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Balance Defenders Kurzgeschichten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Aufgabe lautete: "Deine konservativste Figur wacht am Aschermittwoch (oder ähnlichem) bei sich zu Hause neben einer wildfremden nackten Person auf. Was passiert?"
Wie ihr euch denken könnt, war das eine der Aufgaben zum Ende der Karnevalszeit.

Für meine Kurzgeschichten gilt im Allgemeinen, dass wir Vivien und Justin bereits als Paar erleben, auch wenn sie in der Hauptstory noch nicht an diesem Punkt sind. . Komplett anzeigen

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Justin und die Fremde in seinem Bett

Justin kam langsam zu sich. Etwas Schweres lastete auf ihm, das er sich nicht erklären konnte. Er versuchte sich wegzudrehen, aber das Etwas behinderte ihn dabei.

Verwirrt schlug er die Augen auf. Und erstarrte.

Den Atem anhaltend, flehte er inständig, dass er halluzinierte.

Panisch wollte er die Blondine, die bäuchlings zur Hälfte auf ihm lag, von sich stoßen, stattdessen schlug er die Decke beiseite und unterdrückte nur schwer einen Aufschrei.

Er kniff die Augen zu und befreite sich umständlich von der Fremden, indem er die Decke nahm und sie damit von sich schob.

Hastig stieg er über sie und flüchtete Hals über Kopf aus seinem Zimmer.
 

Eigentlich hätte Vivien gerne länger geschlafen, schließlich waren Faschingsferien. Doch da ihre Geschwister zu den Frühaufstehern zählten und ihre Mutter bereits das Haus verlassen hatte, war auch sie schon auf den Beinen und konnte direkt an die Tür gehen, als es klingelte.

In seinem Schlafanzug stand Justin vor der Tür. Er wirkte völlig verstört, einem Nervenzusammenbruch nahe.

„Justin, was …“ Sie griff nach seinem Arm. „Ist was mit deinen Eltern?“

Er schüttelte den Kopf und schien die Tränen kaum zurückhalten zu können.

„Komm rein.“, sagte sie hastig.

Offenbar würde es mehr als eine Umarmung brauchen, um ihn zu beruhigen.

Zu ihrer Verwunderung schüttelte er abermals den Kopf und schaute so beschämt, als wolle er ein entsetzliches Geständnis ablegen.

„Was ist denn?“, fragte sie vorsichtig und merkte, dass sie ebenfalls die Ruhe verlor.

Auf die Frage hin verzerrte sich sein Gesicht noch mehr.

„Justin.“, flehte sie.

Er verdeckte das Gesicht mit seinem Unterarm.

Nur mit Mühe brachte er Worte hervor. „…Da ist jemand“, presste er hervor. „in meinem Zimmer.“

„Was meinst du?“

„Eine…“ Sie sah, wie sich jeder Muskel in ihm anspannte. „Frau.“

Vivien versuchte daraus schlau zu werden. „Was für eine Frau?“

„Ich weiß nicht.“, japste Justin.

„Justin, wieso …“ Vivien stockte. „Du meinst, eine Frau war in deinem Zimmer, als du aufgewacht bist?“

Endlich nahm er den Arm herunter, sodass sie ihm wieder in die Augen sehen konnte. Er nickte.

„Ist sie tot?“

Er schüttelte den Kopf, dann stockte er. „Ich weiß nicht.“

Vivien war verwirrt. Es war nicht Justins Art, vor einer Person, die offenbar Hilfe brauchte, davonzulaufen.

„Denkst du, dass sie etwas mit Grauen-Eminenz zu tun hat? Der Brief über die Allpträume war damals auch bei dir aufgetaucht. Das heißt, es könnte sich ein Portal in deinem Zimmer befinden.“

Sie konnte Justin ansehen, dass ihm diese Idee noch gar nicht gekommen war.

Es kam selten vor, dass sie nicht verstand, was in ihm vorging. Gerade wirkte er so verzweifelt, als würde er von einem schlechten Gewissen gepeinigt.

„Was hast du denn?“, fragte sie beunruhigt.

Justin entfuhr ein Schluchzen.

Die plötzliche Erkenntnis traf sie. „Hat sie dir was angetan?“

Sein Atem wurde hektisch.

Ohne Umschweife schloss Vivien ihre Arme um ihn, doch Justin erwiderte die Geste nicht.

Warum wollte er nicht hereinkommen? Was hatte diese fremde Frau bei ihm zu suchen und was war vorgefallen, das Justin in einen solchen Zustand versetzt hatte?

Sie ließ von ihm ab. „Komm.“, sagte sie entschieden.

Justin wehrte sich nicht, als sie ihn hinüber zu seinem Haus zog, er schloss sogar die Tür auf. Doch immer wieder hatte sie den Eindruck, dass er verschwinden wollte.

Sich davon nicht beirren lassend, schlug sie direkt den Weg zu seinem Zimmer ein, doch Justin stoppte mitten in der Bewegung. Aus seinem Blick sprach Angst.

Wer auch immer ihm das angetan hatte, würde dafür bezahlen! Sie ließ ihn los und stapfte auf sein Zimmer zu, bereit, diese Person das Fürchten zu lehren.

„Vivien.“, hörte sie Justin ängstlich rufen. Er sah sie so mitleiderregend an, als befürchte er, die Welt würde im nächsten Moment untergehen.

Sie griff nach der Türklinke und betrat das Zimmer.
 

Justin wollte sterben. Das war der schlimmste Moment seines Lebens und das obwohl er als Beschützer schon so viele Herausforderungen und lebensbedrohliche Situationen hatte meistern müssen. Er hatte panische Angst, wie Vivien reagieren würde.

Wie sollte sie beim Anblick einer nackten Frau in seinem Bett nicht glauben, dass er …? Warum hatte er es nicht gesagt? Sie vorgewarnt?

Er hatte es einfach nicht über sich bringen können!

Endlos lange Sekunden blieb Vivien in seinem Zimmer. Aus den Sekunden wurden Minuten.

Justin hielt es nicht mehr aus.

Szenen, in denen Vivien im nächsten Moment aus dem Zimmer stürmen, ihn ohrfeigen und Schluss machen würde, wechselten sich ab mit der Vorstellung, dass sie weinend in seinem Zimmer zusammengebrochen war.

Er trat vor seine Zimmertür, getraute sich jedoch nicht hineinzugehen. Plötzlich öffnete sich eine Tür hinter ihm.

Völlig verkatert kam sein älterer Bruder Gary heraus.

„Steh nicht im Weg.“, brabbelte er und wollte wohl ins Bad wanken.

Justin packte ihn an der Schulter.
 

Vivien hatte in Justins Bett eine splitterfasernackte Blondine vorgefunden, die sich anscheinend direkt vor seinem Bett entkleidet hatte. Grob hatte sie die Fremde wachzurütteln versucht, doch auch wenn sie offenbar noch lebte, weigerte sie sich zurück in den Wachzustand zu kommen. Bei dem Geruch von Alkohol, der von ihr ausging, wenig verwunderlich.

Um herauszufinden, was vorgefallen war, brauchte Vivien Justins Telepathie. Zum Glück besaß sie die Gabe, die Kräfte der anderen zu kopieren, denn so wie sie Justin kannte, würde er sich weigern, in die Erinnerungen dieser Person einzudringen.

Sie stand auf.

Vor Justins Zimmer fand sie nicht nur ihn, sondern auch seinen Bruder vor. Dieser sah so aus, als hätte er den Faschingsdienstag durchgefeiert.

Das erklärte zumindest, wie die Fremde hierhergekommen war.

„Hast du jemanden ins Haus gebracht?“, fragte Justin wütend. Er hatte also ebenfalls diesen Schluss gezogen.

Gary hielt sich den Kopf. „Ja und?“

Justins Gesicht verzerrte sich vor Zorn. Hastig schritt Vivien ein, bevor sich seine emotionale Aufregung auf eine Weise entladen konnte, die er später bereut hätte.

Sobald sie in Justins Blickfeld trat, wich die rasende Wut der Verängstigung.

„Alles gut.“, versicherte sie ihm und wandte sich dann an Gary. „Erklär das.“

Gary schien nicht zu begreifen.

„Wieso liegt deine Freundin in Justins Bett?“, präzisierte Vivien.

„Sie ist nicht –“ Gary stöhnte. „Das ist die Freundin von nem Kumpel. Ich weiß nicht, was die alles eingeworfen hat.“ Vivien ging davon aus, dass er damit andeuten wollte, dass die Blondine unter Drogen stand.

„Ich wollte sie heimbringen. Aber sie meinte, ihre Eltern killen sie. Ich konnte sie ja schlecht draußen pennen lassen.“

Für jemanden mit einem Kater war er erstaunlich eloquent.

Vivien verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wieso hat sich ihr Freund nicht um sie gekümmert?“

Gary verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern. „Der ist mit ner anderen Tussi abgezogen.“

Justin schaute verständnislos. „Warum?“

„Sei nicht so naiv.“, grummelte Gary und schüttelte missbilligend den Kopf, was er sogleich zu bereuen schien. Wieder hielt er sich den Kopf.

So sehr Vivien Garys Verhalten lobenswert finden wollte, sie war viel zu missgestimmt darüber, dass er dafür gesorgt hatte, dass diese Person Justin belästigen konnte.

„Wie ist sie in Justins Zimmer gelandet?“, fragte sie weiter.

„Was weiß ich. Vielleicht auf’m Weg vom Klo zurück ins falsche Zimmer. Ich hab ihr nicht die ganze Zeit beim Kotzen die Haare gehalten. Ich bin nicht mal mit ihr befreundet!“, rechtfertigte sich Gary. Er schaute regelrecht beleidigt. „Kann ich doch nichts für, dass kein anderer sich um sie gekümmert hat.“

Bei einem Blick zu Justin erkannte Vivien, dass das Mitleid für die fremde Blondine sowohl seine Wut auf seinen Bruder als auch seine Verstörtheit getilgt hatte. Sie selbst war dagegen noch nicht wirklich besänftigt.

„Wieso…“ Justin unterbrach sich und senkte beschämt den Blick.

Vivien begriff, was er fragen wollte. „Sie hat sich ausgezogen, bevor sie in Justins Bett gestiegen ist.“, informierte sie Gary.

Kurz verzog sich Garys Gesicht, als verstünde er, was das für Justin bedeutete. Dann schimpfte er lautstark. „Mann, ist doch nicht mein Bier!“

Vivien spürte das grimmige Lächeln auf ihren Lippen und änderte es schnellstens zu einem fröhlichen Ausdruck.

„Justin, wärst du so lieb und würdest ein Glas Wasser und Aspirin bringen?“, säuselte sie zuckersüß.

Justin schaute etwas irritiert, als sähe er nun wirklich keinen Grund dazu. Ihr zuliebe machte er sich dennoch auf den Weg.

Auch Gary wollte sich in Bewegung setzen, doch Vivien verstellte ihm den Weg.

„Ich muss pissen.“

Vivien kicherte vergnügt, was Gary sichtlich irritierte.

Breit grinsend fixierte sie ihn. „Wenn wegen dir noch mal eine nackte Frau in Justins Bett landet.“ Sie klatschte ihre Handflächen aufeinander. „Dann wirst du nichts mehr haben, mit dem du pissen kannst.“ Sie kicherte begeistert.

Garys Gesichtszüge entgleisten.
 

Er fand nicht, dass es Gary verdient hatte, jetzt auch noch verhätschelt zu werden. Andererseits hielt er seinen Versuch, dieses Mädchen zu beschützen, für ehrenwert. Sie hatte es offenbar wirklich schwer gehabt.

Justin seufzte und machte sich mit einem Glas Wasser und Kopfschmerztabletten wieder zurück in den ersten Stock.

Vivien nahm ihm beides ab und reichte es Gary. „Das bringst du jetzt deiner Freundin und kümmerst dich gut um sie.“

„Sie ist nicht meine –“

Vivien lächelte freudig, woraufhin Gary das Gesicht verzog und Glas und Tabletten entgegennahm.

Sie drehte sich zu Justin. „Ich hole dir Kleidung und wir gehen zu mir.“

Abermals richtete sie das Wort an Gary. „Und du sorgst dafür, dass sie zu Hause ist, bevor eure Eltern heimkommen.“
 

„Ich kann dir später helfen, das Bett neu zu beziehen.“, sagte Vivien, nachdem Justin sich im Bad umgezogen hatte.

„Danke.“ Justin wirkte unsicher. „Danke, dass du nicht…“ Er ließ den Kopf hängen.

Sachte umfasste sie seine Linke und sah ihm in die Augen.

„Keine Angst, das nächste Mal, wenn du neben einer nackten Frau aufwachst, bin ich bei dir.“

Justin schaute unglücklich, als wolle er das keinesfalls noch mal erleben.

Mit einem verspielten Lächeln versuchte sie, ihn dazu zu bewegen, über ihre Worte nachzudenken.

Seine Miene wandelte sich allmählich von fragend zu verwirrt. Schließlich wurde Schock in seinen Zügen sichtbar, der absoluter Verlegenheit wich. Sein Gesicht war wieder so puterrot wie sie es von ihm gewöhnt war. Sie ergriff die Gelegenheit, um ihn nochmals zu umarmen.



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