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Balance Defenders Kurzgeschichten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
„Ein*e Dom*se zeigt reges Interesse an einer deiner zurückhaltenden Figuren. Was geschieht?“
Keine Sorge, hier ist alles jugendfrei!

Ich wusste erst nicht, was mit Dom*se (mit kurzem o gesprochen) gemeint ist, auch wenn mir die Begriffe „dominant“ und „submissive“ (zu Deutsch: devot) vertraut waren. Aber gut, jetzt bin ich schlauer. 😄 Dennoch hat sich meine Geschichte in eine ganz andere Richtung entwickelt. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das. 😋

Außerdem gab es ein paar comicartige Bilder dazu, die ich aufgrund des Videos am Ende empfehle anzuschauen.

Da es Abschnitte aus Ewigkeits Sicht gibt, hier wieder die Info: Sie benutzt stets die deutschen Beschützernamen und meint z.B. mit „Vereinen“ Vivien, deren Beschützername Vereinen/Unite ist. Komplett anzeigen

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Ewigkeit und der "Dom" wider Willen

Die sechs hatten sich mit Ewigkeit gemeinsam zur Eröffnung der nächsten Protastikaufgabe zusammengefunden. Bei der Beschreibung „eine deiner zurückhaltenden Figuren“ hefteten sich alle Blicke direkt auf Justin.

Ängstliche Verunsicherung trat auf seine Züge.

„Ich finde, wir sollten Ewigkeit nehmen!“, rief Vivien überschwänglich dazwischen und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich.

Überglücklich kam Ewigkeit herbeigeschwebt.

„Hä?“, stieß Vitali ungläubig aus, auch Serena schaute verwirrt.

Erik indes verschränkte die Arme vor der Brust. Im Gegensatz zu den anderen verstand er den Begriff Dom und hatte Vivien angesehen, dass es ihr ebenso ging. Logisch, dass sie Justins Einsatz verhindern wollte.

„Vivien.“, setzte Ariane an. „Das ergibt keinen Sinn. Niemand kann sie sehen.“ Sie drehte sich zu den anderen. „Und was ist überhaupt ein, eine Domse?“

„Dafür habe ich die perfekte Lösung!“, verkündete Vivien überzeugt.
 

„Was ist das für eine bescheuerte Aufgabe!“, donnerte Grauen-Eminenz‘ wütende Stimme.

Er hatte sich auf der Meta-Ebene eingefunden, um einmal mehr seine unliebsame Pflicht zu erfüllen.

Vivien lächelte freudig. „Ich finde, du passt hervorragend zu der Rolle eines Doms!“

Grauen-Eminenz starrte sie an. Wahrscheinlich dachte diese Göre, dass Dom dasselbe wie Sadist war und Sadist das gleiche wie geisteskranker Gewalttäter. So ein Schwachsinn!

Außerdem war in der Aufgabe nicht gestanden, dass eine Figur in die Rolle eines Dom schlüpfen sollte!!!

Vivien grinste. „Du bist so kontrolliert!“ – Was?!! – „Ich bin sicher, du behältst das Wohl deines Gegenübers stets im Blick.“

Die wollte ihn doch verkackeiern! Wieso musste er sich so was von einer Minderjährigen anhören?!

Er stöhnte entnervt. „So was macht man nicht zum Spaß.“, stellte er klar. „Man kann nicht einfach die Rolle eines Dom einnehmen. Das erfordert ein intimes Vertrauensverhältnis. Der Sub muss sich komplett auf den Dom verlassen und es muss klare Absprachen geben. Auch wenn es nichtsexuell ist.“

Vivien klatschte in die Hände. „Ich wusste doch, dass du die richtige Besetzung bist!“, rief sie aus, als habe er mit seiner Erläuterung ihren Wahnsinn auch noch bestätigt!

„Ewigkeit ist auch schon da!“ Sie präsentierte mit den Händen eine Stelle neben ihrem Kopf. Dort war nichts.

Nicht schon wieder!!!!

 

Ewigkeit sah unschlüssig von Vereinen [Vivien] zu Grauen-Eminenz und zurück.

Auch wenn sie die dieswöchige Aufgabe nicht so ganz verstanden hatte, war sie darüber erfreut, wieder bei der Protastik mitmachen zu dürfen. Schicksal [Serena] hatte sich zwar lauthals über die Idee beschwert, sie in die Nähe des Schatthenmeisters zu lassen, doch Vereinen [Vivien] hatte sich für sie eingesetzt. Immerhin war die Zusammenarbeit für den letztjährigen Adventskalender auch erfolgreich gewesen.

„Wie soll ich mit jemandem interagieren, den ich weder sehen noch hören kann!“, schimpfte der Schatthenmeister.

Dieser Umstand hatte schon zur Weihnachtszeit einige Probleme mit sich gebracht. Zuerst hatte er sich sogar geweigert, überhaupt mit ihr aufzutreten.

Zu guter Letzt hatte er sich jedoch – mit der Begründung, dass sie ihn wenigstens nicht nerven konnte – damit abgefunden und sich sogar zu einem weiteren gemeinsamen Bild überreden lassen.

„Du sollst ja auch nur Interesse zeigen.“, meinte Vivien nonchalant.

„So geht das nicht!“, schrie Grauen-Eminenz.

„Warum nicht?“, wollte Vivien wissen.

„Weil – “ Er brach ab und rang wütend nach Worten. „Ich soll als Dom auftreten, dafür muss ich auf die Bedürfnisse und Wünsche des anderen eingehen. Das geht nicht ohne irgendeine Form von Kommunikation!“

„Du kannst ihre Berührung spüren!“, erinnerte Vivien.

Kurz zuckte Grauen-Eminenz‘ Gesicht, die Erinnerung an die Adventskalender-Aktion trat zurück in sein Bewusstsein.

Er hatte es keinem gesagt, aber wenn diese Ewigkeit ihm nah kam, konnte er ihre Präsenz spüren – eine tröstende Wärme. Ihre Berührung hatte ein Gefühl in ihm ausgelöst, auf das er gerne verzichtet hätte.

Er wandte den Blick ab. Hoffnung war ohnehin vergebens.

Der Rotschopf redete einfach weiter. „So könnte sie mit dir kommunizieren! Oder soll ich hier bleiben und dir übersetzen, was sie sagt und tut?“

Seine Augenbrauen zogen sich noch weiter zusammen. Irgendwie empfand er allein den Vorschlag als schamlos. „So funktioniert das nicht!“

„Aber kann Dom nicht auch bedeuten, dass man den anderen umsorgt?“, wandte Vivien ein. „Du könntest dich doch den ganzen Tag um sie kümmern! Oder zumindest für die nächste Stunde.“

Grauen-Eminenz wollte dem widersprechen, aber … Verdammt! „Gut, dann nehme ich sie mit ins Schatthenreich. Für eine Stunde!“

„Oh, sie kann nicht ins Schatthenreich.“, merkte Vivien an.

„Was?“, stieß er empört aus.

Vivien zuckte mit den Schultern. „Wir wissen nicht, wieso.“

Ein Stöhnen drang aus seiner Kehle. Wahrscheinlich war dieses seltsame Wesen, das sie Ewigkeit nannten, zu rein, um sich den dunklen Schwingungen seines Reichs auszusetzen. Wobei er nicht wirklich an die Existenz von irgendetwas Reinem in dieser Welt glaubte.

„Und wo soll ich dann mit ihr hin? Ich kann ja schlecht in der Fußgängerzone mit ihr rumlaufen!“ Er verwies auf seine graue Haut.

„Könntest du nicht die Hautfarbe ändern?“, schlug Vivien vor. „Die ist doch eh nicht echt.“

Wieder wurde er laut. „So oder gar nicht!“

 

Grauen-Eminenz stand in der Küche von Viviens Familie.

Was zum Henker war mit diesem Mädchen verkehrt?!

Auch wenn sie es irgendwie geschafft hatte, ihre Mutter und ihre Geschwister zu einem Familienausflug zu motivieren, war das einfach … Er kam sich hier so verkehrt vor!

Aber Vivien hatte gemeint, dass Ewigkeit sich bei ihr am besten auskannte und daher wohlfühlen würde.

Mit einem langen Seufzen machte er sich Luft.

„Also“ Er deutete auf seine rechte Gesichtshälfte. „Einmal antippen bedeutet Ja. Zweimal antippen bedeutet Nein. Verstanden?“

Nichts geschah.

„Du sollst mit Ja oder Nein antworten!“, herrschte er die Leere vor sich an. Er hatte keine Ahnung, wo die vermeintliche Ewigkeit sich aufhielt.

Eine flüchtige Berührung an seiner Wange ließ ihn zusammenzucken.

Verdammt! Er hatte das doch selbst vorgeschlagen!

„Okay.“, bestätigte er und sah sich in der Küche um. „Willst du… was essen?“

Es ärgerte ihn ungemein, dass er in seinen eigenen Ohren unbeholfen klang.

Die fremdartige Berührung kam zurück. Zweimal in kurzem Abstand.

Er spürte den Impuls, sich an die Wange zu fassen, unterband ihn jedoch. Normalerweise ließ er sich von niemandem berühren.

Doch im nächsten Moment stieg ihm ein schwacher Geruch in die Nase, den er nicht benennen konnte. Er schüttelte hastig den Kopf, um die Gefühle zu unterdrücken, die davon heraufbeschworen wurden.

Es roch nach Geborgenheit.

 

Ewigkeit nahm mit einiger Verwunderung die Reaktion des Schatthenmeisters wahr.

Er wirkte mit einem Mal so zerbrechlich, fast als drohe er in Tränen auszubrechen. Der Anblick ließ in ihr den drängenden Wunsch erwachen, sich um ihn zu kümmern.

Hastig sah sie sich im Raum um. Wie konnte sie ihn wohl trösten?

Ihr Blick fiel auf die kleine Vase mit einem Gänseblümchen, das Vereinens [Viviens] kleine Schwester gepflückt hatte. Geschwind flog sie dorthin und schwebte sogleich mit der Blume in Händen vor das Gesicht des Schatthenmeisters.

Doch irgendwie schien er sich darüber nicht zu freuen.

Er starrte sie oder eher das schwebende Gänseblümchen vor seiner Nase an und wirkte nicht gerade glücklich.

Geknickt ließ Ewigkeit die Blume sinken. Jäh befand sich die Hand des Schatthenmeisters unter ihr, als habe er sie auffangen wollen.

„Danke.“, druckste er und Ewigkeit ließ das Gänseblümchen in seine Hand fallen. Vor Freude gab sie ein heiteres Glöckchenläuten von sich, das er jedoch nicht wahrnahm.

„Du weiß nicht, was Dom bedeutet, oder?“

Sie schwebte näher an sein Gesicht und tippte ihn zweimal an.

„Es geht darum, dass man die eigene Kontrolle abgibt. Dafür muss man demjenigen sehr vertrauen.“

Fasziniert lauschte sie seiner Ausführung und berührte abermals seine Wange, um ihm zu signalisieren, dass sie ihm zuhörte.

Etwas in seinem Gesicht änderte sich. Die Härte kam zurück. „Du tätest besser daran, mir nicht zu vertrauen. Niemand sollte das.“

Sein Tonfall ließ sie kurz die Schultern hochziehen, dann fragte sie sich, ob sie nun mit Ja oder Nein antworten sollte.

Wieder seufzte er und sah entsetzlich verloren aus, so riesig er auch war.

Der Anblick betrübte sie. Sie wusste, dass Schatthenmeister ihre tiefschwingenden Emotionen zu Lichtlosen materialisierten, eine Technik, die von der gezielten Konzentration auf unschöne Gefühle lebte. Wie schmerzhaft musste ein solches Dasein sein?

Sie dachte kurz darüber nach, was sie bei Vereinens [Viviens] Geschwistern über das Trösten gelernt hatte.

Behutsam streichelte sie seine Wange.

Geradezu verstört schreckte er vor ihr zurück und riss die Hand an seine Gesichtshälfte, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Stelle direkt neben ihr, wo er sie wohl vermutete.

Sein Mund verzog sich. „Lass das.“, murrte er.

Irgendwie brachte seine Miene sie zum Lächeln.

Bei seiner überstürzten Bewegung war ihm das Gänseblümchen aus der Hand gefallen. Er bückte sich danach und hob es auf.

Sein Blick blieb darauf fixiert und wieder zeigte sich Leid auf seinen Zügen. Etwas wie Sehnsucht glomm in der Tiefe seiner grauen Augen, die so schnell wieder verschwand wie sie gekommen war.

Mit betont festen Schritten ging er zu der Stelle, an der die Vase stand und steckte die Blume dorthin zurück. Als wäre sie etwas, das er schnellstmöglich loswerden wollte.

Ewigkeit fragte sich, was es war, nach dem er sich sehnte. Ihre kleine Hand umfasste ihren goldenen Anhänger.

Ob der Schatthenmeister die Ursache dafür kannte? Oder ging es ihm wie ihr, die keine Ahnung hatte, woher in manchen Momenten dieses bittersüße Gefühl in ihrem Herzen stammte. Und war das überhaupt wichtig?

„Wir sollten zurück in die Meta-Ebene gehen.“, verkündete der Schatthenmeister grimmig.

Ein Teil von ihr empfand etwas wie Enttäuschung.

Sie nickte und unterließ es, ihn nochmals zu berühren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Info: Die Handlung rund um Ewigkeit und Grauen-Eminenz, die hier ihren Anfang nimmt, hat sich mittlerweile tatsächlich zu einer Fortsetzungsgeschichte entwickelt.
Ihre nächste Begegnung, die aber nur am Rande vorkommt, findet ihr hier: Grillen und Grauen-Eminenz Komplett anzeigen

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