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Balance Defenders Kurzgeschichten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
"Dein*e Prota darf sich in eine Katze verwandeln. Bei wem taucht sie auf und was tut sie?" Komplett anzeigen

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Serenas Katzenabenteuer

Ewigkeit hatte sie dazu angewiesen, auch zu Hause ihre Fähigkeiten zu trainieren.

Serena wusste allerdings nicht, wie sie es alleine üben sollte, eine Seelenwelt zu kontrollieren. Sie konnte ja schlecht in ihre eigene gehen, und zum Paralysieren brauchte sie auch ein Gegenüber.

Es blieb ihr wohl keine bessere Option, als das Ganze mental durchzuspielen.

Sie schloss die Augen und stellte sich vor, sich in einer Seelenwelt zu befinden. Üblicherweise reagierte diese sowohl auf ihre Gefühle als auch ihre Gedanken. So nützlich das sein mochte, manchmal war es äußerst störend, denn jede kleine Regung in ihr konnte etwas Ungewolltes auslösen.

Vor ihrem inneren Auge malte sie sich aus, wie die Umgebung sich nach ihren Wünschen umformte. In ihrer Vorstellung war das leicht.

Die Überlegung kam in ihr auf, ob sie auch sich selbst beeinflussen konnte. Schließlich war ihr Körper in der Seelenwelt ja nur eine Art Projektion, auch wenn es sich anfühlte, als wäre sie in Fleisch und Blut dort.

Wenn es ihr also nicht gelang, ein Hindernis aus dem Weg zu räumen, konnte sie dann dafür sorgen, dass sie geschickt wie eine Katze darüber hinweg springen konnte?

Unsinn. Wozu konnte Vitali denn Fliegen? Außerdem: Wenn sie es schon nicht hinbekam, die Seelenwelt zu kontrollieren, gelang es ihr erst recht nicht, plötzlich sportlich zu sein.

Sie seufzte.

Die Worte der anderen, dass sie sich nicht immer selbst runterziehen sollte, kamen ihr in den Sinn.

Okay, okay. Sie bemühte sich, die Frustration auszuatmen und spürte wider Erwarten tatsächlich Erleichterung. Es kam ihr fast so vor, als würde sie sich von ihrem Körper entfernen, als würde dieser immer leichter werden. Sie genoss die ungekannte Empfindung und atmete weiter.

Einen letzten tiefen Atemzug ausstoßend öffnete sie wieder die Augen – und machte einen Satz in die Höhe.

Was ging hier vor?!

Panisch betrachtete sie ihre Hände, doch bei dem Versuch kippte sie zur Seite weg, denn statt Händen hatte sie zwei dunkelbraune Pfötchen. Hektisch fasste sie mir ihrer rechten Pfote an ihren Kopf und spürte Katzenöhrchen.

Sie stieß einen Laut der Verzweiflung aus, der sich wie klagendes Miauen anhörte. Der Versuch, ein menschliches Wort hervorzubringen scheiterte.

Sofort rief sie in Gedanken Ewigkeits Namen. Doch ihr Helferlein erschien nicht, um ihr Beistand zu leisten.

Plötzlich hörte sie ein Kratzen an ihrer Zimmertür. Das Signal, dass ihre Hündin hereingelassen werden wollte.

Oh Gott, wenn ihre Schwester nun die Tür öffnete, war sie geliefert!

Hastig sprang sie auf, von ihrem Bett runter und stürmte auf die geöffnete Tür zum Balkon zu.

Sie flüchtete hinaus, den Weg, den sie damals schon beim Angriff der Schatthen genommen hatte.

Innerlich verfluchte sie sich. Wie hatte sie es nur hinbekommen, sich in diese Bredouille zu bringen?

Vor sich sah sie den Baum des Nachbarn, der einzige Fluchtweg. Egal, was man über Katzen sagte, sie hatte noch immer keine Ahnung, wie man einen Baum hinunterkletterte! Und sie kam sich kein Stück geschickter vor als damals als sie es das erste Mal machen musste!

Von ihrem Zimmer her hörte sie ihre Schwester ihren Namen rufen.

Sie hatte keine Zeit lange nachzudenken! Sie krallte sich am erstbesten Ast fest und kraxelte unbeholfen nach unten.

Verdammt! Die Strecke war in diesem kleinen Körper noch viel größer!

Verkrampft bemühte sie sich, mit den Krallen Halt zu finden, bis sie auf einer Höhe angekommen war, bei der sie sich den Sprung zutraute. Heftig schnaufend und zitternd rannte sie los.

Sie musste einen der anderen aufsuchen und ihm irgendwie klarmachen, dass sie in diesem Katzenkörper steckte! Aber Ariane, Vivien und Justin waren viel zu tierfreundlich, die hätten ihr vermutlich nur Milch hingestellt, aber nicht verstanden, was sie von ihnen wollte. Und Erik hätte sie vermutlich ignoriert. Warum musste Vitali am weitesten von ihr entfernt wohnen?!

Er war ein Hundemensch, da war sie sich sicher, so wie er mit ihrer Hündin umging, war das ziemlich offensichtlich. Bestimmt würde er sich wundern, wenn eine Katze seine Nähe suchte.

Aber wie sollte sie ihm klar machen, dass sie diese Katze war?

Ganz ruhig, erst mal dort ankommen.

Wer hätte geglaubt, dass der Weg nicht nur lang, sondern auch gefährlich sein würde? Dass man Menschen nicht trauen konnte, hatte sie ja schon immer gewusst. Aber nun musste sie auch noch ständig auf der Hut sein vor Hunden und anderen Katzen, die ihr Revier verteidigen wollten.

Endlich sah sie das Haus der Familie Luft vor sich. War das nicht Vitalis Mutter? Gott sei Dank! Sie hätte sonst nicht gewusst, wie sie überhaupt ins Haus hätte kommen sollen.

Sie wollte zu ihr rennen, aber selbst als Katze hatte sie einfach keine Kondition!

Frau Luft war gerade im Begriff wieder ins Haus zu gehen, sie hatte wohl nur die Blumen gegossen.

In ihrer Not ließ Serena einen Schrei los. Ein klagender Katzenlaut drang aus ihrer Kehle.

Tatsächlich stoppte Vitalis Mutter in der Bewegung und sah in ihre Richtung.

Serena ergriff ihre Chance und versuchte irgendwie, halbwegs niedliche Laute zu erzeugen, in einem Versuch, die Aufmerksamkeit zu behalten.

Die letzten Kraftreserven mobilisierend sprang sie näher an die aus ihrer Perspektive riesig wirkende Frau zu. Dabei war sie normalerweise etwas größer als Vitalis Mutter.

Frau Luft gab ihrer Stimme den seltsamen Ton, den man nur nutzte, wenn man mit Kleinkindern und Tieren sprach. „Na, du. Du siehst ja ganz erschöpft aus.“

Serena miaute und hoffte, dass das der richtige Klang war.

„Möchtest du ein bisschen Milch?“

Sie versuchte ihren Lauten etwas Bejahendes zu geben.

„Warte hier.“

Nein! Sie musste da rein!

Mit dem Mut der Verzweiflung sprang sie die Treppenstufen hinauf, an Vitalis Mutter vorbei ins Innere des Hauses.

Vitali!

Mit einer Gießkanne stand er in der Diele. Ungebremst stürmte sie auf ihn zu und verlieh ihrem Elend lautstark Ausdruck. Doch Vitali starrte sie nur verständnislos an und blickte dann zu seiner Mutter, die ihr gefolgt war.

„Kennst du die Katze?“, fragte Frau Luft.

Vitali verzog irritiert das Gesicht und schüttelte den Kopf.

Serena versuchte weiterhin mit klagendem Miauen ihre Misere zu erklären.

Plötzlich wurde sie von hinten gepackt und in die Höhe gehoben. Einen Schreckenslaut ausstoßend war sie im ersten Moment bewegungsunfähig.

„Die kratzt noch.“, warnte Vitali.

„Ach was! Das ist ein ganz liebes Kätzchen.“

Von wegen! Serena versuchte sich aus dem Griff von Vitalis Mutter zu befreien. Dabei fiel ihr Blick auf den Boden unter ihr. Das war so weit oben! Sie schrak augenblicklich zurück.

„Hat die Katze Höhenangst?“, fragte Vitali ungläubig.

Endlich ließ seine Mutter sie wieder auf den Boden.

Schnellstmöglich flüchtete sie vor ihr und sah aus geeigneter Distanz wieder zu Vitali. Es musste ihr irgendwie gelingen, mit ihm alleine zu sein!

Eilig sah sie sich um und stürzte auf die Treppe nach oben zu. Sie hüpfte die ersten Stufen hinauf.

„Hey!“, rief Vitali ihr nach.

Sie musste schnell genug oben sein, damit niemand sie packen konnte. Wieso waren Stufen nur so weit auseinander?

Endlich oben angekommen hastete sie weiter zur Tür seines Zimmers und begann qualvoll zu jammern.

Vitali war auch schon hinter ihr. „Was willst du denn?“, schimpfte er.

Sie deutete mit ihrem Köpfchen auf die Tür und jaulte weiter herzzerreißend.

Vitali stöhnte und erbarmte sich.

Sobald die Tür auch nur einen Spalt weit geöffnet war, schlüpfte sie hinein. Zielsicher steuerte sie auf Vitalis Bett zu und sprang.

Statt elegant mit allen Vieren auf dem Bett zu landen, schaffte sie es gerade so, sich mit den Vorderpfoten an seiner Bettdecke festzukrallen. Panisch bemühte sie sich, nicht abzustürzen, doch dabei zog sie die Decke nur immer weiter zu sich. Sie schrie.

Im gleichen Moment wurde sie an der Taille umfasst und auf das Bett gesetzt.

Vitali stöhnte und setzte sich neben sie. „Zufrieden?“

Sie war noch zu perplex, um darauf zu reagieren. Tapsig bewegte sie sich auf der weichen Daunenbettdecke. Diese fühlte sich total weich und flauschig unter ihren Pfötchen an.

„Für eine Katze bist du echt ungeschickt.“, kommentierte Vitali.

Empört fauchte sie.

Vitali schnaubte belustig. „Wie Tiny.“

Bei der Nennung des Spitznamens, den er für sie nutzte, stürzte sie an seine Seite und versuchte ihm klarzumachen, dass sie sie war!

Er hob die Hände. „Hey! Ist ja gut!“ Ehe sie mit dem Verstand erfasst hatte, wohin seine Hand entschwunden war, spürte sie es.

Vitalis Finger berührten ihren Nacken, mit ungeahnter Präzision kraulte er ihr Köpfchen.

Ein Schauder ging durch ihren gesamten Körper.

Vitali lachte. „Das gefällt dir, was?“

Vor übergroßer Scham wollte sie im Erdboden versinken!

Im gleichen Moment strich seine Hand über ihren Rücken und verscheuchte jeden Gedanken ans Verschwinden. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie unfähig war, sich von ihm zu entfernen. Seine Berührung löste weitere Schauer in ihr aus. Dann war da ein seltsames Vibrieren in ihrem Körper, untermalt von einem unwillkürlichen Brummen. Verschämt begriff sie, dass sie schnurrte.

Vitali lachte auf eine jungenhaft erfreute Art und Weise, doch sie getraute sich nicht, zu ihm aufzublicken. Sie wehrte sich nicht, als er sie sachte umfasste und auf seinen Schoß setzte.

Gott, das war so peinlich!

Er fuhr darin fort, sie zu streicheln. Sie musste das dringend unterbinden! Aber … sie konnte nicht.

Schüchtern drückte sie ihr Köpfchen gegen seinen Bauch, während er sie liebevoll verwöhnte.

Sie spürte, wie sein Lachen seinen Körper zum Beben brachte. „Serena hätte mich längst gekratzt und gebissen.“

Dieser Vollidiot…

Er durfte auf gar keinen Fall erfahren, dass sie sie war!!!

Wieso war sie nicht auf die Idee gekommen, zu Ariane zu gehen und dort so zu tun, als wäre sie verletzt? Dann hätte ihre Freundin vielleicht ihre Heilungskräfte eingesetzt und eventuell hätte sie dabei diese Verwandlung rückgängig gemacht. Sie war so ein Trottel.

Ihr vergingen die Gedanken, als Vitali seine Zärtlichkeiten wieder aufnahm. Ohne Gegenwehr ließ sie es geschehen.

Sie wusste nicht, ob es Vitalis Nähe war oder das Schnurren, das ihr Körper produzierte, aber irgendwie fühlte sie sich mit einem Mal unheimlich schläfrig. Ihre Augenlider fielen herab.

Während sie in die Traumwelt hinüberglitt, offenbarte sich ihr der Wunsch, diese Nähe zu Vitali in ihrer normalen Gestalt genießen zu dürfen.
 

Serena riss die Augen auf. Oh nein, sie konnte doch nicht auf Vitalis Schoß eingeschlafen sein!

Zu ihrer Überraschung fand sie sich in ihrem Zimmer wieder, in ihrem gewohnten Körper.

Hatte sie das alles nur geträumt?

Das Gefühl, das Vitalis Berührung in ihr ausgelöst hatte … Das hatte sich so real angefühlt.

Abermals wurde sie verlegen.

Wie gut, dass er niemals davon erfahren würde!
 

Ob Serena das wirklich nur geträumt hat oder sie sich auf Vitalis Schoß zurückverwandelt und er sie mit dem Vorsatz, niemals ein Sterbenswörtchen über diese Situation zu verlieren, nach Hause teleportiert hat? Wer weiß.



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