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The Circle

SasuSaku
von

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Prolog

Es war dunkel.

Keuchend rannte das kleine Kind die Straße hinunter auf sein großes Elternhaus zu. Es war so dunkel, dass der Kleine seine eigenen Füße kaum sehen konnte und aus reinem Glück nicht längst über irgendetwas gestolpert und hingefallen war.

Was ist hier passiert?! Warum sind alle tot?!

Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er das Haus erreichte, zitternd seine kleinen Schuhe auszog und hineinstolperte.

„Vater! Mutter! Seid ihr da?!“ Er bekam keine Antwort, und der Kloß in seinem Hals wurde dicker, drohte ihn beinahe zu ersticken. Er hatte solche Angst... was war hier los?
 

Warum sind alle tot?
 

„Nii-san??!“ rief er weiter, wieder keine Antwort. Er rannte durch das Haus und fand es völlig verlassen vor. Dann stand er vor der verschlossenen Tür. Sein Herz begann, stärker zu pochen, und er zitterte. Was würde ihn dahinter erwarten? Wieso konnte er sich bloß nicht rühren?

Beweg dich endlich...

Zitternd hob er die Hand an den Türgriff.

Beweg dich!!

Der Kleine stieß die Tür auf. Drinnen war es noch dunkler. Dann fand er seine Eltern. Sie lagen auf dem Boden, blutüberströmt und tot.

„Nein!!“ keuchte er und strauchelte, „NEIN!! Vater, Mutter!!“ Er taumelte am ganzen Körper zitternd vorwärts, auf seine toten Eltern zu, konnte kaum das Gleichgewicht halten.

Es war so dunkel... es war so dunkel hier drinnen...

Sein großer Bruder tauchte hinter den Eltern auf. Er lebte noch. Er lebte noch!

„Nii-san!!“ heulte das Kind, „W-was ist hier passiert?! W-wieso sind Vater und Mutter-...??!“

Der Blick seines Bruders traf ihn. Der Blick aus den blutroten Augen, und der Kleine erstarrte, als er die Augen sich verändern sah.
 

„Dummer... kleiner Bruder... Sasuke.“
 

Dann sah er plötzlich Blut aus den Augen seines Bruders laufen. Und die roten Sharingan sahen aus, als würden sie schmelzen und aus den Augenhöhlen herauslaufen – zurück blieben zwei leere Augenhöhlen und ein Gesicht voller Blut.

„NII-SAN!!“ schrie der Kleine außer sich und wollte loslaufen, doch er war wie gelähmt. Als er die Hände hochriss, um nach seinem großen Bruder zu langen, sah er das Blut von seinen eigenen Händen rinnen. Und seine Hände lösten sich auch auf...
 

„NEIIIN!!!“

Schreiend fuhr Sasuke aus dem Schlaf hoch und war sofort auf den Beinen, taumelte aber und stürzte benommen wieder auf den kalten Erdboden. Er keuchte und blieb am Boden liegen, spürte sein eigenes Herz genauso pochen wie in dem Traum eben.

Traum.

War es das? Der Anfang war fast genauso gewesen wie der wirkliche Tag vor jetzt fast zehn Jahren, an dem er seine ganze Familie niedergemetzelt am Boden vorgefunden hatte.

Und Itachi hatte sie alle umgebracht. Sein eigener Bruder.

„Neiiin...“ stöhnte Sasuke und hielt sich den Kopf, als er zu pochen begann, genau wie sein Herz. „Nein...!! Nii-san... Nii-san...!!“ Er rappelte sich mühevoll hoch, kniete dann am Boden und beugte sich vor lauter Kopfschmerzen aber so weit wieder nach vorne, dass sein Kopf wieder am Boden lag und ihm die schwarzen Haare ins Gesicht hingen. Es war mitten in der Nacht, der Dunkelheit nach zu urteilen.

Ihm war schlecht, aber darüber konnte er sich jetzt nicht auch noch den Kopf zerbrechen.
 

Es ist so dunkel...
 

Eine Weile lag er da so zusammengekrümmt herum, als erleide er gerade Todesqualen, und lauschte seinem eigenen Herzschlag und dem Rauschen des Blutes in seinem Kopf, der langsam aber sicher rot wurde, weil er die ganze Zeit überkopf war. Als sich der Schleier der Dunkelheit vor seinen Augen endlich lüftete und er wieder sehen konnte, nahm er als erstes den staubigen Erdboden wahr, auf dem er lag. Langsam regulierte sich sein Atem wieder, und er beobachtete eine Ameise, die an seiner Nase vorbei über die Erde krabbelte.

„Scheisse...“ murmelte er dann müde, bevor er sich endlich aufrichtete und sich jetzt wieder den Kopf hielt, aus dem das ganze Blut erstmal wieder nach unten laufen musste. Seine Finger kribbelten. „Ich bin tatsächlich eingeschlafen... Dreck...“ grummelte er weiter vor sich hin, und als er seinen Gleichgewichtssinn einigermaßen wiedergewonnen hatte, stand er langsam auf und lehnte sich keuchend an den Baum neben sich, um nicht gleich wieder umzukippen. „Ich darf nicht mehr schlafen... ich darf nicht mehr... nie mehr...“ stöhnte er neben sich und rieb sich den Schlaf aus den Augen, „Diese Bilder... ich kann sie nicht mehr sehen... nie mehr, nie mehr...“ zwischendurch fragte er sich, mit wem er redete. Mit sich selbst? So tief war er also schon gesunken, dass er wie ein seniler, alter Opa mit sich selbst redete.

Aber was sollte es schon. Sterben würde er sowieso. Und da war sowieso niemand, mit dem er hätte reden können.
 

Jetzt war er endgültig ganz allein. Und er war selber Schuld daran.
 

Er hatte weder Menschen, die er mochte, noch gab es jemanden, der ihn noch mochte. Die wenigen, die es einmal getan hatten, würden es inzwischen nicht mehr tun, und ein Verräter wie er hatte auch nichts besseres verdient. Außerdem waren diese wenigen ganz weit weg...

„Tss. Das ist wohl das Ende des Uchiha-Clans...“ murmelte er wieder vor sich hin und hielt sich weiterhin den dröhnenden Schädel.

Ich muss hier weg. Jawohl. Ich muss für immer hier weg und darf mich niemals wieder umdrehen. Diese Bilder... sollen verschwinden...

Er stoppte seine Gedanken und sah deprimiert an dem Baumstamm empor, an dem er lehnte. Er sagte sich das so oft. Er nahm sich jetzt schon seit zwei Wochen vor, wegzulaufen und sich nie wieder umzudrehen, nahm sich vor, die Bilder zu verjagen. Aber er wusste ganz genau, dass sie niemals aufhören würden, ihn zu verfolgen. Nichtmal dann, wenn er tot war, wenn er Pech hatte.
 

Sasuke strauchelte, als er sich von dem Baum abstieß und in irgendeine Richtung ab ins Nirgendwo lostaumelte. Was sollte es schon. Er hatte ohnehin keinen Ort, an den er gehen konnte. Aber herumsitzen und auf den Tod warten war nicht seine Art, deswegen lief er lieber ziellos durch einen ihm völlig unbekannten, hässlichen Wald. Immer im Kreis, wie es schien. Im Kreis, immer und immer wieder, durch dieselbe Dunkelheit.

Und während er ging und wie ein Irrer mit sich selbst redete, mal leiser und mal lauter, merkte er überhaupt nicht, dass er aus sicherer Entfernung aufmerksam beobachtet wurde.
 

––
 

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Freut euch. Prolog ist da ^_^ Ich weiß, sehr viel passiert ist nicht... XDD die Action kommt im nächsten Kapi XDD... der Titel der FF ist übrigens erstmal probeweise... irgendwie bin ich nicht ganz zufrieden... uû vielleicht fällt mir was besseres ein...^^' treffen tut es den Plot ganz gut, aber es klingt doof... x_x'
 

Lasst mir ein paar Kommis da, ja? <3 *lieb guck*

Zu Hause

Weiter entfernt, in einem momentan ziemlich friedlichen Dorf vor einer großen Felswand, in die fünf riesige, menschliche Gesichter gehauen worden waren, schien die Sonne und ließ die großen Felsen gelb-bräunlich leuchten.

Sakura Haruno sah im Gehen auf die riesigen Steingesichter der fünf Hokages, die von der Sonne angestrahlt wurden. Jeder dieser Menschen, die dort verewigt worden waren, war ein Hokage gewesen, ein Leiter und Beschützer des Dorfes Konoha, in dem sie lebten. Das Gesicht ganz rechts war das einzig weibliche unter den fünfen, das Gesicht von Tsunade, die jetzt der fünfte Hokage war und als einzige noch lebte.

Sakura stellte sich zwischendurch die lächerliche Frage, was man wohl machen würde, wenn im Felsen kein Platz mehr für ein weiteres Gesicht wäre... würden der dann amtierende Hokage und alle seine Nachfolger dann keine Gesichter aus Stein mehr bekommen?

Wen scherte es. Bis es soweit war, wäre sie ohnehin nicht mehr hier, es sei denn, es starben nacheinander so viele Hokages, dass der Felsen beachtlich schnell voll werden würde. Und das wollte sie doch nicht hoffen!
 

Mit einem Seufzen verlagerte das siebzehnjährige Mädchen mit den rosafarbenen Haaren das Gewicht der Kisten auf ihren Armen, die sie durch die Gegend tragen durfte. Normalerweise ließ sie sich ungern von ihrer Meisterin Tsunade so herumscheuchen und sich zu solchen blödsinnigen Arbeiten wie das Büro aufräumen überreden. Immerhin war sie der Fünften inzwischen beinahe ebenbürtig. Aber da sie ihre Meisterin war, hörte Sakura meistens automatisch auf sie, erst recht, wenn die blonde Frau mit der großen Oberweite so schlechte Laune hatte wie momentan. Und Sakuras Laune war eigentlich auch nicht viel besser.
 

In der letzten Zeit hatte sie sich desöfteren dabei erwischt, über Dinge nachzudenken, die sie eigentlich längst verdrängt haben sollte. Wollte. Über Dinge, die ohnehin längst Vergangenheit waren.

Sie blieb stehen.

Vier Jahre... bald ist es vier Jahre her, seit...

Sie kniff die Lippen zusammen. Schon wieder. Schon wieder diese Gedanken. Langsam kam es ihr vor wie Stalking. Sie verfolgten sie wenn sie wach war, wenn sie schlief, wenn sie arbeitete, auf der Straße, zu Hause, einfach überall.
 

Vier Jahre ist es her, seit Sasuke-kun Konoha verlassen hat...
 

Ach, Mist!

Sakura schüttelte energisch den Kopf und umklammerte die blöden Kisten fester, bevor sie einfach weiterging.

Ich muss ihn endlich vergessen! Sasuke-kun ist fort, und damit ist Ende! Hör auf, dich wie ein verwirrter Teenager aufzuführen, Sakura!!

So innerlich mit sich schimpfend achtete sie nicht darauf, wohin sie ging – sie merkte es erst wieder, als sie um die Ecke bog und plötzlich mit etwas zusammenstieß, und mit einem lauten Schrei flogen sowohl sie als auch das, was sie umgerempelt hatte, zu Boden, und die Kisten purzelten herunter, sprangen auf und verteilten ihren Inhalt fein säuberlich auf der ganzen Treppe.

„Aahh!!“ stöhnte das Etwas Sakura gegenüber, und sie fuhr herum. „S-Sakura-chan... das hat wehgetan...!“

Sakura seufzte kurz.

„Autsch... tut mir leid, Naruto... was machst du plötzlich hier?! Wenn du dich so von vorne anschleichst, ist es ja kein Wunder, dass ich in dich reinrenne!!“ Sie geriet richtig in Rage, fuchtelte mit den Armen und zeterte, und der blonde Shinobi vor ihr begann blinzelnd, die Kisten wieder einzuräumen, sich fragend, ob man sich wirklich von vorne anschleichen konnte... widersprach sich das nicht irgendwie...?

„Äh, ähm, also, ich wollte zu Tsunade no baa-chan!“ erklärte er im Räumen, „Die soll mal zusehen, dass ich ´ne coole Mission abkriege, mir ist stinklangweilig!“

„Stinklangweilig?!“ fauchte Sakura, „Jetzt, wo Orochimaru endlich tot ist und die dämliche Akatsuki-Sekte zerschlagen wurde, ist es endlich mal ruhig hier, das ist gut so! Wir haben in den vergangenen Monaten genug Ärger gehabt, sei froh, dass es friedlich ist!!“ Naruto merkte schnell, dass seine Kameradin schlecht gelaunt war, und ritt besser nicht weiter darauf herum. So hielt er ihr die eingepackten Kisten hin und rappelte sich auf, sich am Kopf kratzend.

„Sakura-chan, so hab ich das auch garnicht gemeint...“ wehrte er das verlegen ab, „Aber... aber... – guck doch, du musst sogar schon Tsunades Sachen sortieren...!“

„ICH SORTIERE GERNE TSUNADES SACHEN, NARUTO!!“ fuhr sie ihn an, und er seufzte. Was für eine Laune diese Dame wieder hatte! Und sie wurde Tsunade jeden Tag ähnlicher. Übrigens auch äußerlich, stellte er mit einem Linsen auf ihren Oberkörper fest und sah schnell wieder weg, bevor sie ihm noch die Zähne ausschlagen würde.
 

Aber Aufgeben war nicht sein Ding, egal, wie schlecht Sakura gelaunt war. Das war schließlich sein Ninja-Weg.

„Du sortierst gerne Tsunades Sachen?“ fragte er ungläubig, und das Mädchen schnaubte.

„Ja, ich liebe es, Sachen zu sortieren!“

„Cool, willst du mal bei mir aufräumen kommen, Sakura-chan?“

„NARUTOOO-...!!“ brüllte sie los, aber ein in Windeseile an ihnen vorbeirauschender Shinobi ließ die beiden stutzen. Sakura hielt in der Bewegung inne und sah dem Mann nach, der an ihnen vorbei die Treppe hoch gerast war, in Richtung von Tsunades Büro. Auch Naruto weitete die Augen.

„Was war’n das? Der hatte es aber eilig!“ stellte der Blonde schlau fest. Sakura blinzelte.

„Das war doch einer von der Anbu?“ grübelte sie, und Naruto zuckte neben ihr.

„Anbu?!“ fragte er laut, und ohne eine Antwort zu erwarten raste er dem Kerl nach die Treppe hinauf. Sakura ahnte, was dieser Frechdachs wieder vorhatte, ließ die Kisten achtlos fallen und setzte ihrem Kameraden nach.

„Warte, Naruto!! Stopp!!“
 

Im Gang vor Tsunades Büro holte Sakura Naruto ein, zerrte an seinem Arm und versuchte, ihn aufzuhalten.

„Lass das!!“ zischte sie, „Du sollst nicht dauernd an der Tür lauschen...!! – Warte, Naruto!!“

„Aber vielleicht ist was wichtiges passiert!!“ zischte Naruto zurück, und so rangelnd stolperten sie irgendwann bis zur Tür vor. Gerade, als sie davor angekommen waren, polterte es drinnen, und Tsunade rief ganz laut:

„Was??!! Ist das wahr?!“

Die beiden Jounin vor der Tür hielten wieder inne, und Naruto blinzelte.

„I-ist was wahr?! S-Sakura-chan, es ist was passiert!!“ Aber Sakura war viel zu gespannt, was noch gesagt würde, um ihm zu antworten. Sie konnten die Stimme des Anbu-Typen drinnen hören, aber nur leise.
 

Leise, aber laut genug.
 

„Es ist wahr, Hokage-sama... wir haben Uchiha Sasuke gefunden...“
 

Bamm.
 

Der Typ, Tsunade und Shizune fuhren kollektiv herum, als Naruto mit Sakura hinter sich ins Büro platzte, auf seinem Gesicht war dieser einzigartige Naruto-Blick, den Tsunade in solchen Situationen wirklich hasste. Und sie wusste genau, was er bedeutete.

„Ihr habt... ihr habt Sasuke gefunden?! Wo?!“

Tsunade sah ihn erstmal an, dann entschloss sie sich, ihn eisern zu ignorieren.

„Was ist mit Uchiha Itachi?“ fragte sie den Mann vor sich, und dieser schüttelte den Kopf.

„Keine Spur. Der Kerl ist wie vom Erdboden verschluckt.“

„Itachi ist noch am Leben?!“ keuchte Sakura, „I-ich dachte, Akatsuki wäre zerschlagen worden...!“ Alle sahen sie an.

„Ich habe auch gerade vor zwei Tagen erst erfahren, dass derjenige, der getötet wurde und für Itachi gehalten wurde, garnicht wirklich Itachi war. Es war irgendein komisches Jutsu, vielleicht eine Art von Doppelgänger, obwohl wir bis jetzt nicht herausgefunden haben, was für eine...“ murmelte Tsunade grimmig. Deswegen hatte sie ja so schlechte Laune. Das war schon deprimierend, wenn man gedacht hatte, Akatsuki wäre erledigt, und dann war einer von denen garnicht wirklich getötet worden...

„Hey, HEY!!“ rief Naruto, „Was ist mit Sasuke?! Wo ist er, du, Kerl?! Ich gehe sofort los, und dieses mal hole ich ihn garantiert zurück!!“ Der Anbu-Typ sah Naruto noch konfus an, da war Tsunade schon wieder bei sich und starrte den Blonden ebenfalls an.
 

„Nein.“
 

Naruto erstarrte, und Sakura sah ihre Meisterin groß an. Tsunade schloss langsam die Augen. Warum, warum mussten diese beiden immer zufällig dann hereinplatzen, wenn es um sowas ging? Tsunade hätte sich gewünscht, das ohne die Anwesenheit der beiden zu regeln... ausgerechnet dieser beiden.

„Was heißt nein?!“ fragte Naruto entsetzt. „W-willst du nicht, dass ich Sasuke zurückhole, Tsunade no baa-chan??“

„Nein,“ sagte Tsunade, ohne ihn oder Sakura anzusehen. Sie nickte in Richtung der Anbus. „Du kannst gehen. Du weißt, was du zu tun hast. Sammel dir Leute. Ich komme sofort nach, sobald ich hier fertig bin.“

„Hai, Hokage-sama.“ Mit einer Verneigung verschwand der Typ. Sakura keuchte und fuhr zurück.

Du weißt, was du zu tun hast?!... Heißt das etwa... etwa...?!

„Tsunade-sama...?!“ keuchte sie tonlos, ihre Meisterin fassungslos anstarrend, „I-Ihr wollt... Ihr wollt doch nicht... ...?“ Tsunade sah sie immer noch nicht an.
 

Naruto rallte garnichts mehr.

„W-was ist hier los, Tsunade no baa-chan??!“ schrie er, „Das ist doch toll, dass wir Sasuke gefunden haben!! W-warum... warum guckt ihr denn alle so angepisst...?!“

„Du kapierst garnichts!!“ fauchte Tsunade wütend, „Und nenn mich nicht dauernd baa-chan!!“ Sakura konnte sich immer noch nicht rühren.

„Dann... dann habe ich also recht...?!“ flüsterte sie völlig entgeistert. Tsunade sah auf den Schreibtisch.

„Wieso, Tsunade no baa-chan?!“ fragte Naruto empört. Tsunade schwieg lange.

„Sasuke hat Konoha verraten, Naruto. Damit ist... er ein Nuke-Nin. Ein Deserteur. Kakashi hat euch doch bestimmt beigebracht, was... wir großen Ninjamächte mit Deserteuren machen. Was... die Arbeit der Anbu ist.“
 

Schweigen.

Sakura sah auf den Boden und spürte, wie sie gegen ihren Willen erzitterte. Nein! Sie wollte nicht zittern! Sie wusste doch, dass so das Gesetz war... sie hatte es schon lange gewusst. Und so lange hatte sie Angst vor diesem Satz gehabt. Obwohl Tsunade ihn nichtmal ausgesprochen hatte, bestimmt nur wegen ihr und Naruto nicht.
 

„Die Anbu-Truppen werden ihn festnehmen... und dann töten.“
 

Sakura konnte nichts gegen ihr Zittern tun. So sehr sie es auch wollte. Tsunade verstand sie und Naruto... genau aus diesem Grund hatte sie es ohne ihre Anwesenheit machen wollen...

Selbst Naruto hatte das verstanden, was Tsunade gesagt hatte.

„I-ihr wollt... ihr wollt Sasuke... ...?!“ fragte er entsetzt. Shizune sah traurig zwischen ihm und Sakura hin und her.

„Es tut uns leid, Naruto, Sakura, aber so... ist das Gesetz! So ist der Umgang mit Verrätern...“

„A-aber... das könnt ihr doch nicht ernst meinen!!“ rief der Blonde völlig fassungslos. „D-doch... doch nicht Sasuke!! Mit Sasuke ist es anders als mit anderen Verrätern!!“

„Er hat Konoha verlassen, um zu Orochimaru zu gehen,“ sagte Tsunade bemüht gefasst, „Das ist ein Verrat wie jeder andere auch.“

„Aber er hat Konoha nicht verraten, um Orochimaru zu helfen!!“ rief Naruto aufgebracht, „Er hat es nur für seine eigenen Ziele getan!! Ich meine, damit hat er Konoha doch an sich garnicht verraten... oder??“

„Dorf verlassen bleibt Dorf verlassen!“ schnappte die Hokage, „Außerdem waren seine Ziele auch nicht gerade vorbildlich!! Selbst wenn, hätte er seine Rache an Itachi auch bekommen können, wenn er nicht zu Orochimaru gegangen wäre!“

„Aber dieser dämliche Orochimaru hat Sasuke doch nur benutzt!!“ schrie der Junge völlig in Rage, „Er wusste genau, dass Sasuke auf das Angebot der Stärke reagieren würde!! Er hat sich Sasukes Vergangenheit einfach... zu Nutze gemacht, um ihn zu kriegen!!“

„Sasuke hat Konohagakure freiwillig und aus eigenem Entschluss verlassen, Orochimaru mag ihm die Einladung gegeben haben, aber hingegangen ist Sasuke alleine! Und damit ist und bleibt Sasuke ein Nuke-Nin!“

„A-aber müssen wir ihn dann gleich töten??!“ rief Naruto wütend, als Tsunade schon um den Tisch herum und zur Tür ging. „Tsunade!! Warte, verdammt!! Wieso reicht es nicht, ihn bloß einzusperren oder sonstwie zu bestrafen??!“

„Was ist, wenn wir ihn fragen, ob er zurück nach Konoha kehren will, und er ja sagt?!“ warf Sakura ein, „I-ist das vielleicht eine Chance?? Orochimaru ist tot, n-nochmal weglaufen würde er bestimmt nicht...“ Tsunade verließ wortlos das Büro und ging schnellen Schrittes den Korridor hinunter. Sakura und Naruto folgten ihr eilig. „Tsunade-sama!! Bitte!!“ schrie das Mädchen aufgelöst.

„Sollen wir jetzt jedem Verbrecher eine zweite Chance geben?“ fragte die Blonde und starrte ihrer Schülerin ins Gesicht. „Ich sage es euch nur einmal. Ihr seid jetzt siebzehn und beide Jounin, ich verlange, dass ihr mir einmal gehorcht und hier bleibt!“ Sie warf Sakura noch einen Blick zu, und diese stutzte. Ihre Augen sagten etwas so völlig anderes als ihr Mund...

Ist das ein... Zeichen?
 

„Ich habe es euch gesagt!“ warnte die Hokage vor allem Naruto, der die Angewohnheit hatte, grundsätzlich nicht auf sie zu hören, vor allem bei solchen Dingen nicht. „Ihr bleibt hier, bis wir zurückkommen. – Ach ja, Sakura. Häng meine Jacke weg.“ Damit gab sie der Rosahaarigen ihre grüne Jacke, und weg war sie. Naruto fluchte.

„Tsunade no baa-chan!! na warte, Sakura-chan!! Ich sag dir was, wir lassen die doch nicht einfach so Sasuke-... – ehh??!“ Er unterbrach sich erschrocken, als Sakura ihn am Arm packte und aus dem Gebäude zerrte.

„Komm mit!“ rief sie, „Wir müssen unbedingt zu Kakashi-sensei!!“
 

Wenige Augenblicke später standen sie vor Kakashis Wohnung. Sie waren so schnell gerannt, wie sie konnten. Sakura war sich ihrer Sache sicher. Tsunade hatte ihnen der Form halber gesagt, was sie sagen sollte... aber sie wünschte sich eigentlich, eine andere Lösung für Sasukes Schicksal zu finden. Er war einmal ein Konoha-Ninja gewesen... und Sakura war sich sicher, dass Tsunade genau wie sie und Naruto davon überzeugt war, dass Sasuke das noch nicht vollkommen vergessen haben konnte.
 

Sakura trug noch immer Tsunades Jacke auf dem Arm, als sie Kakashi in Windeseile erzählte, was passiert war.

„Wir müssen sofort hinterher und sie aufhalten!“ rief sie, „Sensei... Sie müssen uns helfen!! Sie kennen Sasuke... glauben Sie, er würde Konoha für immer vergessen?“ Der Lehrer sah die zwei mit seinem einen Auge eine Weile an, bevor er den Kopf hob.

„Gib mir deine Hand, Naruto.“ Naruto tat das keuchend, und nach ein paar Fingerzeichen von Kakashi erschien mit einem Puff der kleine Hund Pakkun auf seiner Handfläche.

„Ehh??! Pakkun!!“ rief Naruto.

„Yo,“ machte der Hund und hob die Pfote. Sakura wusste, was zu tun war, und hielt dem Hund Tsunades Jacke unter die Nase.

„Pakkun! Führ uns dahin, wo Tsunade hingegangen ist, schnell!!“

„Wir müssen uns beeilen!“ sagte Kakashi, und nachdem Pakkun auf den Boden gesprungen war, rannten sie los, der Hund voraus.

„Wie praktisch, dass du Tsunade no baa-chans Jacke hattest, Sakura-chan!“ rief Naruto grinsend, und Sakura linste ihn an. Hatte dieser Trottel echt nicht gemerkt, dass Tsunade ihr genau aus diesem Grund die Jacke gegeben hatte?

Typisch Naruto.

„Jetzt geht’s los!!“ rief dieser erstaunlich ernst, „Wir werden Sasuke zurück nach Konoha bringen!“ Er sah zu Sakura, während sie aus dem Dorf in den Wald des Feuerreiches rannten. „Und dieses mal wird es kein leeres Versprechen sein!“
 

––
 

Tsunade fand die Anbu-Truppe im Wald hinter einem großen Gestrüpp sitzen. Sie waren ein ganzes Ende von Konoha entfernt, aber sie waren noch im Feuerreich.

„Das hier ist nichtmal nahe der Grenze,“ sagte die Hokage verwundert, „Wie lange ist Sasuke bitte schon im Feuerreich, ohne dass ich davon wusste?! Wie ist er hier einfach reingekommen??“ Sie hatte eigentlich keine Lust, auf eine Antwort zu warten, und fuhr deshalb sofort fort: „Wie stehen die Dinge?“

„Wir halten von hier aus seit einigen Minuten aus der Ferne Kontakt zu zwei weiteren von uns, die etwas weiter vorne sitzen... sie waren es, die Uchiha Sasuke gestern nacht hier beobachtet haben, Hokage-sama. Weit wegbewegt hat er sich seitdem nicht, es scheint so, als würde er im Kreis gehen.“

„Ist er ganz allein?“

„Ja, Hokage-sama. Seit wir ihn gestern nacht entdeckt haben, war keine Menschenseele hier.“ Tsunade grübelte.

„Und Sasuke hat die Anbu-Truppe im Busch nicht bemerkt, obwohl sie so dicht an ihm dran war?“

„Nein, Hokage-sama.“ Die Frau kratzte sich nachdenklich am Kopf.

Du scheinst wohl nachzulassen... was? Oder was ist dir passiert, Sasuke?
 

Sie sah sich kurz um. In der Richtung, aus der sie gekommen war, war niemand zu sehen. kein Naruto, keine Sakura. Würden die beiden sich etwa dieses eine mal an ihren Befehl halten, wo sie doch damit rechnete, dass sie es wie immer nicht taten?

Verdammt... ich kann nicht ewig hier herumstehen...!

„Hokage-sama?“ Der Anbu-Captain stellte sich vor sie und sah sie durch seine Maske an, „Wie lautet Euer Befehl?“ Tsunade antwortete nicht sofort.

„Wir gehen los. Schnappt ihn euch.“ Das war die Ansage, die erwartet worden war, und die Shinobi erhoben sich langsam und geräuschlos. „Passt auf... auch, wenn er euch aus was für Gründen auch immer nicht bemerkt hat, er ist einer vom Uchiha-Clan. Ihn als Gegner zu haben dürfte selbst bei einer so großen Gruppe schwer werden. Versucht, ihn zu fangen, aber...“ Sie seufzte und hob dann den Kopf. „Aber... wenn er sich zu sehr wehrt... ...“

Schweigen.

„Hai, Hokage-sama.“ Damit verschwanden die Anbus, und auch Tsunade folgte ihnen nach einem letzten Blick zurück.

Dreck... ich zähl auf dich, Naruto...
 

––
 

Sasuke blieb stehen, hustete und stützte sich mit einem Arm an einem Baum neben sich ab, als er spürte, wie er wieder zu taumeln begann. Verdammt... dieses Schwindelgefühl wurde immer schlimmer.

„Lass... mich nur... ein wenig... schlafen...“ stöhnte er und hielt sich mit der freien Hand den Kopf. „Nur ein... wenig...“ Er kippte gegen den Baum und rutschte an seinem Stamm entlang zu Boden, wo er heftig atmend liegen blieb. Schlafen, schlafen, er wollte für den Rest seines Lebens nur noch schlafen...

Er nahm seine Hand von seinem pochenden Schädel und ließ sie langsam sinken – und er bereute es einen Moment später. Er sah sie an, seine Hand, sah sie an und hielt plötzlich inne. Da war es immer noch... das ganze Blut. Da war es immer noch, und es wurde immer mehr und ging nicht ab, egal, wie oft er auch versuchte, es abzuwaschen. Es verfolgte ihn genau wie diese Bilder. Immer und immer wieder...
 

...Das Blut rann seine Arme hinunter und tropfte auf den Boden. Es war so dunkel... der kleine Junge fuhr ängstlich herum und starrte mit riesigen, schwarzen Augen durch die Finsternis.

„Was ist das hier?!“ rief er leise, „Wo bin ich??!“ Aber er bekam keine Antwort, um ihn herum war es so still. Und dunkel... der kleine Sasuke tastete mit seinen Händen im Dunkeln nach irgendetwas, das er identifizieren könnte, aber er langte nur wieder und wieder ins Leere, tappte so langsam vorwärts und wusste nichtmal, wohin er ging.
 

Neben ihm grollte es, und als er erschrocken herumfuhr, sah er eine große, düstere Tür neben sich. Er blieb stehen und starrte auf die Tür, die so groß war, dass er nur mit viel Strecken an den Türgriff kommen würde. Sie bäumte sich vor ihm auf wie eine Gewitterwolke.

Wo kam die Tür her? Die war doch eben noch nicht da gewesen?

Sasuke sah sich um. Jetzt löste sich die völlige Dunkelheit um ihn ein wenig, und er erkannte, dass er auf einem düsteren, schwarzen Korridor stand. Er war noch nie hier gewesen. Und irgendwie doch...

Er sah wieder auf die Tür. Was wohl dahinter sein mochte? Ein klein wenig neugierig war er ja doch... Langsam streckte er die kleine Hand nach dem Türgriff aus – und als er das Blut über seine Hand und seinen Arm rinnen sah, schrie er auf und stolperte rückwärts, gleichzeitig hatte er plötzlich das Gefühl von hinten angestarrt zu werden... er drehte sich um und erblickte noch eine Tür hinter sich, die ihn anstarrte...
 

„NEIN!! Nicht schlafen!!“ brüllte Sasuke und riss sich selbst aus dem Schlaf, „Ich darf nicht schlafen! Aahh...!“ Er stöhnte, als sein Kopf wieder zu pochen begann, und er rappelte sich mühsam wieder auf die Beine. Diese Träume machten ihn wahnsinnig... immer wieder träumte er, wann immer er versuchte, zu schlafen, bekam er einen verwirrenden Alptraum. Er hasste Türen... warum musste er ausgerechnet von Türen träumen? Seit er die Tür geöffnet hatte, hinter der er seine toten Eltern vorgefunden hatte, hasste er Türen, wenn er alleine war.
 

Da war es wieder. Sasuke erhob sich, keuchte und ließ die Arme sinken. Da war es wieder, das Gefühl, angestarrt zu werden. Er sah sich nervös um und spürte, dass er zitterte. Was war nur los mit ihm? Was war aus ihm geworden?

Das ist alles nur deine Schuld... Nii-san! schimpfte er innerlich auf seinen Bruder und spannte sich an, als er spürte, dass sich ihm etwas näherte. Etwas lebendiges...

Scheisse.

Er dachte darüber nach, ob er weglaufen sollte, aber er entschied sich dagegen, außerdem war es ohnehin zu spät. Ihm war schwindelig. Weit wäre er ohnehin nicht gekommen, so müde, wie er inzwischen war.
 

Von allen Seiten kamen Männer aus dem Gestrüpp gesprungen, und Sasuke hob den Kopf, starrte ihnen emotionslos entgegen. Anbu. Er hatte es ja geahnt. Er hatte sich auch schon gefragt, wie lange er hier wohl herumirren könnte, ohne von den Anbu-Truppen Konohagakures gefasst zu werden. Immerhin war er im Feuerreich. Erstaunliche zwei Wochen hatte es also gedauert. Konoha schien sehr beschäftigt zu sein...
 

Zwölf Mann, zählte Sasuke im Stillen, als die Gruppe ihn von allen Seiten umzingelte und die Waffen zog. Che. Mit zwölf Mann werde ich in meinem Zustand niemals fertig.

Was sollte es schon. Sterben würde er sowieso.

Die Gedanken an Konoha waren so nostalgisch. Wie lange war es her, seit er zum letzten mal da gewesen war? Er erinnerte sich schon kaum noch an die Gesichter der beiden Bakas. Der beiden Bakas, die bis zum Schluss versucht hatten, ihn aufzuhalten.
 

Uzumaki Naruto und Haruno Sakura.
 

Vielleicht hätte ich damals auf sie hören sollen... dachte Sasuke deprimiert, als er von allen Seiten Schwerter an den Hals gehalten bekam. Den Gedanken verwarf er. Nein, verdammt! Wenn ich schon so sterben muss, dann werde ich auch nichts bereuen! Es gibt nichts zu bereuen.
 

Doch, das gab es. Viel zu viel sogar.
 

Und Sasuke wusste das. Das Gefühl hatte ihn schon seit zwei Wochen zerfressen. Im Nachhinein dachte er jetzt, er hätte besser alles anders gemacht. Jetzt war das sowieso egal, zu spät war zu spät.

„Wartet,“ ertönte eine Stimme, die er lange nicht mehr gehört hatte, von hinten, und er hob den Kopf erneut. Tsunades Stimme. War sie also noch Hokage?

„Hokage-sama?“ machte einer der Anbus, und die Hokage kam dazu. Sasuke sah sie an. Zuerst hatte er sich vorgenommen, sie nicht anzusehen, aber jetzt tat er es doch.

„Was denn, Ihr zögert?“ fragte er sarkastisch, „Ihr seid aber ein naiver Hokage... immerhin könnte ich ja das Dorf überfallen, wenn Ihr mich laufen lasst.“ Tsunade hielt seinem Blick stand. Kalt wie immer, sie hatte nichts anderes erwartet. Und doch... war etwas in Sasukes Blick anders als das, was sie von früher kannte. So lange hatte sie ja nicht das Vergnügen gehabt, ihn zu kennen.

Was ist mit dir passiert, Sasuke? grübelte sie. Wo ist denn dein arroganter Ich-bin-ein-Uchiha-ich-kann-alles-Blick geblieben? Hast du den... unterwegs verloren?

Sie lächelte, als sie hinter sich Schritte hörte.

„Wer hat gesagt, ich würde dich laufen lassen?“
 

„SASUKEEE!!“
 

Sasuke rührte sich nicht, er riss nur beim Klang der vertrauten Stimme die Augen auf. Wie lange war es her, seit er diese Stimme zuletzt gehört hatte? Viel wichtiger, was machte er jetzt hier? War der kleine Trottel etwa inzwischen bei der Anbu gelandet?

Uzumaki Naruto.

„Lasst sie Schwerter sinken,“ befahl Tsunade den Anbus, und diese folgten dem Befehl gehorsam, blieben aber, wo sie waren, als Naruto gefolgt von Pakkun, Kakashi und Sakura auf die Lichtung gesprungen kam. Als er die Gruppe von weitem gesehen hatte, war er in rasender Geschwindigkeit an Pakkun vorbeigesaust und war jetzt als Erster da. Nichtmal der kleine Hund hatte mit ihm mithalten können.

„Unglaublich, dieser Kyuubi-Bengel!“ murmelte Pakkun beeindruckt.

„Tsunade-sama!“ keuchte Sakura, noch immer Tsunades Mantel über dem Arm, und Tsunade warf den Neuankömmlingen einen vielsagenden Blick zu.
 

Naruto war Tsunade vollkommen egal. Es gab viel wichtigeres zu sehen!

„S-... Sasuke...“ stammelte er, als er jetzt vor der Mauer aus Anbu-Mitgliedern stand, die Sasuke einkreisten. Auf das Gesicht des blonden Shinobi schlich sich ein immer breiter werdendes Grinsen.

Sasuke hob den Kopf. Noch kehrte er Naruto den Rücken zu.

Was machte er jetzt hier? Was machten sie alle jetzt hier? Grinsend zusehen, wie sein Schicksal besiegelt wurde? Er wollte es einfach wissen. Er wollte einfach wissen, warum sie hier waren...
 

„Tsunade-sama...“ sagte Sakura leise und hielt der fünften ihre Jacke wieder hin, und Tsunade fing den Blick aus den plötzlich so großen Augen ihrer Schülerin. All ihre Entschlossenheit, die Tsunade sonst von ihr kannte, war jetzt einer Unsicherheit gewichen. Tsunade wusste genau, wieso. Und was es Sakura bedeutete, Sasuke wiederzusehen. Und was es ihr bedeutete, ihn wieder in Konoha haben zu können.

„Geh schon,“ war also ihre einzige Anweisung mit einem knappen Lächeln. Sie gab den Anbus ein Zeichen, worauf diese den Kreis vergrößerten und an der Stelle, an der Naruto stand, öffneten.

Dann drehte Sasuke sich um.
 

„Ihr seid hier... ... Usuratonkachi.“
 

Naruto behielt sein Grinsen, als er Sasukes Blick fing. Aber eigentlich nur, weil er erstarrt war. Er hatte sein Gesicht so lange nicht gesehen... war es wirklich so lange her, dass es ihn erschreckte? Kalt war Sasukes Blick immer gewesen – aber das hier war anders. Das hier war nicht nur kalt... das hier war völlig emotionslos. Völlig leer. Als wäre es garnicht Sasuke, sondern eine Puppe, die ihm gegenüberstand und ihn anstarrte. Es wirkte so absolut unmenschlich... so unlebendig. Da war nichtmal ein Hauch von Farbe in seinem Gesicht. Nichtmal ein Hauch von Wärme oder irgendetwas anderem lebendigen.

Sakura hatte es auch bemerkt, und sie war zurückgefahren, eher unbewusst. Und noch bevor Naruto es schaffte, den Mund zu öffnen, sprudelte es aus ihr heraus:

„Sasuke-... kun...!“

Sasuke sagte nichts. Er sah die beiden nur an. Er wollte es einfach nur wissen.

„Warum seid ihr hier?“

Es war Naruto, der antwortete.

„Weil du ein Konoha-Ninja bist, so wie wir. Und wir sind hier, um dich daran zu erinnern... Sasuke. Hattest du es eigentlich jemals wirklich vergessen?“

Sasuke drehte den Kopf.

Nein, hatte er nicht. Er wünschte, er hätte es gekonnt. Dann wäre es jetzt einfacher gewesen. Dann hätte er sich gefragt, was die zwei hier noch wollten. Dann wäre es ihm egal gewesen, sie jetzt zu sehen.
 

Aber es war nicht egal. Es war plötzlich so unglaublich aufwühlend, sie zu sehen... die einzigen Menschen, die bis zum Ende an ihn geglaubt hatten. Die Menschen, die ihn gemocht hatten. Die er dennoch abgewiesen hatte. Er hatte nur seine eigenen Ziele im Kopf gehabt. Und jetzt, wo er endgültig alleine war, kam in ihm plötzlich so ein schmerzhafter, übler Schwall von Gefühlen hoch, der ihn fast taumeln ließ.

Nein, nein, nein! schalt er sich innerlich und hob zitternd die Hände, um nach seinem pochenden, schmerzenden Kopf zu fassen. Ihm war schon wieder schwindelig. Dieser verdammte Schlafmangel. Nein, nein, ich bereue meine Entscheidungen nicht!! Es war gut, dass ich gegangen bin!! Es war gut, dass ich Itachi getötet habe! Wäre ich in Konoha geblieben, hätte ich das nicht geschafft!

Aber vielleicht hätte er dafür etwas anderes gehabt... Freunde. Menschen, die sich um ihn gesorgt hätten. Die für ihn da gewesen wären – so, wie sie es vor seinem Aufbruch gewesen waren – oder gerne gewesen wären, wenn er sie nur gelassen hätte.
 

Ernüchtert stellte er fest, dass er vergessen hatte, wie sich menschliche Wärme anfühlte. Oder wie das Gefühl war, von Leuten gemocht zu werden. Alles, woran er sich noch erinnerte, war Kälte.

„Komm mit uns nach Hause, Sasuke...“ sagte Naruto zu ihm, und Sasuke fuhr wieder hoch, noch immer die Hände auf seinem Kopf. Der Schmerz wurde übler, als er Narutos Blick fing. Diesen Blick, in dem kein bisschen Abneigung gegen ihn zu sehen war, was er doch an sich erwartet hätte. Aber gerade weil er es erwartet hätte, verwirrte es ihn jetzt, da es anders war.

Er hob die Hände ein kleines Stückchen und starrte Naruto an. Sein Blick irrte ziellos umher, mal nach links, mal nach rechts, es sah aus, als würden seine Augen genauso zittern wie der Rest von ihm.

„Nach Hause...?“ murmelte er benommen, als stünde er unter Narkose, „Was... ... bedeutet dieses Wort...?“ Naruto grinste fröhlich. Sakura stand neben ihn und konnte sich nicht rühren. Was war nur geschehen in den Jahren, in denen Sasuke fort gewesen war? Sie brauchte nichtmal ihre medizinischen Kenntnisse, um zu sehen, dass der Typ vor ihr mit Leib und Seele völlig am Ende war.
 

Es ist fast wie tot... es ist, als würde er jeden Augenblick sterben... an was...?
 

„Nach Hause bedeutet Heimat, weißt du?“ lachte Naruto, „Da, wo man wohnt, wo man sich wohl fühlt. Hast du das etwa auch vergessen?“

Wohl fühlen... noch so ein fremdes Wort. Wann hatte er sich denn zum letzten mal wohl gefühlt? Vor dem Tod seiner Familie?

Narutos Grinsen war noch verwirrender, und er sah zu Sakura, die daneben stand. Dann fragte er sich nochmal, was das hier sollte. Warum versuchten sie, ihn zurückzuholen? Nachdem er sie alle verraten hatte?
 

Das war ja das gleiche, als wenn er Itachi verziehen hätte...
 

Das Schwindelgefühl machte ihm wieder zu schaffen, und plötzlich drehte sich der Wald um ihn herum, und das Bild von Naruto und Sakura vor ihm schwankte. Nein, er selbst schwankte...

„Sasuke-kun!“ schrie Sakura mehr instinktiv als bewusst, als er taumelte und umzukippen drohte, und sie war sogar schneller als Naruto zur Stelle und hielt ihn fest. „Sasuke-kun... was hast du? Ist dir nicht gut...?“

Sasuke sah sie nichtmal, obwohl sie genau vor ihm stand und ihn festhielt – plötzlich war da irgendetwas warmes an seinen Oberarmen... ihre Hände? Vor seinen Augen wurde es dunkel.

„E-es... ist so dunkel...“ keuchte er, und Sakura starrte ihn erschrocken an, während Naruto auch zu ihr kam.

„Sasuke-kun?! – Sasuke-kun!! Kannst du mich sehen??“

„Wieso... ist es so dunkel...?“ stöhnte er, und sein Kopf kippte zuerst nach hinten, sodass er fast nach hinten umgefallen wäre, aber Sakura war stark genug, ihn so festzuhalten. Dann hob er den Kopf auch schon wieder nach vorne und blinzelte angestrengt. Eine kleine Lücke riss in dem Schwarz vor seinen Augen auf, und verschwommen erkannte er die rosahaarige Kunoichi vor sich und Narutos besorgtes Gesicht daneben. Jetzt war ihm eingefallen, was Zu Hause bedeutete.
 

Der Lichtspalt vor seinen Augen verschwand wieder, es wurde wieder dunkel.

„Sakura...“ stöhnte er, und sie starrte ihn an, als er jetzt nach vorne und genau in ihre Arme kippte. „Bring... mich nach Hause...“
 

„Bitte...“
 

––
 

--
 

Puuuh, das war aber lang für ein erstes Kapi o__O' naja, musste so viel Detailkram mit rein.... ^^''' Ich hoffe ich hab es einigermaßen hingebogen und es kommt nicht zu blöd rüber.... =__=' ist garnicht leicht, so dramatisch zu sein, lustige Sachen schreiben ist einfacher^^'

Ich zitiere Naruto: "Dieser dämliche Orochimaru hat ihn doch nur benutzt!! >o</)" XDDD

Achja, die Verarschung von der Schlussszene, für alle die die Homepage nicht kennen: http://www.geocities.com/sharingankinder/Et.jpg

Konohagakure

Die Nachricht, dass Sasuke nach Konoha zurückgekehrt war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Dorf. Und bald war ein riesiger Stau von Schaulustigen vor der Tür des Krankenhauses, die alle sehen wollten, ob es wahr war. Sakura hatte alle Mühe, die drängelnden Dorfbewohner von der Tür fernzuhalten.

„Seid ihr noch ganz dicht??!“ keifte sie empört, „Das ist ein Krankenhaus, also RUHE!!!“

„Stimmt es, Sakura-san?!“ fragten einige, „Ist Uchiha Sasuke wirklich zurückgekehrt?!“

„Ich dachte, er wäre ein Nuke-Nin?“

„Ja, genau, hat er nicht Orochimaru geholfen?“

„Aber an sich ist es doch ganz cool, wenn der Kleine vom Uchiha-Clan wieder bei uns ist, oder?“ So quasselten die Leute durcheinander und versuchten, sich an Sakura vorbeizudrängeln.

„Wir wollen ihn sehen!“

„Echt mal! Warum ist er denn im Krankenhaus??“

„Aargh!!“ schimpfte Sakura, „Geht nach Hause!! – HEY!! Keiner kommt hier rein, die Besucherzeit ist um drei, und außerdem glaube ich kaum, dass Sasuke Lust auf eure Fragen hat!! Er braucht viel Ruhe und darf sowieso keine Besucher empfangen, kapiert?!“
 

Zumindest sprach die Rosahaarige da in Tsunades Sinn. Ob es auch in Sasukes Sinn war, konnte sie nur raten – so, wie sie ihn kannte, würde er sicherlich lieber niemanden sehen. Wer waren diese ganzen Spacken hier überhaupt, die kannten Sasuke doch garnicht richtig...

In all dem Getümmel entdeckte Sakura plötzlich ihre Freundinnen Hinata und Ino. Aber sie vor allen anderen als einzige reinzulassen, erschien ihr auch nicht fair, also winkte sie die beiden zu sich heran.

„Sakuraaaa!!“ grölte Ino sofort, ehe Sakura zu Wort kam, „Oh mein Gott, ist es echt wahr??! Sasuke-kun ist wieder zurück??! Wo habt ihr ihn gefunden??!“

„Ino!“ zischte Sakura, „Ich kann euch beide jetzt auch nicht reinlassen! Tsunade hat angeordnet, dass niemand reinkommen soll, keine Ausnahmen... kommt um drei und fragt nach mir, ich kann euch alles erklären, was gewesen ist. Okay?“ Hinata nickte, und Ino seufzte.

„Mann, das ist aber auch ein Trubel hier! – HEY, SIE FETTWANST, GEHEN SIE VON MEINEM FUSS RUNTER!!“

Sakura schluckte nur und schüttelte den Kopf über Inos Unhöflichkeit. Das konnte man doch auch netter sagen...

„Sakura-chan...“ begann Hinata in all dem Geschrei kleinlaut, und Sakura sah sie an.

„Ja?“

„I-ist Naruto-kun noch hier?“

„Ja, er ist drinnen. – Soll ich ihm was ausrichten?“ Hinata wurde rot und sah verlegen zur Seite.

„A-also, ähm... ich meine... ... n-nein, grüß ihn nur von mir!“ Dann nahm sie Ino am Arm, die immer noch zeterte. „K-komm, Ino-chan, lass uns besser gehen!“

„Dem werd ich was, mir einfach auf den Fuß zu treten!“ grummelte die Blonde, bevor sie von Hinata weggezogen wurde, „Hey!! Wo willst du denn hin??!“
 

Sakura fragte sich gerade, wann Hinata es endlich schaffen würde, Naruto zu sagen, wie sehr sie ihn mochte – so ging das doch schon seit Jahren! Und Naruto war wirklich der einzige Oberdepp im ganzen Dorf, der noch nicht geschnallt hatte, dass Hinata in ihn verliebt war.

Wie kann man nur so blöd sein?! fragte Sakura sich und fuchtelte mit der Faust in der Luft herum, nachdem sie es endlich geschafft hatte, die Leute abzuwimmeln, die Tür zu schließen und wieder durch den Korridor zu gehen. Wenn Hinata sich nicht bald mal zusammenreißt, muss ich diesem Baka namens Naruto wohl mal nachhelfen!!

Sie ließ die Faust mit einem Seufzen sinken. Jetzt machte sie sich schon Gedanken um die Liebesleben der anderen – dabei musste sie doch erstmal mit ihrem eigenen klarkommen!
 

Sasuke-kun.
 

Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, tauchte plötzlich Sasukes Bild in ihrem Kopf auf. Wie völlig fertig er im Wald gewesen war, quasi halb tot. Und wie er sie angestarrt hatte mit einem Blick, als könnte er bereits die Ufer der Jenseitswelt erkennen. Sie hatte in dem Moment, in dem sie ihn festgehalten hatte, wirklich Angst gehabt, er könnte sterben.

Hey, ich habe ihn im Arm gehalten...

Sie kniff verärgert über sich selbst die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, um diese dämlichen Gedanken aus ihrem Hirn zu verbannen. Was dachte sie da? Sasuke war gerade erst zurückgekommen, psychisch und körperlich völlig am Ende, und sie dachte darüber nach, dass sie ihn umarmt hatte. Ihre Gefühle für ihn waren mit Sicherheit momentan das Letzte, um das er sich scheren wollte.

Hey!! Ich habe keine Gefühle mehr für ihn!! Die Zeiten sind längst vorbei, verdammt!! Ich bin nicht mehr zwölf!! empörte sie sich innerlich und öffnete die Augen wieder. Sie blieb stehen.
 

Sie wusste, dass sie sich selbst belog. Aber sie glaubte bis jetzt noch daran, dass sie es sich so am einfachsten ausreden könnte, immer noch Gefühle für Sasuke zu haben...

Eigentlich kam sie sich vollkommen dämlich vor, immer noch ihrem Schwarm aus der Kindheit nachzuhängen. Als Sasuke weg gewesen war, hatte sie so lange versucht, ihn zu vergessen – zumindest in diesem Bereich, ihn völlig zu vergessen fand sie auch nicht okay. Und eine Weile hatte sie tatsächlich geglaubt, sie wäre über ihn hinweg.
 

Anscheinend hatte sie sich geirrt.
 

„Sakura!! He, träumst du?!“

„Was??!“ Erschrocken durch die plötzliche Stimme hinter ihr fuhr das Mädchen herum. Tsunade stand hinter ihr.

„Ich habe mit den Ältesten gesprochen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass Sasuke die Rückkehr nach Konoha erlaubt werden kann, zumal er es selbst verlangt hat. Da – wie Naruto sagte... – Orochimaru tot ist, besteht die Gefahr der Wiederholungstat nicht, also... geben wir ihm eine Chance.“
 

Plötzlich waren die Liebesgedanken an Sasuke weg, und Sakuras Gesicht hellte sich ob der guten Nachricht deutlich auf.

„Wirklich?! Das ist großartig, Tsunade-sama! Weiß Naruto es schon??“

„Ich suche ihn gerade. Tu mir den Gefallen und sieh nach Sasuke, während ich deinen chaotischen Freund Naruto suche...!“

„Hai, Hokage-sama!“
 

––
 

Im Zimmer, in dem Sasuke lag, war es finster, als Sakura hereinkam, worüber sie sich wunderte. Hatten sie die Vorhänge nicht offen gelassen, als sie gegangen waren? Wieso waren sie jetzt zugezogen?

Ihr Blick fiel auf Sasuke, der am Kopfende seines Bettes saß, die Beine angezogen und die Arme auf den Knien.

„D-du bist wach?!“ rief Sakura, „Hast du die Vorhänge zugemacht?? Du darfst noch nicht aufstehen, Sasuke-kun, du bist völlig kaputt!!“ Sasuke drehte den Kopf zu ihr und sah sie emotionslos an.

„Es war zu hell hier drinnen.“ Sakura keuchte kurz, als er sie so anstarrte. Sein Blick war noch immer so leer... noch immer so tot wie vorhin.
 

Sie zwang sich, an etwas anderes zu denken.

„Wie lange bist du schon auf?“

„Hn,“ war die einzige Antwort. Das beruhigte Sakura irgendwie – das war ja wie der alte Sasuke, den sie kannte... dann hatte er sich garnicht verändert?

Sie lächelte kurz und kam etwas näher.

„Wie geht es dir? Besser als vorhin?“ fragte sie. Er sagte erstmal nichts. Dann kam eine Gegenfrage:

„Bin ich in Konoha?“

„Ja.“

„Bin ich nicht ein Deserteur?“

„Doch.“

„Wieso bin ich dann hier?“

Sakura lachte.

„Du hast doch gewollt, dass wir dich herbringen... erinnerst du dich? Du hast zu mir gesagt... Bring mich nach Hause.“ Sasuke sah sie eine Weile an. Ja, das hatte er gesagt, er erinnerte sich. An den Wald, an die Dunkelheit um ihn herum. An das Gefühl, zu fallen... aber jemand hatte ihn festgehalten. Das war sie gewesen. Sakura. Er hatte sie gesehen, und sie war ganz warm gewesen...
 

Wärme. Das Gefühl hatte er schon vergessen gehabt...
 

„Ich erinnere mich,“ verkündete er knapp und sah auf die zugezogenen Vorhänge. Er konnte kein Licht vertragen, wo er doch so lange nur in der Dunkelheit herumgeirrt war... und es immer noch tat.

Er fasste nach seinem Kopf, als er plötzlich den Schmerz wieder zurückkehren spürte. Eben hatte er seine Kopfschmerzen doch tatsächlich für eine Weile vergessen – er hatte sich eher über seine Umgebung gewundert...

„Sasuke-kun...“ sagte Sakura besorgt, „Hast du Schmerzen?“

Er starrte zu ihr hinauf, als sie plötzlich direkt neben seinem Bett stand. Schmerzen?! Was wusste sie schon? Was wusste sie von dem, was er seit Tagen durchmachte? Seit Monaten? Seit Jahren? Wie konnte sie es wagen, ihm so eine dämliche Frage zu stellen...?
 

Sie streckte die Hand nach seinem Kopf aus, und er schlug sie zur Seite.

„Fass mich nicht an!“ zischte er gefährlich, und sie weitete erschrocken die Augen.

„Sasuke-kun... ich wollte nur sehen, ob du verletzt bist-... das ist mein Job als Krankenschwester!“ Er gab ihr seine Antwort darauf in einem tötenden Blick, und sie verstand schon. „Ist gut, ich... rühr dich nicht an... tut mir leid.“

Er ergriff mit beiden Händen seinen Kopf, raufte sich die schwarzen Haare und stöhnte kurz.

Dieses Pochen... wann hört das auf?! Wann höre ich auf, im Schlaf diese Bilder zu sehen...?!

Er weitete wie in Trance die Augen, als er das Gefühl hatte, der Raum um ihn herum würde immer kleiner werden.
 

Wann finde ich den Weg aus dieser endlosen Dunkelheit...?
 

Sakura sah ihn besorgt an. Was sollte sie tun? Ganz offensichtlich fühlte er sich schlecht... sollte sie etwa einfach nur daneben stehen und zusehen? Aber er wollte nicht angefasst werden... sie wusste nicht, was er erlebt hatte, dass er so durch den Wind war. Es konnte nur etwas Schlimmes gewesen sein, deswegen nahm sie Rücksicht und würde ihn sicher nicht zu irgendetwas zwingen. Noch nicht zumindest. Als Krankenschwester hatte sie auch ihre Pflichten.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür aufging und Naruto und Tsunade hereinkamen.

„Ich hab ihn endlich gefunden!“ stöhnte die Hokage, und Sakura musste leise lachen. Naruto strahlte.

„Sasukeee!“ grölte er los, und Tsunade hielt ihm den Mund zu, als Sasuke erschrocken den Kopf hob.

„Pssst!! In einem Krankenhaus wird nicht gebrüllt, du Baka!!“

„Mmpfblbmpf,“ machte Naruto hinter Tsunades Hand, was ‘Tschuldigung heißen sollte.

„Ich hab dir eben schon gesagt, sei nicht so laut!“ tadelte Tsunade ihn gedämpft und ließ ihn los, um sich die Naruto-Sabber an der Jacke abzuwischen.

„Sasuke!!“ wiederholte der Blonde dann leiser und eilte zum Bett seines Freundes, „Hast du gehört? Du darfst hier bleiben, Tsunade no baa-chan und die Ältesten haben das beschlossen! – Wie geht’s dir?“ Sakura sah Naruto unsicher an, während er plapperte, und blickte dann auf Sasuke – der ihre Vermutung bestätigte und alles andere als erfreut aussah.

„Was wollt ihr alle hier...?!“ stöhnte er, „Ich will... ... alleine sein...“
 

Er zuckte kurz. Wollte er das wirklich?

Er erinnerte sich kurz an die Wärme, die er ganz kurz gespürt hatte, bevor sie ihn hergebracht hatten. Das war gut gewesen... und plötzlich war die Dunkelheit nur noch halb so dunkel gewesen...

Er wollte das Gefühl nochmal spüren...
 

Rede keinen Unsinn, Sasuke, dachte er dann verbittert. Du kommst aus dieser Dunkelheit nie wieder raus. Das vorhin war... doch nur eine Täuschung.
 

„Sollen wir gehen?“ fragte Sakura vorsichtig, „Ich wollte nur kurz nach dir sehen.“

„Schlaf dich erstmal aus, dann geht’s dir besser!“ freute sich Naruto aufgeregt, „Wir gehen solange Ramen essen, ne, Sakura-chaaaan?!“ Sakura sagte nichts, während Tsunade bereits zur Tür ging. Sie und Naruto folgten der Fünften, und kurz, bevor sie den Raum verließ, hörte Sakura Sasuke gegen die Wand murmeln:
 

„Ich wünschte, ich müsste nie wieder schlafen, verdammt.“
 

Sie fragte sich erschüttert, was er damit meinte, aber sie kam nicht dazu, weiterzudenken, da zog Naruto sie schon aus dem Raum und fing an, von Ichiraku und Ramen zu reden, Sakura schloss die Tür und entschloss sich, später weiterzudenken.
 

––
 

Sakura konnte ihre Nudeln garnicht richtig genießen, als sie zusammen mit Naruto und auch Tsunade und Hinata bei Ichiraku saß. Ja, Naruto, dieser Freak, hatte sogar die Hokage zu Ramen eingeladen. Und Tsunade, die auch ein Freak war, hatte auch noch ja gesagt. Erstaunlich.

„Bevor sie es sich anders überlegt und Sasuke doch wieder rauswirft, bin ich lieber ganz nett zu Tsunade no baa-chan!“ hatte Naruto Sakura breit grinsend offenbart. Tsunade hatte erwidert:

„Wenn mich schonmal jemand einläd, warum sollte ich nein sagen?“

Dann war Hinata überraschend an Ichiraku vorbeigegangen, und Naruto hatte sie gleich mit eingeladen, worauf der Tag sich zu Hinatas schönstem Tag ihres Lebens entwickelt hatte. Naruto lud sie zum Essen ein! Wie schön!
 

Naruto war so übereifrig und völlig gut gelaunt, dass er am liebsten das ganze Dorf zu Ramen eingeladen hätte – hätte er so viel Geld gehabt. Sasuke war wieder da! Sie hatten es tatsächlich endlich geschafft, ihn zurück nach Konoha zu holen! Es war quasi, als hätte sich Narutos Lebensziel erfüllt, so kam es ihm jedenfalls gerade vor, als er vergnügt Ramen in sich hineinschaufelte und garnicht merkte, dass die scheue Hinata ihn die ganze Zeit schüchtern, aber total verliebt von der Seite anblickte und jedes mal erschrocken errötend wegsah, wenn sie dachte, er würde sich zu ihr umdrehen.
 

Tsunade musste die gute Laune, so leid es ihr auch tat, etwas trüben.

„Sasuke ist wieder zurück, ja,“ begann sie, als sie ihre Stäbchen weglegte, „Aber nichtsdestotrotz ist viel geschehen, seit er weggegangen ist!“ Die drei anderen sahen die Fünfte erwartungsvoll an. Selbst Naruto wurde ernst.

„Orochimaru ist tot. Der kann uns zumindest nichts mehr anhaben,“ bemerkte er richtig.

„Ja,“ sagte Tsunade, „Aber was mit Itachi passiert ist, wissen wir nicht! Es ist möglich, dass er noch lebt, da draußen rumläuft und wir uns also vor ihm in acht nehmen müssen. – Andererseits ist es genauso gut möglich, dass er tot ist. Und ich denke, dass Sasuke uns diese Frage nach Itachis Verbleib unter Umständen beantworten könnte.“

Schweigen.

„Meinst du, Sasuke weiß was über ihn?“ fragte Naruto gespannt.

„Naja, Itachi ist sein Bruder, und Sasukes Lebensziel war es, ihn umzubringen!“ sagte Tsunade gedämpft, damit nicht die ganzen Bürger auf sie aufmerksam wurden. An sich fast alle, die Ninja waren, wussten zwar vom Schicksal des Uchiha-Clans und auch von Sasukes Racheplänen, aber es gab auch immer noch Nicht-Ninjas in Konoha, und Tsunade wollte nicht unbedingt auf offener Straße über Mord und Totschlag reden und alle arglosen Bürger in Angst und Schrecken versetzen.

„Meinst du...“ begann Sakura langsam und ließ ihre Stäbchen sinken, „Tsunade-sama, glaubst du, Sasuke-kun... hat Itachi getötet?“
 

„Keine Ahnung,“ erwiderte die Fünfte, „Es ist möglich. Wir wissen garnichts. Nur, dass wir Itachi nicht getötet haben. Wenn er tot ist, ist die Wahrscheinlichkeit meines Erachtens nach durchaus groß, dass Sasuke es war... – hört mal zu. Ihr beide, du und Naruto, seid Sasukes beste Freunde. Sasukes ist im Moment in einem recht abgekapselten Zustand. Wenn er sich jemandem anvertrauen würde, dann bestimmt eher euch als mir. Ich muss irgendwann wissen, was mit Itachi passiert ist. Vorzugsweise schnell, denn wenn er noch lebt, kriegen wir bestimmt Probleme, die es schnell zu beseitigen gilt. – Ihr versteht wohl, was ich meine, Sakura, Naruto.“

Sakura und Naruto sahen sich an, und auch Hinata sah die Hokage groß an.

„Soll das heißen, wir sollen ihn ausquetschen?!“ fragte Sakura ungewollt heftiger, als sie geplant hatte. Tsunade erwiderte ihren Emotionsausbruch nur mit einem eisernen Blick. „Tsunade-sama, Sasuke ist psychisch gerade völlig fertig! Ich glaube, darüber zu reden ist das Letzte, was er jetzt brauchen kann! Was auch immer passiert ist, vielleicht ist es der Grund für seinen Zustand! Da können wir selbst als beste Freunde – wenn er uns überhaupt als sowas betrachtet, meine ich... – nicht einfach antanzen und ihm Fragen stellen!“

„Ich weiß, ich bin doch nicht bescheuert!“ meckerte Tsunade unnachgiebig, „Ich habe nichts davon gesagt, dass ihr unsensibel wie Elefanten im Porzellanladen da hinlatschen und ihm „Hey Sasuke, hast du Itachi ermordet?!“ an den Kopf knallen sollt! – Natürlich ist er fertig. Deswegen lasst euch ruhig ein bisschen Zeit.“

„Du widersprichst dir selbst, Tsunade no baa-chan!“ empörte sich Naruto, „Eben hast du noch gesagt, möglichst schnell!“

Die Fünfte verdrehte die Augen.

„Ja, ich meinte verhältnismäßig schnell. So schnell es eben möglich ist! Mir ist schon klar, dass das sicher noch mindestens eine Woche dauern wird. – Ich möchte euch nur anhalten, ab und zu mal vorsichtig nachzuhaken, okay? – Hey. Ich will nur wissen, ob Itachi tot ist oder nicht. Wenn er tot ist, hat alles weitere sowieso Zeit!“ Sie erhob sich, und Naruto schmollte.

„Du gehst schon, Tsunade no baa-chan?“

„Ja. Danke für die Einladung. – Hinata, Sakura... bis dann.“

„Gute Nacht, Hokage-sama,“ sagte Hinata lächelnd, und weg war die Fünfte.
 

Dann saßen die drei Jounin noch eine Weile bei Ichiraku. Sakura hatte ihre Nudeln garnicht aufgegessen. Es herrschte eine solche Unruhe, schon den ganzen Tag. Sasuke war wieder da, und wo war dieser verdammte Itachi?

Sakura wusste genau, dass Tsunade recht hatte. Sie mussten schnell herausfinden, was mit Itachi passiert war. Aber so, wie sie Sasuke an jenem Tag erlebt hatte, hatte sie Bedenken, dass ihr Vorhaben so einfach klappen würde.
 

Sie wurde von Naruto unterbrochen.

„Sakura-chan! Was ist los mit dir?? Du bist so betrübt!“ Sie drehte sich zu ihm und Hinata um. Ein verwirrtes Lachen.

„Ach was... entschuldigt, ich bin bloß etwas müde. All die Aufregung, du weißt schon...“ Sie brach unsicher ab, als sie Narutos Blick bemerkte, der immer wieder verstohlen auf ihre fast volle Ramenschüssel wanderte. Sie seufzte und schob sie ihm hin. „Hier, du darfst den Rest haben, Naruto!“

„Yeah!!“ strahlte er, und sofort war er wieder ins Essen vertieft.

Unsensibler Trottel, dachte Sakura mit schrägem Blick auf Naruto, aber sie konnte ihm nicht böse sein. An sich war sie ganz froh, dass er nicht nachhakte, was denn los wäre.
 

An sich wusste sie selber nicht, was mit ihr los war. Eigentlich freute sie sich tierisch darüber, dass Sasuke zurück in Konoha war. Aber irgendetwas blockierte ihr diese Freude auch, sie wusste nur nicht, was es war. Vielleicht einfach die Tatsache, dass Sasuke sie einst alle verraten und verlassen hatte... er war weggegangen. Er hatte sie alleine gelassen.
 

Ja, wenn sie recht darüber nachdachte, war sie wütend auf ihn.
 

Denk sowas nicht, redete sie sich verbissen ein, Er ist völlig apathisch. Er hat irgendetwas Furchtbares durchgemacht, wir wissen nicht, was es ist, aber es geht ihm echt schlecht! Da kannst du nicht auch noch böse auf ihn sein...
 

Doch, kannst du! widersprach sie sich dann sofort selbst. Er ist abgehauen! Er hat das Dorf verraten und Naruto und mich alleine hier gelassen! Wir waren ihm egal!! ICH war ihm egal... ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe, und es war ihm scheissegal! Warum sollte ich mich noch einen Dreck um ihn scheren, um diesen arroganten, egoistischen, blöden..??!

Sie stand auf. Das war zu viel.

„Ich muss nach Hause,“ sagte sie zu Naruto und Hinata, „Ich fühle mich nicht gut, ich... gehe besser schlafen. Macht's gut, ihr zwei... bis morgen!“ Weg war sie, und Naruto, dem noch eine Nudel aus dem Mund hing, blinzelte.

„Wapf hap bfie benn?“ schmatzte er mit vollem Mund, und Hinata musste leise kichern.
 

––
 

Zu Hause angekommen schloss Sakura sich in ihrem Zimmer ein. Ihre Eltern schliefen bereits – die gingen immer so früh ins Bett. Sie war froh darüber, so musste sie nicht auch noch mit denen reden über den ganzen Mist, der passiert war.

Sie ließ sich seufzend auf das Bett fallen und nahm das Konoha-Stirnband ab, das sie auf dem Kopf trug.
 

Sasuke-kun.
 

Verdammt, jetzt dachte sie immer noch über ihn nach! Furchtbar. Hatte dieser Verräter es überhaupt verdient, dass sie so viele Gedanken an ihn verschwendete? Er scherte sich doch sowieso einen Dreck um sie.

Dummerweise konnte sie machen, was sie wollte – sie mochte ihn trotz allem immer noch.
 

Ist das echt mögen...?
 

Sie fragte sich, was sie an ihm mochte. Mal abgesehen von seinem Aussehen, das zählte nicht. Hatte er irgendetwas liebenswertes an sich? Sakura dachte angestrengt nach, aber ihr fiel nichts ein. Okay, er hatte viel durchgemacht... moment mal, sie liebte ihn doch nicht aus purem Mitleid, verdammt!

Ich muss es wissen. Ich muss wissen, was zum Geier ich an ihm so mag... was mich so zu ihm hinzieht...

Sie setzte sich auf. Kurz war sie drauf und dran, los ins Krankenhaus zu laufen und nachzusehen. Dann entschied sie sich anders.

Hey, es ist mitten in der Nacht... ich gucke morgen nach. Wenn ich sowieso da bin. Nicht jetzt.

Sie hielt wieder inne, als sie sich gerade wieder hinlegen wollte. Aber es reizte sie so, ihn zu sehen... sie wollte gucken, wie es ihm ging... besser als am Nachmittag?

Guck morgen nach, Sakura.
 

Morgen...
 

––
 

Sasuke lag in seinem stockdüsteren Zimmer im Krankenhaus wach und starrte an die Decke. Jetzt, wo es dunkel war, war ihm gleich wohler. Dieses Tageslicht war verwirrend gewesen...

Er war müde, und er hätte viel darum gegeben, einfach schlafen zu können. Aber er konnte es nicht...

Nur ein bisschen... eine Stunde... ...

Seine Augen fielen zu. Sofort riss er sie wieder auf und schüttelte heftig den Kopf.

„Nicht einschlafen!!“ schimpfte er laut mit sich selbst, griff nach seinem Kopf und rollte sich auf die Seite.
 

Das Pochen war immer noch da. Sein Kopf schmerzte immer noch und fühlte sich an, als würde er explodieren. Warum machten sie nichts gegen seine verdammten Kopfschmerzen, wenn er schon in diesem verfluchten Krankenhaus liegen musste?

Er wollte nicht schlafen, er durfte es nicht... diese Bilder würden wiederkommen. Diese Bilder würden kommen und ihn jagen, wie jedes mal, wenn seine Müdigkeit ihn übermannte und er doch einschlief. Er wollte sie nicht mehr sehen... und er wollte nicht wieder auf diesem schwarzen, verlassenen Korridor stehen und vor sich eine Tür sehen. Er hasste Türen.
 

Ich kann nicht mehr...
 

Er hob zitternd die Hände von seinem Kopf und hielt sie sich dicht vor das Gesicht, starrte auf seine eigenen Hände. Dann riss er hysterisch die Augen auf.
 

Es war immer noch da.
 

Das Blut. Es war einfach da, als wäre es an seiner Haut festgewachsen. Er sah es von seinen Fingern über seine Handfläche an seinem Arm hinunterrinnen, und er öffnete den Mund, um zu schreien, doch es kam kein Ton aus seiner Kehle. Wann würde das aufhören?! Wann würden diese Bilder ihn endlich in Ruhe lassen...?
 

Hoffentlich dann, wenn ich endlich sterbe und diese Scheisswelt hinter mir lasse...
 

Es war dunkel. Der kleine Junge fand sich auf dem Bauch auf einem kalten Steinboden liegen. Es war still, nichtmal ein Lüftchen wehte um ihn herum.

Sasuke rappelte sich auf und wischte sich die Augen.

„Wo bin ich?! Hallo??! Ist hier jemand?!“

Aber keiner war da, der dem kleinen Kind antworten konnte. Als er sich umsah, erkannte er den Korridor wieder. Düster und leer. Ob er nach links oder nach rechts sah, der Gang schien ewig lang zu sein. Er schien kein Ende zu haben.
 

Er rannte. Er rannte einfach geradeaus los in irgendeine Richtung. Links neben ihm waren Türen, eine neben der anderen wie in einem großen Hotel. Und alle sahen gleich aus. Kalt und dunkel. Er rannte und rannte, aber der Gang veränderte sich nicht, es kam eine Tür nach der anderen und kein Ende.

Sasuke blieb keuchend stehen und schüttelte den kleinen Kopf. Er blickte zurück. Wie lange war er gerannt? Und wofür?

Die Türen bäumten sich vor ihm auf wie eine Armee, stramm und gerade in Reih und Glied.
 

Was ist dahinter?
 

Er trat zitternd auf eine der Türen zu, die ihm am nächsten war, streckte die Hand nach dem Griff aus. Aber je näher er der Tür kam, desto weiter entfernte sich die Tür von ihm, als würde sie vor seiner Hand fliehen.

„Hey!!“ schrie der Kleine ängstlich, „Bleib stehen, du Tür!! HALT AN!!“ Er hielt inne, und die Tür tat es auch. Sasuke sah zurück in die Richtung, aus der er gekommen war, weil er dachte, Schritte gehört zu haben. Dann sah er auf den Fußboden.

Auf dem Boden waren viele, blutige Fußspuren.

Sasuke schrak zurück. Hier war noch jemand außer ihm! Jemand, dessen Füße bluteten... Er blickte nach rechts. Auch dort, wo er selbst noch nicht gerannt war, waren die Fußspuren. Jemand war denselben Weg gerannt wie er, nur noch weiter!

„Warte!!“ brüllte er in die Finsternis und rannte wieder los in die Richtung, folgte den Fußspuren aus Blut. Hinter sich hörte er Schritte, und er sah panisch zurück. „Wer ist da??! Hallo!!“ schrie er, aber die Schritte wurden lauter und schneller, sie kamen auf ihn zu. Sasuke keuchte und rannte panisch schneller. So oft er auch zurücksah, er sah niemanden in der Dunkelheit. Wer verfolgte ihn?

„Lass mich in Ruhe!! LASS MICH IN RUHE!!“

Und er rannte und rannte und sah immer nur Türen, Türen, die sich neben ihm aufbäumten und ihn höhnisch anzugrinsen schienen.

Die Schritte wurden lauter, und er hörte eine Stimme hinter sich.
 

„Ssssasuke-kun...“
 

Mit einem panischen Schrei schoss Sasuke aus dem Bett hoch und saß sofort kerzengerade da. Neben ihm fuhr etwas erschrocken zurück, und er wirbelte herum und hob abwehrend die Hände... dann erkannte er Sakura, die neben dem Bett stand.

„Sasuke-kun!!“ keuchte sie, „Um Gottes Willen, was ist passiert??!“
 

Er keuchte auch. Wieso war sie hier? Wo war er, verdammt?

Er sah sich um. Ja, er erinnerte sich... er war im Krankenhaus. In Konoha. Sasuke seufzte leise, als er sein Herz immer noch pochen spürte vor Schreck und sein Kopf wieder zu dröhnen begann. Es war mitten in der Nacht... war er etwa wieder eingeschlafen?
 

„Was machst du hier?“ fragte er Sakura sichtlich verwirrt und noch nicht so ganz bei Bewusstsein. Sie erholte sich auch wieder von ihrem Schrecken, die Hand noch auf ihrer Brust, und atmete langsam aus.

„Ich wollte nochmal nach dir sehen... als ich kam, hingst du halb aus dem Bett und hast gestrampelt-... ich-... ich wollte dich nur gerade hinlegen, da bist du aufgewacht und hast wie am Spieß geschrien, du... hast mich zu Tode erschreckt!“

Er atmete noch immer heftiger als sonst.
 

Zu Tode erschreckt? Er sie? Nein, sie ihn, verflucht! Waren es dann ihre Schritte gewesen, die er im Traum gehört hatte?

Allmählich besann er sich auch wieder, und langsam tröpfelte der Schreck von ihm ab wie schmelzendes Eis. Es war bloß Sakura. Alles in Ordnung. Keiner verfolgte ihn. Außer den Bildern natürlich.
 

Sakura sah ihn besorgt an.

„Wie geht es dir?“ fragte sie vorsichtig. Er sah noch schlechter aus als am Nachmittag, fand sie. Sie hatte das Licht aus gelassen, weil sie daran gedacht hatte, dass er Helligkeit scheinbar nicht so mochte, aber sie sah trotzdem, dass er schlecht aussah. „Sasuke, sprich mit mir. Bitte.“

„Mir geht’s scheisse.“ Dämliche Frage, das musste sie doch sehen, diese blöde Nuss! Er sah zur Seite. „Lass mich in Ruhe.“

Sakura gab nicht so einfach nach. Ihr fiel ein, was er am Nachmittag gesagt hatte...
 

„Ich wünschte, ich müsste nie wieder schlafen, verdammt.“
 

Sie blickte ihn an, wie er unruhig hin und her sah.

„Du hat wohl schlecht geträumt, hm?“ machte sie leise, und er sah kurz zu ihr hoch. Er hasste es, zu anderen aufsehen zu müssen, aber er saß nunmal, und sie stand. Sasuke zischte gefährlich.

„Ich sagte Lass mich in Ruhe,“ wiederholte er düster.

„Hast du deswegen gesagt... dass du nie wieder schlafen möchtest?“ fragte Sakura ihn besorgt, „Weil du Alpträume hast... hast du die so oft, dass du nicht mehr schlafen willst??“

Dieser Gedanke war wirklich schrecklich.
 

Sasuke schlug mit der Hand nach ihr, ohne sie zu erwischen.

„Verschwinde!!“ schnappte er verärgert, „Hör auf, mir solche bescheuerten Fragen zu stellen!! Hör auf, mit mir zu reden, lass mich einfach in Ruhe!! Ich will nicht mit dir reden!! Nicht mit dir und nicht mit irgendwem anderes!! Also geh endlich!!“
 

Sakura trat einen Schritt zurück, als er sie jetzt anstarrte. Zum ersten mal sah er ihr heute nacht ins Gesicht, und sie sah so viel Dunkelheit in seinen Augen... so viel Schmerz.

Was hast du durchgemacht, Sasuke-kun...? Wenn du es mir sagen würdest.... würde ich dir so gerne helfen, wenn ich könnte...

Vielleicht konnte sie das aber garnicht. Der Gedanke machte sie traurig.

Sie seufzte leise.

„Kann ich irgendwas für dich tun, Sasuke-kun?“
 

Er schnaubte.

„Ja, verschwinden und mich in Ruhe lassen.“ Aber er sah sie nicht an, als er das sagte. Sie verstand seinen Befehl sehr gut und ging zur Tür. Scheinbar war es einfach zu früh für diese Fragen. Es tat ihr leid, dass sie ihn so verärgert hatte... sie hatte nur nach ihm sehen wollen. Und dann hatte er ihr solche Angst gemacht mit seinem Schrei und seiner Panik.
 

Panik, ja, er hatte wirklich Panik gehabt, vor was auch immer. Vermutlich vor seinem Traum, was auch immer er geträumt hatte.

„Versuch wenigstens, zu schlafen, ja?“ riet sie ihm noch, bevor sie ging, und sah nochmal auf sein Bett. „Du machst dich nur kaputt, wenn du ewig wach bleibst, das hält kein Mensch aus. Nichtmal ein Uchiha Sasuke.“ Der letzte Satz war schon beinahe schnippisch, worüber sie sich wieder wunderte. War sie letzten Endes doch so wütend auf ihn, weil er weg gewesen war, dass sie ihm sogar jetzt sowas an den Kopf warf? Durfte sie das überhaupt, bei seinem Zustand?
 

Sasuke schien ihre Ironie nicht bemerkt zu haben oder ignorierte sie, denn er sagte keinen Ton. Die Tür fiel ins Schloss, und er erzitterte, bevor er den Kopf senkte und sich die schwarzen Haare raufte.
 

„Kann ich irgendwas für dich tun, Sasuke-kun?“
 

Konnte sie das?

Nein, mir kann niemand helfen, verdammt. Wie soll mir jemand helfen, diese Bilder loszuwerden?!

Er starrte zum Fenster und den zugezogenen Vorhängen.

Plötzlich dachte er an den Moment im Wald, bevor er ohnmächtig geworden war. Da waren sie beide gewesen, Sakura und Naruto, und Sakura hatte ihn festgehalten. Plötzlich hatte er wieder gewusst, wie sich Wärme anfühlte...
 

Sakura war ganz warm gewesen. Ihre Hände...
 

Er seufzte tief und legte sich auf den Rücken. Dann schloss er die Augen und stellte sich das Gefühl nochmal vor. Es war schön gewesen...

Sasuke öffnete die Augen wieder und starrte finster an die Zimmerdecke.
 

Tss. Aber Wärme hilft mir auch nicht, die Bilder zu verjagen... Wärme kann mir auch nicht den Weg aus der Finsternis zeigen...
 

Ich komme da sowieso nie wieder raus.
 

––
 

--
 

o.o Sasuke, du bist so ein Pessimist XDDD das geht garnicht, ey! XDDD Ich mag Naruto. Er ist so toll und so lieb und niedlich, wie er mit der Nudel im Mund Sakura blöd nachguckt XDD

Sasukes Einstellung nervt mich gerade selbst etwas, also entschuldigt, er wird auch noch wieder cooler, versprochen^^ wär ja blöd sonst....^^

Und ja, bisher is an sich garnicht so SasuSaku gewesen, ich weiß^^ Aber wir wollen ja, dass alles logisch und realistisch ist, und deswegen werden sie sich auch nicht im zweiten kapi in die Arme fallen und sich lieben XDD leider wird das noch dauern^^

Und hey, das kapi hat denselben namen wie ein kapi in Sharingan-Kinder XDDD aber Absicht^^ passt eben^^ weil sie jetzt in Konoha sind, heißt das Kapitel einfach Konoha XD fertig, ey XD
 

Ich hoffe ich habe nichst wichtiges vergessen zu erwähnen XD... naja^^ freut euch^^

Sakuras Sorgen

Als Sakura am nächsten Tag ins Krankenhaus kam und nach Sasuke sah, saß er wie am vergangenen Nachmittag am Kopfende des Bettes auf der Decke, die Beine angezogen und starrte an die Wand ihm gegenüber. Sakura stutzte kurz. Er saß wirklich komplett genauso da wie am vergangenen Tag – als hätte er sich niemals wegbewegt.

„Sasuke-kun?“ fragte sie vorsichtig. Er schien keine Notiz davon zu nehmen, jedenfalls rührte er sich nicht. Sie räusperte sich, und er sah zu ihr herüber. „Sasuke... guten Morgen... geht es dir besser als gestern?“ Sasuke sah durch sie hindurch, während er antwortete. Langsam war er es leid.

„Hör mit dieser dämlichen Frage auf. Ich kann sie nicht mehr hören, verdammte Scheisse.“

Sie sah ihn erst empört an, nickte dann aber. Er war krank. Sie musste nachsichtig sein. Außerdem war er völlig übermüdet, das sah sie ihm sogar auf die Entfernung an.

„Hast du gestern Nacht etwas geschlafen?“
 

Nein, hatte er nicht. Er hatte es tatsächlich geschafft, die ganze Nacht wach zu sein, er hatte sich dazu gezwungen, wach zu bleiben. Nachts war es dunkel gewesen, da hatte er die Vorhänge aufgezogen und hatte sich Konoha angesehen. Seine alte Heimat. Früher hatte er das hier seine Heimat genannt. Er fragte sich, ob er es wieder tun würde... jetzt war alles noch so fremd. Und doch vertraut. Es war nicht so, dass er vergessen hätte, wie es hier aussah. Als er gestern nacht auf das Dorf gesehen hatte, hatte er alles wiedererkannt. Die Straßen, die Häuser, die großen Felsen mit den Hokage-Gesichtern im Hintergrund. Es hatte sich nichts verändert.
 

Nur er hatte sich verändert. Irgendwie.
 

Dass er nicht antwortete, war an sich auch eine Antwort für Sakura.

„Also nicht?“ hakte sie energisch nach und seufzte. „Sasuke... du musst schlafen. Sieh dich an, du bist total übernächtigt und wirst noch ohnmächtig werden-...“

„Ich bin nicht müde!“ fiel er ihr barsch ins Wort, und sie hielt inne.

Klar. Eine größere Lüge gab es garnicht. Wahrscheinlich war er so dermaßen müde, dass er garnicht merkte, wie blöd diese Lüge war.
 

„Okay,“ sagte sie schnippisch, „Du bist nicht müde. Auch gut.“ Ihr Ton wurde wieder sanfter. „Willst du Frühstück? Oder hast du auch keinen Hunger?“

„kein Hunger,“ entgegnete er missgelaunt und warf ihr einen lauernden Blick zu. Warum, verflucht, war sie dauernd da? Warum fragte sie ihn all diesen Schrott? Warum konnte sie ihn nicht einfach alleine lassen?

Oh nein, nachher würde der Depp Naruto womöglich wieder ankommen. Er fragte sich, wessen Gesellschaft er weniger wollte. Ihre oder Narutos.
 

Dann kam er sich bescheuert vor. Er selbst hatte doch gewollt, dass sie ihn herbrachten. Er senkte den Kopf. Warum hatte er das gewollt? Was nützte es? Es wühlte nur alte Erinnerungen und – ja, wirklich – Gefühle auf, und die waren fast genauso schmerzhaft wie diese scheußlichen Bilder, die er in seinen Träumen sah.
 

Sakura seufzte erneut.

„Okay. Auch keinen Hunger. – Na gut, dann lass mich kurz deine Wunden untersuchen und neu verbinden.“ Sie ging auf ihn zu, und als sie neben seinem Bett stand, krabbelte er verwirrt ein bisschen zur Seite. Was tat sie da? Was zum Teufel hatte sie vor?

„Geh weg!“ verlangte er nervös. Plötzlich dachte er an die Schritte aus seinem letzten Traum, die ihn verfolgt hatten. Plötzlich hatte er das Gefühl, der Raum würde kleiner werden. Er hielt sich die Arme vor das Gesicht. „Fass mich nicht an!!“ warnte er sie, und sie setzte sich energisch durch und ergriff mit sanfter Gewalt seinen Arm.

„Ich tue dir schon nicht weh,“ versprach sie, „Hast du... hast du Angst vor mir? Sasuke-kun?“

„Nein, ich hasse es nur, angefasst zu werden.“

Sie seufzte, aber er nahm die Arme langsam wieder herunter. Dann sah er in ihr Gesicht. Was war das für ein Blick in ihren Augen? Er war zwar hundemüde, aber er erkannte dennoch die Sorge in ihren Augen. Und die ehrliche Zuneigung.

Sasuke blickte wieder weg.

„Bitte zieh dein T-shirt aus...“ verlangte sie ruhig, „Ich... muss an deinen Rücken, du bist verletzt...“ Er linste sie an.

„Das tut nicht weh. Das verheilt von allein.“

„Macht nichts, ich erledige hier meinen Job, verdammt.“ Und jetzt duldete ihre Stimme keinen Widerspruch, und er murrte. Sein Kopf fing wieder an, zu pochen, als er sich selbst das T-shirt auszog und sie begann, die Verbände um seinen Brustkorb zu entfernen und sich um die Wunde auf seinem Rücken zu kümmern. Dieser Schlafmangel brachte ihn noch um... aber was sollte er schon machen? Diese Träume waren beängstigend, und sie brachten ihn genauso um. Was war besser, im Schlaf sterben oder im Wachsein?
 

Alles egal. Hauptsache es geht schnell.
 

Er zuckte unbewusst, als Sakuras Hand über seine Wunde strich, während sie sie mit Chakra behandelte. Im Vergleich zu seinen Kopfschmerzen war der Schmerz irrelevant, aber er war trotzdem da.

„Tut wohl doch noch weh?“ stellte Sakura fest, und er schnaubte.

„Tss.“ Sie ließ die Bewegungen etwas langsamer werden.

„So etwas besser?“ Keine Antwort, aber beschweren tat er sich zumindest nicht. Sie fuhr mit ihrer Tätigkeit fort, bis sie plötzlich bemerkte, was sie da indirekt tat – sie streichelte ihn... Prompt wurde sie rot und war froh, dass er ihr den Rücken zukehrte und das nicht sehen konnte.

Hey, verdammt!! schimpfte sie mit sich selbst, Wie kannst du bei der Arbeit an sowas denken?! Sei seriös, Sakura!!

Sie sah ihn von hinten an. Aber sein Oberkörper war durchaus attraktiv, vor allem ohne T-shirt.

Aahh!! Was denke ich da??!! Scheisse – scheisse, hör damit auf!!
 

Sasuke zuckte erneut, als sie mit den Händen kurz innehielt, dann plötzlich den Druck etwas verstärkte und aber sofort danach wieder etwas lockerer weitermachte.
 

Ihre Hände waren noch genauso warm wie am vergangenen Tag im Wald.
 

Er verzog das Gesicht. Oh Gott, was tat er da? Sich etwa innerlich eingestehen, dass die Nähe irgendeines anderen Menschen ihm gut tat?

Sakura ist nicht irgendein Mensch, sie ist Tsunades Schülerin, widersprach er sich selbst – wobei das nicht wirklich ein Widerspruch zu seinen eigentlichen Gedanken war. Er versuchte angestrengt, sich auf die Wärme zu konzentrieren, die ihre Hände auf seinem Rücken verursachten. Sie bewegten sich langsam und jetzt auch wieder gleichmäßig, und das Gefühl, wie sie sich bewegten, war auf eine ihm unerklärliche Weise angenehm... es war warm und ließ ihn tatsächlich für einen Moment die Kopfschmerzen vergessen. Gerade schloss er die Augen, um da gute Gefühl noch etwas intensiver zu spüren, da hörte sie auf.
 

„Das dürfte für jetzt genügen, es sieht schon viel besser aus,“ sagte Sakura zu ihm und lächelte kurz, warum auch immer. Weil es so schön gewesen war, ihn streicheln zu können? Herrgott, diese dämlichen Gedanken.

Sie griff eine Rolle Verband und begann, die Wunde wieder sauber zu verbinden. Dann verband die alle übrigen, kleineren Wunden neu, bis sie ihm schließlich mitteilte:

„Du kannst dich wieder anziehen...“

„Hn,“ machte er nur und folgte ihrem Befehl. Nicht, dass er gerne Befehlen folgte, aber halbnackt hier herumsitzen mochte er auch nicht gerade. Sie ging um das Bett herum, während er sich wieder in seine Ausgangsposition am Kopfende des Bettes begab. Obwohl sie ihn längst losgelassen hatte, spürte er noch ihre Hände auf seinem Rücken. Und die Wärme.

Sakura blickte ihn wieder an, und als er nach einer Weile auch wieder aufsah, erinnerte sein Blick sie sofort an seine endlose Müdigkeit, gegen die sie etwas tun musste.
 

Du kannst nicht ewig wach bleiben, Sasuke... auch, wenn du dich noch so sehr vor dem Schlafen fürchtest.
 

Mit einem Lächeln ging sie zur Tür.

„Ich hole dir Antiseptikum zum Schlucken, damit die Wunden sich nicht entzünden,“ versprach sie, „Willst du sonst noch etwas? – Oh, außer dass ich verschwinde?“

„Nein.“

„Okay.“

Weg war sie, und er war wieder allein in seinem halbdunklen Zimmer.
 

Er kauerte sich mehr zusammen und starrte wieder an die Wand. Er hatte inzwischen so oft und so lange an diese Wand gestarrt, dass er sie bereits auswendig kannte. Das Krankenhaus müsste mal wieder neu gestrichen werden, dachte er sich dabei manchmal, wenn er die Flecken hier und da an der Wand begutachtete.

Wenn man eine Wand lange genug anstarrte, konnte man irgendwann Bilder darauf sehen. Pure Einbildung, aber es funktionierte. Und die Flecken nahmen dann irgendwann Formen an, die sie garnicht hatten.
 

Sasuke hob ohne es selbst zu merken langsam den Kopf, als seine Augen an den Flecken festklebten und er die Bilder sah. Wieder. Wie in seinen Träumen. Es war wie ein Aufblitzen für einen Bruchteil einer Sekunde, als er die blutroten Sharingan sah. Die Augen seines Bruders. Und plötzlich waren da keine Sharingan mehr, sondern nur noch Flecken aus Blut an der Wand, und das Blut rann langsam hinunter auf den Boden. Und schneller, und schneller...

Sasuke hob zitternd die Hände und starrte wie eingefroren darauf. Und dann waren die Flecken von der Wand plötzlich auf seinen Händen, als hätten sie sich teleportiert. Und sie starrten ihn an. Sasuke war unfähig, sich zu bewegen.
 

„Und was wirst du tun, wenn du mich getötet hast, kleiner Bruder? Was dann? Den großen Uchiha-Clan wieder aufbauen... damit alles wieder von vorne anfängt?“
 

„HALT DIE SCHNAUZEEEE!!!“ brüllte Sasuke so laut er konnte und vergrub das Gesicht in den Händen. Sein Schrei musste im ganzen Krankenhaus nachhallen.
 

In dem Moment kam Sakura wieder herein.

„Was ist los?“ fragte sie verwundert, „Was-... Sasuke-kun? Was hast du?!“ Sie eilte sofort an seine Seite, und er riss das gesicht wieder hoch und starrte sie gefährlich an wie ein verwundetes Tier. Sie fuhr zurück.

„Bleib... mir vom Leib...!“ zischte er lauernd, und sie blinzelte. Was war nur mit ihm los? Was machte ihm denn solche Angst, dass er so hysterisch wurde?

Sie entschied, dass es am besten war, wenn sie ihre Fassung einfach behielt, und hielt ihm ein Glas Wasser hin.

„Ich hab dir die Tabletten mitgebracht. Für die Wunden.“ Sie hielt die andere Hand auf, auf der zwei kleine, runde Pillen lagen.
 

Sasuke keuchte und beruhigte sich wieder. Was fuhr er sie so an? Sie hatte ihn ja garnicht angerührt. Wortlos nahm er ihr die Pillen und das Glas ab, stopfte sich die Tabletten in den Mund und spülte sie mit Wasser hinunter. Sakura sah ihm dabei zu, und als er ihr wortlos das leere Glas wieder hinhielt, nahm sie es ihm lächelnd ab.

„Ruh dich aus... versuch es wenigstens,“ flüsterte sie ruhig. „Niemand tut dir etwas, du bist hier in Sicherheit. Was auch immer dich in deinen Träumen verfolgt, es-... ... es ist nur ein Traum, Sasuke-kun. Keine Realität! Also... keine Angst.“ Ein wohlwollendes Lächeln, und obwohl er sie für ihre Worte hasste, war er ihr im Inneren sehr dankbar für ihr aufmunterndes Lächeln – und das Bild der süß lächelnden Sakura brannte sich fest in sein Gehirn wie die anderen Bilder... nur war dieses hier mal ein Bild, das er gerne sehen würde.

Du hast keine Ahnung. Von wegen Traum. Rede nicht so von Dingen, die du nicht kapierst... du unschuldiges, wohl behütetes, kleines Mädchen, das nie im Leben erfahren hat, was Leid bedeutet!
 

Sie ging zur Tür, und er senkte den Kopf, als er spürte, dass ihm wieder schwindelig wurde. Seine Augenlider waren so schwer... als würden Gewicht daran hängen... und plötzlich hatte er das Gefühl, noch tausend mal müder zu werden als vorher schon. Er legte sich mit einem kurzen Stöhnen auf den Rücken und schlug sich die Decke über. Das war auch alles, was er schaffte, denn dann fielen ihm die Augen einfach zu, so sehr er auch dagegen kämpfte.

Das Letzte, das er sah, bevor es schwarz wurde, war Sakuras warmes Lächeln.
 

Sakura stand noch in der Tür und beobachtete ihn leicht besorgt, wie er einschlief. Es besorgte sie wirklich, wie unheimlich verspannt er war, als er sich mit aller Kraft gegen den Schlaf wehrte – als hätte er Angst, nicht wieder aufzuwachen, wenn er zuließ, dass er einschlief. Und als er dann eingeschlafen war, entspannte er sich ganz plötzlich völlig. Und dann war alles gut. Das Mädchen seufzte leise.

Die Tabletten, die sie ihm gegeben hatten, würden garantiert nichts an seinen Wunden ändern, und das hatten diese auch nicht nötig, so schlimm waren sie nämlich nicht. Aber verdammt, sie hatte doch irgendetwas tun müssen, damit er schlafen konnte. Und wenn er es nicht freiwillig tat, musste sie ihn eben zwingen. Die meisten Leute fielen nach den Schlaftabletten in einen traumlosen Schlaf, sie hoffte, dass Sasuke jetzt auch einmal verschont bleiben würde von seinen Alpträumen.
 

––
 

Nach ihrer Arbeit im Krankenhaus ging Sakura ein wenig trainieren und dann nach Hause. Sie hatte Naruto garnicht gesehen an dem Tag, fiel ihr zwischendurch auf, als sie zu hause ankam. Sie hatte eine ihrer Kolleginnen im Krankenhaus beauftragt, regelmäßig nach Sasuke zu sehen und sie unbedingt zu rufen, wenn er aufwachen sollte – sie hoffte allerdings, dass er jetzt die Nacht durchschlief.
 

„Oh, Sakura!“ wurde sie von ihrer Mutter begrüßt, als sie die Treppe hinaufgehen wollte. „Du bist zurück, essen wir heute zusammen Abendbrot, Schatz?“

„Ich hab keine Zeit, tut mir leid...“ antwortete die Tochter und war untröstlich, „Ich muss noch duschen und ein bisschen Papierkram erledigen, und außerdem wollte ich noch bei Naruto vorbeischauen...“

„Für alle anderen hast du Zeit, nur nicht für uns,“ tadelte ihre Mutter sie, und Sakura schloss die Augen und seufzte tonlos. Wie sie diese Predigten hasste. Diese Du-machst-so-wenig-mit-uns-Schatz-Tour war auf die Dauer wirklich ätzend, so gern sie ihre Eltern auch hatte. Manchmal war es auch echt nett, mit ihnen zu abend zu essen, aber momentan war die Gesellschaft ihrer Eltern nicht gerade motivierend. Sie hatte so viel im Kopf...
 

Vor allem Sasuke natürlich.
 

„Mami,“ sagte das rosahaarige Mädchen, „Wir essen morgen zusammen, okay? Versprochen.“

„Na schön. – Und, geht es Sasuke jetzt besser? Du erzählst zwar nichts, aber ich habe gehört, sein Zustand wäre so schlecht...“

„Naja, zumindest schläft er endlich mal. – Bis morgen, Mami, gute Nacht!“

„Gute Nacht, Schatz!“
 

Sakura brachte ihre Sachen in ihr Zimmer, schloss die Tür und ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. Sie seufzte tief. Gestern war sie abends auch schon so müde gewesen, und heute wieder, was war los mit ihr? Sie machte doch garnichts anderes als sonst auch... na gut, Sasuke war wieder da, aber na und? Das war doch nichts anderes, als würde sie irgendeinen anderen Patienten betreuen...

Aber andere Patienten mag ich ja nicht auf dieselbe Weise wie Sasuke-kun...

Sie schüttelte mürrisch den Kopf. Herrgott. Schon wieder diese Gedanken! Sie war kein pubertierendes Kind mehr! Und über Sasuke Uchiha war sie längst hinweg! Immerhin hatte er das Dorf verraten, sie alleine gelassen und Naruto beinahe umgebracht!

Sie dachte an den Vormittag, als sie Sasukes Wunden versorgt hatte. Es war das erste mal gewesen, dass er zugelassen hatte, dass sie ihn anfasste. Es war schön gewesen...

„Ach, verdammt,“ murrte sie und versuchte, an etwas anderes als Sasuke zu denken. Sie beschloss, erstmal zu duschen, dann den Papierkram zu erledigen und dann nach Naruto zu sehen.
 

Während sie unter der Dusche stand und das heiße Wasser über ihren Körper fließen ließ, grübelte sie darüber, was Sasuke so Furchtbares passiert sein könnte. Von was träumte er wohl, dass er solche Panik hatte?

Ihr fiel der Auftrag ein, den sie und Naruto von Tsunade bekommen hatten. Sie sollten herausfinden, was aus Itachi geworden war. Ob Sasuke das wusste? Vielleicht hatten seine Alpträume ja etwas mit seinem Bruder zu tun, den er doch so dermaßen hasste? Es war immer Sasukes Ziel gewesen, Itachi zu töten... Sakura fragte sich, ob er es geschafft hatte...

Dann dachte sie über Lösungen nach, wie sie ihn am besten auf dieses Thema ansprechen könnte. Tsunade hatte recht, sie konnten nicht einfach zu ihm gehen und ihn fragen, ob er Itachi umgebracht hatte. Das war taktlos. Außerdem war Sasuke kein Mensch, der einfach antwortete, sehr zu ihrem Leidwesen übrigens. Vermutlich würde er nichtmal dann, wenn sie eine passende Weise fänden, ihn danach zu fragen, einfach eine Antwort geben. Naja, immerhin ging es um einen Mord – wer gab schon gerne zu, jemanden getötet zu haben? Andererseits kam das bei Ninjas öfter mal vor. Und Sasuke hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er ihn umbringen wollte... vielleicht war er – angenommen, er hatte es geschafft – letzten Endes sogar stolz darauf?
 

Sie kletterte aus der Dusche und schnappte sich ein Handtuch, begann, sich abzutrocknen. Ihnen würde schon was einfallen. Sie hatten etwas Zeit. Und vielleicht hatte Naruto ja schon eine Idee. Narutos Ideen waren immer die schrägsten... aber meistens im Endeffekt auch die besten.

Bevor sie sich anzuziehen begann, stellte sie sich noch vor den Spiegel und betrachtete ihren nackten Körper von allen Seite. Na, war sie dick geworden? Zu ihrem Glück nicht. Im nächsten Moment fragte sie sich, wieso sich Frauen immer mit diesen blöden Fragen beschäftigten. Früher war sie garnicht so gewesen, damit hatte nur Ino angefangen! Ino war irgendwie immer dünner als sie gewesen, irgendwie war sie immer etwas neidisch auf ihre blonde Freundin gewesen. Aber so sehr sie es auch versuchte und egal, wieviele Diäten sie machte, sie wurde nicht so gertenschlank wie Ino...

Macht nichts, sagte sie sich schmollend, Dafür habe ich viel mehr weibliche Kurven als Ino! Und größere Brüste!

Das war doch ein guter Gedanke. Sie nahm ihre Brüste in die Hände und sah wieder in den Spiegel.

Ob Sasuke-kun mich wohl so, wie ich bin, hübsch fände...?

Sie wurde rot, als sie daran dachte. Was war denn das schon wieder?! Als ob Sasuke sie je nackt sehen würde! Ach was, sie wollte doch garnicht, dass er sie nackt sah. Obwohl, wenn sie die Augen schloss und sich vorstellte, Sasuke wäre jetzt hier... und würde ihr sagen, dass er sie liebte... und dann würde er sie küssen, genau. Ein sanfter, aber inniger Kuss. Und seine Hände...

„AAHH!!“ kreischte Sakura errötend, schnappte das Handtuch und wickelte sich darin ein, „Ich muss verrückt geworden sein!!“ Schnell zog sie sich an, bevor sie ihre Haare kurz fönte und zurück in ihr Zimmer stampfte.

„Ist was passiert?“ hörte sie unten ihren Vater fragen, der vermutlich ihren Schrei gehört hatte. Sie seufzte.

„Nein, nein, alles okay!“

Sie ging wieder in ihr Zimmer und schloss die Tür. Sie sah auf den Stapel Papiere, die sie sortieren wollte... aber irgendwie war ihr gerade weder nach Sortieren noch danach, Naruto zu besuchen. Sie wollte mit irgendjemandem über Sasuke reden und über das, was sie fühlte... aber Naruto war da der Falsche, erstens war er ein Kerl und hatte überhaupt keine Ahnung von Frauenproblemen, zweitens schnallte er eh‘ nie etwas und drittens würde es ihn nicht die Bohne interessieren, was sie für Sasuke empfand. In diesem Punkt war ihre Freundin Ino ein besserer Gesprächspartner...
 

––
 

Inos Vater sah Sakura verwirrt an, als sie so spät am Abend noch vor der Haustür stand.

„Äh... du willst sicher zu Ino...?“ war alles, was er herausbrachte. Sakura sah zur Seite.

„Tut mir leid, dass ich so spät störe... Ino ist doch sicher noch wach...?“

„Naja, klar... komm doch rein.“

Ino kam schon in den Flur.

„Stirni!“ rief sie erstaunt – sie nannte ihre Freundin immer noch so, obwohl sie es nicht böse meinte. In Anwesenheit von Inos Vater verkniff sich Sakura ein Schweinchen, was aus dem ursprünglichen Ino-Schwein geworden war und nicht ganz so beleidigend klang. Immerhin verstanden sie sich ziemlich gut – vor allem, weil Ino Sasuke endgültig aufgegeben hatte.
 

„Ja, ich wollte mit dir reden...“ maulte Sakura, und der Vater, der das alles zunächst interessiert beobachtet hatte, ging jetzt. Die Mädchen gingen auf Inos Zimmer, wo sie sich auf das Bett setzten. Die Blonde war gerade dabei gewesen, ihre Zehennägel zu lackieren, und fuhr einfach damit fort.

„Was machst du so?“ fragte sie Sakura, „Alles okay bei dir?“

„Ja... ich mache mich glaube ich nur selbst verrückt... ...“ Sie brach unschlüssig ab. Doch bevor sie sich die Worte zurechtlegen konnte, hatte Ino schon erraten, um was es ging.

„Na, Probleme mit Sasuke-kun??“
 

Sakura sah Ino an. Wieso erriet sie eigentlich immer, was los war?

„Naja, an sich nicht... es ist nur... – ich mag ihn... irgendwie immer noch...“
 

Das war das erste mal, dass Sakura das aussprach. Und ihr wurde klar, dass sie in diesem Moment sich selbst eingestanden hatte, dass sie Sasuke noch liebte. Obwohl er sie verraten hatte. Obwohl er sie alleine gelassen hatte. Trotz all dem Scheiss, den er gemacht hatte, liebte sie ihn immer noch.

Ino grinste.

„Weiß ich doch, du Dummie,“ gluckste sie, „Mal ehrlich, das merkt doch jeder! – Naja, außer Naruto vielleicht, der merkt ja nichtmal, dass Hinata auf ihn steht.“

„Was?!“ empörte sich Sakura, „Das merkt jeder??!“ Ob Sasuke es auch merkte? Das wäre ja zu peinlich...

„Und jetzt, wo er wieder hier ist, ist plötzlich alles viiieel schwerer, huh?“ fuhr Ino mit ihrer Gedankenleserei fort, und Sakura schnappte empört nach Luft.

„Hey, hast du ohne mein Wissen eine Ausbildung zum Psychologen gemacht?!“

„Nein, aber ich kenne dich so gut, dass ich das schon so weiß, Sakura-chan...“ Er gutmütiges Grinsen, und die Rosahaarige schwieg kurz. Ino lackierte weiter ihre Fußnägel. „Meinst du, er steht auf dich?“

„Wie bitte??!“ fragte Sakura erschrocken.

„Na, Sasuke-kun! Meinst du, er steht auf dich?“

„Nein...“

„Na gut, er ist ja auch krank,“ warf Ino ein und grübelte kurz. „Versuchst du denn... dich bemerkbar zu machen, sagen wir mal? – Ich meine, du willst doch, dass ihr zusammen kommt, oder?“

„Oh Gott, Ino...“ seufzte Sakura, während Ino schon eifrig Verkupplungspläne schmiedete, „Ich... nein, so... so ist das auch nicht! Sasuke-kun ist gerade erst wieder gekommen, und... es geht ihm scheisse, okay? Sowas ist sicher das Allerletzte, da er jetzt braucht, ein Mädchen, dass ihm ständig schöne Augen macht! Außerdem hat er früher schon nichts von mir wissen wollen, warum sollte es jetzt anders sein?“

„Weil du anders bist als früher!“ grinste Ino motiviert und stellte den knallroten Nagellack weg, schüttelte ihre Füße etwas. „Früher warst du ein unreifes, kleines Mädel, aber jetzt bist du eine Frau, okay? Und ich glaube nicht, dass du Sasuke-kun völlig egal bist... hey, ihr wart immerhin ein Team! Und jetzt kümmerst du dich im Krankenhaus um ihn...“ Sakura lachte leise.

„Du bist so süß...“ machte sie, „Du gibst wohl nie auf!“

„Nicht, dir endlich mal einen Freund zu besorgen,“ bestätigte Ino, „Herrgott, du bist siebzehn und hattest noch nichtmal deinen ersten Kuss! Das ist doch traurig, es ist, sagen wir, meine freundschaftliche Pflicht, dir einen süßen Typen zu besorgen – und da rein zufällig praktischerweise dein Gott Sasuke Uchiha jetzt wieder da ist, wird es das um einiges leichter machen, da du ja auf keinen anderen Mann reagierst als auf ihn!“
 

Ja, sie hatte es nämlich oft versucht! Die tapfere, unnachgiebige Ino hatte ihre Freundin zu etwa tausend Geburtstagspartys mitgeschleift, damit sie da endlich mal jemanden kennenlernte – aber Sakura hing nunmal an ihrem Sasuke...
 

Sakura lehnte sich an die Wand und sah aus dem Fenster. Da versuchte sie, sich auszureden, dass sie immer noch in Sasuke verliebt war, und Ino versuchte, sie mit ihm zu verkuppeln. Wirklich hilfreich war das ja nicht... oder sollte sie letzten Endes doch Ernst machen?

Keine halben Sachen, Sakura, sagte sie sich verbittert, Entweder, du gibst ihn für immer auf, oder du schnappst ihn dir... Sie zögerte. Dann dachte sie weiter: Hey, du magst diesen Typen seit Jahren! Dein halbes Leben lang – mindestens – hast du ihn gemocht, das kannst du garnicht aufgeben, selbst, wenn du es willst...
 

Das war wohl wahr. Aber zunächst galt es, Tsunades Auftrag nachzukommen. Sie würde die Wahrheit über Itachi aus Sasuke heraus bekommen, egal, wie.
 

Sie erhob sich.

„Danke, Ino-chan,“ meinte sie lächelnd, „Ich... ich guck mal, was sich ergibt.“

„Neinneinnein,“ widersprach Ino energisch, „Du gibst dir bitte Mühe, kapiert?! Oder willst du als alte Jungfer sterben und nie deinen ersten Kuss bekommen?!“

„Ino, ich bin erst siebzehn...“

„Nichtsda! – Ich denke, du willst mir in nichts nachstehen, huh?“ Oh je, jetzt kam die Tour. Sakura verdrehte schonmal die Augen. „Ich gehe morgen mit Shika-kun ins Kino! Wer weiß, was da passiert, hm? Also beeil dich mal, Püppchen!“

„Ich gehe dann mal...“ lachte Sakura, „Viel Spaß im Kino morgen... also, danke nochmal.“ Jetzt lächelte Ino wieder.

„Kein Problem. Du weißt, ich bin immer für dich da, Süße.“

„Ja... gute Nacht...“
 

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Frauengespräche XD Hatte irgendwie Lust sowas zu schreiben XD Und Ino die Barbie lackiert sich die Fußnägel.... uû naja, sowas durchgeknalltes passte irgendwie zu ihr^^' Ach ja, und weil sakura sich so beschwert dass Ino dünner ist als sie - nicht dass jetzt jemand dnkt Sakura wäre dick o_O' ist sie natürlich nicht, sie hat nur eben mehr Figur XD außerdem sind solche wie hübscher als diese dünnen Bohnenstangen uû

Räume

Sasukes von Sakura erzwungener Schlaf verlief vollkommen traumlos, und als er wieder zu sich kam, war es das erste mal seit Wochen, vielleicht auch Monaten, dass er nicht mit rasendem Puls oder schweißgebadet aus irgendeinem Alptraum aufwachte.

Er rieb sich die Augen und musste sich erstmal daran erinnern, wo er überhaupt war. Ach ja, Krankenhaus. Irgendwie kam es ihm vor, als wäre massig Zeit vergangen. Die Vorhänge waren zugezogen und das Zimmer war schummrig, aber Sasuke konnte erkennen, dass draußen die Sonne schien. Und es war warm hier drinnen.

Dann fiel ihm auf, dass er sich zum ersten mal seit Wochen gar nicht mehr müde fühlte – im Gegenteil, plötzlich kam er sich vor wie Dornröschen, die hundert Jahre lang nur geschlafen hatte. Nur dass er im Gegensatz zu ihr von selbst aufgewacht war.
 

Da öffnete sich die Tür einen Spalt weit und ganz vorsichtig, und Sasuke setzte sich auf und drehte den Kopf. Sakura steckte den Kopf durch die Tür.

„Oh!“ machte sie gedämpft, aber überrascht, „Du bist ja wach! Schon lange?“

„Seit eben gerade,“ antwortete er etwas verwirrt. War Sakura eigentlich seine persönliche Krankenschwester, oder wieso war es immer sie, die zu ihm kam?

Sie kam ins Zimmer.

„Wunderbar,“ sagte sie lächelnd, „Und, du hast jetzt besser geschlafen als vorher, nicht?“ Er sagte erstmal nichts. Jetzt kamen wieder diese überflüssigen Fragen. Aber sie hatte ja recht.

„Hn,“ sagte er deswegen. Sakura deutete das als Ja.

„Du hast es wirklich gebraucht,“ erläuterte sie seufzend, „Du hast drei Tage lang durchgeschlafen!“ Sasuke zuckte mit der Augenbraue.

Drei Tage?! Du meine Güte.
 

„Ich hatte schon Angst, dass die Schlaftabletten zu stark gewesen sein könnten-...“ murmelte sie beklommen, „Aber zum Glück bist du ja doch wieder aufgewacht...“ Sasuke hob jetzt die zweite Augenbraue, immer noch ohne sie anzusehen.

Schlaftabletten?

„Das waren also gar keine Antiseptika, du Betrügerin,“ stellte er fest, und das Mädchen wurde rot und sah etwas verlegen zur Seite. Ja, sie hatte ihn schon angelogen... es tat ihr leid, aber er hatte ja nicht freiwillig schlafen wollen!

„Nein, es waren keine Antiseptika,“ bestätigte Sakura ihm dann, um nicht wie ein verängstigtes Kaninchen in einer Fallgrube zu hocken und sich von seinen Beschimpfungen erschießen zu lassen.
 

Sie schwiegen eine Weile.

„Und?“ fing Sakura dann wieder an, während er sich an den Bettrand schob, um aufzustehen, „Hast du jetzt auch endlich Hunger, oder muss ich dir erst wieder Tabletten geben?“

„Du darfst hier nicht mit Tabletten um dich werfen...“ murmelte Sasuke, „Ts... wenn du alleine nicht weiterkommst, nimmst du dir einfach irgendwelche Tabletten, um die Patienten ruhigzustellen??“

„Nein, um Gottes Willen!!“ rief sie erschrocken, „Das tue ich wirklich nicht! – Und entschuldigen Sie, Mister Uchiha, ich weiß selbst ganz gut, was ich darf und was nicht!!“ Ohne dass sie es merkte, wurde ihre Stimme immer wütender. Was bildete der sich ein, ihre Arbeit zu kritisieren? Sie ging noch weiter: „Verdammt, ich reiß mir hier den Arsch auf, um mich um dich zu kümmern, und du denkst, ich wäre unseriös??! Das ist... das ist das Letzte, Sasuke!!“

Ihm fiel auf, dass sie gar nicht kun anhängte. Wie ungewohnt.

„Ich beschwere mich, so viel ich will,“ sagte er völlig kalt und stand jetzt auf, „Und dass du keine Kritik vertragen kannst spricht auch nicht gerade für deine Seriosität.“

„Du...!!“ fauchte sie, „WO WILLST DU HIN??!“ Das war schon eher mit dem Bellen eines großen Hundes vergleichbar als mit dem Schreien einer Frau, und Sasuke öffnete die Tür und blickte nochmal zu ihr zurück.

„Auf Toilette, es sei denn du wolltest mir auch für's Pissen noch Tabletten geben. – Du hast dich echt... kein Stück verändert, Sakura.“ Jetzt riss ihr der Geduldsfaden.

„Das nimmst du auf der Stelle zurück!!“ schrie sie wutentbrannt und stampfte auf ihn zu, und er grinste kalt – in dem Moment erschien Tsunade hinter Sasuke im Flur.

„Sakura!“ rief sie knallhart, „Was ist hier los?!“

„Tsunade-sama?!“ hustete das Mädchen erschrocken und stolperte rückwärts. Tsunade sah auf Sasuke, dann wieder auf ihre Schülerin.

„Hey – du wolltest doch wohl nicht auf den Patienten losgehen...“
 

Sakura wurde rot und sah verbittert zu Boden.

„Nein!“ schnappte sie gezwungen gefasst, „Aber er... er...!!“

„Kann ich euch Weiber allein lassen...?“ wagte Sasuke zu fragen und wollte schon losmarschieren, da zog Tsunade ihn am Ohr zu sich zurück.

„Einen Moment mal, Mister!“ schnaubte sie, „Hat Sakura dir Schlaftabletten gegeben?“

Sasuke sah zu Sakura, die ihn etwas gequält anblickte. Tsunade wusste scheinbar nichts davon...

Ich habe doch gewusst, dass du unseriös bist... Sakura.

Andererseits hatte er dank ihrer Tabletten endlich geschlafen, ohne den dunklen Korridor wieder zu sehen. Auch, wenn sie unseriös war, er musste sich eingestehen, dass sie ihm mit ihrer Unseriosität geholfen hatte...

„Nein, es waren Antiseptika.“
 

Bumm.

Sakura erstarrte zu Salzsäulen und merkte, wie Tsunade sie misstrauisch anblickte. Was? Sasuke deckte sie? Wieso, wo er doch eben noch so über sie hergezogen war...?

Sasuke-kun... was führst du im Schilde??!

„So,“ sagte Tsunade, „Antiseptika. Wie kommt's dann, dass du plötzlich schlafen konntest?“

„Woher soll ich das wissen, verdammt nochmal?“ zischte Sasuke und riss sich aus Tsunades Griff los, „Ich will meine Ruhe, verdammt.“ Weg war er, und die beiden Frauen blieben zurück.

„Wir sprechen uns nachher in meinem Büro, ja?“ kündigte Tsunade an, „Schaff was zu Essen ran, bevor Sasuke als nächstes nicht vor Müdigkeit, sondern vor Hunger verrückt wird.“ Sie ging den Flur wieder hinauf. „Shizune!! Wo ist mein Sake?!“
 

Sakura ließ sich erstmal etwas ratlos auf Sasukes Bett sinken und strich sich kurz mit den Fingern durch die rosa Haare. Was war nur los mit ihr? Sie war so durcheinander in letzter Zeit... und ständig musste sie über Sasuke nachdenken, sie konnte machen, was sie wollte, er war ständig in ihrem Kopf wie ein Virus. Ob beim Duschen, beim Essen, beim Schlafen, bei der Arbeit, beim Training... Sasuke war überall!

Ich glaube, ich fange an, Dinge zu sehen... murrte Sakura innerlich, bevor sie aufstand und anfing, das Bett zu machen. Tsunade-sama ist auch schlecht drauf... ob sie das mit den Tabletten bemerkt hat...?
 

Dann kam Sasuke zurück ins Zimmer, und sie richtete sich auf.

„Sasuke-kun,“ sagte sie fröhlich, als wäre eben nie etwas gewesen, „Ich, äh, hole Frühstück, okay? Willst du was bestimmtes?“ Er ging einfach nur wortlos an ihr vorbei, ließ sich wieder auf ein Bett fallen und verschränkte die Arme im Nacken. Sakura lächelte. „Hey... du musst schon was essen, Sasuke-kun. Du bist schon ganz dünn geworden, weißt du?“

„Hör sofort auf damit!“ zischte er gefährlich, linste sie argwöhnisch an und drehte sich dann auf die Seite, ihr den Rücken kehrend. Sie stutzte.

„W-womit?“

„Damit, dich zu verstellen und einen auf Friede-Freude-Eierkuchen zu machen!“
 

Sie blinzelte. Nach einer Pause senkte sie den Kopf.

„Ich bin nicht bescheuert, okay?!“ blaffte Sasuke sie dann noch an, „Also glaub ja nicht, du könntest mich mit so’ner Nummer reinlegen! Wenn ich eins hasse, dann aufgesetztes Grinsen so wie deins! Das ist abscheulich.“

„Tut mir leid, Sasuke-kun,“ sagte sie, jetzt definitiv nicht mehr gut gelaunt, „Ich hol dir Frühstück.“ Damit ging sie zur Tür.

Sasuke blieb, wo er war, drehte sich aber wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Er fragte sich, ob er nur wegen der Tabletten gut geschlafen hatte, oder ob die Alpträume jetzt tatsächlich endlich aufhören würden.

Ach, scheisse. Ich muss mich zusammenreißen-... ich kann nicht monatelang hier herumliegen und an diese Träume denken! Oder an Nii-san, oder an wen auch immer...
 

Nii-san ist tot. Merk dir das endlich, Sasuke. Und er wird dich auch nie mehr verfolgen.
 

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In der Mittagspause ging Sakura wie versprochen und Tsunade ins Büro. Die Hokage saß hinter ihrem Schreibtisch, der wie immer das Chaos pur war, und Shizune wuselte um sie herum und versuchte, Ordnung in das Chaos zu bringen.

„Tsunade-sama?“ kündigte Sakura sich an, und die Blonde hob den Kopf.

„Ah, Sakura,“ entgegnete sie, „Gut, dass du da bist.“

„Bist du wütend auf mich...?“ fragte das Mädchen leise, und Tsunade seufzte.

„Was ist mit dir los??“ fragte sie zurück, „Du bist so durch den Wind in den letzten tagen! – Ja, seit Sasuke wieder da ist, würde ich sagen... ist irgendwas nicht in Ordnung? Ich verlange, dass du es mir sagst, okay? Arbeitskräfte, die sich nicht konzentrieren können, kann ich gerade nicht brauchen, tut mir leid. Entweder, du reißt dich zusammen, oder du nimmst dir ein paar Tage frei.“ Sakura blinzelte.

„Ich soll mir frei nehmen??!“

„Vielleicht geht es dir dann besser. – Also, schieß los. Wo ist das Problem?“
 

Sakura schwieg. Sie konnte doch Tsunade nicht von ihren Gefühlen für Sasuke erzählen! Sollte sie sich irgendwas einfallen lassen...?

Tsunade war schneller als sie.

„Ist irgendetwas mit dir und Sasuke?“

„Was??!“ schrie Sakura und wurde krebsrot, „Wa-was meinst du genau??!“ Tsunade schaltete relativ langsam, dass das Mädchen dachte, sie hätte eine Affäre oder sowas gemeint, und die Hokage fasste nach ihrem Kopf.

„Du liebe Zeit!“ sagte sie, „Also sowas hätte ich wirklich nicht von dir gedacht... – naja, dann wissen wir jetzt zumindest, warum er gut geschlafen hat, und-...“

„TSUNADE-SAMA!!“ schrie Sakura höchst verlegen, „I-i-ich, das hast du falsch verstanden!! Ich hab Sasuke-kun nicht angerührt!!“

„Na das hoffe ich doch!“ empörte sich Tsunade, „Zwischen Krankenschwester und Patient hat ein reines Krankenschwester-Patient-Verhältnis zu stehen!“ Sie machte eine Pause und nippte an ihrem Sakebecher. „Hmm, das klang idiotisch.“

„Tsunade-sama,“ seufzte Sakura, „Ich... es hat nichts mit Sasuke-kun zu tun! – Naja... nicht das, was du gerade denkst!!“ Das klang viel logischer als wenn sie sagte, es hätte gar nichts mit Sasuke zu tun, das würde ihr niemand abkaufen...

„So,“ machte die Hokage und schenkte sich neuen Sake ein, „Und was ist es dann?“

„Herr Gott!!“ empörte sich die Rosahaarige und schnappte ihrer Meisterin den Sakebecher aus der Hand, „Hör endlich mit dem Saufen auf, wenn du arbeiten sollst!!“ Ihr Blick duldete keine Widerrede, und Tsunade und auch Shizune starrten sie an.

„Ja, Mami!“ meckerte Tsunade beleidigt. Shizune lachte leise.

„Es ist nur-... ...“ begann Sakura, immer noch leicht in Rage, „Er war in meinem Team, sowas ähnliches wie Freunde waren wir schon, würde ich sagen! Und es... es ist einfach so toll, dass Sasuke-kun wieder da ist-... aber auch verwirrend, weil er so lange weg war-...!“ naja, an sich waren sie und Sasuke nie wirklich Freunde gewesen, Sasuke hatte sie gekonnt ignoriert.

„Wunderbar,“ sagte Tsunade und sah auf die Uhr, „Verflucht, wo bleibt dieser Volltrottel von Ninja eigentlich?! – halt, Sakura, nicht weglaufen, ich brauche dich noch!! Hast du irgendwas wegen Itachi herausgefunden?“
 

Sakura sah Tsunade an, noch immer mit dem Sakebecher ihrer Meisterin in der Hand.

„Nein, ich habe es bisher nicht gewagt, ihn zu fragen-... er ist noch nicht soweit...“ In dem Moment flog die Tür des Büros auf, und herein stürzte...

„Tsunade no baa-chan!! Was ist los, ist was passiert??! Wieso hast du mich so schnell herbestellt??!“

„Naruto!“ rief Sakura erstaunt, und der Ninja drehte sich zu ihr um.

„Eh – Sakura-chaaaan!!“ freute er sich strahlend, bevor Tsunade den Mund auftun konnte. „Du bist auch hier!!“ Er sah den Sakebecher in ihrer Hand und fuhr zurück. „Aaahh??! S-seit wann... seit wann säufst du??!“

„Du Trottel!!“ fing Sakura an, da haute Tsunade auf den Tisch, und zwar mit solcher Wucht, dass der glatt mittendurch gespalten wurde und zusammenkrachte, und all das, was auf dem Tisch gewesen war, stürzte jetzt polternd und raschelnd zu Boden.
 

Alle starrten die Hokage an. Tsunade war selbst ganz erstaunt und sah erst auf ihre Hand, dann auf den zertrümmerten Tisch vor ihr.

„Oh,“ machte sie entschuldigend, „Shizune, würdest du bitte einen neuen Tisch organisieren...?“

„Jawohl, Hokage-sama!“ rief Shizune und machte, dass sie wegkam.

Naruto, Sakura und Tsunade blieben übrig.

„Was gibt’s jetzt, Tsunade no baa-chan?“ fragte Naruto, während seine Kameradin endlich den Sakebecher auf einen Schrank in der Nähe stellte. Tsunade wühlte sich hinter dem Schrotthaufen hervor, de von ihrem Schreibtisch übrig war, und ging um die beiden herum.

„Ihr habt also noch nichts über Itachis Verbleib erfahren. – Okay, Sakura hat recht, Sasuke war psychisch völlig im Keller, er muss sich erstmal wieder einkriegen. Heute morgen hat er einen echt fitten Eindruck auf mich gemacht, muss ich sagen.“

„Ja?!“ rief Naruto erfreut, „Ihm geht’s besser??! Cool, Sakura-chan, gehen wir ihn nachher besuchen??“

„Ich weiß nicht...“ versuchte sie auszuweichen – sie hatte eigentlich genug von ihm für den Tag, sein ständiges Gezische war beunruhigend. Aber... warum hatte er sie vorhin gedeckt, als es um die Tabletten gegangen war? Das musste sie unbedingt noch wissen...

„Okay,“ sagte Tsunade da, „Ich hoffe, wir kommen bald dahinter. Alle Suchtrupps, die ich losgeschickt habe, waren erfolglos, nirgends ein Itachi. Kein lebendiger, das ist gut – aber leider auch kein toter, der uns beweisen würde, dass Akatsuki für immer passé ist!“

„Was meinst du, würde Itachi tun, wenn er noch lebt?“ fragte Naruto, „Wird er uns echt... angreifen? Alleine gegen ein ganzes Ninjadorf?? So behämmert ist doch nichtmal der.“

„Was heißt nichtmal der??!“ rief Sakura erschrocken, „Itachi ist extrem intelligent, außerdem hat er alleine den gesamten Uchiha-Clan ermordet! Mit seinem Mangekyou-Sharingan ist nicht zu spaßen...“

„Ich werde weiter nach ihm oder seiner Leiche suchen lassen! Ihr kümmert euch solange um Sasuke... und ich denke, langsam können wir mit dem Bohren anfangen. Wir haben nicht ewig Zeit. – Also, verschwindet.“
 

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Sasuke saß auf der Fensterbank in seinem Zimmer und starrte auf seine Hände, als wartete er darauf, dass Blumen daraus wachsen würden.

Nein... das einzige, das je daraus wachsen wird, sind diese Blutflecken!

Er schüttelte verbiestert seine Hände, als würde davon alles verschwinden, was er auf seinen Handflächen zu sehen glaubte. Dann starrte er seine Hände wieder an, und plötzlich starrten ihn seines Bruders rot glühende Sharingan daraus entgegen, und er schrie erschrocken laut auf und fuhr zurück, wobei er mit dem Kopf gegen die Wand knallte. Aber solche Schmerzen waren belanglos...
 

„Wie lange willst du noch im Kreis laufen, kleiner Bruder?...“
 

Kleiner Bruder. War er wirklich bis zum Ende Itachis Bruder gewesen? Waren zwei Menschen wirklich Brüder, die versuchten, sich gegenseitig umzubringen? Er starrte auf seine Hände. Seine Hände, an denen das Blut klebte und nicht mehr abging.
 

Er war so versunken in seine Starrerei, dass er nicht merkte, wie Sakura zur Tür hereinkam. Und sie sah ihn da auf der Fensterbank sitzen und auf seine Hände starren.

Was... was macht er denn da??

Sie kam näher, bis sie fast direkt neben ihm stand, aber Sasuke rührte sich nicht, er saß völlig apathisch da, als wäre er hypnotisiert. Sie sah ihm über die Schulter, doch in dem Moment, in dem sie sich streckte, schien er sie plötzlich wahrzunehmen, schnellte herum und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an.

Sie erschrak sich auch.

„Sasuke-kun!“ machte sie, „Du meine Güte, was erschreckst du mich so...?“ Er starrte sie an.

„S-...Sakura?!“ kam nach langer Pause, als hätte er erstmal darüber nachdenken müssen, wer sie bitte war. Er hatte sie im ersten Moment allen Ernstes für Itachi gehalten... in dem Moment wurde ihm klar, dass es unmöglich war, dass sein Bruder hier auftauchte. Itachi war tot... er selbst hatte ihn getötet.
 

Sasuke beruhigte sich und senkte den Kopf und die Hände wieder. Bloß Sakura.

Sie sah ihn an.

„Was... hast du da mit deinen Händen gemacht?“ fragte sie ihn zögernd, und er lehnte sich gegen das Fenster und antwortete nicht.

„Hn,“ kam dann nach einer Weile.

„Nein, Hn wollte ich nicht hören!“ empörte sie sich energisch und nahm seine Hände in ihre, drehte sie um, sodass sie seine Handinnenflächen sehen konnte. Er starrte sie ungläubig an, dass sie es einfach wagte, ihn ungefragt anzufassen, aber er bekam keinen Ton heraus, als er seine Handflächen auch wieder sehen musste.

„Es geht nicht ab...“ hörte er sich selbst völlig traumatisiert sagen, im nächsten Moment ohrfeigte er sich innerlich. Sakura sah seine Handflächen verwirrt an.

„Was geht nicht ab?“ fragte sie. Er antwortete nicht, und sie untersuchte die gesamten Handflächen nach irgendetwas, vielleicht einem Splitter oder einer kleinen Wunde... aber da war gar nichts. „Da... da ist nichts auf deinen Händen, Sasuke-kun... was hast du?“
 

Er sah sie verstört an.

Siehst du es nicht??! wollte er sie eigentlich fragen, aber dann dachte er, er würde ihr wie ein Drogenabhängiger vorkommen, der gerade zu viele Pilze gegessen hatte. Dann schloss er seine Handflächen, um sie nicht mehr sehen zu müssen, und weil Sakuras Hände dazwischen waren, klammerte er sich jetzt an ihre Hände.

Sie sah ihn groß an und wurde gegen ihren Willen rot. Er – nahm ihre Hände? Er drückte sie sogar... es war so ein schönes Gefühl, dass sie erst spät auf den Gedanken kam, dass er es nicht aus diesem einen Grund tat.

„Sasuke, was ist?“ fragte sie ihn vorsichtig, „Fühlst du dich nicht gut?“ Er starrte immer noch verstört durch die Gegend, und sie zog eine ihrer Hände aus seinem Griff und legte sie behutsam auf die anderen drei Hände drauf. Sasuke zuckte kaum merklich, aber plötzlich schien er wieder ganz zu sich zu kommen, denn er sah perplex auf ihre Hände.

„Was machst du da?“ fragte er skeptisch. Sie wurde erneut rot und zog ihre Hände zurück, und er fing mit seinen an, am Saum seines T-shirts herumzupulen. Da war so ein blöder, aufgerippelter Faden...
 

„Sasuke-kun,“ fing sie dann leise an, „Ich wollte dich noch etwas fragen.“ Nichts.

„Hn,“ kam dann. Sie seufzte. Was hatte sie auch ernsthaft eine Antwort erwartet...

„Wieso... hast du mich heute morgen gedeckt, wegen der Tabletten?“

Er sah sie an und pulte weiter an seinem T-shirt herum.

„Ts,“ machte er. „Tsunade wusste nichts davon, huh?“

„Nein... Schlaftabletten können auch manchmal gefährlich sein... damit muss man vorsichtig umgehen.“

„Ach so, dann wolltest du mich also umbringen?“ stichelte er, und sie starrte ihn an.

„Nein, niemals, Sasuke-kun!! Ich... ich wollte nur, dass du endlich mal Schlaf bekommst... du hast es gebraucht, wirklich!“ Er schwieg eine Weile. Eine sehr lange Weile. Sakura fragte sich gerade, ob er eingeschlafen war, da hob er den Kopf wieder.

„Danke.“
 

Sakura weitete die Augen und hatte plötzlich ein Déjà-vu.

Danke...

Das hatte er ihr schonmal gesagt. Damals – an dem Tag, an dem er gegangen war.

Sie erzitterte und schloss die Augen bei der traurigen Erinnerung an den Tag. Damals hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Und sie hätte in dem Moment damals alles für ihn getan, sie wäre sogar mit ihm gekommen. Vermutlich hätte sie sich auch in ein Clownskostüm gestopft, wenn er es verlangt hätte, uns sie hätte sich sicher auch nackt ausgezogen, wenn er es verlangt hätte – sie hätte alles gegeben, wenn er dafür nur geblieben wäre.

Jetzt fragte sie sich, wie dämlich sie gewesen sein konnte... wenn man verliebt war und etwas erreichen wollte, sagte man plötzlich die erstaunlichsten Dinge und kündigte die komischsten Dinge zu tun an. Die heutige Sakura wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, Sasuke zu begleiten oder ihm beim Mord an Itachi zu helfen. Oh nein, wenn er jetzt nochmal gehen wollte, würde sie sich beißend und kratzend auf ihn werfen, ihn in die Erde prügeln und ihn dann halbtot zurück nach Konoha schleifen... oder auch nicht, das war unethisch.
 

Und damals, als sie Sasuke ihre Liebeserklärung quasi in den Schoß geworfen hatte, hatte er sie angesehen und ihr gesagt, dass sie nervte.

Das war alles gewesen...
 

Verdammt!! dachte sie verbittert, Das ist ein Grund dafür, ihn endlich zu vergessen!! Damals war ich ihm egal... wieso sollte es heute anders sein? Ich nerve doch... wie immer.
 

Sie riss sich von ihren Gedanken los und sah ihm wieder ins Gesicht. Dieses mal versuchte sie nicht, ihre Bitterkeit mit Lächeln zu verdecken.

„Ich will nur, dass es dir bald besser geht, Sasuke-kun.“ Pause.

„Hn,“ machte er dann, und als sie wegsah, verzog sich sein Mund mehr instinktiv zu einem winzigen Lächeln. Eigentlich war es nur ein Zucken seiner Mundwinkel. Er hatte das Lächeln verlernt... versuchte sein Körper etwa gerade, sich daran zu erinnern, wie es gewesen war? Das Lächeln...

Er dachte an Sakuras Lächeln, das er im Kopf behalten hatte, kurz bevor er eingeschlafen war. Das war ein echtes Lächeln gewesen, anders als das am Morgen.
 

Die Tür flog auf, und Naruto kam hereingeplatzt.

„Sasukeeee!!“ brüllte er fröhlich, und Sakura drehte sich um.

„Psst!!“ machte sie wütend und hielt sich den Finger auf den Mund, und Naruto hustete.

„Oh, ups. Krankenhaus, richtig. – Sasuke-teme! Ich hab gehört, dir geht’s besser, huh?“ Sasukes Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Wie nennst du mich, Usuratonkachi?!“

„Naja, Teme.“

„Tss...!“ zischte Sasuke hochmütig und lehnte sich wieder zurück. Naruto stapfte fröhlich auf ihn zu und piekste ihm in die Seite.

„Sasuke, Sasukeee!“ rief er, und Sakura stöhnte entnervt.

„Naruto...!!“

„Weißt du, wo Itachi ist, Sasukeee?!“
 

Bumm.
 

Sasuke und Sakura erstarrten, und Naruto merkte relativ langsam, dass er von grünen und schwarzen Augen nur so durchbohrt wurde. Er sah grübelnd zu seiner Kameradin.

„War das unsensibel??“

Sasuke blieb völlig steif auf der Fensterbank sitzen und rührte sich nicht, und Sakura haute Naruto eine runter.

„Unsensibel ist noch untertrieben!!“ zischte sie möglichst leise, aber vermutlich hatte Sasuke sie trotzdem gehört, immerhin saß er neben ihr.
 

Itachi.

Itachi... sein Bruder. Hatte er sich nicht gerade vorgenommen, nicht mehr über ihn nachzudenken? Hatte er sich nicht gerade vorgenommen, ihn endlich zu vergessen? Das Blut auf seinen Händen erinnerte ihn ständig an das, was er getan hatte. Ständig. Zu jeder Tageszeit. Mussten da auch noch diese Idioten kommen und etwas von ihm wollen... etwas, das Itachi betraf?

Sein Kopf begann, schmerzhaft zu pochen, und stöhnend fasste er nach seinem Schädel und erzitterte kurz am ganzen Körper. Sakura und Naruto sahen ihn verwundert an, und Sakura sah besorgt, wie sehr Sasuke sich plötzlich anspannte und wie sehr er versuchte, krampfhaft die Haltung zu bewahren.

Was ist das...? Wogegen kämpft er da... innerlich? Er weiß garantiert, wo Itachi ist...!

Sie weitete die Augen etwas mehr vor Schreck. Er... kämpft mit den Tränen...

„Sasu-...ke...?“ stammelte Naruto jetzt auch ernst und beunruhigt, und Sasuke schloss die Augen, holte Luft, öffnete die Augen wieder – und hatte plötzlich seine kalte Fassade zurück.

„Ich hab keine Ahnung,“ sagte er knapp und erhob sich, rutschte von der Fensterbank und verließ das Zimmer.
 

Sakura und Naruto standen da wie vom Donner getroffen. So eine heftige Reaktion hatte selbst Sakura nicht erwartet. Dass er zusammenzuckte schon, aber so einen Anfall von Hysterie?

„Was... ... w-was war denn das??“ fragte Naruto da, der sich durchaus des Ernstes der Lage bewusst geworden war.

„Ich weiß es nicht...“ flüsterte Sakura, „Ich weiß nur, dass wir... da wohl noch sehr lange nicht an ihn rankommen werden... ich hätte nicht gedacht, dass es so heftig ist...“

Sie war immer noch völlig fassungslos über das, was sie gesehen hatte. Das eben war doch nicht der Sasuke gewesen, den sie kannten... das eben war fast dieselbe Leere und dieselbe Verzweiflung gewesen, die sie in seinen Augen gesehen hatte, als sie ihn im Wald gefunden hatten.

Er hat fast angefangen zu weinen... was... was zum Geier ist bloß passiert, nachdem er Orochimaru erledigt hat? Was ist mit Itachi passiert?...

„Tut mir leid,“ nuschelte Naruto beklommen,, und sie sah auf. „Ich wusste nicht, dass er so austickt...! – Ich hatte einen so coolen Plan! Ich dachte, ich frage so überraschend danach, dass er vor lauter Überraschung einfach antwortet, weißt du?“ Da war das Grinsen wieder, das typische, verpeilte Naruto-Grinsen, und selbst Sakura musste jetzt lachen.

„Du Trottel, sowas zieht doch bei Sasuke nicht!“

„Also bei Chouji hat's mal geklappt, als er mir nicht sagen wollte, wo er seine Chipsvorräte versteckt hat!“

„Chouji ist nicht Sasuke!“ schnaubte Sakura, „Na los, gehen wir, es wäre besser, wenn wir weg wären, wenn er zurückkommt, er will sicher erstmal niemanden mehr sehen...“
 

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Auf dem Heimweg am Abend traf Sakura auf ihre Freundin und persönliche Verkupplerin Ino.

„Wo kommst du denn her??“ fragte die Blonde erstaunt, „So spät noch!“

„Dasselbe könnte ich dich fragen – ich hab jetzt Schluss und gehe nach Hause.“

„Ich?“ lachte Ino, „Ich gehe doch gerade erst los, Party machen!“ Jetzt, wo Sakura ihre Freundin näher ansah, fiel ihr auch auf, dass sie sich richtig hübsch gemacht hatte. „Und Shikamaru wird gezwungen, mitzugehen, hahaha!“ Sakura musste grinsen.

„Hey, wie war's neulich mit ihm im Kino? Ist was passiert?“

Ino stöhnte.

„Der Penner ist eingeschlafen!!“ meckerte sie, „Nichts ist passiert!! Alle Pärchen küssen sich wenigstens mal im Kino, hinter uns waren welche ganz schlimm und lagen nachher in Unterwäsche aufeinander!“

„Im Kino?!“ fragte Sakura ungläubig, Ino übertrieb manchmal etwas...

„Ja, wenn ich's doch sage!“ Die Rosahaarige war nicht überzeugt.

„O...kay...“ machte sie langsam, „Aber du und Shikamaru seid doch noch nichtmal ein paar, oder?“

„Nein!“ rief Ino, „Aber auch Fast-Pärchen küssen sich im Kino und sind dann Pärchen!!“

„Shikamaru hat's wohl nicht so mit Romantik, huh?“ lachte Sakura, „Was... auch immer, viel Spaß auf der Party! Ach, und grüß Shikamaru von mir!“

„Haaalt!!“ grölte die Blonde und zerrte Sakura am Arm zurück, als diese gerade gehen wollte. „Ist was zwischen dir und Sasuke gewesen?“
 

Sakura verdrehte die Augen.

„Natürlich nicht, wo denkst du hin? Er hat bis heute geschlafen! Und so richtig fit ist er immer noch nicht...“ Sie dachte an die apathische Szene, in der er auf seine Hände gestarrt hatte, oder an seinen Ausdruck bei Erwähnung von Itachi...

„Jajaja!“ nörgelte Ino und piekste Sakura in den Arm, „Du willst dich ja nur rausreden! – he, und wehe du erzählst mir nicht, wenn was passiert ist! – Ich erzähl dir auch alles von Shikamaru, ja?“ Ein fröhliches Ich-bin-doch-deine-beste-Freundin-Grinsen. Die Rosahaarige seufzte leise.

„Ist ja gut, ich erzähle dir alles! – Nur leider wirst du da nie etwas zu hören bekommen, weil zwischen Sasuke-kun und mir nichts läuft, okay?“

„Ooohh, und ob das was laufen wird!“ versprach Ino mit funkelnden Augen.

„Schweinchen, du verpasst deine Party!“

„Scheiss auf die Party, das Liebesleben meiner besten Freundin ist doch viel wichtiger. Oder nennen wir es momentan noch das Nicht vorhandene Liebesleben... hey, du gibst Sasuke-kun doch nicht etwa auf? Damit ihn dann so’ne kleine, abartige, hässliche Dreckschlampe bekommt...?“ Sakura runzelte die Stirn.

„Ich denke nicht, dass das passiert, so ein Typ wie Sasuke-kun ist doch sicher wählerisch. – Mal davon abgesehen, dass er sich nicht für Frauen interessiert...“

„Was denn, ist er etwa schwul?!“ empörte sich Ino.

„Um Gottes Willen. Nicht, dass ich wüsste, ich meinte, er interessiert sich nicht für Beziehungen...“

„Nichtmal One-night-stands?“

„Herr Gott, Ino!!“ rief Sakura und wurde rot, „Jetzt hör auf, mich dazu zu bringen, mir Sasuke bei einem One-night-stand mit irgendeiner Tussi vorzustellen!!“ Ino musste lachen.

„Okay, okay, Süße. Komm schon... wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass du es wenigstens versuchst. Komm... du willst Sasuke-kun doch als Freund haben! Komm, Sakura... er ist süß, er sieht gut aus, er ist cool, er ist ein guter Ninja...!“

„Du brauchst mir wirklich nicht zu erzählen, wie Sasuke ist, das weiß ich...“ Sie sah auf den Boden. „Mann... ich...“ Sie wurde wieder rot und seufzte. „Natürlich wäre es schön... ich mag ihn ja... aber es ist einfach nicht realistisch...“

„Sei nicht so pessimistisch, du blöde Gans,“ maulte Ino, und dann: „OH GOTT!! Die Party!! – Süße, entschuldige, ich muss los! Und schnapp dir deinen Sasuke-kun endlich!! Hey, wenn er jemals Augen für ein Mädchen haben wird, dann ja wohl für dich!“ Sie zwinkerte Sakura zu und rannte dann los. „Und wenn nicht, ist er der allergrößte Vollidiot des Dorfes!!“
 

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„Ssssasuke-kun...“
 

Der kleine Sasuke fuhr erschrocken herum und drehte sich im Kreis, aber er sah nichts außer Dunkelheit um sich herum.

„Wer ist da??!“ schrie er laut, und seine Stimme hallte in dem leeren, endlos langen Korridor wieder. Dann rannte er einfach los ins Schwarze hinein. Was immer ihm verfolgte und seinen Namen zischte, es machte ihm Angst... er sah wieder auf die blutigen Fußspuren am Boden, denen er folgte... und folgte... und folgte...

Plötzlich hörte er es nach ewigem Rennen direkt neben sich:
 

„Ssssasuke-kun...“
 

„Aaahh!!“ schrie er und fuhr abermals herum, dann erkannte er plötzlich etwas langes, dünnes am Boden liegen. Er drückte sich gegen die Wand und erschauderte. „W-was bist du??! Was willst du von mir??!“

Das Ding auf dem Boden kroch auf ihn zu wie eine Schlange, und Sasuke keuchte und spürte, wie ihm die Luft ausging vor lauter Schreck. Dann war das Ding nahe genug an ihm dran, dass er es erkennen konnte.

Es WAR eine Schlange.
 

„Was willst du?!“ fragte der kleine Junge, als die Schlange vor ihm anhielt und sich ein bisschen aufrichtete, etwa wie ein Hund, der Männchen macht.

„Du rennst hier die ganze Zeit wie ein Irrer herum,“ sagte die Schlange, und Sasuke verzog das Gesicht.

„E-eine sprechende Schlange!!“ rief er kläglich.

„Geh doch durch die Tür!“ schlug die Schlange ihm vor, und Sasuke ließ die Wand langsam los. Er sah sich um – überall waren Türen, über und überall, die ganze Wand entlang. Etwas in ihm sträubte sich, durch die Türen zu gehen... er hatte Angst vor ihnen...

„Ich mag nicht,“ gestand er kleinlaut.

„Geh doch durch die Tür,“ sagte die Schlange erneut, „Geh doch durch die Tür!“

„Wie heißt du?“ fragte der Kleine die Schlange, und das Tier schlängelte sich um seine Beine. Es war ganz kalt und glatt.

„Ich habe keinen Namen,“ erklärte die kleine Schlange, sie war in etwa so lange wie Sasukes gesamtes Bein plus Fuß. „Ich bin einfach nur da.“

„Was soll das heißen, du bist einfach nur da??“

„Naja, dass ich einfach nur da bin, vermute ich,“ sagte die Schlange. Sasuke nahm das so hin und bäumte sich mit seinem einen Meter und zwanzig vor der ersten Tür auf, die er fand, direkt neben ihm und der Schlange. Die Tür war riesig, und der Kleine hatte das Gefühl, dass sie immer größer wurde, je länger er davor stand.
 

Dann kam das Gefühl wieder, beobachtet zu werden. Sasuke fuhr erschrocken herum, doch hinter ihm war nichts. Dann fuhr ein Windzug durch den Korridor, und der Junge erzitterte, wo er doch nur eine kurze Hose und keine Strümpfe an den Beinen trug.

Und plötzlich hatte er das Gefühl, jemand käme direkt von hinten auf ihn zu mit einem Schwert in der Hand.

„Dummer, kleiner Bruder...!“ hörte er die Stimme seines Bruders hinter sich, und er fuhr herum – nichts!

„Nii-san!!“ schrie Sasuke und drehte sich wieder im Kreis.

„Du bist dumm, Sasuke... du bist dumm...“

„Geh doch durch die Tür!“ rief die Schlange, und Sasuke keuchte und wirbelte herum, um nach der Türklinke zu greifen – doch wie beim letzten mal entfernte sich die Tür immer mehr, je näher er ihr kam. „Schneller!“ rief die Schlange, und Sasuke sprang mit einem gewaltigen Satz in die Luft, schnellte nach vorne und... packte die Klinke. Sofort hörte die Tür auf, sich zu bewegen, und die Schlange wippte auf dem Boden auf und ab.

„Geh hindurch!“
 

Sasuke schob die Tür auf und gelangte in einen hellen Raum. Die Schlange folgte ihm.

„Wo bin ich?“ fragte der Kleine. Dann erkannte er den Raum – das war die Küche im Uchiha-Anwesen, in dem er aufgewachsen war! Und am Herd stand seine Mutter und kochte Tee.

„Sasuke,“ sagte sie, drehte sich um und lächelte. „Du bist wieder da! Ich habe dir Tee gekocht, setz dich hin und ruh dich aus. Das Training war bestimmt anstrengend. Hattest du Spaß?“

„Ich bin in der Schule der Beste, Mami!“ verkündete der Kleine glücklich. Plötzlich war der dunkle Gang egal – hier fühlte er sich wohl. Hier war es hell... hier war seine Mutter, die er sehr lieb hatte. Er sah auf die Schlange, die sich neben ihm auf einem Sitzkissen eingerollt hatte. „Guck mal, ich habe eine Schlange mitgebracht!“ erzählte er weiter.

„Oh, das ist aber fein,“ sagte seine Mutter, die ihm einen Becher Tee brachte und sich zu ihm setzte, ihm zärtlich über den Kopf streichelnd.

„Weißt du was, in der Schule ist so ein kleiner Junge der Naruto heißt! Der ist total der Loser, der kann gar nichts! Aber es ist voll witzig, ihm zuzugucken!“

„Du hast also schon Freunde gefunden, was?“ freute sich seine Mutter. In dem Moment kam durch dieselbe Tür, durch die Sasuke gekommen war, Sasukes Vater.

„Ich bin wieder da,“ meldete er sich, und der Junge hob den Kopf.

„Hallo, Papa!“

„Hallo.“ Der Vater setzte sich zu ihm und der Schlange an den Tisch. Irgendwie schien noch keiner die Schlange so recht bemerkt zu haben.

„Wo ist denn Nii-san?“ wollte der kleine Sasuke wissen, und sein Vater sah ihn an.

„Noch auf Mission, vielleicht kommt er ja morgen zurück.“
 

Der Kleine sah auf und entdeckte plötzlich neben der Spüle eine Tür in der Wand. Moment – die war doch früher nicht da gewesen...

„Was ist denn das für eine Tür?“ fragte er.

„Du vermisst deinen Bruder schnell, wenn er mal weg ist, was?“ fragte seine Mutter zurück, und Sasuke kratzte sich am Kopf. Hatte sie ihn nicht gehört?

„Was ist das für eine Tür??“ fragte er erneut, aber sein Vater sagte schon:

„Werd du erstmal groß, dann wirst du vielleicht auch mal so wie dein Bruder sein. Immerhin bist du ein Uchiha.“

Sasuke stellte fest, dass sie irgendwie diese Frage gar nicht zu hören schienen – ja, es war, als hätte er sie nie gestellt. Er sah auf die Schlange. Vielleicht sahen sie sie gar nicht? Er musste es testen.

„Mami, guck mal, ist die Schlange nicht putzig?“

„Trink brav deinen Tee, bevor er kalt wird!“ kam von seiner Mutter.

Sie schienen auch die Schlange nicht zu sehen... Er sah zu der Schlange.

„Hey!“ sagte er zu ihr, „Warum sehen die dich nicht?“

„Normalerweise war keine Schlange in eurem Haus,“ sagte die Schlange nur. Sasuke runzelte die Stirn. Das war komisch. Er stand auf und ging auf die Tür zu, die komischerweise in der Küche war.
 

Die Schlange rappelte sich jetzt auf und folgte ihm. Dieses mal wich die Tür auch nicht zurück, als Sasuke sich streckte und sie öffnete – und als er den nächsten Raum betrat, war die Tür plötzlich sehr viel größer als eben gerade noch. Und plötzlich plumpste er auf den Hosenboden und saß auf dem Holzfußboden dieses neuen Raums.

„Nanu,“ machte die Schlange, die auf ihn zukroch – auch sie war plötzlich viel größer geworden.

„Huch!“ sagte Sasuke. „Wieso bist du so groß?“

„Ich bin doch gar nicht groß,“ antwortete das Tier, „Du bist nur klein!“
 

Hinter sich hörte er ein Kichern. Er drehte sich um und erstarrte – hinter ihm hockte sein Bruder am Boden. Allerdings war es nicht der Bruder, den er erwartet hatte... es war zwar Itachi (natürlich, er hatte ja nur einen Bruder!), aber irgendwie war er viel kleiner, als Sasuke es gewohnt war, zumindest im Verhältnis zu ihrer Umgebung.

„Die Türklinke ist wohl noch etwas zu hoch für dich, Kleiner,“ sagte Itachi grinsend, hob sein Brüderchen auf die Beine und stellte es hin. Der Kleine sah sich verwirrt um. War er... jünger geworden? Eben war er doch noch sechs gewesen... und jetzt konnte er gerademal zwei sein... er konnte ja gerademal laufen!

„Nii-san,“ sagte er, und auch seine Stimme klang ganz anders als vorher. Was war hier eigentlich los?

„Was ist?“ gluckste Itachi und tätschelte Sasukes Kopf, „Du willst was spielen, hm? Verspieltes Ding du.“

„Ich mag spielen,“ erklärte der Kleine und steckte sich einen Finger in den Mund. „Trägst du mich, Nii-san?“

„Na gut, aber nur kurz! Du bist ziemlich gewachsen, Otouto, langsam wirst du schwer!“

„Nein,“ widersprach Sasuke und ließ sich von seinem Bruder auf den Arm nehmen, und Itachi trug ihn durch das Zimmer. Gegenüber der Tür, durch die er gekommen war, war wieder eine Tür. Sasuke sah zu der Schlange. „Soll ich durch die Tür?“

„Natürlich sollst du durch die Tür,“ sagte die Schlange, „Ich gehe voraus und mache sie für dich auf.“

„Du kannst nicht gehen, du kannst du krabbeln!“ sagte Sasuke zu der Schlange, genau da setzte Itachi ihn ab und tätschelte wieder seinen Kopf.

„Komm,“ sagte er, „Wir gehen in die Küche zu Mama und Papa. Ich muss noch weg und trainieren – Sasuke! Lauf nicht so schnell, sonst fällst du noch um!“ Der Kleine tappte so schnell er auf seinen wackeligen Beinen konnte zu der Schlange, die bereits die Tür aufgeschoben hatte (wie auch immer sie das geschafft hatte), und schlüpfte gerade hindurch – und schwupp, hatte er seine alte Gestalt zurück und war wieder groß.

„Huch!“ machte er erneut und sah an sich herunter. „Das ist aber ein komisches Spiel!“ sagte er und kratzte sich am Kopf. Dann sah er sich um, wo er gelandet war – und er erstarrte.

Das war der dunkle Korridor, durch den er in die Küche gekommen war...
 

Sasuke fuhr aus dem Schlaf hoch und hustete los. Wo war er? Was war los? hatte er auch seine echte Gestalt, oder war er jetzt auch sechs oder zwei oder was auch immer?

Er sah an sich herunter. Er schien noch siebzehn zu sein... mit einem Seufzen erkannte er mal wieder das Krankenhaus von Konoha um sich herum.

Es war ein Traum, Sasuke... es war nur ein Traum...

Er hasste diese Träume. Und irgendwie hingen sie alle zusammen, was für Träume ungewöhnlich war. Es war, als würde er... eine Geschichte träumen. Und was war das für eine Schlange? Wieso hatte er sich über sprechende Schlangen gewundert, Manda hatte doch auch gesprochen...
 

Er fror und sah deswegen auf das Fenster. Es war geschlossen, aber trotzdem war es irgendwie saukalt hier drinnen. Sasuke verkroch sich wieder unter seiner Bettdecke und zog sie bis unter seine Nasenspitze hoch.

Er erinnerte sich so gut an den Traum, als wäre es wirklich passiert. An seine Eltern, an seinen Bruder, der damals noch sehr lieb zu ihm gewesen war... damals war noch alles gut gewesen.

Nii-san...

Er dachte an seinen Bruder und senkte den Kopf. Naruto hatte am Nachmittag nach Itachi gefragt... ja, sie wollten vermutlich wissen, ob er tot war... er könnte es ihnen einfach sagen.
 

Nein, konnte er nicht.
 

Bevor er es je sagen könnte, müsste er es erstmal selbst überwinden... Sasuke hob seine Hände und starrte sie wieder an. Und er starrte sie die ganze Nacht an, ohne nochmal ein Auge zuzudrücken...

Er fürchtete diesen dunklen Korridor. Er hasste ihn. Und diese Türen. Und diese Leute, und dieses Blut an seinen Händen...

Plötzlich wünschte er sich, Sakura würde kommen und ihm wieder verbotenerweise eine Tablette geben...
 

––
 

Sakura kam erst am nächsten Morgen wieder, und da lag er auf dem Rücken und starrte immer noch seine Hände an.

„Sasuke-kun!“ rief sie erschrocken, und er erschrak auch und ließ die Hände sinken, starrte sie an.

„Sakura,“ sagte er. Verdammt, jetzt war er wieder müde... zwar nicht so müde wie er es im Wald gewesen war, aber müde genug.

„Was guckst du denn schon wieder so auf deine Hände...?“ fragte sie besorgt, kam zu ihm und wollte seine Hand nehmen, doch er zog sie weg.

„Nein,“ sagte er und setzte sich hin, schenkte ihr einen beobachtenden Blick. Sie sah es sowieso nicht. Was brachte es dann?

„Okay,“ sagte sie, „Aber wenn etwas ist, sag es mir bitte. Oder irgendwem anderes, wenn du nicht mit mir sprechen willst. – Ich muss nach deinen Wunden sehen, sie dürften inzwischen gut verheilt sein, dann kann ich die Verbände abnehmen.“
 

Er seufzte, zog sein Shirt also wieder aus und ließ sie die Verbände entfernen und seine Wunden untersuchen. Jetzt waren ihre kleinen Hände wieder da, die so schön warm waren. Jetzt schloss er gleich die Augen, um die Berührung intensiver zu spüren. Leider waren ihre Hände heute nur recht kurz damit beschäftigt, die Wunden zu betasten, und nach recht kurzer Zeit sagte sie:

„Okay, die Wunden sind so gut wie ganz verheilt. Die Verbände können weg, und ich denke... du wirst auch bald wieder nach Hause können.“
 

Er sah sie konfus an und vergaß ganz, dass er sein T-shirt nicht anhatte.

„Nach Hause?“ fragte er.

„Ja, in deine Wohnung,“ lächelte Sakura. Er runzelte die Stirn. Die gab es noch? Und da wohnte kein anderer drin? Obwohl er jahrelang weg gewesen war?

Sakura las seine Fragen an seinen Augen ab.

„Nein, niemand ist dort eingezogen, deine Sachen sind auch alle noch da. Wir hatten immer die Hoffnung, du könntest zurückkehren, deswegen haben wir sie da gelassen. – Oder möchtest du nicht in die Wohnung zurück?“

„Doch,“ sagte er nach einer Pause. Auf jeden Fall lieber als im Krankenhaus zu liegen.

„Okay,“ sagte das Mädchen, das die aufgerollten Verbände auf dem Arm trug, „Ich frage Tsunade-sama, ob du schon nach Hause kannst. Ruh dich ein bisschen aus.“

Weg war sie.
 

––
 

Im Büro von Tsunade war gerade die Hölle los, oder besser gesagt davor – der neue Tisch war gekommen, aber er war irgendwie zu groß für die Tür und passte nicht hindurch. Deshalb standen drei Jounin, die den Tisch trugen, vor der Tür, liefen herum und versuchten von allen Seiten, den Tisch ins Büro zu bekommen, es schien unmöglich. Tsunade und Shizune standen vor dem Büro und gaben den Männern immer wieder irgendwelche sinnlosen Anweisungen und Tipps.

„Dreht ihn doch quer!!“ rief Tsunade, „Nein, nicht so quer, diagonal meine ich!! – Sonst geht doch mal mit der Kante voran! Verdammter Mist, irgendwie muss er da doch reinpassen!!“

„Tsunade-sama?“ begann Sakura vorsichtig, und Tsunade fuhr herum.

„Herr Gott! – Was ist, Sakura?“

„Ich hab nach Sasuke-kun geguckt,“ meldete sie, „Seine Wunden sind soweit okay... meinst du, er kann heute schon nach Hause zurück?“

„Ja, sicher!“ machte die Hokage, „Nein – versucht es doch mit der anderen Ecke, Jungs!!“ Das galt den Tischträgern. Sie wandte sich wieder an Sakura: „ja, ich habe auch schon darüber nachgedacht. Ich möchte, dass Sasuke in seine Wohnung geht... aber er ist nach wie vor psychisch nicht ganz fit, außerdem ist er nach wie vor ein Nuke-Nin. Ich will, dass er bewacht wird, am besten von morgens bis abends.“

„Okay, soll ich Anbu-Truppen-...“

„Neinnein, keine Anbus!“ rief die Hokage, „Ich fände es besser, wenn du das übernähmest, Sakura. Naruto wird dir dabei helfen. Ich habe ihn schon zu Sasukes Wohnung geschickt zum Saubermachen, immerhin stand die Wohnung jahrelang leer.“
 

Sakura starrte sie an.

„W-was??!“ rief sie, „Moment – du willst, dass ich von morgens bis abends bei Sasuke in der Wohnung sitze und auf ihn aufpasse??!“

„Unterstützen, Sakura,“ widersprach Tsunade, „Juuungs!! Passt doch auf mit dem Tisch, der war doch teuer!!“

„Den hat Jiraiya bezahlt, weil du mal wieder Schulden hattest!“ zischte Shizune, und Tsunade blinzelte.

„WAS, jetzt habe ich auch noch Schulden bei Jiraiya??!“

„Hokage-sama!!“ keuchte Sakura dazwischen.

„Ja. Unterstützen. Sasuke-kun muss sich erstmal wieder an Konoha gewöhnen, ich will, dass du ihm dabei hilfst. Und du kannst einkaufen gehen und kochen und so.“

„I-ich soll die Küchenmamsell spielen??!“

„Naruto hilft dir beim Einkaufen.“

„Aber war wird aus meiner Arbeit hier??“

„Das ist eine Mission,“ erklärte Tsunade, „Verdammt, gleich breche ich den Türrahmen ein!! Habt ihr es schonmal andersrum probiert?! Das andere andersrum!!“
 

Sakura blinzelte. Eine Mission... eine Mission, den ganzen Tag auf einen genervten Sasuke aufzupassen, dem das vermutlich alles andere als recht sein würde... das waren ja heitere Aussichten.

Tsunade sah zu ihr.

„Übrigens ist das auch eine perfekte Gelegenheit für unsere Abmachung wegen Itachi,“ wandte sie ein, „Du wirst sehr viele Gelegenheiten haben, das anzusprechen... wenn du von morgens bis abends da herumsitzt! Ich verlasse mich auf dich, Sakura... wenn es gar nicht mehr geht, sag mir Bescheid.“

Sakura sah skeptisch auf die fluchenden Tischträger.

„Hai, Hokage-sama.“
 

––
 

--
 

so XD der Traum war laaaaang x__X' und muahahaha die arme Sakura hat was vor sich XDDDDDD

Die erste Nacht

Sakura wagte es gar nicht, das Sasuke zu erzählen. In der Hoffnung, Tsunade würde ihr mit dieser nahezu ungefährlichen Aufgabe (was konnte schon passieren außer dass Sasuke ihr den Hals umdrehen könnte?) zuvorkommen, ging das rosahaarige Mädchen in der Mittagspause aus dem Krankenhaus - das musste sie erstmal jemandem anderes erzählen.
 

"WAS?!" platzte Ino heraus und malte vor lauter Schreck einen großen Strich mit dem Nagellack quer über ihre ganze Hand. Sakura fragte sich mit einem Blick auf Inos Hand, ob Shikamaru auf quietschpinken Nagellack stand. "Ha-hab ich mich verhört, du sollst bei Sasuke-kun Babysitter spielen??!" kreischte ihre tussige Freundin da auch schon los, und Sakura machte gerade den Mund auf, da bemerkte Ino auch schon den Nagellack auf ihrer Hand. "Iiih, ach, verdammt..."

Sakura seufzte.

"Ich weiß auch nicht, was sich Tsunade-sama dabei denkt!!" polterte sie los, sie war nicht auf Ino wütend, sondern auf Tsunade. Und auf Sasuke, dessen entnervter Nicht-auch-das-noch-Blick jetzt schon vor ihren Augen hin und herschwankte. Der Gedanke, dass er sie nur als Klotz am Bein und Nervensäge betrachten würde, machte sie wütend und traurig zugleich. Es war verletzend, daran zu denken, dass der Mann, den sie liebte, sie als Nervensäge ansah... - Moment, hatte sie sich diesen Liebesmist nicht ausreden wollen?

Vergiss es, Sakura... ach, vergiss einfach alles.

"Sasuke macht mich noch wahnsinnig!" schnaubte sie ihre Gedanken aus Versehen laut, und Ino blickte auf, nachdem sie den Nagellack von ihrer Hand gewischt hatte.

"Huh?" machte sie, dann schlich sich ein Sakura allzu bekanntes Grinsen auf ihre Lippen. "Ohh... Sakura-chan...! Ist dir eigentlich klar, was für eine geniale Chance das für dich ist?"
 

Sakura hatte diesen Satz befürchtet.

"Chance?!" schnappte sie, "Sasuke hasst mich! Es wird ihm alles andere als gefallen!"

"Woher willst du das wissen?!" fragte Ino empört zurück, "Hat er dir das gesagt?!"

Sakura zuckte. Nein. Nicht dieses Jahr.
 

"Du... nervst mich."
 

Sie erinnerte sich an den Tag, an dem er gegangen war und ihr das an den Kopf geschmissen hatte. Sie nervte ihn. Warum sollte es sich geändert haben...?

"Ich weiß, woran du denkst," tröstete Ino sie, während ihre Freundin niedergeschlagen auf Inos Bett saß, und die Blonde stand auf, setzte sich neben sie und legte freundschaftlich einen Arm um ihre Schulter. "Sasuke-kun war früher nicht gerade umgänglich dir und Naruto gegenüber... - na ja, an sich war er zu niemandem wirklich nett... aber ihr drei seid trotzdem sowas wie Freunde gewesen, oder? Sasuke tut doch bloß immer so, als würde er euch nicht mögen, damit niemand merkt, wie sehr er euch in Wirklichkeit mag!"

"Du solltest wirklich Psychologin werden," spottete Sakura, meinte es aber nicht böse. Ino grinste genauso sarkastisch.

"Ich weiß, Strini."

"Gut so, Schweinchen." Die beiden lachten. Dann murrte Sakura: "Aber im Ernst jetzt... wieso glaubst du, dass alles wäre jetzt anders?"

"Weil du anders bist, wie ich neulich schon gesagt habe!" seufzte Ino, "Und..."

"Aber Sasuke-kun hat sich nicht verändert!" unterbrach Sakura sie, und Ino sah sie konfus an.

"Aber er ist jetzt siebzehn!" lachte sie dann, "Meinst du nicht, er denkt vielleicht inzwischen auch mal über Mädchen nach?! - Wenn nicht, wäre er ein komischer Mann, Männer denken doch schließlich immer an das eine!"

"Ach so?" stichelte Sakura, "Shikamaru etwa auch?!" Ino blinzelte und seufzte dann.

"Hör mir mit dem auf, der hat keine Ahnung von Frauen."

"Was denn, mögt ihr zwei euch nicht mehr?" fragte Sakura erschrocken - dabei versuchte Ino doch schon so lange, mit ihm zusammenzukommen...

"Doch, es ist nichts anders als vorher!" lachte ihre Freundin, "Hey!! Wir reden hier nicht über mich, sondern über dich, Stirni! Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dich nicht darüber freust, dass du von jetzt an von morgens bis abends bei deinem Schatzi sein kannst!!"

"Mein Schatzi?!" Sakura verdrehte die Augen. "Sasuke-kun ist aber nicht mein Schatzi!"

"Aber wenn Fräulein Rosa sich mal ein wenig Mühe gäbe, wäre er es vielleicht bald..." grinste Ino neckisch, und Sakura musste über die Sprechweise ihrer Freundin kichern.

"Ino, so einfach ist das nicht..."

"Du hast mir versprochen, dass du dir Mühe gibst!" meinte Ino, "Komm schon. Du bist doch nicht hergekommen, weil du von mir hören wolltest, dass du Sasuke aufgeben sollst..."
 

Ja. Was wollte Sakura eigentlich hören? Wollte sie tatsächlich nur, dass Ino ihr zustimmte, dass alles furchtbar war, was auf sie zukam? Oder wollte sie im Endeffekt irgendwo im Inneren sogar, dass Ino ihr das ausredete und sie motivierte? Wenn sie so darüber nachdachte, war es tatsächlich eher das Letztere...

"Ich wollte dich nur informieren..." sagte sie dann und erhob sich langsam, "Tut mir leid, die Pause ist gleich um, ich muss... Sasuke-kun jetzt sagen, was ihm blüht..." Sie grinste aufgesetzt, und Ino stand auch auf, seufzend.

"Seit er wieder hier ist, hat er doch gar nicht gesagt, dass du ihn nervst, oder?"

"Na ja, doch, schon..."

"Ach was!" tat Ino das ab, "Wenn er sich erstmal richtig erholt hat, wird er schon merken, wie wichtig du ihm bist!"

"Wenn du meinst..."

"Hey, gib dir Mühe!!"
 

--
 

Auf dem Weg zurück zum Krankenhaus dachte Sakura über Inos Worte nach. War sie Sasuke denn in irgendeiner Weise wichtig? Zumindest ließ er sie das nicht gerade spüren...

Mach dir nichts vor, du dumme Gans! sagte sie sich empört innerlich. Vergiss diesen Mist endlich! Das ist eine Mission. Alles, was du tun wirst, ist deinen Job erledigen! Eine rein geschäftliche Beziehung, wenn man so will. Außerdem musst du noch alles über Itachi herausfinden.
 

Ja. Und das ging am besten, wenn sie sein komplettes Vertrauen gewann... aber Sasukes Vertrauen zu gewinnen war etwa so ein Ziel wie Hokage zu werden - es war nicht einfach.
 

--
 

Sasuke saß wieder auf der Fensterbank seines Zimmers vor den zugezogenen Vorhängen, die das Zimmer abdunkelten. Es war so still, dass er es in seinem Kopf pochen hören konnte, und er lehnte den Kopf zurück gegen die Wand.

Nach Hause...

Sakura hatte gesagt, er würde bald in seine Wohnung zurückkehren können. Er stellte sich das bisschen, was er noch von der alten Wohnung erinnerte, mit einer meterdicken Staubmütze obendrauf vor und wie sich durch die ganze Stube Spinnweben zogen - was anderes hatte er zu erwarten, wenn seit vier Jahren kein Mensch die Wohnung betreten hatte?
 

Er fragte sich nebenbei, ob er sich in der Wohnung besser oder noch schlechter als jetzt fühlen würde - würde ein Umgebungswechsel helfen, die Träume zu vertreiben? Oder würde er sie nur verstärken, weil die Wohnung auch Erinnerungen hochwühlte?

Sasuke seufzte und hielt sich den schmerzenden Schädel. Verdammt, er sollte wieder schlafen... aber egal, zu welcher Tageszeit er es versuchte, es funktionierte nicht. Wenn er dann doch mal einschlief, kehrte der dunkle, endlos lange Korridor zu ihm zurück... die komische, namenlose Schlange, die einfach nur da war und die außer ihm niemand sah...
 

Und das Blut auf dem Fußboden und an seinen Händen.
 

Er sah unwillkürlich auf seine Handflächen, die er etwas anhob. Es war immer noch da und lachte ihn aus, weil er so naiv war, zu denken, es würde verschwinden.

"Was denkst du, dass ich verschwinde?" schien es zu grinsen, "Nein, ich werde dich für den Rest deines Lebens an das erinnern, was geschehen ist! Wer ist so krank und ermordet seinen eigenen Bruder?!"

"Itachi hat meine Familie getötet!!" schrie Sasuke seine Hände wutentbrannt an, ohne darüber nachzudenken, dass ihn jemand hören könnte. "Er hat nichts anderes verdient!!"

"Wenn du wirklich so denken würdest, wäre ja alles gut... alles gut..."
 

"Dummer, kleiner Bruder. Lauf nur schön weg vor der Wahrheit und versuche, sie zu vergessen. Sie wird dich doch immer wieder einholen..."
 

"AUFHÖREN!!" schrie Sasuke außer sich und riss die Hände über seinen Kopf, im selben Moment fand der Schmerz in seinem Kopf seinen Höhepunkt und Sasuke hatte das Gefühl, sein Kopf würde explodieren -

und dann kam Sakura herein.
 

"W-was ist passiert, Sasuke-kun?!" fragte sie erschrocken, und dem Schwarzhaarigen fiel erst jetzt auf, dass er laut geschrien haben musste. Er starrte sie noch für einen Bruchteil einer Sekunde erschrocken an, bevor er seine kalte Fassade zurückzwingen konnte.

"Tss," war dann alles, was er erwiderte.

Sakura ging nicht näher darauf ein - wenn er schon so Tss machte, hatte sie definitiv keine Chance, es aus ihm herauszukitzeln. Und sie hatte keinen Bock darauf, stundenlang nachzuhaken. Manchmal hatte sie das Gefühl, er legte es immer darauf an, dass alle tausendmal nachfragten und war deswegen so schweigsam - wie ein kleines, schmollendes Kind, das Aufmerksamkeit und Zuneigung wollte. Nach dem Motto "Du musst raten, was mir wehtut, Mami! Ich sage zwar, es ist nichts, aber das ist eine Lüge!"
 

Sie hatte genau gehört, wie er Aufhören geschrien hatte, bevor sie hereingekommen war... und sie hatte genau gesehen, dass er wieder seine Hände angestarrt hatte. Und der Schreck in seinen Augen, den sie im ersten Moment in diesem Zimmer bemerkt hatte, hatte sich in ihrem Gedächtnis eingebrannt.

Sasuke... wenn du mir nur einfach sagen könntest, was dir solche Angst macht... ich würde dir doch so gerne helfen...

Das Mädchen seufzte, bevor sie sich daran erinnerte, weswegen sie gekommen war.

"Ach ja, Sasuke-kun. Du kannst jetzt übrigens wieder zurück in deine Wohnung, ich habe mit Tsunade-sama gesprochen." Soweit die gute Nachricht.
 

Sasuke sah zu ihr hin, aber nur kurz. Diese Kopfschmerzen waren so drückend und hämmerten ihm von innen gegen die Schläfen...

"Ah," machte er dann als Zeichen, dass er sie gehört hatte, jedoch ohne sich zu rühren. Sakura linste zu ihm herüber, bevor sie fortfuhr.

"Du bist aber immer noch Nuke-Nin, das heißt, du musst überwacht werden. Zumindest für eine Zeit..." Den Punkt seiner psychischen Instabilität wagte sie nicht anzubringen - er hätte ihr vermutlich den Kopf abgerissen, hätte sie ihm gesagt, er sei ein Psychowrack... was aber durchaus der Wahrheit entsprach, wie sie fand... "Deswegen werden Naruto und ich die meiste Zeit mit dir zusammensein," schloss sie dann und wurde beim Sprechen immer schneller, als wolle sie diese Nachricht so schnell wie möglich loswerden. Puh, sie lebte noch.
 

Sasuke sah sie an. Als sie seinen Blick erwiderte, weil sie es einfach idiotisch fand, wie ein verängstigtes Kind vor ihm zu stehen, das seinem Vater gerade eine schlechte Mathearbeit gebeichtet hatte. Sie war ihm in keinster Weise verpflichtet oder irgendwas schuldig, und er hatte keinen Grund, sie zu beschimpfen. Und genau das sagte sie ihm mit einem bohrenden Blick in seine Augen.

In seinen Augen fand sie zunächst pure Ungläubigkeit. Dann kam die abschätzende Arroganz dazu, die sie von ihm kannte. Der Wie-wagst-du-es-mit-MIR-Uchiha-Sasuke-zu-sprechen-du-Abschaum? -Blick. Sie hasste ihn in diesem Moment für diesen Blick so sehr, dass sie erzitterte... dabei hatte sie gewusst, dass er so reagieren würde.
 

Sie hatte nicht erwartet, dass er sich freuen würde...
 

"Und Tsunade glaubt, ihr wärt die perfekten Babysitter für mich?" gab er dann zu hören und senkte die Augenbrauen bedrohlich über seinen pechschwarzen Augen. "Was glaubt sie, dass sie mir einen Gefallen damit tut, euch statt irgendwelcher Anbus zu schicken, weil wir uns ach so gut gekannt haben?"

"Nein," sagte Sakura, ehe sie nachdachte, "Tsunade denkt nicht immer in erster Linie an dein Wohlbefinden, Sir Uchiha, sondern an das von Konohagakure."
 

Der hatte gesessen, und Sakura war ganz erstaunt, was sie ihrem Geliebten da ins Gesicht geworfen hatte. Das hatte sie nicht sagen wollen - aber sie würde es nicht zurücknehmen. Es war nämlich die Wahrheit. Je früher Sasuke das begriff, desto besser.

Er sah sie mit einer Mischung aus Überraschung und Abneigung an, aber er sagte nichts. Das hatte ihn wirklich erstaunt... dann war die kleine Sakura tatsächlich erwachsen geworden und rannte ihm nicht mehr nach? Das war erstaunlich, aber so hatte sie sich auf jeden Fall zum Positiven geändert.

Er beschloss, dass es das beste war, gar nichts mehr zu sagen, deswegen rutschte er von der Fensterbank.

"Da sind deine Sachen, wir haben sie gewaschen," meinte Sakura dann wieder in der normalen Höflichkeit und deutete auf einen kleinen Kleiderstapel auf dem Tisch. "Mach dich fertig, damit wir losgehen können, Naruto ist schon vorgegangen." Sie verließ den Raum, und er sah auf seine Kleider, die auf dem Tisch lagen, fein säuberlich zusammengelegt. Ob sie das gemacht hatte? Ach, egal. Wer hatte überhaupt seine zerfetzten Klamotten gewaschen? Er nahm sein Oberteil hoch und hielt es sich vor das Gesicht, als wolle er sich darin verstecken, und sog die Luft ein.

Es roch nicht mehr nach Blut... jetzt roch es nach Weichspüler.

Sasuke ließ schweigend das Oberteil sinken und untersuchte es dann mit den Händen - die Löcher waren natürlich noch da, aber die Blutflecken waren tatsächlich weg. Er zog sich das T-shirt und die Hose aus, die er trug, um die frisch gewaschenen Kleider dafür anzuziehen - mit all den Löchern und halb abgerissenen Ärmeln sah er aus wie eine Vogelscheuche. Er fragte sich einen Moment lang, was peinlicher war - so herumzurennen oder im Schlafanzug... hatte er überhaupt noch Kleider in seiner Wohnung? Und wenn - wären die nicht zu klein? Immerhin war er mit dreizehn etwas kleiner gewesen als er es jetzt war... glaubte er zumindest, nicht, dass er sich je gemessen hätte. Aber zumindest war er immer noch größer als Naruto, das war beruhigend. Während er über all diesen belanglosen Kram nachdachte, vergaß er beinahe seine Träume und die Kopfschmerzen...
 

--
 

Sasukes Wohnung war zu Fuß fast zehn Minuten entfernt vom Krankenhaus, in einem unauffälligen, hohen Haus mit vielen, kleinen Mietwohnungen darin. Sakura fragte sich unterwegs, während sie schweigend neben einem ebenfalls schweigenden Sasuke herging, ob jemand so schlau gewesen war, die Heizung für die Wohnung auszuschalten, während Sasuke war gewesen war - die Miete hatte sicher niemand gezahlt in den vier Jahren, soviel war sicher.

Als nächstes fiel ihr auf, dass sie noch nie bei Sasuke zu Hause gewesen war. Sie war schon öfter bei Naruto gewesen, einmal waren sie sogar zusammen bei Kakashi gewesen, aber bei Sasuke würde sie heute zum ersten mal sein.

Die Haustür stand offen, als sie ankamen, so gingen sie zusammen die Treppen hinauf in den zweiten Stock. Vor der geschlossenen Wohnungstür blieben sie stehen.

"Hast du deinen Schlüssel noch?" fragte Sakura überflüssigerweise - er hatte doch gar nichts bei sich, wie sollte er da einen Schlüssel haben? Er sagte nichts und kam statt dessen mit einer Gegenfrage an:

"Naruto ist schon drinnen, oder wie??"
 

In dem Moment flog die Tür auf und ihnen kam eine Staubwolke entgegengewirbelt, gemeinsam mit einem fremden Shinobi, der aus der Tür kippte und, als Sasuke und Sakura zur Seite auswichen, zwischen ihnen auf dem Boden landete.

"Aaahh!!" machte er beim Aufprall.

Jetzt erst erkannte Sakura, dass es kein Fremder, sondern Naruto war - nur waren seine blonden Haare vom Staub so dreckig, dass man sie kaum mehr als blond erkennen konnte, das war verwirrend gewesen.

"Naruto!!" rief sie entsetzt, "W-was machst du da, um Himmels Willen?"

"Usuratonkachi?" machte Sasuke auch.

Naruto rappelte sich auf.

"Habt ihr mich erschreckt!!" rief er und klopfte sich den Staub von den Klamotten und Haaren (Sakura und Sasuke husteten kurz und wedelten den Dreck weg). "Kann ich ahnen, dass jemand vor der Tür steht!! Verdammt, Teme, hast du jemals sowas wie einen Mop gesehen?!"

Sasuke lugte in die Wohnung - es war genau das Desaster, das er sich ausgemalt hatte, nur fehlten die Spinnenweben (die klebten dafür an Narutos Jacke). Auf dem Boden war ein ganzer Teppich aus Staub, in dem nur Narutos Fußspuren zu sehen waren, genauso deutlich wie es Fußspuren in neuem Schnee waren.

"Ein Staubsauger tut's in dem Fall auch..." versetzte der Schwarzhaarige darauf, und Naruto wedelte mit den Armen. Sakura schnaubte.

"He, du bist ja noch nicht weit gekommen!!" rief sie, "Was hast du die ganze zeit gemacht?!"

"Ich habe die ganze Stube gewischt!" empörte sich der Blonde und zeigte auf die Wohnung, "Der Flur sieht noch etwas dreckig aus..."

"Hättest du Trottel nicht erstmal den ganzen Fußboden wischen können, bevor du den Dreck mit deinen Füßen überall hinträgst?!" rief das Mädchen, "Herr Gott, Naruto!! - Lasst uns reingehen, ich helf dir lieber beim Putzen."
 

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Als es draußen dunkel wurde, war so gut wie alles fertig. Die Wohnung war winzig, deswegen gab es zum Glück auch nicht so viel zu putzen. Sakura hatte inzwischen einen Eindruck von der kleinen Wohnung bekommen, in der sie ab jetzt jeden Tag sein würde, um einem genervten Sasuke Gesellschaft zu leisten. In dem dunklen Flur ohne Fenster waren an sich keine Möbel außer einem kleinen Regal, das an der Wand stand. Links neben der Wohnungstür war eine kleine Küche und daneben ein kleines Badezimmer, und durch die Tür gegenüber der Wohnungstür am Ende des Flurs gelangte man in das einzige Zimmer der Wohnung, das dafür aber auch relativ geräumig war. Wenn auch gering möbliert. Eigentlich war wirklich nur das Allernötigste hier, und ein Fernseher. Von der Stube kam man auch auf einen recht großen Balkon. Viele Dekorationen gab es nicht, Sakura hatte auch kein einziges Familienfoto oder etwas in der Art gefunden... wo Sasuke doch so versessen auf Rache für die Familie war, hatte sie an sich erwartet, mindestens ein Foto von seinen Eltern irgendwo herumstehen zu sehen - aber nichts dergleichen. Statt dessen hatte sie in der Stube umgeklappt auf der Fensterbank das Foto vom alten Team sieben gefunden, und es hatte ihr einen freudigen und gleichzeitig schmerzhaften Stich versetzt. Auf dem Foto war noch alles gut gewesen... damals waren sie alle ein Team gewesen. Und was waren sie jetzt?
 

"War's das jetzt?" fragte Sasuke monoton, als alle drei etwas gequetscht in der winzigen Küche herumstanden. Selbst die Fenster waren geputzt worden. Das reichte jetzt seiner Meinung nach wirklich.

"Ich glaube schon!" seufzte Naruto und kratzte sich am Kopf, "Also, öh, willkommen zu Hause, Sasuke! - Ach ja, ich soll dir von Tsunade no baa-chan den Schlüssel geben, sie hat das Schloss austauschen lassen. - Und, ist noch alles so, wie du es in Erinnerung hattest?"
 

Sasuke sah sich in der Miniküche um. Ja, es war tatsächlich, als hätte niemand hier etwas angerührt, während er weg gewesen war. Das überraschte ihn immer noch. Hatten sie so fest an seine Rückkehr geglaubt, dass sie diese Wohnung jahrelang leer stehen lassen hatten? Er selbst hatte eigentlich bis zu dem Moment, in dem er Naruto und Sakura dann im Wald wiedergetroffen hatte, nicht daran geglaubt und es ursprünglich auch nicht vorgehabt... oder etwa doch?

Er versuchte, in sein Inneres zu horchen. War es nicht auch irgendwie schön, wieder hier zu sein?

Das Nachdenken erinnerte ihn an eine Kopfschmerzen, und er verzog das Gesicht und sah zum Fenster, neben dem er stand.

"Verschwindet jetzt," verlangte er düster, "Ich will nur noch meine Ruhe."

Sakura und Naruto sahen sich an.

"Na ja, bis zehn soll ich bleiben," meinte die Rosahaarige dann, im Übrigen darüber verärgert, dass er sich nicht mal bedankte dafür, dass sie seine ganze Wohnung geputzt hatten. "Tsunade-sama hat angeordnet, ich solle jeden Tag von acht bis zehn hier sein..." Weil diese Mission so zeitaufwendig war, wurde sie auch wirklich gut bezahlt, fand Sakura, das machte die Sache beinahe wieder wett.
 

Sasuke sah auf die Uhr. Es war neun.

"Was wollt ihr hier ´ne Stunde in meiner Küche rumstehen?" fragte er angesäuert, "Verschwindet, ihr macht mich wahnsinnig..." Er drängelte sich etwas mühsam an den beiden vorbei aus der Küche und stampfte in die Stube, wo er sich auf die Fensterbank setzte. Vielleicht würde die hereinziehende Frischluft seine Kopfschmerzen lindern... verdammt, er wollte mit niemandem mehr sprechen...
 

"Wann soll ich denn eigentlich kommen, Sakura-chan?" fragte Naruto sie in der Küche, und Sakura zuckte die Achseln.

"Du bist an sich bloß ´ne Art Aushilfe, glaube ich... komm doch einfach morgen mittag, dann können wir mal besprechen, wie es weitergehen soll. - hast du keine Missionen zur zeit?"

"Tsunade no baa-chan gibt mir ja keine!" jammerte Naruto und hüpfte auf und ab. Dann senkte er die Stimme etwas und fuhr im Flüsterton fort: "Sag mal... hast du schon eine Idee, wie wir nach Itachi fragen?"

Sie sah ihn groß an.

"Nein," meinte sie dann leise, "Ich fürchte, das muss warten... du weißt doch, wie Sasuke-kun letztes mal reagiert hat! Wenn wir es überstürzen, sagt er es uns vielleicht nie..."
 

"Ihr seid ja immer noch da!!" rief Sasuke genervt aus der Stube, "Vergesst die fünfzig Minuten und geht einfach, mann...! Unterhalten könnt ihr euch draußen weiter!"

Die beiden blickten zur Küchentür und sahen sich dann wieder an.

"Vielleicht ist es echt besser, wenn wir erstmal gehen," murmelte sogar Naruto, "Wahrscheinlich ist er immer noch müde und deswegen so angepisst..." Sakura blinzelte.

Müde? Das hieß, die Träume waren wieder zurückgekehrt... ja, sie hatte ihn heute morgen auch so apathisch vor sich hinstarrend gefunden, wie nach jeder nacht, in der er offensichtlich nicht geschlafen hatte.

Sie dachte an die Tabletten. Sie konnte ihm nicht einfach welche geben, das war verboten... und außerdem ungesund für ihn... Schlaftabletten waren kein Spielzeug. Und sie durfte ihre Befugnisse als Krankenschwester auf keinen Fall überschreiten. Ohne Anweisung von Tsunade hatte sie keine Pillen zu verteilen...
 

"Geh du schonmal," sagte sie zu Naruto, "Ich... ich muss nochmal mit Sasuke-kun reden." Ja, es gab so einiges zu sagen...

"Lass dich nicht zu sehr anpöbeln, okay?" grinste er, und sie lächelte.

"Keine Sorge! - Und wir sehen uns morgen mittag, ja? Gute Nacht, Naruto!"

"Na-hacht!" Er sah zu, dass er weg kam, um Sasukes mieser Laune zu entkommen, und Sakura blieb bei Sasuke zurück.

Sie ging in die Stube, wo er nach wie vor auf der Fensterbank saß und in die Dämmerung starrte. Der Sommer neigte sich dem Ende zu und es wurde immer früher dunkel.

"Sasuke-kun," sagte sie leise, nur um anzukündigen, dass sie im Raum war, falls er es nicht bemerkt hatte. Er sagte nichts. Diese Kopfschmerzen waren furchtbar... Ihm fiel ein, dass er in seinem Regal vielleicht noch Kopfschmerztabletten hatte. Vielleicht half das ja etwas.

Er erhob sich und ging wortlos aus dem Raum und begann, das Regal im Flur zu untersuchen.

"Du könntest wirklich etwas mehr Dankbarkeit zeigen," begann Sakura dann beleidigt. "Wir haben deine ganze Wohnung geputzt und du schmeißt uns raus. Ist das etwa deine Art der Höflichkeit?"

"Tsunade hat euch da doch aufgetragen, ihr habt das nicht freiwillig gemacht," antwortete er, indem er weiter nach Tabletten suchte, und er ging jetzt ins Badezimmer.

"Ja, sollen wir etwa auch noch freiwillig deine Wohnung putzen?!" fragte sie aufgebracht.

"Ich meine, ihr werdet dafür bezahlt, dass ihr das macht," erwiderte er genervt und durchwühlte den kleinen Badezimmerschrank über dem Waschbecken. "Warum soll ich mich dafür bedanken, dass ihr euren Job macht? Bedankst du dich etwa beim Zeitungsjungen, weil er die Zeitung bringt?"

"Es ist trotzdem einfach nur höflich, sich zu bedanken, auch bei jemandem, der Geld dafür bekommt, dass er arbeitet!" sagte Sakura, "Hat dir deine Mutter keinen Anstand beigebracht?!"
 

Das war zu viel. Das merkte sie in dem Moment, in dem er aus dem Badezimmer zu ihr herüberstarrte mit einem Blick, der eine Blume hätte verwelken lassen können, so kalt und hasserfüllt starrte er sie an. Sie fuhr zurück und sah ihn jetzt erschrocken über sich selbst an.

"Tut mir leid... das... das wollte ich nicht sagen..." sagte sie noch, aber es war egal. Er kam aus dem Bad, in der Hand eine weiße Tablette, und bäumte sich vor ihr auf die eine Gewitterwolke, die schwarzen Augen durchbohrten ihren Körper wie Speerspitzen.

"Und deine Mutter hat dir scheinbar nicht beigebracht, wann es genug ist..." sagte er kalt, und sie starrte ihn an. Dann öffnete er den Mund, und während sie noch gefesselt von seinen Augen war, egal, wie böse sie sie anstarrten, merkte sie nebenbei, dass ihre Gesichter sich so nahe waren wie noch nie.

Sasuke-kun...

Dann sprach er das aus, wovor sie sich so gefürchtet hatte.
 

"Hau endlich ab. Du... nervst mich, Sakura."
 

Wumm.

Mit einem Hammerschlag war sie zurück in der Realität und weitete wortlos die Augen.

Du nervst mich.

Plötzlich fühlte sie sich in alte Zeiten versetzt - zurück an einen Tag, an dem sie nahe der Dorfgrenze gestanden hatte, ihr gegenüber ein finsterer, gut aussehender Junge, der sie nicht bei sich haben wollte. Ein Junge, der von innen mindestens genauso hässlich war wie er von außen hübsch war.
 

Sasuke-kun. Ich liebe dich...
 

Damals war es ihm egal gewesen. Und wie es schien, hatte sich das nicht geändert.
 

Ihr Blick verhärtete sich und wurde langsam genauso kalt wie seiner. Dann senkte sie den Kopf und schritt an ihm vorbei zur Stubentür.

"Ich wollte dir nur helfen," sagte sie ehrlich, ohne ihn anzusehen, "Aber egal, wie viele Menschen ihre Hände nach dir ausstrecken, um dich zu retten, du schlägst sie alle weg, immer und immer wieder. Wenn du so weitermachst, wirst du dein Leben lang allein sein, Sasuke." Kein kun.

Er kehrte ihr den Rücken.

"Ich brauche keine Hilfe," sagte er trocken. Das war alles, was er von sich zu geben hatte. Sie ging in den Flur und zog vor der Wohnungstür ihre Schuhe an. In Ordnung. Wie er wollte. Warum sollte sie umsonst ihre Zeit verdaddeln? Als sie gerade dabei war, die Tür zu öffnen, um grußlos zu gehen, hörte sie ihn fortfahren. "Außerdem ist es zu spät, um mich an einer Hand festhalten zu können."
 

Und das Blut macht meine Hände nass und rutschig... wenn ich versuchen würde, mich festzuhalten, würde ich wegrutschen und hinunterstürzen in die Schlucht, an der ich stehe...
 

Sakura verließ die Wohnung ohne ein weiteres Wort. Aber als sie das Haus verlassen hatte, zitterte sie, obwohl es warm war.
 

--
 

Kaum war sie weg, hatte Sasuke das Gefühl, es wäre noch kälter in der Wohnung geworden als ohnehin schon. Er wusste genau, dass das Schwachsinn war und er sich das nur einredete. Es war nur Sakura, weiter nichts.

Er ging rückwärts und ließ sich auf das große Bett fallen, bis er auf dem Rücken lag und an die Decke starrte. Es war still in der Wohnung. Irgendetwas tickte manchmal ganz leise aus der Ecke, vermutlich die Heizung, obwohl sie nicht angeschaltet war.
 

Jetzt, wo es endlich ruhig war, hatte Sasuke erst die Zeit, sich wieder an seine alte Wohnung zu gewöhnen, in der er doch so einige Jahre gelebt hatte, bevor er zu Orochimaru gegangen war.
 

Orochimaru.
 

Plötzlich versetzte es ihm einen Stich, als er daran dachte, dass er weggegangen war. Plötzlich fühlte er sich schlecht, wenn er daran dachte... schuldig... er war einfach gegangen, während die anderen darüber traurig gewesen waren, dass er weggegangen war...

Moment, was dachte er da? Die anderen waren ihm egal! Es war richtig gewesen, was er gemacht hatte - es war der einzige Weg gewesen, wie er Itachi hatte besiegen können. Und er hatte es geschafft... weil er den richtigen Weg gegangen war. Den harten, dunklen Weg - aber der gemütliche zusammen mit den anderen in Konoha hätte nicht funktioniert. Er war seinem Bruder immer unterlegen gewesen... weil er nicht so düster gewesen war wie er...

"Du hasst mich nicht genug, Sasuke..."
 

"Hasse mich, hasse die ganze Welt, und du wirst ein Sklave der Finsternis, kleiner Bruder... und dann wirst du sterben."
 

"Nein!!" Sasuke fuhr hoch und saß kerzengerade auf dem Bett. Im nächsten Moment wurde ihm klar, dass es nur eines seiner Hirngespinste gewesen war... diese fiesen, zerfressenden Gedanken, die immer kamen, wenn er müde war und zu viel nachdachte, wenn er nur noch wach war, weil er Angst hatte, einzuschlafen... sein Kopf pochte wieder, zwar leiser, aber er tat es trotzdem.

Er erhob sich mit einem leisen Stöhnen und taumelte zurück ins Badezimmer, beschließend, einfach ins Bett zu gehen - ob er schlafen würde, war dann die nächste Frage...
 

Um ihn herum war es stockfinster und totenstill. Da war nicht das kleinste Geräusch - es war so still, dass er sein eigenes, kleines Herz klopfen hören konnte, und er hörte das Blut in seinem Kopf rauschen, als wäre es ein gewaltiger Fluss. Er rauschte von links nach rechts und machte dann einen Schlenker, um zurückzurauschen, und dann hinunter... und er stand mitten in irgendeinem finsteren Loch - nein, eigentlich war da gar nichts... ein Loch wäre ja etwas, aber das war einfach nur nichts. Wie konnte man im Nichts stehen?
 

Dann wurde die Umgebung heller, aber nur ein kleines bisschen, gerade so, dass er sie überhaupt erkennen konnte, und plötzlich spürte er auch wieder Boden unter seinen Füßen - Holzboden, und er erblickte die langen, schwarzen Wände des dunklen Korridors. Es war immer noch kein Geräusch zu hören.

Sasuke sah sich verwirrt um. Hinter ihm war keine Tür. War er nicht aus einer Tür herausgekommen? Wenn nicht, wie war er denn sonst hergekommen?

Etwas schlang sich um sein linkes Bein, und als er nach unten sah, erblickte er die kleine Schlange, die keinen Namen hatte.

"Was ist das hier?!" fragte er sie verwirrt und voller Angst, "W-wohin führt dieser Korridor?! Werde ich sterben, wenn ich am Ende ankomme?"

Die Schlange sah ihn an, und läge es in der Natur einer Schlange, hätte sie sicher gegrinst. Sasuke konnte spüren, dass sie gegrinst hätte, angenommen, sie hätte das gekonnt. Aber er hatte noch nie eine grinsende Schlange gesehen. Die Vorstellung war abstrus.

"Am Ende, sagst du," antwortete sie nachdenklich, "Das klingt so endgültig... du hast wirklich keine Ahnung, was das hier ist?"

"Nein!"

"Dann musst du es selbst herausfinden," sagte die Schlange und kroch zur Seite, "Vielleicht findest du ja hinter einer Tür das Ende, das du suchst. - Versuch es!" Das war wohl eine Motivation. Der Kleine sah sich um, und sein Blick fiel wieder auf den Fußboden. Auf die blutigen Spuren.

"Wer ist noch hier?!" rief er und tappte unruhig hin und her, "Wer-... wer verfolgt mich hier?" Die Schlange antwortete nicht und wippte nur mit dem Kopf auf und ab. Als der Junge erneut auf die Spuren sah, erkannte er erst, wie viele es waren. So viele Spuren konnte kein Mensch alleine machen, es sei denn, er war öfter hier langgegangen. Aber alle Spuren zeigten in dieselbe Richtung, keine in die andere, also konnte der, wer immer es auch war, der außer ihm hier war, nicht auf demselben Weg zurückgegangen sein. Er rannte los. "Gibt es einen Weg hier raus?!" fragte er die Schlange im Laufen. Wenn es einen gab, musste der andere Typ ihn gefunden haben und außenrum zurückgelaufen sein...
 

Die Schlange hielt unbeschwert mit seinem Tempo mit, obwohl sie keine Füße hatte (was für Schlangen andernfalls auch durchaus unüblich gewesen wäre, immerhin waren sie keine Tausendfüßler).

"Vielleicht findest du ihn ja," sagte sie amüsiert, "Ich habe ihn nicht gefunden."

Das entmutigte ihn etwas, und er verlangsamte seinen Schritt etwas, lief aber trotzdem weiter, immer den blutigen Fußspuren nach. Wie lange war die Schlange schon hier? War sie vor ihm hier gewesen?... Vielleicht suchte sie schon jahrelang nach dem Ausgang...
 

Links neben ihm kam eine Tür nach der anderen zum Vorschein, alle waren sie gleich groß und nebeneinander aufgereiht wie Soldaten, stramm und ordentlich. Sasuke rannte und rannte, und er rannte scheinbar eine halbe Ewigkeit, komischerweise wurde er nicht müde und hatte immer noch Kraft, um weiterzulaufen. Er lief, lief, lief und lief, aber es ging einfach nicht zu Ende. Der Korridor war ewig lang, vor und hinter ihm waren tausende und abertausende der blutigen Fußspuren, sie wurden nicht weniger, nur immer mehr.

Dann hörte er ein Geräusch mitten in der Stille. Es war wie ein Wassertropfen, der auf Holz fiel. Er drehte sich blitzschnell um und erwartete einen Wasserhahn oder etwas in der Art - aber hinter ihm war nichts als der ewige, dunkle Korridor. Sasuke blieb verängstigt stehen.
 

Vor seiner Nase bäumte sich eine riesige Tür auf, und plötzlich hatte er das Gefühl, winzig zu sein. Die Tür stand vor ihm wie ein riesiger Kleiderschrank und sah aus, als wolle sie ihn verschlingen.

"Vielleicht ist das der Ausgang," hauchte das Kind atemlos und starrte auf die Tür, deren Griff noch über seinem Kopf war. Die Schlange hielt ebenfalls an und sah an der Tür empor.

"Sieh doch nach," sagte sie scheinheilig zu ihm, und der Kleine streckte zitternd die Hand aus. Irgendwie kannte er dieses Gefühl... wieso war es ihm so unangenehm vertraut? Wieso war es ihm so vertraut, vor dieser einen Tür zu stehen und mit klopfendem Herzen die Finger nach dem Türgriff auszustrecken...?

Die Tür schien zu schrumpfen, als er sich nach dem Griff streckte, sie schrumpfte genau auf ihn zu, als wolle sie unbedingt geöffnet werden.

Und er öffnete sie und trat ein.
 

Sofort umfing ihn Dunkelheit, und er fand sich nach drei Schritten auf einer Straße wieder. Sasuke keuchte.

"Ich bin draußen!!" schrie er begeistert, aber als er zurückblickte, war die Tür verschwunden, durch die er gekommen war. Er gefror zu Salzsäulen vor Schreck. Wo war er gelandet? Und vor allem, wie kam er zurück? Da hatte er so dringen hinaus gewollt, und jetzt wollte er doch tatsächlich wieder hinein!

Sein Herz pochte, und plötzlich sah er etwas über sich hinweghuschen. Sasuke fuhr herum und starrte nach oben. Es war dunkel. Und plötzlich rannte er einfach los, einfach geradeaus. Und als er die erste Leiche eines Familienmitgliedes vor sich auf dem Boden auftauchen sah, wusste er genau, wo er war.

Keuchend rannte das kleine Kind die Straße hinunter auf sein großes Elternhaus zu. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er das Haus erreichte, zitternd seine kleinen Schuhe auszog und hineinstolperte.

"Vater! Mutter! Seid ihr da?!" Er bekam keine Antwort, und der Kloß in seinem Hals wurde dicker, drohte ihn beinahe zu ersticken. Er hatte solche Angst...
 

Warum sind alle tot?
 

"Nii-san??!" rief er weiter, wieder keine Antwort. Er rannte durch das Haus und fand es völlig verlassen vor. Dann stand er vor der verschlossenen Tür. Zitternd hob er die Hand an den Türgriff. Dabei wusste er, was ihn erwartete.

Beweg dich!!

Der Kleine stieß die Tür auf. Drinnen war es noch dunkler. Dann fand er seine Eltern. Sie lagen auf dem Boden, blutüberströmt und tot.

"Nein!!" keuchte er und strauchelte, "NEIN!! Vater, Mutter!!" Er taumelte am ganzen Körper zitternd vorwärts, auf seine toten Eltern zu, konnte kaum das Gleichgewicht halten.

Es war so dunkel... es war so dunkel hier drinnen...

Sein großer Bruder tauchte hinter den Eltern auf. Er lebte noch. Er lebte noch!

"Nii-san!!" heulte das Kind, "W-was ist hier passiert?! W-wieso sind Vater und Mutter-...??!"

Der Blick seines Bruders traf ihn. Der Blick aus den blutroten Augen, und der Kleine erstarrte, als er die Augen sich verändern sah.
 

"Dummer... kleiner Bruder... Sasuke."
 

Dann sah er plötzlich Blut aus den Augen seines Bruders laufen. Und die roten Sharingan sahen aus, als würden sie schmelzen und aus den Augenhöhlen herauslaufen - zurück blieben zwei leere Augenhöhlen und ein Gesicht voller Blut.

"NII-SAN!!" schrie der Kleine außer sich und wollte loslaufen, doch er war wie gelähmt. Als er die Hände hochriss, um nach seinem großen Bruder zu langen, sah er das Blut von seinen eigenen Händen rinnen. Und seine Hände lösten sich auch auf...

und schreiend stürzte er durch ein Loch, das sich plötzlich im Boden auftat, und ehe er richtig Angst bekommen konnte, kullerte er durch ein weiteres Loch plötzlich auf den Boden, wo er dann liegen blieb und keuchend aufsah -

Und er war wieder auf dem Korridor. Die Schlange war auch da, scheinbar war sie hinter ihm aus dem Loch gekullert. Der Kleine fuhr hoch und kam stolpernd auf die Beine, vor seinen Augen sah er noch immer das ganze Blut und seine toten Eltern, die auf dem Boden lagen.

"Mama... Papa... N-Nii-san...!" wimmerte er, als eine plötzliche Kälte ihn ergriff und er strauchelte. Um nicht umzufallen, stützte er sich mit der Hand an der Wand ab und schüttelte dann wild den Kopf. "Was... warum... warum muss ich das immer wieder sehen?! Warum...?! - Ich will hier raus!!" Er rannte erneut los und schluchzte und zitterte dabei, in Zukunft würde er sich vor Türen hüten...
 

Die Schlange folgte ihm stumm.

"Warum sagst du nichts zu mir?!" schrie er das Tier an, während er rannte und unaufhaltsam den tausenden von Fußspuren am Boden folgte. Sie wurden nur mehr und mehr... und mehr... und mehr... und der Korridor nahm einfach kein Ende...

"Warum redest DU so viel?" fragte die Schlange zurück und legte den Kopf schief, als Sasuke keuchend anhielt und das beängstigende Gefühl hatte, die ganze zeit angestarrt zu werden. Er drehte sich wimmernd im Kreis.

"Wer ist denn da...?" jammerte er, "Warum kommst du nicht raus...?!"

Dann hörte er es wieder, das Tropfen wie von einem Wassertropfen auf Holz. Er hielt sofort inne und verstummte, sah auf die Schlange - und dann an die Wand links neben ihm, und er erstarrte.

An der Wand neben ihm war Blut - es war ein kleiner, blutiger Abdruck von einer Kinderhand.

Tropf, machte es wieder.

Langsam, ganz langsam hob Sasuke seine Hände, er wagte es nicht, sie anzusehen, aber er wollte sich doch vergewissern...

Und als er den Blick auf seine Hände warf, waren sie blutüberströmt und das Tropfen war ebenfalls Blut, das auf den Holzboden fiel.

Hier war er schonmal gewesen... hier hatte er sich abgestützt. Das hieß... er rannte die ganze Zeit nur im Kreis...
 

Sasuke schrie und schoss aus dem Bett hoch. Dann saß er eine ganze Weile stocksteif gefroren da, und nur langsam tropfte der Schreck von ihm ab wie schmelzendes Eis. Langsam wurde ihm klar, wo er war... seine Wohnung, Konoha, genau. Es gab hier keinen dunklen Korridor, auch keine Schlange und keine blutigen Fußspuren... Sasuke erwischte sich dabei, wie er tatsächlich sicherheitshalber auf den Boden guckte, um sicherzugehen - verdammt, das war doch verrückt! Jetzt nahmen seine Träume ihn schon so ein, dass er Paranoia bekam...

Er setzte sich an den Bettrand und schüttelte den Schreck ab, bevor er kurzer Hand aufstand und ins Badezimmer ging. An Schlafen war nicht zu denken. Das hieß, er musste sich eine weitere Nacht um die Ohren schlagen... Nacht?

Er ging zurück in die Stube und sah auf den Wecker. Zwei Uhr nachts.

"Na großartig..." murmelte er sich am Kopf kratzend und schlurfte zurück ins Bad. Erstmal eine kalte Dusche, um wach zu werden und sich von diesem fürchterlichen Mist abzulenken...

Denk an was positives, Sasuke... schlug er sich innerlich noch etwas benommen vor, während er sich auszog, in die Dusche stieg und das Wasser aufdrehte -

"Ach verdammt, ist das kalt!!" Er hielt empört den Duschkopf von sich weg und schüttelte sich - dann besann er sich wieder und hatte sich auch schnell an die Kälte gewöhnt. Er war völlig verwirrt, hatte er so das Gefühl.
 

Etwas Positives? Was gab es positives, an das er denken konnte?

Seine Eltern? Er versuchte es - doch sobald er die Gesichter vor Augen hatte, wurden sie durch die toten, blutüberströmten Gesichter ausgetauscht, die er so fürchtete, und sein Herz fing laut zu pochen an.

Er dachte an Sakuras ehrliches Lächeln - nicht das aufgesetzte - und daran, dass ihre verdammten Schlaftabletten ihm so geholfen hatten. Plötzlich hatte er die idiotische Idee, zu ihr zu gehen und sie zu fragen, ob sie ihm nicht nochmal diese Tabletten geben könnte. Er verwarf die Idee und musste sogar über seine eigene Dummheit glucksen, wenn auch sarkastisch, weil er sich schlecht fühlte. Es war mitten in der Nacht. Außerdem würde Naruto sicher noch eher Hokage werden, bevor er sich dazu herablassen würde, Sakura zu besuchen.

Aber ihr Lächeln war positiv... und was war mit dem Moment, in dem sie seine Wunden untersucht hatte? Hm... Er schloss die Augen und vergaß sogar, dass das Wasser kalt war. Dieser Gedanke schien zu funktionieren, denn es tauchten weder blutige Fußspuren noch tote Gesichter vor seinen Augen auf. Es war, als spürte er Sakuras zierliche, kleine Hände erneut, wie sie ihn berührten, aber nur ganz kurz...

Er öffnete die Augen und lehnte sich etwas genervt gegen die kühle Badezimmerwand, an der die Dusche stand. Na gut. Sakura nervte zwar, aber an sie zu denken vertrieb seine Ängste, das musste er ihr positiv anrechnen. Außerdem war sie hübsch geworden, war ihm aufgefallen -

Ey. Was denke ich da? fragte er sich einen Moment später. Als ob sowas von Bedeutung wäre - das ist ja furchtbar...
 

"Ich hab ja gesagt, sie macht mich noch wahnsinnig...!" zischte er verärgert über seine Gedanken, die er anscheinend nicht unter Kontrolle hatte. Er drehte das Wasser ab, trocknete sich ab, zog sich neue Sachen an (es waren die Sachen da, die er früher gehabt hatte, die paar, die er nicht mit zu Orochimaru genommen hatte - sie waren zwar zu klein, aber er würde sich einfach morgen etwas neues kaufen. Vorausgesetzt, er fand noch Geld in dieser Wohnung) und setzte sich wieder auf das Bett. Mit einem kleinen Handtuch rubbelte er noch über seine nassen Haare, mit der anderen Hand wühlte er die Nachttischschublade durch und fand tatsächlich ein Portemonnaie, in dem auch Geld war. Sogar mehr, als er erwartet hatte, das reichte allemal für die nächsten paar Wochen und sogar für ein paar wenige Klamotten, wenn es billige waren.
 

An diese banalen Alltagsdinge zu denken lenkte ihn ab, das war gut. Auf dem Nachttisch lag die Fernbedienung für den Fernseher, er nahm sie und schaltete das Gerät an, das schräg gegenüber vom Bett stand. Verdammt, nackte Frauen. Nächster Kanal. Noch mehr nackte Frauen. Nächster Kanal. Wer guckte sich außer Jiraiya um so eine Uhrzeit nackte Frauen an?! Nächster Kanal. Eine Doku über Kragenbären...

"Na immerhin keine nackten Kragenbärweibchen..." stöhnte Sasuke und warf die Fernbedienung auf das Bett, dann verschränkte er wie ein Kritiker die Arme, der die Sendung bewerten musste. Eine Weile lang verfolgte er halb interessiert das Kragenbärmännchen auf der Suche nach Nüssen, Beeren und Honig im Wald, dann sah er einfach nur noch teilnahmslos auf den Bildschirm, ohne wirklich hinzugucken.

Irgendwann wurde es hell und Sasuke wusste nicht mehr, ob er wach war oder nicht... an sich war es ihm auch egal...
 

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der Schluss wirkt zwar abgeschnitten, aber genau an dieser Stelle gehts halt im nächsten kapi weiter^^ und ja, wieder son langer Traum XD aber wir sind einen Schritt weiter gekommen! XD es ist ein Kreis!! whaaaam, Grund nummer eins für den Titel der FF! XDDDD Dieser Kreis, in dem Sasuke ständig ist, spielt eine tragende Rolle...^^ was genau das ganze soll, kommt ja alles noch^^

Naruto kommt momentan etwas zu kurz.... das wird sich noch ändern^^ Naruto ist immerhin ziemlich wichtig für Sasuke...^^

Und: Jaja, Sasuke, tu du nur so als wolltest du keine nackten Frauen sehen.... uû (XD)

Träume...?

Sasuke stellte fest, dass er geschlafen haben musste, zumindest wachte er auf, als er Schritte im Raum hörte und merkte, wie ihm etwas aus der Hand gezogen wurde (die Fernbedienung, das sah er aber noch nicht). Das nächste, was er registrierte, waren Stimmen aus dem Fernseher in einiger Entfernung.

„Herzlich willkommen, es ist mal wieder Zeit für eine neue Folge von ‚Teehaus Konoha‘!“ tönte der Fernseher, und Sasuke rieb sich blinzelnd die Augen und versuchte, sich zu erinnern, was passiert war. „Heute wollen wir uns dem einzigartig Tee-...“

Zapp, ging der Fernseher aus und die Stimmen verstummten.

„Seit wann siehst du dir denn Teehaus Konoha an??“ hörte er eine erstaunte Stimme neben sich, die aber nicht aus dem Fernseher oder sonst einem Gerät stammte, sondern real war. Er sah hoch.

Neben dem Bett stand Sakura mit hochgesteckten Haaren, die Fernbedienung in der Hand und ihn mit ihren grünen Augen verwundert musternd.

„Gut geschlafen, Sasuke-kun??“ kam die Frage in einer Mischung aus Verblüffung, Belustigung und Skepsis.
 

Sasuke setzte sich etwas zu rasch auf, sodass ihm leicht schwindelig wurde, und sank zurück gegen die Wand, sich den Kopf haltend. Plötzlich hatte er das Gefühl, Massen an Sake getrunken zu haben und völlig neben sich zu stehen, dabei hatte er kein einziges Glas Sake angerührt. Langsam versuchte er, Sakuras Frage zu verstehen.

Geschlafen? Er hatte geschlafen? Ohne zu träumen?

Was machte Sakura überhaupt hier? Wie kam sie bitte in seine Wohnung?
 

„Was machst du hier?“ war deswegen das erste, das er fragte, sie verwundert ansehend. Sakura schien überrascht.

„Was ich hier mache? Den Babysitter für Mister Ich-bin-viel-besser-als-ihr-Uchiha spielen?“ Der Spott in ihrer Stimme war so unverhohlen, dass er ganz wach wurde. Was war ihr denn über die Leber gelaufen?

„Ich hab dich nie um deine Hilfe gebeten,“ brummte er und schob sich an den Bettrand, bevor er aufstand und an sich und seinen viel zu kurzen Klamotten heruntersah. Verdammt, er sah aus wie der letzte Penner. Oder ein Hippie.

„Leider liegt die Entscheidung nicht bei uns, sondern bei Tsunade-sama,“ sagte Sakura kalt und hob die zerknautschte Bettdecke hoch, um sie auszuschütteln und das Bett zu machen. Sasuke stand eine Weile lang desorientiert daneben und sah ihr zu, als sehe er zum ersten mal jemanden ein Bett aufschütteln. Bis ihn Sakuras Blick traf. „Ist dir langweilig?“ fragte sie ihn mit so dermaßen gespielter und aufgesetzter Freundlichkeit, dass es beinahe wehtat, „Dann setz dich in die Küche und spiel ´ne Runde Sudoku, aber glotz mich nicht so an, klar?!“
 

Er wusste nicht, ob es Instinkt oder irgendetwas anderes war, das ihn dazu veranlasste, ihrem barschen Befehl Folge zu leisten und aus dem Zimmer zu trotten. He, seit wann kuschte er, Sasuke Uchiha, vor einer Frau? Er war gerade bei der Haustür angekommen und drauf und dran, zurückzustampfen und ihr die Meinung zu geigen, da flog die besagte Tür plötzlich auf und krachte ihm volle Kanne gegen den Kopf, sodass er mit einem Aufschrei rückwärts zu Boden stürzte.

„Ach du liebe Güte!“ kam es von der Tür, in der – wer sonst? – Naruto stand.

Sakura lugte in den Flur, während Sasuke sich murrend aufrappelte und sich den schmerzenden Kopf rieb, auf dem eine dicke Beule entstand.

„Usuratonkachi...!!“ zischte er lauernd, und Naruto blinzelte. Sakura schnaubte.

„Naruto!! Du kannst nicht mal eine Tür öffnen, ohne dass jemand verletzt wird, was?! Herrje!“ Sie eilte in den Flur und zog Sasuke hoch, der ihre Hände aber schnell wieder abwimmelte und gegen die Wand torkelte.

„Geh weg...“

„Alles in Ordnung, Sasuke-kun?“ fragte sie besorgt und plötzlich gar nicht mehr schnippisch. Naruto kam indessen herein und schloss die Tür.

„Wieso kommt ihr alle in meine Wohnung?!“ stöhnte Sasuke und wehrte Sakuras Hände ein weiteres mal ab, „Was wollt ihr von mir, verschwindet!“

„Geht nicht, Befehl von Tsunade no baa-chan!“ sagte Naruto nickend, und Sasuke stöhnte. Er fühlte sich so umzingelt, wenn ständig jemand um ihn herumschwirrte...

„Dann sagt eurer Tsunade, dass ich keinen Babysitter brauche!“ nörgelte er und ließ den Arm jetzt sinken, „Ich komme bestens alleine klar, danke.“ Er sah, wie Sakura innehielt, die gerade zurück in die Stube hatte gehen wollen, und wie Naruto mit der Augenbraue zuckte. Was war denn jetzt, hatte er ein Tabuthema angeschnitten?

Sasuke sah verwundert zu Naruto, der – zu seiner größten Überraschung – völlig ernst dreinschaute.

„Usuratonkachi...“ fing Sasuke gerade an, da fiel Naruto ihm ins Wort, gezwungen gefasst.

„Nein, du bist hier der absolute Vollidiot, wenn du immer noch nicht begriffen hast, was hier los ist!“ schnappte der Blonde zu Sakuras Entsetzen beinahe wütend. Die Rosahaarige blinzelte. „Du kannst noch so gut alleine klarkommen, wir werden bleiben und dich überwachen! Und zwar nicht deshalb, weil du debil bist und gefüttert werden musst, sonder weil du ein Verräter bist und wir dich im Auge behalten müssen, so ist die Vorschrift!“
 

Sasuke erstarrte und sah Naruto an. Ein Verräter... ja, er hatte Konoha verlassen... deswegen machten die hier so ein Bohai... das war logisch. Wieso war ihm das nie selbst aufgefallen? Die Tatsache, dass ausgerechnet Naruto ihn einen Vollidioten nannte und damit auch noch recht hatte, wurmte ihn. Verdammt, er war Uchiha Sasuke...

Naruto schien seine Gedanken gelesen zu haben.

„Da kannst du noch so oft Uchiha Sasuke sein, der groooße Held vom toooollen Uchiha-Clan, das ändert gar nichts und du bekommst auch keine Extrawurst!!“ sprudelte der blonde Shinobi heraus, „Du hast ganz klein mit Hut zu sein nach dem, was du uns angetan hast!! Weißt du eigentlich... sag mal, ist dir eigentlich auch nur annähernd klar, was wir alles getan haben, um dich zurückzuholen?! Weißt du, dass wir uns für dich den Arsch aufgerissen haben, nur für dich, obwohl du das hinterletzte... allerletzte Arschloch der Welt bist?!“

Sakura fuhr herum.

„Naruto!“ zischte sie warnend – das ging etwas zu weit, oder? Aber eigentlich wusste sie, dass Naruto völlig recht hatte...
 

Sasuke blieb ganz cool.

„Ich hab euch nicht darum gebeten, das für mich zu tun, oder?“ fragte er gehässig, „Wenn ihr mich unbedingt zurück haben wolltet, selbst Schuld.“ Er sah, wie Naruto erzitterte, und wusste, als dessen Hände zuckten, dass er gerade ziemlich knapp einem Schlag ins Gesicht entgangen war. Was war los mit dem sonst so verpeilten Naruto? Er war so wütend... das war ungewohnt. Aber Sasuke wusste ganz genau, wovon Naruto sprach.
 

Und er hatte recht...
 

„Du hast scheinbar den Tag im Wald neulich vergessen,“ sagte Naruto schnippisch und grinste dann sarkastisch. „Um deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, Uchiha Sasuke – du hast Sakura-chan angefleht, sie solle dich nach Hause bringen!“ Er zeigte dabei auf Sakura, die nur erstarrt dastand. „Die Sakura-chan, der du Wichser das Herz gebrochen hast, als du gegangen bist, und es war dir scheissegal! Es war dir immer scheissegal, wie andere sich fühlen, immer ging es nur um dich, huh?! Es war dir scheissegal, wie traurig Sakura-chan war, als du weg warst! Und nachdem wir so gnädig waren, deinen Wunsch zu erfüllen und dich herzubringen, hast du absolut gar kein Recht, hier herumzunörgeln! Du könntest genauso gut im Gefängnis sitzen für deinen Verrat! Und wenn du Sakura-chan gegenüber auch nur noch ein einziges mal eine große Klappe riskierst oder ihr sogar wehtust, dann werde ich dafür sorgen, dass du auch genau da hinkommst und da von mir aus verreckst!!“

„NARUTO!!“

Das war Sakura, die jetzt herangeeilt war und zwischen den Jungen hin und her sah, völlig aufgewühlt. Sasuke sah zwischen ihr und Naruto hin und her und wirkte ziemlich angepisst.

„Das reicht jetzt, das ist genug!“ sagte Sakura zu Naruto, „Wenn ihr zwei nicht normal miteinander reden könnt, sage ich Tsunade-sama, dass sie dir eine andere Mission geben soll! An sich ist das hier nämlich meine Mission, du bist nur mein Kofferträger, sozusagen!“ Sie kam sich schäbig vor, so mit Naruto zu reden, wo er sie so liebevoll verteidigte, und an sich war sie ihm schon dankbar... aber sie alle durften diese Grenze einfach nicht ständig überschreiten. Außerdem glaubte Sakura nicht, dass Naruto sich wirklich wünschte, Sasuke würde im Gefängnis verrecken.
 

Sie sah zu Sasuke, der ihren Blick fing.

„Meint ihr, ihr kommt miteinander klar, ohne dass es gleich wieder Blutvergießen gibt?“ seufzte sie, „Ich bin es langsam leid, zwischen euch Streithähnen zu stehen und Hört auf! zu schreien... also bitte, reißt euch zusammen, okay?! Beide.“ Jetzt sah sie zu Naruto. Der Blonde nickte langsam.

„Tut mir leid, Sakura-chan,“ meinte er kleinlaut und sah zu Sasuke: „Nein, bei dir tut es mir nicht leid, ich meine jedes Wort so, wie ich es gesagt habe!“ Das war sein letztes Wort zu dem Thema.
 

––
 

Sasuke saß mit einer halb leeren Schüssel Reis vor sich am Küchentisch, während Sakura und Naruto geschäftig in seiner Wohnung herumräumten. Aufräumen nannten die das. Und er saß da und konnte sich nicht konzentrieren, weil die beiden so einen Radau machten. Aber sich zu beschweren würde er nach Narutos Standpauke erstmal nicht mehr wagen. Wenn er nicht gewusst hätte, dass Naruto recht hatte, hätte er sicher gemeckert... aber er wusste ja, dass Naruto recht hatte. Er hatte sich doch am vergangenen Abend selbst den Kopf darüber zerbrochen.

Schuldgefühle. Dass er einmal so etwas spüren würde, hätte er nicht gedacht. Er versuchte, während er in der Küche saß und in seinem Reis herumstocherte, über Narutos Worte nachzudenken. Und er dachte an Sakura, die ja laut Naruto so todunglücklich gewesen war, als er weg gewesen war. Er fragte sich, wieso...

War er je freundlich zu ihr gewesen? Zumindest nicht mehr als nötig, um nicht ständig von Kakashi ermahnt zu werden, dass sie ein Team waren und zusammenhalten sollten. Sakura hatte ja auch immer genervt. Und was ihn am meisten an ihr ärgerte war, dass sie sich anscheinend dauernd einbildete, sie würde ihn kennen und genau wissen, was gut für ihn war. Und dieses elende Helfersyndrom konnte ja nur zu einem Medic-Nin gehören.

„Ich will dir nur helfen, Sasuke-kun...“ hatte sie gesagt. Sie hatte aber keine Ahnung, wer er war. Sie kannte ihn verdammt nochmal nicht. Nicht mal annähernd so gut, wie sie glaubte! Was wusste sie schon über ihn? Was wusste sie schon darüber, was ihm half und was nicht? War sie deshalb so traurig gewesen, als er weggewesen war? Weil sie in ihm einen armen Verrückten sah, der Hilfe brauchte?

Sein Gedächtnis rief in ihm einen anderen Satz wach, den sie einst gesagt hatte.
 

„Ich liebe dich...“
 

Er fragte sich, wieso ausgerechnet das hängen geblieben war. Von allem, was sie je gesagt hatte, war das das Sinnloseste gewesen... aber er erinnerte sich daran, dass sie das gesagt hatte. Und sie hatte ihn angefleht, zu bleiben, und sie hatte sogar mit gewollt, sie hätte in dem Moment alles für ihn gegeben.

Sie hing an ihm...

Der Gedanke war auf irgendeine abstruse Art und Weise gleichzeitig belustigend und genugtuend.
 

Er versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Nebenbei fragte er sich, seit wann er so oft über Sakura nachdachte. Aber scheinbar half es, an sie zu denken, wenn er versuchte, von seinen dämlichen Alpträumen wegzukommen, das hatte er ja schon vergangene Nacht festgestellt.

Er dachte an seine Träume. Und was war das dann gewesen, als er den Fernseher angestellt hatte? Er war doch eingeschlafen, oder? Zumindest war er aufgewacht, also musste er doch auch eingeschlafen sein... aber er hatte dann nichts mehr geträumt – nichts Gutes, aber auch nichts Beängstigendes wie diese dumme Korridorgeschichte, irgendwie gar nichts. Das hieß ja, er konnte traumlos schlafen, und das ohne Tabletten. Aber woran lag es dann? Etwa am Fernseher? Das war das erste mal gewesen, dass er geschlafen hatte, ohne diesen Traum zu haben. Mal abgesehen von den Tabletten.

Dann fragte er sich, was Träume eigentlich waren. Man konnte sich nicht vorher aussuchen, was man träumte, so wie bei einem Video. Videos nahm man aus dem Schrank, wenn man sie sehen wollte, und die, die man nicht sehen wollte, holte man einfach nicht. Aber wenn man ein Video nochmal sehen wollte, konnte man das auch tun. Träume waren anders. Sie kamen, wie sie wollten, meistens hingen sie mit Dingen zusammen, über die man am Tag oft nachgedacht hatte. Das sagten zumindest alle, Sasuke war nicht der Ansicht, er hätte die ganze Zeit jeden Tag viel über Korridore und Schlangen nachgedacht, und über Türen schon gar nicht. Wieso kam das alles dann immer und immer wieder zu ihm zurück wie ein Jojo, das er möglichst weit wegwarf und das dann dennoch zurückkehrte?
 

Er schloss verärgert über sich selbst die Augen und fasste nach seinem Kopf, der mal wieder zu pochen begonnen hatte. Obwohl er doch geschlafen hatte, fühlte er sich irgendwie müde und hätte die beiden Nervensägen Sakura und Naruto am liebsten rausgeworfen, damit er seine Ruhe hatte...

Dann hörte er das Zischen in seinem Kopf.
 

„Wieso so nervös, Ssssasuke-kun?“
 

Er fuhr herum und riss die Augen auf – da war er wieder, der Korridor. Und zu seinen Füßen lag die Schlange eingerollt am Boden und sah zu ihm hoch. Er trat zurück.

„Wieso bin ich denn jetzt schon wieder hier?! Ich schlafe doch gar nicht...?!“ empörte er sich und stellte fest, dass er wieder ein kleines Kind war. Neben ihm bäumten sich wie immer die Türen auf. Inzwischen war er den Anblick irgendwie gewohnt... und dennoch ließen die starren Türen ihn erschaudern. Neben ihm war der Blutfleck an der Wand, an dem er erkannt hatte, dass er im Kreis lief.

Die Schlange schüttelte den Kopf.

„Du bist doch selbst hierher gekommen,“ sagte sie zu ihm.

„Aber ich schlafe nicht,“ sagte Sasuke erneut.

„Nein, tust du nicht.“

„Aber man träumt nicht, wenn man nicht schläft!“

„Doch, das geht,“ sagte die Schlange, „Das nennt man Tagträume!“ Sasuke zischte.

„Aber dann träumt man doch eher von etwas Schönem als von... von... dem hier!“ Er zeigte auf die düsteren Wände und die Türen. Die Schlange kicherte (wenn man sich eine kichernde Schlange vorstellen kann).

„Aber du bestimmst doch selbst, wie es hier aussieht,“ erklärte sie ihm und half ihm damit kein Stück weiter. „Und wenn du der Meinung bist, hier sollte alles düster sein, dann ist es das ganz einfach auch.“
 

Sasuke runzelte die Stirn und fragte sich immer noch, ob er schlief oder wach war und ob er nun träumte oder nicht. Vielleicht war er jetzt auch Sasuke im Wunderland.

„Wie jetzt...“ machte er verwirrt, „Ich – ich kann mir doch nicht aussuchen, wie mein Traum aussieht?!“

„Nein, aber das hier ist ja auch kein Traum,“ grinste die Schlange.

Aha. Er war schon ein Stück weiter – oder auch nicht. Wenn das hier kein Traum war, was im Namen von allem, das heilig war, war es dann?

„Kann ich dann auch herkommen und weggehen, wann und wie ich will?“ fragte er die Schlange erschrocken.

„Natürlich,“ sagte sie, „Bislang hast du es eher unbewusst getan, weißt du?“ Er runzelte erneut die Stirn.

„Und was zum Geier ist das hier, wenn es kein Traum ist?“

Die Schlange kicherte wieder und schlängelte sich davon, den Korridor hinunter. Sasuke folgte ihr in der Erwartung, gleich die Lösung des Desasters zu sehen. Aber sie gingen und gingen, ohne anzuhalten. Dann sprach die Schlange.

„Was meinst du, was... hast du gesehen, wenn du hier warst?“ fragte sie ihn, und Sasuke fühlte sich wie bei einer Prüfung, die Schlange war in diesem Fall der Lehrer.

Er dachte nach. Was hatte er gesehen? Seine Eltern... seinen Bruder... den Tod des Uchiha-Clans...

„Lauter Sachen, die lange her sind,“ antwortete er unbeholfen.

„Ja, und wie nennt man Dinge, die lange her sind, die man aber nicht vergessen hat?“

„Er...innerungen?“ versuchte er es, und das Tier hielt an und drehte sich zu ihm um.

„Du siehst also deine eigenen Erinnerungen, wenn du hier bist,“ schlussfolgerte sie, und Sasuke wurde jetzt ärgerlich.

„Ich denke, du weißt, was ich hier sehe und was das soll!! Also stell mir nicht solche dämlichen Fragen!! Ja, dann sind es Erinnerungen, und was ist das hier dann?!“
 

„Stell dir vor, es gäbe einen Ort, an dem du deine Erinnerungen aufbewahren willst,“ begann die Schlange und Sasuke runzelte ein weiteres mal die kleine Stirn. „Deine Erinnerungen und deine Gedanken, es sind nicht nur Sachen, die wirklich passiert sind, die du hier siehst, weißt du? manchmal sind es auch Dinge, die dich beschäftigen... warum zum Beispiel ist Blut an deinen Händen? Warum bist du ein kleiner Junge, wo du doch an sich schon siebzehn bist? Und warum ist hier eine Schlange im Flur?“

Er sah verdattert auf seine Hände, an denen das Blut herunterrann. Sein Herz begann vor Angst zu pochen.

„Siehst du, das beschäftigt dich,“ sagte das Tier völlig ruhig, als wäre es völlig normal, dass Kinder mit blutigen Händen herumliefen. „Jetzt stell dir also vor, du wolltest all deine Gedanken irgendwo aufbewahren. Vielleicht in einer Kiste oder einer Schublade, versuch es.“

„Gedanken in einer Kiste?“ wunderte er sich und dachte erneut an Sasuke im Wunderland.

„Du tust jetzt so, als hättest du keine Fantasie,“ behauptete die Schlange, „Aber die hast du zweifellos, weil du dir... das hier ausgedacht hast!“
 

Er fuhr zurück. Wie bitte?

„W...was?!“ machte er erschrocken und glaubte, sich verhört zu haben.

„Du hast schon richtig gehört,“ sagte das Tier, „Dein Ort, um die Gedanken, Erinnerungen und Wünsche aufzuheben, ist dieses Ding hier. Du hast es bisher nur nicht bewusst gewusst...“

Er erschauderte und sah sich um. Was hatte er denn für eine finstere Fantasie? Das war viel beängstigender als dieser Raum an sich. Plötzlich dachte er daran, was er zu Sakura gesagt hatte.

„Außerdem ist es zu spät, um mich an einer Hand festhalten zu können.“

Er trat unsicher einen Schritt zurück.

„Hinter jeder Tür ist also eine Erinnerung oder sowas?“ fragte er verwirrt und zeigte auf die Tür, die neben ihm stand und hoch empor ragte, dunkel und starr.

„Ja, natürlich. Du hast es doch gesehen.“

Sasuke blinzelte ein paar mal.

„Und hinter dieser Tür,“ Er zeigte erneut auf die Tür, „Ist immer dieselbe Erinnerung? Und die wird da auch immer sein?“

„Die Erinnerungen bleiben, aber die Gedanken verschwinden vielleicht, wenn du nicht mehr über sie nachdenkst,“ antwortete die Schlange, als der Junge seine blutige Hand auf die Tür legte. Als er sie wieder hob, war ein Blutfleck auf der Tür.

Er bekam eine Idee.
 

„Kann ich die Türen numerieren??“ fragte er die Schlange, und diese legte den Kopf schief.

„Das wird dauern!“

„Macht nichts! Dann weiß ich wenigstens, was wo drin ist!“ Motiviert hob er den Finger und zog einen Querstrich auf die Tür mit dem Blut, das an seinen Fingern war. Eine Eins. Er ging zur nächsten Tür und malte zwei Querstriche. Eine Zwei. Bei der nächsten Tür malte er eine Drei, dann eine Vier, eine Fünf, und so weiter. Bei der zehnten Tür malte er ein Kreuz für die Zehn, bei der elften ein Kreuz und darunter einen Querstrich. Elf.

So ging es weiter und weiter und weiter, die Schlange kroch ihm immer hinterher wie ein braver Hund und begutachtete die mit Blut geschriebenen Zeichen auf den Türen.

Dann waren sie bei vierhundertachtundsiebzig und immer noch war kein Ende in Sicht. Sasuke stöhnte.

„Wie viele Türen gibt es hier denn noch...?!“

„Ich hab dich ja gewarnt,“ meldete die Schlange verdrossen. Und er schrieb weiter Zahlen an die Türen, immer weiter und weiter. Fünfhundert Türen... fünfhundertfünfzig Türen... fünfhundertsechzig...
 

Er hörte eine Stimme hinter sich und spürte plötzlich, dass der Boden zu bebend begann. Vor lauter Schreck verwischte er die Fünf von Fünfhundertfünfundsechzig auf der Tür, die er gerade gemalt hatte.

„Sssasuke...“ Dieses mal kam es definitiv nicht von der Schlange, und der Junge fuhr panisch herum, als er plötzlich einen Wind über sein Gesicht blasen spürte – und der Wind schnaubte: „Sssasuke... Hass... Hass... Hass...!“

Sasuke keuchte und fuhr zurück.
 

„Hasse mich, Bruder, hasse die ganze Welt und werde ein Sklave der Dunkelheit – dann wirst du sterben!“
 

Sasuke schrie erschrocken auf und riss die Augen auf, im selben Moment spürte er, dass es auch in Wirklichkeit bebte und schwankte – nein, er schwankte, weil er gerüttelt wurde.

„Sasuke!!“ schrie Sakura völlig hysterisch und schüttelte ihn wild, „Sasuke, hast du was?! W-was ist denn los mit dir-... – NARUTO!! – Oh, er ist aufgewacht!“

Sasuke konnte ihr nicht folgen und starrte sie eine Weile lang wie belämmert an, wie sie ihn rüttelte und dabei wild schrie und völlig außer sich war. Dann wurde ihm klar, wo er war – in seiner Küche, sein Gesicht schmerzte irgendwie und irgendetwas klebte an seinen Wangen.

„Waszum...“ nuschelte er benommen, nur, um irgendwas von sich zu geben. Da kam Naruto in die Küche mit einem Staubsauger bewaffnet. Hey, hatte er nicht gestern gerade sauber gemacht?

„W-was ist denn passiert, Sakura-chan??!“ fragte er erschrocken, und das Mädchens seufzte und fasste erleichtert nach ihrer Brust.

„Sasuke-kun, was war los?? Eben als ich reinkam hingst du mit dem Gesicht mitten in der Reisschüssel, i-ich dachte, du wärst ohnmächtig...!“
 

Sasuke blinzelte. Reisschüssel? Oh, deshalb schmerzte sein Gesicht. Und dann war es wohl Reis, der an seinen Wangen klebte.

„Ohnmächtig?“ stöhnte Sasuke und kam allmählich zur Besinnung, nachdem Sakura ihn unsanft aus seinem – was auch immer es war, wo er gewesen war – gerissen hatte. „Mir geht’s gut, lass mich los... – aua...“ Er fasste nach seinem Gesicht, auf dem zweifellos ein roter, runter Abdruck der Schüssel sein musste, zumindest waren tiefe Kerben in seinem Gesicht. Sah sicher schön bescheuert aus.

„Na, ich bin nicht davon ausgegangen, dass du dich oft so mit dem Gesicht in Reisschüsseln legst!“ bemerkte Sakura zu ihrer Verteidigung und ließ ihn los, um ein Taschentuch zu holen und ihm dann vorsichtig den Reis aus dem Gesicht zu wischen. Er ließ einfach zu, dass sie das tat, und sparte sich einen Kommentar. Aber wie er schon beim Wechseln der Verbände immer bemerkt hatte war es gar nicht so übel, wenn sie ihn so anfasste... – was dachte er da?
 

„Dann hab ich dich gerüttelt und deinen Namen gerufen, aber du hast vor dich hingebrabbelt und irgendwie...“ Sie runzelte die Stirn, „Gezählt...?“

Er blickte sie an, nachdem sie aufgehört hatte, in seinem gesicht herumzuwischen.

„Gezählt?“ fragte er und spielte den Dummen.

„Fünfhundertfünfundsechzig,“ zitierte sie ihn. „Was zum Geier hast du gemacht?? Geschlafen hast du irgendwie auch nicht...?“ Sie erinnerte sich weiter: „Ja, und dann bist du plötzlich völlig hysterisch geworden und hast gezittert und den Kopf geschüttelt und-...“ Sie brach ab. Sie hatte in dem Moment wirklich den Eindruck gehabt, er hätte Angst... so wie in seinen Alpträumen oder danach. Ja – genau in dieser Verfassung hatte sie ihn damals im Krankenhaus gefunden... hatte er dann doch geschlafen und schlecht geträumt? Sie musterte ihn besorgt. Er sah aber nicht so apathisch aus wie sonst...

Naruto hatte die ganze Zeit über interessiert zugehört.

„Wie jetzt,“ machte er, „Bist du krank, Sasuke??“

„Sehe ich so aus?“ fragte Sasuke verblüfft und fügte einen Sag-nichts-Falsches-Blick hinzu. Naruto blinzelte bloß. Sasuke war komisch...
 

––
 

Am Mittag trafen sich Naruto und Sakura auf dem Balkon, während Sasuke, der zwischendurch in der Stube gewesen war, jetzt wieder in der Küche saß und irgendwelche Schriftrollen studierte, die er im Schrank gefunden hatte.

„Wir müssen immer noch irgendwie rausfinden, was mit Itachi passiert ist,“ sagte Naruto und lehnte sich über das Balkongeländer, „Coole Aussicht! – Aber bei mir ist sie noch cooler, hehe!“

„Aber wie sollen wir dezent nach diesem Thema fragen?“ seufzte das Mädchen, „Wenn wir es so angehen wie du das letzte mal redet er danach vielleicht gar nicht mehr mit uns...“ Sie war immer noch mit der Alptraumfrage beschäftigt und hörte Naruto gar nicht wirklich zu... sie würde einfach zu gerne wissen, ob Sasukes Träume auch mit Itachi zu tun hatten und wieso er solche Angst hatte... vielleicht würde sie, wenn sie das wüsste, auch erfahren, was aus Itachi geworden war.

„Ja, ich hab doch keine Ahnung,“ machte Naruto und musste lachen, als fände er allein die Idee absurd, er hätte sich etwas einfallen lassen. „Ich hab's ja versucht!“

„Ja, aber das ging nach hinten los,“ brummte seine Kameradin und linste ihn an.

„Ich verstehe aber sein Problem nicht,“ seufzte der Shinobi und kratzte sich am Kopf, „Ich meine... angenommen er hat ihn getötet. Müsste er dann nicht stolz sein, dass er sein Lebensziel erreicht hat? – Das heißt dann also, er hat ihn nicht umgebracht und ist so depri, weil er Itachi immer noch unterlegen ist!“ Sakura sträubte sich.

„Das bringt mich auf eine andere Idee,“ warf sie ein, „Lebensziel sagst du? Ja, genau das könnte es auch sein! – Was ist denn ein Leben, wenn man das Lebensziel schon erreicht hat? Vielleicht findet er sein leben jetzt beschissen, weil er nichts zu tun hat, das würde also dafür sprechen, dass er Itachi getötet hat!“ Naruto verschränkte die Arme.

„Aber das war doch nicht sein einziges Ziel!“ sagte er, „Er wollte doch auch seine Familie wieder aufbauen! – Na ja, und das wird er ja wohl noch vor sich haben, es sei denn er hat in Oto irgendwelche Tussis geschwängert!“
 

Sakura fuhr abrupt herum und starrte ihn völlig fassungslos an.

Was?!“ fragte sie und klang scheinbar recht furchteinflößend, Naruto stolperte jedenfalls rückwärts.

„I-i-ich mein doch nur...“ stotterte er verwirrt, „W-was hast du denn??“

„Wenn er das gemacht hat, drehe ich ihm den Hals um!!“ platzte sie wutentbrannt heraus, und Naruto starrte sie verblüfft an.

Schweigen.

„Du... du machst was?“ keuchte er perplex.
 

Sakura merkte erst jetzt, was sie da gesagt hatte – und vor allem, mit welchem Enthusiasmus sie es gesagt hatte. Sie trat zurück und legte sich völlig verwirrt die Hand auf den Mund, sich fragend, was sie da eigentlich machte.

Oh mein Gott – ich muss geklungen haben wie eine eifersüchtige Ehefrau! – Oh mein Gott, Sasuke ist doch nicht mal mein Freund! Kann es mir nicht egal sein, ob er... ...?

Sie brach kopfschüttelnd die Gedanken ab. Oder versuchte es zumindest – sie kehrten immer wieder zurück, je länger sie schwieg. Ob Sasuke sowas tun würde? – Frauen schwängern und sie dann einfach sitzen lassen?

Nein, so unsozial war doch nicht mal er! Er wollte doch eine Familie, nicht nur irgendwelche Kinder mit seinen Genen irgendwo auf der Welt, oder nicht? Zumindest wäre das sicher kein Uchiha-Clan... nein, sie glaubte wirklich nicht, dass er irgendwo in Oto kleine Sasukes in die Welt gesetzt hatte –

Oh Gott wie süüüüß!! unterbrach sie ihre Gedanken völlig hin und weg bei der Vorstellung von lauter kleinen Babys, die wie Sasuke aussahen.

Scherz bei Seite! schalt sie sich wütend und schüttelte den Kopf (sie machte einen sehr komischen Eindruck auf Naruto, wie sie von einem Moment auf den anderen plötzlich erst erschrocken, dann verzückt und dann todernst dreinschaute). Kinder hat Sasuke-kun ganz sicher nicht! Aber... ob er wohl schonmal...?

Sie wurde rot bei dem Gedanken. Dann schnappte sie mit krebsrotem Gesicht nach Luft und stampfte an Naruto vorbei in die Wohnung.

„E-entschuldige mich!“ stammelte sie noch, dann war sie weg. Naruto stand da wie bestellt und nicht abgeholt.

„Was... zum Geier ist eigentlich los mit ihr heute??“
 

––
 

Sakura stürmte in Richtung Badezimmer, um erstmal ihren hochroten Kopf irgendwo zu verstecken, bis sie sich von diesen aufwühlenden Gedanken beruhigt hatte. Was dachte sie da eigentlich?! Was ging sie das an? Was interessierte sie das? War sie jetzt völlig bekloppt geworden?

Zu allem Überfluss traf sie auf dem Flur auch noch denjenigen, an den sie so fieberhaft dachte – Sasuke. Sie sah ihn – erstarrte – und rempelte ihn zur Seite und stürzte an ihm vorbei ins Bad, knallte die Tür zu und schloss ab.

Sasuke kippte gegen die Wand bei ihrem Stoß und richtete sich jetzt vollends verwirrt wieder auf.

„Was war das denn?“
 

Sakura schüttelte sich und strich sich nervös Haarsträhnen hinter die Ohren. Was dachte sie da? Immer noch? Und wieso zum Teufel musste er, wo er den ganzen Tag in der Küche gesessen hatte, ausgerechnet jetzt im Flur herumlaufen?!

Sie verschnaufte empört und versuchte, sich zu beruhigen.

Sakura – alles okay. Jeder denkt mal sowas, klar?! Das weiß ja keiner außer mir, also vergessen wir das einfach, basta!

Schweigen.

Nein, gar nichts ist okay... maulte sie innerlich weiter und sah in den Spiegel über dem Waschbecken. Wieso tat ihr der Gedanke weh, was Sasuke in Oto mit irgendwelchen Mädchen gemacht haben könnte? Sollte er doch... sie war nicht seine Freundin und er war ihr gegenüber zu nichts verpflichtet. Er durfte machen, was er wollte...

Aber die Gedanken daran waren trotzdem unangenehm und ließen ihren Bauch seltsam kribbeln.

Sie sah wieder in den Spiegel und betrachtete ihr Gesicht, das jetzt nicht mehr rot war. Verdammt, sie war wahrscheinlich sowieso nicht hübsch genug für einen Kerl wie Uchiha Sasuke... Sasuke war einfach so perfekt (zumindest äußerlich), da brauchte er wohl auch eine perfekte Freundin. Frau. Kindergebärmaschine. Was auch immer.

Ich würde gerne Sasuke-kuns Familie wieder aufbauen helfen... dachte sie deprimiert und schüttelte danach wieder erbost den Kopf.

„Aahh!! Ich muss damit aufhören!! Diese verdammten – scheiss – dreckigen – verfluchten Gedanken!!“ Sie schimpfte und trat dann mit solcher Wucht gegen die Schiebetüren der Dusche, dass diese mit einem lauten Poltern aus den Schienen sprangen und zudem dort, wo Sakuras Fuß gewesen war, tiefe Dellen nach innen bekamen. Sakura fuhr hoch.

Oh... Mist...!
 

Sasuke und Naruto, der inzwischen in die Stube gekommen war, gingen zur Badezimmertür, als sie das Krachen hörten.

„Was war denn das?!“ fragte Naruto, „Sakura-chan?!“

„Was auch immer du zerstört hast, du bezahlst es!“ grunzte Sasuke hinterher, dann öffnete Sakura die Tür. Alle Blicke fielen auf die eingetretene Dusche. Schweigen. Sasukes Blick war unergründlich, aber das Mädchen nahm sich zusammen und nickte, als wäre nichts passiert.

„Natürlich, Sasuke-kun. Tut mir leid, ich... ich war wütend.“

Sasuke fragte sich, ob ihr klar war, dass sie eine Dusche bezahlen musste, oder zumindest neue Schiebetüren.

Naruto fragte sich, ob sie auf ihn oder auf Sasuke wütend gewesen war.

Und Sakura fragte sich, ob sie während ihres gesamten Aufenthaltes bei Sasuke irgendeine einzige ruhige Minute haben würde...
 

––
 

Als am Abend alle weg waren, hatte Sasuke endlich wieder seine Ruhe und war froh darüber. Er musste über kurz oder lang mit Tsunade sprechen – so ging das nicht weiter. Er konnte nicht auf so engem Raum mit zwei Leuten zusammen sein! – Oder war das seine Strafe dafür, dass er Konoha verraten hatte?

Er dachte erneut an Narutos Worte vom Morgen, als er den einsamen Teller abspülte, den er zum Abendbrot gebraucht hatte.
 

„Du hast ganz klein mit Hut zu sein nach dem, was du uns angetan hast!! Weißt du eigentlich... sag mal, ist dir eigentlich auch nur annähernd klar, was wir alles getan haben, um dich zurückzuholen?! Weißt du, dass wir uns für dich den Arsch aufgerissen haben, nur für dich, obwohl du das hinterletzte... allerletzte Arschloch der Welt bist?!“
 

Er zuckte und hielt dann inne, ließ den Teller ins Wasser sinken. Er war das hinterletzte Arschloch der Welt... war es das, was Naruto und Sakura von ihm dachten? – Na ja, weil sie wütend auf ihn waren. Er wusste irgendwo in seinem Inneren, dass er nicht wirklich ein Arschloch für sie war – zumindest nicht nur, sonst hätten sie sich ja nicht solche Mühe gegeben, ihn zurückzuholen... oder?

Es war stockdunkel draußen. Sasuke sah zum Fenster und sah sich selbst darin gespiegelt, weil es finster war.

Dunkel... wie der Korridor in seinem – was auch immer. Ob es wirklich so einen Raum in seinem Kopf gab, in dem er alle Gedanken und Erinnerungen abspeicherte? Er dachte an die merkwürdigen Fragen der Schlange. Wieso war es dort so dunkel? Wieso war er dort immer klein und was sollte die Schlange überhaupt da?

Gedanken, die dich beschäftigen... wiederholte er innerlich die Worte und trocknete den Teller jetzt ab. Dann hielt er sich selbst für komplett gestört. Was dachte er denn über Dinge nach, die eine Schlange in seinem Kopf gesagt hatte?!

Dann beschäftigt mich also die Finsternis und meine Kindheit und das Blut an meinen Händen – und... Schlangen? interpretierte er dann jedoch weiter und seufzte dann laut. Er war bescheuert... er musste bescheuert sein.

Sasuke warf das Handtuch über die Stuhllehne und ging in die Stube, vorbei an der offenen Badezimmertür, und warf einen Blick auf die demolierte Dusche. Worüber Sakura wohl so verärgert gewesen war, dass sie gleich auf Möbel losging?
 

Er ließ sich wieder auf sein großes Bett fallen und lag dann da mal wieder mit dem Blick zur Decke. Und er lag einfach nur da und starrte vor sich hin. Und nach einer Weile kehrten die Flecken zurück.

Erst waren sie klein, dann wurden sie größer und schließlich tropfte das Blut von der Decke auf ihn herab. Und wie automatisch hob er seine Hände und sah es wieder... das Blut, das daran herunterlief. Und sein Herz begann wie wild zu pochen vor Angst, er spürte, dass er sich verkrampfte.
 

„Vergiss den Clan, kleiner Bruder. Wenn du immer noch nicht begriffen hast, worum es geht, hat es auch keinen Sinn, wenn ich es dir jetzt erkläre.“
 

„Ich habe geschworen, dich zu töten, Nii-san!!“
 

Bumm.

Sasuke sah seinen Bruder vor sich stehen. Sah seine kalten, blutroten Sharingan, sein emotionsloses Gesicht. Er spürte noch immer die Anspannung und die gleichzeitige Furcht des Momentes, in dem er Itachi so gegenüber gestanden hatte...
 

Er sah einen Blutstropfen von der Decke fallen und in seiner Handfläche landen. Plitsch.
 

Es war so dunkel... immerzu war es dunkel...
 

Und er rannte und rannte und rannte immer schneller und immer tiefer in die Dunkelheit hinein, ohne den Ausgang zu sehen...
 

Und dann wusste er irgendwann nicht mehr, ob er rannte oder es nur träumte...
 

––
 

--
 

Ja. Viel zu sagen gibt es nicht. Naruto hat seine Meinung gesagt, das war fällig. Sakura denkt an Sex (jetzt schon) und Sasuke hat von nichts ´ne Peilung XD. Und die Dusche musste dran glauben... achja, und fragt mich nicht, was in der Sendung "Teehaus Konoha" zu sehen sein soll oô' eine Tee-Kochshow?! XDD Morgens laufen oft diese Kochshows oder sowas^^'...

Sakuras Mission

Am nächsten Morgen war der Himmel grau und es nieselte leicht. Der Sommer schien sich allmählich dem Ende zuzuneigen.

Sakura stand in ihrem Zimmer vor dem Kleiderschrank und war gerade dabei, sich nach dem Duschen frische Kleider anzuziehen, als es an der Tür klopfte.

„Moment!“ rief sie und zog schnell ihren BH an und ein T-shirt darüber, da ertönte die Stimme ihrer Mutter:

„Sakura? Hokage-sama lässt nach dir schicken, du sollst in ihr Büro kommen, sobald du fertig bist! – Möchtest du etwas frühstücken?“ Sakura hielt inne. Tsunade? Was war denn passiert?

Sie zog sich rasch ganz an und öffnete die Tür. Ihre Haare waren noch ganz nass und an sich hatte sie sich noch fönen wollen, bevor sie zu Sasuke gehen würde, aber wenn jetzt der Besuch bei Tsunade dazwischen kam, wurde das knapp.

„Ähm, nein,“ antwortete sie ihrer Mutter kurz, „Aber ich nehme etwas zu essen mit, okay?“

„Ich mach dir schnell was,“ schlug die Mutter guter Dinge vor, „Gott, du bist ja ganz nass! Es ist kühl draußen heute, trockne dich lieber gut ab, ja?“ Sie tätschelte ihrer Tochter den Kopf und war schon wieder weg. Sakura zog die Brauen hoch. Was war denn mit ihrer Mutter los, so gut gelaunt?
 

Sie fönte sich die Haare also nur kurz, nahm dann ihrer Mutter das Essen ab, das diese gemacht hatte, und eilte aus dem Haus zu Tsunades Büro. Das Wetter war feucht und widerlich, hoffentlich wurde es bald wieder besser...
 

––
 

In Tsunades Büro wurde am Türrahmen gehämmert und geschliffen, den die Hokage aufgrund der Tischaffäre von neulich mit leichter Gewalt vergrößert hatte, sodass der dämliche neue Tisch jetzt mitten im Raum stand und der Türrahmen kaputt war, deswegen konnte die Tür nicht geschlossen werden, und die ständige Anwesenheit der Tischler, die den Rahmen reparierten, entnervte die Hokage vollkommen.

„Man hat hier nirgends seine Ruhe,“ nörgelte sie und starrte auf ihren Schreibtisch. Shizune seufzte.

„Du bist doch nur sauer, weil du jetzt nicht unbeobachtet Sake trinken kannst, während du eigentlich arbeiten sollst!“

„Was hast du gesagt?!“ fauchte die Hokage empört und Shizune wich sicherheitshalber ein paar Schritte zurück. Dann kam Sakura und schenkte zunächst mal den Tischlern einen fragenden Blick, verstand aber schnell, warum sie hier waren.
 

„Tsunade-sama,“ sagte sie erstaunt, „Du hast mich rufen lassen?“

„Ja,“ machte Tsunade, „An sich ist nichts Besonderes. Ich wollte dich nur informieren, dass du deine Mission bei Sasuke für ein, zwei Tage alleine ausführen musst, weil ich Naruto auf eine andere Mission geschickt habe. Mir fehlte ein Mann für eine kleine B-Mission, und da das ganze Dorf komplett auf Trab ist, blieb mir nichts anderes übrig als einen von euch beiden zu nehmen...“ Als Sakura sie fragend ansah, addierte sie: „Ich lasse immer noch im ganzen Land nach Itachi suchen, aber weder ein lebender noch ein toter Itachi sind aufgetaucht. Die meisten Shinobi sind damit beschäftigt-... und ich dachte, dich mit Sasuke alleine zu lassen sei ungefährlicher als ihn mit Naruto alleine zu lassen, immerhin streiten die zwei ja ganz gerne mal...“

„Tsunade-sama... es ist okay,“ warf Sakura erstaunt ein, und Tsunade verstummte.

„Hm?“

„Ist... ist doch okay!“ machte das Mädchen lächelnd und wirkte verwirrt, „Du brauchst dich doch nicht zu rechtfertigen-... ich verstehe das schon!“

Tsunade blinzelte, als hätte sie diese Reaktion nicht erwartet. Shizune sah verwundert zwischen Schülerin und Meisterin hin und her und fragte sich genau wie Sakura, was Tsunade für ein Theater machte.
 

„Oh,“ machte jene da wieder und war völlig gefasst, „Das ist gut, vielen Dank. – Apropos Itachi... ihr habt nicht rein zufällig etwas...?“

„Nein,“ seufzte Sakura ergeben, und Tsunade seufzte auch. „Die Sache ist etwas schwer, es... ist ja nicht so, dass er es nicht sagen will, es liegt eher an dieser heftigen Reaktion, die er gezeigt hat, als Naruto es einmal anzusprechen gewagt hat...“

Sie dachte an den Tag. Sasuke war plötzlich völlig fertig gewesen und war dann einfach gegangen... die Gedanken an Itachi schienen ihm nicht gerade zu helfen, psychisch stabiler zu werden...

„Gut, dann gehe ich jetzt zu Sasuke-kun,“ meinte Sakura dann und nickte, „Sagst du mir wieder Bescheid, wenn Naruto zurück ist?“

„Klar,“ meinte Tsunade, „Viel Erfolg.“ Sie wandte sich etwas lauter an die hämmernden Tischler: „Hey!! Könnt ihr nicht etwas leiser hämmern?! Ich kriege Kopfschmerzen davon!“

„Tut uns leid, Hokage-sama, aber das ist vermutlich unmöglich!“ entschuldigte sich der eine Mann und Shizune grunzte.

„Du hast nur wieder zu viel Sake getrunken, Tsunade-sama!“

„WAS HAB ICH?!“ polterte die Fünfte, und Sakura sah zu, dass sie weg kam.
 

Als sie weg war, ließ sich die Hokage wieder in ihren Stuhl fallen und lehnte sich zurück, als hätte sie eine irre anstrengende Sache hinter sich.

„Was habt Ihr eigentlich für ein Bohai gemacht darum, dass Naruto weg ist?“ fragte Shizune jetzt und sah ihre Meisterin an, „Ich meine... habt Ihr erwartet, dass Sakura etwas dagegen hätte?“

„Nein,“ machte Tsunade auch erstaunt, „Hab – ich den Eindruck gemacht?“

„Ja... als wäre es eine schlechte Nachricht für Sakura, zwei Tage ohne Naruto klarkommen zu müssen! – Sie ist ja nicht doof, sie kriegt das schon hin.“

„natürlich kriegt sie das hin!“ empörte sich Tsunade, „He, sie ist meine Schülerin! Tse!“ Shizune seufzte. „Ich hatte nur manchmal das Gefühl, dass Sakura gerne sentimental wird, wenn es um Sasuke geht...“
 

––
 

Und Sakura fragte sich auf dem Weg zu Sasukes Wohnung das gleiche wie Shizune. Dachte Tsunade, sie hätte ein Problem damit? Was sollte sie für ein Problem haben?

Na ja, du liebst ihn und wirst jetzt zwei Tage lang gaaaanz alleine mit ihm sein, falls es dir nicht aufgefallen ist!
 

Sakura blinzelte. Oh. Das war ihr nicht aufgefallen. Sie dachte schon, sie würde rot werden, aber sie schüttelte empört den Kopf.

Hallo?! Es sind nur zwei Tage und außerdem hat Sasuke nichts für mich übrig! – Und übrigens bin ich über ihn hinweg, basta.

Trotzig setzte sie ihren Weg fort und verbot ihrer inneren Stimme, noch ein Wort zu dem Thema zu sagen.

Da Sasuke kaum redete, würden die Tage ohne Naruto ziemlich langweilig werden...
 

Sie erreichte die Wohnung und schloss die Haustür auf. Heute lief der Fernseher nicht, als sie hereinkam, es war ganz still und dämmerig in der Wohnung, weil die Vorhänge zugezogen waren.

Was denn, es ist schon halb neun und der schläft noch?? Das ist ein gutes Zeichen, dass er wieder besser schla –
 

Sie brach ab, als sie die Stube erreichte.
 

Sasuke war nicht da.

Sakura blinzelte ein paar mal, als hätte sie sich verguckt, aber das Bett war und blieb leer. Die Decke lag auf dem Fußboden, aber ansonsten war alles ordentlich. Sakura sah sich verwundert und beunruhigt um. Vielleicht war er auf Toilette...

„Sasuke-kun??!“ rief sie durch die Wohnung. Keine Antwort.

Sie wurde unruhig und lief schnell zurück in den Flur. Die Badezimmertür war zu, also lief sie zunächst an ihr vorbei und sah in die Küche – kein Sasuke. Außerdem hätte sie ihn ja in der Küche sofort beim Reinkommen gesehen...

„Sasuke-kun!! Ist alles okay?!“ schrie Sakura jetzt fast panisch und lief wieder in die Stube, ging um das Bett herum – Sasuke könnte ja dahinter auf dem Boden liegen – aber auch dort war kein Sasuke. Also war ihre letzte Chance das Bad.
 

Sie traute sich erst nicht recht, klopfte dann aber energisch. Keine Antwort. Aber sie konnte doch nicht einfach reingehen...?

Verdammt, du bist Medic-Nin! V-vielleicht ist er ohnmächtig geworden und liegt jetzt halb tot im Bad rum...!!

„Sasuke!!“ schrie sie in der Hoffnung, er läge im Bad und könne sich nur nicht bewegen – das war nicht wirklich eine Hoffnung, aber es wäre besser als wenn er ganz weg wäre, „Bist du da drin?! Ich mach jetzt die Tür auf!“ So hatte er zumindest eine Chance, sich was überzuwerfen, falls er nackt herumliegen sollte – Moment, wenn er sich nicht bewegen konnte, konnte er das aber nicht tun...

Verdammt, egal.

Sie stieß die Tür auf – sie war nicht abgeschlossen gewesen und ging deswegen problemlos auf. Sakura hatte das Schlimmste erwartet – einen reglosen Sasuke am Boden, vielleicht bewusstlos geworden oder im allerschlimmsten Fall sogar... Sie wollte diesen Gedanken nicht zu Ende denken.

Du lebst, Sasuke-kun!! Du lebst, kapiert??!

Um so überraschter, erleichterter und beunruhigter zugleich war sie dann, als sie ins Bad kam – und da war kein Mensch.
 

Erleichtert war sie deshalb, weil er nicht tot am Boden lag, sie hatte schon die grausamsten Bilder im Kopf gehabt. Er war also schonmal nicht tot. – Zumindest nicht hier im Bad. Er konnte genauso gut wo anders tot sein. Nein, das war nicht gut, das war ganz schlecht!

Beunruhigt war sie deshalb, weil sie jetzt immer noch nicht wusste, wo Sasuke war. Er war definitiv nicht in der Wohnung, das stand fest. Aber wo war er dann? Und wieso war er nicht mehr hier?

Ihr kam ein schrecklicher Gedanke.

Wenn er nun wieder weggelaufen ist...?! Oh nein, was, wenn...??! Wenn er sich mit Itachi verbündet hat und mit ihm zusammen einen Angriff auf Konoha plant...?!
 

Sie nahm sich zusammen. Das war ja absoluter Blödsinn, was sie da dachte! Sasuke hasste Itachi.

Okay, reiß dich zusammen!! schalt sie sich wütend und stürzte aus der Wohnung, Sie musste ihn unbedingt finden! Verdammt, wieso war Naruto gerade jetzt weg?! Sie verfluchte ihn, weil er gerade jetzt weg sein musste, wo sie seine Hilfe dringend gebraucht hätte, und sie verfluchte Tsunade dafür, Naruto weggeschickt zu haben, und dafür, dass sie keine Nachtwache bei Sasukes Wohnung postiert hatte. Wie konnte sie als Hokage so nachsichtig sein?! Das hätte sie doch bedenken müssen! Tsunade war eine dämliche, Spielsüchtige Säuferin, pah!
 

Sakura klingelte zuerst bei allen Nachbarwohnungen Sturm und fragte jeden Menschen im ganzen Haus und auch in den Nachbarhäusern, ob er oder sie Sasuke gesehen hätte. Niemand hatte ihn gesehen oder sonst irgendwie bemerkt, dass er weggegangen sei, und es hatte auch niemand etwas Ungewöhnliches bemerkt. Sakura war verzweifelt. Wo sollte sie denn jetzt zuerst suchen? Wie sollte sie ihn finden, sie wusste nicht mal, wann er das Haus verlassen hatte – vielleicht war es Stunden her, wenn er vielleicht Konoha verlassen hatte, war es längst zu spät, um ihn einzuholen...

„Oh verdammte Scheisse!“ schimpfte das Mädchen völlig verzweifelt und rannte hysterisch hin und her. „W-was mache ich denn jetzt?!“

Sie blieb stehen, zwang sich, sich zu beruhigen und holte tief Luft.

„Okay, Sakura!“ zischte sie und fasste nach ihrem Kopf, „Was zuerst tun...? Tsunade rufen. – Aber bis ich die geholt habe, ist Sasuke vielleicht längst noch weiter weg...! Ich müsste fliegen können um ihn vielleicht von oben zu sehen...“

Ihr kam eine andere Idee, und keuchend fuhr sie herum und rannte die Straße hinunter.

„Hinata-chan!!“
 

––
 

Es war so dunkel...
 

Neunhundertfünfundneunzig...
 

Neunhundertsechsundneunzig...
 

Neunhundertsiebenundneunzig...
 

Es regnet...
 

Sasuke öffnete langsam die Augen. Es war irgendwie schmerzhaft, und als seine Augen offen waren, fühlten sie sich irrsinnig gereizt an und so, als hätte er sie stundenlang ohne zu blinzeln offen gehabt.

Das nächste, das er registrierte, waren der Regen und die Kälte um ihn herum. Wo war er, verdammt? Und wie war er hierher gekommen?
 

Er stellte fest, dass er auf dem Bauch auf dem Erdboden lag, wusste der Geier, wo genau er war. Als er sich mit etwas Mühe aufgerichtet hatte und sich vor Kälte kurz schüttelte (er merkte nebenbei, dass er nicht mehr als ein T-shirt und die zu kurze Stoffhose trug, die er zum Schlafen anhatte), begann sein Kopf zu schmerzen. Er versuchte, sich an irgendetwas zu erinnern...
 

Ach ja. Er hatte gezählt...
 

Neunhundertsiebenundneunzig Türen hatte er markiert... und er war gelaufen und gelaufen...

Verdammt... dachte er etwas neben sich und sah sich pikiert um. Dann habe ich mir nicht nur eingebildet, ich würde laufen, sondern habe es... ... tatsächlich getan...?

Das war ziemlich blöd. Das gefiel ihm gar nicht, denn es war eine Sache, die er scheinbar nicht kontrollieren konnte. Und er hasste Dinge, die er nicht kontrollieren konnte.

Um ihn herum waren ein paar Bäume, mehr konnte er im Moment nicht ausmachen. Er sah den Himmel über deren Wipfeln, der trüb vor sich hinschwebte und aus dem es ununterbrochen regnete, zwar nicht stark, aber Regen war Regen.

Sasuke schüttelte sich erneut und aus seinen klitschnassen Haaren flogen ein paar Wassertropfen.

Scheisse, mann... ich muss hier wieder weg...
 

Etwas neben sich stand er auf, taumelte und versuchte, die Orientierung zurückzugewinnen. Wo musste er denn hin? War er noch in Konoha? Er beschloss, erstmal auf gut Glück in irgendeine Richtung zu laufen. Seine Füße waren nackt und fühlten sich jetzt nur noch taub an. War er etwa die ganze Nacht hier draußen im Regen gewesen? Na prima.

Nach einigen Schritten, als er um den größten der Bäume herumgegangen war, sah er Häuser in nicht allzu großer Entfernung. Dann war er wenigstens noch im Dorf, wie schön. Er würde einfach zurück nach Hause gehen und sich wieder ins Bett legen. Außerdem musste er dringend lernen zu kontrollieren, wann er in diesen merkwürdigen Erinnerungsraum kam und wann er wieder hinausging.

Moment, wie spät war es? Waren Sakura und Naruto inzwischen in seiner Wohnung und fragten sich, wo er geblieben war? Er blieb etwas orientierungslos stehen – dann hörte er in einiger Entfernung einen Schrei.
 

„Sasuke-kun!!“

Er drehte sich um – Sakura und Hinata kamen auf ihn zugerannt. Kaum hatten sie ihn erreicht, warf Sakura sich an seinen Hals und umarmte ihn, als hätte sie ihn tot geglaubt.

„Oh Gott, Sasuke-kun!“ keuchte sie erleichtert, „Gott sei Dank, du bist hier... ich hatte Angst, du wärst aus dem Dorf geflohen...!“ Sie hob den Kopf und ihre Stimme wechselte urplötzlich von glücklich zu wütend: „Wo hast du dich bitte rumgetrieben, du absoluter Vollidiot??! Weißt du eigentlich, was ich mir für-...!!“ Sie brach ab und betastete dann etwas verwirrt sein T-shirt und seine Wangen. „Großer Gott, du bist ja ganz kalt... und ganz nass...“

„Che, es regnet ja auch...“ machte Sasuke und hielt ihre Bemerkung für absolut überflüssig. Den Vollidiot überhörte er einfach mal angesichts seines Umstandes.

„Schnell, wir bringen dich besser zurück nach Hause!“ sagte Hinata, die bis dahin geschwiegen hatte. Sasuke fragte sich einen Moment lang, wieso sie hier war, dann kam ihm die Idee, dass Sakura Hinatas Byakugan bei der Suche nach ihm sicher gut hatte gebrauchen können. Aber wo war Naruto?
 

––
 

Zurück in der Wohnung war das erste, was Sakura tat, Sasuke ins Badezimmer schubsen und die Tür zuknallen.

„Dusch dich erstmal, damit du wärmer wirst!“ befahl sie, „Bloß weg mit den nassen Sachen, du holst dir doch den Tod!!“ Sasuke wagte gar nicht, ihr zu widersprechen. Da addierte sie: „Und wenn du fertig bist, erklärst du mir gefälligst, was diese bescheuerte Aktion sollte, Sir Uchiha!!“

„Komm mal auf’n Teppich,“ stöhnte Sasuke im Badezimmer, zog sich aus und sah auf die Dusche –
 

„Na toll!!“
 

Die dämliche Duschwand war immer noch kaputt – wie sollte er denn so duschen?! Er versuchte es, indem er sich so weit wie möglich in die Ecke drückte und darauf achtete, den Duschkopf nie nach außen zu halten – aber nachher war dennoch der ganze Fußboden voller Wasser und die Badematte schwamm oben drauf.

„So ein Scheissdreck, verdammter...!“ zischte Sasuke ungehalten, trocknete sich ab und band sich in Ermangelung seiner Kleider ein Handtuch um, „SAKURA!! Wann kriege ich eigentlich meine Duschwand zurück?!“
 

„Entschuldige, ich musste dich erstmal suchen und hatte bisher keine Zeit, darüber nachzudenken!“ empörte sich Sakura draußen und schüttelte den Kopf über seine dumme Frage. Ja, ja, sie hatte das Ding zerstört und musste es bezahlen, das sah sie vollkommen ein, aber jetzt gab es ja wohl Wichtigeres zu erledigen als das! „Hast du noch Klamotten da oder waren das deine einzigen?!“

„Jetzt hör mal auf, mich zu nerven, Sakura!“ murrte er und kam aus dem Bad, und beim Anblick von Sasuke bloß im Handtuch fuhr Sakura errötend zurück und hustete kurz.

Oh Gott – oh mein Gott, ich sehe Sasuke-kun oben ohne!
 

Sie schüttelte heftig den Kopf. Verdammt, wieso konnte sie nur ständig an sowas denken? Und wieso klopfte ihr Herz so, wenn sie ihn so sah...?

„S-Sakura-chan?“ kam Hinatas leise Stimme aus der Küche, und während Sasuke entnervt in die Stube ging, sich die letzten verbliebenen (und zu kleinen) Kleider schnappte und zurück ins Bad stampfte, um sich anzuziehen, ging Sakura in die Küche.

„Ich muss gleich wieder los, ich habe noch eine Mission, weißt du...?“ sagte Hinata entschuldigend, „Kann ich euch alleine lassen oder brauchst du noch Hilfe?“

„Danke, ich glaube, ich komme jetzt klar,“ lächelte die Rosahaarige und umarmte Hinata, „Du bist so ein Schatz... danke, dass du mir geholfen hast! Ohne dich hätte ich ihn sicher nicht so schnell gefunden...“ Hinata lächelte auch.

„Ist doch kein Problem...“ Sie sah Sakura an und runzelte die Stirn, „Wieso bist du eigentlich so rot im Gesicht?“
 

Sakura hustete.

„Was?! Ich bin nicht rot!“ empörte sich das Mädchen – mann, jetzt hatte sie Sasuke einmal oben ohne gesehen und war immer noch rot?! Sie hätte sich vierteilen können für die Offensichtlichkeit ihrer Gefühle. Wie oft hatte sie versucht, sich in diesem Punkt zu ändern...?

„Okay...“ machte Hinata verwundert, „Ich – äh – gehe dann mal, okay?“

„Okay, viel Glück auf der Mission!“

„Danke, dir auch.“ Weg war Hinata – und die arme Sakura war dem mürrischen Sasuke allein ausgesetzt.

Wieso fühle ich mich wie eine in die Ecke getriebene Katze, verdammt?
 

––
 

Dann saß sie mit Sasuke zusammen in der Stube, er auf dem Bett und sie auf einem Stuhl, den sie aus der Küche geholt hatte. Draußen regnete es jetzt doller.

„Die Klamotten sind zu klein,“ bemerkte sie, „Das T-shirt ist viel zu kurz, du siehst aus wie Sai!“

„Ja, danke,“ zischte Sasuke missgelaunt. Er musste unbedingt neue Sachen kaufen gehen...

Schweigen. Dann legte Sakura los.

„Was hast du bitteschön da draußen gemacht, und das barfuß und im Schlafanzug?!“ polterte sie los. Sasuke murrte und zog an seinem Shirt in der Hoffnung, es etwas dehnen zu können.

„Hnn.“

„Nein, nicht Hn!!“ schrie das Mädchen wütend und stand auf, „Ich will eine Erklärung dafür haben, kapiert?! Was hattest du vor?!“

„Gar nichts...“ seufzte Sasuke und zog weiter an seinem Hemd. Er kam sich vor wie ein Kind, das von seiner Mutter ausgeschimpft wurde, weil es zu viel getobt oder dreckige Finger hatte. Er sah keinen Grund, sich vor Sakura rechtfertigen zu müssen.

„Ach so, dann machst du das öfter, nachts im Regen rumrennen und dich erkälten?!“

„Nein!“

„Und wieso zum Teufel warst du dann da draußen??!“

„WAS GEHT DICH DAS AN?!“ bellte er zurück und stand jetzt auch erzürnt auf, so standen sie sich gegenüber und starrten sich an, als wollten sie mit bloßen Augen Speerspitzen auf den anderen schleudern. „Ich wollte nicht aus Konoha weglaufen, falls du das hören willst! Und jetzt lass mich verdammt nochmal in Ruhe!“

Klatsch.
 

Sasuke stolperte fassungslos einen Schritt zurück und fasste nach seiner Wange, während sie noch immer völlig aufgebracht mit ausgestrecktem Arm dastand. Jetzt verschlug es ihm tatsächlich die Sprache.

Sie hatte ihn geschlagen – Sakura Haruno hatte ihn geschlagen!

Das hatte noch niemand gewagt (außer Naruto, aber Naruto war auch ein fall für sich)... Was zum Geier brachte ihr das Recht, ihn anzufassen – ihn zu ohrfeigen?

Sie schien dieselben Gedanken zu haben:

„Nein!! Du musst mich nicht so anstarren!! Die Frage ist, was gibt dir das Recht, hier rumzumeckern?! Hast du schon wieder vergessen, was Naruto gestern gesagt hat? – Du tust so, als wäre es völlig nebensächlich, Konoha mal so zu verlassen... ist dir... das Dorf wirklich so unwichtig?! Sind wir dir wirklich so egal, dass du uns nur als Nervensägen betrachtest? Immer noch... nach all den Jahren, die wir uns kennen?“ Ihre Stimme wurde immer trauriger.

Sasuke zischte verärgert und ließ die Hand jetzt sinken, obwohl seine Wange heftig schmerzte – mann, diese Frau hatte einen Schlag, der sich gewaschen hatte.

„Du bist so oberflächlich!“ murrte er und funkelte Sakura giftig an, „Du kennst mich nicht, Sakura! Du hast keine Ahnung, wer ich bin! Also hör auf, dir einzubilden, du wüsstest irgendetwas über mich, kapiert?!“ Er zischte erneut. „Und falls es dich interessiert, empfinde ich es absolut nicht als nebensächlich, was ich getan habe! Klar soweit?! Ihr habt keine Ahnung von den Gründen! Ihr wisst und versteht nicht, wieso ich gegangen bin und denkt immer nur an euch, wie schlecht es euch doch ging, als ich weg war, und so weiter!“

Er ging in Richtung Flur und sah sie noch einmal ärgerlich an:

„Wenn ihr mich doch für ein so großes Arschloch haltet, wieso wolltet ihr dann, dass ich zurückkomme?!“

Er drehte ihr den Rücken zu und ging zur Wohnungstür – er würde hinausgehen und sich neue Sachen kaufen und dabei die Sakurafreie Zeit genießen. Kurz bevor er gehen konnte, schloss sich plötzlich ihre warme Hand um seinen Unterarm, und sie hielt ihn sanft fest.

„Bitte bleib, Sasuke-kun...“ sagte sie zu ihm und war plötzlich gar nicht mehr wütend. Er drehte sich zu ihr um.

„Was willst du eigentlich von mir, Sakura?“

„Sprich mit mir,“ verlangte sie und klang jetzt traurig, als sie zu ihm hochsah. Sie hielt ihn fest... und er wehrte sich nicht dagegen... warum konnten sie nicht öfter so voreinander stehen, ganz dicht und einfach nur friedlich? „Wenn du sagst, ich würde dich nicht kennen – dann sprich mit mir! Erzähl mir von dir... damit ich dich danach besser kenne...“
 

Er sah sie aus schmalen Augenschlitzen argwöhnisch an.

„Mein Leben ist uninteressant. Das willst du nicht hören.“

„Doch, will ich!“ widersprach sie energisch, „Ich mag dich doch, Sasuke-kun! Du bist doch... ein Freund! Und Freunde müssen sich doch besser kennenlernen...“

Er runzelte die Stirn bei ihren Worten.

Ein Freund?

„Wann habe ich gesagt, ich wäre mit dir befreundet?“

„Für mich bist du ein Freund,“ erläuterte sie lauernd, „Dass dir alle Menschen egal sind, habe ich auch bemerkt.“

„Tse,“ machte er mürrisch. „Ich sehe keinen Sinn darin, dir was über mich zu erzählen. Du solltest das Wichtigste wissen, oder etwa nicht?“ Als sie nichts sagte, fuhr er etwas lauter fort: „Dass mein Bruder meine Familie ermordet hat und dass ich deswegen auf Rache geschworen habe! – Etwas anderes gibt es nicht zu erzählen, Sakura. Das... ist mein ganzes Leben!“
 

Und das war es wirklich.
 

Er erschauderte bei dem Gedanken, riss sich mit sanfter Gewalt von ihr los und kehrte zurück in die Stube, wo er sich auf die Fensterbank setzte und hinausstarrte.

Sakura stand eine Weile regungslos im Flur, bevor sie auch in die Stube kam und sich auf den Rand seines Bettes setzte, zur Fensterbank sehend.

„Das glaube ich nicht...“ sagte sie, „Was ist mit der Zeit vor dem Tod deiner Eltern? Du bist doch nicht als Rächer geboren worden... du musst doch auch mal glücklich gewesen sein!“
 

Er sah sie erst nicht an. Glücklich?

„Ich sagte doch, du verstehst mich nicht,“ sagte er dann, „Jemand wie du kann das nicht verstehen, weil du das nicht kennst! Du hast deine Eltern immer noch und du hast verdammt nochmal keine Ahnung von Leid!!“ Jetzt war er wieder zornig. Er dachte an seinen Vater.

„Sei immer so wie dein Bruder und werde eines Tages genau so wie er!“

Itachi, Itachi, Itachi. Immer war es um ihn gegangen... und egal, wie sehr er sich bemüht hatte, er hatte Itachi nie eingeholt...
 

Bis zum Tag dessen Todes. Und jetzt hatte er niemanden mehr, dem er nacheifern konnte, und niemanden, der stolz auf ihn war, weil er Itachi eingeholt hatte. Das ganze hatte ihm doch gar nichts gebracht...

Er fuhr sich ein paar mal mit den Händen über das Gesicht und erzitterte, als er an seinen Bruder dachte. Er hatte ihn getötet. Er hatte seinen Bruder getötet...
 

Und das Blut war immer noch da und würde immer da sein...
 

Er spürte Sakuras Hand auf seinem Oberarm und hielt inne. Sie stand plötzlich neben ihm und sah ihn groß aus ihren grünen Augen an. Er blickte zurück und sah in ihre riesig großen, hübschen Augen – und für einen winzigen Moment wollte er sogar, dass sie ihn verstand, er wollte ihr alles erzählen und seine Empfindungen beschreiben, er verspürte plötzlich ein beinahe ungebändigtes Verlangen, sie zu umarmen und an sich zu drücken, ihre Wärme in sich aufzunehmen und sie nie wieder loszulassen...

Er hätte sie gerne geküsst...
 

Dann fing er sich wieder und wich einige Centimeter zurück, den Blick abwendend.

Was denkst du da, Sasuke? Küssen? Hallo?

„Ist schon okay,“ machte Sakura leise und lächelte dann, „Ich meine... wenn du wirklich nichts erzählen willst, musst du natürlich nicht-... ich...“ Sie sah zu Boden. Ja, was wollte sie denn sagen? Warum sollte er ihr etwas von sich erzählen wollen? Das war doch blöd. „Aber vielleicht tut es dir gut, wenn du jemanden hast, mit dem du über deine Probleme sprichst,“ wagte sie, anzusetzen und blickte ihn kurz voller Furcht an, er könnte sie wieder anbrüllen, weil sie es wagte, zu sagen, er hätte Probleme. „Also – ich möchte an sich nur, dass du weißt, wenn du mal mit jemandem sprechen möchtest, bin ich gerne für dich da, Sasuke-kun... okay?“ Sie ließ seinen Arm los, nachdem sie einmal sanft daran heruntergestreichelt hatte, und trat zurück, um ihm mehr Abstand zu geben. Er sah sie wieder an, aber nur kurz, und sie hatte für einen Moment den Eindruck, er wäre verwirrt.

Was hat er plötzlich? Er war zwar eben schon durch den Wind – aber jetzt ist es wieder anders als eben...
 

Sasuke hatte große Lust, etwas wie „Ich brauche deine Hilfe nicht, verdammt!“ oder „Ich brauche keinen Psychiater, Sakura!“ zu sagen – aber er ließ es. Er wusste nicht, wieso, aber irgendetwas in ihm wehrte sich dagegen, das zu sagen.

Er wusste genau, dass sie recht hatte. Er wusste genau, dass er die Hände nehmen sollte, die sie alle ihm immer wieder entgegenstreckten... immer noch. Obwohl er Konoha verraten hatte...
 

Aber seine eigenen Hände waren doch voller Blut und zu glitschig...
 

„Hn,“ war das einzige, das er sagte, bevor er wieder aus dem Fenster in den Regen sah. Sakuras Anblick direkt neben ihm machte ihn aus irgendeinem Grund nervös.

Er sollte aufhören, zu denken...
 

„Aber was die Aktion heute sollte, verrätst du mir bitte trotzdem!“ schnappte sie da und gewann plötzlich ihre energische Ader zurück, „Wenn du Gefahr läufst, zu fliehen, müssen wir andere Maßnahmen ergreifen – und wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, wird alles nur schlimmer!“

Sasuke schenkte ihr einen kurzen, aber spöttischen Blick. Diese Frau litt unter Stimmungsschwankungen, das war mal klar. Verdammt, wieso fühlte er sich seit eben gerade so dreckig, wenn er sie jetzt ansah?! Als wäre es eine Schande, kurz darüber nachgedacht zu haben, ihr sein Herz auszuschütten...

„Ich hab dir schon alles gesagt,“ sagte er schnippisch.

Sie war nicht überzeugt.

„Wo wolltest du hin?!“

„Nirgendwohin.“

„Sasuke-kun, bitte...“

„Ich sagte,“ fuhr er laut und deutlich auf und sah sie jetzt bohrend an, er ignorierte das blöde Gefühl einfach mal. „Ich wollte nirgendwohin! – Ich bin da aufgewacht, ich hab verdammt nochmal keine Ahnung, wie ich da hingekommen bin, und wieso ich da war, okay??!“
 

Sie sah ihn an und war gerade dabei, eine giftige Antwort herauszubrüllen, aber dann hielt sie doch inne, nicht sicher, ob das, was er sagte, wahr war oder nicht. Es gab keine Beweise für das, was er sagte – aber auch keine dagegen. Und dass er überhaupt etwas sagte, ließ sie ihm eher glauben, als es nicht zu tun... Uchiha Sasuke würde sowas doch nicht erfinden? So einer war er nicht... er sagte sonst eher Geht dich nichts an, was er vorhin ja auch getan hatte...

„Du – bist da auf dem Boden aufgewacht?“ fragte sie etwas durcheinander nach. Er sagte nichts und sah angesäuert wieder aus dem Fenster. Toll, jetzt hatte er schon damit angefangen, jetzt musste er das wohl durchziehen.

„Denkst du, ich lüge?“

„Nein,“ meinte sie langsam und beobachtete ihn, aber er zeigte keine Regung. Verdammt, log er jetzt oder nicht? „Und du bist hier eingeschlafen?“

„Ja.“

„Dann bist du also schlafgewandelt?“

„Tse.“

„Sasuke-kun!“ zischte sie, „Kriege ich auch vernünftige Antworten, die länger sind als Tse?!“

„Hn.“

„Und als Hn?!“

„Tse...“
 

Sie holte tief Luft, um sich nicht aufzuregen. Dieser Kerl! Es machte ihm wohl Spaß, sie so zu ärgern...

Gaaanz ruhig, Sakura...!!

„Okay, du bist also schlafgewandelt,“ sagte sie zu ihm, „Ähm... machst du das öfter?“

„Nein,“ stöhnte er, langsam ging ihm die Fragerei auf die Nerven, „Ist das Kreuzverhör jetzt zu Ende?! Du gehst mir auf die Eier, Sakura!!“

Sie schnaubte entrüstet.

„Ich trete dir gleich in die Eier, wenn du weiter so unverschämt bist!“ fauchte sie und ähnelte in diesem Moment mehr denn je Tsunade, was Sasuke beunruhigte und ihn augenblicklich klein beigeben ließ. Sakura schien ihren kleinen Sieg nicht bemerkt zu haben. Sie stampfte zum Flur. „Kann ich dich für einen Moment alleine lassen oder rennst du dann wieder weg?“

„Du würdest mir einen Gefallen tun,“ brummte er und sah sie lauernd von seiner Fensterbank an, bevor sie die Stube verließ.

„Schön, zu wissen, dass du mich gern hast, Sasuke-kun!“ schnappte sie noch beleidigt, dann knallte sie die Wohnungstür zu.

Sasuke fluchte.

„Wenn du mir die Tür auch noch zerdepperst, kannst du was erleben!“
 

––
 

Sakura beeilte sich, in Tsunades Büro zu kommen, wo immer noch die Tischler am Werk waren. Was brauchten die so lange dafür, einen Türrahmen neu einzubauen?

„Schlafwandeln?!“ fragte Tsunade und klang alarmiert, nachdem Sakura ihr von dem Vorfall erzählt hatte und von dem, was Sasuke gesagt hatte. Etwas anderes als ihm zu glauben blieb ihr momentan nicht übrig...

„Hmm,“ machte die Fünfte, „Das habe ich nicht bedacht... ich habe zwar sämtliche Tore Konohas rund um die Uhr bewachen lassen, falls er also ausbrechen wollte, käme er nicht weit, aber ihn täglich zu suchen wird ja auf die Dauer lästig!“

Sakura fand, sie klang wie Shikamaru. Sie sagte aber lieber nichts. Tsunade trommelte mit den Fingern auf dem neuen Tisch herum, während sie über eine Lösung nachgrübelte.

„Schlafwandeln tut kaum jemand jede Nacht,“ räumte Sakura ein, „Und außerdem ist es bei ihm auch das erste mal, wie es scheint... vielleicht war es, weil er psychisch so labil ist momentan-... ...“

„Durchaus möglich,“ sagte Tsunade zustimmend, „Aber bei Sasuke gehe ich lieber auf Nummer sicher... er war Orochimarus Schüler, auf ihn müssen wir besser aufpassen als auf jeden anderen Nuke-Nin, den es gibt! Ausgenommen Itachi Uchiha, der immer noch verschollen ist.“ Letzterem fügte sie einen anklagenden Unterton bei und sah dabei wütend auf eine Schriftrolle auf dem Tisch, als könne sie etwas dafür.

„Und was... heißt das jetzt?“ fragte Sakura unschlüssig. Tsunade regte sich wieder ab und seufzte.

„Nun, dann wirst du wohl auch nachts da sein müssen, bis sich sein Zustand stabilisiert hat.“
 

Bumm.
 

Sakura glaubte, sich verhört zu haben. Was sagte Tsunade da?

„Äh... ... w-wie bitte?“ keuchte sie und spürte, dass ihr Herz zu klopfen begann, aus welchen Gründen auch immer.

„Ich denke, da nachts normalerweise geschlafen wird, gibt es da kaum zu tun, aber ich hätte doch ganz gerne jemanden, der auf Sasuke-kun aufpasst. Und da es so wenig zu tun gibt, wirst du Naruto dafür auch nicht brauchen – ihn nachts mit Sasuke alleine zu lassen halte ich für ein Himmelfahrtskommando – und zwar für alle beide – deswegen kommt es auch nicht in Frage, dass ihr euch abwechselt-... vielleicht finde ich noch jemanden, der dir da aushelfen kann, vielleicht einen aus der Anbu oder so, meine ich. – Würdest du das für mich tun, Sakura?“

Sakura starrte Tsunade immer noch an.

„I-ich...!“ keuchte sie fassungslos, „Ich soll jetzt vierundzwanzig Stunden am Tag bei Sasuke-kun sein?!“

„Es scheint ja so, als würde von morgens bis abends nicht reichen,“ gab die Fünfte erstaunt zu hören. „Nur, bis er sich etwas beruhigt hat.“ Sie kratzte sich am Kopf. „Da das eine sehr zeitaufwendige Mission ist, bekommst du natürlich auch mehr Geld, das ist klar...“

Sakura fragte sich, woher Tsunade Geld nehmen wollte, wenn sie selbst ihren Tisch von Jiraiya hatte bezahlen lassen. Aber das war jetzt nebensächlich. Sie sollte die ganze Zeit bei Sasuke bleiben! Das war fast, als würde sie bei ihm einziehen – Sasuke würde das gar nicht gefallen.

Checker!! grölte ihre innere Stimme jauchzend, Du wirst sehr viele Nächte mit ihm alleine sein... gaaanz alleine...! Freu dich gefälligst!!

Sakura war sich nicht sicher, ob sie sich freuen sollte... das würde alles andere als spaßig werden...
 

Resigniert senkte die den Kopf und nickte langsam.

„Hai, Hokage-sama.“
 

––
 

Neunhundertneunundneunzig...
 

Der kleine Sasuke blieb vor der nächsten Tür stehen und setzte zum Zeichen für die Tausend an, als er unmerklich zusammenzuckte bei dem Gedanken an etwas, das mit demselben Zeichen geschrieben wurde...
 

Chidori... die Attacke der Tausend Vögel...
 

Sein Herz pochte und er ließ die Hand langsam sinken. Und dann sah er das Blut wieder an seinen Händen... das Blut seines Bruders, mit dem er die ganze Zeit Zahlen an Türen schrieb, das nicht abging und immer da sein würde...

Und er wusste irgendwie, was für eine Erinnerung hinter dieser Tür sein würde...
 

„Du bist erbärmlich, Sasuke... ich habe geglaubt, du hättest das Zeug dazu, stärker zu werden. Deswegen habe ich dich ja leben lassen... nur, damit du mich so sehr hasst, dass du mich eines Tages...!“
 

Die Worte wurden undeutlich und dumpf in seinem Kopf, und er taumelte, als es zu schmerzen begann. Die Schlange rührte sich nicht.
 

„Dass du mich eines Tages tötest, Sasuke...“
 

„Nii-san!!“ schrie Sasuke und riss sich aus dem Gedankenraum, in den er jetzt bewusst zurückgekehrt war, um die Kontrolle darüber zu üben. Nur das Hinauskommen klappte noch nicht ganz bewusst...

Er spürte sein Herz immer noch pochen wie eben in dem Korridor, während er auf dem Rücken auf seinem Bett lag und an die Decke starrte. Mit seinem heftigen Atmen hob und senkte sich seine Brust immerzu, und zitternd hob er seine Hände, um sie anzusehen.
 

Und da war das Blut, wie in dem Korridor...
 

„Dass du mich eines Tages...“
 

Er hörte ein dumpfes Plumps neben seinem Bett und dann eine vertraute Stimme:

„Sasuke-kun?“
 

Sasuke schrak aus seinen Gedanken hoch und fuhr erschrocken auf – Sakura stand neben seinem Bett, zu ihren Füßen lag eine mittelgroße Sporttasche am Boden. Hatte sie ihn etwa die ganze Zeit beobachtet?

„Wie lange bist du schon hier?“ fragte er und klang zu seiner Verärgerung nervöser als geplant. Sakura entging das nicht, und sie seufzte leise.

„Na ja, einige Sekunden, du hast auf deine Hände gestarrt...“ antwortete sie leise und erinnerte sich an den Tag im Krankenhaus. Er hatte schonmal so auf seine Handflächen gestarrt... sie wüsste zu gerne, was er sah, was sie dort nicht sah...
 

Sasuke setzte sich im Bett auf und versuchte, die dumme Situation einfach zu ignorieren.

„Was ist das für eine Tasche?“ wollte er argwöhnisch wissen und ahnte Schlimmes.

Scheinbar nicht schlimm genug, dachte er, als er ihre Antwort hörte:

„Na ja, ich muss ab jetzt auch über Nacht bei dir bleiben-... Anordnung von Tsunade-sama.“
 

Sakura wusste jetzt zumindest, wie in etwa sie ausgesehen haben musste, als Tsunade ihr eben das gesagt hatte – denn genau so guckte Sasuke jetzt aus der Wäsche, seine Augen waren zwei riesige Fragezeichen.

„Du... du musst was?!“ verlieh er seinen Blicken da Ausdruck, und Sakura lachte nervös.

„Was soll ich machen, wenn sie das verlangt?!“ machte sie dann, „Ich darf nicht einfach nein sagen!“

Sasuke stand jetzt auf.

„Und für wie lange sollst du bitte Tag und Nacht um mich heumschwirren?!“ fragte er, noch immer etwas fassungslos. Tag und Nacht! Vierundzwanzig Stunden pro Tag! Er wurde schon verrückt, wenn er sich das nur vorstellte! Nie mehr Ruhe, nie mehr nachdenken, keine Privatsphäre mehr! Wie sollte er so die Kontrolle über seinen Gedankenraum bekommen?

„Tsunade sagte, so lange, bis du... ...“ Sie brach ab. Das konnte sie doch so nicht zu ihm sagen... Sie räusperte sich. „Bis es dir wieder besser geht.“

„Mir geht es fabelhaft,“ versetzte er ärgerlich. „Mir würde es fabelhafter gehen, wenn ich nicht rund um die Uhr Gesellschaft hätte!“

„Das nennt sich in deinem Fall Überwachung,“ sagte Sakura knallhart und fixierte sein verzerrtes Gesicht mit ihren grünen Augen. Das schien ihn zum Schweigen zu bringen, zumindest sagte er darauf nichts mehr.
 

Sakura bückte sich und wühlte in ihrer Sporttasche.

„Oh, ich habe dir eine neue Duschwand bestellt, in drei Tagen will jemand kommen und sie anbringen.“ Das war eine gute Nachricht, dachte sie, und ihr Plan war, Sasuke damit etwas zu besänftigen. Nachdem sie zu Hause gewesen war und ihre Sachen gepackt hatte, war sie losgezogen, um eine neue Duschwand zu bestellen. „Und, Sasuke-kun... willst du dir nicht mal neue Klamotten kaufen, wenn du Zeit hast...?“

„Das entscheide ich gerne selbst, danke,“ entgegnete er missgelaunt, die Nachricht mit der Duschwand war aber motivierend. Auf die Idee, sich Klamotten zu kaufen, war er auch selbst gekommen, verdammt. Aber wenn er jetzt ging, würde Sakura sich einbilden, er ginge wegen ihres klugen Ratschlages, es war also intelligenter, noch mindestens eine Stunde zu warten.

Dabei regnete es draußen... aber er kam sich bescheuert vor, vor dem Mädchen die ganze Zeit in den zu kleinen Pennerklamotten herumzulaufen...

Sasuke war insgeheim froh darüber, dass sie nicht weiter nach seinen Händen gefragt hatte... hoffentlich vergaß sie diese Geschichte einfach und fragte niemals wieder nach.
 

Wenn er das glaubte, kannte er Haruno Sakura aber schlecht...
 

––
 

--
 

Arme Sakura, da hat sie ja was vor sich XD Und Naruto wird sich wundern wenn er zurückkommt XDD und aaw! <3 Sasuke-kun hat tatsächlich einen Hauch von Gefühlswandel gezeigt! XD naja, zumindest theoretsich XDD

Die erste Luftmatratze

Sakura fragte sich grübelnd, ob sie Sasuke nicht etwas zu sehr vertraute, wenn sie ihn alleine losziehen und Klamotten kaufen ließ... andererseits konnte sie ihn dabei wirklich nicht überwachen – hey, sie ließ ihn doch auch beim Duschen alleine, er würde wohl nichts Blödes anstellen, wenn er Klamotten kaufte. Außerdem ließ Tsunade alle Tore bewachen, fliehen könnte er also ohnehin nicht.
 

So dachte sie vor sich hin, während sie in Sasukes winziger Küche stand und versuchte, Reis zu kochen. Nicht, dass sie es nicht gekonnt hätte, aber irgendwie funktionierte Sasukes Herd anders als der bei ihr zu Hause...

Vermutlich würde Sasuke sie erstmal zur Schnecke machen, wenn er zurückkam, weil sie es wagte, seine Küche zu benutzen... verdammt, er konnte sie mal! Er sollte gefälligst aufhören, sich ständig wie King Loui aufzuführen!

„Hach...“ seufzte sie resigniert und sah aus dem Fenster, „Ich sollte aufhören, mich zu ärgern... so wird diese Mission auch nicht leichter...“
 

Ja. In der Tat. Tag und Nacht mit Sasuke zusammen sein...

Sie dachte daran, dass sie sich vor einigen Jahren tierisch darüber gefreut hätte, diese Mission ausführen zu können. Was hätte sie getan, um mit Sasuke zusammen zu sein? Und das auch noch alleine mit ihm?

Und jetzt, wo sich der Traum ihrer Pubertät erfüllt hatte, fühlte sie sich, als würde sie bestraft werden... Sasuke war nunmal leider nicht der Traumprinz, für den sie ihn einmal gehalten hatte.

Nein, Sasuke hatte Probleme und brauchte Hilfe, auch, wenn er es nicht einsehen wollte.
 

Sie dachte erneut an das Bild von Sasuke, der auf dem Bett lag und auf seine Hände starrte.

Wieso starrt er immer so auf seine Handflächen? fragte sie sich erneut und vergaß völlig ihren Reis. Ich wüsste zu gerne, was er darin so spannendes sieht... es muss etwas sein, das ihn beunruhigt, so, wie er starrt...

Das Mädchen seufzte leise und fühlte sich plötzlich traurig, weil sie Sasuke einfach nicht helfen konnte – weil er sich nicht helfen ließ.

Was hast du bloß erlebt, dass es dir so schlecht geht, Sasuke-kun...?
 

In dem Moment ging die Wohnungstür auf und Sasuke kam zurück. Sakura unterbrach ihre Gedanken und sah auf.

„Sasuke-kun!“ rief sie erfreut, „Da bist du ja wieder! – Und, hast du etwas gefunden?“

„Ist ja nicht so, dass ich zu fett wäre, um passende Klamotten zu finden,“ gab er schnippisch zu hören und ging an ihr vorbei in die Stube. Sakura verdrehte die Augen. Verdammt, wollte er eigentlich immer alles falsch verstehen?!

Sie folgte ihm.

„Dann zeig doch mal her, was du dir gekauft hast,“ verlangte sie neugierig, und als sie ihn ansah, stellte sie fest, dass er seine neuen Sachen anscheinend gleich angelassen hatte, zumindest waren die zu kleinen, alten Sachen verschwunden und Sasuke hatte sie durch eine völlig schlichte schwarze Hose und einen genauso schlichten schwarzen Pullover ersetzt. Passend mit seinen schwarzen Haaren sah er aus wie frisch von einer Beerdigung.

„Du willst wohl auf eine Trauerfeier gehen, huh?“ machte Sakura skeptisch, nickte dann aber. „Steht dir, du siehst gut aus...“

Sasuke grunzte nur. Trauerfeier, ja, manchmal glaubte er, genau da gehörte er hin. Inzwischen konnte er zumindest seine komplette Familie betrauern, einschließlich seines Bruders.
 

Er wollte nicht an Itachi denken, das machte ihn nervös und ließ ihn frösteln. Deswegen versuchte er schnell, an etwas anderes zu denken, er schnappte die Tüte, in der die restlichen neuen Klamotten waren – nur ein paar wenige, zumindest hatte er jetzt einmal Wechselkleidung und ein paar Boxer Shorts. Wenn er von denen die alten angezogen hätte, wäre seine Familienplanung vermutlich im Eimer, und allein die Vorstellung war schmerzhaft, sodass er sich schüttelte.

Mit der Tüte ging er zum Kleiderschrank, ohne auf Sakura zu achten, und förderte aus der Tüte zwei T-shirts, eine weitere Hose und die Boxer Shorts zu Tage, stopfte alles in den Schrank und riss dann alle alten Kleider heraus, warf sie auf den Boden und schloss den Schrank wieder.
 

Sakura hatte da gestanden und sein Treiben beobachtet, aber als er anfing, seine alten Sachen vom Boden aufzusammeln, ging sie herüber und half ihm dabei.

„Hast du jetzt noch Geld? Ich kann dir sonst etwas leihen, wenn du möchtest. Oder du musst mit Tsunade reden, ob sie dir Geld geben will – ich meine, eigentlich bist du ein Verräter und hast keins verdient, aber...“

„Danke,“ unterbrach er sie sarkastisch, „Dass du mich stündlich wieder darauf hinweist, was für ein böser Kerl ich doch bin!“ Sie starrte ihn an. Das war das erste mal, dass er sich darüber ärgerte, dass sie ihn tadelte. „Ich hab's kapiert, okay?! Kann dir doch schnurz sein, woher ich Geld kriege!“

„Sei nicht so undankbar,“ blaffte sie ihn zickig an und stampfte mit den alten Klamotten unter dem Arm in den Flur zurück. „Und reiß dich gefälligst zusammen, solange ich hier bin! Meinst du, wir können ohne Streit klarkommen?!“

„Tse,“ grunzte Sasuke missgelaunt, ging ungerührt an ihr vorbei aus der Wohnungstür, um die Kleider in den Müll zu werfen, und schenkte ihr dabei einen eiskalten Blick.

Aber Sakura schockten seine Blicke schon nicht mehr...
 

Als sie beim Müllcontainer gewesen waren und wieder hinaufkamen, roch es merkwürdig in der Wohnung.

„So angebrannt,“ sagte Sasuke grübelnd, und Sakura erbleichte.

„M-mein Reis!!“ schrie sie und stürzte in die Küche, und Sasuke hustete.

„Wie bitte?!“
 

Schon wieder etwas, das sie ruiniert hatte, nämlich seinen einzigen Topf, in dem jetzt angebrannter Reis klebte. Sakura schrubbte mit allen möglichen Putzmitteln des Hauses und vier verschiedenen Lappen und Schwämmen und Bürsten, aber ganz ab bekam sie die Reste nicht... verdammt, seit wann war sie so trottelig? Es war doch sonst Naruto, der so tolpatschig war!

„Tut mir leid, ich-... ich kaufe dir morgen einen neuen...“ sagte sie deprimiert, als Sasuke sie wütend ansah.

„Und worin soll ich mir jetzt Essen kochen, du Witzfigur?!“

„Hast du kein Wok oder so?“ fragte sie, „Sonst gehe ich und hole eins von uns... i-ich kann auch Abendessen machen, wenn du willst!“

Sasuke zerschmetterte ihre Hoffnungen auf Versöhnung.

„Vergiss es, nachher machst du als nächstes den ganzen Herd kaputt!“ Sie drehte ihm den Rücken zu, während er an den Kühlschrank ging und hineinstarrte, ob er irgendetwas Essbares darin fände. Sakura schwieg. „Was ist bloß mit dir passiert?!“ fragte er dann weiter, ohne sie anzusehen, „Du warst doch so klug? Wie ist aus dir so eine Trottellumme geworden?! – Oder warst du einfach zu viel mit Naruto zusammen?“
 

Wortlos verließ sie die Küche und Sasuke hörte, wie sie ins Bad ging und abschloss.

„Scheisse,“ murmelte er mürrisch, „Ohne Topf gibt’s weder Reis noch Nudeln...“ Da blieb ihm wohl nichts anderes übrig als ein Fertiggericht zu holen. Er ging also in Richtung Stube, um den allerletzten Rest seines Geldes zu suchen – als er am Badezimmer vorbeikam, hörte er ein leises Schniefen.

Er blieb stehen und lauschte. Schniefen?

Sie... weint doch nicht etwa?

Er beugte sich unauffällig zur Tür, um genauer hinzuhören – tatsächlich, da war es wieder. Irritiert richtete Sasuke sich wieder auf. Er hatte sie zum Weinen gebracht – mit so einem harmlosen Satz? Was war mit ihr los...?
 

Er stand da und wusste nicht, was er machen sollte. Einfach weggehen? Aber – sollte er sie wirklich einfach alleine lassen, wenn sie seinetwegen so traurig war? War es dann nicht seine Pflicht, sich zu entschuldigen?

Moment mal, ich bin Uchiha Sasuke! Ich entschuldige mich doch nicht für solche Peanuts!

Damit ging er endlich in die Stube und holte sein Geld, um darauf wieder zur Wohnungstür zu gehen, absichtlich schneller am Bad vorbeigehend als gewöhnlich, um ja nicht in Versuchung zu geraten, doch noch anzuklopfen. Was scherte es ihn, wenn sie heulte? Was war sie auch so weich und ließ sich von so etwas Simplen gleich fertigmachen?

Er verließ die Wohnung.
 

––
 

Sakura schniefte und raufte sich die Haare, während sie in der Ecke des Bades am Boden saß, die Knie angezogen.

„Verdammt, jetzt hör mal auf, zu heulen...!“ schimpfte sie grummelnd mit sich selbst und wischte sich die Augen. Ob Sasuke sie gehört hatte? Jetzt dachte er sicher, sie wäre eine Heulsuse... dabei war sie nicht wegen seines Tadels so aufgelöst – sie war es gewohnt, dass er so mit ihr redete, er konnte ihr gar nichts mehr – sondern nur deshalb, weil ihr gerade alles über den Kopf wuchs. Sie musste hier übernachten und war ganz lange alleine mit Sasuke – sie war über ihre eigenen Gefühle für ihn so verwirrt, dass sie gerade alles falsch zu machen schien... was sollte sie mit den Gefühlen für Sasuke machen? Sie wusste nicht recht, ob sie auf Ino hören und versuchen sollte, ihm näher zu kommen – momentan war sie eher vom Aufgeben überzeugt. Es gab noch andere Jungs da draußen, die sicher genauso gut aussahen wie Sasuke und dazu auch noch netter waren als er – netter als Sasuke zu sein war kein Kunststück, das bekam Sakuras Meinung nach fast jeder hin.
 

Aber andererseits versuchte sie doch schon seit Jahren, über Sasuke Uchiha hinwegzukommen, und wenn es nach Jahren erfolglos blieb, wieso sollte es jetzt plötzlich leichter werden?

Warum musste ich bescheuerte Kuh mich ausgerechnet in diesen Kerl verlieben?! Wieso, verdammt?! Hätte es nicht irgendwer sein können, der erreichbar ist, im Gegensatz zu Sasuke-kun...?

Verdammt. Was dachte sie da vor sich hin und versank in Selbstmitleid? Sie klang ja, als wäre Sasuke der bestaussehendste Schauspieler der Welt – an gut aussehende Schauspieler kam man für gewöhnlich wirklich nicht ran... aber hey, Sasuke war kein Schauspieler, Sasuke war ein Bewohner Konohas, sie wohnten im selben Dorf, sie waren einmal im selben Ninjateam gewesen! Also wenn jemand überhaupt eine gute Gelegenheit bekäme, ihm näherzukommen, dann ja wohl sie, Sakura, oder was?!

Checkeeeer! grölte ihre innere Stimme, Mach ihn fertig, Sakura!! Lass dich doch nicht von dem aufgeblasenen Pfau durch die Gegend schubsen!

„Echt jetzt!!“ rief Sakura empört und klang wie Naruto, worüber sie grinsen musste, es war ihr völlig egal, ob Sasuke sie gehört hatte oder nicht. Sie rappelte sich auf.

Okay, sagte sie sich, als sie in den Spiegel sah und ihre Haare mit den Fingern hinter die Ohren kämmte, Ab jetzt lasse ich mich nie wieder von diesen Gefühlen verunsichern. Ich habe sie halt, und ich werde Sasuke-kun noch sagen, was ich für ihn empfinde! Und dieses mal werde ich dafür sorgen, dass er mir auch zuhört! Ich bin kein schüchterner Teenie, verdammt, ich bin eine erwachsene Frau. Basta.
 

Wie gut dieses neu errungene Selbstvertrauen tat! Plötzlich war das Mädchen viel motivierter als zuvor und auch irgendwie zufriedener mit sich selbst als vorher.

Aber an all den Kram mit der Liebe durfte sie momentan gar nicht denken – es galt erstmal, Sasuke wieder auf die Beine zu bringen. Sie nahm sich vor, nach der Sache mit seinen Händen noch länger nachzubohren, auch, wenn es vielleicht schmerzhaft für ihn war... verdammt, er konnte doch nicht ewig alles in sich hineinfressen...
 

Als sie das Badezimmer verließ, hörte sie leise Geräusche aus der Küche, so wandte sie sich in die Richtung und lugte um die Ecke. Sasuke saß auf einem Stuhl an dem winzigen Küchentisch mit einem Teller voll Essen in der einen und Stäbchen in der anderen Hand.

Als er sie bemerkte, hob er kurz den Kopf, dann legte er die Stäbchen weg und hielt Sakura eine Plastiktüte hin, die auf dem Tisch stand.

„Hier, für dich.“

Erstaunt kam sie in die Küche, nahm die Tüte und entdeckte eine in Alufolie eingewickelte Pappschale, in der vermutlich auch Essen sein würde.

„Oh... vielen Dank...“ machte sie und lächelte, „Das ist echt nett von dir, Sasuke-kun. – Oh, wie viel kriegst du von mir?“

„Vergiss es...“

„Sasuke-kun,“ machte sie, „Hey, immerhin bin ich Schuld, dass wir deinen Topf nicht benutzen können, also ist es ja wohl selbstverständlich, dass ich dir das Geld zurückgebe! Außerdem bist du hier derjenige, der kein Geld hat... also, wie viel?“ Sasuke verdrehte kurz die Augen. Na, wenn sie so darauf bestand, selbst Schuld.

„Keine Ahnung, etwa vierhundertzwanzig oder so.“
 

––
 

Draußen regnete es immer noch, als es abends dunkel geworden war. Sasuke saß wieder auf der Fensterbank und starrte auf die Fensterscheibe – da es düster draußen war, konnte er mehr sein eigenes Spiegelbild sehen als das, was draußen war. Sakura saß hinter ihm in der Stube am Boden und blies die Luftmatratze auf, die sie mitgebracht hatte, um darauf zu schlafen. Sasukes Bett war zwar groß, aber sie würde ja wohl kaum da schlafen können, und ein Sofa besaß Sasuke nicht – nicht mal einen Sessel, und der Boden war ihr dann doch etwas zu hart.
 

Sasuke hörte abwesend den Pustegeräuschen von Sakura zu, während er vor sich hinstarrte und versuchte, an irgendetwas Interessantes zu denken. Verdammt, ab morgen würde er wieder trainieren, dieses ewige Herumsitzen machte ihn ja ganz hibbelig. Er konnte Shikamaru nicht verstehen, der den ganzen Tag nur herumliegen und schlafen konnte...

Zumindest schien Sakura sich eingekriegt zu haben – seit dem Vorfall am Mittag war sie völlig friedlich und zuvorkommend gewesen, sie waren seitdem nicht wieder aneinander geraten... aber das lag daran, dass sie so gut wie gar nicht gesprochen hatten...
 

Irgendwie ärgerte ihn der Gedanke immer noch, heute Nacht – und auch in den kommenden Nächten – nicht alleine zu sein. Er hasste es einfach, mit anderen zusammen im selben Raum zu schlafen. Auf Missionen früher war es zwar auch oft vorgekommen, dass er mit dem Team und Kakashi in einem Raum geschlafen hatte, aber er hatte es auch damals schon gehasst und nur akzeptiert, weil es eben nicht anders ging. Der Gedanke, dass sie ihn beim Schlafen beobachten konnte, wenn er vor ihr einschlief, störte ihn gewaltig. Nicht, dass er merkwürdige Dinge im Schlaf tat – zumindest wusste er selbst ja nicht, was er tat, während er schlief.
 

„Sasuke-kun...?“

Er schrak hoch, ihm fiel erst jetzt auf, dass Sakura ihre Luftmatratze fertig aufgepustet hatte und jetzt zu ihm hochsah.

„Hn,“ machte er als Zeichen, dass er sie gehört hatte, und sah wieder ins Fester, wodurch er die Stube im Spiegelbild im Auge behielt – und vor allem Sakura, so könnte sie sich nicht von hinten anschleichen und plötzlich neben ihm stehen so wie am Mittag. Irgendwie kam er sich immer noch dämlich vor, wenn er sie ansah. Dann kehrten jedes mal die Gedanken zurück, dass er kurz davor gewesen war, mit ihr über seine Probleme zu reden – freiwillig. Dass er an sowas gedacht hatte, machte ihn nervös. Was ging Sakura das an...?

„Sasuke-kun... kann ich mit dir reden?“ fragte sie langsam und sah ihn weiterhin an, obwohl er sie nicht mehr ansah. Normalerweise fand sie es unhöflich und arrogant von anderen, wenn sie denjenigen nicht ansahen, der mit ihnen sprach – aber bei Sasuke war sie es gewohnt und erwartete gar nichts anderes mehr. Wieso sollte Mister Uchiha Sasuke sich auch dazu herablassen, sie anzusehen, sie kleines, hässliches Aschenputtel?

Die Gedanken ärgerten sie, aber sie biss sich tapfer auf die Zunge und verdrängte sie.
 

Sasuke beobachtete Sakura in der Fensterscheibe. Ihre Mimik änderte sich zwar kaum, aber irgendetwas in ihr regte sich über irgendetwas auf... Sie strich sich ein Haarsträhne hinter die Ohren. Sasuke hatte festgestellt, dass sie das oft tat, wenn sie nervös oder angespannt war.

Moment, was tat er da? Er studierte Sakura – was interessierte sie ihn?

„Worüber willst du reden?“

„Über... dich, Sasuke-kun.“
 

Jetzt hatte sie seinen Blick, er drehte sich abrupt zu ihr um und durchbohrte sie mit seinen Augen. Er sagte nichts, aber sie brauchte nur in sein Gesicht zu sehen, um ein empörtes „WIE bitte?!“ daraus zu lesen...

Sie versuchte, ihren Wunsch zu erläutern:

„Ich mache mir... Sorgen um dich, Sasuke-kun...“
 

Das war genau das Falsche.
 

Er stand ruckartig auf und ging an ihr vorbei zur Tür, die zum Flur führte. Erschrocken erhob Sakura sich auch.

„S-Sasuke-kun...!!“

Er blieb stehen und kehrte ihr den Rücken. Wieso – wieso mischte sie sich dauernd in sein Privatleben ein? Was scherte es sie, was mit ihm war? Das ging sie nichts an!

„Ich brauche deine Unterstützung nicht,“ sagte er langsam und ruhig, als spräche er mit einer geistig Behinderten, „Ich will nicht, dass du mich nach sowas fragst, verstanden? Das ist mein eigenes Problem und geht dich einen Dreck an, Sakura.“

„Ich habe doch noch nicht mal angefangen, zu fragen!“ entrüstete sie sich und geriet beinahe schon in Rage. Er merkte sehr gut, dass sie ärgerlich war. Aber hey, er wollte nur seine Meinung sagen.

„Ich kann mir gut vorstellen, wo du angefangen hättest!“ sagte er kalt und riskierte einfach die Tatsache, dass er sie mit dem folgenden Satz nur daran erinnerte: „Wieso ich auf meine Hände starrte, huh?“
 

Er drehte sich um, um sie zu beobachten, und er hatte Glück – scheinbar hatte er genau ins Schwarze getroffen.

„Sasuke-kun,“ sagte sie und trat einige Schritte auf ihn zu. Als er ihr einen warnenden Blick zuwarf, nicht näher zu kommen, blieb sie gehorsam stehen. Er hasste Nähe, das wusste sie, deswegen ließ sie ihm en Abstand, den er wollte. „Sasuke-kun, ich weiß doch, dass du alles für dich behalten und alleine lösen möchtest! Aber manchmal ist es einfacher, wenn du... dich jemandem anvertraust, glaub mir doch! Sasuke... du frisst alles, was dir widerfährt, in dich hinein und trägst alles immer mit dir herum!“

„Selbst, wenn ich mich dir anvertrauen würde, du könntest mir nicht helfen!“ murrte er, „Es ist also völlig sinnlos!“

„Wie willst du wissen, ob ich dir nicht helfen kann?“ fragte sie, „Vielleicht kann ich es ja! – Und wenn ich es tatsächlich nicht aktiv kann, dann ist es dir vielleicht schon eine Hilfe, es nur einmal ausgesprochen zu haben, einmal losgeworden zu sein, was dich so bedrückt!“

Er kniff die Lippen zusammen.

„Mich bedrückt nichts.“

„Tss,“ machte sie und traf damit fast seinen üblichen Tonfall, was ihn aufsehen ließ, „Klar. Deswegen bist du auch immer so gut drauf und starrst vermutlich auf deine Hände, weil du deine Haut so schön findest, nicht wahr?! – Halt mich nicht für bescheuert, Sasuke, okay? Vielleicht bin ich kein Uchiha wie du, aber blöd bin ich trotzdem nicht!!“

„Ich halte dich auch nicht für blöd!“ platzte er verärgert heraus, und für einen Moment verschwanden aus ihrer beider Augen die bösen Blicke, und sie sahen sich nur kurz etwas verblüfft an. Sasuke hielt sie nicht für blöd. Sie hätte nicht erwartet, dass er das so sagen könnte... das war in der Tat eine positive Überraschung.
 

Sasuke schien selbst ganz überrascht über seine Worte, er drehte sich wieder weg, und Sakura zog verwirrt die Augenbrauen hoch. Hey, hatte sie da eben etwas Rotes auf seinen Wangen gesehen?

„Wenn ich sage, mir geht es gut, und du der Ansicht bist, es sei nicht so, ist das deine Sache,“ sagte er und war plötzlich wieder eiskalt, „Warum kannst du nicht einfach merken, wenn ich sowas sage, dass ich nicht weiter darüber sprechen will, und mich einfach zufrieden lassen?!“
 

Sakura zog die Augenbrauen noch höher. Sasuke erstaunte sie immer mehr – jetzt begann er sogar schon, sein eigenes Verhalten zu erklären, damit sie ihn besser verstand!

Sie war nicht davon abzubringen, es weiter zu versuchen.

„Aber denkst du nicht... – komm, denk mal ernsthaft darüber nach, ja? – Denkst du nicht, es würde dir gut tun, mit jemandem darüber zu sprechen? – Du musst ja nicht mit mir sprechen, vielleicht willst du lieber mit jemandem anderes reden...?“

Sasuke schloss kurz die Augen, bevor er antwortete.

„Nein. Ich würde lieber gar nicht reden.“

Schweigen.

„Willst du mir nicht mal sagen, was du in deinen Handflächen siehst, was ich nicht sehen kann?“ fragte sie leise und trat doch noch einen Schritt näher. Er drehte sich wieder zu ihr um und sah sie eine Weile an.

Vier Worte. Es waren nur vier Worte, die er antworten müsste. Vier Worte, und sie würde wissen, was er getan hatte – und was ihn so fertig machte, seit Wochen.
 

Das Blut meines Bruders.
 

Er sah sie an, sah sie an und weitete die Augen ein wenig, als sie seinen Blick erwiderte und er etwas in ihren Augen sah, was ihn gleichzeitig erfreute und beunruhigte... Zuneigung. Sie machte das alles nicht, weil ihr gerade langweilig war, sondern nur deshalb, weil sie ihm helfen wollte, für ihn da sein wollte, ihm ihre Zuneigung schenken wollte...

Er öffnete den Mund und wollte tatsächlich für einen Moment die Worte aussprechen. Er wollte sie ihr sagen und ihr damit sein großes Geheimnis anvertrauen, sich ihr anvertrauen. In dem einen, kurzen Moment, den er sie so ansah und den Mund öffnete, hatte er seine Ängste vor den blutigen Händen und der Wahrheit plötzlich vergessen. Plötzlich war es, als tauche in der Dunkelheit um ihn herum eine kleine, bunte Laterne auf, die ihm den Weg weisen wollte und deren Wärme und Licht ihn wie magnetisch anzog...
 

Als er merkte, dass er unbewusst den Kopf zu ihr hinbeugte, fuhr er aus seinen Gedanken hoch und trat zurück, schüttelte kurz den Kopf und machte plötzlich den Eindruck eines in die Enge getriebenen Pferdes, das unruhig hin und hertänzelte.

Er schnappte nach Luft.

„Wir sollten schlafen gehen, es ist spät.“
 

Damit verließ er die Stube und ging ins Bad, einen Moment später war die Tür zu.

Sakura stand da und seufzte leise. Für einen Augenblick hatte sie den Eindruck gehabt, er würde ihr sagen, was sie hören wollte... für einen Moment hatte sie tatsächlich geglaubt, er würde ihr antworten. Sie hatte plötzlich etwas in seinem Gesicht bemerkt, das sie äußerst selten dort vorfand – Emotionen. Sasukes Gesicht war normalerweise ein Buch mit sieben Siegeln, immer kalt und ausdruckslos, nie ließ er sich eine Regung anmerken, allerhöchstens dann, wenn er wütend war. Aber eben hatte sie plötzlich so viele Gefühle in seinem Gesicht gesehen – oder sie sich eventuell eingebildet – da war so viel Unsicherheit gewesen, und eine Art Furcht...?

Vor was fürchtest du dich denn so sehr, Sasuke-kun...? Wenn du es mir doch nur sagen würdest...
 

Sasuke stützte sich mit den Händen am Waschbecken ab und sah auf in den Spiegel. Am liebsten hätte er seinen Kopf volle Kanne dagegen gerammt.

Was war los, verflucht? Jetzt hatte er schon zweimal ernsthaft darüber nachgedacht, Sakura alles zu erzählen... sein Kopf pochte schmerzhaft, und Sasuke stöhnte entnervt und lehnte sich dann gegen die kühle Badezimmerwand.

Ich werde hier noch völlig bescheuert... wenn die noch länger um mich herumschwirrt...

Er wusste nicht, wieso, aber scheinbar brachte Sakuras Anwesenheit ihn völlig durcheinander. Wenn Naruto da gewesen war, war es ihm nicht aufgefallen, aber jetzt, wo er mit ihr alleine war, merkte er, dass alles anders lief als sonst.

Und sie würde die nächsten Nächte immer hier sein...
 

––
 

Als sie sich beide umgezogen und im Bad fertiggemacht hatten, lag Sasuke in seinem Bett und Sakura machte es sich auf ihrer Luftmatratze nahe der Tür zum Flur bequem. Würde Sasuke wieder schlafwandeln und aus der Wohnung wollen, würde er über sie klettern müssen, was im Schlaf vermutlich schwer würde, so hielt sie ihn perfekt auf und hinderte ihn daran, wegzulaufen.

Sasuke seinerseits störte es nicht wegen des Schlafwandelns, dass sie vor der Tür lag, sondern mehr deshalb, weil sie ihm so das Gefühl gab, in seiner eigenen Stube eingesperrt zu sein – und vor der Tür lag ein rosahaariger, bissiger Wachhund, der jeden fertigmachte, der vorbei wollte – Sasuke fragte sich, wie er ins Bad kommen sollte, falls er wieder aus seinen Alpträumen aufwachte und etwas trinken wollte...
 

„Gute Nacht, Sasuke-kun,“ sagte Sakura lächelnd, bevor er das Licht löschte und ihr den Rücken kehrte. Er hörte sie hinter sich auf ihrer Matratze hin und herrollen, scheinbar fand sie keine bequeme Lage. Bei jeder ihrer Bewegungen machte die Luftmatratze quietschende Geräusche, wie etwa ein Gummi-Schwimmring, wenn man ihn nass machte und dann an ihm rieb.

Sasuke verdrehte beim tausendsten Quieken die Augen.

„Wie soll ich bei dem Lärm schlafen?!“ nörgelte er, „Kannst du dich entweder ruhig hinlegen oder auf dem Flur schlafen?!“

Sie setzte sich verwirrt auf.

„Ich glaube, meine Luftmatratze verliert Luft...“

Sasuke schloss kurz die Augen, um sich abzuregen. Verdammt...

„Hast du den Stöpsel nicht richtig reingesteckt?!“

„Doch...“ Sakura prüfte den Stöpsel. Felsenfest. „Vielleicht hat die Matratze ein Loch...“ Sie krabbelte von der Matratze und betastete sie. Tatsächlich war sie nur noch halb so voll mit Luft wie zu dem Zeitpunkt, an dem sie sie aufgeblasen hatte.

Sasuke hütete sich, zu sagen, was ihm auf die Zunge kam:

„Dann bist du wohl zu schwer für deine Luftmatratze!“

Hätte er das gesagt, hätte er sich vermutlich nach einem von Sakuras Schlägen die Radieschen von unten besehen, und das auch noch ohne Zähne. Sasuke war vielleicht unsensibel, aber er wusste zumindest ansatzweise, was man einer Frau auf gar keinen Fall sagen durfte. Dabei sollte Sakura wissen, dass sie eine wirklich gute Figur hatte, und sie hatte gar kein Recht, sich darüber aufzuregen, wenn jemand sagte, sie sei zu schwer, das war sie sicher nicht. Mann, jetzt dachte er schon über so etwas Blödsinniges nach...

„Meine Luftmatratze ist kaputt...“ murmelte Sakura benommen und begrabschte die arme Matratze erneut, „Oh mann... was mache ich jetzt? – Hast du zufällig eine Isomatte oder so...?“

„Nein...“ seufzte Sasuke und rückte sich im Bett zurecht, um bequemer zu liegen. Stille. Er fragte sich, ob sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatte, weil sie nichts mehr sagte.

Na, um so besser, jetzt wird geschlafen...
 

Dann kam ihm ein schlechtes Gewissen. Er konnte das Mädchen doch nicht einfach auf dem Boden liegen lassen...? Der Boden war hart, morgen würde sie sicher Rückenschmerzen haben. Obwohl – wenn sie eine kaputte Matratze herschleppte, war sie selbst Schuld, dass sie so dumm war. War doch nicht sein Problem.

Aber das kann ich doch nicht machen... schaltete sich sein Gewissen wieder ein, und er wusste nicht, was es war, aber etwas in ihm überrumpelte ihn plötzlich mit dem Drang, die Worte doch auszusprechen:
 

„Herr Gott, dann komm ins Bett, ich mach dir Platz.“
 

Stille.

Sakura starrte ihn an, obwohl sie ihn im Dunkeln kaum erkannte, und traute ihren Ohren nicht. Was sagte Uchiha Sasuke zu ihr?

Komm ins Bett?

Oh Gott. Sofort kamen ihr perverse Gedanken, und sie wurde krebsrot.

Oh Gooott!! Ich soll mit ihm in einem Bett schlafen?! Oh Gott, wir werden uns ganz nah sein! OH MEIN GOTT, ICH BIN DOCH NOCH JUNGFRAU!

„S-...S-Sasuke-kun...!“ stammelte sie und spürte, wie ihr vor lauter Aufregung und Herzrasen heiß wurde.
 

Sasuke sah sie verwundert an.

„Was?“ fragte er verständnislos. „Ist der Boden bequem genug??“ Was hatte sie denn für ein Problem?

Erst, als er sie eine Weile verlegen vor sich hingucken gesehen hatte, ging ihm ein Licht auf – und jetzt war er es, der gegen seinen Willen rot wurde.

„Ach du meine Güte,“ stöhnte er, „So war das nicht gemeint!“ Wie peinlich, das musste wie eine Anmache geklungen haben! Eine äußerst billige Anmache nebenbei... dabei war er doch Uchiha Sasuke! Oh nein, Hauptsache, das erfuhr nie jemand...

„Ähm...“ machte er, was wirklich gar nicht sein Stil war, aber er war so verlegen und fand sich selbst gerade so dermaßen peinlich und bescheuert, dass ihm die Worte fehlten. „Na ja... hier ist ja genug Platz.“ Nach und nach versuchte er, seine kühle Fassade wieder aufzubauen, die durch den Schlag eben zerbröckelt war. Jetzt war ihm auch merkwürdig warm, als er daran dachte, dass sie darüber nachgedacht hatte. Na ja, so, wie er das formuliert hatte, kein Wunder. Komm ins Bett, hallo? Da hätte er ja gleich sagen können Blas mir einen! Dabei hatte er gar nicht die Absicht gehabt, so etwas zu sagen...
 

Ach, verdammt. Was machte er denn für einen Bohai darum?! Er war ein mann, sie war eine Frau, Männer und Frauen hatten hin und wieder mal Sex, na und? Er hatte ja nicht Blas mir einen gesagt, er hatte also gar nichts verbrochen, verdammt. Was wohl passieren würde, wenn er das tatsächlich zu ihr sagte?

Ach du liebe Zeit.

Jetzt musste er gegen seinen Willen verstohlen grinsen. Nein, das war ja widerlich. Na ja, für ihn nicht so, aber für sie. Glaubte er zumindest. Nein, wenn er das sagte, würde er genauso enden, als hätte er Du bist fett gesagt.
 

Sakura erhob sich und versuchte, gegen ihre Röte und vor allem ihre Aufregung zu kämpfen. Natürlich hatte er das nicht so gemeint, das war ja klar gewesen – sie hatte auch ehrlich nichts anderes erwartet oder gar gehofft! Sie hatte noch nicht mal ihren ersten Kuss gehabt, da kam sowas gar nicht in Frage! – aber trotz allem würde sie ganz dicht neben ihm im selben Bett liegen! Und da war der Unterschied nicht so enorm, ob man nackt war oder nicht... Welche Frau konnte von sich behaupten, mit Uchiha Sasuke in einem Bett gelegen zu haben?

Was Ino sagen wird!! Sie wird ausflippen! dachte Sakura erstaunt. Verdammt, das durfte sie nicht abschlagen. Sie würden doch nur schlafen. Sie würden sich nicht mal mit den kleinen Zehen berühren. Außerdem war das Bett wirklich einladender als der Boden...

„Okay...“ sagte sie mit rauer Stimme vor Aufregung, „Wenn es dir echt nichts ausmacht-...“

„Jetzt leg dich hin, bevor ich's mir anders überlege!“ grunzte er und rückte zur Seite, sodass sie Platz hatte. Zum Glück hatte sie wenigstens ihre eigene Decke – unter derselben Decke zu liegen verhieß nichts Gutes, Sasuke wollte gar nicht wissen, was ihm in dem Fall noch alles peinliches herausgerutscht wäre. Vermutlich Blas mir einen. Toll gemacht, Sasuke.
 

Sie legte sich neben ihn und wickelte sich in ihre Decke, dabei versuchte sie, möglichst nicht in seine Richtung zu sehen.

Oh Gott... ich liege mit Sasuke-kun in einem Bett... fuhr es ihr wieder und wieder durch den Kopf, als würde jemand versuchen, sie zu hypnotisieren.

Er lag genau neben ihr – wenn sie daran dachte, dass nicht mal ein Meter sie voneinander trennte, wurde ihr komisch. Wie sollte sie denn so schlafen...?
 

Dann lagen sie da und konnten beide nicht schlafen. Sasuke fragte sich, was in ihn gefahren war. Seit wann wurde er vor anderen nervös? Nervös! Er, Sasuke Uchiha! Hallo? Nebenbei versuchte er den in seinen Augen völlig unpassenden Gedanken daran, dass er zum Clan aufbauen noch eine Frau brauchte und so eine rein zufällig gerade hinter ihm im Bett lag, zu verdrängen.

Er sollte wirklich aufhören, zu denken...
 

Aber in all dem Durcheinander von Gefühlen war das einzige, was er gerade seit langem einmal wieder gar nicht spürte, die Finsternis in seinem Inneren...
 

Es war wirklich, als wäre Sakura das kleine Lichtlein, das die Dunkelheit vertreiben konnte...
 

Sasuke schloss die Augen und versuchte einfach, gar nicht mehr nachzudenken...
 

––
 

--
 

So^^' das nächste kapi wird recht schnell kommen, aber dafür wird es danach auch etwas dauern^^ in diesem kapi passiert ja nicht so viel oô' aber im nächsten wirds lustig XDDD

Achja, was ich schon lange mal sagen wollte XD Das Geld^^ Ich rechne hier eigentlich alles chabuduo in Yen, der japanischen Währung, die recht wenig wert ist im Vergleich zum Euro oder zum Dollar^^ - Irgendwie kommt die rechnung da oben mit den 420 auch schon wieder nicht hin, irgendwie scheint der Wechselkurs echt komisch zu sein momentan oô' als ich das geschrieben habe war der Wechelkurs noch anders oô'..... ach egal XD zumindest sind 420 nicht so viel geld wie es klingt XD in SK is das auch so^^ wo Sanosuke mal eben eine Million Kopfgeld für einen Kerl bekommen soll XD.... eine Million ist nicht viel!^^'

Wärme...?

Als Sasuke am nächsten Morgen aufwachte, schien die Sonne wieder, und er selbst fand sich in seinem Bett liegend, ihm direkt gegenüber war das fast reglose Gesicht der schlafenden Sakura.

Was zum... wollte er schon denken, da fiel ihm wieder ein, dass er ihr erlaubt hatte, in seinem Bett zu schlafen, weil ihre Matratze kaputt gegangen war. Demzufolge entspannte er sich wieder etwas, nachdem er sich erst über die Tatsache erschrocken hatte, dass eine Frau in seinem Bett lag und er nicht wusste, wann und wie sie da reingekommen war. Sowas müsste Jiraiya doch öfter passieren, fiel ihm als nächstes ein, nur, dass der sich dann vermutlich wirklich nicht daran erinnern konnte, wie sie Frau in sein Bett gekommen war, nach ein paar Gläschen Sake zu viel... nicht, dass Jiraiya sich nicht über das Vorfinden einer Frau in seinem Bett freuen würde – verdammt, was interessierte Sasuke Jiraiya?

Er war schließlich nicht Jiraiya, sondern Uchiha Sasuke, tse. Er hatte Stil, im Gegensatz zu dem perversen Eremiten. Andererseits war Jiraiya einer der legendären Sannin, vielleicht machte es ja stark, pervers zu sein. Hmm, er sollte sich öfter die Sendungen mit den nackten Frauen ansehen... was Naruto wohl bei Jiraiya gelernt hatte?

Sasuke verzog das Gesicht über seine eigenen Gedankensprünge. Er würde sich garantiert keine Sendungen über nackte Frauen ansehen! Ganz davon abgesehen, dass ihm das dank Sakuras Anwesenheit sowieso für die nächste zeit unmöglich werden würde. Er hatte es nicht nötig, Pornos zu gucken, da stand er ja wohl drüber.
 

Wieso liege ich morgens im Bett und denke über Pornos nach? grübelte Sasuke und fasste vorsichtig, um Sakura nicht zu wecken, nach seiner Stirn. Kein Fieber, hm.

Er sah Sakura wieder an, die sich im Schlaf zu ihm umgedreht haben musste, wie es schien, und die noch friedlich schlief und leise atmete. Anscheinend hatte er sich auch in der Nacht zu ihr umgedreht, wenn er mit dem Gesicht vor ihrem lag...

Sakura hatte ein hübsches, wohlgeformtes Gesicht, wie er feststellte. Er hatte sie noch nie bewusst von so nahe betrachtet, komisch... aber Sakura hatte sich auch verändert. Während sie früher definitiv ein kleines, nerviges Mädchen gewesen war, hatte sie jetzt durchaus die Züge einer (durchaus attraktiven) erwachsenen Frau.

Er sah auf ihre Stirn und fragte sich, wieso immer alle sagten, die wäre so groß... die war doch ganz normal...?

Sein Blick blieb an ihren leicht geöffneten Lippen hängen, als er tiefer wanderte. Plötzlich schoss ihm in den Kopf, dass er schon einmal daran gedacht hatte, sie zu küssen...

Hey, verdammt, was denke ich da schon wieder...? Ich werde hier verrückt...!

Er zwang sich, den Blick von ihren hübschen, kleinen Lippen zu reißen und sich aufzusetzen, um nach Luft zu schnappen und aus dem Fenster zu starren. Sie machte ihn wahnsinnig! Er war ja schon nach einem ganzen Tag mit ihr alleine völlig durch den Wind! Wie sollte er denn so seine Alpträume loswerden –
 

Moment, er hatte diese Nacht auch nicht geträumt. Sasuke sah wieder auf das schlafende Mädchen. Aber das lag doch nicht an ihr... – Wieso musste er jetzt an Dornröschen denken?! Wieso hatte er plötzlich große Lust darauf, sie anzufassen... oh ja, mehr als anfassen...
 

Hey – hallo?!
 

In dem Moment wachte Sakura auf, gähnte leise und rieb sich die Augen.

„Hmm...? – Sasuke-kun... guten Morgen, bist du schon lange wach?“ fragte sie verschlafen. Er stand wortlos auf und verschwand schnellen Schrittes aus der Stube. Auf dem Flur kam ein hervorgepresstes „Bin duschen!“ von ihm, dann schloss er die Badezimmertür von innen ab.

Sakura setzte sich im Bett auf und blinzelte.

Was ist denn mit dem los??

Oh je, ob er wieder schlecht geträumt hatte? Sie schob sich an den Bettrand und suchte ihre Sachen, um sich schnell anzuziehen, während er duschen war. Was sollte sie nur mit Sasuke machen...? Er ließ nicht mit sich reden oder sich sonst wie helfen... aber sie musste auf jeden Fall noch irgendwie herausbekommen, was mit Itachi passiert war...
 

––
 

Sakura ging am Nachmittag los, um sich eine neue Luftmatratze zu kaufen. Sasuke hatte gesagt, er würde trainieren gehen – auch, wenn er als Nuke-Nin natürlich momentan keine Missionen ausführen durfte, musste er ja in der Übung bleiben. Außerdem hoffte Sakura ja, dass Tsunade ihn eines Tages wieder offiziell als Ninja Konohagakures anerkennen würde...
 

Mit der fest zusammengerollten, quietschgrünen Luftmatratze unter dem Arm, die sie gekauft hatte (grün passte nunmal zu ihren Augen, außerdem mochte sie grün), ging sie die Straße hinunter in Richtung von Sasukes Wohnung, als sie plötzlich unerwartet aufgehalten wurde.
 

„STIRNI!!“
 

Oh Gott. Das konnte ja nur Ino sein... Sakura drehte sich verwirrt um, als sie ihre blonde Freundin auch schon auf sich zustürzen sah.

„Sakuraaa!“ grölte Ino, bevor sie sie endlich einholte, „Träumst du?! Ich brüll dir hier vier mal hinterher, und du gehst einfach weiter, verdammt!“ Sie verschnaufte erstmal und pulte dann an ihren quietschblau lackierten Fingernägeln. „Mann, dich hab ich aber lange nicht gesehen!“ stellte sie fest, „Du meldest dich gar nicht mehr, was ist los?“

„Es sind doch kaum wenige Tage vergangen, seit ich das letzte mal bei dir war...“ sagte Sakura erstaunt.

„Kaum wenige Tage!“ machte die Blonde, „Aber du verpasst so viel!!“ Sie verschränkte die Arme und setzte dann ein nahezu diabolisches Grinsen auf, bevor sie verkündete: „Shikamaru hat mich geküsst!“
 

Sakura blinzelte. Dann grinste sie auch.

„Wirklich? Cool, seid ihr jetzt zusammen?“

„Na ja, ich glaube schon!“ kicherte Ino und freute sich wie ein kleines Kind über einen neuen Teddy. Sakura fand sie immer so knuffig, wenn sie sich freute... „Ist das nicht cool?! – Ich wollte gestern abend zu dir, um es dir zu sagen, aber du warst weg! Uuund...“ Jetzt wurde ihre Stimme gefährlich aufgeregt, und Sakura kannte diesen Unterton leider sehr gut...

Oh nein...!

„Deine Mutter – reizende Frau – hat mir gesaaaaagt... du... wärst bei Sasuke-kun?!“ platzte Ino hervor und funkelte Sakura keineswegs wütend oder beleidigt an, sondern eher wie ein großer Gangsterboss, der soeben einen Weg gefunden hatte, das größte Casino der Welt zu knacken. Sakura hustete.

„Das...!“

„Du verschweigst mir doch nicht etwa, dass du mit Sasuke rummachst...?!“

„Ich mache nicht mit ihm rum!“ empörte sich Sakura und wurde rot, als sie daran dachte, dass sie bei ihm im Bett geschlafen hatte. „Das ist eine Mission, nichts weiter! Tsunade-sama hat mich beauftragt, ihn Tag und Nacht zu überwachen, weil er schlafwandelt-...“

„Was, du wirst ab jetzt jede Nacht bei ihm sein?!“ rief Ino und wurde blass, „Sakura?! Ist dir klar, was du da sagst...?!“

Sie hielt inne und blickte Ino verwirrt an. Wie, was sagte sie denn?

„Häh?“

„Wie, häh?!“ schrie die Blonde, „Das ist ja wohl die geniale Gelegenheit, ihn dir zu schnappen, oder was?!“

Sakura hustete erneut.

„Ino – so einfach ist das nicht!“

„Komm,“ Ino legte ihr einen Arm um die Schultern und lächelte fröhlich, „Du liebst Sasuke, oder?“ Sakura sah auf ihre Luftmatratze. Ja... das tat sie. Sie hatte versucht, es zu vergessen, und war gescheitert...

„Ja...“ sagte sie dann.

„Und du willst doch, dass er dich auch liebt, oder?“

„Na ja... natürlich will ich das-...“

„Siehst du, wo ist das Problem?“ grinste Ino, und Sakura verdrehte die Augen.

„Es ist ja nicht so, als würde ich mir vornehmen, einem Hund beizubringen, Männchen zu machen!“ rief sie, „Das geht nicht so leicht!“

„Wenn es einfach wäre, verliebt zu sein, wäre es aber auch nichts Besonderes mehr, oder?“ grinste Ino motivierend, „Jetzt geh zu Sasuke-kun, du Sau, mach ihn fertig!“ Lachend schob sie Sakura von sich weg und ging dann trällernd ihres Weges. Sakura blieb eine Weile wie erstarrt stehen, wo sie war.

Das stimmt... Liebe ist nie einfach...

„Hey!! Wieso nennst du mich Sau, Ino??! – INO!!“
 

––
 

Der Abend bei Sasuke verlief überaus wortkarg. Sakura wusste nicht genau, woran es lag, aber irgendwie war die Stimmung kaum besser als auf einer Trauerfeier. Sasuke sprach kaum mit ihr, sie aßen nicht mal zusammen zu abend, Sasuke stand einfach irgendwann auf, machte sich was zu essen, kam zurück und verkündete:

„Mach dir selber was, wenn du Hunger hast.“

Nachdem Sakura das getan hatte und einige Stunden vergangen waren, saßen sie wieder schweigend in der Stube. Der Fernseher lief, aber Sasuke, der auf dem Bett lag und verdrossen auf das eckige Gerät starrte, schien nicht so recht eine Ahnung zu haben, was er sehen wollte, deswegen schaltete er alle paar Minuten wahllos um. Sakura ging das Umgeschalte auf die Nerven, aber sie hütete sich, etwas zu sagen. Was auch immer los war, irgendetwas hatte Sasuke irrsinnig schlechte Laune gemacht...
 

Sasuke wusste selbst nicht genau, warum er so schlecht drauf war. Wenigstens hatte er heute mal etwas sinnvolles getan und trainiert, aber irgendwie war er mit der Gesamtsituation unzufrieden. Wofür trainierte er überhaupt? Er war Nuke-Nin und durfte ohnehin nicht als Ninja arbeiten. Wie würde wohl der erbärmliche Rest seines ohnehin schon beschissenen Lebens verlaufen? So? Jeden Tag sinnlos rumgammeln und darauf warten, eines Tages in einer Ecke zu liegen und zu verschimmeln? Verdammt, er hasste sein Leben, er hasste sich selbst, er hasste die ganze Welt, und dann hasste er wieder diese Einstellung, alles zu hassen – es war ein ewiger Kreis. Zwischendurch dachte er darüber nach, dass er noch ein zweites Ziel hatte, nämlich seinen Clan aufzubauen – aber dann dachte er aus irgendeinem Grund an Sakura, wurde wütend auf sich selbst und auf seine dummen Gedanken und beschloss stinksauer, seinen dämlichen Clan in den Sand zu setzen. Oder doch nicht? Ach, verdammt.

Er ärgerte sich über Sakuras Anwesenheit, obwohl sie ihm gar nichts getan hatte, und er wusste, dass sie nichts dafür konnte, hier arbeiten zu müssen – dann war er sauer auf Tsunade, die war nämlich Schuld daran. Wieso machte Sakura ihn eigentlich so wütend? Er wusste es selbst nicht, aber sie bloß anzusehen regte ihn dermaßen auf, dass er manchmal große Lust hatte, schreiend vom Balkon zu springen. Dann wieder doch nicht, und dann verspürte er aus unerfindlichen Gründen einen unheimlichen Drang, sich auf sie zu werfen und sie zu küssen, sie zu ficken –
 

Boah verdammt, was denke ich da?! Scheisse – ich werde verrückt!!
 

Beschämt und wütend zugleich ob seiner schmutzigen Gedanken warf er die Fernbedienung neben sich auf das Bett, lehnte sich schwungvoll zurück gegen die Wand und verschränkte wie ein schmollendes Kind die Arme.

„Ach, alles scheisse!“ schimpfte er ungehalten.

Jetzt traute Sakura sich, etwas zu sagen. Sie hatte lange genug da gesessen und zugesehen, wie er vor sich hinwütete, und langsam kotzte sein stummes Gezicke sie an.

„Was ist eigentlich los?!“ fauchte sie, „Wenn du was hast, dann sag es und schmoll hier nicht so rum!!“

„Geh mir aus den Augen,“ stöhnte er und riss sich zusammen, um nicht laut loszubrüllen – oder doch über sie herzufallen...

„Du nervst, Sasuke!“ schimpfte sie, „Lass deine schlechte Laune nicht ständig an mir aus, ich habe dir nichts getan!!“

„Doch, du bist hier.“

„Verdammt, das war nicht meine Idee! Ich wünschte auch, ich müsste das nicht tun!!“ schrie sie wütend, und jetzt sah er sie doch an, bloß vor lauter Erstaunen.

Wie – Sakura wollte nicht hier sein? Dabei war sie ihm früher doch immer nachgerannt? Dabei hing sie doch immer noch so an ihm? Das war in der Tat erstaunlich...

„Hör doch einfach auf, mich zu nerven!!“ zischte er ärgerlich, schaltete den Fernseher aus und warf die Fernbedienung auf den Boden, „Boah! Ich geh jetzt pennen, mann! Und wehe, deine dämliche Luftmatratze geht wieder kaputt!!“

Damit war das Thema beendet und er rollte sich unter seine Bettdecke, kehrte Sakura den Rücken und war nicht mehr ansprechbar.

Und das alles nur wegen seiner beschissenen Gedanken...
 

––
 

In dieser Nacht kehrten die Alpträume zurück. Dieses mal hatten sie nichts mit dem Korridor oder irgendwelchen merkwürdigen Schlangen zu tun. Aber dafür mit Itachi.

Sasuke sah sich kopfüber in der Luft hängen – es war nicht einmal Luft, es war... gar nichts. Er wusste selbst nicht, wo er hing, aber er war überkopf, und seines Bruders Gesicht tauchte verkehrt herum vor ihm auf, und er starrte geradewegs in die blutroten Sharingan, die wie zwei glühende Kohlen in Itachis Gesicht saßen und ihn anstarrten.
 

„Was willst du jetzt machen, Sasuke?“ hörte er Itachis kalte Stimme neben seinem Ohr, und er wollte herumfahren, aber er konnte sich nicht rühren.

„Ich werde dich töten, Uchiha Itachi!!“ brüllte er aus Leibeskräften, „Ich bringe dich um für das, was du mir angetan hast!!“
 

„Und du glaubst jetzt, nach zehn Jahren, immer noch, es würde dir danach besser gehen?“
 

„ICH TÖTE DICH!!“

Er hörte ein immer lauter werdendes, schrilles Quietschen in seinen Ohren, das gar nicht mehr aufhören wollte, als hätte er plötzlich Tinitus. Dann kamen die Bilder.

Seine ermordete Familie.

Die ganze Stube voller Blut.

Sein ermordeter Bruder.

Der ganze Boden versank in einem See aus Blut, und er hob seine Hände...
 

„Das Blut deines Bruders wird für immer daran kleben bleiben und dich daran erinnern, dass du ein Kind der Finsternis bist, Sasuke...“
 

Sasuke spürte, wie seine Augen zu brennen begannen, das Kreischen in seinem Ohren verwandelte sich in ein hohes, wahnsinniges Lachen – der Schmerz in seinen Augen wurde unerträglich –
 

„Ist mir egal, was mit der Finsternis ist!!“
 

„Dann komm und töte mich, Bruder... Sasuke...“
 

Die Bilder vor seinen Augen liefen schneller, zuckten vorbei wie ein kaputtes Filmband, wie Scherben in seinen Erinnerungen.

Seine ermordete Familie.

Die ganze Stube voller Blut.

Seine Augen brannten so sehr, dass er sich schreiend an den Kopf fasste.

Orochimaru.

Sein ermordeter Bruder.

Blut, Blut...
 

Und Schmerzen, die sich ins Unerträgliche steigerten...
 

Blut... so viel Blut... an seinen Händen, in seinen Augen, überall.
 

„Es brennt so...“
 

„Unterschätze die Schatten nicht, die nach deiner Seele angeln und sie für immer bei sich behalten wollen...“
 

„Sie machen dich wahnsinnig, und eines Tages wirst du in deiner Dunkelheit ertrinken.“
 

Sterben.
 

Er wollte sterben. Der Schmerz pochte so laut, dass er es schon zu hören glaubte.
 

Die schwarze Welt der Illusionen... die Tsukuyomi-Welt.
 

Blut... – es brannte immer noch... Mangekyou Sharingan...
 

„Lauf, kleiner Bruder! Lauf und ertrinke in deiner Dunkelheit... wie der Rest unseres verfluchten Clans...“
 

„Lauf und sterbe! Und wenn du Schmerzen hast, werde ich dich ansehen und dir zulächeln!“
 

Ein Himmel aus Blut ergoss sich über ihm und vermischte sich mit dem Rot des Blutes an seinen Händen und dem Rot der Sharingan. Dann war plötzlich alles schwarz... nur in ganz weite Ferne sah Sasuke ein winziges Lichtlein, das immer weiter von ihm weghüpfte und ihn auslachte.
 

Geh und ertrinke in der Dunkelheit...

Sasuke spürte, wie ihm die Luft wegblieb und der Schmerz seinen Höhepunkt erreichte...
 

„Bruder!“
 

––
 

Sasuke-kun...

Jemand rief nach ihm... Alles schmerzte, aber irgendjemand rüttelte ihn und rief seinen Namen...

„Sasuke-kun!! – SASUKE-KUN!!“

Er schrie auf und spürte den Schmerz aus seinem Traum plötzlich mit erschreckender Echtheit zurückkehren, als er sich aus dem Land der Alpträume riss und in die wache Welt zurückkehrte, und er schrie lauthals auf und klammerte sich an das, was immer es war, was direkt neben ihm war und seinen Namen schrie.

„AUFHÖREN!!“ schrie er völlig außer sich, „Verschwinde...“
 

Sakura war völlig fassungslos. Dass das Verschwinde nicht ihr galt, war in dem Moment außer Frage. Völlig entsetzt starrte sie auf das herunter, was sich voller Panik an sie klammerte, sie beinahe zu erdrücken drohte und dessen nach Todesangst klingende Schreie langsam zu einem völlig hysterischen Wimmern wurden.
 

War das der Sasuke, den sie kannte?
 

Sie war selbst so geschockt, dass sie sich nicht rühren konnte wegen des Szenarios, das sie gerade miterlebt hatte. So etwas hatte sie nicht nur bei Sasuke noch nie erlebt – das hatte sie überhaupt in ihrem ganzen Leben noch nie erlebt. Dass Sasuke sich keuchend und völlig fertig an sie klammerte, der Junge, den sie so liebte, war jetzt völlig belanglos, daran dachte sie gar nicht. Das einzige, was sie denken konnte, war:
 

Was ist passiert?
 

Sie war mitten in der nacht aufgewacht, weil Sasuke sich in seinem Bett unruhig hin und her gerollt und erst leise, dann immer lauter vor sich hingestöhnt hatte. Als sie ihn zuerst so gehört hatte, hatte sie mit knallrotem Kopf gedacht, er hätte Träume, die sich nicht gehörten, aber dann war sie beunruhigt gewesen, weil die Laute, die er von sich gegeben hatten, ganz und gar nicht nach Sexträumen geklungen hatten, sondern viel mehr danach, als hätte er unerträgliche Schmerzen. Sie hatte Angst gehabt, er hätte irgendwelche Krämpfe, und sie war zu ihm gesprungen und hatte mit aller Kraft versucht, ihn zu wecken – und als sie geglaubt hatte, sie hätte es geschafft – er hatte die Augen geöffnet – hatte er plötzlich aus vollen Lungen den markerschütterndsten Schrei der Welt ausgestoßen, worauf Sakura beinahe selber losgeschrien hätte vor Schreck.

Einen Moment lang hatte sie wirklich geglaubt, er würde gleich tot in ihren Armen zusammenbrechen – vor Angst gestorben...? Oder vor irgendetwas anderem...
 

Sakura zitterte. Sasuke tat es auch, er hing noch immer an ihr und vergrub sein Gesicht keuchend und japsend in ihrem Bauch, er wollte sie scheinbar gar nicht mehr loslassen. Sakura fragte sich, ob er wusste, wo er war...

„Sasuke-kun...“ flüsterte sie leise und mit zittriger Stimme, weil ihr noch immer der Schock im Nacken saß. „Sasuke-kun... alles ist gut... e-es war nur... ein Alptraum! Es ist vorbei... beruhige dich doch...“

„Dunkel...“ nuschelte er verstört in ihren Bauch, und sie sah besorgt auf ihn herunter. Wie sehr er zitterte...

„Was sagst du, Sasuke-kun?“ fragte sie leise.

„Es ist so dunkel...“ stöhnte er, „Es ist so... dunkel hier...“

„Soll ich das Licht anmachen?“ fragte sie leise und hob die Hand. Er sagte nichts, und sie knipste das Licht an. Vorsichtig berührte sie mit der Hand seinen Kopf und seine pechschwarzen Haare, die jetzt völlig zerzaust waren. Allmählich wurde sein Atem ruhiger und sein Zittern hörte langsam auf. „Sasuke-kun... ich bin es nur, Sakura. Es ist alles okay. Du bist zu Hause, niemand tut dir etwas...“ Sie streichelte seinen Kopf wie bei einem kleinen Kind, das Angst vor Gewittern hatte. Dass er sich allmählich entspannte, beruhigte auch sie.
 

Sasuke merkte nur langsam, wo er war und was los war. Er bemerkte, dass er seinen Kopf in Sakuras Bauch grub und sie mit beiden Armen fest umklammerte. Er war in seiner Wohnung in Konoha...

Itachi war tot. Er hatte ihn getötet...

Er öffnete vorsichtig die Augen und löste sich ein wenig von Sakuras Bauch, um etwas sehen zu können. Es war heller geworden... sie hatte das Licht angemacht. Wie spät war es? Noch Nacht? Hatte er etwa im Traum gesprochen und sie damit geweckt?...
 

Eigentlich war es ihm egal...

Er ließ sie nicht los, obwohl er längst bemerkt hatte, wo er war. Sie war ganz warm und ihr Bauch ganz weich... es fühlte sich so gut an, sie zu umarmen, es war ein ganz eigenartiges, fremdartiges Gefühl, wie er es noch nie gefühlt hatte, aber er wusste zumindest, dass es gut war. Wann hatte er zuletzt jemanden umarmt? Das musste doch Jahre her sein... und selbst dann hatte er es nicht so warm in Erinnerung gehabt wie das hier.

Er dachte daran, dass er vorhin noch so wütend auf sie gewesen war und andererseits ernsthaft darüber nachgedacht hatte, dass er Sex mit ihr wollte – während er vorhin bei den Gedanken so nervös geworden war, wurde er es jetzt plötzlich gar nicht mehr, das Thema erschien ihm in dem Moment nur noch langweilig und sinnlos, darum ging es gar nicht. Er war einfach nur froh, dass sie da war, für einen Moment...
 

Sie merkte, dass seine Bewegungen entspannter wurden und wie er kurz den Kopf bewegte, deshalb versuchte sie, ihn vorsichtig von ihrem Bauch zu lösen.

„Hey... geht es dir besser, Sasuke-kun?“ flüsterte sie, „Alles okay?“

„Ja...“ machte er und rang sich jetzt dazu durch, sie endlich loszulassen. Dass schöne, warme Gefühl verschwand, und plötzlich war es ihm wieder peinlich, dass er sich so dämlich aufgeführt hatte. Was warf er sich bitte an ihren Hals?! Er drehte den Kopf weg, um nicht ihr Gesicht sehen zu müssen.

„Du hattest wieder einen Traum, nicht wahr...?“ fragte sie vorsichtig, „Du hattest... richtig Panik, hatte ich das Gefühl-... ich hatte Angst um dich...“ Ihre Worte wurden immer leiser. Ja, sie hatte wirklich Angst gehabt.

„Es geht mir besser,“ bestätigte er knapp und bemühte sich vergeblich um seine kalte Tonlage. Sie merkte sehr gut, dass er versuchte, sich wieder hinter seiner harten Schale zu verstecken. Aber eben hatte sie den sentimentalsten Sasuke der Welt erlebt – sie wusste ganz genau, dass diese Kälte bei ihm nur eine schützende Schale war, damit andere ihn nicht angreifen konnten...
 

„Wirklich alles in Ordnung?“ fragte sie, „Willst du weiterschlafen oder soll ich dir erst etwas zu trinken holen...? Oder willst du lieber wach bleiben?“

Er zögerte.

„Wie spät?“

„Vier Uhr früh,“ machte sie nach einem Blick auf den Wecker. Sasuke seufzte und legte sich langsam wieder hin, irgendwie vermisste er das warme Gefühl von eben und hätte es gerne nochmal gespürt...

„Gehen wir wieder schlafen. Alles in Ordnung.“

Er sprach knapp wie immer, und sie war beruhigt. Anscheinend ging es ihm wirklich besser. Sie nickte lächelnd und rutschte an den Rand des Bettes, um auf ihre Matratze zurückzukehren.
 

Sasuke tat etwas völlig erstaunliches. Er hielt sie am Handgelenk fest.
 

Er sah sie an und fing ihren Blick – und in dem Moment hatte er vergessen, wieso zum Geier er das getan hatte. Wieso hielt er sie fest? Er hatte es unbewusst getan, aus Instinkt – er hatte gesehen, dass sie im Begriff war, zu gehen, und hatte einfach die Hand nach ihr ausgestreckt, bevor er es hätte merken können.

Ihr Handgelenk war auch so schön warm... und ihm fiel unpassenderweise gerade jetzt auf, dass sie hübsch war.
 

Die Worte kamen genauso unbewusst aus seinem Mund wie die Hand sich bewegt hatte.

„Geh nicht weg.“
 

Sakura wurde rot. Aber nicht deshalb, weil er sie gerade zum zweiten mal in sein Bett einlud, sondern einfach nur ob einer dermaßen zärtlichen, liebevollen Geste von diesem Uchiha Sasuke. Das hatte sie ihm ganz bestimmt nicht zugetraut, erst recht nicht jetzt. Diese Geste, das Festhalten, seine Worte – das alles war sowas von überhaupt nicht Sasukelike, dass sie einen Augenblick lang daran zweifelte, dass es überhaupt Sasuke war, der sie da ansah, jetzt wieder verwirrt, anscheinend verwirrt über sich selbst.

Er wollte, dass sie bei ihm blieb...

Sie wollte zuerst fragen, ob er das wirklich wollte, aber dann hätte er es sich vielleicht anders überlegt, deswegen nickte sie nur leicht und lächelte kurz und irgendwie ein bisschen glücklich, wie er feststellte.

„Okay. Ich bleibe.“
 

Sie legte sich zu ihm unter die Bettdecke. Plötzlich war es gar nicht mehr aufregend oder erotisch, mit ihm unter einer Decke zu liegen, die ganze Situation war einfach nicht entsprechend. Es war einfach nur schön warm, und sie drehte sich zu ihm um, während er sich offensichtlich zwang, sie nicht anzusehen. Ein bisschen verlegen war er doch, wie es aussah...

Wie süß... er ist ja schüchtern...

Sie berührte sanft seine Hand. Er sah kurz zu ihr, wie sie da lag und lächelte. Er war ihr in dem Moment einfach nur dankbar dafür, dass sie da war. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn sie nicht da gewesen wäre, um ihn aus seinem Traum zu reißen... vielleicht wäre er wirklich noch gestorben... und er war ihr dankbar dafür, dass sie nicht fragte. Sie hatte nicht gefragt, was er gesehen hatte oder was los sei, sie war einfach nur da gewesen. Ohne Worte ging in seinen Augen fast alles besser.

Worte waren jetzt nicht wichtig. Sie waren einfach nur da, lagen nebeneinander im Warmen und schwiegen sich an. Als sie seine Hand losließ, bewegte er kurz den Zeigefinger und streichelte damit eher unterbewusst ihre Handfläche, einfach nur, um ihr zu zeigen, dass er ihr für das dankbar war, was sie tat.
 

Sie verstand die Geste und lächelte, jetzt noch glücklicher.

„Gute Nacht, Sasuke-kun. Schlaf schön.“

„Hn,“ machte er nach einer Weile ganz friedlich und ohne den genervten Unterton, den er sonst hatte.
 

––
 

Der nächste Morgen, für Morgen schon beinahe zu spät, die Sonne strahlte.

Und genau wie die Sonne strahlte ein ziemlich gut gelaunter blonder Junge namens Naruto, der von seiner Mission zurückkam und grinsend das Dorf betrat. Eigentlich sollte er zuerst zu Tsunade gehen und sich zurückmelden... aber dann kam er an dem Haus vorbei, in dem Sakura wohnte, und überlegte es sich fröhlich grinsend anders.

„Sakura-chan ist sicher schon bei Sasuke! Dann werde ich da mal vorbeischauen, ob die auch ohne mich klargekommen sind, hehe!“

So machte er sich auf den Weg zu Sasukes Wohnung. Glücklicherweise hatte er von Tsunade einen Schlüssel bekommen, genau wie Sakura. Da sie ihn überwachen sollten, hatten sie auch das Recht, die Schlüssel zu Sasukes Wohnung zu besitzen... Tsunade war nicht immer so hart mit der Überwachung – aber auf Sasuke musste man besonders aufpassen. Er war ein Lehrling von Orochimaru gewesen und durchaus gefährlich, falls er Konoha erneut verraten sollte...
 

Als Naruto Sasukes Wohnung betrat, war es schummrig, weil die Vorhänge zugezogen waren und das Sonnenlicht nur spärlich hindurchfiel. Es war alles ruhig, kein Geräusch. Naruto wusste ja nicht, dass Sakura vor zwei tagen genau dieselbe Erfahrung gemacht hatte, als Sasuke weggelaufen war...

Aber heute war er nicht weggelaufen.

Naruto betrat verwundert die Stube und sah auch schon Sasukes schwarzen Haarschopf, der sich vom weißen Kopfkissen im Bett abhob, und er grinste los:

„Heeeey, Teme!! Was is’n mit dir los, dass du – AAHH??!!“
 

„WAS??!“ brüllte Sasuke los und fuhr aus dem Schlaf hoch, als Naruto so unverhofft losschrie, und erst nach ein paar Sekunden bemerkte der Schwarzhaarige, dass es Naruto war, der neben dem Bett stand und fassungslos mit zitterndem Arm auf das Bett zeigte. Sein Mund ging dabei auf und zu wie bei einem Karpfen, und sein gesicht war ganz rot geworden – Naruto bot einen so albernen und dämlichen Anblick, dass Sasuke kurz grinsen musste. Obwohl er nicht wusste, was los war...
 

„Was brüllst du hier rum, Usuratonkachi?!“ schnappte er dann genervt, „Wieso platzt du in meine Wohnung und brüllst los?! Ich schlafe noch...“

„Wa-wa-wa-wa...!!“ stammelte Naruto und deutete völlig entgeistert auf den rosa Haarschopf, der neben Sasuke im Bett aufgetaucht war. Das durfte doch nicht wahr sein, was er da sah! Da war er mal zwei Tage weg, und schon fingen alle an, Babys zu machen! Oh Gott, Sasuke und Sakura?!

„Was?“ fragte Sasuke verständnislos und folgte Narutos Fingerzeig – er sah auf Sakura, die jetzt auch aufwachte und erstmal herzhaft gähnte. Sasuke zuckte mit der Augenbraue.

Moment. Was machte sie in seinem Bett? – Oh, ach ja, er hatte sie gebeten, zu bleiben. Aber wieso machte Naruto so ein Theater daru–
 

„Oh Scheisse!!“ platzte Sasuke heraus und sprang aus dem Bett, als ihm klar wurde, was Naruto dachte – verständlicherweise.

„Oh Gott, du hast deine Hose ja an!“ machte Naruto erschrocken und starrte auf Sasukes Hose, dass er auch ein T-shirt anhatte, hatte der Blonde wohl nicht bemerkt. Sasuke hörte Naruto gar nicht zu.

„Es ist nicht das, wonach es aussieht!!“ bellte er und wurde gegen seinen Willen rot, „Verdammt, ich...!!“

„Was ist denn hier los?!“ schrie Sakura auf einmal und fuhr auch hoch, „Häh?! – N-Naruto!! Wo kommst du denn her?!“

„Oh mein Gott, hattet ihr Sex?!“ rief Naruto fassungslos, und Sasuke hustete lauthals los, während Sakuras Kopf die Farbe eines Radieschens bekam.

„WAS??!“ kreischte sie – dann ging alles so schnell, dass der arme Sasuke gar nicht recht mitbekam, was geschah, und der noch ärmere Naruto erst recht nicht: Sakura sprang aus dem Bett und haute Naruto mit solcher Wucht eine runter, dass er zu Boden flog, und sie trat schreiend und schimpfend nach ihm und wurde dabei immer röter, ob nun vor Wut oder vor Verlegenheit über das Thema. „Was geht dich das überhaupt an?! Für wen hältst du mich, häh??! Was denkst du für ungezogene Sachen, du widerlicher kleiner...!! Du bist genauso dämlich wie Jiraiya, weißt du daaaas??! NARUTOOO!!“
 

Sasuke stand hustend an der Fensterbank und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Verdammt, jetzt kloppten die sich in seiner Stube! Dabei hatte er gar nichts getan! Während sie kloppten, bekam er jedoch Zeit, nachzudenken.

Er war ein Idiot... wieso hatte er Sakura bei sich im Bett schlafen lassen?! Er hatte nicht geahnt, dass Naruto kommen und alles falsch verstehen würde... aber verdammt, bei so einem Bild konnte man es doch nur falsch verstehen, das musste Sasuke Naruto vergeben...

Aber verdammt, der Gedanke daran, was wäre, wenn Naruto es nicht falsch verstanden hätte, war beunruhigend... was, wenn es wirklich so gewesen wäre, wie Naruto dachte?

Ach du liebe Zeit...
 

Sakura trat Naruto wutentbrannt in den Flur.

„Da!!“ schimpfte sie und warf ihm ihr Portemonnaie hin, „Geh einkaufen!! Und wehe, du machst dir länger Gedanken über das von eben!! Ich werde dir alles erklären, sobald du zurück bist!! Klar?!“

„J-...j-ja...!“ stammelte Naruto völlig fertig und fasste nach seinem verbeulten Kopf, bevor er zusah, dass er wegkam, und aus der Wohnung verschwand.

Plötzlich war es still.

Sasuke atmete auf, weil der Lärm vorbei war, und Sakura richtete sich auf und verschnaufte kurz. So ein Theater am frühen Morgen...

Dann sah sie zu Sasuke.
 

Die Gedanken waren auf beiden Seiten dieselben und auf beiden Seiten viel zu eindeutig, deshalb wandten sie beide schnell die Köpfe voneinander weg.

„Tut mir leid, dass... dass er sowas von uns denkt...“ murmelte Sakura dann beschämt, „Ich hab nicht gewusst, dass er heute kommt und-...“

„Sakura,“ unterbrach Sasuke sie, und sie hob den Kopf, als er auf sie zukam und dann halb an ihr vorbei ging, bis er knapp hinter ihr stand. „Du wirst Naruto kein Wort von dem sagen, was gestern Nacht gewesen ist. Ist das angekommen?“ Er verlieh seiner Stimme einen durchaus wirkungsvollen Nachdruck, und Sakura nickte langsam. Sie verstand auch, dass er nicht wollte, dass Naruto von seinem Panik-Anfall erfuhr... ausgerechnet Naruto. Dann würde bald ganz Konoha wissen, dass er nachts wie ein Verrückter aus einem Alptraum aufgewacht und völlig bescheuert gewesen war und sich dann auch noch in die Arme einer Frau geworfen hatte – Sakura dachte natürlich nicht so über die Sache, aber Sasuke vermutlich...
 

Er ging von ihr weg in den Flur und in Richtung Bad. Kurz vor der Tür blieb er noch kurz stehen und schenkte Sakura eien kurzen Blick, den sie aber nicht bemerkte, weil sie ihm den Rücken zudrehte.

„Danke.“

Dann verschwand er im Bad und verschloss die Tür, bevor Naruto da als nächstes hereinplatzte und wieder irgendetwas falsch verstand, nachher würde es vermutlich noch heißen, er hätte Sex mit einem Duschkopf – zumindest machte Sasuke sich jetzt ein Bild davon, wie Gerüchte entstanden.
 

Sakura saß inzwischen auf Sasukes Bett und dachte an die vergangene Nacht. Wie schön es gewesen war... sie waren sich einfach nur nahe gewesen, und das war gut gewesen. Sie schloss hingebungsvoll die Augen bei der Erinnerung daran, mit ihm unter derselben Decke geschlafen zu haben. So viel Wärme, ganz ungewohnt bei dem sonst so kalten Sasuke. Sie wünschte sich so sehr, sie würde öfter etwas von dieser seltenen Wärme zu spüren bekommen... bei dem Gedanken daran kribbelte es überall in ihr, und sie schüttelte sich mit einem kurzen Lächeln. Das Kribbeln war zwar komisch, aber es fühlte sich schön an... in dem Moment vergaß sie einfach, dass Naruto ohne es zu wollen mal wieder alles versaut hatte und sie beide für pervers hielt. Sie und Sasuke waren gar nicht pervers – sie waren doch nicht mal ein Paar, wie sollten sie da pervers sein? Naruto war komisch...

Sie riss sich widerwillig aus ihren Tagträumen und sah auf ihre am Boden liegenden Sachen, bevor sie begann, sich umzuziehen.
 

Und Sasuke kam aus der Dusche mit nur einem Handtuch um die Hüften, und er ärgerte sich über sich selbst, dass er ständig vergaß, sich Klamotten mit ins Bad zu nehmen, um sich dort anzuziehen – er kam sich irre dämlich vor, ständig vor Sakura im Handtuch herumzurennen, und irgendwie wie ein Angeber, der gerne seinen ach so tollen Körper zur Schau stellte – na ja, er war zwar ein Uchiha und es war daher klar, dass er gut aussah, aber ganz so arrogant, wie alle dachten, war er dann doch nicht... er wusste nicht, woher es kam, aber irgendwie fühlte er sich komisch, wenn sie ihn so halbnackt anstarrte.
 

Er ging in Richtung Stube, doch als er gerade die Tür erreichte, die halb offen war, hielt er plötzlich wie angewurzelt inne und hätte um ein Haar vor Schreck sein Handtuch fallen gelassen.

Sakura war noch in der Stube und kehrte ihm halb den Rücken, halb die rechte Seite zu – und sie war fast nackt... sie trug nicht mehr als einen kleinen Slip.

Oh Scheisse – wieso passiert immer mir sowas?! schimpfte Sasuke wütend mit sich selbst und ahnte schon, im nächsten Moment von Sakura in die Umlaufbahn getreten zu werden für das, was er gerade fast gesehen hatte – oh Gott, jetzt hatte er es ganz gesehen, weil sie sich zur Seite drehte – und ihn offenbar nicht bemerkt hatte.
 

Moment, er stand hier und starrte sie an, wie sie fast nackt da rumstand und sich anzuziehen begann, und merkte gar nicht, dass er da war?!

Sasuke rieb sich die Augen und fragte sich im nächsten Moment, wieso... und vor allem, wieso er sich nicht bewegen konnte. Er wollte schnell verschwinden und tun, als wäre er nie da gewesen – jede Sekunde, die er hier länger stand und sie anstarrte, wurde gefährlicher für ihn...

Aber sie war hübsch...

Sein Blick blieb wie automatisch an ihren Brüsten hängen, die er jetzt ziemlich gut im Blick hatte, weil sie ihm ihre Seite zukehrte.

Verdammt...!

Wieso war ihm plötzlich so verdammt heiß, während er hier nur herumstand und starrte...? Er musste sich völlig entsetzt korrigieren: Sie war nicht hübsch, sie war wunderschön. Nicht zu dünn, nicht zu dick, genau richtig... und sie hatte hübsche Brüste –
 

Hey, verdammt, was denkst du da, Sasuke?! Aufwachen, hallo...!
 

Er musste hier weg...

Sie zog ihren BH an und dann ihr T-shirt, und Sasuke stand immer noch unbeweglich im Flur und vergaß, dass er selbst bloß sein dummes Handtuch trug.

Es war verdammt heiß hier drinnen. Er sollte das Fenster mal aufmachen...

Sasuke... reiß dich zusammen, mann...! Sie ist nur eine Frau...

Ja, verdammt, und er war nur ein Mann und hatte auch Hormone – er wünschte manchmal, er hätte keine –

Und dann fuhren ihre kleinen, hübschen Hände zu ihrem Slip – oh verdammt, den wollte sie doch jetzt nicht etwa wechseln –

Mit einer beängstigenden Geschwindigkeit schoss die gesamte Hitzewelle in ihm mitsamt dem Blut ziemlich genau auf seine Körpermitte zu, und Sasuke keuchte und sprang mit einem erschrockenen Husten zurück ins Badezimmer, knallte augenblicklich die Tür zu und war verschwunden. Gerade noch rechtzeitig, denn das sollte Sakura doch besser nicht mitbekommen...
 

––
 

Naruto traf im Supermarkt auf Hinata, während er irgendwelche wahllosen Dinge für Sakura einkaufte. Essen, Getränke, ganz viel Ramen (das wohl mehr für ich als für sie, aber egal...)...

„Sasuke und Sakura sind sehr merkwürdig,“ sagte er zu Hinata, als sie den Supermarkt verließen, nachdem er ihr erzählt hatte, was er gerade gesehen hatte – worauf die arme Hinata krebsrot geworden war. „Sag mal, ist in den zwei Tagen, die ich weg war, irgendetwas passiert, Hinata-chan?“

Hinata hörte ihm plötzlich gar nicht mehr zu.

Chan. Er hatte sie Hinata-chan genannt. Das hatte er noch nie gemacht! Du liebe Zeit...

Das Mädchen wurde gegen ihren Willen erneut rot und sah verlegen zu Boden. Wieso wurde sie nur immer so rot? Wieso, verdammt? Sie musste Naruto so dämlich vorkommen...

„N-Naruto-kun...“ stammelte sie, und es wurde alles nur schlimmer. Nein, nicht nur, dass sie ihn nicht ansehen konnte, sie konnte auch nicht mehr reden! Was er wohl von ihr halten mochte, wenn sie so scheu war...? Sakura ermutigte sie so oft, sich mehr zuzutrauen und Naruto endlich mal zu sagen, was sie für ihn empfand – aber wie sollte sie das schaffen, wenn sie schon bei einem völlig normalen Gespräch (na ja, wenn man es als normal betrachtete, darüber zu reden, dass Sasuke und Sakura vielleicht perverse Dinge taten, versteht sich) nur stammeln konnte?
 

Naruto blinzelte.

„Was ist los?“ fragte er verwirrt. „Ist dir nicht gut...?“ Irgendwie dämmerte ihm allmählich, dass sie nur dann so komisch war, wenn er mit ihr sprach – merkwürdig.

„Nein, mir g-geht es gut!“ sagte sie und zwang sich, aufzusehen, „Also, ähm... mir ist nichts aufgefallen, als du weg warst, wollte ich sagen! I-ich wusste auch nicht, dass Sakura neuerdings auch bei ihm übernachtet-...“

„Ich werde einfach Tsunade no baa-chan fragen!“ sagte der Kyuubi-Junge motiviert, packte Hinatas Arm und zerrte sie in Windeseile die Straße hinunter. „Komm mit, Hinata-chan, wir werden gleich erfahren, was abgeht!“

Und die arme Hinata wurde langsam lila, weil er sie jetzt auch noch anfasste...
 

––
 

Tsunade zuckte mit der Braue.

„Was hast’n du für ein Problem?!“ fragte sie schnippisch, „Da Sasuke schlafwandelt, sah ich mich gezwungen, ihn rund um die Uhr überwachen zu lassen! Und da Sakura gerade da war, passte das ganz gut.“

Naruto und Hinata standen vor ihrem neuen Schreibtisch, der schon wieder genauso zugemüllt war wie der alte, und gerade hatte die Fünfte den beiden erklärt, wieso Sakura dort schlief. Das erklärte natürlich alles. Aber irgendwie hätte Naruto es interessanter gefunden, wenn es so gewesen wäre, wie er es gedacht hatte. Ach, Manno, nie passierte etwas. Obwohl, Sasuke und Sakura als Paar? – Nee...
 

„Sonst noch Probleme?“ fragte Tsunade dann, und die beiden Shinobi sahen sich kurz an.

„nein, Hokage-sama,“ antwortete Hinata lächelnd, „Danke...“

„Pff...“ murmelte Naruto beleidigt, „Wieso darf ich nicht auch da schlafen? Das wird sicher lustig!“

„Lustig!“ machte Tsunade und ihrer Stimme war ein Zwischending aus Empörung und Belustigung über Narutos Naivität anzuhören. „Du findest es lustig, auf Sasuke aufzupassen??“

Naruto schmollte.

„Wieso darf Sakura-chan alleine da bleiben?? – Was, wenn Sasuke über sie herfällt?!“

Tsunade musste lachen.

„Wie jetzt – du glaubst ernsthaft, er würde über sie herfallen??“

„Na ja, sie ist immerhin eine Frau und er ein Kerl!“ protestierte Naruto und kapierte gar nicht, dass Tsunades Problem ein ganz anderes war – deshalb half Tsunade ihm nach:

„Glaubst du allen Ernstes, Uchiha Sasuke würde es schaffen, Sakura etwas anzutun... wo du doch weißt, von wem sie gelernt hat...?!“
 

Naruto schluckte. Ach je – ja, sie war Tsunades Schülerin! Bei ihrem Schlag würde Sasuke es höchstens einmal wagen, ihr zu nahe zu kommen...

„Ganz davon abgesehen halte ich Sasuke für extrem introvertiert,“ fuhr die Hokage fort und seufzte, „Komm, du kennst ihn doch besser als ich! Er wäre doch der letzte, der eine Frau einfach flachlegen würde... immerhin ist er doch der ach so tolle Uchiha Sasuke, er hat schließlich einen Ruf zu verlieren! – Na ja, an sich hat er den schon verloren, weil er Konoha verraten hat...“ Sie grübelte. „Ach, egal. Verschwindet jetzt und macht euch nützlich, es gibt viel zu tun! – Shizune, wo steckst du?!“

Die beiden schlichen aus der Tür, und kaum war sie zu, meckerte Naruto los:

„Verdammt, als ob sie die ganze Zeit arbeiten würde!! Die säuft jetzt wieder Sake, wetten?! Blöde Tsunade no baa-cha-...“

Ein mit einem lauten Krachen durch die Tür fliegendes Buch traf Naruto mit Karacho am Kopf und unterbrach ihn, und er stürzte schreiend zu Boden. Hinata sprang zur Seite, während die Tür zu Tsunades Büro jetzt ein buchförmiges Loch aufwies...

„DAS HAB ICH GEHÖRT, NARUTO!!“
 

––
 

Als Naruto zurück in die Wohnung kehrte, um eine Beule reicher dank Tsunades Buch – das war hart gewesen, verdammt... – war irgendetwas an der Gesamtsituation höchst eigenartig. Er wusste erst nicht, was es war, als er in die Stube kam und die Einkäufe vor Sakura abstellte, die natürlich längst angezogen und gerade dabei war, ihre Luftmatratze etwas zur Seite zu schieben, um mehr Platz zu schaffen. Sie schien sich wieder beruhigt zu haben, jedenfalls nahm sie ihm fröhlich die Sachen ab und wuselte in die Küche. Dann sah Naruto zu Sasuke, der auf dem Balkon am Boden saß – und ihm wurde klar, dass es Sasuke war, der ihm komisch vorkam.
 

„Huh?“

Naruto steckte den Kopf durch die Balkontür, die er aufgeschoben hatte, und Sasuke hob de Kopf und sah ihn an – nur ganz kurz, dann sah er sofort wieder auf seine Füße.

„Was is’n mit dir?“ fragte der Blonde, „Wieso sitzt du nicht auf... dem Stuhl da??“ Er sah fragend auf den Stuhl auf dem Balkon.

„Lass mich in Ruhe, du nervst,“ kam die Antwort. Aber Naruto war nicht zufrieden. Der arrogante Sasuke-Unterton fehlte!

Er ging zu dem anderen herüber und hockte sich genau vor ihn, um ihn aus seinen blauen Augen groß anzustarren.

„Hab ich was verpasst?“ machte er. „Wieso sitzt du überhaupt auf dem Balkon?“ So warm war es nun auch wieder nicht.
 

Ja.

Warum saß er hier... gute Frage. Weil das der einzige Ort war, an dem Sakura nicht regelmäßig herumwuselte, und Sasuke sie gerade wirklich nicht sehen wollte. Nein, er wollte sie nicht nur nicht sehen, er wollte sie nicht mal hören oder auch nur wissen, dass sie da war und irgendetwas tat. Am liebsten wollte er, dass sie ganz weit weg war, am besten auf die andere Seite der Welt, und dort sollte sie eine Weile bleiben, zumindest solange, bis er sie wieder ansehen konnte, ohne sich dabei vorzustellen, wie sie doch nackt ausgesehen hatte.

Scheisse...

Neiiin, jetzt dachte er schon wieder daran! Er stöhnte und vergrub den Kopf in den Armen, sich die Haare raufend.

„Verschwinde, Naruto... ich bin genervt... ich will meine Ruhe...!“

„Auf dem Balkon?“ fragte Naruto unschlau.

„Ja, auf dem Balkon. – Was macht Sakura?“

„Öh, bringt das Essen in die Küche...“

„Sehr gut.“

„W-wieso ist das gut?!“ Jetzt war Naruto vollends verwirrt und runzelte die Stirn. Sasuke lehnte den Kopf an das Balkongeländer und seufzte tief.

„Lass das meine Sorge sein. Ich will meine Ruhe, hau endlich ab und hilf Sakura bei was auch immer sie tut...“
 

Sakura, Sakura! Aargh, er musste dringend aufhören, dauernd ihren Namen zu sagen und an das zu denken, was er gesehen hatte – und aus irgendeinem völlig abstrusen Grund, den Sasuke nicht kannte, schien Sakura ihn allen Ernstes nicht bemerkt zu haben. Dabei war es ihm vorgekommen, als hätte er minutenlang da gestanden und sie angestarrt, ihren hübschen, fast nackten Körper – ihre Brüste –

„Ach du meine Güte...“ stöhnte er und hielt sich erneut den Kopf, worauf Naruto immer verwirrter dreinschaute, „Findest du, ich bin niveaulos, Naruto?“
 

Naruto blinzelte und sah Sasuke mit einem Häh? -Blick an.

„Wieso... sollte ich das finden...?! – Na ja, mal davon abgesehen, dass du niveauloserweise das Dorf verraten hast, nicht...“

Krack.

Verflucht, mussten sie ihn wirklich jeden Tag daran erinnern?
 

Er fand sich selbst gerade übrigens überaus niveaulos... er verfluchte wütend seine schmutzigen Gedanken und den Moment, in dem er Sakura fast nackt in der Stube gesehen hatte, und vor allem verfluchte er sich selbst dafür, dass er diese verdammten Gefühle hatte...

Wieso war es so aufwühlend, eine nackte Frau zu sehen, verdammt...?

Er erhob sich knurrend und stampfte zurück in die Wohnung, an Naruto vorbei.

„Warum könnt ihr mich nicht endlich in Ruhe lassen...?!“
 

Auf dem Flur stieß er beinahe mit Sakura zusammen, die auf dem Weg in die Stube war. Beide erschraken sich erstmal, dann seufzte Sakura und lächelte kurz.

„Entschuldige, Sasuke-k-...“ Weiter kam sie nicht, da war er schon an ihr vorbeigegangen, ohne sie auch nur anzusehen, und in der Küche verschwunden.

Sakura blieb stehen und sah ihm verwundert nach. Wieso hatte sie das Gefühl, dass er sich komisch benahm – und das erst seit heute morgen?

Vielleicht schämt er sich, weil Naruto alles von gestern falsch verstanden hat...?

Sie wollte erst zu ihm gehen und ihn fragen, was los sei – sie entschied sich weise dagegen. Sasuke hatte aus irgendeinem Grund schlechte Laune, und wie sie ihn kannte, war es ihm ohnehin lieber, alleine zu sein...

Deshalb fand sie es besser, weiter in die Stube zu gehen und Sasuke sich selbst zu überlassen...
 

––
 

--
 

so o.o wie versprochen ging es schnell XD aber auch wie versprochen wird es jetzt auch etwas dauern^^' Sprachkursprüfung, Referat, bla....^^'

Woah, viele komische Sachen passiert! XD Naruto ist so ein Held XDD Sasukes Traum war scary oô' und wir bekommen stückchenweise immer mehr von dem Tag zu sehen/lesen, an dem er Itachi umgebracht hat XD haha XD

Regentage

Eine Weile lang lief alles mehr oder weniger gut. Mehr deshalb, weil Sasuke nicht mehr schlafwandelte und anscheinend auch keine Panik-Anfälle mehr bekam, was vor allem Sakura sehr beruhigte. Weniger deshalb, weil sie trotz allem einfach nicht vorankamen. Irgendwann war es Mitte Oktober und in Konoha wusste man noch immer nicht, wo Itachi war und ob er überhaupt noch lebte. Das führte allmählich dazu, dass sich die Stimmung in Sasukes Wohnung täglich verschlechterte.

Sakura war es langsam leid, Mister Ich-bin-der-Größte Uchiha Sasuke mit Samthandschuhen anzufassen, und da er auch nicht mehr so labil zu sein schien, sah sie keinen Grund, das weiterhin zu tun, also nervte sie ihn jeden Tag mit den Fragen nach Itachi – aber Sasuke wies sie jedes mal zurück und dachte nicht daran, ihr zu antworten. Wenn sie es wagte, Itachis Namen zu erwähnen, zuckte er zusammen und schenkte ihr lediglich einen Mörderblick. Manchmal musste Sakura sich schon beherrschen, um ihm nicht eins in die Fresse zu hauen für sein bescheuertes Verhalten. Aber sie riss sich zusammen, weil sie Stil hatte. Fertig.

Sasuke seinerseits war mit jedem Tag angepisster von der Anwesenheit seiner Kumpanen Naruto und Sakura. Vor allem von Sakuras Anwesenheit. Er konnte sie zwar inzwischen wieder ansehen, aber ganz aus seinen Gedanken verschwunden war das Bild der fast nackten Sakura leider nicht. Dass er sie einerseits so anziehend fand und sie ihn andererseits so tierisch nervte, machte ihn wahnsinnig, und jedes mal, wenn sie sich stritten (also mindestens zweimal täglich, und es sind nur die Versionen mit Anbrüllen gemeint), war er hin und hergerissen, ob er sie am liebsten aus dem Fenster treten oder mit ihr Babys machen wollte –

Hey, ich brauche immer noch eine Frau für den Uchiha-Clan... Mist...
 

Der einzige, der sich köstlich amüsierte, war Naruto. Und, was Sasuke zusätzlich ärgerte, schienen die beiden zwangsläufigen Babysitter seine Wohnung zum allgemeinen Treffpunkt zu machen – in letzter Zeit war Hinata quasi Stammgast bei ihnen, was Sakura sehr vorteilhaft fand; denn in der Gegenwart der so scheuen und zerbrechlichen Hinata wagte nicht mal Sasuke es, viel rumzubrüllen, folglich war die Streitquote während Hinatas Anwesenheit sehr viel niedriger. Kurz, Hinata hob die Stimmung.
 

Hinata war nicht Sasukes Problem. Sie sagte sowieso kaum etwas, wofür er sie wirklich vergötterte – sie war die einzige, die ihn nicht nervte, das konnte er wirklich behaupten.

Sehr viel schlimmer war da ein anderes Problem, das Sakura angeschleppt hatte, und das hieß Ino Yamanaka.
 

Sasuke hatte noch nie einen Menschen gesehen, der so schnell so viel reden konnte. Nicht mal Naruto und Sakura zusammen quasselten so viel wie Ino. Jedes mal, wenn die blonde Freundin von Sakura da war – seiner Meinung nach in letzter Zeit leider viel zu oft – konnte er gehen, wohin er wollte, immer und überall hörte er Inos laute und helle Stimme, und vor allem ihr Kichern. Und worüber die stundenlang reden konnte, darüber würde er normalerweise nicht mal eine Sekunde lang nachdenken! X ist jetzt mit Y zusammen, wusstest du schon? Dabei hat Y sie doch vor zwei Jahren mit Z betrogen! Das war eine ganz üble Geschichte, und Z ist ja wohl so eine dermaßene Schlampe, das geht gar nicht klar – ach ja, und habt ihr gehört, dass A neulich zu viel gesoffen hat und auf der Straße geschlafen hat? Und dann war da diese Party bei ABCDEFG...

Oh mein Gott. Wen, zum Geier, scherte das eigentlich?! Wer war überhaupt X?! Und ABCDEFG erst?! Sasuke konnte es nicht begreifen...
 

Sasuke litt aber nicht völlig allein.

Naruto war zwar nicht so angenervt wie er, aber checken tat er auch nichts von dem, was die Frauen so quasselten.

„Was Ino so alles hört,“ sagte er eines Tages gelangweilt zu Sasuke, als er auf dem Boden der Stube saß und ein Kunai putzte. Sasuke stöhnte. Draußen regnete es Hunde und Katzen, das war auch der einzige Grund, wieso sie beide nicht draußen am Trainieren waren. Jetzt, im Oktober, war es nämlich kalt genug, dass man sich leicht bei so einem Wetter erkälten konnte – und mit Sakura als Ärztin hieß eine Erkältung mindestens eine Woche Bettruhe und kein Training, dann lieber einen Tag kein Training als sieben.

Ino und Sakura waren zusammen mit Hinata in der Küche und Ino erzählt wild gestikulierend und ziemlich laut von einer ihnen allen unbekannten Freundin P, die erschreckenderweise eine Affäre mit dem so bösen Y hatte, der doch gerade erst Z und X und ABCDEFG betrogen hatte – halt, nein, ABCDEFG war die mit der Party.

„Muss ´n echter Draufgänger sein,“ kommentierte Sasuke die Untaten des Y, und Naruto kicherte.
 

Es war etwas, was Hinata von sich gab, was die beiden aufhorchen ließ. Allein die Tatsache, dass Hinata etwas sagte, und das in einer leisen, wohlklingenden Stimme, war bemerkenswert – aber das, was sie sagte, war so entsetzlich, dass die beiden Jungen bei Beendung des Satzes kerzengerade auf dem Boden bzw. im Bett saßen.
 

„Neji-nii-san und TenTen werden ein Baby bekommen...“
 

Bumm.
 

Das saß bei allen, und Ino lachte oder kreischte nicht einmal. Sowohl die Mädchen in der Küche als auch die Jungen in der Stube starrten sich gegenseitig an. Dann runzelte Sasuke die Stirn.

„Wer ist TenTen?“
 

Dann brach das Chaos aus, und alle kreischten durcheinander.

„Wie bitte?!“

„Ist das dein Ernst, Hinata?!“

„Sasuke, du weißt nicht, wer TenTen ist??! Sie ist in Gais Team!“

„Du liebe Güte, wann?“

„Ach, die mit den Beulen auf dem Kopf?“

„Sie kriegt ein Baby?! Holy shit, sie ist doch erst achtzehn??!“

„Das sind Haarknoten, Teme!“

„Nein, wie süüüß! Eine kleine TenTen mit Byakugan!“

„Oder ein Neji mit Haarbeulen.“

„TEME!!“

„Haarknoten, Sasuke-kun!“

„Bin ich Friseur?“

„Da fällt mir ein, ich sollte mal zum Friseur...“ fing Ino schon wieder an, und sofort ging das Geschnatter weiter. Die Jungen saßen immer noch in der Stube und sahen sich jetzt blöd an.

„Jetzt reden die über Friseure... ging es nicht eben noch um Babys?“ fragte Sasuke, und Naruto schluckte.

„Das ist-... ich bin... schockiert!“ machte der Blonde, „Dass Neji und TenTen jetzt schon... ... also nee...“ Er grübelte vor sich hin, und Sasuke stöhnte wieder nur. Verdammt, wenn Neji Kinder machte, durfte er das auch...

Moment mal, ich will doch jetzt noch keine Kinder – der Uchiha-Clan kann auch noch ein paar Jahre warten!!
 

––
 

Es kehrte erst mit der Dunkelheit etwas Ruhe ein, als Ino endlich weg war. Hinata ging auch gerade, wobei die am allerwenigsten störte, sie war so schön leise und ruhig...

„Ich hoffe, ich habe euch keine Umstände bereitet,“ sagte sie gerade ganz leise und scheu, als sie in der Wohnungstür stand und gerade gehen wollte. Die drei übrigen sahen sich kurz an. Sakura lachte.

„Hinata-chan! Du machst niemandem Umstände, okay? Wir freuen uns, wenn du hier bist, komm doch öfter vorbei!“

„Genau!“ stimmte Naruto vergnügt zu, und Hinata wurde rot und sah verlegen auf ihre Schuhe – verlegen und überglücklich; Naruto wollte, dass sie öfter kam! Das war ja schon beinahe ein Liebesgeständnis... – ach du liebe Zeit, nein, so etwas dachte sie doch nicht!

Mit hochrotem Kopf verneigte sie sich kurz sehr höflich.

„Danke für den netten Nachmittag, Sasuke, Sakura, Naruto-kun... wenn es euch wirklich so freut, komme ich... gerne wieder!“ Sie lächelte so lieb, dass Sakura gar nicht anders konnte, als zurück zu lächeln, und Sasuke fragte sich, ob irgendjemand diesem Mädchen je böse sein könnte. Hinata war zu nett für diese Welt, damit machte sie sich doch nur Schwierigkeiten... – und Naruto tat etwas ganz erstaunliches: er wurde einen Hauch rot auf den Wangen, was niemand zu bemerken schien. „Also dann, gute Nacht, ihr drei!“ verabschiedete sich das Mädchen mit den Byakugan dann, winkte und lief schnell die Treppen hinunter.

„Tschüß, Hinata-chan! Komm gut nach hause!“ rief Sakura noch, bevor sie die Tür schloss. Kaum war die Verabschiedungszeremonie beendet, verschwand Sasuke wieder in die Stube. Bloß nicht zu lange mit Menschen zusammen sein.

Sakura grinste Naruto an.

„Hinata-chan ist echt total süß, oder?“ fragte sie ihn schelmisch, und er blinzelte.

„Wie meinst’n du das?“

„Tu doch nicht so!“ Seine Kameradin pikte ihm in den Bauch, und Sasuke, der in der Stubentür angekommen war, blieb stehen und drehte sich halb wieder um. „Du hast sie angeguckt, huh?“

„Ich gucke die Leute nunmal an, wenn ich mit ihnen rede,“ redete Naruto sich brummend raus, und Sakura kicherte mädchenhaft.

„Komm schon... dir ist auch aufgefallen, wie hübsch sie ist, nicht? Eigentlich beneide ich sie...“

„Ach was...“ lachte Naruto nervös und kratzte sich am Kopf, „Ich, äh, hab keine Ahnung, was du meinst...“ Natürlich war ihm schon mal aufgefallen, dass Hinata nicht mehr bloß das kleine, scheue Mädchen von früher war. Nein, sie war wirklich ziemlich hübsch geworden...

„Du verarschst mich doch...“ murrte Sakura und linste ihn an, „Erzähl mir nicht, dass du-...“

Sie wurde unterbrochen:

„Ist dir eigentlich langweilig, Sakura?!“ schnappte Sasuke und klang fast beleidigt, was Sakura verwirrte, „Oder wieso stehst du im Flur rum und laberst über völlig unsinnige, belanglose Dinge wie Hübschsein?!“
 

Naruto sah Sasuke verwundert und zugleich dankbar an, weil Sakura ihn jetzt nicht mehr löcherte – aber Sakura ließ das nicht auf sich sitzen.

„Was heißt hier belanglos?“ machte sie schnippisch, „Wenn's dir egal ist, ob ein Mädchen hübsch ist, willst du dann auch ´ne fette, hässliche Tusse für deinen tollen Uchiha-Clan?“

„Das hat damit überhaupt nichts zu tun!“ wand er sich genervt raus und drehte ihr den Rücken zu, „Ich fand nur die Diskussion schwachsinnig, ob Naruto Hinata jetzt hübsch findet oder nicht... das ist ja wohl seine Sache und geht dich ´nen Dreck was an, oder etwa nicht? Oder erzählst du auch aller Welt, wen du toll findest?“

Der letzte Satz war sinnlos, fiel ihm ein – es wusste sowieso jeder, wen Sakura toll fand, nämlich ihn, Sasuke...

Sakura tat das ziemlich unbekümmert ab:

„Du hast sowieso keine Ahnung, wie man mit Menschen umgeht, was erwarte ich also Verständnis?!“ Mit einem giftigen Blick auf Sasuke drängte sie sich absichtlich gewaltsam an ihm vorbei in die Stube, rempelte ihn dabei gegen den Türrahmen, und Sasuke grunzte wütend wie ein Keiler, dessen Revier gerade unerlaubterweise betreten worden war.
 

Naruto kratzte sich immer noch etwas ratlos am Kopf. Was war eigentlich mit den beiden los? In letzter zeit – eigentlich seit Sasukes Rückkehr – waren sie so merkwürdig... Sasuke war ja schon immer etwas eigen gewesen, aber dennoch wurde Naruto seit dem kurzen Gespräch auf dem Balkon vor einigen Wochen das Gefühl nicht mehr los, dass Sasuke gerade anders eigen war als sonst. Vor allem im Bezug auf Sakura...

Und Sakura? Die war auch ganz komisch neuerdings. So leicht reizbar (noch leichter als sonst) und manchmal wirkte sie auch so abwesend... Naruto fragte sich manchmal, worüber sie wohl so viel nachdachte.
 

––
 

Nachdem Naruto dann auch weg war, war es komplett still in Sasukes kleiner Wohnung. Während sie schließlich ihr Bett (ihre Luftmatratze) richtete und Sasuke einmal wieder, wie so oft in letzter zeit am späten Abend, auf dem Bett lag und die Fernsehkanäle durchzappte, fragte Sakura sich, wieso sie so wenig miteinander sprachen. War er mal wieder aus irgendeinem an den Haaren herbeigezogenen Grund wütend auf sie? Dabei war schon lange nichts mehr kaputt gegangen! Die neue Duschwand war auch längst da und ein neuer Topf war auch dazugewachsen. Und bisher hatte sie an jenem Tag noch nicht von Itachi geredet...

Bisher.
 

„Und Monsieur ist immer noch nicht geneigt, mir zu erzählen, was mit Itachi passiert ist?“ fragte sie in unüberhörbar schnippischem Ton, und Sasuke zuckte kurz. Dann schaltete er den Fernseher aus, ohne Sakura eines Blickes zu würdigen, stand auf und verließ den Raum, einen Moment später flog die Badezimmertür zu.
 

Sakura war diese Reaktion schon gewohnt. Inzwischen antwortete er meistens bei den ersten drei Fragen nicht mal, aber irgendwann wurde er dann genervt und blubberte sie wieder an. Es war schon fast ein Ritual jeden Abend. Sie fragte nach Itachi – er ging weg – er kam zurück, sie fragte weiter – er antwortete nicht – sie fragte noch weiter – er wurde genervt und schrie sie an, sie solle die Klappe halten – und Sakura war genauso schlau wie vorher.

Wieso kann er mit eigentlich nicht einfach sagen, ob dieser verdammte Itachi nun lebt oder nicht?! Er soll doch nur ja oder nein sagen, wenn ich ihn frage, ob er tot ist! Was zum Teufel ist so schwer daran, Sasuke-kun?! fragte sich die Rosahaarige inzwischen auch etwas genervt von der Nichtkonversation mit ihrem Ex-Teamkameraden. Sie nutzte die Gelegenheit, dass er weg war, um schonmal ihr Oberteil aus und ihr Nachthemd anzuziehen. Kaum war sie fertig damit, kam er auch schon wieder zurück.

Sakura versuchte es einfach nochmal.

„Sag es mir einfach... ich will doch nur wissen, ob er tot ist, Sasuke-kun!“
 

Da Sasuke gerade erst im Bad gewesen war und es recht unrealistisch aussähe, wenn er jetzt gleich nochmal ginge, musste er leider in der Stube bleiben – er wusste zwar, dass Sakura genau durchschaute, dass er nicht zufällig immer gerade dann ins Bad ging, wenn sie von Itachi anfing, aber er hatte nicht vor, den Eindruck zu erwecken, als würde er davonlaufen.
 

Nein... ich laufe schon lange nicht mehr davon...
 

Der Schwarzhaarige senkte die Augenbrauen bei den Gedanken an Itachi, während er Sakura den Rücken zukehrte. Kaum merklich ballte er die Fäuste.

Ja... er ist tot.

Es war nur vier Worte. Schon wieder. Vier Worte, die er sagen müsste, dann würde sie nie wieder fragen. Dann wäre Tsunade beruhigt und würde aufhören, Stress zu machen, weil sie Itachi weder lebend noch tot finden konnten. Sie konnten Itachis Leiche gar nicht finden... er selbst hatte sie mit allem Zubehör verbrannt, allein schon wegen der Gefahr, dass jemand sich die Eigenarten des Sharingans zu Nutze machen könnte. Das Sharingan war ein Privileg des Uchiha-Clans, und allein des Uchiha-Clans. Bei Kakashi war das etwas anderes, der zählte nicht. Er hatte nichts von seinem Bruder übrig gelassen... erinnern würde er sich auch so genug an ihn.

Und daran, dass er ihn getötet hatte.
 

Immer wieder.
 

Sasuke schüttelte kurz den Kopf, bevor er zurück zum Bett ging und sich hinlegte.

„Geh schlafen, Sakura. Und mach das Licht aus, wenn du dich fertiggemacht hast.“

Das war alles, dann verschwand er unter seiner Decke und verfiel in Schweigen.
 

Sakura runzelte die Stirn und folgte seiner Anordnung erstmal, was Sasuke im Übrigen verwunderte. So widerstandslos heute? Sonst hakte sie doch tausend mal nach, bevor sie endlich einsah, dass er ihr keine Anwort geben würde. Und dann sah sie das auch immer nur für den Tag ein, am nächsten Abend ging es stets weiter.

Konnte sie im Übrigen nicht endlich aufhören, ihn an Itachi zu erinnern...?

Er spürte die Kopfschmerzen seit langem einmal wieder zurückkehren und leise zu pochen beginnen.
 

Als es dunkel war und Sakura sich ohne weitere Worte auf ihre Luftmatratze gelegt hatte, wurde es still. Und Sasuke hatte das Gefühl, es in seinem Kopf pochen zu hören, weil es so still war. Er sah im Dunkeln noch die Simultankontraste der Dinge, die er eben noch im Hellen gesehen hatte – da war das Fenster, der Fernseher... und dann kamen die Dinge, die er eigentlich nicht gesehen hatte.

Itachi.

Seine ermordete Familie.

Itachi...

So viel Blut auf dem Boden.

Itachi – Itachi...
 

„Nii-san... ich habe nur für den Tag gelebt, an dem ich dich töten werde...“
 

Er sah die blutroten Sharingan seines Bruders in der Dunkelheit aufglühen und spürte, wie sie ihn lähmten, wie sie seine Sinne einfroren, wie sie seine Seele in die Dunkelheit stießen...
 

Und immer tiefer, und immer tiefer –
 

„Lauf, kleiner Bruder! Lauf und ertrinke in deiner Dunkelheit... wie der Rest unseres verfluchten Clans...“
 

„Lauf und sterbe! Und wenn du Schmerzen hast, werde ich dich ansehen und dir zulächeln!“
 

Und er spürte seine Augen brennen, als wären sie angezündet worden, und der Schmerz wurde stärker und stärker...
 

„Ich werde nicht mehr vor dir davonlaufen, Nii-san! Und ich renne auch nicht vor der Finsternis davon! Ich bin Uchiha Sasuke!!“
 

„Genau das ist das Problem.“
 

Irgendetwas Warmes rann aus seinen Augen seine Wangen hinunter, und Sasuke erzitterte und fasste hastig danach. Als er auf seine Hand sah, rann das Blut in Strömen daran hinunter...
 

Das Blut seines Bruders. Das Blut seines eigenen Bruders.
 

Sasuke schrie laut auf und stieß im nächsten Moment rückwärts gegen eine Wand. Sein Kopf schmerzte und pochte, und er spürte immer noch, wie seine Augen brannten wie Feuer, als hätte er statt der Augäpfel glühende Kohlen darin.

Sharingan, Sharingan...
 

„Bringst du die Erinnerung immer noch nicht hinter dich, Sassssssuke?“
 

Er schrak auf und blinzelte aus seinen höllisch schmerzenden, tränenden Augen hinunter auf den Boden. Da lag die komische Schlang eingerollt auf den Dielen und sah ihn an.

„Was machst du hier?“ fragte er die Schlange, und er merkte an seiner Stimme, dass er wieder ein kleines Kind war. Als er sich mit immer noch tränenden Augen umsah und sich mit dem Ärmel über das Gesicht fuhr, stach der Gestank von viel Blut in seine Nase.

Er stand vor der tausendsten Tür, sie war geschlossen. Das mit Blut geschriebene Zeichen für Tausend war noch genau so auf der Tür, wie er es in Erinnerung gehabt hatte.

„Ich weiß auch nicht,“ sagte die Schlange, „Ich bin hier.“

„Ja,“ schniefte der kleine Sasuke und rubbelte immer noch mit dem Ärmel über seine schmerzenden Augen, „Das ist wahr. Du bist hier.“ Er versuchte, mit dem Rubbeln aufzuhören. „Was ist ds hier? Schlafe ich oder bin ich wach? Das habe ich immer noch nicht begriffen...“

„Weder das eine noch das andere,“ antwortete die Schlange und legte den Kopf wieder auf ihren eingerollten Körper. „Das hier ist nur ein Erinnerungspalast, nicht wahr? Was sind denn Erinnerungen und Gedanken? Träume oder Realität? Ein Zwischending, würde ich meinen.“

Diese Schlange war ihm eindeutig zu philosophisch.

„Meine Augen brennen so...“

„Du versuchst oft, die tausendste Tür zu öffnen, hm?“ kicherte die Schlange als Antwort, und Sasuke rubbelte weiter. „Aber wenn du drinnen bist, kommst du immer wieder heraus, bevor du das, was dahinter ist, zu Ende angesehen hast. Du fürchtest diese Tür, hm?“

Sasuke nickte.

„Kann ich in der Dunkelheit ertrinken?“ fragte er dann, und die Schlange schloss die Augen kurz.

„Vermutlich findest du die Antwort auf deine Frage... dort drin...“ Ein Schwenken ihres Kopfes in Richtung der tausendsten Tür.

Sasuke hob den Kopf...
 

––
 

Und dann war es plötzlich vorbei, und Sasuke öffnete blitzschnell die Augen und starrte in eine neue Dunkelheit. Die Dunkelheit seiner dunklen Stube.

Es war still.

Er spürte den Schmerz aus seinem Traum – oder was auch immer – immer noch andauern und rieb sich kurz die Augen, bevor er sich in seinem Bett aufsetzte. Dieses mal schien er nicht so laut gewesen zu sein, fiel ihm auf, als er zu Sakuras Luftmatratze herübersah – die Rosahaarige schlief tief und fest.

Er dachte kurz an das letzte mal, als er aus einem Alptraum aufgewacht war, das war schon einige Wochen her... damals hatte er Sakura zu Tode erschreckt, und dann war sie da gewesen und er hatte sich an ihr festgehalten...
 

Und es war angenehm gewesen, das zu tun...
 

Sasuke schnaubte leise und legte sich widerwillig wieder hin, als er merkte, dass er gegen seinen Willen rot wurde. Was wurde er bitte rot, er war doch kein verknallter Teenager! Er war Uchiha Sasuke, verdammt...

Irgendwie war es auf einmal kalt um ihn herum, und er zog seine Decke fester um sich herum und rollte sich auf die Seite, Sakura den Rücken kehrend. Er dachte kurz an einen Anblick, den er seit einigen Wochen nicht vergessen hatte, an eine ziemlich hübsche junge Frau mit fast nichts an...

Hör auf zu denken, Sasuke... befahl er sich mürrisch und linste zum Fenster, während er versuchte, sich daran zu hindern, länger an nackte Sakuras zu denken – das würde sonst vermutlich ein böses Ende haben, immerhin war sie im selben Raum...
 

Und dann ärgerte er sich wieder über sich selbst und seine blöden Gedanken. Wieso dachte er ständig über Sakura nach, obwohl er es gar nicht wollte, verflucht? Sie machte nur Ärger, er hatte es ja gewusst.

Aber irgendetwas in ihm schien sich gegen diesen Gedanken zu sträuben, denn er spürte plötzlich ein merkwürdig fremdes, gleichzeitig angenehmes und unangenehmes Gefühl in sich wachsen wie ein aus der Erde sprießender Keimling. Es war warm, aber irgendwie auch beängstigend, und Sasuke schloss genervt die Augen und versuchte, seine Gedanke und das komische Gefühl zu verdrängen.

Ich will doch nur schlafen, verdammt...
 

––
 

Das Wetter wurde schlechter. Anscheinend war Konoha in ein riesiges Tiefdruckgebiet geraten und es regnete seit Tagen fast ununterbrochen. Mit dem schlechten Wetter besserte sich Sasuke genauso schlechte Stimmung auch nicht gerade, und Sakura fragte sich immer öfter, was zum Teufel er für Probleme hatte.

Jeden Abend war es dasselbe. Jeden Tag versuchte sie auf's Neue, ihn über Itachi auszuquetschen, aber kein Erfolg. Egal, ob sie es nett versuchte oder streng wie eine Mutter, die aus ihrem kleinen Kind herausquetschen wollte, was es mit der Nachbarskatze angestellt hatte, die aus unerklärlichen Gründen plötzlich kein Fell mehr hatte, Sasuke sagte kein Wort.

„Willst du mit diesem ewigen Versteckspiel nicht mal aufhören?!“ fuhr sie ihn dann nach einigen Regentagen, die sie fast nur drinnen verbracht hatten, wütend an, während er gelangweilt in der Küche stand und Reis kochte. Er reagierte gar nicht auf ihr Geschrei, das machte sie noch wütender. „Wieso kannst du mir nicht einfach sagen, ob er tot ist?! Was ist so schwer daran, Sasuke-kun?! – Verdammt, es ist nur ein Wort! Ja oder nein! Mehr musst du nicht tun!! Ich, ich... ich verstehe dich einfach nicht!!“

Naruto, der in der Küche saß und in einer Zeitschrift blätterte, die Ino einmal dort liegen gelassen hatte, hob jetzt den Kopf und grinste.

„Ihr beide führt euch gerade auf wie ein altes Ehepaar, wisst ihr...? Das ist echt lustig...“

„Halt du dein Maul!!“ bellte Sakura ihn an und zeigte drohend mit dem Finger auf Naruto, „Ehepaar??! Ich werd dir was, lieber sterbe ich als Jungfrau als seine Frau zu sein!!“
 

Wieso auch immer sie jetzt sowas sagte. Sie fragte sich das selbst eine Sekunde später, weil es die größte Lüge war, die sie je gelogen hatte. Sie liebte Sasuke...

Und verdammt, sie wusste, dass Naruto das auch wusste. Dementsprechend Jajamäßig sah Naruto sie auch an und konnte ein Grinsen kaum unterdrücken.
 

Sasuke war nicht die Bohne beeindruckt. Nein, er setzte sogar noch einen drauf und vergeigte es sich damit endgültig bei der armen Sakura.
 

„Was denn, wenn du immer so nervst, ist es ja auch kein Wunder, dass dich niemand haben will!“
 

Rumms.
 

Es war, als hätte direkt über dem Haus ein Blitz eingeschlagen, und sowohl Naruto als auch Sakura erstarrten. Sasuke erstarrte auch aufgrund der plötzlichen Spannung im Raum. Er hatte zwar gewusst, was er damit anrichten würde, aber es tatsächlich zu erleben war noch etwas anderes.

Sein Blick traf den von Sakura. Und er hatte einen Moment lang keine Ahnung, was es war, das er in ihren Augen sah... war es Wut? Traurigkeit... die größte Enttäuschung der Welt... eine tiefe Verletzung? Mordlust? Es war irgendwie alles auf einmal, und so viele Emotionen beunruhigten Sasuke ein wenig, er drehte sich vom Herd weg und ganz Sakura zu. Einen kurzen Augenblick standen sie einfach da und starrten sich an, jeder den Blick in die Augen des anderen bohrend, versuchend, die wahren Absichten hinter den Augen zu erkennen...
 

Paradoxerweise stellte Sasuke in diesem einen Moment der Stille fest, dass Sakura nie schöner und anziehender gewesen war als in diesem Moment.

Und dass er ein fast ungebändigtes Verlangen verspürte, sie jetzt sofort zu küssen.
 

Sakuras Reaktion kam wie ein heftiges Gewitter. Mit einem Blick, der Sasuke nicht nur den Tod, sondern am besten den Rest seines Lebens in Folter und Schmerzen zu wünschen schien, der so viel Verachtung, Abscheu, Zorn und Wut zugleich ausdrückte, dass Sasuke ihn fast wie einen Pfeil seinen Körper durchbohren spürte, packte Sakura den Topf mit dem Reiswasser, das noch nicht ganz eingezogen war, und mit einem wütenden Schrei schmetterte sie den gesamten Topf auf Sasuke, der Reis und das kochende Wasser ergossen sich mit einem lauten Platschen über seiner Brust und seinen Armen, und er schrie erschrocken auf, Sakura wirbelte herum und stürzte aus der Wohnung.

Mit einem Krachen fiel die Tür ins Schloss.
 

Naruto sprang ebenfalls schreiend auf, rutschte prompt auf dem Reiswasser am Boden aus und packte sich der Länge nach auf den Boden.

„Aua, verdammt!! – SAKURA-CHAN!! WARTE!!“

„VERDAMMT!!“ brüllte Sasuke ihn an und wedelte völlig neben sich mit den Armen, riss sich sein nasses T-shirt über den Kopf und stürzte ins Badezimmer, „D-das ist heiß, ist die verrückt geworden...??! Aua, verdammte Scheisse...!!“ Er war so in Aufregung, dass er samt Hosen in die Dusche sprang und sich mit eiskaltem Wasser duschte, um die Schmerzen des kochenden Wassers auf seinem Oberkörper einzufrieren. Diese verdammte...

Naruto rappelte sich auf und taumelte ebenfalls zum Badezimmer, als Sasuke die Dusche wieder abdrehte und dann klitschnass samt Klamotten im Bad stand. Er warf Naruto einen unschlüssigen Blick zu.

„Was gibt’s zu glotzen, das hat verdammte wehgetan!“ verteidigte er sich und rieb sich die feuerrote Brust, „I-ich sehe aus wie ein Hummer!! Und ungefähr so fühle ich mich auch, Dobe!!“

„Wieso sagst du sowas zu Sakura-chan?!“ rief Naruto empört, „Das hat sie nicht verdient!! Und das mit dem Reiswasser geschieht dir recht für deine Frechheit!!“

Sasuke seufzte und beruhigte sich langsam, obwohl seine Haut immer noch brannte. Er suchte sich neue Klamotten und zog sich um, nachdem er sich etwas abgetrocknet hatte, Naruto beobachtete ihn immer noch empört dabei. Der tadelnde Blick des blonden Jungen war auf die Dauer so nervig, dass Sasuke ohne es recht zu merken anfing, sich zu entschuldigen:

„Ich hab's doch gar nicht so gemeint, verdammt! Wieso nimmt sie mich auch beim Wort?! Sie ist zu empfindlich, das ist alles.“

Naruto war nicht zufrieden.

„Du hast es nicht so gemeint, huh? Danach klang es aber wirklich nicht! Dir gönne ich zumindest nicht, dass du je eine abkriegst, du unsensibler Trampel!“

„Aber du mit Hinata!“ fuhr Sasuke ihn an, und jetzt blickte Naruto erschrocken. „Sie ist seit Jahren in dich verknallt, und du Trantüte checkst das gar nicht!! Wer ist hier unsensibel, du Loser?!“
 

Der Blonde schnappte nach Luft und wusste nicht, was er sagen sollte. Moment, er diskutierte gerade mit Sasuke über Mädchen! Wie einmalig!

„Zumindest sage ich zu Hinata nicht so gemeine Sachen wie du zu Sakura-chan!“ Er wagte es, noch etwas weiterzugehen – nur so zum Test. „Was soll dein Getue?! Drückst du so etwa deine Zuneigung aus, indem du sie beleidigst?!“

Sasuke hielt inne. Naruto sah ihn an, und als Sasuke sich zu ihm umdrehte, war der Blonde nicht sicher, ob er erreicht hatte, was er erhofft hatte, oder nicht.

Sasukes Blick war unergründlich.

„Wie kommst du auf die Idee, ich würde ihr gegenüber irgendeine Form von... Zuneigung... empfinden?“ fragte er lauernd und brachte anscheinend durchaus den gefährlichen Unterton rüber, den er geplant hatte, zumindest weitete Naruto kurz die Augen, als stünde er plötzlich einem hungrigen Raubtier gegenüber.
 

Naruto war aber gewappneter auf diese Frage, als Sasuke gedacht hatte.

„Na ja, was sich neckt das liebt sich!“ sagte er zuversichtlich. Sasuke verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.

„Pass besser auf deine Zunge auf, Naruto...“ knurrte er bedrohlich und benutzte bewusst Narutos Namen und nicht Usuratonkachi, „Bevor ich sie dir noch... abbeiße!“ Er zischte lauernd und ging dann an dem Blonden vorbei in die Stube, wo er einen Regenschirm holte.

Naruto schluckte erstmal aufgrund der vorangegangenen Drohung, doch als Sasuke an der Wohnungstür begann, seine Schuhe anzuziehen, blinzelte er kurz.

„Wo willst du hin? Etwa Sakura-chan suchen?“

„Tss,“ machte Sasuke. Naruto grinste jetzt und zog ebenfalls seine Schuhe an.

„Okay, wir suchen sie zusammen. Aber erstmal gehen wir zu Tsunade no baa-chan und holen dir eine Salbe für deine Verbrühungen!“
 

––
 

Sakura hatte zuerst nach hause rennen und sich in ihrem Zimmer einsperren wollen – sie hatte plötzlich so eine Wut im Bauch gehabt, dass sie am liebsten ein ganzes Haus in die Luft gerissen und zurück zu Boden geschmettert hätte. Aber so viel Kraft besaß selbst sie nicht.

Sie war dann aber an Inos Haus vorbeigekommen und hatte ihren Plan kurzfristig geändert. Zum Glück war Ino gerade zu Hause gewesen, als sie ankam, und nachdem sie mit einer Tasse heißem Tee in Inos Zimmer saßen und Sakura ihrer Freundin alles erzählt hatte, fing Ino an, über Sasuke zu schimpfen.

„So ein unverschämter, dreckiger Scheisskerl!“ meckerte sie und haute dabei mit der Faust auf den Tisch, sodass die Teetasse klirrte. „Was denkt der sich eigentlich dabei, so mit dir zu reden?! – Aber das mit dem Reis war gut!! sah sicher geil aus, Sasuke-kun von oben bis unten voller Reis, geschieht ihm recht, ha!!“ Sie lachte. „Wenn der das nächste mal sowas Beschissenes zu dir sagt, tret‘ ihm einfach in die Eier, dann kann er seinen Uchiha-Clan an den Nagel hängen!“

Sakura war gerührt über Inos Unterstützung. Sie hatte die Blonde noch nie so schlecht über Sasuke reden gehört... das alles sagte sie nur, um ihre beste Freundin zu unterstützen... das war so lieb...

Sakura lächelte jetzt viel glücklicher als vorher.

„Danke, Ino-chan... das ist echt total lieb von dir...“ sagte sie und strich sich eine rosa Haarsträhne hinter das linke Ohr.

„Musst du nachher wieder dahin und babysitten?“ fragte ihre Freundin, „Ich meine, lass das doch Naruto machen und schlaf hier, wenn du von Sasuke-kun die Nase voll hast.“ Sakura dachte daran, was Tsunade gesagt hatte, wieso Naruto diesen Job nicht tun sollte, und sie schüttelte den Kopf.

„Nein, danke, es wird schon gehen. Ich bin ja kein kleines, verschüchtertes Mädchen, nicht?“ Sie grinste jetzt schelmisch, „Wenn er mir nochmal so dumm kommt, befolge ich deinen Ratschlag von eben.“
 

Kurzes Schweigen. Dann sah Ino zu Sakura herüber und legte den Kopf schief wie eine Eule.

„Du bist trotz allem, was er tut, immer noch total verknallt in ihn, huh?“

Das Mädchen errötete.

„Hey! Es ist nicht so, dass ich ihm alles durchgehen lasse, nur, weil ich ihn mag!“ verteidigte sie sich, „Wenn er das glaubt, hat er sich geschnitten! Ich denke, dieses mal lasse ich ihn nochmal ungeschoren davonkommen, Tsunade-sama zuliebe-... immerhin muss ich noch diese dumme Geschichte von Itachi in Erfahrung bringen, und das wird bei dem ewigen Gezanke schwer...“ Sie seufzte und sah auf ihre Knie. „Aber wenn er nochmal so’nen Spruch bringt, schmeiß ich das Handtuch, verlass dich drauf, dann kann Tsunade-sama sich gerne jemanden anderes besorgen, der auf Sasuke-kun aufpasst...“

Die Zimmertür öffnete sich und Inos Mutter steckte den Kopf herein.

„Huh, was ist, Mama?“ fragte die Blonde verwundert, und ihre Mutter lächelte kurz.

„Besuch für dich!“

„Schon wieder?“ machte Ino und erhob sich, zur Tür hinausgehend, ihrer Mutter nach nach unten. „Was wollen denn heute alle von mir...?“

Sakura erhob sich auch und ging ihnen neugierig ebenfalls nach, um zu sehen, wer gekommen war. Auf halber Treppe blieb sie stehen, während Ino, die vor der Haustür stand, erst in den Türrahmen und dann zu Sakura blickte, höchst verwundert.
 

Vor der Tür stand Sasuke, sichtlich verlegen, und irgendwie wirkte er vor der Tür des Elternhauses eines Mädchens völlig fehl am Platz.

„Oh, Sasuke!“ machte Ino laut, als hätte Sakura ihn nicht selbst gesehen, und jene blieb auf der Treppe stehen und rührte sich nicht. Wie hatte der so schnell rausgefunden, wo sie war? – Moment... er suchte nach ihr? Er suchte allen Ernstes nach ihr?

Ach du meine Güte – das hätte ich Sasuke-kun nie zugetraut! Oder steckt Naruto dahinter...?

Aber Naruto war nirgends zu sehen.

„Muss ich ´ne Mutprobe ablegen oder kann ich umsonst rein?“ fragte Sasuke argwöhnisch und spähte hinter Ino in die Diele. Aus der Stube lugte schon wieder Inos Vater. Wieso waren die eigentlich alles zu hause, arbeiteten die nicht?

„Deinen arroganten Ton kannst du ablegen, allerdings,“ konterte Ino frech und erntete einen Mörderblick von Sasuke.

„Ist Sakura bei dir?“ fragte er dann kurz angebunden, „Zu Hause war sie nicht...“
 

Sakura lehnte sich an die Wand. Von der Tür aus konnte er sie nicht gesehen haben, da sie im Schatten stand und außerdem die geöffnete Haustür dazwischen war. Sie hatte nur über die Tür hinweg seine hochstehenden Haare gesehen. Wie standen die denn selbst bei dem Regen noch hoch? Sasukes Haare waren komisch.

Er suchte tatsächlich nach ihr... träumte sie? Sie kniff sich selbst ins Bein und spürte den Schmerz – sie war also wach... Sasuke suchte nach ihr!
 

„Wenn du ganz brav bist, sag ich es dir vielleicht,“ stichelte Ino und gab damit die Antwort auf seine Frage eigentlich preis, und Sasuke seufzte.

„Was soll ich, dir ´nen Knochen ausbuddeln?“ fragte er trocken, „Ruf Sakura runter. Sie kommt mit mir.“

Ino starrte ihn an, und Sakura blinzelte.

„Was?“ machte die Yamanaka dann und glaubte, sich verhört zu haben. Während des Gespräches stand Sasuke immer noch im Regen herum.
 

Und Naruto, der neben dem Haus an der Wand lehnte, haute sich gegen die Stirn. Wie blöd musste man sein, um selbst das noch zu vermasseln?!
 

„Just for info, Sa-suu-ke,“ machte Ino und sprach seinen Namen betont langsam Silbe für Silbe, was irrsinnig albern klang, „Sakura kann selbst entscheiden, ob sie Lust hat, mit dir irgendwo hinzugehen, nach dem, was du gesagt hast. Sie ist kein Hund, okay?“

„Kann Sakura dann auch alleine sprechen oder braucht sie eine Dolmetscherin?“ fuhr Sasuke sie warnend an, und in dem Moment kam Sakura die Treppe herunter und stellte sich neben Ino. Sasuke hielt inne. Ihre Blicke trafen sich erneut, aber dieses mal war keine einzige Emotion in ihren Augen. Weder Wut noch Trauer noch Hass noch Begierde, gar nichts.
 

„Bist du gekommen, um dich zu entschuldigen?“ fragte Sakura Sasuke und verschränkte die Arme, ihn abschätzend ansehend. Der arme Kerl wurde ja ganz nass... etwas leid tat er ihr schon, wie ein begossener Pudel da im Regen zu stehen.

Andererseits geschah es ihm recht.
 

Sasuke schien mit sich zu kämpfen, unschlüssig sah er zur Seite – in Richtung Naruto, was keiner wusste – und dann wieder zurück zu Sakura. Er hatte von Naruto ein heftiges Nicken geerntet.

Aber verdammt, er war Uchiha Sasuke! Er ging doch nicht zu einer Frau und entschuldigte sich!...

Zwickmühle. Unfair.
 

„Tut mir leid. Kommst du wieder mit, mir ist kalt, verdammt.“
 

Sakura sah ihn eine Weile an – und Naruto verdrehte die Augen. Gott verdammter! Das war doch keine Entschuldigung!

„Du ungehobelter Vollidiot...“ grummelte er und meinte Sasuke, während er sich kopfschüttelnd wieder an die Hauswand lehnte. Unter Sasukes Regenschirm blieb er schön trocken, haha.

Sakura überlegte, ob sie das gelten lassen sollte. Normalerweise hätte sie es nicht getan... aber dass Sasuke sich überhaupt entschuldigte, war schon etwas...

„An sich hast du das nicht verdient...“ begann sie also mit einem mürrischen Seufzen, „Aber da ich mehr vermutlich nicht von dir erwarten kann, da du so unglaublich begabt im Entschuldigen bist, lasse ich das mal durchgehen... nächstes mal kommst du mir damit bestimmt nicht davon, Sasuke. Verstanden? – Wo ist Naruto?“

„In der Wohnung und wischt den Reis auf.“

„Das hättest du wohl gern!“ brummte Naruto an der Hauswand. Er hörte, wie Sakura sagte, sie würde schnell ihre Sachen holen – da fiel ihm auf, was Sasuke gesagt hatte. He, er sollte eigentlich zu hause sein! Wenn Sakura ihn nicht sehen durfte, musste er jetzt gehen. Mit einem Wink zu Sasuke machte er, dass er wegkam, und Sasuke sah ihm mürrisch nach.

Wenigstens meinen Schirm hätte er dalassen können, der Idiot!!
 

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Drama XDD Und juhu, TenTen ist schwanger!^^ Ja, im ernst, haruka ist schon unterwegs o__O' das ist so krank....... ^^''' naja, TenTen ist ja noch ganz am Anfang der Schwangerschaft^^'

und Naruto ist voll der Poser plötzlich^^ er ist eben eigentlich garnicht so doof wie er scheint! ^_~ und Sasuke ist echt........ ein Arschloch XDD Dass Sakura ihm so einfach verzeiht mag komisch wirken, aber wie gesagt, sie lässt es ihm das eine mal nochmal durchgehen, um Tsunade keine Probleme zu machen, solange immer noch keiner weiß, was mit Itachi ist...^^ und sorry für alle Rechtschreibfehler, diesmal hatte ich echt keine zeit zum lesen.... x__x'

Die zweite Luftmatratze

„Au!!“ machte Sasuke und schüttelte sich – das Au diente mehr dem Ausdruck seiner Empörung als dem des Schmerzes – er war schließlich Uchiha Sasuke, er war doch nicht empfindlich!

Na ja, aber diese Verbrühungen taten schon ziemlich weh beim Anfassen...
 

„Sei nicht so, die Salbe wird die Schmerzen lindern,“ entgegnete Sakura, während sie die heilende Salbe, die Sasuke von Tsunade bekommen hatte, auf dessen Schulter strich. Sasuke murrte nur und starrte auf das Fenster, während er auf seinem Bett saß, oben ohne, und Sakura saß neben ihm und kümmerte sich um die von ihr verursachten, feuerrot glühenden Stellen seines Oberkörpers.

„Was heißt hier Sei nicht so, ich bin – autsch!! – Uchiha Sasuke!“ protestierte er genervt, und Sakura reagierte schon gar nicht mehr darauf – er sagte das seit dem Beginn ihrer Behandlung zum fünfzehnten Mal.
 

Und Naruto, der auf dem Boden der Stube saß und eine ominöse Schriftrolle studierte, die er in Sasukes Schrank gefunden hatte (Sasuke war unheimlich ärgerlich gewesen, dass der blonde Shinobi ungefragt in seinem Schrank herumwühlte, worauf Naruto gesagt hatte, er hätte keine Lust gehabt, darauf zu warten, bis Sasuke ihn fragte, ob er nicht in seinem Schrank herumwühlen wollte), musste ob des wiederholten Spruches einfach seinen Senf dazugeben:

„Damit willst du sagen, weil du Uchiha Sasuke bist, darfst du zimperlich sein und Au sagen?“ Er wusste natürlich, dass es genau nicht so gemeint war, aber da Sakura bei Sasuke war, um ihn festzuhalten, machte Naruto sich keine Sorgen – denn Sakuras Griff entkam niemand, zumindest nicht ohne Knochenbrüche oder abgerissene Körperteile.

„Leck mich, Dobe!“ zischte Sasuke und verengte die Augen zu Schlitzen, „Au!“ Naruto gluckste verstohlen, und er bekam einen Hausschuh an den Kopf geworfen – überraschenderweise nicht von Sasuke, sondern von Sakura.
 

„Jetzt hör endlich auf, ihn zu ärgern, wenn er so rumhampelt, kann ich nicht arbeiten!“ schimpfte die Rosahaarige, „Sasuke-kun, halt still! – So... ach, da drüben noch etwas, dann bin ich fertig.“ Sie ließ von seiner Schulter ab und widmete sich jetzt seiner Brust. Sasuke sagte nichts mehr und schenkte Naruto nur ein unergründliches Grinsen.

Grinsen? Na ja, eine Mischung aus einem Grinsen und einem arroganten Uchiha-Blick. Naruto fragte sich, was das sollte.
 

Als Sakuras kleine, kühle Finger die genauso kühle Salbe auf seine Brust strichen, spürte er zuerst den brennenden Schmerz der Wunde, aber er verflog ziemlich schnell, schneller als bei den anderen Wunden zuvor, wie Sasuke fand. Er warf unschlüssig einen Blick auf Sakuras Hand auf seiner Brust. Es fühlte sich gut an, wenn sie ihn so berührte... merkwürdig fremd, aber angenehm, so wie das Wechseln der Verbände im Krankenhaus. Wenn das immer Sakuras Dank für eine Entschuldigung war, sollte er sich wohl öfter entschuldigen, das war es doch wert, oder?
 

Und da war das merkwürdige Gefühl wieder. Sasuke blinzelte verwirrt über sich selbst, als es gleichzeitig warm und kalt seinen Rücken herunterlief und in seinem Inneren alles vor einer unerklärlichen, merkwürdigen Aufregung zu zittern begann.

Ihre Hände waren ganz weich...

Er spürte sein Herz für einen Moment schneller schlagen, als ihre Hand für einen winzigen Augenblick an einer Stelle verweilte – Sasuke kam es vor, als verharrte sie dort Minutenlang, dabei waren es nicht mal zwei Sekunden. Und er speicherte diesen Moment der eigenartig angenehmen Empfindung in seinem Gedächtnis.

So viel Wärme würde ihm in seiner Finsternis ein Licht sein...
 

Dann hörte sie auf. Beinahe hätte er enttäuscht gegrummelt, er konnte sich zum Glück zusammenreißen.

„Oh Gott, du frierst sicher,“ sagte Sakura und gab ihm ein trockenes T-shirt, nachdem sein anderes im Regen nass geworden war. „Du kriegst ja schon eine Gänsehaut! Ich bin jetzt fertig. Wenn es morgen noch nicht besser aussieht, machen wir es einfach nochmal.“

„Was?“ machte Sasuke perplex und hielt inne, obwohl er gerade sein Shirt hatte anziehen wollen. Naruto verstummte auch und starrte die beiden an, und Sakura begriff nicht, was das Problem war.

„Häh?“ machte sie deshalb verwirrt. „Was ist?“

„Wir machen es?“ machte Sasuke. „Machen was?“

„...“ Sakura schielte ihn an und schnappte nach Luft, als es ihr dämmerte. „Woran denkst du denn bitte, du Schwein??!“ rief sie und wurde krebsrot, schnell drehte sie sich ab und stampfte aus der Stube, „Ich meinte das mit der Salbe, du Vollidiot!! – Haaach, ihr Männer seid doch alle gleich!...“ Sie meckerte in der Küche weiter, aber die beiden Jungen hörten ihr gar nicht mehr zu.

„Wieso nimmt sie alles so persönlich?“ stöhnte Sasuke, „Sie hat doch selber gesagt, sie stirbt lieber als Jungfrau als mich zu heiraten, oder wie war das?“ Er grübelte. „Hey, sie ist Jungfrau!“
 

Naruto haute sich an die Stirn.

„Jetzt laber bloß keinen Scheiss!“ zischte er leise, „Heute hast du's nochmal hingekriegt, nächstes mal hilft ein kleines Tut mir leid bestimmt nicht! Also sei lieber vorsichtig, Teme!“

„Hör auf, mir irgendwas raten zu wollen,“ warnte Sasuke ihn und zog sein letztes T-shirt wieder über; nachdem an dem Tag zwei Garnituren Klamotten nass geworden waren (erst durch das Reiswasser und dann durch den Regen) wurden die Sachen allmählich knapp...

Der Schwarzhaarige erhob sich und fuhr sich ein paar Mal mit den Fingern durch die vom Regen noch feuchten Haare, bevor er Naruto einen weiteren, warnenden Blick schenkte. „Das hier ist meine Wohnung, verdammt. Also kommandier‘ mich hier nicht rum.“ Ohne ein weiteres Wort ging er an Naruto vorbei aus der Stube.

Der Blonde legte sich auf den Rücken auf den Boden und seufzte tief. Das war ja eine heitere Aufgabe hier.
 

––
 

Am späteren Nachmittag wurde Sakura zu Tsunade gebeten, während Naruto ausnahmsweise mal alleine mit Sasuke in der Wohnung blieb. Sakura hoffte, dass die zwei es eine halbe Stunde ohne sie aushalten würden und sie nicht nachher den Bestatter rufen müsste, weil das ganze Haus voller Leichen war.
 

Tsunades Büro hatte mal wieder eine neue Tür bekommen, nachdem die Hokage die letzte mit einem Buch zertrümmert hatte, das sie nach einem gewissen blonden Ninja mit einem Fuchsungeheuer in sich drin geworfen hatte. Was, Naruto? Nein, das war der Junge, der zufällig genauso aussah wie Naruto und rein zufällig auch einen Kyuubi beherbergte! Davon liefen in Konoha doch Dutzende herum!

Tsunades neue Tür war aus anderem Material als der Rest des alten Hokagegebäudes und passte irgendwie nicht zum Rest, aber wenigstens ging sie geräuschlos auf und zu (im Gegensatz zur alten Tür).
 

Sakura öffnete und schloss die neue Tür also geräuschlos und stand dann vor dem wie immer unaufgeräumten Tisch der Hokage.

„Was ist, Tsunade-sama? Du hast mich rufen lassen?“

„In der Tat,“ sagte die Hokage und gähnte hinter vorgehaltener Hand, während sie gelangweilt einige Zettel abstempelte. Sakura fragte sich, ob Shizune es geschafft hatte, ihre Meisterin zum Arbeiten zu bringen. Ein seltener Anblick, eine arbeitende Tsunade. „Quasi ein Zwischenstand der Dinge. Wie läuft‘s mit Sasuke-kun?“

„Ganz gut. Er ist nicht mehr schlafgewandelt, und die Alpträume scheinen auch weniger zu werden-...“

„Papperlapapp, das meine ich doch nicht!“ entrüstete sich Tsunade, „Ich meine, seid ihr beide euch näher gekommen?“
 

Sakura erstarrte an Ort und Stelle.

Die Tür ging auf, und Shizune kam mit einem Teetablett herein – weil Sakura dicht hinter der Tür stand, rannte Shizune genau in sie hinein und warf mit einem Schrei und einem lauten Klirren das Tablett zu Boden, wo die Tasse zerschellte und der Tee sich über den Boden ergoss.

„Ach du liebe Zeit!“ rief sie, und das löste Sakura aus ihrer Starre.

„Ich – wie bitte??!“ keuchte sie, und Shizune räusperte sich und begann schleunigst, die Scherben einzusammeln.

„I-ich sagte Ach du liebe Zeit!“ wiederholte sie verwirrt, und Sakura beachtete sie gar nicht – das war gar nicht ihre Art, normalerweise hätte sie Shizune sofort geholfen... aber Tsunades Worte waren zu erschreckend gewesen.

„Nicht du, Shizune,“ sagte Tsunade an Sakuras Stelle, „Hol schnell einen Lappen, der Teppich ist schwer zu reinigen.“ Sie wandte sich unbekümmert an Sakura: „Was ist?“

„Ihr – du – du... w-wie meintest du das eben?!“ Ihre Schülerin errötete so stark, dass Tsunade sich im Stillen fragte, ob sie vor Bluthochdruck platzen würde, das wäre unschön, vor allem, weil Shizune dann noch mehr Dreck wegmachen dürfte...
 

Sie wartete, bis Shizune aus dem Raum war, bevor sie antwortete.

„Glaubst du echt, ich bemerke nicht, dass du immer noch Gefühle für ihn hast?“

Sakura konnte sich nicht rühren.

„Aber – ich hoffe doch, dass die Mission nichts damit zu tun hat!“ schnappte sie, „Du hat mich doch nicht deshalb bei ihm einziehen lassen?!“

„Natürlich nicht,“ machte die Hokage und wirkte fast beleidigt über solchen Vorwurf. „Wobei deine Gefühle für ihn die Sache natürlich vereinfachen könnten. – Oder auch erschweren, das ist eine Frage der Perspektive. – Na ja, Spaß bei Seite. Du sagst, er wandelt nicht mehr schlaf?“

Sakura war so verwirrt, dass sie eine Weile brauchte, um zu antworten.

„J-ja, sage ich...“

„Benimmt er sich gut?“

„Na ja... e-er ist eben Sasuke-kun... also... er war noch nie sehr höflich, meine ich. Aber für seine Verhältnisse benimmt er sich gut.“

„Verträgt er sich auch mit Naruto?“

„Ja, ziemlich gut,“ Sakura ergriff langsam ihren Faden wieder und redete mehr. „Sie streiten zwar manchmal, aber ich habe nicht den Eindruck, dass sie sich gegenseitig umbringen wollen.“ Sie war erstaunt über ihre Worte – obwohl so viel Mist passiert war, fand sie trotzdem ernsthaft, dass alles gut lief. Ja, Sasuke war nicht nett zu ihr gewesen... aber das hatte nichts damit zu tun.

Tsunade lehnte sich zurück. Inzwischen kam Shizune mit einem Lappen wieder und wischte den Boden.

„Das klingt sehr gut,“ überlegte die Tsunade, „Meinst du, es besteht die Gefahr, dass Sasuke Konoha erneut verlässt?“

„Ich... ich kann nichts dazu sagen-... also... ich glaube, nicht,“ meinte Sakura langsam, um ja nicht überstürzt zu antworten. „Sein Zustand hat sich sehr stabilisiert...“

Dann kam die gefürchtete Frage.

„Und Itachi?“
 

Sakura seufzte leise. Es tat ihr leid, Tsunade immer nur schlechte Nachrichten bringen zu können...

„Leider nichts,“ antwortete sie bekümmert.

„Auch gut, auch gut,“ Die Hokage stöhnte leicht genervt, strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren und ergriff ihren Stift wider, den sie kurzzeitig weggelegt hatte, um weiter zu unterzeichnen und zu stempeln. „Bring ihn morgen früh in mein Büro. Ich habe etwas mit ihm zu besprechen.“ Sakura ahnte Schlimmes.

„I-ihr wollt ihn doch nicht irgendwie zwingen, über Itachi auszupacken?...“

„Nein, es geht um was ganz anderes, keine Angst. – Geh jetzt, bevor Naruto und Sasuke sich da drüben an die Gurgel gehen.“

„Sehr wohl, Hokage-sama.“

Mit einer Kopfneigung verließ Sakura das Büro.
 

––
 

Später am Abend war der Regen wieder stärker geworden und prasselte nur so gegen die Fensterscheiben. In Sasukes kleiner Wohnung war ein durchgehendes Rauschen vom Regen draußen zu hören. Nachdem Naruto irgendwann gegangen war und Sakura gerade unter der Dusche stand, saß Sasuke alleine in völliger Ruhe (wie ungewohnt) auf seinem Bett in der Stube und hatte den Fernseher lieber nicht angeschaltet – es war schon fast elf Uhr, wer wusste schon, was jetzt wieder unmögliches im Fernsehen lief. Nackte Frauen? Oder womöglich eine Dokumentation über Clownfische (aber nur welche, die auch witzig waren und nicht nur einen unlustigen Witz über eine Miesmuschel erzählen konnten) – oder, wenn es hart kam, Teehaus Konoha! Nein, danke.

Wobei die nackten Frauen in dem Fall noch interessanter wären als Option zwei und drei.
 

Hey, was dachte er da?
 

Er dachte bei dem Stichwort wie automatisch an den Anblick der fast nackten Sakura – zu seinem Glück hatte sie wirklich nicht mitgekriegt, dass er sie so gesehen hatte, zumindest lebte er noch, das war ein gutes Zeichen. Und er würde sich hüten, ihr je zu erzählen, was er alles von ihr gesehen hatte. Ihre Brüste...
 

Ach, scheisse. Ging das schon wieder los!

Sasuke raufte sich ärgerlich die Haare und wurde bei den Gedanken an die nackte Sakura nur wieder unangenehm rot im Gesicht. Gut, dass sie duschen war und es nicht sah. Hey, unter der Dusche wäre sie jetzt auch gerade nackt – und zwar dieses mal komplett...

Ach du liebe Zeit...

Sasuke stöhnte genervt und raufte sich die Haare zum zweiten mal, während er unruhig auf seinem Bett hin und herrutschte. Allein die Gedanken an diese Bilder machten ihn nervös, und das eigenartige, unangenehme Kribbeln kehrte zurück, gemeinsam mit einer mindestens genauso unangenehmen Wärme – einer Wärme, die er schonmal gespürt hatte, damals, als er sie gesehen hatte...
 

Er hustete gekünstelt und sah errötend aus dem Fenster. Jetzt wurde er völlig bescheuert, soviel war mal klar. Jetzt saß er schon auf seinem Bett und dachte Dinge, die er besser nicht denken sollte, während Sakura duschte.

Wieso sollte er eigentlich nicht daran denken, war die nächste Frage. Hey, dachte nicht jeder mal daran? Außerdem war er siebzehn, wenn er also an Sex dachte, war das nicht annähernd so beängstigend wie wenn Jiraiya sowas dachte, der über fünfzig war. Fand Sasuke zumindest. Aber irgendwie kam Sasuke sich in letzter Zeit vor, als würde er etwas zu oft über dieses Thema nachdenken... und das nur im Bezug auf Sakura.

Verdammt.

Hey, ich steh doch nicht auf Sakura... redete er sich empört ein und verschränkte beleidigt die Arme. Nein, sowas tat er bestimmt nicht! Dummerweise war sein Körper da wohl anderer Meinung, nach dem, was jedes mal abging, wenn er länger über die nackte Sakura nachdachte. – Aber hey, das würde er bei jeder anderen nackten Frau doch auch, das war doch ganz normal!

Na ja. Sasuke hatte, wenn er ehrlich war, keine Ahnung. Es war tatsächlich das erste mal, dass er so durchdrehte wegen einer nackten Frau – zugegebenermaßen war Sakura aber auch die erste Frau, die er nackt sah (die im Fernsehen zählten nicht)... Frauen waren ihm bis jetzt ziemlich egal gewesen. Das einzige, was ihn geschert hatte, war der Tod seines Bruders gewesen. Da hatte er keine Zeit für irgendwelche Schweinereien, fertig.
 

Ja. Aber jetzt war Itachi tot. Jetzt hatte er Zeit.
 

„Aaach, verdammter Dreck...“ nörgelte Sasuke genervt und raufte sich zum dritten mal die Haare, bevor er aufstand und begann, im Zimmer herumzugehen wie ein nervöser Ehemann, dessen Frau gerade in den Wehen lag.

Mann... er war doch nicht ernsthaft hinter Sakura her... ein dummes Kribbeln hatte doch gar nichts zu heißen!

Er dachte an die eine Nacht, in der er Alpträume gehabt hatte und sich dann an Sakura geklammert hatte. Einerseits wünschte er sich manchmal, dieses Erlebnis einfach streichen zu können, wie man ein Foto aus einem Album reißen konnte, sodass niemals wieder jemand daran denken konnte. Außer ihm und Sakura gab es zwar niemanden, der davon wusste, aber das reichte schon... er wünschte manchmal, er könnte seine und Sakuras Erinnerung daran einfach auslöschen.

Andererseits war die Erinnerung an diese Wärme auch gut, so komisch es auch klang. Sasuke blieb kurz stehen und sah wieder zum Fenster.

Was ist los mit mir...? fragte er sich entnervt und fasste nach seinem Kopf, Wieso... verdammt, wieso denke ich so oft darüber nach?!
 

Wieso fühlt sich diese Wärme der Umarmung so gut an...?
 

Plötzlich verspürte er den unerklärlichen Drang, Sakura einfach zu umarmen, sobald sie aus der Dusche käme. Er wollte sie umarmen und ihre Wärme wieder spüren, und das angenehme Gefühl, das damit verbunden war... angenehm und unangenehm gleichzeitig, aber allein die Tatsache, dass etwas gleichzeitig toll und nicht toll sein konnte, war irgendwie aufregend. Und er wollte, dass sie wieder bei ihm schlief...
 

Sasuke hob den Kopf.

Moment mal. Er konnte das doch nicht ernsthaft wollen. Er war doch Uchiha Sasuke! – Aber es war angenehm, sie neben sich im Bett zu wissen... und er dachte tatsächlich nur an neben sich, nicht etwa unter sich.

Aber er konnte sie ja schlecht fragen Hey, willst du heute bei mir im Bett schlafen?... Und sie würde wohl kaum selbst auf die Idee kommen, danach zu fragen. Aber einen Alptraum könnte er wohl kaum heraufbeschwören, damit sie sich dann sorgte und bei ihm im Bett schlief... – und wenn er einfach so tat, als hätte er Panik?

Hallo?! Das ist unter meiner Würde!!

Er sah auf ihre Luftmatratze.

Sie hatte zwei mal in seinem Bett geschlafen. Das eine mal wegen der Alpträume... aber das erste mal hatte einen anderen Grund gehabt. Sasuke linste auf ein auf der Fensterbank liegendes Shuriken und dann auf die Luftmatratze.

Und dann musste er (warum, wusste er selbst nicht) grinsen.

Muahaha... bin ich fies...
 

––
 

Sakura seufzte leise und sah aus dem Fenster, gegen das der strömende Regen immer noch prasselte, bevor sie sich auf ihre Luftmatratze setzte und ihr kleines Kissen ausklopfte.

„Gehen wir schlafen, Sasuke-kun...?“

„Hn,“ machte Sasuke und ließ sich nicht zu einer eindeutigen Antwort herab. Inzwischen saß er auch wieder auf dem Bett, hatte sich aber noch umgezogen, während Sakura noch im Bad gewesen war. Sasuke hatte das dumpfe Gefühl, dass er an den vielen Regentagen viel zu oft hier herumsaß. Er sollte mehr trainieren oder so...

„Ach ja, Tsunade-sama will dich morgen sehen,“ fiel Sakura dann ein, und sie rutschte unsicher auf ihrer Matratze herum. „Irgendwie... – wieso ist da schon wieder nur so wenig Luft drin...?!“

Sasuke verkniff sich einen Blick zu ihr. Nein, er hatte nichts damit zu tun. Dann fiel ihm auf, was sie gerade gesagt hatte.

„Wieso?“ fragte er knapp.

„Wieso wenig Luft drin ist?! Weiß ich doch nicht...“

„Ich meinte Tsunade, du dumme Gans,“ entfuhr es ihm, und gleich darauf bereute er seine Worte. Sakura sah ihn funkelnd an.

„Hey – pass auf deine Zunge auf, ja, Sasuke-kun?! Du hast es dir heute schonmal richtig versaut, und nächstes mal wird ein einfaches Tut mir leid nicht reichen!“

„Was ist jetzt mit Tsunade?“ unterbrach Sasuke ihre Standpauke – das alles nochmal zu hören, war wirklich nicht beabsichtigt.

„Herr Gott, ich weiß es selbst nicht!“ murrte Sakura und beruhigte sich dann wieder, bevor sie von der Luftmatratze rutschte und diese erneut überprüfte. „Mann, das darf nicht wahr sein... ist das dumme Ding jetzt etwa wieder kaputt...?! Da war sicher noch Garantie drauf, die bring ich zurück...!“ Sie begann mit aller Mühe, ihre Luftmatratze nochmal aufzublasen. Amüsiert beobachtete Sasuke sie vom Bett aus, und als nach einer halben Stunde kein bisschen mehr Luft in der Matratze war, gab Sakura es resigniert auf. „Da muss ein Loch drin sein...“ stöhnte sie, „Och nö... wo soll ich denn jetzt wieder schlafen?!...“
 

Sie dachte an das letzte mal, dass ihre Matratze kaputt gegangen war. Damals hatte sie bei Sasuke im Bett geschlafen... Sie wurde wie automatisch rot bei dem Gedanken daran.

BEI ihm im Bett, nicht mit ihm!! schalt sie sich empört innerlich und schüttelte heftig den Kopf. Sasuke-kun wird ja wohl kaum wieder anbieten, dass ich neben ihm schlafen darf...!

„Bist du mal fertig da unten, kann ich das Licht ausmachen?“ kam es genervt von jenem Sasuke, und Sakura sah ihn kurz unschuldig an. Mann... was sollte sie machen? Sie konnte doch nicht auf dem Boden schlafen, da würde sie morgen vor Rückenschmerzen nicht mehr gehen können!

„Sasuke-kun... meine Luftmatratze hat ein Loch...“

„Schon wieder?“ stöhnte er. Er fand seine Schauspielerei ziemlich überzeugend – Sakura scheinbar auch, zumindest erweckte sie nicht den Eindruck, als würde sie etwas ahnen.

Aber ja nicht zu früh nett sein. Das war doch auffällig.
 

„Ja, schon wieder,“ murmelte sie bedrückt, und es war ihr überaus peinlich, schon wieder vor ihm die Dumme ohne Bett zu sein. Sie würde ganz bestimmt nicht betteln, bei ihm schlafen zu können – wenn er darauf wartete, konnte er sie mal. Dann hatte sie noch lieber Rückenschmerzen, als vor Sasuke zu kriechen. Da konnte Ino noch so oft Schnapp ihn dir sagen.
 

Sasuke gab erstaunlich schnell nach.

„Jaja, verdammt, dann leg dich hier hin, und mach zu, ich will schlafen.“
 

Sakura blinzelte kurz und erhob sich langsam.

„Danke, Sasuke-kun...“ murmelte sie trotzdem verlegen, bevor sie ihre Decke und ihr Kissen schnappte und sich neben ihn ins Bett legte, nachdem er artig zur Seite gerutscht war.

„Kauf dir nächstes mal ´ne stabilere Luftmatratze,“ knurrte er und kehrte ihr den Rücken zu, bevor er das Licht löschte.

„Nein, ich bring die morgen einfach zurück und verlange ´ne Neue!“ protestierte sie beleidigt, „Das kann doch nicht sein, dass die jetzt schon kaputt geht! Ich bin ja nicht darauf rumgehopst oder so!!“

„Hn,“ machte Sasuke und bereute seine Missetat auch schon – dass sie ihn jetzt zutextete, hatte er nicht geplant...
 

Er versuchte, sich auf die Wärme zu konzentrieren, die er letztes Mal gespürt hatte. Plötzlich machte es ihn nur nervös, dass sie so dicht hinter ihm lag. Verdammt, sie lag doch einfach nur da... wieso war er so aufgewühlt deswegen?
 

Nachdem Sakura auch schwieg, lagen sie eine Weile schweigend da und drehten sich gegenseitig den Rücken zu. Sakura spürte ihr Herz so stark klopfen vor Aufregung, dass sie hätte schwören können, dass Sasuke es hören würde. Das war natürlich idiotisch. Aber es kam ihr so laut vor...

Ich... liege schon wieder bei ihm im Bett... dachte sie fassungslos, Uns trennt nicht mal ein Meter!

Sie verspürte den Drang, sich zu ihm umzudrehen und ihn anzusehen... sollte sie? Sollte sie nicht? Sie wollte irgendetwas sagen...

„Danke... Sasuke-kun,“ sagte sie deshalb leise, und sie hörte es kurz hinter sich rascheln.

„Hn,“ kam dann ganz friedlich von ihm als Zeichen, dass er sie gehört hatte.
 

Ein Lächeln schlich auf ihre Lippen. Das Hn hieß wohl in diesem Fall soviel wie Gern geschehen auf Sasukeisch. Sie fragte sich, wieso diese simple Antwort von ihm sie gerade so glücklich machte. An sich war es doch nicht mal eine Antwort gewesen. Sie fühlte sich aber plötzlich richtig wohl in seinem Bett und kuschelte sich etwas tiefer in ihr Kissen.

„Tun deine Wunden vom Reiswasser noch weh, Sasuke-kun...?“
 

Sasuke zuckte unmerklich mit der Augenbraue. Erstens – ja, verdammt. Zweitens – was war sie denn, dass sie ihn erst mit kochendem Wasser übergoss und ihn dann fragte, ob es wehtat? Hallo? Er war kurz davor, zu fragen, ob sie auch mal kochendes Wasser auf der Brust haben wollte, aber er entschied sich weise dagegen, das zu sagen. Wo doch gerade alles so friedlich war.

Seit wann scherte es ihn, ob Sakura friedlich bei ihm war? – Na ja, ihre Wutanfälle nervten auf die Dauer und ihr Geschrei war gefährlich für jedes Trommelfell.

Er entschied sich im Bezug auf ihre (sinnlose) Frage für eine neutrale (also übliche) Antwort:
 

„Hn.“
 

Sakura seufzte leise. Was hatte sie auch anderes erwartet... aber weil sie gerade so guter Dinge war, nervte sie das dämliche Hn gerade nicht einmal. Sie rollte sich dann doch vorsichtig im Bett herum und sah auf Sasuke, der ihr nach wie vor den Rücken zukehrte. Plötzlich bekam sie Lust, ihn einfach zu umarmen und sich fest an ihn zu kuscheln... ganz einfach so.

Aber das geht nicht... wenn ich das mache, wird er mich noch rauswerfen... und mich obendrein für bescheuert halten! sagte sie sich weise und deprimiert zugleich. Warum, verdammt, war Sasuke Uchiha so introvertiert?! Warum konnte er nicht einfach zulassen, dass ihn jemand lieb hatte? Dass ihn jemand umarmte?

Das einzige mal, dass er das seit seiner Rückkehr zugelassen hatte, war in der Nacht mit dem Alptraum gewesen.
 

Draußen grollte der Himmel noch immer vor lauter Regen, der noch immer gegen die Scheiben prasselte. Sakura sah beunruhigt hinaus.

Was er damals wohl geträumt hat...? Ich wüsste zu gerne... wovor er solche Angst gehabt hat... ob es etwas mit Itachi zu tun hatte? Oder Orochimaru?

So viele Fragen... und keine einzige davon konnte sie Sasuke ungestraft stellen... täte sie es, würde er verschwinden und im besten Fall im Bad schlafen (im schlimmsten Fall würde er die Wohnung verlassen). Sie musste noch nach Itachi fragen...
 

Aber nicht jetzt.
 

Sie streckte die Hand nach seiner Schulter aus – es war mehr instinktiv als beabsichtigt. Im selben Moment, in dem sie seine Schulter ganz sanft berührte und spürte, wie er unter ihr vor Schreck zusammenfuhr, fragte sie sich, was in sie gefahren war.

Wieso tue ich das...?! Wieso...?

Dabei war die Antwort so einfach.
 

Weil ich ihn liebe und ihm nahe sein möchte...
 

Sasuke wagte nicht, sich umzudrehen. Er konnte sie jetzt nicht ansehen – er durfte sie jetzt auf keinen Fall ansehen! Da waren diese Bilder, schon wieder... nein, nur ein einziges Bild.

Eine hübsche, junge Frau, die fast nackt in seiner Stube stand und sich seelenruhig aus und anzog, ohne ihn zu bemerken.

Und jetzt lag sie plötzlich hinter ihm im Bett und fasste ihn verdammt nochmal an.
 

Er erschauderte und spürte, dass sich ihm die Haare sträubten, als ihm ein Schauer nach dem anderen über den Rücken lief – dabei lag ihre Hand doch nur auf seiner Schulter...
 

Aber sie war ganz warm... es war so gut...
 

Nein, nein, nein!! schimpfte er verärgert mit sich selbst und kniff wütend die Augen zusammen. Jetzt denk nicht an sowas! Verdammt, reiß dich zusammen... sonst wird das hier äußerst peinlich!

Ja, in etwa wie die Szene mit der nackten Frau – er hatte doppeltes Glück gehabt, dass sie ihn nicht bemerkt hatte – nicht nur, weil er, wenn sie ihn bemerkt hätte, tot gewesen wäre, sondern auch, weil sie so einiges definitiv nicht hätte übersehen können... einiges etwas weiter unten... aber verdammt, er war doch auch nur ein Mann, oder etwa nicht?

Verdammte Hormone.

Er holte ein paar mal innerlich Luft, um seine kühle Fassade ja nicht bröckeln zu lassen, während er den Mund auftat – schließlich durfte sie auf keinen Fall merken, dass ihre bloße Anwesenheit ihn gerade völlig fertig machte.

„Was machst du da, Sakura?“
 

Sakura rührte ihre Hand erst nicht, dann zuckte sie leicht und wollte die Hand zuerst wegnehmen – tat es aber dann doch nicht und ließ sie nur leicht zur Seite gleiten.

„Ich...“ begann sie – und kam nicht weiter.

Verdammt...

Was wollte sie denn sagen? Ich liebe dich, Sasuke-kun? Heirate mich? Lass mich deine Uchiha-Babys gebären? Oh Gott, oh Gott, oh Gott!

Sakura!! Denk nicht mal daran...
 

Wieso denn nicht?

Sie stutzte kurz. Sie wollte ihm plötzlich einfach nur sagen, wieviel sie für ihn empfand... dass sie das schon immer getan hatte. Sie hatte schonmal zu ihm gesagt, dass sie ihn liebte...

Aber heute hatte das eine andere Bedeutung. Das von einer siebzehnjährigen Frau zu hören, war anders als von einem zwölfjährigen Mädchen. Da waren Welten dazwischen! – Ob der so unglaublich einfühlsame (...) Sasuke das auch so sah, war allerdings fraglich. Vielleicht würde er den Unterschied gar nicht bemerken?

Oh Gott, vielleicht hatte er vergessen, dass sie es ihm einmal gesagt hatte!

Andererseits wollte sie auch, dass er es vergessen hatte... die Aktion war so peinlich gewesen...

Sie schloss langsam die Augen und spürte jetzt nur noch mehr, wie sehr ihr Herz schlug vor Aufregung und Nervosität.
 

Und vor Liebe zu Sasuke, der einfach nur da lag und sich nicht rührte.

Sage ich es?

Sage ich es nicht?
 

Scheisse.
 

„Gute Nacht... Sasuke-kun.“
 

Toll.

Wirklich toll, Sakura, sagte sie sich gleich darauf selbst. Sie ließ ihn los und kuschelte sich tiefer in ihr Bettzeug. Am liebsten wollte sie verschwinden...
 

Sasuke sagte nichts.

Das war's? fragte er sich verwundert. Mehr nicht? Dafür... das ganze Theater?

Er war nicht überzeugt. Sie hatte etwas auf dem Herzen... sie hatte ihm etwas sagen wollen. Etwas wichtigeres als Gute Nacht, dessen war er sich sicher. Und er war Uchiha Sasuke, er irrte sich nie!

Aber was sollte es schon. Wenn sie es nicht sagen wollte, ihr Pech. Nachfragen würde er nicht. Was interessierte ihn, was sie auf dem Herzen hatte... was ging ihn das an?
 

Nichts.
 

Und weil er das ganze so sinnlos fand (und weil er innerlich, auch wenn er es nie zugegeben hätte, beleidigt war, weil sie ihre Hand weggenommen hatte) ließ er sich nicht mal mehr zu einem Hn herab.

Sie konnte ihn mal, fertig. – Halt, aber nicht wörtlich! – Obwohl...?

Er zog verärgert über sich selbst (mal wieder) seine Decke höher und schloss die Augen, um zu schlafen. Nach einer sehr langen Weile, in der er wach gelegen hatte, spürte er plötzlich ihren Fuß, der zu seinem herüberrutschte und an ihm verharrte.

War sie eingeschlafen? Er wagte nicht, sich umzudrehen und nachzusehen. Aber sagen tat sie nichts.

Er schob ihren Fuß mit seinem eigenen sachte wieder etwas zurück, so vorsichtig wie möglich, damit sie nicht aufwachte. Erst wollte er seinen Fuß dann wieder wegziehen, aber dann entschied er sich dagegen und ließ ihn an ihrem liegen.

Da war die Wärme, nach der er gesucht hatte. Und das nur durch die blöden Füße.

So ließ es sich gut schlafen... und aus irgendeinem Grund hatte Sasuke die Gewissheit, dass in dieser Nacht kein Alptraum kommen würde.

Und er irrte sich nie.
 

––
 

--
 

XDDDD Der Titel ist doch schonmal vielversprechend was?!?! XDDDD *blöd lach*.... *hust* Eigentlich ist dieses Kapitel scheisse..... XDD es ist so kurz und sinnlos.... uû das nächste wird auch recht kurz sein, aber....... ich KONNTE die beiden Sachen nicht in ein Kapi stecken uû und ich klecker hir gerade alles mit Kakao voll, toll.... x_x' (interessiert jeden ich weiß^^) omg, omg, aber die nächsten zwei kapis werden lustig XDDDD naja - was bei MIR lustig heißt, heißt bei den meisten nicht lustig XD ich nenne auch Hannibal Lecter lustig XD aber keine Sorge, der kommt nicht vor^^ (in TC gibts ja noch keinen Masami, haha.... XD)

und, habt ihr alle die überaus unauffällige (...) Anspielung auf Findet Nemo bemerkt? XDD

Wie brennende Kugeln

Am Morgen hatte es zwar aufgehört zu regnen, aber richtig gut war das Wetter trotzdem noch nicht. Aber was wollte man machen – so war das nun einmal im Herbst.

Schon Oktober... fiel Sakura ein, während sie sich im Bett aufsetzte und sich einmal wieder eine rosa Haarsträhne hinter das Ohr strich. Es ist fast zwei Monate her, seit Sasuke zurückgekehrt ist, und...
 

Und sie wusste immer noch nicht, was mit Itachi los war.
 

Und sie hatte schon drei mal in seinem Bett geschlafen.
 

Verdammt.
 

Sakura sah auf Sasuke herunter, der noch schlief, was sie erstaunt hatte; sonst war er doch immer zuerst aufgewacht. Andererseits war es auch gut, dass er länger schlief, das war ein Zeichen dafür, dass es mit den Alpträumen besser geworden war.

Vielleicht hat er sich langsam wieder an Konoha gewöhnt...

Sie ergriff mit der Hand seine Schulter und rüttelte ihn vorsichtig, um ihn zu wecken.

„Sasuke-kun... hey, steh auf, Schlafmütze! Wir müssen noch zu Tsunade-sama gehen...“
 

Sasuke öffnete die Augen und erblickte Sakura über sich. Was denn, sie war vor ihm wach? Frechheit... oh verdammt, sie hatte ihn beim Schlafen beobachtet? Wie peinlich...

Er setzte sich schnell auf und verließ das Bett, bevor er sich die jetzt etwas zerzausten Haare raufte.

„Morgen...“ grummelte er kaum verständlich in Sakuras Richtung, bevor er ins Bad verschwand. Tsunade, ja, richtig. Das hatte er schon komplett vergessen.

„Willst du frühstücken?“ fragte Sakura, als er die Badezimmertür schloss.

„Nein...“ kam es gelangweilt von drinnen, und sie seufzte leise. Na ja, er frühstückte irgendwie nie, war ihr aufgefallen. Sie würde sich trotz allem erstmal einen Tee machen.
 

Verdammt, Tsunade, dachte Sasuke erneut, als er unter der Dusche stand und das warme Wasser über sich laufen ließ. Was sie wohl von ihm wollte? So richtig lange hatte er Tsunades Führung in Konoha ja nicht erlebt, kurz nachdem sie zum Hokage ernannt worden war, war er gegangen. Aber er wusste genug über sie, um sich Sorgen zu machen, wenn es hieß, sie wollte ihn sprechen. Vermutlich würden sie jetzt mit Gewalt versuchen, die Wahrheit über Itachi aus ihm herauszuprügeln...

Itachi.

Er hielt erneut inne, als er wieder an seinen Bruder denken musste, den er zur Strecke gebracht hatte – wie er es sich geschworen hatte. Mit einem resignierten Seufzen lehnte er sich an die Wand und fuhr sich mehrmals mit den Händen über das Gesicht.

Sollte ich nicht zufrieden sein mit dem, was ich getan habe...? Ich wollte es schließlich so, verdammt...
 

Ja. Und es war der Wille eines dummen kleinen Jungen gewesen, der nicht geahnt hatte, dass nach Itachis Tod alles viel schlimmer werden würde. Wie naiv war er gewesen zu glauben, mit der Rache würde alles besser? Zu glauben, er würde ein normales, gutes Leben führen können und bis zu seinem Tod zufrieden sein?

Und was war er jetzt? Ein mentales Wrack?
 

„Ach, SCHEISSE!!“ brüllte er ungehalten und war in einem Moment so wütend auf sich selbst, dass er plötzlich große Lust hatte, seinen Kopf in die Duschwand zu rammen – aber dann wäre die ja schon wieder kaputt und sein Kopf täte danach ziemlich weh, deshalb schlug er statt dessen mit aller Kraft seine Faust gegen die Wand, es ertönte ein lautes Bumm.

Ich hasse diese Welt...!! Ich hasse sie!! Ich hasse mich selbst, ich hasse alles!! Verdammte Dreckscheisse...

Keuchend lehnte er die Stirn an die kühle Wand und schloss zitternd die Augen. Es war so zum Heulen, echt jetzt.
 

Ich will nicht mehr, verflucht...
 

––
 

Seine sich wieder verschlechternde Laune machte Sakura Sorgen. Sie beobachtete ihn immer mal wieder vorsichtig, während sie in der Küche saß und ihren Kaffee trank und Sasuke (tatsächlich) das Geschirr von gestern abspülte. Als sie ihn vorhin so im Bad hatte brüllen hören, hatte sie zuerst Angst gehabt, er würde sich irgendwas antun, aber zu ihrem Glück war er vollständig aus der Dusche gekommen und nicht mit fehlenden Körperteilen (soweit sie das hatte sehen können zumindest).

Sie würde so gerne fragen... aber wie sie ihn kannte, würde er nichts hören wollen und erst recht nicht antworten. Sie seufzte leise.

Was ist nur wieder los, Sasuke-kun? Du bist so angespannt... wieso kannst du mir nicht einfach sagen, was du hast? Ich würde dir so gerne helfen, wenn ich könnte...
 

Aber dann bezweifelte sie wieder, dass sie ihm helfen könnte. Wenn es nach ihm ging, konnte ihm sowieso keiner helfen. Sakura dachte das manchmal auch, wenn sie gerade wütend auf sein Verhalten war – wenn er sich nicht helfen ließ, war es doch kein Wunder, dass ihm niemand helfen konnte!

Sie dachte an die letzte Nacht. Da war er wieder völlig anders gewesen, er hatte ihr immerhin erlaubt, neben ihm zu schlafen... er war ihr in dem Moment so friedlich vorgekommen... fast nett... sie wurde unwillkürlich rot und trank schnell einen Schluck Kaffee, bevor sie sich erhob und die drückende Stille unterbrach.

„Wir müssen gleich los, bist du soweit fertig?“

„Hn,“ kam von ihm, er würdigte sie keines Blickes – was Sakura einerseits enttäuschte, andererseits hatte sie nichts anderes erwartet.

Sasuke eben.
 

––
 

In Tsunades Büro war seit Sakuras letztem Besuch (am Tag zuvor) ausnahmsweise mal kein Möbelstück ersetzt worden. Die Fünfte blickte ihre Schülerin und Sasuke eine Weile schweigend an, während sie vor ihrem Schreibtisch standen. Auf dem Tisch herrschte mal wieder ein dreistes Durcheinander von Zetteln, Stempeln, Stiften, Sakebechern und anderem Kram. Sasuke fragte sich, wie ein einziger Mensch so unordentlich sein konnte.
 

„Aha,“ machte die Hokage dann, als hätte sie in den zwei Minuten Starren etwas Weltbewegendes herausgefunden. „Schön, dass ihr da seid. Sasuke-kun – du bist jetzt schon eine Weile wieder hier, hast du dich etwas eingelebt?“

Sasuke sah sie an und war sich nicht sicher, was sie wollte. Was war das denn für eine Frage? Sah er etwa so aus?

„Hn...“ fing er gerade an, da erntete er von Sakura einen schmerzhaften Stoß in die Rippen – verdammt, das war die Hokage, da musste er wohl antworten... „Ja, ja, ja,“ stöhnte er dann und bereute seinen genervten Tonfall sofort nach einem grantigen Blick von beiden Frauen.

„Keine Sorge, ich wollte nichts Schlimmes von dir!“ erklärte Tsunade und begann, in ihren Papierstapeln zu wühlen. „Eigentlich geht es nur um Geld.“
 

Sasuke und auch Sakura sahen sie perplex an. Geld?

„W-...was für’n Geld?“ fragte Sasuke verwundert.

„Dir ist sicher klar, dass deine Familie eine der wichtigsten hier in Konoha war, und natürlich haben deine Eltern auch ganz gut verdient. Da deine Eltern tot sind, seid du und dein Bruder zwangsläufig die Erben dieses Geldes, und zwar zu gleichen Anteilen, so haben eure Eltern es ausgelegt... ah, da ist es ja.“ Sie zog ein Blatt Papier hervor. Sasuke runzelte die Stirn, sagte aber nichts.

„Ein Erbschein,“ machte er dann erkennend.

„Ja, gut,“ machte Tsunade, „Die Frage ist, ob deine Eltern Itachi tatsächlich Geld geben würden, wenn sie vorher gewusst hätten, dass er sie töten würde – aber da sie das nicht vorher wussten, kriegt ihr beide jeweils die Hälfte.“

„Das Geld lag die ganzen Jahre hier in Konoha und Sasuke-kun hat keinen Groschen davon gesehen?“ fragte Sakura verwundert.

„Ja, weil Itachi verschwunden ist. Wir dürfen nicht einfach in die Bank laufen und Sasuke die Hälfte nach Hause bringen, so einfach ist das leider nicht. Außerdem ist Itachi auch jetzt noch verschwunden... ich möchte, dass du, Sasuke, darüber im Bilde bist, dass dir dieses Geld zusteht, die eine Hälfte zumindest, der Rest gehört deinem Bruder.“

„Und wie kriege ich das Geld dann?“ wunderte er sich.

„Du darfst natürlich nicht einfach hingehen und deinen Teil verlangen, solange dein Bruder hier nicht aufkreuzt und seine Unterschrift da hinsetzt!“ bemerkte Tsunade wie beiläufig und zeigte auf den Erbschein, „Wenn Itachi das Geld nicht will, muss er aber ebenfalls ein anderes Blatt...“ sie zog einen zweiten Zettel heraus, „...unterschreiben...“ Sasuke war immer verwirrter, und Sakura begriff allmählich.

Das ist alles so geplant, damit er über Itachi rausrückt?!... Wenn Itachi tot ist, müsste Sasuke das jetzt allmählich mal sagen... ...

Sie warf einen Blick auf den Schwarzhaarigen, der nur fasziniert auf den Erbschein sah und alles dreimal durchlas, was da stand.

„Und was... wenn Itachi nicht auftaucht?“ machte sie dann stirnrunzelnd und blickte Tsunade an, die sie nur blöd ansah. „Ich meine – er wird wohl kaum herkommen und sein Geld abholen! Wir wissen ja gar nicht, ob er noch lebt...“
 

Sasuke runzelte die Stirn.

Itachi.

Die redeten zu viel über seinen Bruder, das war verdächtig. Ihm war längst klar, worauf das hier hinauslief, er war schließlich nicht blöd... er hatte schon beim ersten Itachi von Tsunade gewusst, was los war.

Itachi war tot, also gehörte das ganze Erbe ihm, nichts zu machen. Aber es ging hier nicht ums Geld. Andererseits brauchte er natürlich Geld... jetzt, wo er nicht als Ninja arbeitete, weil er ein Verräter war, verdiente er schließlich nichts und die Miete musste irgendwie bezahlt werden...

Wieso sage ich nicht einfach, was mit Itachi ist...?
 

Er öffnete den Mund, zögerte aber. Da waren die Bilder wieder. Die Bilder, die er so sehr hasste.

So viel Blut...
 

Und er streckte die kleine Hand nach der Türklinke der tausendsten Tür aus, die vor ihm zurückwich und nicht erreicht werden wollte...
 

„Du wirst sterben, kleiner Bruder.“

„Ja, das werden wir alle eines Tages. Aber im Gegensatz zu dir werde ich nicht heute sterben.“
 

„Sasuke-kun?“

Sakuras Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, und er fuhr herum und trat unwillkürlich drei Schritte zurück. Sakura sah ihn groß an.

„Was ist los...? Geht es dir nicht gut? Du bist so blass...“
 

Tsunade verengte nachdenklich die Augen zu Schlitzen.

Er weiß genau, was hier läuft. Und er weiß genau, was ich wissen will. Und er kennt die Antwort... die wir seit Monaten suchen. Er weiß, was mit Itachi ist... soviel ist sicher, Sasuke weiß es ganz genau.
 

Und niemand außer ihm.
 

Sasuke senkte den Kopf und warf Sakura einen warnenden Blick zu.

„Mir geht’s gut.“

Dann machte er auf dem Absatz Kehrt und verließ wortlos das Büro. Sakura und Tsunade sahen ihm eine Weile nach.

„Das war zu direkt, Tsunade-sama,“ bemerkte Sakura, und Tsunade grunzte.

„Ich weiß!“ machte sie beleidigt, „Lass dir was Besseres einfallen! – Aber im Übrigen stimmt alles, was ich gesagt habe, also wenn er mal Geld braucht...“

„Das brauchst du wohl eher selbst!“ seufzte Sakura, „Hast du deine Schulden bei Jiraiya inzwischen abbezahlt?“

„Sprich nie wieder davon!“

„Also nicht...“

„Sprich einfach nie wieder davon! Vielleicht vergisst Jiraiya es ja!“
 

––
 

Sakura war nicht blöd. Und sie merkte genau, dass Sasuke nervös war. Das war er schon seit dem erfolglosen Besuch bei Tsunade.

Ob er merkt, dass er langsam mal mit der Wahrheit rausrücken muss und dass es nicht ewig so weitergehen kann...? Irgendwann wird er ohnehin keine Wahl mehr haben... ich würde nur gerne wissen, was so schrecklich für ihn daran ist, über Itachi zu sprechen...

Sie runzelte die Stirn, während sie auf Sasukes Balkon stand und auf die Nachbarhäuser starrte. Ja, es kam ihr fast so vor, als hätt er Angst davor, darüber zu sprechen... Angst vor Itachi? Vor dem, was auch immer passiert war...? Sie wüsste zu gerne, was er Furchtbares erlebt haben konnte, das ihn so fertig machte... immer noch.
 

Sie sah über die Schulter in die Stube, wo Sasuke auf der Fensterbank saß und hinausstarrte.

Ich muss mit ihm reden... irgendwann muss er doch sowieso sagen, was passiert ist! Früher oder... später.

Sie fasste sich ein Herz und ging in die Stube und auf Sasukes Fensterbank zu. Er bemerkte sie und linste sie lauernd an, als wolle er sie warnen, ja nicht zu nahe zu kommen.

„Was ist?“ kam dann kurz angebunden von ihm. Sakura setzte sich auf die Bettkante, von dort aus konnte sie ihn ansehen, war aber nicht zu nahe dran. Sie wusste ja, dass er Abstand brauchte.

„Sprich mit mir, Sasuke-kun...“
 

Es war nur eine kleine Bitte. Eine kleine Bitte, in der so viel Sorge um ihn und Zuneigung lagen, dass Sasuke es beinahe tief in seinem Inneren spüren konnte, wieviele Gedanken sie sich seit Tagen um ihn machte. Es war ein merkwürdiges Gefühl – und irgendwie berührend.

Er wagte nicht, ihr ins Gesicht zu sehen. Er wusste genau, worauf sie hinaus wollte. Sie wiederholte ihre Bitte.

„Sasuke-kun... sprich mit mir. Sag mir, was dich so mitnimmt... du bist schon den ganzen Tag total neben dir...“

„Mir fehlt nichts,“ brummte er missgelaunt und machte einen vergeblichen Versuch, ihren Fragen so zu entkommen.
 

Die Kopfschmerzen kehrten zurück, und jede Sekunde, die er da saß und starrte, wurden sie schlimmer und das Pochen lauter. Und er sah vor seinen inneren Augen wieder und wieder die tausendste Tür hin und herschwanken... die Tür, die er nicht öffnen wollte...
 

„Sasuke-kun, ich bin nicht blöd,“ sagte Sakura jetzt energischer, „Dir geht es garantiert nicht gut, okay? Wieso kannst du mir nicht einfach sagen, was du hast...? Vielleicht kann ich dir helfen...“

„Du kannst mir nicht helfen!“ zischte Sasuke gefährlich und rutschte von der Fensterbank, um auf den Balkon zu flüchten. Vielleicht würde frische Luft seine Kopfschmerzen dämpfen. „Du kennst mich nicht, Sakura... misch dich bitte nicht ein.“ Er ging, und Sakura ballte die Fäuste.

Verdammt, so einfach würde sie heute nicht aufgeben. Und wenn sie den Rest des Tages Fragen stellen musste.
 

Sie folgte ihm auf den Balkon, an dessen Geländer er jetzt lehnte, hinausstarrte und seine Schläfen massierte.

„Kopfschmerzen?“ fragte sie rhetorischerweise, und er brummte missgelaunt. „Sasuke-kun. Wieso kannst du nicht ein einziges Mal zulassen, dass sich jemand Sorgen um dich macht? Ich mache mir Sorgen um dich!“

„Sorg dich nicht, ich komme allein klar,“ tat er das halblaut ab und starrte auf einen Baum dem Balkon gegenüber.

Dieses Pochen... verdammt...
 

Er spürte seine Augen leicht zu brennen beginnen und versuchte, es zu ignorieren. Und mit dem Feuer des Schmerzes flammten die alten Bilder wieder auf. Schon wieder. Plötzlich war der Baum vor ihm verschwunden und statt dessen ragte vor ihm riesengroß die tausendste Tür in den Himmel – so groß wie ein ganzer Wolkenkratzer und so bedrohlich wie ein gewaltiger Hurrikan.

Er trat zwei Schritte zurück.
 

„Willst du wieder davonlaufen, kleiner Bruder? So wie schon dein Leben lang?“

„Ich werde niemals wieder vor etwas weglaufen. Ich habe nur für den Tag gelebt, an dem ich dich töten werde!“
 

Das Brennen in seinen Augen wurde schlimmer.
 

„Sasuke-kun, was ist?!“ fragte Sakura ihn verwirrt, als er aus unerfindlichen Gründen plötzlich rückwärts trat und zu zittern begann. Sie fasste ihn an der Schulter. „Sasuke-k...?!“

Er fuhr herum und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an mit einem Blick, der ihr das Blut beinahe gefrieren ließ – ein Blick wie nicht von dieser Welt, als wäre Sasuke gar nicht hier, sondern irgendwo anders, ganz weit weg...
 

Und Sharingan.
 

„Sasuke!“ keuchte das Mädchen und ließ ihn erschrocken los, „W-wieso aktivierst du deine Sharingan...?! Was hast du, sprich mit mir, bitte!“ Langsam machte er ihr Angst.

Sasuke zischte und senkte zornig die Brauen, bevor er sich zu ihr herumdrehte –
 

Und da war die Tür. Die Tür mit dem Zeichen für Tausend. Und er sah Sakura nicht mehr, die vor ihm stand und ihn entgeistert anstarrte.

Wenn nur seine Augen nicht so mordsmäßig wehtun würden...
 

„Hast du immer noch Angst, Ssssasuke?“ hörte er das Zischen der ihm langsam bekannten, namenlosen Schlange aus seinem Gedankenkorridor. Er rührte sich nicht und spürte nahezu, wie es um ihn herum dunkel wurde.
 

„Ich will mich nicht daran erinnern... ich will diese Dinge nie wieder sehen...“
 

Sakura fuhr zurück.

Was hat er gerade gesagt...?!

Woran wollte er sich nicht erinnern? Was wollte er nie wieder sehen?

„Sp-...sprichst du von Itachi?!“ fragte sie entsetzt und spürte die Angst in sich hochkriechen wie eine Schnecke, und ihre eiskalten Klauen packten ihren Hals und schnürten ihr beinahe die Luft weg. Was war mit Sasuke...? Was passierte hier überhaupt? Dann fing sie Sasukes Blick – obwohl sie sich nicht sicher war, ob er sie an oder durch sie hindurch sah...
 

Das Brennen wurde schlimmer und schlimmer. Und er sah die rot glühenden Punkte in der Dunkelheit um ihn herum auftauchen und vor ihm herumtanzen wie blutende Glühwürmchen.

Sharingan...
 

Das Pochen wurde so laut, dass er die anderen Geräusche um sich herum nicht mehr wahrnahm.
 

„Es brennt so...“
 

„W-was brennt, Sasuke-kun?!“ fragte das Mädchen und trat unsicher zurück in Richtung Türschwelle. Was sollte sie machen? Was war mit ihm?! Wo blieb Naruto...?

Was sollte sie machen?!
 

„SPRICH MIT MIR, SASUKE-KUN!!“
 

Sasuke öffnete den Mund und hob die Hände in einem bedrohlich langsamen Tempo, die Finger zitternd nach vorne streckend.
 

Und da war das Blut. So viel Blut...

Das Blut seines Bruders.
 

Das Blut seiner Familie, das die Sharingan veränderte.
 

Und Sakura sah seine Augen sich verändern und das blutige Rot der Sharingan aufglühen wie brennende Kugeln – und sie weitete ihre eigenen grünen Augen vor Fassungslosigkeit und Entsetzen.

Sie hatte Angst... sie wollte weglaufen. Sie wollte schreien... aber sie war weder fähig sich zu rühren, noch einen Ton aus ihrer Kehle zu bekommen.
 

Dann sprach er.
 

„Ich werde dich töten. Hier... und jetzt.“
 

Und nachdem ein Himmel aus Blut über ihnen beiden zusammengebrochen war und Sakura seinen stechend schmerzenden Blick fing, der sie durchbohrte wie ein brennender Pfeil, wurde es langsam dunkel.
 

Und es wurde kalt...
 

––
 

--
 

ja, sorry - es ist SEHR kurz XD dafür wird das nächste kapi länger^^' ich musste unbedingt hier den Schnitt machen.... XDD weils grade so passend war XDDD *kicher* dafür is aber auch was passiert hier, im Gegensatz zum letzten kapi ûú *nod nod*

Die tausendste Tür

„Sakura-chan??! – Sakura-chan, komm zu dir!!“
 

Sakura hörte eine vertraute Stimme direkt neben sich und versuchte, sich zu bewegen, aber sie konnte erst nicht. Sie war wie erstarrt, als wäre sie eingefroren gewesen. Wo war sie...?

Es war dunkel um sie herum. Jemand rief nach ihr... sie erkannte Narutos Stimme.
 

„Naruto... ...?“
 

Naruto fiel ein Stein vom Herzen, als sie sprach. Um Gottes Willen, sie lebte und war nicht im Koma. So ein Glück!

„Gott sei Dank, du bist einigermaßen wohlauf!“ seufzte er erleichtert und legte Sakuras Kopf auf seinen Schoß. Sie atmete heftiger als normal und wirkte beunruhigend blass. „Sakura-chan... Sakura-chan hörst du mich?“

„Ja...“ murmelte sie benommen und antwortete der dumpf und weit entfernt klingenden Stimme von Naruto, während es um sie herum stockfinster blieb und nicht hell werden wollte.

Langsam spürte sie Kopf- und Rückenschmerzen durch ihren tauben Körper kriechen, ein Zeichen dafür, dass die Starre verschwand. Sie wollte die Augen nicht öffnen... sie konnte nicht. Es war, als wären ihre Lider unten festgenäht worden.

Als nächstes setzte ihr Hörsinn wieder besser ein. Narutos Stimme wurde deutlicher und sie nahm das Zwitschern von Vögeln über ich wahr. Wind blies um sie herum und es war kalt. Sie lag auf etwas hartem... Boden?
 

„Sakura-chan, sieh mich an...“ bat Naruto verwirrt und fasste vorsichtig nach ihrem Gesicht. Sie zuckte. „Sakura-chan...“ Was war hier bloß passiert?
 

Er war an dem Tag erst am Nachmittag zu Sasuke gekommen, weil Tsunade ihn am Morgen auf eine andere Mission geschickt hatte – aber als er die Wohnung erreicht hatte, waren alle Türen sperrangelweit offen gewesen... und er hatte Sakura auf dem Balkon liegen gesehen, bewusstlos. Sie hatte keine äußeren Verletzungen aufgewiesen, nicht mal blaue Flecken... aber wieso war sie dann ohnmächtig geworden? Und eine noch sehr viel wichtigere Frage beschäftigte ihn auch...
 

Sakura öffnete langsam die Augen, als die Starre sich wie ein Schleier auseinanderzog. Erst blieb es dunkel. Dann nahm sie langsam ihre Umgebung wieder wahr... Sasuke Balkon. Sie lag auf dem Boden und Naruto war über ihr, vermutlich lag ihr Kopf auf seinen Beinen. Was war passiert...? Wie lange lag sie hier herum?

„Naruto...?“ stöhnte sie und sah flackernd zu ihm auf. Das Licht in ihren Augen schmerzte, sie musste sich daran gewöhnen.

„Geht es dir gut?“ fragte er sie besorgt, „Ich hab dich gerade so gefunden, du lagst ohnmächtig hier rum... was ist passiert?“
 

Sie dachte kurz nach. Dann erhob sie sich blitzschnell, bis sie saß, und fuhr erschrocken herum. Doch das Aufsetzen war zu schnell gegangen, wie sie feststellte, als ihr schwindelig wurde und Naruto sie gerade noch stützte, bevor sie wieder umfallen konnte.

„Uuh... w-wo... wo ist Sasuke-kun?!“
 

Naruto sah sie groß an.

Ja. Das wäre auch seine nächste Frage gewesen. Er blinzelte ein paar mal, und Sakura fasste keuchend nach ihrem Kopf, als ihr wieder einfiel, was passiert war.

„Oh mein Gott – Naruto!! Sasuke-kun ist weg?! Wir müssen ihn sofort suchen und wieder zurückbringen, i-ich weiß nicht, was er sonst anstellen könnte, e-er ist völlig neben sich, er ist komplett durchgedreht vorhin und-...!“

„Sakura – Sakura!!“ rief Naruto, der ihre Schultern packte, „Sieh mich mal an! – Nicht alles auf einmal, ganz ruhig, eins nach dem anderen! Was ist hier passiert, bevor ich kam?“ Aber Sakura war zu sehr in Rage um ruhig zu antworten. Sie starrte ihm ins Gesicht und weitete die Augen, als sie erzählte.

„Es... es waren Mangekyou Sharingan...“
 

Naruto erstarrte. Während er Sakura festhielt und diese vor Aufregung heftig atmete, hob sie seine Hände an ihren Schultern damit leicht auf und ab.

„Mangekyou...?!“ hustete er tonlos, als die Bedeutung dieser Worte langsam zu ihm durchsickerte, „W-wie... wie Itachi?! Du bist dir ganz sicher?!“

„Ja doch!“ rief das Mädchen, „Naruto – Naruto, sieh mich an! Sieh mich an...“ Sie packte jetzt auch seine Schultern und zwang ihn, sie anzusehen. „Erinnerst du dich an das, was uns Kakashi-sensei über die Mangekyou-Sharingan gesagt hat? Eine besondere Form des Sharingans, die nur selten im Uchiha-Clan aufgetaucht ist... und zwar nur dann, wenn einer der Uchiha-Familie ein... Familienmitglied getötet hat. Einen vom selben Blut...“

Naruto weitete die Augen.

„Ja – weil Itachi Shisui getötet hat, hat er diese Mangekyou-Sharingan bekommen...“ Sie starrte ihn weiterhin an.

„Ist dir klar, was das bei Sasuke bedeutet...?“

Narutos Gesicht schien für einen Moment einzufrieren. Er sah in Sakuras Augen und wusste im selben Moment, wovon sie sprach.
 

„Sasuke... hat Itachi umgebracht.“
 

––
 

Es war dunkel.
 

Aber Sasuke war es langsam gewohnt, dass es dunkel war. Es war immer dunkel. Das einzige Licht hier waren die rot glühenden Augen seines Bruders, die ihn anstarrten.
 

„Du hast also aufgehört, davonzulaufen, kleiner Bruder?“ war das Erste, was Itachi von sich gab. Sasuke sagte nichts und sah ihn nur an. Da war er also gekommen, der Tag, auf den er sein Leben lang gewartet hatte, für den er sein Leben lang durch die Finsternis gerannt war, für den allein er hatte stärker werden wollen. Für den er alles aufgegeben hatte.
 

„Ich werde niemals wieder vor etwas weglaufen. Ich habe nur für den Tag gelebt, an dem ich dich töten werde!“ war darum seine einzige Antwort, und er ballte angespannt seine Fäuste.
 

Itachi war amüsiert und ließ ein gehässiges Grinsen zeigen. Na ja, ein Außenstehender hätte es nicht Grinsen genannt, nicht einmal Lächeln – aber so wenig, wie der ältere Uchiha seinen Mund normalerweise bewegte, war das hier schon echt außergewöhnlich.

„Ich weiß. Dann hast du also doch das getan, was ich dir gesagt habe. Du hast mich gehasst... glaubst du, du hasst mich genug, um mich töten zu können?“

„Ich werde es tun, darauf kannst du dich verlassen!“ schrie der andere wütend und seine so glorreiche Selbstbeherrschung war auf dem besten Weg, sich zu verabschieden. Diese Wut auf seinen Bruder quoll in ihm hoch wie eine kochende Suppe, und er spürte, wie er zu zittern begann vor Anspannung...
 

Das Leuchten von Itachis Sharingan wurde heller, als hätte er mit einem Dimmer das Licht heller gedreht.

„Wie lange willst du noch im Kreis rennen, kleiner Bruder...?“
 

„Nenn mich nicht Bruder. Du bist nicht... mein Bruder. Du hast mein Leben zerstört, deshalb zerstöre ich jetzt auch deins!“
 

„Du bist mir also immer noch böse wegen des dummen Clans?“ fragte Itachi und sah seinen Bruder eine Weile an, während sie sich immer noch gegenüber standen. Zu allem Überfluss begann es, zu nieseln, und ein feuchtkalter Wind wehte gegen Itachis Rücken und blies seinen schwarzen Mantel nach vorne.

„DU HAST MEINE FAMILIE ERMORDET!!“
 

„Vergiss den Clan, kleiner Bruder. Wenn du immer noch nicht begriffen hast, worum es geht, hat es auch keinen Sinn, wenn ich es dir jetzt erkläre.“
 

Sasuke packte eine beinahe ungebändigte Wut, als er sein Katana zückte und es hochriss. Der Tag war gekommen... er würde Itachi töten. Und danach würde alles gut sein.
 

Dann würde die Dunkelheit aufhören...
 

„Ich habe geschworen, dich zu töten... Uchiha Itachi.“
 

Und dann stürzte er sich auf seinen älteren Bruder, den er einst geliebt, verehrt und bewundert hatte, dem er einst nachgeeifert hatte – und den er jetzt so sehr hasste, dass er sich nichts sehnlicher wünschte als seinen Tod.
 

So wie seine Eltern gestorben waren.

Der ganze Clan.

Seine Familie.
 

Und wenn ich die Rache vollendet habe, wird alles gut sein...
 

––
 

Itachi blockte sein Katana mit einer bloßen Handbewegung durch eine unsichtbare Kraft, die wie ein Schutzschild zwischen ihm und Sasuke zu liegen schien. Und ihrer beider Augen flammten erneut von dem hellen, bösartigen Rot auf... das Rot des Verderbens, das Rot der Sharingan. Eines der mächtigsten Kekkei genkai Konohagakures.
 

Sasuke sprang gekonnt zurück und riss die Waffe wieder höher, als der Wind stärker wurde.

„Willst du da stehen und dich ergeben?“ fragte er seinen älteren Bruder wutschnaubend, „Wehr dich!“

„Traust du dich nicht mal, einen unbewaffneten Mann anzugreifen?“ provozierte Itachi ihn gelassen und völlig ruhig. „Du erreichst mich doch gar nicht, Sasuke. Ich brauche keine... Waffe gegen dich zu heben.“

„Spiel dich nicht so auf, oder du wirst als Weichei sterben, als Schande für den Uchiha-Clan, und alle werden lachend mit dem Finger auf dein Grab zeigen und wissen... ah, das ist Itachi! Der, der gestorben ist, weil er seinen Gegner für einen Dummkopf gehalten hat!“

„Der Uchiha-Clan, der Uchiha-Clan...“ seufzte Itachi ergeben und zog tatsächlich ein Schwert, „Es geht immer noch um den Clan. Ich habe dir doch gesagt, dass du im Kreis rennst. Der Clan ist schlecht. Der Clan ist für den Teufel.“

„Dafür hast DU gesorgt, ja!“ zischte Sasuke und spürte das Kochen seines Hasses stärker werden. Itachi betrachtete ihn eine Weile.

„Nein, ich habe für Auslese gesorgt. Das ist eine Frage der Perspektive. Du und ich... wir sind die Letzten. Und wir sind die Besten. Das ist das Recht des Stärkeren. Das Leben ist ein großer Dschungel, durch den man sich kämpfen muss. Und die Schwachen müssen sterben, damit die Starken überleben können. So ist das Gesetz.“

„DU HAST KEINE AHNUNG!!“ brüllte Sasuke und spürte seinen Nacken zu brennen beginnen – verdammt, wenn er so weiter kochte, verlor er die Kontrolle über das Juin von Orochimaru...

Verärgert griff er nach der schmerzenden Stelle. Sie war ganz heiß geworden.
 

Itachi schwieg eine Weile.

„Du hast also fleißig bei Orochimaru gelernt. Meinst du, er hat dir etwas beigebracht? Ist das Ding, das er dir verpasst hat, denn zu was nütze?“

„Du wirst dich wundern, zu was es nütze ist!“ zischte der andere lauernd und erhob sich wieder, „Es wird mir helfen, dich umzubringen! UND JETZT WEHR DICH!!“ Er stürzte sich erneut auf seinen Bruder, und dieses mal hob auch Itachi das Schwert, das er vorhin gezogen hatte, und die Klingen klirrten laut scheppernd aneinander.

Dann grinste Itachi erneut (mehr oder weniger).
 

„Dann werde ich jetzt ja sehen, ob all die Jahre des Hasses dich endlich zum Mann gemacht haben... oder ob du doch wieder weglaufen wirst... Sasuke.“
 

––
 

Die Dunkelheit war so kalt...
 

Sasuke hatte keine Ahnung mehr, wo er war. Wer er war.

Aber es war kalt.
 

Und das Brennen in seinen Augen wurde immer schlimmer und die Bilder wurden so schnell...
 

So viel Blut. Und so viele Flammen, wie ein rotes Blumenbeet.
 

Aber bösartige Blumen, die einen auffraßen, wenn man sie zu lange ansah.
 

Und er spürte dieselben Schmerzen wie damals, an dem fatalen Tag, an dem nicht nur Itachi gestorben war. Als würde er es erneut erleben.
 

Wieder und wieder. Und er konnte nicht fliehen... es war zu dunkel dafür.
 

––
 

Itachi traf mit der Schwertklinge Sasukes rechten Oberschenkel und schleuderte ihn dadurch zu Boden. Das Schwert flog ihm aus der Hand, aber noch im Stürzen schmetterte Sasuke noch ein Katon-Jutsu auf Itachi, in der blöden Hoffnung, ihn damit zu erledigen.
 

Itachi wich geschickt aus, als sein Bruder auf die Erde stürzte und schmerzhaft das Gesicht verzog. Blut rann aus der tiefen Wunde in seinem Bein auf den Boden.

Der Ältere warf sein Schwert ebenfalls weg und begann, um Sasuke herumzuschleichen wie eine Löwin um ihre ausweglose Beute.

„Steh auf, Sasuke!“ befahl er barsch und klang plötzlich gar nicht mehr wie der Itachi, den Sasuke gekannt hatte. Er war nicht mehr so friedlich... nicht so ruhig. Nein, in seiner Stimme lag pure Abscheu. „Steh auf, ich lasse diese Beschimpfungen von dir vorhin nicht für DAS HIER auf mir sitzen! Du bist so erbärmlich...“
 

Sasuke stöhnte und rappelte sich ziemlich schnell dafür, dass er ein verwundetes Bein hatte, wieder auf. Er strauchelte, hielt aber doch noch das Gleichgewicht.

„Du bist so erbärmlich!“ wiederholte sein Bruder verächtlich und stierte ihn nur so an aus seinen glühenden Kohlenaugen, die Sasuke jeden Moment auf einen ganzen Speer aus Feuer zu spießen drohten. „Armselig... ich habe geglaubt, du hättest das Zeug dazu, stärker zu werden. Deswegen habe ich dich ja leben lassen... nur, damit du mich so sehr hasst, dass du mich eines Tages...!“
 

„Damit du mich eines Tages tötest und das Werk vollendet ist.“
 

Sasuke taumelte. Ihm war schlecht und schwindelig und er widerstand schwer dem Drang, sich auf der Stelle zu übergeben.

Ich habe dich nur für diesen einen Zweck leben lassen.
 

Itachi wollte, dass er ihn umbrachte – er hatte das sogar so geplant. Von Anfang an hatte er es so geplant.

Sasuke riss die Augen auf, als sein Bruder wieder auf ihn zustürzte, er sah ihn die Fingerzeichen zum Katon Gokakyuu no jutsu machen, die er so gut kannte. Sein erstes Katon-Jutsu...

Und er kannte in dem Moment nur eine einzige Frage.
 

„Nii-san... wieso?“
 

„Katon! Gokakyuu no jutsu!!“
 

––
 

Feuer.
 

Es gab so viel Feuer... und so viel Blut. Es war, als wäre er in eine andere Welt getaucht, in der die Erde aus Feuer und der Himmel aus Blut bestand...
 

Und mit dem Brennen des Feuers wurde das Brennen des Juins viel stärker und Sasukes Hass auf seinen Bruder viel schlimmer, je länger er gegen ihn kämpfte und es einfach nicht schaffte, ihn zu töten. Was, wenn er es am Ende tatsächlich nicht schaffen würde? dann wären all die Jahre der Hölle umsonst gewesen... dann wäre alles, was er je getan hatte, völlig umsonst gewesen! Er hatte gelernt, gegen Itachi zu kämpfen ohne ihn dabei ansehen zu müssen – in die Falle der Tsukuyomi-Welt zu stolpern wäre das Allerletzte gewesen, was ihm zum Sieg verholfen hätte. Nein... in ein Genjutsu würde Itachi ihn nie wieder ziehen.
 

Sasuke keuchte schwer und riss die Hand nach vorne, in der die blitzend grelle Chakrakugel von Chidori entstand, und das Kreischen der tausend Vögel zerriss das Geräusch der prasselnden Flammen der vorangegangenen Katon-Jutsus, die die gesamte Umgebung trotz des Regens in Schutt und Asche gelegt hatten.

Das Juin brannte und Sasuke hatte das Gefühl, als würde Orochimarus Macht wie ein gefangener Sträfling in seinem Körper herumstrampeln und mit aller Kraft versuchen, aus ihrem Gefängnis auszubrechen. Je stärker der Hass auf Itachi wurde, desto schwächer wurde seine Kontrolle über dieses verdammte Fluchmal.

Verdammt, er würde sich beherrschen. Er würde Itachi töten. Er konnte sich keine Kontrollverluste leisten.
 

„CHIDORI!!!“
 

Er krachte mit voller Wucht auf seinen Bruder – der abermals die Hände hob und Sasukes Arm mit der Chakrakugel packte, er riss Sasuke mit Schwung von den Beinen zu Boden. Das Glühen des Chakras erlosch und das Kreischen der Vögel verstummte.

„Du machst doch immer noch dieselben Fehler wie früher,“ meinte Itachi, der anscheinend seine Fassung zurück hatte und auf Sasuke herunterstarrte, „Ich habe... dir doch gesagt, dass du im Kreis rennst.“

„Lüg nicht...“ keuchte Sasuke und rappelte sich zitternd wieder auf, der Schmerz in seinem verwundeten Bein nahm rapide zu. „Du hast... keine Ahnung.“

Das Brennen in seinem Nacken wurde stärker, je länger er da stand. Und in seinem Kopf begann es, zu pochen.
 

Das alles war sein Plan... er hat einfach geplant, dass du ihn töten würdest. Er WOLLTE das so... Wozu das alles?
 

Um immer nach der Nase deines Bruders zu tanzen...?
 

Itachi war nicht dumm. Er kannte die Unsicherheit seines Bruders zu gut, um sie übersehen. Selbst, wenn Sasuke ihm nicht in die Augen sehen würde. Wenigstens etwas hatte er gelernt...

„Zögerst du etwa?“ fragte er Sasuke amüsiert und hob sein Schwert wieder auf. „Zögerst du nach all den Jahren des Hasses, mich umzubringen?... Deine brüderlichen Gefühle sind aufgewacht, oder wie soll ich das verstehen... Sasuke? Soll ich dir sagen, was ich denke...?“

Sasuke rührte sich nicht. Auch nicht, als Itachi mit dem Schwert auf ihn zukam, selbst dann nicht, als er direkt vor ihm stand und die Hand hob.

„Ich denke, dass du nach wie vor... immer noch am liebsten... davonlaufen würdest. So wie früher. Weil du zu viel Angst hast... Angst vor der Dunkelheit, huh?“
 

„Ich habe keine Angst!“ platzte Sasuke wütend hervor und riss die Arme hoch, Itachi sah aus dem Augenwinkel die Sharingan greller aufglühen. Und nicht nur die Sharingan, so sehr, wie Sasuke zitterte.

„Und weil du zu viel Angst hast... wirst du jetzt sterben. Dann ist es gut.“

Sasukes Fäuste ballten sich so hart, dass es knackte. Und die Druckwelle des Hasses war zu stark, um noch länger stehenbleiben zu können.
 

Wie eine zu sehr gefüllte Wasserbombe.
 

„LÜGNER!!“
 

––
 

Die Macht des Juins brach aus der kleinen Stelle am Nacken hervor wie Wasser durch einen gebrochenen Staudamm, als sie sich jetzt tatsächlich aufeinanderstürzten. Und Sasuke spürte seine Reflexe schneller und besser werden, und sie schlugen mit Jutsus aufeinander ein, die die Umgebung endgültig dem Erdboden gleich machten.

Der Regen wurde stärker.
 

Die Bilder wiederholten sich vor Sasukes inneren Augen wie ein Film, und mit jedem Bild wurde der Zorn in ihm größer, bis er blind vor Wut auf seinen Bruder losging und mit einem lauten Krachen die zweite Chidorikugel in seiner Hand entstand, deren lautes Zischen und Quietschen seine Ohren taub machte für alles andere.
 

Seine ermordeten Eltern.

Der ganze Boden voller Blut...

Die Mangekyou-Sharingan.
 

„Lauf und versuche, zu leben, lauf und ertrinke in deiner Dunkelheit, Sasuke!“
 

„STIRB, ITACHI!!“
 

Das rasende Pochen in seinem Kopf und seiner Brust schien ihn explodieren zu lassen wie eine Bombe. Und die Macht des Juins war so gigantisch, dass er selbst Angst davor bekam... Angst vor diesem Ding, das er nicht mehr festhalten konnte, weil es zu sehr an ihm zerrte und ihn wahnsinnig machte.

Irgendein Jutsu riss Sasuke zu Boden, und er spürte den Schmerz des Aufpralls nur wie einen dumpfen Schlag auf den Rücken und das Zerreißen seiner Glieder durch das grässliche Juin und Itachis Schwert nur wie harmlose Kratzer. Er war mit Schmerzen aufgewachsen und inzwischen taub dafür...

Itachi stand über ihm, aber Sasuke war so geblendet vom Glühen der Sharingan und von den irren Schmerzen des Juins, dass er ihn kaum erkannte.
 

Als der Schleier sich etwas lüftete und er seinen Bruder wieder erkennen konnte, steckte ein Katana in seinem eigenen Rumpf. Es blutete...

Sasuke würgte und versuchte, sich herumzurollen, es erwies sich als unmöglich.

„Und? Willst du immer noch laufen, Sasuke?“
 

Nein. Er würde nie wieder laufen.

Seine Hand zuckte, als er laut aufschrie und die Macht des Juins und den ganzen Rest Chakra, der noch übrig war, auf sie konzentrierte und die letzte Chidorikugel bildete, die größer wurde als die beiden zuvor. Mit der freien Hand riss er das Schwert aus seinem Bauch und keuchte, als der Schmerz erst ab und dann rasant wieder zunahm und die Blutung stärker wurde. Dann fuhr er mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, herum und schmetterte die Chidori auf das Katana, das grell aufblitzte. Das Kreischen der Vögel explodierte in einem gewaltigen Krachen, das Sasuke das mit dem Jutsu verbundene Katana in die Luft riss und auf die Beine kam, so schnell, dass sogar die Sharingan kaum eine Chance hatten, seine Bewegung zu registrieren.
 

Es wurde dunkler.
 

„Komm und beende das Werk, kleiner Bruder!“
 

Wieso ist... es nur immer so dunkel?

Weil dein Zorn die Sonne verschluckt hat wie einen Bonbon. Und er wird sie niemals wieder ausspucken und es wird auf ewig dunkel sein.
 

Aber ewig dauert so lange...
 

„CHIDORIIII!!“
 

––
 

...
 

Es war immer noch dunkel.
 

Und kalt.
 

Sasuke öffnete die Augen und bereute es sofort, als das Sehen in ihm einen solchen Schmerz auslöste, dass er nach Luft schnappen musste und fast geschrien hätte.

Ich kann so nicht gucken... w-wieso brennen meine Augen so verdammt...?!
 

Das ist das Licht, das deinen Augen wehtut, weil du so lange an die Dunkelheit gewöhnt warst...
 

Er rannte und wagte nicht mehr, die Augen zu öffnen.

Mangekyou-Sharingan...

Ja, der Preis für seine blutrünstige Tat. Der Preis dafür, dass er seinen Bruder getötet hatte und jetzt nur noch wahnsinnig war.

Er rannte – oder glaubte zumindest, zu rennen, während er nicht mal wusste, ob er überhaupt wach war oder nicht... ob er überhaupt noch am Leben war. Oder tot?

Wahrscheinlich irgendwo dazwischen...
 

In dieser endlosen Dunkelheit, in der man nur auf ewig im Kreis rennen konnte.
 

––
 

Sasuke zitterte und stürzte zu Boden, er wusste nicht, ob wegen der Schmerzen oder wegen des Schocks, als er seinem Bruder das Katana mit der Chidori-Attacke in die Brust gerammt hatte und er jetzt zu Boden stürzte. Sasuke starrte ihn an, und als er es wagte, in Itachis gesicht zu sehen, verschwanden die Sharingan.

Er hatte Itachi seit Jahren nicht mehr ohne Sharingan gesehen...
 

Dann überkam ihn ein Schwall von Verzweiflung und Reue, und er schluchzte laut und konnte sich gar nicht beherrschen. Dabei hatte er doch nie vor seinem Bruder heulen wollen...

Er sprach die Worte aus, die früher so viel bedeutet hatten... die es zwischendurch nicht getan hatten und es jetzt wieder taten.
 

„Nii-san...“
 

Itachi keuchte und seine Augen wanderten unschlüssig hin und her, als könne er sich nicht entscheiden, wohin er gucken sollte. Das Leuchten der Chidori verschwand allmählich und zurück blieb nur das Katana, das in Itachis Brust steckte.

„Sasuke...“ murmelte der große Bruder leise und ganz langsam, und als er Luft holte, gurgelte etwas in seinem Hals und er röchelte kurz. „Sasuke... komm näher, ich... kann dich gar nicht sehen. Meine... Augen sind... schlecht geworden...“
 

Sasuke versuchte, ein bisschen vorwärts zu krabbeln. Dass er selbst eine vielleicht tödliche Wunde am Bauch hatte, hatte er vergessen, die Schmerzen waren jetzt halbwichtig. Ihm war schlecht und es wurde schlimmer, je länger er hier war.
 

Er wollte wo anders sein. Irgendwo, weit weg.
 

Ich habe meinen Bruder getötet...! Ich... ich habe ihn wirklich getötet...
 

„Nii-san...“ stotterte er aufgelöst, „Warum... w-warum... hast du das alles ge-...tan?!... Wieso... ...?“

Er wollte diese Antwort. Er wollte sie, verdammt, weil es das letzte sein würde, was Itachi ihm je erklären könnte.

Itachis Augen fixierten sich jetzt auf die Richtung, aus der er Sasukes Stimme hörte.

„Der Clan... ist doch für den Teufel. Ich hab dir gesagt, du... rennst im... Kreis...“ Er schnappte nach Luft und sein Atem wurde immer flacher und rasselnder, je mehr sich seine Lungen mit Blut füllten. „Wie soll... das werden? Es wird doch nur wieder... von vorne anfangen. Immer wieder... du hast doch... was Besseres verdient... oder nicht?“

„Wieso hast du Tô-san und Kaa-san getötet?!“ schrie Sasuke und zitterte so sehr, dass er über dem Erdboden zusammenbrach und laut loshustete. Er hatte keine Kraft mehr... er war so müde... „M-meine Augen... meine Augen brennen so, Nii-san...“

„Ich musste sie alle... töten... weil sie es nicht begriffen haben... du musst es... auch begreifen, Sasuke... ein guter Clan ist kein... Geburtsrecht, oder? Nicht jeder, der Uchiha heißt, ist... automatisch ein Genie... aber weil alle das Gegenteil denken... wird doch der Einzelne gar nicht mehr beachtet... wir beide... wir beide waren außerhalb des...“ Itachi hustete und drehte den Kopf in Sasukes Richtung, als seine Augen milchig zu werden begannen, „Außerhalb des... Schattens dieses... dummen Clans...“ Sasuke heulte nur und stieß mit dem Kopf auf den Boden. Die heißen Tränen auf seinen Wangen fühlten sich an wie flüssiges Feuer, und der Schmerz war beinahe nicht zu ertragen...
 

Dann fühlte er Itachis Hand auf seinem vom Regen nassen Kopf.

„Was weinst du denn?“ fragte der Ältere, „Du wolltest mich doch dein Leben lang umbringen...? Solltest du dich nicht freuen...?“ Sasuke gab keine Antwort und fing nur lauter zu heulen an. Itachi schloss die Augen.
 

„Ach so... dann sind das wohl... Freudentränen, nicht wahr?“
 

Es war das Letzte, was er je sagte. Seine Hand glitt zu Boden, und einen Augenblick lang herrschte komplette Stille. Es war, als hätte die ganze Welt einen Herzschlag lang angehalten.
 

Freudentränen...?
 

Ich weine doch nicht...
 

Ich weine nicht!... Das ist doch nur Regen...
 

Aber Regen, der so wehtut, als würde er mir eine Nadel ins Herz bohren...
 

––
 

Sakura fluchte ungehalten, als es auch noch zu regnen begann.

„Das hilft uns bei der Suche auch nicht!“ rief sie verzweifelt, und Naruto, der so clever gewesen war Sasukes Schirm mitzunehmen, hielt ihn Sakura hin.

„Nimm ihn! Such du weiter nach Sasuke! Ich werde gucken, ob Hinata da ist! Mit ihren Byakugan kann sie uns sicher helfen!“ rief der Kyuubi-Junge und rannte davon. Sakura sah ratlos hin und her. Ja, Hinata war eine gute Idee! Sie lief in die andere Richtung los.
 

„SASUKE!!“ brüllte sie durch das Dorf, „WO STECKST DU??!“ Natürlich antwortete niemand. Sie suchten jetzt schon seit einer Stunde in ganz Konoha nach ihm, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Sakura fing an, nervös zu werden.

Vielleicht müssen wir doch Tsunade Bescheid sagen... was, wenn er das Dorf DOCH verlassen hat?! Aber wie soll er denn an den Wachposten vorbeikommen-...?! Ach, verdammt... w-wo kann er denn nur hingelaufen sein...?!

Irgendwie hatte sie gerade das Gefühl, dass nur ihr sowas immer passierte. Schon das zweite Mal war Sasuke weg und sie war die Dumme, die ihn suchen musste! Außerdem war sie noch immer leicht konfus ob der Dinge, die kürzlich geschehen waren.
 

Mangekyou-Sharingan.

Sasuke hatte die Mangekyou-Sharingan gehabt... das konnte nur heißen, dass er Itachi ermordet hatte. Und sie hatte es gesehen... sie hatte gesehen, wie er ihn getötet hatte. Sie hatte bisher nur von Kakashi gehört, was in der Tsukuyomi-Welt passierte. Es war eine Welt, in der Raum und Zeit vom Besitzer der Sharingan beherrscht wurden... in dieser Welt konnte Sasuke mit ihr machen, was er wollte, und das so lange er wollte – er könnte sie drei Tage lang foltern oder ihr Dinge zeigen, und in Wirklichkeit verging kaum eine Sekunde.

Aber es war anders, wenn man es hautnah erlebt hatte.
 

Die Gedanken ließen sie innehalten und erschaudern, als sie sich an die Bilder erinnerte. Es war nicht nur Itachis Tod gewesen, sie hatte so viel gesehen, dass sie nicht alles hatte behalten können... und es waren Dinge, die Sasuke ihr sicherlich nicht bewusst dort gezeigt hatte. Es war, als hätte sie – so grauenhaft das auch klang – ihn von innen gesehen. Sein Innerstes, seine innersten Erinnerungen und schlimmsten Ängste, alles, was er sicher nie vorhatte einem Menschen zu zeigen. Sakura war plötzlich klar geworden, was er in seinen Träumen sah... und sie wusste plötzlich sehr gut, warum er so eine schreckliche Angst davor hatte. Jetzt fragte sie sich zum ersten mal, ob er die Augen mit Absicht auf sie gerichtet hatte...

Sie erschauderte erneut. Nein, sie wusste, dass er das nicht getan hatte. Das, was sie gesehen hatte, war so furchtbar gewesen, dass sie gewusst hatte, dass es selbst ihm selbst solche Angst bereitete, dass er es nie jemandem zeigen wollte...
 

Dann überkam sie ein so umwerfendes Mitleidsgefühl für Sasuke, dass sie beinahe geweint hätte. Sie hatte gewusst, dass seine Familie gestorben war, dass ihm Schlimmes widerfahren war... aber dass es so grauenhaft war, hatte sie nicht gedacht. Nach dem, was sie gesehen hatte, hielt sie es für ein Wunder, dass Sasuke noch bei klarem Verstand war – mehr oder weniger, wenn man an die Alpträume dachte.

Sasuke-kun...

Und dann überkam sie der nächste Schwall von Emotionen, und plötzlich empfand sie eine so starke Zuneigung und Liebe für ihn, dass sie ihn am liebsten sofort finden, fest in den Arm nehmen und nie wieder loslassen wollte. Sie wollte ihn einfach festhalten und ihm die Wärme geben, die ihm sein halbes Leben lang kein mensch hatte geben können... er war immer allein gewesen. Das, was er durchgemacht haben musste, konnte kaum schlimmer sein als das, was Naruto dank des Kyuubi durchgemacht hatte.
 

Die zwei waren sich so ähnlich... die zwei teilten fast dasselbe Schicksal. Diese Dunkelheit... dieses Alleinsein.
 

Aber Naruto hatte sein Licht gefunden. Das Dorf Konoha und alle, die dort lebten. Seine Freunde.
 

Und Sasuke war immer noch einfach nur da und konnte vor lauter Dunkelheit seine eigenen Hände nicht sehen.
 

––
 

Nach einer weiteren Stunde traf Sakura vor dem Hokage-Gebäude auf Naruto und Hinata.

„Du hast ihn immer noch nicht gefunden?“ fragte Naruto ratlos, und Sakura schüttelte den Kopf, noch immer mitgenommen von all den Gefühlen, die sie aufgewühlt hatten.

„Wir haben auch Kiba und Shino losgeschickt,“ sagte Naruto grinsend und war stolz auf seine schlaue Idee, „Die suchen schon den Wald ab! Hinata hat hier im Dorf auch nichts gesehen, vielleicht ist er draußen in den Trainingsgeländen oder so...?“

„Wir werden ihn finden, versprochen, Sakura,“ flüsterte Hinata zuversichtlich und lächelte, und Sakura war dem süßen Mädchen in dem Moment so dankbar für die simplen Worte wie sie niemals zuvor je einem Menschen dankbar gewesen war. Sie lächelte ebenfalls motivierter.

„Ich danke dir, Hinata-chan... du bist... du bist... der allerliebste Mensch der Welt. Und das meine ich ernst.“ Mit Worten konnte sie nicht ausdrücken, wieviel ihr dieser eine Satz von Hinata bedeutet hatte...
 

Ein lautes Bellen hinter ihnen ließ die drei herumfahren, und sie sahen Akamaru angelaufen kommen, auf seinem Rücken saß Kiba wild gestikulierend.

„ICH HAB IHN GEFUNDEN!!“ grölte er, und die drei anderen schrien auf.

„WO?!“ schrie Naruto und rannte schonmal in die Richtung, aus der Kiba gekommen war, „Wieso hast du ihn nicht mitgebracht?!“

„Shino ist da!“ antwortete Kiba und wendete Akamaru, „Er war draußen im Wald und lag auf der Erde, ich glaub, er ist ohnmächtig oder so! A-also, leben tut er zumindest noch-... Naruto!! Warte!!“

„Schnell!“ rief Sakura, und sie und Hinata rannten auch los, Kiba holte sie mit dem Hund sofort wieder ein. Der Regen wurde immer stärker, als wolle er verhindern, dass die Ninjas zu Sasuke gelangten.

„Kiba, du bist am schnellsten!“ rief Sakura im Rennen, „Geh bitte sofort zu Tsunade-sama und sag ihr Bescheid! Ich werde ihr alles erklären, wenn wir da sind! Sag ihr, sie soll zu Sasukes Wohnung kommen!“

Kiba verschwand ohne Widerrede.
 

––
 

Shino blickte stumm auf, als Naruto, Sakura und Hinata angerannt kamen.

„Shino!!“ brüllte Naruto schon von Weitem, „Da seid ihr ja! – W-was ist denn mit Sasuke passiert?!“

„Keine Ahnung,“ machte Shino. „Akamaru hat ihn gefunden. Kiba hat mich gerufen, und da lag er schon auf der Erde, wir haben ihn in die stabile Seitenlage gedreht, gerührt hat er sich aber nicht.“

Sakura stürzte sofort nach vorne und überprüfte Sasukes Puls, Herzschlag und Atmung.

„Sein Puls ist ganz schwach...“ meldete sie beunruhigt, „Und oh Gott, er wird sich erkälten! Er ist ja klitschnass, w-wie lange liegt er hier schon?! – Naruto, hilf mir bitte, wir bringen ihn sofort nach Hause!“ Naruto hob Sasuke hoch und nahm ihn auf seinen Rücken.

„Nicht ins Krankenhaus?“ fragte der Blonde, und Sakura rannte schon los und schüttelte den Kopf.

„Das Krankenhaus ist auf der anderen Seite des Dorfes, das ist zu weit von hier! Er muss sofort ins Warme, sonst kriegt er noch eine Unterkühlung! Beeilen wir uns, Kiba holt schon Tsunade-sama!“

Sie rannten also mit Shino wieder zurück.
 

––
 

Vor Sasukes Haus warteten bereits Kiba, Akamaru und Tsunade auf sie.

„Da seid ihr ja!“ rief Kiba als Erster, und Naruto hechtete mit Sasuke auf dem Rücken an ihm vorbei ins Haus.

„Aargh, ich bin klitschnass! – Schließ schnell die Tür auf, Sakura-chan! – Oh, hi, Tsunade no baa-chan!“

„Ich bin auf die Erklärung gespannt!“ sagte die Hokage, die ebenfalls schon ganz nass geworden war vom Warten, und alle zusammen marschierten sie die Treppen hinauf in Sasukes kleine Wohnung. Nachdem Sasuke im Bett war begann Sakura sofort mit größter Sorgfalt, sich um ihn zu kümmern.

„Bloß weg mit den nassen Klamotten, er wird sich noch den Tod holen! Shino, würdest du bitte Tee kochen? Hinata-chan, in meiner Tasche da drüben ist ein Medizinset...“
 

„Was ist hier passiert?“ fragte Tsunade solange Naruto, der dem Treiben der anderen erstaunt zusah. Der Junge sah zu Tsunade herüber.

„Ich, äh... weiß selbst nicht, ich kann nur erzählen, was ich mitbekommen habe, den Rest musst du dir von Sakura anhören... aber das Wichtigste von allem ist geklärt! Itachi ist tot. Und Sasuke hat ihn getötet.“
 

Die Fünfte weitete die Augen ob dieser zu diesem Zeitpunkt völlig unerwarteten Neuigkeiten. Sie ließ sich also von Naruto erzählen, dass Sakura bewusstlos auf dem Balkon gelegen hatte und dass Sasuke vermutlich Mangekyou-Sharingan gegen sie angewendet hatte. Dabei war immer noch offen, ob er das absichtlich getan hatte oder nicht.

„Dass er die Mangekyou-Sharingan hat, kann nur heißen, dass Itachi tot ist,“ sagte Sakura auch noch einmal, während sie sich jetzt vom Bett erhob, in dem Sasuke jetzt warm zugedeckt lag und sich immer noch nicht rührte. „Puls und Atmung haben sich etwas reguliert... das ist ein gutes Zeichen. Vielleicht hat ihn das Anwenden der Tsukuyomi-Technik so fertig gemacht...“

„Er hat also im Ernst Tsukuyomi gegen dich eingesetzt?“ fragte Tsunade mit Nachdruck, und Sakura sah zu ihrer Meisterin.

„Ich gehe davon aus, dass er es unbewusst getan hat... er wirkte so weggetreten, es-... es war keine Absicht, ich bin ziemlich sicher.“

„Und du bist auch sicher, dass du nicht nur zu optimistisch bist?“ wunderte sich Kiba mit fragendem Blick auf Sasuke – dem er durchaus zutrauen würde, so eine Attacke gegen einen von ihnen absichtlich einzusetzen.

„Dann werden wir ihn eben fragen, wenn er aufwacht,“ meinte Tsunade und kratzte sich am Kopf, „Wollt ihr ihn hier behalten und nicht ins Krankenhaus bringen?“

„Ich denke, das wird nicht nötig sein,“ murmelte Sakura, „Es ist nichts Schwerwiegendes... eine Art Kreislaufzusammenbruch vielleicht.“ Die Hokage nickte zustimmend und vertraute ihrer Schülerin getrost den Patienten an, als sie zur Tür ging.

„Bringt mir das bitte schriftlich, was heute passiert ist, ja?“ verlangte sie noch, „Und ich werde im Dorf melden, dass Itachi höchstwahrscheinlich tot ist.“

„Aber...?“ machte Naruto, und Shino nahm Tsunade die Erklärung ab, der mit dem Tee hereinkam:

„Immerhin haben wir keine Leiche von ihm, hundert Prozentig tot ist er deshalb also noch nicht...“

Naruto musste das einsehen. Das war wohl wahr.
 

Sakura warf einen Blick auf Sasuke, der im Bett lag und sich noch immer nicht rührte. Es passierte so viel...

Ich weiß jetzt, was du nachts träumst und was dir Angst macht, Sasuke-kun... ich wünschte... ich könnte dich davon befreien...

Sie richteten den Blick auf das Fenster und den daran herunterrinnenden Regen.
 

Aber das konnte sie nicht...
 

––
 

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Ja... das war die erste große Hürde dieser FF und ich bin froh, sie überwunden zu haben XD Itachis Tod zu beschreiben war auf jeden fall eine der bis jetzt drei schwersten Stellen der FF^^' (die anderen beiden kommen leider erst noch x__x' argh~) naja... ich bin, sagen wir, zu 80% zufrieden damit^^' der kampf hätte natürlich noch ausführlicher werden können, aber da das hier zur eine Erinnerung ist und Sasuke sowieso völlig wahnsinnig ist in dem Moment, weil er das nochmal sehen muss, fand ich es mit diesen Fetzen und der vielen Symbolik besser als zu schreiben wer wann welches Schwert nimmt und wen wo trifft XD natürlich hat der kampf sehr viel länger gedauert als hier rüberkam^^ die -- Striche sorgen für gewisse zeitsprünge^^
 

Es war sehr dramatisch, ja, sorry....^^' bessert sich wieder^^ und als sakura über Sasuke und Naruto nachdenkt am Schluss kommt hoffentlich rüber, dass ich keinesfalls denke Naruto hätte es leichter gehabt als Sasuke uû Naruto hat es extrem schwer gehabt mit Kyuubi und so, ich würde wirklich sagen die zwei sind gleich arm dran^^ Aber da das hier eher Sasukezentriert ist, gibts eben mehr über Sasuke, fertig XD
 

die nächste zeit wird lustig^^ und mehr Sasusaku, YAH! XDD hehehe! ^__^

Genesung?

Als Sasuke die Augen öffnete, bereute er es sofort wieder, denn der Schmerz, der seinen ganzen Körper durchfuhr wie ein Blitzschlag, war grauenhaft, als würde ihm jemand mit einem brennenden Spieß in die Augen stechen, sobald er sie zu öffnen wagte.

Unkontrolliert stöhnte er ob des Schmerzes und kniff die Augen schmerzhaft wieder zusammen, und das musste Sakuras Aufmerksamkeit geweckt haben, denn plötzlich hörte er ihre Stimme über sich.

„Du bist wach, Sasuke-kun!... So ein Glück!“
 

Glück?

Wer sprach in seiner Gegenwart ungestraft von Glück? Sasuke glaubte nicht mehr an dieses sogenannte Glück, denn ihn schien es grundsätzlich zu meiden, im Gegensatz zu Naruto, der es ständig mit sich herumtrug, wie es aussah. Sasuke hatte beschlossen, das Glück war nichts weiter als ein dummes Hirngespinst und er würde ohnehin nie wissen, was es wirklich war, glücklich zu sein. Verdammt.
 

Sasuke war weder fähig sich zu rühren, noch zu sprechen; bereits der bloße Gedanke, sich zu bewegen, schmerzte. Was hatte er gemacht? Wo war er, verdammt? Wie spät war es? Er lag auf etwas Weichem und ihm war warm, irgendetwas anderes Weiches lag auf ihm, vermutlich eine Decke.

„Sasuke-kun...“ hörte er wieder Sakuras Stimme, dieses mal etwas näher. Sie musste genau neben ihm sein. „Hey... wie fühlst du dich? – Bist du jetzt wach?“
 

Wie er sich fühlte?

Miserabel, dreckig, zum Kotzen, besser noch zum Sterben, hätte er ihr gerne um die Ohren geschleudert, wenn sein Kopf nicht so schrecklich gepocht hätte und alles, was er hervorbrachte, nicht nur ein grummelndes Stöhnen gewesen wäre.

Was stellte diese Frau für dämliche Fragen? Nein, an sich hatte sie auf so blöde Fragen nicht mal eine Antwort verdient, nicht mal ein Hn!

Er fühlte plötzlich eine kühle Hand auf seiner Stirn und öffnete reflexartig die Augen, nur, weil er sehen wollte, was abging – er bereute es auch gleich zum zweiten mal, das getan zu haben, als das Licht seine Augen so dermaßen schmerzte, dass er unwillkürlich keuchte und beinahe geschrien hätte. Sofort waren seine Augen wieder zu und er sah vor seinen Augenlidern alle erdenklichen Farben in hübschen Mustern tanzen, als hätte ihm jemand lange auf die Augen gedrückt.

„Hey, ganz ruhig, alles ist okay...“ sagte Sakura leise, die jetzt die Hand von seiner Stirn nahm, „Du hast Fieber... wie lange hast du bitte da draußen im Regen gelegen?“
 

Regen?

Ah, das war das rauschende Geräusch im Hintergrund. Er überlegte sehr lange sehr angestrengt, bis er sich die Mühe gab, etwas zu sagen zu versuchen.

„Wobinich?“

Es war mehr ein dumpfes Nuscheln als ein Sagen, und er kam sich irre dumm vor, wie ein im Sterben liegender Penner da zu liegen und zu brabbeln. Hallo? Er war Uchiha Sasuke...
 

„Du bist in deinem Bett in deiner Wohnung,“ antwortete Sakura ganz ruhig, „Du bist weggerannt, wir haben dich überall gesucht... zum Glück haben Kiba und Akamaru dich gefunden! – Ruh dich erstmal aus, schlaf ein wenig, du bist ja noch völlig neben dir... die anderen sind schon weg, ich bleibe hier, wie immer. Wenn du was brauchst, sag einfach Bescheid, okay?“

Er sagte nichts.

Die anderen? Wer war denn alles hier gewesen? Er zählte selbst: Vermutlich Naruto... Kiba und Akamaru anscheinend auch, wie es klang... noch wer? Keine Ahnung.
 

Er wagte es, sich zu bewegen, und stellte fest, dass die Gliederschmerzen rasch nachließen und gar nicht so schlimm waren. Beim Bewegen raschelte die Decke. Die Augen würde er für's Erste nicht mehr öffnen, das war klar.

„Mach das Licht aus...“ war der zweite Satz, der ihm über die Lippen kam, schon sehr viel koordinierter als der erste es gewesen war. Sakura folgte seinem Befehl, er hörte ein Knipsen in einiger Entfernung. „Wie spät ist es?“

„Fast zehn. – Ruh dich einfach aus, mach dir keinen Stress,“ riet Sakura ihm und sah besorgt zu ihm hoch, während sie sich auf den Boden setzte. Sie sah auf ihre Luftmatratze – und es lief ihr kalt den Rücken herunter.
 

Oh Scheisse... jetzt hatte sie völlig vergessen, sich eine neue zu besorgen! Was jetzt? Sie konnte doch jetzt wirklich nicht von ihm verlangen, in sein Bett kommen zu dürfen... er war völlig fertig, er brauchte Ruhe... und sie übrigens auch nach all dem Stress am vergangenen Tag. Und wie sie sich kannte würde sie kaum Ruhe finden, wenn sie neben Sasuke im Bett lag, kaum einen Meter von ihm entfernt.

Da musste sie wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und auf dem Boden schlafen. Es war ja nur eine Nacht...

„Ich werde jetzt auch schlafen gehen... gute Nacht, Sasuke-kun, okay?“
 

Sasuke sagte nichts.

Schlafen?

Er sollte schlafen? Wie das...?

Mit etwas Mühe rollte er sich auf die Seite und kehrte Sakura somit den Rücken zu. Vor seinen inneren Augen sah er noch immer die Bilder, und sie brachten seine Augen noch mehr zum Brennen als sie es ohnehin schon taten. Verärgert ballte er eine Faust um einen Zipfel der Decke, den er in der Hand hielt.

Wieso... kann das nicht einfach aufhören? Ich habe alles noch einmal mit angesehen, ich habe mir den ganzen, verdammten Tag damals erneut durch den Kopf gejagt! Reicht es nicht langsam mal?!

Je länger er nachdachte, desto wütender wurde er – auf sich selbst, auf seinen Bruder, auf seine beschissenen Gedanken, auf die ganze Welt...

„WANN HABT IHR ENDLICH GENUG??!“ brüllte er dann völlig außer sich in den Raum hinein und ließ die arme Sakura vor Schreck aufschreien und kerzengerade am Boden sitzen.

„Sasuke-kun!“ schrie sie, „Um Himmels Willen, w-was ist passiert?“
 

Oh. Hatte er das etwa laut gesagt? Toll.

Er räusperte sich verlegen und verschwand komplett unter seiner Decke wie ein verängstigtes Kind. Er hörte Sakura das Licht anknipsen, ließ seine Augen aber noch immer geschlossen.

„Ich will... doch nur, dass es aufhört...“ stöhnte er verzweifelt und halblaut, in der Hoffnung, Sakura hätte ihn nicht gehört.

Kurze Zeit später spürte er seine Matratze hinter sich etwas einsinken und wie Sakura vorsichtig die Decke von seinem Kopf zog. Er drehte den Kopf reflexartig noch mehr von ihr weg und grub das Gesicht ins Kopfkissen.

„Sasuke-kun...“ murmelte sie erschüttert und besorgt zugleich, „Hey...“

„Lass mich in Ruhe,“ grummelte er in sein Kissen, „geh schlafen, Sakura.“

„Nicht, bevor du mir gesagt hast, was los ist,“ verlangte sie streng. „Was soll aufhören, Sasuke-kun?“

„Geht dich nichts an, mein Problem. Ich komme klar, geh schlafen.“

„Du kommst... nicht klar!“ murrte sie, indem sie ihn mit leichter Gewalt wieder herumdrehte und aus dem Kissen zerrte, „Jetzt grab dich nicht so ein, du bist doch kein Maulwurf! Dieses ewige Mir geht’s gut nervt mich langsam, weil ich genau sehe, dass es dir definitiv nicht gut geht! Also sag, was ist los? Hast du Schmerzen?“ Sie stellte mit Verwunderung fest, dass er die Augen fest zusammenkniff und offenbar nicht vorhatte, sie zu öffnen. Lag das jetzt an ihr? Oder war irgendwas mit seinen Augen...?

„Du sollst dich nicht ständig in meine Angelegenheiten mischen!“ meckerte er und versuchte, sie wegzuschieben, „Geh weg! Ich brauche keine Hilfe, Sakura...“
 

Jetzt reichte es ihr aber.

„DU HAST MICH DOCH QUASI DAZU GEZWUNGEN, MICH EINZUMISCHEN, WEIL DU IDIOT MIR DEINE MANGEKYOU SHARINGAN UND DEINE GRAUSIGEN TRÄUME GEZEIGT HAST!!“
 

Rumms.

Sasuke verstummte augenblicklich, und das Mädchen schnappte wütend und traurig zugleich nach Luft. Wütend, weil er so ein gottverdammter Esel war, und traurig, weil er ihre Hände immer noch abwies, egal, wie sehr sie versuchte, ihn zu erreichen...

Eine Weile schwiegen beide angespannt, und Sakuras Atem beruhigte sich bald wieder. War es jetzt gut, dass sie das gesagt hatte...? na ja, früher oder später hätte er es ohnehin erfahren...
 

„Du... du hast die Mangekyou Sharingan gesehen?“
 

Sie sah wieder zu ihm herunter. Er hatte die Augen noch immer geschlossen, aber dennoch hatte sie das Gefühl, dass er sie hinter geschlossenen Lidern anstarrte. Entsetzen. Fast etwas wie Panik war in seinem gesicht, und sie schnappte erneut nach Luft und berührte mit der Hand seine Stirn, wieso auch immer. Vielleicht beruhigte er sich dann etwas...? Hey, er war kein fieberndes Kleinkind... na ja, aber Fieber hatte er trotzdem...

Er wiederholte seine Frage noch leiser als beim ersten mal schon:

„Du hast sie gesehen?“
 

„Ja,“ sagte sie dann fest. „Erinnerst du dich nicht mehr? Wir waren auf dem Balkon, du warst plötzlich ganz komisch, wie... wie weggetreten... und plötzlich hast du dich zu mir umgedreht und... ich habe sie gesehen...“ Sakura machte eine Pause und sah in ihren Schoß. Ihr wurde kalt, wenn sie daran dachte, was sie alles gesehen hatte. Ihr wurde so kalt, dass sie ihn am liebsten einfach umarmt hätte... „Ich war... ich war in der Tsukuyomi-Welt...“ stammelte sie dann leise, „Ich... ich habe alles gesehen, was du... den Tag, an dem... an dem Itachi gestorben ist... ... du hast es mir in der Tsukuyomi-Welt gezeigt...“
 

Er konnte sich nicht rühren vor Entsetzen.

Er hatte was? Er hatte ihr seine schlimmsten Alpträume gezeigt... – und den grässlichsten Tag seines ganzen, beschissenen Lebens? Er hatte sie, verdammt nochmal, in die Tsukuyomi-Welt gerissen?! Er hatte sie in ein Genjutsu gesperrt, ihr das vermutlich Grässlichste gezeigt, was sie je gesehen hatte? Ausgerechnet ihr?

„Ich...“ fing er perplex an, aber es kam kein weiteres Wort über seine Lippen. Das war zu viel des Guten. Was... was hatte er bitte getan?
 

Sakura nutzte seine Verblüffung, um zum Thema zurückzukehren. Sie sprach ganz ruhig und leise, um ihn nicht noch mehr aus der Fassung zu bringen.

„Du siehst also, es... geht mich jetzt schon etwas an, was mit dir ist... ich habe gesehen, was du durchgemacht hast... und ich habe... gesehen, wie fertig du deshalb warst... du wärst... beinahe selbst gestorben-... Sasuke-kun... ich will dir doch nur helfen... damit umzugehen...“ Während sie sprach, strich sie unbewusst durch seine hübschen, schwarzen Haare, er war aber immer noch so fassungslos, dass er es kaum registrierte. „Du musst darüber sprechen, Sasuke-kun... glaub mir! Vielleicht... hört es dann auf...“
 

Sasukes Augen wanderten hinter seinen Lidern unruhig und verwirrt hin und her. Dann schüttelte er sich plötzlich, wie um den Schock abzuschütteln, und setzte sich ruckartig auf.

„Reden bringt mich gar nicht weiter, du irrst dich!“ zischte er, „Und auch, wenn du all das gesehen hast und jetzt weißt, wie mein Bruder gestorben ist... du weißt nichts von dem, was ich fühle, okay?! Du denkst immer, du wüsstest, was ich fühle, aber das weißt du nicht, Sakura!! Du kannst dich nicht in meine Lage hineinversetzen!! Du hast nicht deinen eigenen Bruder ermordet! Wie sollst du wissen, wie man sich da fühlt?! Du hast nicht deine ganze Familie verloren!! Wie willst du also wissen, wie ich mich fühle?! SAG'S MIR!!“

„Nein, du hast recht, ich habe das nicht durchgemacht und kann nie zu hundert Prozent wissen, wie du dich fühlst! Aber ich kann es vermuten! Und ich sehe, dass es dir verdammt dreckig geht, wieso, in aller Herr Gotts Namen, lässt du dir nicht helfen?! Warum weist du uns alle zurück, wenn wir versuchen, an dich heranzukommen?! Tsunade-sama, Naruto, ich... Kakashi-sensei, all die anderen, wir wollen doch nur, das es dir besser geht!! Aber wir können dir nicht helfen, weil du uns nicht lässt! Weil du dich lieber verbarrikadierst und alleine in deinem... deinem Selbstmitleid ertrinken willst!!“
 

Jetzt war er komplett wach.

Selbstmitleid? Selbstmitleid?!

„Was hast du... da gesagt??!“ schnaubte er außer sich vor Empörung, „DU DENKST, ES MACHT MIR SPASS, ODER WAS??! Hast du den Schuss nicht gehört??!“

„Nein, DU hast ihn nicht gehört!!“ schrie Sakura zurück. Sie wusste genau, dass sie vermutlich etwas zu weit ging, und es tat ihr auch jetzt schon leid, dass sie ihn so übel beschimpfte... aber irgendwer musste dem Typen doch mal die Meinung sagen! Sie würde das durchziehen, bis zum bitteren Ende.

Auch, wenn er danach vielleicht nie wieder mit ihr sprechen würde... wenn er dann endlich den Weg sah, den er gehen musste, um sich besser zu fühlen, war es ihr das wert.
 

„Ich denke nicht, dass es dir Spaß macht!“ rief sie wütend weiter, „Aber ja, ich nenne das Selbstmitleid!! Alle sehen, dass du viel durchgemacht hast du dass du alleine nicht mehr klar kommst, aber du stellst einfach auf stur! Weißt du was, ich glaube, du willst einfach nur Aufmerksamkeit!! Wie ein kleines Kind, das nicht sagen will, was es hat, nur, um im Mittelpunkt zu stehen!!“

„DAS IST JA WOHL DAS ALLERLETZTE!!“ bellte Sasuke wutentbrannt und sprang aus dem Bett, „Sieh dich vor, bevor mir die Hand ausrutscht!“ Was war los mit ihr? Sie war ja schlimmer als Naruto!

„DU bist das Allerletzte!!“ schimpfte sie außer sich und sprang ebenfalls auf, „UND WER HAT DIR ERLAUBT, AUFZUSTEHEN??! JETZT LEG DICH SOFORT WIEDER HIN, DU BIST KRANK UND HAST FIEBER, DU ABSOLUTER, BESCHEUERTER, DÄMLICHER VOLLIDIOT, SASUKE!!“
 

Oh Gott.

Sasuke war entsetzt – entsetzt von dem, was sie sagte, entsetzt von ihrem irrsinnigen Wutanfall, und entsetzt von sich selbst, dass er einfach da stand und keinen Ton herausbekam. Plattgeschimpft. Von einer Frau. Mit rosa Haaren. Und das passierte ihm, Uchiha Sasuke! Oh nein, er würde sich nicht von ihr unterbuttern lassen, das konnte sie vergessen!

„Schreib mir nicht vor, was ich zu tun habe!“ schnappte er grimmig, und er empfand es als irren Nachteil, noch immer keine Augen zum Sehen zu haben. „Bist du verrückt geworden, hier so rumzubrüllen? Du wirst alle Nachbarn rebellisch machen!“

„Leg dich hin!“ befahl sie erzürnt, „Ich erinnere dich nur ungern daran, aber du bist nach wie vor Nuke-Nin und ich als die Einzige von uns beiden, die nicht ihr Dorf verraten hat, kann dir befehlen was ich will!!“
 

Der Ton war wohl eine Spur zu großkotzig gewesen, jedenfalls riss jetzt endgültig Sasukes Geduldsfaden – etwas, das Sakura nie für möglich gehalten hätte bei dem sonst so coolen Sasuke. So schnell, dass sie gar keine Chance hatte, wegzulaufen, schnellte er trotz geschlossener Augen in ihre Richtung, packte sie an beiden Armen und rammte sie mit Wucht gegen die Wand hinter ihr, dass es laut krachte. Sakura schrie einerseits vor Schreck und andererseits natürlich auch vor Schmerz, als er sie so anfiel wie ein wütendes Raubtier, und mit einem zweiten Schrei riss sie einen Arm aus seinem Griff los und schlug ihn mit solcher Kraft, dass er glatt einen Meter rückwärts geschleudert wurde und dann zu Boden stürzte.
 

Dann war es plötzlich ruhig, und beide hörten nur ihr eigenes, aufgeregtes Keuchen und das des anderen.

Sakura schlug völlig verwirrt die Hände vor den Mund und starrte auf Sasuke, der sich wankend wieder aufsetzte und nach seiner jetzt blutenden Nase fasste. Was tat sie da?! Er war krank, er hatte Fieber, er hatte stundenlang im Regen gelegen! Und sie schlug ihn! Und wie! Andererseits hatte er es mehr als verdient nach dem Angriff eben gerade. Sie fasste nach ihrem schmerzenden Kopf, der gegen die Wand geknallt war.

„Sasuke-kun...“ seufzte sie jetzt ruhiger, „Ich... tut mir leid. Ich wollte nicht-... ich meine...“

„Schon gut,“ machte er zu ihrem größten Erstaunen, und sie blinzelte.

„Wie bitte?“

„Schon gut. Dass du deine komischen Kräfte nicht kontrollieren kannst, habe ich ja geahnt. Tse...“
 

Sie lehnte sich an die Wand und faste erneut nach ihrem Kopf. Oh Gott. Klar. Warum auch sonst hätte er Schon gut gesagt... wie konnte sie so naiv sein?

„Ist es schlimm?“ fragte sie trotzdem, und Sasuke brummte und stand schwankend auf, bevor er in Richtung Bett taumelte.

„Tss. Ich werd's schon aushalten, okay?!“ Für wie weinerlich hielt sie ihn denn? Erwartete sie einen Heulkrampf wegen einer blutenden Nase?

Er legte sich wieder ins Bett und verschwand wieder unter der Decke.

„Mach das Licht aus,“ war sein letzter, barscher Befehl, dem Sakura dann stumm Folge leistete. Dann legte sie sich widerwillig auf den Rest ihrer platten Luftmatratze und kuschelte sich auch in ihre Decke. Mann, es war hart...

Und dann tat Sasuke etwas, was sie niemals in ihrem Leben je geglaubt hätte, ihn je tun zu sehen.
 

„Tut mir auch leid. Ich bin irgendwie durchgedreht... hat's sehr wehgetan?“
 

Sie musste sich erstmal hinsetzen auf den Schrecken. Sasuke Uchiha entschuldigte sich bei ihr! Zurecht, das musste sie addieren, er hatte sich wirklich daneben benommen. Sie war vielleicht auch zu weit gegangen, aber das war keine Entschuldigung für sein Verhalten. Dass er das alleine einsehen würde, hätte sie sich nicht mal erträumt... nicht mal hätte sie es sich erträumt, es sich je zu erträumen!

Noch einmal würde er es mit Sicherheit nicht sagen, deswegen bat sie ihn gar nicht erst, es zu wiederholen. Das eine mal musste seinen Stolz schon genug strapaziert haben. Ein Lächeln schlich auf ihre Lippen, als sie in seine Richtung sah, er lehrte ihr den Rücken zu.

„Ich werd's schon aushalten,“ antwortete sie dann, ihn zitierend, und ihr Lächeln schlug unwillkürlich in fröhliches Grinsen um.
 

Sasuke musste unter seiner Decke ebenfalls unwillkürlich lächeln. Na ja, es war mehr ein Zucken seiner Mundwinkel.

„Ah,“ machte er dann, „Dann bin ich ja beruhigt.“
 

––
 

Am nächsten Tag schien die Sonne wieder. Das Tief schien endlich vorbeigezogen zu sein.

Und Sasuke wünschte es sich schleunigst wieder herbei, während er, Sakuras Anweisungen folgend (!), im Bett lag, schön warm zugedeckt, und erneut probierte, seine Augen zu öffnen. Doch jedes Mal, wenn er es versuchte, hatte er das Gefühl, dass die Schmerzen anstatt weniger nur mehr wurden. Er konnte dieses blöde Licht nicht ertragen...

Aber die ganze Zeit mit geschlossenen Augen herumzuliegen machte ihn wahnsinnig und außerdem müde.

Und dann wurde alles noch schlimmer, weil Sakura wieder mit dem Bohren anfing.
 

„Was ist mit deinen Augen, Sasuke-kun?“ versuchte sie es heute schon zum dritten Mal, während sie sich an den Bettrand setzte und auf ihn heruntersah. „Du hast seit gestern kein einziges Mal deine Augen geöffnet, du stehst selbst mit geschlossenen Augen auf! Also hör auf, mir zu erzählen, da wäre nichts, ich bin nicht bescheuert, okay?“

„Auch, wenn du denkst, du hättest jetzt ein Recht darauf, dich einzumischen, weil du meine Träume gesehen hast, hast du noch lange kein Recht darauf, mich wegen meiner Augen auszuquetschen!“ entgegnete er kaltblütig und kehrte ihr demonstrativ den Rücken, „Geh weg, mach irgendwas Sinnvolles.“

„Okay,“ machte sie und verschränkte die Arme, „sagen wir es mal so, du hast zwei Optionen. Die eine ist, du sagst es mir und ich gucke, ob ich was für dich tun kann, wenn du Schmerzen hast – ich bin Medic-Nin, kapiert? – Die andere Option ist, ich hole Tsunade-sama, und die wird alles andere als erfreut sein, wegen deines Theaters hier extra antanzen zu müssen... na ja, und du weißt ja wohl, wie eine schlecht gelaunte Tsunade-sama sein kann, meine ich...“
 

Sasuke runzelte die Stirn. Mist... das klang nicht gut. Hallo? Wieso wickelte diese dumme Nuss ihn ein? Nur wegen seiner Augen!

„Ich vertrage nur das Licht gerade nicht,“ schnappte er beleidigt, „Mach einfach die Rollos zu, fertig.“

Sakura seufzte und stand auf, um zu tun, was er verlangte.

„Gut, mache ich. Und wieso hast du mir das erst jetzt gesagt? War's so schlimm, das zu sagen?“ Sie zog die Rollos herunter und kam wieder zu ihm. Die zunehmende Dunkelheit war gleich viel angenehmer, fand Sasuke, und er verzog sich vorsichtshalber wieder unter seiner Decke, als er Sakura zurückkehren hörte.

„Okay, die Rollos sind zu,“ meldete die Rosahaarige, setzte sich wieder und zog ihm unverfroren die Decke vom Kopf, worauf er genervt stöhnte. „Jetzt sieh mich bitte an und mach die Augen auf, ich will mir das ansehen, ob etwas ist.“

„Ich will aber nicht deine Grabbel in meinen Augen haben!“

„Mir egal, jetzt rühr dich, du sturer Bock!!“ schimpfte sie, und Sasuke zischte und setzte sich auf. Doch bevor er hätte weggehen können, hielt sie ihn am Arm fest. Er hielt inne und registrierte für einen kurzen Augenblick einfach nur das Gefühl ihrer warmen Hand auf seiner Haut. Es war immer wieder faszinierend, festzustellen, wie angenehm es war, von ihr angefasst zu werden, und wenn es nur am Arm war.

Empört über sich selbst drehte er den Kopf zur Seite.

Sakura blieb energisch.

„Sasuke-kun...“ stöhnte sie mit zwanghafter Geduld, und weil er kaum einen anderen Ausweg sah, drehte er das Gesicht wieder zu ihr und probierte erneut, seine Augen zu öffnen.

Er blinzelte, und es schmerzte sofort wieder. Zack, waren die Augen wieder zu. Nochmal. Und zack, wieder zu. Sakura sah ihn eine Weile an.

„Tut es weh, wenn du sie aufmachst?“

Er ließ sich nicht zu einem Geständnis herab und nickte nur kurz.

„Lass mich mal kurz reinsehen, okay? – Halt still, es wird sicher wehtun, aber es ist nicht lang.“ Sie beugte sich vor, hielt mit einer Hand sein Kinn fest und zog mit der anderen sein eines Augenlid hoch. Er zuckte zusammen und zischte unwillkürlich, und sie packte sein Kinn etwas fester, damit er sich nicht losriss.

„Verdammt, das tut weh!!“ meckerte er darauf und spürte sein Auge zu tränen beginnen – einen Moment später ließ sie ihn wieder los und er schloss das Auge wieder. Wie beruhigend, das Gefühl eines Lids auf seinem dummen Auge...

„Ich weiß nicht,“ murmelte sie, „Vermutlich haben sich deine Augen noch nicht an die Mangekyou-Sharingan gewöhnt... und das Chakra, das du dort konzentriert hast, als du die Tsukuyomi-Technik angewandt hast, schmerzt jetzt wahrscheinlich noch. Aber das wird sicher bald nachlassen-... soll ich Tsunade-sama nach Tropfen fragen, oder kommst du so klar?“

„Ich komme prima klar!“ sagte er und baute Ruckzuck seine Fassade wieder auf, sich die schmerzenden Augen reibend. „Ich übe eben. Tse.“ Ehe er eine Chance hatte, sich wieder wegzudrehen, hatte er plötzlich wieder ihre Hand auf seiner Stirn. „He, was wird das?“

„Ich gucke, ob du noch Fieber fast,“ antwortete sie, „Ich glaube, es ist nur noch erhöhte Temperatur, es ist besser geworden. Wie fühlst du dich sonst so?“

„Ja, ja, gut, bestens,“ seufzte er, „Kreuzverhör nun beendet?!“

Sie grinste und wuschelte ihm durch die Haare, bevor sie aufstand und den Raum verließ.

„Ich mach uns mal was zu essen, ja? Oh, und nachher kaufe ich mir eine neue Luftmatratze.“
 

Er fasste empört nach seinen Haaren. Wie konnte sie es wagen, ihn zu wuscheln? Er war doch kein Kind!
 

––
 

Erst am nächsten Tag schaffte Sasuke es zum ersten Mal, wieder richtig die Augen zu öffnen. Es war zwar immer noch unangenehm, aber er konnte wenigstens wieder sehen. Licht vertrug er allerdings immer noch nicht, deswegen mussten die Rollos den ganzen Tag unten bleiben, was die Wohnung extrem düster wirken ließ, noch düsterer als ohnehin schon.
 

Am Morgen war wieder großes Tohuwabohu gewesen, weil Naruto samt Ino und Shikamaru anmarschiert war; Ino hatte mit ihrem ohrenbetäubenden Gegacker natürlich am meisten genervt, und Sasuke war froh, dass sie jetzt weg waren. Und jetzt war der böse Y, der schon halb Konoha betrogen hatte, wie es laut Ino aussah, auch noch mit ABCDEFG zusammen! Was man doch immer von der Yamanaka lernte, unglaublich. Sasuke kannte noch immer weder Y noch ABCDEFG. Und er war auch ganz froh darüber...

Und wen scherte es, wer mit wem hier im Dorf zusammen war? Sasuke konnte gar nicht nachvollziehen, dass Mädchen dieses Thema immer so spannend fanden.
 

Dann war Ruhe eingekehrt, als Ino und Shikamaru gegangen waren, Naruto hatte dann auch los gemusst, und vor einigen Minuten war Sakura losmarschiert, um erst Tsunade zu besuchen und dann ihre kaputte Luftmatratze umzutauschen. Sasuke hatte sich auch gefragt, ob sie nicht ihre Aufsichtspflicht verletzte, wenn sie einfach wegging, er war doch Nuke-Nin? Anscheinend vertrauten sie ihm so weit, dass sie ihn getrost eine Stunde alleine lassen konnten. Nicht, dass er sich nicht darüber gefreut hätte, im Gegenteil, nichts war besser, als mal Ruhe zu haben, aber dennoch war er sich nicht sicher, ob er dieses Vertrauen wirklich verdient hatte...
 

Sasuke sah sich in der düsteren Küche um, während er auf dem Stuhl saß und im Dämmerlicht hier drinnen eine Schriftrolle zu studieren versuchte. Andererseits war die Stille auf die Dauer erdrückend, fiel ihm auf. Hatte er sich jetzt etwa schon so sehr an Sakuras ständige Anwesenheit gewöhnt, dass sie ihm schon fehlte, wenn sie weg war?

Ach, das ist doch Unfug.
 

Er stützte den Kopf auf die Hände und schloss die Augen. Er war immer noch müde... er würde sich hüten, so schnell wieder die Mangekyou Sharingan einzusetzen, das war klar. Na ja, vermutlich würden seine Augen sich an das Chakra gewöhnen, je öfter er sie benutzte, aber wer wusste schon, wie schnell das gehen würde? Außerdem würden seine Augen schlechter werden, je öfter er diese Technik einsetzte... so wie es bei Itachi gewesen war.
 

Itachi.
 

Schon wieder. Schon wieder saß er da und dachte an seinen Bruder, den er ermordet hatte. Und da waren die Bilder auch wieder, und Sasuke erzitterte, als ein kalter Schauer über seinen Rücken lief und er sich schon einbildete, das Blut wieder zu riechen, das vergossen worden war...

Ich bin ein Idiot...
 

Ich bin nur Nii-sans Planung gefolgt, ich habe genau das getan, was er geplant hat. Er hat gewollt, dass ich ihn töte, damit der Uchiha-Clan in der Versenkung verschwindet... und ich habe es gewusst...
 

In dem Moment, in dem ich ihn getötet habe... habe ich doch bereits gewusst, dass ich nur Teil des Spiels war.
 

Wie eine kleine Fliege in dem Netz, das mein Bruder gesponnen hatte.
 

Sasuke spürte seinen Kopf wieder zu pochen beginnen, und er stöhnte und raufte sich verzweifelt die Haare, als die Schmerzen nur schlimmer wurden.

„Ich hasse dich... ich hasse dich, Uchiha Itachi!!“ zischte er wutentbrannt in die Dunkelheit, „ICH HASSE DICH DAFÜR, DASS DU MICH ALS WERKZEUG BENUTZT HAST!! Du hast mein leben in eine Hölle verwandelt... du Mistkerl...!!“ Er knallte schmerzhaft mit dem Kopf auf den Küchentisch und erzitterte stärker, die Hände noch immer auf dem Kopf und den schwarzen Haaren. Er hatte so verdammte Kopfschmerzen...
 

„Wie soll... das werden? Es wird doch nur wieder... von vorne anfangen. Immer wieder... du hast doch... was Besseres verdient... oder nicht?“
 

„Ich hasse dich...!“ stöhnte Sasuke und haute ein paar mal mit dem Kopf auf den Tisch, was das Pochen natürlich auch nicht verringerte.

Es war so schmerzhaft...

Es war so schmerzhaft, einerseits immer noch den Hass auf Itachi zu spüren, gerade weil er nur Itachis Plan vollendet hatte, und andererseits ganz genau zu wissen, dass ein Teil von ihm seinen Bruder niemals gehasst hatte und das auch niemals tun würde.
 

Weil er einfach sein Bruder gewesen war...
 

Nii-san...
 

Es war so dunkel hier. Vielleicht hatte sein Bruder recht gehabt und der Uchiha-Clan war wirklich ein einziger Fluch. Ein Fluch der Dunkelheit, und jeder, der versuchte, ihm zu entkommen, musste einen grausamen Tod sterben.
 

Er vermisste seinen Bruder. Seine Familie.

Einen Augenblick lang, den er mit dem Gesicht auf dem Küchentisch lag, vermisste er sie so sehr, dass er unwillkürlich schluchzte.

„Ich... ich will nicht mehr...“

Und seine Augen brannten schon wieder. Aber dieses mal nicht wegen des Chakras, sondern wegen der zwei kleinen Tränen, die sich darin bildeten und dann auf den kalten Tisch tropften.
 

Und es fühlte sich immer noch an wie flüssiges Feuer...
 

„Ach so... dann sind das wohl... Freudentränen, nicht wahr?“
 

Sasuke schluchzte und kam sich irrsinnig bescheuert vor, so erbärmlich auf dem Tisch zu liegen und zu flennen. Verdammt...
 

Aber... ich bin doch traurig...
 

„Das sind keine Freudentränen, Nii-san... ich weine, weil ich traurig bin...“
 

––
 

Es war so düster. Sasuke öffnete die Augen und fand sich in totaler Finsternis wieder. Er saß auf dem Boden mit angezogenen Beinen. Seine Augen schmerzten, ob nun vom Chakra oder vom Weinen, wusste er nicht.

Aber er war ein kleines Kind...
 

„Wieso weinst du denn... Ssssasuke-kun?“
 

Da war die Schlange. Sasuke rieb sich die Augen und hob den Kopf, schwer schluckte er den schmerzenden Kloß in seiner Kehle herunter. Im Dunkeln fanden seine Augen die Schlange, die neben ihm lag, eingerollt.

„Weil ich traurig bin...“
 

Die kleine Schlange legte den Kopf auf sein Knie wie ein zutraulicher Hund.

„Du hast immerhin die tausendste Tür geöffnet. Natürlich bist du traurig.“

„Wo ist... der Korridor?“ murmelte der Junge und wischte sich erneut die Augen.

„Er ist hier, wir sitzen auf ihm,“ machte die Schlange, „Aber es ist so dunkel, dass wir ihn nicht mal mehr sehen können.“

Sasuke schluchzte herzergreifend.

„W-wieso ist es denn so dunkel? Ich... mag die Dunkelheit nicht...“

„Du bestimmst doch selbst, dass es hier dunkel ist,“ antwortete das Tier. „Je trauriger und einsamer du bist, desto dunkler wird es, weißt du?“

„Ich bin gar nicht einsam,“ widersprach der Kleine, „Ich habe... doch dich hier!“
 

Die Schlange lachte. In diesem Gedankenraum konnten selbst Schlangen lachen, hatte Sasuke gemerkt.

„Mich? Ich bin doch gar nicht wirklich. Ich bin doch nur ein Hirngespinst in deinem Gedankenpalast, mehr nicht! Ich bin einfach nur... da. Ich habe keinen Namen!“

„Dann gebe ich dir einen,“ schlug Sasuke vor, und das Reptil legte den Kopf schief wie eine Eule.

„Und was ist, wenn ich einen Namen habe?“

„Na... dann hast du einen!“

„Ja. Eben drum. Mehr nicht. Es lohnt sich also nicht.“

Sasuke zog die Beine mehr an und umschlang mit den Armen seine Knie.

„Meinst du, die Bilder werden eines Tages verschwinden?“ fragte er die Schlange nach einer Weile, und sie rollte sich um sein rechtes Bein, als wolle sie sich an ihn kuscheln. Und obwohl es nur ein Tier und dazu noch nur ein Hirngespinst war, war es ein gutes Gefühl... diese... Nähe von anderen. Fremdartig, aber angenehm.

„Meine Augen brennen immer noch...“

„Die Bilder werden sicher nicht für immer verschwinden,“ meinte das Tier zuversichtlich, „Aber zumindest werden sie nachlassen. Aber das liegt an dir. Du musst deine Vergangenheit hinter dir lassen. Du musst dir eingestehen, dass das nunmal deine Vergangenheit ist, und dass sie nicht schön ist. Nein, sie ist grausam und schrecklich. Hör auf, vor dem davonzurennen, was zu getan hast und was dir angetan wurde.“

„Das hab ich doch,“ widersprach der Kleine unglücklich, „Ich habe mich dem Tag nochmal gestellt! Ich habe es alles noch einmal gesehen...“

„Ja, das ist richtig. Und jetzt... musst du der tausendsten Tür für immer den Rücken kehren. Du hast eine schreckliche Vergangenheit, aber vielleicht eine schönere Zukunft, was meinst du?“

Sasuke rieb sich die Augen und wusste nicht, was er antworten sollte. Das Tier fuhr fort:

„Du hast doch noch ein zweites Ziel. Kümmere dich um das und kehre der tausendsten Tür den Rücken. Das ist der einzige Weg.“

„Der einzige?“ flüsterte Sasuke andächtig, und die Schlange nickte.

„Der einzige Weg, die Dunkelheit zu verlassen, ist, das Licht zu finden und sich an es zu klammern, wenn man es einmal erreicht hat. Und dann darfst du es nie wieder loslassen, und dann wird die Dunkelheit verschwinden...“
 

––
 

Sasuke wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür aufflog und Sakura wild schimpfend und meckernd in die Wohnung geschneit kam. Schnell hob er den Kopf, wischte sich mit der Hand über das Gesicht, falls irgendwelche Tränen noch daran kleben sollten, und sah zum Flur.

„Was ist denn bei dir kaputt?“ fragte er konfus, und Sakura schimpfte.

„Diese Luftmatratze!!“ keifte sie, „Diese Ärsche in dem Laden wollten sie mir nicht ersetzen, weil sie meinten, das wäre äußere Gewalteinwirkung, die denken, ich hätte meine Matratze selber kaputt gemacht!! HALLO?! Sind die beschissen, oder so?! Was fällt denen ein, so eine dermaßene...!!“ Sie fluchte weiter, und Sasuke kratzte sich schuldbewusst am Kopf, ohne es sich anmerken zu lassen. Na ja, ein Shuriken zu nehmen, um das Ding kaputt zu bohren, war vermutlich nicht ganz unauffällig gewesen...

„Und, hast du dann eine neue gekauft?“ fragte er desinteressiert, nur, um ihrem Gemecker ein Ende zu bereiten. Sie schnaufte.

„NEIN!! Ich hatte doch gar kein Geld mit, verdammt!! Ich hab nur diese kack Matratze da hingeschleppt, weil ich davon ausgegangen bin, ich kriege eine Neue, wegen Garantie und so!! Toll, und jetzt habe ich immer noch kein neues Bett! Ich drehe durch hier!! ICH DREHE DURCH!!“ Schreiend stampfte sie in die Stube, und Sasuke stöhnte.

„Herr Gott!!“ brüllte er ihr zu, „Dann pennst du eben bei mir, das hast du bisher schon einige Male überlebt, oder nicht?! Und morgen kaufst du dir deine dämliche Luftmatratze...“

„Überlebt schon, ja, aber zur Ruhe kommen tu ich doch da auch nicht-...“
 

Peng.

Sasuke hob den Kopf und blinzelte verwirrt, und Sakura fiel gerade eben auf, was sie da laut gesagt hatte. Augenblicklich wurde sie rot – so ein Glück, dass er in der Küche und sie in der Stube war und er es somit nicht sah...

Sie wollte sich gerade rechtfertigen, aber Sasuke war schneller.

„Hast du ein Problem, mit mir in einem Bett zu liegen?“ fragte er lauernd und irgendwie zutiefst beleidigt. Sakura hörte den beleidigten Ton aber nicht.

„Nein! Aber es... ich meine... es ist schließlich dein Bett...“ murmelte sie und wurde immer röter, und sie schüttelte sich verärgert über sich selbst. Warum wurde sie rot, verdammt...?!

„Ich meine, mir ist es wurst, wo du schläfst,“ kam dann von Sasuke, und sie schrak hoch – jetzt hatte sie sich die Chance, in seinem Bett zu schlafen, offenbar gänzlich versaut. Und das nur, weil sie so unbedacht geplappert hatte! Toll, Sakura! „Von mir aus penn gerne wieder auf dem Fußboden, da ist es sicher ruhiger für dich.“
 

„Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt...“ seufzte sie, „Du verstehst alles falsch! Es... ist nicht so, wie du denkst, Sasuke-kun!“

„Und wie ist es dann?“ fragte er und ohrfeigte sich einen Moment später innerlich. He – wollte er das überhaupt wissen? Lieber nicht...

„Also... steht das Angebot denn jetzt noch?“ fragte sie und lachte etwas blöd, und Sasuke stand auf und kam zur Stubentür, das Mädchen ein Weile musternd.

„Ach so, jetzt kommst du plötzlich wieder angekrochen?“ fragte er sie mit hochgezogenen Brauen. „Ich bin mal so großzügig... aber nur, weil deine dumme Matte immer noch Schrott ist! Kauf dir morgen ´ne Neue und fertig. Wie du selbst sagtest, es ist ja mein Bett.“

Er ging in die Stube und an ihr vorbei, dabei schenkte er ihr einen seltsamen, unergründlichen Blick. Sakura sah es und wusste nicht, ob sie sich darüber freuen oder davor fürchten sollte. Aber genauso stellte sie wieder einmal fest, was für anziehende Blicke er drauf hatte...
 

Sie wurde erneut rot und drehte sich schnell weg.

Hallo?!... Hör auf, schon wieder an sowas zu denken... oh neiiin, wie soll ich bitte neben ihm ruhig im Bett liegen, wenn ich mich genauso gut einfach auf ihn legen und ihn küssen könnte?! – Aargh!! Ich dumme Gans...
 

Sasuke linste etwas verwundert auf die Rosahaarige zurück und sparte sich einen Kommentar. Sie war komisch... und er hatte das Gefühl, dass sie mit jedem Tag, den sie länger hier war, komischer wurde. Aber vielleicht bildete er sich das nur ein...
 

––
 

Der Oktober neigte sich bald wieder dem Ende zu. Es wurde kälter und die Bäume verloren bereits ihre Blätter. Bald würde der Winter kommen.

Es war jetzt schon über zwei Monate her, seit Sasuke nach Konoha zurückgekehrt war. Und TenTen hatte bereits den ersten Monat ihrer Schwangerschaft hinter sich.
 

Sasuke sträubten sich die Haare bei dem Gedanken, dass Neji und TenTen echt bald ein Baby bekommen würden. Hallo? Die waren gerade mal achtzehn! War das nicht etwas sehr früh?

Draußen war es schon dunkel geworden und es fegte ein gewaltiger Sturm über das Dorf, der die Bäume bog und angeblich sogar schon ein Haus abgedeckt haben sollte – das hatte zumindest Ino am Nachmittag erzählt, es hatte Sasuke schon gewundert, dass es heute nicht um Y oder Z oder ABCDEFG gegangen war.

Zumindest heulte der Wind um die Wohnung wie ein hungriges Raubtier auf Beutezug, und Sasuke saß auf der Fensterbank (wie so oft) und starrte hinaus, während Sakura unter der Dusche war. Inzwischen waren seine Augen wenigstens wieder okay und er konnte ohne Beeinträchtigung gucken. Irgendwie war es witzig, zuzusehen, wie Dinge durch die Luft flogen, die der Sturm mitgerissen hatte. Da war ein großer Zweig... oh, da war ein Handtuch... und hey, war das da gerade ein Blumentopf gewesen? Sasuke wartete schon darauf, dass ein Gartenstuhl vorbeifliegen würde, aber der Spaß wurde ihm nicht gegönnt. Da kam Sakura zurück in die Stube, fertig angezogen aber mit nassen Haaren.

„Sasuke-kun?“ begann sie strahlend, und er blickte sie an, sich nur widerwillig von den fliegenden Dingen lösend.

„Hn,“ machte er, wie immer. Ihr Strahlen machte ihm Angst – das verhieß nichts Gutes.

„Kann ich heute einen Film im Fernsehen gucken...?“ bat sie blinzelnd, „Ino hat vorhin erzählt, dass Rote Sonne im Fernsehen läuft! Kennst du den, der ist echt total schön!“

Sasuke sah sie abschätzend an. Nein, hatte er nie gehört. Und wenn sie sagte, der Film wäre schön, war er sich sicher, dass er guten Grund hatte, ihn nicht zu kennen... denn was fanden Frauen schon schön? Schnulzen...?

„Muss das unbedingt sein?“ nölte er, „Das ist meine Stube, ich lasse mich ungerne von hier vertreiben, weißt du?“

„Du kannst doch mit gucken!“ rief sie erstaunt und setzte sich schon auf sein Bett, „Komm her! Vielleicht gefällt er dir doch!“ Sie nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an, „Ich hab ihn vor ein paar Jahren mit Ino zusammen gesehen, er ist so... süß... und traurig... aber total toll...“ Sie schwärmte vor sich hin, und Sasuke entschied sich weise, lieber aus der Küche weiter den Sturm zu verfolgen.

„Ich gehe die Küche aufräumen, die ist irre siffig geworden,“ versetzte er und ging zur Tür, und Sakura fuhr herum.

„Was denn, du räumst die Küche auf?! – Jetzt stell dich nicht so an, alleine Fernsehen macht gar keinen Spaß!! Komm, setz dich her, lernst du eben mal was Neues kennen!“ Sie packte seinen Arm und zerrte ihn zurück in die Stube, „So schlimm ist er wirklich nicht!“

„Aber ich hasse Liebesfilme...“ stöhnte er und riss sich los, gab aber dann doch auf und setzte sich widerwillig auch auf das Bett.

He, seit wann gab er auf...? Er war Uchiha Sasuke...

Er blickte Sakura von hinten an, die ein Stück weiter vorne saß und gebannt auf den Fernseher sah.

Aber sie war hübsch...

„Wer hat gesagt, dass es ein Liebesfilm ist?“ schmollte Sakura noch, und dann: „Oh, es geht los!!“
 

––
 

Natürlich war es doch ein Liebesfilm. Und Sasuke lehnte sich gegen die Wand hinter dem Bett, verschränkte die Arme und langweilte sich zu Tode. Klar konnte er auch von hier aus aus dem Fenster gucken... aber die Geräusche aus dem Fernseher waren ablenkend, sodass man ab und zu wie automatisch hinsah, obwohl es einen gar nicht interessierte. Wieso der Film Rote Sonne hieß, hatte er auch nicht verstanden, er hatte eigentlich nicht den Hauch einer Ahnung, worum es ging, außer um ein dämliches Liebespärchen natürlich. Und nicht mal Sex, wie langweilig.
 

Moment, hatte er das gerade wirklich gedacht?!

Er wurde gegen seinen Willen rot und war froh, dass Sakura vor ihm saß und zu gebannt auf die Kiste starrte um ihn zu bemerken.

Er drehte den Kopf etwas zur Seite... sah aber schon bald wieder zurück nach vorne, aber nicht auf den Fernseher, sondern auf Sakura, die davor saß.

Er wusste nicht, was es war, aber irgendwie war es schön, sie einfach nur anzusehen und zu schweigen. Er blickte sie lange von hinten an, studierte jeden Zoll ihres Rückens, ihrer Schultern, ihrer rosa Haare, die inzwischen gewachsen waren und ihr schon wieder bis auf die Schultern hingen...

Und da war es wieder, dieses komische Gefühl, das ihn jedes Mal beunruhigte, das sich gleichzeitig kalt und warm anfühlte, und es kribbelte ganz eigenartig... und je länger er sie ansah, desto stärker wurde es...

Und dann waren da wieder diese unvergessenen Bilder eines fast nackten Mädchens in seiner Stube, Bilder, die ihn aufgeregt hatten auf eine Weise, wie es noch niemals zuvor irgendetwas getan hatte. Er zuckte unwillkürlich zurück und wurde erneut rot, was ihn ärgerte. Verdammt, er war doch kein verknallter Teenager!

Das hatten wir schonmal...

Aber wieso bekam er schon wieder dieses dringende Verlangen, sie jetzt zu umarmen, an sich zu ziehen und sie zu küssen...? Und hey, sie waren doch schon im Bett, also... und hey, was wurde aus seinem Uchiha-Clan...?
 

Das Pärchen im Film küsste sich innig, und Sakura stützte den Kopf auf die Hände, während sie ihre Ellenbogen an ihren angezogenen Knien abstützte, und sie betrachtete verträumt die romantische Szene.

Filme waren so schön... Filme waren wie Träume, weil in allen Filmen, die sie mochte, irgendwie immer Dinge zu sehen waren, die vollkommen unrealistisch waren. Wie diese beiden hier im Film, die sich jahrelang nicht sahen und dann plötzlich doch wieder, und prompt wurden sie ein Paar. Aber dieser Film hatte ein tragisches Ende... wie ein böses Märchen. Deshalb fand sie ihn ja so traurig...

Manchmal war Sakura auch wütend auf diese Filme, die ihr eine Art von Liebe zeigten, die es nicht gab, wie es aussah. Zumindest nicht bei ihr, das war so frustrierend!

Und verdammt, Ino hatte vor ihr einen Freund... dann hatte die Blonde sie also mal wieder überholt, super.

Wenn Sasuke-kun doch auch so einfühlsam und süß zu mir wäre wie diese Kerle in den Filmen es immer sind!...
 

Mit Entsetzen wurde Sakura plötzlich bewusst, wie ähnlich ihre und Sasukes Geschichte der aus Rote Sonne war. Zwei Menschen, die sich jahrelang nicht sahen und dann ein Par wurden...?

Na ja, sie und Sasuke waren ja im Gegensatz zu den Protagonisten kein Paar geworden.
 

Das Mädchen umschlang mit den Armen enger seine Knie. Das hier war ein Liebesfilm! Wäre Sasuke jetzt ihr Freund, würde sie sich glücklich bei ihm anlehnen oder sich sogar an ihn kuscheln... und wenn gerade nicht Aufregendes im Film passierte, könnte sie ihn auch küssen...

...und irgendwann würde der Fernseher langweilig werden und sie würden nur noch sich gegenseitig wahrnehmen – und noch ganz andere Dinge tun...
 

Wahh!! Sakura!! Hör sofort auf zu denken!! empörte sie sich in Gedanken über sich selbst und lief rot an, als sie nur daran dachte. Daran zu denken, dass sie ihn gerne mal küssen würde, war ja eine Sache, aber das ging schon wieder zu weit! Dabei hatte sie sich so fest vorgenommen, nie wieder sowas Schmutziges zu denken!
 

Aber es wäre sicher schön mit ihm... vermutlich.
 

Sakura beschloss eisern, nicht mehr daran zu denken – aber ihr Lieblingsfilm machte ihr einen Strich durch die Rechnung, weil ausgerechnet jetzt die Sexszene kommen musste. Toll gemacht. Dabei kannte sie den Film doch und hätte wissen müssen, dass die jetzt kommen würde...

Sie hörte Geraschel hinter sich, und als sie es wagte, sich umzudrehen, war Sasuke schon aus dem Raum verschwunden und sie hörte die Badezimmertür zuknallen.

Was ist denn jetzt wieder kaputt?... Mag er keine Sexszenen sehen?

Der Gedanke war belustigend. Ein mann, der keine Sexszenen mochte? Außerdem sah man doch eh‘ nichts...
 

––
 

Sasuke haute seinen Kopf genervt gegen den Spiegel über dem Waschbecken.

Wumm.

Und gleich nochmal.

Wumm.

Vielleicht würde er dann wieder normal werden.

Wumm, wumm.

Mist, das tat nur weh...

Jetzt war er wenigstens weg von dem langweiligen Film und von Sakura, deren Anblick ihn völlig nervös machte, je länger er nachdachte, desto mehr. Und dann auch noch bei diesen erotischen Geräuschen aus diesem dämlichen Fernseher.

Er rieb sich den Kopf und sah beleidigt in den Spiegel.

„Boah... seh‘ ich immer so durch aus...?!“ Er raufte sich genervt die Haare und fand in dem Augenblick, er sähe aus wie ein Penner von der Straße. Und er war müde...

Er würde einfach bis zum Ende des dummen Films hier bleiben, fertig. Dann würde er weder über diese Geräusche noch über Sakura nachdenken.
 

Ihm fiel etwas anderes ein.

Verdammt... wie soll ich schlafen, wenn die blöde Nuss heute nacht neben mir liegt?!

Jetzt kapierte er auch, wieso sie meinte, sie käme neben ihm nicht zur Ruhe... – aber hey, Sakura würde sicher nicht so ärgerliche Gedanken haben wie er. Ausgeschlossen. Mädchen dachten nicht einfach nur wegen eines bekloppten Films plötzlich an Sex.

Na ja, glaubte er zumindest.

Aber was scherte es ihn eigentlich? Er würde einfach nie wieder darüber nachdenken, und gut war. Aber ohne Sex konnte er dummerweise seinen Clan nicht wieder aufbauen...

„Herr Gott,“ murmelte er zu sich selbst und sah sein Ich im Spiegel beinahe angewidert an, „Jetzt stehe ich wie ein völliger Blödmann im Bad und zerbreche mir den Kopf über... über Sex!! Welcher Kerl auf der ganzen Welt würde so lange über sowas nachdenken?! Entweder man tut's, oder man lässt es...“
 

Ja, genau. Und genau das war das Problem...
 

––
 

--
 

Sasuke, du bist so pervers XDD Was diesen Film angeht, der ist fiktiv XD es gibt meines Wissens keinen solchen Film XDDD... okay^^ in diesem kapi ist wieder nicht so viel passiert XD aber sie kommen sich stückchenweise näher <3 juhu XDD

Sasukes Gefühle

Eine geruhsame Nacht nannte Sasuke das wirklich nicht.

Nachdem der komische Film zu Ende gewesen war, waren sie beide auch gleich ins Bett gegangen, dieses mal von Anfang an zusammen in Sasukes Bett. Und jetzt lagen sie da seit einer knappen Stunde, schwiegen eisern und kehrten sich die Rücken zu. Am Anfang war noch ein Gute Nacht gefallen, seitdem herrschte Grabesstille.
 

Sasuke hatte nichts gegen Stille, im Gegenteil, er hasste eher Lärm. Aber irgendwie war diese spezielle Stille geradezu erdrückend. Er konnte sich nicht erklären, warum... aber irgendwie hatte er das dringende Bedürfnis, irgendetwas zu sagen. Er wusste nur leider nicht, was er hätte sagen können. Wieso sollte er etwas sagen? Es gab nichts zu sagen. Außer der Tatsache, dass sie sich vermutlich wunderte, wieso er die zweite Hälfte ihres Lieblingsfilms im Bad verbracht hatte.

Sie hatte nicht gefragt und er hatte auch nichts gesagt. Beide hatten einfach stumm hingenommen, dass er sowohl ihr als auch dem Film offensichtlich aus dem Weg gegangen war. Und es ärgerte ihn selbst, dass er einfach gegangen war, wenn er ehrlich war... aber sich zu ärgern machte es auch nicht besser.
 

Aber es war ja nicht so, dass es ihm Spaß machte, ständig an Sakura zu denken – und an das, was er mit ihr tun könnte, wo sie doch so praktisch im selben Bett lagen...

Hey. Hör sofort auf, sowas zu denken. Ja, sie ist anhänglich. Und sie hängt selbst jetzt immer noch an mir, wieso auch immer. Aber das gibt mir nicht das recht, sie einfach... ...
 

Er brach empört seine Gedanken ab.

Aber wovor hatte er eigentlich solche Angst? Dass sie es nicht wollen könnte? Mann, na und? Er war doch Uchiha Sasuke, er würde das schon hinkriegen.

Aber verdammt, er hatte doch auch keine Ahnung...

Andererseits war Sakura keinesfalls ein wehrloses Mädchen – wenn sie es nicht wollte, würde sie es ihm schon zeigen, und das vermutlich ziemlich schmerzhaft. Also lieber nichts riskieren.

Aber wie hieß es noch gleich? No risk, no fun.
 

So ein dummer Spruch! Wie unpassend...
 

Die Stille drückte immer mehr auf sie herunter, und Sasuke wurde immer nervöser. Einfach nur deshalb, weil er gar nicht wusste, was er verdammt nochmal wollte und was nicht. Und natürlich auch deshalb, weil ein hübsches Mädchen hinter ihm im Bett lag.
 

Erstaunlicherweise war es Sakura, die die Stille dann endlich brach. Mit der Frage, die er gehofft hatte, nicht hören zu müssen, die er jetzt doch hörte:

„Wieso bist du vorhin so plötzlich ins Bad gelaufen und nicht wiedergekommen?“
 

Sasukes Antwort kam recht instinktiv.

„Ich bin doch wiedergekommen.“

„Ja, aber erst, als der Film vorbei war,“ machte sie erstaunt und drehte sich zu ihm um. Er kehrte ihr den Rücken zu. Sie seufzte leise. Das warme, verliebte Gefühl von vorhin war komplett verschwunden. Wie konnte sie nur davon träumen, einmal von ihm zärtlich umarmt oder sogar geküsst zu werden? Oder gar mehr? Er würde niemals weder das eine noch das andere tun. Na ja, wenn er seinen Clan aufbauen wollte, würde er sicherlich eines Tages mit einer Frau schlafen, wenn er es nicht sowieso längst mal getan hatte. Aber dann würde es so, wie sie ihn einschätzte, nicht aus Liebe sein, sondern nur für seinen dummen Clan.

Da konnte er auf ihre Hilfe jedenfalls getrost verzichten. Aber das tat er ja sowieso, was sollte es also...
 

Hey, sei nicht so pessimistisch... versuchte sie sich selbst aufzumuntern, Noch ist gar nichts verloren! Sasuke-kun ist zwar eine harte Nuss, aber du bist auch eine starke Frau, klar? Wenn du ihn nicht knackst, dann wird es keiner schaffen, cha!
 

Sakura schüttelte ihre innere Stimme genervt ab. Das hätte auch von Ino kommen können. Von wegen starke Frau. Ihre Kräfte, die sie mit Chakra freisetzte, halfen ihr da nicht weiter. Tsunade hatte ihr das immerhin nicht beigebracht, damit sie Sasuke verführen könnte.
 

Sie sprach weiter.

„Hast du irgendein Problem, Sasuke-kun...?“

Sasuke seufzte.

„Geht das schon wieder los? Nein, habe ich nicht. Ich hatte nur keinen Bock auf deinen schnulzigen Liebesfilm. Fertig.“ Hart, aber ehrlich.

Sakura störte es gar nicht, dass er ihren Film nicht mochte. War ihr klar gewesen... das war aber auch echt ein Frauenfilm.

„Und wieso hast du das nicht gleich gesagt?“

„Ich hab dir gesagt, dass ich keine Liebesfilme mag,“ antwortete er, „Und ich bin müde und hab keinen Bock, wegen so einem Unsinn zu streiten. Gute Nacht.“
 

Sie war nicht zufrieden mit der Situation. Ganz und gar nicht. Sie fasste einen tapferen Entschluss – auch, wenn es Sasuke vermutlich nicht gefallen würde, sie wollte das einfach einmal wissen.

„Sag mal... warst du eigentlich jemals in deinem Leben in irgendwen verliebt, Sasuke-kun?“
 

Sasuke drehte sich zu ihr um und sah sie an. Er musste sich einfach umdrehen, so verblüfft, entsetzt und verwirrt zugleich war er über diese Frage. Wie kam sie jetzt auf sowas? Eben war es noch um den dummen Film gegangen...

Er sah sie also an und sah in ihr hübsches Gesicht, das nur durch einen schmalen Lichtspalt von draußen erhellt wurde. Wirklich Licht war es nicht mal. Draußen tobte noch immer der Sturm und heulte um das Haus.

Er dachte eine Ewigkeit, wie es ihm vorkam, über ihre Frage nach. Was wollte sie denn von ihm? Was sollte die Frage? Er war so verwundert über die Tatsache, dass sie ihn sowas ernsthaft fragte, dass er nicht mal auf die Idee kam, ihr eine patzige Antwort zu geben.
 

„Nicht, dass ich wüsste, nein. Was soll die Frage?“
 

Sie wiederum war verwirrt über seine Antwort. Sie hatte ein Hn erwartet, allerhöchstens ein Was geht dich das an? . Damit hatte sie nicht gerechnet. Das war eine ehrliche Antwort! Oh Gott!

Sie versuchte es weiter.
 

„Was meinst du mit nicht dass ich wüsste? Warst du es nun oder nicht?“

„Habe ich doch gerade gesagt, oder?“ fragte er sie immer entsetzter, als hätte sie ihn gerade gezwungen, ihr zu erzählen, was er für Unterwäsche trug.

„Es gab nie ein Mädchen, das dir auch nur ein bisschen gefallen hat?“ fragte sie und freute sich erstmal getrost darüber, dass er mit ihr sprach. „Ich meine, gab es in Oto keine hübschen Frauen?“

Sasuke runzelte die Stirn.

„Wieso willst du den ganzen Müll wissen?!“ fragte er sie skeptisch, „Was... was schert dich das? Weißt du, ich habe mich nicht so viel damit auseinandergesetzt, okay? Ich habe keine Zeit für Mädchen!“

„Jetzt, wo Itachi tot ist, auch nicht?“ fragte sie verwundert. Er schnappte nach Luft und suchte nach einer Antwort. Er fand eine... aber die würde er ihr sicher nicht sagen. Natürlich hätte er jetzt Zeit...

Er drehte sich wieder von ihr weg, um sie nicht länger ansehen zu müssen. Ihr Anblick machte ihn schon wieder so nervös... und weil sie gerade so passend über das Thema sprachen, war es nur noch schlimmer.
 

Er fragte sich kurz, ob er ihre Frage tatsächlich richtig beantwortet hatte. Nicht, dass er wüsste war eine gute Antwort gewesen, und er fand sie recht zutreffend. Wenn er jemals so ein Gefühl gehabt hätte, hätte er es nicht bemerkt. Wie sollte sich das anfühlen, verliebt sein? Alle redeten von Schmetterlingen im Bauch – aber hey, er hatte noch nie einen lebenden Schmetterling verschluckt, wie sollte er wissen, wie sich ein Schmetterling im Bauch anfühlte? Oder mehrere? Hatte er überhaupt jemals irgendwas gefühlt im Zusammenhang mit einer Frau?

Ja, und das zum ersten Mal im Zusammenhang mit Sakura, die neben ihm lag. Aber das war nur Nervosität gewesen. Na ja, und einmal was anderes, als er sie fast nackt gesehen hatte...
 

Und jetzt?

Er versuchte, in sich hineinzuhorchen. Was fühlte er denn jetzt, wenn er neben ihr lag und mit ihr redete? Was anderes als normalerweise?

Er war nervös. Fertig.

Wirklich nichts anderes außer dem einen?...

...

Nein. Er war nur nervös. Und vor lauter Nervosität fing das unangenehme Kribbeln wieder an, das er inzwischen schon kannte. Unangenehm und angenehm gleichzeitig...

Und da waren wieder diese komischen Gedanken.

Er hatte einfach plötzlich Lust, sich umzudrehen und sie zu küssen. Das hatte er doch schonmal gehabt... er schüttelte verärgert den Kopf.

Was dachte er da dauernd? Nachher würde sie sich was darauf einbilden, dass er sie küsste!

Aber das Verlangen, es doch zu tun, wurde immer stärker und drängender, es war ihm fast, als müsse er sich zwingen, sich nicht zu ihr hinzudrehen und sie zu küssen. Er musste hier weg... verdammt... wieso war es jetzt wieder so warm hier drinnen...?

Denk jaaa nicht an sowas, Sasuke...!!
 

Er räusperte sich sichtlich verlegen und verzog sich ganz unter seiner Decke.

„Nacht.“

Sie sah etwas enttäuscht auf den Haufen Decke vor sich, unter dem Sasuke war. Na ja... was hatte sie erwartet? Aber sie hatte zumindest erfahren, dass er offenbar noch nie in jemanden verliebt gewesen war.

Und jetzt?

Keine Ahnung. Erstmal schlafen.
 

––
 

Für das Voranschreiten des Geschehens hatte ausgerechnet Ino die zündende Idee, das allerdings erst knapp einen Monat später, am Ende des Novembers, als das Wetter noch viel furchtbarer war als es das im Oktober gewesen war.
 

Eines Tages nutzte Sakura ihren Sasukefreien Nachmittag um ihre beste Freundin zu besuchen. Ab und zu musste sie schließlich auch mal Frauengespräche führen – Ino war zwar ständig bei Sasuke, aber in seiner Anwesenheit konnten man eben über manche Dinge nicht sprechen. Deswegen war die Rosahaarige sehr froh über den Nachmittag, den sie Sasuke getrost mit Naruto alleine ließ. Sie vertraute den beiden einfach und hoffte, nicht am Abend eine zertrümmerte Wohnung und zwei zerfetzte Leichen vorfinden zu müssen.

Manchmal waren Männer wie kleine Kinder. Echt jetzt!
 

––
 

Draußen regnete es schon wieder. Ino brachte ein Tablett mit zwei Teetassen ins Zimmer, während Sakura auf dem Bett ihrer Freundin saß.

„Okay,“ sagte die Blonde und klang, als wolle sie einen Schlachtplan besprechen – aber im Prinzip war es auch sowas in der Art. „Du musst herausfinden, was Sasuke-kun für dich empfindet, Süße! Und ich habe auch schon den perfekten Plan dafür im Kopf, pass mal auf!“ Sie tippte sich grinsend an den eigenen Kopf, und Sakura sah sie skeptisch an.

„Na, ich weiß ja nicht,“ machte sie und nahm eine Teetasse, während Ino die Zimmertür schloss und sich zu ihrer Freundin auf das Bett setzte.

„Willst du jetzt mit ihm zusammenkommen oder nicht?!“ empörte sie sich auch schon, „Sei etwas selbstbewusster, normalerweise fehlt es dir daran doch auch nicht, warum also machst du bei Sasuke-kun so ein Theater?“

Sakura wurde rot und schnaubte.

„Weil es nicht um irgendeinen Typen geht, sondern um Sasuke-kun!“ erklärte sie, „Ich...“ Sie brach ab und kratzte sich am Kopf. Ino beruhigte sich wieder und grinste erneut fröhlich vor sich hin.

„Du liebst ihn, stimmt's? Ich meine, du liebst ihn richtig, du findest ihn nicht nur süß oder so, nicht?“

Die Rosahaarige seufzte.

„Scheint so, als könnte ich es aufgeben, es mir auszureden...“ gab sie zu, und Ino sah das als Ja an. „Und was ist jetzt mit deinem genialen Plan?“

„Warte, warte, warte!“ machte die Blonde glucksend, „Du hast gesagt, er wäre noch nie in jemanden verliebt gewesen?“

„Na ja, zumindest hat er das gesagt!“ machte Sakura, „Und es... hat sich in dem Moment nicht wie eine Lüge angehört... außerdem, wieso sollte er bei sowas lügen? Da würde er ja wohl eher das Gegenteil lügen...“

„Jaja, die Dreierregel,“ sagte Ino nickend, und Sakura sah sie an.

„Die... die was?!“

„Die Dreierregel! Wenn ein Junge dir sagt, mit wie vielen Frauen er zusammen war, teile diese Zahl immer durch drei, dann hast du das wahre Ergebnis! – Jungs prahlen meistens damit rum, wie viele Mädels sie vernascht haben, und erzählen dann von mehr Mädchen, als da wirklich waren! Glaub mir, das stimmt immer.“
 

Sakura war nicht überzeugt.

„Okay... wenn du meinst...“

„Das heißt in deinem Fall, wenn Sasuke sagt, er hatte noch nie eine Freundin, dann wird das auch stimmen,“ sagte Ino zuversichtlich. „Okay, okay, der Plan! Pass auf. Selbst, wenn er noch nie verliebt war und vielleicht keine Ahnung hat, wie sich das anfühlt... das Gefühl der Eifersucht kennt er ganz bestimmt! Was wirst du also tun? Ihn eifersüchtig machen, oder es zumindest probieren! Wenn du dann siehst, dass er eifersüchtig ist, weißt du, dass er etwas für dich empfindet, vielleicht hat er selber noch gar nicht geschnallt, dass er in dich verliebt ist!“

„Sasuke-kun ist nicht in mich verliebt...“ murmelte Sakura, und Ino stöhnte.

„Maaann!! Jetzt sei doch nicht so pessimistisch!! Du bist ja fast wie Hinata!! – Also, was sagst du? Machst du bei dem Plan mit?“

Das Mädchen blinzelte.

„Und wie stellst du dir vor, dass ich ihn eifersüchtig machen soll? Soll ich mit einem anderen Typen zusammen gehen, oder was?!“

„Natürlich,“ grinste Ino, und Sakura starrte sie an, „Na ja, sagen wir, du tust so, als würdest du mit einem anderen gehen! Sasuke darf natürlich nicht wissen, dass es nur gespielt ist! Du wirst sehen, wenn er auch nur das kleinste bisschen für dich übrig hat, wird er vor Eifersucht durchdrehen! – Na ja, du musst natürlich auch bedenken, dass es Sasuke-kun ist. Er wird sicher versuchen, es zu überspielen, weil er ja nicht uncool sein will, wie ich ihn kenne... also musst du ihn dir ganz genau ansehen, okay?“

Sakura überlegte eine Weile. War es nicht etwas... fies, ihn so an der Nase herumzuführen? Andererseits wollte sie natürlich schon wissen, ob er eifersüchtig würde, wenn sie sich einem anderen Jungen annäherte...

Sie nickte.

„Okay, ich mach mit! – Äh, und an welchen Typen hast du dabei gedacht?!...“
 

––
 

„Sakura-saaan! Dich hab ich aber lange nicht gesehen, wie geht es dir?!“ strahlte Rock Lee und unterbrach sogar seine Kniebeugen, um sich zu Sakura zu stellen, die ihn gerade besuchen gekommen war. Sakura strahlte.

„Hey, Lee!“ grüßte sie fröhlich, „Ja, genau dasselbe hab ich auch gedacht! Ich war in letzter zeit so viel bei Sasuke-kun, um auf ihn aufzupassen und so... wie ist es, da wir uns so lange nicht gesehen haben, wollen wir nicht mal zusammen essen gehen?“
 

Lee war natürlich sofort Feuer und Flamme.

„Sakura-san! Du willst mit mir essen gehen?! Wirklich? Im Ernst?!“

„Klar, wieso denn nicht?“ freute sie sich, „Wir sind doch Freunde!“

Ja, das waren sie wirklich! Sakura hatte nicht vor, etwas anderes daraus werden zu lassen – und Lee hatte sie, soweit sie wusste, sowieso in der Hinsicht aufgegeben, in sofern hatte sie überhaupt kein Problem damit, mit ihm essen zu gehen... Sasuke wusste ja nicht, dass sie nur Freunde waren... und laut Ino würde es schon reichen, wenn er sie mit Lee zusammen dicht nebeneinander essen sah. Sakura war inzwischen richtig gespannt, wie der Plan ausgehen würde. Sie musste nur noch einige andere Leute einweihen...

„Ja, wie... wäre es mit morgen um sechs bei Ichiraku?“ schlug sie Lee vor, „Ich kann Naruto sagen, dass er solange bei Sasuke bleibt! Er kann nicht alleine bleiben, immerhin ist er Nuke-Nin...“

„Klaro,“ Lee hielt ihr seinen Daumen vor die Nase und grinste sein breitestes Grinsen. „Ich freue mich richtig, das wird lustig!“

„Ich denke auch!“ Sie winkte und schickte sich zum Gehen. „Ich muss dann wieder... wir sehen uns dann morgen abend! Bis dann!“ Weg war sie, und Lee starrte ihr erst nach – dann begann er wie verrückt auf und ab zu hüpfen.

„Ich gehe mit Sakura-san essen! Hurra!“
 

––
 

Naruto verstand Sakuras Vorhaben gar nicht, als sie versuchte, es ihm zu erklären, ganz leise in der Küche, als Sasuke gerade im Badezimmer war.

„Wieso willst du morgen abend wieder weg?“ fragte er sie verwirrt und grübelte, aber ihm kam keine Erleuchtung. „Ich dachte, ich soll nicht so viel mit Sasuke alleine sein, weil wir uns sonst die Köpfe einschlagen? Hat Tsunade no baa-chan–...“ Sakura unterbrach ihn energisch.

„Ist doch völlig egal! Es ist ja nur die eine Nacht morgen! Tsunade-sama weiß Bescheid. Ach ja, übrigens will sie, dass du gleich morgen abend mit Sasuke-kun bei ihr vorbeikommst, sie wollte irgendwas mit Sasuke-kun besprechen... um viertel nach sechs im Büro, und seid ja pünktlich! Ich habe morgen abend keine Zeit, hier herumzusitzen, ich habe besseres vor, weißt du? Und als Belohnung für meine Mühe in den letzten Monaten hat Tsunade-sama mir diesen einen Abend morgen frei gegeben.“

Naruto sah sie eine Weile nachdenklich an. Er verstand immer noch nur Bahnhof. War sie nicht sonst so darum bemüht gewesen, bei Sasuke zu sein, wann immer es ging? Und jetzt, wo es ihm egal war, ob sie bei Sasuke war oder nicht, weil er in ihr seine beste Freundin sah und keine Geliebte, löste sie sich plötzlich von Sasuke! Gemeinheit. Irgendwie schweiften seine Gedanken von dem Thema wie automatisch zu Hinata, und er musste plötzlich an sie denken – wieso dachte er jetzt an Hinata?

„Okay,“ machte er, immer noch verwirrt, sowohl über sich selbst als auch über Sakuras Verhalten, „Dann übernehme ich morgen für dich diese, äh... Nachtwache! Aber was, wenn Sasuke mit erschlagen will?!“

„Warum sollte er das tun?!“ fragte Sakura, und Sasuke, der plötzlich in der Küchentür aufgetaucht war, räusperte sich laut.

„habt ihr Turteltäubchen irgendwas zu besprechen?!“ schnaubte er, „Wenn ihr schon unbedingt über mich reden müsst, tut es in meiner Anwesenheit, verdammt.“ Er konnte es einfach nicht haben, zu wissen, dass andere hinter seinem Rücken über ihn redeten.

„Sakura-chan hat morgen frei, darum bleibe ich morgen nacht hier!“ grinste Naruto da auch schon, „Und Tsunade no baa-chan will dich auch sprechen! Das war alles!“
 

Sasuke blinzelte verwundert.

Wie, Sakura ging weg? Wieso, hatte er was falsch gemacht? Hey, wieso scherte es ihn, ob sie blieb oder wegging... konnte ihm doch egal sein...

Er linste Sakura skeptisch an und sah dann wieder zu Naruto. Er wusste nicht, was es war, aber irgendwie ärgerte ihn der Gedanke, dass Sakura am nächsten Abend nicht hier sein würde...

Aber ihm würde sicher nicht im Traum einfallen, ihr das zu sagen!

„Hn,“ machte er deswegen nur mürrisch und kehrte zurück in die Stube, die zwei anderen allein lassend.
 

––
 

Am fatalen nächsten Abend regnete es ausnahmsweise einmal nicht, der Himmel war schon dunkel, aber sternklar.

Sasuke stellte fest, dass Naruto auf die Dauer noch viel nerviger war als Sakura. Nur in einem anderen Aspekt.

„Saaasukeeee!“ brüllte der Blonde gerade quer durch die Wohnung, „Komm, los, es ist gleich sechs, wir müssen noch zu Tsunade no baa-chan!! Wir können auch zu Ichiraku gehen, da kommen wir eh‘ dran vorbei, was meinst du?! Ich hab lange kein Ramen mehr gegessen!!“

„Heißt bei dir lange seit vier Stunden nicht mehr?!“ stöhnte Sasuke, „Ich dachte, du warst heute mittag da?!“

„Na uuuund?!“ grölte Naruto völlig hyperaktiv, „Jetzt komm schon, Teme!! Du wirst langsam so faul wie Shikamaru, mann!“

„Und du kreischst langsam so wie Ino,“ konterte Sasuke gelassen, ging an einem ihn jetzt entsetzt anstarrenden Naruto vorbei in den Flur und zog seine Schuhe und seine Jacke an. Als er gerade fertig war und nach Naruto sehen wollte, fuhr dieser herum:

„DU NENNST MICH INO??! Aaahh!! Na warte!!“

„Hey, pass doch auf-...!“ Sasuke wich dem heranstürzenden Jungen aus, und Naruto rannte volle Kanne gegen die Wohnungstür und knallte mit einem lauten Rumms zu Boden. Der Uchiha zog die Augenbrauen hoch, reichlich desinteressiert. „Selbst Schuld! Jetzt beweg deinen Arsch, du Saftsack, wolltest du nicht zu Tsunade...?!“
 

––
 

Sasuke gefiel Sakuras Abwesenheit nicht. Er konnte sich noch immer nicht erklären, warum... aber es nervte ihn, dass sie nicht da war. Er hatte sich offenbar einfach so an sie gewöhnt...

Mann, aber deswegen muss ich doch nicht so genervt sein... reg dich einfach ab... versuchte er sich selbst blöd einzureden, Ich habe mir auch nicht gerade Mühe gegeben, nett zu sein, kein Wunder, dass sie mal weg will...

Der Gedanke war aber irgendwie niederschmetternd. War er echt so schlimm zu ihr gewesen?! Na ja, er hatte sie beschimpft, sie gegen die Wand geschmissen, ihre Luftmatratze zerschnitten (wovon sie zu seinem Glück nichts wusste)...

Er hätte in dem Moment gerne gewusst, was sie gerade machte. Vielleicht war sie bei ihrer ätzenden Freundin Ino... oder einfach zu Hause bei ihren Eltern. Oder unter der Dusche, hm... ...

„Scheisse...“ stöhnte er und schüttelte den Kopf – ging das schon wieder los... Naruto sah ihn blöd an, während sie auf dem Weg zu Tsunade waren.

„Was ist los??“ wunderte er sich, und Sasuke murrte bloß etwas Unverständliches vor sich hin. Verdammt, wieso regte ihn der Gedanke so auf, nicht zu wissen, was sie machte...?
 

Dann kamen sie an Ichiraku vorbei. Und dann sah Sasuke Sakura. Die da bei Ichiraku saß und Ramen aß... zusammen mit Rock Lee.
 

„Nanu?!“ machte Naruto auch, „Hey! Sakura-chan, Mister Augenbraue!! Ihr hier? Wie cool!“

Sakura drehte sich halb um.

„Oh, ihr seid wohl auf dem weg zu Tsunade-sama?“ grinste sie, „Ja, ich verbringe meinen Tag mit Lee-kun!“

Sasuke starrte sie an.

Lee-kun.

Lee-kun! KUN! Oh Gott, sie nannte ihn kun! Naruto fiel das offenbar gar nicht auf, Lee auch nicht... und ihm, Sasuke, fiel es auf.
 

Jetzt wusste er zumindest, was sie tat – und jetzt wäre es ihm lieber gewesen, es doch nicht erfahren zu haben. Nicht nur, dass er Sakura offenbar auf die Nerven ging, nein, jetzt traf sie sich mit Jungs! Nein, nicht mit Jungs, sondern mit Lee, der in Sasukes Augen irgendwie weder Junge noch Mädchen war... wer solche engen Anzüge trug, konnte doch nichts zwischen den Beinen haben, das drückte doch auf die Dauer...?! Lee war trotzdem ein guter Ninja, addierte er in Gedanken.

Und Sakura ging mit ihm essen.
 

Sasuke ballte verärgert die Fäuste und fragte sich einen Moment lang, ob er auf Sakura, Lee oder sich selbst wütend sein sollte. Oder auf alle zusammen? Wieso war er so wütend, wenn er das sah...? Sie aßen nur Ramen... es war ja nicht so, dass sie nackt aufeinander lagen –
 

Aah! Was denke ich?! Das... das ist widerlich!!

Er sah beleidigt zur Seite und wagte nicht mehr, dieses abscheuliche Bild der beiden einträchtig nebeneinander sitzenden Leute vor seine Augen zu lassen. Lee! Ausgerechnet Lee!

Was hat der Kerl, was ich nicht habe?! Hallo?!...
 

Er stutzte und blinzelte einen Moment, während er die dunkle Straße hinunter sah.

Warum machte er so einen Aufstand? Erwartete er etwa, dass Sakura mit ihm essen ging? Wie sollte sie das tun, er lud sie ja nicht ein... wenn Lee das nunmal getan hatte, hatte er eben Glück gehabt... dass es Sakura gewesen war, die Lee eingeladen hatte, wusste der arme Sasuke ja nicht, noch ahnte er Inos heimtückischen Plan und dass das alles nur da war, um ihn zu provozieren.

Aber es ärgerte ihn. Aus irgendeinem Grund ärgerte es ihn einfach. Er wollte nicht, dass Sakura mit anderen essen ging! Verdammt! Er wollte sie doch für sich alleine... sie war hübsch, klug, offenbar sehr beliebt, eine sehr talentierte Kunoichi – hallo, was stand er hier herum...?
 

Einen Moment lang fiel ihm alles mögliche ein, was er tun könnte, um Sakura von Lee wegzureißen. Er könnte sich auf sie stürzen und sie entführen! Haha! Er könnte Lee einfach k.o. schlagen! Hahaha! Er könnte hier und jetzt durch die Straße brüllen, dass er sie liebte, mit ihr Sex wollte und sie heiraten wollte! Hahahaha! – He, er hatte nie gesagt, dass er sie heiraten wollte...

Und hey, er hatte auch nie gesagt, dass er sie liebte!
 

Narutos Stimme riss ihn zurück ins Geschehen.

„Das ist ja voll cool, dass ih hier seid! Wir gehen zu Tsunade no baa-chan und kommen dann zu euch, was meinst du, Teme?! – Teme?“

Teme schnaubte missgelaunt.

„Ich gehe ganz bestimmt nicht mit euch Ramen essen!“ zischte er und stampfte davon, „Ich hasse Ramen! Ich werde einfach nach Hause gehen und mich ins Bett packen! Fertig!“ Weg war er, und die drei starrten ihm nach. Sakura war entsetzt. So offensichtlich hatte sie seine Eifersucht jetzt nicht erwartet... wo war denn der coole Sasuke geblieben? War es wirklich so schlimm? Wenn das stimmte... hätte Inos Plan noch viel besser funktioniert, als sie geglaubt hätte... und dann würde das bedeuten...
 

Dass er... also tatsächlich etwas... für mich empfindet...?!
 

Naruto verstand gar nichts mehr. Was zum Geier war in letzter zeit mit Sasuke los? Er war doch sonst nicht so komisch...

„Aber es gibt auch Ramen mit Tomaten!“ versuchte er es, ihm hinterher brüllend, aber Sasuke reagierte gar nicht mehr. „Komisch... na ja, ich... öh, gehe ihm mal nach... bis dann mal...“ Damit beeilte er sich, Sasuke zu folgen.
 

––
 

Tsunade hielt Sasuke wortlos den Erbschein entgegen, den sie ihm schonmal gezeigt hatte. Sasuke sagte nichts, also fing Tsunade an.

„Wir haben das schonmal durchgekaut,“ sagte sie, „Da dein Bruder tot ist, bist du jetzt der alleinige Erbe des Geldes deiner Familie. Da du Itachis Körper komplett vernichtet hast, kannst du uns nicht beweisen, dass er tot ist, deswegen ist alles, was ich tun kann, deinen Schilderungen glauben, die wir vor zwei Wochen schonmal durchgegangen sind. Shizune war in der Bank und hat mit denen alles Nötige geregelt. Alles, was du tun musst, um dein Geld zu bekommen, ist, hier zu unterschreiben, mit dem Zettel zur Bank laufen und dein Geld verlangen.“

Sasuke nahm den Zettel von ihr entgegen, beugte sich wortlos über ihren Tisch, schnappte einen Stift und unterschrieb das Blatt, bevor er sich wieder aufrichtete. Naruto sah ihm grübelnd dabei zu und verstand seine schlechte Laune noch immer nicht.

„Wieviel Geld hat er denn?“ fragte er dann neugierig, und Tsunade schnaubte.

„Das geht dich doch gar nichts an! Frag ihn selbst, wenn er es hat!“ Naruto schmollte.

„Mann, Tsunade no baa-chan...“

„Noch einmal baa-chan und ich degradiere dich!!“

„WAS?!“ schrie Naruto, „Neeeiiiin! Das kannst du doch nicht ma-... Sasuke?!“ Er sah verwundert zur Tür, weil Sasuke einfach grußlos gegangen war und er mit Tsunade alleine war. Der Blonde blinzelte. „Ähm...“

Tsunade feixte.

„Dann sieh mal zu, dass du ihm nachgehst!“ befahl sie dann polternd, „Er ist Nuke-Nin! Hopp, hopp, raus mit dir!!“

„I-ist ja schon gut!“ stammelte Naruto immer verwirrter und verließ schleunigst das Büro. Mann, war heute Freitag der Dreizehnte?!
 

––
 

In den nächsten Tagen versuchte Sakura möglichst unauffällig, Sasukes Verhalten ihr gegenüber zu beobachten, was gar nicht so einfach war. Er versuchte zwar, so zu tun, als wäre gar nichts, aber seinen Emotionsausbruch vor Ichiraku hatte Sakura nicht vergessen, dazu war er zu beeindruckend gewesen. Und Sasuke wusste, dass sie es nicht vergessen würde, und es ärgerte ihn tierisch. Er wünschte, er könnte diese Erinnerung in ihr auslöschen. Aber das ging nicht...

Und er konnte sie auch nicht mehr ansehen, dazu war sein Auftreten einfach zu peinlich gewesen. Was hatte er sich dabei gedacht?! Wie hatte er so unbedacht einfach... überkochen können? Das war ihm noch nie passiert... noch nie hatte er dermaßen die Kontrolle über seine eigenen Gefühle verloren. Das war beängstigend und es gefiel ihm nicht. Noch ein Grund, Sakura aus dem Weg zu gehen. Leider war das schwer, wenn sie sich bemühte, rund um die Uhr bei ihm zu sein. Und irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie sich seit neulich noch mehr damit Mühe gab, wieso auch immer.
 

„Sasuke-kun...“

„Hn...“

Sakura blinzelte und sah ihm dabei zu, wie er seine Schuhe im Flur anzog.

„Wo willst du denn hin?“ fragte sie und sah aus dem Küchenfenster, „Schon wieder trainieren?“

„Hn,“ war die einzige Antwort. „Nein, ich muss zur Bank,“ kam dann mürrisch hinterher, und Sakura lehnte sich an den Türrahmen zur Küche.

„Kommst du danach gleich wieder?“ fragte sie weiter, und er murrte missgelaunt, zog seinen Mantel über und ging aus der Wohnungstür.

„Nein, dann gehe ich trainieren.“ Er wollte schon gehen, als Sakura schnippisch hinterherwarf:

„Wofür trainierst du eigentlich?! Du bist ein Verräter, du kannst hier eh‘ keine Missionen mehr erfüllen!“
 

Sie sah Sasuke für einen Moment innehalten. Es tat ihr schon wieder leid, sowas gesagt zu haben... es war hart, aber es war doch einfach wahr...

Sasuke suchte nicht lange nach einer passenden Antwort.

„Ja, aber das ist besser als hier drinnen zu versauern.“ Damit ging er die Treppen hinunter, und Sakura folgte ihm aus der Wohnungstür heraus, blieb aber am oberen Treppenende stehen.

„Du gehst mir aus dem Weg,“ sagte sie deutlich durch das Treppenhaus. Sie glaubte, seine Schritte für einen Augenblick langsamer werden zu hören, dann nahm er aber sein normales Tempo wieder auf und verließ wortlos das Haus.
 

Sakura seufzte, bevor sie zurück in die Wohnung kehrte und die Tür schloss. Und wie er ihr aus dem Weg ging, und langsam nervte es sie. Wieso konnte er nicht einfach sagen, was Sache war? Sie würde das noch aus ihm herauskriegen, das war sicher.

Ob er echt so sauer ist wegen dem mit Lee neulich?! wunderte sie sich, Das kann doch nicht sein, hallo, wir waren nur essen... und Sasuke ist schließlich nicht mein Freund, ich bin ihm gegenüber zu nichts verpflichtet!

Sie seufzte erneut.

Sie wusste immer noch nicht, was sie von seinem Verhalten halten sollte... erst dieser offensichtliche Eifersuchtsausbruch vor Ichiraku und jetzt diese ewige Distanzierung... ob er tatsächlich so viel für sie übrig hatte, dass ihn dieses eine Essen mit Lee so wütend machte...? Aber wieso ging er ihr dann jetzt so aus dem Weg?

Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie es seitdem tatsächlich in Erwägung gezogen hatte, dass er sie... mögen könnte. Bei den Gedanken daran wurde ihr irgendwie warm und sie konnte nicht anders als beseelt zu lächeln. Was, wenn sie recht hatte? Was, wenn Sasuke tatsächlich Gefühle für sie hatte? Oh Gott, das würde eine Menge bedeuten...

Aber es konnte ja auch sein, dass sein Zorn neulich gar keine Eifersucht gewesen war.. vielleicht war er auf etwas anderes wütend und deswegen zu gereizt gewesen – niemand hatte je gesagt, dass er wirklich wegen ihr und Lee sauer gewesen war! Vielleicht steigerte sie sich einfach in Dinge hinein, die gar nicht stimmten...
 

Es gibt nur eine Lösung, endgültig herauszufinden, was er für mich empfindet... murmelte sie innerlich, setzte sich auf sein Bett und zog unsicher die Beine an. Wenn er tatsächlich etwas für mich übrig hat, könnte es so leicht sein! Aber... er wird sicher nicht den ersten Schritt machen. Also... muss ich das tun. Ich muss ihm sagen... was ich fühle. Und dann wird er mir sagen, ob er dasselbe fühlt... oder nicht.

Der Plan war mutig, aber es war die einzig funktionierende Lösung. Aber sie wusste nicht, ob sie es wirklich schaffen würde, es ihm zu sagen...

Sie erinnerte sich daran, dass sie es ihm schon einmal gesagt hatte. Damals, als er gegangen war. Damals hatte er ihr nur gesagt, dass sie nervte. Dieser Moment hatte sie sehr geprägt... seitdem hatte sie niemals wieder darüber nachgedacht, jemandem ihre Gefühle zu gestehen. Und nicht nur, weil sie ohnehin an Sasuke hing und keinen anderen gewollt hatte. Selbst, wenn sie während Sasukes Abwesenheit einem perfekten, netten Jungen begegnet wäre, hätte sie es nicht über sich gebracht, ihm ihre Liebe zu gestehen... sie hatte zu viel Angst davor, wieder so eine Abfuhr zu bekommen. Wieder so ein kaltes, gefühlloses...
 

„Du nervst mich.“
 

Sie legte den Kopf auf die angezogenen Knie und atmete langsam ein und aus. Ja, das war alles gewesen. Du nervst mich.

Aber davonlaufen wird mir nichts nützen, dachte sie weiter und sah dann zum Fenster. Draußen wehte ein kalter Wind. Der Winter würde bald kommen. Vielleicht würde es schneien...

Ich kann nicht ewig davonlaufen. Ich werde es noch ein einziges mal... zu ihm sagen. Es noch einmal probieren. Und wenn ich ihn dann genauso nerve wie damals... dann werde ich es nie wieder zu irgendeinem Kerl sagen. Schluss, aus, Ende.

Damit war es beschlossene Sache und das Abendprogramm für heute stand somit fest.
 

––
 

Es war schon dunkel, als Sasuke zurückkehrte, aber das war kein Wunder. Um diese Jahreszeit wurde es früh dunkel. Nachdem er dann geduscht und sie beide etwas gegessen hatten (sie in der Küche und er in der Stube, um ihr aus dem Weg zu gehen), saßen sie dann wie so oft schon einmal wieder in der Stube – na ja, Sasuke saß auf der Fensterbank und Sakura stand in der Tür.

Und ds Mädchen nahm sich zusammen und begann die Konversation.
 

„Du gehst mir aus dem Weg,“ sagte sie erneut, wie schon am Nachmittag.

Sasuke Hnte, und Sakura bemühte sich, sich nicht darüber aufzuregen, obwohl sein ewigen Hn sie wirklich nervte. Verdammt, konnte er nicht wenigstens Ja oder Nein sagen, und nicht bloß Hn?!

Dann sagte er doch was:

„Das hast du schonmal gesagt.“

Sie sah ihn an, während er sie keines Blickes würdigte, sondern aus dem Fenster starrte.

„Vorhin hast du nicht geantwortet,“ erklärte sie die Wiederholung des Satzes knapp. „Ich will wissen, wieso du dich von mir distanzierst. Habe ich dir etwas getan?“

„Nein.“

„Bist du wegen irgendetwas wütend auf mich?“ fragte sie weiter.

„Nein,“ machte er knapp. Sie seufzte, um sich selbst nur nicht aufzuregen über seine unverfrorene Kälte. Sie hätte genauso gut mit einer Wand sprechen können!

„Warum, im Namen vom allem, das heilig ist, gehst du mir dann aus dem Weg?!“ fragte sie doch etwas gereizter als geplant. Sasuke bemerkte ihren Zorn natürlich und hielt es für besser, irgendetwas zu sagen, bevor sie an die Decke ging und irgendetwas zerstörte.

„Weil du mich nervst.“
 

Sakura sagte nichts, sie sah ihn nur an.

Toll. Das war genau die Antwort, die sie am wenigstens hören wollte.

„Also bist du doch wütend auf mich!“ sagte sie fest, und Sasuke seufzte tief.

„Nein, ich bin nur genervt.“ Sie ging einen Schritt weiter.

„Wieso warst du neulich so schlecht drauf, als du und Naruto zu Tsunade-sama gegangen seid? Als ich mit Lee essen war, meine ich!“

Es war gewagt, ihn das so direkt zu fragen, das wusste sie... aber auf seine Antwort war sie gespannt.

Aber seine Schale schien heute noch härter zu sein als sonst.
 

„Keine Ahnung, was du meinst. Wenn ich schlecht drauf war, dann vermutlich, weil Naruto mich so zugetextet hat. Was für ´ne Antwort hast du denn erwartet?“

Sie sagte nichts und kam sich blöd vor. Sie hatte das Gefühl, dass er genau wusste, woran sie gedacht hatte – dass er vielleicht ihretwegen sauer gewesen war. Irgendwie gefiel ihr der Gedanke nicht, dass er wusste, was sie dachte. Sie fühlte sich ausgeliefert...

„Okay,“ konterte sie dann aber, um sich nicht von ihm in die Ecke drängen zu lassen, „Und wieso gehst du mir seit dem Tag so aus dem Weg, und nicht schon vorher?“

Sasuke drehte sich abrupt zu ihr um – ihre Fragerei ging ihm in dem Moment plötzlich dermaßen auf die Nerven, dass er sie wütend anblubberte:

„Es geht nicht immer nur um dich, verdammt!! Immer redest du von dir, immer geht es um dich, Sakura! Verdammt, ich habe dieses Löchern satt, es geht dich einen Scheissdreck an, wieso ich schlechte Laune habe, und ich kann dir aus dem Weg gehen soviel und warum ich will!! Herr Gott!!“

Sie starrte ihn erst an, dann schlug sie zurück. Das lief nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte, und an ein Geständnis ihrer Gefühle war jetzt gerade nicht mehr zu denken. Sie würde sich nicht alles von ihm gefallen lassen, verdammt!

„Es geht immer um mich?!“ rief sie, „Du findest mich egozentrisch?! Das aus deinem Mund, Uchiha Sasuke?! Wer sagt denn hier immer, er wäre so toll, Uchiha hier, Uchiha da?! Bei wem geht es nur um ihn selbst, huh?!“

Er stand auf und sah sie abwertend an.

„Aber ich beziehe nicht alles, was andere tun, auf mich!“ zischte er und blitzte sie aus seinen schwarzen Augen finster an, „Merkst du das gar nicht?! Egal, was ich tue, du bist immer der Meinung, alles, was ich tue, richtet sich gegen dich, und wenn ich wütend bin, dann sicher nur deinetwegen, wenn irgendwas mit mir ist, dann fragst du dauernd wieso, wieso gehst du mir aus dem Weg, wieso machst du dies, wieso machst du jenes, und glaub ja nicht, ich würde das in Gedanken angehängte Ist es wegen mir? nicht hören! Nicht alles, was ich tue, dreht sich um dich, meine Gedanken schon gar nicht! – Okay, hast du das jetzt begriffen?!“
 

Sie starrte ihn an und war für einen Moment unfähig, etwas zu sagen. Sowas hatte ihr noch niemand gesagt – und das Schlimmste war, jetzt wo er es sagte, fiel ihr auf, dass er recht hatte... immer, wenn sie ihn fragte, wieso er etwas tat oder nicht tat, wieso er wütend war, fragte sie sich doch immer in Gedanken, ob er auf sie wütend war.

Dass er sie anblubberte und damit auch noch recht hatte, war ernüchternd. Sie trat einen Schritt zurück und senkte den Kopf.

„Tut mir leid... wenn ich dich wirklich so sehr nerve,“ machte sie entschuldigend, und Sasuke sah sie an und beruhigte sich auch wieder, bevor er quer durch das Zimmer zum anderen Fenster ging und jetzt dort hinausstarrte. Eigentlich gab es nichts zu sehen...

aber Sakura zu lange anzusehen wäre in diesem Moment ein Fehler und auch nicht sehr angebracht.
 

Verdammt... so sehr nervte sie ihn dann ja auch wieder nicht. Abe das zuzugeben wäre ja ein Eingeständnis von Schwäche, das ging nicht. Er würde garantiert nicht vor ihr klein beigeben, soviel war sicher.

Er sah auf die Fensterscheibe, in der sich jetzt, wo es draußen dunkel war, das Zimmer spiegelte, und er blickte so auf Sakura, die jetzt in einiger Entfernung hinter ihm stand. Mehr unwillkürlich musste er lächeln, je länger er sie ansah, desto mehr. Sie war hübsch... ja, er mochte sie, aber sie sollte sich bloß nicht einbilden, ihn um den Finger wickeln zu können. Wenn jemals irgendetwas zwischen ihnen passieren sollte, dann würde das von ihm ausgehen, fertig. Etwas anderes würde er nicht zulassen. Ein Uchiha Sasuke ließ sich doch nicht von einer Frau einlullen...
 

Ihre Stimme unterbrach seine Gedanken.

„Gibt es eigentlich irgendwen auf der Welt, der dich nicht nervt?“
 

Er drehte sich wieder zu ihr um und sah sie an. Eiskalt.

„Ich versteh‘ die Frage nicht.“

„Ich meine, du bist immer so! Egal, ob Leute dir helfen wollen oder einfach nur versuchen, deine Aufmerksamkeit zu bekommen, du lässt keinen Menschen an dich heran... findest du das... echt okay? – Bevor du wieder losbrüllst, ja, ich weiß, geht mich nichts an! Ist auch nicht meine Sache, ob du Freunde hast oder nicht. Aber meinst du nicht, dass du damit nur mehr Probleme bekommst, wenn du niemanden magst?“

„Wie du selbst schlauerweise gesagt hast... das geht dich gar nichts an,“ erwiderte er kalt und verschränkte die Arme, wie um sein Herz vor ihren bohrenden Fragen zu schützen. Sakura kannte die Geste, ab jetzt stand sie einer Mauer gegenüber.

Blocken. Das war alles.
 

„Du hast mal gesagt, du hättest keine Zeit für andere Leute, weil du dich um deine Rache kümmern müsstest. Na ja, aber das... ist doch jetzt vorbei...“ machte sie weiter und sah ihn prüfend an, darauf wartend, ob sich irgendetwas an seinem Ausdruck veränderte. Aber nichts tat sich.

„Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, Sakura,“ gab er zu hören, stieß sich kurz von der Fensterbank ab, an der er gelehnt hatte, und ging zwei Schritte auf sie zu. „Ich komme allein zurecht. Ich brauche keinen Psychiater, danke.“

Sakura war sich bei seinen ewigen Alpträumen nicht so sicher, ob er nicht doch einen bräuchte, aber sie hütete sich, das zu sagen.

„Ich meine, komm,“ sagte sie statt dessen und sah ihm direkt ins Gesicht, „Was ist denn mit deinem anderen Ziel? Wolltest du nicht deinen Clan wieder aufbauen? Nur dummerweise fehlt dir dazu das Wichtigste, nämlich eine Frau!“
 

Sasuke sah sie mit einem unergründlichen Blick an, und sie starrte einfach zurück, sie war jetzt unerweichlich.

Ja, das war ihm auch schon aufgefallen, dass ihm noch eine Frau fehlte. Danke für diese Neuigkeit, Sakura. Wer blöde Feststellungen machte, bekam auch blöde Entgegnungen.

„Ja, ich weiß,“ sagte er deshalb schnippisch, „Willst du mir jetzt vorschreiben, wann ich heiraten soll?“

„Ich meine, glaubst du ernsthaft, dass du mit dem Verhalten jemals eine Freundin kriegst?“ machte sie darauf, und er zuckte unmerklich mit der Augenbraue. So, das war die Rache für seinen dummen Spruch von damals gewesen, als sie ihm das Reiswasser über die Brust gekippt hatte. Haha.

Sasuke sah sie lauernd an. Er fragte sich, ob sie wusste, wann sie zu weit ging... aber war ja cool. Er regte sich nicht auf. So.

„Merkwürdig finde ich dann aber, dass die Mädchen in Konoha mir trotz meines... schlimmen Verhaltens in Scharen hinterherlaufen,“ gab er patzig zurück, und ihm fiel auf, dass er noch nie so über die nervenden Fangirlies gesprochen hatte, für die er ohnehin nichts übrig hatte.

Etwas übrig hatte er nur für eine einzige mit rosa Haaren und grünen Augen.
 

„Na ja, aber die scheinen dir ja alle auch nicht gut genug zu sein, was?“ seufzte das Mädchen und verschränkte jetzt ihrerseits die Arme, ihn wieder direkt anstarrend. Sie hatte keine Angst mehr vor ihm. Frauen schlug man nicht, das wusste selbst Sasuke. In sofern konnte sie sich weit mehr herausnehmen als er, das war ein Vorteil.
 

Sasuke sah an ihr vorbei, und er musste plötzlich grinsen.

Schon wieder.

Schon wieder fing sie an, alles auf sich zu beziehen. Sie schien es ja wirklich nicht zu merken... aber er wusste, dass sie es tat. Weil er ihren Blick kannte, weil ihre Augen ihn schon seit Jahren so anstarrten, und sie, während sie über die anderen Mädchen in Konoha sprach, eigentlich sich selbst meinte...

Dieser Blick, der ihm sagte:

Ich hätte mein Leben lang alles für dich gegeben, wieso bin ich dir immer noch nicht gut genug?

Verdammt, sie war gut genug. Er fragte sich, ob sie das auch selber begreifen würde, oder ob er es ihr erst sagen müsste, das war gar nicht seine Art. Irgendwie verspürte er den Drang, das jetzt und hier zu klären. Ihr zu sagen, dass sie ihm viel wichtiger war, als sie vermutlich dachte, sie zu küssen und ihr zu sagen, dass er mit ihr zusammen seine Familie wieder aufbauen wollte. Verdammt... und wie er sie plötzlich küssen wollte... und hey, hinter ihr stand schließlich sein Bett...
 

Nein.

So nicht. Die Situation war scheisse. Und aus seiner Perspektive wäre ein Geständnis jetzt eine weiße Fahne. Er hatte doch vorhin schon festgehalten, dass er sich nicht von ihr unterbuttern lassen würde...

So garantiert nicht.
 

„Vorsicht, Sakura, du bewegst dich auf ganz dünnem Eis,“ warnte er sie deshalb und kam noch zwei Schritte näher, sodass er genau vor ihr stand, und starrte sie mit einem derart warnenden und gefährlichen Blick an, dass sie unwillkürlich zurücktrat. Was war das jetzt...? „Nein, du hast recht, diese Tussis sind mir nicht gut genug. Ich will nicht irgendeine Trulla als Mutter meiner Kinder, ich will eine starke, fähige Frau.“ Während er sprach, trat er immer noch einen Schritt näher und sie trat zurück – und schließlich stieß sie mit dem Rücken gegen die Wand und er baute sich vor ihr auf wie eine Gewitterwolke, groß, düster, bösartig – aber faszinierend. Sie war so gefesselt von seinem perfekten Gesicht, seinen wunderschönen Augen und seinen Lippen, die sich beim Sprechen bewegten, dass sie nicht fähig war, etwas zu sagen. Das Herablassende in seinem Blick ignorierte sie gekonnt – denn davon mal abgesehen war er in dem Moment einfach nur anziehend.

Vielleicht mehr als jemals zuvor...

„Und zwar stark sowohl vom Charakter als auch als Kunoichi!“ beendete er seine Erklärung seiner Vorstellung von der perfekten Uchiha-Frau, und jetzt fand Sakura ihre Sprache wieder.

„Und wo glaubst du wirst du diese... tolle Frau für dich finden, Sasuke-kun?“ entgegnete sie kühl, und Sasuke hob den Kopf etwas.

„Ich weiß nicht...“ grinste er hämisch, und Sakura verengte die Augen zu Schlitzen. Verdammt, sie war stark. Sie hielt seinem Blick stand, aber etwas beängstigen tat er sie doch.

„Komm mir nicht zu nahe...“ murmelte sie, „Du weißt schon, dass ich dich mit einem einzigen Schlag von hier durch die Scheibe über den Balkon hinausschleudern könnte, oder? Das könnte durchaus passieren, wenn du mich so bedrängst...“
 

„Das weiß ich,“ machte er kalt und sein Grinsen verschwand. „Du bist eine starke Kunoichi, Sakura... du hast was aus dir gemacht, das muss ich dir lassen. Wenn ich daran denke, wie nutzlos du am Anfang warst... nicht besser als Naruto, wenn man es genau betrachtet! Aber hey, aus euch beiden sind respektable Shinobi geworden. – Aber du hast trotzdem... zu viele Schwächen... Sakura.“
 

Sie starrte ihn an, und einen Moment lang schwiegen beide. Es war plötzlich so still, dass sie sogar das Rauschen ihres Blutes in ihren Köpfen lauter hörten als alles andere. Da war sie wieder, diese Spannung. Diese Spannung, die damals in der Küche gewesen war, bevor Sakura mit dem Reistopf nach ihm geworfen hatte.

„Was für Schwächen?“ schnappte sie dann, ballte die Fäuste und sah ihn warnend an, und Sasuke trat einen Schritt zurück, sodass sie einen Schritt von der Wand weg tun konnte. „Antworte!“ verlangte sie verärgert, und Sasuke sah sie erneut mit diesem eigenartigen Blick an.

Dann schoss er plötzlich blitzschnell nach vorne, packte ihre Arme und stieß sie zum zweiten mal gegen die Wand, und während sie noch keuchte, war sein gesicht plötzlich ganz nahe vor ihrem, ihre Lippen nur höchstens zwei Centimeter voneinander entfernt. Sie erstarrte und blickte ihm in die Augen, die so nahe waren wie sie es noch nie vorher gewesen waren.

Und es machte ihr irgendwie Angst und Freude zugleich...

Sasuke erwiderte ihre starren Blick aus seinen pechschwarzen Augen, bevor er seinen Griff verfesterte.

„Du weißt genau, von was für Schwächen ich spreche... spätestens jetzt, huh? Oder wie wäre es damit...?“

Und genauso plötzlich, wie er sie eben gepackt hatte, küsste er sie unverhofft auf die Lippen.
 

––
 

Sakura war unfähig zu atmen. Unfähig, sich zu rühren. Das einzige, was sie wahrnahm, war das Gefühl seiner Lippen auf ihren. Was tat er...? Was tat er?! Er küsste sie... er küsste sie! Ihr allererster Kuss! Seine Lippen waren ganz warm und weich... es fühlte sich so unendlich gut an.

Er öffnete den Mund und drang mit der Zunge zwischen ihre Lippen. Mit einem erstickten Hicksen, das irgendwie aus ihrer Kehle kam, vielleicht, weil es so plötzlich war, schloss sie die Augen, um sich dem Gefühl des Kusses hinzugeben. Und seiner Zunge...
 

Er ließ genauso abrupt von ihr ab, wie er sie geküsst hatte, und plötzlich war es vorbei. Sakura öffnete die Augen und keuchte verwirrt, auf ihren Wangen stand jetzt die Röte, die sie sich irgendwo anders hin wünschte. Herr Gott, wieso wurde sie immer rot...?

Sie sah zu Sasuke, der sich wieder aufgerichtet hatte... und sah das härteste, kälteste Gesicht, das sie je bei ihm gesehen hatte. Es war so kalt, dass sie plötzlich dachte, er würde sie mit seinem Blick einfrieren.

„Siehst du?“ machte er eiskalt, „Das ist deine Schwäche. Sobald es um Liebe geht, wirst du plötzlich unsicher, führst dich dumm auf und fängst an zu nerven. Das... ist alles.“
 

Sie konnte nicht fassen, was er sagte.

Er hatte sie geküsst – verdammt, er hatte sie geküsst! Nur, um ihr ihre angebliche Schwäche zu zeigen?! Nur, um mit ihr zu spielen? Hatte er einen Hauch einer Ahnung, was Liebe überhaupt war?!

Sie wurde so schnell so dermaßen zornig, dass sie zu zittern begann, als sie die Fäuste so fest ballte, wie sie konnte.

„Du... hast keine Ahnung von meinen Gefühlen!“ schrie sie ihn dann an und wurde mit jedem Wort lauter, und ehe er sich versah, holte sie aus und schlug ihm so heftig ins gesicht, dass er prompt nach hinten umkippte und erschrocken aufschrie.

„UND DU HAST KEINE AHNUNG, WAS LIEBE IST, DU GEFÜHLSKALTER EISKLOTZ!! Ich... ich hasse dich, Sasuke Uchiha!!“ Sie fing an, zu weinen, und rannte aus der Stube, zog ihre Schuhe an und riss die Wohnungstür auf. „ICH WILL DICH NIE WIEDER SEHEN!!“ schrie sie ihn noch lauthals an, und es hallte im Treppenhaus wieder. „Leg dich in irgend’ne Ecke und stirb einfach!! HÖRST DU, VERRECKE, DU SACK!!“ Damit schmetterte sie die Tür mit Wucht zu, sodass er laut knallte, und weg war sie.
 

Sasuke rappelte sich vom Boden auf, wischte sich mit dem Handrücken über seine blutenden Lippen und hustete.

Okay. Das war jetzt schlecht. Nein, das war katastrophal. Und wieso hatte er Idiot sie bitte geküsst?! Hallo...?

Er legte sich wieder flach auf den Boden, seufzte und raufte sich dann die schwarzen Haare.

„Scheisse, verdammt...“
 

––
 

--
 

AAAAAAHHHHH!!!! Òó' *schreiend und wild gestikulierend durchs Zimmer spring* Es ist was PASSIIIIERT!!~ Jubel, Freude, Olé!!°° Ahahahaha.... *durchdreh XD*

*räusper* oookay. uû Seid nicht alle böse auf Sasuke-kun.....^^ er hat ja schon selbst gemerkt dass er scheisse gebaut hat^^ und da ihr ja eh' alle Sharingan Kinder kennt (denk ich mal^^) wisst ihr eh' wie's ausgeht XD also keine Panik XD aber ich bin eben eine Drama-Queen XD

Achja, die "Dreierregel" da am Anfang kam aus American Pie 2 XDD Das passte gerade so gut da rein XD....

Distanz

Tsunade wurde von einem energischen Klopfen an ihrer Tür geweckt, und noch im Halbschlaf registrierte sie es zwar, blieb aber, wo sie war, den Kopf auf dem Schreibtisch inmitten eines Stapels Papiere. Dann wurde das Klopfen immer lauter, dann hörte sie die Tür mit Karacho auffliegen und eine vertraute Stimme:

„Du solltest langsam mal aufstehen, Tsunade-sama, es ist gleich Mittag, verdammt!!“
 

Tsunade gähnte und hob dann doch den Kopf, blinzelnd ihrer Schülerin Sakura gegenüber sehend, die vor ihr stand.

„Wasnlos...?“ murmelte die Hokage und kratzte sich am Kopf.

„Du säufst wieder zu viel Sake!“ tadelte Sakura sie verärgert und bedachte sie eines bösen Blickes, den die müde Fünfte nicht zu bemerken schien. Sakura widerstand der Versuchung, Tsunade unhöflich auf die Druckertinte auf ihrer Wange aufmerksam zu machen, die da ganz offenbar hingelangt war, weil Tsunade auf den Zetteln geschlafen hatte. Nein, das konnte Tsunade schön selbst herausfinden, wie affig sie gerade aussah! Sakura hatte schlechte Laune und keine Zeit für sowas.
 

„Was ist los, Sakura?“ nörgelte die Hokage dann und raufte sich die Haare, „Kann ich was für dich tun? Ist was mit Sasuke?“
 

Sasuke.
 

Sakura wurde schon schlecht, wenn sie nur seinen Namen hörte. Sie würde das hier schnell beenden, dann gehen und sich Ruhe gönnen.

„Ich möchte dich bitten, meine Mission dort zu beenden. Ich denke, dass Sasuke sich gut entwickelt hat, er ist psychisch durchaus stabil...“ Wenn sie daran dachte, dass dieser... sie vermochte nicht mal ein passendes Schimpfwort für ihn zu finden, so wütend war sie auf ihn – dass er es fertig brachte, sie zu küssen, nur um ihr zu zeigen, wie schwach sie doch war, war sie der Ansicht, dass er durchaus stabiler geworden war. „Und außerdem bin ich davon überzeugt, dass keine Gefahr droht, dass er weglaufen könnte. Die Bewachung rund um die Uhr kann demnach aufgehoben werden, es reicht, wenn jeden Tag jemand für einige Stunden da ist. Ich möchte mich mit deiner Erlaubnis lieber wieder mehr auf meine Arbeit als Medic-Nin konzentrieren, ich komme schon total aus der Übung, weil ich so lange da herumhänge. Das ist alles, was ich will.“
 

Tsunade sah sie an und wusste gar nicht, was sie sagen sollte.

Was war denn jetzt los?

Ihr war natürlich nicht entgangen, wie schlecht das Mädchen gelaunt war, warum auch immer. Aber Tsunade hatte den starken Verdacht, dass Sasuke daran nicht ganz unbeteiligt gewesen sein konnte, sonst würde sie nie so schnell und dringend von ihm weg wollen. Ob sie sich gestritten hatten? Tsunade würde sich hüten, Sakura danach zu fragen. Wenn sie wollte, dass Tsunade es erfuhr, würde sie es ihr schon noch sagen.

„Du bist dir also sicher, dass er...“ begann sie langsam und skeptisch, aber Sakura fiel ihr felsenfest und eiskalt ins Wort:

„Ja. Bitte gib diese Mission an jemanden anderes ab. Vielleicht Kakashi-sensei, der kommt mit Sasuke klar, falls der irgendwelche Spackungen haben sollte.“
 

Spackungen!

Tsunade runzelte die Stirn über solch harschen Ausdruck aus Sakuras Mund. Nicht, dass es für Sakura so entsetzlich wäre, mal ein Schimpfwort zu benutzen, aber im selben Atemzug wie den Namen Sasuke?

Irgendetwas ist zwischen denen passiert...
 

„Spackungen,“ wiederholte die Hokage immer noch skeptisch, „In... wie fern?“

„Was weiß ich,“ machte die Rosahaarige, „Ich meine, falls sein Zustand sich wieder verschlimmern sollte oder falls er plötzlich Aggressionen bekommen sollte... Kakashi ist mit seinem Sharingan wohl derjenige hier, der es am besten mit Sasuke aufnehmen könnte, wenn es ernst würde. Weil mit Naruto wird immer alles nur schlimmer, nachher bringen die sich noch gegenseitig um.“

Die Hokage nickte.

„Gut, von mir aus, wenn du so dringend da weg willst, bitte. Ich weiß nicht, ob Kakashi Zeit hat, aber ich finde schon jemanden, der täglich ein paar Stunden da bleibt. Dann darfst du jetzt gehen, Sakura.“

Sakura nickte und verbeugte sich leicht.

„Ich danke dir, Tsunade-sama.“ Damit ging sie zur Tür hinaus. Sie war schon fast weg, als Tsunade noch einmal die Stimme erhob.
 

„Sakura?“

„Ja?“

„Wenn du ein Problem hast... kannst du jeder Zeit mit mir sprechen. Okay?“

Sakura schwieg eine Weile.

„Ja,“ machte sie dann.

„Ich wollte nur, dass du das weißt.“

„Danke,“ sagte das Mädchen, bevor es seinen Schritt beschleunigte und das Gebäude verließ.
 

––
 

Sasuke fragte sich, ob Sakura zurückkommen würde, während er noch im Bett lag und gelangweilt mal hierhin und mal dorthin starrte. Jetzt zum Beispiel starrte er auf den ausgeschalteten Fernseher. Den anzumachen hatte er nicht gewagt, um diese Uhrzeit lief sowieso nur Teehaus Konoha oder irgendso ein Quatsch. Wer guckte eine Sendung, in der eine Stunde lang über Tee diskutiert wurde?
 

Bislang hatte weder Sakura noch Naruto noch sonst wer sich blicken lassen. Zwölf Uhr war schon durch... ob Sakura etwas passiert war?

Er stöhnte und rollte sich auf die andere Seite.

Jetzt machte er sich schon Sorgen, wie tief war er bitte gesunken? – Nein, halt, was war daran schlimm, sich Sorgen zu machen? War ja nicht so, dass Sakura irgendjemand wäre! Sie war ihm doch wichtig...

Bei den Gedanken wurde er aus einem unerfindlichen Grund rot und zog die Decke höher über sein Gesicht.

Sie war ihm wichtig...

Wann war ihm das letzte Mal jemand wichtig gewesen? Und so wichtig, wie ihm Sakura gerade war, war ihm überhaupt noch niemand gewesen...

Er war so ein Volltrottel... dass sie nicht mehr kam, war seine eigene Schuld, warum hatte er sich auch von seinem dämlichen Stolz reiten lassen?! Er hätte nie solche Dinge zu ihr sagen dürfen – obwohl es ja wahr war.
 

Er hatte doch recht gehabt! Er selbst war nach wie vor ihre größte Schwäche. Irgendwie.

Er dachte kurz an den Kuss vom vergangenen Abend. Er hatte noch nie vorher versucht, jemanden zu küssen, aber offenbar war es gut rübergekommen, so, wie Sakura reagiert hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie tatsächlich irgendetwas tun würde, andererseits war es natürlich sehr gut, dass sie reagiert hatte, denn das war ja sein Beweis für ihre ‚Schwäche‘ gewesen.

Eher unbewusst fasste er mit zwei Fingern nach seinen Lippen, als würden daran irgendwelche Andenken an den Kuss hängen. Wenn er die Augen schloss, konnte er sich erneut genau das Gefühl vorstellen, das er gespürt hatte, als er sie geküsst hatte, und er konnte sich noch an Sakuras süßen Geschmack erinnnern, als wäre es erst vor einer Minute passiert und nicht vor diversen Stunden. Das Gefühl war gut gewesen... anders als alles, was er sich je in seinem Leben vorgestellt hatte, anders als alles, was er je gespürt hatte, aber auf eine angenehme Weise. Und plötzlich war ihm so warm gewesen, dass er zuerst arge Probleme gehabt hatte, seine kalte Fassade wieder aufzubauen – er hatte es daraufhin mit aller Kraft versucht, die er hatte, und wenn er sich an Sakuras entsetztes Gesicht erinnerte, musste er ja furchteinflößend kalt ausgesehen haben.
 

Er wollte plötzlich, dass sie sofort zurückkam. Er wollte sie gleich noch einmal küssen, aber dieses mal nicht, um ihr irgendeine Schwäche zu zeigen, sondern einfach nur deshalb, weil es sich gut anfühlte. Er wollte das schöne Gefühl nochmal spüren...

Er stöhnte erneut und vergrub sich in seinem Kopfkissen.

„Jetzt komm einfach zurück, Sakura!“ meckerte er in sein Kissen, „Komm einfach zurück...“
 

„Sie wird nicht zurückkommen, fürchte ich...“

Sasuke schoss wie ein Blitz aus dem Kissen. Was?! Wer hatte gesprochen?!

„Wer ist da?!“ rief er bissig und schnappte ein Kunai, das auf dem Nachttisch lag. Als er herumfuhr, erblickte er Kakashi, der in der offenen Balkontür stand, sein geliebtes Flirtparadies in der einen Hand und die andere in der Hosentasche.

„Yo!“ machte sein ehemaliger Lehrer und zog die Hand aus der Tasche, winkend. „Entschuldige, dass ich so spät bin, aber da war ein großes Loch in der Straße, um das musste ich einen großen Bogen machen, und...“

„Kakashi-sensei?!“ machte Sasuke entsetzt und hörte den erlogenen Entschuldigungen gar nicht zu, während er den Mann anstarrte. Er ließ das Kunai sinken und legte es dann weg. „W-was machen Sie denn bitte hier? Und was meinen Sie damit, dass sie nicht zurückkommen wird?!“

„Na ja, du hast Sakura offenbar vergrault,“ stellte Kakashi unter seiner Maske fröhlich grinsend fest, und Sasuke regte sein Gegrinse dermaßen auf, dass er große Lust verspürte, ihm einfach in die Eier zu treten, dann würde ihm sein Grinsen vergehen. „Und dann hat sie die Mission abgegeben, und deswegen bin ich jetzt hier. Ich komme jeden Tag für ein paar Stunden vorbei. Über Nacht darfst du jetzt wieder alleine bleiben, Sakura hat gesagt, du hättest dich positiv entwickelt.“
 

Sasuke sah ihn eine Weile an und wusste gar nicht, was er antworten sollte.

Er hatte sich positiv entwickelt? Das hatte sie gesagt, nachdem er sie geküsst und sie dann zur Sau gemacht hatte? Vielleicht war sie ja doch nicht so wütend auf ihn...? Aber wieso wollte sie dann nicht mehr kommen?

„Okay...“ machte er recht langsam und raufte sich die schwarzen Haare. Kapieren tat er zwar gerade nicht, was abging, aber was sollte es... „Und wo steckt Dobe?!“

„Naruto?“ machte Kakashi und setzte sich lesend auf die Fensterbank, „Vermutlich ist er auf einer anderen Mission. Und was ist mit dir? Willst du nicht langsam auch mal aufstehen, du Schlafmütze?“
 

Sasuke grummelte, bevor er die Decke zurückschlug und aufstand. Wortlos verschwand er im Badezimmer, auf die ganzen Gedanken an Sakura von vorhin brauchte er erstmal eine kalte Dusche, verdammt.

Als er zurück in die Stube kam, saß Kakashi am selben Fleck wie zuvor, als hätte er sich in der Viertelstunde kein bisschen bewegt. Sasuke bedachte ihn eines skeptischen Blickes und raufte sich erneut die Haare. Das schien den Lehrer auf ihn aufmerksam gemacht zu haben, denn er hob den Kopf.

„Wenn ich fragen darf, Sasuke... was hast du getan, das Sakura dermaßen aufgeregt hat, dass sie diese Mission abgibt?“ kam auch gleich die Frage, die Sasuke befürchtet hatte. Der Schwarzhaarige sagte eine Weile gar nichts.

„Das ist meine Sache,“ kam dann kurz angebunden.
 

Kakashi nickte einsichtig und widmete sich wieder seinem Buch.

„Klar, kein Problem,“ sagte er schmunzelnd. „Und was gedenkst du jetzt zu tun? Willst du jetzt dein Leben lang mit ihr im Streit liegen?“

Sasuke stöhnte und begann, Kunais einzusammeln, die hier am Boden herumlagen. Ordnung musste sein.

„Das ist auch meine Sache, das geht Sie gar nichts an, Sensei.“

„Ist gut,“ murmelte der Mann nachdenklich und las währenddessen brav weiter, „Lass es mich nur mal so ausdrücken... wenn du... daran Schuld sein solltest, dass sie so wütend ist, könntest du darüber nachdenken, dich bei ihr zu entschuldigen. Das würde die Sache eventuell klären, oder zumindest einen Weg zur Klärung freimachen. – Aber vielleicht bist du ja gar nicht der Schuldige, immerhin bist du doch Uchiha Sasuke.“
 

Sasuke war nicht blöd. Er wusste ganz genau, was die Botschaft hinter diesem Blumenstrauß war.

Du hast es vermasselt, also geh und entschuldige dich bei ihr.

Ja. Vielleicht hatte Kakashi recht.

Sein Stolz besiegte seinen Verstand erneut.

„Ich entschuldige mich nicht bei ihr!“ schnappte er erhitzt und gab damit quasi schon zu, dass er derjenige war, der alles versaut hatte – aber Kakashi hatte sich das ja sowieso gedacht.

Statt groß auf Sasuke einzureden, es doch zu tun, stellte er nur eine einzige Frage:

„Und wieso nicht?“
 

Ja.

Wieso nicht?

Sasuke hielt für einen Moment inne. Wieso nicht? Na ja, weil sein Stolz zu groß dafür war? Weil er sich nicht vor einem Mädchen so erniedrigen wollte? Das waren alles keine sehr tugendhaften Antworten... und sie rechtfertigten sein Tun (in diesem Fall Nichttun) keinesfalls. Sasuke fand keine Antwort, die er hätte geben können, deswegen schwieg er eisern.

Kakashi nickte.

„Verstehe...“ machte er, und Sasuke fragte sich, was er verstehen wollte, wo er selbst doch gar nichts gesagt hatte. „Na ja. Das ist, wie du selbst sagst, deine Sache. Da musst du auch selbst wieder rauskommen. Es sei denn, du willst, dass es jetzt so bleibt, wie es ist, könnte ja auch sein. Hat Sakura dich sehr genervt?“

„Etwa so sehr wie mich Ihre dämlichen Fragen gerade nerven...“ zischte Sasuke lauernd, „Hören Sie einfach auf, von ihr zu reden, okay?! Das regelt sich schon von selbst, basta. Wenn nicht, mir auch egal, nicht mein Pech.“

Na ja, eigentlich schon, weil dann meine potentielle Favoritin für den Aufbau meines Clans weg wäre... addierte er in Gedanken, und bei dem Gedanken daran wurde er einerseits rot und andererseits wütend auf sich selbst. Hallo?! Wann hatte er gesagt, er wollte mit Sakura den Uchiha-Clan aufbauen?!

Na ja, damals vor Ichiraku beinahe.
 

Du bist ein Vollidiot, Sasuke Uchiha.
 

––
 

Der Dezember kam mit einem neuen, überraschendem Sturm, der über das Dorf hinwegfegte und wieder lustige Dinge durch die Gegend sausen ließ. Und mit sich brachte er eine ungewöhnliche Kälte für das Feuerreich, es fror sogar über Nacht, das kam sehr selten vor, an sich so gut wie nie, da die Winter in Konoha normalerweise recht mild waren. Na ja, diesen Winter war es eben anders.
 

Wenn Sasuke geglaubt hatte, das mit Sakura würde sich einfach so regeln, hatte er ihre Nachtragendheit gewaltig unterschätzt. Gar nichts regelte sich innerhalb von zwei Wochen. Er hatte Sakura seit dem Vorfall kein einziges Mal wieder gesehen. Zwischendurch hatte er sich wirklich Sorgen gemacht, ob es ihr auch gut ging, und an einem Tag hatte er sich fast dazu herabgelassen, zu ihr zu gehen und mal nachzufragen, ob sie okay sei – er hatte es dann doch nicht getan. Außerdem, wenn sie wirklich so wütend auf ihn war, wie Kakashi es aussehen ließ mit seinen Schilderungen, würde sie ihn kaum freudestrahlend in die Arme schließen, wenn er käme.

Dann hatte Sasuke irgendwann bemerkt, dass er ja jetzt Geld hatte, und weil es kalt geworden war, war er losgezogen, um einen Haufen neuer und vor allem wärmerer Klamotten zu kaufen, dann noch einigen anderen Kleinkram für den Haushalt, was man eben so brauchte. Er hatte irgendwie gehofft, beim Einkaufen irgendwo auf Sakura zu stoßen, aber er hatte sie nirgends gesehen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
 

Am Abend saß er auf seinem Bett, studierte zum fünfzigsten Mal dieselbe Schriftrolle und trank Tee. Sakuras Abwesenheit nervte ihn noch viel mehr als ihre Anwesenheit, hatte er schon desöfteren festgestellt, seit sie weg war. Es machte ihn wütend, dass sie nicht da war, dabei hatte sie ihn doch genervt... solange sie da gewesen war, hatte er sich Ruhe gewünscht, und jetzt hatte er Ruhe und wünschte sich Sakura zurück. Vielleicht nervte es ihn sogar schon, dass sie ihn nicht nervte, vielleicht wollte er, dass sie ihn nervte. Und er wollte sie nochmal küssen. Aber etwas länger als das letzte Mal.

Sasuke seufzte genervt und sah von der Schriftrolle auf. bevor er sie unsanft von seinem Schoß warf und sie am Boden liegen blieb. Er konnte es gar nicht fassen, aber er vermisste das rosahaarige Mädchen ganz offenbar allen Ernstes.

Er trank seinen Tee aus und stellte die leere Tasse auf den Nachttisch, bevor er sich flach auf den Rücken legte, die Arme im Nacken verschränkte und an die Decke starrte.

Er hätte alles ganz anders angehen können. Er hätte alles ganz anders machen können und dann wäre sie jetzt hier, vielleicht würde er sie sogar tatsächlich erneut küssen. Oder ganz andere Sachen machen, auf die er, je länger sie weg war, auch immer größere Lust bekam, was ihn irgendwie ärgerte. Neulich waren auch schonmal die Bilder der fast nackten Sakura zu ihm zurückgekehrt. Das war der Tag gewesen, an dem er fast zu ihr gegangen wäre... er hatte so lange so intensiv an sie denken müssen, dass er das Gefühl gehabt hatte, verrückt zu werden, wenn er nicht sofort loszog und sich entschuldigte und alles wieder gut wäre. Und vielleicht würde er sie dazu kriegen, sich nochmal so auszuziehen... und zuzulassen, dass er mit ihr... ...
 

„Aargh!!“ schrie Sasuke wütend, schoss aus dem Bett hoch und hielt sich den pochenden Schädel. „Das kann doch nicht angehen!! Warum denke ich ständig nur an das Eine, wenn ich es auch nur wage, an Sakuras Namen zu denken?! So geil kann man doch gar nicht auf eine einzige Person sein, verflucht!!“

Oder doch?

Er stöhnte laut und ließ sich wieder ins Bett fallen, noch immer die Hände an seinem Kopf. Vom vielen Grübeln bekam er Kopfschmerzen...

Verflucht. Er war pervers. Er war ein Schwein. Er kam sich vor wie Jiraiya der Zweite, weil er so oft darüber nachdachte.

Aber verdammt, er wollte Sex mit ihr...
 

Als er den Kopf drehte, um an etwas anderes zu denken, fiel sein Blick auf Sakuras Tasche und ihre Luftmatratze. Sie hatte alles da gelassen und bisher auch nicht abgeholt... er hatte sich schonmal gefragt, ob er ihr den Kram bringen sollte... dann hatte er sich dagegen entschieden. Sie konnte ruhig selber kommen und ihren Scheiss abholen, war ja nicht sein Problem! Ihm war es wurscht, ob das in seiner Stube herumstand. Wenn es im Sommer immer noch da stehen würde, würde er es wegschmeißen, fertig.

Diese blöde Luftmatratze.

Sasuke bedachte die neue, pinke Luftmatratze, die Sakura sich gekauft hatte, eines grantigen Blickes. Es war ziemlich cool gewesen, als er ihre grüne kaputt gemacht hatte und sie dann so einige Nächte in seinem Bett verbracht hatte...

Jetzt denk nicht schon wieder sowas... stöhnte er in Gedanken und raufte sich die Haare.
 

Manchmal fragte er sich, ob die anderen Jungen in seinem Alter auch alle dauernd daran dachten oder ob er wirklich der einzige Perversling war, der irgendwie dauernd Sex im Kopf hatte. Naruto zum Beispiel... Sasuke konnte sich nicht vorstellen, dass Naruto oft daran dachte. Oder?

Ich mein, wenn er nicht mal peilt, wie verknallt Hinata in ihn ist... der weiß sicher nicht mal, wie das geht, tse!

Er dachte daran, dass Shikamaru zum Beispiel schon länger mit Ino zusammen war. Ob die es taten? Na ja, was scherte es ihn? Shikamaru war ihm irgendwie überall in allem voraus. Er war so schlau, war so früh Chuunin geworden, hatte so früh eine Freundin... na ja, solange Naruto ihn in all dem Scheiss nicht übertraf –

Verdammt, Naruto ist aber schon Jounin, und ich bin immer noch Nuke-Nin und rechtlich gesehen... erst... Genin...

Das war erniedrigend. Er war zwar vom Kampflevel her sehr viel höher als ein Genin, das wusste er – er war garantiert auf demselben Niveau wie jeder gute Jounin. Aber tatsächlich war er verdammt nochmal ein Genin. Toll.

Sasuke dachte an Neji und TenTen. Ihm wurde schlecht, als er daran dachte, dass die beiden verdammt nochmal Eltern wurden, und das schon in einem halben Jahr! Okay, die hatten es also auf jeden fall getan. Mindestens einmal. Na ja, die waren auch ein Jahr älter als er. Er wollte doch nicht der letzte Idiot sein, der noch nie Sex gehabt hatte...

Er setzte sich genervt wieder auf, weil seine Kopfschmerzen langsam wirklich unangenehm wurden. So ging er ins Bad, nahm eine Kopfschmerztablette und legte sich wieder ins Bett. Er musste irgendwie schlafen... und dann an irgendetwas anderes denken als an Sakura.
 

––
 

Der Korridor hatte sich verändert.

Sasuke bemerkte stirnrunzelnd hier und da einige Fenster auf der Seite, auf der keine Türen waren. Die mussten neu sein. Er sah zur anderen Seite. Die Türen reihten sich nach wie vor nebeneinander vor ihm auf wie eine endlose Mauer, und durch die kleinen Fenster schien spärliches Licht auf die Türen und die Nummern darauf.

Die Schlange war nicht da.

Sasuke machte sich keine Gedanken darum und lief einfach los. Eigentlich wusste er nicht mal, nach was er suchte... nach etwas Bestimmten? Dann war das Nächste, was ihm auffiel, dass er plötzlich kein kleines Kind mehr war wie sonst immer. Er versuchte sich an die Erklärungen der komischen Schlange zu erinnern:

Er selbst bestimmte, wie es hier aussah. Und die Dinge, die ihm auffielen, waren die Dinge, die ihn sehr beschäftigten.

Warum also war er immer ein kleines Kind gewesen in diesem Raum? Weil ihn seine Kindheit beschäftigte.

Und jetzt beschäftigte sie ihn nicht mehr so stark? Sollte das ein Zeichen dafür sein, dass die Bilder von Itachi... endlich verschwinden würden?
 

Er wagte einen Blick auf seine Hände und zuckte – das Blut war noch immer da, als wäre es festgewachsen, als wäre es ein teil von ihm.

„Verdammt, Nii-san... ich will das nicht mehr!!“ schrie Sasuke durch den Korridor. Seine Stimme hallte drei mal wieder, dann war es wieder ruhig. „LASST MICH ENDLICH IN RUHE!!“ brüllte Sasuke.

‚Lasst mich endlich in Ruhe, lasst mich endlich in Ruhe, lasst mich endlich in Ruhe!‘ machte das Echo. Sasuke zischte, als wolle er der Dunkelheit und der leere hier gegenübertreten. Als wäre diese Finsternis ein greifbarer Gegner, dem man einfach den Kopf abschlagen und der damit erledigt wäre.
 

Aber leider war es nicht so leicht.
 

Sasuke zeigte drohend in die Dunkelheit vor ihm.

„Hörst du, Itachi?!“ brüllte er den Namen seines Bruders, „Ich werde nicht auf dich hören!! Ich werde nicht so enden wie DU es geplant hast!! Ich werde nicht in dieser Dunkelheit ertrinken! Nicht wie du... ich bin... anders als du, Nii-san.“ Der letzte Satz war wieder ruhiger als die davor.

Er senkte den Kopf und ging ziellos an zahllosen Türen vorbei, ohne sie zu beachten.

Irgendwann würde er wieder da ankommen, wo er angefangen hatte. Weil das hier ein Kreis war, wie er wusste.

Sasuke fragte sich, ob auch das eine Bedeutung hatte. Wieso ein Kreis? Und was zum Geier sollte diese Schlange hier? Wer oder was WAR sie bitte?...
 

Aus einer Tür etwas weiter vorne drang Licht.

Sasuke blieb stehen und runzelte die Stirn. Wieso kam Licht aus der Tür? Als er genauer hinsah, merkte er, dass die Tür bloß angelehnt war. Er ging zielstrebig darauf zu und streckte seine Hand nach der Klinke aus.

„Hey, halt...“ wollte er sich selbst aufhalten, „Vielleicht ist es eine Falle! Dieses Dings will mich sicher nur verarschen... in diesem komischen Raum hat es nie Licht gegeben...!“

Er erinnerte sich daran, wie er einst eine Tür geöffnet hatte, die ausgesehen hatte, als wolle sie unbedingt von ihm geöffnet werden – und dann hatte er nur wieder das Massaker des Uchiha-Clans gesehen, seine toten Eltern...

Türen, die geöffnet werden wollten, waren ein schlechtes Zeichen.

Aber das Licht wirkte wie ein starker Magnet auf ihn, und er war die kleine Stecknadel, die angesogen wurde... und er konnte nichts dagegen tun und auch nicht stoppen.

Ich will doch sehen, was da drin ist... ...
 

Er erreichte die Tür und öffnete sie. Sofort wurde es hell, und das plötzliche Licht blendete ihn, sodass er seine Augen etwas zusammenkneifen musste.

Dann spürte er plötzlich, wie sich weiche Lippen gegen seine drückten und ihn küssten. Er fuhr zusammen und riss erschrocken die Augen auf, sobald der Kuss vorüber war, und er sah eine lächelnde Sakura vor sich stehen, die zärtlich mit der Hand seine Wange streichelte – und sie trug nicht mehr als einen kleinen Slip.

Sasuke keuchte.

„Sasuke-kun...“ hauchte Sakura und streckte sich zu seinem gesicht hin, genau vor ihm stehend, so nahe, dass er ihre bloßen Brüste gegen sein T-shirt stoßen spürte – ein Gefühl, dass ihn plötzlich erzittern ließ, bevor ihre Arme sich um seinen Nacken legten und ihre sanfte Stimme in sein Ohr flüsterte:

„Schlaf mit mir, Sasuke-kun... bitte...“
 

––
 

Es klopfte an der Zimmertür.

Sakura seufzte.

„Wer ist da?“ fragte sie missmutig.

„Ich bin's,“ ertönte die Stimme ihrer Mutter draußen, „Ino ist unten und möchte dich besuchen! Bist du sicher, dass du selbst sie nicht sehen willst?“
 

Sakura lehnte sich zurück und kratzte sich am Kopf. Ja... sie hatte ihrer Mutter gesagt, sie solle niemanden zu ihr lassen, egal, wer käme. Sasuke Uchiha schon gar nicht. Sie wollte niemanden, niemanden sehen. Aber jetzt gab sie nach:

„Okay... schick sie hoch... Ino ist eine Ausnahme.“
 

Ino kam zwei Minuten später in Sakuras Zimmer geschneit und verschränkte die Arme, sobald sie ihre rosahaarige Freundin erblickte, die auf ihrem Stuhl am Schreibtisch saß und einige Zettel vor sich hatte.

„Du siehst schon aus wie Tsunade hinter ihrem Schreibtisch,“ sagte die Blonde schnippisch. „Aber hi erstmal, bist du okay?“

„Ja, danke,“ machte Sakura, „Du auch?“

„Bist du sicher, dass du okay bist?!“ fragte Ino erstaunt, „Ich meine... weil ich diverse Leute getroffen habe, die etwa seit zwei Wochen versuchen, dich zu erreichen, und es nicht konnten... zum Beispiel Naruto, Hinata, Lee, Shizune, ach, sicher noch einige andere! Ich habe gestern Naruto und Hinata bei Ichiraku getroffen!“ Sie machte kaum eine Pause beim Reden und setzte sich einfach mal auf Sakuras Bett, „Erstmal natürlich woooow, die zwei zusammen essen! Was meinst du, schaffen sie es in diesem Jahrhundert noch, mal zusammen zu kommen, diese beiden Trottel?!“ Sie lachte los. „Na ja, Hinata ist ja kein Trottel, aber Naruto echt, wenn er immer noch nicht kapiert hat, was sie von ihm will!“

Sakura sah ihre Freundin an und fuhr sich dann durch die Haare.

„Ich weiß nicht... irgendwann schaffen sie es sicher. Aber wenn du gekommen bist, um über Liebespärchen zu sprechen, such dir bitte wen anderes, dafür hab ich gerade gar keine Nerven, okay...?“

Ino runzelte die Stirn. Wenigstens war ihre Vermutung, in welcher Richtung das Problem liegen könnte, richtig gewesen. Ach, sie war so gut. Sie sollte tatsächlich Psychiaterin werden! Nein, Ehetherapeutin!

„Na ja, das wollte ich eh‘ nicht,“ machte sie, „Jedenfalls war Hinata ziemlich traurig, weil sie dich wohl besuchen wollte und deine Mutter ihr gesagt hat, du wolltest niemanden sehen. Deswegen bin ich gekommen und habe mir Sorgen gemacht! Also, Stirni... was ist los? Sag's mir lieber, ich find's sowieso raus...“
 

Sakura musste über Inos Geplapper lachen. Irgendwie hob das ihre Stimmung.

„Na ja,“ machte sie, „Ich habe viel für das Krankenhaus zu tun, Abrechnungen und so, und auch allgemein-...“

„Halloooo?!“ stöhnte Ino, „Ich will den wahren Grund wissen! Und ich habe auch gehört, dass du deinen Job bei Sasuke geschmissen hast! Alsooo... hat Mister Punch-Me-Face-Uchiha dir was angetan oder so? Wenn ja, dann kann er sich auf was gefasst machen, dann trete ich ihm dermaßen dahin, wo's wehtut, dass er seinen Clan vergessen kann...!“

„Ino, Ino, Ino!!“ machte Sakura entsetzt und wedelte mit den Händen, „Ü-übertreib doch nicht gleich so...!“ Sie drehte ihren Stuhl herum, um Ino direkt gegenüber sitzen zu können.

„Du findest es übertrieben, dass ich meine beste Freundin beschützen will?“ grinste die Blonde, und Sakura sah sie an und musste dann lächeln.

„Du bist süß... danke... aber ich... ich komme klar. Es, ich... na ja, Sasuke hat mich genervt... ich ihn ja offenbar auch, deswegen fand ich die Aktion recht sinnlos...“

„Mit anderen Worten, du hast aufgegeben?“ machte Ino empört.

„Nein...“ Sakura schwieg eine Weile. Dann seufzte sie wieder. „Nein, ich bin stinksauer auf ihn und will ihn für's Erste nicht mehr sehen. Das ist die Wahrheit.“

So, jetzt war es gesagt.
 

Ino blinzelte.

„Okaaay,“ machte sie, „Da muss er aber was Schlimmes getan haben, dass du so wütend auf ihn bist...“

„Der Wichser hat mich geküsst, nur um mir zu zeigen, wie schwach ich bin!!“ keifte Sakura, aber ihre Wut galt eher Sasuke als Ino. Jene fuhr zurück und riss den Mund auf.

„Er hat was?!“
 

Sakura erzählte ihrer Freundin also, was passiert war, und versuchte, wörtlich Sasukes Beschimpfungen wiederzugeben, damit Ino sich ein Bild davon machte, was für ein Mistkerl er war.

Ino war so empört, dass sie beinahe wutschreiend aus dem Fenster gesprungen, zu Sasuke gestürmt und ihn eigenhändig erwürgt hätte.

„Das hat er echt gewagt?!“ machte sie schrill, „DAS traut der Verräter sich hier?! Ohhh, der kann was erleben...!“

„Ino!“ hielt Sakura sie auf, „Ich... lass das. Bitte halt dich da raus, das ist... eine Sache zwischen ihm und mir.“
 

Ja, das war es wirklich.

Und Sakura hatte keine Ahnung, wie sie sie lösen könnte. Bislang war sie ihm aus dem Weg gegangen, war so viel wie möglich zu Hause gewesen, um ihm ja nicht irgendwo zu begegnen. Sie hatte einerseits natürlich gehofft, er würde kommen und zumindest versuchen, sich zu entschuldigen, aber nach zwei Tagen hatte sie diese Hoffnung aufgegeben. Uchiha Sasuke entschuldigte sich doch nicht! Wie hatte sie so dumm sein können?

Sie mussten das irgendwie alleine regeln. Aber Sakura sah nicht ein, wieder den ersten Schritt machen zu müssen. Er hatte es versaut, er war jetzt an der Reihe. Vermutlich würde er nie etwas tun... weil sie ihm egal war. Sie wusste, dass sie ihm egal war. Spätestens seit zwei Wochen. Wenn er sie küssen und dabei so dermaßen kalt bleiben konnte, konnte sie ihm nur egal sein. Was diese Eifersuchtsnummer vor Ichiraku dann sollte, begriff sie zwar nicht, aber es war ihr auch egal.

Wenn sie also darauf wartete, dass er etwas tat, würde sie lange warten können. Die einzige Chance, ihm wieder näher zu kommen, wäre also, wenn sie den ersten Schritt machte. Aber warum zum Teufel sollte sie das tun?! Wenn sie ihm so egal war, war er es nicht wert, dass sie sich für ihn den Arsch aufriss!
 

So weit so gut...

Sie wusste, dass all das stimmte. Aber glücklich machte es sie nicht...

Was sie glücklich machen würde, wäre ein lieber, einfühlsamer Sasuke, den es nicht gab. Dieser dämliche Kuss wollte einfach nicht aus ihrem Gedächtnis verschwinden... dazu war er zu schön gewesen.

Sakura dachte oft an ihren ersten und bisher einzigen Kuss, und wenn sie das tat, versuchte sie den Gedanken zu ignorieren, dass dahinter keine Gefühle gesteckt hatten... zumindest nicht auf Sasukes Seite. Auf ihrer Seite waren zu viele Gefühle gewesen um sie alle zu erinnern... Freude, Schrecken, Glück, Wärme und diese unendliche, wirklich tiefe Liebe zu ihm, die er weder registrieren noch jemals erwidern würde.

Und diese Gedanken hatten sie in den letzten Tagen so traurig und verzweifelt und dann wieder wütend gemacht, dass sie jeden Abend weinend unter ihrer Decke gelegen hatte.

Wieso liebte sie diesen Idioten so sehr, dem sie völlig egal war, der nichts für sie übrig hatte, der in ihr nur einen nervigen Klotz am Bein sah? Wieso konnte sie nicht, wie Ino es tun würde, einfach sagen ‚Pff, mir doch egal, dann kann er mich mal, ich finde schon meinen perfekten Freund!‘ ? Sie hing so sehr an ihm... das ärgerte sie. Es ärgerte sie, dass sie es zuließ, dass sie Sasuke trotz allem, was war, immer noch so sehr liebte, dass ihr der bloße Gedanke, sich nach einem anderen Jungen umzusehen, völlig pervers vorkam. Es gab für sie niemanden anderes als Sasuke! Und das war bescheuert! Weil dieser eine, den sie haben wollte, sie nicht haben wollte!

Dann würde sie wohl tatsächlich als eiserne Jungfrau sterben... wirklich toll. Das war nicht gerade das erfüllte leben, das sich eine Frau wünschte. Wollte nicht jede Frau heiraten, ein paar Babys bekommen und mit ihrem Mann glücklich sein? Also, sie, Sakura, wollte das zumindest eigentlich...
 

„Du willst das also alleine regeln?“ machte Ino dann, und die Rosahaarige nickte.

„Ich komme schon klar,“ entgegnete sie, „Lieb, dass du dir Sorgen machst... ich bin Sasuke jetzt erstmal aus dem Weg gegangen, vielleicht suche ich dann... demnächst mal die Konfrontation, hm...?“

„Denk dran, dass er den Scheiss verzapft hat, und nicht du!“ gab die andere zu bedenken, und Sakura seufzte erneut.

„Ja, aber... aber... ach, egal. Ich werde nochmal in Ruhe darüber nachdenken. Meine Eltern fahren nächste Woche für ein paar Tage weg, dann wuseln die nicht auch noch um mich herum und ich komme zum Nachdenken...“

„Okay,“ grinste Ino, „Aber wenn du mich brauchst, bin ich für dich da, okay?“ Sie umarmte ihre Freundin und tätschelte ihr den Rücken. „Ich drück dir die Daumen, ja?“

Sakura lachte leise.

„Ja... danke...“
 

––
 

Ein Tag verging.

Zwei.

Drei.

Sieben.

Eine Woche und zwei Tage...
 

Jetzt ist es über drei Wochen her, dass Sakura gegangen ist... dachte Sasuke dann, als er mitten in der Nacht wach lag und nicht schlafen konnte.

Ging das wieder los.

Jetzt konnte er schon wieder nicht schlafen. Dieses mal aber nicht aus Angst vor Alpträumen von Itachi, sondern eher wegen etwas anderer auf andere Weise beängstigender Träume... er wagte gar nicht mehr lange nachzudenken, seit er zuletzt in dem merkwürdigen Gedanken-Korridor hinter der ätzend leuchtenden Tür eine fast nackte Sakura vorgefunden hatte, die ihn zu verführen versucht hatte.

Er hatte ja gewusst, dass dieses Licht ein schlechtes Zeichen gewesen war!

Was ihn am meisten beunruhigte war, dass der Traum – oder was auch immer – ihm verdammt nochmal gefallen hatte... zu sehr gefallen um nie wieder darüber nachzudenken, irgendwie...
 

Und Sakura war immer noch verschwunden. Und jetzt, nach diesem Traum – oder was auch immer – würde er erst recht nicht zu ihr gehen, um zu gucken, ob sie überhaupt noch lebte. Auch, wenn er natürlich gerne bestätigt gehabt hätte, dass es ihr gut ging.

Aber wenn er sie jetzt sah, würde vermutlich alles nur schlimmer werden...

Sasuke rollte sich missmutig auf die Seite. Er war ja besessen...

„Okay,“ sagte er ernst zu sich selbst und klang wie ein Vater, der sein unartiges Kind erzog, „Einfach ganz cool bleiben. Was schert‘s mich? Ich höre einfach auf, über Sakura nachzudenken, und gut ist. Basta. Mir doch egal, wenn sie sauer ist, entschuldigen tue ich mich nicht! Pff, ich bin Uchiha Sasuke...“
 

Er stoppte.

Mann. Er war wirklich besessen. Jetzt führte er schon Selbstgespräche! Wie erniedrigend für den Namen Uchiha... wenn seine Eltern das wüssten...

Verdammt, selbst meine Eltern werden mal an Sex gedacht haben! Immerhin haben sie zwei Kinder bekommen, oder was?!
 

Ja.

Aber sie hatten bestimmt nicht wochenlang von morgens bis abends an Sex gedacht, und das auch tatenlos. – Moment, was hieß hier tatenlos, was sollte er denn machen?

Vielleicht eine Therapie, weil er zu Besessenheit neigte?

Na toll.
 

Verdammt, er musste schlafen... aber da war schon wieder dieses Bild der fast nackten Sakura, die aus dieser leuchtenden Tür gekommen war und ihn geküsst hatte!

Dann kam die zündende Idee. Nichts war langweiliger als Fernsehen! Also, zack, Fernseher an. OH NEIN, nackte Frauen. Nächster Kanal. He, heute keine Kragenbär-Dokus? Teehaus Konoha? Dieser blöde Liebesfilm von Sakura?

Na gut, Quizshow tat es in dem Fall auch.

Gelangweilt starrte Sasuke auf den Fernseher in der Hoffnung, vor Langeweile einzuschlafen und dann von blöd grinsenden Moderatoren und bekloppten Quizfragen zu träumen... verflucht, woher sollte er wissen, was ein Stirnlappenbasilisk war?! Er stellte sich amüsiert ein Schlangenähnliches Tier mit einem Putzlappen auf der Stirn vor. Diese Vorstellung war so dermaßen dämlich und sinnlos, dass Sasuke sogar grinsen musste. Ja, von völlig lächerlichen Stirnlappenbasilisken zu träumen wäre gut...
 

Als ob das Leben ihm je das gegönnt hätte, was er wollte...
 

––
 

Sasuke träumte, er wäre mit Naruto und Sakura zusammen auf irgendeiner Mission. Dann machten sie aus irgendeinem ihm unerfindlichen Grund auf irgendeiner Wiese Picknick. Der blöd grinsende Moderator aus der Quizshow kam und setzte sich zu ihnen. Er wollte gerne ein Ramenbrötchen essen.

Naruto lachte laut auf.

„Es gibt doch gar keine Ramenbrötchen, du Stirnlappenbasilisk!“

„Oh, schade,“ machte der merkwürdige Moderator darauf. Zwischendurch ging Itachi an der Picknickdecke vorbei, grüßte artig und ging weiter, und hinter ihm her schwebte eine Tür, auf der mit Blut Ramenbrötchen geschrieben stand.

„Da ist ja das Ramenbrötchen!“ riefen Naruto und der Moderator im Chor und rannten der Tür und Itachi nach. Das alles verfolgte Sasuke ziemlich desinteressiert von seinem Platz auf der Decke aus, als ob daran überhaupt nichts Außergewöhnliches wäre.

Dann lehnte Sakura sich irgendwann gegen seine Schulter und lächelte:

„Mir ist heiß, ich glaub, ich zieh mich aus.“

„Echt jetzt?“ machte Sasuke in seinem Traum, und Sakura grinste verführerisch und begann, sich vor seinen Augen auszuziehen.

Er sah ihr zu, wie sie ihre Bluse aufknöpfte und sie von ihren Schultern streifte... wie sie ihren BH auszog und dann oben ohne vor ihm kniete, und errötend lächelnd aber auch irgendwie selbstbewusst präsentierte sie ihm ihre hübschen, wohlgeformten Brüste. Und er spürte, wie ihm bei dem Anblick warm wurde... und es wurde noch intensiver, als sie seine Hände ergriff und sie auf ihre Brüste legte.

„Berühr mich, Sasuke-kun...“ raunte sie lächelnd und küsste seine Wange, „Bevor die anderen wiederkommen...“
 

Er küsste sie. Ein langer, tiefer Kuss, und während ihre Zungen um die Vorherrschaft kämpften, berührte er ihren nackten Oberkörper, strich über ihre runden Brüste und dann hinunter zu ihren Hüften... und wieder rauf... und wieder runter...

Sie stöhnte, während er das tat, und lehnte sich zurück, als er ihren Busen küsste und sie auf die Decke legte, sich über sie beugend.

„Sasuke-kun...“

„Ja, Sakura...“

Er stöhnte auch, als er ihre Hände unter sein T-shirt gleiten und seinen Bauch und seine Brust berühren spürte... und wie sie zu seinem Hosenknopf wanderten, um ihn spielend zu öffnen.

Als er auf sie heruntersah, war auch ihr Unterkörper plötzlich nackt, als hätte ihr jemand gerade die Hosen geklaut. Aber auch das kam ihm völlig normal vor, und er legte sich auf sie, als ihre Hände in seine Hose fuhren...

„Ich will dich, Sasuke-kun...!“ keuchte sie unter ihm, und er keuchte auch, als sie ihn da berührte, wo ihn bisher noch niemand berührt hatte...
 

Und sie zog ihn stöhnend zu sich herunter, näher an sie heran, und sie spreizte die Beine, damit er in sie–
 

„Herzlich willkommen! Es ist mal wieder Zeit für eine neue Folge von ‚Teehaus Konoha‘!“ tönte es laut aus dem Fernseher, und Sasuke riss erschrocken die Augen und fand sich in seinem Bett wieder. Zuerst etwas benommen starrte er auf den Fernsehapparat, aus dem fröhlich Musik dudelte. „Heute begrüßen wie unser Lieblingsmaskottchen hier im Studio! CHA-CHAN!“ Sasuke sah einen Menschen, der als riesiger Teebeutel mit Armen und Beinen verkleidet war, durch den Fernseher rennen, und ohne weiter nachzudenken griff er die Fernbedienung und schaltete aus.

Cha-chan! Das hatte ihm gerade noch gefehlt!
 

Als es endlich ruhig war, kam er endlich dazu, darüber nachzudenken, was gerade los war.

Er war in seinem Zimmer in Konoha. Draußen war es hell geworden, es war also morgens. Er hatte geschlafen!

Und er hatte geträumt...
 

Sasuke keuchte entsetzt, als ihm wieder einfiel, was er gerade geträumt hatte, und er wurde weiß im Gesicht.

Sakura.

Nein, besser. Sex mit Sakura.

Neeeiiin, das war nicht besser, das war schlechter!

Er erinnerte sich plötzlich an jedes Detail des Traumes und wurde statt weiß jetzt rot. Wie er sie angefasst hatte... wie sie ihn angefasst hatte... und ihm entscheidenden Moment war er natürlich aufgewacht!

„Oh scheisse...!“ stöhnte Sasuke und ließ sich rückwärts in sein Kissen plumpsen, sich die Haare raufend. „Schon wieder so’n Traum...!“
 

Ihm war heiß.

Er fühlte sich, als würde die Hitze von den Traum-Aktivitäten noch immer anhalten. Als hätte er nicht nur geträumt, das zu tun...

Er hielt inne und starrte einen Moment an die Decke.

Moment mal...

Dann zog er seine Decke hoch und linste an sich herunter.

Und schlug die Bettdecke sofort wieder darüber.

„Oh, fuck!!“
 

Ja, fuck, im wahrsten Sinne des Wortes. Er spürte vor lauter Verlegenheit und Nervosität seinen Puls rasen, und empört über sich selbst drehte er wütend den Kopf zur Seite.

Was machte er für Sachen?! Was träumte er schon so intensiv von Sakura, dass er jetzt... mit diesen Problemen aufwachte?! War er völlig verrückt geworden?

Er raufte sich erneut die Haare und stöhnte.

Toll. Und was jetzt?! Rumliegen und abwarten, bis es wegging? Aber hey, das drückte, verdammt...
 

Hoi... Stille.

Sasuke sah nach links und dann nach rechts, als wolle er über eine Straße gehen.

Er könnte einfach aufstehen und kalt duschen... oder einfach an etwas völlig Unerotisches denken. Das half bestimmt!

Okay. Was war unerotisch? Das Fenster... die Balkontür... der Fernseher... das lächerliche Teebeutel-Maskottchen Cha-chan...
 

Sakura, die jetzt zur Tür hereinkommt und sich einfach auf dich setzt...
 

„HEY!!“ schimpfte er mit sich selbst, „D-das ist nicht unerotisch!! Genau das Gegenteil!!“ Er dachte an Sakura.

Wenn sie jetzt tatsächlich käme und sich auf ihn setzen würde – was sie nie tun würde – wäre das Problem auf eine andere Weise gelöst...
 

Und er würde sie anfassen können... und sie ihn auch...
 

Sasuke stöhnte und zog sich die Decke über den Kopf.

„Dreckscheisse, verdammt...!“ jammerte er, „Hör sofort auf, an sie zu denken...!! So werde ich das ja nie los...“

Aber die Variante mit Sakura war einfach viel schöner vorzustellen als unerotische Dinge um seine Latte wegzukriegen...

Wegkriegen konnte man sowas auch auf eine andere Weise...

Sasuke blinzelte. Was dachte er da schon wieder? Als ob er, Uchiha Sasuke, sich dazu herablassen würde, sich so einen Gefallen zu tun...!

Aber langsam wurde es unangenehm...

„Ach!“ schnaubte Sasuke beleidigt, „Wen interessiert es, was ich hier mache oder nicht mache?! Kakashi kommt eh‘ zu spät, was soll's also! Kriegt ja keiner mit, verdammt.“
 

Aber er kam sich irgendwie blöd vor, als er die Decke wieder höher zog und seine eine Hand zu seiner Hose fahren ließ, um sie zu öffnen. Wahrscheinlich kam Kakashi gerade in dem Augenblick, in dem er ihn gerade nicht haben wollte. Wie unpassend...

Er öffnete seine Hose und stoppte dann verlegen. Hey... er hatte sowas noch nie gemacht... irgendwie war es unangenehm, wenn er darüber nachdachte, dass er das gerade tatsächlich tat – oder auf dem besten Weg war, es zu tun...

Er würde das nie jemandem erzählen!

Als ob er jemals jemandem etwas über sein Privatleben erzählen würde. Um es schnell hinter sich zu bringen, schob er seine Hand ohne weiteres Zögern in seine Hose, holte ihn raus und wollte gerade–
 

Es klopfte an der Tür.
 

Sasuke erstarrte und ließ seine Hand, wo sie war.

WER, zum GEIER, wagte es, jetzt, ausgerechnet jetzt hier anzuhampeln?! Verdammt, er konnte jetzt nicht an die Tür gehen! Mit so einem doch sehr offensichtlichen Problem... das ging auf gar keinen Fall.

Also würde er so tun, als wäre er nicht zu Hause.

Er schloss die Augen, ignorierte das erneute Klopfen und begann mit zunehmender Röte im Gesicht vor Verlegenheit seine Hand zu bewegen. Oh, verdammt... es war gut...

Ich bin so ein Schwein, verdammt...
 

Es klopfte erneut.
 

Sasuke hätte gerne Verpiss dich, du Flachwichser! gebrüllt, aber damit hätte er seine Anwesenheit ja verraten. Außerdem... wie konnte gerade er es gerade jetzt wagen, jemanden anderes Wichser zu nennen?

Das Klopfen wurde immer lauter und lauter und immer heftiger. Irgendwer schien ihn ja unheimlich dringend sprechen zu wollen... aber verdammt, er konnte hier jetzt gerade nicht raus! Basta!

Hat der Scheisskerl da draußen nicht langsam mal gecheckt, dass ich nicht aufmache??! nörgelte Sasuke in Gedanken und war schon versucht, doch zur Tür zu gehen und dem, wer immer davor stehen würde, ein derartiges Katon-Jutsu um die Ohren zu hauen, dass der nur noch als Grillwürstchen zu gebrauchen wäre. Welcher Vollpfosten es wagte, ihn so früh am Morgen zu stören, hatte auch eine Strafe verdient, ganz klar.
 

Klopf – klopf – KLOPF – bumm – BUMM...
 

Sasuke fragte sich, ob jemand gegen die Tür trat oder was sonst so derartigen Lärm machte.

„So kann ich mich verdammt nochmal nicht konzentrieren!“ zischte er halblaut und völlig verärgert, weiter versuchend, das Geklopfe und Gerummse da draußen zu ignorieren. Und er schloss seine Hand etwas fester...
 

RUMMS.
 

Mit einem mal gab es einen derartigen Krach, dass Sasuke erschrocken aufschrie und senkrecht im Bett saß. Aus dem Flur kam das Geräusch von splitterndem Holz, rieselndem Putz und etwas Schwerem, das auf den Boden stürzte.

Und dann kam die Stimme, die zu hören Sasuke jetzt am allerwenigsten gehofft hatte:
 

„Wieso machst du Idiot denn die Tür nicht auf, ich weiß genau, dass du da bist, verdammt!! Toll, jetzt ist die Tür hin!!“
 

Sasuke erbleichte.

Sakura.

Das war Sakuras Stimme. Ach du liebe Güte – die war nun echt die Allerletzte, die er jetzt sehen wollte. Na, wollte schon, aber er durfte es einfach nicht!

Er keuchte und riss die Hände unter der Decke hervor, die er darauf schnell über sich schlug.

„Was ist in dich gefahren??!“ brüllte er einerseits immer noch erschrocken, andererseits stinksauer in Richtung Flur. „Bist du von allen guten Geistern verlassen, Sakura?! Du kannst hier nicht einfach reinkommen, das ist meine Privatwohnung!! Ich habe schon meine Gründe, nicht aufzumachen!! Was bildest du dir ein, wer du bist?! – Und jetzt sag mir nicht, dass du meine Wohnungstür eingetreten hast!!“
 

Sakura lugte verstohlen auf die Reste der Tür. Na gut... sie war zu weit gegangen. Aber wenn er nicht aufmachte...

„Ist schon gut, darum kümmere ich mich!“ meckerte sie und kam in die Stube, worauf er herumfuhr, als könnte sie mit einem Beil auf ihn losgehen. Sie runzelte die Stirn und sah ihn an. „Was denn, du pennst noch?! Es ist gleich Mittag, und wo ist Kakashi-sensei?!“

„Woher soll ich das wissen, und ich kann so lange schlafen, wie ich Bock habe, Sakura! Was willst du überhaupt hier?!“

Sie ging zielstrebig zu ihren Sachen, die auf dem Boden lagen.

„Die wollte ich abholen,“ sagte sie zu ihm, und ihre Stimme wurde jetzt ruhiger. „Ich, ähm... sorry wegen der Tür...“

Sasuke war nicht ruhiger geworden.

„Ja, von wegen!“ zischte er verärgert, „Kommt hier an und zertrümmert gleich mal ´ne Tür! Toll gemacht, Sakura, ich bin stolz auf dich! Deine dummen Sachen hättest du auch später abholen können, statt hier so ein Affentheater zu machen. Mach, dass du verschwindest, du störst mich!!“
 

Sie sah ihn an und ihr Ausdruck verhärtete sich.

Ach so. Sie störte mal wieder. Mister Uchiha hatte also mal wieder Besseres zu tun. Dabei hatte sie gehofft, dass sie vielleicht etwas ruhiger miteinander reden könnten, jetzt, da sie ihn das erste Mal seit dem Kuss wieder anzusehen wagte.
 

Der Kuss.

Sie erinnerte sich daran. Es war in diesem Zimmer gewesen. An der Wand da, neben dem Durchgang zum Flur. Dann sah sie Sasuke an und spürte plötzlich ihre Wut auf seine ewige Gefühllosigkeit wieder in sich hochkochen. Er saß da unverfroren in seinem dämlichen Bett, stand nicht mal auf, um mit ihr zu reden, nein, er bleib einfach da sitzen! So dermaßen egal war sie ihm also...

„Okay!“ schnappte sie deswegen wutentbrannt, „Ich gehe! Glaub ja nicht, ich wäre freiwillig noch einmal hergekommen, wenn nicht meine Sachen hier gewesen wären!! Pff, deinetwegen ganz bestimmt nicht, du bist ein Scheisskerl!“ Dann stampfte sie wütend davon, sich stark zusammenreißend, um jetzt nicht vor ihm loszuheulen. Dass sie ihn Scheisskerl nannte, machte sie ja selbst fertig... sie liebte ihn doch...
 

Weg war sie, und Sasuke starrte eine Weile an die Stelle, an der sie gestanden hatte.

Bumm.

Und wieder alles versaut. Vermutlich hatten sie beide es gerade noch schlimmer gemacht. Es war offenbar aussichtslos.

Sasuke seufzte resigniert und warf einen Blick auf seine Hose. Die Beule war jedenfalls verschwunden. Wenigstens etwas.
 

––
 

Wie versprochen kümmerte Sakura sich darum, Sasukes Tür ersetzen zu lassen. Aber dann war wieder Funkstille.

Sasuke wartete völlig genervt und angespannt eine weitere Woche darauf, dass Sakura irgendetwas tat. Aber nichts kam. Nicht mal eine Morddrohung. Sakura war mal wieder vom Erdboden verschluckt.
 

Vermutlich sitzt sie zu Hause und geht nicht raus, um mir ja nicht zu begegnen... grübelte der Schwarzhaarige dann nach diversen Tagen, als er in der Küche saß.

Und wenn er doch zu ihr ginge? Würde dann einfach alles gut werden?

Bestimmt nicht.

Aber es wäre vielleicht ein Anfang...

Hey! Dachte er, Uchiha Sasuke darüber nach, sich zu entschuldigen?! Das kam gar nicht in die Tüte! So weit kam es noch, genau!

Andererseits... ...

„Ach, verflucht!“ meckerte Sasuke genervt und raufte sich die Haare. „Ich werde wahnsinnig, wenn ich hier herumsitze und nichts mache...“

Er sah aus dem Fenster. Es wurde wieder dunkel, und es hatte zu schneien begonnen. Bald wäre das Jahr zu Ende... er war schon fast ein halbes Jahr wieder hier, kaum zu glauben.

Lange sah er schweigend auf den Tisch.

Verdammt. Er würde da jetzt hingehen und sich entschuldigen. Das würde ihr nicht reichen, aber es war ihm egal. Das wäre immerhin ein Anfang. Er wollte nicht, dass sie ihn den Rest ihres Lebens hasste...
 

Dazu war sie ihm zu wichtig.
 

Da war es wieder, das komische, warme und gleichzeitig unangenehme Gefühl in seinem Bauch, das er manchmal spürte, wenn er an sie dachte. Dieses Gefühl, in dem immer öfter das Verlangen mitschwang, sie erneut zu küssen und sie in die Arme zu nehmen... und das völlig ohne sexuelle Hintergedanken. Nein, er dachte nicht immer nur an das Eine. Verdammt.

Sasuke seufzte und rieb sich etwas durcheinander den Bauch, als würde das Gefühl davon weggehen. Er wollte sie bei sich haben... er wollte sie ganz dicht bei sich haben und sie nicht wieder loslassen.
 

Weil sie das einzige Licht in dieser verdammten Finsternis war... die einzige Wärme in dieser verfluchten Kälte hier drinnen.
 

Ich liebe sie... so sehr...
 

Er wurde rot und ärgerte sich darüber, bevor er kurzer Hand die Küche verließ, Schuhe und Mantel anzog und sich auf den Weg zu Sakuras Haus machte. Je näher er dem Haus kam, desto stärker wurde das Gefühl in ihm, das er so gruselig fand. Und je näher er dem Haus kam, desto schneller ging er. Schließlich rannte er, als könne er es nicht mehr erwarten, sie endlich zu sehen. Und er würde ihr sagen, was er fühlte, wenn sie bei ihm war! Jawohl!

Plötzlich hatte er vergessen, dass ein Uchiha Sasuke sich nie so aufführen würde. Es war ihm scheissegal. Das einzige, was ihm gerade wichtig, war, war dieses Mädchen.

Nein, Frau.

Und sie war die attraktivste Frau der ganzen Welt.

Verdammt.
 

Aber es kam alles anders.
 

––
 

Als er das Haus erreichte, war die Haustür angelehnt. Im Haus drinnen war alles stockfinster. Sasuke blieb verwundert stehen.

Wieso ist die Tür offen?...

Er beeilte sich alarmiert, das Haus zu betreten, und stieß die Haustür auf.

„Hallo?!“ tief er in die Dunkelheit, und sicherheitshalber aktivierte er seine Sharingan. Keine Antwort. Was war hier los? Wenn Sakura kurz hinausgegangen wäre, wäre ja trotzdem Licht an... aber hier sah es aus, als hätte hier seit Tagen niemand mehr gewohnt. Sasuke ging ein paar Schritte in das Haus rein. Nichts rührte sich. Es herrschte Stille.

„Ist jemand zu Hause?!“ wunderte er sich weiter. Keine Antwort. „Sakura?! – Sakura!! Bist du da??!“ Keine Antwort.

Sasuke knipste das Licht im Flur an und sah erst jetzt die Verwüstung auf dem Boden. Jetzt komplett alarmiert lief er von Zimmer zu Zimmer – das komplette Haus sah aus wie ein Schlachtfeld, aber nirgendwo eine Spur von Sakura, ihren Eltern oder sonst jemandem. Sasuke erblickte in einer Wand ein gigantisch großes Loch und sah verdutzt hindurch.

Sakuras Faustschlag würde so ein Loch fertigbringen... ist das hier etwa... ein Kampf gewesen?!

Seine Haare sträubten sich, als ihm plötzlich eiskalt wurde. Jemand musste Sakura und ihren Eltern etwas angetan haben...!

Ihm wurde übel.

Wieso fühlte er sich wie in einem Déjà-vu...? Wo hatte er... so etwas schonmal erlebt? Ein verlassenes Haus... Kampfspuren...
 

An dem Tag, an dem er seine ermordete Familie gefunden hatte.
 

„N-nein...!“ stöhnte Sasuke und griff verzweifelt nach seinem Kopf, als Panik in ihm aufstieg. Er wollte das nicht! Er wollte nicht noch einmal so etwas entdecken! Er sah zitternd zur Treppe. Wenn Sakura jetzt da oben lag... blutig und tot wie seine Eltern... ...
 

Nein! Nein!!
 

Verdammt, mach deinen Kopf klar, Sasuke...! befahl er sich wütend, bevor er die Treppe hinaufrannte und oben weiter suchte. Auch oben ließ alles auf einen Kampf deuten, aber er fand weder Sakura noch ihre Eltern. Vielleicht waren sie nicht hier gewesen und es war ‚nur‘ eingebrochen worden?...

Als er in das letzte Zimmer kam, sagten sein Gefühl und der angeschaltete Fernseher aber etwas anderes.

Nein. Sie waren hier gewesen. Der Fernseher lief noch. Und als er auf den Boden sah, erblickte er Blutspuren. Nur wenig Blut, aber es war da.

Sasuke versteifte sich vor Entsetzen.

„Was... zum Geier... ist hier passiert?!“

Er sah sich nervös im Zimmer um. Kein Mensch. Keine Leiche. Dann mussten sie entführt worden sein oder so etwas in der Art! Er suchte noch einmal das ganze Haus ab, aber er fand weder einen lebenden noch einen toten Menschen. Schließlich stand er wieder in dem Schlafzimmer mit dem Fernseher, nach dem Doppelbett im Zimmer zu urteilen war es ds Schlafzimmer von Sakuras Eltern. Er drehte sich verwirrt und immer noch nervös in alle Richtungen um. Wer zum Geier würde es schaffen, Sakura zu entführen?! Ihre Eltern kannte er nicht, keine Ahnung, ob die sich wehren konnten – aber Sakura konnte es auf jeden Fall! Sie war die zweite Tsunade, jemand, der es mit ihr aufnehmen konnte, musste entweder noch cleverer als sie, noch stärker als sie oder sogar beides sein.
 

Er musste Tsunade auf jeden Fall sagen, was er gesehen hatte. Er musste jetzt gehen.

Als er wieder zur Tür sah und hinausgehen wollte, fiel ihm erst der dunkle Schatten an der Innenseite der Tür auf, den er vorher nicht bemerkt hatte. Erschrocken zog er die Tür zu, um zu sehen, was auf der Tür klebte – und er erstarrte, als er dort eine offenbar mit Blut gemalte Schlange erblickte.
 

Ein Schlange.

Verdammt, eine Schlange...

Ihm fiel nur eine Person ein, die als Symbol eine Schlange benutzen und sie großkotzig an eine Tür malen würde. Aber da sträubte sich etwas in seinem Inneren.
 

„Das ist... nicht möglich. Orochimaru... habe ich doch mit eigenen Händen getötet!“
 

––
 

--
 

°O°/))) SHOCKIIIING! XD Bla.... naja..... jetzt wirds gruselig XDDD Leider braucht diese FF doch mehr Action als ich zuerst dachte^^' wie troublesome ^^' das nächste kapi könnte etwas dauern, weil es anstrengend wird das zu schreiben^^'..... ich guck mal^^

Aber hahahaha, Sasuke hat Sexträume XDDD und ich liebe dieses dumme Teebeutelvieh Cha-chan!^^ Ich werde es malen und auf die HP stellen! XDD "Cha" heißt Tee^^.

btw: http://de.wikipedia.org/wiki/Stirnlappenbasilisk

Otogakure

Das Erste, was Sasuke einfiel, war, dass er jemandem Bescheid sagen musste. Aber es war nicht Tsunade, die ihm als erstes in den Kopf kam, sondern Naruto. Er wusste nicht mal, wieso, aber er verließ das Haus so schnell, als hätte Angst, es könnte explodieren, und rannte in die Richtung, in der Narutos Wohnung lag.
 

––
 

„Ist ja gut... ist ja gut, ich mache ja schon auf!!“ gähnte der blonde Shinobi verschlafen, zwang sich aus seinem Bett und öffnete die Tür, worauf ihm Sasuke, der ununterbrochen wie ein Blöder gegen die Tür gehämmert hatte, Naruto beinahe mitten ins Gesicht geschlagen hätte, weil die Tür plötzlich weg war. „S-Sasuke?!“

„Weißt du, wo Sakura ist? Ich war gerade bei ihrem Elternhaus und es ist total auf den Kopf gestellt-...!“ fuhr Sasuke ihn an, und Naruto blinzelte erstaunt, weil er den Schwarzhaarigen noch nie zuvor so aufgeregt erlebt hatte. Der so coole Sasuke war ja völlig neben sich!

„W-wovon sprichst du, was-... – Moment, du warst bei Sakura?“

„HÖRST DU MIR ZU, DOBE?!“ bellte Sasuke ihn an, „Sie ist weg!! Und das Haus sieht aus, als wäre da eine Bombe eingeschlagen!! Wann hast du sie zuletzt gesehen?!“
 

Sasukes Panik war überzeugend genug, dass Naruto sofort mit dem Grinsen aufhörte. Sasuke führte sich nie so auf. Wenn er es jetzt tat, musste es einen wirklich furchtbaren Grund dafür geben.

„Heute morgen-... w-wieso, wie jetzt, ist ihr was passiert?! Wie, sie ist weg?!“

„Na, weg halt!!“ Sasuke schnappte nach Luft, um sich durch den Kopf gehen zu lassen, was er Naruto gleich sagen würde. „Und... an einer Tür hat jemand mit Blut eine Schlange aufgemalt-...“
 

Er kam nicht weiter. Schon als er zum Wort Schlange auch nur ansetzte, kam Naruto plötzlich in Bewegung. So schnell, dass Sasuke es kaum verfolgen konnte, zog der Blonde sich fertig an.

„Eine was?!“ schrie er, „D-du meinst, Orochimaru...?! Ich dachte, der ist tot!!“

„Ja, dachte ich auch!“ schnappte Sasuke, „Ich habe – hey! HALT!! W-wo willst du hin, Dobe?!“

Naruto rannte an ihm vorbei, dabei steckte er einen Haufen Waffen in seine Jackentaschen.

„Ich gehe Sakura-chan retten, was sonst?! Vielleicht ist es noch nicht lange her und wir holen sie noch ein!!“ Zack, war er aus der Wohnung, und Sasuke keuchte entsetzt und setzte ihm nach.

„DOBE!!“ rief er und versuchte, ihn aufzuhalten, „Wie stellst du dir das vor, weißt du, in welche Richtung du musst?! Wir wissen nicht mal, ob sie wirklich entführt wurde! Und ob es tatsächlich etwas mit Orochimaru zu tun hat!! Du kannst nicht einfach drauf losrennen! Das muss organisiert und-...“

„Aber dafür haben wir keine Zeit!!“ fuhr der Blonde ihn an, und Sasuke fuhr zurück, als er Narutos entschlossenen Blick sah. Er kannte diesen Blick... und Naruto war schon immer so gewesen. Naruto lief einfach drauf los, die Planung war egal. Sasuke wollte etwas sagen, aber Naruto unterbrach ihn. „Wenn es tatsächlich Orochimaru war, wird er sie sicher nach Oto bringen! Und wer außer ihm sollte eine Schlange auf eine Tür malen?!“

„Das habe ich ja auch gedacht, aber-... – Dobe!!“ Weg war der Blonde, und Sasuke keuchte ein paar Mal und war so entsetzt, dass er sich kaum rühren konnte.
 

„Dieser Vollidiot!!“ schimpfte er dann wutentbrannt, „Sakuras Leben hängt vielleicht davon ab, was wir jetzt tun, und er stürzt sich einfach ins Chaos!! Das ist kein Schlammcatchen, verdammte Scheisse!“ Er machte sofort Kehrt und rannte los, um jetzt Tsunade Bescheid zu sagen. Sie mussten sofort Verstärkung hinterher schicken... alleine hätte Naruto doch gegen Orochimaru – falls er es wirklich war – keine Chance!

Und er war Uchiha Sasuke. Er hatte von dieser Schlange gelernt. Er wusste, wovon er sprach.
 

––
 

Tsunade war sofort in Alarmbereitschaft, als sie von dem Ereignis hörte. Sofort schickte sie nach Anbu-Truppen, die in verschiedenen Gruppen das Haus der Harunos überprüfen, das ganze Dorf sichern und Naruto hinterher nach Oto sollten, und das so schnell wie möglich. Schnell hatten auch andere Leute von Sakuras Verschwinden Wind bekommen. Die Erste, die in Tsunades Büro aufkreuzte, war eine völlig fertige Ino, die einen tatsächlich hellwachen Shikamaru hinter sich herschleppte. Das Mädchen trug einen Morgenmantel und ihre blonden Haare waren so zerzaust, dass sie ihr in alle Richtungen vom Kopf abstanden. Sasuke fragte sich, ob die beiden gerade aus dem Bett gefallen waren.

„Sakura ist weg??!“ kreischte Ino und schüttelte Shikamaru, als könne er etwas dafür. „UND DIESER WIDERLICHE OROCHIMARU LEBT??!“

„RUHE!!“ brüllte Tsunade gegenan. „Shizune!! Wo bleibt mein Tee?! – Wir haben keine Beweise, dass es echt Orochimaru gewesen ist. Eine Schlange auf der Tür deutet natürlich daraufhin, aber ich frage mich, aus welchem Grund Orochimaru ein so offensichtlich auf ihn hinweisendes Zeichen hinterlassen sollte!“

„Ja,“ machte Shikamaru nachdenklich, „Da hätte er ja gleich schreiben können Orochimaru war hier. Oder er will auf sich aufmerksam machen...“

„Oder es war ein Groupie, der sich dachte, er rächt so mal Orochimarus Tod!“ addierte Tsunade, und Ino kreischte.

Groupie??! AAHH!“

„Und Sakuras Eltern sind ebenfalls verschwunden,“ addierte die Hokage, und Ino maulte.

„I-ihre Eltern sind nicht da gewesen, die sind im Urlaub! Denen wird niemand was getan haben – aber...??!“

„Wo bleiben diese verdammten Anbu-Gruppen?!“ schimpfte Tsunade, „Das geht mir viel zu langsam!! – Shikamaru!“

„Jawohl, Hokage-sama.“

„Zieh los, trommel ein paar Leute zusammen und sichere das Dorf in alle Richtungen! Wenn Oto da wirklich hintersteckt, könnte es riesigen Ärger geben! Und dieser verdammte Naruto!! Wie stellt der sich das vor, Oto stürmen und die holde Maid retten?! Er ist doch nicht Robin Hood!! Und alleine hat der Vollidiot doch gar keine Chance, Kyuubi hin oder her! – Sasuke, ich ging davon aus, du hättest Orochimaru getötet!“

„Ja, ich auch!“ schnappte Sasuke, „Deswegen kann er es doch an sich gar nicht wirklich sein!“

„Du müsstest ihn inzwischen besser kennen als ich,“ gab Tsunade zu bedenken, während Shikamaru mit der zerzausten Ino davonlief. „So, wie ich ihn einschätze, ist bei dem gar nichts mehr unmöglich. Der Typ ist ein Spinner. Und Spinner sind unberechenbar.“ Sie machte ein sehr kurze Pause, in der sie Sasuke mit einem Blick ansah, der ihn innehalten ließ. Gerade, als er etwas sagen wollte, sprach sie. „Sasuke, ich werde dir unter diesen Umständen deinen Status als Konoha-Shinobi zurückgeben. Ich möchte, dass du sofort Naruto folgst, ihn möglichst einholst und ihm alles über Orochimaru sagst, was du weißt. Dann möchte ich, dass ihr zwei nach Oto geht und die Lage auskundschaftet. Auskundschaftet, hörst du?! Keiner greift ohne mein Zeichen ein, das hier könnte eine Falle sein! Wer auch immer Sakura entführt hat, will uns vermutlich nur anlocken oder uns mit der Schlange sogar auf eine falsche Fährte locken. Es könnte genauso gut irgendjemand anderes sein, der nichts mit Oto zu tun hat und uns nur täuschen will.“ Sie sah sich rasch um und schnappte etwas Kleines aus einer Schreibtischschublade, das sie Sasuke zuwarf. „Jetzt hau ab und beeil dich!! Ich zähle auf dich, verstanden?! Das ist die einzige Chance, die du von mir kriegst, dich als Ninja aus Konohagakure zu beweisen, Sasuke! Klar soweit?!“ Sasuke nickte ernst und sah auf das in seiner Hand, bevor er losrannte, um Naruto zu folgen. Es war ein Stirnband mit dem Zeichen Konohagakures.

„Dein altes kriegst du wieder, wenn ihr zurückkommt!“ rief Tsunade ihm nach, „Das hab ich gerade nicht hier!“

Das war ihm völlig egal. Ein solches Stirnband in der Hand zu halten war... nostalgisch. So vertraut, aber auch so fern, so weit weg...
 

Wie ein Schatten einer kleinen, warmen Erinnerung.
 

––
 

Naruto war schwer einzuholen. Nachdem Sasuke fast eine halbe Stunde durch den Wald gehetzt war, so schnell er nur konnte, kam der blonde Shinobi vor ihm endlich in Sichtweite. Ob er wegen Kyuubis Chakra so irrsinnig schnell laufen konnte? Diese Geschwindigkeit war erstaunlich, selbst für Sasuke, und er fand sich selbst an sich auch schon recht schnell.

„DOBE!!“ brüllte er laut, „Warte, verdammt!!“

Naruto hörte nicht auf ihn und sprang in Höchstgeschwindigkeit weiter durch die Bäume in Richtung Oto.

„DOBE!! VERDAMMT, BLEIB STEHEN!!“ Noch immer zeigte der Fuchsjunge keine Reaktion, und Sasuke machte es wütend, dass dieser verdammte Trottel nicht einmal hören konnte. Ja... er selbst war vielleicht der Letzte, der Naruto etwas zu sagen hatte, immerhin war er der Verräter des Dorfes und...
 

Wenn man es genau betrachtete, war er sogar Schuld an Sakuras Unglück.
 

Sasuke keuchte. Diese Einsicht war so entsetzlich, dass ihm schlecht wurde, und er verlor beinahe das Gleichgewicht und wäre fast von einem der Äste zu Boden gestürzt.

Ja! Verdammt! Es war alles seine Schuld! Hätte er sie nicht so wütend gemacht mit diesem dämlichen Kuss, wäre sie nicht aus seiner Wohnung gegangen! Und wäre sie nicht weggegangen, wäre das vielleicht nie passiert...
 

Das machte die Sache doppelt wichtig. Das machte es doppelt wichtig, Sakura zurückzuholen. Egal, um welchen Preis.
 

Sasuke holte tief Luft, um ein drittes Mal aus voller Kraft nach Naruto zu brüllen:

„NARUTOOO!!!“

Jetzt endlich blieb der Blonde auf einem Ast stehen und Sasuke schaffte es endlich ihn einzuholen.

„Du bist lebensmüde!“ stöhnte er, als er Naruto erreichte und nach Luft schnappte. „Du kannst nicht alleine nach Oto gehen. Außerdem haben wir keine Beweise, dass es wirklich Orochimaru war!“

„Aber alleine die Möglichkeit, dass er es gewesen sein könnte, macht mich wahnsinnig!“ schnappte Naruto und zeigte drohend mit dem Finger auf ihn, „Komm mir nicht in den Weg, Teme, und versuch ja nicht, mich aufzuhalten! Dass dir Sakura-chan egal ist, wissen wir ja, aber mir ist sie nicht egal! Sie ist meine beste Freundin, ich werde sie nicht im Stich lassen!“ Er sah jetzt erst in Sasukes Gesicht, als dieser nach kurzem Verschnaufen den Kopf wieder hob. Und der Blonde hielt für einen Moment inne.
 

„Du trägst das Konoha-Stirnband...?“
 

Sasuke schloss für eine Sekunde die Augen.

„Tsunade hat mich dir nachgeschickt. Wir sollen vorgehen und die Lage in Oto auskundschaften, vielleicht finden wir Sakura schon. Aber wir können nicht alleine da angreifen, wir müssen auf die Anbu-Truppen warten, die Tsunade gerade losschickt! Und wenn du glaubst, Sakura wäre mir egal, hast du dich geschnitten!“
 

Naruto weitete die Augen in stummer Überraschung.

„Du warst bei Tsunade no baa-chan...“ machte er – und plötzlich grinste er breit. „Dir ist Sakura-chan also doch nicht so egal! Wenn sogar Tsunade no baa-chan dir dieses Stirnband wiedergibt, vertraut sie dir. – Kommst du mit mir nach Oto, Sakura-chan retten, huh?“
 

Der Schwarzhaarige bedachte ihn eines nichtssagenden Blickes. Dann nickte er.

„Hn.“

„Dann schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren!!“

Sie machten sich auf den Weg und hetzten zusammen weiter in Richtung Otogakure. Unterwegs versuchte Sasuke ratlos, eine Art Plan aufzustellen.

„Ich dachte, ihr aus Konoha hättet Oto dem Erdboden gleich gemacht, während ich mich um den dummen Orochimaru gekümmert habe!“

„Nein,“ machte Naruto, „Wir waren nicht in Oto, aber wir haben die Oto-Nins in die Flucht geschlagen, als sie versucht haben, Konoha zu überrennen! Irgendwann haben sie kapituliert und sich zurückgezogen! Orochimaru galt als tot, ich dachte, du hättest den umgebracht?!“

„Na ja, das dachte ich auch,“ murrte Sasuke und es nervte ihn tierisch, dass er sich offenbar wirklich geirrt hatte und dass ihn dauernd alle darauf ansprachen, seit Sakura weg war. Ich dachte, du hättest...! Ja, verdammt! „Also, ich habe nichts mit seiner Leiche gemacht, meine ich!“ addierte er dann resigniert und vermied es dabei, Naruto anzusehen. Ja, hätte er mal. Hatte er aber nicht. Hätte er Orochimaru verbrannt wie seinen Bruder, wäre er hundert Prozentig tot gewesen... „Ich hab ihn da liegen gelassen, wer weiß, was Kabuto oder irgendso ein Wichser mit ihm gemacht hat, vielleicht konnte er ihn wiederbeleben oder so...“

Naruto zischte wütend.

„Wenn dieser widerliche Kerl Kabuto das gebracht hat und jetzt Sakura-chan etwas angetan hat, dann... dann reiße ich den in Stücke, diesen blöd grinsenden Bastard!!“ Er rannte noch eine Spur schneller und Sasuke musste sich wieder bemühen, ihn einzuholen. Er unterdrückte den Kommentar, der ihm auf die Zunge kam:

Du kannst aber auch ganz schön blöd grinsen, Dobe, tss...
 

„Es ist gut möglich, dass das eine Falle ist,“ fuhr Sasuke im Rennen fort. „Dass sie uns locken wollen. Oder es könnte ein Ablenkungsmanöver sein, dass sie uns also mit Sakura von etwas anderem weglocken, was dann in unserer Abwesenheit alles zertrümmert! Und es besteht immer noch die Möglichkeit, dass es gar nicht Orochimaru war und uns irgendjemand auf eine falsche Fährte locken will. Ich meine, eine Schlange malen kann jeder!“

„Aber wieso sollte jemand wollen, dass wir nach Oto gehen?!“ empörte sich Naruto.

„Woher soll ich das wissen, verflucht?! Und es ist auch möglich, dass diese Schlange gar nichts mit Oto zu tun hat! Ich meine – es könnte irgendso ein junger Terrorist angehampelt kommen, sich denken Schlangen sind cool und die zu seinem Symbol machen, ohne zu wissen, dass schon vor ihm jemand dieses Symbol hatte! – Denk doch mal nach, wenn Orochimaru das wirklich gemalt hat, war es wie unter eine kriminelle Tat seine Unterschrift zu setzen! Entweder jemand wollte, dass wir sofort an Orochimaru denken, oder es war alles nur Zufall.“

„So viel Zufall kann es gar nicht geben!“ widersprach ihm der Blonde energisch. „Und wieso ausgerechnet Sakura-chan?! Meinst du, das war auch Zufall?“

„Es könnte ja sein!!“ machte Sasuke empört – dann hielt er inne. „Nein, warte.“

Naruto wartete und sah ihn erstaunt an.

„Was??“

„Das mit Sakura kann kein Zufall gewesen sein. Sakura ist keine Frau, die man einfach kidnappen kann, und fertigmachen schon gar nicht. Sie ist Tsunades Schülerin, wo die hinhaut, wächst doch kein Gras mehr! Dass er es mit ihr hat aufnehmen können, kann nur bedeuten, dass er kein Amateur war. Und auch kein Zivilist. – Jeder Anfänger, der sich zufällig Sakura als Opfer aussucht, wird kläglich scheitern und hinterher um einige Zähne ärmer sein! Wer auch immer sie hat, muss also genau gewusst haben, wer sie ist, was sie kann und was er gegen sie einsetzen kann.“

„Dann kann das mit der Schlange auch kein Zufall sein,“ warf Naruto ein, „So viele Leute gibt es nicht, die es mit Sakura-chan aufnehmen könnten! Na ja, Orochimaru gehört zu den legendären Sannin! Ihm würde ich das zutrauen, und diesem Arsch Kabuto auch, immerhin kennt der sich mit Medizin-Jutsus mindestens genauso gut aus wie Tsunade no baa-chan und Sakura-chan! – Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wieso sie Sakura entführt haben und wieso sie uns so offensichtlich machen, dass sie es gewesen sind!“

„Wir werden sehen,“ knurrte Sasuke und beeilte sich noch etwas mehr.
 

Egal, wer auch immer sie mitgenommen hat... er wird ganz sicher dafür sterben!
 

––
 

Als sie die Grenze des Feuerreiches erreichten, war die Nacht beinahe um. Es hatte zu schneien begonnen.

„So ein Mist,“ murmelte Sasuke, als sie für zwei Minuten anhielten, um zu verschnaufen, „Im Schnee wird jeder Idiot unsere Spur verfolgen können...“

„Na ja, aber dann können wir auch Orochimarus Spur verfolgen,“ addierte Naruto und fuhr sich mit den Händen durch die Haare, „Soweit ich weiß, können Schlangen nicht fliegen...“

Sasuke unterbrach ihn, indem er ihm plötzlich den Arm vor die Nase streckte. Naruto verstummte.

„Ssst, halt mal die Luft an!“ zischte der Schwarzhaarige und verengte die Augen zu Schlitzen. Er legte seine Hand auf den Ast, auf dem sie standen, und linste nach links und rechts. Nichts rührte sich.

„Was...?“ machte Naruto verwirrt, und Sasuke runzelte die Stirn.

„Etwas kommt auf uns zu... etwas ziemlich Großes-...“

Ein dumpfes Geräusch direkt hinter ihnen ließ sie beide herumfahren, und Naruto riss die Augen erschrocken auf, als jemand neben ihnen auf demselben Ast landete. Sasuke sprang sofort auf die Beine und zückte ein Kunai aus seiner Jackentasche. Er verfluchte sich dafür, keine großartige Waffensammlung aus Konoha mitgebracht zu haben... als er zu Sakura gegangen war, hatte er ja nicht damit gerechnet, dass ihm eine Verfolgungsjagd bevorstand, und dann war er nur zu Naruto, zu Tsunade und dann auf in den Wald gehetzt, woher hätte er Waffen nehmen sollen? Wie gut, dass er rein sicherheitshalber immer ein Kunai dabei hatte.

Und wie gut, dass wenigstens Naruto viele Waffen dabei hatte, denn ohne Waffe würde das hier schwer werden. Als Sasuke sein Gegenüber erkannte, verengte er die Augen erneut zu schmalen Schlitzen und ließ seine Sharingan aufblitzen.

„Wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen...?“ murmelte er grimmig, und er unterbrach sich, als er plötzlich hinter sich ein stärker werdendes, bösartiges Chakra wahrnehmen konnte. Er hielt die Luft an.

Dieses Chakra... ich kenne dieses Chakra...!
 

Hinter ihm stand immer noch Naruto, dessen Augen sich jetzt vor Zorn rot färbten, als auch er dem Gegenüber direkt und ohne Furcht ins Gesicht starrte.

„Was hast du mit Sakura-chan gemacht... Kabuto??!“
 

––
 

Kabutos Mund verzog sich zu einem Grinsen.

„Sieh einer an,“ machte er amüsiert, „Wenn das nicht Naruto Uzumaki ist! Du lebst ja immer noch!“

„Halt's Maul!!“ Es war erstaunlicher Weise nicht Naruto, sondern Sasuke, der ihn zuerst anbrüllte, was sogar Naruto stutzten ließ. Seit wann war Sasuke so ungeduldig...?

Der Uchiha hielt das Kunai in Richtung Kabuto und zischte lauernd.

„Wo... ist sie?! – Antworte besser, du solltest am besten wissen, mit wem du es zu tun hast! Immerhin hast du mich in der Zeit bei Orochimaru beobachtet...“ Kabuto wollte schon ansetzen, da fuhr Sasuke grimmig fort: „Überleg dir also, was du tust, Kabuto!“
 

Der Weißhaarige grinste immer noch. Sasukes Zorn wuchs mit jeder Sekunde, die er länger grinste. Er hasste dieses Grinsen... er hasste grinsende Leute allgemein. Zumindest die, die gehässig grinsten. Plötzlich verspürte er in sich den Drang, einfach loszustürzen und Kabuto die Kehle aufzuschlitzen. Aber das wäre unklug... dann konnte er ihnen nicht mehr sagen, wo Sakura war...

„Du wirkst gestresst, Sasuke-kun...“ gluckste Kabuto, „Wie merkwürdig, wie sich die Leute verändern, wenn sie mal ein halbes Jahr in Konoha gewesen sind! – Oder hattest du zu viel Umgang mit dem Kyuubi-Bengel?“ Er sah zu Naruto. „Du wirst ihm beinahe ähnlich... Orochimaru-sama würde das nicht gefallen...“

„MANN, MACH DEIN MAUL AUF!!“ bellte Naruto jetzt los, „WO IST SAKURA??!“

„Tsunades fleißiges Bienchen?“ machte Kabuto, „Keine Ahnung, woher soll ich das wissen...?“

„Tu nicht so unschuldig, ich weiß genau, dass du dahinter steckst!!“ Naruto zückte jetzt ebenfalls ein Kunai. „Wer malt bitte Schlangen auf die Türen in Sakuras Haus außer dir und Orochimaru?!“

Sasuke trat einen Schritt auf Kabuto zu, noch immer das Kunai nach ihm ausstreckend.

„Ich bin leicht verärgert, ja,“ gab er gezwungen gefasst zu hören. „Du bist doch so ein schlaues Bürschchen, Kabuto. Du weißt doch immer von allem, was hier passiert... dann weißt du doch auch ganz sicher, dass ich meinen Bruder... bereits getötet habe... und du solltest auch wissen, was das heißt...“
 

Kabuto gluckste.

„Willst du mir drohen, Uchiha Sasuke? Wir beide haben für denselben Typen gearbeitet! Du kannst nicht bestreiten, dass du Orochimaru-samas treuer Schüler warst ihm gedient hast...“

„Ja, aber ich habe das nie, keine einzige Sekunde lang, aus Zuneigung für ihn getan, sondern die ganze Zeit nur für mich selbst und meine Rache. Er wusste das, ich wusste das und du wusstest das auch. Ich bin nicht gekommen, um dich fertigzumachen, aber da du rein zufällig gerade hier auftauchst, gehe ich stark davon aus, dass du sehr gut weißt, wo unsere Kameradin ist... und du tätest besser daran, es uns zu sagen!“
 

Naruto versuchte verzweifelt, seinen Zorn auf Orochimaru und Kabuto herunterzuschlucken. Er durfte nicht zulassen, dass dieser blöde Fuchs von ihm Besitz ergriff! Er musste er selbst bleiben... sonst wäre er für Sakura weniger eine Hilfe als eine Bedrohung. Was Sasuke sagte, beeindruckte ihn.

Unsere Kameradin.

Kameradin!

...es UNS zu sagen.
 

Uns.
 

Es gab im Kopf von Uchiha Sasuke, dem Einzelgänger schlechthin, der sich nie etwas aus Teamwork gemacht hatte, der alle als Behinderung angesehen hatte, irgendwo ein Wir...

Das war die erstaunlichste Erkenntnis, die Naruto hatte, seit Sasuke zurück war.

Und die erfreulichste.

In dem Moment kam es Naruto zum ersten Mal so vor, als hätte Sasuke sich in seiner langen Abwesenheit tatsächlich verändert.
 

Kabuto seinerseits hatte sich überhaupt nicht verändert.

Sasuke verzog keine Miene, als der Weißhaarige vor ihm erneut grinste.
 

„Hast du gedacht, du würdest uns so einfach los... Sasuke-kun?“
 

––
 

Er griff ohne weiter zu zögern an und Sasuke blieb nichts anderes übrig, als die Attacke mit seinem einzigen, dummen Kunai zu blocken. Dank seiner Sharingan war das aber nicht allzu schwer für ihn, so stieß er Kabuto schnell wieder zurück.

„Deine Sharingan funktionieren also auch noch wunderbar, huh?“ grinste Orochimarus Gehilfe düster, und Sasuke schnappte nach Luft.

„Ihr wollt meinen Körper also immer noch für eure Zwecke, was?!“ blaffte er Kabuto an, „Ich werde nicht zulassen, dass Orochimaru das Erbe des Uchiha-Clans, das Sharingan, so einfach bekommt!! Und jetzt sag mir endlich, wo Sakura ist, oder du wirst es noch bitter bereuen!“
 

Da er nur ein einziges Kunai hatte, hütete er sich, das auf Kabuto zu werfen und dann unbewaffnet zu sein, deswegen stürzte er sich samt der Waffe auf seinen Gegner.

„Sasuke!!“ schrie Naruto und sprang hoch, „D-du kannst den doch nicht im Alleingang fertigmachen, Kabuto ist gefährlich!!“

Doch die beiden waren schon dabei, hin und her zu springen, und nach einigen Sprüngen und Ausweichmanövern landeten beide unterhalb des Baumes auf dem Erdboden, beide ein Kunai in der Hand.

„Ich hab es schonmal gesagt, ich habe keine Ahnung, wo sie ist...“ seufzte Kabuto und warf ein Shuriken nach Sasuke, der jedoch geschickt nach links auswich und einige Schritte zurücktrat. „So eifrig, hm...? Erstaunlich... was haben die in Konoha mit dir gemacht, du hast dich verändert...“

„Kann dir doch egal sein!“ zischte Sasuke gefährlich und steckte sein Kunai wieder ein, um zu einer rasend schnellen Reihe von Fingerzeichen anzusetzen und tief Luft zu holen, „Was willst du überhaupt von mir?! – KATON!! GOKAKYUU NO JUTSU!!“

„Woah!!“ machte Naruto entsetzt und sah zu, dass er hinter Sasuke kam, um nicht im nächsten Moment verkohlt zu werden, als ein dermaßen gigantischer und greller Feuerball aus Sasukes Mund schoss, dass Naruto das Gefühl hatte, vom Wald würde gleich nichts mehr übrig sein.

So groß, liebe Güte...
 

Als das Feuer verschwand, war vor ihnen ein riesiger, verkohlter Krater, in dem Reste von verglühten Baumstümpfen vor sich hinrauchten. Von Kabuto keine Spur.

„Hast du ihn erwischt?!“ machte Naruto, „Toll, jetzt hast du ihn verscheucht! Dabei bin ich sicher, dass er gelogen hat! Er kann doch nicht zufällig gerade hier im Wald rumgelaufen sein und sich gedacht haben ‚Oh, cool, ich geh‘ mal Sasuke und Naruto nerven!‘ !“

„Ssst!“ zischte Sasuke und hielt ihm die Hand vor die Nase, „Sei doch mal ruhig!!“ Das wusste er doch selber, verflucht. Und genauso sicher, wie er war, dass Kabuto wusste, wo Sakura war, war er auch, dass der Weißhaarige entkommen und nicht verkohlt worden war...

Als der Mann plötzlich direkt hinter ihnen aus dem Nichts auftauchte und Naruto mit einem Schlag gegen den Arm zu Boden schleuderte, fuhr Sasuke herum und konnte einem weiteren Shuriken von Kabuto ausweichen.

„Mist!!“ zischte er, „Naruto!! Bist du okay?!“ Naruto hustete und versuchte, sich aufzurappeln, während Sasuke Kabutos Shuriken auswich und immer weiter rückwärts ausweichen musste.

Er ist schnell, verdammt... selbst mit den Sharingan ist es auf Dauer schwer, ihn im Auge zu behalten! – Was zum Teufel hat er vor...?! Will er mich von Naruto separieren, oder was...?!

Er hielt inne und wich der nächsten Waffe nicht aus, sie streifte seine Wange und hinterließ einen blutenden Kratzer.

„Tse!“ zischte er, „Was willst du, Kabuto?! Raus mit der Sprache!“ Kabuto blieb jetzt ebenfalls stehen und sah an Sasuke vorbei, als er antwortete.
 

„Tsunades kleine Schülerin hat sich gut gemacht in den Jahren, ich bin nicht unbeeindruckt gewesen... und doch war es gar nicht so schwer... sie fertigzumachen...“

Sasuke erstarrte. Naruto hinter ihnen auch.

Also doch!...

„Ich frage mich...“ murmelte Kabuto und sah dabei nach links, „Wie lange sie inzwischen schon tot ist...“
 

Naruto erbleichte und plumpste auf den Hintern, als er sich gerade fast wieder hingestellt hatte. Nach Kabutos Schlag war sein rechter Arm völlig taub und er konnte ihn nicht bewegen...

Aber das war jetzt unwichtig.

Sakura-chan.
 

Sakura-chan war tot...?!
 

„DU MIESER, VERDAMMTER-...!!“ brüllte Naruto los und der Gestank des bösen Kyuubi-Chakras stieg jetzt stärker als vorhin in die Luft, sodass Kabuto zu ihm herumfuhr und Sasuke entsetzt zurückwich.

„Naruto, nicht!!“ schrie er, „BEHERRSCH DICH!!“ Er ballte die Fäuste und sah zu Kabuto, der sich jetzt Naruto zugewandt hatte.

Er blufft doch...! Er sagt das nur, um uns zu verunsichern oder wütend zu machen! Sakura ist nicht tot... auf so einen dummen Trick falle ich nicht rein...
 

Naruto kam kochend vor Zorn auf die Beine und seine Augen färbten sich bedrohlich rot. Er spürte das Chakra des Fuchses in sich hochbrodeln wie kochendes Nudelwasser, und es machte ihn panisch.

Nein!! Beherrsch dich, Naruto...!! versuchte er, sich selbst zu kontrollieren, Du darfst den Fuchs nicht die Oberhand gewinnen lassen! Denk daran, was passiert, wenn du es tust...! TU ES NICHT!! Reiß dich zusammen...!!
 

Der will mich nur ärgern...
 

„Kabuto...!!“ zischte er mit solchem Hass und solcher Verachtung in der Stimme, dass sogar Kabuto für einen Moment innehielt. „Wo ist sie...?! WO... ist Sakura-chan??!“

Der Zorn war so stark... das Verlangen, diesen Mann hier und jetzt umzubringen war so stark...

Wie sollte er so das Chakra kontrollieren...?

Er packte mit seinem gesunden Arm den tauben und stierte den Weißhaarigen vor sich an wie ein geiferndes Raubtier...
 

Und Kabuto grinste.
 

„Immer dasselbe mit dir... Naruto. Ich dachte, nach all den Jahren hättest du dich gebessert? Aber du kannst dich immer noch nicht selbst beherrschen... das ist schlecht für einen Shinobi... – geh mir aus dem Weg. Mit dir können... wir nichts anfangen. Genauso wenig wie mit deiner rosahaarigen Heilerfreundin.“

Er zückte blitzschnell ein Kunai, um es auf Naruto zu werfen, aber im selben Moment wurde seine Schulter von hinten von etwas Spitzem durchbohrt, und Kabuto fuhr herum – und löste sich mit einem Knall in Luft auf.
 

Sasuke stöhnte.
 

Ein Kage Bunshin...?!
 

Durch die plötzliche Wendung der Lage vergaß Naruto seinen Groll und fuhr erschrocken auf, als Sasuke ihm gegenüber stand, sein Kunai, das Kabuto getroffen hatte, steckte im Erdboden.

„W-was...?!“ machte der Blonde verwirrt, noch immer seinen Arm festhaltend, „Scheisse... ich kann meinen Arm nicht bewegen... er hat mir sicher irgendwelche Muskeln zerdeppert oder so...!“

„Der ist sicher nicht weit weg!“ murrte der Uchiha, „Krieg dich wieder ein, der wollte uns nur verarschen, Sakura ist ganz sicher nicht tot! Warum sollte er sie umbringen, was hätte er davon? Krieg dein Fuchschakra unter deine Fuchtel, sonst haben wir nur Ärger, Dobe! Okay?!“

„Wo bleiben die Anbu-Truppen überhaupt, die Tsunade no baa-chan schicken wollte?!“ wunderte sich Naruto empört und Sasuke sah sich nervös in alle Richtungen um. Wo war Kabuto geblieben...?
 

Dann spürte er es wieder, stärker als vorhin. Etwas Großes näherte sich ihnen, und jetzt tat es das in größerer Geschwindigkeit als zuvor. Der Schwarzhaarige fuhr hoch, nachdem er schnell ein paar der Shuriken eingesammelt hatte, die Kabuto geworfen hatte.

„Naruto, wir müssen zurück und den Anbu-Truppen entgegengehen... alleine haben wir nur Ärger gegen Kabuto, falls Orochimaru tatsächlich noch dabei ist...“

„Wir wissen immer noch nicht, wo Sakura-chan ist!“ protestierte Naruto, „Ich gehe keinen Schritt rückwärts! Ich werde nicht eher umkehren als wir sie gefunden haben!“

„Du bist wahnsinnig!“ zischte Sasuke verärgert, „Das hatten wir schonmal!! Du kannst nicht einfach drauf losmarschieren!! Ich bin sicher, dass sie noch lebt, die Frage ist nur, wie lange noch! Kabuto hat sie bestimmt irgendwo hingeschleppt und eingesperrt-... DOBE!!“
 

Der Blonde rannte schon los in die Richtung, in die sie zuvor auch gerannt waren, bevor Kabuto gekommen war. Sasuke fluchte.

„Und das mit diesem verfluchten Kyuubi-Chakra!! Verdammt, Dobe!!“ Er setzte ihm schnellstmöglich nach. Kaum hatte er Naruto eingeholt, tauchte Kabuto wieder auf. Er warf sich aus heiterem Himmel von links auf die beiden Shinobi, und mit einem erschrockenen Schrei konnten sie gerade noch einer Vielzahl von heransausenden Shuriken entkommen.

„Na warte!!“ fluchte Naruto erzürnt, „Du entkommst uns nicht, Kabuto!! – Eh?!“ Plötzlich vibrierte der Erdboden unter seinen Füßen und Naruto taumelte rückwärts, um sofort gegen etwas Großes, Festes zu stoßen, das hinter ihm war. Sasuke kam vor ihm zum Stehen, riss den Kopf hoch und die Augen auf, bevor er taumelnd einen Schritt zurücktrat. Kabuto seinerseits blieb ebenfalls stehen und rückte zufrieden seine Brille zurecht.
 

Sasuke wurde blass, als er nach oben sah und Naruto sich langsam umdrehte, um das zu erkennen, gegen das er gestolpert war. Aus Sasukes Mund kam kaum mehr als ein tonloses Fiepen.
 

„Das... ist nicht möglich... ich habe dich getötet... Orochimaru!“
 

Hinter Naruto ragte eine riesige Schlange aus dem Gestrüpp, auf deren Kopf ein Mann stand, den er sich an sich tot gewünscht hatte und der jetzt trotzdem da war und recht lebendig aussah dafür, dass alle dachten, er wäre tot gewesen.

Orochimaru.
 

––
 

Sasuke erlangte seine Fassung recht schnell wieder und steckte seine Shuriken und das Kunai wieder ein, während seine Sharingan vor Zorn rot aufglühten wie Kohle im Lagerfeuer.

„Orochimaru...“ zischte er den Namen seines ehemaligen Meisters mit einer Mischung aus Ehrfurcht, Zorn und Abneigung.
 

Der Schlangenmann grinste amüsiert, wie Kabuto es zuvor getan hatte.

„Sasuke-kun... welche... Überraschung, dich hier wiederzusehen... hast du mich vermisst?“

„Einen Dreck habe ich!“ zischte Sasuke wütend, „Ich habe dich getötet! Wieso bist du jetzt da oben?!“

Orochimaru lachte und schüttelte bedauernd den Kopf.

„Wo du doch eine Weile bei mir gewesen bist, habe ich erwartet, dass du das wüsstest, Sasuke-kun... ich dachte, ich hätte aus dir einen braven Schüler gemacht...“

„Dachtest du, aber du hast dich geirrt.“ Sasukes Miene war eiskalt. Er hatte keine Lust, mit dem Kerl zu plaudern, und die zeit, ihn zu töten, würde noch kommen. Deshalb kam er gleich auf den Punkt.

„Wo ist Sakura?“
 

Orochimaru sah ihn eine Weile aus seinen schmalen, bösartigen Augen an, bevor er sich genüsslich mit seiner merkwürdigen Zunge über die Lippen leckte. Naruto erschauderte angewidert. Er hatte diese Zunge schon immer eklig gefunden.

Sasuke übrigens auch.

„Sie ist... nicht hier,“ gab er dann als Antwort, und Sasukes Blick verfinsterte sich. „Ich will dich nicht auf die Folter spannen und verrate dir, was gewesen ist, Sasuke-kun. Ich habe Kabuto geschickt, um sie zu holen... Tsunade-himes kleines... fleißiges Bienchen. Ich habe mich gefragt, was... wird Konoha tun, wenn ich sie mir nehme...? Was wird Tsunade-hime tun? Und ich habe gewusst, dass ich mit ihr als Wurm an der Angel ganz bestimmt... Uzumaki Naruto als Fisch fangen würde!“
 

Sasuke sagte nichts. Naruto auch nicht, aber er bemühte sich schon wieder nach allen Maßen, seine Wut auf Orochimaru zu bändigen. Er durfte Kyuubi nicht die Kontrolle geben... er durfte es nicht!

„Dann... wolltet ihr gar nicht Sasuke... sondern mich?!“ brachte er gepresst vor Anspannung hervor, und Sasuke linste ihn an. Irgendwo in ihm kam ein altes, finsteres Gefühl wieder auf, das er hasste und das er für einige Zeit erfolgreich verdrängt gehabt hatte. Aber jetzt rumorte es in seinem Inneren herum wie ein winziges Feuerchen, das mit etwas Gefühl aber recht schnell ein ziemlich großes Feuerchen werden konnte.

Naruto.

Mal wieder geht es um Naruto.
 

Wie immer.

Und ich?
 

Orochimarus nächste Worte wendeten seinen tief verwurzelten Groll und Neid auf den blonden Shinobi völlig.

„Nicht doch, bild dir bloß nichts darauf ein. Wobei selbst du mir eventuell nützlich sein kannst mit deinem Kyuubi...“ Er sah wieder auf Sasuke und sein Grinsen wurde breiter. „Sasuke-kun... ich habe mich gefragt, wie du reagieren würdest, wenn ich das Mädchen mitnehme... wenn du geglaubt hast, du wärst mich jemals los geworden, hast du dich ebenfalls geirrt... Kabuto hat sich seit dem Tag, an dem du mich getötet hast, keinen Moment aus den Augen verloren. Selbst dann nicht, als du nach Konoha zurückgekehrt bist...“

Sasuke erstarrte.

Wie jetzt?! Kabuto hatte ihn die ganze Zeit ausspioniert?! Auch in Konoha?! Wie hatte er da unbemerkt reinkommen können?! Sicher, Kabuto verfügte über viele Tricks, als Spion war er vermutlich unschlagbar – aber Tsunade musste ihn doch langsam mal durchschaut haben...?!

Aber selbst er, Sasuke, hatte das nicht... er hatte keine Sekunde lang Kabutos Anwesenheit bemerkt.

„Und weil Kabuto mir berichtet hat, wie... wichtig das Mädchen offenbar für dich geworden ist... habe ich mich gefragt, ob ich dich so aus Konoha herauskriegen würde... und sieh einer an, es hat geklappt. Du bist hier. Ihr beide seid hier. Und deswegen werdet ihr hier sterben.“
 

Naruto schnappte nach Luft und erzitterte vor Anstrengung, seinen Zorn zu zügeln. Sasuke zuckte, als er das Chakra spürte.

Schon wieder.

Kyuubis Chakra. Es fühlte sich bösartig an, so finster wie diese ätzende Dunkelheit, die Sasuke noch immer jagte und versuchte, ihn zu verschlucken wie ein riesiges, furchteinflößendes Monstrum aus den Tiefen eines tödlichen Abgrunds...

Er versteifte sich und ballte angespannt die Fäuste.

Nur die Ruhe, Sasuke... nur die Ruhe. Dir fällt gleich was Gutes ein...
 

„Du... mieser... Dreckskerl... hast Sakura-chan entführt, um uns herzulocken?! Allein deswegen?!“ platzte Naruto dann heraus und seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und wütender, sodass Sasuke ihn alarmiert anstarrte.

Beherrsch dich.
 

Beherrsch dich!!
 

„HÄTTEST DU NICHT EINFACH ´NE EINLADUNG SCHREIBEN KÖNNEN??!“
 

Orochimaru zuckte mit der Braue nach Narutos Wutanfall. Kabuto sah den Blonden an und sah aus, als würde er gleich lachend zu Boden kippen. Eine Einladung!

Orochimaru war amüsiert.

„Wie, äh, hast du dir das in etwa vorgestellt?“ grübelte er, „In etwa... Lieber Naruto, lieber Sasuke, ich würde mich freuen, wenn ihr auf eine Tasse Tee in Oto vorbeikämet und euch dann töten ließet, Grüße, Orochimaru?“

„WO IST SAKURA-CHAN??!“ bellte Naruto wutentbrannt und ballte die Fäuste, „MACH DEIN MAUL AUF, OROCHIMARU, ODER DU BIST DES TODES!!“

„Dobe!! Dobe, reiß dich zusammen!!“ zischte Sasuke zornig, „Wir haben keine Zeit für deine Emotionsausbrüche, verdammt!! – Orochimaru! Was willst du von uns?!“

„Dasselbe wie schon immer, Sasuke-kun,“ entgegnete Orochimaru noch immer amüsiert über Narutos Idee mit der Einladung, „Den Untergang Konohagakures.“
 

Naruto schäumte vor Wut und Sasuke entschloss sich, ihn lieber an den Schultern festzuhalten, falls er ganz ausrasten sollte. Naruto wehrte sich wütend, als Sasuke ihn packte, aber der Uchiha setzte sich eiskalt durch und starrte zu seinem ehemaligen Meister hinauf.

„Was haben wir und Sakura damit zu tun?! Antworte, Schlange!“

„Sasuke, Sasuke, warum so böse...?“ seufzte der andere kopfschüttelnd. „Was habe ich dir getan? War ich dir nicht ein guter Lehrer? Habe ich nicht mein Versprechen gehalten und dir die Macht gegeben, die du haben wolltest? Und siehe da, du hast Itachi getötet. Du solltest zufrieden sein, oder nicht... Sasuke-kun?“

„Ich war recht zufrieden, bis du wieder aufgetaucht bist!“

„Ach, wirklich...? Das ist bedauerlich.“ Er sah Sasuke einen Moment an. „Du trägst das Stirnband Konohas, wie ich sehe! Dann hat Tsunade-hime dich also ohne Umschweife wieder aufgenommen... obwohl du doch das Dorf verraten und nichts als Ärger gemacht hast, huh, Sasuke-kun? Wo du doch tief in deinem Inneren längst mit... Konoha und den anderen abgeschlossen hast...?!“
 

Sasuke erstarrte und ließ Naruto augenblicklich lockerer, ohne es zu merken.
 

Abgeschlossen.
 

„Hast du es nicht bemerkt?“ grinste der Schlangenmann weiter, „Du bist genau wie die, die sie jagen! Sei es Akatsuki oder ich... oder irgendwer anderes! Du bist ein kaltblütiger Mörder... ein Mörder, der weder Familie noch Freunde noch Freude am Tageslicht hat! Wie kannst du glauben, du könntest zu denen gehören... Sasuke?“
 

Sasuke war wie gelähmt und war unfähig, zu antworten.

Er fühlte sich plötzlich, als würde Orochimaru ihn mit seinem kalten, bohrenden Blick und seinen Worten der Finsternis fesseln...
 

Es war Naruto, der antwortete. Er war gefasster als vorhin, als er sprach.

„Das ist eine Lüge, Orochimaru. Sasuke gehört nach Konohagakure. Er weiß das und alle anderen wissen das auch. Und er hat nie mit Konoha abgeschlossen!“
 

Stille.

Orochimaru grinste Naruto wissend an.

„Ach so... meinst du?“ fragte er. „Du bist aber naiv und gutgläubig... du bist wie der alte Sarutobi-sensei, den ihr ja alle so verehrt! Er hat auch in jedem Idioten etwas Gutes gesehen! Selbst mich hat er laufen lassen... er hat es nicht fertiggebracht, mich zu töten. Und als er es dann endlich doch fertiggebracht hätte, war er zu alt dafür. Was meinst du, wieso er gestorben ist?! Weil er... so dumm war, in Menschen Gutes zu sehen, in denen es nichts Gutes gibt! Wer gutgläubig ist, fällt eines Tages ganz sicher auf die Schnauze. Und das hat er dann davon...“

„Ruhe!!“ rief Naruto wütend. „Dass in dir nichts Gutes ist, weiß ich auch!! Sasuke ist aber anders als du!! Mörder sind alle Shinobi irgendwie!! Und ja, Sasuke hat keine Familie, aber ich habe auch keine und bin trotzdem ein Konoha-Ninja! Außerdem denke ich sehr wohl, dass Sasuke Freude am Tageslicht hat, und außerdem hat er Freunde!“ Er sah Sasuke entschlossen an, und Sasuke erstarrte erneut bei dem Blick. Naruto fuhr fort:
 

„Wenigstens einen, und der steht hier an dieser Stelle und wird nicht zulassen, dass du, Orochimaru, weiter solche Lügen erzählst!!“
 

––
 

Sasuke konnte nichts dazu sagen.

Aber das musste er auch gar nicht. Er warf dem Blonden einen fassungslosen Blick zu und erntete ein typisches Naruto-Grinsen.

„Glotz nicht so, ich meine das ernst!“ machte er, und Sasuke war noch immer unfähig, zu reagieren.
 

Wenigstens einen...
 

Das war so ziemlich das Beeindruckendste, was Sasuke je von jemandem gehört hatte. Und er würde es ganz bestimmt nicht vergessen.

Orochimaru versaute die Stimmung mit einem spöttischen Lachen.

„Wie rührend... ich fange gleich an zu weinen, ehrlich...!“ Sein Grinsen wurde breiter, als er der Schlange, auf der er stand, mit der Fußspitze auf die Stirn tippte. „Friss sie auf. – Kabuto, du weißt, was du zu tun hast!“

„Jawohl, Orochimaru-sama.“ Kabuto verschwand mit einem geschickten Sprung nach links, und Sasuke sah ihn aus dem Augenwinkel gerade noch im Gestrüpp verschwinden – in dem Moment schnellte der Kopf der riesigen Schlange auf ihn und Naruto zu, und ihr weit aufgerissenes Maul war bereit, sie mit den giftigen Zähnen zu durchbohren und zu töten...

„Naruto, komm!! Wir verschwinden!!“ Er holte Luft und spie einen zweiten, gigantischen Feuerball genau auf das Schlangenmaul, „KATON! GOKAKYUU NO JUTSU!!“

„Waahh!!“ schrie Naruto und sprang hoch, als die Flammen die Umgebung entzündeten und man ein grantiges Zischen der Schlange hörte. Sasuke packte Naruto am Arm und zerrte ihn auf den dicken Ast eines Baumes, um dem Feuer auszuweichen. Der Blonde hustete. „Hast du sie erwischt?!“

„Ach was, so schnell geben die nicht – VORSICHT, HINTER DIR!!“

„WAHH?!“ Reflexartig packte Naruto ein Kunai und fuhr herum – und stach die Waffe genau Orochimarus Schulter, der plötzlich bei ihnen auf dem Ast aufgetaucht war. „Orochimaru...!!“ zischte Naruto verärgert, und Orochimaru grinste, bevor er den Mund aufriss. Sasuke riss die Augen auf.

„Ahh!! Naruto, hau da ab!!“

„Hilfe!“ schrie Naruto, als er vor Schreck das Gleichgewicht verlor und vom Baum stürzte, im selben Moment als aus Orochimarus Mund Massen von langen, dünnen Schlangen schossen – und aus deren Mäulern lange, scharfe Schwertklingen, sowohl auf Sasuke als auch auf Naruto zu. Sasuke keuchte und sprang zurück.

Ich HASSE diese Viecher langsam!! Was auch immer Orochimaru hier tut, er will uns nur davon abhalten, Kabuto zu folgen...! Und Kabuto wird uns unter Garantie zu Sakura bringen...

Er riss seine Hand hoch und biss sich in den Finger, bis es blutete, bevor er vom Ast auf den Boden sprang und seine Hand auf die Erde knallte:

„Kuchiyose no jutsu!!“
 

PUFF! , erschien eine ebenfalls riesige Schlange vor ihm auf dem Boden, die genau zwischen ihm und Naruto und den heranschnellenden Schwertschlangen erschien und sie dadurch gerade noch vor den Klingen bewahrte.

„Die hält uns den Rücken frei, wir müssen Kabuto folgen, Dobe!!“

„Uh-huh,“ machte Naruto entsetzt und starrte auf die Schlange, und ohne große Einwände folgte er Sasuke in den Wald hinein nach Westen, Kabuto hinterher.
 

Sie rannten, so schnell es ihnen möglich war. Nach einer Weile sah Sasuke über die Schulter – Orochimaru schien ihnen nicht gefolgt zu sein, aber in der Ferne hörte er noch das wütende Zischen der Schlange, die er gerufen hatte, Die jetzt vermutlich Orochimaru aufhielt, so gut sie konnte.

„Du kannst das Kuchiyose no jutsu ja auch ganz gut...“ machte Naruto verblüfft, „Hat der dir das beigebracht?“

„Wer sonst?“ stöhnte Sasuke, „Sprechen wir nicht mehr darüber! Ich habe eine Idee, wo Sakura sein könnte! In dieser Richtung liegt eine halb zerfallene Hausruine, in der Orochimaru manchmal Dinge oder Gefangene gelagert hat, es kann gut sein, dass sie dort ist! Was auch immer Kabuto vorhat, es ist sicher nichts Gutes, wir müssen ihn auf jeden Fall finden!“

„Wie hat Orochimaru jetzt eigentlich überlebt?!“ wollte Naruto wissen, während sie von Ast zu Ast sprangen, „Das hat noch niemand erklärt, oder?!“

„Tss,“ machte Sasuke, „Vermutlich habe ich ihn nicht tot genug gemacht und Kabuto hat es geschafft, seine Seele rechtzeitig in einen neuen Körper zu transportieren! Er kann immer drei Jahre in einem Körper bleiben, als ich ihn getötet habe, war die Zeit dieses Körpers beinahe um, er hatte ja ohnehin vor, meinen Körper als nächstes Gefäß zu benutzen, um die Sharingan für sich zu bekommen! Ich frage mich, wessen Körper er jetzt wieder benutzt hat, um seinen Konoha-Untergangs-Plan endlich durchzuführen...!“

„Meinst du, er sucht wieder einen Neuen und hat Sakura deswegen entführt?! E-er würde doch wohl keinen Frauenkörper nehmen?!...“

„Ach, Quatsch,“ machte Sasuke, „Entweder ist er hinter dir oder mir her, wie sich's angehört hat, aber mir ist das schnuppe! – Komm, beeilen wir uns!“

Sie beeilten sich mehr, und irgendwann lichtete sich der Wald und sie rannten über eine stoppelige, karge Wiese. Es begann erneut, zu schneien, und der Wind frischte auch auf.

„Da kommt ein Sturm...“ murmelte Naruto, „Na toll! Und von den Anbus ist auch immer noch keine Spur!“

Sasuke seufzte leise und warf Naruto einen Blick zu, bevor er wieder nach vorne starrte und dann kleinlaut den Mund auftat.
 

Er fragte sich, wieso er so etwas sagte... er war verweichlicht, verdammt... aber irgendetwas in ihm drängte ihn dazu, das jetzt zu sagen.
 

„Ich hab mich noch nicht bedankt für das, was du vorhin gesagt hast, Dobe... es hat... mich sehr beeindruckt. Also... ... danke.“
 

Naruto gluckste zufrieden.
 

„Bitte!“
 

––
 

Sakura blinzelte.

Das erste, was sie merkte, war, dass es arschkalt um sie herum war. Und dass es dunkel war. So dunkel, dass sie nicht mal ihre eigene Hand vor Augen sehen konnte.

Wo war sie...? Was war eigentlich... passiert?
 

Als sie sich umdrehen wollte, stellte sie fest, dass sie wie gelähmt war und sich nicht rühren konnte. Als wäre sie betäubt worden...
 

Kabuto.
 

Plötzlich erinnerte sie sich an Kabuto und an das, was passiert war, und in ihr stieg Panik auf. Verdammt! Wo war sie, was war hier los?! Kabuto war aus dem Nichts bei ihr im Haus aufgetaucht und hatte sie angegriffen, sie hatte sich gewehrt und es für eine lange Weile auch wacker durchgehalten, aber dann...
 

Dann setzte ihr Gedächtnis aus.

Das nächste, das sie erinnerte, war, dass sie hier aufgewacht war. Im Kalten, im Dunkeln. Filmriss. Aber total.
 

Was zum Geier...?! D-das kann nicht wahr sein!! Was hat der Arsch mit mir gemacht... u-und wieso kann ich mich nicht bewegen...?!

Ihre Angst wurde größer und sie spürte ihr Herz gegen ihre schmerzende Brust pochen, die sich eingeschnürt anfühlte. War sie gefesselt...? Geknebelt war sie nicht, vielleicht sollte sie um Hilfe rufen...
 

„Hil-...fe...!“

Es war mehr Gestammel als Rufen, was aus ihrem ebenfalls wie betäubten Mund drang, und sie keuchte schwer und versuchte mit aller Kraft, sich irgendwie zu bewegen.

Oh nein...! Kabuto... Kabuto ist am Leben, das heißt, was, wenn... Orochimaru auch...?! Oh mein Gott...!

Sie versuchte angestrengt weiter, sich zu bewegen, ohne großen Erfolg. Alles, was sie schaffte, war kläglich mit den Füßen zu zappeln, die auch gefesselt waren und sie damit aussehen ließen wie eine Meerjungfrau auf dem Trockenen, die hilflos mit ihrem Fischschwanz wedelte.

„Verdammt...! Hilfe...! Hilfe...!!“ keuchte sie atemlos und noch immer nicht sehr koordiniert, „Hilfeee...!“
 

Sie hörte ein rascheln in einiger Entfernung und dann das Knarren von morschem Holz, und sie riss die Augen auf, so weit sie konnte, konnte aber nichts erkennen.

Bis ein grünliches Licht vor ihr auf einmal die Umgebung erhellte wie eine schwache Taschenlampe.

Und sie sah in Kabutos grinsendes Gesicht. Sakura erstarrte.
 

„Na, na,“ machte Kabuto, „Dass ich deine Nerven betäubt und deine Muskeln lahmgelegt habe, hat dich wohl ziemlich fertiggemacht, fleißiges Bienchen! Bist du so hilflos, dass du versuchst, zu rufen...? Das ist umsonst. Kein Mensch wird dich hier hören.“ Er kicherte zufrieden und erhob die vom Chakra grün leuchtende Hand über ihren Oberkörper, kurz vor ihrer Brust stoppte er.
 

Sie war unfähig, zu atmen.

Der da über ihr... war ein Teufel.

Nein, der Tod. Ihr Tod.

Jetzt. Und es gab keinen Weg hinaus oder zurück.
 

„Ich glaube...“ machte Kabuto, „Wir haben keine Verwendung mehr für dich. Ein Chakrastoß auf dein Herz... und du wirst diese Welt nie wieder sehen, Haruno Sakura.“
 

Sag Adieu.
 

––
 

--
 

Der Titel ist irreführend, weil sie ja an sich garnicht in Oto sind...^^ aber auf dem Weg dahin, fertig XD

Hmmm..... uû ich bin nicht so ganz zufrieden mit diesem Kapitel... es ist mir etwas zu durcheinander... uû' zuerst wollte ich den jetzt letzten Absatz ins nächste kapi schieben.... aber der Absatz darüber war mir dann als kapischluss zu schnulzig XDD Das hier ist ein Sasuke-und-Naruto-sind-die-besten-Freunde-Kapi, ja.....^^'' um narutos Rolle in Sasukes Leben mal etwas wichtiger zu machen^^ Und Oro lebt!! Òó'' Der Arsch! XDAchja, und das mit der Einladung.... ich konnts nicht lassen XDD

Ums mal so zu sagen.... freut euch auf das nächste kapi ^_____^ das wird lustig~... ich weiß nicht wie lange es dauern wird, weil ich vorhabe in den nächsten tagen etwas zu malen...^^ auch SasuSaku, ganz viel! <3 damit ich auf meinem Mini-DeviantArt-Account mal neue Bilder hochladen kann... xDD naja und wenn ich male kann ich logischerweise nicht schreiben xDD Ich will auch zu SK malen, mir fallen so viele Motive ein, aber ich bin so unkreativ... ^^'' naja, we'll see^^

Sakuras Gefühle

Jetzt. Oder nie mehr.
 

In dem einen, kurzen Moment, in dem Kabuto den letzten Satz sprach, konzentrierte Sakura alles Chakra, das sie aufbringen konnte, auf ihre Knie, und mit aller Kraft gelang es ihr, sie trotz der Betäubung blitzartig hochzureißen und Kabuto, der über ihr hockte, damit umzustoßen.

Sein Chakrastoß traf nicht ihr Herz, sondern ihre Schulter, als er plötzlich nach vorne stürzte und dann auf ihr lag.

„Was??!“ schrie er noch, da riss sie die Beine erneut hoch und es gelang ihr mit viel Anstrengung, ihn von sich herunterzustoßen. Keuchend registrierte sie den Schmerz und die eisige Betäubung in ihrer Schulter, während sie verzweifelt versuchte, sich zu bewegen und aufzustehen. Wenn er jetzt noch einmal über sie kam, wäre es aus, so eine Notwehr würde sie nicht nochmal zu Stande bringen, dazu war die Betäubung einfach zu stark und ihr Chakra so gut wie verbraucht.

Scheisse... verdammt, wie... soll ich hier raus??!
 

Sie schnellte mit letzter Kraft herum und stieß ihren Kopf hart gegen Kabutos, ehe er sich vom Boden aufrappeln konnte, und keuchend kippte er zurück und blieb groggy am Boden liegen.

Das verschaffte ihr etwas Zeit... aber vermutlich nur wenige Minuten.

Einmal... schaffe ich es vielleicht noch...! Ich... muss einfach!

Sie schnappte nach Luft und konzentrierte dann den Rest Chakra, den sie hatte, auf ihre gefesselten Füße – und mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, gelang es ihr, die Fesseln zu zerreißen, und ihre Füße waren frei. Vor Überraschung und Erleichterung zugleich keuchte sie auf und versuchte dann mit aller Kraft, rückwärts zu robben, weg von Kabuto, irgendwohin...

Sie musste hier weg. Solange er noch da herumlag...
 

Verdammt...!
 

Sie stieß mit dem Kopf gegen eine harte Wand und keuchte erneut, bevor sie es mit viel Mühe schaffte, sich an der Wand hochzuziehen, bis sie tatsächlich wieder auf den Füßen stand – doch sobald sie versuchte, zu gehen, knickte ihr Bein ein, als wäre es aus Gummi, und mit einem Schrei stürzte Sakura wieder zu Boden und lag dieses Mal auf dem Bauch am staubigen Boden.

So ein Mist! Wenn sie doch nur ihre Hände benutzen könnte, um diese dumme Betäubung aufzulösen und ihre Muskeln zu regenerieren... aber noch eine Fessel zu sprengen würde sie nicht schaffen...

Die Schritte hinter ihr und das auf sie zukommende, grüne Chakraleuchten ließen sie innehalten.
 

Jetzt war es sowieso aus.
 

„Tss...“ machte Kabuto und rieb sich die schmerzende Stirn, gegen die Sakura ihren Kopf gehauen hatte und an der ein dünnes Rinnsal Blut herabrann. „Du hast wohl gedacht, das würde dir helfen... tapfere Sakura. Du bist weit gekommen...“ Sie schrie erstickt, als er direkt neben ihr stand und kurz aber heftig nach ihr trat. „Aber nicht weit genug.“ Er drehte sie mit dem Fuß auf den Rücken, während sie erneut verzweifelt versuchte, sich zu bewegen, ihn zu treten oder wegzurobben. Dann erhellte seine giftgrün leuchtende rechte Hand sein gesicht, als er die Hand hochhob, und sie starrte in seine grinsende Fratze.
 

Und ich... konnte mich nicht einmal vorher mit Sasuke-kun vertragen...
 

Doch es kam alles anders.
 

„RASENGAN!!!“
 

Sakura riss entsetzt die Augen auf und Kabuto fuhr herum, doch zu spät – schon erwischte ihn die Chakrakugel, riss ihn von den Beinen und schleuderte ihn rotierend durch die Luft, bis er gegen eine Wand krachte und diese darauf aufgrund ihrer Morschheit zerbröselte. Mit einem lauten Krachen und dem Rieseln von Staub stürzte Kabuto zu Boden.

Sakura war zu erschrocken, um zu schreien, als sie den Kopf angestrengt hob und in die Richtung starrte, aus der der Schrei gekommen war.

Rasengan! Aber...?!
 

Einige Meter vor ihr erkannte sie die Umrisse einer menschlichen Gestalt, ganz schwach im Dunkeln dieses merkwürdigen Hauses. Aber sie wusste ohne ihn gesehen zu haben, dass er es war.

„N-...Naruto!“

Und sie sah noch eine zweite, menschliche Gestalt neben der einen – und die rot glühenden Sharingan in ihrem Gesicht. Wenn sie Narutos Anwesenheit schon erschrocken hatte, so tat es seine noch sehr viel mehr.
 

Sasuke-kun...
 

Sasuke kam, um ihr zu helfen.

Noch besser.

Sasuke kam gemeinsam mit Naruto.
 

„SAKURA-CHAAAN!“ grölte jener da auch schon und stürzte vorwärts, bis er seine Kameradin am Boden vorfand. „Sakura-chan, bist du okay?! Bist du verletzt?! Oh Gott, Orochimaru lebt!! Dieser verfluchte, wie konnte er es wagen...?!“

„Dobe, krieg dich wieder ein!“ zischte Sasuke und trat neben ihn, um auf Sakura herunterzusehen.

Welch Glück, sie war wohlauf...

Es war nicht nur Erleichterung, was er spürte, als er sie ansah und sah, dass es ihr soweit gut ging. Plötzlich wollte er sie einfach in die Arme nehmen und gleich das fortführen, was er an sich vorgehabt hatte, als er zu ihr gegangen war...

Aber dazu hatte er gar keine Zeit, denn plötzlich kletterte Kabuto wieder aus dem Haufen Geröll hervor.

„Wie rührend... Team sieben endlich wieder vereint, hach ja...!“ grinste er höhnisch, „Ich fürchte, euer Wiedersehen müsst ihr im Totenreich weiterfeiern!“

„Vorsicht!!“ schrie Naruto, als Kabuto Shuriken nach ihnen warf, und Sasuke packte Sakura und nahm sie hoch, bevor eine der Waffen sie hätte treffen können. Sie keuchte erschrocken, als sie plötzlich auf seinen Armen lag, aber zum Wundern blieb ihr keine zeit, weil Sasuke schon hochsprang und einigen Shuriken auswich.

„Kannst du laufen?“ fragte er sie kurz angebunden, und sie keuchte.

„Befrei meine Hände, dann kann ich versuchen, mich zu heilen-... aber ich hab nicht mehr viel Chakra, es ist so gut wie aus-...“

„Also nicht,“ verkürzte er ihre Antwort genervt, „DOBE!! Wo steckst du?!“

„Diesen verfluchten Kabuto mache ich fertig!!“ brüllte Naruto in einiger Entfernung, „Scheisse, ich kann nichts sehen-...“

„Naruto...!“ stöhnte Sakura, „S-Sasuke-kun, hilf ihm!!“

„Tsss!“ zischte Sasuke verärgert und setzte sie neben sich am Boden ab, „Rühr dich nicht! – ZIEH DEN KOPF EIN, DOBE!! KATON!! GOKAKYUU NO JUTSU!!“

Er spuckte einen riesigen Feuerball in den Raum, der alles grell erhellte, und Naruto sprang schreiend zur Seite, während Kabuto von dem Feuer zurückgefegt wurde wie von einem mächtigen Wirbelwind. Plötzlich war es hell genug, um sich umzusehen, und Sakura merkte erst jetzt, was für eine Bruchbude das hier war. Sogar das Dach hatte große Löcher...
 

Sasuke hockte sich neben Sakura und durchtrennte mit dem Kunai die fesseln an ihren Händen, sodass sie endgültig befreit war.

„Wenn du kein Chakra hast, wird dir das gar nichts nützen,“ bemerkte er und erhob sich wieder, „Aber was soll's.“

„Ist er weg?!“ rief Naruto und hüpfte aufgeregt auf und ab, als er Kabuto nirgends mehr entdecken konnte. Dank Sasukes Feuerball, der einige der alten Holzbalken in Flammen gesetzt hatte (und der die Trümmer dieses Hauses schon bedenklich knarren ließ), konnte er jetzt wenigstens sehen, wo er war.

„Nein, er ist noch nicht weg!“ zischte Sasuke, „Glaubst du, so einfach ist-... – ACHTUNG!!“

„Wuaah??!“ schrie Naruto, als er plötzlich einen Schlag in den Rücken bekam und zu Boden stürzte, und mit einem mal war Kabuto wieder hinter ihm.

„Na, überrascht?“ grinste er zufrieden und griff in seine Hosentasche, aus der er eine runde Pille zog. „Ihr seid lästiger, als ich dachte... aber mit dir habe ich keine Probleme... Naruto.“

„Kh...“ machte Naruto und rappelte sich vom Boden auf, „Das... denkst auch nur... du!!“ Er schlug nach dem Weißhaarigen, doch dieser wich spielerisch aus und schluckte dann seine ominöse Pille.

„Hyorogan...“ stöhnte Sasuke, „Das sieht dir ähnlich!“ Er fuhr herum, als Kabuto plötzlich blitzschnell wieder hinter Naruto auftauchte und ihn mit seinen grün leuchtenden Händen umstoßen wollte – aber Naruto fuhr jetzt rechtzeitig herum, packte Kabutos Arme und schleuderte den Mann über sich hinweg durch die Luft, bis er wieder an eine Wand krachte. „Dobe, lass mich ihn fertigmachen, das ist ein Kinderspiel...“

„Aber guck, ich hab ihn an die Wand-... – WUAH!!“ Sehr viel schneller als beim letzten Mal sprang Kabuto erneut auf ihn zu, und Naruto hätte gar keine Zeit gehabt, herumzufahren und auszuweichen, so schnell war er plötzlich –
 

Aber dafür hatte Sasuke ja seine Sharingan.
 

Naruto spürte, wie er nach hinten und zu Boden gestoßen wurde, und er hörte ein lautes Klatschen wie von einer Ohrfeige über sich, als ein Schatten über ihn fiel. Und er hörte das Kreischen von tausend Vögeln.

Sakura schrie.
 

„Sasuke-kun!!“
 

Kabuto stürzte keuchend zu Boden und Sasuke taumelte, als Kabuto plötzlich seine grün glühende Hand von seiner Brust nahm, mit der er ihn eben getroffen hatte, gleichzeitig durchfuhr ein stechender Schmerz seinen Körper und ihm blieb für einige Sekunde die Luft komplett weg. Zuerst dachte er, Kabuto hätte mit seinem Chakra-Skalpell seine Lunge erwischt... dann wäre es zumindest ganz aus, aber er stand noch. Als er seine Atmung zurückerlangte und heftig nach Luft schnappte, steigerte sich der Schmerz etwa um das Dreifache.

Muss... nur ein Brustmuskel gewesen sein oder so... Dreck, so... kann ich aber nicht ewig weiterkämpfen...

Das Zwitschern der tausend Vögel verstummte und das grelle Glühen des Chakras verschwand auch.
 

Naruto rappelte sich auf.

„Sasuke...?!“ machte er tonlos, „Wieso hast du das-...?!“

„Ich weiß auch nicht...“ murrte Sasuke, „Mein Körper hat sich von ganz allein bewegt...“
 

Naruto sagte nichts. Diese Worte hatte er schon einmal gehört. Vor langer Zeit... im Wellenreich...
 

Wie nostalgisch.
 

Kabuto rappelte sich auf und strauchelte, während er Sasuke grimmig fixierte. Seine rechte Hand griff nach seinem linken Oberarm, an dem bis eben gerade noch auch ein Unterarm gewesen war.

Ich hätte wissen müssen, dass er das tun würde... Chidori ist eine gefährliche Attacke... okay. Den Fehler mache ich nicht nochmal.

„Ich bin auch mit einer Hand noch nicht fertig mit euch...“
 

Einer der Holzbalken, die die Reste des Hauses stützen, knackte bedrohlich. Als ein Riss entstand, der Balken zu zittern begann und vom Rest des durchlöcherten Daches zwei brennende Stücke herunterstürzten, fuhren alle hoch.

„Das Haus!!“ rief Sasuke, „Es stürzt ein! Raus hier, schnell!!“
 

Kabuto war anderer Meinung.

„So leicht nicht, Leute!“ Mit seiner einen Hand schnappte er zwei Kunais und schmetterte sie auf das Dach, das immer schneller das Feuer von den Holzbalken fing. Sasuke fuhr herum, als ein großer Teil des Daches laut zu knarren und krächzen begann, und bröseliger Putz und brennende Holzsplitter rieselten zu Boden auf die an der Wand sitzende Sakura herunter. Sakura schrie.

„Scheisse!!“ keuchte Sasuke und wollte herumfahren, als er einen heftigen Schlag auf den linken Arm bekam, vorwärts und beinahe gegen einen anderen, brennenden Balken stolperte und herumfuhr – er sah gerade noch, dass Naruto sich wütend auf Kabuto stürzte, dessen verbleibende Hand gerade zu glühen aufhörte.

„NIMM SAKURA UND VERSCHWINDE VON HIER, SASUKE!!“ brüllte der Blonde, „Ich mache den schon fertig!! – LOS, HAUT AB!!“

„NARUTO, NEIN!!“ kreischte Sakura und bemühte sich verzweifelt, aufzustehen, immer noch vergeblich. Warum, verdammt, war sie immer so nutzlos?! Warum war sie immer die Dumme, die am Rand saß, während alle sie beschützten?! Sie hatte gedacht, das hätte sich inzwischen geändert...
 

Sie hatte sich wohl geirrt. Mal wieder.
 

Sasuke fasste keuchend nach seinem Arm, den Kabuto geschlagen hatte. Es schmerzte, und ein Versuch, ihn zu bewegen, scheiterte auch.

Mist...!

„Dobe!!“ rief er dann zu dem anderen herüber, der einem von Kabutos Schlägen auswich und ein herumliegendes Kunai nach dem Weißhaarigen warf.

„HAUT ENDLICH AB!!“ befahl er wütend und starrte zu Sasuke herüber, „Wenn Sakura-chan jetzt was zustößt, war die ganze Aktion umsonst, Teme!! Von uns beiden bin ich der offizielle Jounin, also befolge meinen Befehl, Untergebener!!“
 

Sasuke war starr vor Entsetzen.

So eine Wortwahl war außergewöhnlich, vor allem für Naruto. Aber was ihn viel mehr entsetzte als die Wortwahl war, dass er recht hatte.

Er sprang zu Sakura und packte sie mit seinem gesunden Arm, um sie sich über die Schulter zu werfen, worauf sie schrie.

„SASUKE-KUN!! – Wir werden Naruto auf gar keinen Fall alleine lassen!! – Sasuke!! Sasuke, hörst du mich??!“

„Du hast ihn gehört!“ blaffte Sasuke sie an, „Ich bringe dich in Sicherheit, er hat nichts davon gesagt, dass ich danach nicht wiederkommen sollte. Und du bist uns mit deinem gelähmten Körper sowieso nur im Weg!! Also komm!“

„ICH KOMME NACH!“ brüllte Naruto durch das größer werdende Feuer, „Versprochen!“ Er grinste zufrieden, als Sasuke mit Sakura davoneilte. „Und ich halte meine Versprechen!! Das... ist mein Ninjaweg!!“
 

––
 

Sakura atmete heftig ein und aus, während sie panisch zurück auf die brennende Ruine starrte, die sich immer weiter von ihnen entfernte.

„Sasuke-kun!!“ rief sie atemlos, „Lass mich runter!! Lass mich runter und hilf lieber Naruto!! Bitte...!!“

„Halt mal die Klappe da oben und hör auf, zu zappeln!“ meckerte Sasuke und beschleunigte das Tempo – dann stach ein gewaltiger Schmerz durch seine Brust, und er stolperte, schrie auf und stürzte zu Boden; zum Glück konnte er sich vorher herumwerfen, sodass er auf dem Rücken landete und nicht die arme Sakura auf den harten Boden knallte. Sie landete auf ihm und schrie auch.

„S-Sasuke-kun!! Bist du okay...?!“

„Der Arsch hat... mir irgendwas in der Brust zerdeppert...“ stöhnte der Uchiha und stützte sich mit seinem rechten Arm an der Erde ab. „Mein linker Arm ist auch Schrott... pff, kaum zu fassen, dass dieser blöde Scheisskerl mich so fertigmacht! Normalerweise bin ich besser als der, tse!“

„Darum geht es doch gar nicht!“ rief das Mädchen und schaffte es, sich aufzurappeln. Sie stellte fest, dass ihr das Bewegen ganz allmählich leichter fiel. „Die Betäubung lässt nach, aber meine Muskeln hat er auch geschlachtet... wenn ich etwas Chakra zum Heilen habe, bin ich okay-... v-vielleicht kann ich deinen Arm in Ordnung bringen, warte...“

Er hielt ihre Hand fest, die sie zitternd nach seinem Arm ausstreckte.

„Lass,“ machte er dumpf, „Du bist alle, du hast kein Chakra, verdammt. Du bringst dich um.“ Er rappelte sich auf, bis er saß, und fasste stöhnend nach seiner stechenden Brust. Das Atmen war so anstrengend... verdammt, er musste zurück und Naruto helfen...

„Nein, du bringst dich um, wenn du so zurückgehst,“ erwiderte sie streng und legte eine Hand auf seine Brust. „Ich versuche, es wenigstens ein bisschen besser zu machen...“ Ihre Hand leuchtete schwach grünlich auf und Sasuke spürte eine angenehme, beruhigende Wärme durch seinen Körper fließen, als er sie stumm ansah.

Er war sich allerdings nicht sicher, ob das vom Heilen kam.
 

„Du bist gekommen, um mir zu helfen, Sasuke-kun...“ sagte Sakura lächelnd und sah dabei auf ihre Hand, die ihn heilte. „Ich... war... sehr erstaunt darüber, aber... ... es hat mich total glücklich gemacht, dich zu sehen.“

„Ah,“ machte er leise mit einem Nicken. Sie schwieg eine kurze Weile.

„Weißt du noch damals... als du nach Oto aufgebrochen bist... habe ich doch versucht, dich aufzuhalten...“ Sie erzitterte bei der Erinnerung und fragte sich gleichzeitig, wieso sie damit jetzt anfing. Die Situation war ernst... „Weißt du noch... was ich damals zu dir gesagt habe, Sasuke-kun?“
 

Er sah sie an.

Er erinnerte sich deutlich an den Augenblick damals. Wie sie verzweifelt versucht hatte, ihn aufzuhalten. Sie war ihm so schwach vorgekommen... und dumm.

Inzwischen hatte sich manches geändert.

„Was meinst du?“ fragte er sie dumpf, und sie lächelte bitter.

„Du hast es also vergessen...?“ Sie sah ihm jetzt erst wieder ins Gesicht. Das erste Mal, dass sie ihm richtig lange ins Gesicht sah seit diesem dummen Kuss.
 

Dieser dumme Kuss.

Und plötzlich wünschte sie sich, er würde es nochmal tun. Genau jetzt. Es war ihr egal, ob er dabei etwas für sie empfand, sie wollte es einfach... nochmal spüren.

Es war so warm gewesen... angenehm.

Sie empfand mit einem Mal so viel Liebe und Zuneigung für ihn, dass sie sich bereits fragte, ob er es ihr nicht am Gesicht ablesen konnte, als sie ihn ansah.
 

„Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe... und weißt du was...?“ Jetzt lächelte sie, und er hielt rein instinktiv die Luft an, bevor sie fortfuhr.

Wie, als würde sie etwas sehr Wichtiges sagen wollen und als dürfte er auf keinen Fall auch nur eine Silbe von dem verpassen, was sie sagte.

Plötzlich hörte der Wind auf, als wollte auch er zuhören.
 

„An meinen Gefühlen für dich hat sich seitdem kein bisschen geändert. Und das wird es auch... niemals, niemals tun.“
 

––
 

Naruto wich einem herunterstürzenden Holzstück aus und sprang gleich darauf zur Seite, während Kabuto auf ihn zuschnellte und mit seinem Chakra-Skalpell nach ihm schlug und ihn aber verfehlte.

„Ich lasse dich hier nicht raus!“ zischte der Weißhaarige grantig, „Wenn schon, verrecken wir beide hier und werden unter den brennenden Trümmern begraben! Wie edel von dir, deine beiden Freunde vor deinem Tod rauszuschicken...“

„Labern kannst du aber echt gut!!“ schnappte Naruto, sprang über einen brennenden Balken hinweg, der umgekippt am Boden lag, und schnappte ein Shuriken vom Boden, das er auf Kabuto warf – daneben. Gegen Kabuto zu kämpfen war lästig... wenn er ihm zu nahe kam, gab er dem Medic-Nin nur die Chance, ihn zu schlagen und irgendwelche nerven oder Muskeln lahmzulegen. Andererseits musste er nahe an ihn heran, wenn er Rasengan machen wollte... „Sasuke hätte dir mit Chidori wohl besser die Fresse raushauen sollen als den Arm ab!“

„Wie ungehobelt von dir.“

„Halt's Maul!! Normalerweise bin ich der Letzte, der sofort seine Gegner tötet, aber du hast zu viel Ärger gemacht, Kabuto! Du bist Orochimarus Anhänger und einer unserer Schlimmsten Feinde! Tja, so ist... das Ninja-Leben.“

Kabuto hielt kurz an und grinste.

„Wer labert hier?!“

Er stürzte sich auf den Blonden und schmetterte mit aller Wucht ein Kunai nach unten und genau auf Narutos Fuß. Der Blonde schrie auf, stolperte vor Schreck und stürzte genau auf ein brennendes Stück Wand. Sofort wurde es heiß an seinem Rücken und er schrie erneut, sprang auf die Beine und riss sich die Jacke vom Leib, die sofort in Flammen aufging und jetzt auf dem Boden vor sich hinkokelte.

Kaum fuhr er wieder zu Kabuto herum, war der plötzlich direkt vor ihm, nur wenige Centimeter von ihm entfernt.

Naruto erstarrte.

Kabuto packte den Kragen seines T-shirts und riss ihn in die Luft, im Begriff, Naruto gegen eine Wand zu schmettern und damit das Haus endgültig zum Einstürzen zu bringen –
 

Aber Naruto war doch der Überraschungs-Ninja.
 

„Hehe... du bist echt lustig. – RASENGAN!!“
 

Gleichzeitig schmetterte Kabuto Naruto von sich weg in die Luft und Naruto sein Rasengan genau auf Kabutos Brust. Beide flogen rückwärts und landeten auf dem Boden, durch das Erzittern des brüchigen Bodens bröckelten noch mehr Stücke von der Wand ab und auf den Erdboden.

Naruto rappelte sich wieder auf, zu seiner Verärgerung war Kabuto genauso schnell wie er selbst.

Mann, ist der zäh! Lange geht das hier nicht mehr, dieses Haus ist so gut wie fertig!!...
 

Und es kam schlimmer.
 

Mit einem Krachen wurde das gesamte Dach oben weggefegt wie von einem gewaltigen Wirbelsturm, und als Naruto herumfuhr, erschien eine gigantische Schlange neben dem Haus und starrte mit ihrem großen Kopf durch die Öffnung in das brennende Haus. Und auf ihrem Kopf stand Orochimaru.
 

„Orochimaru...!!“ zischte Naruto, und der Mann grinste.

„Sasuke hat sich wohl für überaus schlau gehalten, mir eine Schlange entgegenzusetzen. Das... ging in die Hose. Sasuke erwische ich schon noch. Jetzt... bist erstmal du dran... Naruto.“

Naruto sagte nichts. Er stierte seinen Gegner ärgerlich an – und erstarrte, als Kabuto zu lachen anfing.
 

Was zum...?
 

„Tja...“ machte der Weißhaarige, „Hättest du Sasuke mal hier behalten, was?! Ich muss zugeben, dass ich kein Gegner für Sasuke bin, und ich kenne ihn aus der Zeit bei Orochimaru recht gut. Dich hatte ich mal für etwas Besonderes gehalten, aber... ohne deinen Kyuubi bist du... ziemlich nutzlos und nicht besser als ein durchschnittlicher Chuunin! Das ist... erbärmlich.“
 

Naruto erstarrte erneut und war für eine Sekunde unfähig, sich zu rühren.

Ohne Kyuubi bist du nutzlos.

Diese Worte... er hatte sie so oft gehört. Alles, was die anderen in ihm sahen... war Kyuubi.

Kyuubi, Kyuubi!

Dieser dämliche Fuchs, der in ihn eingeschlossen worden war, ohne dass man ihn, Naruto, gefragt hatte! Hinter Kyuubi waren alle her. Alle, die sich je für ihn interessiert hatten, hatten es nur... wegen Kyuubi getan.

Naruto ballte die Fäuste, als er spürte, wie er wütend wurde.
 

„Er ist doch das Monster!“

„Schnell, Kinder, lauft weg, das ist der Kyuubi-Junge...“
 

„Ich habe mir... einmal geschworen... dass ich mein Schicksal ändern werde!!“ zischte Naruto und schnappte scharf nach Luft, obwohl die Luft hier heiß und rauchig vom Feuer war. Je länger er Kabuto und Orochimaru grinsen sah, desto wütender wurde er – und er spürte die Wut in sich hochkochen.

Schon wieder.
 

Kyuubi... du furchtbares, grässliches Ungeheuer! Du bist Schuld daran, dass niemand in mir einen menschen sehen kann!
 

„Und ich habe es satt...“ fuhr er grollend fort, während seine Augen rot aufblitzten, „Dass ihr alle... immer nur dasselbe seht, wenn ihr mich anstarrt!! Immer... Kyuubi!! KYUUBI!! Jinchuuriki hier, Jinchuuriki da!! Bei Gaara ist es genau dasselbe!! Alles, was ihr seht, sind die Monster in uns, genau!! Ihr zwei – du und Orochimaru – diese Akatsukis, einfach alle!! Und verdammt, ich werde mein Versprechen halten!! Ich werde alles daran setzen, Hokage zu werden, wie ich es mir geschworen habe!!“

Kabuto starrte ihn nur an, während das rot glühende, blubbernde Chakra um Naruto herum aufflammte wie Feuer, und das gefährliche Blitzen seiner Augen war beängstigend.
 

Da sehen wir es doch. Du BIST ein Monster.
 

Orochimaru rührte sich nicht.

Das habe ich doch schon öfter gesehen... dieses Fuchschakra... ist gefährlich.
 

Aber spannend...
 

„WENN DU SO GERNE KYUUBI HABEN WILLST, BITTE... DA HAST DU IHN!! HAAHHH!!!“
 

Es krachte und Kabuto fuhr zurück, als das wie kochende Soße aussehende Chakra wie eine Stichflamme ausschlug und die Form des Monsterfuchses um Naruto herum annahm – und ein Schwanz.

„Verdammt...!!“ zischte der Weißhaarige, „Orochimaru-sama! Verschwinden wir, er-...!!“
 

Er kam nicht weiter.
 

Naruto stieß einen Schrei aus, bevor er auf allen Vieren auf Kabuto zusprang und die Zähne fletschte wie ein hungriges Raubtier. Kabuto fuhr zu ihm herum und starrte ihn aus riesig geweiteten Augen an, von Angesicht zu Angesicht.
 

Kyuubi!
 

Dann erwischte ihn der gewaltige Schlag von Naruto, der eher ein Hieb einer flammenden Pranke war, und er schmetterte Kabuto mit solcher Wucht zur Seite, dass er ihn durch die Reste der brennenden Wand hindurchschlug und durch die Luft fegte, bis er mit voller Kraft auf den harten Boden krachte und sich das Genick brach.

Er war auf der Stelle tot.

Orochimaru weitete in stummen Erstaunen die Augen und fuhr sofort wieder zu Naruto herum, der ihn anstarrte, als wäre er ein giftiges Insekt... ein gefährliches Insekt, das schleunigst zerquetscht werden müsste.
 

„Orochimaru...!!“ grollte Naruto und knurrte dabei bereits wie ein übergroßer Wolf, als seine wütenden Augen Orochimarus gelbe Schlangenaugen fixierten.

Es war ein kurzer Moment, in dem sich beide anstarrten und sich kein Lüftchen regte. Sogar das Kyuubi-Chakra schien für einen Moment zu lodern aufzuhören.
 

Als hätte die Welt die Luft angehalten.
 

„Du wirst mich nicht so einfach los, Naruto,“ zischte Orochimaru dann und riss die Hand hoch, „Verlass dich drauf!“

Mit einem lauten Knall verschwanden er und die Schlange spurlos.
 

––
 

Das Krachen aus der Ferne ließ Sasuke und Sakura hochschrecken und das Gespräch unterbrechen. Plötzlich war es Sakura egal, ob er ihr zugehört hatte, dass sie ihm gerade zum zweiten Mal ihre Liebe gestanden hatte – er hatte ja keine Zeit zum Antworten gehabt.

„NARUTO!!“ schrie das Mädchen außer sich, „Um Himmels Willen, Sasuke-kun!! – K-kannst du wieder besser atmen?!“

Er antwortete nicht, sondern sprang auf die Beine, sie mit sanfter Gewalt von sich schiebend.

„Versuch, dich da in den Schutz der Bäume zu schleppen, ich gehe zurück und hole ihn!“ ordnete er streng an, „LOS, SAKURA!!“

Sie wagte nicht zu widersprechen.
 

Er rannte los, so schnell er konnte. Zurück.

Zurück... was war mit Naruto?

Naruto... wenn dir jetzt etwas passiert ist...!!
 

Dann bring ich dich dafür gleich nochmal um, du Arsch!
 

Er erreichte die Ruine. Aber das Erste, was er fand, war nicht Naruto, sondern Kabuto – oder das, was von ihm übrig war.

Er ging entsetzt in die Hocke und starrte auf Orochimarus treusten Diener herunter, der am Boden lag und an sich kaum noch zu erkennen war. Eigentlich hatten nur die paar weißen Haare, die da waren, ihn als Kabuto erkenntlich gemacht... er selbst sah aus, als wäre er durch einen Reißwolf gedreht und dann gegrillt worden. Sein Hals war verrenkt... vermutlich hatte ihn erst der Genickbruch ganz getötet, aber auch ohne Genickbruch hätte er in diesem zustand kaum noch wenige Minuten leben können.

Sasuke wandte sich ab und starrte in die Umgebung. Wo war Naruto?

„DOBEEE?!“

keine Antwort.

Verdammt, was-...??!

Er lief ein paar Schritte – und dann fand er Naruto. So gut wie unversehrt stand er mitten in den Trümmern, während das Feuer langsam zurückging.

Als er Sasukes Blick fing, hob der Blonde die Hand.

„Yo... Sasuke.“
 

––
 

Der Uchiha starrte ihn an.

„Was ist mit Kabuto passiert?“ fragte er knapp. Naruto antwortete nicht sofort und sah erstmal auf seine eigenen Hände.

Kyuubi... immer Kyuubi. Mit Kyuubis Hilfe stelle ich so viel an...
 

Töte ich Leute. Auch, wenn es Kabuto war... ich hasse Töten... doch so sehr...
 

„Ich habe... ihn umgebracht. – Nein, falsch... Kyuubi hat ihn für mich umgebracht. Orochimaru ist verschwunden.“
 

Sasuke blieb stehen und sagte nichts.

Kyuubi hatte das getan... also, Naruto mit Kyuubis Chakra. Er sah nochmal auf Kabuto und konnte sich genau vorstellen, wie das ausgesehen hatte.

„Hn,“ sagte er dann nur knapp. Lange standen sie da und schwiegen sich an, keiner sah dem anderen ins Gesicht.

Es fing schon zum dritten Mal an zu schneien, dieses mal waren die Flocken größer.
 

„Wenn ich Kyuubis Chakra benutze... kann ich fast alles,“ begann Naruto langsam. „Wenn ich es benutze, kann ich die grausamsten Dinge tun. dann vernichte ich mit einem Schlag mehr als dieser dumme Orochimaru. Aber hinterher... ... fühle ich mich dann so müde... und so leer.“

Lange Pause.

„Ah,“ machte Sasuke dann. „Ich weiß, was du meinst.“
 

Naruto sah auf und ihm erstaunt ins Gesicht. Irgendwie wie ein kleines Kind, dem man gerade gesagt hatte, dass es keinen Weihnachtsmann gab.

„Du weißt es?“

„Als ich meinen Bruder getötet habe... hab ich mir genau wie du... eine Kraft genommen, die nur Böses tun kann. Die Kraft meines eigenen Zorns und Hasses... und hinterher...“ Er starrte gedankenverloren in den Himmel, worauf ihm dicke Schneeflocken ins Gesicht fielen. „Und hinterher... war ich traurig.“
 

Der Hass... diese Finsternis ist genau wie Kyuubi ein Monster in mir, das einfach da ist und das nicht mehr rauskommt...
 

„Hmm,“ machte der Blonde und sah auch in den Himmel. „Ich habe etwas... beschlossen. Ich werde mich nie wieder auf Kyuubis Kraft verlassen. Denn wenn ich Hokage werde...“ Er sah auf Sasuke – und grinste jetzt wieder. Aber es war kein blödes Grinsen wie sonst, sondern ein völlig zuversichtliches und motivierendes. „Dann werde ich das aus meiner eigenen Kraft und nicht wegen der eines anderen! Und mit meiner eigenen Kraft werde ich das Dorf schützen, dazu... brauche ich keinen Kyuubi! Das ist ein Versprechen, Sasuke! – Und Versprechen zu halten ist... mein Ninjaweg!“
 

Sasuke tat etwas sehr erstaunliches, obwohl er kein Wort auf Narutos Rede sagte.

Er lächelte.
 

––
 

Sie ließen das zerfallene Gebäude hinter sich und machten sich mit Sakura, die von Naruto getragen wurde weil Sasuke immer noch nur einen Arm benutzen konnte, auf den Weg zurück nach Konoha. Der Morgen graute bereits, und jetzt im Winter ging die Sonne spät auf.
 

„Bis nach Konoha schaffen wir das erst in einigen Stunden,“ machte Naruto irgendwann, „Bist du okay, Sasuke?“

„Ja, verdammt,“ machte Sasuke mürrisch. „Hör auf, das zu fragen! – Wo stecken die Anbu-Truppen, die uns helfen wollten?! Oder hat Orochimaru die alle vorher plattgemacht...?!“

„Kein Plan, mich wundert's auch...“ murmelte der Blonde und blieb schließlich mitten im Wald stehen. Sakura sah sich um.

„Was ist??“ fragte sie.

„Wir machen hier pause!“ entschied Naruto nickend, „Du bist immer noch kaputt, Sakura-chan, du musst dich erholen. Wenn es dir besser geht, kannst du dich vielleicht heilen...“ Sakura musste lachen.

„So umsichtig heute, Naruto?!“ grinste sie, „Du bist süß... sonst willst du doch immer mit dem Kopf durch die Wand!“

„Na ja, als Hokage geht das ja nicht!“ erklärte er, bevor er Sakura vorsichtig von seinem Rücken ließ und sie auf dem Boden absetzte, wo sie sich gegen einen Baum lehnte. Sasuke sah sich auch um.

„Lange ist hier aber nicht...“ meinte er argwöhnisch, „Wir müssen so schnell wie möglich Tsunade erzählen, dass Orochimaru echt noch lebt! – Na, wenigstens Kabuto sind wir los.“

„Ich zieh‘ mal los und guck, ob ich ´ne Quelle mit Wasser in der Nähe finde...“ schlug Naruto vor und machte sich auf den Weg, „Wehe, ihr lauft weg, Sasuke!“
 

Sasuke sah ihm spöttisch nach.

„Was denkt er von mir?!“ knurrte er, und Sakura lachte erneut.

Wie lange hatte sie das vermisst? Dass sie drei zusammen waren... und einfach Team sieben waren. Naruto und Sasuke stritten sich gar nicht, war ihr aufgefallen... und Naruto dachte plötzlich so erwachsen...

Und Sasuke trug das Stirnband Konohas. Als sie das gesehen hatte, hatte sie sich fast noch mehr gefreut als in dem Moment, in dem sie ihn in der Ruine zum ersten Mal gesehen hatte.

Das bedeutet, er... gehört wirklich wieder zu uns... und wir sind endlich wieder Team sieben...
 

Diese Gedanken machten sie glücklich.

Sie bemerkte erst nach fünf Minuten, dass sie mit Sasuke alleine war. Dann, als sie es merkte, sah sie unwillkürlich zu ihm herüber – und schnell wieder weg, als er sie plötzlich auch ansah.

Erst jetzt fiel ihr wieder ein, was sie in der Nacht gesagt hatte, bevor Naruto gekommen war...
 

„An meinen Gefühlen für dich hat sich seitdem kein bisschen geändert.“
 

Wie blöd... sowas in so einer dummen Situation zu sagen! Jetzt wünschte sie plötzlich, es rückgängig machen zu können. So einfach war das nicht... sie konnte nicht einfach sagen Ich liebe dich! , und alles war gut.

Aber sie hatte vorhin einfach... plötzlich den Drang gespürt, es zu sagen. In dem einen Moment. Und dann hatte sie es einfach getan.

Ich sollte öfter auf meinen Verstand hören als auf mein Herz!
 

Was tun? Einfach da weitermachen, wo sie aufgehört hatte? Oder so tun, als wäre nichts passiert? Sie hatte Angst vor Sasukes Reaktion...

Angst, es wieder zu hören.

Dieses...
 

„Du nervst mich, Sakura.“
 

Sie drehte verstört den Kopf zur Seite und lehnte ihn gegen den knorrigen Baumstamm. Dann hörte sie es in knapper Entfernung neben sich rascheln und sah wieder hinüber – Sasuke hatte sich mit etwas Abstand neben sie gesetzt und starrte jetzt nach oben, als wolle er auf jeden Fall ihrem Blick ausweichen.
 

Dann fing sie einfach an, zu reden.

„Sasuke-kun... wir müssen etwas klären.“

Sasuke sagte erstmal nichts.

„Hn,“ kam dann. Sie ignorierte es.

„Ich bin dir sehr lange aus dem Weg gegangen, und das hatte auch einen guten Grund,“ begann sie, „Nach dem, was... ... passiert war, wollte ich dich nicht mehr sehen. Aber wir können nicht unser Leben lang aneinander vorbeilaufen und uns nie dieser Szene damals stellen, Sasuke-kun. Sag mir, wieso... bist du gekommen, um mich zu retten?“
 

Sasuke sah sie nicht an.

Sag's ihr.

Los, sag ihr, dass sie dir nicht egal ist! drängte eine Stimme in seinem Inneren, und er sträubte sich. Er war doch Uchiha Sasuke...!

Du liebst sie, also sag es ihr! Sie hat dir gesagt, dass sie dich liebt...
 

Bumm.

Er drehte langsam den Kopf zur Seite, in ihre Richtung – sah aber doch durch sie hindurch, als er sprach.

Ja, das hatte sie. Verdammt, das hatte sie. Zum zweiten Mal.
 

„Du hast gesagt, dass du mich liebst...“
 

Er wusste selbst nicht, wieso er das sagte, und er sah sie erstarren, als er das aussprach. Es war bloß eine Feststellung. Nicht mal ein Wieso? ... oder ein Meintest du das ernst? . Einfach nur so.

Aus Sakuras Kehle kam erst ein heiseres Keuchen, bevor sie es wagte, in seine Richtung zu sehen.

Er wollte darüber sprechen...? Wann würde sie je wieder eine Gelegenheit bekommen, darüber zu sprechen?

„Ja...“ sagte sie leise, aber nicht schüchtern, und jetzt trafen sich ihre Blicke zum ersten Mal wieder seit der Nacht. „Und ich habe es ernst gemeint...“
 

Plötzlich fing sie an, irrsinnig schnell und viel auf einmal zu plappern wie ein Wasserfall, und Sasuke starrte sie an, als sie sprach:

„Ich habe dich mein Leben lang geliebt, Sasuke-kun! bevor du weggegangen bist, habe ich es dir gesagt, und hinterher habe ich mich gefragt, wie blöd ich war, dass ich gedacht habe, dich damit umstimmen zu können! Ich habe all die Jahre, die du weg warst, so sehr versucht, dich zu vergessen, diese Gefühle zu vergessen, aber i-ich... es ging nicht!! Es ging nicht, ich konnte nicht einfach so tun, als wärst du mir egal, du... du warst mir nie egal! Deswegen hast du mir auch so wehgetan mit deinem doofen Kuss neulich – ich habe für einen Moment wirklich geglaubt, du könntest meine Gefühle erwidern, aber du hast mich ins kalte Wasser geworfen, als wäre ich ein wertloser Stein! Ich habe begriffen, dass du nichts... von mir wissen willst, aber bitte spiel nicht mit meinen Gefühlen, Sasuke-kun!“ Plötzlich wimmerte sie und klang, als wollte sie weinen. „D-das ist alles, was ich von dir will! Ich dachte, v-vielleicht könnte ich dich endlich überwinden, wenn ich dir einmal sage, was ich fühle, und ich einmal klar und deutlich von dir ja oder Nein höre, und-...!“
 

Sie kam nicht weiter.
 

Verdammt, wie kann ein Mensch so viel reden??!

Er griff mit seiner gesunden Hand ihr Kinn, zog sie herüber und küsste sie.
 

Sakura erstarrte in der Bewegung wie beim Stopptanz.

Schon wieder?!

Schon wieder tat er es... er küsste sie... er küsste sie! Sie wollte ihn sofort wegstoßen und ihn ohrfeigen, dass er es wagte, sie jetzt gleich nochmal zu verarschen, wo sie doch gerade gesagt hatte, dass er das nicht tun sollte. Aber sie konnte nicht...

Sie war wie gelähmt, und dieses Mal lag es an keiner Betäubung.

Alles, was sie in dem Moment registrierte, waren seine Lippen auf ihren.

Wieder. Zum zweiten Mal.

Wieso, Sasuke-kun...?!

Der Kuss unterschied sich kaum von dem ersten. Er war heftig und Sasuke kam gleich zur Sache, als er mit der Zunge auf eine gleichzeitig barsche und leidenschaftliche Art in ihre Mundhöhle drang und sie animierte, mitzuspielen...

Moment, Sasuke und leidenschaftlich?
 

Ehe sie nachdenken konnte, löste er sich von ihr und öffnete die Augen, und sie starrte ihn entsetzt an.

„Was...?!“ machte sie fassungslos, und er starrte sie einen Moment ebenfalls an, als wäre er erstaunt über sein eigenes Tun.

Wenigstens redete sie nicht mehr...
 

Was hatte er getan?

Seine Pupillen huschten unsicher hin und her, als suchten sie einen Fluchtweg aus der Situation. Den wollte er wirklich... war er bescheuert?! Jetzt war alles schlimmer als vorher... und noch entsetzlicher kam es ihm vor, dass er seiner Verwirrung offenbar keinen Ausdruck verleihen konnte, weil Sakuras Blick von entsetzt zu ärgerlich wurde und ihre Hand zuckte.
 

Sag's ihr, du Idiot!! Sag, dass du sie liebst! Verdammt!
 

Er schnappte nach Luft.

Du bist ein Uchiha, also bleib cool, mann... alles easy.

Sein Ausdruck beruhigte sich, was Sakura noch mehr entsetzte, und sie war drauf und dran, ihm doch eine zu knallen, als er den Mund auftat und mit seiner Hand ihre packte, um sie davon abzuhalten, ihn zu schlagen.
 

„Ich denke, du wolltest eine klare Antwort... Sakura.“
 

Er küsste sie nochmal. Und dieses Mal war es anders.

Dieses Mal war die Gewalt von eben komplett verschwunden. Das einzige, was sie spürte (neben dem wachsenden Entsetzen), als er sie jetzt zum dritten Mal auf die Lippen küsste, war Zärtlichkeit.
 

S-...Sasuke-...kun...?!
 

Sie wurde unwillkürlich rot bei einer so liebevollen Geste von seiner Seite, in diesem Moment und an diesem Ort komplett unerwartet. Sie dachte nicht darüber nach, ob er es nun ernst meinte oder nicht... sie liebte ihn viel zu sehr in diesem Moment, dafür, dass er gekommen war... dafür, dass er und Naruto sich vertrugen... dafür, dass er sie jetzt und hier küsste.

Und sie wollte ihn nie wieder loslassen und ihn für immer festhalten, als sie zärtlich seinen Kuss erwiderte und willig den Mund öffnete, wie um seiner Zunge die Tür zu öffnen. Seine Lippen waren so warm... und ganz weich... sein ganzer Körper war so schön warm, als er seinen Griff um ihr Handgelenk lockerte und sie ein wenig dichter an sich heranzog. In diesem einen Moment sog sie all seine Wärme in sich auf, Wärme, wo sie zuvor nur Kälte an ihm erlebt hatte, und es machte sie so glücklich, dass sie schon Angst hatte, vor Glück zu explodieren. Sie hob ihre Hand, mit der sie ihn erst hatte schlagen wollen, und streichelte statt dessen jetzt zärtlich seine Wange. Dann löste er sich von ihr und sah sie einfach nur an, und sie erwiderte sprachlos seinen Blick.
 

„Ich... bin gerade so glücklich, Sasuke-kun...“ flüsterte sie fassungslos und lächelte, obwohl sie gar nicht wusste, wie ihr geschah.

Er schloss die Augen und unterbrach den Blickkontakt. Plötzlich schlug sein Herz so schnell, dass er Angst hatte, es würde platzen... wieso war er schon wieder nervös vor ihr?! Verdammt... so hatte er sich das aber nicht vorgestellt...

„Hnn,“ machte er grummelnd, ohne sie wieder anzusehen, und enthielt sich so jeder Stellungnahme. Aber er musste sie jetzt auch nicht ansehen. Er wusste, was er fühlte, und er wusste jetzt auch, was sie fühlte.

Um nichts mehr sagen zu müssen beugte er sich etwas vor, um sich ihren hübschen, weichen Lippen wieder zu nähern, und er spürte innerlich, dass sie die Augen schloss und auf die Berührung wartete. Ihre Lippen berührten sich gerade mal einen Bruchteil einer Sekunde, als plötzlich –
 

„Nanu, stör ich??!“
 

Sofort fuhren die beiden auseinander und Sakura wurde knallrot, als sie Naruto ansah, der beide mit riesigen Augen anstarrte.

„Das ist nicht das, wonach es aussieht!!“ schrie sie verlegen, „Oh mein Gott...“

Sasuke sagte gar nichts, er putzte nur gelangweilt mit seinem heilen Arm imaginären Dreck vom anderen.

„Tss,“ war alles, was er zum Thema zu sagen hatte, und er schenkte Sakura ohne dass sie es merkte einen eigenartigen Blick, eine Mischung aus einem Grinsen, Zuneigung, Genervtheit, Desinteresse – hey, so viel konnte ein Blick gar nicht auf einmal ausdrücken!
 

„Soll ich euch... ähm... alleine lassen und mich ein wenig mit den Fischen im Bach unterhalten...??“ fragte Naruto vorsichtshalber – Sakura warf einen Zweig vom Boden nach ihm.

„Lass die Witze!!“

„S-Sasukeee, sie wirft Dinge nach mir!!“ schrie Naruto jammernd, und Sasuke stöhnte.

„Brechen wir lieber auf, das ist ja nicht auszuhalten hier! – Naruto, trag Sakura.“

„Ich habe gerade Angst vor ihr...“ gestand der Blonde bibbernd und erntete einen Mörderblick von seiner Kameradin. „O-o-okay, ich trage dich!!“
 

––
 

Der restliche Weg verlief in eisernem Schweigen. Sasuke hütete sich, Sakura noch einmal anzusehen, und Naruto sah er auch nicht an, denn er wusste ganz genau, dass er, wenn er es doch täte, ein breites Duuu-gehst-aber-ran-Teme-Grinsen zu sehen bekommen würde, und darauf hatte er gerade keinen Bock. Er wusste doch selbst nicht mal, was hier los war.

Verdammt.
 

Sakura wagte nur einmal einen Blick auf Sasuke, der mit etwas Abstand neben Naruto lief, was für sie praktisch war, da sie ihn so von hinten ansehen konnte ohne dass er es merkte und ihr blöde Fragen stellte.

„Was glotzt du so blöd?“ oder „Ist irgendwas, Sakura?“...

Sie hielt sich an Naruto fest, der mit ihr flink durch die Gegend sprang, und um sich von Sasukes Küssen abzulenken dachte sie lieber daran, wie faszinierend es war, dass Naruto trotz des vorangegangenen Kampfes völlig fit zu sein schien.

Kyuubi ist schon etwas Besonderes... der seine Wunden so schnell heilen lässt... das ist einfach erstaunlich!
 

Doch egal, ob sie versuchte, an Kyuubi oder Naruto zu denken, immer wieder kam es zu ihr zurück...

Das Gefühl von Sasukes Lippen auf ihren, zärtlich, warm und liebevoll. So, wie der letzte Kuss gewesen war.

Wenn sie es wagte, daran zu denken, begann ihr Herz wir wild zu pochen, einmal bekam sie sogar Angst, dass Naruto es spüren würde... aber offenbar merkte er nichts.

Sasuke-kun... was... empfindest du jetzt für mich? Ich habe geglaubt, ich sei dir egal-... aber das heute... spricht doch sowas von deutlich dagegen, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich denken soll!
 

Sie sah ihn noch einmal an und sah schnell wieder weg, als er den Kopf bewegte, ob nun in ihre Richtung oder nicht – sie wollte nicht, dass er auch nur dachte, sie würde ihn ansehen.
 

Sag es mir, Sasuke-kun... ...
 

Plötzlich unterbrach sie Sasukes Stimme in ihren Gedanken.

„Guckt mal an, wer da vorne angekrochen kommt...“

„Na, das wurde aber auch Zeit!!“ schnaubte Naruto und verlangsamte sein Tempo, bevor er anhielt – und als Sakura aufsah, erblickte sie einige Anbus aus Konoha vor sich, und nicht nur das... auch Shizune, Shikamaru, Ino, Hinata, Chouji, Kiba und Akamaru waren da.

„Alle sind gekommen!“ rief die Rosahaarige erstaunt, und Ino kreischte bei ihrem Anblick.

„OH GOOOTTT, SIE LEBT!! So ein Glück!! WO habt ihr gesteckt, Sasuke-kun, Naruto??! Wir haben euch überall gesucht!!“

„Wieso habt ihr so lange gebraucht, ihr habt alles verpasst!“ meckerte Naruto, „Shikamaru!! Du warst sicher zu faul, um loszulaufen, huh?!“

„Eey, nicht in dem Ton, du Nervensäge,“ stöhnte Shikamaru, und neben ihn trat eine erleichtert lächelnde Hinata.

„Naruto-kun... wie schön, dass ihr heil zurück seid!“

Das,“ sagte Sasuke und sah erst auf Hinata, dann auf Naruto, „Nenne ich eine nette Begrüßung! Wir reißen uns die Ärsche auf und das Erste, was wir hören, ist Wo habt ihr gesteckt?!“

„Du musst dir doch keine Sorgen machen, Hinata-chan,“ sagte Naruto grinsend und ließ Sakura von seinem Rücken, um sie in Shizunes Obhut zu geben, die sich sofort ans Heilen machte. Hinata wurde wegen des –chans schon wieder rot und wandte sich verlegen ab. Akamaru bellte.
 

Nach einer kurzen Pause, in der alles nötige provisorisch geheilt werden konnte und Sasuke und Naruto von ihrer Begegnung mit Orochimaru und Kabuto berichtete, brachen sie gemeinsam in Richtung Konoha auf. Sakura konnte jetzt wieder selbst laufen, worüber sie froh war, denn das ewige Getragen-werden war ihr doch irgendwie peinlich.

„Orochimaru ist also geflohen,“ machte Shikamaru, der neben Naruto lief, „Aber wenigstens Kabuto sind wir los, das ist sehr gut! Kabuto war nervig, er war nach Orochimarus angeblichem Tod auch wie vom Erdboden verschluckt... jetzt ist er zumindest endgültig weg vom Fenster.“

„Aber nach Orochimaru müssen wir jetzt suchen,“ meinte Kiba, „Wer weiß, wen der sonst alles gegen uns mobilisiert, je früher wir ihn finden und töten, desto besser! – Mann, Sasuke, hättest du dir nicht mehr Mühe geben können?“

„Nerv mich nicht, Kiba!“ murrte Sasuke, und Kiba blubberte noch etwas weiter, ohne dass Sasuke ihm zuhörte.

„Eins ist aber zumindest sicher...“ murmelte Sakura im Rennen und blickte über die Schulter zurück, „Die friedliche Stille in Konoha ist jetzt für's Erste vorbei...“

Herrje. Das war wahr.
 

––
 

--
 

Wuhuu! XDD Zweiter großer Poserkampf überstanden!! ^__^ Und jaaaaa Kabuto ist tot!! XDD *Blumen streu* hahaha! XD - Ja, Blumen uû Wir müssen alle toten Seelen in Ehren halten, egal ob sie böse waren, sonst werden sie uns eines Tages verfluchen! u_û ....... okay. Lassen wir das XDD ich mach zuviel mit Fm momentan XD (meine andere fanfic eben^^)

So, Naruto hatte auch nochmal nen ultra Poserauftritt XDD Gibs ihnen Naruto!!^^ Und whaaaaamm, SasuSaku gabs auch!! XDD Aber denkt ja nicht dass jetzt plötzlich alles glatt geht, wär ja langweilig XDD

Distanz II

Tsunade seufzte und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, während sie mit den Fingern der rechten Hand auf dem Schreibtisch herumtrommelte.

„Orochimaru ist also wieder zurück... na, da kommen ja großartige Zeiten auf uns zu,“ war ihr erster Kommentar zu Narutos und Sasukes Bericht. Die beiden und Sakura standen zusammen vor der Hokage. Es war bereits Mittag. „Aber wenigstens Kabuto sind wir los, der war wirklich lästig! – Gute Arbeit, Naruto.“ Sie warf Naruto einen Blick zu. Er setzte ein gekünsteltes Grinsen auf und die Fünfte runzelte die Stirn.

Kyuubi war also auch wieder beteiligt... Naruto hasst dieses Ungeheuer so sehr... ich kann es verstehen...

Sie seufzte erneut und ihr Blick ruhte jetzt auf Sasuke.

„Du hast mir bewiesen, dass ich mich auf dich verlassen kann,“ sagte sie zu ihm, „Ihr habt zusammengearbeitet und Sakura heil zurückgebracht, dafür bin ich euch mehr als nur dankbar. Sasuke... behalt das Stirnband. Ich werde dich offiziell wieder als Shinobi aus Konohagakure anerkennen.“
 

Sasuke sagte nichts, er nickte nur ziemlich gefasst und ließ die Hokage keine Sekunde aus den Augen.

„Jawohl,“ kam dann.
 

Sakura lächelte. Sasuke war wieder ein Konoha-Ninja! Wie schön... Das ersparte ihnen allen den Aufwand, ihn zu bewachen, und Sasukes Laune würde sich vermutlich auch bessern, wenn nicht ständig jemand um ihn herumschwirrte.

Aber Sakura freute es am meisten, dass er jetzt offiziell und ganz und gar wieder zu Hause war. Ein Konoha-Ninja wie sie alle hier. Das war, als hätte Tsunade Sasuke in die große Familie der Konoha-Nins wieder aufgenommen.
 

Eine Familie... das ist Konohagakure wirklich!
 

„Ich weiß nicht genau, was ich mit deinem Status machen soll,“ gestand Tsunade und setzte sich plötzlich auf, bevor sie begann, tausende von Aktenbergen und Unterlagen auf dem Tisch durchzuwühlen. Sie sprach noch immer mit Sasuke. „An sich bist du Genin... da dein Kampfniveau allerdings um einiges höher ist als das eines Genins, halte ich es für ziemlich sinnlos, dich auf diesem Level Chuunin- und Jouninprüfungen machen zu lassen... was ja an sich so Vorschrift ist...“

„Wie jetzt?“ machte Naruto und war plötzlich hellwach, „Sasuke darf einfach ohne Prüfung Jounin werden?!“

„Hmmm,“ machte Tsunade im Weiterwühlen, „Ich glaube, so geht’s nicht. Ich muss mich mit den Ältesten beraten und sehen, was die sagen.“ Sie seufzte. „Die haben garantiert was dagegen, wie ich die kenne. Und wenn wir ehrlich sind, wäre es nicht fair, ihm den Jounin-Status einfach zu schenken... aber ich gehe davon aus, dass Sasuke keine Probleme hätte, diese Prüfungen zu bestehen...“

„Die sind echt schwer!!“ machte Naruto und verschränkte schmollend die Arme. Tsunade feixte:

„Wenn selbst du sie bestanden hast...“

Sakura kicherte und Naruto ließ deprimiert den Kopf hängen. Alle waren gegen ihn... wie immer.
 

„Tsunade-sama,“ begann Sakura dann, „Wie wollen wir gegen Orochimaru vorgehen? Er ist verschwunden-... ...“

„Ich glaube kaum, dass er es in den zweieinhalb Jahren geschafft hat, eine komplette Armee vor unseren Toren zu postieren,“ meinte die Hokage, „Aber glauben ist nicht wissen, wir müssen aufpassen. Ich werde Anbu-Truppen aussenden, um das Gelände Konohas komplett und auf's Gründlichste zu durchkämmen. Dann wird eine Mission nach Oto – oder dem, was davon übrig ist – gehen, um nachzusehen, ob sich dort etwas tut. Natürlich werden alle mit Konoha befreundeten Ninjadörfer informiert... es ist viel zu tun! – Shizune!!“

Shizune kam ins Büro. Tsunade gab ihr einige Zettel in die Hand.

„Schick Anbu-Truppen los, sie sollen das ganze Land nach Orochimaru absuchen. Und lasst die Wachposten doppelt so stark besetzen wie sonst, rund um das gesamte Dorf.“

„Jawohl, Hokage-sama!“ rief Shizune und war schon weg. Naruto rief ihr nach:

„Aber nimm diesmal schnellere Anbus!!“
 

„Ihr drei, geht jetzt erstmal,“ kam dann von der Fünften mit einer Handbewegung zur Tür, „Vermutlich werde ich auch euch demnächst in die Such- oder Wachtrupps einziehen, sobald ich das mit Sasukes Status geklärt habe.“

„Okay,“ machte Naruto.

„Hai, Hokage-sama,“ kam von Sakura, von Sasuke kam ein Nicken. Sie verließen das Gebäude. Es schneite nicht mehr draußen, aber es lag noch eine dünne Schicht Schnee auf den Straßen.

„So ein Jammer,“ seufzte Sakura und rieb sich die Arme, „Und ich hatte so gehofft, wir wären diesen Orochimaru endlich los!!“

„Das haben wir alle,“ machte Naruto lachend, „Na ja, Unkraut vergeht nicht...“

„Oh doch,“ knurrte Sasuke, ohne ihn oder Sakura anzusehen, „Dieses Mal wird er ganz sicher vergehen, so wahr ich hier stehe! Nochmal kommt mir dieser Dreckskerl nicht davon!“ Naruto sah ihn groß an – dann grinste er.

„Du hast recht!! Mir auch nicht!!“

Dann musste Naruto abbiegen, weil seine Wohnung in einer anderen Richtung lag, und eine Weile gingen Sasuke und Sakura stillschweigend nebeneinander her die Straße hinunter.
 

Sakura wollte irgendetwas sagen. Irgendetwas... jetzt, wo sie endlich alleine waren. Seit den Küssen im Wald waren jetzt viele Stunden vergangen... und Sakura kam es trotzdem vor, als wäre es erst eben gerade passiert. Sie spürte noch immer das warme Gefühl seiner Lippen... und seine Zunge, die gegen ihre stupste...

Sie wurde rot.

Sakura, reiß dich zusammen!! Sei nicht wie ein verknallter Teenager, du bist eine Frau! Sag irgendwas...

Aber sie sagte nichts. Es kam einfach kein Ton aus ihrer Kehle.
 

Sasuke sagte auch nichts. Er hatte es auch nicht vor. Eigentlich fand er es ganz angenehm, einfach nur zu gehen und nichts zu sagen. Nichts sagen zu müssen. Er konnte ganz gut schweigend durch die Gegend gehen.

Es war erstaunlich angenehm, schweigend neben ihr herzugehen, einfach nur neben ihr zu sein und nichts zu sagen. Viele Worte machten Augenblicke so oft kaputt... manche Momente waren ohne Worte viel schöner als sie es mit wären. Fand er zumindest.
 

Dann kam die Kreuzung, an der sie sich trennen mussten, weil Sasuke in die eine Straße und Sakura in die andere musste. Kurz blieben sie stehen, und jetzt wagte Sakura es zum ersten Mal wieder, ihm ins Gesicht zu sehen. Der Blickkontakt war sehr kurz und emotionslos – emotionslos deswegen, weil Sakura gar keine zeit hatte, so schnell Gefühle aufzubringen, wie er den Blick schon wieder abwandte.

Sie holte Luft.

„Ich... Sasuke-kun...“ begann sie, und er sagte nichts. Da waren sie, die Worte. Die Worte, die ihn nervten, die immer alles nur komplizierter machten. Hätte sie nicht einfach die Klappe halten können?

„Danke, dass du mich gerettet hast. Also, du und Naruto natürlich. Ich... danke.“ Sie neigte den Kopf vor ihm. Als sie sich wieder aufrichtete, wandte er sich schon zum Gehen.

„Hn.“
 

Das war alles. Dann war er schon so gut wie weg, und Sakura stand eine Weile da und sah ihm einfach nur nach.

Hn.

Natürlich. Wie hatte sie etwas anderes erwarten können? In ihr stieg Wut und Enttäuschung auf und sie ballte die Fäuste. Da hatte sie vorhin ernsthaft geglaubt, er hätte Gefühle für sie! Gefühle! Ha! Hatte dieser Typ überhaupt Gefühle?! Sie schnappte nach Luft und versuchte, ihre Wut zurückzudrängen, die sie zu ersticken drohte und ihre Augen brennen ließ. Dann schrie sie laut hinter ihm her:

„WANN TRAUST DU DICH MAL, MIR RICHTIG ZU ANTWORTEN, SASUKE??!“
 

Es war ihr egal, ob er sie gehört hatte, sie beeilte sich einfach, nach Hause zu kommen. Verdammt, sie musste alles aufräumen, bevor ihre Eltern zurückkamen...
 

––
 

Es vergingen schon wieder zwei Wochen in stillem aneinander Vorbeivegetieren von Sakura und Sasuke. Sie gingen sich zwar nicht so extrem aus dem Weg wie vor der Sache mit Orochimaru (das hieß, dass sie sich nicht extra bemühten, sich nicht zu treffen), aber sprechen taten sie auch nicht. Dieses mal war es andersrum... dieses mal war es Sakura, die sprechen wollte, und Sasuke wollte sie nicht sehen.

Sie verstand ihn einfach nicht. Was war denn los? Bereute er es so sehr, sie geküsst zu haben... sie zärtlich geküsst zu haben? Wieso hatte er sie denn geküsst, wenn sie jetzt wieder Luft für ihn war? Die Fragen machten das Mädchen nur wieder wütend auf ihn und traurig, und sie beschloss verbittert, Sasuke so lange zu nerven, bis er endlich Klartext redete. Sie wollte ein klares Ja oder Nein. Ein Ich liebe dich auch und möchte mit dir gehen oder ein Vergiss es, ich will nichts von dir. Und sie würde nicht eher aufgeben, als sie einen der beiden Sätze gehört hätte. Der erste wäre natürlich netter.
 

Leider war das einfacher gesagt als getan.

Und so vergingen diese zwei Wochen ohne dass Sakura auch nur anfing, ihn zu nerven. Wie sollte sie zu ihm hingehen? Einfach anfangen, Hey, Sasuke, liebst du mich jetzt oder nicht? , oder was?

Die schlaue Ino versuchte natürlich wie immer, sie zu motivieren.

„Ihr seid so scheisse, ihr zwei!!“ motzte sie aufgebracht, als sie eines Tages bei Sakura im Zimmer saßen, „Hallo?! Ihr habt euch geküsst und so, und jetzt sitzt ihr beide blöd rum und macht den Mund nicht auf?! Geh einfach hin und sag ihm, dass er Klartext reden soll! Wenn er dich schon so vorlaut einfach küsst, kann er dir ruhig antworten, der Blödmann! Gott, der ist ja noch unsensibler als Shikamaru!“

„Aber du kennst doch Sasuke, er wird nicht mit sich reden lassen...“ seufzte Sakura, „Ich... ich will ihn nicht wieder nerven! Ich meine, ich will nicht, dass wir uns wieder streiten...“

Ja. Sie hatte Angst vor diesem Blick. Diesem Blick, den sie so oft gesehen hatte... der sagte:
 

„Du nervst mich.“
 

Sie erschauderte.

„Aber wenn ihr so weitermacht, wird nie was aus euch!“ sagte Ino, „Er wird nie den ersten Schritt tun, dafür ist er viel zu eingebildet! – Entschuldige...“

„Du hast ja recht!“ machte Sakura, „Er ist wirklich eingebildet.“

„Siehst du, dann musst du eben den ersten Schritt tun. Geh zu ihm und rede mit ihm. Oder verabrede dich auf ´nen Tee oder zum Dango essen mit ihm!“

„Er hasst Süßigkeiten...“

„Okay, dann eben Tee. Das ist ganz neutral und kommt nicht zu sehr wie ´ne Anmache rüber. Frag ihn, ob ihr euch treffen wollt, weil du mit ihm sprechen möchtest! Wenn er dann nicht will, ist er eben selbst Schuld, dann ist er eben ein Arschkeks.“ Sakura lachte über das Wort Arschkeks.
 

––
 

Sasuke war ganz froh darüber, dass sie alle dank diverser Missionen momentan sehr beschäftigt waren. Beschäftigung! Oh Gott, das hatte ihm gefehlt. Dieses ewige Herumsitzen in der Wohnung hatte ihn wahnsinnig gemacht... jetzt hatte er mit den Missionen und dem Training endlich wieder etwas Sinnvolles zu tun, und außerdem lenkte es ihn von Sakura ab, die ihn schon wieder nervte.
 

Eigentlich nervte sie ihn nicht direkt, denn es war nichts, was sie tat, das ihn nervte... es war nur... es nervte ihn, dass er so oft wie automatisch über sie nachdenken musste. An sie denken musste. Es kam ihm manchmal so vor, als hätte sich in seinem Gehirn irgendwo ein An-Sakura-Denk-Automat eingenistet, und das ohne seine Erlaubnis, und bedienen konnte er ihn auch nicht, weil er an und ausging wie er Lust hatte. Und das nervte ihn.

Manchmal schweiften seine Gedanken in den unmöglichsten Situationen zu der pinkhaarigen Kunoichi. Beim Training, sogar mitten in einer Mission war es schon vorgekommen, und vor ein paar Tagen war er nur an einem Laden vorbeigegangen und hatte plötzlich an sie denken müssen, weil in einem Schaufenster eine Luftmatratze gewesen war. Er hatte der Luftmatratze ein dreckiges Grinsen geschenkt und war weitergegangen. Jaja, eine ihrer Artgenossen hatte immerhin erhebliches zu seinen derzeitigen Problemen, wenn man sie denn so nennen konnte, beigetragen!

Verdammt, jetzt bezeichnete er Luftmatratzen untereinander schon als Artgenossen. Jetzt war es wohl komplett aus mit ihm.
 

Naruto machte alles noch schlimmer.

„Sag maaaal, Temeeee...“ begann der Blonde laut und sehr langsam, als würde er noch scharf darüber nachdenken müssen, was er als nächstes sagte, als sie zu zweit eine Wachschicht an der Dorfgrenze hatten und mehr oder weniger wachsam in der Gegend herumstanden, „Hast du jetzt eigentlich was mit Sakura-chan oder nicht?!“
 

Es gab Momente, in denen Sasuke Naruto auf den Mond schießen wollte. Das war einer davon. Definitiv.

„Ob ich was?“ fragte er mit bedrohlichem Zorn in der Stimme, „Für wen hältst du mich?“ Naruto ließ sich nicht einschüchtern.

„Ich meine, ähh, da war dieser Kuss im Wald, als wir Sakura-chan vor Orochimaru und Kabuto gerettet haben...“

„Vergiss das und nimm nicht alles ernst, was du siehst,“ war Sasukes Kommentar, für ihn war das Thema erledigt. Was er mit Sakura machte, ging ja wohl niemanden etwas an. Naruto schon gar nicht.

Für Naruto war gar nichts erledigt.

„Ich, äh – soll es nicht ernst nehmen?“ fragte er ungläubig, „Soll das heißen, du hast nur mit ihr gespielt und es war dir nicht ernst?!“

„Das habe ich nicht gesagt, und jetzt Schluss damit.“

„Ich höre nicht auf, bis zu mir antwortest!“ protestierte Naruto, „Wenn du Sakura-chans Gefühle verletzt, kannst du was erleben, okay?! – Ist dir nicht aufgefallen, dass sie dich selbst nach all den Jahren noch irre gern hat?!“

„Irre gern?“ machte Sasuke belustigt und verkniff sich ein spöttisches Lachen. Nein, Sakura hatte ihn nicht irre gern, sie war in ihn vernarrt! Und zwar seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte! Tse! Irre gern, genau...

„Aber du und Hinata,“ grummelte Sasuke genervt und sah in den Wald vor ihnen, als ob auf einmal ein Feind auftauchen könnte, wo doch seit Stunden nichts los war. Naruto verschränkte die Arme.

„Nicht ablenken! Also, was ist jetzt mit euch beiden?! Seid ihr zusammen, oder was?“

„Sehen wir so aus?“

Der Blonde überlegte.

„Nein, das ist es ja. Deswegen frage ich dich ja!“

„Und wie kommst du auf die Idee, dass ich mit dir über mein Privatleben rede?“

„Hey, wir sind doch Freunde!“ grinste Naruto optimistisch. Sasuke zischte nur und verschränkte auch die Arme.

„Bilde dir bloß nichts darauf ein, dass ich dir diverse Male das Leben gerettet habe und sogar zurück nach Konoha gekommen bin, Dobe.“ Das Eigenlob in seinen Worten war unverhohlen, und Naruto verdrehte kurz die Augen, ließ sich aber nichts anmerken. Wenn er hier eine Antwort haben wollte, durfte er jetzt keinen Streit vom Zaun brechen!

„Und was ist jetzt mit dem Kuss von neulich?“

„Hast du nicht zugehört?“ fragte Sasuke ihn genervt, „Nochmal beantworte ich deine dummen Fragen nicht, kapiert?!“

„Aber du hast sie geküsst!“

„Ja, verdammt!“

„Ja! – Und wieso, wenn du sie offenbar nicht liebst?“

„Tss.“

„Geile Antwort... also?!“

„Ich sagte Tss!!“

„Ich fand aber nicht, dass es nach einem Wischi-Waschi-Kuss aussah, ihr seid ganz schön rangegangen!...“

Sasuke sparte sich einen Kommentar in der Hoffnung, Naruto würde dann irgendwann aufgeben, wenn er gar nicht mehr antwortete. Verdammt... er wollte doch nicht schon wieder über sie reden oder an sie denken! Erst recht nicht an diesen letzten Kuss, den sie geteilt hatten, der anders gewesen war als die beiden anderen...

Das Gefühl ihrer weichen Lippen, ihre Wärme, die sie auf ihn ausgestrahlt hatte allein mit ihrem Blick... der süße Geschmack des Kusses und ihre kleine, geschmeidige Zunge, wie sie sanft gegen seine strich...

Er legte seufzend den Kopf in den Nacken und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.

Nicht weiterdenken... sonst wird’s peinlich...

Er dachte verstohlen an den fatalen Morgen vor einigen Wochen, an dem er zum ersten Mal so intensiv mit diesem Problem zu kämpfen gehabt hatte... an dem Sakura es noch schlimmer gemacht hatte, weil sie einfach seine Tür eingetreten hatte und hereingeplatzt war – oh nein. So weit würde er es nicht mehr kommen lassen!
 

Manchmal fragte er sich, ob er nicht doch irgendwie gestört war, weil er nur nach zwei (na ja, drei) Küssen schon jedes Mal, wenn er an sie dachte, auch an andere Dinge dachte... und dann fragte er sich, ob er gestört war, weil er eigentlich ganz genau wusste, was er wollte, und trotzdem tatenlos herumsaß. Hallo? Er wollte sie, er wusste, dass sie ihn liebte, also würde sie es auch wollen – und wieso ging er dann nicht zu ihr und machte sie offiziell zur Erbauerin seines coolen Uchiha-Clans?

Er wusste es selbst nicht...
 

––
 

Als ob es so einfach wäre, Sakura zu ignorieren. Und überraschenderweise war es nicht Sakura selbst, die ihm das so schwer machte, sondern seine eigenen Gedanken. Sasuke hatte am Anfang damit gerechnet, dass sie ihm fortan täglich im Nacken sitzen und eine Antwort von ihm haben wollen würde – aber nichts dergleichen. Sie versuchte zwar auf ziemlich ungeschickte und ratlose Weise, mit ihm Kontakt aufzunehmen, wenn sie sich zufällig auf der Straße trafen (sie sprach ihn an und redete über völlig sinnlose Dinge wie das Wetter oder Orochimaru – Orochimaru war zwar nicht sinnlos, er war in Konoha ein wichtiges Thema, gerade jetzt, aber Sasuke erwartete an sich nicht, dass sie kam, um mit ihm über Orochimaru zu sprechen), aber so wirklich kommuniziert hatten sie seit der Sache im Wald schon wieder nicht mehr.

Aber wenn er sie sah, wurde es jedes Mal schwerer, hart zu bleiben und so zu tun, als wäre sie Luft. Lange würde er das jedenfalls nicht mehr durchmachen können. Und plötzlich, eines nachts, als er mal wieder alleine in seinem viel zu großen Bett lag und an die dunkle Decke starrte, fiel ihm ein, was ihn daran hinderte, einfach zu ihr zu gehen.
 

Sie wollte eine Antwort! Und verdammt, er hatte keine Antwort für sie.
 

Er wusste einfach nicht, was er ihr antworten sollte... weil er nicht wusste, was genau es war, was er für sie empfand. Einen Moment lang war er fest davon überzeugt gewesen, dass er sie liebte und dass er sein Leben mit ihr verbringen wollte – dann, in anderen Momenten, war er wieder nicht so überzeugt davon gewesen. Ein ganzes Leben war ziemlich lang... oder kurz, wenn man Pech hatte. Dass sie ihm wichtig war, wusste er schon lange, aber es ärgerte ihn auch immer noch. Weil die Menschen, die einem wichtig waren, es so einfach hatten, einen zu verletzen...
 

Wie Nii-san...
 

Sasuke drehte sich auf die Seite und verdrängte die Gedanken an seine Familie, besonders an Itachi. Sakura war nicht Itachi. Sakura würde ihn nicht so verletzen wie Itachi es getan hatte. Aber sie war ihm wichtig...

Er wollte wissen, wieso. Er wollte wissen, warum sie ihm so wichtig geworden war, wieso sie ihm so viel bedeutete... vor seiner Rückkehr nach Konoha hatte sie das nicht getan. Jedenfalls nicht annähernd so viel wie jetzt. Damals war es nur ein Satz von ihr gewesen, der sich tief in seine Gedanken eingebrannt hatte und dort geblieben war, bis jetzt.
 

„Ich liebe dich so sehr, Sasuke-kun...“
 

Bevor er gegangen war, hatte sie das gesagt... und er hatte es behalten, all die Jahre lang hatte diese Erinnerung irgendwo in einem der Räume in seinem komischen Erinnerungspalast gelebt, und vor einigen Wochen hatte er die Tür zu dem Raum wiedergefunden...

An dem Tag, an dem Sakura ihre Worte wiederholt hatte. An dem Tag im Wald.
 

Aber wieso... wieso bedeutet sie mir so viel?? Wieso kann ich nicht einfach über sie hinwegsehen und tun, als wäre das zwischen uns nicht gewesen...?
 

Er grübelte und grübelte und schlug sich Stunde um Stunde um die Ohren – aber er kam auf keine Lösung. Es waren nicht die Dinge an ihr, die er toll fand, die er suchte – er wusste, was an ihr er mochte. Da waren (das musste er sich leider eingestehen) auch oberflächliche Dinge wie ihre Brüste oder ihre Hüften oder ihre Beine und vor allem ihre Augen, die so anziehend wirkten, die ihm gefielen, aber er bewunderte vor allem ihre Willenskraft und dieses... Einfach weitermachen. So wie Naruto es konnte, konnte auch Sakura einfach weitermachen. Und was ihn schon öfter überrascht hatte, war ihre unglaublich ausgeprägte Menschenkenntnis, die sie offenbar während seiner Abwesenheit erlangt haben musste, denn früher war sie nur ein oberflächliches Fangirl gewesen...

Ja, er respektierte und bewunderte eine Menge Dinge an ihr. Und ja, er spürte jedes Mal, wenn er sie sah, stärker das Verlangen danach, sie ganz nah bei sich zu spüren und sie zu berühren auf eine Weise, auf die er sie bislang nur in seinen Träumen berührt hatte...

Aber das waren nicht die Antworten, die er suchte. Sex war nicht der Grund für seine Zuneigung zu ihr...

Verdammt, es ist spät... ...
 

––
 

Sie bewegte sich vor seinen Augen auf eine Weise, die ihn schwindeln ließ, auf eine Weise, auf die sich noch nie jemand vor ihm bewegt hatte – und sie legte mit einem verführerischen Lächeln die Arme um seinen Nacken und drückte ihren nackten, schlanken Körper gegen seinen.

„Sasuke-kun...“ flüsterte sie lächelnd und beugte sich vor, um feuchten, heißen Atem gegen seinen Hals zu hauchen. Er spürte ihre Zunge an seinem Hals, wie sie sanft über seine Haut glitt. Er stöhnte leise und lehnte den Kopf zurück in die weichen Kissen, auf denen er lag, während sie über ihm kniete.

„Hör nicht auf, Sakura...“

„Werde ich nicht...“ seufzte sie und beugte sich lächelnd über seine nackte Brust, um eine Spur von zärtlichen Küssen auf seinen Oberkörper und weiter nach unten zu setzen. Er keuchte laut und lehnte den Kopf noch viel weiter zurück, bis er beinahe alles verkehrtherum sah.

„Es ist so hell hier... mach es dunkler...“ seufzte er leise und hob eine Hand, um ihre weichen, rosa Haare zu berühren, die herunterhingen und seinen Bauch kitzelten, wenn sie ihren Kopf bewegte.

Ihre Hand strich weiter nach unten...

Er schloss die Augen bei der angenehmen Empfindung ihrer sanften aber auch festen Berührungen.

„Oh ja... da ist es gut... ...“
 

Dann öffnete er die Augen und es war noch immer alles verkehrt herum. Und vor seinem Gesicht tauchte die komische Schlange auf, die er so oft in seinem komischen Korridor antraf.

„Und so willst du deine Antworten finden?“ sprach sie und klang verwundert, „Dummer Sasuke... ...“
 

––
 

Sasuke keuchte und schoss aus dem Bett hoch. Er hatte ein Geräusch gehört, ganz in der Nähe. Wie das Klacken einer Tür.

Erst, nachdem er einen Moment im Bett gesessen hatte, wurde ihm wieder klar, wo er war. In Konoha. In seinem Bett. Da war keine Sakura und auch keine Schlange.

Ein Traum-... ... oder war es wieder nur ein... Gedanke aus dem Korridor? Hinter einer der tausend Türen...?
 

„Du pennst ja! Hey, Tsunade no baa-chan will dich sprechen, Sasuke!“
 

Sasuke fuhr herum, als er plötzlich eine vertraute Stimme neben sich hörte – sie gehörte zu einem blonden, breit grinsenden Shinobi, der neben seinem Bett stand und hyperaktiv von einem Fuß auf den anderen trat.

Dann klickte etwas in Sasukes Kopf – eben war er noch zu sehr mit seinen Gedanken an Sakura beschäftigt gewesen.

„Naruto!“ schnappte er, „Wie kommst du hier rein?!“

Naruto hielt den Wohnungsschlüssel hoch.

„Den hab ich von Kakashi-sensei! Er hatte ihn noch von der Zeit, als er dich bewachen musste, er hat ihn mir mitgegeben, weil ich eh‘ zu Tsunade no baa-chan gehe und ihn ihr zurückgeben kann... und weil sie dich eh‘ sprechen will, gehe ich dich gleich holen, bin ich nicht schlau?“

Sasuke hustete.

„Wieso kriegt Tsunade meinen Schlüssel?!“ empörte er sich, „Den kannst du hier lassen! Ich bin kein Nuke-Nin mehr und niemand hat das Recht, hier einfach in meine Privatwohnung reinzuplatzen!“

„Ja, öh, musst du mit Tsunade no baa-chan klären!“ machte Naruto schmollend. „Stehst du jetzt auf??“
 

––
 

Sowohl Sasuke als auch Naruto konnten ihren Blick nicht von dem Abdruck der Druckertinte auf Tsunades Wange lösen, und während sie zusammen vor der Hokage standen, starrten sie unentwegt auf die schwarzen Flecken auf ihrer Wange. Naruto nahm sich so gut er konnte zusammen, um nicht laut loszulachen, und sogar Sasuke musste hin und wieder unwillkürlich zucken.

Die Alte hat wohl mal wieder auf dem Tisch gepennt...!

Die Flecken waren so ablenkend, dass sie der Fünften gar nicht bei ihrem Gerede zuhören konnten.

„...klar soweit, Sasuke?“
 

Sasuke fuhr hoch, als er seinen Namen hörte.

„Was?! – Äh, ja. – Äh, nein! Nichts ist klar...“ Tsunade senkte skeptisch die Augenbrauen. Was war denn mit dem los, er redete ja fast so wie Naruto!

„Hab ich irgendwas im Gesicht?!“ fragte sie mürrisch und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht – Naruto schnappte nach Luft und blies vor Anspannung, nicht zu lachen, die Backen auf, und Sasuke blinzelte.

Jetzt hatte sie einen riesigen schwarzen Streifen aus Tinte quer über ihrem ganzen Gesicht und sah noch komischer aus als vorher.

„I-i-ich... muss auf's Klo...!“ stammelte Naruto gepresst und suchte einen Weg, schnellstmöglich das Büro zu verlassen, um laut loslachen zu können.

„Ruhe!“ bellte Tsunade und zeigte auf Sasuke. „Also, da Herr Uchiha mir ja nicht zuhört, sage ich alles nochmal! – Ich habe mit den Ältesten gesprochen wegen deines Status. Wir verzichten auf die praktischen Prüfungen, aber du musst die Theorieprüfungen machen. Du kannst gleich anfangen, Shizune bringt dich in einen Raum und bringt dir die Papiere.“
 

Sasuke vergaß vor Schreck Tsunades Tinte im Gesicht.

„Was?!“ machte er, „Wie jetzt, jetzt sofort? Ich hab mich doch gar nicht vorbereitet!“

„Macht nichts, du wirst ja wohl auch bei Orochimaru etwas Theorie gelernt haben,“ sagte Tsunade schnippisch, „Er ist zwar ein Arsch, aber dumm ist er nicht!“

„Tsu-Tsunade no baa-chaaaan...!“ gluckste Naruto weiter und hielt sich die Hände vor den Mund, um sein breiter werdendes Grinsen zu verbergen. Tsunade sah ihn mürrisch an.

„WAS?!“ keifte sie – dann fiel ihr Blick auf einen kleinen Spiegel, der hinter Naruto an der Bürowand hing, und sie sah ihr eigenes Gesicht – und die Tinte.
 

KRACH!
 

Mit lautem Krawall und wildem Gezeter von Tsunade flogen Sasuke und Naruto in hohem Bogen durch die Bürotür auf den Flur, krachten gegen die Wand und rutschten daran entlang zu Boden, während die Hokage außer sich im Büro im Kreis rannte und etwas von Hättet ihr mir das nicht sagen können?! schrie.

„Aaahh...!“ jammerte Naruto und rieb sich den schmerzenden Kopf, und Sasuke lugte bedröppelt auf die zerstörte Bürotür.

„Jetzt kann sie sich wieder eine neue Tür besorgen!“ versetzte er vorwurfsvoll. „Hier in Konoha muss Tischler ein echt ergiebiger Beruf sein!“

„DAS HABE ICH GEHÖRT, SASUKE!!“ brüllte Tsunade, und Sasuke kam rasch auf die Beine.

„Lauf, Dobe!“ riet er dem Blonden, „Bevor sie dich tötet!! – Ah, da ist ja Shizune! – He, bring mich sofort in den Raum, in dem ich die Prüfungen machen soll!“

„Na wartet!!“ schimpfte Tsunade und stampfte in den Flur, als Naruto davonrannte und Shizune mit riesig geweiteten Augen vor Sasuke zum Stehen kam.

„Tsunade-sama...?!“ machte sie erschrocken, und Tsunade, jetzt überall im Gesicht mit Tinte beschmiert (Sasuke wäre bei ihrem Anblick beinahe lachend weggekippt, aber er hatte zum Glück ein großes Maß an Selbstbeherrschung), schnaubte.

„Bring ihn weg zur Prüfung und lass ihn nicht aus den Augen. Ihr habt fünf Stunden, das muss reichen.“
 

––
 

Die schriftliche Chuunin- und Jouninprüfung war erstaunlich einfach, wie Sasuke feststellte. Und das, obwohl er sich nicht vorbereitet hatte. Tsunade hatte mit einigen Jounin zusammen eine Prüfung erstellt, die die Theorie der Chuuninprüfung und die der Jouninprüfung in sich vereinte, damit Sasuke nicht auch noch zwei verschiedene Prüfungen machen musste.
 

Das Ergebnis der Prüfung kam erst am Nachmittag, und Sasuke musste schon wieder zu Tsunades Büro. Auf dem Weg dorthin fragte er sich, wo Naruto jetzt eigentlich seinen Wohnungsschlüssel hingepackt hatte. Verdammt, den wollte er wiederhaben!
 

In Tsunades Büro vermaßen einige Handwerker gerade den Türrahmen für eine neue Bürotür. Die alte Tür lag zertrümmert auf dem Boden, bereit, abtransportiert zu werden. Als Sasuke das Büro betrat und über die messenden Männer hinweggeklettert war, die sich erstaunt nach ihm umdrehten, erhob die Hokage sich hinter ihrem Tisch. Shizune war auch da.

„Ich habe nicht viel zu sagen,“ bemerkte die Hokage, die inzwischen ein sauberes Gesicht hatte, und Sasuke schwieg. „Du hast uns allen mal wieder bewiesen, dass du ein Genie bist. Herzlichen Glückwunsch.“ Damit hielt sie ihm seine Prüfungsbogen hin und addierte grinsend: „Mit hundert Prozent bestanden. – Damit bist du jetzt offiziell Jounin von Konohagakure.“

Sasuke nahm die Blätter entgegen und neigte den Kopf.

„Vielen Dank.“

„Für heute war's das,“ meinte Tsunade und setzte sich wieder, „Morgen um neun ist hier Treffen und wir machen den Arbeitsplan für die nächsten zwei Wochen, Wachposten und Suchtrupps festlegen und so weiter. Verstanden?“

„Jawohl.“

„Gut, dann kannst du gehen. – Und ihr Tischler, seid ihr bald fertig mit der Tür?!“
 

––
 

Als Sasuke auf dem Flur ankam, stieß er beinahe mit Sakura zusammen, die plötzlich dahergerannt kam. Sie machte ein erschrockenes Geräusch und blieb sofort stehen, und Sasuke trat einen Schritt zurück.

„Sasuke-kun!“ sagte sie und strahlte, „Bist du schon fertig hier? – Ich habe gehört, du hättest die schriftliche Prüfung so gut bestanden... herzlichen Glückwunsch.“

„Hn,“ machte er mit einem Nicken und sah sie nur kurz an – weil er bei ihrem Anblick plötzlich an seinen jüngsten Traum denken musste, aus dem Naruto ihn am Morgen gerissen hatte. Er durfte während ihrer Anwesenheit nicht zu lange daran denken, das wäre irgendwann peinlich...

Verdammt... ich muss hier weg.
 

Er wollte sich beeilen, an ihr vorbeizukommen, aber sie hielt ihn erstaunlicherweise am Arm fest, sodass er stehen blieb.

Sasuke drehte sich halb überrascht, halb ärgerlich zu ihr herum.

„Was?“ machte er kurz angebunden.

Er wollte jetzt nicht mit ihr sprechen! Er konnte es nicht... er hatte seine Antworten doch noch nicht gefunden... ...
 

Sakura sah ihn eine Weile an und wusste nicht, was sie sagen sollte.

Ja. Was war denn? Wieso hielt sie ihn auf?

Sie wollte mit ihm sprechen... endlich Klartext reden. Alles klären. Aber... als sie in seinem Gesicht die Anspannung bemerkte, war sie nicht mehr so überzeugt von ihrem Vorhaben.

Er wird... doch nur wieder genervt sein...!
 

Nein.
 

Aufgeben war jetzt nicht. Dafür war es zu spät.

Deswegen hob sie entschlossen den Kopf wieder und lächelte.

„Hast du etwas Zeit?“ fragte sie, „Wollen wir zusammen Tee trinken gehen, oder vielleicht etwas essen? Ich lade dich ein! Sozusagen zur Feier des Tages, weil du jetzt Jounin bist! Was meinst du?“

Ja, wie passend. Das mit der Feier des Tages war wirklich ein passender Zufall.
 

Nein, keine Zeit.

Das war das Erste, was Sasuke auf die Zunge kam. Aber er sprach es nicht aus... an sich war es eine Lüge. Er hatte Zeit... rein theoretisch.

Er sah sie eine Zeit lang einfach nur an und überlegte fieberhaft, was er antworten könnte. Noch nie zuvor war es ihm so schwer gefallen, zu antworten... für alles hatte er sonst eine Antwort parat, wenn er sich denn dazu herabließ, überhaupt jemandem zu antworten. Allenfalls hätte er sonst noch ein Hn, aber er wusste, dass es das dieses Mal nicht bringen würde.

Und da war noch etwas anderes, was ihn dazu trieb, zuzusagen... es war das plötzliche, ihm unbegreifliche Verlangen danach, einfach nur Zeit mit ihr zu verbringen. Mit ihr zusammen zu sein, und wenn sie nur schwiegen (was sie, wie er Sakura kannte, leider nicht tun würden).

Plötzlich musste er an die Küsse im Wald denken und ein Schauer fuhr durch seinen ganzen Körper. Ein angenehmer, nostalgischer Schauer, als wären diese Küsse Jahre her. Es war gut gewesen... und er hatte Lust, es nochmal zu tun...
 

„Na schön,“ machte er knapp und nickte, und sie sah ihn an und lächelte noch mehr. Es war, als würde in ihrem Gesicht eine kleine Sonne aufgehen.

„Oh! Lass uns jetzt gleich gehen, ich bin hier auch fertig! Ich muss nur noch eben diese Berichte zu Tsunade-sama bringen, dann können wir los! Überleg dir schonmal, wo du hin willst!“

Was, jetzt sollte er auch noch nachdenken?! Als ob er hier Teehäuser kennen würde (außer das bekannte aus dem Fernsehen, Teehaus Konoha, und das war ja kein Teehaus, sondern eine Sendung, die wie ein Teehaus hieß, und sie nervte ihn zu Tode)...
 

––
 

Schließlich fanden sie sich in einem kleinen, abgelegenen Teehaus in einer kleinen Seitenstraße wieder, in dem kaum etwas los war. Das Haus war so klein, dass man es statt Teehaus getrost Teehäuschen nennen konnte. Sakura erzählte Sasuke beim Tee trinken, dass sie schon öfter hier gewesen war, weil die Atmosphäre gemütlich und die Leute nett waren. Und beim Tee trinken sollte man sich ja erholen.
 

Sasuke war sich nicht so sicher, ob er sich erholte, weil seine Gedanken mit jedem Schluck Tee abstruser wurden, als hätte man irgendein Aphrodisiakum in den Tee gekippt – jedes Mal, wenn er zu Sakura herübersah, die ihm gegenüber saß, fing er an, sich kranke Sachen zusammenzuspinnen, die er irgendwann – oder eher jetzt – mal gerne tun würde...

Scheisse... bin ich jetzt völlig verrückt?! Ich bin Uchiha Sasuke, ich muss da drüberstehen, verdammt...!
 

Manchmal nervte sein eigener Stolz ihn, denn ohne wäre vieles einfacher.
 

Sakura nippte an ihrem Tee.

So ganz zufrieden war sie nicht. Ja, sie saßen zusammen und redeten... na ja, eigentlich redete sie, und er saß da und gab ab und zu ein Hn von sich. Das war nicht das, was sie beabsichtigt hatte... und ansehen tat er sie auch immer noch nicht... jedes Mal, wenn sie dachte, er würde sie ansehen, sah er sofort wieder weg, wenn sie es wagte, auch in seine Richtung zu blicken, als wollte er auf jeden Fall vermeiden, dass sich ihre Augen trafen.

Sein Verhalten verwirrte sie und machte sie zunehmend ärgerlich. Und dann stellte sie ihre Tasse weg und sah ihm direkt ins Gesicht, obwohl er scheinbar interessiert auf seinen Schoß starrte.

„Sasuke-kun,“ begann sie ernst, „Könntest du mir jetzt bitte mal sagen, was mit dir los ist?! Du benimmst dich völlig komisch seit der Sache im Wald, weißt du das? Können wir nicht einfach darüber sprechen?“
 

Er hatte befürchtet, dass sie mit dem Thema anfangen würde.

„Hnn,“ machte er mürrisch und sah nicht auf. „Willst du wieder Streit anfangen?!“

„Nein, du bist es, der streitet!“ sagte sie schnippisch, „Du distanzierst dich von mir! Du tust geradezu so, als würden wir uns nicht kennen! – Um dein Gedächtnis aufzufrischen, du hast mich geküsst, und jetzt sag nicht, das wäre gewesen, um mir mal wieder meine Schwäche zu zeigen! Ich habe da andere Sachen gespürt, Sasuke-kun, also rede bitte endlich mit mir!“

„Andere Sachen?“ machte er verwundert, „Was für andere Sachen?“

Sie zögerte mit dem Antworten.

„Zärtlichkeit... und eine Art... ... na ja... Zuneigung?“
 

Es war gewagt, so ein Wort im Bezug auf sie und ihn auszusprechen, das war ihr klar. Deshalb sagte sie es so leise und vorsichtig wie möglich. Sasuke schwieg eisern.

Zuneigung. Ja, natürlich war da Zuneigung gewesen, dass er Zuneigung für sie empfand, wusste er selbst. Aber er wollte doch wissen, wieso! Die verdammte Antwort war einfach nicht da. Manchmal gab es Augenblicke, in denen er dachte, sie wäre zum Greifen nahe und er müsste nur die Hand ausstrecken, um sie zu finden... aber dann löste sich die Antwort vor seinen Fingern auf und verschwand.

Jedes Mal.

Verdammt.
 

Er stellte seine leere Teetasse auch weg.

„Was willst du von mir, Sakura?“ fragte er sie und wagte es jetzt, sie anzusehen. Er war kein Feigling, er würde ihr ins Gesicht sehen, wenn er über diese Themen sprach, verflucht.

Sie sah ihn unschlüssig und empört an.

Was?“

„Das war eine ernst gemeinte Frage,“ machte er, „Ich will es wissen, was erwartest du von mir? Du hast mir gesagt, du liebst mich. Und weiter? Ich habe dich geküsst. Zwei mal.“

„Drei mal,“ korrigierte sie schnippisch. Sasuke seufzte.

„Ja, drei mal. – Und weiter? Was nun?“

„Ja, das frage ich dich doch die ganze Zeit!“ rief sie und starrte ihn verwirrt an. „Du gehst mir doch seit Wochen aus dem Weg! Wieso, Sasuke-kun?? Was ist los?“

„Ich hab zuerst gefragt,“ protestierte er, „Was erwartest du von mir?“ Sie schüttelte immer noch verwirrt den Kopf.

„Dass du mir sagst, was aus uns beiden wird!“

„Woher soll ich das wissen?“ fragte er empört, und sie verdrehte die Augen und stand auf.

„Du bist einfach... du bist so ein gefühlsarmer, unromantischer Vollidiot, das ist gar nicht möglich!“ meckerte sie plötzlich los, kramte ein paar Geldscheine aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch, „Es kann doch nicht sein, dass du gar keine Peilung von Liebe hast, Sasuke-kun! Und wie man mit einer Frau umgeht, weißt du auch nicht!“ Sie stampfte wütend in Richtung Tür, und er sprang auch verärgert auf.

„Eure Romantik kratzt mich ´nen Dreck!“ zischte er, „Mich schert das alles ´nen Dreck, weißt du das?! – Sakura!! Bleib sofort stehen, ich war noch nicht fertig!! SAKURA!!“ Er hechtete zur Eingangstür, die sie fast verlassen hätte, und packte gerade noch ihren Arm, zerrte sie zurück in die Teestube und pinnte sie gegen die Wand, wie er es einst in seiner Wohnung getan hatte. Sie schrie, als ihr Kopf gegen die Wand stieß, und sie wollte ihn von sich wegstoßen, hielt aber inne, als er ihre Handgelenke packte und neben ihrem Kopf gegen die Wand pinnte. Es wäre ein leichtes für sie gewesen, sich loszureißen... aber aus irgendeinem Grund konnte sie nicht. Plötzlich konnte sie ihn nur noch anstarren, wie er genau vor ihr stand und sie grimmig anstarrte.
 

Grimmig, aber mit dem anziehendsten Blick, den sie je bei ihm gesehen hatte.
 

Sie wurde rot und schnappte verwirrt nach Luft.

„Was will-...!“ begann sie, aber sie wurde unterbrochen, als er sich plötzlich vorbeugte und ihre Lippen mit seinen verschloss.

Sie rührte sich nicht.

Wie jetzt? Schon wieder! Wieso tat er das immer aus heiterem Himmel in so dermaßen unromantischen Situationen?

Ihr Herz klopfte laut, als der zuerst wieder recht barsche Kuss jetzt sanfter wurde – beinahe liebevoller, wie Sakura dachte, als er sanft seine Lippen gegen ihre bewegte und mit der Zunge in ihre Mundhöhle drang, während er sie jetzt ganz ohne Gewalt etwas mehr gegen die Wand und sich selbst gegen sie drückte.

Er verwirrte sie. Er war immer erst so aggressiv und dann plötzlich von einem Moment auf den anderen super zärtlich zu ihr... was wollte er nun eigentlich?

Aber was auch immer es war, es fühlte sich gut an... so warm... nein, mehr als nur das. Heiß.

„Sasuke-kun...“ keuchte sie und starrte ihn an, als er sich nach einer langen Weile von ihren Lippen löste. Er brachte sie zum Schweigen, indem er einen Finger auf ihre Lippen legte, ohne sich von ihr zu entfernen, sie noch immer gegen die Wand drückend. „Was soll das...?“ flüsterte sie andächtig und starrte ihm ins Gesicht, in seine pechschwarzen, wunderschönen Augen, die zurückstarrten.
 

Hey... er sah sie an. Er sah sie AN!
 

Er wusste nicht, was er sagen sollte. Es war mehr ein Impuls, der ihn dazu verleitete, doch etwas zu sagen, denn zuerst hatte er es nicht vorgehabt. Aber dann sagte er doch etwas.
 

„Geh nicht wieder weg, Sakura.“
 

––
 

--
 

Boah..... ja.... hat lange gedauert.... das Kapi war scheisse... XD und dumm zu schreiben... bäh... naja... jetzt gehts bergauf... XDD jetzt hab ich wenigstens endlich nen Plan wie sie zusammenkommen XDDD ahaha XDD hab das ganze kapi lang daran gearbeitet, und jetzt weiß ich es endlich XDDD hahahaha... XDD

Zahnpasta

Sie starrte ihn an und war für einen langen Moment unfähig, sich zu bewegen. Sie konnte ihm einfach nur ins Gesicht starren.
 

„Geh nicht wieder weg, Sakura.“
 

Sein letzter Satz schwirrte durch ihren Kopf und ließ sie nicht mehr los, ließ sie alle Geräusche um sie herum vergessen.

Nicht nur die Geräusche. Alles. Plötzlich war nichts mehr in ihrem Kopf als dieser eine Satz.
 

Geh nicht wieder weg.
 

Es war gleichzeitig eine unheimliche Freude und eine schwere, bedrückende Nostalgie, die sie plötzlich verspürte, als sie ihn anstarrte.

Er hatte das schon einmal zu ihr gesagt... in einer Nacht, in der sie gedacht hatte, er würde in ihren Armen sterben. Vor vielen Wochen, bevor sie gewusst hatte, was mit Itachi passiert war... aber das von damals war anders gewesen als das hier. Damals hatte er Panik gehabt, Paranoia von seinen furchtbaren Alpträumen...

Aber das hier...
 

Er will, dass ich bleibe... er will, dass ich bei ihm bin...!
 

Die Freude über den einen, simplen Satz verdrängte die Nostalgie und auf Sakuras Lippen kroch sehr unwillkürlich und ohne, dass sie es aufhalten konnte, ein Lächeln.
 

Sasuke starrte sie ebenso einfach nur an.

Er wusste nicht mal, wieso er das eben gesagt hatte... er hatte es einfach gesagt. Aber was er wusste, war, dass er es nicht bereute, es gesagt zu haben. Er ließ sie etwas lockerer, aber ohne sich von ihr zu entfernen, nur wenige Centimeter vor ihrem zitternden, lächelnden Gesicht.

Und er konnte spüren, dass sie atmete... unregelmäßig, aber ihr Atem war warm...

Dann sprach sie.
 

„Ich... werde nie wieder weggehen, Sasuke-kun... ich möchte bei dir sein.“
 

Ohne auch nur über eine Antwort nachzudenken küsste er sie. Und er spürte dieses mal sofort, wie ihre weichen Lippen nachgaben und seinen innigen Kuss erwiderten. Dass sie immer noch an der Wand neben dem Eingang eines Teehauses standen, hatten sie vergessen.

In diesem einen Moment war das alles egal.

Und noch mehr...
 

Sakura schlang die Arme um Sasukes Hals und ließ zu, dass er sie von der Wand weg und etwas hochzog, nur, um sie gleich wieder gegen die Wand zu stoßen, dieses Mal aber weniger brutal und dafür mit mehr... Leidenschaft?

Sie vertieften ihren Kuss und Sakura seufzte leise, als sie seine Hände spürte, die fest ihre Hüften packten und nach oben strichen... dann wieder nach unten bis zum Saum ihrer Bluse... und sie spürte seine Zunge, wie sie in ihre Mundhöhle drang und mit ihrer eigenen Zunge dort um die Vorherrschaft kämpfte.

Und, wie seine Finger sich unter ihre Bluse schmuggelten und ihre weiche, blasse Haut am Bauch berührten...

Sasuke-kun...!
 

Sie wurden durch ein schüchternes und gleichzeitig empörtes Räuspern neben sich gestört. Sasuke hob den Kopf und löste sich nur widerwillig von Sakuras Lippen, und sie drehte ebenfalls den Kopf und wurde rot.

„Hey, ich störe nur ungern, aber vielleicht macht ihr lieber wo anders weiter, wir sind ein Teehaus und kein Bordell,“ kam der schnippische Kommentar der Bedienung, die genau neben ihnen stand und sie pikiert ansah. Sakura errötete noch mehr und wandte rasch den Kopf ab, bevor sie Sasuke von sich wegschob und eilig ihre Tasche vom Boden aufhob. Sasuke schenkte der Bedienung einen beleidigten Blick und einen dreckigen Kommentar:

„Oh, ach so, entschuldigung, das wusste ich nicht... komm, Sakura.“

damit ging er und ließ die flammend errötete Bedienung im Eingang stehen, Sakura zog er hinter sich her aus dem Gebäude auf die Straße.
 

Als sie um die Ecke gebogen waren, wagte Sakura es erst wieder, zu sprechen.

„Oh mein Gott!!“ zischte sie entrüstet, „I-ich kann mich da nie wieder blicken lassen, was hast du dir dabei gedacht??!“

„Hey, du hast mitgemacht,“ meckerte Sasuke zurück, und sie schnaubte.

„Ich meinte den Spruch am Schluss!!“

„Oh. Musste sein,“ kam von ihm, und es machte sie verrückt, dass er nach dieser oberpeinlichen Aktion so seelenruhig bleiben konnte. War es ihm echt so egal, dass er sie eben in der Öffentlichkeit wie wild geküsst und befummelt hatte?!

Ihr fiel etwas ein.

„Was, wenn jetzt der Ruf deines tollen Clans in den Schmutz gerät, weil alle herumsagen, dass du in der Öffentlichkeit rumfummelst?!“

Sasuke grinste. Sakura war verwirrt – seit wann grinste er?! Und was für ein Grinsen das wieder war...

„Das soll erstmal jemand versuchen, meinen Ruf zu ruinieren...“
 

Sie gingen eine Weile schweigend vor sich hin. Natürlich war es wieder Sakura, die die Stille brach.

„Aber... auch... wenn es am Ende peinlich war, ich fand es toll...“ gab sie leise zu und wurde erneut leicht rot im Gesicht, während sie lächelnd auf die Straße sah. Er sagte nichts. „Du kannst gut küssen...“ machte sie hilflos, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Wieder Schweigen.
 

Dieses Mal mochte Sasuke das Schweigen nicht... dieses Mal lag es an ihm, diese Sache zu beenden. Weil er angefangen hatte... weil er sie küsste, wieder und wieder, ohne wirklich zu wissen, wieso. Eigentlich ärgerte es ihn...

Aber er hatte nicht gelogen. Er wollte nicht, dass sie ging... dass sie jemals wieder irgendwo hinging. Er wollte sie bei sich haben...

Er bleib stehen und sah sie an, sie blieb ebenfalls stehen und hob verwundert den Kopf.

„Was ist?“ fragte sie, aber er sagte immer noch nichts, er sah sie einfach nur an, wie sie vor ihm stand. Und während er sie einfach nur ansah, stellte er fest, dass er sie nie mehr begehrt und nie mehr für sie empfunden hatte als in diesem einen Augenblick, obwohl er so simpel war... so klein und zerbrechlich, dass er ihn vergessen könnte...
 

Er wollte ihn nicht vergessen...
 

Er streckte wortlos die Hand nach ihrem Gesicht aus. Sie ließ zu, das er ihre Wange berührte. Ein sanftes Streicheln... vielleicht nicht mal das, es war viel zärtlicher als es ein einfaches Streicheln je sein könnte. Fast so zärtlich, dass man es kaum spüren konnte.

Aber sie spürte es.

Und sie lächelte glücklich. Das war alles, was sie in dem Moment empfinden konnte... Glück und die Liebe zu ihm, die so tief reichte, und das schon so lange...
 

Wie eine Pflanze mit sehr hartnäckigen, langen Wurzeln.
 

In dem Moment sah er sie plötzlich vor seinen Augen vorbeihuschen wie ein flüchtendes Kaninchen – die Antwort, die er suchte.

Warum bist du mir so wichtig geworden, Sakura? Wieso... bedeutest du mir so viel, dass ich dich so sehr liebe wie in diesem Augenblick?

Doch ehe er sie richtig erfassen konnte... war sie wieder verschwunden. Er erstarrte und versteifte sich vor Anspannung, und ihr Lächeln wich einem besorgten Blick.

„Sasuke-kun... ist alles okay? Du guckst so komisch...?“
 

Was war das...? Eben hätte ich sie fast erwischt... meine dumme Antwort...

Er räusperte sich etwas unsicher. Verdammt. Er musste das jetzt beenden. Hier. Auf dieser Stelle.

Mit oder ohne die Antwort.
 

„Ich will, dass wir zusammen sind, Sakura...“
 

––
 

Es war nur ein Satz.
 

Nur ein Satz, aber er bedeutete die ganze Welt. Sie starrte ihn an, und er starrte zurück. Er hatte es gesagt... er hatte es so lange sagen wollen, aber irgendetwas in ihm hatte sich gewehrt...

Als sie nichts sagte, hob er seine Hand, um nach ihrer zu greifen – aber dazu kam er nicht mehr.

Plötzlich warf sie sich an seinen Hals, drückte ihren warmen, weichen Körper gegen seinen Und umarmte ihn mit aller Liebe und Zuneigung, die sie aufbringen konnte. Er sah ihr Gesicht zwar nicht, weil es über seiner Schulter hing, aber er konnte es genau spüren... ohne es zu sehen.
 

Ihr schönes Lächeln...
 

„Sasuke-kun...“ flüsterte sie, an seinem Hals hängend, und wiegte sich in seinen Armen leicht hin und her, sodass er sich mitwiegen musste. Und als sie spürte, wie seine Arme vorsichtig ihre Hüften und dann ihren Rücken erfassten, wuchs das Glücksgefühl in ihr noch stärker, wenn das überhaupt möglich war...

Sie löste sich von seinem Hals und sah ihm strahlend ins Gesicht. Sie sah ihn einfach nur an und sah, dass er ihren Blick stumm erwiderte. Und in dem Moment verstand sie zum ersten Mal, dass er es einfach mochte, manchmal nichts zu sagen.

Dieses mal wollte sie auch nichts sagen. Sie musste nicht...

Das hier ging ohne Worte besser als mit.
 

Sie streckte sich und küsste ihn liebevoll auf die Lippen. Es war das erste Mal, dass sie ihn küsste, fiel ihr auf. Aber das war auch ein guter Zeitpunkt dafür. Er erwiderte ihren sanften Kuss und strich ihr sanft durch die Haare, als sie sich voneinander lösten und die Augen wieder aufschlugen.

Erst dann fiel ihr wieder auf, dass sie bereits auf der Kreuzung standen, an der sie sich trennen mussten, weil ihre Wohnungen in verschiedenen Richtungen lagen.

Sie räusperte sich mit einem Lächeln.

„Also... dann... komm gut nach Hause, Sasuke-kun...“ sagte sie leise, und er sah sie an, als sie drei Schritte zurücktrat.

„Hn,“ machte er mit einem Nicken. Nach einem weiteren, unergründlichen Blick von beiden Seiten trennten sie sich und gingen. Sie blickten beide nicht mehr zurück... das Verlangen, umzukehren und da weiterzumachen, wo sie gerade aufgehört hatten, wäre viel zu groß.

Sakura merkte, dass es das erste Mal war, dass sein Hn sie nicht gestört hatte.
 

––
 

Ino hustete laut und brach dann in Freudengeschrei aus.

„Oh mein Gott!!“ zischte Sakura und wurde weiß, „Ja, Sasuke-kun und ich sind zusammen, deswegen musst du nicht gleich ´nen Orgasmus kriegen!“

„Hey, das war kein Orgasmus!“ empörte sich Ino, „Hallo-ho?! Meine beste Freundin hat mir gerade erzählt, dass sie endlich, nach Jahrhunderten, mit dem Typen ihres Lebens zusammen ist, da muss ich schreien!“ Die Blonde war ganz aufgeregt und zappelte auf Sakuras Bett sitzend mit den Beinen herum.

Ihre Freundin seufzte leise.

„Meine Mutter wird sich noch wundern, wenn du hier so rumbrüllst!“ versetzte sie, „Ich, äh... drücke mich noch davor, es ihr zu sagen... ... wenn meine Mutter rausfindet, dass ich einen Freund habe, fängt sie sofort an, Heiratspläne zu schmieden, das ist so peinlich! Vor allem, wenn es Sasuke-kun ist, weil sie ja weiß, dass ich schon so lange in ihn verliebt bin...“

„Hey,“ grinste Ino, „Sie ist deine Mutter, sie hat dich nur irre lieb! – Entscheide du selbst, was du ihr sagst und was nicht. Ich erzähle meiner Mutter auch nicht alles, aber von Shikamaru habe ich ihr schon erzählt...“

„Jaja,“ machte die Rosahaarige lachend, „Ich sag es ihr auch noch! Aber noch schlimmer als ihre Heiratspläne sind ihre... na ja, ihre Verhütungspredigten... sie wird mich zwei Stunden lang zutexten, wie die Pille funktioniert, wie man ein Kondom aufzieht und den ganzen anderen Schrott, dabei weiß ich das alles längst, und außerdem, hey... w-wir sind doch erst seit vier Stunden zusammen!“

Ino hustete erneut.

„Oh nein!“ quiekte sie halb laut, „Deine Mutter ist doch nicht etwa so eine Kein-Sex-vor-der-Hochzeit-Verfechterin?!“ Sakura kratzte sich am Kopf.

„Tja... irgendwie schon... wieso, was sagt denn deine Mutter zu diesem Thema?“
 

Sakura hatte nicht anders gekonnt, sie hatte nach diesem aufregenden Tag einfach Ino für den Abend zu sich einladen müssen. Sie musste ihrer Quasselstrippen-Freundin doch erzählen, dass sie einen Freund hatte! Nein, besser, sie hatte Uchiha Sasuke!

Irgendwie hatte sie es noch gar nicht ganz verarbeitet. Es war so plötzlich gewesen und so schnell gegangen... jetzt war sie Sasukes Freundin!

Wow... echt jetzt...!
 

„Meine Mutter?“ grübelte Ino, „Gar nichts sagt die dazu! Das ist eins der Themen, das ich mit ihr nicht berede... sie hat nie was von wegen Mach's bloß nicht vor der Hochzeit zu mir gesagt, also hat sie kein Problem... manchmal frage ich mich, wie zum Geier ich mal entstanden bin, meine Eltern sind so... unromantisch...“

„Besser als meine, die mich selbst mit siebzehn noch wie ein kleines Mädchen behandelt,“ murmelte Sakura betreten, „Hmm... ich werde einen geeigneten Zeitpunkt abpassen, um es ihr zu sagen. Und dann möglichst schnell verschwinden, bevor sie mir peinliche Fragen stellt und mich zwingt, Sasuke-kun zum Essen einzuladen!“

Die Mädchen lachten.
 

––
 

Sasuke fand die Veränderung der Umstände zwischen ihm und Sakura merkwürdig. Es kam ihm fremd vor und verwirrte ihn, weil er nie wusste, wenn er sie traf, wie er sich verhalten sollte, was er tun sollte. Was machte man denn so als Pärchen? Ihr freudestrahlend an den Hals springen, wenn er sie sah? Hmm... nein.

Wenn ihn jetzt jemand gefragt hätte Na? Wie ist es denn, mit ihr zusammen zu sein? , hätte er keine Antwort gehabt... das war genau wie wenn man Geburtstag gehabt hatte und jemand einen fragte Na? Wie fühlt es sich an, siebzehn zu sein? .

Na, wie immer. Nicht anders als vorher.
 

Aber noch nerviger als seine Unsicherheit waren alle anderen im Dorf, wie Sasuke schnell feststellte. Manchmal hatte er das Gefühl, die lauerten auf ihn, um ihn aus einer Hecke heraus anzuspringen und loszubrüllen:

„SASUKEEE! – Hey, ich hab gehört, du bist mit Sakura zusammen?! Cool, herzlichen Glückwunsch!“

Naruto hatte das echt gebracht. Aber Kiba war auch nicht besser.

„He, und ich hab gehört, ihr hättet in ´nem Teehaus Sex gehabt!“

„Wir hatten keinen Sex...“

„Aber das hab ich gehört! – Nicht wahr, Akamaru?“ Akamaru bellte.
 

––
 

Es war etwa zwei Wochen nach der Geschichte im Teehaus, als Sakura zum ersten Mal seit langem wieder bei Sasuke in der Wohnung war. Weil in letzter Zeit viele Missionen gewesen waren, hatten sie kaum Zeit gehabt, sich lange zu treffen, und hatten es nur zwei mal geschafft, zu Ichiraku zusammen essen zu gehen (was anderes war ihnen nicht eingefallen...). Und da Sasuke offenbar keine Anstalten machte, Sakura von sich aus zu etwas Größerem einzuladen, hatte die Kunoichi die Sache selbst in die Hand genommen und sich quasi selbst bei ihm eingeladen, unter dem Vorwand, sie müsste gucken, ob noch irgendwelche Sachen von ihr aus der Zeit der Überwachung in seiner Wohnung wären.
 

„Ich bin davon überzeugt, dass hier nichts ist, Sakura,“ sagte Sasuke unbeeindruckt zu ihr, als sie durch die Eingangstür in die Wohnung rauschte und im Badezimmerschrank nach Dingen suchte, die sie dort nicht finden würde.

„Aber meine Zahnpasta war irgendwie weg...“ meinte die Rosahaarige unschuldig und suchte weiter, während Sasuke die Wohnungstür schloss, sich am Kopf kratzte und ihr bis zur Badezimmertür folgte, wo er sich gegen den Türrahmen lehnte.

„Und du musst unbedingt diese eine Zahnpastatube wiederhaben?“ fragte er sie skeptisch. Sie antwortete nicht und er verschränkte die Arme. „Was willst’n du wirklich?“
 

Sie hielt im Wühlen inne und sah ihn aus großen Augen an.

„Was ich will?!“ machte sie erschrocken, „Na, die Zahnpasta!“ Er sah sie desinteressiert an.

„Weißt du was, ich schenk dir eine zum Geburtstag.“

„Das ist aber noch Zweieinhalb Monate hin!“

„Haben deine Eltern keine Zahnpasta für dich?“

Sakura ließ den Schrank los und sah ihn jetzt entgeistert an.

„Sag mal, habe ich nur das Gefühl, oder willst du mich loswerden, Sasuke-kun? Ich bin deine Freundin, freust du dich gar nicht, mich zu sehen?“
 

Er raufte sich genervt die Haare.

Warum... musste diese Dame auch alles falsch verstehen?! Das einzige, was ihn hier gerade irritierte, war der komische Grund für ihr Erscheinen hier – sie konnte doch nicht ernsthaft nur wegen Zahnpasta gekommen sein!

„Du machst das mit Absicht, oder?!“ murrte er dann etwas angesäuert und erntete einen grimmigen Blick von ihr.

„Was mache ich absichtlich?!“

„Du willst mich falsch verstehen, Sakura. Das nervt.“

„Du willst mich also doch loswerden...“

„HERR GOTT!“ bellte er unverhofft und so laut, dass sie erschrocken einen Schritt zurücktrat. Was war denn jetzt?! „Sakura!!“ rief er verärgert, „Du bist doch nicht wegen Zahnpasta hergekommen!!“

„Wieso sollte ich das sagen, wenn es nicht so wäre?“ fragte sie verwirrt, und er sah plötzlich beinahe... beleidigt aus.

„Und was ist mit mir? Würdest du nicht meinetwegen kommen?!“
 

Jetzt musste sie einfach die Luft anhalten. Wie, um diesen komischen Moment festzuhalten, um ihn zu verarbeiten.

War... er jetzt gerade eifersüchtig auf Zahnpasta?
 

„Oh mein Gott...“ machte sie dann und schlug eine Hand vor den Mund, als sich ein Lächeln – nein, ein Grinsen – auf ihre Lippen stahl, das sie vor ihm verbergen musste, weil es ihn bestimmt wütend gemacht hätte. „Oh Gott, wie süß...“ machte sie entzückt, „D-du-... du bist eifersüchtig auf Zahnpasta!“

„Nein, ich bin nur leicht irritiert!“ schnappte er kalt und giftete sie verärgert an. Sie griff immer noch glucksend nach der Tür des Badezimmerschränkchens, streifte dabei eine Flasche Haarspray mit der Hand und schleuderte sie in hohem Bogen zu Boden, wo die Flasche ein lautes Scheppern erzeugte und in die Ecke des Zimmers kullerte.

„Ups, tut mir leid...“ machte sie erschrocken und ging in die Ecke, um die Flasche aufzuheben, doch er war schneller da und hob sie zuerst auf.

„Du fängst schon wieder an, alles zu zertrümmern,“ feixte er, und sie seufzte und stand jetzt direkt vor ihm.

„Arschloch,“ kommentierte sie das prompt und nahm ihm die Flasche aus der Hand, „Machst du dir mit dem Zeug deine Frisur?“

„Hn,“ machte er neutral, meinte aber ja. Sie sah auf und ihm ins Gesicht, dann strich sie ihm lächelnd durch die schwarzen Haare.

„Habe ich dich eigentlich je ohne Frisur gesehen...?“ Er nahm ihre Hand, als sie sie gerade sinken lassen wollte, und hielt sie auf seiner Wange fest, was sie erröten ließ.

„Vermutlich,“ antwortete er, „Immerhin hast du Monate lang hier gewohnt und ich hab jeden Tag geduscht...“

„Aber da hab ich doch nicht drauf geachtet...“ grinste sie und strich mit dem Daumen über seine Wange, während seine Hand ihre festhielt. Mit der anderen stellte sie die Flasche zurück und schloss endlich den Schrank, bevor sie die Hand auf seine Schulter legte und sich zärtlich gegen ihn drückte.

„Dann muss ich wohl mal wieder duschen, huh?“ murmelte er, und sie lachte leise.

„Hmm... ja...“
 

Er sah in ihr hübsches Gesicht und ihr strahlendes Lachen, das er so mochte, ohne es jemals gesagt zu haben. Aber jedes Mal, wenn er ihr Lächeln sah, hatte er plötzlich dieses angenehme Gefühl in sich, das er so selten spürte und dennoch mochte... dieses... einfach glücklich sein... und gleichzeitig diese tiefe Zuneigung, die er für sie empfand, die, so kam es ihm zumindest vor, jede Minute, die sie bei ihm war, noch stärker wurde.

Er dachte nicht weiter darüber nach und küsste sie auf die Lippen. Sofort erwiderte sie seinen innigen Kuss, und als er ihre Hand losließ und ihren Körper näher an seinen heranzog, konnte sie die Arme um seinen Nacken schlingen und den Kuss noch vertiefen.
 

„Sasuke-kun...!“ seufzte sie leise, als sie sich voneinander lösten, aber ehe sie eine richtige Chance bekam, ihn eingehend anzusehen, küsste er sie bereits erneut, dieses Mal fester. Ihr entwich ein erstauntes Quieken und sie stolperte einen Schritt rückwärts und stieß mit dem Rücken gegen das Waschbecken hinter ihr, dann erst kam sie dazu, seinen Kuss zu erwidern. Willig öffnete sie ihren Mund, als seine Zunge drängelnd über ihre Lippen strich, und sofort folgte Sasuke ihrer Einladung und begann eifrig, ihre Mundhöhle auf's Genaueste zu erkunden.
 

Sie spürte, wie seine Hände ihre Taille erfassten und langsam an ihren Hüften auf und abglitten, wie sie es neulich im Teehaus auch getan hatten... Er drückte sie gleichzeitig sanft und energisch gegen das Waschbecken und sie beugte ihren Oberkörper etwas zurück.

Es ist so warm... hier drinnen...

Er musste sich zum Luftholen von ihrem Mund lösen und keuchte leise, bevor er in ihr errötetes Gesicht sah.

War sie jetzt vor Verlegenheit rot oder weil ihr heiß war...? Ihm war heiß...
 

„S-Sasuke-kun...“ machte sie wieder, dieses Mal mehr außer Atem als zuvor, und sie fasste wie traumatisiert nach ihren Lippen. Sie spürte noch ihr Herz stärker schlagen als normal... und diese eigenartige Hitze, die plötzlich ihren Körper durchströmte – und es war etwas anderes als Sasukes Körperwärme, er stand immerhin direkt vor ihr und drückte sich gegen sie...

Von ihm kam ein eigenartiger Blick, den sie noch nie bei ihm in dieser Form gesehen hatte, und sie hielt für einen Augenblick inne.

Was ist das... in seinen Augen...?
 

Verlangen...?
 

„Was?“ fragte er sie und klang kalt, obwohl alles an ihm quasi das Gegenteil ausdrückte. „Willst du kneifen?“

Sie schnappte noch immer etwas durcheinander nach Luft und fasste sich allmählich wieder.

„Hnn,“ machte sie sein Lieblingswort nach und setzte ein verspieltes Grinsen auf, bevor sie sich am Waschbecken abstützte und sich zu seinem Gesicht hinstreckte, „Was du kannst, kann ich schon lange, Sasuke-kun... wolltest du nicht duschen...?“
 

Sie schob ihre Hand zu seinem schwarzen Sweatshirt und ließ sie auf seinem Bauch unter den Stoff gleiten, ihn triumphierend angrinsend, als sie sah, dass er für einen Bruchteil einer Sekunde die Augen etwas weitete.

Das hat er wohl nicht erwartet...

Sie streichelte seinen flachen Bauch unter dem Shirt. Sein Bauch war ganz hart, aber seine Haut war weich, obwohl sie in tausend Kämpfen eine Menge mitgemacht haben musste...

Sie hielt nur kurz inne, als seine Hände auf ihren Hüften auch wieder in Bewegung kamen.

„Okay...“ sagte er dunkel zu ihr und lächelte ein Lächeln, das perfekt zu seinem merkwürdigen, durchdringenden Blick passte, den er gerade drauf hatte, „Wollen wir mal sehen, wie weit du gehst, Sakura?“

Sie krümmte ihre Finger auf seinem Bauch und zwickte ihn dann mit etwas Kraft in die Haut, sodass sein Kopf hochruckte. Ja, das hatte wehgetan, das hatte es aber auch gesollt...

„Spiel nicht mit mir!“ warnte sie ihn lauernd, „Wenn du mich für ein Mauerblümchen gehalten hast, hast du dich geschnitten.“

Sie wusste, was sie jetzt tun würde, würde die Sache wenden. Sie wusste nur noch nicht, in welche Richtung...

Mit diesen Worten ließ sie ihn los und führte ihre Hände zu ihrer eigenen Bluse. Und ihre kleinen Finger zogen den Reißverschluss auf und streiften die Bluse über ihre Schultern und Arme nach unten, bis sie fast lautlos zu Boden glitt.
 

Sasuke starrte sie an, wie sie vor ihm stand und sich vor ihm auszog.

Sie zog sich aus – hallo?!

Und dann stand sie da und trug noch ihren BH. Rosa. Wie unschuldig...

Und einen Moment lang wartete er beinahe gierig darauf, dass sie weitermachte.

Los, zieh den BH aus! Zieh ihn aus, verdammt!

Aber er schnallte recht schnell, dass sie es dabei beließ, als sie ihre Arme wieder um seine Schultern legte und ihren Kopf näher an seinen schob, bis ihre Lippen kaum einen Centimeter voneinander getrennt waren.

Er erzitterte.

Nicht vor Angst, sondern vor Erregung. Und in dem einen Moment, den sie so verharrten, wurde die Hitze in ihm schlimmer als je zuvor.
 

Er registrierte nur halb ihre Finger, die mit seinen schwarzen Haaren am Hinterkopf spielten, während sie sich noch dichter an ihn heran und weg vom Waschbecken drückte. Er sah sie nicht an. Er sah nirgendwohin, einfach nur geradeaus ins Leere. Er musste nichts sehen.

Diese Spannung im Raum war so stark, dass er das Gefühl hatte, sie ergreifen zu können.
 

Und das alles hatte mit Zahnpasta begonnen.
 

Die Spannung entlud sich auf einen Schlag, als sich ihre Lippen erneut in einem leidenschaftlichen, tiefen Kuss fanden. Und jetzt packte Sasuke recht instinktiv Sakuras Schultern, zog sie vom Waschbecken weg und drückte sie dafür neben besagtem gegen die kalte Fliesenwand. Ihre Zungen umschlangen sich so heftig, dass Sasuke sich einen Moment lang fragte, ob sie sich verknoten könnten – er hielt diese Idee dann aber doch für idiotisch und machte sich keine Sorgen mehr.

Und in dem Moment war es, dass Sasukes Hände zum ersten Mal den Weg zu Sakuras Brüsten fanden. Es war mehr aus Versehen, als sie ihre Schultern losließen und nach unten sinken wollten, dass sie automatisch da vorbeikamen.

Sakura löste sich aus dem Kuss und keuchte laut, als sie seine Hände über ihre Brüste gleiten spürte. Es war nur kurz, aber die Berührung war spürbar gewesen... es war das erste Mal, dass ein Junge sie da anfasste...

„Sasuke-kun...“ japste sie außer Atem, und er setzte einen flüchtigen, aber festen Kuss auf ihren Mundwinkel.

„Vergiss das Atmen nicht,“ war sein Kommentar, bevor er den Kopf senkte und ihren Hals küsste. Sie keuchte erneut.

Oh Gott... was geschah mit ihr? Was war hier los...? Sie stand in Sasukes Badezimmer an der Wand, und er drückte sich eifrig gegen sie und küsste ihren Hals... und sie trug nur noch ihren BH...

Ihr Herz schlug so schnell, als würde es um sein Leben pochen müssen. Und sie spürte seine weichen Lippen, die sich gegen ihren Hals bewegten, seine Zunge, die ihre Haut streichelte... und dann, wie er an ihrem Fleisch zu lutschen begann. Wieder ein Keuchen, diesmal noch lauter. Plötzlich überkamen sie diverse Hitzewellen. Sie überrollten sie und schlugen heftig gegen sie wie die Brandung am Meer. Und mit jeder Welle wurde es heißer... und sie spürte, dass sie schwitzte...
 

„S-Sasuke...!“ stöhnte sie und lehnte japsend den Kopf zurück, „M-mir ist so heiß...!“
 

Plötzlich musste er an einen seiner vielen Träume denken – an den mit der Picknickdecke und der Tür, auf der Ramenbrötchen gestanden hatte. Sakura hatte sich dort mit fast denselben Worten einfach ausgezogen...

Er löste sich von ihrem Hals, beäugte nur kurz (aber zufrieden mit sich) den feuerroten Fleck auf ihrer Haut, an dem er Schuld war, und sah ihr wieder ins Gesicht, als sie das Gesicht wieder etwas senkte.

Er könnte jetzt aufhören – aber er wollte nicht... er könnte sie auch provozieren und gucken, was passieren würde...
 

Er musste weder das eine noch das andere tun, weil sie ihre Hände hob und wieder unter sein Shirt schob. Als er sich wieder auf ihr Gesicht konzentrierte, war sie rot geworden. Und ein leises Flüstern kam über ihre Lippen, als sie an seinem Shirt zupfte.

„Zieh das aus... Sasuke-kun...“

Er sah sie an und sagte nichts – er wäre auch nicht dazu gekommen, weil sie sich streckte und ihn auf die Lippen küsste. Als er ihren Kuss erwiderte und sie erneut gegen die Wand und sich selbst gegen sie drückte, spürte er ihre Finger unter seinem Shirt nach oben bis zu seiner Brust wandern und wie sie ihn gleichzeitig sanft und doch mit Nachdruck streichelten. Sie merkte, dass er kurz zuckte, und löste sich mit einem Keuchen zum Luftholen von seinem Mund. Er starrte sie an, und ihre Augen wanderten unschlüssig hin und her, während sie eine Weile so an der Wand lehnend verharrten.

„Wenn du duschen willst, sollte ich wohl mal gehen... hm...?“ kam es dann leise von ihr, ohne dass sie den Blick von ihm abwandte, und er sagte nicht. Als sie versuchte, sich von der Wand wegzudrücken, hielt er dagegen und ließ sie nicht gehen. „Sasuke-kun...“

„Ich wollte nicht duschen,“ erklärte er, „Du wolltest, dass ich dusche.“

Ja. Das stimmte...

Sie lächelte.

„Ich will es immer noch...“ flüsterte sie tonlos und streckte sich zu seinem linken Ohr, um noch leiser fortzufahren: „Und wie... ist es mit dir... Sasuke-kun...?“

Ihre Hände fuhren über seine Brust wieder nach unten zum Saum seines Sweatshirts, und langsam zog sie den Stoff nach oben und schließlich über seinen Kopf, sodass er oben ohne vor ihr stand.
 

Sasuke hatte keine Lust, zu antworten. Er brauchte seinen Atem vermutlich für etwas anderes.

Als sein Shirt auf dem Boden landete, packte er Sakuras Oberarme, zog sie erst zu sich heran und dann herum, um sie jetzt an die andere Wand neben der Tür zu rammen und sie wieder zu küssen. Er hörte, wie sie keuchte, als er ihren Mund mit seinem verschloss und mit seiner Zunge zwischen ihre Lippen drang. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn näher an ihren eigenen Körper heran, als er ihre Arme losließ und seine Hände flüchtig über ihren halbnackten Oberkörper gleiten ließ. Ihr Bauch erzitterte, als er ihn berührte, und er ließ seine Hände weiter nach oben fahren, bis er ihre Brüste erreicht hatte und jede von ihnen mit einer Hand erst sanft, dann fester umschloss. Sakura löste sich aus dem Kuss und stöhnte leise.

„O-oh mein Gott...!“ machte sie, „S-Sasuke-kun...!“

„Ich denke, du willst nicht kneifen...?“ raunte er gegen ihren Hals, als sie keuchend den Kopf zurückwarf und gegen die Wand knallte.

„Aua...!!“

„Tu dir nicht weh, dummes Ding!“ Er fuhr gerade mit der Zunge über ihren Hals, da riss sie ihren Kopf plötzlich wieder herunter und stieß ihn gewaltsam von sich weg.

„DUMMES DING?!“ keifte sie, und er starrte sie an – da stürzte sie sich plötzlich auf ihn und warf ihn glatt aus dem Gleichgewicht, er schrie auf und stürzte auf den Boden – zum Glück war da eine Badematte, aber es war hart genug...

„Was ist denn jetzt kaputt?!“ meckerte er los, „Willst du mich umbringen?!“

„Nenn mich nicht dummes Ding!“ schimpfte sie, nachdem sie jetzt auf ihm saß, während er auf dem Rücken am Boden lag. Sie hielt inne und sah auf ihn herunter, als er sich murrend den Kopf rieb.
 

Hey, sie saß auf ihm... und sie trug nur ihren BH und er war oben ohne...
 

Sakura... hör sofort auf, zu denken...!!
 

Irgendwie wollte sie etwas sagen. Aber sie konnte nicht... es kamen einfach keine Worte auf ihre Zunge... sie konnte ihn nur ansehen.

Sie spürte ihr Herz so stark pochen... und wie diese Hitze wieder in ihr aufstieg, mit jeder Sekunde, die sie ihn ansah, wurde es heißer. Und diese angespannte Stille zwischen ihnen machte es noch schlimmer...

Dann spürte sie seine Hände, die sanft ihre Oberschenkel berührten. Sie fuhr prompt hoch und riss die grünen Augen weit auf, als es wie ein Blitzschlag durch ihren Körper fuhr.
 

Denken hin oder her!... Ich... will Sex mit ihm...
 

Er lehnte mit demselben komischen Grinsen von vorhin den Kopf etwas zurück, während er langsam auf ihren gespreizten Oberschenkeln auf und abstrich. Er spürte, wie sie zusammenzuckte, und er sah ihr genau an, wie nervös sie war...

Und er wusste, was sie dachte. Er wusste es, weil er es ihr aus dem Gesicht lesen konnte... sie war so einfach. In ihrem Gesicht konnte man immer sehen, was sie fühlte... was sie wollte... in diesem Punkt hatte sie sich nie verändert.

Und irgendwie mochte er das an ihr...

„Hast du Angst?“ fragte er sich knapp, ohne mit dem Streicheln ihrer hübschen Beine aufzuhören. Sie errötete.

„Ein wenig...“ gab sie zu, „Hast du denn welche?“

Er gab die typische Antwort, sie hatte nichts anderes erwartet.
 

„Ich bin Uchiha Sasuke. Ich habe keine Angst.“
 

Sie beugte sich über ihn und küsste ihn. Der Kuss war anders als die letzten paar es gewesen waren... leidenschaftlicher, liebevoller, nicht einfach nur ein gewaltsames Aufeinanderpressen ihrer Lippen. Und er war gleichzeitig tiefer und auch verlangender als die anderen... Sakura ließ ihre Zunge zwischen seine Lippen gleiten und versuchte, ihn genau spüren zu lassen, was sie fühlte... was sie wollte...

Und offenbar verstand er sie.
 

Er setzte sich auf, ohne sie von seinem Schoß zu werfen, und als er saß, schlang sie die Beine vorsichtig um seinen Rumpf. Seine Hände ließen ihre Oberschenkel los und glitten auf ihren Rücken und zum Verschluss ihres BHs.

Und... sie kamen nicht weiter.

„Wie... geht das Mistding auf...?!“ murmelte Sasuke, als sie den Kuss beendeten, und Sakura musste grinsen. Sie strich über seine Wangen und durch seine schwarzen Haare, die bereits etwas zerzaust waren.

„Halt mich fest,“ befahl sie ihm, und er ließ die Hände auf ihrem Rücken und hielt sie fest, als sie hinter sich langte und ihren BH öffnete.

Sie hatte noch niemals einem Jungen ihre nackten Brüste gezeigt... noch nie.
 

Denk nicht nach, Sakura... es sind bloß Titten, sie sind nicht das Wichtigste!
 

Sie zog ihren BH aus und war oben nackt. Errötend verfolgte sie seinen Blick, der wie automatisch nach unten wanderte und auf ihren Brüsten kleben blieb. Und sie sah, wie er kaum merklich den Mund etwas öffnete, sei es nun aus Erstaunen oder weil seine Nase plötzlich verstopft war...

Und er spürte in sich das Gefühl stärker werden, das er inzwischen schon so einige Male gespürt hatte, diese Wärme... nein, Hitze. Wie damals, als er sie aus Versehen nackt gesehen hatte – fast nackt. Und das Verlangen, sie anzufassen, wurde immer stärker...
 

Sakura legte zwei Finger unter sein Kinn und zog seinen Kopf hoch, sodass er sie ansah.

„Hey, ich habe auch ein Gesicht,“ kam der schnippische Kommentar, und er ging lieber nicht weiter darauf ein und küsste sie wieder.

Beim Küssen hob er seine Hände und fackelte nicht lange, um ihre nackten Brüste zu berühren. Er hörte sie leise keuchen, als seine Hände über das weiche Fleisch glitten, und langsam begann er, sie etwas fester zu drücken.

„Sasuke-kun...!“ keuchte sie erregt, als seine Berührungen fordernder wurden und er jetzt die andere Seite ihres Halses zu küssen begann, und sie ließ ihn gewährend und legte die Arme sanft um seinen nackten Oberkörper, ihn dicht an ihren eigenen heranzerrend. „Oh... Sasuke-kun... h-hör nicht auf...!“

„Hnn...“ machte er gegen ihren Hals und verfesterte den Griff an ihren Brüsten etwas mehr, als ihre Finger flüchtig seinen Nacken kraulten und dann mit seinen Haaren zu spielen begannen.

Sie spürte seine Zunge wieder über ihren Hals gleiten und dann, wie er den Kopf weiter bis zu ihrem Schlüsselbein senkte und sie dort küsste. Sie löste eine Hand von seinem Nacken und strich über seine Brust, erst rauf und runter, dann hin und her... Sasuke machte ein leises Geräusch an ihrem Schlüsselbein, als sie flüchtig seine Brustwarze streifte, und sie lächelte mit geschlossenen Augen.

Hmm... er mag es da...
 

Langsam rutschte sie von seinem Schoß, bis sie auf der Badematte saß und er sie gleich hinlegte, sich über sie beugend. Seine Hände ließen jetzt endlich von ihren Brüsten ab und widmeten sich statt dessen wieder ihren jetzt angezogenen Oberschenkeln, zwischen denen er hockte. Inzwischen verließ sein Mund auch ihr Schlüsselbein, um weiter nach unten bis hin zu ihrem Busen zu wandern.

Sie stöhnte leise auf und zog ihn dichter an sich heran, als seine Zunge zwischen ihren Brüsten entlangfuhr. Es war so heiß... selbst sein Speichel kam ihr vor wie flüssiges Feuer, das auf ihrer Haut brannte... aber es war ein gutes Brennen, das nicht wirklich wehtat...

Ihre Finger fuhren zitternd über seinen Bauch und weiter nach unten, bis sie den Saum seiner Hose erreichten. Gleichzeitig spürte sie seine Finger auf die Innenseiten ihrer Oberschenkel fahren... und weiter nach oben in eine ganz gefährliche Richtung...
 

„Ja, Sasuke-kun...!“
 

Auf Sakuras lautes Stöhnen folgte ein lautes Knallen vom Flur, und ehe Sasuke eine Chance hatte, vor Schreck hochzufahren oder zu schreien, hörte er schon die Stimme:
 

„Hey, Teme, ich soll dir deinen Schlüssel zurückbringen! – Äh... hi, Sakura-chan?“
 

––
 

Sakura hatte den Kopf zurückgeworfen gehabt und sah jetzt mit wachsendem Entsetzen Naruto verkehrt herum, der in der Tür stand, in seiner ausgestreckten Hand hielt er Sasukes Wohnungstürschlüssel.

Sasuke lag über ihr und war einen Moment vor Entsetzen und Schock unfähig, sich zu rühren.

Und Naruto auch.
 

Sakura dämmerte relativ langsam, dass es Naruto war, der da in der Tür stand – dass da jemand in der Tür stand... und sie halbnackt unter Sasuke auf dem Boden liegen sah!

In dem Moment fand der kreidebleich gewordene Naruto seine Sprache wieder.
 

„Ähh...! – Ich... störe wohl...?!“
 

„RAUS, USURATONKACHI!!“ brüllte Sasuke, und ehe Naruto recht begriff, was los war, flogen ihm ein Dutzend Dinge an den Kopf – die Sakura nach ihm warf, die sich schreiend aufgerichtet, Sasukes Pulli vom Boden aufgehoben und ihn sich vor die nackten Brüste gehalten hatte. Sie warf alles, was sie finden konnte nach dem blonden Shinobi in der Tür und räumte dabei Sasukes Badezimmerschrank aus: Die Haarspraydose, Zahnpasta (!), Zahnbürsten, Kopfschmerztabletten, Lappen, Schwämme, Scheuermilch, sogar ihre eigenen Klamotten hob sie vom Boden auf und warf sie nach Naruto, dabei schrie sie wie verrückt und Naruto stolperte panisch rückwärts aus der Tür und gegen die Wand im Flur.

„AAHHH!!“ schrie er, „I-i-ich hab nichts gesehen!! Sakura-chan!! Oh Gott, hör auf, du tust mir – AUAA!!“ Ihm flog eine zweite Haarsprayflasche an den Kopf, was ein unschönes Deng erzeugte.
 

Sasuke sprang auch auf die Beine und raufte sich zu allererst mal die Haare, weil er gar nicht so schnell zu reagieren vermochte.

„Sakura! – Sakura, hör damit auf!! – Ey... meine Sachen!! – HALLO?!“

„SPANNER!!“ brüllte Sakura und band sich Sasukes Sweatshirt so um den Oberkörper, dass es ihre Blöße verdeckte und sie ihre Hände frei hatte, bevor sie sich auf Naruto stürzte und ihn zu würgen begann. Sasuke zog sie unsanft von dem keuchenden und röchelnden Naruto weg und hielt sie fest, als sie sich zappelnd aus seinem Griff befreien wollte.

„Krieg dich ein...!“ murrte er verärgert, „Dobe, lebst du?!“

„Ähh... jaah... so... halb...!“ röchelte Naruto und kam wankend auf die Beine, „Oh Gott... t-tut mir leid, ich konnte ja nicht wissen, dass ihr gerade...!!“

„DU KANNST DOCH NICHT EINFACH SO REINGEPLATZT KOMMEN!!“ schrie Sakura, „Lass los, Sasuke!! Ich bringe ihn um!!“

„Lieber nicht, wer weiß, wofür er nochmal gut sein kann!“ machte Sasuke und sah dann Naruto grimmig an, „Hey, du Penner, aber recht hat sie, wieso klingelst du nicht?! Du kannst doch nicht einfach hier reinmarschieren!“

„Ich, äh, ja...!“ machte Naruto verwirrt und sah abwechselnd auf Sasuke und Sakura, „Ich... äh... hey, sagt mal, ihr seid doch noch gar nicht so lange zusammen...? Ihr macht schon sowas??“

„Raus jetzt!“ bellte Sasuke, „Wenn du schon störst, stell nicht auch noch dumme Fragen!! – Ach ja, her mit dem Schlüssel, und zwar plötzlich, du Mistkrücke!“

„Ist ja gut!!“ maulte der Blonde und warf Sasuke den Schlüssel zu – er wagte es nicht, zu nahe an ihn und vor allem an Sakura heranzukommen, so wütend, wie die Kunoichi ihn anstarrte. Als Sasuke den Schlüssel fing, hörte sie wenigstens endlich zu zappeln auf und holte tief Luft, um sich zu beruhigen.

„hau endlich ab, Dobe,“ warnte Sasuke Naruto und ließ Sakura los. Naruto wollte sich gerade bewegen – als plötzlich Sasukes Shirt von Sakuras Oberkörper rutschte und zu Boden fiel.

Stille. Dann schrie Sakura so laut, dass die Wände wackelten.

„RAAAUUS!!“
 

Die Tür war kaum eine halbe Sekunde später zugeknallt und Naruto war auf und davon. Der arme hatte Todesangst bekommen...

Sasuke lehnte sich stöhnend gegen die kalte Wand im Bad und fuhr sich wieder und wieder durch seine ruinierte Frisur.

„Sakura... meine Ohren...“ nölte er, und Sakura zog sich mit krebsrotem Gesicht eilig wieder an und wagte es nicht mehr, ihn anzusehen.

„D-dieser... dieser Naruto!“ machte sie dann noch empört, während sie ihre Bluse fertig anzog und zurück ins Bad kam, um vor dem Spiegel mit einer Bürste, die sie herumgeworfen und jetzt wieder aufgehoben hatte, ihre haare zu richten. „Tut... mir leid, Sasuke-kun, ich... ... ich wollte nicht, dass...“

Er sah sie merkwürdig an.

„Dass was?“
 

Ja.

Was?

Sie schwieg lange und kämmte immer noch ihre Haare, obwohl sie längst ordentlich waren.

Sie hatte es gewollt... sie hatte es wirklich gewollt. Aber irgendwie war sie Naruto auch dankbar, dass er sie unterbrochen hatte... es war ihr erstes Mal... sie wollte es anders. Etwas Romantischeres als eine Badematte am helllichten Tag hatte sie sich jedenfalls schon vorgestellt...

„Ich wollte nicht... die ganzen Sachen rumwerfen...“ redete sie sich dann raus und lächelte ihn an, bevor sie begann, die Sachen einzusammeln und zurück in den Schrank zu stellen. Er sah ihr dabei zu und bewegte sich nicht, immerhin hatte sie alles rumgeworfen, dann konnte sie es auch aufheben.

Als sie fertig war, stand sie wieder vor ihm. Er sah sie an... man sah ihr jetzt kein bisschen mehr an, was sie gerade beinahe gemacht hätte. Na ja, ihm schon, er war immer noch oben ohne und verwuschelt.

„Okay...“ sagte sie dann leise und sah ihm nicht ins Gesicht, „Ich... entschuldige, Sasuke-kun... wollen wir uns demnächst mal... wieder sehen? Nicht, dass wir uns jetzt wieder ewig aus dem Weg gehen, meine ich...“
 

Er nickte stumm.

„M-hm,“ kam dann.

„Okay...“ machte sie wieder und strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren, „Dann... ja... ich... gehe dann lieber mal.“ Sie ging in Richtung Tür. Als sie gerade fast draußen war, kam er ihr nach und hielt ihre Hand fest. Erstaunt sah sie ihm jetzt doch ins Gesicht, und er sah jetzt, dass sie noch immer völlig errötet war wie ein gekochter Hummer.

„Hier,“ sagte er zu ihr und drückte ihr etwas in die Hand – als sie darauf sah, erblickte sie eine Tube Zahnpasta.

Oh nein...

„Die wolltest du doch?“ machte Sasuke mit einem leicht dreckigen Grinsen, „Was soll deine Mutter denken, wenn du hergehst, um Zahnpasta zu holen, und nach einer halben Ewigkeit ohne zurückkommst...?“

Sie errötete nur noch mehr und ging zügig die Treppe hinunter.

„Danke,“ sagte sie knapp, „B-bis bald, Sasuke-kun.“

„Hn,“ machte er an der Wohnungstür. Wie immer.
 

––
 

--
 

So, das war schneller, zufrieden? =__=' Ja.... hm.... Sasuke und Sakura sind komisch.

Mal so zur Entwarnung... wer jetzt gedacht hat es ginge bis zum ende der FF nur noch friedlich darum wie Sasuke es schafft Sakura zum Sex zu überreden, hat sich geschnitten.... das wär ja öde... rechnet mit..... dem Unerwarteten! XDDD (naja.... mal sehen.... XDDD)

Btw..... ich mag den Kapiteltitel..... XDDD der sagt einfach sowas von NICHTS aus wenn man nicht weiß worum es geht..... XDD

Kirigakure (Part 1)

Orochimarus Kopf schnellte mit solcher Geschwindigkeit nach vorne und auf ihn zu, dass Sasuke selbst mit Sharingan kaum eine Chance gehabt hätte, ihm auszuweichen – und dann spürte er den schmerzhaften Biss des Schlangenmannes in seinem Hals. Und plötzlich wurde er überrollt von einer gigantischen Welle des mächtigsten Schmerzes, den er je gespürt hatte, gleichzeitig wurde seine Umgebung plötzlich verschwommen.

Er hörte Sakura schreien.

„SASUKE-KUN??!“

Und Orochimaru lachte amüsiert, während er langsam in den Baumstamm sank, auf dem sie standen, und damit verschwand.
 

„Sasuke wird nach mir suchen... er wird meine Macht wollen... verlasst euch darauf!“
 

Ein düsteres Lachen in der Finsternis.

Und der Schmerz explodierte in einem gewaltigen Höhepunkt in seinem Inneren... und plötzlich hatte Sasuke das Gefühl, die Stelle an seinem Nacken würde in Flammen aufgehen, so unerträglich waren die Schmerzen...
 

Dann sah er plötzlich Itachis Gesicht vor sich. Es war blutüberströmt wie an dem Tag, an dem er ihn getötet hatte.
 

„Habe ich dir nicht gesagt, du würdest im Kreis rennen, kleiner Bruder...?“
 

Lauf nur... so lange, bis deine Schmerzen dich eines Tages auffressen werden!
 

––
 

Sasuke fuhr schreiend und schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Durch das plötzliche Aufsetzen wurde ihm übel, und schwindelnd fiel er wieder zurück in sein Kopfkissen. Er keuchte leise und spürte seinen Puls noch immer rasen.

Schon wieder... so ein dummer Alptraum...
 

Hört das nie auf?
 

Er rollte sich stöhnend auf die Seite und sah zum Fenster. Es war taghell. Er registrierte die Helligkeit nicht, weil er im Inneren noch immer in der Dunkelheit tappte, die ihn in seinen Träume umklammerte, als wollte sie ihn zerdrücken wie eine eklige Made.

Das nächste, was er dann bemerkte, war der brennende Schmerz in seinem Nacken – an der Stelle, an der das Juin war.

Stöhnend rappelte Sasuke sich wieder im Bett auf und fasste verwirrt nach dem verfluchten Mal auf seinem Nacken.

Was... ist das...?! Ich träume nur von jenem Tag, an dem ich es bekam, und... es schmerzt... auch in der Realität...?

Er rieb an dem Juin, um so vielleicht die Schmerzen zu vertreiben, aber es wurde nicht besser. Taumelnd kam er auf die Beine und stand vom Bett auf, noch immer die Hand im Nacken, als ihm ein beunruhigender Gedanke kam.

Was, wenn... Orochimaru irgendwas... vorhat...?
 

Es klopfte an der Wohnungstür. Sasuke registrierte es zuerst gar nicht und blieb, wo er war, während er alarmiert über das Juin nachdachte. Erst, als das Klopfen an der Tür energischer wurde, bemühte er sich, den stechenden Schmerz in seinem Nacken zu ignorieren und murrend zur Tür zu gehen. Wer kam denn um diese Uhrzeit bei ihm an, verdammt...?! Und das am Sonntag...
 

Vor der Tür stand Sakura.

„Oh,“ machte sie, als er ihr die Tür öffnete und sie verwirrt ansah, und sie sah an ihm herunter. „Hab ich dich etwa geweckt...? Ich meine es ist fast halb zwölf...?“

Sasuke murrte leise etwas Unverständliches vor sich hin.

„Was willst du?“

„Dich besuchen?“ lächelte sie, „Tut mir leid, Sasuke-kun... ich wollte an sich heute nachmittag kommen, aber dann war ich schon wach, weil ich eh‘ im Krankenhaus noch was erledigen musste, und ich... hab dich vermisst...“ Sie wurde vor Verlegenheit rot und lächelte weiter, „Deswegen wollte ich dich unbedingt sehen...“
 

Da war er wieder, der Stich in seinem Nacken, diesmal heftiger als vorhin. Reflexartig fasste er nach seinem Nacken und zischte ungehalten ob des zunehmenden Schmerzes – und Sakura sah ihn groß an. Das Lächeln verschwand.

„Was ist...?!“ fragte sie, „Hast du Schmerzen? Du siehst so fertig aus...“

Er stöhnte.

„Nur... etwas verspannt, gibt sich schon wieder.“

So eine Lüge. Wieso log er...? Er fragte es sich selbst...
 

Sakura war nicht ganz so naiv, wie er gedacht hatte. Sie schob ihn zurück in die Wohnung, kam herein und schloss energisch die Tür.

„Das sah anders aus, Sasuke-kun, halt mich nicht für dumm,“ warnte sie ihn, „Was hast du, sag's mir...“

„Ich habe es dir gesagt!“ nörgelte er und kehrte ihr den Rücken, „Ich hab schlecht geschlafen und bin hundemüde, also lass mich bitte in Ruhe.“

Und als er ihr so den Rücken kehrte, sah sie noch, wie er seine Hand genau von der Stelle mit dem Juin nahm... und sie wusste Bescheid.

„Sasuke-kun... dieses Mal schmerzt...“
 

Sasuke sagte nichts. Sie ging eilig um ihn herum und starrte ihm ins Gesicht.

„D-du wolltest mir verschweigen, dass dein Juin wehtut, das du von Orochimaru hast?! Das ist vielleicht ein Zeichen, dass er irgendwo aktiv ist! Leute um sich schart, oder was auch immer er vorhat! Wir müssen das sofort Tsunade-sama sagen!“

„Selbst, wenn es das wirklich aussagt,“ zischte Sasuke, „Es sagt uns nichts! Weder wo, noch womit er aktiv ist. Dass er es ist, davon gehe ich aus, aber-...“ Sie unterbrach ihn und legte einen Finger auf seinen Mund.

„Das kannst du alles Tsunade-sama erzählen! – Aber erstmal verrätst du mir, wieso du es mir verschweigen wolltest...“ Ihr Blick war so bohrend, dass er einen Moment Angst hatte, sie würde ihn mit ihren Augen durchstechen können. Dann besann er sich, schloss die Augen und nahm den Finger von seinen Lippen.

„Hn,“ war seine Antwort auf ihre Frage, und ehe sie protestieren konnte, zog er sanft ihr Kinn hoch und küsste sie zärtlich auf den Mund.

Das Juin hatte aufgehört, zu schmerzen.
 

––
 

Der Winter war schon fast wieder vorbei. Es ging bereits auf März zu und das Klima im Feuerreich wurde immer wärmer. Der Winter war erstaunlich kurz gewesen in dem Jahr. Inzwischen brachen sogar schon die ersten Sprösslinge und Schneeglöckchen aus der Erde.
 

Tsunade hörte sich in Ruhe an, was Sakura ihr zu sagen hatte, während sie mit Sasuke zusammen vor der Hokage stand. Nebenbei goss sie sich einen Becher Sake ein.

„Hmm,“ machte die Fünfte dann langsam und fixierte ihre rosahaarige Schülerin, „Sag mal, Sakura, sollte nicht Sasuke von seinem Juin erzählen? – Wann haben die Schmerzen angefangen?“ Sasuke seufzte.

„Heute morgen.“

„Einfach so von einer Minute auf die andere?“ fragte Tsunade nach. Der Schwarzhaarige senkte den Kopf. Er hasste es einfach, mit anderen über Gefühle zu sprechen, selbst dann, wenn es nur um Schmerzen ging.

„Ich... habe heute nacht einen Traum gehabt,“ murmelte er, „Und als ich aufwachte, schmerzte das Juin.“ Die Fünfte nickte nachdenklich.
 

„Wie schön, dass ihr ohnehin gerade hier seid,“ warf sie dann ein und trank ihren Sake, „Ich möchte euch auf eine Mission schicken. Wir haben weder Orochimaru noch irgendwelche mutmaßlichen Gehilfen von ihm gefunden. Seit Kabutos Tod ist Orochimaru wie vom Erdboden verschluckt. Im Feuerreich ist nichts Verdächtiges passiert, wir haben auch mit den anderen großen Ninjadörfern Kontakt aufgenommen und sie gebeten, Ausschau zu halten. Heute Morgen kam eine Nachricht vom Mizukage aus Kirigakure. Vielleicht finden wir da Hinweise auf Orochimarus Verbleib, zumindest schrieben die aus Kiri etwas von Schlangen.“ Sie machte eine Pause. „Ich will, dass ihr beide nach Kiri geht und die Lage überprüft. Sasuke, du weißt von uns allen vermutlich am meisten über Orochimaru, deswegen will ich dich unbedingt mitschicken.“

„Wir beide allein?“ machte Sasuke, „Ist das nicht mehr eine Mission für die Anbu?“

„Nicht ihr beide allein,“ erwiderte Tsunade schnell und winkte ab – da flog die Bürotür auf. „Aha, da sind die beiden ja. – Schön, dass ihr da seid, dann könnt ihr ja gleich loslaufen.“

Sasuke und Sakura drehten sich um – in der Tür standen ein breit grinsender Naruto und hinter ihm Hinata.

„Oh!“ machte Sakura erstaunt. Narutos Grinsen wurde immer breiter.

„Dann mal los, Tsunade no baa-chan!! Kriegen wir ´ne richtig coole Mission, heh?!“

„NENN MICH NICHT BAA-CHAN!!“
 

––
 

Eine halbe Stunde später waren die vier Jounin auf dem Weg nach Osten in Richtung Wasserreich, Naruto um eine Beule reicher, weil er Tsunade Baa-chan genannt hatte.

„D-du solltest wirklich etwas höflicher zu ihr sein, Naruto-kun,“ versuchte Hinata es scheu, „Du musst sie verstehen...“

„Verstehen?!“ nörgelte Naruto beleidigt, „Ich soll verstehen, dass die alte Schachtel Komplexe wegen ihrer Falten hat und deshalb dauernd mit dem Alter schummelt?! Hey, sie ist über fünfzig und sieht aus wie zwanzig!“

BONK! , hatte er eine neue Beule, diesmal von Sakura, die sich wirklich zurückgehalten hatte.

„Frauen haben solche Probleme, du Vollidiot!! Du hast keine Ahnung von uns Mädchen!“

„Oh Gott,“ murmelte Sasuke und lief etwas schneller, um die nervenden anderen etwas abzuhängen und seine Ruhe zu haben. „Wie ist diese Dame darauf gekommen, gerade uns vier zu schicken...?!“ Er linste nach hinten zu den anderen. Sakura und Naruto keiften sich wie in alten Tagen lauthals an und Hinata lief mit rotem Gesicht neben Naruto her und wagte es nicht, einzugreifen. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass das ´ne reine Verkupplungsmission ist... oh mann...“
 

Naruto hatte ihn dummerweise gehört.

„Verkupplungsmission?!“ lachte er fröhlich und grinste Sasuke schelmisch an, „Heeey... euch beide muss man doch gar nicht mehr verkuppeln! Ihr seid doch schon nach zwei Wochen des Zusammenseins übereinander hergefallen wie Elche in der Brunftzeit...“

„AAAHHH!!“ kreischte Sakura und wurde rot, „NARUTO!! WAS FÄLLT DIR EIN?!“ Naruto wich mehr durch Zufall gerade rechtzeitig Sakuras Tod bringender Faust aus und sprang nach vorne.

„I-ihr seid was?!“ machte Hinata erschrocken und wurde statt rot langsam lila. Sasuke verdrehte die Augen.

„Als ob du je einen Elch in der Brunftzeit erlebt hättest, Dobe!“

„Jaah, habe ich!“ protestierte der Blonde, „Im Fernsehen gab‘s mal so’ne Doku!“

„Über Elche in der Brunftzeit, ja?“ entgegnete der Uchiha ungläubig, und Naruto wollte etwas sagen, da erwischte ihn Sakuras Faust doch noch und schleuderte ihn in hohem Bogen durch den üppigen Wald. Schreiend flog Naruto davon. Sasuke hielt an und die beiden Frauen taten es ihm gleich.

„ICH BIN DOCH KEIN ELCH!!!“ bellte Sakura erbost.

„Na toll!“ nörgelte Sasuke und hob die Arme, „Und wer sammelt ihn jetzt ein und trägt ihn nach Kiri?! Du bist wirklich eine große Hilfe, Sakura!“ Sie fuhr wütend zu ihm herum.

„Du geiler Bock könntest mal aufhören, vor uns Mädchen mit Naruto über unser Privatleben zu reden!!“ Sasuke lachte.

„Wie jetzt?!“ rief er, „Ich habe nur gesagt, dass er noch nie einen Elch gesehen hat!! – Hast du einen Elch in deinem Privatleben?!“

„Ja, und er heißt Uchiha Sasuke und hat keine Ahnung von Romantik!!“ schnappte sie zornig und verschränkte die Arme. Hinata hustete.

„Äh, L-Leute...?“

„Ruhe!“ fuhren die beiden die arme Hinata an, und sie ließ bedrückt den Kopf hängen und beschloss, lieber Naruto suchen zu gehen.

„Bist du mit irgendwas unzufrieden, huh?!“ rief Sasuke jetzt ärgerlich und sah seine Freundin arrogant an, „Sag's mir ins Gesicht, na los!! Hast du ein Problem?!“

„Wieso hast du mir das mit dem Juin verschweigen wollen?!“

„Aaah, darum geht’s also immer noch! Wegen so einem Piffelkram fängst du Streit an? Du bist echt armselig, Sakura. Und weißt du was...? Du nervst.“
 

Sie starrte ihn an und ballte dann wütend die Fäuste.

„Und... und... jeder Elch küsst besser als du!! Pah!!“ Damit stampfte sie wütend davon. Sasuke sah ihr unbeeindruckt nach. Jetzt gingen ihr wohl die Argumente aus, dass sie sowas zu ihm sagte... als ob ihn das kratzen würde... als ob er ihr abkaufen würde, sie hätte je einen Elch geküsst!

Als er sich umdrehte, sah er Hinata und Naruto auf sich zukommen, Naruto etwas bedröppelt.

„Ah,“ sagte er grob zu den beiden, „Dann kann's ja weitergehen. Und ´n bisschen zackig jetzt, ich will hier keine Wurzeln schlagen!“
 

Naruto und Hinata beeilten sich, Sasuke und Sakura nachzukommen.

„Was ist denn jetzt wieder kaputt?!“ fragte Naruto die Violetthaarige, und Hinata seufzte.

„I-ich weiß nicht... ich glaube, sie streiten sich... wieso, weiß ich nicht...!“

„Ich sag's ja,“ orakelte der Blonde, „Wie ein altes Ehepaar!“
 

––
 

Den Rest des Tages redeten sie nicht viel, nur das Nötigste wie Machen wir Pause! oder Los, weiter! . Naruto versuchte am Anfang noch, die Stimmung in der Vierergruppe zu heben, hatte aber keinen Erfolg – im Gegenteil, er erntete irgendwann nur noch feindselige Blicke von Sakura und Sasuke und zog er daher vor, die Klappe zu halten (weise, Naruto!).

Sie liefen bis zum Einbruch der Dunkelheit nach Südosten. Je näher sie der Küste kamen, desto wärmer wurde es, als würden sie genau in den Frühling hineinlaufen. Die Stimmung in der Gruppe glich dabei aber mehr einem Jahrhunderte langen Winter...
 

„Okay, wir sollten hier für heute Nacht rasten,“ schlug Sakura dann vor, als es dämmerte und die vier auf einer kleinen Lichtung in einem Laubwald stehengeblieben waren. „Morgen kommen wir locker zur Küste und mit dem Schiff nach Kiri rüber... wir sollten heute nacht noch etwas schlafen... wer weiß, wenn Orochimaru tatsächlich dort sein sollte... ob wir ihn treffen und kämpfen müssen... wir müssen auf alles gefasst sein.“

„Ja,“ stimmte Hinata nickend zu. Auch Naruto nickte. Von Sasuke kam ein grimmiges Hn.
 

Sakura drehte sich zu ihrem Freund um und funkelte ihn zornig an, sich arg zusammenreißend, um ihn nicht sofort lauthals anzubrüllen. Aber viel Lärm wäre hier im Wald nicht gut, vielleicht machten sie damit irgendwelche gefährlichen Tiere auf sich aufmerksam – oder noch schlimmer, fremde Ninjas.

„Dass Mister Ich-bin-ja-so-toll-Uchiha nicht dazu zu sagen hat, war ja klar!“ brachte die Rosahaarige daher nur einen schnippischen Kommentar, „Oder enthält er uns etwa eine erleuchtende Idee, was wir statt dessen tun könnten, so, wie er uns auch das schmerzende Juin vorenthalten wollte...?!“
 

Sasuke sparte sich einen Kommentar und fing an, Kleinholz vom Boden aufzusammeln für ein Feuer. Dass die immer noch wegen diesem Quatsch wütend auf ihn war! Verdammt, ja, wieso hatte er es ihr verschweigen wollen...? Vielleicht, um sie nicht zu beunruhigen... zumindest definitiv nicht, um sie zu ärgern, und wenn sie das nicht einsehen wollte, hatte sie selbst Schuld, entschuldigen würde er sich nicht. Es gab nichts zu entschuldigen! Dieses Mal übertrieb sie echt...
 

„Meint ihr nicht, dass ihr euren Streit wie... Erwachsene klären könnt...?“ versuchte Hinata sich als Schlichterin, aber Sakura stampfte nur wortlos an ihr vorbei und fing an, ihren Schlafsack auf dem Boden zu postieren. Die junge Hyuuga trat schon etwas eingeschüchtert vor der anderen zurück – da stand Sakura wieder auf und lächelte sie lieb an.

„Gehen wir zusammen nach Wasser suchen?“
 

––
 

Während die Mädchen Wasser suchen gingen, blieben die beiden Jungen am Lager zurück. Sasuke warf mürrisch den Haufen Holz auf den Boden und machte gelangweilt einige Fingerzeichen:

„Katon! Gokakyuu no jutsu!“

Puff, war das Feuer in Gang und knisterte fröhlich vor sich hin.

Naruto wollte irgendetwas sagen. Und weil er an jenem Tag viel gelernt hatte, entschied er sich, nicht über Sakura zu reden. Sasuke würde sowieso blocken.

„Meinst du, Orochimaru ist echt in Kiri?“
 

Sasuke Hnte missgelaunt.

„Woher soll ich das wissen?“ ließ er sich dann doch zu einer Antwort herab, „Tu mir den Gefallen und quassel mich nicht die ganze Zeit an, ja?! Ich bin genervt genug.“

„Wegen Sakura-chan?“ grinste Naruto und hielt dann inne – ups, er hatte doch nicht davon anfangen wollen...

Sasuke schenkte ihm einen kalten Blick.

„Um das klarzustellen,“ begann er dann erstaunlich gefasst und ruhig, „Was zwischen mir und Sakura ist, geht dich ´nen Dreck an. Und solche Kommentare wie das mit den brünftigen Elchen vorhin kannst du dir in Zukunft sparen, Dobe! – Du hast echt ein Talent dafür, Öl ins Feuer zu gießen...“

„Aber es ist doch wahr!“ protestierte der Blonde beleidigt und verschränkte die Arme, „Wieso stehst du nicht zu dem, was du mit Sakura-chan machst? Stehst du nicht zu ihr? Ich meine, ich denke, du liebst sie?“

„Halt's Maul!!“ blaffte Sasuke ihn an, „Ich hab dir gerade gesagt, dass dich das alles einen feuchten Kehricht angeht!! Einmal muss reichen, du Vollidiot! – Und fang ja nicht an, Ehetherapeut zu spielen, sowas kann ich nicht leiden, und außerdem habe ich das nicht nötig.“ Naruto stützte belustigt über Sasukes heftige Reaktion den Kopf auf die Hände und wärmte seine Füße am Feuer.

„Ooch...“ machte er gespielt unschuldig, „Wirklich nicht? Danach sieht's aber gerade nicht aus...!“

Sasuke warf noch einen größeren Zweig ins Feuer und starrte Naruto vernichtend an, bevor er erneut sprach.

„Ich bin Uchiha Sasuke. Ich regel meine Probleme alle allein.“
 

––
 

Sie blieben nicht mehr lange wach. Als die Mädchen mit Wasser aus einem nahen Teich zurückkamen, aßen sie kurz etwas und legten sich dann eigentlich sofort schlafen. Sasuke übernahm freiwillig die erste Nachtwache und setzte sich an einen dicken Baum gelehnt auf den Erdboden, während die anderen in ihre Schlafsäcke krochen.
 

Naruto und Hinata versuchten sich so leise wie möglich zu unterhalten, während sie mit ihren Schlafsäcken mit etwas Abstand nebeneinander lagen.

„Vielleicht können wir ja irgendetwas tun, um ihren Streit zu beenden!“ grübelte Naruto, „Na ja, andererseits, wenn sie beide sauer sind, hauen sie auch Orochimaru voll eins in die Fresse, wenn sie den morgen tatsächlich in Kiri sehen sollten...“

„Hoffentlich nicht...“ murmelte Hinata leise, und er sah sie an.

„Bitte?“ Sie wurde rot und verkroch sich tiefer in ihren Schlafsack.

„N-nichts...“ Naruto sah sie ernst an.

„Ich würde es ganz gut finden, wenn wir Orochimaru morgen da träfen! Ich meine, wir suchen seit Monaten nach ihm... wenn wir ihn gefunden und vielleicht endlich besiegen können, sind wir ihn endlich los! Und ich schwör‘s dir, Hinata-chan! Ich mache diesen Arschkeks fertig, ich werde ihn ganz sicher töten!“ Sie wurde erneut rot.
 

Hinata-chan... er sagt Hinata-chan zu mir... und...

Und er versprach ihr, dass Orochimaru getötet würde... Das Mädchen senkte beschämt den Kopf und ohrfeigte sich dann sofort innerlich. Warum sah sie weg?! Augenkontakt halten! Wieso... konnte sie nicht wie Sakura sein? Einfach auf ihn zugehen und ihm die Wahrheit über ihre Gefühle sagen...? Eben, als sie mit Sakura am Teich gewesen war, hatten sie über Naruto gesprochen...

„Du musst ihm endlich sagen, dass du ihn liebst!“ hatte Sakura energisch von ihr verlangt, „Mensch, Hinata... willst du ewig errötend vor ihm weglaufen? Ich verspreche dir, dass es gutgehen wird, sei unbesorgt! Trau dich einfach und sag es ihm!“
 

Ja. Aber so einfach war das nicht! Sie konnte das nicht... es war ja nicht so, dass sie es sich noch nie vorgenommen hätte. Aber jedes Mal, wenn sie geplant hatte, es Naruto zu sagen, war kein Ton aus ihrer Kehle gekommen. Und dann hatte sie schweigend vor ihm gestanden und war nur wieder rot geworden, weil ihr ihr Auftritt peinlich gewesen war...
 

Sie war nicht wie Sakura. Sakura war viel hübscher als sie... und eine bessere Kunoichi, selbstbewusster (!), intelligenter... so sah Hinata es zumindest. Naruto war früher auch einmal in Sakura verliebt gewesen... wenn er auf solche bewundernswerten Frauen wie Sakura stand, wie sollte er dann jemals verstehen, dass ein nutzloses Ding wie sie, Hinata, ihn so sehr liebte, dass es manchmal schon wehtat...?
 

Die Gefühle machten sie plötzlich traurig und sie wandte Naruto den Rücken zu.

„I-ich... bin müde...“ log sie, „Gute Nacht, Naruto-kun... ...“
 

Naruto sah sie verwirrt an. Was war denn jetzt mit ihr auch noch los? Irgendwie schien die schlechte Laune der beiden anderen ja anzustecken...

„Äh... gute Nacht...“ machte der Blonde verwundert, fragte aber nicht weiter nach und legte sich auch schlafen.
 

––
 

Sakura lag Ewigkeiten wach und versuchte einzuschlafen. Aber egal, wie sehr sie sich bemühte, es wollte ihr einfach nicht gelingen. Nach Stunden – Naruto hatte Sasuke sogar schon von der Wache abgelöst – war sie noch immer wach und tat so, als würde sie schlafen.
 

Sie wusste gar nicht, was genau es war, das sie so aufwühlte. Einfach nur dieser dumme Streit...? Ja, es ärgerte und enttäuschte sie, dass Sasuke Dinge vor ihr verschwieg... andererseits... vielleicht hatte sie wirklich nur überreagiert... immerhin war er Sasuke, er war kein geselliger Typ und brauchte nunmal seine Mauer... vermutlich würde selbst sie die Mauer nicht brechen können.

Aber es war doch um das Juin gegangen! Das war wichtig, das war nicht irgendwas!

Ihr kam ein so entsetzlicher Gedanke, dass sie die Luft vor Schreck anhielt.

Was, wenn er nicht geplant hatte, dass sie es erfuhren? Wenn er... all die Monate lang nichts weiter als Orochimarus Spitzel in Konoha gewesen war... wenn er all das nur gespielt hatte, um jetzt Orochimaru zu helfen, Konoha zu überrennen?!
 

Im nächsten Moment haute sie sich innerlich an den Kopf.

Sakura, spinn nicht rum... so kann kein Mensch schauspielern, außerdem halte ich Sasuke-kun nicht gerade für den perfekten Schauspieler, er ist doch nicht Kabuto! Kabuto hätte ich sowas zugetraut, aber Sasuke-kun...?!
 

Nein! Niemals!
 

Aber sie wusste nicht mehr, ob es Zuversicht oder Panik war, die sich in ihr breit machte...
 

Sie kroch aus ihrem Schlafsack und stand auf, worauf Naruto sie groß ansah.

„Sakura-chan?“ machte er leise, um niemanden zu wecken.

„Ich bin gleich zurück, ich gehe nur kurz zum Wasser,“ flüsterte sie benommen und taumelte ins Unterholz davon. Naruto sah ihr verwirrt nach. Was war nur los mit allen heute?

Weil er so verwundert war, registrierte er gar nicht, dass hinter ihm noch jemand seinen Schlafsack verließ und Sakura lautlos in den dunklen Wald folgte.
 

––
 

Der kleine Teich in der Nähe des Lagers war ganz still und das Wasser spiegelglatt, als Sakura am Ufer stand und hinüberstarrte. Es wehte kein Lüftchen. Sie seufzte leise und fuhr sich ein paar mal mit den Händen über das Gesicht, bevor sie sich ans Wasser hockte, in ihren Händen etwas Wasser schöpfte und sich das Gesicht wusch.

Ich werde ja dumm hier...! tadelte sie sich, Und wieso rege ich mich so auf, dass Sasuke-kun mir etwas nicht sofort erzählt hat? Er hätte es sicher später getan...
 

Als sie ein Geräusch hinter sich hörte, fuhr sie blitzschnell herum und packte ein Kunai, das sie sicherheitshalber mitgenommen hatte.

„Wer ist da?!“ fragte sie in die Dunkelheit – als sie statt vor sich plötzlich direkt neben sich eine dunkle Stimme hörte, schrie sie erschrocken – und hatte noch bevor sie richtig losgeschrien hatte eine Hand auf dem Mund.
 

„Willst du die arme Hinata aufwecken?!“ brummte Sasuke sie an und nahm die Hand von ihrem Mund, „Was machst du hier mitten in der Nacht?“

„Oh mein Gott!“ keuchte sie und fasste nach ihrer Brust, „D-du hast mich zu Tode erschreckt, Sasuke-kun!! Was denkst du dir eigentlich dabei, dich einfach so anzuschleichen?! Ich hab das Gefühl, es hätte nicht viel zu einem Herzinfarkt gefehlt!!“

„Übertreib nicht immer gleich,“ entgegnete er gelassen und verschränkte die Arme. Eine Weile schwiegen sie sich an.

„Was machst du überhaupt hier?“ fragte sie ihn dann skeptisch, „Schleichst du mir hinterher?“
 

Er brummte nur etwas Unverständliches vor sich hin. Ja, verdammt. Er hatte sie weggehen sehen und war beunruhigt gewesen – in dem Moment fragte er sich, wieso überhaupt. Hey... sie war ja nicht weit weggegangen. Seit wann machte er sich Sorgen?

Und was er noch viel beängstigender fand war, dass er sich offenbar sorgte, ohne es selbst zu merken. Wieso fühlte er manchmal Dinge, ohne zu verstehen, wieso oder dass überhaupt?
 

„Ach so,“ kam da die schnippische Antwort von Sakura und Sasuke fuhr wieder auf, „Herr Uchiha verschweigt mir erst wichtige Dinge, dann schleicht er mir nachts hinterher und zum Antworten lässt er sich auch nicht herab. Wirklich tolle Beziehung, die wir führen!“

„Jetzt halt mal die Luft an,“ schnappte er verärgert und bemühte sich, leise zu bleiben, „Du hast doch mit dem Ärger angefangen! Was regst du dich auch über so einen Blödsinn so dermaßen auf?!“

„Sasuke-kun...“ wisperte sie und klang jetzt statt wütend einfach nur traurig, „Ich meine... wenn du schon jetzt anfängst, mir Dinge zu verschweigen... was wäre als nächstes gekommen? Vertraust du mir nicht, dass du mir nichts sagen willst?“

„Es ging doch nur um diesen einen dummen Vorfall!“ zischte er, „Du tust gerade so, als hättest du dreißig Lügengeschichten von mir aufgedeckt!!“

„Aber ich würde dir nie etwas verschweigen!“ machte sie konfus, „Na ja, zumindest nicht so etwas wichtiges! Ich liebe dich, Sasuke-kun... ich denke, du liebst mich auch...“

Sasuke zischte. Die Antwort war rein instinktiv –
 

Also ohne nachgedacht zu haben.
 

„Ich habe nie gesagt, dass ich dich liebe, verdammt!“
 

Bumm.

Sakura erstarrte sofort und starrte ihn an aus riesig geweiteten Augen – in dem Moment begriff er, dass er gerade einen schweren Fehler gemacht hatte.

Oh nein... das... hätte ich auf keinen Fall sagen dürfen...!

„Was... soll das heißen?!“ rief sie da auch schon und wurde mit jedem Wort lauter. Sasuke hob gebieterisch den Kopf wie um ihr zu zeigen, dass ihr Platz ganz weit unten war, doch sie ließ sich nicht aufhalten. „Ja, stimmt, du hast es nie gesagt! – Willst du damit sagen, du bist nur wegen deinem dummen Clan mit mir zusammen?! D-du willst mich als Kindergebärmaschine benutzen!!“ Sie erzitterte und stemmte dann entrüstet die Arme in die Hüften, „Du nutzt mich also nur aus, hm??! Du... hast nur gesagt, dass du mit mir zusammensein willst, weil du mich flachlegen willst??!“

„Sakura...!“ warnte er sie, doch sie hörte gar nicht mehr auf und kam richtig in Rage, inzwischen schrie sie schon richtig laut durch den ganzen Wald.

„DU BIST IMMER NOCH DASSELBE ARSCHLOCH, DAS DU IMMER GEWESEN BIST!!“

Jetzt platzte ihm der Kragen.

„SPRICH NICHT SO MIT MIR, DU SCHLAMPE!“
 

Klatsch!
 

Sasuke taumelte durch die Wucht ihres heftigen Schlags rückwärts und starrte sie an, als sie erneut mit dem Arm ausholte, um ihm jetzt vermutlich die Zähne auszuschlagen.

„DU BIST EIN ABARTIGES SCHWEIN, SASUKE!! Und von Liebe hast du genauso wenig Peilung wie davon, wie man mit einem Mädchen umgeht!!“

Er packte verärgert ihre Arme und verhinderte so eine zweite Backpfeife, bevor er sie mit Schwung zurückstieß – und sie aus dem Gleichgewicht brachte. Und sie kippte nach hinten um, schrie, packte reflexartig nach seinem Shirt und wollte sich an ihm festhalten, doch durch den plötzlichen Ruck von vorne kippte er ebenfalls um und mit einem Schrei und einem lauten Platschen landeten beide im kühlen Wasser des Teiches, das darauf hohe Wellen schlug.
 

Sakura riss den Kopf hoch und hustete laut los, weil ihr Wasser in den Mund gekommen war. Sasuke lag auf ihr und zog ebenfalls den Kopf aus dem Knöcheltiefen Wasser am Ufer und spuckte aus.

„Verdammt!!“ bellte er, „Kannst du nicht aufpassen, du dumme Nuss?!“

„DU hast mich umgeschmissen!!“ keifte sie und schlug nach ihm, worauf er sich von ihr herunterrollte. Doch als er aufstehen wollte, packte sie sein Bein und riss ihn wieder um, sodass er erneut der Länge nach ins Wasser stürzte. Sie schwang sich herum und stürzte sich auf ihn, solange er noch lag. „Und jetzt nimm die Schlampe zurück, oder ich drehe dir den Hals um, Sasuke-kun!!“

„Das brauchst du gar nicht, du ertränkst mich schon!“ wütete er und versuchte, ihren Schlägen auszuweichen, während sie jetzt auf seinem Rücken saß. Zur Antwort drückte sie seinen Kopf mit Gewalt unter Wasser, bis er so sehr zappelte, dass sie ihn losließ und er endlich wieder atmen konnte. „Hallo??!“ blubberte er, „Bist du verrückt geworden?!“

„Nimm es zurück!!“ schrie sie wütend und schlug nach seinem Kopf – doch er fuhr jetzt hoch, warf sie mit viel Kraft von sich herunter (wieder ins Wasser) und sprang auf die Beine.

„Wie Kindergartenkinder!“ zischte er, „Reiß dich mal zusammen!!“

„Hallo, du hast Schlampe zu mir gesagt, du Arschloch!“

„Du sagst ja auch Arschloch zu mir!“

„Ach, wer ist hier das Kindergartenkind??!“ Sie sprang ebenfalls auf und schubste ihn mit aller Kraft zurück, bis er rückwärts stolperte – und plötzlich war wohl ein Loch im Teichboden, in das er trat, denn plötzlich trat er ins Nichts, verlor erneut das Gleichgewicht und stürzte schon wieder hinten über ins kalte Wasser. Dieses Mal packte er Sakuras Arm und zerrte sie somit mit sich hinunter. Sie kreischte, dann landete sie auf ihm und Wasser spritzte ihr ins sowieso schon nasse Gesicht.

„Du bist so...!!“ fluchte sie schon los, als er den Kopf aus dem Wasser hob – und als sich ihre Blicke trafen, hielten sie für einen Moment inne, klitschnass wie sie waren. Beide atmeten etwas schwer vom vielen Herumtoben.

Und in diesem einen Moment stellte Sakura einmal wieder fest, dass es manchmal wirklich keine Worte brauchte, um Gefühle auszudrücken. Ihre Gefühle in diesem einen Augenblick waren so stark, dass sie sie selbst im Dunkeln in den Augen des anderen erkennen konnten.
 

Sakura beugte ihr Gesicht herunter und küsste ihn auf die Lippen. Er fackelte nicht lange, um ihren Kuss mit derselben Leidenschaft und Heftigkeit zu erwidern, mit der sie ihn begonnen hatte. Sie legte ihre Hände auf seine Schulten, während sie noch immer auf ihm im flachen Wasser lag. Dann umspielten sich ihre Zungen mit inniger Vertrautheit, immerhin kannten sie sich schon seit sehr vielen Küssen...

Sie lösten sich voneinander und Sasuke setzte sich hustend auf, wobei Sakura von ihm herunterrutschte und jetzt vor ihm im Wasser saß, noch immer die Hände auf seinen Schultern.

„S-Sasuke-kun...“ machte sie leise und sah ihn flackernd an. Er lehnte seine Stirn gegen ihre und verharrte eine kurze Weile so, ihr dabei einfach nur ins Gesicht sehend. Seine Hände fuhren zu ihren Hüften und erfassten sie mit einer von ihm ungewohnten Zärtlichkeit und Liebe, sodass Sakura ganz rote Wangen bekam.

Er war plötzlich so lieb...

„Ah...“ machte er dann leise und schloss langsam die Augen, als er sich wieder ihren bebenden Lippen näherte, „Du bist hübsch, wenn du nass bist...“
 

Während er sie küsste, konnte sie diesen einen, simplen Satz nicht vergessen. Er machte ihr Komplimente... hatte er das je zuvor getan?

Hatte er sie jemals hübsch genannt?

Sasuke-kun... dann empfindest du also letzten Endes doch etwas für mich...?
 

Dann erst erwiderte sie den liebevollen Kuss, der so viel unschuldiger und zärtlicher war als ihre meisten anderen. Dabei ließ sie ihre Hände zu seinem Hals wandern und streichelte ihn mit jeder Hand von einer Seite.

„Sasuke-kun...“ stammelte sie dann wieder, als er den Kuss beendete und sich jetzt zu ihrem Hals hinbeugte, um diesen sanft zu küssen und zu liebkosen. Sie seufzte leise bei dem wohlig warmen Gefühl seiner Zunge auf ihrer Haut, und sie hob den Kopf etwas an, damit er besser ankam. „Du bist doch nicht nur mit mir zusammen wegen deines Clans... ... stimmt's...?“ flüsterte sie, während sie seine sanften Berührungen genoss. Er machte das oft, so an ihrem Hals arbeiten... aber normalerweise machte er es heftiger, heißer... heute war es anders. Aber schön...

„Hnn...“ murmelte er gegen ihren pochenden Hals und leckte mit der Zunge einige Wassertropfen auf, die herunterrinnen wollten. Einen Tropfen verfolgte er in ihren Ausschnitt hinein bis beinahe zwischen ihre Brüste, leider war dort die Bluse im Weg.

„Bitte, Sasuke, sag ja oder nein, und nicht Hn...!“ machte sie und drückte sich etwas in seine Richtung.

„Ich nehme die Schlampe zurück...“ murmelte er statt dessen, und sie senkte den Kopf wieder und sah ihn an, als er von ihrem Schlüsselbein abließ und die Hände zum obersten Knopf ihrer Bluse führte. Sie sah ihm ins Gesicht.

„Dann nehme ich das Arschloch auch zurück. Nächstes Mal sagst du mir sofort, wenn das Juin schmerzt, okay...?“ Sie blickte auf ihren Oberkörper, als sie spürte, wie er ihre Knöpfe langsam öffnete und dann ihre Bluse auseinanderzog, sodass sie mal wieder im BH vor ihm war. „Hey... was hast du vor? Es ist saukalt hier, sollten wir nicht mal aus dem Wasser...?“

„Na, perfekt,“ kam es recht lässig von ihm, „Ich mach, dass dir warm wird, keine Sorge.“ Er küsste sie wieder.
 

Sie erzitterte erneut, als sie seine Hände über ihren Bauch hinauf bis zu ihren Brüsten gleiten spürte. Dann lehnte sie abermals den Kopf zurück, löste sich dabei aus dem Kuss und keuchte leicht erhitzt.

„Sasuke, nicht...!“ murmelte sie, „Wir sind mitten im Wald...! Und Naruto und Hinata vermissen uns sicher schon, wir-... – S-Sasuke!!“ Ihr schoss das Blut in den Kopf und sie erstarrte, als er ihren BH plötzlich nach oben zog, bis er über ihren Brüsten war und sie damit freigab. Sie versuchte mit nicht sehr viel Eifer, ihn von sich wegzudrücken, als er seinen Mund wieder auf ihren Hals legte und zärtlich weiter küsste, während seine Hände ihre Brüste erfasste und seine Daumen in kreisenden Bewegungen darüber streichelten. Nach dem einen Versuch gab Sakura das Wegdrücken auf und legte statt dessen die Arme um seinen Nacken, um ihn näher an sich heranzuziehen. Dass sie immer noch im Wasser saßen, hatten sie vergessen...
 

Als Sasuke sich das nächste Mal von ihrem Hals löste, um einen Kuss auf ihren Mundwinkel zu setzen, hielt sie ihn fest und schob dann doch leicht energisch seine Hände von ihren Brüsten – aber nicht, weil sie aufhören wollte.

„Jetzt bin ich mal an der Reihe,“ versetzte sie mit einem zufriedenen Grinsen, als er sie etwas nichtssagend ansah und sich nicht rührte. Und bevor er eine Chance zum Bewegen bekommen hätte, lehnte sie sich vor und küsste jetzt seinen Hals. Sie spürte, dass er kurz zuckte, und grinste kurz. „Hmm...“ machte sie sanft und ließ ihre Zunge zärtlich über seine nasse haut gleiten, „Das gefällt dir wohl... Sasuke-kun...?“ Sie richtete sich auf und drückte sich, jetzt auf den Knien im Wasser stehend, gegen seine Brust, ihre Zunge glitt über seinen Hals weiter nach hinten und über seine Schulter. Sasuke brachte ein unterdrücktes Seufzen hervor und hob bebend die Hände wieder, um sie auf ihren Rücken zu legen und sie gegen sich zu drücken.

Ihre Hände wanderten über seine Brust, auf der da nasse Shirt klebte, und schließlich nach unten, unter den Stoff und dann über seinen nackten Oberkörper darunter. Er schloss die Augen, wenn auch widerwillig. Sich diesem Gefühl hinzugeben, das ihm noch so unvertraut war, war ihm suspekt... er wusste nicht, wie weit er sich kontrollieren konnte, wenn er sich diesen Gefühlen der Hitze hingab...

Er drückte sie fester an sich.

Vor seinen geschlossenen Augen sah er plötzlich seinen altbekannten Korridor. Direkt vor ihm war eine hell erleuchtete Tür, hinter der er Sakuras Stimme vernehmen konnte. Sie rief nach ihm. Die Tür nur anzusehen war angenehm, und plötzlich kam es ihm vor, als würde sie all die grässliche Finsternis in seinem Inneren verscheuchen.

„Sasuke-kun... komm zu mir...“ hörte Sakuras fröhliche, liebevolle Stimme, die er so gerne hörte, auch, wenn er ihr oft sagte, sie solle nicht so viel reden.
 

„Ich liebe dich, Sakura...“
 

Und da sah er sie plötzlich wieder vor seinen Augen, die Antwort, nach der er suchte. Die Antwort auf seine ewige Frage, wieso Sakura ihm so wichtig war... wieso nur sie?

Doch als er gerade nach der Antwort sehen wollte, war sie schon davongeflattert wie ein bunter, kleiner Schmetterling. Und weit in der Ferne hörte er ihn mit den Flügeln schlagen...
 

„Sasuke-kun...“ riss ihn Sakuras reale Stimme aus seiner Trance, und er vermochte nichts zu sagen, er drückte sie nur weiter an sich heran und sog ihre wohltuende Wärme in sich auf wie ein Schwamm das Wasser. Ihre Hände wanderten noch immer unter seinem Shirt umher, kreuz und quer über seine Brust, dann wieder hinunter auf seinen Bauch.

Dann fanden ihre zarten, warmen Lippen die Stelle des Juins in seinem Nacken. Es war wie ein kleiner Stromschlag, den Sasuke spürte, als sie ihn dort küsste – aber der beste Stromschlag, den er je bekommen hatte, als plötzlich ein heißer Schauer durch seinen ganzen Körper fuhr und er sie reflexartig mehr an sich drückte.

Sakura hob erstaunt über seine heftige Reaktion den Kopf.

„Hat das wehgetan...?“ fragte sie alarmiert, aber Sasuke drückte sie nur fester gegen sich. Und dann hörte sie ihn zum ersten Mal richtig stöhnen...
 

„Hör nicht auf, Sakura...!“
 

„AHA!! Da sind sie ja, die Ausreißer!!“ rief Naruto just in dem Moment, und Sakura und Sasuke fuhren wie vom Blitz getroffen auseinander, als Naruto und Hinata am Teichufer auftauchten.

„Huch!!“ machte die Rosahaarige errötend und zog rasch ihren BH herunter und schlug ihre Bluse zu, „W-was zum Teufel...?!“

„Wir haben vorhin euer Geschrei gehört und wollten mal nach euch sehen...!“ gab Naruto zu, „Ihr habt Hinata-chan geweckt mit eurem Gemecker!! Echt jetzt!“

„Du hast ein Talent dafür, in falschen Momenten zu kommen, Dobe!“ meckerte Sasuke genervt, bevor er aufstand und sich die Stelle am Nacken rieb, an der das Juin von Orochimaru saß.

„Na, hört mal,“ machte Naruto beleidigt, „Siehst du, Hinata-chan?! Ich sag's ja, wie Elche in der Brunftzeit! Die zwei können gar nicht die Finger voneinander lassen, nicht mal dann, wenn sie sich offiziell streiten! – Ist euer Streit denn jetzt wenigstens beendet?“ Er grinste triumphierend. Sakura kam auch an Land und schielte ihn böse an.

„Ach, deshalb kommt ihr erst jetzt!“ schnappte sie, „Du wolltest wohl, dass wir uns versöhnen, und hast dir gedacht Lass sie man, oder wie?!“

„Es hat ja geklappt,“ gluckste Naruto zufrieden – darauf erntete er eine Kopfnuss von Sakura und taumelte. „AUA!! W-was sollte das denn, sei dankbar!! Ich hab dir indirekt dazu verholfen, dass du mit Teme rumknutschen konntest, jaha!! Ich hätte ja viiiiel früher nach euch sehen können...!“

„Dobe, halt einfach die Fresse!“ zischte Sasuke genervt, schob den Blonden zur Seite und stampfte zurück in Richtung Lager, „Und mal so, wenn du mir nochmal dazwischen kommst, erschieße ich dich!! – Kommst du, Sakura?“

„Hn,“ machte sie, ihn zitierend, und folgte ihm mit einem leichten Grinsen zum Lager.
 

Hinata war ganz rot geworden, während Naruto sich die Beule rieb, die er von Sakura hatte.

„O-ob die jeden Streit so lösen??“ wunderte sie sich verlegen, „Ich meine... ich meine... ...?“

„Aaach!“ motzte Naruto und zog eine Schnute, „Die wissen gar nicht zu schätzen, was für ein toller Verkuppler ich bin! Ich zeig's denen schon, diesen Rammlern! – Und wenn sie noch einmal unsere Nachtruhe stören, erschieße ich sie, haha!“

Damit trotteten auch er und Hinata zurück zum Lager.
 

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wtf o__O' Ich musste das Kapi in zwei Teile teilen, es war SO lang o___O' Und JA, in SK gibts auch ein kapi das so heißt^^ aber das war und ist mir bewusst, zu diesen beiden kapis hier PASST der Titel nunmal.^^

Ne menge komische Dinge hier drin^^ die Elche, ahaha XD achja, und.... das mit dem Juin erinnert etwas an harry Potter, ich weiß, aber..... das war an sich keine absicht...... kann ich was dafür dass es da auch sowas gibt <_<' *maul* naja, part 2 wird sehr schnell kommen, der ist schon fertig^^'

Kirigakure (Part 2)

Als sie am nächsten Morgen ihre Reise fortsetzten, begann das Juin wieder zu brennen. Sasuke versuchte, es zu ignorieren, aber der Schmerz in seinem Nacken wurde immer aufdringlicher, bis er murrend nach der Stelle fasste und damit natürlich sofort aller Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Vielleicht ist Orochimaru tatsächlich in Kiri!“ machte Naruto perplex. Hinata war beunruhigt.

„U-und wenn es eine Falle war und er uns nur nach Kiri locken will?“

„Hört mal,“ stöhnte Sasuke im Weiterspringen, „Ich weiß nicht mal, auf was genau das Juin gerade reagiert! Auf sein Chakra, auf irgendwas anderes, keine Ahnung! Irgendwas werden wir in Kiri schon herausfinden, also weiter. Außerdem war es der Mizukage, von dem die Nachricht kam, denke ich, der hat ja wohl nichts mit Orochimaru zu tun... na ja, hoffe ich zumindest.“ Sakura senkte den Kopf.

„Und was... wenn Orochimaru immer noch hinter deinem Körper als Gefäß her ist?“
 

Sasuke hielt an und die drei anderen taten es ihm gleich. Stille. Dann drehte Sasuke den Kopf und linste Sakura für einen Moment an.

Ja... die nächsten drei Jahre waren bald wieder um, er selbst würde dieses Jahr achtzehn werden... das schloss diese Möglichkeit nicht gerade aus.

Der Schwarzhaarige seufzte und schloss die Augen.

„Wenn er so dumm ist, das immer noch zu versuchen... wird er wohl oder übel Bekanntschaft mit dem Erbe des Uchiha-Clans machen müssen.“

Damit setzte er seinen Weg unbekümmert fort. Die drei anderen holten ihn schnell wieder ein.

„Wir beschützen dich schon, Teme,“ grinste Naruto zuversichtlich und erntete einen bösen Blick von Sasuke.

„Das habe ich nicht nötig,“ kam es kalt von ihm, „Tss, Orochimaru mag einer der legendären Sannin sein, aber Sharingan hat er nicht. Basta.“

Damit war die Sache für ihn erledigt.
 

Damit das klar ist, Orochimaru... wenn wir uns das nächste Mal sehen... werde ich dich ganz sicher töten!
 

––
 

Von der Küste kam man mit einem Schiff hinüber auf die Inseln des Wasserreiches, auf denen auch Kirigakure lag. Das Meer war aufgewühlt und es wehte ein kalter Wind, als die vier Kameraden an der Reling des Schiffes standen und darauf warteten, dass sie Kirigakure erreichen würden.

„Und, Sasuke-kun...?“ fragte Sakura ihren Freund gedämpft und lehnte sich kurz gegen ihn, „Was macht das Juin?“

„Nichts...“ antwortete er desinteressiert und starrte auf das an ihnen vorbeirauschende Wasser, das am Schiffsrumpf weiß schäumende Wellen schlug. „In diesem Wasser... ... ist irgendetwas Böses...“
 

Naruto, Hinata und auch Sakura sahen auf und zu ihm herüber.

„Etwas Böses?“ machte die Rosahaarige alarmiert. Naruto blinzelte.

„Du hast es auch bemerkt? Dieses komische Gefühl, wenn man auf das Wasser sieht...“ Er kratzte sich am Kopf. „Hinata-chan, kannst du mit deinen Byakugan etwas Ungewöhnliches im Wasser sehen?“ Hinata legte gehorsam die Hände aneinander:

„Byakugan!“ Dann sah auch sie hinunter und Sasuke lehnte sich über die Reling.

„Hieß es nicht immer, Kiri wäre ein so brutales Dorf, das sich total von Konoha unterscheidet...?“ murmelte er, „Wer weiß, was für Machenschaften hier am Werk sind... das muss nichts mit Orochimaru zu tun haben.“

„Kiri ist mir gruselig,“ beteuerte Sakura langsam, und Naruto klopfte ihr breit grinsend auf die Schulter, sodass sie stolperte und gegen Sasuke stieß, den sie damit beinahe über Bord geworfen hätte. „NARUTO!!“ schimpfte sie, und Sasuke hustete.

„Hey, auch, wenn es nichts mit Orochimaru zu tun hat, will ich da nicht reingeworfen werden!!“

„Entschuldigt...“ machte der Blonde, „Ich wollte Sakura-chan nur motivieren! Ich pass schon auf dich auf, ne?“

Sakura brummte, da löste Hinata die Byakugan und ließ die Adern verschwinden.

„Also... ich habe nichts im Wasser gesehen, was mich verunsichert hätte-... ich meine... da waren Fische...“

„Fische,“ seufzte Sasuke, „Wie beängstigend.“
 

––
 

Die Atmosphäre in Kiri war entgegen aller Erwartungen nicht so brutal oder kaltherzig, wie die Konoha-Nins angenommen hatten. Und dann standen sie vor dem Mizukage, um ihr Anliegen zu übermitteln und nach Orochimaru zu fragen.

Sasuke wunderte sich zum einen über das Juin, das plötzlich keine Schmerzen mehr verursachte – dann hatte Orochimaru vielleicht doch nichts mit Kiri zu tun...? Oder war auch nicht da? Verdammt... wie sollten sie so etwas herausfinden? – und zum anderen über den Mizukage, der erstaunlich jung war und nicht den Eindruck machte, als würde er ein brutales Dorf voller Killer beaufsichtigen. Der war doch nicht mal dreißig...
 

„Hokage-sama hat uns geschickt wegen der Nachrichten bezüglich Orochimaru...“ begann Sakura an den Mizukage gewendet, „Wir sollen die Lage auskundschaften.“

„Hmm, ja,“ machte der Mizukage nachdenklich, „Ich war mir ja nicht sicher, aber hier passieren in letzter Zeit komische Sachen. Mir verschwinden Leute... und dann haben wir dieses Ding unten bei den Klippen gefunden!“ Er hob theatralisch einen Zeigefinger und zog unter seinem Schreibtisch einen großen Karton heraus. Die vier Shinobi aus Konoha sahen sich groß an. Der Mizukage öffnete den Karton und förderte etwas ungeheuer großes, aber dünnes und halb durchsichtiges Geschupptes zum Vorschein.

Sasuke erkannte es sofort.

„Eine Schlangenhaut!“

„Iiih,“ machte Naruto perplex, während der Mizukage etwas unbeholfen mit der riesigen Haut kämpfte, in der er sich halbwegs verheddert hatte, und bei dem Versuch zu entkommen den Karton um und zu Boden riss.

„Herrje!“ machte er. Sakura blinzelte.

„Soll ich helfen??“

„Nö, nö, ich komme klar...“

„Okay,“ machte Sasuke, „Und die Schlangenhaut lag hier einfach so herum und Sie haben sie eingesammelt?“

„Wir haben sie unten bei den Klippen gefunden,“ antwortete der Mann, „Wir haben die ganzen Inseln nach Verdächtigen absuchen lassen, haben aber abgesehen von dieser... monströsen... Haut... nichts gefunden. Und da es sich um eine... Herr Gott!... Schlangenhaut handelt, kamen wir auf Orochimaru, der doch viel mit Schlangen arbeitet. Deswegen habe ich sofort eine Nachricht nach Konoha schicken lassen, weil Orochimaru ja immerhin... ah, jetzt hab ich's! – Weil Orochimaru immerhin euer Problem ist und nicht das Kiris.“ Er hatte sich endlich aus der Haut befreit und klopfte sich den Dreck von den Klamotten, bevor er seinen Mizukage-Hut zurechtrückte.

„In der Tat,“ sagte Naruto und ballte kurz eine Faust, „Orochimaru... ist unser Problem. Wir machen ihn fertig! Immerhin bin ich der... zukünftige Hokage, yeah!!“
 

Alle sahen ihn an.

Sasuke murrte.

„Ja, klar.“

„Echt jetzt, Teme!“ meckerte der Blonde, und bevor Sasuke antworten konnte, wandte Sakura sich wieder an den Mizukage:

„Wir werden die Situation beobachten, Mizukage-sama. Wir danken im Namen von Hokage-sama für die Kooperation und werden unser Bestes geben, um eine Einbeziehung Kiris zu verhindern.“ Sie neigte höflich den Kopf.

Der Mizukage nickte zufrieden und schob den Karton mit der Haut, die er zurück in die Kiste verfrachtet hatte, wieder unter den Tisch.

„Ich meine,“ sagte er noch, „Seeschlangen haben wir hier, aber diese Haut stammt von keiner Seeschlange. Und ich kenne alle Seeschlangen hier im Wasserreich. Wir haben an Land nirgendwo eine Schlange solcher Größe finden können, was ist komisch... – oh!“ Er haute sich auf den Hut, „Wie konnte ich das überhaupt vergessen! Ich habe mich gar nicht vorgestellt... mein Name ist Hiromi Soma. Ich bin hier seit zwei Jahren Mizukage.“

„Sakura Haruno, angenehm,“ lächelte Sakura zurück, bevor sich auch die drei anderen vorstellten. „Sasuke ist unser Orochimaru-Experte,“ addierte die Rosahaarige dann noch, „Er, äh...“

Sie brach ab. Hey... sie konnte doch dem Mizukage nicht erzählen, dass Sasuke mal Orochimarus Schüler gewesen war... was sollte der von ihnen denken...?

„Er kennt sich gut mit dem Typen aus, er befasst sich schon länger mit ihm,“ redete sie sich dann raus und erntete einen merkwürdigen Blick von Sasuke.
 

––
 

Sie fingen gleich nach dem recht gemütlichen Gespräch beim Mizukage an, das Dorf und die Umgebung zu erkunden. Irgendwann trennten sie sich in zwei Gruppen, sodass Sasuke und Naruto außerhalb des Dorfes waren und die beiden Mädchen innen blieben und dort nach Hinweisen suchten.

„Was sollen wir hier eigentlich?“ machte Naruto irgendwann.

„Wir gehen an die Stelle, wo die Haut lag, Dobe.“

„Das WEISS ich, du Blödmann!“ schnauzte der Blonde ihn gleich an, „Ich meine, echt jetzt!! Diese Kiri-Nins sind doch nicht blöd, wenn die nichts gefunden haben, werden wir auch nichts finden, oder?“

„Wer weiß,“ machte Sasuke, „Wir kennen Orochimaru besser, wir wissen besser, wonach wir suchen müssen. – Hn, hier ist die Stelle.“ Sie waren an dem beschriebenen Punkt angekommen, unterhalb einiger großer Klippen an der Küste, direkt am Strand. Die beiden blieben stehen und sahen sich in der leeren Gegend um. Nichts. Kein Mensch, auch keine Schlange.

„Und wenn es doch eine Seeschlange war?“ grübelte Naruto, „Ich meine, vielleicht gibt’s ´ne neue Spezies, die an Land kommt, um sich zu häuten, und die kennt der Mizukage da eben nicht?“

Sasuke sah nachdenklich auf das immer noch aufgewühlte Wasser. Irgendetwas grollte tief in weiter Entfernung.

„Es wird einen Sturm geben...“ murmelte er mit Blick auf den Himmel. Naruto fing an, mit einem Zweig Bilder in den Sand zu malen.

Sasuke verschränkte die Arme. Da war das beklemmende Gefühl wieder, das er auch auf dem Schiff gespürt hatte, als er auf das Wasser sah.

Und... was, wenn es doch aus dem Wasser kam...? Aber der Mizukage machte nicht den Eindruck, als wäre er ein Intrigant... mit seiner Verhedderaktion hat er mich beinahe etwas an... ...

Er sah auf Naruto, der das nicht bemerkte.
 

...beinahe etwas an ihn erinnert...
 

––
 

Um alles auf's Genaueste zu überprüfen, würden sie mehrere Tage in Kiri bleiben müssen. Deswegen hatten sie Zimmer bekommen – zwei Doppelzimmer.

„Versuch's gar nicht erst,“ warnte Sakura Sasuke und wurde aus unerfindlichen Gründen rot, als sie ansah und auf die eine Zimmertür zeigte, „Ich werde mir eins mit Hinata-chan teilen und du dir eins mit Naruto! – Oder willst du wieder als brünftiger Elch bezeichnet werden?!“ Sasuke brummte bloß und sparte sich einen Kommentar, während seine Freundin Hinata eifrig hinter sich her in das Zimmer zog. Kaum war die Tür zugeflogen, tauchte genau dahinter plötzlich der Mizukage wieder auf, und Sasuke und Naruto sahen auf.

„Nanu?“ machte letzterer.

„Meine Frau und ich würden euch gerne einladen,“ erklärte er guter Laune, „Wollt ihr nicht heute abend zu uns kommen? Meine Frau kocht was Nettes für euch.“

„Oh,“ machte Naruto, „Gibt’s auch Ramen?“

„NARUTO!!“ hörten sie Sakuras empörten Schrei aus dem Mädchenzimmer, und mit einem lauten Knallen flog die Zimmertür auf, sprang aus den Angeln und hätte um ein Haar den Mizukage erschlagen, doch als er zurücksprang, fiel die Tür krachend auf den Boden. Sakura weitete entsetzt die Augen und Naruto kippte erbleichend gegen die Wand.

„Da-das... s-sie will mich töten... Temeeee...!“ jammerte er, und der Mizukage war ebenfalls bleich geworden und fasste geschockt nach seiner Brust.

„Herrje,“ machte er, „Ähh... d-du ähnelst eurem Hokage-sama ziemlich... ...“

„E-entschuldigen Sie,“ keuchte Sakura und hob die Tür mit Leichtigkeit wieder auf, „Ich... es tut mir schrecklich leid...!“

„Also... ähm...“ machte der Mizukage verwirrt und sah zu dem immer noch zitternden Naruto, „Ich... werde meiner Frau sagen, sie soll auch Ramen machen...“
 

––
 

Das Haus der Somas war erstaunlich klein und schlicht dafür, dass Hiromi Soma als Mizukage der bekannteste, mächtigste und anerkannteste Shinobi des Dorfes war. Aber es war gemütlich, als die vier Konoha-Nins zusammen mit dem Mizukage und seiner Frau zu Abend aßen. Sie hatten auch einen kleinen Sohn, der mit am Tisch saß und von einer Mutter gefüttert wurde.

„Er heißt Kouzui!“ grinste Hiromi Soma und meinte seinen Sprössling, „Er wird im Sommer ein Jahr alt!“

„Süüüß...“ schwärmte Sakura verträumt und beobachtete das dunkelhaarige Baby, das in seinem Stühlchen strampelte. Sie wagte jetzt keinen Seitenblick auf Sasuke, weil ihr plötzlich etwas ganz anderes in den Sinn kam...

Er war Uchiha Sasuke... er würde ja sicher seinen Clan aufbauen wollen...
 

Bei der Vorstellung von sich selbst als Mutter seiner niedlichen kleinen Uchiha-Babys wurde sie rot und sah verbittert auf ihren leeren Teller.

Sakura... ihr seid gerade mal etwas mehr als einen Monat zusammen!! Du darfst nicht an sowas denken...!

Sie seufzte resigniert und trank einen Schluck Wasser, um sich abzukühlen. Doch wenn sie an Babys dachte, dachte sie wie automatisch an das, was dazugehörte, um Babys zu bekommen... und an die Nacht im Teich im Wald, in der sie schon wieder so weit gegangen waren...

Manchmal fragte sie sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie... ...
 

Hör sofort zu denken auf!
 

Sasuke brach die Stille.

„Wenn auf allen Inseln keine Schlange gefunden wurde, muss sie doch aus dem Wasser gekommen sein. Schlangen können nicht fliegen, sie kann also kaum weggeflogen sein.“ Der Mizukage sah ihn ernst an.

„Das ist aber nicht möglich!“ widersprach er, „Ich kann alle Gewässer nahe der Küsten kontrollieren und überwachen, und das tue ich rund um die Uhr ununterbrochen. Es ist nicht möglich, dass irgendetwas von dieser Größe ungesehen an Kurame vorbeikommt!“

„Hiromi!!“ rief seine Frau sofort erschrocken, und sofort erstarrten alle. Sogar der kleine Kouzui hielt inne.

„Kurame?!“ machte Sasuke, „Wer... oder was ist Kurame?!“
 

Hiromi Somas Frau seufzte unglücklich, stand auf und nahm das Baby auf den Arm.

„Ich dachte, wir wollten nie mit Ausländern über sie sprechen... ich bringe den Kleinen ins Bett... Kurame macht ihm Angst...“ Damit verließ sie den Raum und war verschwunden.

Die Konoha-Ninjas sahen sich bestürzt an. Abgesehen von Sasuke, der dem Mizukage einen scharfen, bohrenden Blick schenkte.

„Ihr zeigt uns jetzt besser... Kurame, oder wie auch immer... Mizukage-sama.“ Der Mizukage stand auf und nickte ergeben.

„Ich habe wohl keine Wahl... als euch von Kurame zu erzählen. Durch Kurame kann ich das Wasser immer beobachten. Eigentlich... ... spreche ich nie über sie... – folgt mir bitte. Und... entschuldigt diese Sache... es ist nicht so, dass ich es speziell Konoha verheimlichen wollte oder so... ich wollte eigentlich, dass niemand außerhalb Kiris von ihr erfährt...“

„Okaaay...?“ machte Naruto skeptisch, während sie dem mann aus dem Haus und durch das Dorf folgten. Sie verließen das Dorf schließlich und gingen hinunter zum Strand, bis sie in einer großen, weiten Bucht ankamen. Der Wind war stärker geworden und die See noch unruhiger. Sasuke brummte, als sie am leeren Strand standen.

„Wo ist jetzt diese Kurame?“

„Ich rufe sie,“ erklärte der Mizukage, bevor er ein paar Schritte ins Wasser trat. Das Wasser erzitterte und es grollte aus der Tiefe. Die Konoha-Nins sahen sich an, während der Mizukage nervös seufzte. „Sie ist genervt... geht lieber weg vom Wasser...“ dann rief er laut auf das Meer hinaus: „KURAME! Komm raus!!“

„Jetzt bin ich aber gespannt,“ murmelte Sakura skeptisch, die mit den anderen gehorsam zurücktrat, als das Wasser erneut bebte. Und dann preschte aus der Tiefe in einiger Entfernung vom Ufer ein gigantisches Monstrum empor mit einem lauten Brüllen. Es war so groß, dass es sogar den aufgegangenen Mond hinter den Wolken verdeckte, es ragte sehr viel höher hinauf als alle Klippen hinter ihnen und sein Grollen war so zornig und erschütternd, dass selbst Sasuke ein Schauer überkam, als er auf das Ding da vor sich starrte. Hiromi Soma seufzte.

„Das... ist Kurame.“
 

Kurame hatte geschlagene neun Köpfe, die auf ewig langen, gigantischen Hälsen saßen, die von einem so riesigen Rumpf ausgingen, dass vermutlich halb Kirigakure darin Platz gehabt hätte.

„Was... zum... Geier...!!“ war alles, was Sasuke tonlos herausbrachte. Nicht wegen Kurames Größe... es war etwas ganz anderes, das ihn fesselte.

Dieses unheimliche Gefühl der Angst... ... es kommt... von IHR...!
 

Auch die drei anderen waren vor Entsetzen erstarrt. Hinata erzitterte.

„D-das... ... das ist ein... ... riesiges Monstrum!!“ stieß Sakura hervor, „Meine Fresse, ist das riesig!!“

„Sie hat sich hier um die Inseln herum aufgehalten und hat unser Land richtig tyrannisiert,“ erzählte der Mizukage, „Sie hat jeden gefressen, der sich ans Ufer oder sogar ins Wasser gewagt hat. Sie hat sogar versucht, Kirigakure direkt anzugreifen...“ Er drehte betreten den Kopf. „Ich bin zum Mizukage ernannt worden, weil ich sie... bezwungen und der Tyrannei ein Ende bereitet habe. Sie musste dafür mit einem Kopf bezahlen, seht ihr...?“ Jetzt erkannten die vier tatsächlich noch einen zehnten Hals, der kopflos und verstümmelt war.

„Krass... ey...“ machte Naruto fassungslos.

„Sie gehorcht mir und greift keine Menschen mehr an, es sei denn, ich befehle es ihr,“ fuhr Hiromi Soma fort, „Aber kein Winkel dieser Küstengewässer ist ihren Augen nicht zugänglich. Sie sieht alles, was sich im Wasser bewegt, und wenn es etwas Ungewöhnliches ist – wie eine sehr große Schlange, meine ich – würde sie sofort Alarm schlagen. – Na ja, sie ist sozusagen eine ziemlich nützliche Waffe, falls jemand versucht, das Wasserreich anzugreifen.“

„Okay...“ machte Sakura langsam, „Sagen wir, ich bin überzeugt, dass keine große Schlange es an ihr vorbeigeschafft hätte.“

„Und Menschen?“ machte Sasuke logisch denkend, „Ihr habt gesagt, sie greift keine Menschen an, es sei denn, Ihr befehlt es. Orochimaru kann seine Schlangen beschwören und verschwinden lassen, wie er Bock hat. Eigentlich braucht eine Schlange keine Flügel, um zu verschwinden. Aber irgendwie muss sie hergekommen sein, und das offenbar von allen unbemerkt, wenn nur ihre Haut bemerkt wurde. Von Orochimarus Gefolgsmännern aus Oto kann kaum noch jemand übrig sein. Vermutlich lernen die alle Jutsus mit Schlangen, aber Schlangen von diesem Format bringen nur wenige auf die Leinwand! Deshalb gehe ich schon davon aus, dass es Orochimaru selbst gewesen sein muss...“

„Und wie ist der unbemerkt hergekommen?“ fragte Naruto, „An ‚Kurame‘ vorbei?!“ Er warf dem Monstrum einen skeptischen Blick zu.

„Geh,“ sagte der Mizukage zu Kurame und machte eine Handbewegung, worauf das Ungeheuer mit einem Grollen und vielen Wellen wieder in der Tiefe verschwand.

„Deswegen sagte ich ja, dass Kurame doch keine Menschen angreift!“ wiederholte der Uchiha nachdenklich. „Vielleicht hätte Orochimaru unbemerkt herkommen können.“

„Aber die Kiri-Nins sind doch nicht dumm...“ wagte Hinata zu widersprechen, „Die merken doch, wenn...“

„Aber Orochimaru ist auch nicht gerade dumm...“

„Hm...“
 

„Okay,“ warf Sakura ein, „Nehmen wir jetzt einfach mal an, Orochimaru war wirklich hier. Dann kommt die nächste Frage, was wollte er hier? Und wieso hat sich diese dumme Schlange hier gehäutet?!“

„Das müssen Schlangen ab und zu!“ protestierte Sasuke und klang, als wollte er die Schlange verteidigen.

„Aber Orochimaru hätte die Haut doch vernichten können, immerhin ist sie fast ein Beweismittel dafür, dass er da war!“ rechtfertigte sich Sakura.

„Schlangen haben auch Geburtstag!“ rief Naruto dazwischen, und alle starrten ihn an.

Was?!“ machte Sasuke fassungslos.

„Äh... ... Gefühle, meinte ich.“

„Vielleicht wollte er ja bemerkt werden,“ schlug Hinata vor, die sich in das erhitzte Gespräch kaum einzumischen wagte, „Vielleicht ist es eine Falle...?“

„Wollen wir nicht im... Haus weiter reden...?“ versuchte der Mizukage es kleinlaut, „Es ist kalt hier...“ Sasuke und Sakura machten sich schon ohne eine Antwort auf den Rückweg und redeten dabei weiter. Na ja, Sakura redete.
 

„Wir müssen alles nochmal gründlich nach Beweisen absuchen! – Und wir müssen ausschließen, dass es jemand aus Kiri war, der die Schlange beschworen hat.“

„Was?“ machte der Mizukage, der ihnen mit Naruto und Hinata folgte. „Wie das denn?“

„Na ja, ganz einfach, prüfen, ob jemand das Kuchiyose no jutsu kann!“

„Das kostet doch viel zu viel Zeit!“ nörgelte Sasuke und vergrub die Hände in den Hosentaschen, weil sie kalt geworden waren. Hier wehte wirklich ein unangenehm kalter Wind. Wenigstens war das schlimme Gefühl gemeinsam mit Kurames Untertauchen abgeflaut.

Dieses Wesen ist böse... wenn es diesem Soma gehorcht, ist er ein durchaus erstaunlicher Shinobi, der eine solche Bestie zu bändigen vermag! Unglaublich... damit ist er fast krasser als Naruto mit seinem Kyuubi... der bändigt Kyuubi immerhin nicht... aber Kyuubi ist auch ein anderes Kaliber von Monster...

So grübelte er vor sich hin, während sie zurückgingen...
 

––
 

Die nächsten drei Tage wurden anstrengend. Sakura setzte tatsächlich durch, dass der Mizukage jeden einzelnen Bewohner Kiris auf das Kuchiyose no jutsu überprüfen ließ. Das war ganz leicht; es musste sich nur jeder einmal in den Finger beißen, das Blut auf den Boden schmieren und das Kuchiyose no jutsu probieren, und das vor den Augen der Prüfer, damit keiner falsches Blut nehmen konnte. Natürlich behauptete keiner freiwillig, dieses Jutsu zu können, damit wäre er ja als Unruhestifter identifiziert. Die Fingerzeichen wurden also jedem beigebracht – und bei allen, die das Jutsu nicht konnten (oder besser gesagt denen, die den Vertrag mit den Schlangen nicht unterschrieben hatten), passierte schlicht hinweg nichts nach dieser Prozedur. In der Zwischenzeit wurde das gesamte Land nach Orochimaru untersucht, aber nichts wurde gefunden, nicht mal ein kleinster Hinweis. Nicht mal eine große Schlangenhaut.
 

Und weil man keine große Schlangenhaut fand, artete es in einem fieberhaften Suchen nach allem, das auch nur ansatzweise einer Schlange glich, aus. Kleine Schlangen und deren Häute, die überall herumlagen, und noch einiges anderes...

Sasuke war der Schlangenexperte (er hatte sich damit herausreden können, dass er sich sein Leben lang für Schlangen interessierte, um nicht preisgeben zu müssen, dass er das Kuchiyose no jutsu selbst beherrschte) und musste alle gefundenen Objekte absegnen, sozusagen.

„Nein... nein, das sind alles Häute von normal sterblichen Schlangen,“ kommentierte er einen Haufen Häute, während er am vierten Tag, den sie in Kiri waren, genervt auf einem Stuhl saß und die Objekte untersuchte.

„Was ist mit diesen Viechern?“ fragte ein kleiner Kiri-Nin, vermutlich erst ein Genin. Sasuke stöhnte.

„Das... sind Regenwürmer. Keine Schlangen.“

„...Oh...“
 

Sakura hatte es auch nicht leichter. Sie half den Prüfern bei der Überwachung des Kuchiyose no jutsus.

„Das ist der Letzte,“ sagte sie zu dem Mann neben sich, als ein Shinobi den Raum betrat, seinen Namen und Rang nannte und dann, nachdem er beteuert hatte, nie von diesem Jutsu gehört zu haben, die Fingerzeichen erklärt bekam.

„Na, dann wollen wir mal sehen,“ seufzte der Jounin neben Sakura und kratzte sich am Kopf. Auf seinem Schoß lag ein Klemmbrett. Der Mann, der hereingekommen war, machte gehorsam die Fingerzeichen, biss sich in den Finger, schmierte das Blut auf den Boden und legte die Hand darauf:

„Kuchiyose no jutsu!“

Nichts geschah.

„Jetzt dasselbe nochmal mit der anderen Hand.“ Der Mann gehorchte und nahm die andere Hand.

Nichts geschah.

Sakura und der Prüfer seufzten.

„Er kann es auch nicht,“ sagte die Rosahaarige, „Das heißt, keiner konnte es! Soweit wir alles durchgezählt haben, sind es höchstens fünf Prozent, die ein Kuchiyose no jutsu können, und nicht das mit Schlangen, sondern mit allen möglichen anderen Tieren oder Dingen!“

Ja, sie hatten viel gesehen in den drei Tagen. Manche hatten Quallen beschworen, einer sogar einen Seeigel und einige hatten Fische beschworen, aber eine Schlange hatte niemand herausgebracht. Einer war ganz erstaunlich gewesen, weil er zwei Kuchiyose no jutsus beherrscht hatte – mit der linken Hand hatte er einen Fisch beschworen und mit der rechten einen Salamander. Beim Kuchiyose no jutsu war der Trick ja, die Hand auf den Boden zu legen, mit der man den Vertrag besiegelt hatte. Und da man zwei Hände hatte, konnte man auch, wenn man viel Chakra hatte und ziemlich cool war, zwei verschiedene Verträge unterzeichnen. Sakura hatte das wirklich sehr beeindruckt – so etwas konnten nicht mal Tsunade und Jiraiya. Und Orochimaru sicher auch nicht.
 

„Na gut,“ kam dann vom Mizukage, als er mit allen Kuchiyose-Prüfern und Sakura zusammen in einem großen Raum stand. Die Prüfer hatten die Ergebnisse berichtet: „Dann kann also keiner hier aus Kiri das Kuchiyose no jutsu mit Schlangen. Das, äh, ist gut, weil es beweist, dass es niemand von hier gewesen sein kann.“ Allgemeines Nicken.

„Aber es ist auch schlecht, weil wir jetzt immer noch nicht wissen, wo die Schlange hergekommen ist,“ warf Sakura nachdenklich ein.

„Ich habe Anbu-Truppen losgeschickt, die nochmal das gesamte Land auf's Genaueste untersuchen. Naruto-san und Hinata-san sind bei ihnen... mit den Byakugan wird Hinata-san alles sehen, was sonst niemand sieht. Ich meine, diese Biester kommen auch nicht, wenn sie keiner beschwört, oder?“

„Nein, soweit ich weiß, kommen sie nur, wenn sie gerufen werden,“ meinte Sakura, „Und selbst das eher ungern. Sasuke hat mal gesagt, Schlangen wären meistens genervt... ich meine damit, dass es doch eher unwahrscheinlich ist, dass die Schlange hier aus Spaß an der Freude war und sich unbedingt einmal in ihrem Leben am Strand gehäutet haben wollte... – ich meine, Freaks gibt es ja, aber...“ Sie ließ den Satz unvollständig. Mehr fiel ihr auch nicht dazu ein. Das Ganze war doch überaus merkwürdig.
 

––
 

Es dämmerte, als Sakura seit langem einmal wieder auf Sasuke traf, nämlich auf dem Korridor vor ihren beiden Zimmern. Offenbar waren die mit der Objektuntersuchung auch fertig.

„Und?“ war Sakuras erste Frage, als sie ihm gegenüberstand. Er sagte nichts.

„Was und?“ kam dann.

„Na, war bei den Objekten etwas Spannendes?“

„Nein.“ Sakura wartete offenbar auf genauere Erklärungen, denn sie sah ihn groß an. Sasuke seufzte, während er das Zimmer aufschloss und hineinging, die Tür offen lassend als Geste, dass Sakura ihm ruhig folgen konnte, wenn sie wollte.

Sie kam mit ins Zimmer und lehnte die Tür an.

„Ja,“ machte Sasuke ratlos und fragte sich, was sie noch hören wollte, „Einer kam mit Regenwürmern. Regenwürmern! Das haben die für Schlangen gehalten! Ich habe schon auf einen Aal gewartet, aber der kam leider nicht!“
 

Sakura musste kichern, weil er sich über die Dummheit des armen Genins mit den Regenwürmern aufregte. Sie berichtete ihm auch von den Ergebnissen mit dem Kuchiyose no jutsu, dann standen sie eine Weile schweigend herum.

Sakura ergriff das Wort.

„Sasuke-kun... wir haben schon lange keine Zeit für uns mehr gehabt... nicht wahr?“
 

Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. Was war das denn für eine Ansage? Oder besser, was war die versteckte Botschaft dahinter?

„Hn...“ sagte er deshalb unentschlossen. Sie verdrehte ohne dass er es merkte die Augen. Mal wieder Hn! Klar!
 

Manchmal ärgerte es sie, dass er so wortkarg war. Warum konnte er sich nicht einfach so verhalten, wie sich ein Freund gegenüber seiner Freundin verhielt? Nett zu ihr sein, mit ihr reden... hey, sie wollte ja nicht, dass er ihr Gedichte schrieb, das war echt zu schnulzig – aber reden war doch nicht zu viel verlangt...?

Von einem Uchiha Sasuke offenbar schon. Aber sie wollte nicht schon wieder Streit anfangen und beließ es deswegen dabei.
 

„Ja...“ machte sie darum langsam und begann, ein paar ihrer rosa Haarsträhnen zwischen ihren Fingern zu drehen. „Sasuke-kun... ... können wir... etwas über uns reden? Mir liegen... einfach Dinge auf dem Herzen...“

Jetzt sah er sie komplett verwundert an.

„Was?“ machte er, „Wieso, hast du mal wieder Probleme? Hab ich dir mal wieder was verheimlicht?“ Er klang ungewollt schnippischer als geplant, und er bereute seine Worte nach einem Blick in ihr jetzt verhärtetes Gesicht.
 

Nein. Das war es nicht. Sakura hatte andere Sorgen. Aber wenn sie jetzt schon seinen genervten Ton hörte, dachte sie sich, sie würde wohl doch einen Streit anfangen.

Aber was sollte es. Sie wollte das jetzt klären.
 

„Sasuke-kun, wir zwei sind jetzt seit über einem Monat ein Paar,“ begann sie ruhig. „Aber... ich... ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll, weil... ... weil... irgendwie... sind wir ein Paar aber sind auch keins!“

Sasuke verschränkte die Arme und sah sie skeptisch an. Kurz beschloss sie, abzubrechen, als sie ihn ansah – er verschränkte schon wieder die Arme. Er blockte. Er wollte gar nicht darüber sprechen, wenn er so eine kalte, abweisende Geste zeigte... sie kannte diese Geste inzwischen. Sie fragte sich, ob er sich der Wirkung seiner Gesten bewusst war.

Nein... ich ziehe das durch. Irgendwann muss ich!

Sie sollte Luft.

„Sasuke-kun, wir küssen uns und so... und... wir tun etwas mehr als nur küssen... aber mal davon abgesehen tun wir nichts zusammen, oder? Du sprichst nicht mit mir und... und... du hast mir übrigens immer noch kein einziges Mal gesagt, dass du mich liebst.“

„Hab ich nicht?“ machte er und tat erstaunt, „Warum sind wir dann ein Paar?“

„Nein, hast du nicht!“ erinnerte sie ihn schnippisch, „Du hast gesagt, du möchtest mit mir zusammensein. Die Worte aus deinem Mund haben mich wirklich... sehr berührt, weißt du das? Aber... aber es war nicht Ich liebe dich!“

„Machen drei Worte so einen Unterschied?“

„Ja!“ rief sie empört. Er seufzte.

„Na gut. Ich liebe dich. – Fühlst du dich besser?“ Sie antwortete nicht sofort. dann ließ sie den Kopf sinken und war im Begriff, sich abzuwenden.

„Du hast offenbar keine Ahnung, wovon ich spreche... lassen wir das, Sasuke-kun. Es hat doch keinen Sinn, wenn du nicht mal verstehst, was das für mich bedeutet!“
 

Er hielt sie am Arm fest, als sie gehen wollte. Und sie blieb stehen.

Schon wieder.

Warum gab sie immer nach...? Immer gab sie nach, wenn er sie festhielt. Sie könnte sich losreißen... aber sie tat es nicht. Sie blieb einfach, wo sie war, und rührte sich auch nicht, als er ihren Arm losließ und sie spürte, dass er direkt hinter ihr stand.

Dann fasste er ihr mit beiden Händen sanft auf die Schultern und drückte leicht seine Finger gegen sie. Sakura erzitterte und brachte keinen Ton heraus.
 

Manchmal war es so anders...
 

Es war so merkwürdig. Manchmal war Sasuke total gefühlskalt und abweisend, sagte nur Hn und schien sich einen Dreck für sie zu interessieren – oder nur auf das Eine aus zu sein... – und manchmal... in Momenten wie diesem... war es etwas ganz anderes als sexuelle Anziehung zwischen ihnen, wenn sie einfach nur da standen und er ihre Schultern erfasste. Wie eine stumme Verbindung, die sie einfach fest aneinanderband. Und dann war die Stille so andächtig, dass man Angst bekam, etwas könnte zersplittern, wenn man auch nur das kleinste Geräusch machte.

Diese Gefühle waren überwältigend und gleichzeitig sehr angenehm... Sakura wünschte sich so oft mehr von diesen... anderen Momenten. Denn im Gegensatz zu anderen Momenten konnte sie in denen hier das spüren, was sie so lange suchte...
 

Sasukes Zuneigung zu ihr... nein, es war Liebe.
 

In den gewissen Momenten spürte sie es ganz deutlich, wie auch jetzt. Er liebte sie... das, was sie in seiner Gegenwart fühlte, war weder Lust noch irgendetwas anderes, es war eine tiefe, bedeutsame Zuneigung ihr gegenüber. Und in den Momenten wusste sie ganz sicher, dass er sie liebte.

Aber in den meisten anderen war sie sich nicht sicher...
 

Sie spürte, dass er den Kopf senkte, weil seine schwarzen Haare ihren Nacken kitzelten. Dann küsste er sie ganz sanft in den Nacken – an sich war es fast kein Kuss mehr sondern mehr ein hauchzartes Berühren seiner Lippen auf ihrem Hals.

Ihr lief ein warmer Schauer über den Rücken, als er das tat, und sie bekam eine angenehme Gänsehaut, als er mit einer Hand ihre Haare aus dem Nacken zur Seite strich. Es folgte ein zweiter, zärtlicher Kuss.

Und ausnahmsweise mal war er es, der die Stille brach. Aber er sprach so leise, dass sie ihn fast nicht hörte.
 

„Du bist hübsch... Sakura...“
 

Sie erzitterte. Aber dieses mal nicht vor Anspannung, sondern weil ein neuer, warmer Schauer über ihren Rücken lief, und sie wurde gegen ihren Willen rot.

Sasuke-kun...
 

Er drehte sie sanft zu sich herum, bis sie ihm wieder ins Gesicht sah. Er sah die Röte auf ihren Wangen und tat etwas, was sie ihn so gut wie nie tun gesehen hatte...

Er lächelte.
 

Es war kaum mehr als ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel, aber es ging eindeutig nach oben. Dann erfasste er mit beiden Händen mit einer so unglaublichen und ungewohnten Zärtlichkeit ihr Gesicht, dass sie beinahe das Gefühl hatte, ihr würde schwindelig, weil die Liebe zu ihm in ihr plötzlich so stark war, dass sie Angst hatte, sie würde platzen...

Und zitternd stieß sie die Worte erneut aus, die sie so gerne von ihm hören wollte...

„Ich liebe dich... Sasuke-kun...“

Er beugte den Kopf zu ihrem Gesicht herunter und küsste sie liebevoll auf den Mund. Einer der anderen Küsse... einer der Küsse, hinter dem kein Mach mich geil steckte. Sie erwiderte seinen Kuss mit derselben Hingabe wie er ihn ihr gegeben hatte, und es dauerte, bis sie sich voneinander lösten.

Er ließ ihr Gesicht los, während sie inzwischen die Hände auf seine Brust erhoben hatte, als er sie geküsst hatte.
 

In dem Moment flog die Zimmertür auf und Naruto kam herein.

„Nanu!!“ rief er beim Anblick der beiden, „Oh, also dieses Mal bin ich aber echt unschuldig, wenn ihr die Zimmertür offen lasst-...!“

„Naruto!!“ rief Sakura, „Ist doch okay! Ich habe doch gar nichts gesagt!!“ Naruto hielt inne, während hinter ihm auch Hinata auftauchte. Sasuke ließ Sakura los und räusperte sich.

„Was gibt’s, Dobe?“

„Na ja, nichts,“ machte der Blonde und stemmte wie ein empörtes Kind die Hände in die Hüften, „Das ist ja das Problem! – Im ganzen Wasserreich ist keine einzige Spur von Orochimaru! Nicht mal die Spur einer Spur! Das heißt, wir sind quasi umsonst hergekommen!“
 

––
 

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Ja^^ Ich hab ja gesagt es geht schnell^^ aber mal sehen wie lange das nächste kapi dauert, nächste woche hab ich so viel zu tun =__=

So, dieses mal hab ich naruto NICHT zum stören reinkommen lassen, bevor jemand sagt ich würde immer daselbe machen XDD Sasuke und Sakura waren ja quasi schon fertig und hatten nicht vor weiterzumachen^^' deshalb hat sich auch keiner aufgeregt XD

Und heeeeey^^ dieser Mizukage-Typi da XDD ich find ihn cool XDD erinnert ihr euch eigentlich an Kouzui? ^_~ Der kommt in SK in der Chuunin-Prüfung vor, gegen den muss Sani doch kämpfen^^ ich MUSSTE den einfach als Baby einbauen ^///^ Haruka-chan kommt ja auch bald....^^

Und diese Kiri-Kapitel mögen wie Filler aussehen, aber sie sind wichtig^^ erinnert euch einfach später an diese Kapis, dann wird vieles logischer sein...^^

Die Eltern

Die Rückreise war... unbefriedigend. Und nicht im sexuellen Sinne. Sakura hatte sich zuerst geweigert, einfach zurückzukehren. Sie hätten doch noch nicht alles genauestens überprüft und sich einfach nur nicht genug angestrengt, um Orochimaru zu finden, hatte sie behauptet, und die anderen hatten sie regelrecht zwingen müssen, mit ihnen nach Konoha zurückzugehen.

Sasuke wunderte sich dabei über Naruto – war der nicht sonst immer so enthusiastisch und kannte keine Grenze? Es verwunderte ihn, wie vernünftig der Blonde manchmal handeln konnte.
 

Und schließlich verließen sie Kirigakure doch und kehrten zurück in ihre Heimat Konoha. Auf der Reise sprachen sie kaum. Nicht mal Naruto, und Sakura war beleidigt, weil man ihr nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
 

„Wir können doch nicht einfach abhauen und die alleine lassen!“ versuchte sie es dann noch einmal, als sie allerdings schon wieder so gut wie zu Hause waren. „Was, wenn Orochimaru sich einfach gut versteckt hat?! Und was das mit der Schlangenhaut war, wissen wir auch nicht! Das heißt, wir kehren völlig ohne Ergebnisse zurück, na, da wird Tsunade-sama ja begeistert sein! – Was ist los mit euch?! Habt ihr vergessen, dass Orochimaru unser schlimmster Feind ist?!“

„Jetzt halt die Klappe, Sakura!“ schnauzte Sasuke sie gereizt an, „Danke, das weiß ich sehr gut! Was sollen wir deiner Meinung nach tun?! In Kiri wohnen, bis er da auftaucht?! Ich zumindest dachte eher daran, dass alles eine Falle sein könnte und Orochimaru, während wir dumm in Kiri herumhocken, ganz wo anders ist und Terror macht, in Konoha zum Beispiel...“

„Du meinst ernsthaft, der hat das alles nur gemacht, damit wir weggelockt werden?“ machte Sakura, „Das ist unmöglich, Sasuke-kun! Er kann nicht gewusst haben, dass Tsunade uns nach Kiri schicken würde!“

„Na ja, dass ich gehen müsste wäre vorhersehbar, immerhin bin ich doch der ultimative Orochimaru-Kenner,“ behauptete Sasuke und klang unglaublich eingebildet dabei. Sakura schnaubte.

„Sie hätte auch Anko schicken können, die kennt Orochimaru genauso wie du!“

„Aber meine Zeit mit ihm liegt nicht so lange zurück wie Ankos...“

„Hey!“ empörte sich Naruto jetzt, „Selbst, wenn Sasuke recht hat, wieso sollte er denn ausgerechnet uns nicht in Konoha haben wollen?! Oder eben ausgerechnet nur Sasuke nicht?! Ich meine, er ist doch – oder war zumindest – hinter Sasukes Körper her, da wäre es schön blöd, ihn wegzulocken!“

„Ach, verdammt!“ meckerte Sasuke zornig, „Ich habe doch keine Ahnung, was der Depp sich gedacht hat und was das alles sollte! Fest steht, dass in Kiri nichts auf Orochimaru hingewiesen hat, abgesehen von dieser einen Schlangenhaut! Und wir haben alles getan, was zu dieser Zeit möglich war, wir haben jeden Einzelnen im ganzen Wasserreich auf das Kuchiyose no jutsu überprüft, Hinata hat mit ihren Byakugan alles abgesucht, und bei diesem Monstrum namens Kurame erscheint es mir wirklich unmöglich, unbemerkt von außen nach Kiri zu kommen!“

„Zumindest nicht im Wasser,“ addierte Hinata, „Was, wenn er geflogen ist?“

„Womit soll er bitte fliegen?“

„Seht!“ unterbrach Naruto die Diskussion und zeigte nach vorne, „Konoha steht noch, also ist Orochimaru auch hier nicht aufgetaucht!“
 

––
 

Sakura behielt recht – Tsunade war alles andere als erfreut über die Ergebnisse – oder eher die Nichtergebnisse.

„Wie, und ihr wollt mir jetzt erzählen, dass diese Schlangenhaut da aus Spaß rumgelegen hat?!“ fragte die Hokage empört und sah die vier Jounin vor sich an, „Meint ihr, die hat da gerade Urlaub gemacht?! Oder die ist da hingeweht?!!“

„Tsunade-sama... wir haben wirklich alles getan, was wir konnten, aber es war einfach nirgends Orochimarus Anwesenheit nachweisbar!“ versuchte Sakura es und benutzte damit Sasukes Argumente, die er vorhin gegen sie verwendet hatte – aber sie war vermutlich von den Vieren diejenige, der Tsunade am ehesten zuhören würde, also musste sie das Reden übernehmen. „Sollen wir etwa wieder zurückgehen?! Was, wenn Orochimaru inzwischen ganz wo anders ist und unsere Aufmerksamkeit von etwas anderem ablenken wollte?!“
 

Tsunade grübelte und trommelte dabei mit den Fingern auf dem Tisch herum, worauf kleine Dellen in der Oberfläche entstanden, die Naruto mit wachsender Furcht beobachtete.

Sie zertrümmert gleich wieder einen Tisch...!

„Das wiederum ist natürlich wahr,“ gab die Hokage nach und entlockte den Jounin vor sich ein erleichtertes Seufzen. „Orochimaru kann überall sein. Und wir haben nicht die Zeit, ihn auf dem ganzen Kontinenten suchen zu lassen! Was sicher ist, ist, dass er lebt. Dass er sich Konohas Untergang aus dem Kopf geschlagen hat, bezweifle ich doch stark. Das heißt, dass wir früher oder später damit rechnen müssen, dass er hier aufkreuzt. Und dass er noch hinter Sasuke her ist, ist auch durchaus möglich. Statt ziellos herumzuirren und ihn zu suchen, sollten wir uns auf die Defensive Konohas konzentrieren und das Dorf schützen für den Falle eines...“ Sie zögerte kurz, das Wort auszusprechen. „...den Fall eines Krieges.“
 

Die Shinobi sahen sie mit großen Augen an, rührten sich aber nicht.

„Wir sollen hier warten, dass er uns angreift?!“ machte Naruto, „Tsunade no baa-chan! Wir wissen nicht, was genau er plant und was für Waffen er haben wird! Oto ist zwar zerstört worden, aber vielleicht baut er gerade eine neue Streitmacht gegen uns auf!“

„Und je länger wir hier warten, desto mehr Zeit geben wir ihm, die aufzubauen!“ unterstützte Sasuke seinen blonden Kameraden sofort, was Sakura erstaunte – Sasuke zog sofort mit Naruto am selben Strang? Aber Naruto hatte durchaus recht!
 

„Dann sagt mir, wo wir ihn suchen sollen!!“ nörgelte Tsunade, „Wenn ich Truppen in alle Himmelsrichtungen aussende, habe ich weniger hier für die Verteidigung, falls Orochimaru doch plötzlich auftaucht! Wir können nur ständigen Kontakt mit den großen Ninjamächten halten und müssen die Grenzen zu den Staaten, zu denen wir nicht so großen Kontakt haben, stärker bewachen lassen. – So, aber was mich ankotzt ist, dass ihr nicht herausgefunden habt, woher diese verdammte Haut kam! Dass ihr Orochimaru nicht finden konntet war fast absehbar, aber das Problem haben wir nicht gelöst! Ab jetzt wird jeder Hinweis, den wir auf Orochimaru bekommen, so lange verfolgt, bis er gelöst wurde, kapiert, ihr Luschen?! – Sakura, ich hätte mehr von euch erwartet!“

„Ich weiß... es tut uns leid, Hokage-sama. Aber wir haben nichts gefunden, nicht mal die Spur eines Hinweises.“
 

Sasuke seufzte.

„Ich kümmere mich dann eben darum,“ sagte er erstaunlicherweise, und alle sahen ihn an.

„Was?“ machte Tsunade, „Wie?“

„Sagt dem Mizukage, er soll die Haut herschicken... vielleicht finde ich durch die anderen Schlangen heraus, zu welcher Schlange sie gehört, und vielleicht kann ich ja mit der entsprechenden Schlange sprechen, wobei sie mir vermutlich kein Wort über Orochimaru sagen wird-... außerdem sind die Biester launisch, die antworten nur, wenn sie Bock haben, und den haben sie selten. Und so groß, wie die Haut war... dürfte es, na ja...“ Er machte eine bedrückte Pause. „Die Schlangen verlangen Bezahlung, wenn man sie schon nervt... für Antworten werden wir vermutlich teuer bezahlen müssen, wenn wir überhaupt welche bekommen.“
 

Tsunade verengte die Augen nachdenklich zu Schlitzen.

Bezahlung...

„Sasuke!“ nervte Naruto jetzt, „Warum hast du das nicht in Kiri gesagt?!“

„Hätte ich dem Mizukage verraten sollen, dass ich dieses Jutsu beherrsche, und mich damit als (wenn auch ehemaliger) Schüler von Orochimaru preisgeben?! Das hätte Konohas Ruf nicht gerade gut gemacht und in Kirigakure Misstrauen geweckt, oder nicht?!“

„Sasuke,“ warf Tsunade ein, „Finde die Schlange und frag sie, wieviel sie für Informationen über Orochimaru haben will. Er arbeitet viel mit denen, die müssten viel mit ihm zu tun haben, mehr noch als Menschen, nehme ich an. – Gleichzeitig ist es natürlich auch ein Risiko... denn die Schlange wird Orochimaru natürlich auch Informationen über uns geben können.“ Sie zögerte. „Ach, was soll's!“ maulte sie dann, „Was gibt es schon in Konoha, das Orochimaru nicht wüsste?! Dummerweise weiß er alles über Konohas Geschichte, über alle geheimen Jutsus und über die Leute hier, Kabuto hat zu seinen Lebzeiten wahrlich ganze Arbeit geleistet. – Sasuke, finde diese verfluchte Schlange, und ich gebe ihr, was sie haben will, wenn es einigermaßen realistisch ist!“

„Die lassen nicht mit sich handeln,“ seufzte Sasuke, „Sie wird nur einen Preis akzeptieren, und zwar den, den sie selbst vorschlägt.“

„Sag mal...“ murmelte Naruto, „Womit werden die denn bezahlt??!“

Der Uchiha verzog den Mund zu einem gefühllosen Grinsen.

„Mit Menschenopfern.“
 

Die anderen starrten ihn an und Sakura fuhr auf.

„Aber...?! Tsunade-sama...??!“

„Ach,“ machte die Fünfte, „Dazu habe ich ja die Anbus, die sollen ihre Zielobjekte eben lebend fangen und herbringen. Ich hoffe, wir haben eine lange Liste.“
 

––
 

Es dauerte über drei Monate, bis Sasuke endlich die richtige Schlange gefunden hatte, der die Haut gehörte.

Die Tiere waren, wie er selbst gesagt hatte, nicht sehr gesellig und wurden ungern zu Dingen gezwungen. Eine Schlange hatte sich über einen Monat geweigert, überhaupt mit ihm zu sprechen – offenbar war sie voll und ganz Orochimaru verfallen und sah in Sasuke einen grässlichen, schändlichen Verräter. Sasuke entdeckte zu seinem Glück irgendwann auf einer Mission an der Grenze zu Oto allen Ernstes einen überlebenden Oto-Nin, den er getrost erstechen und der mürrischen Schlange als Bestechungsobjekt anbieten konnte, dann sprach sie endlich mit ihm (der Schlange schien es egal zu sein, wer das Opfer war, das sie fressen konnte, solange es essbar war) – und durch sie kam er endlich an die Information, welche Schlange in Kiri gewesen und sich gehäutet hatte. Und nach über drei Monaten langem Winseln vor Schlangen war Sasuke dieser Tiere langsam überdrüssig. Wie konnten die es wagen, sich seinem Willen zu widersetzen, er hatte ihren verdammten Vertrag unterschrieben! Dummerweise schien die Schlangen das mitunter einen Dreck zu interessieren. Sie akzeptierten nur die als ihre Meister, die sie selbst für würdig hielten. Normalerweise taten sie da bei Sasuke ohne Frage... manchmal hatte er sich auch gefragt, ob Orochimaru alle Schlangen gegen ihn aufgehetzt hatte.
 

Dann war es Juni und bereits Sommer, als er endlich den richtigen Gesprächspartner gefunden hatte. Aber es war ja nicht so, dass das sein einziges Problem gewesen wäre. Das zweite war seine rosahaarige Freundin Sakura, die ihm neuerdings immer mehr auf die Nerven ging. Sie distanzierte sich von ihm und das ärgerte ihn. Einerseits nervte es ihn, dass sie nicht bei ihm war – aber wenn sie bei ihm war, nervte ihn ihr ständiges Gequatsche; als ob er von dem ewigen Zischen der Schlangen nicht genug Kopfschmerzen hätte, verdammt.

Im Gegensatz zu seinem Kopf hatte das Juin im Übrigen seit Kiri kein einziges Mal mehr geschmerzt... das war dann seine dritte Sorge, weil er jetzt nicht wusste, was Orochimaru trieb.
 

––
 

Es dämmerte langsam, während Sasuke gelangweilt auf einer Holzbank vor dem Krankenhaus saß, die Beine überschlagen, und mit dem Fuß auf und ab wippte. Sakuras Distanz nervte ihn inzwischen so sehr, dass er sich aufgerafft hatte, vor dem Krankenhaus auf sie zu warten und sie abzufangen, um sie zu fragen, was sie für ein Problem hatte.

Es war nicht so, dass sie sich mal wieder gar nicht mehr sahen... sie trafen sich desöfteren, aber jedes Mal nur kurz, und viel mehr als mal einen Kuss hatte es irgendwie auch nicht gegeben im letzten Monat. Wie sollte er denn die Antworten auf seine Fragen finden, wenn sie nicht da war? Immer, wenn er das Gefühl gehabt hatte, sie fast zu erwischen, war es dann gewesen, wenn Sakura bei ihm gewesen war.
 

In dem Moment kam sie aus dem Krankenhaus und er erhob sich rasch von der Bank. Als sie ihn sah, hielt sie inne.

„Sasuke-kun?“ machte sie erstaunt, „Was... was machst du denn jetzt noch hier? – Hast du endlich deine Schlange gefunden?!“ Plötzlich war sie ganz aufgeregt, kam auf ihn zu und strahlte, „Hast du?“

„Ja,“ machte er und betrachtete sie verwirrt. „Was ist, hast du Zeit?“

„Wie... jetzt? Es ist spät, Sasuke-kun, ich... möchte eigentlich lieber nach Hause. Ich meine, wir können uns morgen-...“

„Dann bringe ich dich nach Hause. Komm.“ Er ging voraus, ohne Widerspruch zu dulden, und nachdem sie ihm erst entsetzt nachgestarrt hatte, folgte sie ihm schließlich und holte ihn schnell ein.

Er... bringt mich nach Hause? Das hat er ja noch nie gemacht... was ist denn los...? wunderte sie sich erstaunt, als sie erst stumm nebeneinander hergingen. War es ihm nicht sonst egal, was sie tat, solange es nicht um das Eine ging?
 

„Was ist, Sasuke-kun?“ fragte sie dann ernst. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen.

„Du nervst mich, weißt du das?“ kam die patzige Antwort.

„Ja, toll,“ machte sie jetzt erhitzt, „danke. Deswegen kommst du extra her?! Super, Sasuke.“

„Lass mich ausreden...“ stöhnte er genervt, „Es nervt mich, dass du mir aus dem Weg gehst. Also sag mir, wieso.“
 

Sie blieb stehen.

„W-wie bitte?!“ machte sie entsetzt. Er sah sie finster an.

„Du weißt ganz genau, was ich meine. Warst du nicht sonst so verrückt nach mir? Und seit ein paar Wochen läufst du vor mir weg, huh? Hast du geglaubt, ich merke das nicht...? Das... rein zufällige Arbeiten im Krankenhaus immer dann, wenn ich dich sehen will?“

„Du willst mich sehen?“ fragte sie zurück und klang ungewollt spöttischer als geplant, „Wozu? Weil du vögeln willst?“

Was??!“ machte er jetzt fassungslos, „Fängst du schon wieder damit an?!“ Was unterstellte sie ihm eigentlich?! „Hör mal zu, Sakura!“ Er bäumte sich vor ihr auf und starrte dunkel auf sie herunter, „Das ewige Generve mit den Schlangen hat mich genug angepisst! Wärst du also so gütig, mir einfach zu sagen, was bitte dein Problem ist?!“

„Das kann ich dir sagen!“ murrte sie, „Es... ich... deine Einstellung nervt mich! Wenn wir zusammen bei dir sind, sitzen wir nur rum und tun nichts, wir sprechen kaum miteinander – na ja, ich spreche, du sagst immer nur Hn, Hn und nochmal Hn! Weißt du, Sasuke-kun... ich... erwarte einfach etwas mehr von einer Beziehung! Das zwischen uns ist noch lange keine Beziehung, nur, weil wir uns zweimal die Woche küssen!“

„Oh, ich würde dich ja öfter küssen...“ warf er gespielt grübelnd ein, aber sie ignorierte ihn gekonnt.

„Es geht nicht ums Küssen! Es geht um Gefühle! Ich... ich merke nicht, dass ich dir... auch nur ansatzweise irgendwie wichtig bin, und das... das hasse ich an dir, weißt du das?!“ Sie ballte verärgert die Fäuste. „Wenn ich bei dir bin, fühle ich mich nicht, als wäre ich bei einem Menschen, der mich liebt! – Sag's mir, Sasuke-kun...“ Sie wurde plötzlich wieder ruhig, als er sie nur empört ansah. „Sag mir, was... erwartest du von einer Beziehung? Ist das... das hier wirklich deine Vorstellung von Liebe, Sasuke-kun?“ Inzwischen gingen sie längst weiter und Sakuras Elternhaus kam in Sicht.

Ich muss jetzt ruhiger werden... bevor meine Eltern alles mitkriegen...

„Tss,“ machte er, „Ich kapier dich nicht. Ich weiß einfach nicht, was du von mir willst!! Etwa so mit dir durch die Straßen rennen und Liebeslieder singen?!“ Er nahm demonstrativ ihre Hand und schlenkerte sie herum, „Ohh ja, ganz großartig.“

„Ich sag's ja!“ zischte sie gedämpft, als sie das Haus erreichten und jetzt vor der Tür standen, „Alles, was du willst, ist Sex! Stimmt's nicht?! Du... du wolltest doch nur für deinen Clan mit mir zusammensein!!“

„Pff, wenn's nur darum ginge, hätte ich dich längst genagelt!“ zischte er empört – und fing sich darauf eine schallende Ohrfeige.

„Du bist ein Schwein, weißt du das??!“ brüllte sie wütend. Er starrte sie aus flammenden Augen zornig an und strich sich über die brennende Wange, bevor er sie packte und an sich heranzerrte.

„Klar, jetzt bin ich wieder das Schwein! Wieso fängst du jedes Mal Streit an, wenn wir uns sehen, es nervt mich, Sakura!! Irgendwas gibt es ständig, das dir nicht passt!!“

„Sag mir doch endlich, dass du mich liebst!!“ rief sie wütend und verzweifelt zugleich, „Zeig es mir doch endlich mal!! Wie soll ich mit meinen Gefühlen für dich umgehen, wenn ich denke, dass sie sowieso nicht erwidert werden?! Wieso soll ich dir mein Herz schenken, wenn ich denke, dass du es mit Füßen treten würdest...?!“ Sie erzitterte und er packte sie fester, ohne ihr wehzutun, als er den Kopf senkte und mit den Lippen kurz vor ihren stoppte. Sie sog keuchend die Luft ein und starrte ihn aus ihren grünen Augen an, als er so direkt vor ihr war. Und sie spürte ihr Herz für ihn schlagen und hasste sich dafür. Hasste sich dafür, dass sie ihn einfach liebte und nichts dagegen tun konnte.
 

So sehr habe ich versucht, dich zu vergessen... aber es ist mir nicht gelungen. Manchmal wünschte ich... ich wäre stärker gewesen.
 

Sasuke berührte für den Bruchteil eines Bruchteils einer Sekunde ihre geöffneten Lippen. Es war so kurz, dass es mehr ein Streifen als ein Kuss war. Dann sprach er.

„Ich habe dich nie... mit Füßen getreten, Sakura. Ich dachte, du wüsstest das.“ Sie starrte ihn an, als er die Augen schloss.
 

„Wieso muss ich dir immer alles erst zeigen, damit du es glaubst?“
 

Sie schloss die Augen und ließ zu, dass er sie zärtlich küsste. Ohne weiter zu überlegen erwiderte sie seinen Kuss und hob eine Hand, um seine Wange zu berühren, als sich ihre Zungen trafen.

Dann ging die Haustür auf und Sakuras Mutter erstarrte an Ort und Stelle bei dem Bild, das sich ihr bot.
 

Im selben Moment fuhren die beiden auseinander und zur Tür herum, in der Sakuras Mutter stand und die zwei mit riesigen Augen anstarrte.

„M-Mami!!“ machte Sakura und lächelte verzerrt, „Oh... ähm... du... kennst doch noch Sasuke-kun?!“

Sasuke wagte es nicht, Sakuras Mutter lange ins Gesicht zu sehen, und ließ sie rasch los. Ihm fiel auf, dass er der Dame zum ersten mal begegnete.

Na toll, die hat jetzt sicher ´nen großartigen Eindruck von mir.
 

Entgegen seiner Erwartungen lächelte die Frau fröhlich und klatschte in die Hände.

„Oh, natürlich! Der Junge vom Uchiha-Clan! – Guten Abend, Sasuke.“

„Hn,“ machte Sasuke und klang – allen Ernstes – kleinlaut. Sakura sah ihn einerseits amüsiert, andererseits verwundert an.

„Also... ja... danke, dass du mich... heimgebracht hast, Sasuke-kun,“ machte sie dann noch leicht konfus. „Wir sehen uns sicher morgen?“

„Hn,“ machte Sasuke und war sich nicht sicher, was er am besten antworten sollte – die Situation war doch etwas zu viel für ihn. Plötzlich mitten im Küssen gestört zu werden war er zwar gewohnt (leider gab es da ja diesen blonden Fuchsbengel... der es doch desöfteren geschafft hatte, sie zu stören...), aber dann noch von der Mutter seiner Freundin – das war irgendwie anders. Die könnte er nicht anbrüllen, wenn sie störte...
 

Konfus entschied er sich, am besten gar nichts mehr zu sagen, nickte beiden Frauen nur noch einmal zu und ging dann wortlos. Sakura sah ihm etwas enttäuscht und andererseits auch verunsichert nach. Als ihre Mutter sich hinter ihr räusperte, dachte sie dann aber, dass es wohl doch gut war, dass er gegangen war.
 

„Sasuke-kun also?“ machte Frau Haruno mit diesem gewissen Unterton in der Stimme, den Sakura so gut kannte – und hasste. Dieses gespielt Freundliche, hinter dem sich in Wahrheit das bedrohliche Brummen einer Wespe versteckte...

„Ja,“ machte die Rosahaarige und kam dann unbekümmert ins Haus, „Wir sind schon eine Weile zusammen. Tut mir leid, ich wollte es dir früher sagen... ich bin einfach nicht dazu gekommen.“ Die Mutter schloss die Haustür und sah ihre Tochter eine Weile an.

„Na ja, du meinst, weil es so lange dauert? – Wie lange läuft das schon, Sakura?“ Sakura verdrehte die Augen, während sie ihrer Mutter den Rücken kehrte.

„Seit Januar. Ich bin kein Kleinkind, Mami, in meinem Alter gehen alle Mädchen mit Jungs! Ino ist schon viel länger mit Shikamaru zusammen! Also mach keinen Lerry darum!“

„Sakura...“ machte ihre Mutter, „Ich habe nichts dagegen, dass du einen Freund hast... er ist doch der Junge, den du schon so lange gerne magst... hab ich recht? Dann ist aus euch also doch etwas geworden!“ Sakura wurde rot und spürte jetzt aber, dass ihre Mutter die Stimmung von empört zu gut gelaunt wechselte. Sie drehte sich wieder zu ihr herum.

„Ja...“ machte sie und lächelte dann automatisch bei dem Gedanken an Sasuke, „Ich... mochte ihn wirklich schon lange...“ Ihre Mutter unterbrach sie und machte jetzt ein Gesicht wie ein Kleinkind vor dem größten Weihnachtsgeschenkehaufen der Welt.

„Bring ihn doch mal her, damit wir deinen Freund auch kennenlernen können!“
 

Sakura starrte sie an. Oh nein – jetzt kam das, wovon sie mit Ino gesprochen hatte... das, was an ihrer Mutter fast genauso nervig war wie ihr Kein-Sex-vor-der-Hochzeit-Wahn.

Jetzt kommen die großen Verkupplungspläne... oh nein...!

„Lad ihn zum Essen ein!“ amüsierte sich ihre Mutter weiter, rauschte an ihr vorbei in die Küche und dann in die Stube, „Hast du gehört, Schatz?! Sakura hat einen Freund! Ist das nicht schön?“

„M-hm...“ machte Sakuras Vater nicht ganz so beeindruckt, der in der Stube auf der Couch Zeitung las. Sakura seufzte.

„Mami... immer die Ruhe, wir-...!“

„Oooh nein. Wenn ihr schon seit Januar zusammen seid und ich es erst jetzt erfahre, hat er hier gefälligst mal aufzukreuzen!“ widersprach die Mutter voller Enthusiasmus. „Wie wäre es mit nächsten Sonntag? Ich koche was schönes für euch! – Nicht wahr, Papa, hast du da auch Zeit?“ Manchmal nannte Sakuras Mutter ihren eigenen Mann Papa, genau wie Sakura es logischerweise tat, was Sakura immer wieder grinsen ließ.

Papa löste sich nicht von seiner Zeitung.

„M-hm...“ machte er grübelnd und Sakura hatte den Verdacht, dass er seiner aufgedrehten Frau gar nicht zuhörte. Ihr kam ein belustigender Gedanke.

Irgendwie erinnert er mich fast ein wenig an Sasuke-kun, der immer nur ‚Hn‘ sagt...
 

„Also, nächsten Sonntag, abgemacht! Was meinst du, Sakura, um fünf?“

„Ich, äh, h-habe noch gar nicht gesagt, dass ich einverstanden bin!“ rief die Tochter verwirrt, als ihre Mutter wieder vor ihr aufkreuzte.

„Was?“ kam die Frage in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Manchmal erinnerte ihre Mutter sie an Tsunade...

„Ähm... ich meine...“ murmelte die Rosahaarige betreten. „Ich weiß nicht... ob Sasuke-kun Zeit hat!“

Gute Ausrede. Vielleicht hatte er keine!

„Drückst du dich etwa davor, deinen Freund zu dir nach Hause einzuladen?“ wunderte sich Frau Haruno – und jetzt ließ ihr Mann die Zeitung sinken und fasste schonmal genervt nach seinem Kopf... weil er genau wusste, was jetzt kam.
 

„Sakura...?! Ihr macht doch nicht etwa etwas unsittliches...?!“
 

„Oh Gott...“ murmelte Sakuras Vater kleinlaut, und Sakura fragte sich einen Moment, ob ihre Mutter auch vor ihrer eigenen Hochzeit auf unschuldiges Verhalten gezählt hatte... kein Wunder, dass ihr Vater genervt war, dann hatte er vermutlich viel durchmachen müssen...

Das Mädchen wurde rot und schnappte nach Luft.

„Mami!!“ rief sie verlegen, „Wa-was denkst du von mir?...“ Na ja, abgesehen davon, dass sie schon einmal halb nackt aufeinander in Sasukes Badezimmer gelegen hatten und er versucht hatte, sie mitten in einem See auszuziehen, waren sie völlig unschuldig...

„Du bist immerhin erst achtzehn!“ machte die Mutter besorgt, „Und ihr seid nicht verheiratet!“

„Ja... ich weiß, keine Angst! Ich werde ihn schon nicht an mich heranlassen-...“ Na ja, mal sehen, setzte sie in Gedanken hinzu. Auch, wenn sie ihn oft beschimpfte, nur wegen seines doofen Clans mit ihr zusammen sein zu wollen, musste sie sich eingestehen, dass sie sich nie wehrte, wenn er so wie im Badezimmer damals oder in dem See über sie herfiel... im Gegenteil...

Verdammt, meine Mutter mit Sasuke an einen Tisch zu setzen wird eine Katastrophe...!
 

––
 

Sasuke sah seine Freundin unsicher an, als sie vor seiner Wohnungstür stand, an ihrem Rock herumzupfte, weil sie irgendwie ihre Hände bewegen wollte, und gleichzeitig von dem Essen bei ihren Eltern erzählte, zu dem sie ihn einladen musste. Es war der nächste Nachmittag.

„Also... hast du... am Sonntag um fünf Zeit für meine Eltern?“
 

Sasuke zog eine Braue hoch und ließ den Blick zu ihrem Rock schweifen, der hin und her wippte, weil sie daran zog und zupfte.

„Für deine Eltern?“ wiederholte er mit einem großen Schlag Skepsis.

„Na ja, für mich,“ sagte sie, „Meine Mutter will dich unbedingt... kennenlernen... du... solltest wirklich kommen, sie wird stinksauer, wenn du nicht kommst!“

Sasuke versuchte, ihr ins Gesicht zu sehen, wurde aber wieder von dem sich bewegenden Rock und ihren Händen abgelenkt und sah wieder nach unten.

„Aha... ...“ machte er langsam und nicht ganz beeindruckt. „Ich hab keine Zeit, ich muss trainieren und außerdem mit dieser widerspenstigen Schlange reden. Vielleicht wann anders.“

„Sasuke-kun...“ bat sie ihn und trat einen Schritt näher, während sie ihre Hände in ihrem Rock verknotete und Sasukes irritierte Blicke auf ihren Unterkörper ihr offenbar völlig entgingen. „Tu mir ein einziges mal diesen Gefallen. Meine Mutter lässt mich nie wieder in Ruhe, wenn du nicht kommst.“

„Ach, und dass du mit deiner Alten nicht fertig wirst, ist mein Problem?“

„Sasuke-kun, jetzt stell dich nicht so an, es ist nur ein Essen!! Ich hab meinen Eltern nichts Schlimmes über dich erzählt! Und meine Mutter ist gar nicht so alt!“ Sie hielt jetzt mit den Händen inne und er sah darauf in ihr Gesicht.
 

Er wusste selbst nicht genau, was es war, das ihn zögern ließ, Sakuras Eltern gegenüber zu treten. Eltern von Mädchen waren doch immer so pingelig, was das Benehmen der Jungen anging... er hatte vielleicht mit seinem Nachnamen einen guten Ruf – na ja, das aber als Shinobi, und soweit er wusste, waren Sakuras Eltern keine Ninjas und hatten demzufolge vermutlich auch keine Ahnung von den großen Clans. Dann wiederum war sein Ruf auch nicht so gut, weil er Konoha verlassen hatte... das würde ihm ewig anhängen, daran war er selbst Schuld und er wusste das.

Und es ärgerte ihn.
 

„Von mir aus... Sonntag um fünf. Ja, ich... ich bin da,“ gab er schließlich nach und Sakuras Gesicht hellte sich deutlich auf.

„Mir... bedeutet es viel, dass du zugesagt hast...“ offenbarte sie ihm dann leise und lächelte ihn verliebt an, während ihre Hände wieder unsicher an ihrem Rock herumkneteten und er wieder automatisch nach unten sah. „Ich meine...“ fuhr sie unbeirrt fort, „Das zeigt mir, dass ich dir doch nicht ganz so egal bin, Sasuke-kun.“

Dann bemerkte sie seine Blicke auf ihren Rock.

„Sasuke-...??!“ machte sie, ließ sofort ihren Rock los und er riss alarmiert den Kopf hoch. „W-wohin starrst du bitte??!“

„Wenn du da rumfummelst!“ meckerte er los, „Das hat mich abgelenkt, Sakura.“

„Ach, du!!“ schnaubte sie, „Du bist ein Lüstling, Sasuke, das ist alles!! Ich weiß ganz genau, was du wieder gedacht hast!! Nur mal so, meine Mutter ist streng gegen Schweinereien vor der Hochzeit, bevor du dir am Sonntag ´nen peinlichen Auftritt lieferst!“ Damit stampfte sie die Treppen herunter in Richtung Haustür. Sasuke lehnte sich unbeeindruckt von ihrer Standpauke an den Türrahmen und rief ihr unbekümmert nach:

„Tu bloß nicht so, als wäre immer ich derjenige, der Sex will!! Du bist diejenige, die vor mir ihre Bluse ausgezogen hat...“

Er hörte sie unten empört schnauben, dann schlug die Haustür zu und Sakura war weg.

Sasukes Gesicht zeigte ein undefinierbares, aber durchaus auch amüsiertes Grinsen.

Irgendwie war es erregend mit anzusehen, wie sie sich künstlich aufregte... schade, dass sie weggelaufen war, eigentlich...
 

Sakura hielt unten vor der Haustür noch einmal inne, nachdem diese zugeschnappt war. Ihre Wut war mit einem Windhauch von draußen einfach verflogen... wenn es denn überhaupt richtige Wut gewesen war. Ihr war warm. Und irgendetwas in ihr tendierte stark dazu, umzukehren und zurück zu Sasuke zu gehen... beinahe hätte sie wirklich Kehrt gemacht und wieder geklingelt. Und sich an seinen Hals geworfen und ihn geküsst... und...
 

Mit einem erschrockenen Keuchen riss sie den Kopf hoch und das komische Lächeln, das ihr bei ihren Gedanken eben unwillkürlich auf die Lippen gekrochen war, verschwand.

Ach, verdammt...!

Dann ging sie eilig davon, möglichst weit weg von der Versuchung, doch noch umzukehren...
 

––
 

Am Sonntag wurde das Wetter schlecht. Die ganze Woche über war strahlender Sonnenschein gewesen, und jetzt wurde es grau und düstere Wolken grollten über dem Dorf, als würden sie zornig auf es herabsehen und nicht gutheißen, was passierte.
 

Als die ersten Regentropfen fielen und mit einem kurzen Knall und einer Rauchwolke eine verhältnismäßig kleine Schlange vor Sasuke auf dem Waldboden aufkreuzte, hob der Uchiha genervt den Kopf zum Himmel. Hier unter den Laubbäumen würde er wenigstens nicht allzu nass werden...

Dachte er zumindest, bis plötzlich ein Platzregen über dem Wald herunterging und sowohl er als auch die Schlange vor ihm binnen Minuten klitschnass waren.

„Iiih,“ machte die Schlange und sah nach oben. Sasuke verdrehte die Augen.

„Ich habe keine Zeit für eure Nervereien! Jetzt sieh zu, dass du mir deine große Schwester holst, ich habe noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen, was die Haut in Kiri angeht!“ Die Schlange zischte ihn böse an.

„Nicht... in diessssem Ton...“

„ICH REDE MIT EUCH WIE ICH BOCK HABE!!“ fuhr Sasuke sie an und zog sein Katana hervor, „Ich habe einen Vertrag unterschrieben und habe genauso ein Recht auf eure Hilfe wie Orochimaru, kapiert?! Und ich mache keine Witze, wenn du nicht sofort verschwindest und deine Schwester hier auftaucht, mache ich kurzen Prozess mit euch!“ Die Tonlage schien es auszumachen – die Schlange verschwand jedenfalls maulend. Sasuke sah wieder zum Himmel. Es war bereits Nachmittag. Obwohl es Juni war und es daher an sich recht spät dunkel wurde, war es im Wald düster. Lag auch an den Regenwolken.
 

Er schüttelte seinen nassen Kopf und kleine Tropfen flogen aus seinen Haaren, bevor er die Fingerzeichen zum Kuchiyose no jutsu erneut schloss, das Blut seines schon angebissenen Fingers zum zweiten mal auf den Boden schmierte und die Hand darauf legte:

„Kuchiyose no jutsu!“

Mit einem weiteren Puff erschien jetzt wenigstens die Schlange, die er haben wollte – die, deren Haut in Kiri gewesen war.

„Ssso,“ zischte sie argwöhnisch, „Und wie war dasss mit der Bezzzahlung, Sssasssuke?“

„Bevor ich dir irgendwas gebe, erklärst du mir jetzt mal ganz in Ruhe, was deine Haut in Kiri am Strand zu suchen hatte!“ Die Schlange zischte. Als sie offenbar keine Anstalten zum Antworten machte, verschränkte der Schwarzhaarige die Arme. „Ich kann warten. Lass dir ruhig Zeit.“

„Ich arbeite nicht für Konoha...“ erwiderte die Schlange, „Ich brauche kein Wort zzzu sssagen.“

„Arsch mich nicht an, ich hab dir Fleisch versprochen und du hast gesagt dann sagst du's mir, also halt dich an die Abmachung. Außerdem bin ich dein Meister, solange ich dich beschwöre, und du hast mir Folge zu leisten.“

„Du irrssst dich...“ amüsierte die das Reptil, „Ich habe gesssagt, ich überlege essss mir vielleicht! Von ja war nie die Rede.“

„Auch gut,“ machte Sasuke und spielte wie nebenbei mit seinem Katana herum, „Ich mache eine Lederhandtasche aus dir. Wie gefällt dir das?“

„Nimm den Mund nicht zzzu... voll, Uchiha...“

„Kannst du mir jetzt endlich sagen, wieso du in Kiri warst?! War Orochimaru dort? Sag's mir, oder ich mache aus meiner Drohung Ernst.“ Und Sasuke war an sich der Meinung, dass auch die Schlangen wissen sollten, dass er keine Spielchen trieb... „Also. Wer hat dich da beschworen? Orochimaru?“ Die Schlange sah ihn immer noch argwöhnisch an.

„Erssst... will ich meine Beute sssehen! Die dreißig Opfer...“
 

Sasuke fuhr hoch und starrte sie an.

„Wie jetzt, dreißig?! Letztes Mal war von zwanzig die Rede! Du betrügst mich doch nicht etwa...“

„Dreißig!“ zischte die Schlange, „Keinen einzzzigen weniger, Sssasssuke Uchiha!“

„Wieso schließt ihr dummen Tiere Verträge mit Menschen, wenn ihr sie nicht einhaltet?!“ murrte Sasuke, „Ich bin hier derjenige, der Forderungen stellen sollte!“

„Wir halten unsss... an den Pakt, sssolange wir den Menschen für... würdig halten!“

„Und ich bin nicht würdig? Jetzt pass bloß auf, was du sagst, Handtasche.“ Er aktivierte verärgert seine Sharingan und seine Augen blitzten rot auf in der Dunkelheit des verregneten Waldes. Die Schlange zischte.

„Wenn du mich tötessst... wird dir sssicher niemand mehr sssagen können, wiessso die Haut in Kiri war...“
 

Ja, Sasuke wusste das. Aber er merkte jetzt, dass das Reptil seine Großkotzigkeit beim Anblick der Sharingan zurückschraubte. Vielleicht war sie doch nicht so dumm, wie er dachte, wenn sie wenigstens wusste, mit was sie es zu tun hatte...

„Ich bleibe... bei meinem Angebot. Dreißig... Opfer!“
 

––
 

Es war zehn nach fünf.

Sakura saß ungeduldig in der Küche, jeder Zeit bereit zum Aufspringen, sobald es klingelte und Sasuke kam. Ihre Mutter wuselte irgendwelche uralten Lieder vor sich hinsummend durch die Gegend, deckte de Tisch und würzte das Essen nach, während Sakuras Vater (abermals) in der Stube Zeitung las.

„Sasuke-kun kommt zu spät...“ seufzte Sakura beunruhigt und kratzte sich am Kopf, „das ist gar nicht seine Art...“

„Na ja, es ist auch nicht höflich, zu früh zu kommen, ein wenig zu spät macht doch gar nichts!“ erwiderte ihre Mutter optimistisch und rührte in einem riesigen Topf herum, „Probier mal die Suppe, meinst du, die ist gut so, oder fehlt noch was?“ Sakura seufzte, stand auf und probierte die Suppe.

„Ich find sie gut.“

„Okay. – Ja, jetzt warten wir nur noch auf Sasuke-kun.“
 

Die Rosahaarige verschränkte die Arme und sah aus dem Küchenfenster. Es goss wie aus Kübeln.

„Vielleicht wartet er ja den Schauer ab, oder so...“ überlegte sie, und ihre Mutter sagte nichts und rührte weiter in ihrem Topf herum.

Trotzdem war es nicht Sasukes Art, sich zu verspäten... oder er hatte zu viel Zeit mit Kakashi verbracht...
 

––
 

„Du kriegst sie jetzt nicht!“ warnte Sasuke die Schlange und schwang sein Katana in der Luft herum, um sein Gegenüber daran zu erinnern, dass er immer noch bewaffnet war. Die Schlange war unbeeindruckt.

„Dann kriegssst du auch keine Antworten.“

„Wir hatten zwanzig vereinbart und jetzt sagst du dreißig, das ist nicht fair! Tsunade wird nicht sehr glücklich darüber sein... vielleicht schickt sie euch ja ein paar Schnecken vorbei, die euch wegätzen!“

„Sssasssuke... passssss auf deine Zzzunge auf!“

„Du sagst mir jetzt auf der Stelle, ob Orochimaru in Kiri war und dich beschworen hat! Wenn du es mir sagst, kriegst du deine zwanzig Leute als Anzahlung und bis zum nächsten mal gibt’s zehn dazu.“

„Entweder alle dreißig oder keine!“ widersprach die Schlange, „Ich habe esss dir gesssagt! Ich arbeite nicht für Konoha!“

„Das Thema hatten wir durch, Handtasche.“ Er war inzwischen sehr davon überzeugt, dass Orochimaru in Kiri gewesen war und dass diese Schlange seinetwegen dort gewesen war. So ein Theater, wie dieses Tier daraus machte... sie wollte aus irgendeinem Grund Zeit totschlagen. Er musste nur noch herausfinden, wieso.

„Okay,“ sagte er dann zu dem Tier, „Du kriegst deine dreißig Opfer. Wenn du mir schwörst, dass ich dann meine Antworten von dir kriege! Wenn du mich nochmal so über den Tisch ziehst, schneide ich dir jede Schuppe einzeln ab und bringe sowohl dir als auch deinem geliebten Orochimaru den grausamsten Tod, den du dir vorstellen kannst. Das wird schlimmer als eine Handtasche zu werden...“

„Warum sssollte mir all dasss dreißig Leute wert sssein?“ zischte die Schlange, „Ihr und Orochimaru ssseid doch im Krieg... oder etwa nicht? Töten werden wir unsss sssowiessso alle gegenssseitig.“

„Ja, aber dann mache ich's vielleicht kurz und schmerzlos. – Das heißt Kopf ab. Überleg‘s dir also. Hab ich dein Wort auf die dreißig?!“

Die Schlange linste ihn aus ihren gelben Augen argwöhnisch an.

„Dreißig... Opfer!“ zischte sie dann noch einmal als Bestätigung, bevor sie verschwand.
 

Sasuke ließ das Katana sinken und stöhnte.

Verflucht... diese Biester!! Eins ist klar, sobald ich die Antworten habe, mach ich kurzen Prozess mit ihr! Und kurz und schmerzlos kann sie schon jetzt vergessen!! Verdammt!!

Die Unterhaltung mit dem Tier regte ihn dermaßen auf, dass er schon vergessen hatte, dass es immer noch goss und er bis auf die Knochen nass war. Nachdem er seine Waffe weggesteckt hatte, machte er sich fluchend auf den Rückweg zu seiner Wohnung. Tsunade würde ihm morgen die Ohren taub brüllen. Er sollte sich Ohrstöpsel besorgen...
 

––
 

Inzwischen war es fast sechs. Sakura zog ihre Regenjacke an und nahm einen Schirm, als sie zur Haustür hinausging.

„Ich gehe mal zu Sasuke-kun und frage ihn, wo er bleibt!“ rief sie leicht angesäuert ins Haus hinein, „Bis später, Mami!“

„Hmm, die Suppe wird langsam kalt!“ machte Sakuras Mutter inzwischen auch skeptisch. Die Tür flog zu und die Eltern waren alleine im Haus. Draußen donnerte es und Sakuras Vater sah hinaus.

„Na ganz toll,“ murmelte er beim Anblick des Wetters. Seine Frau sah ihn grübelnd an.

„Was hältst du davon?“ fragte sie ihn.

„Ätzend. So ein Wetter ist wirklich furchtbar.“

„Ich meinte Sasuke-kun!!“

„Ach,“ machte der Vater, „Ich habe ihn ja noch nicht kennengelernt! Er kommt ja nicht!“

„Ja, eben!“ machte seine Frau, „Ich hoffe, er hat eine anständige Entschuldigung dafür, dass er Sakura einfach so sitzen lässt! Wenn nicht, kommt er mir garantiert nicht ins Haus!“
 

––
 

Sakura klingelte an der Haustür. Sie wartete fast eine ganze Minute, aber nichts tat sich. Sie klingelte nochmal. Wieder nichts. Nachdem sie ganze sechs mal geklingelt und gewartet hatte und Sasuke immer noch nicht geöffnet hatte, wusste sie nicht weiter. Selbst mit Schirm war sie nass geworden und war froh um ihre wasserfeste Jacke.

Was ist denn mit ihm los?! fragte sie sich verwirrt und wütend zugleich. Wieso macht der Idiot nicht auf?!

Sie wusste nicht recht, ob sie wütend oder besorgt sein sollte. Wütend, weil er ganz offenbar ihre Verabredung bei ihren Eltern vergessen hatte? Oder besorgt... vielleicht war ihm etwas zugestoßen und er kam deshalb nicht! War Sasuke echt der Typ dafür, eine Vereinbarung einfach zu vergessen...? An sich war er doch recht zuversichtlich... Naruto würde sie es zutrauen, sowas zu vergessen, aber Sasuke?
 

Plötzlich ging die Haustür auf. Sakura fuhr erschrocken hoch und dachte zuerst, Sasuke würde jetzt endlich kommen – aber es war nur die alte Frau, die in der Wohnung unter ihm wohnte.

„Ach Gott,“ sagte sie, „Entschuldige, habe ich dich erschreckt?“

„Nein, nein, keine Sorge,“ machte Sakura, als die Frau an ihr vorbeiging und einen Schirm aufspannte.

„Ich muss zur Post und ein Päckchen wegbringen!“ erzählte sie Sakura, die darauf nur verzerrt lächelte. Dann kam ihr eine Idee.

„Entschuldigen Sie... haben Sie Sasuke zufällig heute gesehen? Der Junge, der über Ihnen wohnt!“

„Ja,“ machte die Frau und nickte, „Vor ein paar Stunden ist er weggegangen, da kam ich gerade vom Einholen! Und weil er gerade wegging, war praktischerweise die Türe offen und ich musste den Schlüssel nicht suchen...“

„Wann genau?“ fragte Sakura erstaunt.

„Ich bin... kurz nach vier zurückgekommen!“

„Aber... ob er zurückgekommen ist, wissen Sie nicht, oder...?“

„Die Türe quietscht ziemlich hier!“ machte die Dame lachend, „Ich höre sie immer, wenn jemand rein oder rausgeht! Seit ich wieder da bin, habe ich sie nicht gehört. Dann wird er wohl noch unterwegs sein, er ist ja eigentlich selten daheim!“

„Ja... ich danke Ihnen,“ lächelte Sakura und sparte sich die Mühe zu fragen, wohin er gegangen sein mochte... dass Sasuke sowas einer Nachbarin erzählte, war wirklich mehr als unwahrscheinlich.
 

Die beiden verabschiedeten sich und die Frau ging mit ihrem Päckchen zur Post. Sakura stand immer noch da vor der jetzt wieder geschlossenen Tür.

Toll.

Dann war Sasuke irgendwo weg, niemand wusste wo und warum. natürlich konnte ihm auch dort, wo immer er auch war, etwas zugestoßen sein... aber Sakura hielt das für unwahrscheinlich. Er war Uchiha Sasuke, er konnte sich doch wehren... selbst Orochimaru könnte ihn vermutlich nicht einfach beseitigen oder ausknocken – außerdem war die Wahrscheinlichkeit, dass Orochimaru hier in der Nähe auftauchte, doch sehr gering. An sich unmöglich.

Was blieb ihr also anderes übrig, als zurück nach Hause zu gehen und alleine mit ihren Eltern zu essen...?
 

Sakura war gerade eben mit ihrem rosa Schirm um die Straßenecke verschwunden, als Sasuke um eine andere kam und das Haus erreichte. Es grollte erneut, als er die Tür öffnete, die Treppen hochging und seine leere Wohnung betrat, wo er als erstes die nassen Sacken soweit wie möglich auszog.

Dreck... meine Füße sehen aus, als hätte ich eine Kur mit Moorbädern gemacht! Mann...

Das beste, was man tun konnte, war eine Dusche auf den ganzen Ärger mit den verfluchten Schlangen. Und dann einen Tee, ein bisschen fernsehen und nur noch schlafen.

Für die Erklärung vor Tsunade morgen musste er gewappnet sein. Und noch für etwas anderes musste er gewappnet sein, von dem er aber noch nichts ahnte...
 

––
 

--
 

Ich weiß..... es ist mal wieder nichts passiert.... XDDD jedenfalls nicht wirklich..... doch, wir haben sakuras Eltern kennengelernt XDD Ihre Mutter ist merkwürdig^^'' aber ich mag ihren vater XDD der ist echt gechillt wies aussieht XD

Und wuhu, die Schlangen waren ganz schön zickig XDD gibs ihnen Sasuke-kun! XDD Hat der Depp doch tatsächlich das Essen bei sakuras Eltern verpennt òô na, der wird was zu hören kriegen XDDD......

Onigiri

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Onigiri [FSK 16]

Sasuke hatte keine Ahnung, wo er war. Aber das war ihm auch egal, weil Sakura lächelnd direkt vor ihm stand und an ihrem Rock herumzupfte, ihre grünen Augen fixierten sein Gesicht. Es war hell um sie herum und Sasuke versuchte, irgendetwas zu erkennen außer dem Mädchen vor ihm. Er sah auf ihren Rock, an dem sie noch immer zerrte. Und dann zog sie plötzlich so heftig, dass der Rock herunterrutschte.

Unter dem Rock war sie nackt.

„Sasuke-kun...“ flüsterte sie verführerisch und lächelte errötend und gleichzeitig trotzdem voller Selbstvertrauen, „Komm etwas näher. Ich... möchte, dass du mich da berührst...“

Er schnappte nach Luft und streckte ohne auf eine zweite Einladung zu warten die Hand nach ihr aus.

„Ich liebe dich... Sakura.“
 

Doch in dem Moment, in dem er sie gerade berührte und seine Lippen die ihren verschließen wollten, explodierte alles Licht um sie herum in tausend Farben und Sakura zersplitterte vor Sasukes Augen wie eine Puppe aus Glas. Zusammen mit den explodierten Scherben des Lichtes stürzten die Sakura-Scherben in eine gähnende Leere, die sich plötzlich vor ihm auftat. Als sie verschwunden waren, blieb Sasuke allein in der Finsternis zurück.

Dann hörte er Itachis Stimme hinter sich.
 

„Du rennst im Kreis, kleiner Bruder. Du kannst die Finsternis nicht verlassen.“
 

„Nein!!“ schrie Sasuke und fuhr herum, um seinem großen Bruder gegenüberzustehen – und Itachi hatte keine Augen. Statt dessen waren in seinem Gesicht nur zwei blutige Löcher, aus denen er seinen Bruder irgendwie trotzdem anstarren konnte. „N-Nii-san...!“

„Wir sind an dasselbe Schicksal gebunden...“ grinste Itachi, „So ist das mit dem großen Uchiha-Clan. Er war von Anfang an dazu verdammt... so zu enden. In den Abgründen der Dunkelheit. Und alle seine Kinder werden eines Tages dort landen, egal auf welchem Wege.“

„LÜG MICH NICHT AN!!“ brüllte Sasuke und schlug nach Itachi, der sich aber vor seiner Nase in der vollkommenen Dunkelheit auflöste und verschwand. Sasuke keuchte.

Da tauchte sein Bruder wieder hinter ihm auf und der Jüngere fuhr erneut herum.

„Du denkst, ich lüge? Haha... dummer... kleiner Sasuke.“ Er lachte kalt und Sasuke wollte ihn anbrüllen... aber plötzlich kam kein Ton mehr aus seiner Kehle. Und er war wie gelähmt, als er seinen Bruder anstarren musste und sich nicht rühren konnte...
 

„Das ist nunmal... das Schicksal des Uchiha-Clans! Wenn du ihn neu aufbaust... wird dasselbe vor vorne losgehen. Und alle werden sie in die Schlucht der Finsternis fallen und am Ende wirst du alleine da stehen... und dann kannst du wieder von vorne loslaufen.“
 

Immer und ewig im Kreis rennen. Damit alles nochmal von vorne losgeht.
 

Sasuke schrie auf und wollte zurücktreten, als sein Bruder plötzlich auf ihn zugeschossen kam, aber er war wie eingefroren und unbeweglich... und dann blitzten ihn aus den leeren Augenhöhlen plötzlich die Mangekyou-Sharingan seines Bruders an. Und sie waren so dicht vor seinen eigenen Augen, dass Sasuke außer ihnen nichts anderes wahrnehmen konnte.
 

„Lauf... und ertrinke in den Schatten der Finsternis, Sasuke.“
 

Itachi löste sich vor seinen Augen in eine einzige Wolke aus Dunkelheit auf, die auf ihn zugerollt kam wie eine riesige Flutwelle auf eine steile Klippe einer Küste. Und dann verschlang ihn die finstere Wolke und die Starre löste sich. Er stürzte kopfüber in eine endlose Leere, in ein bodenloses Nirgendwo, und in weiter Ferne sah er einen winzige Funken Licht verschwinden, der schließlich auch von der Wolke gefressen wurde.

Und er stürzte und stürzte und hörte gar nicht damit auf, und er schrie tonlos, weil aus seiner Kehle immer noch kein Ton drang.

Das Letzte, das er hörte, war eine Stimme, die ihm gleichzeitig vertraut und fremd vorkam.
 

„Der einzige Weg, die Dunkelheit zu verlassen, ist, das Licht zu finden und sich an es zu klammern, wenn man es einmal erreicht hat. Und dann darfst du es nie wieder loslassen, dann wird die Dunkelheit verschwinden...“
 

––
 

Sasuke fuhr mit einem erschrockenen Keuchen aus dem Schlaf hoch und saß kerzengerade im Bett. Im ersten Moment wurde ihm schwindelig vom plötzlichen Aufsetzen... oder vielleicht doch vom ewigen Fallen? Er ließ sich hustend zurück ins Kissen fallen und fasste irritiert nach seiner Brust, in der sein Herz noch immer raste. Relativ langsam merkte er, dass er wohlbehalten in seinem Bett lag und nirgendwo heruntergefallen war.

Es war nur... ein Alptraum. Weiter nichts.
 

Ja. Aber mal wieder.

Sasuke seufzte leise, als sein Puls sich allmählich beruhigte und er seinen pochenden Kopf in Richtung Fenster drehte. Er hatte schon wieder Kopfschmerzen... verdammt.

Das Bild der Mangekyou-Sharingan wollte ihm nichts aus dem Kopf gehen, noch wollten es Itachis Worte. Auch, wenn es nur ein Traum gewesen war... es war auf jeden Fall einer der entsetzlichsten Träume gewesen, die er gehabt hatte. Und er hatte so manche gehabt.

Als er nach einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam, immer noch nicht von den Bildern loskam, die ihn anscheinend immer noch jagten, stand er stöhnend auf und taumelte erstmal.

Nach einem zweiten Blick auf das Fenster, vor dem das Rollo zugezogen war, erkannte er einen schmalen Lichtstreifen zwischen Rollo und Fensterrahmen. Es war also schon hell... wie lange hatte er denn geschlafen?
 

Er ging erstmal duschen, um seine Gedanken zu verscheuchen, die ihn nervös machten. Was ihn noch mehr nervte, dass er oft nicht mal wusste, ob er träumte oder ob er in seinem merkwürdigen Gedankenpalast war. Das nervte, verdammt...

Quatsch nicht rum, ermahnte er sich dann mürrisch, während er das Wasser über seinen Körper laufen ließ und seine Haare genervt mit Shampoo einseifte. Das sind nur Urängste. So ist das bei Alpträumen.
 

Aber irgendwie kamen ihm seine Alpträume immer schlimmer vor als das, was er sonst so gehört hatte. Jeder träumte vermutlich mal, irgendwo endlose Zeit herunterzustürzen und nie zu landen, oder dass irgendetwas Schreckliches passierte und man selbst sich nicht bewegen konnte. Aber er... träumte andauernd dasselbe.
 

Du rennst im Kreis, Sasuke.
 

Inzwischen hasste er diesen Satz und wusste nicht mal genau, wieso. Es war doch nur ein harmloser Satz, wenn er auch kritisch gegen ihn war.

Aber er machte ihm verdammt nochmal Angst.

Weil mit dem Satz die Bilder von Itachi kamen. Und die seiner toten Familie. Und des düsteren Korridors, der...
 

...ebenfalls ein Kreis war.
 

Sasuke stöhnte genervt, stellte das Wasser ab und stützte sich an der nassen Badezimmerwand ab, als ihm wieder schwindelte.

Was ist... nur los mit mir?! Wieso lasse ich mich von diesem... diesem Scheiss... so fertig machen?! Es sind doch nur Träume! Es ist fast ein Jahr her seit Itachis Tod!... Ich muss doch langsam mal darüber... hinweg sein...!
 

Die Kopfschmerzen wurden schlimmer. Er erzitterte und kletterte dann aus der Dusche, band sich ein Handtuch um die Hüften und wühlte aus dem kleinen Schränkchen über dem Waschbecken seine Schmerztabletten heraus. Eine warf er sich in den Mund und spülte sie mit Wasser herunter.

Verdammt... irgendwann muss das doch mal aufhören...

Er sah sich selbst im Spiegel an und fuhr sich nervös durch die nassen, schwarzen Haare. Dann schnappte er ein zweites Handtuch und begann, sie trocken zu rubbeln.

„Boah...“ murmelte er halb laut und sah sich immer noch selbst an, „Ich sehe aus, als hätte ich gekifft...“
 

Es klopfte energisch an der Tür.

Sasuke hob den pochenden Kopf und lugte in den Flur, als ob er dort etwas sehen könnte. Wer kam denn jetzt schon wieder?

„Wer ist da?“ fragte er genervt in Richtung Tür. Wenn irgendeiner seiner Nachbarn jetzt Reis leihen wollte, musste er zumindest so lange warten, bis Sasuke seine Hosen anhatte.

„Ich bin's, Sakura. Mach bitte auf.“
 

Sasuke hielt kurz inne, als er ihre Stimme hörte.

Sakura?

Irgendetwas fing plötzlich in seinem Kopf zu klopfen an. War da nicht gestern etwas gewesen...? War gestern nicht Sonntag gewesen?

Dann fiel ihm die Sakura aus seinem Traum ein. Die an ihrem Rock gezupft hatte.
 

Sonntag. Fünf Uhr. Essen bei Sakuras Eltern.
 

„Oh, fuck!“ keuchte er und fasste jetzt entgeistert nach seinem Kopf, bevor er zur Tür ging und sie recht gedankenverloren öffnete. „Sakura! Was, ähm... was ist?“

Doofe Frage. Na geil. Was besseres fiel ihm nicht ein, nachdem er das Essen bei ihren Eltern verpennt hatte?
 

Sakura sah an ihm herunter.

„Du bist ja halb nackt,“ tadelte sie ihn, „Zieh dir was an, bevor du dich erkältest!“ Sie schob ihn zurück in die Wohnung und kam herein, die Tür schließend. In der Hand hielt sie eine kleine Tüte, die sie auf den Küchentisch stellte und auszupacken begann.

„Wie bist du ins Treppenhaus gekommen?“ wunderte Sasuke sich immer noch benommen und starrte ihr nach. Schade, heute hatte sie keinen Rock an. Was dachte er da?

Wieso ist sie so ruhig? Müsste sie nicht... stinksauer sein?! Oder träume ich noch? hab ich irgendwas verpasst?!
 

Außer dem Essen, meine ich...
 

Sakura förderte aus der Tür eine kleine Plastikdose mit Onigiri zu Tage, die sie ihm hinhielt.

„Hier,“ sagte sie, „Für dich. Das haben wir dir vom Essen gestern aufgehoben, zu dem du nicht gekommen bist. Du magst doch Onigiri?“

Okay. Träumen tat er nicht. Und er hatte das Essen wirklich verpennt. Aber wieso war sie nicht wütend? Er traute sich irgendwie nicht, zu fragen... er würde lieber auf den Haken warten und gewappnet sein.

„Äh...“ machte er nur langsam und kam sich in dem Moment wie der letzte, betrunkene Penner vor, als er sich am Kopf kratzte und merkte, das er immer noch nur das Handtuch trug.

„Ach ja, Treppenhaus,“ fiel ihr dann ein, „Einer deiner Nachbarn ging zufällig gerade raus, da konnte ich rein.“ Er sah sie immer noch völlig konfus an. Sie schwieg eine Weile und sah ihn auch an – und musste sich eingestehen, dass es sie ungemein freute, dass er sich noch nicht wieder angezogen hatte, obwohl sie es ihm geraten hatte; er war einfach ungemein sexy in nur einem Handtuch.

Als sein Gesicht immer verwirrter wurde, beschloss sie, die Spielerei langsam zu beenden.
 

„Meine Mutter ist ziemlich angepisst gewesen,“ erzählte sie frei heraus. „Immerhin hat sie sich echt Mühe mit dem Essen gegeben und du bist einfach weggeblieben. Meine Mutter hält dich für einen Rammler, der mich nur ausnutzen will, und ist nicht von dem Gedanken angetan, dass ich mit dir zusammen bin. – Offenbar hat sie deinen Spruch mit dem Nageln neulich vor der Haustür genau gehört. Kurz, sie hält dich für ein notgeiles Riesenarschloch, das von einem Bett ins nächste hüpft.“
 

Sasuke starrte sie an, jetzt allmählich etwas wacher.

„WAS?!“ machte er dann empört.

„Guck nicht so!“ schnaubte Sakura, „Das hast du dir selbst zu verdanken!! Ich bin gespannt auf deine Erklärung, wieso du nicht beim Essen warst!“

Aha. Jetzt kam sie der Sache schon näher und Sasuke war – er konnte es kaum glauben – beruhigt zu sehen, dass sie doch wütend wurde. Dass sie einfach überging, dass er das Essen verpennt hatte, wäre nicht ihre Art gewesen... und er hasste Leute, die sich verstellten. Erst recht, wenn sie es seinetwegen taten.
 

„Ich habe mich mit der blöden Schlange auseinanderge-...“

Zack! , flog ihm ein Onigiri mitten ins Gesicht und er hustete los.

„SAKURA! Ich hab gerade geduscht, verdammt!!“

„DU HAST MICH VERSETZT, VERDAMMT!!“ imitierte sie seinen Wortlaut und giftete ihn wütend an, bevor sie ein weiteres Onigiri schnappte. „Ach so, mit der Schlange auseinandergesetzt, ja?!! Und eine Uhr hat Mister Uchiha nicht dabei?!“

„Ich hab keine Uhr!“

Zack! , aber dieses Mal konnte er sich rechtzeitig unter dem fliegenden Essen ducken.

„Hör sofort auf, mit Essen zu werfen!!“ schimpfte er, „Du saugst hier staub!! Überall Reis auf dem Boden!“

„Ja, nichtsda du saugst staub, wärst du zum Essen gekommen, müsste ich jetzt nicht mit Onigiri nach dir werfen!!“

„Das musst du auch so n-...!“

Zack!

„Sakura!! Verdammte Dreckscheisse-...!! Hör mir doch erstmal zu!! Die blöde Schlange wollte nicht mit sich verhandeln-...!“ Zack! , „...lassen und ich musste stundenlang auf sie einreden, dann wollte sie auch noch statt zwanzig Opfern plötzlich dreißig und ich war völlig-...“ Zack, Zack! , gleich zwei auf einmal, beide flogen vorbei an die Wand, die darauf durch die Wucht des Wurfes leichte Dellen in Onigiri-Form bekam.

„VÖLLIG ÜBERMÜDET, ODER WAS??!“ schrie sie gellend, „UND DA DACHTEST DU, DU KOMMST LIEBER NICHT ZUM ESSEN?! Soll ich dir was sagen, du hast einfach Schiss vor meinen Eltern, weil meine Mutter so eine Anti-Sex-Tante ist!! Vielleicht sollte ich ihr recht geben, du bist ein notgeiles Arschloch!!“

„Ich hab kein Wort über Sex gesagt, und so war es wirklich nicht!!“ empörte er sich jetzt auch wütend – und zack! , einen Moment nicht aufgepasst, und schon hatte er wieder ein Onigiri im Gesicht und pustete wütend Reiskörner aus seiner Nase (oder versuchte es zumindest).

Aber jetzt hatte sie keine mehr und er nutzte die Gelegenheit, fortzufahren.

„Sakura, ich hab's einfach vergessen. Hast du eine Ahnung, was ich von morgens bis abends tue seit Monaten?!“

„Ich will's lieber nicht wissen,“ spottete sie, „Vermutlich spielst du mit Schlangen! Und zwar mit einäugigen!“

„... ...“
 

Sasuke brauchte etwas, um das zu schnallen, dann schnappte er nach Luft und verschränkte die Arme, während Sakura eine verräterische (aber niedliche) Röte in sein Gesicht treten sah. Sie beherrschte sich, um nicht noch einen Kommentar loszuwerden.

„Das ist nicht wahr!“ meckerte er da los und wurde bei seinen eigenen Worten noch röter, „Sag mal...“ Plötzlich wurde er ruhiger und linste sie skeptisch an, „Denkst du eigentlich wirklich so dermaßen schlecht über mich, Sakura? Hältst du mich allen Ernstes für dermaßen niveaulos, dass ich von morgens bis abends nur an das Eine denke?!“
 

Jetzt war sie es, die rot wurde.

Ja... es ging zwar meistens, wenn sie erstmal anfingen, sich zu küssen, erstaunlich schnell zur Sache... aber so eine Darstellung war an sich nicht angemessen, und sie wusste das eigentlich auch. Aber er hatte immerhin als Motiv für Notgeilheit seinen doofen Clan, den er ja irgendwie aufbauen wollte!

Das ist kein Argument, Sakura.

Toll. Die innere Stimme war mal wieder irre hilfreich und Sakura zischte verärgert und sah zur Seite, den Blickkontakt mit Sasuke abbrechend.

„Also?“ fragte er sie triumphierend, weil er ihr Zögern bemerkt hatte, und rückte sein Handtuch zurecht, das gerade auf dem besten Weg gewesen war, sich zu verabschieden. „Du denkst also wirklich, dass ich nur auf Sex aus bin und mir alles andere egal ist? Wie ich neulich gesagt habe, würde es mir echt nur um meine Familie gehen, wärst du längst schwanger, tse.“

„Willst du wieder eine Ohrfeige?!“ warnte sie ihn lauernd und er seufzte.

„Dann frage ich mich, wenn du die ganze Zeit davon ausgehst, dass ich nur das Eine will, wieso bist du dann meine Freundin?“ Er trat mit einem süffisanten Grinsen direkt vor sie, bis sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt in der Küche standen. „Hmm... doch nicht etwa, weil du rein zufällig selbst nur auf das Eine aus bist und dir dachtest... es wäre so ganz passend...?!“

Sie antwortete nicht, sie sah ihm nur stur mit bitterbösem Blick ins Gesicht. Dann zog sie blitzschnell an seinem Handtuch – und Schwupps, war es unten auf dem Boden, ohne dass Sakura jemals ihren Blick von seinem Gesicht abwandte. Er schnappte sofort nach Luft.

„Das war dann wohl eindeutig,“ machte er, bevor er schnell das Tuch vom Boden aufhob und sich wieder umband, während sie weiterhin nach oben in die Luft starrte, auch, als er wegging und im Flur verschwand.

Ja. Wenn sie eben nach unten gesehen hätte... ... nein, nein. Sie wollte gar nicht nach unten sehen!

„Damit du's weißt,“ schnappte sie dann, als sie sich von dem Gedanken zu befreien versuchte, was sie gerade mit einer einzigen Kopfbewegung hätte sehen können, „Ich bin nicht nur auf das Eine aus, ich heiße ja nicht Uchiha! Ich will auch keinen Clan aufbauen! Und nachdem du mich versetzt hast und es dir offenbar nicht mal leid tut, will ich deinen erst recht nicht aufbauen!“

„Okay,“ kam aus der Stube, und als sie in den Flur trat, kam er inzwischen wenigstens mit Hosen aus der Stube und zog sich gerade auch ein T-shirt über, „War's das dann mit uns, oder wie soll ich das verstehen?“
 

Sie schnappte nach Luft und war für einen Moment so verwirrt über diese Frage, dass sie dachte, irgendetwas mit ihr müsste kaputt sein.

Hatte er gerade... wenn auch indirekt... mit ihr Schluss gemacht?!

„Sasuke-kun...!“ machte sie und weitete die Augen, „Dann ist es dir also egal, ob wir zusammen sind? Ist es dir egal... was mit uns ist?“

„Hab ich nicht gesagt,“ behauptete er, „Aber da du ja sowieso alles falsch verstehst, was ich tue, egal, was es ist, sehe ich auch keinen Sinn darin. Und da ich ja in deinen Augen ohnehin... ein notgeiles Arschloch bin, was soll's.“

„Das waren die Worte meiner Mutter!!“ rief sie entsetzt.

„Wie auch immer, vorhin hast du dich kaum so angehört, als wärst du anderer Meinung als sie.“ Er schwieg eine Weile. „Siehst du?“ machte er dann und fuhr sich mit den Händen durch die Haare, „Wir reden immer über dasselbe. Immer geht es darum, ob ich nun nur das Eine will oder nicht... das ist doch scheiße, Sakura.“

„Dann ist es dir lieber, wenn ich gehe?!“ fragte sie fassungslos. „Es ist dir egal, nicht wahr?! Hauptsache, irgendwer bringt dir deine Babys zur Welt, nicht wahr?! Ob du die Frau dabei liebst, spielt doch keine Rolle! Ficken kannst du sie auch ohne Liebe, nicht wahr?! Und weil ich kein dummes Mädchen bin, das unter dir im Bett liegt und sich nageln lässt, egal, ob du sie liebst oder nicht, bin ich dir egal, nicht wahr?!“

„Weißt du, ich habe keinen Bock, um deine Gesellschaft betteln zu müssen!“ zischte er, „Und ich werde niemals vor dir auf Knien rutschen und dich anflehen, zu bleiben, wenn du gehen willst! Du hältst mich doch für pervers! Betteln werde ich nicht, verlass dich drauf. Bleib, wenn du bleiben willst, und geh, wenn du gehen willst.“

„Ich habe nie gesagt, dass ich gehen will!“ fuhr sie jetzt vollends wütend auf und ballte zitternd die Fäuste, „Und wie du mit mir redest... als wärst du der geilste Typ der Welt, um den mich alle Mädchen der Welt beneiden, weil ich seine Freundin bin und sie nicht! Es ist dir also wirklich scheissegal, ob ich gehe?!“ Sie holte tief Luft, um nicht gleich auf ihn zu springen und ihn umzubringen für seine frechen Worte. Als sie sich beruhigt hatte, drehte sie ihm den Rücken zu und ging zur Tür.
 

„Willst du wissen, was ich denke?“

„Nein,“ sagte er ehrlich. Sie redete trotzdem weiter, so, wie er es befürchtet hatte.

„Dann gehen wir also auseinander... und wieso? Wegen eines dummen Essens, dass du Blödmann vergessen hast. Dann gehen wir quasi wegen meiner durchgeknallten Mutter auseinander, die keinen Sex vor der Hochzeit sehen will, und nur, weil sie dich für einen notgeilen Perversen hält. Ich finde das sinnlos und ich hatte nicht vor, meiner Mutter alles in die Arme zu spielen. Ist doch ihr Pech, wenn sie ein Problem mit dir hat! Ja, du hast das Essen verpennt, aber das hätte man auch wieder hinbiegen können, oder? Ich hätte sie schon von dir überzeugen können, weil... weil irgendetwas in mir spürt, dass ich dir nicht so egal bin, wie du gerade tust!!“ Sie fuhr wieder herum und sah ihn jetzt an mit Augen, aus denen so viel Enttäuschung und Traurigkeit sprach, dass er für einen Moment erstarrte.

Er hatte sie noch nie so gesehen... noch nie hatte sie ihn mit so einem Blick angesehen.
 

Nie.
 

„Weil irgendetwas in mir die Hoffnung nicht aufgeben möchte...“ fuhr sie zitternd fort, „Dass in dir irgendwo ein sensibler Mensch steckt, der... weiß, was Liebe bedeutet, und der mich liebt. Hinter all der kalten Fassade... hinter all dem Hn und Mir doch egal ist irgendwo auch ein anderer Sasuke... ein Sasuke, in den ich mich verliebt habe. Ich sehe ihn leider echt selten, aber es gibt diese Momente... in denen ich ganz genau weiß, dass er da ist, und dann denke ich, dass nichts auf der Welt mich je glücklicher machen wird als seine Anwesenheit!“

Ja. Diese anderen Momente. Wie damals in Kiri, kurz bevor sie abgereist waren.

Sie drehte den Kopf etwas und sah ihm jetzt wieder ins Gesicht, nachdem sie eine Weile einfach durch ihn durch gestarrt hatte.

„Und etwas in mir wollte einfach nicht aufhören, daran zu glauben, dass wir beide... irgendwie... irgendwo eine Zukunft haben! Deswegen bin ich immer geblieben. Deswegen habe ich dich nie verstoßen, egal, wie abweisend du zu mir warst, egal, ob du mir nie Ich liebe dich gesagt hast... weil ich... weil ich einfach nicht aufgeben wollte! Und jetzt zerstört das alles... meine Mutter mit ihrer mittelalterlichen Einstellung zu Sex?!“

Sasuke starrte sie an und wagte kaum, zu atmen, als sie den Mund erneut auftat nach einer Pause.
 

„Du hast gesagt, du willst nicht um meine Gesellschaft betteln... aber vielleicht könntest du um sie kämpfen.“
 

Sie wollte einfach nur noch gehen und ihn möglichst nicht mehr wiedersehen. Es reichte jetzt einfach. Es war sowieso egal. Aber sie kam nicht zur Tür.

Plötzlich hielten sie zwei Arme von hinten fest um die Taille und zogen sie nach hinten, dicht an einen warmen, aber harten Körper heran. Sakura hickste, als Sasukes Hände sanft gegen ihren Bauch drückten und sie näher an ihn herandrückten, und sein Kopf senkte sich hinunter zu ihrer Schulter, bis seine schwarzen Haarsträhnen ihren Hals kitzelten und sie seinen heißen Atem auf ihm spüren konnte.

Sie zitterte und wusste nicht, wieso. Ihr war nicht kalt und sie hatte auch keine Angst. Es war einfach ein Schwall der heftigsten Emotionen, der sie durchschüttelte und zittern ließ. So viel Liebe... und gleichzeitig so viel Trauer, dass sie plötzlich beinahe geweint hätte.
 

Sie hatte sich doch vorgenommen, nie wieder vor ihm zu weinen...
 

„Sakura... ich werde dich noch ein einziges Mal bitten und danach nie wieder. Geh nicht fort...“
 

––
 

Sie weigerte sich, sich zu rühren oder irgendetwas zu sagen. Nach all seinen Sprüchen... nach all seinem Benehmen hatte er es gar nicht verdient, dass sie wieder mit ihm sprach. Und dennoch war er direkt hinter ihr, war ihr ganz nahe und hielt sie fest. Seine Lippen berührten zärtlich ihren Nacken.

„Wir sind... echt doof...“ murmelte sie dann beklommen, ohne ihn anzusehen, während sie spürte, wie er weitere kurze Küsse auf ihrem Hals verteilte. Inzwischen ließen seine Hände sie etwas lockerer und streichelten sanft über ihren Bauch, etwas nach oben und dann etwas nach unten. Er war so zärtlich... „Wieso machen wir es uns eigentlich so schwer?“ fragte sie ernüchtert weiter und sah immer noch geradeaus. „Wieso können wir nicht wie jedes normale Paar zusammen glücklich sein? Statt glücklich zu sein streiten wir uns beinahe jedes Mal, wenn wir uns sehen...“ Sie machte eine Pause. „Nein, nicht beinahe, sondern jedes Mal.“

„Hn...“ nuschelte er gegen ihren Hals und ihre weichen, rosa Haare, in denen er jetzt gedankenverloren das Gesicht vergrub. Sie roch gut... Er wusste nicht, wieso, aber er empfand es als ungemein angenehm, einfach nur da zu stehen und sie festzuhalten. Und er wollte sie nicht loslassen.
 

Und plötzlich erschien ihm die Finsternis, vor der er sich kurz zuvor noch so sehr gefürchtet hatte, so fern... so ungefährlich.
 

„Ich habe dir gesagt...“ murmelte er langsam und verfesterte seinen Griff wieder etwas, „...dass ich mit dir zusammen sein möchte. Ich habe es... ernst gemeint, Sakura. Mir ist nicht egal, was... mit dir ist. Ich will dich einfach nur bei mir haben...“
 

Sie hob die Hände und legte sie mit einem gewissen Zögern auf seine, immer noch nach vorn starrend. An der Wand klebte Reis... und auf dem Boden lagen lauter zerfledderte Onigiris, oder besser, noch mehr Reis.

Dieses Bild war so komisch, dass sie plötzlich nicht anders konnte, als zu grinsen. Hatte sie ernsthaft mit Onigiri nach ihm geworfen?! Das musste ja ein Bild für die Götter gewesen sein...
 

„Das was sehr lieb, was du gerade gesagt hast...“ meinte sie dann immer noch grinsend – oder inzwischen mehr lächelnd – bevor seine Hand vorsichtig unter ihr Shirt glitt und ihren nackten Bauch darunter streichelte. Sie hielt für einen Moment inne. „Sasuke...?“ murmelte sie mit Blick auf seine Hand, die jetzt auch stoppte. Er hob etwas widerwillig den Kopf von ihrem Hals, den er wieder geküsst hatte.

„Hn.“

„Weißt du... diese sonst so unschuldige Szene verliert stark an Glaubwürdigkeit, wenn deine Hand schon wieder unter meinem Top ist...“

Er sah selbst auf seine Hand und verzog den Mund zu einem provozierenden Grinsen.

„Ah... ich dachte, du wolltest unbedingt hervorheben, dass du nicht derselben Meinung wie deine Mutter bist, was den Perversling angeht?...“
 

Sie zog etwas unsanft seine Hände von ihrem Bauch und fuhr zu ihm herum, worauf er sich wieder zu voller Größe aufrichtete, um überlegener zu wirken, was, wie er aber wusste, bei Sakura nicht wirklich half.

„Willst du mich etwa provozieren?!“ zischte sie.

„Ich?“ machte er und tat überrascht.

„Du bist ein schlechter Schauspieler, Sasuke-kun...“

„Und du könntest dir endlich mal darüber klar werden, was du eigentlich willst...“ provozierte er sie weiter, „Vertrittst du jetzt deine Mutter mit ihrer Anti-Sex-Politik oder hast du auch eine eigene Meinung?“

„Geh nicht zu weit...!“ warnte sie ihn und hob drohend den Zeigefinger in seine Richtung, „Ich könnte das Onigiri vom Boden aufsammeln und nochmal auf dich werfen!“

„Wie diabolisch...“ feixte er desinteressiert.

„Wollen wir uns etwa schon wieder streiten, wo wir uns doch gerade vertragen haben...?“ fragte sie verwirrt, und er sah sie eine Weile an.

„Wir streiten nicht, wir diskutieren.“

„Ah, okay. So kann man's natürlich auch nennen. Beschönigend, würde ich sagen!“ erwiderte sie trocken.

„Ich mache gar nichts, du streitest. Oder diskutierst.“

„Natürlich, du bist ja auch Uchiha Sasuke.“

„Ganz genau.“ Er ging zwei Schritte nach links und zog aus dem Schrank unter der Spüle Handfeger und Schaufel hervor, beides drückte er ihr in die Hand, worauf sie ihn verwundert ansah.

„Häh?“ kam dann.

„Feg gefälligst den Reis vom Boden auf, den du da rumgeworfen hast. Ich geh dann mal in die Stube.“ Er war gerade aus der Küche verschwunden und sie starrte ihm entsetzt nach – obwohl er ja irgendwie im Recht war – da drehte er sich zu ihr um.

„Mir ist noch was eingefallen. Deine Aktion mit dem Handtuch vorhin erscheint mir im Nachhinein doch nicht ganz so eindeutig, wie ich gedacht habe... du hast mich zwar mordlustig angeguckt, aber die Geste hat doch eigentlich das Gegenteil von dem gesagt, was deine Augen gesagt haben... oder irre ich mich etwa?“
 

Sie riss die Augen auf und starrte ihn an. Natürlich wusste sie, wovon er sprach.

„Was?!“ machte sie entsetzt und wurde gegen ihren Willen rot bei dem Gedanken – irgendwie war dummerweise etwas dran an dem, was er sagte... „Hältst du mich also für eine Lolita, oder was??!“ keifte sie los und klang zu ihrem Entsetzen weit weniger wütend, als sie geplant hatte... statt dessen klang sie eher erschrocken.

Oder ertappt?
 

„Komm, sei ehrlich, dass du mir das Handtuch runterziehst und ich damit nackt vor dir stehen musste, sagt nicht gerade Ich denke nie über Sex nach! aus, oder?“ fragte er erstaunt und verschränkte die Arme, während sie auf ihn zugestampft kam und wieder drohend mit dem Finger auf ihn zeigte.

„Ich wollte nur, dass du wehrlos bist!! Ha!!“ rief sie laut. „Dass du dir nicht so überheblich vorkommst und merkst, dass es ganz leicht ist, dich unter meine Fuchtel zu kriegen! Haha! Dass du nicht denkst, ich würde vor dir den Schwanz einziehen und kuschen, natürlich vorausgesetzt, ich hätte einen Schwanz! Hahaha! – Das war jetzt niveaulos, aber ich begebe mich eben extra für dich etwas weiter nach unten, damit du Perversling mich verstehst! Hahahaha! Und-...!“

„Sakura, willst du Sex?“

„Ja, verdammt!!“

„Oh, so kommt's raus. Jetzt gleich??“

„Was??!“ fauchte sie und starrte ihn an. Was redete e-... ...
 

Oh.
 

Was redete sie?!
 

„AAAHH!!!“ schrie sie und riss die Arme hoch, als sie all ihr Blut in ihr Gesicht schießen spürte und annahm, dass sie farblich einem Radieschen ähneln musste. „Nein, nein, NEIN!! Ich habe nicht dazu Ja gesagt, ich habe dir gar nicht zugehört und-...!!“

Seine Lippen verschlossen ihre. Sie keuchte halb erstickt und war im nächsten Moment empört darüber, dass er sie einfach abwürgte, da wurde sie schon gegen die Flurwand gedrückt und er drückte sich mit einiger Kraft gegen sie, ihr Gesicht nahm er in beide Hände, während er sie heftig küsste. Sie schob ihn energisch von sich weg.

„Ich war noch nicht fertig!!“ meckerte sie errötend, „S-Sasuke-kun...!!“

„Du redest einfach zu viel,“ sagte er scheinbar eiskalt und zog ihr Kinn mit einem Finger hoch, sodass sie ihm direkt in die Augen sah, Sie hielt die Luft an und hatte für einen Moment, den sie ihn so anstarrte, das Gefühl, die Zeit würde stehenbleiben. Und in diesem einen Moment stellte sie fest, dass Sasuke tatsächlich ganz und gar kein notgeiler Perversling war... weil er sie noch nie lüstern angesehen hatte.

Bis jetzt.
 

Das in seinen Augen unterschied sich von allem, was sie je bei ihm gesehen hatte. Selbst im Badezimmer und damals in diesem hässlichen Teich hatte sie nicht diesen Blick bei ihm gesehen... nicht dasselbe Verlangen wie jetzt.

Und sie verlor sich in seinen pechschwarzen, anziehenden Augen und erzitterte. Und dieses Mal war es vor Erregung.

„Küss mich, Sasuke...!“
 

Er tat es. Und wie.

Im nächsten Augenblick hatte sie das Gefühl, ihre Zungen würden miteinander verschmelzen und eine einzige werden – das wäre aber unpraktisch. Er zog sie an sich heran und sie schlang die Arme um seinen Nacken, zulassend, dass seine Hände zum zweiten mal unter ihr Top glitten, dieses mal auf dem Rücken. Und langsam schoben sie es nach oben. Als er es über ihre Brüste gezogen hatte, sodass es zusammengeknautscht darüber hing und er besser an ihren jetzt freien Bauch und Rücken herankam, drückte er sie wieder gegen die Flurwand, direkt neben eine Delle in Onigiri-Form. Mit einem leisen Keuchen beendeten sie die Kuss und öffneten die Augen wieder, und Sasuke zischte.

„Und wie war das? Du kriegst mich leicht unter deine Fuchtel? Hn... ich bin anderer Meinung, weißt du...?“

„Das werden wir ja sehen!“ raunte sie und reckte sich etwas, um mit der Zunge über seine Wange zu fahren, worauf er kurz innehielt. Den kurzen Moment seiner Starre nutzte sie, um sich von der Wand wegzudrücken und ihn rückwärts zu schieben, einmal quer durch den Flur, bis er gegen die andere Wand stieß und sie ihn dagegen drückte. Als er mit einem leisen Seufzen die Arme hob und ihr Top jetzt über ihren Kopf und ihre Arme zog, bis sie im BH vor ihm stand, durchfuhr ein heißer Schauer ihren Körper und sie keuchte auch leise.

Was tue ich hier...? Das ist alles so unwirklich...
 

Aber es war gut...
 

Sie reckte sich erneut hoch und küsste ihn auf die bereits geöffneten Lippen. Sofort erwiderte er willig ihren innigen Kuss und forderte ihre Zunge anmutig zu einem neuen Kampf heraus, den sie ohne groß zu fackeln annahm. Sakuras Hände wanderten jetzt von seinen Schultern hinunter über seine Brust und seinen Bauch bis zum Saum seines Shirts, dann darunter unter über seine warme, nackte Haut. Sie fuhr mit den Fingern seine Rippen nach und glitt weiter nach oben, bis sie seine Brustwarzen erreichte und mit dem Finger spielerisch einmal darum herumfuhr. Von ihm kam ein halb lautes, unterdrücktes Keuchen, als sie den Kuss lösten, und sie spürte ihn jetzt kurz erzittern.
 

„Tu dir keinen Zwang an, Sasuke-kun...“ flüsterte sie kichernd, ergriff den Saum seines T-shirts und zog es nach oben und schließlich über seinen Kopf.

„Würde ich nie tun,“ murrte er finster und sah sie eine Weile an, jetzt oben ohne, während sie ihre Hände wieder auf seine Schultern legte und sich weiterhin gegen ihn drückte.

Okay... so viel zu dem nicht schnell unter ihre Fuchtel kriegen.

„Natürlich nicht,“ erwiderte sie sarkastisch und strich absichtlich nochmal über seine Brust, um ihm amüsiert dabei zuzusehen, wie er sich jetzt komplett anspannte, auch, wenn er vergeblich versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. „Ein Uchiha Sasuke zeigt nie seine Gefühle, hm...? Wollen wir mal gucken, ob ich fähig bin, dich doch Gefühle zeigen zu lassen? Ich bringe dich dazu, pass nur auf.“

„Ist das ´ne Drohung?!“ fragte er lauernd und erfasste ihre Hände auf seiner Brust, um sie von dort weg zu nehmen und sie lieber wieder auf seine Schultern zu legen.

„Eine Herausforderung würde ich es nennen,“ antwortete sie grinsend und legte die Arme um seinen Hals, sich näher an ihn heranziehend. „Mal gucken, wie kalt du wirklich bist...“
 

Sie küsste ihn wieder. Heftiger als zuvor, als sie ihre Lippen gegen seine presste und ihre Zunge in seinen Mund schob, bevor er eine Chance hatte, zu reagieren. Gleichzeitig verfesterte sie die Umschlingung seines Halses und begann mit den Händen seinen Rücken zu streicheln. Erst ganz sanft, dann etwas fester. Und seine Hände erfassten jetzt ihre Hüften und fuhren mit einigem Druck daran auf und ab, was sie veranlasste, sich mit einem weiteren Keuchen näher an seinen Unterkörper heranzudrücken.

Da. Er zuckte schon wieder. Von wegen kalt.

Eine ihrer Hände verließ seinen Rücken, sie lockerte die Umarmung und strich mit zwei Fingern in kreisenden Bewegungen über die Stelle des Juins. Sie wusste ganz genau, dass er da reagieren würde. Er würde nicht anders können, er war an dieser Stelle einfach unglaublich reizbar.

Und er reagierte, wie sie es erwartet hatte. Löste sich aus dem Kuss und zischte ungehalten, als wolle er es auf jeden Fall vermeiden, laut zu werden. Sakura amüsierte seine gezwungene Zurückhaltung. Und es war süß, wenn er so war.

Scheu.
 

Sasuke spürte diese elende Hitze in sich aufkommen wie eine Springflut, als ihre Hände ihn auf so vertraute und sanfte Weise berührten. Zuerst dachte er an die Hitze aus den Träumen, die er von Sakura geträumt hatte... aber diese hier war anders als in den Träumen.

Noch heißer. So heiß, dass es brannte.

Er packte ihre Hüften fester und stieß sie rückwärts, worauf sie sich mit einem Keuchen von seinen Lippen löste.

„Sasuke-kun-... – AAHH!!“ In diesem Moment rutschte sie auf einem herumliegenden Onigiri im Flur aus und stürzte rückwärts zu Boden, hielt sich an seinem Hals fest und riss ihn mit sich um, wobei sie ihm um ein Haar das Genick gebrochen hätte (...). Er schrie auch, als er auf ihr landete und sie hart auf dem Boden aufschlug.

„I-ich liege auf Onigiri...“ brachte sie heraus und starrte ihn an, als er sich etwas von ihr erhob und sie ebenfalls anstarrte. „Ja, ich weiß, ich bin selber Schu-... mmpf!“ Den Rest ihres Satzes erstickte er mit einem weiteren, tiefen Kuss, sich über sie beugend. Sie machte ein ersticktes Geräusch unter ihm. Er ignorierte sie. Erst, als sie eine Hand hob und nach seinen schwarzen Haaren fasste, sie ihm und damit auch ihr, die sie unter ihm lag, ins Gesicht hingen, löste er sich seufzend von ihren weichen, warmen Lippen, die zu berühren er so mochte...

„Ich kann nicht aufhören,“ war alles, was er herausbrachte, und ihre Hand verharrte an seiner heißen Wange. Sie erzitterte, als sich ihre Blicke erneut trafen. „Nicht jetzt... Sakura.“

Sie keuchte, als er mit einer Hand gleichzeitig zärtlich und doch energisch nach ihrem Bauch fasste und darüber strich. Sie musste nicht mal in seine pechschwarzen Augen sehen, um das Feuer zu spüren, das in ihm brannte. Um zu sehen, dass er jedes Wort ernst meinte.

Denn die Flamme war zu groß, um sie mit der Hand auszuschlagen...
 

Und nicht nur in ihm.
 

„Hör nicht auf... Sasuke-kun. Bitte!“
 

Sie lehnte den Kopf zurück, als er sich über ihre Kehle beugte und sie dort küsste. Seine Zunge berührte ihren pochenden Hals, leckte über ihre weiche Haut und hinterließ eine Spur aus feuchtem, heißem Speichel darauf, als sie die Arme seufzend um seinen Nacken schlang und ihn an sich heranzog. Eine Hand hob er vom Boden und erfasste damit ihre Brüste, umkreiste sie sanft mit den Fingern, strich mit etwas mehr Nachdruck darüber, bis sie unter ihm leise stöhnte. Als er begann, an ihrem Hals zu lutschen, um einen weiteren feuerroten Fleck zu hinterlassen, bäumte sie sich unter ihm auf, schob eine Hand unter ihren Rücken und zog ein zerdrücktes Onigiri darunter hervor, das sie zur Seite warf. Als sich ihr Bauch sanft gegen seinen Unterkörper drückte, spürte sie ihn über sich erzittern und senkte den Kopf, um sein Gesicht zu sehen... aber er war in ihrem Hals vergraben und sie sah nur einen wuscheligen, pechschwarzen Haarschopf.
 

Er stöhnte leise.

„Sakura...“

Sie schloss hingebungsvoll die Augen, als er ihren Namen mit so viel Erregung und Hitze aussprach. Sie mochte es, wenn er ihren Namen sagte... vor allem, wenn er ihn so sagte.

„Ja...“
 

Sie ließ seinen Nacken los und fuhr mit der einen Hand über seine nackte Brust, erneut seine Rippen entlang, auf und ab... ihre zweite Hand wanderte wieder unter ihren Rücken und öffnete dort ihren BH, der sich dann von ihren Brüsten lockerte. Als Sasuke das merkte, hob er den Kopf erhitzt von ihrem jetzt feuchten und roten Hals und sah nach unten.

„Ich dachte, ich helfe dir, bevor du wieder Probleme bekommst...“ erklärte sie ihr Tun und zwinkerte, aber er war gerade nicht in der Stimmung zum Streiten. Statt dessen erfasste er vorsichtig das Stück Stoff über ihren Brüsten und zog es ihr ganz aus, sodass auch sie oben nackt war.
 

Sakura wurde erneut rot, während er sich wieder mit beiden Händen etwas mehr vom Boden und ihr abstützte. Sie war zwar nicht das erste Mal oben ohne vor ihm... aber so halb nackt direkt unter ihm zu liegen und angestarrt zu werden, war ihr doch irgendwie unangenehm.

Denk nicht darüber nach. Das ist... doch egal.

Mit diesen Gedanken hob sie mutig die Arme und legte sie wieder um seinen Nacken, ihm ins Gesicht sehend, als er den Blick tatsächlich freiwillig von ihren Brüsten löste.

Er tat etwas, was sie erstaunte... was sie in diesem Moment nicht zu sehen gewagt hätte.

Er lächelte, wenn auch etwas verzerrt.

Dann wiederholte er ihre Worte von vorhin.
 

„Küss mich...“
 

Als sie sich erneut küssten, zog sie vorsichtig die Beine an, über denen er breitbeinig hockte. Als ihre Knie über seinen Schritt fuhren, keuchte er leise und löste sich von ihren Lippen, um den Kopf wieder neben ihrem Hals sinken zu lassen, das Gesicht zur Seite drehend. Seine Zunge fuhr erneut über ihren Hals, seine eine Hand berührte jetzt wieder ihre Brüste. Ihr Knie drückte kurz gegen seine Hose wie um ihn zu necken, worauf er den Kopf wieder etwas hob und unwillkürlich zuckte.

„Was hast du...?“ flüsterte sie, ohne die geschlossenen Augen zu öffnen, und streckte ihre Beine wieder lang, wobei ihre Knie ihn jetzt in Ruhe ließen.

Er zischte ungehalten.

„Gar nichts.“
 

Sein Kopf wanderte weiter herunter bis zu ihrem Busen, den er auch küsste. Indessen glitten seine Hände zu ihrer Hose und öffneten sie ohne große Probleme. Sie erzitterte unter ihm und drückte sich gegen ihn, als er begann, ihre Hose auszuziehen, dafür musste er kurz von ihr ablassen. Als sie ihre Hose los war, beugte er sich wieder über sie und küsste ihre Brust. Sie warf den Kopf zurück und schrie unwillkürlich seinen Namen, ihn fest an sich heranziehend, als etwas in ihr explodierte wie ein großes Feuerwerk.

„Es ist so heiß...“ stöhnte sie und wagte gar nicht, sich wieder auf den Boden sinken zu lassen, stattdessen drückte sie sich fest gegen die brennende Hitze seines Körpers, spürte, wie etwas in ihm heftig pochte. „Sasuke-kun...!“

„Hn...“ brachte er heraus und keuchte ebenfalls, als sie den Mund wieder auftat:
 

„Hör nicht auf, Sasuke-kun...“
 

Nein. Hatte er nicht vor.

Sie zog ihn zu ihrem Gesicht herunter und küsste ihn, bevor ihre Hände nach seinen Seiten langten und darüber strichen. Er zuckte, als sie seine Hose erreichte und spielerisch den Knopf umkreiste, weiter hinunter fuhr... bis zu der einen, bestimmten Stelle.

Jetzt riss er den Kopf hoch und sie die Augen auf, als jetzt etwas mehr als nur ein unkontrolliertes Keuchen über seine bebenden Lippen kam. Sie bewegte ihre Hand über seine Hose und erreichte ein weiteres, lautes Stöhnen aus seinem Mund.

„Tu das nicht...!!“
 

Dann warf er sich plötzlich über sie wie eine Flutwelle über den Sand. Sie riss reflexartig die Hände von seiner Hose und umschlang wieder seinen Oberkörper, als er sie auf den Boden und sich gegen sie presste. Seine Lippen verschlossen ihre in einem tiefen, leidenschaftlichen Zungenkuss. Als er sich wieder etwas erhob und aufhörte, sich gegen sie zu drücken, verließen ihre Hände seinen Rücken wieder und öffneten seine schwarze Hose. Ein Schauer fuhr über seinen Rücken, der so heiß war, als würde es flüssiges Feuer regnen, als er ihre kleinen, flinken Finger seine Hose herunterziehen spürte und wie sie über seine Seiten strichen. Erst langsam, dann intensiver. Er beendete den Kuss mit einem weiteren Stöhnen, als ihre Hände über seine Oberschenkel und bis zum Bund seiner Shorts fuhren, während seine Hose jetzt in seinen Kniekehlen hing.
 

Dieses Feuer...
 

Kurzer Hand erhob er sich, riss sie etwas unsanft (oder einfach nur ungeduldig) vom Boden hoch, bis sie auf seinem Schoß saß und die Beine um seinen Rumpf schlang. Mit den Beinen schüttelte er seine Hose jetzt ganz ab und sah ihr in das errötete, erhitzte Gesicht.

Nie war ihr Anblick schöner, anziehender und erregender gewesen als in diesem Augenblick.
 

Er packte ihre Oberarme und drückte sie energisch, zog ihren Körper dichter an seinen heran, als sie den Kopf erneut leise keuchend zurückwarf und die Hände nach seinem bebenden Unterkörper ausstreckte.

Aus Reflex drückte er ihren nackten Oberkörper keuchend gegen sein Gesicht, als er das Gefühl hatte, den heftigsten Stromschlag seines Lebens zu spüren, als er ihre Hände da spürte, wo nie zuvor jemals irgendeine Hand (außer seiner eigenen) gewesen war – zumindest seit er aus dem Wickelalter raus war, addierte er in Gedanken, irgendwer würde ihn wohl auch da gewaschen haben.

„Sasuke...“ keuchte sie leise, ihm fiel auf, dass sie das –kun wegließ. „Sasuke, mir... ist so heiß...“

„Ah...“ machte er, es war ein Zwischending aus einfacher Zustimmung und bereits erhitztem Stöhnen. Sie erhob sich von seinem Schoß, wobei sie auch die Hände aus seiner Hose zog und sie wieder auf seine Seiten legte, und ließ zu, dass er sie wieder auf den Boden legte und sie des letzten Kleidungsstückes entledigte, das sie noch trug...

Mit einem jetzt genervten Stöhnen zog sie noch ein plattes Onigiri unter ihrem Rücken hervor und warf es zur Seite, als er sich über sie beugte und jetzt nach seinen eigenen Shorts griff.

„Wieso musste ich mit diesem blöden Onigiri rumschmeißen?!“ meckerte sie leicht außer Atem, „Wenn meine Mutter das wüsste!“

„Wäre besser, wenn sie es nie erfahren würde,“ brummte Sasuke, bevor er sich über sie beugte, sie heftig küsste und seine Shorts herunterzog, als die Hitze langsam unerträglich wurde. Und nicht nur die Hitze... auf die Dauer schmerzte es einfach, Shorts zu tragen in solchen Situationen...

Sie keuchte und riss den Kopf nach hinten, als er sich aus dem Kuss löste und sie sanft auf den Boden drückte und sich auf sie legte.

Oh mein Gott... oh mein Gott...!!
 

„Sasuke!!“ schrie sie dann und ließ ihn erstaunt auffahren. Ihre Stimme war so entschlossen... aber ihr Körper zitterte und bebte vor Aufregung. Das hier war das erste Mal.

Auf dem Fußboden in Mitten zermatschter Onigiris.
 

Ich habe... keine Angst.
 

Sie zog ihn an sich heran und erzitterte erneut, als sie spürte, wie auch er vor Hitze bebte, so stark, als würde er von irgendetwas tatsächlich durchgeschüttelt. Erstaunt stellte sie fest, dass sie tatsächlich entgegen ihrer Erwartungen keine Angst vor dem hatte, was passieren würde.

Es war Sasuke.

Sie liebte Sasuke.

Mehr als nur das. Sie wollte eins mit ihm sein.
 

„Schlaf mit mir, Sasuke...“
 

Vermutlich der einzige Befehl, den sich ein Uchiha Sasuke jemals gerne geben lassen würde. Und er folgte ihm ohne weiter zu fackeln, als sie ihn fest an sich heranzerrte und spürte, wie er ungeduldig in sie eindrang. Und sie keuchte und erstarrte für einen Moment, als der Schmerz ihren Unterleib durchbohrte – ein Schmerz, auf den sie aber gewartet hatte.
 

Dieses Feuer ist so warm... nein... heiß... aber ich habe trotzdem keine Angst, zu verbrennen...
 

Nicht, solange du da bist.
 

„Küss mich noch einmal...“
 

––
 

Es dauerte nicht lange, aber es war atemberaubend. Als Sasuke sich keuchend von ihrem Körper auf den Boden rollte und sie sich bebend an seinen Oberarm klammerte, als hätte sie Angst, er könnte sich auflösen, lauschte er eine Weile seinem pochenden Herzen und seinem rauschenden Blut in seinem Kopf.

Überall.

Noch immer schwindelte ihm von dem berauschenden Gefühl der Ekstase, das er gespürt hatte... es war, als hätte er für einen kurzen Moment diese Welt verlassen. In einer Welt aus purem Licht, das ihn beinahe geblendet hatte...

Es war mehr als Befriedigung gewesen... sehr viel mehr als nur das.
 

Als sich ihr Atem etwas beruhigt hatte, hob Sakura zitternd eine Hand und strich damit über seine nackte Brust, die vom noch etwas heftigen Atmen auf und ab stieg.

„Au... mein Rücken...“ war das erste, das sie wieder von sich gab, und auf seinem Gesicht erschien ein amüsiertes, kurzes Grinsen. „Grins nicht so, du Schwein... ich hatte mir mein erstes Mal anders vorgestellt, weißt du?“ Bei den Worten wurde sie unweigerlich rot.

Ihr erstes Mal. Oh Gott. Sie hatte ganz vergessen, dass es ihr erstes Mal gewesen war... und das vor der Hochzeit. Wenn das je ihre Mutter erführe!
 

Sasuke stützte sich jetzt mit den Ellenbogen am Flurboden auf und setzte sich schließlich hin, mit den Händen seine Haare raufend.

„Hnn,“ war alles, was er dazu sagte. „Aber sag nicht, ich hätte dich gezwungen!“ kam dann grantig. „Du hast es gewollt!“

„Ja, ja!“ murmelte sie immer noch beschämt und setzte sich auch auf, die Beine zusammenziehend, damit er ihr nicht dorthin starrte, wo es sich nicht gehörte.

„Wie, jaja?“

„Hach, vergiss es.“

„Bereust du's?“
 

Sakura sah ihn erstaunt an, als er das fragte. Ihre grünen Augen trafen seine schwarzen und sie hielt für einen Augenblick inne.

Ja... tat sie es? Sie lagen auf dem Fußboden umgeben von matschigen Onigiris und ihr Rücken schmerzte, außerdem war es helllichter Tag...

Aber sie war glücklich...

Sakura lächelte – und ihr Lächeln wurde nur noch etwas größer, als sie sah, dass seine Mundwinkel auch zuckten, wenn auch nur kurz.

„Keine Sekunde, Sasuke-kun.“
 

„Hn...“ machte er darauf zufrieden, „Ich auch nicht.“
 

––
 

--
 

Ihr werdet es nicht glauben, leute.... X___X das ist jetzt der DRITTE versuch das scheiß fick verdammte arschkeks kapitel (sorry ich bin einfach gerade rchtig derbe angepisst, das glaubt ihr garnicht <.<) non-adult zu kriegen!!!

HALLO??!! O____O irgendeiner war wohl heute oberverklemmt, oder wie??! langsam reichts mir, ich hab schon viel schlimmere kapis als non adult durchbekommen und jetzt machen die wegen diesem einen on theater? o___O
 

also, ich HOFFE dass alle lieben Admins jetzt endlich zufrieden sind!! ich hab jetzt echt genau da aufgehört wos spannend wird und hab versucht alles rauszuschneiden was irgendwie eine auch nur in annähernder Weise erotische färbung haben könnte... langsam muss es mal reichen, leute. Sorry, ich wollte niemanden verärgern, aber wenn das jetzt weder adult wird lauf ich echt amok. ich KANN nicht mehr rausschneiden aus der ff, mann!! Oó sonst endet tc ja wie panini und keiner rallt mehr was abeght!! <.< Selbst in American Pie ist mehr erotik drin als hier und die sind alle unter 18!! Òó
 

zum dritten mal.... das hier kam vllt unerwartet, aber es war geplant! XD

edit: wow, sie habens doch geschafft <.< non-adult! XD

Ein Anfang

Nachdem es in der Nacht geregnet hatte, schien am nächsten Tag wieder die Sonne, als es an der Haustür von Harunos klingelte. Frau Haruno war so schnell an der Tür und hatte sie überschwenglich geöffnet, sodass Naruto, der vor der Tür stand, vor Schreck fast schreiend die kleine Treppe herunter gefallen wäre.

„Ähh, g-guten Morgen?!“ schrie er entsetzt Sakuras Mutter entgegen, die ihn anstarrte.

„Oh!“ machte sie, „Hallo, Naruto!“ Natürlich kannte sie ihn. Immerhin war er im Gegensatz zu Sasuke nicht für mehrere Jahre weg gewesen, in der zeit von Sasukes Abwesenheit hatte er Sakura oft besucht.
 

Die Frau seufzte leise.

„Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe! Ich dachte, Sakura würde vielleicht mal zurückkommen...“

„Sie ist nicht da?!“ fragte der Blonde, „Wieso, wo ist sie denn hin?“ Dabei war ihm doch langweilig... er hatte gehofft, vielleicht irgendetwas mit ihr oder irgendwem anderes unternehmen zu können... und da sie seine beste Freundin war, fragte er bei ihr grundsätzlich zuerst.

„Das ist eine lange Geschichte,“ sagte Frau Haruno verblüfft, „Komm doch rein, ich erzähle sie dir bei einer... morgendlichen Nudelsuppe, sagen wir?“
 

So leicht ließ sich ein Naruto ins Haus locken. Fünf Minuten später saß er zusammen mit Sakuras Mutter am Küchentisch und aß genüsslich eine Schüssel mit Ramen. Woher hatte diese gütige Frau nur gewusst, dass es sein Lieblingsessen war? Zumindest erfuhr er jetzt von dem Essen, zu dem Sasuke nicht gekommen war, und dass Sakura am vergangenen Vormittag zu ihm gegangen war und seitdem nicht zurückgekommen war.

„Sehr eigenartig,“ bemerkte Naruto mit einem Stirnrunzeln, als er die leere Schüssel auf den Tisch stellte, „Hoffentlich haben sie sich nicht umgebracht!“

Sakuras Mutter erbleichte.

„Oh, das hätte ich wohl nicht sagen dürfen...“ bemerkte der Fuchsjunge schlau. Die Mutter keuchte.

„Ich hoffe nur, er hat meinem Mädchen nichts... schlimmes angetan!“ hauchte sie dann und sah ihn verschwörerisch an, „Du weißt schon... ...“
 

Naruto wusste gar nichts.

„Häh?“

Sie seufzte.

„Na, was ihr Jungs eben so macht mit den Mädchen!“ Naruto kratzte sich am Kopf und wusste immer noch nicht, wovon sie sprach. Die Frau hob die Hände über den Kopf und seufzte erneut.

„Wie auch immer, Sakura ist doch noch gar nicht verheiratet! – Und ich traue diesem Uchiha-Kerl einfach nicht! Er hat immerhin das Essen versäumt, ich glaube, er benutzt sie nur!“

Aah, jetzt verstand er, wovon sie sprach.

„Sie meinen, er hätte sie durchgenommen?!“

„AAHH!“ schrie die Frau und wurde rot, „Sprich es doch nicht aus am helllichten Tag!“ Naruto zuckte nur mit der Braue. Er hatte ja gewusst, dass sie schräg war... aber so schräg?

Na... da wird Sasuke sich ja freuen! Hoffentlich schnallt sie nicht, dass er als Uchiha seinen Clan aufbauen will und damit das Gegenteil von dem erzielen müsste, was SIE anstrebt...
 

„Wissen Sie was?!“ grinste er dann fröhlich, „Ich gehe mal bei Sasuke vorbei und gucke, ob Sakura da ist! Was meinen Sie?“

„Oh, das wäre wirklich toll!“ strahlte die Frau erstaunt, „Am besten holst du sie ganz schnell weg von da, falls sie da ist! Bevor noch etwas Schlimmes passiert!“

Naruto überlegte kurz und entschied sich weise, seinem Freund Sasuke etwas zur Seite zu stehen.

„Keine Angst... ich bin überzeugt, dass er kein Typ ist, der Mädchen ausnutzen würde! Er wird ihr sicher nichts tun, wenn er schon nicht mit ihr verheiratet ist!“
 

––
 

Auf der Straße kurz vor dem Haus der Harunos stieß Naruto beinahe mit Hinata zusammen, die ihm keuchend entgegen kam. Als sie ihn erkannte, schrie sie erschrocken und wurde im nächsten Moment rot.

„N-Naruto-kun!“

„Oh, Hinata-chan!“ freute er sich und strahlte, „Was ist? Wieso hast du's denn so eilig? – Wolltest du zu Sakura-chan, sie ist nicht da!“

Hinata strahlte ihn an mit einer Freude, die er in ihrem Gesicht noch nie zuvor gesehen hatte, und er stutzte für einen Moment, als er sie so ansah.

Sie war so hübsch... mit ihren langen, dunklen Haaren, die jetzt in der Sonne glänzten, und ihren strahlenden, weißen Augen, ihrem zierlichen Gesicht...

„Ich... gehe gerade zu Sasuke, um zu gucken, ob sie bei ihm ist...“ addierte Naruto langsam und wirkte plötzlich apathisch, während er die junge Frau vor sich ansah, wie sie fröhlich strahlte.

Was sie wohl gerade so glücklich gemacht hatte?

„Ich komme mit!“ entschied sie lächelnd, „Wenn es okay ist... ich habe dir etwas Tolles zu erzählen, Naruto-kun!“
 

––
 

Sie hatten vergessen, die Rollos runterzuziehen.

Sakura merkte das jetzt, als die Sonne durch das Fenster genau auf ihre Nase schien und sie kitzelte. Stöhnend drehte sie den Kopf weg und bohrte ihn in das weiche Kissen, auf dem sie lag.

Neben ihr bewegte sich etwas und sie hob das Gesicht wieder, drehte es in die andere Richtung und sah auf Sasukes nackten Rücken. Er musste sich eben umgedreht haben.

„Mmh...“ murmelte sie müde und blinzelte verschlafen, „Sasuke-kun...? Bist du wach?“ Erst kam keine Antwort. Dann kam ein leises, verschlafenes Hn. Sie musste lächeln und kuschelte sich tiefer in das Kissen, die Bettdecke etwas höher über sie beide ziehend. „Guten Morgen...“ begrüßte sie ihn dann. Er Hnte. „hast du gut geschlafen?“ ging es weiter.

Schließlich hob Sasuke stöhnend einen Arm und schob ihn hinter sich, bis er Sakuras Oberarm berührte.

„Rede doch nicht so viel am frühen Morgen...“ murmelte er, „Ich schlafe doch noch...“
 

Sakura musste leise kichern. Früher Morgen, jaja. Vermutlich war es schon beinahe Mittag, dem Stand der Sonne nach zu schätzen. Aber sie hatten ja auch eine lange Nacht hinter sich.

Sie drehte sich auf den Rücken und sah sich eine Weile in dem so vertrauten Zimmer um. Hier hatte sie viele Wochen gewohnt... und in diesem Bett schlief sie auch nicht zum ersten Mal. Nur zum ersten Mal nackt.

Vermutlich ist meine Mutter schon wahnsinnig vor Sorge um mich, weil ich die Nacht weggeblieben bin... fiel ihr ein und sie bekam tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Nein, sie war nicht nur die Nacht weggeblieben, sie hatte die ganze Nacht Sex gehabt, wenn ihre Mutter das je erfuhr, würde sie vermutlich aus dem Fenster springen...

Na ja, jetzt mal nicht übertreiben.
 

Als sie sich bequemte, sich aufzusetzen, spürte sie ihren Rumpf und auch ihren Rücken schmerzen und stöhnte kurz.

„Aah... dieser Fußboden war die Hölle... Mach das nie wieder, Sasuke-kun...“

„Hnn...“ brummte er neben ihr, ihr noch immer den Rücken kehrend, während sie sich den verspannten Rücken rieb. Verdammt... so viel auf einmal war auch nicht so gut gewesen... sie würde tagelang nicht richtig gehen können...

„Ja, ich weiß...“ stöhnte sie, sich noch immer den Rücken reibend, und sah auf ihn herunter, „Mister Uchiha interessiert sich sowieso nicht für meine Probleme! Typisch! – Immerhin bin ich wach, im Gegensatz zu Mister Uchiha... war wohl zu anstrengend für ihn, was?“ Sie grinste diabolisch, als sie ihn empört schnauben hörte. Dann drehte er sich auf den Rücken.

„Ich habe immerhin keine Rückenschmerzen!“ behauptete er.

„Ja, du hast ja auch oben gelegen.“

„Die meiste Zeit, nicht durchgehend.“

„Ja, weil ich ja beweisen musste, dass ich dich unter meiner Fuchtel habe!“ grinste sie zufrieden. „Das Bett war bequemer als der Boden, meinst du nicht auch?“

„M-hm,“ machte er und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Sie hörte endlich auf, ihren Rücken zu reiben, und drehte sich zu ihm um, ihn anlächelnd.

„Ich liebe dich, Sasuke-kun.“

Er erwiderte das Lächeln sporadisch. Aber dass er es überhaupt tat, freute sie.

„Ah,“ machte er bestätigend, bevor er sie vorsichtig zu sich herunterzog und sie sanft auf die Lippen küsste.
 

Als der Kuss tiefer und inniger wurde, legte sie sich auf ihn und zog die Decke wieder über sie, die heruntergerutscht war. Er seufzte und beendete den Kuss, während seine Arme ihren Rücken und dann ihren Hintern streichelten.

„Das war keine gute Idee...“ murmelte er halb laut, und sie grinste und erhob sich etwas. Sein Blick blieb an ihren Brüsten hängen und sie sah mit breiter werdendem Grinsen, wie seine Augen größer wurden.

„Keine gute Idee?“ wiederholte sie, „Findest du?“

„Meine Güte...“ murmelte er etwas benommen, als sie sich herunterbeugte und sanft seine Brust zu küssen begann. „Du bist ja... unersättlich...“

Sie küsste neckend seine Brustwarze und spürte, wie er zuckte.

„Mister Uchiha ist ja doch völlig fertig...?“

„Das war unfair...“
 

Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen, zulassend, dass sie weitermachte. Sie tat das und fuhr mit den Händen jetzt zärtlich über seine Seiten, bevor ihr Kopf wieder nach oben kam und sanft seinen Hals küsste.

„Wieso soll denn nur ich immer Flecken haben?!“ fragte sie, „Gleichberechtigung für alle!“

„Ja, rettet die Wale,“ stöhnte er und lehnte den Kopf noch weiter zurück, damit sie besser an seinen Hals ankam. Dabei überraschte ihn ihr Verhalten trotzdem noch... gestern hatten sie es doch erst zum ersten Mal getan, und jetzt konnte sie gar nicht mehr aufhören? Er hatte das, das musste er zugeben, nicht erwartet.

Aber das hieß nicht, dass es schlecht war...

Ihre Zunge fuhr weiter nach links auf seine Schulter und weiter nach hinten. Als sie wieder sein Juin erreichte, zuckte er hoch und legte die Arme fester um ihren schlanken Oberkörper.

„Sakura...“ seufzte er ihr leise ihren Namen ins Ohr, und sie lächelte und löste sich von seiner Haut.

„Du magst das, ich weiß... entspann dich.“

„Hn...“
 

Dann klingelte es und die zwei fuhren wie der Blitz auseinander.

„Was?!“ schrie Sakura fast empört und setzte sich auf, „Wer kommt jetzt bitte??!“

„Na, du kannst es ja nicht sein!“ bemerkte er, „Pff... erwarte ich irgendwen...?“ Er kratzte sich am Kopf, während jetzt beide aufrecht im Bett saßen und die Decke wieder herunterrutschte. „Nö...“ entschied er dann, packte Sakura und warf sie um ins Bett, sich selbst rollte er über sie. Sie lachte.

„Huch?! Na, wach geworden?!“

„Tss,“ machte er kalt und beugte sich über ihr Gesicht, kurz darauf verschlangen sich ihre Lippen wieder in einem leidenschaftlichen Kuss. Sie seufzte leise gegen seine Lippen, als seine Zunge in ihren Mund drang und ihre umspielte, erst sanft, dann fordernder. Energisch zog sie Sasuke dichter an ihren nackten Körper heran, presste sich mit einem leisen Keuchen gegen ihn.

„Sasuke-kun...“

„Hmm...“
 

Es klingelte erneut. Als die beiden es wieder ignorierten, klingelte es zum dritten Mal.

„Sasuke-kun...“ seufzte Sakura leise und schloss die Augen, als seine Hände sanft ihre Brüste ergriffen und sie zu streicheln begannen. „Vielleicht solltest du mal hingehen... es scheint ja dringend zu sein... ich meine, nachher ist es Tsunade oder so...“

„Die kann mich jetzt gerade mal!“ zischte Sasuke und küsste sie erneut, dieses mal heftiger als zuvor. Sie gab es auf, auch, als es zum vierten Mal klingelte, erwiderte seinen heißen Kuss und umschlang ihn fest mit beiden Armen.

Es klingelte nicht nochmal. Aber dafür ertönte plötzlich draußen ein kurzer Knall und dann ein dumpfes Fallgeräusch in unmittelbarer Nähe.

Und dann ein Schrei aus zwei Mündern zugleich. Nämlich aus Sakuras, die einen Shinobi auf dem Balkon erkannte, und aus Narutos, der auf dem Balkon stand und gerade ein Bild zu sehen bekommen hatte, mit dem er definitiv nicht gerechnet hatte.
 

„AAAHH!!“
 

––
 

Sasuke fuhr alarmiert herum und saß kerzengerade im Bett, während Sakura panisch schreiend die Decke über sich warf und selbst darunter noch weiter schrie. Und der Uchiha kapierte relativ langsam, dass es bloß Naruto war, wegen dem sie schrie... er hatte schon gedacht, Orochimaru oder sonst irgendjemand Schlimmes wäre aufgetaucht.

Aber hey – Naruto war in diesem Fall genauso schlimm!

„KOMM NICHT HOCH, HINATA-CHAN!!“ schrie Naruto, der sich schon geistesabwesend die Hände auf die Augen geklatscht hatte, „Aaahh, meine Augen!“

„Stell dich nicht so an!!“ bellte Sasuke zur Balkontür, während er wütend seine Hosen anzog und zu besagter Tür stampfte. Dass er ebenfalls rot im Gesicht war, ignorierte er gekonnt. „WAS hast du auf meinem Balkon verloren, du Spanner??!“ fuhr er Naruto dann an, nachdem er gewaltsam die Tür aufgerissen hatte, „ANTWORTE, BEVOR ICH DIR ALLE KNOCHEN BRECHE, DU STÖRST MAL WIEDER!!“

„I-i-ich hab's schon bemerkt!!“ keuchte Naruto, der sich noch immer die Hände vor die Augen hielt, „Es tut mir leid, ich konnte doch nicht ahnen, dass ihr da... da...!! Ich wusste nicht mal, dass ihr das überhaupt schon tut!!“

„Was heißt hier schon??!“ schnappte der Schwarzhaarige und ballte die Fäuste, „RUNTER VON MEINEM BALKON!“

„A-aber Hinata-chan und ich haben euch was zu sagen!! Es ist wichtig!! Ehrlich!“ Sasuke sah den Blonden abschätzend an, wie er sich immer noch die Hände vor die Augen hielt, als hätte er Krümel hinein bekommen. Es war ein so lächerlicher Anblick, dass er seinen Zorn hinunterschlucken und tatsächlich unbeholfen grinsen musste.

„Du kannst die Hände wieder runternehmen, erstens bin ich angezogen und zweitens hab ich nichts, was du nicht auch hättest, hoffe ich zumindest für dich, Dobe!“
 

––
 

Als sie zu viert in Sasukes Stube saßen, herrschte bedrücktes, peinliches Schweigen. Natürlich hatten Sakura und Sasuke sich komplett angezogen. Sakura wagte gar nicht, Hinata oder Naruto anzusehen, so unglaublich peinlich war ihr die Aktion von eben... Naruto würde sie nur doof angrinsen... und die arme Hinata würde vermutlich noch röter werden als sie es schon selbst die ganze Zeit war. Dabei passte das Rot ganz und gar nicht zu ihren rosa Haaren.

Sasuke hingegen sah auf Hinata und hätte Sakuras Gedanken bestätigt, hätte er sie lesen können. Hinata war knallrot und wagte genau wie Sakura nicht, irgendwen anzusehen. Dabei hatte sie gar nichts mitbekommen, sie hatte brav unten gestanden, während Naruto diese peinliche Idee gehabt hatte, mit ein paar Bunshins eine Leiter zum Balkon zu bauen, um zu gucken, ob Sasuke tatsächlich nicht da war.

„Ich wusste echt nicht, dass ihr beide da gerade... na ja!“ sprach Naruto jetzt etwas kleinlaut zu seiner Verteidigung, „Ich hab ja nicht mal damit gerechnet, dass die Rollos offen sind! Ich dachte, ich guck mal nach, und wollte an sich nur mal an die Balkontür klopfen, weil du ja mal wieder nicht an die Haustür gegangen bist!“ Er machte eine nachdenkliche Pause. „Na ja, jetzt weiß ich zumindest, warum du nicht aufgemacht hast!“

„Dobe, merk‘s dir,“ zischte Sasuke trotz all seiner coolen Fassade doch auch peinlich berührt, „Wenn ich nicht aufmache, heißt das entweder, dass ich nicht da bin, oder dass ich definitiv nicht an die Tür gehen will! Okay? Lass mich bitte einfach in Ruhe, wenn ich mal wieder nicht aufmache!“

„E-entschuldigt bitte vielmals...“ stammelte Hinata da und senkte beschämt den Kopf, „Ich... es ist meine Schuld, dass wir euch gestört haben, wir... ich meine, ich war zuerst auf dem Weg hierher, ich habe Naruto-kun unterwegs getroffen...“ Sasuke seufzte.

„Okay, was war jetzt eigentlich das so wichtige Anliegen, das ihr hattet?!“ fiel Sasuke dann genervt ein. Hinata senkte den Kopf etwas weiter.

„J-jetzt kommt es mir gerade nicht mehr so wichtig vor...“

„Hey, jetzt sagt schon!!“ machte auch Sakura und sah auf, dabei funkelte sie Naruto empört an. „Ihr habt uns jetzt ja wohl nicht wegen nichts aus dem Bett gerissen!!“ Naruto war trotz allem voller Enthusiasmus.

„Nein, es ist was Cooles!! TenTen ist im Krankenhaus!“

„Was ist daran cool??!“ schrie Sakura und sprang auf, „I-ist sie etwa verletzt??!“

„Nein, du Dummchen!“ grinste Naruto, „Sie kriegt gerade ihr Baby!“
 

––
 

Das war eine tolle Nachricht. Das ließ sogar Sasuke seine unterbrochenen Aktivitäten vergessen.

Sakura war hin und weg.

„Oh Gott!“ quiekte sie plötzlich strahlend, „S-sie kriegt ihr Baby?! Jetzt?! Ach du Schreck, wir müssen sofort da hin!! – Das ist wirklich toll, Hinata-chan! Dann verzeihe ich euch auch, dass ihr gestört habt!“ Sie wuselte sofort in den Flur und zog eilig ihre Schuhe an, Hinata folgte ihr jetzt etwas glücklicher. Naruto und Sasuke erhoben sich ebenfalls.

„Denk jetzt ja nicht, du kommst jedes Mal ungeschoren davon, wenn du uns beim Sex störst, indem du sagst, jemand kriegt ein Baby!“ warnte Sasuke seinen Freund düster. Naruto grinste diabolisch.

„Dann war es also dieses Mal wirklich das, wonach es aussah, hm?! Ihr habt es also getan?“

„Das geht dich nichts an,“ machte der Uchiha kühl und ging an ihm vorbei. Naruto grinste und folgte ihm. Er wusste sowieso Bescheid, egal, ob Sasuke ihm nun antwortete oder nicht.
 

––
 

Im Krankenhaus vor dem Kreissaal trafen die vier auf Neji, der vor der Tür stand und... total cool wirkte.

„Wie stehst du denn da?!“ empörte sich Naruto, „Du siehst aber nicht so aus, als würdest du gerade Vater werden, Neji!“

„Lass das mal meine Sorge sein,“ erwiderte Neji völlig gelassen.

„Du bist kein bisschen aufgeregt?!“ wunderte sich der Blonde. Neji sagt nichts – da schrie TenTen drinnen im Saal und alle fuhren zusammen, auch Neji. Sasuke grinste verstohlen.

„Aaaha, kein bisschen aufgeregt also.“

„Ach, verdammt!“ machte Neji beleidigt und verschränkte die Arme. Naruto grinste zufrieden.

„Wieso lassen die dich da nicht rein?!“ fragte Sakura verwundert, „Sollte der Vater nicht während der Geburt anwesend sein?“

„Tsunade war anderer Meinung...“ gab Neji zu hören. Sasuke lehnte sich zu Sakura und flüsterte tonlos:

„Ich kann mir auch denken, wieso, mit den Nerven ist er TenTen sicher keine große Hilfe.“ Sakura musste kichern, verdrängte das aber schnell, als sie Nejis finstere Blicke spürte. Verdammt, er hatte ja Byakugan...

„Ich hab dich genau gehört, Uchiha!“ sagte er schroff zu Sasuke, und der reckte nur den Kopf etwas hoch. Drinnen schrie TenTen erneut und alle fuhren erschrocken zusammen.

„H-hoffentlich geht es ihr gut...“ wisperte Hinata gespannt und kratzte sich am Kopf. Naruto begann nervös hin und her zu rennen. Nachdem ihn alle eine Weile lang angestarrt hatten, sagte Neji:

„Hey, du führst dich auf, als würdest du der Vater werden, Naruto!“

„Aber das ist soooo aufregend!!“ quiekte der Blonde völlig hibbelig und wedelte mit den Armen in der Luft herum, „Ich hab noch nie eine Geburt miterlebt! – na ja, wir stehen ja vor der Tür, aber wir hören immerhin als Erste, wenn das baby da-...“

Der Schrei eines Neugeborenen unterbrach ihn.
 

––
 

TenTen lag zugedeckt in dem Bett im Kreissaal, als die fünf hereinkamen, Neji allen voran. Auf ihrem Arm lag ein Bündel mit einem winzigen Baby, das leicht strampelte.

„Oh!“ machte TenTen erschöpft und glücklich zugleich, „Ihr seid ja alle gekommen! Wie schön... – Neji...“ Sie strahlte ihn an, als er sich zu ihr herunterbeugte, und die anderen beobachteten fasziniert, wie er sie zärtlich küsste und dann lächelnd seine Stirn gegen ihre lehnte.

„Ist das echt Neji?“ fragte Sasuke erstaunt, aber so leise, dass ihn nur Sakura hörte.

„Sieh dir an, wie... wie glücklich sie sind! Hast du Neji je so erlebt?“

„Nein...“ Er sah auf Sakura und stutzte, als er sie auch lächeln sah. Sie war so gerührt, dass sie beinahe weinte. „Sakura... hey, alles gut... wenn du schon bei den Babys anderer Frauen so austickst, was machst du dann, wenn du mal selber eins kriegst?!“

Sie wurde rot bei seinen Worten, ließ sich aber nicht ihrer Rührung und Glückseligkeit berauben, die sie gerade verspürte, als sie die glückliche Familie am Bett betrachtete.

Ja... Babys. Sie freute sich auf den Tag in weiter Ferne, an dem auch sie einmal so wie TenTen mit einem Bündel im Arm im Bett liegen würde. Einem Bündel voller Leben...

Sie lehnte sich an Sasukes Schulter und konnte gar nicht aufhören, zu lächeln, so fröhlich war sie. Er ließ stumm zu, dass sie sich gegen ihn lehnte. Das Bild der Familie da vorne war schon einzigartig. Er fragte sich, ob seine Eltern auch so bei seiner oder Itachis Geburt ausgesehen hatten. Er konnte sich seinen Vater gar nicht lächelnd vorstellen...
 

Aber Neji hatte er sich auch nicht lächelnd vorstellen können.
 

„Kommt!“ lud TenTen die anderen da fröhlich ein, als Neji sich aufrichtete, „Wollt ihr die Süße mal sehen? Es ist ein kleines Mädchen!“

„Oh Gott...“ seufzte Sakura noch immer völlig gerührt, löste sich von Sasuke und ging mit Hinata zuerst nach vorn, die Jungs folgten den beiden. Sasuke bemerkte, dass Naruto sich dicht neben Hinata stellte und eine Hand auf ihre Schulter legte, worauf sie rot wurde.

Na... hat er etwa endlich was geschnallt, der Depp...?
 

Das Baby strampelte in seinem weißen Stoffbündel, als sich alle lächelnd (sogar Sasuke) über es beugten. Als der Stoff von seinem Kopf rutschte, erkannten sie einen dunklen Haarflaum. Das Kind stieß undefinierbare Laute aus, es war eine Mischung aus Quaken und Grunzen.

„Wie süüüß...“ machte Sakura, „Oh Gott, sie ist wunderschön, TenTen... wie heißt sie überhaupt?“

„Wir haben ausgemacht, wenn es ein Mädchen wird, nennen wir sie Haruka,“ sagte TenTen fröhlich, „Na, kleine Haruka?“ Sie hob eine Hand und fasste nach der winzigen Hand ihrer nicht mal eine Stunde alten Tochter. Das Kind spürte TenTens Finger und klammerte sich reflexartig mit seinen winzig kleinen, dünnen Fingerchen, die kaum so lang wie ein einziges Fingerglied von TenTen waren, an den Zeigefinger seiner Mutter. Jetzt seufzte auch Hinata vor Rührung bei dem niedlichen Bild. „Willkommen auf der Welt, kleiner Schatz...“ flüsterte die Mutter glücklich. Dann öffnete das Baby die Augen. Sakura erkannte die schneeweißen, pupillenlosen Byakugan von Neji.

„Eine kleine Erbin für den Hyuuga-Clan,“ sagte Neji, „Na ja, zumindest für die Nebenfamilie.“

„Sie wird einmal eine begnadete Kunoichi sein!“ orakelte Naruto nickend, „So wie ihre Mutter, und so wie ihr Vater einer der besten Shinobi Konohas ist!“ Dem stimmten alle nickend zu, Neji sagte natürlich nichts.
 

––
 

Nachdem noch ein Dutzend anderer Leute gekommen war, um die frisch gebackenen Eltern zu beglückwünschen (Lee und Gai kamen natürlich, Ino kam mit Shikamaru und auch Kiba und Chouji und noch einige andere tauchten auf), entschieden die Kameraden weise, Neji und TenTen in Ruhe in ihrer Zweisamkeit zu lassen, so verließen sie das Krankenhaus und... gingen alle zusammen zu Ichiraku (wohin auch sonst). Gai wurde dazu verdonnert, alle einzuladen, weil die meisten kein Geld hatten und die, die welches hatten, wie Sasuke mit seinem gigantischen Erbe zum Beispiel, waren nicht gewillt, es für Ramen auszugeben. Die meisten konnten eigentlich sowieso kein Ramen mehr sehen, weil sie dank eines gewissen blonden Shinobi schon viel zu oft diese Nudeln gegessen hatten...

Chouji war eine Ausnahme. Der konnte gar nicht genug essen, deswegen waren er und Naruto irgendwann die Einzigen, die noch munter Ramen in sich hineinschaufelten, während alle anderen sich mit einer Schüssel begnügt hatten.

„Irgendwann platzen sie,“ orakelte Shikamaru gelangweilt und sah den beiden Fresssäcken dabei zu, wie sie eine leere Schüssel nach der anderen übereinander stapelten.

„Ja,“ machte Ino und warf ihre blonden Haare nach hinten, „Und wer macht dann den Dreck weg?! Ich nicht!“

„Dich,“ machte Sasuke und machte Inos Bewegung des Haare-nach-hinten-Werfens nach, wobei seine Haare natürlich sehr viel kürzer waren als Inos, die wieder beachtlich gewachsen waren, „Nehmen wir als Feudel zum Aufwischen!“ Ino fuhr grantig zu ihm herum und schenkte ihm einen vernichtenden Blick, während Shikamaru grinsen musste. Prompt fuhr Ino wieder zu ihrem Freund herum.

„Hast du was gesagt, Shika??!“

Sofort verschwand sein Grinsen und er war todernst.

„Nein!“ Denn mit einer wütenden Ino war nicht zu spaßen... er, Shikamaru, war ja wohl derjenige, der es am besten wissen musste! Immerhin war er schon seit fast einem dreiviertel Jahr ihr Freund... wie troublesome!

„Shika!“ lachte Naruto und wischte sich eine Nudel aus dem Gesicht, „Cooler Spitzname... na, du Hirsch?“ Dass die Bedeutung seines Namens sich nun mit oder ohne maru nicht wirklich änderte, ignorierte der Blonde gekonnt.

„Na,“ machte Shikamaru, „Wenigstens bin ich kein Elch.“

„WAS??!!“ schrie Sakura empört und sprang auf, auf Shikamaru zeigend, „Wer hat dir von der Elch-Story erzählt??!“ Naruto kriegte sich vor Lachen kaum noch ein und fiel mit dem Gesicht genau in die Ramenschüssel.

„Iiih, du Ferkel,“ machte Kiba und zog den Blonden aus der Nudelsuppe, „Du bist so albern!“

„Du fühlst dich mit Elch angesprochen??“ wunderte sich Shikamaru feixend in Sakuras Richtung, worauf das Mädchen empört rot wurde und jetzt auch alle anderen lachen mussten (außer Shino vielleicht, der lachte aus Prinzip nie; es würde einfach nicht zu seinem Image passen).

„Komm schon, Sakura-chan!“ lachte Naruto dann – und machte im nächsten Satz einen fatalen Fehler. „Also so, wie ich euch heute morgen nackt im Bett erwischt habe, seid ihr langsam echt wie Elche!“
 

Plötzlich war es still geworden. Alle starrten jetzt nicht etwa auf Naruto, sondern auf Sakura und Sasuke. Letzterer rieb sich schonmal im Voraus die Schläfen. Gott, wie nervig... Naruto war so ein Plappermaul! Der konnte auch echt nichts für sich behalten!

„Ihr habt WAS?!“ keifte Ino, „UND ICH WEISS NICHTS DAVON, SAKURA?!“

„Hallo?!“ schrie Sakura zurück, „Hört sofort auf, auf offener Straße über unser Privatleben zu reden!! NARUTOOO!!“

„Oh Gott, seid ihr nervig!“ stöhnte Shikamaru.

Jetzt waren auch Lee, Gai und Kiba hellwach.

„Wie, nackte Leute?“ machte Kiba grinsend.

„Da wird der glatt hellhörig,“ schnaubte Shikamaru.

„Es lebe die Jugend!“ sangen Lee und Gai. Sasuke fragte sich, ob in den Suppen irgendetwas drin gewesen war.

„Hört sofort auf, darüber zu reden! Es ist nicht so, wie es aussah!!“ meckerte Sakura. Sasuke enthielt sich eines Kommentars.

„Ihr hattet also doch Sex!“ beschwerte sich Kiba.

„Ja, aber nicht in einem Teehaus,“ sagte Sasuke dann doch.

„Du bist ja bloß neidisch, Kiba.“

„Gar nicht wahr!“

„Seid nicht so albern, sind wir aus diesem Alter nicht langsam raus?!“ murmelte Shikamaru genervt, „Wir sind alle siebzehn und achtzehn, mann...“ Er sah auf Gai, der ihn geschmeichelt anstarrte. „Na gut, Gai-sensei ist sicher nicht achtzehn.“ Gai sah aus, als wäre er am liebsten zerbröckelt.

„Sei lieb zu ihm, Shika, er zahlt unser Essen!!“ rief Ino erschrocken.

„Es lebe die Jugend!“

„Halt's Maul, Lee.“

Während alle kreuz und quer durcheinander plapperten, saß Hinata neben dem ziemlich stillen Shino und war ebenfalls still. Gedankenverloren rührte sie mit den Essstäbchen in ihrer leeren Ramenschüssel herum, stützte ihren Kopf auf eine Hand und sah scheu zu Naruto herüber, der sich lauthals am Gespräch (oder Gebrüll) beteiligte. Dann geschah etwas Erstaunliches...

Shino sprach.
 

„Solltest du ihm nicht allmählich mal sagen, was du empfindest, Hinata?“

Sie fuhr errötend herum und starrte ihn an.

„W-...wie bitte?!“ hustete sie, als hätte er ihr gerade befohlen, dass sie sich ausziehen sollte. Shino sah sie durch seine Sonnenbrille an.

„Irgendwie merken alle von uns, was los ist... nur er irgendwie nicht... ich fürchte, du musst ihm helfen, es zu begreifen, er ist eben nicht ganz so reif wie die anderen hier.“ Er linste auf die anderen, die sich munter beschimpften und inzwischen sogar mit Essstäbchen warfen (das taten nur Naruto und Kiba). „Na ja, nicht ganz so reif wie die meisten unseres Alters...“
 

Hinata wandte sich wieder ab und ihrer leeren Schüssel zu.

Alle erwarteten von ihr, dass sie etwas sagte. Alle rieten es ihr... sogar Kiba riet es ihr inzwischen. Und jetzt auch noch Shino.

Aber sie konnte doch nicht! Selbst, wenn sie es versuchte, würde sie sich doch vor ihm nur lächerlich machen mit ihrem roten Kopf und ihrem Gestammel. Sie war doch sowas von nicht von sich selbst überzeugt... wie sollte sie denn dann hoffen können, dass er sie mögen würde? Wie, wenn sie sich nicht mal selbst mochte...?

Immer noch nicht. Egal, wie sehr sie versuchte, sich zu ändern... sie blieb immer die schüchterne, stille Hinata.
 

Dann klopfte Shino ihr kameradschaftlich auf die Schulter.

„Fass dir ein Herz, Hinata.“
 

Sie sah ihn aus ihren großen, weißen Augen an, bevor sie den Mund zu einem scheuen Lächeln verzog.

„Danke... Shino-kun.“

Dann stand sie auf und war fest entschlossen, es zu tun. Sie würde Naruto sagen, was sie fühlte, jawohl! Und sie würde es sagen und nicht sofort wegrennen, sie würde warten, was er sagte. Sie wollte es wissen. Auch mit der Angst, dass es vielleicht schmerzhaft werden könnte.

Aber kaum stand sie und sah in seine Richtung, war all ihre Entschlossenheit verschwunden.

Er war so fröhlich... er war so unbeschwert. Er war der bewundernswerteste und netteste Mensch, den sie kannte. Und wer war sie...?
 

Ach ja. Die schüchterne Hinata.
 

Hatte Naruto Uzumaki nicht etwas Besseres verdient...?
 

Sie schloss die Augen und ballte die Fäuste so fest sie konnte, bevor sie tief Luft holte.

Alles... oder nichts! Naruto-kun...

Dann schrie sie in einer Lautstärke, dass halb Konoha sie gehört haben musste:
 

„Naruto-kun! Ich liebe dich!“
 

––
 

Beim Naruto-kun von Hinata hatten sofort alle innegehalten und waren verstummt. Und den nächsten Satz hatten dann alle gehört. Auch Naruto, der fassungslos den Kopf herumdrehte – und keine Hinata hinter sich stehen sah. Statt dessen hörte er ein Rumms von unten und dann Inos Schrei:

„Aahh!! Sie ist ohnmächtig!!“
 

––
 

Sie hatten keine bessere Lösung gewusst, als die bewusstlose Hinata ins Krankenhaus zu bringen. Shikamaru sorgte aber weise dafür, dass nicht alle mitkamen... wenn Hinata aufwachte, war das eine Sache zwischen ihr und Naruto, alle anderen hatten da nichts zu suchen. Weil er also die meisten davon abhielt, mitzukommen, gingen nur Sakura, Naruto, Sasuke, Kiba und Shino (und Akamaru) mit zum Krankenhaus. Sasuke ging auch nur mit, um Sakura nicht mit den anderen alleine zu lassen. Wer wusste schon, ob man Shino trauen konnte! Stille Wasser waren doch sonst auch immer tief!

Tsunade, die die Truppe im Foyer des Krankenhauses sah, brachte einen etwas unpassenden Kommentar beim Anblick der ohnmächtigen Hinata:

„Was, noch ein Baby?“

„Sehr witzig!“ machte Sakura empört, während Sasuke grübelte, wie lange es wohl dauernd würde, bis Hinata mal ein Baby bekommen würde... wenn sie ihr Leben lang gebraucht hatte, um Naruto zu sagen, dass sie ihn liebte – oh, er sollte die Klappe halten, er hatte den magischen Satz immerhin selbst noch nicht über die Lippen gebracht... ähem.
 

Als die arme Hinata dann im Bett lag und noch immer bewusstlos war, standen die anderen wie bestellt und nicht abgeholt im Zimmer herum.

„Ja!“ machte Kiba dann laut und sah auf Naruto, „Du weißt ja wohl, was du zu tun hast, wenn sie aufwacht?“ Naruto sah ihn mit riesigen Glubschaugen an.

„Wie jetzt, ich?!“

„...“

Die anderen vier sahen sich verzweifelt an, selbst auf Sasukes und Shinos Gesichtern war das Das-darf-nicht-wahr-sein zu sehen.

„Du willst mir doch nicht weis machen wollen, dass du jetzt noch nicht geschnallt hast, was sie dir vorhin gesagt hat?!“ fragte Kiba den Blonden fassungslos, „Naruto, so dumm kannst doch nicht mal du sein!“

„Ey, ich bin nicht dumm!!“

„Doch, in diesem Punkt schon!“ beschwerte sich Sakura, „Selbst Sasuke ist da ja romantischer als du!“ Sasuke schnaubte beleidigt, als ihn alle kurz ansahen, und verschränkte desinteressiert die Arme.

„Wir gehen jetzt einfach und lassen die beiden alleine,“ schlug Kiba dann vor und verschränkte ebenfalls die Arme, „Vielleicht wird’s dann ja endlich was! – Komm, Akamaru!“ Er ging gefolgt von dem Hund und Shino aus dem Zimmer, Sakura folgte ihnen dann auch und Sasuke kam gerade an der Tür an, als er nochmal auf seinen Freund Naruto blickte.

„Du Trottel hast doch nicht wirklich nicht gerallt, was läuft...?“ fragte er vorsichtshalber nach. Der Blonde zog eine Schnute und setzte sich auf einen Hocker neben Hinatas Bett – gerade da bewegte sie sich und schien zu sich zu kommen.

„Für wie blöd hältst du mich, Teme?“ schmollte der Fuchsjunge beleidigt und sah auf, „Oh! Hinata-chan!“

Sasuke zog es vor, jetzt schnell zu verschwinden. Er war hier ohnehin überflüssig.
 

Hinata schlug die weißen Augen auf und das Erste, das sie sah, war Narutos Gesicht über ihrem. Sie schnappte verwirrt nach Luft, bis ihr wieder einfiel, was passiert war. Sie hatte es gesagt... sie hatte es so laut gesagt, dass er es garantiert gehört hatte!

Oh nein...!

„E-es tut mir leid, Naruto-kun!“ wisperte sie und setzte sich rasch auf, worauf er vor ihr zurückwich, um nicht mit dem Kopf gegen ihren zu knallen. „Ich... ich mache euch allen nur Ärger, bitte verzeih...“

„Wovon redest du?!“ fragte er sie entsetzt, „Niemandem machst du Ärger, Hinata-chan!“
 

Sie sah ihn aus riesigen Augen an und ihr Blick traf seinen. Und sie wurde rot.

Schon wieder.

„Ich... versuche so sehr, mich zu ändern... ich versuche so sehr, anders zu sein!“ flüsterte sie traurig und wandte den Blick von ihm ab, während ihre Fäuste die Bettdecke kneteten, unter der sie lag. „Aber es... es... es geht einfach nicht...! B-bitte verzeih, Naruto-kun!“

Er verlor keine Worte und beugte sich vor, um sie fest in den Arm zu nehmen.
 

Sie war wie erstarrt in seinen Armen, während er sie an sich herandrückte und den Kopf auf ihre Schulter lehnte. Er spürte, wie sie langsam zu zittern begann. Als er sie langsam losließ und sie wieder ansah, lächelte er.

„Du musst dich nicht ändern, Hinata-chan,“ erklärte er ihr, „Du bist so, wie du bist, doch schon... der wunderbarste Mensch auf dieser Welt. Wozu willst du dich... denn da ändern?“
 

Er sah die Röte erneut in ihr Gesicht steigen, als sie ihn fassungslos über diese unerwarteten Worte anstarrte, die pupillenlosen Augen geweitet in Erstaunen. Sie war so schön... ihr zierliches, blasses Gesicht, ihre weißen Augen und ihre dunklen, langen Haare, die ihr hübsches Gesicht noch mehr betonten, weil es sich so von ihnen abhob.

Sie war so lieb.

Sie konnte nur der wunderbarste Mensch der Welt sein.

Und er sah sie nur an, die Hände noch auf ihren Schultern, und war sich plötzlich sicher, dass er an der Seite dieses wunderbarsten Menschen immer der glücklichste Mensch der Welt sein musste. Es war ihm schon im Krankenhaus bei TenTen aufgefallen, als er neben Hinata gestanden hatte. Er hatte einfach nur neben ihr gestanden und sich wohl gefühlt.
 

Als wäre plötzlich... das letzte fehlende Puzzleteil zu ihm gekommen.
 

Er schloss die Augen und zog zärtlich ihr Kinn hoch, um sie zu küssen. Und wieder erstarrte sie, als sie plötzlich seine Lippen auf ihren fühlte.

Das war ein Traum... das musste ein Traum sein.

Er küsste sie... Naruto küsste sie!

Ihr Gesicht schien in Flammen aufzugehen... aber nicht vor Verlegenheit, sondern nur, weil sie glücklich war.

Feuer war schließlich auch etwas Gutes...

Damit erwiderte sie seinen vorsichtigen Kuss und spürte, wie ihr Herz einen Sprung machte, als er sie erneut in seine Arme zog.

Lass mich nie wieder los... Naruto-kun...
 

––
 

Die anderen beschlossen weise, Naruto und Hinata ihrem Schicksal zu überlassen, und machten sich langsam auf den Heimweg, nachdem alle Aufregung langsam abklang. Nachdem sie sich von Kiba und Shino verabschiedet hatten, hatten Sakura und Sasuke mal wieder denselben Weg, zumindest für eine Weile.

„Meinst du, Naruto schnallt‘s jetzt?“ fragte Sakura nach einer Weile des Schweigens. Sasuke zuckte die Achseln. Wieder Schweigen. „Mister Uchiha ist heute mal wieder so gesprächig,“ stichelte sie dann.

„Hnn,“ kam es provozierend von ihm.

„Manchmal glaube ich, du willst mich ärgern!“

„Na ja, wie man an gestern sieht, kommen interessante Dinge dabei raus, wenn man dich ärgert.“

Prompt wurde sie rot und schnappte nach Luft, als er sie daran erinnerte.

„Oh Gott, Sasuke-kun!“ machte sie leicht verärgert, „Meine Mutter darf es nicht erfahren! Verdammt, die wird mir ´ne Predigt halten, wenn ich heim komme, wo ich denn gewesen wäre und so weiter... wie konnte ich so gedankenverloren bei dir übernachten?!“

„Na, du hattest deinen Spaß, oder nicht?“ gähnte Sasuke und kam sich etwas wie Shikamaru vor. Sie rammte ihm ihren Ellenbogen in die Seite.

„Du tust es schon wieder!! Vielleicht sollte ich doch denken, dass du nur das Eine willst!“

„Aaach, langsam wird das Thema langweilig.“

„Du willst nur keinen Standpunkt beziehen, das ist alles!“ schnaubte sie.

„Sakura, es wird echt langweilig,“ versetzte er, „Wollen wir nicht mal über was anderes streiten?“

Sie sah ihn an.

„Hm, und über was zum Beispiel?“

„Oh, verdammt,“ fiel ihm plötzlich ein und er bleib stehen, sie blieb ebenfalls stehen und sah ihn verwundert an.

„Häh?“

„Ich muss Tsunade noch von den zehn Leuten erzählen, die sie mir für die blöde Schlange besorgen muss, zusätzlich zu den zwanzig, die wir haben! Vielleicht rückt sie dann mal mit Infos über diese Haut in Kiri rüber, wenn nicht, mache ich eine Handtasche aus ihr...“ Er drehte schon ab, um zum Hokage-Gebäude zu gehen, da hielt Sakura ihn empört auf:

„Was jetzt, du rennst grußlos davon?! Verabschiede dich wenigstens von deiner Freundin...“

Er sah sie an, machte widerstandslos Kehrt und küsste sie kurz, aber energisch auf die Lippen. Kaum fing sie an, seinen Kuss erwidern zu wollen, war er schon wieder weg und in Richtung Tsunade davon gelaufen. Sakura blieb mürrisch auf der Straße stehen.

„Du bist sowas von unromantisch und unsensibel, Sasuke, das glaubst du gar nicht!!“ rief sie ihm empört nach, und er hob im Gehen die Hand als Zeichen, dass er sie gehört hatte, ohne sich die Mühe zu machen, sich erneut umzudrehen. Die Rosahaarige seufzte.

„Und mit so einem unsensiblen Eisklotz hatte ich Sex!“ bemerkte sie schmollend, „Na großartig.“

Sie beschloss, einfach nach Hause zu gehen. Sasuke würde sich schon wieder melden und sie hatte ihrer Mutter noch ihre Abwesenheit zu erklären.
 

––
 

––
 

hahaha XDDD ja, nicht so viel passiert^^ Das war das ultimative NaruHina-Kapitel, freut euch XD das kam mehr zufällig, aber da es gut reinpasste isses so ja okay^^ Und Haruka ist da!!^^

wieso das kapi so heißt, naja, mehrere sachen oô harukas leben fängt an... narutos und hinatas beziehung fängt an... xDD

Licht

Mit dem Hochsommer kam ein heftiges Tiefdruckgebiet über Konoha und brachte die schwersten Niederschläge seit Jahrzehnten. Es regnete tagelang fast ohne Unterlass und die Straßen waren zum Teil schon überschwemmt, manche Keller waren vollgelaufen und im Wald um das Dorf herum löste sich teilweise der Erdboden im Wasser auf. Aber zum Keller entwässern hatte man ja die nutzlosen Genins, die sich damit glatt ein paar D-Aufträge verdienen konnten. Auch im Keller der Harunos waren schon ein paar Genins gewesen und hatten das Wasser aus dem Keller geschippt. Und Sasuke war froh, dass er keine Probleme mit dem Thema hatte, seine Wohnung war ja weiter oben.
 

Draußen grollte der düstere Himmel und eine heftige Windböe peitschte eine Fuhre Regen gegen das Fenster von Inos Zimmer, als sie zusammen mit Sakura eines Abends dort saß, nachdem Sakura nach einer Schicht im Krankenhaus bei ihrer Freundin vorbeigeschaut hatte. Auf dem Weg zu den Yamanakas war die Rosahaarige bis auf die Knochen nass geworden und hatte sich Klamotten von Ino geliehen, die sie jetzt trug. Ganz passen taten sie zwar nicht, weil Ino nach wie vor einfach irre dünn war und außerdem flacher auf der Brust war, aber was sollte es schon...

„Von wegen Sommer,“ murrte Ino mit Blick auf das Fenster, an dem der Regen nur so herabströmte. „Bei Shikamaru ist die Dachrinne kaputt und von oben kommt ein richtiger Wasserfall direkt über der Haustür herunter, wenn man da hinkommt, muss man erstmal durch den Wasserfall gehen und klitschnass werden, voll ätzend!“ Sakura stimmte ihr zu, während sie einen wärmenden Tee trank.

„Ich finde auch, dass es allmählich mal aufhören könnte mit diesem Monsun hier! Irgendwann löst sich der ganze Waldboden komplett auf und dann ist Konoha voll abgeschnitten von der Welt, das ist übel!“

„Hmm,“ machte Ino nickend und nahm auch einen Schluck Tee. Dann ging sie spontan zu ihrem Lieblingsthema über. „Weißt du, es ist jetzt fast einen Monat her, aber du hast mir immer noch nichts Genaueres von eurem ersten Mal erzählt, Stirni...“ Sakura beobachtete skeptisch ein gewisses Grinsen in Inos Gesicht schleichen. Sie brummte.

„Das ist ja wohl mein Privatleben.“

„Komm schon!“ lachte die Blonde, „Ich bin deine beste Freundin, mir kannst du's erzählen! Ich will doch keine perversen Details, ich will doch nur die Umstände! Also. Wie ist das passiert?! Von einem Tag auf den anderen, echt jetzt?“

„Jah,“ machte Sakura und gab sich geschlagen, „Wir haben uns erst gestritten, dann vertragen und na ja... irgendwie ist es dann plötzlich passiert. Es war... echt ziemlich unerwartet und auch nicht ganz so, wie ich's mir vorgestellt habe-...“ Ino hustete.

„Wie?! – Wieso, was meinst du damit?!“ Sakura wurde rot und vergrub das Gesicht quasi hinter ihrer Teetasse, bevor sie sprach.

„Na ja... auf dem Fußboden umringt von zerdepperten Onigiris habe ich mir mein erstes Mal eigentlich nicht vorgestellt!“
 

Ino hustete los.

„A-auf dem Fußboden?!“ machte sie, „Beim ersten Mal? – Das ist echt ungewöhnlich.“ Sie grinste wieder los: „Aber es ist doch Uchiha Sasuke, bei dem ist eben alles ungewöhnlich,“ räumte sie dann ein. Sakura sagte lieber nichts dazu und ließ auch lieber aus, dass sie nach dem einen Mal auf dem Boden auch noch am selben Tag diverse andere Male gehabt hatten, unter anderem natürlich im Bett oder auf dem Sessel in der Stube...

„Und?“ fragte die Blonde da vergnügt weiter, „Wie war's? Was meinst du?“ Sakura seufzte.

„Muss ich darauf echt antworten...?“ murmelte sie, „Wie wird’s schon gewesen sein, Sex zu haben mit dem Mann, den ich mein Leben lang liebe?!“ Inos Grinsen wurde immer beunruhigender und Sakura fragte sich, ob man vom Grinsen eine Maulsperre kriegen könnte. Wäre ein lustiger Anblick.

„Also war's gut!“ schlussfolgerte die Blonde zufrieden, „Mensch, Stirni, willkommen im Club der Nichtjungfrauen! Jetzt fehlt bloß noch Hinata! – Immerhin ist sie jetzt mit Naruto zusammen!“

„Dann kann sich's bis zu ihrem ersten Mal ja nur noch um Jahrzehnte handeln,“ bemerkte Sakura, und beide Mädchen mussten lachen.

„Pass auf, die Letzten werden die Ersten sein!“ machte die Blonde, „Nachher heiraten die zwei noch vor uns und kriegen vor uns Babys!“ Sakura lachte blöd.

„Du denkst ans Heiraten?! Ich... ehrlich gesagt noch gar nicht! Willst du Shikamaru heiraten, Ino?“

„Na ja, es hält doch schon echt lange mit uns?“ grinste die Blonde, „Mal sehen, was kommt!“ Ihr fiel etwas anderes ein. „Sag mal, wenn ihr doch so plötzlich Sex hattet, habt ihr überhaupt verhütet? – Nicht, dass du kleine Uchiha-Erben in die Welt setzt, bevor es dir lieb ist!“ Sakura musste jetzt lachen.

„Keine Angst, ich nehm die Pille, und das sehr regelmäßig. Ich hoffe, das reicht. Ich meine...“ Sie kratzte sich am Kopf, „Die kleine Haruka ist zwar total süß, aber ich könnte mir nicht vorstellen, wie TenTen jetzt schon Mutter zu werden!“

„Ja,“ pflichtete Ino ihr bei. „Na ja, Sasuke hat's sicher eiliger, immerhin muss er ja seinen Clan aufbauen, oder? Und eine Frau kann nunmal nicht unendlich viele Kinder bekommen, deswegen wäre es zumindest für ihn ratsam, bald damit anzufangen!“

„Willst du ihm jetzt etwa raten, mich zu schwängern oder sich gleich ´ne andere Schlampe zu suchen, die seine Babys bekommt?“ schnaubte Sakura entrüstet, „Der hat da gar nichts zu zu sagen, da ich diejenige sein werde – wenn überhaupt – die die ganze Arbeit machen und die Schmerzen haben wird, werde ich auch entscheiden, wann er ein Baby zu zeugen hat!“ Wieder mussten beide lachen. Sakura addierte etwas beklommen: „Na ja, vorausgesetzt, wir sind überhaupt so lange zusammen.“

„Wie jetzt, zofft ihr euch schon wieder?!“ machte ihre Freundin entsetzt.

„Nein!“ warf die andere ein, „Nein, alles ist okay! Aber wir streiten uns ja sehr schnell mal... und das sind keine Peanuts, ich weiß einfach nicht, wie lange eine Beziehung unter diesen Bedingungen halten kann!“ Pause. Dann stellte Ino die fatale Frage.

„Hat er's dir eigentlich inzwischen mal gesagt?“
 

Sakura sah auf.

Es gesagt... diese drei Worte, die sie sich so von ihm zu hören wünschte.

Ich liebe dich.

„Nein,“ sagte sie dann dumpf. Das war kein gutes Zeichen für die Beziehung, das wusste sie selbst. Sie waren etwa sieben Monate zusammen und er hatte es immer noch nicht geschafft, es zu sagen. Und jetzt hatten sie seit einem Monat ziemlich regelmäßig Sex und er hatte es immer noch nicht gesagt. Ziemlich regelmäßig und ziemlich häufig, musste betont werden...

„Verdammt,“ machte Ino und lehnte sich zurück, „Er sollte sich langsam mal ranhalten, wenn das mit seinen Uchiha-Babys dieses Jahrhundert noch was werden soll!“
 

––
 

Sasuke träumte von Schlangen, die sich um ihn herum schlängelten und ihre Kreise wie Raubkatzen immer enger zogen, während er in einer bodenlosen Finsternis stand und weder ein Oben noch ein Unten erkannte. Und dann umschlangen die Tiere ihn fest und fesselten ihn, bis er sich nicht mehr bewegen konnte.

„Sssasssuke...“ zischten sie bedrohlich, „Ich werde dich kriegen...“

Dann hörte er hinter sich Orochimarus Lache und die Schlangen zurrten sich immer fester um ihn, dass er keine Luft mehr bekam. Und dann quetschten sie sich auf irgendeine Weise in seinen Körper hinein, durch seinen Mund, seine Nase und sogar irgendwie durch die Haut, und er spürte, wie sie ihn von innen auffraßen und seinen Körper immer weiter ausfüllten... und dann bohrte sich eine der Schlangen aus seiner Brust heraus und er erkannte mit Entsetzten, dass es gar keine Schlange, sondern einer der Köpfe dieses Monstrums Kurame aus Kiri war...
 

Sasuke schrie entsetzt und fuhr aus dem Schlaf hoch.

Was zum Teufel war denn das jetzt gewesen?! Zumindest ein anderer Traum als der, den er normalerweise hatte, dieses Mal war es weder um Kreise noch um Itachi gegangen. Er spürte noch das widerliche Gefühl der Schlangen, die in seinen Körper krochen, wie sie in ihm waren und sich bewegten und er sich nicht rühren konnte...

Das Gefühl wurde so widerlich, dass ihm schlecht wurde. Er erhob sich rasch und eilte ins Badezimmer, mit jedem Schritt wurde die Übelkeit schlimmer und hinzu kam ein beinahe schmerzendes Schwindelgefühl, bis er endlich die Toilette erreichte und sich sofort heftig übergeben musste.

So ein... so ein Scheiss!! schimpfte er innerlich mit seinen Alpträumen und spürte, wie er zitterte. Er hasste es... er hasste diese verfluchten Träume, er hasste diese Dunkelheit, die im Gegensatz zu Itachi oder den Kreisen tatsächlich in jedem Traum eine Rolle spielte. Plötzlich fühlte er sich so unglaublich schlecht, dass er einen Moment lang darüber nachdachte, einfach umzukippen und für den Rest des Tages am Boden liegen zu bleiben. Er hatte schon manche Momente erlebt, in denen diese Dunkelheit in seinem Inneren offenbar von ihm Besitz ergreifen und ihn fesseln wollte... diese Momente, in denen er das Gefühl hatte, am Rande einer gewaltigen Klippe zu stehen, zitternd auf den Moment zu warten, von jemandem herunter in die gähnende Leere gestoßen zu werden... diese Momente, in denen er einfach nur wollte, dass es aufhörte.

Dass diese Finsternis aufhörte.

Verschwand.

Irgendwas.
 

Sasuke riss sich tapfer zusammen, spülte die Toilette und seinen Mund aus und wusch sich die Hände, um nach getaner Arbeit noch immer etwas benommen an der Flurwand zu lehnen. Er spürte sein Herz klopfen, während er einfach nur dastand und sich zwang, nicht nochmal an diesen widerlichen Traum zu denken.

Aber allein dieses Herzklopfen motivierte ihn auf eine merkwürdige Art und Weise. Herzklopfen bedeutete, dass man lebte.

Dass man noch kein Teil der Finsternis geworden war.
 

Er sah auf die Onigiri-Dellen auf der Wald ihm gegenüber und dachte an Sakura und an ihr erstes Mal hier auf dem Flurboden.

Und Puff, waren die Gedanken an den Alptraum verschwunden und ein belustigtes Grinsen schlich auf seine Lippen. Das war schon komisch gewesen. Er hatte sich zwar nie Gedanken darüber gemacht, wie wohl sein erstes Mal aussehen würde, aber wenn er es getan hätte, hätte er es sich sicher nicht auf dem Fußboden von Onigiri umzingelt vorgestellt. Und er fragte sich inzwischen seit einem Monat, ob er Onigiri jetzt noch lieber mögen oder verachten sollte.

Sakura... sprach er in Gedanken ihren Namen aus, den er inzwischen auch so häufig tatsächlich aussprach. Wenn sie bei ihm war, fühlte er sich besser. Vor allem in diesen Momenten, in denen er an der Klippe stand.
 

Dann war Sakuras Anwesenheit wie eine Hand, die ihn festhielt, damit er nicht stürzen konnte...
 

––
 

Als Sakura an dem Nachmittag zu ihm kam, wie sie es beinahe jeden Nachmittag tat, war er froh, sie zu sehen.

Dass sie sich nachmittags oder abends nach dem Training oder den Missionen bei ihm in der Wohnung trafen, war schon Gewohnheit. Sie waren noch nie bei Sakura gewesen, weil Sasuke es für besser hielt, ihrer Mutter für eine Weile aus dem Weg zu gehen. Sakura war da zwar anderer Meinung und beteuerte dann gerne, dass er ihren Eltern ruhig mal entgegen kommen und zeigen könnte, dass er ein guter Kerl war, aber trotzdem beharrte sie nicht darauf, ihn zu ihren Eltern zu schleppen... weil ihre Mutter noch immer nichts von der Entjungferung ihrer unverheirateten Tochter ahnte und Sakura – in dem Punkt war sie Sasukes Meinung – es nicht darauf anlegen wollte, sie es erfahren zu lassen. Zumindest noch nicht. Tsunade, mit der sie allen Ernstes mehr zufällig auch mal über dieses Thema gesprochen hatte, hatte ihr vorgeschlagen, ihre Mutter einfach betrunken zu machen und es ihr dann zu sagen... aber Sakura hielt das für eine Schnapsideee (was für ein Wortspiel!), denn dann könnte ihre Mutter sich vielleicht am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern und sie müsste es ihr nochmal erklären.
 

Wegen des Trubels um Sakuras Mutter (ihr Vater trug ja nie sonderlich viel zu Gesprächen bei) waren die beiden also ausschließlich bei Sasuke und das fast jeden Tag.

„Manchmal habe ich schon das Gefühl, ich bin mehr hier zu Hause als bei meinen Eltern!“ gab Sakura an dem Nachmittag zu hören, während sie ihre Schuhe auszog und Sasuke sich hinter sie stellte und sie zur Begrüßung umarmte. Sie stutzte überrascht. „Nanu? Sasuke-kun?? Was ist denn mit dir los?“ Das war ungewohnt, so von ihm überfallen zu werden, sie hatte noch nicht mal ihre Schuhe fertig ausgezogen!

„Hey,“ machte er nur als dumpfe Begrüßung und ließ sie gar nicht los, das Gesicht in ihren weichen Haaren vergrabend. Er hatte nicht vor, mehr zu sagen... weil er das, was er empfand, nicht in Worte fassen konnte. Er fragte sich, ober jemals so froh gewesen war, sie zu sehen... sie bei sich zu haben.

So sehr, dass er es an sich schon hasste, sie nicht bei sich zu haben.
 

Sakura wunderte sich zwar über das unangemeldete Knuddeln, aber sie war positiv überrascht. Als sie endlich ihre Schuhe ausgezogen hatte, drehte sie sich sanft zu ihm um und sah ihm ins Gesicht. Die Besorgnis darin war nicht zu übersehen.

„Sasuke-kun... hast du irgendwas?“ fragte sie langsam, „Irgendwas, worüber ich mir Gedanken machen sollte?“
 

Er sah sie für einen Moment an. Für einen kurzen Moment sah er in ihre großen, grünen Augen voller Sorge und so voller Liebe und Zuneigung für ihn... und er wollte irgendwas sagen.

Irgendwas.

Aber so sehr er sich auch bemühte, es kam einfach kein Wort über seine Lippen. Er vermochte nicht auszusprechen, was ihn bedrückte... ob überhaupt.

War nicht jetzt alles okay, wo sie da war?

War die Dunkelheit nicht plötzlich gar nicht mehr so dunkel...?

„Hn,“ machte er mit einem angedeuteten Kopfschütteln, was einfach nein hieß. Sie erkannte seine Antwort und nickte dann langsam und irgendwie beruhigt.

„Gut...“ machte sie und streckte sich, um ihn sanft auf die Lippen zu küssen. Dann lächelte sie. „Aber wenn je etwas sein sollte, kannst du ruhig mit mir sprechen, das weißt du, nicht? Glaub mir, es tut gut, zu reden.“
 

Er sagte nichts und senkte dann mit einem leisen Murren den Kopf.

„Hör damit auf...“ knurrte er, „Ich kann's nicht haben, wenn du so mit mir redest. Ich bin kein Psychopath, okay?“

„Fang keinen Streit an,“ warnte sie ihn, als er sie kurz anlinste. Was auch immer er eben für ein Problem gehabt haben mochte... jetzt war es gerade komplett weg und er war der Sasuke, den sie kannte. Sie addierte: „Tu's deiner Wohnung zuliebe, die bei jedem Streit demoliert wird...“

„Worauf sollte das wohl anspielen...?“ fragte er gespielt verwundert und sah sich scheinbar suchend im Flur um, „Doch nicht etwa auf Onigiri-Dellen in der Wand...?!“

„Fang nicht schon wieder an-...!“ keuchte sie, aber sie kam nicht weiter, weil er sie urplötzlich packte, hochhob und (mal wieder) gegen die Wand drückte, worauf sie kurz schrie. „HEY!!“

„Du hast es nicht anders gewollt, Sakura!“ raunte er scheinbar bedrohlich und grinste sie an, „Sollten wir zu den Onigiri-Dellen auch eine Sakura-Delle machen? Neeiiin, das wäre schmerzhaft.“ Bevor sie eine Chance hatte, zu antworten, verschlossen seine Lippen ihren Mund. Nach einer Weile zog sie den Kopf zurück und löste sich aus dem Kuss. Sie keuchte und fuhr sich mit den Händen durch die Haare, während er sie immer noch auf den Armen hielt und gegen die Wand drückte.

„Könntest du das mal lassen, du...?!“ nörgelte sie, „Jedes Mal rammst du mich gegen die Wand, ich werde noch einen verkrüppelten Rücken bekommen!“

„Wenn man davon einen verkrüppelten Rücken bekommt, hast du den eh‘ schon, also kommt's auf einmal mehr oder weniger auch nicht mehr an.“

„Arsch,“ kommentierte sie zischend und klang damit beinahe wie er normalerweise. Auf sein Gesicht kroch ein eigenartiger Ausdruck, den sie nicht definieren konnte, bevor er sie von seinen Armen rutschen ließ, bis sie wieder vor ihm stand, und sie erneut auf die Lippen küsste, dieses Mal liebevoller.

„Dafür, dass ich angeblich so ein Arsch bin, verbringst du aber extrem viel Zeit mit mir...“ versetzte er mit diesem gewissen Unterton, den nur Sakura je zu hören bekommen hatte und würde. Sie legte grinsend die Arme um seinen Nacken.

„Mhm, du hast den Gutes-Aussehen-Bonus.“

„Aaaww, nur deshalb also...?“ stichelte er unbekümmert und beugte den Kopf zu ihrem Hals, um sie zu dort zu küssen, doch bevor er dort ankam, hielt sie ihn auf und schob ihn neckisch zurück.

„Ja,“ sagte sie und setzte ebenfalls einen Unterton auf, den nur er jemals von ihr hören würde. „Nur deshalb. Was denkst du denn, wieso ich sonst deine Freundin sein sollte?“

„Hmm...“ machte er und versuchte ein zweites Mal, an ihren Hals zu gelangen, und wurde erneut weggeschoben, „Dinge, die ich jetzt nicht ansprechen werde, weil sie niveaulos sind...“

„Ah, da sind wir also gelandet!“ erwiderte seine Freundin erkennend und zerrte ihn dann ganz plötzlich doch zu sich heran, sodass er erstaunt in ihr Gesicht starrte, als sich ihre Nasen beinahe berührten.

„Deswegen habe ich sie extra nicht angesprochen.“

Ohne auf ihre Antwort zu warten küsste er sie, und dieses Mal ließ sie es zu und erwiderte seinen Kuss sofort, als seine Lippen sich gleichzeitig zärtlich und doch voller Verlangen gegen ihre drückten.

Als ihre Zungen sich umschlangen und Sasuke spürte, wie Sakura sich jetzt mit ihrem ganzen Körper gegen seinen drückte und den Griff an seinem Nacken verfesterte, drückte er sie mit leichter Gewalt erneut gegen die Wand, sodass ein dumpfer Knall ertönte. Sie hob ein Bein und schlang es um seins, mit dem Fuß strich sie über seine Kniekehle und weiter nach oben, so weit sie mit angewinkeltem Bein eben kam. Er löste sich mit einem leisen Murren aus dem Kuss und sie öffneten die Augen.

„Komm, wir ärgern deine Mutter ein bisschen.“
 

„Sie kriegt nichts von dem mit, was wir tun, also ärgern wir sie genau genommen auch nicht,“ erwiderte sie, als er sie wieder an der Wand hochschob, die Hände bereits unter ihrem Shirt, bevor er sie ganz auf die Arme nahm und mit ihr in Richtung Stube marschierte.

„Dann brauchen wir wohl eine Voodoo-Puppe. – Oder einen Voodoo-Fernseher, damit sie sieht, wie böse wir sind, und sich ärgert,“ sagte Sasuke ungerührt und warf sie mit Schwung auf das große Bett, folgte ihr und beugte sich über sie, bevor er sich breitbeinig auf sie hockte. Sie seufzte und lehnte den Kopf zurück in die Kissen, als sie jetzt endlich zuließ, dass er ihren Hals küsste. Sie liebte es, wenn er das machte, und er wusste das. Aber wenn sie nicht an einer Wand wollte, war sie durchaus fähig, ihm das zu sagen und ihn dazu zu bewegen, sich die Mühe zu geben, sie wo anders hinzubringen, wenn er schon so ungeduldig war.

„Einen Voodoo-Fernseher?“ stöhnte sie dann nicht ganz überzeugt, „Wenn du meine Mutter ärgerst, wird sie mit allen Mitteln versuchen, uns zu trennen, das ist dir klar...?!“

„Hmm, dann ist es das nicht wert,“ gab er zu und begann beschäftigt ihr Shirt hochzuziehen, während auch ihre Hände jetzt zu seinem wanderten und darunter über seine Haut glitten. „Aber jedes Mal muss ich daran denken, was deine Mutter wohl für eine Fratze ziehen würde, wenn sie wüsste, was hier abgeht.“

„Stell es dir besser nicht vor, wenn du ihre Fratzen siehst, musst du fünf Jahre in die Therapie. Sie ist gruselig! – Und jetzt hör sofort auf, über meine Mutter zu reden, während du mich ausziehst!“

„Hn...“ machte er bloß neutral (wie immer) und fuhr mit seiner Beschäftigung fort, bis er ihr Shirt ausgezogen hatte und sie sich unter ihm zurecht rückte, bevor er sich auf sie legte, inzwischen war auch er sein Shirt los und oben ohne. Und während seine Hände fordernd über ihre runden Brüste strichen und den BH nach oben schoben, um besser heranzukommen, lehnte sie erneut den Kopf zurück und keuchte.

„Sasuke-kun...“ seufzte sie und zog langsam die Beine an, als seine eine Hand langsam zu ihrer Hose krabbelte und den Knopf öffnete. Und dann kam der Satz, der beinahe jedes mal fiel, als er sich über ihren Busen beugte und sanft ihre Brustwarze in den Mund nahm.
 

„Hör nicht auf, Sasuke-kun...!“
 

––
 

Als sie mit dem immerwährenden Geräusch des rauschenden Regens von draußen gemeinsam im Bett lagen, Sasuke noch immer über ihr, nach einer weiteren, intensiven Vereinigung, musste Sakura plötzlich leicht grinsen.

„Wir sind schon komisch...“ versetzte sie leise lächelnd und strich mit einer Hand zärtlich über Sasukes verschwitzte Stirn, „Findest du, wir sind besessen?“

„Tss,“ machte Sasuke gleichmütig, obwohl sein noch immer heftig gehender Atem dieser Gleichgültigkeit trotzte, „Besessen? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Er beugte sich herunter und küsste zärtlich den neuen roten Fleck an ihrem Hals. Draußen war es finster geworden, und nicht nur wegen der Wolken sondern jetzt auch, weil es Nacht war.

„Na ja...“ seufzte sie immer noch lächelnd und schloss genüsslich die Augen bei dem sanften Gefühl seiner Lippen und seiner Zunge auf ihrer Haut, „Denkst du nicht, unsere Beziehung ist etwas... körperlich?“

„Sollte sie das etwa nicht sein...?“ murmelte er gedämpft gegen ihren Hals und spürte erzitternd, wie ihre Hände über seine Seiten und etwas weiter nach unten strichen und damit ihren Worten widersprachen. Sie redete vorwurfsvoll von einer körperlichen Beziehung und fummelte ihn dann an? Das war ein Widerspruch.

„Aber denkst du nicht... dass es etwas... zu sehr um Sex geht zwischen uns...?“ flüsterte sie unsicher und ließ zu, dass seine eine Hand zu ihren Brüsten fuhr und sie zärtlich streichelte. „Siehst du...? Wir tun es schon wieder...“

„Nein...“ machte er und löste sich von ihrem Hals, als er ihre warmen Hände über seinen Unterkörper gleiten spürte, und wie die Hitze dorthin zurückkehrte. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper.

„Wie, nein...?“ flüsterte sie weiter mit geschlossenen Augen und kam nicht weiter, weil sein Mund den ihren bedeckte und sie sich innig küssten. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen wollte.

Sie konnte sich nicht erklären, was sie empfand, wenn sie so mit ihm zusammen war. Es war eine durchaus recht körperliche Beziehung... kein Treffen verging ohne mindestens einen Geschlechtsakt... aber dennoch spürte sie auch immer öfter etwas anderes, wenn sie bei ihm war, nicht einfach nur Lust oder Hitze. Und was es war, konnte sie nicht beschreiben. Er hatte nie die drei Worte gesagt, aber sie spürte ganz tief in ihrem Inneren eine Verbindung zwischen ihnen. Eine Verbindung, die sie ganz besonders in Momenten wie diesen spürte, nach dem Sex, wenn sie zusammen im Bett lagen und die Berührungen ganz sanft waren. Und es war ein Bindung, die man vielleicht gar nicht mit Worten ausdrücken konnte... auch nicht mit Ich liebe dich. Sie wollte zwar aus Prinzip, das er es sagte... aber sie spürte auch ohne Worte dieses Band, das sie an ihn zurrte und sehr viel tiefer war als es Worte je ausdrücken konnten.

Was auch immer es war.

Aber sie konnte nicht mehr ohne ihn. Sie wollte nicht ohne ihn.

Niemals wieder wollte sie ihn loslassen, so wichtig und so tief war dieses Band...
 

So unzerstörbar...
 

Mit einem Seufzen rollte Sasuke sich von ihr herunter und legte sich neben sie in das Bett, während sie sich dicht an seine Seite kuschelte und den Arm um seinen Oberkörper legte.

„Ich liebe dich, Sasuke-kun,“ sprach sie die Worte glücklich aus und küsste zärtlich seinen Oberarm, bevor er diesen hob und ihren Kopf streichelte.

„Hnn,“ machte er nur. Sie drückte sich sanft etwas mehr gegen ihn und lehnte den Kopf an seine Brust. Ihr warmes, leises Atmen kitzelte ihn und er erzitterte unwillkürlich. Bevor sie wegzudämmern begann, flüsterte sie noch:

„Sasuke-kun... ich bin... so glücklich...“
 

Dann schlief sie ein und er lag starr neben ihr im Bett und sah eine Weile zu ihr, wie sich an ihn kuschelte.

Ich bin... so glücklich...

Er wusste nicht genau, wieso, aber der Satz berührte ihn irgendwie, irgendwo tief in seinem Inneren spürte er es wieder kribbeln, wie es das so oft tat. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, hob er seinen Arm und legte ihn zärtlich um sie, um sie festzuhalten. Seine Sakura. Er durfte und würde nicht zulassen, dass sie ihm jemand wegnahm oder es auch nur versuchte.

Er brauchte sie doch...

Sasuke schloss die Augen und ließ das wohlige Gefühl der Zuneigung für sie auf sich einwirken, das ihn plötzlich durchströmte, wo sie einfach nur neben ihm lag und schlief. Wenn sie da war, ging es ihm gut...

Wenn sie da war, verblasste die Dunkelheit für einen kurzen Moment.

In seinen Kopf kam etwas, als er sie so festhielt und vorsichtig den Kopf gegen ihren lehnte, um auch zu schlafen. Etwas, das er nicht hätte aussprechen können, weil es einfach nur da war...

Dieses Gefühl.

Ich bin... auch glücklich, Sakura.
 

––
 

Wenn er auf eine ruhige Nacht gehofft hatte, hatte Sasuke sich gewaltig geschnitten. Entgegen seiner Erwartungen kamen die Träume zurück, sobald er eingeschlafen war.
 

Der ihm so verhasste, runde Korridor, durch den er plötzlich in absoluter Finsternis rannte und rannte, ohne wirklich voran zu kommen.

„Wieso kann ich laufen, ohne mich zu bewegen?!“ schrie er ohne Stimme in die Dunkelheit. Niemand antwortete ihm und er rannte weiter, als ein beklemmendes Panikgefühl in ihm hochstieg und er nicht mal die Ursache dafür kannte.
 

„Was ist das hier?!“
 

Dann blieb er unverhofft stehen, ohne es geplant zu haben. Plötzlich stand er einfach. Und nicht nur das... er stand auf dem Kopf.

Und vor ihm tauchten die Bilder seiner Vergangenheit auf, die er so haste...
 

Die er fürchtete. Immer noch, egal, wie viele Jahre vergangen waren.
 

Seine toten Eltern.

Der niedergemetzelte Rest des Uchiha-Clans, Straßen voller Blut...

Und sein toter Bruder, Itachi.

Und plötzlich stand er, Sasuke, wieder vor seinem am Boden liegenden, leblosen Bruder, außer Atem, selbst blutverschmiert, ein Katana in seiner Hand.
 

Ich hab ihn umgebracht.
 

Etwas war anders als bei Itachis wirklichem Tod... jetzt hatte er keine Augen. Statt dessen nur blutigen Löcher in seinem Gesicht, die Sasuke kalt und tot und grausam anstarrten. Und sie sprachen.

„Ja... du hast mich getötet. So, wie ich es geplant habe. Und du wirst der nächste sein, der stirbt... um den Rest des verfluchten Uchiha-Clans auf ewig in die Dunkelheit zu ziehen und zu zerstören!“

„NEIN!!“ brüllte Sasuke und trat nach dem toten Körper vor sich, als seine Augen zu brennen begannen, als hätte sie jemand angezündet. Er hielt sich schreiend das Gesicht und stürzte neben seinem Bruder zu Boden. Über sie waberte ein schwarzer Nebel der Dunkelheit hinweg, wie ein Aasgeier lauerte er über den Uchiha-Brüdern und wartete sehnsüchtig darauf, sie verschlingen zu können.
 

Sasuke wimmerte vor Schmerzen.

„D-diese Augen... was ist mit meinen Augen?! Warum tut es so weh...?! – Nii-san...“

„Ein Segen und gleichzeitig ein Fluch, diese... Mangekyou-Sharingan...“ grinste Itachi ohne Augen ihn an, und Sasuke stöhnte und zitterte am ganzen Körper.

„Ich will, dass das aufhört!“ rief er, „Ich will, dass es nie wiederkommt!! Diese Bilder! Ich will diese Dunkelheit nicht mehr!“
 

Itachi lachte.

„Aber das ist unser Schicksal. Dieser Clan ist für den Teufel! Ich habe dafür gesorgt, dass er verschwindet, und... ich werde nicht zulassen, dass es von vorne beginnt, wenn du ihn wieder aufbaust... kleiner Bruder. Merkst du es... denn immer noch nicht? Wir alle sind Kinder der Finsternis und an sie gebunden. Der Uchiha-Clan hat keine Chance, ihr zu entkommen, deswegen muss er sterben... deswegen musst DU sterben!“

„AAHH!!“ schrie Sasuke und riss den Kopf herum, als er spürte, wie Itachi nach ihm griff, und er spürte seine Augen erneut in rote Flammen aufgehen und wie Blut aus ihnen heraus über seine Wangen rann, noch schmerzhafter als die Tränen, noch heißer und beängstigender... Geistesabwesend schnappte er das Katana und stach damit wie ein Irrer auf den bereits toten Itachi ein, wieder und wieder.

Aber sein Bruder lachte noch immer, egal, wie oft er auf ihn einschlug.
 

„Das ist ein Teufelskreis... Sasuke... das hat keinen Sinn.“
 

„ICH TÖTE DICH!!“ brüllte Sasuke außer sich und stach erneut mit dem Katana auf ihn ein, „Ich verfluche dich... ich verfluche diese Dunkelheit!! Ich hasse dich, Nii-san, ich hasse dich!!“
 

Ich hasse dich dafür, dass du so geworden bist... dass du nicht mein Bruder geblieben bist...
 

Eine Welle der Panik, des Zorns und des Hasses drohte ihn zu überschwemmen und er ließ zitternd das Katana über den Resten seines Bruders fallen, bevor er selbst zusammenbrach und spürte, wie die eisige Kälte des schwarzen Nebels über ihm sich wie eine kalte Decke auf ihn legte und an ihm zog.
 

„Komm mit mir...“ hörte er Itachis Stimme, als es um ihn herum langsam pechschwarz wurde und die Umgebung verschwand, „Auch du wirst in der Finsternis sterben. Ertrinken... in Traurigkeit. In Dunkelheit!“
 

„NEIN!! Nein, nein, nein, nein!! NEIN!!“
 

Er versuchte, sich loszureißen, als die Finsternis mit kalten Klauen nach ihm packte und sich ein Himmel aus Blut und Schwärze über ihn ergoss, der ihn zu ertränken drohte.
 

Nein!!
 

Nein...
 

„Lauf im Kreis, solange, bis du stirbst...“
 

Sasuke!
 

––
 

Sasuke...
 

Sasuke-kun...!!
 

Sasuke spürte, wie er geschüttelt wurde, wie ihn jemand festhielt und versuchte, in die Tiefe zu zerren.

In den Abgrund der Dunkelheit!
 

Er schrie wie am Spieß und versuchte mit solcher Kraft, sich loszureißen, dass es ihm prompt gelang und er durch den plötzlichen Nachlass des Ziehens zur Seite flog, gegen etwas hartes knallte und auf irgendeinem Boden landete.

Seine Augen brannten...
 

„Sasuke-kun...?! Oh mein lieber Gott, komm zu dir!! Sasuke!!“ hörte er die Stimme wieder dicht vor sich, und er schrie erneut und robbte erst hysterisch rückwärts, bis er plötzlich wieder den kalten Griff der Macht spürte und dann einen heftigen Schlag gegen seine Wange, sodass sein Kopf zur Seite kippte und er laut hustete.

Dann erst begann er, seine Umgebung wahrzunehmen, und merkte, dass der Traum vorbei war.
 

Vor ihm saß Sakura, ihre Augen vor Entsetzen geweitet und auf sein Gesicht gerichtet. Er lag auf dem Boden in seiner Stube, wie er erkannte, sobald das Brennen seiner Augen nachzulassen begann. Sein Gesicht schmerzte tierisch, warum auch immer, und er fasste konfus nach seiner Wange und zitterte am ganzen Körper.

„Was-... was ist passiert...?!“ stotterte er neben sich, „Ahh...“

„Tut mir leid, die Ohrfeige hab ich dir verpasst...“ gab Sakura zu, „Weil du nicht aufwachen wolltest! Du hast wie ein Irrer geschrien und bist vor mir weggelaufen – oder gekrabbelt – als... als hättest du Todesangst! Ich würde gerne von dir wissen, was passiert ist!“ Sie holte Luft und sah ihn dann voller Sorge wieder an, während er stärker erzitterte.

„Sakura... Sakura...?“ stammelte er ihren Namen, als er sie erst jetzt richtig erkannte.
 

Sie war da. Sie war einfach da, und sie hatte an ihm gezogen... nicht, um ihn in die Dunkelheit zu ziehen, sondern um ihn herauszuziehen!

Bevor sie den Mund auftun und weiter sprechen konnte, richtete er sich auf und schloss sie einfach so ganz plötzlich fest in die Arme, das Gesicht in ihrer Schulter vergrabend.
 

Sakura bewegte sich nicht, rein aus Reflex erwiderte sie seine stürmische aber liebevolle Umarmung und legte sanft die Arme um seinen Oberkörper. Was auch immer passiert war... es musste grauenhaft gewesen sein. Sie erinnerte sich an eine andere Nacht vor langer Zeit, in der sie durch seine panischen Schreie nachts aufgewacht war. In dieser Nacht hatte sie ihn auch geweckt und er hatte sich voller Panik an sie geklammert und hatte völlig neben sich gestanden...

„Es war nur ein Traum...“ flüsterte sie leise und hob eine Hand, um durch seine schwarzen Haare zu streicheln. „Sasuke... hey, du zitterst total...“ Sie wollte ihn wegschieben, um sein Gesicht anzuheben, aber er klammerte sich fest an sie und ließ es nicht zu.

„Geh nicht weg...“ war alles, was sie von ihm hörte, nicht mehr als ein Wimmern gegen ihre Schulter.

Sie erschauderte vor Sorge und Mitleid. Es war wie damals... er war so fertig...

„Shhh...“ machte sie leise und strich weiter durch seine schwarzen Haare, „Alles ist gut. Es war nur ein Traum, es ist vorbei. Sasuke-kun... ich gehe nicht weg! Versprochen!“

„Ich will doch nur, dass das aufhört...“ stöhnte er müde und drückte sich gegen sie, „Dass diese Bilder aufhören! Dass diese Dunkelheit verschwindet... ich hasse sie so sehr...!“

„Ich... ...“ machte sie ratlos und wusste nicht, was sie darauf sagen sollte.

Dass diese Dunkelheit verschwindet...?

Sie wollte ihm helfen... irgendwas tun.

Irgendwas!
 

Aber sie konnte nicht...
 

Dachte sie zumindest.

Er war anderer Ansicht, während er den Griff langsam lockerte, aber ohne sie ganz loszulassen. Ihre Wärme, ihre bloße Nähe und ihre Stimme beruhigten ihn und vertrieben die Dunkelheit, vor der er sich gerade eben noch so gefürchtet hatte.

Sein Atem wurde ruhiger, je länger er sie einfach an sich zog und sie umarmte, sie festhielt.

Sakura...

Und plötzlich fiel es ihm wieder ein.
 

„Der einzige Weg, die Dunkelheit zu verlassen, ist, das Licht zu finden und sich an es zu klammern, wenn man es einmal erreicht hat. Und dann darfst du es nie wieder loslassen, dann wird die Dunkelheit verschwinden...“
 

Dann wird die Dunkelheit verschwinden...
 

Erstaunt über diese plötzliche Erkenntnis hob er den Kopf und sah ihr ins Gesicht, in ihre großen, grünen Augen und in ihr Lächeln... dieses Lächeln, das er so liebte an ihr.

Sie hob eine Hand und strich über sein Gesicht.

„Sasuke-kun... geht es dir besser? Ich werde nie wieder weggehen, keine Sorge.“

Er schnappte nach Luft. Und sie beugte sich vor und küsste ihn liebevoll auf die Lippen.
 

Es war anders als sonst, wenn sie sich küssten... dieses Mal war es anders. Und er erwiderte ihren innigen Kuss mit derselben Hingabe wie sie sie ihm gab, spürte, wie sie kurz erzitterte. Und in dem Moment fand er plötzlich die Antwort, nach der er so lange gesucht hatte... seinen Grund. Wieso sie ihm auf einmal so wichtig geworden war... nein, das Wichtigste auf der Welt.
 

Du bist das Leuchten, das die Finsternis in mir vertreibt... und du bist es, an die ich mich klammern muss, damit sie verschwindet!
 

Sei mein Licht und... gib mir deine Hand... damit ich mich festhalten kann...
 

Er erzitterte, als ein Schwall der heftigsten Gefühle durch ihn rollte, die er je gefühlt hatte, während er sie langsam auf den Boden legte und sich über sie, ohne den Kuss zu lösen. Er konnte gar nicht beschreiben, was es war, das er alles auf einmal fühlte in dem Moment...

Aber eins war mit Sicherheit nicht dabei.
 

Die Dunkelheit.
 

Er löste sich bebend von ihren weichen Lippen und hörte, wie sie unter ihm leise keuchte und die Arme um seinen nackten Oberkörper legte.

„Sasuke-... kun...“ hauchte sie und wurde rot... aber es war nichts Schlechtes, dass sie rot wurde. Es war nur, weil es warm war... und es war angenehm.

Langsam zog sie ihn zu ihrem ebenfalls noch nackten Körper herunter und spürte seinen heißen, feuchten Atem an ihrem Hals, als er sein Gesicht neben ihrem herunterbeugte und seine schwarzen Haarsträhnen herunterfielen und ihre Wange kitzelten.

Er zitterte. Und es war kaum mehr als ein Flüstern, was sie neben ihrem Ohr von ihm vernahm... aber sie hätte auch ganz ohne Ton gewusst, was er sagte. Sie spürte, wie er es sagte.

Und, dass sich in dem Moment etwas verändert hatte, worauf sie so lange gewartet hatte.
 

„Ich liebe dich... Sakura.“
 

––
 

--
 

boah xDD so, das hätten wir damit auch abgehakt xDD Sasuke, du Vollpansen!! xDD du hast es geschafft!! XD Dafür kriegst du ein Onigiri. Oder nein, doch lieber Tomaten, wer weiß was er jetzt bei dem Wort Onigiri denkt xDD

Damit hätten wir 2/3 gechafft XD ab jetzt werden öfter timeskips kommen, mal größere und mal kleinere, weil alles was jetzt noch aussteht einfach definitiv NICHT direkt aufeinander folgt xDDD

Schon wieder Kiri

Die zickige Schlange begutachtete ihre dreißig Opfer misstrauisch aus ihren gelben Augen, während die Opfer kreidebleich und gefesselt vor ihr am Boden hockten und quasi darauf warteten, verspeist zu werden.

Sasuke stand daneben und beobachtete das Schauspiel teils amüsiert, weil die Opfer so dumme Gesichter machten, und teils hektisch, weil er sich fragte, ob die Schlange jetzt zufrieden wäre. Außerdem fragte er sich, wo Tsunade wohl die zehn neuen Opfer aufgetrieben hatte, aber an sich konnte es ihm ja egal sein.

Hauptsache, sie waren hier.
 

„Und?“ fragte der Uchiha schnippisch an die Schlange gewendet, „Was ist? Irgendwelche Einwände?“

„Na ja,“ machte die Schlange, „Hässsssslich sssind sssie schon etwasss!“

„Willst du, dass ich sie vorher alle zum Friseur schicke?“ fragte Sasuke eher ironisch und erntete ein wütendes Zischen.

„Verarsch mich nicht! – Gut, ich bin einverstanden. Aber esss wird euch ohnehin nichtsss nützzzen, mich aussszzzuquetschen!“

„Ich stell hier die Fragen,“ schnappte Sasuke und verschränkte die Arme, „War Orochimaru in Kirigakure und hat dich dort beschworen?“

„Ja.“
 

Immerhin. Er war ein Stück weiter. Das hatte auch lange genug gedauert, fand Sasuke. Und dafür die ganze Arbeit! Er senkte die Augenbrauen.

„Und warum?“

„Dasss hat er nicht gesssagt!“ machte die Schlange beleidigt, „Er hat nur gesssagt, ich sssolle mich dort häuten. Dasss habe ich gemacht. Basssta.“

„Raus mit der Sprache!!“

„Ich habe esss dir doch gerade gesssagt!“ schnappte das Reptil und funkelte ihn an.

„Komm schon!“ murrte Sasuke, „Die dreißig Idioten da,“ Er zeigte auf die Opfer, „Sind mehr als nur ein Ja wert!! Du kannst mir nicht erzählen, dass du einen für... wie war das? Würdig... hältst, der dir nicht mal sagt, wieso du das tun sollst!“

„Sssagen wir, er hat mich auf andere Weissse beeindruckt. – Und nur mal ssso, Uchiha Sssasssuke... streng deine grauen Zzzellen an und denk ssselbssst nach, wiessso er wohl wollte, dassssss am Strand eine Haut herumliegt! – Und jetzzzt hör auf, dumme Fragen zzzu stellen!“ Ohne sich zu bedanken fiel die Schlange über die jetzt laut aufschreienden Opfer her und Sasuke sah erst ungerührt zu, wie sie gefressen wurden, wandte sich dann aber halb ab.

„Du bist mir noch so einiges an Antworten schuldig!!“ zischte er ärgerlich und zückte sein Katana, „Ich kann dich nicht ziehen lassen, bevor du mir nicht gesagt hast, was Orochimaru in Kiri wollte und was die Haut soll!“

„Tssss!“ machte die Schlange und verschlang mit deinem Happs den letzten der dreißig Männer, bevor sie Sasuke herausfordernd anstarrte, „Du willssst mich alssso herausssfordern?! Dumm von dir, Sssasssuke...“
 

Er aktivierte unverfroren seine Sharingan. Die Genjutsu des Sharingan nützten bei Tieren nichts, auch bei denen nicht, die sprechen konnten. Aber schon allein die bedrohliche Farbe der Sharingan war nützlich und außerdem halfen sie ihm selbst, die Bewegungen der Schlange vorherzusehen.

„Dann wirssst du auch erssst recht keine Antworten bekommen, wenn ich tot bin! – Und bevor ich tot bin, wirssst du mein einunddreißigstesss Opfer!“ zischte das Tier angriffslustig und bäumte sich zu beeindruckend gewaltiger Größe vor dem vergleichsweise kleinen Sasuke auf. Er sah unbekümmert nach oben und schwenkte das Katana herum.

„Dreißig Menschenopfer sind kein einzelnes ja wert,“ sagte er grantig, „Sag mir alles, was du weißt! Was hat Orochimaru in Kiri verloren?! Ist er immer noch da?!“

„Woher sssoll ich dasss wissssssen?!“ schnappte das Tier und wippte bedrohlich mit dem Kopf vor und zurück, während ihre Zunge ein schnarrendes Zischen von sich gab. Sasuke ließ sich von Schlangen schon mal gar nicht einschüchtern. Egal, wie groß sie waren. Mit einem Mal kam ihm der große Kopf des Tieres gefährlich nahe und er riss das Schwert hoch, doch bevor er die Schlange treffen konnte, zog sie blitzschnell den Kopf höher und wich ihm aus. „Und... nur mal ssso... ich bin eine Schlange. Und wasss sssind Schlangen...?“ Der süffisante Ton ihrer Stimme zauberte ein imaginäres Grinsen auf das Gesicht der Schlange – wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie es garantiert wirklich getan.

Offenbar gab es eine Art von Grinsen, die man hören konnte.
 

„Zzzumindessst allesss... andere alsss ehrlich! Wasss erwartessst du Dummkopf alssso...?“
 

Ehe Sasuke eine Chance hatte, zu reagieren, verschwand das Tier mit einem lauten Knall und einer Rauchwolke. Er blieb zurück, schnappte empört nach Luft und ließ dann seine Waffe sinken.

Nach einer Weile fing er laut zu fluchen an.

„Verdammter Scheissdreck, so ein... so ein... aaach, fuck!!“

Wütend steckte er sein Katana ein und raufte sich ein paar mal die schwarzen Haare, bevor er zum Himmel aufsah. Kurzzeitig hatte es aufgehört zu regnen... jetzt sah er die Wolken, die sich wieder vermehrten, und wie der Himmel sich erneut zuzog.

Es wird wieder regnen... ich sollte zurück ins Dorf, und zwar schnell.

Als er losrannte in Richtung Dorf, begann das Juin auf seinem Hals leicht und stetig zu pochen.
 

––
 

Tsunades Büro hatte lange kein neues Möbelstück bekommen, weder eine Tür noch einen Tisch oder sonst etwas. Das war erstaunlich.

Aber noch überraschter war Sasuke über die Anwesenheit von Naruto, Neji und Sakura, als er hereinkam. Sie sahen aus, als hätten sie auf ihn gewartet.

Ein Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass es draußen jetzt wieder goss.
 

„Aha!“ rief Naruto, als Sasuke hereinplatzte, „Da ist er ja! Was hat die Schlange gesagt?“

„Leider nicht so viel,“ gab Sasuke zu hören, „Alles, was ich jetzt weiß, ist, dass Orochimaru wirklich in Kiri war und die Schlange beschworen hat...“ Er berichtete kurz von der recht kurzen Konversation mit der blöden Schlange. Als er fertig war, brummte Tsunade missgelaunt.

„Das hab ich mir ja schon gedacht,“ grummelte sie, „So eine große Schlange kann außer Orochimaru wohl kaum jemand beschwören! Wie Orochimaru nach Kiri gekommen ist, wissen wir nicht, und auch nicht, was der Kram mit der Haut sollte! Was wird das, Rätselstunde in Konoha oder wie?! Dieser blöde Schlangenidiot macht mich noch ganz krank!!“ Sie raufte sich auch die Haare und stierte wütend auf die vier Shinobi vor sich, die sie nur doof ansahen.

„Wir können nichts dafür!“ maulte Naruto.

„Wir können nur Schlüsse ziehen und hoffen, dass wir die richtigen ziehen!“ bemerkte Sakura, „Was wir sehr gut wissen ist, dass er nicht über das Wasser gekommen sein kann. Dieses Kurame-Monster hätte nie jemanden einfach passieren lassen, ich hab es gesehen! Dieses Vieh war so unglaublich gewaltig... ich glaube, dass selbst Orochimaru so etwas fürchten würde!“ Ein Schauer lief über ihren Rücken, als sie an Kurame dachte. Kurame! Sie fand es irritierend, dass der Mizukage Hiromi Soma diesem Biest sogar einen Namen gab.

Neji warf einen neuen Aspekt in den Raum.

„Es sei denn, Kurame oder wie auch immer ist Teil von Orochimarus Plan.“
 

Alle sahen ihn an.

„Moment,“ machte Sakura verstört, „Damit sagst du also, dass der Mizukage mit Orochimaru unter einer Decke steckt? – Ich meine, er ist derjenige, dem Kurame gehorcht, zumindest ein wenig, wie es aussah! Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch jemand außer ihm geschafft hat, diese Bestie zu bändigen! Nicht mal Orochimaru könnte das! Und du meinst also, der Mizukage hätte Kurame zurückgehalten, damit Orochimaru ungestört an Land kommen kann?“

„Hatte er nicht gesagt, sie greift eh‘ keine Menschen an, es sei denn, er sagt es ihr?“ seufzte Sasuke, der zum ersten Mal seit seinem Bericht den Mund auftat, „Wenn das wahr ist, könnte Orochimaru genauso gut durchs Wasser gekommen sein.“

„Neji,“ warf Naruto dann erstaunlich ernst ein, „Ich bin nicht deiner Meinung!“

„Bist du überhaupt je jemandes Meinung?“ stöhnte Neji.

„Hör mal,“ erwiderte der Blonde, „Ich habe den Mizukage gesehen! Wir haben bei ihm Abendbrot gegessen mit seiner Frau und seinem Baby! Er... er ist kein Typ für Intrigen, erst recht nicht mit Orochimaru! Ich vertraue diesem Kerl voll und ganz, und ich glaube auf keinen Fall, dass er etwas damit zu tun hatte!“

„Ich muss ihm zustimmen,“ sagte Sakura dann langsam, „Hiromi Soma ist ein ehrlicher Mensch.“

„Ich sag nur... Schauspielern,“ seufzte Neji, „Was sagt euch, dass er nicht nur einfach ein irre guter Schauspieler ist und euch reingelegt hat? – Naruto, glotz mich nicht so an! Ich verstehe dich ja und normalerweise irrt sich dein erster Eindruck von Menschen ja nicht! Aber du kannst nicht einfach so ausschließen, dass Kiri mit Orochimaru unter einem Hut steckt, nicht bevor wir das Gegenteil bewiesen haben.“

„Neji hat recht,“ sagte Sasuke und fiel seinen Teamkameraden damit in den Rücken. Sakura sah ihn vorwurfsvoll an. „Seid nicht so naiv!“ versetzte er mürrisch, „Wir wissen nichts Genaues und können die Unschuld der Soma-Familie noch nicht beweisen!“ Er seufzte. „Viel wichtiger ist ja auch, dass wir eine Lösung finden, was das mit der Haut sollte.“

„Ja,“ sagte Sakura, „Wieso sollte Hiromi Soma uns nach Kiri holen und uns die Haut zeigen? Damit hat er uns doch bloß auf Orochimaru aufmerksam gemacht! Also noch ein Punkt, der dagegen spricht, dass Kiri Teil des Plans ist!“

„Aber vielleicht war das ja das Ziel,“ machte Neji, „Uns aufmerksam zu machen. Vielleicht wollten sie uns nach Kiri oder an Orochimaru heranlocken, was auch immer! Ihr vergesst, dass Orochimaru mit Pech immer noch hinter Sasukes Körper her ist, und die drei Jahre dürften jetzt rum sein!“
 

„Aber wieso hat er sich Sasukes Körper dann nicht geholt, als wir vor ein paar Monaten in Kiri waren?“ fragte Naruto, „Ich meine, er kann seinen Körper ja wohl auch ein paar Monate vor Ablauf der Frist tauschen, oder was?“

„Ich weiß auch nicht mehr, was der alles kann,“ murrte Tsunade.

„Statt hier herumzulabern sollten wir lieber schnell nach Kiri aufbrechen!“ schloss Naruto und stemmte mutig die Hände in die Hüften, „Dann werden wir vermutlich herausfinden, ob Kiri teil des Plans ist oder nicht!“

„Nicht so hastig,“ murmelte Tsunade und sah ihn grimmig an, „Das weiß ich selbst und ich bin auch schon dabei, Leute zusammenzutrommeln, die hingehen. Und ich fürchte, dieses Mal werdet ihr hier bleiben!“
 

Naruto starrte sie an. Sakura und Sasuke waren ebenfalls erstaunt, nur Neji war unbeeindruckt.

„Das ist eine Mission für die Anbu,“ räumte Tsunade ernst ein, „Ihr seid zwar Jounin, aber nicht in der Anbu. Wobei ich überlege, Sakura mitzuschicken, unsere Medic-Nins sind selbst in der Anbu knapp bemessen und mal abgesehen von mir selbst gibt es vermutlich niemanden, der besser im heilen ist als Sakura.“

„Moment mal!“ schnappte Naruto, „Du lässt Sakura-chan nach Kiri und uns nicht?!“

„Neji wird schon auf sie aufpassen,“ sagte Tsunade, „Naruto, du machst immer nur alles noch chaotischer als es sein müsste! Und Sasuke da hinzuschicken, wenn er vielleicht Orochimaru Ziel ist, ist ja vollkommen bescheuert! Ihr zwei bleibt also brav hier! – Neji, ich will, dass du für einen Teil der Anbus die Führung übernimmst und-...“

„WIESO DARF NEJI GEHEN UND ICH NICHT?!“ schrie Naruto laut.

„Weil Neji in der Anbu ist, im Gegensatz zu dir!“ schnappte Tsunade. Naruto sah Neji an.

„Seit wann bist du bitte bei der Anbu?!“

„Schon seit ein paar Monaten, hat dir das nicht mal Hinata-sama gesagt?“

„Okay!!“ schnappte Naruto, „Dann... dann gehe ich auch zur Anbu, und zwar jetzt sofort! Ich lasse mir doch nicht entgehen, wie wir vielleicht Orochimaru fertig machen! Außerdem muss ich mit Sakura-chan den Mizukage verteidigen!

„Naruto!!“ rief Tsunade empört, „Erstens ist die Anbu kein Kindergarten, sondern die Attentätertruppe, das bedeutet dass dort extreme Fähigkeiten und vor allem Konzentration gefragt sind, zweitens kannst du nicht einfach so mal eben in die Anbu eintreten, du musst eine schriftliche Prüfung ablegen!“

„Aber dafür haben wir jetzt keine Zeit!“ schmollte der Blonde, „Das hole ich dann nach! – Außerdem, mir ist es wurscht, ob du mich zur Anbu lässt oder nicht, ich werde auf jeden Fall nach Kiri gehen!! Mit oder ohne deiner Erlaubnis, Tsunade no baa-chan!“
 

Das war ein Wort. Die anderen sahen ihn beeindruckt an. Und dann wurde es noch viel beeindruckender.

„Ich trete auch der Anbu bei!“ beschloss Sasuke finster, „Selbst, wenn der Wichser meinen Körper will... pff, ich bin Uchiha Sasuke. Glaubst du wirklich, ich ließe mich von dem überwältigen?“ Er warf einen Blick auf Sakura und überlegte eine Weile, ob er wirklich weitersprechen sollte. Dann tat er es doch. „Außerdem werde ich Sakura auf gar keinen Fall alleine nach Kiri ziehen lassen, das könnt ihr vergessen.“
 

„Als ob ich nicht auf mich selbst aufpassen könnte,“ war Sakuras gespielt beleidigter Kommentar. Naruto grinste über beide Backen.

„Alsooo, Hokage-samaaaa?!“

Tsunade linste ihn an.

„Wie jetzt, sama?! Nicht baa-chan?“

„Jaaa,“ machte der Blonde zufrieden, „Ich dachte, wenn ich mich einschleime, sagst du vielleicht eher Ja!“ Die Hokage haute sich gegen die Stirn und Sakura konnte nicht anders als zu lachen. Das war eben Naruto.
 

Sasuke hatte keine Lust zum Lachen. Hätte auch merkwürdig ausgesehen.

„Wie auch immer, wir sollten langsam mal aufbrechen, sonst finden wir Orochimaru ja nie. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass er brav da warten wird, bis wir kommen, aber was soll's.“

„Hey, HEY!!“ meckerte die Hokage, als Naruto und Sasuke schon unbekümmert das Büro verließen und anfingen, die Zeit einzuplanen, die man nach Kiri brauchte, „HALLO??! Ich habe euch nicht erlaubt, in die Anbu zu gehen oder nach Kiri!!“ Sie sah Neji wutentbrannt an und er erwiderte ihren Blick eiskalt. „Neji!“ fauchte sie, „Ich will, dass du auf dieses Pack aufpasst! Dieser Naruto!! Irgendwann fallen mir nochmal die Haare aus, weil ich mich über sein verhalten aufrege! – Und was geht mit Sasuke denn ab?!“

„Ich weiß nicht,“ sagte Neji ungerührt, „Wir machen uns jetzt auf den Weg, Hokage-sama.“

„Findet raus, was immer ihr rausfinden könnt!“ nörgelte die Fünfte und setzte sich wieder in ihren Stuhl, bevor Neji auch ging und Sakura ihm langsam folgte. Als die Rosahaarige an der Tür ankam, drehte sie sich nochmal zu Tsunade um und grinste.

„Keine Angst, Tsunade-sama, Sasuke-kun kann auf sich selbst aufpassen und ich pass dann auf Naruto auf!“ Die Fünfte stöhnte.

„Shizune! Bring mir eine Flasche Sake!“ kommandierte sie genervt, „Ich werde wohl langsam zu alt für das Amt des Hokage...“
 

Sakura sagte nichts. Aber dass Tsunade von sich selbst sagte, sie wäre alt, war beunruhigend.
 

––
 

Der erneute Weg nach Kiri wurde so unbequem wie es schon lange kein Weg mehr gewesen war. Es schüttete noch immer und der Weg im Wald war so morastig geworden, dass man es gleich aufgegeben hatte, auf dem Boden zu laufen, und deshalb durch die Bäume turnte. Ätzend wurde es an den Stellen, an denen der Wald sich lichtete und sie durch vom Regen gepeitschte Wiesen rennen mussten. Schon nach wenigen Minuten waren alle Einheiten nass bis auf die Knochen.

„Haben wir überhaupt eine Aufenthaltsgenehmigung?“ fragte Sakura Neji irgendwann während einer kleinen Verschnaufpause in einem weiteren, etwas lichteren Wald, der aber genauso morastig und nass war wie alle anderen Wälder auch. „Ich meine, wir können ja nicht einfach da reinmarschieren und sagen, wir verdächtigen Kiri als Zuflucht für einen unserer Nuke-Nins, das kommt allen Friedensverträgen nicht gerade entgegen...“

„Ja,“ machte Neji, „Aber diese Sache mit der Schlangenhaut verbindet uns in dieser Sache ja schon. Tsunade hat schon ein Schreiben voraus nach Kiri geschickt, in dem alles steht.“

„Wenn wir da sind, werden wir ja sehen, ob sie uns reinlassen,“ seufzte Sasuke, der seit ihrem Aufbruch vor einigen Stunden schon eine extrem üble Laune zu haben schien, wie nicht nur Sakura bemerkt hatte. Dass er genervt war, waren sie von ihm ja gewohnt, aber heute war er anders genervt. Unruhig, das war die passendste Beschreibung, fand Sakura. Sobald sie abends Pause machen und sie etwas Zeit hätte, würde sie mal mit ihm sprechen.
 

––
 

Sasuke hasste Orochimaru. Und dieses verdammte Juin an seinem Hals, das während des ganzen Weges gejuckt und gebrannt hatte, wie es auch beim letzten Marsch nach Kiri der Fall gewesen war. Je näher sie der Küste kamen, desto stärker wurde der Schmerz und Sasuke musste sich zusehendst beherrschen, um nicht dauernd nach der Stelle zu fassen und damit alle auf sich aufmerksam zu machen. Solange er nicht wusste, was genau dieses Brennen sollte, half es ihm nicht weiter. Hieß es dann tatsächlich, wenn es ja immer stärker wurde, dass sie Orochimaru näher kamen und er echt in Kiri war?

Das ist doch viel zu leicht!!...
 

Als es dunkel wurde, ließ der Regen etwas nach. Provisorisch bauten sie sich einen Unterstand in einem matschigen Wald nahe der Küste. Alle waren wachsam, immerhin hatte man es mit Orochimaru zu tun.

„Wo steckt dieser notgeile Eremit eigentlich?!“ nervte Naruto und meinte natürlich Jiraiya, „Der wäre hier mal nützlich!! Immerhin ist er ein legendärer Sannin wie Orochimaru!“

„Ja, der ist sicher in irgendeinem Badehaus und bespannt nackte Frauen für sein Flirt-Paradies Band fünfundsechzig!“ spottete Sakura.

„Fünfundsechzig?!“ sträubte sich Naruto, „Es gibt gerade mal vier Bände!“

„Oooh,“ machte die Rosahaarige, „Du kennst dich also aus...?“

„Hey, nein, so war das nicht gemeint, ich hab's von Kakashi gehört!!“ wehrte sich der Blonde. Neji unterbrach die angeregte Diskussion.

„Statt über versaute Bücher zu reden, könnten wir uns lieber konzentrieren! Morgen werden wir Kiri erreichen und vielleicht auf Orochimaru treffen, da müssen wir vorbereitet sein.“

„Ich kapier‘s nicht...“ murmelte Sasuke langsam und sah in die Gegend, „Es ist alles so... unschlüssig. Wenn Orochimaru uns auf sich aufmerksam machen wollte, wieso hat er dazu extra diesen Kram mit der Schlangenhaut abgezogen? Er hätte ja auch einfach gleich ein Dutzend Riesenschlangen auf Kiri hetzen und das halbe Dorf abschlachten können, zumindest wäre das eher seine Art als dieses Versteckspiel! Irgendwas ist daran komisch und ich werde das Gefühl nicht los, dass wir den springenden Punkt übersehen!“

„Ja, du hast recht,“ meinte Sakura auch und sah ihn eine Weile an, während er sich unruhig die Haare raufte. „Wir wissen nicht hundert Prozentig, ob Orochimaru und tatsächlich einfach nur aufmerksam machen will oder sonst was.“

„Aber wieso überhaupt Kiri?“ stöhnte Naruto dann, „Ich meine, seid mal ehrlich, die Aktion mit den Riesenschlangen und Dorf abschlachten hätte er ja gleich in Konoha machen können, da er das doch vernichten will!“

„Das lässt also schließen, dass er entweder einfach nicht kann, also nicht genug Leute und Waffen hat, um Konoha anzugreifen,“ schlussfolgerte Neji richtig, „Oder dass er es gar nicht auf Konoha abgesehen hat.“

„Was sollte seine Pläne denn so verändern?“ wunderte sich Naruto, „Er hat immer Konoha zerstören wollen! Außerdem hat er es damals, als er Sakura entführt hatte, selbst gesagt!“

„Na, dann fehlen ihm die Mittel,“ machte Sakura, „Vielleicht will er uns nach Kiri locken, weil er weiß, dass wir nie die komplette Armee aus dem Dorf schicken, da das Dorf ja sonst ungeschützt wäre, und denkt sich, die paar, die rauskommen, mit denen wird er alleine fertig.“

„Aber es... es passt alles nicht zusammen!“ nörgelte Sasuke, stand auf und ging vom Lager weg, „Und ich... bezweifle, dass wir ihn morgen treffen werden. Wenn er je da war, ist er sicher inzwischen wo anders. Das würde erklären, wieso die Schlange so lange gezögert hat, um es mir zu sagen. Wenn sie mich... nicht sowieso angelogen hat. Das sind Schlangen.“ Er ging immer weiter weg und verschwand im Gestrüpp, doch die anderen vernahmen noch seine Worte:
 

„Die sind nie ehrlich.“
 

––
 

Sakura beschloss, ihm in den Wald zu folgen. Als sie ihn in einiger Entfernung im Wald auf einer kleinen Lichtung fand, kam sie zu ihm und strich ihm sanft über den Kopf und durch die vom Regen nassen Haare.

„Sasuke-kun...“

Er drehte den Kopf und rieb seinen Hals. Die Stelle mit dem Juin. Sakura blieb vor ihm stehen und sah ihn ernst an.

„Es schmerzt wieder, nicht wahr? Du hast nichts gesagt...“

„Nein, nein...“ machte er, „Eben nicht. Das ist es ja, was mich verwirrt.“ Sie blinzelte.

„Was?“

„Das Juin... den ganzen Tag hat es gebrannt, und je weiter wir vorwärts gekommen sind, desto stärker ist es geworden,“ erzählte er murmelnd, „Und vorhin... hat es ganz plötzlich aufgehört. Keine Ahnung, was das jetzt zu bedeuten hat.“

„Vielleicht... versucht Orochimaru uns in Sicherheit zu wägen...?“ versuchte sie es nachdenklich und fasste mit zwei Finger nach der Stelle des Fluchmals auf Sasukes Nacken, sobald er die Hand wegnahm. Er rührte sich nicht und seine Augen sahen nur etwas nervös hin und her.

„Nein, es... es ist ganz merkwürdig. Ich habe ein eigenartiges Gefühl dabei. Ich kann dir nicht mal erzählen, was es ist, weil... weil ich es ja selbst nicht mal weiß.“
 

Sakura fasste sanft nach Sasukes Brust und strich mit den Händen auf und ab. Ganz langsam und ruhig. Sie senkte den Kopf.

„Meinst du, es wird irgendwas Unerwartetes kommen in Kiri?“

„Ich hab... keine Ahnung.“

Sie spürte, wie er eine Hand hob und ihr durch die rosa Haare strich, mit derselben Zärtlichkeit, mit der sie seine Brust streichelte. Und er senkte den Kopf zu ihrem herab und küsste ihre Stirn.

„Sakura...“ flüsterte er kaum hörbar, und sie hob das Gesicht wieder etwas.

„Du bist angespannt...“ murmelte sie, „Ich hoffe, wir werden diesen dämlichen Orochimaru irgendwann für immer los...“

Er sagte nichts und strich nur weiter gedankenverloren durch ihre Haare. Er mochte ihre Haare... sie waren weich und fühlten sich gut an...

„Hn...“ kam dann.

Das war alles.
 

––
 

Der Regen hörte gar nicht mehr auf, wie es aussah. Klitschnass erreichten sie am nächsten Tag Kiri – und erlebten Dinge, die sie nicht erwartet hatten.
 

Das ganze Dorf war in heller Aufregung und überall rannten Shinobi durch die Gegend. Schon bei der Überfahrt mit den Schiff (das dauerte zwar länger, kostete aber sehr viel weniger Chakra als das Laufen über das Wasser) war den Anbu-Truppen aus Konoha die Unruhe des Meeres aufgefallen.

„Kurame scheint äußerst miese Laune zu haben,“ nuschelte Naruto kleinlaut, als sie endlich vor dem Gebäude des Mizukage standen. Sakura zischte.

„Sei still!! Ich denke mal, dass es nicht so gut ist, dass wir von Kurame wissen, also tun wir lieber so, als hätten wir keine – oh!“ Sie unterbrach sich, weil jemand aus dem Gebäude kam. Es war nicht Hiromi Soma, sondern seine Frau, die den kleinen Kouzui auf dem Arm trug, der verstört an seinem Finger nuckelte und hin und her starrte.

„Um Himmels Willen,“ seufzte die Frau, als sie die Konoha-Truppen sah, „Ihr kommt wegen diesem Orochimaru, der hier diese Schlange beschworen haben soll, oder? Dem Himmel sei Dank, i-ich fürchte, er ist immer noch hier!“

„Das ist die Frau vom Mizukage,“ klärte Sasuke Neji und die anderen auf. Einer der Anbus, der Missionsführer (Neji führte nur einen kleinen Teil der großen Gruppe an, er war nicht der Führer der ganzen Truppe!), trat vor.

„Wo?“ kam die knappe Frage an die verstörte Frau. Sakura weitete besorgt die Augen und trat auch vor.

„Was ist passiert?!“

„Hiromi-chan, er-... ... ich meine, der Mizukage... er ist gestern aus dem Dorf verschwunden, wohin genau hat er mir nicht gesagt, aber er sagte etwas von wegen großer Unruhe im Wasser oder so, e-er...“ Sie sah verstört durch die Gegend, als sei sie nicht sicher, ob sie weitersprechen dürfte, dann sagte sie gedämpft zu Sakura: „Er hat ein Gespür für sowas, seit er dieses... Monster besiegt hat...“ Sie meinte vermutlich Kurame und ließ vor den ganzen Anbu lieber aus, dass das Monster zwar bezwungen, aber nicht getötet worden war. „Jedenfalls ist er seitdem verschwunden und kommt einfach nicht zurück! Was, wenn dieser Orochimaru ihn angegriffen und sogar... sogar-...?!“ Die Frau erschauderte und wurde weiß, und ehe sie zusammenbrechen konnte, griff Sakura ihr unter die Arme und stützte sie sorgfältig. Das Baby begann, auf ihrem Arm zu jammern.
 

Die Anbu, Naruto und Sasuke sahen sich alarmiert an.

„Der Mizukage hat das Dorf verlassen und ist verschwunden?!“ fragte Neji erschrocken, dem so viel Emotion im Gesicht gar nicht stand, wie Sasuke fand. Dem Uchiha kam eine andere Idee.

„Wann ist er gegangen?“

Die Frau schüttelte sich vor Furcht in Sakuras Armen und sah flackernd zu ihm herüber.

„Kurz nach Sonnenuntergang...“

Sasuke runzelte die Stirn und nickte als Zeichen, dass er sie gehört hatte.

„Was?“ fragte Naruto Sasuke verwundert über sein Verhalten. Sasuke fasste langsam nach seinem Nacken.

„Gestern abend hat das Mal komplett aufgehört, zu brennen oder sonst irgendetwas zu machen...“ gestand er murmelnd und achtete darauf, dass nur Naruto es hörte. Der Blonde blinzelte.

„Meinst du... ... Orochimaru...?“

„Wir werden uns in Gruppen aufteilen und sofort das ganze Land absuchen,“ ordnete der Gruppenführer an, und die Shinobi mit den Masken verteilten sich bereits in Vierergruppen. „Vielleicht haben wir Glück und Orochimaru – wenn er wirklich hier war – hat das Wasserreich noch nicht verlassen!“

„Vielleicht hat er ja den Mizukage gekidnapped!“ empörte sich Naruto, „na warte!! Dem werde ich zeigen, was ´ne Harke ist!“

„Wo kommt der Spruch denn jetzt her?“ fragte Neji nüchtern und packte Narutos Arm, „Du und Sasuke, ihr bleibt bei mir, verstanden? Ich bin für euch verantwortlich! – Sakura, bitte bleib im Dorf bei der Frau, bis wir zurückkehren.“

Sakura sah ihn, Sasuke und Naruto unschlüssig an, während Hiromi Somas Frau sich etwas zu fangen schien und zu zittern aufhörte.

„Und wenn ihr nicht zurückkehrt?“

„Heeey!!“ grölte Naruto angriffslustig, „Ich bin der zukünftige Hokage!! Ich werde auf Neji und Sasuke aufpassen, hehe!! Mach dir keine Sorgen, Sakura-cha-... AAHH, Sasuke, lass mich los!!“

„Hör auf zu plappern und komm mit!!“ schnarrte Sasuke, der den wild zappelnden Naruto hinter sich her Neji nach zerrte, der schon desinteressiert losgerannt war. „Als ob ich deinen Schutz nötig hätte, ich bin Uchiha Sasuke, tse,“ hörte Sakura es noch von Weitem, und von Neji kam:

„Echt jetzt.“

Sie seufzte tief und sah ihnen und den anderen Shinobi nach, die in alle Richtungen davonsprangen.

Das hoffe ich auch...
 

––
 

Das Wasserreich bestand aus sehr vielen kleinen und größeren Inseln, die alle abgesucht werden mussten. Nachdem Nejis kleine Vierergruppe plus Naruto und Sasuke zwei Mini-Inseln erfolglos abgesucht hatte, kamen sie zurück auf die große Hauptinsel, auf der das Dorf Kirigakure lag, um über diese Insel weiter nach Osten zu gelangen und dort weiter zu suchen. Jetzt liefen sie über das Wasser, weil die Abstände zwischen den Inseln klein genug waren, um sie zu Fuß hinter sich zu bringen. Das Laufen auf dem Wasser hier war unglaublich anstrengend. Sobald sie das Wasser berührten, durchströmte sie Kurames ständiges Grollen aus der Tiefe, das schlechte, beunruhigende Gefühl, das diese Monstrum auf andere ausströmte. In ganz Kiri spürten sie dieses hässliche, unangenehme Gefühl der Kälte, aber auf dem Wasser war es schlimmer als anders wo. Auf der großen Insel trafen sie in der Nähe des Dorfes auf eine andere Anbu-Truppe aus Konoha, die ihnen entgegengeeilt kam.

„Neji-sama!!“ rief der Teamführer, „Gruppe zwölf hat den Mizukage entdeckt, kommt schnell mit! Er ist im Norden der Insel, lebendig, aber verletzt!“

„Sasuke, nimm Sakura aus dem Dorf mit, wir werden ihre Heilkräfte brauchen,“ ordnete Neji an und Sasuke fügte sich widerstandslos, obwohl es ihm nicht passte, als Uchiha vor einem Hyuuga zu kuschen. Das mit den großen Clans war natürlich so eine Sache. Beide Clans, die Uchihas und die Hyuugas, gehörten zu Konohas ältesten und mächtigsten Ninjaclans. Und jede der Familien beanspruchte den Titel der allermächtigsten Konoha-Familie für sich. Aber für so einen Familienstreit hatten sie keine Zeit, es gab Wichtigeres. Während Sasuke also ins Dorf rannte, folgten Neji, die Truppe und Naruto der anderen Anbugruppe nach Norden.
 

Als Sasuke mit Sakura und Hiromi Somas Frau (die sich zu seinem Leidwesen nicht hatte abschütteln lassen nach der Nachricht, ihr Mann wäre verletzt) den Ort erreichte, standen dort viele Kiri-Nin und Konoha-Anbus. Der Mizukage lag in der Nähe der Küste im Sand und bewegte sich nicht.

„Hiromi-chan!!“ keuchte die Frau aufgelöst und stürzte nach vorne zu ihrem Mann, „Oh nein! Sag doch was, was ist bloß passiert?!“ Sakura und Sasuke kamen hinter ihr zum Stehen, während sie sich schon um ihren Mann bemühte.

„Sieht übel aus...“ murmelte Sasuke langsam und besah sich das Ausmaß der Verletzungen. Und das Härteste war, dass dem Mann die rechte Hand und der halbe rechte Unterschenkel fehlten. Beide Körperteile lagen in einiger Entfernung im Sand herum. Der Regen wurde schwächer.

„Das war ein Kampf, ohne Frage...“ murmelte der Anbu-Missionsleiter, „Er wird sich wohl nicht selbst die Hand und das Bein abgehackt haben! Wir müssen wohl warten, bis er aufwacht, um-... hey, er wacht auf!“ Alle fuhren herum, während Sakura sich rasch neben die weinende Frau kniete, um die Blutungen provisorisch zu stillen und die gefährlichsten Wunden halbwegs zu heilen.

„Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen!“ ordnete sie an, „Wir können ihm eine neue Hand und ein neues Bein machen, aber das geht nicht hier im Sand!“ Der Mizukage öffnete benommen die Augen und blinzelte gegen das grelle Leuchten des grünen Chakras von Sakuras Heilzaubern. Er keuchte und starrte desorientiert hin und her.

„Hazuki...“ murmelte er den Namen seiner Frau, die aufschluchzte, als er seine einzige Hand hob und nach ihr fasste. Seine Augen flackerten.

„Oh mein Gott, Hiromi-chan!“ schniefte die Frau, „Es wird alles wieder gut!! Alles wird wieder gut, du wirst wieder gesund!!“

„Wer hat das getan? Mit wem haben Sie gekämpft?“ fragte Sasuke den benommenen Mann direkt. Was, wenn er es nicht überlebte? Er musste wissen, ob es Orochimaru gewesen war...

Er bekam seine Antwort, als der Mizukage den Kopf nach rechts wandte.

„Irgendwo... liegt da meine Hand irgendwo rum...? Ich habe ein Stück... ein Stück von ihm abgeschnitten... es war der Schlangenmann aus Konohagakure!“

„Orochimaru!“ keuchte Naruto, „Also war er echt hier!!“ Neji entdeckte in der abgetrennten Hand ein Stück von Orochimarus Zunge.

Hiromi Somas Atem ging flacher, als er angestrengt den Kopf wieder zurückdrehte und Sasuke fest anstarrte.

„Er war... er war hier, was er wollte, weiß... ich nicht! Ich habe gestern diese Unruhe gespürt... ich habe die ganze zeit gespürt, dass etwas Schlechtes passieren würde, und gestern... gestern b-bin... ich gegangen, um dem ein Ende zu bereiten! Er war... er war ein Monster, und er war un...glaublich stark...“ Sasuke verfolgte Hiromi Somas verstört hin und her wandernde Augen mit seinem Blick, während das Gefühl der Anspannung in ihm immer größer wurde.

„Wo ist er hin?!“ fragte er laut, „Wo ist Orochimaru hin?!“

Der Mizukage fixierte seine unruhigen Augen jetzt auf ihn. Und dann veränderte sich sein Ausdruck...

Er grinste zufrieden.
 

„Hehe. Kurame hat ihn mit Haut und Haar gefressen!“
 

––
 

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whooot o.o Das ist doch zumindest mal eine gute Nachricht gerade.... XD Ich habe euch gewarnt XD Unerwartete, plötzliche Wandlungen der Story können vorkommen, nur mal so für alle, denen ich wer weiß was erzählt habe... ^___^

Oberflächlich...?

Sasuke konnte einerseits kaum glauben, was er da gehört hatte, während er zusammen mit Naruto in der Eingangshalle des Krankenhauses von Kiri auf einer Bank hockte und darauf wartete, dass Sakura mit ihrer Hilfe beim Anbauen einer neuen Hand und eines neuen Beines an Hiromi Soma fertig würde.

„Kurame hat Orochimaru mit Haut und Haar gefressen.“
 

Sasuke kratzte sich verwundert am Kopf. Er und Naruto saßen schon die ganze Zeit stillschweigend da. Nachdenklich. Selbst Naruto. Sasuke fand es verwirrend... war das nicht eine gute Nachricht? Orochimaru war tot! Sie waren ihn für immer los! Sollten sie nicht jubelnd durch die Gegend springen und Hiromi Soma als Nationalhelden Konohas feiern, obwohl er aus Kiri kam, weil er den ewigen Erzfeind ihres Dorfes vernichtet hatte? Oder vernichten lassen hatte von seinem großen Haustier Kurame? Aber keiner der Konoha-Nins war jubelnd herumgehopst.
 

Wieso?
 

Sasuke fragte sich die ganze Zeit schon, was zum Teufel er fühlen sollte. Erleichterung? Dass Orochimaru tot war? Mitleid, weil Hiromi Soma eine Hand und ein Bein verloren hatte? Na ja, er bekam ja gerade beides neu und würde auch alles überleben. Also kein Grund zur Sorge.

Aber es schwirrte ihm so viel im Kopf herum... so vieles, das ihn verwirrte.

Und Naruto schien dieselben Gedanken zu haben, denn er drehte ihm das Wort im Munde um, als er nach schier endloser Ewigkeit sprach.
 

„Meinst du, Orochimaru ist tatsächlich... tot?“
 

Sasuke raufte sich erneut die schwarzen, nassen Haare.

„Ich weiß es nicht,“ sagte er ehrlich. Jetzt, da Naruto die Stille gebrochen hatte, schien das Reden leichter zu sein. „Irgendwie war es zu leicht. Dafür, dass er seit Jahren, sagen wir Jahrzehnten, der größte Feind Konohas ist, war sein Ende ganz schön unspektakulär. Gefressen von einem Monstrum in Kiri.“

Ja. Genau das dachte Naruto auch.

„Aber es wird ja wohl kein Bunshin gewesen sein, gegen den Hiromi gekämpft hat,“ meinte der Blonde, „So stark, einen Mizukage zu verstümmeln, ist doch kein Bunshin, davon mal abgesehen ist Hiromi doch nicht blöd und merkt, ob sein Gegner ein Bunshin ist oder nicht!“

„Na ja, du hättest es auch nicht unbedingt gemerkt!“ brummte Sasuke. Naruto kapierte die Anspielung auf die Ähnlichkeit zwischen ihm und Hiromi Soma nicht und fragte.

„Was soll das denn heißen?!“

„Ach, nichts. – Ich meine... ich habe Sharingan, ich kann das erkennen. Neji hat Byakugan und kann es auch. Die meisten Shinobi können es oder sollten es können, selbst ohne Sharingan und Byakugan. Da er Mizukage ist, gebe ich dir im Großen und Ganzen recht...“

„Es war auf jeden Fall Orochimaru,“ murmelte Naruto, „Wir haben ein Stück seiner ekligen Zunge!! Oder meinst du, es war ein Genjutsu, das Hiromi sehen lassen hat, dass Orochimaru gefressen wurde?“

„Keine Ahnung!“ stöhnte Sasuke und lehnte sich zurück. „Aber wenn er echt tot ist... ... ich meine, dass das Juin ganz plötzlich zu reagieren aufgehört hat, wäre ein Zeichen dafür, oder? Wir können nicht beweisen, dass Kurame ihn gefressen hat, wir können ja schlecht in ihren Bauch krabbeln und nachgucken. Selbst, wenn wir das könnten, hätten ihre Magensäfte Orochimaru längst zersetzt, dass er gefressen wurde – wenn es denn so ist – ist ja jetzt schon diverse Stunden her!“ Darauf nickte Naruto.

„Also bleibt uns nichts anderes übrig als weiterzusuchen?“
 

Sasuke raufte sich schon wieder die Haare.

„Es gibt immer noch die Möglichkeit, von der Neji gesprochen hat,“ murmelte er halb laut. Naruto sah auf.

„Häh?“

„Nicht hier, Naruto. Wenn wir zu Hause sind.“ Oder zumindest raus aus dem Wasserreich. „Sagen wir so... wenn er tot ist, würden wir den Rest unseres Lebens nach etwas suchen, das wir nicht finden können, weil es nicht existiert. Aber wenn er noch lebt und wir nicht suchen, gibt es eines Tages eine böse Überraschung.“

Der Blonde seufzte nachdenklich. Das war wohl wahr.
 

––
 

Für's Erste blieb Konoha nichts anderes übrig, als die Nachricht von Orochimarus Tod mit nach Hause zu nehmen (und das Stück Zunge), sobald Hiromi Soma auf dem Weg der Genesung war mit einem neuen Bein und einer neuen Hand. Es würde noch etwas dauern, bis er beides wieder einwandfrei nutzen könnte.
 

Auf dem Heimweg stellte sich heraus, dass eine Euphorie über den Tod des verhassten Feindes bei allen Shinobi ausgeblieben war. So ganz überzeugt war niemand von Orochimarus Tod. Als sie nach einem Tag Reise wieder im Wald rasteten, kam Naruto endlich zu seiner drängenden Frage.

„Was hast du gestern mit dem gemeint, was Neji gesagt hat, Sasuke?“
 

Alle sahen ihn an. Neji sah in die Gesichter seiner Kollegen Anbu-Gruppenleiter.

„Es ging darum, ob Kiri nicht vielleicht mit Orochimaru unter einer Decke steckt,“ erklärte er allen Unwissenden. Als schon Proteste kommen wollten, hob der Hyuuga die Hände. „Wir wissen nichts über diesen Hiromi Soma. Ja, er machte wirklich nicht den Eindruck, als wäre er ein Verräter, aber er könnte auch einfach ein guter Schauspieler sein! Für ihn ist es leicht, ein Stück von Orochimarus Zunge abzuschneiden und zu behaupten, Kurame hätte ihn gefressen, weil niemand beweisen kann, dass es so ist, aber auch niemand das Gegenteil beweisen kann! Es kann also gut sein, dass Hiromi Soma den Lockvogel spielen sollte, damit wir in dem Glauben sind, Orochimaru wäre tot, damit Orochimaru irgendwo in aller Ruhe den Angriff auf Konoha planen kann, um uns in einem Moment völliger Unachtsamkeit alle zu zerschmettern wie Maden.“

Auf diesen Vortrag herrschte Grabesstille. Nach langer Zeit sprach einer der Anbu.

„Wenn... das wirklich so sein sollte, haben wir ein großes Problem. Wenn wir Kiri und eine Orochimaru-Armee gegen uns haben, sieht es übel aus.“

„Wir sind mit Suna verbündet,“ sagte Sakura scharfsinnig, „Und mit Kiri an sich auch! Zu welchem Zweck sollte Kiri uns verraten?“

„Wer weiß, was Orochimaru denen geboten hat?“ fragte Neji, „Dass sie Konoha als... als Kolonie besitzen können? Was wissen wir schon?“

„Dann sollten wir Kiri vernichten, bevor Orochimaru Konoha vernichten kann!“ rief ein Anbu grantig. Naruto hustete.

„WAS?! Seid ihr bescheuert, wir können doch nicht einfach so einen Krieg vom Zaun brechen!“

„Naruto hat recht, wir haben keinen einzigen Beweis dafür, dass Kiri mit Orochimaru gegen uns arbeitet! Es kann genauso gut wirklich die Wahrheit sein, was Hiromi Soma gesagt hat! Da er der einzige ist, der es gesehen und gesagt hat, ist er auch die einzige Person, auf die wir aufpassen müssen.“

„Aber wir können ihn nicht einfach beobachten,“ seufzte Sakura, „Wenn die Kiri-Nins das merken, dass wir heimlich ihren Mizukage ausspionieren, werden sie uns mit oder ohne Orochimaru den Krieg erklären!“

„Und wenn wir sie fragen, ob wir ihn beobachten dürfen?“ fragte Naruto sinnloserweise, obwohl ihm die Idee, Hiromi Soma könnte ein Intrigant sein, nach wie vor nicht gefiel.

„Klar,“ machte Neji ironisch, „Das macht sicher ´nen super Eindruck. Würdest du als Hokage wollen, dass dich tagein, tagaus ein Kiri-Nin überall hin verfolgt und beobachtet?“ Naruto schüttelte den Kopf.

„Und wenn wir Shino mit ein paar Käfern da hinschicken?“

„Das verstößt gegen jeden Punkt aller Friedensverträge, die je gemacht wurden,“ murrte Neji, „Das heimliche Ausspionieren, egal in welcher Form, ist ein Zeichen des gegenseitigen Misstrauens. Und Misstrauen führt schneller zum Krieg, als euch lieb ist! Wir sind mit Kiri offiziell als Ninjagroßmächte verbündet und wir werden nicht diejenigen sein, die den Friedensvertrag brechen!“

„Das weißt du ja nicht,“ machte einer der Anbu.

„Doch, weil Tsunade-sama niemals zulassen wird, dass Konoha so etwas tut! Wir sind nicht diejenigen, die das schlechte Beispiel geben, wir beginnen keinen Krieg gegen Verbündete.“

„Und was wird jetzt aus Orochimaru?“ fragte Sakura jetzt unsicher. „Sollen wir uns in Konoha verschanzen und abwarten, ob er wieder auftaucht?“

„Was ist denn mit Somas Frau?“ warf Sasuke ein, „Kann man nicht über die ganz unauffällig auf legale Weise den Mizukage bespitzeln? Oder ist die auch ´ne Schauspielerin, Neji?“

„Ich habe weder in ihrem noch in Hiromi Somas Ausdruck Lügen gesehen,“ sagte der Hyuuga und widersprach damit seiner eigenen Theorie, „Aber das hat nichts zu heißen. Auch das Byakugan könnte sich eines Tages irren und Dinge übersehen. – Was meinst du mit legaler Weise?“

„Was weiß ich, man könnte ihr ja... Briefe schreiben und fragen, wie es der Familie so geht, was sie so macht und so! Wenn es wie eine Brieffreundschaft aussieht, kann doch keiner beweisen, dass wir spionieren wollen.“

„Aber meinst du nicht, dass die das merken?“ murmelte Sakura, „Erwartest du, dass Hazuki uns schreibt, wenn ihr Mann gerade mit Orochimaru den Untergang Konohas plant?“

„Auch wieder wahr.“

„Und Kurame?!“ nervte Naruto weiter, „Gibt es echt keine Möglichkeit, zu beweisen, dass sie Orochimaru gefressen hat?! Ich meine, sie kackt doch sicher mal... kann man da nicht ´ne DNA nachweisen?!“

„Hallo?!“ stöhnte Sasuke, „So groß, wie das Tier ist, will ich nicht wissen, wieviel die kackt, und in dem Haufen werde ich nicht rumwühlen!“ Allgemeines Gekicher im Hintergrund.

„Rein theoretisch würde das sicher funktionieren,“ sagte Neji, „Aber dummerweise wird sie Orochimaru inzwischen fertig verdaut und ausgeschieden haben, das heißt, wir finden ihn – oder seine DNA – nie wieder. Zumal sie im Wasser lebt und wir also davon ausgehen können, dass diese... Ausscheidungen auf dem Meeresgrund liegen dürften, wenn sie sich nicht ohnehin längst aufgelöst haben und in alle Richtungen verstreut-... verdammt, warum reden wir hier über Kacke?! Das ist eklig!!“

„Uns bleibt wirklich nichts anderes übrig als abzuwarten, wie es aussieht,“ meinte Sakura und sah sich um. „Oder abzuwarten, was Tsunade-sama sagt.“
 

––
 

Tsunade sagte:

„Wie bitte, Orochimaru ist tot??!“

Dummerweise half das niemandem weiter. Das wussten die paar Anwesenden ja selbst. Außer Sakura, Sasuke, Naruto und Neji waren noch die anderen Anbu-Gruppenführer im Büro der Hokage.

„Wie wir berichtet haben, Tsunade-sama. Kurame hat ihn gefressen, zumindest hat der Mizukage das gesagt.“

„Dann hängt also wieder alles von der Vertrauensseligkeit dieses Mannes ab,“ murmelte Tsunade, „Ich schätze ihn selbst als ehrlich ein, damit wäre ich wohl Narutos und Sakuras Meinung, was ihn angeht... aber wer weiß, wie man sich irren kann? Abgesehen von dem Gerücht, dass Orochimaru von Kurame gefressen worden sein soll, gab es nichts Neues in Kiri?“ Die Angesprochenen schüttelten die Köpfe.
 

Sie gingen alle Möglichkeiten noch einmal durch. Sasuke sprach jetzt auch von dem Juin, das sich nicht mehr rührte, als hätte man es ausgeschaltet. Das war durchaus ein Zeichen für die Wahrheit in Hiromi Somas Worten... andererseits gab es auch so einige Worte dagegen... dass das Juin nichts tat, reichte doch nicht als Beweis, dass Orochimaru tot war?

„Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als hin und wieder mal Missionen nach Kiri zu schicken, die dort nach dem rechten sehen,“ meinte die Hokage dann langsam, als alles durchgesprochen war. „Ich für meinen Teil halte die Sache für sehr ominös. Da muss irgendwo ein Haken sein, den wir übersehen haben. Ich meine, es ist Orochimaru. Glaubt ihr wirklich, dass er sich einfach fressen lässt, nachdem wir seit Jahrzehnten versuchen, ihn zu schnappen? Das erscheint mir doch etwas... sehr abwegig.“ Da hatte sie zumindest aller Zustimmung. „Wir halten Kontakt zu Kiri, und das regelmäßig. Das nächste, was getan erden muss, ist, das ganze Wasserreich nach Hinweisen abzusuchen. Wie ist er da unbemerkt hingekommen und vor allem wieso...? Dass Kiri involviert wurde, kann genauso gut ein Zufall sein... vielleicht hat ihm der Mizukage nur aus Versehen in seine Machenschaften gepfuscht und Orochimaru hat sich dann mit ihm angelegt und wurde gefressen.“

„Das halte ich für die unwahrscheinlichste Lösung,“ seufzte Neji, „Diese Schlangenhaut war ja doch ein sehr deutlicher Hinweis auf Orochimaru. So nachlässig wird er ja wohl nicht geworden sein, dass diese liegengebliebene Haut alle seine Pläne versaut.“

„Außerdem hat die Schlange gesagt, Orochimaru hätte ihr befohlen sich dort zu häuten, die Haut – der Hinweis – war also absichtlich da,“ warf Sasuke ein, „Ob Orochimaru was vom Mizukage oder von Kiri wollte, keine Ahnung. Aber rein zufällig wird er nicht da gewesen sein.“

„Was ist, wenn selbst Kurame schon ein Teil von Orochimarus Plan ist? Vielleicht hat er ja geplant, dass sie ihn frisst, oder was weiß ich!“ fiel Sakura ein, „Ich meine, der Mizukage hat ja erzählt, Kurame hätte Kiri mal angegriffen. Woher wollen wir wissen, ob nicht das schon ein Zug von Orochimaru war? – Zumindest hätte er nach der Zähmung Kurames durch Hiromi Soma dann einen Grund, den Mizukage herauszufordern, der ihm seine Waffe unschädlich gemacht hat, oder so ähnlich.“

„Was wir dringend tun sollten...“ murmelte Tsunade langsam, „Ist... ...“ Sie machte eine lange Pause und alle sahen sie gespannt an.

„Ist was, ist was?!“ rief Naruto. Die Hokage schien aus einer Art Trance zu schrecken und fuhr hoch.

„Ach, vergesst es. Jetzt hab ich den Faden verloren! – Geht nach Hause, ich lasse mir was einfallen! Aber rechnet damit, dass demnächst wieder welche von euch nach Kiri latschen dürfen!“ Die Shinobi sahen sich konfus an.

„Wie jetzt...?“ machte Naruto verwirrt.

„Raus jetzt!!“ bellte die Hokage empört, „Geh Ramen essen, Naruto! Und kommt hier ja nicht wieder an, bevor ich euch herzitiere!!“ Die Gruppe stand etwas ratlos auf und begab sich brav zur Tür des Büros. Als fast alle schon weg waren, winkte Tsunade Naruto und Sasuke noch einmal herein. „Ihr beiden Pappnasen wolltet doch unbedingt in die Anbu eintreten, oder was?“
 

Sasuke blinzelte. Naruto grinste breit.

„Jaaah!“ rief er, „Die Anbu sind die Coolsten im Dorf! Und wenn ich schonmal bei den Coolsten bin, bin ich so gut wie Hokage, hahaha! – Heißt das, wir sind jetzt in der Anbu, Tsunade no baa-chan?!“

„Dachtet ihr wohl!“ schnaufte die Frau, „Da könnte ja jeder kommen und in die Anbu wollen, ganz so leicht wird’s nicht!“ Naruto maulte.

„Müssen wir etwa ´ne Prüfung machen?!“ jammerte der Blonde, „Ich meine, ich meine... ... wir haben eh‘ schon Missionen erfüllt die auf demselben Level sind wie Anbu-Missionen! Was ist mit Orochimaru, gegen den haben wir oft gekämpft, und ich habe Kabuto erledigt! Hallo, ich brauch ja wohl keine Prüfung!“

„Naruto...“ zischte Sasuke, der Tsunades ärgerlicher werdenden Blick sah, und die Fünfte schnaubte.

„Ihr habt gar keine Ahnung, auf was sich ein Anbu alles einlassen muss!“

„Aber Tsunade no baa-chan...“ Der Blonde korrigierte sich: „Ich meine, Hokage-samaaaa...“

„Das zieht nicht, Naruto!“

Schweigen. Sasuke verdrehte die Augen und verschränkte die Arme. Dann räumte Tsunade ein:

„Na ja. Recht hat er, ihr habt so einiges hinter euch, was vielleicht nicht mal die Anbu so hinbekommen hätte... eigentlich mangelt es euch gar nicht an Erfahrung und Praxis...“ Narutos Gesicht hellte sich auf.

„Das heißt...?!“

„Schriftliche Prüfung, alle beide. Sonntag um zehn hier im Büro, und jetzt haut ab.“
 

Und so schnell, wie sie sich erhellt hatten, entgleisten Narutos Gesichtszüge wieder.

„WAAAS?!“ schrie er, als wäre das so eine Überraschung. Sasuke stöhnte.

„Ist doch gut, jetzt kommen wir in die Anbu, zick nicht rum, bevor sie es sich anders überlegt! – Bis morgen,“ sagte er zu Tsunade, nickte mit dem Kopf und zog den stammelnden und bleich gewordenen Naruto hinter sich her aus dem Büro.

„Aber-aber-aber-... aber ich bin schlecht in schriftlichen Prüfungen!“ jammerte der Blonde auf dem Korridor, als sie auf dem Weg hinaus aus dem Gebäude waren. Sasuke fragte sich, wo Sakura hin war. War sie nach Hause gegangen? Verdammt, dabei hätte er sie gerne mit zu sich genommen... hey, immerhin zwei Tage ohne Sex. Oder drei? Verdammt, auf jeden Fall zu viele.

„Heul nicht, dann lernst du eben, Sakura hilft dir bestimmt, Dobe!“

„Na, dass du das kannst, ist ja klar!“ meckerte Naruto weiter, „D-du hast auch die Jouninprüfung perfekt gemeistert!“

„Tja, ich bin ein Uchiha, was erwartest du?“

„Du nervst mich mit deinem Uchiha-Clan! Manno!!“

„Und du nervst mich mit deinem Gezeter, jetzt-...!“ Er wurde direkt vor der Eingangstür des Gebäudes von einer bekannten Stimme aufgehalten:

„Da seid ihr ja endlich! Was gab‘s denn noch?“
 

Oh! Sakura war doch noch da! Wie gut...

Naruto hatte sein Gejammer plötzlich vergessen. Er brüllte aus Leibeskräften:

„WIR WERDEN ANBUS!!!“

Sakura erschrak sich nur sehr kurz über die plötzliche Lautstärke, denn von Naruto musste man das fast gewohnt sein. Dann lachte sie.

„Ehrlich?! Wie jetzt, seid ihr einfach so in der-...“

„Nein, wir müssen eine schriftliche Prüfung machen,“ stichelte Sasuke mit Blick auf Naruto, der bei den Worten sofort wieder in sich zusammensackte und weiterjammerte.

„Sakura-chaaaan...?“

„Oooh nein, du könntest echt mal selber was für deine Prüfung tun...!“

„Biiitte...?“

„Wie ich sagte...!!“ protestierte die Rosahaarige weiter und sah auf Naruto... und seinen Dackelblick. Sie verdrehte die Augen. „Okay... okay, ist ja gut, ich helfe dir! Denn bei der Anbu-Prüfung kommst du sicher nicht mit einem leeren Zettel und deinem Ich-geb-nie-auf-Grinsen durch!“

„Gehen wir jetzt nach Hause...?“ nervte Sasuke und sah die Straße hinunter, und Sakura linste ihn an.

„Na,“ machte sie laut, „Was du wohl wieder denkst?!“
 

––
 

Na, was wohl.
 

„Sasuke-kun... dir ist schon klar, dass ich...!“ Sakura unterbrach sich mit einem Keuchen, als Sasuke sie kaum, dass sie seine Wohnung betreten hatte, wie fast immer gegen die Wand presste und ohne Umschweife klar machte, was er wollte, während er ungeduldig an ihrer Bluse zu fummeln begann. „...dass ich irgendwann demnächst mal wieder zu mir nach Hause muss...!“ versuchte sie es weiter, aber jetzt verschloss er ihren Mund mit seinen Lippen in einem fordernden, tiefen Kuss. Ein ersticktes Mmpf verließ noch Sakuras Kehle, bevor sie es vorerst aufgab und seinen Kuss erwiderte.

Ihre Bluse war bereits offen, als er sie plötzlich von der Wand wegzerrte, (jetzt erst) die Haustür zuknallte, wozu er bis dahin nicht gekommen war, und Sakura kurzer Hand in die Küche schob. Ehe sie sich versah, saß sie auf dem Küchentisch, der bedrohlich zu schwanken begann.

„Du solltest das lieber nicht auf diesem Tisch-...!“ begann die Rosahaarige erneut, „Uhh – Sasuke-kun!“

„Ist doch mein Tisch, mit dem mache ich, was ich will...“ raunte er ihr ins Ohr, „Drei Tage, Sakura, ich bin leicht genervt...“

„Notgeiler Bock,“ tadelte sie ihn, ließ aber zu, dass er sie weiter auf den Tisch schob, bis sie auf dem Rücken lag, während ihre Bluse jetzt auf den Boden flog und ihr BH schneller folgte, als sie gucken konnte. „Wo hast du denn plötzlich gelernt, BHs aufzumachen?!“ grinste sie schadenfroh, bevor sie sich wieder aufsetzte, um besser an ihn heranzukommen und spielerisch die Hände unter sein Shirt wandern zu lassen. Gaaanz langsam... wenn er so ungeduldig war, machte es ihr am meisten Spaß, ihn extra zu ärgern und so langsam wie möglich weiterzumachen...

Nein, sie war auf keinen Fall sadistisch. Niemals! Sasuke war nur so süß, wenn er vor Verlangen fast platzte...
 

„Hnn...“ murrte der Schwarzhaarige und sah ihr düster ins Gesicht, weil er ganz genau durchschaute, was sie dachte. „Hör damit auf, ich warne dich...“

„Was denn, so schlimm, Sasuke-kun...?“ fragte sie gespielt erstaunt, „Drei Tage...? Wie gesagt, ich muss demnächst nach hause, meine Eltern werden sich fragen, wo ich war...“

„Willst du ihnen eigentlich noch lange erzählen, du wärst bei Ino?!“ nörgelte Sasuke, als ihre Hände während ihrer Worte langsam unter seinem Shirt weiter nach oben bis zu seiner Brust wanderten, die sie ausgiebig zu streicheln und zu massieren begann.

Er keuchte ungehalten. Verdammt...

„Sie wissen ja, dass du mein Freund bist,“ gab Sakura zu hören, „Aber wenn meine Mutter hört, ich würde bei dir übernachten, bekommt sie sicher Panik und würde ständig hier vorbeikommen – mitten in der Nacht – um zu fragen, ob alles okay ist... das heißt, um zu gucken, ob wir auch ja keinen Sex haben! Und wie ich dich kenne, bist du zu faul, um dich danach wieder anzuziehen, das heißt, sie würde uns dann wie Naruto nackt im Bett erwischen...“

„Klettert deine Mutter etwa am Balkon hoch?“ Sasuke beugte sich zu ihrem Hals und begann, ihn mit der Zunge und den Lippen zu bearbeiten, während seine Hände sich mit größter Hingabe um ihre Brüste kümmerten. So schön weich...

„Wer weiß, die ist kreativ!“

„Dann machen wir eben die Rollos zu.“

„Nachher schlägt sie die Scheibe ein...“

„Dann zeig ich sie an...“

„Dann wird dir mein Vater sicher verbieten, mit mir zusammenzusein.“

„Deine Eltern sind Tyrannenkönige...“

„Oh mein Gott, Sasuke-kun!“ So ein Stöhnen passte mal gar nicht in diese sachliche Diskussion, aber Sasuke grinste zufrieden, als sie über ihm keuchte und den Kopf zurückwarf, während seine Hände in geübten Bewegungen ihre Hose öffneten und so zurechtzerrten, dass der Stoff nicht weiter im Weg war und seine Hand das fand, was sie gesucht hatte.

Wenn sie ihn ärgerte, ärgerte er sie eben zurück. Je mehr sie versuchte, alles langsamer zu machen, desto mehr sorgte er dafür, dass es schneller ging, ganz einfach. Denn das klappte immer.
 

Und heute auch.

„Verdammt!“ rief sie empört, löste seinen Kopf von ihrem Hals und zog ihm mit Gewalt das Shirt über den Kopf, bevor ihre Hände eifrig nach seinem Gürtel und dann seinem Hosenknopf langten, „Du hast gewonnen, ist ja gut!“

„Huh, ich gewinne immer,“ sagte Sasuke selbstzufrieden und genoss das erleichternde Gefühl, als sie endlich seine Hose öffnete und dieser unglaublich harte und ätzende Druck nachließ – im Gegensatz zu seinem Verlangen nach ihr.

„Eines Tages gewinne ich, du wirst schon sehen,“ versprach sie düster und lächelte kurz, als er leise stöhnte, während ihre Hände in seine Shorts glitten und seine Hose ohne Gürtel den Halt verlor und zu Boden rutschte.

Sasuke keuchte ungehalten.

„Ja... so ist gut...!“
 

––
 

Manchmal fragte Sakura sich, ob ihre Beziehung nicht doch sehr körperlich war. Immerhin verging fast kein Tag, an dem sie sich nicht sahen – und wenn sie sich sahen, hatten sie Sex. Mindestens, wenn nicht sogar. Selbst, wenn sie verheiratet wären, würde ihre Mutter über so ein Verhalten den Kopf schütteln...

Aber hey... WIR sind doch glücklich so, wie es ist!
 

Ja. Sie war es zumindest, dachte sie, während sie in Sasukes Badezimmer nach der Aktion auf dem Tisch unter der Dusche stand und ihren Körper mit Duschgel einrieb. Sakura war nebenbei verwundert, dass der Tisch noch stand, er hatte so gewackelt, dass sie zwischendurch Angst gehabt hatte, er würde einkrachen. Auch ohne einkrachende Tische war es schmerzhaft genug gewesen, ihr Rücken war für die nächste Zeit mal wieder hinüber.

Sie ließ das warme Wasser über ihren Körper fließen und dachte erneut an die recht merkwürdige Beziehung, die sie mit Sasuke führte. Sie fand sich mit einem mal selbst merkwürdig, weil sie es... mochte, so wie es war. Na ja, Sasuke war vielleicht nicht gerade ein Charmeur und hatte absolut keinen Sinn für Romantik (manchmal wünschte sie sich schon, er wäre etwas emotionaler veranlagt...), aber trotz allem bereute sie nichts, was sie gemeinsam taten oder auch nicht taten (sie waren noch nie zusammen essen oder im Kino gewesen...). War das jetzt gestört oder waren sie einfach beide völlig notgeil? Oder sogar oberflächlich?
 

Der Gedanke wurmte sie aus unerfindlichen Gründen, als sie im Handtuch das Bad verließ und zu Sasuke in die Stube kam, der immerhin in Boxer Shorts auf dem Bett lag und jetzt aufsah, als sie hereinkam.

„Du, Sasuke?“ Er sagte nichts und sah sie nur abwartend an. „Findest du, wir sind oberflächlich, weil wir eine rein sexuelle Beziehung führen?“
 

„Tun wir das?“ fragte Sasuke sie und brachte sie damit völlig aus der Bahn. Mist, mit Gegenfragen hatte sie nicht gerechnet...

„Ich meine...!“ machte sie, „Guck uns doch mal an, machen wir irgendwas anderes als Sex zusammen?“

„Hast du ein Problem damit?“ fragte er sie konfus. Sie zögerte.

Ja. Hatte sie eins?

Eben nicht, das verwirrte sie ja.
 

Dass sie nichts sagte, fasste er getrost als Nein auf.

„Na siehst du...“ gähnte er und erhob sich langsam, „Ich geh dann duschen...“

„W-warte, Sasuke-kun...“ stotterte sie, als er gehen wollte, und er blieb stehen und sah sie eine Weile an. Sie schnappte nach Luft und zog das Handtuch fester um ihren Körper.

„Hatten wir diese Frage nicht sowieso schonmal?“ fragte er dann. „Ich meine, was würdest du denn nicht oberflächlich nennen? Wenn ich dir Liebesbriefe schreibe?“

„Ich weiß nicht, ich denke... dass... ich weiß nicht...“ Tolle Aussage. Sie ärgerte sich darüber, dass sie so wortlos vor ihm war...

Sasuke seufzte.

„Findest du Sex oberflächlich?“

Sie sagte nichts.

„Ich finde nicht, dass es oberflächlich ist,“ sagte er dann, „Ich meine, es ist ziemlich tief gehend-...“ Als er merkte, was er da sagte, räusperte er sich. „So war das nicht gemeint-...! – Ich finde, dass ich mit Sex besser meine Gefühle ausdrücken kann als in einem Liebesbrief oder einem Blumenstrauß oder sonst sowas Kitschigem.“ Das war ein Wort. Dann addierte er: „Und du doch auch.“
 

Sakura sagte immer noch nichts und war eine Weile erstaunt über das, was er sagte. Mit einem Ich geh jetzt duschen! verschwand er aus der Stube und sie setzte sich im Handtuch auf den Sessel.

Ja... was tat sie, wenn sie mit ihm schlief? Sie liebte ihn... für den Moment waren sie eins, und sie waren sich sowohl körperlich aus auch psychisch so nah, wie es ging. Wieso war ihr das nicht früher aufgefallen? Sie drückte tatsächlich all ihre Gefühle, all ihre Liebe zu ihm aus, wenn er sie dort berührte, wo er der Einzige war, der sie je dort berührt hatte...

Es ging gar nicht um Liebesbriefe oder Blumen. Es ging um Gefühle... und solange sie beide so glücklich waren, wie es war, war es gut. Und auch nicht oberflächlich!

Wie einfach manche Dinge geklärt werden konnten. Manchmal lagen einem die Antworten direkt vor der Nase und man sah dran vorbei...
 

––
 

Sasuke dachte, dass es ganz nützlich wäre, wenn es mit Orochimaru genauso wäre. Aber dummerweise schien dem nicht so zu sein. In dieser Sache schien keine Antwort direkt vor ihrer Nase zu liegen, denn dort hatten sie bereits alles abgesucht.

Eine Woche später stand Sasuke neben Naruto (mal wieder) vor Tsunades Tisch in ihrem Büro. In der Hand hielt die Hokage so einige bekritzelte Zettel.

„Eure Anbu-Prüfungen,“ erklärte sie, und Naruto hustete.

„Uuund?! Sind wir drin, sind wir drin?!“

„Sasuke, du bist langweilig,“ bemerkte die Fünfte dann beinahe beleidigt und hielt ihm seine Prüfungszettel hin, „Gibt es irgendwas, was ihr Uchihas nicht perfekt könnt? – Hundert Prozent, besten Dank, du bist in der Anbu.“

„Hn,“ machte Sasuke kommentarlos und nahm nickend die Zettel entgegen, ohne sie nochmal anzusehen. War ja klar gewesen, er hatte kein bisschen daran gezweifelt, dass er die Prüfung einwandfrei gemeistert hatte.
 

Naruto quengelte.

„Und iiiich? Tsunade no baa-chan?“ Die Fünfte seufzte und sah auf die verbliebenen Zettel in ihrer Hand. Sasuke beobachtete aufmerksam ihre Züge... Naruto würde doch wohl nicht durchgefallen sein? Wo Sakura doch so fleißig mit ihm geübt hatte?

Tsunade sah wieder hoch.

„Ich bin überrascht,“ machte sie, „Na ja, oder eigentlich auch nicht... Sakura hat mit dir Theorie geübt, huh?“ Naruto nickte. Die Hokage hielt ihm die Zettel hin. „Du formulierst die Sätze schon wie sie, das ist beängstigend. Mal davon abgesehen, dass überall Zeichenfehler sind und du dir endlich mal merken könntest, wie man Jutsu schreibt, ist der Inhalt okay. Die Schreibfehler haben mich genervt, ich hab mal siebzig Prozent draus gemacht. Das reicht zum Bestehen, Glückwunsch.“
 

Naruto starrte sie an.

„Ich bin in der Anbu!“ grölte er dann los und fing an, auf und ab zu hüpfen, während Sasuke ihm neugierig auf die Zettel linste, um zu sehen, wie zum Geier er Jutsu falsch geschrieben hatte... offenbar machte er das öfter, Tsunades Worten nach zu schließen.

„Falsches Radikal, du Idiot...“ kommentierte er dann, als er den Fehler gefunden hatte. Naruto haute ihm auf die Schulter.

„Ist doch egal, ich bin in der Anbu!! YEAH!! – So, Tsunade no baa-chaaaaan, können wir jetzt wieder nach Kiri und nach Orochimaru suchen?!“

„Wie bitte?!“ empörte sich die Hokage, „Wie kommst du auf die Idee, niemals!“
 

Der Blonde hörte zu hüpfen auf und Sasuke runzelte die Stirn. Tsunade schnaubte.

„Bevor wir die Lage in Kiri nicht genauestens überwacht und eingeschätzt haben, geht keiner von euch da nach Orochimaru suchen. Und Sasuke schon gar nicht. Immerhin könnte er immer noch Orochimarus Ziel sein, falls der überhaupt noch lebt. Die Situation ist viel komplizierter, als ich befürchtet habe.“

„Eigentlich sind wir nur genauso schlau wie vorher und Orochimaru könnte überall sein!“ bemerkte Sasuke immer noch stirnrunzelnd.

„Was wir als erstes tun sollten, ist, uns mit dem Mizukage zu beschäftigen. Zum Beispiel haben wir keine Ahnung, was er für Eigenarten hat, was aber durchaus gut zu wissen wäre, falls Kiri sich tatsächlich mit Orochimaru gegen uns lehnen sollte. Da er ein Mizukage ist, dürfte er ja ganz schön was auf dem Kasten haben, zumal er dieses Monster Kuh-Ramen gezähmt hat.“

„Kurame,“ korrigierte Sasuke.

„Wie auch immer. Dieser Typ, Hiromi Soma hat bei uns erstmal oberste Priorität. Und sobald ich Truppen nach Kiri schicke, um die Lage auszukundschaften – unter Vorwänden vermutlich, die würden ja nicht begeistert davon sein, dass wir sie ausspionieren, aber so ist das Leben der Shinobi nunmal – wirst du bestimmt der Letzte sein, der da hingeht, Sasuke! Ich schicke dich doch nicht direkt in den Ofen hinein, solange wir nicht ausschließen können, dass Orochimaru – falls er lebt – hinter dir her ist.“

„Kuh-Ramen, sowas gibt’s?!“ fragte Naruto dazwischen und trug damit nichts zum Voranschreiten der Diskussion bei.

„Haut jetzt ab, Shizune wird euch eure Anbu-Ausrüstung geben. Missionen gibt’s, sobald mir was eingefallen ist, in der Zwischenzeit macht euch nützlich und sucht irgendwie Informationen über diesen Soma-Typen und am besten auch dieses... Kurante, wie auch immer.“

„Kurame.“

„Ja, wie auch immer!!“
 

––
 

--
 

ja. Viel passiert ist nicht, bzw. garnichts XDD das war der Lückenfüller, der musste sein^^ aber hey, sie sind in der Anbu XD

Lauter Pflanzen

Sakura war darüber überrascht, wie schwer man an derartige Informationen bezüglich Kiri kam. Was die Soma-Familie anging, so dauerte es allen Ernstes fast ein ganzes Jahr, bis sie endlich herausfinden konnten, was es mit dieser Familie auf sich hatte. Und nachdem sie quasi jede Bibliothek auf den Kopf gestellt und jede Person, die aussah, als könnte sie ihr weiterhelfen, gelöchert hatte, hatte Sakura Ende Juni endlich einen winzigen Post-it Zettel mit Informationen über den Soma-Clan, aus dem der Mizukage stammte.

Und dann wusste sie nicht mal, wie weit sie das tatsächlich weiterbringen sollte.
 

„Du hast wirklich was rausgefunden?!“ machte Ino erstaunt, als sie gemeinsam mit Sakura, Hinata und sogar TenTen in der Sonne des Nachmittags auf einer kleinen Bank an der Straße saß und Eistee trank. Auf TenTens Schoß saß die inzwischen einjährige Haruka und spielte an den Knöpfen der Bluse ihrer Mutter herum.

„So viel,“ sagte Sakura und hielt den Post-it Zettel hoch. „Und dafür war das ganze Dorf jetzt ein Jahr auf Achse? Es verwirrt mich ein bisschen... soll ich euch erzählen, was ich mir aufgeschrieben habe, bevor ich es gleich Tsunade-sama bringe?“

„Ja!“ kam es einstimmig von den Mädchen. Haruka quakte.

„Also, hört zu: Offenbar ist der Soma-Clan ein recht kleiner, aber sehr bedeutender Clan für Kiri. Wie es aussieht, ist Hiromi Soma der einzige Erbe dieses Clans und alle Älteren sind bereits gestorben. Wobei ich das nicht hundert Prozentig sagen kann. Der Soma-Clan vererbt ein Kekkei genkai, das für Kiri echt nützlich ist – sie können das Wasser in der Luft manipulieren und verdoppeln, sodass Wasser entsteht an Orten, an denen normalerweise keins ist! Und sie können es so oft verdoppeln, wie sie Bock haben, wie es scheint, das heißt, sie könnten locker in einer Wüste eine riesige Springflut entstehen lassen, wobei das echt anstrengend sein dürfte. Genaue Jutsus konnte ich natürlich nicht herausfinden, sowas verrät einem ja keiner und das steht in keinem Buch. Was Hiromi Soma angeht, so muss er eine irre Menge an Chakra haben, wenn er dieses Monster Kurame irgendwie besiegt hat und ihm seinen Willen aufzwingen kann... oder irgendeine andere gruselige Kraft...“
 

Die Mädchen sahen sich erstaunt an.

„Sie können Wassermoleküle verdoppeln?“ staunte Hinata.

„Falls Kiri uns also tatsächlich hintergeht und angreift, können wir also getrost davon ausgehen, dass sie mit Suiton-Jutsus keine Probleme haben werden, egal, ob hier gerade ein Fluss oder See in der Nähe ist!“ meinte TenTen und wippte ihr Kind auf ihren Knien auf und ab. Haruka wedelte mit den Armen und sah aus, als versuchte sie zu fliegen. Ino nahm den Strohhalm in den Mund und trank etwas Eistee aus dem Glas, das sie in der Hand hielt.

„Ja, toll,“ machte die Blonde genervt, „Das macht es denen natürlich einfach! Wasser ist immerhin ihr stärkstes Element...“

„Ach!“ machte TenTen, „Dann holen wir uns Suna als Verstärkung und Gaara bombardiert die Kiris so lange mit Sand, bis alle voller Wasser-Sand-Matsch sind, dann können wir Schlammcatchen spielen und darin bin ich inzwischen Profi.“ Ino lachte los, aber Sakura sah die Braunhaarige groß an.

„Wie jetzt?“

„Na, ich habe ein kleines Mädchen,“ Sie hielt Haruka hoch, „Das unglaublich gerne auf jedem Spielplatz im Matsch rumwühlt! Was meinst du, wie es aussieht, wenn es geregnet hat und vor dem Tor diese riesige Schlammpfütze ist?“ Sie sah Hinata an, „Kann nicht mal irgendwer diese Kuhle im Boden begradigen, überhaupt??“ Das Tor, von dem TenTen sprach, war natürlich das Tor des Hyuuga-Anwesens, in dem auch TenTen seit ihrer Hochzeit mit Neji lebte. Neji war allerdings genervt vom Rest der Verwandtschaft und hatte beschlossen, demnächst irgendwo anders hinzuziehen mit seiner kleinen Familie. „Also,“ sagte TenTen erneut, „Was meint ihr, wie das läuft? Dieses Kind springt volle Kanone in diese dämliche Kuhle und steht bis zur Hüfte im Schlamm!“ Haruka lachte, als würde sie verstehen, was die Erwachsenen redeten, und sich über den Ärger ihrer Mutter lustig machen.

Ino grinste.

„Tja, das kommt davon, wenn man so früh Babys bekommt!!“ sagte sie schadenfroh, „Wobei ich dich irgendwie auch beneide um die kleine süße Haruka... darf ich sie mal auf den Schoß nehmen?“

„Klar,“ machte TenTen und gab ihr das strampelnde Kind. Sakura war aufgestanden und hatte noch immer den Post-it Zettel in der Hand.

„Ich werde dann mal gehen und das Tsunade-sama erzählen. Wenn die anderen von ihren Missionen zurückkehren, kann sie es denen dann sagen... wann wollten Neji und Naruto zurückkommen?“ Die beiden Männer waren nämlich seit einigen Tagen auf (verschiedenen) Missionen, die in etwa dasselbe Ziel hatten wie alle Missionen in letzter Zeit... etwas über den Mizukage und seine Fähigkeiten herausfinden.

„Keine Ahnung, sehen wir dann,“ machte TenTen, „Vielleicht morgen, vielleicht übermorgen, und Naruto kommt sicher sowieso zu spät.“

„Er ist doch nicht Kakashi!“ machte Ino lachend und tätschelte amüsiert Harukas hübschen Kopf. Das Mädchen griff nach Inos langen, blonden Haaren – und zog mit aller Kraft daran, worauf Ino laut schrie und das Baby vor Vergnügen johlte. „AUA, du kleine Bratze!! Boah, TenTen, von wegen süß, ich hab mich geirrt!!“ Sie gab TenTen das immer noch johlende Kind zurück, während die anderen Mädchen lauthals zu lachen anfingen. Murrend fuhr sich Ino durch die Haare, dann hob sie einen Zeigefinger. „Sakura!! Bleib mal hier, ich war noch nicht fertig mit euch! Was meinst du, wieso ich euch hier alle hergeschleppt habe, sicher nicht, um über Hiromi Soma zu quatschen! Es gibt was zu feiern, wisst ihr?“

„Was zu feiern?“ machte TenTen, „Dass Haruka dir deine Haare versaut hat?“ Sie sah auf die geballte Faust ihrer sabbernden Tochter, in der ein Büschel blonder Haare hing.

„Aargh!! Nein!!“ rief Ino und fing plötzlich an, herumzuhibbeln und zu giggeln. „Shikamaru und ich werden bald heiraten!“
 

––
 

Rumms.

Diese Nachricht erschreckte quasi genauso wie die Nachricht vor beinahe zwei Jahren, als TenTen schwanger geworden war. Sakura riss Mund und Augen auf.

„Wie jetzt?!“ machte sie zum zweiten Mal an dem Tag. Auch Hinata und TenTen waren erstaunt.

„Was denn, er hat dir ´nen Antrag gemacht?!“ schrie Letztere und strahlte, „Oh mein Gott, herzlichen Glückwunsch!! Wie cool, wann ist es soweit?“

„Ich war ja auch ganz entsetzt und hab mich gefragt, ob er was genommen hat, weil er doch sonst immer so faul ist!“ rief Ino und strahlte. Sakura musste lächeln. Wie sehr man Ino die Freude darüber ansehen konnte... sie freute sich für ihre beste Freundin.

„Das wird sicher toll,“ machte sie dann, während TenTen schon aufgeregt zu plappern begann und Haruka zu nölen anfing, weil sie nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens war.

„Jaaa!“ grinste Ino ihr zu, „Wenn alles klappt, heiraten wir schon nächste Woche! – Oh Gott, dabei muss ich doch noch so viel machen!! Brautkleider besorgen und so, und oh Gott, wer organisiert dann die Party?!“

„Wir helfen dir!“ freute sich TenTen, „Nicht, Hinata, Sakura?!“

„Maaaama!“ nervte Haruka.

„Ja, du auch, aber wehe, du springst in eine Schlammpfütze!“

Allgemeines Lachen.
 

––
 

Nachdem Sakura Tsunade ihre Informationen überbracht hatte und sich auf den Weg zurück nach Hause machte, dachte sie nochmal an Ino.

Sie würde tatsächlich heiraten! Und verdammt, das vor ihr... das hieß, Ino war ihr mal wieder voraus. Super.

Bis Sasuke-kun auf die Idee kommt, mich zu heiraten, vergehen ja Zeitalter! dachte sie schmollend und wurde etwas langsamer. Er kennt ja noch nicht mal meine Eltern, zumindest nicht wirklich!
 

Sie hielt ganz an.

Eltern. Überhaupt.

Kurzer Hand machte sie Kehrt und machte sich auf den Weg, Sasuke zu suchen. Es wurde langsam Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen, wo sie schon eineinhalb Jahre zusammen waren!
 

Sasuke war in den letzten Wochen meistens genervt gewesen. Vor allem deshalb, weil alle Idioten losziehen und nach Informationen über Kiri suchen sollten... alle außer ihm, weil Tsunade es für zu riskant hielt, ihn in die Nähe von Kiri zu lassen, falls Orochimaru doch irgendwo noch Leben sollte. Das hieß, alle spionierten herum und bereiteten sich unterschwellig und inoffiziell auf einen Krieg vor, der vielleicht kommen würde und vielleicht auch nicht, und er, Sasuke, war der Dummkopf, der in der Zwischenzeit allen anderen Müll erledigen musste. Das war so, als würden alle ein großes Fest planen und er musste den Keller aufräumen. Und fast alles an geeigneten Missionen, das nichts mit Kiri zu tun hatte, bekam dann er auf's Auge gedrückt.

„Du bist jetzt in der Anbu, zeig mal Verantwortung,“ hatte Tsunade zu ihm gesagt, das hatte er Sakura zumindest einmal erzählt. Und Sasuke kotzte diese Situation einfach nur an... und seine Freundin konnte ihn irgendwo auch verstehen.
 

In der letzten Zeit hatten sie selten Gelegenheit gehabt, zusammen zu sein. Alle waren viel unterwegs, Sakura hatte Informationen gesammelt und Sasuke hatte allen anderen Blödsinn gemacht oder eben trainiert, wenn er nichts Besseres zu tun gehabt hatte. Und Sakura wusste nicht mal genau, ob es nur das war, was ihn so nervte, oder ob er noch irgendwas anderes hatte, das ihn dermaßen beschäftigte, dass er ständig nur angepisst war. Da er, wenn er überhaupt mal mit Menschen zusammen war, mit Sakura zusammen war, bekam sie seine schlechte Laune auch am meisten zu spüren. Aber da sie ihn inzwischen kannte, wusste sie auch ganz gut, wie sie damit umzugehen hatte.
 

Da er momentan nicht auf Mission war, wie sie wusste, würde er wohl beim Training sein... und da fand sie ihn dann auch im nahen Wäldchen. Aber Sasuke hatte ohnehin gerade vorgehabt, zurückzugehen.

„Sakura...“ machte er dumpf, als er sie auf sich zukommen sah, und in seinem grimmigen Gesicht veränderte sich etwas, als sie vor ihm stand, als sie sich streckte und ihn zur Begrüßung zärtlich auf die Lippen küsste. Eigentlich wollte er sie gar nicht sehen... aber dennoch mochte er das Gefühl, das er spürte, sobald sie bei ihm war. Ihre einfache Anwesenheit... dieses Gefühl, das er etwa ein halbes Jahr zu erklären versucht hatte, bis er seine Antwort vor quasi einem Jahr endlich gefunden hatte.
 

Für einen Begrüßungskuss wurde dieser hier recht intensiv, und als sie sich voneinander lösten, lächelte Sakura.

„Hey...“ machte sie, „Ich dachte mir, ich hol dich vom Training ab und wir verbringen zur Abwechslung mal wieder etwas zeit miteinander... in letzter Zeit sind wir so beschäftigt gewesen...“

Sasuke seufzte und strich gedankenverloren mit einer Hand über ihre rosa Haare.

„Ich weiß...“ murmelte er.

„Alles in Ordnung mit dir?“ erkundigte sie sich zögernd, „Du wirkst so apathisch...?“
 

Sasuke sagte eine Weile gar nichts.

Tss, apathisch. Was wusste sie schon...

Orochimarus Juin hatte sich in dem Jahr kein einziges Mal auch nur das kleinste bisschen gerührt. Sasukes Bedenken, dass Orochimaru vielleicht noch leben könnte, wurden mit jedem Tag kleiner, und das verwirrte ihn auf beunruhigende Weise. Dieser Typ konnte doch nicht echt von einem neunköpfigen Monstrum gefressen worden sein...

Oder doch?

Was, wenn letzten Endes all ihre Panik doch umsonst war und Orochimaru echt einfach nur tot war? Aber besser zu viel Panik als zu wenig...

Aber es war nicht nur Orochimaru, der ihm Kopfschmerzen bereitete. Da war noch etwas anderes, das ihn nervte und die ganze Zeit über an ihm nagte wie ein bösartiges Insekt.

Er warf seiner hübschen Freundin einen unschlüssigen Blick zu und bereute es sofort wieder, sie intensiver angesehen zu haben.

Seine hübsche, kluge Sakura...
 

Nervös fuhr er sich durch die Haare und über die verschwitzte Stirn, bevor er wortlos an ihr vorbei in Richtung Dorf ging.

„Lass uns gehen... wir haben wirklich lange keine Zeit mehr füreinander gehabt.“

Das war's dann.
 

Sakura sah ihm erst nach und seufzte dann. Sasukes Launen waren merkwürdig... sie wusste nicht, was los war, aber wenn sie es wagte, danach zu fragen, bekam sie keine Antwort. Und er wich ihren Fragen aus...

Genau wie ihren Blicken.
 

––
 

Sasukes Wohnung hatte sich im Großen und Ganzen nicht verändert. Außer, dass Sakura für etwas mehr Deko gesorgt hatte und ab und zu Blumen in die Küche stellte.

An der Tatsache, dass Sakura den größten Teil ihrer Freizeit in dieser Wohnung verbrachte, hatte sich auch nicht geändert... sie war öfter hier als bei sich zu Hause, was ihre Eltern nicht ganz offiziell wussten. Sie sagte ihnen zwar, dass sie oft bei Sasuke war, aber sie ließ zum Beispiel aus, dass sie über Nacht auch dort war... ihre hysterische Mutter würde sich ja wer wusste schon was denken!

Wobei wer wusste schon was durchaus kein falscher Gedanke war...
 

––
 

Sasuke murrte und lehnte den Kopf in das Kopfkissen, auf dem er lag, während seine Hände leicht unruhig über Sakuras Kopf strichen, der auf seiner nackten Brust lag.

„Die Rollos sind schon wieder nicht unten...“ bemerkte Sakura dumpf und sah zum Fenster, während ihre Finger zärtlich über seinen Oberkörper strichen.

„Macht nichts, Naruto ist auf Mission.“

„Hmm... na ja, wer weiß, wie plötzlich der doch zurückkommt und dann wieder à la Taraaa auf dem Balkon steht und das sieht...“
 

Sasuke musste darüber leicht grinsen und versuchte es zu unterdrücken. Er hoffte einfach ganz optimistisch, dass Naruto dazugelernt hatte, seit er das zum ersten und letzten Mal gebracht hatte, einfach auf dem Balkon aufzutauchen und durch das Fenster zu gucken.

Sakura küsste zärtlich seine Brust, bevor sie den Kopf hob und sich auf die Ellenbogen stützte, ihm ins Gesicht sehend.

„Sag mal, Sasuke-kun... findest du nicht, dass du das verdaddelte Treffen mit meinen Eltern langsam mal nachholen könntest? Wir sind seit über einem Jahr zusammen und die kennen dich nicht mal.“
 

Sasuke starrte sie empört an. Das war gemein... jetzt mit so einem Thema zu kommen, wo er müde war und keine Lust zum Reden hatte. Da fielen ihm doch keine Argumente ein, verdammt...

Na ja, vermutlich wusste sie das...

„Sasukeee...?!“ hakte sie nach, als er nichts sagte, und sie begann, seinen Bauch zu pieken. „Du drückst dich schon eineinhalb Jahre davor! Ich möchte, dass du meine Eltern triffst, okay?!“

„Ich möchte es... lieber nicht,“ widersprach er und kratzte sich ihrem Blick ausweichend am Kopf. Er hasste es... er hasste dieses Thema und er hasste es, dass sie so lange weiter bohren würde, bis er freiwillig aufgab. Das hatte sie raus... dummerweise.

Er dachte flüchtig an den Tag, an dem er tatsächlich vergessen hatte, dass Sakuras Eltern ihn zum Essen eingeladen hatten. Und er wusste von Sakura, dass vor allem ihre Mutter ein Problem damit hatte, wenn Mädchen vor der Hochzeit Sex hatten...

Hey, das war doch ein Argument.
 

„Sakura, wenn ich deiner Mutter gegenübertrete, wird sie von mir erwarten, dass ich dich mit keinem Finger anrühre, weil wir nicht verheiratet sind! Das heißt, ich müsste sie anlügen... soll ich etwa deine Eltern belügen?“

„Besser das, als sie gar nicht zu treffen! Weißt du, meine Mutter hat kein sehr gutes Bild von dir, wo du doch das Essen verschlampt hast... und weil du kein bisschen Interesse an ihr zeigst, ist sie nur noch stinkiger, wenn wir über dich sprechen.“

„Ihr sprecht über mich?!“ empörte er sich verärgert.

„Ja, ich erzähle ihr immer, was für ein Vollidiot du bist und wie grässlich gemein du doch immer bist,“ stichelte sie sarkastisch. Sasuke knurrte.

„Das ist nicht witzig.“

„Stell dich nicht so an, ich regel mit meiner Mutter einen Termin und du kommst gefälligst, okay?!“ Sasuke schnaubte und fühlte sich wie ein in die Enge getriebenes Beutetier.

Mist...
 

––
 

Der Termin kam drei Tage später.

Und Sasuke stand genervt im Badezimmer, richtete seine Haare und dachte fieberhaft nach, ob es nicht doch noch irgendeinen Ausweg aus diesem Desaster gäbe. Er könnte ja so tun, als wäre er krank... aber Mist, Sakura als Medic-Nin erkannte Krankheiten und Nicht-Krankheiten. Er könnte sich klammheimlich zu Tsunade schleichen und ihr irgendeine Mission aus der Nase ziehen, die gaaaanz furchtbar wichtig wäre... aber verdammt, alle Missionen, die wichtig waren, waren die mit Kiri, die er nicht machen durfte. Und Sakura wusste das dummerweise. Er könnte sich vom Balkon stürzen und sich ein Bein brechen... aber hm... war es das wirklich wert, Wochenlang unbeweglich herumzuliegen?
 

Sakura sah um die Ecke aus dem Flur ins Bad und linste ihn an.

„Komm ja nicht auf die Idee, dich krank zu stellen oder dir absichtlich was zu brechen!“ warnte sie ihn, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Er grummelte irgendetwas verärgertes vor sich hin, Sakura hörte nur ein nicht völlig ernst gemeintes Ich hasse dich. Sie grinste amüsiert über seine Nervosität, strich sich eine rosa Haarsträhne hinter das rechte Ohr und zog bereits ihre Sandalen an.

„Sasuke-kun, beeil dich, wir müssen los!“

„Hnn!“ schnarrte er aus dem Bad, und sie musste wieder kichern. Dann kam er endlich aus dem Badezimmer, zog auch seine Schuhe an und warf ihr noch einen grantigen Blick zu, der ihr sagte:

Wie kannst du mir sowas antun, hm?! , bevor er aus der Tür ging und sie ihm kichernd folgte.
 

Das Wetter war herrlich, als sie am frühen Abend durch die Straßen zu Sakuras Elternhaus schlenderten. Sakura lächelte wohlwollend.

„Hab dich nicht so, eines Tages musst du es ja doch hinter dich bringen... dann bringst du es eben heute hinter dich!“

„Was heißt hier eines Tages muss ich?!“ murrte er, „Gar nichts muss ich, sie sind schließlich nicht meine Schwiegereltern...“ Er brach den Satz besser ab, bevor er in irgendwelche Fettnäpfchen treten konnte.

Nein. Sie waren wirklich nicht seine Schwiegereltern.

„Apropos, in fünf Tagen ist Inos und Shikamarus Hochzeit, nicht, dass du die auch wieder vergisst, Sasuke-kun! Hast du dir schon was Ordentliches zum Anziehen gekauft dafür?“

„Muss ich?“ stöhnte er, „Ich bin ja nicht der Bräutigam, was soll's also...“

„Jetzt gib dir doch wenigstens ein bisschen Mühe!! – Da sind wir.“ Sie waren vor dem Haus angekommen. Sakura klingelte, während Sasuke genervt neben ihr stand. Sie zerrte an seinem Arm. „Nimm die Hände aus den Hosentaschen, du siehst ja aus wie ein Penner!!“

„Tss,“ schnaubte er, da flog die Haustür auf und sie standen Sakuras Mutter gegenüber.
 

„Da seid ihr ja endlich!!“ rief sie strahlend, umarmte ihre Tochter herzlich und sah dann Sasuke an, „Ich freue mich schon den ganzen Tag darauf, euch zu sehen! – Sasuke-kun, wir haben uns ja noch nicht so wirklich kennengelernt... ich bin Ayame Haruno, Sakuras Mutter!“ Sie strahlte ihn an und schüttelte ihm eifrig die Hände. Sasuke runzelte die Stirn. Ja, so weit war er auch schon gewesen. Na geil, die Mutter hieß Iris und die Tochter Kirschblüte. Wie der Vater wohl hieß? Karottenkopf?
 

Sie kamen ins Haus. Sasuke erinnerte sich dunkel daran, dass er einmal hier gewesen war... aber damals war niemand hier und alles verwüstet gewesen. Das war der Tag gewesen, als Kabuto Sakura entführt hatte... böse Erinnerungen.

„Kommt doch hinten durch auf die Terrasse, bei dem schönen Wetter können wir draußen essen!“ sagte Sakuras Mutter frohen Mutes und addierte, während sie in die Küche wuselte: „Oder willst du Sasuke-kun erstmal unser bescheidenes Häuschen zeigen, Sakura?“

Sakura räusperte sich nur. Als sie Sasuke ansah, der ihrer Mutter nur fassungslos nachstarrte, hielt sie es für eine gute Idee, ihm das Haus zu zeigen und ihn damit eine Weile von ihrer (heute irre aufgedrehten) Mutter fernzuhalten...
 

„Komm, wir gehen mal rum,“ sagte sie darum und lächelte. „Also... na ja, da drüben ist die Stube, da ist ja auch mein Vater – hi!“ Sie winkte ihrem Vater zu, der auf der Couch in der Stube saß und sich nicht dazu aufraffen wollte, aufzustehen. Er sah von seiner Zeitung auf, nickte und grüßte sogar:

„Tag auch.“

Sasuke blinzelte. Sakuras Vater war ihm auf Anhieb ein angenehmerer Geselle als ihre Mutter... der redete wenigstens nicht so viel! Jetzt wusste Sasuke jedenfalls, von wem Sakura diese Eigenart hatte, viel zu reden...
 

Sakura führte Sasuke schleunigst nach oben, bevor ihre Mutter wieder ankommen konnte. Schließlich zeigte sie ihm ihr Zimmer.

„Ähem,“ machte sie grinsend, „Etwas unordentlich gerade, na ja, ich bin so selten hier!“ Sasuke sagte nichts und betrachtete das kleine Zimmer.

„Wie heißt dein Vater?“ fragte er dann nach einer Weile, um irgendetwas zu sagen – und um zu erfahren, ob er wirklich Karottenkopf hieß.

„Momotaro.“

Sasuke starrte sie an.

„M-Momotaro?!“ machte er. Pfirsich! Jetzt hieß die gesamte Familie nach irgendwelchen Pflanzen! Waren die komisch?

„Lach bloß nicht,“ sagte Sakura zu ihm, „Meine Oma, die Mutter meines Vaters, hieß Umeko!“

Und eine Pflaume hatten sie auch. Sasuke verkniff sich gekonnt ein Lachen und dachte daran, dass es gut war, dass Naruto das nicht wusste... Naruto hätte jetzt vor Lachen am Boden gelegen.

„Heißt auch jemand Banane?“ hörte er sich fragen und erntete prompt einen beleidigten Blick von seiner Freundin.

„Machst du dich über meine Familie lustig?!“

„Nein... – aber ihr könntet mit euren Namen ein Stilleben bauen!“

„Sasuke...!!“ warnte sie ihn lauernd, und er sparte sich alle weiteren Kommentare, die ihm einfielen. Sakura seufzte und lehnte die Zimmertür an. „Also... falls meine Mutter echt... das Thema ansprechen sollte, du weißt schon... du hast mich nie angerührt und würdest nie auf die Idee kommen, vor der Hochzeit Sex zu haben. Kapiert?“ Er murrte.

„Hnn.“

Hoffentlich war dieses dumme Essen bald vorbei...
 

––
 

Nein... es fing gerade erst an!

Dieses Mal bekam Sasuke mehr von den Kochkünsten Frau Harunos zu sehen als Onigiri. Die Frau hatte sich große Mühe gegeben, das sah man. Und der Uchiha sah perplex auf die Massen an Essen, die auf den Terrassentisch gestellt wurden. Wer sollte das alles aufessen? Hielten die ihn für einen Hund, der so lange fraß, bis der Napf eben leer war?

Zum Essen kam auch der Pfirsich-Vater auf die Terrasse und hatte sogar seine Zeitung weggelegt.

„Das sieht aber lecker aus,“ strahlte Sakura mit Blick auf das Essen.

„Na, wenn das mal reicht,“ sagte ihr Vater und meinte das in keinster Weise ernst.

„Hör auf, mich zu veräppeln!“ murrte seine Frau beleidigt und der Vater grinste. Frau Haruno wandte sich lächelnd an Sasuke. „Greif zu, iss, so viel du willst, ich hoffe, es schmeckt dir, Sasuke-kun!“
 

Sasuke sagte nichts, nickte aber. Wieso nannte sie ihn eigentlich –kun, als gehörte er zur Familie?

„Jetzt erzähl mal was von dir!“ verlangte die Frau dann neugierig, während sich alle Essen nahmen und Sakura an alle Reis verteilte. „davon abgesehen, dass du aus dem Uchiha-Clan kommst, weiß ich ja gar nichts über dich! Und mich interessiert doch, was meine Tochter für Freunde hat...“

Um sie zu kontrollieren...? addierte Sasuke in Gedanken, hütete sich aber, das auszusprechen. Verdrossen begann er zu essen und sah unschlüssig auf seine Freundin, die aber damit beschäftigt war, mit ihrem Vater über Holz- und Plastikstäbchen zu diskutieren, weil der statt Plastik- lieber Holzstäbchen haben wollte.

Er hatte keine Lust, über sich zu reden... außerdem gab es da nichts zu sagen...

„Na ja,“ machte er deshalb, um nicht den Eindruck zu erwecken, er würde der Frau nicht zuhören. „Eigentlich... gibt es da auch nicht mehr zu wissen... ich bin in der Anbu...“

„Wirklich?“ staunte Sakuras Mutter fröhlich, „Oh, toll! – Aber ist das nicht gefährlich in der Anbu? Mein Mann und ich sind keine Ninjas, aber man kriegt ja doch einiges mit, wenn man hier lebt! Die Anbus sind doch die mit den schnuckeligen Masken?“

Sasuke zuckte.

„Die sind nicht schnuckelig, die sind zur Tarnung und extrem wichtig,“ entgegnete er unabsichtlich kälter als geplant... und bereute es sofort. Verdammt, so konnte er doch nicht mit Sakuras Mutter reden! – Wieso laberte Sakura überhaupt mit ihrem Vater und half ihm nicht weiter, während er hier mit ihrer durchgeknallten Mutter festsaß?

„Papa, wo ist der Unterschied zwischen Holz- oder Plastikstäbchen?“

„Mit den Holzstäbchen isst es sich besser.“

„Meinst du das jetzt ernst?“

„Gibst du mir mal die Sojasoße?“ Das war alles, was Sasuke hörte, denn dann lenkte Frau Haruno seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Ihr seid ja echt schon beachtlich lange zusammen!“ sagte sie fröhlich grinsend zu ihm, „Eineinhalb Jahre, habe ich mitbekommen? Wow!“

„Hn,“ machte Sasuke und nickte hinterher, weil ihm mal wieder zu spät einfiel, dass er vor Sakuras Mutter irgendwie einen guten Eindruck machen musste.

„Und wie sieht die Zukunft aus? Wollt ihr heiraten?“
 

Wumm.
 

Sasuke starrte die Frau mit weit aufgerissenen Augen an – und in dem Moment hatten auch Sakura und Pfirsich-Papa geschwiegen und drehten sich jetzt mit Augen wie Tellerminen der Mutter zu.

„M-...Mutter!!“ keuchte die Rosahaarige erschrocken und sah auf Sasuke, dessen Gesichtszüge völlig entgleist waren. Das Mädchen räusperte sich. „Ich meine... ist es dafür nicht... etwas... früh...?“

„Wieso?“ fragte die Mutter beleidigt, „Ich habe Frau Yamanaka getroffen, Ino heiratet doch nächste Woche auch? Die ist doch genauso alt wie ihr?“ Sie strahlte weiter: „Außerdem ist er doch der Uchiha-Erbe! Der wird doch bestimmt seinen Clan wieder aufbauen wollen, und dazu müsstet ihr ja wohl erstmal heiraten, damit ihr... euren Spaß haben könnt!“
 

Hust, hust, war alles, was Sasuke dachte, und er wagte es nicht, der Frau weiterhin ins Gesicht zu sehen, geschweige denn seiner Freundin oder deren Vater.

Jener räusperte sich.

„Ayame, du glaubst doch nicht wirklich, dass diese veralteten Ansichten bei den jungen Leuten...“ Ayame Haruno starrte ihn an, in dem Moment trat Sakura ihrem Freund unter dem Tisch auf den Fuß. Er riss ruckartig den Kopf wieder hoch.

„Kein Grund zur Sorge, ich würde es nie wagen, vor der Hochzeit irgendetwas derartiges zu versuchen!“ versetzte er erstaunlich gefasst. Sakura sah lächelnd auf ihre Mutter.

„Er ist so wohlerzogen!“ Ihre Eltern – vor allem ihr Vater – wirkten überrascht. Dann strahlte ihre Mutter mit aller Wärme, die sie zu bieten hatte.

„Oh, wie wunderbar! – Siehst du, Schatz, von wegen veraltet. Diese Traditionen gelten heute genau wie früher!“ Sasuke hätte schwören können, dass Pfirsich-Papa ihm einen mitleidigen Blick zuwarf.

„Aha...“ machte der Vater darauf betont langsam und klang absolut nicht überzeugt von de Worten seiner Frau. Sakura sparte sich einen Kommentar und verkniff sich ein Grinsen. Aber wenn sie geglaubt hatte, das Thema wäre durch, hatte sie sich geschnitten.

„Also?“ machte Frau Haruno wieder, „Was ist denn nun, heiratet ihr, Sakura?“

„Ähm...?!“ machte sie und tauschte einen blöden Blick mit Sasuke, der sie zu ihrem Erstaunen ziemlich kalt ansah. Irgendwas an seinem Blick versetzte ihr einen zaghaften Stich, obwohl sie nicht sagen konnte, was es war... Sie drehte sich von ihm weg und sah wieder auf ihre Mutter. „Sieht nicht so aus, oder?? Und jetzt stell nicht solche peinlichen Fragen, Mama...“
 

––
 

Ab da ging es bergauf.

Nachdem sie das Thema gewechselt hatten, wurde die Runde irgendwie entspannter, was vor allem Sakura sehr freute. Während die Atmosphäre zwischen Sasuke und ihrer Mutter offenbar relativ kühl blieb, freute es Sakura zu sehen, dass ihr Freund dagegen hervorragend mit ihrem Vater klarkam und stundenlang mit ihm über Waffen diskutierte – obwohl er kein Ninja war, hatte Herr Haruno erstaunlich viel Ahnung von Waffen.
 

Als es dunkel und kühl draußen wurde, verlagerten sich die vier nach drinnen in die Stube. Während dort die Waffendebatte weiterging, half Sakura ihrer Mutter beim Geschirr einräumen.

„Und?“ fragte sie dann lächelnd, „Was hältst du von Sasuke-kun? – Er ist... etwas reserviert, nimm es ihm nicht übel. Er trifft euch ja zum ersten Mal...“

„Ich weiß,“ antwortete die Mutter ebenfalls lächelnd, „Papa scheint ihn jedenfalls zu mögen!“ Beide Frauen kicherten. „Wenn er dir gefällt und du ihn liebst, muss er ja ein guter Kerl sein, oder? Etwas reserviert ist er in der Tat... aber das war dein Vater ja auch, nicht so der Menschenliebende Typ.“ Sakura nickte lachend.

„Glaub mir, Sasuke kann auch ganz anders sein, das merkt nur niemand außer mir. Wenn wir alleine sind, ist er natürlich anders. – Wobei er da drüben mit Papa ja irre redefreudig ist...“ Sie lauschten kurz den immer noch interessierten Diskussionen über Waffen und Kriege der Männer in der Stube.

„Und...“ flüsterte die Mutter dann, „Er ist wirklich so ein anständiger Kerl, wie er gesagt hat, nicht wahr? Als er das Essen damals vergessen hat und sich auch sonst nie blicken lassen hat, hatte ich Angst, er wäre so ein Playboy und würde nur mit dir spielen! Ich meine... ihr tut doch nichts... Unsittliches, nicht wahr?“

„Mama...!“ bremste Sakura ihre Mutter mit verdrehten Augen aus, „Es ist, wie er gesagt hat, also mach dir bitte keine Sorgen.“ Sie musste unbedingt dieses Thema abwürgen... je öfter sie darüber sprachen, desto größer war die Gefahr, dass ihre Mutter merkte, dass sie beide logen und alles andere als anständig waren. Aber sie musste noch etwas loswerden. „Mama... ich habe schon öfter bei ihm übernachtet. Und ich versichere dir, kein einziges Mal ist irgendwas passiert, was dir Sorgen gemacht hätte.“

„Da hast bei ihm geschlafen?“ staunte Frau Haruno, „W-wieso erfahre ich das erst jetzt?!“

„Na ja, ich hatte Angst, du würdest alles falsch verstehen. – Entschuldige also, okay? – Du... glaubst mir doch, was ich sage!“ Frau Haruno sah sie an... dann lächelte sie glücklich.

„Natürlich tue ich das. Du bist meine Tochter...“
 

Und dann kam der nächste Schock für den Abend.

„Du liebe Zeit!“ rief die Mutter, „Es ist ja schon nach zwölf!“ Die Männer in der Stube verstummten.

„Ist das ein Rausschmiss?“ fragte Sasuke. Ayame Haruno eilte in die Stube und wedelte mit den Händen.

„Ach, so ein Unsinn! Bis zu deiner Wohnung ist es sicher ein ganzes Stück... vielleicht solltest du besser hier übernachten, um dir den Weg zu sparen!“
 

Schon wieder Wumm.
 

Sasuke erstarrte zu Salzsäulen und Sakura erbleichte hinter ihrer Mutter im Flur.

„W-was?“ machte sie perplex.

„Na, ist doch selbstverständlich! Und da ihr doch zusammen seid, ist das doch wohl für euch kein Problem, zusammen in Sakuras Zimmer zu schlafen...? Ich meine, ein Gästezimmer haben wir leider nicht... aber eine Ersatzmatratze!“

„Nein, nein, ist gar nicht nötig...“ murmelte Sasuke und erhob sich von der Couch, „Ich gehe lieber nach Hause, es ist gar nicht so weit...“
 

Auf was für Ideen kam diese Frau? Dass Sakura hier blieb, hielt sie offenbar für selbstverständlich... immerhin wohnte sie ja auch hier. Dass er also mit Sakura zurück in seine Wohnung ging, kam gar nicht in Frage. Aber hier konnte er garantiert nicht in ihrem Zimmer schlafen... sollte er seelenruhig neben Sakura liegen und nicht mal daran denken, sie anzurühren, wie er selbst vorhin so großkotzig behauptet hatte?

Das ging nicht!
 

„Ach was!“ machte die Frau, „Ich kann dich doch so spät nicht mehr auf die Straße schicken, keine Widerrede, Sasuke-kun! Sei nicht so bescheiden, uns macht es wirklich nichts aus... oder, Schatz?“ Sie meinte ihren Mann, der sich seiner Stimme lieber enthielt und gar nichts sagte. Er schüttelte über den Elan seiner Frau den Kopf und beschloss, für heute genug geredet zu haben, deswegen nahm er seine Zeitung und begann zu lesen.

„Mama... also...“ begann Sakura kleinlaut, aber ihre Mutter wuselte bereits die Treppe hinauf.

„Ich suche die Matratze und das Bettzeug, keine Sorge!“ Weg war sie, und die beiden im Flur stehenden sahen sich verzweifelt an.

„Keine gute Idee,“ knurrte Sasuke, vergrub die Hände in den Hosentaschen.

„Vermutlich beleidigst du sie zutiefst, wenn du ihr Angebot ausschlägst...“ murmelte Sakura gedämpft, und er murrte. Na toll, dann war das also besiegelt.

„Wie stellst du dir das vor?!“ zischte er, aber sie hielt ihm warnend einen Finger auf den Mund und linste in Richtung ihres Vaters. Sasuke runzelte die Stirn. Hm, der Vater war nicht sein Problem... Sasuke war sich ziemlich sicher, dass der nicht ganz so naiv war wie seine Frau in diesem Punkt.

Sasuke seufzte und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.

„Das wird eine tolle Nacht, bestimmt.“
 

––
 

Sakura lag in ihrem Bett und Sasuke auf der Gästematratze auf dem Fußboden daneben. Im Zimmer war es dunkel und totenstill. Keiner der beiden wagte es, auch nur ein Wort zum anderen zu sagen.
 

Sakura war genervt von der Situation. Wieso musste ihre Mutter auch so pingelig sein? Dabei hatte sie Sasuke bloß den Weg ersparen und ihm einen Gefallen tun wollen – und sie tat das Gegenteil, ohne es ahnen zu können!

Unruhig drehte das Mädchen sich im Bett um und versuchte jetzt zum hundertsten Mal, einzuschlafen. Es gelang ihr einfach nicht, egal, wie rum sie sich drehte oder wie oft sie es versuchte. Außerdem war es ungewohnt, alleine in so einem kleinen Bett zu liegen...

Dann wurde ihr die Stille zu dumm.

„Sasuke-kun... bist du jetzt sauer auf meine Mutter?“
 

„Hnn,“ knurrte er bloß und meinte weder Ja noch Nein. Sakura seufzte und sah zu ihm herüber und grinste höhnisch, was er aber im Dunkeln nicht sah, zumal er ihr den Rücken zukehrte.

„Wirklich so schlimm, eine Nacht ohne durchzuhalten?“

„Halt die Klappe...“ warnte er sie, und sie musste noch breiter grinsen.

„Oooh,“ machte sie theatralisch, „Mister Uchiha ist aber ein ganz Versessener...“

Halt die Klappe...“ wiederholte er jetzt mit mehr Nachdruck.

„Soll ich rausgehen, damit du's dir in Ruhe selber machen kannst?!“

„Halt die KLAPPE!!“ schnappte er verärgert, „So niveaulos bin ich nicht, für wen hältst du mich?!“

„Na ja, wenn du so genervt bist von einer Nacht...“
 

Er setzte sich murrend auf, raufte sich die schwarzen Haare und linste sie feindselig an.

„Mann, es ist nicht nur das... ich bin... einfach genervt.“

„Ja, merk ich,“ seufzte sie, „Willst du sagen, was los ist?“ Wieso fragte sie überhaupt... sie kannte ihn ja. Als ob er je mit ihr spräche, wenn er Probleme hatte, egal, worum es ging. Deswegen war sie wenig überrascht, als er antwortete:

„Nein.“

Klare Aussage.
 

Sie sah ihn an, als er sich wieder hinlegte und ihr erneut den Rücken kehrte. Stille.

„Sasuke-kun...?“ kam dann, und er murrte, die Augen bereits geschlossen. Jetzt setzte sie sich auf. „Darf ich zu dir runterkommen?“

Er drehte sich auf den Rücken und starrte zu ihr hinauf.

„Wie jetzt?“ machte er, „Willst du, dass deine Eltern von unserem Anstand erfahren?!“

„Nein... aber irgendwie fühlt es sich komisch an, ohne dich neben mir zu schlafen... ich...“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie begann, wie ein verlegenes Kind mit dem Fuß auf dem Boden zu scharren. „Ich will nur... ein bisschen kuscheln.“
 

Sasuke musterte sie eine Weile, wie sie da saß und ihn einfach nur ansah.

Seine Sakura...

Er seufzte leise und rutschte kommentarlos etwas zur Seite, worauf sie sich lächelnd neben ihn auf die Matratze legte und unter seine Decke krabbelte, sich an seinen Rücken kuschelnd. Er spürte, wie sie ihn zärtlich in den Nacken küsste und sanft seine Schulter streichelte. Und es erstaunte ihn... dass er entgegen seiner eigenen Erwartungen kein bisschen Lüsternheit verspürte, als sie einfach nur hinter ihm lag. Nur einen warmen, angenehmen Schauer, der in ihm hochkroch...

Als sie zärtlich einen Arm um ihn legte und ihre Hand auf seinem Bauch lag, schloss er die Augen. Er hatte erwartet, dass ihre Nähe ihn nur noch nervöser machen würde und er dann gar nicht schlafen könnte... und jetzt war das Gegenteil der Fall. Die Wärme ihres Körpers an seinem war warm und tat gut...

Sie küsste seinen Nacken erneut ganz vorsichtig und fuhr mit der Nase verspielt durch seine schwarzen Haarsträhnen am Hinterkopf.

„Ich liebe dich, Sasuke-kun...“ gestand sie glücklich und umarmte ihn ein kleines bisschen fester.
 

Er lächelte, aber sie sah es nicht.

„Ah...“
 

––
 

--
 

XD Der Titel bezieht sich natürlich auf die Namen der Harunos^^ Momo heißt Pfirsich^^ Die kleine Haruka ist süß wa? XDDDD und yaay Ino und Shika heiraten zuerst XDD Neji und tenTen haben übrigens schon vor Harukas geburt geheiratet^^ sonst würde Haruka ja nicht Hyuuga heißen^^' aber ich kann ja nicht alle hochzeiten beschreiben, das wird doch langweilig uû

Hochzeit I

Sakura wunderte sich über Sasuke in den nächsten Tagen bis zu Inos Hochzeit. Nachdem sie den Besuch bei ihren Eltern unbeschadet überlebt hatten und sie das Gefühl hatte, dass wenigstens ihr Vater auf ihrer Seite sein würde, falls ihre Mutter einmal hinter Sasukes Lüge von wegen Anstand käme, hatte die Rosahaarige eigentlich gedacht, es würde sich etwas entspannen... deshalb war sie doch erstaunt und enttäuscht zugleich, als Sasuke in den folgenden Tagen so gut wie gar nicht mehr verfügbar und andauernd mit Training oder irgendeinem anderen Kram beschäftigt war.
 

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass er mir mal wieder aus dem Weg geht,“ murmelte sie genervt am Tag von Inos Hochzeit, während sie zusammen mit den anderen Mädchen in Inos Zimmer stand und sie ihrer Freundin beim Anziehen des Hochzeitskleides halfen. Ino ließ sich heute durch gar nichts die Laune verderben.

„Dann rede mit ihm, nerv ihn so lange, bis er dir sagt, was los ist!“ schlug sie vor, „So mach ich's mit Shikamaru auch, der ist immer zu faul zum Reden!“ Die Mädchen kicherten. TenTen hatte ihre kleine Tochter in ein hübsches Kleid gestopft. Das kleine Mädchen saß jetzt auf Inos Bett und pulte an einem ziemlich abgenutzten Stofftier herum.

„Ist auch okay...“ seufzte Sakura dann, „Heute ist dein Tag, Ino! Ich will dich nicht schon wieder mit Sasuke-kun nerven... ich bin gespannt, ob er hier aufkreuzt, ich hab ich heute noch nicht gesehen!“

„Noch gar nicht?“ wunderte sich Hinata.

„Pff, ich bin morgens aufgewacht und Sasuke war verschwunden, auf dem Küchentisch klebte ein Zettel mit Bin schon weg, wir sehen uns später, oder so...“

„Was hat er denn heute bitte wichtiges zu erledigen, dass er es so eilig hat?“ brummte Ino, „Hallo?! Heute ist außer meiner Hochzeit nichts wichtig...“ Die Mädchen lachten erneut.
 

––
 

Draußen bezog sich der Himmel. Sasuke beobachtete halb interessiert einen Vogel in dem Baum, unter dem er am Boden lag und die Arme im Nacken verschränkt hatte. Der Vogel putzte ausgiebig sein Gefieder, hüpfte dann ein Stück nach rechts, zwitscherte und hüpfte zurück nach links... eigentlich interessierte dieser dumme Vogel ihn einen Dreck.

Sasuke zog sich hoch und setzte sich auf, bevor er sich gegen die dicken Baumstamm lehnte, aus dessen Rinde ein Kunai zog, das er da beim Training vorhin selbst reingeworfen hatte, und mit der Waffe im Gras herumzustochern begann, als wolle er Würmer ausgraben.
 

Wie spät war es überhaupt? Er verpasste wahrscheinlich gerade Inos Hochzeit... ihm war es wurst, aber Sakura würde sicher wütend werden, wenn er da gar nicht auftauchte. Sie wütend zu machen war schlecht... und er war sicher, dass sie auch jetzt schon grantig über sein ständiges Verschwinden war. Und an dem Morgen hatte er sich vermutlich mit seinem lieblosen Zettel den Gipfel geleistet und es sich für's Erste komplett verdorben. Toll, Sasuke.

Er lehnte missmutig den Kopf gegen den Baumstamm und sah, wie der Vogel auf dem Ast jetzt davonflatterte.

Der hat es einfach... alles, was der im Leben tut, ist Futter sammeln, eine Frau suchen und dann seine Babys füttern. Und er muss sich keine Gedanken darüber machen, warum er dieses tut und jenes nicht tut, nein, eigentlich machen Vögel sich gar keine Gedanken! Wie angenehm...

Er ließ die Gedanken sein.

Frau suchen und Kinder kriegen, huh? Pff...

Mit einem gewissen Missmut dachte er an Sakuras überschwängliche Mutter, die ihn behandelt hatte, als wäre er bereits der perfekte Schwiegersohn für sie. Er hatte nie mit irgendeinem Wort gesagt, dass er Sakura heiraten würde... er wollte gar nicht wissen, was diese Frau tun würde, wenn er jetzt sagte, dass er sie nicht heiraten würde. Vermutlich würde sie ihm jeglichen Umgang mit Sakura verbieten, weil sie ihn für einen Rammler hielt, der in Sakura nur eine Affäre sah. Aber er konnte Sakura doch jetzt nicht einfach heiraten, weil ihre Mutter das gut fand! Das war sowohl für ihn als auch für Sakura eine totale Entwürdigung...
 

Sasuke murrte.

Und was wurde dann aus dem Uchiha-Clan?

Er dachte flüchtig an den letzten Tag seines Bruders.

„Dieser Clan ist für den Teufel! Ich habe dafür gesorgt, dass er verschwindet, und... ich werde nicht zulassen, dass es von vorne beginnt, wenn du ihn wieder aufbaust... kleiner Bruder. Merkst du es... denn immer noch nicht? Wir alle sind Kinder der Finsternis und an sie gebunden. Der Uchiha-Clan hat keine Chance, ihr zu entkommen, deswegen muss er sterben...“

Er runzelte die Stirn.

Ein Teufelskreis... ...

Er war nicht abergläubisch. So etwas würde sich auf keinen Fall wiederholen! Was hatte Itachi gedacht, dass Sasuke lauter Psychopathenkinder zeugen würde, die genau wie ihr Onkel Itachi einmal den ganzen Clan niedermetzeln und dann einer Sekte beitreten würden? Von wegen an die Finsternis gebunden, das war doch idiotisch... ...

Aber wieso sträubte er sich dann dagegen...?

Wieso drehten sich seine Gedanken und Träume dann noch immer im Kreis...?
 

Ich hasse Kreise...
 

Er hob den Kopf und starrte durch die dichten Blätter des Baumes in die Sonne, die ihn blendete. Dann griff er in seine Hosentasche und schloss eine Faust um das kleine Teilchen darin, bevor er die Faust wieder hob und in den Himmel streckte.

„Hörst du, Nii-san?!“ zischte er, „Ich werde nicht länger nach deiner Pfeife tanzen! Ich habe es getan, als ich dich getötet habe, du hattest es geplant und ich habe genau so gehandelt, wie du es geplant hattest! Tse! Aber jetzt bist du tot und ich lebe! Ich werde nie wieder nach deiner Pfeife tanzen, ich werde meine Zukunft selbst bestimmen und werde mir nicht von dir reinreden lassen! Hast du das kapiert?!“ Er schnappte nach Luft, stand auf und ließ die Hand wieder in die Tasche gleiten, den Blick noch immer finster gen Himmel gerichtet.

Die Dunkelheit ist mir egal! Und der Teufel ist mir egal, ich werde nicht zulassen, dass du weiterhin mein Leben dirigierst, als sei ich eine Puppe, Nii-san!
 

„HAST DU DAS KAPIERT, UCHIHA ITACHI?!“
 

„Ach, hier bist du, Teme!!“

Sasuke fuhr erschrocken herum und sah Naruto auf sich zurennen. Wie hatte er den denn nicht bemerken können? War er so vertieft gewesen in seine Beschimpfungen?

„Hn,“ knurrte der Schwarzhaarige und wandte sich Naruto verwirrt zu, „Was willst du von mir?“

„Ich hab dich überall gesucht!“ meckerte Naruto, „Hast du vergessen, dass Shikamaru und Ino gleich heiraten?! Und du Idiot bist noch nicht mal umgezogen, beeil dich mal! Du wirst langsam wie Kakashi und kommst dauernd zu spät!“

„Halt die Klappe, du hast ja keine Ahnung,“ grummelte Sasuke, ging aber gehorsam an Naruto vorbei Richtung seiner Wohnung, um sich für das Fest umzuziehen. Dass der Blonde ihm hartnäckig nachlief, hatte er nicht mit einkalkuliert.

„Hey, hey! – Was machst du überhaupt die ganze Zeit? Nach Training sah das gerade nicht aus... und Sakura-chan ist zutiefst beleidigt, weil du nie da bist! Das hat Hinata-chan mir neulich gesagt!“

„Schön,“ zischte Sasuke, „Hör auf, dich in meine Privatsachen einzumischen. Es geht dich gar nichts an, was zwischen Sakura und mir läuft.“

„Doch, wenn du sie unglücklich machst, bekommst du Ärger von mir! – Und von Tsunade no baa-chan sicher auch! Und von Ino...“

„Ich mache sie nicht unglücklich, du Penner.“

„Ach ja?“ maulte Naruto, „Wieso bist du dann dauernd weg und sagst ihr nicht mal, was genau du machst? Sakura-chan macht darüber keinen sehr glücklichen Eindruck, weißt du?“ Sasuke blieb stehen.

„Misch dich nicht ein!“ wiederholte er scharf und stierte seinen Freund lauernd an, „Ich krieg das alleine hin und brauche keine Ratschläge, erst recht nicht von einem, der jahrelang nicht gerallt hat, dass Hinata in ihn verknallt ist!!“ Jetzt wurde Naruto rot.

„Das war unfair... ich meine... ähm...“ Haha, geschlagen. Siegessicher ging Sasuke weiter seines Weges, aber Naruto war noch nicht fertig. „Heey!! Warte!! – Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du da gerade gemacht hast! Und wieso brüllst du Itachi an, der ist doch tot!“
 

Sasuke verdrehte die Augen.

„Zum allerletzten Mal: Lass-mich-in-RUHE!!“ Damit drehte er sich um und ging schneller. Naruto blieb jetzt schmollend stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sturer Bock! Und jetzt kommt er garantiert zu spät, echt jetzt!!“
 

––
 

Natürlich kam er zu spät und die Zeremonie im Tempel war schon in vollem Gang, als Sasuke durch die Tür schlüpfte, Sakura mit ihren Eltern zwischen all den anderen Gästen entdeckte und sich möglichst unauffällig zu ihr stellte. Dummerweise vergaß er dabei die Tür, die dann mit einem ziemlich lauten Krachen zuschlug, worauf alle geschlossen herumfuhren.

„Was zum Geier...?! – Oh, Sasuke-kun!“ rief Ino durch den Tempel und winkte grinsend.

„Wie nervig,“ stöhnte Shikamaru, der so im Kimono wirklich eigenartig aussah. Sasuke sagte nichts und tat, als hätte er nichts gehört.

„Du lässt dich ja doch blicken...“ murmelte Sakura gedämpft, während die Zeremonie weiterging und der Priester den beiden vorne eine kleine Sakeschale reichte, aus der sie beide trinken sollten.

Sasuke sparte sich einen Kommentar. Als er Sakura ansah, sah sie schon wieder nach vorne und schenkte ihm keine Beachtung mehr.

Verdammt... sie ist doch wütend...
 

––
 

Die Zeremonie war noch das Langweiligste an der Veranstaltung. Danach ging es zur Hochzeitsfeier in ein Restaurant und es gab massig zu essen. Sasuke hatte nicht gedacht, dass ein einziges Brautpaar so viele Leute einladen konnte (wobei Ino vermutlich die meisten eingeladen hatte, Shikamaru machte einen eher genervten Eindruck ob der vielen Menschen, sicher an die hundert, in dem Restaurant).

Natürlich passten keine hunderte Leute an einen Tisch, es gab größere Gruppentische und bald hatte jeder einen Platz gefunden.
 

„Wer sind denn all diese Typen hier?!“ wunderte sich TenTen und sah sich verwundert um, während sie Neji gegenüber an einem der Tische saß. Neben ihr stand ein Hochstuhl, in dem die kleine Haruka saß und sich zu Tode langweilte.

„Keine Ahnung, offenbar haben die halb Konoha eingeladen!“ machte ihr Mann ebenfalls verwundert.

„Na ja,“ machte Sakura, die zusammen mit Sasuke und ihren Eltern auch bei ihnen saß, „Wenn Ino alle ihre Freunde samt Eltern hierher eingeladen hat... da kommt schon was zusammen!“ Zu ihnen an den Tisch kamen gerade Naruto, Hinata, Kiba und Shino, die sich auch alle fein herausgeputzt hatten.

„Wann gibt’s Essen?!“ nörgelte Naruto und sah sich schmollend nach allen Seiten um. Kiba haut ihm gegen den Kopf.

„heul nicht!“ Zu den anderen sagte er: „Wenn Naruto mal heiratet, gibt’s sicher Festmahl bei Ichiraku!“ Allgemeines Gelächter. Sogar Sasuke musste darüber grinsen. Die Vorstellung einer pompösen Hochzeit in einer Ramenbar war einfach zu herrlich. Er sah schon die Schlagzeilen vor sich:
 

Hokage-Sohn heiratet ausgelassen in Ramenbar! In Konoha geht die Tradition vor die Hunde!
 

Hunde, genau, fiel Sasuke gerade ein, weil Akamaru unter dem Tisch mit seinem Fuß herumspielte und er ärgerlich versuchte, den Hund loszuwerden.

„Kiba... nimm deinen Köter unter‘m Tisch weg!!“

„Akamaru, aus!“ Der große Hund trottete beleidigt unter dem Tisch hervor und Sasuke hatte seine Füße wieder für sich. Als er den Kopf hob, sah er direkt in Sakuras hübsches Gesicht, da sie ihm gegenüber saß. Er hatte einen wütenden Blick erwartet und war überrascht, als er feststellte, dass sie einfach nur... etwas müde aussah.

„Alles in Ordnung?“ hörte er sich fragen, bevor er darüber nachgedacht hatte. Hey, seit wann fragte er sowas...?
 

Sakura hob den Kopf etwas und lächelte kurz. Sasuke zuckte und sein Gesicht wurde jetzt kalt. Ihr falsches Lächeln. Er hasste es...

Was zum Geier ist jetzt wieder kaputt?! Wieso können Frauen eigentlich nicht einfach Klartext sprechen?!

„Schon in Ordnung, ich bin bloß etwas fertig von all dem Trubel,“ gestand sie und nahm einen Schluck Wasser aus ihrem Glas. Neben ihr fing Naruto laut mit Kiba an zu streiten, wann denn wohl das Essen käme, während Hinata und Shino stillschweigend dasaßen und sich doof anguckten. Sakura sah Sasuke eine Weile an. „Wieso bist du zu spät zur Zeremonie gekommen?“
 

Sasuke seufzte.

„War beim Training und hab die Zeit verplant.“

„Naruto und ich haben schon gewitzelt, ob du auch solche dummen Ausreden erfindest wie Kakashi-sensei, offenbar nicht...“

„Das war die Wahrheit, Sakura.“

„Und was hast du schönes trainiert?“ fragte sie scheinheilig weiter, „Was war so wichtig, dass du heute morgen grußlos verschwunden bist und mich einfach im Bett liegen gelassen hast? Und dann noch zu spät zur Hochzeit meiner besten Freundin gekommen bist?“

„Ich bin nicht grußlos gegangen, ich hab dir ´nen Zettel geschrieben,“ protestierte er feindselig, und sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, wie er es sonst oft tat. Sasuke sagte nichts. Verdammt, falsche Antwort. Er sollte langsam wissen, wie er auf Sakuras Gefrage nicht reagieren sollte...
 

Er wandte überraschenderweise den Blick von ihr ab und auf den Tisch, während er nervös die Hände in den Hosentaschen vergrub. Sakura hatte jetzt eigentlich vorgehabt, so lange beleidigt zu spielen, bis er mit einer Erklärung rausrückte, aber sein Verhalten verwirrte sie etwas. Was war nur mit ihm los in letzter Zeit? Erst diese ewige Distanzierung und jetzt...?

Irgendwas lief hier eindeutig schief und Sakura war froh, dass ihre Mutter die Spannung anscheinend noch nicht bemerkt hatte... die wäre vermutlich sofort auf die Barrikaden gegangen, um ihre Tochter vor dem bösen Sasuke zu beschützen.
 

Sasuke hob den Kopf und tat gerade den Mund auf, um etwas zu sagen, da sprang plötzlich etwas von hinten auf Sakura drauf und knuddelte sie fest, dabei stieß es ein lautes Quieken aus.

„STIRNIII!!“ grölte Ino ihr ins Ohr, die sich an sie gehängt hatte. Inzwischen hatte sie sich umgezogen und trug statt des traditionellen Brautgewandes ein violettes Abendkleid. „Na, du?!“ grinste die Blonde ihre Freundin an, „Haha, ich hab dich mal wieder überholt... ich bin vor dir verheiratet, ätsch!“

„Prost auf Ino!“ freute sich Naruto und nahm sein Glas hoch, „Echt jetzt!“

„Und?“ fragte Sakura ihre Freundin lachend, „Wo hast du deinen nöligen Ehemann gelassen?!“

„Der könnte mal dafür sorgen, dass das Essen kommt...“ merkte Naruto an, doch Ino ignorierte ihn und lachte blöd.

„Der schläft sicher irgendwo...“

„Ino...“ fiel jetzt auch Sakuras Mutter in das Gespräch ein, und als Ino sie ansah, strahlte die Mutter ihrer Freundin über das ganze Gesicht. „Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, dich zu beglückwünschen! Dann wollen wir doch hoffen, dass ihr glücklich werdet zusammen!“ Sie stand auf und umarmte Ino mütterlich, worauf die Blonde erneut fröhlich grinste.

„na, bekommt ihr auch süße kleine Babys wie Haruka da?“ fragte Sakura feixend und sah dabei Ino an, die laut loslachte.

„Najaaa... warten wir noch etwas.... – überhaupt, was ist mit dir, Stirni?! Wenn du mich wenigstens damit einholen willst, solltest du Sasuke-kun auch bald heiraten!“ Sie warf Sasuke einen gespielt bösen Blick zu. „Komm in die Hufe, Uchiha!“

„Sonst kannst du ja deinen coolen Clan gar nicht aufbauen!“ addierte Naruto und dachte sorgsam daran, dass Sakuras Eltern nicht wissen durften, dass vor der Hochzeit doch etwas mehr als nichts lief...

Dummerweise war Kiba in diese Sache nicht eingeweiht.
 

„Wie jetzt?“ machte der Inuzuka glucksend, „Wie wollt ihr das denn so lange aufschieben, so viel, wie ihr rumvögelt?“

Er bemerkte zu spät die entsetzten Gesichter seiner Freunde, die ganze deutlich sagten:

WAS hast du getan?!

Er stockte und sah in das erbleichende Gesicht von Sakuras Mutter.
 

„So ein Trottel,“ bemerkte Sakuras Vater kopfschüttelnd, während sich alle Sakuras Mutter zuwendeten, die Ino losgelassen hatte und sich jetzt doch wieder an ihr festhielt.

„I-ihr... wie jetzt...?!“ machte sie und starrte Sasuke an, „D-du hat doch neulich gesagt, du würdest meine Tochter nicht anrühren...?!“

„Hätte ich das nicht sagen sollen?!“ flüsterte Kiba völlig konfus. Naruto haute ihm gegen den Kopf.

„Du Hornochse!! Sakuras Mutter durfte das nicht erfahren, toll gemacht!!“ Zu Sasuke sagte er: „Dieses Mal bin nicht ich Schuld daran!“

„Ich weiß...“ murrte Sasuke und warf Kiba einen tötenden Blick zu. „Bete besser, dass du nicht mit mir in eine Anbu-Einheit gesteckt wirst, Inuzuka...!“
 

„Sakura!“ keuchte die Mutter inzwischen, „I-ist das dann wahr? Ihr seid noch nicht veheiratet und... und... ... tut so etwas?“

„Ayame...“ stöhnte ihr Mann genervt und begann, sich am Kinn zu kratzen.

„W-wollen Sie sich erst mal setzen...?!“ fragte Ino verwirrt und hielt die taumelnde Frau fest, „S-sie sind ganz bleich...?“ Hilfesuchend drehte sie sich um: „Hallo...? Ein Glas Wasser bitte...?!“

„Mama,“ begann Sakura, „Es tut mir leid... wir hätten euch nicht anlügen dürfen. Ich... es tut mir wirklich leid! – Halt Sasuke-kun jetzt nicht für einen Rammler, es war auch meine Entscheidung! Mama... sieh einfach ein, dass die... Bräuche sich ändern, okay?“

„Oh mein Gott...!“ stammelte ihre Mutter und wurde immer bleicher, „Schatz, s-sie hatten Sex!“

„Ich weiß,“ machte der Vater ziemlich desinteressiert. Sasuke stellte erneut fest, dass er diesen Mann wirklich schätzte.

Als er jedoch erneut zu Sakuras Mutter sah, fühlte er sich zunehmend unwohl in seiner Haut.

„Mama,“ hakte seine Freundin scharf nach, „Krieg dich wieder ein, wir sind nicht im Mittelalter, verdammt!“

„Sakura...“ warf Sasuke ein, doch sie hörte nicht auf ihn und erhob sich.

„Dass ich gelogen habe, tut mir leid, aber ich hatte einfach Angst, du würdest mir verbieten, meinen Freund zu treffen! Ich bin neunzehn, ich kann durchaus alleine entscheiden, was ich tue, und ich bin mir der Konsequenzen ziemlich bewusst, ich arbeite schließlich als Medic-Nin! Also mach dich bitte nicht lächerlich, du tust so, als hättest du erfahren, dass ich Drogen nehme oder sonst etwas Schlimmes!“ Bevor ihre Mutter oder sonst jemand sie aufhalten konnte, verließ Sakura das Restaurant und war verschwunden. Ihre Mutter kippte Ino keuchend in die Arme und die beobachtete empört, wie Sakuras Vater ziemlich gelassen auf seinem Platz sitzen blieb und die Speisekarte studierte.

„Ähm... könnten Sie mir bitte mal Ihre Frau abnehmen?!“

Sasuke ignorierte die anderen und beeilte sich, Sakura zu folgen.
 

––
 

Sakura war nicht weit gekommen, als Sasuke sie einholte. Sie saß auf einer Bank an der Straße und raufte sich die rosa Haare, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte...

„Sakura,“ machte Sasuke dann auf sich aufmerksam, nachdem er sie eine Weile angesehen hatte, und sie drehte erschüttert den Kopf in seine Richtung. Irgendetwas in ihm zuckte, als er sah, dass sie traurig war. Er hasste es, wenn sie traurig war... und irgendwie war sie es ja auch seinetwegen.
 

Sie drehte den Kopf wieder weg.

„Entschuldige,“ murmelte sie, „Ich... ich hasse es, mit meiner Mutter zu streiten-...“ Sasuke fiel dazu nichts ein. Er hatte mit seiner Mutter nie gestritten, aber so viel hatte er ja auch nicht von ihr gehabt, wenn man ehrlich war. So setzte er sich stumm neben sie auf die Bank und starrte geradeaus.

„Alle streiten sich mal,“ sagte er dann sinnloserweise, nur um irgendwas von sich zu geben. Er war erstaunt über sich selbst – seit wann wollte er etwas sagen?

Sakura war anders. Bei keinem anderen hätte er sich die Mühe gemacht, etwas zu sagen...

„Das ist nicht einfach streiten,“ erwiderte seine Freundin da deprimiert, „Ich habe sicher ihr ganzes Weltbild zerstört! Na ja, sie hat... mich wohl für das brave Mädchen gehalten, das ich mal war... haha...“ Ein bitteres Lachen.

„Mach dich nicht lächerlich,“ sagte Sasuke und klang unabsichtlich kälter, als er geplant hatte. „Du hast doch recht, irgendwann muss sie doch mal aus ihrem Märchenschloss geholt werden, wenn sie echt geglaubt hat, die Leute würden heutzutage bis nach der Hochzeit auf Sex warten! Kennst du irgendwen, der das tun würde?“
 

Nein, natürlich nicht. Sakura seufzte.

„Aber jetzt hält sie dich sicher für einen Perversen... ich wollte nicht, dass sie schlecht über dich denkt, Sasuke-kun...“ Er murrte.

„Was schert's mich, wie sie über mich denkt? Ändert ihre Meinung über mich irgendwas an deiner?“ Sie sah auf und ihm ins Gesicht, völlig erstaunt.

„N-nein! Natürlich nicht!“

„Siehst du, was schert es mich also.“ Pause. Dann addierte er, um nicht den Eindruck zu erwecken, ihre Eltern wären ihm vollkommen egal: „Sie wird sich schon damit abfinden. Dein Vater hat ja auch kein Problem mit mir.“

Jetzt lachte Sakura.

„Mein Vater hat mit fast niemandem ein Problem, weil er zu faul ist, sich zu streiten!“ erklärte sie grinsend und jetzt wieder besserer Dinge. „Na ja...“ machte sie dann, „Wir hätten meine Mutter nicht anlügen dürfen, das ist schon wahr.“

„Ach, komm,“ murmelte er, „Sie wird schon nicht von ´ner Klippe springen, nur, weil du vor der Hochzeit Sex hattest. Sie ist auch echt etwas naiv, wenn sie wirklich glaubt...“ Er brach ab, weil sie ohnehin wusste, was er sagen wollte. So sparte er Worte und sagte nicht zweimal denselben Satz.

Sakura lächelte und lehnte den Kopf gegen seine Schulter.

„Du bist voll süß gerade... danke, Sasuke-kun...“ nuschelte sie immer noch lächelnd, und Sasuke seufzte leise und linste nach rechts.
 

Das hier ist eine Gelegenheit... mach endlich die Klappe auf, Sasuke...
 

Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und lehnte den Kopf zurück, worauf Sakura sich wieder aufsetzte.

„Ich wollte mit dir reden,“ begann er dann unschlüssig. Sie sah ihn groß an.

„Huh? Was gibt’s denn?“

„Es ist wegen... ich meine... ... ich bin oft weg gewesen in letzter Zeit, ich musste was mit mir ausmachen-... und... ...“ Er versuchte, ihr ins Gesicht zu sehen, und stellte fest, dass es schwerer war als sonst. Sakura bemerkte seine Anspannung und runzelte die Stirn.

„Alles... okay, Sasuke-kun? Was ist denn los??“

Er schnappte nach Luft.

„Sakura!“ sagte er dann gezwungen gefasst und zwang sich, sie anzusehen, „Ich-...!“
 

„STIRNI!! – Da seid ihr ja, verdammt!!“
 

Sasuke fuhr empört und erschrocken zugleich herum und sah eine aufgebrachte Ino im Abendkleid auf ihre Bank zustampfen.

Verdammt... schlechtes Timing, du blöde Nuss!!

Grummelnd zog er die Hände aus den Hosentaschen und erhob sich. Sakura tat es ihm gleich.

„Ino!“ machte sie, „Entschuldige-... ich musste einfach an die frische Luft. – W-was macht meine Mutter?“

„Ich glaube sie ist wieder aufgewacht,“ murmelte Ino, „Und bevor ihr anfangt hier auf der Bank rumzumachen – da es ja jedes Mal so endet, wenn ihr mal alleine seid – kommt ihr gefälligst zu meiner Hochzeitsfeier zurück!“ Sasuke grinste kurz, unterdrückte das aber schnell, während Sakura schnaubte und rot wurde.

„Hallo?! Für wen hältst du uns, Ino?! – Hey, Schweini!!“

„Nenn mich nicht Schweini, Stirni!“

Sasuke brummte und machte sich schon mal alleine auf den Weg zum Restaurant, während die Mädchen weiter ‚stritten‘.
 

––
 

Sakuras Mutter schmollte beleidigt, als sie ihre Tochter und Sasuke erblickte, die zusammen mit Ino zurück zum Restaurant kamen. Sakuras Vaters sparte sich einen Kommentar, inzwischen redete er mit Kiba über Hunde.

„Nicht wahr, Ayame? Wir kaufen uns auch mal einen Hund,“ sagte er dann grinsend zu seiner Frau. Ayame Haruno schnaubte.

„Ja, genau, und wer geht dann mit dem Gassi?! Das bleibt sicher an mir hängen, du würdest doch keinen Fuß vor die Tür setzen!! Als ob ich sonst nichts zu tun hätte!“

„Mama...“ wendete sich Sakura an ihre Mutter, und die Frau sah sie entgeistert an. Nachdem sie sich umgesehen hatte und merkte, dass ihr Mann wieder mit Kiba über Hunde diskutierte, winkte sie ihre Tochter zu sich heran und flüsterte:

„Ich hoffe, ihr habt wenigstens gut verhütet... denn ein uneheliches Kind kommt mir wirklich nicht ins Haus! Das macht nur Ärger...“ Sakura musste lächeln. Extrem böse schien ihre Mutter ihr ja nicht mehr zu sein... vielleicht hatte ihre Standpauke vorhin wirklich geholfen.

„Ich nehm die Pille, keine Angst,“ versicherte sie ihrer Mutter vergnügt. „Bist du mir sehr böse...? Oder Sasuke-kun?“

„Sagen wir, entsetzt,“ lächelte ihre Mutter etwas gequält, „Ich meine... ... ich meine...“ Sie rang verzweifelt um Worte, aber es wollte nicht so auf ihre Zunge kommen, wie es in ihrem Kopf zu sein schien. Sie seufzte ergeben. Da unterbrach sie ihr Mann in ihren Gedanken:

„Sieh einer an, das Essen kommt doch noch dieses Jahrhundert!“ Er erntete einen halb beschämten und halb verärgerten Blick des Kellners, der gerade das Essen an den Tisch brachte, und Sakura verkniff sich ein Grinsen, bevor sie sich zurück auf ihren Platz setzte.

Ihr gegenüber saß immer noch Sasuke. Als sie ihn ansah, warf er ihr nur einen genervten Blick zu, was sie verwirrte. Was zum Geier war denn mit ihm jetzt wieder los?

Aus dem Kerl soll mal einer schlau werden!
 

––
 

Die Feier dauerte bis spät in die Nacht hinein. Nach dem Essen wurde ausgelassen gefeiert, getratscht, getanzt und alles mögliche andere. Es gab auch eine ziemlich große Hochzeitstorte, die leider ein trauriges Schicksal ereilte, als ein ziemlich betrunkener Lee beim Gehen zu torkeln begann und seitlings genau auf die Torte kippte, die daraufhin weder wiederzuerkennen noch genießbar war. Lee versuchte in betrunkenem Zustand, das Restaurant zu demolieren, zum Glück konnten Neji und Gai ihn zusammen nach Hause bringen. Die drei waren zusammen mit TenTen und Haruka auch die Ersten, die gingen, TenTen musste das bereits schlafende Kleinkind ins Bett bringen.

Naruto und Kiba hatten irgendwann angefangen, aus kleinen Pappuntersetzern Kartenhäuschen zu bauen, wobei sie sich ständig gegenseitig dieses Vorhaben versauten, weil sie die Mühen des anderen mit Vergnügen und einem heftigen Pusten zum Einstürzen brachten. Weil die zwei beschäftigt und Sasuke immer noch genervt wirkte, unterhielt Sakura sich mit Shino und Hinata.

„Was wird eigentlich aus Orochimaru und Kiri?“

„Keine Ahnung,“ murmelte Hinata, „Also, soweit ich weiß, ist in Kiri nichts Auffälliges passiert, da ist alles normal. Vielleicht... hat Orochimaru ja doch nichts mit Kiri zu tun und wir verschwenden unsere Zeit.“

„Ja, gut möglich, langsam bin ich auch dieser Ansicht...“ murmelte Sakura und nahm noch einen Schluck Wasser. „Wir sollten das mit Tsunade-sama noch mal durchgehen...“ Sie warf nebenbei einen Blick auf Sasuke, der sich zurückgelehnt und die Arme trotzig vor der Brust verschränkt hatte. Sie warf ihrem Freund einen komischen Blick zu. „Was ist mit dir, bist du irgendwie auf mich sauer oder ist es was anderes?“

„Hnn,“ knurrte Sasuke nur. Wie informativ...

„Dann nicht,“ zischte die Rosahaarige und wandte sich wieder ab. Wenn er bockig war, war sie es eben auch. Und sie konnte sehr gut bockig sein...
 

––
 

Es war sehr lange nach Mitternacht, als Sakura zusammen mit Sasuke endlich die Feier verließ, sie waren auch welche der letzten, die gingen. Sakura als Inos beste Freundin konnte ja schlecht früh gehen.

Es war dunkel, als die beiden nebeneinander her durch die Straßen zu Sasukes Wohnung gingen. Sakura dachte kurz darüber nach, ob sie nicht besser nach Hause gehen sollte, gerade weil ihre Mutter auf so dumme Weise von ihrem Geheimnis erfahren hatte...

Sie gingen ungewöhnlich langsam voran, selbst Sasuke schien es ausnahmsweise mal gar nicht eilig zu haben, nach hause zu kommen. Sakura wunderte sich von Minute zu Minute mehr über ihn.

„Okay,“ sagte sie irgendwann und blieb stehen, „Du hast zwei Optionen. Entweder sagst du mir jetzt, was mit dir los ist und wieso du so schmollst, oder ich schlafe ab heute wieder bei mir zu Hause und du kannst sehen, wie du dir die Nächte um die Ohren haust!“ Sasuke zischte.

„Ich mag deinen Ton nicht, Sakura...“ warnte er sie, und sie schnaubte.

„Hallo?! Ich bin nicht deine Sklavin! Ich kann mit dir reden, wie ich will, egal, ob du Uchiha oder Heckmeck oder Poppenmeier heißt!!“ Poppenmeier, was für ein passender Name für ihn. Sie musste über ihren eigens erfundenen Namen grinsen.

Sasuke schwieg zu ihrer Zufriedenheit eine Weile, offenbar fiel ihm darauf nichts mehr ein. Ha, geschlagen! Dann hob er eine Hand und... strich ihr damit zärtlich über die Haare.
 

Sakura sah ihn verwirrt an. Sie hatte erwartet, dass er sie jetzt gegen die nächste Hauswand schmeißen und dann wie immer über sie herfallen würde, und irgendwas in ihr war fast enttäuscht, dass er das nicht tat, weil sie plötzlich den inneren Drang verspürte, ihn zu küssen... mehr als nur küssen, sehr viel mehr...

Eine so zärtliche Geste von ihm war überraschend und sie sah ihm ins Gesicht. Zu ihrer Verwunderung zeigte es keine Regung, er war offenbar nicht böse oder sonst etwas...

„Sasuke-...kun?“ fragte sie dann vorsichtig. „Alles in Ordnung?“

Sasuke brummte leise, aber das Brummen klang nicht feindselig oder verärgert. Es war einfach ein ruhiges Brummen wie etwa das Schnurren einer Katze es war.
 

Er blickte sie lange einfach nur an, ohne irgendetwas sagen zu wollen. Er sah sie einfach nur an, wie sie vor ihm stand und ihn verwundert anblickte aus ihren großen grünen Augen, die er so mochte. Seine Hand fuhr noch immer sanft über ihre weichen Haare, seine Finger spielten mit einzelnen Strähnen. Plötzlich hatte er gar keine Lust mehr, etwas zu sagen... er wollte einfach hier so stehen bleiben, die ganze Nacht lang. Einfach so stehen und ihre Haare streicheln und sie ansehen, seine hübsche, anmutige Sakura. In dem Moment hatte er das Gefühl, sie noch niemals zuvor so sehr geliebt zu haben wie in diesem Augenblick.

Dann öffnete er doch den Mund.

„Sakura...“ murmelte er so leise, dass sie ihn beinahe nicht gehört hätte. Sie erzitterte mit einem leichten Windhauch, der plötzlich durch die Straße fuhr, auf der sie immer noch standen.

„Bitte hör... nicht auf...“ flüsterte sie und sah ihn immer noch an, das angenehme Gefühl seiner Berührungen genießend... seine simple Zärtlichkeit genießend, die an ihm echt selten zu sehen war. Sasukes Mundwinkel zuckten kurz, als versuche er, zu lächeln.

„Hn... hab ich auch nicht vor.“ Er machte eine Pause, in der er sie wieder eingehend betrachtete. „Du bist hübsch, Sakura...“
 

Sie wurde rot, ohne sich erklären zu können, warum. Dann strahlte sie und er hielt mit dem Streicheln inne, als er sie so sah.

Ihr Strahlen... er hatte ihr Strahlen vermisst. Ihr Licht, das ihn daran erinnerte, dass er die Dunkelheit endlich los geworden war...

Sie trat drei Schritte auf ihn zu, streckte sich und küsste ihn zärtlich. Weil er das erwartet hatte, hatte er den Kopf bereits etwas in ihre Richtung gesenkt, und ihre Lippen trafen sich in einer Zärtlichkeit, dass Sakura kurz das Gefühl hatte, ein ganzer Schwall von Emotionen bräche über sie herein wie ein Wasserfall.

Sie liebte ihn so sehr...

„Sasuke-kun...!“ keuchte sie glücklich, als er von ihr abließ, doch er fiel ihr sofort ins Wort und erfasste mit den Händen ihre Wangen.

„Sakura, ich will, dass du m-...!“
 

„Hey, ihr Turteltauben!!“ hörten sie plötzlich Narutos Stimme von hinten, und die zwei fuhren erschrocken auseinander, als de blonde Shinobi grinsend angelaufen kam. „Da seid ihr ja, ihr seid ja noch nicht weit gekommen, hehe!“

Sasuke schnaubte.

„Du störst!!“ platzte er heraus, „Wie immer!!“

„Oh, mann!!“ meckerte Sakura auch. Toll, was immer Sasuke ihr unbedingt sagen wollte, jetzt wurde er zum zweiten Mal daran gehindert – sie vermutete einfach, dass es dasselbe wie vorhin auf der Bank sein musste...

„Ich störe?“ fragte Naruto, „Wobei? Also hier auf der Straße könnt ihr ja wohl echt nicht rumvögeln...“

„Das meine ich auch nicht, du Idiot!“ zischte Sasuke, „Ach, vergiss es einfach!!“ Verärgert stampfte er davon in Richtung seiner Wohnung und ließ Sakura und Naruto stehen.

Der Blonde sah Sakura verwirrt an.

„Eigentlich wollte ich nichts weiter als Gute Nacht sagen!“ schmollte er, „Wieso ist Sasuke eigentlich dauernd so angepisst, streitet ihr?“

„Quatsch...“ machte Sakura, „Ich weiß ja selbst nicht, was abgeht. Ich glaube, er versucht mir irgendetwas Wichtiges zu erzählen...“ Sie verstummte und grübelte angestrengt, was es wohl sein mochte, das er ihr sagen wollte. Wenn es ihm so schwer fiel, musste es ja was Unangenehmes sein... in ihr kam ein ungutes Gefühl hoch. Was, wenn das Juin doch wieder aktiv geworden war...? Oder wenn sonst etwas Furchtbares passiert war...?
 

Sie hob den Kopf und sah Naruto an.

„Entschuldige, ich... ich gehe ihm lieber nach... ich mache mir gerade Sorgen-... w-wir sehen uns sicher morgen, Naruto. Gute Nacht!“

„Ähm...“ machte Naruto, als das Mädchen Sasuke eilig folgte. „Äh, Nacht... ja...“

Irgendwie waren sie doch beide komisch.
 

––
 

Sasuke sagte gar nichts mehr. Egal, wie oft Sakura ihn an dem Abend noch fragte, was er ihr hatte sagen wollen, jetzt kam nur noch ein völlig beleidigtes Hn. Sakura ging seine schlechte Laune auf die Dauer echt auf die Nerven.

„Sasuke-kun!“ murrte sie, als sie in seinem Bett auf dem Rücken lag und in sein finsteres Gesicht starrte, das sich über sie beugte. „Jetzt sag endlich, was los ist! Du nervst mich mit deinem Hn, und du beschwerst dich, Frauen könnten nicht auf den Punkt kommen!“

Da hatte sie irgendwo recht, musste er sich eingestehen, aber das vor ihr zuzugeben kam ja gar nicht in Frage. Er war doch Uchiha Sasuke, alles was er tat war richtig so, basta.

„Tss,“ machte er (zur Abwechslung einmal nicht Hn). Als er sich auf sie legte, schob sie sein Gesicht energisch von sich weg.

„Ich schlaf doch nicht mit dir, bei der Laune!“ versetzte sie prompt, „Sag's mir endlich, was immer du so schlimmes loswerden willst, danach bist du vielleicht besserer Laune! So hab ich ja Angst, dass du mich totvögelst!“ Sasuke hätte bei dem Wort totvögeln beinahe grinsen müssen. Schon eine lustige Vorstellung...

Er rollte sich mit einem Murren von ihr herunter und legte sich neben sie, ihr den Rücken kehrend.

„Auch gut,“ machte er eingeschnappt, „Gute Nacht.“
 

Sakura verdrehte die Augen.

„Sag mal...?!“ brachte sie nur fassungslos über diese elende Sturheit hervor, „Jetzt erklär mir bitte, wieso du so eingeschnappt bist!“

„Hör du endlich auf, mich so anzublubbern!“ meckerte er zornig.

„Hallo?! Du blubberst mich doch auch an!“ Er schwieg eine Weile. Als er sich auch aufsetzte, erwartete sie schon, dass er endlich aufgab, aber statt dessen spürte sie erst mal seine Hände, die sanft ihre Wangen streichelten. Sie hielt verwundert über sein Tun inne, ließ ihn aber gewähren.

„‘Tschuldige,“ murmelte er kaum hörbar. „Ich wollte nicht streiten.“

Nein... dafür war sie ihm zu wichtig. Und ausgerechnet jetzt durfte sie nicht wütend sein...
 

Sakura war verwirrt. Er entschuldigte sich! Das war ja völlig neu. Und dann noch auf so sanfte Weise...

„Du machst mir Angst, Sasuke-kun...“ murmelte sie skeptisch, als er sie vorsichtig rückwärts wieder auf das Bett drückte und sich erneut über sie beugte.

„Hn...“ brummelte er leise. Sie wollte protestieren, doch da fanden sich ihre Lippen erneut in einem zärtlichen, liebevollen Kuss. Und sie gab sich dem Gefühl seiner Lippen auf ihren hin, als der Kuss tiefer und verlangender wurde – aber auf andere Weise verlangend als sonst. Sie wusste nicht, wie sie es hätte beschreiben können... es war einfach anders.

„Sasuke-kun...“ flüsterte sie, und er seufzte leise und strich mit den Händen über ihre nackten Oberarme, dann über ihren Oberkörper, während er den Kopf abermals zu ihrem hinsenkte. Als ihre Zungen sich erneut zärtlich umspielten, spürte sie seine Finger ganz sanft ihre nackten Brüste umkreisen. Die Berührung war nicht so energisch und fordern wie sie es sonst war, wenn er das tat, in diesem einen Moment war sie einfach nur sanft. Sakura reckte sich etwas und beugte ihren Oberkörper seinen fleißigen Händen entgegen, das Gefühl seiner Finger auf ihrer haut genießend... und vor allem diese ungewohnte Zärtlichkeit. Sanft schlang sie die Arme um seinen Nacken und fuhr mit den Fingern durch seine schwarzen Haarsträhnen.

„Du bist so sanft heute...“ wisperte sie atemlos, als sie den Kuss lösten, und er sah, dass sie glücklich lächelte. Er mochte es, wenn sie glücklich war... natürlich besonders, wenn sie es seinetwegen war. Er senkte den Kopf und küsste zärtlich ihr Schlüsselbein, worauf sie ihren Kopf zurück ins Kissen lehnte und ihn dichter an sich heranzog. Inzwischen fuhren seine Hände über ihren flachen Bauch, streichelten nach oben und nach unten und dann im Kreis, wieder und wieder in diesem ungewohnt langsamen Tempo.

„Soll ich nicht?“ flüsterte er und musste ungehalten grinsen, was sie nicht sah, weil er ihren Hals zu küssen begonnen hatte.

„Doch... ich mag es, wenn du so bist.“

„Hn...“
 

Ihre Hände verließen seinen Nacken und glitten hinunter über seine Schultern bis auf seinen Oberkörper. Sie grinste leicht, als er bei ihren Berührungen leise seufzte, erst recht, als sie ein Knie anhob und damit seinen Unterkörper streifte. Er erzitterte über ihr.

„So nervös, Mister Uchiha...?“ flüsterte sie in sein Ohr und lächelte, „Dabei haben wir doch gerade erst angefangen...“

„Sakura...“ murmelte er und hob jetzt leicht den Kopf, seine Hände hielten auf ihrem Bauch inne, als sich ihre Blicke trafen. Und jetzt hielt sie auch inne.

Sein Blick hatte sich verändert.

„Sakura... ich... ...“ Er schnappte nach Luft und sie sah ihn groß an.

Kommt jetzt der große Moment der Wahrheit??

Sie wagte es in der Dunkelheit kaum anzunehmen – aber war das ein Hauch eines Rotschimmers auf seinem Gesicht? Wie ungewohnt...

Er holte erneut Luft, als wolle er zu einem großen Sprung über eine breite Schlucht ansetzen.
 

„Sakura... ich möchte... dass du mit mir den Uchiha-Clan wieder aufbaust-... ... ich möchte... ich möchte, dass du meine Frau wirst!“
 

––
 

Sakura starrte ihn an.

Sie hatte mit manchem gerechnet – aber damit nicht. Augenblicklich war an Sex gar nicht mehr zu denken und sie setzte sich erschrocken im Bett auf, Sasuke, der auf ihr lag, tat es ihr gezwungenermaßen gleich.

„D-das... das war es, was du mir die ganze Zeit sagen wolltest?“ fragte die Rosahaarige erstaunt. Sasuke sagt nichts. Er streckte sich etwas, bis er an seine Hose ankam, die auf dem Boden lag. Aus der Tasche förderte er einen kleinen, schlichten Ring zu Tage, den er seiner Freundin verlegen hinhielt.

Er kam sich dumm vor, so vor ihr zu sitzen und auf eine Antwort zu warten. Irgendwie hätte er das professioneller angehen sollen... aber verdammt, hatte er Ahnung, wie man einer Frau am besten einen Antrag machte?! Er wollte sie doch nur für immer bei sich haben...
 

Sakura sah auf den Ring, bevor sie Sasuke anstarrte und zitternd die Hand nach ihm ausstreckte. Auf ihr Gesicht schlich sich ein Lächeln, das sehr schnell zu einem überglücklichen Strahlen wurde.

„Du meinst das ernst, oder?“ fragte sie vorsichtshalber, „D-du willst mich heiraten?!“

„Würde ich es sonst sa-... mmpf!“ machte Sasuke, denn plötzlich sprang sie ihn an wie ein Kampfhund, aber statt ihn totzubeißen küsste sie ihn mit solcher Leidenschaft und so viel Freude auf die Lippen, dass er sich für einen Moment nicht rühren konnte. Er kippte um auf das Bett und sie hing an seinem Hals. Sasuke schloss etwas unsicher die Augen und erwiderte ihren innigen Kuss. Als seine Hände nach ihrer Taille fassten, um sie näher an sich heranzuziehen, hob sie den Kopf – nur, um ihm danach gleich noch mal um den Hals zu fallen.

„Oh mein Gott, Sasuke-kun!“ keuchte sie, „Natürlich will ich deine Frau werden! Ich werde gerne deine Frau und... und auch die Mutter deiner Babys!“ Bei dem Gedanken an lauter kleine Baby-Sasukes wurde sie noch aufgeregter als sie es ohnehin schon war. „Oh ja!! Oh mein Gott... d-das war ja süß von dir eben...“

„Erwürg mich nicht...!“ röchelte Sasuke unter ihr, und sie erhob sich leicht, bis sie jetzt über ihn gebeugt auf dem Bett kniete. Als sie auf sein Gesicht heruntersah und ihre rosa Haarsträhnen ihr über die Schultern fielen, sah sie, dass er lächelte.

„Ich liebe dich, Sasuke-kun...“ flüsterte sie und lächelte ebenfalls. Sie sah suchend nach seiner Hand. „Steckst du mir den Ring auf?“

„Hn...“ machte er, nahm ihre Hand in seine und steckte ihr den simplen Ring auf den Finger. Sie sah erst auf den Ring, dann auf sein Gesicht, und strahlte.

Für Sasuke war es das schönste Strahlen der Welt...
 

––
 

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ums mal so zu sagen...... WHAAAM! XDD

na endlich uû' Und hey, Kiba hat alles versaut XDD es konnte ja in dem fall nicht Naruto alles verplappern, der war ja ausnahmsweise mal eingeweiht^^ außerdem isses ganz lustig wenn mal wer anderes als Naruto alles versaut XDDD

Und ja, Sani kommt auch bald ^.^ juchee^^

Hochzeit II

Sakura nutzte die Aufräumaktion am nächsten Morgen, um alle mit der freudigen Nachricht zu überraschen. Der große Raum des Restaurants, in dem am vergangenen Tag gefeiert worden war, war jetzt natürlich ein Heidenchaos. Normalerweise kümmerten sich natürlich die Angestellten des Restaurants nach einer Hochzeit um das Aufräumen – aber Inos und Shikamarus Familien hatten für das Essen und den Raum sehr viel weniger bezahlen müssen unter der Bedingen, dass sie am nächsten Morgen selbst aufräumten. Und die meisten von Inos gleichaltrigen Freunden hatten sich (mehr oder weniger) freiwillig bereit erklärt, dabei zu helfen.

Lee kam nicht, der hatte merkwürdigerweise Kopfschmerzen, und Neji blieb mit der kleinen Haruka zu Hause. Hätte ja auch komisch ausgesehen, ein Hyuuga, der im Dreck wühlte? Sasuke fühlte sich selbst übrigens auch ziemlich fehl am Platz, aber bevor Sakura wieder sauer würde, weil er nicht genügend solidarisch war um ihrer besten Freundin beim Aufräumen zu helfen, fegte er doch tatsächlich lieber das Restaurant.
 

„So, die Tische sind alle blitzblank!“ meldete Sakura ziemlich zufrieden mit sich und sah auf die glänzenden Tische, die sie alle brav gewischt und poliert hatte. Naruto und Hinata hängten draußen die gewaschenen Tischdecken auf Leinen. Weil es warm war, stand die Eingangstür des Restaurants offen und brachte so frische Luft herein. „Was kommt als nächstes, Ino?“

„Mann, schalt mal runter!“ stöhnte ihre Freundin und rieb sich den Rücken, „Wieso bist du heute so übelst aufgedreht, Sakura?! Du hast wohl ´ne ruhige Nacht hinter dir?!“

„Sie hatte ja auch keine Hochzeitsnacht,“ grinste Kiba. Ino warf den Scheuerlappen nach ihm, mit dem sie seit etwa zehn Minuten auf einem Fleck am Boden herumschrubbte, der einfach nicht rausgehen wollte.

„Ich habe ganz einfach gute Laune!“ sagte Sakura glücklich. Sasuke sah vom Fegen auf und zu ihr herüber, worauf sie ihm zuzwinkerte.

„Teme, was hast du gestern Nacht mit Sakura-chan gemacht?!“ fragte Naruto von draußen. Hinata lief rot an und gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.

„N-Naruto-kun!!“

„Ey, sie schlägt ihn?“ wunderte sich TenTen, aber niemand beachtete sie. Ino stöhnte und rieb sich den Rücken, sich aufsetzend.

„So, Sakura, dann erzähl uns wenigstens, wieso du so gute Laune hast! Lass uns teilhaben an deiner... aua... Freude...“
 

Sakura hatte quasi darauf gewartet, dass das jemand sagte. Sie musste sich stark zurückhalten, um nicht zu grinsen, als sie voller Freude verkündete:

„Sasuke-kun hat mir einen Antrag gemacht! Wir werden auch bald heiraten!“
 

––
 

Einen Moment, nachdem sie das gesagt hatte, passierte alles auf einmal: Naruto verhedderte sich vor lauter Schreck in einer Tischdecke und warf sie sich über den Kopf, damit sah er aus wie ein Gespenst. Kiba und Shino, die in der Küche das Geschirr aus dem Geschirrspüler räumten, liefen mit einem Stapel Teller auf den Armen gegeneinander und die Hälfte der Teller stürzte klirrend zu Boden. Ino fuhr herum und stieß mit dem Bein aus Versehen den Eimer mit Wasser um, der neben ihr stand. Schließlich trat Naruto wegen der Decke blind in den Korb mit den übrigen Tischdecken, stolperte und fiel genau in die Leinen mit den aufgehängten Decken, wobei er sich selbst, die Leinen samt aller Decken und Hinata, die ihn zu halten versuchte, zu Boden riss.

„AAHH!!“ schrie er laut.

„Was zum GEIER sagst du das einfach so, guck, was du angestellt hast!!“ schrie Ino. TenTen starrte zwischen Sasuke (der unbekümmert weiter fegte) und Sakura hin und her.

„Wie jetzt, im Ernst?!“

„Natürlich im Ernst!“ machte Sakura beinahe empört. Sie hielt ihre Hand mit dem Ring hoch. „Guck!“

„Hilfe...“ röchelte Naruto irgendwo unter dem Haufen von Decken und Hinata hervor, die auf ihn gefallen war und sich sofort errötend aufsetzte, sobald sie es bemerkte.

„A-alles okay, Naruto-kun?“ stammelte sie erschrocken, „Ich buddel dich aus!“

„Ich ersticke...“ tönte es aus dem Decken-Knäuel.
 

Inzwischen hatten sich Ino, Kiba und Shino aufgerappelt. Auch Shikamaru und Chouji sahen von ihrer Arbeit auf und zu Sakura herüber, um die TenTen und Ino jetzt quietschend herumhüpften.

„Oh mein Gott, Sakura!! Er hat dich echt gefragt?!“

„herzlichen Glückwunsch, ihr beide! – Sasuke-kun, komm mal her und lass dich beglückwünschen, du geiler Hecht...“

„Ino!! Nenn meinen Verlobten nicht geiler Hecht!!“

„Hn,“ machte Sasuke bloß mehr zu sich selbst als zu den Mädchen und fegte seelenruhig weiter. Shikamaru musste grinsen.

„Was denn, nervt dich das Quietschen etwa auch so? Wie schön, ein Leidensgenosse.“

„SAKURA-CHAAAN!!!“ grölte es da plötzlich von der Tür, und alle fuhren herum. Naruto hatte sich mit Hinatas Hilfe aus der Deckenarmee befreit und stand jetzt mit ihr (Hinata) zusammen in der Tür, über beide Backen grinsend. „Ihr heiratet, echt jetzt?! Boah, Sasukeeee! Hätte nicht gedacht, dass du das echt mal über dich bringst! Hehe!“

„Halt du die Klappe!“ grunzte Sasuke und sah Naruto beleidigt an.

„Wann ist es denn soweit?!“ freute sich Ino aufgeregt, „Wir gehen zusammen einkaufen, nicht?! Du brauchst Kleider! – Und wo wollt ihr denn feiern, wir kümmern uns um die Deko, nicht, Mädels?!“ Sie sah zu TenTen und Hinata, die beide lächelten und nickten.

„Mal sehen, wann, gute Frage... am besten so schnell wie möglich!“ grinste Sakura fröhlich. Sasuke sagte lieber gar nichts.
 

Shino fiel etwas anderes ein.

„Hoffentlich ist Sakuras Mutter auch einverstanden – die war doch gestern ziemlich k.o., nachdem sie erfahren hat – na ja.“ Alle wussten, was er meinte. Sasuke sah jetzt auch interessiert auf seine Verlobte und fragte sich etwas skeptisch dasselbe wie Shino.

Und was wäre, wenn sie nicht einverstanden wäre? Er könnte Sakura sicher nicht zwingen, ihn Gegend en Willen ihrer Mutter zu heiraten...

Sakuras Gesicht wurde ernst.

„Ich denke nicht, dass sie ein Problem hat,“ sagte sie. „Aber am besten gehen wir nachher kurz bei ihr vorbei und fragen nach. Sie muss es ja eh‘ als nächstes erfahren!“ Sie sah auf Sasuke als wartete sie auf eine Bestätigung. Als sie von ihm nur einen absolut skeptischen und nicht sehr begeisterten Blick erntete, seufzte sie innerlich.

Sasuke und meine Mutter haben's irgendwie nicht so miteinander... das kann ja lustig werden.
 

––
 

Nachdem die Aufräumarbeiten beendet waren, machten sich Sasuke und Sakura als erstes auf den Weg zum Haus der Harunos. Auf dem Weg schwiegen sie. Wie immer war es Sakura, die das Gespräch begann.

„Ich wüsste nicht, was meine Mutter dagegen haben sollte,“ meinte sie, „Sie war doch vorher ganz verrückt darauf, dass wir heiraten. Das kann sie doch nicht einfach so ändern... nicht nur wegen Sex!“

„Hn,“ machte Sasuke. „Hauptsache, sie fällt nicht gleich wieder in Ohnmacht, wenn wir ihr davon erzählen.“
 

––
 

Ayame Haruno fiel nicht in Ohnmacht. Aber sie reagierte auch nicht so, wie Sakura es gerne gehabt hätte. Sakuras Vater war arbeiten und nicht zu Hause.

„Aha,“ kam zuerst nur von der Frau auf die Nachricht ihrer Tochter, sie wolle ihren Freund Sasuke heiraten. Sasuke war schon verwundert – wie jetzt, redete die Frau nicht sonst immer so viel?

Dann kam noch mehr.

„Heiratet ihr jetzt, weil ich denke, vor der Hochzeit zusammen ins Bett zu springen ist ungezogen? – Also, ich kann es euch ja schlecht verbieten, da ihr eh‘ schon munter zusammen ins Bett geht, braucht ihr jetzt auch nicht mehr zu heiraten.“
 

Sasuke starrte seine zukünftige Schwiegermutter an. Und Sakura keuchte. Das hatte sie befürchtet... genau diese Reaktion hatte sie befürchtet. Und der schnippische Ton ihrer Mutter zeigte ihr ziemlich deutlich, dass sie doch relativ beleidigt darüber war, dass sie so dreist hintergangen und belogen worden war. Verständlicherweise.

„Mama, nein!“ warf die Rosahaarige ein, „Es ist nicht deshalb! Wir wollen heiraten, weil wir uns lieben!“

„M-hm, aber eine nicht sehr platonische Liebe, huh?“

„Mama, wir haben unsere eigene Art, uns zu lieben, die ist eben nicht vergleichbar mit der von vor sechzig Jahren, oder wann auch immer du mal jemanden geliebt hast!“ Gegen ihren eigenen Willen wurde Sakura schon wieder ärgerlich. Aber verdammt, dieses Geschmolle ihrer Mutter nervte sie!

„Besten Dank,“ schnappte die Mutter beleidigt, „Macht doch, was ihr wollt. Ich werde ja sowieso nicht um Zustimmung gebeten, was soll's also.“

„Was meinst du, wieso wir gerade hier sind?!“ fragte Sakura ungläubig und erhob sich, „Aber von mir aus... glaub, wir wären notgeil, ich liebe Sasuke-kun und werde ihn heiraten, ob’s dir passt oder nicht!“ Sie ging in Richtung Stubentür. „Gehen wir, Sasuke-kun?“
 

Sasuke seufzte tief. Er hatte gehofft, sich das sparen zu können. Aber dem war wohl nicht so...

Er blieb sitzen und sah Sakuras Mutter direkt ins Gesicht, bevor er sprach.

„Sie haben recht,“ sagte er, „Wenn wir sowieso nur Sex wollen und das sowieso schon haben, brauchen wir nicht zu heiraten. Aber wir heiraten ja trotzdem und ich möchte nicht, dass Sakura meine Frau wird, weil ich mit ihr schlafen will – wie Sie selbst sagen, das kann ich auch ohne Hochzeit ganz gut.“

„Von gut war keine Rede,“ sagte Ayame Haruno und verengte die Augen zu Schlitzen. Sakura blieb in der Tür stehen und sah Sasuke fassungslos an. Was tat er da? Er stritt mit ihrer Mutter?!

„Sasuke-kun...?!“ machte sie, aber er ignorierte sie gekonnt.

„Ich möchte Sakura heiraten, weil sie mir wichtig ist,“ sagte Sasuke und es fiel ihm schwer, die grimmige Schwiegermutter die ganze Zeit anzustarren. „Sie ist für mich der wichtigste Mensch der Welt und ich möchte, dass sie für immer bei mir bleibt, deshalb möchte ich, dass sie meine Frau wird. Wir werden zusammen eine Familie gründen und auch Sie und Ihr Mann sollen zur Familie gehören.“ Er merkte, wie Sakura ihn von hinten anstarrte und sah, dass ihre Mutter ihn ebenfalls entsetzt ansah, ihre Augen wurden immer größer. Sakura zitterte.

Sasuke-kun... ...

Sie hatte noch nie erlebt, dass er so viel redete – vor allem mit ihrer Mutter!
 

Sasuke schnappte nach Luft.

„Soll ich ganz ehrlich sein?“ machte er, „Sie mögen mich nicht und deswegen ist es mir eigentlich ziemlich egal, ob Sie einverstanden sind.“

Sakura erstarrte, ebenso ihre Mutter, die weiß wurde. Und Sakura zweifelte jetzt an Sasukes Verstand. War der verrückt, alles noch schlimmer zu machen?!

Da fuhr er fort.

„Aber Sakura ist es nicht egal, deswegen werde ich von mir aus so lange hier sitzen und auf Sie einreden, bis Sie einverstanden sind!“
 

––
 

Sakura hatte in dem Moment das Gefühl, ihre Knie würden nachgeben, so sehr zitterte sie ob des Schauers, der ihr über den Rücken lief. Aber es war ein angenehmer Schauer...

Sasuke redete viel.

Und mit ihrer Mutter.

Aber das Erstaunlichste von allem war...
 

Er tat es nur für sie.
 

„S-...Sasuke-kun...“ flüsterte sie und beherrschte sich stark, um nicht vor Freude über diese Geste von ihm an seinen Hals zu springen und ihn zu Tode zu knuddeln. Als sie in das Gesicht ihrer Mutter sah, fiel ihr die Beherrschung noch schwerer: ihre Mutter lächelte. Sasukes Auftritt hatte sie offenbar genauso beeindruckt wie er ihre Tochter beeindruckt hatte.

„Du gibst dir ja wirklich beachtliche Mühe...“ meinte sie, „Und das auch noch um ihretwillen... das ist wirklich süß gewesen, was du gerade gesagt hast. – Dann geht es also wirklich um mehr als nur das Bett?“

„Natürlich,“ machte Sasuke. Sakura war zurückgekommen und stand jetzt vor Freude strahlend neben dem Sofa, auf dem Sasuke saß. „Also?“ fragte er dann, „Geben Sie uns Ihren Segen?“

Frau Haruno musste jetzt noch mehr lächeln.

„Ja, das tue ich. Ich will meine Tochter doch nicht aus der Familie ausschließen...“
 

––
 

Damit stand der Hochzeit an sich nichts mehr im Wege. Abgesehen von...
 

„AARGH!! Dieses Kleid ist ja furchtbar und viel zu eng!!“ meckerte Sakura und zwickte an ihren Hüften herum, „Ich sehe aus wie eine Wurst in ihrer Pelle!“

„Komisch,“ machte Ino, die zusammen mit TenTen, Hinata und Naruto auf einer mit Stoff überzogenen Bank in einem teuren Designermodeladen saß. In der Hand hielt sie – genau wie die drei anderen – einen Becher mit Eistee, den sie mit einem Strohhalm trank. „Dabei bist du doch sportlich ziemlich aktiv, wie kannst du da fett werden, Stirni?“

„Sportlich aktiv ist gut!“ machte Sakura und wackelte vor ihrer Hochzeitskleid-Jury in dem engen Abendkleid hin und her, „Ich hab ewig keine Mission mehr bekommen, überhaupt scheint ja in puncto Kiri gerade Missionen-Flaute zu herrschen!“

„Das habe ich gar nicht gemeint,“ stöhnte Ino, „Ich meine, Sex ist auch Sport, und so viel, wie du davon hast-...!“ Sie duckte sich, weil Sakura einen Kleiderbügel nach ihr warf. Die drei anderen glucksten, wobei Hinata noch errötete.

„Jetzt zieh ein anderes Kleid an, bevor es platzt, die Sachen hier müssen doch irre teuer sein!“ bemerkte Naruto und zeigte auf die Umkleidekabine. Sakura starrte ihn wutschnaubend an.

„Was willst du Idiot überhaupt hier, du bist ein Kerl!! Du hast keine Ahnung von Kleidern! – Hoffe ich zumindest!“ Ino und TenTen lachten schallend los. Naruto trank genüsslich seinen Eistee.

„Ich will doch die Zeit nutzen, die ich nicht auf Mission bin, um bei Hinata-chan zu sein!“ erklärte er, „Und da sie hier ist, bin ich auch hier!“
 

Sakura schüttelte genervt den Kopf und sah die vier auf der Bank an. Wie sie da saßen, alle das linke Bein über das rechte geschlagen und alle einen Eisteebecher in der Hand, wie die Hühner auf der Stange! Irgendwo war es schon ein Bild für die Götter.

Sie wackelte zurück zur Umkleide, um sich aus dem Kleid zu zwängen und das nächste anzuprobieren. Sie fragte sich, ob sie in diesem Laden überhaupt je etwas finden würde oder ob die hier nur XXS führten. Ino hatte sie in diesen Laden geschleppt, nachdem die Blonde darauf bestanden hatte, mit ihr ein Kleid für die Feier zu kaufen – das traditionelle Gewand für die Zeremonie war schon bestellt worden. Na ja, wenn Ino hier kaufte, war das eine Sache. Sie, Sakura, war nun mal nicht ganz so dünn wie ihre Freundin. Inzwischen war sie allerdings nicht mehr neidisch auf Ino, nachdem Sasuke ihr einmal gesagt hatte, dass zu dünne Frauen überhaupt nicht attraktiv waren. Und Sakura war ja nicht dick, sie war weiblich gerundet. Basta. Und für jedes Kleid waren ihre Hüften zu breit gewesen bisher – wenn es mal nicht die Hüften gewesen waren, dann ihre Oberweite, die auch größer als Inos war, worauf Sakura nach wie vor stolz war.

„Wenn das nächste nicht passt, gehen wir wo anders hin!“ bestimmte Sakura entschlossen, während sie das nächste Exemplar hochhielt und es sich erst mal anhielt.

„Wir können dir auch eins anfertigen lassen!“ machte Ino energisch, „Solange Sasuke-kun zahlt, ist doch wurst!“
 

Ja, Sasuke hatte Sakura großzügigerweise versprochen, ihre Hochzeitskostüme zu bezahlen, was Sakura ziemlich überrascht hatte. Na ja, er hatte ja das gesamte Geld seines Clans geerbt... da der Uchiha-Clan einer der anerkanntesten Clans Konohas gewesen war, musste das eine Menge sein.

„Aber wenn er es zahlt, müssen wir deshalb noch lange nicht so teuer wie nur möglich einkaufen,“ widersprach die Rosahaarige Ino, „Das wäre doch... wie ausnutzen, das ist gemein.“

„Oh, komm schon,“ machte Ino, „Du wirst die Frau des großen Uchiha-Erben und damit die First Lady des krassesten Clans Konohas!“ Sie erntete ein beleidigtes Schnauben von TenTen. „Na gut, die Hyuugas sind auch krass.“

TenTen war immerhin die Frau eines Hyuugas, wenn auch nur aus der Nebenfamilie.

„Was ich damit sagen will,“ fuhr die Yamanaka fort, „Wenn Sasuke dir schon so großzügig sein Budget anbietet, will er auch, dass du dir ein krasses Kleid kaufst, das krass-konkret zum krassen Uchiha-Clan passt! Die Uchihas sind doch immer so protzig, vermutlich musste du dir noch überall kleine Uchihasymbole aufnähen lassen...“

„Wie süß,“ giggelte Sakura in ihrer Kabine. Ino bezeichnete das dauernde Tragen des Clansymbols mehr als fanatisch als als süß, aber sie sagte mal nichts. Statt dessen sah sie die Hühner neben sich auf der Bank an.

„Hallo?! Könnt ihr auch mal was sagen, statt da dumm zu sitzen und Eistee zu schlürfen?! Ich leiste hier Schwerstarbeit als Kleidungsberaterin einer Uchiha-Braut!“

„So... hey, das passt besser,“ kam es da von der Uchiha-Braut, die aus der Kabine kam, und alle sahen sie an. Das Kleid war schlicht, lang, hatte keine Ärmel und war schwarz. Ino runzelte die Stirn.

„Also die Farbe ist komisch,“ sagte sie, „Schwarz ist zwar elegant, aber für ´ne Hochzeit? Ich meine, dann siehst du aus wie ein Trauerkloß... außerdem wird Sasuke schon in schwarz rumlaufen – hat er je eine andere Farbe getragen als schwarz und dunkelblau? – da solltest du etwas anderes tragen, das sich wenigstens ein bisschen von ihm abhebt, da deine Haare es schon tun.“

„Sasuke hatte aber mal ´ne weiße Hose,“ erinnerte sich Naruto an sehr alte Zeiten.

„Damals war er zwölf, das ist vorbei,“ bemerkte TenTen.

„Na ja, zumindest passt es,“ machte Sakura. Sie sah an sich herunter. „Hm, aber du hast recht, irgendwie ist das auch nicht das Richtige. Eigentlich... dachte ich ohnehin mehr an etwas... na ja, traditionelleres. Ich meine, die Uchiha-Familie ist ja auch eine recht traditionell veranlagte Familie gewesen, oder? Zumindest das Haus und so.“ Sie hatte das alte Uchiha-Anwesen nur auf Fotos bei Sasuke gesehen, und der hatte reichlich wenige Fotos von dem Anwesen, in dem er die ersten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Nachdem Itachi den Clan ermordet hatte, hatte Sasuke dort nicht mehr gewohnt, und einige Jahre später hatte er zugestimmt, das riesige, leerstehende Gebäude abreißen zu lassen. Er selbst hatte nicht mehr dort wohnen wollen, will einfach viel zu viele Erinnerungen in den Räumen gesteckt hatten, wie hätte er sich auf irgendetwas konzentrieren können, wenn er ständig an seine tote Familie hätte denken müssen? Und da ein so großes Gebäude, das nicht genutzt wurde, reine Platzverschwendung war, hatte man sich mit Sasukes Einverständnis dazu entschieden, es abzureißen. Sakura fragte sich, ob Sasuke das jetzt bereute, wo er doch den Clan wieder aufbauen wollte.
 

Es war dieses Mal nicht Ino, die antwortete, sondern Hinata.

„Das finde ich eine gute Idee,“ meinte sie, „Das mit dem traditionelleren.“ Sakura freute sich, dass jemand ihrer Meinung war.

„Okay,“ machte Ino grübelnd, „Dann habe ich eine Idee dazu. – Sakura, zieh deine normalen Sachen wieder an, wir gehen wo anders hin! Ich kenne einen hübschen Laden, in dem kannst du die krassesten traditionellen Gewänder anfertigen lassen!“

„Ich weiß, welchen du meinst!“ freute sich TenTen, „Bloß drei Straßen weiter von hier, nicht? Da hab ich auch mein Kleid für meine Hochzeit machen lassen, die machen echt hübsche Sachen! – Und die Hyuugas sind noch viel traditioneller veranlagt als die Uchihas, glaub mir... und denen hat es jedenfalls gefallen!“

„Okay, dann wäre das geklärt und wir gehen da mal hin,“ grinste Sakura fröhlich.
 

––
 

Sasuke öffnete die Wohnungstür und wurde von einem Haufen wild plappernder Mädchen und Naruto überrascht, die davor standen und sich jetzt in die Wohnung drängelten.

„Was zum...?“ machte er konfus und sah zu, wie sich Sakura mit Ino, Hinata, TenTen und Naruto in seine Stube zwängte. Inzwischen ging die Sonne unter.

„Sasuke-kun!“ grüßte Ino ihn winkend, die auf dem Sessel in der Stube saß. Sakura saß auf dem Bett und die anderen standen, da kein zweiter Stuhl oder Sessel da war und man sich nicht einfach auf anderer Leute Bett setzte. Sakura durfte das, die schlief da immerhin fast jede Nacht drin.

„Wo kommt ihr denn alle her?“ fragte der Uchiha verwirrt. „Seid ihr jetzt endlich fertig mit einkaufen??“

„Ja, der Laden hat jetzt zugemacht,“ machte Ino. In der Tat hatte es irre lange gedauert, bis Sakura sich für die Stoffe, Farben und Muster und den Schnitt entschieden hatte und bis die Damen im Laden sie korrekt vermessen hatten, um das Kleid für sie zu nähen. „In einer Woche können wir das Kleid abholen,“ erklärte die Blonde grinsend. Sasuke lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand.

„Und?“ machte er, „Was ist es jetzt für ein Kleid?“ Sakura tadelte ihn:

„Du darfst doch nicht vor der Hochzeit wissen, wie die Braut aussehen wird! – Na ja, das Gewand für die Zeremonie kennst du ja sowieso, die sehen ja an sich immer gleich aus. Aber für das Fest nachher haben wir was bestellt.“

„Aha,“ machte Sasuke, und sein Tonfall erinnerte Sakura unwillkürlich an ihren Vater, worauf sie grinsen musste. „Und was macht Naruto bei euch?“ wunderte Sasuke sich dann.

„Ja, er wollte bei Hinata sein,“ erklärte TenTen und zuckte mit den Achseln.

„Ach Gott, Leute, in der Küche sind noch zwei Stühle, die könnt ihr euch gerne holen! Ihr steht da rum...!“ fiel Sakura erschrocken auf, „Dürfen sie doch, Sasuke-kun?“

„Hn,“ machte Sasuke quasi kommentarlos. Naruto zog los und holte zwei Stühle aus der Küche, den einen gab er TenTen. Auf den zweiten setzte er sich selbst und nahm die sofort errötende Hinata auf seinen Schoß. Sakura lächelte.

„Ihr seid so süß zusammen...“

„Hehe,“ grinste Naruto zufrieden und drückte Hinatas zierlichen Körper an sich, „Klar ist sie süß, sie ist ja auch Hinata-chan!“

„N-...Naruto-kun...“ nuschelte Hinata und wechselte die Farbe von rot nach lila, als er sie so fröhlich knuddelte. Die anderen lachten, sogar Sasukes Mundwinkel zuckten kurz.

Dann wurde er aber wieder ernst:

„Sagt mal, was... genau wollt ihr jetzt alle hier, Ino??“
 

„Na,“ machte Ino, „Wir müssen doch noch die Gästeliste bequatschen! Das Restaurant ist ja schon klar, und wer soll alles kommen?“

Sakura und Sasuke sahen sich an.

„Na, ihr hier auf jeden Fall...“ grinste Sakura, „Und natürlich alle anderen aus unserem Jahrgang, also Kiba, Shino, Shikamaru, Chouji, Neji, Lee...“

„Wir auf jeden Fall? Boah, ich hätte dich auch ermordet, wenn du mich nicht eingeladen hättest, nachdem ich dein Kleid organisiert habe!“ beschwerte Ino sich grinsend.

„Na ja,“ fuhr Sakura unbeirrt fort, „Natürlich Tsunade-sama... Jiraiya-sama kann auch gerne kommen! Meine Eltern natürlich, außer denen hab ich eh‘ keine Familie... Kakashi-sensei kommt natürlich auch!“

„Zumindest zu spät,“ addierte Naruto, worauf alle lauthals loslachen mussten.
 

––
 

Bis zum großen Tag vergingen noch etwa zwei Wochen, na ja, eigentlich nur eineinhalb. Es war Anfang Juli und der Hochsommer war jetzt endgültig in Konoha angekommen. Seit Wochen hatte es nicht mehr geregnet und die Hitze war mittags fast unerträglich, zumindest in der Sonne. In Sasukes Wohnung waren fast den ganzen Tag lang die Rollos unten, um das Licht von außen abzuschirmen, damit es sich drinnen nicht so aufheizen konnte.

Und dann kam endlich der Tag der Hochzeit. In der Nacht davor hatte Sakura endlich mal wieder bei ihren Eltern übernachtet – es wäre irgendwie dumm, wenn sie in der Nacht vor der Hochzeit bei Sasuke wäre, dann wäre die Hochzeitsnacht ja gar nichts Besonderes mehr. Und ja, nur eine Nacht, in der sie sich nicht sahen, machte da wirklich etwas aus! Ino glaubte ihr das zwar nicht, aber Sakura wusste es ja besser.
 

An dem Mittag stand die zukünftige Braut also zusammen mit ihrer Mutter und ihrer besten Freundin Ino in der Stube ihres Elternhauses und ließ sich helfen beim Anziehen des traditionellen Hochzeitsgewandes. Das Gewand war komplett weiß, genauso alles, was Sakura sonst trug, ihre Unterwäsche, ihrer Socken und die Sandalen. Weiß symbolisierte die Reinheit. Zu dem Gewand dazu gehörte ein aufwendiger, großer Kopfschmuck, natürlich ebenfalls in weiß, der Sakuras Gesicht beinahe verbarg.

„Oh... mein... Gott...!“ machte die Braut, „Ich habe Angst, mich in dem Ding zu bewegen, v-vielleicht fällt dieser überdimensionale Hut runter!“

„Hut, du bist gut!“ machte ihre Mutter, „So gehört das traditionelle Hochzeitsgewand nun einmal.“

„M-hm...“

„Ich helf dir nach der Zeremonie, das andere Kleid anzuziehen und mach dir die Haare,“ versprach Ino, „Wenn wir erst mal im Restaurant sind, muss es ja schnell gehen. – Wer kommt überhaupt alles mit zum Tempel?“

„Nur ganz wenige,“ meinte Sakura, „Na ja, meine Eltern, du, Shikamaru, Naruto, Hinata... ja, das war's eigentlich schon! Ich hab zuerst gedacht, dass ich Tsunade-sama, Jiraiya-sama und Kakashi-sensei auch mitnehme, aber Sasuke wollte so wenige wie möglich im Tempel haben...“ Sie kicherte jetzt. „Weißt du was? Ich glaube, er ist schon völlig nervös wegen der Hochzeit, gestern war er schon total genervt und so...“

„Na ja, er ist doch immer genervt!“

„Hmm, aber gestern war er anders genervt und total süß...“

„Du, mein Fräulein, bist doch auch ziemlich nervös!“ lachte ihre Mutter und zupfte an dem weißen Tuch vor Sakuras Gesicht herum, „Natürlich seid ihr das, ihr heiratet! Das ist ein wichtiger Tag für euch beide, Sakura. Heute beginnt für euch ein... neuer Abschnitt eures Lebens.“ Sakura sah (mit etwas Mühe wegen des Hutes) zu ihrer Mutter und erstarrte, als sie sah, dass diese weinte.

„Mama...?“

„Ich... ich... freue mich so für dich!“ schniefte die Frau, „Ich freue mich so, dass mein Mädchen jetzt eine Frau wird... ... und ich wünsche... dir von ganzem Herzen, dass er der Richtige für dich ist. Auch, wenn mein erster Eindruck nicht so berauschend war... auf den zweiten Blick habe ich jetzt auch ein gutes Gefühl, wenn ich daran denke... dich in seine Obhut abzugeben.“ Sakura starrte sie an und war fassungslos vor Rührung.

„Oh n-nein...“ machte sie und trat zurück, „Bitte nicht, ich weine gleich! Wie sieht das denn aus, wenn i-ich verheult in den Tempel komme?...“
 

Ehe sie weiter reden konnte, hatte ihre Mutter sie in die Arme geschlossen.

„All die Jahre lang... ja, neunzehn Jahre lang bist du mein kleines Mädchen gewesen,“ murmelte die Frau an ihrem Hals, und Sakura drückte ihre Mutter gerührt an sich. „Es fällt mir schwer, dich jetzt gehen zu lassen... aber wenn ich das Gefühl habe, dass Sasuke dich glücklich machen wird und gut für dich sorgen wird... d-dann macht es mich glücklich, dich heute so zu sehen. Und ich habe dieses Gefühl inzwischen bei ihm... es wird sicher ganz toll mit euch beiden!“

Sakura zitterte. Sie fühlte sich so erfüllt von so vielen Gefühlen... so viel Freude über die Hochzeit, die bevorstand... so viel Rührung durch die Worte ihrer Mutter und so viel Wehmut darüber, dass ihre Mutter vor Freude für sie weinte.

„Mama...“ flüsterte sie, „Egal, wen ich heirate oder wo ich bin, ich... ich werde immer dein kleines Mädchen sein! Das... das weißt du doch.“
 

Sie wurden unterbrochen, weil Ino anfing zu heulen. Die beiden Harunos sahen auf, da drehte die Blonde sich schluchzend von ihnen ab und stampfte aus dem Raum.

„Du blöde Kuh, Sakura!“ flennte sie, „Jetzt ist mein Make-up völlig versaut!! Was müsst ihr so rührendes Zeug labern, dass ich heule, verdammt...?!“ Sie war natürlich nicht wirklich wütend.

Über die Einlage mit dem Make-up mussten Sakura und ihre Mutter lachen.
 

––
 

Vor dem kleinen Tempel wartete der Rest der klitzekleinen Hochzeitsgesellschaft. Die wenigen, die zur Zeremonie eingeladen waren, sollten sich geehrt fühlen, immerhin heiratete nicht jeden Tag der letzte Nachkomme des einst mächtigen Uchiha-Clans. Nachdem TenTen ein klein wenig beleidigt gewesen war, dass sie als einzige der Mädchen nicht eingeladen war zum Tempel, hatte Neji sie getröstet und behauptet, das mit den Uchihas wäre sowieso vollkommen überbewertet. Dann war TenTen aufgefallen, dass es ganz gut war, dass sie erst später zum Restaurant kommen sollte, weil sie ja noch eine Tochter hatte, die hübsch angezogen werden musste.
 

Sakuras Vater stand also zusammen mit Sasuke, Naruto, Hinata und Shikamaru vor dem Tempel. Jetzt, in der Mittagszeit, knallte die Sonne erbarmungslos auf das Dorf herunter, und Sasuke in seinem schwarzen traditionellen Kimono kam sich unheimlich fehl am Platz vor.

„Wenn die hier nicht bald auftauchen, bin ich geschmolzen...“ stöhnte er irgendwann so leise, dass ihn keiner hörte – außer Naruto, der ihm beipflichtete:

„Ich weiß jetzt, wie sich so eine Ramen-Nudel im Kochtopf fühlen muss...“

„Kannst du wenigstens bei meiner Hochzeit an was anderes denken als an Ramen?“

„Oh!“ rief Hinata entzückt, „Da kommt Sakura!“
 

Alle sahen auf und beobachteten die Braut, die begleitet von ihrer besten Freundin und ihrer Mutter, die sich beide richtig schick gemacht hatten, auf den Tempel zukam. Sasuke dachte sich, dass Sakura es gut hatte – sie musste nur weiß tragen, während er sich in seinem schwarzen Zeug wirklich wie eine Ente im Ofen vorkam. Weiß zog die Wärme ja nicht so sehr an wie schwarz!

Der große Hut auf Sakuras Kopf verdeckte fast ihr Gesicht, aber Sasuke sah, dass sie lächelte. Ihre rosa Haare hatte sie auf irgendeine ihm unbegreifliche Weise so unter den Hut gestopft, dass man nur noch einige Spitzen hinter den Ohren erkannte.

Er spürte in sich ein Gefühl aufsteigen, das er nicht beschreiben konnte, als er sie ansah, wie sie lächelnd auf ihn zukam, um seine Frau zu werden... seine Frau und Mitbegründerin des neuen Uchiha-Clans. Irgendwie war ihm schwindelig, konnte aber auch an der irren Hitze liegen und daran, dass man auf seinem mit schwarzen (!) Haaren bedeckten Kopf inzwischen vielleicht ein Ei hätte braten können. Ausprobieren würde er es nicht.

„Alle sind da,“ freute sich Ino, die sich zu ihrem eigenen Mann stellte, sobald sie die Gruppe vor dem Tempel erreicht hatten, „Dann lasst uns reingehen und beginnen! – Wo is’n der Priester?“

„Der hat wohl drinnen gewartet, während wir hier in der Sonne braten,“ murmelte Sakuras Vater mit seinem üblichen Sarkasmus in der Stimme.

„Guckt, was ich mitgebracht habe für unser Brautpaar,“ grinste seine Frau und zog einen großen, roten Schirm hervor, den sie über ihrer Tochter und Sasuke aufspannte. „Dann haben wenigstens die keine Sonne auf dem Kopf!“

„Die zehn Schritte bis zum Tempel haben sie das auch echt nötig,“ grinste Pfirsich-Papa, und seine Frau sagte nichts.
 

Im Tempel war es zwar kühler als draußen, weil es dort schummrig war, aber wirklich kühl war es auch nicht, als Sasuke neben Sakura vor dem Priester stand, alle anderen standen hinter ihnen, und der Priester segnete sie beide, sprach ein paar Worte und reinigte dann ihre Seelen. Das war so Tradition.

Und Sasuke hatte auch noch seinen Teil zu erledigen, vor dem ihm schon seit Tagen grauste... das Gelübde. Leider gab es da keine Floskel von wegen Ich werde sie lieben bis dass der Tod uns scheidet, fertig, das hieß, er hatte sich selber überlegen müssen, was er sagen wollte. Als ob er kreativ wäre... er war noch nie ein Mensch großer Worte gewesen.
 

Sasuke drehte sich zu Sakura um und sie hob noch immer strahlend vor lauter Lächeln ihren hübschen Kopf. Als er sie so sah, verlor er erst mal den Faden und verfluchte sich dafür. Aber er musste sie doch nur ansehen um zu wissen, dass sie die Richtige war, dass sie die Einzige war, die er für immer an einer Seite haben wollte... da musste er doch keine Worte drüber verlieren! Was sollte das überhaupt...

Er holte Luft, bevor er Sakuras Hand in seine nahm und sich zwang, sie trotzdem anzusehen, während er sprach.

„Mir ist nicht viel zum Sagen eingefallen,“ gestand er zu allererst. „Ich... du bist mir innerhalb des letzten Jahres so wichtig geworden, dass ich möchte... dass du für immer bei mir bleibst, Sakura. Hier und jetzt schwöre ich, dich zu lieben, zu versorgen und dir treu zu sein.“ Er machte eine unschlüssige Pause. „Sakura, du bist-... das Licht meiner Dunkelheit.“
 

Sakura starrte ihn an und sah auch, dass er sich offenbar über das wunderte, was er da gerade sagte. Und ihr Lächeln wurde immer breiter, als sie ihn ansah mit einem Blick, aus dem all ihre bedingungslose Liebe für ihn sprach. Bei ihrem Blick hielt Sasuke alle weiteren Worte und Rituale für völlig unnütz. Er sah sie einfach nur an und sah in ihren Augen ihre Zuneigung für ihn... ihre Liebe. Dieses Licht, dass er so liebte an ihr... und eben gerade hatte er zum ersten mal tatsächlich in Worte gefasst, was er schon so lange dachte und wusste...

Er hörte dem Priester nicht zu, als er noch diverse Worte sprach. Er wachte erst wieder richtig auf, als sie plötzlich Ringe tauschen mussten. Und weil er der Mann war, war er auch mal wieder der Erste, der diesen Job erledigen durfte. So nahm er die Hand seiner Braut in seine und steckte ihr einen neuen Ring auf, der sich kaum vom Verlobungsring unterschied. Genauso simpel und dennoch schön, ohne viel Prunk – Sakura erkannte ein winzig kleines Uchihasymbol auf dem Ring und musste lächeln.

„Ein altes Familienerbstück,“ erklärte er ihr. „Als Zeichen dafür, dass du jetzt ein teil der Uchiha-Familie bist.“
 

Sakura war so glücklich über diesen ganzen Tag, dass sie aus dem Lächeln nicht mehr herauskam. Langsam schmerzten ihre Mundwinkel, weil sie dauernd lächeln musste, so sehr freute sie sich. Und bei Sasukes letzten Worten musste sie sich bereits beherrschen, um ihm nicht um den Hals zu fallen und ihn nie wieder loszulassen. Sie nahm ihren Ring in die Hand, dem sie ihn dann aufsteckte.

„Und ich werde voller Stolz an deiner Seite bleiben und diesen Ring tragen als Zeichen meiner Zugehörigkeit zum Uchiha-Clan,“ sagte sie glücklich zu ihm.

Sakuras Mutter musste sich auch beherrschen, um nicht zu weinen. Sie tippte ihren Mann an:

„Ich habe unser Mädchen noch nie so glücklich gesehen, Momotaro... sieh sie dir an. Ist sie... ist sie nicht ein Engel mit ihrem Strahlen?“ Momotaro sagte zwar nichts, aber er lächelte.
 

Der Priester fuhr fort und nahm eine kleine Sakeschale, die er den beiden vorne hinhielt.

„So nehmt diese Schale mit geweihtem Sake und trinkt beide daraus, als Symbol eurer Verbindung zur selben Familie.“ Sasuke nahm die Schale entgegen, trank einen Schluck und gab sie Sakura, die dasselbe tat, um ihm die Schale zurückzugeben. Sie wiederholten diesen Vorgang noch zweimal, bevor die fast leere Schale wieder an den Priester ging, der lächelte. „Dann will ich euch hier und jetzt zu Mann und Frau erklären.“ Sakuras Lächeln wurde immer breiter und jetzt musste auch Sasuke lächeln, als sie seine Hände nahm. „Ihr dürft euch jetzt küssen,“ erlaubte der Priester ihnen großzügigerweise. Doch als Sakura sich schon strahlend auf ihren mann stürzen und ihn zu Tode küssen wollte, hielt er sie noch für einen winzigen Augenblick auf, ergriff ihre Handgelenke und sah sie mit einem Blick an, der sie stutzen ließ.

Und dieser eine, winzige Augenblick, nicht mal eine Sekunde lang, war plötzlich so wichtig wie ein Universum, als Sasuke lächelte.

„Ich liebe dich, Sakura.“
 

Er küsste sie.

Nie hatte er einen Augenblick passender gefunden, ihr das zu sagen, als jetzt. Das war er gewesen, der perfekte Augenblick, in dem er nichts so sehr gewollt hatte wie ihr zu sagen, dass er sie liebte. Und er wusste, wie glücklich er sie damit machte. Als sie sich innig und lange küssten und die wenigen Gäste sich ebenfalls fröhlich umarmten, fragte Sasuke sich, ob sie vor lauter Freude platzen könnte, so glücklich, wie sie gerade schien...

Ino heulte schon wieder und Sakuras Mutter auch.

„Oh manno...“ schniefte die Yamanaka, die die Mutter ihrer Freundin herzlich umarmte, „M-mein Make-up verwischt schon wieder...“
 

––
 

Mit großem Trara ging es dann zu dem Restaurant, in dem man einen Raum gemietet hatte, um zu feiern. Es war ein anderes, größeres und vor allem teureres Restaurant als das, in dem Ino und Shikamaru geheiratet hatten, aber Sasuke war ja auch ein Uchiha.

Vor dem Restaurant traf die Gruppe auf alle anderen Gäste. Im Endeffekt war doch wieder halb Konoha zusammengekommen, weil Sakura viele Leute, die sie von früher kannte, oder Kollegen aus dem Krankenhaus eingeladen hatte, die ihre ganzen Familien mitgebracht hatten. Inos Eltern waren auch da. Sakura fiel auf, das irgendwie keiner nur Sasukes Gast war, alle kannten entweder nur sie oder sie beide. Sasuke hatte keine Familie, die hätte kommen können, und der Typ für viele Bekannte war er auch nicht... irgendwie fühlte sie sich schon etwas dumm, weil alle Leute ihretwegen kamen und nur einige für sie beide, aber sie verdrängte diese Gedanken schnell, denn Ino hatte jetzt viel mit ihr vor.

„Komm!“ rief sie, „Wir müssen dich umziehen und frisieren, oder willst du mit diesem Hut essen?“

„Nein,“ lachte Sakura und sah Sasuke grinsend an, als sie ihn losließ, „Bis gleich!“

„Hn,“ machte Sasuke leicht überrumpelt, während sie alle mit viel Gedrängel in das Restaurant platzten und sich mit etwas Hin und her an Tischen einfanden. Sakuras Eltern saßen natürlich mit ihrer Tochter am selben Tisch.

„Hoffentlich ist das Essen hier schneller,“ grinste Naruto Sakuras Vater an, und dieser nickte.

„Jaja, ich war hier schon oft essen, hier sind sie schnell!“

„Ja,“ brummte Ayame Haruno, „Wenn das Essen bei mir zu Hause mal nicht schnell genug auf dem Tisch war, hieß es immer Dann gehen wir eben essen! “ Herr Haruno grinste nur.

Als plötzlich das Gemurmel der Leute lauter wurde, sahen auch die Eltern, Naruto und Sasuke auf – Ino kam gefolgt von Sakura zurück, die sie umgezogen und umfrisiert hatte. Und Sasuke traute seinen Augen kaum bei ihrem Anblick.
 

Das Gewand, das sie jetzt trug, war ein unglaublich kunstvoll verarbeiteter und aufwendig geschnürter Kimono aus weißer, blassgrüner und rosafarbener Seide, passend zu Sakuras haaren und Augen. Das Kleid war dünner als der Hochzeitskimono, aber sehr viel aufwendiger verarbeitet und musste auch sehr viel teurer gewesen sein. Ihre rosa Haare hatte Ino mit viel Mühe zu einer komplizierten Hochsteckfrisur gebunden. Auf ihrem Kopf thronten Haarspangen in Form von Kirschblüten und seidene Bänder verzierten das Ganze. Umgeben von den federleichten Seidenbändern und –tüchern sah sie jetzt wirklich aus wie ein Engel.

Als sie vor Sasuke stand, grinste sie.

„Gefällt es dir?“ fragte sie glücklich und drehte sich im Kreis. „Wir haben es extra anfertigen lassen, ich dachte, traditionell passt besser als ein schlichtes Abendkleid?“ Sasuke starrte sie nur an, wie sie sich um sich selbst drehte, wobei die Seidentücher wehten. Dann hielt er sie fest, als sie lachend gegen ihn kippte, und starrte sie noch immer fassungslos an. Sie richtete sich wieder auf, bevor er endlich den Mund aufbekam:

„Du... ... das ist wunderschön...“

Das war kein Ausdruck für das, was sie trug. Was sie war. Sie war nicht wunderschön, sie war viel mehr als das. Aber wie gesagt war er kein Mann großer Worte.

Sakura strahlte und ehe er sich versah, hatte er sie am Hals und sie küsste ihn leidenschaftlich. Die Gäste klatschten fröhlich und TenTen machte Fotos. Neji hatte seine Tochter auf dem Schoß und wippte sie auf und ab, weil sie sich langweilte. Aber sie konnten Haruka ja schlecht zu Hause lassen, außerdem machte es TenTen auch etwas Spaß, die Kleine herauszuputzen für ein so tolles Fest wie eine Hochzeit.

„Guck,“ sagte Herr Haruno zu seiner Frau, als Sasuke und Sakura sich lösten und sich jetzt langsam alle hinsetzten, „Da kommen schon die Getränke. Ich sag ja, hier sind die schneller.“

„Ja,“ murrte Ino, „Kann ja nicht jeder das Budget eines Uchihas haben!“

„Mehr arbeiten, würde ich raten,“ grinste Sakuras Vater, und Ino verdrehte die Augen.
 

––
 

Und weil Sasuke so ein großes Budget hatte, konnten am Abend auch alle nach Hause gehen mit dem Wissen, am nächsten Tag nicht aufräumen zu müssen.

„Ich denke, ich ziehe dann mal offiziell bei Sasuke-kun ein,“ eröffnete Sakura ihren Eltern, „Da ich ja sowieso schon ständig da bin, sollte euch das nicht weiter stören, oder, Mama?“ Dass Papa das nicht störte, war sowieso klar, was störte den eigentlich außer zu spät kommendes Essen?

„Wie, du willst jetzt all deine Sachen da rüberschleppen?“ machte ihre Mutter erstaunt, während sie zusammen mit ihrem Mann, Sakura und Sasuke als Letzte vor dem geschlossenen Restaurant stand. „Es ist doch mitten in der Nacht!“

„Doch nicht jetzt, aber so in den nächsten Tagen,“ meinte ihre Tochter, „Ich denke, für heute Nacht brauche ich nichts mitzunehmen.“

Ihre Mutter hustete gekünstelt.

„Aber nicht, dass du dich von uns entfremdest, oder so!“ beschwerte sie sich dann, „Klar, Sakura?“ Sakura musste lachen, bevor sie ihre Eltern beide einmal umarmte.

„Tu ich schon nicht! – Dann gute Nacht, kommt gut nach Hause!“

„Ihr auch!“
 

––
 

„Was willst du hier noch für Sachen herschleppen?“ fragte Sasuke sich zweifelnd und sah sich in der Wohnung um, während er sich auf sein Bett fallen ließ und die Arme im Nacken verschränkte. „Die Wohnung ist so schon klein genug...“

„Na hör mal, zumindest meine Klamotten brauche ich ja, außerdem könnte es nicht schaden, hier ein paar mehr Stühle anzuschaffen!“ kam es aus dem Bad, wo Sakura sich gerade aus ihrem komplizierten Kostüm schälte und ihre genauso komplizierte Frisur auflöste. Sasuke hatte seinen Kimono schon ausgezogen und hatte nur seine Shorts anbehalten – wer wusste schon, wie lange Sakura da noch brauchte...?

„Damit du deine plappernde Freundin noch öfter hierher einlädst, oder was?“ murrte er und hob seine rechte Hand, um den neu errungenen Ring daran zu betrachten. Sakura war jetzt tatsächlich seine Frau... seine Frau!

Das war alles noch so weit entfernt, dass es nicht greifbar war...
 

Er sah hoch, als er merkte, wie seine Frau um die Ecke in die Stube kam und sich vor das Bett stellte, auf dem er lag. Alles, was sie trug, war ein Handtuch, das sie aus dem Bad genommen hatte. Ihre Haare hingen ihr offen über die Schultern und sie lächelte, das Handtuch über ihrer Brust festhaltend.

„Na, Mister Uchiha?“ flüsterte sie, und er setzte sich auf. „Wir wollen doch nicht etwa das Wichtigste an der Hochzeit vergessen...“

„Hn...“ machte er und betrachtete sie ausgiebig, worauf sich ihr Lächeln vergrößerte.

„Ach ja, da ich ja die Mitbegründerin des neuen Uchiha-Clans sein werde, gehe ich mal davon aus, dass ich die Pille absetzen soll, oder?“

„Ja...“ murmelte er und rutschte an den Rand des Bettes, bis er genau vor ihr saß, sie unentwegt ansehend, wie sie da stand und ihn anlächelte. Er hob beide Hände und legte sie ihr sanft an die Hüften, bevor er begann, sie zu streicheln. „Das wird... gut, Sakura.“

„Ja,“ machte sie lächelnd und strich ihm über die schwarzen Haare, „Ich werde viele, kleine Uchiha-Babys bekommen!“

„Auf jeden Fall,“ bestätigte er das. Sie trat zwei Schritte vor ihm zurück, worauf er ihre Hüften loslassen musste, und ersah sie enttäuscht an, weil sie wegging. Doch er wurde ausreichend entschädigt, als sie das Handtuch auseinanderzog, das ihren Körper bedeckte. Das Tuch fiel zu Boden und gab ihren nackten, schönen Körper frei.
 

Sasuke sah sie einfach nur an.

Es war nicht so, dass er sie zum ersten mal nackt sah; er hatte sie schon oft nackt gesehen. Aber trotzdem konnte er sie stundenlang ansehen, wenn sie nackt vor ihm war, als würde er sie auswendig lernen. Jede Kurve ihres hübschen Körpers, jeden Zoll ihrer zarten, blassen Haut, jede Locke ihrer rosa Haare, die sich verspielt über ihren Schultern kringelte. Und ihre grünen Augen...

„Sakura...“ machte er und erhob sich vom Bett, aber kaum stand er, kam sie auf ihn zu und drückte ihn sachte wieder herunter, bis er wieder saß und sie sich kokett breitbeinig über ihn vor das Bett stellte, grinsend. Er blinzelte, als sie den Kopf zu seinem Ohr senkte und flüsterte:
 

„Halt dich ja nicht zurück heute Nacht... Sasuke!“
 

Das hatte er auch nicht vor.

Er packte sie und rollte sich mit ihr quer über das Bett, bis sie lag und er über ihr war, wobei sie lachte, bis er mit seinem Mund ihren verschloss. Sie umschlang mit den Armen seinen Nacken und gab sich seinem Kuss hin... und seiner Zunge, die in ihren Mund drang und ihre zum Kampf aufforderte. Und seine Hände, die begannen, über ihren nackten Körper zu streicheln, erst zärtlich, dann immer intensiver.

„Sasuke-kun...!“ keuchte sie und warf den Kopf zurück, während sie die Finger unter den Bund einer Shorts gleiten ließ. Er schnappte über ihr nach Luft, bevor er den Kopf über ihren Busen senkte und sie dort küsste. „Sasuke-kun, hör nicht auf...“

„Hn...“ machte er und ließ ein kurzes Grinsen auf seine Lippen kriechen, bevor er mit der Hand über ihren Bauch und weiter nach unten bis zwischen ihre Schenkel fuhr. „Würde ich nie tun, Sakura.“ Sie stöhnte und schloss die Augen bei seiner Berührung, die in ihr eine Welle aus purem Feuer auslöste.

Und für einen Moment hatte sie Angst, sie könnte verbrennen...
 

Ihre Hände glitten zitternd über seinen nackten Oberkörper und dann wieder hinunter, bevor sie an seinen Shorts zu ziehen begann, bis sie es endlich geschafft hatte, sie ganz auszuziehen. Und sie drückte sich gegen ihn, als seine Lippen wieder die ihren fanden und sie einen weiteren leidenschaftlichen Kuss teilten. Sie spürte, wie er über ihr erzitterte und leise aufstöhnte, als ihre Körper sich gegeneinander pressten, es kaum noch erwarten konnten, zu einem einzigen zu werden. Als er seine Hand wegnahm, seufzte sie zunächst und öffnete benommen die Augen, gleichzeitig lösten sie den Kuss. Sie sah sein Gesicht über sich und wie er sich düster über sie beugte. Düster, aber so voller Verlangen nach ihr, so voller Empfindungen für sie, dass sie die Hitze noch stärker spürte als zuvor.

Sie wusste nicht, was anders war als sonst... sie hatten es so oft getan, aber in diesem Moment waren plötzlich alle anderen Male davor Schall und Rauch.
 

Schall und Rauch gegen die Flamme, die ich jetzt spüre...
 

Ich will, dass wir uns nie wieder loslassen!
 

Sie spürte es tief in ihrem Inneren, als er sie berührte auf diese Weise, auf die er es schon oft getan hatte. Sie erzitterte mit der Intensität der Empfindungen, die sie überrollten, und lehnte keuchend den Kopf zurück, bis sie die Wand hinter sich sehen konnte.

„Sasuke...!“ keuchte sie den Namen ihres Mannes in die Dunkelheit des Zimmers, und sie spürte, dass er sich bewegte und sich über sie beugte, um ihren Busen zu küssen. Er stöhnte leise.

„Ich weiß...“ machte er zwischen mehreren Seufzern, „Ich höre nicht... auf, keine Angst...“

Und sie presste sich gegen die Hitze seines Körpers und schlang die Arme noch fester um ihn, als sie das Gefühl hatte, sie müssten im nächsten Moment zusammenwachsen. Inzwischen sah sie die Wand nicht mehr, denn die Umgebung war unwichtig...

„Ja...!“

Als sie die Augen schloss, verschwand dann alles um sie herum komplett...
 

––
 

--
 

so, tadam^^ ich hoffe mir knallt niemand n adult rein.... ich meine kommt, ich hab echt nichts bildhaft beschrieben ôó' stellt euch nicht so an uû

haha, geheiratet <3 ich weiß, viel Zucker in diesem Kapitel, vor allem die Szenen mit Sakuras Mutter^^ aber kommt, das musste sein^^
 

Achja!!^^

Ich hab etwas über japanische Hochzeiten recherchiert und michw eitgehend daran orientiert, wobei ich es ein klein wenig abgewandelt habe (normalerweise ziehen die Bräute sich noch einmal mehr um als sie es hier tun^^' das war mir zu umständlich und was solls XD)
 

So sieht das traditionelle Brautgewand aus, btw^^:

http://www.alexandsuze.com/wp/wp-content/uploads/2007/06/jpwedding2.jpg
 

Und so ähnlich sieht Sakuras zweites Kostüm aus^^ Das Bild stammt aus Fushigi Yuugi genbu kaiden Band 5^^

http://www.geocities.com/linnissite/kleid.PNG

Familie

„HERZLICH WILLKOMMEN, ES IST MAL WIEDER ZEIT FÜR EINE NEUE FOLGE VON ‚TEEHAUS KONOHA‘!! HEUTE WOLLEN WIR...!“ brüllte die Moderatorin mit der ätzenden Stimme Sasuke ins Ohr und riss ihn damit aus dem Schlaf. Er schrie vor Schreck auf und saß sofort senkrecht in dem großen Bett.

„WAS ZUM TEUFEL!!“ brüllte er und starrte auf den Fernseher, der gerade wieder leiser wurde – dann sah er Sakura, die mit der Fernbedienung grinsend daneben stand. Sasukes Gesicht verfinsterte sich. „Wie kannst du es wagen, mich so aus dem Schlaf zu reißen, du brutale Tante?! Weißt du, wie spät es ist, Sakura?“

„Oh ja, gleich elf,“ sagte sie und schaltete endlich den Fernseher aus, „Hat Teehaus Konoha die Sendezeit geändert?? Sonst lief das doch früher? Na ja, egal.“

Sasuke stöhnte und ließ sich wieder ins Kissen fallen.

„Sakura... wieso im Namen von allem, das heilig ist, weckst du mich um gleich elf mit... mit Teehaus Konoha in ohrenbetäubender Lautstärke?!“

„Weil ich dachte, davon wachst du bestimmt auf,“ verkündete sie munter, „Steh auf, geh duschen und mach dich fertig!“

„Ey...“ machte er genervt, und sie plapperte fröhlich weiter, während sie zu ihrem Kleiderschrank ging, der jetzt neben seinem stand (was die Wohnung erheblich verkleinert hatte) und darin herumzukramen begann.

„Ja, keine Zicken, Sasuke-kun! Ich bin jetzt deine Frau, ich darf dich auch wecken! Ich heiße jetzt Uchiha, das heißt, ich bin – wie Ino sagen würde – genauso krass wie du. Haha. Die Ich bin ein Uchiha-Ausrede kannst du dir also schon mal abschminken!“

„Ey, sag ich...“ setzte er zum zweiten Mal an und setzte sich langsam wieder auf.

„Nun komm schon, ich muss noch einkaufen und wenn ich wiederkomme brauche ich das Bad, also steh jetzt auf!“

„Sakura-... was ist mit dir los?! Wieso bist du bitte so hektisch, das ist ja furchtbar!“

„Ich weiß, du hasst früh aufstehen, aber komm, elf ist nicht früh!“

„Es hieß eben noch gleich elf!“

„Sasuke...“ Sie erhob sich und sah ihn zweifelnd an. „Hast du etwa vergessen, was für ein Tag heute ist?!“
 

Sasuke starrte sie an.

Das klang nicht gut. hatte er mal wieder ein Essen bei ihren Eltern vergessen? – Nein, unmöglich, bei denen waren sie vor zwei Wochen erst gewesen. Hochzeitstag? Blödsinn, das war doch noch kein Jahr her, es war erst Oktober! Geburtstag hatte Sakura auch erst im März...?

Seine Frau half ihm netterweise weiter.

„Heute ist Narutos Geburtstag, du Idiot! Und wir sollen in ein paar Stunden da sein!“
 

––
 

Sasuke blinzelte.

Das war jetzt das Letzte, worauf er gekommen wäre. Narutos Geburtstag!

„Wieso hat der heute Geburtstag...?“ fragte sich der Uchiha müde und kratzte sich am Kopf, erhob sich aber gehorsam aus dem Bett und schlurfte in Richtung Bad.

„Na, wieso wohl?“ machte Sakura schnippisch, „Weil seine Mutter ihn heute vor neunzehn Jahren bestellt hat und der Postbote ihn gebracht hat!“

„Haben wir ein Geschenk?!“ wunderte Sasuke sich, während er in der Tür zum Bad innehielt.

„Ja, natürlich haben wir das! Ich habe es gekauft und eingepackt, während du weg warst!“

„Aha... und was ist es? Instantnudeln?“

„Quatsch! Ich hab ein paar Stapel Shuriken besorgt, weil er seine dauernd verdaddelt, das hat Hinata mir erzählt! Und ich habe ein Buch über Genjutsu gekauft, vielleicht lernt er dann ja mal was darüber, davon hat er nämlich keine Ahnung.“

„Naruto kann lesen?“ kam es von Sasuke, und Sakura warf glucksend ein Kissen nach ihm, verfehlte ihn aber.

„Du bist ja ein toller Freund!“ Sasuke sparte sich einen Kommentar, weil er wusste, dass sie genau merkte, dass er solche Kommentare über Naruto nicht ganz so ernst meinte, wie sie klangen. Sakura war diesen Humor erstaunlich gewohnt – denn sie hatte einen Vater, der exakt denselben Tick hatte. Vielleicht waren ihr Vater und Sasuke ja heimlich verwandt?
 

––
 

Für Oktober war es recht warm, obwohl es den größten Teil des Sommers geregnet hatte. Offenbar war der Sommer dieses Jahr verspätet nach Konoha gekommen und brachte schönes Wetter zu Narutos Geburtstag mit.

„Ob Hinata auch bald zu Naruto zieht?“ fragte Sakura sich, während sie zusammen mit Sasuke am frühen Nachmittag auf dem Weg zu Narutos Wohnung war.

„Dahin?!“ machte er, „Die Wohnung ist doch noch kleiner als meine! Da passen nun echt keine zwei Leute rein.“

„Hm,“ machte Sakura nachdenklich. Sasuke addierte:

„Na ja, andererseits hat Hinata bestimmt nicht so viel Krempel, den sie mit sich herumschleppt bei einem Umzug und keinen ganzen Kleiderladen...“

„HALLO?!“ schimpfte seine Frau, „Guck dir Inos Schrank an, ja?! Das ist ein Kleiderladen, dagegen ist meiner ein Flohmarktstand!“

„Ich will Inos Schrank gar nicht sehen, besten Dank.“ Sakura verlagerte das Gewicht des (nicht sehr schweren) Geschenks auf ihren Armen.

„Außerdem, was Hinata-chan angeht... ich glaube, ihr Vater ist nicht ganz so begeistert von der Vorstellung dass seine Tochter mit Naruto zusammen ist... der wird sie nicht zu ihm ziehen lassen, fürchte ich!“

„Hiashi Hyuuga dürfte da schlimmer als deine Mutter sein, stimmt,“ murmelte Sasuke grübelnd.

„Oh ja, um einiges schlimmer!“ Sie erreichten Narutos Wohnung und kaum, dass sie vor der Tür standen, flog diese auf, ohne dass sie geklingelt hatten, und etwas flog ihnen entgegen, warf sich an Sakuras Hals und lachte schallend.

„STIRNIII!!“
 

„Ino-Schweinchen!“ erwiderte Sakura die Begrüßung ihrer Freundin verwundert und belustigt zugleich, „Wieso überfällst du mich so?!“

„Na, ich habe euch schon von Weitem kommen gehört!“ Sasuke räusperte sich. „Erscheinen gehört, jaja, schon gut!“ korrigierte sich die Yamanaka mit verdrehten Augen, ließ Sakura los und haute Sasuke auf den Kopf. „Du denkst auch nur an das Eine, was?! Wundert mich echt, dass Sakura nicht längst schwanger ist! Oder kann Sasuke-kun letzten Endes keine Babys machen?“

„HALT DIE FRESSE!!“ fuhr jener sie ungewollt härter an als geplant, und augenblicklich verstummten alle Geräusche in der Wohnung. Sakura und Ino sahen Sasuke entsetzt an, der nur nach Luft schnappte und den Mädchen einen Mörderblick schenkte.

„Okaaay...?“ machte Ino langsam und wich zurück, „Sakura, was hast du mit ihm gemacht, dass er so gereizt ist? Zu wenig Sex?“

„Na, er war doch letzte Woche auf Mission, da kann ich nichts für!“

„Aha, wusst ich's doch!“

„Tss,“ machte Sasuke verärgert, drängelte sich an den Mädchen vorbei in die Wohnung und ließ auch einen verdatterten Naruto mit einer genauso verdatterten Hinata hinter sich. „Alles Gute, Dobe, tse.“

„Ähm...?“ machte Naruto und sah Sasuke nach, der um die Ecke verschwand. Inzwischen kamen auch die Mädchen herein und Sakura lachte.

„Lass ihn, er ist genervt, weil ich ihn heute geweckt habe. – Alles Gute zum Geburtstag, Naruto! Haha! Guck, was ich mitgebracht habe!“

„GESCHENKE!“ grölte der Blonde und riss das Paket an sich, um es voller Ungeduld auszupacken wie ein kleines Kind. Hinata lachte leise.

„Naruto-kun, reiß dich zusammen! Du wirst doch keine fünf!“

„Nein, vier,“ korrigierte Ino mit schrägem Blick auf Naruto, der soeben das Buch und die Shuriken zu Tage gefördert hatte und ein lautes Ooohh! vernehmen ließ.

„Danke, Sakura-chan!“ freute er sich darauf und knuddelte seine Ex-Teamkollegin fröhlich, „Wie praktisch, ich hab nämlich zufällig gerade die meisten meiner Shuriken verloren...“

Na, so ein Zufall, dachte Sakura, grinste aber.

„Dann haben wir dir ja zufällig genau das Richtige geschenkt, haha!“
 

––
 

Für Narutos kleine Wohnung waren definitiv zu viele Leute da. Wie immer natürlich die Hälfte ihres Jahrgangs und auch Team Gai. Iruka und Kakashi waren auch zwischendurch da gewesen. TenTen hatte natürlich ihr Baby mitgenommen. Haruka konnte schon richtig laufen und rannte die meiste Zeit johlend durch die Wohnung, kletterte bei jedem der Gäste mindestens einmal auf den Schoß und auch wieder herunter und rannte weiter. Heute trug sie ein weißes Kleidchen mit passenden Söckchen.

„Auf's Sprechen hat sie wohl nicht so Bock, hm?“ machte Ino, die mit den anderen Mädchen auf einer Couch saß und redete, während die Männer ihre eigene Gesprächsrunde hatten. Die kleine Haruka war gerade auf ihren Schoß gekrackselt und stand jetzt auf Inos Oberschenkeln, während die Blonde das Kind an den Ärmchen festhielt.

„Na ja, sie ist ja nicht mal eineinhalb,“ machte TenTen, „Sie sagt Mama und Papa, Nein sagt sie auch sehr gerne...“

„Nein!“ grölte Haruka wie zur Bestätigung und grinste dabei über beide Backen. Sie hatte schon ein paar Zähnchen.

„Sie ist so süß...“ seufzte Sakura lächelnd, „Ich beneide euch echt, TenTen! Ich warte ja noch darauf, auch ein Baby zu bekommen!“

„Wieso bist du nicht längst schwanger?“ fragte Ino und sah sie an, „Ich mein... so, wie du und Sasuke-kun drauf seid, ist es echt komisch, dass du nicht...“ Sie kicherte. „Ach, deshalb war er so eingeschnappt, weil ich gesagt habe, er sei zeugungsunfähig! – Na, das wär ja mal geil, will seinen Clan aufbauen und kann's nicht... dann lach ich ihn aus, aber echt.“

„Ino!“ schnaubte Sakura verärgert, „So ein Blödsinn! – Ich glaube, irgendwer von uns musste dummerweise immer gerade dann auf Mission, wenn die zeit gut gewesen wäre!“ Sie seufzte wieder, während Haruka von Inos Schoß krabbelte und jetzt auf ihren eigenen kletterte. Sakura half der Kleinen hoch und setzte sie auf ihrem Schoß hin, wo sie sie auf und ab wippte. „Offenbar will Tsunade verhindern, dass wir Kinder bekommen!“ fiel ihr entrüstet ein, „Na warte, der zeig ich's schon! – Ich mein, ich hab im Juli die Pille abgesetzt, das heißt, es gab erst drei Möglichkeiten, es zu schaffen, das ist gut möglich, dass diese drei Möglichkeiten alle mit Missionen verbaut waren!“

„Ihr Armen,“ lachte TenTen, „Dabei sollte Tsunade-sama doch die neue Generation, also der Fortbestand unseres Dorfes, sehr am Herzen liegen!“

„Wir geben ihr so viel Sake, dass sie euch keine Missionen mehr geben kann!“ grinste Ino, und sogar Hinata lächelte amüsiert. „Komm schon, Sakura, legt euch ins Zeug, ich will doch Babyklamotten mit dir kaufen!“ Die Mädchen lachten. Haruka wackelte belustigt mit den Beinchen, immer noch auf Sakuras Schoß.

„Wieso kriegst du nicht selbst ein Kind von Shikamaru?!“ fragte TenTen Ino, „Statt die arme Sakura so zu drängen? Oder ist der etwa zeugungsunfähig?“

„Hallo...?!“ nölte Ino, und TenTen lachte.

„Kommt, ich bin die Einzige hier, die einen lebenden Beweis für die Zeugungsfähigkeit ihres Mannes hat!“ Sie zeigte auf Haruka.

„Nein!“ machte diese.

„Nichtsda Nein, wohl!“

„Nein!“

„Doch...“

„Nein!“

„Ooohh, nachher ist sie gar nicht Nejis Kind...“ grinste Ino, und alle lachten.

„Was unterstellt ihr mir, ihr falschen Schlangen...?“ grinste TenTen, und Sakura schüttelte sich.

„Oh nein, nicht Schlangen! Bei Schlangen muss ich an Orochimaru denken und der ist eklig!“

„Eklig und tot,“ erwiderte Ino zuversichtlich, „Ich glaub langsam echt, dass dieser Aufwand um Kiri totaler Blödsinn ist! Kein Nichts hat sich gerührt da! Nicht mal etwas auch nur im entferntesten Sinne merkwürdiges ist dort passiert, dieses Dorf ist sowas von absolut friedlich und dieser Mizukage sowas von absolut normal, wo soll da Orochimaru sein...?“

„Hmm...“ machte TenTen nachdenklich, „Ich weiß ja auch nicht! Wir können die Sache aber auch nicht einfach links liegen lassen, wir haben keinen Beweis dafür, dass er tot ist!“

„Aber auch keinen dafür, dass er lebt!“ machte Ino erstaunt. Sakura verdrehte die Augen.

„Leute – reißt euch zusammen! das hier ist ein Geburtstag, über Kiri diskutieren können wir auch morgen noch!“

„Stimmt,“ grinste Ino, „Kommt, wir gehen die Jungs nerven.“
 

––
 

„Sasuke-kun?“

„Hn.“

Sakura seufzte und drehte sich auf den Bauch, während sie an dem Abend neben ihrem Mann im Bett lag.

„Hey, fang nicht wieder mit dem Hn an! – Was ist, bist du wütend?“

„Hn.“

„Sasuke...!“

„Nerv nicht, Sakura. Gute Nacht.“ Er kehrte ihr den Rücken, indem er sich auf die Seite rollte. Sie seufzte leise.

„Hey, bist du jetzt wütend, weil ich noch nicht schwanger bin, oder was?! Hallo, ich kann auch nichts dafür...“

„Tss, hab ich auch nicht gesagt!“ schnappte er.

„Was ist dann dein Problem?“ Sie musste lachen. „Oder bist du immer noch beleidigt, weil Ino dich zeugungsunfähig genannt hat? Pff, was weiß sie denn, nimm dir sowas doch nicht so zu Herzen!“

„Sakura, mir ist egal, was Ino sagt.“

„Na also, was schmollst du dann rum?“

„Tse.“ Sie verdrehte die Augen, legte sich wieder auf den Rücken und zog die Decke höher.

„Ja, klar. Was kann ich auch anderes erwarten als tse oder hn!“
 

Sasuke sagte nichts mehr. War ihm doch egal, ob sein Hn oder Tse die störte. Und wenn sie jetzt wieder davon anfing, würde er garantiert nicht mit ihr diskutieren, er war das Thema einfach leid. Konnte sie es nicht einfach hinnehmen, dass er immer Hn und Tse sagen würde, egal, wie oft sie sagte, dass es sie nervte? Ihr ständiges Gefrage nervte ihn doch auch und er sagte es nicht jedes Mal, ganz einfach deshalb, weil es ständig zu sagen auch nervte. Wieso musste er bei ihr jede Gefühlsregung irgendwie begründen, verdammt?

Wieso bist du sauer, Sasuke?

Wieso bist du traurig, Sasuke?

Wieso bist du fröhlich, Sasuke?

Wieso bist du Sasuke, Sasuke?
 

Leck mich, Sakura.
 

Und ihm doch egal, wann sie schwanger wurde, irgendwann würde sie es schon sein! Sie waren ja erst drei Monate verheiratet... und offenbar war Orochimaru tatsächlich tot, denn weder ds Juin noch sonst etwas hatte sich gerührt. Kiri war vollkommen normal und unauffällig und das Juin fühlte er nicht mehr, als wäre es verschwunden. Es war noch da, es saß deutlich auf seinem Hals, aber früher hatte er immer gemerkt, dass es da war, wenn es gebrannt hatte. Und jetzt...?

Da Orochimaru also offenbar wirklich tot war, gab es auch nichts, was sie in naher Zukunft zu befürchten hatten... sie hatten Zeit. Viel Zeit, um ihre Familie aufzubauen. Und Sasuke schwor sich, den neuen Uchiha-Clan wie seinen Augapfel zu hüten, damit nicht wieder so ein Desaster alles zunichte machte.

Um seinem toten Bruder zu beweisen, dass der Uchiha-Clan nicht verflucht oder abhängig von der Finsternis war. Er, Sasuke, war der Dunkelheit entkommen. Und seine Kinder würden nichts mehr mit ihr zu tun haben.

Nie wieder!
 

––
 

Zwei Wochen nach Narutos Geburtstag wurde das Wetter schlecht. Und nicht nur das.
 

„Hat irgendwer noch irgendwas Merkwürdiges in Kiri bemerkt, Tsunade-sama?“ fragte Sakura ihre Meisterin erstaunt, während sie mit ihr zusammen in einem Hinterzimmer des Krankenhauses Akten sortierte.

„Nein,“ sagte die Hokage und runzelte die Stirn, „In Kiri passiert nichts – nein, halt, weniger als nichts!“ Sie zog eine Braue hoch. „Aber vielleicht sollte uns das gerade Sorgen bereiten, an sich ist es schon fast zu ruhig, oder?“

„Ich glaube, wir werden paranoid,“ murmelte Sakura und schob einen Ordner in den Schrank, vor dem sie hockte, um einen neuen herauszuziehen. „Hm, mal sehen... nanu, der hier ist doch schon vor Wochen gestorben, wieso ist die Akte noch im Ordner?!“ Sie zog einen kleinen Stapel Papiere aus dem Ordner und warf sie in den Papierkorb hinter sich, „Tsunade-sama, du solltest öfter aufräumen hier!“

„Ey, ich bin hier Hokage! Schreib mir nichts-... Sakura? Alles in Ordnung?“ Die Rosahaarige strauchelte plötzlich und wurde blass.

„Ich-... mir ist plötzlich komisch, ich glaube, ich gehe besser zur-...“ Sie hustete, stand rasch auf, taumelte erneut und stützte sich noch rechtzeitig am Schrank ab, bevor sie sich die Hand vor den Mund hielt wie um die plötzlich aufkommende Übelkeit zurückzudrängen, die sie plötzlich spürte. Was war denn jetzt, eben war es ihr doch noch gut gegangen...?

„Ähm...?“ machte Tsunade besorgt, stand auch auf und runzelte die Stirn, da stolperte Sakura schon eilig in Richtung Tür und zum nächstbesten Badezimmer.

„Entschuldige mich-...!“ Weg war sie, und die Hokage runzelte verwundert die Stirn, bevor sie auf den Korridor hinaustrat. Als sie vor dem Bad stand, hörte sie ihre Schülerin drinnen würgen und husten, und sie zog erneut eine Braue hoch.

„Sakura?“

„Ist schon gut!“ kam es aus dem Bad, „M-mir war plötzlich so übel-...“ Sie erhob sich zitternd, spülte die Toilette aus und wusch sich den Mund und die Hände, bevor sie zu Tsunade auf den Flur trat und sich erneut zitternd über den Mund fuhr. „Ich weiß gar nicht, das k-kam... ganz plötzlich...“ Tsunade sah sie stirnrunzelnd an.

„Willst du erst sinnlos spekulieren oder soll ich dir sofort einen Schwangerschaftstest holen?“

„Was??“ machte Sakura verwirrt. Tsunade sah sie konfus an.

„Na, wartest du nicht seit dem Sommer darauf? Und wäre es nicht recht logisch, wenn dir schon schlecht wird?“
 

Sakura sah sie eine Weile an und begriff ganz langsam, was Tsunade da sagte – und was es bedeutete! Ihr war noch immer etwas unwohl und deswegen schaltete sie offenbar auch langsamer als sonst...

Sie war schwanger?!

Endlich?!

„Oh m-mein Gott, glaubst du, ich bin...?“ machte sie sinnloserweise und war völlig fassungslos, worauf Tsunade grinsend den Kopf schüttelte und davonging.

„Komm mit und hör auf, so zu tun, als würde es dich so umhauen! Wir werden gleich sehen, ob du bist.“ Sie ließ das Wort schwanger genau wie Sakura im letzten Satz aus, während jene ihr eilig folgte.
 

––
 

Die Rosahaarige blinzelte.

„Wie jetzt, positiv?“

„Ja was wie jetzt, was versteht du an der Nachricht nicht?“ fragte Tsunade verwundert und verschränkte kopfschüttelnd die Arme. „Die Schwangerschaft scheint dir zu Kopfe zu steigen, du bist ja völlig verwirrt! Dabei ist noch nicht mal ein Monat rum, du hast noch viel Zeit vor dir!“
 

Es war nicht so, dass Sakura nicht begriff, was Tsunade sagte... sie wusste selbst nicht, was sie so verwirrte. Dass sie etwa ein Vierteljahr lang darauf gewartet hatte, diese Nachricht zu bekommen, sodass es jetzt wie eine mit einem Plopp zerplatzende Traumblase war, die plötzlich Realität geworden war...?

Sie war schwanger! Oh Gott, sie war schwanger! Und in ihrem Bauch würde Sasukes Kind heranwachsen, der erste kleine Erbe des neuen Uchiha-Clans.

Sakura konnte das Grinsen nicht länger unterdrücken, das sich auf ihr Gesicht schlich, bis es es vor Freude strahlend erhellte. Tsunade musste darüber zufrieden schmunzeln.

Offenbar hatte Sakura ihren Verstand wiedergefunden.

„I-ich bin... ich bin schwanger, Tsunade-sama!“ rief ihre Schülerin, „Um Himmels Willen, was Sasuke-kun sagen wird? Das ist ja... großartig!“

„Sasuke wird sich vermutlich ´nen Ast freuen, weil sein Uchiha-Clan auf dem besten Wege zur Wiederauferstehung ist,“ bemerkte die Hokage, während Sakura aufsprang und davonlief. „H-hey!! SAKURA!! Wo willst du bitte hin, du bist noch nicht fertig mit den Akten-...!!“

„Entschuldige, ich lasse mich für heute krank schreiben! Ich bin viel zu aufgeregt zum Arbeiten!“ rief Sakura ihr kichernd aus dem Flur zu und war schon fast weg. „Ich muss das erst mal allen erzählen!“

„Hey, WARTE!!“ brüllte Tsunade empört, weil Sakura sie einfach stehen ließ, und die Hokage schnaubte. „Boah, Frechheit! Von wegen krank schreiben! Und ich soll den Aktenscheiß alleine machen, na toll!“
 

––
 

Sasuke war trainieren und demzufolge nicht da. Die Erste, der Sakura es demnach erzählte, war ihre blonde Freundin Ino, die gerade im Blumenladen ihrer Eltern Blumen zusammenband. Bei der Nachricht ihrer besten Freundin stach sie sich vor Schreck die Dornen der Rosen, die sie gerade band, in den Finger, schrie auf und wedelte mit dem blutenden Finger herum.

„AUA, du Sau!!“ schrie sie Sakura an, „Du kannst mir sowas doch nicht erzählen, wenn ich Blumen mit Stacheln binde!! – Aber herzlichen Glückwunsch!“

„Entschuldige, Ino!“ lachte Sakura nervös, „Ich war so aufgeregt, ich musste es jemandem erzählen!“

„Hmm!“ machte Ino brummend und lutschte an ihrem Finger, „Sollte der Vater in spe es nicht zuerst erfahren??“

„Der ist nicht da, der trainiert. Außerdem... ich meine, das ist was Besonderes, das kann ich Sasuke-kun doch nicht beim Essen erzählen! Hast du eine Idee, wie ich ihm das elegant beibringen kann?“

„Du klingst, als würdest du befürchten, er könnte sich darüber ärgern,“ grinste Ino, klebte ein Pflaster auf ihren Finger und band weiter die Blumen, „Hallooo, in deinem Bauch ist jetzt der zukünftige Erbe des krass-konkreten Uchiha-Clans! Wenn Sasuke da keinen Grund hat, Party zu machen, weiß ich auch nicht!“

„Hör mit diesem krass-konkret auf, das nervt!“

„Ich finde das cool.“ Sie machte eine Pause, dann grinste sie schelmisch. „Aber du hast recht, irgendwie hat eine besondere Nachricht auch einen besonderen Moment verdient! Du kannst ja die Wohnung mit lauter Babysachen dekorieren, dann wird es ihm bestimmt leicht fallen zu raten, was du zu sagen hast!“

Die Vorstellung ließ Sakura die Brauen heben und die Stirn runzeln.

„Das ist affig.“

„Ich weiß, war bloß ein Witz. Hmm... aber ich habe eine andere lustige Idee! Warum soll Sasuke-kun denn bloß einmal große Augen machen, wenn er's auch gleich zweimal machen kann...?!“

„Was?!“ machte Sakura, und Ino beugte sich zu ihr herüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf die Rosahaarige erst bleich, dann rot wurde und sie dann erschrocken anstarrte. „Wie jetzt?! Nein... das machst du nicht ernsthaft mit mir!...“

„Oooh doch,“ grinste Ino, „Ich sag's dir, Männer stehen auf sowas. Gehen wir nachher kurz zusammen einkaufen?“
 

––
 

„Sakuraaa?!“ Keine Antwort.

Sasuke murrte genervt und ließ sich rückwärts auf das Bett fallen, während er sich in der spärlich beleuchteten Stube umsah. Überall Sachen! Verdammt, seit Sakura bei ihm wohnte, war es irre voll geworden, weil ein Schrank, Stühle und ein Schreibtisch dazugewachsen waren... er hasste vollgestopfte Räume, sie waren ihm... einfach zu voll.

Logisch.

Außerdem nervte ihn Sakuras Deko-Wahn, weil jetzt überall an der Wand Dinge hingen und auf dem Balkon plötzlich Pflanzen standen. Er hatte ihr gesagt, dass sie alle Pflanzen alleine verpflegen und alle Dekos alleine Staubwischen konnte, denn er brauchte keine Deko. Sie machte das auch sehr gewissenhaft und die Pflanzen auf dem Balkon (eine kleine Palme und einiges anderes Grünzeug, das Sasuke nicht definieren, geschweige denn beim Namen nennen konnte) erfreuten sich bester Gesundheit. Sakura hatte schon angekündigt, dass die Pflanzen im Winter in die Wohnung müssten, weil sie draußen erfrieren könnten – wobei es in Konoha selten richtig kalt wurde.

Na toll, dann steht hier noch mehr rum!
 

Ganz davon abgesehen war seine Freu jetzt seit einer Stunde im Bad und kam nicht heraus, sagen tat sie auch nichts. Und er lag hier dämlich rum und ärgerte sich, dass sie nicht endlich zu ihm kam, damit sie ihr allabendliches Ritual durchziehen konnten (...).

„Sakura...“ rief er darum nochmals ungeduldig in Richtung Badezimmer, „Wie lange brauchst du da noch?! Soll ich hier versauern...?!“

„Nun mal nicht so hektisch!“ kam es jetzt aus dem Bad. Er hörte sie kichern. Aha, wenigstens sprach sie schon mal wieder mit ihm. Sasuke setzte sich mürrisch im Bett auf und fuhr sie durch die schwarzen Haare.

„Hör auf, mich zu ärgern, du weißt, dass ich es hasse, wenn du mich hier zappeln lässt...“ grummelte er halb laut und hoffte sogar, dass sie es nicht gehört hatte – denn es war schon etwas unangenehm, dieser einen Person so dermaßen verfallen zu sein...
 

Er hörte endlich die Badezimmertür aufgehen und seufzte schon erleichtert auf, bevor er den Kopf zur Stubentür drehte, in der Sakura gerade erschien.

„Na end-... ...“ Er verschluckte den Rest seines Satzes und starrte sie an. Da stand sie, seine Frau, im Türrahmen, und sie trug ein verschnürtes Dessous mit Spitze, eine winzige, schwarze Unterhose (ebenfalls mit Spitze) und (oho) Strapse. Er überlegte fieberhaft, ob sie jemals einen anziehenderen, erregenderen und erotischeren Anblick geboten hatte als in diesem Moment... ihm fiel zumindest kein anderer Moment ein...
 

Sakura wusste nicht recht, ob sie es vermeiden können würde, lauthals loszulachen bei dem Anblick, den Sasuke gerade bot. Sein Blick glich in puncto Blödheit gerade beinahe Narutos... das war ungewöhnlich für Sasuke. Sakura dachte sich, diesen Moment in ihrem Gedächtnis fest zu verschließen... ein Sasuke, der sie völlig fassungslos angaffte, weil sie Reizwäsche trug. Sie wartete schon gespannt darauf, dass er zu sabbern beginnen würde, aber offenbar behielt er ein wenig Beherrschung übrig, denn das geschah nicht. Wäre aber witzig gewesen...

Sie hatte eine Stunde lang im Bad gestanden und vor dem Spiegel geübt, nicht zu grinsen, wenn sie so vor ihn trat... in dem Zeug, das Ino sie zu kaufen gezwungen hatte. Sakura hatte sich zuerst gesträubt und hatte es lächerlich gefunden, aber jetzt, wo sie Sasuke mit einem solchen Blick starren sah, fand sie es doch ganz hübsch... trotzdem fühlte sie sich noch leicht unwohl in der neuen Rolle, die sie gerade spielte... und irgendwie wie ein Hühnchen, das von den hungrigen Augen eines Fuchses angestarrt wurde, der darauf wartete, sich gleich auf es zu stürzen und das arme Federvieh in nächster Sekunde verspeisen zu können.

Ihr Hals war trocken und sie schluckte nervös. Zumindest war es, wie Ino gesagt hatte... er machte wirklich große Augen.

Oh ja! dachte sie und grinste zumindest innerlich, Heute nacht wirst DU derjenige sein, der darum winseln wird, dass ich es ENDLICH tue... zur Abwechslung einmal wird es andersrum sein... das ist die Sache wert! Und immerhin habe ich dein Baby in meinem Bauch...
 

Mit diesen Gedanken trat sie mit einem anzüglichen Lächeln kokett einen Schritt nach vorne.

„Was denn, Sasuke-kun...?“ raunte sie, „Hat's dir etwa... die Sprache... verschlagen?“ Dabei ließ sie ihre Hand wie zufällig über ihren nackten Oberschenkel gleiten, ihn dabei die ganze Zeit lächelnd ansehend.

Er öffnete den Mund, sagte aber nichts, und am Zittern seiner Hände sah Sakura genau, dass er sich zusammenriss, um nicht irgendwas Peinliches zu machen bei ihrem Anblick. Dann kam doch was.

„Was denn...?“ machte er und klang leider nicht ganz so trocken, wie er gerne geklungen hätte, während seine Augen jede Kurve ihres Körpers betrachteten, der (noch) in der Spitzenwäsche versteckt war. „Hab ich heute Geburtstag...?!“
 

Sie lächelte jetzt breiter und richtete ihre grünen Augen mit einem Blick auf ihn, dass er das Gefühl hatte, jetzt sterben zu müssen.

Jetzt sterben zu müssen, wenn er sie nicht auf der Stelle berühren konnte, so, wie ein Mann nun mal seine Frau berührte. Er kam nicht dazu, sich zu erheben, weil sie sich über ihn beugte und ihn umstieß, bis er wieder auf dem Rücken im Bett lag. Sie krabbelte über ihn und setzte sich provozierend auf seinen Unterkörper, die Hände ließ sie spielerisch über seinen Bauch gleiten.

„Nein, nicht ganz,“ flüsterte sie ihm verführerisch ins Ohr, „Aber eine kleine Überraschung ist doch auch mal ganz nett... Sasuke-kun...?“

„Oh ja...“ keuchte er und starrte sie an, wie ihre Hände in leicht kreisenden Bewegungen über seinen Bauch fuhren und seine Haut streichelten.

Verdammt... was machte sie da? Und wo hatte sie das gelernt?!
 

„Hmm...“ machte sie genüsslich, als sie spürte, wie seine Hände auf ihre Oberschenkel wanderten und über ihre Strapse zu streicheln begannen. Als seine Finger auf die Innenseiten ihrer Schenkel glitten und ihrem kleinen, schwarzen Höschen gefährlich nahe kamen, seufzte sie leise und beugte sich vor, um ihn auf den Mund zu küssen. Ohne lange zu fackeln erwiderte er den Kuss mit aller Heftigkeit, die er zu bieten hatte. Gleichzeitig schob sie seine Finger unter den Bund seiner Shorts und er seine an ihrer Hose vorbei nach oben bis zu ihren Brüsten. Sie keuchte leise und löste sich aus dem innigen Kuss, als er ihr das trägerlose Dessous von den Brüsten zog, sodass sie oben ohne war.

„Sasuke-kun...“ seufzte sie und hörte, wie er unter ihr stöhnte, als ihre Finger das fanden, wonach sie gesucht hatten, und ihn spielerisch in routinierten Bewegungen berührten. Sie musste sich unbedingt bemühen, ihre Fassung zu bewahren, er sollte doch jammern! Verdammt! Gar nicht so einfach, weil er genau wusste, wo er sie wie berühren musste, um sie geil zu machen...

Zu ihrem Glück kannte sie seine Schwachpunkte inzwischen auch ganz gut. Uchiha hin oder her, er war auch bloß ein Kerl.
 

„Nur nicht so hastig, Sasuke-kun...“ ermahnte sie ihn wieder kokett grinsend und erhob sich leicht, bevor sie mit einer Hand seine Shorts nach unten zog und ihn somit freigab. „Komm, entspann dich. Wir können ja so tun, als hättest du Geburtstag.“ Sie beugte sich über seine Brust und begann diese zu küssen und mit der Zunge zu berühren. Er stöhnte und lehnte den Kopf in die Kissen, während er die Beine unwillkürlich anzog, bis seine Knie an ihren Hintern andockten, worauf er aus Reflex erneut stöhnte.

„Scheiße, sowas hast du bei meinem letzten Geburtstag nicht gemacht...“

„Da hatte ich das coole Zeug zum Anziehen ja noch nicht! Gefällt dir offenbar...?“ fragte sie zwischen diversen Küssen, die sie über seine Brust und seinen harten Bauch nach unten verteilte, die Hand noch immer an seiner harten, pochenden Mitte.

„Verdammt, hör auf, mich zu verarschen, und mach irgendwas...!“ zischte er halb verärgert und halb nervös. Weil sie immer weiter nach unten rutschte, kam er leider nicht mehr an ihre Brüste an, was ihn ärgerte... statt dessen ergriff er jetzt ihren Kopf und fuhr durch ihre inzwischen recht langen rosa Haare, die nach unten auf seine Haut fielen, als sie den Kopf herunterbeugte.

„Oooh, Mister Uchiha ist so ungeduldig... du bist süß, wenn du geil bist, Sasuke-kun...“

„Verdammt, Sakura...!!“ zischte er ungehalten und begann, unruhig hin und her zu wackeln – lange würde er diese Spannung nicht mehr aushalten und sie würde schon sehen, was sie davon hätte...

„Sag Bitte, Sasuke-kun!“ verlangte sie frech, sah auf und grinste. Er starrte sie verstört an.

„Was??!“

„Sag bitte, dann erlöse ich dich vielleicht...“ Sasuke schnaubte. Verdammt, hoffentlich hatte sie nirgendwo eine Kamera oder ein Tonbandgerät oder sowas, das hier war definitiv der peinlichste Moment seines Lebens – neben denen, in denen Naruto sie nackt im Bett erwischt hatte.

„Okay, bitte!“ stöhnte er und warf den Kopf zurück. Sie machte gar nichts.

„Hmmm... schon mal ganz gut, aber... ...!“

„BITTE BITTE!!“ schrie er empört, und jetzt grinste sie erneut.

„Na guuut... das war süß, das werde ich mir merken! Und? Wer hat gewonnen und wen zum Betteln gebracht? Hm? Hm?“

„Ja, ja, ja, du bist die Größte, jetzt lass mich endlich-...!!“

Sie nahm die Hand weg, worauf er erst mal leicht enttäuscht grummelte, aber er wurde ausreichend entschädigt, als sie den Kopf über seine Mitte beugte und ihn mit ihren Lippen umschloss.
 

––
 

Etwa eine halbe Stunde später lag Sakuras Kopf auf Sasukes vom heftigen Atmen grob auf und ab wackelnden Brust und ihre Arme waren um seinen Oberkörper gelegt. Er stöhnte mit geschlossenen Augen, während er die Bettdecke über sie beide zog, bevor er abwesend mit der Hand Sakuras Kopf streichelte.

„Jetzt hab ich's dir aber gegeben,“ erklärte Sakura und gähnte zufrieden, den Kopf noch immer auf seiner Brust.

„Hnn,“ machte er kommentarlos.

„Und das gleich dreimal. Jetzt bin ich aber müde...“ Inzwischen waren sie beide nackt und zufrieden und die Spitzenwäsche lag irgendwo bei seinen Shorts auf dem Boden herum. Sie musste zugeben, dass Ino wirklich recht gehabt hatte – offenbar standen echt alle Männer auf sowas. Ob Ino vor Shikamaru auch so herumlief?
 

„Und jetzt mal im Ernst...“ murmelte Sasuke dann langsam, „Womit... hatte ich diese Show verdient?? Hast du was kaputt gemacht?!...“

„Hat es dich überrascht?“ fragte sie zufrieden und drehte den Kopf, um sein Schlüsselbein zu küssen und ihn anzusehen.

„Hn, ja, ziemlich. Auf positive Weise, sagen wir.“

„Hmmm,“ machte sie zustimmend und begann, seine schwarzen Haare zu streicheln. „Ich hab noch mehr Überraschungen auf Lager, weißt du?“

„Oh Gott, jetzt hab ich Angst...“ murmelte er völlig unbeirrt und sah in ihr Gesicht.

Sie lächelte, bevor sie das Gesicht so weit vorbeugte, dass ihre Nase fast gegen seine stieß.
 

„Ich bin schwanger, Sasuke-kun...“
 

––
 

Er hielt ihre Hand fest, die weiterhin seine Haare gestreichelt hatte, und starrte sie an.

„Was?!“ kam dann.

Sakura lächelte noch mehr.

„Ja, wirklich! Endlich, ist das nicht toll? Wir haben heute im Krankenhaus einen Test gemacht und er war positiv!“ Sasuke blinzelte – zu mehr kam er nicht, weil sie ihm schon um den Hals fiel und fröhlich zu lachen begann. „W-wir werden endlich ein Baby bekommen, Sasuke-kun! Ich bin... so glücklich... – weißt du, deshalb das ganze Theater, weißt du? Ich wollte was Besonderes aus diesem Abend machen und-...“

„Sakura – Sakura, halt mal die Luft an!“ fiel er ihr verwirrt ins Wort, „Ich meine-... – ich meine... das ist wirklich großartig!“

Voller Euphorie setzte sie sich auf und strich sich lachend rosa Haarsträhnen hinter die Ohren.

„Ein Baby!“ freute sie sich, „Nicht wahr, der erste Erbe für den Uchiha-Clan!“

Er sah sie an, wie sie redete und sich so sehr freute, dass sie es gar nicht mehr ausdrücken konnte, wie es schien... sie war so hübsch, wenn sie sich freute. Wie seine kleine, persönliche Sonne, und dafür liebte er sie ja so sehr.

Er hob eine Hand und streichelte ihre Wange... er lächelte leicht.

„Und?“ machte er, „Wie lange noch?“

„Tsunade hat gesagt vermutlich im Juli... vielleicht kommt dein Kind ja an deinem Geburtstag, haha!“

„Na, wäre zumindest ein würdiges Geburtstagsgeschenk für den zwanzigsten...“ gab er zu hören, worauf sie lachte.

„Freust du dich?“ fragte sie überflüssigerweise. Sasuke musste sich ein Grinsen verkneifen, als er leicht den Kopf schüttelte.

„Was denkst du denn, du Dummchen?“ murmelte er. „Komm her... küss mich noch mal, Sakura.“

Sie strahlte, bevor sie fröhlich seiner Forderung nachkam.
 

––
 

Schwangerschaften waren anstrengend. Und nicht nur für die Schwangere, wie Sasuke feststellte. Am Anfang war da immer diese morgendliche Übelkeit; nachdem diese nach einigen Wochen verschwand, wurde sie von den übelsten Stimmungsschwankungen abgelöst, die Sasuke ins einem Leben je bei einem Menschen erlebt hatte. Und er war der Idiot, der darunter leiden musste, weil er nunmal am meisten Zeit mit Sakura verbrachte. Und da sie jetzt verheiratet waren, konnte er sie schlecht zurück in ihr Elternhaus schicken, wenn sie nervte. Außerdem hatte die medizinisch und scheinbar auch psychologisch gut bewanderte Tsunade ihn darauf hingewiesen, dass er als werdender Vater ruhig dafür sorgen könnte, seine Frau zu beruhigen und sie vor allem moralisch zu unterstützen in dieser schwierigen Etappe im Leben einer Frau.

Aber verdammt, er war doch keine Frau und hatte weder Lust noch Ahnung...
 

„Ob alle Frauen so gruselig sind wie Sakura-chan, wenn sie Babys kriegen?!“ fragte Naruto sich eines Tages völlig konfus und sah dabei Sasuke an, mit dem er nach dem Training bei Ichiraku saß und Ramen aß – er hatte seinen Freund dazu gezwungen, mitzukommen, und Sasuke hatte überlegt, was anstrengender war, mit Naruto Ramen essen oder seine schwangere Frau zu Hause, die jetzt schon recht rund geworden war. Es war März. Der Winter war gekommen und so schnell wieder verschwunden, dass einige behauptete, es hätte dieses Jahr gar keinen gegeben. Es hatte kein einziges Mal geschneit und die Temperatur war nie unter dem Gefrierpunkt gewesen. Das war sie in Konoha ohnehin selten, aber gar nicht war schon ungewöhnlich. Shikamaru hatte das gelangweilt mit „Globale Erwärmung oder so, wie nervig!“ kommentiert.

„Hmm...“ murrte Sasuke bloß und sah Naruto beim Essen zu. Er selbst weigerte sich, Ramen zu essen, schon allein Narutos ständiges Gerede darüber hatte ihm vermutlich für immer den Appetit auf diese blöden Nudeln verdorben.

„Ich meine, ob TenTen auch so war? – Und überleg mal, was, wenn Ino auch schwanger wird und noch schlimmer ist?!“

„Keine Ahnung und ich will's auch nicht wissen!“ machte Sasuke, „Ich muss jetzt gehen, Sakura ist gestern stinksauer gewesen, weil ich so spät da war, jetzt ist die Badezimmertür kaputt, wirklich toll.“

Naruto hustete.

„Ich hab Angst vor ihr... langsam hab ich die echt!“

Sasuke sagte nicht, dachte sich aber seinen Teil.
 

––
 

Der Frühling war genau wie der Winter kurz dieses Jahr. Bereits Ende April wurde es richtig warm wie im Sommer. Und mit der zunehmenden Länge und Wärme der Tage wurde Sakuras Bauch immer größer und runder. Ende Juni wichen ihre nervigen Stimmungsschwankungen einer ungewöhnlichen Ruhe und Ausgeglichenheit... als hätte sie sich jetzt an das Gefühl des Schwangerseins gewöhnt.

Narutos schlimmste Befürchtung war wahr geworden: Inzwischen war Ino auch schwanger. Na großartig, kaum hörte die eine auf, von einem Moment auf den nächsten ihre Laune zu ändern, fing die Nächste an!

„Jetzt fehlt nur noch Hinata!“ grinste Kiba irgendwann. Naruto wurde prompt rot und schnaubte.

„E-ey, wo denkst du hin...?!“
 

––
 

Sakura traf sich mit TenTen. Sie war schließlich ihre Gesprächspartnerin in Sachen Schwangerschaft. Die kleine Haruka hatte gerade vor einigen Wochen ihren zweiten Geburtstag gefeiert. Jetzt saß das kleine, bildhübsche Mädchen auf einem Ministuhl an einem Minitisch und malte voller Elan auf einem weißen Blatt Papier herum, die kleine Faust fest um den roten Stift schließend.

„Wann ist Stichtag?“ fragte TenTen ihre Freundin, mit der sie Tee trank.

„Sechzehnter Juli,“ erwiderte Sakura, „Oh mein Gott – ich hab das Gefühl, ich bin kaputt, weil ich irgendwie gar keine Angst vor der Geburt oder so habe... irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin nicht nervös genug...“

„Oh, glaub mir, das kommt noch...!“ grinste TenTen, „Wenn die Wehen kommen, kriegst du Panik.“

„Na geil, danke für diese... Motivation...“

„Immer wieder gerne. – Nein, ernsthaft... es ist zwar schmerzhaft, aber es lohnt sich. Sobald du zum ersten Mal das Gesicht deines Babys siehst, vergisst du alles, ehrlich. Schmerzen, was auch immer, dann ist plötzlich alles weg und nur du, dein Mann und das Kind sind da. Und irgendwie wird dir klar, dass ihr eine Familie seid! Das ist das schönste Gefühl im ganzen Leben, glaub mir.“

„Mama tuck!“ machte Haruka auf sich aufmerksam und hielt ihr Kunstwerk hoch. Tuck sollte guck heißen. TenTen lächelte und beugte sich zu ihr herüber.

„Oooh, das ist aber schön! Was hast du denn gemalt, Haruka?“

„Totematen.“

„Tomaten,“ dolmetschte TenTen an Sakura gewendet. Diese lachte und sah auf lauter rot gekrickelte Kringel und Schnecken. Mit Tomaten hatte das keine Ähnlichkeit.

Die Kleine schien Sakura jetzt spannender zu finden als Malen und kam zu ihr.

„Tuck mal, ein Bai!“ machte sie staunend und zeigte auf Sakuras runden Bauch.

„Ein Ball?!“ lachte TenTen, „Nein, das ist ein Bauch!“ Sie piekste Harukas Bauch. „Das ist der Bauch. Da kommt das Essen rein!“

„Nein,“ sagte Haruka rein aus Gewohnheit, aber ihre Mutter ignorierte das gekonnt.

„Sakuras Bauch ist ganz rund, nicht? So rund wie ein Ball?“

Das Kind starrte angestrengt grübelnd auf Sakuras Bauch.

„M-hmmm,“ machte sie dann und kratzte sich an der Nase.

„Da ist ein kleines Baby drin, weißt du?“ erklärte TenTen ihr weiter. Mal sehen, wieviel sie kapierte mit ihren zwei Jahren.
 

Haruka war ziemlich gescheit.

„Biibii?“ machte sie erstaunt und sah ihre Mutter an. Sakura lachte.

„Was denn, du weißt, was ein Baby ist? Du bist aber klug, Haruka!“

„Nein,“ machte sie wieder.

„Doch, du weißt, was ein Baby ist, nicht?“ neckte TenTen sie, „Wir haben neulich eine Mama mit einem Baby auf dem Spielplatz gesehen, nicht?“

„Nein,“ log die Kleine dreist.

„Oh!“ machte Sakura plötzlich und fasste erschrocken nach ihrem Bauch, „Es – hat mich getreten!“

„Was, gerade eben?!“ machte TenTen und strahlte, „Wie süß!!“

„Oh, schon wieder!“ Sie nahm Harukas Hand und legte sie gegen ihren Bauch, „Merkst du das? Das Baby kann treten!“ Haruka riss die weißen Augen vor Entsetzen auf, als etwas gegen ihre kleine Hand boxte.

„Aua, Biibii!“ schimpfte sie mit dem Baby in Sakuras Bauch und sah empört ihre Mutter an, die sich beherrschen musste, um nicht lauthals loszulachen.

„Pff,“ machte Sakura auch grinsend, „Ein ganz schöner Zappelphilipp ist das, Sasukes Uchiha-Erbe!“
 

––
 

Das Baby verspätete sich um satte zehn Tage, die es noch gemütlich in der warmen, dunklen Höhle verbrachte, nachdem der Stichtag vorbei war. Aber Stichtage stimmten ohnehin nie, deswegen besorgte das auch niemanden sonderlich. Außer Sakura, die plötzlich doch wieder nervös wurde und die letzten zehn Tage am liebsten jede Stunde einmal zu Tsunade gelaufen wäre, um sie zu fragen, ob auch alles okay war, weil das Baby immer noch nicht da war.

„Alles in Ordnung, das ist völlig normal!“ hatte sie jedes Mal von ihrer Meisterin zu hören bekommen, wenn sie tatsächlich dort aufmarschiert war – zwar nicht jede Stunde, aber immerhin fünfmal pro Tag, was zwangsläufig bedeutete, dass Tsunade diesen Satz fünfzig mal hatte sagen müssen.
 

Die Wehen kamen im Morgengrauen. Sakura riss ihren Mann etwas unsanft aus dem Schlaf und rüttelte ihn so lange, bis er mit einem dumpfen Brummen aus dem Bett rollte.

„Was zum...?!“ nörgelte Sasuke los, als Sakura sich schon besorgt erhob und nach ihrem riesigen Bauch fasste.

„D-die Wehen fangen an! Wir müssen ins Krankenhaus, Sasuke-kun, das Baby kommt!“
 

Diese Meldung schien seine schlechte Laune ob des unsanften Weckens zu vertreiben, denn er weitete erschrocken die Augen.

„Wie, jetzt?“

„Ja, jetzt, wann denn sonst?! – Hilf mir, Sachen zu packen, ich ziehe mich solange an...“ Sie fing an, das zu tun, und Sasuke stand noch immer wie angewurzelt an derselben Stelle, als sie fertig war und sich zitternd mit den Fingern durch die Haare fuhr, um sie provisorisch zu kämmen. „SASUKE!!“ rief sie, „Jetzt beweg deinen Arsch, oder soll das Baby auf dem Flur zur Welt kommen?!“

Er löste widerwillig seine Starre und schüttelte sich, bevor er sich in Windeseile selbst anzog, an ihr vorbei ins Bad hastete und Sachen zusammenkramte, sich kurz das Gesicht wusch und mehr schlecht als recht seine Haare richtete. Seine Frau sank in der Stube in den Sessel und keuchte wimmernd, als eine neue Wehe ihr Schmerzen zufügte.

„S-Sasuke-kun, beeil dich...“

„Herrje,“ stöhnte er, hastete an ihr vorbei, suchte eine kleine Tasche und stopfte alle gesammelten Sachen aus dem Bad und ein paar ihrer Klamotten hinein und hastete wieder zurück zur Küche, „Ich kann nicht mal duschen, verdammt! – Laufen kannst du alleine...?!“

„Duschen, duschen kannst du nachher!“ schnaubte sie und erhob sich wankend, „Ich weiß nicht, wie lange das dauert, die Fruchtblase ist schon geplatzt, vielleicht geht er irre schn-... aahh!!“ Sie erschauderte ob einer neuen Wehe, und Sasuke hustete und hetzt mit der gepackten Tasche zu ihr in die Stube, hob sie kurzer Hand auf seine Arme und hastete zur Wohnungstür.

„Ist gut, ich trag dich!... Ist Tsunade überhaupt schon da um so eine Uhrzeit?!“

„Ist doch egal, hauptsache ins Krankenhaus!!“

„Verdammt, das ist das erste Mal, dass ich sowas mitmachen!!“ schimpfte er und war nicht wirklich auf sie, sondern auf seine eigene Unwissenheit wütend. Wieso war er bloß so ratlos und nervös? Wo war denn seine sonst so coole Fassade...?
 

Ein Baby bekommen war eben anders. Wer war da schon cool?
 

––
 

Tsunade war natürlich nicht im Krankenhaus. Aber eine Schwester versprach, sie sofort holen zu lassen, nachdem Sasuke etwa fünf Minuten energisch auf sie eingebrüllt hatte. Klar gab es auch andere Medic-Nins und Ärzte im Krankenhaus, aber Sakura vertraute Tsunade am meisten. Es wäre das Beste, wenn sie dabei wäre, wenn das Baby käme.

Sakura wurde auf eine Liege gelegt und in den Kreissaal geschoben.

„Hey, und ich?!“ fragte Sasuke verwirrt, als die Schwestern die Türen vor seiner Nase zumachen wollten.

„Warten Sie hier.“

„Hier warten?! Hallo?! D-das ist meine Frau und mein Baby!“

„Warten Sie bitte trotzdem hier,“ bat ihn die Schwester und lächelte wohlwollend – dann war die Tür zu. Sasuke schnappte empört nach Luft. Er war Uchiha Sasuke, wie konnten sie ihn da einfach stehenlassen?

Frechheit.
 

Tsunade kam an ihm vorbeigerauscht, marschierte wild gestikulierend in den Kreissaal und Peng, war die Tür wieder zu. Sasuke hörte Sakura drinnen schreien und verfluchte sich selbst dafür, hier draußen herumstehen und warten zu müssen. Was erwarteten die, dass er ruhig herumstand, Däumchen drehte und wartete?

Es kam schlimmer.
 

„TEMEEE!!“

Na großartig, dachte Sasuke, als ein völlig aufgedrehter Naruto samt Hinata, Ino, Shikamaru und TenTen angerannt kam.

„Sie kriegt gerade das Baby??!“ bellte Ino Sasuke sofort hysterisch ins Ohr, als sie ihn erreichte, „Oh Goottt!! Panik, Panik!“

„Ey, es ist nicht so, als würde sie einen Orang-Utan gebären,“ murmelte ihr Mann Shikamaru sichtlich genervt über die Aufregung, „Ich meine... das würde mir Panik machen.“ Sasuke sagte lieber nichts. Was Ino wohl machen würde, wenn sie ihr Kind bekäme? Immerhin war sie auch schon fast im vierten Monat. Die Vorstellung, dass Ino einen Orang-Utan gebar, war lustig...

„Was wollt ihr alle hier?!“ murrte Sasuke dann und sein Kopf ruckte reflexartig hoch, als er Sakura drinnen schreien hörte. „Woher wisst ihr das überhaupt?!“

„Na,“ sagte Naruto und hüpfte völlig aufgeregt auf und ab wie auch bei Harukas Geburt, „Ich war schon auf und hab Tsunade die Straße entlang hierher rennen sehen! Ich hab ihr nachgebrüllt, was denn los sei, und sie hat es mir gesagt! Daraufhin habe ich alle anderen zusammengetrommelt! Neji hatte keinen Bock, aber der kann jetzt auf seine Tochter aufpassen.“

„Zur Abwechslung mal,“ addierte TenTen grinsend, „Das ist ja so aufregend!! Ich bin gespannt, was es wird!“

„Vermutlich ein Baby,“ machte Sasuke erstaunlich trocken.

„Oder ein Orang-Utan,“ fügte Shikamaru grübelnd hinzu. Naruto trat empört nach ihm.

„Sakura-chan kriegt doch keine Affenbabys!! Das kriegt höchstens ihr zu Stande!“

„WAS??!“ keifte Ino, und sie und Naruto fingen an, sich anzukeifen.

„Ich meinte eher, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird!“ meinte TenTen pikiert und fragte sich, was Shikamaru heute mit den Affen hatte.

„Na, wenn's ein Mädchen wird, ist das troublesome,“ grinste Shikamaru, „Wenn Sasuke seinen Clan aufbauen will, braucht er ´ne Menge kleiner Jungs! Das heißt, ihr müsst so lange Kinder machen, bis mal ein Junge dabei ist.“

„Oh, das dürfte sich einrichten lassen...“ murmelte Sasuke und unterdrückte ein selbstgefälliges Grinsen.
 

––
 

Sakura schrie, als der Schmerz einer weiteren Wehe ihren Körper durchfuhr wie ein Blitz. Aber ihr Schreien wurde leiser. Sie war jetzt schon seit Stunden hier, hatte sie das Gefühl... und außer Schmerzen war nichts passiert. Das Baby bewegte sich keinen Zentimeter.

„Wie... spät ist es...?“ stöhnte die Rosahaarige und sah verstört zu Tsunade und der Hebamme hoch, die über ihr standen. Tsunade seufzte.

„Gleich Mittag.“

„Wieso dauert das denn so lange?“ wimmerte Sakura, „Ist mit dem Kind alles in Ordnung?!“

„Ja,“ beruhigte Tsunade sie und lächelte, „Sein Herz schlägt völlig normal. Du musst stärker pressen, das ist alles. Aber glaub mir, es gab schon Geburten, die länger als einen Tag gedauert haben.“

„Was?!“ jammerte Sakura. Ein weiter Stich durchfuhr sie und sie versuchte angestrengt, zu pressen. Aber ihr ging allmählich die Kraft aus. „Ich... bin aber so müde, Tsunade-sama...“

„Reiß dich zusammen, dann hast du es gleich geschafft!“ Sie nahm Sakuras Hand und diese starrte sie verstört an.

„I-ich-...! Aahh!!“

„Komm schon, streng dich an! – Siehst du den Kopf?!“ Das letzte galt der Hebamme, die sich nach unten beugte, während Sakura schrie und mit aller Kraft presste, die sie noch übrig hatte. Verdammt, sie wollte, dass dieses Baby jetzt auf die Welt kam! Und wenn es noch so wehtat, sie würde das jetzt durchziehen, verflucht!

„Ja, ich sehe ihn!“ kam es da von der Hebamme unten, „Jetzt ist er fast da, noch ein kleines Stück!“ Sie zog etwas an dem winzigen Köpfchen, das sich ans Tageslicht zwängte...
 

––
 

Auf dem Gang war es ruhig geworden. Selbst Naruto hatte zu hüpfen aufgehört, sie saßen schon seit Stunden hier herum. Sasuke versuchte, so wie Neji damals so zu tun, als wäre das alles völlig alltäglich für ihn. Aber innerlich war er ein reines Nervenbündel. Wenn er seine Frau schreien hörte, war er schon immer kurz davor, aufzuspringen und in diesen verdammten Raum zu stürmen. Er wollte sie sehen! Er wollte sie sehen und feststellen, dass es ihr und ihrem Baby gut ging!

Wieso dauerte das so verdammt lange?!

„Hey...“ sagte Hinata da plötzlich, und vor Überraschung, ihre Stimme neben sich zu hören, hätte Sasuke beinahe aufgeschrien. Er starrte sie an, woraufhin sie zurückfuhr. „Ganz ruhig, m-meine ich...“ stammelte sie verwirrt, „Es wird sicher bald soweit s-...“

Dann hörten sie plötzlich alle das Geräusch, auf das sie seit Stunden warteten.

Das erste Schreien des Babys.
 

„Nicht alle auf einmal, ihr spinnt ja!“ schnaubte Tsunade und sah die Rasselbande vor der Kreissaaltür an, „Sasuke kann reinkommen, ihr anderen wartet gefälligst! Sakura braucht Ruhe und keine herumhopsenden Ramenfetischisten!“ Sie bedachte den jetzt wieder hüpfenden Naruto mit einem strengen Blick, bevor sie Sasuke eintreten ließ. Dann schloss sie die Tür wieder.

Das erste, das Sasuke wahrnahm, war seine Frau, die inzwischen frisch angezogen und zugedeckt in einem typischen Krankenhausbett lag.... und sie weinte.

„Sakura...?!“ keuchte er und wurde blass, als er sie sah – sie sah so fertig aus. So fertig und anders, als er sie kannte, die sonst so starke Sakura... „W-was...?“

„Sasuke-kun...!“ keuchte sie auch und streckte die Arme nach ihm aus – vor Freude strahlend und dabei immer noch schluchzend. „I-ich bin so fertig, aber... ich bin der glücklichste Mensch der Welt! Es ist auf der Welt, unser baby ist endlich auf der Welt!...“ Er umarmte sie und konnte bei ihrer rührenden Freude gar nicht anders als zu lächeln. Er erinnerte sich daran, wie selbst Neji bei Harukas Geburt gelächelt hatte.

Offenbar war das einfach so, wenn man Vater wurde. Es ging nicht anders.

Er drückte Sakura einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, bevor sie ihn wegschob und nach links zeigte, wo die Hebamme mit dem in ein Tuch eingerollten Baby zu ihnen kam.

„Da habt ihr ihn wieder!“ strahlte sie, „Ein kerngesundes Kerlchen... und schreit wie eine Eins.“ Sie hielt den frischen Eltern ihr plärrendes Baby hin. Sakura nahm es freudestrahlend entgegen und grinste Sasuke an.

„Ja, es ist ein kleiner Junge!“ verkündete sie, „Dein Sohn, Sasuke-kun... sieh ihn dir an, ist er nicht... das allerhübscheste Baby auf der ganzen Welt?“
 

Er sah zum ersten Mal in das winzige Gesicht seines ersten Sohnes. Er war wirklich ein bildhübsches Baby. Sasuke hatte keine Ahnung, was bei Babys als hübsch galt, aber er fand dieses Baby hübsch. Auf seinem Kopf war ein pechschwarzer Flaum von Haaren zu erkennen. Eindeutig die Gene seines Vaters.

„Ja, das ist er,“ grinste Sasuke seine Frau an, die das schreiende Kind sachte hin und her wiegte. Dann gab sie das Bündel an seinen Vater weiter.

„Willst du ihn mal halten? Er ist ganz leicht! Hey... gleich kriegst du was zu trinken, versprochen! Sag erst mal deinem Papa Hallo!“ Sasuke nahm das Kind auf den Arm, das weiter plärrte und seine kleinen Händchen zu Fäusten ballte. Während Sasuke den kleinen Kerl auf und ab wippte, sah er seine erschöpfte Frau wieder an.

„Wie soll er denn heißen? Gib du ihm einen Namen... immerhin hast du die schwerste Arbeit geleistet und ihn geboren!“

Sakura musste lächeln.

„Ich hab mir schon einen schönen Namen ausgedacht!“ erklärte sie feierlich, bevor Sasuke ihr ihren Sohn zurückgab und sie ihn endlich zum ersten mal an ihre prall mit Milch gefüllte Brust legen konnte. Sofort begann das Kind gierig zu saugen.

„Na?“ hakte er nach. Sie lächelte und streichelte den schwarzen Haarflaum auf dem kleinen Kopf des Babys.

„Sanosuke!“
 

––
 

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Ja, ausnahmsweise mal ein eindeutiger Titel uû' ich hab einfach keinen nicht eindeutigen guten gefunden u__u und sorry dass es so spät geworden ist, aber es ist noch Dienstag! XD (zumindest jetzt wo ichs hochlade^^) ich hatte viel zu tun, dafür ist das kapi aber auch LANG! XDDD

Faulheit...

Die ersten Leute nach seinen Eltern, die der kleine Sanosuke auf der Welt kennenlernte, waren die ganzen Chaoten, die sich Freunde seiner Eltern schimpften und so lange auf dem Flur des Krankenhauses genervt hatten, bis Tsunade sie doch reingelassen hatte.

„Oh mein Gooott...!“ heulte Ino gerührt, „Seht euch das an, ist das nicht ein kleiner Sasuke?! Wie süüüüß...“ Sie hatte gerade das eingepackte Baby auf dem Arm, das jetzt satt war und sie aus eng zusammengekniffenen, pechschwarzen Augen anblinzelte.

„Ob Sasuke auch mal so ausgesehen hat als Baby?“ grinste Naruto, „So klein und schrumpelig?“

„Mein Sohn ist nicht schrumpelig!“ schimpfte Sasuke. Die anderen lachten.

„Ach,“ machte TenTen, „Haruka sah auch so zerknautscht aus, jetzt ist sie ja auch nicht mehr schrumpelig!“

„Oh mein Gooott, guckt euch diese winzigen Fingerchen an...!“ schwärmte Ino weiter und nahm die winzige Hand des Kindes in ihre. Die kleinen Fingerchen klammerten sich um ihren Daumen und das Baby hickste. „Was denn, Schluckauf?“ scherzte Ino grinsend, „Oh Gooott, ist der süß... den behalt ich, okay, Sakura?!“

„Nein, kommt nicht in Frage!“ sagte Sakura, die jetzt in ihrem Bett saß und auch grinste, „Der kleine Sanosuke gehört mir, du kriegst ja bald dein eigenes Baby!“

„Oh Gooott...“ machte Ino nur wieder seufzend, und Shikamaru verdrehte bereits genervt die Augen. Diese Frau war aber auch anstrengend! Wie die wohl angehen würde, wenn ihr eigenes Baby käme? Er überlegte sich schon mal, was er sich als Ausrede einfallen lassen könnte, um zur Geburt nicht mitkommen zu müssen, das würde sicher nervig werden... hey, er könnte einfach krank sein...

„Hast du Glück gehabt, Teme!“ grinste Naruto Sasuke dann an, der neben ihm stand, „Es ist ein Junge, also der erste Erbe für deinen krassen Clan!“

„Hört ihr wohl mit diesem krass auf...“ stöhnte Sasuke, „Jetzt gib das Baby her, Ino, er muss schlafen, du machst ihn ja völlig verrückt mit deinem Gooott!“ Er nahm Ino das Baby ab, das zu quengeln begann, und legte es in ein kleines Bettchen, das Tsunade vorhin hereingerollt hatte.

„Siehst du, jetzt heult er!“ maulte Ino, „Er wollte bei mir bleiben!“

„Du hast keine Ahnung von Babys, Ino!“

„Ach, aber du, Sasuke-kun?! Mach mal ´nen Punkt! Eine Frau hat sowas im Gefühl!“

„Aaaha...“ machte Sasuke nicht ganz überzeugt, bevor Sakura sich seufzend einmischte:

„Hört ihr wohl beide auf? Das Baby braucht Ruhe, so viel Aufregung am ersten Tag, den er hier auf der Welt ist, das würde euch doch auch wahnsinnig machen...“ Sie tätschelte dem Kleinen den Kopf, während er noch immer quengelnd in seinem Bettchen lag und mit den zu winzigen Fäusten geballten Händchen wedelte.

„Vielleicht ist es sowieso besser, wenn wir jetzt gehen,“ flüsterte Hinata und sah zu Naruto und den anderen, „Lassen wir sie ein wenig in Ruhe, e-es wird sicher sowieso genug Aufregung auf sie zukommen.“

„Sie hat recht,“ erwiderte Shikamaru, „Gehen wir, und Ino, hör auf zu schmollen. Du kannst bald dein eigenes Baby knuddeln.“

„Oh jaaa!“ freute sie sich, hängte sich an seinen Arm und ließ sich schnatternd von ihm aus dem Raum ziehen. TenTen, Naruto und Hinata folgten ihnen dann, sodass die kleine Familie Uchiha wieder alleine war.
 

Sasuke setzte sich auf den Rand von Sakuras Bett, während sie sich wieder hinlegte und seufzend lächelte. Sanosukes Quengeln war jetzt in leises Hicksen umgeschlagen und ruhiger geworden.

„Siehst du?“ sagte Sakura leise zu ihrem Mann, „Ich sag doch, er braucht Ruhe. Kaum ist es still, wird er auch still!“

„Ruh dich aus,“ machte Sasuke knapp und sah dabei auf den Boden, „Du solltest schlafen, in ein paar Stunden werden wir sicher wieder nach Hause können.“

„Ich weiß...“ gähnte sie. „Es ist ganz komisch, ich bin eigentlich hundemüde, aber irgendwie kann ich an schlafen nicht denken...“
 

Es waren so viele Gefühle, die auf sie herabregneten, seit sie zum ersten Mal ihr Kind hatte schreien gehört, so viel, das ihr durch den Kopf ging.

TenTen hatte recht behalten... das Gefühl, zum ersten Mal das eigene Kind zu sehen, war unbeschreiblich und musste das schönste Gefühl der Welt sein, schöner als jeder erste Kuss und schöner als jeder Orgasmus. Es war eine andere Schönheit, die dieses Gefühl inne hatte... zum allerersten Mal einen kleinen, neugeborenen Menschen zu sehen war schon etwas besonderes. Den absoluten Anfang eines neuen Lebens, den allerersten Schritt eines Wesens in die Welt der Lebenden. Und wenn dieser kleine, neue Mensch aus ihrem eigenen Körper gekrochen war, war es doppelt besonders. Dieses Leben hatte sie auf die Welt gebracht! Dieses Baby war ihr Fleisch und Blut, ein Teil von ihr... das war so unglaublich, dass sie es noch immer kaum fassen konnte.

Wenn man zum ersten Mal ein Kind zur Welt brachte, wurde einem zum ersten Mal richtig klar, was für ein Wunder das war... neues Leben zu gebären.

Und der kleine Sanosuke war ein solches Wunder, wie Sakura feststellte. Ein kleiner, neuer Mensch auf dieser so gefährlichen und doch schönen Welt.

Sie sah glücklich lächelnd zu dem kleinen Bettchen neben sich. Das Baby war inzwischen eingeschlafen und sie streckte einen Arm aus, um es mit einer dünnen Decke zuzudecken.

„Willkommen in der Welt der Lebenden, mein kleines Baby,“ flüsterte sie, bevor sie sich zurück ins Bett legte und langsam die Augen schloss, um doch etwas zu schlafen. Bald übermannte sie die Müdigkeit.
 

––

Als Sakura wieder aufwachte, lag Sasuke quer über ihren Beinen auf der unteren Hälfte des Bettes und schlief. Sie konnte ihre Beine nicht mehr spüren und nahm sich vor, Sasuke die Meinung zu geigen, sobald er wach war; er konnte sich doch nicht einfach so schlafen legen und ihre Beine abklemmen...

Als sie seufzend den Kopf zur Seite drehte, sah sie auf das kleine Bettchen, in dem Sanosuke noch schlief. Sie lächelte unwillkürlich, sobald sie ihn sah mit seiner winzigen Nase, den kleinen Fäustchen und dem schwarzen Haarflaum.
 

Die Tür öffnete sich langsam und Tsunade kam herein.

„Aha, jetzt ist sie wach,“ sagte sie zu sich selbst und grinste zufrieden, „Wie geht es dir, Sakura? – Was hast du denn mit Sasuke gemacht, hast du den k.o. geschlagen?!“ Sie sah auf den quer über dem Bett liegenden Sasuke und Sakura lachte.

„Nee, der lag da eben so, als ich aufgewacht bin...“ Tsunade grinste.

„Weswegen ich eigentlich komme... ich guck dich und das Baby noch einmal kurz durch und wenn alles okay ist, könnt ihr jetzt wieder nach Hause. Wissen deine Eltern überhaupt schon Bescheid?“

„Wenn Naruto es denen nicht gesagt hat nicht,“ meinte Sakura und rüttelte sanft an Sasukes Schulter, „Hey... aufstehen, wir können nach Hause...“

„Hnn...“ war alles, was Sasuke von sich gab, bevor er müde die Augen öffnete. „Oh... du bist ja wach...“

„Ja, im Gegensatz zu meinen Beinen, die gerade absterben!“

„...oh...“ Er setzte sich auf, fuhr sich rasch durch die zerzausten Haare und sah Tsunade etwas konfus an.

„Wir können auf dem Heimweg bei meinen Eltern vorbeigehen und ihnen Sanosuke zeigen,“ schlug Sakura fröhlich vor, „Nicht, Süßer?“ Sie sah erneut zu dem Bettchen. Das Baby wurde jetzt von Tsunade geweckt, damit sie es untersuchen konnte, und quengelte über die Störung.

„Stell dich nicht so an, du darfst ja gleich weiterschlafen...“ murmelte Tsunade, „Ich werde nicht warten, bis du Zeit für mich hast, Kleiner, tut mir auch leid. Pff, schon jetzt ein echter Uchiha, bildet sich ein, er könne sich alles erlauben...“ Mit einem Grinsen in Sasukes Richtung setzte sie ihre Arbeit fort, doch Sasuke war noch zu verschlafen um die Anspielung zu bemerken...
 

––
 

Alles war in Ordnung, so zog Sakura sich um, während eine Krankenschwester Sasuke dabei half, Sanosuke einzupacken und in eine kleine Tragetasche zu verfrachten, die der Vater dann auf die Arme bekam.

„Und nicht schütteln!“ warnte Tsunade Sasuke noch, als die kleine Familie das Krankenhaus verließ.

„Sehr witzig, mein Sohn ist doch kein Milchshake!“
 

Sakuras Mutter fiel beinahe an der Haustür in Ohnmacht, als sie ihre Tochter samt mann und frisch geborenem Sohn vor ihrem Haus erblickte. Zum Glück konnte Sakura sie rechtzeitig stützen, da Sasuke die Tragetasche mit dem Baby hatte.

„Tut mir leid, dass wir euch nicht vorher Bescheid gesagt haben!“ rief Sakura, „Es musste heute morgen schnell gehen... – wir gehen lieber rein, drinnen ist es kühler als hier draußen, da kann ich alles erzählen!“
 

So geschah es. Selbst Sakuras sonst so desinteressierter Vater hatte seine Zeitung weggelegt und saß mit den anderen zusammen in der Stube, während das Baby (jetzt ausgeschlafen) wieder an Sakuras Brust lag und trank.

„Das ist der schönste Tag meines Lebens!“ erklärte Frau Haruno glücklich, „Neben dem Tag deiner Geburt natürlich, Sakura! Und ihr beide seid gesund und wohlauf, das macht es doppelt schön! Er ist wirklich ein hübsches Kerlchen!“

„Ja, ganz der Vater,“ grinste Sakura, Sasuke sagte nichts.

„Sanosuke, ein schöner Name,“ plapperte die Mutter freudig weiter, „Und beinahe wie der Name seines Vaters!“

„Wieso hast du ihn nicht gleich Sasuke Junior genannt...?“ grinste Pfirsich-Papa Haruno jetzt, Sakura schnalzte mit der Zunge.

„Papa, hör auf mit dem Quatsch!“ lachte sie. „Ich meine, ernsthaft, der Name passt doch zu ihm... und eines Tages wird er das Oberhaupt des neuen Uchiha-Clans sein, da muss er doch einen coolen Namen haben.“

„Du kannst auch alle deine Söhne Sasuke nennen,“ fuhr ihr Vater unbekümmert fort, „Sasuke der Erste, Sasuke der Zweite, der Dritte...“

„Oh ja, Uchiha-Dynastie in Konoha,“ murmelte Sasuke mit demselben ironischen Grinsen, und Sakura verdrehte die Augen.

„So ein Humbug!“
 

––
 

Sakura hatte im letzten Schwangerschaftsmonat zusammen mit Ino emsig eingekauft für das Baby. Extra dafür hatten sie sogar Sasukes Wohnung leicht umbauen lassen und hatten eine Trennwand mitten durch die Stube legen lassen, die man aber auch wieder abbauen konnte, immerhin war es bloß eine Mietwohnung, da konnte man nicht einfach so Wände ziehen lassen wie man wollte. Aus der Stube waren jetzt zwei Räume geworden; in der einen, größeren Hälfte stand alles, was zuvor in der ganzen Stube untergebracht worden war: das Bett, ein Kleiderschrank (den zweiten hatten sie schon in den Flur verlegen müssen, weil in der Stube kein Platz mehr gewesen war), der Fernseher und der Sessel. Aus der kleineren Hälfte hatten sie das Babyzimmer gemacht. Sie hatten ein Gitterbettchen gekauft, eine Wickelkommode, Babyklamotten in (fast) allen Farben und Formen und Spielsachen und noch einigen anderen Kram.
 

„Ich erinnere mich, wie du und Naruto versucht habt, das Bett zusammenzuschrauben!“ grinste Sakura, als sie ihre Wohnung betraten und sie den kleinen Sanosuke aus seinem Körbchen und seiner Decke auspackte, ihn auf den Schoß nehmend, während sie sich in der einen Stubenhälfte auf den Sessel setzte. Das Kind gab ein undefinierbares Geräusch von sich. „Und nichts hat da gepasst wo es passen sollte, das war vielleicht ein Theater!“

„Ja, wenn dieser Blondi mir ständig mit seinen Grabbeln dazwischengegangen ist!“ nörgelte Sasuke, der an der Tür seine Schuhe noch auszog und sich dann durch die Haare fuhr, „Ich glaube, Naruto hat die Aufbauanweisung verkehrt herum gehalten, jedenfalls egal, was er gemacht hat, nachher war es doch falsch und wir mussten alles noch mal machen! Was musste der Idiot auch unbedingt mitmachen?!“

„Er wollte sich nur nützlich machen,“ kicherte Sakura, „Und schimpf nicht so, Sanosuke kriegt ja Angst!“ Sanosuke sah nicht aus, als hätte er Angst, er saß nur mit zerknautschtem Gesicht auf dem Schoß seiner Mama und wurde sachte hin und her gewiegt. Dann erhob Sakura sich wieder, verlagerte das nicht nennenswerte Gewicht des Babys auf ihrem Arm und ging ins Babyzimmer. „Ich bring ihn dann mal ins Bett... am Anfang schlafen alle Kinder viel.“
 

––
 

Und wenn sie nicht schliefen, dann hatten sie Hunger.
 

„Sakura...“

„Mmh...?“

„Sakura, das Baby schreit...“ murmelte Sasuke und verkroch sich unter der Bettdecke, als würde sie den Lärm etwas dämpfen. Verdammt... wie spät war es? Mitten in der Nacht, der Dunkelheit nach zu urteilen.

Sakura stöhnte leise und drehte sich im Bett um, bevor sie sich langsam aufrichtete.

„Gott... bin ich fertig...“ seufzte sie, „So geht das seit einer Woche... und du wirst lachen, Sasuke-kun, es wird noch lange so weitergehen!“

„Hnn...“ brummelte ihr Mann nur unter seiner Decke hervor und war schon quasi wieder eingeschlafen, als sie aufstand, um das Baby zu holen und den Kleinen zu stillen.
 

Sanosuke war schon in seiner allerersten Lebenswoche zu einem richtigen Schreihals mutiert. Meistens schlief er, aber wenn er wach war, hatte er immer Hunger, und dann quakte er in seinem Bettchen so lange herum, bis jemand kam (in neunzig Prozent der Fälle Sakura) und ihn aufhob. Dass Sakura diejenige war, die die meiste Zeit damit zubrachte, das Kind zu beruhigen, lag daran, dass sie immerhin diejenige war, die ihn stillte, das konnte Sasuke ihr schlecht abnehmen. Tsunade war zum Glück so gütig gewesen, ihm in der nächsten Zeit keine Anbu-Missionen auf's Auge zu drücken, die mussten jetzt etwas ohne ihn klar kommen; so war Sasuke zumindest anwesend und konnte sich um alles andere kümmern, während Sakura sich mit dem Baby beschäftigte.
 

Das Kind lag gierig saugend an ihrer Brust, und ihren Sohn auf dem Arm haltend ließ Sakura sich in den Sessel fallen, den sie aus der Stube ins Babyzimmer geschoben hatten, eben für diesen Zweck.

„Ist ja gut, Kleiner...“ beruhigte sie ihr Baby, indem sie ihm über den Kopf streichelte, auf dem die schwarzen Haare schon viel dichter geworden waren. Das Kind öffnete beim Trinken die pechschwarzen Augen und sah zu seiner Mutter auf, die ruhig und müde lächelte. „Nur nicht so hastig, es ist schon genug Milch für dich da, kleiner Fresssack.“ Sie musste grinsen.

Als das Kind satt war und sein Bäuerchen gemacht hatte, wurde es zurück ins Bettchen gelegt und zugedeckt, damit es weiterschlafen konnte, ebenso wie seine Mutter sich wieder ins Bett legte.
 

„Schläfst du schon wieder, Sasuke-kun?“

Keine Antwort. Da er wohl schlief, ließ Sakura ihn in Ruhe, beugte sich nur kurz über ihn und küsste ihn zärtlich auf die Wange. Im Schlaf murrte Sasuke vor sich hin, was sie erneut grinsen ließ. Dann legte sie sich dicht hinter ihn und umarmte sanft seinen Bauch. Bevor sie einschlief, spürte sie noch, wie Sasuke seine Hand auf ihre legte und sie unbewusst sanft drückte.
 

––
 

Der Sommer war vorbei.

Man merkte es an den sich langsam gelb färbenden und trocken werdenden Blättern an den Bäumen, die Konoha umgaben, und an der nicht mehr so heißen Sonne. Es hatte einen kurzen Frühling und einen kurzen Sommer gegeben, würde jetzt ein ewig langer Winter folgen?

„Sanosukes Schreien wird immer lauter!“ erzählte Sakura ihren Freundinnen Ino, Hinata und TenTen, als sie diese einmal zum Tee eingeladen hatte. In der Wohnung war es wirklich zu eng für vier Frauen, ein kleines Mädchen und ein Baby, stellte die Rosahaarige wiederholt fest, während sie in der Stube saßen (in der Küche war schon mal kein Platz für vier!), wozu sie den Sessel wieder aus dem Babyzimmer geschoben hatten. Sanosuke lag neben seiner sitzenden Mutter auf dem großen Bett seiner Eltern, steckte in einem blauen Strampelanzug und verfolgte mit weit aufgerissenen Augen ein Plüschtier, mit dem die kleine Haruka vor seinem Gesicht herumwedelte. Hin... und her... und hin... und her...

„Haruka, Mausi, du hypnotisierst ihn ja!“ lachte TenTen, „Was machst du denn mit Sanosuke, hm?“

„Nein,“ sagte Haruka rein aus Gewohnheit. Ino musste kichern und klopfte dabei auf ihren inzwischen auch recht runden Babybauch.

„Mal sehen, was das für ein Rabauke wird,“ grinste sie, „Bald haben wir eine Armee von Kindern, haha!“

„Tuck, Mama,“ machte Haruka laut und zeigte auf Sanosuke, „Tuck, ein Biibii, Mama!“

„Ein Baby, ja! Er hat auch einen Namen, weißt du? Wie heißt er, der Kleine?“ Haruka sah sie empört an.

„Biibii!“

Alle lachten.

„Nein, er heißt nicht Biibii, er heißt Sanosuke!“ korrigierte TenTen, „Wie heißt er?“

„Biibii!!“

„Lass sie...“ lachte Sakura, „Sanosuke ist zu schwer für sie zum Aussprechen! – Ach ja, das Schreien, wisst ihr? Am Anfang war's ja noch süß, was er für Geräusche gemacht hat, aber langsam wird es immer lauter und energischer! Nicht, du?“ Sie kitzelte den Bauch ihres Babys, das darauf mit den Beinen wackelte und krampfhaft versuchte, den Kopf zu heben, um in die Richtung des komischen Gefühls auf seinem Bauch zu gucken, was ihm aber nicht gelingen wollte.

„Schläft er schon durch?“ fragte Ino erstaunt.

„Nein, um Gottes Willen... er ist ja knapp einen Monat alt! Das dauert länger, ich stille ihn auch noch, aber wer weiß, wie lange, er beißt nämlich ganz schön zu, obwohl er keine Zähne hat!“
 

Hinata sah sich in der Stube um.

„Wollt ihr hier eigentlich... weiter wohnen?“ fragte sie dann ungläubig, „Ich meine... ist es nicht sehr eng hier?“

„Oh ja,“ stöhnte Sakura, „Wir werden hundertprozentig umziehen, aber wir haben bisher nicht das perfekte Haus gefunden...“

„Gleich ein ganzes Haus?“ machte Ino, „Na, Sasuke hat das Geld, was?“

„Na ja,“ machte Sakura und hob Sanosuke hoch, als er zu quengeln begann, „Er wird ja nicht unser einziges Kind bleiben, hoffe ich! Und wenn wir viele Kinder bekommen, brauchen wir ohnehin ein großes Haus, wenn wir also gleich eins kaufen, sparen wir uns einen Umzug!“

„Das stimmt,“ machte Hinata nickend.

„Wieviele wollt ihr?“ grinste TenTen, während ihre Tochter ein neues Spiel entdeckt hatte, das Vom-Bett-hopsen-wieder-raufklettern-und-wieder-runterhopsen-Spiel. Sie beobachtete das Kind dabei, wie es johlend vom Bett sprang und immer wieder hinaufkletterte (sie war ziemlich geschickt im Klettern), um dann wieder runterzuspringen.

„Mal sehen,“ lachte Sakura und kratzte sich am Kopf, „Vielleicht vier? Also auf jeden Fall mehr als zwei, da sind wir uns einig, Sasuke-kun und ich... und da wir ja den Uchiha-Clan aufbauen, sollten es so viele wie möglich sein! Ich bin mehr für gerade Zahlen, weil ungerade Geschwisterzahlen immer Probleme machen... also wenn es mehr als vier werden, dann bitte gleich sechs...“

„Du liebe Zeit,“ machte Ino, „Da hast du ja was vor dir, stehst du auf Schmerzen?!“

„Quatsch...“
 

––
 

Im Gegenteil, sie hasste Schmerzen. Den kleinen Sanosuke schien das gar nicht zu interessieren, als er am Abend genüsslich zum Trinken in ihre Brustwarze biss, und Sakura kreischte.

Sasuke war gerade vom Training wiedergekommen und hechtete sofort alarmiert ins Babyzimmer, wo er seine Frau mit zusammengepressten Lippen im Sessel sitzen sah, das Baby zufrieden schmatzend an ihrer Brust.

„Ist was passiert? Was schreist du?“ wunderte er sich und fixierte beunruhigt Sakuras Gesicht. Sie zog scharf die Luft ein.

„Dein Sohn... ruiniert meine Brustwarzen!“ jammerte sie, „Wenn der so weiter darauf rumkaut, kriegt er Flaschen, so viel ist sicher!“

„Er ist nur ein Baby, mach ihn nicht fertig...“ murmelte Sasuke, ging wieder Richtung Bad und war aber erleichtert, dass nichts passiert war.

„Hallo?!“ keifte sie, „Soll ich dir mal in die Brustwarzen beißen, bis es blutet?! Dann wirst du auch wie Tarzan hier rumschreien, das schwöre ich dir, Sasuke Uchiha!“

„Tss,“ machte Sasuke bloß, „Ich geh duschen.“
 

Babys machten so vieles anders, dachte Sasuke verwundert, während er unter de Dusche stand und kühles Wasser über seinen vom Training müden Körper fließen ließ. Er lebte jetzt schon seit über einem Monat mit einem Baby zusammen unter einem Dach, und schon hatte er das Gefühl, ein anderer Mensch geworden zu sein.

Wenn er beim Training oder auf Mission war (seit einer Woche gab es wieder welche, jedenfalls für ihn, während Sakura weiter Babypause machte), war das einzig Wichtige, an das er denken konnte, wie es wohl sein würde, wenn er zu seiner Frau und seinem Kind zurückkehrte. Er war einmal auf einer dreitägigen Mission gewesen – als er gegangen war, hatte er nicht gewusst, wie lange sie dauern würde, und hatte sich gefragt, wann er den kleinen Sanosuke und seine geliebte Sakura wohl zum nächsten Mal wiedersehen würde.

Für das Training hatte man im Übrigen wenig Zeit, wenn man Vater war, hatte er auch festgestellt. Zumindest, wenn man ein guter Vater sein wollte. Sasuke fand es gar nicht so einfach, einen Kompromiss zu finden zwischen Trainingszeiten und der Zeit, die ihm übrig blieb, um sich um Sanosuke zu kümmern. Er wollte nicht, dass der Kleine seinen Vater kaum kannte, weil er ständig auf Mission oder beim Training war... Sakura hatte zu ihm gesagt, dass es für sie sehr wichtig wäre, dass er sich aktiv am Leben seinem Kindes beteiligte. Mit ihm spielte, sich um es kümmerte... und er wollte seinem Sohn ein guter Vater sein, zu dem der Kleine gerne aufblicken und den er lieben würde.
 

Sein eigener Vater war ein strenger und ernster Mann gewesen und lange Zeit hatte Sasuke das Gefühl gehabt, als hätte er nur Augen für seinen Bruder gehabt. Immer war es um Itachi gegangen, Itachi hier, Itachi da. Auf Itachi war der Vater immer stolz gewesen... und zu ihm hatte er nur gesagt...
 

„Werde so wie dein Bruder, Sasuke!“
 

Irgendwann hatte er seine Meinung geändert... irgendwann hatte er ihm gesagt, er solle Itachi nicht mehr nacheifern. Sasuke erinnerte sich daran, wie viel Mühe er sich gegeben hatte, das Katon Gokakyuu no jutsu zu lernen, um seinen Vater stolz zu machen. Wie hart er gearbeitet hatte, um einmal, ein einziges Mal diesen Satz aus seines Vaters Mund zu hören, den Itachi so oft zu hören bekommen hatte.
 

„Du bist ganz mein Sohn.“
 

Sasuke wollte es seinem kleinen Sohn nicht so schwer machen. Und er würde keinen seiner kleinen zukünftigen Brüder oder Schwestern je dazu anhalten, wie ihr Bruder zu werden. Sie alle, wie viele auch immer es einmal sein würden, wären Individuen und hätten ihren eigenen Weg zu gehen.
 

Es klopfte an der Tür, als er dabei war, das Shampoo aus seinen Haaren zu spülen.

„Ja,“ machte er, und Sakura steckte den Kopf ins Badezimmer.

„Ich darf doch reinkommen?“ fragte sie, „Sanosuke schläft jetzt... gehen wir auch gleich schlafen, Sasuke-kun?“

„Hnn,“ machte er bejahend, während sie ins Bad kam, ihre Bluse und ihren BH auszog und Salbe auf ihre malträtierten Brustwarzen schmierte. Eine Weile lauschten sie beide nur dem Rauschen des Wassers. Als er es abdrehte, sprach sie wieder.

„Wir sollten echt zusehen, unser Haus für die Zukunft zu finden,“ meinte sie, „Es ist wirklich eng hier in der Wohnung...“

„Hn,“ machte er erneut, stieg aus der Dusche und fing an, sich abzutrocknen.

„Dieses Hn nervt... das weißt du, oder...?“ fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten – und stutzte, als er plötzlich von hinten die Arme um ihren Bauch legte und ihren Nacken küsste. Wassertropfen tropften aus seinen nassen Haaren auf ihre Haut und sie kicherte.

„Das kitzelt...“

„Wollten wir nicht sowieso ins Bett...?“ murmelte er ihr gedämpft ins Ohr, worauf sie sich langsam zu ihm umdrehte und seinen Mundwinkel küsste.

„Sei aber ein bisschen zärtlich mit meinen Brüsten heute, es ist wirklich unangenehm...“

„Schon gut...“ machte er feixend, „Ich kann mich auch anderen teilen deines Körpers widmen, keine Sorge.“ Sie lachte, als er sie umarmte und sie dann zärtlich auf die Lippen küsste.

„Da bin ich aber gespannt...“

Ein weiterer, jetzt fordernderer Kuss.

„Hnn...“

Sie schloss genüsslich die Augen, als sie seine Hände über ihre Hüften und zum Verschluss ihres Rockes gleiten spürte. Seine Zunge umkreiste ihre, als ihre Hände das Handtuch um seinen Unterkörper wegzogen und ihr Rock zu Boden fiel. Als seine Finger spielerisch und mit beachtlicher Routine in ihren Slip glitten und ihre empfindlichste Stelle berührten, gab sie sich ihnen ganz hin.
 

––
 

Anfang Oktober war es Sasuke, der ein aufregendes Erlebnis mit dem kleinen Sanosuke hatte.

Das Kind war inzwischen etwas gewachsen und hatte zugenommen. Draußen war der Herbst jetzt ganz in Konoha angekommen und einige Bäume waren sogar schon fast kahl, erstaunlich früh für die Jahreszeit.

„Ich hab mit meinem Vater gesprochen,“ sagte Sakura, die gerade aus der Küche kam, als Sasuke auch vom Training zurückkehrte. „Wegen des Hauses meine ich,“ addierte sie dann und eilte zurück in die Küche, um das Gemüse umzurühren, das sie in einem Wok briet. Sasuke zog verblüfft seine Schuhe aus.

„Wie jetzt, dürfen wir das Haus deiner Eltern haben?!“

„Was?! – So’n Quatsch, nein, aber er hat mir eine Adresse von ´nem Makler gegeben, ich bin gleich mal hingegangen und hab denen erklärt, dass wir auf Haussuche sind und dass sie uns kontaktieren, falls es etwas passendes im Angebot gibt.“

Dazu waren Sakuras Eltern echt praktisch – sie beide waren keine Ninja und hatten daher viele Kontakte zu anderen Nichtninja.

„Und wie lange dauert sowas?“ fragte ihr Mann sie grübelnd.

„Keine Ahnung...“

„Hn, kann man diesen Leuten was in den Ärmel schieben, damit dies schneller machen...? Diese Wohnung nervt mich langsam wirklich, guck dir den zugepackten Flur an mit deinem dummen Kleiderschrank-...“

„Ja, irgendwo muss ich meine Kleider doch hinhängen!“ empörte sie sich, „Gefällt mir auch, dass du so großzügig warst deinen Schrank in der Stube zu behalten und dass ich in den Flur abgeschoben werde...“

„Nun übertreib mal nicht, du wirst nicht abgeschoben, sondern dein Schrank! Außerdem hast du sowieso viel zu viele Klamotten, wie soll das in die Stube passen?!“

„Ach, aber in den Flur passt es besser?!“

„Herr Gott, du-...!“ Sie unterbrachen ihren Streit, als Sanosuke in seinem Zimmer zu schreien begann. Kurze Pause.

„Gehst du nach ihm gucken?“ fragte Sakura jetzt wieder ruhig, „Ich koche gerade...“
 

Er ging ins Babyzimmer und blickte auf das kleine Kind herunter, das da lag, strampelte und schrie.

„Ist ja gut...“ seufzte er, „Immer die Ruhe. Was ist, Hunger?“ Er nahm das Baby hoch – und es hörte auf zu schreien. Sasuke blinzelte. „Was denn, so einfach?“ Er wippte seinen kleinen Sohn in den Händen auf und ab, das Baby hickste und sah ihn aus riesigen Knopfaugen an. Und dann machte er etwas, das Sasuke ihn noch nie zuvor tun gesehen hatte...
 

Er lachte.
 

Sanosukes Lachen war mehr ein Ausstoßen komischer Laute, aber im Gegensatz zum Weinen zog er beim Lachen die Mundwinkel weit nach oben und entblößte seinen noch zahnlosen Kiefer.

Sasuke starrte ihn an, wie er auf seinen Händen hing und lachte. Und diese neue Erkenntnis ließ auch ihn unwillkürlich lächeln, und er konnte gar nicht mehr aufhören damit, während das kleine Baby auf seinen Armen weiter lachte und sich freute.

„S-Sakura... komm mal ganz schnell!!“

„Ist was passiert?!“ rief sie aus der Küche und kam kurze zeit später angerannt – und ihr bot sich die größte Sensation überhaupt, als sie ihren Mann mitten im Kinderzimmer stehen sah, vor Freude strahlend, mit dem lachenden Baby auf dem Arm.

„E-er lacht!“ machte Sasuke, „Hat er das schon mal gemacht?! Hat er jemals schon gelächelt?! Sieh ihn dir an, ist-... ist das nicht das wundervollste, hübscheste Baby auf der ganzen Welt?!...“
 

Sie trat neben ihn und streichelte glücklich lächelnd erst Sasukes, dann Sanosukes Kopf. Das Baby lachte immer noch.

„Nein, das ist das erste Mal, dass ich das sehe... oh mein Gott, ist das süß...“

„Ich hab ihn eben hochgenommen und er hat ganz einfach so gelacht!“ erzählte Sasuke voller Euphorie und kriegte sich gar nicht ein vor lauter Staunen, als hätte Sanosuke nicht gelacht, sondern verkündet, er wäre eben auf den Mond geflogen und hätte dort die Uchiha-Fahne gehisst oder sonst etwas vollkommen außergewöhnliches getan.

Sakura gab ihrem Mann einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Ihn so glücklich zu sehen war eine Seltenheit. Selbst, wenn sie wusste, dass er sicher auch sonst manchmal glücklich war (und nicht nur beim Sex, da war sie sicher), zeigte er selten bis nie so ein euphorisches Lächeln wie in diesem Moment.

„Das gefällt ihm wohl, wie du ihn wippst,“ stellte sie glücklich fest, „Und du hast recht... er muss einfach das wunderbarste Baby der Welt sein!“

„Sieh ihn dir doch an!“ machte Sasuke immer noch völlig fasziniert, „Wie ein... kleiner Gott...“

Sakura löste sich etwas widerwillig von der Szene der Harmonie im Babyzimmer, aber das Essen verbrannte vermutlich gerade auf dem Herd...

„Es gibt gleich Essen, Schatz,“ flüsterte sie, „Wenn er sich beruhigt hat, leg ihn hin, er kriegt nachher noch seine Flasche.“ Dann ging sie, nachdem sie ihrem Sohn einen Kuss auf den Kopf und die schwarzen Haare gegeben hatte.

Sasuke seufzte, drückte das Kind glücklich an sich und küsste es auch.

„Du bist ein kleiner Schatz,“ sagte er zu seinem Sohn, „Nein, ein großer Schatz, und zwar der größte Schatz in dieser ganzen Wohnung! Das... Wertvollste überhaupt hier im ganzen Dorf, genau!“ Nein, er fand das nicht übertrieben! Das war sein Sohn, und er war ganz sicher das niedlichste und tollste Kind der ganzen Welt! Haha!

Er legte den Kleinen sanft zurück in sein Bettchen – und brachte es nicht über sich, sich wegzudrehen. Denn sobald er Sanosuke losließ, fing er wieder an, zu schreien. Sein Vater hob ihn erneut hoch – und das Kind lachte, als es gewippt wurde.
 

„Huch?!“ lachte Sakura, als Sasuke mit Sanosuke auf dem Arm in die Küche kam.

„Geht nicht anders,“ sagte er knapp. „Er muss hier bleiben, ich lasse ihn nicht freiwillig los.“ Seine Frau lachte, während sie gebratenes Gemüse und Reis auf zwei Teller verteilte.

„Ach Gottchen,“ grinste sie.

„Ich hab's versucht, aber er hat geschrien, bis ich ihn wieder hochgenommen habe...“ Er sah zu dem Kind, als er sich auf einen Stuhl setzte und den Kleinen auf seinem Schoß festhielt.

„Süß...“ machte Sakura lächelnd, „Er liebt seinen Vater eben genauso sehr, wie sein Vater ihn liebt. – Und ich liebe euch beide auch, mehr als alles andere auf der Welt!“
 

––
 

Die Idee mit dem Makler war gar nicht schlecht gewesen, fand Sasuke – denn man musste gar nichts machen und wurde einfach kontaktiert, sobald ein Haus gefunden worden war, das ihnen gefallen könnte. Sakuras Vater hatte zu der Makler-Geschichte gesagt:

„Diese Makler sind alle komische Leute und sie bescheißen die anderen gerne. Ich kann Makler nicht ausstehen, aber der hier war gar kein schlechter Kerl, über den haben wir damals auch unser Haus bekommen. – Wenn ich das schon sage, muss was dran sein!“

Und Ende November meldete sich jemand von diesen Leuten. Ein Mann kam zu ihrer Wohnung und zeigte ihnen auf Unterlagen Fotos und den Grundriss eines Hauses. Zum Glück waren Sasuke und Sakura gerade beide da, um sich die Bilder genauer ansehen zu können.
 

„Also, schön groß ist es ja,“ machte Sakura und stützte den Kopf auf die Hände, am Küchentisch lehnend, während der Makler auf einem Stuhl davor saß und mit ihr und Sasuke die Unterlagen durchging.

„Sieben Zimmer, eine große Wohnküche, ein großer Flur, zwei Badezimmer... mit Terrasse und großem Garten,“ zählte der Makler noch mal auf, „Es ging doch gerade um viele Zimmer, denke ich?“

„Ja,“ bestätigte Sakura, „Was meinst du, Sasuke-kun? Sieben Zimmer, das bedeutet sechs potentielle Kinderzimmer, wenn eins unser Schlafzimmer wird...“

„Damit wäre die Zahl der Kinder für's Erste ja klar...“ erwiderte Sasuke mit einem gewissen Grinsen. Der Makler räusperte sich leicht verlegen ob der plötzlich auftretenden erotischen Aura im Raum und sammelte seine Unterlagen ein.

„Also... wollen wir das Haus mal zusammen angucken gehen? Ich lasse Ihnen die Zettel gerne hier.“

„Oh!“ machte Sakura, „Können wir jetzt gleich hingehen und es ansehen? Ich würde mich wahnsinnig freuen...“

„Wenn Sie gerade Zeit haben, warum nicht?“ erwiderte der Mann und erhob sich, „Es ist gar nicht so weit von hier.“

„Ich hole schnell meinen Sohn und den Kinderwagen, dann bin ich wieder bei Ihnen,“ versprach Sakura und hastete ins Kinderzimmer, um den kleinen Sanosuke zu holen, während Sasuke und der Makler an der Wohnungstür ihre Schuhe anzogen.

„Ist ja wirklich etwas klein hier, hm?“ meinte der Makler, „Vor allem mit einem Kind – solange es noch klein ist, ist ja gut, aber sobald es anfängt zu laufen, Himmel hilf!“ Er lachte. Sasuke nickte.

„Hn,“ machte er. „Vor allem wird’s nicht bei einem Kind bleiben.“

„Ja, das klingt doch vielversprechend. Für eine große Familie dürfte das Haus wie gemacht sein.“

„Ich hoffe es.“

„Sooo, da wären wir!“ Sakura kam mit dem Baby, das sie in Windeseile in einen Schneeanzug gestopft und dem sie ein Mätzchen aufgesetzt hatte (an keinem Kleidungsstück fehlte das Uchiha-Symbol, wohlgemerkt), in den Flur, zog ihre Schuhe und ihren Mantel an und nahm aus der Ecke neben der Tür den zusammengeklappten Kinderwagen. „Nimmst du mir mal irgendwas ab, Sasuke-kun?“ Sasuke nahm kommentarlos das Baby auf den Arm, während sie zusammen mit dem Makler die Wohnung verließen und auf die Straße gingen. Es war recht frisch draußen, deshalb auch der Schneeanzug. Babys waren empfindlich gegen Kälte und mussten nun mal besonders dick eingepackt werden. Im Mund hatte der Kleine einen Schnuller. Er wurde in seinen Kinderwagen gelegt und zugedeckt, und schon konnte die Reise losgehen.
 

Bis zu besagtem Haus gingen sie fast zwanzig Minuten zu Fuß. Es war ein hübsches Haus an einer recht ruhigen Straße, das Grundstück war riesig. Zumindest fand Sakura das im Vergleich zum Grundstück ihres schnuckeligen Elternhauses.

Vor der Haustür gab es eine kleine Steintreppe, vor der sie den Kinderwagen abstellten. Sasuke nahm Sanosuke hoch, der auf seinen Armen zu quaken begann.

„Shh... alles gut...“

„Hier also der Flur...“ stellte der Makler vor, als sie das kühle Haus betraten – da niemand darin wohnte, heizte natürlich auch niemand.

Sakura hustete.

„Meine Güte, das ist groß!“
 

In der Tat. Im Flur war massig Platz, rechts neben der Haustür war die Treppe, die nach oben führte. Gegenüber der Haustür war die Stube mit Küche, ein ebenfalls riesiger, heller Raum.

„Guck dir diese mega Küche an!“ staunte Sakura, „Dagegen ist selbst Mamas Küche ein... Küchlein!“ Und die Küche ihrer Mutter war noch sehr viel größer als die in ihrer jetzigen Wohnung.

„Nicht schlecht,“ stimmte Sasuke zu und sah sich um.

„Ich möchte die sieben Zimmer sehen,“ verlangte Sakura lächelnd an den Makler gewandt, der die kleine Familie weiter durch das Haus führte. Sanosuke jammerte auf Sasukes Armen und er wippte ihn leicht auf und ab, um den Kleinen zu beruhigen.

Es gab ein Zimmer unten und sechs oben im ersten Stock. Sie alle waren schön hell und Sakuras Meinung nach als Kinderzimmer gut geeignet. Es gab oben außerdem noch ein recht großes Badezimmer mit einer ziemlich großen Badewanne. Unten war nur eine kleine Toilette. Als sie schließlich wieder unten im Flur standen und Sasuke das quengelnde Baby bereits wieder in seinen Kinderwagen legte, war Sakura völlig begeistert.

„Wir wollen das Haus!“ erklärte sie, „Wir brauchen gar nicht weiter zu diskutieren, wir nehmen es, es ist... perfekt! – Oder, Sasuke-kun?“

„Durchaus,“ sagte er knapp und sah an dem Haus hoch. Da der Makler ihm einen nicht ganz überzeugten Blick schenkte, addierte er: „Ja, wir nehmen es. Haben Sie den Vertrag dabei, dann können wir das gleich klären.“
 

––
 

Etwa fünfundneunzig Millionen war das Haus wert, das war ein für dieses Grundstück wirklich annehmbarer, wenn nicht sogar günstiger Preis. Und Sasuke hatte ja das Erbe seines Clans. Vom selben Erbe mussten aber auch neue Möbel gekauft werden, da auch Sasukes wenige Möbel nicht für viele Leute geeignet waren, beispielsweise der Küchentisch, er irre klein war, außerdem gab es immer noch wenige Stühle.

„Und wir kaufen ein neues Bett,“ sagte Sakura zu Sasuke, „Nachdem bei dem jetzigen schon zwei Latten rausgebrochen sind, und am besten nehmen wir eins mit einem Boden aus Stahlbeton, damit es nicht kaputtgehen kann...“ Sasuke grinste nur und wirkte recht stolz auf sein Werk.
 

Etwa zwei Wochen dauerte die Vorbereitung bis zum Umzugstag. Jetzt könnte Sakura auch endgültig alle ihre Sachen aus ihrem Elternhaus mitnehmen, für die sie vorher keinen Platz gefunden hatte, zum Beispiel ein Schuhregal. Und wenn Sasuke darüber murrte, dass sie zu viele Schuhe hatte, konnte sie immer sagen, dass Ino schlimmer wäre als sie – und das war sie wirklich, Ino hatte sicher tausend Schuhe! Na gut, etwas übertrieben.

Vielleicht neunhundert.

Natürlich musste auch renoviert werden – sie brauchten fast eine Woche alleine um das Haus frisch zu tapezieren, zum Teil wurden neue Böden verlegt.

Dann kauften sie in einer Kleinstadt in einiger Entfernung die neuen Möbel in einem Möbelmarkt. Zum Glück hatten die auch einen Lieferservice, der das neu errungene Bett (kein Stahlbeton, aber stabiler als das erste schien es zu sein...), eine große Couch, dazu einen Sessel, einen Couchtisch, einige Stühle, einen großen Esstisch, einen neuen, extrem großen Kleiderschrank, den sie zu zweit benutzen würden, der sollte ins Schlafzimmer, einen kleinen Badezimmerschrank und letztendlich ein Bücherregal direkt zum neuen Haus transportierte und sogar vor Ort aufbaute; dazu musste Sasuke sich beeilen, vor den Möbelpackern dort zu sein, um die Tür aufzuschließen. Nachdem sie den Vertrag beim Makler unterschrieben hatten, hatten sie auch die Schlüssel für das Haus bekommen.
 

Da so viele Möbel bereits vom Möbelmarkt hingeschafft wurden (noch ein Grund für Sakura und auch Sasuke, mehr Möbel neu zu kaufen, dann mussten sie die alten nicht rüberschleppen), waren kaum noch Sachen da, die man tragen musste... aber es kam dennoch genug zusammen, um eine kleine Uchiha-Umzugs-Hilfs-AG einzustellen.

Die AG bestand aus Naruto, Neji, TenTen, Shikamaru, Ino, Kiba, Sakuras Eltern, Kakashi, Lee und Gai. Vor allem über Lee und Gai als Helfer war Sasuke erfreut, die waren so schön aktiv und machten sicher die Hälfte alleine, das sparte durchaus zeit und Kraft. Hinata war leider krank geworden und konnte nicht kommen, obwohl sie gerne gekommen wäre, wie sie gesagt hatte, und Shino und Chouji waren nicht zu Hause. Ino half nicht wirklich mit, sie war inzwischen hochschwanger und jede körperliche Arbeit war ihr nicht gerade empfohlen worden. Aber sie hatte sich (zu Sasukes Leidwesen) nicht abschütteln lassen und sorgte eher für moralische Unterstützung – in einem Punkt half sie tatsächlich, weil sie sich um den kleinen Sanosuke kümmerte, während alle anderen die Möbel aus einem Haus heraus und ins andere hineintrugen.

Die AG spaltete sich in zwei Gruppen – die einen, die Sasuke beaufsichtigte, trugen Möbel von seiner Wohnung zum neuen Haus, die anderen brachten unter Sakuras Aufsicht ihre Sachen aus ihrem Elternhaus zum neuen Haus.

„Hättet ihr nicht einfach Möbelpacker kaufen können?“ fragte ihr Vater Sakura verständnislos, „Die werden dafür bezahlt, diese Arbeit zu machen...“

„Ich weiß,“ sagte sie, „Aber wir haben schon so viel Geld für das Haus und die Möbel ausgegeben, unendlich groß ist Sasukes Erbe ja auch nicht! Außerdem tut dir etwas Bewegung mal ganz gut, Dicker!“ Ihr Vater schüttelte mürrisch den Kopf und trug zusammen mit Kiba ein Regal die Treppe hinunter und aus dem Haus. Sasuke hatte natürlich nicht alles alleine bezahlt, Sakura zahlte auch ihren Teil, aber Sasuke war da nicht so knauserig... immerhin wären sie doch jetzt beide der Uchiha-Clan und damit gehörte das Erbe wohl ihnen beiden, sagte er dann, was Sakura sehr rührte.
 

Zu allem Überfluss fiel während des Umzugs der erste Schnee.

„Das darf nicht wahr sein...“ stöhnte Shikamaru, während er gerade dabei war, einen Sessel in das neue Haus zu hieven, „So ein Nervkram, jetzt schneit es auch noch!“

„Mecker nicht, das ist voll cool!!“ grölte Naruto begeistert und tollte wie ein Kind im Schnee herum. Sasuke schnaubte.

„Du hast wohl zu viel Energie übrig?! Hast du noch nicht genug geschleppt, huh? Dann lauf zur Wohnung zurück und räum alles auf einen großen Haufen auf den Balkon, was noch da ist!“

„Auf den Balkon?“ fragte Naruto.

„Ja, alles, was jetzt da ist, muss sowieso weg, ach ja, bau die Trennwand in der Stube ab! Wenn was nicht durch die Tür passt, mach es kleiner, hauptsache, alles kommt auf den Balkon.“

„Warum denn nicht gleich zum Sperrmüll?“ wunderte sich Naruto, „Soll ich das alles alleine schleppen?!“

„Herr Gott, nimm dir jemanden mit, such dir wen aus!!“ schimpfte Sasuke und trug zwei große Palmen vom Balkon in das Haus, die Sakura unbedingt hatte mitnehmen müssen. Naruto blieb, wo er war, und dachte angestrengt nach. Wen sollte er am besten mitnehmen...?
 

Ino, die selfmade Animateurin der AG, unterbrach seine Gedanken, indem sie auf seinen Kopf haute.

„HEY, schläfst du?! Räum weiter ein, du Faulpelz!!“

„W-was?! Ich denke darüber nach, wen ich mit zur Wohnung nehmen soll!!“ jammerte Naruto und sah Ino an. Sanosuke saß in seinem dicken Schneeanzug auf ihrem Arm.

„Du sollst nicht denken!!“ schnaubte Ino, „Beweg deinen Arsch!! Wenn du anfängst zu denken, geht eh‘ alles den Bach runter!“ Bei ihrer Predigt haute sie ihm erneut auf den Kopf. Sanosuke lachte.

Kiba kam mit einem Stuhl an ihnen vorbei und grinste:

„Hey, Ino, dem Kleinen gefällt das, mach das noch mal!“ Ino haute auf Narutos Kopf und Sanosuke lachte. Ino lachte auch.

„Ja, wirklich gut, ich fühl mich auch gleich ganz wohl...“

„Ihr seid so dermaßen-... ... Ino?!“ rief Naruto entsetzt, als sie plötzlich bleich wurde und zitternd nach ihrem Bauch griff.

„Oh nein...!“ keuchte sie, „I-ich hab's geahnt!! – Kiba, nimm das Baby, schnell... m-meine Wehen kommen!“

„WAS?!“ schrie Kiba und nahm reflexartig Sanosuke auf den Arm, als Ino erneut keuchte und strauchelte, Naruto fing sie gerade noch auf.

„Hilfe!!“ schrie der Blonde, „Shikamaru!! Deine Frau kriegt ein Baby!“

„Mitten im Schnee? Herr Gott,“ machte Sakuras Vater im Vorbeigehen, ohne weiter Notiz davon zu nehmen.

„Hallo?!“ jammerte Kiba ihm nach, „Nehmen Sie mal Ihren Enkel!!...“

„Was ist passiert?!“ rief Sasuke da, der zusammen mit Shikamaru und den restlichen Helfern und Sakura aus dem Haus gestürmt kam. Ino wimmerte.

„M-meine Wehen!“ jammerte sie, „Wir müssen ganz schnell ins Krankenhaus...!“

„Ich trage sie!“ bot Lee sich sofort an, „Ich bin schnell!“ Er nahm Ino prompt auf den Arm und rannte mit ihr los, alle anderen starrten der Staub (Schnee) wolke nach, die er hinterließ.

„HEY!!“ schrie Shikamaru erstaunlich agil, „Wartet, das ist auch mein Baby!!“ Er wollte gerade hinterherlaufen, als er plötzlich auch hochgehoben wurde und sich auf Gais Armen wiederfand. „H-Hey??!“

„Ich trage dich, jawohl!“

„M-moment, nein, ich kann alleine gehen!! Lassen Sie mich sofort runter, Gai-sensei!!“

„Und was wird aus den Möbeln?“ machte TenTen, „Schnell, stellen wir alles in den Flur, damit es nicht eingeschneit wird, und dann ab zum Krankenhaus!“

„Okay, Naruto, vergiss es, wir gehen zusammen zur Wohnung und schaffen den Müll auf den Balkon!“ ordnete Sasuke an, „Das dauert sicher sowieso noch, bis das Baby kommt!“ Zu seinem Schwiegervater sagte er: „Nimmst du Sanosuke solange? Sonst gib ihn Sakura, die bringt ihn ins Bett.“

„Manno, ich will aber auch zum Krankenhaus!“ jammerte Naruto, als Sasuke schon vorauslief, „Warte, Temeeee!!“
 

––
 

Es gab noch einiges, was in Sasukes Wohnung geblieben war, das weg musste. Das Bett, die vor kurzem eingebaute Trennwand, die alten Kleiderschränke und der alte Küchentisch. Mit etwas Mühe schafften sie alle diese Dinge auf den Balkon und stapelten sie auf einem Haufen. Das Bett und den Schrank mussten sie erst mal mit etwas Gewalt auseinander nehmen, um sie durch die Balkontür zu bekommen.

„Und jetzt?!“ machte Naruto und sah in den Himmel, „Wollen wir die Sachen vom Balkon werfen, oder was?!“

„Quatsch,“ machte Sasuke, „Brauchen wir nicht. Geh zur Seite.“

„Warum??“

„Geh einfach zur Seite!“

Naruto tat es verständnislos und kapierte erst, als er Sasukes Fingerzeichen erkannte, was der andere meinte.

„Katon! Gokakyuu no jutsu!!“

„AAHH!!“ Naruto sprang schreiend in die Wohnung, als der große Möbelberg vor ihm Feuer fing und lichterloh in Flammen aufging. Sasuke klopfte sich zufrieden die Hände und betrachtete das Inferno. „Ey!!“ schrei sein blonder Freund da, „D-du kannst doch nicht einfach den Balkon anzünden! Das ist sicher verboten!“

„Na und? Seit wann schert dich, was verboten ist, du hat schließlich früher die Hokage-Köpfe auf dem Felsen angekrickelt!“

„Na, damals war ich zwölf!!“

„Auch egal, jetzt ist es sowieso zu spät. So sparen wir uns den Weg zum Sperrmüll!“ Sie warteten, bis das Feuer erloschen war und von den Möbeln nicht viel mehr als ein großer Haufen Asche übrig war. Der noch fallende Schnee schmolz, sobald er in die Nähe des heißen Aschehaufens kam. „Gut,“ machte Sasuke zufrieden, „Wir fegen das nachher weg...“

„Ja, jetzt gehen wir endlich zum Krankenhaus und gucken, was mit Ino ist!!“ rief Naruto empört, „Ich bin schon ganz aufgeregt!“

„Chill mal,“ machte Sasuke, „Ist ja nicht dein Kind!“
 

––
 

Als sie das Krankenhaus erreichten, war vor dem Kreissaal kein Mensch. Die beiden blieben erstaunt stehen und sahen sich um – niemand da.

„Nanu?!“ machte Naruto, „Haben wir uns jetzt etwa im Krankenhaus geirrt?!“

„Es gibt hier nur das eine, du Vollpfosten...“

„Vielleicht sind sie doch in einem anderen Kreissaal?...“ grübelte Naruto, „Aber die Trulla vorne am Empfang hat gesagt, hier...“

„Herr Gott!“ machte Sasuke und öffnete einfach kurzer Hand die Tür vom Saal – und fand dort die ganze Mannschaft um ein Bett herumstehen, in dem Ino lag.

„Sasuke-kun, Naruto!!“ rief Sakura den beiden fröhlich entgegen, „Wo habt ihr gesteckt?! Ihr habt alles verpasst, das Baby ist schon da!“

„WAS?!“ rief Naruto und sah Sasuke empört an, „Und du hast gesagt, das dauert lange!!“

„Sanosukes Geburt hat lange gedauert!“

„Was ist es denn?!“ rief der Blonde, ohne Sasuke weiter zuzuhören, und hastete an das Bett, um auch einen Blick auf das Bündel in Inos Armen zu werfen. Sasuke addierte mit einem sarkastischen Grinsen auf Shikamaru:

„Na, ein Orang-Utan?!“

„Es ist ein Junge!“ klärte Ino die Neuankömmlinge auf, und sie blickten in das Gesicht des kleinen Babys auf ihren Armen. „Wir haben ihn Yuuji genannt!“ erzählte Ino weiter, „Ist das nicht cool, Stirni?! Jetzt hat Sanosuke in Zukunft einen Spielgefährten, hehe!“

„Noch einmal Stirni und dein Kind sieht gleich wirklich wie ein Orang-Utan aus...“

„Woah, was für eine Drohung!“

„Was wird jetzt aus dem Umzug?“ wollte Kiba wissen und sah auf Ino, Shikamaru und ihren Sohn, „Die werden ja wohl hier bleiben...“

„Na, ihr anderen kommt gefälligst wieder mit!“ machte Sakura, „Sollen wir die Möbel, die jetzt im Flur stehen, alleine schleppen?! Ihr Männer seid alle faule Säcke...“

„Ich helfe dir gerne, Sakura-san!“ rief Lee voller Elan.

„Na, alle außer dir, meine ich,“ setzte Sakura lachend nach. Faul war Lee wirklich nicht...
 

––
 

Es war längst dunkel, als endlich alle Möbel an ihrem richtigen Platz waren. Die Umzugskisten mit allem Kleinkram hatten sie noch nicht ausgepackt, das würden sie in den nächsten Tagen machen. Für das Einräumen bräuchten sie ja auch keine Helfer. Die AG der Umzugsmanager wurde entlassen, nachdem alle noch eine Tasse Tee und von Sakura selbst gemachtes Essen bekommen hatten – dazu hatte sie gleich die neue Küche eingeweiht und sich über den vielen Platz gefreut, den sie plötzlich hatte. Sasukes Küche war winzig gewesen!
 

Als endlich alle gegangen waren und die kleine Familie ihr neues Haus für sich hatte, ließen Sakura und Sasuke sich nebeneinander auf das neue Sofa fallen und schwiegen eine Weile einfach nur. Es war angenehm, einfach nur schweigend zu sitzen und nichts zu tun. Sanosuke schlief bereits in seinem neuen Zimmer oben in seinem Bettchen.

„Hier riecht's noch etwas nach Farbe,“ stellte Sasuke irgendwann dumpf fest.

Sakura lachte leise und erschöpft.

„Das legt sich schon. – Ist das nicht toll? Unser eigenes Haus... und so groß! Wie gemacht für den neuen Uchiha-Clan, oder?“

„Hn...“

„Sasuke-kun... du warst doch wirklich einverstanden damit, das Haus zu kaufen, oder?“
 

Er setzte sich auf und sah sie konfus an.

„Ja,“ machte er, „Wieso fragst du so blöd?“

„Weil du nicht so... wirklich Begeisterung gezeigt hast...“ Er verdrehte die Augen.

„Du kennst mich doch,“ machte er, „Du solltest wissen, dass meine Begeisterung eben nicht so in mein Gesicht geschrieben ist wie deine.“ Er dachte an den Moment, in dem er Sanosuke zum ersten Mal hatte lachen sehen. „Na gut, zumindest meistens. – Sieh mich an, Sakura...“

Sie setzte sich auch auf und tat es. Und sie erzitterte, als er mit der Hand ihre Wange streichelte und dann langsam mit ihren Haaren zu spielen begann.

„Siehst du eine Lüge in meinen Augen, wenn ich dir jetzt sage, dass es eine gute Entscheidung war? Das ist ein gutes Haus und ich bin froh, aus der kleinen Wohnung raus zu sein.“
 

Sie sah keine Lügen.

Glücklich lächelte sie und umschlang mit den Armen seinen Hals, bevor sich ihre Lippen in einem innigen, liebevollen Kuss fanden. Er zog sie dichter an sich heran und fiel rückwärts um auf das Sofa, sodass sie auf ihm lag. Kichernd löste sie sich von seinen Lippen und begann, über seine Brust zu streicheln.

„Na, sowas...“ grinste sie, „Die erste Nacht im neuen Haus und schon nur das Eine im Kopf...?“

„Ich hab mal gehört, es bringt Unglück, wenn man es in der ersten Nacht im neuen Haus nicht tut...“ erwiderte er mit diesem gewissen Blick, bevor er sie erneut küsste. Sie ließ zu, dass seine Zunge in ihren Mund drang, und begann mit den Fingern, seinen Gürtel zu öffnen.

„Das hast du dir doch ausgedacht...“ meinte sie dann, als sie den Kuss beendeten, und sah ihn schräg an.

„Ja, stimmt. Macht doch nichts...“

„Lustmolch...“
 

Sie versanken in einem weiteren Kuss und Sakura konnte spüren, wie seine Hände sanft über ihre Brüste strichen – sie hatte kurz mit dem Stillen aufgehört und Sanosuke die Milch in Flaschen gegeben, dann hatte sie es noch mal mit dem Stillen probiert, nachdem ihre Brustwarzen wieder besser ausgesehen hatten... und ein paar Mahlzeiten später waren sie wieder ruiniert gewesen, deshalb hatte sie es aufgegeben und das Kind bekam nur noch Flaschen. Sasuke war noch immer brav vorsichtig an dieser Stelle, wenn er sie dort berührte, wofür Sakura ihm dankbar war.

Ihre Hände öffneten seine Hose und sie lächelte, als sie hörte, wie er leise keuchte.

„Und hier auf dem Sofa...?“ fragte sie grinsend nach, als e ihre Bluse hochschob und auf ihrem Rücken ihren BH öffnete. Inzwischen hatte er Übung darin, den aufzumachen... „Ich meine, jetzt wo wir ein stabiles neues Bett haben...?“

„Hab keinen Bock, hochzulaufen...“ antwortete er knapp, bevor er sich aufsetzte und sie hochhob, bevor er sie auf seinem Schoß absetzte und sie die Beine um seinen Rumpf schlang. Sie küssten sich.

„Fauler Sack... und du bist doch mit Shikamaru verwandt...“ Sasuke sparte sich einen Kommentar und küsste sie erneut, während ihre Hände da ankamen, wo sie hinwollten...
 

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JAH, sorry, es ist Mittwoch x__X' aber ich habs gestern nicht mehr geschafft..... ich musste am Wochenende so viel für Klassik machen (zwei Nachmittage Text übersetzen, echt jetzt <.<') und bin erst Montag richtig zum Schreiben gekommen....^^'

Naja, freut euch uû Sie sind umgezogen!^^ Und ungezogen, haha^^ Wortwitzkasse..... =__=

Achja, das Geld^^ ich orientiere mich am japanischen Yen, ein Euro sind etwa 163 Yen (laut Wikipedia^^), daher all die hohen Summen, fünfundneunzig Millionen sind also nicht so viel wie es klingt XDDD müsste etwas mehr als 600.000 sein...? oder weniger.... weiß grad nicht mehr XD

Schnee

Das Erste, das Sakura feststellte, als sie aufwachte, war, dass sie nicht dort war, wo sie eingeschlafen war, soweit sie sich erinnerte. Sie lag halb auf dem Bauch und halb auf der Seite und ihre Kopf lag auf etwas nicht gerade bequemem, aber Warmem. Sie drehte den Kopf und merkte, dass sie mit dem Kopf auf Sasukes Brust lag, der einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte und seelenruhig schlief.

Das Nächste, was sie feststellte, war, dass sie in ihrem neuen Bett lagen. Die Vorhänge waren offen und sie sah, dass der Himmel draußen weißgrau war von Wolken. Auf einem Baum, den sie von hier aus sehen konnte, lag Schnee – es hatte also in der Nacht weitergeschneit.
 

Als sie den Kopf hob, seufzte Sasuke leise und zog sie dichter an sich heran, als hätte er Angst, sie könnte weggehen. Sakura reckte den Kopf etwas höher und spähte auf den Wecker neben dem Bett – kurz vor neun.

„So spät...?“ gähnte sie und hatte das Gefühl, viel zu wenig geschlafen zu haben. Woran das wohl liegen mochte...?

Sasuke stöhnte.

„Wasn...“ grummelte er im Halbschlaf, ohne die Augen zu öffnen. Seine Frau erhob sich jetzt und setzte sich, nackt wie sie war, im Bett auf. Verdammt, alles schmerzte, wenn sie ich zu viel bewegte... na großartig, Mister Uchiha.

„Steh auf, Sasuke-kun, es ist fast neun,“ sagte sie zu ihm und strich ihm lächelnd über die schwarzen Haare.

„Hnn...“ stöhnte er missmutig, rollte sich auf die Seite, ihr den Rücken kehrend, und knuddelte ein zweites Kopfkissen, das da herumlag. „Fast neun...?“ nuschelte er in das Kissen, „Vergiss es, zu Nacht schlafender Zeit, huh...“

„Von wegen, du Morgenmuffel!“ machte sie und fing an, ihn in die Seite zu pieken. Nichts passierte. Nach etwa fünfzig Pieks stöhnte er wieder.

„Aua...“

„Ich mach so lange weiter, bis du aufstehst...“ warnte sie ihn grinsend, obwohl auch sie sich müde fühlte – es machte zu viel Spaß, ihn zu ärgern, vor allem, wenn er morgens müde war.
 

Aua...“ kam nach weiteren zwanzig Pieks etwas intensiver.

„Na, stehst du auf oder willst du einen blauen Fleck an der Seite?“

„Du verdammte...!“ nörgelte er, ohne es wirklich ernst zu meinen, drehte sich wieder auf den Rücken und fuhr sich ein paar mal mit den Händen über das völlig verpennte Gesicht. Sakura fasste das als Ich stehe gleich auf auf und hörte endlich auf mit dem Pieken, während sie sich an den Bettrand schob, aufstand und dann aus dem neuen Kleiderschrank frische Unterwäsche suchte. „Mann...“ machte Sasuke, „Wieso bin ich so fertig...?!“

Sakura lachte unwillkürlich auf, jetzt in Unterwäsche, und stellte sich neben das Bett, ihn ansehend.

„Lass mich nachdenken, woran liegt das wohl?!“ fragte sie, „Sicher nicht daran, dass wir etwa die ganze Nacht durch Sex gehabt haben, nein, unmöglich...!“

„Haben wir nicht, das Baby hat zwischendurch geplärrt...“ widersprach er, sich jetzt die Schläfen massierend.

„Na gut, zieh eben eine Viertelstunde ab, dann hatten wir die ganze Nacht Sex!“

Er entgegnete mit einem selbstzufriedenen Grinsen. Sie verdrehte die Augen.

„Wie bin ich überhaupt her gekommen? Sind wir nicht im Badezimmer schon eingepennt?“

„Fast, ich hab dich hergetragen, weil ich dachte, ich erspare uns Rückenschmerzen, die wir sicher bekommen hätten, wenn wir auf der Badematte geschlafen hätten...“ Er fragte sich selber, wie er nach so einer Nacht einen so langen Satz zu Stande bringen konnte.
 

Sakura ließ sich wieder auf das Bett fallen und seufzte, während er sich endlich aufsetzte.

„Wir sind pervers...“ jammerte sie. Sasuke war nicht ihrer Meinung.

„Das liegt im Auge des Batrachters,“ widersprach er, sich noch immer die Schläfen massierend, und sah dann auf seine hübsche Frau herunter, die auf dem Rücken lag und an die Decke starrte. Ihn wunderte, dass das Baby noch so ruhig war.

„Ich denke, dass das alle Betrachter gleich sehen würden,“ konterte seine Frau und strich sich selbst durch die Haare, noch immer auf dem Rücken liegend – und stutzte, als sie spürte, wie Sasuke sich über sie rollte. „Hey, was denn, nicht mehr müde?“

„Du warst doch so scharf darauf, dass ich aufstehe,“ murmelte er, bevor er sich herunterbeugte und sie küsste.

Sie erwiderte den Kuss, obwohl sie zuerst mit dem Gedanken gespielt hatte, ihn mit einem entrüsteten Hey, wir haben schon die ganze Nacht lang, jetzt ist's mal gut! wegzuschieben... na ja, so viel zu ihrem Durchsetzungsvermögen.

Sasukes Zunge drang in ihren Mund und sie zögerte nicht lange, sie mit ihrer eigenen zu begrüßen, während sie ihre Lippen gegen seine presste und sie sich gegeneinander bewegten.

„Sasuke-kun...“ nuschelte sie dann, als sie kurz den Kuss unterbrachen und dann sofort einen zweiten begannen. Sie hob die Hände und strich über seine nackte Brust, während sie halb empört und halb entzückt feststellte, dass seine Finger schon wieder auf dem besten Weg waren, unter ihren BH zu krabbeln und ihre Brüste zu berühren.

Notgeiler Sack... war alles, was sie dazu dachte, aber sie verkniff sich ein Grinsen, das hätte beim Küssen nicht so gut funktioniert. Statt dessen ließ sie ihre Hände langsam über seine Brust nach unten wandern in eine extrem gefährliche Richtung...
 

Gerade mitten im innigsten Zungenkuss und als Sasukes Hände ganz unter ihren BH gewandert waren und ihre Brüste erfasst hatten, wurden sie durch ein sensationell lautes Klopfen unmittelbar neben ihnen gestört – vor Schreck fuhren sie hoch, bissen sich gegenseitig auf die Zungen, schrien auf und drehten sich in die Richtung des Geräusches...

Und Sakura kreischte gleich weiter, als sie das unverkennbare Gesicht eines blonden Shinobi vor der Fensterscheibe erblickte, der mit tellergroßen Augen hereinstarrte und breit grinste.

„NARUTOOO!!!“ keifte sie los, während Sasuke hustete und nach seiner schmerzenden Zunge tastete.

„D-du hast mir fast die Zunge abgebissen...!“ jammerte er, „Argh, das tut echt weh...“

„SPANNER!!“ kreischte Sakura und warf mit Kissen nach dem Fenster, bis Sasuke sich bequemte, aufzustehen (er hatte sich eine Bettdecke um den Unterkörper geschlungen; vermutlich hatte er nichts, das Naruto nicht auch hatte, aber das hieß noch lange nicht, dass er nackt vor ihm rumlaufen wollte...), zum Fenster zu gehen und es aufzureißen. Sofort strömte ihm von draußen kalte Luft entgegen und Naruto, der an der Scheibe geklebt hatte, kippte schreiend ins Schlafzimmer.

Aus einem anderen Zimmer hörten sie jetzt Sanosuke zu wimmern anfangen, der durch den Lärm aufgewacht war.

„Na großartig!!“ schrie Sakura, die sich auf eine Decke übergeworfen hatte, „ICH BRING DICH UM, NARUTO!! WAS ZUM GEIER HAST DU HIER VERLOREN??!“

„Ich wollte eigentlich nur Nachrichten von Hinata-chan überbringen...!“ erklärte der Blonde und hielt sich jetzt die Augen zu, „Aaahh, meine Augen...“

„Vollidiot, als würde so ein Anblick deine Augen wegätzen!“ nörgelte Sasuke und trat nach ihm, das Fenster wieder schließend, „Wieso klingelst du dann nicht einfach unten an der Tür??!“

„Hab ich, aber ihr habt nicht aufgemacht!!“

„Wir haben nichts gehört!!“ schnaubte Sakura und stand noch immer in die Decke gewickelt auf, um aus dem Raum zu wackeln und nach Sanosuke zu sehen, der jetzt richtig plärrte.

„Wie auch immer, wenn wir nicht aufmachen, heißt das normalerweise, dass wir nicht da sind oder noch schlafen!“ erklärte Sasuke seinem Freund, der sich immer noch bescheuert die Hände vor die Augen hielt, „Gewöhn dir ab, immer durchs Schlafzimmerfenster zu gucken, wenn keiner aufmacht!!“

„Na, ihr seid aber auch die Einzigen, die ich immer beim Sex erwische, wenn ich das mache!“ protestierte Naruto.

„Von wegen Sex, das war kein Sex! Und deinetwegen spüre ich meine Zunge nicht mehr, du Armleuchter!“ meckerte Sasuke und fing einfach an, sich anzuziehen, während Sakura nebenan das Baby beruhigte. „Jetzt her mit deinen Nachrichten von Hinata, damit du wieder abzischen kannst!“

„Okay!“ Jetzt wieder überfröhlich senkte er endlich seine Hände und erzählte strahlend: „Hinata ist zwar immer noch krank, aber sie hat ja in etwas mehr als zwei Wochen Geburtstag, und weil sie krank ist, soll ich alle einladen! Also, wehe ihr kommt nicht, es ist Hinata-chans Geburtstag!“
 

Sasuke sah aus, als hätte er ihn am liebsten erschlagen.

„Und dafür das ganze Theater...?!“ knurrte er verärgert, inzwischen angezogen. Naruto war noch nicht fertig.

„Ach ja, und weil sie krank ist, soll Sakura-chan zu ihr kommen und sie untersuchen! Ihr Vater lässt sie nicht aus dem Haus gehen, sie könnte ja draußen noch kranker werden, deswegen muss Sakura-chan zu ihr kommen.“

Meine Frau muss hier gar nichts, um das mal klarzustellen, zumindest entscheidest das nicht du...“ Sasuke unterbrach sich, als Sakura wieder ins Schlafzimmer kam. Sie hatte immer noch ihre Decke umgewickelt und sah aus wie eine Frühlingsrolle mit lebender Füllung. Sasuke dachte an das Mannsgroße Maskottchen von Teehaus Konoha, „Cha-chan“, und fragte sich, ob es auch eine Sendung mit einer laufenden Frühlingsrolle gab. Bei dem vielen Müll, der heutzutage im Fernsehen kam, wagte er es kaum zu bezweifeln.

„Was ist mit Hinata?“ fragte die Frühlingsrolle, und Naruto erklärte ihr alles noch mal. „Ist gut, ich mach mich fertig und gehe sofort zu ihr. – Verschwindet aus dem Zimmer, ich will mich umziehen! – Und Sasuke-kun, nimm bitte Sanosuke mit nach unten, der ist jetzt wach und will beschäftigt werden.“
 

Sanosuke keckerte vergnügt vor sich hin, als sein Papa ihn die Treppe herunter in die große Stube trug, wo er ihn auf die Spieldecke setzte, die Sakura und er am vergangenen Tag dort hingelegt hatten, zusammen mit einigen Plüschtieren und anderem Babyspielzeug. Rasseln, ein Beißring, Bauklötze...

„Apropos Hinata,“ begann Sasuke dann mürrisch, während er in der Küche Teewasser aufsetzte und ein paar Löffel mit Tee in ein Tee-Ei füllte, das er in eine Kanne hängte, die auf der Spüle stand. Naruto hockte inzwischen bei Sanosuke und spielte mit dem Kind, das vergnügt quietschte, während es Narutos Finger ergriff und daran zog. „Es geht mich zwar nichts an, aber willst du bei ihr nicht langsam mal in die Pötte kommen, wo doch alle anderen inzwischen sogar Kinder haben?“

„In die Pötte kommen?!“ lachte Naruto, „Ich soll sie schwängern, oder was? Na, das ist ja meine Entscheidung, wann oder ob ich das tue, Teme...“

„Deswegen habe ich gesagt, es geht mich nichts an,“ murrte Sasuke, „Ich meine – willst du sie nicht allmählich mal heiraten?!“
 

Naruto sah ihn perplex an.

„Heiraten?“

„Ja?“ machte Sasuke in einer Mischung aus Frage und Antwort, „Dass Sakura und ich geheiratet haben ist schon eineinhalb Jahre her, Neji und TenTen haben doch schon vor Harukas Geburt geheiratet, und die ist schon über zwei... du bist mal wieder der letze, der alles schnallt, will ich damit sagen, das ist alles.“

Naruto kratzte sich offenbar wirklich verwirrt am Kopf. Sanosuke hatte sich mit viel Mühe an Narutos Händen hochgezogen und saß jetzt auf der Spieldecke. Dann griff er ein Kuscheltier und fing an, damit auf den Blonden einzuschlagen – Naruto war so verwirrt, dass er es nicht mal merkte.

„Aber...“ machte er dann, „Meinst du das jetzt ernst?“

„Was denn, ich denke, du liebst Hinata?“ wunderte sich Sasuke und bereute es schon jetzt zutiefst, das Thema angeschnitten zu haben. Da wollte er diesem Trottel einmal auf die Sprünge helfen und beschwor gleich eine Endlosdebatte herauf. Toll, Sasuke...

„Natürlich!“ rief der Blonde ohne zu zögern. „Aber ich kann sie doch nicht einfach fragen, ob sie mich heiraten will... ...?!“

„Tss, selbst Shikamaru, der faule Sack, hat Ino irgendwie ´nen Antrag gemacht!“

„Und selbst du hast es geschafft...“ grinste Naruto jetzt, sich quasi selbst in den Rücken fallend, und Sasuke sparte sich einen Kommentar.

„Hn,“ machte er darum nur kurz angebunden. Das Teewasser war fertig und er goss es aus dem Wasserkocher in die Kanne mit dem Ei, worauf die Küche vom wohlriechenden Teeduft erfüllt wurde. „Also, frag sie endlich und alles ist gut, Dobe. – Und spann nie wieder an unserem Schlafzimmerfenster!! Nächstes Mal bist du ein toter Mann!“
 

––
 

Sakura sah Hinata blinzelnd an, die auf der Kante ihres Bettes saß und ein ängstliches Gesicht machte, ihre so schon großen, weißen Augen wirkten plötzlich noch viel größer.

„Du bekommst ein Baby?!“ fragte Sakura die Hyuuga erstaunt, „Woher weißt du... denn das jetzt plötzlich? Ist das deine Krankheit??“

Hinata nickte betreten.

„Mir war schlecht und schwindelig und so... dann habe ich einen.... T-Test gemacht...“ stammelte sie, „Und meine Tage sind diesen Monat auch a-ausgeblieben...“

„Wenn du das schon weißt, wieso brauchst du dann mich?“ wunderte sich die Rosahaarige. Dann wich ihr verwirrtes Gesicht einem fröhlichen Lächeln. „Herzlichen Glückwunsch dann! – Es ist doch wohl Narutos Baby...?“

„J-ja...“ Die Röte einer reifen Tomate zierte Hinatas gesenktes Gesicht, als sie nickte, worauf Sakura noch breiter lächeln musste. Na, dann war der Kindergarten ja so gut wie gefüllt in Konoha! „Ich brauche aber deine Hilfe, weil... weil ich... nicht weiß, wie ich es Naruto-kun... erklären soll... ...“ flüsterte Hinata dann scheu, „Wie hast du... es denn Sasuke beigebracht, als du schwanger warst?“
 

Sakura musste grinsen, als sie sich an diese Nacht erinnerte. Und an die peinlichen Strapse, die Sasuke aber ganz offensichtlich extrem aufgegeilt hatten... hmm, sie sollte das wohl demnächst noch mal machen, nur um seine riesig geweiteten Augen noch mal zu sehen, die waren zu göttlich gewesen...

„Wieso hast du denn Angst?“ fragte sie die Violetthaarige und setzte sich neben sie, einen Arm um ihre Schulter legend, „Denkst du, Naruto wird sich nicht freuen?“

„Ich weiß nicht,“ sagte Hinata perplex. „Ich meine, wir haben noch nie über Babys geredet und... und... w-wir sind ja nicht mal verheiratet!“

„Dann heiratet doch einfach...“ lachte Sakura. Hinata sagte nichts und sah nur betrübt zu Boden. Es dauerte etwas, bis Sakura ahnte, was das Problem war. „Du denkst, er will dich gar nicht heiraten, weil er dich nicht gefragt hat bisher...? – Hinata, sieh mich mal an.“ Sie tat es unglücklich wie sie war, und Sakura sah ihr ernst in die weißen Augen. „Naruto liebt dich mehr als jeden anderen hier im Dorf. Vertrau mir, ich weiß das, und ich kenne diesen Deppen nun echt schon sehr lange! Wenn er dir bisher noch keinen Antrag gemacht hat, dann liegt das daran, dass er keine Peilung hat oder nicht weiß, wie er es am besten sagen soll, garantiert nicht daran, dass er es nicht möchte! Und genauso wird er sich auch freuen, wenn er erfährt, dass du ein Baby bekommst, ich bin mir sicher!“

Ihre Freundin wirkte jetzt etwas glücklicher und lächelte zaghaft.

„Meinst du wirklich? Ich soll es ihm einfach sagen...?“

„Mach einen besonderen Augenblick draus,“ riet Sakura ihr zwinkernd, „Du willst nicht wissen, in was für einem Moment ich das Sasuke gesagt habe, aber besonders war es auf jeden Fall...“

„Ich kann's mir denken...“ machte Hinata und nahm jetzt die Farbe eines Radieschens an. Sakura errötete ebenfalls.

„N-nein, nicht beim Sex!!“ wehrte sie entrüstet ab. „Na ja, also... danach eben...“ Das war auch nicht besser. Sie waren doch pervers. Da konnte Sasuke sagen, was er wollte!
 

––
 

Zu besonderen Augenblicken zählte natürlich auch Hinatas zwanzigster Geburtstag Ende Dezember.

Weil das Hyuuga-Anwesen allen gruselig war, besonders wegen dem mürrischen Hiashi Hyuuga, feierten sie bei Naruto in der Miniwohnung. Sakura hatte Hinata auch angeboten, bei ihnen im Haus zu feiern, da es doch etwas größer war als Narutos unordentliche Wohnung, aber Hinata hatte bescheiden abgelehnt und gesagt, sie wollte nicht zu viele Umstände bereiten – da Narutos Wohnung ohnehin wie ihr zweites Zu Hause war, war ein Geburtstag dort recht normal.

Im Großen und Ganzen erschien dieselbe Bagage wie auch auf Narutos Geburtstag; Team sieben, Team acht und Team zehn, dazu Team Gai und, weil Hanabi Hinatas Schwester war, auch Konohamaru und seine Freunde – der Enkel des dritten Hokage war nämlich Hanabis... Kerl, wie Kiba es gerne nannte, denn Freund war nicht so ganz passend. Sasuke fand Bimbo auch ganz treffend in diesem Zusammenhang, da Hanabi dazu neigte, ihren Freund herumzuscheuchen und sich bedienen zu lassen. Sasuke, Shikamaru und Kiba machten sich einen Heidenspaß daraus, den armen Konohamaru ebenfalls herumzuscheuchen – Sakura fragte sich wirklich, ob ihr Vater so auf Sasuke abgefärbt hatte oder ob er schon immer so ein Pascha gewesen war... auch wenn es nicht ganz so ernst gemeint war, wie es vielleicht aussah.
 

„Hey, Bimbo! Bringst du die Teekanne her?!“

„Und einen Napf Wasser für Akamaru?!“

„Und einen Aschenbecher?“

„Leckt mich!“ meckerte Konohamaru empört und stampfte aus dem Raum, Kiba lachte, während die beiden anderen bloß verstohlen grinsten.

„Wir treffen schon fast Hanabis Ton, noch etwas üben,“ meinte Shikamaru, „Sasuke, nenn ihn nicht Bimbo, dann läuft er immer weg...“

„Aaach, man muss zu dem stehen, was man ist... der Aschenbecher steht übrigens hinter dir.“

„Konohamaru!!“ keifte Hanabi durch die Stube und setzte ihrem Bimbo nach, „Hey, wo rennst du bitte hin?! Wo ist eigentlich meine Zitronenbrause, die du mir holen wolltest...?!“

Als sie vorbeigerauscht war, brachen die Männer in fast schallendes Gelächter aus, selbst Sasuke grinste, was er ja bekanntlich selten tat.
 

Hinata saß in der Mama-mit-Kind-Ecke, offenbar um sich bereits an die Atmosphäre in der Gesellschaft von Kindern zu gewöhnen. Haruka war ziemlich erstaunt darüber, dass jedes Mal noch ein Biibii dazuwuchs, wenn sich ihre Mutter mit ihren Freundinnen traf. Mit dem kleinen Yuuji konnte sie nicht viel anfangen, der war ja erst zwei Wochen alt und schlief in einem Korb neben Ino. Sanosuke saß auf Sakuras Schoß, strampelte ab und zu und guckte mit riesigen, schwarzen Knopfaugen durch die Gegend, weil so viele Eindrücke auf ihn herabrieselten. So viele Leute, so viel Lärm...

„Der arme Konohamaru!“ seufzte TenTen gerade, „Der hat es nicht leicht!“

„Wenn wenigstens Shikamaru, Sasuke und Kiba endlich aufhören würden, ihn zu verarschen,“ gluckste Ino, „Sag mal, Hinata, ist Hanabi immer so drauf?!“

„Ja...“ machte das Geburtstagskind leise lachend. „Aber obwohl wir so verschieden sind, bin ich ihr sogar etwas dankbar für ihre Art, weil-... ... weil ich mich nur ihretwegen dazu durchgerungen habe, Vater von Naruto-kun zu erzählen und ihm zu trotzen, obwohl er nicht begeistert von ihm ist... Vater fand Hanabis Beziehung mit Konohamaru auch nicht so den Hit, aber ihr war das offenbar völlig egal und sie hat einfach weitergemacht, wie sie wollte...“

„Und damit hat sie ich angesteckt?!“ grinste Ino, „Sehr gut, Hinata, gib's dem alten Blödmann! – Nichts gegen deinen Vater, du weißt schon, aber dieses Kleinkarierte wegen eurer Freunde ist doch echt oberhohl...“

„Na ja, e-er sieht Naruto-kun eben nicht als würdigen Mann für die Erbin seines Clans an... ich bin die Stammhalterin, aber Hanabi hat's trotzdem nicht leicht, weil-... sie eben ziemlich talentiert ist und der ganze Clan große Hoffnungen auf sie setzt...“

„Die sollen sich nicht anstellen, Konohamaru ist der Enkel des dritten Hokage!“ machte Sakura, „Und Naruto ist sogar der Sohn des vierten Hokage! Von wegen nicht würdig, außerdem hat Tsunade mal gesagt, wir drei – also, Team sieben – wären vielleicht sowas wie die potentiellen neuen Sannin, oder so... okay, vielleicht übertreibt sie, aber das klingt doch cool...“

„Haruka auch Hokage!“ verkündete das kleine Mädchen laut, das vor Sakura zum Stehen kam und sie groß anstarrte.

„Du wirst auch Hokage?“ grinste Sakura sie an.

„Nein!“ grinste Haruka zurück.

„Nein, Sanosuke wird Hokage und gründet die ultimative Uchiha-Dynastie,“ entgegnete Ino lachend und zeigte dabei auf Sanosuke, der ein protestierendes Awawawa zu hören gab.

Haruka sah von Ino zu Sanosuke und schüttelte dann heftig den kleinen Kopf. Ihre inzwischen recht langen dunklen Haare, die TenTen ihr zu einem Flechtezopf gebunden hatte, peitschten dabei durch die Luft.

„Das nicht Hokage!“ protestierte sie, „Das Biibii!!“

„Aber später wird er mal groß und stark!“ grinste Ino weiter.

„Nein!“ empörte sich Haruka, worauf alle lachen mussten. Sie mit ihrem Nein war wirklich zu süß.

„Wird er nicht?“ fragte TenTen ihre Tochter, „Warum?“

„Weiß ich doch nicht,“ machte sie trotzig. Wieder lachten die Frauen.

„Awawawa!“ machte Sanosuke und strampelte, dabei trat er aus Versehen gegen Harukas Kopf, die direkt vor ihm stand. Sie fuhr zurück, starrte ihn an und fasste zunächst nach ihrem Kopf – dann fing sie an, in ohrenbetäubender Lautstärke zu kreischen und klang wie eine Sirene, bis TenTen sie schnell auf den Arm nahm und sie hin und herwippte, zärtlich auf ihren Kopf pustend.

„Aaach, komm, das ist gar nicht schlimm! Mama pustet, dass ist der Schmerz weg!“

Sanosuke fing durch Harukas Geheule vor Schreck auch zu plärren an und musste seinerseits von Sakura beruhigt werden – und dann wachte auch noch der arme Yuuji auf in seinem Korb und quengelte ein ganz zärtliches, leises Ewaewaewa vor sich hin.

„Na toll!“ stöhnte Ino, „TenTen, deine Tochter hat gerade den Dominoday revolutioniert...“ TenTen grinste bloß, während Harukas Sirenenartiges Geheule allmählich leiser wurde. Sakura wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass durchaus eine Ähnlichkeit zwischen der Diva Hanabi und der trotzigen Haruka bestand... ob Haruka wohl auch mal so eine Domina werden würde, wenn sie groß war?
 

Vom Geschrei des Kindergartens aufmerksam geworden spähten die Männer etwas skeptisch in die Weiberecke der Stube und Shikamaru rutschte ein ganzes Stück weiter nach unten auf der Couch, grummelnd seine Zigarette zwischen die Zähne geklemmt.

„Dieschesch Geschrei höre isch schede Nacht...“ nuschelte er dabei, „Nisch nur dasch, Yuuschi isch scha leische, aber Ino, ey... ...“

„Gut, dass ich kein Vater bin,“ meldete sich Shino.

„Ach, kommt auch noch!“ versprach ihm Kiba grinsend und haute ihm auf die Schulter, „Sag mal, würdest du beim Sex die Sonnenbrille abnehmen?“

„Kein Kommentar,“ sagte Shino. Allgemeines Gelächter.

„Naruto!!“ warf Kiba dann ein und sah zu dem Blonden auf, „Wieso bist du eigentlich so still heute?! Kenn ich ja gar nicht von dir...?!“

„Ich?!“ machte Naruto, der offenbar in Gedanken vertieft war – dann grinste er. „Ich lese das Buch, das ich von Sakura-chan und Teme zum Geburtstag letztes Jahr bekommen habe, das über Genjutsu! Ist ziemlich cool!“

„Du liest das nach einem Jahr erst?“ machte Shikamaru, der die Ziese aus seinem Mund genommen hatte, „Wie unhöflich...“

„Na, er liest es überhaupt, das ist schon erstaunlich genug,“ kommentierte Sasuke das. „Und? Macht's dich schlauer, Dobe?“

„Jaaah!“ machte Naruto, „Es gibt Genjutsu, die... gibt’s gar nicht!“

„M-hm,“ machte Kiba, „Geile Aussage...“

„Apropos, Dobe, hast du nicht noch was vor, wo Hinata doch sowieso schon Geburtstag hat...?“ warf Sasuke halb laut ein, und der Blonde sah perplex von seinem Genjutsubuch auf – dann klappte er es zu und erhob sich.

„Ja!“ meinte er, „Du hast recht! – Dass ich sowas mal sage...“ Er grinste schräg und Sasuke schüttelte den Kopf, als Naruto um die Couch herum auf Hinata zuging, die sich ebenfalls gerade von ihrem Platz erhoben hatte. „Hinata-chan... ich habe dir noch etwas sehr wichtiges zu sagen!“ verkündete der Fuchsbengel guter Dinge, während Hinata ihn groß anstarrte – doch ehe sie antworten konnte, hatte er sie schon aus der Stube um die Ecke gezerrt. Augenblicklich wurde es still in der Stube und alle drehten verwundert die Köpfe in die Richtung, in die die zwei verschwunden waren. Selbst die Kinder hatten jetzt zu plärren aufgehört.

„Was ist denn jetzt?“ fragte Ino leise, um die Stille nicht zu zerstören, die plötzlich eintrat. Sakura warf Sasuke und den anderen Kerlen einen merkwürdigen Blick zu und war noch verwirrter, als sie ein unergründliches Grinsen in Sasukes Gesicht bemerkte.

Hat er mit Naruto etwa über Dinge geredet, von denen ich nichts weiß...?
 

Sie wurden jäh unterbrochen, weil es in einiger Entfernung zweimal Rumms machte – gleich darauf ertönten Schritte und dann sahen Hanabi und Konohamaru in die Stube. Verräterischerweise war sein Hemd offen...

„IIEEK!!“ schrie Hanabi, „Nee-san und Naruto-Baka sind... sind...!!“

„Sind was?!“ rief Shikamaru perplex und Sakura sprang alarmiert auf.

„Was ist da drüben passiert?!“ fragte sie, und Sasuke blinzelte – dieser Idiot würde es ja wohl hinbekommen haben, dieser Hyuuga-Trulla einen Heiratsantrag zu machen?! Oder hatte er sie und sich selbst jetzt bei dem Versuch in die Luft gejagt? Ähnlich sehen würde es ihm zumindest...

„Na, da drüben im Zimmer, seht sie euch an!!“ kiekste Hanabi und fing an, mit den Fingern ihre leicht zerzausten Haare zu kämmen, „Wir haben nebenan so’n komisches Bumms gehört und haben nachgeguckt und da waren die schon so...!“ Sie registrierte, dass ihr niemand mehr zuhörte, weil die versammelte Mannschaft jetzt die Stube verließ, um nach dem Rechten zu sehen.
 

Der Anblick im Zimmer nebenan war zum Piepen. Als Sakura allen voran das Zimmer betrat, wäre sie fast hintenüber wieder herausgekippt, als sie sah, was Hanabi meinte.

Da lagen diese beiden Vollidioten beide quasi alle Viere von sich gestreckt am Boden – ohnmächtig!

„Oh nein!“ stöhnte sie, statt aus dem Zimmer zu kippen, während Ino hinter ihr erschrocken schrie und Neji sich an den Kopf fasste. „Hinata ist wohl ansteckend, dass jetzt sogar Naruto schon in Ohnmacht fällt, wenn sie ihm sowas erzählt!“ Sakura bemühte sich zuerst um Hinata, immerhin war sie schwanger und vielleicht wäre eine Ohnmacht nicht so hilfreich für das Baby in ihrem Bauch. Sasuke sah seine Frau perplex an. Inzwischen hatte er seinen Sohn auf den Armen, den Sakura ihm aufgehalst hatte.

„Wie jetzt?“ machte er, „Was hat sie ihm denn gesagt?? Vielleicht ist Naruto in Ohnmacht gefallen, weil es ihn so fertiggemacht hat, ihr endlich ´nen Antrag zu machen...“

„Was?!“ machte Sakura, und jetzt sahen alle Sasuke an. „E-er wollte ihr einen Antrag machen?!“

„Nachdem ich ihn dazu gedrängt habe, ja...“ Sasuke war offensichtlich recht stolz auf sein Zutun zu dieser Doppelohnmacht. Sakura fächelte Hinata fleißig Luft zu.

„Hinata bekommt ein Baby!“ klärte sie den Rest dann auf, der geschlossen erbleichte. „Als ich neulich bei ihr war, hat sie es mir erzählt... und ich habe ihr geraten, es bald Naruto zu sagen! M-meint ihr, er ist deswegen...?“
 

Da wachte Naruto auf und unterbrach die Rosahaarige dadurch.

„Uhh... wo bin ich...?“ stöhnte er und fasste benommen nach seinem Kopf – dann sah er Hinata, deren Kopf auf Sakuras Schoß lag. „Hinata-chan!!“ schrie er, plötzlich hellwach, und stürzte zu ihr. „G-geht es ihr gut, Sakura-chan?! Sie ist so blass...?!“

„Die erholt sich schon wieder,“ versicherte ihm Sakura, „Sie hat das ja öfter...“

„Hast du es ihr gesagt?“ fragte Sasuke energisch an Naruto gewandt – und er starrte ihn an.

Jetzt erst begriff er, was seine Freundin ihm im selben Augenblick, in dem er ihr den Antrag gemacht hatte, zu ihm gesagt hatte...
 

„I-ich... bin schwanger, Naruto-kun!“
 

„AAAAHHHHHH!!“ schrie der Blonde plötzlich auf, und alle fuhren vor Schreck zusammen, als er aufsprang. Naruto rannte an ihnen vorbei, rannte einmal schreiend durch die ganze Wohnung und kam schließlich wieder bei den anderen an. „I-ich... werde Vater!!“ verkündete er dann und bot einen lächerlichen Anblick mit seiner Mischung aus völliger Euphorie und Schrecken über diese Nachricht. Offenbar konnte er sich nicht entscheiden, ob er fröhlich oder erschrocken gucken sollte, und tat irgendwie beides abwechselnd, wobei seine Mundwinkel zuckten, als hätten sie Wackelkontakt.

„Na endlich,“ war Shikamarus Kommentar. TenTen haute ihm auf den Kopf.

„Hey, du bist es auch noch gar nicht so lange!! Neji und ich waren die Ersten!“

„Nein!“ kommentierte Haruka das, aber sie wurde ignoriert, da bei ihr ohnehin jedes zweite Wort nein war.
 

In diesem Moment wachte Hinata auch endlich auf und rappelte sich erschrocken und zitternd auf, bis sie saß. Sakura stützte sie.

„Alles in Ordnung?“ fragte sie ihre Freundin, „Bist du okay?“ Hinata nickte verwirrt und sah auf den Boden.

„W-wo ist... Naruto-kun?“ wunderte sie sich, weil Naruto nicht mehr da lag – als sie den Kopf drehte, kam er freudestrahlend auf sie zu und hockte ich breit grinsend vor sie.

„Wir werden bald heiraten und dann ein Baby bekommen!“ machte er die Reihenfolge der anstehenden Ereignisse klar und nahm dabei Hinatas Hände in seine, „Juchee!“ Er hörte die anderen um sich herum glucksen, während Sakura sich lächelnd erhob und sich zu Sasuke stellte.

„Das wird ja was,“ seufzte dieser und wippte den maulenden Sanosuke auf und ab, der völlig interessiert auf die kleine Haruka heruntersah, die am Boden zwischen den Beinen der anderen herumwuselte.

„Wir sollten wohl ein Ehevermittlungsbüro aufmachen,“ sagte Sakura grinsend zu ihm, „Das war toll, dass du mit Naruto geredet hast – alleine wäre der da sicher nie drauf gekommen! – Wobei du auch recht lange gebraucht hast...“

„Pff...“ machte Sasuke desinteressiert. Als er zu Naruto sah, der noch immer fröhlich mit Hinata Händchen hielt und munter auf sie einredete, wie großartig das alles wäre, verdrehte er die Augen. „Und wehe, wenn die echt bei Ichiraku heiraten!!“
 

––
 

Sie feierten ihre Hochzeit nicht bei Ichiraku.

Das hätte Hiashi Hyuuga als Brautvater garantiert nicht zugelassen, da war Konoha sich einig. Hiashi Hyuuga war ohnehin nicht all zu begeistert von der Idee seiner Tochter, diesen Ramenfanatiker zu heiraten. Da hatte man übrigens mit mehr Widerstand gerechnet, um es grob zu sagen. Genau wusste niemand, wie Hinata – oder Naruto, oder wer auch immer – es geschafft hatte, den Griesgram umzustimmen, zumindest wehrte er sich nicht mit Händen und Füßen gegen die Hochzeit, was eigentlich anzunehmen gewesen wäre... vielleicht war ihm ja doch aufgegangen, dass Naruto als Sohn eines Hokage kein zu schlechter Mann für die Erbin des Hyuuga-Clans war...
 

Naruto und Hinata ließen sich bei ihrer Hochzeit mehr Zeit als alle anderen, die das meistens schon eine Woche nach der Verlobung hinter sich gebracht hatten. Ino kommentierte das damit, dass die Hyuugas eben special waren (krass-konkret, Verzeihung) und eine extrakrasse Hochzeit bräuchten.

„Dann scheint der Uchiha-Clan ja doch nicht so krass zu sein...?!“ hatte Sakura Sasuke darauf angegrinst, der nur gebrummt hatte.

Sie heirateten erst Anfang März. Weil der letzte Frühling, Sommer und Herbst kurz gewesen waren, war der Winter im Gegensatz dazu unglaublich lang geworden. Und jetzt, Anfang März, war er immer noch in voller Pracht da, der Winter, und das Dorf lag nicht unter Blättern, sondern unter einer dicken Schneedecke versteckt.

„Na gut, dann sind wir jetzt eben Yukigakure,“ sagte Kiba dazu. „Und Tsunade ist der Yukikage!“

„Na, da wird sie sich aber freuen... ich finde sowieso, sie ist mehr der Sakekage...“
 

Sasuke, Sakura und der kleine Sanosuke waren die Einzigen der Freunde, die mit zur Zeremonie kommen durften, die in demselben Tempel stattfand wie alle anderen Hochzeiten. Hiashi Hyuuga war offenbar nicht so der Fan von großen Gemeinschaften bei traditionellen Zeremonien, deshalb kam nur der engste Familienkreis, also nicht mal der komplette Hyuuga-Clan. Und da Naruto ja auch jemanden einladen durfte, hatte er sich für seine Teamkollegen und Iruka entschieden, der immerhin sowas wie ein Ersatzvater für ihn war. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er noch viel mehr eingeladen, aber er wollte dem sowieso schon recht angepissten Hiashi Hyuuga nicht noch mehr Gründe geben, ihn zu hassen... es ging nämlich nicht um ihn, sondern um Hinata!

So waren Sasuke und Sakura, die Sanosuke schlecht zu Hause lassen konnten und ihn deshalb mitschleppten (zum Glück hatte er während der Zeremonie geschlafen...) auch die Einzigen der Freunde, die mit dem Brautpaar und der Brautfamilie durch den hohen Schnee zu dem Restaurant stapfen mussten, was echt mühsam war. Der Rest der Gesellschaft konnte nämlich direkt zum Restaurant gehen und sparte sich den Weg vom Tempel dorthin...
 

„Dieses Wetter ist furchtbar!“ sagte TenTen, als sie Tempelgruppe das Restaurant erreichte und sie es sich drinnen gemütlich machten. Sie und Neji waren auch nicht bei der Zeremonie gewesen – sie waren nämlich die Nebenfamilie, die hatte bei der Zeremonie der Stammhalterin offenbar nichts zu suchen. Neji machte ein dementsprechend beleidigtes Gesicht, sagte aber keinen Ton, während er die in einen rosa Wintermantel gehüllte Haruka auf dem Arm hielt, die ununterbrochen plapperte, obwohl man nur die Hälfte von dem verstand, was sie brabbelte, zumindest kam oft Nein vor...

„In der Tat...“ seufzte Sakura, „Der Kinderwagen steckt in dem Schnee dauernd fest!!“ Sie rüttelte mit leichter Gewalt an Sanosukes Kinderwagen, worauf festgeklebter Schnee von den Rädern fiel und auf den Restaurantboden kleckerte. Sanosuke, inzwischen etwas über sieben Monate alt, riss erschrocken über das Gerüttel die Augen auf und wunderte sich, wieso man ihn so unhöflich aus dem Schlaf rüttelte. Das gab er auch sofort mit lautem Gezeter kund, sodass Sakura ihn hochnahm, auf ihren Schoß setzte und sich wieder TenTen zuwandte, neben der sie an einem langen Tisch saß.

„Ungewöhnlich, dieser ewige Winter,“ sagte die Braunhaarige, während sie Haruka den Mantel aufknöpfte und das kleine Mädchen aufgedreht auf der Bank herumzuhibbeln begann.

„Es neit, odaaa?!“ johlte sie und zeigte wild gestikulierend nach draußen. Als TenTen und Sakura aufsahen, stutzten sie – es schneite wirklich schon wieder.

„Na toll,“ machte Sakura. „Ich habe noch nie einen so schneereichen und kalten Winter erlebt! Gab es sowas schon mal hier in Konoha?“ Sie wandte diese Frage mehr an die Allgemeinheit.

„Zumindest selten, soweit ich weiß,“ antwortete ihr Tsunade, die auch da war und einige Plätze weiter am selben Tisch saß. „Normalerweise ist das Klima hier mild und die Sommer eher zu warm als die Winter zu kalt... und dieses – beziehungsweise letztes – Jahr ist es andersrum! Der Sommer war grausig und der Winter ist es auch...“

„Wir haben schon März,“ machte TenTen zustimmend, „So viel Schnee im März ist wirklich merkwürdig!“

„Wir fahr’n Litten, odaaa?“ machte Haruka und rüttelte energisch an ihrer Mutter, „Odaaa?“

„Ja, odaaa?“ machte TenTen sie lachend nach und tätschelte ihren dunkelhaarigen Kopf, worauf sie von zwei riesigen weißen Augen angestrahlt wurde. „Morgen fahren wir Schlitten, Haruka. Heute hat Tante Hinata Hochzeit!“

„Tante Hina, odaaa?“ machte Haruka mir noch größeren Augen. Sakura musste lächeln. Sie war wirklich knuffig, die Kleine. Sie war gespannt, wann Sanosuke zu sprechen anfangen würde... ob er auch so redefreudig wäre wie Haruka? Zumindest krabbelte er inzwischen und sie musste zu Hause schon richtig aufpassen, dass er nirgendwo gegenkrabbelte. Er war schon mal unter die Heizung in der Stube gekrochen und hatte sich dort übelst den Kopf gestoßen, es hatte richtig geblutet... so ein Glück, dass Sakura Medic-Nin war und ihr Kind sofort heilen konnte!
 

„Wo wir gerade bei merkwürdigen Sachen sind...“ fiel Sasuke grummelnd ein, „Ich will ja niemanden beunruhigen, aber was ist eigentlich aus Kiri geworden? Oder diesem Mizukage da? Irgendwas passiert?“

Jetzt wurden alle aufmerksam, die am Tisch saßen, und Tsunade, der die Frage eindeutig gegolten hatte, seufzte.

„Nein,“ erklärte sie, „In Kiri ist tote Hose. Vielleicht sollten wir uns wirklich an den Gedanken gewöhnen, dass Orochimaru tot ist...“

„Aber dafür gibt’s keine Beweise!“ warf Sasuke energisch ein.

„Hat dein Juin sich geregt seitdem?“

„Nein, es ist wie tot.“

„Ist das nicht auch eine Art Beweis?“ fragte Tsunade, „Denkst du nicht, dass du etwas gemerkt hättest, wenn Orochimaru irgendetwas macht?“ Sasuke seufzte langsam.

„Ich weiß nicht, an sich schon... aber ich will mich einfach nicht damit zufriedengeben, dass er einfach so von diesem... diesem Monster Kurame gefressen wurde! Das ist doch kein Abgang für Orochimaru, seien wir ehrlich...“
 

Da mussten die anderen ihm irgendwie recht geben. Orochimaru war ein so gefährlicher Gegner Konohas gewesen... wie konnte es sein, dass er einfach so gefressen worden war?

„Selbst, wenn der gefressene Orochimaru echt nur ein Fake war – ich meine, der Mizukage hat deutlich gesehen, dass Orochimaru von Kurame gefressen worden ist, das schließt natürlich nicht aus, dass es eine verrückte Art von Bunshin war – ist es durchaus möglich, dass er mit Kiri gar nichts mehr am Hut hat,“ räumte Tsunade da ein und stützte nachdenklich den Kopf auf die Hände. „Wenn er lebt, ist er ganz bestimmt nicht in Kiri. So ruhig wie es da zugeht, ist das wirklich unmöglich... wieso sollte Orochimaru sich fast drei Jahre lang in Kiri verstecken...?“
 

Sakuras Kopf ruckte hoch.

Drei Jahre?! Das war wirklich schon fast drei Jahre her, dass Orochimaru von Kurame gefressen worden war?! Du liebe Güte, wie schnell die Zeit verging...

Stimmt-... Sanosuke wird dieses Jahr schon eins...!

Sie sah auf ihren Sohn, der noch auf ihrem Schoß saß und nach den Sachen auf dem Tisch grabbelte, aber nicht ankam, weil seine Arme zu kurz waren.
 

„Es gibt aber auch einen Grund, wieso Orochimaru doch etwas mit Kiri zu tun haben muss,“ meinte Sasuke, „Denkt doch mal an das Theater mit der Schlangenhaut! Wofür das nützlich war, wissen wir immer noch nicht... er wollte uns auf sich oder auf Kiri oder auf beides aufmerksam machen, soll dass völliger Zeitvertreib gewesen sein?“

„Nein,“ machte Tsunade, „Vielleicht war das Teil des Plans, dass wir denken, er wäre mit Kiri verbündet, und hinter unserem Rücken geht er nach Iwa oder wohin auch immer und greift uns also aus einer Richtung an, die wir nicht erwarten...“

„Pff...“ machte Sakura, „So schlau ist der doch nicht...“

„So weit um die Ecke denken tut doch nur Shikamaru...“ machte TenTen, vielleicht auch um sich selbst zu beruhigen, „Wieso, gab es in Iwa Schwierigkeiten?“

„Nein, nein!“ machte Tsunade zu aller Beruhigung, „Das war nur ein Beispiel... es ist alles friedlich, es ist wirklich seit Orochimarus Tod die friedlichste Zeit, die ich je erlebt habe!“

„Das ist doch schön,“ machte TenTen dann und sah wieder zu ihrer Tochter, „Wir sollten die Zeit lieber genießen, statt uns schwarz zu ärgern... wir werden schon noch genug Kriege erleben!“

„Wir bauen einen Neemann, odaaa?“ johlte Haruka, die jetzt am Fenster klebte und in den immer noch fallenden Schnee starrte.

„Ja, Kleine. Morgen!“
 

Sasuke senkte noch immer grübelnd den Kopf und drehte ihn leicht zur Seite, sodass er das Fenster und den Schnee draußen sehen konnte.

Tsunade hatte recht... es war wirklich die friedlichste Zeit, die sie erlebt hatten. Er hatte Sakura. Und Sanosuke. Sein Bruder, Orochimaru und die Finsternis, die er so hasste, waren für immer verschwunden und das war gut so. Und sie würden nie wieder kommen.

Der Schnee war so weiß und so fiel so still auf die Erde herunter, er machte nicht das kleinste Geräusch. Das musste doch Frieden sein.
 

Oder die Ruhe vor einem gewaltigen Sturm, der alles zurück in die Dunkelheit und den Tod reißen würde, das sich ihm in den Weg stellte.
 

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So. WICHTIG: Das nächste kapi wird erst in ZWEI Wochen kommen, sorry^^ aber meine Freundin Sira aus Hannover kommt am Wochenende und da ich sie so selten sehe werde ich wohl kaum zeit zum Schreiben haben!^^' Ich hoffe ihr versteht das...... XD Wenn nicht, Pech, ey..... XDD

Haruka ist doch voll süß, odaaaa?! XDDD

Ertrinken

Auf den Schnee folgte Regen.

Als es Ende April endlich zu schneien aufhörte und alle erleichtert dachten, der ewige Winter wäre endlich vorbei, wurde der Schneefall von Dauerregen abgelöst, der dem Dorf zusammen mit dem Wasser des geschmolzenen Schnees eine regelrechte Sintflut bescherte.

„Hört das denn nie auf?“ seufzte Sakura, während sie aus dem Fenster der Stube ihres großen Hauses in den strömenden Regen starrte. Der Garten war ein einziger, riesiger See. Fehlten nur noch Enten, die darauf schwammen.

Sasuke hing etwas lustlos aus der Couch in der Stube und sah jetzt zu seiner stehenden Frau auf.

„Hn,“ machte er bloß, gesprächig wie eh und je.

„Erst dieser ewig lange Winter, und jetzt Monatelang nichts als Regen!“ machte die Rosahaarige, „Es kommt mir schon vor, als gäbe es keine Sonne mehr auf dieser Welt! – Erinnerst du dich, wann wir zum letzten Mal die Sonne gesehen haben?!“

„Hn,“ machte Sasuke, und als sie schon genervt zu ihm herumfuhr und ihn ankeifen wollte, wieso er denn so ungesprächig wäre, addierte er: „Schon komisch.“
 

Das war es wirklich. Als hätte sich das Wetter gegen Konoha verschworen und hätte vor, das Dorf unter Massen von Wasser zu begraben...

Ertränken.
 

Draußen grollte der Himmel, als Sakura schnellen Schrittes die Stube verließ, um nach oben zu gehen und den Kleinen aus seinem Bettchen zu holen, in dem er Mittagsschlaf gemacht hatte. Sasuke lehnte den Kopf zurück auf die niedrige Lehne des Sofas, sodass er das Fenster, das hinter der Couch war, überkopf sehen konnte und wie die Regentropfen an der Scheiben herabrannen – für ihn rannen sie nach oben, weil er verkehrt herum sah.

Das Wetter machte ihm Kopfschmerzen. Nicht, dass er so ein sonniger Typ wäre und bei Regen deprimiert würde – aber die Luft war drückend und Sasuke hatte das Gefühl, dass der viele Regen ihm auf den Schädel drückte, als wolle er ihn in den Boden schieben wie den Hering eines Zeltes.

Sink weiter ein in die Erde! sagte der Regen zu ihm, Geh tief in die Knie und versinke im schlammigen Boden! Und ertrinke!
 

Ertrinke in deiner eigenen Dunkelheit.
 

Sasuke keuchte unwillkürlich, als ein heftiger Schmerz wie der Stich einer sehr dicken Nadel durch seinen Kopf stach. Er setzte sich ruckartig senkrecht auf und hielt sich die Schläfen.

Was soll das jetzt?! Die Finsternis habe ich überwunden! Sie ist für immer verschwunden! schrie er innerlich und weitete entsetzt die Augen.
 

„Sasuke-kun??“

Er schrak hoch und sah Sakura in der Stubentür stehen. Auf ihrem Arm saß der kleine Sanosuke, inzwischen zehn Monate alt. Das Kind quakte und pulte an Mamas Bluse herum.

„Da, da, da...“ maulte er dabei. Sakura sah Sasuke groß an.

„Was ist?“ fragte sie ihn, „Was starrst du denn so erschrocken in die Gegend, ist was nicht in Ordnung?“ Er sah sie an und brauchte einen Moment, um ihre Frage zu begreifen und zu antworten. Sein Schädel dröhnte und er erhob sich murrend.

„Nein, nichts,“ machte er, „Bloß Kopfschmerzen. Ich mach mir ´ne Tablette.“

Sakura setzte Sanosuke auf seiner Spieldecke ab und suchte ihrem Mann freundlicherweise eine Schmerztablette aus der Schublade, während er sich ein Glas Wasser holte.

„Das ist sicher das Wetter,“ machte sie, als er zu ihr kam, die Tablette schluckte und mit Wasser herunterspülte. „Ich werde von dem ewigen Regen auch müde und so...“

„Da, da, Babamamaaaa...“ johlte der Sprössling auf seiner Decke und schlug wild mit einem Plüschtier auf den Boden.

„Heeey...“ machte Sakura lachend und hockte sich zu ihm, „Nicht hauen, Sanosuke! Nicht kaputt machen, nicht so doll!“ Sie versuchte, seine Hand mit dem Plüschtier festzuhalten, doch er drückte das weiche Tier jetzt an sich und sah sie aus riesigen, schwarzen Kulleraugen an.

„Meins!“ verkündete er. Oh ja, er war sehr besitzergreifend, in letzter Zeit sagte beinahe zu allem und jedem meins. Er war noch zu klein, um zu kapieren, dass nicht alles seins war, deshalb versuchte auch niemand, es ihm beizubringen – er war ja nicht mal eins.

Sasuke beachtete das Gezeter unter sich nicht weiter und sah erneut hinaus in den Regen, der noch immer fiel und auch nicht weniger werden wollte.

Da war sie wieder, die Stimme.
 

Geh und ertrinke.
 

––
 

Es war fast eine Woche später am frühen Morgen, als Sasuke von Sanosukes Schreien aufwachte.

Zuerst ignorierte er es... in den zehn Monaten, die er nun schon Vater war, hatte er gemerkt, dass der Kleine gerne mal brüllte, obwohl gar nichts war. Wenn dann nach einigen Minuten niemand kam, gab er es auf.

Aber das Schreien hörte nicht auf und wurde nur lauter, so erhob er sich mit pochendem Kopf von seinem Bett. Nach einem Blick auf Sakura, die auch gerade aufwachte und sich murrend auf die Seite rollte, verließ er das Zimmer und ging zu Sanosukes ins Kinderzimmer.
 

Das Bett war nass.

Sasuke hob seufzend das strampelnde Kind aus dem Bett und hielt seinen Sohn vorwurfsvoll hoch.

„Ja, das Bett wird nass, wenn du reinmachst!“ belehrte er ihn, und das Kind schrie aus vollen Lungen. Sasuke runzelte die Stirn und warf einen weiteren Blick in das nasse Bett. „Meine Güte, du musst es aber ganz schön nötig gehabt haben, so-...“ Er brach ab, als von oben ein Tropfen in das Bett fiel.

Er sah nach oben an die Decke und hätte vor Schreck beinahe das Kind fallen gelassen.

„Oh Scheiße!“
 

––
 

„Was ist denn hier los?!“ fragte Sakura verwirrt, als Sasuke ihr das nasse, schreiende Kind auf den Arm drückte, sich umzog und aus dem Raum eilte.

„Die Decke im Kinderzimmer ist undicht!“

„WAS??!“

„Ja, direkt über dem Bett ist ein riesiger Wasserfleck! Kein Wunder, dass er so plärrt, das Bett ist klitschnass!“

„Ach du meine Güte!“ machte Sakura und fing an, das Kind auszuziehen, das in den nassen Klamotten immer noch wild strampelte. „Und was willst du jetzt machen?“

„Tss, ´nen Tischler holen, oder wer auch immer sowas repariert! In dem Bett kann Sanosuke jedenfalls nicht mehr schlafen, das muss erst mal trocknen.“

„Das ist wohl wahr!“
 

Als Sasuke fluchend und murrend das Haus verließ, badete Sakura in aller Ruhe ihren kleinen Sohn in warmem Wasser, trocknete ihn gut ab und zog ihm trockene Sachen an. Darauf hörte auch das Gaplärre auf, von dem einem auf die Dauer wirklich die Ohren klingeln konnten.

Sie saß mit einer Tasse Tee auf der Couch in der Stube und der kleine Sanosuke rannte aufgeregt durch das Erdgeschoss und verteilte all seine Kuscheltiere und andere Halbseligkeiten auf dem Boden, als Sasuke mit den Tischlern zurückkehrte, die sich des Lecks im Dach sofort annahmen.

„Das ging aber schnell!“ kommentierte Sakura das, „Vorsicht, stolper nicht über die Viecher am Boden, Sanosuke verteilt überall die Tiere und so-...“ Sasuke wäre tatsächlich beinahe über ein Kuscheltier gestolpert, das hinter der Türschwelle auf ihn lauerte. Er sprang noch rechtzeitig zur Seite und hustete empört.

„Sag das nächstes Mal früher!!“ In dem Moment kam sein Sohn vor ihm zum Stehen, etwas wackelig auf den pummeligen Beinchen war er ja noch, vor allem mit der dicken Windel um den Unterkörper.

„Baaaaba!“ begrüßte er seinen Vater mit seinem Sieben-Zähne-Grinsen. Ja, er hatte ganze sieben Zähnchen, die so winzig waren, dass einer in den Fingernagel von Sakuras kleinen Finger sicher viermal reingepasst hätte.

„Na, Sanosuke?“ machte Sasuke, „Was machst’n du mit den Tierchen hier?“

„Ääää!“ machte er kommentarlos und rannte wackelnd wieder in die Stube zu Mama. Sasuke musste kurz grinsen, bevor er sich zu seiner Frau in die Stube setzte. Zusammen warteten sie darauf, dass die Handwerker das Leck abgedichtet hatten.

„So wirklich gesprächig ist er ja noch nicht, hm?“ machte Sakura und stellte ihre leere Teetasse auf den Couchtisch, unter dem der Kleine jetzt herumkroch und weitere Tiere versteckte.

„Hn,“ machte Sasuke dazu.

„Hast recht, ganz der Vater,“ grummelte die Frau, worauf Sasuke selbstzufrieden grinsen musste.

„Er wird eben ein ganzer Uchiha!“

„Jetzt mal im Ernst, findest du es nicht beunruhigend, dass er so wenig redet?“

„Pff,“ machte Sasuke, „Er ist nicht mal eins! Das kommt schon noch!“

„TenTen sagt, Haruka-chan hätte mit zehn Monaten schon ihren Namen sagen können!“

„Haruka ist ja auch einfacher und kürzer als Sanosuke...“

„Aber sie konnte auch Krokodil sagen!“

„Hast du daran gedacht, dass Mädchen meistens früher sprechen lernen als Jungs und Jungs dafür früher laufen?“ stöhnte Sasuke, „Sanosuke wird schon nicht gestört sein! – Pff, wer will denn Krokodil sagen...? Pass auf, ich beweise dir, dass er sprechen kann!“ Damit angelte er Sanosuke vom Boden auf, der gerade an seinem Hosenbein geknabbert hatte, was dieser mit empörtem Gezeter kommentierte. „So, Söhnchen! Sag mal Krokodil!“

Sanosuke starrte seinen Vater empört und erschrocken zugleich an.

„Kro-ko-dil!“ machte Sasuke langsamer. „Krokodil!“

„Äää!“ machte der Kleine nach langer Pause.

„Nein, nicht Äää, Krokodil...“

„Awäää!“

„Siehst du?“ sagte Sasuke zu Sakura, die ihn blöd ansah, „Er will nicht Krokodil sagen! – Sag mal Sharingan!“

„Sasuke!“ stöhnte Sakura, „Lass das, das ist viel zu schwer!“

„Er wird schon nicht sterben! – Komm, du kannst es, du bist ein Kerl! Sag Sharingan! Shaaaa-riiin-gaaan!“

„Ajäää!“ machte Sanosuke und grinste, dabei wedelte er heftig mit den kleinen Ärmchen durch die Luft.

„Nein, versuch's noch mal. Sharingan! Sha-rin-gan!“

„Awawajäää!“

„Was sag ich?“ seufzte Sakura, musste aber auch grinsen bei Sasuke Versuchen, dem Kleinen Sharingan beizubringen.

„Wir probieren's mal langsam!“ machte der Vater ernst, „Sag mal Sha!“

„Waaaää!“

„Herr Gott, lass doch dieses Äää weg!!“

„Vielleicht solltest du lieber versuchen, ihm Ära beizubringen! Oder Ähre?“ stichelte Sakura.

„Verarscht du gerade meinen Sohn...?“

„Vielleicht kann er ja Äquator, dann ist er ziemlich gut!“ fuhr Sakura fort und musste lachen. Sasuke murrte.

„Er wird schon noch Sharingan sagen, pass auf!“

„Shainan.“

„Siehst du?“ Sasuke hielt inne und fuhr zu Sanosuke herum, den er noch immer neben sich auf der Couch sitzen hatte. Sakura hielt ebenfalls inne und blinzelte.

„W-...was hat er gerade gesagt?!“ stammelte sie.

„Sag das noch mal!“ befahl Sasuke seinem Söhnchen.

„Äääaa!“

„Nein, das andere! – Du hast Sharingan gesagt! – Na ja, beinahe.“

„Shainan!“ kam es erneut, und die Eltern warfen sich einen perplexen Blick zu – bis Sasukes Blick sich in ein zufriedenes Grinsen verwandelte.

„Hn, was hab ich dir gesagt? Er ist ein richtiger Uchiha und weiß genau, was für wichtige Worte er zuerst lernen muss! Pff, Krokodile...“
 

––
 

Zum Glück konnten die Tischler das Leck abdichten und das Tropfproblem war damit behoben. Das Gitterbettchen war allerdings am Abend immer noch nass, sodass Sanosuke unmöglich darin schlafen konnte. Sakura beschloss daraufhin, ihn mit in ihrem Ehebett schlafen zu lassen.

„Eine Nacht ohne Sex hältst du auch mal aus!“ machte sie dazu und setzte das Baby auf dem großen Bett ab, als es draußen finster geworden war.

„Pff,“ machte Sasuke nur unbeeindruckt und sah aus dem Fenster in die Dunkelheit. Da es auch tagsüber durch die dicken Wolken recht dunkel war, machte die Dunkelheit der Nacht kaum noch einen Unterschied zum Tag.
 

Trotzdem wollte das drückende Gefühl nicht verschwinden, das sich einhergehend mit dem niedrigen Luftdruck wohl in ganz Konoha breitgemacht hatte. Obwohl alles so ruhig und friedlich war, hatte er immer noch die lästigen, stechenden Kopfschmerzen.
 

Geh und ertrinke.
 

In diesem Moment sah er seit langer Zeit zum ersten Mal wieder den eigenartigen, kreisrunden Gedankenpalast und die noch eigenartigere sprechende Schlange.
 

––
 

Der Korridor war nass.

Er war nicht nur nass, er schwamm vor lauter Wasser – Sasuke hatte das Gefühl, der Boden hätte sich komplett in Wasser verwandelt. Darin standen eckige Holzkisten verteilt, die gerade so über das ruhig dahinplätschernde Wasser ragten, wie Steine in einem Fluss, auf die man treten musste, um ihn zu überqueren.

Er stand auf einer dieser Kisten. Sie war gerade groß genug, um seinen Füßen Platz zu geben.

„Was ist denn hier passiert?!“ machte er entsetzt und empört zugleich und sah sich in dem schummrigen Gang um. Zu seiner Linken reihten sich die numerierten Türen auf, denen das Wasser aber ebenfalls fast bis zu den Türgriffen reichte. Auf einer kleineren Kiste etwas weiter vorne entdeckte er die Schlange, die sich darauf eingerollt hatte und ihn amüsiert ansah.

„Woher soll ich wissen, was hier passiert ist?“ fragte sie.

„Na, du wohnst doch hier!!“

„Ich wohne?“ machte die Schlange, „Wie kann ich wohnen, wenn ich nur ein Hirngespinst bin? Ich existiere nicht mal, wie soll ich da wohnen?“

Sasuke war das philosophische Gegengefrage leid.

„Was auch immer du dann hier tust, woher kommt das ganze Wasser?! Und die Kisten?!“

„keine Ahnung,“ sagte das Tier, „Das ist schließlich DEIN Unterbewusstsein, deswegen kannst auch nur du sagen, wo das Wasser herkommt, wenn überhaupt. Vielleicht beschäftigt dich Wasser!“
 

Er runzelte die Stirn.

Ja, das tat es irgendwie. Weil es dauernd regnete und alles überschwemmt war... und eine Stimme in seinem Kopf krächzte, er solle ertrinken.
 

„Was ist das für eine Stimme, die mit mir spricht?!“ fragte er entrüstet. „Ich hatte die Dunkelheit und all diesen Krempel hinter mir gelassen, wieso... erinnere ich mich plötzlich wieder daran zurück? Etwas läuft hier schief, ich weiß nur nicht, was es ist!“

„Du meinst das Pieken in deinem Kopf?“ machte die Schlange und dippte ihren Schwanz beim Reden in das vorbeifließende Wasser wie ein Stück Paprika in Joghurtdip.

Er sah sie an.

„Ah,“ machte er murrend, „Du weißt also doch was!“

„Vielleicht machst du dir über Dinge Sorgen... und vielleicht tust du das auch zurecht. – Hast du je darüber nachgedacht, warum das hier ein Kreis ist?“
 

Sasuke blinzelte. Was sollte das jetzt werden?

„Nein,“ machte er.

„Der Kreis ist ein Symbol der Unendlichkeit,“ sagte die Schlange amüsiert und dippte weiter ihren Schwanz in das Wasser. „Dieser Korridor ist rund und egal, wie lang du rennst, du wirst kein Ende erreichen sondern immer weiter im Kreis rennen. Irgendwann kommst du an der Stelle an, an der du begonnen hast, und alles geht wieder von vorne los.“

„Was... hat das mit meinen Kopfschmerzen zu tun?“

„Mit der Unendlichkeit ist es so bei vielen Dingen! Und vielleicht... auch mit der Finsternis.“

Sasukes Kopf ruckte hoch.

„Sie ist weg!“ blaffte er die Schlange an, „Ich habe die Finsternis verjagt und ich bin jetzt frei! – Fängst du an, wie mein Bruder vom ewigen Fluch des Uchiha-Clans zu reden, huh? Ich werde ihm, dir und euch allen beweisen, dass es keinen Fluch gibt! Jetzt ist die Dunkelheit verschwunden und sie wird nie wieder zurückkehren!“

„Tapfere Worte...“ sagte die Schlange, „Du unterschätzt die Unendlichkeit. Und die Dunkelheit. Du irrst dich wenn du sagst, sie wäre verschwunden – es wird sie immer irgendwo geben. Ohne sie gäbe es ja auch kein Licht. Wie sollten wir ohne Finsternis wissen, was Licht ist?“

Sasuke kam nicht zum Antworten.
 

––
 

„Sasuke-kun?! – Bist du taub?!“

Er fuhr hoch und drehte erschrocken den Kopf in Sakuras Richtung. Sie saß im Nachthemd auf dem großen Bett, neben ihr lag ihr schlafender Sohn und lutschte zufrieden an seinem Schnuller.

„Was?“ machte der Schwarzhaarige konfus. Wie lange hatte er in Gedanken versunken da gestanden? Draußen goss es immer noch.

„Ich habe dich etwa viermal gerufen und du stehst da und rührst dich nicht!“ zischte Sakura gedämpft, um das Kind nicht zu wecken. Er kratzte sich am Kopf, bevor er sich langsam vom Fenster löste und sich auf die andere Seite des Bettes setzte, sodass Sanosuke in ihrer Mitte schlief.

„Ich weiß auch nicht,“ sagte er dann murmelnd, legte sich ohne jeglichen Kommentar auf die Seite, Sakura den Rücken kehrend, und knipste das Licht aus. „Nacht.“
 

Sie sah seinen Rücken konfus an und wusste nicht, was jetzt schon wieder los war. Er war schon seit Tagen so unruhig und gestresst gewesen, aber sie wäre ihm schon dankbar, wenn er sich endlich mal angewöhnen könnte, mit ihr zu sprechen, wenn etwas war...
 

Sasuke seinerseits fiel mit den Gedanken an Unendlichkeit und furchtbare Kreise voller Wasser in einen unruhigen Schlaf.
 

––
 

Pünktlich zu Sasukes einundzwanzigstem Geburtstag Ende Juli kam zu dem immer noch andauernden Regen noch ein Orkan hinzu, der dem schon vom Wasser geschädigten Dorf jetzt wohl den Rest geben wollte.

„Erst sollen wir erfrieren im Schnee eines ewigen Winters, dann ersaufen in einer ewigen Regenzeit und jetzt wegfliegen!“ sagte Naruto dazu, der als Einziger zu Sasukes Geburtstag kommen durfte – Sasuke hasste große Feste und wollte erst recht nicht, dass lauter Idioten sein schönes Haus durcheinanderbrachten. Und da Naruto sich sowieso nicht abschütteln lassen würde, durfte er kommen, er durfte sogar seine inzwischen hochschwangere Frau Hinata mitbringen. Aber nur, weil sie so lieb war. Außerdem hätte Sanosuke in drei Tagen seinen ersten Geburtstag – und Sasuke ahnte schon, dass er seine Frau nicht davon abhalten können würde, zu diesem Anlass halb Konoha einzuladen. Da musste nicht auch jetzt schon halb Konoha herkommen.

„Habt ihr die Nachrichten gesehen?“ fragte Sakura, die für die vier Erwachsenen Tee gekocht hatte und ihn gerade in der Stube servierte. Sanosuke kroch auf dem Boden herum und grabbelte alles an, das nicht Niet- und Nagelfest war, um es sich in den Mund zu stecken.

„Bwawama!“ machte er dazu, jetzt mit einer Fernsehzeitschrift im Mund.

„Lass das,“ murrte sein Vater und nahm ihm die Zeitung weg, „Das ist dreckig, nicht essen!“

„Wir haben keine Nachrichten gesehen,“ sagte Hinata, „Unser Fernseher ist kaputt gegangen, vermutlich hat der Regen die Antenne zerstört, jedenfalls machte es heute morgen während Teehaus Konoha plötzlich Zack und es gab nur noch Ameisenfußball.“

„Ihr seht Teehaus Konoha?!“ platzte Sasuke heraus, der diese Sendung langsam hasste, da sie ihn so oft aus seinem Schlaf gerissen hatte. Gut, dass in diesem Haus kein Fernseher im Schlafzimmer war.

„In den Nachrichten haben sie Häuser gezeigt, denen das ganze Dach weggeflogen ist!“ fuhr Sakura fort, während Naruto Sasuke antwortete:

„Hinata ist schwanger und darf nur sitzen oder liegen, da muss sie sich ja beschäftigen, Teme!“

„Wieso darf sie nur sitzen und liegen?“

„Weil ich nicht will, dass ihr oder unserem Baby was zustößt!“

„Du bist gestört, Dobe.“

„Was ich eigentlich sagen wollte,“ fiel dem Blonden da plötzlich ein, während er sich mit Sasuke an den Tisch setzte und sie zusammen Tee tranken. Sanosuke knabberte inzwischen an der Fernbedienung, was keiner zu bemerken schien. „So viel regen kann's doch gar nicht geben! Habt ihr schon mal daran gedacht, dass uns irgendwer mächtig anscheißen will und irgendein dämliches Endloser-Regen-no-jutsu über Konoha abgefeuert hat? Das kann doch gar nicht sein, dass es Monatelang nur regnet und jetzt auch noch – huch, war das ein Huhn?!“ Er starrte aus dem Fenster, während draußen kleinere und größere Dinge durch den peitschenden Regen flogen, meistens Äste von Bäumen.

„Hier gibt’s Hühner?“ machte Sasuke verpeilt.

„Endloser Regen no jutsu?!“ lachte Sakura, „Quatsch, sowas gibt’s nicht! Keiner hat soviel Chakra, um ein Jutsu monatelang aufrecht zu halten!“

„Vielleicht sind es ja zwei und sie wechseln sich ab!“ orakelte Naruto, „Noch ein Huhn!!“

„Ich glaub, das war dasselbe,“ sagte Hinata.

„Vielleicht ist der Regen auch gar kein echter Regen!“ sagte Naruto, „Vielleicht ist es ja ein Genjutsu!“

„Wie soll das denn gehen?“ machte Sakura, „Auch ein Genjutsu kann doch keiner über Monate aufrecht erhalten!“

„Wenn es wenig Chakra verbraucht und der Kerl viel hat, wieso nicht?“ machte Sasuke unbeeindruckt. Als er einen zweifelnden Blick von seiner Frau erntete, addierte er süffisant grinsend: „Oder die Trulla viel hat, von mir aus.“

„Aargh, das meinte ich nicht!“ schnappte die Rosahaarige, „Wieso sollte jemand bitte ein Regen-Genjutsu über ein ganzes Dorf legen, und das Monatelang?“

„Ich habe in eurem coolen Genjutsubuch über Genjutsu gelesen, die brächten selbst sowas fertig, ein gesamtes Dorf unter eine Täuschung zu legen und das auch für lange Zeit!“ protestierte Naruto energisch.

„Vielleicht sind es die bösen Kiri-Nins, die uns eh‘ fertigmachen wollen,“ sagte Sasuke, „Wäre doch taktisch klug, wenn sie uns erst unter Wasser setzen, können sie gut Suiton-Jutsus gegen uns anwenden!“ So ganz ernst meinte er das natürlich nicht – da in Kiri kein Mucks sich regte, hatten alle die Kiri-steckt-mit-Orochimaru-unter-einer-Decke-Theorie so gut wie aufgegeben.

„Aber das ist doch-... WAAH??!“ Sakura schrie auf, als plötzlich der Fernseher neben ihr anging – und nur schwarz-weißes Geflimmer erschien.

„Ameisenfußball!“ sagte Naruto, „Guckt, jetzt ist euer Fernseher auch kaputt!“

„Wie zum-... – Sanosuke!!“ fand Sasuke die Ursache des Übels und nahm seinem Sohn die jetzt vollgesabberte Fernbedienung aus dem Mund, „Hey, nicht essen! Das ist dreckig, klar?!“

„Ajäää!“ machte Sanosuke und lachte seinen Vater offenbar aus wegen seines Tadels. Was auch immer es da zu lachen gab.

„Tatsächlich, alle Programme sind tot,“ machte Mister Uchiha senior dann und zappte alle Kanäle durch – überall nur Flimmern.

„Wie bitte?!“ jammerte Sakura, „Was für ein Chaos! Vielleicht hat der Sturm auch die Rundfunkzentrale zerdeppert?!“

„Was auch immer, jedenfalls für's Erste nie wieder Teehaus Konoha!“
 

––
 

Entweder hatten die Genjutsu-Nutzer kein Chakra mehr, aufgegeben oder eine höhere Macht hatte endlich genug davon, Konoha zu zerstören – drei Tage später, an Sanosukes Geburtstag, hörte der Regen auf und sie sahen zum ersten Mal wieder das, was sie seit sicher einem halben Jahr nicht mehr gesehen hatten... die Sonne.

Nass war natürlich immer noch alles in Konoha, es würde dauern, bis die Massen an Wasser im Boden versickert oder in der für Juli recht schwachen Sonne verdunstet wären. Die Sonne machte den Eindruck, als wäre sie nach einer über sechs Monate dauernden, schweren Krankheit zum ersten Mal aus dem Krankenhaus gekommen, um die Welt wieder zu besuchen, mit noch geschwächtem, blassem Gesicht. Aber sie war da, und das löste in ganz Konoha beinahe eine Euphorie aus, passend zum ersten Geburtstag des kleinen Uchiha-Sprösslings.
 

„Als hätte die Sonne nur darauf gewartet, dass du eins wirst!“ sagte Ino grinsend zu dem kleinen Geburtstagskind, das gar nicht schnallte, wieso es heute so viel Besuch bekam – aber sie brachten alle Geschenke mit, das war gut. „Also, herzlichen Glückwunsch, Sanosuke-chan!“

„Shaingan!“ machte er wie um zu zeigen, wie toll er sprechen konnte – zu dem Shainan von vor zwei Monaten war noch ein g gekommen. Das r war aber auch echt schwer...
 

Eigentlich war dieselbe Mannschaft da, die immer kam. Auch Sakuras Eltern kamen natürlich zum Geburtstag ihres Enkels. Tsunade schaute nur kurz vorbei, sie hatte noch viel Papierkram zu erledigen, wie sie sagte.

Die jetzt drei Jahre alte Haruka war ziemlich angepisst, weil sie nicht im Mittelpunkt stand und vor allem, weil nicht sie, sondern jemand anderes Geschenke bekam. Sie nörgelte die ganze Zeit herum, quengelte und plärrte dann wutentbrannt, weil sie auch Geschenke haben wollte, bis TenTen anfing, ihr sinnlose Dinge aus ihrer Handtasche zu schenken – Taschentücher, Lippenbalsam, Haustürschlüssel... die Taschentücher fand ihre zickige Tochter nicht so spannend, aber sie mochte den Lippenbalsam und die Schlüssel und rannte jetzt zufrieden mit beiden davon.

„Na toll, Hauptsache, sie bringt den Schlüssel zurück!“ knurrte Neji, der nur gekommen war, weil TenTen ihn überredet hatte – was hatte er mit den Uchihas zu tun? „Nicht, dass sie den irgendwo versteckt und dann nicht wiederfindet wie ihre Milchflaschen früher!“

Nervigerweise hatte Haruka die Angewohnheit, ihre Nuckelflaschen überall mit hinzuschleppen, und hatte sie dann irgendwo stehen oder liegen lassen und sie nicht wiedergefunden – einmal hatte TenTen eine fast lebendige Milchflasche unter dem Tisch gefunden. Zum Glück war sie aus dem Milchflaschen-Alter jetzt raus und bekam höchstens Apfelsaft in Flaschen. Der konnte zwar auch gären, aber das wäre nicht so schlimm wie vergammelte Milch, fand TenTen...
 

„Jetzt fehlt nur noch Hinatas Kind!“ strahlte Sakura, während sie mit ihren Freundinnen in der Stube saß und Kekse aß. „Dann sind wir endlich alle Mütter, haha.“

„Ja, kann ja nicht mehr lange dauern!“ grinste Ino und tätschelte behutsam Hinatas kugelrunden Bauch. Die Violetthaarige lächelte scheu.

„Ob das auch so’n Chaot wird wie Naruto?!“ grinste TenTen, und alle fingen an zu lachen.

„Eeey...“ maulte Naruto, und erneut ertönte schallendes Gelächter.

„Und dann kommt Runde zwei!“ grinste Sakura, „Ich meine, ih muss ja den krasskonkreten Uchiha-Clan aufbauen... was ist denn mit euch, TenTen, wollt ihr gar nicht noch mehr Kinder? Haruka-chan ist ja schon drei, wird mal wieder Zeit!“

„Bloß nicht,“ machte sie, „Eine so’ne Zicke reicht mir voll und ganz, danke – AAHH!! Haruka, was machst du da bitte?!“

Alle fuhren auf, als TenTen auf ihre Tochter sah, die bei den beiden Jungs (Sanosuke und Yuuji) auf der Decke hockte und gerade von dem dösend liegenden Yuuji aufsah, den Lippenbalsam in der Hand – und Yuujis ganzes Gesicht glänzte vor Lippenbalsam.

„AAHH!!“ kreischte Ino hysterisch, „Mein Sohn, du kleine Ziege!!“

„Ino!!“ empörte sich Sakura, dass ihre Freundin mit der Kleinen schimpfte, die sich trotzig aufgerappelt hatte. Vom Lippenbalsam war nicht mehr viel übrig und sie hielt ihn ihrer Mutter wieder hin.

„Is‘ alle, ssenk ich dir, Mama!“

„Oh, danke...“ stöhnte TenTen und betrachtete deprimiert den Stummel Lippenbalsam, „Komm, Ino, ich helf dir, ihn abzuwaschen, er sieht ja aus wie ein geöltes Ei...“

„Du nennst mein supersüßes Baby ein geöltes Ei?!“

„Herr Gott... – Haruka, Mausi?! Wo ist Mamas Schlüssel?!“ fragte TenTen ihre Tochter ernst, während Ino jammernd den friedlich weiterpennenden Yuuji hochnahm.

„Verssteckt!“ grinste sie.

„Geh ihn bitte mit Papa suchen, jetzt.“

„Nein!“

„Haruka...!“

„Pff,“ machte die Kleine beleidigt und stampfte zu ihrem Vater, um Mamas drohendem Befehl Folge zu leisten.

„Das Pff hat sie von ihrem Vater...“ seufzte TenTen, worauf Sakura grinsend auf Sanosuke sah, der gerade bei ihr angewackelt kam und ihr ein Plüschtier nach dem anderen auf den Schoß drückte.

„Das könnte er hier auch bald lernen... oder vielleicht Hn! – He, Spatzi, was soll’n das hier? Ich bin keine Spielkiste...“

„Mamas,“ verkündete er ohne Widerspruch zu dulden und räumte all sein hab und Gut auf Mamas Schoß. Hinata und Naruto lachten bereits, selbst Sakuras Mutter grinste. Sasuke unterhielt sich übrigens angeregt mit seinem Schwiegervater über gutes Essen und Waffen.

„Nein, das ist deins!“ widersprach Sakura ihrem Kind, „Leg das wieder zurück, ja?“

„Mamas,“ protestierte er weiter.

„Sei doch froh, er schenkt dir all seine Geschenke!“ lachte Naruto amüsiert, „Ist der aber aufopfernd, ist ja gar nicht Uchihalike...“ Allgemeines Gelächter.

„Aber er sagt Sharingan...“ machte Sakura, „Das ist ziemlich Uchihalike.“

„Shaingan!“ brüllte Sanosuke.

„Bravo, Söhnchen!“ lobte Sasuke ihn aus der anderen Ecke der Stube und Opa Haruno musste grinsen.

„Das R üben wir noch mal,“ versprach Sakura dem kleinen Geburtstagskind und entfernte alle Plüschtiere, Quietscheentchen, Bauklötze und auch den hölzernen Hund auf Rädern von ihrem Schoß, den Sanosuke von Kiba zum Geburtstag bekommen hatte. Das Tollste an diesem Hund war, dass man ihn hinter sich herziehen konnte, was der Kleine kurz nach Erhaltung des Geschenks auch ziemlich ausführlich getan hatte. „So, das ist jetzt wieder deins, ich schenke es dir zurück!“ Der Kleine sah konfus auf sein zerstörtes Werk, das jetzt am Boden lag. Mama hielt ihm einen kleinen Plüschleoparden hin, der sein liebstes Tierchen war, und er nahm ihn widerstandslos und steckte sich einen Finger in den Mund. So ganz verstanden, wieso sie jetzt all seine Sachen wieder weggeräumt hatte, hatte er nicht, aber was sollte es...
 

––
 

Von all der Aufregung wurde Sanosuke schnell müde. Als am frühen Abend bereits alle gegangen waren, immerhin hatten die meisten auch kleine Kinder oder – in Narutos Fall – eine schwangere Frau, die früh schlafen mussten.

„Was meinst du, was in ein paar Jahren beim Geburtstag abgeht?“ grinste Sakura leise und sah auf ihr schlafendes Kind herunter, das in seinem Bettchen lag und an seinem Zeigefinger lutschte. Sanft nahm Sakura ihm den Finger aus dem Mund und ersetzte ihn durch den Schnuller, an dem der Kleine dann schlaftrunken weitersaugte. „Ich meine, mit eins interessiert man sich noch nicht so für Geschenke... aber sieh dir Haruka an, die ist auch erst drei.“

„Und wenn du mich fragst ganz schön verzogen,“ machte Sasuke, der neben seiner Frau stand und sein Söhnchen betrachtete. Die schwarzen Haare standen jetzt wuschelig von seinem kleinen Köpfchen ab. „Typisch Einzelkind, meine ich,“ fügte er hinzu, „Sie wird von ihren Eltern verhätschelt und wird deswegen eine verzogene, egozentrische Ziege, pass nur auf, ich werde Recht behalten!“

„Hey,“ maulte Sakura, als sie das Kinderzimmer verließen und ins Schlafzimmer gingen, um ebenfalls zu schlafen, „Ich bin auch Einzelkind! Bin ich etwa verzogen?“

„Deine Eltern haben dich vermutlich nicht so verhätschelt! – Also damit das klar ist, unser Sohn bleibt kein Einzelkind! Wenn ich mir vorstelle, ich hätte meinen Bruder nicht gehabt, dann-...“

Er stockte.

Sprach er gerade zum ersten Mal positiv von Itachi? Er war sein Bruder gewesen und er hatte ihn geliebt – und gerade deshalb um so mehr gehasst, als er die Familie ermordet hatte. Ja, hätte es Itachi nicht gegeben, wäre er vielleicht als Kleinkind einsam gewesen ohne seinen Bruder, aber... ohne Itachi würden seine Eltern heute noch leben. Er wäre nie zu Orochimaru gegangen. Aber vielleicht wäre er dann nicht so versessen darauf gewesen, den Clan aufzubauen, und dann gäbe es keinen Sanosuke.
 

Sakura legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ich weiß, was du meinst,“ war alles, was sie sagte. Aber sie sagte es mit einem Lächeln, und das war alles, was ihm etwas bedeutete. Er liebte ihr Lächeln so sehr...
 

Sasuke beugte sich herunter und küsste sie liebevoll auf die Lippen. Er musste nicht mal darauf warten, dass sie seinen Kuss erwiderte, sie tat es beinahe im selben Moment schon und legte dabei zärtlich die Arme um seinen Nacken.

„Hey...“ raunte sie leise, als sie voneinander abließen und seine Hände bereits nach ihren Brüsten griffen, „Du hattest zwar neulich schon Geburtstag, aber wir können ja... so tun, als hättest du noch mal Geburtstag...“

„Das klingt, als hätten wir nur an meinem Geburtstag Sex...“ murmelte er grinsend gegen ihren Hals, bevor er diesen sanft zu küssen begann und dabei die Hände unter ihr Oberteil gleiten ließ.

„Ich hab mit keinem Wort von Sex gesprochen...“ feixte sie, und er Hnte.

„Nicht mit Worten... aber mit deinen Augen, Sakura...“
 

––
 

Der Sommer, wie man es optimistisch nannte, dauerte ganze acht Tage. Dann war er genauso plötzlich vorbei, wie er gekommen war.

Nach besagten acht Tagen begann es wieder zu regnen. Inzwischen sprachen nicht wenige Konoha-Bewohner vom Ende der Welt – so viel Regen und schlechtes Wetter konnte nur der Weltuntergang sein!
 

Narutos Idee von dem Genjutsu hatten anfangs alle als lächerlich abgetan – aber inzwischen glaubte selbst Tsunade nicht mehr daran, dass es mit rechten Dingen zuging.

„Vielleicht greift uns ja Amegakure an,“ orakelte Naruto, „Wenn die schon das Dorf unter dem Regen sind, meine ich...“ Er saß zusammen mit Sasuke nach einer Runde Training im Dauerregen bei Ichiraku, das zum Glück halb überdacht war. Sasuke hasste Ramen... aber bevor Naruto ihm hinterher nach Hause rannte und ihn dort nervte...

„Warum sollten die das tun?“ machte er gelangweilt, „Haben wir Amegakure was getan?“

„Nein, aber war so’ne Idee!“

„Du glaubst doch nicht immer noch an den Genjutsu-Quatsch... hör mal, ich bin Genjutsu-Experte, ich kann mit meinen Sharingan sofort sehen, ob hier ein Genjutsu ist oder nicht! Und ich sehe keins, das habe ich dir schon etwa tausendmal gesagt!“

„Gar nicht,“ machte der Blonde schmollend.

„Dobe, wer zum Teufel sollte in der Lage sein, das Wetter zu kontrollieren?! Das kann keiner. Außerdem verhält sich kein Dorf auffällig, alle sind friedlich!“

„Ja,“ machte der Blonde erstaunlich ernst, „Aber fast etwas zu friedlich, oder?“
 

Sasuke starrte ihn an.

Ja, daran hatte er auch schon oft gedacht. Das hier war entweder Frieden oder das tiefe Luftholen vor einem Sprung über eine riesige Schlucht... die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm.

Er wurde unterbrochen, als Shizune mit einem ziemlich nutzlosen Regenschirm angerannt kam.

„Sasuke, Naruto!“ rief sie von weitem im Rennen.

„Oi!“ brüllte Naruto fröhlich, „Shizune! – Schickt Tsunade no baa-chan dich?!“

„Ja, sie will euch in ihrem Büro haben! Jetzt sofort... du meine Güte, dieses Wasser ist ja wirklich furchtbar!“ Sie sah an sich herunter, durch und durch nass, trotz Schirm, weil das Wasser vom Boden hoch spritzte, wenn sie rannte.

„Was ist denn jetzt...?“ machte Sasuke mürrisch und bezahlte das Essen bei Ichiraku, bevor er mit Naruto aufstand und Shizune zu Tsunades Büro folgte.
 

––
 

Tsunade sah mürrisch aus dem Fenster, an dem die Tropfen herabrannen, und beachtete die beiden Shinobi vor sich nicht weiter.

„Ich will ja nicht paranoid wirken,“ sagte sie dann, „Aber allmählich ist es mir wirklich unheimlich mit dieser Ruhe. Betet, dass es wirklich Ruhe ist, und dass wir nicht nur alles durch irgendeine rosarote Brille sehen.“

„Du meinst, irgendwer will uns doch angreifen?“ machte Naruto.

„Was Kiri angeht-... – seht mich nicht so an, ich weiß, dass keiner mehr an Kiri denkt! Aber vielleicht war es so geplant! Dass wir uns in Sicherheit glauben und denken, Orochimaru sei tot... – ach, vergesst das Gelaber. Ich will, dass ihr nach Kiri geht und die Lage checkt, nur rein Sicherheitshalber. Ich habe schon ziemlich lange nichts mehr vom Mizukage gehört, kein einziges Wort.“

„Was?“ machte Sasuke alarmiert, „Wie lange nicht?“

„Nun, jetzt beinahe ein Jahr gar nichts. Normalerweise halten wir Kages regelmäßig Kontakt zueinander, damit auch keiner sich absetzen kann, aber von Kiri kommt schon lange keine Meldung mehr. Etwas unsympathisch ist mir das ja schon... – hier, ich gebe euch beiden diese Schriftrolle mit, dann habt ihr einen Vorwand, ins Dorf zu können. Ist quasi nur ein Hey-wie-geht’s-Euch-Brief an Hiromi Soma, damit er sich mal wieder meldet, der Sack... das hab ich nie gesagt.“ Sie räusperte sich, und Naruto kicherte. Sasuke nahm die Schriftrolle an sich. „Die Sache ist die,“ sagte die Hokage weiterhin, „Es ist ja nicht so, dass wir Kiri nicht im Auge hätten. Ich habe desöfteren Neji oder andere Hyuugas in die Gegend geschickt, die aus Distanz mal einen Blick werfen konnten, ohne aufzufallen. Und es ist nichts aufgefallen, das ist es ja, was mich nervt. Kiri lebt friedlich vor sich hin und dieses Kurame-Monster scheint auch zu schlafen oder so, jedenfalls nichts. Nada. Ich will also, wo ihr ja jetzt einen Vorwand habt, hinzugehen, dass ihr euch genau umseht. Klar?“

„Klar,“ kam es im Chor.

„Wann war das letzte Mal jemand zum Gucken da?“ fragte Sasuke.

„Im Juni, also vor fast eineinhalb Monaten. – Geht jetzt gleich los und erstattet umgehend Bericht, das heißt, kommt danach sofort wieder! Ich erwarte euch allerspätestens in drei Tagen, klar?“

„Klar.“

Sie verließen salutierend das Büro. Tsunade lehnte sich seufzend zurück und rieb sich den Kopf.

Wenn Orochimaru echt noch da sein und leben sollte, habe ich eben den größten Fehler meines Lebens gemacht... aber andererseits finden wir so endlich raus, was eigentlich gespielt wird... in diesem Land voller Regen, verdammt.
 

––
 

„Iihh!!“ meckerte Naruto, als sie zu zweit im strömenden Regen von Ast zu Ast Richtung Osten turnten. „Jetzt müssen wir durch diesen Monsun ans Ende der Welt, echt toll!!“

„Wie melodisch,“ machte Sasuke sarkastisch.

„Melodramatisch passt besser!“ jammerte der Blonde. „Ich bin jetzt schon nass bis auf die Knochen! – Außerdem passt mir so’ne lange Mission gerade gar nicht! Hinata-chan könnte jeden Moment ihr Kind kriegen! Sicher kommt's morgen, wenn wir weg sind, tolle Wurst!“

„Sei froh, dass dieser Sturm von neulich wieder abgeklungen ist!“ machte Sasuke, „Obwohl, vielleicht hätte er uns ja nach Kiri gepustet...“

„Meinst du, die Sonne wird je wieder scheinen?!“

„Heul nicht so, Dobe...“

So in der Art turnten sie nass wie sie waren weiter nach Osten. Und nach einer nassen Übernachtung im Freien und einem weiteren halben Tag erreichten sie nach der Überfahrt über das Meer das Wasserreich und das Dorf Kirigakure. Und gleich, als sie die Insel betreten hatten, blieb Sasuke ruckartig stehen und sah erst hinauf in den sonnigen (Unverschämtheit) Himmel, dann wieder auf das friedliche Dorf vor sich.

„Was ist?“ machte Naruto fassungslos über diese heftige Reaktion.

„Irgendwas ist hier... eindeutig falsch!“ Er sah auf die Leute, die auf den Straßen herumgingen und sie offenbar gar nicht bemerkten. Naruto blinzelte.

„Ja, dass hier kein Nebel ist und bei uns Dauerregen!“ sagte er schmollend. Sasuke stellte fest, dass der Nebel wirklich fehlte. Alles war sonnenklar und Vögel zwitscherten. Zu idyllisch für Kiri, irgendwie...

„Gehen wir,“ machte Sasuke und ging entschlossen auf das Tor zu, an dem die zwei von einem fröhlichen Wächter empfangen wurden.

„Aha, ihr kommt von außerhalb?“ machte er, „Was wünscht ihr?“

„Wir wollen zum Mizukage, wir kommen aus Konoha,“ machte Sasuke kurz angebunden, „Wir haben eine wichtige Schriftrolle von Hokage-sama, die wir überbringen sollen.“

„Sehr gut, kommt rein!“ Die gute Laune des Wächters war geradezu übel und Sasuke sah ihn konfus an, bevor er mit Naruto das Dorf betrat. Abermals blickte er sich konfus um.

„Haben die hier Weihnachten, oder was?“ knurrte er, „Was sind die so fröhlich?“

„Nach Krieg sehen die nicht aus!“ bestätigte Naruto auch verunsichert, aber gedämpft.
 

Plötzlich spürte Sasuke wieder den stechenden Schmerz in seinem Kopf und zuckte zusammen, als er die Stimme erneut zu ihm zischen hörte:
 

Ertrinke! Ihr alle werdet ertrinken.
 

„Sasuke...?!“ machte Naruto, als sein Freund sich keuchend den Kopf hielt und verwirrt umherstarrte. „Was ist los?!“

„Kopfschmerzen...“ murrte der nur, „Irgendwas ist... hier falsch!“

Wer zum Teufel wollte, dass sie ertranken? Und warum? Und wieso hörte er solche Stimmen...?
 

Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, als er daran dachte, was Tsunade gesagt hatte.
 

„Oder wir sehen alles durch eine rosarote Brille.“
 

Er riss die Hände von seinem Kopf und fuhr herum, als ihm klar wurde, wie sehr sie damit ins Schwarze getroffen hatte – und Naruto in gewisser Weise auch.

„Verdammt... das ganze Dorf... ist ein einziges Genjutsu!!“
 

––
 

Zur selben Zeit war der heftige Dauerregen in Konoha zu einem Nieselregen abgeschwächt.

Sakura war gerade mit dem Baby in einer Tragetasche vor ihrem Bauch unterwegs zum Krankenhaus, um noch einigen ausgearbeiteten Papierkram abzuliefern, als ein Shinobi aus dem Norden an ihr vorbeirannte – direkt in das Krankenhaus, das Sakura fast erreicht hatte.

Nanu?! dachte sie, Was war das denn...?

Dann hörte sie drinnen Tsunades Stimme, bevor sie selbst eintrat.

„Was?!“ machte die Hokage gerade, „Dann bringt sie her!!“

„S-sie verlangt sofort Hokage-sama zu sprechen, es ist dringend! – Bitte schnell, i-ich glaube nicht, dass sie es bis hierher durchhält-...!“

„WAS?!“

Ehe Sakura fragen konnte, was los war, rannte Tsunade samt dem Mann an ihr vorbei hinaus. Sie folgte ihnen aus reiner Neugier.

„Tsunade-sama?!“ schrie sie, „W-was ist passiert?!“ Sanosuke jammerte durch das heftige auf und ab Geschüttel beim Rennen seiner Mutter.

„Draußen vor dem Tor ist eine Frau halb tot aus dem Wald gekommen und zusammengebrochen... der Typ sagt, sie will mich dringend sprechen-...“

„Um Gottes Willen!“ machte Sakura – da erreichten sie das Tor. Die andere Wache hatte die Frau schon aus dem Regen unter das Dach des kleinen Wachhäuschens getragen und hielt sie auf dem Schoß. Als Sakura die Frau erblickte, erstarrte sie.

„Tsunade-sama...! D-das ist... das ist Hazuki Soma, die Frau des Mizukage!“
 

„Ho-...Hokage-sama-...!“ keuchte Hazuki und hustete darauf, „Gut, dass I-Ihr kommen konntet-... K-Konoha... Konoha ist-...!“ Ein weiterer Hustenanfall unterbrach sie, als Tsunade zu ihr stürzte, gefolgt von Sakura.

„Nicht sprechen! – Um Himmels Willen, was-...?!“ Sie erblickte eine klaffende, blutende Wunde am Bauch der jungen Frau, auf den sie selbst eine Hand presste. „Nicht bewegen, ich kann das heilen!“ machte Tsunade und begann sofort, Chakra in die Wunde zu stoßen. Doch Hazuki erzitterte und erblickte nun mit flackerndem Blick Sakura mit dem kleinen Sanosuke.

„S-...Sakura...“ keuchte sie atemlos, „Konoha ist... i-in großer Gefahr... i-ich bin weggelaufen, u-um euch zu... zu warnen-...!“

„Was redest du?! Bleib ruhig, Tsunade-sama heilt die Wunde...! – Was ist passiert?!“

„Hiromi-chan...“ stöhnte die Frau und kämpfte mit den Tränen, „Hiromi-chan i-ist... ist gar nicht mehr... s-so wie... so wie früher, er... ... ist so komisch ge-... ... worden und... hat gesagt... ... Konoha müsse z-...z-zerstört... werden-... i-ich habe es n-nicht mehr... g-geglaubt und...“

„Sei ruhig!“ zischte Tsunade, „Halt still, wir schaffen das!“ Sie sah zitternd auf die tiefe Wunde, die sich nur sehr langsam schloss... zu langsam.

Verdammt... sie hat schon jetzt zu viel Blut verloren!... Wenn ich mich nicht beeile, ist es zu spät-...

„Sakura!! Hilf mir, schnell!!“

„Ja!“ Sakura fackelte nicht lange und begann ebenfalls, die Wunde mit Chakra zu behandeln. Doch innerlich war sie viel zu aufgewühlt über die Worte, die sie gehört hatte... der Mizukage wollte Konoha zerstören?! Wie bitte?!

„L-lasst nur!“ hechelte die Frau zitternd und versuchte, sich wegzudrehen, „F-für mich ist es zu spät! I-ich habe... ich habe Kouzui-chan in Sicherheit ge-...bracht... ich bin weggelaufen-... ... s-sie werden morgen hier sein! S-sie haben Kurame! Und sie sind s-sehr viele! Kümmert euch n-nicht um... mich, sondern um euch selbst, flieht! H-Hiromi-chan... k-kann als Einziger Kurame... b-bändigen! I-ihr habt gegen dieses... M-Monster keine Chance!“

„Verdammt, wir verlieren sie!“ keuchte Tsunade, „Konzentrier dich, Sakura!!“

„W-was ist... w-wieso wollen sie Konoha angreifen?!“ stammelte diese statt dessen, bemühte sich aber weiterhin um Chakra.

„H-Hiromi-chan sagt-... ... sagt, ihr hättet-... m-mit eurem Nuke... d-diesem Orochimaru... nur Ärger gemacht und... hättet Kiri in Dinge in-...v-volviert, die uns nicht betreffen-...“

„W-was?! Um Gottes Willen, Tsunade-sama!“ schrie Sakura auf, „Wie haben gerade Sasuke-kun und Naruto nach Kiri geschickt, s-sie werden denen direkt in die Arme laufen!!“

„D-die sind nicht in Kiri...!“ hustete Hazuki, worauf selbst Tsunade sie anstarrte, während die Wunde sich quälend langsam heilte und die Überlebenschancen der Frau immer mehr sanken.

„Nicht?!“ machte die Hokage, „Wo?!“

„I-in irgendeinem Kaff z-zwischen... dem Blitzreich und dem Reisreich... s-sie werden morgen hier sein! F-...flieht...“

„Nein, Hazuki!!“ schrie Sakura und griff nach der Frau, deren Kopf zur Seite kippte, während sie heftig erzitterte.

Die Frau lächelte gequält und hob bebend eine Hand in den dunklen Himmel.

„Der Kerl... der so tut als... w-wäre er Hiromi-chan... ist gar nicht wirklich er, g-glaube ich! Der echte... mein echter Hiromi-chan ist... ... schon lange... tot. Ich... weiß es einfach...“

Sakura erstarrte, als Hazukis Hand wieder zu Boden sank und Tsunade innehielt. Es war zu spät.

Und jetzt war es Sakura, die erzitterte, als die junge Mutter ihren letzten Atemzug in ihren Armen tat.
 

„Hiromi-... ... chan...“
 

––
 

„Kai!“

Sasuke löste das Genjutsu, das er gerade entdeckt hatte, und um sie herum löste sich die Umgebung für kurze Zeit auf... dann standen sie an derselben Stelle wie zuvor, im Dorf Kiri. Aber die Leute, die gerade noch da gewesen waren, waren verschwunden. Sie standen in einem völlig verlassenen Kirigakure.

„W-was zum...?!“ machte Naruto und starrte durch die Gegend, „Wo sind die alle hin?!“

„Ich sagte doch, ein Genjutsu!“ machte Sasuke scharf, „Du hattest recht, es gibt tatsächlich Genjutsu, die ein so großes Umfeld erfassen können-... irgendjemand hat über Kiri ein Genjutsu gelegt, damit es so aussah, als wäre alles friedlich – und in Wahrheit ist Kiri komplett leer...!“

„Wo sind die geblieben?!“ fragte Naruto, „Irgendwo müssen doch die Leute aus Kiri sein, wenn sie hier nicht sind?!“

„Keine Ahnung, aber das kann nichts Gutes heißen... sie könnten überall sein...“

Naruto sprach aus, was Sasuke dachte.

„Also auch auf dem Weg nach Konoha...?“

„Beeilung, wir kehren auf der Stelle um! Wir müssen so schnell wie möglich zurück und Bericht erstatten... falls es dafür nicht zu spät ist!“
 

––
 

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Ja, es geht endlich weiter^^ Wiederum kann ich nicht versprechen dass das nächste kapi nächsten Dienstag kommt. Jetzt kommen die ganzen Klausuren nämlich auf mich zu und ich muss leider auch was für die Uni tun...^^' aber ich beeile mich, versprochen!^^

So, jetzt hatten wir eine Verarschung von Twister und eine von Tokio Hotel. Mal sehen was mir noch einfällt XDDD Sorry, aber das mit dem Monsun musste einfach sein..... XDDD

Das Ende der Dunkelheit

In Konoha herrschte reger Tumult. Was Hazuki Soma da erzählt hatte, bereitete natürlich große Sorgen. Tsunade entsandte sofort ein großes Team aus Chuunin und Jounin, das die Zivilisten evakuierte und in die großen Felsen brachte, an denen die Hokageköpfe waren. Während die völlig überrumpelten und ahnungslosen Bewohner Konohas in die Felsenräume bugsiert wurden und wild darüber diskutierten, was denn passiert sein, versammelte Tsunade sich mit Sakura, Neji, Shikamaru und Ino vor ihrem Büro.

„Dann hatten wir also die ganze Zeit recht und mit Kiri war etwas komisch!“ bemerkte Ino als Erste, nachdem Tsunade berichtet hatte, was Hazuki gesagt hatte. Man hatte die Leiche der Frau übrigens zunächst ins Krankenhaus gebracht und zugedeckt; zum Begraben hatten sie jetzt wirklich keine Zeit, wenn offenbar ein Krieg mit Kiri bevorstand.

„Aber wenn ganz Kiri also aus dem Norden kommt, heißt das, in Kiri selbst ist gerade kein Arsch, oder was? Wieso hat bitte niemand bemerkt, dass die da mit einer kompletten Armee ausgerückt sind?“ wunderte sich Neji, „Ich war doch neulich erst da in der Nähe, so schnell können die gar nicht mit einer ganzen Armee von dort nach hier kommen!“

„Außerdem ist Hazuki zu Fuß hergekommen, wie es aussieht, und das vermutlich vom Lager aus, das sie zwischen dem Blitz- und dem Reisreich gemacht haben,“ addierte Sakura, die noch immer den kleinen Sanosuke mit sich herumtrug, dem die ganze Aufregung völlig missfiel, er jammerte die ganze Zeit in seiner Tragetasche auf Mamas Rücken. „Und von dort nach hier braucht man zu Fuß auch eine Zeit, zumal dann, wenn man kein ausgebildeter Shinobi ist. Und sie war verletzt-...“

„Keine Zeit zu diskutieren, was da abgegangen ist, könnt ihr den Mizukage morgen selbst fragen!“ warf Tsunade ein, „Shikamaru, nimm deine beiden Teamkollegen und geh nach Suna, ich werde euch noch eine Eilbotschaft vorausschicken, damit Gaara Bescheid weiß und uns helfen kann."

„Das schaffen wir nie bis morgen, mit der Suna-Armee hier einztrudeln,“ stellte Shikamaru klar.

„Ich weiß, deshalb sollt ihr jetzt gehen, bevor wir noch mehr zeit verlieren!! HAUT SCHON AB!!“ Shikamaru und Ino salutierten erschrocken und machten, dass sie wegkamen.

„Ich muss Yuuji erst zu meinen Eltern bringen!“ jammerte die Blonde noch im Wegrennen.

„W-was ist mit Sasuke-kun und Naruto?!“ fragte Sakura dann, „Wenn sie in Kiri sind und wieder herkommen, laufen sie den Kiri-Nins vielleicht genau in die Arme, sie haben doch keine Ahnung!“

„Wenn sie wirklich in Kiri waren, werden sie ja festgestellt haben, dass der Mizukage und die anderen Shinobi weg sind,“ meinte Tsunade, „Die werden da ja wohl keine Doppelgänger sitzen haben – wobei mich schon sehr wundert, dass kein Mensch bemerkt hat, dass die ganze Armee das Wasserreich verlassen hat und auf's Festland gekommen ist... – egal, keine Zeit. Neji, trommel bitte sofort die gesamte Anbu zusammen, sie sollen sich in Gruppen aufteilen und sich vor allem im Norden des Dorfes verteilen. Die Zivilisten haben gefälligst in spätestens fünf Stunden alle in den Felsen zu sein, Sakura, bring dein Kind sofort auch dort hin, dich werde ich brauchen im Falle des Angriffs.“

„Jawohl, Hokage-sama,“ sagte Sakura gehorsam, während Neji davonlief. Die Rosahaarige band die Rückentrage ab und nahm den Kleinen hoch, der jetzt richtig zu heulen begonnen hatte. Beruhigend wippte sie ihn auf und ab, obwohl sie selbst alles andere als ruhig war. „Tsunade-sama-... ... was ist wohl in den Mizukage gefahren, uns so aus heiterem Himmel anzugreifen? Meint Ihr... meint Ihr, es ist wirklich Hiromi Soma, der uns angreift?“

„Huh,“ machte Tsunade grimmig und sah auf die Bürotür, „Nein, wenn du schon so fragst. Dass wir Kiri in die Sache mit Orochimaru involviert haben, war keine Absicht. Ich halte Hiromi Soma nicht für die Art Mensch, die sich über so einen Schwachsinn dermaßen aufregt, dass sie damit einen Krieg rechtfertigt. Entweder er wird kontrolliert, oder-... ...“

Sie brach ab.

Sakura starrte ihre Meisterin entsetzt an.

„Oder was?!“ fragte sie. Tsunade seufzte.

„Es hat nie jemand eine Leiche von Orochimaru gefunden, nicht wahr? Was ist, wenn gar nicht er selbst, sondern der echte Hiromi Soma damals von der Bildfläche verschwunden ist?“
 

––
 

Hinata protestierte.

„Was ist mit Naruto-kun? Ich will nicht tatenlos in den Felsen herumsitzen und mich fragen, ob er zurückkommt oder o-ob ihm etwas zugestoßen ist! – TenTen, lass mich bitte los...!“

„Kommt gar nicht in die Tüte!“ schnaubte die Braunhaarige, die eifrig dabei war, eine kleine Reisetasche mit Sachen von Hinata zu packen, „Du bist hochschwanger, Madame! Das Kind könnte jeden Tag kommen, so bist du uns keine Hilfe, sondern nur ein Klotz am Bein! Glaub mir, das Letzte, was Naruto will, ist dass dir etwas zustößt! Du wirst brav bei den anderen im Felsen sitzen und abwarten! Wie kommst du auf die egoistische Idee, mitzukämpfen? Du könntest dein Kind töten oder selbst sterben! Naruto würde sich umbringen, dich alleine gelassen zu haben, und mich auch, weil ich es zugelassen habe! Dumme Hinata...“ Sie schüttelte den Kopf, zog den Reißverschluss der Tasche zu und schob die kugelige Hinata aus der Tür, „Rasch jetzt! – Außerdem, wenn Neji und mir was passiert, musst du dich um Haruka kümmern... du bist sonst ihre nächste Verwandte.“

Hinata sah aus, als wollte sie weinen.

„J-ja...“ machte sie zitternd, „Aber ich... ich habe solche Angst! So plötzlich k-können... wir uns gar nicht auf einen Krieg vorbereiten... und dieses Monster, Kurame-... i-ich habe sie gesehen! Sie ist furchtbar, sie ist ein so grauenhaftes Geschöpf, dass man bei ihrer bloßen Anwesenheit eine Gänsehaut bekommt...!“

„Wir schaffen das schon!“ ermutigte TenTen sie und ging zügig mit ihr in Richtung Felsen, wohin auch diverse andere Leute gerade unterwegs waren, vor allem Familien mit kleinen Kindern. Haruka war übrigens bei ihrem Großonkel Hiashi geblieben, während ihre Eltern beschäftigt waren. Er würde die Kleine später in die Felsen bringen, übrigens zusammen mit Hanabi, die er auf keinen Fall in die Schlacht lassen wollte, wie TenTen vorhin mitbekommen hatte, nachdem Tsunade gekommen war und Neji zu sich zitiert hatte.

„Ich werde nicht zulassen, dass die Erben des Hyuuga-Clans unnütz in einem Kampf fallen, Hanabi!“ hatte das grantige Oberhaupt gesagt, und das nicht zu leise, „Du bist erst Chuunin, du bleibst bei den Zivilisten und kannst ja gegebenenfalls die beschützen, aber du gehst auf keinen Fall nach draußen!“

„Na toll,“ hatte Hanabi gemeckert, „Als ob ich so untalentiert wäre, dass mir niemand zutraut, den paar Kiri-Nins eins in die Fresse zu hauen, ey!“

„Echt, ey!“ hatte Haruka mitgemeckert und sich dann totgelacht, als ihr Großonkel sie strafend angestarrt hatte.

„Den paar Kiri-Nins, ich werd dir was! Ab mit dir, und diese Wortwahl!! Das hast du sicher von deinem dummen Freund Konohamaru!“

„Nenn ihn noch einmal dumm und ich werde keine Minute in den Felsen hocken bleiben! – Obwohl, manchmal ist er ziemlich dumm...“
 

TenTen unterbrach ihre Gedanken, weil Hinata wieder sprach.

„Was wird dann aus Naruto-kun? Wenn er nichtsahnend zurückkommt und ihm etwas passiert-...?“

„Ach!“ machte TenTen, „Du kennst doch Naruto, Unkraut vergeht nicht...“ Das machte der armen Hinata auch nicht gerade Mut, so addierte sie: „Hör mal... wenn du dich jetzt so sehr aufregst, schadest du nur dem Baby. Nachher setzen die Wehen gerade jetzt ein, das ist das letzte, was wir brauchen können. Also bitte... versuch wenigstens, ruhig zu bleiben. Ich passe auf Naruto auf, ehrlich! Außerdem ist Sasuke auch bei ihm, die beiden haben schon schlimmeres durchgemacht als ein paar Kiri-Nins backpfeifen zu müssen...“ Sie erreichten die Felsen und TenTen schob Hinata das letzte Stück vorwärts bis in den Eingang. „So, ich muss jetzt zurück und den restlichen Kram erledigen. – hab keine Angst, Hinata!“

Hinata nickte unglücklich, als TenTen schon im Begriff war, zu gehen, und rief:

„TenTen...“

„Hm?“ machte die Braunhaarige.

„P-...pass auf dich auf!“

TenTen grinste.

„Klar! Du aber auch!“
 

––
 

Der Himmel grollte böse und dunkel über Konoha, als Sakura sich beeilte, am Nachmittag schwer bewaffnet mit dem Kind auf den Armen zu den Felsen zu kommen, um Sanosuke dort zu ihren Eltern zu bringen, die längst dort sein müssten. Kurz sah sie auf zum schwarzen Himmel und rannte dann weiter. Auf den Straßen kam ihr kein Mensch entgegen; die meisten waren entweder im Felsen oder in formatierten Gruppen und warteten auf den Angriff der Kiri-Nins.

Dass es so viel geregnet hatte, war für die Gegner natürlich günstig. Je mehr Wasser da war, desto besser funktionierten die Suiton-Jutsus. Außerdem dachte sie voller Schrecken an das Kekkei genkai des Mizukage...

Er kann das Wasser in der Luft verdoppeln, so oft er Lust hat! Das heißt, er könnte ganze Massen an Wasser einfach herbeizaubern und dadurch die Attacken seiner Untergebenen stärken... oder aber...
 

Ihr wurde übel, als sie an das Monster Kurame dachte, das sie in Kiri gesehen hatten. Hazuki hatte gesagt, sie hätten Kurame – sie hatten sie mit? Wie bitteschön bewegte sich dieses Ungetüm auf dem Festland? War es nicht ein Wassertier?

Ja... aber dafür kann Hiromi Soma ja das Wasser verdoppeln...

Das waren keine schönen Aussichten. Wie sollten sie Kurame bezwingen? Vor den Shinobi aus Kiri hatte Sakura keine Angst... das waren Menschen aus Fleisch und Blut, genau wie sie. Und sie war immerhin die Schülerin von Tsunade, und die war eine der legendären Sannin!

Kiri nervte Sakura auf die Dauer. Zabuza und Kisame waren schon echt extrem anstrengende Gegner gewesen, Kisame eigentlich noch mehr, weil Zabuza am Ende gar nicht so böse gewesen war, wie man zuerst gedacht hatte. Und jetzt hatten sie einen ganzen Haufen solcher Wasserfanatiker vor der Nase, großartig.
 

Aber Sakura fürchtete sich vor Kurame.

Sie hatten keine Ahnung, was dieses Tier alles konnte oder tat; zumindest hatte sie Orochimaru gefressen. Oder auch nicht, so ganz sicher war man sich da ja nicht mehr. Gerade dieses Unwissen machte ihr Angst.

Dieses Viech hatte neun Köpfe! Neun! Theoretisch konnte sie neun Leute auf einmal fressen... wobei sicher bei dieser enormen Größe drei Menschen zugleich in ein Maul passen würden, das hieß siebenundzwanzig Menschen auf einmal... na toll!

Und Hiromi Soma war der Einzige, der es geschafft hatte, Kurame zu bändigen... er hatte ihr einen Kopf abgeschlagen. Sakura bezweifelte, dass sie diesem Monstrum je einen Kopf abschlagen könnte. Tsunades Schülerin hin oder her... dieses Monster war das Ende Konohas.
 

Sanosuke maulte auf ihren Armen.

„Mama runtaaaa...“ quengelte er und zappelte unruhig wie eine Katze, die gegen ihren Willen festgehalten wird.

„Bald, Spatzi... wir sind gleich bei Oma und Opa! Dann kannst du runter!“

„Ajäää...“ jammerte der Kleine weiter und setzte vorsorglich zum Heulen an – er kam nicht dazu, weil sie in dem Moment die Felsen erreichten. Die Dunkelheit der Innenräume erschreckte Sanosuke so sehr, dass er das Heulen glatt vergaß und sich statt dessen völlig entsetzt in der Finsternis umguckte.

„Da?! Da?!“ machte er immer wieder. Als Sakura ihre Eltern in dem Gewühl aus Menschen gefunden hatte, die sich in einer Ecke häuslich eingerichtet hatten, entdeckte sie auch Inos Mutter mit ihrem Enkel Yuuji auf dem Schoß dort, ebenso Hinata, Haruka und Hanabi. Die Hyuugas mussten ein Faible für Namen mit H haben. Man vergesse nicht Hiashi und Hizashi... nur Neji fiel aus der Reihe.
 

Herr Haruno hatte seine Schreibtischlampe mitgenommen, die man erstaunlicherweise auch mit Batterien betreiben konnte, immerhin gab es hier keinen Strom. Aber er brauchte schließlich Licht zum Zeitung lesen.

„Ah, da bist du ja endlich!“ atmete Ayame Haruno beim Anblick ihrer Tochter auf, „Ich hatte schon Angst...“ Ihr Mann sagte nichts und tat, als hätte er Sakura nicht bemerkt; wenn seine Frau das Reden schon übernahm, wozu sollte er noch etwas addieren oder sich sonst wie einmischen? Und Sakura kannte ihren Vater und wusste sowieso, dass er kein Wort sagen würde, das war normal.

Sie gab ihrer Mutter Sanosuke, der jetzt wieder besser gelaunt zu sein schien. Oma! Ein vertrautes Gesicht in diesem komischen, dunklen Raum!

„Ich muss gleich wieder weg, wir wissen nicht genau, wann sie kommen, aber es kann nicht mehr lange dauern,“ sagte Sakura zu ihrer Mutter.

„Was ist mit Sasuke-kun?“ fragte diese.

„Na, der war doch in Kiri mit Naruto, wir hoffen, dass sie noch vor den Kiri-Nins herkommen...“

„Ist was passiert da draußen?“ fragte Hanabi, „Mir ist langweilig.“

„Oh, mir wäre lieber langweilig als dass ich mir diese Sorgen machen müsste!“ stöhnte Sakura, „Hinata, alles okay?“ Hinata nickte traurig.

„Ich mache mir nur etwas Sorgen um Naruto-kun... was, wenn er und Sasuke schon den Kiri-Nins in die Hände...?“

„Aach, Nee-san!“ stöhnte Hanabi, „Naruto-Baka und Sasuke sind doch keine Idioten! – Na ja doch, Naruto manchmal schon... nichts gegen ihn oder dich, Nee-san, ja? – Die werden schon klarkommen! Oder sie sehen die Kiri-Nins von Weitem und verstecken sich...“

„Sowas würde Shikamaru bringen, aber Naruto nicht,“ machte Sakura, die sich zum Gehen schickte. „Meinst du echt, der lässt es sich entgehen, sein Dorf zu beschützen? – Also, passt auf euch auf!“

„Du auf dich!“ jammerte Frau Haruno unglücklich und drückte ihren Enkel an sich, der jetzt wieder schlechter drauf war, weil Mama wegging.

„Mamaaaa?“ quakte er.

„Mama kommt bald zurück...“ machte Frau Haruno und wünschte sich, sie wäre so überzeugt von diesen Worten, wie sie klang.

Das hier war Krieg. Das war der Tod.

Furchtbar.
 

––
 

Hazuki musste sich verrechnet haben, denn sie kamen nicht am nächsten Tag, sondern bereits in der Nacht.

Sakura wusste schon, bevor die Späher Alarm schlugen, dass sie kommen würden. Sie spürte dasselbe Unheil, dasselbe Grausen, das sie damals auch in Kiri gespürt hatte... dieses Gefühl tief sitzender, klammernder Angst, das Kurames bloße Anwesenheit auslöste. Sofort fuhr ein Schauer über den Rücken der Kunoichi, als sie sich erneut das Bild Kurames vor Augen rief, wie Hiromi Soma sie aus dem Wasser beschworen hatte. Wie sie majestätisch wie der Gott des Meeres persönlich aus dem Wasser gekommen war mit ihrer beachtlichen Größe und den erstaunlichen neun Köpfen. Selbst der zehnte, verstümmelte Hals ohne Kopf war gigantisch und faszinierend.

Sakura fragte sich, ob irgendjemand vor so einem Ding, sie vermochte es kaum mehr Tier zu nennen, keine Angst hatte. Und Kiri würde Konoha mit ihr angreifen.

Dass die Armee so früh kam, hatte den Vorteil, dass Naruto und Sasuke vielleicht kämen, wenn alles vorbei war, so blieben sie zumindest unbeschadet; der Nachteil war aber, dass dann vermutlich Konoha dem Erdboden gleich gemacht worden wäre, zumal Shikamaru und die Suna-Nins zu spät kommen würden.
 

„Wir werden alle sterben,“ sagte Sakura tonlos und starrte in die Dunkelheit, während das Gefühl der Angst in ihr immer stärker wurde, mit jedem Schritt, den die Armee und Kurame näher kommen mussten. Sie sahen sie nicht... aber sie konnten sie hören. Die Armee.

TenTen trat neben Sakura. Sie grinste.

„Ja, sterben werden wir alle! – Aber nicht heute nacht!“
 

Die Späher schlugen Alarm und Tsunade gab das Kommando, die meisten Gruppen von Shinobi gleich aus dem Dorf zu zitieren.

„Wir lassen sie gar nicht erst rein, egal, was kommt!“ erklärte die Hokage erstaunlich diplomatisch, „Gruppe zehn und zwölf bleiben direkt hinter dem Tor, für die, die den ersten Ring durchschlagen! Gruppe vierzehn, neun und acht bilden den dritten Ring, klar soweit! Und die Medic-Nins springen, aber rettet im Notfall an erster Stelle euer eigenes Leben, ohne Heiler sind wir aufgeschmissen!“

„Sagt sie das jetzt, damit sie türmen kann?!“ fragte sich Kiba, der in den dritten Ring geschoben worden war, zusammen mit Shino. Tsunade hatte ihn gehört und sagte darauf grantig:

„Ich bin Hokage, für mich gelten andere Regeln! Dass ich Hokage bin heißt, dass ich dieses Dorf mit meinem Leben beschützen werde! Das bedeutet, ich werde die Letzte sein, die hier türmt, Herr Inuzuka!!“

Kiba war beeindruckt.

Tsunade verschwand an die Front – wenn sie schon kämpfen musste, wollte sie noch ein Wörtchen mit Hiromi Soma reden – wenn er denn Hiromi Soma war. Das Donnern wurde lauter, das den ganzen Tag schon zu hören gewesen war.

Sakura, die zusammen mit TenTen und einigen anderen Shinobi im ersten Ring stand, also unter denen, die das Dorf von außen beschützen und versuchen würden, niemanden reinzulassen, hörte das ständige Grollen. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt, der Himmel würde gleich über ihnen zerbrechen wie eine riesige, schwarze Glasscheibe.

Ihr Herz pochte. Beinahe so laut wie das Donnern, das auf das Dorf zurollte wie eine riesige, aber langsame Lawine. Kiri schien Zeit zu haben.
 

Dann sah sie sie. Die Armee kam von Norden, ordentlich in Reih und Glied. Zuerst sah sie nur wenige Männer, aber dann wurden es immer mehr... und mehr... bis sich vor den Toren Konohas eine Meute von gigantischer Zahl versammelt hatte, breit gefächert und in sicher zwanzig Reihen. Hinter allem tauchte ein gigantisch großer Ball hinter dem Horizont auf, der hinter der Armee herzurollen schien. Bein näherem Hinsehen erkannte Sakura, dass es eine Blase aus Wasser war, die etwa den Durchmesser eines sehr großen Marktplatzes hatte. Sicher dreißig Meter! Nein, mehr. Und in der Blase wurde das Monster transportiert, das Sakura fürchtete.

Kurame.

Vorne an der Spitze der Armee stand Hiromi Soma, genau so, wie Sakura ihn in Erinnerung hatte, er war um keinen Tag gealtert. Aber sein Grinsen war verschwunden.

Wieso greift dieser Mann uns an? Er war so nett, als wir da waren...
 

Schert er sich gar nicht um seine Frau? Seinen Sohn?
 

Die Armee kam zum Stehen und mit einem Handzeichen des Mizukage hielten alle Kiri-Nins inne.

Dann grinste er.

„Tsunade-hime... tapfer von euch, einen kläglichen Versuch der Verteidigung zu unternehmen... das ist wirklich... lustig.“
 

Tsunade fuhr zusammen, als er den Mund auftat – und Sakura tat es ebenfalls. Jetzt war es klar – sobald er sie Tsunade-hime genannt hatte. Das taten nicht viele Leute. Und unter den wenigen, die das taten, einen zu finden, der gerne Konoha zerstören würde, war nicht schwer.

„Dann lebst du also doch noch... Orochimaru!“
 

––
 

Hiromi Soma gluckste amüsiert.

„Offensichtlich ist es keinem aufgefallen, ich sollte zum Fernsehen gehen als so begnadeter Schauspieler...“

„Halt die Klappe!“ blaffte die Hokage ihn an und hob drohend die geballten Fäuste, „Dann hast du dir also Hiromi Somas Körper geschnappt damals und hast so getan, als wärst du er?!“

„Da seine kleine Schlampe ausgebüchst ist und euch gewarnt hat...“ Orochimaru meinte ganz eindeutig Hazuki Soma, „Brauche ich mich ja nicht zu beeilen. Konoha niederwalzen kann ich auch gleich noch. – Gut geraten, Tsunade-hime! Willst du die ausführliche Version der Geschichte hören oder lieber eine kurze?“

„Ich will deinen Tod, Schlange!“ empörte sich Tsunade und zeigte auf ihn, als könnte er davon tot umfallen.

„Das habe ich befürchtet, ich bin untröstlich,“ sagte der Schlangenmann bedauernd, noch immer in Erscheinung des Mizukage. „Ich habe mir gedacht, nachdem Naruto Uzumaki so großkotzig den armen Kabuto ermordet hat, jetzt mache ich Nägel mit Köpfen. Ich habe lange genug gewartet und offenbar steht mir nichts mehr im Weg, Akatsuki ist weg... damals brauchte ich einen neuen Körper! Die Aktion, dein rosahaariges, fleißiges Bienchen zu entführen und mir dann Sasuke-kuns Körper zu schnappen, hat ja nicht so funktioniert, wie ich das geplant habe, ich habe mich also umgesehen und fand dieses Ding...“ Er sah grinsend auf das Monster Kurame, „Ziemlich interessant und pompös genug, um ein Dorf plattzumachen!“

Schweigen. Tsunade war zu fassungslos von seinem amüsierten Gerede, um zu antworten. Darum tat es Sakura, die sich nach vorne durchgeboxt hatte.

„Ach, und dann hast du dir gedacht, schnappst du dir mal den Körper des Mizukage, um Kurame beherrschen zu können?!“

Mal, du bist gut, das war harte Arbeit, ein Mizukage ist immerhin kein Fischstäbchen,“ rechtfertigte sich Orochimaru, bevor er endlich seine Gestalt änderte und wieder aussah wie er selbst. „Der Mizukage war auch ein angemessener Gegner, ehrlich. Aber na ja, der Schwächste fliegt!“ Sakura schnaubte.

„Du hast ihn also umgebracht an dem Tag, an dem wir geglaubt haben, du wärst von Kurame gefressen worden! Dann warst du schon damals in seinem Körper und hast so getan, als wärst du er!“

„Hundert Punkte für das fleißige Bienchen,“ sagte Orochimaru böse grinsend. „Und ihr seid alle drauf reingefallen... ich habe extra dafür gesorgt, dass er mir erst etwas abschneidet, bevor ich ihn töte und seinen Körper übernehme, damit ihr dummen Konoha-Leute einen Beweis habt... die Geschichte mit von Kurame gefressen war doch echt gerissen, niemand konnte es nachweisen und der nette Mizukage war ja sehr glaubwürdig, wie es aussieht.“

„Du bist ein... ein Scheusal!“ brachte Sakura hervor und konnte ihren Zorn auf diesen Mann kaum noch unterdrücken. „Wo Hazuki erzählt hat, du hättest als Mizukage als Kriegsgrund angegeben, dass wir Kiri mit Orochimaru – also dir selbst – involviert hätten und das unrecht wäre, wundert mich, dass die Kiri-Armee dir folgt!“

„Na ja, sagen wir so,“ machte der Schlangenmann und sah auf die stocksteif stehende Kiri-Armee hinter sich, „Sie haben wohl kaum eine Wahl... denn wer von denen es wagt, sich gegen mich zu stellen, wird ganz einfach von Kurame gefressen! Es gab da mal so eine Werbung, Mit einem Happs sind die im Mund! , sehr passend, wie ich finde.“ Sakura hatte keine Worte für die Abscheu, die sie empfand. Dieser Kerl war gar kein Mensch.

Dieser Kerl war ein Monster.
 

Und des Lebens nicht würdig.
 

„Es wäre natürlich noch viel dramatischer gewesen, wenn die dumme Pute nicht weggelaufen wäre,“ addierte Orochimaru dann noch und meinte erneut Hazuki, „Ich wollte sie aufhalten lassen, aber mehr als eine Wunde am Bauch haben die Wachen des Lagers wohl nicht fertiggebracht, so konnte sie fliehen und euch warnen. Dumme Frau...“

„Und das mit der Schlangenhaut?!“ mischte Tsunade sich wieder ein, die jetzt wütend das Gesicht verzogen hatte, „Dieses ganze Tohuwabohu in Kiri war alles nur Spielkram?!“

„Oh, nichtdoch, das war alles Teil des supertollen Plans – den ihr leider etwas durcheinandergebracht habt! Mein Plan war es, mit der Schlangenhaut den Mizukage aufmerksam zu machen und – was ich ja dann erst später geschafft habe, rauszulocken, damit ich ihn alleine bekämpfen kann! Dummerweise habe ich nicht eingeplant, dass der beim Anblick der Schlangenhaut an Konoha denkt und euch ruft... ihr habt meinen ganzen Plan durcheinander gebracht, aber jetzt ist es auch egal... jetzt bin ich ja hier.“

„Du wirst gleich nicht mehr hier sein!“ blaffte Tsunade ihn an und hob den Arm, um den ersten Ring zum Angriff bereit zu machen. „Ich werde es hier und jetzt an diesem Tag beenden, Orochimaru! Niemand zerstört hier Konoha!“

Orochimaru gluckste, bevor er ebenfalls den Arm hob. Nicht nur die Armee setzte sich jetzt in Bewegung – auch die Wasserblase mit Kurame schien weiter nach vorne zu rollen.

„Na ja,“ machte er dann, „Das werden wir dann sehen. – Greift sie an und macht... Konoha dem Erdboden gleich!“
 

––
 

Wie auf Befehl zuckte ein Blitz wie ein Startzeichen aus den grollenden, dunklen Wolken in dem Moment, in dem sich die Armeen aufeinander stürzten. Gleichzeitig ergoss sich ein richtiger Schwall an Regen über der Schlacht direkt vor den Toren Konohas, untermalt vom tosenden Donner aus dem Himmel.

In dem Regen aus Wasser, Kunais und Shuriken hatte Orochimaru sofort diverse Schlangen von stattlicher Größe heraufbeschworen, die sich der Mauern des Dorfes annahmen und begannen, sie niederzuschmettern. Tsunade wich dem gefährlich peitschenden Schwanz einer Riesenschlange aus und biss sich wütend in den Finger, bevor sie die Hand auf den schlammigen, schlüpfrigen Boden klatsche:

„Kuchiyose no jutsu!“

Als sie auf dem Kopf der großen Schnecke Katsuyu stand und ihren Feind Orochimaru wütend anstarrte, grinste der, auf dem Kopf einer beinahe genauso großen Schlange stehend, amüsiert.

„So bööööse, Tsunade-hime? Ein Jammer!“

„Der ganze Humbug wird ein Ende haben, und zwar heute, Orochimaru!“ schimpfte die Hokage und ballte die Fäuste, „Wenn einer dem Erdboden gleich gemacht wird, dann du!! – Katsuyu!“

Die Schnecke folgte dem Befehl sofort und spritzte ihren ätzenden Schleim auf Orochimaru und seine Schlange, aber die Schlange war schneller und wich dem Schleim aus, der darauf ein großes Loch in den Boden brannte, in das auch gleich ein paar Shinobi fielen und laut schrien. Orochimaru lachte sich beinahe kringelig auf seinem Schlangenkopf.

„Fang mich doch, du Eierloch...“ sang er lachend, bevor er mit einem Schlag wieder ernst wurde und von der anderen Seite seine extrem lange Zunge auf Tsunade zuschnellen ließ, gleichzeitig hob er beide Arme: „Sen’ei Jashu!“ Aus seinen Armen schossen hunderte von Schlangen ebenfalls auf die Hokage zu. Sie fuhr keuchend herum, als die Zunge sie bereits packte, und mit enormer Kraft riss sie daran und zerrte Orochimaru gleich mit in die Luft, während die hundert Schlangen aus seinen Armen an ihr vorbeiflogen.

„Du kannst mich mal!!“ schrie sie Orochimaru an, während sie ihn herumschleuderte und Katsuyu erneut versuchte, ihn mit Schleim zu treffen, was misslang. Dann schmetterte Orochimaru erneut Schlangen auf seine Gegnerin zu, was sie veranlasste, ihn loszulassen, sodass er quer über das Schlachtfeld und zu Boden flog. „na warte!!“ schrie Tsunade und wich den fliegenden Schlangen aus, „Du entkommst mir nicht!! – Katsuyu, mach diese widerlichen Megaschlangen zu Handtaschen, und zwar jetzt gleich!“

„Sehr wohl, Tsunade-sama,“ gehorchte die Schnecke brav, während die Meisterin von ihr heruntersprang und Orochimaru packte, der sich gerade wieder aufgerappelt hatte. Um sie herum kämpften die Kiri-Nin gegen die Konoha-Nin.

„Wie in alten Zeiten,“ gluckste der Schlangenmann noch immer nicht sehr beeindruckt von seiner Gegnerin, „Das erinnert mich an den Tag, an dem du und Jiraiya versucht habt, mich fertigzumachen, kurz bevor du Hokage wurdest! Was willst du mir anhaben, Tsunade-hime...? Mit deinen Medizinjutsus...? Ich besitze den Körper des letzten Mizukage! Ich beherrsche das Wasser in der Luft... und so einigen anderen Mist aus Kiri! Bin gespannt, wie weit du kommst!“

„Du laberst zu viel, alter Mann!“ zischte die Hokage und schlug mit geballter Faust nach ihm. Er wich aus und sie traf den Boden, der daraufhin aufsprang wie ein platzender Ballon.

„Alter Mann?!“ lachte Orochimaru, „He, ich habe die Unsterblichkeit! Du bist hier diejenige, die mit dem Alter schummelt...“

„Du bist nicht unsterblich!“ schrie Tsunade und trat erneut nach ihm, „Und ich werde es dir beweisen!“ Sie schlug ein erneutes mal nach ihm – und jetzt traf sie. Ihr Schlag schmetterte Orochimaru in hohem Bogen durch die Luft und dann zu Boden, wo er aufschlug und einen recht großen Krater in den Boden schlug dank der Wucht des Schlags. Tsunade war noch nicht fertig mit ihm. Sie sprang hinterher und trat erneut nach ihm, wobei sich der Krater in seiner Größe etwa verdreifachte. Doch als sie stehen blieb und sich wieder aufrichtete, war der Krater leer... Orochimaru war verschwunden.

Was...?! Wie ist er so schnell...?!

Das Gefühl einer sich um ihren Rumpf schlingenden Zunge ließ ihren Kopf hochrucken und sie erstarren.

„Tchu langscham, Tchunade-chime,“ machte Orochimaru und klang seltsam, weil er dank der Zunge den Mund nicht richtig schließen konnte.

„Du verdammter...“ keuchte Tsunade und spürte, wie sich der Griff um ihre Taille verfesterte, mit aller Kraft kämpfte sie dagegen an und verhinderte so gerade noch, dass er sie komplett erwürgte oder zerquetschte. „Ich bin noch nicht... fertig mit dir, kapiert?!“

„Schei nicht albern...“

„Tsunade-sama!!“ ertönte eine Stimme hinter ihnen und Orochimaru grinste, bevor ein geschickt geworfenes Kunai seine Zunge um Tsunades Rumpf traf und ihn damit zwang, sie loszulassen. Als die Hokage herumfuhr, sah sie Sakura hinter ihnen stehen, den Arm noch ausgestreckt.

„Verschwinde von hier, Sakura!“ zischte Tsunade, „Schnell!“

„Glaubst du, ich lass dich den ganzen Spaß alleine haben?!“ fragte die Rosahaarige, während Orochimaru seine Zunge wieder einrollte und statt dessen die Hände zu Fingerzeichen schloss.

„Oooh, seht an!“ machte er, „Meisterin und ihr fleißiges Bienchen wollen zusammen sterben! Wie ich gehört habe, hat Sasuke-kun dich geheiratet und geschwängert! Meinen Glückwunsch, wirklich schade, dass das baby ohne Mutter aufwachsen wird...“ Er schloss das letzte Zeichen und zwischen seinen Händen sprudelten Massen von Wasser hervor und in die Luft. „Suiton! Suiryuudan no jutsu!“

„WEG!!“ schrie Tsunade und wich gemeinsam mit Sakura rechtzeitig aus, als der Wasserdrache auf sie zugeschnellt kam und statt dessen den vom Regen ohnehin nassen Boden traf.

Ohne Mutter?! dachte Sakura sich im Wegspringen, Also ist er immer noch hinter Sasuke-kun her...?! Oh Gott, wo der und Naruto wohl stecken?!...

„Tatsächlich Kiris Jutsus...“ murmelte Tsunade, die auf dem Boden landete und mit einem Tritt einen neuen Graben in den Boden rammte, in den das Wasser abfloss. Doch Orochimaru war noch nicht fertig.

„Ich zeige euch mal das bemerkenswerte Kekkei genkai des Mizukage! Konoha wird nicht verbrannt, sondern ertränkt... und ihr alle mit ihm! – Nibai no mizu!“ Der Regen wurde stärker und prasselte auf die Erde nieder, inzwischen standen sie bereits mehr als knöcheltief im Wasser am Boden. Durch den wochenlangen regen zuvor konnte die Erde gar kein Wasser mehr aufnehmen und alles war überschwemmt... „Das war das Doppelte, wie wär's mit vierfach?“ gluckste Orochimaru, „Yonbai no mizu!“ Der Regen war jetzt kaum noch regen sondern vielmehr ein einziger, gigantischer Wasserschwall, der herunterdonnerte wie eine kleine Sintflut, und Sakura und Tsunade sprangen gemeinsam mit einigen sonst noch umstehenden Shinobi zurück, um nicht von der Welle erschlagen zu werden, die über den Boden schwappte und sich vermischt mit dem schlammigen Boden braun-schwarz färbte.

„Er verdoppelt das Wasser der Luft-...“ keuchte Sakura, sich an das erinnernd, was sie über den Soma-Clan herausgefunden hatte, „Und er tut es, so oft er will! Das bedeutet, mit genügend Wasser versinken wir entweder alle und wenn nicht das, das werden wir weggeschwemmt samt dem gesamten Erdboden!“

„Verschwinde von hier, Sakura!“ befahl Tsunade und riss die Arme hoch, „Ich übernehme ihn! – Katsuyu!“
 

Die Rosahaarige folgte widerwillig dem Befehl. Tsunade mit Orochimaru alleine zu lassen gefiel ihr gar nicht. Aber sie wurde von ihren beunruhigenden Gedanken abgelenkt, als sie hinter sich den Schrei einer vertrauten Stimme hörte.

Als sie herumfuhr, erkannte sie TenTen, die sich heftigst gegen gleich drei der Kiri-Nins zugleich wehrte und sie tapfer mit ihren Waffen von sich fernhielt. In dem Moment, in dem Sakura sich zu ihr umdrehte, schlug der eine TenTens Waffen zurück und schmetterte das Mädchen mit einem harten Wasserstrahl aus seiner Hand zurück und auf den hoch mit Wasser bedeckten Boden. Die Kunoichi wurde untergetaucht und weiter von dem Strahl zu Boden gedrückt.

„TENTEN!!“ schrie Sakura entsetzt und hechtete in die Richtung, um ihrer Freundin zu helfen – verdammt, so würde sie ertrinken! In einiger Entfernung sah sie Neji von der anderen Seite aus auf sich zurennen – sie kam nicht weiter voran, weil einer der Kiri-Nins sich ihr plötzlich in den Weg stellte und die Arme hochriss, ehe Sakura sich versah.

„Suiton!! Daibakufu no jutsu!“
 

Der rotierende Ball aus Wasser traf Sakura nicht. Denn genau in dem Moment erbebte die Erde plötzlich mit einer Heftigkeit, als wäre ein unterirdisches Riesenmonster aufgewacht und würde gegen die Erdoberfläche hopsen. Sakura rutschte auf dem bebenden Boden aus und stürzte mitten in das jetzt knietiefe Wasser, auch die meisten anderen Shinobi verloren das Gleichgewicht und stürzten schreiend zu Boden. Gleichzeitig mit dem grauenhaften Beben, das sie schüttelte wie Nudeln in einem Sieb, ertönte ein grässlicher Donner aus dem Himmel.
 

Sakura fand sich im schlammigen Wasser wieder und spürte, wie etwas erst auf sie fiel, dann wieder verschwand – zumindest wurde das Gewicht auf ihr leichter – und wie irgendetwas nach ihr trat. Sie konnte nichts sehen, alles war voller Schlamm und ihre Augen brannten, sobald sie sie öffnete...

Mit einem Keuchen erhob sie sich, klitschnass, und saß für eine Sekunde im Wasser, bevor sie sich schreiend aufrappelte, um TenTen zu retten – doch der Kiri-Nin, der TenTen unter Wasser gehalten hatte, war bei dem beben ebenfalls umgekippt und Neji schlug ihm gerade mit ziemlicher Wucht den Kopf vom Rumpf, worauf sich in das Braun-Schwarz des Wassers auch noch das Rot des Blutes mischte. TenTen kam hustend auf die Beine, als Sakura bei ihr und Neji ankam.

„Alles in Ordnung?!“ schrie sie ihnen durch das Dröhnen aus dem Himmel und das Gebrüll der Schlacht zu. TenTen nickte strauchelnd, während Neji den zweiten der drei Kiri-Nins mit einem gezielten Handschlag auf die Brust außer Gefecht setzte.

„Wir müssen hier weg!!“ schrie er den Frauen zu, „Das Wasser steigt immer höher und die Gegner sind unglaublich viele!“

„Was war das für ein Beben eben gerade?!“ fragte Sakura ihn und wich einem neuen Suiton-Jutsu eines weiteren Kiri-Nins aus, bevor sie ihn mit einem Tritt gegen das Schienbein um diverse Meter von sich wegschleuderte. Als sie den Kopf drehte, registrierte sie zum ersten Mal das Chaos, in dem sie standen.
 

Kiri-Nins. Über und überall sah sie Kiri-Soldaten, Schlamm und Wasser, die sich grölend auf das Tor von Konoha zuprügelten. Hier und da eine lebende oder tote Schlange dazwischen, in recht weiter Ferne Tsunade auf Katsuyu und Orochimaru. Die Gegner waren massig viele, Neji hatte recht...

Der erste Ring war so gut wie durchbrochen.

„Zieht euch zurück!!“ brüllte Tsunade von weitem. „Beschützt das Tor, sie dürfen nicht hinein!!“

„Tut, was sie gesagt hat!“ rief Neji und packte TenTens Hand, bevor sie zu dritt zurück zum Tor liefen, Sakura sich weiter entsetzt über das Szenario umsehend. Und plötzlich wusste sie, was das Beben verursacht hatte, und sie blieb wie erstarrt stehen, ohne darauf zu achten, dass Neji und TenTen sich von ihr entfernten.
 

Kurame war nicht mehr in ihrer Wasserblase, in der sie angekommen war. Sie thronte jetzt über all den Massen an Wasser und saß in der riesigen Kuhle, die Tsunade vorhin geschlagen hatte, die jetzt gefüllt war mit Wasser. Die neun Köpfe sausten hin und her und mit aufgerissenen Mäulern herunter, um alles und jeden zu verspeisen, was in Reichweite war... und es war schlimmer als das.

Quasi unmittelbar neben den umhersausenden Riesenköpfen dieses gewaltigen Monsters war der Felsen mit den Hokage-Gesichtern.

„Oh nein... die Zivilisten!! Orochimaru wird doch nicht-...?!“

Orochimarus amüsierter Befehl kam aus der anderen Richtung – aber er war laut genug, dass ihn alle hörten, und galt unmissverständlich dem Monster, das er jetzt in seiner Hand hatte.
 

„Mach die Felsen dem Erdboden gleich, Kurame. Da drinnen gibt’s viel, viel Futter für dich!“
 

––
 

Nein!!
 

Das war alles, was Sakura in dem Moment in den Kopf schoss. Ohne darüber nachzudenken, was sie tat, rannte sie los in Richtung der Felsen. Wenn Kurame die Felsen angriff, waren die ganzen Zivilisten in Gefahr...
 

Nein, so gut wie tot.
 

„Der Felsen!!“ keuchte Tsunade und wich Orochimarus Schlange aus, die nach ihr schnappte, „Dritter Ring, beschützt die Zivilisten!“

Sakura hörte Tsunade nicht mehr. Sie rannte, und alles was sie wahrnahm war dieses furchtbare Monster, das sich jetzt nach Anordnung des Meisters gänzlich dem Felsen zuwendete, den es weit überragte mit den neun Köpfen, die jetzt heruntersausten. Alles, was Sakura im Kopf herumschwirrte, waren all die Menschen in dem Felsen.

Ihre Eltern.

Hinata.

Alle anderen.

Sanosuke.

Und dann ergoss sich eine Menge aus eiskaltem Wasser über ihr und dem halben Dorf und spülte sie auf den Boden und unter Wasser, gleichzeitig ertönte ein dermaßenes Krachen, dass Sakura seine Heftigkeit selbst unter Wasser mitbekam. Die Erde erbebte mit einer Intensität, als wolle sie explodieren, als Kurame ihre Köpfe mit solcher Wucht gegen die Rückseite des Felsens rammte, dass der Hinterteil abgespalten wurde und mit tosendem Krachen zerbröckelte wie ein spröder Kuchen.

Gleichzeitig ertönte das Schreien von hunderten von Menschen, die mit den zerbrechenden Felsen zerquetscht oder in die Tiefe gerissen wurden. Hunderte von Menschen, die bei diesem einen, einzigen Angriff von Kurame starben und weder das Tageslicht noch irgendetwas anderes jemals wiedersehen würden.
 

Sakura hatte sich benommen aufgerappelt und hastete keuchend auf den Felsen zu; die Vorderseite mit den Hokageköpfen stand noch. Wieviel der Innenräume war zerstört worden? Waren sie komplett offen oder gab es noch zugedeckte Teile, in die Menschen flüchten konnten?

Sie spürte die steigende Übelkeit in sich während des Rennens und ignorierte sie. Sie musste ankommen! Und sie würde diejenigen rausholen, die überlebt hatten! Und wegbringen!

Weg von dieser Bestie.

Sie sah die Shinobi des dritten Rings bereits Versuche starten, das Monster aufzuhalten und die schreienden, panisch fliehenden Zivilisten zu evakuieren.

„Raus aus dem Dorf mit ihnen!!“ brüllte Kiba, der auch da, gerade als Sakura das Chaos erreichte. Die Erde erzitterte ein weiteres Mal. Dieses mal nicht, weil Kurame sich gegen den Rest des Felsens rammte, sondern nur, weil sie das bösartigste, furchteinflößendste Brüllen ausstieß, das Sakura jemals gehört hatte. Die Macht dieses Brüllens allein war so gewaltig, dass sie die Erde beben ließ.

„Bringt die Zivilisten aus dem Dorf!!“ rief Kiba erneut seinen Kumpanen zu, „Beeilt euch! – Oh mein Gott, Hinata!“ Er erblickte eine zum Glück lebende Hinata hysterisch aus dem Inneren des Felsen gestrauchelt kommen, neben ihr Hanabi, Inos Mutter, Sakuras Eltern und die zwei Babys. „Haut ab von hier, na los!“

„Kiba-kun!“ keuchte Hinata auch aufgelöst und erzitterte, während ihre kleine Schwester sie weg vom Felsen zog, bevor sie von panisch herausrennenden Leuten überrannt werden konnten. Sanosuke schrie auf den Armen seiner Großmutter, als würde er abgestochen werden, und als Frau Haruno in einiger Entfernung ihre Tochter erblickte, schrie sie vor Erleichterung, sie lebend zu sehen, auch auf.

„Um Gottes Willen, Sakura!!“

„Mama!“ machte Sakura, und ihr fiel beim Anblick ihrer Lieben ein Stein vom herzen, „Macht, dass ihr wegkommt, wir kümmern uns um Kurame! Verschwindet nach Süden aus dem Dorf raus, am besten die Straße nach Suna, dann kommen euch bestimmt Shikamaru und die Suna-Leute entgegen und bringen euch in Sicherheit! – HINATA?!“

In diesem Moment brach Hinata urplötzlich mitten im Wasser zusammen und ging zunächst unter wie ein Stein, bis Hanabi sie schreiend und mit Hilfe von Sakuras Vater wieder nach oben zog, wo die junge Frau hustend nach oben starrte.

„Oh mein Gott...!“ wimmerte sie und wurde blass, „D-die... die Wehen! Das Baby kommt...!“

„Was denn, ausgerechnet jetzt?!“ schrie Kiba. Hinata schrie und hielt sich zitternd den kugelrunden Bauch, bevor Hanabi sie erneut hinter sich her nach Südwesten zerrte.

„Wir müssen hier raus! Das ist ein sehr unpassender Augenblick, findest du nicht, Nee-san?!“

„I-ich kann doch nicht da-... aahh!!“

„geht rasch zum Krankenhaus!“ keuchte Sakura und wurde ebenfalls weiß, „Ich-... – ich bringe euch hin-... hoffentlich seid ihr da einigermaßen sicher-...!“ Sie warf einen entsetzten Blick auf den Felsen, hinter dem das Monster noch immer wütete und gerade eben erneut die Köpfe gegen die Felsen rammte, worauf die Erde dermaßen bebte und dröhnte, dass sie alle von den Beinen geworfen wurden und alle Zivilisten unter Wasser getaucht wurden, während die Shinobi sich ja mit Chakra an den Füßen darüber halten konnten.

Hanabi warf Sakura einen Blick zu.

„Wir kommen schon klar, hilf du lieber den Schwerverletzten hier!“ schrie sie, „Nee-sans blödes Baby kann ja wohl noch solange warten, bis das vorbei ist!“

„Wenn es dann nicht auch mit uns vorbei ist!“ keuchte Kiba, „VORSICHT, DER KOPF!!“ Schreiend rannten sie zur Seite, als einer von Kurames gewaltigen, Gartenschuppengroßen Köpfen auf sie zugesaust kam und mit einem gigantischen Klatschen auf dem Wasser aufschlug. Er verfehlte die Gruppe.

Kiba hustete und rappelte sich schnell wieder auf, während Akamaru hinter ihm auftauchte.

„Haut endlich ab!!“ rief der Inuzuka Hanabi und den anderen zu, so machten sie, dass sie in Richtung Krankenhaus kamen.
 

Der Kopf kam wieder hoch und fuhr brüllend nach Kiba, Akamaru und Sakura herum.

„VORSICHT!!“ kreischte Sakura und sprang zur Seite, als das riesige Maul nach ihnen schnappte – dann kam ihr eine Idee.

Hiromi Soma hat einen Kopf abgetrennt... wenn wir alle Köpfe abtrennen können, dürfte sie so gut wie harmlos sein! Wenn er schon so praktisch hier unten ist...!

Sie sammelte Chakra in ihrer rechten Faust und holte mit einem heftigen Schwung nach hinten aus. Kiba starrte sie an.

„W-willst du...?!“

Er kam nicht weiter. Kurames Kopf fuhr zu ihnen herum, die gelben Augen, die die Größe von Gymnastikbällen hatten, durchbohrten Sakura mit einem Blick, der ihr beinahe das Herz stehen lassen hätte. Doch sie riss sich zusammen und schlug mit aller Kraft ihre mit Chakra leuchtende Faust auf den Kopf direkt vor ihren Augen –

Dann bebte die Erde erneut und warf sie in dem einen Moment von den Beinen, in dem es nicht hätte sein dürfen. Sie verfehlte Kurames Kopf, konnte aber mit dem Chakrastoß ihren Hals streifen, an dem eine klaffende Wunde entstand, bevor sie schreiend aus dem Gleichgewicht kam und reflexartig das nächste packte, was ihr in die Finger kam... und das waren Kurames riesenhafte Schuppen am Hals.
 

„OH MEIN GOTT, SAKURA!!“ brüllte Kiba unten, als der Kopf des Monsters samt Sakura, die am Hals hing, in die Höhe sauste, wobei das Mädchen schreiend durch die Luft geschleudert wurde, sich aber mit aller Kraft festhielt, um nicht aus einer so gewaltigen Höhe zu stürzen und sich das Genick zu brechen.

„Aaach du meine Güte!!“ kreischte die Kunoichi und krallte sich an den riesigen, Baumstammdicken Hals, so fest sie konnte. Der Kopf war jetzt wieder ganz oben und schüttelte sich wütend, um den Ballast abzuwerfen, der sich fieserweise an ihn geklammert hatte. Verärgert schnappte das Monster nach Luft und brüllte, sodass es Sakura einen Schauer über den Rücken jagte. Als sie heruntersah, sah sie erst das Ausmaß der Zerstörung des Felsens. Die Hinterseite war fast komplett zerstört. Es war beinahe verwunderlich, dass die Seite mit den Hokageköpfen nichts abbekommen hatte.

Als ein Schatten über sie fiel, fuhr Sakura entsetzt auf – einer der anderen acht Köpfe kam jetzt wütend und mit aufgerissenem Maul auf sie zugeschnellt, um den Parasiten von seinem Nachbarhals zu entfernen.

„OH SCHEISSE!!“ schrie das Mädchen entsetzt und ließ instinktiv den Hals los, so sauste der andere Kopf an ihr vorbei und krachte mit ohrenbetäubendem Lärm auf die Felsen direkt unter ihnen – dieses mal zerfetzte es auch die Vorderseite und dem ersten Hokage wurde das halbe Gesicht komplett zerdeppert.

Sakura stürzte schreiend in die Tiefe und packte dann ein Stück etwas tiefer am Hals, wo sie sich festklammerte, dem gewaltigen Rumpf bedeutend näher als eben. Sie griff mit einer Hand hektisch nach ihrer Tasche mit den Kunais – aber es war kein einziges mehr darin.

Verdammt... sie müssen alle rausgefallen sein, als ich mich eben an den Hals gehängt habe und hochgerissen wurde...

Dann blieb ihr also nichts als ihr Chakra. Aber selbst mit einem Chakraskalpell würde sie bei der Größe des Ungeheuers nicht tief genug hineinkommen, um es ernsthaft zu verletzen.
 

Jetzt hatte der Kopf des Halses, an dem sie klammerte, genug Reichweite, um nach ihr zu schnappen, da sie nicht mehr direkt unter dem Kopf hing. Gleichzeitig schnellte noch ein zweiter Kopf von der anderen Seite auf sie zu, sodass Sakura bereits zwei riesige, brüllende Mäuler auf sich zuschnellen sah.

Und sie hörte Orochimarus Stimme aus weiter Ferne.
 

„Töte sie... Kurame!“
 

Sakura riss die grünen Augen auf und war unfähig, sich zu rühren. Die massigen Zähne in den Mäulern waren länger und dicker als ihre eigenen Arme. Es wäre zweifellos kein Problem, mit einem Biss einen Menschen zweizuteilen.

Oder vierzuteilen.

Beweg dich... Sakura! BEWEG DICH, VERDAMMT!!

Doch sie hatte keine Gelegenheit dazu.
 

„RASENGAN!!“
 

––
 

Es passierte alles gleichzeitig. Sakura ließ in dem Moment, in dem der allzu vertraute Schrei ertönte, das Ungeheuer los und stürzte kopfüber in die Tiefe, während sowohl über als auch vor ihr ein gleißender Blitz die Finsternis des Unwetters durchbrach. Das Monster stieß ein grauenhaftes Brüllen aus, dann ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen. Sakura wurde für einen kurzen Moment schwarz vor Augen im fallen, bevor sie auf etwas Weichem landete – früher als sie erwartet hatte.

Als sie benommen die Augen öffnete, sah sie über sich Sasukes entsetztes Gesicht.

„Wie zum Geier bist du auf die bescheuerte Idee gekommen, dich an Kurames Hals zu hängen, du blöde Nuss?!“
 

Sakura registrierte, dass sie auf Sasukes Armen lag. Dann erkannte sie weiter oben etwa an der Stelle von Kurames Hals, an der sie eben noch gehangen hatte, Naruto. Aber der Hals hatte sich verändert... eben war er noch aufrecht gewesen und hatte gen Himmel gezeigt, jetzt war er wie eine Brücke gebogen und das Ende lag auf den halb zertrümmerten Hokage-Felsen...

Der Kopf war verschwunden.
 

„W-was-...?!“ keuchte die Rosahaarige, „Naruto?! Sasuke-kun?!“

„Mist, wir sind zu spät!“ stöhnte Sasuke und sprang behände mit ihr von Kurames Rumpf auf das Wasser am Boden, sich mit Chakra über Wasser haltend. „Wo ist Orochimaru?!“

„Moment!“ keuchte Sakura und starrte nach oben, während Naruto auf dem gebeugten Hals stand wie ein Eroberer, die Arme in die Hüften gestemmt. „W-wie ist-... wo ist der Kopf hin-...?!“ Sie entdeckte ihn kaum nach Beendung des Satzes. Er lag im Wasser am Boden und ragte nur zum teil über die Oberfläche, so hoch war es inzwischen.

„Ich hab Rasengan gemacht, und weg war er, hehe!“ grinste Naruto oben zufrieden, während sich jetzt die verbliebenen acht Köpfe grimmig zu ihm wandten.

„Hey!“ empörte Sasuke sich, und Naruto lachte blöd:

„Na ja, Teme hat etwas mit Chidori geholfen... ich geb's ja zu. Aber das Rasengan hat die Hauptarbeit gemacht!“

„PASS AUF, DU VOLLIDIOT!!“ brüllte Kiba von unten, und Naruto wich schreiend den heransausenden Köpfen aus – der eine konnte nicht mehr bremsen und biss in seinen Nachbarhals, worauf aus allen Mäulern das grauenhafte, markerschütternde Brüllen kam, das die Erde beben ließ. Sasuke strauchelte ebenfalls und setzte seine Frau auf dem schwankenden Wasser ab – sie warf sich an seinen Hals.

„Um Gottes Willen, Sasuke-kun! I-ihr seid wohlauf... ich hatte Angst, dass ihr keine Ahnung hättet und sofort getötet würdet-...! Oh Gott... oh Gooott...!“

„Shhh, reiß dich zusammen!“ zischte Sasuke und versuchte, sie von seinem Hals zu entfernen, um in ihr flackerndes Gesicht zu sehen, in ihre weit aufgerissenen Augen. „Wir sind da, uns geht’s prima, wir wussten Bescheid. Wo ist Orochimaru?! Den knöpf ich mir vor... als ich die Schlangen von weitem gesehen habe, war sofort klar, wer hinter Kiris komischem Genjutsu steckt...“

„Genjutsu?!“ schrie sie.

„Keine Zeit, wo?!“ brüllte er sie an und packte ihre Hände, und sie keuchte und starrte in Richtung des Haupttores.

„Tsunade-sama ist mit ihm da draußen vor dem To-... – Sasuke-kun!!“ Er ließ sie bereits los und rannte Richtung Haupttor.

„Kümmer du dich mit Dobe darum, dass die Zivilisten in Sicherheit kommen, schnell!! Orochimaru... ist mein Gegner!“

„Ich-...?!“ schrie sie ihm nach, aber ein weiteres beben der Erde ließ sie taumeln – und dann war er bereits außer Hörweite und sie schnappte keuchend nach Luft.

Pass auf dich auf, Sasuke-kun...! Wenn er hinter deinem Körper her ist, wird er nur darauf warten, dass du ihn angreifst!! Oh Gott...

Sie sah panisch in Richtung Kurame – und schrie gellend auf, als einer der Köpfe erneut auf sie zukam. Im letzten Moment wurde sie zur Seite gerissen und fand sich darauf mit Naruto neben dem Kopf wieder, der sie knapp verfehlt hatte.

„Wo sind Hinata-chan und die anderen?!“ fragte er sie.

„I-im Krankenhaus, ich habe sie-... – sie sind in Sicherheit!“ hustete die Rosahaarige – sie durfte ihm jetzt auf keinen Fall von den Wehen erzählen... dann würde er vor Sorge durchdrehen!

„Ich übernehme dieses Monster!“ schnappte der Blonde da auch schon und ließ sie los, „Und du heilst gefälligst ein paar Leute, und wehe, dir passiert was! Dann bringt Teme mich um, weil ich es zugelassen habe, heh!“

„NARUTO??!“ schrie Sakura, als er wieder losrannte, direkt auf das Monster zu.

Aber er hat-... Kurame bereits einen Kopf abgeschlagen! Heißt das-... dass er genau wie Hiromi Soma vielleicht fähig ist, sie... zu besiegen?!
 

––
 

Tsunade wich Orochimarus großer Schlange erneut aus und sprang in die Luft, während das Maul der Schlange ins Wasser am Boden schoss; die Hokage nutzte die Chance, die Schlange einmal unter sich zu haben, und schlug mit voller Kraft mit der Faust auf den Kopf des Reptils. Mit einem Gurgeln unter Wasser sank der Kopf weiter herunter und kam nicht wieder hoch. Tsunade landete auf dem leicht aus dem Wasser ragenden Kopf des Tieres und schnaubte.

„Soviel zu deiner Schlange, Orochimaru!“

Doch Orochimaru war an etwas ganz anderem interessiert. Er würde nicht den Fehler machen, ihr den Rücken zu kehren, so blieb er, wo er war, auf dem Wasser stehen, während er die Schwertklinge in seinem Nacken spürte. Jetzt sah auch Tsunade außer Atem vom Kampf hoch und erstarrte.

„Was...?!“

„Es ist aus, Orochimaru. Tsunade... geh dein Dorf beschützen. Er gehört mir.“
 

––
 

Orochimarus Mundwinkel verzogen sich zu einem schäbigen Grinsen. Dann drehte er langsam, ganz langsam, den Kopf nach hinten um zu demjenigen, der hinter ihm stand und ihm ein Katana an den Nacken hielt.

„Sasuke-kun...“ grinste er, „So... sieht man sich wieder! Woher hast du gewusst, dass ich es war, er die Kiri-Armee anführte? Schlauer Schüler...“

„Man musste doch bloß eins und eins zusammenzählen,“ sagte Sasuke grimmig. „Dieses Genjutsu über Kirigakure war ziemlich gerissen, ehrlich gesagt. Wo hattest du das her?“

„Betriebs...Geheimnis,“ grinste der Schlangenmann. „Lass dich ansehen! Seit unserem letzten Treffen vor – lass mich rechnen... – drei Jahren... ist ja ein richtiger Mann aus dir geworden! Hmm! Und deine Freundin mit den rosa Haaren hast du ganz alleine gelassen? Ob sie das überleben wird?“

„Spuck keine Töne, Sakura ist die beste Kunoichi des Dorfes nach Tsunade. Und selbst wenn, Dobe ist ja auch noch da. Dem kann ich sie durchaus anvertrauen.“

„Einem Fuchs-Ungeheuer?!“ lachte Orochimaru, während Sasuke das Katana sinken ließ und Tsunade mit einem Wink deutete, sich vom Acker zu machen. Naruto konnte ihre Hilfe mit Kurame mehr brauchen als er hier. Orochimaru drehte sich zu seinem Gegner um und sein Grinsen wurde immer irrer. „Du vertraust sie einem Ungeheuer an, das Konoha bereits einmal fast zerstört hätte? Tapfer, tapfer...“

„HALT'S MAUL!!“ schnappte Sasuke wütend, und der Schlangenmann zog erstaunt über die heftige Reaktion eine Braue hoch. „Wage es nicht... derart über Naruto zu sprechen... es wird dir noch leid tun!“
 

Orochimaru starrte ihn eine Weile an... dann fing er an, schallend zu lachen. Um sie herum kämpften die Konoha-Nins gegen die Kiri-Nins. Keiner wagte, sich einzumischen in diesen Kampf von Meister und Schüler.

Von ihnen war niemand fähig, Orochimaru zu bezwingen.

Oder Sasuke.

„Oh... mein... Gott!“ machte Orochimaru dann und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, „Jetzt... sieh dich an, Sasuke-kun! Sie haben dich angesteckt mit ihrer grässlichen Art! Du bist also doch ein völliger Konoha-Schwachmat geworden... Freundschaft und so, huh? Shinobi haben keine Freunde! Shinobi sind hinterlistig, Einzelgänger und intrigant! Wo bleiben dann deine Freunde... wenn es darum geht, wer nächster Hokage wird? Tsunade mag zwar jung aussehen, aber sie wird immer älter! Würdest du wirklich Naruto den Vortritt lassen, wenn es sich zwischen euch beiden entscheiden sollte?“

Sasuke grinste jetzt auch.

„Ja,“ sagte er, „Weil er als einziger fähig ist, dieses Dorf zu beschützen, wie es eines Hokage würdig ist! Ich habe Konoha bereits verraten und meine Familiengeschichte hat nicht zum Vertrauen der anderen in mich beigetragen! Naruto hingegen hat sich bewiesen, immer und immer wieder – so lange, bis selbst ich das gesehen habe, wie du siehst! Genug des Geschwafels. Ich werde dich töten. Das habe ich mir geschworen, und ich werde es tun.“

„Du denkst, du wärst der einzige, der das könnte, hm?“ grinste Orochimaru, bevor er den Mund weit öffnete und aus seinem Mund zuerst eine Schlange und aus deren Mund das Schwert von Kusanagi schoss, welches er in die Hand nahm, worauf die Schlange verschwand. „Vielleicht ein würdiger Gegner, aber sicher nicht der Einzige... arrogantes Bürschchen, Sasuke-kun!“

Sasuke packte sein Katana ebenfalls fester und ließ die Sharingan rot aufblitzen.

Er musste es beenden.

Jetzt.

„Eine Frage... habe ich noch!“ schnappte er, „Warum bist du so versessen darauf... Konoha zu zerstören? – Wir sind uns ähnlich, du und ich! Mit dem Unterschied, dass ich... die Finsternis hinter mir gelassen habe und du... offenbar glaubst, durch die Zerstörung deiner Umwelt alles gut machen zu können!“

„Oooh nein,“ grinste der Meister und hob das Schwert in seinen Händen ebenfalls, „Du irrst dich, der Unterschied liegt wo anders. Du denkst, alle wären irgendwann einmal gut gewesen und durch blöde Umstände böse geworden, so wie du in etwa! Aber du irrst dich, ich bin böse und gehöre so! Es gibt kein gut! Und du wirst das gleich einsehen, nachdem ich dein so geliebtes Dorf in... Schutt und Asche gelegt habe!“ Er riss die Hände wieder zusammen und schloss so schnell Fingerzeichen, dass es Sasuke selbst mit Sharingan schwer fiel, sie zu verfolgen - und in dem Moment war ihm klar, dass er sich Hiromi Somas Körper und sein Kekkei genkai geschnappt hatte.
 

Die Verdopplung des Wassers... wird euch alle ertränken!
 

„Mizu-Kyoujin!“
 

––
 

Das Wasser, auf dem sie standen, verdoppelte und verdreifachte und vertausendfachte sich in einer so rasenden Geschwindigkeit, dass Sasuke es kaum beobachten konnte, bis er sich und das ganze Dorfe plötzlich einer gigantischen Monsterwelle gegenüber sah, die so hoch in den pechschwarzen, grollenden Himmel aufragte, dass er ihr Ende nicht einmal sehen konnte. Und es war nicht einfach nur eine Welle... sie nahm die Form eines gewaltigen, Menschenähnlichen Wesens an, als hätte Orochimaru einen Wassergott persönlich beschworen, der jetzt kam, um sie alle zu seinen Untertanen des Ozeans zu machen.

Ein Wasser-Riese... machte Sasuke sich die Bedeutung der Worte Mizu-Kyoujin klar, und er starrte hinauf und war unfähig, sich zu rühren. Wenn diese Welle über sie alle herunterkrachen würde, würden sie nicht nur ertränkt, sondern auch zerschmettert vom Druck dieser Massen.

„Verdammt-...!“

„Dann versuch, mich aufzuhalten... Sasuke-kun!“ grinste Orochimaru – und mit einer Handbewegung schmetterte er diese gigantische Riesenwelle über das Dorf Konohagakure. Im selben Moment löste Sasuke sich aus seiner Starre und stürzte sich mit dem Katana voran auf seinen Gegner.
 

––
 

„OH MEIN GOOOTT!!“ kreischte Sakura beim Anblick der Welle, und Tsunade, die bei ihr und den anderen am halb zerstörten Hokage-Felsen angekommen war, keuchte auch, als der Wasserriese über ihnen alles verdunkelte.

„Haltet euch am Felsen fest, schnell!!“ brüllte die Hokage allen menschen zu, die meisten waren noch immer nicht geflohene Zivilisten, die sich schreiend und voller Panik aneinander klammerten oder wie verrückt zu fliehen versuchten. „BLEIBT DICHT AM FELSEN, LAUFT NICHT WEG!!“ schrie Tsunade ihnen zu, „Ihr werdet alle weggespült und ertränkt!! – Verflucht-...!!“ Sie holte Luft und tauchte unter Wasser, um ihre Hand auf den Schlammboden zu legen und zumindest in Gedanken das Kuchiyose no jutsu auszusprechen.

Katsuyu!! Vielleicht bist du groß genug, um die Wassermassen von den Zivilisten abzuhalten!

Mit einem Peng erschien Katsuyu zum wiederholten Mal und bäumte sich wie eine Mauer vor den fliehenden Zivilisten auf – in dem Moment krachte die Welle über das Dorf und begrub es unter sich wie eine Sandburg am Strand. Die große Schnecke ragte halb aus dem Wasser und hatte tatsächlich den größten Wasserdruck aufgehalten... die Zivilisten wurden nass, waren aber unverletzt.
 

Naruto wurde von der Welle von Kurames Rumpf gespült und fand sich strampelnd in meterhohem Wasser wieder, heftig mit den Armen rudernd, um an die Oberfläche zu kommen, doch der Strom und der Druck waren zu stark und pressten ihn immer wieder herunter. Nur knapp und sehr zufällig entkam er einem ins Wasser schießenden Kopf von Kurame, die wütend nach ihm schnappte, bis er es endlich schaffte, aufzutauchen, und sich hustend am nächstbesten Widerstand festhielt. Er stellte fest, dass es der Giebel eines Hauses war.

„Woah... so hoch ist das Wasser?!“ machte er entsetzt und hustete – dann entdeckte er einige Meter weiter Tsunade und Sakura auf einem anderen Hausdach sitzen und ebenfalls husten, Sakura stützte die Hokage, die vom Kampf gegen Orochimaru schon recht mitgenommen war. „Tsunade no baa-chan! Sakura-chan!“ rief der Blonde, und Sakura kreischte.

„Wo sind Kiba und Akamaru?!“

„Keine Ahnung!“ machte Naruto, „Wo – UWAAAHHH!!“ Er sprang erschrocken von dem Dach, auf da er sich gerade gezogen hatte, während das Wasser im Dorf wieder etwas ablief und sich mehr verteilte, weil Kurames Kopf hinter ihm aufgetaucht war und ihn beinahe zu Mus gemacht hätte. Er landete etwa zwei Meter tiefer wieder im Wasser, konzentrierte sofort Chakra auf seine Füße und hievte sich auf die Oberfläche, auf der er stehen blieb. „Tsunade no baa-chan, Sakura-chan! Bringt euch in Sicherheit!! Ich kümmere mich um Kurame, echt jetzt! – Kage Bunshin no jutsu!“

„Naruto??!“ keuchte Sakura, als vor ihr plötzlich tausend Narutos standen und Kurame böse angrinsten.

„Du hast genug Schrecken verbreitet, du Monster!“ riefen sie alle im Chor, bevor sie sich grölend auf das riesige Monster stürzten.
 

Kurame hatte keine Mühe, die tausend Narutos abzuschütteln, nach ihnen zu schnappen, worauf sich die meisten in Luft auflösten, oder mit einem einzigen Schwung ihrer riesigen Köpfe eine ganze Reihe von Narutos zu zerdeppern wie Dominosteine. Als nur noch ein Naruto übrig war, der ein kreiselndes, glühendes Rasengan mit einem lauten Schrei auf das Monster zu schmettern versuchte, fuhren alle acht Köpfe der Bestie zu ihm herum und stierten ihn an mit einem Blick voller Bosheit; bis einer der Köpfe vorschnellte und Naruto in die Luft stieß, als wäre er nicht mehr als ein lästiger Kieselstein. In hohem Bogen flog der Shinobi durch die Luft, das Rasengan erlosch in seiner Hand.

Sakura kreischte.

Aber Naruto war noch nicht fertig. Mitten im Flug fuhr er noch herum, richtete den Blick auf Kurame und kreuzte ein weiteres mal die Finger.

„Heh... so schnell... gebe ich nicht auf! Kage Bunshin no jutsu!“ Erneut erschienen tausende Narutos, die jetzt die Flugrichtung änderten und sich abermals schreiend auf das Monster und die acht bösartigen Köpfe stürzten; und während Kurames Köpfe ihnen wütend entgegenbrüllten und schon damit einige Bunshin verschwinden ließen, ließ der echte Naruto ein neues Rasengan in seiner Hand aufblitzen. Nach langem Training hatte er es endlich mal zu Stande gebracht, ohne die Hilfe eines Kage Bunshins das Rasengan zu erschaffen, worauf er im Übrigen sehr stolz war. Wenn Jiraiya das jetzt sehen könnte! – Wo war dieser Perversling eigentlich, wenn man ihn brauchte?!“

„RASENGAN!“
 

Sakura verfolgte mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen, wie Naruto sich kopfüber nach unten fliegend auf das Monster stürzte, das Rasengan voran. Und er erwischte einen weiteren der ellenlangen Hälse. Mit einem Zischen bohrte sich das leuchtende Jutsu durch die Schuppen bis tief ins Fleisch, womit es den Hals halb durchtrennte, und das Monster brüllte in einer fast unerträglichen Lautstärke. Tsunade und Sakura hielten sich mit verzogenen Gesichtern die Ohren zu, bevor das Leuchten des Rasengans erlosch und Naruto an dem Hals vorbeigeflogen war... und die restlichen Köpfe machten sich jetzt, wo die Bunshin abermals erledigt waren, sofort daran, nach ihm zu schnappen.

„Woaahh!! Immer die Ruhe!!“ schrie der Blonde und schaffte es recht zufällig, den scharfen Zähnen zu entkommen; seine Jacke blieb an einem Zahn hängen und riss am Ärmel, danach stürzte er weiter in die Tiefe, bis er auf dem riesigen Rumpf landete, der noch immer im Wasser in der riesigen Kuhle saß. Bevor die Köpfe ihm dorthin folgen konnten, sprang Naruto von Kurames Rücken ins Wasser. Als er einen Blick nach oben warf, saß der Kopf, den er abzutrennen versucht hatte, noch auf dem halb durchtrennten Hals und wackelte fürchterlich hin und her, als drohte er wie ein Grashalm abzuknicken.

Mist... diese Köpfe alle einzeln abzumachen ist total ätzend! So lange wird mein Chakra nicht reichen-... solange ich nicht diesen Fuchs um Hilfe bitte! Und ich habe mir doch geschworen, nie wieder die Hilfe dieses Monsters zu beanspruchen!
 

Wenn ich jemals Hokage werde... dann aus meiner eigenen Kraft!
 

Denk also nach... was kann ich tun, das es schnell beendet? Ein Rasengan ist nicht groß genug für diesen riesigen Rumpf!...
 

––
 

Mit einem Klirren knallten die Katanas aneinander, nur um sofort wieder voneinander abzulassen. Orochimaru riss die Arme nach vorne:

„Sen’ei Jashu!“ Die hundert Schlangen, die aus seinen Armen auf Sasuke zuschossen, beeindruckten den Uchiha überhaupt nicht. Er fuhr herum, sprang zurück und riss ebenfalls die Arme hoch, um ein paar Fingerzeichen zu schließen:

„Katon! Gokakyuu no jutsu!!“ Die meisten Schlangen verkohlten, da das Feuer wegen der hohen Feuchtigkeit aber schnell wieder erlosch, blieben einige übrig, die Sasuke mit dem Katana zu Kleinholz verarbeitete. Orochimaru lachte.

„Wooow, nicht übel, in dem Regen hier Feuer zu Stande zu bringen, Sasuke-kun!“ lobte er seinen Ex-Schüler, „Du bist eben ein wahrer Uchiha, so talentiert im Umgang mit dem Feuer!“

„Jaja, hör auf, mir Honig um‘s Maul zu schmieren, du wirst sterben, alter Mann!“ zischte Sasuke, parierte geschickt einen eher lässigen Schlag von Orochimarus Katana und sprang erneut ein Stück zurück. Orochimaru hielt für einen Moment inne und runzelte die Stirn.

„Hmm? Komisch, warum kommt mir diese... Situation... dieser Spruch... so bekannt vor?“ grübelte er, bevor er das Schwert sinken ließ und die Hände zu Fingerzeichen hob. Sasuke verfolgte die Bewegungen mit seinen Sharingan.

Das Kekkei genkai des Mizukage...

Er steckte das Katana ebenfalls weg um beide Hände für Zeichen frei zu haben, und gleichzeitig mit dem gigantischen Wasserstrudel, der zwischen Orochimarus Händen aus dem Nichts entstand und der immer größer und gewaltiger wurde, blitzte mit dem schrillen Kreischen der tausend Vögel das grelle Chakralicht in Sasukes Hand auf.

„Ah! Jetzt weiß ich, woher ich das kenne!“ erinnerte sich der Schlangenmann, „Etwa so... muss ich mich auch ausgedrückt haben an dem Tag, and em ich meinen Sensei Sarutobi getötet habe! Den alten Hokage... – na ja, zugegeben hat er sich selbst getötet, eigentlich hatte ich fast nichts damit zu tun.“

„Abgesehen davon, dass er dieses Jutsu angewandt hat, um dich zu töten, nichts, quasi,“ schnarrte Sasuke, während der Strudel und das blitzende Chakra kräftiger wurden – dann trafen sich die Blicke von Meister und Schüler.

Und nur für diesen einen Moment sahen sie beide, dass dieser Kampf nicht eher enden würde, als einer von ihnen sterben würde.

„Du hältst dich so lange mit mir auf, Sasuke-kun, während Kurame dein Dorf zermalmt... wenn du das hier überleben solltest, wird es bis dahin zu spät sein für deine kleine rosahaarige Schlampe und deinen Sprössling. Wenn es das nicht jetzt schon ist... – hier, der ist extra für dich!“ Mit einem schallenden Lachen schmetterte Orochimaru den Wasserstrudel auf Sasuke zu, der inzwischen so hoch war, dass er den Himmel zu berühren schien.

Sasuke zischte.

„Wenn du meine Frau noch einmal eine Schlampe nennst, wirst du dir wünschen, nie in diese erbärmliche Welt geboren worden zu sein, das schwöre ich dir! – CHIDORI!!“
 

Die Chidori-Attacke durchbohrte den Wasserstrudel und Sasuke mit ihr, während der Strudel über ihm in einer regelrechten Explosion auseinandergeschmettert wurde und sich als riesiger Schwall über das Land ergoss. Sasuke hätte beinahe mit dem Chakraball in seiner Hand Orochimaru erwischt... doch im selben Moment, in dem er ihn beinahe erreichte, verschwand Orochimaru vor seinen Augen und er wurde von etwas Großem mit Wucht zur Seite geschleudert, sodass er schreiend durch die Luft flog und die Chidori in den Boden schmetterte.

„Mist...!“ murrte Sasuke, als das Licht erlosch und er sich aufrappelte – ihm gegenüber war jetzt eine gigantische Schlange mit drei Köpfen, auf einem von ihnen stand Orochimaru und lachte laut.

„Zu einfach, Sasuke-kun. Dein Problem ist immer noch dasselbe.“

Sasuke schnaubte, ließ sich aber nicht beirren und wandte sich erhobenen Hauptes wieder zu Orochimaru um, während er die Hände erneut hob. Da fuhr Orochimaru fort.

„Du bist eben anders als Itachi...“
 

Sasuke hielt für einen Moment inne und erstarrte – und der Schlangenmann hatte das geahnt und nutzte den Augenblick der Fassungslosigkeit, um seiner Schlange zu befehlen, auf den Gegner herunterzustoßen. Sasuke wich dem herunterkrachenden Schlangenkopf aus, zog blitzschnell das Katana wieder und versetzte dem Reptil einen tiefen Schnitt quer über den Kopf, worauf es laut zischte. Während Orochimaru erneut Schlangen aus seiner Hand wachsen ließ und sie nach Sasuke warf, fuhr der Jüngere herum und holte einhergehend mit den Fingerzeichen Luft:

„Katon! Gokakyuu no jutsu!!“

„Heh, das meine ich!“ gluckste Orochimaru, als das Feuer erlosch, nachdem die meisten Schlangen hinüber waren, und er zog sein Schwert von Kusanagi erneut, um damit Sasukes Katana abzublocken, de es bis auf den Kopf der Schlange geschafft hatte.

„Ich rede nicht mehr über Itachi!“ blaffte Sasuke ihn wütend an, „Darüber bin ich hinweg und es kratzt mich nicht, was mein Bruder anders gemacht hat als ich! Ich bin ein eigenständiger Mensch und nicht bloß ein Spiegelbild meines Bruders!“

„Heh, ja, aber Itachi hätte keine Probleme gehabt mit diesem Kampf. Nimm dein Feuer,“ grinste Orochimaru und schlug mit dem Schwert nach Sasuke, der dank der Sharingan ausweichen konnte, „Itachi beherrschte die Amaterasu-Technik... dieses schwarze Feuer würde selbst in diesem Scheißwetter brennen. Aber da du nicht wie dein Bruder bist, nützt dir das normalsterbliche Feuer der Katon-Jutsus gar nichts. das nenne ich das Problem!“

Sasukes rote Augen verengten sich zu Schlitzen.

Die Mangekyou Sharingan... ... die höchste und mächtigste Kunst des Uchiha-Clans...
 

Die auch ich beherrsche, seit ich Nii-san getötet habe!
 

„Du hattest Schiss vor meinem Bruder, Orochimaru,“ sagte Sasuke und sein Mund verzog sich sehr langsam zu einem eigenartig leeren Grinsen. „Wegen der Mangekyou Sharingan? Und du wolltest sicher, dass ich schön Itachi töte und sie auch bekomme, diese beste Waffe des Uchiha-Clans! Damit du sie dann besitzen kannst, wenn du meinen Körper übernimmst... so war doch der Plan? Hnn, ich sage, du hast dich verrechnet. Keiner sagt, ich könnte Amaterasu... aber das brauche ich auch nicht zu können, um dich zu töten, du großer Held.“

Die Schwerter krachten aneinander und Sasuke fuhr zurück, als Orochimarus Zunge nach ihm zu fassen drohte; ein weiteres Katon-Jutsu, das Orochimaru aber verfehlte, und die Schwerter trafen sich erneut mit einem lauten Klirren, während sie noch immer zu zweit auf dem Kopf der Schlange standen.

„Jetzt bin ich aber neugierig,“ amüsierte sich Orochimaru, „Was du mir anhaben willst, Sasuke-kun...“

„Katon! Housenka no jutsu!!“

„Aaaww, wie niveaulos!“ machte der Schlangenmann und wich mühelos den vielen Flammen aus, die auf ihn zuschossen; als das Feuer erlosch, verwandelten sie sich in fliegende Shuriken, die der Mann aber auch mit dem Schwert abblockte – dann hörte er direkt hinter sich das laute Kreischen der tausend Vögel.

Sasuke schnappte nach Luft, als er die Hand mit dem glühenden Chakraball hochriss.
 

Jetzt ist der einzige Augenblick, in dem du alles beenden kannst.
 

Jetzt!
 

„CHIDORI!!“
 

––
 

„Sind die Zivilisten jetzt endlich in Sicherheit?!“ schrie Sakura Tsunade zu, mit der sie zusammen mit einigen anderen Shinobi wieder vor dem Hokage-Felsen stand, sich vor Kurames immer mal wieder herabschnellenden Köpfen in acht nehmend, die nach ihnen schnappten. Naruto war auch wieder bei ihnen, auch Kiba und Akamaru waren wieder aufgetaucht.

„Ich glaube, da sind immer noch welche in den Felsen drin!“ bemerkte Kiba, „Wo steckt Orochimaru?!“

„Draußen vor dem Tor, Sasuke wollte sich um ihn kümmern,“ murmelte Tsunade und sah sich wie apathisch in dem völlig überschwemmten und halb zertrümmerten Dorf Konoha um, in dem sie standen. Überall rackerten sich die Shinobi mit den Kiri-Nin ab, die das Dorf überschwemmten wie die Wassermassen, die Orochimaru in Hiromi Somas Körper beschwören konnte.

Was war sie für ein Hokage?

Was konnte sie tun außer hier herumzustehen? Was konnte sie tun, um ihr Dorf zu beschützen, was ihre Aufgabe als Hokage war. Betreten senkte die Frau den Kopf zu Boden und starrte verbissen auf das Wasser, auf dem sie stand. Unter ihr schwammen Leichen von Shinobi aus Konoha und Kiri. Und sie ihre toten Landsleute starrten sie aus leeren Augenhöhlen aus dem Wasser heraus an und fragte sie dasselbe.
 

Was bist du für ein Hokage? Was tust du, um unser Dorf zu retten?
 

„Tsunade-sama!!“

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Sakura sie packte und zur Seite zerrte, weil Kurame nach ihr zu schnappen versuchte und laut brüllte, als ihr Kopf wieder ins Wasser schoss und das Opfer verfehlte.

„Es sind noch Menschen in den Felsen?!“ schrie Naruto im Fliehen und drückte sich mit Kiba zusammen an die Felswand hinter sich, um Kurames Riesenzähnen zu entkommen. Hinter ihm bebte der Fels, als die anderen sieben Köpfe des Untiers gegen ihn donnerten und erneut Brocken abbrachen und ins Wasser stürzten. „Wir müssen sie da rausholen!“

„Natürlich müssen wir das, aber verrat mir, wie, ohne dabei von bröckelnden Felsen erschlagen oder von diesem Monster gefressen zu werden!“ entgegnete Kiba, „Hokage-sama! Was sollen wir machen?!“

Tsunade starrte ihn verwundert darüber, dass er sie ansprach, an.

„Wie jetzt...?“

„Was sind die Befehle, Hokage-sama?“ fragte auch ein anderer Shinobi, und die Hokage blinzelte – dann drehte sie den Kopf.

„Sakura, Naruto! Ihr bleibt hier und versucht, die Menschen aus den Felsen zu holen, ihr anderen helft sofort mit, Ring drei zu unterstützen, bevor die Kiri-Nins das Dorf ganz einnehmen! Egal, wie, aber lasst sie auf keinen Fall weiter vordringen! Häuser können neu gebaut werden, aber wenn hier alle sterben, können die nicht wieder aufgebaut werden! – ABMARSCH!“

„Zu Befehl!“ brüllten die Ninjas und rannten davon, während Naruto schon auf den Felsen krackselte.

„Wo willst du denn hin?!“ schrie Sakura.

„Na, die Leute von oben rausholen! Ich könnte einen von euch gebrauchen, ihr könnt doch so toll Felsen zerschlagen! Wenn die da eingeschlossen sind, brauchen wir das!“ Er heftete sich mit Chakra an den Füßen an den Felsen und rannte geradeaus weiter, während Sakura ihm ohne Widerspruch folgte. Tsunade blinzelte fasziniert von diesem Tatendrang.
 

Dem gehen nie die Ideen aus.
 

„Na schön,“ machte sie zu sich und zitierte ihre große Schnecke Katsuyu wieder zu sich, bevor sie auf ihren Kopf sprang, „Dann werden wir beide Kurame davon abhalten, Naruto und Sakura oder die Zivilisten zu fressen! Auf geht’s!“
 

Sakura schlug mit der Faust auf einen Haufen Felsbrocken, der darauf zusammenkrachte und ein großes Loche ins Dunkle freigab, vor dem sie und Naruto jetzt standen.

„Tsunade no baa-chan unterhält Kurame solange!“ stellte Naruto erstaunt fest, der sah, wie sich die Hälfte von Kurames Köpfen auf die große, weiße Schnecke konzentrierte. Doch dann kreischte Sakura auf und er fuhr erneut herum; sie packte ihn und stieß ihn um zur Seite, sodass sie beide gerade noch den übrigen Köpfen von Kurame entkamen, die auf das eben erschaffene Loch im Felsen zugedonnert kamen und durch die Erschütterung wieder Brocken herabstürzen ließen.

„Verdammt, dieses Biest!“ schrie Naruto, „Sakura-chan! geh schnell da rein und such nach Überlebenden da drinnen! Schleus sie irgendwie raus, ich halte das Vieh davon ab, den Eingang wieder zu zertrümmern! – GEH SCHON!“

„Ja!“ schrie die Frau und gehorchte, in das Loch krabbelnd, das sie geschlagen hatte. Als sie im Dunkeln verschwunden war, kreuzte der Blonde wieder die Finger.

„Na warte! Mit dir bin ich noch nicht fertig, Kurame! – Kage Bunshin no jutsu!!“
 

––
 

Es war düster im Inneren der Höhle. Sakura hielt entsetzt an, als es bebte, und sie sah nach oben in der Befürchtung, es könnten jeden Moment Brocken auf sie herabstürzen. Dann beeilte sie sich, weiter ins Innere des Felsens vorzudringen. Wo ihr Stein im Weg war, zerstörte sie ihn mit konzentriertem Chakra... dann fand sie das, was von der Treppe übrig war, die zu den Fluchträumen geführt hatte.

Dann ist es nicht weit! Hier müssen dann die sein, die nicht rausgekommen sind!

„HALLO?! Ist hier jemand?! Ich komme, um euch rauszuholen!!“ rief sie in die Dunkelheit und rannte weiter.

Dann hörte sie Rufen aus der Ferne.

Es bebte.

„Wir sind hier unten!“ hörte sie Stimmen schreien, und sie folgte ihnen, bis sie vor einem Haufen Brocken ankam, der den Weg versperrte.

„Holt uns hier raus, das Wasser läuft immer mehr hinein und steigt immer höher!“

„Wir haben Kinder hier unten!“

„Keine Angst, ihr kommt hier alle raus! – Könnt ihr mich hören?!“ rief Sakura und klopfte gegen den Felsen.

„Da sind welche!“ hörte sie es drinnen rufen, „Um Gottes Willen, man holt uns hier raus!“

„Tretet weg von der Wand!“ befahl Sakura, „Wegtreten! – Achtung!“ Mit einem lauten Krachen zerschlug sie die Brocken, und sie hörte erschrockenes Schreien und das Geräusch, als die Brocken ins Wasser plumpsten. Als Sakura sich in die neu entstandene Öffnung beugte, erblickte sie eine kleine Gruppe von etwa zwölf Menschen in einem mit Wasser gefüllten Raum stehen, etwa zwei Meter unter der Öffnung. Sie schrien vor Erleichterung auf, als sie sahen, dass sie gerettet wurden, und Sakura erblickte auf den Armen zweier junger Frauen insgesamt drei kleine Kinder mit vor Panik verstörten Gesichtern.

„Die Kinder zuerst!“ seufzte sie erleichtert, dass die Menschen wohlauf waren, „Schnell, reicht sie hoch, hier oben geht’s raus! Schnell, baut eine Räuberleiter oder so! Wir müssen uns beeilen!“

Die Leute gehorchten ihr sofort und schoben eins nach dem anderen die Kinder hinauf, die Sakura neben sich auf den Felsboden stellte.

„Sehr gut, und jetzt alle anderen!“
 

––
 

Tsunade schlug mit der Faust nach Kurames Kopf und streifte den Hals, dann musste sie aber einem weiteren ausweichen, der sie um ein Haar geköpft hätte, und sie sprang zurück und stolperte keuchend. Katsuyu verfehlte die Köpfe leider mit dem ätzenden Schleim.

„Sie sind zu groß und zu schnell, Tsunade-sama,“ sagte die Schnecke erschrocken, „Vorsicht!!“

„Ach, Scheiße!“ schimpfte die Hokage und wich den Köpfen erneut aus, fuhr herum und trat nach dem einen Hals, den sie vorhin gestreift hatte; das Chakra an ihrem Fuß bohrte eine tiefe Wunde in das Fleisch, aus der dunkles Blut floss. Wütend brüllend fuhren die Köpfe zu Tsunade herum und stierten sie an, die Mäuler weit aufgerissen und bereit, sie zu verschlingen. „Ihr könnt mich mal!“ rief die Frau ihnen entgegen, „Ich bin hier Hokage! Ich werde nicht eher sterben, als das Dorf in Sicherheit ist, kapiert?!“

„Tsunade-sama!!“ schrie Katsuyu, und die Blonde fuhr herum, als erneut ein Kopf von hinten auf sie zuschnellte – und sie riss entsetzt die Augen auf...

„RASENGAN!!“

Aus dem Nichts flog die leuchtende Chakrakugel auf das heranschnellende Monster zu, und Tsunade verfolgte erschrocken, wie sie sich durch einen weiteren Hals bohrte, bis er abgetrennt vom Rumpf zu Boden und ins Wasser stürzte. Das Brüllen, das ertönte, ließ die Erde und selbst Katsuyu erzittern, während jetzt nur noch sieben Köpfe auf den langen Hälsen thronten. Naruto landete vor Tsunade auf Katsuyus Kopf und hustete.

„Das war aber knapp!“ verkündete er fast tadelnd, „Hey, ich hab schon zwei Köpfe ruiniert, mann, bin ich gut, hehe!!“

„Du hast mir das Leben gerettet...“ machte Tsunade tonlos, und Naruto drehte sich zu ihr um.

„Natürlich! Wir brauchen dich noch, baa-chan, du bist schließlich unser Hokage!“
 

Tsunade starrte ihn an, während er ein paar seiner Kage Bunshins zu sich zitierte.

Du bist schließlich unser Hokage!

Sie sagte nichts... aber sie lächelte.

„Ich habe eine Idee, wie ich sie fertig machen kann,“ erklärte Naruto dann diplomatisch. „Ein Rasengan reicht nicht aus, um diesen Rumpf zu durchbohren, aber ich weiß nicht, ob ich genug Chakra habe, um alle sieben Köpfe einzeln abzumachen. Wenn ich von mehreren Seiten zugleich mit Rasengan komme, könnte es eventuell reichen! Aber dazu muss ich da runter auf den Rumpf, ohne von den Köpfen abgelenkt zu werden... meinst du, du kannst die sieben Köpfe etwas in Schach halten hier oben?“

„Heh,“ machte Tsunade, „Ich werde tun, was ich kann! Das bin ich dem Dorf schuldig!“

„Neeeein,“ widersprach Naruto und strahlte sie an, „Du bist dem Dorf gar nichts schuldig! Du bist eine tolle Hokage! Echt jetzt!!“
 

––
 

Sakura hastete mit den Menschen hinter sich durch die dunklen Felsgänge zurück zum Ausgang, während es um sie herum bebte und der Felsen über ihnen bröckelte.

„Schnell!“ schrie sie, „Bevor hier alles zusammenkracht! Es ist nicht mehr weit!“

„Beeilung, nimm Großmutter auf den Arm!“ sagte eine Frau zu ihrem Mann, der darauf eine alte Frau auf die Arme nahm und schnell weiterrannte.

Nach kurzer Zeit erreichten sie den Ausgang, während es hinter ihnen im Felsen dröhnte und krachte, als erneut Brocken herunterfielen. Regen peitschte ihnen entgegen, als sie den Felsen verließen – und prompt hielt Sakura an und schrie laut; einer der Köpfe von Kurame hatte offenbar kein Interesse an Tsunade und Naruto und war zum Felsen herumgeschnellt.

„OH GOOOOTT!!“ kreischten die Zivilisten in Panik, die Kinder schrien auf.

„ZURÜCK IN DEN FELSEN!!“ schrie Sakura und schob die Leute hysterisch zurück, bereit, mit Chakra auf Kurame einzuschlagen, als die Menschen schreiend zurück in den bebenden Felsen rannten, sich aber nicht weit hineintrauten ob des Bebens, das gerade erfolgte.

„Oh nein, es stürzt alles ein, wieder raus!!“ schrie ein Mann, und Sakura holte entsetzt Luft, als Kurames Kopf weiter auf sie zugerast kam –
 

Puff!
 

„Katon! Gamayu Endan!“ brüllte eine bekannte Stimme, als vor ihr etwas sehr Großes aus dem Nichts auftauchte – dann folgte eine gleißend helle Flamme, die Kurames Kopf erfasste und ihn in Flammen aufgehen ließ. Mit einem Kreischen zog der Kopf sich winden und brennend zurück, bis er gegen den halb zerstörten Felsen krachte und liegen blieb.

Es bebte und die Menschen rannten schreiend aus dem Felsloch heraus, während Sakura aufsah.

„Jiraiya-sama?!“

„Heiho,“ machte Jiraiya, der auf dem Kopf einer riesigen Kröte saß, „Entschuldigt meine Verspätung, ich, ähm, habe noch Nachforschungen für mein neues Flirt-Paradies betreiben und-... – ach, egal! – Leute, springt auf Buntas Rücken, schnell! Er bringt euch von hier weg, raus aus dem Dorf! Mann, ist das Wetter hier scheiße!“

„Du kommst gerade rechtzeitig!“ seufzte Sakura, „Los, beeilt euch, auf den Rücken der Kröte!“ Die Menschen krabbelten ohne Widerspruch auf den Rücken von Gamabunta, während Jiraiya absprang.

„Du gehst mit ihnen,“ ordnete er mit Blick auf Sakura an, „Bunta! Ausnahmsweise mal hörst du auf das, was Sakura hier dir sagt, auch, wenn sie den Vertrag nicht unterschrieben hat! Sie ist Tsunades beste Schülerin, du weißt also, woran du bist.“

„Von mir aus,“ brummte die Kröte und fixierte Sakura für einen Moment, während auch sie den Menschen nach auf seinen Rücken stieg, „Dann noch viel Glück!“ Mit einem Satz sprang Bunta davon, die Menschen und Sakura weg von der Schlacht tragend.
 

„Wo bist du bitte gewesen, Monsieur?!“ fuhr Tsunade Jiraiya an, der zu ihnen kam, während Naruto einige Bunshins erschuf und sie alle begannen, in ihren Händen das Rasengan zu formen. „Du kommst reichlich spät, Jiraiya!“

„Besser spät als nie!“ machte er trotzig, während die verbliebenen Köpfe von Kurame wütend nach ihnen schnappten. „He, Naruto, alles klar?“

„Ich mach Kurame platt wie eine Flunder, hehe!“ grinste der Blonde seinen Meister an, während Tsunade nach den Köpfen schlug, einen verfehlte und einen anderen durch Zufall beim herumfahren traf. Brüllend fuhr der Kopf zurück in die Höhe, als das Chakra ein großes Loch in die rechte Seite schlug.

„Du hast doch sicher wieder nur perversen Scheiß im Kopf gehabt!“ empörte sich Tsunade in Jiraiyas Richtung, der ebenfalls damit beschäftigt war, Kurames Köpfe abzulenken.

„Man könnte ja fast denken, du wärst eifersüchtig!“ gluckste dieser, und Tsunade schnaubte entrüstet.

„In deinen Träumen, du Lüstling!!“

„OKAY!!“ brüllte Naruto dann mit seinen Bunshin im Chor, während alle die Hände mit dem Rasengan herumrissen, „Alles oder nichts! Danke für eure Hilfe, Tsunade no baa-chan, Ero-Sennin! Los geht’s!“ Damit sprangen alle Narutos synchron vom Felsen und stürzten kopfüber in die Tiefe, die Arme mit den glühenden, rotierenden Kugeln voran. Kurames Köpfe fuhren wütend herum, als die Narutos auf den Rumpf zuflogen.

Schneller.

Dichter.

Der echte Naruto grinste, bevor sie im Chor riefen:
 

„FÜR KONOHA!! – RASENGAN!!“
 

––
 

„CHIDORI!!“
 

Orochimaru erstarrte, als das gleißende Chakra in Sasukes Hand erlosch. Das Schwert von Kusanagi stürzte gespalten zu Boden... gespalten von dem einen Blitz aus purem Chakra, den Sasuke auf ihn geschleudert hatte.

Aber das war nicht mehr wichtig... denn es war bereits zu spät, um weiter nachzudenken.

In diesem einen Moment trafen Orochimarus Augen die blutroten von Sasuke...

Das Sharingan hatte sich verändert.
 

„Mangekyou... Sharingan!“
 

––
 

Als die Welt schwarz wurde, stand Sasuke Orochimaru in einem absoluten Nichts gegenüber. Es gab nicht mal einen Boden. Sie standen einfach nur da, mit leeren Händen einander gegenüber.

„Das Mangekyou Sharingan,“ sagte Orochimaru, und Sasuke veranlasste ihn mit einem einzigen Blick, zu schweigen. Er begann, um den Älteren herumzugehen wie ein Raubtier um seine Beute.

„Diese Welt ist die Tsukuyomi-Welt!“ sagte er, „Davon hast du sicher bereits von meinem Bruder gehört... in dieser Welt herrsche ich. Ich bestimme die Raum- und Zeitgesetze, ich kann hier machen, was ich will. Hier... gehörst du allein mir, Orochimaru!“

Orochimaru sagte nichts und Sasuke lachte schallend, während er weiter durch das dunkel Nichts um ihn herumging und langsam sein Katana hervorzog.

„Ist das nicht ein würdiges Ende? Getötet von der Technik, die du so sehr zu beherrschen begehrt hast... Orochimaru? Hn... ich würde es Ironie des Schicksals nennen!“ Er kam direkt vor seinem ehemaligen Meister zum Stehen und sah ihm direkt in die schlitzförmigen Augen. Diese Augen voller Macht und Bosheit, die ihn einmal fasziniert, dann abgestoßen hatten.

Jetzt hatten sie keine Macht mehr.

Jetzt war er... nur das Opfer.
 

Jetzt war er, Sasuke, der Meister.
 

„Und du, Orochimaru... wirst kriechen wie ein Wurm zu meinen Füßen... und du wirst dir wünschen, dass ich es tue und deinem leben und deiner... Dunkelheit ein Ende bereite! Und dieses Mal werde ich es wirklich tun. Kein Kabuto wird dich in letzter Minute retten können... niemand wird das tun.“

Er setzte mit dem Katana seelenruhig an Orochimarus Kehle an, ohne sie zu verletzen. Orochimaru rührte sich nicht, er starrte ihn nur an.
 

„Und wenn du tot bist... werde ich mich über deine Leiche beugen und lächeln!“
 

Er stieß nicht zu, sondern trat nach seinem Gegner, bis dieser zu Boden sank, und Sasuke trat zischend einen Schritt zurück.

„Krieche!“ brüllte er laut, „Winde dich am Boden wie ein elendig verreckender, stinkender Fisch, heh! Du wolltest mich für deine Zwecke benutzen... jetzt zeige ich dir, wie man sich fühlt als Puppe! Und die Fäden habe ich... in der Hand! Und wenn ich hier zupfe... bewegt sich ein Arm...“ Grinsen hob er die Hand, worauf sich durch Sasukes bloßen Willen tatsächlich Orochimarus Arm bewegte, der jetzt am Boden lag, als würde Sasuke ihn tatsächlich mit unsichtbaren Fäden ziehen. „Und wenn ich hier zupfe, bewegt sich ein Bein...“ Er ließ Orochimaru noch ein Bein und dann noch mal den Arm bewegen, bevor er wieder ernst wurde, auf ihn zutrat und mit dem Schwert erneut ans einer Kehle ansetzte. „Das hier ist ein Genjutsu. Aber wenn ich dich hier töte... stirbst du trotzdem auch in der realen Welt. Das Unterbewusstsein des Menschen funktioniert wie... eine Tür. Wenn ich sie von innen verschließe, ist sie auch von außen verschlossen. So ist das Leben..."
 

Sag Adieu.
 

Er stach zu.
 

––
 

Die vielen Narutos krachten mit all ihren Rasengans gleichzeitig auf den riesigen Rumpf des Monsters. Die Kugeln aus Chakra bohrten sich wie riesige Nägel in den gewaltigen Körper des Ungetüms, und in dem Moment schossen alle übrigen Köpfe in die Höhe und stieße ein markerschütterndes Brüllen aus, das die Erde erzittern ließ und die Shinobi, die noch kämpften, alle von den Beinen warf. Selbst Katsuyu erschauderte und Tsunade und Jiraiya auf ihren Kopf schwankten und drohten das Gleichgewicht zu verlieren.

Dann explodierte der Rumpf der Bestie mit einem ohrenbetäubend lauten Krachen und schmetterte alle Narutos von sich, die in hohem Bogen durch die Luft flogen. Die Bunshins verschwanden, der echte Naruto krachte gegen eine noch stabile Hauswand, hustete und rutschte daran entlang ins Wasser, das durch die Druckwelle der Explosion aufgewühlt worden war und große Wellen schlug. Die Fetzen des Ungeheuers wirbelten wie verbranntes Papier durch die Luft, vorbei an Tsunade und Jiraiya und in den Himmel, der düster grollte, als ein heftiger Wind aufkam und der starke Regen endlich nachließ.
 

Tsunade erbleichte.

„Es... es ist vorbei...“ keuchte sie, „Das Monster ist... ist wirklich besiegt...“

„Naruto ist ein großartiger... Typ,“ machte Jiraiya dazu und lächelte zufrieden mit Blick auf den Himmel. Er legte seiner Kameradin eine Hand auf die Schulter, als er aus dem Augenwinkel sah, wie sie erzitterte und dass sie zu weinen begann.

Zu weinen vor Freude darüber, dass es vorbei war...
 

Unten auf dem Wasser war Jubel ausgebrochen.

„Die Kiri-Nins kapitulieren!“ grölte Kiba ausgelassen, und es folgte ein lauter Triumphschrei von allen verbliebenen Konoha-Nins, als die Gegner die Flucht ergriffen und in Richtung des Haupttores verschwanden.

„Genau, ihr feigen Schweine!!“ schrie TenTen ihnen nach, „Verpisst euch! Konoha gehört uns!“ Allgemeine, grölende Zustimmung von allen Seiten war es, was die Frau dafür erntete.
 

––
 

Als Sasuke die Augen öffnete und sich auf dem Schlammboden vor dem Tor stehend fand, lag Orochimaru am Boden und rührte sich nicht. Die Hälften des Kusanagi-Schwertes lagen neben ihm im Matsch, nass vom Regen, rot vom Blut und schmutzig vom Dreck.

Orochimaru war tot.
 

Sasuke sog heftig die kühle, nach Regen und Blut stinkende Luft ein, während seine Augen brannten, als hätte er Seife hinein bekommen. Sein Kopf pochte, als würde jemand von innen mit dem Hammer gegen seine Schläfen hauen.

Du bist ein so... finsterer Mann gewesen, Orochimaru... und beinahe wäre ich wie du geworden. So ein Diener der Dunkelheit.
 

Aber... ich bin anders als du. Ich bin der Dunkelheit entkommen. Das ist der Unterschied... zwischen uns beiden.
 

Sasukes Mund verzog sich zu einem ehrlichen Lächeln, als er sich über die Leiche seines Gegners beugte.
 

Dann umfing ihn Dunkelheit.
 

––
 

--
 

O......m.......g.

DAS war lang. Und hat ewig gedauert es zu schreiben uû' sorry, aber ich habe wirklich jeden Tag (fast) an diesem Kampf gearbeitet! x_x Er war furchtbar zu schreiben, aber ich glaube das Ergebnis ist akzeptabel. Nicht perfekt, aber akzeptabel. Olala ist tot! XDD Und Kurame! XD ahaha!

Konohas Willenskraft

Die dunklen Wolken schienen dünner zu werden und der Regen hörte ganz auf, seit Tagen zum ersten Mal.

Im Zentrum des Dorfes stand das Wasser noch immer sicher einen Meter hoch und wollte offenbar nicht ganz absickern. Als Sakura auf Bunta mit all den geretteten Zivilisten wieder das Dorf betrat, bot sich ihr ein furchtbarer Anblick. Konoha war ein Haufen Schrott. Die meisten Häuser, vor allem im nördlichen Teil des Dorfes, waren entweder ganz zerstört oder zumindest arg mitgenommen. Im Süden sah es besser aus... ihr fiel ein Stein vom herzen, als sie daran dachte, dass ihr und Sasukes Haus im Südwesten des Dorfes stand, also genau in der Richtung, in der es weniger schlimm war. Aber das Haus ihrer Eltern war im Nordwesten und dürfte ziemlich hinüber sein...

„Aber sie sind weg!“ keuchte die Frau trotz des Desasters erleichtert und ließ den Blick zum Hokage-Felsen schweifen... oder zu dem, was davon übrig war. Der erste Hokage war nur noch halb zu sehen und dem zweiten fehlten die Haare und die Nase. Ansonsten sah der Felsen von vorne aus wie immer. Aber dahinter gähnte ein riesigen Loch hinter einem Haufen Felsbrocken.

„Das Ungetüm ist hinüber,“ sagte Bunta und kaute auf seiner Pfeife, „Reife Leistung. Dann wäre Konoha wohl erst mal in Sicherheit!“

„Gott sei Dank...“ seufzte Sakura und ließ sich erschöpft auf Buntas Rücken sinken, bis sie lag.
 

––
 

Im Zentrum hatten sich alle noch lebenden Shinobi versammelt, auch Tsunade, Jiraiya und ein ziemlich müder Naruto waren gekommen.

TenTen und Kiba rannten zuerst auf den Blonden zu.

„Du Held!!“ brüllte Kiba ihn an, „D-du hast Kurame getötet!! Du hast... das Dorf gerettet, Naruto!“

„Ach was,“ gähnte Naruto bescheiden, „Sasuke hat ja Orochimaru übernommen, mit beiden wäre ich wohl nicht fertig geworden...“

„Sasuke, genau,“ machte Tsunade plötzlich, „W-wo ist er?!“ Alle sahen sich um – kein Sasuke zu sehen. Jiraiya blinzelte, während Tsunade beunruhigt erbleichte.

„Aber würde Orochimaru noch leben, würde er jetzt hier sein und Terror machen,“ meinte Jiraiya dann, „Wo war er zuletzt?!“

„Am Haupttor, draußen irgendwo!“ meinte Tsunade, und Jiraiya lief schon los in besagte Richtung, zwei Shinobi von der Anbu folgten ihm eilig.
 

„Bis das Wasser hier ganz abgelaufen ist, wird es Wochen dauern, bei dem Regen in den letzten Wochen,“ meldete Neji und sah sich um.

„Vor allem wird alles hier in die Mitte laufen,“ stöhnte Shino, „Das Dorf liegt in einer großen Mulde, deshalb läuft das ganze Wasser auch hier herunter. Der Boden müsste komplett im Arsch sein.“

„Das kriegen wir in Griff, und die Häuser im Norden kann man neu bauen,“ erklärte Tsunade jetzt gefasster, obwohl sie der Gedanke beunruhigte, dass niemand wusste, was mit Orochimaru oder Sasuke war. „jetzt gilt es, die Verletzten zu versorgen und die Toten angemessen zu bestatten! – Wie sieht's aus, wie viele Verwundete haben wir?“

„Eine Menge,“ machte Neji.

„Bringt sie alle umgehend ins Krankenhaus, da sehen wir weiter! – Oh, da ist ja Sakura mit den übrigen Zivilisten!“ Alle fuhren herum, als Sakura gefolgt von den Menschen durch das Wasser in Richtung Zentrum gewatet kam. Sie war zu müde, um Chakra zu benutzen, um auf dem Wasser zu gehen, und die Zivilisten konnten es ohnehin nicht. Die Shinobi begannen umgehend, die Verletzten aufzuheben und sie zum Krankenhaus zu tragen. Bevor Tsunade ihnen folgte, wandte sie sich an Sakura und Naruto.

„Mir fehlen die Worte,“ sagte sie langsam und heftete den Blick besonders auf Naruto. „Ich... möchte so viel zu euch sagen... aber mir fehlen einfach die Worte. Vielleicht fällt mir etwas ein, wenn wir uns etwas erholt haben... bis dahin... ... ja. Ich weiß nichts mehr...“
 

Sakura legte ihrer leicht aufgelösten Meisterin sachte eine Hand auf die Schulter.

„Ist schon okay,“ sagte sie leise. „Ich verstehe schon. – Kümmern wir uns lieber zuerst um die Verwundeten...“

„Wo ist eigentlich Hinata-chan?“ wollte Naruto jetzt wissen und sah Sakura skeptisch an. Unter den Zivilisten war sie nicht... dabei hätte sie doch eigentlich bei ihnen sein müssen...?

Ein Anflug von Panik schlich sich auf sein Gesicht.

„W-wo ist sie?!“ schrie er, „Sie ist doch okay...?! Sakura-chan!! Sprich mit mir...“

„Hinata ist okay,“ sagte Sakura, „Hoffe ich zumindest... sie hat plötzlich während des Angriffs ihre Wehen bekommen...“ Naruto erbleichte. „I-ich habe sie zusammen mit meiner Familie, Inos Mutter und Baby und Hanabi zum Krankenhaus geschickt, seitdem habe ich nicht mehr daran gedacht-...“

„S-sie liegt in den Wehen?!“ keuchte der werdende Vater völlig außer Atem, „D-das-... jetzt?!“

„Schnell!“ befahl Tsunade und rannte los zum Krankenhaus, so schnell sie es ob der Erschöpfung noch konnte, „Wir kümmern uns darum, Naruto, keine Angst!“

Dann fuhr Sakura herum, als auch Naruto losrannte.

„W-wo ist eigentlich Sasuke-kun?!“
 

––
 

Als Sasuke aufwachte, war das erste, das er noch mit geschlossenen Augen wahrnahm, dass etwas an seinem Bein herumtastete wie um zu prüfen, ob alles heil war. Nein, es war vielmehr ein unbeholfenes, zielloses Grabbeln.

Er lag auf irgendetwas mäßig weichem auf dem Rücken, das stellte er als nächstes fest, während das Gegrabbel an seinem Bein abwärts wanderte bis zu seinem Fuß, der offenbar in seinem Schuh steckte. In einiger Entfernung hörte er geschäftiges Reden, Rufen und Trappeln von vielen Füßen. Die Stimmen hallten eigenartig... er musste also in irgendeinem recht großen Raum sein.

Als er den ersten Versuch startete, die Augen zu öffnen, stach das Licht in seine Augen und betäubte sie mit einem bohrenden Schmerz, der sich anfühlte, als hätte jemand Feuer in seine Augen gegossen, sodass er unwillkürlich aufstöhnte.

Dann hörte er eine Stimme neben sich, die er kannte.

„Ausgeschlafen?“
 

Sasuke hielt sich stöhnend die Hände vor die Augen und drehte den Kopf hin und her, bevor er es wagte, hinter den Händen die Augen erneut zu öffnen. Es brannte noch immer, aber nicht so arg wie vorher, so blinzelte er ein paar mal, wobei seine Augen zu tränen begannen. Das Grabbeln an seinem Fuß hatte aufgehört. Sasuke versuchte angestrengt, die Stimme, die er eben gehört hatte, einer Person zuzuordnen, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen... und die Hände von den Augen zu nehmen wagte er nicht.

„Uhh... wo bin ich...?“ war das erste, das er von sich gab, ohne die Hände zu bewegen.

„In der Eingangshalle vom Krankenhaus,“ antwortete die Stimme, „Auf der Couch.“

„Häh...?“ machte Sasuke darauf orientierungslos – dann hörte er eine zweite Stimme, die von seinen Füßen kam. Und die konnte er sehr gut zuordnen.

„Babaaaa-aaaa...!“

„S-Sanosuke...?!“ keuchte der Angesprochene, und mit etwas Mühe schaffte er es, sich aufzusetzen, die Hände ließ er aber, wo er war. Er wagte es aber, durch einen Spalt zwischen seinen Fingern zu blinzeln, um sein Söhnchen putzmunter am ‚Fußende‘ der Bank stehen sah, wie es mit den Händen auf seinen Füßen herumpatschte.

„Eieiei,“ machte der Kleine und patschte weiter. Er war wohlauf und unverletzt, das beruhigte Sasuke zutiefst... wo war Sakura? Was war mit der Schlacht passiert? War sie vorbei?

Er drehte sich um und blinzelte durch den Spalt in die Richtung, aus der die andere Stimme gekommen war – und erkannte Sakuras Vater auf einem Hocker sitzen und Zeitung lesen.

„Haruno-san...?“ murmelte Sasuke benommen, „Was ist hier los?“

„Na, da du nicht schwer verletzt zu sein schienst, haben die Ärzte den richtigen Betten lieber für die ernsthaft verletzten aufgespart und dich hierher gebracht. Du lagst ohnmächtig vor dem Tor, neben der Leiche von Orochimaru, hab ich mir sagen lassen. Hast du ihn getötet?“
 

Sasuke stutzte.

Orochimaru war tot?

Ach ja... er erinnerte sich.

„Ja... habe ich...“ machte er dann noch immer etwas benommen, bevor er sich endlich dazu durchrang, die Hände vom Gesicht zu nehmen. Einwandfrei sehen konnte er noch nicht, aber es brannte nicht mehr so furchtbar, sodass er beschloss, sich an den dumpfen Schmerz zu gewöhnen, der wohl bald nachlassen würde.

Das muss an den Mangekyou-Sharingan liegen... wenn ich sie benutze, brennen meine Augen noch immer, weil sie es nicht gewohnt sind...

„Wo sind die anderen? Wo ist Sakura...?“ fragte er dann, während er den kleinen Sanosuke hochnahm und auf und ab zu wippen begann. „Ist die Schlacht vorbei?“

„Längst,“ sagte Momotaro Haruno, „Das Dorf ist ein einziger See und es werden immer noch Tote oder Verletzte angeschleppt. Aber das Monster ist geplatzt und die Kiri-Nins haben sich verdrückt. Sakura kümmert sich um irgendeine Freundin, die ein Baby bekommt.“

„Ein Baby?!“ machte Sasuke verdutzt, „Du meinst sicher Hinata...?“

„Ja, so hieß sie.“

„Hinata kriegt ihr Baby? Jetzt? Na toll...“
 

––
 

„Pressen, Hinata!“

Hinata wimmerte.

„I-ich... kann nicht mehr!... Ich will nur, d-dass es aufhört...!“ Sie schrie, als ein neuer, furchtbarer Schmerz ihren Unterleib durchbohrte. Sakura schnappte nach Luft und schüttelte ratlos den Kopf hin und her. Von dem Baby war noch keine Spur zu sehen. Kein Kopf, kein Gar nichts. Und dabei dauerte die Geburt schon Stunden.

In dem Moment, in dem Hinata mit den anderen das Krankenhaus erreicht hatte, war die Fruchtblase geplatzt. Nach einiger Zeit waren aber die Wehen ausgeblieben und eine Zeit lang war nichts passiert... bis sich die gewaltige Wasserwelle über das Dorf ergossen und auch die unteren Krankenhausflure unter Wasser gesetzt hatte. Die Gruppe war dann einige Stockwerke höher geflüchtet, dabei hatten die Wehen wieder eingesetzt... und seitdem lag die Erbin des Hyuuga-Clans gepeinigt von Schmerzen auf einem Bett im dritten Stock und nichts geschah.

„Mich wundert schon, dass es nicht vor Schreck schon mitten im Kampf rausgekommen ist!“ sagte Hanabi mit verschränkten Armen, während Sakura sich immer noch ratlos umsah. Hinata jammerte und ließ sich entkräftet auf das Bett fallen. Unter ihrem heftigen Atmen hob und senkte sich ihr Oberkörper auf und ab. Als sie eine neue Wehe durchschüttelte und der Schmerz sie durchstach wie ein scharfes Messer, schrie sie laut auf.

„Hinata, streng dich an!“ versuchte Sakura es noch einmal, „Du wirst es schaffen! Pressen!“ Hinata schrie nur, in dem Moment flog die Tür auf und alle fuhren herum, als Naruto in den Raum geschneit kam.

„HINATA-CHAN!“ plärrte er und erbleichte im nächsten Moment beim Anblick seiner zitternden und angestrengten Frau. „Hinata-chan, bist du okay...?!“

„Naruto! Ich hatte doch gesagt, du sollst draußen warten, du bist uns hier drinnen keine Hilfe-... – Naruto!!“ rief Sakura, als Naruto an Hinatas Seite eilte und ihre Hand packte.

„Wohl!“ maulte er, „Ich unterstütze sie moralisch! Es ist doch auch mein Baby, das da kommt, warum soll ich dann draußen warten?!“ Sakura sagte nichts – darauf hatte sie keine Antwort. Es war nur einfach immer so gemacht worden... aber irgendwo hatte Naruto ja recht!

Sie schnappte nach Luft und sah zu Hanabi.

„Bitte geh du nach Tsunade-sama suchen, Hanabi!“ sagte sie, „Ich bleibe hier und passe auf! beeil dich!“

„Ja, ja,“ machte Hanabi und stürmte aus dem Zimmer. Hinata keuchte.

„Oh mein Gott – oh mein Gott, i-ich glaube, es kommt! Naruto-kun, geh nicht weg!“

„Ich bleibe, echt jetzt!“ sagte der Mann, der sich aber sehr zusammenriss, während er fest ihre Hand drückte und sie nicht losließ. Er würde alles tun, was Hinata die Schmerzen erleichtern würde... auch, wenn seine bloße Anwesenheit das wohl kaum vermochte. Dachte er.
 

Hinata war glücklich, dass er da war und ihre Hand hielt. Plötzlich fühlte sie sich sicherer als zuvor und die Angst, die ihr Herz hatte rasen lassen, wurde geringer und geringer, obwohl sich die Schmerzen steigerten. Und plötzlich hörte sie Sakura rufen:

„Ich sehe den Kopf! Ich sehe ihn, press, Hinata-chan! Du hast es bald hinter dir!“

„Komm, Hinata-chan!“ machte auch Naruto, und sie presste und drückte seine Hand so fest, dass sie das Blut aus seinen Fingern abschnürte, worauf er schmerzhaft keuchte. „Nicht aufgeben, Hinata-chan!“

„Oh Gooott...!“ presste Hinata zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und Sakura bückte sich zwischen ihre Schenkel, um nach dem Baby zu sehen.

„Ja, noch ein kleines Stück! – Jetzt, Hinata-chan!“

Hinata presste mit aller Kraft, die sie übrig hatte... und gebar in dem Moment das Baby, das plötzlich, nach so langer Wartezeit, ganz eilig und schnell auf die Welt kam. Der Schrei des Baby erfüllte das Zimmer, bevor die Tür aufging und Hanabi mit Tsunade hereinkam.
 

––
 

Es war ein Mädchen.

Sakura lehnte sich müde gegen die Wand neben Tsunade und betrachtete die frische Familie. Hinata, überglücklich und erschöpft im Bett, Naruto saß neben ihr und in ihren Armen lag das kleine Mädchen. Es hatte einen dunklen Haarflaum auf dem Kopf, und als die Kleine zum ersten Mal die Augen öffnete, blinzelte sie ihren Eltern aus blauen Augen entgegen.

Keine Byakugan.

„Na,“ flüsterte Tsunade darauf, „Da wird Hiashi Hyuuga aber unglücklich sein, dass seine Stammhalterin ein Kind ohne Byakugan geboren hat...“ Sakura grinste darauf nur schwach. Sie sah zu einem über beide backen grinsenden Naruto.

„Wie soll eure Tochter denn heißen?“

Naruto sah zu seiner Frau – und Hinata strahlte.

„Asayo!“
 

––
 

Das Haus der kleinen Familie Uchiha war noch intakt.

Als Sakura endlich zusammen mit Sasuke und dem kleinen Sanosuke wieder zu Hause war, schlug sie innerlich drei Kreuze.

Es war so viel passiert. Die Nacht war längst vorüber, es war beinahe Mittag, aber sie war todmüde.

Orochimaru war tot.

Kurame war geplatzt.

Kiri hatte kapituliert... und jetzt herrschte wieder Frieden in Konoha.

Hinata hatte ihre Tochter Asayo geboren.

Shikamarus Team war übrigens mit der kompletten Suna-Armee aufmarschiert, als der Morgen beinahe vorbei gewesen war. Nachdem sie festgestellt hatten, dass sie umsonst gekommen waren, hatten sich die Suna-Nins wieder auf den Heimweg gemacht und hatten sich leicht verarscht gefühlt, wofür Tsunade sich sehr häufig bei Gaara entschuldigt hatte, der darauf nur grimmig gebrummt hatte.
 

Sakura ließ sich müde auf das Sofa in der Stube fallen und lehnte sich zurück. Mit den Händen fuhr sie sich über das Gesicht... alles, was passiert war, musste sie erst mal verarbeiten. Sie konnte noch gar nicht begreifen, dass es jetzt vorbei war. All der Stress... um Orochimaru, um Kiri, um Kurame.

Sie dachte zwischendurch an Hazuki Soma, die gestorben war. Sie tat ihr leid... und sie dachte an den kleinen Sohn der Somas. Was wohl aus ihm geworden war? Hoffentlich hatte wenigstens er die Familientragödie überlebt. Wer würde wohl jetzt in Kiri Mizukage werden?

Das Haus ihrer Eltern war leicht nass geworden und das Dach hatte auch einige Blessuren. Sakura hatte ihren Eltern angeboten, solange zu ihnen zu ziehen, bis das Haus repariert war, aber ihr Vater war da stur gewesen und hatte darauf bestanden, lieber bei sich selbst zu Hause zu bleiben. Es würde schon gehen, hatte er gesagt.

Na, wenn er meint.
 

Sie hob verschlafen den Kopf, als Sasuke in der Stubentür erschien. Sie sah in sein Gesicht und erkannte darin dieselbe Müdigkeit wie in ihrem eigenen.

„Sanosuke schläft jetzt,“ erklärte Sasuke dumpf, während er sich gegen den Türrahmen lehnte.

„M-hmm,“ machte Sakura. Schweigen.

„Gehen wir ins Bett?“ seufzte Sasuke dann, „Ich bin erledigt.“ Seine Frau erhob sich sehr langsam und strauchelnd.

„Du hast irgendwas von einem Genjutsu in Kiri gesagt...?“ fiel ihr unverhofft ein, und Sasuke sah sie aus seinen obsidianschwarzen Augen an mit einem ziemlich nichtssagenden Blick voller Erschöpfung.

„Können wir das morgen klären?“

„Hnn...“ machte sie und schlurfte zu ihm und dann in Richtung Treppe.

Verdammt, jetzt gewöhnte sie sich schon an, wie er zu sprechen.
 

––
 

Der Regen hörte auf, als hätte er nur darauf gewartet, dass Orochimaru ins Jenseits überging. Plötzlich sahen die Bewohner von Konoha wieder die Sonne. Nach einigen Wochen war das Wasser vom Boden so gut wie verschwunden – und auch der Sommer neigte sich wieder dem Ende zu.

Die Reparaturen gingen gut voran und der Großteil des Dorfes war wieder hergestellt. Tsunade hatte sich mit dem jetzt amtierenden Mizukage getroffen und sie hatten den Friedensvertrag zwischen ihren Dörfern erneuert. Auch Kiri hatte durch Orochimarus Herrschaft einige Verluste erlitten, besonders natürlich den Tod von Hiromi Soma und seiner Frau. Der kleine Kouzui war am Leben und wurde jetzt von Pflegeeltern aufgezogen.
 

Naruto hatte angekündigt, mit Hinata zusammen in ein neues Haus zu ziehen, sobald er das Geld dazu hätte... das könnte lange dauern, hatte Kiba gefeixt, aber Hinata hatte eingewendet, dass sie ja auch noch etwas Geld habe. Mit dem Baby in Narutos kleiner Wohnung würde es schwer werden, und dank Hiashi Hyuugas Bockigkeit hätten sie auch keine große Chance, im Hyuuga-Anwesen unterzukommen. Die kleine Asayo hatte sich in ihren ersten Wochen gut entwickelt und Ino alberte schon herum, ob sie eines Tages Sanosukes oder Yuujis Frau sein würde.

„Und wen bekommt Haruka?“ fragte Naruto dann, und Ino feixte:

„Entweder den der beiden, der übrig bleibt, oder unsere Restkumpanen strengen sich auch mal an und zeugen Kinder, gell, Kiba, Chouji, Shino und so...?“

„Ne, danke...“ stöhnten alle drei darauf im Chor, dann brach lautes Gelächter aus.
 

––
 

Tsunade hatte ein sehr wichtiges Anliegen. Sie hatte quasi das gesamte Dorf auf dem großen Platz vor dem Hokage-Gebäude versammelt, in den ersten Reihen alle wichtigsten Shinobi des Dorfes und einige Anbus, natürlich waren auch Naruto, Sasuke und Sakura ganz vorne. Neben Naruto stand Hinata, die die kleine Asayo auf dem Arm hielt.

„Was gibt’s denn, Tsunade no baa-chan?!“ fragte Naruto ungeduldig, während er erstaunt bemerkte, dass selbst Jiraiya anwesend war. „Hey, perverser Eremit, heiho!“

„Hallo?!“ motzte Jiraiya, und Tsunade brachte ihn mit einem bösen Blick zum Schweigen.

„Bewohner von Konohagakure,“ begann sie sehr förmlich und ernst. „In den vergangenen Wochen ist viel geschehen und das wird nicht in Vergessenheit geraten. Der gefährlichste und grässlichste Nuke, den Konoha je geboren hat, Orochimaru, ist tot, ich denke, das ist durchaus ein Meilenstein für unser Dorf. Wir verdanken diesen Verdienst Uchiha Sasuke, Oberhaupt des Uchiha-Clans. Ich möchte jetzt nicht noch mal erläutern, was Sasuke in den vergangenen Jahren alles angerichtet hat... statt dessen möchte ich anmerken, dass der Sieg über Orochimaru wohl festlegt, dass er wahrlich nach Konoha gehört... wie einige von uns ja schon die ganze Zeit gewusst haben.“ Ihr Blick galt Naruto, der breit grinste.

„Ich hab gesagt, Sasuke-teme ist ein Poser! Klar gehört er nach Konoha, echt jetzt!“

Sasuke sagte nichts und stand stocksteif da, aber mit einer Würde in der Haltung, die Sakura neben ihm lächeln ließ. Er ließ sich nicht anmerken, ob ihn die Blicke und das raunen, das er gerade erntete, freuten oder nervten.

„Papa!“ grölte Sanosuke in die Stille hinein, der um Sakuras Beine herumwuselte, und sie musste kichern.

Tsunade räusperte sich.

„Am liebsten würde ich jetzt über jeden einzelnen Shinobi Dinge sagen, die ich bewundere, denn jeder von euch hat in dieser Schlacht neulich sein Bestes gegeben und verdient Respekt und Ehre vom Rest des Dorfes. Aber ich möchte mich lieber kurz fassen.“ Sie tauschte einen Blick mit den Dorfältesten, die knapp hinter ihr standen, die nichts sagten.
 

„Ich werde das Amt des Hokage niederlegen.“
 

––
 

Sakura glaubte, sich verhört zu haben. Ebenso alle anderen, selbst Sasuke machte ein entsetztes Gesicht.

„WAS?!“ schrie die Rosahaarige – sie kam nicht weiter, weil Naruto ihr ins Wort fiel. Er war völlig in Rage.

„Wie bitte, wieso, Tsunade no baa-chan?!“ rief er fast wütend, „Was wird denn das hier?! Hast du keinen Bock mehr und willst lieber Sake saufen?! Bleib gefälligst Hokage, ey!!“

Tsunade sah ihn empört an und schnappte nach Luft, als Naruto zu seinen Kameraden herumfuhr.

„Ist doch wahr?!“ rief er fassungslos, „Soll Tsunade no baa-chan Hokage bleiben?! Sie ist zwar verpeilt, aber sie hat ihre Sache immer gut gemacht und sich für Konoha eingesetzt, genauso wie der alte Sandaime!“

„Echt jetzt!“ stimmte Konohamaru zu, was Tsunade erstaunte.

„Tsunade-sama...?!“ machte Sakura auch verblüfft, als diese den Kopf senkte und langsam seufzte.

„Naruto... halt's Maul,“ machte sie barsch, und Naruto starrte sie an, immer noch empört.

„sagt doch auch mal was, Leute!“ verlangte er von den anderen. Tsunade hob den Kopf wieder.

„Ich habe es mir gut überlegt und mit den Ältesten abgesprochen. Ich bin eine alte Frau und denke, dass ich das Dorf in bessere Hände übergeben kann, und das werde ich heut, hier und jetzt, tun, egal, was du sagst, Naruto! Klar?!“
 

Naruto war wie vom Donner getroffen. Sakura auch.

„Hat sie gerade von sich selbst gesagt, sie wäre alt?“ machte Kiba verdutzt.

„Jetzt tickt sie ganz aus,“ sagte Sasuke beklommen.

„Und wer soll bitte statt dir Hokage werden?“ fragte Ino verwundert und sah sich um, als könnte über irgendwem ein großes Hokage-Schild aufleuchten. Tsunade schnappte erneut nach Luft und sah erst Jiraiya, dann die Ältesten, dann wieder die Bewohner an.

„Ein Hokage ist ein Shinobi, dessen größte Aufgabe es ist, Konoha zu beschützen,“ sagte sie, als wüsste das niemand. „Jemand, dem das Dorf das Wichtigste auf der Welt ist und der bereit ist, es mit seinem Leben zu verteidigen, wenn es sein muss. Jemand, der sich auch mit den Bewohnern befassen kann und sich für sie einsetzt, wenn es nötig ist. Jemand, der die Stärke und den Willen hat, dieses Dorf zu führen und zu leiten. – Ich denke, dass das alles auf mehrere hier zutrifft... und trotzdem halte ich einen Shinobi hier für den Würdigsten für den Posten des Hokage. Nach langer Diskussion haben die Ältesten und ich uns geeinigt.“

„Und? Und?“ machte Konohamaru aufgeregt, „Wer ist es?!“

Tsunade konnte nicht anders, als zu lächeln.

„Ich möchte, dass Uzumaki Naruto der sechste Hokage wird.“
 

––
 

Naruto erbleichte und fragte sich, ob er sich verhört hätte.

Plötzlich waren alle erstarrt und still... es lag kein Mucks in der Luft. Als hätte die ganze Welt für einen Moment die Luft angehalten. Und sie alle starrten erst Tsunade an... dann wanderten alle Blicke auf Naruto, der sich plötzlich von Blicken nur so durchbohrt fühlte. Langsam hob er den Kopf und sah Tsunade fassungslos über diese Worte an.

„Ähm... ... ich?!“ machte er dann völlig aus der Bahn, um völlig sicherzugehen. Er?! Hatte Tsunade gerade gesagt, dass er Hokage werden sollte?
 

Dass der Traum in Erfüllung gehen sollte, den er seit seiner Kindheit hatte?
 

„Ja, natürlich du!“ machte Tsunade verwundert, „Wer denn sonst?! Wolltest du das nicht immer schon?!“ Sie wandte sich an die Menge. „Ja, in Naruto schlummert der Kyuubi! Das gefürchtete Fuchsmonster, das der Yondaime seiner Zeit versiegelte, im Körper seines eigenen Sohnes! Aber keiner im ganzen Dorf hat sich so oft so brillant bewiesen und von sich überzeugt wie Naruto. Weil er die Stärke hat, die ein Hokage braucht! Das Feuer... Konohagakures! Weil er es ohne den Einfluss des Kyuubi geschafft hat, das Monster Kurame aus Kiri zu besiegen! Weil er... den stärksten Willen hat, den ich jemals bei einem Menschen gesehen habe.“

Andächtiges Schweigen. Naruto starrte ins Leere und fand keine Worte für das, was Tsunade über ihn gesagt hatte.

„Die wollen echt, dass ich Hokage werde!“ keuchte er dann perplex. Hinata schob ihn nach vorn.

„Geh schon!“ drängte sie ihn, „Geh zu Tsunade-sama! Das ist es doch, was du immer gewollt hast!“

Naruto sah ratlos zu Sakura und Sasuke... seinen allerbesten Freunden. Sakura lächelte und sah aus, als wollte sie weinen.

„Was Tsunade-sama sagt... kann ich nur unterstützen, denn jedes Wort ist wahr,“ brachte sie gepresst lächelnd heraus. Sasuke sah Naruto eine Weile schweigend an. Als der Blonde sich schon abwenden wollte, weil er dachte, Sasuke würde nichts sagen, sprach er doch:

„Ich glaube, keiner hier ist besser dafür geeignet als du. Und vor allem...“ Er machte eine Kunstpause, „...hast du es dir verdient, ohne die Hilfe des Kyuubi zu fordern. Du hast es aus eigener Kraft verdient, und darauf solltest du stolz sein.“ Dann sah Naruto eine Kuriosität – Sasuke zeigte ein ehrliches Lächeln. „Jetzt hau ab nach vorne und zeig mir, dass du der Ehrfurcht würdig bist, die ich dir gegenüber empfinde, Dobe!“

Das waren die Worte eines Uchiha-Oberhauptes.

Naruto nahm sie an mit einem breiten Grinsen, bevor er drei Schritte vor zu Tsunade trat.

„Nimmst du mein Angebot an, Naruto?“ fragte sie ihn ernst. Und der Blonde drehte sich um und starrte in die Menge Konohas, in das Volk Konohas... seine Familie. Seine sehr große, tolle Familie, die er liebte. Jeden einzelnen von ihnen.

Er riss eine Faust in die Luft und grinste über das ganze Gesicht, bevor er brüllte:

„YEEEAAH, ICH BIN HOKAGEEE!!“
 

Tosender Applaus und Gejubel ertönte im Volk Konohas, als Tsunade den Hokage-Hut abnahm, den sie ausnahmsweise einmal trug.

„Scheint so, als hätte niemand Einwände,“ sagte sie zu Jiraiya, der nur breit grinste. Sie wandte sich an Naruto und setzte ihm den Hut auf, worauf der junge Mann vor lauter Grinsen und Freude zu zittern begann, als würde er gleich wie eine Rakete in die Luft fliegen.

„Du hast mir in der Schlacht das Leben gerettet,“ sagte Tsunade, und in dem tosenden Jubel der Menge hörte es außer Naruto niemand. „Ich bin dir was schuldig.“

„Jetzt nicht mehr,“ sagte er glucksend, und Tsunade musste gegen ihren Willen grinsen. Sie richtete sich auf. „Dieser Typ hat mich immer wieder beeindruckt und tut es immer noch!“ rief sie laut, „Und er verdient meinen höchsten Respekt für alles, was er getan hat für Konohagakure! Und ich verneige mich vor dir, Uzumaki Naruto.“ Sie tat es, worauf sich auch der Rest der Menge verneigte, selbst Jiraiya nickte mit dem Kopf. Naruto blinzelte, als Tsunade sich auch schon wieder erhob. „Ab heute ist Uzumaki Naruto der sechste Hokage von Konohagakure!“

Erneuter, tosender Jubel. Und er schäumte über wie eine Welle und drohte das Dorf und Naruto dieses Mal nicht in Wasser, sondern in Begeisterung zu ertränken...
 

––
 

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Jaa, Naruto ist Hokage^^ Sasuke hat diesmal recht wenig gemacht, der kriegt nächstes kapi noch seinen Monolog, keine sorge^^ Ja... es geht aufs Ende zu.... úù

Epilog

Einundzwanzig Monate später.
 

––
 

Sasuke saß vor dem Couchtisch und versuchte genervt, sich auf den Missionsbericht vor sich zu konzentrieren, mit dem Stift zwischen den Fingern hin und her wedelnd, während hinter ihm lautes Grölen und Brüllen die Stube erfüllte.

„Jungs...“ stöhnte der Mann und raufte sich die Haare, „Könnt ihr nicht draußen weiterspielen?! Ich arbeite hier, Sanosuke!“

„Ich bin ein Anbu!“ entgegnete sein Spross und kam vor ihm und dem Couchtisch zum Stehen. Als Sasuke hochsah, stand der kleine Junge mit in die Hüften gestemmten Ärmchen vor ihm, auf seinem Kopf saß Sasukes Anbu-Maske, die für Sanosuke viel zu groß war. Neben Sanosuke tauchte Yuuji Nara auf, inzwischen auch stolze zweieinhalb. Er war fast ein halbes Jahr jünger als sein bester Freund Sanosuke, der in kürze drei werden würde.

„Ja, und ich bin böse und ich werde gejagt,“ erklärte Yuuji nickend.

„Schön,“ machte Sasuke verdutzt, „Aber kannst du Yuuji nicht draußen jagen?“

„Neee,“ machte Sanosuke, „Drinnen gibt’s mehr Verstecke! – Oh, überhaupt, hab dich, Nara-kun!!“

„Das war nicht fair!“ nörgelte Yuuji, der den einfallsreichen Spitznamen Nara-kun erhalten hatte, „Es war Spielstopp!“

„Gar nicht!“

„Wohl!“

„Heul doch!“

„Jetzt will ich mal Anbu sein, gib mir die Maske!“

„Die gehört meinem Papa, Nara-kun.“

„Wollen wir was anderes spielen?“ maulte Yuuji, und sein Freund reckte trotzig die kleine Nase in die Luft.

„Hnn,“ machte er und hatte fast die Haltung seines obercoolen Vaters, „Okay, gehen wir deine Schwester ärgern.“
 

Sasuke schüttelte den Kopf, als die Jungen grölend aus dem Haus in den Garten rannten, wo Sakura und Ino saßen und Tee tranken, während er hier drinnen herumhocken und Berichte schreiben musste.

Ganz toll.

„Macht die Anbu-Maske nicht kaputt, verdammt!“ rief er Sanosuke nach, der ihn aber schon nicht mehr hörte und vermutlich dabei war, Yuujis arme Schwester zu piesacken. Das gerade mal einen Monat alte Baby wurde oft von den Jungs genervt; entweder wurde sie durch die Gegend gerollt wie eine kleine Walze oder sie wurde in ihre Decke gewickelt und sah dann aus wie eine Frühlingsrolle.

Arme Sayumi, dachte Sasuke, musste aber kurz grinsen. Ob die von dem vielen Gerolle nicht irgendwann mal plemplem wird?
 

Ino hatte sich diebisch gefreut, als sie zum zweiten mal schwanger geworden war... und damit als erste in ihrem Freundeskreis ein zweites Kind bekommen hatte, sogar vor Sakura, die immer noch nur ein Kind hatte, nämlich Sanosuke.

„Ich habe dich überholt, Stirni!“ hatte sie gefeixt, als sie zum ersten Mal ihre Tochter Sayumi präsentiert hatte. Sakura hatte zurückgefeixt:

„Dass dein fauler Mann es fertiggebracht hat, zwei Kinder zu zeugen, überrascht mich auch, echt! Du wirst sehen, ich werde dafür sehr viel mehr Babys bekommen als du!“

„Hmm, so oft, wie du Sex hast, wundert es mich, dass du nicht längst mehr Kinder hast!“ hatte Ino gesagt, und Sakura hatte ihr nur die Zunge herausgestreckt.
 

Von wegen, dachte Sasuke weiter und malte gedankenverloren dämliche Kringel auf den Rand seines Berichtblattes. So viel Sex, wie alle dachten, hatten sie gar nicht... er war Anbu-Gruppenführer! Er war fast ständig unterwegs gewesen in den letzten Monaten, da blieb kaum Zeit für sowas, was Sasuke übrigens mehr als nur bedauerte. Wenn er dann mal zu Hause war, wurde die Zeit natürlich genutzt... aber schwanger geworden war Sakura bisher nicht noch mal. Da es aber schon einmal geklappt hatte, hatte weder Sasuke noch Sakura Zweifel daran, dass sie einmal noch mehr Kinder haben würden. Und hey, er und Itachi waren auch ein gutes Stück auseinander gewesen.
 

Sasuke ließ den Stift sinken und stützte den Kopf nachdenklich auf die Hände, während er zum Fenster starrte und beobachtete, wie Sakura lachend mit ihrer Freundin Ino am Gartentisch Tee trank, während die beiden Jungs jetzt miauend um den Tisch herumkrochen und offenbar so taten, als wären sie Katzen. Die kleine Sayumi schlief in einer Tragetasche neben Ino.

In Konoha war es wirklich friedlich geworden. Es war, als wäre mit Orochimarus Tod ein großer, schwerer Schatten von dem Dorf abgefallen, der alle belastet und das Dorf gegen den Erdboden gedrückt hatte. Der Sommer in diesem Jahr schien ein schöner und sonniger zu werden, nicht so voller Regen wie der vor zwei Jahren es gewesen war... dieser Sommer, in dem die Dunkelheit gestorben war, zusammen mit Orochimaru und Kurame.
 

Dunkelheit.
 

Sasuke grübelte und ihm fiel auf, dass er sehr, sehr lange keine Alpträume mehr gehabt hatte... und dass er seit zwei Jahren nie wieder den Gedankenpalast betreten hatte, in dem die merkwürdige Schlange ihm eigenartige Hinweise oder Rätsel gegeben hatte. Der Korridor... Sasuke fragte sich einen Moment, ob er jetzt anders aussähe, wenn er sich wieder auf ihn konzentrierte. Heller? Lebendiger? Jetzt, wo die Finsternis vertrieben war...

Er dachte an seinen verstorbenen Bruder und dessen letzte Worte.

„Dieser Clan ist für den Teufel! Ich habe dafür gesorgt, dass er verschwindet, und... ich werde nicht zulassen, dass es von vorne beginnt, wenn du ihn wieder aufbaust... kleiner Bruder. Merkst du es... denn immer noch nicht? Wir alle sind Kinder der Finsternis und an sie gebunden. Der Uchiha-Clan hat keine Chance, ihr zu entkommen, deswegen muss er sterben...“
 

„Du wirst weiter im Kreis gehen, Sasuke. Eines Tages wird die Dunkelheit dich wieder einholen, denn los wirst sie niemals. Das ist der Fluch... des Uchiha-Clans.“
 

Sasuke rieb sich die Schläfen und verdrängte die Gedanken.

Kreise.

Er hatte lange nicht mehr an Kreise gedacht... weder an den kreisförmigen Korridor noch an den Teufelskreis, den Itachi mit der Finsternis und dem Uchiha-Clan verband.

Es würde nicht so sein, wie Itachi gedacht hatte. Sasuke würde dafür sorgen, mit beiden Händen würde er dafür sorgen, dass die Finsternis für immer verschwunden blieb.

Du irrst dich, Nii-san. Wir beide sind verschieden, du und ich.
 

Du hast dich der Dunkelheit hingegeben und ich... habe mich abgewendet und das Licht gefunden, das sie vertrieben hat. Das ist der Unterschied zwischen uns.
 

Der Gedanke war befriedigend. Die Ära der Dunkelheit war vorbei, ab jetzt würde es hell sein! Es würde kein zweiter Itachi kommen und den Clan erneut niedermetzeln. Es würde alles gut werden.

Der Uchiha schüttelte den Kopf darüber, seit wann er plötzlich so optimistisch war. Seit er Sakura hatte? Sanosuke? Er wusste es nicht, aber irgendetwas in ihm hatte sich verändert, auch wenn er nie in Worte fassen könnte, was genau es war.
 

Hn... ich bin eben... ein Shinobi Konohagakures.
 

––
 

Er spürte, wie jemand ihn sanft an der Schulter rüttelte, und drehte verpennt den Kopf zur Seite.

„Wasn...?“ machte er konfus und stellte fest, dass er mit dem Kopf auf dem Couchtisch geschlafen hatte. Wann war er eingeschlafen?

Es dämmerte bereits. Sakura beugte sich über ihn und kicherte verstohlen.

„Also ehrlich...“ sagte sie, „War das Berichte schreiben so anstrengend, dass du auf dem Couchtisch einschläfst, Sasuke-kun?“

Sasuke erhob sich und rieb sich die schmerzende Wange, auf der er gelegen hatte. Unter ihm hatte der Bericht gelegen. Er dachte an Tsunade.

„Hab ich Tinte im Gesicht?!“

Sakura lachte und sah ihn kurz an.

„Nein,“ antwortete sie.

„Wie spät?“

„Fast zehn. Ino ist längst weg und ich habe Sanosuke zu Bett gebracht. Ich dachte, ich wecke dich mal, damit du oben weiterschlafen kannst... – du hattest viel um die Ohren, ich weiß. Missionen und so...“ Sie strich ihm zärtlich über den Kopf, bevor er sich brummend erhob und sich streckte.

„Boah... verdammt, ich wollte gar nicht schlafen... hat Ino das etwa gesehen?“

„Natürlich.“

„Na toll.“

„Wenigstens sabberst du nicht im Schlaf wie Naruto,“ lachte seine Frau amüsiert und nahm seine Hand, „Gehen wir hoch? Oder bist du noch nicht fertig mit dem Bericht?“
 

Sasuke sah stirnrunzelnd auf den Bericht, der jetzt zerknickt war, und auf die Kringel und Spiralen, die er an den Rand gemalt hatte. Naruto sah es nicht so eng mit den schmierigen Berichten und er mochte Kringel, Ärger würde es also nicht geben. Wie gut, dass der Hokage der beste Freund war.

„Na ja... fast fertig,“ gähnte der Schwarzhaarige und kratzte sich am Kopf, während er zusammen mit Sakura langsam in Richtung Schlafzimmer schlurfte. „Auch egal.“

„Musst du morgen früh weg?“ fragte sie ihn, als sie es erreichten und sie die Tür schloss. Er kratzte sich erneut am Kopf und zog sich dann gedankenverloren das Shirt über den Kopf.

„Nein... erst übermorgen, zum Glück. Wieder irgendwelche deppigen Anhänger von Orochimaru jagen, die vielleicht überlebt haben... wird ´ne lange Reise. Kiba und die anderen in der Gruppe sind auch schon ziemlich fertig. Naruto findet es irre witzig, uns durch die Gegend zu hetzen, glaube ich. Meinst du, er will mich loswerden?“ ganz ernst gemeint war das natürlich nicht, dementsprechend lachte Sakura wieder.

„Nein, er will den Aufbau des Uchiha-Clans verhindern!“ orakelte sie, und jetzt grinste Sasuke. Sie wurde ernst. „Sasuke-kun... wenn du diese Leute jagst... benutzt du da deine Mangekyou-Sharingan?“
 

Er blinzelte.

„Was?“ fragte er, so verwunderte ihn diese Frage. Sakura sah an ihm vorbei.

„Du hast selbst gesagt, dass es die Augen schlecht macht, wenn man sie zu oft benutzt, deshalb... würde ich mir Sorgen machen, wenn du es tätest, wollte ich damit sagen. Diese Mangekyou-Sharingan sind eine gefährliche Waffe... und sie sind grausam. Du hast... Orochimaru mit ihnen getötet, war es nicht so?“

Sasuke seufzte leise.

„Ja,“ sagte er dann, „Hab ich. Und die wenigen Male, die ich sie bisher eingesetzt habe-... ... eigentlich fällt mir abgesehen von Orochimaru und dem einen Mal auf-... ...“ Er machte eine sehr verlegene Pause, „...dem Balkon damals-... keins ein... – jedes Mal, wenn ich sie benutzt habe, haben sich meine Augen angefühlt, als hätte man sie verbrannt. Das war unangenehm, ich werde mich also hüten, sie oft zu benutzen. Beruhigt dich das?“ Sakura nickte stumm. Sie erinnerte sich ebenfalls an das Mal auf dem Balkon, von dem er nur ungern sprach – damals, als er mehr aus Versehen die Mangekyou-Sharingan gegen sie, Sakura, eingesetzt hatte. Sie wusste, dass er sich dafür hasste, es getan zu haben, auch wenn er nie darüber sprach.

Mit der Zeit hatte sie gelernt, ihn ohne Worte zu verstehen.
 

Sie trat zu ihm herüber und lächelte, als seine Hände sich auf ihre Hüften legten und er sie zärtlich auf den Mundwinkel küsste. Sie öffnete den Mund, um sich danach dem richtigen, tiefen Kuss hinzugeben, der folgte. Sie spürte Sasukes Hand, die unter ihr kurzes Sommerkleid schlüpfte und über ihren Hintern und über ihre Hüfte strich.

„Hmm...“ machte sie, „Doch nicht so müde wie ich dachte, Mister Uchiha...?“

„Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen, wenn ich erst mal weg bin...“ entgegnete er und beugte sich über ihren Hals, um mit der Zunge über ihre weiche, blasse Haut zu lecken. Wie gut sie schmeckte, seine Sakura...

„Ich hoffe, du bist zu Sanosukes Geburtstag Ende Juli wieder da.“

„Na, das hoffe ich auch... leg dich hin, Sakura-chan.“

Sie gluckste erfreut über den sehr selten benutzten Spitznamen, den er aussprach. Naruto nannte sie immer so, aber Sasuke tat es sehr selten und nur in Momenten wie diesen, in denen es nur sie beide gab.
 

Gehorsam legte sie sich auf das Bett und wartete, bis er sich über sie legte und begann, mit den Händen ihr Kleid auszuziehen. Ihre Hände fanden seine nackte Brust und fuhren daran auf und ab und weiter hinunter zum Bund seiner Hose, als er auch ihre BH ein Stück herunterzog, bis er ihre Brüste freigab. Sasuke betrachtete die runden, weichen Brüste seiner schönen Frau und streckte andächtig eine Hand danach aus, als berührte er ein Heiligtum.

Sakura seufzte leise.

„Das ist schön... hör nicht auf, Sasuke-kun.“

Er zuckte mit dem Mundwinkel.

„Nicht in tausend Jahren...“ flüsterte er, bevor er sich über ihre Brüste beugte und mit seinen Lippen die Knospen umschloss.
 

––
 

Naruto saß gemütlich auf dem großen Stuhl in seinem Büro und legte die Beine auf den mit Papier und Müll überfüllten Tisch vor sich, als Sasuke mit seinem Bericht zu ihm kam.

„He, Teme!“ begrüßte der bequeme Hokage seinen Freund grinsend, und Sasuke sah ihn skeptisch an, die Schriftrolle in der Hand.

„Na, hier sieht's ja aus. Ich sollte dir zum nächsten Geburtstag ein Abo für eine Putze schenken, was meinst du?“

„Lieber nicht, dann finde ich ja nichts mehr wieder!“ sagte Naruto, „Bericht?“

„Hn,“ kam von Sasuke und er gab ihm die Rolle, „Und ich habe einen Brief für dich von meiner Frau. Sie hat darauf bestanden, dass ich ihn dir gebe.“ Damit gab er Naruto noch einen kleinen Briefumschlag.

„Von Sakura-chan?“ wunderte dieser sich und setzte sich jetzt gerade hin, bevor er den Brief öffnete.

„Ja, ich weiß selbst nicht, was sie geschrieben hat und vor allem, wieso,“ gab Sasuke zu, „Na ja... ich gehe dann und genieße den vorerst letzten freien Tag, wenn's dir nichts ausmacht. Grüß Hinata und Asayo, Dobe.“

„Yo!“ rief Naruto ihm grinsend nach, als der Schwarzhaarige ging. Der Hokage sah auf Sakuras schön geschriebenen Brief.
 

Sehr geehrter Hokage-sama,
 

Meint Ihr, es wäre im Bereich des Möglichen, Orochimarus Anhänger ab und zu auch von Anko oder anderen suchen zu lassen, damit mein zur Zeit sehr überarbeiteter Mann sich etwas ausruhen und mehr Zeit mit seiner für ihn extrem wichtigen, liebevollen und noch kleinen Familie verbringen kann? Der momentan einzige, fast dreijährige Uchiha-Erbe namens Sanosuke würde sich sehr glücklich schätzen, seinen Vater öfter zu sehen und – vor allem – eine Chance auf Konkurrenz um die Erbschaft zu bekommen, denn so ist es ja recht langweilig, wenn Ihr versteht, was ich meine...

Was meint Ihr, Hokage-sama?

Ich wäre Euch sehr verbunden, unsere liebenswerte, noch kleine Familie etwas zu berücksichtigen, natürlich ohne dass ich damit die Arbeit meines Mannes beeinträchtigen oder stören möchte!
 

Hochachtungsvoll,
 

Uchiha Sakura-sama, Ehefrau des Oberhauptes des krass-konkreten Uchiha-Clans
 

PS.: Falls das zu kompliziert war: Naruto, gib Sasuke gefälligst mehr frei, wie sollen wir denn so je den Uchiha-Clan aufbauen, du Vollidiot??!
 

Naruto blinzelte perplex und starrte den Brief an. Dann nahm er einen Stift und schrieb unten drunter:
 

Mal sehen, was sich machen lässt, Sakura-chan!!
 

Dann faltete er das Papier zusammen und steckte es zurück in den Umschlag, bevor er ihn auf den Haufen Papier auf seinem Tisch legte.
 

––
 

fin
 


 

--
 

Ja. Es ist zu Ende!! Ich bedanke mich bei all meinen treuen Lesern für ihre Treue und ihre Kommis, Favos und was auch immer^^ Bei so viel Feedback und so viel Aufmerksamkeit, die dieser FF zu teil wurde, macht es auch viel mehr Spaß, sie weiterzuschreiben!^^ Also DANKE!!
 

Jetzt weiter im Text! Für alle, die es echt noch nicht wussten:
 

Es gibt eine Fortsetzung von TC!

Die FF heißt Sharingan-Kinder und ist hier bei Mexx auch schon komplett online, weil ich SK vor TC geschrieben habe (deshalb gehe ich davon aus, dass die meisten von euch SK eh kennen^^)
 

Wer SK schon kennt und gelesen hat:
 

Ich werde SKK (die Fortsetzung von Sharingan-Kinder) jetzt zu schreiben anfangen.

Wen es also von euch interessiert, dem kann ich gerne Bescheid geben, sobald ich hier hochzustellen anfange ^.^ Und lasst euch nicht davon abschrecken, dass Sasuke und Co etwas älter geworden sind XD.... die sind immerhin jetzt Großeltern XD Aber sie, besonders Sasuke natürlich, spielen trotzdem noch eine große Rolle!^^ (wär ja sonst doof XD)
 

Das wars von meiner Seite^^ Machts gut, und vllt treffen wir uns ja bei einer neuen FF wieder ^.^
 

Eure Linni <3



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Von:  youjissi
2017-01-29T18:06:38+00:00 29.01.2017 19:06
Ich komme sehr spät mit meinem Kommentar, wirklich, wirklich, wirklich spät, aber besser spät als nie!
Ok, wo fange ich an.. Ich habe The Circle im Jahre 2013 oder 2014 entdeckt (Ich sage ja, dass ich spät bin), seitdem habe ich sie wirklich sehr oft gelesen, leider nie kommentiert (Ich weiss nicht mehr warum). The Circle war damals eine meiner ersten Fanfiction's die ich je gelesen hatte. Und damals war ich unglaublich faszieniert hiervon. Und heute hat sich absolut nichts daran geändert! Ich bin so unglaublich verliebt in diese Fanfiction! Wieso auch immer. Sei es die Story, dein Schreibstil, oder sonst was! Einfach klasse.
Dieses unbeschreibliche Gefühl, welches ich jedes Mal habe, wenn ich diese Story lese, bringt mich immer wieder hier her und meine Augen verirren sich durch die Zeilen und meine Fantasie wandert in die Welt von Naruto! Zum dritten Mal, es kommt sehr spät, aber dennoch war es von Nöten, dass ich diesen Kommentar hier ablasse. Unter den 1881(!!!) weiteren Kommentar fällt der nicht auf.
Also, ein großes Lob an dich, an Sharingan Kinder (ebenfalls wundervoll) welches ich immer nach The Circle gelesen habe und an deinen unglaublich guten Schreibstil.

Damit dies geklärt ist, The Circle ist einer meiner liebsten Fanfiction und einer der Besten die mir unter die Augen gekommen ist!

Ganz liebe Grüße, Kazuha-chan :D
Antwort von:  Linchan
29.01.2017 19:42
:D naaww... wie cool, vielen Dank für deinen Kommi! Ich bin immer total fasziniert, wenn plötzlich nach 45236365 Jahren noch mal jemand diese alten Sachen kommentiert :D Dass das immer noch Leute lesen haha... dabei ist es sooo alt :) ich freue mich jedenfalls, dass ich dir mit der Story so viel Freude machen konnte. Ich kenne das Gefühl sehr gut, ich hab meine liebste Fanfiction aller Zeiten für immer auch neulich gerade wieder ausgegraben und gelesen, die lese ich seit 2005 auch immer mal wieder und das Gefühl ist jedes Mal soooo nostalgisch und cool :)
Von:  Maishadow
2016-09-03T20:19:03+00:00 03.09.2016 22:19
Ich liebe liebe deine story hab sie schon ganz oft gelesen und finde es super das sasuke von seinen Träumen loskommt
hast du super gemacht mach weiter so

LG MaiShadow

PS: Ich weiß der kommi kommt sehr spät

Antwort von:  Linchan
03.09.2016 22:25
...:D ich wollte gerade sagen, whuuuut wer kommentiert denn diesen alten Kram heute noch XD Danke :3 Wow, ganz oft gelesen, wtf? :'D Das ehrt mich dass es dir so gefällt!
Von:  Kasumi_Ripper
2014-09-10T04:00:16+00:00 10.09.2014 06:00
Hn...wieso naruto-baka?! Wieso nicht sasu?! Oder gleich sani? Ey ohne scheiß ey was geht denn mit konoha ab? Konohawird durch jubelnde leute zerstört und...sasu kann eeigentlich auch Amaterasu!! Und...egal hammer kapis ich meine dieses und das vorherige kapi einfach nur hamma ubd wie naruto kurame zerf*ckt hat ey soooo geil \(*-*\)


Lg Takuma-kun
Von:  Kasumi_Ripper
2014-07-28T09:17:08+00:00 28.07.2014 11:17
SANI IST DAAAAAAAAAAA
Yeyyyy endlich
Von:  Kasumi_Ripper
2014-07-16T15:41:44+00:00 16.07.2014 17:41
OMG der arme sasu ich verstehe den psycho voll und ganz aus Erfahrungen im rl *heul* aber mit dem mangekyu sharingan das hast du gut geschrieben Respekt


Lg Takuma-kun
Von:  Kasumi_Ripper
2014-07-15T13:49:46+00:00 15.07.2014 15:49
Omg geil ey ich bin SÜCHTIG nach tc sk und skk ich glaub ich werd verrückt geil ey


Lg Takuma-kun
Von:  liska_sasusaku
2014-06-04T21:01:44+00:00 04.06.2014 23:01
WOW das ist echt ne tolle ff da sie der echten handlung ncht zu weit entfernt ist und ich es mir so in etwa vorstelle das es wirklich passiert sehr sehr gut weiter so :-)
Von: abgemeldet
2013-12-06T22:45:49+00:00 06.12.2013 23:45
Echt hamma...das wär's auch schon ^^
Von: abgemeldet
2013-11-17T12:01:30+00:00 17.11.2013 13:01
Endlich sind sie umgezogen! Ehrlich ich hab schon die Kapitel gezählt _^^
6 Kinder, huh xD Da haben die beiden aber noch eine Menge vor sich. Ihnen dürfte
es allerdings nicht allzu schwer fallen...

LG LaYout
Von: abgemeldet
2013-11-16T10:32:55+00:00 16.11.2013 11:32
schluchz < das war wirklich schön. Einfach nur wunderschön. Ich hab die ganze Zeit auf einen Trinkspruch von naruto gewartet, der vielleicht etwas aus der Vergangenheit erzählt und jiraja, mit irgendeinem perversen geck, aber sonst: groß ar tig !!!!

LG LaYout


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