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Shades of the Woods

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese Geschichte ist eine Parallelgeschichte zu "Love and Blood". Ich habe die Erlaubnis von -B-chan-, welche jene Fanfic verfasst hat.
Noch viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, ich werde Thalia ab jetzt Midna nennen, weil ihr richtiger Name nur noch selten fallen wird und sie jedem erzählt, sie würde Midna heißen. Hoffentlich verwirrt es euch nicht zu sehr. Komplett anzeigen

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Geheimnisse der Welt

Jedes Lebewesen hat einen bestimmten Weg, den es gehen muss. Dieser Weg wird gleich bei der Geburt bestimmt. Für jedes glückliche Wegstück muss zuerst ein schlimmes hinter sich gebracht werden. Um ein Leben zu retten, muss zuerst eines eingefordert werden. Das ist der Preis, den man bezahlen muss. Das ist das Risiko, welches man eingehen muss, um den Weg zu betreten. Dieser Weg wird oft auch "Schicksal" genannt. Viele sagen, man könne sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Das ist ein Irrtum. Wäre das so gewesen, wäre vieles im Leben anders gekommen.
 

Um diese Geschichte zu verstehen, muss man zuerst folgendes Wissen: Wir alle leben in einer Welt, in der die so genannten "Schatten der Wälder" wirklich existieren. Vielerorts nennt man diese Schatten auch Werwölfe. Ein einziger Biss reicht, um zu ihnen zu gehören. Werwölfe sind vom Alter her unsterblich. Nur durch Silber kann man sie wirklich verletzen. Sie sind schneller, stärker, haben ein besseres Gehör und einen besseren Geruchsinn als normale Menschen. Für diese Überlegenheit muss jedoch auch ein gewisser Preis bezahlt werden; die erste Verwandlung überleben nur wenige und wer sie überlebt hat, erleidet bei der ersten und auch bei den meisten nachfolgenden Verwandlungen schwere Knochenbrüche. Dazu kommt noch, dass die Wolfsgestalt am Anfang sehr schwer zu kontrollieren ist, besonders bei Vollmond. Wie schwer das Leben als Werwolf ist, werdet ihr bald sehen.

Träume

Thalia lag im hohen Gras auf einem Hügel und sah sich die Wolke am Himmel an. Ihrer Meinung nach hätte dieser Moment niemals vorbei sein müssen. Sie legte ihre Hände unter den Kopf und seufzte leise. Es war Montag und am Samstag sollte die Hochzeit stattfinden. Bei ihr Zuhause waren alle schon in heller Aufregung und sie brauchte unbedingt eine Ablenkung. Zum Glück wusste ihr Verlobter, James, nicht wo sie gerade war. Er würde sich nur wieder unnötig sorgen machen. Thalia mochte James. Er war sehr höflich und nett. Zwar war er 6 Jahre älter als sie, aber sie hatte trotzdem nichts dagegen, ihn zu heiraten. Ihr Vater hatte die Hochzeit arrangiert. Er wollte sie und James als Verbindung zwischen der Familie Rale und der Familie Smith haben. Wenn sich diese beiden Familien zusammenschließen würden, würde ihr Einfluss noch viel größer werden. Zwar war es schade, dass sie sich ihren Ehemann nicht aussuchen durfte, aber sie verstand, dass es sehr wichtig war James zu heiraten. Er schenkte ihr viel zu viel Schmuck. Trotzdem freute sie sich darüber. Normalerweise trug sie gerne Schmuck, heute aber nicht. Sie erregte sowieso schon zu viel Aufmerksamkeit wegen der Hochzeit. Auch ihre teuren Kleider verschafften ihr neugierige Blicke. Die Farbe ihres Kleides, welches sie heute trug, war perfekt auf ihre Augenfarbe abgestimmt. Es war eine Sonderanfertigung, auch wenn es nur ein Trägerkleid war. Es war ihr Lieblingskleid, denn es war eines der unauffälligsten, die sie besass.

Eine Wolke schob sich plötzlich vor sie Sonne. Sie erinnerte sich an etwas, dass sie vor zwei Jahren gehört hatte: In einem Dorf in der Nähe ist eine Frau bei der Geburt ihrer Tochter gestorben. Thalia war froh, dass ihre Mutter noch am leben war. In der Zeit vor der Hochzeit brauchte sie sie am dringendsten. Ihre Mutter war die einzige, die sie verstand. Ihre Hochzeit mit Thalia's Vater war auch arrangiert gewesen. Deshalb konnte sie sie am besten trösten, wenn ihr alles ein wenig über den Kopf wuchs. James und ihr Vater waren viel zu beschäftigt, um Thalia richtig wahrzunehmen. Sie wussten, dass sie da war, mehr aber nicht.

In der Ferne hörte sie eine Stimme nach ihr rufen: «Thalia? Wo bist du?» Es war James. Sie seufzte wieder und stand auf. «Ich bin hier, James!» Sie lief den Hügel hinunter zu ihrem Verlobten. Er nahm sie in seine Arme und sah ihr in die Augen. «Was hast du denn da oben gemacht?» Thalia rollte mit den Augen. Er hatte sich tatsächlich sorgen gemacht. «Ach nichts. Ich hab nur ein wenig geträumt.» James sah sie etwas verwirrt, nahm ihre Hand und zog sie sanft mit sich. Sie verstand ihn nicht so ganz. «Was ist den los, James? Ist etwas passiert?» James antwortete nicht. Er zog sie einfach mit sich. Durch die Felder zurück zur Stadt.

Tränen

Thalia warf sich auf ihr Bett. Sie war viel zu müde, um jetzt noch aufzustehen. Nachdem James sie zurück gebracht hatte, musste sie von einer Probe zu nächsten rennen. Das Essen musste sie probieren, das Kleid musste sie nochmals anziehen und den passenden Schmuck musste sie noch aussuchen. Vom Mittag bis zum Abend wurde sie gebraucht. Zum Glück hatte sie am Morgen noch ein kleine Auszeit. Am Abend, wenn sie müde war, durfte sie auch gehen. Es dauerte meistens aber nicht lange, bis wieder irgendein Angestellter oder eine Angestellte an ihre Zimmertür klopften und sie wieder mitkommen musste. Und schon ertönte das Klopfen wieder. Sie seufzte leise. Was war denn nun schon wieder los? «Thalia?» Sie setzte sich auf. Das war ihre Mutter. «Ja ich bin hier. Komm rein.» Die Tür öffnete sich und ihre Mutter kam ins Zimmer. Sie setzte sich auf die Bettkante. Zärtlich strich sie ihrer Tochter über die Haare. Thalia fing an zu weinen. Ihre Mutter nahm sie in den Arm. Mit sanfter Stimme versuchte sie ihre Tochter zu trösten. «Ist schon gut, meine Kleine. Ich weiß, wie du dich jetzt gerade fühlst. Es ist wirklich nicht leicht, das alles alleine durchzustehen. Ich bin ja da. Ich werde immer für dich da sein.» Thalia beruhigte sich wieder etwas. Diese Momente erinnerten sie immer an die Zeit, als sie noch jünger war und ihre Mutter ihr vorlas. Damals war ihr größtes Problem, welches Buch ihre Mutter ihr vorlesen sollte. Sie lächelte wieder und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. «Danke, Mutter. Braucht ihr noch meine Hilfe?» Adriana lächelte auch und schüttelte den Kopf, dann verließ sie das Zimmer wieder. Thalia legte sich wieder hin, und schlief langsam ein...

Schatten

Einige Tage später wachte Thalia früh am Morgen auf. Sie war ziemlich nervös, weil die Hochzeit schon am nächsten Tag war. Sie richtete sich auf und sah auf ihren Nachttisch. Es lag schon wieder eine kleine Box da. James musste sie ihr gebracht haben, als sie noch schlief. Sie griff nach der Schachtel und nahm den Deckel weg. Im Inneren der Schachtel war eine Kette mit einer einzigen, schneeweißen Perle daran. Das passte mal wieder zu James. Manchmal dachte sie sich, dass er zu viel Geld besass. Mit einem leisen Seufzer drückte sie den Deckel wieder auf die Box und legte sie zurück auf ihren Nachttisch.
 

Nachdem sie sich angezogen hatte, schlich sie leise und unauffällig aus ihrem Zimmer zur Haustür. Sie hatte sie schon fast erreicht, als sich eine Wache zwischen Thalia und die Tür stellte. «Wo wollt Ihr denn hin?», wollte der Mann wissen. Sie rollte mit den Augen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. «Ich will nur im Wald etwas spazieren gehen. Bitte lass mich durch.», erklärte sie ihm. «Es tut mir leid, My Lady, aber Ihr dürft das Haus nicht alleine verlassen. Bitte versucht das zu verstehen. Es ist nur zu Eurer eigenen Sicherheit» James kam aus dem Wohnzimmer, um zu sehen, was los war und sah Thalia. Er kam noch früh genug, um die Worte der Wache noch zu hören. «Er hat recht. Es ist sicherer, wenn du nicht alleine gehst. Ich würde es mir nicht verzeihen, wenn meiner Braut am letzten Tag vor der Hochzeit etwas passieren würde.», ergänzte er und stellte sich neben Thalia. «Deine Eltern und ich kommen mit. ZurSicherheit werden uns noch zwei Soldaten begleiten.», entschied er an seine Braut gewandt. Diese schüttelte nur den Kopf, als James wieder im Wohnzimmer, um ihre Eltern zu holen.
 

Wenig später lief die kleine Gruppe auf einem kleinen Weg zwischen den Bäumen durch. Thalia lief ganz vorne, um einen einigermaßen freien Kopf zu bekommen. Ab und zu schnappte sie ein paar Gesprächsfetzen auf, der Inhalt interessierte sie aber nicht. Ein verdächtiges Rascheln in einer Baumkrone zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie blieb stehen und richtete ihren Blick zu den Baumwipfeln. Im nächsten Augenblick fiel irgendein Schatten oder etwas ähnliches zu Boden. Er stürzte sich auf Thalia's Vater und drückte ihn zu Boden. Dieser Schatten gab ein gefährliches Knurren von sich, bevor er anfing Tom Rale anzugreifen. Thalia drückte sich erschrocken auf den Boden und wartete ab. An den Schreien, die die vorherige Stille unterbrachen, erkannte sie, dass der Schatten auch ihre Mutter, ihren Verlobten und die beiden Wachen angriff. Wenige Augenblicke später, die sich für Thalia wie eine Ewigkeit anfühlten, verstummten die Schreie. Als sie aufsah, bewegten sich ihre Begleiter nicht mehr; sie waren tot. Als der Schatten auf sie zukam, erkannte sie, dass es sich um einen Wolf handelte. Nur seine Augen wirkten irgendwie menschlich. Innerhalb von wenigen Sekunden wurde aus dem Wolf ein rothaariger Mann und Thalia starrte ihn entsetzt an. Er grinste hinterlistig, als er sie an ihrem Arm hochzog und sie festhielt. Sie war durch den Schreck wie gelähmt und brachte keinen Ton heraus. «Glaub mir, irgendwann wirst du mir dafür danken.», sagte er zufrieden. Er packte sie mit der anderen Hand an den Haaren am Hinterkopf und biss in ihre linke Hand. Es war ein langer, schmerzhafter Biss, sodass Thalia vor Schmerz laut aufschrie. Ihn liess es jedoch völlig kalt und mit einem Schlag seiner Hand wurde sie ohnmächtig. Er ließ sie los, liess sie auf dem Waldweg liegen und lief mit einem lauten, bösen Lachen davon.

Furcht

Als Thalia endlich wieder aufwachte, fand sie sich in einer kleinen, etwas kaputten Waldhütte wieder. Irgendjemand musste sie gefunden und hier her gebracht haben. Dieser jemand musste sie auch auf das Bett, auf dem sie lag, gelegt haben. Sie stütze sich mit der linken Hand ab, um sich aufzurichten, brach aber wieder zusammen. Ihre Hand brannte wie Feuer. Man konnte die Bissspuren gut erkennen. «Guten Morgen, Kleine! Hast du gut geschlafen?» Thalia fuhr zusammen, als eine männliche Stimme sie ansprach. Es war jedoch nicht die Stimme des rothaarigen Mannes. Sie sah sich um und entdeckte in einer Ecke einen Mann mit braunen Haaren und blauen Augen. Er kam ein paar Schritte auf sie zu und blieb dann stehen, um sie nicht zu beunruhigen. «Es ist alles gut. Wir werden dir nichts tun. Du bist schließlich eine von uns.», versuchte er sie zu beruhigen, als Thalia ihn erschrocken anstarrte. Ihr stockte der Atem. Sie war eine von ihnen? Was meinte er damit? Noch immer brachte sie keinen Ton heraus. «Du bist sicher verwirrt. Lass mich es dir erklären: Du bist jetzt ein Werwolf. Deiner Bissspur auf der Hand zufolge wurdest du von Monsutā verwandelt, sonst hättest du mehrere Verletzungen und der Biss wäre nicht an deiner Hand. Das ist seine Taktik Menschen zu Werwölfen zu machen. Ich wurde auch von ihm verwandelt und mein Bruder auch. Er ist nur gerade nicht da. Wir haben dich auf dem Waldweg neben den Leichen liegen sehen und haben dich gerettet. Hätten wir dich da gelassen, wärst du bestimmt schon von den Soldaten gefunden und getötet worden. Die kennen kein Mitgefühl. Werwölfe werden hier gejagt und getötet. Du hattest also Glück, dass wir dich mitgenommen haben. Soviel mal dazu. Wie heißt du denn?» Thalia zögerte kurz. Sie wusste nicht, ob sie ihm ihren richtigen Namen verraten sollte. «Midna», antwortete sie leise. Hoffentlich würde er nicht merken, dass sie log. « Freut mich dich kennenzulernen, Midna. Kannst du dich aufrichten oder gehen?», fragte er. Sie sah ihn etwas verwirrt an. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er ihr seinen Namen verraten würde. Langsam versuchte sie sich aufzurichten. Mit der rechten Hand ging es besser. Dann stand sie etwas wackelig auf. «Gut! Es gibt nur wenige, die nach der ersten Verwandlung zum Wolf und gleich wieder zurück, aufstehen können. Vor allem, wenn sie dabei bewusstlos waren.», ermutigte er sie. Plötzlich öffnete sich eine Tür und ein anderer Mann kam hereingestolpert. Er war völlig durchnässt und über der Schulter trug er ein totes Reh. «Du wirst es mir nicht glauben, aber es hagelt so stark, dass ich rennen musste, um nicht von den Hagelkörnern begraben zu werden.», stotterte er an den anderen Mann gewandt. Er legte das Reh ab und zog sein durchnässtes Hemd aus, als würde er Thalia gar nicht bemerken. Erst als sein Bruder ihn anstiess, sah er, dass sie nicht allein waren. «Oh, sie ist wach!», erkannte er. Er schüttelte das Wasser aus seinen blonden Haaren und sah seinen Bruder erwartungsvoll an. «Und? Was herausgefunden?», wollte er wissen. Sein Bruder erklärte ihm die Lage und er verstand. «Wenn das so ist...ich werde dir beibringen deine Verwandlung zu kontrollieren.», sagte er mit einem freundlichen Lächeln. Als Thalia kurz wegsah, drehte er sich zu seinem Bruder um. «Sie könnte noch sehr nützlich für uns sein.», flüsterte er mit einem hinterlistigen Grinsen.

Rache

Einige Wochen später konnte Midna ihre Verwandlung schon ziemlich gut beherrschen. Die beiden Brüder, deren Namen sie immer noch nicht wusste, hatten ihr wirklich sehr geholfen. Sie wahr froh, dass sie sich als Wolf endlich richtig bewegen konnte. Dadurch war sie eine viel bessere Jägerin geworden. Es war erst Mittag und sie hatte schon zwei Rehe gefangen. Gerade versuchte sie die beiden toten Körper zurück zur Hütte zu schleppen. Natürlich in Menschengestalt. Midna trat gegen die Tür, um sie zu öffnen. Diese öffnete sich auch mit einem leisen Knarren. Sie trat ein und legte ihre Beute auf den Tisch. Danach wollte sie das Haus wieder verlassen, wurde aber im Türrahmen von einem der Brüder aufgehalten. «Midna! Gut, dass du hier bist. Du wirst es uns nicht glauben, aber wir haben Monsutā aufgespürt!», erzählte er ihr aufgeregt. Midna konnte nicht fassen, was sie gerade gehört hatte. «Ihr...habt ihn gefunden? Wo ist er?», wollte sie genauso aufgeregt wissen. Anstatt zu antworten, ergriff er ihre Hand und zog sie mit sich durch den Wald.
 

Am späten Nachmittag erreichten sie ein kleines Dorf. Midna erkannte es sofort wieder; es war das Dorf, in dem eine Frau bei der Geburt Ihres Kindes gestorben war. Sie spürte einen Stich im Herzen; sie hatte ja nun auch keine Mutter mehr. «Komm! Hier lang!», flüsterte der Bruder und verschwand in einer dunklen Seitengasse. Am Ende der Gasse ging er durch eine Tür. Sie folgte ihm. Die Tür führte zu einer Art Keller. Auf dem Kellerboden lag eine Person. Besser gesagt; ein rothaariger Mann. Midna's Verwandler. Ob er schlief, bewusstlos oder tot war, konnte sie nicht sagen. Komischerweise empfand sie keine Furcht, nur tiefen Hass. Der Bruder ging um den Körper herum und richtete ihn so auf, dass er kniete. Doch plötzlich wachte Monsutā auf, konnte sich aber wegen dem Griff des Bruders nicht bewegen. Er fluchte leise. Erst dann erkannte er Midna. Sein Gesicht verzog sich zu einem fiesen Grinsen, selbst in dieser Situation. «Na? Gefällt dir dein neuer Körper? Praktisch, nicht wahr?», meinte er hinterlistig. Jetzt kam die Angst in ihr hoch. Der Bruder warf ihr ein Messer zu. Sie fing es auf und sah ihn fragend an. Dieser nickte nur und verstärkte seinen harten Griff. Was als nächstes geschah, sah Midna wie durch einen Traum; sie sah sich auf Monsutā zugehen und ihn das Messer an die Kehle drücken. Als Reaktion lachte er nur. Doch dieses Lachen verstummte gleich wieder. Sie zuckte zusammen, als sein Körper erschlaffte und zu Boden fiel. Nur auf seinem Gesicht war noch das Grinsen zu erkennen. Das Blut an ihren Händen war warm und klebrig. «Gut gemacht.», meinte der Bruder. Er führte Midna, die noch etwas unter Schock stand, aus dem Keller heraus.

Blut

Midna sass am Tisch eines Wirtshauses und wartete. Es war Abend und der andere Bruder hatte sich zu ihnen gesellt und sie hierher eingeladen. Die beiden Brüder holten gerade etwas zu essen. Sie zitterte immer noch etwas, aber längst nicht mehr so sehr wie noch vor ein paar Stunden. Endlich kamen die beiden zurück. Wärend sie assen, erzählten sie Midna von einer Mörderin, die ihre eigene Mutter umgebracht hatte und hier in diesem Dorf wohnte. Sie war entsetzt, als sie das hörte. Deshalb hatte sie auch nichts dagegen, den beiden Brüdern zu helfen, sie einzusperren. «Ok, alles was du zu tun hast, ist die nächste Person anzugreifen, die aus dem Haus kommt. Verstanden?» Die Aufgabe schien simpel, trotzdem verstand sie nicht, warum sie die nächst beste Person angreifen, und nicht auf die Mörderin warten sollte. Trotzdem nickte sie.
 

Midna lauerte als Wolf in einem Gebüsch neben dem Haus der Mörderin. Es war schon ziemlich spät in der Nacht, trotzdem konnte sie nicht einmal daran denken müde zu sein. Ihr Atem war schnell und flach, genauso wie ihr Herzschlag. Plötzlich öffnete sich die Tür und Junge, nur ein wenige Jahre älter als sie, kam aus dem Haus. Das helle Licht des Vollmondes spiegelte sich in seinen Augen. Sie fuhr vor Schreck zusammen und ein raschelndes Geräusch entstand. Der Junge sah in ihre Richtung. «Wer ist da?», fragte er mit einem strengen Unterton und kam geradewegs auf das Gebüsch, in dem Midna sich versteckte zu. Sie machte sich zum Sprung bereit. «Zeig di-!» Mehr konnte er nicht sagen, denn im gleichen Moment stürtze sie sich auf ihn. Sie drückte ihn zu Boden und fing an ihn zu beissen. Als sie sein Blut schmeckte, verfiel sie in eine Art Rausch. Ohne etwas dagegen tun zu können, zerriss sie eine Haut mit ihren Krallen und hinterließ Bissspuren auf seinem Körper. Nach einer halben Ewigkeit bemerkte sie endlich, was sie tat, liess sie von ihm ab und rannte davon. Hatte sie das gerade wirklich getan? Hatte sie gerade wirklich einen jungen Mann zerfleischt, als wäre er ein Stück Beute? Sie wusste es nicht. Völlig entsetzt rannte sie zurück zur Hütte im Wald.

Verrat

Etwas hartes, kaltes stiess Midna in die Seite. Sie wollte nicht aufstehen, deshalb drehte sie sich auf die andere Seite. Ein leises, undeutliches Gemurmel drang an ihr Ohr. Als sie den Kopf hob, fand sie sich auf dem Waldboden wieder und nicht nur das; etwa sechs Soldaten umzingelten sie und beäugten sie verwundert. Sie wollte vor Schreck aufspringen, doch ihre Glieder waren noch ganz steif von der kalten Nacht. Das Ding, dass sie in die Seite stiess, war der Speer eines Soldaten. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie immer noch ein Wolf war. Alle Steifheit schien verflogen und sie sprang knurrend auf die Pfoten. Die Soldaten schreckten kurz zurück, gingen nachher aber trotzdem in Kampfposition. Mit einem wilden Gemisch aus Knurren und Bellen stürtzte sie sich auf einen von ihnen. Das einzige, dass sie richtig wahrnahm, war der Geschmack des Blutes in ihrem Mund. Innerhalb von Sekunden war der erste Soldat tot, also griff sie den nächsten an. Auch dieser überlebte nicht lange. Als sie den nächsten anspringen wollte, brach sie zusammen. Irgendetwas in ihrem Inneren konnte nicht mehr. Ungewollt verwandelte sie sich zurück und blieb kraftlos auf dem Boden liegen.
 

Ihr Kopf schmerzte, als sie aufwachte. Sie öffnete die Augen und wollte sich umsehen, aber alles blieb dunkel. Etwas unter ihr knarrte leise und schaukelte sanft hin und her. Midna spürte Fesseln an ihren Hand- und Fussgelenken. Ein Sack, vermutlich ursprünglich für Kartoffeln gedacht, war über ihren Kopf gestülpt. Sie bekam Panik. Plötzlich riss ihr jemand den Sack vom Kopf und sie blinzelte im grellen Licht der Sonne. Sie sah sich um und bemerkte, dass sie sich auf einem Ruderboot auf einem See befand. Ihr Gegenüber saßen zwei Männer, die sie nur all zu gut kannte; die beiden Brüder. Sue grinsten sie hämisch an. Midna verstand die Welt nicht mehr. Warum hatten sie ihr erst geholfen und brachten sie nachher gefesselt auf einen See? Das machte doch überhaupt keinen Sinn! In ihrer Welt machte momentan alles keinen Sinn.

Das Boot hielt mitten auf dem See an. Einer der Brüder hielt sie fest und der andere machte ihr Gewichte, vermutlich aus Blei, an die Fussfesseln. Dann wurde Midna mit einem kräftigen Stoss in den See gestossen. Kaum realisierte sie ihre Lage, zogen die Gewichte sie auch schon Unterwasser. Sie versuchte so gut sie konnte an der Oberfläche zu bleiben, jedoch ohne Erfolg. Die Gewichte zogen sie immer tiefer, hinab auf den Grund des Sees.

Rettung

Midna hatte das Gefühl in unendliche Dunkelheit zu fallen. War sie tot? Nein, sie konnte ihren Körper spüren...und noch etwas; etwas, oder jemand, drückte auf ihr Gesicht, oder zumindest fühlte es sich so an. Lansam wurde es wieder heller um sie herum. Ihre Muskeln waren steif vor Anstrengung.

Vorsichtig versuchte sie die Augen zu öffnen. Sofort verschwand der Druck von ihrem Gesicht. Sie blinzelte. Neben ihr sass ein Junge mit weissen Haaren, der sie gespannt ansah. Als sie ihm in die Augen sah, wich er ihrem Blick aus und wurde rot. «I-ich bin Chasper. Ich hab gesehen, wie sie dich ins Wasser geworfen haben und hab dich gerettet. Ist alles ok?», stotterte er. Das erklärte den Druck und warum er rot wurde; er hatte sie Mund zu Mund beatmet. Midna schien es nicht zu stören. Sie war froh, dass sie noch lebte. «Danke. Ich bin Midna.», antwortete sie. Langsam richtete sie sich auf. Chasper half ihr. «Du bist vermutlich noch nicht lange ein Werwolf, oder?», vermutete er. «Seit fünf Wochen.», lautete ihre Antwort. «Sieben Jahre», sagte er stolz. «Kannst du mir vielleicht sagen, warum sie mich töten wollten?», fragte sie leise. Chasper zögerte kurz. «Dieser Smith, der seinen Sohn verloren hat, liess ein Kopfgeld auf ein Mädchen mit schwarzen langen und grünen Augen ansetzen. Den Grund kenne ich nicht, aber sie dachten vermutlich, dass das du wärst.», entgegnete er. Midna gefrohr das Blut in Adern; der Vater ihres ehemaligen Verlobten hatte ein Kopfgeld auf sie angesetzt! Er dachte vermutlich, dass sie alle umgebracht hätte, weil die Spuren von einem Werwolf stammten und sie als einzige verschwunden war. Das erklärte natürlich so einiges.

«Kommst du?», fragte er ungeduldig. Sie sah ihn verwirrt an. «Wohin denn?», wollte sie wissen. «Die Welt entdecken! ICH bin ein Mitglied der Elite. Wir erkunden Stück für Stück die Umgebung. Wenn du willst, kannst du mitkommen.», antwortete er, als ob es selbstverständlich wäre. Midna nickte nur lächelnd. Er verwandelte sich in einen weißen Wolf und sie tat es ihm gleich. Seite an Seite stürmten sie über das Gelände. Endlich, endlich hatte sie jemanden gefunden, der sie verstand.



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  Yiunacorn
2015-03-21T17:22:30+00:00 21.03.2015 18:22
So, jetzt ist es offiziell: mir sind die Ideen ausgegangen >.< ich muss genau 223 Jahre totschlagen falls ihr also irgendwelche Ideen habt, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr sie mir mitteilen würdet
Von:  Zicke
2015-02-20T09:49:06+00:00 20.02.2015 10:49
Midna hat bast tatsächlich verwandelt!!!!
Diese brüder sind wirklich das letzte...
Oh je...
Bin mal gespannt ob die ganzen hintergründe noch raus komm.
Von:  Zicke
2015-02-20T09:44:06+00:00 20.02.2015 10:44
Klingt als wäre sie in basts dorf...
Aber wenn der typ ein werwolf war, den sie erstochen hat, ob der dann wirklich tot ist?
Naja, hier ist wohl einiges faul. So bleibt es weiter spannend.
Antwort von:  Yiunacorn
20.02.2015 18:10
Silbermesser
Und ich hab ihm die Kehle aufgeschlitzt
Von:  Zicke
2015-02-20T09:36:59+00:00 20.02.2015 10:36
Also mir sind die zwei zu freundlich!
Bin gespannt wie es weiter geht.
Da kommt sicher noch einiges.
Antwort von:  Yiunacorn
20.02.2015 18:21
Kapitel 7
Sind sie deiner Meinung nach immer noch freundlich?
Antwort von:  Zicke
20.02.2015 19:29
Ne. Hab gelesen und gleich kommentiert.
Später sind sie mies
Von:  Zicke
2015-02-20T09:31:12+00:00 20.02.2015 10:31
Da ist wirklich viel auf ein mal passiert!
Der werwolf war wirklich schnell!
Von:  Zicke
2015-02-19T20:26:51+00:00 19.02.2015 21:26
Ich muss B-chan zustimmen. Ihre Mutter ist wirklich liebevoll~
Es ist immer gut, ne Mama zu haben die für einen da ist.
Von:  Zicke
2015-02-19T20:22:37+00:00 19.02.2015 21:22
Für die Verhältnisse die ich gewohnt bin zwar ein kurzes, aber sehr schönes Kapitel!
bei deinem Schreibstil macht es echt spaß zu lesen~
Antwort von:  Yiunacorn
19.02.2015 21:24
*sich verbeugt*
Danke
Von:  Zicke
2015-02-19T20:17:12+00:00 19.02.2015 21:17
Schöner Prolog~
super geschrieben.
So richtig mystisch.
Von:  Yiunacorn
2015-02-16T19:19:56+00:00 16.02.2015 20:19
Er tut mir irgendwie leid

Antwort von:  -B-chan-
16.02.2015 20:36
Jetzt erfährt man, wie es überhaupt dazu gekommen ist >___<
Ein schlimmes Kapitel aber gut geschrieben :)
Von:  -B-chan-
2015-02-16T09:28:58+00:00 16.02.2015 10:28
Ein tolles Kapitel!
Wenigstens hat sich an ihm rächen können
Antwort von:  Yiunacorn
16.02.2015 20:30
B-chan! Ist dir irgendwie langweilig oder so? ^^
Antwort von:  -B-chan-
16.02.2015 20:37
nur ein bisschen xD


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