Zum Inhalt der Seite

Balance Defenders Kurzgeschichten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
‚Dein*e Prota hat ihre Abenteuer hinter sich. „Wie konntest du mir nur diesen Namen geben?“, fragt das zehnjährige Kind. Wie lautet die Antwort?‘

Ein paar Vorab-Infos für diejenigen, die die Haupthandlung von Balance Defenders nicht kennen:
Erik hat ein ziemlich schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern, besonders zu seinem Vater. Die Erwartungen, die auf ihm als Sohn der angesehenen Familie Donner lasten, beeinflussen sein Handeln und sein Selbstbild maßgeblich und nicht grade zum Positiven. Das führt nicht selten zu Konflikten, auch zwischen ihm und Ariane. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eriks Sohn

„Wie konntest du mir nur diesen Namen geben?“

Erik senkte das Tablet, auf dem er gerade die Sonntagszeitung gelesen hatte, und hob skeptisch die rechte Augenbraue.

Mit fordernder Miene stand sein Sohn vor ihm. Wenn er so entrüstet schaute, war die Ähnlichkeit zu Ariane unverkennbar, auch wenn er die dunklen Haare von ihm hatte.

„Damian bedeutet der Mächtige.“, erklärte er nüchtern.

Doch Damian schien damit nicht zufrieden zu sein. Seine stechend blauen Augen funkelten, als er weitersprach. „Nicht das! Wieso heiße ich nur Donner? Ich will Donner-Bach heißen wie Mama!“

Erik seufzte und legte das Tablet nun vollständig zur Seite. „In Deutschland sind Doppelnamen für Kinder nicht erlaubt.“

„Warum nicht?“, forderte Damian zu erfahren.

Erik hatte mit dieser Frage gerechnet. Die Neugier hatte er definitiv auch von ihr.

„Das ist so entschieden worden. In anderen Ländern gibt es andere Regelungen.“

„Ich will aber auch einen Doppelnamen haben!“, verkündete Damian.

„Wenn du heiratest, kannst du einen bekommen.“

Damian reckte das Kinn. „Das ist unfair! Ich will dafür nicht extra heiraten müssen!“

Manchmal war die Ähnlichkeit zu Ariane erschreckend.

„Dann musst du wohl in die Politik gehen und das Gesetz ändern.“, entgegnete Erik.

Damian horchte auf und zog ein Gesicht, als hätte er gerade einen Entschluss gefasst. 

Erik war sich unsicher, ob er diesen Karriereplan seines Zehnjährigen gutheißen sollte und unterließ daher jedweden Kommentar. Widerworte hätten nur dazu geführt, dass Damian ihm beweisen wollte, es zu können. Dieser Junge war stur wie ein Esel und stolz dazu.

Tief ausatmend beugte er sich zu ihm, denn Damian hielt sich mittlerweile für zu erwachsen, um auf den Schoß genommen zu werden. Da Erik sich mit zehn Jahren auch schon reifer als viele  Erwachsene gefühlt hatte, war das wohl nicht weiter verwunderlich.

„Warum willst du Donner-Bach heißen?“

„Mama heißt so.“

Hatte Damian mit dieser Enthüllung extra gewartet, bis Ariane unter die Dusche gegangen war?

„Sie heißt so, weil sie mich geheiratet hat.“

Eigentlich hatte Ariane den Namen Donner gar nicht annehmen wollen. Erst nach langen Diskussionen hatte sie seinem Wunsch schließlich nachgegeben. Seine Eltern waren nun mal keine herzlichen Leute, das hatte nichts mit Ariane zu tun. Umgekehrt beäugte ihr Vater ihn nach fünfundzwanzig Jahren Beziehung immer noch kritisch.

„Warum heißt DU dann nicht so?“, wollte Damian wissen.

„Es können nicht beide Ehepartner einen Doppelnamen führen.“

„Warum nicht?“

„Gesetz.“

„Das Gesetz ist doof!“

Kurz fragte sich Erik, ob sein Sohn nun Tendenzen dazu hatte, irgendwann das Land zu regieren, oder ein Terrorist zu werden.

Wenn er seine eigene Vergangenheit bedachte, musste er sich wohl auf einiges gefasst machen.

Mit einem belustigten Schnauben wuschelte er Damian durchs Haar, sodass dieser indigniert aufschrie und sich von ihm losmachte.

Streng sah Erik ihn an. „Was hab ich dir gesagt, was es bedeutet, ein Donner zu sein?“,

„Ein Donner verliert nie.“, rezitierte Damian erhobenen Hauptes.

„Und wenn wir verlieren?“

„Dann gewinnen wir an Erfahrung!“

„Genau.“ Er lächelte Damian herausfordernd an. „Und welche Erfahrung hast du jetzt gewonnen?“

„Dass Gesetze doof sind.“

Erik unterdrückte ein Schmunzeln. Mahnend hob er die Augenbrauen.

„Ändere es, akzeptiere es oder lass es.“, verbesserte Damian sich, wirkte aber nicht wirklich zufrieden damit.

Erik sah seinen Sohn durchdringend an. „Wenn dir etwas wichtig genug ist, dann wirst du einen Weg finden. Oft muss man lange dafür kämpfen, immer wieder aufstehen. Aber wenn es das ist, was du willst, lohnt es sich durchzuhalten.“

Damians Mund verzog sich, seine Stirn ließ Zweifel erahnen, und Erik begriff, dass er zwar oft stark und erwachsen tat, aber schlussendlich sensibel und grüblerisch war. Vielleicht hatte dieses ganze Thema auch überhaupt nichts mit einem Nachnamen zu tun.

Aus eigener Erfahrung wusste Erik allzu gut, was es bedeutete, zwei starke Persönlichkeiten als Eltern zu haben, und wie sehr das auf der einen Seite anspornen und auf der anderen verschüchtern konnte.

Der Gedanke, dass sein Sohn sich den gleichen Druck machen könnte wie er früher, bekümmerte ihn.

Er tippte Damians Brust an. „In jedem Herzen wohnt die Kraft eines Beschützers. Aber sie wird nicht freigesetzt, wenn wir uns nach außen stark geben. Sie öffnet sich, wenn wir uns unserer Verletzlichkeit stellen.“

Damian schien das nicht nachvollziehen zu können.

„Weißt du, mir fiel es früher sehr schwer, ich selbst zu sein.“

Damian schaute, als könne er das nicht glauben. „Warum?“

„Weil ich dachte, ich müsste immer stark und perfekt sein wie meine Eltern.“ Erik musste schlucken. Auch nach all den Jahren war der Schmerz darüber nicht komplett verschwunden.

„Aber Oma und Opa sind doch nicht perfekt.“, wandte Damian verständnislos ein.

„Nein, aber ich dachte, ich müsste so sein wie sie. Und das war ich nicht.“

Damian senkte den Blick. „Aber … Du hast doch gesagt, man kann alles sein, was man will.“

„Ja, wenn man es WIRKLICH will. Und nicht weil man denkt, man sei sonst nicht gut genug.“

„Aber woher weiß man, was man wirklich will?“

Er sah seinen Sohn einen Moment stumm an. „Was du wirklich willst, ist ein Geheimnis, das nur du selbst entschlüsseln kannst.“

Die Stimme Damians bekam einen unglücklichen Ton. „Aber wenn ich es nicht verstehe?“

Erik erinnerte sich daran, ein ähnliches Gespräch einst mit Ariane geführt zu haben.

Ehe er zu einer Antwort kam, unterbrach ihn eine sich öffnende Tür.

Ariane trat ins Wohnzimmer. Ihr kurzgeschnittenes Haar war noch feucht und offenbarte daher seine dunkelgoldene Farbe nicht.

Es würde wohl noch etwas dauern, bis Erik sich an den neuen Haarschnitt gewöhnt hatte, auch wenn ihre Schönheit davon unabhängig war.

„Unser Sohn fragt, woher man weiß, was man wirklich will.“, informierte er sie.

Er konnte ihren Gesichtszügen entnehmen, dass sie das ebenfalls an früher erinnerte. Elegant schritt sie auf ihren gemeinsamen Sohn zu und ging vor ihm in die Hocke.

„Man weiß es, wenn man es wissen soll.“, sagte sie sacht.

Diese besonders sanfte Art zu sprechen hatte er sie bisher nur Damian gegenüber anwenden gehört. Wahrscheinlich war sie sich dessen nicht einmal bewusst.

Wenn er bedachte, dass sie einstmals keine Kinder zu bekommen geplant hatte, freute ihn ihre zärtliche Zuneigung umso mehr. Er wusste nicht genau, was zu ihrer Meinungsänderung geführt hatte.

Eines Tages vor über fünfzehn Jahren hatte sie ihm nur mitgeteilt, dass er gewiss ein guter Vater werden würde. Angesichts ihres fast traurigen Lächelns hatte er im ersten Moment befürchtet, sie wolle die Beziehung beenden, schließlich hatten sie über dieses Thema mehrmals heftig gestritten. Sie hatte nicht nachvollziehen können, warum es ihm trotz seiner Familiengeschichte so wichtig war, den Namen Donner weiterzugeben.

Wie erstarrt war er da gesessen und hatte sie fixiert, unfähig, etwas zu sagen. Sie hatte ihn umarmt, doch erst als sie ihm eröffnete, dass sie irgendwann ein Kind mit ihm haben wollte, hatte er die Bedeutung verstanden.

Damian schaute skeptisch. „Wer entscheidet das?“

Ariane lächelte. „Dein Herz.“

Damian gab ein Stöhnen von sich, das sie zum Lachen brachte.

„He.“, sagte Erik streng. Sofort richtete Damian seine Aufmerksamkeit auf ihn. „Der Kopf ist laut, das Herz ist leise.“

Die Aussage war für Damian wohl nicht wirklich hilfreich.

„Er meint, dass unser Kopf uns oft nur das sagt, was andere von uns wollen. Allein unser Herz weiß, was wir selbst wollen.“, erklärte Ariane und erhob sich aus der Hocke.

Damian zog ein nachdenkliches Gesicht, als würde etwas in ihm arbeiten. Schließlich nickte er entschieden.

Mit einem erhabenen Blick bedachte er seine Eltern und ging dann aus dem Zimmer, ohne sie über seine Erkenntnis zu informieren.

„Was war das?“, fragte Ariane irritiert.

Erik holte tief Luft und atmete aus. „Keine Ahnung.“

„Er kommt eindeutig nach dir.“, meinte sie überzeugt. „Man weiß nie, was in ihm vorgeht.“

Amüsiert schnaubend griff er mit seinem Arm um ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß.

Mit stolz erhobenem Haupt sah sie auf ihn herab, als wolle sie fragen, was er damit bezwecken wollte.

„Danke.“

„Für was?“, fragte sie.

Seine Antwort war ein liebevolles Lächeln.

Sie wandte ihr Gesicht ab, ihre Stimme schrumpfte zusammen. „Wieso schaust du jetzt so?“

Dass er sie nach all den Jahren immer noch verlegen machen konnte, erfreute ihn und ließ ein Lachen aus seinem Inneren emporsteigen.

„Wieso lachst du?“, klagte Ariane in mädchenhaftem Ton.

„Weil ich glücklich bin.“

Perplex starrte sie ihn an. Sie hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass er so etwas Ehrliches sagen würde.

Ein mildes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und lehnte sich an ihn.

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen. „Ich werde Richter am Bundesverfassungsgericht!“

„Das ist nicht so einf-“

Ariane presste ihm eine Hand auf den Mund. „Das ist schön, mein Schatz.“, antwortete sie.

Wieder nickte Damian und war direkt wieder aus der Tür.

Ariane sah Erik an.

Gleichzeitig begannen sie zu lachen, darum bemüht, möglichst leise zu bleiben.

Ja, das war ihr Sohn!

 

▶Ende◀

 

------------

Erik stammt übrigens aus einer Anwaltsfamilie.

Was Ariane dazu bewegt hat, ihre Meinung bezüglich des Kinderkriegens zu ändern, konnte ich leider nicht offenbaren, da dies das Schicksal einer anderen Figur verraten hätte.

 

Wie Ariane und Erik überhaupt erst ein Paar werden und welche Abenteuer sie mit ihren Freunden erleben mussten, um diese Weisheit zu erlangen, erfahrt ihr in der Haupthandlung von Balance Defenders. 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück