau in diesem Moment drückte ein unscheinbarer Mann in einem dunklen Trenchcoat, der mit ausdrucksloser Miene das Treiben vor sich beobachtet und wie viele andere seine Handykamera auf die Ruine gerichtet hatte, auf den Auslöser.
 

Enrico Maxwell aß gerade zu Abend, als das Vibrieren in seiner Tasche eine SMS verkündete. „Stufe A erfolgreich abgeschlossen!“

Zufrieden betrachtete er die mitgeschickten Fotos. Das hatte schon mal hervorragend geklappt. Es machte doch schon viel aus, wenn man mit Profis zusammen arbeitete.

Er wollte sich schon wieder seinen Spaghetti zu wenden, als sein Blick noch einmal an der ersten Aufnahme hängen blieb.

Klappernd fiel das Besteck auf den Tisch, als sein Gehirn erkannte, wen seine Augen da vor sich hatten.

Countdown

„Wie konnte das passieren Ronaldo? Können sie mir das erklären?“ donnernd knallte Maxwells Faust auf die Schreibtischplatte, während sein persönlicher Sekretär händeringend nach Worten suchte „Ich habe keine Ahnung euer Exzellenz, wirklich nicht! Wir lassen das Anwesen seit der Rückkehr von Pater Anderson nicht mehr aus den Augen.“ Er griff in die Tasche seines Talars, holte ein weißes Taschentuch hervor und begann sich damit die schweißnasse Stirn zu tupfen. „Keiner unserer Männer hat eine Meldung darüber gemacht, dass Lady Hellsing im Begriff war nach Hertfordshire zu fahren. Geschweige denn das sie überhaupt vor hatte das Haus zu verlassen. Bis her ist nur ihr Angestellter Mr. Dolneaz unterwegs gewesen und heute Nacht haben sich nur ein paar Transporter auf den Weg zum Flughaven gemacht.“ Maxwell der immer noch ein Gesicht machte, als hätte er sich böse den Magen verdorben schnitt seinem Untergebenen mit einer herrischen Bewegung das Wort ab. „Ja, ja ich weiß. Die Fußtruppen der Organisation kommen heute zurück. Darum ist es auch so wichtig, dass wir über jeden Schritt den dieses Weib macht im Bilde sind. Ach verflucht noch mal!“ Pater Ronaldo zuckte erst zusammen und sah dann betreten bei Seite. Maxwell hatte unterdessen angefangen sein spitzes Kinn zu massieren. „Also dann. Überlegen wir mal in Ruhe.“ Er holte tief Luft, verharrte ein paar Sekunden, dann stieß zischend die Luft aus. „Sie weiß von dem Brand. Gut das hätte sie auch aus den Medien erfahren können. Wichtig ist das sie nicht mehr mitbekommt.“ Er fing den immer noch leicht verunsicherten Blick von Renaldo auf. „Sorgen sie dafür Andre. Ich will das bis zu Vollendung von Abschnitt B keine weiteren unerwünschten Zwischenfälle mehr passieren. Haben wir uns verstanden?“ Der letzte Satz hatte einen warnenden Unterton, den der Sekretär deutlich wahrgenommen hatte. Mit eingezogenem Kopf machte er sich daran das Zimmer zu verlassen.
 

Seras salutierte erst aufrichtig, dann gab sie ihrem Kommandanten lachend die Hand, als Fergason aus dem Flieger gestiegen war. „Willkommen zu Hause Sir“ Obwohl der oberste Befehlshaber der Hellsing Organisation lächelte, sprach dennoch Sorge aus seinen grauen Augen. „Hallo Seras. Wie es aussieht sind du und Alucard noch gerade rechtzeitig eingetroffen um schlimmeres zu verhindern?“ Die kleine Vampirin lächelte schief. „Wie man es nimmt.“ Dann erinnerte sie sich an die mahnenden Worte ihres Meisters, der er eingeschärft hatte vorerst niemanden über Lady Integras Verwandlung in Kenntnis zu setzten. Sie räusperte sich „Der Lady geht es soweit gut.“ Das entsprach soweit der Wahrheit. „Das freut mich“ Sie waren während ihrer Unterhaltung zum hinteren Teil des Transportflugzeugs marschiert um den anderen Männern beim Ausladen behilflich zu sein. Die Mannschaft war trotz der anstrengenden Reise ausgelassen, was mit Sicherheit an dem baldigen Wiedersehen mit ihren Familien und dem unerwarteten Sonderurlaub lag, den die Hellsing Organisation ihnen zugebilligt hatte.
 

Kaum hatte der Konvoi das Flughafengelände verlassen, setzte sich ein unscheinbarer weißer Sprinter, wie er auf den Straßen hundertfach zu finden war an ihre Fersen. Er folgte den Lastwägen mit einigem Abstand, aber immer konstant, wie Seras mit grimmiger Miene in einem der Rückspiegel bemerkte. Ihr Meister hatte also recht gehabt. Sie hatten sich vor ihrem Aufbruch noch darüber unterhalten, dass Pater Anderson bestimmt nicht wie gewünscht einfach so im Ozean versunken war, sondern mit ziemlicher Sicherheit weiter alles daran setzte ihnen mit seinen Silberklingen auf den Geist zu gehen, wie sich ihr Meister ausgedrückt hatte. „Dieses Pack gibt so schnell nicht auf. Ich gehe jede Wette ein, dass er und der Rest von Iscariot schon wieder dabei sind hinter uns her zu schnüffeln um uns das Leben schwer zu machen“ Bei dieser unglücklichen Wortwahl war es Seras schwer gefallen nicht laut los zu prusten. Doch bei der Vorstellung was passieren würde, wenn Anderson raus fand, was mit Lady Integra geschehen war, blieb ihr das Lachen im Halse stecken. Der Blick, den sie von ihrem Herren auffing verriet ihr, dass er ihre Gedanken gelesen hatte. Mit versteinerter Miene griff er nach ihren Schultern „Hör mir gut zu Seras auch dir ist wohl klar, dass es sobald Iscariot oder der Roundtable von ihrem Schicksal erfährt, es keine Hellsingorganisation mehr geben wird. Enrico Maxwell wird sofort die Jagd auf uns eröffnen und ihr zwei seid diesem Priester längst noch nicht gewachsen. Sie noch viel weniger als du.“ Seine roten Augen glühten, als ständen sie in Flammen „Wir müssen alles daran setzten, dass sie weiterhin im Unklaren bleiben. Wenigstens so lange bis wir uns einig darüber sind, wie es weiter gehen soll.“
 

Das Quietschen der Bremsen unterbrach ihre Gedanken, als sie vor einer Ampel halten mussten. Der Lieferwagen war immer noch in ihrem Windschatten, als Seras begann ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie beugte sich zu ihrem Vorgesetzten hinüber „Würden sie mir einen Gefallen tun Kommandant und gleich bei der nächsten Kreuzung dafür Sorgen das wir an der Ampel anhalten müssen?“ Er sah sie zwar fragend an, nickte aber nur kurz und ging dann vom Gaspedal.

Wieder hielt der Laster, nur dieses mal öffnete Seras, die während des kurzen Stopps blitzschnell in den Frachtraum gekrabbelt war eine Klappe am Boden, die Fargason mit seinem Halt genau über einem Gullydeckel positioniert hatte. Mit einer Leichtigkeit, als würde sie einen Tortenteller anheben hob sie den schweren Zementdeckel ab, legte ihn bei Seite und ließ sich dabei mit einer geschmeidigen Bewegung in den Schacht gleiten. Der Laster setzte sich dicht über ihrem Haarschopf wieder in Bewegung und es erschien bei dem dichten Feierabendverkehr der in Londons Straßen herrschte sofort die Unterseite des folgenden Autos. Seras zählte die vorüber donnernden Fahrzeuge, bis der Lieferwagen an der Reihe war, dann schnellte sie hoch und krallte sich wie eine Spinne unter ihm fest.
 

Integra hatte trotz aller Anstrengungen keine weiteren Erinnerungen in ihrem Kopf heraufbeschwören können und sich mit verdrießlicher Miene umgeschaut, bis ihr Blick einen Polizeiwagen hängen blieb „Vielleicht verrät uns ja die Polizei was genau hier passiert ist.“

Alucard zog seinen Hut ein wenig tiefer in die Stirn, bevor er Integra mit langen Schritten folgte. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten hielt er sie noch einmal kurz zurück und griff in die Innentasche seines Mantels. „Vielleicht solltest du das hier besser aufsetzen, bevor du mit den Herrschaften sprichst.“ Er reichte ihr seine verspiegelte Sonnenbrille. „Nur um unnötige Fragen zu vermeiden und ich halte mich ein wenig im Hintergrund wenn es dir Recht ist.“ Sie nickte beklommen, dann verhüllte sie ihre Augen und steuerte mit gestrafften Schultern und graden Rücken auf zwei Beamte zu, die sich angeregt unterhielten. Sie war noch gut zehn Schritte von ihnen entfernt, als ihr neues feines Gehör das Gespräch war nahm. „Sind sie sicher? Vier Leichen? Und alle im Hauptgebäude? Fragte gerade der Größere in einem gelben Regenmantel gehüllt den Kleineren, der sich über das schweißnasse Gesicht wischte. „Das sagte mir jedenfalls Smith gerade. Alle in einem Raum, aber genaueres konnte er nicht sagen. Das Feuer war wohl so heftig, dass man kaum noch irgendwas identifizieren kann. Möbel, Teppiche alles entweder komplett verkohlt oder miteinander verschmolzen. Grauenhaft! Ich möchte nicht das arme Schwein von Pathologe sein, der sich daran machen muss.“ Integra hatte bei diesen Sätzen ihren Schritt kurz verlangsamt, doch jetzt beeilte sie sich. „Entschuldigen sie bitte meine Herren.“ Die beiden Beamten drehten sich mit überraschten Gesichtern zu ihr um. Der gelbe Regenmantel setzte sofort eine Abweisende Miene auf. „Wenn sie von der Presse sind Lady, dann sage ich ihnen gleich, kein Kommentar!“ Sie hatte die beiden erreicht. „Keine Sorge ich bin nicht von der Presse. Ich möchten nur wissen, ob man schon etwas über die Ursache des Brandes weiß?“ Der kleine brummte nur. „Nein und selbst wenn wir etwas wüssten, dürften wir es ihnen nicht sagen.“ Integra brannte eine unfeine Erwiderung auf der Zunge. Sie hasste es wenn man ihr so kam. Mühsam beherrschte sie sich. Das hier war nicht der richtige Zeitpunkt undiplomatisch zu sein. „Ich kenne ihre Vorschriften Gentlemen und möchte sie natürlich nicht dazu anstiften gegen sie zu verstoßen aber trotzdem,“ Sie schaute sich kurz zu Alucard um, der sich ohne aufzublicken in Bewegung setzte. „Guten Abend die Herren, vielleicht sind sie mir gegenüber ein wenig offener.“ Er grinste höhnisch und entblößte dabei eine Reihe spitzer Raubtierzähne. Die zwei Männer erstarrten augenblicklich. Mit weitaufgerissenen Augen fixierten sie den Vampir an, der mit hypnotischer Stimme anfing weiter zu reden. „Die Lady hätte gerne nur ein paar Fragen beantwortet, also seien sie so nett und bemühen sie sich.“

Die beiden nickten so synchron, als würde ein unsichtbarer Puppenspieler an ihren Köpfen Bindfäden ziehen. „Als dann. Wenn sie schon nicht wissen, was das Feuer ausgelöst hat, dann vielleicht wann es ausgebrochen ist?“ Wieder war es der Regenmantel der krächzend antwortete. „So genau kann man das nicht sagen. Der Notruf ging vor zwei Stunden in der Zentrale ein.“ „Aha und können sie uns sagen, ob seine Lordschaft zu der Zeit auf dem Anwesen war?“ Jetzt stammelte der andere „So weit wir wissen sind seine Frau und er seit gestern nicht mehr in ihrer Stadtwohnung gewesen, so dass wir annehmen, dass sie beide zu den vier Leichen gehören.“ Integra nickte, das klang auf tragische Weise logisch. „Und die anderen beiden?“ fragte nun Alucard mehr zu Integra gewandt als an die beiden leichenblassen Gestalten vor ihm. „Vielleicht seine Söhne.“ Mutmaßte sie, doch jetzt verneinten die beiden Männer gleichzeitig „Die haben bei der Überbringung der Nachricht des Feuers einen Schock erlitten und befinden sich zur Zeit im Krankenhaus.“

„Wenn das so ist,“ murmelte Integra „sollten wir uns daran machen herauszufinden wer die anderen beiden waren. Hier werden wir das allerdings nicht erfahren.“ Sie wandte sich ab und Alucard entließ seine Opfer ohne jegliche Erinnerung an ihre gruselige Begegnung.
 

Sie durchquerten die Menge, der immer noch reichlich vorhanden Schaulustigen und entfernten sich raschen Schrittes in die Dunkelheit. „Deine Fähigkeiten sind wirklich faszinierend“ sagte Integra plötzlich unvermittelt. Erde knirschte unter ihren Sohlen „Werde ich so was auch mal können?“ Alucard schmunzelte, was sie trotz der stockfinsteren Nacht deutlich sehen konnte. Kein Mond stand am Himmel. „Natürlich du bist ein vollständiges Mitglied unserer Gesellschaft.“ Bei diesen Worten fiel ihr eine Frage ein, die ihr schon seit ihrem Erwachen im Kopf herum ging. Doch es fiel ihr schwer sie auszusprechen, weil sie die Antwort darauf insgeheim fürchtete. „Wie ist das eigentlich. Ich meine Seras, sie ist deine nun ja Dienerin, weil sie dein Blut noch nicht getrunken hat und ich,“ sie holte noch einmal Luft „Was ist mit mir? Hast du jetzt genau so eine Gewalt über mich?“ Er schwieg und ließ sie damit zappeln., bis Integra mit grimmiger Miene stehen blieb „Alucard antworte mir!“ Er lachte leise „Nun ja, in Anbetracht der Tatsache, dass dir das Befehlen mehr liegt als das Erhalten von solchen, hatte ich mich dazu entschlossen dir die Freiheit gleich zu schenken.“ Integra stieß einen erleichterten Seufzer aus, aber schon in der nächsten Sekunde wurde ihr damit klar, dass die Sache die in dieser Bibliothek zwischen ihnen passiert war, in keinster Weise von ihm aus gesteuert gewesen war. Die Erkenntnis und die Erinnerung daran verursachte ein merkwürdiges Kribbeln in ihrer Bauchgegend. „Allerdings kann ich immer noch deine Gedanken lesen.“ Integra entfuhr ein leiser Fluch, der davon unterbrochen wurde, dass der Vampir den Arm um ihre Hüfte schlang und sie zu sich heranzog. Das Kribbeln steigerte sich zu einem kaum auszuhaltenden Brodeln das ihre Sinne vernebelte, als es ihren Kopf erreichte. Mit fast geschlossenen Augenlidern strich er ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er ihre Wange entlang fuhr bis er ihr Kinn erreichte und es vorsichtig anhob. „Tu nu va îngenunchea în fața cuiva” flüsterte er ehrfürchtig, dann berührten seine Lippen ihre. Sie hatte kaum seinen Geschmack auf der Zunge, als alles um sie herum in dichten, roten Nebel verschwamm.
 

(Du wirst niemals vor jemanden knien)
 

Anderson erreichte Pater Ronaldos Anruf gerade, als er dabei war die letzte der neu geschmiedeten Pufferinklingen zu schärfen. Stumm lauschte er den neuen Anweisungen, bevor er sich daran machte die Schwerter in geweihtem Wasser zu tränken.

Sie würden sich also beeilen müssen, aber das konnte ihm nur Recht sein. Alles in ihm brannte darauf diesen Untoten endlich zu zeigen, wer hier auf Erden und in Ewigkeit das Sagen hatte. Viel zu lange hatte er diese Kreaturen herumtanzen lassen. Er hob die Klingen aus dem segenreichen Nass und sah dabei zu wie die letzten Tropfen, wie Tränen, die scharfen Schneiden hinunter liefen. Bald würde dieses gottlose Treiben ein Ende haben und bei dem Gedanken wie diese Silberlinge durch den vermoderten Körper dieses roten Hundes gleiten würden, wie durch butterweiches Kerzenwachs, konnte er sich kaum noch zügeln.

All seine Munition und dunklen Zauber würden dem Vampir und seinem kleinen Mistkäfer nichts nutzen, da war er sich dieses mal vollkommen sicher.
 

Der Lieferwagen folgte dem Konvoi bis zum Hellsinganwesen kurz bevor diese zur Einfahrt abbogen.

Als der Motor ausgeschaltet wurde, hing Seras immer noch vollkommen regungslos am rostigen Bodenblech. Ohne die störenden Motorengeräusche war die Unterhaltung, die im Inneren des Wagens geführt wurde, jetzt endlich deutlich zu verstehen. „Sie so aus, als wenn die gesamte Mannschaft wieder eingetrudelt ist.“ Hörte sie eine rauchige Stimme, der eine höhere schon fast piepsige antwortete. „Das würde ich auch sagen. Soll ich das durchgeben?“ Ein kurzes Zögern dann „Nein warte mal, da tut sich doch schon wieder was.“ Seras linste unter dem Wagen hervor. Anscheinend fuhren die ersten schon nach Hause. Die beiden Männer schienen über die wegfahrenden Autos ein wenig überrascht zu sein. „ Was soll das den werden?“ „Keine Ahnung aber guck mal der Typ am Steuer trägt noch seine Uniform und das neben ihm könnte seine Frau sein.“ Eine Weile hörte man außer den vorbeifahrenden Autos gar nichts, dann schienen den beiden Männern ein Licht aufzugehen. „Vielleicht haben die Urlaub bekommen!“ stieß der rauchige hervor. „Das wäre ja perfekt“ fügte der andere hinzu. „Das melde ich jetzt aber, dass wird Pater Anderson bestimmt interessieren.“ Also doch. Seras zischte wie eine Schlange. Der geisteskranke Geistliche steckte dahinter. Er ließ sie beschatten und egal warum, letzten Endes konnte da nichts Gutes für sie bei rauskommen.

Darum beschloss sie so lange auszuharren, bis sie genau wusste was der verfluchte Priester plante.

Der Piepsige schien zu telefonieren. Sie hörte wie er die Vermutung durchgab, dass das Anwesen nicht länger von einer bewaffneten Mannschaft gehütet wurde. Die Antwort darauf lautete wohl einen Wachposten vor dem Anwesen zu postieren und mit dem Lieferwagen zur Basis zurück zukehren denn genau das passierte.

Hells Kitchen

Walter hatte nach dem er alleine zurückgeblieben war weiterhin versucht andere Mitglieder des Roundtables zu erreichen, um weitere Informationen über das Schicksal der Familie Island zu erfahren, doch außer bei Sir Brown erreichte er niemanden und auch da hatte er nur mit dem Butler des Hauses sprechen können, der ihm sagte das sein Herr zu einem dringenden Termin nach Italien gerufen wurde. Ein unerwarteter Streikaufruf der Gewerkschaft in einer seiner Textilfabriken. Es stand noch nicht fest wann er zurück kehren würde. Nachdenklich und mit wachsener Unruhe hatte Walter das Gespräch beendet. Irgendwas gefiel ihm nicht an der Sache. Erst der Brand und dann war niemand der Herren zu sprechen. Er wollte gerade wieder zum Telefonhörer greifen, als das Handy in seiner Hosentasche vibrierte.

Das Display meldete eine SMS „Das Haus wird von Andersons Leuten überwacht. Ich bin gerade dabei rauszufinden wo sie ihre Basis haben. Melde mich dann noch mal Seras“

Walter schnappte empört nach Luft. Das konnte nur auf dem Mist von Enrico Maxwell gewachsen sein! So eine Unverschämtheit und im Falle von Lady Integras fataler Entscheidung ein durchaus ernstzunehmendes Problem. Wenn diese Spitzel heraus bekamen was seit zwei Nächten in diesem Hause vorging, dann konnten sie sich auf was gefasst machen. Er sah bereits den Pater mit gezückten Klingen durch die Eingangstüre stürmen.

Das musste unbedingt verhindert werden. Entschlossenen Schrittes machte er sich auf den Weg zur Waffenkammer.
 

Die Fahrt unter dem Lieferwagen führte wieder zurück ins Zentrum der Stadt. Seras konnte neben sich die silbrige Fläche der Themse vorbeihuschen sehen, als das Auto plötzlich langsamer wurde und in eine Einfahrt abbog. Als der Motor verstummt war und die Männer ausgestiegen und sich entfernt hatten, wagte Seras es, ihr Versteck zu verlassen und sich umzuschauen. Grob geschlagene Steine pflasterten einen geräumigen Innenhof in dessen Mitte eine Säule in den Himmel ragte. Auf ihrer Spitze thronte ein Pferd mit zwei Reitern. Dahinter konnte die kleine Vampirin ein, rundes altertümliches Gebäude ausmachen, dessen mit Zinnen versehende Kuppel sie an den Turm der alten Festung in Rumänien erinnerte.

Neugierig schlich sie sich näher heran. Als sie die langgezogenen, mit bunten Glasbildern versehenden Fenster erblickte, erkannte sie vor was sie stand. Eine Kirche.

Obwohl ihre innere Stimme sie davor warnte es nicht zu tun, trugen sie ihre Beine zu der kleinen Holztür hinüber. Das alte schon sehr rostige Schloss zerfiel fast unter dem beherzten Griff ihrer Finger. Sie biss sich auf die Unterlippe. An ihrer Taktik Räume und Gebäude zu betreten, ohne Spuren zu hinterlassen, musste sie dringend noch mal arbeiten. Doch jetzt war der Weg erst mal frei und nach einem kurzen Blick über die Schulter schlüpfte sie hinein.

Das spärliche Licht, das durch die Fenster eindrang, reichte gerade dafür aus, um die Figuren zu beleuchten, die vor ihr auf dem Boden lagen. Mit offenem Mund bestaunte Seras die aus Steingehauen Männer, die mit gekreuzten Beinen, Schildern und Schwertern in ihren Händen zur Kuppelförmigen Decke starrten.

Was für eine merkwürdige Art Menschen zu bestatten, dachte sie noch, als sie aus dem vorderen Teil der Kirche plötzlich leise Stimmen hörte.

Gerade noch rechtzeitig versteckte sie sich hinter einer Säule, als die Stimmen lauter wurden. „Nun mein Sohn, ich hoffe das die Umstände es nun zulassen werden, dass ihr eure Bestimmung erfüllen könnt.“ Die Antwort und dessen Urheber ließ Seras vor Schreck die Luft anhalten. „Gewiss mein Edler. Dank der Unterstützung unserer Brüder wird es mir gelingen den fauligen Stachel der satanischen Brut aus unserem Fleisch herauszureißen.“ Die Überzeugung mit der Pater Anderson diese Worte sprach ließ wirklich keinen Zweifel daran aufkommen. Sein Gesprächspartner sah das wohl genauso. „Da bin ich mir sicher. Bis her ist ja alles so verlaufen, wie es sich Monseniore Maxwell vorgestellt hatte.“ „So ist es. Auch wenn es eine klitzekleine Planänderung geben musste, wird dennoch alles so kommen wie es der Herr vorgesehen hat.“ Seras hatte versucht hinter ihrer Säule immer kleiner zu werden, doch wenn die Männer nicht von ihrer Marschroute abwichen, würden sie dennoch bald entdecken. Sie waren nur noch ein paar Schritte entfernt und sie hatte nicht die kleinste Waffe um sich gegen Anderson zu wehr zu setzten. Plötzlich wurde es still und Seras Nackenhaare richten sich auf, als sie hörte wie Anderson die Luft wie ein Hund beim wittern durch die Nase sog. „Riechen sie das auch Edler?“ „Nein was meinen sie?“ Wieder ein Moment voller unerträglicher Stille, dann „ Es riecht nach untoten Fleisch und nach Verdammnis“

Ohne auch nur noch eine Sekunde länger abzuwarten sprang Seras hinter der Säule hervor. In die sich im nächsten Moment auch schon eine silberne Klinge bohrte.
 

Alucard ließ nur wiederwillig von seiner Tätigkeit ab und auch Integras Gesichtsausdruck verriet, dass ihr die Unterbrechung nicht gefiel. „Was ist los?“ Er blinzelte „Ich befürchte wir müssen unsere Zweisamkeit noch ein wenig verschieben.“ Sein Arm umfasste sie noch immer. „Ich bringe dich zurück zu Walter. Tu mir bitte den Gefallen und verlasse unter keinen Umständen das Haus bis ich wieder da bin.“ „Aber wieso?“ „Später. Jetzt muss ich mich ein wenig beeilen.“ Ohne eine weitere Erklärung rauschte er mit ihr durch Raum und Zeit.

Integra staunte nicht schlecht, als sie bei ihrer Rückkehr den totbringenden Walter dabei vorfand, wie er die stählernen Seiten in seinen Fingerkuppen auswechselte.

„Was hat das zu bedeuten Walter?“ „Ich bereite mich darauf vor diesen Haus und wenn nötig auch ihr Leben zu verteidigen Lady Hellsing.“
 

In diesem Moment läutete das Telefon. Integra und Walter wechselten einen kurzen Blick, dann griff Integra entschlossen zum Hörer. „Guten Abend hier spricht Integra Wingates Hellsing.“ In der Leitung blieb es für ein paar Sekunden ruhig, dann ertönte ein Schnauben. „Ah wie schön, die Lady selbst gibt sich die Ehre.“ Integras Augen verengten sich „Was willst du Maxwell?“ „Was ich will?“ kam es entrüstet zurück. „Hast du etwa noch keine Nachrichten gesehen?“ „Natürlich wenn du das schreckliche Feuer auf dem Anwesen von Lord Island meinst.“ Sie hielt es für besser ihn nicht weiter darüber in Kenntnis zu setzten, dass sie sich bereits ein Bild vom Ort des Unglücks gemacht hatte. Maxwell seinerseits schien selbst auch ein wenig zu zögern, als er schließlich doch fortfuhr. „Wirklich ein Drama. Ich hoffe dieses Unglück kann rasch aufgeklärt werden.“ „Das hoffe ich auch.“ „Nichts desto trotz müssen die Dinge weiter ihren Lauf nehmen.“ Der Klang seiner Stimme änderte sich plötzlich „Auch wenn dieser kleine Zwischenfall in Rumänien dir ein wenig Zeit verschafft hat, bin ich und der Vatikan immer noch davon überzeugt, dass dir und deiner gottlosen Dienerschaft endgültig das Handwerk gelegt werden muss!“ Die letzten Worte hatte er mehr gebellt als gesprochen. Integra zitterte bereits vor Wut, doch sie zwang sich dazu einigermaßen eisig zu klingen. „Das hast du allein nicht zu bestimmen Maxwell und das weißt du auch. Einmal mag es dir fast gelungen sein den Roundtable gegen mich auszuspielen. Ein zweites mal wird das nicht passieren.“ Zu ihrer Überraschung lachte er jetzt. Es klang wie das gemeine Jaulen einer Hyäne. „ Dir mag das vielleicht noch nicht klar sein meine Liebe, aber ich brauche dafür keinen Roundtable mehr.“ Nach diesem Satz war die Leitung tot.

Integra starrte fassungslos in den Hörer. Was hatte er damit gemeint?“
 

Seras Hechtsprung hatte sie zischen zwei Grabplatten landen lassen. Sie blickte auf und erkannte unmittelbar die Tür vor sich wieder, durch die sie hereingekommen war, doch als sie versuchte nach der Klinke zu greifen prallte sie wie von einer glühenden Peitsche getroffen zurück.

„Geb dir keine Mühe!“ Seras erkannte mit schmerzverzehrtem Gesicht das Pergament mit den verhängnisvollen Zeichen, dass jetzt über dem Rundbogen flatterte. Dieser Weg war unüberwindbar versperrt.

Sie versuchte auf die andere Seite der Kirche zu gelangen, aber der Priester war ihr unmittelbar auf den Fersen. Der surrende Ton zerschnittener Luft verriet ihr, dass er bereits zum Wurf ausholte. Mehr aus Instinkt als aus wirklicher Überlegung heraus machte sie einen beherzten Satz zur Seite, bei dem sie die Säule neben sich als Zwischenlandeplatz und zum Abfedern gebrauchte. Die nächste Klinge verfehlte sie damit nur um Haaresbreite. Doch der Schwung hatte sie, durch das Portal der Kirchentür, in den Kreuzgang dahinter befördert. Anderson stieß ein wütendes Knurren aus. „Jetzt wirst du langsam genauso widerspenstig wie der alte rote Drecksack! Na warte du kleine Missgeburt!“

Ohne sich weiter um seine Beschimpfungen zu kümmern spurtete Seras jetzt, wie ein gehetztes Kaninchen, durch die Gänge. Sie hatte keine Ahnung wohin sie eigentlich flüchtete, noch wie sie die unsichtbaren Barrieren durchbrechen sollte, als sie schon gegen die nächste stieß. Vollkommen unerwartet hatten zwei Bannblätter sich in ihrer Abwehrlage über den Gang überschnitten. Seras, die mit übernatürlicher Geschwindigkeit unterwegs war, wurde mit voller Wucht von den Füssen gerissen. Mit einem lauten Schmerzensschrei knallte sie ungebremst auf die steinigen Boden. Der brennende Schmerz der Bannsiegel machte ihren Körper taub, so dass sie kaum mitbekam wie sich Andersons riesige Gestalt drohend über sie aufbaute. „Gleich ist es vollbracht.“ Hörte sie ihn wie aus weiter Ferne murmeln, immer noch unfähig auch nur einen Finger zu rühren und damit sicher ihrem Schicksal nicht mehr zu entgehen.
 

Walter hatte dank Maxwells Lautstärke den letzten Satz deutlich mit angehört „Glauben sie Enrico Maxwell hat was mit dem Brand zu tun?“ Integra nickte wütend „Darauf können sie Gift nehmen!“ „Dann ist die Abwesenheit der übrigen Mitglieder wohl auch kein Zufall.“ „Welche Abwesenheit?“ Walter berichtete in wenigen Worten über die Erkenntnisse der letzten Stunde auch über Seras Entdeckung. „Dieser verdammte Scheißkerl“ entfuhr es darauf hin Integras Lippen. Dieser Mann ging eindeutig methodisch vor, fragte sich nur wie sein nächster Schritt aussehen mochte.
 

Alexander Anderson hatte beschlossen diesen Moment wirklich zu genießen. Darum holte er auch ganz langsam aus um den kleinen blonden Strubbelkopf vor sich von den Schultern ab zu schlagen. Die Klinge hatte gerade den höchsten Punkt erreicht, als ein Schuss sie in tausend Scherben zerspringen ließ.

Nur mit äußerster Mühe konnte er einen gotteslästerlichen Fluch unterdrücken. „Warum musst du ausgerechnet immer dann stören, wenn es gerade am schönsten ist?“ Zischte er in Richtung Alucard der vor den Bannsiegeln auf einem Fenstersims kauerte. Die immer noch rauchende Casull im Anschlag. „Nun das mag vielleicht daran liegen, dass du dir immer ausgerechnet meine Schülerin als potentielle Opfer aussuchst.“ Er deutete mit dem Lauf zu den Pergamenten die ihm den Eintritt verwehrten. „Was ist Hochwürden lässt du mich mitspielen oder muss ich dir von draußen den Kopf wegblasen?“ Statt einer Antwort zerschnitt Anderson die Blätter mit einem Hieb und der Vampir entblößte mit einem breiten Lächeln seine ausgefahrenen Fangzähne. „Na also, dann kann der Spaß ja endlich los gehen.“

Geschmeidig wie eine Katze stieß er sich von der Fensterbank ab und landete vor Seras, die dabei war, stöhnend auf die Füße zu kommen. Er musterte sie besorgt „Bist du verletzt?“ Sie schüttelte nur kurz den Kopf. „Nur mein Stolz“ Er lachte „Mach dir nichts draus diese Siegel stellen für jeden Vampir ein ernsthaftes Hindernis da.“ Dann fügte er noch anerkennend hinzu „du hast es wenigstens geschafft ihn ein wenig aus der Puste zu bringen.“ Sie grinste gequält „Wenigstens etwas.“ Alexander Anderson hatte ihren Dialog mit verschränkten Armen und ausdruckloser Miene verfolgt. Jetzt begann er sich zu regen. „Wenn ich dann bitten dürfte Herrschaften.“ Er sah plötzlich sehr zufrieden aus. „ Eigentlich hatte ich mir die ganze Sache anders vorgestellt, aber nun da der Berg zum Propheten gekommen ist, will ich den Willen des Herren nicht in Frage stellen.“ Er wetzte in freudiger Erwartung die Messer. Alucard sah ihn amüsiert an „Was meinst du damit?“ Jetzt war es der Priester der breit grinste „Ich meine damit das ich heute Abend eh vorgehabt hatte euch zu besuchen.“ Ein plötzlich aufkommendes Geräusch unterbrach ihn kurz. Es klang als wenn jemand rannte. Sowohl der Vampir als auch Seras legten lauschend den Kopf schief, bis Anderson fortfuhr. „Es wird Zeit dass du meine Brüder kennenlernst Dämon und ich verspreche dir jeder von ihnen brennt bis in die kleinster Faser seines Körpers darauf dich und deines Gleichen mit Stil und Stumpf auszulöschen.“

Storm

„Renaldo!!!“ brüllte Maxwell kaum das der Hörer zurück auf die Gabel gekracht war. Noch bevor der Sekretär zur Tür hereingeeilt war schmetterte ihm Enrico schon entgegen „ Lassen sie den Wagen vorfahren.“ Der grauhaarige Priester schaute ungläubig „Wohin soll er sie denn bringen?“ „Zum Hellsing Anwesen. Ich möchte heute Abend dabei sein, wenn wir der ehrenwerten Lady zeigen mit wem sie sich angelegt hat. Anderson und seine Männer müssten schon da sein.“ Er drängte sich an Renaldo vorbei, der immer noch unschlüssig in der Tür stand. „Mit Verlaub eure Exzellenz. Halten sie das wirklich für eine gute Idee? Ich meine, das wird heute, nun ja eine doch durchaus blutige Angelegenheit werden.“ Enrico brachte ihn mit einer knappten Handbewegung zum Schweigen „Das weiß ich auch. Ich habe auch nicht vor dabei in der ersten Reihe zu stehen. Ich warte bis dass Andersons Männer ihre Pflicht erfüllt haben und werde mich dann ganz allein der Lady widmen.“ Ein gemeines Lächeln breitete sich auf seinem blassen Gesicht aus.
 

Das Geräusch war angeschwollen. Aus zwei rennenden Beinen waren viele geworden. Alucard strahlte „Wie schön! Mit dir allein wäre es sowieso viel zu schnell langweilig geworden.“ Er warf Seras eine seiner Waffen zu. „Wir sind ja schließlich auch zu zweit.“ Die Brillengläser des Priesters funkelten, als er die Klingen kreuzte. Hinter ihm im Gang erschienen lange schwarze Schatten aus denen sich Gestalten in weißen Kutten herausschälten. Kapuzen verdeckten ihr Gesicht als sie nun mit schweren Schritten herannahten. Jeder von ihnen hielt irgendeine Hieb oder Stichwaffe in den geballten Fäusten. Seras erkannte Streitäxte, Schwerter oder Säbel, deren silbrige Klingen bedrohlich aufblitzten.

Selbst Alucard schien der Anblick zu beeindrucken. „Nicht schlecht. Wo hast du die Truppe denn aufgetrieben?“ Anderson lachte dröhnend „Du siehst die heilige Armee des Herren vor dir! In den Adern dieser Männer fließt das Blut der Krieger die einst Konstantinopel aus den Händen der Heiden befreit haben!“ Die Armee begann sich hinter ihm aufzustellen, wie eine undurchdringliche Wand, still und regungslos, was Seras mit jeder Sekunde, die verstrich nervöser machte.

Ihr Meister hingegen schien das ganze immer noch mit kindlicher Vorfreude zu betrachten. „Wenn das so ist. Wollen wir doch mal sehen, was die Armee Gottes so aushält.“ Damit hob er die Jackal und richtete sie auf den vordersten Krieger, der darauf aber keinerlei Regung zeigte. Auch nicht, als Alucards Finger den Abzug durchzogen und das silberne Projektil den weißen Stoff zwischen seinen dunklen Augen durchschlug. Die Wucht des Schusses reichte aus, um auch noch den Mann hinter ihm zu erwischen. Beide fielen ohne einen Laut in sich zusammen. Der Vampir seufzte enttäuscht „Was für ein lahmer Haufen.“ Der Priester schürzte die Lippen „Nun sei doch nicht so ungeduldig.“ Er hatte den Satz kaum beendet, als die vermeidlichen Opfer anfingen sich wieder aufzurichten.

„O nein“ Seras klappte der Unterkiefer nach unten, als ihr klar wurde, was das zu bedeuten hatte. Ihr Meister hatte es ebenfalls begriffen „Regeneratoren“ seine Stimme klang ausdruckslos „ Das sind alles Regeneratoren?“ schrie Seras, die ihre Panik nicht länger verbergen konnte. Wieder lachte der Priester „Ganz Recht und jetzt werden wir das tun wozu der Herr uns auserwählt hat.“ Damit gab er das Startsignal und die weiße Wand stürmte unter lautem Geheul an ihm vorbei.
 

Enrico Maxwell drückte bereits zum dritten mal die Wahlwiederholung seines Handy während er auf dem Rücksitz seines Wagens durch die Nacht brauste. Doch Anderson ging einfach nicht ran. Es war einfach nicht zu glauben. Sie hatten das heute doch bis ins kleinste Detail geplant! Wo steckte dieser Priester denn jetzt? Als er das Tor zur Einfahrt erreichte fand er dort wenigstens, wie abgesprochen den Posten vor. Ein leichter Regen hatte eingesetzt, der in feinen Tropfen auf das Lederpolster nieselte, als er kurz die Fensterscheibe öffnete „Guten Abend Exzellenz“ wurde er begrüßt. „Wo ist Anderson?“ fragte Maxwell ungeduldig. Der kleine Mann zuckte mit den Schultern „Keine Ahnung Exzellenz. Wir warten auch schon auf ihn und die restlichen Brüder,“ Er nickte kurz über seine Schulter hinweg in die Dunkelheit der umliegenden Bäume. „haben sich bereits platziert und warten auf ihre Befehle.“ Enrico nickte „Nun gut, dann halten sie sich bereit. Es kann jederzeit los gehen.“ Der Mann nickte und verschwand dann im Unterholz. Die Fensterscheibe fuhr lautlos wieder nach oben. Seufzend lehnte sich der Bischof zurück. Irgendwas war schiefgelaufen und er wollte auf der Stelle wissen was und wen er dafür zur Schnecke machen konnte. Plötzlich klopfte es wieder an der Scheibe, was Maxwell zusammen fahren ließ. Doch das Gesicht was jetzt hinter der Scheibe auftauchte, war nicht das was er erwartet hatte. „Guten Abend Exzellenz. Was verschafft uns die Ehre ihres unerwarteten Besuchs?“ fragte Walter mit formvollendeter Höflichkeit, das einzige was das Bild ein wenig trübte, war der Revolver mit dem er direkt auf den Mann der Kirche zielte.
 

Seras riss die Jackal hoch und feuerte auf die ersten beiden Männer die mit schwingenden Äxten auf sie zu kamen, doch das Ergebnis das sie damit erzielte war nur eine kurze Unterbrechung des Angriffs. Die Kugeln schienen keinerlei tödliche Wirkung zu haben. „Das wird dir nicht viel helfen Fräulein Polizistin“ hörte sie ihren Meister in ihrem Kopf. „Versuche an einer ihrer Waffen zu kommen und dann schneide sie in Scheiben! Ohne vollständige Gliedmasen kommen auch sie nicht weit!“

Er selbst hatte sich den dreiköpfigen Hund aus der Schulter wachsen zu lassen. Mit geifernden Kiefern schnappten die dolchartigen Zähne nach den Angreifern, die den Vampir umkreist hatten.

Seras versuche den Ratschlag zu beherzigen, doch so einfach war es nicht. Ihre Gegner waren keine willenlose Goule, den man mit genügend Gewalt beikommen konnte. Diese Krieger waren kampferprobt, ohne Furcht, zäh und vor allen verdammt schnell. Während sie sich mit einer Drehung um die Längsachse vor dem Hieb einer Machete in Sicherheit brachte, musste sie bereits aufpassen nicht schon in den Lauf des nächsten Angriffs zu geraten. Mehr als einmal verfehlte eine Klinge sie nur um Haares breite.

Alucard musste ebenfalls feststellen, dass sie es nicht mit Anfängern zu tun hatten. Obwohl es ihm gelang einige in Fetzten zu reißen, fuhren die übrigen unbeirrbar damit fort ihm mit ihren Waffen auf den Leib zu rücken.

Er hatte gerade den abgerissenen Kopf eines Angreifers in den Händen, als ihn vier silberne Dolche auf einmal von hinten durchbohrten. „Arrrggg!!“ Der beißender Schmerz die ihm das Silber bereitete ließ ihn kurz in die Knie gehen, aber das war nicht alles. Die Wunden bluteten stärker als sonst und seine Selbstheilung funktionierte viel zu langsam. Er konnte spüren, wie dieser Umstand seinen Körper und damit seine übernatürlichen Fähigkeiten schwächte. Der Kopf fiel ihm aus den Fingern und rollte polternd davon, genau vor Andersons Füße. Ohne sich weiter um den toten Kameraden zu kümmern, stieß er ihn bei Seite. „Na Blutsauger? Ich hoffe ich und meine Brüder unterhalten dich gut?“ Der Vampir verzog zwar immer noch gequält das Gesicht, als er dabei war sich die Klingen aus dem Leib zu ziehen, doch um eine Antwort war er dennoch nicht verlegen. „Ihr gebt euch wirklich alle Mühe.“ Der Priester hatte ihn mittlerweile erreicht und holte aus. „Na dann warte mal ab, was wir uns für das Finale aufgehoben habe!“ Sein Schwert schoss nieder, doch Alucards Arm schnellte im letzten Moment hoch. Das Silber schnitt sich kreischend in den stählenden Lauf der Casull. „Ich kann es kaum erwarten, aber vielleicht schaffen wir es ja noch dich zu überraschen.“
 

Enrico Maxwell starrte unentwegt mit aufgerissenen Augen auf die Waffe, mit der Walter zu ihm in den Wagen gestiegen war. Erst als der Butler des Hauses Hellsing die Tür hinter sich geschlossen hatte kam er wieder zu sich. „Was soll das? Was habe sie vor man?“ Walter ignorierte die Fragen ungerührt. „Sie werden jetzt ihrem Fahrer anweisen durch das Tor und vor den Haupteingang zu fahren. Ich muss wohl nicht extra betonen, dass sie dabei mich und den Revolver mit keinem Sterbenswörtchen erwähnen?“ Der Bischof brachte nur ein knappes Nicken zu Stande. Er war mittlerweile kalkweiß geworden. Mit leicht zittriger Stimme drückte er den Schalter der Sprechanlage, die die Rückbank mit dem Fahrer verband. Kurze Zeit später parkte der Wagen auf dem weißen Kies vor dem Haus.

Walter ließ den Bischof vor sich aussteigen und dirigierte ihn durch die Haustür.

„Wenn ich dann bitten dürfte?“ Maxwell blieb nichts anderes übrig als der Aufforderung nach zu kommen, wenn er nicht riskieren wollte sich eine Kugel einzufangen. Die Fähigkeiten dieses Butlers waren ihm bekannt und er hatte nicht vor sie am eigenen Leib zu spüren. Wiederwillig aber mit so viel Würde wie er nur aufbringen konnte marschierte er mit dem Revolver im Rücken in das Hellsing Anwesen. Er musste zugeben, das die Lady des Hauses jetzt die Karten in der Hand hielt. Ein einfaches Stürmen des Hauses , so wie er sich das vorgestellt hatte, war so nun nicht mehr möglich. Er musste sich was anderes einfallen lassen und vor allem musste dieser verdammte Anderson endlich auftauchen.

Während er noch darüber nach dachte warum er so lange auf sich warten ließ, hatte ihn Walter in das Büro von Integra geführt. Die Lady des Hauses erwartete ihn bereits hinter ihrem Schreibtisch sitzend. Die Hände unter dem Kinn verschränkt hob sie bei seinem Eintreten nur leicht den Kopf.

Maxwell zog irritiert die Augenbrauen zusammen. Irgendwas an ihr war anders als sonst. Vielleicht lag es an der merkwürdigen Sonnenbrille die sie anstatt ihrer gewöhnlichen Brille auf der Nase trug. Irgendwo hatte er dieses Ding schon einmal gesehen. Ihre Begrüßung unterbrach allerdings den Versuch sich zu erinnern „Guten Abend Maxwell“ Ihre scharfe Stimme klang wie immer. Der Butler hinter ihm machte eine einladende Geste in Richtung des Stuhls der vor dem Tisch platziert war. „Setzten sie sich doch Exzellenz, darf ich ihnen zuvor noch den Mantel abnehmen?“ „Natürlich“ knurrte Enrico und ließ sich aus dem langen Wollungetüm heraushelfen, um dann nach dem ihn angebotenen Platz einzunehmen. Die ganze Zeit über, hatte sich Integra nicht einen Zentimeter bewegt. Maxwell blinzelte um sicher zu gehen, dass sie überhaupt atmete. „Nun was verschafft uns denn jetzt dein unerwartetes Auftauchen?“ Er glaubte sich schon sicher, als der nächste Satz ihn zusammen zucken ließ „und warum sitzen ungefähr zwanzig vermummte Männer hinter den Büschen meines Anwesens?“ In der ersten Sekunde hatte er vorgehabt so zu tun als wüsste sie nicht wovon sie sprach, doch dann erinnerte er sich wieder an den Revolver in seinem Rücken und änderte seine Taktik. „Ich bevorzuge es dieses Anwesen nur mit genügend Sicherheiten zu betreten.“ Integras Mundwinkel begannen zu zucken. „Wenn du meinst. Du hast aber immer noch nicht die erste Frage beantwortet.“ Der Bischof suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit mehr Zeit zu gewinnen. Das Licht des Kronleuchters über Integra reflektierte in den Gläsern der Brille. Plötzlich fiel es ihm wieder ein woher er das Model kannte. „Seit wann teilen du und dein abgerichteter Schoßhund denn eure Garderobe?“ entfuhr es ihm. Integras Gesichtszüge, die eben noch die Spur eines Lächelns gezeigt hatten, erstarrten augenblicklich.
 

Seras konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie ihr Meister sich mit Anderson durch den Gang prügelte. Noch schien das Verhältnis zwischen ihnen ausgeglichen zu sein. Mal lag der Priester blutend am Boden mal ihr Meister, doch auch Seras konnte spüren, wie langsam die Kraft aus ihm wich. Es waren einfach zu viele Imperatoren auf zu engen Raum und dazu hatten sie keinerlei Zeit sich von ihren Blessuren zu erholen. Auch sie hatte sich mittlerweile ein paar Schnitte eingefangen. Es gab nur eine Lösung um mit mehr oder weniger heiler Haut hier raus zu kommen, sie mussten die Barriere der Bannblätter durchbrechen und fliehen, auch wenn das bestimmt nicht im Interesse ihres Meisters lag. Sie überlegte noch wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnte, als einer der Männer plötzlich ein Handy am Ohr hatte. „Pater Anderson!“ Der angesprochene drehte sich mit blutender Nase kurz um „Was ist?“ „Phillips fragt ob sie Operation Targa jetzt durchführen sollen, da seine Exzellenz jetzt selbst vor Ort ist!“ Für einen Moment schien Anderson vollkommen überrummelt „Was? Wieso ist er?“ dann schüttelte er den Kopf „Egal wenn er meint sich da einmischen zu müssen.“ Er wandte sich wieder Alucard zu der sich leicht keuchend zum Angriff bereit machte „Was ist Schweinepriester ruft dich dein Spielverderber nach Hause?“

Anderson grinste nur „Nein, im Gegenteil, ich glaube er möchte deiner Herrin wohl lieber selber gern den Gar aus machen."Die Augen des Vampirs weiteten sich, als Anderson dem Handyträger zu rief „ Geben sie durch das der Zugriff auf das Hellsinganwesen hiermit erteilt ist!“

Fight and dance

Integra lehnte sich langsam zurück. „Nun es geht dich zwar nichts an, aber…“ Das Knacken von Holz, das unter schweren Stiefeln zerbrach, drang aus dem Garten, ein Stockwerk tiefer und mindestens zehn Schritte entfernt vom Haus, an ihr Ohr. „Walter würden sie bitte dafür sorgen, dass die Herren, die unser Maxwell mitgebracht hat, weiterhin draußen vor der Tür warten?“ Sowohl Walter als auch Enrico waren über diese Aufforderung überrascht, denn ihr menschliches Gehör hatte nichts mitbekommen. „Natürlich Lady Integra. Ich kümmere mich gleich darum.“ Er reichte ihr die Waffe und verschwand dann eiligst, während sich Integra wieder ihrem unliebsamen Besucher zu wandte. „Eine reine Vorsichtsmaßname. Das verstehst du doch sicherlich?“ „Ah ja“ murmelte Enrico abwesend. Seine Gedanken kreisten um die Männer draußen im Garten, die hoffentlich nicht auf die Idee kamen sich selbstständig zu machen. Bei der Vorstellung was mit ihm passieren würde, wenn er zwischen die Fronten geriet, trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Integra interpretierte diesen Umstand falsch „Keine Sorge ich habe nicht vor dich wie einen räudigen Hund zu erschießen, obwohl ich zugeben muss, das mir der Gedanke schon gut gefällt, seit du alles unternimmst um mich und meine Organisation kaputt zu machen.“ Der Bischof schnaufte spöttisch, trotz der Waffe in ihrer Hand war er nicht gewillt sich alle Frechheiten von ihr gefallen zu lassen. „Deine Organisation beruht auf Teufelswerk. Ohne Hilfe von schwarzer Magie gäbe es keinen Müllmann Namens Alucard, der für euch die Drecksarbeit übernimmt! Mit jedem Wort hatte er sich mehr nach vorne gebeugt.“ Eure ganze Familie hat sich und Gott verraten, als sie diesen Packt mit dem Dämon eingegangen ist und eins kann ich dir versichern meine Liebe. Wenn wir nicht dafür sorgen, dass ihm Einhalt geboten wird, dann wird eines Tages der Moment kommen wo er sich von dir und damit seinen Ketten befreit!“

„So meinst du?“ Ihre Stimme klang ungerührt, was seine Wut noch mehr befeuerte „Ja das meine ich! Glaubst du wirklich, dass dieses Ungeheuer sich ewig von dir lächerliche Befehle erteilen lässt? Er wird dich und deinen elendigen Butler abschlachten und dann wird die Welt vor ihm und seiner Brut nicht mehr sicher sein!“

Verblüfft sah er, wie sie nach dieser Prophezeiung nichts anders tat als zu lächeln.
 

Anderson hatte sich, nachdem er den Befehl gegeben hatte, wieder an den Vampir gewandt. „Wollen wir dann mal weiter machen?“ Alucard, dessen Gesicht und Körper alle menschlichen Züge verloren hatte, biss knirschend die Fangzähne zusammen. „Jetzt schicke ich dich endgültig zu deinem Schöpfer!“

Doch bevor er sich mit klauenartigen Händen auf den Priester stürzen konnte, ließ ihn Seras schrille Stimme noch einmal herumwirbeln „Meister!!

Die kleine Polizistin hatte es fertig gebracht, einem der Kapuzenkrieger eine Axt samt dazugehörigem Arm abzutreten, aber anstatt sie zur Verteidigung einzusetzen, hatte sie es als Wurfgeschoss benutzt. Durch eine geschickte Drehung wirbelte es jetzt wie ein Propeller durch die Luft und zerschnitt auf seiner Flugbahn durch den Gang nicht nur Hälse, die sich nicht schnell genug ducken konnten, sondern auch gleich mehrere Bannblätter, die daraufhin nutzlos herumflatterten. Alucard erkannte die Möglichkeit, die sich ihnen nun da bot. Er zögerte noch eine Sekunde, bevor er sich wiederstrebend von dem Priester abwandte. „Lasst sie nicht entkommen!!“ brüllte Anderson mit geiferndem Kiefer, als die beiden Vampire sich daran machten, mit geschickten Sprüngen und unter Zuhilfenahme ihrer verbliebenen Kräfte durch die Lücke zu entwischen.
 

Maxwell war fassungslos „Findest du diese Vorstellung etwas witzig?“ Integra schüttelte den Kopf. „Nein ganz und gar nicht. Es ist nur so das mich deine Bemühungen, deine wahren Absichten hinter dem Deckmantel der Moral zu verstecken köstlich amüsieren.“ Sie lehnte sich nun ebenfalls nach vorne. „Dir geht es doch gar nicht um den Schutz unschuldiger Menschen, sondern allein über das Anrecht allein darüber zu entscheiden, wer gut und wer böse ist!“Sie lachte kurz und ohne die Spur von Humor auf „Macht über Leben und Tod Maxwell, das ist alles worum es hier geht oder?“

Der Bischof verzog wütend das Gesicht, als er den Mund öffnete um ihr zu antworten, merkte Integra, dass sie unvorsichtig gewesen war. In ihrer Erregung hatte sie sich zu weit über den Tisch gebeugt und es war nicht nur sein Atem der er ihr jetzt in die Nase stieß. Mit Grauen fühlte sie die Gier wie eine unaufhaltsame Welle in sich auf steigen. „Wie kannst du es wagen mir so etwas zu unterstellen? Maxwell bemerkte nicht, wie Integra mit stocksteifen Gliedern da rum kämpfte nicht die Beherrschung zu verlieren.
 

Seras landete unsanft und nach Luft schnappend auf einer grünen Rasenfläche, während sich neben ihr die schweren Stiefel ihres Meisters in das Gras bohrten. Er hatte wieder seine normale Gestalt angenommen, was seinen Anblick allerdings nicht wirklich verbesserte. Noch immer sickerte Blut aus den Schnitten, die den Großteil seines Anzugs und des Mantels böse in Mitleidenschaft gezogen hatten. Das alles schien ihn aber nicht wirklich zu interessieren. Mit verdrießlicher Miene warf er einen raschen Blick über die Schulter, hinauf zu Anderson und seinen Männern, die sich daran machten, sie zu verfolgen. „Los Fräulein Polizistin nimm die Beine in die Hand. Wir müssen zu sehen, dass wir nach Hause kommen.“ Er packte die kleine Vampirin ruppig am Arm und zog sie humpeln hinter sich her. Im Zickzack durchquerten sie den Park, in dem sie gelandet waren und sprangen dann über eine Mauer, hinter der ein Hinterhof mit reichlich Abfalltonnen auf sie wartete. Fluchend spuckte Alucard blutigen Speichel aus. „Elendige Pufferinklingen!“ Sein flackernder Blick suchte fieberhaft den menschenleeren Hof ab „Wir brauchen dringend Nahrung, um die Heilung zu beschleunigen, sonst kommen wir nicht schnell genug vorwärts.“

Seras schluckte, bei der Vorstellung was mit dem ersten unglücklichen Menschen passieren würde, der das Pech hatte ihnen zu begegnen. Dann fiel ihr Blick auf einen grünen Kastenwagen, der in der Einfahrt stand und auf dessen Heckscheibe ein blaues Kreuz aufgeklebt war. Sie hielt die Luft an. Ob sie wirklich so viel Glück hatten? Dann rannte sie so schnell sie konnte zu dem Wagen hinüber ohne auf ihren Meister zu achten, der mit verärgerter Miene ihr Treiben beobachtete. „Was soll das? Wo willst du…“ er unterbrach sich, als er sah wie Seras, die hinteren Flügeltüren aufbrach, sich in das Innere das Fahrzeugs hinein beugte um keine Sekunde später triumphierend einen dunkel roten Beutel in den Händen zu schwenken.
 

Integra wusste sich nicht anders zu helfen, als die Luft anzuhalten um den unwiderstehlichen Duft zu entgehen, den ausgerechnet der Mann verströmte, den sie auf diesem Planeten am meisten hasste. Mit zusammen gepressten Unterkiefer rauschten Enricos Worte oder Beschimpfungen oder was immer er von sich gab an ihr vorbei, während sie alles an Selbstbeherrschung aufzubringen versuchte, um sich nicht mit aufgerichteten Fangzähnen auf ihn zu stürzen. Sie hatte erst eine Lektion von Alucard darüber erhalten und diese Form der Ablenkung kam jetzt überhaupt nicht in Betracht.

„Ist das alles was du dazu kannst? Schweigen?“ Sie kniff mühsam die Augen hinter der Sonnenbrille zusammen und bemerkte somit nicht wie Maxwell sich selbstgefällig in seinem Stuhl zurücklehnte. „Das habe ich mir gedacht und deshalb…“ Er kam nicht mehr dazu seinen Satz zu beenden, denn in diesem Moment zersplitterte das Fenster neben ihm und ein leise zischender Behälter landete poltern zwischen seinen Füßen.

Noch ehe Maxwell und Integra begreifen konnten, was da so eben passiert war, entstieg eine Gaswolke aus dem silbernen Deckel und in wenigen Sekunden füllte sich der Raum mit beißendem Nebel.
 

Während Seras sich nur einen Blutbeutel genehmigte um so schnell wie möglich alles daran zu setzen, den Transporter kurz zu schließen, war ihr Meister in den Laderaum gesprungen. In dem Moment wo der Motor aufzuheulen begann, erschien der erste Tempelritter auf der Mauer, doch alles was er noch zu sehen bekam, war ein davon rasender Wagen, der mit quietschend Reifen um die Ecke bog und damit auf der Hauptstraße landete. Der Schwerpunkt des Fahrzeugs wurde bei diesem Manöver böse an seine Grenzen getrieben, aber Seras schaffte es gerade noch gegenzulenken und drückte das Gaspedal durch. Ohne auf sämtliche Verkehrsregeln oder Teilnehmer zu achten preschte sie vorwärts. Mit nichts anderem als der Hoffnung, dass sie immer rechtzeitig eine Möglichkeit fand, den Hindernissen auszuweichen.

Unterdessen hatte Alucard angefangen sich den gesamten Inhalt des Laderaums einzuverleiben. Den ersten Beutel hatte er noch genussvoll die ausgedörrte Kehle hinunter laufen lassen, den Rest zog sein geschundener Leib wie ein Schwamm in sich auf. Die Blutbehälter fielen bei der rasanten Fahrt wild durcheinander, klatschten und platzten auf dem schwankenden Boden auf, um dann wie verunstaltete Insekten auf den Vampir zu zu kriechen. Alucard genoss in vollen Zügen,die heilende Wirkung die jeder einzelne Tropfen mit sich brachte, bis er spüren konnte, dass seine Fähigkeiten wieder vollends wiederhergestellt waren.

Er gab ein zufriedenes Seufzend von sich und ballte die Fäuste. „Jetzt mein lieber Anderson, können wir da weiter machen wo wir aufgehört haben.“ Er schnappte Seras Gedanken auf, die um Walter und Lady Integra kreisten. Er lachte leise und dunkel „Keine Sorge, der totbringende Walter mag alt geworden sein, aber sein Verstand arbeitet immer noch einwandfrei und was unsere Lady angeht. Nun, ganz so wehrlos und zerbrechlich, wie sie es einmal war, ist sie ja nun nicht mehr.“

Damit riss er die Hecktüren bei voller Fahrt auf auf und ehe Seras noch etwas sagen konnte war er als wild flatternder Fledermausschwarm davon geflogen.
 

Die beißenden Chemikalien brachten sowohl Integra, als auch Maxwell zum husten, wobei Integra nach ein paar Sekunden den Vorteil ihrer Sonnenbrille entdeckte und einfach wieder dazu überging den Atem anzuhalten. Maxwell hingegen wälzte sich heulend und orientierungslos am Boden. Integra beschloss ihn erst mal seinem Schicksal zu überlassen und hechtete zur Tür.

Im ganzen Haus hörte man nun das Geräusch von splitterndem Glas und das zischen von weiteren Tränengasbomben.

„Walter?!“ Sie riss sich die Sonnenbrille vom Gesicht und rannte so schnell sie konnte den Flur in Richtung Eingangshalle entlang, aus der Wutgeschrei und das Zersplittern von Glas und Holz zu hören war.

Temptations

Sie erreichte gerade den Fuß der Treppe als die ersten vermummten Männer sich ihren Weg ins Innere des Hauses bahnten. Ihr Anblick ließ sie für ein paar Sekunden fassungslos inne halten. Was waren das denn für Gestalten? Sie hatte mit Anderson und ein paar von Maxwells Bodyguards gerechnet, aber das hier? Was hatte diese Verkleidung zu bedeuten?

Doch zu weiteren Überlegungen kam sie nicht mehr, denn sie entdeckte endlich Walter, der sich mit ein paar der Herren bereits ein Gefecht lieferte.
 

Die gute Seele des Hauses versuchte verbissen die Eindringlinge davon abzuhalten die Treppe zu stürmen. Seine totbringenden Drahtschlingen hatten auch schon einige Feinde ins Jenseits befördert, doch auch Walter hatte erkannt, dass er es nicht mit gewöhnlichen Menschen zu tun hatte. Wenn er es nicht fertig brachte ihnen die Köpfe von Schultern zu trenn, standen diese Vermummten einfach wieder auf. Egal ob ihnen eine Hand oder ein ganzer Arm fehlte. Somit war ihm schnell klar geworden, dass er irgendwann den kürzeren ziehen würde. Mit schweißnasser Stirn versuchte er dennoch tapfer seine Aufgabe zu erfüllen. Integra flog mehr, als dass sie die Stufen hinunter lief und mit einem letzten Satz hatte sie ihn erreicht.

Bei ihrer Landung schaffte sie es, zwei der Angreifer mit den Absätzen ihrer Stiefel zu erwischen. Wäre sie immer noch ein Mensch gewesen, hätte die Wucht mit der sie die Köpfe traf, vielleicht dazu ausgereicht, die Männer zum taumeln zu bringen. Vielleicht hätte sie sie damit auch zu Fall gebracht, doch jetzt, da sie kein Mensch mehr war, hatte ihr Tritt die Ausmaße einer einschlagenden Kanonenkugel.

Sie konnte die Knochen der Schädel unter der Sohle splittern hören. Mit einem gurgelnden Geräusch brachen die Getroffenen in sich zusammen.

Walter starrte seine Herrin nur für den Bruchteil einer Sekunde mit offenem Mund an, dann fand er in seine alte Haltung zurück. „Sehr beeindruckend Lady Integra, wenn mir diese Bemerkung gestattet ist.“ Trotz der ernsthaften Lage in der sie sich befanden, konnte sich Integra ein Grinsen nicht verkneifen. „Danke, aber wie sie sehen: Ich übe noch.“ Walter nickte matt und keuchte. „Ich habe keine Ahnung wie sie es machen, aber diese Männer hier verfügen alle über extreme Widerstandskräfte.“ Er zögerte, doch dann flüsterte er „Genauso wie Pater Anderson.“ Ihre Unterhaltung wurde durch einen weiteren Angriff unterbrochen. Anscheinend hatten sich Maxwells Freunde von der Überraschung ihres unerwarteten Auftauchens erholt. Integra wurde auch schnell klar, dass ihre übernatürlichen Fähigkeiten hier allein nicht reichen würden. „Wir müssen von hier verschwinden! Sofort!“

Doch so einfach war das nicht. Sie waren regelrecht umzingelt und der einzige freie Weg führte wieder die Treppe hinauf. Sie bedeutete ihrem Diener, was sie vor hatte, doch bevor sie es wagen konnten ihren Feinden den Rücken zu zukehren, erfüllte ein ohrenbetäubendes, schrilles Schreien die Luft. Integra verzog schmerzhaft das Gesicht. „Lady Integra was ist? Sind sie verletzt?“ erkundigte sich Walter alarmiert, der selbst aus einem Schnitt über der Augenbraue blutete. „Nein, aber hören sie das denn nicht?“ Er lauschte, doch an seinem verständnislosen Gesichtsausdruck konnte sie ablesen, dass er nicht wusste was sie meinte, aber bevor sie es ihm erklären konnte, zersplitterten auch noch die letzten heilen Glasscheiben und mit den Scherben ergoss sich ein Schwarm aus hunderten von kleinen, flügelschlagenden Wesen in die Eingangshalle. Mit weit aufgerissenen Mäulern fielen sie über die Vermummten her, die verzweifelt versuchten sich zu wehren.

„Alucard!“ stieß Integra erleichtert hervor, dann packte sie den immer noch schwer atmenden Walter am Arm. „Das wurde aber auch langsam mal Zeit.“ Jetzt endlich traute sie sich mit ihrem Diener im Schlepptau die Stufen zu erklimmen. Oben angekommen warf sie einen Blick nach unten. Anscheinend wusste Alucard bereits das diese Gegner anderes anzugehen waren, denn er verzichtete darauf seine Waffen zum Einsatz zu bringen, sondern zog es vor jedem so schnell wie möglich in kleine Stücke zu zerlegen.
 

Noch einmal gab sie Walter einen sanften Stoß. „Schnell Walter versuchen sie aufs Dach zu kommen! Wenn wir Glück haben ist der Hubschrauber noch ganz. Na los machen sie schon!“ Fuhr sie ihn ungehalten an, als er zögerte. „Aber Lady Hellsing. Ich werde sie doch in so einer Situation nicht alleine lassen. Ich muss doch..“ „Gar nichts müssen sie!“ unterbrach sie ihn. Ein paar Männer hatten trotz Alucards Angriff angefangen sie nach oben zu verfolgen und Walters geschwächter Zustand würde keine weitere Konfrontation mehr zulassen. Sie tat etwas, was sie in all der Zeit, die sie ihn nun schon kannte, noch kein einziges mal getan hatte. Ihre Hände fassten nach seinen Schultern und zwangen ihn so, sie anzusehen. „Walter ich weiß, dass hier ist grad nicht der richtige Moment um Sentimental zu werden, aber dennoch haben sie seit ich denken kann nichts anderes getan als mein Leben und dieses Anwesen zu beschützen und jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich revanchiere. Sehen sie zu das sie auf das Dach kommen!“ Seine todernste Miene verzog sich nach einigen endlos wirkenden Sekunden zu einem gequälten Lächeln. „Ist das ein Befehl?“ Ihr Grinsen war ebenfalls schief. „Ja und darüber hinaus, will ich das sie, wenn sie in der Luft sind alles weitere vorbereiten, was wir vor kurzem besprochen haben.“ Ergänzte sie geheimnisvoll. Damit nickte er ergeben und verwand humpeln im Korridor.
 

Integra sah ihm nach bis er in der Dunkelheit verschwunden war, dann wandte sie sich wieder dem Geschehen in ihrem Atrium zu, dass sich mittlerweile in ein Schlachthaus verwandelt hatte.

Von den Wänden lief das Blut in bizarren Mustern herunter und jetzt wo sie sich darauf konzentrierte drang auch der Geruch wie eine dichte Dampfwolke zu ihr hinauf.

Doch anders als bei Maxwell hielt sie dieses mal nicht den Atem an. Dieses mal war sie bereit sich dem Blutrausch hin zu geben. Dieses mal wollte sie ihn spüren. Ihn sogar genießen, wenn er ihr die Kraft dazu geben würde, ihre Feinde zu vernichten.

Sie wollte von der Macht kosten die es ihrem Diener ermöglichte Menschen und Monster zu zerreißen. Wollte endlich spüren, wozu sie jetzt Fähig war. Ihre Nasenflügel bebten, als sie spürte wie der Duft sie reichte und ihre Sinne zum explodieren brachte.
 

Alucard, dessen Geist durch hunderte von Augen umherschaute, erkannte rasch die beiden fliehenden Gestalten auf der Treppe. Er ahnte wohin die Flucht gehen sollte und war um so erstaunter, als er Integra weiterhin am Fuße der Treppe verharren sah. Mit wachsender Unruhe registrierte er die beiden Imperatoren, die sie fast schon erreicht hatten. Ein Teil seiner Fledermäuse drehten bereits eine Schleife, um sich von hinten auf die beiden Angreifer zu stürzten, doch die Herrin des Hauses Hellsings kam ihm zu vor.

Ihr schmaler Körper kauerte sich plötzlich zusammen, um keine Sekunde später wie ein geschmeidiges Raubtier auf die beiden überrumpelten Männer herzufallen.

Überrascht und gleichzeitig von dem Anblick der sich ihm bot vollkommen fasziniert, beobachte der ehemalige König von Siebenbürgen, wie seine einst so zerbrechliche Herrin mit fletschenden Zähnen Hälse durchbiss, während ihre zu Klauen gekrümmten Hände dabei Brustkörbe und Bäuche aufschlitzen.

Das wilde Kreischen der geflügelten Tiere steigerte sich zu einem irren Lachen, in dem die Schmerzensschreie der Sterbend untergingen.
 

Obwohl noch einige Korridore und Treppen vor ihm Lagen musste Walter ein Paarmal inne halten um Luft zu schnappen. Seine Rippen pochten schmerzhaft bei jedem Atemzug und er verfluchte zum hundertsten mal die Tatsache, dass er einfach für solche Kämpfe zu alt war. Verärgert über sich selbst wischte er sich das Blut von der Schläfe. Es war wirklich an der Zeit, das anderen zu überlassen. Er wollte sich gerade wieder humpelnd in Bewegung setzten, als sich ihm plötzlich eine Gestalt in den Weg stellte. „Nicht so schnell mein Bester, nicht so schnell.“
 

Alucard materialisierte sich vor Integra als die sich gerade eines Gegners entledigt hatte. „Wie fühlt es sich an endlich seiner Leidenschaft für den Kampf nach gehen zu können?“ Fragte er neckend. Integra die ihn keuchend aus dunkelrot schimmernden Pupillen dabei zu sah wie er sich vor ihr auf die Knie fallen ließ konnte ihm nicht antworten In ihrem Kopf wirbelten so viele Gedanken, Eindrücke und Gefühle auf einmal durcheinander, dass sie sich nicht im Stande dazu sah. Es war ein unbeschreiblicher Rausch aus Gier, Lust und Ekstase der sie erfasst hatte. Doch es brauchte keine Worte der Erklärung. Er wusste genau was sie fühlte und genoss den Anblick, auf den er so lange hatte warten müssen. Seit der Nacht ihrer ersten Begegnung, seit der erste Tropfen ihres Blutes seine Zunge berührt hatte, hatte er gespürt dass seine lange Reise ein anders Ziel bereit halten würde.
 

„Wir sind menschenfressende Ungeheuer.“ Flüsterte sie leise, doch es klang nicht abstoßend und verächtlich wie sonst wenn sie diese Worte gewählt hatte um ihre Feinde zu beschreiben. Ihre Feinde bestehend aus Ghoulen und Vampiren. Vor den sie Furcht zeigen sollte und Abscheu. Beides hatte ihr Vater versucht in sie einzuimpfen und doch war es das nie gewesen, was sie bei seinem Anblick, seiner Anwesenheit empfunden hatte. Wie sehr hatte sie sich für diesen Makel vor sich selbst geschämt. Sich für ihr Versagen gehasst, aber sie hatte es einfach nicht ändern können. Hatte versucht ihre Rolle so gut es ging zu spielen. Ihn nicht wissen zu lassen, was wirklich in ihr vorging. Langsam streckte sie die Arme nach ihm aus. Fasste in die zerzausten pechschwarzen Haare, bis sie sein Gesicht in den Händen hielt. Mit einem Ausdruck vollkommender Zufriedenheit ruhte er zwischen ihren Fingern. „Ungeheuer sind wir nur in den Augen der anderen“ konnte sie ihn in ihrem Kopf hören. „und der Mensch braucht Ungeheuer vor denen er sich fürchten kann.“ Sie lächelte, dann beugte sie sich nach vorn und während sich ihre Lippen berührten begannen ihre Körper in einander zu fließen. Und aus ihnen erwuchs eine riesige doppelköpfige Schlange , die sich mit weit aufgerissenen Maul auf die letzten verbliebenen Kämpfer der Templer stürzte.
 

Walters Augen weiteten sich vor Schreck als er Enrico Maxwell vor sich erkannte, der Integra Waffe auf ihn gerichtet hatte. Es war selbst im Halbdunkeln des Flur zu erkenne, dass das Oberhaupt von Iscariot aussah wie ein Albino Kaninchen. Trotzdem zielte der Bischof aus halbzugeschwollenden Augenlidern, aus denen unaufhörlich Tränen flossen sehr genau auf seinen Oberkörper auf Grund dessen Walter es nicht wagte sich zu bewegen. „Darf man Fragen was eure Exzellenz beabsichtigen?“ „Sie werden mich jetzt hier raus schaffen und zwar auf dem kürzesten Wege verstanden.“ Heulte dieser zurück. Mit seiner freien Hand fuchtelte der halbblinde Bischof ärgerlich in Richtung Dach. „Da oben steht ein flugbereiter Hubschrauber und mit dem werden sie mich hier raus fliegen! Na los ein bisschen Bewegung wenn ich bitten darf!“

Der Diener des Hauses blieb trotz der drohenden Pistole wo er war „Und wenn ich mich weigere ihrem Wunsch nach zu kommen?“ Für ein paar Sekunden entglitten Maxwell die geschwollenen Gesichtszüge. „Wie bitte?“ Walter wiederholte seinen Satz noch einmal. „Dann erschieße ich sie auf der Stelle, sie altersschwaches Fossil !“ knurrte Enrico und lud durch, doch bevor er seine Drohung war machen konnte, traf ihn eine Glasvase mit voller Wucht am Kopf. Ohne auch nur noch einen Laut von sich zu geben, knallte der Getroffene auf den Teppich.
 

Walter, der die Vase nicht hatte kommen sehen zwinkerte irritiert über den plötzlichen Szenenwechsel und entspannte sich erst bei dem vertrauten Anblick von Seras Strubbel Mähne die wie aus den Nichts neben ihm auftauchte. „Alles klar Walter? Hey sie sind ja verletzt.“ „Nicht der Rede wert Fräulein Viktoria“ winkte er ihre Bemühungen ab, sich die Wunde an der Schläfe näher anzusehen. „Das einzige was bei mir wirklich gelitten hat, ist mein Stolz und der wird sich wohl an gewisse Tatsachen in Zukunft gewöhnen müssen. Apropo Zukunft. Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie mir helfen würden Lady Integra Wunsch zu erfüllen möglichst rasch von hier mit dem Hubschrauber zu verschwinden.“ Die kleine Vampirin nickte grinsend. „Kein Problem, aber Meister Alucard und Lady Integra sollten ebenfalls so schnell wie möglich von hier abhauen, denn Pater Anderson und sein Gefolge sind jede Minute hier und wenn der irre Priester erst mal seine ollen Bannblätter rausgeholt und aktiviert hat, sind wir hier drin gefangen wie in einer Mausefalle.“
 

Alucard hatte Seras Gedanken bereits vernommen und beschlossen, sich wenigstens gebührend von seinem Lieblingsgegner zu verabschieden.

Sadness

Alexanders Miene wurde mit jedem Kilometer den sie auf dem Weg zum Hellsinganwesen zurück legten grimmiger. Längst hatte man ihm darüber Informiert, dass der Angriff alles andere als Erfolgreich verlaufen war. Immer wieder stieß er leise Flüche aus, für die er mehr als einmal zur Beichte würde gehen müssen. Er gab dem Bischof die alleinige Schuld dafür. Warum hatte ihm Maxwell auch dazwischen funken müssen? Sie waren sich doch darüber einig gewesen, dass er die Gewalt über die ausführenden Kräfte inne hatte. Warum der Kerl ausgerechnet jetzt auf die Idee kommen musste, sich einzumischen, konnte er beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Er und drei weitere Männer hatten in einen Sprinter die Verfolgung der zwei Vampire aufgenommen und brausten jetzt unter heftigem Ruckeln durch das offene Tor des Hellsinganwesend. Schon von weitem konnte Anderson erkennen, dass seine Männer beim Erstürmen des Hauses ganze Arbeit geleistet hatten. Aus den zertrümmerten Fensterrahmen drangen einzelne Rauchschwaden, doch bevor er sich aus dem noch laufenden Wagen stürzte glitt sein Blick zum Dach des Hauses empor. „Da oben steht ein Hubschrauber! Bellte er den Fahrer an. „Sorgen sie dafür, dass sich niemand auf diesem Wege aus dem Staub zu machen versucht!“ dann setzte er mit schnellen Schritten über die Einfahrt, im Begriff mit getreckten Klingen durch den Eingang zu poltern, als ihn eine silberne Kugel mitten in die Stirn traf. Kurz taumelte er zurück, doch es brauchte nur ein kurzes Schütteln um ihn wieder grade aus Laufen zu lassen. Das ihm dabei ein dünner Blutfaden über die Augen sickerte irritierte ihn nicht sonderlich. „Elendiges untotes Arschloch“ Ein amüsiertes Kichern war die Antwort. „Komm rein Judapriester, aber vergiss nicht dir die Schuhe abzutreten.“
 

Seras hatte sich den erschöpften Walter trotz seines Protestes einfach untergehackt. „So sind wir viel schneller.“ Walter der kaum den Boden unter seinen Füssen spürte, konnte dieser Tatsache kaum etwas entgegen setzen.

So erreichten sie schließlich das Dach auf dem der strahlend weiße Hubschrauber auf sie wartete. Seras schwang sich auf den gepolsterten Sitz, während Walter bereits die ersten Schalter und Hebel bediente. Mit einer energischen Handbewegung unterbrach er ihre Bemühungen den Steuerknüppel zu übernehmen. „Ich mag nicht mehr der beste Fußsoldat sein, aber das hier beherrsche ich noch.“ Seras musste über den verschnupften Ton grinsen. „Dann bringen sie uns mal schnell hier raus. Soweit ich meinen Meister richtig verstanden habe, hat er für Lady Integra und sich einen anderen Abgang im Auge.“ Der Diener nickte „Das habe ich mir gedacht.“ Der Motor gab ein heulenden Laut von sich und kurz darauf begannen die Rotorblätter sich zu bewegen.
 

Der Priester riss bei dem Anblick der sich ihm beim Betreten des Hauses bot die Augen weit auf. Überall um ihn herum lagen Leichenteile wie lose Puppen herum, zwischen denen dampfende Reste von Eingeweiden einen bestialischen Gestank verbreiteten. Vereinzelt stöhnte und zuckte noch ein blutender Krieger, doch es sah eindeutig so aus, als hätten auch die Kräfte der Regeneratoren nicht ausgereicht, diesem Urvampir zu Leibe zu rücken. Mit langen schwarzen Haaren, die wie züngelnde Flammen um seine hagere Gestalt tanzten erwartete er ihn. Auf dem ersten Absatz der Treppe stehen und die Lippen zu einem grade zu irrwitzigen Grinsen verzogen, das all seine nadelspitzen Zähne entblößte. „Willkommen in unserer bescheidenen Hütte. Entschuldige bitte die Unordnung, aber wir sind einfach noch nicht dazu gekommen aufzuräumen.“ Damit trat er nach einem herumliegenden Fuß und schmiss ihn von der Stufe, als handele es sich um eine störende Staubfluse. Er war bis zum Hals mit Blut beschmiert, dass er sich erst mit spitzen Fingern abwischte um es dann genüsslich von selbigen abzulecken. „Wir hatten, dank deiner Freunde, eine nette kleine Party.“

Anderson knirrschte wundschnaubend mit den Zähnen, was Alucard noch mehr zu amüsieren schien. „Aber keine Sorge, ich habe mit den Höhepunkt der Veranstaltung auf dich gewartet.“ „Wirklich? Wie nett von dir.“ Knurrend kam Anderson jetzt näher.
 

Die Kufen des Hubschraubers begannen sich in die Luft zu erheben und die Maschine schob sich über den Rand des Dachs, als der erste Schuss das Heck streifte. Walter der von dem Angriff vollkommen überrascht war riss ausversehen das Steuer so stark herum, dass der Heli eine wilde Pirouette in der Luft vollführte, aber es gelang ihm die Kontrolle zurück zu gewinnen. Auch Seras hatte es kalt erwischt, doch dank ihrer übernatürlichen Sehkraft konnte sie die Angreifer rasch am Boden ausmachen. Was sie sah gefiel ihr allerdings gar nicht. „O Scheiße Walter, die haben eine Bazooka!“ Die Männer feuerten nach diesem Satz bereits die zweite Ladung auf sie ab. Nur Seras blitzschnelles „Nach links!!!“ bewahrte sie davor frontal getroffen zu werden. Wie ein brummendes riesen Insekt drehte der Helicopter in letzter Sekunde bei, doch lange konnte das Ausweichmanöver so nicht gut gehen. Dazu war dieser Flugkörper einfach zu träge und die nachladende Bodentruppe zu schnell.

Walter beschloss deshalb von seiner eigentlichen angestrebten Route abzuweichen und sie durch einen gewagten Sinkflug aus der Gefahrenzone zu bringen. Mit verbissener Miene und schweißnasser Stirn packte er den Steuerknüppel fester. „Festhalten Fräulein Viktoria es könnte jetzt ein wenig holprig werden!“
 

Der Regenerator bahnte sich langsam einen Weg zu seinem Erzfeind ohne ihn dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Der machte aber keinerlei Anstalten dieses zu verhindern. Im Gegenteil es sah fast schon so aus, als könne er es kaum mehr erwarten, dass Anderson das Ende der Treppe erreichte.

„Ich muss deinen Männer wirklich Respekt zollen mein Lieber. Sie haben sich wirklich tapfer geschlagen, wenn ihr Kampf auch vollkommen vergebens war“

Der Priester hob die Schwerter in seinen Händen an. „Vergebens? Noch stehe ich hier und ich werde erst Ruhen, wenn ich dich mit Stumpf und Stiel in Asche verwandelt habe.“

Alucard schüttelte mit gespielt betrübter Miene den Kopf. „Du verstehst das immer noch nicht oder? Ein Monster wie ich es bin, ist nicht von Menschenhand gemacht, und kann deshalb auch nicht von solch einem besiegt werden! Du und all diese Mutanten hier,“ Er machte eine ausholende Bewegung „werdet niemals dazu im Stande sein.“

Anderson lächelte schwach „Du bist doch nur deshalb zu einem Monster geworden, weil du von der Menschheit enttäuscht wurdest.“ Alucard zuckte mit den Schultern „Wer ist das nicht eines Tages? Aber es waren weder meine Freunde noch meine Feinde die mich verraten und enttäuscht haben, sondern der, der mich angeblich niemals verlassen sollte.“ Er beugte sich vor und aus seinem Gesicht sprach eine Wahrheit deren Klarheit Anderson die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. „Letzten Endes war er es, der mich geschaffen hat.“

Anderson stieß einen wütenden Schrei aus „Schluss mit all dieser Blasphemie! Du bist eine Ausgeburt der Hölle! Nichts weiter! Ein irrwitziger Dämon, dem ich zeigen werde, dass nur die Macht des Herrn über alles bestimmt und du in seinem Reich nichts zu suchen hast!“ Damit holte er aus.
 

Walter hatte alle die ihm zu Verfügung stehend Hebel und Schalter in Bewegung gesetzt um den Flug einigermaßen sicher durch das feindliche Feuer zu führen und fast hatte er es auch geschafft. Sie hatten die Baumwipfel des angrenzenden Waldes fast erreicht, als doch noch ein Sprengkörper sein Ziel fand. Es traf die Rotorblätter, die unter lautem Knall auseinander rissen und den Helikopter aus der Luft zur Seite kippen ließen. Mit donnerndem Getöse krachte der Flugkörper in die Äste um dann, zwischen den Stämmen in einen lodernden Flammenball aufzugehen.
 

Alucard wartete bis sein Gegner ihn erreicht hatte, erst dann machte er einen galanten Ausfallschritt zur Seite, der jedoch nicht verhinderte, dass sich einer der Klingen in seinen Unterleib bohrten. Andersons Oberkörper hingegen erhielt als Gegenleistung einen Hieb mit dem Pistolenlauf, der ihm ebenfalls eine tiefe Wunde verpasste. Beide taumelten nach dem Angriff zur Seite.

Frisches Blut spritze auf den Boden und verband sich mit den geronnenen Lachen.

Der Vampir lachte schallend „Jetzt mal ehrlich, dir würde doch auch was fehlen, wenn es das hier nicht mehr gebe oder?“
 

Die brennenden Trümmer erhellten in ihrer Gesamtheit die Schwärze der Nacht, während die Luft sich mit beißendem Rauch, der aus den Überresten der Maschine quoll, füllte.

Seras beobachtete mit einer gewissen Faszination dieses Schauspiel, während Walter neben ihr immer noch damit beschäftigt war zu Atem zu kommen.

Er hatte sich gerade wieder so weit im Griff als Integra wie aus dem Nichts hinter ihnen auftauchte. Ihre angstverzehrten Züge glätten sich erst als sie erkannte, dass den beiden nichts fehlte. „Gott sei Dank. Ich dachte ich wäre zu spät“ Sie lächelte Seras dankbar an, die da rauf hin verlegen ihre Schuhspitzen musterte. „Ich wusste nicht, dass du mit drin sitzt.“ Sie wandte sich an ihren Butler „Geht es ihnen gut?“ Er straffte, wenn auch ein wenig mühevoll, die Schultern „Selbstverständlich Lady Integra.“ „Dann sollten wir zusehen, dass wir uns absetzen.“ Ihr Blick glitt noch einmal zu dem Anwesen hinüber, das seit Jahrhunderten der Sitz ihrer Familie gewesen war. Verharrte ein paar Sekunden lang an den alten verwitterten Mauern, bis sie sich wortlos abwandte.
 

Anderson ging auf Alucards letzte Äußerung nicht mehr ein, sondern ließ nur noch die Klingen für sich sprechen, die so schnell durch die Luft wirbelten, dass man sie kaum noch erkennen konnte.

Doch der Vampir sprang zwischen den einzelnen Hieben hin und her als würden die beiden einen Folkloretanz aufführen, dabei lachte er aus vollem Hals, was Anderson immer rasender machte.

Der Schweiß lief in Strömen über sein wutverzehrtes Gesicht, während Alucards bleiche Züge unverändert blieben.

Irgendwann brauchte der Priester eine Verschnaufspause und unterbrach mit einer geschickten Drehung ihren Kampf. Pfeifend holte er Luft. „Bist du wirklich sicher, dass du es endgültig zu Ende bringen willst?“ hackte Alucard weiter nach. Er forderte immer noch eine Antwort auf seine zuvor gestellte Frage. Alexander spie ihm vor die Füße. „Das ist mein einziges Ziel!!“

„Gut, dann soll mir ausnahmsweise mal dein Wunsch Befehl sein.“ Damit ließ er, wie ein Taschenspieler, plötzlich einen tennisballgroßen Gegenstand in seiner Hand erscheinen. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis der Priester erkannte was der Vampir der Hellsings ihm da präsentierte, trotzdem konnte er es kaum glauben. Eine Granate? Sein Blick musste ihn verraten haben, denn Alucard machte sich nicht die Mühe noch eine weitere Erklärung abzugeben, sondern zog nur mit der Kraft seiner langen Eckzähne den Sicherheitskolben. „Zeit aufzuräumen“ war alles was er noch sagte, dann löste er sich einfach auf. Mit einem leisen Poltern fiel die Granate vor Andersons weit aufgerissenen Augen auf den Boden.

Soarta

Integra, Walter und Seras waren schon weit entfernt, als der Knall der Explosion ihre Köpfe ruckartig herum fahren ließ. Über den Wipfeln der Bäume konnten sie Funken, wie verirrte Glühwürmchen in den Himmel aufsteigen sehen. Walter entfuhr ein leiser Seufzer, der Seras dazu veranlasste, ihm kurz die Hand auf die Schulter zu legen.

Das, was viele Jahre ein zu Hause, eine Zuflucht und eine Passion gewesen war, stand nun in Flammen. Die unaufhaltsam alles verschlingen würden, was einmal die Familie Hellsing gewesen war.

In Integras Pupillen spiegelten sich die tanzenden Schatten, die das Feuer zu ihnen herüber schickte und mit ihnen Fetzen von Erinnerungen. Sie sah ihr altes Zimmer vor sich. Den jungen Walter, der ihr Tee servierte, die strengen Züge ihres Vaters, der er ihr in stundenlangen Sitzungen die Doktrin ihrer Familie einschärfte. Sie sah den dunklen Keller und das verbotene Verließ, in das sie sich voller Todesangst vor ihrem verräterischen Onkel geflüchtet hatte. Die dort hockende Gestalt, die durch ihr Blut plötzlich zum Leben erwachte um all die Männer und ihren Onkel zu töten, sie zu retten und ihr danach zu versprechen für immer ihr Diener zu sein…
 

Das gesamte Haupthaus brannte bereits lichterloh und die ersten Teile des Dachstuhls begannen bereits unter lautem Knarren in sich zusammen zu brechen, als die Reste der Haustür aus den Angeln gestoßen wurden. Eine schwankende Gestalt trat daraus hervor, die sich ein paar hundert Meter von der beißenden Hitze, die das Gebäude ausstrahlte, entfernte bevor sie sie sich der Last auf ihren Schultern entledigte. Anderson ließ, unter heftigen Husten, den ohnmächtigen Maxwell unsanft ins Gras plumpsen, der darauf hin ein gequältes Stöhnen von sich gab. Anderson rasselte immer noch wie ein Dampfkessel, als Enrico wenige Augenblicke später mühsam versuchte sich halbwegs aufzurichten. „Was zum Teufel…“ krächzte er. Doch die grellen Flammen zwangen ihn seine immer noch geschwollenen Augen abzuwenden. „Ein gekonnter Rausschmiss, würde ich sagen.“ Brummte Anderson, der es endlich geschafft hatte seine Atmung halbwegs wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Fassungslos blinzelte der Bischof erst zu den brennenden Überresten und dann zu Alexander hinüber. „Sie hat sich und ihr verdammtes Haus in die Luft gejagt“ stammelte er. Doch der Regenerator schüttelte den Kopf. „Nicht sie, sondern dieser elendige Blutsauger.“ Maxwell spuckte aus „Der tut doch nichts ohne ihren Befehl.“ Mittlerweile hatte er es geschafft auf die Beine zu kommen. Jetzt starrten sie gemeinsam in das züngelnde Feuer, das weiterhin unaufhaltsam alles verschlang.

„Ob es sie wohl erwischt hat?“ murmelte Maxwell leise.

„Da bin mir nicht so sicher euer Exzellenz“ bekam er zu Antwort. „Anscheinend hat jemand versucht mit dem Helikopter zu entkommen.“ Anderson deutete zur zweiten Feuerquelle hinüber, die im Gegensatz zum Haus nur noch zu glimmen schien.

„Aber das Ding haben ihre Männer doch, so wie es aussieht, erfolgreich vom Himmel geholt!“

Andersons Miene drückte weiterhin Zweifel aus „Gewiss, aber vergessen sie nicht, mit wem und vor allem mit was wir es zu tun haben.“

Er hatte den Satz kaum beendet als unter seinem Fuß etwas knirschend zerbrach. Beide Männer blickten zu Boden und als Alexander zur Seite trat erkannten sie, auf was der Regenerator gestoßen war. Die Überreste von Alucards Sonnenbrille funkelten zu ihnen hinauf und für den Bruchteil einer Sekunde schien es, im roten Schein des Feuers, als blitzen zwei rote Pupillen darin auf.
 

Alucard hatte es sich auf dem Ast eines umher stehenden Baumes bequem gemacht und betrachtete mit schief gelegtem Kopf das Schauspiel vor sich. Wie oft schon hatte er Dinge in Flammen aufgehen sehen. Paläste, ganze Städte. Es war immer wieder faszinierend zu was Feuer im Stande war. Vollkommende Zerstörung, gleichzeitig die Wiege allen Neuem. Auf seinen bleichen Zügen spiegelte sich Zufriedenheit, auch wenn ein winziger Teil von ihm ein wenig Wehmut empfand. So viele Jahre in diesen Mauern, wenn auch einige von ihnen in einsamer Gefangenschaft, doch dank seiner erworbenen Fähigkeiten immer ein Teil der Ereignisse darin. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Dies war seinem Meister verborgen geblieben. Hinter dieses Geheimnis war er nie gekommen. Er hatte geglaubt ihn ein zu sperren ohne die Kraft menschlichen Blutes würde genügen, doch er hatte sich geirrt. Sein Körper mochte zu keiner Handlung mehr fähig gewesen sein, aber sein Geist war es um so mehr. Hätte der alte Hellsing es nur im mindesten geahnt, er hätte wohl auf der Stelle und eigenhändig dafür gesorgt, dass von ihm nur ein Haufen glühender Asche übrig geblieben wäre.

Nur das hatte er nicht, hatte nie gewusst, dass er die Ankunft des kleinen Bündels mit dem Walter eines Tages durch die Türe kam mit gleicher Freude zur Kenntnis nahm, wie die Tatsache, dass aus dem kleinen unschuldigen Wesen ein so hübsches, wie stolzes Geschöpf heranwuchs auf dessen Begegnung es sich lohnte zu warten. Die ihn in Schlachten führte nach denen er sich sehnte. Die das verkörperte wonach er lebte. Ehre, Stolz und Siegeswillen.

Das er einmal so empfinden würde, als er sich vor so vielen Jahren dafür entschieden hatte der Menschheit den Rücken zu kehren, hätte er niemals gedacht. Oder vielleicht doch?

Er schürzte kurz die Lippen. Was verstand er schon vom Schicksal. Niemand kannte die Wege die es nahm. Niemand den Sinn dahinter und das würde auch er nie. Selbst wenn er noch mal so viele Dekaden in dieser Welt überdauern würde.
 

Als die Mauern begannen krachend zusammen zu fallen, nahm er langsam den Hut ab und senkte den Kopf. „Soarta a decis“ murmelte er leise. So war es und ab heute würde ein neuer Weg beginnen.

……………………………………………..
 

Es das Feuer brannte schon seit zwei Tagen nicht mehr und trotzdem roch es in unmittelbarer Nähe der verkohlten Mauern immer noch beißend nach verbranntem Holz.

Fargason, der mit ein paar seiner Männer gekommen war, um in den Überresten der einstigen Unterkünfte nach eventuell von den Flammen verschonten persönlichen Dingen zu fahnden, fiel es immer noch schwer zu glauben, was er vor sich sah. Eben noch war er der Leiter einer Kampftruppe gewesen, die den Untergang des englischen Empires verhindert hatte und im nächsten Moment war alles, was davon noch übrig war, ein riesiger Haufen Asche.

Als sein Telefon in dieser Nacht geläutet hatte, glaubte er zunächst an einen üblen Scherz, doch die Wahrheit war angesichts dieses Anblicks nicht mehr zu leugnen.

Man hatte die Hellsingorganisation ausgelöscht und das mehr als gründlich und für ihn bestand keinerlei Zweifel daran, wem sie das zu verdanken hatten.

Kein Selbstmord einer vermutlich geistig gestörten Aristokratin, wie ihm und der Nation dieser Sprecher des Ministeriums auf allen Fernsehkanälen weiß zu machen versuchte. Schon als er dieses frettchenhafte Gesicht des römischen Bischoffs im Hintergrund erkannt hatte, war ihm klar gewesen, wer tatsächlich dahinter stecken musste.

Seine Hände ballten sich wütend zu Fäusten. Nun hatten sie es also endlich geschafft. Hoffentlich würden sie das eines Tages nicht bitter bereuen müssen, denn wer würde sie jetzt vor den übernatürlichen Mächten beschützen, die jeder Zeit erneut versuchen konnten die Menschheit ins Chaos zu stürzen?
 

Enrico Maxwell hatte sich entschlossen, nach all diesen Ereignissen, England so schnell wie nur möglich den Rücken zu kehren. Seinen Sekretär mit den nötigen Anweisungen zurücklassend und nur mit einem kleine Aktenkoffer als Gepäck, war er gleich nach dem letzten Presseauftritt zum Flughafen geeilt. In der Abflughalle erwartete ihn bereits die riesige Gestalt von Pater Anderson, der im Gegensatz zu ihm nicht den Anschein erweckte, gleich davon zu fliegen. „Was ist los? Kommen sie nicht mit?“ war demnach auch die erste Frage die Maxwell ihm stellte. „Nein. Ich werde noch ein paar Tage hier bleiben.“ „Wozu?“ Der Priester fuhr sich nachdenklich über sein stoppeliges Kinn „Ich will erst noch sicher gehen, dass wir auch wirklich nichts übersehen haben.“ Enrico verdrehte die Augen nach allen Seiten „Tun sie was sie nicht lassen können. Ich für meinen Teil bin fertig mit diesem Land und seinen irren Protestanten.“ Er wandte sich bereits zu gehen als ihn Andersons Stimme noch einmal inne halten ließ. „Glauben sie wirklich, dass es so einfach ist? Nur einmal angenommen Lady Hellsing wäre tatsächlich nicht mehr am Leben, dann bleibt immer noch dieser Vampir und sein Ableger.“ Das Oberhaupt Ischkariots drehte sich noch einmal um „ Dann wünsche ich ihnen viel Spaß bei der Jagd und vor allem auch mal viel Erfolg.“ Damit wandte er sich endgültig ab und verschwand durch die Passkontrolle.

Der Regenerator blickte ihm mit verkniffener Miene hinter her. Dieser Schnösel hatte gut reden. Der konnte froh sein, dass er ihm seinen Hintern gerettet hatte. Ohne ihn lägen jetzt auch seine verkohlten, menschlichen Überreste neben den anderen in der Pathologie. Insgesamt vierzig Opfer hatte die Polizei gefunden, doch es war nicht eine einzige weibliche Leiche darunter gewesen.

Mit langsamen Schritten verließ er das Flughafengebäude und winkte ein Taxie zu sich heran. Er würde noch einmal zum Anwesen fahren. Vielleicht konnte er ja doch noch eine Spur finden. In seine Augen trat der altbekannte, fiebrige Glanz. Eine winzige Spur dieses irren Nosferatu oder seiner Herrin, an die er sich heften würde, wie ein Bluthund.
 

Enrico Maxwell ließ sich mit einem leisen, zufriedenen Seufzer in das Polster seines First Class Sitzes plumpsen. Nach all diesen unerfreulichen Ereignissen würde erst einmal ein paar Tage Urlaub machen. Vielleicht nach Florenz fahren oder an die Küste. Bloß keinen Gedanken mehr an diese Lady verschwenden. Auch wenn tatsächlich ihr Verbleib noch nicht ganz aufgeklärt war, seine Mission hatte er erfüllt. Keine protestantische Monsterjäger Organisation mehr, die mit dressierten Vampiren jagt auf selbige machte. Das war endgültig Geschichte. Wenn man es recht bedachte, hatten zum Schluss dafür dann auch weniger Menschen ins Gras beißen müssen, als zu nächst befürchtet. Also alles im allem ein voller Erfolg, den er sich beim heiligen Vater mehr als vergolden lassen würde. Die Stewardess wünschte ihm mit aufgesetzter Freundlichkeit einen guten Flug und reichte ihm ein Glas Wasser, an dem er mit kleinen Schlucken nippte, während er durch das kleine runde Fester den Männer des Bodenpersonals dabei zu sah, wie sie eifrig die letzten Gepäckstücke verluden. Die Stimme des Flugkapitäns lenkte ihn aber schon sehr bald davon ab, so dass er nicht mehr mitbekam, wie ganz zum Schluss noch ein Gabelstapler aus einem der Lagerhallen gerollt kam und drei sperrige Särge ihren Weg in den Laderaum fanden…..
 

Ende Part 1



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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  Hay_Lin88
2014-02-25T11:13:03+00:00 25.02.2014 12:13
Eine interessante und spannende fiction. Auch die spannungen und langen veränderungen zwischen den einzelnen charas, vorallem der umbruch zwischen alucard und integra sind sehr spannen, emotional sowie fesselnd beschrieben.

Ich liebe deine fiction, da ich von hellsing ein grosser fanatiker bin.

Ich freue mich uber eine spannende fortsetzung!

Viel erfolg beim weiterschreiben

Hay_lun XD
Von: abgemeldet
2013-10-10T19:07:20+00:00 10.10.2013 21:07
Es geht weiter...
War ne echt schöne Fanfic, danke dafür!!
Hoffentlich gibts ne Fortsetzung!!
LG
EnricoMaxwell
Antwort von:  Daedun
11.10.2013 13:09
Ich arbeite schon dran ; ) lg
Von: abgemeldet
2013-09-06T19:49:56+00:00 06.09.2013 21:49
Oh. Das ist ein cooles Kapitel, sehr gut geschrieben. Konnte mir alles auch gut vorstellen. Ich finde es super, dass es weiter geht.
Aber Maxwell sieht da echt aus wie ein Albinokaninchen
LG
Antwort von:  Daedun
09.09.2013 14:19
Danke schön, hau schon wieder fleissig in die Tasten ; ) dickes Bussi
Von:  Schicksal007
2013-09-05T15:28:49+00:00 05.09.2013 17:28
Toll geschrieben^^ Freu mich schon auf das nächste Kapi, das hoffentlich bald mal kommt. Armes Albino-Kaninchen, was hat es nur getan um mit Maxwell in einem Satz erwähnt zu werden(Albinoschnecke passt besser)
Antwort von:  Daedun
09.09.2013 14:20
Danke schön :)))))))) Es freu mich sehr wenn es euch gefällt was meinem Gehirn entspringt; )
Von:  SweetHeart26
2013-07-04T14:10:13+00:00 04.07.2013 16:10
wie immer hamma geiles kappi ;)
mach weiter so
lg
Von:  Integra-sama
2013-05-12T13:10:45+00:00 12.05.2013 15:10
Über die unorthodoxen Methoden die gewisse religiöse Vertreter hier äußerst lebhaft zur Schau stellen um sich unliebsamer Gegner zu entledigen, wollen wir am besten nicht reden. Es dürfte in Maxwells Augen nur schade sein, dass das „blonde Gift“ nicht unter den Opfern war…
Ich denke es wird interessant sein seine weitere Reaktion auf die Handyaufnahme zu verfolgen.

Von:  Integra-sama
2013-05-12T13:10:09+00:00 12.05.2013 15:10
Oha, da scheint, bildlich gesprochen, ein Gewitter heraufzuziehen… Ich bin mal gespannt wie sich die Dinge entwickeln werden...
Von:  SweetHeart26
2013-05-02T13:54:36+00:00 02.05.2013 15:54
sehr gutes kappi
bin schon gespannt wie es weiter geht =)
*däumchen hoch*
Antwort von:  Daedun
04.05.2013 16:07
Danke schön versuch mit trotz viel Arbeitsstress dran zu halten und evt morgen das nächste fertig zu haben : ) Lg
Von:  Integra-sama
2013-04-01T18:44:03+00:00 01.04.2013 20:44
Ich muss Alucard recht geben, Integra hat in der Tat eine interessante und vor allem sinnliche Art seine Worte auszulegen. Hinzu kommt noch, dass du dich dazu entschlossen hast die Templer in deine Geschichte einzubauen und mitmischen zu lassen. Das freut mein geschichtsbegeistertes Herz! Daumen hoch! :-)
Von:  Integra-sama
2013-03-15T08:29:40+00:00 15.03.2013 09:29

Die Dame ist definitiv leicht blutrünstig, ob dies nun ein guter oder weniger vorteilhafter Charakterzug ist, bleibt abzuwarten. Aber vielleicht erfordert es die gegenwärtige Situation. Immerhin ruft der werte Monsignore, wenn ich die Fakten korrekt ausgelegt habe, zum heiligen Krieg bzw. Kreuzzug auf. Bereits ein Blick auf die Geschichte lehrt uns, dass aus derlei Taten nichts Gutes erwachsen kann.

Schön gemacht, weiter so!



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