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Am seidenen Faden

Der Jubiläumskrimi Lord Sesshoumarus
von

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Die Aussage der Angeklagten


 

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itomi schien fast einen Herzinfarkt zu bekommen, als sich plötzlich erneut die Tür öffnete. Sakura verstand das nur zu gut. Niemand wusste, ob es zu Gericht oder gleich zum Todesurteil gehen würde, ob nur sie geholt wurde, kurz, was geschehen würde.

Daher waren beide Menschenfrauen froh, als der Krieger nur sagte: „Auf Befehl des mächtigen Fürsten soll Lord Sesshoumaru diesen Mord untersuchen. Kommt.“

Hitomi wurde zwar losgebunden, jedoch zwischen zwei Kriegern bewacht auf den Gang geführt. Da diese noch immer zitterte und blass war, flüsterte die Heilerschülerin mit dem Arm um sie: „Bleibe ruhig. Und wenn dich Seine Lordschaft etwas fragt, antworte kurz und sachlich. Und beachte die Höflichkeit einem Prinzen gegenüber.“ Sie selbst war erleichtert, als sie die junge Frau freigab. Wenn ihre Nachricht Seine Eisigkeit dazu gebracht hatte so umwendend hierher zu kommen, er gar den Fall untersuchen wollte, würde er bestimmt dafür sorgen, dass Hitomi frei käme, war sie unschuldig. Und daran zweifelte Sakura nicht. Zum Einen aus der gemeinsamen Vergangenheit, zum Anderen glaubte sie nicht, dass eine Mörderin dermaßen verzweifelte Unschuld spielen konnte. Rein vorsorglich machte sie einen Schritt vor, als eine Tür zu einem Gästezimmer geöffnet wurde, und kniete sich dort bereits hin, rutschte in lag geübtem Schwung auf ihren Platz neben der Tür und verneigte sich. Sie dankte den Göttern, dass Hitomi trotz aller Furcht diesem Hinweis folgte und ebenfalls noch draußen zu Boden ging, hineinrutschte und kaum einen Meter vor ihrer Freundin die Stirn auf den Boden legte. Niemand wagte wohlweislich den Hundeprinzen anzusehen, der nachlässig am Fenster stand, sich nun jedoch umdrehte. „Wartet draußen“ Dieser Befehl galt den Wachen, die auch eilig gehorchten, durchaus froh der dämonischen Präsenz zu entkommen.

Sesshoumaru konnte die Panik Hitomis nur zu deutlich wittern, dazu leider auch noch andere Dinge, die ihrem Aufenthalt im Kerker geschuldet waren. Nur nicht zu lange mit ihr in einem Raum bleiben, zumal sie sich anscheinend auch noch Mühe geben musste ihre Tränen zu unterdrücken. Besser erst einmal abkürzen. „Bericht, Sakura.“

„Lord Tsuyoshi Takaeda, der Ehemann Hitomis und Neffe des Fürsten, fand nach einem Essen mit Anverwandten den Tod. Aufgrund der Symptome schloss der hiesige Heiler, Minoru, auf Vergiftung.“

„War er ein Bruder von diesem Tamahato?“

Sie war nicht erstaunt, dass er sich diesen Menschennamen über mehr als zwei Jahre gemerkt hatte. Allzu viele Lebensmüde gingen wohl auch nicht mit dem Messer auf ihn los und überlebten das. „Nein, Euer Lordschaft. Lord Tamahato ist der Sohn des Fürstenbruders mit gemeinsamer Mutter mit dem erhabenen Fürst Shinichi Takaeda, der Verstorbene war dagegen der Sohn einer Halbschwester des Fürsten, Lady Bara. Ihr Mann ist tot. Es gab noch zwei weitere Halbbrüder des Fürsten. Alle Halbgeschwister und deren Familien leben im so genannten Weberschloss, für Menschen zwanzig bis dreißig Gehminuten entfernt.“

Also durfte man davon ausgehen, dass der hiesige Familienzweig und der dortige nichts miteinander zu tun hatten. Nun ja, fast nichts. Hm. „Wer war bei diesem Familienessen anwesend?“ Eine Menge Menschen hatte diese Familie anscheinend, wie lästig.

Sakura flüsterte eilig: „Hitomi!“, um diese darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Antwort erwünscht war.

Die Angeklagte schluckte. Sie hatte schreckliche Angst, vor ihrem Schicksal im Allgemeinen und erst recht vor diesem Dämon im Besonderen, aber Sakura schien entspannt. Nun ja, sie hatte ihr auch geraten ruhig zu bleiben und sachlich zu antworten. So erzählte sie leise dem Boden: „Es ist Sitte im Weberschloss dass die Herren des Hauses Takaeda, also, der Nebenlinie, zusammen einmal die Woche speisen. Seit Lord Masao, er ist der älteste Halbbruder des Fürsten, vor gut neun Monaten einen schweren Schlaganfall erlitt, finden diese Essen stets in seinen Räumen statt. Ich weiß daher nicht, was es genau dort gab.“

„Wer nimmt noch an diesen Essen teil?“ Das Oberhaupt der Seitenlinie hatte vor Monaten einen vorgeblichen Schlaganfall, jetzt wurde ein potentieller Erbe vergiftet? Nun, erst Fakten sammeln, dann Theorien aufstellen. Noch war ja nicht einmal gesagt, dass es sich um Giftmord handelte, zumal welches Gift.

„Neben meinem Ehemann nur Lord Shigeru. Er ist der Erbe Lord Maseos, der selbst kinderlos ist.“

„War er der Bruder deines Mannes?“

„Nein.“ Diese Frage hatte Sakura auch schon gestellt. War das wichtig? „Er ist der Sohn des verstorbenen Lord Shige und dessen Ehefrau Ichigo. Ichigo ist jetzt Dame bei der Fürstin, sie lebt nicht mehr im Weberschloss.“ Leider, denn sie war nett zu ihr gewesen.

„Sakura?“

Hitomi war etwas überrascht. War ihre Befragung bereits beendet? Aber dann hörte sie erstaunt, wie ihre ehemalige Freundin es tatsächlich vermochte die Unterhaltung mit ihr praktisch wortwörtlich wiederzugeben. Sakura musste ein fabelhaftes Gedächnis haben. Sie selbst hätte schon gar nicht mehr gewusst, was sie ihr alles erzählt hatte. Sie konzentrierte sich jedoch eilig wieder, da der dämonische Lord ihren Namen aussprach.

Sesshoumaru ergänzte: „Wann wurde Shigeru zurückgerufen? Nach dem Schlaganfall?“

„Nein, schon vor fast einem Jahr, fast gleichzeitig mit meiner Heirat.“

Ab da dürfte beiden Neffen klar gewesen sein, wer in den Augen Fürst Takaedas und dessen Halbbruders die Weberei übernehmen sollte: Shigeru. „Was sagte dein Mann?“

Sachlich bleiben, ermahnte sich Hitomi und schluckte erneut ihre Tränen. „Tsuyoshi war nicht ganz glücklich, das gebe ich zu, aber was sollte er tun, zumal Lord Shigeru sich auch Mühe gab, ihm versprach, er würde immer die Weberei leiten können, ja, seine rechte Hand werden. Sein, also, Tsuyoshis, Vater war ja auch schon Aufseher der Weberinnen gewesen und so trat er in die Fußstapfen. Lady Bara, meine Schwiegermutter, war dagegen empört. Sie fand, ihr Sohn würde schlecht behandelt, also, schon mit meiner Wenigkeit als Ehefrau. So wies sie mich an ich solle rasch schwanger werden. Lord Masao ist unverheiratet und hatte aus seiner Ehe keine überlebenden Kinder, und da auch Lord Shigeru noch nicht verheiratet worden ist, hoffte sie, wenn ich einen Sohn zur Welt bringe, dass dieser dann der Erbe wird. Sie war schrecklich böse, dass ich bislang versagte.“

Wieder einmal eine verworrene Familiengeschichte. Diese Menschen bekamen eindeutig zu viel Nachwuchs und so zusammengepfercht brüteten die eine Intrige nach der anderen aus. Manchmal lebensgefährlich, manchmal weniger. Unsinn. Bei Dämonen waren doch eher Einzelkinder die Regel, schon, weil der Ehrgeiz es kaum anders zuließ. Es konnte nur einen Erben geben und Seine Lordschaft war durchaus angetan, dass ihm seine Eltern mörderische Duelle mit einem Bruder oder Halbbruder erspart hatten.

„Wie kam Fürst Takaeda auf dich als Mörderin?“ Nun ja, auch damals schon hatte der es einfacher gefunden eine Dienerin zu verurteilen als nachzudenken. Und diesmal war auch wohl noch die eigene Familie im Spiel.

„Ich weiß es nicht, Lord Sesshoumaru, wirklich. Mir wurde nur gesagt, ich sei schuldig. Und, dass er vergiftet wurde. Aber, er hat doch drüben gegessen, das habe nicht ich gekocht!“

Ja, das musste er erst noch prüfen. Und, was sich dieser Heiler bei dieser Diagnose gedacht hatte. Immerhin war die Angeklagte aufgeregt, gab sich aber Mühe anständig zu antworten. Sekunde. „Ist dein Mann schon einmal zuvor krank gewesen?“

„Ich denke nicht, also, sicher nicht, seit wir verheiratet waren, Euer Lordschaft. Er machte ja sogar Scherze, wie oft die Mädchen in der Weberei krank seien, er sei es nie. Er ist … er war sehr stolz auf seine Kraft. - Oder meint Euer Lordschaft den Badeunfall?“

Im Zweifel, dachte der geplagte Ermittler. Warum brachten Zeugen nie das zuerst was möglicherweise wichtig wäre? Und das betraf jede Art. „Tsuyoshi hatte einen Badeunfall? Erst kürzlich?“

„Wir alle, vor etwas über einem halben Jahr. Also, Tsuyoshi, Lady Bara und meine Wenigkeit.“

„Erzähle.“

„Es war ein gewöhnlicher Badetag. Zuerst nahm Lord Masao das Bad, natürlich betreut von Dienern, denn er war da ja schon gelähmt, dann Shigeru, ja. Und dann wir drei, eben. Schon im Wasser bemerkten wir alle drei ein seltsames Kribbeln überall auf der Haut. Später wurde die gesamte Haut am Körper feuerrot, es brannte, wie bei einem Sonnenbrand, ja, es bildeten sich Blasen. Der Heiler, das ist Minoru, sagte, wir hätten alle drei das Gleiche, aber er könne es sich nicht erklären. Ich denke jedoch, er dachte auch an einen Sonnenbrand, denn er verbot uns das Haus zu verlassen. Nun ja, das hätte wohl auch keiner von uns vermocht. Zum Glück verschwanden diese Dinge nach zwei Tagen wieder.“ Hitomi wagte es ein wenig die Stirn vom Boden zu nehmen und einen Blick auf die schwarzen Schuhe zu erhaschen. War der Lord zufrieden mit ihrer Aussage? Wenn nicht: würde er sie schlagen lassen? Dies selbst tun? Nein, meist legten die Herren nicht selbst Hand an, das war unter ihrer Würde, solange es sich nicht um die eigene Ehefrau handelte.

 

Das Interview mit diesem Heiler wurde immer notwendiger. Sesshoumaru entsann sich durchaus einer Gelegenheit, in der eine Pflanze, Riesenbärenklau, absichtlich in eine Quelle gelegt worden war, um ähnliche Symptome hervorzurufen. Nur hatte es da jeden getroffen, der dort gebadet hatte und nicht nur drei Personen. Allerdings hatte es Tote gegeben, ja, es war von einer Seuche die Rede gewesen. Hier schien Minoru das auf Sonnenbrand reduziert zu haben. Dennoch: wäre ein Anschlag auf Tsuyoshi möglich? Da dieser schief gegangen war, erfolgte ein halbes Jahr später der tödliche Schlag? Nur, warum? Wenn es um das Erbe ging sollte doch der enterbte Neffe den Erben umbringen und nicht umgekehrt. Nein. Nicht nach dem Warum forschen, ehe das Wie nicht feststand. Und das tat es noch nicht einmal andeutungsweise. Keine Theorien, die verwirrten nur, erst einmal dämonisch nüchtern die Fakten sammeln. Alle relevanten und auch scheinbar die unwichtigen Tatsachen.

„Wachen!“ Da unverzüglich die Krieger Fürst Takaedas eintraten: „Bringt Hitomi weg. Und wo bleibt dieser Minoru?“

Sakura riskierte es den Kopf etwas zu heben und ihrer Freundin ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, denn sie war davon überzeugt, dass sich seine Lordschaft entschlossen hatte, an dem Beweis von deren Unschuld zu arbeiten.

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Könnte man so sehen, ja, auch, wenn er noch keine Ahnung hat, was er sich da aufgehalst hat.
Das nächste Kapitel bringt : Die Aussage der Heiler

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kerstin-san
2020-05-16T14:19:08+00:00 16.05.2020 16:19
Hallo,
 
puh, das wirkt auf den ersten Blick noch alles ziemlich verworren. Fest steht auf jeden Fall, dass ich die Schwiegermutter von Hitomi schon unsympathisch finde, ohne dass sie bisher persönlich vorkam.
 
Der ominöse Badeunfall sticht natürlich heraus, weil das auch nach einer Reaktion auf Gift klingt - musste auch spontan an den einen Krimi mit dem Bärenklau zurückdenken xD
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Amart
2017-01-18T13:18:06+00:00 18.01.2017 14:18
Sesshoumaru hat ein gutes Gedächtnis und einiges durch an diesem Ort. Ironisch, dass er lieber dort ist als auf einer langweiligen aber ungefährlichen Alternativveranstaltung.
Dass der Fürst seine Ermittlung befohlen hat nahm ich prustend zur Kenntnis. Hitomi bedaure ich. Nicht schwanger, geschlagen, mit Bärenklau und alles ... hab nicht vergessen dass Sakura es bei den Dämonen leichter findet. Ich verstehe warum ...
Von:  DuchessOfBoredom
2016-12-16T21:47:24+00:00 16.12.2016 22:47
Wie schön. dass du im Jubiläumskrimi den Kreis von Sakura schließen möchtest! Ich bin schon gespannt, was sie und Sesshoumaru im Schloss noch so erwartet - dass sie es rechtzeitig schaffen werden Hitomi rauszuboxen, sollte sie, so wie es bisher zweifelsohne aussieht, unschuldig sein, bezweifle ich kaum. Außerdem auch, dass der neuerliche Aufenthalt in diesem Schloss sicher wieder einige unerfreuliche Erlebnisse für seine Lordschaft bereithalten wird.
Auch, wenn ich es nicht schaffen werde immer einen Kommentar zu hinterlassen, sei dir trotzdem sicher, liebe Hotep, ich werde auch diesen Krimi wie die anderen zuvor mit großem Interesse verfolgen und freue mich auf jedes neue Kapitel!
Viele Grüße,
die killerniete
Antwort von:  Hotepneith
17.12.2016 08:27
Danke schön, freut mich, dass du immer noch mitliest. Das nächste Kapitel ist auhc schonda.

hotep


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