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Balance Defenders Kurzgeschichten

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich sollte der Lieblingsprota mit der Maske bis Mitternacht eine Rolle seiner Wahl einnehmen dürfen. Irgendwie hat sich das in meinem Kopf jedoch verselbstständigt (da von meinen Protas keiner direkt „Hier“ geschrien hat) und ist schließlich in eine ganz andere Richtung abgedriftet… Tja, das darf jetzt mein Lieblingsantagonist ausbaden. :D

Zeitlich gesehen spielt diese Kurzgeschichte im 3. Band von Balance Defenders parallel zu Kapitel 107 "Eriks Rolle und Vorsorgemaßnahmen" (Fasching/Karneval ist schließlich ab dem 11.11.). Komplett anzeigen

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Grauen-Eminenz und die Maske

Grauen-Eminenz war genervt.

Schon wieder so ein Paket vom Pandämonium. Das verhieß nichts Gutes, zumal es nicht angekündigt worden war.

Er wollte die Fracht gereizt auf den Tisch knallen. Noch rechtzeitig stoppte ihn die jähe Befürchtung, dass sich darin etwas befinden könnte, das er auf keinen Fall in seinem Schatthenreich freilassen wollte.

Die Begebenheit mit den Allpträumen hatte ihm gereicht. Außerdem hatte er schon genug mit diesem Bengel zu tun, dem es Spaß machte, Räume zu zerlegen.

Miesepetrig öffnete er das Paket.

Eine schwarze, üppig mit Schnörkeln und Verzierungen geschmückte Halbmaske kam zum Vorschein.

Oh nee, seine Schatthenmeistervereinigung wollte doch nicht ernsthaft eine Faschingsveranstaltung abhalten!

Hoffentlich gab es keine Anwesenheitspflicht.

Da Schatthenmeister gemeinhin als Einzelgänger galten, hatte es in letzter Zeit Newsletter gegeben, die gemeinsame Aktivitäten propagierten, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

Widerlich.

Er erwartete schon eine Einladung in dem Paket vorzufinden, doch stattdessen lag eine Broschüre darin, die wie eine Bedienungsanleitung anmutete.

Hieß das, dieses Ding hatte tatsächlich eine Funktion, außer seinen Träger lächerlich aussehen zu lassen?

Grmpf. Hätte man einer Brille, die bestimmte Energielevel oder sonstwas sichtbar werden ließ, nicht ein etwas schlichteres, praktischeres Aussehen verleihen können? Allein diese albernen Federn am oberen Teil der Maske.

Egal.

Er nahm die Maske in beide Hände und führte sie an sein Gesicht.

Wie magnetisch von seiner Haut angezogen, sprang die Maske aus seinen Händen. Unter Grauen-Eminenz‘ Aufschrei saugte sich das Material an ihm fest. Vergeblich versuchte er, das Scheusal wieder zu entfernen.

Verflucht! Warum hatte er die verdammte Bedienungsanleitung nicht gelesen?! Das musste ein Folterinstrument sein!

Das ekelhafte Gefühl verschwand abrupt wieder, doch die Maske ließ sich nicht abnehmen.

Grauen-Eminenz ärgerte sich über sich selbst.

Gerne hätte er dieses vermaledeite Ding einfach mit seinen Kräften zerstört, aber das hätte bedeutet, sein Gesicht ebenfalls dem verheerenden Effekt auszusetzen. Und auch wenn er nicht eitel war, verzichtete er lieber auf ein komplett entstelltes Äußeres.

Stöhnend öffnete er die Augen und stockte beim Anblick seiner Hände.

Die sonst graue Haut war nun beige. Das allein hätte ihn schon verstört, denn seit Jahren hatte ihn nichts dazu gebracht, diese Camouflage ungewollt abzulegen. Doch das Gruseligste war, dass seine Unterarme anders aussahen als noch Momente zuvor.

Hastig wandte er sich um und ließ in einer Ecke des Raumes einen mannshohen Spiegel erscheinen.

Er schluckte und zwang sich vor den Spiegel zu treten, die schlimmsten Befürchtungen im Hinterkopf.

Oh nein. Nein, nein, NEIN!

Aus dem Spiegel sah ihm ein Teenager entgegen – ohne Maske.

Er wirbelte herum, riss die vermeintliche Gebrauchsanweisung aus dem Karton und suchte hastig nach einer Erklärung hierfür.

Der Träger der Maske verwandelte sich in die Person, an die er zuletzt gedacht hatte.

Das konnte doch nicht wahr sein! Wieso ausgerechnet der Bengel!!!

Okay, es wäre schlimmer gewesen, er hätte sich in einen der Versager vom Pandämonium verwandelt, dennoch war das absolut störend.

Wie konnte man diesen Effekt aufheben? Zurück zur Bedienungsanleitung.

Waaas?! Hielt bis Mitternacht an! So viel Zeit hatte er nicht!

Er las weiter.

Bla bla bla richtiger Gebrauch bla, Aufbewahrung bla, Garantie bla. Nutzungshinweise!

Vorsicht, Modell i278 hat eine eingebaute Sicherheitsvorkehrung, die ein vorzeitiges Lösen der Maske bewirkt, sobald die tatsächliche Person in das Blickfeld des Trägers kommt.

Na super.

Grauen-Eminenz sah auf die Uhr. 7:20.

Der Bengel und seine Freunde würden sich bereits auf dem Weg in die Schule befinden. Er hatte wohl keine andere Wahl, als schnellstmöglich in ihre Nähe zu kommen.

Halt, konnte er den Effekt der Maske vielleicht mit seinen eigenen Kräften übertönen? Dann war es nicht nötig, diesen Zirkus zu veranstalten.

Er stellte sich vor den Spiegel, doch nichts tat sich.

Warum musste das ausgerechnet heute passieren?

Argh, er würde nie wieder unter der Woche ein Paket des Pandämoniums öffnen! Ihm doch egal, ob er dann böse Anrufe erhielt.

Ein frustrierter Blick aus stechend blaugrünen Augen schlug ihm aus dem Spiegel entgegen. Er musste zur Schule.
 

Auf Sichtweite an Erik herankommen, das war alles. Das sollte ihm doch gelingen.

Aber wenn die Maske sich löste, dann würde sofort seine eigentliche Gestalt sichtbar werden. Das konnte zu Problemen führen.

Auch wenn er seine Kräfte einsetzte, um sein Aussehen anzupassen, ging das nicht von einer Sekunde auf die andere.

Ach, was machte er sich verrückt? Er konnte einfach alle in Schlaf versetzen oder eine Barriere errichten. Dennoch war das bei einer so großen Schule keine Kleinigkeit.

Ruhig bleiben.

Er ging auf den Schuleingang zu. Vielleicht konnte er hier warten, bis Erik eintraf. Das wäre definitiv das Einfachste. Allerdings hatte er nicht bedacht, dass sich hier bereits einige Jugendliche zusammengefunden hatten.

Wie er Teenager hasste! Diese schnatternden, einen auf cool machenden, minderbemittelten Hormonsklaven!

Tief durchatmen.

Er platzierte sich neben der großen Treppe zum Haupteingang nahe einem der Büsche und beobachtete halbherzig, wie nach und nach Schüler die Treppe hinauf strömten.

Hoffentlich hatte das bald ein Ende.

„Hi!“

Mit zusammengezogenen Augenbrauen drehte er sich zu der Schülerin um, die ihn einfach ungefragt angesprochen hatte.

„Hi.“, brummte er und lenkte seine Augen von ihr weg, um zu signalisieren, dass er kein Interesse an einem Gespräch hatte.

„Du stehst sonst nie hier. Wie kommt’s?“

„Mir war grade danach.“, knurrte er und stand kurz davor, die Göre anzuschreien, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte. Warum hatte er sich auch unbedingt in einen Schönling verwandeln müssen?

Er suchte die Gegend nach einem Anzeichen von Erik ab.

„Wartest du auf jemanden?“, fragte die aufdringliche Tussi.

„Ja.“

„Sag mal, du und Ariane, seid ihr …“

„Ja!“, blaffte er heftig, damit sie endlich Ruhe gab. „Und sie ist sehr eifersüchtig, also …“ Er machte eine Handbewegung, die signalisierte, dass sie die Fliege machen sollte.

Die Göre wurde aufmüpfig. „Achso, du lässt dich also von Prinzessin Perfect herumkommandieren.“

Grauen-Eminenz biss die Zähne zusammen, sein Blick wurde mörderisch. „Wenn du sie noch mal so nennst,…“ Der Impuls, seine Kräfte in seiner Rechten erscheinen zu lassen, packte ihn. Nur mit Mühe konnte er ihn unterdrücken.

„Verpiss dich.“, zischte er.

Etwas wie Schock trat in das Gesicht seines Gegenübers.

Endlich zog die dumme Gans Leine. Vermutlich war sein Verhalten so gar nicht Erik-typisch gewesen, aber das war gerade sein geringstes Problem.

Warum er die Beschützerin hatte verteidigen wollen? Wahrscheinlich weil er seine Auserwählten als Eigentum ansah. Nur er durfte sie beleidigen!

Er seufzte und wandte sich wieder der Umgebung zu.

Na endlich!

Weiter vorne konnte er Eriks Silhouette ausmachen, wie er erhobenen Hauptes auf das Schulgebäude zu lief, als wäre er Teil eines Parfüm Werbespots.

Grauen-Eminenz hatte keine Zeit für spöttische Gedanken. Er spürte, wie die Maske sich löste.

Hastig rannte er los, bevor jemand seine Verwandlung mitbekam.



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