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Death Note - Another Note

L & Liz
von

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Silent Spirit shipping

„Los, komm! Ich habe es!“

Mello und ich hatten Nears Puzzle erneut geklaut. Verzweiflungstaten der Langeweile. Ich weiß auch eigentlich gar nicht, wieso ich immer mitziehe…

Ich glaube, das alles hat etwas mit Mello zutun. Er ist meine Familie.

Wir alle hier sind Waisen und den Meisten macht es nichts aus.

Nur mir. Ich brauche Anschluss, ich brauche Freunde und Familie. Ich bin anders, glaube ich.

Ich bin, da bin ich mir sicher, von außen betrachtet ein ganz normaler Teenager, der eventuell etwas überdurchschnittlich intelligent ist. Aber hier, in Wammys Haus, da bin ich derjenige, der anders ist. Aber Mello hilft mir, anders zu sein, indem er auch anders ist…

Das ist kompliziert, oder? Und doch bin ich die einzige, die so fühlt. Mello tut das alles nur aus Langeweile. Ich weiß noch nicht einmal, ob er mich wirklich mag. Ach, Quatsch! Natürlich mag er mich. Wir sind beste Freunde, vielleicht aus Langeweile, aber wir sind beste Freunde. Und ich weiß, uns kann nichts trennen. Das ist einfach so...

Da kann kommen, was will. Ich glaube, wir würden einfach irgendwann wieder aufeinander treffen, weil der Zufall es so will. Ich weiß nicht, wieso ich so denke. Vielleicht ist es, weil ich hier so anders bin. Ich habe mich schon lange damit abgefunden, schließlich bin ich schon 5 Jahre hier. Es ist, wie es ist. Bald kann ich, legal, raus und in ein normales Leben einsteigen. Ihr wisst schon, mit Jungs, Rockmusik und so was. Ich würde gerne in die High School gehen. Das wäre toll…

„Was ist denn los?! Träumst du?!“

Mello macht Stress… Immer mit der Ruhe, Kleiner. Near macht eh nichts gegen unsere Attentate.

Jedenfalls glaube ich, nein, ich weiß, dass wahre Freundschaft unter allen Umständen bestehen kann. Vielleicht sogar über den Tod hinaus. Der kleine Blondschopf ist mein kleiner schokosüchtiger Bruder. Verwandt ist verwandt, da kann man nichts machen.

„Lach nicht so blöde!“

„Geht’s denn los, Töpfchen?! Ich darf ja wohl über meine Gedankenflüsse lachen.“

„Du sollst mich nicht Töpfchen nennen!“

„Dann leg dir ne andere Frisur zu!“

War ja klar, dass wir nicht viel Spielraum hatten, um uns auszutoben…

„Ihr beiden Schon wieder! Mello, gib mir das Puzzle, und alle beide auf eure Zimmer und wehe dem, ich sehe euch beide noch einmal zusammen!“

Es war unsere verknarrte Aufsicht. Diese Pädagogen hier machen es jemandem, der anders ist, nicht gerade leicht, hier durchzukommen.

„Tschau, Töpfchen.“

Oh, Mann… Wenn er diese Grimassen zieht, dann fallen mir gleich noch viel miesere Spitznamen ein…

Turning Point

DEATH NOTE

ANOTHER NOTE

L & Liz
 

Page one:

Turning point
 

August 2002, Winchester.

Sie schmiss sich gelangweilt auf ihr Bett und griff erneut nach ihrem Buch, wie sie es immer tat. Lesen schien der einzige Ausweg aus dem alltäglichen Trott, der hier, jeden Tag, in Wammys Haus, herrschte. Sie las unglaublich schnell. Dies war auch der Grund dafür, dass sie täglich in die häusliche Bibliothek gehen musste, um sich neuen Lesestoff zu besorgen. Eigentlich erwartete sie den ganzen Tag den Abend, denn da konnte sie ihre Langeweile etwas loswerden, indem sie sich mit ihren Freunden, außerhalb des Waisenhauses, traf und die Straßen und Clubs Englands unsicher machte. Das zeichnete sie aus: Das junge Mädchen mit den besten Noten und dem schlimmsten Benehmen.

Sie war das schwarze Schaf, doch zugleich das Vorzeigekind.

Im Grunde ging es ihr genauso wie ihrem 2 Jahre jüngeren Kumpel Mello. Jedoch flüchtete er nur selten aus den kalten Mauern der Intelligenz, schließlich war er viel zu sehr damit beschäftigt, an seiner heißgeliebten Schokolade zu knabbern. Sie und Mello verbrachten zwar viele Nachmittage miteinander, allerdings kam da nichts Gutes bei raus; Die beiden versuchten den anderen Bewohnern Streiche zu spielen, erst Recht dem armen Near, den die beiden besonders auf dem Kieker hatten. Das lag nicht nur daran, dass sich der Konkurrenzkampf zwischen Mello und Near immer mehr zuspitzte, nein, es lag auch daran, dass Near einfach anders als alle anderen war, und sich somit vom Farbfeld abhob.

Das alles ging schon so weit, dass die beiden nicht mehr miteinander „verkehren“ durften, wie es ihr Direktor formulierte. So wurden die Tage noch langweiliger und träger, als sie es zuvor schon waren.

Kurz schien Lärm vom Hof aus in ihr Zimmer zu dringen. Sie stand auf und ging ans Fenster. Sie sah die anderen Kinder, wie sie sich auf dem Gelände von Wammys Haus vergnügten und spielten. Die eine Fraktion spielte Fußball, die andere Schach. Ein paar Kinder Schaukelten, die älteren spielten Karten und ein paar Mädchen saßen auf dem Boden und malten fantastische Kreidebilder. In dieser Welt fand sich unser Mädchen nicht wieder. Sie würde schließlich schon bald 15 werden und interessierte sich für Jungs, Rockmusik und Mode. Es erweckte bei ihr kein sonderliches Interesse, wenn sie Codes knacken oder Rätsel entschlüsseln sollte, die auf Codes basierten, obwohl sie damit keine Probleme hatte. Im Gegenteil, sie schaut sich das Problem an, und die Lösung scheint ihr ins Auge zu springen.

Sie seufzte kurz und sah in die Ferne. Sie würde bald gehen, das war sicher.

Es klopfte an der Tür. Sie dachte an Mello. Die beiden hielten sich nicht an ihr Verbot, es wäre doch viel zu langweilig gewesen.

„Herein“, erwiderte sie und sah immer noch raus.

Doch es war nicht Mello, der ihre Nähe suchte. Es war ein alter Mann, der in diesem Haus durchaus bekannt und willkommen war. Wie alle in Wammys Haus, trug auch dessen Gründer einen Decknamen: Watari trat in den kleinen Raum, schloss sanft die Tür und sah sich kurz um. 2 große Bücherregale bedeckten die rote Zimmerwand des rechteckigen Raumes, daneben stand ein kleiner Sessel, der zum Sitzen einlud. Rechts standen ein kleines Bett aus Buchenholz, daneben ein Nachttisch, wo ein Buch lag und ein Bilderrahmen stand. Auf dem darin geklemmten Foto war eine kleine Familie zu sehen, ein kleines Mädchen mit ihren Eltern.

„Hallo, Elizabeth“, sagte Watari mit ruhiger Stimme und lächelte. Elizabeth drehte sich erschrocken um. Sie kannte diese Stimme nicht, und woher kannte der alte Mann ihren richtigen Namen?!

„Wer sind Sie?! Woher kennen Sie meinen Namen?!“, entgegnete sie. Watari lächelte sie immer noch an und setzte sich auf den Sessel.

„Mein Name ist Watari, und ich kann dich natürlich auch Yashiro nennen, wenn du das möchtest.“ Er lächelte immer noch. Sein Lächeln war so gütig und warmherzig, dass Elizabeths Misstrauen sofort verschwand.

Natürlich wusste Elizabeth, wer Watari war, schließlich gründete er dieses Waisenhaus und im Unterricht wurde ihnen diese Geschichte mehr als genug eingebläut.

„Oh, Watari-sama!“, sie verneigte sich kurz, „Es tut mir leid, Sie so begrüßt zu haben. Ich wusste nicht… Was führt Sie zu mir?“ Die Sache mit ihrem Namen schien sie gar nicht mehr zu interessieren.

„Ich wollte dir mal wieder einen Besuch abstatten, junge Dame. Und wie ich hörte, hast du dich prächtig entwickelt.“ Er grinste und Elizabeth wurde leicht verlegen und fuhr sich durchs Haar. Aber was meinte er mit „mal wieder einen Besuch abstatten“? Liz setzte sich auf ihr Bett, mit einem großen Fragezeichen im Gesicht und voller Erwartungen, ein paar spannende Geschichten zu hören. Und das sollte sie auch…

„Du fragst dich sicherlich, was ich hier suche und woher ich deinen Namen kenne.“ Sein gegenüber nickte gebannt.

„Nun gut, weißt du, wie deine leiblichen Eltern verstarben?“

Sie schluckte kurz.

„Ja, meine Mum wurde von einem Zug überfahren, kurz nach meiner Geburt. 2 Monate später hatte mein Vater ein Autounfall.“ Sie sah kurz zu Boden.

„Richtig. Vor 15 Jahren kurz nach Weihnachten fand ein schrecklicher Autounfall statt, wo ein verwitweter Familienvater sein Leben verlor und 2 Kinder hinterließ. Ein 3 Monate altes Mädchen, noch ein Baby und ein 8 Jahre alter Junge. Ich vermittelte das Baby an ein Pärchen, welches selbst keine Kinder bekommen konnte und nahm den Jungen bei mir auf. Schon nach kurzer Zeit stellte sich das unglaubliche Kombinationsgenie des Burschen heraus und nach einem Jahr Hilfsarbeit bei der Polizei, war er in der Lage unter einem Decknamen seine eigenen Ermittlungen zu führen. Heute, 16 Jahre später ist er der beste Privatdetektiv der Welt und bekannt unter dem Namen L. Ich gründete dieses Haus im Jahr 1989 und meine eigentliche Absicht dabei war, Ls Genie beizubehalten und Nachfolger zu ermitteln.“ Er sah Liz an. Diese hörte allerdings nur besonnen und interessiert zu und wartete auf die Fortsetzung. Watari grinste kurz, bevor er fortfuhr.

„Nun sind wir schon in der 4. Generation, was die potentiellen Nachfolger Ls angeht, und leider stellte sich heraus, dass bis jetzt nur schwarze Schafe geeignet waren, in Ls Fußstapfen zu treten.“

Liz unterbrach ihn. Ihr dämmerte etwas.

„L ist tot?! Wie?! Ich soll seine Nachfolgerin werden?“ Sie konnte es gar nicht fassen. Vor lauter Aufregung und Erschütterung wäre sie fast aufgesprungen.

„Um Gottes Willen, nein!“, beteuerte Watari und kurz wich das Lächeln des Forschers von seinem in Falten geschlagenen Gesicht. „Dass du gleich an so was denkst, meine Liebe. L geht es gut, und ich denke, ihm wird es noch viel besser gehen, wenn er von der Sache erfährt, die ich gerade versuche, dir zu erzählen.“

„Sie teilen mir eine Neuigkeit vor L mit?! Was ist denn in Sie gefahren?!“

„Ich bitte dich, lass mich doch erzählen.“, bat er ruhig und gesonnen. „Genug von dem Jungen. Die Geschichte von L kennst du sicher in und auswendig, soweit sie bekannt ist.“

„Sicher, tu ich das.“, sie grinste kurz in sich hinein. //Wer tut das nicht?//

„Interessiert dich auch, was mit dem Baby passiert ist?“

„L hat ’ne Schwester?!“ Elizabeth war geschockt. Das hatte sie echt umgehauen. Auch wenn sie das schon längst aus Wataris Erzählungen hätte erschließen können, bzw. müssen, sie musste es noch einmal hinterfragen, so unglaublich fand sie es.

Watari sah kurz zu Boden, um im Stillen zu klären, ob die Kleine auch wirklich hier hin gehörte.

„Ja, hat er. Sie weiß gar nichts von ihrem Bruder.“

„Dann muss ihr schnell jemand etwas davon erzählen! L ist ihr Bruder! Die wird vor Freude in die Luft gehen!“

„Ja, das würde sie, wenn du mich endlich ausreden lassen würdest! >_<°“

„Oh, tut mir leid^^°“, Liz grinste mal wieder verlegen und setzte sich anständig hin.

„Das Baby kam in eine Adoptivfamilie und führte ein ganz normales Leben, nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie Hochintelligent war und somit Privatunterricht bekam.“ Watari sah Liz an und hoffte, dass seine Worte endlich bei ihr ankommen und fruchten würden, aber vergeblich. Nach einem kurzen Seufzen erzählte er weiter: „Doch leider erwartete sie mit 10 Jahren ein weiterer Schicksalsschlag: Bei der Geiselnahme in London vor 5 Jahren verlor sie erneut ihre Elternteile und somit wurde sie erneut eine Waise.“

Langsam aber sicher schien Liz zu begreifen. Ihr Blick fixierte sich auf einen Punkt im Raum und sie schien total ruhig und konzentriert.

„Sie kam aufgrund ihrer Intelligenz hierher, nach Wammys Haus, und den Rest der Geschichte kennst du besser als ich es je tun werde. Jedenfalls bist du ein Rätsel für deine Betreuer und Lehrer. Anscheinend bist du ein bisschen zu… „normal“.“

Liz sah auf den Boden und schwieg. Das musste sie erst mal verarbeiten.

„Ich bin wirklich seine Schwester?“, fragte sie vorsichtig. Watari nickte, als ob er gerade bestätigt hätte, dass sein eigener Sohn Klassenbester in Physik wäre; voller Stolz.

Kurz darauf beschloss Elizabeth aufzuspringen, einen Koffer unter dem Bett hervor zu kramen und tonnenweise Klamotten hinein zu manövrieren. Watari sah überfordert dem Geschehen zu.

„Was tust du da?^^°“

„Packen.“ Sie war schon ganz außer Atem.

„Wofür?“

„Sie, Watari, der Gründer von diesem totlangweiligen, aber genialen Waisenhaus, kommen einfach hierher, wegen mir, erzählen mir meine Lebensgeschichte, von der ich gar nichts wusste und, dass ich mit L, dem Vorbild und Idol, nein, dem Gott aller Bewohner hier, nah, sehr nah verwandt bin und haben nicht so eine Reaktion erwartet?! Ich habe alle meine Verwandten verloren, selbst meine Adoptiveltern und nun erfahre ich, dass ich einen Bruder habe? Dem werde ich gleich einen Besuch abstatten!^^“ Voller Elan versucht sie mit aller Kraft ihren Koffer zu schließen, der aber deutlichen Widerstand leistete. Als sie sich drauf setzte, ein wenig drauf rum sprang und noch mal fest zudrückte, schnappte das Schloss endlich ein und sie wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sie lächelte Watari an. Der lächelte zurück und stand auf. //Da werden 2 Welten aufeinander treffen. Hoffentlich geht das gut//, dachte er.

„Nun gut, dann lass uns gehen.“ Er nickte und ging voraus. Liz schnappte noch schnell ihr Buch und Ihre Jacke und schleifte den Koffer hinter sich her. Als die beiden auf den Flur kamen, fiel ihr noch etwas ein.

„Warten Sie bitte einen Moment! Ich hab da etwas vergessen!“ Liz ließ alles fallen und drehte um. Sie rannte schnell den Flur entlang, die Treppe runter in den Jungenaufgang.

„Mello!!!“, rief sie. „Mello, Mello!!!“ Immer wieder rief sie ihn, bis sie endlich vor seiner Tür stand. Sie klopfte nicht, sie riss die Tür einfach auf und stürzte rein. Mello sah sie erschrocken an.

„Yash?! Was ist los? Hast du Near sein Puzzle weggenommen?“, fragte er. Er sah sie schräg an und biss von seiner Tafel Schokolade ein dickes Stück ab.

„Ich gehe. Ich fahre weg. Keine Ahnung wohin. Aber zu L. Ich bin seine Schwester! Ist das nicht unglaublich?!“

Mello sah sie ungläubig an. Als er merkte, dass sie es toternst meinte, hörte er auf zu kauen und schaute verdutzt drein.

„Wie… Was?!“

„Erzähl ich dir später, ich muss los! Ich schreib dir ’ne Karte oder so!“ Sie umarmte ihn schnell. „Wir sehen uns! Mach’s gut!“ Mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden. Mello trat kurz auf den Flur und sah ihr nach.

„Mach’s besser…“, murmelte er zu sich und nahm noch einen Bissen von der Schokolade. Irgendetwas sagte ihm, dass der Kontakt zwischen den beiden für lange Zeit unterbrochen sein würde.

Liz rannte wieder auf den anderen Flur. Doch anstatt Watari und ihren Koffer anzutreffen, war der Aufgang leer; keine Menschenseele vor Ort. Sie sprintete weiter Richtung Eingang und dort fand sie auch Watari, der vor seiner Oldtimer-Limo schon für sie die Tür aufhielt und auf sie wartete. Sie lächelte und rannte weiter, sprang in die Limo und atmete tief durch. So richtig realisiert hatte sie noch nichts, sie tat einfach das, was ihr Herz ihr zuflüsterte. Watari schloss die Tür und stieg ein.

„Wo soll’s denn hingehen?“, fragte er aus Jux, um seine Position als Chauffeur zu verdeutlichen.

„Atlantic City!“, erwiderte sie, ebenfalls aus Spaß.

„Nun gut, ganz so weit ist Ls Zentrale auch wieder nicht.“

„Wo ist sie denn?“

„In Silverstone“

Silverstone ist ein mittelgroßes Dorf, mit ca 2000 Seelen und liegt etwa zwischen Oxford und Northampton. Das Dörfchen ist Recht populär aufgrund der Formel-1 Rennstrecke Silverstone-Circuit.

„Das sind ca 85 Meilen, also ungefähr 100 Minuten Fahrt, richtig?“

„Richtig.“

Liz sah aus dem Fenster. Watari war schon losgefahren. Sie war so aufgeregt und hippelig, dass sie nicht stillsitzen konnte.

„Wie ist er so?“, fragte sie nach einer Weile.

„Ganz anders als du“, lautete die Antwort.

Sie verstand die Botschaft und legte sich zurück. Sie musste sich wohl gedulden und warten, bis er vor ihr stand. In diesen Momenten ging es ihr nicht darum, dass es L war, dem sie in ca 1 ½ Stunden antreffen würde, es war die Tatsache, dass es ihr Bruder war, ein leiblicher, und vor allem lebender Verwandter.

//Hoffentlich ist es nicht so ein W.o.W-Spieler. So ein Freak… Vielleicht ist er sportlich? Vielleicht ist er schwul? Nein… der ist nicht schwul. L darf sich um so was keine Gedanken machen. Vielleicht ist er ja musikalisch oder so…// In ihrer Fantasie malte sie sich den perfekten Bruder aus: Blond, komischen Geschmack, was Klamotten anging, Schokosüchtig und… ein jüngerer Bruder. Sie dachte an Mello. Erst jetzt wurde ihr klar, dass das vielleicht locker ein Abschied für immer gewesen sein könnte. Sie sah erneut raus und begann schon, ihn zu vermissen. So oft hatten sich die beiden geickert. Liz ließ gerne ihre Aggressionen an ihm aus, wenn sie im Lacrosse verloren hatte. Sie spielte Lacrosse im Verein. Das wurde ihr ausnahmsweise gestattet, als der Direktor sah, wie sehr sie sich gelangweilt hatte.

Sie seufzte kurz und wand ihre Gedanken zum Trost an ihren richtigen Bruder, dem sie bald zum ersten Mal gegenüber treten würde.

Wie würde er reagieren? Würde er sich freuen? Lachen? Weinen? Liz suchte etwas, worin sie sich spiegelte. Vielleicht würde er sich bei ihrem Anblick auch sofort übergeben...

Weiter fuhren die beiden nach Norden, Richtung Silverstone. Eine Frage hatte Elizabeth schon immer auf dem Gewissen, seit dem 23. August, als in der Zeitung stand, dass man den Strohpuppenfall von L.A. aufgeklärt habe.

„B wollte nur besser sein als L, richtig? L hat diese FBI-Agentin doch nur als seine Marionette genutzt, hab ich Recht? Viel habe ich von dem Fall nicht mitbekommen, aber diese ganze Vorgehensweise war einfach zu ausgefeilt und doch zu sehr ein „Zufall“.“

„Ja, das ist auch korrekt. Ich denke, L wird dich darüber unterrichten, wenn du das wünschst.“

Mit diesen Worten trat wieder Stille ein und Liz wartete geduldig ab, bis die Limo in den Ort Silverstone fuhr. Durch das Kaff, in einen abgelegenen Teil… Herunter gekommene Plattenbauten, Bauschutt und Graffitis; Sie waren im Ghetto.

Liz sah sich verwundert um.

„Sind wir…da? ^^°“ Watari nickte stumm und stieg aus. Mit strammen Schritten schritt er um die Limo und öffnete Elizabeth die Autotür. Sie stieg aus und sah sich irritiert um.

„Ist das nicht irgendwie… zu offensichtlich? ^^° Ich meine, wenn jemand wirklich L finden wollen würde, dann würde er sich fragen, wo er L am ehesten vermuten würde. Also, ich persönlich denke da an ein Luxushotel und dann an…“ Sie sah sich kurz um, „ das hier. Ist das nicht viel zu offensichtlich? Sicher, diese Frage würden sich viele auch stellen und sich dann erneut eine andere Frage stellen, nämlich, wo sie L nicht vermuten würden und dann würden sie sicher da suchen. Aber was ist mit denen, die das einkalkulieren oder für die, die erst gar nicht so weit denken?“

Watari sah sie kurz an.

„Das Luxushotel hatten wir vor 3 Tagen.“

Wieder verstand Liz die Botschaft. Weil alle Menschen verschieden sind und denken, und so auch Ls Feinde, wurde der Ort der Zentrale von Zeit zu Zeit geändert.

Watari ging voraus und das Mädchen, das sehnsüchtig ihren nichts ahnenden Bruder erwartete, folgte ihm nervös. Sie gingen in einen der großen Betonbauten und stiegen etliche Treppenstufen hinauf, da der Fahrstuhl defekt war. Es wunderte Liz, dass der alte Mann noch so fit war und locker 8 Stockwerke aufstieg. Watari blieb vor einer hölzernen Tür mit Guckloch stehen. Sie sah ganz normal aus, genau, wie die gegenüberliegende. Keine Sicherheitsvorkehrungen, gar nichts. Für kurze Zeit wunderte Liz diese Tatsache, doch dann spielte sie mit dem Gedanken, dass es einfach zu auffällig gewesen wäre. Watari zog einen Schlüssel und schloss auf. Elizabeth konnte es gar nicht glauben; Erst heute Morgen hatte der Tag ganz normal begonnen, wie jeder andere, und nun war sie nur wenige Schritte von ihrem Bruder entfernt.

Sie trat auf einen Flur und sah sich kurz um. Kahle weiße Wände, trister, verrannster Teppichboden. Die Wohnung war leer. Als sie die ersten Schritte machte, sah sie auf eine offene Tür, die in einen großen, leeren Raum führte daneben eine verschlossene Tür. Gleich neben ihr befand sich ein kleiner Raum, die Tür stand offen, mit Toilette, Dusche und Waschbecken. Der Flur wurde breiter, je rechts und links befanden sich 2 weitere mittelgroße Räume. Rechts die Küche, die aber auch nur spärlich möbliert war. Watari führte sie durch die offene Tür, in den großen, ebenfalls leeren Raum.

„Bitte warte kurz hier.“, bat er sie, und Liz tat wie ihr befohlen. Sie stand unschlüssig im Türrahmen und versuchte einen Blick in den kargen Raum zu erhaschen, doch sie konnte nichts Weiteres erkennen, als Risse in der Wand oder vereinzelte Flecken auf dem Putz oder auf dem Teppich. Vor lauter Nervosität trat sie vom einen Fuß auf den anderen. Was würde jetzt passieren?
 

••

Watari ging in den Raum, rechteckig und genauso kahl, wie der Rest der Wohnung. Der Raum war leer und es gab keine weiteren Türen. War L unsichtbar geworden?

Watari griff in seine Anzugtasche und holte ein Mobiltelefon hervor. Er tippte eine Nummer ein und eine Treppe schwebte schnell von der Decke. Watari steckte das Handy weg und stieg die Treppe hinauf. L hatte ihn schon erwartet. Es kam so gut wie nie vor, dass Watari unabgemeldet einfach wegging. Der Forscher gelangte durch die Geheimtreppe in die vom Aufbau haargenau selbe Wohnung, nur war diese komplett eingerichtet und schien weit aus lebendiger. Das Wohnzimmer wirkte nur noch halb so groß, da Schränke und Lampen den Platz nahmen. Vorkopf in der Ecke stand eine Eckcouch mit passendem Tisch. Auf der Couch kauerte ein junger Mann in sonderbarer Sitzposition. Sie soll angeblich das Denkvermögen um 40% steigern. Vor dem Herrn standen ein hochwertiger Laptop, ein Head-set, Drucker, Scanner und 2 Bildschirme, die jeweils an eine Kamera angeschlossen waren. Die erste Mini-cam befand sich an der Tür der leeren Wohnung, am Guckloch. Auf dem ersten und 2. Blick fiel sie gar nicht auf, aber wenn man genau hinsah, erkannte man einen „Dreckfleck“. Die Zweite befand sich im Wohnzimmer des unbewohnten Appartements. Das zusammen gekauerte Geschöpf hatte schwarzes, verwuscheltes Haar, schwarze Pandaaugen, die es auf seinen Gast richtete und es kaute fasziniert an seinem Daumennagel. Die zweite befand sich im Wohnzimmer des unbewohnten Appartements. Die geheime Treppe fuhr langsam geräuschlos wieder in sich zusammen.

„Guten Tag, Ryuzaki-kun.“, begrüßte er den jungen Mann.

„Sie haben einen neugierigen Gast mitgebracht, Watari-san?“, fragte er ruhig. Er wirkte sehr kindlich, als er zu Watari aufschaute. Ryuzaki stellte gerne rethorische Fragen und er starrte interessiert auf einen der 2 Bildschirme. Er beobachtete ein Mädchen dabei, wie es das Wohnzimmer nach irgendetwas genau absuchte. Sie schien ziemlich verwirrt. Warum wohl?

„Sie müssen wissen, dass diese junge Dame eine der klügsten Köpfe Wammys’ Haus ist“

Ryuzaki beobachtete noch immer unbeeindruckt Liz und zeigte keine Reaktion.

„Sie sieht ihrer Mutter sehr ähnlich, finden Sie nicht?“

Ryuzaki sah ihn fragend an.

Watari rang um Worte. Wie sollte er es ihm auf die schnelle beibringen?

„Sie erinnern sich sicher an ihre kleine Schwester?“

Ryuzaki sah schlagartig wieder auf den Bildschirm. Er schien noch blasser geworden, als er es ohnehin schon war. Er drückte auf eine Taste auf seinem Laptop und die geheime Treppe fuhr wieder aus.
 

••

Liz war gerade in der hintersten Ecke und suchte nach leichten Vertiefungen oder ähnlichem, als sich hinter ihr auf einmal ein Zugang zu dem machte, was sie suchte. Sie drehte sich um und erschrak. Sie beobachtete die Treppe, während sie ihre letzten Zentimeter wuchs. Sie fackelte nicht lange und stürzte die Treppe hoch, im wahrsten Sinne des Wortes. In ihrem Eifer stolperte sie in das nächste Stockwerk doch schnell stand sie wieder auf. Sie war in der 2. Wohnung. Sie hatte kaum Möglichkeit sich groß umzusehen, denn irgendjemand, und natürlich wusste sie wer, umarmte sie fest und wollte sie am liebsten nie wieder loslassen. Sie erwiderte die Umarmung und drückte sich an ihn.

„Ich dachte, du seist tot…“, flüsterte L.

Watari lächelte und wusste, dass er eine gute Tat vollbracht hatte. Ryuzaki lächelte leicht. Lange ist es her, als er solch ein Gefühl empfunden hatte, überhaupt ein richtig „menschliches“ Gefühl empfunden hatte.

Die beiden lösten die Umarmung und sahen einander an.

Ryuzakis Blick fiel auf ihr schwarzbraunes Haar, in ihre schwarzen Kulleraugen, über ihr pinkschwarz kariertes Oberteil, welches ihr locker über die Hüften hing, auf die schwarze Jeans, die ihre langen Beine sehr betonte. Elizabeth inspizierte ihr Gegenüber ebenfalls. Sie konnte ihre Gedanken gar nicht ordnen, sie war so glücklich, wie seit langem nicht mehr. Fasziniert sah sie ihn an. Er kam ihr unheimlich vertraut vor. Endlich meldete sich Ryuzaki zu Wort.

„Du… Du siehst Mutter so ähnlich.“

Sie sah ihn verlegen an. „Danke, ich würde gern etwas erwidern, aber ich kann mich leider an nichts mehr erinnern…“ Sie sprach sehr leise und sie hatte auch irgendwie Angst davor, ihre Stimme zu erheben.

Peinliche Stille. Liz’ Blick schweifte von L ab und sie erkannte etwas sehr verlockendes zwischen dem Mediengelürre: Eine Schale Erdbeeren.

„Erdbeeren!“, rief sie und rannte auf die Schale zu, in der Hoffnung, das ganze würde die Situation zusätzlich ein wenig auflockern.

Watari kam sich ziemlich überflüssig vor, als die beiden Geschwister sich um Erdbeeren stritten und sich ickerten. Das ganze schien auf Anhieb zu klappen. Selbst Ryuzaki schien zu lächeln, als er die Schale hoch in die Luft streckte, in unerreichbarer Höhe seiner Schwester. Diese sprang aufgeregt auf und ab, um doch noch an die Erdbeeren ranzukommen.

With one another

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With one another
 

Watari sah den beiden noch eine Weile zu; Die beiden lächelten um die Wette und stritten sich weiter um die Erdbeeren. Watari hatte L noch nie so erlebt. Eigentlich war es ein Vorteil für L, keinerlei Gefühle zu empfinden. Hoffentlich würde diese neue Begegnung nichts an Ryuzakis Potenzial als L ändern…

Watari sah die beiden ein letztes Mal an, seufzte kurz, machte auf dem Absatz kehrt und aktivierte die Treppe. Er war auf dem Weg zu seinem Schreibtisch und Laptop, um ein wenig weiter zu arbeiten.

Die Geschwister sprachen nicht viel miteinander. Jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt.

Elizabeth rüttelte weiter an L, der erneut die Schale in die Höhe hielt.

Nach einer gewissen Zeit gelang es ihr endlich, ihrem Bruder die Erdbeeren aus der Hand zu schütteln und die Schale fiel hinab. Sie fing sie auf und grinste breit.

„Und das Mädchen in pink hat gewonnen!!!“, rief sie freudig und streckte ihre Faust siegessicher in die Luft. Sie schnappte sich eine Erdbeere, steckte sie sich in den Mund und stellte die Schale zurück auf den Tisch.

„Hey, die sind ja total überzuckert…“ Sie grinste, „So esse ich sie am liebsten^^!“

Kurz darauf schmiss sie sich auf die Couch. „Wessen Wohnung ist das?“

„Mr. Thomas ist gerade im Urlaub. Ich habe die untere Wohnung gemietet und diese Treppe einbauen lassen.“, antwortete L. Er ließ sich neben ihr nieder, zog die Beine an den Bauch und legte die Arme um die Knie.

„Ist das nicht irgendwie kriminell? Der Bau der Treppe war sicherlich schwarz und über die Wohnung reden wir besser nicht…“, entgegnete Liz und stutzte. L zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.

„Wenn wir hier raus sind, werden keine Spuren zu finden sein.“, sagte er entschlossen.

Liz nickte und nahm es hin, schließlich hatte sie es hier mit L zu tun.

„Genauso wenig Spuren, wie bei den Strohpuppenmorden?“ Sie grinste und wartete auf eine Reaktion.

„Ich werde auch keine Indizien hinterlassen, keine Sorge.“, wies er ab.

„B war schon immer etwas größenwahnsinnig… Mal ganz davon ab, dass er so aussieht wie du oô“ Sie sah ihren Bruder konfus an, dieser seufzte kurz.

„Du willst die Geschichte der Morde hören?“

„Aber hallo!“

L begann ihr jede Einzelheit zu erzählen und seine Schwester staunte, während sie aufmerksam zuhörte.

„Wow…“, machte sie nur und sah auf seinen Laptop. „Ich hoffe deine aktuellen Fälle sind auch so spannend.

„Leider nicht. Ehrlich gesagt scheinen die Kriminellen sich in letzter Zeit zurückgezogen zu haben. Ich beschäftige mich aus Langeweile mit ein paar Drogendealern, Bankräubern und Raubmördern. Nun warte ich, dass die Polizei den Tätern auch endlich auf die Schliche kommt.

„Langweilig“, bemerkte Liz und sah L an. Dieser nickte kurz und sah sie an. „Bald kommt sicher wieder ein größenwahnsinniger, der die Welt beherrschen will, oder die Menschheit ausrotten will, oder Sonstiges. Auf so was sollte und muss man nicht warten.

„Auch wieder wahr. Sag’ mal, sieht dein Alltag SO aus? Rumsitzen und… auf Verbrecher warten, die deiner würdig sind?“ L war kurz angebunden. „Ja“

„Oh, Mann… Ich würde kaputt gehen.“

„Deshalb sollen auch Near und Mello meine Nachfolge antreten und nicht du.“, sagte er knapp und schnappte sich eine Erdbeere. Elizabeth fühlte sich ein wenig „gedisst“, nahm es allerdings nicht schwer, schließlich wollte sie gar nicht Ls Nachfolgerin werden.

„Der kleine Near? Okay, der ist klug, aber verdammt seltsam.“

„Ich bin auch seltsam.“, entgegnete L und öffnete ein Programm, welches irgendwelche Daten zusammen schmiss und analysierte.

„Nein… Doch… Okay, du auch! Aber Near ist seltsamer!“, versuchte Liz sich zu rechtfertigen.

„Du hattest Langeweile und brauchtest was zum niedermachen.“, stellte ihr Bruder, der verdammt desinteressiert schien, fest.

„ … Also… So kann man das jetzt auch nicht sagen…“ Sie empfing einen viel sagenden Blick Ls.

„Okay, du hast Recht.“ Sie sah ihrem L fasziniert dabei zu, wie er ein Diagramm erstellte.

„Und wie sah dein Alltag aus?“, fragte er und sah weiterhin nicht von dem Bildschirm auf. Er begann am Daumen zu knabbern.

„Aufstehen, Frühstücken, Unterricht, Lesen, Mellos Schokolade klauen und dann vor ihm wegrennen, Lacrosse, Lesen, Langweilen… Und abends bin ich meistens ausgebüchst und mich ein wenig ausgetobt.“ Sie grinste.

„Du spielst Lacrosse?“ Liz nickte. „Und was verstehst du unter austoben?“ L wusste, wie man seine Neugier geschickt verbarg.

„In Clubs gehen und ein wenig feiern.“

„Du bist gerade mal 14, wirst bald 15…“ Irgendwas schien seinen Beschützerinstinkt hervorgerufen zu haben.

„Auf meinem Pass heiße ich Yashiro und bin bald 16… in einem Jahr.“

„Und das haben die dir geglaubt?“

„Bin immer rein gekommen.“

Beschwichtigt wendete L sich wieder seinem Laptop und seinen Erdbeeren zu.

Liz sah interessiert zu. L analysierte die Mordzeiten, Orte, und die Arten der Morde. Auch wenn er den bereits vorbestraften Raubmörder aus Michigan schon entlarvt hatte, detaillierte er seine Arbeit noch einmal.

Nach einer Zeit lehnte Elizabeth sich an ihren Bruder an. Ihr Kopf an seiner Schulter. L sah kurz zu ihr und wurde leicht rot. Dann lächelte er wieder minimal, bevor er weiter arbeitete.

„Wie waren sie so?“, fragte Liz nach einer Zeit.

„Wen meinst du?“

„ …Mum und Dad…“

L sah aus dem Panoramafenster hinaus auf den anderen Plattenbau gegenüber.

Die Fenster waren mit einem äußerlichen Sichtschutz abgedeckt, der einen Einblick in die Wohnungen durch leichte aber effektive Verspiegelungen unmöglich machte.

„Liebevoll und spontan. Besorgt und überempfindlich, wie Eltern eben so sind. Vater spielte Lacrosse, er trainierte eine Damenmannschaft.“

Liz zog die Braue hoch. Nun wusste sie, woher sie das hatte.

„Mutter war sehr still, im Gegensatz zu Vater. Er war sehr aufgeweckt. Die beiden waren sehr intelligent. Er hatte eine Werbefirma in London.“

Beide schwiegen. Er sah kurz zu Liz, diese sah auf den Boden und er blickte auf ihren Scheitel.

„Wir sind oft spazieren gegangen, im Park in Swanley. Immer, wenn ich dich auf den arm nehmen wollte, hast du geschrieen^^°. Du hast mich nicht besonders gemocht…“

Ryuzaki erzählte und erzählte. Jedoch passte sein Tonfall nicht wirklich zu den Erzählungen. Er sprach monoton, obwohl er ganz anders fühlte.

Liz versuchte zuzuhören, doch der späte Abend war schon angebrochen und sie war sehr müde. Der Tag war sehr aufregend, jedenfalls seine letzten 5 Stunden. Langsam fielen ihr die Augen zu, und wie sehr sie auch gegen ankämpfte, sie fiel kurzerhand in den Schlaf.

Ryuzaki sprach immer noch über alte Zeiten, als er endete, schlief Liz sicherlich schon einige Zeit.

„Yashiro?“, fragte er dann, schließlich hatte sie schon lange keine Antwort mehr gegeben.

Wieso nannte er sie nur bei ihrem Decknamen? Hatte er ihren richtigen Namen schon vergessen?

Er sah sie an und seufzte. Er stand auf und nahm sie auf den Arm. Er trug sie ins Schlafzimmer und deckte sie zu.

„Ich dachte, du seist tot…“, flüsterte er und schlurfte leise wieder hinaus. Wie immer arbeitete L durch, auch wenn es zu dieser Nacht nur wenig Arbeit gab.
 

••

Der neue Tag hatte schon lange angebrochen. Eine Ls Kleinkriminellen hatte noch einmal zugeschlagen und die Polizei hatte ihn immer noch nicht geschnappt. Es war schon nach 13h und Liz schlief noch. L lutschte vergnügt an einem Lolli und versuchte mit Zuckerstückchen die Stadt London in Miniaturgröße nachzustellen. Ryuzaki fragte sich, ob so viel Schlaf überhaupt nötig sei und stand auf, um seine kleine Schwester zu wecken. Diese hatte sich schön in ihrer Decke eingemummelt und schlief friedlich. L schlich zu ihr und sah sie kurz an. Kurz schubste er sie an der Hüfte.

„Aufstehen.“, sagte er. Wecken war wohl nicht seine Stärke.

Liz zeigte keinerlei Reaktionen. L versuchte es noch einmal, wieder nichts.

Er ging zurück in die Küche und holte sich eine Schale Erdbeeren. Er setzte sich auf den Stuhl, der vor dem Bett neben dem Bücherregel stand. Wie immer zog er die Beine an und legte die Arme um die Knie. Vergnügt lutschte er an der Erdbeere rum. Doch L wollte nicht länger warten. Er sah Liz an, die immer noch tief und fest schlief. Dann, auf einmal, warf er sie mit einer Erdbeere ab. Er traf mitten in ihr Gesicht. Kurz zog sie ihre Gesichtsmuskeln zusammen und drehte sich auf die andere Seite.

„Aufstehen.“, sagte Ryuzaki noch einmal.

„Jetzt noch nicht…“, murmelte Liz verschlafen und knuddelte sich in ihr Kissen. Sie roch etwas… Sie roch die Erdbeere, die ihr eben ins Gesicht geworfen wurde und sie setzte sich auf. Sie suchte sie, aber fand sie nicht. Denn, was sie nicht wusste, als sie sich umgedreht hatte, hatte sie die Erdbeere mit ihrem Hinterkopf platt gewalzt und nun hing die Erdbeermatsche in ihrem Haar. Dann spürte sie das Glitschige an ihrem Hinterkopf und sie verzog das Gesicht.

„Iegh…“, machte sie und sah sich um. Sie erblickte ihren Bruder mit den Erdbeeren in der Hand. „Du Idiot!“

„Damit habe ich nichts zutun. Du hast dich draufgelegt.“, entgegnete er beschwichtigt und zuckte mit den Achseln.

Liz schnaufte und stand auf. Zielstrebig stapfte sie an ihm vorbei, griff in die Schale mit den Erdbeeren, aß eine und ging ins Bad, um sich das Mus aus den Haaren zu waschen.

Als sie wieder kam –frisch geduscht- fand sie ihren Bruder erneut im Wohnzimmer wieder, als er erneut London aus Zucker erbaute. Dieser Anblick erinnerte Liz sehr an Near…

„Sag mal, soll ich dich eigentlich auch L nennen, oder sagst du mir deinen Namen?“

„Nein, du sollst mich nicht L nennen, Yashiro. Nenne mich bitte Ryuzaki.“

Seine Schwester sah ihn entsetzt an. „Wir sind Geschwister! Nenn mich Elizabeth und sag mir deinen richtigen Namen!“

L sah sie an und schwieg.

„Auf dem Papier existiere ICH nicht. Niemand kennt meinen richtigen Namen. Ich habe sicherlich x-tausend Identitäten, aber meine Wahre wird für immer bei mir unter Verschluss sein.“

„Aber wir sind…“

„Ich weiß, ich kann dich verstehen, aber es ist zu unserer eigener Sicherheit.“

„Kannst du ihn mir noch nicht einmal sagen?“

L schwieg. Er gab einfach keine Antwort. Vielleicht fand er seinen Namen irrelevant, aber für Liz war es sehr wichtig. Sie seufzte und ging zurück ins Schlafzimmer. Doch da sollte sie nicht länger bleiben.

„Yashiro?“, rief sie L und sie stand träge auf und schlurfte ins Wohnzimmer.

„Hm?“, brummte sie.

„Hier sind Daten zu einem mysteriösen Mord in Frankreich. Viel Spaß.“ Mit diesen Worten machte er vor seinem Laptop für sie Platz. Liz schwieg und verließ das Wohnzimmer wieder. Sie ging ins Arbeitszimmer und holte sich einen Bürostuhl. Sie schob den Laptop zu sich heran und den Stuhl an den Tisch. Denn auch sie hatte eine Sitzposition, in der sie besser arbeiten konnte: Sie setzte sich falsch herum auf den Stuhl, so dass sie die Lehne vor dem Bauch hatte, und winkelte ein Bein seitlich an, als säße sie im „halben“ Schneidersitz.

Bei dem Fall handelte es sich um einen seltsamen Mord. Das Opfer wurde erschossen und gebrandmarkt. L hatte Fotos, Polizeiberichte sowie Zeugenaussagen und Hintergrundinformationen über das Opfer. Das Opfer war nackt. Es war ein Mann. Er wurde verstümmelt, nachdem er getötet wurde. Obwohl er auf dem Rücken lag, zeigte sein Gesicht flach auf den Boden und Arme und Beine waren gebrochen.

Liz begutachtete das eingebrannte Symbol genau. Sie war sehr belesen und erkannte es sofort: Es war das Symbol einer satanistischen Untergrundorganisation, die eigentlich als ausgestorben galt. Doch dieser Mord, dieses Symbol bewies in gewisser Hinsicht das Bestehen dieser Organisation. Diese bestand aus Wissenschaftlern, welche extreme Gegner der Kirche waren. Sie wollten die Welt von ihren Forschungen überzeugen und, dass die Religion nur eine Ausrede für nicht erlangtes Wissen sei.

Zu Liz’ Erstaunen stellte sich heraus, dass das Opfer ein Nobelpreisträger der Teilchenphysik und dazu noch ein streng gläubiger katholischer Priester war. Das Opfer hatte sich als Ziel gesetzt, die beiden krassen Gegensätze Kirche und Wissenschaft miteinander in Einklang zu bringen, wie einst der Führer dieser Bruderschaft: Galileo Galilei. Sollte ihm das das Leben kosten?

Liz recherchierte und überlegte. Sie knabberte an einer Erdbeere und schon nach einigen Stunden kam sie auf die Lösung.

L war beeindruckt von ihrer schnellen und ausführlichen Arbeit. Zur Belohnung gab es eine Erdbeere und L kassierte dafür einen Nippelzwicker, der ihn schnell zusammenzucken ließ. Liz grinste triumphierend und verkniff sich das Lachen.

„Das tat weh >_<!“, beschwerte sich Ryuzaki bei ihr und stupste sie an. Dann fing Liz an loszulachen und L begann sie zu kitzeln.

So kannte man L nicht. L kannte sich anscheinend selbst nicht mehr.

Diese Tatsache machte ihm in den nächsten Wochen Gedanken. Was würde sich jetzt verändern? Er hatte sich mit seinem Leben abgefunden, war zufrieden mit dem, was er hatte. Und nun tauchte auf einmal seine kleine Schwester auf, die von ihm seit fast 15 Jahren Totgeglaubte.

Doch die kommenden Wochen verblieben ruhig. L und Liz arbeiteten zusammen und das chaotische Mädchen brachte ein wenig „Schwung in die Bude“, wie sie es selbst gerne nannte.

Die beiden Geschwister hingen inzwischen sehr aneinander. L blieb zu seiner und Wataris Überraschung der Selbe. Allerdings hatte er nun einen wunden Punkt: Seine Schwester. Jedoch konnte man keinerlei Verbindung zu den beiden feststellen.
 

••

Die Tage vergingen, der Sommer war vorbei. Alle 3 Tage wurde umgezogen. Sie lösten kleine und weniger kleine Fälle und doch sollte der größenwahnsinnige Kriminelle nicht mehr lange auf sich warten…

In den Abendnachrichten wurde von einer Geiselname in Japan berichtet. Kuro Otoharada, 42 Jahre alt, hatte sich mit 8 Geiseln in Shinjuku verschanzt. Im Laufe des Abends starb er an plötzlichem Herzversagen und die Geiseln waren frei. Doch nicht nur er starb im Laufe der nächsten Woche an Herzversagen. Auf der ganzen Welt, hauptsächlich in Japan, schienen sämtliche gesuchte oder bereits inhaftierte Terroristen, Mörder oder Schwerverbrecher durch einen Herzstillstand beseitigt zu werden. L wurde schnell darauf aufmerksam und er begann zu ermitteln.

Schnell wurde klar, dass es sich um einen japanischen Täter handelte…

„Liz?“

„Hm?“

„Wir ziehen um.“
 

••

Eine Woche zuvor:

Yagami Raito, 17 Jahre, Schüler des 3. Jahres an der Daikoku High School, geht Ende seines Unterrichts über den Schulhof und entdeckt ein schwarzes Notizbuch. Er hob es auf und sah es sich an.

„How to use… Alles auf Englisch, wie nervig!“, murmelte er, „Der, dessen Name in dieses Notizbuch geschrieben wird, stirbt.” Er grinste in sich hinein. „Das ist ja schlimmer als diese dämlichen Kettenbriefe!“

Doch aus lauter Neugier steckte er es ein und ging nach Hause.

Zu Hause warf er sich auf sein Bett. Das Buch ließ seine Gedanken nicht mehr los.

Für einen Streich war es in seiner Machart sehr aufwändig. Eine Anleitung, alles auf fehlerfreiem Englisch…

„Wie albern…“, sagte er zu sich und gähnte. Doch Raito konnte es nicht abwarten.

Er sprang auf und überlegte.

„Aus Spaß könnte ich es ja mal ausprobieren… Jemand, um den es nicht schade wäre…“

Er schaltete seinen kleinen Fernseher an und sah einen Bericht über eine Geiselname in Shinjuku. Er grinste und wartete auf den Namen des Geiselnehmers: Kuro Otoharada.

Nun musste er sich nur noch sein Gesicht vorstellen, während er seinen Namen schrieb, damit keine Verwechslungen aufkommen würden. Ziemlich durchdacht…

Der Name war notiert, und Raito legte sich zurück.

Er sah auf die Uhr, nach 40 Sekunden sollte es nach Buch vollbracht sein.

3…

2…

1…

Fehlanzeige. Der Reporter berichtete immer noch über die schreckliche Tat. Raito grinste, erleichtert, dass er es versucht hatte, und stand gerade auf, als…

„Otoharada hat vorgestern… Ah. Die Geiseln haben den Hort verlassen! Offenbar ist niemand verletzt! Die Polizei stürmt jetzt das Gebäude! Werden sie den Täter verhaften können?“ Der Reporter klang aufgeregt und verunsichert. Raito setzte sich wieder und hörte gespannt zu. Der Fernseher zeigte einen unübersichtlichen Tumult. Der Reporter rannte wieder ins Bild.

„Soeben erreicht uns eine Meldung! Der Täter ist in dem Kinderhort verstorben!“

Raito wurde blass und drohte vom Stuhl zu fallen.

„Ich wiederhole, der Täter ist offenbar verstorben!“

New World

Page three:

New World
 

„Sind wir doch gerade!“, murrte Liz und verschränkte die Arme.

„Wir werden nach Japan fliegen. Unser größenwahnsinniger Idiot ist aufgetaucht.“

„Ja, schon klar. Aber du willst ihm hinterher reisen?“

„Besser, ich werde ihn suchen und selbst überführen…“ Er wendete sich an sein Head-set, „Watari? In London befindet sich gerade eine Konferenz der Interpol. Die hat ihren mächtigen Hintern auch endlich hochbekommen. Statten Sie den Herren mal einen kleinen Besuch ab.“

„Gut. Ich melde mich in Kürze wieder.“ Die Verbindung wurde unterbrochen. Liz löcherte L mit fragenden Blicken.

„Interpol hält eine Konferenz ab?“

L saß vor seinem Rechner auf dem Boden und nickte. „Richtig.“ Er hatte sich vor einigen Stunden in das System von Interpol eingehackt und kam an nötige Informationen.

„Außerdem konnte ich schon einige Schlüsse ziehen, was die Identität des Täters betrifft.“ Liz nickte. Diese Schlüsse waren ihr nicht unbekannt. Auf Einige war sie schließlich, unabhängig von L, alleine gekommen.
 

••

Die Diskussionen der verschiedenen Vertreter aus verschiedenen Nationen der Interpol spitzten sich heftig zu. Die Zahl der Opfer überragte locker überschlagen problemlos die 100. Die Situation war äußerst beunruhigend…

„Was ist eigentlich so schlimm daran? Wir selbst können gar nicht so viele Todesurteile aussprechen, wie es Verbrecher gibt.“, sagte einer.

„Welches Land vertreten Sie denn? Wo etwas zu sagen, ist unverantwortlich!“, bekam er es zurück.

„Genau. Auch wenn die Opfer Schwerverbrecher und zum Tode Verurteilte sind, Mord bleibt Mord!“

„Es ist doch gar nicht sicher, dass es sich um Mord handelt?!“

„Bei über 100 Fällen von Herzversagen kann man wohl kaum von einem Zufall sprechen.“

„Aber wer wäre in der Lage, beinahe gleichzeitig so viele Morde zu begehen?“

„Wir gehen davon aus, dass eine große Organisation diese Morde sorgfältig plant und ausführt.“

„Die Organisationen, die da in Frage kämen, wären doch wohl das FBI und die CIA, oder?“, bemerkte ein dicklicher Europäer gehässig und der Saal wurde durch lautes Gemurmel und heiße Diskussionen immer lauter.

„Es scheint, als müssten wir auch diesmal L mit der Lösung des Falles betrauen.“ Der Sprecher erinnerte sich an die Strohpuppenmorde vor einem Monat.

Dann kam Wataris Auftritt…

„L ist bereits aktiv.“, sagte ein in schwarzen Mantel, Hut und Schal verhüllter Mann, der einen Laptop auf einen Tisch stellte, den alle sehen konnten. „Er hat die Ermittlungen zu diesem Fall schon längst aufgenommen.“

Die Vertreter sämtlicher Länder der Erde rissen die Augen weit auf.

„Watari?!“

„Ich bitte für einen Moment um Ruhe. Ich möchte Ihnen eine Nachricht von L vorspielen.

Watari klappte den Laptop auf und eine mit Computer verzerrte Stimme schallte durch den Raum. Auf dem Bildschirm war weiter nichts zu sehen, als ein großes schwarzes, in Londoner Altschrift geschriebenes, L.

„Verehrte Mitglieder von Interpol. Hier spricht L. Noch nie gab es einen derart schwierigen Fall von solchem Ausmaß. Es ist auch ganz klar, dass es sich herbei um brutalen Massenmord handelt, den wir nicht hinnehmen können. Zur Lösung dieses Falls muss die ganze Welt zusammenarbeiten. Daher hoffe ich, dass Sie als Vertreter von Interpol mir auf dieser Konferenz in einer Resolution Ihre volle Unerstützung zusagen werden.“ L saß Meilen entfernt in seinem Hauptquartier und beobachtete durch seinen PC das Gemurmel und Getuschel. Seine Schwester sah eifrig zu und versuchte zu lernen.

Die Vertreter von Interpol begannen sich zu beraten, bis sie zustimmten.

„Verstanden. Ich möchte vor allem um eine Unterstützung der japanischen Polizei bitten.“, fuhr L fort.

Die Vertreter der japanischen Polizei sahen verdutzt drein. „Wieso denn die japanische…?“

„Unabhängig davon, ob wir es mit einer Gruppe von Tätern oder einem Einzelnen zu tun haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter Japaner ist, äußerst hoch. Selbst wenn es kein Japaner sein sollte, hält er sich doch wahrscheinlich in Japan verborgen. Sie werden sich fragen, warum Japan… Das möchte ich Ihnen schon bald in einer direkten Konfrontation mit dem Täter demonstrieren. Jedenfalls möchte ich die Ermittlungszentrale gerne in Japan einrichten.“ Die beiden Vertreter aus Japan waren nicht weniger konfus wie der Rest der Konferenz. Ls Durchsage war beendet. Watari packte ein, verabschiedete sich und ging.
 

••

Natürlich war Raito geschockt… Es hatte wirklich geklappt. Doch er wollte es nicht glauben… Er brauchte noch einen Beweis.

Jemanden, um den es nicht schade wäre…

Doch Yagami Raito fand heraus, dass er mit diesem kleinen schwarzen Notizbuch, die gefährlichste, effektivste und unscheinbarste Mordwaffe in den Händen hielt, die es je geben würde. Es war seine Aufgabe, jemand musste es tun… egal, wie sehr seine geistige Verfassung darunter leiden müsste. Jemand musste das Böse eliminieren, eine neue Welt erschaffen! Nur er war dazu geeignet, er, Yagami Raito, der Schüler Nummer 1 in Japan.

Raito hatte nicht viel Zeit. Er musste alles geben, durfte aber auch kein Schlafdefizit erleiden. Er hatte nur Zeit nach der Schule bis Mitternacht, um Verbrecher ins Death Note zu schreiben. Er recherchierte, notierte und tötete… Auch wenn das Buch weitaus mehr Fähigkeiten besaß, als seine Opfer nur an Herzversagen sterben zu lassen, jedoch ließ Raito seine Opfer alle wegen einem plötzlichen Herzstillstand den Löffel abgeben; Sie sollten wissen, dass es ihn gab, jemanden gab, der für Ordnung und Gerechtigkeit sorgte. Er würde eine neue Welt erschaffen und über sie herrschen. Yagami Raito, Gott einer neuen Weltordnung!

5 Tage nachdem er sein Buch des Todes fand, bekam er überirdischen Besuch.

Er kam gerade von der Schule nach Hause. Seine Mutter war schon ganz aufgeregt. Die Ergebnisse des Landesweiten Vergleichstests waren da. Raito war schon wieder der Beste. Freudig nahm sie den Test entgegen und versprach Raito, ihm zur Belohnung all seine Wünsche zu erfüllen. Doch dieser ging nur zielstrebig in sein Zimmer, er hatte etwas zutun…

Raito begutachtete seine Mordwaffe, als ein Monster in seinem Zimmer stand und mit ihm sprach.

„Dir scheint das Buch zu gefallen!“, stellte es fest und grinste. Es war ca 3m groß, hatte einen Buckel und abgemagert schien es auch. Sein Gesicht war grässlich entstellt.

Raito sah seinen unerwarteten Besuch und erschrak. Er Schrie laut auf und fiel vor Schreck auf seinen Fußboden.

„Warum so überrascht? Ich bin Ryuku, ein Todesgott und der ehemalige Besitzer des Death Notes.“

Raito sah geschockt zu dem Geschöpf auf. „Ei…ein Todesgott.“ Er schluckte und fing sich wieder. Zittrig stand er auf und sah ihn selbstsicher an. „Ich bin nicht überrascht, Ryuku. Eigentlich habe ich dich sogar schon erwartet. Dass du als Todesgott höchstpersönlich deine Aufwartung machst. Wie zuvorkommend.“ Raito nahm sein Death Note und demonstrierte dem Todesgott Ryuku sein Werk. Ryuku ergriff das Note und überflog die niedergeschriebenen Namen.

„Ha ha… Das ist ja krass! Damit hätte ich jetzt wieder nicht gerechnet. Ich hab schon viele Geschichten gehört von Death Notes, die Menschen in die Hände gefallen waren… Aber du bist der Erste, der in gerade mal 5 Tagen dermaßen viele Leute abgemurkst hat. Die meisten Menschen haben viel zu viel Schiss, um so Viele aufzuschreiben.“

Ryuku war Raito immer noch nicht ganz geheuer…

„Ich bin auf alles gefasst, Ryuku… Ich hab das Notizbuch benutzt, wohl wissend, dass es einem Todesgott gehört… Und jetzt ist dieser Todesgott gekommen. Was passiert nun mit mir? Nimmst du mir meine Seele?

„Häh?“ Ryuku verstand nicht, „Was meinst du damit? Ist das die Vorstellung, die ihr Menschen euch von uns zurechtgelegt habt? Ich werde dir gar nichts tun. In dem Moment, als das Buch den Boden der Menschenwelt berührt hat, ist es ein Teil eurer Welt geworden. Es gehört jetzt ganz allein dir.“

Raito wiederholte leise die Worte des Todesgottes. Es waren genau die Worte, die er hören wollte. Ganz allein ihm…

„Falls du es nicht mehr brauchst, gib es einfach jemand anderen weiter. Dann müsste ich aber all deine Erinnerungen an das Death Note löschen. Und noch was…“ Ryuku sprang aus dem Fenster und breitete schwarze Flügel aus, „Du kannst mich nur sehen, weil du das Death Note benutzt, das einmal mir gehörte. Für alle anderen bin ich unsichtbar. Und natürlich bist du auch der Einzige, der meine Stimme hören kann. Das Death Note ist wie ein Band, das den Menschen Raito und den Todesgott Ryuku miteinander verbindet.“

Raito konnte es nicht glauben; Kein Preis für das Death Note?

„Na ja, in gewisser Weise bezahlst du mit dem Stress und der Angst, die nur jemandem zuteil wird, der das Death Note benutzt. Und wenn du einmal stirbst, das heißt, wenn ich einmal deinen Namen in mein Notizbuch schreibe… Glaub nicht, dass jemand, der das Death Note benutzt hat, noch in den Himmel oder in die Hölle gehen kann. Das ist alles.“

Todesgott und Mensch standen sich gegenüber. Raito schien eingeschüchtert.

„Noch eine Frage. Warum hast du mich ausgesucht?“

Ryuku verstand nicht. „Häh?“ Er grinste. „Ha ha, bild dir da mal nichts ein. Ich hab das Buch einfach weggeworfen. Hast du etwa gedacht, du seist auserwählt worden, weil du so klug bist? Ich hab es zufällig in dieser Gegend fallen lassen… und du hast es zufällig gefunden… Deswegen habe ich die Erklärung ja auf Englisch geschrieben, der am weitesten verbreiteten Sprache in der Menschenwelt.“

„Aber warum hast du es dann fallen lassen? Du hast dir sogar die Mühe gemacht, eine Gebrauchsanleitung dafür zu schreiben. Da fällt es schwer zu glauben, dass du es »aus Versehen verloren« hast.“, erklärte Raito, der sein Selbstvertrauen wieder aufgewühlt hatte.

„Weil mir langweilig war.“, sagte Ryuku knapp und Raito schaute für einige Sekunden dumm aus der Wäsche. „Es klingt vielleicht komisch, wenn ein Todesgott das sagt. Aber ich hatte nicht mehr das Gefühl, überhaupt noch am leben zu sein.“

Ryuku schilderte den täglichen Trott aus der Welt der Todesgötter. Glücksspiel und Rumhängen standen hier auf dem Tagesplan.

„Wenn man selbst in der Welt der Todesgötter festsitzt, macht es überhaupt keinen Spaß, die Menschen hier unten zu töten. Und die Kerle dort oben sterben nicht, auch wenn man ihre Namen aufschreibt. Da dachte ich mir, dass es hier bestimmt viel spaßiger wäre.“, erläuterte Ryuku. Raito sah ihn fasziniert an.

„Mir ging es auch so“, entgegnete Raito, „Mir war auch langweilig. Natürlich habe ich am Anfang nicht daran geglaubt. Aber so ein Buch übt auf Menschen einen magischen Reiz aus… Jeder würde es zumindest einmal ausprobieren wollen.“

Raito erklärte, er habe es ausprobiert, an Leuten, die niemand vermissen würde. Sein physischer Zustand war zunächst geplättet, jedoch legte sich dies schnell wieder und er machte sich eine Aufgabe.

„Es ist kein Wunder, aber wegen der Albträume kann ich nachts nicht mehr schlafen und ich habe in diesen 5 Tagen 4 Kilo abgenommen. Doch die Säuberung der Welt hat Vorrang. Ich notiere die ganze Zeit die Namen von Schwerverbrechern… In dieser Hinsicht ist die heutige Welt nur allzu praktisch. Im Fernsehen kann ich 24 Stunden am Tag die Nachrichten aus aller Welt verfolgen. Und über das Internet kann man praktisch alles herausfinden.“

„Aber warum hast du außer bei dem Typen, der von dem Schwertransporter überfahren wurde, nie eine Todesursache angeben? Ist das zu viel Stress?“, fragte Ryuku.

„Wenn man keine Todesursache angibt, stirbt das Opfer an Herzversagen. Das ist die große Stärke des Death Note, Ryuku. Ich schreibe einfach alle Namen von bekannten Schwerverbrechern auf und arbeite mich nach und nach zu den weniger schweren Delikten durch. Und die sterben dann alle Einer nach dem Anderen an Herzversagen. So muss selbst der größte Dummkopf irgendwann merken, dass die Bösen von irgendwem ausgeschaltet werden. Dadurch lasse ich die Welt von meiner Existenz wissen. Sie sollen merken, dass es jemanden gibt, der gerechte Urteile fällt. So kann niemand mehr etwas Böses tun. Damit ist gewährleistet, dass die Welt sich ab sofort zum Besseren verändert. Und während auf der einen Seite die offensichtlich Bösen nach und nach an Herzversagen sterben, lasse ich Schritt für Schritt auch die Unmoralischen und die Rücksichtslosen an Krankheiten oder durch Unfälle sterben. Irgendwann wird das gemeine Volk auch das verstehen. »Wenn ich das tue, werde ich ausgeschaltet.« So werde ich ein Welt erschaffen, die nur aus Menschen besteht, die erwiesenermaßen anständig und gütig sind.“ Raito breitete die Arme aus und träumte vor sich hin.

„Wenn du das tust, bleibt am Ende nur einer mit einem ganz miesen Charakter übrig und zwar du selbst.

„Was sagst du da, Ryuku? Ich bin ohne Übertreibung der beste und anständigste Schüler in ganz Japan. Und daher werde ich… der Gott einer neuen Weltordnung!!!“

Ryuku grinste breit. //Wusst ich’s doch. Bei den Menschen wird mir nicht langweilig!!//
 

Raito war ein guter Schüler, und er wollte auf keinen Fall, dass seine Noten unter seiner sich selbst aufgebundenen Mission litten. Auch die Welt da draußen hatte es schon bemerkt: dort war jemand, der versuchte, die Welt zu bessern. Auch in Raitos Schule und Klasse wurde heftig über den mysteriösen Killer diskutiert. Sollte man auf seiner Seite sein? Oder auf der, der Justiz?

Raito ging wie jeden Tag mit seinen Schulkameraden nach Hause. Nach außen hin sah er fröhlich aus, doch waren seine Gedanken sehr ernst und kühl. Das Death Note lag die ganze Zeit, während seiner Abwesenheit, alleine zu Hause. Jeder hätte rangehen können…

„Ich komme erst wieder zur Ruhe, wenn ich von der Schule zurückkomme und es vor mir sehe.“, beteuerte Light, als er seine Schublade öffnete, das Death Note raus nahm und es beruhigt betrachtete. Kurz darauf schaltete er den Fernseher an und seinen Laptop. Er wollte Ryuku etwas zeigen.

„Schau dir das mal an, Ryuku.“

„Hm?“

„Es gibt sogar schon eine Website über mich!“ Raitos Augen schienen kurz aufzuleuchten. Sein Bildschirm zeigte ein Cover einer Website auf.

»Die Legende von Kira, dem Messias.

Dass die Verbrecher dieser Welt einer nach dem anderen verschwinden, ist ein Omen, das die Auferstehung des großen Kira ankündigt. Kira lässt kein Übel auf der Welt ungestraft. Er ist ein Gesandter der Hölle.

Nur wer an die Auferstehung des großen Kiras glaubt, darf diese Seite betreten.«

»Kira«, das schien die Bezeichnung der Öffentlichkeit für denjenigen zu sein, der seiner Meinung nach das Richtige und einzig Gute tat, Yagami Raito.

„Kira… Der Name leitet sich anscheinend von Killer ab, was mir nicht so gut gefällt, aber die Welt kennt mich jetzt unter diesem Namen. Wenn man »Kira« in eine Suchmaschine eingibt, findet man unzählige solcher Seiten. Die Zeitungen und das Fernsehen sprechen bisher lediglich von einer »Serie von unnatürlichen Todesfällen unter Schwerverbrechern« aber die Menschen auf der Welt haben bereits gemerkt, dass es jemanden gibt, der gerechte Urteile fällt. So sind die Menschen eben Ryuku.“ Ryuku sah ihn fragend an.

„Nehmen wir mal die Schule als Beispiel. Fragen wie »darf man einen schlechten Menschen töten?« würden da zwar nie zur Sprache kommen, aber nehmen wir mal an, es geschähe doch, dann würden mit Sicherheit alle artig sagen: »Nein, das darf man nicht.«. Schließlich weiß jeder, dass das die richtige Antwort ist und in der Öffentlichkeit muss man eben eine solche Einstellung haben. Aber hier zeigt der Mensch sein wahres Gesicht.“ Er deutete auf den Monitor und das Cover der Website. „Aus Angst geben sie meine Existenz nicht offen zu, aber im Internet, wo keiner weiß, wer etwas geschrieben hat, verbreiten sich bereits Geschichten über »Kira«. Auch wenn keiner es ausspricht, weiß doch jeder schon Bescheid. Die Bösen werden von jemandem ausradiert. Und in ihren Herzen feuern die Tugendhaften Kira an, während andererseits die Lasterhaften sich davor fürchten, dass auch sie bald die Strafe Gottes erteilt. Pah! Genau so soll es sein! Es läuft wahrlich alles nach Plan!“

Raito redete und redete. Er hielt sich bereits für einen Gott. Doch er wusste nicht, dass er bereits einen Fehler gemacht hatte.
 

••

Einige Tage nach der Interpol Konferenz waren L, Liz und Watari bereits in Japan angekommen. Für kurze Zeit hatten sie sich in einer Autobahnraststätte niedergelassen. In wenigen Minuten sollte der erste Schritt gemacht werden, um Kira in wenigen Wochen zum Schafott geleiten zu können.

„Bitte, nimm die Kanto-Gegend als erstes! Ich find den Namen so hübsch^^“, quengelte Liz und sah ihren Bruder schmollend und bettelnd an.

„Ich wollte eigentlich chronologisch vorgehen.“, sagte L nachdrücklich. Doch Liz ließ nicht locker.

„Nun gut…“ L sprach in sein Head-Set, „Watari? Lassen Sie die Sendung zuerst in der Kanto-Gegend ausstrahlen.“

„Jawohl.“, stimmte Watari zu. „Es wird in genau 2 Minuten losgehen.“

Die Geschwister nickten. L stand bereits mit der japanischen Polizei in Verbindung. Gemeinsam hatten sie arrangiert, dass auf sämtlichen japanischen TV-Programmen versetzt pro Bezirk eine präparierte Sondersendung zugeschaltet wurde. Es sollte ein Hinterhalt werden…

3…

2…

1…

„Es geht los!“, sagte Liz aufgeregt und grinste. Sie starrte auf den Monitor des Laptops, der auf dem Boden stand.
 

„Wir unterbrechen das laufende Programm für eine weltweit gleichzeitig ausgestrahlte Live-Übertragung einer Meldung von Interpol. Die Meldung wird von Yoshio Anderson simultan ins Japanische übersetzt.“, verkündete eine Stimme und Raito sah irritiert auf den Bildschirm seines Fernsehers.

„Ich bin Lind. L. Tailor, auch bekannt als »L«. Die Polizeikräfte weltweit unterstehen meiner alleinigen Führung.“

Zusehen war ein Amerikaner mit beinahe schulterlangem schwarzem Haar und in einen grauen Anzug gehüllt. Raito war irritiert. „Wer ist das denn?!“, brachte er überrascht heraus.
 

••

Zur gleichen Zeit in der Zentrale der Spezialeinheit zur Ermittlung des Serienmordes an Schwerverbrechern…

„Es ist soweit.“, stellte der Leiter der Zentrale, Yagami Soichiro, Raitos Vater, fest.

„Aha, Das ist also L…“, ein leises Gemurmel huschte durch die Zentrale

„Aber bisher hat er doch noch nie sein Gesicht gezeigt. Warum jetzt?“

„Damit will er wohl zeigen, wie ernst es ihm mit diesem Fall ist.“

L hatte die japanische Polizei nicht vollkommen in seinen Plan eingeweiht, sodass die gesamte Zentrale frei in dem Glauben sein konnte, dass sich L wirklich in der Öffentlichkeit zeigen würde.

//Jetzt bist du am Zug, L. Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt. Nun musst du beweisen, was du auf der Konferenz der Interpol behauptet hast…//, dachte Yagami Soichiro. L hatte auf der Konferenz der Interpol um die Unterstützung der japanischen Ermittlungszentrale gebeten. »Sie werden sich fragen, warum Japan… Das möchte ich Ihnen schon bald in einer direkten Konfrontation mit dem Täter demonstrieren.« Dies waren Ls Worte und jeder Einzelne, der sie gehört hatte, war gespannt darauf, was er damit meinte.

„Heißt das, dass die Konfrontation des Täters, von der er gesprochen hatte, jetzt angefangen hat?“, fragte Matsuda, der Frischling der Zentrale.

„Warten wir mal ab…“, murmelte Soichiro und sah gespannt dem Geschehen auf dem riesigen Fernseher der Zentrale zu.
 

„Es geht um den Serienmörder, der einen Verbrecher nach dem anderen hinrichtet. Hier geht es um schlimmste Verbrechen, die wir auf keinen Fall hinnehmen können! Daher habe ich es mir zum Ziel gesetzt, den Verantwortlichen für diese Taten, das heißt, die landhäufig als »Kira« bezeichnete Person, zu verhaften, koste es, was es wolle.“

„Hast du gehört, er will dich schnappen, koste es, was es wolle.“, sagte Ryuku, während er Raito über die Schulter schaute und hämisch grinste und gluckste. Raito grinste ebenfalls und nahm die Herausforderung an. Er zückte sein Death Note und wollte dem Ganzen ein schnelles Ende bereiten.

„Was für ein Idiot. Wie will er mich denn verhaften? Ich habe das Death Note. Solange er dieses Buch nicht in die Finger kriegt, hat er nicht den geringsten Beweis. Mich zu verhaften, ist absolut unmöglich! Pah! Dass die Polizei so etwas versuchen würde, damit habe ich schon gerechnet.“, berichtete Raito und grinste siegessicher.

Lind. L. Tailor sprach weiter: „Kira. Ich kann mir gut vorstellen, wie du diese Taten vor dir selbst rechtfertigst. Aber was du tust…“ Er hielt eine kurze, aber wirkungsvolle Pause, „ist böse!“ Raitos Wunderpunkt schien getroffen.

„Ich soll böse sein…? Ich bin gerecht! Ich rette die Schwachen, die sich vor dem Bösen fürchten. Und ich bin derjenige, der die ideale Welt erschaffen wird, die sich alle wünschen!!! Die, die sich dem Gott dieser neuen Welt widersetzen, das sind die wirklich Bösen!“

Aggressiv riss er sein Note auf und sah noch einmal auf den Bildschirm, um sich von Tailor zu verabschieden.

„Du bist auch wirklich zu dumm, L. Wenn du etwas cleverer wärst, hätte das richtig interessant werden können…“

Schnell und entschlossen schrieb er Tailors Namen auf. Dies waren die letzten 40 Sekunden seines verwirkten Lebens.

„Die weltweiten Ermittlungen haben bereits begonnen.“ Das sollten seine letzten Worte sein.

„Die Welt soll sehen, was mit denen passiert, die sich Kira widersetzen, L… Noch 20 Sekunden.“

Raitos Blick wechselte von seiner Armbanduhr, zum Fernseher.

„10 Sekunden.

3…

2…

1…

Null!

Lind. L. Tailor griff sich verkrampft an die Brust, röchelte und fiel schließlich zu Boden. Er starb an Herzversagen und Raito verfiel in schallendes Gelächter.

Doch dies sollte nicht lange anhalten…

Eine weitere Stimme ertönte, als die Security den gerade eben Verstorbenen wegtrug.

„Un…unglaublich…“ Es war Liz, die vor dem Selben Mikro hockte, wie ihr Bruder es tat.

„Ich hatte so etwas vermutet, daher dieser Test. Unfassbar so etwas…“, murmelte L. Er fing sich wieder und sprach direkt. „Kira… du kannst also töten, ohne selbst direkt Hand anzulegen…“ Das Bild änderte sich: Es war wieder dieses L, in Londoner Altschrift.

Raito war schockiert. L war doch nicht so dumm, wie er es dachte. „Was?!“

„Meine Vermutung war also korrekt… Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben. Aber andererseits waren deine Taten nicht anders zu erklären. Hör gut zu, Kira. Falls du es warst, der den im Fernsehen gezeigten Lind. L. Tailor getötet hat: Dieser Mann ist ein zum Tode verurteilter Straftäter und hätte heute sowieso hingerichtet werden sollen… Du hast nicht mich getötet. Er war ein Verbrecher, über den nicht im Fernsehen oder im Internet berichtet wurde und den die Polizei unter strengster Geheimhaltung verhaftet hatte. Selbst du konntest über ihn nicht Bescheid wissen.

Ryuku lachte. „Kalt erwischt.“

„Aber L existiert wirklich. ICH existiere wirklich.

Los! Versuch mich zu töten!“

Raito konnte es nicht glauben. Sein Mund stand offen, die Augen weit aufgerissen… Er wurde verarscht, zum Narren gehalten.

„Los, Lass mich nicht warten!“

In der japanischen Ermittlungszentrale war man auch mehr als überrascht.

„Was hat er vor? Das wird noch böse ausgehen!“, sagte der Eine.

„Bist du lebensmüde, L?!“, fragte der Andere.

Die öffentlichen Fernsehgeräte in der Stadt wurden zum Hingucker: Passanten blieben stehen und sahen sich das Spektakel an.

„Was ist das denn?“, fragten sie sich.

„Das ist Kira gegen L!“

Kira gegen L – Der Kampf hatte damit begonnen.
 

„Aus irgendeinem Grund kannst du mich offenbar nicht töten. Es gibt also auch Menschen, die du nicht ermorden kannst. Danke für den Hinweis. Als Dank will auch ich dir was verraten.“

Raito war schockiert. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Welcher verdammter Fehler war ihm unterlaufen?!

L sprach weiter. Seine mit Computer verzerrte Stimme hörte sich für Raito richtig gespenstisch an.

„Eingans wurde angekündigt, dass diese Übertragung weltweit Live ausgestrahlt würde. Aber tatsächlich ist sie bloß in Japan in der Kanto-Gegend ausgestrahlt worden. Wir hatten vor, sie mit Verzögerung auch in allen anderen Teilen Japans auszustrahlen, aber dafür besteht jetzt keine Notwendigkeit mehr. Du befindest dich in der Kanto-Gegend!“

Raito fand keiner Worte…

Ryuku lachte hämisch und amüsierte sich prächtig. Seine Rolle als sachlichen Betrachter gefiel ihm gut. „Dieser L hat’s aber drauf.“, bemerkte er.

„Dieser Fall bekam nur wenig Aufmerksamkeit und wurde deswegen von der Polizei übersehen, aber das erste Opfer in deiner Mordserie war der Amokläufer aus Shinjuku.

Liz grinste breit. Ihre Kanto-Gegend war ein Volltreffer und sie konnte ihrem Bruder helfen, der Lösung eines großen Falls einen Schritt näher zu kommen.

„Kira! Ich bin wirklich sehr daran interessiert, wie du deine Opfer tötest… Aber das werde ich noch früh genug erfahren… Wenn ich dich verhaftet habe!!!“

Raito stützte sich auf seinem Schreibtisch auf. Er war geschockt. „Er will mich zum Schafott geleiten…“ Er sah auf seinen Fernseher. „L…“

„Kira…“, erklang Ls Stimme erneut.

„Ich werde dich sicher finden und aus dem Verkehr ziehen, das schwöre ich! Ich bin die Gerechtigkeit!!!“ Unabhängig voneinander hatten L und Kira gleichzeitig dieselben Worte gewählt.

„Bis zum nächsten Mal, Kira…“, verabschiedete sich L und das normale TV-Programm begann wieder zu laufen, natürlich nicht ohne Nachrichten, die von dem Geschehen gefasst berichteten.

„Ihr kennt beide weder Aussehen noch Namen des anderen und müsst euch doch irgendwie finden und dem Verlierer droht der Tod…“ Ryuku grinste breit. Bei den Menschen wird einem nicht langweilig…

„Ich werde siegen.“, sagte Raito flüchtig und starrte immer noch auf den Bildschirm seines Fernsehers.

„Diesen Kampf lasse ich mir nicht entgehen…“ Ryuku lachte laut.
 

••

„Ich würde sagen, ich bin dein Maskottchen! Dein Glücksbringer. Ich hab’s voll drauf!“, grinste Liz und stupste L an der Schulter.

„Mhm... Bestimmt.“, bemerkte er desinteressiert und grinste leicht. Endlich hatte er wieder etwas zutun.

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Ryuzaki hatte sich bereits eine neue – und feste – Ermittlungszentrale eingerichtet, und zwar in der Kanto-Gegend. Liz ging die Umzieherei ziemlich auf die Nerven, aber da musste sie durch, wobei sie einen Plan hatte, schließlich wollte sie irgendwie ein normales Leben führen, auch wenn sich das in ihrer Situation als äußerst schwierig herausstellen würde.

„Ryuzaki-chan? Ich… hab da… ’ne Frage^^°“, brachte sie heraus. Sie wusste nicht, wie sie fragen wollte. Nervös stand sie hinter seinem Stuhl, auf dem er hockte und auf seinen Bildschirm starte.

„Was gibt’s denn?“

„Also… eine Freundin von mir will in eine eigene Wohnung und…“

„Ich wusste, dass du das sagen würdest. Ich hab dir schon eine Wohnung gesucht und eine Privatschule. Du wirst in die letzte Klasse der Oberstufe gehen, da dich der Rest unterfordern würde.“

„Woher wusstest du…?“

„Du hast keine Freunde.“

Liz seufzte. „Stimmt >.> Deshalb will ich ja zur Schule. Und die Wohnung, weil es zu auffällig wäre… weißt schon. Aber toll, dass du, ohne mir etwas zu sagen, mir zuvorgekommen bist^^°“

„Gern gemacht. Übermorgen ist dein erster Schultag, hier sind die Schlüssel für dein Appartement.“

Liz riss die Augen auf.

„Was?! Ähm… okay…?“ Sie nahm den Schlüssel entgegen und stand weiterhin unschlüssig vor ihrem Bruder.

„Willst du nicht gehen…?“, fragte L und sah sie schief an.

„Willst du mich loswerden?“, fragte seine Schwester aus Skepsis und sah ihn ebenso schief an.

„Parkallee 9b.“, sagte L und wendete sich wieder eine Bildschirme und Laptops. Elizabeth ging los, suchte die Parkallee und nach einer gewissen Zeit wurde sie fündig. Sie fand ihr Appartement, welches ganz allein ihr gehörte, ihr Reich. Es war nicht besonders groß, aber wunderschön. Es sah etwas aus, als sei es eher für die Toskana bestimmt gewesen, aber auch in Japan kam es sehr gut zur Geltung. Zufrieden betrat sie ihr Grundstück und schloss ihre Tür auf. Die Wohnung war komplett eingeräumt, und zu ihrem Glück auch noch genau nach ihrem Geschmack. Sie besichtigte in Ruhe jede kleinste Ecke. Sie hatte 5 Zimmer zur Verfügung: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, Küche und ein Arbeitszimmer. Erst Recht das Wohnzimmer gefiel ihr gut. Zufrieden lies sie sich auf ihrer eierschalenfarbenen Couch fallen und sah an die Decke. Bald war ihr erster Schultag. Das würde sicher aufregend werden.
 


 

••

Nur 2 Straßen weiter saß Raito in seinem Zimmer und sah raus. Er nahm sich eine wohlverdiente Pause. Er war erschöpft und genervt von den Medien und dem Tratschen über L und Kira. Die Welt schien kein anderes Thema mehr zu haben. Das alles ermüdete Kira sehr. Ryuku hing die ganze Zeit bei ihm rum und scheute sich nicht davor, Raito voll zu labern.

„Eine Pause? Also… Kannst du dir das leisten, obwohl weltweit die Polizei hinter dir her ist? Deine Gelassenheit ist wirklich bewundernswert…“, bemerkte er.

„Kann ich mir das leisten…? Ich glaube schon. Als ich das Death Note fand, warum wohl hatte ich den Mut, mir zur Aufgabe zumachen, das Böse in der Welt wegzufegen? Ich wusste natürlich, dass die Polizei gegen mich ermitteln würde. Aber ich habe noch einen Trumpf, der es mir erlaubt, mit ihnen fertig zu werden.“, erwiderte Raito und er betrachtete stolz sein Note.

//Einen Trumpf? Was mag das wohl sein?//, fragte sich Ryuku, als jemand die Türklinke von Raitos Tür runterdrückte. Raito erschrak und versteckte panisch sein Death Note. Es war nur seine kleine Schwester Sayu, die mal wieder Hilfe bei den Mathehausaufgaben brauchte. Natürlich hatte Raito abgeschlossen und Sayu wurde neugierig wieso…

„Ah… ein Magazin für Erwachsene. Hattest du deswegen abgeschlossen? Wie unanständig.“, sagte sie und hob eine Klatschkolumne auf.

„Ich habe den Artikel über L und Kira gelesen.“, rechtfertigte sich Raito.

„Ach ja, du willst ja später Polizist werden. Sogar in der Freizeit nur am Lernen. Wie fleißig.“

„Wart’s ab, ich wird mal die Nummer Eins bei der Polizei.“

„Bestimmt. Wenn es einer schafft, dann du!“, stimmte Sayu zu.

War das Raitos Trumpf, von dem er sprach?

„Pass besser auf, Raito. Wenn jemand das Death Note in deinem Schreibtisch berührt, kann diese Person mich sehen.“, warf Ryuku ein und Raito warf ihm einen genervten Blick zu. //Warum sagt er das denn jetzt erst… ?! Dieser blöde…//
 

••

L stand zur selben Zeit an seinem Panoramafenster und dachte nach. Warum konnte Kira ihn nicht töten? Elizabeth hatte da schon eine Theorie gehabt, aber was half ihm das und wie würde Kira mit diesen Informationen seine Opfer töten?

//Weil ich kein Verbrecher bin? Nein, das kann es nicht sein. Aber in so einer Situation muss er doch versuchen, mich zu töten. Darum liegt es vielleicht doch daran, dass ich mein wahres Ich nicht gezeigt habe.// Watari riss ihn aus seinen Gedanken.

„L!“, meldete sich der verhüllte Watari an seinem Laptop, „In der Ermittlungszentrale werden gleich die Ergebnisse bekannt gegeben.“

„Okay, stellen Sie mich durch.“
 

„Kommen wir nun zu den Opfern, “, meldete Soichiro, der Chef der Ermittlungszentrale.

„Wir konnten nachweisen, dass es dem Täter in aller der uns bekannten Fälle, bei dem das jeweilige Opfer an Herzversagen starb, grundsätzlich möglich war, Informationen über das Opfer in Japan zu erhalten. Und, was die vermutlichen Zeitpunkte des Todes betrifft, um deren Untersuchung uns L ausdrücklich gebeten hatte: An Werktagen fanden die Morde zwischen nachmittags 16 Uhr und 2 Uhr nachts statt… Davon 68% zwischen 20 und 0 Uhr japanischer Zeit. Am Wochenende und an Feiertagen hingegen sind sie eher ungleichmäßig zwischen 11 Uhr bist spät in die Nacht verteilt.“, berichtete einer der Polizisten.

Sie Schritten schon zum nächsten Punkt: Hinweise aus der Öffentlichkeit. Bis zu diesem Tag erreichte die Zentrale 3029 Telefonanrufe von Privatpersonen. Die meisten waren nur Anfragen von Neugierigen, wie z.B. »War die Übertragung von Interpol neulich echt?« oder »Existiert dieser L wirklich?«. 14 Personen sagten aus, dass sie »Kira kennen« oder »ihn gesehen« haben. Allen diesen Meldungen wurde sorgfältig nachgegangen. Bei Protokollierung der Aussagen stellte sich jedoch keine als wirklich glaubwürdig heraus. Außerdem hatte man 21 Aussagen von Personen, die behaupteten, selbst Kira zu sein. Weil man keine Möglichkeit, sei sie auch noch so klein, außer Acht lassen wollte, hat man alle 21 Fälle sicherheitshalber in Polizeiakten eingetragen.

„Das wäre dann erst mal alles.“, sagte Yagami Soichiro. „Ist jemandem etwas aufgefallen oder gibt es Fragen?“

Matsuda, der naive Neuling, meldete sich.

„Ja, hier… Ich möchte Kira auf keinen Fall verteidigen, aber in den letzten Tagen ist die Zahl der schweren Delikte, das heißt alles, was über Einbruch hinausgeht, weltweit uns insbesondere in Japan, rapide zurückgegangen.“

Stille trat ein. Niemand traute sich etwas zu sagen.

„Nun ja, damit war in gewisser Weise zu rechnen. Hat sonst noch jemand etwas zu sagen?“, fragte der Chef. Niemand meldete sich. „Das wäre dann alles von unserer Seite, L“

„Danke soweit!“ Ls verzerrte Stimme hallte in der Zentrale wider. „Ich denke, damit sind wir dem Täter wieder einen Schritt näher gekommen. Und ich habe schon wieder eine Bitte an Sie. Diese betrifft vor allem die Ermittler, die mit den Opfern, der Berichterstattung und dem Internet betraut sind. Ich möchte, dass Sie noch einmal genau untersuchen, wie über die Opfer in Japan berichtet wurde. Mich interessiert vor allem, ob Fotos oder Abbildungen der betroffenen Verbrecher gezeigt wurden. Ich zähle auf Ihre Mitarbeit.“

Die Verbindung wurde unterbrochen und Watari packte ein. Auch der Chef, Yagami Soichiro, machte sich zum nach Hause Gehen fertig.

„Den Nachrichtendienst übernimmt Gruppe 2. Alle anderen entscheiden bitte selbst, ob sie ihre Ermittlungen fortsetzen oder für heute Schluss machen und sich etwas Erholung gönnen. Die Sitzung ist hiermit beendet.“ Er stand auf und ging.

Bei ihm zu Hause waren seine Kinder noch mit den Hausaufgaben beschäftigt. Doch als er nach Hause kam, pünktlich zum Essen, sprang Sayu auf, um ihren Vater zu begrüßen. Raito folgte ihr. Die Familie saß an einem Tisch und schlemmte gemeinsam zu Abend.

„Und Raito, was macht die Schule?“, fragte der Vater seinen Sohn

„Hm? Na ja… So wie immer, Vater.“, antwortete Raito.

„Er ist der Beste, so wie immer. Ich bin so stolz auf meinen großen Bruder.“, erklärte Sayu und lächelte.

„Und ich auf meinen Sohn“, stimmte seine Mutter mit ein.

„Und du, Sayu? Wie sieht’s bei dir aus?“, erkundigte sich Soichiro.

„Ah? B…Bei mir? Bei mir ist auch alles so wie immer.“

„Aha…“

„Du siehst müde aus, Vater“, bemerkte Raito besorgt.

„Nun ja, der Fall diesmal ist sehr schwierig. Es ist beinahe so, als ob man nach Wolken greift. Allerdings hat unser bester Mann heute aufgrund der Todeszeitpunkte die Vermutung geäußert, dass der Täter womöglich ein Schüler oder Student sein könnte.“

Raito aß, während er seinem Vater zuhörte.

„Schatz, doch bitte nicht während des Essens“. Beschwerte sich Mutter Yagami.

„Was ist denn dabei? Raitos Meinung hat in der Vergangenheit doch schon öfter geholfen, einen Fall voranzubringen.“

Ryuku war auch hier wieder mit dabei. Das war also Raitos Trumpf, sein Vater arbeitete bei der Polizei. So kam er an nützliche Informationen.

Raito stand auf, er war bereits fertig mit dem Essen.

„Noch was, Mutter. Du weißt ja, ich mache mein Zimmer selbst sauber, also geh bitte nicht rein.“

„Wie kommst du jetzt darauf? Seit du auf der High School bist, mache ich das doch sowieso nicht mehr.“, entgegnete sie leicht verwirrt.

„Irgendwie wirkt Raito schon sehr erwachsen oder?“, bemerkte Sayu stolz und sah ihrem Bruder nach. Raito ging in sein Zimmer und schloss die Tür ab.

„Die Ermittlungen sind aber ganz schön weit fortgeschritten. Sie wissen nicht nur, dass du in Kanto wohnst, sondern auch schon, dass du Schüler bist.“, sagte Ryuku.

„Ermittlungen? Es war von Anfang an meine Absicht, ihnen das mitzuteilen, Ryuku. Das heißt, ich kann bei der Benutzung des Death Note jetzt zur nächsten Stufe übergehen.“

Ryuku sah ihn fragend an. Raito begann zu predigen: „»Nach dem Schreiben des Namens bleiben nach irdischem Maßstab weitere 40 Sekunden Zeit, um die Todesursache zu notieren.« »Verzichtet man auf eine Angabe des Todesursache, stirbt das Opfer an Herzversagen.« »Bestimmt man eine Todesursache, hat man weitere 6 Minuten und 40 Sekunden Zeit, um die genauen Umstände des Todes zu notieren.« Das sind deine Regeln, Ryuku. Das heißt, wenn ich als Todesursache »Herzversagen« schreibe, kann ich danach noch die Umstände des Todes angeben. Ich glaube, du wirst noch lange deine Freude an mir haben, Ryuku.“

Ryuku grinste freudig und gluckste vor sich hin, während Raito wieder Namen notierte.
 

••

2 Tage später kam Liz’ großer Tag. Das neue Schuljahr hatte erst begonnen, der goldene Oktober zeigte seine Wirkung. Sie kam kaum aus dem Bett. Ihr Wecker klingelte in ihrem neuen Schlafzimmer, sie packte sich ihre Tasche und machte sich fertig. Aufgeregt trabte sie zur Schule.

Sie war noch nie zur Schule gegangen. Sie war mindestens genauso nervös, wie ein angehender Erstklässler.

Sie sollte sich ins Sekretariat begeben, um mit ihrer neuen Klassenlehrerin zu ihrer neuen Klasse zu gehen. Sie ging also ins Sekretariat und wurde von einer gewissen Watase-Sensei begrüßt, die Elizabeth in ihre Klasse führte.

„Guten Morgen.“, begrüßte sie und träge und müde grüßte ihre Klasse zurück.

„Wir dürfen ein neues Gesicht begrüßen. Ihr Name ist Yashiro. Yashiro, stell dich doch am besten selber vor.“

Raito sah auf und grinste. Doch nicht nur ihm gefiel, was er sah. Europäerinnen schienen beliebt und Mangelware zu sein…

„Ähm… also gut. Mein Name ist Hideki Yashiro und ich komme ursprünglich aus England. Allerdings habe ich japanische Wurzeln, daher mein Name.“ Dass sie erst seit 4 Tagen der japanischen Sprache mächtig war, merkte ihr niemand an.

„Hideki-san, da Sie erst 15 sind und keine Zeugnisse von Ihnen vorhanden, würde ich Sie darum bitten, einen Eignungstest für diese Klassenstufe zu machen. Sie werden darauf vorbereitet und zwar von unserem vorzeige Schüler Yagami Raito.“, sagte der Sensei.

Raito sah Liz an und lächelte.

„Ähm… Tut mir leid, das ist wirklich nicht nötig. Ich brauche keinen Eignungstest, wirklich nicht.“

„Ich glaube doch.“, beteuerte ihre Lehrerin.

„Nein, wirklich nicht. Ich bin dem Stoff mächtig!“

„Sicherlich. Wer weiß, ob du jemals zur Schule gingst und dir nur schnell einen schlechten Abschluss holen wirst. Du wirst diesen Test machen. Du hast bis nächste Woche Zeit.“

„Aber…“, versuchte Liz noch, aber ihr Sensei fiel ihr ins Wort.

„Raito, ich hoffe Sie haben gleich heute Nachmittag für unsere neue Schülerin Zeit.“

Raito nickte. „Sicher.“

Elizabeth konnte sich noch so sehr anstrengen. Sie musste diesen Test machen und ausgerechnet Raito sollte ihre Nachhilfe werden. Wie es das Schicksal so wollte, war auch neben Raito ein Platz frei. Nach dem ersten Vorfall war Elizabeth leicht angesäuert, jedoch hellte der Schulalltag ihre Laune auf. Raito bekam eine Papierkugel an den Kopf geworfen, während Watase-Sensei etwas an die Tafel schrieb. Raito schaute sich um machte den Absender aus, und las die Nachricht. Er schrieb gelangweilt eine Antwort und warf zurück. Liz grinste.

„Vorzeige Schüler, was?“, flüsterte Liz Raito zu.

„Wenn sie schaut, musst du immer hübsch lächeln und sagen, was sie hören will.“, entgegnete Raito und grinste zurück.

„Guter Tipp, danke!“ Doch sie wurde erwischt…

„Hideki… Erster Schultag, die ersten 5min… und schon fallen Sie negativ auf. Sie sollten aufpassen.“

Yashiro schnaufte genervt. „Was wollen Sie hören? Das Ergebnis ihrer lächerlichen Aufgabe?“

Das war wohl eine gewisse Kampfansage. Liz kannte den Schulalltag eben nur aus Filmen. Der Unterricht in Wammys Haus war kaum damit zu vergleichen.

„Wenn sie so lächerlich ist, teil uns doch dein Wissen mit.“

„Es handelt sich um Antimaterie, das Gegenteil der Materie. Physiker auf der ganzen Welt versuchen, dieses Element herzustellen. Bekanntlich besteht so ziemlich alles hier auf der Erde aus Materie, so müsste sich das Gegenteil vielleicht irgendwo in einem anderen Sonnensystem befinden, jedoch ist es sicher herstellbar. Aber woher kommt die Materie? Antimaterie und Materie, das zusammen, 2 hochaggressive Formen von Energie, ist hochexplosiv. Nur ein paar Nanogramm Antimaterie in Verbindung mit Materie, könnten sämtliche Meilen Land zerstören. Das ist momentan die realistischste Theorie für den Urknall. So lässt sich sogar die kirchliche und die wissenschaftliche Ansicht der Stunde Null vereinen, schließlich schuf Gott als erstes das Licht und Materie und Antimaterie, reine Energie, wirkt sich bei deren Zusammentreffen ebenfalls in reiner Energie aus, in Licht. Vielleicht ist es bald möglich, Antimaterie als Treibstoff zu nutzen, falls es Physikern gelingt, es so zu transportieren, logischerweise in einem Vakuum, damit es nicht an Materie gelangt, dass man es als solches nutzen könnte. Das wäre der Durchbruch.“

Die gesamte Klasse, einschließlich der dazugehörigen Lehrerin, waren beeindruckt.

„Nun gut, ich denke, der Unterricht ist hiermit beendet.“

Die Schüler jubelten. Raito sah sie an.

„Wow, das wusste selbst ich nicht.“

„Gelitten.“, erwiderte sie und packte ihre Sachen. „Wir sollen wohl den Nachmittag miteinander verbringen? Hör zu, das ist sinnlos… Wir haben beide sicher etwas Besseres zutun.

„Mir fällt auf die Schnelle nichts Besseres ein.“ //Ich könnte meinem Note ein paar Opfer Ruhe gönnen//. „Vielleicht bist du in Naturwissenschaften gut, aber den Rest musst du mir erst mal beweisen.“ Er packte ebenfalls seine Sachen. „Schließlich finden dich die meisten hier schon ziemlich sympathisch, und wir wollen dich ja nicht gleich verlieren.“ Er zwinkerte kurz, und Liz schnaufte. Hoffentlich waren nicht alle Japaner auf eine gewisse Weise so schleimig.

„Nun gut, wann soll ich kommen?“, brachte Liz dann widerwillig heraus.

„Hm… Du könntest gleich nach der Schule? Meine Mutter hat sicher nichts dagegen. Wie steht es mit dir und deinen Eltern?“

„Oh… ja, ist in Ordnung. Ich lebe alleine.“, sagte das Mädchen und die beiden gingen langsam den Gang runter.

„Du wohnst alleine?“, fragte Raito skeptisch und sah sie an. Liz nickte.

„Ja, meine Eltern sind… geschäftlich unterwegs.“

Lügen über Lügen, aber da musste sie durch. Raitos Schulweg war nicht weit. Außerdem war es fast der gleiche, wie Liz’. Nach ein paar 100 Metern hielten sie vor einem Einfamilienhaus.

„Mein bescheidenes Heim.“, bemerkte Raito und öffnete seiner neuen Mitschülerin das Gartentor.

„Nicht weit von mir entfernt.“, fügte Liz hinzu.

„Wo wohnst du denn?“

„Parkallee“ Raito nickte wissend und schloss die Haustür auf.

Er trat ein und nahm Liz ihre Sachen ab. „Mutter? Ich bin wieder zu Hause, ich habe Besuch mitgebracht.“, rief er und eine kleine Hausfrau stürmte aus der Küche. Sie lächelte und sah zu Liz.

„Oh, eine Schulfreundin! Herzlich Willkommen. Ich werde euch gleich den Tisch decken.“

„Oh, vielen Dank, aber das ist nicht nötig. Ich kann auch warten.“, beteuerte Liz. Diese Gastfreundlichkeit machte sie leicht verlegen.

„Natürlich ist das nötig. Ich freue mich, wenn Raito eine so nette Freundin gefunden hat.“

„Wir sind nicht…-“, versuchte es Elizabeth, aber die kleine Frau war schon in der Küche verschwunden. Raito zuckte mit den Schultern und folgte ihr.

Sie betraten das Esszimmer, wo ihnen schon frische Nudelsuppe aufgetischt wurde.

Beide setzten sich hin.

„Vielen Dank, das sieht sehr lecker aus“, sagte Yashiro und lächelte Raitos Mutter an.

„Lasst es euch schmecken!“. Lächelnd ließ sie die beiden Jugendlichen alleine.

„Du hast noch Glück, meine nervende Schwester ist nicht da.“, sagte Raito, während er begann zu essen.

„Du hast eine Schwester?“

„Ja, Sayu, sie wird bald 14.“

Liz nickte wissend und aß. Als die beiden fertig waren, gingen sie rauf in Raitos Zimmer.

Sie schnaufte. „Das ist echt nicht nötig… Ich kann das, glaub mir!“

Raito hielt ihr ein Aufgabenblatt hin. „Wenn du das so gut kannst…“ Er sah auf die Uhr. „Ich geb’ dir ’ne halbe Stunde.“

Genervt nahm sie das Blatt und begann etwas zu notieren. Nach bereits 10 Minuten sah sie noch mal alles nach und gab es ihm.

Während Liz und Raito „lernten“, fläzte Ryuku sich auf Raitos Bett und überlegte, wie er unbemerkt einen Apfel essen könnte.

Raito runzelte die Stirn. „Aber wenn du jetzt wieder gehst, schmollt meine Mutter^^°“, berichtete er und Liz sah ihn ungläubig an.

„Wer schmollt hier denn?“, entgegnete sie und grinste. Irgendwas war da zwischen den beiden, auch wenn Raitos Art Liz etwas auf den Wecker ging.

„Okay, wir überlegen mal… Wir sind alleine und in meinem Zimmer…“ Raito schien ernsthaft zu überlegen, aber aus irgendeinem Grund schien er seine Zweideutigkeit in seinem Satz nicht zu bemerken.

„Ich werde mich unbemerkt rausschleichen, dann schmollt deine Mutter auch nicht^^°“, sagte Yashiro hastig, um die peinliche Stille zu umgehen.

„Wir könnten ja so ein bisschen Reden.“

Ryuku schnaufte. „Laaaaaaaangweilig!“

„Gute Idee…“, stimmte Liz zu und nickte.

Raito begann: „Halt dich von Rikuo und Aori fern, das sind miese Typen.“

„Ich steh’ auf Bad Boys. Und wer ist das?“, erwiderte Liz und grinste.

„Das sind die Typen, die mir den Zettel zugeworfen haben, in dem sie fragten, ob ich vorhätte, dich heute flachzulegen.“

Langsam aber sicher kam das Gespräch ins Rollen. Die beiden lachten und redeten. Währenddessen sah L in seiner Zentrale immer wieder auf die Uhr. Die Schule war sicherlich schon längst vorbei…
 

„Du spielst Lacrosse?“

„Ja, schon sehr lange.“

„Interessant.“

„Und was sind so deine Hobbies?“

//Das Böse zu vernichten…// „Ich ermittle gerne in meiner Freizeit. Mein Vater ist Chefinspektor bei der Polizei. Ich will später mal in seine Fußstapfen treten.“

„Dann interessierst du dich sicher für L und Kira…“

„Richtig. L ist wohl ein ziemlich heller Kopf…“

Ryuku musste wieder ein Kommentar abgeben: „Immer noch laaaaaangweilig!“

Raito sah kurz irritiert auf sein Bett. Fast wäre ihm etwas rausgerutscht.

Liz sah sich um, ebenfalls auf das Bett. „Was ist?“

„Nichts, gar nichts, ich dachte, ich hätte etwas gesehen…“ Er sah sie wieder an.

„Hast du eigentlich einen Freund?“

Yash sah ihn kurz Stirn runzelnd an. „Was würdest du tun, wenn ich ja sagen würde?“

„Es wäre ein Grund, aber kein Hindernis.“ Raito konnte sein machohaftes Grinsen nicht unterdrücken. Liz sah unverzüglich auf ihre Armbanduhr.

„Es ist schon spät, ich muss los.“ Sie stand auf, verließ sein Zimmer un ging die Treppe hinunter. Sie reichte Yagami Sachiko die Hand, bedankte sich für das leckere Essen und verabschiedete sich.

„Bis morgen in der Schule, Yagami-kun.“

Raito saß alleine in seinem Zimmer, während er von Ryuku ausgelacht wurde.

„Bist du impotent, oder meintest du das ernst?“, gluckste er.

„Halt die Klappe, Ryuku!“, brummte Raito und kramte sein Death Note raus.
 

Liz machte einen kurzen Abstecher im Supermarkt, um Erdbeeren zu kaufen, bevor sie in die Zentrale ging. L konnte sie kaum begrüßen, da prustete sie schon los: „Die sind alle notgeil…“ L sah sie schräg an.

„Notgeil?“

„Ja! Außerdem muss ich so einen schwulen Eignungstest machen! Und dafür wurde ich zu so einer sonderbaren Nachhilfe geschickt, die Japans Nummer 1 Schüler ist und auch noch neben mir sitzt. Außerdem sind Rikuo und Aori 2 Perverse und Yagami-kun, meine Nachhilfe, gafft auch.“

„Tja, daran wirst du dich gewöhnen müssen, an dein neues zu Hause.“

„Aber… ich… ich…“, Liz rang um Worte.

„Halt die Klappe! Gib mir die Erdbeeren!“, motzte Ryuzaki und deprimiert reichte ihm seine Schwester die Früchte.

Suspected

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Suspeced
 

3 Tage später in der japanischen Ermittlungszentrale.

„Was?! Es gab schon wieder 23 Opfer von Herzversagen?“, schrie Soichiro entsetzt.

„J…ja…“, bestätigte der Überbringer der entsetzlichen Nachricht eingeschüchtert. „Und genau wie vorgestern alles inhaftierte Verbrecher, bei denen also sicher war, dass wir ihren Tod sofort feststellen würden. Und zwischen den Morden liegt jeweils exakt eine Stunde Abstand. Dasselbe Muster an zwei aufeinander folgenden Werktagen.“

Die Umstehenden wurden stutzig: „Dadurch wird unsere Vermutung, der Täter sei Schüler, ziemlich in Frage gestellt…“

Wie immer, nahm L vor seinem Laptop in seiner eigenen Zentrale an der Diskussion Teil.

„Das ist nicht das Problem! Es stimmt, dass unsere Schülertheorie damit hinfällig wird, aber das ist es nicht, was Kira und damit sagen will! Er will uns demonstrieren, dass er die Todeszeit beliebig manipulieren kann.“, brachte L bei und Stille kehrte in die Zentrale der japanischen Polizei ein.

//Außerdem wollte er mir zeigen, dass er über den Stand unserer Ermittlungen bestens informiert ist!!! Diese Herausforderung ist eindeutig an mich gerichtet!//

L grinste, natürlich würde er die Herausforderung annehmen.

Während der große Bruder vor dem Computer hockte und genüsslich einen Donut vernaschte, saß die kleine Schwester in der Schule und paukte. Schnell stellte sich Liz als Lehrerliebling heraus und sie machte Raito ernsthafte Konkurrenz, worüber er lässig lächelte. Er hatte ja noch sein Death Note, falls sie ihm zu nah kommen könnte.

Als der Pausengong erklang, packten alle Schüler schnell ihre Sachen und flüchteten aus dem Klassenraum. Liz ging das ganze gelassen an und schlenderte auf den Flur.

Sie sah sich um, und sah einige Jungs aus ihrer Klasse an den Schließfächern lehnen. Darunter auch Rikuo und Aori.

„Hey, Hideki-san!“, rief einer der Jungen und winkte sie zu sich. Yashiro ging auf sie zu und sah sie fragend an.

„Hm?“, machte sie.

„Wir hatten leider noch nicht viel Gelegenheit, miteinander zu sprechen.“, stellte Aori fest und grinste.

„Ja, das stimmt…“ Liz hatte nicht besonders viel Lust, sich mit diesen Idioten zu unterhalten. Allgemein hatte sie keine Lust sich mit irgendwem zu unterhalten. „Dann wäre unsere Unterhaltung ja geklärt. War wunderschön! Können wir ja mal wiederholen. Bye, guys!“

Rikuo sah sie irritiert an, als sie Anstallten machte, zu gehen.

„Yagami hat dir sicherlich von uns erzählt.“, rief Rikuo ihr nach. „Dieser Schleimer meint auch, der wär’s…“ Liz blieb stehen.

„Inwiefern?“, fragte sie und drehte sich zu ihnen um.

„Ach, er verbreitet gerne Gerüchte über Leute, die er nicht leiden kann. Was auch immer er gesagt hat, wäre es nicht schlauer und produktiver, mal nach zu schauen, was an seinem Gerede dran ist?“

Liz dachte kurz nach. Direkt hatte Yagami-kun nichts über sie gesagt. Nur das mit dem Zettel…

Liz ging auf sie zu. „Okay, aber vermasselt es euch nicht, okay?“

Die Jungs grinsten und zeigten ihr den Schulhof. Mittendrin wurde mal ein lustiger Spruch abgelassen oder eine kurze und aufschlussreiche Information über den ein oder anderen Mitschüler weitergegeben.

„Stimmt das eigentlich, was man über Engländer sagt? So von wegen Inselaffen und so?“, fragte einer.

„Ähm…“ Liz musste an ihren Bruder denken und grinste. „Jap“

„Du siehst aber nicht aus wie ein Affe.“, beteuerte Aori.

Liz grinste. Irgendwie fühlte sie sich bei den Jungs wohl. „Ich bin ja auch ein süßes Äffchen.“, sagte sie, und eigentlich war es nicht ernst gemeint.

„Du bist aber verdammt selbstsicher.“

Das hatte Liz eigentlich nicht erwartet, wo Raito doch diesen Zettel von den beiden erhalten hatte…

„Das war doch nur ein Scherz, ihr Bongos.“ Sie grinste und die Jungs grinsten zurück. Vielleicht würde sich da wirklich eine Freundschaft aufbauen? Doch hatte sie Rikuo und Aori noch nicht in Aktion erlebt…

Bald war der Rundgang zu Ende und sie kamen bei Raito vorbei. Liz winkte ihm.

„Yagami-kun!“, rief sie und er sah auf und lächelte.

„Hey, Hideki-san.“ Er sah Liz’ Beiwerk und sein Lächeln wich von seinem Gesicht. Er stand auf und ging zu ihr, ergriff sie an den Schultern und schob sie außer Hörweite von ihren Mitschülern.

„Hast du schon vergessen, was ich dir erzählt habe?“, mahnte er und sah sie kritisch an.

„Ich wollte mir selber ein Bild machen. Die sind total nett und die haben nicht einmal gegafft, im Gegensatz zu anderen Leuten.“, rechtfertigte sich Hideki-san.

„Die haben beobachtet und festgestellt, wie weit sie gehen können.“

„Dann habe ich ja alles im Griff.“

„Du kennst sie nicht!“

„Deshalb will ich sie kennen lernen!“ Langsam wurde das Gespräch etwas lauter.

Aori und Rikuo sahen sich gegenseitig an und hoben die Brauen, als es klingelte und der Unterricht weiter ging. Alles verlief ruhig, nichts Nennenswertes geschah. Auch als Liz zu ihrem Bruder ging, kamen sie nicht mit den Ermittlungen voran.

Doch Raito wusste seine Zeit zu nutzen. Sein Heiligtum brauchte ein raffiniertes Versteck. Er musste auf alles gefasst sein und da hatte er sich schon etwas Geniales ausgedacht.

Raito führte seinen Todesgott in eine Ruine, eine alte und verödete Lagerhalle am Rande der Stadt.

„Ich habe ein Problem, was ich in den griff kriegen muss.“, fing Raito an. „Wenn jemand das Death Note berührt, kann er dich sehen, oder?“ Ryuku nickte und wartete gespannt auf den nächsten Plan, den sich Raito ausgedacht hatte.

„Seit ich das gehört habe, lasse ich das Death Note nicht mehr aus den Augen. Aber es mit mir herumzuschleppen, ist noch auffälliger. Bis jetzt hatte ich gedacht, dass falls jemand aus meiner Familie das Buch sähe, ich einfach sagen könnte, dass ich den Kira Fall dokumentierte; als Übung für später, wenn ich selbst Polizist werde. Was ich mache, ist sowieso schon eine gefährliche Gratwanderung. Aber falls ich einen Fehler mache…“ Er machte eine wirkungsvolle Pause, „…kann es sein, dass Kira seine eigene Familie töten muss.“

Raito saß auf dem schäbigen Boden und begann zu basteln.

„Was hast du denn Schlimmes vor, dass es niemand sehen darf?“, fragte Ryuku, der es vor lauter Neugier kaum noch schaffte, sich zurückzuhalten.

„Wenn jemand das Death Note berührt, kann diese Person dich sehen. Das darf ich nicht zulassen.“

„Na ja, du kannst mich wohl schlecht als einen Freund ausgeben…“, bemerkte Ryuku.

„Nicht nur das, falls meine Schwester dich sieht, stirbt sie vor Schreck auch noch an Herzversagen.“ Ryuku wollte sich gerade für dieses durchaus reizende Kompliment bedanken, als auf einmal Raitos Basteleien in Flammen aufgingen. Ryuku erschrak kurz, Raito jedoch grinste und stellte sich bereits vor, wie sämtliche Beweise im Ernstfall vernichten werden würden.

Raito hatte sich versichert, dass alles nach Plan klappen würde und so machte er mit Ryuku einen Abstecher im Baumarkt.

„Was kommt jetzt, gehen wir etwa einkaufen?“, fragte Ryuku grinsend, amüsiert von dem Einfallsreichtum der Menschen.

„Es gibt ein paar Sachen, dich ich auch brauche, um das Buch zu verstecken.“, teilte der Schüler mit, während er sich eine selbst kreierte Skizze einer Abdeckung eines Schubladenbodens ansah. „Ich will es auf jeden Fall in meinem Zimmer verstecken, damit ich es immer zur Hand habe. Aber ich muss trotzdem sicherstellen, dass keiner aus meiner Familie es versehentlich berührt. Außerdem hat L bestimmt schon angefangen, Leute mit Kontakt zur Polizei zu verdächtigen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Kira zu verhaften: ein Geständnis von mir oder jemand entdeckt das Death Note. Das heißt, ich muss es so verstecken, dass es auch im Falle einer Hausdurchsuchung nicht entdeckt wird.“ Raito sah sich die verschiedenen Arten Holz an, die der Baumarkt zu bieten hatte.

„Raito, darf ich dich was fragen?“

„Klar“

„Du benutzt deinen Vater, der bei der Polizei ist, um an deren Informationen zu kommen. Das ist dein Trumpf, der es dir erlaubt, es mit der Polizei aufzunehmen.“

Raito bezahlte bereits, als er antwortete: „Richtig.“ Die beiden verließen den Laden. „Ich kann mich sogar in den Computer meines Vaters einhacken, ohne Spuren zu hinterlassen. Der Stand der Ermittlungen ist mir daher immer bekannt.“ Er sprach leise und gedämpft. Er wollte nicht auffallen.

„Was ich nicht verstehe ist, warum du das L absichtlich gezeigt hast. Lenkt das nicht unnötig Verdacht auf die Polizei und damit auch auf dich? Bisher hat L nach einem Schüler gesucht. Diesen Verdacht hast du zwar zerstreut, aber zu was für einem Preis?“

„Du bist nicht auf den Kopf gefallen, das muss ich dir lassen, Ryuku. Aber offensichtlich verstehst du die Menschen immer noch nicht besonders gut. Ich habe es schon einmal gesagt, Menschen sind dumme Wesen, die ihr wahres Ich nicht offen zeigen. Um deine Frage zu beantworten: Ich versuche L ausfindig zu machen, um ihn zu erledigen. Durch Verstecken des Notizbuches allein kann ich L nicht finden. In der menschlichen Gesellschaft gibt es nur ganz wenige Menschen, die einander wirklich trauen. Das gilt auch für die Polizei. Und erst Recht für ihren Umgang mit L. Eine Beziehung gegenseitigen Vertrauens ist in diesem Fall praktisch undenkbar. Kann man etwa jemandem trauen, von dem man weder das Gesicht, noch de Namen kennt? Jetzt, wo L weiß, dass der Stand der Ermittlungen zu mir durchgesickert ist, wird er 100%tig versuchen, die Spur von der Polizei bis zu mir zurückzuverfolgen. Wenn er das tut, ist es nur eine Frage der Zeit, bis bei der Polizei Stimmen gegen L laut werden. Nach außen hin betrachtet arbeiten die Polizei und L zusammen, um mich zu fassen. Nein, wahrscheinlich arbeiten sie sogar tatsächlich zusammen. Aber un der Hand spioniert L die Polizei und die Polizei L aus!“ Raito hatte mal wieder stolz sein Wissen mitgeteilt und wie immer gluckste Ryuku amüsiert.

„Ich muss L gar nicht selbst suchen. Das übernimmt schon die Polizei für mich. Ich muss ihn dann nur noch ausschalten. Ich bin sicher, dass die Polizei L noch vor Kira aufspüren wird.“

Wieder zu Hause. Raito ging in sein Zimmer und setzte seine Skizze in die Tat um…

„Das ging doch recht einfach…“, sagte er grinsend und er betrachtete sein Werk. Ryuku sah ihm interessiert über die Schulter.

„Hm? Hast du ein Versteck gefunden?“

„Ja. In dieser Schublade.“ Kira deutete auf seinen Schreibtischcontainer und dessen oberste Schublade, die mit einem Schloss versehen war.

„Das ist ein Versteck?“, fragte Ryuku ungläubig.

„Ich kann den Schlüssel immer stecken lassen… Je auffälliger, desto besser.“ Raito öffnete die Schublade. Darin schien sich nichts weiter als ein stinknormales Tagebuch zu befinden.

„Praktisch jeder Mensch gäbe sich sicher schon damit zufrieden, das Geheimnis dieser Schublade gelüftet zu haben, indem er die immer gleichen Alltagsbeschreibungen in diesem Tagebuch liest. Aber der wahre Schlüssel ist hier.“ Er griff nach einem Kugelschreiber und zog die Mine heraus. „Der kann hier auf dem Tisch herumliegen, ohne Verdacht zu erregen. Eine Kugelschreibermine. An der Unterseite der Schublade befindet sich ein schwer entdeckendes kleines Loch. Die Mine wird durch dieses Loch gesteckt.“ Ryuku nickte.

„Verstehe, ein doppelter Boden. Und das Brett hast du im Baumarkt sorgfältig ausgewählt. Na ja, zusammen mit dem falschen Tagebuch sollte das einigermaßen sicher sein.“

„Das ist noch nicht alles. Selbst wenn jemand den Trick mit dem doppelten Boden durchschaut, ist es für ihn unmöglich, das Notizbuch in die Finger zu bekommen. Verstehst du? Der Stromkreis wird durch die Plastikmine blockiert. Ohne die Mine schließt sich der Kreis und das Benzin in diesem dünnen Plastikbeutel entzündet sich. Das Notizbuch geht augenblicklich in Flammen auf, so wie ich das heute Mittag draußen getestet habe. Solange der Zwischenboden geschlossen ist, steckte diese Metallklammer und isoliert den Stromkreis. Das heißt, der Boden lässt sich nur auf diese Weise sicher öffnen. In dem Moment, in dem man die Schublade umdreht oder den Mittelboden gewaltsam entfernt, geht das Buch in Flammen auf und der einzige Beweis wird vernichtet. Falls es wirklich in Flammen aufgeht, kann ich behaupten, es sei mein richtiges Taugebuch gewesen, das ich niemandem zeigen wollte. Diese Begründung kann jeder nachvollziehen.“ Raito gab sich wirklich viel Mühe mit seiner Erklärung. Er war richtig stolz auf sein Werk.

„Das größte Problem für Menschen, die ein Death Note fanden, war immer schon die Frage, wo sie es verstecken sollen. Aber so eine raffinierte Vorrichtung hat sich, glaube ich, bisher noch niemand ausgedacht.“, berichtete Ryuku anerkennend. „Allerdings ist sie auch sehr gefährlich. Wenn du nur einen klitzekleinen Fehler machst, erleidest du schwere Verbrennungen.“

„Gefährlich? Du sagst schon seltsame Sache, Ryuku. Alles, was mit dem Death Note zu tun hat, ist gefährlich. Und diese ganzen Gefahren verschaffen mir sogar eine gewisse Sicherheit.“ Raito grinste und lehnte sich auf seinem Schreibtuschstuhl zurück.

„Was ist wohl schlimmer, ein kleines Feuer im Haus oder die Todesstrafe?“
 

••

Ryuzaki meditierte und dachte nach. Seine Schwester saß in ihrer eigenen Sitzposition auf ihrem Drehstuhl, Beide ließen ihre Gedanken schweifen, in der Hoffnung, auf eine neue Erkenntnis zu stoßen.

//Ausgehend von den Todeszeiten der Opfer habe ich in der Ermittlungszentrale verkündet, dass die Wahrscheinlichkeit hoch sei, dass der Täter ein Schüler ist. Darauf hat Kira prompt, als wolle er sich über mich lustig machen, zwei Tage lang jeweils 23 inhaftierte Verbrecher in exakt einstündigen Abständen hingerichtet. Und damit demonstriert, dass er die Todeszeit frei manipulieren kann. Hat Kira bis dahin die Zeiten etwa absichtlich so gewählt, dass ich glauben sollte, es sei die Tat eines Schülers? Bin ich also bloß auf eine Finte hereingefallen?//

„Es muss eine Lücke in der Polizei geben. Sicherlich geben Ermittler den aktuellen Stand der Ermittlungen an Familie weiter.“, spekulierte Yashiro und sah ihn an. L nickte.

„Aber er muss einen Grund dafür haben, mich das so klar wissen zu lassen… Was will er also bezwecken?“ Er stand auf und sah zu Boden. Beide verfielen wieder in ihre Gedanken.

//Jedenfalls gibt es eine undichte Stelle in der Polizei. Diese Tatsache kann ich nicht ignorieren.// L neigte sich wieder an sein Mikro.

„Watari, bin bin’s. Verlassen Sie bitte die Ermittlungszentrale für eine Weile.“, bat L seine rechte Hand.

Watari tat, wie ihm gesagt. „Ja L, und dann?“, fragte er.

„Gehen Sie an einen Ort, wo Sie keiner der Polizisten beobachten kann, und verbinden Sie mich dann mit dem FBI.“

Liz sah Ryuzaki an. „Beschattung?“ Er nickte stumm und setzte sich wieder hin, um weiter zu meditieren. Watari meldete sich schon nach kurzer Zeit zurück und stellte L zum Hauptquartier des FBIs durch.

„Herr Präsident, hier spricht L. Ich habe eine Bitte an Sie. Ich möchte, dass Sie die Mitglieder der japanischen Polizei, besonders die, die mit dem Kira Fall betraut sind, samt ihrem Umfeld gründlich überprüfen: Die Untersuchungen müssen natürlich streng geheim bleiben. Es tut mir leid, dass ich ihnen keine genaueren Umstände und Ursachen nennen kann.“

„L… soll das heißen, dass Kira sich unter diesen Personen befindet?“, fragte der Amerikaner, der Vorsitzende des FBIs am anderen Ende zögerlich.

„Ja, ganz sicher.“, antwortete L souverän.

„Aber wir sind auch so schon sehr beschäftigt…“ Der Präsident war nervös, er begann zu schwitzen.

„327 der von Kira getöteten Verbrecher waren Amerikaner. Das ist mehr als in jedem anderen Land.“, berichtete Ryuzaki nachdrücklich.

„Verstanden, ich kümmere mich darum.“ Der Mann seufzte.

„Danke vielmals. Ich verlasse mich darauf, dass Sie die Autorität des FBI einsetzen und ihr Äußerstes geben werden.“ Die Verbindung wurde abgebrochen und L rutschte unruhig auf dem Parkettboden herum.

„Wie lange wird das ungefähr dauern?“, fragte Liz, während sie sich auf ihrem Stuhl drehte.

„Ich habe keine Ahnung. Aber normalerweise springt das FBI, wenn ich »Hopp« sage.“

Mit dieser Antwort gab sich Elizabeth zufrieden.

Watari befand sich immer noch in der Ermittlungszentrale, so, dass L alles mitbekommen konnte, was sich dort abspielte. 3 Ermittler übergaben ihrem Chef, Soichiro Yagami, ihr Entlassungsgesuch. Baff und entsetzt sah Yagami zu seinen Mitarbeitern auf.

„Was soll das sein?!“, fragte er geschockt.

„Wie Sie sehen können, beantragen wir unsere Entlassung.“, teilte einer der 3 mit. „Wir möchten einem anderen Fall zugeteilt werden. Wenn das nicht möglich sein sollte, werden wir kündigen.“

Soichiro verstand nichts mehr. „W… Warum?“

„Wir hängen an unserem Leben. Nach Meinung Ls ist Kira doch im Besitz übernatürlicher Kräfte und kann töten, ohne selbst Hand anzulegen, nicht wahr? An Kiras Stelle würde ich jeden töten, der versucht mich zu fassen. Denn falls Kira gefasst wird, bedeutet das für ihn die Todesstrafe. Erinnern Sie sich, in der Fernsehübertragung hat L Kira provoziert und ihn aufgefordert, ihn zu töten. Allerdings hält L seinen richtigen Namen und sogar sein Aussehen geheim. Und dann hat L uns neulich beauftragt herauszufinden, wie in Japan über die späteren Opfer berichtet wurde. Er wollte wissen, ob Fotos oder Abbildungen von den Gesichtern der späteren Opfer gezeigt wurden.“ Der Mann geriet aus der Fassung. Er lehnte sich aggressiv auf den Tisch und erhob nervös seine Stimme. „Und genau so war es! Bei allen Opfern waren die Gesichter durch die Berichterstattung in Japan bekannt! Was ich sagen will… im Gegensatz zu einer gewissen anderen Person ermitteln wir mit einem Polizeiausweis in dem Name und Foto enthalten sind. Wir verstecken unsere Gesichter nicht.“

Ein anderer sprach weiter.

„Kira kann uns jederzeit töten. Daher bitten wir Sie, uns in eine andere Abteilung zu versetzen.“ Die 3 machten auf dem Absatz kehrt und ließen ihren Chef, der sich nicht zu helfen wusste, allein. „Alles Weitere liegt bei ihnen.“, sagte wieder ein anderer und die Männer verließen die Zentrale.

„Hey! Sie können doch nicht… warten Sie!“, rief Yagami, doch seine vielleicht sogar ehemaligen Angestellten waren schon gegangen.

Dieser Auftritt hatte für Gemurmel gesorgt. Viele Polizisten in der Zentrale wurden nachdenklich.

„Wo sie Recht haben, haben sie Recht.“, sagte einer.

„L ist wirklich der Einzige, der sein Aussehen geheim hält, indem er sich durch Watari vertreten lässt.“
 

L hatte das Geschehen mitbekommen.

„Aha… Wie wir dachten, Kira muss wenigstens das Gesicht seines Opfers kennen… Ob das die einzige Bedingung ist?“, fasste Liz zusammen und sah ihren Bruder schräg an.

„Das werden wir herausfinden müssen.“

Es war bereits Dezember und die Geschwister hatten sich nach 2 Monaten Aufenthalt bereits an ihr neues zu Hause gewöhnt. Außerdem hatte Liz eine neue Leidenschaft neben Erdbeeren und Lacrosse entdeckt: Gefrorene Pommes eigneten sich perfekt zum lutschen.

4 Tage nach Ls Telefonat mit dem Vorsitzenden des FBIs, erhielt er bereits Antwort. Man schickte ihm eine Liste mit all denen, die Zugriff auf die aktuellen Entwicklungen der Ermittlungen erhalten könnten oder haben. Außerdem mit genug Informationen über die betreffenden Personen. Er blätterte die Liste durch, sah sie sich genau an, gemeinsam mit seiner Schwester.

„Unscheinbar…“, murmelte sie nebenbei. Auf einmal zeigte Ryuzaki auf einen Namen, der aufgelistet war.

„Wie heißt dieser eine Kerl, der so an dir klebt?“ Die Seite, die er aufgeschlagen hatte, war die der Familie Yagami und der Name, auf den er deutete, war der Yagami Raitos.

Liz weitete die Augen.

„Willkommen im Kreis der Verdächtigen, Yagami-kun… Kira einschätzen zu wollen, wäre dumm, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er Kira ist. Aber eins kann ich dir versichern, seine Mutter würde keiner Fliege etwas zu Leide tun^^°“ L nickte und wendete sich an sein Mikro.

„Watari, ich habe die Liste der Personen innerhalb und außerhalb der Polizei, die ab sofort vom FBI beschattet werden, jetzt vorliegen.“

„Ja, die Beamten vom FBI sind auch vor 4 Tagen in Japan angekommen.“, antwortete Watari.

//Allein innerhalb der Polizei gibt es 141 Personen, die Informationen aus der Ermittlungszentrale erhalten haben können… Aber eine dieser 141 Personen oder zumindest jemand aus dem näheren Umfeld dieser 141 Personen muss Kira sein. Aber Yagami-kun?//, dachte Elizabeth, während sich Ryuzaki mit Watari austauschte.

„Yashiro… Ich bitte dich, wenn dieser Yagami Raito dich ohnehin schon mag, klemme dich ein wenig dahinter.“, bat L.

„Was meinst du?“

„Triff dich mit ihm, lerne ihn ein bisschen besser kennen. Vielleicht ist er unser Mann.“

Sie seufzte und nahm es hin. So schlimm fand sie ihn schließlich auch wieder nicht.

••

Als Raito am nächsten Tag von der Nachmittagsschule mit Ryuku nach Hause ging, machte er eine unangenehme Entdeckung.

„Raito, hast du einen Moment Zeit?“, fragte der Todesgott.

Raito schnaufte genervt und antwortete leise: „Ich habe doch gesagt, du sollst mich draußen nach Möglichkeit nicht ansprechen. Im Gegensatz zu deiner ist meine Stimme für jeden hörbar.“

„Aber das ist genau der Grund, weshalb ich jetzt mit dir sprechen muss. Ich kann dich ganz gut leiden und in gewisser Weise hätte es keinen besseren treffen können, der das Buch findet… Du musst wissen, dass ich mir schließlich die Sache ansehen muss, bis entweder du oder das Buch das zeitliche Segnen. Allerdings bin ich weder auf deiner noch auf Ls Seite.“

„Das war mir schon klar, Ryuku.“

„Deswegen werde ich auch keine Meinung dazu abgeben, ob ich das, was du machst, richtig oder falsch finde. Falls ich mich mal einmische, dann höchsten als dein Mitbewohner.“

Ryuku redete um den heißen Brei herum.

„Was ist denn heute mit dir los, Ryuku? Sieht dir gar nicht ähnlich, so etwas zu sagen.“

„Ich meine bloß, was ich jetzt sage, sage ich nicht als Kiras Verbündeter oder so, sondern eher weil es mich selbst auch nervt.

„Red nicht um den heißen Brei. Was gibt’s?“ Raito wurde ungeduldig.

„Da ich immer hinter dir bin, ist es mir gleich aufgefallen. Es behindert mir ziemlich die Aussicht. Schon seit 2 Tagen wirst du von jemandem verfolgt. Er kann mich zwar nicht sehen, aber ich spüre immer seinen Blick in meinem Nacken.

Raitos Blick weitete sich, dann holte er tief Luft und ging gemächlich weiter nach Hause.

„Das ist wirklich lästig. Ich werde ihn so schnell wir möglich verschwinden lassen.“

// Schon 2 Tage… Für ihn muss ich aber wie ein ganz normaler Schüler im Abschlussjahr wirken, der darüber hinaus extrem gute Noten hat…//

Raito hatte sein Ziel erreicht, begrüßte sein Umfeld und ging die Treppe hinauf, um in sein Zimmer zu gelangen. Um festzustellen, ob jemand sein Zimmer betrat, hatte er von innen ein Papier an die Tür gelehnt, welches Umfallen würde, wenn die Tür vollständig geöffnet würde. Raito öffnete seine Tür vorsichtig einen Spalt, das Papier stand noch. In seinem Zimmer war sein Verfolger noch nicht gelangt.

//Weil Informationen aus der Ermittlungszentrale durchgesickert sind, verdächtigt L jetzt die Leute bei der Polizei und als Mitglied der Spezialeinheit wird mein Vater natürlich auch verdächtigt. Aber die Polizei kann man schlecht von der Polizei überwachen lassen. Also muss ich zuerst herausfinden, wen L für diese Ermittlungen benutzt. Und obwohl es erst 6 Tage her ist, seit Informationen durchgesickert sind, werde ich schon 2 Tage beschattet. Wer immer die Ermittlungen gegen die Polizei aufgenommen hat, es müssen ziemlich viele sein. Gehen wir mal von 50 Leuten aus, dann ist die Gefahr, dass der Verdacht auf mich fällt, trotzdem praktisch Null. Es gibt so viele Personen, die verdächtiger sind als ich. Aber falls ich nichts unternehme, wer weiß, wie die Situation in ein paar Monaten aussieht…// Raito hatte sich auf seinem Stuhl niedergelassen und dachte scharf nach, während Ryuku gespannt neben ihm verweilte. //Zuerst brauche ich den Namen der Person, die mich beschattet. Wenn ich den erst mal weiß, lässt sich die ganze Sache lösen. Wie kann ich den Namen herausfinden, ohne dass auffällt…//

„Raito.“, unterbrach Ryuku seine Gedanken.

„Hm?“

„Es gibt 2 wichtige Unterschiede zwischen einem Todesgott und einem Menschen, der ein Death Note besitzt. Weißt du, warum Todesgötter überhaupt die Namen von Menschen in ihr Death Note schreiben?“

„Woher soll ich das wissen? Du bist ganz schön gesprächig heute, Ryuku“, stellte Raito vergnügt fest.

„Der Todesgott erhält die Lebenszeit seines Opfers.“

Raito sah verblüfft drein. „Die was? Seine Lebenszeit?“

„Angenommen ich lasse einen Menschen der normalerweise 60 Jahre alt geworden wäre, mit 40 sterben. 60 – 40 = 20. Dann werden mir als Todesgott diese 20 Jahre gutgeschrieben. Das heißt, wenn ein Todesgott nicht gerade stinkend faul ist, dann stirbt er niemals, selbst wenn man ihm in den Kopf schießt oder ein Messer in sein herz stößt. Wir sind schließlich Götter. Allerdings hab ich schon erlebt, dass ein Todesgott mehrere 100 Jahre vor sich hin lebte und dann starb, weil er vergessen hatte, Namen von Menschen aufzuschreiben. Ich weiß nicht genau, wie das geht, aber es gibt anscheinend auch eine Methode, einen Todesgott umzubringen. Jedenfalls haben die Todesgötter heutzutage keinerlei Ambitionen, die Welt zum Guten oder zum Schlechten zu verändern. Sie hegen auch keinen Groll gegen ihre Opfer. Genauer gesagt kümmert uns Todesgötter die Menschenwelt überhaupt nicht. Wir wollen bloß nicht sterben und leben daher auf Kosten der Menschen müßig vor uns hin. Die Welt der Todesgötter ist wahrlich dem Untergang geweiht. Keiner weiß noch, wozu wir überhaupt existieren. Wahrscheinlich ist unsere Existenz auch bedeutungslos.“, erläuterte Ryuku.

„Red keinen Unsinn, Ryuku!“, sagte Raito aufmunternd.

„Wieso?“

„Selbst wenn ein Todesgott wie du nur alle 100, was sage ich, 1000 Jahre auf die Erde herabsteigt, hat das gewaltige Auswirkungen auf die Menschenwelt. Eure Existenz hat sogar eine sehr tiefe Bedeutung. Egal in welchem Zeitalter. Wenn es um die Welt der Todesgötter wirklich so schlecht bestellt ist, dann solltest du bei deiner Rückkehr guten Gebrauch machen von deiner Erfahrung in der Menschenwelt und versuchen etwas zu verändern.“ Er lächelte und kicherte kurz für sich.

„Raito, wer hätte gedacht, dass du so optimistisch bist…“, sagte Ryuku verblüfft.

„Das ist doch selbstverständlich. Wenn ich das nicht wäre, würde ich wohl kaum versuchen, alleine die Welt zu verbessern.“

Ryuku erlang wieder das Wort: „Jedenfalls nimmt deine Lebenszeit nicht zu, auch wenn du einen Namen in das Death Note schreibst. Das ist der eine Unterschied zwischen dir und mir.“

„Das ist viel interessanter als das, was du vorhin erzählt hast. Wir Menschen wissen nämlich nicht viel über euch Todesgötter.“

„Ja, ich verstehe. Dann wird dich der zweite Unterschied bestimm noch mehr interessieren. Diesmal geht es nicht um die Verlängerung der Lebenszeit, sondern um deren Verkürzung. Wir Todesgötter sehen aus unserer Welt auf die Menschenwelt herab und suchen uns Menschen aus, deren Namen wir in unser Buch schreiben. Dabei ist vielleicht auch etwas persönliche Vorliebe im Spiel, aber im Großen und Ganzen nehmen wir einfach einen, auf den zufällig unser Blick fällt.“

„Der arme Tropf macht dann praktisch Bekanntschaft mit der Sense.“, bemerkte Kira grinsend.

„Nun die Preisfrage: Wieso wissen wir durch bloßes Hinsehen den Namen des Menschen?“

Raito sah ihn kurz ernst an, als Ryuku ihm auch schon auf 5cm Abstand näher rückte und tief in seine Augen sah.

„Mit den Augen eines Todesgottes kann man über dem Gesicht eines Menschen dessen Namen und Lebenszeit erkennen.“

Raito sah ihn sprachlos an. „Den Namen und die Lebenszeit?“, hakte er zögerlich nach.

„Genau. Daher kommen wir nie in die Verlegenheit, einen Namen nicht zu wissen. Und wir wissen immer ganz genau, wie viel Lebenszeit wir bei einem Opfer hinzugewinnen. Unsere Augen sind verschieden. Das ist der zweite, entscheidende Unterschied zwischen dir und mir.“ Ryuku machte eine Pause, um Raitos Erstaunen zu genießen. „Und es gibt einen uralten Brauch, der es uns erlaubt mit dem Menschen, der unser Death Note gefunden hat, einen Handel zu machen. Ich kann deine Augen in die eines Todesgottes verwandeln.“

Raitos Augen leuchteten kurz. „Was willst du dafür?“, fragte er sofort.

„Der Preis für das Augenlicht eines Todesgottes ist die Hälfte der verbleibenden Lebenszeit der Person.“

Wieder sah Raito sein grässliches Gegenüber schockiert an. „Die Hälfte der verbleibenden Lebenszeit…“, murmelte er.

„Ja. Das heißt, wenn du noch 50 Jahre zu leben hast, macht das 25 Jahre. Wenn du nur noch ein Jahr hast, ein halbes Jahr. Selbstverständlich sehen meine Augen gerade deinen Namen und deine Lebenszeit. Wenn ich das in menschliche Zeit umrechne, weiß ich genau, wie viele Jahre du noch zu leben hast. Aber selbst mit meinem losen Mundwerk werde ich dir das nicht verraten.“

Raito fühlte sich leicht verarscht. „Und da du weder Kira noch L unterstützen willst, wirst du mir auch nie den Namen eines Menschen, den ich töten will verraten, selbst wenn du ihn siehst.“, schlussfolgerte Raito.

„Richtig. Das verbieten mir auch die Regeln unserer Welt. Eigentlich birgt dieser Handel keinerlei Vorteile für uns Todesgötter. Da wir unsere Lebenszeit auch ganz leicht durch andere Menschen verlängern können. Das heißt, der Handel dient allein den Menschen, der das Death Note benutzt. Für die Hälfte deiner verbleibenden Lebenszeit kann ich dir das Augenlicht eines Todesgottes schenken.“

„Klingt gut, das wäre sehr Praktisch…“ Raito sah Ryuku prüfend an, Ryuku erwiderte seinen Blick.

„Ryuku… Dieser Handel kommt für mich nicht in Frage.“ Das überraschte Ryuku, aber die Erklärung ließ natürlich nicht lange auf sich warten.

„Ich werde eine ideale Welt ohne Verbrechen erschaffen. Und dann so lange wie möglich als Gott über diese Welt herrschen. Wenn es ein Handel wäre, durch den meine Lebenszeit verlängert würde, wäre es zu überlegen. Aber wenn sie sich verkürzt, lohnt es sich gar nicht, darüber nachzudenken. Das hättest du eigentlich wissen müssen, Ryuku.“

„..Ja…“, gestand dieser sich ein. „Ich wollte auch nur sagen, dass so ein Handel möglich ist. Und ich wollte es möglichst früh sagen, weil ich keine Lust habe, mich später wieder von dir anmeckern zu lassen. Natürlich kannst du, solange du das Death Note besitzt, jederzeit diesen Handel machen.“

Raito verschränkte die Arme.

„In dem Fall bist du aber schon ganz schön spät dran. Hättest du mir das bei unserem ersten Treffen sagen oder zumindest in die Gebrauchsanweisung des Death Notes schreiben sollen?“

„Du hast wohl Recht.“ //Obwohl ich ein Todesgott bin, hat er überhaupt keine Angst vor mir oder versucht, sich bei mir einzuschmeicheln. Stattdessen kritisiert er mich schonungslos.//

„Und?“, fragte Raito und sah ihn skeptisch an.

„Hm?“

„Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte? Herr Todesgott.“ Raito schien wirklich überhaupt keinen Respekt zu haben… „Gibt es sonst noch irgendwelche Hinweise zum Gebrauch des Death Notes oder irgendeinen Handel, von dem du mir irgendwann plötzlich erzählst?“

„Nein, das war alles.“ Ryuku war drauf und dran, eingeschüchtert zu werden. Raito war ihm irgendwie unheimlich.

„Aha. Schade…“

„Schade?“

„Wenn du mir statt deiner Augen deine Flügel angeboten hättest, hätte ich ehrlich einen Handel in Betracht gezogen. »Mit mächtigen Schwingen frei durch den Himmel fliegen«, so stelle ich mir einen Gott vor. Das ist ein Traum, den die Menschen seit Urzeiten gehegt haben.“

„Mit Flügeln am Himmel fliegen wär schon ganz auffällig… Da würde die Polizei dich sofort schnappen.“, bedachte Ryuku.

„Das war auch nur ein Scherz, Ryuku. Aber wenn ich durch einen derartigen Handel deine Augen oder Flügel erhielte, würde ich, eh ich mich versehe, noch ein richtiger Todesgott. Das wär doch was, oder?“ Raito grinste. Er hatte ein gesundes Selbstbewusstsein.

„Keine Sorge, so einen Handel brauchst du gar nicht. Du gibst auch so schon einen hervorragenden Todesgott ab.“

Raitos Antlitz wirkte noch stolzer und… göttlicher.

„Na ja, nach dem, was du so erzählst, bin ich anscheinend viel aktiver als deine entarteten Kollegen. Da möchte ich mich lieber nicht mit Todesgöttern vergleichen lassen.“ Er nahm sein Death Note in die Hand und schien mit ihm zu reden. „Ich benutze das Death Note in meiner Eigenschaft als Mensch und zum Wohl der Menschheit.“ Er blätterte es durch… Ihm kam die Idee…

„Hier in der Gebrauchsanleitung des Death Notes steht es. So kann ich den Namen der Person herausfinden, die mich heute verfolgt hat“ Raito hatte einen Plan und konnte sich nun frisch ans Werk machen.

„was hast du vor?“, fragte Ryuku neugierig.

„»Bestimmt man eine Todesursache, hat man weitere 6 Minuten und 40 Sekunden Zeit, um die genauen Umstände des Todes zu notieren.« Zunächst muss ich herausfinden, wie frei ich bei der Wahl »genauen Umstände des Todes« bin. Dazu benutze ich Verbrecher, die ich mit für so einen Fall in Reserve gehalten habe.“ Er deutete auf seinen Monitor seines Laptops. Er war gerade auf einer Seite, wo über Verbrecher berichtet wurde, mit Bild und vollständigen Namen.

„Falls mein Verfolger zu dem Schluss kommt, dass ich unschuldig bin, wird es sicherlich eine Weile dauern, bis ich wieder beobachtet werde. Und dann werden alle Verdächtigen noch mal einzeln gründlicher untersucht werden. Ich muss ausnutzen, dass ich jetzt gerade beschattet werde. Beim nächsten Mal ist es vielleicht schon zu spät.“

Raito schrieb in lauter Eifer die Todesurteile dreier Verbrecher auf, um seine Grenzen auszutesten, als es an der Tür klingelte.

Sayu öffnete die Tür und begrüßte ihr Gegenüber lächelnd.

„Konnichiwa! Kann ich Ihnen helfen?“ Sie lächelte und wartete gespannt auf eine Antwort.

Liz lächelte und reichte ihr die Hand. „Du musst Sayu sein. Ich bin Hideki Yashiro. Ist dein Bruder zu Hause?“ Sie lächelte ebenfalls. Sayu gab ihr die Hand und strahlte.

„Nii-chan hat also eine Freundin!“ Sie grinste breit und Liz erwischte sich dabei, wie sie beinahe rot wurde.

„Nein… Wir sind nicht liiert oder so, nur befreundet!“, beteuerte sie. Sayu grinste hämisch und wendete sich zur Treppe.

„Komm doch rein. Raito ist oben in seinem Zimmer ^-^“

Liz ging rein, als Sayu ihren Bruder rief.

„Nii-chan? Hideki-san ist da!!!“

Raito reagierte nicht. Er war zu eifrig dabei, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Sayu sah Elizabeth an. „Hm… Der ist sicherlich wieder am Lernen, da hört der nichts. Komm doch einfach mit hoch.“ Die beiden Mädchen gingen die Treppe hoch. Sayu klopfte an Raitos Tür, bevor sie vergeblich versuchte sie zu öffnen. Sie schnaufte.

„Warum schließt du immer ab, Nii-chan?“ Sie schien irgendwie genervt, keinen offenen Zugang zu ihrem Bruder zu haben.

Raito packe schnell sein Death Note weg. „Moment… Was gibt’s denn?“ Er stand auf, entriegelte die Tür und öffnete diese.

„Hideki-san ist da.“ Sayu lächelte. „Ich lass euch dann mal alleine ^-^“ Sie schlich die Treppe runter.

Raito sah seinen Besuch verwundert an, freute sich aber über Liz’ Anwesenheit. Diese ging geradewegs in Raitos Zimmer und setzte sich auf sein Bett.

„Hast du die Schmuddelheftchen auch ja gut versteckt?“ Sie grinste breit und hämisch. „Schau doch nicht so doof, oder bist du Besuch nicht gewöhnt?“

„Na ja, doch, aber nicht so Hohen. Kann ich dir etwas anbieten?“

„Nein, danke. Ich brauche nichts^^“

„Was führt dich zu mir?“

„Ich weiß nicht. Mir war langweilig.“

„Dir und langweilig?“

„Ja, außerdem finde ich, wir sehen uns viel zu wenig. Ich mag dich nämlich, Raito-chan.“ Sie grinste, als sie das sagte und Raito spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg.

Liz stand auf und sah sich um. „Viele Bücher… Ich dachte du wärst einer von der Sorte, dem alles in den Schoß fällt.“

„Nein, ich lerne viel.“, gestand Raito und ging zu ihr. Sie drehte sich zu ihm um und lächelte. Ryuku grinste und wartete darauf, dass es sich Raito wieder vermasseln würde.

„Was wollen wir machen?“, fragte er und sah sie fragend an.

„Du darfst mich auf ein Eis einladen.“, antwortete sie und grinste frech.

„Bin dabei.“, erwiderte Raito. „Ich würde dir ja jetzt gerne deine Jacke reichen und dir beim Anziehen höflich helfen, wie ein Gentleman, aber meine Schwester war leider so unfreundlich, dir die Jacke nicht abzunehmen.“

„Ich find deine Schwester nett und sehr höflich und solange du mir nur beim Anziehen hilfst, ist alles in Ordnung.“ Man merkte, dass sich beide besser kannten als vor ein paar Wochen. Es wurde viel gescherzt und geickert und Raitos Anmachsprüche prallten nicht ganz so sehr ab, wie beim letzten Mal, wobei, schlecht waren sie trotzdem.

Kidding

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Kidding
 

„Und, was hast du so über diesen Yagami herausgefunden?“, fragte L, nachdem Liz gerade die Tür passiert hatte. Sie hatte sich nun schon 3mal mit Raito getroffen und auf der einen Seite hatte sie die Nase gestrichen voll, auf der Anderen freute sie sich schon auf das nächste Treffen.

„Na ja, er ist ein mieser Lacrossespieler und hält es für unmoralisch, was Kira verzapft. Von wegen Mord ist Mord und so. Kam verdammt glaubwürdig rüber, aber ich hab ihm auch verkaufen können, dass ich gebürtige Japanerin bin.“

„Also nichts Produktives oder Nützliches?“

„Er hat eine süße Schwester, aber die ist zu jung für dich.“

L schnaufte und sah auf seinen Monitor. „Bleib an ihm dran, ich habe da so ein komisches Gefühl.“
 

••

In der japanischen Ermittlungszentrale klingelte das Telefon und der Chefinspektor nahm den Hörer ab.

„Ich bin’s… Wieder 6 inhaftierte Verbrecher gestorben… Herzversagen… dann muss es Kira sein.“

„Schon wieder 6.“, seufzte ein Mitarbeiter.

„Verdammter Kira!“, fluchte Mogi, ebenfalls ein Ermittler, und ballte die Faust.

„Was?! 3 der Opfer haben vor ihrem Tod auffälliges Verhalten gezeigt? Was meinen Sie damit?! Es war also nicht einfach nur Herzversagen?“

„Nein, die Todesursache was Herzversagen, aber einer hat kurz vor seinem Tod ein Bild gezeichnet, ein anderer eine Art Abschiedsbrief geschrieben…“, sagte der Mann am anderen Ende.

„Warten Sie einen Augenblick. Ich muss mir das alles in meine Akten eintragen. Also, ganz langsam bitte.“, bat Soichiro, klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und begann die Ereignisse in seinen Laptop einzutippen.

„Shirami hat sich in den Finger geschnitten und mit seinem Blut an die Zellenwand eine Art Stern mit einem Kreis drum herum gezeichnet. Yadanaki hat einen Brief hinterlassen, dessen Sinn uns nicht recht klar ist. Ja, ich schicke Ihnen sofort eine Kopie, aber außer der Erwähnung Kiras, den die Verbrecher natürlich auch kennen, hat er eigentlich keinen nennenswerten Inhalt. Am auffälligsten war aber Yoda, der erst aus seiner Zelle flüchtete, um dann 30 Meter weiter in einer Personaltoilette zu sterben.“

Watari gab die Neuigkeiten sofort an L weiter.

„Es gab gerade ein paar Fälle von Herzversagen, die sich von den bisherigen etwas unterscheiden.“

„Unterscheiden? Inwiefern?“, fragte L gespannt. Seine Schwester gesellte sich vor Neugier zu ihm und hörte ebenfalls gebannt zu.

„Ich schicke umgehend Fotos eines hinterlassenen Bildes und eines Briefes.“

„Danke.“

Kurz darauf erhielt Ryuzaki Fotos der Tatorte. Auf dem einen sah man eine graue Wand, die einer Gefängniszelle, worauf ein mit Blut gezeichnetes Pentagram zu sehen war. Das andere Bild war ähnlich wie eine Notiz, wo folgender Text enthalten war:

»Wer ist dieser Kira? Ich

hätte nie gedacht, dass ich

das Opfer eines Gottes würde. Falsch

gedacht. Woher die Schmerzen im Nab-

el?«
 

L betrachtete die Text irritiert. Er dachte kurz nach. Was bringt einen Verbrecher dazu, so etwas zu schreiben? Wo ist der Sinn?

//Er hatte Angst vor Kira… Es wäre möglich, dass die Verbrecher das alles von sich aus gemacht haben. Wir wissen bereits, dass Kira die Todeszeit manipulieren kann… Vielleicht kann er auf dieselbe Weise auch das Verhalten der Verbrecher kurz vor ihrem Tod beeinflussen…// Er wendete sich wieder an sein Mikro.

„Herr Oberinspektor. Ich möchte Sie bitten, die neuerlichen Opfer in Ihrem Bericht wie reguläre Fälle von Herzversagen zu behandeln. Es ist möglich, dass Kira die Verbrecher als Versuchskaninchen benutzt hat. Und er soll nichts durch das Fernsehen oder die Zeitung über das Ergebnis seines Experiments erfahren.“

Soichiro Yagami nickte am anderen Ende.

„Verstehe.“

Seine Kollegen schienen irritiert. „Versuchskaninchen?“

„Was für ein Unmensch.“

„Er geht mit Menschenleben um, als sei alles nur ein Spiel… Das ist unverzeihlich!“

L trennte die Verbindung.

//Wenn Kira mit den Verbrechern experimentiert, dann muss er einen Plan haben. Aber wenn er jetzt etwas unternimmt, dann besteht die Chance, dass das FBI auf ihn aufmerksam wird. Aber was ist… wenn das nicht nur ein Experiment war…//

Er dachte nach, was Kira bewecken wollte, als seine Schwester zu ihm stieß.

Sie sah sich die Dateien für kurze Zeit an und grinste.

„Er hatte Schmerzen im Nabel…“ Sie lachte kurz. „Oh Gott, wie kommt man denn aus so was? Wer hätte das Gedacht, L?“ Sie grinste ihren Bruder an, dieser verstand es sofort.

»Wer ist dieser Kira? Ich

hätte nie gedacht, dass ich

das Opfer eines Gottes würde. Falsch

gedacht. Woher die Schmerzen im Nab-

el?«

Dieser Text enthielt eine Nachricht. Las man die ersten Wörter von oben nach unten… »Wer hätte das gedacht el?«

Was wollte Kira L damit sagen? Dass er auch das Verhalten seiner Opfer manipulieren kann? Dass er ihn verarschen kann?
 

••

Kaum war Liz verwunden, schon hatte sich Raito in den PC seines Vaters eingehackt, um nach zu schauen, ob sein Plan aufgegangen war. Als er das Ergebnis sah, grinste er triumphierend.

„Schau dir das an, Ryuku. Vater hat die Ergebnisse meines Experiments schon in seinen Computer eingegeben. Wie ich dachte. Es funktioniert.“

„Was denn für Ergebnisse?“, fragte Ryuku, der sich nicht weiter damit beschäftigt hatte, als Raito in sein Death Note schrieb.

„Einer ist geflohen und dann in die Toilette gegangen, wie ich es im Death Note angegeben habe. Der Nächste hat exakt das Bild gezeichnet, das ich auch in das Death Note gezeichnet habe. Und der Dritte hat genau den Text geschrieben, den ich im Death Note angeben habe. Diese 3 haben genau das getan, was ich im Death Note nach dem Wort »Herzversagen« notiert habe… Die Todeszeiten dürften auch stimmen. Bei den nächsten 3 habe ich absichtlich sehr unwahrscheinliche Details aufgeschrieben. Beim Ersten habe ich »stirbt heute um 18 Uhr vor dem Eiffel-Turm in Frankreich« geschrieben. Aber es ist physikalisch unmöglich, dass ein Mensch, der um halb 6 noch in Japan in einer Zelle sitzt, um 6 Uhr schon in Frankreich sein kann. Deswegen hat sich diese Beschreibung nicht erfüllt und er ist einfach um 6 an Herzversagen gestorben. Beim Zweiten habe ich »malt ein Portrait von Ls Gesicht an die Zellenwand« geschrieben. Aber das Gesicht eines Menschen, den man nicht kennt, kann man auch nicht zeichnen. Und der Letzte sollte schreiben, dass er weiß, dass L die japanische Polizei verdächtigt. Das hätte vielleicht klappen können, aber offensichtlich kann man jemanden nichts schreiben lassen, was er nicht auch wirklich weiß. Das heißt, selbst das Death Note kann keine unmöglichen Dinge möglich machen. Aber wenn es sich im Rahmen des Möglichen bewegt, kann man das Verhalten eines Menschen vor seinem Tod frei bestimmen.“ Raito schnappte sich einen Kugelschreiber und notierte erneut ein Todesurteil.

„Der Nächste wird alles entscheiden. Das Ergebnis dieses Tests kann ich dann in der Morgenausgabe lesen. Denn weder L noch die Polizei werden diesen Tod mit Kira in Verbindung bringen. Und L wird keinesfalls dahinter kommen, was ich eigentlich bezwecke. Garantiert ist der Herr Meisterdetektiv jetzt eifrig damit beschäftigt, das Rätsel des hinterlassenen Bildes und des Briefes zu lösen. Aber die haben keinerlei Bedeutung.“

Und so war es auch. L und Liz zerbrachen sich die ganze Nacht den Kopf darüber, was diese Botschaft bedeuten konnte…

„Kira kennt seine Mordwaffe oder seine Fähigkeit noch nicht ganz und testet sie aus, wie am Anfang, und will für Verwirrung sorgen…?“, lautete eine These der beiden. Doch so sehr sie auch versuchten, sich eine Lösung einzureden, glaubwürdig erschien keine.

Am nächsten Morgen erwartete Kira sein Ergebnis in der morgendlichen Zeitung zu lesen. Er stand früh auf, um zu Frühstücken. Auch seine Mutter überraschte seine frühe Anwesenheit.

„Du bist aber früh auf, Raito. Heute ist doch Samstag.“

„Ich habe was vor, daher bin ich gestern Abend früh schlafen gegangen.“

Raito setzte sich hin und frühstückte, während er sich zufrieden die Schlagzeile der Zeitung durchlas. Als er fertig war, ging er hoch in sein Zimmer, um Ryuku von der erfreulichen Nachricht zu erzählen.

„Hast du das Testergebnis?“, fragte dieser gespannt. Er bekam die Schlagzeile ins Gesicht gedrückt.

»Ladendieb mit eigenem Messer erstochen.«

Raito ergriff seine Mordwaffe. „Das Death Note ist wirklich beeindruckend. Es ist wirklich genau so passiert, wie ich es aufgeschrieben habe.“

Er setzte sich an seinen Schreibtisch, um seinem Verfolger auf die Schliche zu kommen…

//Jetzt muss er mich nur noch heute auch verfolgen. Aber das wird er bestimmt. Er muss schließlich auch sehen, wie ich mich am Wochenende verhalte. Erst danach kann er mich als unverdächtig einstufen.// „Diesmal gilt’s. Ich nehme den hier, einen drogensüchtigen Gewohnheitsverbrecher, über den sie gestern im fernsehen berichtet haben. Hat eine Bank überfallen, konnte aber kein Geld erbeuten und hat auf der Flucht Bankpersonal und Kunden erschossen.“ Raito schrieb besonnen die nahe Zukunft auf, kurz danach ergriff er sein Handy. Neun Uhr…

„Noch ein bisschen früh, aber ich probier’s mal. Eine wird wohl Zeit haben.“

Ryuku wiederholte fragend: „»Eine wird wohl zeit haben«?“

Raito grinste gewitzt.

„Ja. Ich sehe vielleicht nicht danach aus, aber ich bin ziemlich beliebt bei den Mädchen.“

Als Raito das sagte, verfiel Ryuku gezwungenermaßen in schallendes Gelächter.

„Glaub mir, Yashiro wird dir Eine runterhauen, wenn du sie jetzt anrufst.“, warnte der Todesgott und Raito sah ihn überlegend grinsend an.

„Wer sagt denn, dass ich Hideki-san anrufe? Sie ist dafür nicht ganz geeignet. Sie würde wohl eher Selbstinitiative ergreifen… Ja, guten Morgen Yuri-san. Tut mir leid, wenn ich dich schon um diese Zeit störe. Hast du vielleicht Lust heute mit mir etwas zu unternehmen?

Am frühen Mittag traf sich Raito mit seinem „Date“. Yuri wartete schon aufgeregt auf ihn an der Bushaltestelle, als er langsam antrabte.

„Eine Verabredung?“, fragte Ryuku irritiert.

„Ja, so muss es auf jeden wirken. Auch mein Verfolger wird keinen Verdacht schöpfen.“

„Aber du hast doch heute Morgen den Namen eines drogensüchtigen Gewohnheitsverbrechers in das Death Note geschrieben, um den Namen des Verfolgers herauszufinden. Hast du etwa vor, deine Verabredung von dem überfallen zu lassen?“

„Nanu? Hast du etwa nicht gelesen, wie ich seinen Tod beschrieben habe?“, fragte Raito überrascht.

„Nein. Ist doch langweilig, wenn ich’s vorher schon weiß.“

„Dann sieh doch einfach brav zu, was passiert.“ Endlich war er da und seine Verabredung empfing ihn aufgeregt.

„Sorry, bin ich zu spät?“, fragte Raito, als er lässig auf sie zuging.

„Nein, keine Angst. Der Bus kommt erst in 5 Minuten.“ Sie hakte sie bei ihm ein. „Auf unser Date im Space Land freue ich mich schon seit der Mittelschule. Da sind wir beide heute mal völlig ungestört.“

Raito schien desinteressiert. „Ah, ja.“

„Aber meintest du nicht, du hättest erst wieder nach den Aufnahmeprüfungen Zeit?“

„Ach das. Na ja, ich habe etwas Spielraum, jetzt, wo ich die Nummer 1 beim landesweiten Vergleichstest bin.“

„Du Angeber“

Kiras Verfolger sah sich das Geschehen mit an.

//Unter der Woche verlässt er das Haus nur, um zur Schule oder zum Ergänzungsunterricht zu gehen. In seiner knappen Freizeit trifft er sich mit Mädchen… Ein absolut typischer, nein, ein überaus anständiger Abschlussschüler. Keinerlei Verdachtsmoment gegen den Sohn von Oberinspektor Yagami. Ich denke, die Tochter dieser Familie muss ich gar nicht erst überprüfen. Ich führe die Beschattung heute noch zu Ende und das war’s.//, dachte er.

Der Bus kam, Raito und Yuri stiegen ein, der FBI Agent rannte schnell hinterher und setzte sich hinter die beiden.

„Minako will übrigens auf die M Universität.“, erzählte Yuri begeistert.

Der Bus fuhr eine Weile und hielt an der einen oder anderen Haltestelle. Raito wartete auf jemanden…

Der Bus hielt erneut und ein kleiner Japaner, ca 50 Jahre alt, stieg in den Bus.

//Da ist er! Meine Schachfigur!//, dachte Raito und sah ihn sich genauer an. //Den Täter ausgenommen sind es 7 Insassen. Dann sollte alles prima klappen.

Auf einmal zückte der verdächtig aussehende Mann eine Pistole und hielt sie dem Fahrer an den Kopf. Dieser war überrascht und sah den Kerl eingeschüchtert an.

„Alle mal herhören, ich habe diesen Bus entführt!“

Panik brach aus. Alle Insassen gaben panische Laute von sich oder erschraken zumindest, abgesehen von Raito, der gefasst da saß, schließlich wusste er, was als nächstes passieren würde.

„Flossen stillhalten. Wenn einer nur einen Finger rührt, erschieße ich ihn auf der Stelle!!!“ Der Busentführer wendete sich an sein Opfer. „Fahrer. Du kennst doch die Nummer des Büros vom Space Land? Ruf dort an!“

„O…okay.“ Der Fahrer war nervös. Sein herz schlug ihm bis zum Hals. „Hier spricht Sasaki, der Fahrer von Bus Nummer 124.“

„Sag ihnen, was hier los ist!“, befahl der Busentführer, immer unter ständiger Drohung, sofort einen Schuss loszulassen.

„Ein bewaffneter Mann hat den Bus entführt!“

Dieser wurde ungeduldig und ergriff die Selbstinitiative.

„Sie haben’s gehört. Hören Sie zu! Ich will euren ganzen gestrigen Erlös. Schick eine Frau mit einem Auto und dem Geld an die Yuhihama Haltestelle, 2 Stationen vor der Space Land Haltestelle. Und zwar bevor dieser Bus dort ankommt. Wenn ihr versucht, mich auszutricksen oder die Polizei ruft, gehen hier alle drauf!“ Kiras aktuellstes Opfer lachte hämisch, als er das Telefon weglegte und sich damit beschäftigte, die Insassen des Busses in Schacht zu halten.

Yuri kauerte sich zusammen und zitterte am ganzen Leib, während ihr Begleiter sich herzlich wenig für sie interessierte. Er schrieb unauffällig einen Zettel.

»Mach dir keine Sorgen, Yuri. Ich warte auf eine Chance, den Täter unschädlich zu machen. Wenn er nicht aufpasst, drücke ich seine Hand mit der Waffe zu Boden. Mein Vater ist Polizist. Ich weiß, wie so etwas geht. Der Täter ist klein, bestimmt bin ich stärker als er.«

Raito übergab den Zettel Yuri und nicht nur sie las ihn. Der FBI Agent hinter den beiden wurde auf Raito aufmerksam.

„Lass das sein, es ist zu gefährlich. Ich übernehme das.“, flüsterte er. Er war angespannt.

„Schon in Ordnung, du brauchst nichts aufzuschreiben. Wenn du leise genug sprichst, kann der Täter dich nicht hören, wegen des Fahrgeräusches.“, erklärte der Mann und Raito zerknüllte das Papierchen und lies es in seiner Jackentasche verschwinden.

„Sie kommen nicht aus Japan, oder? Tut mir Leid, das zu fragen, aber ihr Akzent ist sehr auffällig.“, stellte Raito fest.

„Das stimmt, ich bin Amerikaner mit japanischer Abstammung.“

//Noch so einer…//, dachte sich Raito. „Können Sie beweisen, dass Sie kein Komplize des Entführers sind?“ Raito blieb misstrauisch.

Yuri sah Raito verzweifelt an.

„K…Komplize?“, fragte sie leise und zittrig.

„Das kommt häufig vor. Wir sollen denken, dass der Täter alleine ist, aber für den Fall der Fälle hat er in der hintersten Reihe einen Komplizen platziert, zum Aufpassen. Was ist nun?“

Der Mann wurde in die Enge getrieben. Ihm blieb keine andere Wahl…

//Yagami Raito kann gar nicht Kira sein… Sonst würde er den Täter durch Herzversagen sterben lassen…// Er zog seinen FBI Ausweis und übergab ihm Raito. Der konnte es nicht fassen, mit wem er es zutun hatte.

„//FBI!! Also benutzt L das FBI, um die japanische Polizei und ihr Umfeld zu beschatten. Sein name ist Raye Penber…// Raito hatte sein Ziel erreicht, nun musste nur alles nach Plan laufen.

Raito sprach weiter: „Ich vertraue Ihnen. Und ich werde jetzt auch keine Fragen stellen, was ein FBI-Beamter hier macht. Haben Sie eine Kanone?“

Der Agent bejahte zur Antwort.

„Dann überlasse ich den Täter Ihnen. Kommen Sie klar?“

Wieder stimmte er zu. Kurz ließ er seine Gedanken um die Situation schweifen:

//Waffengewalt sollte ich nur im absoluten Notfall anwenden. Sonst muss ich der japanischen Polizei erklären, was ein FBI-Beamter hier in Japan macht. Andererseits sind nirgendwo so viele Verbrecher getötet worden wir in den USA. Da ist es nur nachvollziehbar, dass das FBI seine eigenen Untersuchungen anstrengt. Aber was jetzt zählt, sind die Menschen in diesem Bus. Dieser Mann… Den habe ich vor 2 Tagen in den Nachrichten gesehen. Er hat eine Bank überfallen und dabei 3 Kunden erschossen. Ein drogensüchtiger Gewohnheitstäter, äußerst gefährlich.//

Raito ließ sein Papier fallen, welches er zuvor beschrieben hatte. Alles lief nach Plan, denn der Täter wurde auf ihn aufmerksam.

„Hey, du! Beweg dich nicht! Was ist das für ein Zettel? Mistkerl! Was habt ihr da per Zettelbotschaft zu besprechen?“ Der Entführer hob den Zettel auf. Es war ein Zettel aus dem Death Note, den Raito zuvor präpariert hatte. Der Mann hatte den Zettel berührt… Nun würde er in der Lage sein, den Todesgott zu sehen, dem das Death Note zuvor gehörte…

Raye Penber bekam Panik. //Mist! Wenn er den Zettel liest, erfährt er, was der Junge vorhatte!//

Doch so war es nicht. Es war nur eine Notiz.

»Abfahrt 11 Uhr 27 zum Space Land, Haltestelle vor dem Naturpark Süd.«

„Nur eine Notiz für eine Verabredung? Wie öde!“ Der Kerl warf das Papier weg. Raito fing es, damit nichts Schlimmeres damit passierte. //Bingo!//, dachte er.

Der Täter ging den Aufgang des Busses lang, drehte sich um, um mit seinen Geiseln zu sprechen, als er nicht glaubte, was er sah…

„W… Was bist du denn für einer? Du, in der letzten Reihe!“

Raye Penber fühlte sich angesprchen, aber er war nicht gemeint.

Ryuku sah den Mann schräg an.

„Soll das ein Scherz sein?! S…Seit wann bist du hier?“, schrie der Entführer hysterisch.

„Hm? Meinst du mich?“, entgegnete Ryuku gelassen. „Heißt das, du kannst mich sehen?“

Plötzlich schoss der Mann auf Ryuku. Er wurde panisch. Für alle Außenstehenden sah es aus, als schoss er ins Leere. Nur Raito sah, worauf er wirklich schoss.

„Ich sagte nicht bewegen! Ich schieße wirklich! Du verdammtes Monster!!!“, rief der Kerl.

Raye Penber zog seine Pistole. „Oh nein! Er halluziniert. Das müssen die Drogen sein! Alle auf den Boden!“

Panik brach aus, alle legten sich auf den Boden. Der Fahrer verunsicherte immer mehr.

Ryuku verstand es und sah Raito an. „Aha, ich verstehe. Der Zettel, den Raito fallen gelassen hat, stammt auf dem Death Note. Der Täter sollte ihn berühren, damit er als Einziger der Insassen mich sehen kann… Clever!“

„Bleib, wo du bist!“, schrie der Mann und schoss Ryuku direkt in den Kopf. Die Insassen schrieen und der Täter verzweifelte, als er sah, dass die Kugeln keine Wirkung bei dem Monster zeigten. Sie drangen durch ihn durch.

„Sorry, aber einen Todesgott kann man nicht so töten.“, erklärte Ryuku und der Drogensüchtige schoss solange panisch auf Ryuku ein, bis sein Magazin leer war.

Er rannte zum Fahrer. „Halt den Bus an! Mach die Tür auf!“, befahl er. Der Fahrer tat wie ihm gesagt. Der Busentführer stürzte aus der Tür und wurde sofort von einem PKW erfasst. Das sollte sein ganz persönlicher Abgang gewesen sein. Die Insassen des Busses sahen schockiert auf die Straße. Es war vorbei…

Raito grinste kurz.

„Genau 11 Uhr 45. Auf das Death Note ist Verlass.“, sagte er zu sich.

Der Mann, der den Entführer überfahren hatte, alarmierte sofort die Polizei.

Raye Penber wendete sich an Raito.

„Junge! Du musst wissen, dass ich geheime Untersuchungen hier in Japan durchführe, von denen auch die japanische Polizei nicht… Ich meine…“ Er rang um Worte.

„Verstanden. Ich erzähle niemandem, dass ich Sie getroffen habe. Auch meinem Vater nicht.“, kam ihm Raito zuvor.

„Ich muss dann gehen… Bevor die Polizei kommt…“ Der FBI Agent flüchtete erleichtert.

//Alles wie geplant… Ich will auch nicht, dass die Polizei spitzkriegt, dass ich einem FBI Agenten begegnet bin. Falls mein Vater das erfährt, weiß es bald auch L. Er hegt keinerlei Verdacht gegen mich. Auch die Polizei wird dahinter nicht mehr als einen Unfall vermuten.//

„Schade, dass dieser Vorfall unser Date verdorben hat…“, reimte sich Raito schnell zusammen.

„Was redest du da!? Es ist doch nicht mehr wie. Wir gehen natürlich trotzdem. Ich habe auch keine Lust, von der Polizei verhört zu werden…“, sagte Yuri.

Ryuku lachte Raito mal wieder aus.

„Wenn es darum geht, können wohl auch Menschenfrauen ganz schön stark sein…“, bemerkte er.

//»Auch Menschenfrauen«…? Du machst mir Spaß, Ryuku…//, dachte Raito und nun musste er wirklich mit Yuri ausgehen, wo er sich doch eigentlich nur für eine interessierte…
 

••

Raye Penber ging nach Hause, erwartet von seiner Verlobten Naomi.

„Da bist du ja, Raye.“, begrüßte sie ihn lächelnd.

Erschöpft ließ sich Raye in einen Sessel fallen.

„Puh…“, machte er und lockerte seine Krawatte.

„Warum der laute Seufzer? War irgendwas?“, fragte Naomi interessiert.

„Ich bin zufällig in eine Busentführung verwickelt worden.“

Naomi hakte besorgt nach: „Eine Busentführung?“

„Ja, von dem Kerl, der vor 2 Tagen eine Bank überfallen hat. Japan ist auch nicht mehr so sicher, wie es einmal war.“

Naomi sah ihn nachdenklich an.

„Und warst du auch in diesem Bus?“

„Ja, genau. Am Ende ist der Täter aber aus dem Bus geflüchtet und von einen Auto angefahren worden.

Naomi kochte Kaffee.

„Ist er verstorben?“, fragte sie, während sie mit 2 Tassen auf ihn zuging.

„Wahrscheinlich… Aber ich wollte nicht weiter in die Sache verwickelt werden, deswegen konnte ich mich nicht vergewissern.“

„Du, Raye?“

„Hm?“

„Und wenn das jetzt gar kein Zufall war? Du hast doch jemanden beschattet, als es passiert ist, oder? Und der Täter ist wahrscheinlich gestorben.“

„Hör mal. Ich weiß, du warst eine hervorragende FBI Agentin.“ Er sah sie eindringlich an.

„Aber jetzt bist du meine Verlobte. Du bist keine Agentin mehr. Du hast versprochen, dich nicht zum Kira-Fall zu äußern und nichts Gefährliches zu unternehmen. Nur deswegen war ich einverstanden, dich nach Japan mitzunehmen, um deine Eltern zu treffen.“

„Du hast ja Recht, Raye. Ich bin eben gewohnt… Wird nicht mehr vorkommen…“, sagte sie bedrückt, als sie gegenüber ihres Verlobten Platz nahm.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wenn wir erst mal Kinder haben, wirst du deine Zeit beim FBI schnell vergessen und sowieso viel zu beschäftigt sein für solche Angewohnheiten. Lieber wäre mir, du überlegtest, wie ich bei dem treffen mit deinem Vater einen guten Eindruck machen kann.“

Misora Naomi lächelte und kicherte kurz, bevor sie an ihrem Kaffee nippte.

Messages

Page seven:

Messages
 

„Habt ihr das gehört? Von der Busentführung? Es muss furchtbar für Yuri-chan gewesen sein!“

„Ja, ich hab es auch mitbekommen. Aber sie ist mit einem Schrecken davongekommen!“

„Mit so einem starken Beschützer wie Yagami-kun es ist, würde ich auch mit einem Schrecken davongekommen.“

Die 3 Mädchen lachten, als sie sich ihre Schulbücher aus ihren Schränken holten.

„Meint ihr, da ist was gelaufen?“, fragte eine.

„Wer weiß…“ Die 3 grinsten sich kurz gegenseitig an.

„Nein, er ist nicht so einer. Außerdem dachte ich, er hätte was mit dieser Engländerin…“

„Was?! Mit der? Nein! Nie im Leben.“

„Ich hab gehört, die lernen nur zusammen oder so…“

Liz ging gerade den Aufgang hoch.

„Die beiden und lernen? Das glaubst du ja wohl selber nicht…“

„Das sind 2 Superhirne! Die hat 3 Klassen übersprungen!“

„Na ja, aber wenn die beiden etwas miteinander hätten, warum geht er dann mit Yuri-chan aus?“

Elizabeths Schrank war zufälligerweise direkt neben den 3 Tratschtanten. Eigentlich lauschte sie nicht gerne. Aber sie versteckte sich hinter ihrer Schranktür und hörte gespannt dem Gespräch zu. Sie nahm ihre Bücher raus und schloss die Tür wieder.

„Er tut was?“, fragte sie und sah ihre 3 Mitschülerinnen fragend an. Erschrocken zuckten sie kurz zusammen.

„Hideki-san!“, sagte Eine peinlich berührt. „Er…“ Sie suchte eine Ausrede.

„Er geht mit Katsuki Yuri aus?“

„Äh… ja?^^°“

Liz sah die 3 kurz schräg an und nickte. „Danke für die Info!“ Sie umfasste ihre Bücher und machte sich auf zu Raito. Es machte ihr eigentlich gar nichts aus. Aber sie hasste Jungs, die mit Mädchen spielen, weil sie mit ihren Genitalien denken. Außerdem sollte sie ja nebenbei ermitteln, und das ging eben am Besten, wenn sich die beiden, oder zu wenigstens von Raitos Seite, vollkommenes Vertrauen kam. Da sah sie ihn. Unschuldig saß er auf einer Bank und unterhielt sich mit ein paar Freunden.

Innerlich freute sich Liz. Das war ja fast wie in den Soaps, die sie immer heimlich in Wammys Haus gesehen hatte.

Strammen Schrittes ging sie auf ihn zu.

„Yagami, kann ich mal mit dir reden?!“, fragte sie kurz angebunden. Ihre Stimme war streng und klar. Raito sah sie irritiert an. Kurz darauf griff sie ihn am Ärmel und zog ihn weg.

„Sorry, guys!“, sagte sie und setzte ein gespieltes, jedoch unwiderstehliches Lächeln auf.

Als die beiden außer Hörweite waren, sah Raito Liz fragend an.

„Was ist de…-“, versuchte er, doch die impulsive Yashiro kam ihm ins Wort.

„Du machst also nicht nur mir schöne Augen, habe ich gehört?“, konfrontierte sie.

„Tu ich?“

„Dumme Frage!“

„Dann habe ich eben schöne Augen…“. Raito hatte keinen Schimmer, worum es hier gehen sollte.

Liz schnaufte. //Der Spruch hätte auch von mir sein können//, dachte sie und grinste innerlich, während sie ihn wieder anfuhr. „Du hattest ein Date. Gestern. Mit Katsuki-san!“, erinnerte sie ihn, „Oder hast du das schon wieder vergessen, weil du gestern Abend die nächste Schnitte abgeschleppt hast?!“

Raito sah sie schockiert an. //Scheiße! Wie ist das an sie geraten?!// Liz hatte geschafft, was sie schaffen wollte: Nun konnte sie herausfinden, wo sie bei Raito stand. Natürlich wusste sie, dass es übertrieben war, was sie gerade eben gesagt hatte, aber in Knigge steht: Er gibt 90% und sie die restlichen 10% und das sollten mindestens 7,5% gewesen sein…

Innerlich lachte sich das Mädchen krank. Nur gut, dass sie so niemals auftreten würde…

„Du verstehst das nicht! Das war nichts Ernstes und das wird auch nie wieder vorkommen! Sie nervt mich seit der Mittelschule und es hat mir gereicht, weißt du…“

Bingo! Er stand auf sie. Jetzt musste sie nur noch das unschuldige Mädchen spielen und Raito schien fällig.

Liz sah zu Boden und fummelte nervös an ihren Fingernägeln herum.

„Weißt du… Ich habe eigentlich gar kein Recht, dich deswegen anzublaffen, aber… Na ja… Ich weiß nicht…“ Sie stammelte und in dem Moment, als sie in Raitos fürsorgliches Gesicht sah, musste sie sich schmerzhaft das Lachen verkneifen.

„Ist schon okay…“ Er lächelte wieder sanft.

//Der ist viel zu dämlich, um Kira zu sein…//, dachte sich Liz im Stillen. Es klingelte. Die Pause war vorbei.

„Wie war das eigentlich mit der Busentführung?“

„Ach… nichts Besonderes…“, winkte Raito ab und grinste. Ja, Raito, jetzt warst du der King!

Liz lachte noch lange über diesen Vorfall.

Als sie kurz nach Hause ging, etwas für die Schule nacharbeitete, rief sie Raito auch schon wieder auf dem Handy an.

„Was hast du heute so vor?“, fragte er. Er saß in seinem Zimmer und notierte nebenher ein paar Namen…

„Nichts.“, erwiderte sie und sie verkniff sich schmerzhaft das Lachen.

„Wie wär’s, wenn wir beide etwas unternehmen?“ Raito grinste und lehnte sich in seinen Stuhl zurück.

„Nein, danke. Ich hatte mir vorgenommen, ein Wenig zu lernen…“

„Komm schon, das hast du nicht nötig.“

„Und warum sollte ich dann mit dir ausgehen?“ Sie grinste breit, als Raito keine Antwort wusste. „Nun, Yagami-kun. Da ist noch ein anderer Anrufer in der Leitung. Wir sehen uns morgen in der Schule.“ Sie legte grinsend auf und zog sich ihre Jacke an, um in die Zentrale zu gehen.

Raito war verwirrt. Würde mann doch die Frauen verstehen!

Als sie angekommen war und ihren Bruder durch geknuddelt hatte, stellte sie fest, dass Ryuzaki ziemlich in seinem Fall versunken war.

„Was gibt’s Neues?“, wurde er von Liz gefragt.

Er schwieg und drehte den Monitor eines Rechners zu ihr. Sie sah sich das Angezeigte genau an.

Kira hatte erneut eines seiner Opfer eine Nachricht schreiben lassen. Sie lautete wie folgt:

»Tod liegt in der Luft.

Es kann nicht mehr lange dauern, bis die

Götter ein Einsehen haben.«
 

Wie die letzte Nachricht lies sich diese entziffern, indem man die Ersten Wörter der Zeilen von oben nach unten las.

»Todesgötter«

„Will der uns eigentlich verarschen?“, bemerkte Liz und sah irritiert auf den Monitor. „Will er uns sagen, er sei ein Todesgott, oder dass es welche gibt?“

„Vielleicht versucht Kira mir einen Hinweis zu geben. Oder aber…“ Er sah seine Schwester an und nickte, „Er verarscht uns.“

„Auch wenn diese Nachricht nicht vollständig ist, ergibt sie überhaupt keinen Sinn…“ Sie ging in die Küche und nahm sich ein paar Pommes aus dem Gefrierfach.

„Wir können durchaus davon ausgehen, dass Weitere folgen werden.“, sagte L und nahm sich ein Zuckerstückchen.

„Hat das FBI irgendetwas herausgefunden?“, fragte Liz, während sie mit ihrer Pommes spielte.

L schüttelte den Kopf.

„Nichts,“, erwiderte er, leicht enttäuscht, „Das FBI beschattet nun schon seit 6 Tagen unsere 141 Verdächtigen und keiner ist in irgendeiner Weise auffällig.

Bist du diesem Yagami auf die Schliche gekommen?“

„Nein, aber er steht definitiv auf mich.“, antwortete seine Schwester und grinste breit.

L deutete ein Grinsen an und schüttelte den Kopf.
 

Es war Donnerstag der 20.12. und schon am nächsten Tag sollten die Weihnachtsferien beginnen.

Liz verbrachte die meiste Zeit in der Zentrale, wurde oft von Raito nach Zeit gefragt, aber sie wies ihn mit einer vorgetäuschten Krankheit ab.

Die Weihnachtstage schienen L herzlich wenig zu interessieren, was Liz sehr enttäuschte. Sie liebte Weihnachten. Früher hatte sie immer mit Mello alleine gefeiert und Lieder gesungen.

Auch am Morgen des 25. ließ der Weihnachtsmann die Zentrale aus. Selbst er schien nicht zu wissen, dass hinter L eine reale Person steckte.

Doch der 27. sollte ganz anders werden…

Da war es geschehen. Am 27 Dezember 1987 geschah der Autounfall. Seit dem war Ryuzaki allein.

L und Liz sprachen kaum an diesem Tag. Es waren gemischte Gefühle, die beide empfunden; Zum einen Freunde, schließlich hatten die beiden Dank Watari wieder zusammen gefunden, und zum Anderen Trauer, denn eine vollständige Familie waren sie schon lange nicht mehr.

Es war bereits früher Abend, als L aufstand, um etwas zu holen. Liz sah hinaus. Weiße Flocken bedeckten die Dächer der umstehenden Häuser.

L kam wieder in das Schlafzimmer, welches zugleich Wohnzimmer war, und reichte seiner Schwester einen Bilderrahmen. Sie sah ihn fragend an, aber er schwieg.

Sie nahm den Bilderrahmen und sah sich das darin enthaltene Foto an. Es war ein Familienfoto. Ein Foto einer bald vierköpfigen Familie. Eine blonde, hochschwangere Frau in einem roten Sommerkleid sah glücklich in den Himmel. Eine Hand auf ihren Bauch gelegt. Ein junger Mann, verwuschelte Haare, lässige graue Jeans und blaues Shirt. Er umarmte seine Frau. Eine Hand auf ihre gelegt. Sanft drückte er der Frau einen Kuss auf den Nacken. Er schien auch sehr glücklich zu sein. Unten rechts sah man einen kleinen jungen, ca 8 Jahre alt. Er sah seinem Vater verdammt ähnlich. Auch er hatte das verwuschelte schwarze Haar und, soweit man es erkennen konnte, sehr ähnliche Gesichtszüge. Grinsend sah er zu seiner Mutter auf, die ihm sanft den Kopf tätschelte.

„Das bist du.“, sagte L und deutete auf den Bauch der jungen Frau.

Liz riss die Augen auf.

„Was?!“ Sie sah sich das Foto ganz genau an. Ihr Bruder hatte ihr damals gesagt, sie sähe aus wie ihre Mutter. In der Tat, obwohl die Frau auf dem Foto blond und blauäugig war, war sie ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Elizabeth kämpfte dagegen an, aber ihr kamen die Tränen. Sie kullerten ihre Wangen hinab und sie konnte nichts gegen tun. Sie ließ sie fließen, der Damm war gebrochen. Sie starrte das Bild immer noch an. L kauerte sich neben sie und legte einen Arm um sie. Sie lehnte sich an ihn und heulte sich an seiner Schulter aus. L fühlte sich mies…
 

••

Raito befand sich bereits in einer Einkaufspassage in einer Unterführung des Shinjuku-Bahnhofs. Ryuku hatte ihn wie immer begleitet, und wunderte sich, was Raito hier wollte.

„Ganz schön viele Leute. Und hier willst du ihn umlegen?“

Es war ziemlich voll. Doppelte Weihnachtsgeschenke wurden umgetauscht oder Gutscheine eingelöst.

„Ich werde dir das Ergebnis meiner Tests demonstrieren, die ich die letzten 6 Tage durchgeführt habe.“

Kira hatte sich mal wieder seiner Macht vergewissert: Er machte Tests, um herauszufinden, wie weit er gehen konnte.

Wenn man zuerst Todesursache und Todesumstände ins Death Note notiert und erst später Namen davor schreibt, funktioniert es auch. Das wusste der Todesgott selber nicht einmal.

Doch was Raito musste aufpassen. Er musste Raye Penber abpassen. Jeden Tag ging er hier lang, um dieselbe Zeit, um nach Hause zu fahren. Raito erblickte ihn und ging kurz hinter ihm her. Er sah auf seine Armbanduhr.

„Auf die Minute.“, bemerkte er für sich, als er sich seine Kapuze überzog. Der FBI-Beamte sollte ihn schließlich nicht erkennen.

„Raye Penber. Nicht umdrehen oder Sie sterben.“

Der Mann blieb wie angewurzelt stehen. Was sollte er tun?

„Ich bin Kira. Wenn Sie sich umdrehen oder in Ihre Tasche greifen, bringe ich Sie auf der Stelle um.“, fuhr Raito fort.

Raye Penber ging weiter und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Diese Stimme kam ihm so bekannt vor…

„Zuerst werde ich Ihnen beweisen, dass ich wirklich Kira bin. Sehen Sie den Mann mit der Brille, der vor dem Café den Boden wischt? Er wird in 2 Minuten sterben.“

Raye sah den Mann an. „Unmöglich! Lassen Sie das sein!“, zischte er. Er stand unter Strom.

Man musste nicht lange auf die Bestätigung warten, als Kiras aktuellstes Opfer krampfend zusammenbrach und schließlich an Herzstillstand sein Leben ließ.

„Das war leider unvermeidlich. Ich dachte, wenn ich Ihnen nicht wenigstens einen Toten präsentiere, glauben Sie mir nicht, dass ich Kira bin. Aber er hat seine Strafe verdient. Ein mehrfacher Vergewaltiger, der leider aus Mangel an Beweisen laufen gelassen werden musste. Wahrscheinlich hat Ihnen L das schon gesagt, aber ich muss, um jemandem zu töten, sein Gesicht kennen. Andersrum gesagt, kann ich jeden töten, den ich hier vor mir sehe. Wenn Sie noch eine Demonstration wünschen, sagen Sie es nur.“, bot Raito an.

Die beiden jungen Männer gingen den Bahnhof entlang.

„Nicht nötig… Ich glaube Ihnen…“, sagte Penber zögernd.

„Sie sollten sich aber weniger Sorgen um die hier Anwesenden machen und mehr um die Person, die Ihnen wichtig ist. Nicht auszudenken, wenn ihr etwas zustößt.“

Penber blieb erneut stehen. Er dachte sofort an seine Verlobte Misora Naomi.

„Doch nicht etwa… meine Verlobte?!“

Raito grinste. Er hatte ihn da, wo er ihn haben wollte.

„Genau. Ich habe mich über Sie kundig gemacht. Wenn Sie sich nicht an meine Anweisungen halten, töte ich jeden, der Ihnen nahe steht; Ihre Familie und Sie selbst natürlich eingeschlossen.“

Penber setzte seinen Gang fort.

„Verstanden, was wollen Sie von mir?“, entgegnete er.

„Sie haben doch sicher Ihren Laptop dabei? Und bestimmt haben Sie darin eine Datei mit den Fotos aller in Japan befindlichen FBI Agenten gespeichert?“, fragte Raito, während er etwas aus seiner Jacke hervorholte.

„Meinen Laptop habe ich immer bei mir. Aber eine derartige Datei besitze ich nicht.

Kira drückte seiner Marionette einen Umschlag in die Hand.

„Hier, nehmen Sie diesen Umschlag. Darin befindet sich unter anderem ein Funkgerät. Holen Sie es heraus und stecken Sie sich den Ohrhörer an.“, befahl er und Penber tat wie ihm gesagt.

//Ein Funkgerät… Das ist ja ein Kinderspielzeug. Aber es reicht, um sich auch unterirdisch über kurze Distanzen zu verständigen und hinterlässt keinerlei Beweise. Gut durchdachter Plan.//, dachte Penber und schon bekam er den ersten Befehl.

„Steigen Sie jetzt in die Bahn, benutzen Sie die Yamanote-Linie. Die Richtung ist mir egal. Ich folge Ihnen in geringem Abstand und beobachte Sie. Sehen Sie sich nicht nach mir um. Vergessen Sie nicht, dass ich Sie jederzeit töten kann.“ Der FBI Agent versuchte zwanghaft dem Zwang zu entgehen, sich nach seinem Erpresser umzudrehen und schritt auf die Bahn zu, die direkt vor ihm gehalten hatte.

„Setzen Sie sich in eine Ecke in der Nähe der Tür. Sollten alle Plätze besetzt sein, warten Sie, bis einer frei wird.“ Penber stieg ein und setzte sich auf einen freien Platz in der Ecke, in der Nähe der Tür.

„Zuerst eine Frage. Bitte belügen Sie mich nicht, sonst töte ich Ihre Verlobte. Wie viele FBI Agenten befinden sich in Japan und wie sind Sie organisiert? Antworten sie leise in das Funkgerät.“ Raito hatte sich ca 5m von seinem Opfer entfernt niedergelassen. Ryuku amüsierte sich mal wieder in vollen Zügen.

„Meines Wissen 4 Teams mit insgesamt 12 Agenten.“, antwortete Penber nervös.

„Rufen Sie einen dieser Agenten, einen Untergebenen, mit Ihrem Handy an und zwar so, dass ich das Gespräch über das Funkgerät mithören kann. Sagen Sie ihm, Sie wollen genau wissen, wer noch alles in Japan ist. Er soll Ihnen eine Datei mit Namen und Fotos schicken. Und fassen Sie sich kurz oder Sie sind tot!“, drohte er und Penber wählte bereits stumm eine Mobilfunknummer auf seinem Handy.

„Hier spricht Raye.“, meldete er sich, als jemand ran ging.

„Was gibt’s?“, fragte der andere Gesprächsteilnehmer.

„Bitte schick mir sofort eine Datei mit den Namen und Gesichtern aller in diesem Fall in Japan ermittelnden Kollegen auf den PC.“

Doch Penber stieß auf Granit.

„Hä? Da musst du dich an den Chef wenden, ich habe so etwas gar nicht.“

Raito ergriff Plan b.

„Sagen Sie ihm, die Verbindung zu dem Rechner Ihres Chefs in Amerika sei nicht gut und Sie hätten die Datei nicht öffnen können. Bestimmt geht es besser, wenn Sie zuerst jemand mit besserem Empfang anfordert.“

Penber gab den Befehl an seinen Kollegen weiter und nach kurzer Zeit empfing er die benötigte Datei.

„In dem Umschlag befinden sich noch ein Kugelschreiber und 5 weitere Umschläge. Holen Sie sie heraus. Diese 5 Umschläge sind versiegelt. Aber wie Sie sehen, befinden sich auf der linken Seite mehrere Öffnungen.“

Er holte aus dem Umschlag die besagten Umschläge und den Kugelschreiber. //Was hat er vor?//, fragte er sich.

„Notieren Sie durch die Schlitze die Namen aus der Datei, die Sie auf Ihrem PC empfangen. Betrachten Sie dabei jeweils genau die Gesichter der Personen. Schreiben Sie die Namen sorgfältig und korrekt. Sollte ich nachher feststellen, dass Sie sich verschrieben haben… Sie wissen ja, was dann passiert. Verlassen Sie die Bahn nicht, bevor Sie damit fertig sind. Wenn Sie alles so machen, wie ich es sage, verspreche ich Ihnen zumindest Ihre Verlobte und Ihre Familie zu verschonen.“

Raye Penber hatte schon längst erkannt, dass er auch mit draufgehen würde.

//Aber es handelt sich hier um keinen gewöhnlichen Serienmörder. Nicht auszudenken, was passiert, wenn ich mich widersetze… Ich muss zunächst tun, was er von mir verlangt. Die Namen allein reichen schließlich noch nicht, um uns zu töten. Bleibt nur zu hoffen, dass vielleicht jemand zufällig unseren Funkverkehr mithört. Allerdings benutzt dieses Spielzeug nicht die blichen Frequenzen und ein Signal aus einem fahrenden Zug mitzuhören…//

Penber resignierte allmählich…

„Sieht so aus, als seien Sie fertig. Tun Sie das Funkgerät und die 5 Umschläge zurück in den großen Umschlag und legen sie ihn auf die Ablage über Ihrem Sitz. Bleiben Sie dann noch mindestens 30Minuten still in der Bahn sitzen und legen Sie die Hände in den Schoß. Steigen Sie erst aus, wenn der Wagen so leer ist, dass keiner bemerken wird, dass Sie den Umschlag liegen lassen.“

Dies war der letzte Befehl, die letzte bekannte Stimme, die Penber je hören sollte. Aber woher kannte er diese Stimme? Woher? Er hatte so viel zeit, darüber nachzudenken. Die Bahn wurde leerer und leerer. Penber konnte endlich aussteigen und Kira entfliehen.

Er machte ein, zwei, drei Schritte und er zuckte zusammen. Ein undefinierbarer Druck baute sich in Kopf und Brust auf. Er Krampfte und hustete, als er schließlich zusammenbrach. Sein letzter Blick galt den Türen der Bahn, die sich langsam schlossen. Zwischen ihnen stand sein Mörder…

Yagami Raito sah triumphierend zu ihm runter, den Umschlag in der Hand.

„Sayonara, Raye Penber.“, sagte er und die Türen schlossen sich. Raye Penber starrte Kira an. Natürlich! Die Busentführung…

Raito fuhr zufrieden nach Hause und sah sich in seinem Zimmer den Umschlag an.

In die 5 Umschläge hatte er Blätter des Death Notes rein gemacht und zuvor die Todesursachen und –Zeitpunkte aufgeschrieben. Raye Penber war seine Marionette und Schlüsselfigur gewesen.

Und tatsächlich: Alle haben sich gleich verhalten, alle sind nachdem sie die Datei erhalten haben, an Herzversagen gestorben. Und sowohl die Todeszeiten wie auch die Reihenfolge, in der sie die Datei erhalten haben, sind völlig zufällig.

Jede Notiz hinter dem von Raye Penber notierten Namen war dieselbe, nur, dass die Uhrzeit des Todes anders war.

»Herzversagen

Erhält eine Datei mit Informationen über alle FBI Agenten, die im Kira-Fall in Japan ermitteln und verstirbt dann am 27.12.2003 um 16 Uhr.«, so lautete das Todesurteil von Freddi Guntair.
 

Es dauerte nicht lange, da drang die Nachricht der von Kira ermordeten FBI Agenten in Japan auch an die japanische Polizei.

„Wie bitte?! Agenten des FBI…?“, hakte Soichiro nach. Er wollte es nicht glauben.

„Ja. 4 in Tokyo, 2 in Kanagawa und jeweils einer in Chiba und Saitama. Alle an Herzversagen gestorben!“, berichtete Ide, ein eifriger Ermittler der Zentrale.

Die zentrale wurde lauter.

„Was machen denn FBI Agenten in Japan?“, fragten sich viele laut.

„Was hat das zu bedeuten?“

„Aus den Notizen der Verstorbenen war zu entnehmen, dass sie gegen die japanische Polizei ermittelten.“, berichtete Ide weiter.

„Aber wieso?!“, fauchte der Chef Yagami verdutzt. „Kontaktieren Sie sofort das FBI!“

Watari verließ die Zentrale, um L so schnell wie möglich die Neuigkeiten mitzuteilen, als er einen Anruf des Präsidenten des FBI erhielt, der dringend L sprechen wollte. Watari verband den Präsidenten mit L und fackelte nicht lange.

„L, mir wurde mitgeteilt, dass unsere Agenten in Japan alle verstorben sind. Ich habe sicherheitshalber versucht, mit allen 12 persönlich Kontakt aufzunehmen, aber es meldet sich keiner.“

L stand für kurze Zeit der Mund offen. Es muss Kira gewesen sein! Aber wie!?

„Es besteht kein Zweifel. Sie sind alle Kira zum Opfer gefallen.“

L atmete kurz durch und beugte sich zu seinem Mikro.

„Herr Präsident. Beruhigen Sie sich und hören Sie mir zu. Gibt es jemanden, der die Gesichter von allen 12 Agenten gekannt hat beziehungsweise besitzt jemand eine Akte mit Fotos aller 12 Agenten?“

Der Präsident antwortete gesonnener und leise; „Bis gestern war ich der Einzige…“

„»Bis gestern«?“, wiederholte Ryuzaki fragend. Seine Schwester stand hinter ihm und hörte interessiert zu.

„Heute gab es eine Anfrage von einem Agenten, der sich vergewissern wollte, welche seiner Kollegen noch in Japan seien. Wir haben ihm die entsprechende Akte an seinen PC übermittelt.“

Liz und ihn traf der Schlag.

„Das muss es sein! Kira muss mit diesem Agenten Kontakt aufgenommen und die Akte gestohlen haben!“, sprudelte es aus beiden heraus.

„An wen genau wurde die Akte übermittelt?“, fragte Liz aufgeregt.

Der Präsident hörte dieselbe verzerrte Stimme, die er immer bei einem Gespräch mit L vernahm.

„Genau genommen wurde sie an alle Agenten in Japan versendet…“

Alle? Was für ein gelungener Zufall…

Ratlosigkeit machte sich auf den Gesichtern der Geschwister breit.

„Alle…“,murmelte Ryuzaki.

„Plötzlich wollte alle wissen, welche ihrer Kollegen noch in Japan seien. Ich nahm an, dass sie untereinander vereinbart hatten, die Akte allen zugänglich zu machen. An 4 der Agenten habe ich die Akte selbst verschickt. Diese sollten sie dann an Ihre Kollegen weitergeben.

„Also besaßen alle die Akte… Wenn Kira das Verhalten seiner Opfer vor ihrem Tod beeinflussen kann, dann ist es möglich, dass er die Akte bei einem der Agenten gesehen und dann alle dazu veranlasst hat, die Akte vor ihrem Tod weiterzugeben.“ L dachte laut, als der Präsident ihn unterbrach.

„L. Es tut mir leid, aber das FBI zieht sich aus dem Fall Kira zurück. Es stimmt, dass die meisten von Kiras Opfern Verbrecher aus den USA sind, aber seit Sie festgestellt haben, dass Kira sich in Ostjapan versteckt hält, treten die Opfer verstärkt in Japan auf. Im Gegensatz zu den Verbrechen, die Kira in Japan tötet, waren unsere Agenten völlig unschuldig. Ihr Verlust wiegt dementsprechend schwerer. Ich habe Ihre Bitte um Entsendung von Agenten nach Japan kurzfristig und eigenmächtig bewilligt. Daher werde ich auch dafür zur Verantwortung gezogen werden. Darüber hinaus ist mein Gesicht öffentlich bekannt… Und ich hänge an meinem Leben… Daher wird sich das FBI aus Japan zurückziehen.“

Das war nicht gerade das, was sich L erhofft hatte.

„Herr Präsident. Ein Anruf von Polizeichef Yagami von der japanischen Polizei, auf Leitung 2.“, ertönte die Stimme der Sekretärin des Präsidenten.

„Hat ja nicht lange gedauert, bis die Kollegen aus Japan sich melden… Ich werde ihm mitteilen, dass wir auf Ihre Anweisung in Japan ermittelt haben. Sie haben doch nichts dagegen, L? Auf Wiederhören.“

Die letzte Frage war eher rhetorisch und L und seine Schwester sahen für kurze Zeit sehr überrascht und leicht ratlos aus. Wie sollten sie jetzt vorgehen?

Inzwischen war das Gespräch zwischen Yagami und dem Präsidenten in vollem Gange:

„Das FBI hat auf Anweisung von L unsere Sonderkommission und ihr Umfeld überwacht?! Habe ich Sie richtig verstanden?“ Der aufgebrachte Chef färbte auf sein Ermittlerteam ab. Misstrauen machte sich breit.

„Ich wusste, dass man diesem L nicht trauen kann…“, bemerkte einer, während er seine Arbeit verrichtete.

„Noch viel wichtiger ist, dass die FBI Agenten wohl auch von Kira getötet wurden. Das heißt, er schaltet jeden aus, der versucht ihn zu finden…“

„Er tötet nicht nur Verbrecher, sondern jeden, der sich ihm widersetzt… Kira ist eben doch eine mordlüsterne Bestie.“, sagte der Erste wieder.

„Also hatten die Kollegen, die kürzlich gekündigt haben, doch Recht.“

„Ich halte diesen Druck nicht mehr aus!“

Yagami Soichiro konnte nichts weiter tun, als den Diskussionen und Anzweifelungen seine Untergebenen zuzuhören.

L dachte nach. Er hatte einen Fehler gemacht…

//Vielleicht hätte ich mich lieber um das FBI kümmern sollen als um die seltsamen Tode der inhaftierten Verbrecher…//
 


 

Am nächsten Tag erreichte ihn eine weitere Nachricht Kiras. Schon wieder hatte er ein Opfer Briefe schreiben lassen.

„L, noch ein Opfer, das einen Text hinterlassen hat… Ich schicke Ihnen das Foto.“, gab Watari durch und die Datei kam unverzüglich bei Ryuzaki an.

»Wer hätte das gedacht, L? Todesgötter…« Wie würde es weiter gehen?
 


 

»Essen kann man viel, doch Rufe findet man

nur im Schlaf. Es sind die

Äpfel im Garten meiner Mutter, von denen ich träume.«
 

»Wer hätte das gedacht, L? Todesgötter… essen nur Äpfel«???

Auch mit dieser Nachricht konnte das Duo nichts Anfangen.

Verdammt…

L ballte die Faust und biss sich auf die Zähne.

„Aber freu dich nicht zu früh, Kira. Du warst sehr aktiv diesmal. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass du zu einem der 12 Agenten Kontakt hattest. Und sicher hast du noch ganz andere Spuren hinterlassen!“

Und so war es auch…

„Vielen Dank, Herr Präsident. Mit Hilfe der Informationen der japanischen Polizei und den Daten aus ihren Rechnern ließen sich die Reihenfolge von Dateierhalt und Todeszeit rekonstruieren.“ Der Präsident gab sich alle Mühe, L alles zukommen zu lassen, was er wollte.

//Kira, du hast die alle Mühe gegeben, alles perfekt zu kontrollieren. Aber wenn mich nicht alles täuscht, dann enthält die Reihenfolge, in der die Agenten die Datei erhalten haben, eine wichtige Spurt. Du musst mit jemandem Kontakt gehabt haben, der die Datei sehr früh erhalten hat.//, dachte L im Stillen, während er einen Lollie lutschte.
 

••

Raito saß an seinem Schreibtisch. Es waren gelungene Werke, die er die letzten Tage vollbracht hatte. Er war so voller Stolz und Elan…

„Das FBI dürfte ziemlich beunruhigt sein. Sollten sie überhaupt noch mal Agenten nach Japan entsenden, dann werden sie das nur nach langwierigen Vorbereitungen tun. Das heißt Ls Optionen sind drastisch eingeschränkt.

Tja, L… Es wird Zeit, dass du selbst in Aktion trittst.“

Er schrieb noch ein paar Namen auf und schmiss sich zufrieden auf sein Bett.

„Weißt du, was den Tag perfekt machen würde?“

„Ein Apfel?“, entgegnete Ryuku grinsend und nahm sich daraufhin gleich einen von der Schale, die Raito extra für ihn bereitgestellt hatte.

Raito griff nach seinem Handy und rief Liz an. Ihr Handy jedoch war aus und so versuchte er es auf ihrem Haustelefon, wo jedoch auch nur der Anrufbeantworter ranging.

»Yagami-kun, falls du das bist… Hör endlich auf mich anzurufen! Ich finde es ja toll, dass du nichts anderes zu tun hast und dann ausgerechnet mich bestalkst, aber im Gegensatz zu dir habe ich noch ein Leben nach der Schule. Ich rufe dich bei Gelegenheit zurück«, lautete die Nachricht, die Liz für ihn hinterlassen hatte. Trotz der recht eindeutig gewählten Worte, klang ihre Stimme zuckersüß und lud Raito dazu ein, den Anrufbeantworter gleich noch einmal anzuwählen…

Decision

Page eight:

Decision
 

Am nächsten Morgen saß die Familie Yagami am Esstisch, um von Vater Soichiro eine Neuigkeit zu hören.

„Was gibt’s denn Wichtiges? Für die Neujahrsansprache ist es noch 3 Tage zu früh…“, drängte Sayu gespannt.

„Sei bitte still, Sayu.“, bat ihre Mutter und ihr Vater ergriff das Wort.

„Es hat keinen Sinn es zu verheimlichen und ihr hättet es sowieso irgendwann erfahren, deswegen sage ich es lieber gleich. Ich bin im Moment mit der Leitung einer Sonderkomission betraut, die gegen Kira ermittelt.“

Sayu sah ihn an und verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. „Ach, darum geht’s. Irgendwie hatte ich mir das schon gedacht. Du bist eben ein toller Polizist.“

„Das war aber noch gar nicht das, was ich sagen wollte. Gestern sind 12 FBI Agenten gestorben, die Kira in Japan gesucht haben.“, berichtete Soichiro.

Seine Familie schreckte kurz auf.

„Das bedeutet wohl, dass Kira sie getötet hat…“, reimte sich Raito zusammen. Na ja, eigentlich bedeutete es, dass er sie getötet hatte.

„Mit anderen Worten, jeder, der versucht Kira zu fassen, schwebt in Gefahr, getötet zu werden. Daher springen immer mehr von meinen Männern von dem Fall ab. Es ist wohl auch kein Wunder, noch nie hatten wir es mit einem so kühl berechnenden und grausamen Verbrecher zu tun“

Raito schien keinerlei Regung zu zeigen. Der kühle Verbrecher ging ihm wohl so zu sagen am Arsch vorbei.

„Papa, du musst auch abspringen. Ich will nicht, dass du stirbst!“, drängte Sayu aufgeregt und besorgt. Auch Seine Frau war nicht wohl dabei.

„Sayu hat Recht. Dein Leben ist doch wichtiger als deine Position bei der Polizei. Bitte gib den Fall ab.“

Soichiro faltete die Hände. „Nein, das kommt nicht in Frage. Wir dürfen uns dem Bösen nicht beugen.“

„Papa…“

„Schatz…“

Doch im Gegensatz zu den seinen weiblichen Familienmitgliedern schien Raito völlig gelassen. Er sah kurz auf den Tisch, dann stand er auf und sah seinen Vater zuversichtlich an.

„Ich bewundere deine Entscheidung, Vater. Ich bin stolz, dich als Vater zu haben. Falls dir irgendetwas zustößt, werde ich an deiner Stelle Kira fassen und ihn zum Schafott geleiten.“

Stolz leuchtete in Yagami Soichiros Augen auf. Was für einen tollen Jungen er doch hatte…

Als Raito die Treppe hinauf ging, um in sein Zimmer zu gehen, war ihm Ryuku schon wieder auf den Fersen.

„Klasse Vorstellung, Raito. Du bist wirklich unglaublich. Und wie du es gedreht hast, die 12 FBI Leute zu killen“ Fast klang ein wenig Bewunderung aus Ryukus Stimme. Allerdings sollte man nicht alles ernst nehmen, was Ryuku so von sich gab.
 

••

Misaora Naomi hatte am 27.12. vergeblich auf ihren Verlobten gewartet. Sie hatte ein prachtvolles Abendessen zubereitet und sich in Schale geschmissen. Aber als er um 22h immer noch nicht zu Hause war, wusste sie, was passiert war.

Sie hatte schon immer so eine Vorahnung gehabt. Auch schon damals, als sie diesem Komischen begegnet ist… Beyond oder so…

Dieser Drang war schon die ganze Zeit da, der Drang der Selbstinitiative. Sie würde Kira fassen, da war sie sich ganz sicher.

An diesem Morgen ermittelte sie den Bus und den Busfahrer der Nummer, die auf dem Weg ins Space Land entführt wurde, in dem ihr Verlobter saß.

Sie fand den Busfahrer und zeigte ihm ein Foto von Raye Penber und Misaora Naomi.

Ein Urlaubsfoto.

„Ja, genau das ist er.“, sagte er. „Ich erinnere mich noch genau an ihn. Denn er saß allein und er rief plötzlich »Alle auf den Boden!« 100% sicher bin ich mir nicht, aber ich denke, das war er. Aber an die anderen Fahrgäste kann ich mich beim besten Willen nicht…“

„Erinnern Sie sich vielleicht, wenn ich Ihnen noch mehr Fotos zeige?“, fragte die ehemalige FBI Agentin hoffnungsvoll. Der Fahrer nahm das Foto noch einmal genau unter die Lupe.

„Das kann ich erst sagen, wenn ich sie sehe. Aber ehrlich gesagt, ich hatte viel zu viel Angst, um darauf zu achten. Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass außer ihm noch 6 weitere Fahrgäste im Bus waren.“

Naomi seufzte. Das war nicht das, was sie sich erhofft hatte.

„Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr sagen kann…“, beteuerte der Busfahrer.

„Aber nein, Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Kann sein, dass ich Ihre Hilfe noch mal in Anspruch nehmen muss. Fürs Erste vielen Dank.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Naomi und machte sich auf Weg nach Hause.

// Wenn meine Vermutung stimmt, kann es sein, dass Kira in der nähe dieser Buslinie wohnt…//
 

••

Zur selben Zeit fasste L einen prägenden Entschluss für die weiteren Ermittlungen.

Er musste das Vertrauen der japanischen Ermittlungszentrale erlangen. Und der Mensch verbindet Vertrauen mit gegenseitigem Kennen, mit Miteinander.

„Was? Du willst dich den Ermittlern der japanischen Polizei zeigen? So ganz mit Gesicht?“, fragte Liz verblüfft, als sie das hörte.

„Ja“, bejahte ihr Bruder.

„Mit Klamotten. Ganz echt?“

„Ja“

„Samt Körpergeruch?“

L roch an seiner Schulter. „Willst du damit sagen, dass ich stinke?“

Liz sah ihn schräg an. „Weißt du, du hast sicherlich lange keine frische Luft mehr gerochen, aber so wie du riecht keine Frühlingsbrise. Und deine Haare könnten eine Kur vertragen.“

„Das normale Leben tut dir nicht gut.“, stellte L fest und schüttelte den Kopf.

„Wie willst du das einrichten?“, fragte Liz ihn, um auf das eigentliche Thema zurückzukommen.

„Gemeinsam mit Watari werde ich das mit den Leuten verabreden.“

„Weißt du denn, wie das geht? Wegen Sympathie und so?“, fragte sie neckend und erhielt einen sanften Stoß in die Rippen.

„Du hast doch auch nur einen Stalker und 2 Perverse als Freunde.“

„Das sind nicht meine Freunde!“

„Dann hast du also gar keine Freunde!“

L hatte gewonnen und seine Schwester ging schmollend in die Küche. Dahin, wo die Erdbeeren standen.

Nach kurzer Zeit fragte sich Ryuzaki, wo seine Schwester blieb.

„Du wirst doch nicht…-“, fürchtete er, aber es war zu spät.

Seine Schwester saß bereits wieder neben ihm und leckte sich den Erdbeersaft von den Fingern.

Er blinzelte sie mies an.

„Oh, wolltest du auch welche?“, fragte Liz unschuldig und grinste ihn an. L schnaubte und verpasste ihr einen erneuten Stoß ins Gerippe.

„Aua!“

„Verdient“, erwiderte er monoton.

Diesmal schnaubte seine Schwester und sah genervt zur Seite.

„Was denn? Hetzt du deinen Stalker jetzt auf mich?“

„Vielleicht ist mein Stalker ja wirklich Kira, dann erledigt sich das ganz von allein.“

Sie hasste sich dafür, als sie bemerkte, wie Recht sie mit dieser Aussage gehabt hatte…

„Mein Stalker kann sich wenigstens die Haare waschen.“

„Wer sagt, dass ich das nicht kann?“

„Deine Haare. Sie sind lebendig, sie sprechen zu mir.“

„So schlimm sind sie auch wieder nicht.“

Yashiros Antwort blieb brummend unverständlich. Aber sie liebte seine Haare, daran ging kein Weg vorbei.
 

••

„Raito! Sayu! Wenigstens einmal im Jahr könntet ihr mir beim Putzen helfen.“, beschwerte sich Yagami Sachiko, während sie mit aller Mühe den Boden absaugte und ihre Kinde vergnügt am Esstisch saßen. Raito las Zeitung, Sayu aß Chips und sah Fern.

„Das Haus ist doch sowieso das ganze Jahr über sauber, wozu also das Großreinemachen?“, fragte Raito sich laut, ohne von seiner Zeitung aufzusehen. Seine Schwester stimmte ihm zu, worauf ihre Mutter ziemlich verdutzt zu ihren Kindern rüber sah.

„Meint ihr?“, fragte sie.

„Schon unglaublich, was die Fernsehsender machen. Zur selben Zeit wie die alljährliche »Kohaku« -Musikshow werden 2 Sendungen über Kira angekündigt: »Topaktueller Sonderbericht: Die Wahrheit über den Kira-Fall« und »Alles über L und Kira, mehrstündiges Spezial« Fällt denen nichts Besseres ein…“, sagte Raito und er faltete seine Zeitung sorgfältig zusammen.

„Das sagst du jetzt, aber am Ende siehst du es dir doch an, oder?“, fragte Sayu ihn und stopfte sich Junkfood in den Mund.

„Nein, ich gucke die K-1 Meisterschaften, Bob Sapp gegen Akebono.“

„Ach so… Ich sehe auf jeden Fall »Kohaku«, also guck deine Kira – Sendungen in deinem Zimmer, okay?“

„Du kannst mir den Kira – Sonderbericht ja dann auf Video aufnehmen.“, sagte Raito beschwichtigt zu seiner Schwester, während er seinen Stuhl an den Tisch ran schob.

„Gyah! Wusste ich’s doch!“

Raito wand sich zum gehen ab und zeigte seine theatralische Seite.

„Ich bedauernswerter Abschlussschüler werde dann noch bis zum Abendessen büffeln…“

Ryuku freute sich bereits auf das bevorstehende „Familiendrama“. Doch bevor Raito ging, viel ihm noch etwas ein.

„Ach ja, wo ist Vater eigentlich?“, fragte er, während er die Wohnzimmertür öffnete.

„Er sagte, bei der Polizei fallen Silvester und Neujahr aus…“, antwortete seine Mutter.

„Das ist Kiras Schuld. Letztes Jahr hatte er schließlich auch frei. Echt. Dieser Kira ist das Allerletzte!“, beschwerte sich Sayu.

„Na. Vater ist ganz schön im Stress.“, sagte Raito und ging hoch in sein Zimmer, um zu „lernen“.
 

••

Zur selben Zeit in der japanischen Ermittlungszentrale, machte Yagami Soichiro eine Ankündigung.

„Es kann sein, dass wir von kira getötet werden. Der Mord an den FBI Agenten hat gezeigt, dass Kira nicht nur Verbrecher tötet, sondern auch jeden, der sich ihm widersetzt.

Wir müssen auch an unser eigenes Leben sowie unsere Familien und Freunde denken. Wenn jemand sich aus diesem Fall zurückziehen möchte, soll er dies bitte tun. Niemand wird Ihnen das negativ ankreiden. Das hat mir auch der stellvertretende Polizeipräsident bestätigt. Ich habe bis 5 Uhr eine Konferenz mit meinen Vorgesetzten. Wenn ich zurückkomme, möchte ich hier nur noch Leute antreffen, die auch unter den angesprochenen Voraussetzungen bereit sind, den Kampf gegen Kira fortzusetzen.“

Die Zentrale schwelgte sich im allgemeinen Schweigen. Peinliche Stille breitete sich immer mehr im Raum aus. Wer würde um 5 Uhr noch an seinem Schreibtisch sitzen?

Watari gab die Neuigkeiten sofort weiter.

„Ich sage 3…“, murmelte Liz abwesend auf die Frage, wie viele sich aufopfern würden.

„Ich sage 6…“, antwortete L herausfordernd. Seine Schwester schien zu einem Hobby geworden zu sein.
 

Um 5 Uhr war es soweit und Soichiro betrat ein weiteres Mal die Zentrale und was er auffand, wunderte ihn nicht.

Er fand einen leeren Raum… Die Stühle waren verlassen… nur 5 waren besetzt… Matsuda, der Neue, begrüßte seinen Chef sofort.

„Nur 5… Nein. Man muss es so sehen: 5 tapfere Streiter, die sich unter Einsatz ihres Lebens dem Bösen entgegenstellen.“

Er ging hinein und besetzte seinen Platz. „Trotzdem… wir sind gerade mal 6, mich eingeschlossen. Wie sollen wir mit so wenigen Leuten überhaupt noch ermitteln…“

„Aber mit L sind wir schon 7, 8 wenn wir Watari noch dazuzählen.“

Watari war natürlich ebenfalls anwesend, samt Laptop, damit die Nachricht direkt an L gehen konnte. Dieser grinste sich einen hinter seinem Monitor.

„5. Ich war näher dran, ich hab gewonnen!“, sagte er zu seiner Schwester. Doch diese beachtete ihn gar nicht. Ihr Handy klingelte und sie ging hinaus.

Ryuzaki wendete sich wieder seinem Mikro zu.

„Sie alle haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Gerade deshalb glaube ich an Sie.“, verkündete er. Das verbliebene Kollegium sah irritiert zu Watari. Aizawa und Ide, 2 der 5, tauschten skeptische Blicke.

„E…einen Moment mal.“, warf Aizawa zögerlich ein, „L hat eben gesagt, dass er an uns glaubt… Aber wir trauen L nicht!“

Kurz herrschte peinliche Stille…

„L. Wir haben uns entschlossen, Kira unter Einsatz unseres Lebens zu fassen. Und da wir es mit Kira zu tun haben, ist es durchaus wörtlich zu nehmen, das wissen Sie so gut wie wir.“, sagte Ide.

„Aber Sie zeigen nie auch nur Ihr Gesicht und geben uns lediglich Anweisungen.“

„Wir werden Kira aufspüren, aber mit Ihnen können wir nicht zusammenarbeiten.“

„Und das ist nicht nur unsere Meinung. Auch in der Öffentlichkeit werden immer mehr Zweifel gegen Sie laut.“

„Das ist auch kein Wunder! In gewisser Weise sind Sie schuld am Tod von den 12 FBI Agenten“

Am anderen Ende der Leitung verzog Liz kurz das Gesicht.

„Der hat gesessen.“, stellte sie fest, als sie ihren nachdenklichen Bruder betrachtete.

„Da ist was dran. Es gibt unter Kriminalpsychologen sogar die Auffassung, dass L und Kira ein und dieselbe Person sind, das heißt, dass wir es hier mit einer multiplen Persönlichkeit zu tun haben.“, kam der Chef selbst zu Wort. „Es war L, der das FBI in Bewegung gesetzt hat. Und alle FBI Agenten in Japan sind tot. L wusste wahrscheinlich, wer diese Agenten waren.“

„Nicht nur das! Wenn man diesen Gedanken weiterführt, ist es nur logisch, anzunehmen, dass alles, was bisher vorgefallen ist, von L selbst inszeniert wurde.“, erläuterte Aizawa.

„Dass er nie sein Gesicht zeigt und dass er jeden Fall zu lösen wusste, untermauert diese Theorie in gewisser Weise.“

Watari, Liz und L schwiegen. Ryuzaki hatte das erwartet. Der Mensch war eben einfältig und braucht Vertrauen als Rückenstütze.

„L… Wenn Sie wirklich mit uns zusammen Kira fassen wollen, warum kommen Sie dann nicht hierher zu uns?“, schlug Yagami vor.

„Genau! Wenn Sie uns hier ihr Gesicht zeigen und Seite an Seite mit uns zusammenarbeiten, dann können wir Ihnen auch vertrauen und Sie unterstützen!“, warf Ide ein.

„Ich habe vorhin gesagt, dass ich Ihnen traue.“, sagte L mit ungewohnt warmherziger Stimme. Leider ging dies bei der automatischen Verzerrung seines Mikros unter. „Watari…“

Watari erkannte die Aufforderung und drehte den Laptop zu der zurückgebliebenen Belegschaft. Ein Textfeld erschien auf dem Bildschirm und die japanischen Ermittler lasen aufgeregt die Mitteilungen.

»Das, was jetzt passieren wird, darf niemand außer uns acht erfahren.«

„Was meint er?“

„Das, was gleich passieren wird…?“

Der Text vervollständigte sich.

»Ich vertraue Ihnen sechs und möchte mich gleich mit Ihnen treffen.

Sprechen Sie mit niemandem über dieses Treffen oder unser weiteres Vorgehen.

Niemand außer den hier Anwesenden darf davon erfahren, weder die anderen Polizisten noch Ihre Freunde und Verwandten.

Bitte verlassen Sie zunächst das Polizeigebäude und überlegen sich gut, ob Sie mir trauen oder nicht. Nur wenn Sie unter den oben genannten Bedingen bereit sing, mit mir zusammenzuarbeiten, kommen Sie hierher zurück. Ich werde Ihnen dann meine weiteren Bedingungen mitteilen.«

Ratlosigkeit hing in der Luft. Wieder wurde man vor die Wahl gestellt: »Mit Kira oder gegen ihn«; »Alles oder nichts«; »evt. Tod oder Leben«.

Die 6 Polizisten verließen das Gebäude wie ihnen geheißen.

„Ich würde vorziehen, nicht mit L zusammenzuarbeiten und auf eigene Faust zu ermitteln.“, erklärte Ide. „Wenn man sein bisheriges Vorgehen bedenkt, kommt er wahrscheinlich gar nicht selbst, sondern schickt ein Double.“

„I… Ich vertraue L. Außerdem brauchen wir seine Hilfe, um den Fall zu lösen.“, brachte Matsuda mit ein. Der Neue wurde noch nicht ganz für voll genommen.

„Du willst wohl genauso enden wie die FBI Agenten?“, spitzelte Ide daraufhin. „Es heißt, er habe bisher jeden Fall allein gelöst. Warum sollte er dann jetzt auf einmal uns 6 seine Identität preisgeben?“

„L hat von Anfang an gesagt, dass er für diesen Fall die Unterstützung der Polizei benötigt. Wäre es nicht möglich, dass L abgewartet hat, bis es so weit gekommen ist? In der Sonderkommission gab es von Anfang an Leute, die L misstraut haben… Einer nach dem anderen ist von dem Fall zurückgetreten. Und dann noch die undichte Stelle… Da konnte er uns ja gar nicht trauen.“, erklärte Yagami Soichiro.

„Sie meinen, er hat abgewartet, bis nur noch die übrig sind, die sich dem Bösen todesmutig entgegenstellen und denen er daher wirklich trauen kann?“, hakte Matsuda nach. Sein Chef bestätigte nickend.

Ide wendete sich ab und ging.

„Ich werde jedenfalls nicht mit L zusammenarbeiten. Keine Sorge, ich werde mich nicht an Ihre Fersen heften und versuchen L auszuspüren.“ Mit diesen Worten verschwand er.

„Ich traue L. Lassen wir es auf eine Zusammenarbeit ankommen.“

„Dem stimme ich zu.“

Nun waren es nur noch 5. Und diese 5 kehrten dorthin zurück, von wo sie kamen und Watari, L und Liz bereits auf sie warteten.

Das Textfeld füllte sich wieder.

»Ich befinde mich im Moment in einem Zimmer des Teito Hotels.«

//Das Teito Hotel… das ist doch direkt gegenüber!!!//

//L wusste also, dass wir uns so entscheiden würden.// Die Polizisten waren überrascht.

»Ich habe vor, das Hotel alle paar Tage zu wechseln.

Die bisherige Ermittlungszentrale in der Polizeibehörde werden wir zum Schein beibehalten,

jedoch werden wir die tatsächliche Zentrale in meinem Hotelzimmer einrichten.

Das ist selbstverständlich eine Vorsichtsmaßnahme, um mein Gesicht vor Kira geheim zu halten. Es tut mir leid, dass ich damit immer noch nicht unter exakt denselben Voraussetzungen wie Sie in den Ring trete, aber es ist das Äußerste, was ich Ihnen anbieten kann, um Ihr Vertrauen zu gewinnen.

Wenn Sie unter diesen Bedingungen zur Zusammenarbeit bereit sind, dann teilen Sie sich bitte in zwei Gruppen auf und kommen Sie in mindestens 30-minütigem Abstand in das Zimmer mit der Nummer, die Ihnen Watari per Memo mitteilen wird. Sie sollten bis 0 Uhr, das heißt bis zum Anbruch des neuen Jahres 2004, in meinem Zimmer sein.
 

Also dann, bis gleich.«
 

„Ich sag dir, das »Also dann, bis gleich« hat alles ein wenig aufgelockert.“, sagte Liz und sah ihren Bruder an.

„Du spinnst.“

„Ja, vielleicht…“

Die beiden saßen in dem Hotelzimmer. Liz hatte sich auf einen der Sessel gelegt.

„Sehen die gut aus?“, fragte sie und knabberte an einer Pommes. Ryuzaki stöhnte auf und schüttelte den Kopf. Er ging ans Fenster und sah raus und schweifte in seinen Gedanken.

//Kira… Wir sind uns mittlerweile gegenseitig dicht auf den Fersen. Jedoch mussten 12 FBI Agenten ihr Leben lassen, damit ich diese Hinweise auf deine Identität erhalten konnte. Ein hoher Preis. Jedenfalls werde ich mich nun zum ersten Mal als »L« vor Menschen zeigen… Falls zu irgendwie davon erfährst, wirst du mit Sicherheit versuchen, mit noch näher zu kommen. Darauf baue ich. Selbst wenn du mein Gesicht siehst, fehlt dir immer noch mein Name. Umgekehrt, selbst wenn ich dich finde, müsste ich dich auf frischer Tat ertappen oder zumindest einen physischen Beweis für deine Taten finden, um dich klar als Täter zu identifizieren. Kira… Durch die Ermordung der FBI Agenten dürfte sich dein Spielraum erheblich verringert haben. Was denkst du wohl jetzt gerade?//

„Komisch… Mein Stalker hat sich noch gar nicht bei mir gemeldet… Ich mache mir schon Sorgen.“, riss Liz L aus seinen Gedanken.

„Du kannst den Kerl doch leiden.“

„Nein“

„Sicher doch.“
 

••

Raito saß nachdenklich an seinem Schreibtisch. Wie würde es jetzt weitergehen?

Ryuku saß auf Raitos Bett und sah sich einen Boxkampf an. Er war fasziniert von der Vielseitigkeit des Menschen.

„Die machen ja richtig Ernst. Echt lustig die Menschen…“

Fragend schaute er zu Kira. Er war so verdächtig still…

// Die Zahl der Ermittler hat ziemlich abgenommen… Jetzt kann ich mir keine Aktion mehr leisten, bei der deutlich wird, dass ich den Ermittlungsstand kenne. Bisher ist zwar alles nach Plan verlaufen, aber dass es nur so wenige FBI Agenten sind, hätte ich nicht gedacht… Warum war ich dann einer der Ersten, die beschattet wurden? Liegt es einfach daran, dass mein Vater eine hohe Position hat? Was ist, wenn L absichtlich nur so wenige Agenten benutzte und bewusst darauf spekuliert hat, dass ich sie töten würde?//

Er schloss die Augen, um seine Gedanken besser ordnen zu können.

//Selbst wenn, ich habe keinerlei Beweise hinterlassen. Und selbst wenn ich verdächtigt würde, Kira zu sein, solange sie das Death Note nicht in die Finger bekommen, kann man mir niemals etwas nachweisen. Aber nein, so darf ich nicht denken! Allein der Verdacht wäre schon eine Katastrophe! Ich war ganz schön aktiv in letzter Zeit… Mal überlegen, Habe ich wirklich keinen Fehler gemacht? Und wie soll es jetzt weitergehen?//

Ryuku sah auf und seufzte. Der Kampf hatte sein Ende gefunden.

„Was? Schon vorbei…?“

//Der Kampf fängt jetzt erst an…//
 

••

Die Letzte Gruppe fehlte. Es waren Yagami und Matsuda, die als Letztes den Weg zu L anstrebten. Sie klopften und warteten gespannt.

Die Türklinke wurde von innen runter gedrückt und die Tür wurde geöffnet.

Ein kleines, jugendliches Mädchen strahlte sie an.

„Frohes Neues meine Herrschaften!“ Sie reichte den Konfusen Männern die Hand.

„Danke…“, sagte Matsuda zögerlich. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

Auch der Inspektor Yagami bedankte sich nickend und sah das Mädchen ebenfalls schräg an.

„Mein Name ist Yashiro… Allgemein bekannt als L. Na ja… Yashiro ist nur ein weiterer Deckname. Meinen echten Namen weiß niemand. Nicht einmal meine Verwandten. Ich hab ihn glaub ich auch schon vergessen…^^°“ Sie kratzte sich verlegen hinterm Kopf und ließ die verwirrt drein schauenden Polizisten in das Hotelzimmer.

Sollte dieses junge Ding etwa der brillante Meisterdetektiv L sein?!

Der wahre L stand im Wohnzimmer und hatte die beiden anderen bereits erwartet. Den Scherz seiner Schwester würde er später noch rächen. Als endlich alle anwesend waren, stellte er sich vor.

„Ich bin L.“

Die Polizisten schauten noch viel verwirrter als zuvor.

„Wie jetz’?“, brachte Matsuda konfus heraus und seine rechte Augenbraue begann zu zucken.

Soichiro ließ sich nichts anmerken und zückte seinen Polizei Ausweis.

„Yagami, Polizeiministerium.“

„Ich heiße Matsuda.“

„Und ich Aizawa.“

„Mein Name ist Ukita.“

„Ich heiße Mogi.“

Ryuzaki sah gelangweilt drein.

Er zog alle seine Finger der rechten Hand an, nur den Daumen und den Zeigefinger nicht. Diese streckte er so aus, dass seine Hand an eine Pistole erinnerte.

„Peng!“, rief er.

Die Polizisten erschraken. Sie fühlten sich einmälig verarscht.

„Soll das etwa witzig sein?!“

„Hä?!“

„Wenn ich Kira wäre, dann wären sie jetzt tot. Nicht war, Soichiro Yagami?“

Verdutzt hielt der Angesprochene die Luft an. Der junge Mann mit den Pandaraugen vor ihm hatte Recht.

„Mein Hausmädchen Yashiro wird Ihnen das genauer erklären, falls sie nicht gerade das Klo putzt.“

Yashiro trat hervor und gab ihrem Bruder einen Klaps an den Hinterkopf.

„Regt das Denkvermögen an, Boss -.-“ Sie sah ihn Böse an und wendete sich gleich darauf an ihre Gäste. „Kira benötigt zum Töten lediglich das Gesicht und den Namen seines Opfers. Aber das wissen Sie sicherlich schon… Eigentlich widerspricht es dem gesunden Menschenverstand, aber tatsächlich wird gegenwärtig ein Verbrecher nach dem anderen allein mithilfe dieser Informationen getötet. Das ist die Art Mord, mit der wir es zu tun haben. Die empirischen Daten lassen keinen anderen Schluss zu. Wir sind die Einzigen, die noch bereit sind, unser Leben für diesen Fall aufs Spiel zu setzen. Geben Sie bitte daher Ihren Namen nicht leichtfertig preis.

Ihr Leben steht auf dem Spiel.“

Childish

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Childish
 

Auch wenn es zuvor eigentlich als klar schien, kurzes Entsetzen machte sich breit. Liz zuckte mit den Achseln und verschwand im Wohnzimmer.

„Den Namen braucht er auch? Bisher war doch immer nur vom Gesicht die Rede, oder?“, fragte Matsuda seinen Boss.

„Alle Schwerverbrecher, deren Namen in den Medien verfälscht wurden oder uns schlicht nicht bekannt sind, konnten bisher dem Tod entkommen. Das wurde in der Zentrale schon erwähnt.“, erklärte dieser ihm.

„Aber reicht das wirklich als Beweis aus…?“, fragte Matsuda wieder.

Kurz herrschte peinliche Stille, die Matsuda bemerken ließ, dass sich seine Frage wohl somit von selbst erledigen sollte.

„Wollen wir uns nicht lieber setzen? Hier drüben… Schalten Sie bitte Ihre Handys und Organizer aus und lassen Sie sie hier auf dem Tisch liegen, bevor Sie eintreten.“, sagte L und ging schon mal vor ins Wohnzimmer. Er setzte sich auf seinen Sessel, wie immer in seiner sehr originellen Sitzposition und wartete gemeinsam mit seiner Schwester, die sich bereits auf der Couch breit gemacht hatte, auf die Polizisten. Diese taten wie ihnen geheißen, wenn auch sehr skeptisch.

„Meint er etwa, dass wir das Gespräch per Handy nach draußen übertragen?“, fragte Aizawa leise.

„Tut einfach, was er sagt.“

„Diese Vorsicht ist zwar nichts Neues, aber so ganz traut er uns wohl noch nicht.“

Doch L hatte gute Ohren…

„Ah nein, ich will nur sicherstellen, dass wir uns ungestört unterhalten können.“, rief er freundlich, mit einem zuversichtlichen Unterton. „Ich möchte auch nicht, dass Sie sich von dem hier Gesagten Notizen machen. Sie müssen es sich so merken. Und von jetzt an sprechen Sie mich bitte nicht mehr mit »L«, sondern mit »Ryuzaki« an. Das sind alles Vorsichtsmaßnahmen.“

Die japanischen Polizisten wussten für kurze Zeit nicht wohin mit sich. So waren sie schon über diese ganze Situation verblüfft, aber die sonderbare Art Ryuzakis zu Sitzen, das schien noch viel eigenartiger. Kurz darauf fiel ihr Blick auf Liz, Yashiro, die die Arme hinterm Kopf verschränkt hatte und so fast die ganze Couch einnahm. Doch als sie die Blicke der Männer bemerkte, setzte sie sich anständig hin und lächelte kurz.

Die Neulinge in der Zentrale saßen noch nicht lange, da prustete Matsuda auch schon los.

„Mir ist eben etwas aufgefallen. Wenn er wirklich nur das Gesicht und den Namen benötigt, warum unterbinden wir nicht einfach die Ausstrahlung dieser Informationen in den Medien? Damit ließe sich die Zahl der Opfer doch stark reduzieren?!“

„Sie wollen doch dem Baby nicht den Schnuller wegnehmen…“, warf Liz lächelnd ein, die neben ihm saß.

„Wenn wir das tun, wird er anfangen, wahllos Leute zu töten.“ Ryuzakis Stimme klang wieder gewohnt monoton und kühl.

„Wahllos?“

„Warum denn?“

Die Polizisten schienen erstaunt.

„Kira ist geradezu kindisch und hasst es, zu verlieren.“, erklärte L weiter.

Liz hustete kurz gekünstelt. „Das sagt der Richtige.“, murmelte sie.

„Ja… genau wie ich selbst… Daher weiß ich das…“ Er nahm einen Schluck von seinem überzuckerten Kaffee und rührte ziellos in seiner Tasse rum.

„L… ich meine, Ryuzaki. Können Sie das bitte etwas genauer erklären?“, bat der Chefinspektor und der Angesprochene ging auf die Bitte ein.

„Als ich Kira über das Fernsehen öffentlich herausgefordert habe, hat er mein Double ohne zu zögern getötet, obwohl er sich bis dahin nur auf Verbrecher beschränkt hatte. Und nachdem ich gesagt habe, dass er sich in Ostjapan versteckt hält, begann er hauptsächlich Verbrecher in Japan zu töten. Während er die FBI-Leute ausschaltete, konzentrierte er sich dann auf Verbrecher aus Japan. Er lässt sich von meinen Herausforderungen nicht einschüchtern und beantwortet sie unnachgiebig mit seinen eigenen.“

„Ein derart trotziges Verhalten ist wirklich selten…“, stellte Matsuda leise fest.

Seine Sitznachbarin lehnte sich zurück und schloss die Augen. //Langweilig…//

„Was glauben Sie, was so jemand tun würde, wenn wir die Verbrecher vor ihm verstecken?

»Wenn ihr die Verbrecher nicht verratet, dann töte ich eben Leute mit geringer Schuld oder sogar Unschuldige. Die ganze Welt ist meine Geisel!«

»Ich bin nicht böse. Ihr, die ihr euch gegen mich wendet und die Verbrecher vor mir verbergt, seid die Bösen!«

Das wären Kiras Gedanken. Was die Medien angeht, sollten wir uns lieber darum kümmern, dass sie nicht verraten, wie wenige Leute noch bereit sind, Kira zu verfolgen. Wenn wir schon dabei sind, sollten wir uns auch überlegen, wie wir die Medien für unsere Zwecke nutzen können. Glücklicherweise haben uns die Polizeikräfte der Industrieländer weltweit, allen voran Amerika, zugesichert, all ihre internen Informationen mitzuteilen und uns technisch bei den Ermittlungen zu unterstützen.“

„Wir könnten doch zum Beispiel folgende Meldung herausgeben… »In Amerika und der ganzen Welt ist man empört über die Ermordung der FBI Agenten. Die Industrieländer haben daher insgesamt 1500 Beamte zu Ermittlungen nach Japan entsendet.« Damit würde Kira nicht so leicht fertig wie mit dem FBI neulich. Wenn plötzlich jeder wie ein potentieller Feind erscheint, setzt einen das unter enormen psychischen Druck und provoziert alle möglichen Reaktionen.“, mischte sich Liz mal wieder ein und die Ermittler schienen kurz verblüfft, dass ein Hausmädchen solche detektivische Fähigkeiten haben konnte.

„Klingt gut! Was für ein intelligentes Hausmädchen…“, rief Ukita aufgeregt.

„Wir sind nur 7, aber er würde denken, wir wären 1500… Und im Gegensatz zu den FBI-Leuten kann er diese nicht töten, weil sie gar nicht wirklich existieren.“, erläuterte Aizawa für alle.

„Ryuzaki, ich werde diesen Vorschlag so schnell wie möglich meinen Vorgesetzten unterbreiten.“, teilte Soichiro L mit.

Dieser sah seine Schwester von der Seite an. Diese war ziemlich überrascht über die Reaktion der Beamten.

„Aber wenn Kira sich nun wehrt? Nicht auszudenken, zu was er noch alles fähig ist…“ Matsuda schien zu Zweifeln.

„Aber dagegen kann er sich doch gar nicht wehren!“, erinnerte ihn Uktia.

L schnaufte kurz und sah zu Liz. //Hör auf mir die Show zu stehlen!//, dachte er, kurz bevor er begann, weiter zu erklären. „s wäre wohl langsam an der Zeit, dass ich Ihnen meiner Überlegungen zum Kira-Fall erläutere, nicht wahr?“ Die Ermittler wandten sich gespannt zu ihm um. Liz legte sich erneut zurück und sah an die weiße Decke. Ihr Bruder steckte seinen linken Daumen in den Mund und knabberte daran, während er sprach. Trotzdem verstand man ihn relativ gut. „Kira ist ein Einzeltäter. Und er hatte Zugang zum Ermittlungsstand der bisherigen Sonderkommission.“

Aizawa stutzte.

„Was macht Sie so sicher, dass er ein Einzeltäter war?“, fragte er skeptisch und er bekam gleich eine Antwort von seinem Chef.

„Nicht so ungeduldig, Aizawa. Wir sollten und Ryuzakis Schlussfolgerungen erst einmal bis zum Schluss anhören. Dann können Sie Ihre Frage immer noch stellen!“

Eingeschüchtert wich der ermahnte zurück.

„Ja, Sie haben Recht.“

„Er benötigt zum Töten das Gesicht und den Namen. Er kann die Todeszeit und das Verhalten vor dem Tod bis zu einem gewissen Grad manipulieren. Merken Sie sich diese Punkte gut. Sie sind notwendig für das Verständnis meiner weiteren Ausführungen.“

Ryuzaki nahm einen Edding aus seiner Hosentasche und öffnete ihn. Kurz darauf schrieb er einige Daten auf den Tisch.

„Am 14.12. sind 12 FBI Agenten in Japan angekommen. Und am 19.12. hat Kira eindeutig Tests mit inhaftierten Verbrechern durchgeführt, bei denen er ihr Verhalten vor dem Tod manipuliert hat. Das heißt, dass Kira in gerade mal 5 Tagen die Anwesenheit des FBI bemerkt hat. Das FBI stellte eine Bedrohung für ihn dar. Jedoch kannte er weder ihre Gesichter noch Namen. Daher musste er, um das FBI auszuschalten, zuerst im Experiment mit den Verbrechern herausfinden, inwieweit er das Verhalten vor dem Tod beeinflussen kann. Mit den aus den Tests gewonnenen Kenntnissen gelang es ihm am 27.12. allein 12 FBI Agenten eine Akte mit den Gesichtern und Namen ihrer Kollegen zukommen zu lassen und sie zu töten. Er verschleierte, wessen Akte er gesehen hat. Aber er muss zu jemandem näheren Kontakt gehabt haben.“

Während er dies erzählte und erklärte, starrte er auf seine Zeichnung, die er immer mehr vervollständigte.

Liz ergriff das Wort. Sie konnte dieses monotone Geleier ihres Bruders nicht mehr hören.

„Die Leichen der 12 FBI Agenten wurden alle im Stadtbereich gefunden. Zwischen dem 19.12. und dem 27.12. sind im Stadtbereich mindestens 23 gesuchte Verbrecher, Vorbestrafte und Verdächtige an Herzversagen gestorben. Sie unterscheiden sich eindeutig von Kiras bisherigen Opfern. Kirs musste also, um das FBI auszuschalten, auch Personen mit geringer Schuld manipulieren…“

Sie lag immer noch lässig auf der Couch, die Arme hinterm Kopf verschränkt, die Augen geschlossen, als Ryuzaki wieder übernahm.

„Von den 23 Opfern dienen die meisten wohl nur der Ablenkung, damit wir nicht sofort wissen, wen er für seine Zwecke benutzt hat. Tatsächlich gebraucht er wahrscheinlich nur ein paar Wenige. Auch die 8 Tage Abstand zwischen Test und Durchführung sollten dazu dienen, seine Identität zu verschleiern, er wollte dem FBI Zeit geben, noch mehr Leute zu observieren. Aber es besteht kein Zweifel: Kira befindet sich unter den Personen, die in diesem Zeitraum beschattet wurden. Um die Gesichter und Namen aller FBI Agenten zu erfahren, hat Kira einen beträchtlichen Aufwand betrieben. Aber um allen die Akte zuzuspielen, musste sie irgendeiner zuerst bekommen. Dank der Kooperation des FBI-Hauptquartiers wissen wir, in welcher Reihenfolge die Agenten die Akte erhalten haben. Diese und alle anderen Materialien dürfen diesen Raum natürlich nicht verlassen…“

Er hielt die Akte in der Hand, von der er die ganze Zeit gesprochen hatte.

Matsuda reagierte ganz euphorisch…

„Fantastisch! Wenn wir so viel Informationen haben, dann können wir selbst mit so wenigen Leuten noch ermitteln“

„Zuerst kümmern wir uns um die verdächtigen 23 Toten und um die Kontakte der FBI-Leute.“, schlug Ukita vor.

„Wir sollten uns dafür in 2 Gruppen aufteilen.“

Die Geschwister reagierten auf den Enthusiasmus der Japaner mit wenig Elan.

Gelangweilt erkundigte sich Ryuzaki nach Rückfragen, bekam aber nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, denn 3 von 4 Ermittlern beschäftigten sich bereits mit den Akten.

„Das sind ja gar nicht so viele, die vielleicht Zugang zum Ermittlungsstand hatten und außerdem in den ersten 5 Tagen beobachtet wurden.2“

„Stimmt.“

Liz und L tauschten kurz deprimierte Blicke.

„Ich habe eine Frage, Ryuzaki.“, kam unerwartet von Soichiro, „Sie haben doch vorhin gesagt, dass Sie es hassen zu verlieren. Aber uns Ihr Gesicht zu zeigen… bedeutet das nicht, dass Kira Ihnen eine Niederlage eingebracht hat?“

Liz setzte sich auf und hörte zu.

„Das stimmt. Sowohl das Zeigen meines Gesichts wie auch der Tod der FBI Agenten waren Niederlagen.“, gab Ryuzaki ohne Regung zu. „Jedoch werde ich am Ende siegen. Es ist auch für mich das erste Mal, dass ich in einem Kampf mein Leben aufs Spiel setze. Wir alle hier setzen unser Leben aufs Spiel, um eines zu beweisen…“ Der junge Mann legte seinen Kopf auf seine Knie und grinste schelmisch. „…nämlich, dass die Gerechtigkeit am Ende immer siegt.“

Elizabeth weitete die Augen. Mello! Sie hatte ihn ganz vergessen. So lange hatten die beiden sich nicht mehr gesehen… Er hatte auch immer so einen Unsinn geredet. Immer wenn die beiden miteinander spielten, war Liz das Böse und am Ende sollte immer das Gute, also Mello, siegen… Sie dachte kurz über alte Zeiten nach, wurde dann aber von den zustimmenden Rufen der Polizisten aus ihrem Gedankenfluss gerissen.

„Aber zuerst muss ich mich vergewissern, dass auch wirklich keiner von Ihnen Kira ist. Dazu möchte ich mich mit jedem von Ihnen einzeln unterhalten.“

Kurze Stille…

„Ryuzaki hat Recht, falls Kira von Anfang an Mitglied der Sonderkommission war und so die Informationen erhalten hat, ist die Chance hoch, dass er jetzt anwesend ist.“, stellte Yagami fest.

„Und dann hat er jetzt auch Ryuzakis Gesicht gesehen…“, fügte Matsuda hinzu. Bei diesem Gedanken versuchte L vergeblich einen Schauer zu unterdrücken.

Ryuzaki drehte sich um und ging.

„Yagami-san, ich bitte Sie, mit mir zu kommen.“

Der Angesprochene nickte und folgte L.

Das Hotelzimmer bot nur noch die Toilette als freien Raum und so suchten sie diese auf. Kurz schein der Chefinspektor verwirrt, machte sich aber weis, dass der ganze Tag agr nicht schlimmer werden konnte. Er war aufgeregt. Was würde als nächstes passieren?

Im Bad standen 2 Stühle und ein Tisch. Auf diesem war ein Schachspiel aufgebaut, bereit zum Spielen.

„Weiß fängt an.“, eröffnete L und konfus machte Soichiro seinen ersten Zug.

Bereits nach 5 Zügen hatte er sein Spiel verloren.

Er seufzte kurz und lächelte.

„Ich hatte keine Chance…“

„Bitte schicken Sie mir Ukita-san rein.“

Bei ihm dasselbe Spiel…

„Bitten Sie Mogi-san hierher.“

„Schicken Sie Aizawa zu mir.“

„Gut, und nun Matsuda-san.“

Dieser stolperte aufgeregt und total nervös ins Bad. Sein Kopf war rot und die Verlegenheit war ihm im Gesicht geschrieben.

„Wir … spielen Schach? Ich bin so was von schlecht…“

Matsuda machte seinen ersten Zug und L sah ihn schräg an.

„Du bist nicht Kira, du kannst gehen…“
 

Der Abend war gekommen und es begann zu schneien. Ryuzaki stand nachdenklich am Fenster und sah hinaus. Er ließ seine Gedanken schweifen…

//Mir fehlt noch ein entscheidendes Detail… Hat wohl keinen Sinn, sich deswegen verrückt zu machen… Ich darf jetzt nur nichts übersehen…!//

Ein schrilles Piepsen rettete ihn vor sich selbst…

„Na, ruft dich dein Stalker an?“

Liz sah auf ihr klingelndes Handy, verzog das Gesicht und ging ran.

„Ja…? Hey, Yagami-kun. … Nichts Bestimmtes. … Obwohl… Ich lerne. … Ach überhaupt mal so. Man möchte doch den Anschluss nicht verlieren…“
 

Am anderen Ende:

„Ach so… Weißt du, was deine ach so tollen Freunde Aori und Rikuo dieses Wochenende gemacht haben?“ Der Neid sprang Liz durchs Telefon an.

„Gefeiert, nehm ich mal an… Außerdem sind sie nicht meine Freunde. Ich unterhalte mich mit denen… fertig.“

„Sie sind in den Supermarkt, haben Schnaps geklaut, sich betrunken mit halb Tokyo geprügelt.“

Yash verdrehte die Augen. „Sicher. Ich war dabei.“ So etwas würden Aori und Rikuo niemals tun.

„Du glaubst mir nicht?“

„Nein.“

„Wie ich sehe musst du es selbst erleben… Also… wie wär’s, wenn du mit mir etwas Essen gehst? Vielleicht treffen wir sie ja da.“

„Du meinst, während sie den Koch erschlagen und Drogen an ein Kinderheim verteilen? Lass mich kurz drüber nachdenken… Nein!“

Ryuzaki grinste und setzte sich zu seiner Schwester.

„Ich bekomme dich schon weich, keine Sorge.“

„Solang du weich bleibst, ist alles in Ordnung.“

„Was meinst du damit?“

„Nichts.“

„Also du willst lernen?“

„Nein.“

„Dann geh mit mir aus.“

„Jetzt bekomme ich furchtbare Lust auf mein Mathebuch…“

„Und ich habe schon die ganze Zeit Lust auf… ein Schinkenbrot.“

„Der war hart.“

„Ich weiß.“

„Diese Konversation ist überflüssig.“

„Aber schön.“

„Ich habe Besseres zutun.“

„Zum Beispiel?“

„Ich will Mathe üben.“

„Wir beide wissen genau, dass du das nicht nötig hast.“

„Ich will aber.“

„Aber Mathe zu lernen, wäre mindestens so überflüssig wie…“

„Diese Unterhaltung? Wir sehen uns in der Schule, Yagami-kun.“

Raito gab überraschend nach.

„Gute Nacht…“, sagte er sanft.

Liz’ Gesicht erlangte einen gesunden Rot-Ton und sie legte auf.

Ryuzaki grinste.

„Du bist rot.“

„Bin ich nicht!!!“

L nickte. „Lern Mathe.“

Ladies' man

Page ten:

Ladies' man
 

Sonntag. Misora Naomi war wieder auf der Suche dem Mörder ihres geliebten Raye Penber. Sie hatte die ganze Zeit dieses komische Gefühl, Kira hätte da seine Finger mit im Spiel gehabt. Niemand konnte sie aufhalten und deshalb trieb es sie zum Nationalen Sicherheitsausschuss. Irgendjemand musste ihr doch weiter helfen können…

Auf dem Weg dorthin, blieb sie wie immer gefasst, in Gedanken und völlig isoliert.

//Ich weiß noch, wie Raye an dem Tag sagte, dass er nach Shinjuku gehen wolle. Und am selben Tag sind in der Nähe des Bahnhofs 4 praktisch Unschuldige an Herzversagen gestorben. Und dann war da… die Busentführung. Das kann kein Zufall sein! Herzversagen ist nicht die einzige Art, wie Kira töten kann! Das ist ein wichtiges Detail!//
 

••

Raito saß am Esstisch und las mit Genuss die Todesanzeigen, seine Schwester lag auf der Couch und stöberte in einer Zeitschrift und die fleißige Mutter Yagami machte eifrig ihre Hausarbeiten.

„Sayu! Bring doch deinem Vater bitte was Frisches zum Anziehen.“, bat sie ihre Tochter höflich. Die Arbeit in der Sonderkommission schränkte das alltägliche Leben stark ein.

Genervt schnaufte Sayu auf. Raito sah kurz auf. Er hatte sowieso nichts zutun.

„Aber ich hab dir doch gesagt, dass ich mit Freunden zum Neujahrsbesuch im Tempel verabredet bin.“, rechtfertigte sich Sayu weiter.

„Dann gehst du eben etwas früher los…“

Raito stand auf. „Ist schon gut, Mutter. Ich gehe.“ Damit war Sayu aus dem Schneider und Raito konnte sein Image bei seiner Mutter aufbessern.

„Klasse! Danke, Bruderherz.“

Raito nahm die Klamotten für seinen Vater in Empfang und schon konnte es losgehen.

Seine Mutter fühlte sich trotzdem nicht wohl dabei. Raito wird doch wohl nicht die Schule vernachlässigen?!

„Bist du sicher, Raito? Die Uni-Aufnahmeprüfung steht doch vor der Tür…“, rief sie ihm nach. Und Raito konterte selbstsicher: „Ist schon okay. Ich war beim Vorabtest schon die Nummer 1 und die Aufnahmeprüfung selbst ist im Vergleich dazu ein Kinderspiel.“

Raito ging noch mal schnell in sein Zimmer, um ein paar Vorbereitungen zu treffen. Der Besuch bei der Polizei kam ihm gerade recht…

Ryuku ist hatte schon alle Mühe gehabt, so lange nicht mit Raito reden zu dürfen…

„Willst wohl bei der Polizei spionieren?“

„Allerdings werde ich nicht wieder kommen als bis zur Rezeption“, antwortete Raito monoton und er ging schnurstracks zu seinem Schreibtisch. Er nahm seine Kugelschreibermine von seiner Arbeitsplatte, schubste sie in das Loch des Bodens seiner präparierten Schreibtischschublade und zückte sein Death Note.

„Oho. Du nimmst eine Seite aus dem Death Note mit… Willst du unterwegs jemanden killen?“, fragte Ryuku gehässig, als Raito das Death Note einer Seite entledigte.

„Das mache ich in letzter Zeit immer. Zur Sicherheit.“

Raito litt endlich unter Paranoia.

Er ging die Treppe runter und zog sich seine Jacke an.

Als die Tür hinter ihm endlich ins Schloss fiel, atmete er tief durch. Frische Luft.

Auf dem Weg zur Polizeibehörde versuchte Raito mehrmals seinen Vater per Handy zu erreichen, jedoch vergeblich. Das war ungewöhnlich.

Raito wusste nichts von der Zusammenarbeit der 4 Ermittler und L und dem dort herrschenden Handy Verbot.

Also nutzte er die Chance, um Liz zu erreichen.

Der Freizeichenton war zu hören und Liz’ Handy klingelte.

Genervt schnaufte L auf.

„Ich habe dir gesagt, mach es aus!!!“

Liz verdrehte die Augen und sah auf dem Display nach, wer störte.

Ohne zu zögern drückte sie ihren potentiellen Gesprächsteilnehmer weg und Raito stutzte verwirrt. Doch er hatte seinen Weg schon geschafft und trat ein, um die Anziehsachen seines Vaters an der Rezeption abzugeben. Doch der Schalter war bereits besetzt. Die 2 Angestellten hinter dem Tresen waren also beschäftigt.

„Ich bitte Sie, ich muss wirklich mit jemandem von der Sonderkommission persönlich sprechen!“, sagte die junge Frau nachdrücklich. Sie schien kompetent und sogar Raito sah ihr an, dass es dringend sein musste.

„Aber ich sagte Ihnen es doch schon. Im Moment ist keiner der Sonderkommission da.“

„Ich habe mir gestern extra einen Termin geben lassen. Und jetzt soll keiner da sein?“

Raito hörte mit etwas Abstand zu. Wie… Keiner der Sonderkommission sollte da sein? Wo war dann sein Vater?

//Es ist keiner von der Sonderkommission da… Und das Handy ist auf Anrufbeantworteter gestellt… Was ist da bloß los? … Und diese Frau… Sie ist ganz schön hartnäckig… Was will sie bloß?//

Nach kurzen Beobachtungen schritt er zur Tat.

„Ich bin Raito, der Sohn von Polizeichef Yagami. Ich wollte meinem Vater frische Wäsche zum Wechseln bringen, aber anscheinend ist er nicht da. Können Sie sie solange aufbewahren?“

Der Rezeptionist lächelte freundlich.

„Oh, du bist’s, Raito. Lange nicht gesehen.“

„Ähm, tut mir leid. Ich kann die Leute von der Rezeption so schlecht auseinander halten.“

Der Mann nahm es gelassen, nicht wichtig genug für Yagami Raitos wertvolles Erinnerungsvermögen zu sein.

„Ach so. Ja, wir sind eben ziemlich viele. Erinnerst du dich noch, wie du letztes Jahr bei dem Mord mit dem Versicherungsbetrug geholfen hast? Da war ich auch hier an der Rezeption…“

Raito nickte wissend.

„Ach Sie waren das. Entschuldigen Sie vielmals.“ Sein perfektes Lächeln überspielte sein Missgeschick.

„Und, Raito. Arbeitest du auch am Kira-Fall?“ Das schien einer von Raitos geistreichen Fans zu sein.

„Ja. Wenn es gut läuft, löse ich ihn vielleicht noch vor L.“

Kurz herrschte Stille.

Misoras Blick fixierte sich verwundert auf Raito.

//Wer ist das? Was meint er damit? …//

„Entschuldigen Sie, es ist wirklich dringend…“, bat sie den 2. Rezeptionist noch einmal nachdrücklich.

„Haben Sie doch etwas Vertrauen. Sie können es doch auch uns sagen und wir richten es dann der Kommission aus.“, schlug er vor.

Langsam erregte sie Raitos Neugier.

„Entschuldigen Sie… Mein Vater leitet den Kira- Fall. Wenn Sie wollen, kann ich Sie direkt mit ihm verbinden. Allerdings hat er sein Handy im Moment anscheinend ausgeschaltet. Sie müssten also noch etwas warten…“

Überrascht sah die junge Frau auf.

„Der Tod der FBI Agenten hat auch in der Sonderkommission eine Panik ausgelöst und Einer nach dem Anderen springt von dem Fall ab. Daher geht es dort im Moment wohl drunter und drüber.“

Der Rezeptionist wurde panisch, „Aber Raito! So was kannst du doch einer Außenstehenden nicht…“

„Die Öffentlichkeit hat davon doch längst Wind bekommen. Außerdem denke ich, dass wir dieser Frau vertrauen können. Das sehe ich an ihren Augen. Und sie ist klug und vorsichtig. Der Vorfall mit dem FBI hat gezeigt, dass es auch innerhalb der Polizei Probleme gibt… Das hat sie erkannt und will daher mit der Kommission direkt sprechen.“

Kurz herrschte verblüffte Stille. Woher wusste der das?

Sofort war Misora Naomi überzeugt und folgte Raito.

„Wenn mein Vater seinen Anrufbeantworter abhört, wird er sich sicher bald melden. Wenn Sie solange warten können, verbinde ich Sie gerne mit ihm. Vorausgesetzt natürlich Sie trauen meinem Vater und mir.“

Raitos schmieriges Lachen schallte in der Eingangshalle und Naomi erwiderte ein Lächeln.

Ryuku war verblüfft. //Der geht ja ganz schön ran//

Misora überlegte kurz und sah ihn voller Ehrfurcht und Respekt an.

„Das würden Sie tun?“

„Ja. Natürlich kann ich Ihnen nicht die Handynummer meines Vaters verraten, aber über mein Handy können Sie mit ihm sprechen.“

Misora brachte ein verkrampftes Lächeln hervor und verneigte sich.

„Ich stehe in Ihrer Schuld.“

Ryuku stellte sich neben Raito und betrachtete die junge Frau mit kritischen Blick, wendete sich dann zu seinem »Herrchen«.

„Sie hat angebissen. Aber wenn sie wirklich etwas in der Hand hat, kann das böse ausgehen, Raito“, warnte der Todesgott.

Ratio sah Misora Naomi kurz an. Im Stillen dachte er: //Bestimmt taugt ihre Info eh nichts… Aber sicherheitshalber sollte ich mich möglichst schnell davon überzeugen.//

Die beiden Menschen setzten sich auf die Wartebank in der Eingangshalle und schwiegen sich für kurze Zeit an.

//Hier ist es allerdings ungünstig wegen der ganzen Überwachungskameras.//, dachte Raito, bevor er die Stille durchbrach. „Ich denke, dass Kira noch sehr viel gefährlichere Fähigkeiten besitzt als allgemein angenommen.“
 

Raito begann seine Strategie zu verfolgen und alles aus der Frau herauszukitzeln, was ihn interessieren sollte.

Misora seufzte.

„Das ist mir auch aufgefallen. Und gerade deswegen bin ich hier.“, gab sie zur Antwort und sie sah zu Boden.

„Wenn Sie wirklich wissen, von was ich rede, dann Hut ab. Aber hier können wir das nicht besprechen. Mittlerweile ist man bei der Polizei nicht mehr sicher.“ Raito stand auf und sah die Frau ernst an.

„Wollen wir nach draußen gehen?“

Diese Bemerkung hätte jeder halbwegs Perverse (*räusper*) auch anders deuten können.

Die beiden standen auf und verließen die Eingangshalle und begaben sich auf den Fußweg.

„Wenn man nicht belauscht werden möchte, dann ist es am besten, sich beim Spazieren zu unterhalten. Das ist ein Grundsatz von mir. Sorry wegen der Vorsichtsmaßnahme.“

Ryuku grinste. Es war unverkennbar: Raito war ein Frauenversteher. Nur bei seinem Schwarm sollte es nicht klappen…

„Ist schon okay.“ Misora blieb kühl. Sie zeigte keinerlei Regung. Der Tod ihres Verlobten hatte sie stark getroffen.

„Ich denke, dass Kira…“ Raito machte sie neugierig, um an seine Informationen zu kommen. „Entschuldigen Sie, aber dürfte ich Sie zu erst nach Ihrem Namen fragen? Mein Name ist Yagami Raito. »Yagami« schreibt man mit den Zeichen für »Nacht« und »Gott« und »Raito« mit dem Zeichen für »Mond«. Ist doch lustig, das so zu lesen, oder?“ Er lachte. Misora fand den Witz aber gar nicht komisch.

„Shoko Maki. »Shoko« schreibt man mit den Zeichen für »Leuchten« und »Kind« und »Maki« mit denen für »Zwischenraum« und »Baum«.“

Die Konversation ging schnell weiter. Raito ging voraus.

„Kira kann wahrscheinlich nicht nur töten, sondern außerdem das Verhalten vor dem Tod manipulieren.“

Misora blieb wie angewurzelt stehen.

„Also bin ich nicht die Einzige, die so denkt!!!“, rief sie aufgeregt und erleichtert.

„Heißt das, Sie denken das auch?“

Die ehemalige FBI Agentin war so aufgeregt, dass sich ihr Sprechtempo verdoppelte.

„Er kann das Verhalten vor dem Tod manipulieren. Und das ist noch alles. Wenn meine Vermutung zutrifft, kann Kira auch noch auf anderen Arten töten als nur durch Herzversagen.“

Raito verkniff sich den Schauer, der ihm über den Rücken drohte.

//Das ist keine gewöhnliche Frau…//, stellte er gedanklich fest und verenkte kurzeitig seinen Blick.

„Wahrscheinlich hat es noch keiner bemerkt. Aber ich denke, wenn man diese Prämisse den Untersuchungen zu Grunde legt, wird Kira gefasst.“

Unauffällige Schweißtropfen siedelten sich auf Raitos Stirn an. Wenn diese Frau so viel über ihn wusste, was wusste L?

„Herzversagen ist nicht der einzige Weg, wie Kira töten kann… Daran habe ich bisher noch nicht gedacht. Aber wenn das stimmt, dann kann er völlig unentdeckt morden, solange er nur eine andere Todesart wählt.“

Misora nickte. „Richtig. Ein Bekannter von mir ist Kira höchstwahrscheinlich begegnet.“

Endlich rückte sie mit dem Interessantem heraus…

„Er ist Kira begegnet?!“, wiederholte Raito erschrocken und er überspielte kurz, wem er denn so in seinem Leben jemals begegnet ist. Kurz darauf lachte er.

„Tut mir leid. Aber das hätte Ihnen bei der Polizei wahrscheinlich wirklich niemand geglaubt.“, sagte er.

Misora sah zu Boden. Das hatte sie auch vorher gewusst.

„Tja… Deswegen wollte ich ja meine Überlegungen jemandem von der Sonderkommission persönlich erläutern.“

„Aber wenn er Kira getroffen hat, sollte er dann nicht selbst zur Polizei gehen?“

Misora seufzte erneut und sah weg.

„Leider weilt mein Bekannter nicht mehr unter den Lebenden Er gehörte nämlich zu den FBI Agenten die nach Japan gekommen waren.“

So. Der Groschen war gefallen und Raito brauchte 2 Sekunden um seinen Schock zu überwinden.

//Ein FBI Agent, der Kira begegnet ist… Doch nicht etwa…//

„Er war außerdem mein Verlobter…“ Ihre Stimme bebte und wimmerte zugleich. Sie klang so hilflos und dennoch erzürnt. Sie wollte Rache…

„Er hat erzählt, dass er zufällig in eine Busentführung verwickelt wurde, aber ich denke, dass er dort Kira begegnet ist…“

Raye Penber!!! Eins stand für Raito fest: Diese Frau würde bald sterben.

Raito blieb kurz fassungslos stehen.

Misora sah sich nach ihm um. „Ist irgendwas?“

„Ich bin nur bestürzt, dass Sie Ihren Verlobten verloren haben…“, beteuerte Raito.

„Dann verstehen Sie sicher auch, wie ich mich fühle. Ich kann Kira niemals verzeihen und will unbedingt, dass er gefasst wird.“

„Aber warum denken Sie, dass er Kira in dem Bus begegnet ist?“

„Der Entführer hatte 2 Tage vorher eine Bank überfallen… Und ist letzten Endes in einem Unfall ums Leben gekommen. Und 8 Stunden vorher ist außerdem ein gesuchter Verbrecher bei einem Überfall auf einen Kleinladen mit seinem eigenen Messer erstochen worden. Dass 2 steckbrieflich gesuchte Verbrecher am selben Tag erneut ein Verbrechen begehen und dabei beide durch eine Art Unfall ums Leben kommen, so etwas kommt so gut wie nie vor. 8 Tage nachdem er in diese Busentführung verwickelt wurde, ist er zusammen mit seinen 11 Kollegen gestorben. Und innerhalb dieser 8 Tage sind in der Stadt über 20 Menschen mehr oder minder schuldige an Herzversagen gestorben. Aber kaum ist er tot, hören diese seltsamen Vorfälle wieder auf. Mein Verlobter… der Ladendieb… der Busentführer… sie alle wurden nur von Kira benutzt, um die nach Japan entsandten FBI Agenten zu töten. Anders kann ich es mir nicht erklären.“

Raito fasste sich wieder. Er hatte die junge Frau unterschätzt. Aber er hatte seinen Namen…

„Es ist durchaus denkbar, dass der Ladendiebstahl die Generalprobe für die Busentführung war und die Busentführung sollte dazu dienen Informationen über das FBI von meinem Verlobte zu stehlen.“

Raito brauchte eine durchdachte Antwort.

„Weder der Ladendieb noch der Busentführer sind an Herzversagen gestorben. Denken Sie deswegen, dass Kira auch auf andere Art töten kann?“

Misora nickte überzeugt. In ihren Augen leuchtete Feuer.

„Ja.“

„Ein ziemlich großer, unlogischer Sprung, finden Sie nicht?“

„“Nein. Gerade bei der Busentführung bin ich mit ganz sicher, dass sie durch Kira manipuliert wurde. Seit mir mein Verlobter von der Busentführung erzählt hatte, ging mit diese Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. Wann immer er gut aufgelegt war, habe ich ihm unauffällig Fragen dazu gestellt. Den Namen der Person hat er mir zwar nicht verraten, aber er sagte eindeutig, dass er notgedrungen jemandem seinen FBI-Ausweis gezeigt hat. Die japanische Polizei durfte auf keinen Fall von den Ermittlungen erfahren und er hatte deswegen die strikte Anweisung erhalten, niemandem seinen Ausweis zu zeigen. Auch mir hat er deswegen streng verboten, mit irgendjemandem über die Entführung oder die Sache mit dem Ausweis zu reden. Daher bin ich sicher, dass er die undichte Stelle war, durch die Kira von der Existenz der nach Japan entsendeten FBI-Leute erfahren hat.“

Nachdenklich umfasste Raito sein Kinn.

„Mit anderen Worten hat Kira die Busentführung veranlasst, um Ihren Verlobten dazu zu bringen, seine Identität zu enthüllen. Und der Entführer ist durch einen Unfall ums Leben gekommen… Das würde bedeuten, dass Kira auch auf andere Arten töten kann als durch Herzversagen… Die Informationen, die nur Sie kennen und der Wunsch nach Rache für Ihren ermordeten Verlobten haben Sie zu dieser einen Schlussfolgerung geführt. Doch leider vermischt sich Ihre Schlussfolgerung mit persönlichen Gefühlen und es fehlen die nötigen Beweise. Trotzdem…“, er brauchte ihr Vertrauen, „würde es sich lohnen, in diese Richtung zu ermitteln. Die Polizei hat es diesmal mit einem übernatürlichen Täter zu tun. Da könnte Ihre Aussage zum alles entscheidenden Hinweis werden.“

Misora war beeindruckt.

„Nicht wahr!?“, brachte sie überrascht heraus.

Raito hatte die Situation perfekt gedreht. Jetzt würde er wieder schlussfolgern.

„Und wenn Ihre Hypothese stimmt, dann kann Kira, so wie Sie sagten, sofort gefasst werden. Denn wenn Sie Recht haben, dann ist Kira die Person, der Ihr Verlobter in dem Bus seinen Ausweis gezeigt hat.“

Raito kehrte ihr den Rücken und grinste bösartig. Ryuku lächelte und lachte hämisch, wie gewohnt.

//Nicht auszudenken, Sie hätte das nicht mir sondern gleich der Polizei erzählt…. Wenn schon nicht die Todesgötter, dann scheinen wenigstens die übrigen Götter auf meiner Seite zu stehen…//, dachte er und er hatte Recht, es schien wirklich alles Glück auf seiner Seite zu sein. //Alle logischen Sprünge beiseite, im Ergebnis sind ihre Schlussfolgerungen zutreffend. Wenn diese Informationen ihren Weg zur Polizei finden, gelangt diese im Nu zu dem Urteil, das Kira und Yagami Raito dieselbe Person sind.//

Bei diesem Gedanken weitete sich Raitos Blick. Er musste sie beseitigen…

//Mir bleibt nichts Anderes übrig, als sie aus dem Verkehr zu ziehen!//

Sie gingen weiter und schwiegen. Raito nutzte die stillen Minuten um einen perfekte Mordplan zu entwickeln.

//Als ich sie bei der Polizei angesprochen habe, um ihr Interesse zu gewinnen, habe ich darauf geachtet, dass die Kamera nicht auf meinen Mund gerichtet ist. Daher kann man auch nicht meine Lippen lesen. Außerdem dient diese Kamera nur der Vorbeugung. Wenn nichts Auffälliges passiert, werden die Aufzeichnungen wieder gelöscht. Solange sie nicht gerade hier auf der Stelle ums Leben kommt oder sonst in irgendeinem Zwischenfall verwickelt wird, ist es völlig ausgeschlossen, dass sich jemand diese Aufzeichnungen noch einmal ansieht.

Misora drehte sich zu ihrem Begleiter und potentiellen Mörder um. Sie bemerkte, dass etwas nicht stimmte.

„Ist irgendwas?“, hakte sie nach.

„Ah, nein.“ Raito hatte natürlich sofort wieder eine Ausrede parat. „Ich bin Ihre Geschichte nur noch mal im Kopf durchgegangen und dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass man dieser Spurt so schnell wie möglich nachgehen sollte.“

Misora war überrascht.

„Tatsächlich…?“

„Ja. Haben Sie diese Geschichte sonst noch jemandem erzählt?“ Raito musste sichergehen, dass sie die Einzige war, die sterben musste.

„Nein, nur Ihnen…“

Ryuku schien gänzlich amüsiert.

„Noch mal Glück gehabt. Aber wie willst du sie ausschalten? Du kannst es schlecht gleich hier auf der Straße machen…“, wies ihn Ryuku, aber natürlich hatte Raito seine Berechnungen schon längst abgeschlossen.

Kira bewaffnete sich mit einem angeblichen Notizblatt aus seiner Hosentasche und einem Kugelschreiber.

„Hm, können Sie mir noch mal genau sagen, wann die Busentführung stattgefunden hat?“

„Am 20. Dezember. Es war der Bus, der um 11 Uhe 2 von der Haltestelle Asago-Oka in Richtung Spaceland abfährt.“

Doch natürlich war dieser Zettel das Blatt aus dem Death Note, welches er zuvor ausgerissen und eingesteckt hatte.

Er machte sich folgende »Notiz«:

»Maki, Shoko

Selbstmord

Fasst a, 01.01.2004 um 13 Uhr 15 den Entschluss, Selbstmord zu begehen. Weil sie niemandem zur Last fallen will, überlegt sie sich nach Kräften, wie sie so Selbstmord begehen kann, dass ihre Leiche möglichst spät gefunden wird. Denkt an nichts Anderes mehr und handelt auch entsprechend. Führt ihren Plan innerhalb von 48 Stunden durch und verstirbt.«

Er sah auf die Uhr.

//Sie ist nicht dumm, da wird man ihre Leiche so schnell nicht finden. Und selbst wenn man sie irgendwann findet, wird man denken sie sei ihrem Verlobten in den Tod gefolgt.//

Ryuku lachte laut. Raito war irritiert.

Was war denn so lustig?

Raito widmete sich seinem Opfer.

„Verstanden. Wenn es Ihnen Recht ist, richte ich es für Sie aus.“

„Ich möchte gerne persönlich mit jemandem aus der Sonderkommission sprechen. Irgendwann im Laufe des Tages muss doch mal jemand da sein. Nachdem ich Ihre Meinung gehört habe, denke ich um so mehr, dass sie bald davon erfahren sollten.“

Raito nickte und die beiden setzten ihren Spaziergang fort.

„Da haben Sie Recht.“

„Danke, dass Sie sich so freundlich um mich kümmern.“

Raito konnte es kaum noch erwarten. Nur noch 10 Sekunden…

//Ich würde zu gerne sehen, auf welche Weise sie sich umbringt, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Ich muss die Spuren verwischen, die durch ihr Auftauchen entstanden sind. … Punkt 13 Uhr 15. Zeit zu sterben…!// Raito legte ein sadistisches Grinsen auf und linste zu Misora rüber.

„Kira wird doch gefasst oder?“

Raito war irritiert. Sie schien noch immer nicht suizidgefährdet zu sein.

„Ja, natürlich…“

Nervös warf er einen Blick auf seine Uhr. Schon 17 Sekunden nach…

Er sah sie schräg an. //Seltsam… Warum macht sie nichts? Ich habe doch schon bei einem Verbrecher überprüft, ob »Selbstmord« als Todesgrund ausreicht. Er hat sich pünktlich zur angegebenen Zeit aufgehängt. Auch die genaueren Umstände kann ich bis zu einem gewissen Grad manipulieren. Das habe ich x-mal überprüft. Warum also…?//

Sie gingen schweigend weiter. Und Ryukus Gelächter schien nicht aufzuhören und schallte in Raitos Ohren nach.

//Warum? Warum macht sie nicht das, was ich geschrieben habe?// er warf Ryuku einen kritischen Blick zu. //Ryuku… Da fällt mir ein, vorhin, als ich ihren Namen aufgeschrieben habe, hat er auch schon so seltsam gelacht. Und nicht nur da. Auch als ich nach ihrem Namen gefragt habe, war sein Lachen so seltsam. Es muss etwas mit dem Namen zu tun haben…//

Geschockt riss Raito die Augen auf und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen:

Ein Deckname!

Er fing sich schnell wieder ein. Er brauchte ihren echten Namen.

//Das muss es sein! Ryuku kann mit seinen Augen ihren richtigen Namen sehen. Deshalb lacht er so. Sie war von Anfang an auffällig vorsichtig… Natürlich! Sie glaubt, dass Raye gestorben ist, weil er seinen Ausweis gezeigt hat! Deswegen ist sie darauf bedacht, nicht ihren echten Namen preiszugeben. Mist… Da sie mir schon den falschen Namen gesagt hat, wird es umso schwieriger, den richtigen aus ihr herauszubekommen. Wenn ich aufdringlich nachbohre, macht mich das nur selbst verdächtig… Nochmal zu fragen hieße zu wissen, dass sie einen Decknamen benutzt hat… Das wäre ziemlich auffällig.//

Sie unterbrach seine Gedankenströme.

„Ich werde mich dann langsam auf den Weg machen. Vielleicht ist jetzt ja jemand da.“

Das passte Raito jetzt überhaupt nicht in den Kram.

„Eh?“ //Scheiße! Sie aufzuhalten wäre auch unnatürlich.// „Tun Sie das. Hoffentlich ist jetzt jemand da.“

„Danke.“

Misora ging los, Raito folgte ihr unauffällig und machte währenddessen sein Handy aus, um einen Anruf seines Vaters zu verhindern. Er war verwirrt. Er brauchte einen Plan, sonst wäre die neue Weltordnung so schnell kaputt, wie sie anfing zu entstehen.

Seine Gedanken überschlugen sich. Sein Puls raste ungewohnt schnell und sein Blick verdüsterte sich.

//was jetzt…? Wenn ich nichts unternehme… Beruhige dich… Ich muss doch nur den Namen herausfinden… In ihrer Handtasche… oder der Hosentasche hat sie garantiert einen Führerschein oder irgendeinen Ausweis. Sie ist nur eine Frau. Zur Not muss ich Gewalt anwenden. Bin ich übergeschnappt? Auch wenn Neujahr ist, sind hier Passanten. Ich kann keine Szene riskieren. Und ich darf nicht vergessen, dass mich vor gerade mal zehn Minuten eine Kamera mit dieser Frau zusammen aufgezeichnet hat. Ein verlassen Plätzchen… Aber wohin? Und unter welchem Vorwand? Außerdem ist sie viel zu vorsichtig… So geht das nicht. Ich muss meine Denkweise ändern. Mir wird doch irgendwas einfallen, wie ich ihr elegant den Namen entlocken kann…//

Ryuku schaltete sich ins Geschehen ein. Er sah seine Chance…

„Raito. Du kannst deine Lebenszeit jederzeit für das Augenlicht der Todesgötter eintauschen. Ist nur eine Sache von Sekunden, als ob man Kontaktlinsen einsetzt.“

Ryuku lachte ein letztes mal hämisch und verstummte.

//Ich werde doch wegen so einer Frau nicht die Hälfte meiner Lebenszeit aufgeben. Und sowieso kommt dieser Handel niemals in Frage.// Obwohl Ryuku stumm verblieb, schienen seine Worte in Raitos Kopf zu sein. //Sei still und stör mich nicht, Todesgott!!!//

Misora drehte sich zu ihm um.

„Äh… Müssen Sie auch noch einmal zur Polizei? Wenn nicht, komme ich ab hier auch allein zurecht.“

Raito nickte. „Ich verstehe…“

//Ein Deckname… Dabei wirkt sie so arglos…//, dachte er. Er war immer noch nervös.

„Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe. Dank Ihnen habe ich mehr Vertrauen in meine Theorie.“

„Nichts zu danken.“

Die junge Frau ging ihren eigenen Weg und Raito sah ihr verstört nach.

//Kein Zweifel. Sie benutzt einen Decknamen. Sonst hätte Ryuku auch nicht plötzlich den Handel angeboten. Wenn ich nichts unternehme, wird sie der Polizei erzählen, dass Kira in demselben Bus war wie ihr Verlobter. Sie überprüfen, wen er beschattet hat und schon bin ich der Hauptverdächtige… Sie braucht ungefähr 5 Minuten zum Polizeipräsidium…// Er machte sich Druck… //Denk nach! Wie finde ich innerhalb von 5 Minuten ihren Namen heraus?!//
 

••

Zur selben Zeit sah Liz gelangweilt an die Decke und erhob sich. Sie war gelangweilt von dem Kirageschwätz und schrieb Raito eine Sms.

Faithful murderer

Page eleven:

Faithful murderer
 

„Verzeihen Sie, dass ich Sie alle einzeln regelrecht verhört habe. Jedenfalls ist keiner von Ihnen Kira.“, sagte L, den Daumen im Mund und wie immer etwas sonderbar auf seinem Sessel hockend. Die Japaner schienen erleichtert.

Kurz darauf klingelte Ryuzakis Handy und er ging ran. Matsuda schien überrascht.

//Und uns sagt er, wir sollen unsere Handys ausschalten.//

„Verstanden. Wir sind auch gerade fertig hier. Sie haben ja einen Schlüssel.“ Er legte auf und kündigte Watari an. Nicht lange und Watari wurde von Liz freudig empfangen.

„Glauben Sie mir, selbst ein alter Mann wie Sie könnte hier Schwung in die Bude bringen.“ Sie ließ mal wieder ihren Charme spielen.

Watari grinste.

„Sehr charmant, wie immer, sehr charmant.“, sagte Watari und er ging mit Aktenkoffer und Schirm zu den Ermittlern. Diese waren sehr überrascht, Watari ohne Verkleidung anzutreffen, denn üblicherweise war Ls Handlanger vermummt und man hätte ihn sicherlich nicht in diese Altersklasse geschätzt.

„Keine Verkleidung ist in diesem Fall auch eine Verkleidung. Wir wollen doch nicht, dass jemand erfährt, dass Ryuzaki in diesem Hotel ist.“, konterte er geschickt und fügte hinzu: „Dass ich Ihnen hier mein Gesicht zeige, sollte Ihnen ein weiterer Beweis sein, dass Ryuzaki Ihnen allen vertraut.“

Die Menge war sprachlos und stimmte verblüfft mit ein.

Watari ging zu L und zeigte ihm den Koffer.

„Gut. Verteilen Sie sie bitte an alle.“, verlangte der Meisterdetektiv und Watari öffnete den Koffer.

„Das sind Ihre neuen Polizeiausweise.“, sagte er lächelnd und überreichte sie mit Stolz.

Soichiro begutachtete seinen neuen »Lappen« sofort und betrachtete seinen falschen Namen und seinen angeblichen Rang als Kommissar.

„Ausweise mit Decknamen…“ Matsuda und Mogi waren verblüfft.

„Kira benötigt zum Töten Gesicht und Namen. Sie riskieren bei der Jagd nach Kira ihr Leben. Da ist es doch selbstverständlich, dass Sie sich schützen oder?“, fragte Ryuzaki rhetorisch, während er an seinem überzuckerten Tee nippte.

„Aber wir als Polizisten können doch keine gefälschten Ausweise…“, versuchte Ukita aufgebracht, doch sein Boss fiel ihm ins Wort.

„Wenn Kira zum Töten den Namen benötigt, dann trägt ein Deckname beträchtlich dazu bei, unser aller Leben zu schützen. Also sollten wir diese Ausweise benutzen.“

Matsuda und seine Kollegen stimmten nickend zu und die Sache schien erledigt.

„Wenn es sich also einmal gar nicht vermeiden lässt, einem Außenstehenden Ihren Namen zu sagen, dann weisen Sie sich bitte ihrem falschen Polizeiausweis aus. Aber geben Sie Acht, dass Sie ihn nicht versehentlich einem Kollegen von der Polizei zeigen. Das würde nur zu unnötigen Komplikationen führen.“, warnte L und erneut nickten die 5 Neuankömmlinge.

Aber damit war es noch nicht getan. Watari übergab jedem einen speziellen Gürtel. In der Schnalle verbarg sich ein Sender und drückte man die Schnalle zweimal fest, klingelte Wataris Handy und Kontakt würde unauffällig aufgebaut.

„Ich rufe Sie dann umgehend auf eine gesicherte Leitung zurück.“, versicherte Watari. „Gehen Sie morgen Früh bitte zunächst an Ihren gewohnten Arbeitsplatz. Fordern Sie dann wie eben erklärt das aktuelle Hotel und die aktuelle Zimmernummer von mir an. Benutzen Sie den Gürtel auch in Notsituationen.“

Matsuda war begeistert. Sein Verhalten erinnerte Liz irgendwie an den kleinen Mello. Matsuda zog den Gürtel sofort an und rief begeistert: „Wow, ist das cool! Eine richtige Spezialeinheit auf der Jagd nach Kira.!“

Sein Chef ermahnte ihn sofort. Das war doch kein Kindergarten…

„Und wir können die Zentrale drüben nicht die ganze Zeit völlig unbesetzt lassen. Zumindest einer sollte jeweils Stellung halten.“

Soichiro gab seinem Untergebenen Aizawa sofort den Auftrag, diesen Posten für den heutigen Tag zu übernehmen und schon rannte er los. Das waren schließlich nur 5 Minuten Fußmarsch, die sie von der Polizei trennten.
 

••

Zur selben Zeit versuchte Raito immer noch, sich einen perfekten Mordplan auszudenken. Das stellte sich als harte Nuss heraus, aber nichts war unmöglich.

//Wenn sie bei ihrer Rückkehr ins Präsidium diesmal jemanden antrifft, bin ich geliefert. Ich muss irgendwie ihren richtigen Namen herausfinden, um sie zu erledigen. Nur noch 3 Minuten bis zum Präsidium… Die Zeit rast… Mir bleibt keine andere Wahl.//

Ryukus Grinsen wich nicht von seinem entstellten Gesicht. Kira ging einen Schritt schneller, um Misora einzuholen.

„Entschuldigen Sie…“, sagte er vorsichtig. Sie blieb stehen und drehte sie zu ihm um.

„Ja?“

Er hatte ein gefährliches Ass im Ärmel.

„Um ehrlich zu sein, es ist unmöglich, dass Sie direkt mit jemandem von der Sonderkommission sprechen.“ Er sah betrübt zu Boden.

Misora sah ihn irritiert an und Raito nutzte die kurze Pause, um noch einmal über sein vorgehen nachzudenken.

//Ich muss sie weiter ins Gespräch verwickeln, ohne dass sie Verdacht schöpft. Dabei muss ich einen Weg finden, wie ich den Namen doch noch aus ihr herausbekomme. Das ist meine letzte Chance. Ich kann es schaffen!//

„Kommt es Ihnen nicht seltsam vor, dass die Zentrale unbesetzt ist?“

„Doch schon…“

„Die Sonderkommission des Kira-Falles ist so organisiert, dass ihre gegenwärtigen Mitarbeiter unbekannt bleiben. Wäre sie so organisiert, dass auch Außenstehenden die Ermittler bekannt wären, würde sich dieselbe Tragödie wiederholen, die bereits Ihren Verlobten erteilt war.“

Das hatte die ehemalige FBI Agentin nicht erwartet. Doch es leuchtete ihr ein und Raito war klar, dass sie ihm aus der Hand fressen würde. Sie seufzte. Ihr Weg schien für sie hier zu Ende zu sein.

„Deswegen hat man Ihnen gesagt, dass Keiner da sei. Sie werden niemals direkt mit jemandem von der Kommission sprechen können.“

Alle Hoffnungen wurden von Yagami zerstört. Sogar Ryuku gab ihm den, na ja, wohl verdienten Zuspruch.

//ich überlege mir hier, wie ich ihr den Namen entlocken kann, während ich mich unterhalte. Tu mir den Gefallen und sei still, Ryuku!//

Doch Raito hatte nicht mit den ausgebildeten FBI-Antennen von Misora Naomi gerechnet. Da war etwas faul…

„Warum wissen Sie eigentlich so gut über die Sonderkommission Bescheid?“, fragte sie misstrauisch und Raito erschrak innerlich. Woher eigentlich? Doch es dauerte nur eine weitere Millisekunde, in der ihm eine weitere brillante Ausrede einfiel.

Er sah sie an und sah erneut verlegen zu Boden.

„Ich muss Ihnen wohl reinen Wein einschenken.“

Ryuku war schon gespannt auf die nächste Geschichte, die Raito erzählen würde.

„Ich bin nämlich auch ein Mitglied der Sonderkommission.“

Misora weitete sie Augen. Das hätte sie Raito nicht zugetraut.

„Sie sind ein Mitglied der Sonderkommission?“

„Ja. Die Leitung der Kommission übernimmt zurzeit L.“

„Ja, das habe ich mir auch gedacht.“

„L hat mit einem Mangel an Mitarbeitern zu kämpfen… Aus Angst vor Kira sind fast alle von dem Fall zurückgetreten. Ich bin zwar noch in der High School, doch habe ich der Polizei in der Vergangenheit bereits bei zwei Fällen wichtige Hinweise gegeben und diese so zu ihrer Aufklärung geführt. Daher genieße ich das Vertrauen der Polizei und darf in der Sonderkommission nach Belieben ein- und ausgehen und meine eigenen Ermittlungen durchführen. Die gegenwärtige Sonderkommission besteht also aus den Wenigen, denen L vertrauen kann und deren Fähigkeiten er anerkannt hat. Es ist ein Ermittlungsteam, das nur aus Auserwählten besteht.“

Misora verstand und nahm ihm somit seine Story ab.

„Dann habe ich also praktisch schon mit jemandem von der Sonderkommission… Nein, es ist als hätte ich mit L persönlich gesprochen, nicht wahr?“

Sie klang enttäuscht, doch sie gab sich zufrieden. „Das reicht mir. Sie werden L meine Geschichte sicher übermitteln. Dann habe ich damit mein Ziel erreicht.“

Raito nickte. Aber er schien seinem Ziel noch sehr fern…

„Auch ich habe vor 2 Jahren bei einem Fall in Amerika unter L gearbeitet. Natürlich habe ich nur die Anweisungen seiner Stimme befolgt, die er per Computer übermittelt hat. Ihm kann ich trauen. Ich glaube fest daran, dass er jeden Fall lösen kann.“ Ein kleines Lächeln schlich sich in ihr Gesicht, während Raito überrascht nach der Zusammenarbeit mit L nachhakte.

„Sie müssen wissen, dass ich bis vor 3 Monaten noch FBI Agentin war.“, erläuterte sie und alles schien sich zu Kiras Gunsten zu wenden.

//Das ist es… Das muss ich ausnutzen.// „So ist das also. Ich dachte mir schon, dass Ihr Vorgehen und ihre Haltung nicht die eines Amateurs sind. Sie achten auf das Wesentliche und handeln dabei doch immer vorsichtig und klug. Von Ihnen kann auch ich noch einiges lernen.“

Naomi ignorierte seine Schmeicheleien.

„Ich hielt es für besser, diesem Fall auf eigene Faust anzugehen und dabei ein gesundes Misstrauen gegenüber der Polizei und sogar der Sonderkommission aufrechtzuerhalten. Aber L kann ich vertrauen.“ Sie lächelte erneut. Sie war richtig schön, als der Wind ihr Haar wehen ließ und ihr Gesicht umspielte. „Ich dachte, wenn ich zur Sonderkommission ginge und dort meinen Namen und meine Identität überprüfen lasse, dann könnte ich direkt mit L sprechen.“

„Ich verstehe. Aber warum haben Sie diese Sache, die Sie mit L besprechen wollten, dann mit erzählt?“

„Ich war verärgert, dass man mich nicht mit der Sonderkommission sprechen ließ. Da tauchten plötzlich Sie auf und stellten sich als Sohn des Leiters der Sonderkommission vor und… etwas an Ihnen hat mich an L erinnert. Sie ähneln ihm ein Wenig…“

Das wunderte Raito. Er und wie L? L war nur ein nervendes Hindernis auf dem Weg zur neuen und gerechten Weltordnung und er, Yagami Raito, er würde sie herrschen, gerecht und gutmütig, mit reinem Herzen. Aber dann kam ihm eine Idee…

„Wollen Sie nicht gemeinsam mit uns ermitteln?“

Misora sah ihn schräg an. Was meinte er damit? Er hielt ihr einladend die Hand entgegen.

„Wollen Sie nicht ein Mitglied der Sonderkommission werden? Dann können Sie persönlich mit L sprechen… Und nicht nur das, vielleicht können Sie sogar Kira mit eigenen Händen verhaften. Ich bin in die Sonderkommission aufgenommen worden, allein weil ich Hinweise zur Lösung von früheren Fällen gegeben hatte und daher von meinem Vater empfohlen wurde. So groß ist der Mangel an Ermittlern. Aber das heißt nicht, dass jeder Mitglied werden kann. Wir brauchen vielmehr Leute wie Sie. Sie haben uns nicht nur wichtige Informationen geliefert. Sie haben darüber hinaus eine Karriere als FBI Agentin vorzuweisen und sind damit sogar qualifizierter als einige der derzeitigen Mitglieder. Und Sie haben früher schon das Vertrauen von L genossen! Um ein Mitglied der Kommission zu werden, brauchen Sie lediglich einen gültigen Ausweis, eine Empfehlung eines anderen Mitglieds und die Erlaubnis von L! Dass wir uns hier getroffen haben, war bestimmt Schicksal! Ich möchte Sie gerne empfehlen!

Naomis Augen strahlten. Sie könnte Kira fassen! In Zusammenarbeit mit L… Das klang perfekt!

Ryuku lachte wie immer gehässig und ausgelassen. „Echt Klasse, Raito. Menschenfrauen haben ein Faible für das Wort »Schicksal«… Damit könntest du auch ein Gott in der Welt der Straßenverkäufer werden.“

Schicksal…

Raito kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Tut mir leid. Ich war wohl etwas zu enthusiastisch.“

„Aber nein…“

„Wie gesagt, Sie könnten sie Ihre Arbeitszeiten frei einteilen, aber ich verstehe natürlich, dass Sie trotzdem auch an Ihre anderen Verpflichtungen denken müssen. Und anscheinend wohnen Sie ja in den USA.“

Raito traf Misoras wunden Punkt…

„Wir hatten vor, nach unserer Hochzeit im Frühjahr für immer in den Staaten zu wohnen, aber jetzt, wo er tot ist… ich weiß auch noch nicht, was ich tun soll.“

Raito hatte sie fast so weit, wie er sie haben wollte…

„Aber Sie sind noch jung. Eine schöne Frau wie Sie sollte sich nicht so einer Gefahr…“

„NEIN! Ich habe nichts mehr zu verlieren! Ich will kira fassen! Das ist das Einzige, was für mich zählt!“

Und damit hatte er sein Ziel erreicht.

„Bitte lassen Sie mich mit Ihnen gemeinsam ermitteln.“, bat sie nachdrücklich und für Raito stellte sich mal wieder raus, was für ein unerklärliches Genie er doch war.

„Das freut mich. Können Sie mir dann Ihren Ausweis oder Führerschein zeigen?“

Verlegen sah Misora zu Seite, so, dass ihr Pony ihr Gesicht verdeckte.

„Äh… Also…“

„Ja?“

„Um ehrlich zu sein, der Name, den ich Ihnen vorhin genannt habe… ist nicht mein richtiger Name. Entschuldigung.“

„Oh… Das ist schon okay.“ Raito unterdrückte ein böses Grinsen. „Ich muss Sie vielmehr für Ihre Voraussicht loben. So vorsichtig bin nicht mal ich. Das bestätigt mich in meiner positiven Einschätzung.“

Die suspendierte FBI Agentin kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Führerschein. Sie übergab ihn Raito und endlich hatte er, was er brauchte…

Er konnte sein sadistisches Grinsen nicht länger unterdrücken und so verweilte es für einige Sekunden auf seinem Gesicht, während er seinen Kugelschreiber und die Notizzettel aus dem Death Note aus seiner Jacke hervorholte.

//Sie ist doch dümmer als ich gedacht habe! Auf so eine Geschichte reinzufallen! Wenn sie statt der Sonderkommission ihre Informationen einfach den anderen Polizisten erzählt hätte, wäre Kira gefasst worden… Das heißt, sie hat Kira sogar das Leben gerettet. Gerade noch rechtzeitig…//

Zur Verschleierung stellte er noch ein paar weitere Fragen und notierte in der Zeit Misora Naomis Ende.
 

••

Aizawa hatte sein Weg fast geschafft. Sein Schirm war aufgespannt, da es schneite und mit strammen Schritten ging er an 2 Personen vorbei. Er realisierte allerdings bereits zu spät, dass es Raito war. Er hatte etwas zutun. Er konnte nicht anhalten und einen kleinen Plausch mit dem Sohn seines Vorgesetzten halten. Wobei das doch alles so schnell hätte beenden können…
 

Raito machte den Punkt und sah auf die Uhr.

„Entschuldigen Sie, aber warum schauen Sie denn ständig auf Ihre Uhr?“

Raito sah sie an, sah ein weiteres Mal auf seine Uhr und packte seine Notizen samt Schreibgerät ein.

„Ach das? Ja, das tue ich…“

Sein Blick traf sie erneut. Doch diesmal war es nicht freundlich und offen, wie in den letzten 20 Minuten. Es war bösartig und verbissen.

„…weil ich Kira bin.“, antwortete er beschwichtigt.

Sämtliche Farbe wich aus Misoras Gesicht. Sie wich einige Schritte zurück. Das konnte doch nicht sein…

„Was meinen Sie damit?“

Raito sah ein letztes Mal auf seine Armbanduhr und um 1 Uhr 25 bekam Naomi Misora plötzlich Lust auf Selbstmord. Sie drehte sich stumm auf dem Absatz um und ging.

„Ist irgendwas?“, fragte Kira gehässig.

„Ich muss noch etwas erledigen.“, antwortete Misora monoton.

Raito nahm sein Handy aus der Jackentasche.

„Ah, mein Vater ist am Telefon. Wollen Sie nicht mit ihm sprechen?“

„Es gibt nichts, über das ich sprechen müsste.“

Das waren Misoras letzte Worte und Raito sah ihr noch länger nach, bis er gemeinsam mit Ryuku in schallendes Gelächter verfiel.

Raito fing sich wieder und schaltete sein Handy wieder ein. Er las die Sms von Liz und rief sie an.

„Hey, na? Als ich deine sms bekam, hatte ich gerade an dich gedacht. Schicksal, was meinst du?“

Bananaphone

Page twelve:

Bananaphone
 

„Schicksal ist für Yu-Gi-Oh oder wie der heißt vielleicht ganz sinnvoll. Aber so was hab ich nicht nötig. Und ich denke einfach, es liegt daran, dass du in letzter Zeit ein wenig notgeil bist.“

„Ich und notgeil?“

„Ja, auf jeden Fall.“

„Wie kommst du darauf?“

„Mein Bruder sagt, dass sei in deinem Alter ganz normal.“

„Bruder? Du hast einen Bruder…?“

//Fuck!// „Nein.“

„Bist du vielleicht ein Wenig durch den Wind?“

„Schicksal.“

„Ich wusste’s doch.“

„Was wusstest du?“

„Finger weg vom Alkohol.“

„Bescheuert?“

„Deine Sätze scheinen heute die 3-Wörter-Grenze nicht zu überragen.“

„Eben kurz angebunden.“

„Das waren genau 3.“

„Siehst du mal.“

L schnaufte. Er ging zu seiner Schwester und zeigte er theatralisch den Halsabschneider, indem er sich via Pantomime mit dem Zeigefinger den Hals abschnitt, den Kopf zur Seite fallen und die Zunge rausbaumeln ließ.

Liz verstand.

„Ich muss auflegen.“

„Schon wieder 3 Wörter.“

„Halt dein Maul.“

„Du bist ein Meister der Rhetorik.“

„Also bis morgen.“

„Wahnsinn.“

„Du bist dämlich.“

Mit diesen 3 Worten legte sie auf.

L sah sie schräg an. Natürlich hatte er mitgehört.

„Wow, und so was wird verdächtigt, Kira zu sein…“, murmelte L resignierend und stopfte seiner Schwester eine gefrorene Pommes in den Mund.

„Du bist der einzige Kerl, der mich versteht.“

„Ah ja…“, murrte Ryuzaki gelangweilt und er setzte sich wieder vor seinen Monitor, bewaffnet mit Donuts und Chupa Chups.

„Gibt’s was neues, oh großer Meisterdetektiv?“, fragte Liz, während sie ihr Handy in die Hosentasche steckte und zu ihm ging.

L schüttelte ablehnend den Kopf.

„Nein, aber morgen werden interessante Informationen eintreffen, die wir gemeinsam mit den japanischen Ermittlern behandeln werden.“

Yash stutzte. „Was soll das sein?“
 

Am nächsten Tag kamen 4 Japaner in die Zentrale. Ukita sollte die Zentrale bei der Polizei hüten, und war voll und ganz damit beschäftigt, rund 20 Telefonapparate zu ignorieren und sich auf ein oder 2 Gespräche zu konzentrieren.

„Und wieso denken Sie, Sie seien Kira?“, fragte er gelangweilt. Das war schon der 5. Anrufer, der in Panik geriert, Kira zu sein.

„Na ja. Ich habe Nachrichten gesehen und dachte, so ein grausamer Mensch hätte es nicht verdient zu leben, und dann ist er tatsächlich gestorben!“

„Dachten Sie das bei den FBI Agenten auch?“

„Nein.“

„Gut, dann sind Sie wahrscheinlich nicht Kira.“ Ukita legte auf und nahm das nächste Gespräch entgegen.

„Sie kennen Kira persönlich? Wie sieht denn so ein Massenmörder aus? ... Ungepflegt also, hätte ich mir denken können…“
 

Zu diesem Zeitpunkt präsentierten L und Liz alle Aufzeichnungen des 27.12. von Überwachungskameras, wo die verstorbenen FBI Agenten zufällig im Bild gefangen worden waren.

„Von dreien haben wir Aufzeichnungen des Moments, in dem sie an Herzversagen gestorben sind: Knick Staek in einem Kaufhaus auf der Ginza, Raye Penber auf einem Bahnsteig der Yamanote-Linie und Nikola Nasberg in der Hauptgeschäftsstraße von Ikebukuro. Von den Anderen haben wir höchstens Aufnahmen, wie sie ihr Hotel verlassen.“, berichtete Yash, die immer noch als intelligentes Hausmädchen geglaubte, als ihr Bruder sich mit den Anderen interessiert die Aufnahmen ansah.

„Yash, zeig mir noch einmal nacheinander die drei Szenen von Raye Penber, wie er seine Karte löst, wie er einsteigt und wie er stirbt.“, verlangte L von seiner Schwester. Diese tat wie ihr geheißen und kam bepackt mit Pommes und Erdbeeren zurück und gesellte sich zum Rest.

„Um 15 Uhr 11 betritt er den Bahnhof Shinjuku durch den Westeingang. Das deckt sich auch mit dem Aufdruck auf der Fahrkarte, die wir bei ihm gefunden haben. Man erkennt ihn nicht auf den ersten Blick, aber es ist eindeutig Raye Penber.“, erklärte Ryuzaki. Er hielt ein Passfoto des Verstorbenen in der Hand und verglich es noch einmal mit der Videoaufnahme.

„Ist doch seltsam…“, begann Liz. Sie starrte gebannt auf den Monitor. „Um 15 Uhr 13 tritt er die Fahrt an und stirbt als er um 16 Uhr 42 wieder aussteigt. Die Yamanote-Linie fährt im Kreis und ist daher nach einer Stunde wieder an ihrem Ausgangspunkt, aber er verlässt sie trotzdem erst nach eineinhalb Stunden. Und es gibt keinerlei Hinweise, dass er zwischendurch umgestiegen wäre. Um 15 Uhr 13 steigt er in die Bahn ein. Falls ihn jemand verfolgt haben sollte, ist das aus diesen undeutlichen Aufnahmen nur schwer zu ermitteln. Und hier, kurz vor seinem Tod… Raye Penber erhielt die Akte mit den Namen und Gesichtern der nach Japan entsendeten FBI Agenten um 15 Uhr 21. Also 8 Minuten, nachdem er in die Bahn eingestiegen war.“

„Also 8 Minuten, nachdem er in die Bahn eingestiegen war. Penber ist mir der Datei eineinhalb Stunden in der Bahn geblieben…“ L hielt kurz inne. „Kira kann das Verhalten direkt vor dem Tod manipulieren. Daher war es sogar zu erwarten, dass die 12 sich ungewöhnlich verhielten.“

Als Ryuzaki dies sagte, viel seiner Schwester etwas auf. Vor lauter Verwunderung stieß sie es laut heraus.

„Wo ist denn der Umschlag hin?!“

Kurz verstanden die Ermittler nicht. Ihr Bruder sah genau hin. Sie hatte Recht, der Umschlag war nicht mehr bei Raye Penber…

„Sowohl beim Betreten des Bahnhofs als auch auf dem Bahnsteig hält er etwas in der Hand, das wie ein Umschlag aussieht.“

Aizawa beugte sich zum Fernseher, um es besser erkennen zu können.

„Ah! Tatsächlich, er hat einen Umschlag! Und hier hat er ihn auch!“ Grinsend wendete er sich an das »Hausmädchen«. „Sie haben ein Auge für solche Kleinigkeiten, Yashiro.“

Yash grinste triumphierend und streckte Ryuzaki die Zunge raus. Natürlich hatte er dieses kleine aber vielleicht wichtige Detail mit dem Umschlag auch schon längst bemerkt.

Yagami sah L an. „Nach unseren Aufzeichnungen war auch kein Umschlag unter seinen Hinterlassenschaften.“

„Dann muss er ihn in der Bahn gelassen haben.“ Ls Blick haftete gebannt am Bildschirm des Fernsehers.

„Vielleicht war in diesem Umschlag die Akte der nach Japan entsendeten FBI Agenten.“, schlug der Chefinspektor an.

„Und Kira hat sie im Zug in Empfang genommen, Penber alleine rausgeschickt und getötet.“, kombinierte Matsuda. Aber ihre Überlegungen trafen auf Ablehnung.

„Das kann nicht sein. Penber hat die Akte um 15 Uhr 21, also erst im Zug, erhalten. Da kann er sie schlecht schon vor dem Einsteigen gehabt haben.“

Natürlich leuchtete das ein und kurz herrschte Stille. L erteilte Aizawa den Auftrag, alle Aufzeichnungen der Yamanote-Linie und der zugehörigen Bahnhöfe vom 27.12. zu besorgen.

„Ryuzaki, meinst du nicht, es sieht so aus, als hätte der Typ verzweifelt versucht, etwas in der Bahn zu erkennen?“ Liz sah ihren Bruder fragend an. Er sah genau hin. Sie hatte Recht. Raye Penber streckte seinen Kopf mit letzter Kraft in Richtung Bahn aus.

„Dann ist dort vielleicht ein wichtiger Hinweis zu finden?“, dachte Soichiro laut, doch war es eher eine indirekte Frage an L.

„Womöglich war es Kira selbst?“, führte L die Gedanken weiter.

Yagami wurde unsicher. Er hielt das für unmöglich. Aber so unmöglich war es gar nicht, wie L ihm sofort erläuterte.

„Ich teile ihre Zweifel. Da Kira den Tod aus der Ferne manipulieren kann, hat er keinen Grund, selbst am Tatort aufzutauchen. Aber vielleicht rechnet er gerade damit, dass wir so denken und hat deswegen ein unerwartet waghalsiges Manöver unternommen. Na ja, selbst wenn Kira in der Bahn gewesen sein sollte, wird es wohl trotzdem keine Aufzeichnung davon geben, wie er den Umschlag an sich nimmt. Bei so einem Ort kann man leicht im Voraus die Position der Kameras herausfinden und sich dann in einem toten Winkel oder, falls es keinen gibt, hinter einem anderen Fahrgast verstecken. Aber sollte es Aufzeichnungen geben, wie jemand den Umschlag an sich nimmt, dann wäre diese Person dringend verdächtig.
 


 

••

Raito saß erschöpft an seinem Schreibtisch und notierte, wie immer, einige Namen in sein Death Note. Er war verdammt fleißig gewesen in den letzten Tagen. Seine einzigen Pausen waren die kurzen Telefonate und sms mit seiner Klassenkameradin Hideki-san.

„Alles klar, Raito?“ Ryuku täuschte Fürsorge vor. „Du hast die letzten 4 Tage kaum geschlafen und ununterbrochen Namen von Verbrechern aufgeschrieben.“

„Mach dir deswegen keine Gedanken. Sag mir lieber, ob auch wirklich jedes Datum vor Ende der eigentlichen Lebenszeit okay ist.“, erwiderte Kira.

„Wir Todesgötter benutzen das Death Note nicht auf die Weise , deswegen kann ich es nicht Sicherheit sagen, aber theoretisch sollte jeder Zeitpunkt vor dem Ende der eigentlichen Lebenszeit okay sein.“

Raito schnaufte und lehnte sich in seinen Stuhl.

„Das klingt unzuverlässig.“, meinte er vorwurfsvoll.

Ryuku nahm es gelassen und grinste.

„Ist es auch.“ Er zuckte kurz mit den Schultern. „Aber warum musst du überhaupt die Sterbetermine für mehrere Wochen im Voraus planen?“

„Hm… Einfach gesagt, falls ich zum Beispiel ins Krankenhaus eingeliefert werden müsste, dann wäre es sehr verdächtig, wenn zur selben zeit die Verbrecher zu sterben aufhörten. Außerdem kann ich mich dann ein wenig zurücklehnen und Yashiro ein bisschen auf die Nerven gehen.“ Er grinste und klappte sein Note zu und verstaute es sicher in seiner präparierten Schublade.

//Am PC habe ich auch noch zu tun. Seit Beginn dieses Jahres hat Vater keine Aufzeichnungen über die Ermittlungen mehr in seinen PC eingegeben. Außerdem war neulich auf dem Präsidium keiner von der Sonderkommission anzutreffen. Das sind beides Hinweise darauf, dass es große Änderungen in der Organisation der Kommission gegeben hat. Vielleicht eine Anweisung von L…? … Es waren nur 12 FBI Agenten in Japan. Und diese Frau… Ich muss alle Spuren auf diesem PC entfernen, für den Fall, dass er mal untersucht wird. Die Frau müsste bis zum Mittag des 3.1 Selbstmord begangen haben. Gestern war der 5. … Dass ich hier immer noch unbehelligt sitze, beweist, dass sie sich wie im Death Note angegeben verhalten und niemandem etwas verraten hat.//

Er tippte an seinem Rechner und ließ weiterhin seine Gedanken schweifen. Er hatte noch keinen Fehler gemacht…

//Yuri habe ich mit folgendem Satz eingewickelt: „Dass wir zusammen ins Spaceland gegangen sind, soll unser kleines Geheimnis bleiben… Ich will nämlich, dass deine Erinnerungen und deine geheimen Gefühle mir ganz allein gehören.“ Leider hat sie doch von dem Date erzählt, aber weiteres hat sie verschwiegen. Yashiro hat das auch geschluckt… Und selbst wenn die Polizei davon erfährt, dass ich in dem Bus war, jetzt wo Penber und seine Verlobte aus dem Weg sind, macht das auch nichts mehr. Jetzt muss ich nur noch ein Versteck für die Papierfetzen aus dem Death Note finden. Es sollte etwas, dass ich immer bei mir trage.//

Er nahm seine Brieftasche raus und versteckte elegant die ausgerissenen Todesblätter.

„Mit den Fingern bist du aber auch sehr geschickt… Musst ziemlich beliebt bei den Frauen sein, oder?“, fragte Ryuku neckend. „Nur Hideki scheint ein höheres Niveau zu haben.“ Er lachte, doch Raito ging nicht drauf ein.

„Das hat weniger mit Geschick als mit dem Aussehen zu tun. Du bist wohl nicht sehr beliebt bei den Frauen, Ryuku?“

Damit hatte Raito Ryukus Maul gestopft und die beiden schwiegen.
 

••

Die japanischen Ermittler beschäftigten sich mit dem Videomaterial, als L sich entfernte um etwas zu entspannen.

„Herr Aizawa, Sie kümmern sich dann weiter um die anderen 11 FBI Agenten und alle Opfer von Herzversagen im Umkreis der Stadt. Herr Yagami und Herr Matsuda, Sie konzentrieren sich bitte auf Raye Penber.“

Die Angesprochenen nickten und legten los, während Watari einen Anruf erhielt und ihn gleich an L weitergab.

„Ryuzaki. Herr Ukita aus dem Präsidium. Er hat jemanden aus der Bevölkerung am Telefon, der einen wichtigen Hinweis für uns hat.“

Ukita hatte interessiert aufgeatmet, als sich endlich seriöse Informanten bei ihm in der japanischen Ermittlungszentrale der Polizei gemeldet hatten.

„Okay, dann geben Sie Herrn Ukita die Nummer von Nummer 5 und sagen Sie ihm, der Informant soll auf dieser Nummer noch einmal anrufen.“

Watari gab die Meldung weiter.

„Herr Matsuda, Sie können Ihr Handy jetzt einschalten… äh, schalten Sie jetzt Ihr Handy ein.“

Matsuda nahm irritiert sein Mobiltelefon zur Hand und schaltete es ein, als es auch schon klingelte. Er wollte gerade rangehen, als L es ihm auch schon aus der Hand riss und loslegte.

„Ja, hier Suzuki. Verantwortlicher Leiter der Abteilung zur Aufnahme von Hinweisen aus der Bevölkerung im Kira-Fall. … Die Verlobte von Raye Penber?!“

„Ja, unsere Tochter war mit Raye Penber verlobt. Ihr Name lautet Misora Naomi. Sie wollten uns im Neujahr gemeinsam besuchen und waren daher seit Mitte Dezember in Japan.“, erklang es am anderen Ende.

„Misora Naomi?“ //Den Namen habe ich doch irgendwann schon mal gehört…“

Watari suchte schnell alle Informationen im Rechner über die Besagte heraus und zeigte Sie L.

//Ah ja, in dem Fall hat sie unter meiner Führung ermittelt. Sie ist also in Japan.//

„Aber am 27. ist dann diese traurige Sache passiert…“, sagte die Mutter der ehemaligen FB Agentin. „Als wir am nächsten Tag davon erfahren hatten, riefen wir sofort bei unserer Tochter an, aber sie meinte, sie wolle für eine Weile in Ruhe gelassen werden. Es gäbe da etwas, über das sie nachdenken müsse.“

//Etwas, über das sie nachdenken muss… Bei ihr bedeutet das wohl, Kira zu jagen… Gefährlich…//

Die Frau berichtete weiter: „An Neujahr haben wir auch versucht, sie zu erreichen, aber ihr Handy war ausgeschaltet. Seitdem haben wir nichts von ihr gehört und auch in ihr Hotel ist sie seit dem 28. nicht zurückgekehrt.“

„Vielen Dank für Ihre Informationen. Im Fall, dass wir auf Neues stoßen, werden wir Sie natürlich sofort informieren.“ Mit diesen Worten beendete Ryuzaki das Gespräch und wandte sich an Inspektor Yagami.

„Herr Yagami, es gibt noch keine Methode, wie man ein ausgeschaltetes Handy aufspüren kann, oder?“

Yagami verneinte und L unterdrückte ein Seufzen. Dann berichtete er das Gespräch.

„Der Tod ihres Verlobten hat bestimmt Depressionen ausgelöst. Sie wird doch nicht…“

„Selbstmord…“, spekulierten Aizawa und Matsuda verzweifelt.

„Nein. Die Misora Naomi, die ich kenne, ist eine charakterstarke herausragende FBI Agentin. Sie würde eher überlegen, wie sie Kira fassen kann. Sie war mit Penber zusammen. Vielleicht hatte sie irgendeinen Hinweis.“ //Dann ist Kira ihr vielleicht zuvorgekommen?// Ryuzaki knabberte erneut am Daumen und dachte nach.

Liz trat in die Runde und teilte sich mit. „Penber hat mit Haley Belle telefoniert, kurz bevor dieser als erster die Akte erhalten hat. Sofort danach hat Belle die Akte an Penber weitergegeben. Es war womöglich Penber, der die Akte ursprünglich haben wollte. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Sein verdächtiges Verhalten in der Bahn und das Verschwinden seiner Verlobten…“

Dies war wirklich auffällig…

L drehte sich zu seinen Genossen.

„Alle mal herhören. Ich will, dass wir uns auf Personen konzentrieren, die Raye Penber bis zu den Experimenten Kira mit den inhaftierten Verbrechern am 19.12. beschattet hat. Das sind sehr wenige.“ Ryuzakis Stimme wurde noch ernster als sonst. „Allerdings… wenn wir annehmen, dass Kira sich unter diesen Personen befinden könnte, dann können wir nicht mit den üblichen Methoden ermitteln. Das wäre auch zu gefährlich. Das Objekt unserer Ermittlungen sind 2 Polizisten und die Personen in ihrer Umgebung. Nach Penbers Einschätzung gab es bei keiner der von ihm beschatteten Personen »auch nur den Hauch eines Verdachts«. Trotzdem halte ich es für notwendig, dass wir in den beiden Häusern, die Penber überwacht hat Abhörwanzen und versteckte Überwachungskameras einrichten.“

Der Schock saß tief. Die japanische Verfassung ließ eigentlich genau das nicht zu, dass die Polizei so weit ins Privatleben einer Familie eingreift.

„Das ist Wahnsinn! Wir sind hier in Japan! So etwas können wir nicht zulassen!“, rief Matsuda protestierend.

„D… Das geht beim besten Willen nicht, Ryuzaki! Wenn das auffliegt, gilt das als Verstoß gegen elementare Rechte von Privatpersonen und wir sind alle gefeuert. Dann würden wir ja kriminell.“, versuchte Aizawa.

Liz stellte sich mit verschränkten Armen neben ihren Bruder.

„Ich dachte, Sie seien bereit, nicht nur Ihren job, sondern sogar Ihr Leben aufs Spiel zu setzen.“

Sie hatte Recht. Die Beamten schluckten und sahen ein, dass es kein Zurück mehr gab. Alles oder nichts…

„Wer sind denn diese Personen, die Penber beschattet hat?“, fragte Polizeichef Soichiro Yagami.

Matsuda flitzte zu den Unterlagen und sah nach.

„Die Personen, die Raye Penber bis zum 19. beschattet hat, sind…“

Der Schock saß tief. Das Blut schoss ihm in den Kopf und er weitete die Augen.

„Der stellvertretende Polizeipräsident Kitamura und Familie, sowie Polizeichef Yagami und Familie.“ Der Schock und das Überraschen breiteten sich schnell wie eine einbrechende Welle im Raum aus.

Liz sah zu Boden. //Der Kreis der Verdächtigen wird immer kleiner, die Schlinge zieht sich zu, und du bist immer noch drin, Yagami Raito…//

„In den Häusern dieser beiden Familien möchte ich Wanzen und Kameras installieren lassen.“, wiederholte L und sah Yagami ernst an.

Soichiro wusste nicht, wie ihm geschieht. Das hätte er nie gedacht. Seine Familie gehörte zu den Verdächtigen im Kira-Fall.

Ob er diese Nacht schlafen konnte, weiß ich nicht.

„Wenn das rauskommt, bedeutet das das Ende der Sonderkommission!“; warnte Aizawa aufgekratzt. Ryuzaki zuckte mit den Schultern.

„Dann müssen wir es so einrichten, dass es keinen Fall auffliegt.“

Yagami nahm sich zusammen. Er erlitt einen Schweißausbruch und eine Vene begann auf seiner Stirn zu pulsieren.

„Ryuzaki, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter diesen Personen Kira befindet?“, fragte er benommen.

„10%... Nein, 5%.“

Mit dieser Bemerkung machte sich Ryuzaki nicht gerade beliebt.

„Gerade mal 5%... Das ist zu wenig. Für so eine Aktion müssten es mindestens 50% sein!“, beschwerten sich Aizawa und Matsuda erneut, aber wider erwartend widersprach ihnen ihr Vorgesetzter.

„Nein. Bisher hatten wir überhaupt keinen Verdächtigen… Wenn auch nur 1% einer Chance besteht, sollte wir die betreffende Person sorgfältig überprüfen.“, sagte er ruhig.

„Und mit »überprüfen« meinen Sie Wanzen und Kameras?! Es geht um das Haus des stellvertretenden Präsidenten Kitamura und Ihr eigenes.“, bemerkte Matsuda überrascht. „Es muss doch noch andere Wege geben?“

„Ich bin auch empört darüber, dass meine Familie verdächtigt wird. Also gut, installieren Sie die Kameras! Im Gegenzug erwarte ich, dass Sie sie dann auch in allen Winkeln des Hauses, vom Badezimmer bis zur Toilette installieren, sodass Ihnen nichts entgeht!“ Die Wut in Yagamis Stimme war nicht zu überhören.

„Vielen Dank, das hatte ich vor.“

„Chef! Was reden Sie da?!“

„Genau, verstehen Sie überhaupt, was das bedeutet?! Denken Sie doch auch an Ihre Frau und Ihre Tochter!“

Ruckartig drehte sich Soichiro zu Matsuda und Aizawa um und schrie sie an: „Ich bin mit dessen völlig bewusst! Aber eine solche Aktion hat nur einen Sinn, wenn sie gründlich durchgeführt wird! Und jetzt seien Sie endlich still!“

Mit diesen Worten verschwand der Chefinspektor. Er brauchte etwas Ruhe…

„Um Sie wenigstens ein bisschen zu beruhigen… Die Überwachung der Yagamis wird nur von mir, meinem Hausmädchen und Herrn Yagami selbst übernommen. 2 von Ihnen überprüfen dann jeweils abwechselnd die Überwachungsvideos aus dem Polizeipräsidium und die aus der Bahn, in der Raye Penber war, ob darin ein Mitglied der Familien Kitamura oder Yagami zu sehen ist. Die übrigen beiden übernehmen die Überwachung der Kitamuras. Das wird in nächster Zeit der Modus unserer Ermittlungen sein.“

Matsuda sah Yash kritisch an.

„Sie ist nicht ihr Hausmädchen! Wer ist sie?!“

L sah ihn an. „Meine Schwester.“

Dieses Statement riss Aizawa und Matsuda die Kinnlade runter. Liz grinste verlegen und kratze sich am Hinterkopf.

„Hay^^°“

L fuhr unberührt fort: „Die Kameras werden für zunächst 7 Tage installiert. Je nachdem, was wir finden, werden wir möglicherweise frühzeitig abbrechen oder die Aktion verlängern. Ich will in dieser Sache absolut aufrichtig zu Ihnen sein und werde auf keinen Fall heimlich Kameras zurücklassen. Ich denke, damit können sie leben.“

Matsuda schluckte resigniert und Aizawa sah Liz fasziniert an. Sie sah für ihn viel zu normal aus, um LS Schwester zu sein.

„Watari, Wie lange brauchen Sie, um die Wanzen, Kameras und Überwachungsmonitore vorzubereiten?“, fragte L in Zwischenzeit. Er nahm sich einen Lutscher.

„Bis morgen. Sobald wir wissen, wann in den Häusern niemand anwesend ist, können wir jederzeit beginnen.“

„Dann richten wir also in einem anderen Hotel mindestens 2 Monitorräume ein und ziehen dorthin um, sobald die Wanzen und Kameras installiert sind.“

Niemand fühlte sich recht wohl bei der Sache.

In Liz’ Kopf stellte sich allerdings nur eine Frage: Wäre Yagami Raito in der Lage, Kira zu sein?

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Freitag Morgen, 8.1. Liz machte sich auf den Weg zur Schule. Sie machte sich ziemliche Gedanken um Raito. Sie konnte sich so gar nicht vorstellen, dass er Kira sein sollte. Aber vielleicht war das auch genau Raitos Trumpf.

//Du darfst das nicht auf Gefühlsebene beurteilen… Geh die Sache objektiv an. Und wenn er es ist, dann gib dich subjektiv, aber denke sachlich und geordnet…//

Wie jeden Morgen wartete Raito auch schon auf sie. Eigentlich wollte sie nicht mir ihm zur Schule gehen, aber es wäre auch irgendwie kindisch gewesen es abzustreiten.

Schnell schüttelte sie ihre Gedanken ab.

„Guten Morgen, Hideki-san.“, begrüßte er höflich und lächelnd.

Liz sah ihn skeptisch an, lächelte aber und nickte.

Sie blieb kurz stehen um ihn zu betrachten.

„Alles in Ordnung mit dir? Zu tief ins Glas geschaut oder bist du krank?“

Sie spielte auf seine Augenringe und seine blasse Hautfarbe an.

„Außerdem bist du ziemlich dünn geworden. Verrat mir dein Geheimnis.“ Der typische sarkastische Unterton prallte an Raito ab. Er ließ sich nicht gerne provozieren.

„Na ja, ich lerne ziemlich viel für die Uni-Aufnahmeprüfungen. Sonst tu ich eigentlich nichts, außer vielleicht gelegentlich mit dir telefonieren und dir schreiben.

Kurz sah Yashiro resigniert zu Boden. //Wieso haben die Kerle in meiner Umgebung keine Figurprobleme?! Das ist gemein! Der eine frisst andauernd tonnenweise puren Zucker und der andere lernt und die Pfunde purzeln…>_<//

Sie zog eine Braue hoch.

„Gelegentlich? Ah ja…“ Sie grinste.

„Was machst du heute noch nach der Schule?“

„Ich weiß nicht. Heute ist Freitag. Heute Abend werde ich vielleicht ein Wenig feiern gehen. Und du?“

„Ich weiß auch noch nicht.“ Er sah sie flehend an. Liz lachte.

„Na gut, irgendwann muss ich mal nachgeben. Du siehst schon so krank aus, ich will doch kein Salz in die Wunde streuen…“

„Nach der Schule?“

Die beiden betraten das Schulgelände.

„Kein Kino und kein spießiges Restaurant.“

„Fast food?“

„Ich bin dabei.“

Raito lächelte bis über beide Ohren. Liz blieb auf dem Aufgang der Oberstufe stehen und sah zur Decke. Raito ging weiter, drehte sich noch einmal zu ihr um und verschwand im Klassenraum. Liz schnaufte.

„Gott, das ist meine gute Tat für heute…“

Sie ging in ihre Klasse und wurde sofort von Rikuo und Aori in Empfang genommen.

Richtig festen Kontakt hatte Liz noch nie zu den beiden, aber wenn man jemanden zum Aufmuntern und Spaß haben brauchte, war man bei Rikuo und Aori an der richtigen Adresse.

„Yaaash…“, grinste Aori und legte einen Arm um sie, Rikuo übernahm die andere Schulter.

„Heute Abend ins York, was hältst du davon?“

Liz, überrumpelt von dem freundlichen überfall, nickte, während die beiden sie zu ihrem Platz begleiteten.

„Klingt gut.“

„Super, wir holen dich um 8 Uhr ab.“

„Was wollt ihr um 8 Uhr in ’ner Disko?“

„Er meinte halb 10!“, berichtigte Rikuo seinen Kumpel und die beiden gingen grinsend zu ihren Pulten.

Liz schüttelte grinsend den Kopf.

Raito hatte es inzwischen aufgegeben, seine Hideki-san in Sachen Rikuo und Aori belehren zu wollen. So kam auch schon der Tutor, Watase-Sensei und der Unterricht begann.

Liz langweilte sich zu Tode und sah aus dem Fenster.

//Raito, Kira, Kira, Raito…// Sie sah kurz zu ihm rüber. //Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr könnte das funktionieren…//

„Hideki-san, halten Sie es mal wieder nicht für nötig, meinem Unterricht zu folgen?“, fragte Watase genervt. Die Frau hatte Liz vom ersten Tag an auf dem Kieker.

„X ist Wurzel aus 50.“

Als wäre nichts gewesen, fuhr Watase-Sensei fort.

Raito, Rikuo und Aori grinsten sie bewundern an.

Sie hingegen stützte den Ellenbogen auf den Tisch und legte ihren Kopf gelangweilt in ihre Hand und sah hinaus.

Der weitere Schultag verlief nicht weiter spannend. In der Pause pendelte Liz zwischen Rikuo und Aori und Raito. Viele waren verwundert über das breite Spektrum ihres „Freundeskreises“. In der letzten Stunde wurde Geschichte gepaukt und als es zum Schulschluss gongte, lächelte Raito breit und packte präzise seine Sachen.

„Bereit?“

„Werde ich sterben, Mr?“, fragte Liz mit wenig Interesse. Sie packte ihre Sachen und die beiden verließen mit dem Rest ihres Kurses den Klassenraum und das Schulgelände.

„Wenn du nett zu mir bist, dann nicht.“, erwiderte Yagami-kun lächelnd.

„Aber du würdest doch nur bösen Menschen etwas antun.“

„Richtig. Nur die, die es verdient hätten…“ Er lächelte immer noch.

„Hab ich es denn verdient?“

„Lass mich überlegen, bist du denn ein böses Mädchen gewesen?“

Liz sah ihn an und hob die Brauen.

„Entweder bist du der Weihnachtsmann oder einfach nur ein bisschen Pervers.“

Raito lachte. Er grinste sie von der Seite an.

„Ich meinte das ernst! Bist du der Weihnachtsmann?“

„Vielleicht bin ich ein perverser Weihnachtsmann?“

Liz stutzte und musterte ihr Gegenüber.

„Der Weihnachtsmann und pervers? Hm… Na ja, jedenfalls scheinst du mich dieses Jahr ausgelassen zu haben!“

„Dann warst du eben doch ein böses Mädchen.“

Die beiden Bogen in eine Gasse. Ein kurzer Fußmarsch und sie waren in der Innenstadt.

„Pizza, McDonalds oder traditionelles Sushi?“, fragte Raito und sah Liz schräg an.

Sie überlegte kurz und entschied sich für McDonalds. Sushi war einfach nicht ihr Ding und die Pizza dauerte ihr zu lange.

Sie schlugen ihren Weg zu Mecces ein, als Matsuda plötzlich aus einem Süßwaren Geschäft kam. Liz sah den verplanten Polizisten und versteckte sich schnell hinter Raito.

Wenn die beiden zusammen gesehen würden… Raito würde wissen wollen, woher Matsuda und Liz sich kannten.

Doch der Zufall wollte es nicht gut mit ihr.

„Raito!“, rief Matsuda auch schon, als er den Sohn seines Chefs sah.

„Oh… Matsuda-san. Wie geht es Ihnen?“ Raito lächelte und reichte Matsuda die Hand. Liz war nicht besonders groß, es fiel ihr also nicht schwer, sich hinter Raito zu verstecken.

„Gut, gut. Was machst du hier so alleine?“

Raito schien irritiert. Er war doch gar nicht alleine…

Liz ging einen Schritt zur Seite, so, dass Matsuda sie zwar sehen konnte, sie aber immer noch nicht in Raitos Blickfeld war. Sie schüttelte den Kopf und winkte irgendetwas ab, als Raito sich auch schon zu ihr wendete.

„Ich bin doch gar nicht alleine. Ich gehe mit Yashiro essen.“

Yash lächelte und nickte. „Guten Tag.“, sagte sie höflich und der konfuse Gesichtsausdruck aus Matsudas Gesicht verschwand. Er hatte es endlich geschnallt.

„Sehr erfreut.“, sagte er. Seine Stimme klang immer noch unsicher. „Na gut, ich muss auch schon wieder. Man sieht sich, Raito!“ Er nickte den beiden zu uns verschwand.

//Dieser Trottel -.-°//, dachte Liz.

„Der Mann ist ganz schon verpeilt.“, stellte Raito fest und lächelte seiner Begleiterin zu.

„Egal, ich hab Hunger! Ich möchte gerne eine große Pommes und 3 McSundae, einen mit Karamell-, einen mit Schoko- und einen mit Erdbeersoße und 2 Cheeseburger, eine Coke und einen BigMac ohne Soße. Ah, und einen Wrap!“

Raito sah sie schräg an.

„Okaaay…“ Er nahm es hin und stellte sich an. Liz suchte sich in Zwischenzeit einen ruhigen Platz und wartete auf Raito, der auch schon mit 2 bepackten Tabletten zurückkehrte.

Er setzte sich neben Yash, stellte die Tablette vor sie und nahm sich lediglich einen Chickenburger und eine große Coke vom Tablett.

Liz sah ihn daraufhin fragend an.

„Der Rest ist meins?“

Raito nickte. Liz zuckte mit den Schultern und begann, ihre Pommes in das Eis zu tunken.

Zunächst bemerkte Raito es nicht, dann jedoch beobachtete er es kurz und stutzte.

„Soll ich dir Ketchup holen?“, fragte er verstört.

„Nein, das ist Absicht.“, sagte sie desinteressiert. „Probier mal.“

Dankend lehnte Raito ab. Er sah ihr fasziniert beim Essen zu. Wie konnte in so ein zierliches Mädchen so viel reinpassen?

Schnell hatte Liz auch schon alles verdrückt. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und lehnte sich zurück. Das war dringend nötig gewesen.

„Respekt. Das schafft nicht jeder.“, bemerkte Raito und nickte anerkennend.

„Danke, ich wollte die Wirtschaft nur ein bisschen ankurbeln.“

„Ich denke, das ist dir gelungen.“

Sie sah ihn schräg an. „Danke für’s Essen.“ Sie lächelte kurz.

„Na ja, wären wir in einem richtigen Restaurant gewesen, wäre ich wohl arm…“

Er sah sie an, sein Blick fiel auf ihre Oberlippe.

„Du hast da Erdbeersoße.“, stellte er grinsend fest.

Liz lief rot an und fuhr sich über die Lippen.

„Es ist noch da.“

Liz versuchte es erneut, aber Raitos Grinsen wich nicht von seinem Gesicht. Er beugte sich zu ihr. Er wollte Selbstinitiative ergreifen. Also drückte er ihr einfach einen Kuss auf.

Liz erschreckte sich furchtbar. Damit hätte sie nicht gerechnet.

Sie riss die Augen weit auf und drückte ihren Klassenkameraden von sich.

„Bist du bescheuert?“

Kurz holte sie aus und Raito erhielt den roten Handabdruck einer Frau auf seiner rechten Wange. Liz fackelte nicht lange und stand auf. Raito musste ohnehin noch beobachtet werden.

„Was denkst du dir eigentlich?!“

„Tut mir leid…“ An seiner Stimme erkannte man, dass er merkte, dass er Mist gebaut hatte.

Natürlich war Ryuku mitgekommen. Und er amüsierte sich prächtig.

„Dieses Mädchen ist der Hammer!“, rief er und prustete laut los.

Liz verließ die Fast food Kette und schlug den Weg zum neuen Hotel ein, während Raito deprimiert seufzte. Er brachte das Tablett weg und machte sich auf den Heimweg, auf dem er Ryukus gellendes Gelächter ertragen musste.

„Ab einem gewissen Niveau kannst du eben nicht mehr mithalten!“, rief der Shinigami und Raito biss sich auf die Unterlippe.

„Halt die Klappe, Ryuku“, fauchte er.
 

••

Ryuzaki sah auf die Uhr. Der Chefinspektor schien auch schon ungeduldig zu werden.

„Wo bleibt Raito?“, fragte er. „Die Schule ist schon längst vorbei.“

Auch L war stutzig. Seine Schwester war schließlich auch noch nicht da.

Plötzlich platzte Matsuda ins Hotelzimmer.

„Chef! Ryuzaki! Ich habe Raito und Yashiro-san gesehen! Zusammen! Meint ihr, da läuft was?“ Matsuda schien aufgeregt. Das war genau sein Ding.

L schnaufte und runzelte die Stirn. Das konnte doch nicht wahr sein…

Matsuda überreichte L die Süßigkeitentüte, die er aus der Stadt besorgen sollte. Dieser bedankte sich herzlich und sah die beiden konfusen Inspektoren an.

„Hören sie zu… Wie ich bereits sagte, ist Yashiro meine Schwester. Sie ist 15 und besucht die Abschlussklasse der örtlichen Privat Schule, gemeinsam mit Yagami Raito.“

Chefinspektor und Meisterdetektiv sahen sich an.

„Ich bekomme zwar nicht besonders viel mit, da ich nicht oft zu Hause bin. Doch Raitos kleine Schwester Sayu ärgert Raito häufig mit einer Yashiro… Haben die beiden engeren Kontakt zu einander?“ Soichiro sprach das ganze so aus, als sei das nicht das Erfreulichste, was er sich vorstellen könnte.

„Relativ, ja.“, antwortete L ruhig.

„Die beiden sind essen gegangen. Jedenfalls hat Raito das gesagt.“

„Er hat aber hoffentlich nicht bemerkt, dass Yashiro und Sie sich kennen?“, fragte Yagami fordernd. Matsuda verneinte.

20 Minuten später kam Liz angerauscht.

„Ist er schon da? Hab ich was verpasst?“, fragte sie gehetzt. Sie schnappte sich einen Stuhl und platzierte ihn zwischen L und dem Vater ihres »Dates«. Sie setzte sich wie sie es immer tat und sah die beiden Männer neben ihr abwechselnd fragend an.

„Ist irgendwas?“, fragte sie irritiert.

„Seid ihr nicht zusammen nach Hause gegangen?“, fragte L.

Liz sah zu Matsuda. „Du hast mich verpetzt! Schäm dich!“ Sie grinste und sah zu ihrem Bruder. „Na ja… Er hat es sich wie immer versaut. Aber müsste jeden Moment nach Hause kommen.“

Soichiro sah sie interessiert an.

„Inwiefern hat er es sich versaut?“

L berichtete seiner Schwester, dass die beiden Ermittler von dem Kontakt mit Raito wussten und er wies Matsuda daraufhin, dass er in diesem Hotel nichts zu suchen hatte. Enttäuscht verließ Matsuda die 3 und Yash klärte die gestellte Frage des Chefinspektors.

„Na ja… Sagen wir es mal so, er ist nicht nett zu mir gewesen.“

Soichiro war genauso schlau wie zuvor und nahm es hin. Dann tat sich etwas auf dem Monitor. Raito kam deprimiert nach Hause.

L musterte Raito kurz.

„Yagami Raito… Die Person, welche die Kameras installiert hat, berichtete, dass er jedes Mal überprüft, ob jemand in seiner Abwesenheit in seinem Zimmer war. Ansonsten haben sie nichts Verdächtiges in seinem Zimmer gefunden.“

Raito ging die Treppe hoch, gefolgt von Ryuku, was natürlich niemand sehen konnte. Er öffnete seine Zimmertür, als ihm auffiel, dass jemand in seinem Zimmer gewesen war…

„Du, Raito, da niemand da ist, könnten wir doch mal wieder gegeneinander Mario Golf spielen.“, schlug Ryuku vor. Er liebte Videospiele. Aber er erhielt keine Antwort. Er wurde kalt ignoriert. Raito ließ sich auf sein Bett fallen.

„Los Raito, lass und ein bisschen Golfen.“ Wieder nichts…

„Schläfst du?“ Raito stand wieder auf, holte sich eine andere Jacke aus dem Schrank und zog sie über. Er verließ sein Zimmer, klemmte jedoch zwischen Tür und Rahmen einen Zettel, um zu kontrollieren, ob jemand in seinem Zimmer gehen würde…

„Kontrollfreak.“, bemerkte Liz trocken.

„Tatsächlich… Warum diese Vorsicht… Gibt es in seinem Zimmer etwas, das niemand sehen soll?“ Raitos Vater fühlte sich nicht wohl bei dem, was er sah.

„In seinem Alter ist das nichts Besonderes. Ich hab das auch ohne besonderen Grund gemacht.“, munterte L auf.

„Jetzt wäre ich beruhigt.“, sagte seine Schwester provozierend, wurde allerdings ignoriert.

„Übrigens, Herr Yagami. Sie haben doch erzählt, dass er sich für den Kira-Fall interessiert und selbstständig ermittelt. Sie haben nicht zufällig Details unserer Ermittlungen mit ihm besprochen?“

Der Angesprochene weitete die Augen. Ryuzaki hatte Recht, das hatte er tatsächlich gemacht. Da Raito selber im Kira-Fall ermittelte, teilte Soichiro seinem Sohn in Seelenruhe und gutem Gewissens alle Neuigkeiten mit, die die Ermittlungen aufdeckte. Doch Soichiro fühlte sich angegriffen.

„Was denken Sie von mir?! Ich habe zwar mit meiner Familie vorsorglich über den Kira-Fall gesprochen, aber dabei keine geheimen, unveröffentlichten Informationen preisgegeben!“, rechtfertigte sich der Familienvater. „Außerdem komme ich in letzter Zeit eh kaum nach Hause. Und wenn, dann bin ich so müde, dass ich nur schlafe…“

Ryuzaki gab klein bei.

„Verstanden“, murmelte er leise.
 

••

„Wo gehen wir hin, Raito?“, fragte Ryuku konfus, nachdem Raito mit ihm, weiterhin stumm, das Haus verlassen hatte. Grimmig sah er drein, auf den Asphalt und er reinigte seinen Kopf, indem er weiterhin still über seine Situation nachdachte.

//Ob mir auch jemand folgt? Auch hier draußen sollte ich mich höchstens leise mit Ryuku unterhalten…//

„Hey, Raito! Warum ignorierst du mich? Ich werde langsam sauer!“, bemerkte der Shinigami erneut. „Raito!“

//In dieser Jacke sind jedenfalls keine Wanzen.//, hielt Raito gedanklich fest, nachdem er kurz all seine Taschen und Einfassung seiner Jacke untersucht hatte.

Endlich meldete er sich zu Wort:

„Ryuku, es ist möglich, dass im Haus Wanzen oder Kameras oder eher sogar beides installiert sind.“, teilte er leise mit.

„Deswegen hast du nicht mit mir geredet.“, reimte sich Ryuku zusammen. Er schien erleichtert, Kira nicht verärgert zu haben. Aber anscheinend hatte Ryuku Raitos Vorgehensweise noch immer nicht ganz durchschaut.

„Moment mal. Der Papierstreifen war doch in der eingeklemmt?“, fragte er. Woher konnte Raito das wissen?

„das dient nur der Ablenkung. Die Schnüffler sollen denken, dass ich damit überprüfe, ob jemand in meinem Zimmer war. Aber in Wahrheit ist das die Türklinke.“

Ryuku war überrascht und hakte fragend nach.

„Türklinke?“

„Diese Türklinke hebt sich automatisch in eine waagerechte Position, wenn man die Tür schließt. Höher geht sie nicht.“, erläuterte Raito.

Raito drückte die Klinke nach dem Schließen immer von der Waagerechten wieder 5 Millimeter nach unten. Wenn die Tür also von Raito geöffnet wurde, drückte er die Klinke zuerst probeweise nach oben. Wenn sie schon am Anschlag ist, bestand die Chance, dass jemand in seinem Zimmer war.

„Aber das allein reicht nicht, um sicher zu sagen, dass jemand drinnen war. Daher habe ich außerdem noch eine Bleistiftmine platziert.“

Er gab sich Mühe seine positive Selbsterkenntnis zurückzuhalten, während er von seinen genialen Techniken erzählte.

„Die Tür ist durch Scharniere im Rahmen befestigt. Von außen klemme ich eine Bleistiftmine so über diesem Scharnier ein, dass man sie von außen nicht sehen kann. Beim Öffnen der Tür bricht die Mine. Ich habe sie Bisher immer vorher wieder herausgezogen, aber heute war sie gebrochen.“

Ryuku erkannte.

„Aha, das hast du also immer gemacht.“ Daran erinnern konnte er sich allerdings nicht.

„Die Türklinke und die Mine. Es besteht kein Zweifel, jemand war in meinem Zimmer.“

„Vielleicht waren es nur deine Eltern?“

„Wenn es meine Eltern oder meine Schwester wären, hätten sie auch das Papier nicht bemerkt. Aber gerade weil das Papier wieder an seinem Platz war, ist es verdächtig.“

„Stimmt, deine Schwester oder deiner Mutter wäre das nicht zuzutrauen.“

„Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Wanzen oder Kameras installiert sind. Na ja, wenigstens haben sie außer dem Papier, nicht auch noch das Death Note entdeckt. Am Schreibtisch war jedenfalls nichts verbrannt.“

Raito bog rechts in einen Buchhandel ein.

„Hey, willst du etwa Bücher über Wanzen und versteckte Kameras kaufen, um dich kundig zu machen?“, fragte der Todesgott, eher spottend. Er gluckste, als Raito seine Frage bestätigte.

„Übrigens, Ryuku. Was wird denn jetzt aus deinen Äpfeln?“

„Hm…?“

„Da ich dich sehen kann, kommt es mir nicht unnatürlich vor, aber…“

Ryuku erschauderte. Keine Äpfel mehr!

„Wenn in deinem Zimmer wirklich Überwachungskameras sind… wenn sie jetzt dadurch sehen, wie der Apfel in meinem Bauch… nein, das Innere meines Körpers sollte unsichtbar sein…. Aber wenn ich ihn in der Hand halte, sieht es so aus, als würde er in der Luft schweben.“

„Da Todesgötter nicht sterben können, verhungern sie auch nicht. Also reicht es, wenn ich dir einfach keine Äpfel mehr gebe, oder?“, versuchte Raito sein „Haustier“ aufzubauen. Aber keine Äpfel… das wäre ein seelischer Tod für Ryuku. Aber genau darauf wollte Kira hinaus, nämlich die Äpfel als Köder zu nutzen, damit Ryuku gute Arbeit erledigen würde.

„W…warte mal einen Moment, Raito! Für mich sind Äpfel wie… Mal überlegen. Wie für Menschen Alkohol oder Zigaretten. Oder für dich, da du ein Gott bist… deine Göttin Yashiro, Raito. Wenn ich keine kriege, bekomme ich Entzugserscheinungen!“

„Was denn für welche?“

„Ich fange dann an wie verrückt zu zucken oder mache Handstand…“ Ryuku dachte sich auf die Schnelle irgendetwas aus.

Raito stellte für sich fest, dass er auf diesen Anblick lieber verzichten wollte.

„Hör zu Ryuku. Das ist nicht das einzige Problem. Ich habe L gesteckt, dass Todesgötter nur Äpfel essen. Wenn du unbedingt Äpfel essen willst, musst du das ganze Haus nach Kameras absuchen.“, erklärte er beschwichtigt und Ryuku hörte Kira weiter zu. Er würde alles für seine Äpfel tun.

„Ich muss im Haus den perfekten Musterschüler Yagami Raito spielen. Aber du kannst frei im Haus umher suchen, ohne dass die Kameras dich sehen. Da die heutigen Kameras ihr Signal über Funk senden und nur wenige Millimeter groß sind, kann man sie fast überall verstecken. Aber wenn die Linse selbst verdeckt wird nützen auch diese Kameras nichts. Das heißt, dass sie auf jeden Fall sichtbar sein müssen. Zuerst müssen wir die Positionen aller Kameras herausfinden. Vielleicht gibt es einen toten Winkel, in dem du deine Äpfel essen kannst. Falls es keinen solchen toten Winkel gibt, kann ich mich oder irgendeinen Gegenstand unauffällig dazwischen stellen, damit man dich nicht sieht. Man kann auch Geräte zum Aufspüren von Wanzen kaufen, aber solange die Kameras da sind, kann ich so ein Gerät nicht benutzen. Bevor wir nicht alle Kameras gefunden haben und abwarten, bis sie wieder entfernt worden sind, können wir uns im Haus nicht mehr unterhalten.“

In Zwischenzeit hatte Raito seine Bücher bezahlt und den Nachhauseweg eingeschlagen.

Ryuku hörte interessiert zu. Er würde es tun, das war sicher.

„Falls sie die Kameras über einen längeren zeitrauminstalliert lassen, kann ich so tun, als hätte ich eine zufällig gefunden und kann meinen Vater deswegen zur Rede stellen. Auch dafür muss ich die Positionen der Kameras kennen.“

Ryuku musste dennoch etwas klarstellen…

„Ich bin weder auf deiner noch auf Ls Seite, aber ich halte es nicht aus keine Äpfel essen zu können. Und nicht mit dir reden zu können, ist vielleicht sogar noch schlimmer…“

„Danke, Ryuku. Todesgötter scheinen sehr viel verständiger als Menschen zu sein.“, bemerkte Raito und sie gingen auf das Haus der Yagamis zu. „Also, auf geht’s, Ryuku!“

„Okay, Kameras suchen… Das könnte vielleicht auch unterhaltsam werden…“

Regarded as pervert

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Regarded as pervert
 

„Bist du dir eigentlich sicher, dass die Chips mit dem Consommé-Geschmack keiner außer dir anrührt?“, fragte Ryuku noch einmal, bevor Raito die Tür öffnete.

„Meine Familie mag nur Salz- oder Algenchips. Die Consommé-Chips bleiben immer für mich übrig.“

Raito schloss die Haustür auf und kündigte sich zu Hause an.

Er hatte Chips und ein paar Bücher, Hefte und ein sehr wichtiges und teures Detail gekauft, was ihm helfen sollten, L in die Irre zu führen.
 

Elizabeths herzhafte Lache hallte durch das Hotelzimmer.

L, Yagami Soichiro und sie beobachteten Raito erneut, seit dem er wieder nach Hause gegangen war.

Er lag auf dem Bett und hing über einem Schmuddelheft.

Sein Vater reagierte geschockt, L beobachtete seinen Verdächtigen weiter unberührt und Liz konnte einfach nicht mehr.

„Ah ja… Er lernt nur und hängt nur mit der Nase in seinen Büchern! So ein anständiger Junge!“, rief sie und verpasste sich einen Schlag auf ihren Schenkel. Sie weinte schon Tränen vor Lachen.

„Yashiro! Halt endlich die Klappe!“, verlangte L plötzlich zynisch und Liz versuchte sich zusammenzureißen.

Ryuku stand gebannt hinter Raito und wusste im ersten Moment nicht, was er von der halbnackten Frau, die sich auf dem Foto auf einem Bett wälzte halten sollte. Auf einmal fiel ihm ein, dass er doch noch Kameras suchen musste. Das ganze konnte die Kamera natürlich nicht aufzeichnen.

„Das hätte ich ihm nie zugetraut… Also wirklich!“, brachte der ins kalte Wasser geschmissene Chefinspektor hervor.

L versuchte den Vater zu beruhigen.

„Mit 17 ist das normal.“ Er sah zu Liz, die sich immer noch einen ins Fäustchen lachte.

„Für mich sieht es allerdings eher aus, als wolle er demonstrieren, dass er die Schutzmaßnahmen in seinem Zimmer wegen dieser Heftchen getroffen hat.“

„Soll das heißen, Sie haben meinen Sohn wirklich unter Verdacht, Ryuzaki?!“

L wandte seinen Blick wieder den zahlreichen Monitoren.

„Natürlich. Aus diesem Grund haben wir ja auch Kameras und Wanzen in Ihrem Haus installiert.“

In Zwischenzeit entdeckte Ryuku einige Kameras und Wanzen.

„In der Klimaanlage ist eine.“, teilte der Shinigami Raito mit. Dieser ließ sich nichts anmerken und blätterte um.

//Hab ich’s doch gewusst! Ich hätte nicht gedacht, dass die Polizei so weit gehen würde, um Kira zu finden. Das geht sicher auf Ls Kappe! Also verdächtigt er mich... Was weiß er?//

Raito schloss sein Heftchen wieder und seufzte gespielt enttäuscht.

„Hatte mir mehr davon versprochen…“

Er stand auf und stellte das Heftchen, natürlich getarnt, in sein Bücherregal.

//Wahrscheinlich konzentriert er sich jetzt auf die Personen, die Raye Penber beschattet hat. Aber das hieße ja, er müsste in den Wohnungen aller von Penber beschatteten Personen Kameras installieren lassen…?! Würde er wirklich so weit gehen? Reicht sein Verdacht dafür aus? Das kann ich mir nicht vorstellen… Es ist wahrscheinlicher, dass er gezielt mich im Auge hat. Ich sollte mich dem entsprechend verhalten. Zum Glück bin ich bestens vorbereitet… Hatte mir ja schon vorsorglich diese Heftchen zugelegt. Ein Hoch auf die Vorsicht!//

Raito ging zu seinem Schreibtisch und schlug einige Schulbücher auf und begann zur Tarnung zu lernen. Er schnappte sich einen Kugelschreiber und knabberte kurz daran, während er weiter über seine momentane Situation nachdachte.

//Im Death Note stehen noch Todestermine für die nächsten 3 Wochen. Aber ich hatte L ja bereits wissen lassen, dass Kira die Todeszeitpunkte beliebig im Voraus planen kann. Wenn ich L also nachhaltig täuschen will, muss ein Verbrecher zu Tode kommen, dessen Name während der Zeit meiner Überwachung in den Medien veröffentlicht wird, ohne dass ich dabei beobachtet werde, wie ich die Nachrichten sehe!//

„Hey, hab noch eine gefunden! Mit der können sie deinen ganzen Schreibtisch überblicken!“

Raito schlug ein weiteres Buch auf.

//Bisher sind die Verbrecher immer spätestens 2 Tage nach ihrer Medienveröffentlichung umgekommen. Wenn ich also jetzt den Fernseher einschalte und neue Verbrechermeldungen gesendet werden und dann heute oder morgen einer von ihnen zu Tode kommt, könnte L schließen, dass ich Kira bin. Wenn ich den Fernseher aber auslasse und so tue, als würde ich nichts von den Verbrechern mitbekommen und dann keiner von ihnen seine Strafe erhält, lenkt das den Verdacht genauso auf mich.//

Dann hatte er eine Idee und beugte sich über sein Heft, schrieb etwas auf.

//Wenn ein neu veröffentlichter Verbrecher stürbe und ich weder Fernseher noch Computer einschaltete…? Dann muss er daraus schließen, dass ich auf keinen Fall Kira sein kann!!! Das ist es! L weiß ganz genau, dass Kira die Gesichter seiner Opfer über Fernsehen oder Internet in Erfahrung bringen muss. Wenn also jemand zu Tode kommt, von dem ich nichts wissen konnte, bin ich aus dem Schneider. Dir zeig ich’s, L!//

Auf einmal zeigte Monitor 7 ein Mädchen, etwas jünger als Liz es war, welches an der Treppe stand und nach ihrem Bruder rief: „Bruderherz! Das Essen ist fertig!“

Liz grinste.

„Das muss Sayu sein. Süß <3“

Raito stand auf und war auf dem Weg, sich zu seiner Familie zu gesellen.

„Raito! Ich such so lange hier drin weiter, okay? Hab schon 6 Kameras gefunden!“, rief Ryuku ihm enthusiastisch hinterher. Raito ging die Treppe runter ins Esszimmer, setzte sich an den Tisch mit seiner Familie, um gemeinsam zu essen.

„Schon wieder ‚ne Musiksendung? Schalt doch mal auf die Nachrichten, Sayu!“, forderte Raito auf, als er auf dem Fernsehbildschirm Hideki Ryuga, den japanischen Popstar schlechthin, entdeckte.

„Hideki ist doch klasse! Du solltest dir auch mal ’n Idol suchen, Bruder!“

//Ein Glück, dass Sayu sich nicht für Nachrichten interessiert… Sonst wäre mein ganzer Plan im Eimer.//

Zur selben Zeit meldete sich L bei Aizawa.

„Aizawa, läuft bei den Kitamuras gerade der Fernseher?“

„Ja. Die ganze Familie schaut sich beim Essen die Sendung auf Kanal 4 an.“, berichtete der Ermittler und das Gespräch wurde bereits abgebrochen.

Liz beugte sich zum Laptop und sprach ins Mikro.

„Watari, bitte veranlassen Sie, dass das Programm durch unsere Sondermeldung unterbrochen wird!“, gab sie durch, und Watari tat wie ihm befohlen.

Nur einige Sekunden später wurde die Sondermeldung der Interpol eingeblendet.

»Interpol stellt im Kira-Fall 1500 Sonderermittler nach Japan ab.«, hieß es.

„1500?! Krass!“, dachte Sayu laut und erstaunt. Raito sah unbeeindruckt auf die Mattscheibe und berechnete seine aktuelle Situation.

//Das Wohnzimmer wird garantiert auch überwacht. Wahrscheinlich wollen sie meine Reaktion auf diese Meldung testen. L ist wirklich leicht zu durchschauen.//

Raito sah weiterhin auf den Fernseher.

„Diese Vollidioten!“, bemerkte er genervt. Überrascht warteten Sayu und seine Mutter auf eine Erklärung.

„Es bringt gar nicht, wenn sie das so öffentlich machen! Damit wiederholen sie nur den Fehler des FBI… Eine Geheimoperation wäre doch viel wirkungsvoller!“

L grinste breit und schien beeindruckt.

„Mit dieser Meldung wollen sie Kira sicher zu einer Reaktion provozieren, doch der Überraschungseffekt ist damit hin.“

„Ein schlaues Bürschchen, Ihr Sohn.“, sagte L, den Daumen im Mund, zu Soichiro, bevor er sich an seine Schwester wandte. „Genau das Richtige für dich.“ Yashiro ignorierte es, indem sie sich weiterhin auf den Bildschirm konzentrierte. Raito war bereits fertig mit dem Essen und packte sich eine Tüte Chips mit Consommé-Geschmack und ging hinauf in sein Zimmer. Er schloss die Tür hinter sich und trank einen Schluck Tee. Ryuku lag halb tot auf seinem Bett.

„Raito… Ich glaub, ich hab alle Kameras gefunden. War ganz schön anstrengend, selbst für einen Todesgott!“ Raito setzte sich an seinen Schreibtisch, krempelte die Ärmel hoch und bewaffnete sich mit einem Kugelschreiber.

„Ach ja, ich sollte dir ja alle Kamerawinkel und Standorte sagen. Merk sie dir bitte gut, Hab keine Lust, alle Standorte nochmal zu wiederholen…“

„Los geht’s! Jetzt wird gelernt!“, rief Raito enthusiastisch und begann seine Aufgaben zu erledigen, während Ryuku ihm jede Kamera aufzählte, die er gefunden hatte.

Insgesamt sind es 64 Kameras. Ryuku fand sie sehr leicht, also wurde nicht besonders gut drauf geachtet sie zu tarnen.

//Typisch L! bietet dem zum Tode Verurteilten noch lässig einen Stuhl an, um ihm die Kriegserklärung zu machen. Der Kerl hat selbst keinerlei Skrupel!//

„Wo soll ich denn jetzt nur meine Äpfel essen?! … Ach so… Du kannst hier drin ja nicht sprechen. Dann sag’s mir eben morgen, wenn wir draußen sind!.“

„Okay!... Die Aufgabe habe ich gelöst.“, willigte Raito geschickt ein.

//Wenn man die Anzahl der Kameras und die Art, wie sie angebracht wurden bedenkt, scheinen sie es recht eilig zu haben. Aber jetzt, da ich von Ryuku weiß, wo sich die Kameras befinden, bin ich ihnen einen Schritt voraus… Und so kann ich unter dem Deckmantel eines strebsamen Schülers, der nichts als Lernen im Kopf hat. Durch das Death Note einen Verbrecher erledigen, von dem gerade berichtet wird!//

Er griff erneut in seine Chipstüte.

//Keine der Kameras dürfte das hier erfassen. Weder von oben, von der Seite, noch von hinten…// Yagami Raito hatte fast sein ganzes Erspartes für einen Mini-Plasma-Fernseher hingegeben, um seinen Allerwertesten zu retten. Er hatte ihn in die Chipstüte gesteckt, und nun konnte er ungestört die Nachrichten verfolgen.

Er schrieb mit seiner rechten hand munter seine Aufgaben weiter, während er mit links immer wieder in die Tüte griff, um einen in den Nachrichten genannten Namen aufzuschreiben. Für jeden anderen sah es so aus, als würde er sich einen Chip aus der Tüte nehmen und essen. Auch L und Liz fiel dies nicht auf. Wie denn auch? Kein Objektiv fing ein, was sich in der Chipstüte abspielte.

„Ihr Sohn ist ja wirklich fleißig. Macht sich nach dem Essen sofort ans lernen, ohne jegliche Ablenkung.“, bemerkte Ryuzaki beiläufig.

„Er hat schließlich nur noch 10 Tage bis zu den Aufnahmeprüfungen.“

L drehte sich zu seiner Schwester um.

„10 Tage. Ist es da nicht mal an der Zeit, auch ein wenig zu lernen?“

„Ich dachte ich soll hier sein… Außerdem hab ich schon voll viel gelernt!“, beteuerte seine Schwester. Natürlich hatte sie das nicht.

//Einer der 3 Namen, die ich aufgeschrieben habe, ist sicher ein Treffer. Binnen 40 Sekunden wird der nächste Verbrecher einem Herzversagen erliegen und ich habe das perfekte Alibi. L selbst kann bezeugen, dass ich den ganzen Abend gelernt habe und keine Chance hatte, die Nachricht zu verfolgen.//

Er nahm die „leere“ Junkfoodverpackung, zerknüllte sie und warf sie in seinen Mülleimer.

„Also gut… Noch eine Aufgabe.“, sagte er unschuldig und besonnen. Ryuku stand neben ihm. Sein Blick schien etwas, sagen wir, ehrfürchtiges zu haben.

Watari trat in das Hotelzimmer, bespickt mit Monitoren.

„Ryuzaki! Der wegen Unterschlagung angeklagte Bankangestellte und der Taschendieb, die vorhin in den Nachrichten namentlich genannt wurden, sind soeben an Herzversagen gestorben.“, meldete der ältere Herr.

Euphorisch riss Soichiro seinen Kopf zu L. Sein Sohn konnte es also nicht gewesen sein. „Das war Kira!“

„Im Hause Kitamura haben nur die Frau des ältesten Bruders und die Schwester diese Nachrichten gesehen.“, fuhr Watari fort.

„Bei den Yagamis haben die Mutter und die Tochter eine Serie geschaut. Danach haben sie den Fernseher sofort ausgeschaltet. Der Sohn hat seit 6 in seinem Zimmer gelernt.“

L zog seine Knie an sich ran und umfasste sie gebannt.

„In keinem der Haushalte befindet sich ein TV-fähiges Handy oder Ähnliches. Auch per SMS oder E-Mail wurden keine Informationen abgerufen, dabei braucht Kira doch den Namen und das Gesicht seiner Opfer. Das heißt wohl, wer die Nachrichten nicht verfolgt hat, kann nicht Kira sein…“ L und seine Schwester tauschten kurze Blicke.

„Dann ist meine Familie ab sofort aus der Überwachung zu nehmen!“, platzte es aus Yagami heraus. Allgemein war Liz eher eine ruhigere Vertreterin der Ermittler. Doch nun meldete sie sich zu Wort.

„Heute hat Kira die gemeldeten und vergleichsweise leichten Verbrechen ziemlich schnell bestraft…“ Sie stand auf und schnappte sich ihre Jacke. „Schon erstaunlich, dass gleich am ersten tag der Überwachung jeglicher Verdacht von Yagami gefallen ist.“ Sie packte ihre Sachen. „So, Leute, ich bin dann mal weg.“

„Yagami hört sich so abfällig an. Wo ist dein –kun?“, fragte L neckend. Soichiro war leider nicht zum Scherzen zu mute. Er war geschockt, als er letztendlich realisierte, dass seine Familie weiterhin unter Beobachtung stand.

„Halt’s Maul!“, rief Yashiro, kurz bevor sie das Hotelzimmer verließ.

Die Geschwister grinsten kurz, bevor sie sich ihrem eigentlichen Tun wieder befassten.

Yash sah auf die Uhr. Es war bereits 7h. Sie nahm den Bus nach Hause und relaxte erst einmal eine weitere halbe Stunde auf der Coach. Um 8 Uhr begann sie dann sich zu duschen. Sie war bei bester Laune und trällerte ein schönes Liedchen.

„I feel good! Dödödödöm! I now that I would now…“ Sie lächelte und schäumte sich ihr Haar ein. „Yagami steht im Walde ganz still und stumm. Da kommt L mit ’nem Bobbycar und fährt ihn um.“

Sie summte vergnügt, stylte sich und zerbrach sich den Kopf. Die Frage nach dem perfekten Outfit war da immer so eine Sache…

Sie schien einen Kopfsprung in ihren offenen Kleiderschrank zu machen. Sie durchwühlte ihre Anziehsachen von oben bis unten. Sie nahm sie ein Top, sah es kurz an und warf es hinter sich. Diesen Vorgang wiederholte sie mehrmals.

„Zu nuttig, graue Maus, hässlich, zu weit, zu weiß, zu sehr aus dem 18. Jahrhuntert…“

Als ihr Kleiderschrank leer war, stellte sie bedauernd fest, dass sie keine Klamotten mehr hatte. Der Schrank war schließlich leer, wen interessierte dann schon dieser riesen Haufen im Hintergrund?

Sie sah auf ihre Armbanduhr. Es war bereits 9. Sie hatte noch eine halbe Stunde, trotzdem waren die Geschäfte schon alle zu… Sie musste wohl oder übel irgendeinen Fummel anziehen, den sie gerade aus ihrem Kleiderschrank manövriert hatte.

Sie konnte sich nicht entscheiden. Sie zog alles an, was sie hatte, kombinierte es mit allem möglichen…

Es klingelte. Erschrocken zog sie sich etwas über und machte Aori und Rikuo auf.

„Setzt euch hin! Ich bin gleich wieder da!“

Sie rannte wieder hoch, ließ die beiden konfusten jungen Herren allein.

Sie sahen sich amüsiert um.

Nach einer Viertel Stunde entschied sie sich für eine weiße Bluse mit kurzen Ärmeln und lila Punkten. Darunter zog sie ein schwarzes Top und dazu einen Rock. Darunter eine Strumpfhose und ihre Highheels.

Sie sah in den Spiegel und begutachtete sich.

//…Klasse… -.-//

Sie hörte aus dem Wohnzimmer ein gellendes Lachen. Sie schnaufte und nahm ihr Outfit hin, folgte den dreckigen Lachen der beiden Jungs.

Bevor sie ihre Stimmen überhaupt ausmachen konnte, warnte sie sie bereits:

„Ich hoffe für euch, dass ihr meine Unterwäsche in Frieden lasst!“

Das Lachen verstummte und Rikuo stand sofort hinter ihr.

„Keine Sorge… Sachiko hat uns nur gerade eine Sms geschickt…“ Er grinste breit und Aori verfiel in gellendes Lachen. Liz zog eine Braue hoch und verschränkte die Arme.

„Ja?“

„Wenn du diesem Schnösel schon eine runterhaust, wieso machst du kein Foto davon?“

Die beiden Busenfreundinnen lachten laut und herzhaft. Liz sah die beiden schräg an.

„Hat Sachiko das gesehen?“, fragte sie interessiert.

„Nein, Yuri hat es gesehen. Sie hat schockiert ihrer besten Freundin bescheid gesagt, die kann Yagami aber nicht sonderlich leiden und hat Sachiko bescheid gesagt. Die leitet diese Nachricht an die ganze Schule und morgen ist unser toller super Streber die tolle super Null!“ Die Jungs schlugen ein und lachten vergnügt.

Liz wusste nicht, was sie davon halten sollte. Begeistert war sie nicht und um Protest einzulegen war es ohnehin zu spät. Sie schnaufte.

„Ihr seid 2 und 3 Jahre älter als ich und ihr benehmt euch wie kleine Kinder.“, bemerkte sie. Sie zog sich ihre Jacke über und nahm ihre Handtasche.

„Kommt ihr jetzt?“

Die beiden Jungs verließen die Wohnung, sie schloss die Tür hinter sich und schloss ab.

Liz sah vor ihrer Haustür einen schicken Sportwagen. Es hupte und ein gut aussehender Japaner und er ließ die Fensterscheibe runter.

„Hübsches Küken, was ihr da habt.“, stellte er grinsend fest, als er Yashiro musterte. Sie sah ihn schräg an und stutzte. Der Kerl kaute Kaugummi und schien sie mit seinem Blick auszuziehen.

Rikuo hielt ihr die Tür auf. Kurz überlegte sie, ob sie einsteigen sollte. Verstört tat sie es und nun saß sie zwischen den beiden Jungs.

„Ab ins York.“, rief Aori enthusiastisch.

Liz sah Rikuo Hilfe suchend an.

„Ach… Das ist ein guter Kumpel von uns, Chiaki.“

Liz nickte und der besagte Kumpel fuhr los. Na ja, eigentlich ließ er den Motor aufheulen. Das Mädchen hob unbeeindruckt die Brauen, als der Kerl sie mit einem Machogrinsen beglücken wollte. Den Korb nahm er überrascht hin und fuhr los.

Nach einigen Minuten machten sie Halt. Liz sah verwirrt aus dem Fenster.

„Das ist nicht das York.“, stellte sie fest.

„Na ja, eine etwas … sagen wir, interessantere Version.“

Die Jungs stiegen aus. Rikuo hielt Liz die Tür auf.

„Kommst du oder willst du da drin vermodern?“

„Das ist doch kein Nachtclub, oder?“

„Was wollen wir um 10h in einem Nachtclub?“

Er lächelte sie an und reichte ihr seine Hand. Sie ergriff sie und stieg aus. Die andern beiden waren bereits am Eingang. Chiaki sprach mit dem Türsteher, kurz darauf winkte er Rikuo und Yash rein.

„Was hat dieser Chiaki getan?“

„Connections.“, sagte Rikuo trocken und die beide gingen in den Club.

Unsicher folgte Liz ihm. Sie wusste, nicht, was sie erwarten würde… Als sie rein kam und auf den Tischen eine halb nackte Frau entdeckte, war ihr klar, dass es doch so eine Art Softnachtclub war.

Sie weitete verwundert die Augen und sah Rikuo angesäuert an.

„Was? Ist doch geil… Ach, die arbeitet nicht hier. Da kann tanzen, wer möchte.“ Er grinste breit und legte einen Arm um sie.

„Was hättest du denn gerne?“

„Whiskey… einen doppelten…“ Sie war ein wenig deprimiert, dass die Jungs mal wieder nur an das eine dachten. Sie würde bestimmt nicht an dieser dämlichen Stange tanzen.

Sie nahm ihren Drink und kippte ihn, als Rikuo auch schon kam und sie auf die Tanzfläche bat. Sie nickte und folgte ihm. Sie tanzten miteinander und obwohl es sozusagen ihr erstes Mal war, tanzten sie nicht distanziert. Sie hatten sichtlich viel Spaß und flirteten miteinander.

Aori und Chiaki beobachteten die beiden.

„Steht er auf sie?“

„Seit dem ersten Tag…“, antwortete Aori. „Aber sie ist zu anständig für ihn. Er wird sie knacken und das war’s, nehm ich an.“

Chiaki nickte und sah sich um. „Noch nichts Leckeres da.“

Yash und Rikuo kamen wieder.

„Ich hasse dieses Lied.“, erklärte Yash und grinste. Sie amüsierte sich doch einigermaßen gut und schüttelte nur den Kopf, als sie Chiaki sah, wie er einer Tänzerin einen Schein zusteckte.

„Was denn? Sie macht das gut!“, beteuerte er.

Einige Minuten später kam ein Schwarm junger Frauen und.

„Bingo.“, bemerkte Chiaki. Er nahm seinen Drink und zischte ab.

„Hey! Nicht ohne mich!“, rief ihm Aori hinterher, und schon waren die beiden weg und mischten sich unter die Damen. Liz sah Rikuo an, während er den beiden zuschaute.

„Was ist mit dir?“

„Ach… nein, mir ist grad nicht so nach aufreißen.“ Er sah sie an. „Die beiden toben sich eben aus und ich habe langsam keine Energie mehr. Ich möchte zur Ruhe kommen. Am besten zu zweit.“ Er lächelte und sah sie an.

„Wow, hätte ich jetzt nicht erwartet. Aber hier kannst du doch ein paar Mädels kennen lernen.“

Rikuo runzelte die Stirn und lächelte. „Baby, sieh dich um, das sind alles Schlampen hier^^°“

Liz lachte und lehnte sich an die Theke.

„Für hemmungslosen Sex sind die vielleicht die erste Wahl…“ Er musterte ein Mädchen, dass sich gerade an einer Stange entledigte. „Aber… das ist es nicht.“

Liz betrachtete ihn ungläubig. „Du wirst 19 und du tust so, als wäre dein Leben eine einzige Orgie.“

„Früh übt sich.“, sagte er nur und grinste. Er trank sein Bier aus und sah sie an.

„Wie kommt das eigentlich, dass so ein hübsches und intelligentes Mädchen noch keinen Freund hat?“

„Ich bin wahrscheinlich zu intelligent. Oder die andere Möglichkeit, die Kerle sind einfach zu dämlich…“

„Wieso hängst du dann hier rum, anstatt dich bei Yagami zu entschuldigen?“ Er klang leicht eingeschnappt.

„So meinte ich das nicht. Immer kommen diese Idioten, die sich nur für das Äußere interessieren und wenn sie dann endlich merken, dass mein IQ deren Körpergröße überragt, bin ich schon längst wieder weg. Immer diese dämlichen Anmachsprüche… Yagami-kun ist… er ist irgendwie seltsam. Er ist total überzeugt von sich. Ich sage nicht, dass er nicht intelligent und aufrichtig ist, aber … na ja, er denkt er wär’s und irgendwie fehlt in ihm das Kind…“ Sie rang um Worte. Ihr fiel es schwer, ihr Problem an Raito zu erklären.

„Yagami-kun, also? Ich sag dir was, du magst ihn.“ Er sah sie an und sein vorwurfsvoller und zugleich trauriger Blick erinnerte sie an einen kleinen Hund, der nach einem gemachten Kunststück kein Leckerchen bekommen hatte.

„Nein. Ich unterhalte mich lediglich mit ihm. Und auch ich habe nur die Nerven eines angreifbaren Menschen. Wenn er mich ein Jahr lang jeden verdammten Tag fragt, ob ich endlich mit ihm ausgehe, muss ich irgendwann ja sagen. Er hat mich tot genervt.“

„Achso…“ Er lehnte sich neben sie und sah in die bunten tanzenden Lichter. „Hör zu… ich will ehrlich zu dir sein. Ich kann diesen Idioten ziemlich gut verstehen. Du bist wunderschön, lustig und intelligent. Nur… na ja, ich habe mich zurückgehalten. Ich dachte da läuft was zwischen euch.“ Er sah sie an. „Also sei bitte ehrlich zu mir. Das verletzt mich irgendwie… Ich weiß nicht… Es fällt mir ziemlich schwer das zu sagen…^^°“ Er sah verlegen zur Seite auf den Boden. „Hast du etwas für ihn übrig? Stehst du auch auf diesen superintelligenten Gentleman oder könntest du auch mit einem total Loser Vorlieb nehmen?“

Sie stand da und wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Der Druck der Stille lastete auf ihr, obwohl die laute Musik um den beiden rum war, sie schien nicht in diese Situation dringen zu können.

„Ich kann diesen Typen wirklich nicht leiden… irgendwie… Er reizt mich schon, aber ich könnte mir nie vorstellen, auch nur mit ihm befreundet zu sein… Er ist so schleimig eklig^^°“ Sie sah ihn an. „Also wer sagt, dass ich mit diesem Loser Vorlieb nehme? Der Gentleman geht natürlich auch.“ Sie grinste breit. „Oh, natürlich möchte ich noch einen Drink. Wie aufmerksam von dir.“, sagte sie gespielt.

„Ich hab doch gar ni…-“ Liz legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen und der junge Herr bestellte. Die Drinks kamen und er reichte ihn ihr.

„Sag mal… Auch wenn du erst 15 bist, du gehst in Diskos und alles, du gibst dich viel älter und du bist so reif… Du lebst schon lange allein, habe ich recht?“

Liz atmete kurz tief durch. „Richtig. Meine Eltern sind wohl etwas länger weg…“ Sie sah kurz betrübt zur Seite. Sie hätte ihm so gern die Wahrheit gesagt. Er ging einen Schritt auf sie zu.

„Tut mir leid. Wollen wir… nochmal tanzen?“

„Klar.“

Sie tanzten erneut und die andern beiden vergnügten sich bereits etwas ungesitteter mit ihren neuen Bekanntschaften.

Nach einiger Zeit taten Yash die Füße weh und erschöpft ließ sie sich auf einem Sessel in einer kuscheligen Ecke fallen.

„Puh, das war anstrengend.“

„Aber toll.“

Sie lächelten sich an. Rikuo setzte sich zu ihr.

„Du kannst verdammt gut tanzen.“, bemerkte er anerkennend.

„Du bist auch nicht schlecht.“ Kurz lächelten sie sich wieder an. Viel Zeit war inzwischen vergangen und Rikuo wollte seine Chance endlich nutzen. Kurzerhand zog er sein Gegenüber zu sich und küsste sie. Liz war zwar überrascht, nahm es aber hin. Sie war total verwirrt. Hatte sie sich das alles eingeredet mit Raito? Was war jetzt mit Rikuo?

Sie setzte sich auf seinem Schoß und die beiden kuschelten und küssten sich weiter.

Doch die Idylle hielt nicht lange an. Aori und Chiaki kehrten zurück, sturz betrunken und null Reaktion. Aori sah die beiden verhakten auf einem Sessel.

„He! Rikuo! Hat deine Mitleidsnummer geklappt? Ich sag doch, dass das funktioniert! Komm, wir wollen nach Hause, vögelst du sie hier oder was?“ Er nuschelte, doch Yash hatte verstanden, was sie verstanden musste. Chiaki und Aori lachten glucksend.

Liz löste sich von Rikuo und sah ihn skeptisch an.

„Die sind betrunken! Hör nicht auf sie!“ Allein ihr Blick machte ihn tierisch nervös. Sie fackelte nicht lange und erkannte, dass Aori die Wahrheit gebrabbelt hatte.

„Du bist so ein Arschloch!“, sagte sie kalt. Sie stand auf und verließ den Club. Das war ihr zu viel. Rikuo rannte ihr nach.

„Hey! Warte!“

„Wieso seid ihr hier eigentlich alle so… verdammt dumm? Lass mich in Ruhe! Alles Idioten!“

Sie winkte ein Taxi zu sich und fuhr nach Hause. Sie war wütend und traurig. Wie konnte er sie nur so verarschen?

Sie kam zu Hause an und schmiss sich in ihr Bett. Sie wusste nur, dass sie einfach nur schlafen musste. Sie dachte lange noch über den Abend nach. Was war mit Raito? Sie wünschte sich jemanden bei ihr…

Hatte sie sich nur eingeredet, ihn nicht zu mögen?

Spiritshipping

Page fifteen:

Spiritshipping
 

„Raito? Bist du schon wach?“, rief Raitos Mutter am Samstag Morgen ihren Sohn. Dieser zog sich bereits an.

„Ja“, antwortete er.

„Heute kommt die Müllabfuhr! Bring deinen Abfall runter!“

Raito schnaufte. „Muss das sein?“

„Stell dich doch nicht immer so an! Ist doch schnell erledigt!

Raito gab klein bei und brachte seinen Müll runter. Er streckte sich und ging auf seinen Balkon, um einen Blick aufs Müllauto zu werfen.

„Dass du das alles so einfach wegsteckst! Du musst’s ja haben!“, bemerkte Ryuku. „Immerhin hat der Mini-Plasma-Fernseher 39.800 Yen gekostet, oder?“

Raito sah ihn unbeeindruckt an. Raito zog sich seine Jacke an und verließ das Haus, verfolgt vom Shinigami Ryuku, der schon einige Symptome seiner Entzugserscheinungen zeigte.

„Und du bist dir ganz sicher, Ryuku?“, fragte Raito, nachdem Ryuku von seiner Erkundungstour wieder kam. Er hatte nachgesehen, ob jemand hinter ihnen her sei.

„100%! Wir werden nicht verfolgt.“

„Und das sagst du nicht nur, um ’nen Apfel zu kriegen?“

„Also hör mal! Ich habe im Umkreis von 100m alles gecheckt! Keiner da!“, rechtfertigte sich der Todesgott.

„Und was ist dann mit denn 1500 Beamten, die sie auf Kira angesetzt haben?“

„Du hast doch selbst gesagt, dass das nur ’ne Finte war!“

„Also gut, Ryuku. Du kriegst deine Äpfel.“

Ryuku machte einen Luftsprung und konnte es kaum abwarten. Raito kaufte ein paar Äpfel und ging mit Ryuku in den Park. Der Apfel, mir dem er von Raito gefüttert wurde, war dringend nötig, Ryuku hatte sich schon allerhand verrenkt und verrückt gemacht.

„Du bist echt hart zu deinem Todesgott!“, bemerkte dieser. „Lässt mich alles nach Kameras absuchen und verbietest mir im Haus Äpfel zu essen!“ Ryuku hatte seinen Apfel verputzt, bis auf die Kerne, die musste er doch laut Herrchen auch noch essen…

„Schön auch das Kerngehäuse aufessen!“

„Ich werde dich am Ende wohl doch in mein Death Note schreiben müssen.“, drohte Ryuku zur Antwort.

Raito lachte auf.

„Was gibt’s denn da zu lachen?“

„Du hast Recht. Noch habe ich keinen Grund dazu.“

Die beiden machten sich wieder auf den Nachhauseweg.
 

••

Bücher über Bücher, Akten über Akten… Yagami und L saßen in einer Zentrale voller Chaos.

„Ryuzaki! Dadurch, dass der Bankangestellte und der Taschendieb gestern einen Herzinfarkt erlitten, während meine Familie keinerlei Informationen von außen erhielt, dürfte sich der Verdacht doch wohl erledigt haben?“, drängte Soichiro. Er bestand auf ein Ja.

„Nun ja… Es ist undenkbar, dass Kira den Tod eines Menschen verursachen kann, bevor er überhaupt Informationen zu seinem Opfer erhalten hat.“ Es regte sich etwas auf Monitor 2.

„Ihr Sohn kommt wieder nachhause!“, verkündete L.

Raito trat ein und ging in sein Zimmer. Er legte seine Jacke und Tasche ab und setzte sich erneut an seinen Schreibtisch. Ryuku ahnte Schlimmes.

„Oh Mann, jetzt heißt es wohl wieder schweigen und lernen…“

//Da ich vorgestern die Worte auf dem Bildschirm nur schlecht lesen konnte und ich auch keinen Ton zu den Nachrichten hatte, wusste ich natürlich nicht, dass meine Opfer nur Kavaliersdelikte begangen hatten.// Raito dachte erneut über sein Tun nach und schaltete den Fernseher an.

//Wenn so leichte Verbrecher nur bestraft werden, während ich keine Nachrichten sehe, könnte das den Verdacht doch wieder auf mich lenken, auch wenn ich eigentlich ein Alibi habe.// Er sah konzentriert die Nachrichten. //Das heißt, wenn nun auch kleine Verbrecher zu Tode kommen, während ich die Nachrichten sehe, sind jegliche Auffälligkeiten, die Rückschlüsse auf meine Person zulassen, beseitigt.// Gerade wurde von einer Einbrecherbande berichtet. Raito nahm ein Schulbuch und schrieb etwas herein, jedenfalls sah es für jeden anderen so aus. Denn eigentlich beschrieb er die Namen der Verbrecher auf einen Zettel… //Da ich die Standorte der Kameras ja jetzt genau kenne, ist es ein Kinderspiel die Namen auf die vorsorglich verteilten Blätter aus dem Death Note zu schreiben. Und ich werde mir auch die Namen und die Gesichter von Verbrechern merken, die in den Nachrichten auftauchen, unabhängig von der Schwere ihrer Schuld.// Er schob den Zettel unauffällig in seinen Ärmel und schloß sein Buch, zog wieder seine Jacke an und verließ mit Ryuku sein Zuhause. Er stopfte den Zettel in seinen Geldbeutel und draußen, wenn er alleine war, nahm er den Zettel heraus, um die Namen der Verbrecher in aller Ruhe zu notieren. Richtiger Ort und Zeitpunkt. Er hatte selbst die Kameras überlistet.

„Wo gehst du hin, Raito?“, fragte Ryuku interessiert. Ihm fehlte es sehr, mit Raito reden zu können.

„Zu Hideki-san. Hab sie lange nicht mehr gesehen.“

Ryuku stutzte. Raito hatte sie erst gestern gesehen…

Raito klingelte und wartete. Liz hatte keine Lust aufzumachen, doch Raito wusste irgendwie, dass sie zu Hause war und klingelte Sturm. Liz sah neugierig und vorsichtig aus dem Fenster. Doch nicht vorsichtig genug für einen Yagami Raito. Er sah sie und winkte lässig, als ihr verwuschelter Kopf auch schon wieder von der Fensterscheibe verschwand. Und weiterhin blieb die Tür zu.

„Katerstimmung…“, murmelte Ryuku grinsend.

„Yash!“, rief Raito. „Mach schon auf! Ich hab dich gesehen!“

„Ich lerne für die Prüfungen.“, erklang ihre Stimme.

„Glaub ich dir nicht.“

„Ist so.“

„Du lernst nicht.“

„Ich bin krank.“

„Ich bin geimpft.“

Langsam öffnete sich die Haustür und eine total verschlafene Liz im Schlafanzug stand im Türrahmen und verschränkte die Arme.

„Was ist denn schon wieder?“ Ihre Augen waren gequollen und ihre Haare ähnelten der Mähne eines Löwen.

„Du bist wirklich krank.“, stellte Raito fest. War sie nicht. Ihr fehlte nur Schlaf.

„Als ob ich dich anlügen würde…“, murmelte Yash unschuldig.

„Kann ich reinkommen?“

„Nimm’s nicht persönlich, aber du bist die letzte Person, die ich gerade gebrauchen kann.“ Oder die Erste…

„Wieso, was ist los?“

„Ich hasse dich.“, sagte sie resigniert. Sie sah über Raitos Schulter. Sie sah in die Ferne. Sie wusste nicht, dass sie Ryuku gesehen hätte. Liz konzentrierte sich auf ihren Nachbarn, der den Müll hinausbrauchte, während Ryuku immer mehr glaubte, von ihr gesehen zu werden.

„Raito! Sie beobachtet mich!“, rief er hysterisch.

Raito sah Liz an. Er seufzte.

„Hör zu. Tut mir leid, wenn ich dich andauernd nerve… Ich verschwende offensichtlich deine Zeit. Ich wollte nur irgendwie bei dir sein, schätze ich. Also dann, wir sehen uns wahrscheinlich Montag.“ Yash schwieg. Sie hatte ihm unbeeindruckt zugehört und schloß die Tür vor der Nase ihres Klassenkameraden.

„Sie ist eiskalt. Ich schwöre, sie hat mich angesehen!!!“

Raito machte auf dem Absatz kehrt und ging.

Liz schlurfte dorthin, woher Raito sie gejagt hatte. Sie schmiss sich auf ihre Couch und sah Fern, aber leider kam sie nicht mehr richtig zur Ruhe. Das, was Raito zuletzt gesagt hatte, ging ihr einfach nicht in den Kopf. Hatte sie sich verliebt? Und wenn, dann wollte sie es nicht wahr haben. Sie beschloss, sich heute nicht in der Zentrale blicken zu lassen, so sehr es sie auch reizte, Yagami-kun zu beobachten. Sie war traurig. Doch nicht nur ihre Enttäuschung und ihre Unklarheit über sich selbst deprimierte sie. Vielmehr vermisste sie ihre Freunde, vermisste sie Mello. Sie wollte ihm schreiben, aber nach der langen Zeit wollte er sicherlich nichts mehr von ihr wissen. Sie hatte niemanden, an den sie sich wenden könnte. Keine Freunde, nur ihren Bruder, aber der würde sie sowieso nicht verstehen, nahm sie an.

Einen Tag darauf saßen alle Ermittler inklusive L in einer neuen Ermittlungszentrale an einem Tisch. Der 3-Tage-Bart stand jedem einzelnen im Gesicht und sie rochen unangenehm nach Schweiß. Vor lauter Arbeit ist niemand dazu gekommen sich zu waschen, geschweige denn zu schlafen.

„Wir haben die Tonbandaufzeichnungen und Überwachungsvideos der letzten 5 Tage ausgewertet und sind zu folgendem Schluss gekommen.“

L nahm eine Praline aus einer Schachtel und begutachtete sie. Der japanische Polizeichef sah ihn entnervt an. Stand seine Familie weiterhin unter Verdacht?

„In den Familien Kitamura und Yagami hat sich der Verdacht…“

L liebte es wohl, mit seinem Publikum, wenn vorhanden, zu spielen.

„Nicht bestätigt.“

Yagami Soichiro atmete schwitzend auf. Die Videoüberwachung würde beendet.

„Also tappen wir wieder völlig im Dunkeln?“, warf Matsuda enttäuscht ein.

„Ich dachte wirklich, die Penber-Spur würde was bringen…“, seufzte Ukita.

Yagami schlug vor, alles noch einmal durchzugehen. Doch L stutzte. So meinte er das doch gar nicht…

„Ich meinte damit nur, dass die Videoüberwachung keinerlei Beweise erbracht hat. Es war wohl der falsche Weg, um Kira auf die Schliche zu kommen. Er hat sich von uns nicht keim Morden stören lassen.“, klärte Ryuzaki seine Praline essend auf.

Yagamis Herz raste und er kochte vor Wut.

„Dann glauben Sie also immer noch, jemand aus diesen Familien…?!“

„Nun ja… Zu 5%.“

Matsuda rümpfte sich die Nase. „Ohne die Kameras bleibt uns nur noch die persönliche Vernehmung der Verdächtigen.“

„Wenn Kira wirklich dabei ist, wird er denjenigen der in verhört, doch sicher umbringen!“, warf Aizawa ein.

„Deshalb müssen wir unsere Gesichter verbergen wie L…ähm, ich meine, Ryuzaki.“

Dieser rührte desinteressiert in seinem überzuckerten Tee herum. //Liz…?//

„Das geht nicht! Kira darf nicht herausfinden, dass wir ihm auf der Spur sind!“

„Wir brauchen mehr Informationen, bevor wir eine Befragung durchführen können.“

Die Ermittler diskutierten, während der Meisterdetektiv in seinen Gedanken versank.

//Kira hat auch während der Videoüberwachung gemordet. Ich weiß zwar nicht, wie er dabei genau vorgeht, aber selbst wenn er nur durch Gedankenkraft tötet, müsste ihm doch irgendeine Gefühlsregung anzusehen sein, wenn er ein normaler Mensch ist. Einige Verbrecher sind unmittelbar nach den Nachrichten gestorben, doch währenddessen haben sich sowohl die Kitamuras als auch die Yagamis völlig normal verhalten. Das müsste normalerweise bedeuten, dass keiner von ihnen Kira sein kann. Aber…//

L war ein Gegner von Vorurteilen und das schon immer. Sie schränkten nur mögliche Sichtweisen und die Intelligenz ein, lassen erblinden, doch trotzdem konnte er sich nicht wehren, während seinen Gedanken eine ganz bestimmte Person in seinem Kopf zu haben…

//Aber was, wenn Kira doch unter ihnen ist?// Er machte große Augen und starrte an die Wand, während die Ermittler weiterhin diskutierten.

//Das würde bedeuten, er hätte bereits annährend den Geist eines Gottes! Er richtet über Übeltäter, ohne dass sich auch nur seine Gesichtsfarbe verändert… Fast so, als wäre das alles wirklich Gottes Werk und Kira existiere gar nicht. Doch warum wäre er dann auf den Trick mit Lind L. Taylor reingefallen und hätte FBI Agenten getötet? Wäre es Blasphemie, wenn ich an seinem Urteil zweifle? Ein Gott würde so etwas nicht aus einer Laune heraus tun… Und s wäre geradezu lächerlich, wenn er die Namen und Gesichter der Menschen bräuchte, um sie sterben zu lassen! Das ist nicht das Urteil Gottes, sondern das Werk eines Kindes, das Gott spielt.// L stellte seinen Tee auf seine Untertasse und sah in sein Spiegelbild in seinem Heißgetränk. //Der Massenmörder Kira existiert, keine Frage. Und ich werde ihn finden!!! Wenn es wirklich jemand ist, den Raye Penber bis zum 19. Dezember überwacht hat, also jemand aus den Familien Kitamura und Yagami… Allerdings glaube ich nicht, dass eine weitere Videoüberwachung etwas bringen würde. Dazu ist Kira zu abgebrüht. Eher würden die Kameras entdeckt werden. Was soll ich also tun? Am besten wäre es, wenn ich ihn dazu bringen könnte, einfach seine Identität preiszugeben und vor meinen Augen zu morden. Aber wie soll ich das anstellen?//

„Entschuldigen Sie, Ryuzaki…“, meldete sich Matsuda. Der Angesprochene sah auf und sah ihm leeren Blickes an. „Wo ist Yashi?“

„Yashi?“ L hob die Brauen. //Das lass ich sie nicht vergessen…//

„Ja. Ihre Schwester…^^°“ Matsuda kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Sie hat sich noch nicht gemeldet. Wohl möglich ist sie zu Hause und lernt für ihre Uni-Prüfungen.“ //Richtig, wo ist sie?//

Matsuda sah L schräg an. So richtig nahm er das L nicht ab.
 

••

Ryuku suchte noch am Sonntagabend nach Kameras in Raitos Zimmer. Vergeblich. Sie waren alle weg. Raito verließ nach Ryukus Verkündung der frohen Botschaft sein Zimmer, weiterhin schweigend.

„Raito! Hast du mich gehört?“

Raito zeigte schweigend auf sein Ohr. Schließlich könnten weiterhin Wanzen installiert sein.

//Dann haben sie den Verdacht gegen mich also fallen lassen. Doch so schnell wird L nicht aufgeben. Wenn L immer noch mit der japanischen Polizei zusammenarbeitet, dann sicher auch mit Papa…// Er ging in die Küche und holte Ryuku einen Apfel zur Belohnung. Er ging zurück in sein Zimmer, setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und warf seinem „Haustier“ die Frucht zu, das sich auch sofort draufstürzte.

//Ob er die Kameras heimlich hat installieren lassen? Oder holte er sich Papas Erlaubnis? Das würde bedeuten, das Verhältnis zwischen der Ermittlungsbehörde und L hat sich entspannt und zwischen Papa und L herrscht eine Art Vertrauensverhältnis. Dann könnte ich L über Papa ausschalten…// Ein zufriedenes Grinsen machte sich auf Kiras Gesicht breit. Er lehnte sich zurück und schmiedete Zukunftspläne.

//wenn L erst mal weg vom Fenster ist, ist Kira seinem Ziel, zum Gott einer neuen Welt zu werden, einen Schritt näher!//
 

Am nächsten Tag war das Wochenende schon wieder vorbei und Liz raffte sich auf, um in die Schule zu gehen. Sie packte ihre Sachen und verließ ihr Appartement. Sie wusste, dass Raito wieder auf sie warten und ihr nachstellen würde und genervt genoss sie die 200m, die sie alleine zugehen hatte. Nach diesen 200m sah sie allerdings niemanden vor dem Zaun der Yagamis auf sie wartete. Der Bürgersteig war leer. Sie stutzte. Vielleicht war Raito erkrankt? Oder er hatte verschlafen? Sie ging verwundert einige Schritte weiter, machte dann aber kehrt und wartete. Sie wusste nicht wieso sie das tat. Sie machte es einfach. Auf einmal öffnete sich die Haustür und beinahe lächelnd sah Liz dieser entgegen. Doch nur ein Mädchen kam heraus und sah sie verwundert an.

„Guten Morgen!“, grüßte sie Liz freundlich.

//Sayu…//

„Hei… Ist Yagami-kun schon losgegangen?“

„Ja schon vor 20 Minuten.“

„Was…?“ Yashiro stand einige Sekunden verdutzt da. „Danke. Ich muss los!“

Und sie lief so schnell sie konnte. Sie käme ohnehin zu spät.

Sayu rief ihr nach. „Du bist Yashiro, hab ich Recht?“

Liz drehte sich im Lauf um und lief rückwärts weiter. „Ja, und du bist Sayu, richtig?“

„Ja. Man sieht sich, Yashiro-chan!“ Sie lächelte und Liz winkte ihr und rannte weiter.

Raito hatte also seine Drohung war gemacht. Er ließ sie ab jetzt wirklich in Ruhe. Aber aus irgendeinem Grund fühlte sich Liz bei der Sache nicht wohl…

Liz erreichte ihr Schulgelände 10 Minuten nach Unterrichtsbeginn. Sie klopfte an, als sie vor ihrem Klassenraum stand und wurde herein gelassen.

„Ich wusste gar nicht, dass der Unterricht um 10 nach 8 beginnt, Hideki-san.“, sagte der Sensei in mahnenden Ton.

„Ich auch nicht.“, entgegnete Liz außer Atem. „Gomen“ Ohne weiteres setzte sie sich auf ihren Platz und wurde von Rikuo begutachtet.

„Gut siehst du aus.“, flüsterte er ihr zu.

„Ich weiß. Einer muss es doch tun.“, entgegnete sie bissig und ignorierte ihn kalt. Raito machte keine Anstalten mit ihr zu reden, geschweige denn sie anzusehen. Sie seufzte und schrieb gelangweilt mit. Plötzlich kam die Klassenlehrerin herein und kündigte den Tag der offenen Tür an.

„Und ich bitte Sie, Yagami und Hideki, gemeinsam unsere Schule zu präsentieren. Ich erwarte eine Ansprache von Ihnen und machen Sie die Schule für potentielle Schüler interessant. Als Aushängeschilder dieser Schule zähle ich auf Sie. Irgendwelche Einwende?“

Raito schwieg und Liz schluckte ihre Wörter hinunter. Es war ohnehin nur eine rhetorische Frage. „Sehr schön. Ich erwarte erste Ergebnisse morgen nach der 6. Stunde.“ Mit diesen Worten verließ sie den Raum und der Pausengong erklang.

Auch jetzt stand Raito nicht auf oder wendete sich zu ihr. Er packte artig seine Sachen für die nächste Stunde. So ging es den ganzen Tag, bis Unterrichtsende. Einer musste Initiative ergreifen, schließlich brauchten sie morgen schon die ersten Ideen. Liz packte gerade ihre Sachen zusammen und zog ihre Jacke über, als Raito zu ihr ging. Sie hatte den ganzen Tag nicht ein einziges Wort gesprochen.

„Hör zu. Ich weiß, du hasst mich. Aber wir müssen bis morgen was fertig haben. Entweder wir tun so, als würden wir im Team arbeiten und es wird gut oder jeder arbeitet für sich und unsere Kopfnoten sind erledigt…“

Liz nickte und sah ihn an.

„Heute bei mir? Meine Mutter freut sich, wenn du kommst.“

Sie nickte.

„Jetzt gleich? Du musst nicht. Ich meine ja nur…“

„Ist okay…“ Liz zog sich ihre Tasche über und ging los. Die beiden gingen zusammen nach Hause, schweigend und auf den Boden blickend. Angekommen, war die Stimmung immer noch im Keller. Raito schloß auf und ließ seinen Gast herein.

„Mama? Ich bin wieder da. Ich habe Hideki-san mitgebracht.“

Eine lächelnde Mutter kam ihnen entgegen. „Wie schön. Hallo ihr 2. Raito, hol deinem Gast doch ein Besteck. Setz dich doch schon mal, Yashiro. Sayu isst bereits.“

Liz bedankte sich und ging zu Sayu, die sie freudig empfing.

„Guten Appetit.“, wünschte Yash lächelnd.

„Danke^^“ Liz setzte sich neben sie und Sayu begann zu flüstern.

„Seid ihr zusammen?“

Liz lief rot an. „Oh mein Gott, nein!“

Raito trat ins Geschehen ein und deckte für Liz.

„Nein. Wir müssen eine Präsentation für den Tag der offenen Tür erarbeiten. Nur eine Arbeitsgemeinschaft.“, sagte er trocken und nüchtern. Er setzte sich und machte sich auf, begann zu essen. Sayu hob eine Braue.

„Ach so…“, machte sie leise und sah ihren Bruder mit prüfenden Blick an.

Liz kam nach einigen Minuten mit Sayu ins Gespräch.

„Oh! Ich liebe Eva Longoria!“, schwärmten beide. Liz fühlte sich bei Sayu wohl. Das könnte eine Freundschaft werden. Als alle fertig mit essen waren, erklärte sich Sayu dazu bereit abzuräumen, damit die andern beiden mehr Zeit zum lernen hätten.

Raito ging hoch, gefolgt von Liz und Ryuku, der verwundert von Raitos Zurückhaltung war.

Raito setzte sich auf seinen Zimmer Boden und sah Liz fragend an.

„Also… hast du schon eine Idee?“

Liz zögerte. „Vielleicht versuchen wir herauszubringen, was an der Schule reizt. Wir könnten einen Film drehen oder so. Ist interessanter als uns andauernd zuzuhören, denk ich…“

„Ja, gute Idee…“

Sie schwiegen. Liz schuffelte nervös mit ihren Füßen über Raitos Teppichboden. Das war ein scheiß Gefühl…

Er sah aus dem Fenster und sie zu Boden.

„Knister, knister… Selbst der Todesgott spürt die Liebe in diesem Raum -.-“, bemerkte Ryuku gelangweilt. Er sprang auf und flog raus. Er musste seine Flügel etwas ausstrecken.

Raito ignorierte den Shinigami mühelos. Das war keine Liebe, höchstens Hass oder eher Rat- und Hilflosigkeit.

„Also … machen wir das?“, fragte das Mädchen dann.

Raito nickte.

„Wir können ja erst mal nachfragen, was Watase davon hält.“

„Gut… ich gehe dann…“

Raito brachte sie nach unten, als Sayu ihnen entgegen kam.

„Möchtest du schon gehen?“

„Ja, aber wir sehen uns sicher noch mal!“ Liz lächelte. Sie mochte Sayu wirklich sehr.

„Das hoffe ich doch!“ Sie grinste breit.

Liz verabschiedete sich bescheiden und ging nach Hause. Für die Zentrale hatte sie jetzt wirklich keinen Nerv.

„Du musst sie wohl öfters mit nach Hause bringen!“, bemerkte Sayu und gab ihrem Bruder einen kleinen Stoß mit dem Ellebogen.

„Ein reizendes Mädchen.“, fügte seine Mutter hinzu.

„Sie ist total hübsch und so klug. Und witzig ist sie auch noch!“

Raito stand im Flur und schwieg. „Richtig…“, sagte er leise. „Das ist sie.“
 

Liz verschanzte sich in ihrer Couch und zog sich stundenweise nicht lustige Sitcoms rein, die leider keine Wirkung zeigten. Plötzlich klingelte es. Sie fuhr sich durchs Haar und sah auf die Uhr. Es war bereits halb 10. Wer könnte das denn sein? Sie öffnete die Tür und ehe sie sich versah, wurde sie auch schon stürmisch geküsst. Sie wusste wer es war und sie ließ ihn machen, spielte sogar mit. Und an diesem Tag begann ihre Zwiespältigkeit und der Schmerz, mit dem sie ab diesem Tag zu kämpfen hatte…

//Ich weiß, dass du Kira bist…//

Examination

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Examination
 

Raito legte beide Arme um sie, küsste sie weiterhin und nahm sich die Freiheit, ein paar Schritte in ihren Flur zu wagen. Doch die temperamentvolle Engländerin drückte ihn zurück und schloß die Tür erneut vor seiner Nase zu. Raito resigniert da und ließ die Schultern sacken. Doch die Tür ging wieder auf.

„Oh fuck, tut mir leid. Ich bin es wohl gewöhnt, vor dir die Tür zuzuknallen^^°“ Sie trat zur Seite und gewehrte ihm Einlass. „Komm rein, setz dich.“ Raito war überrascht über diese Wendung. Die Situation erschien beiden dennoch seltsam. Raito setzte sich auf die Couch, nachdem er die Decken und Kissen zur Seite gelegt und Liz das Fernsehen ausgeschaltet hatte. Es folgte peinliche Stille, bis Raito das Wort ergriff.

„Na ja, was soll ich sagen? Ich hatte nicht mit Erfolg gerechnet…^^°“ Er lachte kurz und sah verlegen an seinem Gegenüber vorbei.

„Ich auch nicht…“, murmelte Yash und grinste kurz verbissen.

„Ein nettes Lächeln wirst du mir wohl nie schenken…?“

Sie seufzte. „Tut mir leid. Ich habe wohl übertrieben… Aber, ich bitte dich, lass mir Zeit, okay? Ich will ehrlich zu dir sein. Mein Wochenende war ziemlich scheiße. Ich wurde von jemandem ziemlich enttäuscht und ich hab das alles auf dich projektiert.“

„Inwiefern enttäuscht?“

„Er hat mir Hoffnungen gemacht. Nein, er hat mich verarscht.“

„Rikuo hat dich verarscht.“

„Woher…?“

Raito ging nicht weiter drauf ein. „Und 3 Tage später steckst du dem nächsten die Zunge in den Hals?“

Liz sah zu Boden. Das war nicht ihre Art. Sie hasste solche Mädchen und nun hatte sie das selber auch getan.

Sie suchte nach den richtigen Worten.

„Ich glaube… du standst von Anfang an im Vordergrund, aber ich wollte es nicht wahr haben und bin dann zur Tarnung zu ihm gegangen. Aber an dem Abend ist mir wohl alles klar geworden…“

„Hab ich dir nicht gesagt, dass die beiden zu Meiden sind?“

Liz sah auf und grinste Raito verschmitzt an. „Ja, hast du.“

Raito lächelte und legte einen Arm um sie, während er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

„Alles klar?“, fragte er.

„Hm…“

Er beugte sich vor und küsste sie, was Liz nicht unbedingt ungelegen kam. Sie erwiderte seine Küsse und genoss es sichtlich. Sie schenkte ihm sogar ein Lächeln.

„Ich werde daraus lernen und bei dir einfach nicht locker lassen.“, versprach er mit drohendem Unterton und grinste.

„Ich hoffe nicht^^°“

„Na ja, doch.“ Er lachte und küsste sie erneut. Kurz darauf drückte er sie auf die Sitzfläche der Couch…

„Raito…“ Liz setzte sich auf. „Wie gesagt. Ich brauche etwas Ruhe.“

Raito lachte leise enttäuscht auf. „Wenn du mich nicht weggeschickt hättest, hätte ich mir schon Sorgen gemacht.“

Liz stand auf und brachte ihn zur Tür.

„Also wir sehen uns morgen…“, sagte sie leise.

Raito gab ihr einen Kuss auf die Wange und schenkte ihr eines seiner perfekten Lächeln.

„Achso… Ich bin übrigens nicht deine Freundin!“, rief sie.

Der Angesprochene drehte sich ein letztes Mal um und grinste weiterhin. „Ja ja, ich hab schon verstanden.“

Liz atmete tief durch und sah ihm nach, schloss die Tür. Sie lehnte sich an sie und holte noch einmal tief Luft.

„Ich…hasse…mich.“, sagte sie, übertrieben lächelnd und gespielt glücklich.

Sie holte sich eine Packung Pommes aus ihrer Kühltruhe und schmiss sich erneut auf ihre Hauseigenen Polstermöbel. Und sie genoss die Ruhe, doch natürlich gönnte ihr die jemand nicht. Ihr Handy klingelte, doch wegen ihrer guten Laune, nahm sie das Gespräch sofort an.

„Todestrakt, hier ist die Nächste, die drankommt.“

„Mein Schwesterchen ist wohl in der Hölle gelandet und konnte deshalb nicht in die Zentrale kommen.“, stellte Ryuzaki am anderen Ende fest. Er hatte seiner Crew freigegeben und nutzte die Gelegenheit, um sich nach seiner Schwester zu erkundigen.

„Das trifft es sehr gut. Erst hab ich am Freitag einen Idiot geküsst und gerade eben, habe ich einem Möchtegerngott die Zunge in den Hals gesteckt.“

„Damit könntest du Geld machen.“

Liz schnaufte.

„Oh mein Gott! Du meinst es ernst!“

„Ich hab Kira geküsst! Und ihn angelächelt! Und… Er hat mich befummelt.“

„Jedenfalls wird er dich nicht umbringen. Sieh die positiven Dinge.“

„Matsuda… Gib Ryuzaki das Telefon wieder.“

„Okay, ich hör auf. Also… Ich sagte, komm ihm doch ein bisschen näher, um vielleicht ein bisschen aus ihm herauszukitzeln. Allerdings sagte ich ein bisschen, weil ich nicht wollte, dass du dich verkaufst… Aber wo du sowieso schon dabei bist…“

„Ich verkaufe mich nicht!“

„Gefühle sind der Tod eines jeden Ermittlers.“

Yashiro schwieg und sah gequält zu Boden.

„Außerdem ist es Kira. Es ist viel, was ich verlange, ich weiß, aber du musst dich zwischen Ermittlungen und deinen Gefühlen entscheiden.

„Ich weiß! Ich weiß, dass es nicht geht, okay?!“

„Ich weiß, dass du dir dessen bewusst bist. Du bist schließlich meine Schwester. Also ich hatte schon Bedenken, du würdest das Wochenende über lernen.“

Yash gluckste. „Ja, bestimmt. Obwohl es sicher besser gewesen wäre.“

„Kommst du auf etwas Zucker vorbei?“

Sie ließ sich nicht länger bitten, legte auf und machte sich auf den Weg zur Zentrale.

Die von Raye Penber beschatteten Personen waren der offizielle Kreis der Verdächtigen und Yagami Raito war bereits jetzt schon für die beiden Geschwister Kira, nur die Beweise fehlten…
 

••

Raito ging in sein Zimmer. Er war stolz auf sich und er schwelgte weiterhin in Erinnerungen.

Ryuku grinste breit. „Und richtig lässt sie dich immer noch nicht ran.“ Er lachte spöttisch.

„Halt die Klappe, Ryuku…“

Raitos Laune konnte nichts und niemand mehr zerstören. Jemand klopfte an seiner Zimmertür.

„Bruderherz…“, rief Sayu fröhlich. „Mach schon auf! Ich will alles wissen!“ Und er ließ sie rein und erzählte ihr alles. Er schien richtig glücklich zu sein.

//Was wäre ein Gott ohne seine anmutige Göttin…//
 

Kommenden Samstagmorgen sollten die Aufnahmeprüfungen der Touou Universität stattfinden und Yagami Raito gab sich allerhand Mühe, genau pünktlich da zu sein. Er traf genau 10 Minuten vor Prüfungsbeginn ein, was ihm allerdings immer noch zu früh war, schließlich hasste er diese Warterei vor Beginn eines Examens oder Ähnlichem, da sie nur zu unnötiger Nervosität führte. Als er den Prüfungssaal betrat, entdeckte er sofort Yashiro, wie sie gelangweilt an einem Bleistift, nein… einer Pommes kaute. Er lächelte und sie grinste zurück. Liz drehte sich ein letztes Mal zu dem Prüfling hinter ihr, um diesen eine Kampfansage zu machen.

„Meine Arbeit wird besser sein als deine.“ Der Angesprochene grinste gerissen und wartete gespannt darauf, seine Arbeit umdrehen zu dürfen.

Der Aufseher des Examens sah auf die Uhr…

„Fangen Sie an!“, befahl er und alle potentiellen Studenten drehten gleichzeitig ihr Blatt Papier um. Liz sah gelangweilt auf ihre Aufgaben herab, genauso wie es Raito tat.

„Hey, Prüfling Nummer 162!“, erklang die strenge Stimme des Aufsehers. Er ging auf den besagten Prüfling zu. „Setzen Sie sich richtig hin!“

Liz unterdrückte krampfhaft ein lautes Auflachen und Raito drehte sich vor lauter Neugier um, um Prüfling 162 zu begutachten. Und da saß er… Die nackten Füße auf dem Tisch gestützt, die Knie angewinkelt… Mit seinen riesigen Knopfaugen starrte er Raito an. Mit seinen schwarzen Augenringen und seiner blassen Haut wirkte er fast wie ein Gespenst. Die beiden Blicke trafen sich… und der eine versuchte den jeweils anderen zu lesen, wie ein offenes Buch… doch sie verstanden die geschriebene Sprache nicht… Liz sah auf, verfolgte Raitos Blick und sah in das Gesicht ihres Bruders…

„Freaks…“, bemerkte sie trocken und hob eine Augenbraue. Auch die andere Prüflinge schienen die Anspannung zu bemerken.

Ihr war nicht wohl bei der Sache und trotzdem musste sie irgendwie grinsen.

Während die beiden sich anstarrten, stand der Rest der Prüflinge unter enormen Druck. Yashiro schrieb ihr Examen und gab es bereits nach nur einem Drittel der gegeben Zeit ab und verließ den Prüfungssaal.

Einige Minuten hinterher gaben auch Raito und Ryuzaki ab und als sich ihre Wege trennten, hafteten ihre Blicke weiterhin aufeinander, auch wenn sie versuchten, es zu verbergen.

L stieg in seine Limo, während seine Schwester auf einer Bank verweilte und wartete.

„Na, du warst aber schnell?“, sagte Raito und setzte sich zu ihr.

„Ich war ja nicht damit beschäftigt einen komischen Kerl wie im Zoo zu beobachten…“, sie grinste breit.

„Was ist? Hast du gesehen, wie der mich angestarrt hat?“

//Ach, der starrt immer so…//, dachte sie, während sie sagte: „Vielleicht fand er dich faszinierend? Inspirierend? Attraktiv?“ Sie lachte und die beiden gingen nach Hause.
 

Bereits 4 Tage nach der Aufnahmeprüfung erhielt Liz 2 Briefe, adressiert an Herrn Hideki Ryuga und Frau Hideki Yashiro. Ihr Bruder hatte sich einen weiteren Decknamen zugelegt, und zwar den des wohl angesagtesten Popstars in Japan. Es war bekannt, dass die beiden Geschwister sind und so gaben sie auch an, in einem Haus zu leben.

Sie öffnete beide Briefe und brummte genervt, nachdem sie ihre Punktzahl mit der ihres Bruders verglich. Sie waren gleich auf und sie sollten gemeinsam eine Rede halten, mit noch einem Mitstreiter, der ebenfalls dieselbe Punktzahl erzielte. Sie vermutete, dass Raito dieser weitere Mitstreiter war und machte sich auf den Weg zur Zentrale, um die Botschaft zu überbringen.

„Bruderherz! Du hast bestanden!“, rief sie enthusiastisch.

Desinteressiert sah er sie an. „Was? Echt?“
 

Die Immatrikulationsfeier der Touou Universität fand Am Sonntag den 25. Januar statt. Raito schmiss sich in seinen besten Anzug und betrat mit erhobenem Haupt das Campusgelände. Ryuku folgte ihm natürlich.

„Ich fasse es nicht! Raito ist jetzt ein Student! Das ist ja so was von… bewegend!“, sagte er und ich weiß nicht, ob Shinigamis Weinen können, aber er versuchte es wenigstens…

Er begab sich in die bereits ordentlich von Menschen gefüllte Halle und setzte sich auf seinen Platz in der ersten Reihe, der bereits für ihn reserviert wurde. Doch die beiden Plätze neben ihm waren leer. Er wusste natürlich, dass Yashiro eine der beiden anderen war, doch wer war der Nummer 3? Er sah auf das Namensschildchen auf dem Stuhl.

»Hideki Ryuga« Das war doch dieser Popstar, für den Sayu so schwärmte…

Kurze Zeit später stach ein relativauffällig gekleidetes Mädchen aus der Menge heraus. Sie trug ein grünes Top mit Rollkragen und einem Loch als Ausschnitt oberhalb ihrer Brust. Darüber trug sie einen auf Taille geschnittenen Blazer und einen ziemlich kurz geratenen Rock. Natürlich ihre hochhackigen Schuhe, die sie bei solchen Anlässen immer trug. Raito ahnte Schlimmes…

„Hey, du bist ja schon da^^“, sagte Liz lächelnd, als sie auf ihn zu kam und ihn fest umarmte. Raito war erst mal abgelenkt von dem Outfit und da war er nicht allein.

„Du hast dich ja sehr… bescheiden angezogen, heute^^°“, bemerkte er. Yash sah ihn schockiert an.

„Was?! Ich sehe aus wie ’ne Hure! Das ist vollste Absicht. Man muss doch ein bisschen provozieren.“

Sie grinste breit und ihr Bruder schlich unbemerkt auf seinen Platz. Alle neuen Studenten der Touou nahmen Platz und so auch Raito und Yashiro. Sie saß zwischen den beiden jungen Herren, was sie mal wieder irgendwie beängstigend fand.

Der Direktor stelle seine Professoren und Doktoren vor und bat danach gleich seine neue Jahrgangsstudentenvertretung auf die Bühne.

„Raito Yagami, Hideki Yashiro und Hideki Ryuga, kommen Sie nach vorne!“

Die 3 standen zugleich auf und die restlichen Studenten begannen zu murmeln.

„Nanu? Wieso denn 3?“

„Hideki Ryuga, der Popstar?“

„Meinst du echt? Das wäre ja cool!“

„Ne, das ist er nicht… Sieht ihm überhaupt nicht ähnlich… Sind das Geschwister?“, bemerkte einer, als er die neue Studentenvertretung die Bühne betreten sah.

Ein kurzes Raunen ging durch den Saal, als die Menge Liz ausmachte. Eine bunte Mischung dieses Jahr.

Als Raito die Empore aufstieg, bemerkte er erneut, dass Ryuga hinter ihm ging und das gefiel ihm nicht sonderlich.

//Mir wurde zwar gesagt, dass wir diese Rede zu dritt halten sollen, aber dass ausgerechnet der der Dritte im Bunde ist?! Seit er bei der Prüfung so komisch hinter mir gehockt und mich angesehen hat, ist er mir suspekt…//

„Die 3 haben wohl die besten Prüfungsergebnisse erzielt. Wahrscheinlich auch noch mit der gleichen Gesamtpunktzahl…“, flüsterte einer seinem Nachbarn zu.

„Die können wohl kaum in jedem Fach gleich gut gewesen sein…“, murmelte ein anderer.

Ein Dritter sah in dem Programm nach, welches unter seinem Stuhl lag und gab Antworten…

„Angeblich sollen die 3 in allen Fächern die volle Punktzahl erreicht zu haben.“

„Im Ernst?!“

„Das gibt’s doch gar nicht…!“

„Sind das etwa Geschwister? Wegen dem Namen…“

Das Erstaunen über die 3 Jahrgangsbesten sollte nicht aufhören…

„Mir gefällt der Rechte… mit dem verwuschelten Haar!“

2 Mädchen diskutierten…

„Hä? Welche Brille hast du denn auf? Der Linke ist viel hübscher!“

2 weitere Studenten…:

„Die 3 sind wie Tag und Nacht!“

„Stimmt…“ Sein Blick wendete sich zu Raito. „Der eine sieht aus wie ein im Treibhaus gezüchtetes Genie… und der andere… So was versteht man wohl unter »verrücktes Genie« Richtig verwildert, fast schon wie ein Bauer…“

„Und das Mädchen… Holla…“

„Etwas nuttig.“

„Nein, nur gewagt…“

Sie sprachen wieder über L.

„Allein schon, was der anhat! Der ist doch bekloppt?!“

„Damm hätte er wohl kaum dieses Prüfungsergebnis erzielt…“

„Hast du gesehen? Der trägt noch nicht mal Socken!“

„Vielleicht hat er einfach keine Kohle…?“

Die war bereits vorbei. Die 3 verbeugten sich und verließen das Podeum.

L behielt Yagami weiterhin krampfhaft im Auge und war fest entschlossen, ihn einer weiteren Prüfung zu unterziehen.

„Yagami!“, flüsterte er schneidend und dann redete er los: „Du bist der Sohn des Polizeichefs Yagami und hast einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, welcher einer Bewunderung für deinen Vater in nichts nachsteht.“

Raito ging weiter, versuchte sich nichts anmerken zu lassen. //Was zum…?!//

„Du strebst selbst eine Polizeikarriere an und hast in der Vergangenheit zur Lösung einiger Fälle beigetragen. Im Moment interessierst du dich sehr für den Kira-Fall… Ich verlasse mich ganz auf deinen Gerechtigkeitssinn und deine Fähigkeiten. Wenn du mir versprichst, es für dich zu behalten, hätte ich da etwas Wichtiges über den Kira-Fall mit dir zu besprechen…“

Raito ging weiterhin vorne weg, während L und dann Liz ihm folgte. Liz kannte den Plan ihres Bruders und beobachtete das Zielobjekt genau. Die 3 neuen Studenten setzten sich auf ihre Plätze. Raito saß zwischen den beiden Geschwistern. Er schloß die Augen und dachte nach: //Was will der denn auf einmal von mir?“ Ich sollte mich besser nicht draufeinlassen… Andererseits… Etwas Wichtiges… Was soll das sein?//

Raito holte tief Luft. „In Ordnung. Was hast du zu sagen?“

Er sprach leise und monoton. Keinerlei Verunsicherung drang aus seiner Stimme hervor. Yashiro hörte mit einem Ohr der Studentenvertretung des letzen Jahres zu, während sie das andere Ryuzaki und Raito schenkte.

Plötzlich drehte sich Ryugas Kopf ruckartig zu seinem Mitstreiter und fixierte dessen Augen…

„Dieser L… das bin ich!“

Raitos Magen zog sich zusammen und ihm wurde übel. Seine Augen weiteten sich und das alles unter der Beobachtung seiner Fast-Freundin.

Raitos Gedanken überschlugen sich. Damit hätte er niemals gerechnet…

//Was?! Was labert der Freak da?! L würde sich doch niemals zu erkennen geben… Der Kerl scheint ja durchgeknallter zu sein als befürchtet! Ich darf mir nichts anmerken lassen… Was, wenn er die Wahrheit sagt? Ich muss jetzt so reagieren, wie es von Yagami Raito, Yagami Soichiros Sohn, erwartet wird…// Er zitterte, atmete kurz durch und seine Aufregung schien wie runtergeschluckt. Er sah in Ls Gesicht, welches eingefroren schien. Jeder würde bei Ryuzaki einen positiven Drogentest erwarten…

Er reichte Seinem gegenüber die Hand und setzte ein kompetentes Lächeln auf.

„Wenn das wahr ist, freue ich mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen. Angenehm“ Ls Händedruck war weich und zart. Er konzentrierte sich lieber auf Raitos Mimik, nicht auf seine Gestik.

„Ich hab mich dir offenbart, weil ich hoffe, dass du uns bei der Lösung des Falls helfen kannst.“

Ryukus Lache wurde mal wieder von Raitos Ohren wahrgenommen. Ryuku amüsierte sich herzlich über das verrückte Genie, wessen Bekanntschaft Raito gerade gemacht hatte.

//Yagami Raito…// L wusste, dass die Chance, dass er Kira ist, unter 5% lag. Aber irgendetwas stimmte an ihm einfach nicht… //Er ist zu perfekt! Wenn er wirklich Kira ist, geht ihm jetzt sicher ganz schön die Flatter...//

Und so war es auch. Spekulationen und Ängste machten sich in Raitos Kopf breit und Liz’ sadistisches Grinsen war nicht zu übersehen.

//Stimmt, wenn er wirklich L ist… Aber auch wenn er es nicht ist… Ich habe keine Chance, was gegen ihn auszurichten!// Und er hatte wie immer Recht. Wenn Ryuga wirklich L war, was der Fall ist, müsste er sich Raitos Vater gegenüber ebenfalls geoutet haben. Falls L sterben würde, nachdem er sich Yagami Raito als L vorgestellt hatte, würde der Verdacht sofort auf ihn fallen. Und mit Ls Decknamen »Hideki Ryuga«, hatte er auch noch eine, wenn vielleicht unbewusste, Falle gestellt. Wenn Raito L ins Death Note schreiben würde, könnte er versehentlich an den Popstar denken und dieser würde anstatt L abdanken. Auch das wäre ein Beweis gegen Raito als Kira.

//Ist das wirklich L? Und verdächtigt er mich, Kira zu sein? Garantiert… Die Frage ist nur, wie stark sein Verdacht ist. Was hätte er sonst für einen Grund, mit seine Identität zu offenbaren? Dann untersuchen sie also immer noch die von Raye Penber observierten Personengruppen? Ich verstehe nur nicht, was er von mir will…? Das bringt jetzt nichts. Ich darf mir nichts anmerken lassen. Sicher beobachtet er meine Reaktion ganz genau.//

Und er schaffte es wirklich abzuschalten und sich auf andere Sachen zu konzentrieren… Er starrte Liz’ glattrasierte Beine an, was seine Gedanken leicht abschweifen ließ. Als die Feier ein Ende hatte, verließ Liz mit Raito den Saal, L ging allein.

Sie grinste immer noch breit. „War ja ein echter Spaß, die Aufnahmefeier…“ Im Chor mit dem Shinigami wählten sie unabhängig voneinander dieselben Worte. Ryuku verzog entsetzt das Gesicht.

„Raito… Sie… Sie wird mir immer unheimlicher!“

„Dieser Freak… Er hat denselben Namen wie du.“, stellte Raito auf einmal fest und sah Yashiro an, ohne weiter auf Ryukus Bemerkungen einzugehen.

„Nicht nur das…“, murmelte sie weiterhin grinsend.

„Yagami!“, erklang die Stimme des „Freaks“, bevor Raito weiter nachfragen konnte. Er drehte sich um und sah dem Meisterdetektiv direkt in die Augen.

„Hat mich gefreut, dich kennen zu lernen.“, sagte L monoton.

„Ja, mich auch…“

„Wir sehen uns dann auf dem Campus!“

„Ja… Das werden wir wohl.“ Raito schien verwirrt, als Ryuga in eine Limousine einstieg. Das Gefährt erregte aufsehen.

„Sieht mal, die Karre! Wieso investiert er sein Geld nicht in ein gepflegtes Äußeres?“

„Sicher ein Berufssöhnchen.“

„Noch dazu ’n Streber…“

Die Limo, geführt von Watari, setzte sich in Gang und ließ Liz mit Raito am Straßenrand stehen.

„Was?! Mit der Limo ´nen Dicken schieben und mich laufen lassen oder was?!“ Sie klang aufgebracht und empfing einen verdutzten Blick von Raito.

„Ihr teilt nicht nur den Namen…?“ Er ahnte schlimmes.

„Er ist mein Bruder.“

„Ich bin dein Vater…“ Raito nahm ihr das nicht ab. Nicht nach der L-Sache.

„Klar, ich beweise es dir…“ Sie verwuschelte sich das Haar, riss die Augen weit auf und starrte ihn ohne weiteren Ausdruck an. Die Ähnlichkeit war unverkennbar.

Raito war schockiert.

„Oh mein Gott…“

Ryuku lachte so laut es nur ging. Er gab sich alle Mühe, mit den beiden frischgebackenen Studenten mitzuhalten, da er vor Lachen von Seitenstechen erlitt.

//Weiß sie, dass… dass er L ist? Spioniert sie mich aus? Ich muss vorsichtig sein…//

Raito ging nach Hause und ließ sich voller Zorn in seinem Schreibtischstuhl fallen, nachdem er das Schloß seines Zimmers verriegelt hatte.

Er ließ die Fäuste auf den Tisch fallen und raufte sich die Haare.

„Diese dumme Sau!!!“, schrie er wütend. Blut schoss ihm in den Kopf, jegliche Venen pulsierten vor Zorn. „Er hat es geschafft!!!“ Er ließ seinen Oberkörper auf die Tischplatte fallen. „Dieser L… in meinem ganzen Leben hat mich noch nie jemand so gedemütigt!!“

„Du könntest doch einfach dein Augenlicht gegen das eines Shinigamis eintauschen und ihn umlegen…“, schlug Ryuku vor und Raito schrie weiter.

„Sind Todesgötter alle so dumm?! Wenn er nur ein Lockvogel ist, liefere ich mich damit dem echten L ans Messer!“ Eingeschüchtert gab der Todesgott klein bei.

„Verstehe…“ Und er war so klein mit Hut…

Genervt wendete sich Raito zu seinem Schreibtisch. „Es gibt nun mal einen Unterschied, ob ihr Todesgötter jemanden sterben lasst oder ob ein Mensch einen anderen tötet.“ //Ich würde nichts lieber tun, als ihn umzubringen, aber das kann ich nicht…// Er ballte erneut die Fäuste. „Ich brauche nun mal seinen verdammten Namen, um ihn zu töten! Ohne Namen bringt mir das Death Note gar nichts!“ Er drehte sich wieder zu Ryuku. „Wofür ist dieses scheiß Teil überhaupt gut?!“

//So kenne ich ihn gar nicht… Sonst ist er immer so beherrscht.//

„Ich dachte zuerst, wenn ich erst mal seinen Namen kenne, könnte ich ihn in einem Unfall oder durch Selbstmord sterben lassen, aber solange ich nicht 100% sicher bin, dass er L ist, bringt das alles nichts! Selbst wenn ich mir sicher wäre, jetzt, wo er sich mit offenbart hat, ist es zu spät… Der Verdacht würde so oder so auf mich fallen.“ Schweißtropfen rannen seine Stirn runter. „Er hat mich reingelegt… Irgendwie muss er herausgefunden haben, dass Kira den Namen seiner Opfer kennen muss, bevor er das Vertrauen der Polizei verloren hat. Ich habe mich die ganze Zeit nur darauf konzentriert, L von der Polizei zu distanzieren und ihn vor der halben Welt bloßzustellen. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er sich mir als L offenbart!“ Er verschränkte die Arme und erkannte: „Sich demjenigen als L zu erkennen geben, den man für Kira hält, ist nicht nur eine gute Verteidigungsstrategie, sondern auch ein guter Angriff. Er hat mich drangekriegt…“

//Wirklich clever… Dieser komische Kauz wird mir an der Uni sicher keine Ruhe mehr lassen.//

Und sein Blick verdunkelte sich und seine Lippen verzogen sich zu einem bösartigen Grinsen. Er lachte so laut, so krank, wie er es nie getan hatte. Er war schon lange nicht mehr der Yagami Raito, der er einmal gewesen war…

„Das ist gut…“, stellte er weiterhin grinsend fest. Lässig legte er sich in seine Stuhllehne zurück und langsam sprach er nur noch für sich.

„Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Das Ganze bedeutet ja auch, dass die Gegenseite noch nichts in der Hand hat. Wollen wir doch mal sehen, wer von uns beiden schlauer ist… Yashiro ist nur deine Schachfigur… Vordergründig werden wir beide so tun, als wären wir Studienkameraden, doch in Wirklichkeit geht es darum ob ich Kira bin und er L. Nun gut, Ryuga… Wenn du dich mit mir anfreunden willst, werde ich’s dir einfach machen… Ich werde dein Vertrauen gewissen, dir sämtliche Informationen aus der Nase ziehen und dich umbringen…“
 

„Wieso hast du mich da stehen lassen?!“, fragte Liz genervt und leicht angesäuert ihren weiterhin relaxten Bruder.

„Ich fand’s lustig.“

Sie runzelte die Stirn und setzte sich neben ihren Bruder auf die Couch.

„Meinst du es war richtig zu sagen, dass wir Geschwister sind?“

L sah sie an. „Mal sehen, wie er sich dir gegenüber verhält. Wahrscheinlich wird er etwas Abstand nehmen.“

„Abstand? Ich hab auch meine Bedürfnisse.“

„Das ist mir doch egal. Was auch immer du damit meintest…“

Pretendet relationship

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Pretendet relationship
 

Zur selben Zeit, in einer anderen Welt, die über die unsere entscheiden könnte.

Ein paar Shinigamis saßen in einer geselligen Runde und spielten Karten.

„Wieso interessieren sich in letzter Zeit eigentlich alle so für die Menschenwelt?“, fragte einer. Er hatte einen Piratenhaken am rechten Arm und Federn auf dem Kopf, wie ein Indianer. „Hab ich was verpasst?“

„Ryuku lässt sich offenbar von einem Menschen halten.“, antwortete einer.

Empört sah der Indianer auf. „Hat der sie noch alle…?!“, fluchte dieser.

„Stimmt. Ein hübsches Haustier gibt er wirklich nicht ab.“ Die Runde lachte kurz, bis der Indianer mit dem Piratenhaken sich rechtfertigte: „Ich meinte eigentlich den Menschen.“

„Wer ist dieser Mensch? Frau oder Mann?“

Ratlosigkeit herrschte und der Indianer wand sich ab. „Ich werde mal nachsehen.“, sagte er.
 

••

Der Shinigami, von dem seine Kollegen alle sprachen, verfolgte sein „Herrchen“ mit Anhang auf dem Gelände der Touou Universität. Raito hatte sich in seiner Sportklamotten geschmissen, L in gewohnter Garnitur inklusive Tennisschläger, gefolgt von Liz in normaler Alltagskleidung.

„Ich hoffe, dir war bei deinem Vorschlag, sich beim Tennis näher kennen zu lernen, klar, worauf du dich einlässt?“, fragte Raito Ryuga, während sie dem Tennisfeld immer näher kamen.

„Keine Sorge. Ich war in England früher mal Juniorchampion.“, erwiderte L.
 

Liz grinste gespannt. Sie würde das Ganze kommentieren.

//Wenn ich ihn jetzt frage, ob er Engländer ist, denkt er sicher, das will ich als Kira herausfinden.// Kira band sich die Schuhe. //Ach egal. Ich versuch’s einfach mal.// „Bist du in England aufgewachsen?“, fragte Raito also.

„Ich habe 5 Jahre dort gelebt, aber keine Sorge, diese Information bringt niemanden bei der Suche nach Ls wahrer Identität weiter.“

Raito stutzte kurz. Er lebte 5 Jahre in England, und was war mit Yashiro? Doch allein die Tatsache, dass er anscheinend L war, schien ihm so suspekt, dass die Frage irgendwie überflüssig schien.

L ergriff seinen Schläger und wählte seine Hälfte des Feldes. „Wer den ersten Satz mit 6 Spielen gewonnen hat, ist Sieger?“ Raito stimmte mit ein und die beiden machten sich bereit. Raito konnte sich nicht vorstellen, dass L während einem Tennismatch abchecken wollte, ob er Kira sei. Auch L dachte so. So ein Freundschaftsmatch würde wohl kaum Hinweise liefern. Schon machte Ryuzaki den Aufschlag. Völlig unvorbereitet musste Raito den Ball durchlassen.

„Ui…“, machte Liz und grinste. //Das kratzt Raito am Ego.// „15-0!“, verkündete sie.

„Na, na, Ryuga! Denk dran, ist nur ein Spiel!“

Und wieder lachte Liz.

„Für dich vielleicht.“, entgegnete L trocken.

„Und die beiden Kontrahenten gehen aufs Ganze: Ryuga hastet dem Ball hinterher und schlägt ihn per Rückhand zurück und ooohh… gerade noch gerettet von Yagami.“, kommentierte Liz voller Leidenschaft. Während die beiden Amateure ihr Spielchen spielten, sammelte sich ein ordentliches Publikum an. Selbst der Boss des Tennisclubs schien beeindruckt. Liz spielte mit „ihrem“ Publikum.

„Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass Ryuga immer dieselben Klamotten anhat?“ Sie disste ihren Bruder, was diesem eigentlich ziemlich am Allerwertesten vorbei ging.

„Ist Ryuga nicht ihr Bruder?“, fragte einer doch diese Frage ging in bewunderten »Ahhs« und »Ohhs« unter.

//Keine Sorge, Yagami. Der bloße Wille zum Sieg überführt noch keinen als Kira…//

//Gebe ich mich als Kira zu erkennen, wenn ich mich so reinhänge? Aber ich kann doch nicht mit Absicht verlieren! Sonst denkt er noch, ich wollte nur nicht gewinnen, um mich nicht als Kira zu outen!// Beide Kontrahenten waren schlagfertig. Schnelle und gewitzte Ballwechsel fanden statt, während die beiden versuchten, ihre Gedanken zu ordnen. Klar war, dass L nicht aus der Art wie jemand Tennis spielt schließen könnte, ob dieser jemand Kira ist oder nicht.

//Also alles auf Sieg!!!//, dachten beide und sie bissen und das Publikum tobte. Es ging allein um den Sieg…

Aus der Menge hatten sich 3Leute als Linien-, Schiedsrichter und Balljunge bereiterklärt. Der Boss des Tennisclubs starrte sich die Augen aus, als plötzlich sein handlanger zurückkehrte.

„Yasunaga! Der Name Yagami kam mir so bekannt vor, da habe ich recherchiert… Der war 1999 und 2000 Mittelschulchampion! Bei der letzten Preisverleihung in der dritten Klasse hat er dann plötzlich seinen Rücktritt vom Tennis bekannt gegeben…“ Alle umstehenden staunten.

„Ist ja krass!“

„Wahnsinn!“

Ein etwas unscheinbares Mädchen interessierte sich allerdings nicht für Raito…

„Und was ist mit Ryuga? Er kann mit dem Champion ja echt gut mithalten.“

Ihre Freundin schnaufte genervt und ein anderer betonte: „Das einzig interessante an ihm ist seine Schwester.“

Yasunara platzte allmählich der Kragen. Dieser Yagami regte ihn auf. Schon an Yasanuras Auftreten konnte man erkennen, was er von sich und andere von ihm hielten. Yagami könnte eine echte Gefahr sein.

„Nicht nur Spitzensportler, sondern auch noch Eliteschüler?!“ Aber für den Tennisclub würde er sie sich sicher schnappen.

//Bisher sind wir noch mit keinem Wort auf den Kira-Fall zu sprechen gekommen. Ich kann doch jetzt nicht einfach davon anfangen…//, dachte L, während er einen Schmetterball ausführte. Selbst Liz hätte nicht gedacht, dass L in der Lage war, sich so schnell zu bewegen.

//Ihm geht’s bei diesem Match gar nicht darum, mich besser kennen zu lernen. Das ist nur eine Art Pflichtübung, um so tun zu können, als hätten wir uns angefreundet.//

//Du denkst sicher, dass dieses Tennismatch nur dazu dienen soll, mich dir einen Schritt zu nähern. Garantiert wirst du versuchen, mein Geständnis, L zu sein und meine Bitte um Mithilfe bei der Lösung des Falls auszunutzen.//

//Sobald das Spiel zu Ende ist, wird er mir garantiert eine Frage zum Kira-Fall stellen, die nur Kira selbst beantworten kann. Bevor ich mich allerdings auf das Thema Kira einlasse, muss er mir erst mal beweisen, dass er Wirklich der Untersuchungsleiter des Falles ist.//

//Du wirst bestimmt Einblick in die Untersuchung verlangen und meine Vertrauenswürdigkeit testen, bevor du dich auf ein Gespräch über Kira einlässt.//

Bereits wurden Popcorn und Studentenfutter verkauft und Liz verließ ihren Posten. Bepackt mit jede Menge Junkfood, Erdnüssen und Rosinen, mischte sie sich unter die Studenten.

Hier und da hörte sie die Schwärmereien der Mädchen für Raito, Bewunderung für die beiden Athleten und sie konnte nicht widerstehen, sich zu den süßen Jungs aus dem Soccer-Club zu stellen, mit denen sie auch sofort ins Gespräch kam.

Raitos Gedanken tobten weiter…

//…wenn er glaubt, dass er mich so einfach einwickeln und mir Details entlocken kann, die Yagami Raito gar nicht wissen kann, hat er sich geschnitten!//

//Ich weiß genau, was du verlangen wirst. Einen Dritten, der bezeugen kann, dass ich L bin.//

Und L hastete dem Ball hinterher, vergebens. 5-4.

//Ich werde zu allererst verlangen…//

//Du wirst mir zu aller erst vorschlagen…//

Beide sahen sich direkt in die Augen. //Dass wir uns gemeinsam in die Untersuchungszentrale begeben. Angriff ist schließlich die beste Verteidigung.//

Und ein weiteres mal schlug Raito zum Schmetter an und Ls Arm war zu kurz.

6-4. For games all.

„Spiel, Satz und Sieg für Yagami!“

Liz grinste. „Schade. Naja, hast dich gut gemacht, Brüderchen.“

„Ihr seit also wirklich verwandt?“, fragte einer der Kerle.

„Wieso stellen das eigentlich alle in Frage?“

„Na ja du so… er so…“

Die beiden Verschwitzten gingen aufeinander zu und reichten sich über dem Tennisnetz die Hände.

„Du hast mich tatsächlich geschlagen.“ L konnte es nicht fassen.

Erschöpft keuchte Raito und räusperte sich kurz. „Einen Gegner wie dich hatte ich lange nicht mehr, Ryuga.“ Sie lächelten und beide wussten sie, dass dieses Lächeln nur gespielt war. Sie verließen den Platz und mit ihnen die Passanten. Yashiro wartete am Platz.

„Sollen wir was trinken gehen? Ich habe da sowieso noch eine Bitte an dich.“, schlug Raito vor.

„Also gut. Da du gewonnen hast, schulde ich dir schließlich was. Allerdings solltest du eine Sache vorher wissen.“

„Was denn?“

Raito ging weiter, während L stehen blieb.

„Dass ich den Verdacht habe…“ Seine Stimme wurde immer leiser, „dass du Kira sein könntest, Yagami.“ L ging weiter und sah Raito an. „Wenn du mir deine Frage trotzdem stellen willst, nur zu.“

Diesmal blieb Raito standfest.

Er lachte auf. „Ich soll Kira sein?“

„Nein, aber es besteht eine Chance von etwa 1% Solltest du nicht Kira sein, würde ich deine hervorragende Kombinationsgabe gern zur Lösung des Falls nutzen.

Gepackt ging Raito in die Knie, den Kopf gesenkt, um besser denken zu können.

//eine Chance von 1%... Das genügt schon, um die Sache für mich brenzlig werden zu lassen.// Liz betrat den Tennisplatz. Das verbliebene Publikum jubelte.

//Verdammter Mist…//

„Hey, Kleiner…“ Sie legte ihre Hand sanft auf seine Schulter. „Wieso schmollst du, du hast doch gewonnen? Oder bist du erschöpft?“ Raito stand auf und grinste sie kurz an.

„Sicher nicht.“, sagte er. Liz zog ihn kurz an sich und drückte ihm einen Kuss auf. L verdrehte die Augen. //Kannst du deine pubertären Spiele nicht verschieben?//

Die Menge staunte nicht schlecht, als sie sahen, wie eng sich Hideki-san und Yagami-kun umarmten.

„Sie küsst ihn?“

„Sind die zusammen?“

„Er ist vergeben? NEIN!“

„Dieser Kerl provoziert mich richtig, ihn zu hassen…“

„Komische Bande… Genies unter sich…“

Ryuzaki sah ins Gemurmel hinein.

„Hier ist zu viel Trubel. Lass uns irgendwo hingehen, wo wir ungestört reden können.“

„Tja, Offenbar haben wir versehentlich ein paar Fans bekommen…“
 

••

„Was soll das heißen, Sie dürfen es mir nicht sagen?!“ Langsam verlor der stellvertretende Polizeipräsident seine Fassung.

„Tut mir wirklich leid, aber auf Anweisung Ls kann ich nicht mal Ihnen…“

„Nicht einmal, wo er sich gerade aufhält und warum die Zentrale stets nur von einer Person besetzt ist?!“

„Es tut mir leid.“

Der Präsident verlangte Antworten… Er atmete tief durch.

„Sie müssen wissen, dass jemand sich meiner Tochter als L vorgestellt hat. Steht sie etwa unter Verdacht?“ Er lehnte sich auf seinen Schreibtisch, sein Kopf wurde rot.

„Ich kann Ihnen dazu leider nichts sagen, aber bitte behalten sie diesen Vorfall für sich…“, bat Soichiro. „Aber seien Sie ganz beruhigt… Ihre Tochter steht keinesfalls unter Verdacht. Das müssen sie mir glauben.“ Sein Blick wendete sich gen Boden und auch er holte tief Luft.

„Wenn irgendjemand unter Verdacht steht, dann mein Sohn…“ Überrascht und zugleich schockiert sah Yagamis Vorgesetzter zu ihm auf. „Doch auch das muss unter uns bleiben.“

„Yagami…Seit vielen Monaten hält uns dieser Fall nun schon in Atem. Alle Welt hält uns und auch L für unfähig…“

Und das schien der Tropfen gewesen zu sein, der Yagamis Fass zum überlaufen brachte. Er stieß wütend die Handflächen auf das Pult des stellvertretenden Polizeipräsidenten und schrie ungehalten: „Wollen Sie von einer Polizei, die von Kira den Schwanz einzieht, etwa das Gegenteil behaupten?! Ihnen müsste doch bekannt sein, aus wie vielen Personen die Ermittlungszentrale inzwischen nur noch besteht! Wenn Sie sich solche Sorgen um die öffentliche Meinung machen, behalten Sie bitte für sich, dass angefangen beim Vorstand, alle das sinkende Schiff verlassen!“ Der Polizeiinspektor stand auf und sah aus seinem Fenster. Yagami hatte Recht. Diese wand sich bereits ab, um den Raum zu verlassen. Er fuhr sich durchs fettige Haar und rieb sich seinen Drei-Tage-Bart.

„Yagami!“

„Ja?“

„Was halten Sie von L? Können wir ihm vertrauen?“

„Er ist der Einzige, der uns jetzt noch helfen kann. Ich vertraue ihm.“ Er hob den Kopf. „Er setzt sogar sein Leben auf’s Spiel, um uns voranzubringen.“
 

••

Die 3 Studenten gesellten sich in Raitos Lieblingscafé.

„Das Café hier ist eines meiner Lieblingslokale. Hier hinten kann man sich ungestört unterhalten.“

Und damit hatte er recht: Es standen nicht in einem großen Raum viele tische, sondern wurde der Raum durch mit Holz verkleidete Halbwände erneut unterteilt, sodass jeder Tisch seine eigene gemütliche Nische hatte. Dekoriert mit Pflanzen und Blumen schien das ein gutes Ambiente für das Vorhaben der Kontrahenten.

Die Bedienung kam auch schon um die Ecke.

„Haben Sie schon gewählt?“, fragte sie höflich und zückte einen Kugelschreiber sowie Notizblock. L sah sie an.

„Eine ganze Erdbeertorte mit Sahne bitte.“

Die junge Dame stutzte. „Eine ganze?“

L nickte und lutschte am Daumen. Noch verwirrt von Ls Sitzhaltung und seiner Bestellung, wand die junge Angestellte sich Liz zu.

„Haben Sie Pommes?“

„Natürlich.“

„Machen Sie die frisch oder sind die tief gefroren?“

Die Kellnerin fühlte sich allmählich in die Enge getrieben. Verunsichert antwortete sie: „Die sind tief gefroren…“ Sie fühlte sich nicht wohl. Nichts, was besonders dafür sprechen würde…

„Perfekt!“, rief Yash fröhlich, „Ich nehm einen Beutel.“

Die Kinnlade hing der Frau am Boden. Wo das Mädchen doch relativ normal aussah…

Sie hatte schon viel erlebt, aber noch nie hat ein einzelner eine ganze Torte und ein junges Mädchen einen Beutel tief gefrorene Pommes bestellt. Sie war auf alles gefasst und so lugte sie etwas ängstlich dem verbliebenen Studenten entgegen. Dieser war das allerdings schon gewöhnt. So ein ungewöhnliches Geschwisterpaar sieht man nicht oft…

Er stützte den Arm auf und sagte trocken: „Einen Kaffee bitte.“

Die Bedienung atmete resignierend tief durch. „Und was dazu?“

„Nichts, nur den Kaffee. Pur, versteht sich.“

Die Frau stapfte davon und es konnte losgehen.

Raito sah die beiden Kopf schüttelnd an.

„Müsst ihr beide eure Extremitäten denn auch außerhalb eurer weißen Kämmerchen auslassen?“

L beachtete seine Bemerkung gar nicht, seine Schwester hingegen musterte Raito spöttisch.

„Und du… musst du… du denn immer… diese Frisur tragen? Pilzkopf.“

„Gut, dass hier nicht auffällt, dass ihr beide so seltsam sitzt.“, fügte Raito hinzu, als die Bestellungen eintrafen. Liz riss ihre Packung Pommes auf und begann sie zu lutschen, L machte sich mit einer kleinen Gabel an die Riesentorte, während Raito bescheiden in seinem Kaffee rührte.

„Ich kann einfach nicht anders. Wenn ich mich normal hinsetze, nimmt meine Denkfähigkeit um 40% ab.“, antworte L etwas verspätet. Er nahm einen Bissen seiner Torte, als seine Schwester die Pommes hinein tunkte. „Nun, um was wolltest du mich bitten?“

„Das hat Zeit, bis du dich davon überzeugt hast, dass ich nicht Kira bin.“

„Also gut… Dürfte ich vielleicht zunächst mal deine Kombinationsgabe testen?“

Raito grinste. „Klingt spannend. Nur zu!“

Raito hob seine Tasse und nippte daran.

//Von wegen… in Wirklichkeit möchte er dadurch nur herausfinden, ob ich etwas weiß, das nur Kira wissen kann! Ich darf jetzt aber auch nicht aus Angst mich zu verplappern, zu zurückhaltend sein. Zu einem gewissen Grad muss ich ihn schon von meinem Talent überzeugen. Es gibt weder einen beweis dafür. Dass ich kira bin, noch dagegen. Es kommt nur darauf an, dass ich sein Vertrauen gewinne. Das wird schon klappen. Ich habe mir ja nicht umsonst bis zum Erbrechen eingehämmert, welche Informationen über kira bekannt sind und welche nicht. Doch ich muss aufpassen… Yashiro… Ich kann ihr nicht vertrauen. Im Zweifelsfall wird sie sein Joker sein. Ist sie also nur eine Schachfigur?//

„Worauf schließt du aus der Tatsache, dass ich mich dir als zu erkennen gegeben habe?“

Der Befragte setzte seine Tasse ab. „Hm… Nun ja, auf jeden Fall scheinst du dir durch mich einiges zu erhoffen. Entweder bist du dir ziemlich sicher, dass ich dich nicht töten würde, falls ich Kira wäre oder du hast dir einen Trick ausgedacht, der es mir unmöglich machen würde, dich zu töten. Nach aktuellem Stand scheint Kira die Gesichter seiner Opfer kennen zu müssen, aber wer weiß, ob das alles ist.“ Er schloß die Augen und strich sich nachdenklich übers Kinn. „Er könnte zum Beispiel zusätzlich noch die Namen benötigen, also war es ein cleverer Schachzug von dir, dir zusätzlich zu deinem Pseudonym »L« noch den Namen des bekannten Idols »Hideki Ryuga« als Tarnung zuzulegen. Was wiederum darauf schließt, dass Hideki Yashiro keine Hideki Yashiro ist.“

Fasziniert beäugte L Kira. Yashiro begutachtete eine Pommes. Zu viel Salz, da musste Sahne drauf!

„Volltreffer.“, bemerkte Ryuzaki Daumen lutschend.

„Das sagst du so leichtfertig?“

„Hätte ich denn einen Grund, es nicht zuzugeben?“

„Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass du der echte L bist, recht gering.“, warf Raito ein.

„Ach ja?“

„Wenn ich L wäre, würde ich mich meinem Verdächtigen nicht selbst zu erkennen geben, sondern jemanden vorschicken, der so tut, als wäre er ich.“ Er legte sich zurück. „Ich als echter L würde stets an einem sicheren Ort bleiben und auch die Polizeioperationen nur verdeckt leiten. Niemand wüsste, wer ich bin.“

„Verstehe… Sich jetzt als L zu erkennen zu geben, wäre nicht nur sehr gefährlich, sondern würde auch den Sinn der bisherigen Geheimniskrämerei in Frage stellen. Es wäre wirklich zu dumm von L, die Tarnung auffliegen zu lassen…“

//Er bestätigt meine Rückschlüsse? Das ist doch nur Show…oder?!// Raito griff erneut nach seiner Tasse. „Andererseits könntest du natürlich doch der echte L sein.“

„Wie kommst du darauf?“

„Man würde erwarten, dass L ein älterer, typischer Kriminalbeamter ist. Niemand würde dir glauben, L zu sein… Und deshalb bin ich mir fast sicher, dass du es bist.“

„Vielleicht hat L damit spekuliert, dass du so denkst. Dass du von L erwartest, beschattet zu werden, alles im Dunkeln… Vielleicht wusste L, dass du alles genau so kalkulieren würdest und nutzte dies, um dich eiskalt zu erwischen.“, murmelte Liz nebenbei.

„Stimmt. Einem wie L wäre das wohl zuzutrauen. Man kann ewig so weiterdenken. Da brummt einem ja der Schädel.

Raito lachte nach Herzenslust, während Ryuku und die Hideki Geschwister ihn emotionslos ansahen.

L kramte in seiner Hosentasche nach ein paar Notizen.

Er legte ein paar Papiere auf den Tisch und schob sie Raito zu. Es handelte sich um eine Liste mit den Todeszeiten der 12 FBI Agenten sowie der Reihenfolge, in der sie die Akte erhalten hatten. Außerdem Fotos der Abschiedsbriefe dreier Opfer aus dem Gefängnis, von denen man dachte, dass es unter Kiras Diktatur verlief.

„Diese Informationen wurden unter Verschluss gehalten. Mal sehen, ob du etwas damit anfangen kannst…“

Gespannt griff Raito nach der Liste und begutachtete sie.

//Denkst du etwa wirklich, das hier würde mir eine Reaktion entlocken?//

„Fällt dir bei der FBI-Liste irgendwas auf?“, fragte L gespannt.

„Hm… Lass mal überlegen… Ryuzaki und Liz beobachteten ihr Gegenüber. L begann leicht zu zweifeln. //Habe ich ihn unterschätzt? Könnte er so ruhig bleiben, wenn er Kira wäre?//

„Ryuga… Um was für eine FBI-Akte handelt es sich denn hier? Ohne diese Info kann ich nichts damit anfangen.“

Verlegen kratzte sich L am Kopf. „Oh ja, tut mir leid. In dieser Akte befanden sich die Namen und Fotos aller in Japan ermittelnden FBI-Beamten. Alle starben, nachdem sie die Akte erhalten hatten.“

Liz sah Raito schräg an. //Die erste Hürde hast du überstanden, Kira…//

„Aha… In dieser Akte war also wohl alles enthalten, was Kira zum Töten brauchte. Du sagst, dass sie alle starben, sobald sie die Akte erhalten hatten. Das weist darauf hin, dass Kira die Akte irgendwie in die Finger bekommen hat, richtig?“

L war zufrieden. „Und was sagst du zu den Fotos?“

Raito schnappte sich die Fotos und ließ sie durch seine Finger gleiten. „Ziemlich interessante Sache…“ //Auf so einen billigen Trick falle ich nicht rein! Die Fotos sind hinten nummeriert! Wenn ich das nicht gesehen und den Satz »Wer hätte das gedacht, L? Todesgötter essen nur Äpfel» gebildet hätte, wäre der Verdacht wohl bestätigt gewesen. Zum Glück habe ich auf die Rückseite gesehen…//

Er verteilte die Fotos auf dem Tisch.

„Wäre ja Wahnsinn, wenn Kira die Menschen nicht nur sterben lassen, sondern auch ihr Verhalten manipulieren könnte! Sieht fast so aus, als wollte Kira L mit diesen Nachrichten auf den Arm nehmen!“ L sah ihm unterhalten zu, seine Schwester sah desinteressiert, eine Pommes lutschend, aus dem Fenster.

„Wenn man jeweils die ersten Worte der Zeilen aneinander reiht, wird darauf der Satz »Wer hätte das gedacht, L? Todesgötter essen nur Äpfel.«, richtig? Aber wenn man es entsprechend der Nummerierung auf der Rückseite anordnet, wird daraus … »Wer hätte das gedacht, L? Essen nur Äpfel, Todesgötter.«. Schlechte Grammatik. Keine Ahnung, was Kira damit sagen wollte.“

L schien überrascht und kramte erneut in seiner Hosentasche.

„Wirklich nicht? Vielleicht wird es mit diesem vierten Foto klarer?“

Raito schien überrascht. //Ein Viertes?!//

L schob ein viertes Foto mit seinen langen knochigen Finger zwischen Foto 2 und 3.

„»Wer hätte das gedacht, L? essen nur Äpfel und haben rote Hände, diese Todesgötter.«“

//Will er mich verarschen?! Was soll denn dieser vierte Brief auf einmal?! Der ist doch frei erfunden!// Verwirrt und wütend von innen, versuchte er sich äußerlich fast schon kindlich zu rechtfertigen.

„Aber bei den 3 ersten Fotos hätte meine Theorie gestimmt.“

„Es sind aber nun mal 4 Fotos. Leider hast du nicht so weit gedacht. Natürlich konntest das nicht wissen, aber du hast auch nicht damit gerechnet…“

//So eine Frechheit!// Dieser L brachte Raito noch zur Weißglut. //Ach so…! Er wollte damit gar nicht meine Kombinationsgabe, sondern nur meine Reaktion testen! Kira weiß natürlich, dass es keinen vierten Brief gibt und würde sich vermutlich ziemlich aufregen… Sein erstes Ziel war es, dass ich die Nummerierung nicht bemerkte und den Satz »Wer hätte das gedacht, L? Todesgötter essen nur Äpfel« bilde…//

…aber als Raito darauf nicht reinfiel, griff er zu einem weiteren Trick, dem gefälschten vierten Brief, um Kira zu provozieren. Ryuku genoss das Battle zwischen den beiden und grinste wie immer amüsiert.

„Tja, du hast wohl Recht. Das hätte ich bedenken müssen. Aber so oder so bringen dich diese Briefe nicht weiter. Wer glaubt denn schon an Todesgötter?“ Raito nippte erneut an seinem Kaffee und sah kurz zu Liz.

//Weder auf die Datei noch auf die Nummerierung ist er reingefallen… Das beweist aber immer noch gar nichts…// L und Liz tauschten kurze Blicke.

„Wenn du L wärst, Yagami… wie würdest du herausfinden, ob ein Verdächtiger wirklich Kira ist?“

L wurde flüchtig von Raito gemustert.

„Ich würde ihn dazu bringen, mir Details zu verraten, die nur Kira wissen kann.“ Er grinste. „Genau das, was du gerade auch versuchst.“

„Nicht schlecht.“, bemerkte Ryuzaki anerkennend. „Ich habe dieselben Fragen einigen Kriminalbeamten gestellt, doch keiner konnte sie so schnell beantworten wie du – geschweige denn mit so viel Geschick. Erstaunlich, wie mühelos es dir gelingt, dich in Kira hineinzuversetzen.“ L grinste flüchtig und sah Raito in die Augen. „Grandios, deine Kombinationsgabe!“

//Er wirkt, als wäre sein Plan aufgegangen… Hat er mich reingelegt?//

„Na ja… Aber offensichtlich hat mein Talent deinen Verdacht noch verhärtet, nicht wahr?“

„Stimmt. Auf 3%... Doch gleichzeitig ist auch mein Wunsch größer geworden, dich in die Ermittlungen einzubinden.“ L sah entlarvt zur Seite. „Ehrlich gesagt hattest du vorhin Recht… Ich bin nicht der Einzige, der als L auftritt…“

//Wie kommt er dazu, das so einfach vor mir zuzugeben? Wenn er tatsächlich nur ein Doppelgänger ist, hat es keinen Sinn, sich weiter mit ihm zu beschäftigen.//

„Selbst wenn du wirklich kira bist, möchte ich dich um deine Mithilfe bitten. Verstehst du, warum?“

Liz riss erstaunt ihren Kopf hoch.

„Bitte was?!“

Sie wurde links liegen gelassen, während sie Anstalten machte, sich bemerkbar zu machen.

„Weil ich entweder zur Lösung des Falls beitragen oder mich gleichzeitig durch etwas verraten könnte. Somit schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe… Keine schlechte Idee.“

Ryuku sah neckisch über Raitos Schulter. „Hehe, Raito, der Kerl hält dich ganz schön auf Trab! So kenne ich dich ja gar nicht!“ tatsächlich war Raito sehr aufgebracht. Ein kleines Detail, und er wäre dran…

Doch war er sich noch nicht sicher, ob Hideki Ryuga wirklich L war. Sollte er nur eine Marionette sein, die in Ls Auftrag handelte und gar nicht direkt zur Ermittlungszentrale gehört, dürfte er nicht länger mit ihm reden. Nervös nahm er einen Schluck Kaffee.

„Du vergisst da nur eine Sache, Ryuga. Ich interessiere mich zwar für Kira und löse auch gerne Fälle, aber da ich nicht Kira bin, habe ich Angst davor, vor ihm getötet zu werden!“

Liz gähnte gelangweilt. //Immer dieselbe Leier…//

„Ich betreibe meine Recherchen also lieber weiter als Hobby, anstatt mich auf deinen Deal einzulassen. Wer garantiert mir denn, dass du nicht Kira bist? Versetz dich doch mal in meine Lage! Fändest du es nicht auch seltsam, so plötzlich um Mithilfe bei den Ermittlungen gebeten zu werden?“ Und plötzlich klang es so, als sei L der Böse, wo er doch so süß seine Torte verschlang.

„Wir beide sind von außen betrachtet ganz normale Studenten.“ Raito wurde unterbrochen.

„Na ja, mehr oder weniger…“, brachte Liz mit ein. Doch Raito ließ sich in seinem Redefluss nicht weiter stören. „Wenn einer von uns wie Kira wirkt, dann du, Ryuga. Wir beide können nicht beweisen, dass wir nicht Kira sind. Aber wenn du L oder sein Stellvertreter bist, kannst du wenigstens das beweisen! Jemand aus der Ermittlungszentrale, dem ich vertraue oder mein Vater müsste mir einfach nur bestätigen, dass du L oder zumindest einer aus dem Ermittlungsteam bist. Aber wenn du darauf bestehst, dass du mir keinen Beweis schuldig bist, weil ich dir ja auch nicht beweisen kann, kann ich nicht mit dir kooperieren.“

Yash sah ihren Bruder an. //Clevere Taktik, Raito. Typisch für jemanden, der es hasst, zu verlieren… Das bringt dich auf mindestens 7%...//

L sah raito schräg an. „Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht zur Ermittlungszentrale bringen kann, oder? Wir arbeiten dort mit deinem Vater und seinen Kollegen zusammen. Du wirst uns also helfen, wenn ich dich dorthin mitnehme, hab ich das richtig verstanden?“

Und schon wieder… Schon wieder diese unerwartete Wende. L verstand es, Kira ins kalte Wasser zu schmeißen.

Konfus ließ Raito seine Gedanken schweifen, welchen Sinn Ls aktuellster Schachzug hatte.

Doch schon wurden diese durch Ryuzakis Mobiltelefon gestört.

„Entschuldige.“ Er griff erneut an seine Hosentasche und nahm den Anruf entgegen.

„Ryuzaki! Es ist furchtbar! Yagami ist zusammen gebrochen!“

Im selben Moment erreicht Raitos Mutter Raito auf seinem Handy.

„Raito, dein Vater…“

L sah Raito geschockt an.

„Dein Vater… Er…“

Geschockt sank Raitos Hand samt Telefon zu Boden. Schweißperlen traten auf seine Stirn.

„Papa hatte einen Herzanfall…“
 

“KIRA?!“

Goodbye

Page eighteen:

Goodbye
 

Zu dieser Zeit, schnackelten den Angestellten von Sakura TV im Besprechungsraum die Ohren. Sie wurden von ihrem aufsässigen Chef ordentlich zurecht gewiesen. „Wie bitte?! Ist das alles, was euch einfällt? Glaubt ihr wirklich, ein schlecht gemachtes Special über Kira genügt?! Unsere Zuschauer erwarten von uns die brandneusten Infos und Fakten, die sonst keiner hat! Wir brauchen Fakten! Fakten! Fakten! Irgendwas, das mich vom Hocker haut!“ Er schlug mehrere Male erbost auf den Tisch. Er war ein dicklicher und ungepflegter Mann, skrupellos und machthungrig. Zudem stank er auch noch fürchterlich nach Zigaretten.

„Wie sollen wir das denn machen? Die Polizei schweigt sich aus…“, versuchte einer der Reporter.

„Trottel! Es müssen ja nicht die echten Fakten… Denk dir was Schönes aus!“

Der Publizist sah ihn leicht verängstigt und verwirrt an. „Aber die Ermittlungsbehörde hat uns ohnehin schon auf dem Kieker.“

„Wir sollten besser aufhören, in Umlauf zu bringen, dass Kira ein Volksheld sei.“, stimmte ein Kollege mit ein. Der Chef räusperte sich kurz. „Keine Sorge! Die Polizei weiß doch selbst nicht, was wahr ist und was gelogen! Die können uns nichts!“ Er zündete sich eine weitere Zigarette an und öffnete sich eine Dose Bier. „Passt auf! Wir tun einfach so, als hätte eine Befragung von 100.000 Leuten ergeben, dass über 50% auf Kiras Seite seien und belegen das mit ein paar schönen Diagrammen. Das ist das Mindeste, sonst schaltet jeder weg!“

Auf mehr schien der Boss nicht zu kommen, doch seine Sendung sollte noch gerettet werden…
 

••

Im Krankenhaus Ibaraki hatten sich bereits Raito, L und Yash versammelt, um nach Raitos Vater Soichiro zu sehen. Hausfrau Yagami war ebenfalls anwesend. Der vom Herzanfall geschwächte Inspektor lag erschöpft in seinem Bett, an der Infusion gefesselt.

Seine 4 Besucher hockten unruhig und besorgt auf 4 Stühlen, die um sein Bett standen.

„Und das kam wirklich nur durch Überarbeitung?“, fragte Raito.

„Raito! Worauf willst du hinaus?!“, strömte es aus seiner Mutter heraus.

„Na, ist doch wohl logisch bei einem Herzanfall! Da denkt doch jeder sofort an Kira…!“ Soichiro schwieg, setzte aber einen ernsten und festen Blick auf. Er fühlte sich nicht krank, solang er seinen Ehrgeiz besaß, Kira zum Schafott geleiten zu dürfen.

„Ich muss zugeben, dass mir bei meinem Zusammenbruch derselbe Gedanke durch den Kopf schoss.“, gab er zu und seine Frau atmete entsetzt auf.

„Als Leiter der Ermittlungszentrale sind Sie mehr als nur ein wahrscheinliches Ziel für Kira. Allerdings ist bisher noch keiner seiner Mordversuche fehlgeschlagen…“, berichtete L. Yagami Sachiko zitterte. Sie überkam die Angst.

„Sachiko, geh ruhig nach Hause. Raito ist ja hier und ich fühle mich ganz gut. Sag Sayu bitte nichts. Ich möchte nicht, dass sie sich aufregt.“

Breitgeschlagen stand Sachiko auf, verabschiedete sich liebevoll von Ehemann und Sohn. „ich schaue morgen wieder vorbei. Pass gut auf ihn auf, Raito!“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht Kira war. Der Stress mit Vorgesetzten und Untergebenen, die Furcht, von Kira getötet zu werden, der Schlafmangel… Das war wohl alles zu viel.“

„Sicher spielte auch eine Rolle, dass Ihr Sohn unter Verdacht steht… Kein Wunder!“, warf Ryuzaki ein. Empört darüber, dass der Meisterdetektiv mit dieser Feststellung seinen Vater weiter belastete, warf Raito seinem Kontrahenten einen böse überraschten Blick zu.

„Er weiß alles. Auch, dass ich L bin.“

Verwundert suchte Raito Bestätigung seines Vaters. Er nickte. „Es stimmt. Er ist L. Wir nennen ihn zwar nur »Ryuzaki«, um seine Tarnung beizubehalten, aber er ist L.“

//Das ist also wirklich L… Vater hat es selbst gesagt… Das ist L! Wenn ich ihn und die gesamte Zentrale ausschalte… Aber so einfach geht das nicht. Ich darf nichts überstürzen. Alles mit der Ruhe… Im Moment bin ich Yagami Raito, der sich um seinen Vater sorgt.//

„Nun, Ryuzaki? Haben sich Ihre Zweifel bezüglich meines Sohnes verflüchtigt?“

„Nein. Sie wurden sogar genährt, da er zu viele treffende Hinweise liefern konnte.“

„Hey! Hör auf, meinem Vater in seinem Zustand zusätzlich Stress zu bereiten! Du bist echt total unsensibel!“ Raito schien wütend und erhob die Stimme.

„Schon gut, Raito. Mir ist es lieber, ich erfahre die Wahrheit sofort. Außerdem bist du ja nur in sehr begrenztem Maße verdächtig.“

„Eben“, stimmte L zu, „Du scheinst da etwas miss zu verstehen, Yagami. Wie schon gesagt, stehst du nur zu einem geringen Prozentsatz unter Verdacht. Lass es mich dir nochmal erklären. Kira hat die 12 in Japan befindlichen FBI Agenten ermordet. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass alle 12 am 27.12. in Besitz der Akte waren und an diesem Tag starben. Außerdem steht fest, dass Kira interne Informationen aus der Zentrale erhalten hat. Ich weiß zwar nicht wie, aber ich nehme an, das Computersystem war schlecht gesichert.“ Raitos Blick schweifte kurz zu Liz über. Die Blicke trafen sich und beinahe beschämt trennten sie sich wieder. Raito sah zu Boden, während L fortfuhr.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass Kira Zugriff auf die Daten eines Mitglieds der Zentrale hatte, ist hoch. Doch obwohl er die FBI Agenten getötet hat, hat er noch keinen aus der Zentrale umgebracht. Auch das lässt darauf schließen, dass Kira persönlichen Bezug zur zentrale hat. Wobei einer wie Kira wohl kaum davor zurückschrecken würde, jemanden aus seinem Umfeld zu töten.“

„Verstehe…“

„Bei einem der FBI Agenten, Raye Penber, war uns eine Unregelmäßigkeit aufgefallen. Inzwischen ist auch seine Verlobte, die mit in Japan war, spurlos verschwunden.“

Raito verschränkte die Arme. „So bist du also auf die Kitamuras und uns gekommen?“, schlussfolgerte er.

„Ja“

„Bisher bin ich nicht darauf gekommen, daraus, dass Kira wohl Japaner ist, zu schließen, dass es ihm schwer fallen müsste, unschuldige Japaner zu töten. Aber es stimmt, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Kira sich unter den von dem getöteten FBI Agenten Observierten befindet.“ Er richtete seine Augen auf einen Punkt im Raum und starrte ihn entschlossen an. „Er ist ein verwöhntes Kind.“

„Ein verwöhntes Kind? Interessant…“

„Wenn er wirklich nur durch Gedankenkraft töten kann… Falls Menschen überhaupt über diese Fähigkeit verfügen können… und er benutzt sie, um Verbrecher zu töten und die Welt zu einem besseren Ort zu machen… Das wäre typisch für das Alter von Ende Grundschul- bis High School-Zeit. Ein jüngeres Kind würde diese Kraft aus Angst wohl nicht anwenden oder wenn dann gegen Menschen in seiner direkten Umgebung, die es hasst. Ein Erwachsener würde sie für sein persönliches Glück verwenden… Also für Karriere oder Geld. Es gäbe einige Möglichkeiten, diese Kraft zu Geld zu machen. Kira hat sich eine gewisse Reinheit bewahrt… Wie ein wohlbehütetes Kind. Ich tippe auf einen Mittelschüler, der mit eigenem Handy, PC, Fernseher etc. ausgestattet ist.“

L lutschte am Daumen und ließ Raitos Worte revue passieren. //Reinheit…? Außer in diesem Punkt stimmen seine Schlussfolgerungen mit den meinen überein. Ist ihm überhaupt klar, dass er selbst exakt in dieses Profil passt?//

„Das Profil, das du soeben erstellt hast…“ Liz sprach mit leerem Blick mit dem Boden. „Klingt das nicht sehr… sehr nach… naja…“

Ihr Bruder nahm ihr das Wort.

„Nach Yagami Sayu.“

Und auf einmal schien Raito zu explodieren. Er hielt sich zurück, als er aufsprang und sich fast mit voller Wucht auf L stürzte. Er schrie voller Kraft und allein Liz’ mahnender Blick schien ihn zu zähmen. Er schrie: „Lass diese böswilligen Unterstellungen! Denk doch mal eine Sekunde an den Gesundheitszustand meines Vaters!!!“

Unterworfen sagte L: „Ich habe nur deine Logik weiterverfolgt, Yagami.“

„Hört auf, ihr beiden! Wenn ihr euch streiten wollt, dann bitte draußen!“, mahnte auch Soichiro. Schweigend erhob sich die kleine Schwester des Meisterdetektivs und verließ den Raum sowie das Krankenhaus. Kurze Stille. Raito seufzte.

„Ich bin mir ganz sicher, dass Sayu auf keinen Fall Kira ist. Sie hat einen viel zu weichen Charakter dafür… Das würde sie nicht übers Herz bringen.“, fuhr der Kranke fort.

„Mag sein“, stimmte L mit ein.

Ryuku, der sich mal wieder fast durchgehend schweigend das Dilemma mit ansah, amüsierte sich prächtig und kam nach Stunden wieder zu Wort: „Dir traut er’s offensichtlich eher zu, hehe!“

„Kira ist böse… So viel steht fest. In letzter Zeit frage ich mich allerdings oft, ob das eigentlich Böse nicht die Kraft ist, die das Töten möglich macht.“

Diese harten Worte seines Vaters, machten Kira überhaupt nichts. Er mied den Blickkontakt, lauschte weiterhin seinem kranken Vater.

„Es ist ein Unglück für jeden Menschen, diese Kraft zu besitzen. Wie er es auch anstellt, das Töten von Menschen kann ihn niemals wirklich glücklich machen.“

„Sie haben Recht. Wenn Kira ein normaler Mensch ist, der diese Kraft zufällig erhalten hat, ist er zu bedauern.“, sagte L.

Raito schwieg.

„Ryuzaki! Ich verspreche Ihnen, ich bin bald wieder auf den Beinen!“

„Vater! Du musst dich in Ruhe auskurieren! Überstürze ja nichts!“

„Ihr Sohn hat Recht!“

Der Angesprochene seufzte. „Wenn ich hier liege, fühle ich mich wie tot! Ich will Kira fassen, solange ich dazu in der Lage bin!“

Es klopfte und die Schwester betrat das Zimmer. Die Besuchszeit war vorbei und sie bat Yagamis Gäste heraus.

Sie taten wie ihnen gesagt und verabschiedeten sich. Die beiden verließen das Gebäude und als die Eingangstür hinter ihnen ins Schloß gefallen war, hatte Raito noch eine letzte Frage.

„Ryuga! Gibt es irgendeinen Weg, dir zu beweisen, dass ich nicht Kira bin?“

„Wenn du nicht Kira bist, hast du doch keinen Grund, mir das beweisen zu müssen?“ Es fuhr eine schwarze Limousine vor und hielt genau vor L an.

Raitos Nerven waren in Sachen Hideki am Ende. Genervt erhob er erneut die Stimme. „Jetzt hör mir mal zu! Was meinst du denn, wie es sich anfühlt, so verdächtigt zu werden?!“

L überlegte kurz. „Beschissen.“, antwortete er trocken.

„Ich könnte mich doch einen Monat lang irgendwo unter Beobachtung einsperren lassen ohne Kontakt zur Außenwelt…?“, schlug Kira vor. Dies verwirrte L.

//So weit würde er gehen, um den Verdacht zu klären…? Das ist doch nicht normal!// „Das geht nicht. Wir können ja schlecht die menschlichen Grundrechte außer Acht lassen. Außerdem hat es wenig Sinn, den Vorschlag eines Verdächtigen anzunehmen.“

„Ach so…“

„keine Sorge. Wenn du nicht Kira bist, wird sich das irgendwann auch herausstellen. Der Umgang zwischen dir und deinem Vater hat mich schon fast überzeugt.“ L stieg in das schwarze Auto. „Sag deinem Vater Gute Besserung!“

„Warte mal! Ich habe dir zwar meine Hilfe angeboten, aber solange mein Vater im Krankenhaus ist, werde ich kaum Zeit haben.“

„In Ordnung. Also dann…!“

L schloss die Tür und die Limo fuhr an.

//Hideki Ryuga… Ryuzaki… Das ist also mein Gegner L. Wie mag er wohl wirklich heißen?//

//Yagami Raito… Ob er nicht doch Kira ist?//

Raito steckte lässig die Hände in seine Hosentaschen.

„Ryuku!“

„Ja?“

„Ich habe es kein einziges Mal als Unglück empfunden, das Death Note gefunden zu haben. Ich bin überglücklich über diese Kraft, die mir zuteil wurde. Damit kann ich eine ideale Welt erschaffen!“

„Mir ist es völlig egal, ob dich das Death Note glücklich oder unglücklich macht. Allerdings enden die Menschen, die von einem Todesgott besessen waren, normalerweise im Unglück.“

Raito wandte sich ab und ging mit Ryuku nach Hause.

„Dann werde ich dir eben beweisen, dass es auch anders geht!“

Ryuku lachte amüsiert und schon bald waren sie bei Raito angelangt. Es war bereits dunkel und er holte seinen Schlüssel aus seiner Tasche, als er jemanden auf der Fußmatte sitzen sah. Zusammengekauert sah Liz zu ihm auf.

„Ich dachte… wir…“

Raito schloss auf.

„Warte hier.“

Er ging kurz rein, stürmte in sein Zimmer und holte eine Jacke. Ryuku grinste ihn breit an. „Das Death Note scheint aber nicht alle Teile deines Glücks abzudecken, was?“

Raito antwortete nicht und stürmte die Treppe wieder runter und verließ das Haus. Er sah Liz an und legte ihr die Jacke um.

„Danke.“, sagte sie.

„Lass uns eine Runde gehen…“

Das Mädchen nickte und kuschelte sich in die Jacke ihres Begleiters. Sie war betrübt, geknickt. Sie wusste nicht, wohin mit sich, mit ihm und mit Kira.

Lange gingen sie die Straße entlang, schweigend. Sie bogen ab in einen ruhigen Park, schweigend. Sie gingen an einem Teich vorbei, an angereihten Bäumen, einem großen Kirschbaum. Und sie schwiegen immer noch. Beide sahen zu Boden und suchten nach den richtigen Worten für das, was sie fühlten, oder sie suchten nach dem, was sie fühlten.

Plötzlich blieb Raito stehen.

„Yash…!“ Sie stoppte überrascht und sah ihn erwartungsvoll an. Er sah so anders aus. So friedlich und glücklich. Ausgeruht und zufrieden und leicht hilflos. Ganz anders als sonst.

„Ich… Ich lie… Ich liebe diese nächtlichen Spaziergänge…“

In diesem Moment brach Ryuku in so heftiges Gelächter aus, sodass Raito Angst bekam, dass jeder es hören konnte.

Liz seufzte und sah erneut zu Boden. Raito hatte mit Ausspruch der nächtlichen Spaziergänge sein altes Antlitz erlangt; cool, abgebrüht und nachdenklich. Ein cleverer Pessimist stand erneut vor ihr.

Raito hatte Glück gehabt, er hatte sich gerade noch gefangen. //Dieses Mädchen macht mich verrückt! Das ist so… absurd!!! Das muss ein Ende haben!//

Die beiden setzten ihren Gang fort.

„Du zweifelst genauso wie ich… nicht wahr?“, fragte Liz leise.

„Nur nicht an dem, woran du zweifelst.“

Wieder Stille.

Raito blieb stehen und wieder sah er etwas hilflos aus, nach Liebe suchend. „Was soll das denn? Bist du nur der kleine Spion von deinem Bruder?! Deshalb hast du immer auf Abstand gehandelt! Ich bin doch nicht blöd! Ich habe sogar das Gefühl, es macht dir Spaß! Du… Du … ich weiß doch auch nicht! Bei dir ist mal Hü und mal Hott!“

„Das ist nicht wahr!!“

„Du… Du nutzt mich aus! Du willst nur herausfinden, ob ich Kira bin oder nicht!“

„Nein!“

„Du bist nur eine weitere Schachfigur von diesem Freak! Ich weiß noch nicht mal deinen Namen! Du…!“

„Hör auf!“

„Wer bist du überhaupt? Hideki Yashiro? Sicher doch…! Du bist Engländerin! Die haben keine japanischen Namen. Du bist eine Jill oder eine Hillary!“

„Sei endlich still, bitte!“

„Jetzt flehst du mich an… vor ein paar Wochen hab ich noch gefleht und ich wurde eiskalt abgewiesen. Wir sind ein Paar, sind es nicht…“

„Bitte!!!“

„Ich will nur eins wissen: Ist es dein Spiel, oder Ryugas?!“

Liz hatte es aufgegeben. Irgendwo war sie dann doch sensibel und verletzlich. Sie kam mit der ganzen Situation sichtlich nicht klar. Sie verstand Raitos Reaktion, aber darauf sollte es doch niemals hinauslaufen. Sie hielt mit aller Kraft ihre Tränen zurück und drehte sich von Raito weg.

Er sah sie kurz an, wandte sich dann auch ab.

„Nun gut, wenn das alles ist… Dann denk dir doch bitte eine andere Strategie aus. Wenn es nicht zu viel verlangt ist, lass mich bitte daraus.“ Mit diesen Worten drehte er um und ging.

„Geh nicht!“, rief sie ihm verzweifelt nach. Doch er hörte nicht, er ging weiter.

„Mann, oh Mann!“, machte Ryuku beeindruckt.

„Du bist so feige! Lass mich doch versuchen es dir zu erklären!!! Ich dachte dir liegt etwas an mir, aber wenn du mich so schnell abschreiben kannst…“

Raito schnaufte. „Ich geb dir 40 Sekunden…!“

„Ich und L, wir wussten bis vor ein Jahr nichts voneinander. Ich wurde von meinem Waisenhaus hierher geschleust und man zeigte mir meinen Bruder. Meine Eltern sind tot. Dann kam das mit Kira auf. Wir sind nach Japan gegangen, als wir herausfanden, dass sich Kira hier aufhält. Ich wollte ein normales Leben führen und ihm ein wenig bei den Ermittlungen helfen. Also meldete er mich mit Decknamen an unserer alten Schule an und da warst du. Ich hab dich gehasst und... ich weiß nicht. Ich mochte dich aus Prinzip nicht. Dann bist du unter Verdacht gefallen… Ja, ich sollte dich aushorchen… Aber es ist anders gekommen und dann soll ich dich als Feind entlarven… Das geht nicht!“

Raito schloss die Augen.

„Richtig… Das geht nicht.“ Er blieb schweigend stehen und sah zu Boden. „Komm… ich bringe dich nach Hause.“

„Nein danke.“, lehnte sie ab. Sie klang ernst und kalt.

„Ich möchte es aber. Ich fühle mich nicht wohl dabei, dich im Dunkeln alleine zu lassen.“

„Und ich fühl mich nicht wohl dabei, mit dir im Dunkeln alleine zu sein.“

Raito seufzte. Liz war wie gewandelt. Sie hatte ihre Gedanken geordnet und schien wieder einen eisernen Willen zu haben.

„Du kannst wirklich gut schauspielern.“, sagte Raito leise.

„Danke. Kussszenen kann ich besonders gut.“

Und sie zischte an ihm vorbei. Ihr Ziel: Gefriertruhe. Sie brauchte Pommes.

Ryuku lachte laut. „Ihr Menschen seit lustig.“

Raito sah ihr nach. Er folgte ihr mit Abstand bis zu ihr nach Hause. So konnte er sicher sein, dass sie wohlbehalten angekommen war.

„Jetzt kann ich mich endlich auf das Wesentliche konzentrieren.“, sagte er beruhigt. „Sie war nur eine Last. Es gibt genug andere.“

„Und was war mit dem Gott und seiner Göttin?“

Raito schwieg und wiederholte: „Es gibt genug andere.“

Liz stapfte zur Gefriertruhe und holte ein Kilo gefrorene Pommes raus, setzte sich auf den Boden und riss den Sack auf. Sie nahm eine Pommes, stopfte sie sich in den Mund und schloss die Augen. Sie beugte sich kurz über die offene Tüte und entdeckte einen nassen Flecken auf dem Frost einer Pommes. Eine Träne? Sie ertastete ihre Wangen und spürte Nässe unter ihren Fingerspitzen.

„Echt nicht! Wegen so ’nem Pilzkopf! Ich bin so ein Weichei geworden! So’n Hässlon ohne Freunde! So’n Spaten! Und überhaupt?! Und behaarte Füße sind sowieso eklig! Ja, okay, er hat keine behaarten Füße, aber allein die Tatsache, dass ich es mir vorstellen kann… echt abturnend! Ich hasse ihn! Hat der seinen Namen eigentlich schon mal rückwärts gelesen? Das Standesamt hat bei der Namensgebung bestimmt ’nen Buchstabendreher reingebracht, damit das nicht jedem auffällt… aber ich bin Engländer, ich weiß was dein Nachname wirklich über dich sagt! Der Pfarrer hat sich bei der Taufe bestimmt schlappgelacht, als er deinen Namen rückwärts gelesen hat! Oh mein Gott, wenn ich mit ihm zusammen wär, vielleicht hätte ich ihn geheiratet und dann würd ich auch so heißen! Und Raito… Das hört sich an wie Light. Und wenn man Light rückwärts liest ist das Thgil und das heißt »The Gil« und Gil ist echt mal ein schwuler Name.“
 

Einen Tag später genoss Liz ihre Ruhe und teilte diese mit einem Kilo Tiefkühlpommes. Auch heute zeigte sie wenig Interesse daran, an den Ermittlungen teilzunehmen. Ihr Bruder musste Rücksicht auf ihre pubertären Probleme nehmen.

Es klingelte. Die junge Engländerin bekam unerwarteten Besuch. Sie raffte sich jauchzend auf und öffnete die Tür. Es war Yagami. Yagami Sayu.

Kurz irritiert sah Liz zu der Schwester des Nummer 1 Schülers und legte den Kopf schräg. Sayu hatte sie schon ganz vergessen. Einige Gespräche hatten die beiden hinter sich. Sie hatten sich sehr gut verstanden, und lachten bei Gelegenheit. Sie teilten das Alter und Interessen, es war, als kannten sie sich schon länger und so wirkte die lange Funkstille nicht merklich; Ein vertrautes Gesicht stand Yash gegenüber.

„Hey…“, sagte Liz zögerlich. Sie lächelte breit. Sayu machte ihr gute Laune.

„Hallo, Hideki-san. Ich wollte dich mal wieder besuchen, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.“, beteuerte sie.

Natürlich ließ Liz sie herein und Sayu bewunderte ihr kleines Appartement. Die beiden Freundinnen setzten sich auf die Couch. Sayu betrachtete konfus den Sack Pommes.

„Willst du welche?“, fragte Liz mit einem Hauch von Selbstverständlichkeit in ihrer Stimme.

„Nein, danke“

„Vielleicht etwas anderes?“

Liz schenkte ihrem Gast einen Saft ein und die beiden tratschen eine Weile. Sie lachten und Liz hatte endlich mal wieder unbeschwerten Spaß.

„Jungs? Da gibt es wirklich einige Idioten!“, lachte Sayu.

Liz sah kurz zu Boden. „Ja… Die gibt es sehr wohl.“

Sayu sah Liz kurz eindringlich an. „Du denkst an meinen Bruder, oder?“ Liz schwieg. „Ich will ehrlich sein, ich hatte nicht nur Sehnsucht nach dir. Ich wollte wissen, was gestern los war. Raito kam gestern ganz niedergeschlagen nach Hause. Er war so ernst und sein Blick war so verloren… Ich erlebe ihn selten so. Ich mache mir Sorgen.“

Normalerweise wäre Liz diese Erzähl-Forderung ziemlich auf den Geist gegangen, aber es war in letzter nichts mehr normal. Sie hatte niemanden zum Reden, Mello war nicht da und ihr Bruder würde kein Verständnis zeigen, erst Recht nicht, was Raito anging. Sayu kam ihr gerade Recht, nur musste sie etwas improvisieren, die Geschichte anders erzählen…

„Weißt du… Ich bin neu hier hin gezogen und dein Bruder war gleich da. Er hat mich ziemlich genervt…“ Liz lachte.

„Ja… Eigentlich strengt er sich bei Mädchen nicht sonderlich an. Sie kommen eben meistens zu ihm, aber bei dir war das anders…“ Sayu lächelte.

„Aber der Reiz war immer da. Ziemlich lange Geschichte… Sagen wir es einfach so: Manche Blumen sind wunderschön, solange man nicht dran gerochen hat. Wir haben sehr empfindliche Nasen. Es ist für uns beide besser, nicht dran zu riechen.“

Sayu musste einige Zeit über das Gesagte nachdenken. Sie verstand.

„Ihr wollt, aber könnt nicht?“

„So in der Art, nur noch komplizierter…“

Liz sah betrübt zur Seite. Das Verhältnis zwischen ihr und Raito mit einer stinkenden Blume zu vergleichen war nicht in ihrem Sinne. Es könnte doch so schön sein, wenn es nicht so stinken würde… Es machte sie traurig, sehr sogar und vor Sayu konnte sie es nicht verbergen.

„Falls es dich tröstet: Ihm geht es genauso.“

Liz seufzte und betrachtete weiterhin die dunkle Mahagonimasserung ihres Fußbodens. Sie musste es beenden, sonst würde sie mit Kira untergehen.

„Hideki-san… Du musst abspannen! Ich seh dich immer alleine oder mit meinem Bruder, so kannst du nicht über ihn hinwegkommen.“

„1. Lass dein Hideki-san stecken! Ich bin Yash, und 2. Da ist nichts zum drüber hinwegkommen. Er hat schließlich nicht mit mir Schluss gemacht und wenn, wär’s mir egal, weil ich keinerlei Gefühle für ihn empfinde.“

Sayu grinste breit. „Yash, wir müssen viel arbeiten.“ Sie lachte und Liz stimmte mit ein.

„Okay, Schichtbeginn heute um 18h im Hauptgebäude der Yagami-GmbH. Wir beginnen mit ein paar DvDs über die Arbeitstechnik von Camaron Diaz in „Love Vegas“ und hören auf mit Bridget Jones.“

„Wie soll ich über etwas hinwegkommen, wenn ich bei dir bin und dieses Etwas direkt nebenan von deinem Zimmer ist?“

„Der ist heute nicht da. »Studientreffen«“

„Ahja… ganz sicher? Das wäre nämlich extrem unpassend. Lass das lieber hier machen“

„Nein, du musst aus deinem alten Trott raus. Also, beschlossene Sache!“

Eine weitere Stunde verging und allein das war Entspannung genug: eine Freundin zu haben.

Sayu flitzte zum Mittagessen nach Hause und Liz versetzte sich einen Tritt und ging zur Zentrale. Ihr Bruder empfing sie ausnahmsweise mit einem Lächeln und sie futterten Erdbeeren. Langsam wurde der Fall langweilig, sie kamen nicht weiter.

Viertel vor 6. Liz sputete sich und kam um 10 vor bei ihr zu Hause an. Sie machte sich frisch und packte ihre Sachen, schloss ab und hastete in die nächste Straße zu dem kleinen Haus mit Garten, was ihr doch so bekannt war. Auch wenn sie Sayus Wort hatte, dass Raito nicht da sein würde, fühlte Liz sich nicht gut bei der Sache. Sie stand einige Sekunden gefühlt deplatziert vor der Tür. Sie war sehr nervös. Sie holte tief Luft und drückte die Klingel.

//Nicht Raito, nicht Raito, nicht Raito…//, dachte sie. Doch ihre Gebete wurden nicht erhört.

Die Tür öffnete sich und ein großer sportlicher junger Mann stand im Türrahmen. Liz weitete die Augen und alles zog sich in ihr zusammen. Raito sah sie und murrte etwas vor sich hin, bevor er zornig die Tür zuschlug. Liz begriff nicht. Was war mit dem Studientreffen?!

Raito hastete genervt und gestresst die Treppe rauf und beachtete seine kleine Schwester gar nicht.

„Wer war das?“, fragte Sayu.

Keine Antwort. Sayu ging die Treppe herunter und öffnete die Tür. Liz saß völlig niedergeschlagen auf dem kleinen Treppensims.

„Du sagtest doch, er sei nicht da…“

„Das dachte ich auch…“

Sayu setzte sich zu ihr und legte einen Arm um sie.

„Er reagiert ziemlich empfindlich auf dich. Ich hab ihn lange nicht mehr so erlebt… Lass uns reingehen.“

„Die Mädchen schlichen die Treppe rauf und sahen in Sayus Zimmer einen Film nach dem anderen. Liz verdrängte und lachte. Endlich hatte sie eine gute Freundin gefunden. Nach »Bridget Jones« machten die beiden sich bettfertig und bezogen die Klappcouch, die in Sayus Zimmer vor dem Fernsehtisch stand und sagten einander gute Nacht. Sayu schlief schnell ein, im Gegensatz zu ihrem Gast. Liz lag in ihrem Gästebett und sah zur Decke. Das alles ging ihr nicht aus dem Kopf. Kurz spielte sie sogar mit dem Gedanken, es sei alles besser, wenn sie nichts von dem Verdacht ihres Bruders wüsste, aber diesen Gedanken schlug sie sich schnell aus dem Kopf. Das konnte sie sich auf Dauer nicht leisten. Sie versuchte krampfhaft einzuschlafen. //Komm schon, Elizabeth, schlaf ein!!!// Aber es funktionierte nicht. Es ging ihr nicht aus dem Kopf, dass Raito nebenan seelig schlief. Kurz brannten bei ihr alle Sicherungen durch: Sie schlich sich leise aus Sayus Zimmer und hinein ins Nebenzimmer. Als sie in gewohntem Territorium war, atmete sie kurz durch. Ihr Zielobjekt schlief… Vorsichtig schlüpfte sie mit unter seine Decke und gerade, als sie sich niedergelassen hatte, schien bei ihr wieder alles zu funktionieren.

//OH MEIN GOTT!!!// Kurzerhand setzte sie sich auf und war drauf und dran, den Rückzug anzutreten, aber Raito war schon längst erwacht, denn auch er konnte schlecht schlafen. Er legte einen Arm um sie und drückte sie zurück.

„Es tut mir leid! Ich wollte das nicht! Das… Das war ’ne ganz blöde Idee!!! Ich werde am besten sofort wieder gehen… Ich konnte nicht schlafen, die Couch war so hart und die Lavalampe…“, prustete Liz los. Sie redete schnell und wie gewohnt sehr hektisch. Raito legte ihr sanft den Zeigefinger auf die Lippen.

„Lass uns so tun, als könnte das für immer so sein…“, flüsterte er ihr ins Ohr und sie entspannte sich. Sie schloss die Augen und kuschelte sich an den größten Massenmörder der Menschheitsgeschichte und sie genoss diesen Moment mindestens genauso, wie ihr Nebenmann es tat.

Raito wurde wach, Ryuku hatte ihn genervt. Sein Shinigami forderte Äpfel. Raito ging runter in die Küche, und holte das Verlangte. Er legte sich wieder in sein Bett und betrachtete die Schwester seines Rivalen L. Er streichelte ihre Wange und schien kurz verliebt zu lächeln. Er genoss diesen Moment. Er war einfach nur Yagami Raito, nicht Kira. Da lag sie: Friedlich und zufrieden. So hatte er sie kennen gelernt, hektisch und scharfsinnig. Er beugte sich über sie und schloss die Augen. Es sollte ein Abschiedskuss sein.

„Wie schleimig…!“, bemerkte Ryuku und lachte spottend. Raito beachtete ihn nicht. Er drückte sanft seine Lippen auf die Liz’ und er genoss es sichtlich.

Liz erwachte und riss die Augen weit auf. Sie versuchte sich zu wehren, aber Raitos halber Körper lag auf ihr und sie war zu schwach. Sie drückte ihn weg, er gab nicht nach. Er öffnete die Augen und sie schaute tief in die seine, braun und mit einem so liebenswerten und treuen Ausdruck. Sie gab nach und erwiderte den Kuss und kurz nachdem sie dies tat, spürte sie den Schmerz in ihrer Brust. Sie spürte ihre Angst, nie glücklich zu werden mit diesem Leben. Sie löste den Kuss und setzte sich auf.

„Hm… Ich schätze das war’s dann…“, sagte sie entschlossen. Raito schien verwundert über diese Wendung. Liz schien von Tag zu Tag launischer zu werden.

„Das kommt aber… plötzlich^^°“

„Na ja, das war ein Abschiedskuss, für Romantik ist es zu spät.“

Raito schwieg.

Sie stand auf und ging.

„Danke…“, murmelte sie, als sie auf die Tür zuging.

„Wofür?“

„Das Bett war wesentlich bequemer als die Couch.“

Second Identity

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Second Identity
 

Liz schlich sich zurück in das Zimmer ihrer Freundin. Es war bereits 10 nach 9Uhr und Sayu lag wach in ihrem Bett. Liz schloss so leise wie möglich die Tür hinter sich und setzte sich auf ihre Couch und atmete tief durch.

„All good things come to an end…“, flüsterte sie zu sich selbst. //Schade, dass das keine gute Sache ist… Er ist Kira…//

„Ich wusste es…“, sagte Sayu plötzlich. Sie setzte sich auf und sah ihre Freundin an. „Ich wusste, dass ihr euch nicht fern bleiben könnt.“

„Es tut mir leid. Sei nicht sauer…“

„Bin ich nicht, keine Sorge. Ich verstehe das. Ich weiß nicht wieso das mit euch nicht funktionieren kann, aber es scheint schon ziemlich ernst zu sein. Wie Romeo und Julia.“ Sie lachte vergnügt. „Lass uns Frühstücken“

„Lass nur, Sayu. Vielen Dank. Aber ich würde lieber gehen. Das nächste Mal treffen wir uns bei mir, ist sicherer.“ Auch Liz lachte. Sie zog sich an und packte ihre Sachen. Sie umarmte Sayu zum Abschied und ging erleichtert nach Hause. Erleichtert, einen Schlussstrich gezogen zu haben. Raito sah sie aus dem Augenwinkel durch sein Fenster. Er stand auf und sah ihr nach. Er hatte sich wirklich verliebt. Aber in seinem Plan war keinerlei Platz für Gefühle. Erst recht nicht für Ls Schwester. Sie würde es noch schaffen ihn von seinem Tun abzubringen. Das durfte nicht passieren, schließlich brauchte die Welt ihn als Gott, der über sie richten und sie retten konnte.

Liz besuchte in den nächsten Tagen die Uni und half an den Nachmittagen in der Zentrale. Hauptsächlich kochte sie Kaffee. Sie tappten im Dunklen. Der Fall mit Misora Naomi brachte ihnen auch nichts mehr als Kopfschmerzen. Sie tauchte seit 4 Monaten nicht mehr auf.

„Selbst wenn sie tot ist, vielleicht hat sie sich jemandem zuvor irgendwie mitgeteilt! Es ist eigenartig, dass ihre Leiche nicht gefunden wurde… Vielleicht könnte sie uns einiges verraten?“, spekulierte Ryuzaki.

„Wenn jemand etwas wüsste, hätte er sich doch schon längst gemeldet!“, bemerkte Ukita.

Plötzlich kam Watari strammen Schrittes ins Hotelzimmer.

„Ryuzaki! Auf Sakura T passiert gerade etwas Unfassbares!“ Er ergriff die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Der Bildschirm zeigte einen Moderator, der vor einem Bildschirm saß, auf dem stand: » Nachrichten von Kira – Die 4 Videobänder!«

„Kira hat uns zu seinen Geiseln gemacht. Er zwingt uns, diese Sendung auszustrahlen. Bitte glauben Sie uns, dass wir diese Bänder nicht freiwillig abspielen.“

Aufgeregt und geschockt sprangen alle Ermittler auf.

„Kiras Geisel?! Was soll das?!“

Der Moderator sprach weiter.

„Vor 4 Tagen erhielt unser Programmdirektor 4 Videobänder, die offensichtlich von Kira stammen. Auf dem ersten band wurde der Tod von Seiichi und Seiji Machiba angekündigt. Und tatsächlich verstarben die beiden wie vorhergesagt gestern um 19 Uhr an Herzversagen. Das war für uns der Beweis, dass die Bänder tatsächlich von Kira kommen müssen.

//Wenn das stimmt, muss tatsächlich Kira dahinter stecken…//, spekulierten Liz und L.

„Kira hat uns außerdem angewiesen, heute um exakt 17:59 Uhr das zweite Band auf Sendung zu bringen. Wir wissen selbst nicht, was sich darauf befindet. Wir wissen nur, dasss Kira Ihnen allen damit beweisen will, dass er es tatsächlich ist und dass er der ganzen Welt eine Nachricht übermitteln will.“ Eine junge Frau überreichte dem Moderator das Band.

„Das ist doch nur ein Trick?!“, hoffte Ukita.

„M…Mit so was treibt man doch keine Spielchen…!“, sagte Matsuda mahnend.

„Es ist nun 17:59 Uhr. Wir starten das Band.“

Gebannt starrten alle auf die Mattscheibe des Fernsehers. Das Bild änderte sich. Es erschien ein weißes Bild, auf dem in Mittelgroßer Schrift im altlondoner Stil »Kira« stand. Es erschien von Hand geschrieben. Das Bild flackerte und von Computer veränderte Stimme erklang. Auch L erkannte dies. Liz verkniff sich das Lachen. So eine schlechte Qualität hätte sie von Raito nicht erwartet.

„Ich bin Kira.“

//Derselbe Schrifttyp wie bei meinem Fernsehauftritt als L… Will er mir damit Kontra geben? Ist ihm nichts Besseres eingefallen? Die ganze Sache wirkt mir etwas zu kindisch…//, dachte Ryuzaki.

„Wenn dieses Video am 18.4 exakt um 17:59Uhr gestartet wurde, liegt die aktuelle Zeit bei 17:59 und 38,39,40 Sekunden. Schalten Sie jetzt bitte um auf den Sender »Taiyou-Terebi«! Der Nachrichtensprecher Hikosi Hibima wird genau um 19Uhr an Herzversagen sterben.“

„Umschalten!“, verlangte Liz.

„W..Was?!“ „Das darf doch nicht…“, erklang es von den japanischen Ermittlern. Auf »Taiyou-Terebi« wurde soeben live das Herzversagen des besagten Nachrichtensprechers übertragen.

„Schalten sie wieder zurück!“, rief L und verlangte außerdem noch 2 Fernseher von Watari.

„Herr Hibima hat mich in seiner Berichterstattung ständig als bösartig hingestellt. Das war seine gerechte Strafe. Doch ein Toter ist noch nicht Beweis genug. Ich brauche noch ein zweites Opfer. Diesmal handelt es sich um einen weiteren, mich diffamierenden Kommentator, der jetzt auf Sendung gehen müsste.“

„Auf Kanal 24!“, riefen die Geschwister. Auf dem Bild wurde der Tote Fernsehmann schon von seiner Crew in den Armen gehalten.

„Kira will der Welt also eine Botschaft übermitteln… Wir müssen die Ausstrahlung des Videos unbedingt unterbinden!“

Matsuda rannte zum Telefon und versuchte Sakura TV zu erreichen, vergeblich. Die Leitungen brannten. Währenddessen verkündete Kira, dass 2 Tote Beweis genug seien.

Ukita beschloss das ganze persönlich zu beenden und rannte entschlossen los.

Das Band lief weiter.

„Hören Sie mir jetzt gut zu. Ich will niemanden töten, der ohne Schuld ist. Ich hasse das Böse und liebe die Gerechtigkeit. Die Polizei sehe ich nicht als Feind, sondern als Freund. Mein Ziel ist es, eine Welt frei von Bösem zu erschaffen. Wenn wir alle zusammenhalten, wird das ganz einfach! Wenn Sie aufhören, mich zu verfolgen, wird kein Unschuldiger mehr sterben! Selbst wenn Sie nicht meiner Meinung sind, werde ich sie nicht töten, solange Sie ihre Ablehnung nicht öffentlich machen. Mit ein wenig Geduld wird es eine Welt, mit der wir alle zufrieden sein können!“

Ukitia bretterte im Dienstwagen über die Straßen Tokyos. Er driftete vor den Eingang des Hauptgebäudes des Senders und stieg aus. Er hastete zur Eingangstür, die sich aber nicht öffnen ließ. Mit aller Kraft versuchte Ukita, die Tür zu öffnen.

„Verdammt, geh schon auf!“ Er sah einen Wachmann im Gebäude. „Polizei!! Machen Sie auf!!“ Der Wachmann reagierte nicht. Kurz entschlossen zückte Ukita seine Dienstwaffe und zielte auf das Schloss. Doch bevor er abdrücken konnte, spürte er, wie sich seine Brust zusammenzog. Sie Zeit schien stillzustehen, doch es war nicht die Zeit, es war sein Herz… Die Pistole fiel ihm aus der Hand und er fiel schließlich nach dem vergeblichen Versuch, den Schalter auf seinem Gürtel zu aktivieren, vor der Eingangstür des Hauptgebäudes zu Boden.

„Stellen Sie sich eine Welt vor, die durch die Polizei und mich gemeinsam beschützt wird… Eine Welt ohne Böses…“, prahlte Kira auf dem ersten Bildschirm. Der 2. erklang mit: Verehrte Zuschauer, bewahren Sie bitte Ruhe! Es gibt Neuigkeiten bezüglich des Sakura TV-Skandals.“

„In einer Sondersendung schalten wir nun live zum Gebäude des Senders Sakura TV! Vor dem Sender ist eine Person zusammengebrochen, wie wir soeben erfahren haben.“

Sie zeigten den Eingang des Sakura-Gebäudes mit dem toten Ukita im Vordergrund.

„UKITA!“, schrie Aizawa schockiert und rannte los.

„Aizawa! Wo wollen Sie denn hin?“, fragte L abgebrüht.

„Zu Ukita, ist doch klar! Außerdem werde ich die Videos konfiszieren!“ Aizawas Stimme bebte voller Zorn.

„Wenn Sie jetzt dorthin fahren, werden Sie auch getötet!“, mahnte L.

„Ryuzaki… Soll das Heißen, Sie wollen einfach nur zusehen?!“

„Nein. Aber wir müssen besonnen vorgehen. Ich will die Ausstrahlungen des Videos auch stoppen… außerdem finden wir vielleicht eine Spur, wenn wir die Bänder und alles, was damit zusammenhängt, analysieren. Aber wenn Ukita wirklich von Kira ausgeschaltet wurde, ist es jetzt zu gefährlich, dorthin zugehen.“ Alle starten geschockt auf die Bildschirme. Ukita wurde bereits von einem Krankenwagen abtransportiert. Aizawa konnte seine Wut nicht bändigen.

„Also hat auch der gefälschte Polizeiausweis ihn nicht geschützt?! Dann muss Kira unsere echten Namen von irgendwo erfahren haben!“ Er ballte die Fäuste.

„Gut möglich. Stellt sich die Frage, wieso wir nicht alle tot sind…“, sagte Liz.

„Ich war mir sicher, dass Kira zum Töten Namen und Gesicht seiner Opfer benötigt, doch möglicherweise genügt ihm das Gesicht. Momentan kann ich das nicht genau einschätzen. Ukita wurde ausgeschaltet, weil er sich zum Sender begeben hat. Das war, bevor die anderen Sender sich vor dem Gebäude postiert haben.“

„Kira muss sich also irgendwo aufhalten, von wo aus er einen Blick auf das Sendergebäude hat! Vielleicht hat er auch eine Überwachungskamera im Eingansbereich angebracht.“, beendete Liz die Schlussfolgerung ihres Bruders. Matsuda und Aizawa sahen gefasst aus den Bildschirm mit dem handgeschriebenen Schriftzug »Kira«.

„Wenn er sich wirklich dort aufhält, müssen wir doch hin!!“

„Dann würden wir uns ihm ausliefern. Verstehen sie das nicht?“, erinnerte Ryuzaki. Aizawa war den Tränen nahe. Er Musste irgendetwas tun, konnte aber nicht. Er verzweifelte.

„Nein, das verstehe ich nicht!“ Er ging auf Ryuzaki los, packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn, als wollte er ihn erwecken, damit er endlich erwachte und verstand. „Ukita wurde umgebracht!! Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um Kira zu fassen!! Und das sollten wir auch!!“

„Es besteht ein Unterschied, ob man sein Leben aus Spiel setzt oder leichtsinnig opfert.“ L begann leicht zu zittern. Seine Schwester warf ihm einen besorgten Blick zu. „Ich weiß, es ist scher… Aber bitte bewahren Sie Ruhe! Wir haben Ukita bereits verloren… Wenn jetzt auch noch Sie dabei draufgehen sollten…“ Aizawa ließ verwundert ab. L hatte Recht.

Zu dieser Zeit im Ibaraki Krankenhaus, sah auch Chefinspektor Yagami im Beisein seiner Frau Kiras Botschaft an die Welt. Besorgt schaltete sie den Fernseher aus. „Das ist nichts für dich. Du musst dich ausruhen!“

„Sachiko… Ich bin der Leiter der Ermittlungszentrale im Fall Kira.“ Sachiko verstand und schaltete das Gerät wieder ein. Sie war traurig darüber, dass ihr Mann in so einer riskanten Verbindung zu Kira stand. Sie ging auf die Toilette, als sie wiederkam, war ihr Mann nicht mehr auf seinem Zimmer, das Bett war leer und nur der Fernseher war an. Er hatte sich angezogen und einen Blickdichten Polizeibus besorgt. Mit diesem war er auf dem direkten Weg zum Sender Sakura-TV. Er raste durch die gläserne Frontwand des Gebäudes und die Scherben zerschellten lautstark. Auf einem großen Bildschirm vor dem Gebäude verkündete Kira weiterhin seine Botschaft. „Ich erwarte von der Polizei innerhalb von 4 Tagen, bis zum 22.4., 18:00 Uhr, Antwort, ob sie mit mir bei der Erschaffung einer neuen Welt kooperieren will. Der Fernsehsender hat 2 Videobänder erhalten, die sich je nachdem, ob die Antwort »Ja« oder »Nein« lautet, unterscheiden und entsprechend ab 18:00 Uhr ausgestrahlt werden sollen. Die Polizei muss sich für ihre Antwort nicht öffentlich zeigen.“

In der Ermittlungszentrale schauten die Verbliebenen auf die 3 Bildschirme. Einer zeigte, wie ein gepanzerter Bus in das Gebäude fuhr.

„Ah! E…Ein Wagen hat die Glasfront des Sender Sakura-TV durchbrochen! Offensichtlich handelt es sich um einen gepanzerten Polizeiwagen!!!“

Die Ermittler erschraken. Wo kam der her?!

„So konnte er in den Sender gelangen, ohne erkannt zu werden…“, sagte L Daumen lutschend.

„Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Kira Ukita vom Inneren des Senders aus beobachtet hat, wenn er wirklich dahinter steckt. Gefährlich, gefährlich…“, brachte Yash mit rein.

„Wer ist das nur?! Jemand von uns?!“, fragte sich Matsuda.

„Der Polizeiwagen weist eigentlich darauf hin…“, sagte Aizawa.
 

Der Chefinspektor stieg aus, die Jacke über den Kopf gezogen, damit ihn niemand erkennen konnte. Der Wachmann sah ihn perplex und erschrocken an.

„Von Welchem Studio aus wird Kiras Video gesendet?!“, forderte er lautstark.

„Studio G-& im ersten Stock…“, wimmerte der Wachmann.

Soichiro rannte los und platzte ins Studio.

„Polizei! Stoppen Sie das Programm!!“, schrie er.

Die Redaktion einschließlich Demegawa sahen ihn desinteressiert an.

„Hören Sie nicht?! Sie sollen Kiras Video sofort anhalten!!“

„Einen Moment mal, Herr Polizist. Wenn wir das Band anhalten, wird Kira uns alle umbringen!“, beteuerte der Programmdirektor Demegawa unschuldig.

„Pah! Wissen Sie eigentlich, wie viele Menschen Sie auf dem Gewissen haben?!“ Sein Zorn ließ einige im Studio erstarren. „Sie! Sie sind doch dieser Demegawa, der sich ständig reißerische Halbwahrheiten über kira aus den Fingern saugt, richtig?!“

In die Enge gedrängt, versuchte dieser sich zu rechtfertigen.

„I…Ich wusste nicht, dass… Das wollte ich nicht…“

„Dann sind sie sicher auch der Programmdirektor, der das Video von Kira erhalten hat?“

„J…Ja…“

„Her damit!! Händigen Sie mir die Bänder und die Verpackung, in der sie geschickt wurden, aus!!“, verlangte der wütende Polizist.

„D… Das geht doch nicht… Er bringt uns alle um!“

Es reichte Yagami und er zog kurzerhand seine Dienstwaffe und hielt diese dem darauf geschockten Demegawa unter die Nase.

„Los! Sonst können Sie sich jetzt gleich von Ihrem Leben verabschieden!!“

„W… Was soll das denn?! Ist das Ihr Ernst?“

„Das kommt davon, dass Sie Kira ohne Rücksicht auf Verluste wie einen Star verherrlicht haben! Wenn ich mir die Bänder angesehen und sie für unschädlich befunden habe, bekommen Sie sie zurück!“

Geschafft. Der Dicke Programmdirektor gab klein bei. Er suchte die 4 Bänder und deren Verpackung raus und legte sie auf einen Tisch.

„Das ist alles. Der Umschlag, die 2 beigelegten Briefe und die 4 Videobänder.“

Der Polizist betrachtete seine Beute.

„Das sind zweifellos die Mastertapes… Aber die haben Sie doch nicht gesendet, oder?“ Er warf Demegawa einen misstrauischen Blick zu. Ging mit der Pistole einen Schritt näher auf ihn zu und schrie: „Geben Sie mir alle Kopien!! Na los!! Lassen Sie Ihre billigen Tricks!!“

Verängstigt stürzte Demegawa zu seiner Tasche.

„G…Gut, gut… Sie kriegen Sie ja…! Aber hören Sie auf, mit der Knarre rumzufuchteln!“
 

In der Ermittlungszentrale: L forderte Aizawa an, den stellvertretenden Polizeipräsidenten Kitamura anzurufen und ihn L zu übergeben.

Der Präsident erhielt einen Anruf und ging ran.

„Kitamura hier? Ah, Aizawa… Sie sollten mich doch nicht…“ Er wurde unterbrochen.

„Hier ist L. Ich habe eine Bitte. Sie haben sicher gesehen, dass jemand unter Einsatz seines Lebens in den Sender eingedrungen ist. Ich möchte Sie um Hilfe bitten, damit die Sache unblutig zu Ende geht.

Der Präsident zweifelte kurz, willigte aber ein.

„Also gut, L. Sagen Sie mir, was ich machen soll.“

„Genau… Achten Sie darauf, dass keiner zu erkennen…“, begann L. Watari kam erneut ins Zimmer, mit einem weiteren Handy. Ein anderer Anruf ging ein.

„Es ist Yagami.“, berichtete der alte Mann. Die Ermittler wirkten konfus überrascht.

„Ich verlasse mich auf Sie. Nein, legen Sie bitte noch nicht auf!“, bat L, doch er war zu spät. Kitamura hatte bereits aufgelegt, um schnellst möglich handeln zu können. L übernahm den Anruf des Chefinspektors.

„Hier ist Asahi! Ich brauche Ryuzaki!“, rief er aufgebracht ins Mikro seines Mobiltelefons.

„Yagami, ich bin’s. Also waren Sie das im Sender?“, antwortete L.

„Ja. Ich konnte einfach nicht länger abwarten… Ich habe die Bänder konfisziert. Wo sind Sie gerade?“

„Wie geht es Ihnen gesundheitlich?“

Kurz zögerte Yagami. „Besser als je zuvor.“ Ein Lächeln flog über seine Lippen. „Was soll ich jetzt tun? Glauben Sie, der Wagen bietet mir Schutz genug?“

„Warten Sie bitte kurz…“, bat L. Er drehte sich zu seiner Schwester, die schon die Nummer des stellvertretenden Präsidenten gewählt hatte.

„Herr stellvertretender Präsident? Yagami ist im Sender!“

Kitamura war von der weiblichen Stimme kurz irritiert, doch angesichts des Ernst der Lage, sparte er sich jegliche Fragen.

„Sagen Sie Yagami, er soll noch 5 Minuten warten!“, antwortete er.

L nickte und sprach wieder in den Hörer. „Yagami? Ruhen Sie sich für 5 Minuten aus und benutzen Sie dann den Vorderausgang.“

Überrascht nahm Yagami es hin und nach 5 Minuten Ruhe, ging er zum besagten Ausgang und konnte nicht fassen, was er dort sah. Eine ganze Barrikade schützte ihn vor jeglichen Mächten der Außenwelt. Ein Großeinsatz der regionalen Polizei türmte sich auf.

Achtet darauf, keine Lücke zu lassen! Zeigt unter keinen Umständen eure Gesichter! Kira befindet sich auf jeden Fall außerhalb des Senders!“, rief einer.

Vor der Menschenmauer stand ein Dienstwagen. Yagamis Ehemaliger Kollege und Untergebene Ide hielt ihm die Tür auf. Entschlossen schritt Soichiro auf den Wagen zu.

„Danke, aber ich fahre allein.“

„Wie Sie wünschen. Alles Gute!“, antwortete Ide und ging.

Watari stützte Yagami, als er im Hotel angekommen war.

„Oberinspektor Yagami!“, rief Aizawa geschockt.

„Ryuzaki… Entschuldigen Sie meinen Alleingang… Ich habe mich wohl hinreißen lassen.“ Yagami klang erschöpft und entblößt. „Hier drin befindet sich alles, was Kira an den Sender geschickt hat.“ Er übergab L die Tüte mit den Bändern. Um den Inspektor wurde sich liebevoll gekümmert.

//Yagami… gut gemacht!//, lobte L im Stillen. Matsuda berichtete Kitamura vom Wohlergehen des Chefinspektors.

//Der Poststempel ist aus Osaka… Aber da Kira das Verhalten der Menschen vor ihrem Tod manipulieren kann, muss er nicht selbst dort gewesen sein.//, dachte der Meisterdetektiv, während er einen Blick auf den Umschlag warf.

„Aizawa! Können Sie damit spurensicherungstechnisch etwas anfangen?“, fragte er.

„Natürlich! Ich kenne da jemanden, der darin wirklich gut ist.“, erklärte dieser. „Vielleicht finden wie Fingerabdrücke oder Speichelspuren an der Briefmarke. Wir können auch herausfinden, wo der Umschlag und die Videobänder gekauft wurden und mit welcher Kamera das Ganze aufgenommen wurde. Vielleicht verrät uns auch die Aufzeichnung etwas… Ich werde die Stimme natürlich entfernen und dafür sorgen, dass der Inhalt der Bänder nicht erkannt wird.“

L nickte anerkennend. „Kümmern Sie sich bitte darum. Ich setze mich an diese Kopien und analysiere die Aufnahmen.“

Die verbliebenen Ermittler setzten sich gemeinsam mit L vor einen Fernseher und analysierten die Bänder. Zuletzt verblieben nur noch L mit seiner Schwester.

„Mach noch mal das dritte Band rein.“, verlangte L von Liz.

„Schon wieder…? Es ist doch alles dasselbe. Handeln wir nicht wie Kira es will, gehen wir hops. Ist doch schon klar. Du… ich mach dir das Band rein und mach mich vom Acker. Ich hab morgen wieder ein paar Vorlesungen.“ Sie machte Band 2 aus dem Rekorder und spielte Band 3 ein.

„Ach stimmt ja, du studierst. Was studierst du eigentlich…?“, fragte L beiläufig. Liz riss die Augen kurz perplex auf.

„Äh… du weißt nicht, was ich studiere? Du bist echt ein lausiger Bruder.“ Sie lachte. „Es läuft auf Gerichtsmedizin hinaus. Im Erstsemester sind es noch Medizin, Mathematik und…“

„So viel wollte ich gar nicht wissen.“, wehrte L ab. Liz grinste und gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange.

„Mach nicht so lange. Ein bisschen Schlaf würde dir gut tun!“, rief sie und schon war sie auf dem Weg nach Hause.
 

Am nächsten Tag ging sie schon früh zum Busbahnhof, um möglichst Raito nicht über den Weg zu laufen. Blöd nur, dass er genauso dachte, und so trafen sich ihre Wege erneut – ungewollt. Liz sah Raito gerade über die Schwelle seines Zuhauses gehen, als sie entschlossen zum Sprint ansetzte. Frühsport schadete schließlich nicht und wenn sie vor ihm ginge, hätte sie außerdem nicht das Problem mit dem langsamer Gehen. Als sie bereits 20m von Raito entfernt war, entschloss sie sich, zur Haltestelle zu rennen und so rannte sie weiter. Raito sah ihr nach und seufzte. Er hatte das dringende Bedürfnis ihr nachzurennen und sie zu umarmen, ihr zu erklären, dass es gut sei, was Kira machte und ihnen nichts im Weg stehe. Aber er wusste genau, sie würde nicht verstehen und er wusste auch, dass nichts im Weg stehen kann, wenn kein Weg existiert. Er schüttelte sich. Er erwischte sich schon wieder dabei, wie dieses Mädchen ihn blind machte. Er musste vorsichtig sein, dass er seine Gedanken nicht wahr werden ließ.

Die beiden ignorierten sich stetig und gingen sich aus dem Weg, damit sie sich nicht gegenseitig um den Verstand bringen konnten.
 


 

••

Die Zentrale füllte sich allmählich. Die Ermittler traten zum Dienst an. Irritiert gingen sie zu Ryuzaki. Sie fanden ihn in haargenau derselben Position und derselben Tätigkeit wieder, mit denen sie ihn verlassen hatten. Kannte Ryuzaki denn keinen Schlaf?

„Wie sieht’s aus, Ryuzaki?“, fragte Soichiro Yagami.“

„Ziemlich interessant… Sollte die Polizei auf die Forderungen Kiras eingehen, soll Video 3 gesendet werden und falls nicht, Video 4.“ Er drehte sich zu seinen 3 Mitarbeitern um. „Auf Band 3 befinden sich die Bedingungen der Kooperation. Er verlangt, dass sämtliche Informationen über Verbrecher veröffentlicht werden, vor allem über solche, die andere Personen verletzt oder misshandelt haben. Kira behält das Recht vor, über die Strafe der einzelnen Vergehen selbst zu entscheiden. Als Beweis für die Kooperation der Polizei soll der Polizeivorstand zusammen mit L im Fernsehen öffentlich bekannt geben, dass Kira von Seiten der Polizei unterstützt wird. Ich nehme an, er will dadurch unsere Gesichter kennen lernen, damit er uns beim kleinsten Zweifel töten kann. Inzwischen dürfte ihm jedoch klar sein, dass die Polizei jegliche Kooperation ablehnen wird. Nach dem Vorfall gestern dürfte es daran für ihn keinen Zweifel mehr geben.“

„Und was befindet sich auf Video 4? Was geschieht, wenn wir ablehnen?“, fragte Yagami neugierig.

„Im Prinzip genau dasselbe, auch wenn es etwas anders formuliert ist.“ L drückte auf den »Play-Knopf« der Fernbedienung und das Band begann zu laufen. „Aber sehen Sie es sich am besten selbst an. Yagami geben Sie Sakura-TV die Genehmigung dieses Band nach den vereinbarten 4 Tagen zusammen mit unserer Antwort auszustrahlen.“
 

••

Nach den Vorlesungen legte sich Liz auf die große Wiese, neben dem Hauptgebäude. Sie schmökerte in ihrem Naturwissenschaftsbuch, als jemand seinen Schatten auf sie warf. Sie sah auf und erkannte altbekannte Gesichter: Rikuo und Aori sahen grinsend auf sie hinab.

„Rikuo…Aori? Was macht ihr denn hier?“

„Du auf der Touou, das hätten wir uns eigentlich denken können.“, sagte Aori und grinste. Sie setzten sich zu Yash auf die Wiese.

„Und was macht ihr? Ihr seid jedenfalls nicht auf dieser Uni, oder habe ich euch übersehen?“

„Wir haben uns gerade zu unserem BWL-Studium auf der Hitashi-Uni angemeldet. Wir brauchten erst mal ein Jahr Pause, bzw, wir machen ein Jahr Pause.“, erklärte Rikuo.

Raito kam gerade aus dem Hauptgebäude, als er die 3 aus dem Augenwinkel wahrnahm. Er schaute genau hin und erkannte seine alten Klassenkameraden mit seinem Objekt der Begierde. Sie schienen Spaß zu haben, Liz lachte. Raito erinnerte sich noch genau an den Abend, als sie ihm erzählte, was Rikuo mit ihr gemacht hatte. Er hasste ihn seit dem noch mehr. Er blieb einige Minuten stehen und sah sich das Tun der 3 an. Doch Liz blieb aus Distanz. Auch sie hatte den Vorfall nicht vergessen. Die beiden versuchten wieder zu flirten, aber sie blockte. Nach einer Weile wurde es ihr zu viel und sie packte ihr Sachen und stand auf. „Also dann, viel Spaß beim Ausruhen.“ Sie hing sich ihre Tasche um und sah Raito. Die beiden sahen sich kurz an, sahen wie von einer Tarantel gestochen in die entgegen gesetzte Richtung und beide verschwanden.

//Wehe du kommst auf die Idee, ihn mit in die Zentrale zu holen, Ryuzaki…//, dachte Liz auf dem Nachhauseweg.

Progressed

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Progressed
 

4 Tage später war es soweit. Die Ermittler hatten Sakura-TV den Auftrag gegeben, Band 4 auszustrahlen und so richtete Kira eine weitere Botschaft an die ganze Welt.

„Leider haben Sie sich entschlossen, mein Angebot abzulehnen. Das bedeutet, die Polizei und alle Medien, welche Informationen über Verbrecher zurückhalten, werden bestraft. Doch das ist noch nicht alles. Sie haben sich gegen mich entschieden und werden nun dafür bezahlen müssen. Als mein erstes Opfer benenne ich den Leiter der japanischen Polizeibehörde, der die Verantwortung für die gesamte Operation trägt, beziehungsweise die Person namens L, welche die Ermittlungen leitet. Sie können sich innerhalb von vier Tagen entscheiden, wen von diesen beiden Sie mir ausliefern. Ich kenne das Gesicht des Leiters der Polizeibehörde, doch wenn sie sich für L entscheiden sollten, muss er in 4 Tagen in den 18:00 Uhr-Nachrichten von Sakura-TV eine 10-minütige Rede halten. Danach werde ich entscheiden, ob er wirklich L ist oder nicht. Wenn ich zu dem Schluss kommen sollte, dass es nicht L ist, werde ich an seiner Stelle einige internationale Polizeivorstände töten. Ich bitte Sie also darum, keine Tricks zu versuchen. Ich weise noch einmal darauf hin, dass niemand ohne Schuld etwas zu befürchten hat. Sie haben 4 Tage Zeit… denken Sie gut über meine Worte nach.“

Auch Raito wurde Zeuge „Kiras“ Botschaft. Er saß grinsend auf seinem Schreibtischstuhl und sah sich die Sendung an.

„Die Götter meinen es wohl wirklich gut mit mir! In meinem Fall sind dies…“ er blinzelte gewitzt zu seinem Shinigami hinauf, „Natürlich Todesgötter, nicht wahr?“

„Hehe… Sieht ganz so aus!“, erwiderte Ryuku ebenfalls grinsend.

„Ein weiterer Todesgott hat sich in unsere Welt begeben und sein Death Note an jemanden übergeben, der offensichtlich auf Kiras Seite ist. Oder wie siehst du die Sache?“

Er verschränkte zufrieden die Arme. „Ich bin der Einzige, der weiß, dass dieser Kira nicht der echte ist. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, ob er wirklich auf meiner Seite ist und wie ich ihn am besten für meine Zwecke benutzen kann. Er hat sein Augenlicht offensichtlich gegen das eines Todesgottes eingetauscht und ist mir damit bei seinen Fähigkeiten zu töten überlegen.“ Er stand auf und streifte in seinem Zimmer umher. „Wenn ich es geschickt anstelle, kann ich nicht nur beweisen, dass ich nicht Kira bin, sondern auch noch L ausschalten. Wobei die Wahrscheinlichkeit sowieso recht hoch ist, dass L in vier Tagen auch ohne mein Zutun den Löffel abgibt. Jedoch könnte die ganze Vorgehensweise dieses falschen Kira Kiras Ansehen ernsthaft beschädigen. Das darf ich nicht zulassen! Ich darf ihm nicht zu lange freie Hand lassen. Außerdem wird L jetzt sicher noch krampfhafter nach Kira suchen und Yash weiß genau, dass die Bänder viel zu schlecht gemacht sind, als dass sie von mir stammen könnten. Es wäre fatal, wenn der falsche Kira Mist bauen und sein Death Note entdeckt würde. Mir bleibt nur, mit der Ermittlungszentrale zu kooperieren und sowohl Ls Schritte als auch die des falschen Kira genau im Auge zu behalten. Da L mir den Zutritt zur Zentrale nicht verweigert hat und Vater auch dorthin zurückgekehrt ist, müsste das machbar sein. Wenn der falsche Kira dann einen Fehler macht, muss ich vor L bei ihm sein und das Death Note an mich nehmen. Nur wenn der falsche Kira seine Sache gut macht, L ausschaltet und die Welt in meinem Sinne verbessert, kann ich ihn gewähren lassen. Zu diesem Zwecke muss ich Kontakt mit dem falschen Kira aufnehmen, ohne ihm mein Gesicht oder meinen Namen zu offenbaren.“ Er sah auf seinen Fernseher und verfiel in schallendes Gelächter. „Ein Kinderspiel, wenn ich aufpasse…“

„Raito??? Was lachst du denn so blöd? Mach die Tür auf!“, rief seine Schwester aus dem Flur. Er machte den Fernseher aus und öffnete die Tür.

„Was gibt’s?“

„Kannst du meine Hausaufgaben kontrollieren? Ich seh’s mir später noch einmal an, ich muss noch mal weg.“

„Du musst?“

„Ja, ich bin schon zu spät.“

„Wo geht’s denn hin, Schwesterchen, wenn ich fragen darf?“ Er grinste seine Schwester an.

„Guck nicht so blöd. Ich gehe mit Yash und ihrem Date ins Kino.“

„Date?“ Er riss sich mit aller Kraft zusammen, nicht blöd aus der Wäsche zu schauen.

„Wieso wundert dich das so? Ihr wart doch kein Paar, also muss sie auch über nichts hinwegkommen. Als ob so ein Mädchen wie sie lange auf dem Markt bleiben würde.“ Sie lachte und gab ihrem Bruder, der sein überraschtes Gesicht letztendlich nicht mehr verbergen konnte, einen Kuss auf die Wange. „Danke dir!“, rief sie und weg war sie.

„Tja, Raito… Sie scheint dir ja doch nicht aus dem Kopf zu gehen.“, stellte Ryuku glucksend fest.

„Ach was! Die soll machen, was sie will. Ist mir egal. Ich habe sowieso zutun. Eine neue Welt wartet nicht.“

Ryuku lachte laut los. Er genoss seinen Aufenthalt in der Menschenwelt.

Sayu machte sich auf zu Liz, die sie auch schon freudig empfing.

„Alde! Endlich bist du da! Was soll ich anziehen? Das pinke oder das grüne?“

„Grün.“

Liz zog sich um.

„Ich hab Raito verklickert, du hättest ein Date. Wie er geguckt hat! War zu komisch!“ Sayu lachte während Liz sie schräg ansah.

„Hat er… Hat er etwas dazugesagt?“

„Nein, nur gefragt, als wäre das nicht möglich. Hab ihm versichert, dass du sowieso nicht lange solo sein würdest. Dieses Gesicht war der Hammer! Ich bin ja nicht schadenfreudig, aber bei dieser Sache bin ich lieber auf der Seite meiner besten Freundin.“ Sie lachte weiter. Liz betrachtete sich seufzend im Spiegel.

„Okay, ab ins Kino!“

••

Am nächsten tag überbrachte Soichiro Yagami der Zentrale Nachricht, dass das internationale Gremium wie zu erwarten beschloss, L Kira auszuliefern.

„Jegliche Art der Täuschungsversuche wird stark abgelehnt… Wir sollen uns Kiras Forderung fügen.“, berichtete er.

L erhob seine Tasse und trank einen Schluck Kaffee-Sirup. „Das ist die richtige Entscheidung. Die Polizei kann nicht mit Kira kooperieren und wenn es darum geht, die Behördenleitung oder ich, muss die Wahl auf mich fallen. Schließlich bin ich es, der den Krieg mit Kira provoziert hat. Es ist das Beste so.“

Liz sah ihn kurz schräg an. War ihm klar, dass mit dieser Entscheidung wohl zu über 90% sein Tod im Zusammenhang steht?

„A…Aber… Dann wird L doch… Also Sie…“, stammelte Matsuda. Er sah Hilfe suchend zu Liz. Sie hatte en gutes Gefühl dabei. Er würde nicht sterben, das wusste sie. Sie sah Matsuda an und verkniff sich das Grinsen. Sie nickte und Matsuda sah entsetzt und traurig zu Boden. Sie lachte.

„Was mich mehr beschäftigt ist, was passiert, wenn ich mich im Fernsehen präsentiere, aber Kira keine Ahnung hat, wer ich bin…?“ Er schaufelte Kuchen in sich hinein. „Was, wenn er mir nicht glaubt, dass ich L bin? Er kaute aus, und sah zur Zimmerdecke, während seine Schwester ihm Kuchen und Gabel klaute und sich hinter ihm versteckte.

„Ich werde natürlich alles dafür tun, ihn zu überzeugen, aber was, wenn das nicht genügt? Dann wird er die Polizeivorstände opfern… Gar nicht einfach, zu beweisen, dass ich L bin. Ich weiß ja nicht, was Kira erwartet…?“ Er schnappte kurz Luft und wollte nach seiner Gabel greifen. „Huh…? Wo ist mein Kuchen?!“ Er sah in die Runde und erblickte verständnislose Gesichter. Wie konnten die Geschwister bei solch einer ernsten Situation nur so ruhig bleiben und noch zu Späßen aufgelegt sein?

„Wo ist meine Schwester?!“, setzte L fort. Seine Stimme erklang mit ungewohnt bedrohlichem Unterton.

„Isch bn nta tschia…“, murmelte sie mit voll gestopftem Mund.

L schnaufte und redete weiter.

„Aber wir haben ja noch 3 Tage, um einen Schlachtplan auszuarbeiten. Ich will natürlich nicht sterben. Vor allem will ich nicht von einem Trittbrettfahrer umgebracht werden, der nur so tut, als wäre er Kira.“

Die Japaner im Raum sahen ihn verdutzt an.

„Was?!“

„Wie meinen Sie das, Ryuzaki?!“

„Uns ging von Anfang an, als Kira diese Botschaft durchs Fernsehen verbreiten ließ, durch den Kopf, dass die Wahrscheinlichkeit recht groß ist, dass dieser Kira nicht der echte ist. Genauer gesagt, es könnte ein zweiter Kira sein.

„Ein zweiter Kira?!“, riefen die 3 Ermittler und erwarteten eine Erklärung.

„Genau. Ich denke nicht, dass es sich hierbei um einen Komplizen handelt… Das ist mir durch das erste Video klar geworden. Es wurde nicht ausgestrahlt, sondern sollte nur dazu dienen, die Leute vom Sender davon zu überzeugen, dass es sich um Kira handelt. Das Postamt ist vom 13.4. am Tag darauf kam das Paket im Sender an. 3 Tage später ereigneten sich die Todesfälle, wie auf dem Band angekündigt.“

„Also dienten die Vorhersage der Todesfälle als Beweis?“

„Mich hat die Sache nicht überzeugt.“, sagte L abgebrüht, was auf die entsetzten Gemüter der Ermittler stieß.

„A…Aber wie kommen Sie denn darauf? Ich habe das Band auch gesehen und nichts Auffälliges festgestellt…“, beteuerte Aizawa.

„Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass die Opfer des darauf angekündigten Mordes sich von bisherigen unterscheiden?“, fragte Liz lächelnd.

„Nicht nur, dass die Vergehen relativ gering waren… Bisher hat Kira sich doch noch nie für wegen Drogenbesitzes angeklagte Promis interessiert, die nur in Frauenmagazinen thematisiert werden. Wir haben herausgefunden, dass das Vergehen der Opfer am 13.4. nur in einem Mittagsmagazin im Fernsehen veröffentlicht würde. Finden Sie das nicht eigenartig?“ Ryuzaki sah erwartungsvoll in die Runde und blickte in ratlose Gesichter. „Für den Programmdirektor Demegawa und die Leute vom Sender war die Boulevard-Info über die Opfer natürlich etwas ganz Geläufiges, deshalb kamen ihnen wohl keine Zweifel auf.

Aber der echte Kira hätte doch keinerlei Motivation, solch kleine Fische zu beseitigen. Kira hat seine Opfer bisher stets kurze Zeit nach Veröffentlichung ihrer Gesichter und Namen umgebracht.“ Er wandte sich kurz ab. „Yash, hol mir’n Stück Kuchen!“ Diese schnaubte genervt und ging resigniert in die Küche. Er fuhr fort. „Daher konnte der zweite Kira keiner Verbrecher für seinen Beweis wählen bei denen Gefahr bestehen würde, dass der echte Kira sie töten würde, bevor die Leute vom Sender sein Video sahen. Bei einem Gewaltverbrechen wäre die Wahrscheinlichkeit hoch gewesen, dass der echte Kira zuerst zugeschlagen hätte, wodurch seine Glaubwürdigkeit gesunken wäre.“ Liz kehrte zurück und stellte ihrem Bruder sein Stück Kuchen auf den Tisch. Sofort haute er ordentlich rein.

„Aber kann es nicht sein, dass er mit Absicht jemanden gewählt hat, den die Fernsehleute gut kannten…?“, grübelte Matsuda. Aizawa stimmte mit ein. Yagami fragte L nach der Wahrscheinlichkeit der Theorie des zweiten Kiras.

„Die Wahrscheinlichkeit liegt bei über 70%.“ Überrascht und verwundert hörten die Ermittler weiter zu. „Die ganze Vorgehensweise irritiert mich. Das ist nicht typisch für Kira.“, erklärte Ryuzaki.“

„Nicht typisch…?!“

„Die Machart des Videos ist zu reißerisch… Die Schriftzeichen wirken stümperhaft und die Stimme wurde offensichtlich mit einem externen Gerät aufgenommen und dann über das Außenmikrofon der Kamera integriert. Keine professionelle Vorgehensweise… Jemand mit technischer Erfahrung hätte dazu einfach ein Verbindungskabel benutzt. Die Sache wurde meinem Geschmack zu primitiv angegangen. Auch die Vorgehensweise, einen Fernsehsender

als Übermittler der Botschaft an die Polizei zu benutzen und die Öffentlichkeit gegen sich aufzubringen, indem unschuldige Nachrichtensprecher geopfert werden… All das würde unsrem Kira widerstreben.“ Er trank einen Schluck und Liz übernahm.

„Bisher hat Kira bis auf seine Verfolger keine Unschuldigen getötet. Das würde seinem Plan von einer neuen Welt vollkommen widersprechen. Ihm geht es nicht darum, eine auf Angst basierende Diktatur zu errichten.“

Aizawa kramte in seiner Tasche rum. Er holte ein Klarsichttütchen mit einem Schnipsel Papier drin in die Hand und betrachtete es genau.

„D…Dann sind dieser Fingerabdrücke vielleicht… Wir haben auf der Briefmarke und den Videobändern Abdrücke gefunden, die von keinem der Senderangestellten stammen.“, erklärte er.

„Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass Kira niemals Abdrücke hinterlassen würde…“, sagte Matsuda.

„Oder dass er sie extra angebracht hat, um uns zu täuschen.“

„Sie haben Recht. Diese Abdrücke könnten vom zweiten Kira stammen. Eigentlich hätte er darauf achten müssen, keine Abdrücke zu hinterlassen… Aber wenn der zweite Kira wirklich existiert, wäre es gut möglich, dass er nicht so clever ist wie unser Kira. Vielleicht hat er nicht damit gerechnet, dass die Polizei die Bänder untersucht. Allerdings können wir damit momentan noch wenig anfangen. Wir können ja nicht Proben aller Japaner nehmen. Wir müssen wohl abwarten, bis wir einen Verdächtigen festgenommen haben.“ L nahm das potentielle Beweismaterial und sah es sich gemeinsam mit seiner Schwester genau an.

„Der könnte von mir sein…“, bemerkte Liz beiläufig.

„Richtig. Der Abdruck ist ziemlich klein. Von einem Kind oder von einer Frau.“

„Mein Sohn sagte doch im Krankenhaus etwas von einem »Verwöhnten Kind«…?“

„Vielleicht hatte er recht… Ob nun beim echten oder falschen Kira. Wenn es wirklich einen zweiten Kira gibt… Selbst wenn die Fähigkeit der beiden zu töten nicht dieselbe ist, findet sich vielleicht ein Hinweis auf den anderen, sobald wir den einen geschnappt haben.“

„Meiner Meinung nach ist der erste Kira geschickter als der zweite… Wenn ich Kira wäre…“, fing Liz an. Die beiden Geschwister sprachen im Chor. „…würde ich vor der Polizei wissen wollen, wer mich da nachahmt.“ Liz grinste ihren Bruder an.

„Hey, verhext! Wir dürfen uns jetzt etwas wünschen!“, rief sie enthusiastisch, aber ihr Bruder ignorierte sie und ihre Kindereien eiskalt.

„Ich würde herausfinden wollen ob er mit mir sympathisiert, ihn für meine Zwecke benutzen und ihn letztendlich vor der Polizei aus dem Weg räumen wollen. Ein Wettstreit zwischen Polizei, Kira 1 und Kira 2…“ Seine Augen wurden größer als zuvor und ein kleines Grinsen bahnte sich in Ls Gesicht an, „Das könnte unsere Chance sein, beide Kiras zur Strecke zu bringen!“

Kurze Stille. Nach Aussichtslosen Ermittlungen schien ein Licht am Ende des Tunnels zu sein.

L sah zu Yagami rüber.

„Habe ich Ihr Einverständnis, Ihren Sohn um Mithilfe bei den Ermittlungen zu bitten?“, fragte Liz’ Bruder. Diese weitete die Augen.

„Nein!“, rief sie wie aus Reflex. Matsuda sah sie fragend an.

„Da läuft doch was zwischen euch…“, stellte er grinsend fest.

Liz schnaubte genervt und wand sich ab.

Yagami begann zu schwitzen. Sein Herz pumpte wie wild. „Heißt das, mein Sohn steht nun nicht länger unter Verdacht?“

„Nein, das heißt es leider nicht. Es bedeutet nur, dass ich große Erwartungen bezüglich seines Talents habe. Ich kann mir vorstellen, dass er uns bei der Suche nach Kira von großem Nutzen sein wird.

Enttäuscht sah Soichiro zu Boden. „Wenn er das will, werde ich ihn nicht aufhalten.“, damit bewilligte er Raitos Aufnahme in die Zentrale und ein Funken Hoffnung von Liz verschwand.

„Wir sind auch einverstanden.“, meldete Matsuda.

Resigniert sah sie zu Boden. //Klasse…//

„Er wird uns sicher helfen. Er ist ein pflichtbewusster Junge. Aber behalten Sie bitte alle für sich, dass wir den verdacht haben, ein zweiter Kira sei aufgetaucht. Wir müssen so tun, als wäre dieser Fall nur ein weiterer von Kiras Serienmorden.“

Damit war der heutige Tag beendet. Die Ermittler sollten sich Ausruhen, bevor der richtige Kampf beginnen sollte.

Als alle weg waren, ging Liz auf L zu.

„Was willst du mit Raito hier in der Zentrale wirklich bezwecken? Er ist es, das wissen wir beide. Er brauch nicht jeden tag hier zu sein!“

„Ich weiß, du bist erst 15. Aber versuch doch das Private von dem, was hier abläuft zu trennen! Es geht nicht nur um dich, es geht um die ganze Welt!“

„Ich weiß… Aber… gibt es keine andere Lösung?“

„Du hattest ihn rund um die Uhr um dich. Ich bezweifel deine Fähigkeiten um nicht das Geringste, aber du hast nichts herausbekommen. Er lässt sich absolut nichts anmerken und dann hat er dich auch noch um den Fingergewickelt. Der Typ ist schizophren und das muss er auch sein, wenn er nicht entdeckt werden will.“

„Woher weißt du das… von uns?“

„Du bist meine kleine Schwester. Ich kenne dich doch. Außerdem bin ich Detektiv, was ich wissen will, finde ich heraus.“

„Stalker!“

„Versuch einfach dich normal zu benehmen. Schade den Ermittlungen nicht, indem du dein Hirn von ihm benebeln lässt.“

Liz war überrascht. Das hätte sie von L nicht erwartet. So verständnisvoll und lieb… Natürlich klang er immer noch abgebrüht und cool, aber für seine Verhältnisse war das verdammt einfühlsam.

„Wow…“, machte Liz. „Du faszinierst mich.“

„Gleichfalls. Bleibst du heute Abend hier? Wir können einen Film gucken.“

Liz war baff. Das war das Letzte, womit sie gerechnet hätte.

„Klar“

L sprang auf und legte eins der Kira-Bänder ein.

„Das ist mein Lieblingsteil!“, sagte er begeistert und reichte Liz eine Erdbeere.
 

••

„Hey, Misa! Warum nutzt du das Death Note eigentlich nicht für deine eigenen Zwecke, wo ich es dir schon überlassen habe?“ Eine ziemlich hässliche Gestalt, an Ryuku erinnernd, folgte einem zierlichen, blonden Mädchen. Sie trug Zöpfe und Gothik Lolita. Gemeinsam gingen sie durch die Stadt.

„Das tue ich doch!“, antwortete sie. Ihre Stimme war quietischig und voller Elan. „Ich bin auf Kiras Seite und will wissen, was für ein Mensch er so ist! Ich will ihn treffen und mit ihm sprechen! Schließlich bin ich deshalb extra ganz allein nach Kanto gezogen und habe die Fernsehübertragung eingefädelt.“ Ihr Rock war kurz und offenbarte schwarze Unterwäsche.

„Bestimmt habe ich seine Aufmerksamkeit auf mich gezogen! Vielleicht will er mich sogar treffen!“, rief sie glücklich.

„Ein gefährliches Spielchen…“, warnte der Shinigami, „Du weißt, dass du dein Leben riskierst?“

„Ach was! Zu so einem unschuldigen Mädchen wie mir ist Kira sicherlich ganz lieb! Und im Ernstfall bin ich ihm durch meine Augen schließlich überlegen!“ Sie war sich ihrer Sache sicher und schlenderte mit einem Köfferchen bepackt weiter durch Kanto…

Newcomer

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Newcomer
 

„Ich werde Raito heute das Videoband zeigen und wenn auch er darauf schließt, dass ein zweiter Kira dahinter steckt, können wir den Verdacht gegen ihn so gut wie fallen lassen.“, erklärte Ryuzaki am nächsten Morgen und Soichiros Herz begann zu rasen.

„Wie meinen Sie das, Ryuzaki?“, fragte er nach.

„Kira hat es nach wie vor auf L, den Leiter der Ermittlungsbehörde abgesehen. Er würde also kaum verhindern wollen, dass ich mich in drei Tagen im Fernsehen zeige und hingerichtet werde, was den Kreis der Verdächtigen international ausweiten würde.“

„Aber das ändert doch immer noch nichts daran, dass Sie sterben! Wieso fällt der Verdacht von ihm ab, sobald er die Existenz eines zweiten Kira für möglich hält?“, fragte Aizawa.

L stand auf. „Schwester, mach du mal weiter.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum.

Liz nickte und fuhr fort. „Sollte tatsächlich ein zweiter Kira hinter dem Videoband stecken, haben wir eine Chance, ihn zu stoppen. Kira und sein Nachahmer besitzen ähnliche Denkstrukturen. Der echte Kira würde ihn nicht aufhalten wollen. Wenn Raito die Existenzmöglichkeit eines zweiten Kira offen ausspricht, erhöht er damit die Chance, diesen zu schnappen. Dadurch würde er dazu beitragen, Ryuzakis Tod zu verhindern… Was der echte Kira niemals tun würde.“

Matsuda kratzte sich verzweifelt und verlegen am Kopf.

„Ist das kompliziert…“, bemerkte er.

Liz lachte. „War mir klar, dass du das nicht kapierst.“

„Das heißt, wenn mein Sohn nicht auf einen zweiten Kira schließt, erhärtet sich der Verdacht gegen ihn?“, fragte der Chefinspektor Yash. Mittlerweile hatten sich die Ermittler an die jugendliche Schwester Ls gewöhnt, die ihrem Bruder in Sachen Ermittlung ernstlich Konkurrenz machen könnte.

„Nein. Die Wahrscheinlichkeit wäre nach wie vor unter 5%. Dann würde L Ryuzaki ihn von unseren Überlegungen zu Kira 2 unterrichten und um seine Mithilfe bitten.“

L kam mit einer Schale Erdbeeren, Kuchen, Donuts, Lutscher und einer Tüte Tiefkühlpommes wieder und setzte sich hin.

„Sicherheitshalber sollten Sie alle ab sofort nur noch Ihre Decknamen benutzen.“, sagte L. Er wand sich an den Laptop, der hinter ihm stand.

„Watari, da Ihre Tarnung nach wie vor perfekt ist, werden Sie als zweiter L fungieren.“

„Ryuzaki… Ich hab gar keinen Decknamen.“, bemängelte Liz.

„Klar, Yashiro“ Er betonte ihren Namen besonders.

„Aber nur einen. Ich möchte auch so viele haben wie du.“

L schnaufte. „Gut, such dir einen aus.“

„Wie wär’s mit Emily Erdbeer?“, fragte sie und grinste.

„Ja! Der ist toll!“, rief Matsuda.

„Ja…total.“, sagte L desinteressiert. Er sah Yagami an. „Wenn er einverstanden ist, lassen Sie Raito so schnell wie möglich hierher kommen. Bitten Sie ihn um absolute Verschwiegenheit!“

Der Angesprochene nickte und benachrichtigte seinen Sohn. Liz seufzte. Auch ihre neue Identität konnte sie nicht weiter aufmuntern. Raito musste nun an 2 Fronten kämpfen.

Er nahm sich ein Taxi und fuhr zum besagten Hotel. Matsuda erwartete ihn schon in der Lobby und führte ihn ins Hotelzimmer. Die Tür öffnete sich und Liz verzog sich in die Küche.

L ging auf den Neuling zu. „Schön, dass du gekommen bist.“

„Na, schließlich wollen wir doch beide Kira schnappen, Ryuga.“, beteuerte Raito und er lächelte kurz.

„Nenn mich hier bitte »Ryuzaki«.“

„Ich bin Matsui.“

„Aihara“

„Asahi“

„Und Emily Erdbeer ist gerade irgendwohin.“

Raito schien irritiert, Matsuda lachte. L führte Raito zu seinem ersten Arbeitsplatz.

„Sind das alle Ermittlungsbeamten?“, fragte Raito.

„Nein, es gibt noch einige Vertrauensleute außerhalb der Behörde.“, erklärte L. „Diese Außenstehenden, im Speziellen einer, stehen mit niemandem außer mir im Kontakt.“

//Alles klar. Falls allen hier Anwesenden bis auf einem etwas zustößt , ist klar, dass der Verbliebene Kira sein muss. Ich muss also zuerst mal herausfinden, wie viele Personen eingeweiht sind.//

„Also, fangen wir an. Das sind die bisherigen Ermittlungsergebnisse. Dieses Video, das dem Sender zugestellt wurde, wurde nicht öffentlich ausgestrahlt. Du darfst dir keine Notizen machen und keinerlei Unterlagen mit nach draußen nehmen.“

Und Raito saß vor dem Fernseher und sah sich das erste Band an.

//Diese Aufzeichnung ist unfassbar schlecht gemacht… Zum Kotzen! Oder empfinde ich das nur so, weil ich Kira bin? Wirklich eine Schande für Kiras Ruf.// Er verkniff sich seinen Ärger. Das konnte er sich jetzt nicht leisten. //Aber warum… sagt keiner von denen was dazu? Die anderen Ermittlungsergebnisse haben sie doch auch kommentiert. Da ist was faul… So oder so, ich darf jetzt nichts Unüberlegtes tun. Wenn ich einfach den Mund halte ist L bald Geschichte.//

„Nun, Raito? Ist dir irgendwas aufgefallen?“

Raito sah L an und es machte Klick. Das war ein Trick!

„Möglicherweise gibt es mehr als eine Person mit Kiras Fähigkeiten.“

Soichiros Herz drohte aus seiner Brust zu springen. Würde der Verdacht mit diesen Worten fallen?

„Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass das nicht unser Kira ist. Der echte hätte die bei diesem Vorfall Getöteten garantiert verschont.“

Aizawa und Matsuda begutachteten Raito fasziniert. Bis auf die Wortwahl, war es exakt dieselbe Schlussfolgerung wie die von L und Liz.

„Außerdem gingen wir bisher davon aus, dass Kira Namen und Gesichter kennen muss, doch wie hätte er dann die zufällig erschienenen Polizisten töten können?“

//Gut gemacht, Raito! Damit bringst du dich endlich aus der Schusslinie!//, dachte der Vater beruhigt.

„Du hast Recht, Raito. Ich glaube auch, dass dies ein zweiter Kira ist.“

„Dann wolltest du mich also nur auf die Probe stellen?“ Raito musterte L und verschränkte die Arme.

„Nein.“, beteuerte Ryuzaki. „Ich hatte gehofft, du würdest meine Theorie bestätigen. Wäre ich mit meiner Schwester der Einzige gewesen, der eine solche Schlussfolgerung zieht, hätte das noch gar nicht bewiesen. Du hast mir sehr geholfen. Danke.“

Raito überdachte die Situation, während Liz sich langsam zu den anderen Ermittlern schlich.

„Also dann sind wir uns einig.“

„Hervorragender Plan, Ryuzaki. Genauso wäre ich auch vorgegangen.“, sprach Raito seinem Rivalen seine Bewunderung aus.

„Zuerst müssen wir Kira 2 aus dem Verkehr ziehen. Das dürfte nicht so schwer sein, da es sich nur um einen Nachahmer handelt. Er wird vielleicht auf das hören, was Kira sagt. Sollten wir uns irren und es gibt keinen zweiten Kira, ist natürlich alles umsonst… Aber wir müssen es versuchen. Gleichzeitig müssen wir Maßnahmen gegen den Echten treffen.“ L sah kurz zu seiner Schwester. Diese nickte entschlossen. „Raito, ich möchte dich bitten, dich für den echten Kira auszugeben!“

Raitos Augen weiteten sich und huschten kurz zu Liz.

„Was…mich…?“

„Ja. Mit deinen Fähigkeiten dürfte dir das doch leichtfallen. Außerdem drängt die Zeit. Kannst du einen Aufruf an Kira 2 formulieren, den wir in den Abendnachrichten bringen?“

//Deshalb hat er mich also herbestellt…//

L gab dem Rest des Teams Aufgaben um den Aufruf zu präparieren. Liz sah kurz zu Raito, dieser erwiderte ihren Blick. L verschwand in der Küche und grinste.

„Können wir nicht ganz normal miteinander umgehen?“

„Nein“, antwortete sie schnippisch.

„Versuch doch, professionell zu sein.“

„Professionell? Ich bin sehr professionell!“

„Als pubertärer Teenager, ja.“

Liz schnaubte und verließ genervt die Zentrale. L kam kopfschüttelnd aus der Küche zurück.

„Sie ist echt intelligent, aber was Jungs angeht… Sie nimmt alles, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist.“ L musterte Raito von oben bis unten und sah in dessen konfuses Gesicht.

„Nun… Ich werde nun den Entwurf fertig stellen.“

Einige Minuten später konnte alles fertig gemacht werden, damit der Aufruf am nächsten Tag in den 19h-Nachrichten ausgestrahlt werden konnte.
 

Liz ging wie jeden Morgen zur Uni. Sie dachte gar nicht daran, die von ihr vor Tagen aufgestellten Scheuklappen wieder runter zu nehmen. Sie hatte ihren Tunnel direkt auf ihre Vorlesungen gerichtet. Ihr wunder Punkt: Yagami Raito.

In der letzten Mathematikvorlesung für diese Woche wurde sie von hinten leicht angetippt. Sie reagierte nicht. Sie spürte das Tippen erneut, drehte sich um und machte »Schhhht!«

Der Professor schloß den Unterricht und die Studenten flüchteten in die Mensa, um ein Mittagessen zu sich zu nehmen. Liz nahm sich ein Tablett und stellte sich an der Schlange an. Sie holte sich ihr Essen und setzte sich an ihren Stammtisch und genoss wie immer allein ihren Salat, ihre Pommes und ihr Schokoeis. Plötzlich ließ sich mit Schwung ein junger Mann auf dem Platz vor ihr nieder. Liz begutachtete ihn verwirrt, aß aber ohne sich etwas anmerken zu lassen weiter.

„Hey.“, machte er.

„Hm…“

„Du scheinst in letzter Zeit miese Laune zu haben…?“

Ah, das war der Typ aus Mathe…

„So kann man das sagen“ Ihr Blick schweifte über die Schlange der hungrigen Studenten, die ihr genau vorkopf lag. Kurz darauf erblickte sie Raito, der mit bepacktem Tablett genau auf sie zuzukommen schien. Plötzlich lächelte Liz ihr Gegenüber an und wartete ungeduldig auf die Anmache.

„Was ist denn der Grund dafür?“

//Komm schon… Raito ist gleich da…//

„Dein süßes Lächeln macht dich doch viel hübscher.“

Perfektes Timing. Raito hörte es natürlich, ging weiter und ließ sich in hörweite nieder.

//Bingo!//, dachte Liz und lächelte.

„Hey… Danke…“ Sie lächelte und zwinkerte ihrem Mitstudenten zu. Er lächelte zurück und bemerkte Raitos Blick. Er sah ihn kurz an und sagte: „Oh, Mann… Wenn Blicke töten könnten…“

Liz wusste, was gemeint war. //Keine Angst, er braucht mindestens noch deinen Namen.// „Was meinst du?“ Sie stellte sich unwissend.

„Dein Ex.“

„Mein… Mein Ex? Wen meinst du?“ Liz stutzte und wehrte sich gegen das Bedürfnis, sich zu Raito zu drehen.

„Ja, du warst doch mit diesem anderen aus der Studentenvertretung zusammen…“

„Mit Yagami?!“ Sie lachte spottend auf. „Nein, sicher nicht.“

„Dann habt ihr aber sehr anzüglich geflirtet.“

„Ist gut… anderes Thema.“

„Da war was zwischen euch.“

„Sicher nicht. Wieso sollte ich mich mit ihm abgeben, wenn es noch viel größere Fische im Teich gibt?“ Sie grinste verschmitzt und der Kerl lächelte.

„Was machst du Freitagabend?“

„Lass mich überlegen… Nichts“ Sie grinste.

„Tanzt du gerne?“

„Das gehört zu den wenigen Dingen, die ich gern tue, wenn es dunkel wird…“

Raito spürte den Zorn in seiner Brust. Wieso musste sie nur so kindisch sein?

Yashs’ Date grinste zufrieden.

„Dann lass uns ein paar Clubs unsicher machen.“

„Geht klar.“

„Ich hol dich um 10h ab. Na gut… Ich gehe dann…“ Er stand auf.

„Warte! Ich komme mit. Ich hatte sowieso keinen Hunger.“

Sie sprang auf und hakte sich bei ihm ein. Als sie an Raito vorbei waren, warf sie einen Blick zurück und grinste böse.

//Du machst das mit Absicht, du miese…!!!//

Ryuku lachte.

„Ich muss zugeben, dieses Mädchen macht mir am meisten Spaß!“

„Sie provoziert mich, aber auf solchen Kinderkram falle ich nicht herein!“, erklärte er. Er war aggressiv und wünschte seinem Nebenbuhler eine Krankheit, die ihn für Freitagabend unfähig werden ließ.
 

••

„Schockierende Neuigkeiten! Im Bezug auf den Kira-Vorfall bei Sakura-TV hat sich jemand gemeldet, der behauptet, der wahre Kira zu sein!“ Der Nachrichtensprecher der 7h-Nachrichten verkündete schockiert die neuen Informationen zum Kira-Fall. „Heute Vormittag gegen 11 Uhr traf ein Videoband bei der Polizei ein mit der Ankündigung, ab 14 Uhr im 10-Minuten_takt acht inhaftierte Verbrecher an Herzversagen sterben zu lassen. Außerdem sollen alle Fernsehsender eine Nachricht des echten Kira ausstrahlen. Die Polizei hat uns die Erlaubnis zur Ausstrahlung des Bandes erteilt. Ist dieser Kira nun der echte? Gibt es inzwischen 2? Im Folgenden sehen Sie die Nachricht des so genannten »echten Kira«.“ Auf den Mattscheiben japanischer Fernseher erschien ein mit Computer erstellter Schriftzug, »KIRA«.

„Ich bin der wahre Kira. Das Band, das auf Sakura-TV gesendet wurde, stammt nicht von mir. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gehe ich davon aus, dass die Person, die behauptet, ich zu sein, dies getan hat, um mich zu unterstützen.“

Misa saß auf ihrem kuscheligen Bett und quietschte vergnügt. Sie hatte ihr Ziel erreicht: Kira hatte ihr tatsächlich geantwortet.

„Es verstößt jedoch streng gegen meine Grundsätze, Unschuldige unter irgendwelchen Vorwänden zu opfern. Derartiges sorgt nur für Aufruhr und nimmt den Menschen jegliches Verständnis für meine eigentlichen Absichten. Wenn derjenige, der behauptet, ich zu sein, mir also helfen will, bitte ich ihn darum, von weiteren eigenmächtigen Handlungen abzusehen und meine Anweisungen abzuwarten. Anderenfalls sehe ich mich gezwungen, gegen ihn vorzugehen.“

Das Mädchen sprang von ihrem Bett und suchte weitere Videobänder. Sie würde Kira sofort antworten…
 

Ein Tag verging. Es wurde Freitag und die Medien wurden von Kiras Videobändern verschont.

„Nun…“, machte L, „Scheint, als sei Kira nicht so schnell wie wir es waren. Yash?“ Er rief nach seiner Schwester, die sich gerade in der Küche mit 3 Donuts voll stopfte.

„Bist du heute Abend hier? Vielleicht antwortet unser Wanna-be doch noch?“

„Das glaube ich eher nicht. Es wäre dumm von Kira 2 seine Methode, seine Bänder an den Sender zu bringen zu ändern. Er wird sie per Post kommen lassen, morgen ist Samstag… Ich denke, wenn sie morgen nicht da sind, sind sie es sowieso erst Montag.“

„Das denke ich auch, aber bei Kira weiß man nie…“

„Ich habe heute Abend ein Date.“, berichtete Liz und L sah kurz zu Raito und schmollte leicht.

„Dann bist du auch nicht da?“

„Nein, nein. Ich gehe nicht mit ihr aus. Ich werde etwas für die Uni machen, Ryuzaki.“

L seufzte.

„Wie wär’s, wenn du auch ein bisschen raus gehst?“ L sah seine Schwester kurz an und schwieg.

„Ich will was Süßes.“, bemerkte er resigniert.
 

••
 

Der Abend kam und Liz machte sich fertig bevor sie pünktlich von ihrem Date abgeholt wurde. Sie fuhren in einen Tanzclub am Rand der Stadt. Hier war sie noch nie gewesen.

„Wow… Sieht nach Spaß aus.“, bemerkte sie.

„Richtig… Darf ich bitten?“

Er führte sie auf die Tanzfläche und die beiden tanzten Salsa.

//Dafür, dass ich seinen Namen nicht weiß und das alles nur wegen Raito gemacht habe… tanzt er gut und sieht gut aus…//

Zur selben Zeit hatte sich Raito wörtlich verrückt gemacht. Krampfhaft versuchte er, sich auf vor kurzem inhaftierte Verbrecher zu konzentrieren, aber er brachte es nicht fertig, in seinem Zimmer zu sitzen, während irgendein dahergelaufener Durchschnittstudent mit seiner Yashiro sonst was machen konnte. Er hielt es nicht aus, Yash einem anderen zu überlassen. Er schickte Ryuku in all möglichen Tanzclubs Tokyos, während er vor dem Eingang auf Ryukus Wiederkehr wartete.

Der Shinigami flog am Türsteher vorbei und Raito rannte ihm begierend nach der Antwort entgegen.

„Nein.“ Raito seufzte und sie gingen weiter.
 

„Du hast also 2 Klassen übersprungen und… Naja… Wow…“ Die beiden hatten sich an die Bar gesetzt und kamen ins Gespräch. Nach ein oder zwei weiteren Stunden sah der Typ auf seine Uhr.

„Ein letzter Tanz, oder noch ein Drink?“

„Tanz.“

Die beiden tanzten ausgelassen und amüsierten sich sichtlich. Das schien eine richtig gute Ablenkung.

Ryuku flog in die Salsa-Bar und sah sich um.

//Uh… Die haben ja kurze Röcke an…// Er erblickte ein junges Mädchen, welches ihr Haar im Takt schüttelte und sich nah an ihren Partner schmiegte.

„Bingo!“ Er flog wieder raus und nickte Raito zu. Dieser ging voller Elan in den Club, bereit, das Date zu crashen.

„Yashiro?!“, rief er. Sie hörte nicht, die Musik war zu laut.

„YASHIRO?!“

Er blieb stehen und sah sich prüfend um. Da war dieser Typ, diese Frisur würde er immer erkennen. Er ging auf ihn zu und packte ihn an der Schulter.

„Danke, Mann, aber ich übernehme ab hier.“

„Bitte was?“, Der Mathematikstudent verstand nicht ganz. Liz konnte nicht glauben, was sich vor ihren Augen abspielte.

„Raito?! Was soll das?!“

„Lass sie los!“, verlangte Kira mit drohendem Unterton.

„Sie will dich nicht, gib es auf!“

„Wenn du wüsstest…“

„Wir können das auch draußen regeln!“, drohte der Schwarzhaarige mit der schlechten Frisur.

„Nein danke, das ist nicht mein Niveau. Es gibt schließlich andere Wege.“

Liz weitete die Augen. „Verschwinde!“

„Ist schon gut, Yash, ich gehe.“ Ihr Date gab klein bei.

„He, warte!“

Und der Typ ging davon.

„Ganz toll! Wirklich! Herzlichen Glückwunsch! Du hast, was du wolltest!“

Sie schrie und verließ die Tanzfläche.

„Warte doch! Yash!“

Sie ging an die Bar.

Sie begann mit Whiskey-Cola, stieg auf puren Whiskey um und nach 4 Gläsern sah die Welt viel bunter aus.

Raito ging zu ihr.

„Alles klar?“, fragte er irritiert.

„Natürlich! Ich bin betrunken, aber immer noch total sauer! Du bist verrückt… Wieso tust du das?!“ Sie kippte noch ein paar Gläser und verschwieg. Sie wusste genauso wenig Antworten wie er sie wusste. Sie schwiegen und tranken eine viertel Stunde. Alkohol war also doch eine Lösung…

Raito wandte sich zu ihr. „Und ich dachte immer, du seist ein „Sex on the beach“-Typ.“, bemerkte er beiläufig.

Liz brummte. „Wäre ich nicht so sauer, wäre ich das auch…“

„Es tut mir leid…“ nuschelte Raito beiläufig. Liz sah ihn aus dem Augenwinkel an und bestellte 2 Drinks, schob Raito einem zu und schwieg.

„Tequila.“, erwiderte Raito.

„Lass mich. Ich hasse dich…“, jammerte sie. Sie war sturzbetrunken und langsam schien ihre Sehnsucht nach Raito zu überwiegen. Sie lehnte sich an ihn.

„Kann man verdammt sein… Na ja… aufeinander zu stehen?“ Fragte sie langsam.

„Du meinst so wie die Romanfigur von George Martin in »Verdammt zu lieben«?“

„Streber. Lieben sagte ich nicht. Sicher nicht.“

Er lächelte und streichelte ihr über den Kopf. Sie schloß die Augen und lächelte kurz. Betrunken und willig, wie in einem schlechten Film.

„Noch einen Drink?“

Ihm gefiel anscheinend, was der Alkohol aus der sonst so distanzierten Yash machte. Diese willigte ein und sie gab sich mit 3 weiteren Whiskeys den Rest, was eigentlich nicht weiter auffiel. Sie war in bester Laune und – zu Raitos Freude – etwas sehr viel anhänglicher als sie es sonst war. Es war bereits halb 3 und Raito überkam die Vernunft, Liz nach Hause zu bringen

Die beiden verließen den Club und fuhren mit dem nächsten Bus nach Hause. Raito stieg mit ihr aus dem Bus. Liz hakte sich bei ihm ein und die beiden schritten durch die Nacht.

„Mach was draus!“, ermahnte ihn Ryuku grinsend. Er bog in das Haus der Yagamis, als die beiden Menschen daran vorbeigingen. Raito brachte seine Hideki-san selbstverständlich bis über die Schwelle ihrer Haustür.

Sie grinste frech und schloss ihre Haustür auf. Sie legte den Lichtschalter um und lehnte sich gegen ihren Türrahmen. Raito lächelte sie ein letztes Mal an.

„Also dann, bis morgen in der Zentrale.“ Er umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Er wandte sich schnell zum Gehen um, als Liz versuchte, ihn aufzuhalten.

„Raito!“

Er drehte sich um und sah sie an.

„Du… Du bist ein Arsch.“ Sie musste lächeln. Das war sicherlich nicht in ihrem Sinne gewesen, aber ihr klarer Verstand schien immer mehr zu weichen. Raito ging einen Schritt auf sie zu.

„Du hast mich provoziert, in der Mensa.“

„Das ist doch… Wieso lässt du dich auf solche Kindereien ein?“

Raito schwieg und sah zu Boden. Er wusste es nicht wirklich. Er sah ihr in die Augen und zog sie ruckartig zu sich und küsste sie. Betrunken wie sie war, ließ sie ihn machen, erwiderte aber nicht. Er löste den Kuss und sah sie an.

„Tut mir wirklich leid. Wir sollten das nicht tun, wir haben doch schon den Schlussstrich gezogen…“

„Du hast die Grenze überschritten als du mich gesucht hast…“ Sie sprach leise und sah zu Boden. „Jetzt zurückzugehen, wäre ziemlich feige, oder?“

Liz zog sich ihre Jacke aus und streichelte Raito verführerisch über den Oberkörper. Sie schubste ihren Zeigefinger sanft unter den Bund seiner Boxershorts und fuhr langsam unter dem Rand hin und her. Raito errötete. Dann fuhr sie ihm über den Hals und flüsterte ihm ins Ohr: „Ist es nicht ganz schön kalt da draußen?“

Raito wusste nicht, wie ihm geschah. Er wusste, dass Liz keineswegs schüchtern war, aber das hätte er ihr nicht zugetraut, was jedoch nicht heißt, dass ihm das nicht gefiel.

Eigentlich hatte er wirklich vor, sie nach Hause zu bringen und wieder zu verschwinden, aber, wieso so eine direkte Einladung ablehnen? Dass sie es auch wollte, wirklich wollte, hatte sie ihm gerade gezeigt.

Er machte einen Schritt über die Schwelle, sein Blick wandte sich nicht von Liz ab. Sie grinste weiterhin verführerisch und zog ihm bereits die Jacke aus. Sie ließ sie fallen. Raito beachtete diese gar nicht und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit Liz’ Hals, den er zu verwöhnen begann. Sie reckte ihren Hals und schloss die Augen. Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und sah ihn verträumt an. Sie kamen sich näher und näher. „Verdammter Alkohol…“, hauchte Liz. Kurz darauf küssten sie sich innig und stolperten knutschend ins Schlafzimmer…
 

Der nächste Morgen begann schnell. Sonnenstrahlen fielen durch die Fensterscheiben und weckten Liz sanft. Sie lächelte, streckte sich und hörte den Vögeln zu, die ein Frühlingslied sangen. Ihr ging es richtig gut, wieso wusste sie nicht. Sie hatte extrem gute Laune.

Sie setzte sich auf, als sie ein Stechen im Kopf bemerkte. Sie hielt sich die Schläfe und bemerkte ihren Kater.

„Oh… verdammt…“, kurz darauf bemerkte sie, dass sie gestern Nacht wohl vergessen hatte, sich die Schlafklamotten anzuziehen, denn sie war nackt. „Was hab ich gestern denn gemacht außer mich zu betrinken…? Na ja, hab mir den Abend wahrscheinlich schön gesoffen.“

An das Techtelmechtel mit Yagami-kun konnte sie sich nicht erinnern…

Sie sah sich in ihrem Zimmer um und stellte fest, dass sämtliche Klamotten durch ihr Schlafzimmer verteilt waren. Sie sammelte ihr Höschen und ihren BH auf und erst als sie eine Boxershorts auf dem Boden bemerkte, ahnte sie Schlimmes.

„Oh fuck… Bitte lass es nicht Raito sein, bitte!!!“ Während sie sich schnell Unterwäsche und T-Shirt überzog, versuchte sie sich an den gestrigen Abend zu erinnern. Sie war dochmit diesem Typen ausgegangen, dann kam Raito und hatte ihn vergrault, sie ging an die Bar und dann? Vielleicht war ein anderer schöner Erlöser gekommen, hatte sie auf einen Drink eingeladen und Raito gekonnt verjagt?

Sie öffnete die Tür ihres Schlafzimmers und nahm die Geräusche ihrer Dusche wahr. Sie schlich sich zum Badezimmer und betete noch einmal vor der geschlossenen Tür.

„Nicht Yagami Raito, nicht Yagami Raito!“

Sie nahm allen Mut zusammen, drückte die Klinke runter und öffnete die Tür.

Da stand er. Lässig ein Handtuch um die Hüfte geschwungen, handtuchtrockenes Haar.

Er sah auf und sah Liz, die genau in dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, ihren Kater erneut bemerkte.

„Shit…“, brachte sie einfach nur hervor.

„Ich habe mir mal die Freiheit genommen und deine Dusche benutzt.“, berichtete Raito lächelnd, als er einen Schritt auf sie zu ging und ihr einen Kuss aufdrückte. Er legte seine Arme um ihre Hüfte und lächelte.

„Gut geschlafen?“

„Sehr gut…“, sagte Liz beiläufig und etwas abwesend. Was hatte sie nur getan?!

„Ich auch… nachdem du mich so fertig gemacht hast…“ Er grinste unanständig und Liz schwor sich, nie wieder Whiskey zu trinken.

„Hm…“, machte sie. Sie sah ihn immer noch nicht an.

„Ist was?“

„Der Kater…“

„Kann ich mir vorstellen.“

Raito machte Anstalten, Yash erneut zu küssen. Sie drückte ihn weg und ihr Blick verdunkelte sich.

„Wenn auch nur ein verdammtes Wesen dieser Erde auch nur ansatzweise von dem erfährt, was heute Nacht passiert ist, bring ich dich um!“, fauchte sie und ihr Blick fiel vor ihrem Abgang auf Raitos durchtrainierten Körper.

//Na ja… Eigentlich muss ich doch nicht sauer auf mich sein…//

„Verschwinde!“, rief sie drohend aus der Küche, wo sie sich bereits ein Aspirin auflöste.

Raito, verwundert von diesem plötzlichen Sinneswandel, zog sich enttäuscht an und hoffte darauf, dass der Kater eigentlich an ihrer schlechten Laune Schuld war. Er wusste es natürlich besser. Er bereute nicht ansatzweise, was er getan hatte. Er hatte doch Liz vor diesem Kerl gerettet. Er war nicht gut genug für sie gewesen, niemand würde gut genug für sie sein. Besser er selbst als irgendein dahergelaufener Typ. Natürlich verstand er, wieso Yash so sauer war, und so ging er ohne weitere Einwende, zufrieden und erleichtert nach Hause.

Als Liz hörte, wie ihre Haustür ins Schloß fiel, begann sie laut zu fluchen.

„ARGH! So eine verdammte Scheiße! Wie in Gottes Namen hat er das geschafft?!“ Ihr Kater meldete sich erneut. „Ja, jetzt weiß ich’s wieder…“
 

••

Raito ging zufrieden nach Hause. Im Gegensatz zu Liz konnte er sich sehr gut an diese Nacht erinnern und er würde es wahrscheinlich für immer tun…

Als Raito in sein Zimmer ging, wurde er bereits von Ryuku begrüßt.

„Na, hat sie dein Blümchen gepflückt?“, fragte er neckend.

„Wenn ich noch ein Blümchen gehabt hätte, hätte sie es gepflückt.“

„In deinem Leben gibt’s ernsthaft ´ne Blümchenpflückerin?“, fragte Ryuku und gluckste.

„Ryuku… Du bist kein Wesen dieser Welt, richtig?“, fragte Raito grinsend, als er sich auf sein Bett warf und die Arme hinterm Kopf verschränkte.

„Richtig.“

„Das war der beste Sex meines Lebens…“ Er sah auf die Uhr. 11:30h. „Und das nicht nur, weil sie mich erst um halb 8 hat schlafen lassen.“ Er grinste immer noch und schloss die Augen.

„Das wurde aber auch mal Zeit. Ich meine, die war so voll, mit mir hätte sie auch geschlafen.“ Ryuku lachte gellend und biss in einen Apfel.

••
 

Um 12h ging Liz – mit der schlechtesten Laune, die sie je hatte – zur Zentrale und wurde von Matsuda strahlend begrüßt.

„Hallo, Yashi!!!“, rief er glücklich,

„Halt’s Maul, Matsuda!“, fauchte sie monoton und Matsudas Lächeln verschwand sofort. Schockiert sah er ihr nach, wie sie an ihm vorbeirauschte und sich schnurstracks zu ihrem Bruder aufmachte.

„Ich glaube, gestern hat er sich verraten…“

L sah sie schräg an, als sie auch schon wieder verschwand.

Sie ging in die Küche und holte eine Tüte Pommes aus dem Gefrierfach und begann sie genervt zu lutschen.

„Guten Morgen, Matsuda, Aizawa, Vater… Ryuzaki.“ Raito kam und begrüßte alle, bestgelaunt und lächelnd.

Yash schloss die Tür der Küche.

„Nach Yashiros Reaktion zu urteilen, hast du es mal wieder bei ihr verschissen.“, sagte L monoton.

„So würde ich das nicht sagen.“

Matsuda sah Raito schräg an. Natürlich war ihm als Liebesexperte schon lange alles klar. Er grinste bis über beide Ohren und ging in die Küche.

„Du hast mit ihm geschlafen.“, stellte er hämisch fest und Liz schrie voller Zorn.

„Alter… Hat er das rumposaunt?!“

„Nein… Ich hab das einfach mal so festgestellt.“

„Ein Wort und ich bringe dich um, das schwöre ich!“

„Ist ja gut… War er so schlecht? Kann ich mr bei ihm eigentlich nicht vorstellen.“

„Hör auf, über so etwas nachzudenken!“, zischte sie.

Ganz im Gegenteil. Liz konnte sich zwar nur an Bruchstücke erinnern, empfand dabei aber eine wohltuende Genugtuung.

„Du weißt nichts, du willst nichts wissen und das war’s, klar?! Und jetzt nimm diesen Donut und stopf ihm meinen Bruder in den Mund, damit er keine weiteren Fragen stellt!“

Sie drückte Matsuda einen Donut in die Hand und er grinste sie an. Doch gerade als Matsuda seinen Auftrag ausführen wollte, kam L ihm zuvor. Er kam in die Küche, nahm Matsui den Donut aus der Hand und schickte ihn aus der Küche.

„Schieß los, was war?“, forderte er und lutschte die Glasur des Donuts.

„Ich war gestern mit einem Typen aus der Uni tanzen. Auf einmal kam Raito und er sagte: „Danke, ich übernehme ab hier“. Die Situation eskalierte und naja, irgendwann hat mein Date gesagt: „Wir können das auch draußen Regeln.“ Und Raito darauf: „Nein, das ist nicht mein Niveau, es gibt schließlich andere Wege.“ Er muss Kiras Fähigkeit gemeint haben!“

„Yash… Ich wünsche mir genauso einen Beweis wie du, aber… es gleicht sich aus. Als Verdächtiger belastet ihn das, andererseits ist es kein Beweis. Raito ist ein intelligenter junger Mann, er kann auch eine normale verbale Konversation gemeint haben. Mal ganz davon ab, dass du dich mit einem sehr vernünftigen Kerl verabredet hast…“ Er hob die Braue und tätschelte ihren Kopf.

„Yagami hat sich also in dich verliebt?“ Er grinste hämisch und sah seine Schwester schräg an, sie gab keine Antwort. Ls Gesicht verkrampfte sich und dies verlieh ihm einen bösartigen Gesichtsausdruck, den Liz noch nie bei ihrem Bruder bemerkt hatte. „Wenn er auch nur auf die Idee kommt, meine kleine Schwester anzufassen, dann…“ Liz musste grinsen.

//Das würde ich gerne sehen… //
 

Zu dieser Zeit, wühlte Mogi im Posteingang von Sakura-TV und wurde fündig. Kira 2 hatte geantwortet…

First Contact

Page twenty-two:

First Contact
 

L schickte seine Schwester um das Päckchen abzuholen und eine halbe Stunde später traf sie mit dem Beweismaterial ein. Umschlag, Videoband, Handschrift und Aufnahmequalität stimmten exakt überein. Watari sendete umgehend eine Kopie des Bandes und spielte sie ab:

„Kira! Vielen Dank für deine Antwort! Ich werde mich an deine Anweisungen halten.“

Ein erleichterndes Seufzen ging durch den Raum. Sie hatten es tatsächlich geschafft.

//Da hast du dir aber dumme Freunde zugelegt, Raito//, dachte Liz und sah diesen an. Er stutzte und schaute nachdenklich drein. //Das darf doch nicht wahr sein! Wenn er behauptet, Kira zu verstehen, darf er sich doch nicht so einfach durch Ls Finte reinlegen lassen!//

„Ich möchte, dass wir uns treffen. Ich weiß, dass du das Augenlicht nicht hast, aber keine Angst! Ich werde dich nicht töten!“

In Kira bahnte sich ein Gemisch aus Wut, Angst und Verständnislosigkeit an. Wie konnte man nur so dumm sein?! Vor aller Welt so offen darüber zu sprechen…?! Im Gegensatz zu Raito, konnten die Ermittler nicht viel mit dem »Augenlicht« anfangen.

„Sag mir bitte, wie wir uns treffen können, ohne dass die Polizei was mitkriegt. Wir können einander unsere Identität ja dann anhand unserer Todesgötter beweisen.“

//Er ist wahnsinnig!!! Ich muss schnell etwas unternehmen!//, beschloss Raito unter erhöhtem Puls, während es Liz und ihrem Bruder die Sprache verschlug und es sie gradewegs zu Boden riss.

„Todesgötter? … Soll das etwa heißen, die gibt es wirklich?!“, machte L erschrocken und auch wenn man es nicht für möglich hielt, seine Gesichtsfarbe schien weiter zu weichen und er war fahl wie ein Gespenst.

„B…“, machte Yashiro nur und sah konzentriert an eine Ecke. //Er… er meinen Namen und er… Das kann nicht sein! Ich weiß noch ganz genau, damals…//
 

Liz war stolze 11 Jahre alt, als sich diese Szene im Wammy’s abspielte. Beyond piesackte mal wieder den ein oder anderen Waisen auf seine ungewöhnliche Weise. Y und B waren von Beginn an Feinde gewesen…

„Hör auf damit!“, mahnte sie selbstbewusst.

„Was, wenn nicht?“

„Du wirst schon sehen!“, drohte Liz. Natürlich hatte sie keinen sonderlichen Plan. Sie brauchte nur Marmelade, dann würde er schon bei Hopp springen. „L hat nie seine Mitmenschen derartig behandelt. Du wirst niemals so sein wie er.“

„Was?! Als ob du ihm gleichen würdest! Du gehörst nicht hier her, Y!“

„Und wenn schon. Das tut nicht zur Sache. Pass auf: Mach dir das Leben hier drin nicht unerträglicher als es ist. Suche dir Freunde und hör endlich auf, unter einem Haufen »Goldstücken« besonders glänzen zu wollen!“

„Brauch ich nicht. Ich habe meine Freunde.“

„Achja… Dein Marmeladenglas, oder einen Teddybär?“

„Furchterregender…“

„Eine gespaltene Persönlichkeit hast du auch noch…“

„Nein…“ Er ging auf sie zu und blieb direkt neben ihr stehen. Seine Augen leuchteten rot auf und er sagte: „Nein, Elizabeth, es sind Todesgötter…“
 

Raitos Stimme durchdrang Liz’ Gedanken.

„Eben. Eine Existenz von Todesgöttern ist doch völlig ausgeschlossen!“

„Aber Kira hat eines seiner Opfer vor seinem Tod auch etwas von »Todesgöttern« schreiben lassen.“, erinnerte L.

Dennoch konnte es sich nicht um ein und denselben Kira handeln. Wenn es derselbe Kira wäre wie bisher, würde er nie auf unser selbst produziertes Video antworten. Warum sollte er sich darauf einlassen und riskieren, dass sein Plan, L zu töten, schief geht?

„Vielleicht stehen die beiden Kiras bereits in Verbindung und wollen uns mit den »Todesgöttern« absichtlich verwirren?“, schlug Aizawa vor.

„Auch das ist nicht möglich.“, entkräftete L den Einwand.

„Raito hat Recht. Auch, wenn sie bereits Kontakt haben, würden sie niemals das Risiko eingehen, Ryuzakis Ermordung zu verhindern.“, erklärte Liz und stand gemeinsam mit ihrem Bruder auf.

„Aber Kira 2 hält sich nicht so sehr an Kiras Ideal, sondern an seine eigenen Vorstellungen. Für ihn spielt Kiras Wunsch, eine Welt ohne Verbrechen zu erschaffen und jeden aus dem Weg zu räumen, der ihn daran hindern will, nur eine untergeordnete Rolle. Es geht ihm allein um sich selbst.“ Er setzte sich in seinen Sessel und sah in die Runde. „…Um seinen Wunsch, Kira zu treffen.“

Raito stimmte nickend mit ein. „Stimmt, Kira 2 will nicht die Welt verändern, sondern einzig und allein sein Interesse an Kira befriedigen. Die Ausdrucksweise »Todesgötter« könnte für die Fähigkeit zu töten stehen. »Wir können unsere Identität anhand unserer Todesgötter beweisen« hieße dann, dass sie einander ihre Fähigkeit zeigen, Menschen sterben zu lassen.“

L sah Raito schräg an. „Könnte sein.“

„Ich hasse so komischen Kram mit Gespenstern und so was… Aber ich halte das sehr wohl für möglich… diese Sache mit den Todesgöttern…“, bemerkte Liz und ihr Bruder stutzte.

Ryuku erschrak kurz. „Ich sag’s dir, Raito… Sie sieht mich!“

„Nein, Yash… Lass das erst einmal beiseite. Auf jeden Fall bezeichnet das Wort »Todesgötter« etwas, dass beide Kiras gleichermaßen verstehen. Wir müssen herausfinden, was genau sie damit meinen.“

Den Rest wurde den Kiras selbst überlassen…

„Auch wenn Kira 2 gemerkt haben sollte, dass die Nachricht an ihn von uns gefälscht wurde, bedeutet die Tatsache, dass er geantwortet hat, dass er mit der Situation zufrieden ist. Er hat schließlich erreicht, dass Kira von ihm Notiz genommen hat.“ Seine Schwester übernahm.

„Und er verwendet Begriffe, die nur den beiden etwas sagen. Wir werden seine Antwort heute in den 6Uhr-Nachrichten auf Sakura-TV ausstrahlen. Selbstverständlich wird auch Kira unser Austausch mit Kira 2 nicht entgangen sein. Er wird alles unternehmen, um den Kontakt zu Kira 2 und der Polizei zu unterbinden. Schließlich kann er nicht riskieren, dass irgendetwas Unvorhergesehenes passiert. Ich gehe davon aus, dass der echte Kira auf Kira 2s Antwort reagieren wird.“ Sie sah zu ihrem Bruder und holte sich ein Nicken ein, sie fuhr fort. „Der einzige Weg, Kontakt zu Kira 2 aufzunehmen, ist auch für ihn das Fernsehen. Im Internet sind zu viele Kiras und Ls unterwegs. Er hat dort keine Möglichkeit, sicherzugehen, dass seine Antwort auch wirklich bei Kira 2 ankommt. Außerdem wird auch er anhand der Machart der Videos annehmen, dass Kira 2 technisch nicht gerade begabt ist. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie Kira 2 reagieren würde, falls Kira ihm nicht sagt, wie sie sich treffen können.“ Sie grinste und sagte zugleich mit L: „Eine spannende Sache!“

„Das Mädchen ist sehr clever!“, bemerkte Ryuku und auch Raito musterte „seine“ Yashiro erneut. Er dachte an letzte Nacht und grinste.

„Noch spannender wäre es, wenn Kira aus Angst vor einer solchen Reaktion eine eigene Videobotschaft schicken würde. Dann hätten wir nämlich eine Chance, unseren ersten konkreten Hinweis auf ihn zu finden!“, überlegte L. er lutschte am Daumen und sah an die Decke. „Behaltet alle den Kira-Fall betreffenden Sendungen und Kommentare der Fernsehsender gründlich im Auge! Sollten wir Glück haben, und Kira oder Kira 2 versuchen erneut, Kontakt aufzunehmen, entscheide ich, was ausgestrahlt wird und was nicht. Das wär’s fürs Erste.“ L sah grinsend in die Runde. In diesem Moment bedauerte er zum ersten und letzten Mal, was er getan hatte. Raito fiel es für einen kurzen Moment schwer zu ertragen, 2 Persönlichkeiten in einen Körper zu vereinen. Aber jetzt gab es schon lange keinen Weg mehr zurück…

Die Ermittler machten sich an ihre Arbeit und die beiden aktiven Studenten machten sich –getrennt- auf den Weg nach Hause. Raito saß an seinem Schreibtisch und überschlug seine Möglichkeiten als Kira. Ihm blieb in der Tat nur Sakura-TV, um an Kira 2 ranzukommen. Natürlich wollte Raito nicht, dass L von der Kontaktaufnahme etwas mitbekommt. //Ich müsste einen Verbrecher vor seinem Tod eine Nachricht schreiben lassen, die nur Kira 2 versteht… Doch das würde L garantiert nicht entgehen. Ohne Ls Zustimmung kann ich sowieso nichts auf Sendung schicken. Dann bliebe nur einen Nachrichtensprecher zu manipulieren…// Plötzlich klingelte sein Mobiltelefon. Entnervt nahm er das Gespräch entgegen und vernahm die Stimme seines Vaters.

„Der zweite Kira hat eine neue Nachricht an Sakura-TV geschickt! Diesmal ein Video und ein Tagebuch! Ich wollte dich nur kurz informieren…“

Die Dummheit Kiras Verehrers schien Raito nicht nur aufzuregen, er war kurz davor, fasziniert zu sein. Geduld war schließlich eine Tugend, die ein Gott eigentlich hätte besitzen müssen. Raito hastete in die Zentrale zurück. Liz hielt bereits das Tagebuch in der Hand.

„Nichts weiter Verdächtiges… Sieh dir den 30.05. mal an, Raito…“, sagte sie, gab ihm in Gedanken versunken das Buch und wartete auf seine Reaktion.

»30.05. Beim Spiel der Giants im Tokyo Dome zeigen wir uns unsere Todesgötter!«

//Offenbar schlägt er damit einen Treffpunkt vor. Aber wenn das gesendet wird, wissen Hinz und Kunz davon! Außerdem kann man die Todesgötter doch nur sehen, wenn man die Notes berührt…. Also wie…// Sein Blick schweifte über die beschriebene Seite des Tagebuchs und blieb an der Notiz des 22.05. hängen.

»22.05. Ich treffe mich mit ´nem Freund in Aoyama. Er zeigt mir sein Notizbuch.«

//»Notizbuch«… Ein ganz alltägliches Wort unter Schülern, deshalb wird es niemandem außer mir ungewöhnlich vorkommen. Die ganze Aufmerksamkeit der Polizei wird auf den Eintrag vom 30.05 gelenkt… Bis auf das Wörtchen »Notizbuch« weist nichts darauf hin, dass der Treffpunkt im Tokyo Dome nicht der eigentliche ist. Er will also offensichtlich die Polizei zum Dome lenken, um sich ungestört mit Kira in Aoyama treffen zu können.//
 

••

„Sag mal, Rem…“ Amane Misa saß vor ihrem Spiegel und betrachtete sich fasziniert. „Warum kann ich eigentlich nochmal meine eigene Lebenszeit nicht sehen, obwohl ich doch das Augenlicht der Todesgötter hab?“, fragte sie ihren Shinigami. Rem antwortete: „Wer ein Death Note besitzt, wird zum Komplizen der Todesgötter und wechselt die Seite. Deshalb kann er nur noch die Lebenszeit derer sehen, die er töten kann. Genauso, wie wir Todesgötter die Lebenszeit unserer Kollegen nicht sehen können, bleibt sie auch Menschen, die im Besitz von Death Notes sind, voreinander verborgen. Nur dir Todesgötter sehen sie. Wüsste ein Mensch, dass ihm nur noch wenig Zeit bleibt, würde er unberechenbar. Das wäre zu gefährlich, vor allem, wenn er im Besitz eines Death Notes ist. Deshalb gilt auch die Regel: Todesgötter dürfen den Menschen weder Namen noch Lebenszeit anderer verraten.“
 

••

L ging auf Kira zu. „Raito… Was meinst du dazu?“ Raito sah in Ls ahnungsloses Gesicht. Trotzdem musste er vorsichtig sein.

„Irgendwie finde ich das erstmal ziemlich dämlich.“, vermerkte er.

„Finde ich auch!“, stimmte Matsui erleichtert und lautstark zu. „In dem Tagebuch ist garantiert ´ne Botschaft an Kira versteckt!“

„Es mag als Tagebuch des letzten Jahres getarnt sein, aber offensichtlich will Kira am 30.05. zum Dome locken, wo dieses Jahr zufällig auch wieder ein Spiel der Giants stattfindet.“ Raito verschränkte die Arme und sah zu Liz, die gerade versunken in ihren Gedanken aus dem Fenster sah. Es lag klar auf der Hand, dass Panik ausbrechen würde, wenn die Öffentlichkeit von dem vermeintlichen Treffen der Kiras erfahren würde.

„Aber wie sollen wir jetzt damit umgehen?“, fragte L und setzte sich auf seinen Sessel.

„Wenn wir das Tagebuch veröffentlichen, muss das Spiel am 30.05. abgesagt werden. Veröffentlichen wir es nicht, haben wir unsere Chance, Kira 2 zu schnappen, vertan.“, bemerkte Liz. Sie sah immer noch ziellos aus dem Fenster, als würde sie antworten aus dem Himmel saugen können.

„Außerdem wäre er wohl ziemlich wütend… Wer weiß, was dann geschieht!“, sagte Aizawa.

„Keine Sorge.“, beruhigte ihn L, „Offenbar betet er den echten Kira an. Ich denke, wir können uns auf dessen versprechen verlassen, keine Unschuldigen mehr zu opfern. Jedenfalls sollten wir die Absage des Spiels und eine Abriegelung des gesamten Domes ankündigen, wenn wir das Tagebuch veröffentlichen. Mit einer ähnlichen Masse an Einsatzkräften wie bei Sakura-TV müsste uns das gelingen.“

„Eine Zusage von Kira wäre auch nicht schlecht.“, warf Liz ein. Ihr Bruder nickte zustimmend.

„Glauben Sie etwa, er würde sich dem Dome trotz des Polizeiaufgebots nähern?“ Der Chefinspektor blieb weiterhin skeptisch.

„Ich rechne nicht damit, dass Kira sich blicken lässt. Aber beim zweiten Kira bin ich mir da nicht so sicher. Wer weiß, wie dumm er wirklich ist. Oder er ist wesentlich schlauer, als wir denken.“ Er nippte an seinem Kaffee-Sirup und betrachtete eine Kopie des Tagebuchs. „Möglicherweise hat er hier irgendwo eine Botschaft versteckt“ Vielleicht ein Schlüsselwort, das wieder nur die beiden verstehen… Wie das mit den »Todesgöttern«. Wir sollten zumindest alle weiteren genannten Orte an den erwähnten Tagen observieren. »22.05. Ich treff mich mit ´nem Freund in Aoyama. Er zeigt mir sein Notizbuch.«… »24.05. Ich hab mich mit Freunden in Shibuya verabredet, um ein paar Sommerklamotten zu shoppen.« Wahrscheinlich bringt es nichts, aber wir sollten uns in Aoyama jeden mit einem Notizbuch und in Shibuya alle Bekleidungsgeschäfte genauer ansehen.“

Liz grinste. „Das mach ich!“

//Ich hab´s befürchtet. Jetzt muss ich dafür sorgen, dass sein Death Note unbemerkt bleibt, falls sie den falschen Kira schnappen… im schlimmsten Fall muss ich jeden umbringen, der etwas bemerkt haben könnte! Aber Yashiro kann ich nicht umlegen… Außerdem strebt sie nur Vermutungen an, die sowieso nicht ernst genommen werden. Trotzdem muss ich sie im Auge behalten… Mir bleibt nichts anderes übrig, als am 22. unter dem Vorwand, die Ermittlungen unterstützen zu wollen, nach Aoyama zu gehen. Das Death Note wird mir hoffentlich zuerst auffallen.//

„Ich veranlasse sofort, die Zahl der Überwachungskameras in Aoyama und Shibuya zu erhöhen. An den genannten Tagen müssen wir dann Beamte in Zivil postieren…“

„ICH!!“, rief Liz drängend, wurde aber fortweilen ignoriert.

„Was, wenn die beiden Kiras von der Aktion mitbekommen? Dann werden sie alle umbringen! Das ist zu gefährlich!“, warnte Soichiro.

„Zumindest die Überwachung des Domes wird von vorneherein bekannt gegeben. Somit dürfte einer polizeilichen Befragung und der Fingerabdrucknahme nichts entgegensprechen. Sollte Kira 2 dann so dämlich sein, trotzdem mit Gewalt in den Dome einzudringen, um Kira zu treffen, dürften wir ihn problemlos festnehmen können.“

Matsuda sah seinen Chef fragend an. „Wenn er es mit Gewalt versucht…? Sie nehmen also Opfer in Kauf?“

„Nein, Ryuzaki wollte damit sagen, dass Kira 2 unmöglich so dumm sein wird.“

„Falsch. Ich wollte klarmachen, dass jeder, der sich weiterhin an den Ermittlungen beteiligt, sein Leben aufs Spiel setzt. Doch in Aoyama und Shibuya werden es die beiden höchstwahrscheinlich nicht auf einfache Passanten abgesehen haben. Wir müssen einfach nur beobachten, ob jemand verdächtig wirkt. Sollte sich jemand verdächtig verhalten, greifen wir nicht ein, sondern überlegen uns anschließend in Ruhe, wie wir vorgehen wollen. Aus diesem Grund ist jemand wie Asahi mit seinem typischen Bullenblick leider ungeeignet für die Aufgabe.“

Matsuda gluckste kurz.

„Hallo? Bist du taub? Ich sagte bereits, dass ich gehen werde.“

Raito sah kurz zu Liz, wand dann aber den Blick zu ihren Bruder.

„Ich gehe mit.“ Er erhielt einen besorgten Blick seines Vaters und fuhr fort. „Keine Sorge, Vater. Ich bin oft in Aoyama und Shibuya. Ich bin der Einzige, der zusammen mit Hideki-san kein Aufsehen erregen dürfte. Außerdem interessiert sich Kira 2 sowieso nur für Kira.“

Liz´ Kiefer hakte aus. „Nein! Matsui würde sicher auch nicht auffallen. Ich finde er würde viel weniger auffallen als Raito!“, beteuerte sie hektisch, erhielt jedoch keinerlei Antwort.

„Yashi, geh nur mit deinem Raito.“

„Er ist nicht »mein« Raito!“

„Ja ja… Aber denk dran, dass ihr neben dem Ermitteln flirtet, nicht neben dem Flirten ermittelt.“

„MATSUDA!!!“

L lutschte am Daumen und betrachtete in Gedanken die Decke. //Kira 2 interessiert sich sowieso nur für Kira… Würde Raito so was sagen, wenn er tatsächlich Kira wäre? Kira muss ein großes Interesse daran haben, die Identität des zweiten Kira herauszufinden. Aber Kira 2 kann Menschen nur anhand ihrer Gesichter töten. Würde Kira das Risiko eingehen, von Kira 2 gesehen zu werden? Andererseits muss ihm die Gefahr bewusst sein, in die ihn Kira 2 durch seine unbedachten Aktionen bringt. Es muss ihm also daran gelegen sein, Kira 2 vor der Polizei zu finden… Vielleicht hat er sich deshalb freiwillig gemeldet? So oder so… Ich habe ohnehin keine Ahnung über welche Fähigkeiten die beiden Kiras verfügen. Das Wort »Todesgott« muss etwas bezeichnen, dass nur die beiden verstehen und anhand dessen sie sich erkennen können. Es hilft nichts, darüber nachzudenken… Ich komme nicht auf die Lösung. Fest steht nur, dass der Zeitpunkt immer näher rückt, an dem die beiden Kiras aufeinander treffen. Uns bleibt nichts anderes, als es zu versuchen.//

„Dann leite ich alles in die Wege, damit das Tagebuch morgen veröffentlicht wird.“, meldete sich die Schwester des Meisterdetektivs. Doch zu guter Letzt gab L seinen Schützlingen einen wichtigen Hinweis: „Das ist unsere Chance, Kira 2 oder sogar Kira zu schnappen. Vergessen Sie aber nicht, was den Beamten widerfahren ist, die bisher persönlich mit einem der beiden zu tun hatten. Wir müssen die Sicherheitsvorkehrungen verstärken. Zunächst darf selbstverständlich niemand erfahren, wer Mitglied dieses Ermittlungsteams ist. Zeigen Sie sich nicht in Uniform und entsorgen Sie jegliche Aufnahmen von sich selbst. Von mir existieren keinerlei Fotos. Nirgends… Nicht einmal an der Touou-Universität, an der ich eingeschrieben bin. Auch die Überwachungskameras hier im Hotel werden abgeschaltet, wenn ich oder einer von ihnen das Gebäude betritt oder verlässt. Entsorgen Sie alle Hinweise auf ihre Zugehörigkeit zur Polizei sowieso jegliche Fotos, die sich zu Hause oder bei Freunden befinden könnten.“

Damit wurde es Soichiro klar: Der Verdacht auf seinen Sohn bestand weiterhin.

//es gibt also keinerlei Aufnahmen von ihm…//, dachte Raito.

„Ryuzaki hat vollkommen Recht. Bewundernswert, wie weit er vorausschaut.“, bemerkte Raito ehrfürchtig. „Sollte Kira der direkte Kontakt zu Kira 2 gelingen und sie die Ermittlungsbehörde ausschalten wollen, würden ihm schon Ihre Fotos allein genügen. Selbst bei Ryuzaki, dessen richtigen Namen keiner kennt.“

Die Notwendigkeit, Kira und dessen Handlanger zu schnappen, wurde immer deutlicher.

„Sollte Kira der direkte Kontakt zu Kira 2 gelingen und sie die Ermittlungsbehörde ausschalten wollen, würden ihm schon Ihre Fotos allein genügen. Selbst bei Ryuzaki, dessen richtigen Namen keiner kennt.“

Kurz darauf verließ Raito die Ermittlungszentrale und hinterließ eine aufgebrachte Liz, die sich auf ihre nächsten Stadtbummel nicht gerade freute.

Auch Liz hielt nichts mehr in dem Hotel und so machte sie sich auf den Heimweg. Schon bald klingelte ihr Handy.

„Behalt ihn in Aoyama und Shibuya gut im Auge.“, bläute L seiner Schwester ein.

Liz war sich ihrer Aufgabe bewusst, und das war Raito auch…

Er ging nach Hause und ohne weitere Worte in sein Zimmer. Er verschloss die Tür und wand sich an seinen Todesgott.

„Kann ich dich mal was fragen, Ryuku?“

„Na klar, schieß los!“, antwortete der Shinigami und ließ sich gespannt auf Raitos Bett nieder.

„Keine Ahnung, ob du mir das sagen kannst, aber dürfen Todesgötter, die sich in der Menschenwelt begegnen, miteinander sprechen?“

Ryuku überlegte. „Äh… Gute Frage… Ich glaube, ich bräuchte eigentlich dein Einverständnis dazu, aber so wirklich geschrieben steht das wohl nirgends. Kann mir gut vorstellen, dass mit der andere in Aoyama oder Shibuya ansprechen würde.“

„Also ist nicht auszuschließen, dass der andere Todesgott verrät, falls er uns sieht?“

„Normalerweise nicht, aber das ist wohl ´ne Frage des Charakters. Ich würde dir nicht verraten, wer Kira 2 ist, auch wenn ich ihn mit seinem Todesgott sehe.“ Ryuku grinste breit und gehässig.

„Ich habe auch nichts anderes erwartet.“ Raito setzte sich an seinen Schreibtisch und fuhr seinen Rechner hoch. „Ich finde das richtig von dir.“

Raito wollte auf Nummer sicher gehen: Um das zu beschattende Feld einzugrenzen, gab er in der Suchmaschine seines Computers die Schlagwörter »22.05«, »Aoyama« und »Note« ein. Und er wurde tatsächlich fündig.

„Am 22. im Club »Note Blue« gibt es ein Livekonzert! Das heißt blauer Berg… Note Blue… Er ist wohl nicht so dumm wie gedacht. Das heißt, ich muss mich in Acht vor ihm nehmen. Zumindest werde ich mir das »Note Blue« genauer ansehen. Wer weiß…“

Er stand auf und ließ sich auf sein Bett fallen.

„Du willst also echt hin? Obwohl der andere Todesgott dich verraten könnte und die Gefahr besteht, dass Kira 2 dich anspricht?“, der Shinigami gab sich verwundert. „Ich dachte, du willst auf keinen Fall vom ihn erkannt werden?“

„Bis dahin, lasse ich mir noch etwas einfallen.“, bemerkte Kira und griff zu seinem Handy. „Seto? Wie wär’s, wenn wir am 22. nach Aoyama fahren? Am Abend ist im Note Blue ein Livekonzert angekündigt. Klar mit Heiji, Shoji und den Mädels…“ Er grinste breit. „Ja, ich denke, ich werde eine Freundin mitbringen.“ Er setzte sich auf seinen Bettrand und sah aus dem Fenster. „Ja, eine Freundin.“
 

••

Raito und Liz fuhren schweigend mit dem Shikansen nach Aoyama. Die Stille drückte auf die beiden Gemüter und machte es ihnen nicht gerade einfach. Als sie am Treffpunkt ankamen, stellte Raito Liz seinen Freunden vor.

„Leute, das ist Hideki-san. Hideki-san, das sind ein paar alte Freunde von mir.“

„Hey“ Liz lächelte und gab sich gutgelaunt. Nur der Gedanke an das zuckersüße Wort „Sale“ konnte ihre gute Laune aufrechterhalten.

Die Idee, mit eine Horde Studenten die Stadt unsicher zu machen schien schlichtweg genial, denn so würde niemand draufkommen, dass Zivil ermittelt wurde und zum Zweiten würde Ryuku, falls er vom anderen Todesgott gesehen würde, schlecht einer Person zuzuordnen sein. Insgesamt stellten seine Freunde eine gute Tarnung dar, denn Raito war stets umstellt.

Liz amüsierte sich glänzend. Natürlich vernachlässigte sie ihren eigentlichen Job nicht. Ihr rechtes Auge galt Raito, ihr linkes Kira 2, den sie suchte. Sie unterhielt sich glänzend mit Seto, einem Freund von Raito. Sie kannten sich bereits seit dem Kindergarten. Doch dieses Gespräch war anders als diese Standartgespräche, die jeder andere mit Liz führte, um sie rumzukriegen. Sie unterhielten sich über Politik, Kultur und Gesellschaft und sie schienen sich gut zu verstehen.

„Nein, Die Kommunisten müssen raus. Die Jugend ist die Zukunft, nach der Welle der Kommunisten muss eine Welle der jungen Liberalen, damit ein Ausgleich entsteht. Nichts mit gesunder Mischung!“, widersprach Seto seiner Gesprächspartnerin.

„Aber diese »jungen Liberalen« bleiben nicht ewig jung. Nichts jährt ewig.“ Sie grinsten sich an und unterhielten sich weiter. Das gefiel Raito gar nicht. Genau das hatte er befürchtet. Seto war einer der gerissenen Sorte. Er wog seine Chancen ab und sein Beuteschema galt grundsätzlich intelligenten Frauen. Auch wenn die beiden sich gar nicht auf diese Weise annährten, fühlte sich Raito nicht wohl dabei. Hideki-san gehörte schließlich zu ihm!

Plötzlich blieb Liz wie angewurzelt stehen. Da war es. »Sale«…

Ein Mädchen, mit dem sie sich bereits gut verstand, blieb mit ihr bewundernd stehen.

„Wahnsinn!“, bemerkte sie. Ihre Mitstreiterin nickte zustimmend. „Auf geht’s!“

Und sie stürmten den Laden. Raito schnaubte. //Yash!!! Wir sind nicht zum Shoppen hier!//

Er fing sie noch bevor sie den Laden betreten konnte ab, warf sie sich letztendlich sanft über die Schulter und trug sie fort.

„Hey! Lass mich los!“ sie schlug ihm auf den Rücken. „Was soll das?!“ Er grinste breit. Auch Liz konnte sich, obwohl sie Raitos Verhalten durchweg unangemessen fand, nicht zusammenreißen und lachte leicht. Raito ging mit seinem „Gepäck“ an einem Café vorbei, wo wenigstens eine das fand, wonach sie gesucht hatte.

„Hab ich dich!“

Misa, heftig kostümiert und so kaum wieder zu erkennen, saß sie in diesem Café in Aoyama, schlürfte einen Smoothie und begutachtete die Menschen, die an dem Fenster vorbeischlenderten. Sie erblickte den Jungen Studenten, mit seinem Schwarm über der Schulter.

//Yagami also… Der Vorname ist das Zeichen für »Mond«. Komischer Name. Aber er ist der Einzige, dessen Lebenszeit ich nicht erkenne. Das muss Kira sein! Hätte nicht gedacht, dass das so einfach ist! Dann kann ich mir den Besuch im »Note Blue« ja sparen.//

Misa hatte den Tausch mit dem Augenlicht der Todesgötter mit Rem eingegangen. Sie konnte nun jedermanns Namen und Lebenszeit sehen, solang sie dessen Gesicht sah. Nur die Besitzer eines Death Notes konnten ihre Lebenszeiten gegenseitig nicht wahrnehmen. Das war Misas Trick. So hob sich Raito von der Menge ab, so konnte sie ihn als Kira ausmachen.

//Was ist das für eine Tusse, die er da mit sich rumschleppt?// Und schon waren die beiden an dem Café vorüber gegangen und Misa stand auf. Sie hatte was sie wollte. Sie konnte gehen, während Raito und Liz vergeblich nach Kira 2 suchten.

••

Misa legte sich zufrieden in ihr Bett und kramte ihren Laptop raus.

„Ach so, das Mond-Zeichen liest man »Raito«. Klingt hübsch! Ist ja Wahnsinn, was der alles auf dem Kasten hat, Rem! Sieg beim landesweiten Tennisturnier in der 2. und 3. Klasse der Mittelschule, Aufnahme an der Touou, Studentenvertreter… Ein Foto ist zwar nicht dabei, aber mit dem Namen dürfte es nur einen geben. Seine Adresse weiß ich jetzt auch.“ Sie wandte sich an Rem. „Dass Kira so jung und gut aussehend ist, hätte ich nie zu träumen gewagt!“ Sie wurde leicht rot und ihre Augen glitzerten, bevor ihr Blick sich drohend verdunkelte. „Nur diese »Elizabeth«, dieses Mädchen, was er mit sich rumschleppte, hab ich nicht gefunden. In den Schülerverzeichnissen im Internet findet man wirklich jeden, aber ich habe keine einzige mit diesem Namen gefunden…“
 

••

„Weder in Aoyama noch in Shibuya gab es besondere Vorkommnisse. Von den Daten im Tagebuch bleibt uns nur noch der 30. im Dome…“, sagte Yashiro leicht enttäuscht und sah in die Runde der Ermittler.

//Ich habe in Aoyama auch niemanden mit einem Death Note entdeckt… Also doch der Dome? Nur wie sollen wir uns dort unsere Todesgötter zeigen? Oder wartet er vielleicht auf ein Zeichen von mir?//

//Andere Hinweise können im Tagebuch doch nicht versteckt gewesen sein… Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er trotz Überwachung zum Dome kommen wird. Vielleicht wartet er darauf, dass Kira ihm einen Treffpunkt vorschlägt?// Auch L spielte mit dem Gedanken, dass Kira 2 auf ein Zeichen Kiras wartete, aber dem war nicht so…

Watari meldete sich plötzlich und überbrachte eine überraschende Botschaft.

„Ryuzaki! Bei Sakura-TV ist eine neue Nachricht von Kira 2 eingetroffen mit Poststempel von 23.! Ich übertrage Ihnen die Botschaft per Computer!“

Der Bildschirm verdunkelte sich kurz, wurde dann wieder hell und der altbekannte Schriftzug von Kira 2 flackerte auf.

„Ich habe dich gefunden, Kira. Herzlichen Dank an die Medien und die Polizei!“

Das Erstaunen wurde immer größer und mit ihm kamen ein überraschtes Raunen und fragende Blicke.

//Was?! Wo denn? In Aoyama? Hat der andere Todesgott Ryuku und mich doch verraten? Aber woher sollte er wissen, zu wem von uns Ryuku gehört?// Auch Liz verstand es nicht. Beide hatten nichts gesehen. Raito konnte gar kein Zeichen gegeben haben…

//Wenn das wirklich mit dem Tagebuch in Zusammenhang steht, kann der Kontakt in Anbetracht des Poststempels vom 23. nur am 22. in Aoyama zu Stande gekommen sein. Aus unserer Ermittlungszentrale waren nur Liz und Yagami Raito dort. Gehe ich nach wie vor davon aus, dass Kira sich unter den von Raye Penber beschatteten Personen befindet, bleibt nur Raito… Doch es gibt keine Beweise, dass es tatsächlich in Aoyama geschehen sein muss.//

„»Gefunden« klingt nicht gut!“, ließ Aizawa beunruhigt verlauten.

„Ja. Offenbar ist es den beiden gelungen, in Kontakt zu treten!“, befürchtete Soichiro.

„Nicht so schnell. Das ist noch nicht gesagt.“, warf Ryuga ein.

„Warum spricht Kira 2 plötzlich davon, ihn »gefunden« zu haben? Bisher wollte er Kira doch »treffen«. Wenn er ihn wirklich nur gefunden hat, bedeutet das, es kam noch nicht zu direktem Kontakt. Zumindest am 23. noch nicht, als er die Botschaft abgesendet hat, Ich denke, auch jetzt noch nicht. Warum sollte er Kira sonst mitteilen wollen, dass er ihn gefunden hat?“ Liz grinste verschmitzt und biss in einen Donut, den ihr Bruder ihr sofort abnahm und selbst verspeiste.

//Wie sollen wir auch in Kontakt treten, ohne von der Polizei bemerkt zu werden? Verdammt… Jetzt ist ziemlich klar, dass Kira am 22. in Aoyama war. Ist dieser falsche Kira wirklich auf meiner Seite?// Raito stutzte. Ihm kochte das Blut innerlich. Er erkannte die Notwendigkeit, mit Kira 2 in Kontakt zu treten. Er musste ihn aufhalten, sonst würde er ihn noch verraten.

„Jetzt bleibt uns nicht anderes übrig, als von uns aus einen Aufruf an Kira 2 zu starten. Wir müssen ihn auf unsere Seite ziehen und ihn bitten, uns zu verraten, wer Kira ist. Solange Kira noch nicht weiß, wer Kira 2 ist, haben wir gute Chancen.“, warf L ein und traf damit Raito ins Herz.

//Verdammt… Was, wenn Kira 2 darauf hereinfällt? Aber wie soll ich diesen Aufruf jetzt verhindern?//

„Asahi, was halten Sie von einem Deal mit Kira 2, dass er straffrei ausgeht, wenn er uns zu Kira führt?“, fragte L, ungewohnt vorsichtig.

„Straffreiheit für einen achtfachen Mörder? Unmöglich.“

„Und wenn wir ihm nur vage andeuten, seine Strafe könnte sich durch Kooperation verringern? Er würde schließlich zu einem Helden werden, wenn er uns hilft, Kira zu stoppen.“ Damit war es beschlossene Sache. Die Zentrale beeilte sich. Der Appell an Kira sollte um 21:00h auf sämtlichen Sendeanstalten ausgestrahlt werden…

Wie jeden Abend um dieselbe Zeit, machten sich Liz und Raito auf den Nachhauseweg. Verhalten schwiegen sie. Bis sich ihre Wege trennten.

„Bis morgen“, sagte Raito und schloss seine Haustür auf.

„Hm…“, machte sie und ging, ohne zurückzusehen, nach Hause.

Raito ging schnell in sein Zimmer. Er durfte den Appell nicht verpassen.

„Raito… Jetzt steckst du ganz schön in der Scheiße!“, vermerkte Ryuku und grinst breit und gehässig. Raito schenkte ihm keinerlei Beachtung, sondern dachte angestrengt nach.

//Wenn der Appell wirklich auf Sendung geht und der falsche Kira tatsächlich darauf eingeht…. Und selbst wenn nicht, jetzt kennt er mein Gesicht und kann mich umbringen. So ein verdammter Mist!//

21:00h. Jegliche Sendungen wurden unterbrochen und zeigten nun das Wappen der japanischen Polizei, begleitet von einer Computerverzehrten Stimme.

„Sollte Kira Ihre Identität noch nicht bekannt sein, ist es noch nicht zu spät! Sie dürfen sich ihm keinesfalls zu erkennen geben! Wenn Sie Kontakt mit ihm aufnehmen, wird er Sie garantiert töten! Er wird Sie nur für seine Machenschaften benutzten! Kira ist ein Massenmörder! Sie dürfen sich nicht auf seine Seite stellen! Bedenken Sie, dass Sie Leben retten können! Wenn Sie uns Ihre Informationen über Kira zur Verfügung stellen, wir Ihre Strafe gering ausfallen. Sie können die Welt von der Angst vor Kira befreien!“

Misa holte tief Luft, packte ihr Täschchen und verließ ihre Wohnung. Rem folgte ihr irritiert.

„Wohin gehen wir?“, fragte der Shinigami nach einer Weile.

Misa spürte ihr Herz, wie es ihr beinahe aus der Brust sprang.

„Ich stelle mich.“, sagte sie entschlossen und ging ohne weiteres weiter.

Nach einer Weile erreichte sie ihr Ziel und stand vor der Haustür der Yagamis. Sie klingelte und Sayu öffnete der jungen Frau.

„Guten Abend. Ich bin Amane Misa. Ist Raito da? Er hat etwas in der Uni liegen gelassen.“

Irritiert musterte Sayu Misa. „Äh… Ja, einen Moment bitte.“ Sie wand sich um und rief: „Raito! Da ist jemand für dich! Sie bringt dir etwas aus der Uni!“

Raito schritt stutzend die Treppe herunter. //Wer stört denn um diese Zeit?//

Er ging zur Haustür und schloss diese vorsichtshalber hinter sich. Er kannte dieses Mädchen nicht. Was wollte sie?

„H…Hallo! Ich bin Amane Misa. Ich hab mir gedacht, dass du dir bestimmt Sorgen wegen des Aufrufs im Fernsehen gemacht hast, deswegen bin ich gleich los. Entschuldige die späte Störung…“ Sie öffnete ihre Tasche und zog ein schwarzes Buch heraus, zeigte es Raito.

„Hier ist das Notizbuch…“

Raito riss die Augen auf. Er konnte nicht glauben, was er da sah.

//Ein Death Note?!//

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Raito berührte das Death Note des Mädchens und konnte nun sicher sein: Vor ihm stand ein ca. 3m großer Todesgott, anscheinend ein weiblicher Shinigami, welcher Raito aufmerksam begutachtete.

Nun war klar: Bei diesem Mädchen handelte es sich um Kira 2.

Lässig steckte Kira die Hände in den Hosentaschen und bat die Kleine herein. Er schloss die Tür hinter sich und Misa und ignorierte die konfusen Blicke seiner Schwester und seiner Mutter.

Die beiden Frauen sahen den beiden irritiert nach.

„Ist das etwa seine Freundin?“, fragte Sachiko ihre Tochter.

„Mach keine Witze…“ Sayu musterte Misa kurz. Diesen Gothik Lolita Stil kannte sie aus eigenen Zeitschriften.

Raito schloss hinter sich seine Zimmertür bat Misa, sich auf seinen Schreibtischstuhl zu setzen. Sie tat wie ihr befohlen und stand dabei ständig unter Raitos Beobachtung.

//Kein Zweifel, das ist der Falsche Kira…. Und sie weiß offenbar auch genau, wer ich bin. Der Aufruf der Polizei ist gerade erst zu Ende. Unmöglich, dass sie bereits dort war. Aber was macht sie hier? Und was soll ich jetzt tun…? Offenbar kennt sie meinen Namen… Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als sie erst mal zu beobachten….//

„Wie hast du mich gefunden?“, fragte er und sein Blick schien die zierliche junge Dame beinahe zu durchbohren.

„Dann hast du das Augenlicht der Todesgötter also echt nicht? Dadurch kann ich die Namen und Lebenszeit aller Menschen sehen, außer bei jemandem, der auch ein Death Note besitzt. Dessen Lebenszeit bleibt mir verborgen.“, antwortete Misa und Raito weitete verwundert die Augen. Ryuku schien verlegen und sah zu Seite. „Sorry, das habe ich selbst nicht gewusst.“, gab er zu, als Raitos böser Blick den Shinigami aufsuchte.

Scheinbar schien Raito dadurch relativ ungläubig zu wirken und Misas Todesgott meldete sich zu Wort:

„Sie sagt die Wahrheit. Wie hätte sie dich sonst in Aoyama als Kira identifizieren können? Übrigens habe ich ihr davon abgeraten, dir ihren echten Namen zu verraten… Aber offenbar will sie nicht, dass Lügen zwischen euch stehen.“

Raitos Blick zeugte von dermaßen viel Misstrauen, dass Misa versuchte, sich eingeschüchtert hinter ihrem Pony zu verstecken.

„Alles klar. Aber was, wenn die Polizei dich schnappt? Dann fliegt Kiras Geheimnis auf!“

„Keine Angst. Bisher haben sie mich nicht geschnappt und wenn ich jetzt nur noch tue, was du mir sagst, werden sie das auch nicht. Stimmt doch, oder? Außerdem kann ich Ls wahren Namen sehen… Ich kann dein Augenlicht sein.“

Dieses Angebot klang natürlich verlockend…

„…Aber…“, begann Misa erneut.“

„Aber?“, hakte Raito interessiert nach.

„Nur, wenn du mit mir gehst.“, verlangte Misa entschlossen und ihr Teint errötete sich.

Ryuku musste erst grinsen, biss sich dann dermaßen schmerzlich auf die Lippen, dass er nicht anfing zu lachen. Raito jedoch fand das nicht so komisch. Als sie ihre Forderung aussprach, musste er sofort an seine Hideki-san denken. Er würde sie hintergehen. Wobei, so fiel ihm natürlich ein, waren die beiden nicht einmal ein Paar. Außerdem hatten die beiden doch einen Schlussstrich gezogen…

//Ich muss vorsichtig sein… Nicht, dass sie mich umbringt.//, dachte er und schluckte kurz.

„Auf keinen Fall. Außerdem wurde Aoyama jenem Tag von der dreifachen Menge Kameras überwacht. Jeder, der sich dort aufgehalten hat, wurde von ihnen erfasst. Würden wir uns jetzt plötzlich zusammen zeigen, wäre das viel zu auffällig. Siehst du das ein?“

Misa atmete kurz tief durch und holte aus ihrer Tasche ein paar Fotos, die sie ihrem Schwarm dann übergab.

„Hier. Das sind Bilder von mir an jenem Tag. Mein Make-up ist total anders als sonst, und ich trag ‘ne Perücke. Selbst wenn mich die Kameras gefilmt haben, kommt sicher keiner auf die Die Idee, dass ich das sein könnte.“

Ryuku stimmte ihr zu und war sichtlich beeindruckt von Misas Tarnung und Engagement.

Nur Raito schien das nicht weiter zu reichen. „Was ist mit Fingerabdrücken?“, fragte er forsch. „Auf allem, was du an den Sender geschickt hast, befinden sich ein und dieselben Fingerabdrücke. Sollte die Polizei irgendwie an deine Fingerabdrücke kommen, wissen sie sofort, dass du Kira 2 bist!“

Misas Blick änderte sich auf einmal schlagartig.

„Das waren nicht meine Fingerabdrücke! Ich bin nicht total bescheuert, weißt du?! Ich war vor einiger Zeit bei ‘ner Freundin in Kansai, die auf okkulte Sachen steht. Ich hab ihr Aufnahmen von angeblichen Geistern gezeigt. Sie war sofort einverstanden, mir dabei zu helfen, die Aufnahme an verschiedene Fernsehsender zu schicken. Also hat sie das Band für mich auf 10 Kassetten kopiert und Briefpapier sowie Umschläge mit Briefmarken für mich besorgt. Ich hab aufgepasst, dass meine Fingerabdrücke nicht darauf kommen, und dann die Bänder mit meinen Kira Nachrichten überspielt.“

Raito blieb hartnäckig. „Was ist mit dieser Freundin?“

Misa erhob die Stimme und brodelte voller Entschlossenheit. „Wenn du willst, kann ich sie jetzt sofort töten!“ Selbst die Todesgötter waren überrascht über die kleine Misa. Sie holte ihr Death Note raus und streckte es Raito entgegen.

„Wenn du mir immer noch nicht glaubst, dann nimm doch mein Death Note an dich!“, sagte sie und wandt sich an ihren Todesgott. „Es bleibt ja trotzdem mein Eigentum, deshalb geht mir auch das Augenlicht der Todesgötter nicht verloren, stimmt doch, Rem?“

Rem antwortete: „Ja, du würdest es ganz einfach bei Yagami Raito verstecken, aber es bliebe deins.“

„Dann kannst du auch sicher sein, dass ich dich nicht umbringe, und dass die Polizei es nicht bei mir finden kann. Außerdem kannst du mich jederzeit töten, wenn ich dir im Weg bin.“

Raito stutzte. Wieso tat Misa all das? Das ging ihm nicht in den Kopf. Was war ihr so viel wert?

„Woher soll ich wissen, dass du nicht ein paar Seiten herausgerissen und an dich genommen hast?“, unterstellte der Student und Misa hielt so viel Misstrauen letztendlich nicht mehr aus. Ihr strömten die Tränen über das Gesicht und sie erhob sich. Raito musste feststellen, dass Misa und Liz sich wohl von Grund auf unterschieden.

„Nicht im Traum wär ich auf so was gekommen! Sieh doch nach, ob irgendwelche Seiten fehlen! Warum vertraust du mir denn nicht?! Was sollte ich auch damit? Schließlich hab ich nicht vor, dich umzubringen!“, schrie sie, doch Raito blieb ruhig und besonnen.

„Na du könntest zum Beispiel reinschreiben: »Yagami Raito verliebt sich in Misa Amane«, um mich vor meinem Tod zu manipulieren… Allerdings wäre ich dann nach spätestens 23 Tagen tot. Und zu schreiben »Kira verliebt sich in Kira 2« brächte gar nichts.“ Raito hielt nichts von Misa, geschweige denn, dass er sie für halbwegs intelligent hielt.

„Ich möchte dir einfach nur helfen! Benutze mich! Mehr will ich nicht! Vertrau mir!“

Raito verstand immer noch nicht.

„Wieso tust du das alles?“

Misa holte Luft und begann in enormer Geschwindigkeit ihre Geschichte zu erzählen.

„Vor genau einem Jahr wurden meine Eltern vor meinen Augen von einem Einbrecher getötet. Ich wollte mich an ihm rächen, ihn umbringen… Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Die Verhandlung zog sich ewig hin… Man überlegte sogar, ihn freizusprechen! Ich war verzweifelt, doch dann hat Kira ihm seine gerechte Strafe erteilt. Du bist mein Held… Verfüge über mich, wie du willst.“

Raito stutzte. Misa wusste anscheinend nicht, welches Ausmaß ihre Worte gehabt haben könnten, wenn ein anderer Kerl ihr Gegenüber gesessen hätte. Er erinnerte sich daran, einmal geträumt zu haben, dass Yashiro diese Worte zu ihm sagte.

Misa sackte also erschöpft und traurig auf Raitos Laminat zusammen. Eines kam ihm jedoch immer noch nicht in den Sinn.

„Aber warum hast du dann unschuldige Polizisten ermordet? Das war genau dasselbe, was der Mörder deinen Eltern angetan hat!“

Misas Augen füllten sich erneut mit Tränen.

„Sag doch so was nicht!“. Ihre Stimme überschlug sich. „Du weißt doch selbst, dass bestimmte Opfer erbracht werden müssen, um das Böse zu besiegen! Was hätte ich anderes machen sollen? Ich wusste keinen anderen Weg, dich auf mich aufmerksam zu machen, um dir danken zu können! Ich musste dich einfach treffen… Um jeden Preis!“

Misas Verhalten imponierte dem jungen Japaner sehr.

//Das alles hat sie aus dem Wunsch getan, mich zu treffen… Allerdings ist sie nicht ganz so ungeschickt vorgegangen, wie befürchtet. Wenn sie sich ab jetzt an meine Anweisungen hält…//

Er hatte seinen Entschluss gefasst. Misa hatte Recht, man musste Opfer erbringen, um das Böse zu besiegen…

Er kniete sich zu ihr und umarmte sie stürmisch und fest. Misa schien überrascht, fühlte sich allerdings sofort wohl.

„Gut, Ich werde zwar nicht wirklich mit dir gehen, aber zumindest werde ich so tun… Das Augenlicht der Todesgötter, für das du deine halbe Lebenszeit geopfert hast, wird mir gute Dienste leisten.“

Misa schloss zufrieden die Augen. „Danke…! Ich gebe mir Mühe, damit du mich irgendwann lieben kannst!“

Raito drückte seine neue „Freundin“ fest an sich. Doch –was Misa nicht wusste- war das keine leidenschaftliche Umarmung, die von Zuneigung zeugte. Raito grinste breit und schmiedete im Stillen seinen Plan…

//Wenn ich ihr Ls Gesicht zeige und sie seinen Namen erkennt, kann sie ihn und die ganze Ermittlungszentrale auslöschen. Sein letztes Stündchen hat geschlagen… Andererseits ist sie die Einzige, die Kiras wahre Identität kennt. Irgendwann werde ich auch sie aus dem Weg räumen müssen.//

Misa strahlte bis über beide Ohren. „Du tust so, als wärst du mein Freund? Naja… für den Anfang soll mir das genügen. Irgendwann wirst du dich schon in mich verlieben, da bin ich mir sicher.“, sagte sie zuversichtlich und lächelte. Raito hingegen dachte sich seinen Teil dazu… Ryuku hingegen grinste breit.

„Kannst du mir jetzt vielleicht auch deinen Todesgott zeigen?“ Raito war klar, dass er nun nichts mehr zu verlieren hatte. Er musste ihr Vertrauen gewinnen. „Drehst du dich mal um?“, bat er sie und nahm, nachdem sie sich umgedreht hatte, nahm er einen Schnipsel des Death Notes aus seiner Brieftasche und schlug diese kurz an Misas Hand, und versteckte den Schnipsel wieder. Das Mädchen drehte sich um und erblickte den anderen Shinigami.

„Ja! Oh… Der sieht ja ganz anders aus als Rem! Deinen Namen kenne ich schon! Hallo Ryuku!“

Ryuku konnte sein Grinsen nicht schwinden lassen.

„Hallo“, erwiderte er knapp.

„Ach ja, mein Raito! Weißt du, wie man Todesgötter töten kann?“

Der Angesprochene achtete nach der Anrede nicht weiter auf die Frage. Sein Blick verdunkelte sich stark und seine Stimme nahm einen zynischen Tonfall an.

„Kannst du mich bitte nicht »Mein Raito« nennen?!“, verlangte er. Doch die Ernsthaftigkeit schien bei Misa nicht angekommen zu sein.

„Wie denn dann? Fändest du »mein Kaito« besser? Bist ja für mich wie der Krieger oder der Ritter auf einem weißen Pferd…“

Raito hob die Brauen und atmete kurz tief durch. Schließlich gab er klein bei. „Dann doch lieber »Raito«.“

Im Nebenzimmer saß Sayu auf heißen Kohlen. Sie wartete darauf, dass der Besuch ihres Bruders wieder ging und sie Raito ausquetschen konnte. Doch sie hielt es nicht weiter aus und somit rief sie schnell ihre beste Freundin an.

„Yash!!!“, rief sie, als diese abgenommen hatte.

„Äh… Hallo auch.“

„Vorhin hat’s geklingelt und da kam dieses blonde Mädchen und wollte zu Raito.“, erklärte Sayu aufgeregt.

„Blond? Bitte was? Hat er schon ‘ne Neue?“

„Ich weiß es nicht. Sie sind in seinem Zimmer…“

„Hörst du irgendwas?“

„Yash… Keine Angst, der ist noch Jungfrau.“, versicherte Sayu und versuche zuversichtlich zu klingen.

„Ist er nicht.“, konterte Liz trotzig.

„… Wie jetzt…?!“

„Gar nichts, nichts… Also, was ist mit diesem Weib?“

„Ihr habt miteinander…?!“

„Es geht um deinen Bruder, willst du das wirklich wissen?“

„Die Details interessieren mich nicht. Ich brauch nur die Fakten. Also, ja oder nein und wenn: Wie viel Alkohol hast du getrunken?“

Liz schnaufte. „Zu viel war es auf jeden Fall…“, gab sie zu und Sayu quietschte vergnügt.

„Das ist echt… das ist krass!“

„Das ist jetzt egal.“

„Wann war das?“

„Sayu >__<!!!“

Also gab Sayu nach und erstattete weiterhin Bericht.

„Sie trägt Gothik Lolita. Ihr Schlüpfer übrigens auch…“

„Schlampe…“, warf Liz entschlossen und biss genervt in eine Pommes.

„Sie war jedenfalls höflich. Hey, spiel nicht die Eifersüchtige. Du willst doch gar nichts von ihm.“, erinnerte Sayu ihre beste Freundin.

„Okay, ich hör auf.“

Zu diesem Zeitpunkt wusste sie allerdings nicht, was noch am selben Abend passieren würde…
 

„Ein Todesgott stirbt also, wenn er jemanden tötet, um einen anderen aus Sympathie zu retten?“, hakte Raito noch einmal zusammenfassend nach, nachdem Misa ihm alles ausführlich erklärt hatte.

„Kann mir nicht vorstellen, dass einer von uns so was tun würde…“, warf Ryuku fasziniert ein.

„Logisch. Dir zumindest würde das nie passieren.“, stimmte Raito sarkastisch zu. Er wand sich wieder an Misa. „Kann ich dich noch was zum Augenlicht der Todesgötter fragen?“

„Was denn?“

„Genügen dir auch Fotos oder Aufnahmen egal welchen Alters, um den Namen und die Lebenszeit zu sehen?“

Misa nickte stumm und lächelte.

„Wie genau musst du das Gesicht sehen? Darf es zum Teil verdeckt sein und wenn ja, bis zu welchem Grad?“ Misa überlegte kurz, schnappte sich Papier und Stift und skizzierte die Voraussetzungen, die sie brauchte, um Namen und Lebenszeit zu erkennen.

„Porträtskizzen bringen mir nichts. Die Augen sind das Wichtigste. Wenn ich allerdings das ganze Gesicht sehe, kann er auch ‘ne Sonnenbrille aufhaben.“

Raito betrachtete gespannt die Skizze. „Du kannst aber gut zeichnen.“, gab er zu und Misas Augen leuchteten und sie lächelte verliebt. Es dauerte nicht lange, bis Raito feststellte, dass dieses Mädchen seine Nerven ganz schön strapazieren würde.

„Möchtest du außer der Methode, Todesgötter zu killen und über das Augenlicht noch was wissen?“, fragte sie und lächelte breit.

Raito verschwieg in seinen Gedanken. //Irgendwann muss ich sie so oder so töten. Ich darf mich auf keinen Fall emotional auf sie einlassen… Das nicht nur dumm, sondern auch der Anfang vom Ende!//

„Von wo aus hast du die Bänder an den Sender geschickt?“

Misa erklärte, dass sie die Bänder aus Osaka, aus Tokyo und aus Nagano die versendet habe. So konnte man sie nicht anhand des Ortes identifizieren.

„Hast du noch Kassetten und Umschläge mit den Fingerabdrücken deiner Freundin?“

„Ja“

„Die Sachen müssen entsorgt werden. Aber erst, nachdem du morgen noch ein letztes Video mit folgender abgeschickt hast… »Sie haben wohl Recht, dass Kira mich benutzen und anschließend töten wird, sobald er meine Identität kennt. Ich höre auf, seinen Namen zu benutzen. Danke für ihren Ratschlag. Aber ich habe beschlossen, Kira bei seiner Mission, das Böse aus der Welt zu entfernen, zu unterstützen. Zuerst werde ich all die Verbrecher auslöschen, die Kira noch am Leben gelassen hat. Nach und nach werde ich meine Kräfte auf weitere Komplizen verteilen, damit wir gemeinsam eine bessere Welt erschaffen können!«“

Misa sah ihren Raito schräg an. „Kräfte verteilen?“

„Das soll die Ermittler verwirren.“, antwortete dieser. „Da bereits 2 über diese Kräfte verfügen, klingt es doch plausibel, dass es immer mehr werden könnten. Außerdem setzt sie das unter Druck.

Schaffst du das?“

„Ob ich das schaffe? Dein Wort ist mir Befehl! Ich tue alles, was du willst!“

Raito sah kurz zu Seite und atmete durch. „Da wäre noch etwas Wichtiges… Falls die Polizei oder irgendjemand uns auf die Schliche kommt, dürfen wir unsere Death Notes mit keinem Sterbenswörtchen erwähnen! Niemals! Solange sie die Notes nicht haben, gibt es nämlich keine Beweise gegen uns! Kannst du mir das schwören?“

Lächelnd und enthusiastisch hob sie ihre Hand und schwor auf ihren Raito…

„Dann sind wir jetzt also offiziell zusammen, oder?“ Misa war so glücklich in der Lage zu sein, diese Frage stellen zu können.

Raito hingegen schnaubte kurz. Er brauchte dringend frische Luft. „Sieht so aus…“

„Okay!“, rief sie vorlaut. „Hier meine Bedingungen!“

Raito traf der Schlag. Bedingungen?!

„Mindestens einmal pro Woche haben wir ein Date!“

//Die macht mich fertig!!!// „Auf keinen Fall!!“, stritt er ab. Misa war entsetzt…

„Warum denn nicht?!“

„Du musst eine Sache wissen… Dann verstehst du mich vielleicht auch… L hat mich bereits unter Verdacht, Kira zu sein.“

Misa riss überrascht die Augen auf. Das konnte sie nicht glauben!

„Wow… Dieser L hat’s ja ganz schön drauf! Dabei halten ihn alle für einen Spinner!“

„Das ist nicht alles. Ich stehe außerdem mit L in direktem Kontakt…“

Misa begann aufgeregt und vergnügt in die Hände zu klatschen. „L und Kira stehen in Kontakt?! Das ist ja echt krass! Mann ist das spannend!!!“

„Er hat sich mit nur als L zu erkennen gegeben, weil er glaubte, ohne seinen wirklichen Namen könnte ihm nichts passieren. Allerdings begründet sich sein Verdacht darauf, dass ich der Einzige bin, der als Kira in Frage kommt. Er kann mir nichts beweisen… Deshalb helfe ich ihm bei den Ermittlungen, um sein Vertrauen zu gewinnen.“

„Dann musst du mich ja nur zu ihm bringen! Ganz einfach!“

„So einfach ist das nicht. Ich weiß zwar, wo er sich aufhält, aber es ist äußerst schwierig, zu ihm zu gelangen und in seiner Nähe darf man nicht einmal sein Handy anschalten. Niemand weiß, wann und wohin er seinen Aufenthaltsort verlegt und von ihm gibt es auch keinerlei Aufnahmen. Wenn ich mich jetzt plötzlich mit jemand Neuem Zeige und gleichzeitig die beiden Kiras ihr Verhalten ändern, geraten wir nur noch stärker unter Verdacht. Es wäre zu riskant, wenn wir beide ausgerechnet jetzt zeigen, dass wir ein vertrautes Verhältnis haben. Verstehst du, was ich will?“

Misa sah betrübt zu Boden und nickte langsam. „Aber deswegen können wir nicht miteinander ausgehen? Du meinst, weil du fürchtest, dass wir Verdacht erregen, dürfen wir uns nicht treffen?“

Raito schnaubte erneut. „Was ich meine, ist, dass wir einen Weg finden müssen, wie du L sehen kannst, während ich mit ihm in Kontakt stehe, ohne dass er von dir weiß. Ich brauche dich, um ihn auszuschalten. Deshalb gedenke ich, mir dir in Kontakt zu bleiben und dich nach Möglichkeit zu treffen.“ Das Mädchen atmete erleichtert auf. „Aber unsere Treffen dürfen nicht auffallen. Deshalb muss ich mich auch mit anderen Mädchen zeigen.

Misas Erleichterung wich schlagartig aus ihrem Gesicht. „Was?! Wie bitte?... Du willst dich auch mit anderen Mädchen verabreden?“

„Genau.“ //Sonst halte ich das schlecht hier aus…//

Misa sprang auf und erhob die Stimme. So sensibel sie war, so temperamentvoll war sie ebenfalls.

„DAS MÖCHTE ICH ABER NICHT! Ich halt’s nicht aus, dich mit anderen teilen zu müssen! Wenn ich das mitbekomme, bring ich die Tussis um!“

Raito packte das zierliche Mädchen an den Schultern und sah sie eindringlich an. „Hör mal, meine kleine Misa…“ Ryuku gluckste. Raito wusste, wie er sie um den Finger wickeln konnte. „Das hier ist kein Spiel! Wir setzen unser Leben aufs Spiel, um die Welt zu verändern“

Misas Tonfall veränderte sich mit der ansprechenden Anrede sofort.

„Mag ja sein… Aber mehr als die Welt… liebe ich dich!“

Das lies Raito allerdings kalt.

„Moment mal! Dir geht es doch nicht um mich! Einzig und allein Kira ist es, den du verehrst… Wir kennen uns doch gar nicht!“

„Du hast dich wohl noch nie auf den ersten Blick verliebt?“ Aus Misas Stimme klang Mitleid.

„Nein!“ Raitos Stimme offenbarte allerdings den Zorn über Misas Naivität.

„Du hast Recht. Ich wollte Kira wirklich nur aus Dankbarkeit und Verehrung treffen… Aber als ich dich dann gesehen habe…“

„Wenn du mich liebst, dann tu auch, was ich dir sage. Schließlich hast du versprochen, meinen Anweisungen zu folgen!“

„Aber wenn du dich mit anderen Mädchen triffst, ist das was völlig anderes!“

Raito beugte sich zu ihr und erneut durchbohrte sie sein Blick.

„Die beiden Notes sind jetzt in meiner Hand… Wenn du nicht folgst, bringe ich dich um!!!“

Doch da hatte Raito Rem, den Shinigami, nicht mit einkalkuliert…

Sie ging einige Schritte auf Kira zu und erhob ihre Stimme.

„Das lasse ich nicht zu, Yagami Raito!!! Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, schreibe ich deinen namen in mein Death Note und töte dich! Ich kenne ihre Lebenszeit. Falls sie auch nur eine Sekunde früher stirbt, weiß ich, dass du dahinter steckst! Sollte ich Wind davon bekommen, dass du planst, sie zu töten, werde ich deinem Leben zuerst ein Ende setzen!“

Raito gab sich unbeeindruckt und sah zu ihr auf.

„Du würdest also das Note benutzen und dein Leben opfern, um sie zu retten?“

Misa schien sichtlich entsetzt.

„Genau! Du stirbst, wenn du das tust, Rem!“

„Stimmt. Wenn ich ihn töte, bevor er dich töten kann, werde ich sterben. Aber das ist egal.“

Ryuku weitete die Augen. Solch einem Todesgott war er noch nie begegnet.

Auch Raito verstand nicht ganz. //Meint dieser Todesgott das wirklich ernst?! Das würde ja bedeuten…// In diesem Moment klopfte es an der Tür und Raito erschrak.

„Raito, darf ich kurz reinkommen?“

Kurz atmete Kira durch, bevor er antwortete: „Was ist, Mutter?“

Yagami Sachiko kam in sein Zimmer und erinnerte beide daran, dass schon bald die letzten Züge fahren würden. Es war bereits halb 12.

Misa beeilte und verabschiedete sich höflich. Schnell rannte sie zum Busbahnhof und freute sich schon auf das nächste Treffen mit ihrem Raito…

//Will er mich wirklich umbringen, wenn ich ihr was antue? Das hieße ja, ich müsste sie bis an ihr Lebensende bei Laune halten! Und ich müsste dafür sorgen, dass die Polizei sie niemals in die Finger kriegt… Wer weiß wie lange!//

Sayu hatte bereits aufgelegt und sich schlafen gelegt. Später gab es noch genug Zeit, ihren Bruder auszuquetschen. Dieser hatte starke Kopfschmerzen und einen Tinitus von Misas hoher Stimme.

Raito konnte dieses Mädchen nicht verstehen, wieso sie so viel für einen Menschen hergab, wobei sie diesen noch nicht mal richtig kannte.

Aber verhielt er sich anders? Ihm war klar, dass er nicht einmal Yashiros richtigen Namen kannte. Jedoch war es natürlich nicht so, dass er seinen Willen für sie hergab, wie Misa es für ihn tat. Er schmiss sich aufs Bett und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

„Die ist auch interessant. Menschenfrauen faszinieren mich.“, gluckste Ryuku und knabberte an einem Apfel.

Raito antwortete nichts. Er schwelgte in Erinnerungen und langsam wurde ihm klar, dass er schon oft daran gedacht hat, so Einiges für dieses Mädchen aufs Spiel zu setzen… Und so wie bei Liz die Sicherungen durchbrannten, als sie nachts zu Raito ins Bett schlich, brannten sie bei Raito durch, als er daran dachte, Misa Tag und Nacht um sich zu haben… Er sprang von seinem Bett auf, ergriff seine Jacke und rannte die Straße runter…
 

Liz war bereits auf der Couch eingeschlafen. Der Film »House of Wax« war schon lange nicht mehr so gruselig, wie er es einmal war…

Raito klingelte bei dem kleinen Appartement der Engländerin. Liz schreckte hoch und sah auf die Uhr.

//Welcher Vollidiot ist das denn?!// Genervt stand sie auf und brummte verschlafen. Sie fuhr sich durchs Haar und zupfte ihre Kleidung zu Recht. Sie öffnete ihre Tür und sah mit wachen Augen in das Gesicht ihres Gegenübers.

„Mach die Tür nicht zu, bitte!“, rief Raito sofort und legte einen Hand auf Liz‘ Hand, welche die Tür eventuell hätte schließen können.

Liz zog ihre Hand hastig weg und verschränkte die Arme.

„Raito! Was soll das?!“

„Hör mir zu!“

„Es ist Mitternacht, ich habe bis vor gut 2 Minuten noch geschlafen, während du dich mit deinem neuen süßen Blondchen rumgetrieben hast?“

„Bitte was?“ Raito verstand nicht ganz.

„Ach komm… verschwinde!“ Und schonwollte sie die Tür zuschlagen. Doch Raito stellte sich Zwischen den Türrahmen.

„Sayu hat dich angerufen?“

„Natürlich hat sie das.“

Raito ging einen Schritt auf sie zu. „Was sollte da laufen? Ich kenne sie nicht.“

„Das frage ich dich.“

Raito holte kurz Luft, lächelte dann aber. „Du bist eifersüchtig auf ein willkürliches Mädchen, weil sie bei mir war?“

Liz zögerte. „Ich bin nicht eifersüchtig… Geh nach Hause, Raito!“

Raito stand einfach nur da und sah Elizabeth an. Er wusste sowieso nicht was er da gerade tat, die Intention dessen kannte er genauso wenig…

„Ich weiß nicht, was du mit mir machst, Yashiro. Du machst mich verrückt… Ich würde niemals um Mitternacht noch zu einem Mädchen gehen und… Ich weiß nicht, was ich jetzt tue…“

„Tja. Ich schon. Du nimmst jetzt eine Aspirin von mir, für den Kater den du morgenfrüh haben wirst, und dann verschwindest du.“

„Ich habe nicht getrunken!“

Liz lachte. „Ja, sicher. Ich hab an dem Abend, an dem du mein Date gecrasht hast, auch nichts getrunken.“

Raito schnaufte genervt und rang um Worte. Schließlich ging er auf sie zu und küsste sie einfach. Er zögerte gar nicht, als er ihr in die Augen sah, sondern schloss die seine sofort und legte seine Arme um sie.

Liz hielt ihre Arme verschränkt. Sie war zu perplex, um irgendwie handeln zu können.

Er öffnete die Augen und löste den Kuss. Er schloss die Tür hinter sich und sah sie an. Beide schwiegen. Liz drehte sich um und ging in ihr Wohnzimmer. Sie legte sich auf die Couch und schaute den Film weiter, bei dem sie eingeschlafen war. Raito setzte sich schweigend neben sie und schaute den Rest des Films.

Beiden war dieses Schweigen sichtlich unangenehm.

Schließlich wurde es halb 2, als der Film endlich endete, Liz zur Fernbedienung griff und den Fernseher ausschaltete.

„Also… ich gehe jetzt schlafen…“, sagte sie und stand auf.

„Ähm… soll ich…?“

„Mach, was du willst. Hast du doch ohnehin schon getan.“, bemerkte sie flüchtig und ging an ihm vorbei.

Raito ergriff schnell ihr Handgelenk und zog sie zu sich.

„Gut…“, hauchte er leise und küsste sie erneut. Sie ging diesmal darauf ein und erwiderte den Kuss.

„Raito!“, sagte sie plötzlich und drückte ihn von sich. „Ich will schlafen.“

Raito nickte. „Dann gehen wir ins Schlafzimmer.“

„Nein… Ich gehe ins Schlafzimmer.“

Raito verstand und ließ sie los. „Gute Nacht, Yashiro…“, sagte er leise und Liz seufzte.

„Du kennst dich ja hier aus. Das Gästezimmer ist hinten rechts. Und… das Schlafzimmer ist direkt gegenüber…“

„Ich weiß, danke.“

„Ja… also… ich geh dann mal… duschen…“

Ihr war nicht bewusst, welche Signale eine männliche Antenne mit diesem Worten empfangen konnte.

Also ging sie in ihr kleines Bad. Raito ging ihr nach und Liz bemerkte ihren Verfolger erst, als er die Badezimmertür hinter sich schloss. Verwundert drehte sie sich um, aber da half ihr Raito auch schon aus ihrem Pullover. Erneut schaute sie ihm in die Augen und stutzte, während er sie weiter auszog.

„Du… siehst so anders aus, Raito.“

Er sagte nichts. Langsam begann sie, sein Hemd aufzuknöpfen, war aber nicht wirklich bei der Sache. Sie verstand nicht was los war, in dieser Nacht. Sie versuchte, sich Raitos plötzliche Wandlung irgendwie erklären zu können, scheiterte aber nach und nach. Als sie sich nackt gegenüberstanden schwiegen sie erneut, versanken in den Augen des Anderen. Schließlich hielt Raito es nicht länger aus und küsste seine Yashiro so innig, dass er alles andere um sich herum vergas. Er hob sie in die Dusche und stellte das Wasser an.

Die kühlen Wassertropfen und die Berührungen des jeweils Anderen wirkten sich wie eine Erlösung aus dem Alltagsstress auf beide aus.

Raito konnte nun die Männer verstehen, die ihre Nerv tötende Freundin betrogen. Misa hatte ihm regelrecht Lust auf Yashiro gemacht…

Nachdem die beiden aus der Dusche kamen, machten die beiden in Liz‘ Schlafzimmer damit weiter, womit sie im Badezimmer aufgehört hatten.

Endless love

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Endless love
 

Raito wachte langsam auf. Er hatte eine fantastische Nacht hinter sich, was ihn allerdings nicht gerade glücklich machte. Vielleicht hatte Ryuku recht? Vielleicht konnte man als Besitzer eines Death Notes einfach nicht glücklich werden?

Seine Augen hielt er noch geschlossen, als er das Licht bemerkte. Er griff neben sich und bemerkte die gähnende Leere in dem großen Bett. Yash war nicht da. Er öffnete die Augen, setzte sich auf und sah sich hektisch um. Sie befand sich nicht mehr im Schlafzimmer. Er stand auf und zog sich seine Boxershorts an. Leise streifte er durch das kleine Appartement seiner Affäre. Er ging ins Wohnzimmer und sah sich genau um, warf einen Blick in den kleinen, verwilderten Garten. Nichts. Sie schien spurlos verschwunden, bis er plötzlich ein Klicken hörte, was der Entsicherung eines Revolvers sehr ähnlich war…

„Ich konnte nicht schlafen. Ich saß die ganze Nacht auf der Fensterbank.“, sagte Yashiro laut und deutlich.

Er schreckte zurück und drehte sich um. Da stand sie also; Einen entsicherten Revolver auf ihn gerichtet, ganz in Unterwäsche. Ihr Gesicht war fahl, dicke tiefe Augenringe ließen ihr Gesicht beinahe wie Tod erscheinen. Sie sah ihrem Bruder sehr ähnlich.

Raito war so perplex von der Waffe in ihren Händen, dass er keine Worte mehr fand.

„Ja… Ganz genau. Und jetzt finde ich heraus, wie Kira seine Opfer tötet… Welche Waffe nutzt du, Gott?!“

Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Raito schluckte. „Yashiro, ich bin es nicht. Mach keinen Scheiß!“, rief er verzweifelt und hob langsam die Hände. Er wusste nicht, was er tun sollte.

„Du hast im Schlaf geredet, Baby…“ Raito blieb das Herz stehen. Er konnte sich nicht daran erinnern, etwas geträumt zu haben.

„Was… Was habe ich gesagt?“ Raitos Stimme klang immer unsicherer und er wurde leiser, während Yashiros Stimme weiterhin pathetische Züge annahm.

„Schweigen ist Gold, Raito… Hättest du das gewusst, hättest du diesen Tag wahrscheinlich überlebt…“

Raito holte tief Luft und schloss die Augen.

„Ich liebe dich, Yashiro…“

Yashiro betätigte den Abzug des Revolvers und ein lauter Knall ertönte und verhallte die Nachbarschaft…
 

Raito riss seine Augen auf und saß schlagartig aufrecht im Bett. Er sah sich panisch um und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte schlecht geträumt… Sein Puls war unangenehm hoch und er atmete schwer und hektisch. Als er realisierte, dass alles nur ein Traum gewesen war, atmete er tief durch.

Er war nicht allein; Liz saß auf der Fensterbank ihres Schlafzimmers und starrte aus dem Fenster. Regen klatschte an das dünne Glas. Das Trommeln der Tropfen schien Raito zu beruhigen.

„Yashiro… Alles okay?“

Sie antwortete nichts, sondern starrte einfach weiter aus dem Fenster.

„Yash?“

„Du hast im Schlaf geredet. Ich konnte nicht schlafen. Ich sitze schon die ganze Nacht hier.“

Raito riss die Augen auf. „Ich habe WAS?! Was… was habe ich gesagt?“

„Du hast mir ein Geständnis gemacht, so weit ich das verstehen konnte…“

Raitos Puls begann wieder zu rasen. Was hatte er nun wirklich gesagt?!

Liz stand von ihrer Fensterbank auf und setzte sich zu ihm ins Bett.

„Du hast anscheinend mit mir Schluss gemacht, oder ich mit dir…“, sagte sie schließlich und sah ihn ernst an.

„Was?“

„Na ja, es fing an mit: „Yashiro, ich muss dir was sagen.“ Oder so ähnlich. Habe kaum was verstanden. Dann kam „Ich kann nicht länger“ Was auch immer und du hast das ganze beendet mit einem „Ich liebe dich, Yashiro.““

Raito atmete durch. Er hatte sich doch nicht verraten.

Dann sah er kurz auf die Bettdecke und atmete erneut tief durch.

„Sag am besten gar nichts dazu, denn wenn du es tust, wird es nur noch schwerer für mich, das alles zu verarbeiten.“, sagte sie schließlich und sah zu Boden.

„ich kann die Finger nicht von dir lassen.“, gab er schließlich zu und legte seine Hand auf ihre.

Liz seufzte und auch sie nahm einen kräftigen Atemzug.

„Waren wir für diese Nacht… Ein Paar oder so?“

„Weiß nicht.“

„Wenn, dann ist es jetzt vorbei. Also… Ich mache Schluss.“

Raito nickte. „Okay.“

„Ich weiß, dass ich nur eine von vielen bin. Du wirst schließlich beschattet. Naja, weißt du ja ohnehin.“, fügte sie hinzu.

Die beiden schwiegen aneinander her und starrten Löcher in die Luft.

„Ich sollte jetzt gehen, oder?“, fragte er dann nach einer Weile, sah sie jedoch nicht an.

Sie nickte und er stand auf, zog sich an und machte sich zum Gehen auf.

„Also, wir sehen uns in der Zentrale.“

Er hob die Hand zum Abschiedsgruß und verschwand durch die Tür.

Liz saß weiterhin auf ihrem Bett. Sie krallte sich in ihr Kissen und starrte auf ihren dunklen Parkettboden.

„Ich liebe dich auch…“, flüsterte sie.

Als Raito nach Hause kam, traf er auf seine kleine Schwester Sayu.

„Guten Morgen Brüderchen. Wo warst du?“, fragte sie leise und stellte sicher, dass ihre Mutter nicht in der Nähe war. „Ich habe Mutter gesagt, du seist schon für die Uni unterwegs. Bist du mit diesem Mädchen weggewesen?“

Raito sah Sayu genervt an, als ihm Misa auch schon wieder in den Sinn kam. Und dann erinnerte er sich an das, was er seiner kleinen Schwester sagen wollte…

„Sayu… tu mir einen Gefallen und ziehe erstens keine voreiligen Schlüsse, was mein Privatleben angeht, zweitens, halte andere Menschen und drittens erst recht dich daraus!“, fauchte er und verschwand in seinem Zimmer. Sayu sah erschüttert von dieser Reaktion hinterher und begann frustriert ihr Müsli zu löffeln.

Raito war der Hunger vergangen. Er ließ sich auf seinem Schreibtischstuhl fallen und schaltete seinen PC ein. Nun musste er sich endlich wieder auf das Wesentliche konzentrieren.

//Um einen Todesgott zu töten, muss man ihn dazu bringen, sein Death Note zur Rettung eines von ihm geliebten Menschen zu benutzen… Ich kann mit meinem Death Note nicht Menschen manipulieren, um sie Misa angreifen zu lassen, damit Rem zuerst stirbt .Selbst wenn… Rem kennt ihre Lebenszeit und wüsste genau, dass ich dahinterstecke, wenn sie vorher stirbt. IM Gegensatz zu Ryuku stellt Rem sich auf die Seite seines Schützlings. Ein richtiger Verbündeter… Verdammt! Zurzeit ist das ein noch lästigerer Gegner als L!// Raito schlug sich verzweifelt die flache Hand vor die Stirn. Im Internet suchte er nach Informationen über Amane Misa und wurde schnell fündig.

Auf der Homepage einer Model-Agentur wurden Name, Wohnort, Geburtsdatum, ihre Maße sowie einige Fotos von ihr Preis gegeben. Raito fand auch heraus, dass Misa bereits als Assistentin bei einer Late Night Show tätig war. Raito begriff nicht, wie Misa so leichtsinnig sein konnte…

//Mist, auf einer Fan-Homepage steht sogar, dass ihre Eltern von einem Einbrecher ermordet wurden! Das heißt, jeder weiß, dass Kira den Mörder ihrer Eltern zur Rechenschaft gezogen hat. Sobald man sie in meiner Begleitung sieht… Ich habe ihr versprochen, sie in 2 Wochen wiederzusehen… Das lässt sie sich Garantiert nicht mehr ausreden. Sie würde meine Argumente sowieso nicht verstehen. Was soll ich nur mit dieser Göre anfangen?! Ich darf sie auf keinen Fall reizen. Verdammt… Die Sache wird echt brenzlig! Was soll ich nur tun?// Raito legte sich in seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme. //Die momentane Lage lässt es nicht zu, dass ich sie umbringe. Also muss ich mich jetzt darauf konzentrieren, wie wir L aus dem Weg räumen können. Sobald er weg ist, stellt Misa keine ganz so große Gefahr mehr dar. Durch Sayu weiß Liz von einem Mädchen… Ich hoffe, ich konnte ihr klar machen, dass sie nichts mehr erzählen soll… Vater darf nichts davon erfahren// Er stand auf und sah bedrückt aus dem Fenster. Er musste es Misa ausreden. Sie durften sich nicht in 2 Wochen schon wieder sehen…!

Er ging nach einer Weile wieder runter, um mit seiner Mutter und Schwester frühstücken zu können.

Freudig wurde er von seiner Mutter empfangen, während Sayu eher bescheiden in ihre Milch sah.

„Hört mal… Nicht, dass ihr euch sofort wieder etwas einbildet… Zwischen Misa und mir läuft nichts. Also sagt bitte Vater nichts, ihr wisst doch, wie er auf Mädchen reagiert…“, sagte er und fasste sich verlegen am Kopf.

„In Ordnung, mein Junge.“, willige Sachiko ein und lächelte. „Also hast du deine Hideki-san doch noch?“ Sie strahlte gespannt, während Raito schwer seufzte.

„Nein, Mutter.“, sagte er genervt und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Da war nie etwas und da wird nie etwas sein.“, erklärte er und setzte sich.

„Nun…“, begann Sayu, „Was zahlst du mir denn, wenn ich »Niemandem« etwas sage…?“, sie grinste hämisch und spielte auf Liz an. Sayu kassierte die Meckereien der Mutter und Raito genoss sein Frühstück.

Am Tag darauf begannen die anstrengenden Werktage. Raito nutzte die Pause, um den Focus von Misa zu lenken. Er musste sich mit mehreren Mädchen treffen, um von ihr abzulenken. Die schöne Takada schien eine gute Wahl zu sein.

Er setzte sich in einer Vorlesung neben sie und ließ für kurze Zeit mal wieder seine Gedanken über die kommenden Pläne…

//Heute müsste Misas letzte Nachricht im Sender eintreffen. Sie wird sie garantiert sofort an die Polizei weitergeleitet. Ich muss unbedingt in der Zentrale sein und sehen, wie L reagiert!//

„Raito…“, unterbrach Takada Kiyomi ihn und riss ihn in di é Vorlesung zurück. „Du hast doch vorhin gesagt, wir könnten miteinander ausgehen.“

Raito bestätigte und nickte, während Ryuku dem Tun fasziniert zusah. Raito schienen alle Frauen hinterher zu fliegen, nur die eine nicht so richtig…

„Jetzt sitzen wir extra nebeneinander, trotzdem wirkst du sehr desinteressiert und bedrückt. Interessierst du dich denn gar nicht für mich?!“

Raito winkte schnell hektisch ab. „Nein, nein! Ich mache mir nur Gedanken, was die anderen wohl dazu sagen, dass ich als Frischling mich gleich an das hübscheste Mädchen der Uni ranmache. Du bist wirklich schön, Takada-san.“

Diese gab sich aber gegen Raitos Erwartungen wenig beeindruckt. Im Gegenteil, sie räusperte und distanzierte sich.

„Ich hasse es, wenn ich auf mein Äußeres reduziert werde!“, bemerkte sie und Raito musste sich eingestehen, dass Takada Kiyomi eigentlich gar nicht so schlecht war…

„Dann kümmern wir uns nicht um die anderen und machen unser Ding, ja?“

„Ja.“

Mogi ging seinem Auftrag, Raito unauffällig zu observieren, nach. Auch er saß in der Vorlesung und stellte für sich fest, dass Takada anscheinend Raitos Freundin sein müsste…

Nach der Uni ging Raito sofort zu dem Hotel, in welches die Zentrale verlegt wurde und wurde von Matsuda in das bestimmte Hotelzimmer geführt.

„Von der Uni gleich hierher… Bist echt im Stress, oder?“, fragte er freundlich und Raito winkte ab.

„Ach was…“, entgegnete er lässig und schritt mit Matsuda im Schlepptau in das Hotelzimmer und wünschte den Anwesenden einen guten Tag.

„Raito, du kommst gerade richtig!“, rief L. „Wir haben eben eine Nachricht von Kira 2 erhalten!“

Raito stellte seine Tasche an die Garderobe und sah überrascht zu seinem Rivalen. „Noch eine? Hört das denn nie auf?“ Unschuldiger Mine gesellte er sich zu L und sah gespannt auf den Bildschirm.

„Angeblich ist es seine letzte Mitteilung…“, bemerkte Oberinspektor Yagami und sah zu seinem Sohn.

Der gewohnte Schriftzug erschien auf dem Bildschirm.

»Ich höre auf, Kiras Namen zu benutzen. Danke für ihren ratschlag. Aber ich habe beschlossen, Kira bei seiner Mission zu unterstützen und das Böse in der Welt auszumerzen, um so auch als Kira akzeptiert zu werden. Zuerst werde ich all die Verbrecher auslöschen, die Kira am Leben gelassen hat. Nach und nach werde ich meine Kräfte auf weitere Komplizen verteilen, damit wir gemeinsam eine bessere Welt erschaffen können!«

L schaltete das Band ab und kam zu Wort. „Ich habe den Eindruck, dass die beiden Kiras inzwischen gemeinsame Sache machen.“

Raito riss die Augen auf. Wie konnte er das nur wissen?!

„Wie kommst du darauf?“, hakte Kira nach.

„Hast du etwa nicht das Gefühl? Ich dachte, es würde dir genauso gehen wie mir. Ist doch eigenartig, dass er so einfach akzeptiert, Kira doch nicht treffen zu können.“ L nahm sich einen Donut aus einer Schachtel und lutschte am Zuckerguss. „Und dann noch, dass er jetzt, um akzeptiert zu werden, die Verbrecher bestrafen will, die Kira noch nicht verurteilt hat. Wieso ist er denn bisher noch nicht darauf gekommen? Er selbst scheint nicht so weit gedacht zu haben. Es ist fast, als habe Kira zu ihm gesagt: »Bestrafe sie!«. Außerdem hat er ihm sicher geraten, ihre Kontaktaufnahme zu verschweigen.“

Raito gab klein bei. „Verstehe…“, murmelte er. „Das hieße aber auch, dass Kira nicht besonderes weit gedacht hat.“

L nickte und stopfte sich den Donut in den Mund. „Genau. Entweder war er etwas nachlässig, oder er wollte, dass wir auf eine Kontaktaufnahme schließen und reagieren. So oder so, die Lage ist bedrohlich.“

Ryuzaki drehte sich zu seinen Kollegen. „Zumindest verringert das den Verdacht, dass du Kira sein könntest, Raito.“

Soichiros Herz machte einen Hüpfer. „Warum das denn, Ryuzaki?“, fragte er hastig und aufgeregt.

„Raito hätte den zweiten Kira niemals eine solche Botschaft schicken lassen. Er hätte L… äh, mich eher unter Druck gesetzt, sich im Fernsehen zu zeigen. Und er hätte sich nicht so bemüht, die Kontaktaufnahme zu vertuschen. Er hätte ihn eher sagen lassen: »Kira hat mich zwar zum Einhalten aufgerufen, doch inzwischen weiß ich, dass diese Botschaft nicht von ihm war. Also werde ich L töten. Nur das kann in Kiras Interesse liegen.«“

Raito sah kurz zur Seite und gestand sich ein, dass er das wohl lieber hätte tun sollen.

„Ryuzaki? Wenn ich Kira wäre, hätte ich das nicht getan.“, sagte er knapp und L warf ihm einen fragenden Blick zu, während er einen weiteren Donut verspeiste. „Weil ich Ls Charakter kenne, falls du wirklich er bist. Ich wüsste, dass du, ach wenn du erpresst wirst, dich unter keinen Umständen opfern würdest und im Fernsehen auftrittst, sondern dir irgendeinen Ausweg überlegst.“

L sah sich überrascht und etwas eingeschüchtert zu ihm um. Sein Anblick erinnerte Liz sehr an das Familienfoto, wo L noch klein war. Sie hatte sich bis jetzt in der Küche aufgehalten und gelauscht, tapste nun aber langsam zu Matsuda.

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“, fragte L leise.

Raitos Vater trat ins Geschehen mit ein.

„Hör auf, Sätze zu benutzen wie »Wenn ich Kira wäre…«. So etwas beunruhigt selbst mich, der ich von deiner Unschuld überzeugt bin.“, erklärte der Familienvater.

„Tut mir leid, Vater.“, begann Raito, „Aber ich muss Ryuzaki doch meine Gedanken mitteilen und dafür sorgen, dass der Fall möglichst schnell gelöst wird. Auch, um meine Unschuld zu beweisen. Außerdem würde ich doch nie sagen »Wenn ich Kira wäre…« Wenn ich es wirklich wäre! Hör auf, dir Sorgen zu machen, Vater.“

„Richtig. Raito ist nicht Kira.“, warf L ein, als er genüsslich in seinem Zuckersirup rührte, „Zumindest würde mich das ziemlich treffen. Schließlich ist Raito mein erster und einziger Freund“ Er nippte an seiner Tasse und rührte vergnügt weiter, während seine Schwester, stark irritiert, von Matsuda vollgelabert wurde.

„Hey, sogar Ryuzaki mag ihn. Muss in der Familie liegen! Wie läuft’s eigentlich bei euch? Redet ihr wieder miteinander? Oh , warte, ich hab’s! Du bist schwanger und traust es dich nicht, ihm das zu sagen!“ Matsuda grinste und schien stolz auf seine, wenn auch sehr vage, Schlussfolgerungen. Liz hingegen schnaufte und verzog sich wieder in die Küche.

Raito war sichtlich überrascht über Ls Aussage, genauso auch der Shinigami Ryuku.

„Für mich bist du auch zu einem Freund geworden, Ryuzaki. Ich find’s schade, dass wir uns nicht mehr in der Uni sehen. Wird mal wieder Zeit für ein Tennismatch!“

Ryuzaki grinste kindlich und drehte sich zu seinem Rivalen um. „Sobald die beiden Kiras… Nein, sobald wir den Fall gelöst und Kira ins Jenseits befördert haben, jederzeit. Je schneller dieser Tag kommt, umso besser.“ Der Meisterdetektiv nahm erneut einen Schluck seines Sirups. „Aber momentan fürchte ich mich davor, nach draußen zu gehen und den Leuten mein Gesicht zu zeigen. Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn ich mich momentan versteckt halte.“

Von dieser Äußerung schien der Rest der Ermittler relativ überrascht. Wo Ryuga doch immer so mysteriös und abgekühlt war, sprach er jetzt ganz offen über seine Angst vor Kira. Yashiro lächelte, als sie dies hörte und verspürte das dringende Bedürfnis, ihren großen Bruder zu umarmen.

Als Liz das schließlich tat, konnte Raito sich nicht länger zusammenreißen, sie endlich anzusehen. Er lächelte kurz, erwischte sich jedoch gleich dabei und wendete sich ab.

„Ich muss dann los.“, verkündete er und verschwand.

Liz sah ihm nach und schwieg.

//Ryuzaki… Er spürt instinktiv, dass die beiden Kiras sich gefunden haben. Es wäre jetzt noch riskanter, mich mit Misa zu treffen…// Und ehe sich der Student versah, stand sie auch schon quietschend vor Freude vor ihm.

„RAITO!!! Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten! Ich bin gerade auf dem Weg zu dir nach Hause!“

Raito konnte es nicht fassen. Sein Blick verfinsterte sich sofort und Ryuku verfiel in glucksendes Gelächter.

Raito verspürte zum ersten Mal in seinem Leben das starke Bedürfnis, eine Frau zu schlagen…

„Ich… hab dich so vermisst.“, erklärte Misa traurig, als sie den Blick ihres Geliebten bemerkte.

Dieser schnaufte entnervt und nahm sie gezwungenermaßen mit.

Auch dieses Mal wurde Raito von Mogi verfolgt. Er wunderte sich über den großen Zulauf von Mädchen, den Raito anscheinend hatte…

Raito schloss seine Haustür auf und trat ein. Bevor Sayu den Besuch bemerken würde, schlichen sich beide schnell in das Zimmer des jungen Studenten.

Ohne weiter auf Misa einzugehen, begann Raito sofort, dem Shinigami Rem einige Fragen zu stellen.

„Du bist Misas Verbündeter, richtig?!“

„Ja, ich habe sie oft aus der Welt der Todesgötter beobachtet und so… Irgendwie habe ich sie ins Herz geschlossen. Du machst dir ‘nen Kopf, weil ich dir gedroht habe, dich umzubringen, wenn du ihr was antust, richtig? Das gefällt dir nicht!“, entgegnete der Todesgott, doch Raito ging nicht weiter drauf ein.

„Du bist dann glücklich, wenn Misa glücklich ist, oder?“

„Kann man so sagen. Ich hasse es, die unglücklich zu sehen.“

Schnell zog Raito die kleine zierliche Japanerin zu sich, legte einen Arm um sie und drückte sie an seine Brust.

„Misa hat sich Hals über Kopf und ganz und gar, total in mich verschossen. Sie hält es nicht mal einen Tag ohne mich aus!“ Misa errötete leicht, als sie die Wärme ihres Schwarms spürte. „Raito…“, hauchte sie.

„Misa…. Ist mein Glück auch dein Glück?“, fragte dieser leise und eindringlich.

„Ja…“, antwortete Misa.

„Kannst du Rem für mich um etwas bitten? Sag ihr, sie soll L töten! Rem will nur dein Glück, aber wenn L einen von uns in die Finger kriegt, ist es damit vorbei. Als Todesgott darf sie uns Ls Namen zwar nicht verraten, aber er kann ihn für uns aus dem Weg räumen. Wenn du sie darum bittest, mag ich dich umso lieber und bin auch Rem dankbar. Und vor allen Dingen, könnten wir beide glücklich werden.“

Misa war von Anfang an überzeugt und nickte somit enthusiastisch.

Sie drehte sich zu ihrem Todesgott und nutzte ihren Hundeblick, um Rem auch von dem Vorhaben zu überzeugen.

„Rem… Ich möchte, dass Raito mich liebt! Du würdest uns einen großen Gefallen tun.“, sagte sie leise.

Raito schnaufte und sah zur Seite. Der Gedanke, Misa am Leib zu haben, gefiel ihm immer noch nicht…

Auch Rem schien nicht begeistert, als sie ihr Urteil verkündete.

„Von mir aus. Yagami Raito, ich hasse dich. Selbst, wenn ich dadurch dein Leben verlängere, werde ich dafür nicht sterben müssen. Ich bringe L um. Es spielt keine Rolle für mich, ob er lebt oder tot ist.“ Kurze Stille trat ein, als Raito realisierte, dass es bald ein Ende geben würde…

So einfach…

L würde sterben…

So einfach…

„Wann wirst du ihn töten?“, fragte Raito aufgeregt.

„Bring mich zu ihm. Beschreib ihn mir vorher, dann kann ich ihn sofort töten. Todesgötter können schließlich durch Wände gehen.“, entgegnete die Todesgöttin.

„Je schneller, desto besser. Meinetwegen morgen… Aber wir sollten dabei nicht leichtfertig sein. Ich kann frühestens morgen zu ihm. Heute Abend überlege ich mir, wie genau du vorgehen sollst.“ Raito starrte auf seine weiße Zimmerwand, richtete dann aber einen festen Blick auf Rem. „Hast du verstanden? Du tötest ihn erst, wenn ich es dir sage! Was auch passiert!“

Rem willigte ein, wenn auch nicht freiwillig.

„Natürlich. Was L angeht, füge ich mich deinem Willen…“

„Raito…“, begann Ryuku und gewann dessen Aufmerksamkeit. „Was ist mit seiner Schwester. Sie wird dir nicht weniger Probleme machen…“ Ryuku grinste breit. Er wusste, dass Raito Elizabeth niemals etwas antun würde.

Raito zögerte kurz. „Nein, Ryuku. Sie wird mir keine Probleme machen.“, entschied Raito, „Sie ist auch nur ein Mädchen.“

Er wandt sich an Misa. „Misa, gib mir deine Handynummer.“, verlangte er streng und empfing ein breites Lächeln. „Na endlich! Ich dachte schon, du fragst nie! Gibst du mir deine auch?“ Raito verneinte streng. „Warum denn nicht?! Wir sind doch jetzt ein Paar!“, rief Misa aufgebracht.

„Du weißt doch, dass ich beschattet werde! Die Polizei verfügt über due technischen Mittel, all meine Gespräche abzuhören.“

Misa begriff den Sachverhalt, wobei ihr auch gleich eine Lösung für ihr Problem einfiel. Hastig durchwühlte sie ihre Handtasche.

„Dann nimm doch einfach eins von meinen! Ich hab schließlich drei verschiedene!“ Sie übergab Raito eines ihrer Handys.

„Gute Idee. Das müsste gehen!“

„Juhu! Dann können wir jeden Tag miteinander sprechen!“, jubelte Misa und klatschte voller Freude in die Hände. „Ich schreib dir ganz viele Liebes-SMS, versprochen!“

Aber auch bei diesem Vorschlag musste Raito passen.

„Nein. Ich werde das Handy nur einschalten, um dich anzurufen. Wir werden die Gespräche möglichst kurz halten und ich werde dich kontaktieren, wenn es nötig ist.“, erklärte er.

Misa kamen bei diesem Gedanken die Tränen. „Was…? Aber… wann rufst du dann an?“

„Morgen wird L endlich beseitigt… Ich werde dich anrufen, zur Feier des Tages.“, versicherte der der 18-Jährige.

„Was, morgen? Wird zwar nicht gerade ein Liebesplausch… Aber egal!“ Sie lächelte glücklich und konnte ihre Vorfreude nicht länger verbergen.

„Also dann, Misa. Du kannst für heute gehen.“

Über diese Aufforderung war das junge Model sichtlich überrascht.

„Jetzt schon?! Es ist doch erst 7h! Da fangen Pärchen doch erst an… Lass uns zusammen essen gehen und danach… du weißt schon!“ Raito schnaufte genervt und packte seine Freundin an den Schultern.

„Misa!“ Bevor diese überhaupt reagieren konnte, drücke Raito ihr einen innigen Kuss auf. Ryuku hustete gekünstelt. Bei jedem Mädchen, das Raito küsste, sah es anders aus…
 

Liz saß weiterhin mit ihrem Bruder und den Ermittlern in der Zentrale, als ihr Handy klingelte.

L, Aizawa und Soichiro musterten angesäuert, als sie mitteilte, dass es ein privater Anruf sei. Sie verließ das Hotelzimmer und ging in die Lounge, um den Anruf ihrer besten Freundin entgegen zu nehmen.

„Was gibt’s?“, fragte sie enthusiastisch.

„Kannst du mir Mathe erklären?“

„Tut mir leid, ich bin gerade selber am Lernen. Kann Raito dir nicht helfen?“ Liz hasste es mehr als alles andere, ihre beste Freundin anlügen zu müssen.

„Nein. Dieses eine Mädchen von neulich ist wieder da. Ich will nicht stören.“

„Von neulich? Die, weswegen du angerufen hattest?“

„Ja.“

„Sind die zusammen?“

„Ich weiß nicht… Ich soll mich da auch nicht reinhängen.“, beteuerte Sayu.

„Wie ist ihr Name?“

„Amane Misa. Sie ist dieses Model aus der »Eighteen«.“

„Na klasse…“, Liz seufzte. „Jetzt werde ich durch ein flachbrüstiges Blondchen ersetzt.“

Sayu musste grinsen. „Such dir einen deiner Professoren.“

„Natürlich… Also, Süße, ich kann leider nicht länger telefonieren. Er erklärt dir das sicherlich. Er kann das ohnehin besser als ich.“

Die beiden verabschiedeten sich und Liz eilte wieder in die Zentrale.

„Yagami Raito hat sich erneut mit Amane Misa getroffen. Also haben sie sich nicht einfach getroffen, sondern gezielt verabredet. Von den Mädchen, mit denen er sich ständig trifft, sind wohl 3 auszuschließen. Mogi sollte sich auf Amane konzentrieren.“

L nickte, während Soichiro seinen Ohren nicht traute. Selbst Yashiro, wo sie doch so nah zu seinem Sohn stand, schien gegen ihn zu arbeiten.

„Verstehe…“, raunte L und sah zu seiner Schwester.

„Am besten nehme ich dich morgen mal wieder mit zur Uni.“, sagte sie und lächelte.
 

••

Misa schoss sämtliches Blut in den Kopf, als sie die weichen Lippen ihres Geliebten spürte.

„Raito…“, brachte sie nur heraus.

„Bitte geh jetzt, ja?“, bat er sie erneut und wie benebelt und ohne Widerworte schwebte Misa aus dem Jugendzimmer. Nachdem Raito sie zur Tür geleitet hatte, und seiner Schwester Mathe erklärt hatte, kehrte er zurück in sein Zimmer und ließ sich entnervt an seinem Schreibtisch nieder.

„Dein Kuss kam ganz schön unerwartet… Hat mich ziemlich überrascht!“, sagte Ryuku, legte sich auf Raitos Bett und schnappte sich einen Apfel.

„Ach ja? Das hast du doch bei Shio, Emi und Yashiro auch schon gesehen… Mit Misa muss ich wohl intimer werden, um sie noch mehr in mich verliebt zu machen.“

„So verliebt, wie du in Yashiro?“ Ryuku grinste breit. Er machte sich gern einen Spaß daraus, Raitos wunden Punkt öfters mal anzusprechen.

Doch meistens, und so auch in diesem Fall, reagierte Kira einfach nicht auf die Spitzeleien seines Shinigamis.

„Viel wichtiger ist aber, ob L morgen sterben soll oder nicht. Ich bin mir noch nicht 100%ig sicher, ob Ryuga wirklich L ist… Wenn Ryuga jetzt stirbt, ohne dass ihn die Öffentlichkeit als L kennt, werde ich für die Ermittlungszentrale garantiert zum Hauptverdächtigen.“

Ryuku nickte. „Ach so… Und ich dachte, du hast vielleicht Hemmungen, einen Freund zu töten.“

Raito lachte auf. „Freund?! Das habe ich doch nur gesagt. Ich habe doch von Anfang an geplant, darauf einzugehen, falls er sich mit mir befreunden will. Ryuga und Yagami Raito sind augenscheinlich Freunde, aber L ist Kiras Feind…“

//Genau… L ist mein Feind. Wenn Ryuga wirklich L ist, muss ich ihn töten. Aber was ist mit dem Computer in der Zentrale? Verbirgt der wahre L sich dahinter? Es ist offensichtlich, dass Ryuzaki die Ermittlungen leitet. Webb ich ihn ausschalte, habe ich leichtes Spiel mit der Polizei. Er fängt jetzt schon an zu überlegen, ob er sich nicht doch besser wieder versteckt. Wenn er das tut und Misa geschnappt wird, habe ich nichts mehr in der Hand. Wenn ich sie schon nicht töten kann, sollte ich sie und Rem zu meinem Vorteil nutzen und L töten lassen… Selbst wenn sie dabei entdeckt werden. Das Risiko muss ich eingehen. Am besten wäre, L würde einen Unfalltod erleiden. Und selbst wenn man mich dann verdächtigt… beweisen kann mir keiner was! Jetzt wo ich Misa am Hals habe, hab ich keine Zeit mir auszumalen, wie die Zentrale genau vorgehen wird. Ich muss mich also darauf konzentrieren, Misas Herz für mich zu gewinnen und ihre Augen zu benutzen…//

Raito faltete die Hände und richtete seinen entschlossenen Blick starr nach vorn. „Morgen hat Ls oder zumindest Ryugas letztes Stündlein geschlagen!“

Am nächsten Tag in der Zentrale: Die Geschwister inspizierten die Beweismaterialien, die Mogi ihnen aus dem Labor gebracht hatte.

L saß in seinem üblichen Sitz in einem Sessel und hielt ein Plastiktütchen mit den Fingerspitzen über seinem Kopf. „Ein Haar…“, ließ er verlauten und ließ seine Gedanken bezüglich des Kira Falls weiter schweifen…

//Die beiden Kiras haben sich verbündet. So viele neue Kiras auch auftauchen mögen, mein Gesicht kennen nur Watari, die Kollegen aus der Ermittlungszentrale und… Yagami Raito. Wenn Kira inzwischen wirklich das Gesicht zum Töten genügt, ist es ohnehin zu spät. Liz hat Recht… Ich muss ohne Furcht vor dem Tod tun, was getan werden muss.//

„Kekskrümel.“, stellte Yashiro fest und notierte ihre Ergebnisse.

„Herr Yagami,“, fing L an, „Sollte ich in den nächsten Tagen sterben, ist ihr Sohn Kira. … Noch ein Haar…“

„WIE?!“ Der Familienvater erlitt einen erneuten Schweißausbruch. „Wie kommen Sie so plötzlich darauf?!“

Der Meisterdetektiv ließ sich nicht von der Hysterie des Inspektors beunruhigen.

„Ich bitte Sie, sich zu beruhigen. Yashiro wird nach meinem Tod die Ermittlungen leiten. Watari wir Ihnen allen zur Verfügung stehen. Sie sind der Einzige, der Kira, oder besser Raito, zu einer Aussage bewegen könnte, wenn ich jetzt sterben sollte.“

Langsam riss Soichiro der Geduldsfaden. Er erhob seine Stimme, um seinen Boss zu einer eindeutigen Antwort zu bringen.

„Ryuzaki! Wieso haben Sie dann meinem Sohn gegenüber behauptet, der Verdacht habe sich beinahe aufgelöst?! Trauen Sie meinem Sohn das wirklich zu?!“ Soichiro stand zornig auf und Schlug auf den Tisch.

Erneut ergriff L eines der Plastiktütchen und betrachtete es genau.

„Ich… ich weiß es wirklich nicht. So etwas habe ich noch nie erlebt. Wenn die beiden Kiras sich tatsächlich gefunden haben, stecke ich in der Scheiße. Vielleicht hab ich deshalb Probleme, die Lage mit kühlem Kopf zu bewahren.“ Ryuga griff nach seinem übersüßten Tee und trank einen Schluck.

„Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass ihr Sohn Kira ist. Aber da wir sonst keine Verdächtigen haben, können wir uns nur auf ihn konzentrieren. Trotzdem steht fest, dass er Kira sein muss, wenn mir in den nächsten Tagen etwas zustößt.“

Liz sah zu ihrem Bruder und wusste genau, was ihm durch den Kopf ging. Er hasste es, immer dieselben Tricks verwenden zu müssen, aber er musste das Risiko eingehen… Amane Misa stand unter dringendem Verdacht, Kira 2 zu sein, und jetzt lag es an L, den nächsten Schritt zu wagen…

Er stand auf und sah gelangweilt zu seiner Schwester.

„Gehen wir.“, sagte er und Liz sprang freudig auf und hakte sich bei ihrem Bruder ein.

Die Geschwister begaben sich auf das Campus-Gelände und verteilten sich dementsprechend. L setzte sich auf eine Bank, ein Buch lesend, während Liz mit etwas Abstand das Geschehen beobachtete.

Raito schlenderte mit seiner 2. Freundin Takada über den Hof und erregte somit viel Aufmerksamkeit.

„Der Kerl hat Nerven! Erst Hideki und jetzt Takada… Immer diese Hochbegabten!“, murmelte einer, während er in seinem Kursbuch blätterte.

Raito ging, mit Takada an der Hand, an der Bank vorbei, auf welcher L sich niedergelassen hatte. Überraschend wurde der junge Student begrüßt.

„Ach, Yagami! Hallo.“, sagte L. Raito wandt sich an seine hübsche Begleiterin und bat sie, beide für einen Moment allein zu lassen. Die junge Frau tat wie ihr gesagt und ging weiter.

L sah ihr nach. „Ist sie jetzt sauer?“, fragte er.

„Ist doch egal. Was machst du hier? Du wolltest dich doch im Verborgenem halten?“ Raito schien irritiert.

„Mir ist klar geworden, dass ich nichts zu befürchten habe, solange du nicht Kira bist. Schließlich bist du der Einzige, der weiß, dass ich L bin.“ L sah Raito direkt in die Augen. „Sollte ich also in den nächsten tagen sterben... wäre zweifellos klar, dass du Kira bist. Das hab ich deinem Vater, der gesamten zentrale und den anderen Ls vorsorglich mitgeteilt.“

Damit hätte Raito nicht gerechnet. Er hatte l somit völlig falsch eingeschätzt…

//Was redet er denn plötzlich von »anderen Ls«?//

Ryuzaki bemerkte die Irritation seines Gegenübers. „Weißt du etwa nicht, dass ich nicht der Einzige bin, der als L rumläuft? L ist sogar eine ganze Gruppe von Ermittlern. Die werden praktisch in einer Schule gezüchtet.“

//Wie bitte?! Will der mich verarschen?!//

„Ich hab beschlossen, wieder zur Uni zu kommen, weil du meintest, du würdest mich vermissen. In der Uni ist es eigentlich ganz angenehm, wenn man nicht dabei draufgeht.“, erklärte sich Ryuga.

„Ohne dich war es schwer, ebenbürtige Gesprächspartner zu finden.“

„Ja, meine Schwester ist anstrengend…“ L grinste wissend. „Deshalb hast du dich mit Takada angefreundet?“

Raito nickte.

//»L ist sogar eine ganze Gruppe von Ermittlern«… Das kaufe ich ihm nicht ab! Soll ich es wirklich wagen, ihn heute zu töten? Der Computer-L… Vielleicht hat er doch nicht gelogen und es gibt mehrere… Und mein Vater…//

Ryuzaki unterbrach die Gedankengänge seines Rivalen. Er stand auf und fragte: „Sollen wir uns Kuchen holen?“

//Ich sollte nichts übereilen. Es wäre klüger, ihn heute doch nicht umzubringen. Wieso musste er ausgerechnet jetzt hier auftauchen und meinen Entschluss ins Wanken bringen? Ob er geahnt hat, dass er in Lebensgefahr schwebt, fall ich Kira bin? Hat er sich deshalb überwunden, hierher zu kommen…?! Zuzutrauen wäre es ihm.//

L sah sich nach seiner Schwester um. //Laut Mogis Recherchen ist eine der vier Personen, mit denen Raito in engerem Kontakt steht, Takada Kiyomi. Sie kann ich schon mal abhaken, denke ich. Was hat er plötzlich mit so vielen Mädchen am Hut? Eine von ihnen kennt er zwar schon länger, aber…//

Auch L konnte seine Gedanken nicht vollenden, als plötzlich ein kleines, zierliches Mädchen quietsch-vergnügt auf Raito zu rannte.

„RAITO! DU BIST DA!!!“, schrie Misa. Verlegen blieb sie einige Meter vor ihm stehen. Liz sah sie und identifizierte sie sofort als dieses kleine, quietschende, nervende, dumme, naive, selbstgefällige, hinterhältig ausspannende, widerliche Miststück. Ja, sie war sich sicher, dass Sayu das so am Telefon formuliert hatte…

„Ich hab zufällig Aufnahmen in einem Studio ganz in der Nähe und wollte dich mal besuchen. Es geht erst um 2 los… Ich hab also noch etwas Zeit. Wusste gar nicht, dass jeder einfach so in die Uni hier rein spazieren kann!“

Raito blieb beinahe das Herz stehen. Die kleine war wahnsinnig!

Nervös sah er zu Ryuzaki, welcher Misa geradezu anstarrte. Schweißperlen bildeten sich auf Raitos Stirn. Er musste ruhig bleiben…!

„Ist das ein Freund von dir? Der sieht ja cool aus! Ich bin Raitos Freundin, Amane Misa. Hallo!“

Misa lächelte süß und L stellte sich als Hideki Ryuga vor. Misa stutzte kurz. Sie war irritiert. Hideki Ryuga war doch gar nicht der Name, den sie über Ls Kopf lesen konnte…

Und in diesem Moment fiel bei Raito der Groschen; Misa konnte seinen wahren Namen sehen und von nun an würde Kira nicht länger von einem Shinigami abhängig sein.

„Echt? Hideki Ryuga?“, fragte Misa erneut. Raito griff ein. Misa durfte sich nicht verraten.

„Ja, ja. Er heißt wie dieser Star… Lustig, nicht?“ Misa begriff sofort und riss sich zusammen.

//Todesgötter dürfen die erkannten Namen nicht weiter sagen, aber Misa darf mir alles erzählen! Problem gelöst! Ich dachte, es wäre zu schwierig, Misa direkt mit Ryuga zusammenzubringen, aber jetzt… Ryuga… Diesmal bist du selbst schuld an deiner Misere!// Kira betrachtete seinen Gegner aus dem Augenwinkel. L lutschte an seinem Zeigefinger und betrachtete Misa inständig. Er erschien nachdenklich, mysteriös…, was Raito sichtlich beunruhigte.

//S…spürt er irgendwas?! Nur, weil sie so komisch auf seinen Namen reagiert hat? Aber bei dem Namen reagieren doch alle so! Wie sollte eine Verbindung zwischen ihr und Kira2 herstellen können?// Raito schien paranoid zu werden…

„Raito…“, begann Ryuzaki und starrte Misa weiterhin an. „Du bist ein Glückspilz!“

Ryuku brüllte vor Lachen, während Liz der Kiefer auszuhaken schien. Das war nicht das normale L-Starren, es erinnerte eher an einen Footballer, der, sagen wir, Druck hatte…

Ryuzaki kam Misa etwas näher, welche ihn leicht verstört ansah.

„Seit der März-Ausgabe von »Eighteen« bin ich ein großer Fan von dir, Misa.“, sagte er und Misas Gesicht hellte sich schlagartig auf.

„Was, wirklich?! Das ist aber schön!“, rief sie.

//W…Wie bitte?! Woher kennt er sie denn?! Ihre Fotos wurden doch bisher nur in Teenager-Zeitschriften abgedruckt… Liest der so was?!// Raito war nicht weniger verwundert als Liz es war.

Es dauerte nicht lange, bis auch andere ihr Idol erkannt hatten. Misa erregte viel Aufsehen und schon nach einigen Minuten hatte sich eine große Traube um das kleine Mädchen gebildet.

Unter all den Menschen, drohte sie förmlich unter zu gehen. Gemurmel über Gemurmel und plötzlich schien einer der Jungs seine Hand nicht mehr im Griff gehabt zu haben.

„Hey! Finger weg von meinem Hintern!“, schrie Misa schockiert. L ging einen Schritt auf sie zu. „Welch ungebührliches Verhalten! Ich werde den Übeltäter sofort zur Rechenschaft ziehen!“, verkündete er.

„Ich will auch mal.“, sagte ein anderer.

Misa und Ryuzaki tauschten ein Lächeln aus. Misas Lächeln wirkte naiv und freudig wie immer, Ryuzakis hingegen hinterlistig erschien. Er hatte etwas vor…

//Jetzt, wo Misa und Ryuga sich begegnet sind und er weiß, dass wir zusammen sind, wird die Sache wirklich brenzlig. Er muss verschwinden! Das ist glasklar! Aber in seiner Gegenwart kann ich Misa nicht nach seinem wirklichen Namen fragen. Wie soll ich ihn denn jetzt loswerden? Ich muss mit ihr alleine sein!//

Plötzlich trat eine streng aussehende Frau Mitte 40 ins Geschehen und ergriff Misa an der Hand. „Misa! Du musst ins Studio! Oder willst du wieder mal zu spät kommen?“ Misa wurde von ihrer Managerin abgeholt. Freudig winkte sie ihrem Freund zu und rief: „Bis dann, Raito! Ich meld mich, wenn das Shooting vorbei ist!“

Kurz ging ein leises Raunen durch die Menge. Er war doch mit Takada zusammen, oder nicht?

„Also, wir sehen uns dann bei der einen oder anderen Vorlesung. In der Dritten haben wir doch Psychologie zusammen, oder?“, fragte Ryuzaki und steckte die Hände in die Hosentaschen.

„Ja. Wir sehen uns dann. Ich verschwinde jetzt mal aufs Klo.“, erwiderte Kira und die beiden Rivalen trennten sich.

//Misa ist bestimmt noch mit ihrer Managerin zusammen. Aber Ryugas Namen dürfte sie mir ja trotzdem problemlos verraten können.// Ein letztes Mal sah er hinter sich und beobachtete den Detektiv beim Schlendern über den Schulhof. //Na dann, Ryuga… Wir hatten ‘ne Menge Spaß. Bin wirklich froh, dass ich dich selbst auslöschen kann, sobald ich deinen Namen kenne.//

Raito griff nach seinem Handy und wählte Misas Nummer.

Forgotten

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Forgotten
 

//Als du im Januar mein Zimmer mit Kameras und Wanzen überwacht hast, habe ich den maximalen Zeitraum ausgeschöpft, um Verbrecher auszulöschen. Ich weiß also, dass ich 23 Tage Zeit haben werde, alles nach einem Unfalltod aussehen zu lassen. Wenn ich dich nicht sofort töte, werde ich genug Zeit haben, alles zu vertuschen… Das müsste reichen. Jetzt brauche ich nur noch deinen Namen, damit ich ihn auf den Zettel aus dem Death Note in meiner Tasche schreiben kann.// Raitos Gedanken zauberten ein furchteinflößendes Grinsen auf seinem Gesicht. Er konnte es kaum erwarten, sein sekundäres Ziel, Ryuga zu töten, zu erreichen…

Er betätigte den grünen Knopf seines Handys und der Anruf ging raus.

Der Freizeichenton erklang und Raito schien auch Misas Klingelton wahrzunehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass das Handy somit viel zu nah bei Raito zu sein schien, die Musik kam auch aus der falschen Richtung. Raito drehte sich nach den Tönen um und erkannte Ryuga aus der Ferne, wie er in seine Hosentasche griff, um ein klingelndes Handy rauszuholen.

Er wird doch nicht…?!

Raito stand noch eine Weile perplex da und beobachtete Ryuzaki. Der junge Meisterdetektiv begutachtete gierig das Display, auf dem »Mein Kaito« stand.

//Das ging schneller als erwartet! Schade eigentlich… Hätte er gewartet, bis ich außer Sichtweite bin, hätte ich rangehen können, in der Hoffnung, dass er einfach loslegt…//

L nahm den Anruf entgegen und ließ seine Stimme mit einem monotonen »ja« verlauten. „Wer ist denn da?“, fuhr er fort.

Raito hingegen starrte seinen Rivalen böse an und antwortete nicht weiter auf seine Frage. „Ryuga… Was soll das?!“

„Oh! Ich habe das Handy vorhin in dem Getümmel auf dem Boden gefunden.“, erklärte L unschuldig.

//Von wegen »gefunden«… Er hat’s aus Misas Tasche geklaut! Das bedeutet, er verdächtigt Misa bereits, Kira 2 zu sein… und ich werde ebenfalls umso verdächtiger…//

„Hör mal, das ist Misas Handy. Ich geb’s ihr zurück.“, sagte Raito und Ryuzaki schlich auf ihn zu und übergab ihm das Handy.

//Ryuga… Glaub bloß nicht, dass du dadurch irgendwas gewonnen hast! Misa hat schließlich noch ein Handy. Sobald ich sie angerufen habe, ist dein Schicksal besiegelt!//
 

Während Raito sich um Ryuzaki kümmern musste, schlenderte Misa durch den nahegelegenen Park, da das der kürzeste Weg zu ihrem Termin war.

Liz und Mogi mussten sich beeilen, denn sie mussten Misa noch vor dem Fotostudio abpassen können.

Die beiden Kollegen schritten hinter der Managerin und ihrem Schützling. Liz war auf ihren Einsatz als Ermittlerin nicht vorbereitet und somit auf ihren Highheels nicht sonderlich unauffällig. Als sie letztendlich auf dem Kiesweg des Parks umknickte, konnte sie sich ein lautes »Shit!« nicht verkneifen. Misa sah sich um.

„Ouch. Das ist mir auch schon oft passiert.“, sagte sie aufmunternd und lächelte. Sie sah Liz schräg an. Mogi hatte sich sofort mit dem Rücken zu Misa gedreht, damit sie sein Gesicht nicht erkennen konnte. Irgendwoher kannte sie dieses europäische Mädchen… Und dann las Misa ihren Namen. Elizabeth… Das war dieses Mädchen, was mit Raito in Shibuya war!

Misa hatte nicht viel von ihrer neusten Erkenntnis, als Mogi Misa auch schon Handschellen anlegte, während er ihr beide Augen zu hielt. Die Managerin blieb wie angewurzelt stehen.

„Was tun Sie da?!“, zischte sie.

Liz rappelte sich auf und schien nervös nach etwas zu suchen. Wo war nur ihr verdammter Polizeiausweis geblieben?! Ihre Mission schien zum Scheitern verurteilt, als sie ihren FBI-Ausweis fand und sich mit diesem gezwungener Maßen vorstellte.

„Jane Fletcher. FBI. Amane Misa wird wegen des dringenden Tatverdachts an Rauschgiftmissbrauch festgenommen.“ Wegen so einem Fall, würde kein FBI-Agent weder in Amerika, noch in Japan ermitteln…

Die beiden überrumpelten Frauen kauften es ihnen jedoch ab.

„Was?! Misa, was sagt diese Frau da?!“

„Ich bitte Sie, bewahren sie Ruhe. Amane-san wird nun mit uns auf’s Revier kommen.“

Mit diesem Worten gingen Liz und Mogi von dannen. Mogi führte die an Handschellen gefesselte und blinde Misa ab, während Liz hinterher humpelte.

Beide Ermittler setzten sich in den Streifenwagen, nachdem sie Amane auf die Rückbank gesetzt hatten.

„Amane, Sie sind wegen des dringenden Verdachts, Kira 2 zu sein, festgenommen. Der Öffentlichkeit wird die Meldung mit dem Rauschgiftmissbrauch nahegelegt.“, erklärte Mogi monoton. Liz benachrichtigte ihren Bruder per Handy.

„Maus in Mausefalle… oder so…“

„Ach wirklich? Gut gemacht! Ich bin gleich da!“, antwortete Ryuzaki und steckte sein Handy wieder weg, um sich an Raito zu wenden.

„Ich denke, das dürfte jetzt eine erfreuliche und gleichzeitig traurige Nachricht für dich sein, Raito.“, erklärte Ryuga. Er fixierte das Gesicht seines Gegenübers genau. „Amane Misa steht unter dem dringenden Verdacht, Kira 2 zu sein!“ Raito riss die Augen auf.

„Was?!“

„An dem Klebeband, mit dem Kira 2 die Umschläge mit den Videos verschlossen hat, haben wir unter anderem Katzenhaare, Make-up-Reste und Kleidungsfasern gefunden, die aus Misas Zimmer stammen. Die Öffentlichkeit darf das allerdings erst erfahren, wenn sie uns ein Geständnis geliefert hat. Offiziell haben wir sie wegen Drogenmissbrauchs festgenommen.“

Raitos Gedanken schienen keinerlei Ordnung mehr zu haben. Misa war also geschnappt, aber wie? Und wieso? Den Namen konnte bzw. musste Raito für’s erste vergessen…

//Ryuga hat sein Leben nicht gerettet, indem er sich irgendwo verkriecht, sondern dadurch, dass er hier bei mir war.//, stellte Raito im stillen fest.

„Alles in Ordnung, Raito?“. Fragte Ryuzaki leise und kam ihm ein Stückchen näher. „Ich kann dich verstehen… Ist sicher ein blödes Gefühl, wenn die Freundin unter dem Verdacht verhört wird, Kira 2 zu sein.“

Und in diesem Moment wurde Kira klar, dass er die ganze Zeit beschattet wurde, ohne es nur einmal geahnt zu haben.

//Ich war zu leichtsinnig. Ich hätte dafür sorgen sollen, dass die Videos keinerlei Spuren liefern! Er wusste genau, dass ich sie anrufen wollte. Durch ihre Festnahme ist der Verdacht gegen mich schon gar kein Verdacht mehr… Sollte Misa sich verplappern, bedeutet das mein Ende. Ich muss sie loswerden!// Kleine Schweißperlen bildeten sich auf Raitos Stirn, als ihm das Ausmaß seiner eigenen Misere klar wurde.
 

L traf seine Schwester kurz darauf in der Zentrale. Sie übergab ihm das Ergebnisprotokoll der Festnahme. L las es aufmerksam durch und lachte kurz auf.

„FBI?“, fragte er und grinste sie breit an.

„Ich hab meinen anderen Ausweis nicht gefunden…“, murmelte sie kleinlaut.

„Sie hat dein Gesicht gesehen.“, fügte ihr Bruder hinzu, diesmal in einem strengeren Tonfall.

„Sieh’s positiv.“, sagte Liz und grinste. „Wenn ich sterben sollte, wissen wir, dass sie Kira 2 ist.“

„Und sollte ich sterben, ist sicher, dass Raito Kira ist.“

Liz lächelte ihren Bruder breit an und umarmte ihn. „Ist das nicht toll? Sie sind in einer Zwickmühle, und sobald wir sterben, sind sie dran!“, sagte sie und lächelte.

„Ja, sterben ist ‘ne gute Sache…“ Ryuzaki hob die brauen und tätschelte seine Schwester am Kopf, bevor er aufstand und sich an den Monitor im Nebenraum setzte.

Liz folgte ihm und war schockiert von dem Anblick, der sich ihr darbot. Auf dem riesen Flatscreen an der Wand des Raumes war Misa zu sehen… Sie trug eine weiße Zwangsjacke, welche gerade über ihre Knie ging. Sie war barfuß und trug eine stählerne Maske, die ihr sämtliche Sicht nahm. Noch dazu war sie stehend an eine separate Wand mit Lederriemen gefesselt. Zwischen ihren Beinen, an ihren Hüften und Armen, Achseln und über ihrem Schlüsselbein verlief solch ein Gürtel, der ihr jede Bewegung verweigerte.

Liz riss sich zusammen und schloss ihren Mund wieder.

„L… Das geht zu weit. Das ist ja pervers! Von mir aus, setz sie auf einen Stuhl und fessel sie da an, verbind ihr die Augen, aber das ist einfach nur pervers!“

L gab sich unbeeindruckt, während die anderen Ermittler zwischen den Geschwistern hin und hergerissen zu sein schienen.

„So weit ich mich erinnern kann, leite ich die Ermittlungen immer noch. Sie ist Kira 2, da ist höchste Vorsicht geboten.“

„Das grenzt an Folter, L!“, sagte Liz eindringlich.

„Tut es nicht. Genau genommen, ist es das sogar.“

Yashiro seufzte schwer. Das konnte er doch nicht ernst meinen… Matsuda tauschte mit Yashiro verwirrte Blicke, als sie sich dann auch schon neben ihren Bruder niederließ.

„Die Beweise häufen sich weiter.“, sagte Matsuda dann endlich, als alle versammelt waren. „Sie muss es sein.“

„Sie hat noch nicht gesprochen.“, teilte Watari mit. Er war mit der Zentrale via Computer und Head-Set verbunden. Er selbst stand in direkter Verbindung zu Amane Misa.

„Alles, was sie äußert, sind Beschwerden über die Fesselung.“, fuhr der Wissenschaftler fort.

„Kein Wunder…“, murrte Liz.

„Verbinden Sie uns vollständig mit ihr.“ Er wandt sich an sein Team. „Sie ist womöglich Kira 2! Wir können nicht vorsichtig genug sein! Vorsicht ist die Mutter der Polizeikiste!“, erinnerte er und fand bei Aizawa brennende Zustimmung.

„So ist es. Auch, wenn die Fingerabdrücke nicht von ihr stammen und der Videorekorder bereits entsorgt wurde, haben wir in ihrem Zimmer mit dem Tagebuch identische, lose Blätter sowie einen exakt passenden Einsendungsstempel mit der entsprechenden Tinte gefunden. Auch der am Klebeband des Osaka versandten Umschlags haftende Blütenstaub stimmt mit den in der Nähe des Appartements, das sie bis April bewohnte, wachsenden Pflanzen überein.“

Matsuda stand auf und ging zu seinen Kollegen. „Nicht zu vergessen die Bahnfahrkarte nach Nagano für den Tag, bevor wir das Päckchen von dort erhielten. Die Überwachungsvideos der Bahnhöfe sind sicher noch vorhanden. Kira hatte uns garantiert nicht so viele Beweise hinterlassen.“

Diese Menge an Indizien konnte kein Zufall sein. Und Ryuzaki war sich sicher, dass es sich hier auf gar keinen Fall um einen Zufall handelte.

„Wie hat sie ihre Opfer getötet?“

„Kennt sie Kira? Weiß sie, wer er ist?“

„Wir müssen ihr ein Geständnis entlocken!“

Die Ermittler schienen hitzig ihre Gedanken auszusprechen, bis L sich an sein Mikro wandte, um mit Watari zu sprechen.

„Watari! Bringen Sie sie zum Sprechen, egal wie. Jedes Mittel ist recht… Aber seien sie vorsichtitg!“

Den japanischen Ermittlern fiel die Kinnlade runter, während Liz nur den Kopf schüttelte.

Jedes Mittel war also recht…?! Wie weit würde Ryuzaki gehen?

„Noch etwas, Herr Yagami. Raito ist der Zutritt zur Zentrale momentan untersagt. Doch in Kürze werden wir ihn hier brauchen, um seine Meinung als Kira zu hören.“

Soichiros Puls wurde mal wieder von Ryuzaki so dermaßen provoziert, dass sein Herz drohte, aus seiner Brust zu springen. Sämtliche männlichen Mitglieder der Zentrale waren ziemlich überrascht, während Liz sich sichtlich unbeeindruckt gab.

„Im April ist Misa in Kanto aufgetaucht und hat sich mit Raito angefreundet. Ihre Eltern wurden ermordet; Kira hat den Täter hingerichtet. Außerdem hat Raito ein auf sie angemeldetes Handy bei sich. Bei Liebespaaren zwar nichts Ungewöhnliches, dich Raito wäre sicher viel zu stolz, um so etwas anzunehmen.“ L trank einen kräftigen Schluck Sirup und übergab seiner Schwester das Wort.

„Sollte er Kira sein, wäre seine einzige Rettung, dass er Misa töten würde… doch sie lebt noch. Ich gehe davon aus, dass er sie noch nicht umgebracht hat, weil ihm klar ist, dass bisher nur sehr wenige von ihrer Festnahme wissen und der Verdacht auf ihn fallen würde. Oder er kann es sich nicht leisten sie zu töten, nicht nur wegen den vorhin genannten Punkten, sondern, weil er sie braucht, um seinen Plan zu verwirklichen.“

Sie sah noch einmal auf den Monitor. Misa rührte sich nicht. Liz fragte sich, ob sie überhaupt noch atmete.
 

Raito ging nervös in seinem Zimmer auf und ab. L hatte zwar noch keine Beweise, aber ging mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass er Kira war, das wusste Raito. Er hatte bereits sämtliche Blätter aus dem Death Note bis auf zwei aus seinem Geldbeutel als Vorsichtsmaßnahme entfernt. . Blieb nur noch die eine Frage, die ihm die Klinge zur Kehle trieb… Wie konnte er Misa zum Schweigen bringen?! Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er fuhr sich durch sein Haar und atmete tief durch. Wenn er sie töten würde, würde Rem ihn töten.

Der Shinigami hasste Raito noch mehr denn je, als er erfuhr, dass Misa geschnappt wurde. Und als er sah, dass dieses junge Mädchen es war, die Misa festnahm, mit der Raito eine der letzten Nächte verbracht hatte, verschwendete Rem nicht nur einen Gedanken daran, Raito zu töten. Aber damit würde sie Misa noch mehr Leid zufügen als sie ohnehin schon ertragen musste.

//Ich muss mit ihr sprechen… Sie ist sicher bei ihr. Wie soll ich an den Todesgott rankommen?!// Er schnaufte erschöpft und ließ sich auf sein Bett fallen. Er versuchte sich zu entspannen. Er musste ganz ruhig handeln, er durfte auf gar keinen Fall irgendetwas überstürzen!

Misa sprach nicht. Auch in den nächsten 2 Tagen gab sie keinen Ton von sich. Erst am dritten Tag, kurz nachdem Liz von der Uni kam, begann sie zu sprechen.

Die Ermittler in der Zentrale schliefen friedlich. Vor lauter Erschöpfung hatte sie der Schlaf übermannt. Nur L saß aufrecht auf seinem Sessel und löffelte etwas flüssigen Zucker. Watari meldete sich zu Wort und berichtete von Misas Regungen.

„Was?!“, brachte L aufgeregt heraus. Liz stürmte aus der Küche mit ihrer Tüte tiefgekühlter Pommes in der Hand. „Schnell! Auf den Bildschirm!“, rief sie und schmiss sich auf die Couch. Die japanischen Polizisten wurden geweckt und sprangen sofort auf. Jegliches Augenpaar sah auf den Flatscreen an der Wand.

Misas Kopf war erhoben. Sie nuschelte, bis sie alle Kraft zusammen nahm und laut und deutlich zu sprechen begann. „Ich… kann nicht mehr.“ L sah gespannt auf den Bildschirm. Würde ein Geständnis folgen?

„Ich will sterben!“, rief sie und Matsuda schluckte. „Töte mich! Jetzt sofort!“, rief das junge Model.

In den letzten Tagen hatte sie nicht einmal Wasser zu sich nehmen können. Das junge Mädchen war völlig am Ende.

L sprach durch sein Mikro. Er war direkt mit Misas Zelle verbunden.

„Amane Misa! Hörst du mich?“, sagte er monoton. Seine Stimme wurde durch den Computer verzerrt. Misa antwortete. „Ja, ich höre dich. Du musst mich töten… Schnell!“, rief sie erneut.

L gab nicht auf. Er wollte sein Geständnis kriegen!

„Heißt das, du gibst aufgrund der erdrückenden Beweislast zu, Kira 2 zu sein?“

„Nein… Ich kenne keinen Kira 2!“ Sie begann zu zittern und ihre Stimme überschlug sich, während sie sprach. „Aber ich halte das nicht mehr aus! Lieber wäre ich tot! Also töte mich! Beeil dich! Ich weiß, dass du es kannst!“

Dass Misa nicht die Ermittler meinte, sondern ihren Shinigami Rem, wusste natürlich niemand der Ermittler. Auch sehen konnten sie die Todesgöttin nicht, die direkt neben Misa stand. Auch hören konnten sie sie nicht, als sie begann, mit Misa zu sprechen.

„M…Misa… Meinst du etwa…?“, begann der Shinigami.

„Ja! Töte mich!“

„Du bittest mich also, dich zu töten?“

„Genau… Bitte tu es…“

Als Shinigami hatte man nicht viel Möglichkeiten, seine Gefühle anhand der Mimik auszudrücken, doch in Rems Augen spiegelte sich Mitleid wieder. Sie hatte Angst um Misa. Sie konnte ihre kleine nicht töten. Misa winselte weiter. „Ich kann nicht mehr! Töte mich!“, rief sie immer wieder. Es schien ihr sehnlichster Wunsch zu sein.

„Wenn ich dich töten muss, werde ich auch Yagami Raito umbringen, der ist an allem schuld…“

„Nein! Nicht! NEIN! Töte mich!“

Misa wollte also wirklich für diesen Kerl sterben. Das konnte nicht ihr Ernst sein… Der Shinigami konnte es nicht glauben.

„Ich sollte doch sowieso schon längst tot sein… Damals…“

„Mit »Damals« meint sie wohl den Überfall, bei dem ihre Eltern…“, versuchte Aizawa sich zu erklären.

„Die kleine tut mir leid.“, sagte Matsuda leise.

„Mir nicht.“, erwiderte Liz monoton, während sie gierig auf den Bildschirm starrte. Ihr und ihrem Bruder war klar, dass da etwas los war, von dem die beiden nichts verstanden…

„Ich wäre glücklich, jetzt zu sterben. Noch bin ich jung und schön… Also töte mich!“

„Wenn ich dir das Death Note nicht gegeben hätte… »Todesgötter bringen den Menschen nur Unglück«… Das stimmt offensichtlich“ Rem gab sich offensichtlich die Schuld an Misas Misere. „Tut mir leid, Misa!“

„GENUG JETZT! Töte mich! Schnell!! Wenn du mich nicht tötest…!“

Plötzlich tauchte Watari hinter Misa auf. Er knebelte sie, damit sie sich nicht auf die Zunge beißen konnte.

„Kira wird sie doch nicht manipuliert haben…?“, fragte sich Ryuzaki laut.

Misa ließ erschöpft den Kopf hängen. Sie blieb erneut für die nächsten Stunden stumm…

Rem verließ Misas Zelle und flog zu Raito.

Raitos Herz begann schneller zu schlagen. War Rem gekommen, um ihn zu töten?!

„Yagami Raito…! Misa… Ich habe Misa… Ich habe ihr das Eigentumsrecht am Death Note entzogen.“

Damit hatte sie jegliches Erinnerungsvermögen an das Death Note verloren. Auch Ryuzakis sowie Yashiros Namen, nicht zu vergessen das Augenlicht der Todesgötter… Aber ohne Erinnerung, konnte sie auch nicht von Kira erzählen. Raito atmete kurz auf.

„Sie hat den Kopf geschüttelt, als ich sie fragte, ob ich sie befreien solle… Sie hatte wohl Angst, dass sie durch ihre Kenntnis von der Existenz von Todesgöttern und ihre besondere Gabe auffliegen und dir schaden könnte. Als sie erkannt hat, dass sie am Ende ihrer psychischen Kräfte ist, hat sie mich angefleht, sie zu töten, damit sie euch nicht verraten könnte. Sie tut das alles aus Liebe zu dir!“ Der Shinigami sah Raito eindringlich an. Ryuku amüsierte sich mal wieder prächtig. Wie aufregend die Welt der Menschen sein konnte…

„So sehr sie mich auch bedrängt hat, ich Misa einfach nicht töten… Ich konnte es nicht länger mit ansehen. Es gab nur einen Weg, sie zu erlösen… Sie hat nun jegliche Erinnerung an alles, was mit dem Death Note zusammenhängt, verloren. Die begangenen Morde, die Tatsache, dass du Kira bist… Dein Geheimnis ist jetzt bei ihr vollkommen sicher. Als ich sie fragte, ob ich ihr Eigentumsrecht an dich weitergeben soll… hat sie genickt und gelächelt… Dann ist sie ohnmächtig geworden.“

Raito grinste. „Gut gemacht, Rem. Mir ist dasselbe eingefallen, aber ich wusste nicht, wie ich dich oder Misa erreichen sollte. Wenn sie sich nicht mehr an das Death Note erinnert, haben sie nichts gegen sie in der Hand!“

„Yagami Raito… Die ist jetzt die Möglichkeit abhanden gekommen, Ls wahren Namen zu erfahren, aber ich weiß, dass du mit der momentanen Situation sehr zufrieden bist, aber…“ Die Todesgötting beugte sich bedrohlicher Pose über ihn und deutete mit ihrem überlangen Zeigefinger unter seine Kehle. „wenn du Misa nicht da rausholst, bringe ich dich um!“ Raito weitete die Augen. So etwas hatte er befürchtet… Er nickte widerwillig und willigte somit ein. „In Ordnung, Rem. Ich weiß in etwa, wie L jetzt vorgehen wird. Ich habe da eine Idee…“ Kira stand auf und überlegte kurz. Darauf wandt er sich an seinen Todesgott Ryuku. „Jetzt heißt es Abschied nehmen, Ryuku…“ Raito teilte den Shinigamis seinen Plan mit. Dass er nun das Besitzerrecht zweier Death Notes hatte, erwies sich als großer Vorteil…

5:00h am nächsten Morgen. Raitos Wecker piepste und er sprang schnell in seinen Trainingsanzug. Er nahm sich seine beiden Death Notes und weckte auch Ryuku und Rem. Sie mussten schließlich mitkommen.

Als Raito fertig war, schlich er sich aus dem Haus. In einer Stunde musste er wieder zurück sein, damit seine Mutter noch schlief, bevor er wiederkam und sie somit nichts bemerken konnte.

Raito verschlug es in den Wald. Er achtete energisch darauf, keinen frühaufstehenden Joggern über den Weg zu laufen. Der Student ging keinem Trampelpfad oder der dergleichen nach, nachdem er tief genug im Wald war; Er lief durch den Wald, wie es ihm gerade nach der Nase zu sein schien. Als er das Gefühl hatte, tief genug im Dickicht zu sein, blieb er stehen und wandt sich an beide Shinigamis. Er holte aus seiner Tasche das Death Note raus, welches ihm Misa vermacht hatte. Beide Todesgötter sahen interessiert zu dem Menschen hinab. Ryuku amüsierte sich über die raffinierte Art Raitos.

„Ich gebe das Eigentumsrecht an diesem Death Note auf.“, sagte dieser dann und übergab Rem das Death Note, welches einmal Misa gehörte. Rem nickte, nahm sich das Notizbuch und flog davon.

Raito sah ihr nach und ließ sich seinen Plan noch einmal genau durch den Kopf gehen. Dadurch, dass er Ryukus Death Note behielt, verlor er seine Erinnerungen nicht, auch nicht, wenn er das Besitzerrecht eines weiteren Death Notes aufgab. Raito atmete einmal tief durch. Hätte Rem das Death Note nicht in die Menschenwelt gebracht, hätte er diese Probleme nicht, so dachte er. Auch Ryuku sah seiner Kollegin Rem nach.

„Bist du dir wirklich sicher, Raito?“, hakte er nach.

„Ja. Ich habe keine andere Wahl.“, antwortete er.

Der Shinigami drehte sich zu einem Baum und legte den Kopf schief. „Dass mein schönes Death Note irgendwann in der Erde enden würde…“, ließ er nachtragend verlauten, jedoch fiel ihm Raito ins Wort.

„Ryuku! Wir haben es in der Erde versteckt, aber noch nicht … weggeworfen!“ Raito betonte das letzte Wort seines Satzes ungewohnt stark. Er richtete seinen eindringlichen Blick auf Ryuku und begann deutlicher zu reden.

„Achte gut darauf, wann ich das nächste Mal das Wort »wegwerfen« benutze! In welchem Zusammenhang das auch immer sein wird, ich werde das Death Note damit meinen!“

Ryukus Grinsen wurde breiter. Die Menschenwelt war sooo aufregend! Nach einer Weile der Faszination nickte Ryuku. „Hab verstanden.“
 

••

„Hey, Stalker! Das ist gegen das Gesetz! Hör auf damit! Wenn du jetzt aufhörst, verrate ich dich nicht und verzeihe dir! Hörst du, Stalker?“, fiepste Misa. Nur einige Minuten waren vergangen, nachdem sie aus ihrer Ohnmacht erwacht war. Sie schien zu schwach, um zu schreien wie sie es zuvor getan hatte, als sie um ihre Tötung bat. Es war bereits halb 12.

„Holen Sie Yashiro aus der Uni!“, befahl Ryuzaki Matsuda. Dieser rief sie sofort an und bat sie zur Zentrale.

„Seit sie aus ihrer Ohnmacht aufgewacht ist, ständig dieselbe Leier…“, sagte Aizawa.“Glauben Sie, das ist nur gespielt?“, warf Matsuda ein, und steckte sein Handy weg.

Der Chefinspektor saß erschöpft und mit den Nerven am Ende auf der Couch des Hotelzimmers und hielt sich den Kopf. Der Druck auf den Polizisten wurde immer größer.

„Nimm mir wenigstens die Augenbinde ab!“, bat Misa. „Ich will dein Gesicht sehen, Stalker!“

L saß vor dem Monitor und lutschte gedankenverloren am Daumen. Sie wollte also sein Gesicht sehen…?!

„Matsuda! Rufen Sie Mogi an!“, befahl er Matsuda. Er schien das Call-Girl der Zentrale zu sein. Matsuda nahm sein Handy wieder aus seiner Jackentasche und konnte gerade noch die Nummer wählen, als Ryuzaki ihm das Handy auch schon aus der Hand riss.

„Sie hatten Misa Amane doch bei ihrer Verhaftung gesagt, dass sie wegen des Verdachts Kira 2 zu sein, festgenommen wird, richtig?“

„Ja, das hab ich. Ich hab mich ihr von hinten genähert und ihr Augen und Mund zugehalten, wie Sie gesagt haben. Sie hat sich weder gegen die Handschellen noch gegen die Augenbinde gewehrt und sich einfach ergeben.“ L legte auf.

„Du kriegst ein Autogramm, wenn du willst! Ich geb dir auch die Hand oder ein Küsschen… Ich laufe nicht weg, versprochen!“, bot Misa an. L stutze. Irgendetwas stimmte nicht. Sie wusste doch, um was es ging…

//Was hat sie nur mit diesem Stalker?// Er wandt sich an sein Mikro.

„Amane Misa!“

„Stalker? Was ist? Willst du mich endlich freilassen?“

„Bevor du geschlafen hast, hast du kein Wort gesagt… Außer, dass du sterben willst. Was ist plötzlich mit dir los?“

„Wovon redest du? Du warst es doch, der mich betäubt und hierher geschleppt hat! Was willst du von mir? Soll das ein Verhör sein oder so?“

Liz betrat die Zentrale. Schweigend setzte sie sich neben ihren Bruder und beobachtete das Geschehen.

„Weißt du, warum du gefesselt bist?“, fragte L. Seine Augen waren weit aufgerissen.

„Warum…? Na, weil ich berühmt bin! Du bsit allerdings der erste Stalker, der es so weit treibt.“, antwortete Misa und Matsuda platzte der Kragen. Er ballte die Fäuste und riss Ryuzaki das Mikrophon aus den Händen.

„Verdammt! Amane, hör endlich auf, uns für dumm zu verkaufen!!!“, schrie er.

Misa erschreckte sich und Tränen schienen unter ihrer Maske über ihr Gesicht zu fließen.

„I… Ich hab Angst! W… was ist das hier?! Lasst mich gehen, bitte!“ Sie verstummte kurz.

„Was ist passiert?“, fragte Liz leise.

„Sie scheint auf einmal nichts mehr von unserem Verdacht und überhaupt Kira zu wissen…“, erklärte Aizawa stutzend.

„I…Ich muss aufs Klo…! Ich muss ganz dringend!“, erklärte Misa leise.

„Du warst doch vor 4 Minuten erst! So dringend kann es nicht sein!“, erwiderte Matsuda trotzig.

Misa schrie erneut. Diesmal hysterisch und ängstlich. „Was?! Woher willst du das denn wissen?! Freu dich lieber, dass du mir wieder beim Pinkeln zusehen kannst, du perverses Schwein!“

Liz sah vom Monitor auf.

„Ihr seht ihr beim Pinkeln zu?!“ Fassungslos sah sie in die Runde, doch niemand schien ihr zuzuhören.

//Ich… ein perverses Schwein…?//, fragte sich L. „Amane! Sei vernünftig und sprich mit uns. Kennst du einen Yagami Raito? Was willst du von ihm? Wir wissen, dass du dich einige Male mit ihm getroffen hast: Oder willst du das abstreiten?“

„Wieso sollte ich abstreiten, dass ich mich mit meinem Freund getroffen habe?“

„Wie… mit deinem Freund?!“ Liz verengte die Augen und legte den Kopf schief. Misa sprach weiter.

„Ist ja wirklich super, was du alles weißt… Aber mit Raito kannst du nicht mithalten!“

Auch L legte seinen Kopf auf seine rechte Schulter. Beide Geschwister hatten dieselben Gedankengänge und gerade dieselbe Sitzposition eingenommen.

//Bisher hatte sie dazu geschwiegen wie ein Grab… und jetzt ist er ganz einfach ihr Freund?//

Auch Matsuda und Aizawa schienen sichtlich irritiert. „Was ist mit der los?!“

Die Stille wurde durch Ls klingelndes Handy gebrochen. Es war Raito.

Matsuda stutzte. Niemand durfte im Besitz Ryuzakis Handynummer sein. Wieso hatte sie also Raito?

L ordnete an, Bild und Ton der Monitore abzustellen, damit Raito nichts mitbekommen konnte.

„In Ordnung. Wir sind in Zimmer K2801.“L legte auf. Raito war auf dem Weg zur Zentrale. //Was hast du nur vor, Yagami Raito…?!//

Einige Minuten später betrat Raito auch schon das Hotelzimmer. Er zögerte nicht lange, sondern ging sofort auf L und Liz zu.

„Ich hatte es am Telefon bereits erwähnt, Ryuzaki… Möglicherweise bin ich Kira.“

Das Herz seines Vaters drohte erneut aus der Brust zu springen. Er rannte zu seinem Sohn und packte ihn an den Schultern.

„Quatsch! Was sagst du denn da, Raito?!“, schrie er. „Ist das dein Ernst?! Hör sofort auf mit diesem Unsinn! Was ist nur mit los, Raito?! Sag schon!!!“

Während Soichiro eindringlich versuchte, seinem Sohn alles auszureden was er gesagt hatte, schienen Yashiro und Ryuga Raito mit ihren Blicken geradezu zu durchbohren.

„Du bist es nicht nur möglicherweise, Raito…“, flüsterte Liz leise. L ignorierte die Bemerkung seiner Schwester. Er war irritiert. Was hatte er vor?

//Amane Misa packt nicht über Kira 2, geschweige denn über Kira aus. Wir können nicht beweisen, dass Yagami Raito Kira ist. »Möglicherweise bin ich Kira«… Führ mich nicht an der Nase herum! Du bist nicht möglicherweise Kira, sondern bestimmt! Was hast du nur vor?!//, dachte der Detektiv und musterte seinen Gegner.

„Vater… Wenn Ryuzaki L ist, ist er der wahrscheinlich beste Ermittler der Welt. Wenn er denkt, dass ich kira bin, muss etwas an seiner Vermutung dran sein.“ Er sah zu Boden und schien sichtlich bedrückt.

„H…Hey…! Was sagst du da?! Raito…!“, versuchte es Soichiro erneut.

L sah zu seiner Schwester, dann zu Kira.

„Du hast Recht. Ich bin davon überzeugt, dass du Kira bist. Möglicherweise kann ich das auch bald beweisen. Du durchschaust einfach alles, Raito… selbst, wie meine Psyche funktioniert.“, gab er zu. Liz stand auf und ging an das verspiegelte Fenster.

//Du denkst deshalb, dass wir dich für Kira halten, weil du selbst Kira bist… Aber was tust du jetzt?!“, fragte sie sich und sah in den strahlend blauen Himmel.

„Wer wurde von Raye Penber vom FBI von seiner Ankunft in Japan bis zu seinem Tod oberserviert? Wer war am 22.05. in Aoyama? Und mit wem nahm Amane Misa, mutmaßlich Kira 2, nach ihrem Eintreffen in Kanto zuallererst Kontakt auf? Alles trifft auf mich zu…“ Raito sah L direkt in die Augen.

„An Ls Stelle wäre ich mir auch sicher, dass ich Kira bin… Nur weil es mir selbst nicht bewusst ist, bedeutet das nicht, dass ich nicht Kira bin.“ Raito sah an sich runter, als würde er prüfen, ob er es auch war, der in seiner Haut steckte oder ob er überhaupt in der richtigen Haut steckte.

Sein Vater war weiterhin entsetzt, während Liz leeren Blickes aus dem Fenster starrte und zuhörte.

//Verstehe… Es ist dir also nicht bewusst.// L lutschte erneut an seinem Daumen.

„Kira erwähnte in einer der Botschaften das Wort »Todesgötter« genau wie Kira 2 in seiner Nachricht. Ich glaube zwar nicht daran, aber was, wenn das die Erklärung dafür ist, dass der beste Ermittler der Welt mich für Kira hält? Ich verstehe mich selbst nicht mehr… Ich habe Angst. In meinem Kopf dreht sich alles… Was, wenn ich, ohne es zu merken, vielleicht im Schlaf, zu einem Todesgott mutiere?“

Liz hob die Braue, L fiel ihm ins Wort. „So war es bestimmt nicht.“

„Wie meinst du das, Ryuzaki?“

„Nun… wir haben dich in deinem Zimmer 5 ganze Tage lang mit Kameras überwacht.“, erklärte Ryuga.

Raito weitete die Augen. „Kameras?!“

„Ja. Uns ist nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Du hast ganz normal geschlafen.“

„S…So weit seid ihr gegangen?!“ Raito gelang seine Schauspieldarbietung perfekt. „Dann… habt ihr in diesen 5 Tagen also nichts von Todesgöttern oder so bemerkt?“

„Leider nicht. Da einige Verbrecher umgebracht wurden, über die du gar nichts wissen konntest, kam ich zu dem Schluss, dass du dich nicht als Kira verrätst… Nicht aber, dass du nicht Kira bist.“, erwiderte Ryuga.

Raito fasste sich am Kopf. „Dass ich mich nicht als Kira verrate…? Wahrscheinlich hast du Recht. Ich verstehe das alles nicht… Was machen wir denn jetzt?! Dann bin ich also wirklich Kira? Ich selbst kann zu keinem anderen Schluss kommen…“ Er schien verzweifelt, doch viel verzweifelter war sein Vater.

„Hör auf damit! Du denkst zu viel!“

„Ehrlich gesagt… Ich habe schon manchmal einigen Verbrechern den Tod gewünscht. Jeder, der solche Gedanken hat, könnte doch Kira sein, oder?“

„Raito…“

„Es ist die Wahrheit, Vater! Und nicht nur bei Verbrechern! Ich hab mir bei vielen Leuten gedacht, dass sie den Tod verdient hätten!“

Matsuda ging zu Raito, legte seine Hand auf seiner Schulter. „Aber Raito! Das ist bei mir doch nicht anders! Solche Gedanken hat jeder mal… Das ist völlig normal! Aber deshalb würde man doch noch lange nicht wirklich zum Mörder werden!“ Raito sah weiter zu Boden. Liz hatte sich mittlerweile zu ihm umgedreht, die Arme verschränkt und ein breites Grinsen aufgelegt.

„Die Überwachungskameras haben bewiesen, dass du bei einigen gar nicht der Täter sein kannst! Im gesamten Zeitraum unserer Observierung hast du bewiesen, dass du nicht Kira bist!“, sagte Matsuda.

Nun meldete sich auch Aizawa zu Wort. „Aus Mangel an Einsatzkräften haben wir ihn ja nur in der Zeit beobachtet, die er zu Hause war und nicht rund um die Uhr. Schließlich war er auch in der Schule und hat sich draußen frei bewegen können. Was, wenn er von der Überwachung wusste und sich zu Hause extra unauffällig verhalten hat?“

Kurz trat Stille ein.

//Hat er das etwa alles berechnet?!// L trank seinen Zucker und ließ seine Gedanken schweifen. //Aber wenn wir ihn jetzt für einen längeren Zeitraum wie Amane verschnüren und trotzdem Verbrecher draufgehen, würde das beweisen, dass er nicht Kira ist… obwohl er es ist. Will er darauf hinaus? Das hieße dann, dass Kira trotz Yagami Raitos Festsetzung weiter existiert… Und sogar für mich wäre er dann nicht mehr Kira…//

Ls Blick glitt zu Yashiro. Sie schüttelte den Kopf und lachte kurz leise für sich auf, sah dann weiter aus dem Fenster.

„Irgendwie passt mir das alles nicht, aber sei’s drum. Wir fesseln Raito an Händen und Füßen und sperren ihn für eine ganze Weile weg.“

Soichiro ballte die Fäuste. Dieser Gedanke trieb ihm den Schweiß auf die Stirn.

„W…Was?!“

„Wenn schon, dann müssen wir sofort damit anfangen, ohne dass ich ihn nochmal, und sei es auch nur für eine Sekunde, aus den Augen verliere.“

„Das können Sie nicht machen! Mein Sohn ist doch nicht…!“

„Ist schon gut, Vater.“

„Raito!“

„Ich bin einverstanden. Wenn ich auch nur einen leisen Verdacht gegen mich selbst hege, Kira zu sein, kann ich auch nicht bei den Ermittlungen helfen. Ich will endlich Klarheit, je früher, desto besser. Auch wenn es jetzt eine Weile hart sein wird, ist es doch der schnellste Weg… und wahrscheinlich der einzige.“ Raito sah auf.

„Dafür müsst ihr mir versprechen, dass ihr mich nicht freilasst, bis Ryuzaki entweder beweisen kann, dass ich Kira bin, oder bis ganz klar wird, dass ich es nicht bin, unabhängig davon, was ich in der Zwischenzeit tue oder sage!“

Liz grinste weiter.

„Versprochen. Aber dir ist klar, dass ich selbst noch nicht abschätzen kann, wie lange wir dafür brauchen werden?“ L wandt sich an den nervösen Chefinspektor, der wohl bald an seiner Belastungsgrenze angekommen war. „Herr Yagami, können Sie sich etwas ausdenken, das Ihrer Familie Raitos Abwesenheit erklärt?“

„W…was?! Wie soll ich denn… Ich verstehe immer noch nicht, warum das nötig ist!“

„Vater, sieh es doch ein! Ich muss es für mich selbst tun! Ich muss sicher sein! Wenn ich wirklich nicht Kira bin, werden du, Vater und ich Kira gemeinsam das Handwerk legen! Kira benötigt Informationen, um töten zu können… Davon bin ich felsenfest überzeugt. Wir werden Kira auf die Spur kommen, währen ich isoliert und von sämtlichen Informationsquellen abgeschnitten meine Unschuld beweise.“

„Und was ist mit der Uni?“

„Bei meinen Fähigkeiten spielt es doch keine Rolle, wenn ich ein Jahr… oder auch länger pausiere. Ich werde Mutter anrufen und ihr sagen, dass ich beschlossen habe, mit Misa zusammen zu ziehen, aber du dagegen bist und ich mich deshalb eine Weile nicht melden werde. Lass zu Hause einfach nur ab und zu fallen, wie enttäuscht du von mir seist. Das müsste ausreichen.“

Soichiro weitete die Augen. „Du willst das wirklich…?“

„Ja. Nur indem ich mir meine Freiheit nehmen lasse, kann ich die Angst davor, Kira zu sein, besiegen.“

Liz atmete tief durch. Soichiro, Aizawa und Matsuda ebenfalls. Sie versuchten kurz von der Realität abzulassen, indem sie sich aus dem Wohnzimmer des Hotelzimmers entfernten.

Die Pathologiestudentin ging auf Raito zu und sah ihm direkt in die Augen.

„Hör mir zu, Raito!“, zischte sie. Ihre Stimme war eindringlich, aber dennoch leise. „Du kannst vielleicht Matsuda und Aizawa täuschen, den weltbesten Meisterdetektiv, meinen Bruder verarschen und deine ganze Familie belügen… aber mich nicht, Raito. Denn ich weiß, dass da irgendetwas ist, dass dich jedes Mal zu mir treibt. Deine größte Gefahr bei deinem Vorhaben sind nicht die Ermittler, auch nicht L, sondern ich… Weil du dir irgendwann selbst im Weg stehen wirst…“

Mit diesen Worten stolzierte sie an ihm vorbei, nahm ihre Tasche und verließ die Zentrale. Raito sah ihr nach, emotionslos. Er dachte nicht einmal darüber nach, was sie sagte.

Kurz darauf wurde er gefesselt, mit Handschellen an Händen und Füßen, und von Aizawa abgeführt.

//Hat er das etwa wirklich geplant? Ist er vielleicht doch gar nicht Kira und will nur für sich selbst Gewissheit?//, fragte sich L und sah ihm nach.

Ryuku und Raito wurden indessen in eine Zelle geführt, die lediglich mit einem Bett ausgestattet war. Raito setzte sich auf das spärliche Feldbett und sah zu Boden.

//Jetzt muss nur noch das Death Note entsorgt werden…//

Relinquished

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Relinquished
 

„Hier würde ich ja nicht gerade wohnen wollen…“, bemerkte Ryuku. Er sah sich in der Zelle und und ließ sich schließlich neben Raito nieder.

L saß konfus vor dem Bildschirm. Er tauschte mit seiner Schwester irritierte Blicke. So hatte er sich das nicht vorgestellt…

„Eigentlich wollten wir ihn auf frischer Tat schnappen.“, murmelte er.

„Das müssen wir auch. Hierbei wird nichts rauskommen. Er hat es geplant.“ Die Geschwister sahen nicht vom Bildschirm auf.

„Wenn jetzt ein neuer Mord an einem bisher unveröffentlichten Verbrecher geschieht, muss ich den Verdacht gegen Raito fallen lassen.“

„Du musst es, ich nicht.“

„Was hat er vor?“

Plötzlich trat der Chefinspektor in den Raum und schritt auf Ryuzaki zu.

„Ryuzaki!“, sagte er auffordernd, „Ich möchte Sie um meine Entlassung aus dem Ermittlungsteam ersuchen.“ Matsuda und Aizawa brachten nur ein entsetztes „Chef!“ hervor, während L und Liz auf die Erklärung des Ermittlers warteten.

„Der Hauptverdächtige, um den es sich hier dreht, ist mein Sohn. Ich bin hier fehl am Platz. Sie wissen, dass ich von Anfang an gegen die Art der Einzelhaft war.

„Ich weiß und verstehe, wie Sie sich fühlen müssen…“

Soichiro sah zu Boden. Sein Gesicht begann sich mit Schweißperlen zu decken. Der Polizist schien ausgelaugt und angestrengt. „W… wissen Sie… ich… kann für nichts garantieren, falls sich herausstellen sollte, dass mein Sohn wirklich Kira ist.“

L griff in die Erdbeerschale vor ihm, legte den Kopf in den Nacken und ließ die Erdbeere in seinen Mund fallen und sprach darauf aus, was seine Schwester bereits dachte.

„Es wäre Ihnen zuzutrauen, dass Sie sich und Ihren Sohn ins Jenseits befördern. Ich bin einverstanden, wenn Sie den Fall abgeben möchten, aber…“ Er sah zu Soichiro auf. „…versprechen Sie mir, was auch immer passiert, dass Sie nicht Ihren Beruf an den Nagel hängen werden!“

„Mein Sohn ist Hauptverdächtiger im Fall Kira. Eine Amtsniederlegung ist für mich die einzig logische Schlussfolgerung. Nur so kann ich meine Polizistenehre retten.“

„Aber Herr Yagami! Ein Mann mit ihren Kompetenzen sollte seinen Dienst nicht niederlegen.“, versuchte es Liz. Ihr Bruder hingegen blieb ruhig.

„Bisher hat nur das Ermittlungsteam Kenntnis von der Verhaftung Ihres Sohnes. Ich bitte Sie, mit Ihrem Rücktritt zu warten, bis die Schuld Ihres Sohnes bewiesen ist.“, erklärte Ryuzaki.

Soichiro sah erneut zu Boden, schloss die Augen und dachte kurz nach, bevor er zustimmte. „Sie haben Recht. Ein jetziger Rücktritt wäre nur die Flucht vor der Wahrheit. Ich kann meinen Sohn jetzt nicht im Stich lassen.“ Er sah auf den Monitor, zu seinem Sohn, wie er inhaftiert und reglos auf dem Bett saß. „Auch, wenn es mir schwer fällt…“ Kurz trat Stille ein, bevor der Inspektor diese wieder brach. „Ryuzaki! Nehmen Sie mich auch in Gewahrsam!! Ich kann nicht riskieren, dass meine Nerven mit mir durchgehen und ich ihm etwas antue! Matsuda und Aizawa wurden erneut überrascht und L behielt erneut kühlen Kopf.

„Damit habe ich schon gerechnet. Watari hat alles vorbereitet. Sie sollten aber darauf achten, Ihr Handy eingeschaltet zu haben und sich ab und zu bei Ihrer Familie und im Präsidium zu melden. Außerdem darf Raito nichts davon erfahren. Wenn er sich bei Ihnen meldet, verhalten Sie sich bitte so, als wären Sie hier bei uns. Ich werde Sie über die Ermittlungen bezüglich Ihres Sohnes auf dem Laufenden halten.“ L ergriff erneut eine Erdbeere, ließ sie in seinen Mund fallen und fragte: „Einverstanden?“

Yagami, kaum überrascht von dieser Reaktion, sah erneut zu Boden und bedankte sich.
 

Als Soichiro ebenfalls in seine Zelle geleitet wurde, sah Liz auf ihre Uhr.

„Okay, ich muss zur Uni.“

„Es ist bereits später Nachmittag.“, stellte L fest.

„Ja, es geht jetzt um die Praxisarbeiten. Die nächsten 3 Wochen haben wir so ‘ne Art Praktikum.“

L nickte, sah weiterhin gebannt auf den Bildschirm und schien erst zu reagieren, als seine Schwester ihn fest umarmte. Das hatte sie lange nicht gemacht und deshalb war es nicht nur für Elizabeth etwas Besonderes. L legte einen Arm um seine Schwester. Er hielt sie nicht fest, er legte einfach flüchtig seinen Arm um sie, sah dennoch vom Bildschirm nicht weg.

Yashiro ging zum abgemachten Treffpunkt. Das praktische Ausbildungszentrum für den medizinischen Fachbereich der Uni war nicht weit weg von der Universität selbst. Elizabeth wurde bereits erwartet, denn Sie war wie üblich zu spät. Sie trat in den kleinen Vorlesungsraum ein und schlich sich auf einen freien Platz. Die Anwesenheit wurde gerade kontrolliert.

Der Ausbilder stand vor Kopf vor einer Leinwand und las die Namen vor. Liz war zu sehr mit ihrer Tasche beschäftigt und vernahm somit nur die tiefe Stimme ihres Gruppenleiters. Als ihr Name schließlich von ihm aufgerufen wurde, sah sie auf und rief: „Ja.“ Sie sah ihren Ausbilder an und konnte ab da ihre Augen nicht von ihm abwenden. Erst jetzt bemerkte sie seinen amerikanischen Akzent. Als Engländerin hasste sie nichts mehr als das amerikanische Englisch, aber irgendwie fand sie es an ihm süß. Wie alt er wohl war? Nicht viel älter als L, oder etwa doch? Ausbilder zum praktischen Gerichtsmediziner war ein relativ hoher Posten, er müsste mindestens 28 sein, also doch älter als L. Aber das störte sie nicht. Sie war schließlich bald 17. Wen störten schon 11 Jahre? Während der süße Amerikaner die restlichen Namen verlas, verbrachte Liz die Zwischenzeit damit, sich über seinen Namen Gedanken zu machen.

//William? Nein, zu spießig… Benjamin oder Ryan?//

„Also gut… Mein Name ist Ethan Miller und ich will auch gar nicht weiter drum herum reden… Wir werden zunächst mit Puppen arbeiten, ab morgen gehen wir in die Praxis. Wer sich dafür nicht geschaffen fühlt, sollte gehen. Dafür machen wir das ganze übrigens. Gehen wir rüber in die Halle.“

Die Studenten standen auf und folgten »Miller-Sensei«. Liz schien wie gebannt von ihrem neuen Lehrer. Ethan war für sie auf einmal ein wunderschöner Name.

„Hey, Hideki-san.“, flüsterte Yuki zu Yash rüber.

„Hm?“

„Was ist mit Yagami? Zwischen euch scheint wirklich nichts mehr zu laufen? Wir dachten, er wolle dir mit Takada nur was auswischen.“

„Yagami? Wer ist schon Yagami…“ Liz grinste breit und sah erneut zu Mr. Miller.

Yuki lachte und ging weiter.

Die Gruppe wurde weiterführend in ihre praktische Arbeit eingewiesen. Jeder bekam einen „Geri-Dummy“, einen Gerichtsmedizin-Dummy, an dem man bestimmte Schnitte ausführen sollte. Liz begutachtete ihre Puppe und stellte fest, dass sie recht lebensnah war. Die Oberfläche war nicht auf Hartplastik, sondern aus einem Schaumstoff, der sich schon wie menschliche Hautanfasste und aussah. Plötzlich rannte ihre Nachbarin, sich den Mund zuhaltend, aus der Halle. Liz sah ihr nach und warf einen neugierigen Blick auf ihre Puppe. Sie zog die Brauen hoch. Das Mädchen hatte die Bauchdecke entfernt und somit alle Organe freigelegt. Das Herz des Dummys glänzte blutig, als hätte es gerade noch geschlagen.

„Nun, Yoshi-san ist aus dem Rennen.“, stellte Miller fest. Liz musste über seinen schwarzen Humor amüsiert grinsen. Sie blätterte durch ihre Aufgaben. Ein Bauchschnitt. Den hatte ihre Nachbarin mit dem Bauchdeckenschnitt verwechselt. Liz griff zum Skalpell und legte los, während Ethan Miller prüfend durch die Reihen ging.

Liz konzentrierte sich auf ihren Bauchschnitt, lauschte aber mit Vergnügen der Stimme ihres Ausbilders, wenn er hilfreiche Tipps gab. Er schien nicht sonderlich streng zu sein. Das lag vielleicht an seinem Alter. Er war sehr jugendlich und schien sehr sportlich. Yashiro war vollkommen abgelenkt von ihrem Skalpell. Als sie seinen Blick über die Seite zu ihr bemerkte, wandte sie sich so schnell wie möglich an ihren Dummy und setzte zum Schnitt an.

„Hideki, bleiben Sie bei der Sache.“, mahnte Miller und grinste. Sein Grinsen ging in ein Lächeln über und natürlich war auch das hinreißend…

Liz sah ihn an und nickte. „Natürlich.“ Sie schnitt den Unterbauch des Dummys auf und stand dabei unter Beobachtung Millers.

„Sehr gut.“, lobte er und lächelte sie erneut an. Er ging zum nächsten Dummy und musterte Yashiro im Abgang.

„Bingo.“ Yuki meldete sich erneut. Sie war zu Yashiros Rechten. „Er steht auf dich. Ich hab keine Ahnung, was du an ihm findest… Yagami war ja noch vertretbar, aber der…?“

Liz grinste. „Du hast ein Problem mit Autoritäten.“

„Oder ich muss mich einfach nicht hochschlafen.“ Beide Mädchen grinsten und zerstückelten weiter fröhlich die Innereien ihres Dummys.

Nach weiteren 4 Stunden verabschiedete Miller seine Schützlinge, Yashiro packte ihre Sachen und ließ sich extra Zeit dabei, um die Letzte zu sei, die das Gebäude verließ, in der Hoffnung, dass Miller sie begleiten würde.

Die Halle leerte sich allmählich.

„Hideki, trauen Sie sich mehr zu.“, begann Miller, während er sich seine Jacke anzog.

Sie schien sichtlich überrascht, dass er sie wirklich ansprach. „Ähm… Wie meinen Sie das, Mr. Miller?“

„Sie zögerten so lange, bevor Sie den Schnitt ansetzten, obwohl es sie nicht kümmerte, an was sie schnitten. Morgen einfach gleich so.“ Er schenkte ihr eines seiner zauberhaften Lächeln.

„Ja. Ich werde es versuchen.“ Liz nickte und nahm ihre frischgepackte Tasche. Er schien auf sie zu warten und beide verließen gemeinsam die Halle.

„Sie kommen nicht von hier?“, näherte er sich vorsichtig an.

Erneut nickte Yashiro. „Nein. England.“ Sie hielt sich knapp. Sie wollte bloß nicht interessiert klingen.

„Amerika.“ Er passte sich an und lächelte. Sie waren am Ausgang angekommen. „Kann ich Sie nach Hause bringen?“

Yashiro lachte leicht auf. „Gehört sich das denn für einen Ausbilder? Ich habe es nicht weit.“

„Da kann man nichts machen.“ Er hielt ihr die Tür auf und drückte auf den Knopf seines Autoschlüssels. Die Zentralverrieglung Millers roten Caprios öffnete sich.

„See ya tomorrow, Hideki.“, sagte er und hob die Hand zum Abschiedsgruß und stieg ein.

Liz hatte keine Ahnung von Autos, aber sie erkannte, dass diese Karre eine von denen war, die auf diesen Autoausstellungen von nackten Frauen präsentiert wurde. Etwas Teures also… Sie fragte sich, ob er das Auto wegen den nackten Frauen gekauft hatte, oder wegen der weichen, komfortablen Ledergarnitur.

Sie ging zur Zentrale zurück und setzte sich neben ihren Bruder. Es schien, als hätte sich L keinen Zentimeter bewegt, seit dem Liz ihn verlassen hatte. Auch Raito war kaum verändert. Er saß immer noch auf dem Bett und starrte zu Boden. Sie erinnerte sich an das, was sie gesagt hatte. //Yagami, wer ist schon Yagami?// Die letzten 2 Jahre drehten sich nur um ihn… Wer war schon Yagami? Hatte sie losgelassen, oder war das nur eine Kurzschlussreaktion wegen diesem göttlich knackigen, amerikanischen Hintern?
 

Am nächsten Tag kam Liz sogar pünktlich. Erneut prüfte Miller die Anwesenheit der Studenten. Aus dem Kurs von 30 Leuten, wurde eine kleine Gruppe von 12. Yuki war noch dabei.

„Wie Sie sehen, hat sich unsere Gruppe schon um einiges reduziert. Normalerweise ist das nicht so radikal bei der Dummy-Sache. Okay, gehen wir rüber.

Er führte seine Schützlinge in eine weitere Halle. Er teilte weiße Kittel, Haarnetze sowie Mundschutze aus. Es war sehr kühl und steril in dieser Halle. Es befanden sich 4 Tische darin, auf denen leblose Körper lagen, bedeckt von einem krankenhausgrünen Tuch.

„Ich bitte 4 von euch, euch an den Tischen zu verteilen. 2 meiner Kollegen befinden sich in den anderen Hallen, um sie zu betreuen.“

Liz war müde und hatte keine Lust, weiter zugehen. Sie suchte sich einen Tisch und wartete auf weitere Anweisungen.

Vorne an ihrem Tisch war eine Beschriftung angeheftet.

„Yamanoto Itashi…“, las sie für sich. Sie ging um den Tisch rum und sah zu ihrer Leiche. „Hey, Itashi.“

Miller kehrte zurück.

„Also gut, vermeidet es, euch weiter mit diesen Menschen zu beschäftigen, denn es sind keine Menschen. Es sind eure Arbeitsgegenstände. Ihr Arbeitet mit ihnen. Kommt ja nicht auf die Idee, sie als eure Patienten zu bezeichnen. Sie sind tot, Patienten sind lebendig.“ Er klatschte enthusiastisch in die Hände und lächelte. „Also dann, legen Sie los.“ Er lächelte erneut und setzte sich auf einen Stuhl, von dessen Position er alles überblicken konnte.

Liz‘ Problem bei der ganzen Sache war, dass sie sich bereits mit Itashi angefreundet hatte.

„Nimm’s nicht persönlich, Alter…“, murmelte sie und griff nach ihrem Werkzeug. Dieselben Schnitte wie gestern auch, sollte ja wohl nicht so schwer sein…

Liz markierte sich ihre Schnittlinie und setzte an.

„Hideki, nicht so zögerlich.“ Miller kam auf sie zu. „Denken Sie daran, was ich zu Ihnen sagte.“

„Dass es kein Patient ist, weil Patienten lebendig sind?“

„Nein, trauen Sie sich mehr zu. Kommen Sie, den ersten Schnitt machen wir zusammen, in Ordnung?“ Er lächelte herzlich und ging hinter sie. Er stützte sich mit der linken Hand an der Tischkante ab und legte die andere Hand auf ihre Hand, die das Skalpell festhielt, um sie zu führen. Liz spürte seine Nähe und wurde leicht rot. Verlegen ließ sie ihn machen. Nach einer Weile legte er seine linke Hand an ihre Hüfte. Die Situation wäre so romantisch gewesen, hätten sie nicht die Bauchdecke einer Leiche entfernt…

„Hideki, Sie sind erst 16?“, fragte er, als der Unterricht vorbei war. Liz hatte sich erneut extra viel Zeit gelassen.

„Korrekt.“

„Mit 15 den Abschluss und jetzt schon im vierten Semester?“

„Auch Korrekt.“

„Ich hätte Sie gern zum Essen eingeladen.“

„Wieso tun Sie es nicht?“

„Ich bin kein Kinderschänder.“

„Das ist…äh…gut.“

Mit diesen Worten ging er vor und Liz folgte ihm schweigend.

„Wie alt sind Sie denn bitte?“, fragte sie dann doch.

„24. Ich habe auch Semester übersprungen, sah dabei aber nicht so gut aus.“

„Wenn ich Ihnen zu jung bin, siezen Sie mich auch nicht und hören Sie auf zu baggern.“ Liz grinste frech.

„Darf ich dich heute nach Hause fahren?“

Liz sah ihn eine Weile an. Ihr kam es vor, als kenne sie diesen Kerl schon Jahre lang und als sei sie in einem Hollywoodstreifen von Jennifer Aniston oder Cameron Diaz gelandet. Die ersten 3 Wochen des Kennenlernens wurden dem Zuschauer in den ersten 10Minuten beigebracht. Wirklich sehen tut man nur das erste Treffen, das zweite Treffen und die erste Nacht. Aber Liz wollte nicht sofort den Sprung zur ersten Nacht machen. Aber es war alles genau so verlaufen. Alles so perfekt und schnulzig. Aber sonst war ihr Leben ja nicht gerade wie eine Liebeskomödie verlaufen.

„Hey, ich hab dich was gefragt.“, erinnerte Ethan.

„Ähm… Nein, ich laufe. Ich hab’s nicht weit.“

„Das hast du gestern schon gesagt.“

„Vorhin klang es noch danach, als wollten Sie hier etwas beenden, bevor es beginnt. Und jetzt wollen Sie mich schon wieder nach Hause fahren? Worauf soll das denn hinaus laufen?“

„Wow, klingt ja so, als hättest du eine anstrengende Beziehung hinter dir.“

Liz schnaubte. „Ich muss nach Hause. Es ist schon nach 9. Mami wird sauer sein, wenn ich nach Hause komme und noch nicht im Bett bin.“

Ethan grinste.

„Geht ja ziemlich schnell mit uns. Wie wäre es mit Freitag Abend?“

Liz wendete sich ab. „Ich passe.“

„Überleg es dir. Gute Nacht, Yashiro.“ Er lächelte liebevoll und stieg in seinen Wagen.

Liz schüttelte mit dem Kopf. Ihr Leben war eben doch nicht wie ein Hollywoodstreifen und sie war auch nicht so unwiderstehlich wie eine Cameron Diaz, dass nach dem zweiten Treffen sofort die erste Nacht folgen würde. Und trotzdem dachte sie daran, wie es wohl sein würde, mit einem Ethan Miller zu schlafen. Dabei hatte sie erst vor einigen Wochen zuletzt mit Raito die Nacht verbracht und irgendwie konnte sie dank Ethan endlich und wie im Handumdrehen loslassen. Oder nahm sie nur die nächste Gelegenheit wahr, um sich von ihm loszureißen?

Wie konnte er sie nur für zu jung halten?! Da war sie doch Altklug wie sonst niemand und reifer als manche 24Jährige. Und das alles, obwohl sie ihn erst insgesamt 8 Stunden Zeit hatte, Ethan Miller kennenzulernen. Sie wusste nichts über ihn, rein gar nichts.

Einen Tag später, am Mittwoch, ging sie gleich nach dem Frühstück in die Zentrale. Es war der dritte Tag der Einzelhaft von Raito und seinem Vater. Auch Misa wurde weiterhin festgehalten und observiert.

„Ich will ein Bad nehmen! Und ich brauche frische Klamotten!“, beschwerte sich Misa, weiter gefesselt und maskiert.

Raitos Verfassung schien unverändert.

„Ryuzaki!“, rief Raito in die Kamera. Liz begutachtete das Bild der Kamera skeptisch. Sie schien wirklich losgelassen zu haben.

„Wurde gestern oder vorgestern ein Verbrecher veröffentlicht, der in Kiras Schema passt? Hat er zugeschlagen?“, fragte er interessiert. In seiner Stimme lag ein Anflug von Verzweiflung.

„Es wurden sogar mehrere geeignete Kriminelle veröffentlicht, aber seit deiner Isolation ist kein einziger zu Tode gekommen.“, antwortete L monoton.

„Kein Einziger? Wirklich nicht?“

„So ist es…“

Raito atmete tief durch und sah zu Boden.

„Jetzt einen Apfel…“, seufzte Ryuku.

„Dann… Dann bin ich also wirklich Kira.“

Yashiro schnaubte und verdrehte die Augen. Raito ging ihr wirklich auf die nicht vorhandenen Eier.

„Es ist noch zu früh, um Rückschlüsse zu ziehen.

L tauschte einen kurzen Blick mit seiner Schwester, umfasste seine Knie etwas stärker und begann am Daumen zu lutschen.

//Was hat das alles zu bedeuten? Hätte Kira einen Grund, seinen Feldzug gegen das Verbrechen zu stoppen, nur weil wir Yagami Raito in Einzelhaft genommen haben? Alles weist daraufhin, dass Raito tatsächlich Kira ist. Aber warum hat er dann darauf bestanden, sich inhaftieren zu lassen? Weiß er denn wirklich nicht, dass er selbst Kira ist? Oder glaubt er, ungeschoren davon zu kommen, wenn er das eigene Bewusstsein, als Kira gehandelt zu haben, abstreitet? Das passt so gar nicht zu Raito…//

Auch seine Schwester verfolgte dieselben Gedanken und kam zum selben Entschluss wie sonst auch; zu keinem. Sie tappten in dunklen seit geschlagenen drei Tagen. Nichts änderte sich…

„Was ist mit Misa? Konnte sie inzwischen irgendwie zur Lösung des Falls beitragen?“

„Klar, wenn du aus »Ich muss pinkeln, ich muss baden« was Hilfreiches lesen kannst, sag bescheid.“, raunte Liz zynisch ins Mikro und erntete einen kalten Blick ihres Bruders.

„Yash…“, bemerkte Raito überrascht.

„Solange wir euch beide als Kira 1 und 2 verdächtigen, kann ich dir keine Auskunft geben, Raito.“

„Das ist nicht fair… Schließlich tue ich mir das alles auch nur an, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen!“

L brach die Verbindung ab und wandt sich zu seiner Schwester.

„Ich kann schon verstehen, dass du –was Raito angeht- ziemlich verwirrt bist. Aber lass deine überflüssigen Gefühlsregungen bitte zu Hause. Sie behindern meine Ermittlungen.“

Liz sah ihren Bruder verdutzt an. Er sprach monoton wie immer. Regte sich nicht beim sprechen, schien keinen Blickkontakt während des Gesprächs zu pflegen. Aber so arrogant war ihr Bruder –auch anderen gegenüber- noch nie aufgetreten.

„Ich behindere also deine Arbeit hier?“

„Im Moment schon, ja.“

„Ich soll gehen.“

„Ja.“

„Du wirfst mich raus?“

L schwieg und kaute an seinem Fingernagel, während Matsuda L fassungslos anblickte. Aizawa hielt sich weiterhin zurückhaltend.

Liz packte ihre Tasche und rauschte aus der Zentrale.

„A… Aber Ryuzaki… Was sollte das denn?“, fragte Matsuda zögerlich.

„Sie soll sich nicht hier vergeuden. Ist nicht mein Problem, wenn sie mit dem Kerl schläft. Soll sie ihre Zeit nutzen und mit anderen Kerlen schlafen, damit sie ihn endlich vergisst.“ Auch dies schien Ryuzaki nur nebenbei bemerkt zu haben. Doch auch Matsudas verdutzter Blick schien ihm nicht entgangen zu sein.

„Was? Macht man das nicht so?“
 

Dass ihr Bruder eigentlich gute Absichten hatte, war ihr zunächst nicht bewusst, und dann war es ihr egal.

Sie beschloss den Tag sinnvoll zu nutzen und ging zum Sportzentrum, mit ihrem Lacrosse Schläger im Gepäck. Früher hatte sie mehr für ihre Leidenschaft gehabt. Jetzt schien sie untergegangen zu sein. Jeden Morgen um 12h trainierte die College Mannschaft. Vielleicht durfte sie ja mal wieder mit trainieren?

Auf dem Lacrossefeld angekommen, sah sie auch schon die Mädels Pässe üben. Sie zog sich ihre Stollen an und fragte bei der Trainerin, ob sie mitmachen dürfe.

Keine 5 Minuten später stand sie auf dem Platz und musste feststellen, dass ihre Pässe nicht gut flogen, geschweige denn dort landeten, wo sie es sollten und keiner der bei ihr angekommenen Bälle in ihren Wurfnetz landen sollte und nach den ersten 60 Minutem musste sie sich eingestehen, dass sie keine glänzende Ausdauer mehr hatte. Sie trank einen Schluck und schien fest entschlossen, nicht aufzugeben! Sie wollte ihre alte Form zurück…

„Hideki!“, rief der Coach und kam auf sie zu.

„Nicht schlecht. Wie lange Pause hatten Sie?“

„Fast 2 Jahre, schätze ich.“

„An Ihrer Ausdauer sollten sie etwas tun. Das ist ja grauenhaft!“ Der Coach, Naii-Sensei, war eine große, durchtrainierte Frau. Ihr Anblick erinnerte an eine Schwimmerin. Viel Feminines war nicht mehr zu erkennen, abgesehen von ihren Gesichtszügen. Sie schien eine weibliche Form des Coach Carter zu sein.

„Oh… ja, äh, das ist sie wohl.“, gab Liz zu und sah beschämt zu Boden. Sie war schon immer eine Technikerin gewesen, eine, die das Spiel von hinten aufgebaut hat. Sie war der Boss gewesen, und jetzt musste sie sich von Ms. Coach Carter erzählen lassen, ihre Ausdauer sei grauenhaft.

„Nun, wenn das so ist, müssen sie wohl noch 15 Minuten weiter laufen. Und mit diesen 15 Minuten meine ich 7km.“

Liz war klar, sie würde für 3 Kilometer eine Viertelstunde brauchen. Sie seufzte, sah Naii-Sensei an und bemerkte: „Sie sind nicht mein Coach.“

„Sie geben also zu, eine Pfadfinderin zu sein?!“

Liz stutzte. //…Pfadfinderin? Ich glaube, die hat zu oft »Full metal Jacket« gesehen…//

So packte Liz ihre Sachen und verließ so schnell wie möglich das Sportzentrum. Sie brauchte eine Dusche.
 

••

„Mir reicht’s, ich brauch ‘nen Apfel!“ Mit diesen Worten verschwand Ryuku durch die Zellenwand und flog über Tokyo, auf der Suche nach einem Apfel.

••
 

„Während du die Leichen sezierst, fragst du dich also, was dieser Mensch in seinem Leben erreicht hat?“ Ethan stutzte. Liz schien bei der Arbeit heute ziemlich verträumt.

„Ja… Egal, was ein Mensch in seinem Leben erreicht hat, von innen sehen sie alle gleich aus… Es ist so, als würde man dem Grundmuster der Menschheit erforschen, wenn man einen Menschen seziert. Als hätte das alles keinen Sinn gehabt, keinerlei Spuren hinterlassen.“

„Yashiro, du spinnst.“ Miller lachte. Diesmal ging er nicht vor, um den Raum zu verlassen. Er lehnte sich an sein Pult, verschränkte die Arme und belächelte sein Gegenüber.

„Wieso?“

„Du hast das falsche Fach gewählt.“, stellte er darauf fest. „Was ist jetzt mit Freitag Abend?“

Liz sah kurz weg. Sie war sich nicht sicher. Sie wollte sich wirklich mit ihm treffen, so gern mehr über ihn erfahren, aber sie fühlte sich nicht gut dabei.

„Ich werde schon nicht gleich meinen Job verlieren.“ Er grinste breit. „Ich wäre nicht der erste Unterrichtende an dieser Uni, der sich eine knackige Studentin gesucht hat.“

Und plötzlich fühlte sich Liz mit einem Wienerwürstchen verglichen…

„Und was machen wir am Freitag Abend?“

Ethan lächelte und löste seine Haltung und steckte die Hände lässig in die Hosentaschen. „Wäre es dir zu aufdringlich, wenn ich dich zu mir einladen würde?“

„Du hast doch Schiss, dass wir gesehen werden.“ Liz sah ihn schräg an und grinste.

„Hey, ich kann fantastisch kochen!“, lenkte er schnell ab.

„Wenn nicht, muss ich wohl wieder gehen.“ Sie lächelte verhalten und legte sich ihre Handtasche mit Schwung über die Schulter.

„Du willst gehen?“, fragte Ethan, ohne jegliche Wertung in seiner Stimme zu haben.

Liz nickte stumm und ging diesmal vor. Ihr war das gänzlich unangenehm, obwohl sie sich langsam eingestehen musste, sich nach und nach in diesen Kerl verguckt zu haben. Das ging alles so unglaublich schnell. Liz zweifelte, ob er genauso verträumt und verwirrt war. Vielleicht wollte er eben nur eine Nacht mit ihr verbringen. Sie hatte furchtbare Angst davor, ausgenutzt zu werden. Und auf einmal erkannte sie, wie verletzlich sie durch Raito geworden war. War sie doch von den zahlreichen Verlusten ihres Lebens abgehärtet worden, dachte sie. Und dann kam Raito, verzauberte sie nach und nach und schien sie dann nach und nach zu zerreißen, ohne, dass sie es auch nur merkte. Es tat ihr damals gut, sich einzugestehen, dass sie ihn liebte. Damals, als er verzweifelt um Mitternacht an ihrer Tür klingelte und alles so wundervoll und vollkommen schien. Sie wunderte und erinnerte sich. Als sie Yuki antwortete „Yagami… Wer ist schon Yagami?“, hatte es sich nicht so gut angefühlt wie damals, als sie sich ihre Liebe zu ihm eingestand. Kurz dachte sie darüber nach, ob es sich nicht mindestens genauso gut hätte anfühlen müssen. Empfand sie etwa noch was für ihn? Und überhaupt, wie kam sie jetzt darauf? Es ging nicht mehr um Raito. Raito würde bald als Kira festgenommen und hingerichtet werden. Es ging jetzt um Ethan. Es ging schon geschlagene 3 Tage um Ethan und seit genau 3 Tagen nicht mehr um Raito.

„Yashiro?“, fragte Ethan und riss sie aus ihren Gedanken. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an, schien dennoch nicht so aufmerksam wie sonst.

„Irgendetwas beschäftigt dich doch.“ Er lächelte so sanft, so lieb. Sie fühlte sich sofort aufgefangen, obwohl sie doch gar nicht zu fallen schien. Oder doch?

„Ähm… Ich mache mir nur Gedanken, was ich Freitag anziehen soll.“, flunkerte sie und grinste.

„Nichts Bestimmtes. Komm so, wie du dich wohl fühlst.“

„Gestaltest du jedes Date so unspektakulär?“ Sie betrachtete ihn inständig und schien ihn lesen zu können, wie ein offenes Buch.

„Ich wage von mir zu behaupten, dass ich kein Schnickschnack brauche, um eine Frau zu beeindrucken.“

Liz nickte. Er war doch einer von der Verführersorte… So wie Raito.

Ethan bemerkte, wieso sein Gegenüber verstummt war und atmete kurz auf.

„Yashiro… Du denkst zu viel nach. Lass uns Freitag einfach einen schönen Abend miteinander verbringen, bei dem wir uns besser kennen lernen. Vertrau mir einfach.“ Ethan kam Liz so unschuldig und kindlich vor und gleichzeitig vergas er ständig, dass er es mit einer 16Jährigen zutun hatte und nicht mit einer Frau seines Alters. Er lächelte und hielt ihr seine Hand hin. „Wenn alle Stricke reißen, kannst du auch den Kurs wechseln.“ Liz sah ihn an und nahm seine Hand. Er zog sie an sich ran und umarmte sie. „Egal, was dich gerade so beschäftigt, ich möchte, dass du es für einen Moment vergisst, okay?“ Liz war sich sicher, entweder war er schwul, oder er wollte definitiv mit ihr schlafen…

Ryuku musste langsam zurückkehren. Vielleicht wollte Raito ja irgendwas wegwerfen…? Er sah sich auf seinem Rückweg noch etwas um, und erkannte in der schon weit fortgeschrittenen Dämmerung 2 Menschen, die in einer romantischen Umarmung versunken waren. Ryuku betrachtete das Paar einen Moment schräg. Hey, dieses Mädchen kannte er doch…?!

Er flog näher ran, um Elizabeths Begleiter zu erkennen. Raito würde sich sicherlich darüber freuen… Ryuku lachte kurz auf und flog weiter.

„Würde er ihn töten, wenn ihm seinen Namen nennen würde?“ Er lachte erneut und erreichte Raitos Zelle. Der Häftling schien sich seit Ryukus Verlassen nicht geregt zu haben.

„Sie hat ‘nen Neuen, mit dicken Auto und amerikanischem Namen…“, teilte Ryuku breit grinsend mit. Raito starrte weiter den Boden an, ohne sich auch nur zu rühren. Aber Ryuku wusste genau, dass er ihn gehört hatte. „Sie sah glücklich aus.“, fügte er hinzu und ließ sich neben ihm nieder. Wieder blieb Raito stumm.

Auch 2 Tage später schwieg er weiterhin und starrte den Boden an.

Misa kämpfte weiterhin um frische Klamotten.

„Hallo, Stalker? Ich hab ‘ne tolle Idee! Lassen Sie mich meine Klamotten wechseln! Sie dürfen auch zusehen! Wenn das kein Deal ist…?!“

Inspektor Yagami verweilte weiterhin auf Kira hat immer noch nicht wieder zugeschlagen und auch sonst haben sich keine neuen Hinweise ergeben. Was für ein Schicksalsschlag für ihn als Vater!“

„Alles sieht danach aus, dass Raito unser Mann ist…“, sagte auch Aizawa, wenig begeistert von seiner eigenen Feststellung.

L betätigte den Schalter seines Mikros und sprach zu dem gebeutelten Familienvater.

„Herr Yagami…“

Dieser sprang sofort wie von etwas gebissen von seinem Stuhl auf und schrie beinahe nach Informationen.

„Ist etwas passiert?! Gibt es Neuigkeiten?!“

„Nein, Leider noch immer nichts Definitives. Es kann auch noch eine Weile dauern. Meinen Sie nicht, es wäre besser, wenn Sie sich an einem angenehmeren Ort etwas erholen…?“

„UMFUG!“, schrie der Inspektor. „An keinem Ort der Welt könnte ich mich jetzt erholen! Ich fühle mich am sichersten hier! Was auch immer geschieht, ich verlasse die Zelle nur in Begleitung meines Sohnes!“, machte er nervös und aufgeregt deutlich.

„Also gut…“ L gab nach und seufzte.

Auch diesen Morgen, der schon lang ersehnte Freitag, genoss Liz sichtlich. Sie frühstückte in aller Ruhe und sah sich die Wiederholungen der nächtlichen Talkshows des Vorabends an. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, in die Zentrale zu gehen. Sie wurde von ihrem Bruder grundlos beleidigt. Da brauchte es schon eine Entschuldigung.

Um 5h ging sie zu ihrem Unterricht und bei dem Anblick ihres Ausbilders stieg das Adrenalin in ihr hoch. Sie freute sich schon auf ihren gemeinsamen Abend und konnte es nicht lassen, ihm immer wieder zu ihm zu sehen und frech zu grinsen.

„Du schläfst mit ihm.“, raunte Yuki abgedroschen und grinste sie an.

„Nein, besser.“, antwortete Liz verschmitzt.

„Das verstehe ich nicht.“, gab Yuki zu und erwiderte ihr Grinsen.

Am Ende des Unterrichts beeilte sich Elizabeth das erste Mal, nach Hause zu kommen.

„Soll ich dich fahren?“, flüsterte Ethan ihr zu, damit es niemand merkte.

„Ich hab nur ne Stunde oder?“

Er nickte. „In Ordnung.“

Beide warteten noch ab, bis sämtliche Studenten das Gebäude verlassen hatten, und stiegen dann in Millers Auto.

„Kanto, Parkallee.“, gab sie an und er fuhr los.

„Da hole ich dich nachher auch ab?“, fragte er. Sie nickte. Vorhin hatte sie sich noch so sehr gefreut und irgendwie holte sie schon wieder dieses bekannte, dennoch unerwünschte Unbehagen ein. Weitgehend schwiegen beide auf der Fahrt, dennoch war es kein unangenehmes Schweigen. Als sie ankamen, hielt er direkt vor ihrer Haustür und lächelte. „Bis nachher.“, sagte er.

„Danke für’s mitnehmen.“

Sie stieg schnell aus und rannte in ihre Wohnung. Sie duschte, rasierte sich schnell und schlüpfte in die Klamotte, die halbwegs normal aussah, dennoch etwas Schickes an sich hatte. Natürlich dauerte ihre Suche danach gefühlte Stunden, aber schließlich fand sie eine schlichte Bluse, zog eine Strickjacke und eine Kette drüber und fühlte sich halbwegs „normal“.

Um Punkt 10h hupte es. Liz strich sich noch einmal durch ihr Haar, griff ihre Tasche und schloss die Haustür schließlich hinter sich.

Sie stieg in das Auto, sah in die Augen ihres Dates und lächelte.

„Los geht’s.“, sagte sie und er fuhr ohne weitere Aufforderung los.

Liz wusste nicht, wo Ethan wohnte. Er fuhr nach Tokyo rein, direkt durch die Innenstadt. Nach einer Viertelstunde fuhr er auf eine Auffahrt eines Panthouses. Liz traute ihren Augen nicht. Sie war in der Bonzenregion Tokyos gelandet.

Sie stiegen aus, er ging vor, führte sie zur Haustür, durch einen schönen Vorgarten mit einem kleinen Bonzaisteingarten, den Liz fasziniert betrachtete.

Er schloss die Haustür auf und gewährte ihr Einlass. „Das ist mein Reich.“, sagte er und lächelte. Liz kam aus ihrem Staunen nicht raus. Die Wohnung schien einladend hell und strahlte eine unglaubliche Ruhe aus, durch die hohen Decken. Marmorboden verlieh der Wohnung einen edlen Touch. Sie brauchte nicht lange, um festzustellen, dass Ethan einen verdammt guten Innenarchitekten gehabt haben muss.

Beeindruckt drehte sie sich zu ihm um.

„Hättest mir gleich sagen können, dass du ‘nen Bonze bist.“

„Hab geerbt.“, gab er trocken zu und verkniff sich sein stolzes Grinsen.

Liz sah sich noch etwas um, während Ethan weiter am Herd ein Festmahl vorbereitete.

„Soll ich dir helfen?“, fragte sie höflich, als sie in der großzügigen und farbenfrohen Küche angelangt war.

„Zu spät. Du kannst dich setzen, wir essen jetzt.“ Er grinste und Liz setzte sich an den gedeckten Esstisch im Wohnzimmer und wartete gespannt. Es roch fantastisch und sie bemerkte, dass ihre Zweifel seit dem er vor ihrer Haustür gehupt hatte, völlig verflogen waren.

Während des Essens unterhielten sich die beiden gut. Lachten viel und schienen sichtlich amüsiert. Nach dem Nachtisch hielt sich Liz den Bauch.

„Ich verdamme dich… Das sind mindestens 3 neue Kilo, die sich gerade mit meinem Bauch anfreunden.“, sagte sie erschöpft und hielt sich den Bauch.

„Betrachte sie als Souvenir.“ Er grinste und sah sie schräg an. „Und? Was nun?“

Liz sah ihn eine Weile verträumt an. „Du hast dir nichts für den Abend überlegt?“, fragte sie kurz verwirrt.

„Habe nicht damit gerechnet, dass ich es bis hier hin schaffe.“ Er lachte und stand auf.

„Ich räume erst mal ab.“, teilte er mit und Liz stand mit ihm auf und ergriff ihren Teller. Er legte rasch seine Hand auf ihre und deutete ihr, dass sie bloß keinen Handschlag tun sollte. Liz ließ sich nur spärlich davon abbringen, war es ihr doch unangenehm, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Und dann fand sie doch Gefallen daran, als sie immer wieder fantastischen Ausblick auf seinen Hintern bekam und sie verspürte auf einmal große Lust, ihn noch näher kennenzulernen und erwischte sich schockiert dabei. Sie konnte doch nicht erst nach 5 Tagen daran denken, mit ihm zu schlafen…!

„Und? Hast du ‘ne Idee?“, fragte Ethan dann, als er zurückkehrte und sich erneut zu Liz setzte.

„Hast du gute Filme?“, fragte sie knapp und er nickte.

„Gute Idee.“

Sie standen auf, er führte sie zu seinem Heimkino, mit dem 70 Zoll Flatscreen und der bequemsten Couch, auf der Liz jemals gesessen hatte.

Eigentlich hätte sich Liz bei einem Film, den sie mindestens schon 5 Mal gesehen hatte, zu Tode gelangweilt, aber seine Anwesenheit machte es zu einem aufregenden Erlebnis.

Nach und nach rückten sie näher zusammen, er legte einen Arm um ihre Schulter und Liz genoss seine Nähe und wünschte sich mehr. Sie traute sich nicht, ihn anzusehen. Auf einmal wurde sie schüchtern wie nie. Vielleicht war es eine Reaktion zu ihrem eigenen Schutz, denn sie wusste nicht genau, was sie tun würde, würde sie ihm in seine wunderschönen blauen Augen sehen…

Und dann musste sie es doch tun, als er ihr Gesicht schließlich sanft zu sich drehte und lächelte. Erst küssten sie sich zärtlich und zurückhaltend und dann hatte Liz keine Lust mehr auf das Schüchterne, legte die Arme um ihn, legte sich auf der Couch zurück und grinste frech in den innigen Kuss, der folgte…
 

••

In der Zentrale starrte L weiterhin die zahlreichen Bildschirme an und stellte fest, dass alles beim Alten und Aussichtslosen blieb.

„Raito, du bist erst 5 Tage da drin und schon so abgemagert… Alles in Ordnung?“, fragte L schließlich.

Raito atmete tief durch. „Geht so. So eine richtig coole Situation ist das nicht gerade. Aber falschen Stolz muss ich jetzt einfach… wegwerfen!“

Das war Ryukus Stichwort. Er sprang auf gab Raito zu erkennen, dass er verstanden hatte.

„Alles klar. Bis irgendwann mal, ich hol mir’n Apfel!“ Mit diesen Worten verschwand er durch die Zellenwand und aus Raitos erbitterten Ausdruck in den Augen, wurde plötzlich wieder dieses sanftmütige, in welches sich Liz damals verliebt hatte.

Raito schien auf einmal nichts mehr zu verstehen… //Warum tue ich das alles eigentlich…?//, fragte er sich und riss die Augen auf, als er nach Ryuzaki rief.

„Ich weiß, dass ich auf diese Einzelhaft bestanden habe, aber jetzt ist mir etwas klar geworden. Ich bin nicht Kira! Lasst mich frei!“

L verstand jetzt gar nichts mehr… Was war denn jetzt los?!

„Matsuda! Geben Sie mir Ihr Handy!“
 

••

Ethan und Liz schienen bereits alles um sie herum vergessen zu haben. Liz strich über seinen durchtrainierten Rücken, den sie bereits von seinem Hemd befreit hatte. Er küsste ihren Hals und begann sanft an ihrem Ohrläppchen zu knabbern, als plötzlich Liz‘ Handy klingelte. Sie schnaufte genervt und sah Ethan kurz an.

„Warte einen Moment, okay?“

Er nickte, ließ von ihr ab und sie ging an Garderobe, wo ihre Handtasche hing. Sie kramte ihr Handy raus und sah auf den Display. Was wollte Matsuda denn jetzt von ihr?!

„Was ist?“, fragte sie, deutlich genervt.

„Du musst sofort in die Zentrale kommen!“

Allein an Ls Tonfall bemerkte sie, dass er nicht bluffte. Liz hatte keine Ahnung worum es ging, sie nickte nur, legte auf und rannte ins Wohnzimmer zurück.

„War es etwas Wichtiges?“, fragte Ethan, ging auf sie zu und legte seine Hände sanft um ihre Hüfte.

„Ja. Es tut mir leid, aber ich muss gehen. Mein Bruder… //Na klasse…//“ Sie sah kurz zu Boden. Sie brauchte eine Story, die wichtig genug war, einen so heißen Kerl halbnackt stehen zu lassen. Sie sah ihn wieder an. „Mein Bruder wurde von einem Auto erfasst.“

Ethan umarmte sie tröstend. „Ich fahre dich sofort zu ihm.“

Liz hatte ein schlechtes Gewissen, Ethan belogen zu haben. Sie ließ sich zu einem Krankenhaus in der Nähe der Zentrale fahren, erhielt einen tröstenden Kuss von Ethan zum Abschied und stürmte aus dem Auto und rannte ins Krankenhaus. Sie wartete, bis er weggefahren war und stürmte in die Zentrale.

„Wehe, es ist nichts Wichtiges!“, fauchte sie und ging zu ihrem Bruder.

L hatte die Übertragung zu Raito für kurze Zeit unterbrochen und zeigte Liz eine ältere Aufzeichnung von Raito, ohne ihr Wissen, wie er einfach nur in der Zelle saß und auf den Boden starrte.

„Wer ist das?“, fragte L sie eindringlich.

Irritiert stutzte sie, antwortete dann aber sofort.

„Kira.“, sagte sie kalt und verbissen.“

L nickte und stellte die Übertragung zu Raitos Zelle wieder ein.

„Kira muss sich bewusst sein, was er da tut!“, schrie Raito. „Sieh mir in Die Augen! Zoom an mein Auge heran!!! Sind das die Augen eines Mörders und Lügners?!“

L sah weiter zu seiner Schwester und ließ die Bilder auf sie wirken.

„Und wer ist das?“, fragte er ebenso eindringlich.

Liz sah Raito in die Augen, wie er es gesagt hatte.

„…Raito…“, raunte sie.

Restarting

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Restarting
 

L betrachtete seine Schwester weiterhin inständig. So langsam fiel es ihm sichtlich schwer, seinen roten Faden in den Ermittlungen wieder zu finden. Liz schien ebenso irritiert. Sie ging näher an den Bildschirm ran und wiederholte sich. „Raito…“, flüsterte sie. Ihre sanfte, nach Antworten suchende Stimme drang durch das Mikrophon und in Raitos Ohr. Gerade noch hatte er fieberhaft versucht, Ryuzaki zu erklären, dass er nicht Kira sei, in der Hoffnung, freigelassen zu werden, aber als er Liz‘ Stimme vernahm, verstummte er sofort. Er hielt inne und sah zu der Kamera. Er stand auf, bemüht nicht umzufallen, da seine Füße aneinander gekettet waren, und sah in die Kamera. Ein sanftes, verhaltenes Lächeln wurde von seinen trockenen Lippen verformt, als er ihren Namen nannte.

„Yashiro…“

Kurz schien die Zeit still zu stehen und Liz spürte, wie sie alles wieder einholte. Wie alles wieder komplizierter wurde, als sie ihm in seine treuen Augen sah. Sie hatte losgelassen, aber nicht von Raito selbst, sondern von der Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden würde und sie ihn endlich lieben durfte. Und plötzlich schien Kira vergessen zu sein. In Raitos Antlitz waren keine Spuren von Kira zurückgeblieben und als er weiter nach ihr rief, weil sie bisweilen noch nicht geantwortet hatte, spürte sie ihre Kraftlosigkeit und Angst. Sie zögerte weiter, starrte perplex auf den Bildschirm, als L sanft seine Hand auf die Schulter seiner Schwester legte. Sie erschrak und sah ihn an. L betrachtete sie erneut eindringlich. Diesen Gesichtsausdruck hatte er bei seiner Schwester noch nie erlebt und doch kam er ihm vertraut vor.

„Yash!“, rief Raito erneut.

Liz sah zu dem Bildschirm zurück, nahm ihre Tasche und rannte los.

„Yashiro!“, rief Matsuda und wollte ihr nachlaufen, doch L pfiff ihn zurück.

„Lassen Sie sie.“, sagte L ruhig und sah seiner Schwester nach.

L seufzte und dachte noch lange an seine Schwester. Er wusste, dass es für sie schwer sein würde, wieder objektiv über Raito urteilen zu können, trotzdem wusste er, dass Liz schon bald wieder ermitteln würde.

Er wandt sich an sein Mikrophon und betrachtete Raito noch einmal. Er hatte es bereits aufgeben, nach Liz zu rufen und sich erneut auf sein Bett gesetzt.

„Seit du in Einzelhaft sitzt, ist kein einziger Mord mehr geschehen. Es passt alles ins Bild… Ich glaube, du bist tatsächlich Kira und versuchst nur, es vor uns zu verbergen.“

Raito sah erneut zur Kamera. Er unterdrückte ein Seufzen, als er Ryugas anstatt Liz‘ Stimme vernahm.

„Hör mir zu, Ryuzaki! Ich lüge nicht, das musst du mir glauben! Ich bin nicht Kira! Ich bin reingelegt worden! Eine andere logische Erklärung gibt es nicht!“, rief er aufgeregt.

„Reingelegt…? Wie denn? Niemand außer uns weiß von deiner Verhaftung und doch haben die Morde aufgehört.“

„Dann muss einer von euch Kira sein! Hol mich hier raus, damit ich ihn finden kann!“ Raitos Verzweiflung war unüberhörbar.

L wusste, dass es zum Einen vollkommener Unsinn war, was Raito redete. Zum Anderen erinnerte er sich an die Reaktion seiner Schwester. Irgendetwas war mit Raito geschehen. Er war ein völlig anderer…

„Lass mich raus! Die Zeit drängt!“

„Das kann ich nicht.“, erwiderte L ruhig.

Raito erkannte die Entschlossenheit in Ls Stimme und ließ resignierend den Kopf hängen.

Matsuda und Aizawa verschränkten irritiert die Arme.

„Was ist nur mit ihm los? Das sieht ihm gar nicht ähnlich!“, meinte Aizawa.

„Vielleicht war die Woche Haft zu fiel für ihn… Ihm muss doch klar sein, dass das plötzliche Aufhören der Morde ihn zu sehr belastet, um ihn jetzt frei lassen zu können?“, rätselte Matsuda weiter.

Aizawa stimmte ihm nachdenklich zu.

„Eben. Wir sind kurz davor, ihn als Kira zu überführen. Was will er denn jetzt?“

Ryuzaki schwieg und starrte auf den Bildschirm. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Er wusste nur, dass zwischen Yagami Raito und seiner Schwester Elizabeth eine starke Bindung war, die nicht existieren durfte. Auf der anderen Seite erkannte L eine Chance; Wenn er sie so sehr liebte, würde er ihr dann nicht alles sagen?

Könnte er sie so anlügen?
 

••

Liz rannte nach Hause. Sie unterdrückte ihre Tränen und schmiss sich auf ihr Bett. Sie vergrub sich in ihre Decke und schrie.

„ich HASSE ihn!“, schrie sie und schlug auf ihr Kissen ein. Ihre Angst wurde zur Wut. Zur Wut über sich selbst und Wut auf Raito. Er machte ihr alles kaputt. Schon wieder. Sie hatte losgelassen, sich befreit von allem. Plötzlich weckte sie der stechende Ton ihres Handys aus ihren Gedanken. Ethan! Ihn hatte sie ganz vergessen. Raito hatte selbst ihn verdrängt, mit einem einzigen Blick. Doch sie war entschlossen, sich nicht das mit Ethan von ihm kaputt machen zu lassen. Sie hatte es geschafft, sie hatte von Raito losgelassen, sie musste nur dran bleiben… Sie atmete tief durch, wischte sich die Nässe von den Augen und nahm ihr Handy. Bevor sie das Gespräch annahm, atmete sie tief durch. Sie brauchte irgendetwas, was sie ablenken konnte…

„Süße, alles in Ordnung?“

„Nicht so richtig… Nein, gar nicht.“ Sie fühlte sich gut, endlich die Wahrheit zu sagen, trotzdem hatte sie weiterhin das Gefühl, dass etwas falsch war.

„Soll ich vorbei kommen?“ Er klang offensichtlich besorgt.

„Es ist schon so spät, lass nur.“ Sie räusperte sich, um den gebrochen Klang ihrer Stimme zu verhindern.

„Morgen ist Samstag. Und wenn, es ist mir egal. Bis gleich.“

Schon hatte er aufgelegt. Liz stand auf und ging in die Küche. Sie verpasste sich einen doppelten Tequila und lehnte sich schnaufend an ihre Arbeitsplatte. Kurz fragte sie sich, was sie eigentlich noch von einer Hure unterschied. Aber es war ihr egal. Sie war verzweifelt und fertig mit den Nerven, alles wegen eines Blickes. Sie verweilte eine halbe Stunde dort, bis es an ihrer Tür klingelte. Sie schlurfte zur Tür, fuhr sich durchs Haar und öffnete. Sie standen sich kurze Zeit schweigsam gegenüber.

„K…Komm doch rein.“, stammelte sie leise, trat beiseite und gewährte ihm Einlass.

„Wie geht es deinem Bruder?“, fragte er schnell, zog sich die Jacke aus und hängte sie an den Kleiderhaken an der Wand.

Und schon wieder musste sie lügen.

„Ihm geht es relativ gut. Gehirnerschütterung und ein gebrochenes Bein. Er wird wieder gesund“, log sie.

Ethan nickte und betrachtete sie kurz. Er lächelte und legte die Arme um sie.

„Wie geht es dir?“, fragte er sanft und strich ihr durchs Haar.

„Gut.“, erwiderte sie knapp.

„Du lügst.“, gab er Kontra und grinste.

„Ich bin erschöpft, weiter nichts. Ist alles gerade etwas viel.“

„Belastet dich deine Arbeit?“ Er spielte auf die Gerichtsmedizin an.

„Nein.“, sagte sie ruhig. Ethan sah sich um. „Gemütlich hier.“

„Danke.“

Sie war kurz angebunden.

„Du bist wirklich müde.“, sagte er und lächelte. „Kann ich etwas für dich tun?“

Liz sah ihn an und lächelte sanft. Sie fühlte sich einmal mehr von Ethan aufgefangen. „Vielen Dank, aber du hast genug getan heute.“ Er grinste, umfasste ihr Gesicht und küsste sie zärtlich. Liz schloss sofort die Augen und genoss die erwünschte Ablenkung.

„Wo sind wir eigentlich vorhin stehen geblieben?“, flüsterte sie leise und legte dazu ein freches Grinsen auf.

Ethan musterte sie verwundert. „Yashiro… Sicher, dass du das willst?“

Sie knöpfte bereits sein Hemd auf.

„Yashiro…“, wiederholte er.

Sie küsste bereits seinen Oberkörper.

Ethan hielt sie fest und sah sie an. „Willst du das wirklich?“

„Du bist gut im dumme Fragen stellen.“, erwiderte sie trotzig.

Ethan wusste nicht genau, was er tun sollte. Er machte sich Sorgen um sie, auf der anderen Seite konnte er nicht mehr länger widerstehen.

„Was ist?“, fragte Liz. Sie strich ihm über die Brust und bedeckte seinen Hals mit küssen, während sie seinen Innenschenkel streichelte.

Letztendlich gestand Ethan Miller sich, auch nur ein Mann zu sein. Er tröstete sich damit, dass jeder andere Mensch diesem Mädchen nicht hätte widerstehen können, wo noch dazu kam, dass er eindeutig etwas für sie empfand. Schnell zog er sich sein Hemd vollständig aus und begann damit, Liz unter ihrer Bluse zu streicheln und sie aufzuknöpfen. Liz ließ sich das gerne gefallen. Er hob sie hoch, sie legte ihre Beine um ihn und beide verfielen in einen innigen Kuss.

„Wo…ist dein Schlafzimmer?“, raunte er in den Kuss.

„Flur… 2. Tür rechts!“, erwiderte sie, ebenso im Kuss vertieft. Ethan ging los. Auf dem Weg zum Schlafzimmer stolperte er öfters und drückte Liz an die Wand, um wieder das Gleichgewicht zu erlangen. Im Schlafzimmer angekommen, ließ er seine Schülerin aufs Bett fallen und folgte ihr gierig. Liz ließ sich verwöhnen und schaltete das Licht aus…

Ethan und Elizabeth waren friedlich und erschöpft Arm in Arm eingeschlafen. Am nächsten morgen war es Ethans innere Uhr, die ihn weckte. Um Punkt 9h war er hell wach, kuschelte sich an seine Yashiro und streichelte sanft über ihre Seiten. Liz blieb ruhig liegen und schlief weiter. Schließlich entschloss er sich dazu, schnell unter die Dusche zu springen und seiner Liebsten Frühstück zu machen.

Bad und Küche in der relativ kleinen Wohnung zu finden, war nicht schwer. Er beeilte sich, schließlich wollte er sie überraschen und somit brauchte er nur 10min, bis er gut riechend aus dem Bad kam und den Kühlschrank nach leckeren Dingen durchsuchte. Er schnitt, schmierte und toastete wie niemand anders an diesem Tag, packte die Leckereien auf ein Tablett und schlich sich ins Schlafzimmer. Er stellte das Tablett auf den kleinen Nachttisch neben Liz, legte sich zu ihr und begann sanft ihre Schulter zu küssen.

Liz wachte langsam aus ihrem tiefen Schlaf auf und schnurrte genüsslich. Schließlich streckte sie sich und öffnete die Augen. Sie sah ihrem Verehrer direkt in die schönen stahlblauen Augen und lächelte verschlafen.

„Morgen…“, flüsterte er verliebt und küsste sie sanft.

Liz konnte sich nicht erinnern, jemals so liebevoll geweckt worden zu sein. Sie vernahm seinen frischen Geruch und fuhr ihm durch sein noch nasses Haar.

„Du hast schon geduscht? Ohne mich?“

Ethan nickte und deutete auf das Tablett auf dem Nachttisch.

Liz weitete die Augen.

„Das muss ich aber nicht alles alleine essen, oder?“ Sie lächelte, umarmte Ethan und küsste ihn.

„Nein, ich bin auch noch da.“

Er nahm das Tablett und stellte es vor sich, sodass auch Yashiro gut an die Mahlzeit herankam. Liz sah über die Marmeladentoasts, zu dem frischgemachten Smoothie, zu den Schokoladenerdbeeren. Kurz dachte sie an Mello. Wenn die beiden heimlich in der Wammy Küche gewesen waren, hatten sie jedesmal Erdbeeren mit Schokoladenüberzug mitgenommen. So gab es keinen Streit.

Die beiden begannen zu frühstücken und schenkten sich gegenseitig ein Lächeln und Liz stellte für sich fest: Sie war eben doch in einem Hollywoodstreifen geraten. So einen perfekten Mann gab es nur im Drehbuch. Sie fühlte, wie zwiegespalten sie inzwischen war. Ethan war kein Lückenbüßer für Raito. Bei ihm vergas sie Raito völlig und bei Raito schien sie Ethan zu vergessen. Aber sie entschied sich dazu, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie war sich sicher, dass das von gestern nur ein Rückfall und vor allem ein Schock war. Sie genoss den Morgen mit Ethan sehr und sie fragte sich, was war er eigentlich für sie? War er ihr Freund? Oder nur eine auf physischen Kontakt konzentrierte Affäre?

Er schien genau denselben Gedanken zu verfolgen.

„Yashiro?“, begann er leise, „Werden wir solche Abende wiederholen?“ Er fragte souverän und ohne jegliche Gefühlsregung. Als sei er sich vollkommen sicher, dass Liz diese Frage positiv aufnehmen und bejahen würde.

Liz sah ihn kurz an und gab sich nachdenklich, wobei sie keine Sekunde hätte zögern müssen, um ihre Antwort zu geben.

„Ja, gerne.“, sagte sie dann und lächelte.

„Also darf ich dich jetzt Anderen als meine Freundin vorstellen?“ Er sah sie schräg an und grinste verhalten.

„Rein theoretisch schon.“

Und dann realisierte Ethan, dass er mit einer Minderjährigen geschlafen hatte und bei dem Gedanken, sich strafbar gemacht zu haben, grinste er innerlich.

„Richtig. Das habe ich schon ganz vergessen.“, gab er zu und legte die Arme um seine neue Freundin.

„Hast du heute was vor?“, fragte er dann und biss in seinen Toast.

„Nein, eigentlich nicht.“ Liz biss genüsslich in eine Schokoladenerdbeere.

Als sie zu zweit das Tablett geleert hatten, brachten sie zusammen das Geschirr in die Küche, spülten es ab und verschwanden erneut im Schlafzimmer.

Ethan strich über ihren Rücken und ließ sich beküssen, er genoss ihre Liebkosungen, zog sie zu sich und drehte den Spieß im innigen Kuss um. Er saß auf ihr und strich über ihre Brust, ließ dann jedoch schlagartig von ihr ab.

Yashiro sah ihn verdutzt an. „Was ist? Hast du dich gerade zur Homosexualität bekannt?“

„Wenn das so weiter geht, wissen wir in 3 Monaten nur die Lieblingsstellung des Anderen. Wir spielen jetzt das Frage-Antwort-Spiel!“

Liz setzte sich auf und rückte ihr Schlafanzugtop zurecht. „Wow, klingt ja spannend.“, gab sie monoton von sich. „Und wie funktioniert das?“

„Naja, du stellst eine Frage und ich gebe die Antwort.“, erklärte er.

„Okay. Ähm… Ist dieses Spiel wirklich besser als Sex? Denk ganz genau drüber nach.“, forderte sie auf und verschränkte die Arme.

„Hey, wir fangen jetzt an.“

„Ich hab schon angefangen. Ich hab die Frage gestellt, du antwortest.“

Ethan grinste breit. „Es geht um die Eigenschaften und Hobbies des Anderen. Aber wir könnten es natürlich interessanter gestalten.“ Er grinste breit. „Der Eine stellt die Frage über sich selbst, der Andere muss die Antwort erraten. Ist sie falsch, muss derjenige, der falsch geraten hat, ein Kleidungsstück ablegen und rät der Andere richtig, muss der Fragende sich ausziehen.“

Liz grinste. „Geht klar. Fang an, Hase.“

Ethan nickte und überlegte sich seine erste Frage.

„Was ist mein Lieblingsessen?“

Liz musterte ihren Freund und grinste.

„Das Zeug von gestern? Ich meine, du hattest keine Ahnung, was ich so esse. Da ist es doch nur menschlich, das eigene Leibgericht zu kochen, oder?“

Ethan grinste und zog sich sein Hemd aus. „Du bist gut.“

„Ich weiß“ Sie grinste und musterte Ethan schelmisch. „Mein Lieblingsessen?“

„Du bist aber einfallslos“, tadelte er, „Ähm…“ Er dachte über die Dinge im Kühlschrank nach. Auf jeden Fall schien Schokolade zu ihren Leibspeisen zu gehören.

„Schokolade?“

„Najaaaaaa…“ Sie hob die Braue. „Tiefkühl-Pommes mit warmer Schokosoße oder normale Pommes mit Schokoeis.“

Ethan sah sie schräg an. „Ist ja pervers. Da kann niemand drauf kommen“ Und er zog seinen Gürtel aus der Hose und ließ ihn neben dem Bett fallen.

„Wie viele Mädels haben mit mir geschlafen?“

„Abgesehen von mir? Keine.“, sagte sie grinsend und biss sich leicht auf die Unterlippe.

„4.“, antwortete er knapp und sah Liz beim Ausziehen ihrer rechten Socke zu. „Du hattest… Angesichts deiner Erfahrung, tippe ich auf 3.“

Liz lachte und öffnete seine Hose. „7.“ Ethan weitete die Augen und schien kurz perplex, trotzdem hatte er ein gutes Gefühl bei ihr.

„Keine Sorge, das waren alles nur Spielereien. Eine richtige Beziehung hatte ich erst einmal.“

Sie errötete, dass sie dabei an Raito dachte. Dabei waren sie genau betrachtet nur knappe 12 Stunden ein paar gewesen…

Ethan nahm das Spiel wieder auf. „Meine Lieblingsfarbe ist…?“

Liz musterte ihn und lächelte, als sie antwortete: „Blau“

Er zog sich eine Socke aus.

„Deine ist… Grün?“, fragte er resignierend, in der Hoffnung, nicht noch die andere Socke und somit sein vorletztes Kleidungsstück ausziehen zu müssen.

Sie schüttelte dennoch grinsend den Kopf. „Dunkles Lila.“

„Was sind meine Hobbies?“, fragte Ethan

„Tote Menschen aufschneiden? Ich denke du machst Sport. Du hast trainierte Arme und überhaupt… Du paddelst?“

Ethan hob die Braue. „Also… Ich gehe gern Kanu fahren, laufe oder spiele Fußball. Aber ich kann auch Klavier spielen.“

„Klingt gut.“ Sie lächelte und deutete mit einem nicken auf seiner Boxershorts. „Hast du nicht irgendetwas vergessen?“

„Hab Gnade!“, rief er. „Was ist mit deiner Familie?“

Liz war drauf und dran ihn von seiner Hose zu befreien, doch als er die Familie erwähnte, hielt sie inne. Sie wollte ihm die Wahrheit sagen, doch was würde das bedeuten? Er würde sich fragen, wie es einer 16 Jährigen gestattet sein kann, alleine zu wohnen und wo ihr Bruder eigentlich immer ist. Sie blieb eine Weile stumm und überlegte.

„Ich… Ich habe keine Familie. Es gibt nur meinen großen Bruder und mich.“

Ethan stutzte und sah zu Boden. „Das… Das tut mir leid.“

„Ist schon okay. Ich bin dran gewöhnt.“ Sie lächelte aufmunternd und zog ihn zu sich.

„Sieh das Positive dran. Eine Mutter und vor allem ein Vater würden der 16jährigen Tochter nie erlauben, einen alten Sack als Freund zu haben.“ Sie lachte leicht. „Okay, weiter geht’s!“, sagte sie enthusiastisch, um wieder gute Stimmung aufkommen zu lassen.

„Wie alt war ich beim ersten Mal?“ Sie grinste frech und fuhr ihm durchs Haar.

„Hm… Für 7 Kerle braucht man schon seine Zeit. Ich schätze… 13?“

Liz nickte und wurde leicht rot. Ethan nickte. „Da fehlt also die Erziehung.“ Liz zog die andere Socke aus.

„Ich bin noch nicht schwanger geworden.“, sagte sie sarkastisch und warf Ethan einen fragenden Blick zu.

„Ich auch nicht.“, antwortete er darauf irritiert.

„Nein! Ich meine, wie alt warst du?“

Ethan antwortete nüchtern: „17.“, und setzte fort: „Okay, du hast gewonnen.“ Er lächelte breit und herzlich und nahm seine sockenlose Freundin in die Arme.

„Du bist berechenbar. Und ich nicht. Ganz einfach.“

Die beiden verweilten einige Momente und genossen den Moment.

„Wir sollten zusammen wegfahren!“, sprudelte es aus Ethan gerade zu heraus.

„Ähm okay, Disneyland? Dann müssen wir aber sofort los.“ Sie lächelte und lehnte sich an seine Schulter.

„Nein. Ich meine richtig weg. Nach dem Praktikum stehen mir 10 Werktage Urlaub zu. Das sind 2 Wochen. Wir fliegen irgendwohin, wo wir allein sind, unsere Ruhe haben und uns richtig kennen lernen können.“

Yashiro musterte ihr Gegenüber perplex und schüttelte den Kopf.

„Das… das geht nicht. Wir…“

Ethan ließ sie gar nicht unterbrechen. Enthusiastisch versuchte er Begeisterung für seine Idee zu vermitteln.

„Wir lernen uns dort richtig kennen. Wenn es nicht klappt, fliegen wir wieder zurück. Es ging alles so schnell, ich möchte mir einfach sicher sein.“

Liz sah Ethan in die Augen. Sie war beinahe gerührt von seiner Kindlichkeit, die plötzlich aus seinen Augen blitzte.

„Ich muss zur Uni.“, erwiderte sie.

„2 Wochen ohne Vorlesungen schaffst du deinen 1,0 Schnitt trotzdem.“ Er sah ihr eindringlich in die Augen. „Komm schon, Süße… Lass dich mal ins kalte Wasser schmeißen. Das macht wach und stärkt die Abwehrkräfte.“

Liz schnaubte und ließ sich ins Bett zurückfallen. „Na gut… Und wohin soll es gehen?“

Ethan grinste, krabbelte über sie und streichelte ihre Wange. „Lass dich überraschen…“
 

Bereits 9 Tage später, also an Tag 15 Raitos Haft, machte etwas einen dicken Strich durch die Rechnung der japanischen Ermittlungszentrale.

Matsuda rannte aufgeregt in die Zentrale zurück.

„Gestern sind all in den vergangen zwei Wochen veröffentlichten Verbrecher auf einen Schlag an Herzversagen verstorben!!!“, rief er aufgeregt. L gab sich betont unbeeindruckt, auch wenn er in diesem Moment gerade den Glauben an sämtliche Ermittlungsergebnisse verloren hatte.

„Kira ist zurück…“, sprach es Aizawa nun endlich aus.

„Weiß der Chef schon bescheid?!“, rief Matsuda enthusiastisch und stellte sich bereits undgestört zu seinem ehemaligen Vorgesetzten durch.

„Chef! Kira hat wieder zugeschlagen!“

Das Haar des Oberinspektors hing gefettet und kraus in seinem Gesicht, welches mit Bartstoppeln bespickt war. Aufgeregt sprang er von seinem Stuhl auf.

„WAS?!“

„Er hat wieder begonnen, Verbrecher hinzurichten!“

„Ist das wahr?! D…Das heißt ja… mein Sohn… Mein Sohn hat eine weiße Weste?!“ Soichiro sah hoffnungsvoll in das Objektiv der Kamera, wendete sich dann aber ab und fügte im sanften Ton hinzu: „Oder sehen Sie das anders, Ryuzaki?“

Aizawa und Matsuda musterten L fordernd. Sie erwarteten von ihm eine positive Antwort.

„Wir… können uns auf… hellgrau einigen.“, antwortete er kleinlaut.

Matsuda grinste breit.

„Haben Sie das gehört, Chef?“

„Ja. Grau ist besser als Schwarz.“

„Er meint sicher ein beinahe weißes Hellgrau!“, rief Matsuda und ballte die Fäuste vor Erregung. „Das muss ich sofort Raito sagen!“, rief er und war schon im Begriff, sich zu Raito durchzustellen, als L ihm bereits die Hand wegschlug.

„Raito darf noch nichts erfahren!“, sagte er energisch und stellte sich selbst zu dem Inhaftierten durch.

„Raito“

„Was ist?“, fragte er, sichtlich geschwächt.

„Seit 2 Wochen gab es keine neuen Hinrichtungen. Willst du nicht endlich ein Geständnis ablegen?“ L wollte Raito weiterhin provozieren.

„Red keinen Schwachsinn, Ryuzaki! Du irrst dich!“ Raitos Stimme gewann an Kraft. „Ich weiß, dass alles danach aussieht, aber ich bin nicht Kira! Jemand versucht mich reinzulegen!“ Er sah auf. „Was sagt Yashiro dazu?! Wo ist sie?“

L ignorierte Raito, unterbrach die Verbindung und stellte sich zu Misa durch.

„Weißt du wirklich nicht, wer Kira ist?“

Misa antwortete, kaum vernehmbar und kratzig: „Wie oft denn noch. Nein, leider nicht. Ich wünschte, ich wüsste es… Er hat den Mörder meiner Eltern bestraft… Mein Held!“

L verschränkte die Arme um seine Knie.

//So langsam verstehe ich gar nichts mehr…//
 

••

Rem kümmerte sich derzeit um Raitos Planverwirklichung, welche zugleich Misas Rettung darstellte. Erst gestern hatte sie dieser Person das Death Note übergeben…

„Wenn ich die veröffentlichten Verbrecher auslösche wie vereinbart, gehört das Note mir und ich kann damit machen, was ich will?“, fragte er hastig und schrieb schnell weiter. Rem bestätigte knapp. „Genau.“

Er nickte, blickte jedoch nicht zu ihr auf. „Das ist für uns beide ein… faires Geschäft.“

Rem wunderte es nicht, dass dieser Mann es auf ein Geschäft und somit auf seine Karriere bezog. Und mal wieder wurde ihr klar, wie sehr sie Menschen hasste.
 

••

Zur selben Zeit saßen Liz und Ethan auf der Couch und sahen Fern. Liz sah nervös auf die Uhr. Sie erwartete die Nachrichten. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, sich nicht mehr in der Zentrale gemeldet zu haben. Sie wusste, dass die öffentlich rechtlichen Nachrichten in diesem Fall keine zuverlässige Quelle waren, aber das war wenigstens etwas.

Die Stunde ging zur vollen über und Liz schaltete um.

„Nach einer knappen Woche Pause, scheint Kira wieder zuzuschlagen. Die Polizei äußerte sich bisweilen nicht zu den zahlreichen Opfern. Landesweit meldeten Gefängnisse…“

Liz weitete die Augen und sprang auf.

„Ich muss weg!“, sagte sie gehetzt. Sie griff ihre Tasche von der Garderobe. „Wenn du gehst, schließ bitte die Fenster. Ich habe mein Handy dabei!“

Ethan stand auf und sah ihr nach. Er schien deutlich perplex. „Wo gehst du hin?“

„Zu meinem Bruder!“

Sie schloss die Tür hinter sich und rannte los. Ethan ging zur Tür und sah durch das eingelassene Fenster, wie seine Freundin die Straße hochjagte. Er wusste nicht, was mit ihr los war. Seit dem er sie kannte, wusste er, dass sie ein Geheimnis verbarg. Doch welche Ausmaße dieses Geheimnis haben würde, konnte sich zu diesem Punkt niemand ausmalen…

In der Zentrale angekommen, überwand sie genervt die Sicherheitsvorkehrungen und lief zu ihrem Bruder.

„Wie hat er das gemacht?!“, sprudelte es aus ihr raus.

„Ich hab keine Ahnung.“, antwortete L, ohne jegliche Regung in seiner Stimme.

„Ihr habt ihn doch nicht informiert?!“

„Natürlich nicht. Wir sind nicht so unfähig, wie du denkst.“

Liz sah zu den Bildschirmen auf. Misa schien unverändert. Inspektor Yagami hing ausgelaugt und erschöpft auf seinem Klappstuhl, während sein Sohn gefesselt auf dem Boden lag.

L sah sich endlich zu seiner Schwester um. Matsuda kam aus der Küche mit 2 Tassen Kaffee, als er Liz erblickte. Er strahlte und rannte auf sie zu.

„Yashi!“

Natürlich musste es so kommen, dass mindestens eine Tasse der Schwerkraft unterlag und auf dem Boden zerschellte. Der Kaffee spritzte auf Matsudas Hose und ergoss sich auf dem Parkettboden. Aizawa rollte die Augen, L sah zum Kaffee und beobachtete unbeeindruckt, wie Matsuda Yashiro umarmte, während diese ihn herzlichst auslachte.

„Er fragt ständig nach dir.“, sagte Matsuda und sah zu Raito auf. Er konnte sein schelmisches Grinsen nicht verbergen. „Jetzt, wo die Morde erneut begonnen haben, wird er bald rauskommen können. Irgendwie ist das romantisch.“, schwärmte er. Yashiro verzog das Gesicht.

„Nein, das ist es ganz sicher nicht.“, versicherte sie und sah ebenfalls zu Raito auf.

Sie wusste, dass ihr Bruder den Verdacht nicht einfach fallen lassen konnte und sie war froh darüber. Raito würde nicht so schnell rauskommen, wie Matsuda dachte und somit hatte sie noch eine Weile Ruhe.

„Willst du mir deinen neuen Freund nicht mal vorstellen?“, warf L dann schließlich ein. Matsuda schien sichtlich überrascht und gleichzeitig leicht enttäuscht.

„Ähm… klar.“ Ihr kam die Sache mit dem Urlaub in den Sinn. „Wir beide wollen am Wochenende für 10 Tage wegfahren. Vielleicht auch für 2 Wochen. Das steht noch nicht so fest.“

L nickte.

„Er ist also vermögend, ungefähr so alt wie ich, hat einen guten Job, und will ein bisschen Spaß mit dir haben.“

Liz sah ihren Bruder schräg an. „Wieso sollte er nur Spaß mit mir haben wollen?“

„Ich will dir nichts kaputt machen. Viel Spaß.“

Liz spürte, dass Ryuzaki nicht gerade einverstanden war, mit dem, was sie tat.

Matsuda stand weiterhin fragend da. „Woher weiß er das alles?“, formte er leise mit den Lippen.

„Naja…“ Liz antwortete in normaler Lautstärke. „Er kann sich mal eben einen Urlaub nebenher leisten und dabei noch jemanden dazu einladen, mit ihm zu kommen. Jemand in meinem Alter wäre dafür allein wegen dem Elternhaus und der Schulpflicht nicht in der Lage. Aber jemand, der viel Älter wäre als ich, würde für mich nicht in Frage kommen“ Matsuda nickte irritiert und seufzte.

Eine erdrückende Stille machte sich breit. Die Luft schien bei der Spannung zu knistern. Liz sah ihren Bruder an, doch er erwiderte ihren Blick nicht.

„Auch als dein Bruder darf ich dich nicht anders behandeln als den Rest des Ermittlungsteams. Entweder willst du uns helfen oder nicht. Nichts von dem hier darf nach außen dringen.“ Er sah sie endlich an. „Entweder ganz, oder gar nicht.“

Liz erwiderte den durchbohrenden Blick ihres Bruders und hielt diesem problemlos stand.

Sie sah ein letztes Mal zu Raito und plötzlich hob er seinen Kopf und sah zur Kamera, als würde er ihrne Blick erwidern wollen.

Schnell sah sie weg.

„Gut. Ich melde mich dann.“

Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging.

„Yashiro? Sie ist da, habe ich Recht? Sie hört mich, ich weiß es!“, sagte Raito leise.

Jeder Anwesende in der Zentrale sah sie an. Sie blieb kurz stehen, atmete tief durch und schloss die Augen. Kurz verweilte sie in dieser Haltung. Kurzerhand warf sie ihre Handtasche über die Schulter und ging, als wäre nichts geschehen…

Sober

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Sober
 

„Ich danke Ihnen für Ihre aufmerksame Mitarbeit. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet, mit Ihnen zu arbeiten. Ich hoffe, Sie sind der Entscheidung, ob forensische Anthropologie oder Pathologie, einen Schritt näher gekommen. Empfehlungen sowie Bewertungen stehen in Ihrem Zertifikat. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.“

Miller lächelte breit in die Menge und genoss seinen verdienten Applaus.

„Ja… Die Arbeit mit dir hat ihm sicher am meisten Spaß gemacht.“, wisperte Yumi zu Yash und grinste. Liz gab ihr einen sanften Stoß in die Rippen.

Liz ging wie die meisten Tage nach dem Praktikum zur Bushaltestelle und wartete. Es war allerdings nicht so spät wie sonst, denn es war der letzte Tag ihres Praktikums und wie einst in der Schule wurden an diesem Tag die Zeugnisse vergeben.

Schon nach einigen Minuten hielt ein schwarzer Porsche an und hupte 2 Mal. Liz grinste und sprang rein.

„Heute in der Schrottkiste? Kauf dir doch ein neues Auto und tu der Wirtschaft gut.“, sagte sie sarkastisch und schnallte sich an.

„Was willst du wählen?“, fragte er und ignorierte ihre Bemerkung zuvor.

Liz sah aus dem Fenster. Sie hatte sich die letzten Wochen noch keine Gedanken darüber gemacht, ob sie sich weiter um Krankheitsursachen oder um Todesursachen kümmern wollte.

„Wähl Anthropologie. Du solltest deine Kombinationsgabe nicht verschwenden. Du hast ein einen guten Draht zur Kriminalistik.“

Liz nickte stumm. Und wie sie diesen Draht hatte…

„Also wir fahren morgen und du sagst mir immer noch nicht, wohin es geht?“

Er lächelte sie kurz an und bog in die nächste Straße ein.

„Nun, ich weiß es selbst nicht.“ Liz hob die Braue, um ihre Zweifel daran zu äußern. „Nein, wirklich. Ich habe der Frau am Airport gesagt, sie soll mir irgendetwas Schönes buchen mit einem Flug am Samstagmorgen.“

Sie lachte kurz auf. „Du bist verrückt.“

Er zuckte unbeeindruckt mit den Schultern und in Liz‘ Straße ein.

„Also wir packen die restlichen Dinge ein und gehen früh schlafen. Wir müssen um 6h in Tokyo sein.“

Liz nickte und verzog leicht das Gesicht. Die Uhrzeit passte ihr nicht sonderlich gut.

Am nächsten Morgen fuhren sie nach Tokyo, erhielten ihr „Überraschungsticket“ und checkten ein. Auch der Pilot verriet nicht, wohin es gehen sollte. Er begrüßte seine Passagiere zum „Flug ins Nirgendwo“. Das Einzige, was sie wussten war, dass der Flug ca. 9 Stunden dauern würde.

Nach einigen Gläsern Tomatensaft und einem Käse-Schinken-Brötchen, fragte Ethan sie etwas, was ihm schon länger auf dem Herzen lag.

„Sag mal, bei dir und deinem Bruder…“ Er sah sie eindringlich an. „Ist da alles in Ordnung?“

Liz legte den Kopf schief. „Klar. Was sollte nicht stimmen?“, fragte sie sichtlich irritiert.

„So meinte ich das nicht. Es ist nur… komisch. Du bist … Ach, ist schon okay.“ Er winkte ab.

Aber Liz ließ nicht locker. „Willst du ihn kennen lernen?“

Kur sah er aus dem Fenster. „Das ist es nicht. Obwohl, natürlich will ich das, blöde Frage.“ Er lächelte sie liebevoll an und signalisierte ihr mit einem sanften Kuss, dass das Thema abgeschlossen war. Für Liz war es das allerdings nicht. Es war klar, dass Ethan sich irgendwann Gedanken machen würde, was sie täglich bei ihrem Bruder machte, wo er doch eigentlich mit ihr eine Wohnung teilte. Sie schloss die Augen und hoffte auf den Tag, Ethan die Wahrheit zu sagen. Sie schwelgte in Gedanken fiel schließlich in einen tiefen Schlaf.
 

Plötzlich wurde alles dunkel um sie herum. Sie sah absolut gar nichts. Sie konnte nicht einmal Farbabstufungen ausmachen. Sie sah sich um und das einzige, was sie wahrnahm, war die erdrückende und beunruhigende Stille. Sie ging ein paar Schritte und hörte das Klacken ihrer Absätze auf dem Boden. Der Ton hallte nach. Liz musste sich in einem riesigen leeren Raum befinden.

Liz hatte keine Angst vor der Dunkelheit. Trotzdem beunruhigte sie etwas. Sie fühlte sich beobachtet.

//Rede dir nichts ein…// Sie zwang sich, an etwas anderes zu denken, doch je öfter sie „Da ist nichts.“ zu sich sagte, desto nervöser wurde sie. Ihre Angst wurde zur Panik. Ihr Herz raste und drohte aus ihrer Brust zu springen. Ihre Panik überwog jeglichen Verstand und sie rannte einfach los. Sie schloss die Augen und kniff die Lider zusammen und rannte einfach. Außer Atem öffnete sie ruckartig die Augen und wurde von einem künstlich erzeugten Licht geblendet. Sie blieb stehen, japste nach Luft und versuchte mit einer Hand etwas zu ertasten. Sie stand vor einer Wand. Die Oberfläche war glatt und kalt. Es fühlte sich an wie ein Glas. Nach einigen Minuten hatten sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt und sie öffnete die Augen.

Sie stand vor einer Wand, in der ein großes Panoramafenster eingelassen wurde. Sie sah in einen kleinen Raum, der nur spärlich möbliert war. Sie erkannte Ethan. Er stand vor einem Küchentisch und hielt sie im Arm. Es war Liz. Sie traute ihren Augen nicht, als sie sich praktisch selbst beobachtete. Plötzlich warf die Liz in Ethans Armen einen Blick durchs Fenster. Sie sah sich direkt in die Augen.

Plötzlich trat eine weitere Gestalt aus der Dunkelheit, aber Liz erschrak nicht. Sie meinte zu wissen, dass es Ethan war, der plötzlich neben ihr stand.

„Sie sieht nicht glücklich aus.“, stellte der junge Mann neben ihr fest. Als Liz dir vertraute Stimme vernahm, atmete sie tief durch. Sie sah zu ihm rüber.

„Wieso nicht?“, fragte sie leise.

Raito erwiderte ihren Blick und nahm sanft ihre Hand.

Liz überkam ein Schauer. Ihre Haare im Nacken stellten sich auf, als sie Raitos Hand sanft drückte.

Die Liz in dem Raum löste sich aus Ethans zärtlicher Umarmung und presste ihre Hände ans Glas.

„Gehen wir.“, sagte Raito, drückte in der Dunkelheit auf einen Lichtschalter, was die Halle mit demselben grellen Licht erhellte, welches in dem kleinen Raum war. Raito ging voraus und führte Liz an seiner Hand durch die große, leere Halle.

„Geh nicht mit ihm! NEIN! STOP!!!“, schrie die Liz aus dem Raum, während sie heftig gegen das Glas Schlug. Doch dieses schien jeglichen Schall zu absorbieren. Lediglich ihre Schläge erzeugten einen dumpfen Ton.

„Bleib stehen…! BITTE!“, versuchte sie es erneut, doch ihre Bemühungen blieben vergebens.

Raito hielt seine Hideki-san weiterhin an der Hand und beide gingen weiter.

„Wo sind wir?“

„Das bist du.“ Liz stutzte. Raitos Antwort passte nicht auf ihre Frage. „Wir sind in dir.“, erläuterte er.

Das junge Mädchen sah sich irritiert um. Es war ruhig. Es war kalt. Sie schienen gefangen in einer Betonzelle. Hier und da lag etwas Sand auf dem Boden. In einem kleinen Sandhügel ragte ein Holzrahmen heraus. Sie zog es heraus und erkannte das Familienfoto, welches L immer jeden Tag bei sich trug und auch einst seiner Schwester zeigte. Sie betrachtete den kleinen Jungen, wie er verschmitzt zu seiner Mutter hochschaute.

„Hättest du rechtzeitig gehandelt, hätte ich ihn nicht töten können.“, sagte Raito ruhig und ergriff wieder ihre Hand.

Plötzlich wirbelte Wind den Sand auf und es wurde wieder dunkel in dem Raum, bis das Licht unruhig zu flackern begann. Es donnerte und blitzte in der Ferne. Raito sah sich irritiert um.

„NEEEEIIIIN!!!“, schrie sie verzweifelt und sie versank in der Dunkelheit, in der sie sich vorhin gefunden hatte.

Ängstlich schloss sie die Augen. Dann hörte sie Ethans Stimme.

„Yashiro, Yashiro! Wach auf! Es ist doch alles okay, ich bin doch hier!“

Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und erblickte Ethans markante Gesichtszüge über sich.

Sie setzte sich erschöpft auf und realisierte, dass sie nur geträumt hatte.

Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und atmete tief durch.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Ethan besorgt und stricht ihr durchs Haar.

„Ja, sicher.“ Sie lächelte benommen. „Hab nur schlecht geträumt, das ist alles.“ Sie lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster. Was für einen Blödsinn sie auch immer träumte… Konnte ihr Gewissen ihr nicht einfach sagen, was es von ihr wollte?!

„Du hast den ganzen Flug verschlafen.“, sagte Ethan lächelnd, Er nahm ihre Hand und streichelte diese.

Sie lächelte verhalten und lehnte sich an seine Schulter.

„Bitte gehen Sie auf ihre Plätze zurück und schnallen sich an. Wir setzen zum Landanflug an.“

Das Symbol, welches zum Anschnallen auffordern sollte, leuchtete über ihnen orange auf und nach einer halben Stunde hatte die japanische Maschine wieder festen Boden unter den Füßen.

Ethan und Liz sahen neugierig aus dem Fenster, um endlich herauszufinden, wo sie ihren Urlaub verbringen würden.

„Heathrow…“, flüsterte sie leise und ihr Blick blieb an dem Banner eines Autos hängen.

Ethan schnaufte. „Das gibt’s doch nicht… Da gibt es sooo viele Staaten auf der Welt und wir erwischen England…“

Liz sah ihn an und grinste. „Bleiben wir in London?“

„Hm… Ich war schon sehr oft hier. Willst du bleiben?“

Liz kannte London ebenso in und auswendig. Mit ihren Adoptiveltern hatte sie nur wenige Kilometer von der Metropole entfernt gewohnt.

„Nein.“

Ethan stand auf und holte das Handgepäck aus der Ablage.

„Wie wäre es, wenn du mir dein Zuhause zeigst?“ Liz stutzte. Zuhause… Konnte man den Ort, in dem sie 5 Jahre ihres Lebens vergeudete, »Zuhause« nennen?“

Dann dachte sie an Mello und stellte fest, dass man es tatsächlich so hätte nennen können…

„Ich kann dir die Gegend zeigen, allerdings werden wir nicht in das Waisenhaus kommen können.“

Beide standen auf und verließen im Gedränge das Flugzeug.

So schnell es ging verließen sie den Flughafen und nahmen den nächsten Shuttle-Bus in die Innenstadt Londons, um sich dort eine Bleibe und Raststätte für die erste Nacht zu suchen.

Liz sah auf ihre Uhr. Um 8h morgens waren sie in Japan gestartet. Da die japanische Zeit der Englischen 7Stunden voraus war, und sie bereits 11 Stunden unterwegs waren, musste es in Japan bereits 19h sein, während es in England gerade 12h Schlug.

Liz schnappte sich ihr Handy, bevor sie sich frisch machte und verließ das kleine Hotel unangemeldet.

„Wo gehst du hin?“, fragte Ethan, während er sich gerade das Gesicht wusch.

„Ich sehe mich kurz um. Bin gleich wieder da.“

Sie ging den Flur entlang und nahm den Fahrstuhl nach unten. Sie setzte sich in den hauseigenen Garten, der einer kleinen Parkanlage glich. Eben auf die englische Art.

Liz ließ sich auf einer hölzernen Bank nieder und wählte Ls Nummer.

„Wie war dein Flug?“, meldete sich L, monoton und unbeeindruckt.

„Ganz gut. Gibt es Neuigkeiten?“, fragte sie hastig.

„Nein. Nur, dass er wohl definitiv auf dich steht und nichts von Amane Misa wissen will.“

Liz seufzte und sah in den kleinen Fischteich, dessen Ufer nur einige Meter vor ihren Füßen lag. „Wieso erzählst du mir das?!“, fauchte sie.

„Weil ich dir sonst nichts zu erzählen hab.“ L klang kalt und monoton. Doch er merkte, welche Wirkung sein Gesagtes auslöste und fügte schnell hinzu. „Es passiert hier nichts. Die einzige Abwechslung ist Matsudas Blödheit, die sich jedes Mal anders äußert.“

Sie grinste leicht.

„Pass auf dich auf, Schwesterherz.“, sagte er leise und auch er deutete ein sanftes Lächeln an.

„Keine Sorge. Wir sind in England gelandet.“

„Dann grüß Roger von Watari und mir.“ Sie nickte und willigte ein.

„Ich muss wieder hoch. Ethan wird schon ungeduldig.“

Sie verabschiedeten sich und Sie ging wieder auf ihr Zimmer.

„Mit wem hast du telefoniert?“, fragte er direkt, als sie reinkam.

„Mit meinem Bruder. Ich soll ihn jeden Tag einmal anrufen. Er macht sich Sorgen.“

Ethan schien das einzuleuchten und er nickte.

Liz sah leeren Blickes aus dem Fenster. Ethan beobachtete sie.

„Du bist nicht glücklich.“

Dieser Satz riss sie aus ihrer Starre. Sie sah ihn an und lächelte breit.

„Natürlich bin ich das.“ Sie ging zu ihm und ließ sich von ihm in seine Arme schließen. Sie genoss die Umarmung und die darauf folgenden Küsse.

Die beiden erholten sich etwas von der anstrengenden Reise und suchten sich dann in der Innenstadt ein Lokal, um zu Mittag zu essen. Gleich am nächsten Morgen würden sie den Express-Bus nehmen, der sie an die Südküste Englands bringen würde.

Dort angekommen und im Hotel eingecheckt, mietete sich Ethan einen Wagen.

Die beiden wohnten in einem traumhaften Hotel, direkt an der Küste. Zwar war das Wetter Englands wie gewohnt nass und kalt, doch gab es auch einige sonnige und warme Tage, an denen sich ein Ausflug nach Winchester anbot.

Liz zeigte Ethan grob, wo sie sich nachts heimlich ausgetobt hatte und sie aßen in der »Besten Eisdiele der Welt« ein Eis. Sie erwähnte nichts von dem Standort ihres Waisenhauses. Sie hatte ein schlechtes Gewissen und Angst. Verband sie Wammy’s Haus doch mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit und ihrer noch viel schmerzhafteren Zukunft sowie mit ihrer aussichtslosen Realität, der sie zu entfliehen versuchte.

Trotzdem führte es sie hin. Sie schien magisch angezogen. Von was, wusste sie nicht genau. Sie konnte nicht mit Ethan hingehen, jedenfalls konnte sie mit ihm nicht hinein. Ihr musste der Anblick vom Zaun aus reichen… Vielleicht würde sie einen Blick auf Mello erhaschen können, was sie stark bezweifelte. Er ging so gut wie nie raus.

Sie fasste ihren Mut zusammen, nahm Ethan an die Hand und führte ihn durch den Park. Nichts hatte sich verändert, dabei war sie doch bereits fast 2 Jahre weggewesen.

Über den Baumkronen tauchte langsam das Dach eines alten Cottages auf. Sie erkannte das schwarze Dach und nach und nach blitzte der hohe Zaun durch das Geäst.

Liz ging nach einer Zeit voraus und ging direkt auf das Grundstück zu. Nach und nach führte sie der Weg am Zaun vorbei. Sie starrte hindurch und suchte Mello. Sie fand ihn nicht. Sie blieb stehen, umfasste 2 eiserne Stäbe des Zaunes, die ihr den Zutritt verwehrten und lehnte ihr Gesicht an weitere Pfähle.

Ethan blieb einige Meter hinter ihr stehen. Er wusste, dass es schwer für sie war, hier her zu kommen. Trotzdem hatte er keinen blassen Dunst wieso. Er wünschte sich, sie würde endlich mit ihm sprechen…

Liz schwieg und sah einfach durch den Zaun. Kinder hatten sie bereits gesehen, wenige unter ihnen hatten sie erkannt. Alle jedoch ignorierten sie gekonnt.

Sie verweilte einige lange Minuten in dieser Position. Dann löste sie sich widerwillig vom Zaun und ging weiter. Einen letzten Blick wagte sie und sie sah direkt in sein Gesicht…

Wie versteinert blieb sie stehen und sah ihm in seine großen Augen. Er war gewachsen. Er musste mittlerweile größer als sie sein. Auch Mello schien erstarrt. Er rührte sich keinen Zentimeter und starrte Y an. Liz wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wartete darauf, dass Mello endlich etwas tat, doch vergebens. Sie standen einfach da und starrten sich an. Ethan war irritiert. Er trat neben sie, nahm ihre Hand.

Plötzlich kam ein weiterer Junge aus dem Hauptgebäude. Er war groß, etwa 1,8m und er trug Etwas flaches, rechteckiges unter dem Arm. Seine Weste war hell, vielleicht beige, auf die Entfernung erkannte Liz nur seinen rot-schwarz gestreiften Pullover und seine skurrile Brille.

Mello sah zu Ethan und erhaschte einen letzten Blick auf Yash, als der Junge ihn wegzog und beide davon rannten.

Sie sah ihm nach, ging dann aber sofort weiter. Ethan traute sich kaum einen Ton zu sagen, bis er es letztendlich nicht mehr aushielt.

„Die Kinder in diesem Waisenhaus scheinen nicht sonderlich normal zu sein… Jedenfalls sehen sie nicht immer so aus. Ein Junge hat mit Kreide die Fibonacci-Folge auf den Boden geschrieben… Er war vielleicht 5 oder 6.“

Liz ließ ihn reden und ging schweigend weiter. Er sah sie fordernd an. Er wollte Erklärungen.

„Was erwartest du? Ich bin 16 und habe bald mein 4. Studiensemester beendet.“, sagte sie dann.

Er richtete seinen Blick stur nach vorn und ließ ihre Hand los.

Mello hatte Ersatz für sie gefunden. Nun ärgerte er Near weiter, mit Hilfe des Jungen…

Dann blieb Ethan stehen.

„Yashiro. Sag mir bitte, was los ist!“ Er sprach klar und deutlich.

Sie sah ihn an und zuckte mit den Schultern. „Was soll denn los sein?“, entgegnete sie leise.

„Dich bedrückt irgendetwas. Und zwar richtig. So, dass du nachts nicht richtig schläfst oder schlecht träumst. Du telefonierst täglich mit deinem Bruder, und jedes Mal, wenn ich nur in denselben Raum trete wie du, während du telefonierst, verstummst du wie ein Schulmädchen, dass beim Tratschen erwischt wurde! Wir sind knapp eine Woche hier, du bist tierisch nervös und spielst mir irgendetwas vor! Sag bitte endlich, was los ist!“

Er ließ seine Worte auf sie wirken, doch sie sagte nichts. Sie wünschte, sie konnte ihm alles erklären, doch sie konnte nicht. Sie wünschte, sie könnte beruhigt in seinen Armen einschlafen, doch sie durfte nicht.

»Hättest du gehandelt, hätte ich ihn nicht töten können.« Dieser Satz schien in ihr zu sein, als würde er wie ihr Blut durch ihre Adern fließen. Sie würde es nicht ertragen, ihren Bruder zu verlieren. Doch sie wusste nicht, was sie tun konnte. Ihre Gedanken waren nicht in England. Nicht bei Ethan. Sie waren bei Raito, bei Kira.

„Gib mir die Chance, dir zu helfen!“ Er ging ein paar Schritte auf sie zu und erfasste sie an den Schultern.

„Ich kann nicht.“, flüsterte sie. Sie sah zu Boden und schien nach und nach in sich zusammen zu sacken.

„Ich kann es dir nicht sagen…“, fuhr sie fort.

„Wieso nicht?“

Sie schwieg. Sie durfte nicht weiter reden. Sie schwieg einfach und biss sich so fest, wie sie den Schmerz ertragen konnte, auf die Lippe, um sich das Weinen zu verkneifen. Sie atmete tief durch, hob den Kopf und sah mit eisernem Ausdruck in den Augen in sein Gesicht.

„Ich habe dir noch nicht alles gezeigt. Gehen wir.“

Sie drehte sich um und ging weiter, als sei nichts geschehen. Ethan blieb stehen.

„Wer verbietet es dir? Was macht dich so kaputt?“, rief er ihr nach. Es schien, als würde ihr Gewissen aus ihm sprechen.

„Können wir… zurück ins Hotel fahren?“, fragte sie zögernd

Ethan fuhr sofort mit ihr los. Sie schwiegen sich auf der Fahrt an und kehrten so schnell wie möglich ins Hotel zurück. Dort angekommen, trottete Liz in ihr gemeinsames Zimmer und setzte sich aufs Bett. Ethan ließ sich neben ihr nieder.

„Als Säugling habe ich beide Elternteile verloren. Meine Mutter starb bei einem Zugunglück, mein Vater ließ sein Leben bei einem Autounfall. Mein Bruder und ich wurden getrennt. Ich kam in eine Adoptivfamilie und mein Bruder zu einem älteren Herrn. Ich wuchs auf und wusste nichts von meinem Bruder.

Nach 10 Jahren verstarben meine Adoptiveltern bei einer Geiselnahme in London und dann kam ich mit 10 Jahren in dieses Waisenhaus, woran wir vorhin vorbei gelaufen sind.“

Ethan stockte der Atem. Er hätte nie gedacht, dass seine Yashiro bereits derartige Schicksalsschläge hinter sich hatte.

Liz tat gut, von ihrer Vergangenheit zu sprechen, doch nun kam der Teil, an dem sie lügen musste…

„Vor knapp 2 Jahren kam dann ein junger Mann und sagte mir, er sei mein Bruder. Ich bin mit ihm nach Japan gegangen und nun bin ich hier.“

„Es tut mir leid.“, sagte Ethan leise und umfasste ihre Hände.

„Was tut dir leid?“

„Dass wir hier sind. Ich wusste nicht, dass dich das so beschäftigt und nervös macht, wieder hier zu sein.“

„Woher solltest du das denn auch wissen?“

Ethan schwieg, atmete tief durch und nahm Yashiro in den Arm.

„Das ist nicht die ganze Wahrheit.“, wisperte er leise und strich ihr durchs Haar.

Sie löste sich vorsichtig von ihm und sah ihm tief in die Augen. „Ich weiß, es ist schwer zu akzeptieren, aber ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht. Es passieren unglaubliche Dinge im Moment…“

Er sah sie verständnislos an. Er verstand nicht, was so schlimm sein konnte, dass sie es ihm nicht anvertrauen konnte. Trotz allem nahm er es in Kauf. Er nickte benommen und sah sie an.

„Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst.“

Liz nickte. Doch sie wusste, er würde es ihr ohnehin nicht glauben.

„Vielen Dank für alles, Ethan.“, sagte sie eindringlich und ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen. Ihr Lächeln schien jegliche Zweifel aus Ethans Gedanken zu vernichten. Er erwiderte es und küsste sie sanft. Aber auch ein Kuss stillte seine Neugier nicht. Er machte sich wie so oft schon Sorgen um seine Kleine.

Liz sah in ihren Gedanken verloren aus dem Fenster. Sie atmete tief durch. Ihre schlechte Laune und ihr Trübsal blasen würden Ethan nur weiter daran erinnern, dass ihre Welt eben nicht so in Ordnung war, wie sie schien. Sie sah ihn an, lächelte breit und gab ihm einen innigen Kuss und wie so oft schon in den letzten Tagen, endete das Ganze nicht jugendfrei.

An einem der darauf folgenden Tage schlich Liz wieder raus, um ihren Bruder zu erreichen. Sie wusste, dass ihr Bruder die Nächte durchmachte, um sich nichts entgehen zu lassen. So ließ sie sich nachts um 4h auf der hölzernen Bank vor dem Teich nieder. Zur selben Zeit, als sie die Nummer wählte, bemerkte Ethan, dass die Matratze neben ihm nicht belegt war. Er lauschte einen Moment. Vielleicht war sie ja im Bad. Als er nichts hörte, stand er auf, um nachzusehen. Das Bad war dunkel und leer. Irritiert ging er auf den Balkon –auch nichts. Er wartete noch ein paar Minuten. Sie kam nicht, und er beschloss in der Lobby oder auf dem Hotelgelände nachzusehen. Er ging durch die menschenleere Lobby und sah sie dann auf der Bank sitzen. Er lächelte bei dem Anblick, der sich ihm bot; Liz‘ Haar wehte sanft im Wind und umspielte ihre Schultern. Er setzte sich auf die Treppe, die zum Garten führte, und sah ihr zu, wie sie einfach da saß. Nach einer Weile bemerkte er, dass sie telefonierte. Es kam ihm einen Moment falsch vor, ihrem Gespräch zu lauschen.

„L! Er muss es sein! Wir wissen es beide! Du kannst ihn nicht raus lassen! Wenn du ihn raus lässt, buchte ich ihn persönlich wieder ein!“

Aber plötzlich überwog die Neugier das schlechte Gewissen…

„Ja. Ihm kannst du das wirklich nicht länger antun. Aber wenn er nicht raus will, solang sein Sohn drin ist… Mit gehangen, mit gefangen. Was tut Raito eigentlich?“

Plötzlich kehrte Ethans schlechtes Gewissen zurück. Er schlich sich rauf auf die Treppe, um dann die Stufen, so laut wie er es als normal akzeptabel empfand, hinabzusteigen.

„Okay, ich muss jetzt Schluss machen. Wir hören uns morgen wieder.“ Sie legte auf, sah sich um und lächelte.

„Was machst du denn mitten in der Nacht hier?“, fragte sie leise.

„Dasselbe wollte ich gerade dich fragen.“ Er setzte sich neben seine Freundin und legte einen Arm um sie. „Wer ruft dich um 4h nachts an?“, fragte er irritiert und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ich habe angerufen. Mein Bruder hat um 1h versucht mich zu erreichen. Als ich auf Toilette war, hab ich das gesehen und gleich zurückgerufen. War nur falscher Alarm. Ist auf ‘ner Party und wollte mich betrunken zu labern.“ Sie lächelte und lehnte sich an ihn.

Ethan war klar, dass der Teil des Gesprächs, den er mithören konnte, nicht gerade nach ‘nem Klatsch mit dem betrunkenen Bruder klang.

Hatte sie ihren Gesprächspartner nicht »L« genannt? Das konnte nicht sein. Ethan schlug sich diesen Gedanken schnell aus dem Kopf und versuchte den Moment mit seiner Freundin zu genießen.

Sie trug den Rest des Urlaubs das schlechte Gewissen mit sich herum, während er von ungeahnter Neugier geplagt wurde.

2 Wochen waren sie in England geblieben, als sie die Rückreise antraten. Ethan brachte sie nach Hause, trug ihr Gepäck in die Wohnung und lächelte breit.

„Vielen Dank für diese wunderschöne Reise.“, flüsterte sie in den zärtlichen Kuss, der ihr aufgedrückt wurde.

„Sehen wir uns morgen?“, fragte er, ebenso in gemäßigter Lautstärke.

„Ich weiß es noch nicht. Ich rufe dich morgen nach der Vorlesung an.“ Ein letzter Abschiedskuss und Ethan fuhr nach Tokyo in seine Wohnung.

Sie schmiss sich auf ihre Couch und ließ alles Revue passieren… Es waren schöne 2 Wochen gewesen. Sie hatte Mello gesehen und jede Menge Zeit mit Ethan verbracht… Und trotzdem konnte sie von ihrem alten Trott nicht loslassen.

Sie schloss die Augen und dachte an die vielen schönen Momente zurück, die Ethan ihr in den letzten Tagen beschwert hatte. Ein Lächeln machte sich in ihrem Gesicht breit und wich erst, nachdem Liz einen tiefen Atemzug machte. Sie sprang auf und ging zur Zentrale. Sie wollte ihren Bruder wieder in die Arme schließen.

Sie ging durch die Absicherungen und landete sofort im Hauptraum. Sie starrte auf den riesigen Bildschirm, der an der Wand vor ihr hing.

„YASHI!“, rief Matsuda und umarmte sie stürmisch. Liz erwiderte die freundschaftliche Umarmung. L drehte sich nach ihr um.

„Schwesterchen.“, bemerkte er monoton. Doch er hatte vergessen, das Mikro abzustellen. Raito hatte den Trubel um Yashiro mitbekommen und hellwach aufgehorcht.

Liz ging zu ihrem Bruder und nahm ihn in den Arm.

„Er ist wundervoll. Du musst ihn kennenlernen.“, sagte sie lächelnd und wuschelte L durchs schwarze Haar.“

Sie sah zu Raito auf den Monitor. Er setzte sich gerade auf seine Bettkante.

„Sprichst du jetzt mit mir, oder antwortest du wieder einfach nicht?“, fragte er leise, dennoch war seine Stimme eindringlich.

L bemerkte, dass er das Mikro angelassen hatte und sah verlegen zu seiner Schwester auf. „Ups“, bemerkte er leise und lächelte süß.

Sie sah zum Bildschirm und versuchte Raito in die Augen zusehen und plötzlich wurde ihr mit einem Mal klar, dass sie nicht mehr in England, sondern zurück in Japan war. Zurück bei Raito…

Sie beugte sich zum Mikrophon.

„Es gibt nichts, worüber wir reden müssten.“

Sie nickte ihrem Bruder zu und er schaltete das Mikrophon aus.

„Willkommen Zuhause.“, brachte er dann doch heraus, und schenkte seiner Schwester eine innige Umarmung.

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Tag 42. Raito saß nun schon 42 Tage in seiner Zelle und starrte zu Boden, während Liz sich gerade in die Fächer Anthropologie und Kriminalistik für das nächste Semester einschrieb. Der letzte Monat des Semesters war angebrochen und Liz bereitete sich mehr oder weniger auf ihre Klausuren vor, die sie noch zu schreiben hatte. Sie und Ethan bemühten sich, sich in der Öffentlichkeit nicht zusammen zu zeigen, was beiden ziemlich auf die Nerven ging. Doch dann wagten sie doch ein Abendessen in der Stadt. Es war mitten in der Woche, zudem noch ein unscheinbares Lokal, sie hätten niemals gedacht, dass jemand sie beobachtet, erkannt und schließlich verraten hätte…

Doch bis zu dem Zeitpunkt des Verrats, verstrich noch viel Zeit, in der sehr viel passierte.

Liz hatte ein paar letzte friedliche Tage. 8, um genau zu sein. An Tag 50 Raitos Haft, versuchte sie die Zeitung zu lesen, was ihr nicht sonderlich gelang. Sie starrte die Überschrift an, welcher in den japanischen Schriftzeichen stark herausstach, da sie in westlicher Schrift geschrieben war. Liz sah auf die Buchstaben.

//Wenn ich ein Buchstabe wäre, welcher wäre ich wohl?// Sie betrachtete die Buchstaben genau. Das I schien ihr zu langweilig. In Wammy’s Haus war sie das Y gewesen. Das wirkte so zwiegespalten…

Das F erschien ihr traurig. Aber das E war schlimmer. Es verlor sich an 3 verschiedenen Stellen. Es erschien ihr deprimiert.

Sie biss in ihr Brötchen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie fühlte sich wohl, war für diesen Moment zufrieden und ausgeglichen. Sie entschied sich für das O. Sie war für diesen Moment eindeutig ein O.

Sie räumte also kurz auf, steckte ihre Zeitung ein und machte sich als rund um zufriedenes O auf den Weg zur Zentrale. Sie ging schnell in die Küche und stopfte sich eine Erdbeere in den Mund, bevor zu ihrem Bruder ging. Sie starrte auf den größten Monitor, auf dem seit 50 Tagen Raitos Abbild zu sehen war. Seit 4 Tagen war sie nicht mehr hier gewesen. Sie sah zu Raito auf und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund.

„Oh mein Gott…“, hauchte sie. Raito schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Sein Haar schien an den Zustand von Ls Haar vorbei zu ziehen. Er war blass und hatte dicke Augenringe. Er sah mehr als nur krank aus, was er vor 4 Tagen noch nicht getan hatte.

„Wieso… Was ist mit ihm passiert?“, fragte sie leise. L sah sich zu ihr um und antwortete monoton.

„Er ist da seit 50 Tagen drin. Wie soll er sonst aussehen?“

Liz seufzte und setzte sich neben L auf ihren Platz.

„Viel besorgniserregender ist Herr Yagami…“, sagte L knapp und wandt sich ans Mikro. „Wie geht es Ihnen, Herr Yagami? Wollen Sie nicht endlich da rauskommen?“

Yagami saß auf seinem Stuhl und sah resigniert zu Boden.

„Seit Kira mit dem Morden begonnen hat, ist bereits ein Monat vergangen. Ich bin von der Unschuld meines Sohnes überzeugt. Jetzt müssen nur noch Sie und Ihre Schwester überzeugt sein. Ich verlasse die Haft nur in Begleitung meines Sohnes, Ryuzaki.“

Die Sturheit des Inspektors verblüffte.

L sah zu Raito.

„Alles okay bei dir, Raito?“

„J…Ja..“ Er klang sehr schwach und gebrechlich. Liz riss sich zusammen. Mitleid war das Letzte, was sie sich jetzt erlauben konnte.

„Kira muss von meiner Verhaftung wissen, sonst hätte er nie mit dem Töten aufgehört. Hast du eine Spur gefunden, wer aus der Zentrale als Kira in Frage kommt?“

Liz verdrehte die Augen und lehnte sich gequält nach vorn an die Stuhllehne. Sie saß mal wieder in ihrer typischen Sitzposition, im halben Schneidersitz, falsch herum auf dem Stuhl.

„Du, Raito… Es gab keine weiteren Morde, weil du Kira bist.“, konterte L bestimmt.

„Nein! Wie oft denn noch?! Ich bin es nicht!“

//Wenn Raito wirklich Kira ist, muss er von den Morden wissen…// L ging wie immer derselbe Gedanke durch den Kopf und Liz setzte ihn fort.

„Wieso sieht er so gar nicht danach aus…?“, fragte sie, eher sich als ihr Umfeld.

Aizawa ging auf das Geschwisterpaar zu.

„Finden Sie es wirklich in Ordnung, Raito immer noch im Unklaren zu lassen, Ryuzaki?“ Aizawa klang deutlich gereizt. Ryuzaki erkundigte sich auch bei Misa nach ihrem befinden und natürlich war sie auch von einem rund um gesunden Zustand wie einem O weit entfernt. Misa sah zu Liz aus wie ein E. Aber sie gönnte Misa, ein deprimiertes E zu sein.

„Lass mich frei! Ich will zu Raito… Bitte!“

Lange halten sie das nicht mehr durch…“, warf Matsuda nachdenklich ein.

Aizawa zog die Brauen zusammen, was ihm ein deutlich erbostes Aussehen verlieh.

„Ryuzaki! Warum bestehen Sie auf einer Fortführung der Haft? Inzwischen steht doch fest, dass Raito und Misa nichts mit den Morden zu tun haben können…!“

L rührte unbeirrt in seinem Zucker mit Tee.

„Fest steht nur, dass Misas Liebe zu Raito außergewöhnlich groß ist. Zu ihrem Pech scheint er aber auf meine Schwester zu stehen.“

Nun platzte Aizawa der Kragen. Der junge Familienvater ballte die Fäuste und eine Ader an seiner Stirn begann verdächtig zu pulsieren.

„Ich glaube, Sie wollen sich nur nicht eingestehen, dass Sie falsch gelegen haben! Deshalb bleiben Sie stur!“, schrie er.

L nahm seinen Löffel aus dem Mund. „Glauben Sie das wirklich?“ Doch das konnte Aizawa nicht aus der Fassung bringen. Liz sah ihren Bruder schräg an. Sie konnte durchaus Aizawas Gedanken nachvollziehen.

„Raito hat Recht. Warum hatte Kira Lind L. Taylor und die FBI-Agenten töten sollen, wenn er Menschen auch ohne jegliche Informationen über sie umbringen könnte? Kira tötet keine Unschuldigen, das haben Sie selbst gesagt, Ryuzaki.“

Matsuda stand übermannt da. „Stimmt. Kira hätte nichts zu befürchten gehabt, wenn er einfach so töten könnte.“, warf er schnell ein.

„Auch, als wir Raito zu Hause überwacht haben, konnten wir nichts finden. Er tut alles, um uns bei unseren Ermittlungen zu helfen. Er hat sogar sich selbst beschuldigt, möglicherweise Kira zu sein! Es ist reine Zeitverschwendung, ihn noch länger einzusperren! Wir sollten uns endlich auf die Suche nach dem wirklichen Kira machen!“

Liz sah Aizawa schräg an. Er war definitiv ein P. Er hatte zwar Ecken und Kanten, aber er fühlte sich gut dabei.

L sah zu seiner Schwester und leckte sich über den Daumen.

„Nun… In Ordnung.“

Matsuda und Aizawa überraschte Ls rasche Zustimmung sehr.

„Würden Sie uns für einen Moment alleine lassen?“, bat L seine Mitarbeiter. Die beiden Herren verließen den Raum.

L betrachtete seine kleine Schwester genau.

„Du kriegst alles aus ihm raus.“, sagte er knapp.

Liz hob eine Braue. „Und… Was willst du damit sagen?“

„Du wirst ihm eine Knarre an den Kopf halten und damit drohen, erst ihn und dann dich zu töten, wenn er dir nicht die Wahrheit sagt.“

Sie weitete die Augen. Ähnliches hatte sie erwartet, aber nicht das.

„Bist du bescheuert?! Das… kann ich nicht tun!“

Ryuzaki ignorierte sie kühl. „Misa wird dabei sein. Sie könnte es nicht ertragen, dass du ihren Raito tötest. Sie würde dich vorher umlegen.“

Liz stand auf. „Du musst ja sehr von ihrer Unschuld überzeugt sein, dass du deine eigene Schwester auslieferst!“, fauchte sie. „Ich bin viel zu sehr davon überzeugt, dass die beiden schuldig sind, als dass ich so etwas tun könnte!“

Er seufzte. Sie sah auf die Monitore und betrachtete Soichiro inständig. „Aber er könnte es tun…“

L nickte. „Dann tu mir wenigstens den Gefallen, und klopf ihn vorher schon mal ein Wenig weich.“

Einen Tag darauf saß Misa bei Chefinspektor Yagami im Dienstwagen. Er hatte eine Nacht Zeit bekommen, um sich wenigstens ansatzweise zu erholen. Trotzdem hatte ihm das gut getan, wobei er immer noch keine Ruhe hatte. Doch nun konnte er eigenhändig die Unschuld seines Sohns beweisen.

„Hätte nicht gedacht, dass mein Stalker schon so alt ist. Lässt du mich jetzt frei?“, fragte sie. Soichiro war schon genervt genug. Dieses naive Gör sollte ihm den letzten Nerv rauben. Trotzdem blieb er ruhig.

Misa saß an Handschellen gelegt auf der Rückbank.

„Ich bin kein Stalker. Ich bin Polizist.“, brummte er verstimmt.

Misa weitete die Augen. „J…Jetzt versteh ich! Dann meinten Sie dieses Gefasel von wegen Festnahme als »zweiter Kira« wirklich ernst?!“

Sie fasste sich wieder und beugte sich nach vorn zum Fahrersitz.

„Dass die Polizei zu solchen Psychomethoden greift, hätte ich nicht gedacht! Sagen Sie, können Sie mir nicht die Handschellen abnehmen? Ich bin doch jetzt frei, oder?“

„Halt den Mund!“
 

••

Zur selben Zeit wurde Raito von Aizawa an Liz übergeben. Auch er trug noch Handschellen, jedoch hatte er zusätzlich eine Augenbinde um. Aizawa fuhr aus der Tiefgarage raus, wartete aber nur einige 100m auf ein Signal von Liz.

Sie stellte sich hinter ihn und schwieg.

„Hallo? Ist noch jemand hier?“, rief er verzweifelt.

Sie nahm ihm vorsichtig die Augenbinde ab.

„Ich bin noch da.“, sagte sie kühl und hart. Raito erschrak leicht, als er ihre Stimme gehört hatte. Liz fiel es dermaßen schwer, diesen Auftrag auszuführen. Sie war doch bereits verwirrt genug… Verwirrt wie ein Q. Alles wäre vollkommen okay, wenn da nicht so ein blöder Strich den Fluss der positiven Energie stören würde…

Er drehte sich hastig zu ihr um und sah sie an.

„Yash…“, hauchte er leise. Er lächelte verhalten. Er konnte es nicht ganz begreifen, dass sie vor ihm stand und die beiden vor allem allein waren.

Sie stand einfach da und schwieg. Sie sah ihn einfach an und erwischte sich dabei, wie sie in seinen braunen Augen beinahe versunken wäre. Sie hatte es richtig genossen, diesen treuen und lieben Ausdruck in seinen Augen zu sehen. So sehr, dass sie gar nicht merkte, was um sie herum passierte.

Auch Raito war damit beschäftigt, Liz anzusehen und glücklich über ihr Beisein zu sein.

Liz bemerkte, wie sie immer mehr aus ihrer Rolle fiel. Sie hatte sich nicht unter Kontrolle. Raito war auf einmal so anders. Er war fast wie der Raito, in den sie sich damals verliebt hatte. Damals, als sie gerade nach Japan gekommen war.

Er ging einen Schritt auf sie zu und sah ihr tief in die Augen. Die beiden merkten kaum, wie ihre Gesichter sich gegenseitig immer näher kamen. Plötzlich realisierte Liz, was gerade geschah.

Schnell sah sie zur Seite und kniff die Augen zusammen. Ethan schien vergessen. Wie machte Raito das nur?!

Er legte seinen Kopf sanft an ihre Schläfe und schloss die Augen. Er saugte ihren zarten Moschusduft gerade zu auf. Er genoss ihre Wärme, trotz des bescheidenem Umfelds und der misslichen Lage, in der sich beide befanden.

„Bitte sag mir die Wahrheit, Raito…“, flüsterte sie leise. Ihre Stimme überschlug sich leicht, während die erste Träne ihre Wange hinab rollte. Sie sah ihn eindringlich an und strich ihm sanft über die Wange. Er konnte es nicht ertragen, sie weinen zu sehen. So gerne hätte er ihr die Träne weggewischt, wären da nicht die Handschellen gewesen.

„Bist du Kira?“ Ihre Stimme war stark und schnitt jegliche Geräuschkulisse der Umgebung. Raito sah ihr lange weiter in die Augen, bevor er antwortete.

„Nein.“, sagte er zwar knapp, dennoch sanft. Er beugte sich erneut zu ihr runter. „Glaub mir doch.“, flüsterte Kira. „Bitte…!“

Sie schloss kurz die Augen, um die in ihren Augen sich sammelnden Tränen fließen zu lassen.

Er beugte sich vornüber, Liz merkte jedoch, dass er immer näher kam und legte abwehrend ihre Hände auf seine Schultern. Das hinderte ihn aber nicht. Sanft lehnte er seinen Kopf an ihre Stirn.

„Keine Angst.“, hauchte er. „Ich werde nicht noch einmal den Fehler begehen und dich küssen, ohne dass du es willst.“

Liz legte ihre Hände in seinen Nacken und schloss die Augen. Sie hätte sich in diesem Moment nichts mehr als einen Kuss gewünscht. Ihre Idylle wurde von einem silbernen Mercedes gestört. Raitos Vater fuhr in das Parkhaus. Die beiden lösten sich. Raito war irritiert und sah Liz fragend an.

„Komm wieder… bitte!“, sagte sie eindringlich und löste sich von ihm.

Soichiro hielt an und stieg aus.

//Vater!!?// Raito hatte keine Ahnung, was nun mit ihm geschehen würde. Und was meinte Yashiro eigentlich mit »Komm wieder«?

Raito wurde ins Auto geführt und von Misa quietschend begrüßt.

„Raito! Ich hab dich so vermisst!“

Er erwiderte nichts darauf, sondern sah gehetzt zu seinem Vater.

„Vater, was geht hier vor?“

Misa erschrak.

„Was?! Das ist dein Vater?! Oh… Und ich hab für einen Stalker gehalten!“

Wieder wurde Misa ignoriert.

„Ist meine Unschuld endlich bewiesen? Sind wir frei?“

Soichiro sah stur nach vorn und mied jeglichen Blickkontakt mit seinem Sohn. „Nein. Ich bringe euch… zur Hinrichtung. Ich habe darum gebeten, derjenige sein zu dürfen, der euch zum geheimen Exekutionsort bringt.“

Misa und Raito stockte der Atem.

»Komm wieder«… Nun wusste Raito, was sie damit gemeint hatte.

„H…Hinrichtung?! A…aber Vater!“

„D…das kann doch nicht ihr Ernst sein, oder?!“

Der Polizist fuhr unbeirrt fort.

„L ist zu dem Schluss gekommen, dass ihr beide Kira 1 und 2 seid. Er ist sich sicher, dass die Morde endlich aufhören, wenn wir euch beide aus der Welt schaffen.“

Raito sah seinen Vater entsetzt an.

„Dann haben die Morde also doch nicht aufgehört…?“

„Nein. Es gab eine weitere Serie.“

„A…aber warum hat mir das denn keiner gesagt?!“

„Ich nehme an, L wollte dich zu einem Geständnis bringen. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Die internationale Gemeinschaft hat seinem Plan zugestimmt, euch beide hinzurichten, um Kira endlich auszuschalten. Kiras Exekution wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt.“

Raitos Herz drohte aus seiner Brust zu springen. Alles schien sich in ihm zusammen zu ziehen.

„Das ist doch… Vater!! Jetzt warte mal! Ich bin nicht Kira!“, schrie er verzweifelt.

„Genau! Wie können Sie nur…?! Er ist doch ihr Sohn!“, rief Misa.

Doch Soichiro blieb weiter ruhig.

„Es war nicht meine Entscheidung, sondern Ls. Er ist eine Koryphäe und hat bisher selbst die schwierigsten Fälle gelöst. Einer wie er irrt sich nicht, zumal er die Zustimmung seiner Schwester hat, die ihm auch ziemlich nahe kommt.“

Raito weitete die Augen. Schweiß trat aus seiner Stirn. //Yashiro…?!//

„Vater! Du vertraust ihm also mehr als mir?!“

„L wird die Konsequenzen ziehen und dem Tod ins Auge sehen, sollte er sich geirrt haben.“

Jegliche Farbe wich aus Raitos Gesicht. Er schien nun vollkommen am Ende. Nur das Adrenalin hielt ihn auf den Beinen.

„L… ist durchgeknallt! Auch, wenn die bisherigen Ermittlungsergebnisse keinen anderen Schluss zulassen… Ich bin unschuldig! Wieso sieht L das nicht…?“ Er verstummte kurz. Seine Stimme verlor an Kraft, gewann jedoch an Verzweiflung. „Da stimmt doch was nicht! Das sieht ihm doch gar nicht ähnlich! Bisher hat er all seine Fälle durch handfeste Beweise gelöst… Also was soll das jetzt?!“

Eine Antwort seines Vaters blieb aus. Stattdessen verkündete Soichiro ihre Ankunft.

„Wir sind da.“

Er bog auf einen verlassenen Bauplatz ein und hielt inmitten an.

„Wo sind wir? Was wollen wir denn an so einem verlassenen Ort?!“, fragte Raito leise.

„Wollen Sie uns etwa zur Flucht verhelfen?“ Misas Naivität brachte Soichiro fast aus der Fassung.

„Hier sind wir sicher. Niemand wird uns entdecken. Deshalb habe ich euch hierher gebracht und nicht zum Exekutionsort.“ Er sah starr nach vorn, faste sich ein Herz und sah seinem Sohn endlich in die Augen. „Raito. Wir werden hier zusammen sterben.“ Raito sprang vor Entsetzen auf und stieß sich den Kopf an der Autodecke. „W…Was?! Vater, was hast du vor?! D…das kannst du doch nicht…!“

Misa stand auf und schrie. Die Tränen schossen ihr ununterbrochen in die Augen. „Hören Sie auf! Sie sind ja verrückt geworden! Sie wollen sich und Ihren Sohn töten, nur weil er Kira sein könnte? Bringen Sie sich doch allein um, wenn Sie unbedingt müssen! Aber wenn Sie Raito mit in den Tod reißen, sind Sie kein Stück besser als Kira!“

Soichiro sah kurz zur Seite. „Doch, das bin ich.“ Seine Mine verfinsterte sich, als er zu Misa zurück sah. „Ich handele in meiner Verantwortung als Vater und Chefinspektor!“

Misa schrie auf. „So was Blödes hab ich noch nie gehört!“

Raito lehnte sich nach vorn und redete auf seinen Vater ein.

„Vater, sie hat Recht! Wenn wir jetzt sterben, werden wir das Rätsel niemals lösen! Lass und lieber fliehen! Dann haben wir eine Chance, die Wahrheit zu erfahren… Oder besser, sie selbst herauszufinden!“

Soichiro griff in seine Jackentasche. Raitos Ansprache schien nicht geholfen zu haben.

„Es ist zu spät, Raito. Es ist beschlossene Sache. Selbst wenn ich dich verschone, werden dich die Anderen Hinrichten.“ Er zog entschlossen den Revolver und richtete ihn auf seinen vor Angst und Verzweiflung zitternden Sohn.

Raito schreckte zurück. Er schwitzte. Ihm war heiß und zugleich eiskalt.

„VATER! Hör auf! Ich bin nicht Kira! Wenn du mich tötest, tust du ihm bloß einen Gefallen!“

Soichiro reagierte nicht.

„Misa… Ich werde hier mit meinem Sohn gemeinsam sterben, aber dir werde ich nichts tun. Die Polizei wird jeden Moment hier sein und dich zur Exekution geleiten. Es tut mir leid für dich…“

„Vater! VATER! Wenn sie wirklich Kira 2 wäre und ich Kira, würde sie nie zulassen, dass ich sterbe! Wenn wir wirklich die beiden Kiras wären…“

„SEI STILL!“

„VATER!“

Misa schrie entsetzlich, als Soichiro den Revolver entsicherte.

„Wir sehen uns in der Hölle wieder, mein Sohn.“

Raito starrte auf den Revolver. Es ging ihm nur eins durch den Kopf…

//“Komm wieder… bitte.“ „…zumal er die Zustimmung seiner Schwester hat…“//

„Yashiro…“, flüsterte er. Er sah seinem Vater in die Augen und ein ohrenbetäubender Knall hallte durch die Leere.

Soichiro hatte den Abzug betätigt.

Und Raito lebte noch.

Als er das realisierte, waren bereits einige Sekunden vergangen, in denen er einfach fassungslos auf den Revolver gestarrt hatte.

„Eine… Eine Platzpatrone?“

Soichiro legte sich erschöpft und entnervt in seinen Sitz zurück. „Gott sei Dank…!“, stöhnte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Raito schien mehr als konfus. „Wie… Wie meinst du das?!“

Soichiro legte seinen Kopf auf das Lenkrad. Er schämte sich so sehr, dass er versuchte, sich zu verstecken.

„Verzeiht mir bitte… Ich hatte keine andere Wahl, um euch aus der Einzelhaft zu befreien. Du musst mir glauben, Raito. Ich habe das nur getan, weil ich von deiner Unschuld überzeugt war.“ Er steckte die Waffe weg und sah zum Rückspiegel.

„Nun, Ryuzaki? Was habe ich gesagt? Ich hatte also Recht!“ Er sprach zu einer kleinen Kamera, die oberhalb des Rückspiegels befestigt war.

L antwortete schnell: „Ja. Damit steht ihre Unschuld fest. Misa hätte Sie zweifellos getötet, um Raito zu retten, würde sie über die Kira-Fähigkeiten verfügen.“

Liz hockte neben ihrem Bruder und starrte aus dem Fenster.

„Auch Raito hätte wohl nicht gezögert, seinen eigenen Vater umzubringen, wäre er wirklich Kira. Oder er hätte unter diesem Druck doch noch ein Geständnis abgelegt. Wie versprochen sind die beiden somit ab sofort frei. Jedoch nur unter bestimmten Auflagen. Da Misas Rolle im Bezug auf die Videos immer noch nicht geklärt ist, steht sie unter Beobachtung, bis wir Kira geschnappt haben.“

Misa beschwerte sich sofort. „Wie?! Sie halten mich also immer noch für schuldig?!“

Soichiro erhob die Stimme. Er konnte dieses Mädchen einfach nicht ausstehen…

„Das spielt doch keine Rolle! Du kannst dich wieder frei bewegen und hast sogar Polizeischutz, sieh es doch mal so.“

„Stimmt! Außerdem habe ich ja nichts zu befürchten, bin ja nicht Kira 2.“

L fuhr fort. „Auch für Raito gelten bestimmte Auflagen“ Raito sah irritiert auf.

„Du wirst ab Montag nicht von meiner Seite weichen, rund um die Uhr. Und du wirst mir bei den Ermittlungen helfen.“

„Alles klar, Ryuzaki. Lass uns Kira gemeinsam schnappen!“, rief Raito enthusiastisch.

Liz sah irritiert auf, als ihr Bruder das Gespräch beendet hatte.

„Wieso erst ab Montag? Es ist erst Donnerstag! Er kann unbeobachtet doch machen was er will!“

„Er wird nicht unbeobachtet sein. Ihr beide habt noch Einiges zu klären, oder irre ich mich?“ Liz erinnerte sich, dass L etwas von einer Kamera im Parkhaus erwähnt hatte. Bei der Sache mit Raito hatte sie diese vollkommen verdrängt.

Liz sah wieder aus dem Fenster. Wie konnte ihr eigener Bruder sie nur ins offene Messer laufen lassen? Sie sah auf die Uhr. Es war fast halb 9 am Abend. Irgendwas war doch um 9h… Ethan!

Wie konnte sie ihn nur so verdrängen?! Sofort wurde sie vom schlechten Gewissen geplagt.

„Ich muss gehen.“, sagte sie hastig und sprang auf.

Schnell lief sie nach Hause und machte sich dort einigermaßen frisch. Sie wollte nicht so irritiert und schlecht gelaunt sein, wenn Ethan kam. Er würde nur wieder anfangen, Fragen zu stellen, die sie nicht beantworten durfte. Ethan wollte heute die Nacht bei ihr verbringen. Die Vorlesungen fielen wegen Konferenzen aus und Ethan musste erst gegen 14h zur Uni.

Sie drehte laut Musik auf und erinnerte sich daran, wie der Tag gestern angefangen hatte. Irgendwie war da noch alles gut. Sie war weit weg, sehr weit weg, Lichtjahre entfernt von dem glücklichen Zustand eines Os. Ein verwirrtes Q war sie nun auch nicht mehr. Sie war das zwiegespaltene Y. Ob ihr ihre Eltern deshalb den Buchstaben als Zweitnamen gaben?

Liz sah in ihre kleine Bar und sah nach, was so nützliches drin stand. Der Tequila hatte in den letzten Wochen ziemlich gelitten… Auf die paar Schlucke, die noch drin waren, kam es jetzt wohl auch nicht mehr drauf an…

Und als Ethan letztendlich kam, sah die Welt viel bunter aus…

„Guten Abend meine Süße.“ Er lächelte breit, küsste sie, hob sie hoch und ging mit ihr ohne lange Umschweife direkt ins Schlafzimmer.

„Hey, was gibt das denn?“ Sie lachte und sah ihn schräg an. Gut, dass sie noch deutlich reden konnte, wenn sie betrunken war.

„Es gibt was zu feiern!“ Er schmiss sie aufs Bett und krabbelte über sie, während er sie innig küsste und in einer Hand den Champagner festhielt. Er stand auf und ging in die Küche, um 2 Gläser zu holen.

„Ich habe im 4. Jahr hervorragende Leistungen gebracht, bzw. meine Schüler haben das getan. Dafür gibt’s ‘ne fette Gehaltserhöhung.“

„Was?! Wahnsinn!“ Liz grinste breit. Der Alkohol schien so einiges bei ihr zu bewirken. Oder es lag an Ethans Anwesenheit, dass Raito auf einmal keine Rolle mehr spielte.

Mit einem lauten Knallen wurde der Schampus geöffnet und Ethan goss sich und seiner Freundin ein. Er trank einen Schluck, bevor er sich gierig auf seine Freundin stürzte.

Sie genoss den zügellosen und vor allem sorglosen Sex. Auch wenn es vielleicht den Eindruck erwecken konnte, ging es Ethan keineswegs nur um Sex. Er liebte Liz. Er wusste nur noch nicht wie und ob er es ihr jetzt schon sagen sollte. Schließlich war ihre Beziehung noch so frisch und sie mussten sich doch erst noch richtig kennen lernen…

Nach einer langen Nacht duschten die beiden am nächsten Morgen zusammen, wobei auch das seine zeit dauerte… Gegen halb 1 sprangen beide aus der Dusche. Ethan trocknete sich ab und übergab seiner Freundin das Handtuch, als es an der Tür klingelte.

„Wer ist das denn?“, fragte er und sah sie fragend an. Sie zuckte nur mit den Schultern.

„Sicher nur die Post. Kannst du gehen? Ich brauche noch ein bisschen.“

Ethan nickte, strich sich durchs nasse Haar und zog sich schnell seine Boxershort über. Das Handtuch legte er sich lässig über die Schulter. Er nahm sich nicht die Zeit, sich schnell anzuziehen, da die Person vor der Tür scheinbar keine Geduld hatte.

Ethan sah durch das eingelassene Fenster. Er erkannte die Person nicht. Sie kam ihm zwar bekannt vor, aber wirklich kennen? Er schloss aus, dass es Jemand von der Uni war. Er hätte diesen Jemand in den letzten Monaten irgendwann mal sehen müssen, hatte er aber nicht getan. Das lag natürlich daran, dass Raito 51 Tage in Einzelhaft war und folglich nicht zur Uni konnte.

Ethan öffnete die Tür und wurde verwirrt von Raito angestarrt.

„Kann ich helfen?“, fragte Ethan, verschränkte die Arme und lehnte sich an den Türrahmen.

„Ich wollte zu Hideki Yashiro. Wohnt sie nicht mehr hier?“ Raito musste zu Ethan hochschauen. Er war fast einen ganzen Kopf größer als er.

Ethan sah irritiert auf den Sack Tiefkühlpommes und die Schokosoße unter Raitos Arm.

„Klar wohnt sie noch hier. Wir haben gerade geduscht.“ Ethan witterte da Etwas bei Raito, was ihm nicht gefiel. Auch Raito fühlte sich nicht gerade wohl, einen halbnackten Kerl nach seiner Yashiro fragen zu müssen und sich dann auch noch anhören zu müssen »WIR haben gerade geduscht.«.

„Wann kann ich sie sprechen?“, fragte Raito höflich und ließ sich nichts anmerken.

„Worum geht es denn, wenn ich fragen darf?“

Raito hob die Brauen. Was dachte der Typ sich eigentlich, wer er war?! Das ging ihn überhaupt nichts an! Aber okay, sollte er zu hören kriegen, was er hören wollte.

„Es geht um uns. Ansonsten… Wenn ich störe, komm ich einfach später wieder.“

„Nun, um ehrlich zu sein störst du sehr… Ich wollte nämlich eigentlich gleich wieder hoch und weiter duschen, wenn du verstehst, was ich meine.“

Raito gab sich unbeeindruckt.

„Dann kann es ja nicht lange dauern. Ich warte einfach so lange.“

Bevor Ethan zum Gegenschlag ausholen konnte, meldete sich Liz aus dem Bad zu Wort.

„Hase? Wer ist das?“

Raito weitete die Augen. Hase?! Hatte sie diesen zu groß geratenen Kerl gerade »Hase« genannt?!

Bevor Ethan etwas antworten konnte, ergriff Raito die Initiative.

„Ich bin’s“, rief er in den Flur.

Liz weitete die Augen. Raito! Das konnte nicht Raito sein!

Sie zog sich schnell etwas über, richtete sich das nasse Haar und ging zur Tür. Raito errötete etwas bei ihrem Anblick. In Höschen, T-Shirt und mit nassem Haar ging sie auf ihn zu und mit ihrer Natürlichkeit schien ihre Schönheit beinahe unverschämt.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie irritiert.

„Ich wollte mit dir reden.“, antwortete er kleinlaut.

Ethan sah genervt weg. Er hasste diesen Typen jetzt schon.

„Ist gerade ganz schlecht. Können wir nicht nachher telefonieren?“ Raito fühlte sich auf einmal deplatziert wie nie zuvor.

„Natürlich. Hier… Ich dachte, das könntest du gebrauchen.“ Er gab ihr die Pommes, lächelte sie sanft an und tauschte tötende Blicke mit Ethan, bevor er wieder ging.

Ethan schloss die Tür so schnell wie möglich, während Liz sofort die Pommes und die Schokosoße in den Kühlschrank brachte.

„Wer war das?“, fragte Ethan skeptisch.

„Wer?“

Er schnaubte. „Der Kleine von vorhin an der Tür.“

Liz sah ihn nicht an, sondern ging geradewegs ins Badezimmer.

„Das war mein Exfreund.“, antwortete sie knapp und Ethan witterte noch schlimmere Dinge, als zuvor.

„Und was will er von dir?“

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn ernst an. „Mein Gott, wir sind eben noch freundschaftlich gesinnt. Jetzt spiel dich nicht so auf!“

„Ich spiele mich nicht auf!“

Liz murmelte darauf etwas Unverständliches.

„Könntest du dich bitte deutlich ausdrücken?“ Ethan sprach zwar in normaler Lautstärke, jedoch war sein Tonfall so schneidend, dass es jegliche Lautstärke getoppt hätte.

Liz ließ den Kamm sinken, mit dem sie sich gerade das Haar kämmen wollte und funkelte ihn böse an.

„Wieso streitest du eigentlich jetzt mit mir? Es gibt überhaupt keinen Grund!“

Ethan lachte spöttisch auf. „Was?! Keinen Grund? Dieser Kerl ist ja wohl Grund genug!“

Sie sah auf die Uhr an der Wand über dem Spiegel. Viertel nach 1h…

Sie schnaubte genervt und sah ihn an.

„Weißt du was?! Fahr doch einfach zur Uni und komm wieder, wenn du dich abgeregt hast!“

Ethan nahm darauf seine Sachen, ließ das Handtuch zu Boden fallen und verschwand.

Kurz nachdem Ethan gegangen war und Liz sich vom Streit erholte, klingelte es an der Tür.

Liz wusste sofort, wer es war.

„Hätte nie gedacht, dass du mal was mit ‘nem Dozenten deiner Uni anfängst…“

Raito ging unaufgefordert rein und sah sie an. Sein Blick war eine Mischung aus Trauer, Wut und Verzweiflung.

Liz sah ihn einfach nur an. Sie konnte nichts sagen, sie brachte keinen Ton heraus. Als Raito das bemerkte, sah er genervt weg und schnaubte.

„D…Danke für die Pommes…“, stammelte Liz.

Raito lachte gehässig auf.

„Das glaub ich jetzt nicht… Nach all dem was passiert ist, ist alles was du sagst »Danke für die Pommes«?!“

Liz sah zu Boden. Wo hatte sie nur den Tequila hingestellt?

Er ging ein paar Schritte auf sie zu.

„Weißt du… nach der Sache in der Garage… Ich dachte, jetzt, wo meine Unschuld bewiesen ist, hätten wir Ruhe. Hätten wir uns!“ Sie sah ihn immer noch nicht an. „Okay, ich habe gesehen, dass du nicht auf mich angewiesen bist, aber das gestern hat mir gezeigt, dass wir beide nicht voneinander loskommen. Verstehst du das?“

Liz konnte immer noch nichts zu dem Thema sagen. Sie bekam plötzlich fürchterliche Kopfschmerzen.

„Woher wusstest du, dass er fahren würde?“, fragte sie. Raito atmete tief durch.

„So, wie er sich aufgeführt hat, war klar, dass ihr euch streiten würdet. Außerdem muss er doch zur Konferenz um 2h.“

Sie nickte benommen und betrachtete weiter den Boden.

„Yashiro…“, sagte Raito sanft, ging auf sie zu und ergriff ihre Hand. „Du sahst nicht glücklich aus.“

Liz sah ihn sofort an. Er hatte genau das gesagt, wie in ihrem Traum…

„Und? Ist das dein Problem?“, fragte sie, riss ihre Hand aus seinem Griff und drehte sich weg.

„Ich will dass du glücklich bist. Dass du glücklich mit mir bist und ich weiß, dass ich dich glücklich machen kann.“

Liz sah ihn böse an.

„Ich werde nicht zulassen, dass du mir wieder alles kaputt machst.“

Raito ließ von ihr ab und zuckte mit den Schultern.

„Dann mach es eben selbst.“, sagte er knapp und setzte sich auf ihre Couch. „Wir wissen beide, dass es immer auf dasselbe hinauslaufen wird. Dass es mit dir und diesem Kerl nicht klappen kann, weißt du doch schon selber. Auch ohne meine Einwirkung.“

„Hör auf!“

„Du kannst ihm nie die Wahrheit sagen. Er wird irgendwann dahinterkommen…“

„Hör auf, bitte!“

Liz fand kein Halten mehr, als sie in Tränen ausbrach und auf die Knie zusammensackte. Raito sprang auf und half ihr, wieder auf die Beine zu kommen. Er setzte sich mit ihr auf die Couch und ließ sie sich an seiner Schulter ausweinen. Er streichelte sanft ihren Rücken und beruhigte sie mit aller Geduld. Mit aller Geduld, die er nur aufbringen konnte.

Nach einer Weile fand sie wieder Worte.

„Wirst du Ethan und mich verraten?“

Raito hob die Braue. „Sehe ich so aus, als hätte ich das nötig?“ Er lächelte und strich ihr zärtlich über die Wange. „Pommes?“, fragte er und Liz nickte zögerlich. Er stand auf, um Die Schokosoße und die Pommes zu holen und Liz fiel erneut auf, wie abgemagert er war. Nach nur einem Tag seiner Tortur sah er immer noch furchtbar aus. Dennoch war es nichts im Vergleich zu vorher.

Er tischte ihr die Pommes mit der süßen Soße auf und setzte sich wieder.

Eine Stunde saß sie einfach nur da und aß ein paar Pommes. Sie schwiegen sich an, denn sie wussten nicht mehr, was sie sagen sollten. Liz wusste gar nicht mehr, was sie wollte. Als sich Raito und Ethan gegenüber gestanden hatten, hatte sie nichts gefühlt. Sie hatte sich zu keinem der beiden mehr hingezogen gefühlt. Sie waren einfach da… Und wenn sie bei Einem der beiden war, hatte sie den Anderen vollkommen vergessen…

Nach einiger Zeit nahm Raito wieder ihre Hand. Er war genauso geplättet wie sie es war. Er wünschte sich Klarheit zwischen den beiden. Sie sah ihn an und lächelte benommen.

„Danke…“, flüsterte sie.

Raito nickte. „Immer wieder gern.“ Er genoss den Moment. Er hielt einfach ihre Hand und hörte ihr zu, obwohl sie nichts sagte. Natürlich hatte ihn die Sache mit Ethan verletzt, aber er wusste, dass er als Gewinner aus dem Ring steigen würde…

Er sah ihr ins Gesicht und musterte ihre weichen Gesichtszüge. Er betrachtete und bewunderte ihre Schönheit, die sie in diesem Moment hatte. Raito konnte sich nicht vorstellen, dass es eine schönere Frau als Yashiro gab.

Er sah auf ihre weichen Lippen, nachdem sich ihre Blicke getroffen hatten.

„Wieso… gehst du nicht mal ein Risiko ein?“

Sie spielte auf ihr Gespräch in der Tiefgarage an.

„Willst du das denn wirklich?“, fragte er leise, und kam er ihr langsam näher.

„Ich weiß es nicht…“, wisperte sie.

Als sich ihre Lippen schließlich trafen, zog sich in ihr alles zusammen. Sie bekam eine Gänsehaut und ließ zu, dass er den Kuss intensivierte. Sie schloss die Augen und ließ ihn führen. Raitos Herz machte Luftsprünge, als er realisierte, was er da eigentlich tat. Er genoss es sichtlich und strich seiner Yash sanft über den Rücken. Nach einer Weile löste der Kuss und lächelte glücklich.

„Das war schön.“, sagte er leise und betrachtete sie verträumt. Liz nickte verhalten und sah ihn ernst an.

„Du zerreißt mich von innen, ist dir das klar?“

Raito sah schuldbewusst weg. Irgendetwas sagte ihm, dass er das wirklich tat. Doch mit was, konnte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht erklären.

„Lass uns Kira gemeinsam schnappen. Ich will es dir beweisen!“

Sie nickte matt und stand auf.

„Willst du… den ganzen Tag hier bleiben?“, fragte sie zögerlich.

„Nein… Ich wollte gleich gehen.“

Sie nickte und sah ihm später nach, als er ging. Sie schmiss sich erschöpft und entnervt auf ihr Bett, nachdem sie das Radio aufdrehte.

Welch Ironie des Schicksals, als in diesem Moment »Back to reality« von »Intelligent Hoodlum« gespielt wurde. Sie schnaufte und schmiss sich ein Kissen auf den Kopf. Sie wünschte, sie könnte sich dahinter verstecken…

Nach und nach schlief sie ein und hatte wieder diesen einen Traum, den sie im Flugzeug hatte…

»„Sie sieht nicht glücklich aus…“«

»„Hättest du rechtzeitig gehandelt, hätte ich ihn nicht töten können.“«
 

Am nächsten Morgen warf sie sich gleich zum Frühstück zwei Kopfschmerztabletten ein. Sie hatte unerträgliche Schmerzen. Nur eine Stunde später klingelte es an der Tür. Es war Ethan.

Liz atmete tief durch und öffnete die Tür. Wortlos ließ sie ihn rein und schloss die Tür wieder.

Er setzte sich auf die Couch und sah sie erwartungsvoll an.

Als sie nichts erwiderte, ergriff er die Initiative. Dieser Ablauf kam ihr verdammt bekannt vor.

„Yashiro… Ich… Okay, ich habe überreagiert, aber ich habe meine Gründe! Wirklich! Bevor du irgendetwas sagst, bitte hör mir zu! Ich… Ich habe so gut wie jede meiner Beziehungen in den Sand gesetzt. Bei dir will ich alles richtig machen, weil ich weiß, dass du die Richtige bist. Es ist naiv, ja, aber ich fühle und denke so.“

Er redete noch Minuten so weiter. Liz konnte es nicht ertragen, ihm weiter zuzuhören. Es tat ihr leid, aber am meisten tat es ihr weh. Sie musste es beenden, bevor sie ihn noch weiter mit reinzog.

Ethan fing ihren verlorenen Blick auf.

„Yash?“

„Hm?“

„Hast du gehört, was ich gerade sagte?“

Sie nickte.

„Ich liebe dich, Hideki Yashiro.“

Dieser Satz riss sie aus der Bahn. Er sah sie erneut voller Erwartungen an, doch sie konnte wie schon zuvor nichts sagen. Es steckte ihr mehr als nur ein Kloß im Hals. Sie sah ihn einfach nur überrascht an. Ethan sah ihr an, dass sie mehr als überfordert war.

„Yashiro? Willst du nicht… irgendetwas sagen?“ Er stand auf und ging auf sie zu.

„Äh… ja. Das ist toll.“ Sie versuchte zu lächeln.

„Was ist toll?“ Er stutzte und hielt am Glauben fest, sich verhört zu haben.

„Dass du mich liebst.“

Eine peinliche Stille trat ein.

„Du kannst es nicht erwidern…“, stellte er leise für sich fest.

Liz sah beschämt weg. Was dachte er jetzt nur von ihr?

„Ich bin so ein Vollidiot…!“, sagte er zornig, nahm seine Autoschlüssel und meldete sich mit dem Knallen der Haustür ab.

Liz sah ihm nach, konnte noch gar nicht begreifen, was soeben passiert war…

Sie hatte keine Vorlesungen mehr bei ihm, sie hatte jetzt Semesterferien… Sie war sich sicher, ihn nie mehr wieder zu sehen.

Sie ließ sich rücklings auf ihr Sofa fallen und starrte die Decke an. Nach einer halben Stunde klingelte das Telefon.

Sie ließ es klingeln. Es war ihr egal. Sie ließ es einfach klingeln.

Nach einigen Sekunden gab die Person am anderen Ende auf und versuchte es auf ihrem Handy. Aber auch an ihr Handy ging sie nicht. Aber derjenige gab nicht so schnell auf. Es wurde wieder auf ihrem Haustelefon angerufen und diesmal wurde etwas auf den Anrufbeantworter gesprochen.

„Hey, Yashiro. Angesichts der Tatsache, dass du nicht an dein Handy gehst, was du eigentlich immer bei dir trägst, liegst du entweder deprimiert auf deinem Sofa oder du wurdest verschleppt. Da man sowas wie dich nicht verschleppt, schon aus rein logistischen Gründen nicht, werde ich in einer halben Stunde vorbeikommen, um dich aufzumuntern.“ Raito legte auf und Liz begann zu lachen.

„Arsch. Vielen Dank. So fett bin ich jetzt auch wieder nicht.“, sagte sie leise und fuhr sich durchs Haar. Es wunderte sie, dass er anrief, sie so genau kannte und vor allem: dass er sofort vorbeikommen wollte.

Sie verbrachte auch die nächste halbe Stunde auf dem Sofa und rappelte sich erst auf, als es an der Tür klingelte.

Sie öffnete die Tür und sah in Raitos sanftes Gesicht. Sie hatte seine Gesichtszüge härter in Erinnerung gehabt.

„Was soll aus dieser Freundschaftsnummer werden?“, fragte sie ernst. Ihre Stimme klang hohl und monoton.

Er erwiderte ihren ernsten Blick und sagte knapp und nüchtern: „Liebe“

Sie hob die Brauen und fragte sich, was für ein Buchstabe Raito wohl war…

Pain

Page Thirty:

Pain
 

„Ist das denn wirklich nötig, Ryuzaki?“, fragte Raito zweifelnd. Er hob seine linke Hand, an der eine Handschelle befestigt war. Das Gegenstück dazu befand sich am anderen Ende der eisernen Kette, um Ls linkes Handgelenk.

„Das macht mir auch keinen Spaß, glaub mir.“, rechtfertigte sich Ryuzaki kleinlaut. Misa schaute verunsichert drein, als sie bemerkte, was es mit der Rund-um-die-Uhr-Überwachung auf sich hatte.

„Sieht schon irgendwie pervers aus.“, bemerkte Liz gehässig grinsend.

„Ja! Sie hat Recht!“, rief Misa freudig. Sie strahlte Liz an, wandt sich dann aber an Ryuzaki. „Sag mal, stehst du auf sowas, Ryuzaki? Hab ich mir fast gedacht…“

Liz schnaufte genervt, während ihr Bruder cool blieb. „Wie gesagt. Das macht mir auch keinen Spaß.“

„Aber Raito gehört doch zu mir. Wie sollen wir uns denn dann verabreden?“

Liz und Raito sahen sich kurz an. Raito erkannte plötzlich einen Vorteil in der etwas sonderbaren Art der Überwachung.

„Das ist kein Problem. Dann komm ich eben mit.“, sagte L beschwichtigt und zuckte mit den Schultern.

Misa weitete die Augen und stemmte die Hände in die Hüften.

„Ist das dein Ernst?! Du bist ja echt abartig!“

Ryuzaki steckte die Hände in die Hosentaschen und beobachtete aus dem Augenwinkel seine Schwester, während er Raito darum bat, seine Freundin ruhig zu stellen. Liz nämlich verdrehte hochrangig genervt die Augen und atmete tief durch.

„Misa, halt dich bitte zurück. Du kannst froh sein, dass du dich frei bewegen kannst, obwohl feststeht, dass du die Videos verschickt hast.“, pflichtete Raito Misa eindringlich bei.

Misas Gesichtsausdruck wandelte sich auf Knopfdruck. Verzweifelt sah sie zu ihrem Geliebten auf.

„Glaubst du das jetzt etwa auch? Aber ich bin doch deine Freundin! Vertraust du mir etwa nicht?!“

Raito seufzte. „Na ja… »Freundin«… Für dich war es zwar Liebe auf den ersten Blick und du lässt mir auch seither keine Ruhe, aber…“ Misa ließ ihn gar nicht ausreden. Ihre Stimme überschlug sich, als sie aufgebracht gegen seine Brust schlug. „Frechheit! Und wieso hast du mich dann geküsst?!“ Ihre Stimme verursachte nicht nur Liz einen Tinitus. Diese sah Raito prüfend an. Er hatte dieses unreife Popsternchen doch nicht etwa…geküsst?!

L ging auf Misa zu und musterte sie interessiert.

„Als du dich auf den ersten Blick in ihn verliebt hast…war das am 22.05. in Aoyama?“

Misa ging zu Raito, umarmte ihn fest und lächelte herzensgütig, als sie schließlich nickte.

„Was hast du an diesem Tag dort gemacht? Und was hattest du an?“

Sie stutzte. „Ich hatte nichts Bestimmtes vor! Und was ich hatte? Keine Ahnung mehr. Ist es denn verboten, einfach so in Aoyama Bummeln zu gehen?“

L kam ihr näher und schien sie mit seinem wissbegierigen Blick beinahe zu durchbohren.

„Du hast dich in ihn verliebt, bist nach Hause gegangen und wusstest plötzlich, wie er heißt“

Sie nickte trotzig.

„Und du kannst dich nicht erinnern, woher du seinen Namen wusstest?“

„So ist es!“

Und dann fiel es Misa wieder ein. Sie war auch da gewesen… Sie sah Liz eindringlich an. Raito hatte sie doch getragen, als sie ihn gesehen hatte…

Liz bemerkte Misas Blick, welcher geradezu nach Eifersucht zu stinken schien.

Doch sie wurde sofort wieder auf den Boden der Tatsachen geholt, als L sich noch näher zu ihr vorbeugte.

„Wie hättest du es gefunden, wäre Raito Kira gewesen?“ Er starrte sie an und versuchte in ihren Augen zu lesen.

„Wäre Raito Kira…?“ Sie sah in die Luft und überlegte kurz, bevor sie sich entschlossen fester an Raitos Arm klammerte und verschmitzt grinste.

„Das wäre super!“, sagte sie sicher und blubberte vergnügt weiter. „Seit Kira den Mörder meiner Eltern hingerichtet hat, verehre ich ihn aus tiefstem Herzen. Ich bin ihm ja so dankbar! Wäre Raito also Kira, würde ich ihn noch viel mehr lieben!“

Liz hob die Brauen und weitete die Augen. „Ich glaube, mir wird schlecht…“, murmelte sie.

„Obwohl ich ihn kaum mehr lieben könnte, als ich es ohnehin schon tue!“, fuhr Misa vor. Raito musterte die blonde Japanerin ungläubig und sah darauf zu Yashiro rüber, welche die Arme ungeduldig verschränkte.

L ließ die Reaktionen seiner Schwester außen vor und konzentrierte sich auf das wesentliche.

„Weißt du überhaupt, was du da sagst? Du könntest einen Mörder wie Kira lieben?“

„Wenn Raito Kira wäre, ja. Ich stehe dazu, dass ich ein Kira-Fan bin. Wenn ich könnte, würde ich Kira helfen. Auch wenn ich keine Ahnung habe wie…“

„Die hat die Dummheit mit Löffeln gefressen…“, brummte Liz, während Aizawa allmählich der Kragen platzte. Er ballte die Fäuste und riss sich krampfhaft zusammen.

L lutschte am Daumen.

„Das klingt wirklich alles danach, dass du Kira 2 bist, Misa… So sehr, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass du es wirklich bist.“

„Gut so! Ich bin es auch nicht!“ Sie versteckte sich hastig hinter Raitos breitem Kreuz.

L ging ihr nach und sah sie eindringlich an. „Nun, ja. Das wird die Überwachung zeigen.“ Er sah kurz nach seiner Schwester.

„Ich habe dafür gesorgt, dass du durch diesen Verbindungsraum von deinem direkt in dieses Zimmer zu Raito gelangen kannst.“ Er zeigte auf eine schmale Holztür in der Diele. „Deine Tür lässt sich von außen wie von innen nur mit dieser Karte öffnen. Wenn du es verlassen möchtest, ruf uns bitte an.“ Er übergab ihr die Chipkarte. „Matsuda wird ab sofort als dein Manager »Matsui« nicht von deiner Seite weichen. Dass er Polizist ist, weiß bisher niemand – und es soll auch geheim bleiben.“

Misa sah sich nach ihrem neuen Manager um und stutzte trotzig.

„Der Schlaffi soll sich als mein Manager ausgeben?“

Matsuda sprang entsetzt auf, Liz lachte vergnügt auf und Aizawa kämpfte weiterhin mit seinen Nerven.

„Was… Was gefällt dir denn an mir nicht, Misamisa?“

Eine Vene auf Aizawas Stirn pulsierte so stark, dass er Dampf ablassen musste… Er sprang auf, schlug die Hände auf den Tisch und schrie: „Jetzt reicht’s! Könnt ihr euch bitte mal zusammenreißen?! Das hier ist kein Kindergarten! Es geht hier um Kira, vergesst das nicht! Also Schluss mit dem Gelaber!“ Liz lachte erneut. „Geschieht ihr recht.“, murmelte sie. Aizawa funkelte sie böse an. „Du auch!“ Liz sah überrascht drein und sah peinlich berührt weg.

„Tut mir leid…“, entschuldigte sich Matsuda verlegen.

Aizawa hatte sich abreagiert und ging auf das Nachwuchsmodel zu. „Schon gut“, sagte er, „Konzentriert euch einfach auf das Wesentliche.“ Er packte Misa am Arm und zog sie mit sich. „Los, Misa! Ab in dein Zimmer.“ Sie bemerkte schnell, dass Widerstand zwecklos war.

„Raito, wir sehen uns! Wir wohl auch, Ryuzaki!“ Mit diesen Worten verschwand sie hinter der hölzernen Tür. Aizawa wischte sich erleichtert den Schweiß von der Stirn. „Machen wir uns an die Arbeit!“ Und er zog mit Matsuda und seinem ehemaligen Chef von dannen in den Nebenraum.

„Raito?“, brach L die Stille.

„Ja?“

„Was ist da zwischen euch?“

Raito sah ihn irritiert an. Sein Blick wich rüber zu Liz, welche seinen ratlosen Blick erwiderte.

„Ich meine zwischen dir und Misa.“, erläuterte Ryuzaki. Raito hob die Brauen und atmete kurz tief durch.

„Na ja… Wie ich schon gesagt habe, sie lässt mich nicht in Ruhe…“

L ging ein paar Schritte von ihm weg. „Tu mir einen Gefallen und lass sie in dem Glauben, ihr wärt ein Paar, Fest steht, dass sie irgendwas mit Kira 2 zutun hat. Und dass sie dich liebt…“

Liz lehnte sich gespannt an die Wand und sah dem Treiben zu.

„Du willst also, dass ich ihr was vormache, um an Kira 2 zu kommen?“ Raitos Blick durchbohrte L.

„Genau. Ich bin mir sicher, du schaffst das. Das ist übrigens einer der Hauptgründe, warum ich euch frei gelassen habe.“

Raitos Blick verlor an Ausdruck. „Ryuzaki…“, sagte er monoton, „ich kann ihre Gefühle nicht so ausnutzen, selbst wenn es uns beim Lösen des Falls weiterbringen würde.“

L weitete für einen kurzen Augenblick die Augen. Was war mit Raito los? Was war in ihn gefahren, seit des 7. Tages seiner Haft?

„Versteh doch“, begann er erneut, „wenn ich ihre Gefühle so mit Füßen betrete, kann ich selbst nicht mehr ins Gesicht sehen.“

L war sich sicher, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. //Dafür kann es nur einen Grund geben… Nicht nur Misa, auch Raito wurde von Kira manipuliert!//

Raito sah L schräg an. „Was ist los?“

L wendete sich ab. „Nichts. Du hast Recht, Raito. Trichtere ihr wenigstens ein, nichts über die Ermittlungen nach außen dringen zu lassen.“ Er sah zu seiner Schwester. „Was ist eigentlich mit euch?“

Liz und Raito sahen sich kurz an. Sie wussten es selber nicht so recht.

„Ihr habt doch die letzten Tage miteinander verbracht, oder?“ Seine Schwester hob die Brauen.

„Worauf willst du hinaus?“

„Du hast ihn überwacht?“

„Inwiefern sollte ich ihn überwacht haben?“ Sie verstand nicht ganz, was er von ihr wollte.

„Hast du mit ihm geschlafen?“ Liz runzelte die Stirn und stutzte. Sie war überrascht und witterte einen unmoralischen Zusammenhang. Sie tauschte kurze Blicke mit Raito, wusste nicht, was sie antworten sollte.

„Super, Schwesterchen. Auftrag ausgeführt.“, sagte L monoton und grinste ihr zu. Raito weitete die Augen und starrte L entsetzt an. Liz Blick hingegen verdunkelte sich.

„Bitte was?!“, fauchte sie.

„Auftrag ausgeführt.“, wiederholte ihr Bruder gelassen.

„Du hast damit spekuliert, dass ich… dass wir Sex haben?!“

„Ja. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dabei in der Lage gewesen wäre, als Kira tätig zu werden.“

Es verschlug ihr die Sprache.

„Du… verdächtigst mich weiterhin? Ich bin weiterhin dein Hauptverdächtiger?“, brachte Raito anklagend heraus.

„Mein einziger Verdächtiger, was Kira angeht.“, korrigierte L.

Raito ging einen Schritt auf L zu. „Und dann lässt du deine Schwester ins offene Messer laufen?! Du bist überzeugt davon, dass ich Kira bin, und du nutzt es für deine Ermittlungen aus, dass deine eigene Schwester mit mir schläft?!“ Raitos Stimme gewann an Lautstärke.

Liz überraschte Raitos Reaktion. Kurz sah sie ihn an und empfand ungewohnte Wärme für ihn. Würde Kira so etwas sagen?

„Für was hältst du dich eigentlich?! Du bist ihr Bruder! Hast du eine Ahnung, was du ihr damit antust?“

Liz stand etwas abseits der beiden und fand keine Worte.

„Es war ihre freie Entscheidung. Hätte sie nicht gewollt, hättest du dich sicherlich auch gut allein beschäftigen können.“, sagte L monoton.

„Wow… Ich muss dir ja sehr wichtig sein.“, bemerkte Liz ebenfalls monoton und ohne jeglichen Ausdruck.

L seufzte. Sie sah das völlig falsch.

„Yash, beruhig dich!“, versuchte er. Allerdings klang es weitaus weniger einfühlsam, als er es meinte.

„Nenn mich nicht Yash!“ Elizabeth verfiel dermaßen in Rage, dass sie begann, Englisch zu sprechen. „I don’t even know your name!!!“, schrie sie. Ihre Stimme überschlug sich. Sie ging einige Schritte zurück. „Without a brother I wasn’t hurt that much, even though I was alone.“

Sie ging auf Raito zu, gab ihm einen Kuss und ging. „I decided in favor of the wrong brother.”, sagte sie leise zu sich selbst und spürte die sanfte Nässe, die über ihre Wange rollte. Sie dachte an Mello. Sie dachte an Raito… Mello war auf der anderen Seite der Erdkugel. Raito hing an ihrem verwahrlosten Bruder. Sayu kam ihr in den Sinn. Sie hatte sich wochenlang nicht mehr bei ihr gemeldet. Was für eine Scheißfreundin sie war… Nun war sie also ganz allein… Sie ging in die Unibibliothek, um sich ein Buch zu holen.

L sah seiner Schwester kurz nach, bevor er sich wieder abwendete.

„Ich habe beschlossen, die Ermittlungen von nun an in einer festen Zentrale durchzuführen.“ Er ging an Raito vorbei. Er sprach wie immer. Er tat, als sei überhaupt nichts gewesen. Raito betrachtete L perplex. L drehte sich von ihm weg und Raito bildete sich ein, etwas auf seiner Wange schimmern zu sehen. Es war doch nicht etwa eine kleine Träne, die von seiner Wange glitzerte?! Und war die Kette, die beide Männer miteinander verband, straff und Raito wurde ruckartig von L weggezogen. Er ging schnurstracks auf seinen PC zu und öffnete eine Datei.

„Deshalb habe ich alles veranlasst, den perfekten Platz für uns bereitstellen zu lassen. In wenigen Tagen können wir einziehen.“

Matsuda, Aizawa, Yagami und dessen Sohn sahen neugierig über des Meisterdetektives Schulter, während dieser ihnen sein Meisterstück präsentierte.

23 Stockwerke über, zwei unter der Erde. Das Dach wurde mit Blickschutz versehen und mit zwei Hubschrauberlandeplätzen ausgestattet. Es handelte sich um einen modernen Wolkenkratzer, der aus dem Industriegebiet Tokyos wahrlich herausstach.

„Von außen ein ganz normales Gebäude, von innen jedoch ein Bollwerk an Sicherheit ausgerüstet mit der neusten Technik. Vom 5. Bis zum 20. Stock gibt es Privaträume, die wir während der Ermittlungen mit bis zu 60 Mann beziehen können. Stellen Sie sich bitte darauf ein, eine Weile dort zu sein. Misa wird sicher damit einverstanden sein, ein ganzes Stockwerk für sich zu haben.“

Raito war überrascht. „Ich bin beeindruckt… Das ist ja…“, stotterte Raito.

„Woher haben wir die Mittel, das zu finanzieren?“, fragte Matsuda skeptisch.

L fixierte den Monitor des PCs und sagte: „Ich will diesen Fall lösen, koste es, was es wollte. Ganz einfach.“

Raito nickte. Das hatte L gerade erst unter Beweis gestellt. Er schien auch seine Schwester opfern zu können.

Aizawa stutzte. „Das war keine Antwort!“, beschwerte er sich.

„Ich sehe es genauso!“, pflichtete Raito bei. „Was Kira mir, meinem Vater und deiner Schwester angetan hat, werde ich ihm niemals verzeihen… Ich möchte den Fall auch um jeden Preis lösen!“

Aizawas skeptische Miene verwandelte sich in puren Ehrgeiz. Der Mann hatte seinen Kampfgeist wiederentdeckt!

„Ryuzaki, Herr Yagami, Raito… Was auch immer ihr vorhabt, ich bin dabei!“, sagte er und ballte entschlossen die Fäuste.
 

••

Liz wanderte durch die schmalen Gänge der riesigen Universitätsbibliothek. Sie hatte bereits 3 Bücher unter ihren Arm geklemmt. Sie hatte jetzt alle Zeit der Welt zum Lesen. Es war schon spät, die Bibliothek war leer, bis auf die alte, knorrige Bibliothekarin und… Yuki. Liz entdeckte sie an einem Pult sitzend und in ein Buch über Kriminalistik vertieft.

Liz wollte nicht mit ihr reden. Sie wollte die Bücher ausleihen und wieder gehen. Aber leider gab Yuki ihr dazu keine Chance, jedenfalls nicht sofort. Yuki hörte die sanften, langsamen Schritte, drehte sich nach dem Verursacher um und winkte Liz zu sich.

Liz ging zu ihr. Yuki stand auf, und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

„Miller wurde heute fristlos entlassen.“, sagte sie leise und Liz lies vor Schreck die Bücher fallen.

Die Bibliothekarin riss ihren Kopf hoch und warf einen tötenden Blick zu den beiden Mädchen rüber.

„Wo…Woher weißt du das?“

„Er wurde heute Nachmittag in Junichiros Büro gerufen. Etwas später habe ich ihn mit einem großen Katon, auf dem „Büro Miller“ drauf stand, in sein Auto steigen sehen.“ Sie sah Liz bemitleidend an. „Tut mir leid, Süße.“

Liz sah sie noch einmal kurz an, fasste sich, sammelte ihr Bücher auf und wisperte ein „Danke“. Sie lieh die Bücher aus und ging nach Hause.

Ausgelaugt ließ sie sich auf ihr Bett fallen, schloss die Augen und holte tief Luft. Sie schnappte sich eines ihrer ausgeliehenen Bücher und begann die ersten Seiten zu lesen. Sie las und las und las und es schien, als würde sie die Wörter gar nicht aufnehmen, sondern nur im Kopf vor sich hinsagen und darauf wieder vergessen. Sie schlug das Buch zu, legte es auf ihren Nachttisch und starrte zur Decke.

Die Bettwäsche…! Sie hatte das Bett noch nicht neubezogen, seitdem sie sich von Ethan getrennt hatte… Es widerte sie an. Sie brauchte neue Bettwäsche! Sie brauchte Wäsche, in der noch keiner dieser beiden Männer geschlafen hatte…

Sie sprang panisch auf, riss die Bezüge von ihrem Kissen, der Decke und der Matratze, schmiss sie entschlossen in den Mülleimer und ging zu ihrem Kleiderschrank. Sie suchte eine „reine“ Bettwäsche. Sie wurde auch fündig: Unter den anderen, bunten Bettbezügen, fand sie eine recht triste, eine graue, mit schwarzen Streifen. Sie lag im Stapel ganz unten. Liz erkannte diese Bettwäsche. Das war ihre Wäsche aus Wammys House. Sie hatte sie damals mitgenommen, weil sie so gerne darin geschlafen hatte. Sie roch an dem Deckenbezug und bildete sich ein, Mello zu riechen. Der Geruch erinnerte sie an Mello und sie wünschte sich, dass er jetzt bei ihr war. Sie bezog ihr Bett neu, und kuschelte sich in ihre Decke. Für kurze Zeit fühlte sie sich in die alte Zeit zurückversetzt und wartete nur gerade zu, dass Mello in ihr Zimmer kam, um mit ihr Schokoladenerdbeeren zu essen. Als sie von ihrer Decke wieder auftauchte, atmete sie die kalte, harte Luft und erkannte, dass nichts mehr so war wie früher. Sie stand auf, holte sich Stift und Papier und begann einen Brief an Mello zu schreiben, welchen sie sich nie wagen würde abzuschicken.
 

••

„Sind alle da? Dann ich eröffne ich die Sitzung.“ Die Stimme des Japaners klang kalt und machtgierig. 8 Männer in schwarzen Anzügen berieten sich in einem Saal, saßen an einem runden Tisch. Jeder hatte ein paar Notizen vor sich.

„Um unseren Konzern, die Yotsuba-Group, an die Weltspitze zu bringen, muss jemand sterben.“ Ooi, ein breiter, groß gewachsener Japaner mit Glatze, faltete die Hände und klang ruhig und besonnen.

„A…Aber Ooi, wir können doch nicht jede Woche jemanden töten! Mido, der Jüngste der 8, schien verunsichert. Er roch den Tod und er hasste seinen Gestank.

„Mido, wollen Sie etwa kneifen? Vergessen Sie nicht… mit Kira ist nicht zu spaßen.“ Oois Worte klangen bedrohlich und es herrschte einen Moment Stille, bis ein weiterer der 8 sich zu Wort meldete.

„Feigheit wird mit dem Tode bestraft.“ Er trug eine Brille, war klein gewachsen und trug sein Haar glattgegelt.

„Fest steht, einer von uns steckt mit Kira unter einer Decke. Wem also sein lieb ist, sollte seine Zunge hüten.“ Namikawa, ein großer, attraktiver Japaner mit langem, schwarzem Haar. Wahrscheinlich war er auch der klügste von allen.

„Unsere Beschlüsse der letzten beiden Wochen sind in die Tat umgesetzt worden. Einer von uns acht hat also definitiv eine Verbindung zu Kira. Ich find es großartig, dass er seine Beziehungen zu Kira zum Wohl unseres Konzerns nutzt.“, ließ ein Anderer verlauten.

„Ich frage mich nur, warum Kira plötzlich nicht mehr nur Verbrecher hinrichtet.“ Takahashi blieb skeptisch. Er war der Älteste. Er trug langes Haar und einen Schnauzbart.

„Takahashi… hast du’s etwa immer noch nicht begriffen? Kira hilft uns, weil er davon profitiert.“ Higuchi, der Habgierigste unter den 8. Er verschränkte die Arme und schloss die Augen.

„Er profitiert davon? Du meinst, er ist zu einem Auftragskiller geworden?“ Takahashi wollte und konnte seinem Kollegen keinen Glauben schenken.

„Halt lieber den Mund“, riet ihm Higuchi kühl, „Nicht, dass es dich als Nächsten erwischt.“

Takahashi verstummte.

„Alle acht hier Anwesenden sind noch jung, aber wir alle streben eine steile Karriere an. Durch unsere Sitzungen haben wir es geschafft, unsere Einkommen zu vervielfachen. Mir erscheint die Vorstellung, dass Kira uns einfach so unterstützt, unwahrscheinlich. Viel naheliegender ist es, dass einer von uns selbst Kira ist!“ Jeder sah sich nach dieser Aussage prüfend um. Wer konnte Kira sein?

„Keiner von uns darf die Gruppe verlassen. Das würde den Tod bedeuten. Solange wir uns aber an die Abmachung halten, gemeinsam unsere Beschlüsse zum Wohl des Konzerns zu treffen, haben wir nichts zu befürchten. Jeder hier ist eine Art Kira, sogar die sieben, die es nicht sind.“

Aus Shimuras Stirn traten Schweißperlen hervor. „Morden für die Karriere… Das ist irgendwie…“

„Hey, Hey, Shimura! Vergiss nicht, dass wir niemanden ermorden – wir thematisieren nur einfach, wessen Tod dem Konzern dienlich wäre.“

„Genau! Hier ist doch gar kein Kira!“

„So ist es, Hatori. Es geht hier nur u theoretische Überlegungen.“

Die Männer diskotierten hitzig weiter.

„Also. Hat jemand einen Vorschlag?“

„Wie wär’s mit dem alten, sturen Berater? Den braucht schließlich keiner und er nervt ziemlich. Außerdem ist schob über 70.“

„Oder wir lassen die bedeutendsten Entwickler anderer IT-Firmen uns ihre Informationen vorbeibringen, bevor wir sie ermorden?“

„Wir sollten ihnen lieber drohen. Wäre doch schade um das Talent! Nach dem Motto: »Komm zu uns oder du stirbst.«

„Der IT-Bereich allein bringt unsere Firma nicht voran.“

Dann stärken wir eben unsere Autobranche, indem wir Konkurrenzwagen besonders oft verunglücken lassen!“

„Haha! Das ist eine gute Idee!“

Die Geschäftsmänner lachten ausgelassen, nur Higuchis Mundwinkel blieben unten.

„Reißt euch mal zusammen, das ist kein Spiel! Derartige Unfälle würden doch auffallen!“, rief er genervt.

„Genau. Die Polizei ist auch nicht dumm und jeder noch so kleine Verdacht würde dem Konzern schaden.“, erinnerte Shimura.

Namikawa faltete die Hände. „Aber die Bullen wissen doch nicht, dass Kira nict nur durch Herzversagen töten kann.“

„Hey, Namikawa! Gerade deswegen sollten wir vorsichtig sein! Sonst kommen die doch dahinter!“

Ooi lehnte sich in seinem Sessel zurück.

„Was ist mit Midos Plan, dass wir die Polizei und allen voran L ausschalten? Wie weit bist du inzwischen, Kida?“

Kida suchte kurz in seinen Unterlagen, bevor er zu Wort kam. „Ich habe anonym die Suche nach dem besten Detektiv der Welt veranlasst und Erald Coil gefunden. Beim Auffinden von Personen genießt er sogar einen besseren Ruf als L. Er nimmt jeden Auftrag an, solange er nur gut genug bezahlt ist.“ Kida grinste stolz und fuhr fort. „Die Suche nach einem Auftragskiller ist weitaus schwieriger… Die kneifen alle vor Kira den Schwanz ein.“

„ Wäre ja auch ein schlechter Auftragskiller, wenn er sich einfach so von uns finden lassen würde.“ , fügte Takahashi hinzu.

„Eben. Einer, der so einfach seinen Namen preisgibt, wäre schon längst von Kira hingerichtet worden. Außerdem ist Kira sowieso der beste Auftragskiller der Welt.“

Higuchi sah ernst in die Runde, grinste dann aber. „Eins muss man Kira lassen, er hat unsere Welt sicherer gemacht.“

„Stimmt. Vor allem wir aus den oberen Einkommensklassen können endlich wieder ruhiger schlafen, ohne Furcht vor Kriminellen.“

Rems Blick verfinsterte sich. Sie tat das alles für Misa. Nur der Gedanke an sie, konnte die Shinigamifrau dazu bringen, das zutun.

//Menschen sind wirklich das Allerletzte.//
 

(Aloha ihr fleißigen Leser (: Erst einmal wollte ich mich rechtherzlich bei euch bedanken! Hätte nie gedacht, dass diese lange Story so gut ankommt, wo ich mir doch nur die Hälfte selbst ausgedacht habe XD Also, vielen, vielen Dank! Und es tut mir leid, dass ihr immer so lange auf die Kapitel warten müsst, aber ich finde einfach kaum Zeit zum schreiben >_< Trotzdem habe ich eine Bitte…: Trotz so vieler Klicks und fast 100 Favoriten habe ich nur 15 Reviews. Das ist irgendwie deprimierend. Ich würde mich gerne über Kritik, Anregungen oder Sonstiges sehr freuen! <3)

Ray of Hope

Page thirty one:

Ray of hope
 

Am nächsten Tag , schon früh am Morgen, fuhr Aizawa in die neue Zentrale. Er war schon gespannt, was ihn erwarten würde. Er fuhr in eine zunächst unscheinbare Tiefgarage und fuhr in eine Nische, in der ein besonderer Parkplatz angelegt war. Ein Monitor mit angebrachtem Tastenblock fragte nach einem Zugangscode und der Erkennungsnummer. Aizawa lehnte sich aus seinem Autofenster und tippte die gewünschten Zahlenkombinationen ein. Darauf fuhr die ihm gegenüberliegende Wand herunter und Aizawa wurde Einsatz gewehrt. Das dachte er zumindest. Er fuhr in eine weitere Halle, stellte seinen Wagen dort ab und ging in einen Fahrstuhl scheinbar defekten Fahrstuhl. Eine elektronische Stimme begrüßte ihn und bat ihn, sämtliche metallischen Gegenstände auf ein Fließband rechts neben sich abzulegen. Das System eines Flughafens hatte L anscheinend übernommen. Als Aizawa versuchte, durch die andere Tür zu gehen, ertönte ein Nerv tötendes Piepen.

„Bitte legen Sie sämtliche metallische Gegenstände ab und legen Sie sie auf das Fließband.“

Aizawa schnaufte und zog seinen Gürtel aus.

Ein weiteres Piepen ertönte.

„Oh Mann! Was denn noch?!“

Der Knopf seiner Hose schien der Maschine nicht zu passen. Er zog seine Hose letztendlich aus, legte sie wie gewünscht aufs Fließband und durfte endlich passieren. Auf der anderen Seite angelangt, nahm er seine Sachen vom Fließband und bemerkte erst spät, dass er sich bereits im Hauptraum der Zentrale befand. In Boxershorts stand er also seinem Chef gegenüber.

Matsuda und Chefinspektor Yagami studierten gerade sämtliche Betriebsanleitungen der vorherrschenden Technik.

„Ein ganz schöner Stress, überhaupt hierher zu gelangen!“, beschwerte sich Aizawa und wurde irritiert von seinen Kollegen betrachtet.

„Was haben sie da an der Stirn?“

Der Oberinspektor deutete auf ein Pflaster auf Aizawas Kopf.

„Nun…“, antwortete er verlegen, „Mein Frau war ziemlich sauer, dass ich sie und die Kinder wieder allein lassen will.“

Soichiro wandt sich von ihm ab. „Dann sollten Sie besser zu Hause schlafen.“

„Das wäre aber schade!“, brachte Matsuda vergnügt mit ein. „Die Zimmer hier sind wahre Luxusapartments. Warum holen Sie ihre Familie nicht hierher?“ Er grinste enthusiastisch und hoffte, das Problem mit seinem hochqualifizierten Einwand gelöst zu haben.

„Blödsinn. Ich werde sie doch nicht hier mit hineinziehen. Meine Frau muss meinen Job respektieren.“, entgegnete Aizawa und zuckte verdrossen mit den Schultern. Kurz sah er sich um. „Wo sind Raito, Yashiro und Ryuzaki?“

„Yashi ist gerade in der Küche, Ryuzaki und Raito haben mit Misamisa ein romantisches Date.“ Er grinste erneut verschmitzt und deutete auf die großen Bildschirme an der Wand vor ihnen.

„Dieses Gebäude ist vollständig mit Kameras überwacht. Allerdings ist die Funktion bei den Privaträumen nur auf Misamisas Zimmer beschränkt.“, erklärte Matsuda.

Liz kam mit einer Schaler Donuts aus der Küche und setzte sich auf ihren Platz. Sie lächelte Aizawa freundlich zur Begrüßung an.

„Klar, dass Ryuzaki sie nicht aus den Augen lassen will, wo sie doch Kontakt zu Kira 2 hatte. Und Matsuda…“ Er sah den jungen Polizisten erbost an. „Nennen Sie sie nicht immer »Misamisa«!“

Liz nickte zustimmend und bis in einen Donut, während sie gebannt das Treiben auf den Monitoren beobachtete.

„Oh, natürlich.“ Matsuda gab klein bei und auch er betrachtete die Bildschirme.

Misa, L und Raito saßen in Misas Zimmer , L und Raito saßen Misa gegenüber. Sie aßen Kuchen, L zumindest.

Trotzig stützte Misa die Arme auf der Couch und schlug die Beine übereinander.

„Ich kann mir wirklich Schöneres vorstellen.“, bemerkte sie gelangweilt.

„Vergesst einfach, dass ich da bin.“, sagte L, während er einen weiteren Bissen der Sahnetorte kaute. „Sag mal, isst du deinen Kuchen nicht?“, fragte L Misa gierig.

„Süßes ist schlecht für die Figur.“, antwortete sie genervt. Liz schnaufte vor dem Flatscreen und biss trotzig in einen weiteren Donut.

„Nicht, wenn man sein Köpfchen einschaltet.“, entgegnete L und Liz konnte ihr Grinsen nicht verbergen, auch wenn sie weiterhin tierisch sauer auf ihren Bruder war.

„Hey! Willst du damit sagen, ich wäre dumm?!“ Raito sah an die Decke und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er schien gelangweilt.

„Wenn du mich und Raito kurz allein lässt, darfst du ihn haben!“ Misa fühlte sich überlegen und starrte L herausfordernd an.

„Auch wenn ich gehe, kann ich euch immer noch über die Kameras beobachten.“ Er beugte sich über den Tisch, schnappte sich den Kuchen und ließ sich zufrieden auf seiner Couch nieder.

„Du perverses Schwein! Du solltest mal zum Psychologen deswegen!!“

„Wie du meinst. Den Kuchen nehme ich mir aber trotzdem.“

Desinteressiert begann er den Kuchen genüsslich zu verschlingen.

„Also gut! Dann machen wir eben das Licht aus und ziehen die Vorhänge zu!“ Misa wollte alles für eine freie Minute mit ihrem Raito tun.

„Die Kameras haben auch Nachtsichtfunktion, also vergiss es.“ L sprach mit vollem Mund.

„Und wenn wir uns unter der Bettdecke verkriechen? Na, Raito?“ Misa setzte ihren süßen Hundeblick ein, doch vergebens. Raito wandt sich ab.

„Lass gut sein.“, sagte er monoton.

„Lass gut sein?! Oh, wie gemein!“, quängelte Misa, während Liz frech grinste und verträumt zu Raito sah.

„Sag mal, Yashi…“, begann Matsuda und lehnte sich zu ihr rüber. „Ist das nicht komisch, mit Misa und Raito? Tut dir das nicht weh?“

Sie sah nicht vom Bildschirm auf, knabberte den Zuckerguss ihres Donuts ab. „Ja.“, antwortete sie knapp und gab mit ihre desinteressierten Haltung zu verstehen, dass sie sich jetzt auf andere Dinge konzentrieren musste. Matsuda nickte leicht irritiert und sah wieder zu einem der Bildschirme.

„Ryuzaki, was ist eigentlich mit dir los? Was ist mit deiner Motivation?“, fragte Raito seinen Kontrahenten.

„Motivation?“ Es schien unmöglich, doch L sprach tatsächlich monotoner als sonst schon. „Habe ich verloren. Ich bin an einem toten Punkt angelangt.“

„An einem toten Punkt?“

Er nahm einen weiteren Bissen seiner Torte. „Ja. Die ganze Zeit war ich total auf dich als Kira fixiert. War ein Riesenschock, festzustellen, dass ich mich geirrt habe. Ganz sicher bin ich mit zwar noch nicht, deshalb die Handschellen. Aber Kira hat die Fähigkeit, Menschen zu manipulieren. Das heißt, Kira könnte dein Verhalten so gesteuert haben, dass ich glauben musste, du wärst er. Ihr beide könntet manipuliert worden sein. Momentan ist das die einzig logische Erklärung. Ich verstehe nicht, warum er euch beide nicht umgebracht hat. Wenn ihr wirklich ihm gesteuert Menschen getötet habt, ohne es selbst zu merken, seid auch ihr Opfer. Dann ist alles, was wir bisher ermittelt haben, nichts wert und wir müssen von vorne beginnen. Wenn Kira dich gewählt hat, Raito, weil du leicht an Polizeiinformationen kommst und dafür gesorgt hat, dass ich dich verdächtige, ist das ein echter Schock für mich.“

Raito verschränkte die Arme. „Ryuzaki, demzufolge wären ja Misa und ich, auch wenn wir manipuliert wurden, dennoch Kira oder?“

Ja, genauso sehe ich das. Kein Zweifel, ihr beide seid Kira.“ L stellte den leeren Teller auf den Tisch und umklammerte seine Knie.

„In der Einzelhaft warst du für mich Kira. Denn in diesem Moment hörten die Morde plötzlich auf. Zumindest warst du bis zu diesem Punkt Kira… Doch als nach zwei Wochen neue Morde verübt wurden, bedeutete das den Start eines neuen Falls. Kira gibt seine Kraft einfach weiter. Wie Kira 2 im Video gesagt hat, er teilt seine Kraft.“

„Interessante Theorie. Wenn du Recht hast, wird es nicht einfach, ihn zu fassen.“

„Stimmt. Das ist ja das Problem. Wenn er Menschen für seine Zwecke missbraucht und ihnen das Gedächtnis nimmt, sobald sie geschnappt wurden, haben wir schlechte Karten, irgendwas auszurichten.“ Resigniert rührte L seinen Tee.

„Aber noch wissen wir nicht, ob du Recht hast. Wir wissen eigentlich noch fast nichts Definitives über Kira. Na komm schon, wir schaffen das!“ Aufmunternd klopfte Raito L auf die Schulter und lächelte. Seine Miene hatte sich sichtlich aufgehellt.

„Ich weiß nicht… Ich glaube nicht, dass das was bringt… Die Sache mit dir und meiner Schwester macht alles noch komplizierter. Sie ist nicht dumm, ihre Menschenkenntnis ist gut. Sie wäre nicht so hin- und hergerissen, wenn du eine weiße Weste hättest. Wir sollten uns lieber zurückhalten, sonst riskieren wir nur unser Leben. Ab jetzt wird es brenzlig.“

Raito konnte sich gerade noch zusammenreißen. Er ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. Sollte er wirklich so weit gegangen sein… Für nichts?! Doch L wurde redselig.

„Ich verstehe das nicht… Das… Entweder Kira legt seine Kräfte anderen Menschen auf, oder… du bist einfach schizophren. Und falls du es bist, machst du es mit meiner Schwester auch. Du machst sie kaputt. Das werde ich nicht zulassen.“

„Sagt der Bruder, der sie ins offene Messer laufen lässt?“

Misa hörte zwar zu, verstand aber nur Bahnhof.

Matsuda sperrte die Lauscher auf. Langsam wurde es auch für ihn richtig interessant. Das schien besser zu sein, als seine Lieblingssoap.

L schwieg für kurze Zeit. „Ich habe vielleicht einen Fehler gemacht, aber das war nur zu ihrem Besten. Umso schneller wir den Fall gelöst haben, desto schneller haben wir Klarheit und das wird auch ihr helfen ein normales Leben zu führen. Ohne Kira. Ohne dich. Ihre Kenntnisse über dich und eure Gefühle sind vielleicht der Schlüssel zu diesem Fall, falls du uns doch nur verarscht, Raito…“ L seufzte und sah an die Decke. Liz wusste nicht, was sie davon halten sollte. „ich trete wieder auf der Stelle. Ein Schritt vor, einen zurück, jeden Tag. Entweder ist Kira ein gottgleiches Wesen oder ein schizophrener, größenwahnsinniger Vollidiot. Es ist alles umsonst. Sie leidet für nichts. Wir setzen unser Leben für nichts und wieder nichts aufs Spiel.

Nun platzte Raito der Kragen. Er sprang auf und verpasste L einfach eine mit der Rechten. Damit hatte der Meisterdetektiv nicht gerechnet. Er flog von der Couch an die Wand und Raito hinterher, da die Kette der Handschellen nicht lang genug war und Raito schließlich zu L zog. Misa schrie erschrocken auf, auch die Ermittler vor den Mattscheiben waren überrascht.

„Das tat weh…!“, gab L verwirrt zu.

„Reiß dich endlich zusammen! Du kannst doch nicht einfach ausgeben, nur weil du bei mir mit deiner Logik falsch gelegen hast!“ Raito schrie ihn mit voller Kraft an, sein Gesichtsausdruck wurde kalt und Liz bekam eine Gänsehaut.

„So meinte ich es nicht… Das Risiko ist einfach zu hoch, verstehst du? Wir sollten uns zurückhalten.“

„Wie bitte? Trotzdem findest du es moralisch vertretbar deine eigene Schwester wie eine Waffe gegen mich zu verwenden?! Du meinst, wir sollten einfach aufgeben?!“ Und was ist mit deinem Versprechen im Fernsehen, Kira dingfest zu machen?!“

Er packte L am Kragen und ließ seiner Wut freien Lauf. „Was ist mit den Polizisten, FBI-Agenten und Fernsehsprechern, die ihr Leben dafür lassen mussten?! Wofür haben Misa und ich in Einzelhaft gesessen?!“

„Das ist mir alles klar!“, betonte L nachdrücklich, dennoch leise. „Aber das spielt keine Rolle…“ L holte Schwung und trat Raito direkt ins Gesicht. „Auge um Auge.“, sagte er stumpf und beide flogen wieder quer durch das Zimmer.

„Das Frustrierende ist, dass der Fall nicht gelöst ist, obwohl feststeht, dass ihr beiden Kira 1 und Kira 2 seid. Das kotzt mich sowas von an! Ist das nicht irgendwo verständlich?!!

Raito raffte sich auf. Bei seinem Aufprall hatte er den Tisch und eine Kommode aus ihrer Position gerissen.

„Nein. Ich habe eher das Gefühl, du kannst es nicht ertragen, dass ich unschuldig bin. „

Ich kann nicht ertragen, dass du unschuldig bist…? Hm… Mag sein, dass du Recht hast. Stimmt. Insgeheim habe ich mir gewünscht, dass du Kira bist.“ Und wieder holte Raito aus und schlug L direkt ins Gesicht. //Yagami Raito… Warum setzt es dir so zu, dass ich aufgeben will? Bist du etwa wirklich nicht Kira? Aber die Möglichkeit, dass du deine Kräfte nur an jemanden weitergegeben hast und nur unwissend tust, besteht immer noch.//

Der Dialog zwischen den beiden jungen Männern hatte ein Ende. Nun schienen sie sich nur noch zu prügeln.

„Wir sollten im Zimmer anrufen und dem ein Ende setzen!“, schlug Matsuda vor.

„Matsuda… Lassen Sie sie…“, sagte Soichiro, Raitos Vater.

Elizabeth saß einfach nur da. Sie war kreidebleich und schien versteinert. Mit einem Schlag wurde ihr klar, was diese beiden Männer wirklich aus ihr gemacht hatten. Ihr wurde bewusst, dass ihre Psyche nur noch ein wandelndes Wrack war und sie niemals fliehen konnte, aus Liebe zu beiden. Wäre sie doch nie aus Wammy‘s Haus weggegangen. Ihr hätte klar sein müssen, dass jemand wie sie niemals ein normales Leben hätte führen können. Plötzlich war es nicht mehr die Schuld der anderen, sondern ihre eigene. Schizophren hatte L gesagt… Wahrscheinlich hatte er sogar Recht…

Matsudas Handy klingelte plötzlich und riss alle 4 Ermittler aus ihren Gedanken.

„Hey, Matsuda! Wieso hast du dein Handy an?! Wenn Ryuzaki davon erfährt…“, meckerte Aizawa anklagend.

„Das sit das Handy in meiner Rolle als Misamisas Manager. Ryuzaki hat selbst gesagt, ich soll es immer anlassen.“, rechtfertigte er sich und nahm das Gespräch an.

„Matsui hier? … Ja, ja… Wirklich?!“ Er grinste bis über beide Ohren und ergriff das Telefon der Zentrale. „Das muss ich ihr gleich sagen!“

Raito und L waren weiterhin damit beschäftigt, sich gegenseitig zu verprügeln, als das Telefon klingelte. L ließ von Raito ab und widmete sich dem Hörer.

„Ja? Was ist los?“

„Ryuzaki, wir haben’s geschafft! Misamisa wurde von den Lesern der »Eighteen« auf Platz 1 gewählt! Ihr spurloses Verschwinden hat ihre Popularität enorm steigen lassen. Etwas mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf! Das bedeutet einen gewaltigen Karrieresprung! Sie wird in Nishinakas neuem Film die Hauptrolle spielen!“

„Aha…“, erwiderte L gebannt. Er legte auf und Matsudas Euphorie verabschiedete sich schnell wieder.

„Was gibt’s?“, erkundigte sich Raito.

„Nichts. Matsuda spinnt mal wieder.“ L zuckte mit den Schultern.

„Tja, er ist eben von schlichtem Gemüt.“

Matsudas Augenbraue begann verdächtig zu zucken. „Die beiden wissen aber schon, dass wir sie hören können…?“
 

••

Zehn Tage später war der 27.09.2004. Liz hatte Geburtstag, mehr nicht. Es war ein Tag wie jeder andere und erst am Abend erinnerte sie der Blick auf den Kalender an ihren ganz persönlichen Feiertag. Aber was hätte sie schon feiern sollen? Und mit wem?

Rem befand sich zur selben Zeit im Apartment eines Mitglieds des Yotsuba-Vorstands.

„Rem, gibt es den echten Kira eigentlich wirklich?“

„Ja. Zumindest hab es ihn, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, mit Todesgott und allem Drum und dran.“

Der Mann war beschäftigt. Er schrieb hektisch die Namen der Menschen auf, die seinem beruflichen Werdegang im Weg standen.

„Und wieso tötet er keine Verbrecher mehr, sondern überlässt es mir?“

„Tja… warum wohl…“, Rem war angewidert von diesen Menschen. Sie hasste sie gerade zu. „Wenn du keine Lust mehr hast, kannst auch du damit aufhören.“

Rem ergriff eine Boulevardzeitschrift und begann darin zu blättern. Ein Artikel handelte von Misas Karriereaufschwung. //Inzwischen dürfte diese Aktion nicht mehr notwendig sein…//, dachte sie.

„Nein, das geht nicht. Dann könnte ich auch die Firmenbosse mit ihren schmutzigen Geschäften nicht mehr unbemerkt ausmerzen. So natürlich deren »Unfalltode« auch wirken mögen, eine zu große Häufung fällt nach einer Weile garantiert auf. Und tödliche Krankheiten dauern einfach zu lange… Vor allem muss ich aufpassen, sie realistisch zu formulieren, sonst tritt wieder plötzliches Herzversagen in Kraft. Für einen schnellen Tod bleiben also nur Unfälle, nur bei nicht so eiligen Kandidaten kommen Krankheiten in Frage.“ Er lehnte sich kurz zurück und schüttelte seine Hand aus.

„Allerdings…muss ich vorerst trotzdem darauf achten, nicht zu viele Konkurrenten auf diese Weise auszuschalten. Deshalb muss ich die Welt glauben lassen, Kira räume auch korrupte Politiker und Geschäftsleute aus dem Weg. Korrupt ist schließlich jeder irgendwie. Notfalls lässt es sich leicht hindrehen. Sobald alle glauben, Kira sei für die Tode verantwortlich, spielt die Todesart keine Rolle mehr. In den zwei Wochen, die Kira von der Bildfläche verschwunden war, brach das totale Chaos aus. Schon nach der ersten Woche verdoppelten sich die Verbrechen wieder. Alle unbescholtenen Bürger wünschte sich binnen kurzer Zeit Kiras Eingreifen zurück. Ira ist inzwischen für sie Gesellschaft unentbehrlich geworden. Wenn er nicht selbst handelt, muss ich es für ihn tun. Auch unser Konzern profitiert von einer gerechteren Welt.“

Und zum ersten Mal wurde Rem bewusst, wie vorteilhaft es war, nichts essen zu können, was man später hätte erbrechen können…

••
 

Im Oktober sollte der Durchbruch kommen… L und Raito arbeiteten hitzig an den Ermittlungen. Raito jedenfalls… Er musste L einfach seine Motivation wiedergeben und das sollte ihm auch gelingen…

„Ryuzaki! Ich weiß, du hast keine Lust, aber komm mal eben her!“

L stand widerwillig auf und warf einen Blick auf Raitos Ergebnisse.

„Sieh dir das mal gut an! Seltsame Zufälle, oder? Und dieser Sprunghafte Anstieg! Na, Weckt das deinen Spürsinn?“ Er grinste triumphierend und L riss begierig die Augen auf. Er wollte mehr sehen…

„Wenn Kira für diese Tode verantwortlich ist, geht es ihm in Wirklichkeit nicht darum, Verbrecher zu bestrafen.“, schlussfolgerte der Meisterdetektiv.

„Ja. Sieht eher aus, als würde er due Verbrecher nur umbringen, um sein eigentliches Ziel zu verschleiern.“, setzte Raito fort.

„Du hast doch auch mal gesagt, wäre Kira ein Erwachsener, würde er seine Kräfte zu seinem Vorteil nutzen. Eventuell müssen wir davon ausgehen, dass dieser Kira ein anderer ist als Kira 1 und 2.“ L verpasste Raito einen anerkennend Klaps auf die Schulter. „Auf jeden Fall gut gemacht, Raito.“ Matsuda grinste stolz und fügte hinzu: „Ich habe ihm auch ganz doll geholfen, Ryuzaki!“

Raito stöberte durch ein paar Dateien, um Ryuzaki seine Vorgangsweise zu erläutern.

„Ohne den Zugriff auf internationale Polizeiakten und Medienberichte wären wir nie drauf gekommen. Ehrlich gesagt war es ein reiner Zufallstreffer. Ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte. Der einzige Anhaltspunkt war, dass Kira sich wahrscheinlich in Japan aufhält. Schließlich fanden die meisten Morde hier statt. Dann habe ich überlegt, dass möglicherweise auch einige seiner durch Herzversagen getöteten Opfer gar nicht als solche erkannt wurden. Ich habe also alle Personen überprüft, die seit Kiras Auftauchen an plötzlichen Herzversagen verstorben sind, was sich dank dieses Computers recht schnell erledigen ließ.“

„Dabei habe ich ihm geholfen!“, warf Matsuda schnell ein und lächelte.

„Eigentlich wollte ich hauptsächlich die Opfer der letzten fünf Monate nochmal durchchecken, doch dann sind mir plötzlich 3 Personen ins Auge gefallen. Purer Zufall! Roppei Tamiya, Vorstand des Handelshauses Sekimaru, Koji Aoi, stellvertretender Geschäftsführer von Aoi Co. und Takeyoshi Moriya, Vorsitzender der Yotsuba-Group. Alle 3 waren Führungskräfte großer japanischer Konzerne, alle 3 verstarben an Herzversagen. Ich habe mich über die Konzerne Sekimaru, Aoi und Yotsuba schlau gemacht.“ Raito öffnete ein Diagramm einiger Aktienkurse. Die Kurse von Aoi und Sekimaru fielen nach den Todesfällen, der Kurs der Yotsuba-Group hingegen stieg.

„Und dann hast du weitere Todesfälle in der Führungsriege japanischer Konzerne untersucht?“ Ryuzaki begann an seinem Daumennagel zu knabbern.

Raito nickte. Bei dieser Untersuchung hatte er etwas festgestellt, das die Ermittlungen einen großen Schritt weiter brachte.

Allein in den letzten 3 Monaten gab es insgesamt 13 Todesfälle, die vor allem der Yotsuba-Group ziemlich gelegen kamen.

„Darunter einige Unfälle und Krankheiten sowie ein Selbstmord.“

„Die letzten 3 Monate? Also erst nachdem du in Einzelhaft warst und die Morde für 2 Wochen ausgesetzt hatten?“ Raito bestätigte dies mit einem entschlossenen Nicken.

„Was denkst du? Für mich sieht es so aus, als würde die Yotsuba-Group mit Kira gemeinsame Sache machen.“

L riss die Augen auf. Das konnte nicht sein!?

„Kira kann nicht nur durch Herzversagen töten!“ L grinste, als er das sagte. Er war wieder da und er würde sich Kira schnappen!

••
 

„Wirklich unfassbar, dass alles, was wir hier beschließen, Realität wird.“ Ooi lehnte sich in seinen Sessel zurück und faltete relaxt die Hände. Wieder einmal befand sich der Vorstand der Yotsuba-Group in einer ihrer Vorstandssitzungen.

„Gute Idee, Kira auch Korruption mit dem Tode bestrafen zu lassen.“

„So dürften wir keinerlei Verdacht erregen. Trotzdem müssen wir Vorsichtsmaßnahmen treffen und dürfen nicht nur zum Vorteil unseres Konzerns töten. Es wäre wichtig, auch ein paar der eigenen Kollegen über die Klinge springen zu lassen.“

„Was das Ausdünnen der Führungsriege unserer Konkurrenzunternehmen so bewirkt…!“

Namikawa lachte kurz auf.

Kida meldete sich nach kurzer Stille zu Wort.

„Die Gewinne von Yotsuba wie auch der Aktienkurs haben enormen Auftrieb erhalten.“

„Ja. Läuft wirklich wie geschmiert.“, stimmte Ooi mit ein.

„Ist euch auch aufgefallen, dass wir für die 3 an Herzversagen Verstorbenen eigentlich 2 tödliche Krankheiten und einen Unfall vorgesehen hatten?“

„ja. Schon seltsam… Woran mag das gelegen haben?“

„Ist das wirklich so wichtig?“, entgegnete Takahasi skeptisch.

„Bei Tamiya, für den wir einen Unfall geplant hatten, hatten wir es doch so formuliert: »Fährt mit seinem geliebten Wagen bei einer nächtlichen Tour am Meer gegen eine Mauer und stirbt.«. Allerdings kam es etwas anders als geplant. Er war nicht auf einer seiner Spritztouren, sondern mit seiner Geliebten in Italien, deshalb war unsere Formulierung nicht korrekt.“ Alle hatten Kida genau zugehört.

„Wenn bei der Formulierung also etwas widersprüchlich ist, tritt plötzliches Herzversagen in Kraft?“ Ooi sprach das aus, was sich letztendlich alle gefragt hatten.

„Genau. Deshalb hatte ich euch ja beim letzten Mal auch gebeten, nur noch schlicht und einfach »Unfalltod« festzulegen. Das ist am schnellsten und am sichersten.“, mahnte Higuchi an.

„Dann haben wir auch einen Fehler gemacht, als wir »Krebs« als Todesursache benannt haben? Wahrscheinlich war die Dauer bis zum Todeszeitpunkt zu kurz, als dass der Krebs sich entwickeln konnte.“, erklärte Mido und rückte seine Brille zurecht.

„Okay. Wir dürfen also nur noch »tödliche Krankheit« festlegen, ohne den genauen Zeitpunkt, damit sich diese entwickeln kann.“

„Aber das waren doch nur 3 Fehler in 3 Monaten. Wenn wir ab jetzt aufpassen, wird keiner Kira auf die Schliche kommen. Die Polizei achtet doch ohnehin nur auf die Todesursache von Verbrechern. Normale Menschen können doch auch mal an Herzversagen sterben!“

Namikawa grinste und legte die Hände gefaltet auf den Tisch. „Das Problem mit der Polizei wird sich schon bald von selbst lösen…“, verkündete er vorlaut.

••
 

L und Raito hatten die gesamte Ermittlungszentrale zusammen geführt, um ihre Neuigkeiten zu verkünden. Soichiro war noch auf dem Präsidium, Liz war bereits den ganzen Tag nicht in der Zentrale erschienen.

Aizawa war außer sich, als er die Ergebnisse vor sich sah.

„Das kann doch kein Zufall sein, dass jeder, der Yotsuba im Wege steht, zu Tode kommt!“

„Ich hab schon mal was davon gehört, dass manche Firmen vor nichts zurückschrecken.“, brachte Matsuda ein.

„Meinst du wirklich? Das sind doch nur Schauermädchen…“

„Wie es aussieht, leider nicht. Die Frage ist nur, ob hinter alldem wirklich Kira steckt.“, warf Ryuzaki ein, während er an seinem Daumen kaute

„Glauben Sie etwa wirklich, dass das Kira war?“

„Dreimal plötzliches Herzversagen… Das könnte auf ihn Hinweisen. Allerdings vertraue ich meiner Spürnase momentan nur wenig und wenn man Yashiro mal braucht, ist sie nicht da.“

„Sie meinen also, Kira hat sich von Yotsuba kaufen lassen?““ Aizawa hielt das Ganze für unwahrscheinlich.

„Das kann ich mir nur schwer vorstellen.“, kommentierte L.

„Warum nicht?“

„Weil das bedeuten würde, ein x-beliebiger Konzern wäre ihm schneller auf die Schliche gekommen als wir. Unmöglich.“

„Hatten Sie nicht eben gesagt, Sie vertrauten ihrem Spürsinn nicht? Woher die plötzliche Gewissheit?“

„Das habe ich nur so dahingesagt.“ Auf Aizawas Gesicht entstand ein großes Fragezeichen.

„Ich bin mir sicher, dass Kira sich niemals von irgendjemandem benutzen lassen würde. Hätte jemand ihn enttarnt, wäre derjenige im nächsten Moment tot gewesen. Die einzige logische Schlussfolgerung ist, jemand von Yotsuba selbst ist Kira oder hat dessen Fähigkeiten erworben.“, erläuterte Ryuzaki.

„Und wenn Kira seine Dienste von sich aus angeboten hat? Vielleicht braucht er Kohle?“ Aizawa hielt weiter an seiner Theorie fest.

„Dafür hat er ein viel zu großes Ehrgefühl! So weit würde er sich nie herablassen!“, meinte Matsuda und erhielt dafür eine Zurechtweisung von Aizawa.

„Matsuda, höre ich da so etwas wie Bewunderung für diesen Kira?!“

„N…nein! Natürlich nicht… Tut mir leid.“, bemerkte er kleinlaut.

Aizawa stützte die Ellenbogen auf die Knie. Er dachte nach. „So oder so, wir müssen der Sache mit Yotsubda auf den Grund gehen. Dürfte allerdings schwierig sein, einen Spitzel dort eunzuschleusen.“

„Watari hat ziemlich gute Beziehungen zur Finanzwelt. Er könnte uns helfen. Er kann die Suche nach Kira aber nicht allein aufnehmen.“

„Wer ist »Watari« eigentlich?“, fragte Raito plötzlich. Er hatte die letzten Minuten nur brav zugehört.

„Er hat sich bei dir al zweiter L zu erkennen gegeben. Der Typ im Computer.“, erklärte L.

„Ach so, der…“

Die Ermittler erhoben sich und machten sich an die Arbeit. Während Aizawa alles über Yotsuba herauszufinden versuchen würde und Raito sich in den Firmencomputer einhacken würde, blieb Matsuda weiterhin verzweifelt ohne Aufgabe.

„Herr Yagami müsste bald aus dem Revier zurück sein. Er wollte dort weitere Unterstützung anfordern.“ L ging schnurstracks Richtung Ausgang, als hätte er vergessen, dass eine Kette Raito hinter ihn her ziehen würde. Wahrscheinlich war ihm das auch einfach egal.

„Ich bin gleich wieder da!“, rief er und verließ die Zentrale, gemeinsam mit Raito.

„Hä? Wo willst du hin?!“ Raito war irritiert. Wann hatte Ryuzaki wohl zum letzten Mal das Sonnenlicht gesehen?

„Zu meiner Schwester.“, antwortete er knapp. Nach nur 5 Minuten Fußmarsch waren beide bereits angekommen. L betrat das Grundstück und sah durch das Fenster.

„Sie ist da.“, stellte er fest. Liz lag auf der Couch und sah Fern. L beobachtete sie eine Weile, dann klopfte er ans Fenster.

„Wieso klingelst du nicht, Ryuzaki?“, fragte Raito konfus.

„Oh, natürlich.“

L drückte auf die Klingel und wartete darauf, dass seine Schwester den Weg von der Couch bis zur Haustür zurücklegen würde und wie erwartet dauerte dies relativ lange…

Als sie schließlich die Tür geöffnet hatte und L erblickte, schien sie relativ überrascht.

„Was wollt ihr denn hier?“, fragte sie monoton.

L sagte nichts. Er umarmte seine Schwester fest und drückte sie an sich. Raito sowie Liz waren sichtlich überrascht.

„Ich habe dich sehr lieb…“ Er drehte seinen Kopf zu ihr, so, dass seine Lippen fast auf ihrem Ohr lagen. Er flüsterte so leise wie nur möglich… „Elizabeth“

Diese riss die Augen auf. Ihren wirklichen Namen aus seinem Mund zu hören war wie Balsam für die Seele. Sie erwiderte die Umarmung, drückte ihn an sich und schloss die Augen.

„Danke…“, wisperte sie.

Left in the engraving

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Yagami Soichiro hingegen befand sich zurzeit bei der Polizeibehörde. Der stellvertretende Polizeidirektor hatte eine beunruhigende Ankündigung zu machen.

„Yagami, ich muss sie bitten, ihre Ermittlungen in diesem Fall einzustellen und somit sämtlichen Polizeiaktivitäten im Kira-Fall vorzubeugen.“

Soichiro war natürlich geschockt und natürlich hatte er auch kein Verständnis dafür. Er versuchte heftig an seinen Vorgesetzten zu appellieren. Sollte denn alles umsonst gewesen sein, wofür er mit seinem Sohn gemeinsam gelitten hatte?

„Das ist nicht meine Entscheidung, der Befehl kommt von ganz oben.“ Der glatzköpfige Polizeidirektor rümpfte die Nase. Und schloss beschämt die Augen.

„Man wird doch nicht glauben, die öffentliche Sicherheit hänge von Kiras Wirken ab?!“ Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Familienvaters. Das gang ihm deutlich an die Substanz.

„Auf keinen Fall!“, beteuerte der Herr Direktor hastig. Soichiro wurde schnell klar, dass der Befehl von der Regierung kommen musste.

„Hat das irgendetwas mit dem Politiker zutun, der letzte Woche wegen Bestechlichkeit von Kira hingerichtet wurde? Werden Sie von der Regierung unter Druck gesetzt?“

„Yagami… Die Regierung ist das Herz des Staates. Würde sie ausgemerzt, wäre unsere Nation in Gefahr.“ Der Direktor glaubte selbst nicht recht an das, was er sagte.

„Herr Direktor!!! Das ist doch nicht ihr Ernst?! An der Sache ist doch irgendetwas faul! Gerade weil es viele Politiker gibt, die mit Korruption zu tun haben mögen, müsste es ihnen doch am Herzen liegen, Kira dingfest zu machen!“

Der Direktor konnte nun kaum mehr verbergen, wie unangenehm ihm die Sache selber war und er faltete die schwitzigen Hände.

„Nun…“, begann er, „Kira hat versprochen, sämtliche Politiker zu verschonen, wenn die Polizei die Ermittlungen einstellt.“

„Wie bitte?!“ Auch das erschien ihm unbegreiflich. Er schlug wutentbrannt auf den Schreibtisch seines Vorgesetzten und schrie: „Wann hat Kira das gesagt?! ZU WEM?!“

Abwehrend hielt der Direktor sich die Hände vor die Brust und drückte seinen Rücken in die Stuhllehne.

„Das weiß ich nicht! Er hat einen der Korruption beschuldigten Politiker ermordet, richtig. Aber gerade das macht ihn zu einem wichtigen Verbündeten der Regierung!“ Der Direktor fasste sich wieder, erhob sich und wandt sich zum Fenster, die Hände hinter dem Rücken gefaltet.

„Kira hat alle Fäden in der Hand…“, fuhr er fort.

„Wie meinen Sie das, »zu einem Verbündeten«?“

„Kira hat die Macht, jeden zu töten, den er will. Diese Macht bringt Geld und die Regierung braucht Geld.“ Mit diesen Worten schien das Weltbild eines Polizeibeamten mit einem Mal in sich zusammen zu fallen. Seine Stimme wurde leise und zurückhaltend. „Sie meinen, die Regierung lässt sich von ihm bestechen?! Sie handeln nicht aus Angst vor seiner Bestrafung, sondern aus purer Geldgier?!“

„Wir sind am Ende. Es werden sogar schon Stimmen laut, die Kira als größte Waffe der Nation bezeichnen“, rechtfertigte sich der Direktor.

„Sehe ich das richtig, dass Sie die Öffentlichkeit trotzdem im Glauben lassen werden, wir ermittelten weiter gegen Kira?“ Der Direktor nickte verhalten. „Unser Volk… Die gesamte Menschheit wird an der Nase herumgeführt! Und keiner von uns kann etwas dagegen unternehmen.“ Er ballte die Fäuste und sah mit entschlossenem Blick zum Direktor hinab.

„Was, wenn wir uns weigern, die Ermittlungen einzustellen?“

„Ich werde Sie nicht daran hindern, ihr Leben dafür aufs Spiel zu setzen, aber auf eigene Verantwortung ohne Unterstützung durch die Polizei. Und ziehen Sie da niemanden mit hinein!“

„Das heißt… Sie verbieten mit die weitere Zusammenarbeit mit L?!“

„Ja…“ Der Direktor hielt dem Blick des Inspektors stand und wurde gebieterischer. „Ich kann nicht zulassen, dass Sie Ihren Dienstcomputer für außerdienstliche Zwecke missbrauchen und auch Ihre Arbeitszeit ist dafür nicht vorgesehen. Jeder Polizist ist an die Anweisungen seiner Vorgesetzten gebunden, das dürfte wohl klar sein.“

Soichiro hielt kurz inne. „Und wenn ich mich weigere, die Zusammenarbeit mit L aufzugeben?“

„Muss ich Ihnen das sagen?“

Yagami nickte, machte auf dem Absatz kehrt und ging von Dannen.

„Ich empfehle mich.“, sagte er während seines Abgangs.

„Yagami! Sie schulden mir noch eine Antwort!“, rief ihm der Direktor hinter her, aber vergebens, Soichiro verließ schweigend den Raum und schloss die Tür hinter sich.

••
 

„Elizabeth…“, hauchte er sanft in ihr Ohr. Sie bekam Gänsehaut am ganzen Körper.

„Jaa…“

„Elizabeth!“

Sie schnurrte, rekelte und wandt sich unter ihm.

Er verwöhnte ihren Körper mit Küssen und massierte zärtlich, dennoch leidenschaftlich, ihren Busen.

Und plötzlich, nach einer ganzen Weile, in der sie von ihm liebkost wurde und seine rhythmischen Stöße sie um den Verstand brachten, erfüllte sie eine ungewöhnliche Wärme, die zugleich kalt war. Diese Wärme drang ihr bis in die Fingerspitzen. Ein lautes Stöhnen untermalte ihre Genugtuung.

Raito hingegen blieb ruhig. Während Liz neben ihm auf der Arbeitsplatte mehr oder weniger selig schlief, arbeitete er weiter, gemeinsam mit L.

Liz musste träumen. Sie rekelte sich auf dem Pult hin und her und keuchte ab und zu auf. L und Raito tauschten kurze Blicke. L zog die Brauen hoch, bevor er ihr entschieden einen Donut an den Kopf warf.

Seine Schwester schreckte sofort auf und schüttelte sich.

„Ja… Was?!“

„Und wer hat die männliche Hauptrolle in deinem Traum gespielt?“

Sie stutzte irritiert.

„Männliche … was?!“

„Ach, es gab gar keine männliche Hauptrolle?“ L grinste Raito an. „Das tut mir leid.“

Auch Raito konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Muss es nicht…“

Schließlich begriff Liz den Sachverhalt und lief puterrot an. Natürlich hatte es eine männliche Hauptrolle gegeben. Natürlich war es Raito gewesen.

„Schäm dich nicht, Schwester. Raito versteckt Pornoheftchen. Damit seid ihr Quitt.“, erklärte L triumphierend.

Raito lachte leicht auf. „Deine Sammlung finde ich auch noch.“, drohte er.

L sah von seinen Daten auf und grinste schelmisch.

„Versuch’s doch.“

In den darauffolgenden Minuten wurde hektisch an den Tastaturen getippt und analysiert. Das rhythmische Klicken der Tastaturen hallte im großen Saal wider. Raito lehnte sich kurz in seine Stuhllehne zurück und verschränkte die Arme, während er sein Objekt der Begierde überlegen musterte.

„Du willst mit mir schlafen.“, stelle Raito für sich fest.

Liz hingegen stutzte. „Was…?! Träumt man nicht von Dingen, die man nicht einfach so haben kann?“

Er grinste. „Also… Ich bin an deinem großen Bruder angekettet und Hauptverdächtiger im Kira-Fall. Ich finde, dass sind 2 Argumente zu viel, um mich als „leicht zu haben“ zu bezeichnen.“

Elizabeth sah ihn an und sah ein, dass er Recht hatte. „Touché.“

„Ha! Also war ich es wirklich in deinem Traum.“

Sie antwortete nicht mehr. Eine Weile schwieg sie und verfolgte den Graphen eines Diagramms. „Und…“, begann sie dann wieder, „freust du dich jetzt?“

Raitos Mine hellte sich auf. „Klar. Ich fühle mich geehrt.“

Wieder widmeten sich beide dem Wesentlichen. Dann jedoch, beugte sich Raito zu ihr vor und begann leise zu flüstern.

„War es richtig dreckig mit Schlagsahne und sowas oder… eher etwas Romantisches?“ Sie lief rot an. Es war ihr sichtlich unangenehm, derartiges gefragt zu werden.

„Das geht dich überhaupt nichts an. Hör auf mich sowas zu fragen!“

„Ich finde, es geht mich schon etwas an, schließlich war ich praktisch dabei.“

Sie schnaubte genervt, stand auf und ging.

„Hey, bleib doch, Yash!“, rief ihr Raito nach. L betrachtete das Geschehen amüsiert von außen.

„Wenn ihr es beide so nötig habt, kann ich Liz auch kurz deine Beobachtung überlassen und ihr geht in ihr Zimmer oder so.“, schlug L belustigt vor.

Raito sah ihn hastig an. „Ehrlich?“

„Hältst du mich für bescheuert?! Natürlich nicht!“

••
 

Soichiro kehrte in Begleitung mit Mogi zurück und wurde herzlichst begrüßt.

„Chef! Raito und ich haben möglicherweise Beziehungen zwischen Kira und der Yotsuba-Group aufgedeckt!“, verkündete Matsuda freudig.

Soichiro riss überrascht die Augen auf. „Yotsuba?!“ Aus seinen Augen schien etwas Stolz zu schimmern, als er Matsuda die Hand auf die Schulter legte und ihn beglückwünschte. „Das ist es! Gut gemacht!“

Doch er wartete auch nicht lange damit, die schlechten Nachrichten zu verkünden.

„Der stellvertretende Polizeichef hat mich eben informiert, dass die Regierung von Kira bestochen wurde.“

Aizawa und Matsuda fielen die Kinnladen hinab. Raito, Liz und L hingegen waren nicht beeindruckt. Sie hatten Ähnliches bereits erwartet.

„Wurde unser Antrag, die Ermittlungszentrale durch Spezialisten aus dem gesamten Land zu verstärken, angenommen?“, fragte Aizawa gefasst.

„Im Gegenteil- Die Polizei zieht vor Kira den Schwanz ein.“, verlautete der ehemalige Chefinspektor.

„WAS?“ Matsuda und Aizawa waren beunruhigt. Was würde das für die Zukunft der Ermittlungen und vor allem für sie selbst bedeuten?

„Mogi weiß bereits bescheid und ist festentschlossen, trotzdem hierzubleiben und weiterzumachen.“, berichtete Yagami.

„Aizawa, Matsuda, wenn Sie die Jagd nach Kira noch nicht aufgeben wollen, kommen Sie mit Mogi und mir.“

Liz verschränkte die Arme und sah zu ihrem Bruder. Wann würde er eingreifen?

„Wir gehen ins Präsidium, um unsere Kündigungen einzureichen.“ Beide rissen die Augen auf und es schien, als könnten sie sich nicht weiter rühren.

„Als Mitglieder der Polizei wird es uns unmöglich sein, die Ermittlungen fortzuführen.“

„Was hat das zu bedeuten? Es ist doch Aufgabe der Polizei, Verbrecher zu jagen!“ In Matsudas Gesicht stand ein großes Fragezeichen.

„Mir wurde durch die Blume mitgeteilt, wer die Ermittlungen mit L nicht einstellt, wird gefeuert. Der Befehl kommt von ganz oben.“, erläuterte Yagami.

„Und Sie wollen wirklich kündigen, Chef?“, fragte Matsuda fassungslos.

„Ja, in wenigen Stunden bin ich nicht mehr euer Chef. Überlegt es euch gut und denkt dabei nicht nur an euch. Diese Entscheidung wird alles verändern.“

L bemerkte schließlich die fordernden Blicke seiner Schwester. Er drehte sich zu deinem Gefolge und unterbrach das Gespräch.

„Sie sollten bei der Polizei bleiben. Alle! Ich bin es gewöhnt, allein zu ermitteln. Außerdem habe ich meine Schwester noch. Kaum jemand wollte mir bei der Jagd nach Kira helfen, aus Angst um das eigene Leben. Sie haben bereits genug geleistet und riskiert. Ich mache auch allein weiter. Und ich werde der Polizei Kiras Kopf liefern, das schwöre ich!“ Kurz trat Stille in den Saal.

„“Du wirst nicht allein sein, Ryuzaki! Ich bin schließlich auch noch dabei!“ Raito ballte entschlossen die Faust. Durch die Kette an seinem Arm blieb ihm auch keine andere Wahl, er war schließlich mit Ryuzaki verbunden.

„Gut. Alle Anderen kehren zur Polizei zurück.“, verkündete L.

Soichiro schien schockiert. „Aber Sie sagten doch, zur Lösung des Falls bräuchten Sie die Unterstützung der Polizei?“

„Das stimmt. Das galt aber nur, solange die Polizei sich an den Ermittlungen beteiligte und sich als Organisation Kira entgegenstellte. Die Unterstützung einzelner hat nichts mehr mit der Unterstützung der Polizei zutun. Da von Seiten der Polizei kein Interesse mehr besteht, Kira zu schnappen, brauche ich sie nicht mehr.“, beteuerte L beschwichtigt.

„Sie haben Recht.“, gestand sich Soichiro, „Ob wir nun helfen der nicht, spielt keine Rolle. Aber wie sollen wir damit umgehen? Wir haben unser Leben riskiert, für nichts und wieder nichts! Wir haben doch wohl das Recht, selbst zu entscheiden, ob wir kündigen und weiter nach Kira suchen oder zur Polizei zurückkehren und die Ermittlungen aufgeben.“

„Das ist wahr. Gut, dann entscheiden Sie sich bitte.“, verkündete L und stopfte sich einen Keks in den Mund.

„A…Aber Chef. Wenn wir kündigen, sind wir arbeitslos! Selbst wenn wir Kira schnappen, was wird aus uns, wenn wir ohne Job dastehen? Sie und ich sind verheiratet und für eine Familie verantwortlich… Dieses Opfer kann ich nicht aufbringen!“ Aizawa stieg das Blut zu Kopf und er begann zu schwitzen.

Yagami starrte nachdenklich an die Decke.

„Hm… was wohl aus uns wird… wenn wir Kira gefasst haben?“ Er sah enthusiastisch zu Aizawa zurück und lächelte. „Wir lassen uns wieder einstellen!“

Matsuda brauchte keine Minute länger zum Nachdenken. Er erhob die Faust und rief: „Einverstanden! Ich kündige und helfe bei der Suche nach Kira!“ Er riss die Arme auf und teilte sich motiviert mit. „Jetzt, wo ich schon dabei geholfen habe, Yotsuba auf die Schliche zu kommen, kann ich nicht so einfach aufgeben! Außerdem habe ich immer noch den Job als Misamisas Manager. Meine Eltern dürften zwar enttäuscht sein, aber ich wollte sowieso nie Cop werden. Außerdem will ich nicht der Loser sein, der an Kira gescheitert ist.“ Er lächelte Stolz in die Runde.

„Passen Sie auf, was sie sagen!“, mahnte sein Chef angespannt.

Aizawa schwieg. Er befand sich in einer Zwickmühle.

„Was, wenn ich zur Polizei zurückkehre und Sie in meiner Freizeit unterstütze?“ Aizawa wandt sich hoffnungsvoll zu L.

„Das geht nicht. Wenn Sie erst mal wieder bei der Polizei sind, sollten Sie sich hier raushalten. Die Polizei ist vorerst unser Gegner.“

Aizawa versuchte es weiter.

„Aber Sie kennen mich! Ich werde garantiert keine Geheimnisse ausplaudern! Wenn ich jetzt in meine Abteilung zurückkehre, wird man mich ohnehin als Ls Spion betrachten. Ich könnte sozusagen ihr Außenposten sein, der Sie über die Aktionen der Polizei auf dem Laufenden hält!“

„Sie können natürlich tun und lassen, was sie wollen. Wenn Sie glauben, mir oder Oberinspektor Yagami etwas mitteilen zu müssen, tun Sie das. Aber von uns werden Sie keinerlei Informationen erhalten.“ L klang kühl und abgeklärt. Yashiro hatte Mitleid mit dem armen Aizawa.

„Sie haben Recht, Ryuzaki. Nichts von hier darf nach außen dringen. Ich hätte besser nachdenken sollen.“

„Ich verstehe, dass Sie als Polizist Kira schnappen wollen, aber es wäre falsch, den Hob an den Nagel zu hängen und Ihre Familie mit hineinzuziehen. Als Polizist zu sterben, ist ehrenhaft, aber was, wenn Sie außerhalb des Dienstes draufgehen?“ L ignorierte die wütenden Blicke seiner Schwester gekonnt.

Die Polizisten befanden sich in einem hitzigen Gespräch.

„Ryuzaki hat Recht. Keiner macht Ihnen einen Vorwurf, wenn Sie uns verlassen.“

„Genau! Wir sehen Sie nicht als Verräter oder so!“

„C…Chef, Sie haben doch auch Familie! Wollen Sie wirklich kündigen?“, fragte Aizawa Soichiro unsicher.

„Unsere Situation unterscheidet sich grundlegend, Aizawa. Mein Sohn wurde als Kira verdächtigt, wir beide wurden in Einzelhaft genommen… Alles wegen Kira! Sie haben es doch selbst mitbekommen! Für mich gibt es kein Zurück… Es ist zu meiner Privatsache geworden.“

„Außerdem habe ich Raito immer noch in Verdacht, Kira zu sein.“, warf L ermutigend ein.

„Meine Kinder sind schon aus dem Gröbsten raus, aber Ihre sind noch klein!“, erinnerte Soichiro Aizawa und ignorierte Ls Bemerkung vollkommen.

„Es fällt mir schwer…! Sie wissen gar nicht, wie…!“ Aizawa ballte die Fäuste und sah zu Boden. „Ich will das hier nicht so einfach aufgeben! Ich habe mein Leben nicht zum Spaß für das hier riskiert! Und… Ich will nur ungern wieder in Revier zurück wie ein Versager. Verdammt! Wieso lassen Sie mich Ihnen nicht weiterhin helfen?!“

Liz ergriff Initiative. Sie konnte das nicht länger mit ansehen.

„Verdammt noch mal, Ryuzaki!“, rief sie erbost, „Was ist mit unserer geplanten finanziellen Versorgung?! Was soll dieses Spiel?!“

„Misch dich nicht ein, Yashiro.“, sagte L knapp.

Die japanischen Ermittler weiteten die Augen.

„S…Sie haben Vorsorge für unsere Zukunft getroffen?“, fragte Matsuda noch einmal nach. Er konnte sein Glück nicht fassen. „Das ist ja Wahnsinn! Aizawa, haben Sie gehört? Das heißt, Sie können ohne Risiko weiter bei uns bleiben und auch kündigen!“

Aizawa hingegen schien nicht derartig erleichtert.

Er sah L an, direkt in die Augen sah er, und sein Blick verdunkelte sich.

„Ryuzaki!? Haben Sie etwa gewusst, dass es auf eine solche Entscheidung hinauslaufen würde?“

Soichiro versuchte, das Schlimmste zu verhindern. „N…nein, Aizawa! Ryuzaki wollte bestimmt nur selbst nichts davon sagen…“

„G…genau! Sie kennen doch Ryuzakis Eigentümlichkeiten.“, fügte Matsuda hinzu.

Doch vergebens.

„Doch.“, warf L trocken ein, „Ich habe Sie geprüft. Ich wollte sehen, wofür Sie sich aus freien Stücken entscheiden.“

„Ich habe mich entschieden. Ich kehre ins Revier zurück.“

„Aizawa!

„Ich konnte mich ohnehin nicht so einfach entscheiden, wie Sie alle… Jetzt ist alles ganz einfach!“

„Jetzt seien Sie doch nicht so stur!“

„Oh doch. Mir ist soeben wieder klar geworden, dass ich Sie nicht ausstehen kann, Ryuzaki! Und Ihre Methoden auch nicht!“, schrie er erbost.

„Das ist auch in Ordnung, Aizawa.“, sagte L ruhig und besonnen. Er hielt es nicht mal für nötig, Aizawa ins Gesicht zu sehen. „Aber ich mag Menschen wie Sie, Aizawa.“

„Sie können sich bei einschmeicheln, wie Sie wollen! Ich gehe trotzdem!“

Und Aizawa machte auf dem Absatz kehrt.

„Auf Wiedersehen!“, verabschiedete L ihn trocken.

Alles war still, bis Aizawa die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Ich muss schon sagen, menschlich gesehen bist du die ganze große Nummer, L!“, fauchte Liz und verschränkte bedrohlich die Arme. L hingegen erwiderte nichts.

Liz schnaubte und schüttelte resigniert den Kopf.

„Er wird wiederkommen.“, gab er eine Weile später zu verlauten.

„Natürlich wird er das. Trotzdem hast du dich verdammt scheiße verhalten!“

Wieder erwiderte L nichts. Kurz sah sie zu Raito, dann betrachtete sie die Kette die ihn mit ihrem Bruder verband. Sie seufzte und schmiss sich genervt auf ihren Stuhl.

„Machen wir weiter…“, schlug sie vor und begann weitere Untersuchungen in Sachen Yotsuba anzustellen.

2 erschlagende Tage spätersteckten immer noch alle 5 Ermittler in einem Haufen von Arbeit.

„Wieder einer weniger…“

„Ganz schön einsam in diesem Riesengebäude. Vor allem mit so einem gesprächigen Tischnachbarn wie Mogi…“, bemerkte Matsuda und warf einen vorwurfsvollen Blick zu seinem Sitznachbarn.

„Ich hab da was gefunden…“, verkündete Liz und lehnte sich zurück, sodass ihre Kollegen einen Blick auf ihren Monitor werfen konnten.

„Am 10.09. stürzte Junichi Yaibe, Filialleiter der Ootomo-Bank, unglücklich von einer Treppe und verstarb. Er sollte zum stellvertretenden Leiter der Zentrale ernannt werden. 3 Tage zuvor wurde Tokio Yakoda, Direktor der Ootomo-Bank, wegen Korruptionsverdachts verhört. Kiras Schema zufolge wird er sich in der Haft umbringen, was die Bank in totales Chaos bringen dürfte.“, erläuterte sie.

„Der 10.09. ist ein Feiertag!“, erkannte Raito verblüfft.

„Ja, ist mir auch gerade aufgefallen. Alle Yotsuba dienlichen Todesfälle passierten an Wochenenden!“, ergänzte Soichiro. „Die ersten Todesfälle dieser Art wiesen noch kein Muster auf, doch inzwischen ereignen sie sich immer zwischen Freitag Nacht und Samstag Nachmittag. So war es auch bei den ersten 3, die Raito entdeckt hat.“

Matsuda musterte seine ehemaligen Chef anerkennend.

„Die Morde konzentrieren sich also auf das Wochenende.“, fasste Raito zusammen.

L begann an seinem Daumen zu lutschen. „Eigenartig…“, ließ er verlauten, „ Wenn Kira wirklich dahinter steckt, steht fest, dass er alle möglichen Todesarten verursachen kann. Warum achtet er nicht darauf, möglichst unauffällig vorzugehen? Warum ausgerechnet an den Wochenenden? Ist es doch nicht Kira?“

„Dass du das vor Ryuzaki und mir herausgefunden hast, Vater… Kompliment!“

„Na, immerhin habe ich auch so einiges auf dem Kasten! Ihr seid nicht die Einzigen mit Spürsinn!“ Yagami lächelte stolz.

„Wir wissen nicht, ob Kira Mitglied von Yotsuba ist, Yotsuba nur benutzt oder gar nichts damit zutun hat, aber gehen wir einfach mal davon aus, dass es sein Werk ist. Vertiefen wir unsere Recherchen über Yotsuba!“

Schon kam Mogi mit einem Riesenpapierstapel angerauscht.

„Die Liste der Mitarbeiter!“, sagte er hastig.

„Danke, Mogi! War sicher ‘ne Heidenarbeit! Über 300000 Mitarbeiter im In- und Ausland… Wie haben Sie das so schnell gemacht? Mogi ist ein echtes Wunderkind!“ Matsuda stand anteilnahmslos daneben… Schon klignelte auch sein Handy. Misa erinnerte ihn an den heutigen Dreh. Er musste sie begleiten.

„Ich würde euch ja gerne helfen, aber leider muss ich weg!“ Und Matsuda stahl sich weg, blieb jedoch unbemerkt, da sich der Rest der Ermittlungszentrale bereits um den Papierkram kümmerte.

„Hm… Nur, wen sollten wir fragen? Noch bin ich ja bei der Polizei, aber…“, dachte Soichiro laut, doch L erstickte diese Idee im Keim.

„Keine gute Idee! Das würde sicher Misstrauen erwecken!“ Er drehte sich zum Computer und beugte sich zum Mikro. „Watari. Könnten Sie Aiber und Wedy hinzuziehen?“

Doch der ältere Herr hinter dem Mikro hatte dabei seine Bedenken. „Was? Wollen Sie ihnen etwa auch Ihr Gesicht zeigen?“

„Ich vertraue ihnen und sie mir. Es würde zu viel Zeit kosten, Sie jetzt hierher holen, damit Sie die Ermittlungen leiten, Watari.“

Und damit schien der Ziehvater der Geschwister überzeugt und entschlossen, seinen Auftrag auszuführen.

Noch 3 Tage darauf, betraten 2 eigentümliche Individuen die Ermittlungszentrale. Es waren eine Frau und ein gutaussehende Mann, beide Wohl Anfang der 30. Sie schien seriös in ihrem Chanel-Kostüm, während er lässig in seinem Anzug und mit Händen in den Hosentaschen den Korridor entlang schritt.

„Wedy, von Beruf Einbrecherin.“

„Aiber, Trickbetrüger. Angenehm.“

Allesamt starrten die beiden Neulinge konfus und entsetzt an. Elizabeth hingegen starrte sich die Augen aus an diesem großgewachsenen Gentleman.

„Und wer ist diese wunderschöne junge Dame unter euch Herren?“, fragte er, lässig grinsend.

Sie wurde leicht rot und sah verlegen weg.

„Mein Schwester, Aiber. Und rechtlich gesehen ist sie noch ein Kind, keine Dame.“, sagte L monoton.

„Oh. Wie schade…“, wisperte Aiber und lächelte Liz an.

„Ja… schade…“ Auch Liz lächelte.

Raito sah konfus zwischen den beiden hin und her. Erst ihr Dozent an der Uni, jetzt ein Trickbetrüger. Sie schien auf die ältere Generation zu stehen…

L hingegen kam wieder zum eigentlichen Thema.

„Aiber verfügt über hervorragende rhetorische und psychologische Fähigkeiten und ist ein wahrer Verwandlungskünstler. Der perfekte Undercover-Ermittler. Wedy knackt sämtliche Schlösser und Tresore und überwindet jedes Sicherheitssystem. Als kleiner Beweis ihres Talents ist sie unbemerkt bis zu uns vorgedrungen. Sie beiden sind veritable Kriminelle.“

„Daher also das Chanel-Kostüm.“, bemerkte Liz und Wedy zwinkerte ihr schälmisch zu.

„Wir sollen mit Kriminellen zusammenarbeiten?!“, fragte Soichiro skeptisch. Er kam sich vor, wie im falschen Film.

„Sie mögen Verbrecher sein, doch sie unterscheiden sich doch von denen, die Kira hinrichten würde.“, rechtfertigte sich L, „Sehen Sie sie einfach als Spezialisten der Unterwelt.“

„L hat ein ganzes Repertoire an Kriminellen, die mir ab und zu helfen. Sie alle sind ziemlich scheu und arbeiten am liebsten im Verborgenen. Wäre es nicht dringend, hätten sie niemals zugestimmt, mit Expolizisten zu kooperieren.“, erklärte Liz. Immer wieder sah sie zu Aiber und jedes Mal bot er ihr eines seiner Lächeln, welches sicherlich nicht perfekt war, ihr jedoch jedes Mal das Gefühl verlieh, begehrenswert zu sein…

„Aber…“, begann Soichiro, doch sein Sohn fiel ihm ins Wort.

„Sie werden uns sicher gute Dienste leisten, Yotsuba dranzukriegen. Mit vereinten Kräften schaffen wir es!“, rief Raito. Und er meinte es auch so, auch wenn er Aiber schon jetzt hasste. Immer wieder sah er zu Liz, um sicher zu gehen, dass sie diesen Kerl nicht weiter anschmachtete.

Und nach und nach stimmte der Rest der Ermittlungszentrale mit Raito überein. Das Team bestand nun aus 7 Mitgliedern.

••
 

Zur selben Zeit, hatte Aizawa sich nach 5 Tagen Arbeit im Revier eine Minute Pause gegönnt. Er saß auf einer Bank im nahegelegenen Park, als seine kleine Tochter strahlend auf ihn zulief.

„PAPA!“, rief sich vor Freude quietschend.

„Yumi! Eriko!“, sagte er überrascht. Er lächelte erleichtert und nahm seine kleine Tochter auf den Schoß.

„Du solltest doch Bescheid sagen, wenn du nach Hause kommst, damit ich noch einkaufen kann.“, sagte seine Frau vorwurfsvoll.

„Ich gebe dir was von meinem Essen, Papa!“

„Entschuldige. Ich habe mir ein paar Tage freigenommen…“

Und darauf durchbohrten ihn ein Paar strahlende Kulleraugen.

„Was wirklich? Du hast Urlaub?“

„Ja.“, erwiderte er.

„TOLL! Juhu! Papa hat Urlaub!“

„In Zukunft werde ich jede Wochenende zu Hause sein, versprochen!“, sagte Aizawa und warf seine Tochter in die Luft und fing sie kurz darauf wieder auf, drückte sie an sich und schloss die Augen. „Wir werden zusammen in den Park, in den Zoo und auf dem Spielplatz gehen.“ Er ließ von ihr ab und sackte in sich zusammen. Der Stress, der Druck, es überkam ihn und er schämte sich, dass er als Familienvater seine Tränen nicht zurückhalten konnte.

„Mama… Papa weint ja! Was hast du denn, Papa?“

Clue

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Clue
 

Der Superstar und Frauenschwarm Hideki Ryuga erfasste Misa Amane an den Schultern, sah ihr tief in die Augen und sprach diese 3 magischen Worte: „Ich liebe dich“.

Alle Kameras waren auf sie gerichtet, ein Springbrunnen im Hintergrund ließ das Bühnenbild perfekt erscheinen.

Misa wandt sich empört zum Regisseur und vermasselte somit die Szene.

„Herr Regisseur! Ich kann keine Liebessezen spielen, schließlich habe ich einen Freund!“, keifte sie. Hideki ließ irritiert von ihr ab.

Genervt schnaubte der Regisseur auf. Dabei hatte er doch eigentlich Gedacht, mit Hideki Ryuga und Amane Misa in den Hauptrollen den Jackpot geknackt zu haben.

„Was ist los? Schon wieder…?“ Er stand auf, bereit für ein weiteres diplomatisches Gespräch. „Die Szene ist aber wichtig für den Film! Du musst ihn ja nicht wirklich küssen!“

Matsui, Manager von Misamisa, stand daneben, sah sich das Theater für einige Minuten an, bevor er völlig wegdriftete. Seine Gedanken hingen ganz wo anders.

//»Dass du das vor Ryuzaki und mir herausgefunden hast, Vater… Kompliment!« Mogi ist ein echtes Wunderkind!«// Bilder der vergangen Wochen gingen ihm durch den Kopf. Wieso war er immer nur für das Kaffee Holen zuständig gewesen? Er musste doch auch irgendetwas Produktives zu den Ermittlungen beitragen können…?!

Genervt kehrte der Regisseur Misa den Rücken zu. „Zwei Stunden Pause!“, rief er resigniert. Misa schnaufte genervt. Sie würde auf keinen Fall klein bei geben.

//Heute ist Freitag… Die Todesfälle die der Yotsuba-Group dienlich sind, konzentrierten sich von Freitag Nacht auf Samstag Nachmittag// Er sah zum Gebäude der Yotsuba-Group auf.

„Matsui! Dieser Regisseur ist zum Kotzen!!!“, beschwerte sich Misa, doch Matsuda ging nicht drauf ein.

„Wir drehen heute ziemlich lange, oder?“

„Was? Ja… Ich glaube, bis nach 22:00 Uhr, oder so…“, erwiderte sie.

Matsuda reagierte sofort und rannte los. „Bis dahin bin ich wieder zurück!“

„Hey, wo willst du hin?!“, rief Misa ihm nach, jedoch reagierte er nicht weiter. „Was ist denn bloß los mit allen… Mann!“
 

••

Raito war tief in Gedanken versunken. Er wollte diesem Kira den Gar ausmachen!

//Am Tag bevor ich mit Yuri im Spaceland war, entführte der Bankräuber Kiichiro Osoreda einen Bus, baller dort wie wild in die Gegend… Dann floh er und wurde von einem Auto überfahren. Wenn Kira tatsächliche jede mögliche Todesart verursachen kann… In diesem Bus saß auch Raye Penber, der FBI-Agent. Was, wenn Kira Osoreda manipuliert hat, um an Informationen über Penber zu kommen? Und was ist mit Raye Penbers Verlobten, Misora Naomi? Ich weiß noch, dass ich sie am Neujahrstag traf. Keine Ahnung, worüber wir genau sprachen… Aber auf jeden Fall über Kira. Sie sprach davon, dass Kira nicht nut durch Herzversagen töten könnte… Ja, das sagte sie… Warum bin ich diesen Hinweis bisher nicht gefolgt? Habe ich selbst etwa daran gedacht? Aber die Aussagen so wichtiger Zeugen wie Penber und Misora hätten doch Grund genug sein müssen! Hat Ryuzaki etwa Recht, und ich… Nein, das ist unmöglich! Was, wenn ich wirklich die Fähigkeit hätte, Menschen einfach so zu töten? Würde ich Verbrecher hinrichten? Es gibt ohne Zweifel Menschen, ohne die unsere Welt besser dran wäre… Aber ich glaube nicht daran, dass ich die Welt verändern könnte, indem ich Selbstjustiz übe. Ich denke zu viel nach. Ich bin nicht Kira. Schluss. Daran würde ich mich doch erinnern! Man Kann doch nicht einfach vergessen, Unmengen von Menschen umgebracht zu haben!//

„Wo ist Aiber?“, fragte Liz, während sie sich zu ihren beiden Jungs setzte und genüsslich einen Donut verschlang. Natürlich erhielt sie keine Antwort.

//»Wo ist Aiber?« Geht’s noch?!// Raito atmete tief durch und fing seine Gedanken wieder auf. //Sollte ich Ryuzaki von Penber und Misora erzählen? Nein, das brächte nichts. Das würde alles nur noch komplizierte machen. Wichtiger ist, dass Kira immer weiter mordet. Ich sollte mich lieber darauf konzentrieren, ihn zu fassen.//

Liz sah Raito schräg an. „Alles in Ordnung, Raito?“ Sie ging auf ihn zu und ließ sich neben ihm nieder.

Kurz sah er sie an, nickte stumm und sah wieder auf seinen Monitor.

„Was ist?!“, fragte sie, diesmal nach einer anständigen Antwort fordernd.

„Hast du Aiber nicht gefunden?“

Aha, daher wehte der Wind! Liz lächelte lieb. Er war eifersüchtig… Wie süß!

Sanft drehte sie seinen Kopf zu sich und sah ihn reumütig an.

„Tut mir leid…“, raunte sie. Raito konnte diesem Anblick nicht wiederstehen und erwiderte ihr süßes Lächeln. Sie kamen sich etwas näher, sahen sich gegenseitig tief in die Augen.

Plötzlich zog L hastig und ruckartig an der Kette, die Raito mit ihm verbannt. Bevor Raito reagieren konnte, fiel er vom Drehstuhl.

Liz warf ihrem Bruder einen genervten Blick zu.

„…Ooops… My fault.“, entschuldigte er sich und grinste unschuldig.

Raito raffte sich schnell wieder auf, hielt sich den Kopf und gab L einen Stoß in die Rippen.

„Wenn ich mit ihr schlafe, nehme ich es auf, tarne es als Kira-Botschaft und schicke es dir.“, drohte Raito trocken.

„Ich werde es an den nächsten Erotik-Verlag schicken. Vielleicht lässt sich ja was drauf machen.“, konterte L. Liz schüttelte mit dem Kopf und warf einen Blick auf Raitos Monitor.

„Raito! Du hast dich in das System von Yotsuba gehackt?“ Sie staunte nicht schlecht.

„Was, echt? Krass!“, warf L ein, beugte sich vor, um sich selbst zu überzeugen.

„Ja, aber leider keinerlei Hinweise auf Kira.“, bedauerte Raito.

„Sag mal, da dürfte das Polizeisystem für dich ja auch kein Problem sein, oder?“, fragte L und sah ihn mit großen Augen an.

L hatte Recht. Raito hatte sich tatsächlich über den Computer seines Vaters in das Polizei-System gehackt. //Aber nicht, weil ich Kira bin, sondern, um ihm auf die Schliche zu kommen!//

„Fängst du schon wieder damit an? Ich weiß ja, dass du von dieser fixen Idee besessen bist, aber denk lieber an unser gegenwärtiges Ziel!“, mahnte Raito.

„Hast Recht.“, gab L zu, „Jetzt geht’s erst mal darum, den aktuellen Kira zu schnappen. Der Rest ergibt sich dann.“

Watari meldete sich via Head-Set. „Ryuzaki!“

„Watari, was ist los?”

“Der Privatdetektiv Erald Coil wurde beauftragt, Ls wahre Identität zu offenbaren! Der Auftraggeber hat sich zwar um Anonymität bemüht, wir haben aber herausgefunden, dass es sich um Kida Masahiko, Abteilungsleiter für Rechenmanagement in der Tokyoter Zentrale der Yostuba-Group handelt. Er zahlt 100000 Dollar im Voraus, Gesamtprämie sollen 1,4 Millionen Dollar sein.“

Liz grinste breit. „Uh… Das bedeutet: Shoppen!!!“

„Danke, Watari.“

„Also doch Yotsuba…“

••
 

Zur selben Zeit stand Matsuda bereits vor dem riesigen Hauptgebäude der Yotsuba-Group. In so einer großen Firma konnte nicht jeder jeden kennen. Er würde also kaum auffallen und so beschloss er, einmal reinzuschnuppern.

Als er die großen gläsernen Türen passiert hatte, stand er in einem großen Empfangssaal, der von Sicherheitspersonal besiedelt war und in dem junge Damen hinter einem Tresen bereits 2 andere Männer nach einem Termin fragten. Hier konnte er unmöglich rein. Matsuda konnte beobachten, dass jeder Mitarbeiter eine Art Scheckkarte brauchte, um in die Firma zu gelangen. Er beschloss, es am Hintereingang zu versuchen. Dort befand sich lediglich ein kleines Kabuff, in dem sich ein schläfriger, älterer Wachmann befand. Matsuda beschloss, unbemerkt und unauffällig unter dem Fenster des Kabuffs vorbei zu krabbeln. //Nicht gerade die feine englische Art… Aber ich bin ja auch kein Polizist mehr//

••
 

L hatte Mogi und Yagami in die kleine Runde gebeten.

„Erald Coil, ist das nicht dieser berühmte Detektiv, der L auf den Fersen ist?“

„Das kann nur heißen, dass Yotsuba steckt mit Kira unter einer Decke und will L aus den Weg räumen.“, schlussfolgerte Raito.

Soichiro Yagami schnaubte genervt und fasste sich nachdenklich ans Kinn. „Jetzt müssen wir uns auch noch vor diesem Detektiv in Acht nehmen. Wird nicht leicht, schließlich kennt auch sein Gesicht niemand.“

L sah weiter auf seinen Bildschirm, sprach monoton und schien generell ziemlich an teilnahmslos.

„Keine Sorge. Sie müssen wissen, ich bin Erald Coil.“, sagte er dumpf.

„Was? Sie sind Coil?!“, brach es aus Soichiro heraus.

„Ja. Gegenwärtig die 3 größtenn Detektive der Welt – L, Coil und Deneuve- bin alle ich. Jeder, der L finden will, wendet sich über Watari als Vermittler an Coil oder Deneuve. So habe ich alle Fäden in der Hand.“

„Nicht schlecht, Ryuzaki!“, sagte Raito anerkennend. Raito sah weiter auf seinen Bildschirm, tippte etwas und grinste plötzlich stolz.

„Ich hab ihn.“, verkündete er. „Kida Masahiko wird ganz normal auf der Mitarbeiterliste von Yotsuba geführt.“, erklärte er.

„Woher hat ein Abteilungsleiter so viel Geld? 1,5 Millionen… Bedeutet das, er ist Kira?“, spekulierte Chefinspektor Yagami,

„Nicht so schnell, Vater.“

„Warum denn nicht? Für Kira ist es ein Leichtes, an so viel Geld zu kommen. Er muss nur seinen Namen ins Spiel bringen…“

„Das hieße, Kira verschafft Yotsuba nur wirtschaftlichen Aufschwung, um an Geld zu kommen. Aber es gäbe doch viel einfachere Wege für ihn. Er bräuchte den Direktor von Yotsuba nur zu erpressen.“, warf Raito ein.

„Das wäre zu einfach.“, sagte Liz und warf einen Blick auf Raitos Monitor.

„Ganz meine Meinung.“, fügte L hinzu, „Aiber und Wedy sollen ihn sich mal etwas genauer ansehen.“

••
 

Matsuda schlich weiterhin im Hauptgebäude der Yotsuba-Group herum. Einige Männer im Anzug kamen ihm entgegen und stiegen in einem Fahrstuhl. Es war halb 6, es musste Feierabend sein.

//Ich sollte mich unter sie mischen und auch verschwinden. Aber dann hätte ich mich umsonst eingeschlichen. Am besten warte ich, bis alle weg sind, und sehe mich dann in Ruhe um. Nur was, wenn ich erwischt werde?//

2 weitere Männer warteten auf den Fahrstuhl.

„Uff… Was für ein Tag!“, sagte der Kleinere von beiden.

„Stimmt… Wenigstens können wir morgen ausschlafen. Zum Glück sind diese endlosen Geheimsitzungen nicht montags. Das wäre kaum zum Aushalten.“

Sein Kollege gab ihm nickend Recht.

Matsuda hingegen wurde hellhörig. Geheimsitzungen…?!

Das klang ja wohl mehr als nur verdächtig! Matsuda witterte einen Volltreffer. Er wartete, bis die beiden Männer in den Fahrstuhl gestiegen waren und er auf der obrigen Anzeige ablesen konnte, in welchen Stock sie fuhren.

//19. Stock…// Schnell raster er die Treppen hinauf.

••
 

Aiber und Wedy waren bereits in der Zentrale angelangt. Aiber stand dabei unter gesonderter Beobachtung von Raito… und von Liz.

„Ich soll also versuchen, an den Typen ranzukommen?“, fragte Aiber, verschränkte die Arme und grinste. Dieser Auftrag gefiel ihm.

„Und ich mich um die Überwachungskameras und Sicherheitssysteme des Firmengebäudes kümmern, richtig?“ L bestätigte nickend.

„Hört alle zu. Gehen wir die Vorgehensweise nochmal genau durch. Unsere Gegner sind die Yotsuba-Group und Kira. Wir haben einige Hinweise, dass die beiden in Verbindung stehen – Die Todesfälle der Firmenkonkurrenten, die Beauftragung Coils. Möglicherweise gibt es inzwischen mehrere Kiras, aber die heißeste Spur führt momentan zu Matsuda. Zunächst müssen wir herausfinden, wie viele Kiras dort ihr Unwesen treiben.“ Er sah in die Runde, alle Blicke waren auf L gerichtet. „Wir müssen davon ausgehen, dass Kira nach wie vor Name und Gesicht für seine Morde genügen. Es wird also nicht einfach und sehr gefährlich. Es besteht die Möglichkeit, dass Kira seine Macht an Andere weitergeben kann. Deshalb darf Yotsuba auf keinen Fall Wind von unseren Ermittlungen kriegen! Sollten wir auffliegen, haben wir keine Chance mehr, Kira auf die Schliche zu kommen. Es ist also höchste Diskretion bei allen Aktivitäten geboten!“ L zog die Knie an, umfasste sie und sah jedem Anwesenden in die Augen. „Außerdem müssen wir für eindeutige Beweise sorgen, dass unser potentieller Kira über die genannten Fähigkeiten verfügt und Morde begangen hat. Such nach Beweisen, aber achtet darauf, nicht entdeckt zu werden! Überstürztes und eigenmächtiges Handeln ist kontraproduktiv!“

Hätte L diese Ansprache doch nur früher gehalten…

••
 

Außer Atem kam Matsuda schließlich im 19. Stock an. Er ging den Korridor entlang und stand schließlich vor einer großen Tür. Er war sich sicher, dass es hier sein musste. Noch einmal sah er sich um, um sich zu vergewissern, dass er alleine war. Er lehnte sich vorsichtig an und presste seine Ohr an die Tür. Dennoch verstand er kein Wort.

//Eine Geheimsitzung am Freitag Abend! Das passt genau ins Bild!//

Er stand eine geschlagene Stunde an dieser Tür und versuchte das ein oder andere Wort aufzuschnappen. Dann konnte er endlich einzelne Fetzen eines Satzes verstehen.

»Töten«

»Kira«

»Kira soll töten«

Das konnte doch nicht wahr sein?! Matsuda konnte es einfach nicht glauben. Kein Zweifel, die mussten mit Kira unter einer Decke stecken! //Wahnsinn! Ich hab’s geschafft!// Matsuda grinste stolz, was allerdings nicht lange anhalten sollte. Die Tür öffnete sich Plötzlich und Matsuda stand vor 2 konfusen, großgewachsenen und bedrohlich aussehenden Geschäftsmännern.

••
 

„Deshalb ist es wichtig, dass zunächst Aiber und Wedy mit der Recherche beginnen.“

Watari meldete sich und fiel L ins Wort.

„Ryuzaki! Natsuda hat über seinen Gürtel ein Notrufsignal geschickt.“, berichtete Watari.

„…Woher?“

„Offenbar aus dem Hauptgebäude der Yotsuba-Group.“

Liz schnaufte und schlug sich resigniert gegen die Stirnplatte.

„W…Was?! Dieser Idiot! Was, wenn er entdeckt wird?!“, entfuhr es Soichiro.

„Das wurde er wohl schon, sonst hätte er keinen Notruf gesendet…“, warf Raito aufgeregt ein.

Aiber verschränkte die Arme und schüttelte verständnislos den Kopf. „Dann hat sein letztes Stündlein geschlagen…“

L kratzte sich am Kopf. Jegliche Motivation schien verschwunden zu sein.

„Vergesst einfach alles, was ich bisher gesagt habe… Matsuda, dieser Idiot!“

••
 

„Was hast du hier zu suchen?!“, schrie einer der beiden. Matsuda war vor Schreck zu Boden gefallen und sah ehrfürchtig zu ihm auf. Er war sich sicher; Das war es dann mit ihm gewesen. Die würden nicht lange fackeln, bis sie ihn umbringen würden.

Doch Matsuda hatte noch einen Plan B… Schnell zückte er ein Foto von Misa und seine Visitenkarte als ihr Manager.

„G…Gut, dass ich Sie treffe!“, stammelte er. „Ich bin Matsui Taro, Manager von Yoshida Productions. Ich vertrete Amane Misa, das beliebte Sternchen, das nächsten Frühling im Film »Der 18. Frühling« zu sehen sein wird und in Modezeitschriften modelt. Ich hatte gehofft, die Yotsuba-Group könnte Interesse an ihr als Image-Girl haben, sie könnte in Werbespots auftreten…“ Er atmete innerlich auf. Nun schien er doch relativ souverän aufgetreten zu sein…

Der Rest der Anwesenden erhob sich und musterte Matsui skeptisch.

„Hat der Kerl etwa gelauscht?!“, schrie Takashi auf und zeigte mit dem Finger auf ihn.

„Und wenn schon. Wir haben ja nichts Verbotenes besprochen.“, beschwichtigte Kida.

Auch Ooi erhob sich aus seinem Sessel. „Hatori, Shimura. Geht mit ihm nach nebenan und hört euch an, was er zu sagen hat.“, befahl er. Shimura nickte und wendete sich an Matsui.

„Kommen Sie bitte mit!“

Matsuda stand auf und bedankte sich höflich. Seine Nervosität war ihm sichtlich anzumerken.

//Die bringen mich doch nur nebenan, damit sie Anderen in Ruhe besprechen können, wie sie mich umbringen!//

Als Matsuda schließlich buchstäblich um die Ecke gebracht wurde, wurde im Hauptraum heftig über das weitere Vorgehen diskutieren.

„Und jetzt?“, warf Ooi ein.

„Ich glaube nicht, dass er irgendwas mit angehört hat“

„Aber was, wenn doch? Wir sollten ihn besser töten.“, forderte Higuchi.

„Das geht doch nicht! Hier in der Firma auf keinen Fall und wenn wir ihn bei einem Unfall sterben lassen, kann er vorher immer noch alles ausplaudern!!!“

„Ob er wirklich Manager ist? Oder ein Wirtschaftsspion oder Bulle?“

„Bulle auf keinen Fall. Die Polizei hat sich vom Kira-Fall zurückgezogen. Außerdem, woher sollen sie wissen, dass wir hinter den Todesfällen stecken?“

Die verbliebenen Geschäftsmänner diskutierten hitzig. Diese Situation schien sie sichtlich zu überfordern.

„Und wenn doch? Ich bin dafür, dass wir ihn ausschalten.“ Takahashi war das alles nicht geheuer…

„Spiel keine Rolle. Er muss sterben, ohne dass jemand etwas bekommt“

„Also gut!“ Ooi übernahm wieder das Wort. „Überlegen wir uns einen Plan…“

Zur selben Zeit am anderen Ende Tokyos, zeigten die Mitglieder des Ermittlungsteams sich deutlich aufgebracht.

„Matsuda sollte doch Misa überwachen! Ist sie etwa bei ihm?!“ Soichiro ballte die Fäuste.

„Bei ihm weiß man nie…“, ließ Raito verlauten.

L sah konzentriert auf den Boden, umklammerte seine Knie.

„Er ist doch als Misas Manager unterwegs und trägt nichts Anderes bei sich, oder?“, fragte er monoton an, Soichiro antwortete nickend. „Rufen Sie bitte mal auf seinem Managerhandy an.“

„Nicht nötig, ich bin bereits dabei…“, , raunte Liz.

„Ist das nicht zu gefährlich?!“, fragte Raito schnell und sah von Liz zu L hin und her, doch sie antworteten nicht.

Matsuda hingegen war gerade dabei, sich aus der ganzen Sache rauszureden…

„Matsui Taro, Manager bei Yoshida Productions… Sieht unverdächtig aus. Spion scheint er nicht zu sein.“

„Ich bin nicht nur Manager, auch Talentscout. Wie gefällt Ihnen meine Misamisa?“ Matsuda wurde von seinen Gegenübern skeptisch beäugt. Doch er gewann an Selbstsicherheit. Zweifel an seiner Situation nahm jedoch zu.

//Unter meinem falschen Namen bin ich vor Kira sicher. Obwohl… Was, wenn er wie Kira 2 auch anhand des Gesichts töten kann? Und wenn ich nicht sterbe, fliegt mein Deckname auf…//

Das Klingeln seines Handys schreckte ihn auf und riss ihn aus seinen Gedanken.

„Gehen Sie ran. Aber sahen Sie nicht, wo Sie sind. Ich möchte das Gespräch gut hören können!“, befahl Hatori. Matsuda aktivierte den Lautsprecher des Telefons und nahm das Gespräch an.

„Hey, Matsui! Hier ist Makoto!“

//Yashiro?!// „Makoto! So eine Überraschung!“

„Du bist schon zu Hause?“, fragte sie, ließ einen seltsamen Unterton erklingen.

„Ja.“, antwortete Matsui.

„Ganz… allein?“ Sie kicherte unanständig, Matsuda errötete, L schüttelte den Kopf. „Was ja klar…“, brummte er.

„Na klar bin ich allein. Warum?“

„Naja… ich wollte nur fragen, ob wir beide mal was trinken gehen könnten…“

„Äh… Was trinken? Das ist heute schlecht.“

„Wieder keine Kohle, was? Steckst wohl ihn Schwierigkeiten?“

Matsuda leuchtete es ein… Schwierigkeiten, und wie er in Schwierigkeiten steckte!

„Tja… kennst mich ja… Immer dasselbe.“ Er lachte kurz verlegen auf.

„Na gut, melde dich doch einfach mal bei mir. Ich will dich wiedersehen. Mach’s gut, Matsui-kun.“

Das Gespräch wurde beendet.

„Nun, zurück zum Thema. Glauben Sie, Misamisa wäre was für Sie?“ Matsuda roch die Rettung förmlich und schöpfte daraus Mut.

„Du bist ganz schon hartnäckig. Das muss man dir lassen.“, sagte Hatori anerkennend.
 

Liz steckte ihr Handy ein und grinste triumphierend. „Er steckt in Schwierigkeiten und ist ohne Misa bei Yotsuba.

L nickte unbeeindruckt.

„Raito, ruf Misa bitte auf ihrem Privathandy an.“

Raito tat wie ihm gesagt, erreichte aber nur die Mailbox.

„Sie ist wohl noch beim Dreh, geht nur die Mailbox dran.“ Dann ertönte das »Piep« der Mailbox und er sprach eine Nachricht drauf. „Hey, Misa! Ich bin’s! Ruf mich bitte sofort an, wenn du das abhörst.“

Kurz sahen die Ermittler ratlos in die Runde.

„Matsuda ist allein zu Yotsuba gegangen. Es klang aber nicht, als sei er allein. Das bedeutet nichts Gutes!“, erklärte Liz und ließ sich mit verschränkten Armen in den Chefsessel fallen.

„Somit steckt er richtig in der Scheiße.“, ergänze Raito und sah zu seiner Yashiro.

„Wenn sie ihn umbringen, haben wir weitere Beweise für die Machenschaften des Konzerns.“

„Wie optimistisch mein Brüderchen ist…“, raunte Elizabeth und hob die Braue. Unbeirrt fuhr L jedoch fort.

„Momentan können wir nichts unternehmen, sonst fliegen wir möglicherweise auf.“

Sie hatten keine Wahl. Sie konnten nur hoffen, dass Matsuda sich nicht wie sonst so dermaßen blöd anstellte.

Doch zu seinem Glück tat er das nicht. Nach einer schauspielerischen Glanzleistung konnte er Hatori und Shimura von sich überzeugen. Die beiden korrupten Geschäftsmänner führten ihn schließlich wieder zu der Versammlung und führten ihn vor.

„Er ist tatsächlich Amanes Manager, wie’s aussieht.“

„Hat ziemlich aufdringlich versucht, seinen Schützling anzupreisen.“, erklärten schließlich beide und setzten sich wieder auf ihre Plätze. Matsuda blieb irritiert mitten im Raum stehen.

Doch den meisten der Anwesenden war es egal, wer oder was er war. Es stellte sich für sie lediglich noch die Frage, wie und wann er sterben sollte.

„Amane Misa ist momentan wirklich extrem beliebt. Wir sollten uns überlegen, sie für unseren Werbespot zu buchen.“ Als PR-Vorsitzender musste Hatori dieses Angebot irgendwie wahrnehmen.

„Warum haben Sie die Kleine nicht dabei, Matsui? Ohne sie gesehen zu haben, können wir nichts entscheiden.“ Kida zeigte sein gesundes Misstrauen. Dennoch, er kannte Misamisa und ihre Reize. Wirklich abgeneigt war wohl niemand der Männer.

Matsuda sah nervös auf die Uhr. Drehschluss würde erst frühestens in einer halben Stunde sein. Er musste irgendwie Zeit schinden.

„Sie ist gerade noch beim Dreh, aber der müsste bald zu Ende sein. Ich kann sie hierher bestellen, wenn Sie möchten?“ Matsuda wandt sich kurz ab. Irgendwie musste er Misa erreichen können.

„Was soll das denn? Wozu das Ganze?“

„Wir müssen ihn unter Beobachtung halten. Jetzt wäre es nicht schlecht zu wissen, wer von uns Kira ist.“ Der Vorstand der Yotsuba-Group diskutierte in Mauschelton über Matsudas Zukunft. Dem wahren Kira unter ihnen war natürlich klar, dass er sich unter keinen Umständen sofort zu erkennen geben konnte.

••
 

„Uff!!! Fertig!“, gab Misa erschöpft von sich. Sie streckte sich und gähnte. Als sie jedoch entdeckte, dass Raito ihr eine Nachricht hinterlassen hatte, hellte sich ihre Mine wieder auf. Sofort rief sie ihn zurück.

Raito nahm überrascht ab. Sie hatten wohl früher Drehschluss gehabt.

„Misa! Ich bin’s! Wo ist Matsuda?“

Enttäuscht musste Misa erkennen, dass es Raito bei diesem Gespräch keineswegs um ihre Zweisamkeit gehen würde.

„W… Was? Ach dieser Kerl? Der ist so gegen 3 verschwunden und hat mich hier allein gelassen. Ohne Matsui komme ich doch nicht bei euch rein, oder?“ Und schon klingelte Misas Handy für die geschäftlichen Dinge. „Ah! Wenn man von Teufel spricht… Er ruft mich gerade auf meinem Geschäftshandy an. Warte mal…“

Sie legte ihr Privathandy kurz weg, nahm dann das Gespräch mit Matsuda an.

„Matsuda ruft Misa gerade an!“, teilte Raito kurz mit.

Erleichtert, dass Misa abgenommen hatte und ihr Feierabend somit begonnen hatte, atmete Matsui auf.

„Misamisa? Seid ihr für heute fertig mit dem Dreh? Komm doch bitte ins Hauptgebäude der Yotsuba-Group! Nimm dir ein Taxi! Der Ansprechpartner ist…“

„Hatori von der PR-Abteilung“, fügte dieser hinzu und unterbrach Matsui.

„Sag am Empfang, dass dich Herr Hatori erwartet, dann lassen sie dich durch! Kann sein, dass ich dir einen Werbespot verschafft habe.“

„WAS?! Echt!?“ Misa war völlig aus dem Häuschen. Und das noch für Yotsuba, diesen Riesenkonzern! „Wahnsinn! Ich habe mich schon gewundert, wo du hin bist, aber jetzt ist mir alles klar! Du bist ein Supermanager, Matsi!“ Hastig legte sie auf widmete sich wieder ihrem Privatgespräch.

„Hast du gehört, Raito? Ich darf vielleicht einen Werbespot für Yotsuba drehen!“

„Beruhige dich, Misa! Geh auf keinen Fall zu Yotsuba!“, rief Raito aufgeregt. Sie würde nur zu viel riskieren.

„Was? Wieso denn nicht? Raito, auch wenn ich noch so berühmt werde, ich werde dich immer…“

„Darum geht es nicht!“, würgte er sie schnell an. Doch L fiel ihm ins Wort.

„Raito, Misa könnte Matsuda den Arsch retten, wenn sie dort auftaucht!“, erinnerte er ihn. „Sie wird alles tun, was du ihr sagst.“

Raito bat Misa, einen Moment zu warten.

„Was meinst du damit?“ Raito stand für einen Moment auf dem Schlauch.

„Wir organisieren schnell ein paar Kolleginnen von Misa, ziehen ihnen was Hübsches an und sie werden den Fokus schnell von Matsuda lenken.“ L umklammerte seine Knie und löffelte etwas Erdbeersahne. „Was meinst du dazu?“

Raito stimmte ihm zu, nahm das Gespräch zu Misa wieder auf und erklärte ihr alles.

„Du brauchst sie also nur noch mit deiner Niedlichkeit zu bezirzen.“

Misa errötete. Er hatte sie niedlich genannt!

Als schließlich wieder Stille in die Zentrale einkehrte, drehte sich L auf seinem Drehstuhl zu seiner Schwester.

„Würdest du das schwarze anziehen? Du bist die böse Europäerin unter den süßen Mädels. Wir haben nur 7 bunte Kostüme. Eine Muss das schwarze tragen.“

Liz hob die Braue. „… Was willst du mir damit sagen?“ Nie im Leben würde sie diesen billigen Fummel tragen. Schon gar nicht, wenn es darum ging, alte Säcke von jemandem abzulenken, den sie eigentlich umbringen wollten.

„Du wirst mitgehen.“

„Werde ich nicht.“, versuchte sie knapp und deutlich klarzumachen.

Watari meldete sich zu Wort. „Ryuzaki, wir konnten 6 weitere Mädchen bei der Agentur für diesen Zweck buchen. Die Kostüme werden gleich vorbeigebracht.“

„Danke, Watari“ Er wandt sich wieder zu Liz. „Du wirst das Ganze intern Regeln. Du brauchst eben das Kostüm, um nicht aufzufallen.“

„Dann kann Raito das Kostüm auch tragen“

„Nein, kann er nicht“, gab L monoton von sich.

Raito atmete kurz auf. L traute er alles zu.

Schließlich kam Mogi mit den 8 Kostümen rein und reichte Liz das schwarze.

„Ich werde aussehen wie eine Domina.“

„Dann nimm doch deine Knarre mit. Dann bist du gesichert und es sieht authentischer aus.“ L zuckte mit den Schultern und drehte sich wieder zu seinen heißgeliebten Daten.

Raito konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Yashiro und Ryuzaki gaben eben einfach ein süßes Geschwisterpaar ab.

„Los, zieh dich um! Wir müssen uns beeilen!“

Mogi nahm schließlich Kostüme und fuhr zu den Models. Diese Aufgabe bereitete ihm natürlich besonderes Vergnügen.

„Du schuldest mir was…“ Mit diesen Worten stand sie auf, ging in ihr Zimmer, um sich schließlich umzuziehen. Durch ihr ohnehin schon dunkles Make-up, wirkte sie einigermaßen authentisch. Ihre weiße Haut betonte das schwarze Latex.

„Ein Kondom überzuziehen wäre sicherlich bequemer gewesen…“, murrte sie genervt, als sie schließlich zurück zum Rest der Ermittlungszentrale ging.

Verlegen und überrumpelt wandten sich die Herren der Zentrale ab, während L seine Schwester musterte und ein trockenes „Oh, wie traurig.“, von sich gab und Raito errötete.

Liz ignorierte die Reaktionen ihrer Umgebung schließlich gekonnt und ging auf eine Schublade Ls Schreibtisch zu. Sie öffnete diese, zog einen Revolver heraus und überprüfte die Munition. Kurzerhand verstaute sie die Schusswaffe in ihrem Strumpfband am rechten Bein.

„Eine Peitsche würde aber besser zum Outfit passen.“, mahnte L an.

„Fresse auf den hinteren Plätzen…!“, fauchte sie, schnappte sich ihre Handtasche und rauschte hinaus.

„Das steht ihr ZU gut…“, murmelte Raito, als er ihr nachsah. Aiber nickte übereinstimmend.

Wedy schüttelte den Kopf. „Man sollte euch kastrieren.“

„Wenn Yash das übernimmt, gern.“ Aiber grinste. Das wurde L zu viel! Schließlich ging es hier um seine Schwester…!

Entschlossen griff er nach der Torte und warf Aiber sowie Raito damit ab.

„Langsam wird’s niveaulos…“, murrte er, wandt sich ab und begann zu arbeiten.

Watari fuhr sie schließlich zum vereinbarten Treffpunkt und sie ging zu den anderen Mädels.

„Oh Gott, Yash! Du siehst aus wie …“, fing Misa amüsiert an zu quietschen.

„Misa, die ist geladen…“, sagte Liz monoton und deutete auf den Revolver an ihrem Bein. Eingeschüchtert wich das Teenie-Sternchen zurück.

Schließlich gingen die 7 bestellten Mädchen mit Mogi mit, nachdem alles abgesprochen war, während Misa sich von Hatori abholen ließ. Als Matsuda Misa sah, atmete er auf. Ein Hoffnungsschimmer…

„Und hier ist sie! Amane Misa!“, rief Matsuda erleichtert und stellte sie somit dem Vorstand der Yotsuba-Group vor.

„Ich bin Misamisa! Ich mache zwar keine Nacktaufnahmen, aber Bikini und Unterwäsche sind okay! Auf gute Zusammenarbeit!“ Misa legte die Karten sogleich auf den Tisch.

Takahashi schürzte die Lippen. Die kleine gefiel ihm…

„Matsu…“, wisperte Misa zu Matsuda, „Ich habe vom Büro die Genehmigung für einen Spezialempfang!“

Matsuda war sichtlich überrascht. Was meinte Misa damit?

„Sie alle sind herzlich eingeladen, mit mir und meinen Kolleginnen in meiner Luxuswohnung zu feiern!“, verkündete Misa und klatschte vergnügt in die Hände.

„Was? Eine Privatparty mit Models?“ Kida grinste breit in die Runde und schien sichtlich begeistert. Matsuda verstand schließlich. L wollte die Vorstandsmitglieder wohl in eine überwachte Wohnung locken, um Matsuda zu retten.

Schließlich willigte nach und nach jeder der 8 Männer ein und sie fuhren zu Misas besagten Luxuswohnung, wo die restlichen 7 Mädels, darunter auch unsere Liz, bereits warteten und den Tisch reichlich mit Snacks und alkoholischen Getränken gedeckt hatten.

Schließlich füllte sich die Wohnung und die Geschäftsmänner ließen sich auf der großen Couch nieder. Die Models gesellten sich schnell zu ihnen, während Liz lieber am Buffet stand und die Sahne von einigen Törtchen mit dem Finger strich und die Sahne darauf dann genüsslich verzehrte.

Schließlich wunderte sich Namikawa, dass nur er ohne bessere Hälfte auf der Couch saß, stand auf und ging auf Liz zu.

„Na Kleine, hast du Hunger?“

Sie weitete die Augen. Ausgerechnet Namikawa. Sie hatte ihn für relativ anständig und sympathisch empfunden und jetzt das?!

„Und wie…!“, antwortete sie hastig, stopfte sich ein Törtchen in den Mund und rauschte zu Matsuda.

„Mitkommen…!“, zischte sie, nahm seine Hand und zog ihn mit ins Badezimmer.

Namikawa sah ihr irritiert nach.

Matsuda erkannte sie gar nicht, errötete und wusste nicht, wie ihm geschah.

„Warten Sie!“, wimmerte er. Liz schloss jedoch bereits ab, drehte sich zu ihm um und hob die Braue.

„Oh… du bist es…“ Verlegen kratzte sich Matsuda am Kopf.

„Ja, ich bin es…“, erwiderte sie resigniert.

Matsudas Blick wurde sehr ernst. Er fasste Liz an den Schultern und legte auch schon los: „Ich habe eine Besprechung dieser 8 Männer belauscht. Sie haben eindeutig Morde mit Kiras Hilfe geplant!“

„Und wenn das so ist, werden sie dich umbringen wollen…“

„Das… Das weiß ich…“ Matsudas Tonfall verlor an Entschlossenheit. „Ich hatte gehofft, euch ist etwas eingefallen…“

Liz lachte kurz. „Naja, zum Glück bist du ja noch am Leben, es ist also nichts zu spät. Versuch’s doch mit einer kleinen akrobatischen Attraktion auf dem Balkon auf der Westseite des Gebäudes. Vielleicht musst du erst sterben, damit du nicht umgebracht werden kannst.“ Sie zwinkerte, ging zum Spiegel und richtete sich das verwuschelte Haar. Irritiert sah Matsuda sie an. Sie sprach in Rätseln.

Nachdem sie es ihm schließlich genauer erklärt hatte, gingen sie aus dem Badezimmer und gesellten sich zu dem gutgelaunten Rest. Misa schenkte Champus ein, ihre Kolleginnen unterhielten die bereits angetrunkenen Gäste erfolgreich.

„Misa macht das echt gut!“, bemerkte L anerkennend, während er sich das Ganze vor dem Monitor in der Zentrale ansah.

„Das ist wie im Paradies!“, rief Higuchi freudig, während er sich von einer süßen Japanerin füttern ließ.

Schließlich brachte auch Liz es fertig, sich zu integrieren. Sie setzte sich schließlich neben Namikawa, trank mit ihm spielte ihm vor, sich prächtig mit ihm zu amüsieren. Nach einiger Zeit schienen alle ordentlich betrunken und vergnügt. Matsudas Zeit war gekommen, jetzt war Zeit für seinen Auftritt.

„Mann, bin ich betrunken…“, säuselte er und taumelte quer durch den Raum. „Was für ein Spaß…!“ Er wankte zum Balkon, öffnete die Tür und ging schließlich raus. „Ich brauche mal frische Luft…“ Nun brauchte er nur noch die Aufmerksamkeit der Anderen.

Er breitete die Arme weit auf und rief: „Leute, aufgepasst! It’s Taro Matsui’s Showtime!“

„Dann zeig mal, was du drauf hast!“, erwiderte Takashi und hickste während des Satzes.

Matsuda stieg auf das Geländer des Balkons und ließ sich ausgelassen von Misa anfeuern.

„Kyah!!! Zeig’s uns, Matsui!“, quietschte sie. Liz hingegen lehnte sich lässig an den Türrahmen der Balkontür.

Mido, einer der wenigen nüchternen, schien den Ernst der Lage zu erkennen und versuchte Matsuda von seinem Tun abzuhalten. Doch vergebens. Matsuda kanzelte ihn ab, und erklärte, dass er doch ein Profi darin sei.

„Das mach ich immer!“

„Spinnst du?! Hör auf damit!“, schrie Mido erneut, doch schon machte Matsuda einen Handstand und versuchte auf dem Gelände in dieser Stellung zu laufen. Letzten Endes konnte es nicht anders kommen, als das der betrunkene Matsui die Balance verlor und schließlich vom Balkon fiel.

„Er stürzt ab!!!“, stellte Mido entsetzt fest. Panik kam in der Wohnung auf. Die Mädchen schrien entsetzt auf, die Herren wussten nicht, was sie tun sollten und tauschten ratlose Blicke. Als Matsudas Schrei dann verstumme, trauten sie sich schließlich auf den Balkon und wagten einen Blick nach unten. Matsui lag tatsächlich reglos auf dem Asphalt unter ihnen. Was sie nicht sahen war, dass der eigentliche Matsuda gar nicht so tief gefallen war. Mogi und Soichiro hatten ihn mit einer Matratze, die sie über das Geländer des Balkons ein Stockwerk tiefer gelegt hatten, aufgefangen. Unten auf der Straße lag nur ein verkleideter Trickbetrüger, Aiber, der sich als Matsui ausgab.

//Scheißjob…//, dachte er und stellte sich weiter tot.

„Oh no!!!“, rief Wedy und zückte ihr Handy aus ihrer Handtasche. Sie übernahm offensichtlich den Teil der entsetzten Passantin. „Schnell, ein Notarzt!!!“

Misa und Liz versuchten währenddessen den Tumult in der Wohnung zu ersticken.

„Bitte gehen Sie! Ich kümmere mich darum, dass sie keine Probleme bekommen!“, erklärte Misa. Liz schob bereits einige Trunkenbolde zur Wohnungstür raus.

„A… Aber…“, versuchte Takahashi. Er hatte doch gerade erst angefangen, das alles richtig zu genießen.

„Ich mache das schon! Und denken Sie an den Werbespot!“

Schließlich ertönten auf der Straße auch schon die Sirenen eines Krankenwagens. 2 Männer, offensichtlich ein Sanitäter und ein Arzt, gabelten das Opfer auf eine Trageliege und schoben ihn in den Krankenwagen, welcher sofort unter Begleitung des Jubelhorns weiter fuhr.

Der Vorstand von Yotsuba sah dem Krankenwagen erleichtert nach.

„Wir sind fein raus. Ein echter Glücksfall.“

„Trottel! Das bedeutet nur, Kira hat den Auftrag von uns erhalten!“

„So oder so, das Problem wären wir los.“

Die Geschäftsmänner wären sich sicher, die Gewinner des Abends zu sein…
 

„Matsuda hat uns da echt keinen Gefallen getan! Dieser Trottel!“, fluchte L, knabberte am Daumen und rückte seine Sanitäter-Jacke zurecht. Raito, der die Rolle des Notarztes übernommen hatte nickte, lächelte jedoch aufmunternd. „Es ist alles glimpflich verlaufen.“

••
 

Am Tag darauf entdeckte Matsuda einen interessanten Artikel in der Morgenzeitung.

»Amane Misas Manage Matsui betrunken von Hochhaus in den Tod gestürzt«

„Das ist ja witzig!“, bemerkte er grinsend.

„Für die Typen von Yotsuba reicht’s. Das wird sie davon überzeugen, dass Matsui tot ist und Sie sind wahrscheinlich gerettet.“, erklärte Raito.

„Hehe… Wahrscheinlich…“ Verunsichert fuhr sich Matsuda durch’s Haar.

„Matsuda existiert also offiziell nicht mehr. Aiber, würden Sie sich Yotsuba als Misas neuer Manager vorstellen?“ L sah seinen Partner schräg an.

„Nein“, antwortete dieser knapp. Liz weitete die Augen. Wieso funktionierte das bei ihm und nicht bei ihr?!

„Gut.“ L nickte akzeptierte das offensichtlich. Liz weitete die Augen. Wieso funktionierte das bei ihm und nicht bei ihr?!

„Dann wird Mogi Misas neuer Manager.“, beschloss ihr großer Bruder schließlich. „Durch Matsudas Versagen… oder letztendlich durch seinen Verdienst wissen wir jetzt, dass diese 8 Männer wahrscheinlich im Kontakt mit Kira stehen.“ L deutete auf den großen Flatscreen an der Wand, wo sämtliche Personalien der neuen 8 Hauptverdächtigen zu sehen waren. „Wir müssen mehr über sie erfahren…“

Tricked

Page thirty five:

Tricked
 

„Wenn Matsuda Recht hat, steht einer dieser Männer mit Kira in Kontakt oder ist sogar selbst Kira.“, schlussfolgerte Soichiro mit dem Blick auf den großen Monitor vor Ls Arbeitsplatz, auf dem weiterhin die 8 Geschäftsführer des japanischen Konzerns Yotsuba-Group zu sehen waren.

Matsuda ballte die Fäuste. „Ich habe deutlich gehört, wie sie »Kira soll töten« gesagt haben!“, betonte er erneut.

„Und wir können außerdem davon ausgehen, dass –auch wenn alle acht über Kiras Fähigkeiten verfügen sollten- alle Namen und Gesicht zum töten bräuchten, sonst wäre unser Matsuda wohl längst tot.“, erklärte Liz amüsiert. Matsuda riss erschrocken die Augen auf.

„W…Was?! Meine Güte! Da hatte ich wirklich Glück!“

L nahm ein Stück Torte komplett in den Mund. Genussvoll schloss er die Augen. Was für ein wunderbares Gefühl, wenn die Sahne auf der Zunge schmolz und zuletzt nur die Erdbeere mit dem luftigen Mürbeteig übrig blieb. Er schien für kurze Zeit alles zu vergessen. Seine Schwester und der Rest der Kommandozentrale beobachteten ihn eine Weile mehr oder weniger irritiert. Ryugas Gesicht wirkte mehr als verzerrt, da ein überdimensionales Stück Kuchen quer in seiner Mundhöhle lag, er den Mund kaum zubekam und dabei zu grinsen schien… Als Liz die irritierten Blicke ihre Kollegen bemerkte, warf sie ihnen einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Schaut da nicht so penetrant hin! Ihr werdet schließlich auch nicht gern beim Sex beobachtet!“

Raito räusperte sich kurz, fuhr sich durchs Haar und beschloss, sich wieder den wichtigen Dingen zuzuwenden. Er sah zu dem großen Bildschirm auf und dachte nach. Schließlich fasste er den Entschluss, seine Gedanken laut auszusprechen.

„Es dürfte schwierig sein, ihnen eine persönliche Verbindung zu den Morden nachzuweisen. Wenn sie Kiras Fähigkeiten gemeinsam nutzen, um Yotsuba Vorteile zu verschaffen, warum verfolgt dann keiner ganz private Zwecke damit?“

„Wahrscheinlich kann keiner von ihnen ganz allein über Kiras Fähigkeiten bestimmen.“, warf L schließlich ein. Er schien wieder unter den Lebenden.

„Oder sie achten peinlich genau darauf, nicht selbst in die Schusslinie zu geraten, selbst wenn ein Verdacht gegen Yotsuba gehegt wird“, fuhr Raito schließlich fort. Das Netz der Spekulationen schien sich immer weiter zu verdichten.

„So oder so, offensichtlich brauchen sie ihre Konferenzen, um ihre Vorgehensweise festzulegen.“ L schnappte sich ein weiteres Stück Torte. Er konnte nicht genug bekommen.

Soichiro wandt sich an Matsuda und seinen Sohn. „Die Konferenzen finden freitags statt, die für Yotsuba nützlichen Morde von Freitag Nacht bis Samstag Nachmittag. Wir müssen eine mögliche Verbindung untersuchen.“

Matsuda teile darauf erinnernd mit, dass er bereits hörte, dass diese Verbindung sicher bestünde.

„Das wird aber nirgendwo als Beweis anerkannt.“, mahnte sein ehemaliger Chef ihn an.

L ließ sich Zeit, bis er den Kuchen schließlich runterschluckte. „Aiber nimmt gerade direkten Kontakt mit einem der acht auf, Wedy überprüft die Sicherheitsvorkehrungen in der Zentrale. Wenn alles gut läuft, wird der nächste Freitag spannend für uns!“

Als L schließlich erneut nach dem Kuchen langte, griff seine Schwester bestimmend ein. Sie ergriff die Tortenplatte und schaffte den Kuchen außer Reichweite. So vollgefressen könnte er sich niemals bewegen. L warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, als hätte sie einem kleinen Kind den Lutscher weggenommen.

„Was?! Sonst wirst du noch Torten-Nymphoman!“
 

••

Zur selben Zeit klingelte schließlich Kidas Mobiltelefon. Er arbeitete gerade in seinem Büro an der Konzeptvorlage des kommenden Geschäftsjahres.

Er war überrascht, als er auf das Display seines Handys sah. Unbekannter Teilnehmer? Wer konnte das bloß sein?“

Neugierig nahm er den Anruf entgegen.

„Spreche ich mit Kida Masahiko, Abteilungsleiter Rechtemanagement bei Yotsuba?“

Etwas suspekt kam ihm das alles schon vor, jedoch reagierte Kida souverän. „Ja, warum? Wer sind Sie?“

„Ich bin Erald Coil.“ Aiber machte eine theatralische Pause. Er gab Kida einen Moment, um zu relisieren, mit wem er da sprach. Er grinste gehässig. Er liebte seinen Job.

Schweißperlen bedeckten nach und nach die Stirn des gelernten Rechtanwalts.

//Erald Coil?! Der Detektiv, den ich beauftragt habe? W…wieso nimmt er direkten Kontakt auf…?//

„Sind Sie noch dran?“, hakte Aiber nach einigen Sekunden nach. Er hatte ihm genug Bedenkzeit gegeben. „Es geht um den Auftrag, den Sie mit zugewiesen haben.“, erläuterte er ruhig. Er saß entspannt in einem Hotelzimmer in Tokyo in einem roten Ledersessel, Füße auf den Tisch. Locker zurückgelehnt genoss er seinen Champus.

//Das hatte ich, aber ich hatte eigentlich darauf geachtet, anonym zu bleiben… Soll ich es jetzt offen zugeben? Ist das wirklich Coil? Aber wer außer den anderen sieben sollte davon Wind bekommen haben?//

„Tut mir leid, mein Anruf hat Sie wohl etwas überrumpelt.“, stellte Aiber charmant fest. „Ich kann Ihren Auftrag nur annehmen, wenn Sie ihn mir schriftlich übermitteln.

Den Wunsch nach einer vertraglichen Absicherung konnte Kida als Rechtsexperte durchaus nachvollziehen, doch was sollte er nun tun?

„Also gut. Sie haben einen Tag Zeit, mir einen offiziellen Auftrag zu übermitteln. Rufen Sie mich morgen um diese Zeit an.“ Aiber gab ihm eine Telefonnummer durch. „Meine Bedingungen lauten wie folgt: Zwei Millionen Dollar im Voraus, bei erfolgreichem Abschluss noch mal acht Millionen Dollar.“ Für ihn musste bei der ganzen Sache schließlich was herausspringen…

Doch diese immensen Summen schienen Kida über den Kopf zu schießen. War dieser Coil etwa völlig übergeschnappt?! Doch das war noch nicht alles…

„Wenn Sie sich gegen mein Angebot entscheiden, fordere ich zwei Millionen Schweigegeld. Überlegen Sie es sich gut. Ich warte auf Ihren Anruf.“ Aiber legte auf, lehnte sich erneut zurück und nahm einen Großen, genussvollen Schluck seines französischen Champagners.

Kida hingegen schien mehr als nur nervös zu sein. Er erlitt einen Schweißausbruch, lehnte sich an die Wand seines Büros und zwang sich letztendlich, Ruhe zu bewahren. Schließlich suchte er Rat bei seinem Kollegen Ooi. Er rief ihn an und erstattete Bericht.

„Was? Coil hat sich gemeldet? Hat er was über L herausgefunden?“, fragte der Glatzköpfige unter vorgehaltener Hand. Er befand sich in seinem Büro und manchmal konnten die Wände sehr dünn sein.

„Nein“, antwortete Kida etwas kleinlaut, „Ich habe ihn im Unklaren gelassen, ob ich sein Auftraggeber bin. Er fordert zwei Millionen im Voraus und weitere acht Millionen bei erfolgreichen Ermittlungen!“

Ooi wich die Farbe aus dem Gesicht. Acht Millionen waren unmöglich unbemerkt verschaffbar. „Ist das sein Ernst?!“

„Klang nicht nach einem Scherz. Ich muss ihm morgen eine Antwort geben. Wir sollten eine Konferenz einberufen.“

Ooi stimmte mit ein. „Um 21:00 Uhr müssten alle Zeit haben… Ich informiere Namikawa, Takahasi und Hatori, du die anderen drei.“

„Verstanden.“

Bereits am selben Abend trafen die acht Chefs zu einer Konferenz zusammen.

„Den Grund für diese außerordentliche Sitzung könnt ihr dem Handout entnehmen.“, erklärte Ooi. Seine Kollegen lasen sich den Sachverhalt darauf genau durch.

„Kida hat meiner Meinung nach richtig gehandelt.“, warf Hatori ein. Doch Takahashi war da anderer Meinung…

„Ich find, er hat sich durch sein Schweigen am Telefon ziemlich verdächtig gemacht.“

„Idiot!“, rief Higuchi, „Es geht doch hier nicht mehr um’s Verdächtigmachen oder nicht… Die Grenze ist längst überschritten!“

Mido nickte. Er war Higuchis Meinung. Coil musste schon ziemlich viel in Erfahrung gebracht haben. „Wieso sollte er sonst von Schweigegeld reden?“

Takahasi wurde hellhörig. „Aber wie viel weiß er genau?“

„Ich finde es logisch, dass Coil möglichst viel über seinen Auftraggeber in Erfahrung bringt, bevor er den Auftrag annimmt. Wenn er dazu nicht in der Lage wäre, wäre er ein schlechter Detektiv. Nicht ohne Grund hat er einen hervorragenden Ruf. Sobald er wusste, dass kida sein Auftraggeber ist, hat er natürlich Nachforschungen angestellt.“, erläuterte Mido und richtete seine Brille.

Namikawa nahm seinen Gedanken auf und führte ihn weiter aus. „Als ihm klar wurde, dass sein Auftraggeber bei Yotsuba sitzt, muss er dahintergekommen sein, dass das Wachstum des Konzerns der letzten Monate nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.“

Nachdenklich faltete Ooi die Hände und sah zur Decke. „Dann weiß Coil wahrscheinlich auch, dass Kida auf irgendeine Art und Weise mit Kira in Kontakt steht.“

Eine kurze Schockminute hüllte den Konferenzraum in Schweigen und es wurde klar, wieso der Detektiv Schweigegeld forderte.

„Keine Ahnung, wer von euch Kira ist, aber mir reicht es! Ich habe keine Lust, ins Gefängnis zu wandern!“, machte Hatori lautstark klar. Er hatte keine Nerven mehr dafür. Doch anstatt Hatori davon abzuhalten oder Ähnliches, wurde er nur ausgelacht.

„Dir ist schon klar, dass du dann morgen sterben wirst?“ Higuchi sprach aus, was alle anderen dachten. Hatori fiel es wie Schuppen von den Augen. Schweiß brach ihm aus jeder Pore aus und er beteuerte hastig, dass er nur einen Scherz gemacht habe.

Namikawa verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. „Also ist Hatori schon mal nicht Kira.“, schlussfolgerte er.

„Meinst du? Vielleicht hat er uns das eben nur vorgespielt, um uns genau das glauben zu machen?“ Ooi strich sich nachdenklich über das Kinn.

Shimura wurde langsam sichtlich nervös. „Spielt doch keine Rolle! Hatori darf auf jeden Fall nicht sterben, sonst kriegen wir echte Probleme!“

Nachdem Ooi Hatori schließlich erklärte, dass er bereits viel zu tief drinstecke und es für ihn kein Zurück mehr gebe, sah er es schließlich ein.

„Du hast Recht, das stimmt.“

„Und was machen wir jetzt? Unsere Verbindung zu Kira darf keinen Fall auffliegen! Wir sollten ihm sein Schweigegeld zahlen!“, mahnte Kida an. Er richtete sich die Brille und warf einen prüfenden Blick durch die Runde.

„Wenn wir ihm schon zwei Millionen in den Rachen werfen, soll er wenigstens auch L für uns finden. Danach können wir ihn töten.“ Higuchi schien besonders gelassen zu sein.

„Aber wie sollen wir Coil töten, ohne sein Gesicht zu kennen?“

„Wir müssen eben dafür sorgen, dass er sich uns zeigt und ihn dann fotografieren“, antwortete Higuchi relaxt. Doch Ooi ließ nicht locker.

„Woher wissen wir, dass er es wirklich ist?“

„Na, seine Telefonstimme kennen wir doch, oder?“

„Vielleicht war er das ja gar nicht, sondern nur ein Strohmann?“

„Würdest du einen Strohmann mit so einem heiklen Auftrag betrauen? Das wäre doch viel zu riskant!“ Higuchi ging Ooi langsam sichtlich auf die Nerven. Doch auch Mido wurde langsam misstrauisch.

„Higuchi?“, fing er an. „Wieso stehst du eigentlich so aufs Töten? Es gibt doch keinen Grund, Coil umzubringen. Er ist clever.“ Er unterzog Higuchi einer skeptischen Musterung. Irgendetwas schien mit dem Kerl nicht zu stimmen. „Auch wenn es Kida war, der ihm den Auftrag gegeben hat, ist an seinen Honorarforderungen offensichtlich, dass er weiß, dass eine ganze Organisation dahinter steckt.“

Namikawa nickte und fügte hinzu: „Er hat auch Kiras Denkweise nachvollzogen.“

„Denkweise?“ Ihn trafen fragende Blicke.

„Aber nicht, dass ihr jetzt denk, ich sei Kira, nur weil ich jetzt mal seinen Standpunkt einnehme. Kira geht es vor allem um eines: Wissen. Eben aus diesem Grund hat er die anderen sieben von uns eingeweiht.“

„Das liegt ja wohl auf der Hand. Warum sagst du uns das extra?“ Während alle anderen Teilnehmer der Sondersitzung über das Gesagte nachdachten, hatte Higuchi bereits wieder etwas anzumerken.

„Kira hat zuerst den Plan gefasst, das Böse aus der Welt zu tilgen, worin er großen Erfolg hatte- Unsere Welt hat sich bereits verändert- Was könnte also sein nächstes Ziel sein? Geld. Das ist es, wonach die meisten Menschen zuallererst streben würden. Es wäre ein Leichtes für ihn, mit seinen Fähigkeiten immensen Reichtum anzuhäufen. Doch das ist es nicht, was er will. Er will sich mit dem Geld gesellschaftliches Ansehen erkaufen.“ Namikawa machte kurz Pause und nutzte diese, um sich in seinen Stuhl zurückzulehnen und seine Beine übereinander zu schlagen. „Einfacher Reichtum wie durch einen Lottogewinn oder Aktiengeschäfte genügen ihm nicht. Er will gesellschaftlich aufsteigen. Wenn einer von uns Kira ist, wird es ihm gelingen, finanziell und gesellschaftlich gleichermaßen aufzusteigen.“

Kurz herrschte Stille im Konferenzsaal. Ooi faltete die Hände und legte nachdenklich sein Kinn darauf ab. „Durch unsere Konferenzen bringen wir Yotsuba an die Weltspitze. Und allen von uns ist eine glanzvolle Karriere gewiss. Wir machen das hier schließlich nicht zum Spaß.“

Takahasi fasste das Ganze zu seinem eigenen Verständnis nochmal zusammen. „Er sammelt also Wissen, um sein Ziel einer Spitzenposition zu erreichen. Klingt logisch.“

Und langsam wurde allen klar, dass Coil bereits bewiesen hatte, wozu er in der Lage ist und dass er ebenso schon alles durchschaut hatte.

„Wäre Coil ein Vollidiot, dem seine Berufsehre mehr wert ist als alles Geld, würde ich sagen, schießen wir ihn ab! Aber jetzt hat er uns unter Beweis gestellt, wie er wirklich tickt.“

Coil konnte von nun an noch so sehr behaupten, er wäre hinter L nur aus beruflichem Interesse her, der Vorstand wusste es nun besser. Aber eine Frage blieb noch offen.

„Aber warum sollte er uns dann seine Kooperation anbieten, obwohl er unsere Pläne durchschaut hat?“ Mido fasste sich nachdenklich ans Kinn. „Ihm ist genau bewusst, dass er sich zum Mittäter macht. Durch einen schriftlichen Vertrag haben wir einander gegenseitig in der Hand.“

„Wir können seine Solidarität einfach erkaufen. Ich verstehe…“ Dieser Gedanke schien allen zu gefallen. Mit Korruption geht bekanntlich schließlich fast alles. Nur Shimura blieb weiterhin skeptisch.

„Seht ihr das nicht viel zu optimistisch?“, warf er zweifelnd in den Raum, doch ihm wurde sogleich Kontra geboten.

„Das denke ich nicht. Wir sollten uns die Chance nicht entgehen lassen, Coil zu unserem Verbündeten zu machen.“ Ein zustimmendes Raunen hallte durch den Saal.

„Okay. Kaufen wir ihn. Egal, zu welchem Preis!“, schlug Namikawa schließlich vor.

Kida sah kurz in seinen unterlagen nach. „Unser operatives Kapital liegt momentan bei sechs Milliarden. Wir können ihn uns leisten. Also, was haltet ihr davon?“

Ein verheißungsvolles Grinsen huschte dem sonst so ernsten Ooi über die Lippen. „Coil wollte zwei Millionen Dollar als Vorauszahlung?“ Er wartete kurz auf Kidas zustimmendes Nicken. „Dann geben wir ihm fünf! Er soll ruhig merken, in welchen Gefilden wir uns bewegen. Und es wird ihm zeigen, wie sehr wir ihn schätzen.“ Seine Idee schien den anderen zu zu sagen.

„Du hast Recht. Er hat es auf das Geld abgesehen und wird vor Gier platzen, wenn er merkt, was bei uns zu holen ist. Damit haben wir ihn ein für alle Mal in der Hand.“

Damit war klar: Sie würden ihm fünf Millionen im Voraus zahlen und bei Erfolg noch einmal zehn. So würde Coil – nach den Berechnungen der Geschäftsmänner der Yotsuba-Group- zu Kiras Verbündetem.

Und mit diesem Entscheid wurde die Sitzung geschlossen. Alle schienen zufrieden und selbstsicher mit der gefällten Entscheidung, nur einer zweifelte weiterhin. Shimura ging nach der Sitzung noch einmal zu Ooi.

„Ooi!“

„Ja, Shimura?“

„Ich verstehe Mido und Namikawa ja, aber was ist mit der Möglichkeit, dass Coil ein Spitzel der Polizei oder von L selbst ist?“ Shimura war dafür bekannt und damit erfolgreich geworden, dass er die Medaille immer von beiden Seiten beleuchtete.

Ooi wurde schließlich auf ihn aufmerksam und drehte sich zu ihm um.

„Wir mögen ja die japanische Polizei in der Hand haben, aber was ist mit der internationalen Polizei? Kira war schließlich nicht nur ein japanisches Problem. Wer weiß, wer Kira immer noch auf der Spur ist?“ Shimura ging einen Schritt auf Ooi zu, machte eine kurze Pause, um seinen darauffolgenden Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „Es könnte doch sein, dass Coil uns an die Polizei oder L verkaufen will?“

Doch Ooi schien er nur zu nerven. Gestresst fuhr der Geschäftsmann sich über die Glatze und runzelte die Stirn.

„Shimura, wieso bist du eigentlich immer so negativ eingestellt?“ Sein Tonfall verriet bereits, was er von Shimuras Idee hielt.

„I..Ich zeige doch nur die Möglichkeiten auf…“, stammelte Shimura verunsichert.

„Aber nur die schlechten! Überhaupt, sei doch mal selbstbewusst und äußere das vor allem!“, mahnte der Ältere ihn an. Ooi wendete sich ab und ging los. „Mach dir keine Sorgen. Im schlimmsten Fall müssen wir eben Coil oder L einen vor den Latz knallen.“ Er sah über die Schulter zu Shimura rüber. „Schließlich sind wir allmächtig.“

••
 

Aiber legte sich zufrieden in seinen Sessel zurück und genoss seinen roten, griechischen Wein. Nichts geht über einen gemütlichen Schluck nach getaner Arbeit.

Schließlich griff er zu seinem Telefon und ließ sich bei Watari zu Ryuzaki durchstellen.

„Ich habe es geschafft, als Coil Kontakt mit den acht aufzunehmen. Sie vertrauen mir zwar noch nicht völlig, aber bald! Ich komme morgen nach Japan zurück.“, erklärte er und nippte kurz an seinem Glas.

Ryuzaki grinste kurz und warf einen Blick zu seiner Schwester rüber, welche ihm ebenfalls zugrinste.

„Ja, bald kommt er wieder!“, murmelte sie freudig. Ryuzaki schüttelte nur den Kopf.

„Sie überraschen mich immer wieder, Aiber!“, lobte der Meisterdetektiv sein Helferlein.

„Ich denke, sie werden sich gerade besprechen und beschließen, mich persönlich zu treffen.“

L umschloss mit seinen Armen seine Knie und begann, an seinem Daumen zu knabbern. „Wollen Sie dieses Risiko wirklich eingehen?“

„Die Gefahr ist mir bewusst, aber Sie haben mich schon zweimal gerettet. Außerdem haben Sie so eindeutige Beweise für meine Betrügereien, dass Sie mich jederzeit in den Knast bringen können. Ich riskiere lieber mein Leben, als hinter Gittern alt und grau zu werden. Als Trickbetrüger liebe ich die Gefahr ganz einfach.“, erklärte der smarte Europäer am anderen Ende.

Liz begann damit sich spontan Luft zu zufächern und lächelte verträumt. „Er ist so toll…“, säuselte sie.

Raito räusperte sich unauffällig und trat unmittelbar hinter sie.

„Ich habe von Yotsuba bereits fünf Millionen Dollar erhalten. Wir sollten uns einen falschen L ausdenken und ihn für weitere zehn Millionen verkaufen.“, schlug Aiber schließlich vor.

„Also gut, ich überlege mir, wie wir weiter vorgehen.“ L beendete das Gespräch und grinste kindlich.

Matsuda und Soichiro versammelten sich hinter L und schienen sichtlich schockiert. Schien L etwa einem Trickbetrüger zum Millionärdasein zu verhelfen?!

„So geht das also mit dem Trickbetrug!“, sagte Matsuda leicht perplex.

„Das ist kein Betrug, das sind Ermittlungen!“, beteuerte L nachdrücklich und biss in seinen Donut.

Aber auch Raito war sichtlich beeindruckt. „Mutig von Aiber, sich als Coil bei Yotsuba einzuschleichen.“

„Ja. Auch wenn es mir schwer fällt, mein Pseudonym für derartige Tricksereien herzugeben.“

Watari meldete sich zu Wort, als Wedy ebenfalls bei ihm in der Leitung war. Natürlich nahm Ryuzaki auch dieses Gespräch mit Freude an.

Wedy stand zur selben Zeit mitten auf dem Flachdach des Konzerngebäudes und schnaubte genervt. In ihrem Latexdress erinnerte sie sehr an Catwoman.

„Ich bin enttäuscht! Dass ein Konzern wie Yotsuba so mickrige Sicherheitsvorkehrungen trifft… hätte ich nicht gedacht.“ Sie stämmte eine Hand in die Hüfte und pustete sich genervt eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es wird kein Problem sein, Wanzen und Kameras im Konferenzraum anzubringen. Muss mich nur an den Wachleuten vorbeischleichen.“

L beauftragte sie, mit einem Abhörspezialisten am morgigen Tag dort vorbeizuschauen und die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Als Wedy dies schließlich zur Kenntnis nahm, war auch dieses Gespräch beendet.

Alles lief wie am Schnürchen, mal was ganz Neues…

Raito stützte sich mit einem Arm auf dem Schreibtisch ab, legte den anderen um Yashiros Stuhllehne.

„Wenn alles klappt, wird es Freitag wirklich interessant.“

Erneut grinste L und linste zu ihm hoch. „Ja, und wie!“
 

Am Freitag, dem 15.10, ging es schließlich los. Mit Ton und in Farbe wurde alles in die japanische Ermittlungszentrale übertragen. Die Herren samt Liz sahen gebannt auf den großen Monitor an der Front und warteten aufgeregt ab, was nun passierte.

Die Geschäftsmänner traten in den gewohnten Konferenzsaal, jeder einzelne im schwarzen Anzug gehüllt und mir Aktentasche unterm Arm.

„Alle da? Dann eröffne ich die Konferenz.“, begann Ooi wie gewohnt.

Raito atmete auf. „Na endlich! Ich dachte schon, die fangen nie an.“

„Wie spannend!“, murmelte Matsuda perplex. Ein stolzes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. „Ohne mich wären wir nie hinter diese Geheimkonferenzen gekommen!“

„Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln…“, murmelte L abwesend und räusperte sich.

Als die Aufregung sich schließlich legte, fiel dem Ermittlern ein kleines, jedoch entscheidendes Detail auf: Einer der schwarzen Ledersessel blieb leer! Statt acht waren es nun nur noch sieben?!



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Kommentare zu dieser Fanfic (44)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Enyxis
2011-07-08T16:19:43+00:00 08.07.2011 18:19
Ich kann Kim-san nur zustimmen was Yotsuba angeht v.v
Aber danach wird es schließlich total spannend *___*
Tolles Kapi ^^
Von:  Enyxis
2011-07-08T16:10:22+00:00 08.07.2011 18:10
//»Wo ist Aiber?« Geht’s noch?!// XD Pubertärer Anfall von Eifersucht? XDDDDD
L...wie gemein Oo SOO GEMEIN XD

>„Eine Peitsche würde aber besser zum Outfit passen.“, mahnte L an.
„Fresse auf den hinteren Plätzen…!“, fauchte sie, schnappte sich ihre Handtasche und rauschte hinaus.
„Das steht ihr ZU gut…“, murmelte Raito, als er ihr nachsah. Aiber nickte übereinstimmend.
Wedy schüttelte den Kopf. „Man sollte euch kastrieren.“
„Wenn Yash das übernimmt, gern.“ Aiber grinste. Das wurde L zu viel! Schließlich ging es hier um seine Schwester…!
Entschlossen griff er nach der Torte und warf Aiber sowie Raito damit ab.
„Langsam wird’s niveaulos…“, murrte er, wandt sich ab und begann zu arbeiten.<
OMG OMG OMG..... XD mehr muss ich dazu ya nich sagen, oder? Genial...

So ein Hammer Kapi ^^
Von:  Enyxis
2011-07-08T15:14:26+00:00 08.07.2011 17:14
>„Wenn ihr es beide so nötig habt, kann ich Liz auch kurz deine Beobachtung überlassen und ihr geht in ihr Zimmer oder so.“, schlug L belustigt vor.
Raito sah ihn hastig an. „Ehrlich?“
„Hältst du mich für bescheuert?! Natürlich nicht!“<
XDDDDDDDDD SOOOOOO genial XDDD
L hat auch keine Hobbys XD Immer seine Schwester Ärgern XDD

Hammer Kapi ^^
Von: abgemeldet
2011-07-01T14:53:04+00:00 01.07.2011 16:53
yotsuba ist einfach so mies langweilig -.- der teil am anfang ist der beste :D "schaut da nicht so penetrant hin!" super XD
Von: abgemeldet
2010-12-11T14:10:30+00:00 11.12.2010 15:10
Und mal wieder ein super Kapitel! :)
Ich liebe die Szene am Anfang mit Liz' Traum XD
Von:  Enyxis
2010-10-25T16:37:02+00:00 25.10.2010 18:37
Oh mein Gott...das am Ende war schön TToTT
Von:  Enyxis
2010-09-28T18:05:05+00:00 28.09.2010 20:05
YEAH ERSTE XD
Also cih schreib immer Kommis ^-^
Aber jez kurz zu Mello, dem du ein kleines indirektes stell-dich-ein gelifert hast: Ich konnt Mello i-wie nie leiden XD Aber vllt ändert sich das ya ind er FF hier XD kp
Aber L...ey...der is...alsoc ih war noh nie sauer auf den oder hab gedacht "ich hau dir gleich eine!" oo....das der Liz...so...ich wag es kaum auszusprechen..."ausnutzt"....*kopf schüttel*
Von:  Enyxis
2010-07-15T13:10:34+00:00 15.07.2010 15:10
.....also das issoooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo-ooooooooooooooooo geil gewesen *-*
die folge wo die in dem auto sin (folge 17 XD) war auhc voll geil un ik hab als gewartet wie de das wieder schreiben wirst oo...hammer...HAMMER!!! >o<
also DAS war des beste kapi ...naja XDD ich kann mich eher gar nich entscheiden ....hehehe XDDD ethan is wech XD
Von:  Enyxis
2010-07-15T12:32:14+00:00 15.07.2010 14:32
OMG....
ich mag light nich aber i-wie kann mir keen andersn pair mehr vor stellen als LizxLight *-*....
super kapi ....ohoh hoffentlich krieg der ethan noh was mit XDDDD hehehe mag den nich *grad ma fies is* ^^
Von:  Enyxis
2010-07-07T13:17:13+00:00 07.07.2010 15:17
>< BITTE BITTE REM! DEIN EINSATZ! äääh is Rem jez eig n junge oder n mädchen ôÔ...weiß ik i-wie immer noch nich....
EEEEEGAAAL! Soo.
Super Kapi =D die Liz kommtlangsam wohl in ne riesen Zwickmühle XDD hihihi das wird iiimmmer besser ^^


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