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Morgen

von

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Pläne

„Kommst du mal bitte hierher!“

Ich habe nicht einmal die Tür geschlossen. Schweigend betrete ich die Küche.

„Wann hast du mit dem Tanzen angefangen?“

Wütende Augen. „Mit vier.“

„Wie oft trainierst du jede Woche?“

Jeden verdammten Tag! „Fünfmal die Woche.“

„Und was ist dein Ziel?“

'Weiß deine Mutter davon?', hat Herr Maar gefragt. Man könne doch am Elternsprechtag darüber reden.

„Du willst mir also nicht antworten. Mir hat es auch erst die Sprache verschlagen, als deine Trainerin angerufen hat. Du fehlst einfach eine ganze Woche und tust so, als wärest du krank? Antworte! Undankbares Balg. Weißt du, wie viele Tänzer gerne an deiner Stelle wären? Du hast eine große Zukunft vor dir. Aber dafür muss man arbeiten und nicht heimlich zum Karate gehen oder sich in Musikläden herumtreiben! Du hast wohl nicht gedacht, dass ich deine Freunde anrufe? Was denkst du denn, dass du dich einfach so benehmen kannst? Das ganze Geld, dass wir in dich investiert haben, zum Fenster rausschmeißen? Die Bewerbungen für Internate? Die ganze Fahrerei? All' die Mühe? Weißt du, was – Hey!

Es ist einfacher, als ich dachte. Einfach umdrehen und gehen, hat Maik gesagt. Es geht wirklich.

„Du wirst jetzt nicht gehen, Fräulein!“

Oh doch.

„Bleib stehen, hab' ich gesagt! Was machst du? Du glaubst dich wohl nicht, dass du in dein Zimmer -“

Leider habe ich keinen Schlüssel für mein Zimmer. Egal, meinte Julie, du packst einfach deine Sachen, ignorierst sie und verschwindest. Wenn es wirklich schlimm wird, dann verschwindest du einfach.

Klingt leichter, als es ist. Pack' mal deine Tasche, wenn deine hysterische Mutter neben dir steht und dir die Sachen aus der Hand nimmt. Das ist echt nicht zu empfehlen. Sie reisst mir die Tache aus der Hand. Also: Rucksack auf, alles rein, was reingeht, was in der Nähe liegt, zu machen und runtergehen. So macht man das, findet Lars.

'Versuchen sie, in einem ruhigen Moment mit ihrer Mutter zu reden.' Is' klar. Wenn die Psychotante wüsste, wie schwer das ist. Wie wird man eigentlich Schulpsychologin?

Ruhig ist hier jedenfalls nichts mehr. Wie denn auch. Meine Mutter greift zum Hörer. Mir egal, ich bin gleich an der Tür. Einfach durchgehen, Tür auf, raus, komm hierher. Komm zu deinen Freunden, schlägt Liv vor.
 

Ich drücke die Türklinke runter. Es riecht nach Essen. „Essen ist fertig!“, ruft sie schon. Ich stelle meine Tasche ab. Ich werde es so machen, da bin ich mir sicher. Aber nicht heute. Heute ist sie zu gut gelaunt. Morgen. Morgen mache ich es ganz bestimmt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2016-01-19T17:59:25+00:00 19.01.2016 18:59
Also ist der Plan schon ziemlich ausgereift, wie es scheint. Dieses "Morgen mache ich es" kenne ich von mir selbst auch und ich finde, Du hast diesen Gedanken mit dem aufreibenden Absatz davor sehr gut und deutlich dargestellt! Auch der Dialog am Anfang fand ich ziemlich gut veranschaulicht.
Antwort von:  Flying-squirrel
19.01.2016 22:54
Danke für dein Kommentar :)
Von: abgemeldet
2016-01-04T16:57:31+00:00 04.01.2016 17:57
Wie bei der letzten Geschichte: einwandfreier Stil.
Anfangs, muss ich gestehen, hab ich die Augen verdreht, weil die Handlung so typisch ist: Mädchen macht das, was die Mutter verlangt, während sie selbst doch lieber was anderes machen würde. (Ist das nicht die Handlung von High School Musical? Ich kenn leider nur die Parodie von South Park dazu *hust*) Am Ende überraschst du mich aber - denn sie macht es ja doch nicht. Endlich mal ein realistischer Charakter! Das kann ich mir richtig gut vorstellen, dass ein Mädchen tatsächlich so reagiert. Sie merkt, dass ihre Mutter wütend ist und will eigentlich ausbrechen aus dem Leben, das sie lebt, aber kann nicht. Ich betone nochmal: das ist so schön realistisch! Die letzten Sätze sind da wirklich total gut getroffen und richtig in Szene gesetzt.

Wirklich, zu deinen FFs kann man nicht viel sagen. Du baust eine gute Atmosphäre auf, es kommt die richtige Stimmung rüber und man hat was zum Grübeln. Hier sind besonders die letzten Sätze toll. Und wie du einen Charakter erschaffst, der realistisch ist, obwohl die Geschichte nichtmal 500 Wörter hat... Es tut mir wirklich leid: auch hier gibt's keine Verbesserungsvorschläge. Aber ich hoffe es hilft dir schon, dass es mir gefällt, was du so schreibst. :D"
Antwort von:  Flying-squirrel
04.01.2016 18:25
Wenn die Geschichte von jemand anderem wäre, hätte ich wahrscheinlich schon aufgehört, sie zu lesen. Tanzen, Mädchen, Träume verwirklichen... klingt nach Kitsch, da hast du recht.
Ich kann und werde dich natürlich nicht zwingen, etwas Negatives zu schreiben, wobei... hm. Ich überleg's mir nochmal. Aber bis dahin freut es mich, dass sie dir gefallen :)


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