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Der Aufzug

von

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1.

Die U-Bahn fuhr mit charakteristischem Dröhnen an und war innerhalb weniger Sekunden völlig im Tunnel verschwunden, der die beliebte Einkaufsstraße mit weniger zentral gelegenen Orten der Stadt verband. Die Menschenmasse, die sie ausgespuckt hatte, bewegte sich wirr in alle Richtungen; trotz dieses scheinbaren Durcheinanders waren die einzelnen Elemente dieser aber äußerst zielstrebig unterwegs.

So auch die junge Frau, die aufgrund ihrer mangelnden Größe völlig in der Menge unterging; wie um dem entgegenzuwirken, trug sie ihr kurzes, feuerrotes Haar zu einer auffälligen Sidecut-Frisur geschnitten, während ihre schwarze Kleidung dazu einen starken Kontrast bildete. Wie alle anderen hatte auch sie ein festes Ziel vor Augen, und das Paket, das sie unter dem Arm trug, gab darauf einen gewissen Hinweis, war es doch mit bunten Schriftzügen verziert, die man als „Happy Birthday“ erkennen konnte. ‚Ich werde noch zu spät kommen...ich komme zum Geburtstag meines Zwillingsbruders und damit auch zu meiner eigenen Geburtstagsfeier zu spät...ist das nicht irgendwie ironisch?’, ging es ihr durch den Kopf, und im Geiste hörte sie passender Weise die Zeile eines bekannten Popsongs: „...and isn’t it ironic...“ ‚Und daran ist nur diese verdammte U-Bahn schuld!’, dachte sie, während sie mit hastigen Schritten den langen Gang zu den Aufzügen entlang eilte, von denen einer sie an die Oberfläche der Stadt und damit etwas näher an ihr Ziel bringen würde. Sie verfluchte die Tatsache, dass sie zu diesem speziellen Anlass auch noch ihre einzigen hohen Schuhe angezogen hatte; die Absätze eigneten sich nicht, um auf ihnen zu laufen, wie sie feststellen musste. Wenigstens hatte sie in ihrer Tasche ihre sehr viel bequemeren Sneakers, die sie nach dem gemeinsamen Restaurantbesuch anziehen würde. Wenn das Essen doch nur schon vorbei wäre...es würde ja doch nur wieder Streitereien geben, wie immer, wenn die liebe Familie zusammenkam. Bei diesem Gedanken leise seufzend hetzte Emilia weiter den weiß gekachelten Korridor hinunter, und wäre um eine Haaresbreite mit einer dicklichen Frau zusammengestoßen, die keifend ihre Einkaufstaschen in Sicherheit brachte. „Passen Sie doch auf, Sie unver...“ Ihre Stimme verlor sich im allgemeinen Stimmengewirr und blieb hinter Emilia zurück, die noch einen Zahn zugelegt hatte, um einen Platz im Aufzug am Ende des Ganges zu ergattern, dessen Türen sich allerdings eben zu schließen begannen. Der Aufzug war bereits gut gefüllt, doch keiner der Insassen zeigte Anstalten, den Knopf zu drücken, der die Türen wieder geöffnet hätte. Nur wenige Augenblicke, nachdem er losgefahren war, erreichte die rothaarige Zwanzigjährige ihn.

Keuchend blieb sie stehen und hieb dann zornig auf die Tasten neben der Türe, die sich eben vor ihren Augen geschlossen hatte. Und wieder hatte sie ein paar wertvolle Minuten verloren, die sich jetzt damit verbringen durfte, auf den blöden Aufzug zu warten; die Treppe lag am anderen Ende der Station und führte auch auf eine andere Straße hinaus, sodass sie keine Option darstellte. Also hieß es erst einmal warten...



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