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Balance Defenders Kurzgeschichten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die #protastik Aufgabe lautete: „Dein*e Prota wird auf der Straße angesprochen, um Werbung zu machen. Findet es statt? Für welches Produkt wäre die Bereitschaft da?“
Diesmal bekommt Ariane eine etwas größere Rolle, allerdings erfahrt ihr die ganze Situation aus Eriks Sicht.
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Erik, Ariane und die Werbung

„Danke, dass du mitgegangen bist.“, sagte Ariane.

Erik nickte bloß, ohne sie anzusehen. Was hätte er auch antworten sollen? Ganz sicher nicht, dass er nur hier war, weil die anderen keine Lust gehabt hatten, oder noch schlimmer, dass er gerne in ihrer Nähe war. Zu externen Anlässen Zeit mit ihr zu verbringen, war einfacher. Es verhinderte, dass sein Herz zu angreifbar wurde.

Er verdrängte den Gedanken daran und blickte sich auf dem Entschaithaler Messplatz um. Dass die Jobbörse so vergleichsweise groß ausfallen würde, hatte er nicht erwartet.

„Interessiert du dich für etwas Bestimmtes?“

Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen und ihre hellblauen Augen bekamen diesen aufgeweckten Glanz. „Ich wollte einfach sehen, was es alles gibt.“

Angesichts ihrer ungewohnten Begeisterung stahl sich ein Schmunzeln in seine Mundwinkel.

„Weil sich hier ein Abenteuer versteckt haben könnte?“ Das hatte sie damals auf Burg Rabenfels gesagt.

Ihrer erheiterten Miene nach zu urteilen, freute es sie, dass er sich an ihre Worte erinnerte. „Vielleicht.“

Kurz wandte er den Blick ab, um wieder die nötige innere Distanz einzunehmen. „Erstaunlich, dass du trotz allem noch Abenteuer suchst.“

„Ich habe nie behauptet, ich suche nach Gefahr.“, verkündete sie in dem spielerisch wehrhaften Tonfall, der sich bei ihren Wortgefechten eingebürgert hatte.

Von ihrer kecken Provokation ermutigt, näherte er sich ihrem Gesicht und senkte die Stimmlage. „Und ich dachte, du magst das Risiko.“ Vielsagend hob er die Augenbrauen.

Sie reckte das Kinn. „Nur wenn ich weiß, dass ich gewinne.“

Er musste grinsen und blieb in unmittelbarer Nähe zu ihr, genoss den Anblick ihrer unbeugsamen Miene.

Eine fremde Stimme unterbrach den Moment. „Entschuldigung!“

Ariane schreckte kurz zusammen und wandte sich hastig zum Urheber der Störung. Ihre angespannte Haltung machte deutlich, dass ihr die Situation peinlich war.

Erik musste ein wütendes Schnauben unterdrücken und fixierte den Mann, dem es offensichtlich an Anstand mangelte, Leute nicht in einem Gespräch zu unterbrechen – ja, man konnte sich auch mit Augen unterhalten!

„Sie wären perfekt für unsere Werbung!“, rief dieser wildfremde Mann voller Begeisterung aus und fixierte Ariane dabei, als wäre sie die Lösung für all seine Probleme. „Haben Sie Modelerfahrung?“

Die Frage war Ariane sichtlich peinlich. Erik wusste, sie hätte es bevorzugt, wegen anderer Qualitäten angesprochen zu werden als ihrem Aussehen.

Dass sie mit ihren langen goldblonden Haaren, ihren edlen Gesichtszügen und ihrer anmutigen Gestalt auffiel, war nicht verwunderlich. Doch dass Menschen sie darauf reduzierten, ärgerte ihn, schließlich hatte er während der Halloweenparty erlebt, welche Auswirkung das auf ihr Selbstwertgefühl hatte.

Er griff nach ihrem Arm und wollte sie weiterziehen, doch sie stemmte sich gegen seinen Griff.

Bei einem Blick in ihr Gesicht wurde ihm klar, dass sie natürlich zu höflich war, um jemanden einfach stehen zu lassen, und ließ widerwillig von ihr ab. Warum musste sie auch immer zu jedem nett sein?

Sie wandte sich an den Herrn. „Entschuldigen Sie, aber ich denke nicht, dass ich -“

Der Typ fiel ihr einfach ins Wort. „Oh bitte, Sie müssen! Wir haben schon bei zahlreichen Modelagenturen angefragt, aber niemand wäre besser dafür geeignet als Sie!“

Ariane geriet ins Stocken und Erik musste sich schwer zurückhalten.

Es sprudelte weiter aus dem Mund des Anzugträgers, während er seine Worte mit ausschweifenden Gesten untermalte. „Machen Sie sich keine Sorge wegen der Bezahlung. Nennen Sie mir Ihren Preis und ich kümmere mich darum!“

Erik biss die Zähne zusammen, um den Typen nicht anzufahren, dass sie nicht käuflich war!

„Ich …“, druckste Ariane.

„Oh bitte! Sie müssen mir diesen Gefallen tun. Sie sind meine letzte Hoffnung!“ Der Mann legte die Handflächen aufeinander und setzte den Blick eines Hundewelpen auf.

Ariane war deutlich überfordert.

„Sagen Sie Ja!“, flehte der aufdringliche Mann.

Erik trat einen Schritt zwischen den Typen und sie. „Kann ich kurz mit dir reden?“, sagte er grimmig.

Ariane antwortete nicht, sondern schaute nur bang.

Wenig freundlich drehte er sich zu dem manipulativen Typen, „Sie ist gleich wieder da.“

Nachdem sie zuvor so abweisend auf seine Einmischung reagiert hatte, unterließ er es, sie am Arm wegzuführen. Wortlos lief er in die Richtung, aus der sie gekommen waren, ohne direkt zu kontrollieren, ob Ariane ihm folgte.

Sie kam an seine Seite gehastet. „Was tust du?“ Es klang fast, als würde sie sein Verhalten missbilligen.

Er blieb stehen und fixierte sie mit durchdringendem Blick. „Was willst du?“

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, als würde seine Frage keinen Sinn ergeben.

„Unabhängig von dem, was dieser Typ redet, was willst DU?“, präzisierte er.

Die Frage schien sie zu verunsichern. „Ich… weiß doch gar nicht, worum es geht.“ Ihr Blick wich dem seinen aus.

„Gibt es ein Produkt, für das du das gerne tätest?“

An der Form ihrer Mundwinkel und Augenbrauen konnte er ablesen, dass sie wieder damit rang, den Erwartungen anderer entsprechen zu wollen.

„Warum willst du das machen, wenn du es gar nicht möchtest?“, hakte er nach.

„Ich weiß doch gar nicht –“

„Doch, du weißt es.“, sagte er streng. „Aber du denkst, dieser Typ ist wichtiger als das, was du willst.“

Bestürzt sah sie auf.

„Ich hab es dir schon mal gesagt, du musst Grenzen setzen.“

Ihr Gesicht sprach Bände: Das war etwas, das ihr unsäglich schwer fiel.

Er konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. „Was, denkst du, passiert, wenn du nicht machst, worum er dich bittet?“

„Er wirkt so verzweifelt.“, antwortete sie ausweichend.

„Und du denkst, du bist die einzige Person auf der Welt, die für diese Werbung geeignet ist.“, sagte er provokativ.

„Nein!“, rief sie und wurde wieder leiser. „Aber es scheint ihm wirklich wichtig zu sein.“

„Stimmt, du bist ohnehin unwichtig, wieso sollte es jemanden interessieren, was DU willst.“

Ihr Gesicht verzog sich, als nähme sie ihm die Worte übel. Dabei war nicht ER ihr Feind, sondern ihre Hemmung davor, anderen die Hilfe zu versagen.

„Wie kannst du nur so kalt sein?“, bemängelte sie, doch ihre Augen stellten sich dabei nicht den seinen. „Du weißt doch gar nicht –“

„Du auch nicht.“, stellte er klar und sah sie unbarmherzig an. „Warum ist dir jeder andere wichtiger als du selbst?“

„Das stimmt nicht.“, meinte sie in unsicherem Ton. „Es ist nur, … Es sollte niemand darunter leiden, nur weil ich … etwas keine Chance gebe.“

„Hörst du dir eigentlich zu?“, fuhr er sie an. „Du bist diesem Typ nichts schuldig! Du kennst ihn doch nicht mal! Was macht es dir so schwer, einfach mal für DICH einzustehen?“

Sie sah ihn an, als wisse sie nicht, was sie sagen sollte, und noch weniger, wieso ihre Wünsche es wert sein sollten, jemand anderen dafür zu enttäuschen.

Die Erkenntnis erfüllte ihn mit ohnmächtiger Wut. „Wenn ich dich um so einen Schwachsinn bitten würde, würdest du Nein sagen!“

Da war er wieder, der stolze Blick der Königin auf dem Weg zum Schafott, und er begriff, dass sie seine Aussage als Vorwurf aufgefasst hatte. Verdammt.

„Damit will ich sagen“, setzte er an. „Bei den Menschen, die wichtig sind, weißt du, dass du Nein sagen darfst. Und bei den anderen sollte dir die Reaktion nicht so viel ausmachen.“

Sie senkte das Haupt, als habe er ihr eine Strafpredigt gehalten. Dabei wollte er sie doch bloß dazu ermutigen, ihre Wünsche ernst zu nehmen!

Schweigend blieb er bei ihr stehen, hatte den Eindruck, dass etwas wie Trotz in ihr aufwallte, denn ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, lief sie an ihm vorbei zurück zu der Stelle, an der der Mann noch immer wartete.

Erik folgte ihr nicht, sondern sah aus der Entfernung zu, wie sie mit diesem Schauspieler sprach. Ihre Haltung wirkte so entschieden, wie er es von ihr kannte, wenn sie sauer auf ihn war. Daher konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, dass sie aus purem Trotz dem Angebot zustimmte, nur um ihm zu demonstrieren, dass er ihr nichts zu sagen hatte.

Ein Seufzen unterdrückend wandte er den Blick ab. Die Frustration fraß ihn innerlich auf.

Warum hatte er sich wieder emotional so mitreißen lassen, statt sich allein um seine Belange zu scheren?

Es war dumm, seinen Gefühlen zu erlauben, von anderen beeinflusst zu werden.

Ariane kam zurück zu ihm, er konnte sie nicht ansehen. Jetzt auch noch von ihr hören zu müssen, was sie mit dem übergriffigen Typen ausgemacht hatte, war ihm zuwider. Am liebsten wäre er einfach gegangen.

„Danke.“ Ihre Stimme klang sanft und ehrlich.

Irritiert richtete er seinen Blick auf sie.

„Alleine hätte ich mich nicht getraut, Nein zu sagen.“ Ihre Stimme schrumpfte zusammen. „Tut mir leid, dass ich es immer noch nicht kann.“

Die Eröffnung überrumpelte ihn zu sehr, als dass er darauf hätte antworten können. Er musste das erst einordnen.

„Ich weiß. Gleichgewichtsbeschützer, beide Seiten sind wichtig, Anziehen und Abstoßen.“, wiederholte sie, was er ihr im Training gesagt hatte, als es um ihren Schutzschild gegangen war.

Noch immer konnte er nicht glauben, dass sie das Angebot ausgeschlagen haben sollte. Er versuchte, sich wieder zu sammeln.

„Wofür sollte die Werbung eigentlich sein?“

Ariane machte große Augen und begann schließlich zu lachen. „Ich hab nicht gefragt.“

Er konnte nicht anders als in ihr Lachen mit einzustimmen.



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