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Dem Kater sei Dank

von

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Kapitel 8

8.
 

Wild gewordenes Feuer wütet um sie herum, während Erik und Azazel ununterbrochen ausweichen. Azazel kann kaum irgendwo auftauchen, ohne dass ein Feuer- oder Luftstoß im nächsten Moment genau über diese Stelle hinweg fegt.
 

Erik greift alles, was Metall an und in sich hat und wirft es in Richtung Eingang, in Richtung Alex und wer sonst noch von den Mutanten draußen ist und sie bekämpft.
 

Sie sind besser geworden, das muss er zugeben. Charles hat sie gut trainiert.

Oder sie waren es selber.
 

Erik würde so etwas wie Melancholie empfinden, wäre er nicht damit beschäftigt sich selbst zu retten.
 

Azazel hat die strikte Anweisung niemanden umzubringen, auch wenn das weitaus einfacher wäre als dieser Tanz gerade. Sie kommen kaum einen Schritt vorwärts, so stark und schnell werden sie befeuert. Sie können noch nicht einmal sagen wie viele sich ihnen entgegen stellen, doch Erik vermutet, dass es nicht so viele sind, wie sie ihnen weiß machen wollen.
 

Azazel schnappt Erik, als auf diesen eine neue Feuerwelle zurollt und teleportiert sie beide auf das oberste Dach des Anwesens.
 

Beide atmen schnell während sie beobachten, wie das Feuer unten noch einen Moment lang anhält, bevor klar wird, dass sie nicht mehr da sind.

Erik sieht was er mit Charles Vorgarten angestellt hat, als er verschiedene Geräte und moderne Skulpturen, Türen und Fensterrahmen herausgerissen hat.

Es schmerzt ihn selbst ein wenig zu sehen wie das schöne Anwesen zerstört wird, aber das zählt wohl zu den Kollateralschäden.

Wären sie nicht hier um zu reden, würde es wahrscheinlich noch viel schlimmer aussehen.
 

Ganz zu schweigen davon, dass die Schüler selbst einen guten Anteil an der Zerstörung haben.

Alex hat ganze Bäume entzündet und Büsche niedergebrannt.
 

Glück für sie, dass diese Luftfrau das Feuer innerhalb kürzester Zeit erstickt. Sie ist wirklich gut und Erik fragt sich, ob er sie wohl überreden könnte in der Bruderschaft mitzumachen.
 

Da betritt Alex alleine den Vorplatz des Schlosses und sieht sie abwartend an.
 

„Summers.“
 

Erik stockt einen Moment. Er ist wirklich nicht der Beste was Diplomatie angeht. Aber das sind bei ihnen wenige und außerdem ist er ihr Anführer. Ganz zu schweigen davon, dass es unter anderem um Charles geht und das betrifft nun einmal ihn.

Genau, immer den Fokus auf Charles Gesundheit und Verbleib. Also für den Fall, dass er nicht der Verräter ist.

Erik sollte wirklich versuchen für seinen alten Freund einmal diplomatisch zu sein.
 

„Ja, Lehnsherr?“
 

Bei seinem alten Namen läuft Erik ein Schauer über den Rücken. So hat ihn schon lange niemand mehr genannt und es irritiert ihn. Denn offiziell verwendet er inzwischen andere Namen, damit sie nicht verfolgt werden können.
 

„Wir wollen wirklich nur reden. Da ich vermute, dass ihr euer schönes Schloss plus Insassen nicht verlieren wollt, empfehle ich euch, dass ihr uns runterkommen lasst.“
 

Alex schnaubt.
 

„Das hättest du dir auch wirklich vorher überlegen können. Was für eine Sicherheit bietest du mir, dass du uns nicht angreifst? Du hast dich ja nicht wirklich als vertrauenswürdig bewiesen, würde ich mal sagen.“
 

„Kommt immer auf die Sichtweise an, Summers.“, ruft Erik zurück, „Meinst du nicht, dass ich mit mehr Leuten gekommen wäre, wenn wir euch wirklich besiegen wollen würden?“
 

„Die anderen Verräter, die immer noch hinter der nächsten Ecke stehen können?“
 

„Wir sind keine Verräter!“
 

In Erik kocht die Wut hoch.
 

„Ach ja?“, Alex klingt bissig, „Und wie willst du es sonst nennen, was ihr gemacht habt? Ihr habt uns am Strand zurückgelassen und alle Prinzipien verraten für die wir gekämpft haben. Aus unserem Kampf wurde dein Kampf. Du bist genauso geworden wie Shaw dich haben wollte!“
 

„Shaw war ein Massenmörder!“
 

„Was dein Plan genauso beinhaltet, falls du es vergessen hast.“
 

Erik ist wirklich nahe dran seinen Vorsatz des Nicht-Tötens Vorsatz sein zu lassen und kurzen Prozess mit diesem vorlauten Bengel zu machen.
 

„Und du hast vergessen was dir die Menschen angetan haben!“
 

„Und warum bekämpfst du uns dann? Sind nicht die Menschen deine Gegner?“
 

„Ihr verteidigt sie!“
 

„Wir verteidigen die, die unschuldig sind, egal ob Mensch oder nicht. Etwas anderes wollte der Professor nie. Wehrlosen helfen und sie verteidigen gegen die, die meinen sie wären etwas Besseres.“
 

„Er ist ein Idiot zu glauben Frieden wäre möglich.“
 

Warum muss er sich gerade rechtfertigen? Und warum brüllen er und Alex sich in dieser Entfernung nochmal an? Wahrscheinlich weil sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen würden, wären sie näher beieinander.

Sie konnten sich schon früher nicht leiden und das Gefühl hat sich nur verstärkt.
 

Alex scheint zu grinsen, auch wenn es bitter wirkt.
 

„Er ist kein Idealist. Er weiß ganz genau wie schwer das wird.“
 

Erik schnaubt, doch Alex fährt mit lauter Stimme fort.
 

„Im Gegensatz zu dir versucht er wenigstens sein Bestes!“
 

Erik spürt das Metall um ihn herum, spürt den Drang alles auf Alex zu werfen und ihn einfach nur zum Schweigen zu bringen.

Azazels Hand auf seiner Schulter lässt ihn aufschrecken. Dieser sieht ihn ernst an und schüttelt nur unmerklich den Kopf.

Stimmt, sie müssen was über Charles herausfinden. Sie müssen ihre eigene Haut retten.
 

Mit einem Kopfnicken deutet er Azazel an sie beide hinunter zu Alex zu teleportieren.

Sie müssen das jetzt klären und sich übere mehrere Meter hinweg anzubrüllen, ist dann doch zu primitiv für Eriks Geschmack.

Im nächsten Moment stehen sie auf dem schwarzen Boden, der vom Feuer verwüstet wurde.
 

Alex sieht sie erst überrascht, dann misstrauisch an. Er spannt seine Schultern an und hebt die Hände, immer bereit für einen Angriff.

Aber Erik führt das Gespräch fort.
 

„So wie es aussieht, besteht allerdings die Möglichkeit, dass dein allesgeliebter Professor gegen seine eigenen Prinzipien verstößt und einen Angriff auf die Bruderschaft plant und dabei versucht, uns in eine Falle zu locken.“
 

Alex schnaubt ungläubig.
 

„Er mag sich nach der ganzen Sache in Kuba verändert haben, aber nicht so sehr. Er würde mit uns in Kontakt bleiben, meinst du nicht auch? Außerdem ist er einer der stärksten Telepathen überhaupt, so dass ihn wohl kaum jemand gezwungen haben kann.“
 

Einleuchtend, ja. Erik rümpft die Nase und kommt sich verdammt kindisch vor. Verständlich, er redet ja auch mit einem Kind.
 

„Gut, gehen wir davon aus, dass er nichts mit der Falle zu tun hat. Wo ist er dann? Was ist mit ihm passiert? Wurde er vielleicht von diesem unbekannten Gegner gefangen genommen? Meinst du nicht, dass wir wenigstens in diesem Fall zusammen arbeiten sollten und dass es sowohl euch, als auch uns etwas nützen könnte? Ihr wollt doch denen helfen, denen Ungerechtigkeit widerfährt.“
 

Alex lacht trocken auf.

„Weil ihr ja auch alle so wehrlos seid. Natürlich.“
 

Doch seine Miene wird nachdenklich und er blickt immer wieder zurück zum Schloss. Er will die Entscheidung wahrscheinlich nicht alleine treffen und doch wird er es wohl müssen. Dass er alleine hier draußen steht, bedeutet wohl dass er der Überrest des Oberhauptes der Schule ist. Sean ist weg, Hank und Charles verschwunden, wer bleibt da noch?
 

„Ich muss mich mit den anderen besprechen, bevor wir einer Zusammenarbeit zustimmen. Wie gesagt, ihr habt euch nicht gerade als vertrauenswürdig erwiesen.“
 

Also gibt es doch noch andere. Erik fragt sich wie schnell Charles eigentlich schon wieder unterwegs war um zu rekrutieren, oder ob die Kinder diesmal die Arbeit gemacht haben.
 

Er zuckt mit den Schultern.

„Meinetwegen. Beeil dich.“
 

Alex verschwindet in der Eingangshalle von Westchester, doch sie fühlen sich weiterhin, als würden sie von hunderten Augenpaaren beobachtet werden. Als Erik kurz hochguckt, meint er auch Gestalten verschwinden zu sehen.
 

Azazel und er schweigen beide.

Es würde jetzt nichts bringen zu diskutieren, solange noch keine endgültige Entscheidung der Xavier-Anhänger feststeht.

Und schlussendlich tritt Alex wieder heraus aus der Tür.

Ihm folgt die Luftfrau, sowie eine Frau mit der Schnauze eines Schweines. Sie mögen beide ungefähr zwischen 30 und 40 sein, aber so genau kann man das auch nicht sagen.
 

Alex tritt hervor.

„Wir haben entschieden, dass wir mit euch zusammen arbeiten.“
 

Ein Seufzer entkommt Erik, der so nicht geplant war.

Er weiß dass sie ihm so wenig trauen wie er ihnen. Nein, das stimmt nicht. Er traut ihnen, denn er kennt ihre Prinzipien. Aber sie trauen ihm nicht, und das ist in Ordnung. Sie sind wahrscheinlich verzweifelt, weil ihre Suche nach dem Professor seit Monaten ohne Erfolg bleibt.

Das wird sie wenigstens für eine Zeit lang zusammen halten.
 

Die Frau mit der Schweinenase spricht weiter. Sie ist groß, sehr groß und sieht Erik an, als würde sie sich überlegen, ob er als Frühstück geeignet wäre.

„Wir haben allerdings ein paar Bedingungen.“
 

„Immer raus damit.“

Er rechnet mit dem Schlimmsten.
 

„Erstens: Wir treffen uns nicht mehr hier in Westchester. Das ist zu gefährlich für die Kinder und zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Am besten gehen wir zu belebten Plätzen. Jedenfalls die, die sich in der Öffentlichkeit zeigen können und wollen.

Zweitens: Wir tauschen alle notwendigen Informationen aus. Wir müssen ganzeinheitlich denken und können es uns nicht leisten, nur einzelne Teile eines Puzzles zu betrachten.

Drittens: Wir halten auch nach der Mission so lange Waffenstillstand, bis jede Gruppe wieder bei Kräften ist. Keine Hinterhalte oder ähnliches.

Viertens: Keine Missionierung während wir unterwegs sind. Wir wollen nicht zu euch und ihr nicht zu uns.

Fünftens: Keine Anschleichaktionen, sonst sind wir sofort wieder weg.

Sechstens: Ihr versucht gar nicht erst den Professor als Geisel zu nehmen. Wir reißen alles ein was ihr besitzt, das könnt ihr uns glauben. Wir wissen wo ihr wohnt und wir haben Kontakt zum FBI.“
 

Erik sieht sie einen Moment lang sprachlos an.
 

„Wollt ihr uns die Liste an Drohungen nicht einfach aufschreiben?“
 

Uh, ob Sarkasmus jetzt so eine gute Idee ist?
 

„Ja, oder nein?“
 

Erik holt tief Luft und sieht Azazel noch einen Moment lang an, der zwar eine Grimasse zieht, aber nickt.
 

„Ja.“
 

____________________
 

Das darauffolgende Gespräch findet in einem Park in der Nähe statt.
 

Erik hat seinen Helm abgenommen, Azazel zieht seine Mütze immer tiefer ins Gesicht, während die Frau mit der Schweinenase, Marianne, sich ein Tuch umgebunden hat. Sie sehen sicher nicht alle vertrauensselig aus, aber das müssen sie auch nicht. Hauptsache es ruft niemand die Polizei.
 

Es zieht sich etwas, da beide Gruppen alle Details wissen wollen, die den anderen bekannt sind.

Die X-Men, wie sie sich nennen, haben die letzte Route von dem Professor und Hank herausgefunden. Sie waren rekrutieren und Sean sollte die nächsten Tage anrufen und erzählen, wer wahrscheinlich die letzte Person war, welche die beiden lebend gesehen hat.

Irgendjemand hat die Spuren verwischt, was die Verfolgung so schwer gemacht hat.
 

Zudem haben sie den Kontakt mit dem FBI eingestellt und Charles hat Moira McTaggerts Erinnerungen gelöscht. Trotzdem haben sie weiterhin die Kontaktdaten.

Der Gedanke an die Agentin beruhigt Erik, so wie er gleichzeitig unangenehm ist.

Er hatte immer das Gefühl, dass sie Charles zu nah war und zu wissen, dass sie nicht mehr dabei ist, ist gut. Befriedigend.

Aber gleichzeitig beweist das auch wieder, wozu Charles tatsächlich fähig ist und das jagt Erik nach wie vor einen Schauer über den Rücken.
 

Und da hilft auch nicht das Wissen, dass der Professor eigentlich Pazifist ist.

Eigentlich, denn scheinbar hat sich allgemein vieles geändert in den letzten Monaten. Darunter fällt dann auch Charles Charakter.
 

Schlussendlich tauschen sie Telefonnummern aus und Alex verspricht, dass Sean sich sobald es geht mit den Erkenntnissen auch bei ihnen melden wird.
 

Ohne große Herzlichkeit, aber mit einem gewissen Gefühl der Sicherheit verabschieden sie sich und Erik und Azazel suchen sich einen verlassenen Platz für die Teleportation.
 

Während sie aus dem Park gehen, sieht Azazel nachdenklich auf den Weg vor ihnen.
 

„Was ist?“
 

„Ich habe nur festgestellt, dass ich diese Leute nicht mehr als Feinde ansehe. Früher habe ich alles und jeden gehasst und wusste, dass jeder jeden benutzt, so wie Shawn uns. Aber in der Bruderschaft sind wir eine Familie geworden. Summers hat dich mit Shawn verglichen, aber das stimmt nicht. Ich hasse die Menschen aus tiefstem Herzen und will sie genauso wenig verschonen, wie sie mich verschont haben.

Shawn aber hat alle gehasst, niemanden akzeptiert und sich erst Recht nie selbst in Frage gestellt. Das alles tust du und es macht dich besser. Irgendwie.

Auch wenn du die Menschheit bekämpfen willst, wobei ich dir auf alle Fälle helfen werde.“
 

Wow.

Erik ist beeindruckt.

Und gerührt.
 

„Danke.“
 

Azazel grinst schief und leitet Erik in eine Seitengasse, von der aus sie beruhigt teleportieren können, ohne dass jemand an Halluzinationen glaubt.

Ist das nun Rücksicht?
 

__________________________
 

Das erste Geräusch, das Erik hört, als seine Küche sich langsam vor ihm materialisiert, ist ein Maunzen und es lässt ihn den Blick heben, unbewusst lächelnd.

Und dort liegt Cloud, ihn mit großen Augen anstarrend und mit einem Mal geht es Erik wieder ein bisschen besser.

Nicht, dass er das zugeben würde natürlich.
 

Im nächsten Moment wird ihm jedoch bewusst, dass Janos den Kater festhält und der Rest der Bruderschaft die Ankömmlinge zurückhaltend anguckt.
 

„Was ist passiert?“, fragt er misstrauisch.
 

Raven hebt etwas Kleines hoch und deutet zu Cloud.

„Wir haben das hier bei ihm gefunden.“
 

Erik ergreift den Gegenstand und erkennt ihn als Peilsender. Seine Augen weiten sich und hastig tritt er zu dem Kater, dessen Wunde ihm erst jetzt auffällt.
 

„Was habt ihr gemacht? Was ist passiert? Wie kamt ihr überhaupt auf die Idee ...?!“
 

Vorsichtig fasst er Cloud an, welcher ihn erst weiter mit großen Augen ansieht, um dann seinen Kopf gegen Eriks Hand zu pressen.
 

Janos grinst schief.
 

„Wir waren das nicht. Beast hat ihm den Chip aus dem Bein herausgerissen oder operiert, je nachdem wie man es sieht. Wir haben sie erst gefunden, als es vorbei war.“
 

„Myria Cee!“
 

Eriks Blick ist grimmig, während seine Hand weiter Cloud streichelt, welcher in diesem Moment jedoch aufsieht und noch einmal maunzt.

Das irritiert Erik noch mehr, doch Raven stört seinen Gedankengang.
 

„Das haben wir uns auch schon gedacht. Das heißt aber, dass von ihr die beiden Kater kommen und aufgrund ihrer Mutation ...“, sie atmet tief ein und wieder aus, „aufgrund ihrer Mutation vermuten wir, dass es sich bei Cloud und Beast nicht um richtige Kater handelt.“
 

Der Kater sieht ihn immer noch an und Erik überläuft eine Gänsehaut. Sofort drängt sich ein Verdacht auf, den er so gut es geht verdrängt. Oder es zumindest versucht.
 

Denn das kann doch nicht sein, oder?

Charles hätte sich doch bemerkbar gemacht, oder?

Und warum sollte der Kater sich ausgerechnet an ihn kuscheln, wenn Charles in ihm steckt?
 

Langsam dreht Erik sich um und konzentriert sich auf das, was tatsächlich wichtig ist.
 

„Ich fürchte die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch. Beast könnte vor allem auch noch einen Chip in sich haben und das müssen wir so bald es geht herausfinden.“

Er dreht sich zu einem der jüngeren Mutanten, Neills.

„Geh morgen früh mit ihm zur Tierarztpraxis. Lass dir irgendeine plausible Geschichte einfallen.“

Neill nickt ernst und ohne eine Miene zu verziehen. So wie er bereits seit dem ersten Tag bei ihnen ist.
 

„Wir müssen die Tatsache ausnutzen, dass Myria den Chip orten kann. Ich weiß noch nicht wie, aber wir finden schon eine Lösung. Wir sollten uns allerdings beeilen, in vier Tagen ist es soweit und unser Date mit Myria Cee steht an. Wenn sie überhaupt so lange wartet.“
 

Erik betrachtet die Mutanten um sich herum eingehend, ernst und nachdenklich.

„Habt ihr etwas über Anti-Mutanten-Gruppen herausgefunden?“
 

Einer der Neuen, Heat, tritt hervor.

„Wir haben eine Spur gefunden, die auf eine Anti-Mutanten-Gruppe hindeutet. Keine offizielle natürlich, aber sie stehen in Verbindung mit dem Militär und vor allem mit dem Gefängnis in dem Ms. Cees Bruder gefangen gehalten wird. Sie könnten auf diesem Weg von Mutanten erfahren haben und wollen uns jetzt ausrotten oder für Versuche missbrauchen.“
 

„Menschen!“, flucht Erik.
 

Die Mutanten um ihn herum haben alle einprägsame Erfahrungen mit Menschen gemacht. Die Vorstellung dass ausgerechnet eine Mutantin ihnen das antun möchte, ist am aller erschreckendsten.

Dass nicht alle zusammen halten und gemeinsam kämpfen, ist bereits seit längerem klar, aber sich gegenseitig an die Menschen auszuliefern, ist undenkbar.

War undenkbar.

Bis jetzt.
 

„Janos, verarzte bitte Cloud. Der Rest versammelt sich in zehn Minuten im Gruppenraum. Je eher ein Plan steht, desto besser.“
 

Er wirft noch einen letzten Blick in Richtung des Katers, der ihn unbewegt anstarrt, eher er mit einer Gänsehaut aus dem Raum geht.
 

Beinahe hat er das Gefühl, als müsste er vor Cloud Rechenschaft ablegen und seine Zustimmung einholen, so wie dieser ihn erwartungsvoll angesehen hat, den ganzen Körper voller Sicherheit aufgerichtet.

Wenn er tatsächlich einen menschlichen Verstand hat, macht das Ganze noch viel mehr Sinn.
 

Kopfschüttelnd versucht Erik diese Gedanken aus dem Kopf zu verbannen, um sich endlich auf einen potentiellen Plan zu konzentrieren.
 

__________________________
 

Sie diskutieren lange, verwerfen die meisten Pläne nach kürzester Zeit und doch geht es langsam voran. Sie wollen nicht auf den vereinbarten Zeitpunkt warten, an dem Myria vorbei kommen soll, denn wer weiß, ob sie diesen einhält. Lieber sie überraschen und zum Handeln zwingen.

Aber wie?
 

Schlussendlich sind sie sich einig und Erik ruft in der Xavier-Schule an, Marianne am Telefon und erklärt ihr den Plan.
 

Sie werden Myria eine Falle legen indem sie den Peilsender an einen anderen Ort bringen und ihr damit weiß machen, dass sie umgezogen wären. Sie wird handeln müssen, denn sie weiß nicht, wie lange sie an diesem Ort bleiben werden.
 

Und sie werden vorbereitet sein.

Gemeinsam mit den X-Men.
 

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Bei Hank wird nichts gefunden, aber ganz ausschließen können sie die Möglichkeit doch nicht.

Also muss er wohl mit. Wohl oder übel.

Aber, meint Mystique, vielleicht sollten sie die beiden Kater sowieso mitnehmen und versuchen ihnen nebenbei ihre alte Gestalt wiederzugeben.
 

Ihr Blick, der die beiden Kater streift, ist gequält, als würde auch sie einen Verdacht beiseite drängen.
 

Ein Verdacht, der viel zu erschreckend wäre, würde er sich als wahr herausstellen.

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Am Abend des nächsten Tages, ein Tag bevor die Aktion starten soll, erhält Erik einen Anruf von Sean.
 

„Lehnsherr.“
 

„Gibt es was neues?“
 

„Danke, mir geht es auch beschissen. Wie geht es dir so?“
 

Erik schweigt lieber, als darauf zu reagieren.

Sean seufzt.
 

„Ich habe ihre Spur gefunden und nachverfolgen können. Die entsprechende Person ist zwar weggezogen, aber dank meiner Hartnäckigkeit habe ich immerhin den Namen der letzten Mutantin herausgefunden, die sie besucht haben. Und nach allem was Alex mir erzählt hat, müsste der Name euch bekannt vorkommen: Myria Cee.“
 

Erik ist es, als hätte irgendjemand ein Fenster geöffnet. Oder als hätte er einen Faustschlag erhalten.

Er ist sich noch nicht so ganz sicher.
 

Charles Verschwinden und die Mutantenfalle von Myria Cee haben eindeutig miteinander zu tun.
 

Myria Cee war wahrscheinlich die Letzte, die Charles lebend gesehen hat.
 

Oder wie Erik viel eher vermutet:
 

Myria Cee war wahrscheinlich die Letzte, die Charles in seiner humanoiden Form gesehen hat.
 

Sein Blick wandert zum Fensterbrett, auf dem die beiden Kater sitzen, intensiv nach draußen starrend und doch die Ohren nach hinten gelegt.
 

Cloud humpelt ein wenig, doch seine Wirbelsäule ist beinahe wieder in Ordnung, wie der Tierarzt ihnen versichert hat.

Er wirkt angespannt und trotzdem selbstsicher.
 

Erik schluckt schwer und wendet sich wieder gedanklich dem Telefonat zu.
 

„Also haben die beiden Fälle eindeutig miteinander zu tun.“
 

Sean macht ein zustimmendes Geräusch, scheint aber noch nicht zufrieden mit der Antwort zu sein.
 

„Meinst du immer noch, dass der Professor bei dem Plan gegen euch mitmacht?“
 

Erik schüttelt den Kopf.

„Wenn, dann nicht freiwillig. Auf irgendeine Art benutzt sie ihn wahrscheinlich. Es bleibt nur die Frage offen, wie.“
 

„Oder er ist bereits gefangen genommen worden und steckt in irgendeinem Labor?“
 

Erik sieht wieder zu Cloud, welcher ihn inzwischen anstarrt, die blauen Augen voller Sicherheit, Stärke und auch Kälte. Alles wohlbekannte Eigenschaften.
 

„Nein. Er ist nicht in einem Labor. Ich weiß dass sie ihn nicht haben.“
 

Weil er bei uns ist.

In einer ganz eigenen Art von Gefängnis.
 

„Na du bist aber optimistisch heute. Ist man ja gar nicht von dir gewohnt.“
 

Erik schweigt und nach einem Moment fügt Sean an:

„Danke. Ich hoffe, dass du Recht hast.“
 

„Ja, das hoffe ich auch.“
 

„Bis morgen.“
 

„Ja, bis morgen. Viel Erfolg.“
 

Erik legt auf, den Blick weiter auf den Kater gerichtet, welcher sich inzwischen wieder umgewandt hat und den dunklen Innenhof betrachtet.
 

Vorsichtig nähert Erik sich ihm, weiß nicht, ob er wie gewohnt die Hand ausstrecken und den Kater streicheln soll oder nicht.

Schlussendlich entscheidet er sich dafür und krault Cloud sanft über den Hinterkopf, immer bedacht einer Kralle eventuell ausweichen zu müssen.
 

Diese aber kommt nie und stattdessen streckt Cloud ihm den Kopf leicht entgegen, die Augen für einen kurzen Moment schließend.
 

So sehr Erik auch davon überzeugt ist, dass das vor ihm Charles ist, so wenig kann er sich auf dessen Verhalten einen Reim machen.
 

Außer natürlich Charles hat alle Erinnerungen verloren und agiert nur noch instinktiv. Aber Erik glaubt das nicht, weiß dass es dafür zu viele Ungereimtheiten gibt, was das Verhalten des Katers angeht.

Er hätte gerne mehr Zeit um sich sicher zu gehen, aber die haben sie nicht und vielleicht wird das ihr letzter, einigermaßen friedlicher Abend.
 

Egal was passiert, Erik möchte, dass das Band, das sich zwischen ihnen, dem Kater und ihm, entwickelt hat, wenigstens heute Nacht noch bestehen bleibt.
 

Und so wie Cloud die Streicheleinheiten genießt, scheint es diesem genauso zu gehen.
 

Denn ab morgen ... ab morgen wird alles anders sein.
 

Er begegnet wieder dem Blick des Katers, wohlbekannt und menschlich.

Erik hat das Gefühl, als wäre das erste Mal seit Kuba wieder alles so, wie es sein sollte.
 

„Ich werde für uns kämpfen. Egal was danach passiert.“
 

Das zustimmende Maunzen ist ihm Antwort genug.
 

Seit er weiß, dass Cloud ein Mensch ist, kommt er sich nicht mehr vollkommen verrückt vor, wenn er mit ihm redet.

Nicht verrückter als sonst, jedenfalls.
 

___________________________
 

Charles verflucht alles um ihn herum dafür, dass er nicht wirklich mit dabei sein kann, wenn der Kampf stattfindet. Die letzte Schlacht ging zwar für ihn weniger gut aus, aber er möchte teilnehmen, dazu beitragen, beschützen, helfen und vor allem Myria Cee kräftig eine reinhauen.
 

Gut, vielleicht würde er ihre Gedanken zuvor nach dem Grund für die ganze Aktion durchsuchen. Aber so ein kleiner Schlag als Dankeschön wäre doch auch angebracht, oder?

Wahrscheinlich wird er es nicht machen, selbst wenn er seine menschliche Gestalt zurück erhält, aber allein der Gedanke ist befriedigend. Und gerade jetzt ist ihm egal aus welchem Grund sie das gemacht hat und ja, irgendwie hatte es auch ihre guten Seiten, aber seine eigene Unfähigkeit momentan lässt Charles aggressiv werden.
 

Angespannt starrt er in die Dunkelheit des Innenhofes, Hank neben sich und das Geräusch von Schritten im Hintergrund.

Erik telefoniert leise, scheinbar mit Sean. Ob der inzwischen mehr herausgefunden hat?
 

Wenn alles so ist wie früher, müssen sie eindeutig an ihren Methoden arbeiten. Es kann ja nicht sein, dass seine eigenen Leute Monate brauchen um ihre Spur zu finden.

Auch wenn Myria, so wie es scheint, ziemlich gut darin ist, Spuren zu verwischen.

Oder die Menschen, die ihr helfen.
 

Charles dreht sich und beobachtet Erik, welcher mit zusammengezogenen Augenbrauen in der Mitte des Raumes steht, ungläubig vor sich starrend.

Mit einem Mal schwenkt sein Blick zu Charles und die Erkenntnis trifft ihn mit einem Schlag.
 

Charles sollte nicht ruhig sein in so einem Moment.

Panik sollte sich breit machen in so einem Moment.
 

Aber nichts dergleichen. Stattdessen erfasst ihn Sicherheit und Kraft.

Es ist Zeit, dass Erik es herausfindet, weiß wer er ist.
 

Wann sonst?

Morgen ziehen sie in den Kampf und niemand weiß, ob und in welcher Gestalt sie aus diesem herauskommen werden.
 

Erik ist überrascht aber nicht wütend, was Charles Selbstsicherheit verstärkt.
 

Hat er schon etwas geahnt? Ergibt für ihn jetzt alles einen Sinn?
 

Charles würde gerne in Eriks Gedanken sehen, fühlen was er empfindet. Aber da er das nun einmal gerade nicht kann, streckt er sich stattdessen der streichelnden Hand entgegen, welche ihm inzwischen so vertraut ist.
 

Er möchte noch einmal diese Wärme genießen und nicht kaputt machen, was sie hier haben.

Ab morgen wird alles anders sein, da ist er sich sicher.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Danke an alle Leser =)
Nur ein Kapitel noch! Hoffe ihr seid alle mit dabei und habt Spaß ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  L_Angel
2015-03-18T19:57:44+00:00 18.03.2015 20:57
Yeah!!! Neues Kapitel *freu*
Und dann auch noch ein so langes. Wow!! Gut gemacht.
Ich kann sie ja verstehen, die Erik Gruppe und die Sean (Charles) Gruppe. Beide haben starke Argumente. Also ich könnte mich auf anhieb nicht entscheiden, wem ich mich anschließen würde.
Ich fand es total süß, dass Erik sich insgeheim ein bisschen gefreut hat, dass Charles Moira nicht wieder gesehen hat. Aww... Und als du geschrieben hast, dass Erik und Sean Nummern tauschten, musste ich ein bisschen schmunzeln. Sweet!
Azazels Kompliment an Erik, wie dieser die Gruppe führt und wie seine Meinungen sind, fand ich total toll! Wie gesagt, beide Gruppen sind nicht nur weiß und schwarz. Nicht nur gut und böse. Sie haben hier und da ein paar Kanten, an denen man sich ein bisschen stößt, aber nichts ist perfekt.
Diese Anti-Mutanten -Gruppe macht mir da nun doch ein bisschen Sorgen...
Ich hoffe du baust viel Spannung ein und hast vor allem Spaß beim Schreiben und beim Lesen meiner Kommis danach *kuss*

L_Angel


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