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Vampires Will Never Hurt You

von

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9. Kapitel

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Jake nahm mir vorsichtig das Blatt Papier aus der Hand als wäre es giftig und kurz davor meinem Leben den Garaus zu machen. Ich sah ihn fast schon ängstlich an.

„Was hat das alles zu bedeuten, Jake?“, fragte ich, doch er schüttelte nur den Kopf.

Er knüllte das Papier zusammen und ließ sie auf den Holzboden fallen. Eigentlich war die Papierkugel zu leicht um wirklich eindrucksvoll zu klingen, doch ihr Aufschlag erschien mir ungeheuer laut und klingelte in meinen Ohren.

„Wir müssen...“, begann Jake, doch wurde von einem lauten Krachen unterbrochen. Wir fuhren herum. Das Geräusch kam durch die Wand, die am Haus lag und ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Wer immer dieser Vampir war, er wusste, wie er sich in Szene setzen konnte.

Ich will nicht, dass irgendjemand wegen mir stirbt...

Ich fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und sah wieder auf das zusammengeknüllte Papier am Boden. Ich konnte mir nicht annähernd vorstellen, was Jake grade durchmachen musste.

Wieder krachte es.

„Wir müssen hier weg...“, sagte ich leise, aber Jake verstand es trotzdem. Er nickte und ging mit langen Schritten aus der Hütte.

Ich blieb einen Moment stehen und überlegte ernsthaft, ob wir die beiden Frauen hier einfach hängen lassen konnten.

„Was ist?“, fragte Jake und er klang gereizt. „Kommst du oder willst du hier bleiben? Ich glaube allerdings nicht, dass diese beiden deine Gesellschaft noch wirklich zu schätzen wissen...“

Ich warf Jake einen wütenden Blick zu. Egal, ob er sich Sorgen machte oder nicht, es gab ihm kein Recht so geschmacklos zu sein. Doch ihn schien das wenig zu kümmern. Er sah mich fragend an. Ich seufzte und trat ebenfalls aus der Hütte.

In diesem Moment knallte hinter mir etwas gegen die Wand. Es klang, als würde jemand versuchen die Mauer einzureißen. Ich zuckte zusammen und rannte die letzten Schritte geduckt, als hätte ich Angst, dass die Hütte über mir zusammenstürzen könnte.

„Scheiße!“, fluchte ich und folgte Jake durch den Garten zurück zum Waldrand. Er sah sich nicht ein einziges Mal um. Ich hingegen konnte nicht anders als mich ständig umzudrehen und nach Gestalten an den dunklen Fenstern des Hauses Ausschau zu halten. Doch nichts rührte sich.

Ich blieb stehen.

„Jake!“, rief ich und er blieb stehen. Entnervt drehte er sich um. Sein blasses Gesicht war mit roten Flecken überzogen.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“

Ich deutete zum Haus hinüber.

„Es wird noch lange nicht dunkel. Willst du wirklich schon gehen? Ich meine ja nur, weil...“

Jake sah mich scharf an.

„Was?“

Ich biss mir auf die Unterlippe und runzelte die Stirn.

„Willst du ernsthaft warten bis es dunkel wird? Willst du ihm wirklich... eine Nacht geben?“

Eine Pause folgte und beobachtete Jake nervös. Sein Blick ruhte auf der weißen Fassade des Hauses.

Er sagte kein Wort, aber er drehte ich um und ging in Richtung Waldrand. Ich brauchte keine Antwort.

Anscheinend hatte Jake den Verstand verloren.
 

Jake ließ seinen Rucksack auf sein Bett gleiten und öffnete mit einer harschen Bewegung den Reißverschluss. Mit beiden Händen zog er die zuvor gefertigten Pfähle heraus und einer nach dem anderen flog mit dumpfen Knallen in die Ecke des Motelraums.

„Was tust du denn da?“, fragte ich und wich dem letzten Pfahl aus, der haarscharf an meinem Kopf vorbeisegelte. „Hey!“

Jake drehte sich um und warf mir einen vernichtenden Blick zu.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“

Ich sah auf die Uhr – zum mindestens fünften Mal seit zehn Minuten.

„Warum hast du deinen Plan aufgeben? Warum sind wir wieder zurück?“

„Ich dachte, mein Plan wäre so schwachsinnig und dass ich uns beide umbringen würde, wenn wir ihn durchzögen?“ Ich hörte nicht den leisesten Hauch von Selbstgefälligkeit in seiner Stimme und stutzte. Das hatte ich nicht erwartet.

„Ja, aber das war bevor ich wusste, was er weiß!“, sagte ich mit Nachdruck und ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte, huschte über Jakes Gesicht.

„Was weiß wer?“, fragte er und ich merkte, dass es mich verarschte. Das war mal wieder klar.

„Der Vampir!“, zischte ich trotzdem und begann damit die Pfähle vom Boden aufzuheben. „Und du weißt ganz genau, dass wir zurück müssen! Ich weiß, du magst Drake nicht, aber wir können ihn nicht einfach sterben lassen!“

Ich stopfte die Pfähle zurück in den Rucksack und kontrollierte meine Baby Eagle. Jake stand einfach nur da und beobachtete mich.

„Wir spielen nach den alten Regeln. Wir gehen rein und erledigen ihn!“ Wieder ein Blick auf die Uhr. „Zehn nach drei! Das ist spät, aber wir können es noch schaffen, bevor die Sonne untergeht!“

„Die Sonne...“, wiederholte Jake und etwas in seinem Gesicht brach. Ich bin nicht sicher, was es war, aber mir war fast so, als könne ich einen lauten Knall hören, als es geschah. All seine Gesichtszüge entgleisten und er sah für einen Moment wie ein Schwachsinniger aus.

„Jaah“, begann ich unsicher. „Die Sonne... Das ist der Grund warum wir zurück müssen, Jake! Wenn es nacht wird, dann haben wir keine Chance mehr. Dann hat Drake keine Chance mehr...“

Jake ließ sich aufs Bett fallen und seine Brust hob und senkte sich schnell unter seinem schwarzen T-Shirt.

„Wir können das nicht... Ich kann das nicht tun!“, sagte er leise und ich war vollends verwirrt. Was war los?

„Jake?“, fragte ich und steckte meine Waffe vorsichtig zurück. „Was ist“?

Er sah auf.

„Wir können nicht gegen ihn kämpfen...“

Ich verzog mein Gesicht zu einer gequälten Grimasse.

„Wir müssen! Was ist denn nur los mit dir?“ Ich hätte schreien können. Vor meinem inneren Auge sah ich immer wieder das Foto von Jake und seinen Brüdern. „Willst du ihn im Stich lassen?“

Jake schnaubte.

„Besser als...“ Er stoppte und sein Gesicht nahm wieder den gewohnt wütenden Ausdruck an.

Ich seufzte.

„Besser als was?“

Jake antwortete nicht und starrte auf seine Hände. Ich konnte nicht glauben, dass er seinen eigenen Bruder sterben lassen wollte, obwohl noch die Chance bestand, ihn zu retten.

Ein spontanes Foto. Ein Familienfoto.

„DU HAST DOCH KEINE AHNUNG!“, schrie ich plötzlich und Tränen schossen mir in die Augen. Jake sah mich verwirrt an. „Du weißt nicht wie es ist, ein Geschwisterteil zu verlieren! Du hast noch die Wahl, ihn zu retten! Du hast es in der Hand und du sitzt hier nur rum? Was ist dein verdammtes Problem?“

Ich war mir sicher, noch nie so wütend auf Jake gewesen zu sein, doch er saß einfach nur da und starrte mich an.

„Besser als wenn... als wenn einer von uns stirbt...“, sagte er leise und langsam.

Ich ließ einen Aufschrei der Empörung hören.

„Verdammte Scheiße!“, fluchte ich und grapschte den Rucksack vom Bett. „Dann mach ich es eben allein!“

Ich stürmte in Richtung Tür, doch ich hörte, wie Jake aufsprang.

„Du kannst das nicht! Du kannst ihn nicht allein...“

„NEIN!“, brüllte ich und riss die Tür auf. „Wag es ja nicht!“ Ich rannte hinaus und den Motelflur entlang zur Rezeption. Ein Knall hinter mir verriet mir, dass Jake mir folgte, doch ich drehte mich nicht um bis er nach meinem Arm griff und mich zu halten zwang.

Der Rucksack fiel mir aus der Hand und rutschte noch einige Meter weiter den Gang entlang.

Ihr fuhr herum und versuchte mich aus Jakes Griff zu befreien, doch seine Hand war wie ein Schraubstock.

„Du kannst nicht gehen!“, sagte er und sah mich eindringlich an. Durch den Tränenschleier sah ich, dass seine Augen hart geworden waren. „Er wird dich töten!“

Mit einem nicht sehr damenhaften Schnaufen holte ich aus und schlug zu.
 

Die Ohrfeige hallte laut wieder und ich zuckte zusammen, als hätte sie mich selbst getroffen. Meine Hand schmerzte und ich zog sie schnell zurück. Jake sagte nichts und er griff schweigend nach der Hand, die ihn geschlagen hatte. Ich atmete schneller und mein Herz klopfte so stark, dass ich glaubte, er müsse es eigentlich hören können.

„Das letzte Mal, als du mich geschlagen hast, sagte ich dir, dass ich die alle Finger brechen würde, wenn du es noch ein Mal tun solltest...“, sagte er leise und ich wollte meine Hand zurückreißen. Aber er griff sie stärker und hielt mich auf. „Doch ich werde es nicht tun...“

Seine Worte stachen in mein Herz wie einer der Pflöcke, mit denen er schon so unendlich viele Herzen durchbohrt hatte.

„Du hältst mich für schwach!“, zischte ich und Tränen liefen über meine Wangen. „Darum willst du auch nicht, dass ich zu diesem Vampir gehe und ihn töte! Du glaubst, dass ich zu schwach bin, um gegen ihn zu gewinnen!“

„Nein...“ Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Hauchen. „Ich will nicht, dass du gehst, weil ich glaube, dass ich zu schwach bin. Ich bin zu schwach, um die Angst um dich zu ertragen...

Ich hatte das Gefühl, jemand hätte mir ins Gesicht geschlagen.

„W-Was?“

„Hast du es denn immer noch verstanden? Ich habe die Wahl, Chestnut. Das hast du selbst gesagt. Ich habe die Wahl. Du oder mein Bruder? Und meine Entscheidung stand schon lange fest, bevor ich überhaupt gefragt wurde...“

Mit einer blitzschnellen Bewegung, die ich später oft versuchte nachzuvollziehen, packte Jake mich und zog mich in seine Arme. Ich brauchte einen Moment um zu begreifen, dass er mich umarmte! Ich hatte das Gefühl, mein Magen würde sich um 180° drehen. Diese ständigen Gefühlsschwankungen waren einfach nichts für.

„Geh nicht, Chestnut...“, sagte er leise, direkt neben meinem Ohr. „Geh nicht zu ihm! Bleib bei mir und hilf mir diese Nacht zu überstehen...“

Die Tränen brannten heiß auf meinem Gesicht und ich hörte das Blut in meinem Kopf rauschen. Ich krallte meine Hände in den Stoff seinen Pullover und neue Tränen stiegen in meine Augen.

„Jake...“ Ich schluchzte. Was war nur los mit ihm? Was passierte hier? „Ich kann ihn töten. Er... Wir können Drake nicht sterben lassen. Wir müssen...“

Ich löste mich aus der Umarmung und sah Jake direkt an.

„Es geht hier nicht um Drake oder irgendeinen Vampir!“, sagte er plötzlich und klang fast beleidigt. Ich war immer noch verwirrt.

„Nein?“

„Nein!“ Er war sichtlich empört. „Ich weiß, dass du es tun könntest. Du bist nicht schwach. Es geht nur um dich. Du warst immer die Einzige, die...“

Einem plötzlichen Impuls folgend küsste ich ihn. In dem Moment, als meine Lippen die seinen trafen, wusste ich, dass er mich nicht zurückstoßen würde. Sein Griff wurde stärker und ich schloss langsam die Augen. Einige Sekunden oder auch eine Ewigkeit vergingen bis wir uns lösten.

„Liebst du mich?“, fragte er und ich konnte sehen, dass er diese Frage wirklich ernst meinte.

„Ich... ich weiß nicht...“, sagte ich verwirrt. „Ich habe nur... Angst...“

Diesmal küsste er mich. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und beugte ich zu mir hinunter. Ich spürte, wie all meine Wut, meine Angst, die Spannung zwischen Jake und mir aus den letzten Monaten, vielleicht Jahren, in diesen Kuss flossen und in meinem Kopf eine nie gekannte Klarheit hinterließen.

„Liebst du mich?“, fragte er noch einmal und ich, während mir wieder Tränen das Gesicht hinunterliefen und auf seine Hände tropften, nickte.

War das der Grund gewesen, warum ich immer so wütend gewesen war? War das der Grund für all den Streit, den Hass und die Unsicherheit zwischen uns? War es, weil ich ihn liebte?

„Dann ist es gut...“, sagte Jake und lächelte.

In diesem Moment hätte mich nichts dazu gebracht, zu gehen.. Ich wäre nicht gegangen, selbst wenn tausend Vampire auf mich gewartet hätten. Ich hätte ihn nicht verlassen können.

Er nahm meine Hand und wir gingen gemeinsam zurück zu unserem Zimmer.

Die Tür schloss sich und fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Thuja
2008-07-24T06:05:23+00:00 24.07.2008 08:05
"mh"
"hin und her wieg"
das kam unerwartet schnell
aber gut sie sind ja jahrelang Partner. Irgendwann musste es ja rausbrechen und in so einer Lage.
"Sektflachen raushol"
"sektkorken knallen lass"
na will ich mich mal drüber freuen.
habs mir ja von Anfang an gewünscht

und diese Endszene mit dem "lIebst du mich"
och das war so toll

les jetzt lieber gleich weiter

glg

ach ja als kleiner Tipp noch. Es waren mehrere Rechschreibfehler drin

glg
Von:  Nochnoi
2007-09-17T17:54:09+00:00 17.09.2007 19:54
Also ich fand das Kapitel wirklich nicht so schlecht, wie du es behauptet hast ;p Sogar eigentlich recht interessant XDD
Natürlich allen voran die Sache zwischen Chestnut und Jake (^______^), aber auch die Reaktion von Jake auf dieses Zettelchen hat mich neugierig gemacht ^^ Irgendwie ziemlich merkwürdig, wie er sich benommen hat - da steckt sicherlich noch was anderes dahinter, wie meine enthusiastische Vorkommischreiberin schon angemerkt hat ^.~

Hoffentlich geht es schnell weiter! Mich interessiert brennend, was nun aus dem armen Drake wird >.<

*knuddel*
Nochnoi
Von: abgemeldet
2007-09-17T11:38:45+00:00 17.09.2007 13:38
Jaaa~aaaaaa!!!! ^_^Sie sind zusammen! *yeah* *Whoo hooo!* Hach, ich liebe das Kapitel! Auch wenn Drake sterben muss, ich denke da steckt noch was anderes dahinter!^^
Ohhhh~hh, ich freu mich soo!!!^_^ Wie ne bekloppte, echt jetzt!xD
Hoffe es geht schnell weiter, hdl -Playa-^^


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