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Fragmente

Wind und Stille
von

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Die wahre Größe abstrakter Kunst

Er hat es gesehen, das Mädchen mit den großen Augen, mit den langen Haaren, mit der blassen Haut und dem vollkommenen Lächeln, das seine absolute Hilflosigkeit zu verbergen suchte. Er hat es gesehen, er konnte den quälenden Ausdruck der Augen, er konnte sie nicht ertragen und da wusste er, dass er sie lieben würde.

Ihre Anmut. Ihre Schönheit. Und mehr als alles andere ihre Hilfsbedürftigkeit.

Er hat sie gesehen und entdeckt. Und er weiß, er muss sie besitzen.
 

Als Kunstliebhaber erkennt er Perfektion, wenn er sie sieht, und als Mann ist er noch nicht reif genug, um die wahre Größe abstrakter Kunst zu begreifen; also glaubt er, endlich eine Partnerin gefunden zu haben. Eine Seelenverwandte, ihr Äußeres so makellos wie die Seele, die er in sich vermutet.

Er irrt; natürlich irrt er, wie tausende vor ihm und endlose Generationen nach ihm, doch er weiß es nicht, und so bleibt er froh.

Und er setzt sich zu ihr und lügt und er genießt sie, doch nur am Freitag; sechs Mal läuft er am Fenster vorbei und lässt seine Augen die Szene einfangen. Er fürchtet sich. Dann geht er; und die Woche gebärt die Unendlichkeit.

Dann ist Freitag und sie blickt ihn an; wie ein Streifschuss erregt die Beiläufigkeit seine Sinne, sein Herz rast, seine Beine zittern, seine Stimme versagt. Er kann nicht fliehen.

Und malt.

Malt sie.

Und sich in sie hinein.

Vielleicht aber auch das Mädchen in seine Seele; in jedem Fall, von ihr kommt er nicht los. Sie ist Freitag und außer Freitag versinkt alles in der Bedeutungslosigkeit.

Und als sie auf die Straße stürzt und dabei Orientierung, Verstand und Unnahbarkeit, aber nicht ihre Anmut verliert, wirft das Schicksalsrad ihn in die Luft, zum höchsten Punkt. Er erkennt sie in dem, was sie ist und doch kann er sie nicht begreifen.

Denn er fragt:

„Alles in Ordnung?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yu_B_Su
2009-05-25T17:15:26+00:00 25.05.2009 19:15
Ich finde die Idee mit dem Bild echt toll, sie war das Highlight, auch wenn man es hätte noch mehr ausformulieren können, denn es verbirgt sich viel dahinter, und einfach nur zu schreiben, dass er ihre äußere Erscheinung wie so viele vor ihm toll findet, aber ihre Seele nicht wirklich sieht, allenfalls ihre Hilfsbedürftigkeit, das ist etwas wenig. Obwohl es zum Stil der Story passt. Denn es ist wichtig, dass man nicht nur das Äußere sieht, sondern auch den Charakter.

Was die Beschreibungen betrifft, muss ich meinen Vorgängern zustimmen: sie sind gut. Sie sind nicht zu ausführlich, sondern nur Skizzen, was zur Wahrnehmung des Erzählers, diesem fragmentarischen Stil absolut passt.

Obwohl das Kapitel letzendlich doch etwas kurz war; nach so einem tiefgehenden Statement hätte eine Anwendung auf die Geschichte super gepasst :-D

Von: abgemeldet
2009-05-09T13:32:02+00:00 09.05.2009 15:32
Hallo,
Yay, ein abstraktes Kapitel mit Bezug auf abstrakte Kunst. Wundertoll! ^__^
Und nach den "langen" Kapiteln ist ein "kurzes" aus seiner Sicht, oder aus der Sicht des auktorialen Erzählers über ihn, überaus erfrischend. Das gepaart mit der Abstraktion ergibt etwas, was mir als Alice im Wunderland Fan sehr gut gefällt.

Du hast hier viel beschrieben, viel ausgelassen, was du hättest beschreiben können, und den idealen Mittelweg gefunden, denn so, und nur so wirkt es richtig. Anders wäre es zu viel oder zu wenig gewesen, such dir was aus.

Erwähnte ich eigentlich schon, dass ich deine Metaphern mag?
Und deine Bezüge zu irgendwas, wie beispielsweise hier den zum Schicksalsrad? Nein? Dann wäre das wohl hiermit erledigt.

Liebe Grüße, Polaris
~KFF~
Von:  Rackne
2007-11-10T12:23:52+00:00 10.11.2007 13:23
Hmm... noch kein Kommi zu dem Chap, also bin ich als erste ^^.
Ich finde deine Geschichte ist wirklich gut. Dein Schreibstil ist... wunderbar ^^. Es ist alles so genau beschrieben, man kann sich gut hineinversetzen.
Dann auch, dass alles ziemlich überraschend kommt. Wer hätte gedacht, dass das Kuraiko auf einmal im Amayas Körper ist? Und warum hat Kuraiko einen Jungennamen? xD
Die Frage stellt sich seit Beginn... und ich hoffe, dass ich bald eine Antwort darauf bekomme ^^.
Ich weiß nicht, was ich noch viel sagen soll...
Würdest du mir eine ENS schicken, wenn es weitergeht?
Und schreib bitte weiter, es ist so eine wunderschöne, melancholische Geschichte ^^
Lg Rackne


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