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How to Save a Life

Wichtelgeschichte für Puppenspieler
von

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Last quarter

Nach ihrem Spiel gegen Shuutoku befanden sich die Spieler von Kirisaki Dai'ichi nun in ihrer Umkleide und zogen sich schweigend um. Bis Hara eine Kaugummiblase zerplatzen ließ und nachdenklich den Kopf in den Nacken legte.

»Unser nächstes Match ist also gegen Seirin.«

Yamazaki wusste, worauf er anspielte und wandte sich an seinen Captain. »Aufregt, Hanamiya?«

Dieser war bereits komplett umgezogen und packte seine Tasche. Auf seinen Lippen lag der Anflug eines Lächelns. »Würdest du dich besser fühlen, wenn ich es wäre?«

»Würde deine Antwort dann Nein lauten?« Yamazaki grinste nur minimal weniger breit als Hanamiya, der seine Tasche neben Haras stellte und auf die Tür zuging.

»Geht schon mal vor. Ich hab noch was zu erledigen.«

Während er sich gemächlich aufsetzte, rieb Seto sich den Nacken und warf Hanamiya einen undefinierbaren Blick zu. »Alte Bekannte treffen, hmm?«

Ihr Captain winkte knapp zum Abschied und verschwand, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
 

Derweil machten die Mitglieder von Seirin sich auf den Weg nach draußen, um ihr vergangenes Spiel gegen Senshinkan auszuwerten und sich auf ihren nächsten Gegner vorzubereiten. Kiyoshi wäre mit ihnen gegangen, wenn er nicht während des Laufens jemanden aus dem Augenwinkel in einem der Gänge hatte sitzen sehen.

»Sorry, Leute. Geht schon mal vor, ich komme später nach.«

Hyuuga sah nicht so aus, als ob er damit einverstanden wäre, aber er gab dennoch sein Okay. Bis seine Teamkameraden gegangen waren, stand Kiyoshi nur vollkommen regungslos da und wartete ab, wer den Anfang machen würde. Als auch nach einigen Augenblicken niemand von ihnen sprach, seufzte er lautlos.

»Wir haben uns lange nicht gesehen, Hanamiya.«

Er klang kühler und abweisender als sonst, und Hanamiya vermutete, dass das zu einem großen Teil daran lag, dass es dieses Mal nicht er gewesen war, der ihr Treffen initiiert hatte. Dieses Mal hatte Hanamiya die Kontrolle über ihr Gespräch, und er genoss das in vollen Zügen.

»Hey«, grüßte er ebenfalls und legte den Kopf schief. »Ich bin vor Wiedersehensfreude fast gestorben.«

Vorsichtig kam Kiyoshi näher, verengte die Augen. »Was meinst du damit?«

Die Situation schien ihm unangenehm zu sein; er war achtsamer als sonst, überlegte sich jeden seiner Schritte genau, und Hanamiya fand ein ganz perverses Vergnügen daran, ihn dabei zu beobachten. Er ahnte auch, dass Kiyoshi allmählich merkte, wie sehr er sich seit ihrem letzten Treffen verändert hatte, aber auch das war etwas, das ihm sehr entgegen kam.

»Hoppla, fast hätte ich zu viel verraten.« Er stand auf und vergrub die Hände in den Taschen seiner Trainingsjacke. »Ihr spielt demnächst gegen Shuutoku, oder? Viel Erfolg.«

Kiyoshi rührte sich nicht von der Stelle, als er an ihm vorbei zurück auf den Gang lief und sich ein Grinsen nur schwer verkneifen konnte. »Ich werde euch anfeuern.«

Damit ging Hanamiya weiter und ließ ihn stehen, ließ ihn allein mit seinen Gedanken und konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Kiyoshi die Augen weiter verengte und sich während des Nachdenkens auf die Unterlippe biss. Weil er wusste, dass er ihm folgen würde, verlangsamte Hanamiya sein Tempo absichtlich.

»Oh, bevor ich es vergesse.«

Hanamiya konnte hören, wie der andere anhielt, nachdem er den Unterton in seiner Stimme wahrgenommen hatte. Seit einiger Zeit sprach er tiefer, klang oftmals unberechenbarer als früher, und das war nichts, das ihm missfiel

»Hoffentlich heilen deine Verletzungen schnell.« Grinsend sah er ihn über die Schulter hinweg an und ging dann weiter. »Ich mache mir schließlich Sorgen um dich.«

In Gedanken versunken sah Kiyoshi ihm hinterher. Lag es nur daran, dass sie einander so lange nicht gesehen hatten, oder hatte Hanamiya es tatsächlich geschafft, zumindest die Ursache seiner Probleme – welche das schlussendlich auch gewesen sein mögen – aus der Welt zu schaffen? Sicher, die Folgen waren geblieben, waren vermutlich zu großen Teilen irreparabel, aber es freute ihn, dass er andere nun ein wenig unbeschwerter durchs Leben gehen konnte.

Ohne sein Zutun setzten seine Beine sich in Bewegung. »Warte!«

»Nicht so viel rennen, Tesshin. Denk an dein Knie«, tadelte Hanamiya spöttisch, wurde aber dennoch langsamer und ließ den anderen ein wenig aufschließen. Kiyoshi knirschte mit den Zähnen und rügte sich im gleichen Moment dafür, weil er wusste, dass der andere das mit einer großen Portion Genugtuung registrieren würde.

»Was ist passiert?«, fragte er nach einer Weile, und die aufrichtige Sorge in seiner Stimme machten Hanamiya für einen kurzen Augenblick sprachlos.

Als er sich wieder gesammelt hatte, runzelte er die Stirn. »Was soll passiert sein?« Hanamiya wusste, dass dies ein Machtwechsel war, dass er allmählich begann, die Kontrolle über dieses Gespräch zu verlieren, aber seine Neugierde trieb ihn weiter.

»Du bist anders.«

»Inwiefern?« Ganz konnte er das Interesse nicht aus seiner Stimme verbannen.

Kiyoshi lächelte, und es erstaunte sie beide, dass er das nach all dem, was zwischen ihnen gewesen war, noch konnte. »Du wirkst... glücklicher. So, als hättest du etwas, das dich belastet hat, aus der Welt geschafft.«

Es war einer der ersten normalen Wortwechsel, der zwischen ihnen stattfand, und weder Kiyoshi noch Hanamiya bemerkten es. Alles, was Letzterer tat, war zufrieden zu grinsen. »Das haben wir, ja.«

Kiyoshi legte die Stirn in Falten, verzog das Gesicht und kam einige Schritte näher. »Aber das ist nicht alles.«

Hanamiya wurde klar – wurde viel zu spät klar –, dass er die Kontrolle vollständig verloren hatte. Das hatte er nun von seiner Unachtsamkeit. Seine Schultern spannten sich an, er duckte sich instinktiv.

»Du glaubst, dass du nun selbstbewusster bist.« Kiyoshi kam noch ein paar Schritte auf ihn zu. »Dass du mit deinem Problem auch alles andere losgeworden bist, das damit in Verbindung stand.«

Hanamiya merkte zu spät, dass er stetig rückwärts ging. So war das alles nicht geplant gewesen. Warum musste Kiyoshi immer Dinge tun, mit denen er nicht hatte rechnen können?

»Aber so läuft es nicht, Hanamiya. So kann es nicht laufen.« Als er mit dem Rücken gegen eine Wand stieß, sog Hanamiya scharf die Luft ein. Hastig ließ er den Blick schweifen, um sich zu vergewissern, dass niemand in ihrer Nähe war und wagte dann, Kiyoshi in die Augen zu sehen, die in diesem Moment einen für seinen Geschmack viel zu undefinierbaren Eindruck machten.

»Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Mir heute dein rechtes Knie vornehmen?« Nicht einmal er selbst fand, dass er überzeugend oder gar in irgendeiner Form einschüchternd klang, aber es war ein letzter Versuch, die Kontrolle über die Situation wiederzuerlangen. Indes kam Kiyoshi immer näher, bis er schließlich seine rechte Hand neben Hanamiyas Kopf gegen die Wand stemmen konnte.

»Du kannst versuchen zu beweisen, dass du genauso selbstsicher bist, wie du immer tust.«

Im Gegensatz zu Hanamiya klang er weitaus ruhiger, wirkte so, als wäre nicht der winzigste Zweifel in seinem Herzen. Gerade das war es, was ihn wütend machte, was ihn mit der Zunge schnalzen und für einen Moment wütend die Augen schließen ließ.

Später würde er behaupten, dass er einem Impuls erlegen und nicht willensstark genug gewesen war, um anders zu handeln, doch dem war nicht so. Hanamiya wollte ihm etwas beweisen, wollte vor allem auch sich selbst etwas beweisen, und so packte er den anderen am Kragen, zog ihn grob zu sich herunter und presste seine Lippen auf Kiyoshis. Auch ohne vorangegangene Erfahrung konnte er einschätzen, dass dieser Kuss nicht so ablief, wie es für gewöhnlich sein sollte. Dafür schlugen ihre Zähne viel zu oft aneinander, waren sie beide zu rau und unkoordiniert, waren zu sehr darauf versessen, den jeweils anderen zu dominieren. Aber Hanamiya hätte es auch nicht anders gewollt.

»Zufrieden, Tesshin?«, raunte er mit tiefer Stimme und ließ ihn los.

Entgegen seiner Erwartungen wirkte Kiyoshi nicht überrascht, ganz im Gegenteil. Er besaß sogar die Frechheit, sich über die Lippen zu lecken. »Mehr als zufrieden.«

»Na ganz toll. Und jetzt lass mich in Ruhe.« Die Augen verdrehend stieß Hanamiya den anderen zurück und setzte seinen Weg mit so viel Würde, wie er in diesem Augenblick zusammenkratzen konnte, fort. Er bemerkte nicht mehr, wie Kiyoshi andächtig die Fingerspitzen an seine Lippen führte und ihm lange nachsah.

»Dafür ist es jetzt zu spät.«
 

Sein Team wartete draußen auf ihn, und allein das überhebliche Grinsen auf Yamazakis Gesicht verriet Hanamiya, dass er nicht halb so beherrscht und gleichmütig aussah, wie er sich erhofft hatte.

»Sieht nicht so aus, als ob das Treffen nach deinen Vorstellungen verlief.«

Kopfschüttelnd nahm er seine Tasche entgegen, die Hara für ihn mitgenommen hatte.

»Du bist ein scharfsinniger Beobachter des Offensichtlichen, weißt du das?«

Yamazaki lachte bellend und stieß seinem Captain scherzhaft gegen den Oberarm. »Es klingt auch nicht so, als ob es zu deiner Zufriedenheit verlief.«

Zuerst wollte er ihm beipflichten, doch dann kamen ihm Zweifel. Natürlich, es war nicht so gelaufen, wie er geplant hatte, aber Hanamiya würde nicht sagen, dass er nicht zufrieden war. Nachdenklich legte er den Kopf in den Nacken. »So kann man das nicht sagen.«

Neben ihm gluckste Seto amüsiert. »Bei deinem Grinsen will ich gar nicht wissen, was ihr gemacht habt.«

Auch Hara stimmte mit ein. »Es sind Kinder in dem Stadium gewesen.«

»Ihr wart in der Öffentlichkeit«, pflichtete Yamazaki den beiden bei.

Das waren die seltenen Momente, in denen Hanamiya nicht wusste, ob er seine Freunde tatsächlich schätzte oder sie lieber zusammenschlagen wollte, als weiterhin mit ihnen gesehen zu werden. Heute beließ er es dabei, ihre Blödeleien mit einem Lachen hinzunehmen.

»Und ihr habt doch den Schuss nicht gehört.«
 

Am Tag ihres Matches waren die Spieler von Kirisaki Dai'ichi nicht ansatzweise so angespannt wie Seirin. Das Aufwärmen vor dem eigentlichen Spiel verlief gut bei ihnen; selbst Seto hatte sich für fünf Minuten aufgerafft und war etwas später als sonst zurück zur Bank gegangen, um zu schlafen. Auf Seirins Seite des Platzes hingegen konnte er immer wieder das entmutigende Geräusch eines Basketballs hören, der den Korb verfehlt hatte und am Brett dahinter abgeprallt war.

Er hätte gerne gelacht, doch zunächst wollte er weiterhin seine Unschuldsmiene tragen. So auch, als einer von Seirins Bällen auf ihre Seite rollte und gegen seine Füße stieß. Er hob ihn auf und drehte sich zu ihnen um.

»Ist das nicht euer Ball?«, fragte er ohne jede Boshaftigkeit in seiner Stimme.

Wie erwartet war es Kiyoshi, der auf ihn zukam. Mit einem knappen ›Danke‹ nahm er den Ball entgegen und hielt Hanamiyas Blick stand.

»Nicht dafür.« Dieser schien wieder ganz der Alte zu sein. Das schwache Grinsen auf seinen Lippen troff nur so vor Arroganz und seine Ausstrahlung ließ keinen anderen Schluss zu, als dass er vollstes Vertrauen in seine Fähigkeiten hatte.

»Es scheint dir gut zu gehen«, fügte er hinzu, nachdem der andere nichts sagte.

Kiyoshi bemühte sich seinerseits um ein möglichst ausdrucksloses Gesicht. »Dank dir, ja.«

Obwohl er sich nicht sicher war, worauf genau er ansprach, konnte Hanamiya nicht leugnen, dass ihm Kiyoshis Gesichtsausdruck gefiel. Denn ihm fielen die Emotionen hinter der Maske auf; er sah die Wut und die Entschlossenheit und andere Gefühle, die er jetzt noch nicht benennen konnte und wollte.

Bevor er ihn jedoch darauf ansprechen konnte, kam Hyuuga hinzu und musterte ihn mit einem derart hasserfüllten Blick, dass Hanamiya sich davon hätte einschüchtern lassen, wenn er nicht er selbst gewesen wäre.

»Ich hoffe ihr habt nicht vergessen, was ihr letztes Jahr getan habt.«

»Oi oi, nun sei nicht so gemein. Glaubst du immer noch, dass ich damals etwas damit zu tun hatte?« Der sanfte Unterton in seiner Stimme stand in keinerlei Verhältnis zu der provozierenden Art, in der er sein Kinn hervor reckte. »Ich weiß nicht, was du meinst. Er hatte einfach Pech und hat sich verletzt.«

Wären danach nicht Kagami und Kuroko dazu gekommen, hätte Hanamiya sich noch mehr Spaß mit Kiyoshi erlaubt, aber leider war ihm das nicht vergönnt gewesen. Wenn er ehrlich war, hatte er den beiden Jüngsten nicht einmal zugehört. Also schnalzte er lediglich kurz mit der Zunge und sah sie warnend an, bevor er wieder zu seinem Team zurückging.

»Ihr solltet vorsichtig sein. Auf dem Spielfeld verletzt man sich viel zu schnell.«
 

Nach dem Anpfiff schaffte Seirin es tatsächlich, den Ball zu ergattern und direkt einen Angriff zu starten, doch das war nichts, das Hanamiya als problematisch erachtete. Vielmehr wollte er zunächst einen Eindruck darüber erlangen, wie sich ihr Zusammenspiel entwickelt hatte und wie sehr Seirin als Team gewachsen war.

Was ihn dennoch ein wenig erstaunte war, dass es Kuroko gelang, den Ball zu ergattern und dass weder Yamazaki noch ihr Ersatz-Center es schafften, ihn zu blocken. Der Pass zu Kiyoshi, der gleich darauf den ersten Korb des Matches machte, war hingegen etwas gewesen, auf dass er gewartet hatte.

»Na und, was macht das schon?« Er gluckste boshaft und ignorierte dabei den skeptischen Blick, mit dem Yamazaki ihn bedachte. »Es ist mir egal, ob sie Genies oder Ausnahmetalente sind.«

Es geschah nicht oft, dass Hanamiyas Grinsen dermaßen manische Züge annahm. »Sobald du sie zerstörst, sind sie doch nur Abschaum.«

Kirisaki Dai'ichis Gegenangriff ließ nicht lange auf sich warten. Während Hanamiya sich als Point Guard logischerweise Izuki als Gegner ausgesucht hatte, war Furuhashi dabei, Hyuuga zu decken.

»Du siehst verdammt aggressiv aus, dabei hat das Match gerade erst begonnen. Entspann dich«, bemerkte er ausdruckslos und lief los, ohne eine Antwort abzuwarten. Hyuuga wollte ihm folgen, doch Hara blockte ihn mit einem unnötig harten Screen ab.

Furuhashi verfehlte seinen Wurf, doch Hara – der wie zufällig auf Kagamis Fuß stand – schaffte es, den Rebound zu holen und zu punkten. Kagami nahm ihm seine Entschuldigung zwar nicht ab, doch daran störte sich keiner von ihnen. Ganz im Gegenteil; Hanamiya genoss es zu sehen, wie die Mitglieder von Seirin langsam immer wütender wurden.

Beim nächsten Rebound hatten sie es auf Hyuuga abgesehen: nachdem Furuhashi den Ball gefangen hatte, ließ er sich zurückfallen und wollte ihm den Ellbogen ins Gesicht rammen, doch Kiyoshi ging dazwischen und steckte den Schlag ein.

»Wir sind auf dem Platz. Besiegt uns durch Basketball.« Auch Kiyoshi verlor zunehmend den Spaß am Spiel, aber Furuhashi quittierte das lediglich mit einer tonlosen Frage. »Was tue ich denn gerade?«

Während Kiyoshi ihn ob dieser Antwort noch vollkommen perplex anstarrte, nutzte Hanamiya die Chance, um auf die andere Spielfeldseite zu rennen und sich den Ball von seinem Team zupassen zu lassen. Izuki stellte sich ihm zwar entgegen, doch was Ballkontrolle allein anging, war Hanamiya schlichtweg der bessere Spieler. Mühelos zog er am anderen vorbei und punktete mit einem Korbleger.

Nicht zum ersten Mal fragte Kiyoshi sich, warum Hanamiya von so schrecklichen Mitteln Gebrauch machte, wenn er doch ohne sie ein ebenso brillanter Spieler war. Vielleicht, so dachte er, gehörte das aber auch zu den Dingen, die er nicht wissen sollte – schon gar nicht jetzt. Jetzt musste er sich auf ihr Match konzentrieren.

Fast hätte er versäumt, wie Hanamiya zurück auf seine Seite des Platzes lief und neben ihm stehen blieb, sobald er auf seiner Höhe war.

»Das war knapp. Fast hätte es deinen Freund erwischt.« Kiyoshi wusste, dass der andere unverhältnismäßig viel Spaß am Leid anderer hatte, und selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte er es ihm an der Stimme angemerkt.

»Halt dich von uns fern.« Damit lief er weiter und bemerkte erst nicht, dass Kiyoshi die Hände zu Fäusten geballt und die Augen vor Frustration geschlossen hatte. Seine Stimme war fest, war anfangs leiser als sonst und trug nicht die übliche Wärme in sich, wurde zum Ende hin immer lauter.

»Es kümmert mich nicht, ob ich der Einzige bin, der verletzt wird... aber ich werde nicht zulassen, dass ihr meine Teamkameraden verletzt!«

Hanamiya hatte ihn noch nie so wütend gesehen, und so blieb er immer noch breit grinsend stehen und drehte sich um, als er seinen Namen rief. Kiyoshis Gesichtsausdruck war endlich so, wie er es sich vom Tag ihres ersten Treffens an gewünscht hatte: die ruhige, sanfte, unbeschwerte Fassade war nach all den Rissen, die er ihr zugefügt hatte, endlich abgebröckelt und ließ nur kalte Wut und Verzweiflung zurück. Er vermisste den Hass in seinen Augen, aber am Ende des Matches würde er ihn schon sehen können, daran glaubte er fest.

Und Hanamiya wollte sichergehen, dass er der Einzige war, der diese Seite von Kiyoshi sah. Nur er sollte ihn so weit treiben können, dass er vergaß, seine Maske aufzusetzen und sich zeigte, wie er wirklich war.

Nachdem Kiyoshi allerdings lautstark verkündet hatte, dass er Hanamiya auf jeden Fall besiegen würde, hatte dieser damit gerechnet, dass sich der Spielverlauf zumindest ein wenig ändern würde, doch dem war nicht so. Vielleicht hätte Seirin mehr Punkte machen können, wenn Hyuuga in besserer Verfassung gewesen wäre, aber selbst das hätte nichts daran geändert, dass die Spieler von Kirisaki Dai'ichi sich nun auf Kiyoshi konzentrierten und ihn attackierten, wann immer der Schiedsrichter ihn aus den Augen verlor.

Einmal hatte Hara es sogar geschafft, Kagami so sehr zu provozieren, dass dieser tatsächlich ausgeholt hatte, um ihm ins Gesicht zu schlagen. Er hätte das in Kauf genommen, denn er hatte das geringste Schmerzempfinden von ihnen und steckte sehr viel mehr weg, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Unglücklicherweise hatte Kuroko seinen Teamkameraden aufhalten können.

In der darauffolgenden Auszeit beschloss Kiyoshi, das Infield alleine zu übernehmen, um seine Freunde einem möglichst geringen Verletzungsrisiko auszusetzen. Hanamiya fand das zugegeben so nobel wie dumm, aber er war nie jemand gewesen, der Wert auf noble Taten gelegt hatte.

Ein simples Nicken reichte, damit sein Team verstand, dass sie bei Angriffen auf Kiyoshi von nun an noch weniger Gnade walten lassen sollten. So sehr es Hanamiya auch missfiel, überraschen tat ihn Kiyoshis trotz allen Schikanen hervorragende Leistung nicht. Er war wie er ein Mitglied der Mukan no Goshou; sie hatten sowohl miteinander als auch gegeneinander gespielt und wussten nur zu gut, wie stark der jeweils andere war.

Seine physische Stärke änderte jedoch nichts daran, dass er allmählich sein Limit erreichte. Berechtigterweise machte sein Team sich Sorgen, doch Kiyoshi lächelte nur und winkte ab. »Mir geht es gut, macht euch keine Sorgen um mich.«

Diese Seite an ihm hatte Hanamiya schon immer gehasst. Kiyoshi neigte dazu, seinem Umfeld vorzuspielen, dass alles in Ordnung war und schulterte letzten Endes alles allein – die ganze Verantwortung, die ganzen Sorgen, die ganzen Schmerzen. Was Hanamiya daran verachtete, war, dass ihm das ohne Schwierigkeiten gelang. Er selbst schaffte es nicht einmal, seine eigenen Probleme ohne Hilfe zu überwinden.

Umso mehr Genugtuung bereitete es ihm zu sehen, dass Hyuuga es immer noch nicht schaffte, ordentlich zu werfen und Seirin viele Chancen ruinierte. Nur um Kagami hätte er sich eventuell noch Sorgen machen müssen, wenn er nicht Hara damit beauftragt hätte, sich um ihn zu kümmern. Hara war gekonnt darin, Offensivfouls zu provozieren und brachte Kagami soweit, dass der Schiedsrichter ihn fürs Charging abpfiff.

Wie erwartet war Kiyoshi derjenige, der seinen Teamkameraden wieder aufbaute und ihn und die anderen motivierte. So war es schon immer gewesen. Selbst damals, als sie beide, Mibuchi, Hayama und Nebuya als Team gespielt hatten, hatte er das getan, obwohl ihnen von Anfang an klar gewesen war, dass sie gewinnen würden.

Dabei konnte Hanamiya es nicht belassen. Als Kiyoshi an ihm vorbeilief, zog er spöttisch die Augenbrauen nach oben und schnalzte mit der Zunge. »Hörst du dir eigentlich selbst zu? Du bist kurz davor, selbst Abschaum zu werden.«

Darauf antwortete er ihm nicht, und irgendetwas daran verunsicherte Hanamiya. Er wusste nicht, was er tun sollte, wenn seine Provokationen nicht anschlugen, denn für gewöhnlich taten sie das. Die einzigen Menschen, die sich nicht darum scherten, waren diejenigen, die mit sich selbst im Reinen waren; es waren die Menschen, die etwas konnten, was Hanamiya sein Leben lang versagt geblieben war.

»Aah, wollt ihr mich verarschen?« Ein gefährlicher Unterton schlich sich in seine Stimme. Sein Team wusste, was das bedeutete. »Wenn du es so darauf anlegst, dann stirb endlich.«

Mehr als Hanamiyas darauffolgendes Schnipsen brauchte Furuhashi nicht. Beim nächsten Rebound ließ er sich absichtlich nach hinten auf Kiyoshi fallen und rammte ihn den Ellbogen gegen die Stirn. Sie beide landeten mit einem unschönen Geräusch am Boden, doch Furuhashi stand schnell wieder auf und wischte sich mit ausdrucksloser Miene das Blut vom Arm.

Deswegen hatte Hanamiya ihm diese Aufgabe vor dem Match anvertraut; man mochte es ihm nicht ansehen – man konnte seinen leeren Augen so gut wie nie etwas ansehen –, aber er war der kaltblütigste unter ihnen. Wenn Hanamiya nicht wüsste, dass Furuhashi irrsinnig großen Respekt vor ihm hatte, würde er es sich auch zweimal überlegen, ihn wie die anderen Drei so nah an sich heranzulassen.

Wie vor einem Jahr stand Hanamiya weiter zur Mittellinie und beobachtete, wie Kiyoshi am Boden lag. Und erneut war es Hyuuga, der ihn konfrontierte, also Hanamiya richtete die gleichen Worte an ihn, wie vor einem Jahr.

»Es war ein Unfa—«, setzte er an, stockte jedoch, als er sah, dass Kiyoshi sich tatsächlich noch bewegen konnte und mühsam aufstand. Nur knapp konnte er sich davon abhalten, ungläubig mit dem Kopf zu schütteln; lediglich die Augen riss er vor Schock auf.

»Als ich zurückgekommen bin, habe ich mir vorgenommen, sie zusammenzuhalten, wenn sie kurz davor sind, zu zerbrechen. Wenn sie in Gefahr sind, wollte ich ihr Schild sein.« Kiyoshis Stimme war brüchig und trug trotzdem die übliche Stärke mit sich. Wankend stellte er sich vor seine Teammitglieder und breitete schützend die Arme aus, während er Hanamiya mit festem Blick fixierte. »Ich würde jederzeit meine eigene Gesundheit riskieren, um die Mitglieder von Seirin zu beschützen! Deswegen bin ich zurückgekommen!«

›Ich würde auch dich jederzeit beschützen, wenn du mich lässt‹, konnte Hanamiya in den Augen des anderen lesen, tat aber so, als wäre es ihm nicht aufgefallen. Er wollte nichts sehnlicher als beschützt zu werden, sich geborgen zu fühlen, zu wissen, dass sich jemand um ihn sorgte, doch das würde er niemals zugeben. Nicht vor anderen, nicht vor sich selbst. Es war ein lächerlich schlecht gehütetes Geheimnis, von dem niemand wissen sollte.

Doch Kiyoshi wusste davon, hatte es immer gewusst, schon seit sie sich das erste Mal getroffen hatten. Aus diesem Grund hatte er diese Worte gewählt, hatte Hanamiya nur deswegen mit unnachgiebigem Blick fixiert, weil er sicherstellen wollte, dass er verstand.

Aber Hanamiya hatte Angst, was danach kommen würde.

Seine Laune besserte sich erst nach der Halbzeit zu Beginn des vorletzten Viertels, denn Seirin behielt Kuroko auf der Bank. Das würde sie stark in ihren Pässen einschränken, und das wiederum waren die bestmöglichen Bedingungen für seinen Plan.

»Oi, Kentarou. Aufs Spielfeld mit dir«, rief er Seto zu, der ein wenig widerwillig aufstand und sich bereit machte. Hanamiya verkniff sich einen Kommentar zu der übermäßig großen Menge an Haarwachs, mit der er sich den Pony aus der Stirn strich; das würden Hara oder Yamazaki schon übernehmen.

Jetzt, da Seto auf dem Feld war, konnten sie endlich mit ihrem Plan loslegen. In den folgenden zehn Minuten erhöhte sich die Zahl von Hanamiyas erfolgreichen Steals ungemein. Für Kiyoshi war das nicht allzu überraschend, schließlich wusste er von früher, dass der anderen darin schon immer gut gewesen war. Nicht verwunderlich also, dass er nun fast unschlagbar darin war. Das dritte Viertel endete schließlich damit, dass Kirisaki Dai'ichi wieder in Führung ging und Seirin lediglich mit dem Dunk am Anfang des Viertels hatte Punkte erzielen können.

»Obwohl wir sie nicht haben punkten lassen, haben wir selbst auch kaum Körbe gemacht«, bemerkte Furuhashi in der Pause vor dem letzten Viertel.

Yamazaki seufzte laut und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Das Problem ist Nummer 7. Der Typ ist verdammt gut im Verteidigen und fängt mehr Rebounds als wir.«

»Kiyoshi wird kein Problem mehr für uns darstellen.« Hanamiya lachte dunkel und warf einen Blick auf Seirins Bank. »Er ist eh schon total hin; noch ein letztes Mal, und wir können uns von ihm verabschieden.«

Zumindest hoffte er, dass es so einfach werden würde.

Das letzte Viertel verlief jedoch nicht ansatzweise so, wie er erwartet hatte. Seirin gelang es tatsächlich durch Kurokos eigenwillige Pässe, den Spielverlauf zu ändern und die Oberhand zurückzugewinnen. Als wenn ihn das nicht schon wütend genug gemacht hätte, schienen sie zu glauben, das durch so nichtige Dinge wie Vertrauen erreicht zu haben. Sich selbst aufopfern, um andere zu beschützen? Für Hanamiya alles Lügen, die ihn zur Weißglut trieben.

Nach der ersten Hälfte wurde Kiyoshi ausgewechselt, viel zu spät für Hanamiyas Geschmack. Obwohl er gerne noch weiter zusammen mit seinem Team gekämpft hätte, gab ihm der Platz auf der Bank die Möglichkeit, Kirisaki Dai'ichis Point Guard genauer zu beobachten.

Es tat ihm leid, zusehen zu müssen, wie Hanamiya zunehmend die Beherrschung verlor und nur tatenlos danebenstehen konnte, als seine Berechnungen um ihn herum zerfielen. Er wusste nur zu gut, mit was für einer fast schon kindlichen Verzweiflung er sich an seine Pläne klammerte, weil er Angst davor hatte, die Kontrolle zu verlieren.

In diesem Moment war es ihm jedoch wichtiger, dass sein Team das Match unbeschadet überstand. Als Hanamiya versuchte, Kuroko anzugreifen, wäre er fast aufs Spielfeld gerannt und hatte diesem Impuls vermutlich nur deshalb nicht nachgegeben, weil sein linkes Bein ihn nicht mehr tragen wollte. Glücklicherweise hatte Kuroko es geschafft, auszuweichen.

Mit Hanamiyas Reaktion darauf hatte Kiyoshi schon gerechnet, schließlich tat er das oft. Wenn er nicht wusste, wie er mit seinen Gefühlen umgehen sollte – ob er sie nun zeigen oder verbergen wollte –, lachte er und gab vor, dass sein Ausbruch nur ein Scherz gewesen war. Er unterdrückte seine wahren Gefühle und wollte sich nicht mehr mit ihnen befassen, aber noch hatte er nicht begriffen, dass das seine Probleme nicht lösen würde.

Genau wie jetzt, da Kirisaki Dai'ichi endgültig gegen Seirin verloren hatte. Langsam, leicht wankend kam Hanamiya auf ihn und Hyuuga zu und blieb in etwa einem Meter Abstand zu ihnen stehen.

»Meine Niederlage, Seirin.« Sein Kopf war gesenkt, der Blick richtete sich gen Boden. Aber das war eine Sache des Stolzes, das hätte Kiyoshi verstanden, selbst wenn er ihn nicht so lange gekannt hätte. Umso mehr erstaunten ihn Hanamiyas nächste Worte, auch wenn er an ihrem Wahrheitsgehalt zweifelte. »Und, Kiyoshi... ich wollte mich für alles entschuldigen.«

Hyuuga war um einiges geschockter als er selbst, als Hanamiyas Kopf hoch ruckte und er sie mit einem Blick ansah, als würde er ihnen am liebsten die Kehle zerfleischen. »Als ob ich so einen Schwachsinn jemals sagen würde, ihr Idioten! Ihr seid die Ersten, die meine Pläne so durchkreuzt haben. Glaubt bloß nicht, dass ihr so einfach davonkommt.«

Seine Worte richteten sich nicht nur an Kiyoshi, sondern an ganz Seirin.

»Beim nächsten Mal werde ich euch auslöschen!« Kiyoshi kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass das eine leere Drohung war.

»Hanamiya«, begann er so besonnen wie möglich, um den anderen ein wenig zu beruhigen, obwohl er wusste, dass es ihn noch aggressiver machte, wenn man ihm nicht ebenso wütend entgegentrat. »Dein letzter Wurf war unglaublich.«

Er schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. »Lass uns bald wieder gegeneinander antreten.«

Etwas in Hanamiya zerbrach klirrend. Erst nach einigen Augenblicken verengte er die Augen wieder. »Mach dich nicht lächerlich.«

Fluchend und zähneknirschend kehrte er zu seinem Team zurück. »Verdammt. Verdammt noch mal!«
 

»Hanamiya.«

Er hatte nicht damit gerechnet, dass Kiyoshi ihn nach dem Match noch einmal aufsuchen würde, geschweige denn, dass er tatsächlich wagte, ein weiteres Gespräch mit ihm führen zu wollen. Einen leisen Fluch murmelnd beschleunigte er sein Tempo.

»Verschwinde. Ich will dein Mitleid nicht.«

»Deswegen bin ich nicht hier.« Anstatt ebenfalls schneller zu gehen – er hätte es nicht gekonnt, selbst wenn er gewollt hätte –, schloss er kurz die Augen. Er wollte direkt zum Punkt kommen und sich nicht lange an den Formalitäten aufhalten, die Hanamiya manches Mal unbewusst verlangte. »Meintest du das letztens ernst?«

Ruckartig blieb Hanamiya stehen. »Wovon redest du?«

»Du weißt genau, was ich meine.«

»Tue ich nicht.« Obwohl er es nicht sehen konnte, ahnte Kiyoshi, dass Hanamiya sich nervös auf die Unterlippe biss.

»Gut, dann fange ich anders an.« Wenn er es recht bedachte, war es das erste Mal, dass er Hanamiya gegenüber genervt klang.

»Ich weiß nicht, was dir damals widerfahren ist, dass du so geworden bist.« Langsam schloss er zu dem anderen auf, blieb erst stehen, als sie noch etwa zwei Meter trennten. »Ich weiß aber, dass es dir nicht das Recht gibt, andere Menschen zu verletzen.«

Mit einem Mal war es für Hanamiya so, als hätte man ihn in frühere Zeiten zurückversetzt. Er fühlte sich wieder wie damals, wie zu der Zeit, als sie sich kennengelernt hatten. Es war wieder so, als würde sein Vater noch leben. Nur, dass es jetzt jemanden gab, der ihm Halt versprach.

»Aber das ist mir nicht wichtig.«

Erst jetzt bemerkte er, wie nah Kiyoshis Stimme plötzlich klang. Eigentlich wagte er nicht, sich umzudrehen und ihm in die Augen zu blicken, doch es machte ihn nervös, ihn so nahe zu wissen und nicht einschätzen zu können, was passieren würde. Vorsichtig drehte er sich um, hielt nur kurz Blickkontakt, ehe er zu Boden sah.

»Auch nicht, dass du wegen mir...« Hanamiya schaffte es nicht, den Satz zu beenden.

»Alles in Ordnung, wirklich.« Lächelnd schüttelte er den Kopf, lachte leise und kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. »Vermutlich bist du nicht der Einzige, der Probleme hat.«

»Anscheinend nicht.« Hanamiya konnte nicht anders, als mitzulachen. Wenn nichts zwischen ihm und Kiyoshi stand, fiel es ihm einfacher als sonst, andere Gefühle zu zeigen als Spott und Feindseligkeit. So auch jetzt; bis Kiyoshi ihn anders anlächelte als sonst.

»Danke.«

Hatte er den Verstand verloren?

»Als ob ich je etwas getan hätte, das deinen Dank verdient.« Unwillkürlich ging Hanamiya einen Schritt zurück, sah ihn misstrauisch an. »Dass du überhaupt davon ausgehst, ich würde deinen Dank wollen.«

»Ich weiß, dass du unzählige Male vor der Tür standest.«

Hanamiya hoffte inständig, dass das alles nur ein Scherz war, dass Mibuchi oder Hayama sich einfach nur verplappert hatten und Kiyoshi ihn jetzt ein wenig aufziehen wollte. Es durfte nicht wahr sein. Er durfte nicht zulassen, dass Kiyoshi wusste, warum er so oft vor seiner Zimmertür gestanden hatte, wenn er sich selbst noch nicht einmal einen Reim darauf machen konnte. Es war nicht fair, dass der andere ihn besser kannte als er selbst.

»Ich hätte mir gewünscht, dass du reinkommst. Aber ich wusste, dass dein Stolz dir das niemals erlauben würde«, erklärte Kiyoshi weiter, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass er das nicht hören wollte. »Dass du kurz davor warst, hat mir gereicht.«

Ein letztes Lächeln, als er die Panik auf Hanamiyas Gesicht ignoriert und langsam auf ihn zuging. »Danke.«

»Hör auf damit.« Er kam noch einen Schritt näher. Hanamiya wäre am liebsten weggerannt; fortgerannt, bis seine Beine ihm den Dienst versagt hätten, doch er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Kiyoshis Worte hielten ihn fest.

»Ich liebe dich, Makoto.«

Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber es kam Hanamiya dennoch so vor, als hätte Kiyoshi es ihm entgegen geschrien. Er riss die Augen auf, schüttelte vehement den Kopf, war kurz davor, das Gesicht in den Händen zu vergraben und den Halt zu verlieren.

»Aufhören, verdammt noch mal!«

»Aber es ist wahr.«

Kiyoshi stand nun keine Armlänge von ihm entfernt und wartete.

»Lügner. Du musst doch gestört sein, um...«, ließ Hanamiya den Satz unbeendet und hielt den Blick weiterhin konsequent gesenkt, weil er nicht wusste, was er tun würde, wenn er dem anderen in die Augen sah.

»Vielleicht. Aber es ist keine Lüge.«

Behutsam überbrückte Kiyoshi die letzte Distanz zwischen ihnen und schloss die Arme um den schmaleren Körper vor sich, zog ihn eng an sich. Nach anfänglichem Zögern ließ er sein Kinn auf Hanamiyas Schopf ruhen.

»Dieses Mal werde ich dich allerdings nicht so schnell gehen lassen.«

Sein Lächeln wurde noch ein wenig sanfter, als er spürt, wie Hanamiya sich vorsichtig aber bestimmt in seinem Shirt festkrallte und mit versucht beherrschter Stimme gegen seine Brust nuschelte.

»Du hast nicht zu entscheiden, wohin ich gehe und bei wem ich bleibe.«

Fast zeitgleich schlossen sie die Augen.

»Das weiß ich doch.«



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