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Mamá

von

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Unglück

Wie ein Wahnsinniger rannte Antonio durch die Straßen der spanischen Kleinstadt. Sein Auto hatte er vorschriftsmäßig geparkt (nachdem er schon wie ein Irrer über die Landstraße geflogen war) und ging seither zu Fuß. Ab und zu musste er schnaufend stehen bleiben und sich umsehen. Außerdem hatte dann Gilbird Zeit ihn wieder einzuholen, sich auf seinen Kopf zu setzen, nur um dann wieder herunterzufallen und erneut schimpfend hinter ihm herzufliegen. Er hatte sicherlich nur noch ein paar Minuten.

Keine Menschenseele kam ihm entgegen.

Da mussten ein Albino und ein verrückter Mafioso doch auffallen!

Er wollte gerade an einer Seitengasse vorbeirennen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Gerade noch rechtzeitig beschloss der Spanier, lieber mal in Deckung zu gehen, denn als er es gerade hinter eine Mülltonne geschafft hatte, hallte ein Schuss durch die Gasse. Er meinte sogar, das Zischen der Kugel zu hören, bevor sie in eine Hauswand schlug. Und als ob ihm dieses Zeichen nicht genug wäre, fing auch noch die vertraute Stimme seines Adoptivsohnes an, zu schimpfen und zu zetern. Gerade so konnte Antonio den Vogel festhalten, bevor der übereifrig zu seinem Besitzer geflogen wäre.
 

Der Albino wusste nicht, wie lange er schon in dieser dreckigen Gasse lag, als er zu sich kam. Sein Kopf schmerzte höllisch und er brauchte ein wenig, bevor er irgendeinen Gegenstand wieder richtig fokussieren konnte.

Stöhnend rappelte er sich auf und sah sich nach Lovino um. Irgendwo musste der ja sein.

„Auch wieder wach.“

Genervt ließ Gilbert den Kopf hängen. Der Italiener stand hinter ihm, wahrscheinlich mit der Waffe in der Hand, um ihn jederzeit erschießen zu können. Der Gedanke jagte ihm zwar eine Gänsehaut ein, aber er wusste, Antonio würde kommen. Der würde ihn schon raushauen!

Dennoch zuckte er zusammen, als ein Schuss ertönte, kaum dass eine Silhouette am Eingang der Gasse auftauchte. Für einen Moment dachte Gilbert, das wars nun mit ihm.

Dann drehte er sich allerdings um und fing an, den Italiener anzuschreien.

„Sag mal SPINNTST du?! Du kannst ihn doch nicht einfach so abknallen! Wenn du was von ihm willst, dann warte auch gefälligst, bis er hier ist, bevor du hirnlos irgendwo rumballerst!!! Das hier ist doch kein Videospiel, verdammte Scheiße, du kleiner Möchtegerngangster!“

Er hörte ein Knurren, dann bekam er bereits einen heftigen Schlag (oder Tritt?) ins Gesicht. Unsanft landete er am Boden.

So bekam er auch nicht mit, wie sich eine Gestalt aus dem Schatten löste und auf sie zukam.

Antonio musste heftig blinzeln und die Hand als Blendschutz benutzen, als Lovino eine starke Taschenlampe auf ihn richtete.

„Da bist du ja endlich!“, rief der Mafioso freudig. „Hab schon gedacht, du willst dieses abnormale Wesen hier sterben lassen.“

Gilbert zu seinen Füßen knurrte und grummelte, als er sich wieder aufrichtete.

Seine blutroten Augen hefteten sich sofort auf den Spanier. Und den seine smaragdgrünen Augen hefteten sich auf ihn.

„Ich bin nur hier, um Gilbert abzuholen.“, meinte Gils Vater ruhig. „Mit dir habe ich nichts mehr zu schaffen.“ Gerade wollte er auf die beiden zugehen, als eine Kugel an ihm vorbei sauste und seine Wange aufritzte. Genervt seufzend blieb er wieder stehen.

„Nicht so hastig, Antonio…“, brummte Lovino. „Hast du das Geld dabei?“

Der Albino sah auf. Welches Geld? Klar, sie hatten nie arm gelebt oder am Existenzminimum, aber reich waren sie auch nicht. Fragend sah er zu Antonio, der langsam den Kopf schüttelte.

„Wie hätte ich es in einer Stunde auftreiben sollen? Außerdem brauchte ich das Geld nicht mitbringen, du hast es bereits in deinen Griffeln.“

Total aus dem Konzept gebracht und verwirrt sah der Italiener ihn an. Wie jetzt?

„Ich hab das ganze Geld damals für Gilberts Adoption und sein Bedarf an Elektronik, Klamotten und für sein Wohlbefinden ausgegeben. Das Geld, was du willst, ist nicht mit diesem wunderbaren Jungen aufzuwiegen, den du da so schäbig behandelst!“

Dem Albino wurde warm ums Herz. Er hatte zwar keine Ahnung, von welchem Geld sie da sprachen und um welche Summe es ging, aber Antonio hatte es für ihn ausgegeben. Damit es ihm gut ging und für sonst nichts. Das tat doch nur ein liebender Vater. „Antonio…“

Er hörte Lovino hinter sich wütend schnauben.

„Das… ist jetzt NICHT dein Ernst, oder, Antonio? Du hast das ganze Geld für diese Missgeburt ausgegeben?!“

„Doch, habe ich. Denn diese ‚Missgeburt‘, wie du meinen Sohn nennst, ist das Wichtigste auf der Welt für nicht.“ Der Spanier holte tief Luft. „Wenn du schon jemanden töten willst, dann erschieß mich. Aber lass ihn am Leben. Er kann nichts dafür. Obwohl, ich eigentlich auch nicht, aber du hast dir ja die Wahrheit so hingedreht, wie du es brauchst und ich kann nichts dagegen tun. Also los. Hier bin ich.“

Zu Gilberts Schrecken sah er, wie sein Adoptivvater die Arme ausbreitete, sich regelrecht als Ziel darbot.

„Richte mich!“ Der Sarkasmus tropfte aus Antonios Worten.

„Nein, NICHT!“ Gilberts Schreien vermischte sich mit dem Klang der Schüsse, die Lovino blind auf Antonio abfeuerte. Vor Angst und Schreck gelähmt musste der Albino mit ansehen, wie der sonnengebräunte Körper seines Vaters ein paar Mal unter dem Kugelhagel zuckte und bebte und er dann vorneüber kippte, als es endlich wieder ruhig war. Das schrägste an diesem Bild war in Gilberts Augen, dass er lächelte. Zwar leer, aber Antonio lächelte in seinem Fall.

Sein Atem wie sein ganzer Körper zitterte. Er wollte zu seinem Vater, sofort!

Als hätte Lovino seine Gedanken gelesen, löste er endlich die Fesseln.

„Damit ist die Schuld beglichen…“, meinte der Italiener ruhig und grinste auf die Leiche des Spaniers herab.

Noch immer war Gilbert wie gelähmt. Das darf nicht wahr sein. Mit einem Schlag hatte er seine zweite Familie verloren. Nun hatte er endgültig niemanden mehr.

Keiner konnte ihm mehr sagen, er sei was Besonderes.

Keiner würde ihn nach der Arbeit mit einem sonnenscheinähnlichen Lächeln abholen und sich seine Story anhören.

Keiner würde mehr zu ihm sagen, er soll doch bitte nicht mit dem Trinken übertreiben und auf sich aufpassen.

Schlagartig wandelte sich die Trauer und Verzweiflung über diesen riesigen Verlust in Wut um. Etwas wackelig stand er auf, ging dem Italiener, der sich aus dem Staub machen wollte, mit großen Schritten hinterher und packte ihn an der Schulter. Der drehte sich überrascht um und just in dem Moment donnerte Gilbert ihm seine Faust ins Gesicht. Das ließ er ihm nicht einfach durchgehen!

Ein überraschter Ausdruck legte sich auf das Gesicht des Italieners.

„Oh, du kannst dich ja wehren!“, stellte er belustigt fest. Wütend sah der Albino ihn an.

„Und wie ich mich wehren kann…“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Bevor Lovino nach seiner Pistole greifen konnte, die er bereits wieder im Holster verstaut hatte, schoss Gilbert auf ihn zu und schlug auf ihn ein. Als der Mafioso am Boden lag, setzte er sich auf und verdrosch ihn weiter.

„Du Schwein hast meinen Vater getötet!“, zischte er wütend und griff bei dem zweiten Versuch Lovinos, nach der Waffe zu greifen, etwas schneller unter die Weste und zielte mit der Pistole genau zwischen die braunen Augen des Italieners.

Seine Wut wurde noch mehr angefacht, als Lovino ihn von unten herauf angrinste. Durch die aufgeplatzten Lippen, dem Veilchen, die nun krumme Nase und überhaupt durch die Blessuren sah das sehr krank und irre aus.

„Du Rotzbengel würdest dich doch niemals trauen, auf mich zu schießen!“

Erschrocken musste er feststellen, dass dem nicht so war. Gilbert hatte abgedrückt, aber absichtlich neben den Kopf gezielt.

„Oh doch, und wie ich mich traue…“, knurrte er aus tiefster Kehle.

Für einen kurzen Moment glaubte der Mafioso, ein Dämon säße auf seiner Brust, so gespenstisch wirkte der blasse Junge mit den funkelten roten Augen durch das Licht der fallengelassenen Taschenlampe, deren Licht immer wieder flackerte.

Etwas unbeholfen öffnete Gilbert die Pistole. Genau eine Kugel war noch im Magazin. Er nutzte den Moment, als Lovino kurz die Augen schloss und entfernte die Kugel, steckte sie in die Jackentasche und ließ das Magazin wieder in die Pistole gleiten.

Als der Mörder seines Vaters die Augen wieder öffnete, hatte Gil die Pistole bereits wieder auf ihn gerichtet.

„Du hast doch davon geredet, mich in den Himmel zu schicken.“, meinte er bedrohlich ruhig. „Ich schicke dich auch nun weg… Aber in die Hölle.“

Er musste grinsen, als der Mafioso bei dem KLICK die Augen fest zusammenkniff und sich nicht rührte. Der Albino fasste den Lauf der Pistole und schlug ihm, so wie Lovino bereits zuvor auch, den Griff fest gegen den Schläfe. Lovino gab noch ein Grunzen von sich, dann wurden seine Glieder schlaff.

Schnell prüfte Gilbert nach, ob er noch atmete. Erleichtert stellte er fest, dass er noch atmete und stand auf. Die Pistole wischte er an dem weißen Hemd des Mafioso ab, nahm sie nur durch den Ärmel seiner Jacke wieder an sich und drückte sie Lovino wieder in die Hand (ja, er hatte bei seinem Vater früher ab und zu Krimis mit angeschaut).

Dann stürzte er Hals über Kopf zu Antonio. Vorsichtig berührte er ihn an der Schulter.

„Papa?“, fragte er leise. Es klang naiv und ein wenig weinerlich. Kurz hob er den Kopf, als es Tschilp! machte und Gilbird aus der gleichen Richtung angeflogen kam, aus der Antonio vorhin gekommen war. Zwar war er erleichtert, dass es dem Piepmatz gut ging, konnte es aber nicht zeigen. Gilbird setzte sich auf das silberblonde Haar und der Albino rüttelte den Spanier an der Schulter.

„Hey, Antonio! Sag doch was, bitte!“ Fest biss er die Zähne zusammen, als sich die ersten Tränen aus seinen Augen stahlen. „Papa!“ Vorsichtig drehte er den leblosen Körper auf den Rücken.

Ein großer roter Fleck hatte sich an Antonios rechter Schulter ausgebreitet. Auch an der Hüfte klebte das Hemd wegen einer blutenden Wunde am Körper.

Gilberts Atem ging schwer.

„Nein, nein!“, stammelte er und strich seinem Vater über die aufgeschrammte Wange. „Du bist so ein Idiot… Warum machst du das?“, schniefte er. „PAPA!“

Nun heulte er einfach los. Es konnte ihn eh keiner sehen und bei dem Verlust brauchte er das auch nicht zu erklären. Den Kopf hielt er gesenkt und die Augen geschlossen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  AomineDaiki
2013-07-05T21:33:58+00:00 05.07.2013 23:33
;______________;

Ich habe mich auch gefreut, als Gil Lovi verkloppt hat =3=

Francis komm zur Hilfeee ;3; Oder jemand anderes!
Von:  Sonnenblume97
2013-07-05T21:19:48+00:00 05.07.2013 23:19
Ich muss gestehen als Gilbert Lovino verprügelt hat, habe ich mich irgendwie gefreut ^^''



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