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Der Winter der Verdammten

von

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Monat des Pegasus 1186

Ein ganz kleiner Teil von ihm wünschte sich, es wäre alles nur ein Albtraum.

Es war nicht, als würde er daran glauben. Felix hatte schon vor vielen Jahren gelernt, dass die schrecklichsten Dinge nicht der nächtlichen Fantasie entsprangen, sondern dem kalten, grausamen Leben.

Die Tragödie von Duscur war ein wunderbares Beispiel dafür.

Das gesamte Verhalten seines Vaters seitdem auch. Seine Blindheit dafür, zu akzeptieren, dass an einem ritterlichen Rittertod überhaupt nichts Ehrenwertes war. Seine blinde Hörigkeit diesem Keiler gegenüber. Damals, als er ihn aufgenommen hatte wie einen dritten Sohn – und heute noch. Es schien Felix sogar, dass die Besessenheit seines Vaters mit dem Keiler in den letzten Jahren seines möglicherweise tatsächlichen Todes nur noch gewachsen war.

„Der alte Mann hat den Verstand verloren.“

Es war nicht einmal für irgendjemandes Ohren bestimmt – aber er hatte eben Gesellschaft, und diese Gesellschaft konnte sich ruhig anhören, wie wenig er noch von dem alten Grafen Fraldarius hielt.
 

„So spricht man nicht von seinem Vater, Felix.“
 

Er hätte wissen müssen, dass er von Ingrid nichts anderes als Maßregelungen zu erwarten hatte. Wie auch nicht? Sie musste doch ihren geplanten Schwiegervater verteidigen – vor ihrem geplanten Schwager. Auch nicht gerade gerecht. Aber von ihrer Warte aus konnte Felix das durchaus nachvollziehen: Natürlich war Ingrid auf der Seite seines Vaters. Seines Vaters, der immer noch Loblieder auf seinen toten Sohn sang, der heute noch leben könnte, wäre er nicht so verrannt in ritterliche Ideale gewesen.

Dumm. Ekelhaft.

„Ich spreche von meinem Vater, wie ich will. Und es ist nicht von der Hand zu weisen. Schiebt sein Land ab, um einer wilden Bestie in den Tod zu folgen – ich sehe nicht, was daran kein Wahnsinn ist.“

„Wir folgen ihm auch“, hielt Ingrid dagegen. Totschlagargument. Wenn sie ihm folgten, dann musste der Keiler ja etwas für sich haben.

Als ob es überhaupt noch um den Keiler ging.

Es ging um das Königreich, um ihre Heimat, um das platte, persönliche Bedürfnis, das Kaiserreich in Trümmer zu schlagen.
 

Mit oder ohne Keiler. Felix würde das Kämpfen niemals aufgeben.
 

Es war müßig, das Ingrid zu erklären. Gegen starrsinnige Ritterlichkeit kam man mit gesundem Menschenverstand einfach nicht an – Felix konnte es trotzdem nicht sein lassen.

Nur, dass er unterbrochen wurde, noch bevor er zu seiner Tirade hatte ansetzen können:

„Können wir nicht einfach in Frieden unser Mittagessen genießen, ohne dass ihr zwei eine Grundsatzdiskussion draus macht?“

Konnten sie offensichtlich nicht. Felix warf Sylvain einen vernichtenden Blick zu, der nur noch finsterer wurde, nachdem der Rotschopf kaum sichtbar darauf reagierte.

Manchmal–

„Du solltest mir lieber helfen, Sylvain!“

Ingrid klang ernsthaft verraten. Felix warf ihr einen kurzen Blick zu, schüttelte dann aber den Kopf.

„Ich glaube nicht, dass Gautiers Lieblingssohn seinen Papi verteidigen würde. Bei ihm suchst du vergebens Unterstützung.“
 

Auf Sylvains Gesicht flackerte Wut auf, brennendheißer Ärger, und es befriedigte Felix auf eine gar nicht faire Art. Ob er ihn weiter provozieren sollte? So lange, bis Sylvain freiwillig zur Waffe griff? Ein Trainingskampf, um seinen Ärger unter Kontrolle zu bekommen, klang unheimlich verlockend.

Zu schade, dass Sylvain dazu zu faul war.

Zu schade, dass Ingrid hier war, um ihn mit wütenden Blicken an jeder weiteren bösen Spitze zu hindern – oder seine bösen Spitzen zumindest zu dezimieren.

Es war doch immer dasselbe.

„Sylvains Eltern haben hiermit nichts zu tun, Felix. Hier geht es um deinen Vater. Graf Rodrigue ist ein unsäglich ehrbarer Mann, der viel für das Königreich und sein Volk getan hat – und seinen Prinzen! Du magst persönliche Differenzen mit ihm haben, aber das gibt dir nicht das Recht, ihn so dermaßen respektlos zu behandeln.“

Felix, wenn man ihn fragte, hatte alles Recht, wütend auf diesen alten Mann zu sein und ihn so schlecht zu behandeln, wie er wollte.

Es war nicht, als würde sein Vater ihn besser behandeln.
 

Er schnaubte, stand mit zu viel Schwung vom Tisch auf.

„Ich gehe. Deine Loblieder auf den alten Mann haben mir den Appetit verdorben.“

Ein Trainingskampf klang wirklich immer attraktiver.
 

Er kam nicht weit. Fünf Schritte, dann hörte er Sylvain hinter sich:

„Felix, warte!“

Noch einmal fünf Schritte, und der lange Lulatsch hatte zu ihm aufgeschlossen, obwohl Felix seine Schritte beschleunigt hatte. Er würdigte seine unerwünschte Begleitung mit keinem Blick, während er zügigen Schrittes den Speisesaal durchquerte und hinaus aufs Außengelände des Klosters zusteuerte.

Kalte Winterluft schlug ihm entgegen, kaum, dass er hinaustrat. Winzige Schneeflocken rieselten träge zur Erde, nicht genug, um die vielzahligen Fußabdrücke wieder aufzufüllen, die das Leben im Kloster hinterlassen hatte.
 

„Nimm es Ingrid nicht übel.“

Felix schnaubte. Sein Atem stob in weißen Wolken gen Himmel.

„Sicher. Sie muss es ja besser wissen als ich.“

„Nein, das meinte ich doch gar nicht! Ach, Felix… Du weißt doch, wie das ist.“

Er wusste nicht, was er wissen sollte. Skeptisch warf er einen Blick zu Sylvain, sah ihn sein Haar raufen und nach Worten ringen. Nein, er wusste nicht, wie das war.

Er wollte es vermutlich auch gar nicht wissen, so wie Sylvain aussah.

„Was ich meine – na ja. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Graf Rodrigue ein ziemlich sympathischer Typ Mensch ist… solange man nicht sein Sohn ist.“

„Und das gibt Ingrid welches Recht genau?“

Gar keines, so einfach war das.

Ob Ingrid nun wusste oder nicht, wie unangenehm sein Vater in Interaktion mit Felix war – es war einerlei! War es denn ernsthaft zu viel verlangt, dass Felix‘ Bedenken ernstgenommen wurden?

Es ging ja nicht einmal nur darum, dass er wütend auf den Alten war.

Es ging um die blinde Unvernunft, die der Mann portraitierte. Diese alberne Hörigkeit dem Keiler gegenüber, der ihn wie Dreck behandelte. Und der Alte kroch trotzdem weiter vor ihm im Staub. Folgte jedem Befehl ohne Kritik, egal, wie dumm er war. Warf Land und Leute weg, um einem lächerlichen Hirngespinst von Königlichkeit hinterherzurennen, das nicht existierte.

Sie hatten eine Grenze zu verteidigen! Felix‘ Onkel mochte noch so kompetent sein, das änderte nichts daran, dass er bei aller Kompetenz längst nicht die tiefen Einblicke in alle Bedürfnisse der Fraldarius-Ländereien hatte, die sein Vater hatte.

Und Felix glaubte keine Sekunde daran, dass der Mann sich die Zeit genommen hatte, seinen jüngeren Bruder wirklich intensiv einzuweisen.

Er hatte von der Rückkehr des Keilers gehört und gewissermaßen alles stehen und liegen lassen. War ins Tal der Schmerzen geeilt, um sich ihm zu Füßen zu werfen, und jetzt hatte Felix ihn am Hals.

Oder zugegeben – nicht einmal das.

Es war nicht, als sähe er wirklich mehr von der Aufmerksamkeit des Alten, als wenn er ihn überhaupt nicht um sich hatte.
 

„Es gibt ihr gar kein Recht.“

Sylvains Antwort kam so spät, dass er sie eindeutig vorher mehrfach im Kopf herumgeschoben hatte.

„Aber sie kann kaum Rücksicht nehmen auf die Dinge, von denen sie nichts weiß, oder?“

„Sie muss es nicht wissen!“, gab Felix brüsk zurück. Er warf Sylvain einen kurzen, wütenden Blick zu, wandte sich dann wieder ab, um weiterzumarschieren – wohin auch immer.

Weg von dem Gespräch am liebsten. Auch wenn er darin wohl kaum eine Chance hatte.

Er schnaubte missgelaunt.

So gern er mit den Verfehlungen seines Vaters hausieren ging, und so wenig Scham er darin kannte, gnadenlos über die schlechten Eigenschaften seiner Familie, Freunde und Bekanntschaften zu sprechen – es gab Grenzen.

Und zuzugeben, dass alles und die ganze Welt dem eigenen Vater wichtiger war als er selbst, war unangenehm. Das musste niemand wissen.

„Dann muss sie auch kein Verständnis haben.“

„Sie könnte einfach aufhören, sich einzumischen.“

Warum auch immer er es Sylvain überhaupt erzählt hatte.
 

Nein, er erinnerte sich noch ganz genau.

Es war vor zwei Jahren gewesen, in einer kurzen Ruhepause des Krieges. Sie hatten sich getroffen – ohne Ingrid, die aufgrund einer Verletzung lieber zuhause blieb und sich auskurierte. Sie waren frustriert, zerschlagen und über alle Maße erschöpft gewesen, und in allem Frust hatten sie nicht einmal mehr Worte füreinander gefunden.

„Gehen wir etwas trinken.“

Es war Sylvains Idee gewesen. Felix war sicher gewesen, er wollte es nur, um die nächstbeste hübsche Bedienung anzumachen.

Stattdessen hatte er sich betrunken.

Felix hatte mitgemacht. Er hatte eh nichts Besseres zu tun gehabt.

Und irgendwann am Abend, als der gröbste Rausch des Alkohols langsam stiller wurde, hatten sie irgendwo in einer ruhigen Ecke gesessen, und über Dinge gesprochen, die noch nie zwischen ihnen Thema gewesen waren.

Miklan. Glenn. Sylvains Eltern. Sylvains Sorgen, am Ende selbst kein besserer Vater zu sein. (Dumme, unbegründete Sorgen. Sylvain war ein unverantwortliches Weichei, aber Felix traute ihm nicht zu, ein Kind schlecht zu behandeln.) Felix‘ Unzufriedenheit damit, für seinen Vater kaum mehr persönlichen Wert zu haben als ein besserer Soldat.
 

Sie hatten nie wieder darüber gesprochen. Zugegeben, Felix hatte halb geglaubt, der Alkohol hätte die Erinnerungen getilgt – zumindest bei Sylvain.

Er hatte sich offensichtlich getäuscht.
 

„Aber so funktioniert unsere Freundschaft. Ingrid ist nunmal die, die uns den Kopf wäscht.“

Sylvain grinste. Etwas in seinem Grinsen ließ Felix ahnen, dass er vom eigentlichen Thema ablenken würde.

„Das hat sie doch schon immer gemacht. So wie damals, als du dich mit der Söldnerbande auf Durchreise anlegen wolltest. Wie alt warst du noch mal? Elf?“

„Und ich hätte sie erledigen können“, gab er schnaubend zurück. Es waren keine beeindruckenden Söldner gewesen! Nur ein Haufen schwächlicher Mietklingen, die ihr Geld nicht wert waren. Er hatte es den Leuten nur beweisen wollen.

Aber Ingrid hatte ihn aufgehalten.

„Sicher hättest du das“, stimmte Sylvain zu, und er klang genauso unaufrichtig dabei wie jedes Mal, das er einem Mädchen das Blaue vom Himmel versprach, „Aber die ganzen Knochenbrüche hätte kein Heiler der Welt danach heilen wollen.“

Er übertrieb maßlos. (Nicht. Felix hatte aber überhaupt keine Lust, das einzusehen, alleine, weil ihm der Gedanke absolut zuwider war, dass Sylvain von allen Menschen einmal im Leben im Recht sein könnte.)
 

Um von der ganzen Sache wegzukommen, schüttelte er den Kopf, genervt und verärgert.

„Was genau willst du eigentlich gerade von mir?“

„Nun, ein Abstecher ins nächste Dorf wäre nicht übel. Ein hübsches Mädchen an jedem Arm bringt dich sicher auf andere Gedanken und lässt dich deinen Kummer vergessen.“

„Ich bin nicht so ein liebestoller Bock wie du.“

Sylvain summte nachdenklich. Er ließ den Blick schweifen, als suche er einen besseren Vorschlag. Felix zweifelte daran, dass er etwas finden würde – nachdem ihm Training nicht einmal einfallen würde, wenn er alle anderen Worte aus seinem Wortschatz tilgte.

Sylvains Miene hellte sich trotzdem in einem neuen Einfall auf.

„Wir könnten Schneemänner bauen. Wie früher.“

Felix seufzte.

„Nein. Wir sind keine kleinen Kinder mehr, Sylvain.“

Er sah den Protest in Sylvains Augen. Er sah die dummen Argumente, und er sah auch die Erinnerungen, die der Schwachkopf zweifelsfrei wieder aufwärmen würde.
 

Damals hatte es Spaß gemacht.

Selbst dann noch, als Glenn richtig wütend geworden war, weil sie dem großen ritterlichen Schneemann seine Rüstung angezogen hatten.
 

Entschieden schüttelte Felix den Kopf, ehe er sich in noch mehr nutzlosen Schneemannsgeschichten verlor.

„Nein“, beschied er noch einmal mit Nachdruck. „Wir sind keine kleinen Kinder. Und wir gewinnen keinen Krieg mit einer Schneemannarmee.“

Das funktionierte auch nur in Kleinkinderfantasien.

„Wir gewinnen ihn ja nicht einmal mit einem Keiler“, fügte er bitter hintenan.

Sylvain war weise genug, nicht weiter darauf einzugehen, sondern das Thema einfach wieder zu wechseln:

„Du solltest trotzdem auf andere Gedanken kommen. Hilft nicht, wenn du jetzt noch ewig weiter über die Ungerechtigkeit der Welt brütest – glaub mir, ich hab das schon hinter mir. Und es hat mir nicht gutgetan!“
 

Sehr zu Felix‘ Bedauern führte Sylvain es nicht weiter aus. Er hätte ihn zu gern in Zukunft immer wieder daran erinnert, dass seine eigenen dummen Gedanken schuld an seinen Fehltritten waren.

Eigentlich brauchte er doch aber nicht einmal eine Ausführung. Er konnte sich recht gut vorstellen, in welche Richtung Sylvains Brütereien gingen.

Er seufzte resigniert.
 

Er wurde den Kerl nicht mehr los, oder?

Er könnte wegrennen, aber das war ihm dann doch zu erbärmlich. Außerdem war Sylvain ein Meister darin, ihm nachzulaufen. Wie ein treuer Schoßhund. Welpe. Zu mehr brachte er es doch gar nicht, und den treudoofen Welpenblick bekam er auch zustande, wenn er mal wieder aus einem Kratzer eine abgetrennte Gliedmaße machte.

Felix seufzte noch einmal; er gab auf.

„Gut. Bring mich auf andere Gedanken. Ich erwarte allerdings, dass du mich mit Mädchen, Mädchengeschichten, Schwärmereien, Liebeskummer und allem anderen, was irgendwie mit deinen bisherigen Eroberungen zu tun hat, verschonst.“
 

Sylvain schwieg. Um Felix‘ Mundwinkel zuckte kurz so etwas wie Triumph.

Vielleicht konnte er ihn so doch loswerden.

Es war nicht, als hätte Sylvain andere Hobbies oder Antriebe im Leben als die Damenwelt.

Er kämpfte. Passabel. Mehr nicht! Wenn er seinen faulen Hintern öfter zum Training schleppen würde, könnte er bedeutend mehr erreichen.

Er beherrschte ein Stück Magie. Wann auch immer und wie auch immer Sylvain auf die Idee gekommen war, sich dem Studium der Magie zu widmen, inzwischen waren seine magischen Fähigkeiten ähnlich passabel wie seine Kampftechnik. Felix vermutete immer noch, dass ein großer Faktor in der Entscheidung die Faulheit gewesen war, auf dem Schlachtfeld Blitze zu schleudern und Feuerbälle zu werfen, statt ernsthaft mit einer Waffe kämpfen zu müssen.

Seine Heilmagie reichte auch gerade so für erste Hilfe.

Faul. Sylvain war so unambitioniert faul, dass es frustrierend war.
 

Jetzt hatte Felix noch mehr das Bedürfnis, ihn zur Trainingshalle zu zerren und ihn so lange zu verprügeln, bis er zu der Einsicht kam, dass er sich endlich zusammenreißen und sein Training ernster nehmen musste.
 

Sylvain schien andere Ideen zu haben. Mitten im Laufen beschleunigte er, nur, um sich dann umzudrehen und vor Felix aufzubauen. Weiße Schneepunkte klebten in einem Schopf und auf seiner Kleidung wie eine Schicht Puderzucker.

Weil er nicht an Sylvain vorbeilaufen wollte, blieb er notgedrungen stehen, die Arme abwartend vor der Brust verschränkt und die Augenbrauen angriffslustig erhoben.

„Was?“

„Wie wäre es, wenn ich zur Abwechslung meine unsterbliche Liebe einfach dir erkläre, statt all den Mädchen da draußen?“

Wie dieser Mistkerl es schaffte, dabei auch noch so todernst und aufgesetzt aufrichtig auszusehen, würde Felix ewig ein Rätsel bleiben. Schauspieler. Schmierenkomödiant. Er knurrte, packte ihn grob am Kragen.

„Jetzt reicht’s. Du kommst jetzt mit zur Trainingshalle, und du wirst erst wieder gehen, wenn du mindestens einen ernsthaften Schlag gegen mich gelandet hast.“

„Was?! Felix, komm schon, das ist unfair! Ich werde eher vor Erschöpfung ohnmächtig, als dass ich das schaffe!“

Felix sah ihn ohne jedes Mitleid an.

„Dann machen wir morgen weiter. Los, beweg dich.“
 

Sylvain bewegte sich. Schleppte sich neben Felix dahin wie ein Verurteilter auf dem Weg zum Galgen, und den ganzen Weg zur Trainingshalle jammerte er darüber, wie grausam Felix war, wie unfair seine Forderung war, und dass das die mieseste Reaktion auf eine Liebeserklärung war, die er jemals bekommen hatte.

„Sei froh, dass sie nicht noch schlimmer ist“, grollte Felix, als es ihm zu viel wurde.

Ob es die Drohung oder sein Tonfall war – irgendetwas brachte Sylvain tatsächlich dazu, den Mund zu halten.

Vielleicht war es auch nur Ingrid, die vor den Toren zur Trainingshalle stand wie bestellt und nicht abgeholt. Ihr kummervolles Gesicht hellte sich in Erleichterung auf, als sie Felix erblickte.
 

„Habt ihr noch einen Trainingsplatz für mich?“

Felix war immer noch sauer auf sie. Aber vor allem war er gerade genervt genug von Sylvain, dass er seine Genervtheit über seine Wut stellen konnte. Er packte den Rotschopf wieder am Kragen und schubste ihn in Ingrids Richtung.

„Hier. Der hier braucht eine Tracht Prügel. Oder zwei.“

Oder fünf.

Ingrid lachte leise.

„Da helfe ich doch gerne. Übrigens habe ich uns ein Mittagessen mitgebracht.“

Es war keine Entschuldigung. Aber es war nah genug dran, dass Felix‘ Wut verpuffte und er nickte, grimmig zufrieden.

„Gut. Sylvains Portion gehört mir.“
 

„Felix!!!“
 

Felix grinste, dann wandte er sich von seinen Kameraden ab, um eine Trainingswaffe zu holen. Auch wenn sein schlimmster Ärger verraucht war – das Training wurde deshalb sicher nicht abgeblasen.



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