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Balance Defenders Kurzgeschichten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Aufgabe lautete: „Deine stärkste Figur gerät in der Antike zu den Gladiatoren ins Colosseum. Was passiert?“
Da Grauen-Eminenz sowohl vom Beherrschen seiner magischen Fähigkeiten als auch körperlich meine stärkste Figur ist, kommt er auch jetzt wieder zum Zug, wobei er gerne drauf verzichtet hätte. 😋
Triggertechnisch sollte ich vielleicht darauf hinweisen, dass Tod vorkommt und dass mein Antagonist nicht gerade die beste mentale Gesundheit aufweist. Komplett anzeigen

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Grauen-Eminenz im Kolosseum

Es ging zu schnell, als dass er überhaupt noch hätte schreien können.

Der harte Aufprall trieb den Atem aus seinen Lungen. Der unerträgliche Lärm einer viel zu großen Menschenmenge brandete an sein Ohr, Helligkeit glühte hinter seinen Augenlidern, die er aufgrund der Hitze Sonnenlicht zuschrieb. Ein widerlicher Gestank von Blut, Schweiß, Urin und etwas Tierischem, zog ihm in die Nase, als er den ersten Atemzug tat.

Er riss die Augen auf, wurde geblendet von der Lichtreflexion eines –

Der Stahl der Klinge schlug in den sandigen Boden, Reflexen sei Dank!

Sofort war Grauen-Eminenz auf den Beinen, versuchte sich ein Bild der Situation zu machen. Doch dafür blieb kaum Zeit.

Der halbnackte Hüne mit dem beknackten Helm, riss das Schwert zu ihm herum.

Mit einem Sprung nach hinten wich er dem Hieb aus. Doch hinter ihm waren noch mehr dieser Irren. Einer ohne Helm war mit einem Dreizack und einem – äh Fischernetz? – bewaffnet.

Wer zum Henker hatte diese Leute ausgestattet?! Die Helme sahen zwar alle auf ihre Weise bekloppt aus, aber die einen hatten riesige Schilde, die anderen kleine, manche gar keine, und die Waffen waren unterschiedlich lang. Und war das ein Wolfskopf, den einer weiter hinten trug?

Keine Zeit, darüber nachzudenken! Der Wolfsspinner warf gerade einen Speer nach ihm.

Dieser Gefahr entgangen, fand er sich plötzlich in dem Netz von Fischers Fritze wieder.

Es reichte!

In einer Energiewelle ließ er seine Wut nach außen schnellen und riss damit sämtliche Gegner von den Füßen.

Idioten.

Die Menge jubelte. Schier unüberschaubare Massen waren ringsum auf zahllosen Tribünen versammelt und trugen absurde Römerkostüme.

Er war also im Kolosseum gelandet. Super.

Er versuchte, sich aus dem Netz zu befreien.

Verdammt. Das konnte doch nicht so schwer sein! Wieso – Er kämpfte vergeblich gegen das Netz.

Wut packte ihn! Mit hektischen Armbewegungen setzte er seine Telekinese ein und schleuderte ein paar der Bekloppten zur Seite. Einen mit einem glatten Helm, der nur zwei kleine Augenlöcher hatte hielt er zu Boden gedrückt.

„Gib mir den Dolch.“, verlangte er. Doch sein Gegenüber brabbelte nur irgendwas auf Latein.

Na toll, langsam übertrieb das Pandämonium es aber mit diesem altsprachlichen Scheiß!

War es nicht schlimm genug, dass sie immer wieder mit irgendwelchen lateinischen und griechischen Begriffen um sich warfen?

Er wollte dem Gegner gerade selbst den Dolch aus der Hand reißen, als er von hinten mit einem Schild attackiert wurde.

Verflucht, hatten diese Leute keinen Anstand?

Wutentbrannt drehte er sich dem Angreifer zu und ließ das Netz in violetten Flammen aufgehen, die rasend schnell das Material zerfraßen. Das war leider wenig angenehm. Das Brennen auf seiner Haut war deutlich spürbar, doch dank seiner Selbstheilungskräfte konnte er wirklichen Schaden verhindern.

Von den unnatürlich wirkenden Flammen wohl kurz abgeschreckt, hatte der Typ, dessen Visier ihn mit den zahlreichen runden Löchern an ein Fliegenauge erinnerte, Abstand gehalten.

Grauen-Eminenz ließ seine Energie als violett leuchtendes Wabern um seine Arme erscheinen. Doch das schien den Angreifer nicht länger abzuhalten.

Was zum Henker!

Er wich dem Angriff aus.

Das waren Menschen. Augenscheinlich ziemlich dumme Menschen, aber -  nein, das war keine Pandämoniumsveranstaltung. Hier lagen Leichen! Das hier -

Hastig sah er sich in der Arena um. Hier musste irgendwo. Dort!

In einer prunkvollen Loge hinter einem metallenen Sicherheitsnetz in der ersten Reihe residierte der vermeintliche Kaiser.

Er wollte sich gerade diesem zuwenden, als er bemerkte, wie die Gladiatoren um ihn herum auf Sicherheitsabstand gingen.

Alarmiert drehte er sich um und sah, wie ein metallenes Tor nach oben gezogen wurde und ein hungrig wirkender Löwe heraustrottete.

Er hatte keine Lust mehr…

Entschlossenen Schrittes lief er auf die Loge des Kaisers zu. Er hob den Arm, deutete auf den Monarchen und rief:

„Asinus est!“

Von den Reihen des Amphitheaters drang lautes Gelächter.

Dabei kam es Grauen-Eminenz ziemlich erbärmlich vor, dass die einzige Beleidigung, die er auf Latein beherrschte, ‚Esel‘ war.

Der Kaiser erhob sich, sein Gesicht kam Grauen-Eminenz seltsam bekannt vor, dann rief er einen Befehl, den er nicht verstand. Leider schienen alle anderen Gladiatoren ihm da voraus zu sein.

Sie alle stürmten mit einem Mal auf ihn zu, als hätten sie nur noch ihn als Gegner.

Grauen-Eminenz überprüfte auf die Schnelle, wie er das Schutznetz der Kaiserloge zerstören könnte, ohne dass dieser Mistkerl direkt flüchtete.

Wieder einmal ärgerte er sich, nicht teleportieren zu können.

Mit einer Energiewelle musste er die Gladiatoren von den Füßen reißen, doch ein paar von ihnen blieben tatsächlich stehen! Telekinetisch packte er den Typ mit dem Krummschwert und schleuderte ihn gegen die schützende Abgrenzung der kaiserlichen Tribüne. Leider brachte das nicht viel.

Okay, dann war wohl doch Multitasking nötig. Wie er das hasste…

Er hob den Arm, fixierte den Kaiser und riss seine Hand nach hinten. Die Telekinese beförderte den Kaiser gegen sein eigenes Sicherheitsnetz, hielt ihn dort fest.

Noch ehe die Leibwächter ihre Pfeile auf ihn abfeuern konnten, sprang Grauen-Eminenz zu der Loge hinauf und klammerte sich an das Gitter, musste den Kaiser dafür kurz loslassen.

Er konzentrierte sich auf seine Kräfte und ließ das Metall unter seinen Händen weich und verformbar werden.

Mist, das dauerte viel zu lange! Und schon waren Leibwächter mit Speeren zur Stelle, um ihn aufzuspießen.

Grauen-Eminenz gab es auf, sich noch länger unter Kontrolle zu halten.

Sein Hass brach aus seinem Körper hervor, sprang jeden Menschen an, der im Umkreis von zehn Metern von ihm entfernt stand. Schreie.

Mit unmenschlicher Gewalt riss er das Stück Gitter das ihn von seiner Rache trennte aus der Abgrenzung, schleuderte es hinter sich und trat hinein.

Ebenso wie seine Untergebenen und Berater krümmte sich der Kaiser auf dem Boden. Grauen-Eminenz fühlte kein Mitleid. Der Hass leitete seine Bewegungen.

Blind vor Zorn und Vergeltungsdrang packte er den Mann am Hals und hielt ihn in die Höhe. Da erkannte er das Gesicht.

Kaltes Grauen überkam ihn.

Was war das für ein krankes Spiel?

Er begann zu zittern, seine Atmung wurde hektisch.

Wegen ihm war er hier. In einer Arena ganz anderer Art. Kämpfte. Wusste nicht wofür. Alles war so sinnlos. Selbst sich zu wehren.

Er bemerkte nicht einmal, wie er den Mann losließ, wich zurück, kauerte sich auf den Boden, wurde panisch. Hilfesuchend fasste er an die Stelle an seiner Brust, die er immer berührte, wenn er aufzugeben drohte. Doch es half nichts. Wozu war er hier? Wozu kämpfte er noch? Er konnte nicht gewinnen, hatte längst alles verloren.

Er erbrach ein ersticktes Schluchzen, hasste sich selbst dafür und wartete auf den Tod.

Das Bild des verstörten Bengels blitzte vor seinem inneren Auge auf, wie er völlig verzweifelt in seinem Schatthenreich aufgetaucht war, verloren, verlassen, ohne irgendwen an seiner Seite, der ihm hätte Halt geben können.

Er bekam keine Luft.

Nein.

Einen Schrei loslassend erhob er sich, sprang vor und packte den Kaiser an seiner Tunika. Mit bloßer Muskelkraft schleuderte er ihn durch das Loch in die Arena, dem Löwen zum Fraß vor.

Nicht länger hielt er sich zurück. Seine nächste Energiewelle brach jedem Menschen in der Kaiserloge das Genick.

Das beruhigende Gefühl, jeden getötet zu haben, machte sich in ihm breit.

Jetzt musste er nur noch zurück, um zu verhindern dass der dumme Bengel seine Fehler wiederholte.

Tränen bildeten sich in seinen Augen, aber es war zu viel geschehen, um noch irgendwas zu betrauern. Er hatte kein Recht mehr dazu.

Trostlos hob er den Blick gen Himmel und schloss die Augen.

 

Unbändig rang er nach Atem, als ertrinke er in seiner eigenen Vorstellung, den Bildern seiner Vision oder Albtraums, was auch immer es gewesen war.

Sein Kissen war nass von seinem Schweiß. Er setzte sich auf und berührte die Stelle an seiner Brust. Endlich ließ die Panik nach. Ein stummes Wimmern kam über seine Lippen. Seine Hand wurde zur Faust, klammerte sich an das letzte Stück Geborgenheit in der Finsternis.

Nein, er würde nicht aufgeben. Das hatte er sich geschworen.



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