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Card Captor Sakura - The Chosen of my Heart

(6. Kapitel Online * _ * Die Handlung nimmt Gestalt an <3)
von

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Vorwort - Von Sakura Kinomoto

Alles wird gut.

  Solange ich an mich glaube, wird alles gut.
 

Wie oft schon hat mir dieser Spruch Kraft und Mut gegeben?

  Ich weiß es nicht - aber ich glaube noch immer ganz fest an die Kraft, die von mir selbst ausstrahlt. Den ich habe die Kraft des Gestirns, welches aus sich selbst heraus leuchtet - die Kraft meines Sterns. Und deshalb - und weil ich Freunde habe, die ich über alles liebe, und die mich ebenfalls lieben - gebe ich nicht auf, egal, wie sehr es weh tut oder wie sehr ich weinen muss.

  Und immer, wenn ich mal doch weinen muss, sag ich einfach die Formel, die unbesiegbar macht: Alles wird gut.
 

Danke an alle meine Freunde.

Danke, dass ihr immer für mich da wart.

Ihr habt mir Kraft gegegen.
 

                                                                Sakura Kinomoto

Der 1. April...

OOC: Kleines Vorwort der Autorin:

Arg Dx

Stört euch doch nicht an den 17 Seiten >_<

Das ist nicht viel - echt nicht oó\

Das sieht nur viel aus, aber viel zum Lesen ist es nicht, wirklich oó

Ich hab zwar schon überlegt, irgendwo ein Break reinzumachen, aber das passt nicht.
 

Uhm, ich hab nun zwischen den beiden Tagen doch einen Break reingemacht, nun müssten es weitaus weniger Seiten sein - hoffentlich konnte ich euch damit nun zufrieden stellen ^_^;;
 


 

"Sa-Ku-Ra!"

Wumms!

  "Uhm...?" Müde versuchte das Mädchen, sich den Schlaf aus den Augen zu blinzeln. "Uhm, Kero-chan...?" Daraufhin sah sie sich verschlafen um, und musste nach wenigen Sekunden feststellen, dass sie sich auf dem Boden befand.

  "Wer denn sonst, Süße?" Kero-chan fuchtelte wild mit den Armen rum. "Nun bist du schon Mittelschülerin und so gescheit geworden, aber verschlafen bist du wie eh und je!" Er schüttelte in theaterlischer Dramatik den Kopf. "Wie soll das nur so weiter gehen?"

  Das Mädchen lächelte nur leicht beschämt, und sah dann zur Uhr - nur, um im nächsten Moment wie vom Blitz gerührt aufzufahren! "Uah, kannst du mich nicht früher wecken, Kero-chan?" Schwupp, war die Decke zur Seite geflogen, direkt auf den immer noch meckernden Kerberos, welcher darauf von der Decke begraben wurde.

  "Hallo? Ich habe ja versucht, dich zu wecken, aber wenn du einmal pennst, dann..." Weiter kam das gelbe Plüschtierchen nicht, weil Sakura ihm im nächsten Moment schon ihre Schlafsachen an den Kopf geworfen hatte. "Waaah, es ist schon wieder viel zu spät! Und das, wo heut doch das erste Trimester des neuen Schuljahres beginnt!", hörte man sie dabei quängeln.

  Das Mädchen, welches sich gerade eilig versuchte, anzuziehen, hieß Sakura Kinomoto. Heute war der 1. April, was zwei Dinge bedeuteten: zum einen der erste Schultag in der 2. Klasse der Tomoeda Mittelschule, und zum anderen Sakuras 14. Geburtstag. Sie liebte nach wie vor Sport über alles, und ebenso Musik, jedoch machte ihr Mathematik, welches eine Zeit lang sogar Spaß gemacht hatte, ihr momentan wieder ernste Probleme. Aber auch hierbei gab sie sich ziemliche Mühen, und es gelang ihr, dennoch recht gute Noten zu schreiben, sodass man hätte denken können, es gäbe kein Fach, welches ihr nicht läge (dies änderte dennoch nichts daran, dass sie Mathe nicht mochte.) Zudem war sie ein überaus lebendiges und lebensfrohes Mädchen, welches von ihren Mitmenschen in hohem Masse geschätzt und geliebt wurde. Mit ihrer fröhlich-munteren Art schlug sie sofort alle um sich herum in ihren Bann, und es gab niemanden, der sie nicht mochte - zumindest ist mir eine solche Person nicht bekannt. Ein überaus liebes, aber normales Mädchen - könnte man meinen.

  Denn hinter all diesen Alltäglichkeiten eines normales Mädchens verbarg sie ein Geheimnis - Oh nein, kein Finsteres, keine Sorge!

  Wo fang ich denn am besten nur an...? Ahja, genau... beim Anfang...
 

Sakura ging damals in die 4. Klasse der Tomoeda-Grundschule und war 10 Jahre, als es geschah. Als sie von der Bibliothek ihres Vaters seltsame Geräusche hörte und nachsehen wollte, was da vor sich ging, gelang ihr ein seltsames Buch in die Hände - das Clow-Buch. Doch in dem Moment, in dem sie es öffnete, fing es goldend an zu leuchten, und ehe sich Sakura versah, ging schon ein heftiger Wind durchs Zimmer, und etwas wurde in alle Winde verstreut. Wenige Sekunden danach begann das Buch, erneut zu leuchten, und es kam ein kleines gelbes Wesen heraus. Dieses stellte sich als Kerberos, der Wächter des Siegel, des Clow-Buches und der dazugehörigen Karten, den sogenannten Clow Cards, welches vom legendären Magier Clow Lead geschaffen worden war, vor. Der war zunächst ganz und gar nicht erfreut darüber, dass jemand während seines "Nickerchens"- wie er seinen ingesamt 30 Jahre lang dauernden Schlaf nannte - das Siegel gebrochen hatte und die Clow-Cards in alle Winde zerstreut waren. Doch schnell war er wieder happy, denn wenn jemand das Siegel brechen kann, bedeutet das gleichzeitig auch, dass diese Person über magische Kräfte verfügen muss. Und ehe sich Sakura versah, hatte er mit ihr schon einen Pakt geschlossen, infolge dessen sie zu einem Card Captor wurde - jemanden, der die nötigen Kräfte hat, die in aller Welt verstreuten Clow Cards wieder einzufangen und zu versiegeln. Denn mit dem Öffnen des Buches sei Sakura verantwortlich für das Verschwinden der Karten. Und so könne nur sie die Karten wieder einfangen und versiegeln. Geschieht dies jedoch nicht, würde ein schreckliches Urteil über die Welt kommen - ein Argument, dem Sakura nicht lange etwas entgegen bringen konnte. Hinzu kam, dass die Karten zum einen magische Kräfte besitzen und zum anderen mit dem Öffnen des Buches und dem Gelangen in die Welt der Menschen lebendig wurde, und wie Sakura bald merken musste, waren sie auch schon fleissig dabei, für viel Wind und Ärger zu sorgen. Denn jede Karte besitzt einen Namen, ein Aussehen und dazu passende magische Kräfte. So beherrscht die Karte The Windy die Macht des Windes, während die Karte The Shadow den Schatten beherrscht oder The Erase alles auslöschen kann. Und nur Sakura kann mit ihrem Schlüssel, den sie als Card Captor bekommen hat, die Karten bekämpfen und sie letztendlich auch wieder in ihre ursprüngliche Kartengestalt verwandeln. Zum Kämpfen benutzt Sakura übrigens die von ihr erbeuteten Karten, und jede Karte kann andere Dinge. Und mit ihrem Zepter, dem Schlüssel des Siegels, kann sie dann ihre eigenen Karten als Hilfe verwenden und die noch unversiegelten versiegeln.

  Klingt verwirrend? Hier nochmal zusammengefasst: Weil Sakura das Clow-Buch geöffnet hatte, und damit Schuld an dem Verschwinden der Clow-Cards trägt, hat Kerberos, der Wächter des Siegels und des Buches mitsamt der Karten, sie zum Card Captor gemacht. Für diese Aufgabe hat sie den Schlüssel des Siegels bekommen, der sich in ein Zepter verwandeln lässt. Mit diesem Zepter kann sie zum einen die Karten, welche sie schon eingefangen hat und welche ihr somit auch gehören, benutzen, und zum anderen jene, welche in der Menschenwelt Schabernack treiben, bannen und versiegeln. So, nun einfacher?

  Insgesamt hat die Jagd nach den Karten etwas gedauert, und oft stellte es sich als äußerst mühsames Unterfangen raus, vor allem, da sie auch einige Widersacher hatte. Zum einen die Karten selbst, die sich nicht ohne weiteres wieder in ihre Kartenform versiegeln lassen wollte. Dann erschien dieser mysteriöse Chinese Shaoran Li (Wahlweise auch Li Shaoran oder Shaolan) auf der Bildfläche - vom dem ich später mehr erzählen werde - welcher ihr die Karten abnehmen wollte, weil er laut eigener Aussage als entfernter Nachfahre Clows das einzigste Recht hätte, die Clow Cards zu fangen und zu verwenden. Und als alle Karten von Sakura gefangen wurden, hätte man meinen können, der Spuck habe ein Ende - was er allerdings nicht hatte. Denn Yukito Tsukishiro, ein Freund von Sakuras Bruder Toya und der bis dahin amtierende Schwarm von Sakura, stellte sich in Wirklichkeit als Yue, der andere Wächter des Clow Buchs, welcher zudem noch Der Richter genannt wird, raus, und war mit der Vorstellung, dass Sakura seine neue Herrin werden sollte, ganz und gar nicht einverstanden. Und so forderte er sie in seiner Aufgabe als Richter heraus, sich ihm zu stellen. Denn nur, wenn sie ihn bezwingen konnte, würde sie sich als würdig erweisen, die neue Herrin der Karten zu werden.

  Schon wieder sehr verwirrend, nicht? Ich hoffe, dass ich euch dies alles nach und nach genauer erklären kann! <3

  Wie dem auch sei... Sakura schaffte es dann letztendlich mit der Hilfe der Lehrerin Mizuki-sensei, Yue zu besiegen. In Folge dieses Kampfes wurde der Schlüssel des Siegels in einen neuen verwandelt, welcher einen Stern als Symbol und als Energiequelle besaß. Folglich hieß es, dass er nun die Macht der Sterne wiederspiegelte. Und somit wurde Sakura als neue Herrin der Clow-Cards anerkannt. Damit war das aufregende Leben der Card Captor vorbei - hätte man meinen können. War es aber nicht.

  Denn einige Zeit daraufhin bekamen wir neben dem aus Hong Kong stammenden Li Shaoran - welcher bis dahin Freundschaft mit Sakura geschlossen hatte - einen weiteren Austauschschüler: Eriol Hiiragizawa, ein immer freundlich lächelnder Junge aus England, der ein großes Geheimnis barg. Und schon begangen neue, mysteriöse Geschehnisse im Ort Tomoeda. Es begann mit einem nicht mehr enden wollenden Regenschwall, welcher sich nur über diesen Ort hier erstreckte. Für Sakura war klar, dass das nicht ganz normal sein kann, und so stellte sie sich dieser mysteriösen Sache. Nur hatte sie ein Problem: Sie konnte ihre Clow-Cards nicht mehr verwenden! In einer schier aussichtslosen Situation nahm sie ihren ganzen Mut und ihren ganzen Willen zusammen, und mit der Formel, die unbesiegbar macht, gelang es ihr, die Karten zu verändern. Aus den Clow-Cards wurden sogenannten Sakura-Cards, ihre eigenen Karten, in knallig pink und rosa gehalten, überall mit einem Stern versehen, welcher Sakuras ganz eigenes Zeichen der Macht darstellte; und das unabhängig von Sonne oder Mond aus sich selbst heraus strahlt, wie Clow Lead - den sie in einer Vision begegnet war - es ihr selbst erklärt hatte. Mit diesen veränderten Karten gelang es ihr, den Regen zu stoppen. Später wurde ihr von Kero-chan erklärt, dass es nötig war, die Clow-Cards in Sakura-Cards umzuwandeln, denn mit dem neuen Stab, der nun nicht mehr der von Clow, welcher die Macht der Sonne und des Mondes benutze, sondern Sakuras eigener, welcher die Macht der Sterne nutzte, war es einfach unmöglich, weiterhin die Clow-Cards zu nutzen.

  Und so begann ein neues Abenteuer, in der Sakura dauernd mit neuen, mysteriösen Ereignissen konfrontriert wurde und in folge dessen nach und nach alle Clow-Cards in Sakura-Cards umgenwandelt wurde. Dies war zunächst mit einem großen Kräfte-Akt für Sakura verbunden, was sie körperlich sehr auslaugte, doch nach und nach wurde sie stärker, sodass sie es irgendwann sogar schaffte, mehrere Karten auf einmal umzuwandeln.

  In all der Zeit war es Eriol, der mit seiner mysteriösen Art für Verwirrung sorgte. Und bei dem allerletzten Showdown auf dem Tokyo Tower stellte sich schließlich heraus, dass er selbst für diese mysteriösen Ereignisse verantwortlich ist. Denn Eriol war niemand geringeres als die Wiedergeburt von Clow Lead, dem mächtigstens Magier aller Zeiten.

  Doch in Wahrheit hatte er keine bösen Absichten. Alles, was er wollte, war, dass Sakura - mit Hilfe ihrer eigenen Macht und Magie - die Clow Cards in Sakura Cards umwandelte, damit sie ihm einen Wunsch erfüllen konnte. Denn nur, wenn sie dies tat, konnte sie sich mit Eriol selbst, welcher die Wiedergeburt von Clow Lead selbst ist, messen, ihn besiegen und somit selbst zur mächtigstens Magierin aller Zeiten werden. Und damit dies auch wirklich geschah, bat er sie um einen Gefallen.

  Eriol selbst war nämlich nicht die einzigste Wiedergeburt von Clow Lead. Vor seinem Tod war er selbst es, der seine unsterbliche Seele in zwei Körpern verbarg: In dem von Eriol, und in dem von Fujitaka Kinomoto - niemand geringeres als Sakuras Vater!

  Doch bei aller Macht - seine Magie konnte selbst Clow nicht aufteilen, und so geschah es, dass Eriol der war, der die gesamte Magie mitsamt den Erinnerungen bekam. Dies entsprach allerdings nicht den Wünschen von Clow, welcher sich nichts sehnlicher wünschte, als endlich nicht mehr der mächtigste Magier aller Zeiten zu sein. Und so bat er Sakura darum, seine Magie zur Hälfte auf ihren eigenen Vater zu übertragen.

  In einem anschließenden Gespräch zeigt Eriol, wie leid er es war, ein Leben zu führen, in dem er alles vorraussehen kann und nichts spannendes mehr geschehen kann. Da er sogar wusste, wann er sterben würde, kam er nach Tomoeda und traf die letzten Vorkehrungen. Die Wächter Kerberos und Yue bannte er in das Cower des Clow-Buches, als Schutz und Siegel. Er nahm den beiden die Erinnerungen, denn hätten sie gewusst, dass Clow wiedergeboren werden würden, hätten sie niemals mit der Suche nach ihm aufgegeben, und sie hätten in Sakura nie die neue Herrin der Karten erkannt. Er wusste zudem auch ganz genau, dass es Sakura sein würde - welche so gesehen mehr mit Clow verwandt ist, als ihr bekannt sein dürfte - welche das Siegel brechen würde und letztendlich die neue Herrin der Karten werden würde. So gesehen war alles wirklich genaustens vorgesehen - oder sagen wir, fast alles, denn es gab Dinge, mit denen Eriol aka Clow nicht gerechnet hatte, wie er es selbst erwähnt hatte.

  Letztendlich aber hatte sich sein Wunsch erfüllt: Er besaß nur noch die Hälfte seiner Kräfte und war somit nicht mehr der mächtigste Magier aller Zeiten. Aber das wäre er so oder so nicht mehr gewesen, denn Sakura selbst hatte die Kräfte, die Clow besaß, schon bei weitem übertroffen - nur wusste sie nichts davon.

  So kam es, dass der Austauschschüler aus England, Eriol Hiiragazawa, mitsamt seinen Dienern Souppy alias Spinel Sun und Nakuru Akizuki alias Ruby Moon, Tomoeda verließ. Aber es blieb nicht der letzte Abschied...
 

"Waaah, wie konnte sowas nur passieren? Ich hab mir doch extra drei Wecker gestellt!" Sie huschte durchs Zimmer und kramte ihre Schulsachen zusammen. "Und das, wo doch die tradionelle Morgenzeremonie ist! Wer da fehlt, erlebt die Hölle!" Sie schnappte sich ihre Schultasche und stürmte aus dem Zimmer. Kero-chan folgte ihr.

  "Tz!" Er verschränkte die Arme. "Meine Schuld ist das nicht."

  Sakura eilte zum Esstisch, wo auch schon ihr Vater Fujiataka und ihr Bruder Toya saßen. "Morgen!"

  "Wie immer zu spät, Miss Godzilla!" Toya grinste wie immer breit, ehe er Kero-chan einen misstrauischen Blick zuwarf. Zur Erklärung: Es war nicht schon immer so, dass Kero-chan sich im Hause Kinomoto vollkommend frei bewegen konnte. Früher musste er sich immer als Plüschtier ausgeben, denn keiner durfte wissen, dass er lebendig ist, nichtmal Sakuras Familie. Aber seitdem Toya und auch ihr Vater von Sakura, den Clow-Cards und allen anderen wissen, akzeptieren sie den Wächter des Siegels in seiner Plüschtier-Version - aber nur in dieser!

  "Dein erster Tag heute in der 2. Klasse, und schon so spät. Wie hat sich Miss Godzilla gedacht, das noch rechtzeitig schaffen?"

  Sakura wurde rot vor Scham, aber auch Wut. "Und du, O-nii-chan? Müsstest du nicht auch schon längst unterwegs sein?"

  Toya winkte ab. "Nein, und das hat mehrere Gründe, die du vielleicht kennen solltest - sogar kennen würdest, wenn dein Hirn nicht noch oben im Zimmer wär und ein Nickerchen halten würde!" Er sah sie grinsend an, als er merkte, wie sie vor Wut zu kochen begann. "Erstens gehe ich nicht mehr zur Schule, wie du vielleicht mittlerweile schon bemerkt haben solltest, sondern studiere - und das schon seit zweieinhalb Jahren. Zweitens hab ich momentan Semesterferien, also muss ich demnach heute nur zur Arbeit, und bis dahin habe ich noch minimal Zeit." Sakura dachte schon, er wär fertig, aber dann holte er Luft zum finalen Schlag. "Und selbst als ich noch zur Schule gegangen bin: Seit dem du den Knirps hast und mir nicht mehr hinterher eilst, um mit mir und Yuki zur Schule zu fahren, fuhr ich praktischerweise mit dem Motorrad zur Schule, frei nach dem Motto »Für Irgendwas muss es ja gut sein, ein Motorrad zu haben« !

  Als die Sprache auf "den Knirps" fiel, wurde Sakura puderrot. Natürlich wusste Sakura, dass ihr Bruder mittlerweile zur Uni ging, aber wenn er hier war, erinnerte es sie an früher, und da konnte es schonmal passieren, dass man dieses klitzekleine Detail übersah - es war einfach noch alles so ungewohnt, und wahrscheinlich würde sie sich nicht mal dran gewöhnen, wenn Toya schon 6 Jahre außer Haus wohnen würde! Früher war sie immer auf Inlinern zusammen mit Toya, welcher mit dem Fahrrad zur Schule fuhr, mitgefahren, um ihrem Schwarm Yukito näher zu sein. Aber erstens fuhr sie für gewöhnlich nicht mehr mit Inlinern zur Schule - dafür war sie einfach zu alt geworden, fand sie -, zweitens ging Toya nun schon lang nicht mehr zur Schule - und mit ihm Yukito -, und drittens schwärmte sie auch schon lang nicht mehr Yukito - was seine Gründe hatte...

  "Hah!" Da kam ihr die rettende Idee. "Ich benutze einfach Fly, dann bin ich in Null-Komma...-"

  Dong! Schon hatte sie von Kero-chan eine übergebraten bekommen. "Oh, nein, so nicht! Du weißt ganz genau, dass die Karten nicht zu deinem persönlichen Vorteil bestehen!"

  Natürlich wusste sie das! Dennoch grummelte sie: "Menno, wozu soll ich sie denn sonst benutzen? Es ist sooo langweilig, seitdem nichts mehr passiert, und... Waaaah!" Sie schrack hoch, als ihr Blick auf die Uhr fiel. "Nein, viel zu spät, viel zu spät!" Schnell würgte sie die letzte Scheibe Brot hinunter, dann verabschiedete sie sich hastig bei ihrem Vater und bei dem Foto ihrer Mutter Nadeshiko. Im Flur hörte man sie kurz rumhamptieren.

  "Und wehe, du benutzt Fly um rechtzeitig anzukommen!", rief ihr Kero-chan hinterher.

  "Nein, nein, keine Sorge - ich benutz zur Ausnahme nochmal die Inliner! Bis später!" Und dann fiel die Tür ins Schloss.

  "Arg, dieses Mädchen...", stöhnten Kero-chan und Toya gleichzeitig, woraufhin sie sich beide böse Blicke zuwarfen. Das sie sich nicht sonderlich mögen, muss man an dieser Stelle wohl nicht noch extra erwähnen, oder?
 

"Waaah..." Sakura raste mit einem Affenzahn die Straße herab - das sie mit niemanden zusammen stoßte, schien ein Wunder. Sie war schon länger nicht mehr gefahren, über ein Jahr war es her. Eigentlich... schon seit dem Herbst, jener Herbst, den sie plötzlich ganz alleine verbringen musste...

  Seit dem Herbst hatte sich vieles verändert. Durch die Magie von Clow konnte plötzlich auch ihr Vater Nadeshiko sehen, welche bisher nur für Toya zu sehen gewesen war. Diese hatte ihm auch alles erklärt, die ganze Geschichte, von Clow und den Karten, denn Nadeshiko hatte als stille Wächterin über die Familie alles mitbekommen. Als er dann Sakura darauf angesprochen hatte, hatte sie nicht mehr abgestritten. Und so kam es nach und nach, dass die Familie Kinomoto es akzeptierte, dass sie alle magisch begabt waren und dass Sakura die Herrin der Clow-Cards - welche sogesehen aber keine Clow Cards mehr waren - war. Auch Kero-chan wurde in die Familie mit aufgenommen, und seitdem wohnten sie 4 "einträchtig" zusammen. Viel verändert hatte sich an der Familie selbst jedoch nichts: Fujitaka war immer noch der herzenswarme Mensch und Toya immer noch der fiese, große Bruder. Nur Kero-chan flog nun überall rum und musste sich nicht mehr verstecken. Und Toya hatte mittlerweile die Seijou-Oberschule verlassen und ging zusammen mit Yukito auf die Todaii (Toyko Daigaku) in Tokyo. Dass er momentan daheim war, lag einzigst an den Semester-Ferien, die sie gerade hatten. Das bedeutete im Großen und Ganzen, dass Toya nur noch alle zwei bis drei Wochenenden daheim war und es sehr einsam im Hause Kinomoto geworden war, denn Fujitaka war auch sehr oft auf Reisen. Sakura war also bis auf Kero-chan sehr oft allein daheim.

  Was mit Sakuras Mutter war? Vielleicht könnt ihr es euch bereits denken... Sakuras Mutter Nadeshiko war gestorben, als Sakura grad mal 3 Jahre war. Aber wirklich weg war sie nie, im Gegenteil: Noch heute wacht sie stets mit ihrem warmen Lächeln über ihre Familie. Und sogar Nadeshikos Familie, die schon seit jeher gegen die Verbindung von Fujiataka und Nadeshiko waren, stehen mittlerweile hinter Fujitaka - was zum Teil auch Sakura zu verdanken ist, denn mit ihrer lieben und warmen Art hat sie die gesamte Familie verzaubert und ihnen gezeigt, dass es richtig von Nadeshiko war, Fujitaka zu heiraten. So hat Sakura mittlerweile auch ihren Urgroßvater Masaki Amamiya kennen gelernt, dem sie bei einem Sommerurlaub schon einmal begegnet war, ohne aber zu wissen, dass es sich dabei um ihren Urgroßvater handelt. Und auch Sonomo Daidouji, die Mutter von Tomoyo und die Cousine von Nadeshiko, hat mittlerweile ihren Groll gegenüber Fujitaka aufgegeben.

  Seit jenem Herbst hat sich aber nicht nur das Familienleben von Sakura etwas verändert. Seitdem ist sie auch erwachsener und ausgeglicher geworden. Sie ist immer noch ein fröhliches Mädchen, nur umgibt sie nun die strahlende Wärme, die man bei ihrer Mutter immer verspürt hatte. Und jeder, der sie kennt, weiß, woran das liegt...

  "Zu spät, zu spät, viiiiel zu spät!" Sakura eilte immer noch durch die Straßen, als die am Straßenrand eine bekannte Person erspähte. "Yukito-san!"

  Der Angesprochene, Yukito Tsukishiro, sah auf, und lächelte dann in typischer Yukito-Manier. "Sakura-chan - Guten Morgen!"

  "Morgen." Sakura wurde etwas langsamer, blieb aber nicht stehen - etwas, was sie früher ohne Zweifel getan hätte, egal, wie spät sie gewesen wäre. "Wartest du auf Aniki?"

  "Aniki? Nennst du deinen Bruder seit neustem so?"

  Sakura nickte. "Ja - aber nur, wenn er nicht da ist! Und, wartest du auf den?"

  Yukito nickte, woraufhin Sakura lachen musste. "Dann kannst du noch lang warten, der sitzt immer noch gemütlich am Esstisch!" Doch ehe Yukito etwas erwidern konnte, wurde sie auch schon wieder schneller. "Arg, tut mir leid, ich muss schnellstens weiter! Mata ne!"

  Yukito sah ihr noch kurz winkend nach, dann hörte er ein Geräusch. Es war Toya, welcher mit dem Motorrad und gewohnt grimmigen Blick angefahren kam. "Arg, dieses Mädchen...", stöhnte er, als er sah, in welch atemberaubender Geschwindigkeit Sakura um die Ecke bog. "Sie wird sich sicher noch weh tun..." Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. "Und was soll das eigentlich heißen, »Da kannst du aber noch lang warten«, häh?"

  Yukito musste lachen. "Du bist ein guter großer Bruder, aber Sakura wird auch langsam erwachsen." Daraufhin brummte Toya nur etwas unverständliches. Typisch Toya, würde jemand sagen, der ihn sehr gut kennt. Er gibt es zwar nur ungern zu, aber ihm liegt viel am Wohl seiner kleinen Schwester. Aber Yukito hatte Recht. Sakura wurde in der Tat langsam erwachsen, und das wusste Toya auch - dass es ihm dennoch schwer fiel, dies auch zu akzeptieren, erkannte jeder sofort, der ihn besser kannte.

  Was keiner von den dreien wusste: Sie wurden die ganze Zeit über von jemanden beobachtet...
 

"Sakuraaaaaaa-chaaaaaaan!"

  Ehe sich Sakura versehen konnte, hatte sich schon ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren an sie geschmissen. "Sakura-chan!"

  Bei der Schwarzhaarigen handelte es sich um niemand anderen als Tomoyo Daidouji, Sakuras allerbeste Freundin seit der 3. Klasse der Grundschule. Tomoyo sah Sakura an wie jemanden, den sie schon ewig nicht mehr gesehen hatte, und das mit Recht: Man konnte es wirklich schon ewig nennen, seitdem sich Sakura und Tomoyo das letzte Mal gesehen hatten. Dabei hing Tomoyo in allen Massen an Sakura, sie vergötterte sie nahezu.

  "Tomoyo, ich bin auch so froh, endlich wieder mit dir in einer Klasse zu sein!"

  Das 1. Jahr der Mittelstufe ließ sich wirklich als grausam bezeichnen. Sakura war in einer Klasse gelandet, in der sie bis auf Rika Sasaki niemand gekannt hatte. Sogar Tomoyo war in einer anderen Klasse gelandet - für die beiden Mädchen ein harter Schock, waren sie seit der 3. Unterstufe doch immer zusammen gewesen. Natürlich hatte Sakura auch in dieser Klasse Freunde gefunden, doch mit niemand anderen verstand sie sich besser als mit ihren Freunden aus den Grundschul-Tagen. Umso schöner war es, als sie sah, dass neben Tomoyo auch wieder Chiharu Mihara und Takeshi Yamazaki in der Klasse waren. Schade dagegen war es, dass Rika und Naoko Yanagisawa in einer anderen Klasse waren als sie.

  Sakura hatte es dank den Inlinern - und etwas Hilfe der Karte The Dash - doch noch rechtzeitig zur tradionellen Schulanfangs-Zeremonie geschafft. Danach hatte sie auf dem Schild, auf dem alle Schüler und ihre neuen Klassen stehen, heraus finden müssen, in welche Klasse sie gehen würde, und dabei schon in Erfahrung bringen können, dass sie mit Tomoyo in einer Klasse sein würde. Sichtlich gut gelaunt war sie dann in ihr neues Klassenzimmer gestiefelt, und dort ist ihr dann auch gleich Tomoyo in die Arme gefallen.

  "Du ahnst gar nicht, wie glücklich ich bin, wieder mit dir in einer Klasse sein zu dürfen, Sakura-chan." Tomoyo strahlte übers gesamte Gesicht hinweg. Tomoyo und ihre Beziehung zu Sakura, das war so eine Sache für sich. Jemand, der nicht so naiv wie Sakura war, hätte wahrscheinlich längst gemerkt, dass da weit mehr dahinter stecken dürfte als nur bloße Freundschaft, aber Sakura war in solchen Dingen nunmal ein kleines Dummchen - eine weitere Sache, die Tomoyo so sehr an Sakura liebte. Prinzipell gab es an Sakura nichts, was Tomoyo nicht toll fand. So überrascht es auch nicht, dass Tomoyo zunächst die einzigste Person war, die von Sakuras Doppelleben als Card Captor Bescheid wusste. Ein Umstand, der Sakura noch viel toller für Tomoyo machte, denn so konnte Tomoyo endlich all ihre Pläne, welche sie schon so lange für Sakura geschmiedet hatte, in die Realität umsetzen. Diese Pläne sahen so aus, dass Tomoyo es sich nicht nehmen ließ, für Sakura bei jedem neuen Einsatz ein neues Kostüm zu schneidern und letztendlich den kompletten Einsatz dann auf Band zu bannen. Wenn jemand heute also einen Beweis für Sakuras Doppelleben haben wollte, so müsse er nur Tomoyo fragen, welche fast jeden Einsatz auf Kasette gebannt hat. Dabei war es ihr egal gewesen, wie gefährlich die Mission war. Es gab nur eines, wovor Tomoyo immerzu Angst gehabt hatte: Mal einen Einsatz von Sakura nicht auf Band bannen zu können! Aber Tomoyo filmte auch abseits ihrer nächtlichen Abenteuer, so gab es kaum Momente in Sakuras Leben, die nicht auf Band waren, beispielsweise Sakuras erstes Geschenk für Yukito, ein gemeinsames Sommerfest, eine Theateraufführung, in der Sakura der Prinz und Shaoran die Prinzessin war, wie Sakura Yukito ihren Bären übergab, und vieles mehr. Wenn es also etwas gab, was Tomoyo tief unglücklich machen konnte, dann eine versäumte Gelegenheit, Sakura in all ihrer Schönheit filmen zu können.

  "Sakura-chan!"

  Sakura sah zur Tür, wo Rika stand. "Rika-chan, Ohaiyo!" Wie hübsch sie doch geworden war! Rika war damals, als Sakura von seiner Abreise erfahren hatte, die gewesen, die sie wieder aufgemuntert hatte. Sie selbst hatte einen Erwachsen Freund, den sie wegen dessen Arbeit nicht oft sehen konnte, und dennoch hatte sie Sakura Mut gemacht: Wenn sie sich wirklich lieben würden, würde Sakura ihren Erwählten sicher wieder sehen. Bisher hatte sich diese Vorhersehung nicht erfüllt; Sakura wartete immer noch sehnsüchtig auf den Tag, an dem er endlich wieder bei ihr war, aber dankbar war sie Rika dennoch über alle Massen. Denn ohne Rikas Hilfe hätte sie ihm vielleicht nicht mal gesagt, was sie für ihn empfindet, und er hätte ohne eine Antwort in sein Heimatland zurückkehren müssen. So aber konnte Sakura sich endlich dazu aufraffen, sich ihre wahre Gefühle einzugestehen.

  "Wie schön, dich wieder zu sehen, Sakura-chan. Oh, du bist wieder mit Tomoyo-chan in einer Klasse, das freut mich." Sie lächelte, nur um kurz darauf zu seufzen. "Bei mir ist neben Naoko niemand mehr in der Klasse, ich beneide euch. Oh, Chiharu-chan, ohaiyo!" Sie winkte Chiharu zu, und dann Yamazaki. "Morgen, Yamazaki-kun!"

  "Ich finds auch schade, dass wir nicht alle in einer Klasse sein können, aber wir können ja die Pausen zusammen verbringen. Und Schwimmen haben alle Mädchen zusammen, das ist toll!" Sakura hatte die Hände verschrenkt und lächelte freudig. Es war wirklich schön, nach den Ferien wieder alle gesund und munter zu sehen!

  "Uhm, Sakura-chan..."

  Sakura sah auf. "Ja?" Tomoyo stand hinter ihr, mit hinter dem Rücken verschrenkten Armen. "Sakura-chan... heute ist doch der 1. April, nicht wahr?" Sie lächelte dieses bezaubernde Lächeln, woraufhin Sakura erröten musste. Das hatte sie komplett vergessen!

  "Alles Gute zum Geburtstag, Sakura-chan!" Nicht nur Tomoyo, auch Rika, Chiharu und Yamazaki-kun gratulierten mit.

  "Waaah, ihr habt alle dran gedacht?" Sakura war tomatenrot geworden. Es freute sie, dass ihre Freundinnen dran gedacht hatten, und sie bekam sogar von jedem ein kleines Packetchen überreicht. "Uhm, Geschenke wären doch nicht..."

  "Kein Aber, Sakura-chan!" Chiharu lächelte freundlich.

  Plötzlich tauchte Yamazaki mittem im Kreis auf. "Apropo Geburtstag, wusstet ihr, dass man in China zum Geburtstag statt eines normalen Geschenkes etwas schenkt, was nur die Person selbst einem schenken kann? Also, wenn ihr versteht, was ich meine..." Er grinste breit, und Chiharu wurde rot - anscheinend war sie die einzigste, die verstand, was er meinte.

  Als das Wort China fiel, wurde Sakura noch einen Tick röter - und nervöser. "So?" War alles, was sie dazu sagen konnte.

  "Genau so ist es. Und dann gibt es noch den Brauch, dass man...-" Da war auch schon Chiharu an seinem Ohr und zog ihn fort. "Hai, Hai - erzähl deinen Lügen wem anders." Das war ihre typische Art, wie sie mit Yamazaki umging, wenn er wieder irgendwelche Geschichten erzählen wollte. Die beiden kannten sich schon aus Kindergartentagen, daher wusste Chiharu von allen wohl am besten, wie man mit Yamazaki umzugehen hatte. Die beiden passten einfach perfekt zusammen.

  "A-ach...? D-das war eine Lüge...?" Sakura kicherte, aber jeder, der sie kannte, wusste, dass sie das nur tat, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Unnötig zu erwähnen, dass auch jeder wusste, wieso sie verlegen war.

  "Du hast doch eh nicht verstanden, wie dieses spezielle Geschenk aussehen soll, nicht wahr?", spöttelte Tomoyo leicht und lächelte dabei. Und Sakura musste sich gestehen, dass sie es wirklich nicht verstanden hatte.

  Die Mädchen sprachen noch einige Zeit lang miteinander, als ein dunkelhaariger Junge in der Tür erschien. Er schien sehr nervös zu sein, da er sich nicht mal traute, die Mädchen auf sich aufmerksam zu machen. Aber das war auch nicht nötig - Sakura merkte, dass jemand hinter ihr steht. "Huh?"

  Als Sakura sich zu ihm umdrehte, erschreckte dieser so offensichtlich, dass Sakura sich prombt schuldig fühlte. "Huch? Alles okay?" Sie lächelte ihm freundlich zu, woraufhin der Junge etwas rot wurde.

  "Ehm... ist... i-ist das hier die Klasse... 2-5?" Er starrte sichtlich verlegen den Boden zu seinen Füßen an.

  Sakura sah kurz ratlos zu ihren Freundinnen, dann nickte sie. "Uhm, hai. Bist du neu hier?"

  Der Junge nickte ebenfalls.

  "Oh, dann herzlich willkommen an der Tomoeda-Mittelschule!" Sakura gab sich Mühe, freundlich und lieb zu lächeln - ein Lächeln, was reihenweise Herzen zum Schmelzen bringen konnte! Daraufhin wollte der Junge etwas erwidern, doch in dem Moment hörte man von weitem eine Stimme schreien.

  "Aaaaaa-Kiiiiii-Raaaaaaaaaa!" Von weitem kam jemand angerannt, und der Junge vor ihnen zuckte zusammen.

  "Akira?", fragte Tomoyo und lächelte. "Bist du das?"

  Ein Nicken. Zu mehr kam er auch gar nicht mehr, den in dem Moment kam ein Mädchen mit langen, dunklen Haaren, welche sie zu zwei Zöpfen gebunden hatte, den Gang entlanggerannt. "Nii-chan, da bist du ja!"

  "Anscheinend seine Schwester", flüsterte Tomoyo Sakura zu, die daraufhin nur nickte. "Scheint so."

  "Aneki, w-was... was machst du hier?" Akira war knallrot geworden, als ob er sich für seine Schwester schämen würde. Diese hatte ihn auch schon im Klammergriff. "Schauen, ob du dich hier zurecht findest, das tue ich hier - und zur Schule gehen, aber das ist was anderes!" Sie grinste, dann sah sie zu den Mädchen. "Seid ihr bei meinem Nii-chan in der Klasse?" Sie musterte jede ganz genau, aber besonders lange blieb ihr Blick bei Sakura haften.

  Tomoyo nickte und lächelte. "Ja, sind wir."

  "Aaaaaah, wie niedlich!" Sie schien wegzuschmelzen. Dann warf sie einen Blick auf die Uhr - und erschrak. "Arg! Ich muss ja schon wieder los, der Unterricht beginnt ja gleich!"

  In dem Moment schien auch Rika einzufallen, dass sie ja nicht mehr in der selben Klasse wie Sakura und die anderen war. "Stimmt ja, ich muss dann auch los. Bis später in der Pause!" Sie verbeugte sie schnell, dann lief sie geschwind los.

  "Machts gut, ihr Süßen, und passt mir gut auf meinen Akira auf!" Sie zwinkerte, dann rannte sie mit Karacho los - und ihr Bruder stand da wie bestellt und nicht abgeholt, sichtlich verloren in der aktuellen Sitaution.

  Sakura seufzte. "Wir sollten auch auf unsere Plätze, der Sensei kommt bestimmt gleich..." Ingesheim dachte sie, dass das ja nur heiter werden konnte.
 

"Und wenn X gleich Y ist, ergibt sich in diesem Falle daraus..."

  Sakura seufzte. So war heut schon ihr 14. Geburtstag. Der zweite ohne ihn. Aber sie würde stark sein...

  "Damit ist die Stunde beendet. Denkt an die Hausaufgaben. Wenn etwas unklar ist, kommt zum Lehrerzimmer. Schönen Tag noch!" Die Klasse verbeugte sich, dann ging der Lehrer. "Aaahh..." Wieder seufzte das frisch 14 gewordene Mädchen.

  "Sakura-chan, was ist denn los?" Tomoyo, die wie in alten Tagen wieder neben ihr saß, beugte sich zu ihr hinüber. Sie hatte dieses typische »Allwissende-Tomoyo-Lächeln« auf den Lippen.

  Sakura errötete. "Uhm..." Weiter kam sie nicht, weil in dem Moment Chiharu angerannt. "Sakura-chaaaaan, wir haben Klassendienst, und...-" Ehe sie sich versah, hatte sie die Tasche von Sakura umgeworfen. "Ah!"

  Noch ehe Sakura es verhindern konnte, purzelte etwas kleines, pelziges und grünes aus ihrer Tasche hervor. "E-ein... Teddy?"

  Das Braunhaarige Mädchen wurde rot wie ein Krebs. "Äh... ja..." Sie sah beschämt zu Boden und nahm dann den Teddy auf den Arm. "M-mein... Glücksbringer. Ohne ihn gehe ich nicht mehr aus dem Haus... Immer wenn ich traurig bin, nehm ich den Bären, dann fühl ich mich besser... Er gibt mir Kraft und Mut, und ich fühle mich einfach wohler, wenn er bei mir ist..." Bei diesen Worten drückte sie den Bären ganz stark an sich. "Kindisch, nicht wahr?"

  Tomoyo beobachtete Sakura kurz, dann begannen ihre Augen zu glänzen. "Nein, ganz und gar nicht - Im Gegenteil! Du bist ja so unglaublich hübsch geworden, Sakura-chan! Das kann nur die Liebe sein!" Bei den Worten hatte man das Gefühl, dass Sakura zum einen noch röter wurde - obwohl man das hätte eigentlich gar nicht mehr für möglich halten können - und zum anderen hätte man denken können, eine Gewitterwolke habe sich im Klassenzimmer über eine gewisse Ecke gelegt - da, wo ein paar Jungs sitzen und Sakura schon schmachtenden Blicke zuwerfen. Wie war das gleich nochmal mit dem Lächeln, der reihenweise Herzen zum Schmelzen bringen konnte? Anscheinend war dieser Fall schon eingetroffen.

  "T-tomoyo!" Sakura wollte gerade darauf erwidern, was sie von dieser Theorie hielt, als sie das starke Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Doch als sie sich in die Richtung, aus der das Gefühl kam, wandte, nämlich in Richtung Vorderer Türe, sah sie nichts. Das einzigste, was sie merkte, war Akira-kun, der in der selben Reihe wie sie saß - vorletzte - nur direkt am Schulflur und zu ihr hinüber sah. Doch als sie winkte, steckte er eiligst die Nase zurück in die Bücher. Seltsam, dachte Sakura, machte sich aber nichts weiter daraus. Nebenbei fragte sie sich, wie Akira wohl mit Nachnamen hieß - ingesheim war es ihr peinlich, ihn beim Vornamen zu nennen, obwohl er es ihr noch nichteinmal angeboten hat.

  Auch Chiharu musste was dazu sagen: "Nein, wirklich, du bist so ultra hübsch geworden, und siehst nun so gescheit aus, so erwachsen, Sakura-chan. Da macht das mit dem Teddy rein gar nichts - und überhaupt, viele Mädchen haben solch einen Glücksbringer, und solange er dir persönlich hilft, ist es doch egal, ob das dich kindischer wirken lässt oder was die anderen darüber denken!" Sie seufzte kurz und dachte wohl an etwas weit zurück liegendes, dann seufzte sie erneut und meinte nur noch: "Ich beneide dich wirklich!"

  Sakura versuchte abzuwinken, aber nun war es wieder soweit: Tomoyo hatte ihre absolute »Sakura-Schwärm-Phase«! "Ach, nein, wenn meine Mutter dich gerade sehen würde, Sakura-chan, sie würde betonen, wie sehr du doch deiner Mutter gleicht. Sakura-chan, du bist wirklich das niedlichste Mädchen aller Zeiten!"

  "D-du... neigst dazu, zu übertreiben...", versuchte Sakura verlegen lächelnd rauszubringen. Es war wirklich manchmal unheimlich, wie Tomoyo sich benahm! Vor allem, weil gerade Tomoyo selbst eine total Schönheit war: Sie hatte langes, wallendes und schwarzes Haar, einen sehr hellen Taint, eine unheimlich schöne Stimme - mit der sie auch noch wunderschön singen konnte, immerhin war sie auch an der Mittelschule im Schülerchor -, eine total liebreizende Art, war sehr führsorglich, konnte wunderbar kochen und backen, hatte feine Manieren, und obwohl sie reich war, war sie weder eingebildet noch voreingenommen, sondern sah der Welt und den Menschen in ihrer Umgebung immer mit offenen Augen und Sinnen entgegen. Sie war eigentlich so gesehen die perfekte Hausfrau und die perfekte Freundin, welches sich ein Junge überhaupt nur wünschen konnte - dass sich die Jungs nicht reihenweise in sie verliebten, konnte Sakura nach wie vor nicht verstehen. Wäre sie ein Junge, sie hätte Tomoyo sicher total toll gefunden!

  Doch ehe sie noch etwas sagen konnte, kam die neue Klassenlehrerin herein. "Alle aufstehen!"

  In der nachfolgenden Unterrichtsstunde mussten sich alle Schüler erstmal einzeln vorstellen. So erfuhr Sakura z. B. auch, dass Akira mit Nachnamen Eridor hieß. Sakura fand, dass dieser Name sehr ungewohnt klang, japanisch schien er auf jeden Fall nicht zu sein, aber sie würde ihn daher natürlich beim Nachnamen rufen, außer, er würde ihr den Vornamen anbieten. Sie erfuhr natürlich auch ein paar andere Namen, aber da es in der Klasse fast nur Jungs gab, war es sehr schwer, sich alle mit den dazu gehörigen Geschichtern zu merken, und so hatte Sakura nach wenigen Minuten bereits die Hälfte wieder vergessen.

  Sakura seufzte. Sie musste an den grünen Teddy in ihrer Tasche denken, der ihr so viel bedeutete. Oft hatte sie bisher schon weinen müssen, wenn sie ihn im Arm hielt; wenn es darum ging, war sie ganz und gar nicht so stark, wie sie immer tat. Mit dem Teddy im Arm kamen die Erinnerungen an ihn, an all die gemeinsamen Momente, an die gemeinsamen Kämpfen... - an den so schmerzvollen und abrupten Abschied. Sie hatte ihm nie wirklich sagen können, was sie für ihn empfand, denn sie wurde es sich erst bei seiner Abreise ihrer Gefühle bewusst. Er weiß, dass er der Erwählte ihres Herzens ist, aber sie konnte ihm nie "Ich liebe dich" sagen, im Gegensatz zu ihm. Wäre sie sich doch nur früher ihrer Gefühle bewusst geworden! Vielleicht hätte sie sogar seine Abreise verhindern können? Okay, sie wusste, dass dem sicherlich nicht so gewesen wäre, aber sie stellte es sich dennoch vor. Doch egal, was gewesen wäre, wenn sie es so oder so gemacht hätte: sie konnte es nicht mehr ändern, dazu war es zu spät, und so musste sie darauf hoffen, dass er eines Tages zurück kehren würde, so, wie er es ihr versprochen hatte. Und so ging die Vorstellungsrunde voran, während Sakura darauf hoffte, dass jener Tag der Wiedervereingung bald eintreffen würde. Und dann musste Sakura vor an die Tafel. "Nun du, Kinomoto-san."

  "Kopf hoch, Sakura-chan, das schaffst du schon!", rief ihr Tomoyo zu, als sie merkte, wie nervös Sakura war. "Uhm, danke!"

  Vorne bei der Tafel angekommen, sah sie erstmal kurz die Lehrerin an, deren Name Aoyama-sensei war. "Also, Kinomoto-san?"

  Sakura nickte. "Uhm..." Dann nahm sie viel Luft. Und dachte an ihre Formel, die unbesiegbar macht: Alles wird gut. Sie half sogar in Momenten wie diesen, die eigentlich nicht sehr bedrohlich sind, aber sie hilft Sakura einfach, wieder klarer denken zu können, und plötzlich war ihre Nervösität weg. "Also, mein Name ist Sakura Kinomoto, und ich bin 14 Jahre alt. Mein Geburtstag ist der 1. April, und meine Blutgruppe ist A. Ich mag Sport und Musik, und Mathematik mag ich gar nicht." Dabei mussten viele in der Klasse lachen, und schon ging es Sakura wieder gut. Sie war froh, dass sie in einer Klasse war, in der es anscheinend nur nette Leute gab. "Uhm... ich bin im Schulclub für Cheerleader, und ich mag Kirschblüten und den Frühling, und ich liebe Omraisu und Nudeln. Uhm... ich bin sehr sportlich, würde ich sagen! Ehm... ja, ich hoffe, dass wir Freunde werden!" Zum Schluss dieses ultra hübsche, offene und ehrliches Lächeln, und schon schien sie die komplette Klasse in ihren Bann geschlagen zu haben. Aber als sie grad zurück an ihren Platz gehen wollte, wurde sie von Aoyama-sensei zurück gehalten. "Kinomoto-san, du sagtest, dein Geburtstag sei der 1. April?"

  Ein Nicken. "Hai"

  "Na, wie wunderbar, das ist ja heute! Da haben wir also gleich am 1. Schultag ein Geburtstagskind in unserer Klasse. Wir bereiten in der nächsten Stunde eine kleine Feier vor, würde ich vorschlagen!" Und alle in der Klasse gratulierten Sakura, welche gar nicht gewohnt ist, so im Mittelpunkt zu stehen, und schon fast bereute, ihren Geburtstag erwähnt zu haben.

  Tomoyo bereute in diesem Moment nur eines: Das sie ihre Kamera nicht dabei hatte!
 

"Aaaah... was für ein anstrengender Tag..." Sakura legte den Schwamm an die Tafel, mit dem sie bis eben noch die Tafel geputzt hatte. "Ich wünschte, ich wär noch in der Unterstufe!" Da war eh alles viel schöner, in vielerlei Hinsicht. Sie dachte gern an die Zeit zurück, in der Shaoran und Eriol noch in ihrer Klasse waren, oder an die Zeit, als Meilin in der Klasse war oder in der Mizuki-sensei Lehrerin in ihrer Klasse war. Und außerdem war da das Leben zumindest noch spannend gewesen. Es mochte verrückt klingen, aber es gab Tage, da vermisste sie die Jagd nach den Clow-Cards regelrecht.

  Tomoyo lächelte daraufhin nur. "Ach, das schaffen wir schon! Hauptsache, wir sind wieder in einer Klasse!" Dabei sah sie Sakura mit glänzenden Augen an, sodass dem braunhaarigen Mädchen nichts anderes übrig blieb, als verlegen lächelnd zu nicken. "G-genau, du sagst es!" Sie schrieb noch schnell die Berichte in das Klassenbuch, dann rief sie "Fertig".

  Auf dem Weg zum Klassenzimmer schwiegen sie zunächst. Tomoyo begnügte sich damit, einfach nur in Sakuras Nähe zu sein, während Sakura tief in Gedanken versunken war. In Gedanken war sie schon daheim und fragte sich, ob er schon angerufen hat. Wenn sie ihn doch nur endlich wieder sehen konnte! Aber er war so weit weg, und welche Möglichkeiten hatte sie als Mittelschülerin denn schon...?

  "Sag mal, Sakura-chan..."

  Sakura schreckte aus ihren Gedanken hoch. "Uhm?!"

  "Bedrückt dich irgendetwas?" Tomoyo sah sie ernst an, die Sorge um Sakura ins Gesicht geschrieben.

  Darauf schüttelte die einstigte Card Captor den Kopf. "Nein. Wieso?" Sie versuchte, zu lächeln, was jedoch nicht so ganz gelang, wie sie es sich erhofft hatte.

  "Nur so ein Gedanke... du siehst so...-" Sie brach ab. Sakura hatte gerade die Tür zum Lehrerzimmer geöffnet, doch noch bevor sie ins Lehrerzimmer gehen konnte, hatte Tomoyo ihre Hand gepackt. "Aah, Sakura-chan!"

  "Ja?" Sakura sah etwas überrascht aus, dann nahm die Verwirrung Oberhand. "Was gibt es denn?" Die Tür zum Lehrerzimmer stand immer noch offen, Sakura hatte sich jedoch nun gänzlich zu Tomoyo gewandt und sah sie mit schrägem und verwirrten Blick an. Und Tomoyo brach sozusagen der kalte Schweiß aus. "Ehm... W-wir..." Fieberhaft überlegte sie, was sie als Ausrede nutzen konnte, ohne dabei lügen zu müssen. Würde sie Sakura eine Lüge auftischen, bestand die Gefahr, dass das ans Licht kam. Und wenn das passieren würde, würde Sakura nur noch misstrauischer werden. Sie dachte schon, dass ihr nichts einfallen würde, doch dann fielen ihr die letzte Worte der Klassenlehrerin ein: Der heutige Klassendienst bringt diesen Stapel Bücher bitte ins Lehrerzimmer! Na bitte, genau das, wonach Tomoyo gesucht hat! "Ahja, genau! Wir haben die Bücher im Klassenzimmer vergessen, die wir ins Lehrerzimmer bringen sollten!" - Was keine Lüge war; sie hatten tatsächlich vergessen, die Bücher ins Lehrerzimmer zu bringen (Aber das wusste Sakura bereits nicht mehr, sie hatte den Auftrag längst schon wieder vergessen)."Komm, lass sie uns holen, bevor es Ärger gibt!" Eilig nahm sie Sakura bei der Hand und zog sie mit sich.

  "Uhm... Und du frägst mich eben, ob alles bei mir okay sei? Ich denke, diese Frage müsste man eher dir stellen!" Obwohl das 14. Jährige Mädchen lächelte, fragte sie sich dennoch, was mit Tomoyo los war. Bücher ins Lehrerzimmer bringen? Davon hatte sie gar nichts mitbekommen! Oder konnte es sein, dass sie es einfach nur wieder vergessen hatte? Unmöglich war das nicht, eher wahrscheinlich sogar. Daher schwieg Sakura lieber, bevor es noch peinlicher wurde.

  Auf dem Weg ins Klassenzimmer begegnete ihnen Chiharu. "Oh, Chiharu-chan, du hast ja die Bücher mit dabei!" Tatsache, die hatte einen Stapel mit Büchern dabei. "Ja, die müssen doch ins Lehrerzimmer. Ein paar sind zwar noch im Klassenzimmer, aber die holt gerade Yamazaki-kun." Sie lächelte munter. Dann fiel ihr Blick auf das Klassenbuch in Sakuras Armen. "Das Klassenbuch nehm ich gleich mit, hai? Dann müsst ihr nicht wieder zum Lehrerzimmer zurück laufen."

  "Was, wirklich? Das würdest du tun, Chiharu-chan?"

  Ein Nicken. "Hai, ihr habt ja auch schon das Klassenzimmer aufgeräumt und die Tafel gewischt, daher könnt ihr schonmal nach Hause gehen. Ich und Yamazaki-kun machen den Rest."

  Yamazaki, der eben den Flur hinunter kam, nickte, bevor er Sakura das Klassenbuch abnahm. "Genau, keine Sorge, wir machen das schon. Bis morgen!"

  Sakura musste lächeln. "Danke schön, Chiharu-chan, Yamazaki-kun!" Ordentlich verbeugten sich die beiden Mädchen. "Nochmals Danke, und bis morgen!" Und Sakura, welche einen letzten Blick zurück warf, dachte, wie schön die beiden doch zusammen passen, und beneidete die beiden etwas um ihr gemeinsames Glück.
 

"Taidaimaaaaaaa!"

  "Uah, Miss Godzilla ist wieder da!" Hmpf, Toya - wer sonst?

  "Ah, Sakura, da bist du ja! Na, wie war dein erster Tag?" Kero-chan kam gleich angeflogen und flatterte ihr um den Kopf herum. "Mit wem bist du in einer Klasse? Wie sind die neuen Lehrer? Habt ihr Unruhestifter in der Klasse? Ist die Klasse nett? Seid ihr mehr Mädchen oder mehr Jungs? Habt ihr viele Hausaufgaben bekommen? - Sakura, antworte doch mal!"

  "Waaaa, nicht so schnell, Kero-chan, mein armer Kopf!" Der war schon dabei, ein paar Achterbahnrunden zu drehen. Sie zog die Inliner aus und stellte sie in den Schrank, in der Hoffnung, sie zufünftig nicht mehr anziehen zu müssen. So spät wie heute morgen wollte sie nie wieder aufstehen, jawohl!

  "Na, erzählst du jetzt endlich mal?" Kero-chan hatte als Geste seiner Ungeduld die kleinen Ärmchen überschlagen.

  "Sachte, Plüschtier, jetzt soll sie erstmal zum Essen kommen." Es war Toya, der grad im Vorraum angekommen war, mit Schürze und Kochlöffel bewaffnet. "Komm, Nee-chan!" Er nahm Sakura, die völlig überrumpelt war, bei der Hand und zerrte sie mit. Im Wohnzimmer angekommen erlebte das braunhaarige Mädchen eine Überraschung: "Alles Gute zum Geburtstag!"

  Die Familie hatte tatsächlich eine Geburtstags-Überaschungsfeier für sie organisiert! Vielleicht war auch das der Grund, wieso ihr heute morgen keiner der hier anwesenden gratuliert hatte? Weder ihr Vater, noch ihr Bruder oder Yukito haben auch nur etwas erwähnt gehabt - das war ja überhaupt erst der Grund dafür gewesen, dass sie ihn sogar beinahe vergessen hätte! Nicht mal Kero-chan hatte ihr gratuliert, wie ihr im Nachhinein auffiel. Dabei hatte er das sonst immer noch vor allen anderen gemacht, nämlich gleich um Mitternacht!

  Dann bemerkte sie, dass neben ihrem Vater und ihrem Bruder noch ein Gast da war: "Ah, Yue-san! Wie schön, dich nach so langer Zeit wieder zu sehen!"

  Yue hatte lange, weiße Haare, leere, nichtssagende Augen und ist der andere Wächter des Clow-Buchs und mit der Macht des Mondes betraut. Zudem trägt er den Beinamen Der Richter, weil er diejenigen, die von Kerberos - welcher übrigens außerdem den Beinamen Der Erwählende trägt - erwählt wurden, prüft, und darüber richtet, ob sie den Titel Meister der Karten verdient haben. Sakura musste damals gegen ihn kämpfen, und das, obwohl er in seiner menschlichen Form doch niemand anderes als Yukito Tsukishiro ist, in den sie zu diesem Zeitpunkt noch verliebt war. Aber mithilfe ihrer damaligen Lehrerin Kaho Mizuki-sensei und einer Mondschelle, die Clow angeblich extra für Sakura kurz vor seinem Tod angefertig haben soll, konnte Sakura Yue den Richter besiegen, ohne ihm Schaden zufügen zu müssen. Und Yue hat letztendlich eingesehen, dass niemand anderes als Sakura das Zeug dazu hat, die neue Herrin der Karten zu werden. Und seitdem sind er und Sakura mehr oder weniger Verbündete; man könnte sogar fast schon Freunde dazu sagen.

  Jedoch konnte man nach wie vor nur sehr schwer heraus finden, was in Yue vor sich ging. Er sah wie immer sehr gleichgültig aus, und hatte einen in die Ferne gerichteten Blick. Er toleriert Sakura zwar als neue Herrin der Karten und als Freundin, aber sein wahrer Meister würde immer Clow bleiben, das wussten sie alle. Dennoch gab er Sakura die Hand. "Ich wollte dir alles Gute zu deinem Geburtstag wünschen." Wie immer sprach er sie nicht direkt an. Aber Sakura wusste, dass er es ernst meinte, und freute sich außerdem riesig darüber, dass er dran gedacht hatte. Und überhaupt, sie hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen gehabt! Seitdem es nichts ungewöhnliches mehr gab, erübrigte es sich ja auch für ihn, in seiner wahren Gestalt zu erscheinen. Daher war Sakura wirklich überglücklich, ihn nach fast einem Virtel Jahr endlich mal wieder zu sehen! Das letzte Mal hatte sie ihn nämlich vollkommend ohne größeren Grund oder Gefahr gesehen: Kero-chan wollte prüfen, ob Sakuras Magie mittlerweile auch stark genug war, Yue aus seiner Scheinform in sein wahres Ich zu verwandeln - eine Hürde, die Sakura erst vor knapp einem Virtel Jahr hatte meistern können. "Danke, Yue-san - vielen Dank." Dabei drückte sie ihm die Hände.

  Plötzlich erstrahlte hinter ihr der Raum. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Kero-chan seine Flügel ausgebreitet hatte und sich darin eingeschlossen hatte. Das bedeutet, dass er sich in seine Wächter-Form verwandelte.

  "Uah, Kero-chan, wieso verwandelst du dich?" Sakura schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Damit war das Chaos wohl perfekt! Nur gut, dass ihr Vater grad im Schlafzimmer war und ihr Bruder irgendwo oben, weiß der Geier, wo genau!

  Und schon stand vor ihr nicht mehr das kleine Plüschtierchen, sondern ein ausgewachsener Löwe mit riesigen Flügeln. "Ich konnte es mir doch nicht nehmen lassen, dir an diesem besonderen Tag in meiner ursprünglichen Form zu gratulieren. Außerdem - seh ich nicht cool aus?" Auf dem Löwengesicht erschien soetwas wie die Löwenversion eines Grinsens. Dann stupfste er leicht mit der Schnauze gegen ihre Hand. "Alles Gute zum Geburtstag, Süße. Du bist schon so groß geworden, wenn ich an früher zurück denke... eine erwachsene Lady."

  "Danke, Kero-chan." Sie umarmte Kero-chan herzlich, und musste etwas gegen die Tränen kämpfen. "Ich bin so froh, zwei Wächter wie euch als Freunde zu haben!" Dabei lächelte sie auch Yue an, der nur anscheinend anteilslos zur Seite blickte. "Gern gesehen."

  Toya, der gerade das Wohnzimmer betrat, blieb wie vom Donner gerührt stehen. Gebannt starrte er Kero-chan. "Ehm... Was macht der Löwe mit den Flügeln hier?"

  Daraufhin musste Sakura lachen. "Sag bloss, du hast Kero-chan nie in seiner ursprünglichen Version gesehen!"

  Ein Kopfschütteln. Dann ein Schulterzucken. "Uhm, vielleicht - ich kann mich momentan aber zumindest nicht daran erinnern." Er schwieg kurz, um Kero-chan zu mustern. Der Unglaube stand ihm ins Gesicht geschrieben, über das er sich mit der Hand fuhr. "Und das da soll das Plüschtier sein...?" Er schien ihr wirklich nicht glauben zu wollen. Es war halt nicht so alltäglich, plötzlich eine riesengroße Bestie im Wohnzimmer zu haben, und ganz gewiss nicht normal.

  Kero-chan wirbelte herum, und hätte dabei beinahe eine Vase mitgerissen. "Wen nennst du hier ein Plüschtier?", fragte er mit der donnernden Stimme, die er in dieser Version automatisch annimmt. "Pass auf, mit wem du dich anlegst, denn ich bin Kerberos, die Bestie des Siegels, Wächter des Clow-Buches und Erwählender des Meisters der Karten." Er baute sich in voller Montur vor Toya auf, welchem der Schweiß schon buchstäblich auf der Stirn stand. Das er nun eindeutig mehr als nur Chourage vor Kero-chan verspürte, konnte man ihm ansehen.

  Sakura musste lachen. Kero-chan verstand es, sich in Szene zu setzen. Und dann noch diese ganzen Namen. Dennoch war es besser, wenn er wieder zu seiner Plüschtier-Version zurück kehrte, ihren Vater wollte sie diesen Anblick noch ersparen. "Kero-chan! Genug des Spaßes!"

  Der Wächter drehte sich zu Sakura um. "Och, schon? Ich hab doch grad erst angefangen." Doch er war gehorsam - er wusste, dass Sakura mittlerweile auch mithilfe ihrer Kräfte dazu in der Lage wäre, ihn in seine Scheinform zurück zu versetzen, deshalb hätte es auch nichts gebracht, sich zu widersetzen - und breitete die Flügel aus, in welche er sich dann einschloss. Und wenige Sekunden später war er wieder der kleine Kero-chan, der wie ein Plüschtier aussah.

  Und Toya, der das Ganze mit ansah, reibte sich nur die Augen und starrte weiterhin Kero-chan an. "Dann... Das war die Wahrheit?" Bis eben schien er echt noch gedacht zu haben, dass es sich dabei um einen Scherz hielte.

  "Ich werde nun ebenfalls wieder in meine Scheinform, also in mein menschliches Dasein, zurückkehren." Das war Yue, der das sagte. Er spannte ebenfalls die Flügel weit aus, um sich dann darin einzuschließen. Und wenige Miunten später kam darunter Yukito zum Vorschein. "Hm?" Er schien kurz verwirrt, dann entdeckte er Sakura, und seine Gesichtszüge hellten sich auf. "Ah, Sakura-chan, da bist du ja endlich!"

  Früher war es so gewesen, dass Yukito keinerlei Ahnung von seiner Existens als Yue hatte. Während Yue alles ganz genau mitbekommt, auch, während der Yukito ist, bekam ungekehrt Yukito nichts von Yues Akitivitäten mit. Doch weil Yue immer schwächer wurde und beinahe verschwunden wäre, und weil Sakura zu dem Zeitpunkt noch nicht genug magische Kräfte angesammelt hatte, hatte Toya seine magischen Kräfte mit Yue geteilt. Hätte er das nämlich nicht getan, wäre Yue - und somit auch Yukito - unweigerlich verschwunden. Seitdem kann sich Yukito daran erinnern, wenn er Yue war. Noch heute hat er ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil Toya nun keine magischen Kräfte mehr hat und für lange Zeit sehr geschwächt war - so sehr, dass er sogar im Stehen einschlief. Aber Toya sagt ihm immer, er solle sich keine Vorwürfe machen, denn ungekehrt hätte er gewiss genauso gehandelt. Und mittlerweile ging es Toya ja auch wieder fast so gut wie früher, und er schien sogar eine Art hellseherische Fähigkeit entwickelt zu haben, ähnlich der von Mizuki-sensei. Gerade, wenn es seine Schwester betrifft, treffen seine Vorahnung zu 90% immer ins Schwarze. Man merkt es Toya vielleicht nicht an - er bemüht sich auch sehr darum, damit man es nicht merkt - aber Sakura ist ihm eines der wichtigstens Dinge in seinem Leben, und für Sakura würde er so ziemlich alles tun.

  Dann kam Fujitaka dazu, mit einem Riesigen Gepäck in Petto. Als Sakura fragte, was das sei, meinte er, dass das ihr Geschenk von ihrem Urgroßvater war, was Sakura ungemein freute. Denn es bedeutete gleichzeitig, dass es wohl wieder ein Kleid war, welches ihre Mutter bereits getragen hatte und nun von ihrem Urgroßvater an seine Großenkelin - also Sakura - übergeben wurde. Anfangs, als sie ihn kennen gelernt hatte, hatte sie nicht gewusst, dass es sich dabei um ihren Uropa handelte. Sie waren über den Sommer im Urlaub gewesen. Bei einem Spaziergang war sie auf seine Villa gestoßen, welche nur unweit von ihrer Urlaubswohnung entfernt, und Sakura hatte ihn seitdem jeden Tag besucht. Er hatte ihr erzählt, dass sie ihn an seine Enkelin erinnern würde, und das jene tod war. Damals wusste Sakura wirklich nicht, dass damit ihre Mutter gemeint war, obwohl sie es schon seltsam fand, dass dieser freundliche Herr wissen wollte, wie ihr Vater war. Außerdem wusste ihr Vater, dass es dort einen alten Herren gab, der früher immer mit seiner Enkelin dort war - Wissen, dass sie überraschte, weil sie sich gefragt hatte, woher er das wissen kann. Im Nachhinein macht natürlich alles Sinn. Es hatte dennoch gedauert, bis sie ihn endlich als Uropa, und nicht als freundlichen alten Herren, kennen lernen durfte, hatte er doch bis zu dem Weihnachtsfest gewartet. Damals war sie in der 6. Klasse der Unterschule gewesen, es war also kurz nach jenem Herbst gewesen.

  Als erstes durfte sie die Geschenke auspacken. Von ihrem Vater bekam sie einen Terminkalender, auf dem mit goldenen Lettern Sakura stand, und der mit Kirschblüten versehen waren. [Anmerkung der Autorin: Ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass Sakura im Deutschen Kirschblüte bedeutet, oder?] Ihr Bruder schenkte ihr hämischerweise einen neuen Wecker - "Damit du endlich mal rechtzeitig aus dem Bett rauskommst", war die dazu passende Bemerkung -, welcher pink war und eine Sternenform hatte (also ähnlich dem, den sie bis dahin hatte, nur ging dieser langsam kaputt), und einen Schlüsselanhänger in Form eines Hasen. Yukito schenkte ihr eine Brotbox, welche ebenfalls mit Hasen und Sternen versehen war und in den Farben Rosa und Blasslila erstrahlte. Was Tomoyos Mutter betrifft, so wollte diese ihr Geschenk Sakura persönlich überreichen. Und von ihrem Großvater bekam sie wieder ein Kleid ihrer Mutter, eines, was sie nun auch tragen konnte und in der Farbe Blaalila gehalten war - Nadeshikos Lieblingsfarbe. Dann wurde angestoßen, und gleich darauf wurde auch schon das Essen serviert, welches alle drei Männer zusammen gekocht hatten. Toya erzählte dann zunächst etwas von seiner Arbeit, aber Sakura hörte nur halb zu. Sie musste dauernd an den heutigen Tag denken. Etwas... stimmte nicht, das spürte sie. Früher hätte sie das als Unfug abgestempelt, aber Kero-chan hatte ihr gelehrt, dass es gerade als Magier oft auf Gefühle ankam. Wenn sie also ein seltsames Gefühl verspürte, durfte sie es nicht einfach als Gehirngespinnst abstempeln, denn oft war so, dass dahinter auch wirklich etwas steckte. Aber das Gefühl, welches sie jetzt hatte, konnte sie nicht wirklich in Worte fassen.

  "Und wie war dein Tag, Sakura-chan?"

  Sakura schreckte hoch. Ihr Vater sah sie lächelnd an, und auch die anderen wollten von ihrem ersten Tag in der 2. Klasse wissen. "Ah, mein Tag, ahja. Also... ehm, genau, ich bin wieder mit Tomoyo in einer Klasse! Oh, und Chiharu-chan und Yamazaki-kun sind ebenfalls in meiner Klasse. Ich bin in der 2-5, und meine Lehrerin ist Aoyama-sensei. Wir hatten eine Vorstellungsrunde, und ich hatte heut gleich mit Chiharu zusammen Klassendienst, deshalb war ich auch etwas zu spät. Die Klasse besteht fast nur aus Jungs" - Als Toya das hörte, wurde sein Blick noch grimmiger - "Unruhestifter sind mir heute keine aufgefallen, und es gab wirklich Hausaufgaben. Und..." Sie brach ab. Da war wieder das Gefühl - das Gefühl, dass sie etwas wichtiges übersehen hatte.

  "Was ist los, Süße?" Kero-chan sprach noch immer im Osaka-Dialekt - wahrscheinlich würde er den nie auch wieder los werden. Der Grund dafür soll angeblich jener sein, dass das Buch sehr lange in Osaka gelegen haben soll (Was aber mit der Vorstellung, Clow Lead sei extra nach seinem Tod nach Tomoeda gekommen, nicht übereinstimmte.) Aber es hatte niemand Mühe, das kleine Plüschtier zu verstehen - nur Toya ärgerte es, wenn er Sakura "Süße" rief. "Sie hat auch nen Namen, Plüschtier!"

  Aber Kero-chan ignorierte ihn gefliessentlich. "Ist etwas passiert?"

  Sakura überlegte kurz. Sie wusste ja nicht mal, was das für ein Gefühl war, wie sollte sie es also in Worte fassen? "Hmm... ich hab das Gefühl... das ich irgendetwas wichtiges übersehen habe..."

  Und da war er wieder, der Todernste Kerberos. "Sakura, du musst dich daran erinnern. Du weißt ganz genau, wie wichtig solche Dinge sind. Was genau hast du gefühlt? Versuch, dich in die Lage zurück zu versetzen."

  Sakura schloss die Augen. In einem Moment saß sie noch zusammen mit ihrem Vater, Toya und Yuki im Wohnzimmer, im nächsten war sie schon im Klassenzimmer. Es war der Moment, in der Chiharu und Tomoyo bei ihr standen, und sie das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. "Ich... ich wurde beobachtet... und es war eine Präzens da - eine magische." Sie sah zur Tür, alles um sie herum war schwarz, und da sah sie ein leichtes Flimmern, an der Wand. "Da... ist ein Flimmern..."

  "Ein Flimmern? Welche Farbe hat es?"

  Sakura wollte sich genauer darauf konzentrieren, doch dann brach die Szene ab, und sie saß wieder im Wohnzimmer. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.

  "Hast du nicht erkennen können, welche Farbe es hatte?"

  Sakura schüttelte den Kopf. "Als ich versucht habe, mich darauf zu konzentrieren, brach es ab. Aber... wieso ist die Farbe denn so wichtig?"

  Kero-chan nickte, als habe er diese Frage erwartet. "Ganz einfach: Jeder Mensch hat eine Aura, und magische Aura hat eine Farbe. Dabei hat jede Aura eine andere Farbe. Mitunter kann man damit sogar heraus finden, von wem diese Aura ausgeht. Wenn es jemand ist, denn du kennst, kannst du ihn daran erkennen. Ein Beispiel...-" Er zeigte auf Yukito. "Der Schneehase" - bei dem Ausdruck warf ihm Toya einen ganz miesen Blick zu, sagte aber nichts - "hat zum Beispiel eine weiß-hellblaue Aura. Die hat er wegen Yue. Ohne Yue hätte er sicherlich eine andere Farbe, aber da Yues Aura blau ist, hat er eine Weiß-hellblaue Aura gemischt. Ich dagegen hab eine rot-orangene. Dein Bruder hat eine sehr schwache, blaue Aura, und dein Vater hat eine Schwarz-Blau gemischte. Versuch's selbst mal!"

  Sakura schloss erneut die Augen. Und Tatsache, um die Menschen herum erschien ein Flimmern, in genau den Farben, die Kero-chan genannt hatte. "Ja, ich sehe sie! - Aber wieso seh ich diese Auren erst jetzt? Und wieso hab ich früher nie Farben gemerkt?"

  "Das ist ganz simple: Du siehst die Auren und die Farben nur, weil du weißt, dass es sie gibt. Hätte ich dir eben nicht gesagt, dass jeder von uns hier eine Aura hat, du hättest es nicht gesehen. Damit kannst du niemanden ausmachen, von dem du nicht weiß, dass er eine Aura hat. Nur wenn du es weißt - oder die starke Ahnung hast, dass es so ist - siehst du die Aura eines Menschens auch.

  Sakura überlegte kurz. "Das heißt, wenn ich jemanden in der Klasse habe, und der hat eine Aura, seh ich diese erst, wenn ich es weiß oder die starke Vermutung habe, dass es genau diese Person ist, die eine Aura hat?"

  Kero nickte.

  "Und wie ist es dann, wenn ich nur eine Präsenz spüre, ohne jedoch zu wissen, vom wem diese ausgeht?"

  "Dann musst du dich auf diese Präsenz konzentrieren und ihre Farbe heraus finden. Und wenn du die Farbe weißt, musst du heraus finden, zu welchem Menschen in deiner Umgebung diese Farbe passen könnte. Wenn du dann das ganz starke Gefühl hast, die Person, zu der die Farbe der Präsenz passen würde, gefunden zu haben, schließe die Augen, und du wirst sehen, ob du Recht hast oder nicht. Versuch es morgen einfach mal in der Schule aus, vielleicht findest du ja die Person, zu der die Präsenz, die du heute gespürt hast!"

  Sakura nickte ebenfalls und lächelte. "Danke schön, Kero-chan!"

  Toya fuhr sie mit der Hand übers Gesicht, und auch Fujitaka sah verwirrt aus. "Oh man, an solche Reden werd ich mich sicherlich nie gewöhnen!", stöhnte Toya. Yukito lächelte einfach nur still wissend. Und Sakura lächelte ebenfalls. Es war wirklich nicht normal, zusammen am Esstisch über Präsenzen und Auras mit unterschiedlichen Farben zu reden.

  "Und, hat dir dieser Bengel eigentlich schon gratuliert?" Toya stocherte gelangweilt in seinem Essen rum, doch als Sakura abrupt aufstand und mit dem Worten "Danke, ich bin satt!" aufs Zimmer rannte, erschreckte er sich so heftigst, dass die Erbse, die er eben mit der Gabel erstechen wollte, in hohen Bogen über den Tisch flog, um letztendlich im Teppisch zu landen. "Hm?" Er stand auf und wollte Sakura hinterher, doch da hörte er schon, wie ihre Zimmertür ins Schloss flog. "Das heißt wohl, er hat nicht angerufen...", murmelte er, und während er so grimmig in seinen Teller starrte, konnte man sehen, wie ein paar Blutäderchens hervor traten. "Wenn ich den in die Finger kriege, dann...", Toya, aber nicht nur er - Kero-chan sagte in just dem selben Moment genau das selbe, woraufhin sie sich wieder böse Blicke zuwarfen.

  Kero-chan war der erste, der abwinkte. "Ich geh nach Sakura schauen. Danke fürs Essen - es war überaus delikat!" Die letzten Worte waren an Fujitaka gerichtet, welcher immer noch etwas verwirrt, aber wie immer lächelnd für das Kompliment dankte.

  Als Kero-chan die Treppe hochflog, meinte er nur, dass er sich daran wohl nie gewöhnen würde, und dabei sah er das Bild seiner verstorbenen Frau Nadeshiko an. Sie war es, die ihm alles erklärt hatte, nachdem er die andere Hälfte von Eriols Magie bekommen hatte. Denn bisher war es so gewesen, dass einzigst Toya Nadeshiko jemals nach ihrem Tod hatte sehen können (Sakura hatte wegen den Gruselgeschichten ihres Bruders viel zu große Angst vor Geistern und dergleichen, weshalb es Nadeshiko vorgezogen hatte, für sie nicht sichtbar zu werden, aber rein theoretisch hätte auch Sakura sie sehen können, wo ihre Kräfte doch viel größer sind als die von Toya). Doch in dem Moment, in dem Sakura die Hälfte von Eriols Magie auf ihren Vater übertragen hatte, konnte auch er Nadeshiko sehen, welche immer ein wachendes Auge über die Familie Kinomoto geworfen hatte. Und als er sie bemerkt hatte, hatte sie ihm alles erklärt, was Sakura all die Zeit gemacht hat, wer er wirklich ist und welche Dinge sich ereignet hatte. Als er Sakura darauf dann angesprochen hatte, hatte sie auch nicht mehr abgestritten, sondern von sich aus nochmals alles erklärt.

  Aber über eine Sache bescheid zu wissen, und diese zu verstehen, ist eine Sache - und die nächste Sache ist es, mit den Dingen, wie sie sind, zurecht zu kommen. Aber irgendwann würde Fujitaka sicherlich damit zurecht kommen, bis dahin war es einfach eine Frage der Zeit.
 

Klopf! Dann: "Kann ich rein, Sakura?"

  "Uhm" - Was soviel wie "Ja" hieß.

  Die Tür wurde geöffnet, und Kero-chan kam mit traurigen Gesicht rein geflogen. "Ach, Süße..."

  Sakura lag auf ihrem Bett, den Kopf in den Armen gebettet, das kleine Mobiltelefon, was sie vor Jahren von Tomoyo bekommen hatte, neben ihr. Sie antwortete nicht.

  Kero-chan landete direkt neben ihr und legte ihr eine Pfote auf den Kopf. "Kopf hoch, er ruft sicherlich noch an. Wahrscheinlich ist ihm nur was dazwischen gekommen. Wer weiß, was der grad am Stecken hat..."

  Seine einzigste Antwort daraufhin war ein leichtes, fast unmerkliches Kopfnicken. Doch sie konnte nicht anders, als sie unentweg zu fragen, was wäre, wenn er doch nicht anrufen würde...
 

"Hmmm... Ist Sakura-chan immer noch wach?" Yukito saß zusammen mit Toya im Wohnzimmer am kleinen Tisch und lernte für die Uni. Nur, weil Semesterferien waren, hieß das noch lange nicht, dass sie einfach auf der faulen Haut rumhocken konnten.

  "Anscheinend. Es brennt noch Licht."

  Yukito überlegte. "Vielleicht macht sie ja Hausaufgaben, oder bereitet was für die Schule vor...?" Plötzlich fiel ihm auf, dass es so eine Szene schonmal gab. Vor eineinhalb Jahren war das, in jenem Herbst, als all die seltsamen Ereignisse plötzlich ein Ende hatten. Damals war Sakura völlig aufgeweicht und durcheinander nach Hause gekommen. Als irgendwann sehr spät nachts immer noch das Licht gebrannt hatte, hatte Yukito gefragt, ob Sakura immer noch wach sei. Daraufhin hatte Toya das selbe gemeint: Anscheinend. Es brennt noch Licht. Daraufhin hatte Yukito sich gefragt, ob sie vielleicht was für die Schule machte - genauso wie jetzt. Und Toya hatte geantwortet, dass sie ihm etwas nähe. Da war Yukito zum ersten Mal aufgefallen, dass Toya anscheinend über eine Art hellseherische Fähigkeit verfügen musste. Denn er wusste nicht nur, was Sakura tat, sondern auch für wen. Und als Yukito fragte, ob er Sakura etwas warmes zu Essen machen dürfte, erfuhr er, dass Toya selbst das anscheinend schon vorher gesehen hatte, denn er hatte bereits etwas vorbereitet gehabt. Nur, um es Sakura selbst zu bringen, dazu war Toya natürlich wieder viel zu schüchtern. Aber wenn man erstmal hinter seine Fasade geschaut hat, merkte man, wie sehr er seine kleine Schwester doch liebte. Und Yukito wusste, dass er für Sakura sicherlich alles tun würde.

  "Nein." Toya sah immer noch grimmig in sein Buch, und vermied es, Yukito anzusehen.

  "Lass mich raten: Sie näht ihm etwas! ?" Er machte dabei Toyas Stimmlage und Gesichtsausdruck nach, den er damals bei diesen Worten gehabt hatte.

  "Nein, sie wartet auf seinen Anruf. Dabei schläft sie eh schon längst...", grummelte er als Antwort und ignorierte den Umstand, dass Yukito ihn nachmachte. "Verdammt gutes Erinnerungsvermögen hast du."

  "Sie schläft? Woher weißt du das?" Yukito unterdrückte das Lachen, und stand dann auf.

  "Ich weiß es halt." Toya stand ebenfalls auf und ging in Richtung Treppe. Als er Yukitos Schmunzeln bemerkte, fragte er nur leicht genervt: "Was?"

  Daraufhin musste Yukito dann doch loslachen. "Nichts. Ich dachte nur, dass du ein sehr lieber "Aniki" bist."

  "'Aniki?' Hat Sakura nun vor, mich in Zukunft so zu rufen?" Er runzelte die Stirn. Er schien noch etwas sagen zu wollen, dann entschied er sich doch anders. "Ach... halt doch die Klappe!" Als er die Tür öffnete, machte er sich schon darauf gefasst, seiner kleinen Schwester eine Standpauke zu verpassen, doch als er ins Zimmer linste, lag sie im Bett, schlafend, nebendran das kleine Plüschtier - ganz so, wie er es gesagt hatte. Seufzend ging er zum Bett und deckte sie zu. Dann machte er das Licht aus und schloß sacht die Tür. "Sie schläft - wie ich es sagte.", flüsterte er als Antwort auf Yukitos fragenden Blick, welcher darauf nur nochmal betonte, was für ein lieber Bruder Toya doch sei.

  "Klappe halten, hab ich gesagt!"

  Und Yukito, immer noch schmunzelnd, folgte Toya wieder die Treppe hinunter. Und er war eben doch ein lieber Bruder, egal, was Toya selbst dazu sagte!
 

Sakura schlief in Wirklichkeit jedoch nicht. Sie hatte nur gewollt, dass ihr Bruder das denkt, damit er ihr nicht wieder eine Stragpredigt an den Hals dichtete.

  An Schlaf war diese Nacht sowieso nicht zu denken, denn sie wartete nach wie vor auf einen Anruf. Doch irgendwann schlief sie entgegen ihres Willens dann doch ein, und als sie träumte, ging es um ungetätigte Anrufe und nichtgesagte Worte...
 

An dieser Stelle hab ich gegen meinen Willen das Kapitel in zwei aufgeteilt Dx

Ich wollte es ja nicht wirklich, aber die meisten haben sich über die Seitenanzahl von 17 Seiten beschwert, und deshalb hab ich nun zwei Kapitel draus gemacht - hoffentlich seid ihr nun zufrieden >_<

Akira & Mitsuki

"Sa-Ku-Ra!"

Wumms!

  "Uhm...?" Müde versuchte Sakura, sich den Schlaf aus den Augen zu blinzeln. Dabei überkamen sie zwei Gefühle: Zum Einen das Gefühl eines seltsamen Deja-Vús. Und zum anderen hatte sie das Gefühl, einen Traum gebabt zu haben - einen wichtigen, an dem sich zu erinnern sicherlich wichtig wäre. "Uhm, Kero-chan...?" Daraufhin sah sie sich verschlafen um, und musste nach wenigen Sekunden feststellen, dass sie sich auf dem Boden befand. Das würde wohl das Deja-Vú-Gefühl erklären. "Ah, Kero-chan, ich hatte eben einen Traum, und..."

  Kero-chan fuchtelte wild mit den Armen rum. "Schon wieder so müde?" Doch ehe Sakura antworten konnte, hatte er seine eigene Frage schon selbst beantwortet. "Naja, ist ja auch kein Wunder, du bist gestern sehr spät ins Bett gekommen."

  Und damit kamen die Erinnerungen zurück. Er hatte nicht angerufen.

  Kero-chan wurde leider einen Augenblick zu spät bewusst, was er somit angerichtet hatte, aber zurück nehmen konnte er es nun auch nicht mehr. "A-ach... ach, vergiss den doch! - Du wolltest mir etwas sagen?"

  Sakura schwieg. Sie wusste nicht mehr, was sie ihm sagen wollte. "Uhm... egal, ich habs vergessen!"

  "Arg, Sakura! Du musst das ernster nehmen!" Er fuchtelte weiterhin wild mit den Armen rum. "Du weißt doch, wie wichtig für dich deine Träume sind, denn du hast keine normalen Träume - das, was du hast, sind mit 90ig prozentischer Sicherheit Träume, die dir die Zukunft zeigen, und...-"

  "Dann hättest du mich eben nicht unterbrechen sollen." Sakura war schon jetzt leicht angenervt. War es denn ihre Schuld, dass dieser blöde Wächter sie unterbrechen...

  Halt! So nicht!, ermahnte sich Sakura in Gedanken. Es war nicht gut, wenn sie anfing, so gereizt zu sein...

  Kero-chan redete und redete und redete weiter, aber Sakura hörte nicht mehr zu. Sie kannte das Gerede mittlerweile schon mehr als zu gut. Als sie jedoch zur Uhr sah, fuhr sie wie vom Donner gerührt hoch! "Uah, kannst du mich nicht früher wecken, Kero-chan?" Schwupp, war die Decke zur Seite geflogen, direkt auf den immer noch meckernden Kerberos, welcher darauf von der Decke begraben wurde.

  "Hallo? Ich habe ja versucht, dich zu wecken - wie immer, wie ich an dieser Stelle hinzu fügen möchte - aber du hast ja einfach weiter gepennt - wie immer, wie ich auch an dieser Stelle hinzu fügen möchte." Kero-chan schien nicht mitbekommen zu haben, dass Sakura ihm nicht zuhörte - wenn er einmal am Reden war, konnte ihn halt so schnell nichts mehr zum Schweigen bringen! "Es ist ja nicht meine Schuld, dass du wie ein Esel pennst, wenn du einmal schläfst. Und außerdem: Bin ich etwa dein persönlicher Wecker, oder wie? Ich glaub, du weißt noch immer nicht, mit wem du es überhaupt zu tun hast! Immerhin bin ich Kerberos der Wächter, und nicht irgendein odinärer Wecker, der nichts anderes zu tun hat als..." Weiter kam das gelbe Plüschtierchen nicht, weil Sakura ihm im nächsten Moment schon ihre Schlafsachen an den Kopf geworfen hatte. "Waaah, es ist schon wieder viel zu spät! Und das am zweiten Schultag, und das, obwohl ich nie wieder so spät ankommen wollte!"

  "Naja, du solltest echt mal früher ins Bett, Sakura." Doch diese überhörte ihn - oder ignorierte ihn. "Wie konnte sowas nur passieren? Ich hab mir doch extra drei Wecker gestellt!" Sie huschte durchs Zimmer und kramte ihre Schulsachen zusammen. "Der zweite Schultag! Ich werd wohl wieder Dash's Hilfe brauchen, um..." Als sie Kero-chans Blick im Rücken spürte, brach sie abrupt ab. "Ähhm, ich meine..."

  "WAS HÖR ICH DA?!?" Kero-chan ähnelte einem explodierendem Vulkan. "Sakura?!? Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst nicht...-" Weiter kam er nicht, denn Sakura schnappte sich flink ihre Schultasche und stürmte aus dem Zimmer. Kero-chan folgte ihr.

  "- ... die Karten zu deinem Vorteil nutzen - soll ich mir das vielleicht auf die Stirn schreiben, damit du daran denkst?"

  "Jaja. Beziehungsweise: Ja, tu das, sieht bestimmt toll aus.", war die Antwort des 14 jährigen Mädchens darauf.

  "Aaaah, wer zweimal Ja sagt, lügt! Beziehungsweise? Was sagst du da?" Er wurde immer lauter. "Du bringst mich noch ins Grab, Sakura. Sowas unverantwortliches aber auch. Wenn du weiterhin die Karten benutzt, machst du vielleicht noch irgendwelche andere Magier auf dich... - Hörst du mir überhaupt zu?!"

  Sakura war mittlerweile schon beim Esstisch angelangt und würgte sich schnell das Essen runter. Zwischen zwei Bissen schaffte sie es sogar, einen Guten Morgen zu wünschen.

  "Morgen, Miss Godzilla", hieß daraufhin die Antwort von Toya.

  "Sakura, es ist wirklich wichtig, dass du mir zuhörst! Wenn du weiterhin die Karten so unbedacht benutzt, kann das üble Folgen haben, wie zum Beispiel...-"

  "Wo ist Too-san?" Wieder unterbrach Sakura den Wächter. Dieser wurde langsam richtig übellaunig. "Hallo, Erde an Sakura: Hörst du mich, hörst du mich?"

  Toya sah gelangweilt in die Zeitung, als würde er von dem, was um ihm herum vor sich ging, nichts mitbekommen. "Der hat gestern Abend das Haus verlassen. Er kommt entweder heute Abend oder morgen wieder heim."

  "Uhm, okay. Arg! Ich muss los, tschau!"

  Toya sah nicht mal auf. "Und wie kommst du heute rechtzeitig zur Schule?"

  "Lass das mal meine Sorge sein!" Und schwupps, war die Tür ins Schloss gefallen.

  "Oh nein, sie wird doch nicht..." Kero-chan hatte schon eine Idee, wie Sakura es schaffen würde, zur Schule zu kommen. Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit, denn die Inliner hatte sie nicht angezogen, soviel war sicher! "Arg, dieses Mädchen bringt mich echt noch ins Grab! Sie ist ja so unvorsichtig!"

  Toya grinste nur frech. "Scheinst aber kein guter Lehrer zu sein, Plüschie!"

  "Plüschie?"

Stellt euch an dieser Stelle einfach vor, wie sich Kero-chan in sein Alterego verwandelt und Toya unter sich begräbt - danke.
 

Natürlich bemächtigte sich Sakura doch der Hilfe ihrer Clow Cards - die ja so gesehen keine Clow Cards mehr waren -, nämlich der von Fly, um rechtzeitig zur Schule zu kommen.

  "Ah, grad noch so..."

  Sakura wurde, wie in alten Tagen, mit Applaus begrüßt. "Gratulation, Sakura, gerade noch rechtzeitig!" Doch ein Blick in Sakuras Gesicht, und alle, die sie von früher kannten, wussten, dass etwas mit Sakura nicht stimmt. "Sakura-chan, was ist denn los? Du siehst so bedrückt aus." Es war Chiharu, die das fragte.

  Doch Sakura winkte nur ab. "Uhm, nichts. Alles in bester Ordnung." Wäre ihr nun noch das Lächeln gelungen, man hätte ihr sicherlich geglaubt. So wusste aber jeder, dass sie lügt - Sakura ist eine außerordentlich schlecht Lügnerin, wie man an dieser Stelle erwähnen sollte - aber jeder für sich beschloss, sie nicht weiterhin danach zu fragen. Solche Dinge überließ man Tomoyo - wenn jemand Sakura helfen konnte, dann sie!

  "Guten Morgen!" Und da kam sie auch schon, Tomoyo. Und als sie Sakura schon von weitem sah, wusste sie, was geschehen war. Sie wollte gerade an ihren Platz, als sie von der Seite angesprochen wurde. "Daidouji-san?"

  Als sie den Blick in Richtung Stimme wandte, sah sie Eridor-kun, der an der Wand lehnte. "Eridor-kun, Guten Morgen. Was gibt es denn?"

  "Uhm..." Er sah zu Sakura, welche sich eben verlegend lächelnd hinsetzte. Ihrer Gestik zufolge versichterte sie gerade, dass es ihr gut ginge. "W-was... was ist mit... Kinomoto-san?"

  Tomoyo schielte kurz zu ihm herüber - er war puderrot angelaufen - und lächelte dann. "Tja..."

  "Was, tja?" Eridor-kun wandte sich zur ihr, sah ihr aber nicht in die Augen. "Was soll das heißen?" Doch bevor Tomoyo antworten konnte, wurde sie von hinten gerufen. "Tomoyo-chan!"

  Als Tomoyo zur Tür sah, standen da Naoko und Rika. "Naoko-chan, Rika-chan - Guten Morgen!"

  Die beiden kamen zu Tomoyo, und auch Chiharu kam dazu. "Was ist denn mit Sakura-chan los? Sie sieht so traurig aus...", fragte Naoko. Sie schien sich ernste Sorgen zu machen. "So hab ich sie bisher nur einmal gesehen...", fügte Rika nachdenklich hinzu.

  Tomoyo seufzte. Nicht einfach, die Lage. Es tat nämlich sehr weh, Sakura so zu sehen. Aber was konnte sie schon dagegen tun? Sein Wille, und sie würde ihm das sicherlich nicht versauen. Im Nachhinein würde Sakura wahrscheinlich eh darüber lachen oder erst gar nicht mehr dran denken... "Er hat nicht angerufen...", sagte sie daher nur.

  Während Chiharu und Rika verstanden, was Tomoyo meinte, standen Naoko und Eridor-kun die Fragezeichen quasi ins Gesicht geschrieben. "Er?"

  "Er, ist damit...-", setzte Chiharu an, doch als sie Tomoyos funkelnden Blick sah, wusste sie, dass sie keine Antwort bekommen würde. Deshalb meinte sie letztendlich nur: "Das ist wohl alles nicht so einfach..."

  Und Tomoyo fügte hinzu: "Am besten frägst du Sakura-chan selbst, wenn du es wissen willst." Dann lächelte sie wieder, und ehe sich Eridor-kun versah, war sie zu Sakura gegangen. "Ohaiyo, Sakura-chan!"

  "T-tomoyo..." Tomoyo bemerkte nicht zum ersten Mal, dass Sakura das -chan wegließ, sagte aber nichts - sie würde sie darauf später ansprechen. Es versetzte ihr dennoch einen Stich. "Hast du die Hausaufgaben gemacht, Sakura-chan?" Sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr es ihr weh tat, Sakura so leiden zu sehen.

  Es klingelte, und Rika und Naoko gingen in ihren Klassen. Sakura war so neben der Spur, dass sie nicht mal mitbekommen hatte, dass die beiden da gewesen waren.
 

Alles um sie herum war Schwarz. Sie versuchte, die Präzens von gestern auszumachen, aber sie entdeckte nur eine andere, weitaus schwächere. Deren Farbe war Hellblau, aber sie konnte nicht ausmachen, vom wem sie stammte - das konnte sie erst, wenn sie eine Idee hatte, zu wem die Prässenz gehören könnte. Sie musste also erstmal überlegen, wer in ihrer Klasse der Besitzer dieser Aura sein könnte, um die Aura auch wirklich an dieser Person sehen zu können. Also öffnete sie wieder die Augen. "... und denkt daran, morgen eure Kunstsachen mitzubringen. Damit ist der Unterricht beendet."

  Ehe sich jemand ihr in den Weg stellen konnte, war sie schon aufgestanden und hinaus gegangen. Sie wollte zum einen die Freistunde dazu nutzen, einen Brief an Mizuki-sensei zu schreiben, und zum anderen unbedingt alleine sein.

  Auf ihren Weg zur Schulwiese wurde sie von niemanden angesprochen. Auch bemerkte sie keine Aura, obwohl sie sich unentwegs darauf konzentrierte. Sobald sie auf der Wiese war, schloß sie jedoch erneut die Augen. Es war ein Unterschied, eine Prässenz zu sehen oder sie zu fühlen. Aber auch mit geschlossenen Augen und hellwachen Geist bemerkte sie nichts. Von der Aura, die sie gestern den ganzen Tag über gespürt hatte, war heute weder was zu spüren noch was zu sehen. Und so begann sie damit, ihren Brief an Mizuki-sensei zu schreiben...
 

Liebe Mizuki-sensei,
 

wie geht es Ihnen? Mir geht es soweit ganz gut. Gestern war der 1. Schultag im 2. Jahr der Mittelschule, und außerdem mein Geburtstag.

Ich bin nun endlich wieder mit Tomoyo in einer Klasse! Und Chiharu-chan und Yamazaki-kun sind nun ebenfalls wieder in meiner Klasse. Rika-chan und Naoko-chan dagegen sind leider nicht mehr in meiner Klasse, was ich sehr schade finde.

Neben Aniki, Too-san und Yukito hat mir auch Yue und Kero-chan in ihrer ursprünglichen Form gratuliert. Das war vielleicht ein Chaos - Toya hatte Kero zuvor noch nie in seiner ursprünglichen Version gesehen!

Dann hat Kero-chan mir beigebracht, dass magische Auren immer eine Farbe haben. Er hat mir erklärt, dass er selbst zum Beispiel eine orang-rote Aura hätte. Außerdem hat er mir erklärt, dass ich die Auren erst sehen kann, wenn ich weiß, zu wem sie gehört. Das heißt also, ich könnte sie zwar sehen, aber nicht die dazu gehörige Person.

Ich finde das etwas kompliziert, weil ich mir so immer erst überlegen muss, zu wem die Aura gehören könnte, ehe ich sie zusammen mit der dazugehörigen Person sehen kann.

In unserer Klasse gibt es solch eine Aura, eine hellblaue. Ich werde versuchen heraus zu finden, zu wem sie gehört!

Ich denke, die von Ihnen wäre sicherlich Violet, und die von Eriol-kun bestimmt Dunkel-Blau.

Wie geht es eigentlich Eriol-kun? Seinen Brief schmeiße ich zusammen mit Ihren rein, aber ich denke nicht, dass da großartig was anderes drin stehen wird... Hihi

Wir haben jemanden in der Klasse, sein Name ist Akira Eridor. Er erinnert mich etwas an Eriol, obwohl ich nicht genau sagen kann, wieso oder was an ihn mich an Eriol erinnern lässt. Auf jeden Fall scheint er sehr nett zu sein, und...
 

  "Kinomoto-san?"

  "Woaah!" Sakura ließ vor Schreck den Stift fallen. "E-eridor-kun?"

  Der wurde gleich wieder knallrot. "Ah, tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken - warte, ich hol den Stift."

  "Uhm, danke..."

  "Ehm... darf... d-darf ich mich... setzen?" Er sah sie nicht an, sondern zur Seite.

  "N-natürlich."

  "S-stör ich d-dich auch nicht...?" Er sah zu ihrem Brief, denn sie daraufhin zur Seite legte. "Iie"

  Er schien erleichtert. "Gott sei dank. D-darf... ich fragen, an wen der Brief ist?"

  Sakura sah ihn an. Er versuchte, höflich zu sein. "An eine ehemalige Lehrerin von mir, Mizuki-sensei."

  "Oh..." Daraufhin schwiegen sie eine Zeit lang.

  "Ehm... darf ich dich nochwas fragen, Kinomoto-san...?"

  "Sakura."

  "Wie?" Er war offensichtlich verwirrt. Man sah ihm seine Nervösität an - beziehungsweise, jeder andere Mensch hätte das - Sakura war in solchen Dingen einfach ein kleiner Trampel, denn sie bemerkte nichts.

  "Du kannst mich Sakura nennen." Sie sah zu ihrem Brief. Woran sie wohl gerade dachte?

  "Ah, d-das..." Er wurde wieder puderrot. "D-danke, d-das ist sehr nett, S-sakura-san."

  "Okay, damit wär das geklärt - du wolltest mich etwas fragen?" Sie lächelte, weil sie das Gefühl hatte, bisher sehr unhöflich gewirkt zu haben.

  "Uhm..." Er haperte noch kurz, dann schien er sich zu überwinden. "... du wirkst so unglücklich... Ist etwas passiert?"

  Und Sakuras Lächeln verschwand. "Ja - aber darüber möchte ich nicht reden."

  "Oh, ah, verzeih, tut mir leid. Ich wollte nicht neugierig oder so...-"

  "Nein, nein!" Sakura winkte ab und lächelte wieder. "Mach dir keine Sorgen, Eridor-kun." Bei dem Namen hatte sie sichtlich Probleme, ihn auszusprechen. "Woher kommt dein Nachname eigentlich?"

  Der Junge wurde wieder rot. "Ähm, das weiß ich leider nicht so genau, aber du kannst mich gerne Akira nennen. Ich weiß, ich hab nicht den typisch japanischen Nachnamen, deshalb..." Er brach ab, weil er anscheinnd nicht wusste, was er noch sagen soll.

  Ein Windhauch strich Sakura durch die Haare, und da war wieder das Gefühl - eine Präzens. Sie sah Akira-kun an. "Danke schön, Akira-kun." Dann schloß sie die Augen. Und als sie sich zu Akira-kun wandte, sah sie, dass er es war, den die Aura umgab. Sie hatte also richtig vermutet. Dann öffnete sie wieder die Augen. Die Aura war so schwach, dass es nur eine Erklärung dafür geben konnte. Aber sie würde später Kero-chan danach fragen.

  "Sag mal... du bist doch neu hier, oder? Wie kommt es, dass deine Schwester sich hier schon auskennt und du nicht?"

  "Uhm... das liegt daran, dass ich bisher nicht hier gewohnt habe, sondern bei meinem Vater. Aber dieses Jahr bin ich zu meiner Mutter und meiner Schwester gezogen. Deshalb kenne ich mich hier noch nicht aus, und..."

  Tomoyo, welche an einer Ecke des Schulgebäudes stand, beobachtete die Szene schon seit geraumer Weile. Natürlich hatte sie gleich am ersten Tag verstanden, was Sache war. Nur war die Frage, ob sie es einfach passieren lassen sollte oder doch lieber eingreifen sollte. "Nicht einfach...", sagte sie zu sich selbst. Aber die Entscheidung wurde ihr eh abgenommen - in wenigen Minuten würde der Unterricht wieder beginnen. So lief sie schnell zu Sakura hinüber. "Sakura-chan! Wir haben gleich Musik, und danach Sport. Kommst du?"

  Sakura stand auf. "Danke, Tomoyo, ich komme gleich." Sie wandte sich an Eridor-kun. "Komm, Akira-kun, wir zeigen dir das Klassenzimmer!" Das versetzte Tomoyo gleich zwei Stiche auf einmal, zum einen, weil sie sich fragte, wieso Sakura das -chan bei ihrem Namen wegließ, zum anderen, weil sie Eridor-kun grad mal einen Tag kannte und ihn bereits beim Vornamen ansprach. Aber sie ließ sich dennoch nichts anmerken. Sie würde stark sein, denn solange Sakura glücklich war, würde sie es auch sein. So war es schon immer, und so wird es auch immer sein. Und wenn Sakura eines Tages nicht mehr mit ihr befreundet sein würde, dann müsste sie, Tomoyo, dies auch akzeptieren. So war das...
 

"Sakura-san?"

  Sakura sah auf. Es war Akira-kun - schon wieder. "Hai?

  "Uhm..." Er zörgerte. "Ich wollte..." Doch in dem Moment wurde die Tür aufgerissen.

  "Nii-chan, huhuuu!" Es war Akiras Schwester.

  "Uarg!" Akira schien am liebsten im Boden versinken zu wollen.

  "Hmpf, was soll das heißen, Uarg? - Beziehungsweise, Hallo, ihr Süßen!"

  Sakura kam dieses Verhalten irgendwie bekannt vor. Nakuru Akizuki, welche in Wirklichkeit die Wächterin Ruby Moon war und von Eriol geschaffen worden war, hatte ein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt. Nicht, dass Sakura solche Leute nicht mochte, es war nur schwer, sich an ein solches Verhalten zu gewöhnen und damit klar zu kommen... "Uhm, Hallo..."

  "Ah, das letzte Mal konnte ich mich gar nicht vorstellen! Mein Name ist Mitsuki Eridor, und ich gehe in die 3-4 - freut mich, euch kennen zu lernen! Nennt mich Mitsuki-chan, das ist mir lieber als der Nachname! Der Nachname ist ja eh für jeden Japaner ein wahrer Graus, ne?" Sie grinste breit.

  Chiharu, welche zusammen mit Tomoyo bei Sakura um den Tisch herum gestanden hatte, verbeugte sich. "Freut mich - mein Name ist Chiharu Mihara."

  "Und ich heiße Tomoyo Daidouji." Tomoyo verbeugte sich ebenfalls.

  "Daidouji? Das ist doch diese Firma, die Kinderspielzeug herstellt, oder?" Mitsuki's Augen glänzten.

  Tomoyo nickte. "Hai, meine Mutter leitet die Firma." Sie lächelte, woraufhin Mitsuki ihre Hände ergriff. "Waaaah, bitte, sei mir nicht böse, aber eines muss ich dir sagen: Du bist wirklich wahnsinnig süß, weißt du das?"

  Daraufhin musste Tomoyo verlegen lächeln. "Wie, echt? D-danke, das hör ich nicht oft..." Und schien sich zu freuen.

  Sie wandte sich an Sakura. "Und du bist...?"

  "Sa..." Plötzlich war es da wieder, diese Präzens. Doch als sie sich darauf konzentrierte, merkte sie, dass es nicht die vom ersten Tag war, sondern jene, wie sie Akira-kun hatte. Als seine Schwester wird es wahrscheinlich Mitsuki sein, welche sie da spürte. Und tatsächlich, als sie die Augen schloß, sah sie Mitsuki, welche von einer Mischfarbe aus Blau, Schwarz und Silber umgeben wurde. Sie fragte sich, wieso sie eine ganz andere Farbkompination als ihr Bruder hatte.

  "Ja?" Von einer Sekunde zur nächsten war um sie herum alles wieder normal. "Ah... gomen nasai - Mein Name ist Sakura Kinomoto."

  Und damit war es um Mitsuki geschehen - es gab kein Halten mehr. "DU bist Sakura Kinomoto? Ich fass es ja nicht! Du bist eine kleine Berühmtheit, weißt du das?"

  "Eh...?" Sakura verstand nicht, das Mitsuki meinte. Wovon sprach sie?

  "Sakura, das Ultra-Sports-Ass. Bei den jährlichen Sportfesten hast du immer gewonnen und es sogar mit Schülern aus höhreren Klassen aufgenommen. Dabei sind wir sogar einmal gegeneinander gelaufen, erinnerst du dich? Das war, als ich in der 4. war, also warst du in der 3. damals. Und dann gab es mal diesen Reiterkampf, als ich in der 6. war, da spielten unsere Teams ebenfalls gegeneinander, erinnerst du dich?"

  Sakura erinnerte sich nicht. "So?"

  "Jaja, wirklich! Ob Marathon, Staffellauf oder Bock-Turnen, jeder wusste: Sakura war die beste. Es gab glaub ich nur einen, der gleich gut wie du warst, stimmts? Dieser Chinese - wie hieß er gleich nochmal?"

  Sie bemerkte nicht, wie Sakura schnell zur Seite sah. "Ahja, genau, Li Shaoran. Der war auch sehr schnell, und ihr wart sowas wie Rivalen, nicht nur auf dem Sportplatz, sondern auch in der Liebe, hab ich gehört." Noch bevor Sakura daraufhin etwas antworten konnte, hatte Mitsuki schon weiter gelabert. "Du warst bei den Cheeleadern, stimmts? Bist du da immer noch?" Anscheinend stellte sie gern Fragen, ohne eine Antwort darauf zu erwarten, denn auch diesmal kam Sakura nicht dazu, zu antworten. "Aber ja, natürlich, ich hab dich ja schonmal gesehen gehabt - außer, du gehst dieses Jahr nicht mehr, aber das denke ich nicht, oder?" Sie nickte zweimal hintereinander, wieder, um ihre eigene Frage selbst zu beantworten. "Hai, dann komm ich mal vorbei, und feuere dich an, ja?" Sie grinste total breit.

  "N-natürlich, ich...-" Schwupps, da wurde sie schon wieder unterbrochen. "Ah, und nicht nur das, man sagt dir auch nach, ein ultra süßes und lebensfrohes Mädchen zu sein." Sie mustere Sakura kurz kritisch, woraufhin diese leicht rot wurde, und nickte dann. "Hmhm, diesem Gerücht kann ich nur zustimmen, 10 von 10! Jaja, du bist wirklich unglaublich niedlich, wie? Aaaah, darf ich dich mal knuddeln?"

  Die Antwort wurde Sakura erneut abgenommen, dieses Mal jedoch von Akira-kun. "Aneki! Hast du keinen Unterricht heut mehr? Beziehungsweise, was machst du überhaupt hier? Bist du nur hier, um Sakura-san auszuquetschen?" Er schien sich wirklich für sie zu schämen, denn er sah sie nicht mal an.

  "Oho, du darfst sie schon beim Vornamen nennen? Du bist mir vielleicht einer, so ein...-"

  "Aneki!"

  Sie zog einen Schmollmund. "Ist ja schon gut. Hier!" Sie gab ihm ein Bento. "Das hast du heute morgen daheim liegen lassen. Ich dachte, ich bin so frei und bring es dir. Und jetzt sei gefälligst dankbar, Zwerg!"

  Doch noch ehe Akira-kun etwas darauf erwidern konnte, hatte sie schon kehrt gemacht. An der Tür rief sie, dass sie bald wieder vorbei kommen würde, und dann war sie weg.

  "Seltsames Mädchen..." Tomoyo lächelte wie immer.

  Sakura nickte. "In der...-" Weiter kam sie nicht, denn sie spürte wieder die Präsenz vom ersten Tag, nicht die von Akira-kun oder die seiner Schwester, sondern eine Stärkere. Sie schloß die Augen. Da, direkt hinter ihr, an der hinteren Eingangstür zum Klassenzimmer! Doch als sie sich umdrehte, schien sie schon wieder vergangen zu sein, aber ein leichtes Flimmern war noch da. Und die Farbe des Flimmerns war...-

  "Sakura-chan, hast du heute schon was vor?" Tomoyo stand direkt vor ihr und lächelte ihr ihr freundlichstes Lächeln entgegen.

  "Was?", fragte Sakura leicht bedeppert. Mist - beinahe hätte sie die Farbe erfassen können! Das es aber auch so schwer war, eine einfache Farbe heraus zu finden... irgendwas war da faul dran. Entweder, es handelte sich um so eine schwankhafte Aura, die mal stärker und mal schwächer wurde und deshalb so schwer zu erfassen war... oder jemand wollte nicht, dass man seine Aura erfässt!

  "Ob du heute Zeit hast, Sakura-chan." Tomoyo lächelte immer noch, merkte aber, dass Sakura gerade just in diesen Moment irgendetwas zu beschäftigen schien.

  "Wieso fragst du?"

  "Na, du warst schon lang nicht mehr bei uns, und meine Mutter vermisst dich bereits. Außerdem..." - Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern - "... möchte ich, dass du ein Kostüm anprobierst - nachträglich zum Geburtstag, versteht sich. Und meine Mutter will dir ja auch noch ein Geschenk überreichen, wie ich dir bereits versichern konnte." Dabei fing sie breit an zu grinsen.

  "Waaas? Aber wieso Kostüm, das ist doch...", wollte sie aufbegehren, wurde aber jäh wieder unterbrochen.

  "Kein Aber, Sakura-chan - und, hast du heute Zeit?" Sie lächelte immer noch auf diese Art und Weise, der Sakura einfach nichts abschlagen konnte. "Ja, ich hab Zeit."

  "Prima - gleich nach dem Unterricht?"

  Sakura nickte nur - sie hatte es aufgegeben, protestieren zu wollen, und das schon vor langer Zeit. Damals, als sie Card Captor geworden war, war Tomoyo die erste - und lange Zeit auch die einzigste - die von Sakuras Doppelleben etwas wusste. Und seitdem hatte sie es sich nicht nehmen lassen, Sakura Auftrag für Aufrag immer ein neues Kostüm zu schneidern. Sie war der Meinung, dass jemand mit so einer gefährlichen und wichtigen Mission wie Sakura auch einem ihren Zeck angemessene Kleidung bräuchte. Und Kero-chan war auch sofort Feuer und Flamme, sodass es normal wurde, dass Tomoyo Kostüme für Sakura und Kero-chan machte, und dann ihre Einsätze auf Band aufnahm. "Uhm, ich kann dir eh keinen Wunsch abschlagen..."

  "Prima, ich freu mich!"
 

"Ach, ich freu mich ja so, dich endlich wieder zu sehen, Sakura-chan!"

  Die Mutter von Tomoyo, Sonomi Daidouji, war sofort, als sie hörte, Sakura sei zu Gast, zu den beiden geeilt. Woher sie jedoch so schnell den Kuchen hatte, wusste Sakura nicht zu beantworten. Vielleicht eine abgesprochene Sache? Was hätten sie dann nur getan, wenn Sakura heute keine Zeit gehabt hätte? "Die Freude liegt ganz meinerseits, Daidouji-san."

  Sonomi hatte die ganze Zeit unabbringbar wiederholt, sie ähnlich Sakura mittlerweile ihrer Mutter Nadeshiko geworden war. Denn, Sonomi und Nadeshiko waren nichts geringeres als Cousinen gewesen, womit Sakura und Tomoyo in gewisserweise ebenfalls miteinander verwandt waren. Und Sonomi hing in ähnlicher Art und Weise an Nadeshiko, wie es heute Tomoyo bei Sakura tat. Deshalb hatte sie auch lange Zeit einen Groll gegen Fujitaka gehegt, war er doch der Mann, der ihr Nadeshiko entrissen hat. Aber durch Sakura hat sie gelernt, ihren Groll zu besänftigen, was auch im Sinne von Nadeshiko gewesen wäre (beziehungsweise, ist).

  "Leider muss ich nun zu einem dringenden Meeting - ich bin wirklich untröstlich, wo doch Sakura-chan endlich wieder zu Gast ist!" Sie seufzte herzzerreisend. "Sakura-chan, versprich mir, dass du ab nun wieder öfters zu Besuch bist, okay?"

  Sakura gab ihr ihr Wort. "Ich verspreche es!" Und die Art, wie sie dabei lächelte, ließ sie in Sonomis Gedanken immer mehr zu Nadeshiko werden. "Also, dann, ihr beiden, viel Spaß euch noch! Machs gut, Sakura-chan!" Damit hatte sie das Zimmer eiligst verlassen.

  "Puh - ich wusste gar nicht, dass Mutter so vernarrt sein kann." Tomoyo lächelte immer noch. "Also - sagst du mir nun, was los ist, Sakura-chan?"

  Ein Ruck durchging Sakura. "... Du kennst mich gut, Tomoyo... vielleicht zu gut..."

  Tomoyo lächelte. "Du bist nunmal meine Sakura, daran wird sich hoffentlich nie etwas ändern..." Bei den Worten fühlte sie selbst einen Stich - was, wenn es irgendwann nicht mehr so wäre? Was, wenn sie irgenwann nicht mehr ihre Sakura wäre?

  Doch daran wollte sie nun nicht denken, schon, weil sie mit solchen Gedanken Sakura nicht helfen konnte. "Und, was ist passiert?" Sie fragte eigentlich nur, damit Sakura jemanden hatte, bei dem sie sich ausweinen konnte - sie wusste nämlich bereits, was geschehen war... und auch wieso.

  "..." Sakura schwieg kurz, schien mit sich zu hapern. Dann überwand sie sich schließlich. "... Er... er hat nicht angerufen..." Sie brach wieder ab, begann leicht zu zittern. "Und... um ehrlich zu sein... liegt... sein letzter Anruf bereits zwei Wochen zurück..." Und ehe Sakura hätte es unterdrücken können, weinte sie plötzlich. "Tomoyo, was soll ich bloss tun? Was, wenn ihm was zugestoßen ist? Ich... " Sie brach ab, einen wahren Wasserfall an Tränen unterdrückend.

  "Sakura-chan... Erinnerst du dich an die Formel, die unbesiegbar macht?"

  "Natürlich tu ich das - was meinst du, wie oft ich mir das sage? Aber es bringt nichts! Ich habe Angst, Tomoyo - so entsetzliche Angst!"

  Tomoyo nahm Sakura an den Schultern. "Sakura-chan, ich weiß, du hast große Angst und denkst, diesmal wirkt die Formel nicht. Aber glaub mir, es wird wirklich alles gut werden, du wirst schon sehen!"

  Sakura sah Tomoyo ins Gesicht, und irgendetwas darin gab Sakura das Gefühl, dass wirklich alles wieder gut werden würde. Sie verbarg ihr Gesicht an der Schulter ihrer Freundin. "Aber... wie lange dauert es...?"

  Tomoyo überlegte kurz. "Wenn du den heutigen, den morgigen und vielleicht auch den darauffolgenden Tag überlebst, wird sicherlich etwas Gutes passieren - glaub mir." Dabei lächelte sie ein so reines Lädcheln, dass alles, was Sakura Kummer bereitet hat, einfach von ihr abfiel.

  Sakura blieb noch ein paar Sekunden so stehen, mit dem Gesicht an Tomoyos Schulter, und horschte in sich hinein. Immer, wenn es ihr schlecht geht, wenn sie verwirrt oder traurig war, war Tomoyo für sie da gewesen. Ungekehrt gab es so gut wie nichts, was Sakura für ihre Freundin hätte tun können. Sie merkte, dass es etwas gab, was das schwarzhaarige Mädchen beschäftigte, doch sie kam nicht genug an sie heran, denn jedes Mal, wenn Sakura sie gefragt hatte, hatte Tomoyo abgewunken und nur gemeint, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauche, denn solange Sakura bei ihr wäre, wäre alles gut. Sakura wollte ihr dennoch helfen, doch wie konnte sie Tomoyo glücklich machen? Sie wusste es nicht.

  Dennoch tat es gut, eine Freundin wie Tomoyo zu haben. Sie hatte sonst niemanden, mit dem sie so offen und ehrlich reden konnte. Und als sie in sich hinein horschte, da wusste sie, dass Tomoyo recht behalten würde. Und mit dieser Einsicht überkam sie eine erstaunliche Ruhe. "Ich vertraue dir, Tomoyo."

  Und Tomoyo lächelte einfach nur glücklich. "Wie schön."

Am Abend, als Tomoyo und Sakura sich verabschiedeteten, merkte Sakura, dass etwas nicht stimmt. "Tomoyo, du siehst... traurig aus. Was ist los?" Tomoyo war immer für sie da gewesen, und nun schien es ihr schlecht zu gehen. Vielleicht gab es endlich mal eine Gelegenheit für das braunhaarige Mädchen, mal für ihre Freundin da sein.

  "Nun... Sakura-chan, soll ich ehrlich sein?"

  Sakura nickte. "Unbedingt, Tomoyo!"

  "Dann... erklär mir, wieso du nicht mehr Tomoyo-chan zu mir sagst..." Dabei sah sie Sakura ernst in die Augen. Aber diese konnte nicht ernst bleiben. "Bitte - was?"

  "Ich mein das ernst! Wieso... ich versteh das nicht, Sakura-chan... Ich habe Angst, dich zu verlieren!"

  Als Sakura sah, dass Tomoyo kurz vor den Tränen war, wurde sie ebenfalls ernst. "Tomoyo... ich sage nicht mehr Tomoyo-chan zu dir, weil du schon so erwachsen und reif bist, dass dir die Anrede -chan nicht mehr passt... Damit zeige ich dir, dass du von allen Menschen, mit denen ich zu tun habe, mir erstens am nähsten bist, und dass ich dich von allen am meisten schätze, und dass du von allen die erwachsenste bist, Tomoyo. Das tue ich also nicht, um dich zu verletzten, oder weil ich dich nicht mehr mag, sondern gerade weil ich dich so schrecklich gern hab, Tomoyo."

  "Sakura-chan..." Tomoyo musste nun doch weinen, aber nicht aus Trauer, sondern aus Freude. "Ich hab dich auch schrecklich gern, Sakura-chan!" Dabei wusste Tomoyo, dass es weit mehr als nur das war - aber sie würde Sakura niemals sagen, was sie wirklich empfand, das würde Sakura nur weh tun. Ihre Freundschaft war Tomoyo zu heilig, um sie damit kaputt zu machen.

  "Also dann, Tomoyo. Ich muss nun nach Hause!" Noch bevor das schwarzhaarige Mädchen darauf etwas erwidern konnte, hatte Sakura schon ihren Schlüssel befreit und Fly beschworen. "Bis morgen in der Schule!", rief sie ihr von der Luft aus zu.

  "Ja, bis morgen in der Schule!" Und Tomoyo noch an der Tür, als Sakuras Schatten schon längst verschwunden war.
 

"Taidaima!"

  "Hm? Was ist denn vorgefallen, Miss Godzilla? Deine Begrüßung ist ja heute so lahm." Toya - er konnte es einfach nicht lassen.

  "Ach, halt die Klappe, Toya!" Das sie ihn beim Namen ansprach, passierte äußerst selten, und Toya verstand - er ließ die gehäßige Bemerkung, die ihm auf der Zunge ruhte.

  "Ah, Sakura, da bist du ja! Na, wie war dein zweiter Tag?" Kero-chan kam wie gestern gleich angeflogen und flatterte ihr um den Kopf herum. "Und, wie war es heute? Ist irgendetwas seltsames passiert? Hast du die Präsenz wieder gespürt? Hast du mal ausprobiert, was ich dir gestern gesagt habe? - Sakura, jetzt antworte doch endlich mal!"

  "Waaaa, nicht schon wieder, Kero-chan - mein armer Kopf!" Der war erneut dabei, ein paar Loopings zu schlagen. Diesmal zog sie die Inliner nicht aus, denn sie hatte sie nicht mal angehabt. Sie hoffte nur, dass sie morgen nicht erneut auf die Hilfe einer Clow-Card zurück greifen musst - und das Kero-chan nicht erneut dahinter kam, sonst wäre die Hölle los, das wusste sie schon jetzt!

  "Na, erzählst du jetzt endlich mal?" Kero-chan hatte als Geste seiner Ungeduld die kleinen Ärmchen überschlagen.

  "Sachte, Plüschtier, jetzt soll sie erstmal zum Essen kommen. Du hast Glück, ich habe schon gekocht. Vater ist ebenfalls eben heim gekommen, und es ist auch schon fertig. Also komm!"

  Sakura nickte nur - sie war zu nachdenklich, um etwas zu erwidern.

Später, nach dem Essen, fragte Kero-chan sie, was aus dem Gefühl geworden war.

  "Also, ich habe eine schwächere Präsenz ausmachen können, und sie ging von einem Jungen namens Akira Eridor aus."

  "Eridor? Wie schreibt man das?"

  "Er-Ri-Dor."

  "Und welche Kanji?" Kero-chan sah wirklich interessiert aus. Wieso interessieren ihn bei solchen Namen plötzlich die Kanji?

  "Gar keine - genauso wie bei Eriol-kun."

  "Hm... und welche Farbe hatte seine Aura?"

  Sakura überlegte kurz. "Hellblau. Und die seiner Schwester Mitsuki war eine Mischung aus Dunkelblau, Schwarz und Silber."

  Kero-chan nickte nur. "Aber sie war nicht sonderlich stark, sagst du?"

  Ein Kopfschütteln. "Vielleicht war jemand in ihrer Familie mal Magier, wie Clow Lead?"

  "Das hast du gut erkannt, Sakura. Es wird sogar sehr wahrscheinlich so sein. Aber das ist keinerlei Grund zur Sorge - viele Menschen haben Magier in ihrem Stammbaum, ohne es zu wissen, und haben deshalb auch geringfügig magische Kräfte in sich. Aber nur in seltenen Fällen, wie bei dir zum Beispiel, reicht es, um auch wirklich magische Utensilien, wie sie die Clow Cards zum Beispiel sind, anzuwenden. Wobei - streichen wir das Beispiel mit dir, immerhin bist du ja eine direkte Nachfahrin von Clow."

  "Uhm, achso... beziehungsweise: WAS?!"

  Kero-chan schien damit gerechnet zu haben. "Ja, du hast richtig gehört. Ich mache mir schon seit geraumer Zeit Gedanken darüber, wieso ausgerechnet du, ein Mädchen wie jedes andere eigentlich, stärker als Clow Lead, der stärkste Magier aller Zeiten, geworden sein sollst. Die Antwort ist ganz einfach: Weil Clow Lead dein Vater ist, liegt doch auf der Hand."

  Sakura warf einen überraschten und geschockten Blick zu ihrem Vater, welcher ebenfalls am Esstisch saß. "Oh, jetzt bin ich aber mal gespannt!", meinte er nur darauf. Und auch Toya gab sein Interesse kund. "Erzähl weiter, Plüschie!"

  Kerberos ignorierte diesen Einwand. "Wie wir alle - oder zumindest wir beide, Sakura - wissen, teilte Clow Lead seine Seele in zwei Körper auf - einmal in den von Eriol, und einmal in den von deinem Vater, Fujitaka. Damit ist doch schon alles gesagt."

  "Aber... Eriol ist doch in meinem Alter, und ich war..."

  Aber Kero-chan schüttelte nur den Kopf. "Eriol hat selbst gesagt, dass er diese Form nur angenommen hat, damit er sich mit dir anfreunden konnte. Er ist wahrscheinlich genauso alt wie dein Vater - was heißt wahrscheinlich, er ist genauso alt wie dein Vater. So gesehen sind Eriol und dein Vater Fujitaka sowas wie Geschwister, nur, dass sie nicht von der selben Mutter abstammen. Und damit ist das Rätsel auch gelöst: Weil dein Vater Fujitaka die Seele von Clow Lead in sich trägt, kannst auch nur du, seine Tochter, stärker als eben jener Clow Lead werden."

  "Aber Vater hat doch erst durch mich Magische Fähigkeiten bekommen!"

  "Das ist komplett irrelevant - er selbst brauchte keine Magische Fähigkeiten. Er war schon damals, als er deine Mutter kennen lernte, die Wiedergeburt von Clow Lead, und wird es auch immer sein. Und du hast seine Gene - und somit seine magische Begabung - geerbt. Und nicht nur du, dein Bruder hat auch ein geringes Maß an magischer Begabung abekommen. Er kommt halt eher nach deiner Mutter, welche Magie-los war." Toya warf ihm bei den Worten einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts.

  "Uhm... ich verstehe also."

  "Ja, ich bin stolz auf dich, Sakura. Du bist es wirklich würdig, die Nachfolgerin des Clow Lead zu werden! Und weil du schon so viel mächtiger als er bist, brauchst du keine Sorge darum zu haben, ob du irgendwann auch nur noch alles vorher sehen wirst. Eriol hat dir ja versichert, dass dies unmöglich sein wird, solange du es nicht wünscht. Und du kannst auch anscheinend frei wählen, ob du genauso alt werden willst wie Clow Lead, oder ob du normal altern willst wie jeder andere Mensch auch. So gesehen steht dir alles für ein äußerst schönes Leben offen!"

  Sakura dachte über den letzten Satz nach. Wie meinte er das? Sie konnte frei wählen, ob sie normal altern wolle oder ob sie auch unendlich lange leben wolle? Wie machte sie das? Aber Sakura war müde, und würde ihn deshalb ein anderes Mal danach fragen. Deshalb verbeugte sie sich. "Danke, das Essen war sehr gut. Ich geh dann auf mein Zimmer - ich muss noch eine Hausaufgabe machen, und den Brief an Mizuki-sensei und Eriol-kun fertig schreiben." - bei dem Namen von Mizuki-sensei zuckte Toya kurz zusammen - "Deshalb wünsche euch schonmal eine gute Nacht. O yasumi nasai!"

  "Arg, Sakura-chan, warte auf mich!"

  Auf ihrem Zimmer angekommen ließ sich Sakura aufs Bett fallen. Sogleich hatte sie schon das Mobiltelefon in der Hand. Doch auf dem Display stand nichts. Sie sah das Telefon noch ein paar Sekunden traurig an, dann seufzte sie und setzte sich an ihren Tisch. "Ich mach nun Hausaufgaben, und danach schreib ich den Brief an Mizuki-sensei und Eriol-kun weiter, damit ich sie morgen noch vor der Schule zur Post bringen kann. Kero-chan, du kannst gerne zocken oder so." Und das ließ sich Kero nicht zweimal sagen! "Aujaaaaa, zocken!"
 


 

In Sakuras Traum sah sie jemanden. Eine Gestalt, die ihr bekannt vorkam. Sie kannte diese Person, das wusste sie. Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, und eine gewisse Sehnsucht überkam das Mädchen. Dann fing ihr Herz wild an zu pochen. Doch als sie sich der Person näherte, hörte sie ein seltsames "Riririring"-Geräusch, und plötzlich -

"Sa-Ku-Raaaa!"

  "Hmm?" Müde wie eh und je versuchte Sakura sich, den Schlaf aus den Augen zu reiben. "Ein Traum...?"

  "Hm, hattest du einen seltsamen Traum, Süße?"

  Sakura nickte. "Jau." Dieser Morgen verlief Gott sei Dank endlich mal anders. Sie wäre sicher irgendwann wahnsinnig geworden, wenn jeder Morgen auf die selbe Art wie die zwei voraus gegangenen begonnen hätte. Glücklich stellte sie ebenfalls fest, dass sie diesen Morgen endlich mal im Bett wach wurde - ja, es wurde wieder besser, endlich!

  "Wie seltsam?"

  "Äh, also..." Sakura brach der Schweiß aus. "Öh...? Hmm...?" Dann: "Hehe... ich hab ihn vergessen!"

  Kero-chan wandte sich zum Fernseher. "So ein Mist! Du musst das ernster nehmen! Beziehungsweise, seit wann kannst du dich nicht mehr an deine Träume erinnern? Du bist mittlerweile doch eigentlich stark genug, und es gibt auch keinen Eriol mehr, der mit seiner Magie verhindert, dass du dich erinnern kannst... Hm... sehr mysteriös... - Sakura? Hörst du mich überhaupt?"

  Sakura warf einen Blick zur Uhr, und zur Abwechslung war sie sogar rechtzeitig wach. "Hey, wie toll, schau mal, Kero-chan, ich hab sogar noch Zeit. Das heißt, ich muss brauch nicht wieder Flys Hilfe, um rechtzeitig in der Schule anzukommen!" Und ehe sie sich versah, war es wieder passiert: sie hatte sich schon wieder verplappert! Um der Standpauke zu entringen, sprang sie schnell aus dem Bett und zog sich in Windeseile um.

  Als Kero-chan das hörte, war er kurz vor der Explusion. "Sakura, wie oft denn noch? -" Doch Sakura nahm die Pfoten des kleinen Wesens in ihre Hände und sagte mit leiser, warmer Stimme: "Keine Sorge, mein kleiner Kero-chan: Alles wird gut. Ich weiß es." Und im nächsten Moment war sie aus der Tür raus. Kero-chan sah ihr noch kurz hinterher, dann seufzte er. "Wenn es doch nur immer so wäre..."

  Als sie kurze Zeit später, nachdem sie Zähne putzen war und dergleichen, unten in der Küche ankam, hatte Sakura zur Abwechslung mal genug Zeit, ihr Essen im normalen Tempo zu essen. "Hm? Wird es heut regnen, oder fällt uns der Himmel auf den Kopf?" Toya stand noch am Herd und war damit beschäftigt, Pfannkuchen zu machen.

  "Was meinst du, Aniki?" Sakura setzte sich, und sah sich um. Ihr Vater schien noch zu schlafen.

  "Aniki? Wo hast du denn das aufgegriffen?"

  Sakura gähnte. Müde war sie trotzdem noch etwas. "Das ist der Begriff für "Älterer Bruder" - passt also. Prinzipell seh ich nicht mehr ein, dich mit der höflichen Anrede "O-nii-chan" anzureden, denn die hast du gar nicht verdient - der Titel "Fiesester Bruder aller Zeiten" würde eher passen!" Sie warf einen flüchtigen Blick in die Zeitung, aber sie war immer noch nicht so der Zeitungsleser. Wenn etwas seltsames passierte, wurde es ihr eh von ihrem Bruder oder Vater erzählt, oder spätestens in der Schule. "Und, wieso soll uns heute der Himmel auf den Kopf fallen?" Sie konnte sich die Antwort eigentlich schon denken, immerhin hatte sie ja den fiesesten Bruder der ganzen Welt!

  "Hmm... wenn du meinst... - Und zu deiner Frage: Schonmal auf die Uhr geschaut? Wenn Miss Gozilla schon so früh wach ist, kann das nur mit einem Unglück zusammen hängen. Ich sag ja, heute geht bestimmt die Welt unter, ich hab das im Gefühl!"

  "Arg, Toya, du bist echt so ein Schuft!" Wieso war ihr Bruder nur dauernd so gemein zu ihr? Sie gab sich doch Mühe, immer eine liebe, kleine Schwester zu sein. Aber er hat seit ihres Lebens nichts besseres zu tun gehabt, als sie am laufenden Band zu ärgern. Das war einfach zu ungerecht!

  "Selbst Plüschie ist nicht da, und das, obwohl es Pfannkuchen gibt...? Uah, ich riech es schon, das Unheil, welches über das Hause Kinomoto schwebt..." Er machte ein paar gruselige Geräusche. "Uhh~", "Aaah~... hörst du das, Sakura? Das ist das Unheil, welches nach dir ruft. Und du hast es herauf beschworen. Wir werden alle sterben, nur...-"

  "So früh am Morgen wieder so viel Käse, Herr aller Godzillas?" Es war Kero-chan, der grad in die Küche geflattert kam, und welcher sich seit neustem angewohnt hatte, Toya ebenfalls Godzilla zu nennen - denn er war mindestens ein genaus so großes, wenn nicht gar größeres Trampeltier wie Sakura, fand Kero. Doch als er den Duft der frischen Pfannkuchen aufnahm, war von Trotz bei ihm nichts mehr zu merken - im Gegenteil, er nahm eine Art "Für-Pfannkuchen-würd-ich-alles-tun" Aura an. "Mhhhm, Pfannkuchen..." Er bekam diesen typischen, glänzenden Gesichtsausdruck. Kero-chan war wie ausgewechselt, wenn es um Essen ging - dabei musste er nicht mal essen, er tat es aus reinem Vergnügen - weil er sich angeblich von Yue unterscheiden will, wie er selbst mal gesagt hatte. "Aaah, das duftet köstlich!" Wie er um ihren Bruder herum flattertet! Es fehlte nur noch der Sabber, dann war der Anblick perfekt.

  "Ja, aber du kriegst nichts, Plüschie." Toya grinste breit und böse, und man konnte quasi mitansehen, wie der arme Kero-chan von einem Moment zum nächsten dahin zu siechen zu begann. "Keine... Pfannkuchen?" Für den kleinen Wächter ging gerade bestimmt die Welt unter. "A-a-aber... A-aber..."

  "Komm her, Kero-chan, du kannst bei mir mitessen - ich hab eh nicht mehr alle Zeit der Welt, sonst komm ich letztendlich doch zu spät, und das wäre echt ägerlich, nachdem der Morgen schon soo gut begonnen hat! Immerhin muss ich ja den Brief für Mizuki-sensei und Eriol-kun einwerfen!" Den Namen ihrer ehemaligen Lehrerin betonte sie extra, als kleine Rache sozusagen für die sonstigen Gemeinheiten, die ihr Bruder sonst gegen sie verübte.

  Und Schwupps, da ging es dem kleinen Plüschtier-Löwen schon wieder gut. "Aaaah, Herrin, ich bin Euch ja sooo dankbar für Eure...-"

  "Jaja, jetzt iss endlich, oder ich überleg es mir vielleicht doch noch anders..." Sie grinste, als sie sah, wie Kero-chan eiligst mit einem Bissen einen kompletten Pfannkuchen hinunter würgte, und begann dann selber mit dem Essen. Der Morgen begann echt gut: Sie war früher aufgewacht als sonst - und das sogar zur Abwechslung mal im Bett - war früher fertig geworden und konnte nun in aller Ruhe frühstücken und würde sich dennoch nicht beeilen müssen - und das alles ohne die Hilfe der Clow-Cards. Nur zu doof, dass sie sich nicht an ihren Traum erinnern konnte, aber man konnte halt nicht alles haben.

  "Danke für das Essen!" Sakura stand auf und eilte zur Eingangshalle. Dort fiel ihr Blick auf einen Koffer. "Nanu?" Im ersten Moment dachte sie, das sei der Koffer ihres Vaters, doch bei genauerem Betrachten bemerkte sie ein Schild mit dem Namen ihres Bruders. "O-nii-chan, wofür ist der Koffer?"

  Ihr Bruder kam ebenfalls in die Eingangshalle. "Meine Semesterferien enden Ende der Woche - das heißt, morgen früh muss ich zurück nach Tokyo."

  "Waaaaaas? Aber es geht doch dann erst nächste Woche los, dann reicht es doch auch, wenn du am Wochenende zurück fährst, oder?"

  Toya schüttelte den Kopf. "Nein, ich muss noch einige Anträge ausfüllen und abgeben, bevor das neue Semester beginnt. Tut mir echt leid, kleine Schwester, aber es geht nunmal nicht anders." Er schwieg kurz, dann meinte er ganz leise: "Du wirst mich ab heute eh kaum mehr vermissen..."

  "Hm?" Sakura sah auf. Was hatte er eben gesagt?

  "Ach, nicht so wichtig. Jetzt beeil dich, sonst kommst du doch noch zu spät, und das wär wahrlich ärgerlich - nicht wahr, Miss Godzilla?" Er grinste, ehe er einen Hauschlappen an den Kopf geworfen bekam. "Nenn mich nicht Godzilla, du Fiesling!"

  Daraufhin musste Toya lachen. "Mehr fällt dir nicht ein? Dann komm wieder, wenn dir eine bessere Argumentation eingefallen ist!"

  Sakuras Antwort darauf war ein "Hmpf!" Doch als sie gerade die Tür hinter sich zu ziehen wollte, meinte Toya: "Komm heute Abend nicht zu spät. Und bring, wenn du Besuch haben solltest, den ruhig mit, ich koch genug für 8 Personen." Damit schloß er die Tür hinter Sakura, welche noch einen Moment wie bedeppert da stand und im Kopf nachzählte. 8 Personen? Wer soll das alles sein? Sie, Toya, ihr Vater... das sind drei. Vielleicht kommt auch Yukito - dann würde es aufgehen, bei Yukitos Bärenhunger! Und Kero-chan ist ja auch noch dabei, da geht das schon. Dennoch fragte sie sich, welchen Besuch sie mit nach Hause bringen sollte. Ahnte ihr Bruder vielleicht wieder irgendwas? Vielleicht meinte er ja Tomoyo...

  Genau, das würde es sein. Wahrscheinlich meinte er Tomoyo, vielleicht würde diese sie heut ja fragen, ob sie mitkommen darf? Toya hatte ja seit neustem so eine art hellseherische Fähigkeit entwickelt. Sie dachte noch ein paar Sekunden darüber nach, seit welchen Zeitpunkt das genau war, zuckte aber dann mit den Schultern. Unnötig, sich darüber einen Kopf zu machen, sie würde es eh im Laufe des Tages merken. Mit diesen Gedanken machte sie sich fröhlich wie eh und je auf den Schulweg. Ja, heute würde sicherlich etwas Gutes passieren, das hatte sie im Gefühl.
 

"Ohaiyoooooooooooo"

  Sakura kam mit Karacho ins Klassenzimmer gerannt. "Ist Aoyama-sensei noch nicht da?", war das erste, was Sakura interessierte.

  Tomoyo war die erste bei ihr. "Nein, du hast Glück - wie immer." Sie lächelte. "Dir scheint es wieder besser zu gehen?"

  Sakura sah sich kurz um, dann entspannte sie sich. "Puh, ich dacht schon, jetzt komm ich wegen Mitsuki-chan doch noch zu spät." Bei den Namen spitze ihr Bruder Akira-kun die Ohren, sagte aber nichts. Er stand jedoch auf und kam langsam zu den beiden Mädchen rüber gelaufen. "Ja", sagte Sakura nickend. "Du hast mir sehr geholfen - Danke. Ohne dich hätt ich mich wohl vor lauter Weinen in Luft aufgelöst." Sie stellte sich das kurz bildlich vor, dann musste sie lachen. "Danke nochmals, Tomoyo!"

  Tomoyo lächelte glücklich. "Gern geschehen, Sakura." Dann wirkte sie einen Moment lang irritiert. "Sakura... - Sakura-chan... Sakura... - Sakura-chan..." Dann musste sie seufzen. "Aaaah, ich kann mich einfach nicht entscheiden, was süßer klingt: Sakura-chan oder einfach nur Sakura... Wie ungerecht das Leben doch ist!" Sie ergriff Sakuras Hände. "Was gefällt dir besser? Sakura-chan oder einfach nur Sakura?" Dabei lächelte sie dieses liebe, unschuldige Lächeln, welches sicherlich auch das ein oder andere Herz hätte zum Schmelzen gebracht - wenn es nicht nur einzig und allein für Sakura pochen.

  "Uhm... da kann ich dir nicht helfen, Tomoyo..." Sie lächelte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Dann bemerkte sie Akira-kun, der am Fenster stand und zu ihnen rüberschielte. "Ohaiyo, Akira-kun!"

  Dieser wurde sofort rot. "Ah, S-sakura-san, Daidouji-san... - Guten Morgen." Er sah verlegen aus dem Fenster.

  "Na, ist das heut nicht ein wunderschöner Morgen?" Sakura lächelte übers gesamte Gesicht.

  "J-ja..." Weil du wieder glücklich bist..., schien sein Gesicht sagen zu wollen, und Tomoyo musste darüber lächeln. Der Arme Junge - hoffnungsloser Fall. Dann wandte sie sich zu Sakura. "Aber... irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, das irgendetwas passiert sein muss - an meinen Worten allein kann deine gute Laune ja nicht liegen, oder?"

  Sakura nickte. "Uhm, du hast Recht..."

  "Hat er etwa angerufen?", fragte Tomoyo wie immer lächelnd.

  Aber Sakura schüttelte den Kopf. "Nein." Ein leiser Ton von Trauer schlach sich in ihre Stimme, und ihre Augen bekamen für einen Augenblick einen sehnsüchtig und etwas wehleidigen Blick. Aber im nächsten Moment hatte sie das schon wieder abgeschüttelt. "Schau, ich bin heute morgen rechtzeitig wach geworden! Und, und, ich konnte deshalb sogar in aller Ruhe essen. Und hierher konnte ich auch in aller Ruhe laufen - also, so ganz ohne Hilfsmittel, wenn du verstehst!"

  Sakura sagte das so bitter ernst, dass Tomoyo anfangen musste zu lachen. "Ach, das ist ja wunderbar, Sakura-chan! ... Sakura..." Sie musste wieder grübeln. "Was klingt wohl schöner...? Sakura oder Sakura-chan?"

  Sakura überging diese Frage. Was sollte sie auch schon dazu sagen? "Und weißt du was? Ich konnte heute morgen sogar den Brief für Mizuki-sensei und Eriol-kun einwerfen!" Als sie das sagte, sah Akira erschrocken auf (Wahrscheinlich fragte er sich, wer Eriol-kun war). "Und dann... -" Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. "... hatte ich noch einen Traum... einen sehr wichtigen... aber leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern..." Bei den Worten hatte sie eine seltsame Ahnung von dem Traum, sowas wie ein kurzer Rückblick auf das, was sie geträumt hatte. Doch als sie sich darauf konzentrierte, war die Vision wieder weg.

  Tomoyo sah sie kurz an, dann zog sie Sakura vom Fenster weg - wahrscheinlich wollte sie nicht, dass Akira zuhörte. "Mal eine Frage, Sakura-chan: Du hast mir doch gestern das mit den Farben erklärt, oder?" Sie lächelte.

  Sakura nickte. "Uhm. Wieso?"

  "Kannst du mir sagen, welche Farbe ich habe?" Nein, sie lächelte nicht - sie glänzte.

  Sakura sah sie kurz zweifelnd an, aber es half nichts: Tomoyo meinte das ernst. Deshalb schloss sie die Augen. Doch als sie sich auf Tomoyo konzentrierte, sah sie nichts weiter als ein leichtes, fabrloses Flimmern - etwas, was jeden Menschen umgab. "Tut mir leid, Tomoyo, aber deine Aura bestitzt keine Farbe - du bist vollkommend Magie-los."

  Daraufhin seufzte das schwarzhaarige Mädchen herzzerreisend. "Ach, nein, wie schade aber auch..." Nur, um im nächsten Moment wieder Feuer und Flamme zu sein. "Und deine, welche Farbe hat deine?"

  "Ich denke nicht, dass ich meine...", begann Sakura, doch als sie den flehenden Blick ihrer Freundin sah, brach sie ab. "Na gut..." Dann schloss sie erneut die Augen. Doch in dem Moment, in dem sie sich auf sich selbst konzentrieren wollte, bemerkte sie wieder jene starke Präsenz vom ersten Schultag. Sie kam vom Flur. "Da!" Von einem Moment zum nächsten war sie auf den Flur getreten, doch in keine der beiden Richtungen sah sie eine Person. Und was, wenn es vielleicht keine Person...? - Nein, sagte sie sich in Gedanken und schüttelte diese Überlegung von sich. Ausgeschlossen, dass es etwas anderes als eine Person sein kann! Es musste wirklich so sein, dass es eine Aura von einer Person war, die stark schwankte, sodass sie sie mal stärker und mal schwächer spürte... Oder... dass wirklich jemand nicht wollte, dass man ihn erfassen konnte... Aber auch diesen Gedanken schüttelte Sakura ab. Welcher normale Mensch sollte schon die Kräfte dazu besitzen, seine Aura für andere unerfassbar zu machen? Das war doch Blödsinn! Sowas konnte nur Eriol-kun!

  "Was ist denn los, Sakura-chan?"

  Sakura sah hinter sich. Tomoyo stand da und sah sie leicht besorgt an. "Uhm, nichts. Ich dacht nur..." Sie brach ab. "Nein, es ist nichts." Dann lächelte sie.

  "Puh, da bin ich aber beruhigt.", erwiderte Tomoyo seufzend. Dann: "Und? Welche Farbe hast du nun?"

  Sakura schloss erneut die Augen. "Hm... wie ich es vermutet habe, ich kann mich selbst nicht sehen... - Komm, lass uns an unsere Plätze gehen."

  Bevor Tomoyo noch etwas sagen konnte, hatte Sakura sie schon mitgezogen. Sie saßen an den selben Plätzen, an denen sie schon seit der Grundschule saßen: Sakura vorletzte Reihe am Fenster, Tomoyo direkt nebendran. Sakura liebte diesen Platz, gerade zur Frühlingszeit genoß sie es, sich die Frühlingssonne ins Gesichts strahlen zu lassen, vor allem, da vor dem Klassenzimmer eine Reihe von Kirschbäumen stand, welche zur Frühlingszeit in voller Blüte standen. In der hinteren Reihe waren noch ein paar Plätze frei - für den Fall, dass neue Schüler oder dergleichen hinzu kamen. Chiharu saß zwei Reihen vor ihnen, aber mittig, Yamazaki direkt hinter ihr, also eine Reihe vor ihnen. Und Akira-kun saß ebenfalls in der Vorletzten Reihe, jedoch am Schulgang.

  Die Tür wurde aufgezogen, und der Lehrer kam herein. Auf Geheiß des vorläufigen Klassensprechers - es wurde noch kein richtiger gewählt, weil die Schule ja erst seit 2 Tagen wieder begonnen hatte - erhob die Klasse sich zunächst, dann verbeugte sie sich, rief "Guten Morgen, Nakamura-sensei!", und dann durften sich alle wieder setzten.

  Als Sakura wieder saß, schloss sie erneut die Augen. Sie wollte wissen, ob dieses Gefühl, welches sie gerade hatte, sie nicht täuschte. Und als alles um sie herum schwarz und verschwunden war und sie in einer Welt angekommen war, die nur noch aus Flimmern und Auren bestand, bemerkte sie tatsächlich etwas: Ein leichtes Flimmern, direkt vor der vorderen Schultür! Und plötzlich begann ihr Herz verrückt zu spielen, einfach so! Es pochte mal wild, dann zog es sich wieder schmerzhaft zusammen, nur um dann mit doppelter Wucht wieder zu schlagen. Wie durch Watte bekam sie Tomoyos Worte mit. "Ich bin mir sicher, deine Aura wäre rosa... Oder pink!" Sie lachte, aber Sakura bemerkte das kaum. Es war... wie in ihrem Traum - das selbe Gefühl. Sie hatte das Gefühl, dieses Flimmern - und die damit verbundene Person - zu kennen. Und plötzlich wusste sie - sie ahnte es nicht nur, nein, sie wusste ganz gewiss, dass es so war, auch, wenn sie nicht sagen konnte, woher sie diese Gewissheit nahm - dass es tatsächlich eine Person sein musste, die sich ihr all die Zeit über absichtlich entzogen hatte. Aber wie konnte das sein? Nur Eriol-kun war dazu in der Lage gewesen, seine Aura so zu unterdrücken, dass man ihn hatte nicht ausmachen können! Bedeutete das etwas...? Aber ehe sie den Gedanken zu Ende denken konnte, pochte ihr Herz erneut mit dreifacher Wucht, und Sakura hatte das schnmerzhafte Gefühl, es würde ihr gleich aus der Brust heraus springen, wenn sie es nicht festhielte. Sie drükte deshalb ihre Hand ganz stark dorthin, wo sich das Herz befand, doch es tat von Moment zu Moment mehr weh. Dann war da dieses heftige Gefühl von Sehnsucht, woraufhin sich ihr Herz erneut krampfhaft zusammen zog. Auch die Worte des Lehrers bekam sie nur wie durch Watte mit. Aber ein Wort ließ ihr Herz plötzlich aussetzen; es hörte für einen Moment quasi auf zu schlagen: "... aus China..." Doch sie konnte die Augen nicht öffnen, als sei sie in dieser schwarzen, menschenlosen Welt, in der alles nur noch aus Auren und Flimmern bestand, gefangen. Dann begann ihr Herz wieder zu schlagen, aber nun schneller und schmerzvoller den je.

  "Hast du gehört, Sakura...?" Immer noch bekam sie die Worte nur durch Watte mit. Das "Hm?", mit dem sie antwortete - woher kam das? Hatte sie das eben von sich gegegeben?

  Tomoyo legte ihr die Hand auf die Schulter, und ihre Stimme klang besorgt. "Sakura-chan, alles okay? Ich sagte, wir haben einen neuen Mitschüler. Er ist aus China."

  Und was dann geschah, schien zum einen alles auf einmal zu passieren, und zum zweiten in unendlich langsamer Zeitlupe: Sakura wurde mit einem Schlag wieder ins normale Hier und Jetzt versetzt, und in diesem Moment wurde ihr bewusst, was der Lehrer vor - wie lange war seitdem vergangen? Nur wenige Sekunden oder bereits Minuten? - einigen Augenblicken gesagt hatte: "Er ist aus China und war schon einmal hier in Tomoeda." Und Tomoyo, die ihr eben mitgeteilt hatte, dass sie einen neuen Mitschüler haben würden, welcher aus China kommt, sah sie an, und für einen winzig kleinen Moment erkannte Sakura eines in diesen Augen: Wissen. Tomoyo wusste etwas, was Sakura nicht wusste, nicht wissen konnte - was ihr Herz jedoch bereits wusste, oder eher geahnt hatte - schon die ganze Zeit und jedes Mal aufs Neue, wenn sie diese Aura gespürt hatte. Und noch ehe Sakuras Gehirn realisieren konnte, was ihr Herz schon längst wusste; bevor es realisieren konnte, was es bedeuten mag, einen neuen Mitschüler zu haben, welcher aus China kam und schon einmal in Tomoeda war, wurde ein "Du kannst reinkommen" gerufen und die Tür wurde aufgezogen... Und dann sah Sakura das, was ihr Herz bereits ahnte; der Grund für das schmerzhafte Pochen und die Sehnsucht, die sie all die Zeit über verspürt hatte.

  "Das ist also eurer neuer Mitschüler..."
 


 

- Wie wird es weiter gehen? Ist der neue, mysteriöse Schüler wirklich Shaoran Li, der Schwetkämpfer aus Hong Kong, welcher ein Nachfahre von Clow Lead ist? Oder ist er nur ein mieser Doppelgänger mit zwielichtigen Absichten? Oder handelt es sich bei diesem mysterösen neuen Schüler vielleicht auch um jemand vollkommend neues - jemand noch vollkommend Unbekannten?

Und was hat es mit den Eridor-Geschwistern auf sich? Spielen sie eine größere Rolle, oder hat die Autorin sie nur erfunden, um Shaoran etwas eifersüchtig zu machen?

Und wenn der neue Schüler nicht Shaoran ist: wo ist er dann, wieso meldet er sich nicht, und weiß er überhaupt um die Existenz der Eridor-Geschwister?

Ist Sakura vielleicht wirklich in Gefahr? Und wer erinnert sich noch an die unheilschwangeren Worte von Kero-chan über den Gebrauch der Clow-Cards?
 

All dieses und noch viel mehr erfährt ihr im nächsten Kapitel! -

Wiederkehr

"Das ist also euer neuer Mitschüler: Shaoran Li."

  Ich träume wohl... Sakura saß wie gebannt da, starrrte den braunhaarigen Jungen mit den braunen Augen, der an der Tafel stand, an. Früher, vor langer Zeit, hatte es solch eine Szene schon einmal gegeben, nur war der Junge damals noch kleiner gewesen und hatte sie mit grimmigen, feindlich gesinnten und entschlossenen Blick angestarrt. Entschlossen war der Blick, mit dem er sie nun ansah, immer noch, aber nicht mehr grimmig oder gar feindlich gesinnt, denn er lächelte leicht. Er sah sogar etwas verlegen aus. Aber Sakura traute diesem Szenario nicht. Das musste ein Traum sein - das war viel zu schön für die Realität.

  "Er kommt aus Hongkong, aber wie eben schon erwähnt war er zu Grundschul Zeiten bereits hier in Tomoeda an der Schule, daher spricht und versteht er japanisch sehr gut. Seid nett zu ihm!" Der Lehrer, Nakamura-sensei, sah kurz in die hinterste Reihe, und sagte dann. "Dort, ganz hinten am Fenster, ist ein Platz frei - hinter Kinomoto-san."

  Hah. Natürlich träume ich. Solche Szenen passieren einem doch nicht zweimal im Leben...! Sakura rieb sich die Augen. Wann sie wohl wieder aufwachen würde?

  "Hihi, Sakura, schaumal: Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor, oder?" Tomoyo kicherte leise.

  Wie in Trance stand Sakura auf. Sie sah Tomoyo an, welche mit einem wissenden Lächeln leise kicherte. Chiharu lächelte ebenfalls, ja, sogar Yamazaki-kun schien etwas zu wissen. Überhaupt hatte sie soeben die Blicke der gesamten Klasse auf sich gezogen - weil sie aufgestanden war? Unwichtig, es war ja eh nur ein Traum! Jaja, genau, nur ein Traum, denn nur Träume konnten so sein: Unberechenbar, aber unnatürlich schön. Aber Moment: Seit wann war sich Sakura jemals darüber bewusst gewesen, dass sie träumte?

  Dann blieb dieser Junge, der angeblich Shaoran war, vor ihr stehen. Das er von allen angestarrt wurde, schien ihm Egal - na also, ein Traum! "Es... es ist lange her, nicht wahr...?" Er schwieg kurz, und dann sah er ihr endlich doch ins Gesicht. "... Sakura..."

  Und dann brach der Bann. Sakura - das hatte er erst angefangen einige Monate vor seiner Abreise angefangen zu sagen! All die Zeit war sie für ihn entweder "Hey, du da" oder höchstens "Kinomoto" gewesen. Aber als sie beide in einem Fahrstuhl gefangen waren und sie beinahe in einem magisch herbei gerufenen Abgrund gefallen wäre, hatte er in seiner Verzweiflung mit "Sakura" hinter ihr hergeschrieen. Das hatte sie damals wahnsinnig glücklich gemacht - sie hatte sich eingeredet, dass das daran liegen würde, dass sie endlich Freunde geworden waren, was aber eigentlich nicht stimmte - sodass sie ihn angeboten hatte, sie von nun an immer Sakura rufen zu dürfen. Daraufhin hatte er ihr ebenfalls erlaubt, ihn beim Vornamen zu rufen: Shaoran.

  "Li-kun...?" Sie wusste nicht, wieso sie ihn beim Nachnamen ansprach, aber das machte nichts - sie wusste eh rein gar nichts mehr. Und da das eh nur ein Traum war, war es auch nicht schlimm, wenn sie ihn beim Nachnamen ansprach.

  "Uhm... Ich hab dir doch gesagt gehabt, dass du mich Shaoran nennen kannst, Sakura..." Er schien ziemlich verlegen zu sein.

  Ja, das hatte er. Im Nachinein hatte Sakura sogar erfahren, dass Sakura neben Shaorans Schwestern und seiner Verlobten Meilin das erste Mädchen war, dass ihn beim Vornamen rufen durfte. Ungekehrt war sie neben seinen Schwestern und Meilin auch das einzigste Mädchen, welches von ihm beim Vornamen gerufen wurde. "S-s... Shaoran...?", fragte Sakura mit hilfloser Stimme. Woher wusste dieser Traum-Shaoran das alles? Konnte es echt sein, dass dies kein Traum war? "D-das... ist kein Traum...?"

  Shaoran wirkte etwas verlegen - Wegen all der Blicke, die auf sie gerichtet waren? -, dann kratzte er sich am Hinterkopf. "Uhm, nicht, das ich wüsste..." Er war etwas rot geworden, wie der kleine Junge, den sie zuletzt gekannt hatte. Denn obwohl er sie anfangs als Feindin gesehen hatte und ihr die Clow-Cards abnehmen wollte, waren sie im Laufe ihrer gemeinsamen Abenteuer Freunde geworden. Und irgendwann, Sakura hatte damals nicht gwusst, wieso, war Shaoran dann jedes Mal, wenn sie ihn angesprochen hatte, rot geworden. Als sie im Nachhinein Tomoyo um Rat gefragt hatte, hatt diese nur gemeint: Tja, du bist halt so naiv, du würdest die Gefühle anderer nicht mal bemerken, wenn sie ihnen mit grellen Neonbuchstaben auf der Stirn geschrieben wären, Sakura-chan! So rot, wie er nun war, sah er dem kleinen Shaoran aus der 6. Klasse, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte, sehr ähnlich, denn dieser Shaoran hatte zuletzt auch einen sehr ernsten, aber entschlossenen Blick gehabt. Aber klein war er nun nicht mehr, nein: Er war ja so groß geworden...

  "... Weißt du... Hast du eine Ahnung, wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe?!" Und dann kamen sie, die Tränen, aber nicht welche der Trauer, sondern die der Freude. Sie sprang Shaoran um den Hals, und spätestens in diesem Moment bemerkte sie, dass es kein Traum war, dafür war alles einfach viel zu klar und zu real!

  Shaoran, der erst mal etwas perplex von dieser spontanen Umarmung war, legte nach kurzem Überlegen die Arme um Sakura. "Ja... eineinhalb Jahre sind seit unseres Abschiedes vergangen... Es tut mir leid, aber schneller ging es nicht..."

  Und wären die Umstände anders gewesen, diese Umarmung hätte vielleicht ewig angehalten. So aber fand der Lehrer Nakamura endlich wieder zu seiner Stimme - selbst er war sehr bewegt über dieses rührseelige Wiedersehen der beiden (Man hatte ihn im Groben erzählt, was zwischen den beiden passiert war, deshalb war er nicht sonderlich über ein solches Überkochen der Gefühle überrascht, und um ehrlich zu sein kamen ihm ebenfalls fast die Tränen). "Ehm... ich stör euch ja nur ungern... Aber... wir haben Unterricht..." Er räusperte sich, doch es brachte nichts. Sakura hielt Shaoran weiterhin fest umklammert und heulte anscheinend wahre Monsumregenfälle zusammen.

  "Ich kümmere mich darum, Nakamura-sensei!" Tomoyo stand auf, dann löste sie behutsam die immer noch weinende Sakura von Shaoran und nahm sie bei der Hand. "Ich bring sie ins Krankenzimmer, okay?"

  Der Lehrer winkte nur ab. "Tu das - Hauptsache, sie hört mit dem Weinen auf! Da bleibt doch kein Auge trocken bei solch einer rührseeligen Wiedervereinigung!"

  Sakura wurde aus der Klasse quasi rausgezerrt. "A-aber, Aber...!" Sie versuchte, sich zu befreien, doch Tomoyo blieb erbarmunglos. "Du siehst ihn später wieder, keine Sorge, Sakura-chan." Dann wurde die Tür geschlossen.

  Nakamura-sensei seufzte, während in der Klasse leises Gemurmel laut wurde. Die meisten starrten geschockt Shaoran an, einige - beziehungsweise, viele trifft es eher - auch sichtlich erbost über sein Auftauchen - das sind all jene, deren Herzen bei Sakuras Lächeln geschmolzen sind - und Chiharu und Yamazaki lachten einfach nur leise. "Menschenskinder, sowas ist mir in all den Tagen als Lehrer noch nie untergekommen - du scheinst einen gewaltigen Stein im Herzen von Kinomoto-san zu haben, oder, Li-kun?" Der wurde daraufhin rot, doch ehe er antworten konnte, hörte man einen Schrei - einen, der vom Flur kam und verdächtig nach Sakura klang.

  "DU HAST ES GEWUSST?!?"

  Und daraufhin mussten einige in der Klasse lachen, während Shaoran einfach nur puderrot an seinem Platz saß und nicht wusste, wohin er starren soll.
 

"Ja, ich wusste es - aber was hätte ich tun sollen? Li-kun wollte dich auf jeden Fall überraschen. Und das ist ihm ja auch gelungen, nicht wahr, Sakura-chan?"

  Sakura war ein zittriges Etwas. Bisher war es immer eher so gewesen, dass ihr einfach die Tränen gekommen waren, aber richtig geweint, mit all dem Zittern und all dem Herzschmerz, das kam bisher nur sehr selten vor. Aber heute? Das war schon ein richtiger Heulanfall. Nun lag sie im Krankenzimmer im Bett und hatte sich die Decke über den Kopf gezogen.

  "Versuch einfach zu schlafen, ja? Ich geh dann mal in die Klasse zurück." Doch als Tomoyo sich unwandte und gehen wollte, hilt Sakura sie am Rock fest. "G-geh nicht..."

  "..." Tomoyo drehte sich gehorsam wieder um, doch als sie Sakura sah, wie sie mit hochrotem Kopf zwischen der Decke hervor luckte, konnte sie nicht anders, sie musste einfach entzückt dahin schmelzen. "Arg, Sakura-chan, du bist wirklich einfach zu niedlich geworden! Der Arme Li-kun tut mir leid - wie soll er da nur noch einen normalen Verstand bei behalten?"

  "Wie bitte?" Doch als Sakura nur Tomoyos vielsagenden Blick sah, schwieg sie. Nach einigen Sekunden sprang sie jedoch auf. "Arg, ich kann doch nicht einfach hier rumliegen, während ein paar Zimmer entfernt Shaoran sitzt." Sie lief wie eine Tigerin mit hochrotem Kopf im Zimmer auf und ab, bis Tomoyo sie wieder ins Bett brachte. "Wenn du nicht im Bett bleibst, kriegen wir Ärger, Sakura-chan!", sagte sie liebreizend lächelnd.

  Doch diese schien gar nicht zuzuhören. "Ich will wissen, wie es ihm geht. Was er so gemacht hat. Wieso er jetzt erst wieder gekommen ist. Wieso er die letzten 2 Wochen nicht mehr angerufen hat. Arg!" Sie schien verrückt zu werden.

  "Dann frag ihn doch.", sagte Tomoyo und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

  Daraufhin wurde Sakura nur noch röter. "A-aber genau da... liegt mein Problem: Wenn ich ihm gegenüber stehe wird mir ganz komisch. Mein Herz rast dann wie verrückt und mir wird schwindlig, aber dennoch bin ich glücklich, und..." Ihr kamen die Tränen. "Woran liegt das nur? Ich konnte ihm bisher nicht mal diese doofen drei Worte sagen... Es ist zum Verzweifeln!" Zum Haareraufen war das!

  "Ach, Sakura-chan... deine Naivität ist wirklich zu niedlich!" Als sie den fragenden Blick von Sakura bemerkte, zwinkerte sie. "Du bist verliebt, so einfach ist das!"

  "Aber, aber, aber... Bei Yukito-san hats doch auch nicht so weh getan!"

  Tomoyo seufzte. "Bei Tsukishiro-san war das auch was anderes. Das war eher schwärmen. Nun bist du aber wirklich verliebt. Und mal unter uns: Ist dieser Schmerz, den du spürst, wenn du an Li-kun denkst, nicht so schön... bittersüß?"

  Sakura wollte darauf etwas erwidern, doch in diesem Moment wurde die Tür zur Krankenstation aufgezogen. "Ehm, Hallo..." Shaoran stand mit hochrotem Kopf in der Tür. Als er Sakura sah, schaute er schnell zur Seite. "Uhm, wenn i-ich stör, k-kann ich später w-wieder kommen!"

  "Ahja, eben mach ich den Mund zu." Tomoyo erhob sich von ihrem Platz. "Nichts da - ich bin die, die nun geht und euch beiden alleine lässt. Bis spääääter!"

  "A-aber..." Doch Tomoyo hatte den Raum bereits verlassen und hinter sich die Tür zugemacht. "Hachja..." Sie wollte sich gerade in Richtung Innenhof wenden, als ihr eine Woge negativer Spannung entgegen schlug. "E-eridor-kun?"

  Akira-kun stand an einer Ecke und starrte grisgrämig auf das Krankenzimmer. "Wer ist das?"

  "Wer?" Tomoyo lächelte wie immer ihr vielsagendes Lächeln.

  "Der Typ - wer ist das?"

  "Achso, das? Das ist Li-kun!" Damit ging sie weiter.

  "Hey, das hab ich mittlerweile auch mitbekommen! Ich will wissen, in welcher Beziehung er zu Sakura-san steht!"

  Tomoyo ging noch einen Schritt, dann drehte sie sich um, und rief mit einem fröhlichen Lädcheln: "Die beiden sind ein Herz und eine Seele, nicht wahr?" Und bevor Eridor-kun noch etwas sagen konnte, war Tomoyo schon mit geschwindem Schritt um die Ecke gebogen.

"Uhm..." Nun waren die beiden zwar in einem Raum, aber keiner traute sich, den anderen überhaupt anzusehen. Schließlich war es Shaoran, der das Schweigen unterbrach. "Ehm... könntest du mir das Schulgelände zeigen... Sakura?"

  Diese nickte nur stumm. Aber ingesheim freute sie sich riesig.
 

In der Schule ging die Nachricht, es gäbe einen neuen, süßen Austauschschüler aus dem Ausland rum wie ein Lagerfeuer. So war es auch nicht verwunderlich, dass es auch Mitsuki hörte.

  "Hey, Mitsuki-chan, hast du gehört? Es soll da nen neuen Schüler geben, in der 2-5 - das ist doch die Klasse deines Brud...-"

  "Was, die 2-5? Das ist doch die Klasse von Sakura-chan!" Mitsuki war sofort Feuer und Flamme.

  "Ehm, und dein Bruder?"

  Mitsuki war schon auf den Weg zum Schulflur. "Achja, dem seine auch - hätt ich fast vergessen. Beziehungsweise, woah, Saku...-" Sie bemerkte auch sofort den Jungen an ihrer Seite. "Nanu, wer ist denn der?" Arisa, ihre Freundin, die ihr die Nachricht eben erzählt hatte, war sofort an ihrer Seite. "Awww, ich fass es nicht, das ist der Neue ja!"

  Mitsuki sah erst ihre Freundin an, und dann Sakura und den mysteriösen Fremdling hinterher. "So...? Wieso kommt der mir nur so bekannt vor?"
 

Später, als sie ihm alles gezeigt hatte, liefen die beiden zusammen über die Wiese. Mittlerweile hatten sie natürlich schon miteinander gesprochen, dennoch waren beide etwas befangen. Wieder war es Shaoran, der das Schweigen zurerst brach - wenn auch vielleicht nicht ganz so geschickt. "Und, wie ist es dir... in der Zwischenzeit ergangen...?"

  Sakura erschrak - sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie ansprechen würde. "Uhm, ja... gut... Ich bin nun Mittelschülerin, weißt du..."

  "Wie...?" Shaoran hustete. "Ehm... das weiß ich doch, Sakura..." Als sie daraufhin rot anlief, musste er lachen.

  "H-hey, la-lach nicht. I-ich bin nervös, ich d-darf das!" Sakura war tiefrot angelaufen. "U-und d-du? W-was hast du d-die ganze Zeit über g-gemacht?" Sie vermied, ihn anzuschauen. Dabei würde sie so gern normal mit ihm reden.

  "Uhm... als einzigster Mann in der Familie musste ich einige Dinge klären. Meine Mutter war nicht sehr erfreut, dass ich wieder nach Japan wollte... und sie hat mir einigen Kummer bereitet, indem sie mir die Abreise unnötig erschwert hat." Er sah dabei etwas zerknirscht aus.

  Sakura schwieg zunächst. Dann fragte sie leise, kaum hörbar: "U-und wieso... hast du dich die letzten Wochen nicht mehr gemeldet?" Bei den letzten Worten sah sie ihm dann doch ins Gesicht. "Ich hab mir wahnsinnige Sorgen gemacht!" Und beinahe musste sie wieder weinen.

  Er wich ihrem Blick aus. "Ich war im Umzugsstress. Ich... ich wollte unbedingt zur Kirschblütenzeit wieder da sein!" Er kramte etwas aus seiner Tasche, die er schon die ganze Zeit bei sich hatte. "Uhm... meine Schwestern mussten mir helfen, weil ich nicht wusste, was ich dir schenken könnte..." Er zörgerte kurz, ehe er weitersprach. In seiner Hand lag ein kleines Päckchen. "Das hier ist nachträglich zum Whiteday - als Dank für die tolle Schokolade, die du mir extra geschickt hast!" Er gab es ihr leicht zörgernd, und der verlegene Gesichtsausdruck nahm zu. Als sie es öffnete, kam ein kleiner Teddy-Schlüsselanhänger vor. "Arg, ich weiß, es ist nicht viel... a-aber..."

  "Shaoran, das ist wunderbar!", rief Sakura entzückt, welche Teddys und Plüschtiere liebte. "Vielen herzlichen..."

  Shaoran räusperte sich erneut. "Uhm... und das hier..." - Er gab ihr ein weiteres, noch viel kleines Päckchen, - "d-das... das ist nachträglich zu... deinem Geburtstag." Der arme Junge wurde noch einen Tick röter, langsam konnte man echt meinen, er habe sich einen besonders starken Sonnenbrand angelacht. Als Sakura das Geschenkpapier entfernte, kam eine kleine Schmuckschatulle zum Vorschein. Beim Anblick dieser begann ihr Herz zu pochen. "Ehm... aber Shaoran... sowas kann ich doch nicht annehmen..." Sie war nun ebenfalls puderrot. "I-ich bin doch... noch viel zu jung für sowas...

  "Eh? Was meinst du?"

  "Aaaaah... ich mein, ich bin erst 14... da... verlobt man sich doch noch nicht!" Sakura musste kichern, obwohl es ihr ultra peinlich war. Irgendwo hatte die Vorstellung was tolles.

  "..." Shaoran begann quasi zu pfeifen, wie ein kochender Kessel. "S-sakura! W-was denkst du von mir?"

  "Oh, ist es nicht...?" Sie machte die Box auf, und zum Vorschein kam ein kleines Kettchen. Als sie sah, was sie für einen Ring gehalten hatte, wurde sie ebenfalls wieder übelst rot. "Hihi... hups!" In typischer Geste entschuldigte sie sich. Dann nahm sie das Kettchen genauer unter die Lupe.

  Shaoran räusperte sich. Er war es nicht mehr gewohnt, dauerhaft rot anzulaufen. "Das... das ist dein Name in chinesischen Zeichen - eine Sonderanfertigung, da es den Namen Sakura im chinesischen eigentlich nicht gibt..." Er zörgerte kurz. "Meilin... hat mich so lange genervt, bis ich eine solche Kette auch mit den Namen Shaoran anfertigen ließ. Sie meinte, du würdest sicher lieber eine mit meinen Namen haben wollen als..." Er brach ab, und schien dann im Schweigen von Sakura eine Antwort entdeckt zu haben. "Ah, ich wusste, es gefällt dir nicht, völlige Schnappsidee, wirklich..." Er fing an, nervös zu lachen, und brach dann ab, als er merkte, dass Sakura immer noch wie versteinert da stand. "Hey... Alles okay?"

  In dem Moment, in dem er ihre Schulter berührte, sprang sie ihm förmlich um den Hals. "Danke, danke, tausend mal danke, Shaoran! Nein, das ist soooowas von lieb und... ah, ich könnt weinen, es ist einfach nur wunderschön und... - wie war das?" Sie ließ ab und sah ihm ins Gesicht, ein Umstand, der ihn zum tausendsten Mal noch mehr erröten ließ. "Du hast auch ein Kettchen mit deinen Namen?"

  "U-uhm..." Er holte es aus seiner Hosentasche. "Es ist ebenfalls für dich, aber ich dachte, sowas willst du nicht, d-deshalb..." Er brach wieder ab. "Denk bitte nichts f-falsches von mir! I-ich bin nicht so eingebildet, dass ich g-glaube, du wolltest lieber eine mit m-meinen Namen statt m-mit deinen!", beeilte er sich schnell zu versichern.

  "Wie kommst du denn auf sowas? Das... natürlich will ich die mit deinen Namen!" Und sie sah ihm mit solch einer Freude an, dass Shaoran gar nicht anders konnte, als ihr das Kettchen mit seinen Namen zu geben. "Das ist das schönste, was ich jemals geschenkt bekommen habe!"

  Und der braunhaarige Junge stand da und wurde immer röter und röter und hatte anscheinend mittlerweile sogar seine Stimme verloren. Er nickte deshalb nur. "S-schön... wenn es dir g-gefällt...", sagte er dann schließlich, nach einiger Überwindungsarbeit.

  Sakura lächelte ihn überglücklich an - sie war sogar so glücklich, dass ihr ein wenig die Tränen kamen. "Nochmals vielen lieben Dank. Das werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen, das schwöre ich. Nur stellt sich die Frage, was man nun mit dem Kettchen macht, wo mein Name drauf steht - die war doch sicherlich teuer, oder?"

  Der Junge aus Hong Kong winkte ab. "Uhm..." Er schwieg, schien dann sichtlich mit sich zu kämpfen. Am Ende rang er sich dazu, es ihr doch zu sagen. "M-meilin hatte auch gemeint, dass du danach fragen wirst... und deshalb sind die Ketten so gemacht, dass man sie... ganz einfach miteinander... äh... kompinieren kann." Er nahm die mit seinem Namen, hantierte kurz dran rum, nahm dann die mit Sakuras Namen, hantierte auch da kurz rum, und plötzlich gab er ihr eine Kette. "Da..." Er wurde wieder rot. "D-da steht nun auf chinesisch: Sakura & Shaoran - Für immer vereint..."

  Sakura schien überrascht. "Echt?" Sie lief ebenfalls tief rot an. Hieß das, dass sie nun wirklich zusammen waren? Sakura hatte mit solchen Dingen keine Ahnung... Aber es war wirklich so lieb von ihm. Er hatte sich anscheinend wirklich ernste Gedanken über ihr Geburtstagsgeschenk gemacht, und schon allein die Idee, eine Kette mit dem Nanem Sakura in chinesisch anfertigen zu lassen, war traumhaft schön. Dass sie nun eine hatte, wo auch noch sein Name drauf stand, und dann in Verbindung mit Für immer vereint gebracht wurde, war einfach zu viel des schönen. Die Tränen ließen sich kaum noch unterdrücken. "Shaoran, das ist... unbeschreiblich. Wirklich, ich bin so glücklich, dass ich grad wieder weinen könnte. Es ist wirklich das schönste Geschenk, was ich bisher je bekommen habe... Danke, Shaoran." In einem plötzlichen Anfall ergriff sie Shaorans Hände. Sie wollte ihm gerade einfach nur noch nahe sein, all die Zeit nachholen, in der sie getrennt waren, und nicht mehr ohne ihn sein. Doch dann fiel ihr Meilin ein, welche selbst unsterblich in Shaoran verliebt war, und sie wurde ernst. "U-und... das hat sich alles deine Verlobte ausgedacht...?"

  "E-ex-Verlobte. Als sie von meinen Gefühlen zu dir erfuhr, war die Verlobung hinfällig..." Als er sah, dass Sakura etwas erwidern wollte, meinte er schnell: "W-warte, lass es mich erklären: Sie war nur solange meine Verlobte, wie ich mein Herz noch... nicht vergeben habe..." Er stockte oft und schien sichtlich verlegen zu sein - man sah ihm an, dass er normalerweise nicht über Gefühle redete. "A-als ich mich dann..." - seine Stimme wurde ein kaumhörbares Flüstern - "in dich verliebt habe..." - In Sachen Röte machte er gerade einer reifen Tomate Konkurenz - "wurde damit der Boden, auf dem diese Verlobung stand, gebrochen... Wir waren nur so lange miteinader verlobt, bis ich meine wahre Liebe gefunden habe... I-ich weiß, w-wie sehr mich M-meilin liebt... A-aber... a-aber ich konnte in all der Zeit einfach keine G-gefühle für sie entwickeln, so sehr ich m-mich auch be-bemüht habe..."

  "Und... w-wann hatte sie das erfahren...?"

  "Erinnerst du dich an den einen Tag, als sie auf Kurzvisite in Japan war? An diesem Tag hat sie erfahren - weil wir uns beim Vornamen gerufen haben. Sie hat es sofort erkannt, und auch an den Blicken, die ich dir zuwarf..."

  Sakura dachte an jenen Tag zurück, und als ihr klar wurde, wie weit dieser Tag schon zurück lag, wurde sie noch röter. "S-so lang schon...?", fragte sie geschockt stockend. Zwischen den Zeitpunkt, als Meilin zu Besuch war, und den Tag, an dem er es ihr gesagt hatte, lagen ja Monate zurück!

  "L-länger... seitdem wir zusammen diese Bären geholt haben... Yue hatte mir die Augen geöffnet, dass es nicht Yukito ist, der mein Herz verwirrt... Und... naja, seitdem... aber ich hab lang versucht, mich dagegen zu zu erwehren, wollte es nicht wahrhaben. A-aber jeder hat es sofort erkannt, Yukito, deine Freundin Daidouji, Yamazaki... nur du eben nicht!" Er sah irgendwo in die Bäume - hauptsache, Sakura nicht anschauen!

  "Hahahaha... - tut mir leid!" Sakura hätte sich schlagen können. Wieso hatte sie es nicht gemerkt? War sie wirklich solch ein Trampel in diesen Dingen, dass sie es nicht gemerkt hatte? Dabei wäre alles so einfach gewesen! "U-und Meilin? Sie hasst mich doch nun sicherlich, oder?"

  Shaoran sah in den Himmel hinauf. "Nein, nichtmal. Sie meinte, sie würde mich hassen, weil ich doofer Kerl mich letztendlich doch nicht in sie v-ve... verliebt habe... und dann meinte sie, dass sie sich selbst noch mehr hasst - denn egal, wie sehr sie sich bemüht, sie kann einfach nicht sauer auf dich sein oder dich gar hassen." Dann sah er Sakura endlich doch ins Gesicht. "Sie meinte sogar, dass sie es sogar verstehen kann... A-also, dass ich mich... in dich... v... v... verliebt... habe..." Er hatte sichtliche Schwirigkeiten, das Wort "Verliebt" auszusprechen.

  Er war wieder tiefrot angelaufen, als er seufzte. Dann nahm er sie an der Hand, und auf seinem Gesicht lag plötzlich ein entschlossener Blick, ähnlich dem, den er bei ihrem aller ersten Treffen hatte. "Sakura... weil..." - Wieder der Kampf mit den Worten, die sich nicht so einfach aussprechen als denken ließen - "... weil du vorhin meintest, du seist erst 14 und zu jung zum Heiraten... in China darf man mit 16 bereits heiraten, und mit 14 sind schon viele Mädchen ihrem Zukünftigen per Verlobung fest versprochen... Und soweit ich weiß, darf man in Japan bereits ebenfalls mit 16 heiraten, wenn die Eltern dafür sind, nicht?"

  Sakura blieb stehen. Was wollte er ihr damit sagen?

  Er blieb auch stehen, direkt vor ihr, und sah ihr tief in die Augen. "Sakura, ich kann nicht für immer hier bleiben. Beziehungsweise, ich werde mich entscheiden müssen. Noch ist Zeit, aber eines Tages wird sich die Frage stellen, wo ich bleiben werde: In China oder hier."

  Er war plötzlich so ernst, dass Sakura Panik bekam. Er kann nicht für immer hier bleiben? Was hat das zu bedeuten? "S-shaoran, ich versteh nicht..."

  Als er ihren besorgten, ja, schon ängstlichen Blick bemerkte, wurde er wieder lockerer. "Hey, mach dir keine Sorgen, noch ist alles okay... Aber... in den Sommerferien muss ich nach China zurück."

  "W-was...?" Nun kamen dem 14 jährigen Mädchen doch die Tränen. "Nein, das... das geht nicht! Du...-" Sie wurde je unterbrochen, als Shaoran sie in die Arme schloss. Und schon hatte sie sich an ihn geklammert. "Nein, du bist doch gerade erst hier angekommen, und sollst schon wieder gehen...? Bis zum Sommer ist nur noch wenig Zeit, und..." Sie brach vollkommend in Tränen aus.

  "Nein, nein. Nur für die Ferien. Und... ich will..." Er sah ihr in die Augen, sein Blick klar vor Entschlossenheit. "... ich will, dass du mich begleitest."

  "Du willst... was?"

  "Ehm... die Sache ist so..." Doch weiter kam er nicht, denn sie hörten von weitem eine Stimme.

  "Sakuraaaaaaaa-chaaaaaaan!"

  "Arg, versteck mich!" Sakura rieß sich peinlich berührt von Shaoran los, welcher sie bis eben noch im Arm gehalten hatte, und wollte schnell davon eilen. Doch es war zu spät - Mitsuki, die eben um die Ecke des Schulgebäudes gebogen kam, hatte sie bereits entdeckt. "Ah, Sakura-chan, endlich finde ich dich. Nachdem du im Schluflur an mir vorbei gelaufen bist, hab ich dich überall gesucht, aber nirgends finden können!" Ehe sich Sakura hätte erwehren können, hatte Mitsuki bereits das verwirrte Mädchen an sich gezogen und in die Arme geschlossen - was bei Shaoran gleich einen Sturm der Eifersucht hervor beschwor. "Aaaaah, das wollte ich schon seit dem 1. Tag unseres Kennenlernens machen! Du bist einfach nur total süß, Sakura-chan - bist du bereits vergeben? Nein, sicherlich nicht! Hast du vielleicht Interesse? Wenn es dich nicht stört, dass wir beide Mädchen sind, versteht sich. Na?" Wieder tat sie es: Fragen stellen, ohne eine Antwort zu erwarten. Doch selbst, als Sakura endlich die Chance zum Antworten gehabt hätte, konnte sie es nicht, weil ihr Shaoran zuvor kam. "Lass Sakura los!" Und wie er sich nun vor Mitsuki aufbaute, hatte er wieder einiges an Ähnlichkeit mit dem damaligen Jungen, den Sakura kennen gelernt hatte. Und Sakura hatte in diesem Moment das Gefühl, beschützt zu werden, was auch immer passieren würde - ein schönes Gefühl!

  Mitsuki sah ihn herabschätzend an. "Wieso sollte ich?" Doch Sakura rieß sich im nächsten Moment selbst los und stellte sich Schutzsuchend hinter Shaoran auf, welcher Mitsuki immer noch versuchte, Mitsuki mit vor Wut tropfenden Blicken aufzuspießen. "Uhm, okay, okay, kein Stress. Beziehungsweise, so ganz ohne Anhängsel wie -san oder -chan, und gleich mit Vornamen? Weißt du, in Japan ist es Brauch, ein -san an den Namen anzuhängen. Und wenn man sich erst kennen gelernt hat, verbleibt man auch beim Nachnamen. Für dich heißt sie also Kinomoto-san. Okay?" Sie lächelte höflich.

  Endlich meldete sich auch Sakura zu Wort. "Er ist nicht neu hier! Er war schonmal an der Schule - und gestern hast du noch über ihn gesprochen!"

  Mitsuki wollte erst noch was sagen, brach dann aber an. Dann setzte sie erneut an, aber bis auf ein Pusten kam nichts dabei raus. Dann schien sie einen Augenblick lang zu überlegen, und dann fiel der Groschen endlich. "Aaaaah, du bist das - Shaoran Li?" Sie nahm ihn bei den Händen. "Ah, wer hätte gedacht, dass ich dich jemals kennen lernen würde? Und dann auch noch solch ein niedlicher Bursche - hach, da weiß man ja gar nicht, auf wen man mehr eifersüchtig sein soll, auf dich oder Sakura-chan! Und du kommst also wirklich aus Hong Kong, Shaoran-kun?"

  Vorsichtig entfernte er ihre Händen von seinen. "Erstens: Ja, danke, ich freu mich auch, dich kennen zu lernen. Zweit-"

  "Klar, gerne, kein Problem!", funkte sie ihm dazwischen. Er ignorierte den Zwischenwurf. "Zweitens: Ja, ich komme aus Hong Kong. Und drittens: Hast du mir nicht eben erklärt, dass man bei Fremden den Nachnamen plus -san verwendet? In meinem Falle wäre das ja wohl Li-san, oder Li-kun höchstens. Ich dir immerhin nicht angeboten habe, mich beim Vornamen zu nennen." Uh, dieser Hass, mit dem er Mitsuki betrachtete - eines war klar: Freunde hat sich Mitsuki mit dieser Aktion sicherlich keine gemacht.

  "Ach, wer wird denn gleich so kleinlich sein, Shaoran-kun?" Sie grinste breit, und wenn man Shaoran so ansah, konnte man deutlich sehen, dass er gleich ausrasten würde. Selbst Sakura bemerkte das zur Abwechslung: Endlich griff sie in das Geschehen ein. "Mitsuki-chan, du hast es gehört. Er möchte von dir nicht beim Vornamen genannt werden." - Was auch einen Grund hat. Sie wandte sich an den braunhaarigen Jungen. "Shaoran, wir haben gleich Kunst, ich zeig dir das Kunstzimmer." Dann wandte sie sich wieder Mitsuki zu, aber diese Verabschiedung war diesmal mehr als nur kalt. "Tschüß, Mitsuki-chan."

  Einfach so stehen gelassen zu werden war Mitsuki nicht gewohnt. "Ah, warte mal, Sakura-chan! Ehm..."

  Sakura drehte sich halbwegs um. "Ja?"

  "Hast du Akira-kun gesehen?"

  Ein Kopfschütteln. Und dann ging Sakura, Shaoran an der Hand hinter sich her ziehend, ohne ein weiteres Wort. Und das war auch gut so - wären sie auch nur eine Sekunde länger geblieben, wer weiß, wie das hätte enden können...
 

"Ach, da seid ihr ja endlich! Ich hab euch schon überall gesucht."

  Sakura stiefelte mit hochrotem Kopf zuerst zu Eridor (wahrscheinlich um ihm zu sagen, dass seine Schwester nach ihm suchte, denn kurz darauf verließ er eilig das Klassenzimmer, ein Bento in der Hand) an ihren Platz - sie hatte die Aufmerksamkeit der gesamten Klasse -, während Shaoran noch etwas vor der Tür blieb und sich mit Yamazaki unterhielt. Die beiden hatten sich schon früher, in der Grundschule, recht gut verstanden, und er wollte nun natürlich wissen, wie es ihm ging und was er so in Hong Kong getrieben hatte.

  "Wow, du hast es also als einzigster Mann ziemlich schwer in der Familie, wie?" Yamazaki schien begeistert.

  Shaoran nickte. "Uhm..."

  "Darf ich dich was fragen, Li-kun? Du und Kinomoto-chan... ihr mögt euch sehr, nicht wahr?" Yamazaki lächelte wie immer. Er war überhaupt am Dauerlächeln, weshalb sich Shaoran auch beim besten Willen nicht an dessen Augenfarbe erinnern konnte!

  "Uhm..." Shaoran wurde knallrot. "Kann man so sagen..."

  "Und ihr wisst es? Also, ihr habt es euch gegenseitig gesagt?"

  Er nickte nur.

  "Aber ihr seid noch nicht wirklich zusammen..." Yamazaki sprach aber schon weiter, noch bevor der braunhaarige Junge aus China hätte etwas erwidern können. "Dann... passt gut auf euch auf. Es kann sein, dass ihr hier heftigen Gegenwind bekommen werdet..." Doch bevor Shaoran ihn fragen konnte, was er damit meint, war Yamazaki schon durch die Tür. "Wir reden ein andermal, Li-kun!"

  Shaoran sah ihm kurz hinterher, dann sah er zu Sakura. Sie unterhielt sich gerade mit Chiharu (er konnte nicht wissen, dass Chiharu Sakura etwas fast so ähnliches sagte wie Yamazaki ihm eben), während Tomoyo Shaoran entgegen kam. "Endlich kann ich dich auch mal richtig begrüßen!", sagte sie lächelnd.

  Der Chinese nickte nur. Er war immer noch stinkig wegen der Sache mit dieser Mitsuki - was Tomoyo natürlich nicht entging. Aber auch ein wenig verwirrt wegen dem, was Yamazaki ihm eben gesagt hatte. "Ist etwas passiert?"

  Erst wollte er nicht erzählen, aber Tomoyo und ihre Art schafften es letztendlich doch, ihn zum Erzählen zu bringen. In kurzen Sätzen erzählte er ihr, was geschehen war. Natürlich schaffte sie es auch, ihn von den Geschenken erzählen zu lassen. "Ach, nein, so eine süße Idee - damit konntest du nur Sakuras Geschmack treffen!"

  Shaoran nickte nur - er war natürlich wieder rot geworden. "Aber ich kann verstehen, dass dich das mit Mitsuki-chan aufgeregt hat. Sakura-chan einfach in deiner Gegenwart einen Antrag zu machen... das hätte mich auch gefuchst - auch, wenn ich nicht mit ihr zusammen bin, so wie..." Sie brach ab. So wie du wollte sie sagen, aber konnte man das schon sagen?

  "Wer ist sie überhaupt, und woher kennt sie Sakura?"

  Tomoyo seufzte, und zeigte auf Akira, welcher in der Ecke stand und sie missmutig beobachtete. "Sie ist die Schwester von Akira Eridor-kun, und kennt Sakura nun seit zwei Tagen."

  "Was? Und dann nimmt die sich...-" Als er Tomoyos warnenden Blick sah, schwieg er.

  Tomoyo nickte. "Fein, fein. Sakura hat sich also riesig gefreut? Dann hat sie dir auch sicher vergeben, dass du dich in letzter Zeit nicht gemeldet hast... und du willst dich also sogar mit ihr verloben? Das ist ja prima!"

  Hastig hob er ihr die Hand vor den Mund. "Pssst, nicht so laut! Sie weiß es noch nicht, weil diese komische Mitsuki dazwischen kam. Weißt du... meine Mutter ist eigentlich nicht so streng, aber sie will sicher gehen, dass es nicht einfach nur eine Laune von mir ist, und sie deshalb kennen lernen. Und... und wenn ich mit Sakura zusammen bleiben willl..." Er brach ab, weil er schon wieder puderrot war. "... also, wenn ich wirklich mit ihr zusammen bleiben will, muss ich mich entscheiden, ob ich hier bleiben will oder sie mitnehme. Letzteres möcht ich persönlich nicht, denn ich will sie nicht von all dem hier trennen - vor allem, weil sie so nicht mal ihre Schule beenden könnte. Aber um hier bleiben zu dürfen verlangt meine Mutter nunmal eine Verlobung..." Er seufzte tief. Offensichtlich bereitete ihm das Thema wirklich ernsthaften Kummer. "Arg, bringt alles nichts - bis zum Sommer bleib ich erstmal hier und sorg dafür, dass sich hier keiner an meiner Sakura vergreift!" Dabei blickte er grimmig in die Ecke mit der Gewitterwolke, wo all jene saßen, die ihr Herz schon am ersten Tag an Sakura verloren hatten.

  "Oho, große Worte, junger Li-kun.", sagte sie leicht spöttelnd, während sie mit einem Augen zwinkerte. "Und wie hast du dir das vorgestellt?" Sie wieß auf Sakura. "Schau, sie ist immer noch verdammt niedlich - nur kommt nun auch ihre übernatürliche Schönheit dazu. Siehst du?"

  Shaoran folgte und betrachtete ein paar Sekunden die Erwählte seines Herzens. Und tatsächlich: Wenn sie lächelte, fing sein Herz an wie wild zu pochern und er wurde rot. "Uhm..."

  "Dein Herz schlägt heftiger, stimmts? Das liegt daran, weil sie nun kein kleines Mädchen mehr ist, sondern nun einer Knospe, welche kurz vor der Blüte steht, gleicht. Schau, wie schön sie geworden ist, wie erwachsen sie sich geben kann..."

  Er folgte erneut ihrer Anweißung, und wenn er sie ganz genau betrachtete, hatte er wirklich das Gefühl, dass sie sich verändert habe. Die kindlichen Züge waren verschwunden, und wenn sie lächelte, war es nicht mehr das eines Kindes sondern das eines jungen Mädchens, welches auf dem Weg zum Erwachsenwerden war. Sein Herz begann noch heftiger zu pochen, und er legte sich vorsichtshalber die Hand an jene Stelle, an der sein Herz pochte - aus Angst, es könnte ihm sonst aus der Brust heraus springen.

  Tomoyo musste kichern. "Zugegeben, wir sind die einzigsten, die diesen Unterschied zwischen der Sakura von vor eineinhalb Jahren und der heutigen kennen, aber so, wie es dir gerade ergeht, ergeht es hier noch einigen - und nicht nur in der Klasse, nein, auch die anderen Klassen interessieren sich für sie. Und sie kommt nicht nur beim männlichen Geschlecht, sondern auch beim weiblichen gut an, was ich sehr gut verstehen kann."

  Shaoran nickte. "Es gibt jede Menge Leute, die Sakura mögen... weil sie selbst beim Hinfallen süß ist! - Willst du das damit sagen?"

  Tomoyo war begeistert. "So gut erinnerst du dich an meine Worte?"

  "Jeder deiner Ratschläge war mir bisher sehr kostbar..." Er sah sie nicht an, sondern starrte leicht errötend Sakura an.

  "Wirklich? Das freut mich!" Tomoyo lächelte liebreizend. "... Darf ich dich etwas fragen?" Sie lächelte immer noch, doch wer sie kennt, erkennt dieses Funkeln dahinter. Irgendwas würde nun kommen, bestimmt.

  "Uhm, klar..." Shaoran war kein guter Menschenkenner, sondern eher ein kleiner Hitzkopf, deshalb vermutete er auch nichts.

  "... Wie weit würdest du bei Sakura-chan gehen?" Die Geradigkeit, mit der sie das fragte, ließ Shaoran gleich zwei weitere Wellen Blut in den Kopf schießen. "Was?!?"

  Sie musste kichern. "Du weißt schon... Händchenhalten?"

  Er nickte. "Wenn sie es auch... will..."

  "Und... würdest du sie auch küssen?"

  "Wie kommst du darauf?!?" Er sah schnell weg, damit Tomoyo nicht bemerkte, dass fünf weitere Wellen Blut ins Gesicht gepumpt worden. Sie bemerkte es dennoch.

  "Ganz einfach... Sakura ist immer noch naiv... aber allen voran schüchtern. Sie hat mir vorhin erzählt, dass sie gern normal mit dir reden würde, normale Dinge halt: Wie es dir geht, was du so gemacht hast, wie es dir ergangen ist, wieso du dich nicht gemeldet hast. Du hast mir erzählt, dass sie das gefragt hat, aber wahrscheinlich unter ewig langem Rumgestocke und unter Dauerrot-Zustand, nicht?"

  Die letzten beiden Begriffe verstand Shaoran zwar nicht wirklich, aber er nickte dennoch - wenn sie das bedeuteten, was er vermutete, war es wirklich so gewesen. "Uhm."

  Tomoyo nickte. "Und dann erzählte sie mir folgendes wörtlich: Wenn ich ihm gegenüber stehe wird mir ganz komisch. Mein Herz rast dann wie verrückt und mir wird schwindlig, aber dennoch bin ich glücklich, und... An dieser Stelle kamen ihr dann die Tränen." - Tomoyo schmückte das ganze ziemlich aus, und war beinahe selbst den Tränen nahe, wie sie Sakura so nachspielte - "Und dann fragte sie mich: Woran liegt das nur? Ich konnte ihm bisher nicht mal diese doofen drei Worte sagen... Es ist zum Verzweifeln! - Verstehst du, was ich damit sagen möchte?"

  Shaoran überlegte einen Moment, dann nickte er. "Sie... sie fühlt das selbe wie ich..."

  Das schwarzhaarige Mädchen nickte erneut. "Genau. Und nicht nur das: Sie weiß, was sie für dich empfindet, kann aber noch nicht damit umgehen. Es ist alles noch so neu und fremd für sie." Sie sah Shaoran in die Augen und ergriff seine Hand. "Wie dem auch sei: Du musst für sie mutiger werden. Wenn du nicht den ersten Schritt tust, wird es irgendwann jemand anderes tun. Und du willst doch sicher nicht, dass sich irgendjemand anderes ihren ersten Kuss krallt, oder?"

  Er lief erneut tiefrot an, schüttelte aber den Kopf.

  "Es ist nun einfach alles anderes. Alle, die in dieser Klassen sitzen, sind gerade in der Pupertät. Zu dieser Zeit ist es normal, sich das erste Mal zu verlieben. Während man in der Grundschule noch nicht an sowas gedacht hat und Mädchen für einen einfach nur Freunde waren, denkt man nun plötzlich, dass man das Mädchen mehr mag als nur eine Freundin, und wie süß das Mädchen doch eigentlich aussieht, und schwupp, bist du plötzlich verliebt. Bei dir ging das etwas schneller als bei den meisten Jungs, aber du bist ja auch was besonderes!" Sie musste kichern, als er sie fassungslos anstarrte. "Aber der Rest ist genau jetzt in dem Alter, in der sie sich das erste Mal verlieben. So ist der Lauf der Dinge!" Sie lächelte wieder, doch dann wurde sie ernst. "Li-kun, ich will ehrlich zu dir sein: Sakura bedeutet mir weit mehr, als es eine einfache Freundin würde - sie ist viel mehr als nur eine Freundin für mich, und wäre Sakura nicht Sakura, ich würde niemals zulassen, dass sie mit einem Jungen zusammen ist."

  Shaoran nickte ernst. Aber dann schien er sich der wahren Bedeutung dieser Worte klar zu werden, denn er sah sie erschrocken an. "Bedeutet das, dass du in sie...-"

  Tomoyo winkte ab. "Das bedeutet es in der Tat. Aber mach dir keine Sorgen: Ich hab früher nie versucht, ihr meine wahren Gefühle mitzuteilen, dann werde ich es jetzt erst recht nicht tun. Sie hat nie bemerkt, was ich wirklich für sie empfinde, und so soll es auch bleiben. Denn wüsste sie nun, nach all den Jahren, davon mitkriegen, würde sie sich schuldig fühlen und sich vielleicht sogar einreden, sie müsse mit mir zusammen sein - einfach, weil sie will, dass auch ich zur Abwechslung mal Glücklich bin. Aber das will ich nicht..." Sie schwieg kurz, und der Blick, mit dem sie Sakura ansah, war voller Sehnsucht. "Hachja..." Sie seufzte herzzerreisend. "Wie oft hab ich mir schon vorgestellt, wie es wäre, es ihr zu sagen... Aber weißt du, dann wären wir vielleicht zusammen gekommen, aber sie hätte niemals mehr als nur pure Zuneigung für mich empfunden. Und weil ich das weiß, und weil du nun da bist, werde ich schweigen..." Dann sah sie Shaoran wieder an, und der Blick war so ehrlich und rein, dass er ihr einfach glauben musste. "Ich würde sie dir niemals wegschnappen. Das ist so, weil ich dich schätze, und weil ich Sakuras Gefühle respektiere. Sie ist in Gegensatz zu Yukito-san dieses Mal wirklich verliebt, und ich will alles dafür tun, dass ihr zusammen bleibt..." Sie sah ihm wieder fest in die Augen. "Sakura und du... ihr gehört einfach zusammen! Und deshalb will ich auch nicht, dass sie von irgendjemand anderes weggeschnappt wird. Weil, einen anderen Jungen als dich akzeptiere ich nicht an ihrer Seite." Sie schwieg kurz, dann sah sie ihm erneut in die Augen. "Ungekehrt bedeutet das aber auch, dass ich nicht zulasse, dass du ihr weh tust. Sollte ich mitbekommen, dass sie wegen dir weint oder das du ihr absichtlich weh getan hast, kannst du was erleben! Merk dir das!"

  Er nickte. "Du bist immer so gut zu ihr - ihr Wohl geht dir über alles, wie? Und niemand scheint ihre Gefühle besser zu kennen als du..."

  Tomoyo lächelte nur. "Sie ist eben Sakura." Damit schien alles gesagt zu sein. "Was ich dir eigentlich sagen wollte: Du und Sakura, seid ihr nun zusammen?"

  Shaoran wollte bereits antworten, doch dann stockte er. Waren sie eigentlich zusammen? Wie entschied man sowas eigentlich? Wer sagte einem, ab wann man zusammen war?

  Tomoyo nickte. "Seid ihr also nicht... dann rate ich dir, sie so schnell wie möglich zu fragen..."

  Shaoran wollte noch etwas erwidern, sie fragen, wie man denn sowas tat oder wie sowas auszusehen hatte, doch in dem Moment kam Sakura angerannt. "Und, habt ihr euch ausgeprochen?", fragte sie breit lächelnd.

  "Wie?" Er sah verwirrt von dem einen Mädchen zum anderen. "Woher wusstest du, dass wir was zu bereden hatten?"

  In dem Moment lachten die beiden Mädchen los. Tomoyo sagte: "Ich hab ihr zu verstehen gegeben, dass ich kurz mit dir allein reden will." Und Sakura meinte: "Tomoyos Blick hat mir gesagt, dass sie dir etwas zu sagen hat."

  Der braunhaarige Junge schien einen Moment verwirrt, dann siegte die Bewunderung. "Wow, sowas will ich auch können!"

  Sakura zeigte zu Chiharu. "Och, sie und Yamazaki-kun können das ebenfalls. Als ich sie danach fragte, wie man miteiander reden kann, ohne Worte zu tauschen, meinte sie nur Weißt du, wir sind schon lange zusammen!."

  Tomoyo lachte ebenfalls. "Echt? Dann könnte man sagen, dass du und ich auch schon lange zusammen sind!"

  Shaoran blickte nun wieder verwirrt, aber diesmal zu Chiharu und Yamazaki. "Ach... die beiden sind zusammen?"

  "Sag bloss, du wusstest das nicht..." Sakura musste wieder lachen, und als Shaoran sie so beobachtete, wurde er wieder rot. Tomoyo hatte Recht: Sie war wirklich hübsch geworden, bildhübsch sogar. Wenn er sie betrachtet, pochte sein Herz und er fühlte sich einfach wohl, als könnte ein Blick reichen, damit alles um sie herum automatisch gut werden würde. Aber er bemerkte aus den Augenwinkeln heraus, dass die anderen Jungs in der Klasse sie ebenfalls beobachteten. Und er schwor sich, Sakura diesen Typen unter gar keinen Umständen überlassen zu werden!
 

"Shaoran, Shaoran, Shaoran?"

  Noch ehe er seine Sachen zusammen gepackt hatte, hing Sakura wieder an ihm. Seit wann konnte sie so anhänglich sein? "Was denn?" Arg, er wurde schon wieder rot!

  "Hast du heut schon was vor? Hast du Zeit? Ganz viel Zeit sogar?" Sein Herz sprang ihm beinahe in die Hose, als sie erneut so ultra süß lächelte. Er sah erschrocken zur Seite, als sie ihm noch näher kam und ihn ganz genau musterte. "Sag mal, hast du Fieber oder so? Du bist total rot!" Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn, die andere auf die eigene, und musterte ihn skeptisch. "Nein, Fieber hast du keines... Hm, was könnte...-"

  "Waah! Mir geht es gut!", beeilte sich der chinesische Junge eiligst zu versichern. Als sie ihn weiterhin skeptisch betrachtete, setzte er nach: "Wirklich! Und zu deiner Frage: Ja, ich hab heut Zeit - wieso?"

  Der Gesichtsausdruck des Mädchens wandelte sich von Skepzis zu einem Strahlen. "Prima! Dann bist du heute bei mir eingeladen! Deine Rückkehr muss gefeiert werden!"

  "Was? Echt? Wie kommst du denn nun so plötzlich drauf?" Er freute sich, gar keine Frage, doch hatte er das Gefühl, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen vor sich ging. Und ein Blick zu Tomoyo gegnügte, um dieses Gefühl zu verstärken: Sie stand hinter der Tür versteckt und grinste breit und zufrieden. Als sich ihre Blicke trafen, zeigte sie ihm mit den Fingern das V Zeichen - V für Victory. Dann noch einen Daumen, der nach oben zeigte, und dann war sie verschwunden. Keine Frage, irgendwas musste sie Sakura in den Kopf gesetzt haben. Wenn er doch nur wüsste, was!

  "Bist du soweit? Können wir?" Und wieder dieses reine, unschuldige Lächeln. War das Absicht?

  Der braunhaarige Junge konnte nur verdutzt nicken. Und im nächsten Moment hatte Sakura ihn bereits an der Hand gepackt und mitgeschliffen - die Jungs, die Shaoran eben ausquetschen wollten, ignorierend. Als sie an Tomoyo vorbei liefen, versuchte Shaoran sie hastig zu fragen, was sie nun wieder angestellt hatte, doch diese lächelte nur und drükte ihm die Daumen, was wohl soviel wie "Viel Glück" bedeuten sollte.

  Und so sah Tomoyo den beiden glücklich winkend hinterher. Es war einfach zu niedlich, den beiden zuzusehen, wie sie sich langsam aber sicher näher kamen. Doch gerade, als sie sich ebenfalls auf den Weg heim machen wollte, wurde sie von hinten angesprochen. "Hey, Daidouji!"

  Es waren ein paar Jungs, die ihr leicht nervös gegenüber standen - genau jene, die eben mit Li-kun reden wollten. "Ja?"

  Sie steckten kurz die Köpfe zusammen, so wie die Mitspieler eines Mannschaftssports, dann wurde einer aus ihrer Klasse vorgeschoben. Tomoyo glaubte, dass er Kiritani hieß. "Ehm... du bist doch mit Kinomoto befreundet. Und anscheinend kennst du den Neuling ebenfalls..." Er war rot angelaufen und schwitze sichtbar. "D-daher wollten wir dich fragen, wer dieser Neuling ist und woher er Kinomoto kennt."

  Tomoyo überlegte kurz. Was sollte sie am besten antworten? Der Fall, vor dem sie Li-kun eben noch gewarnt hatte, schien schon einzutreffen. "Der Neue? Das ist Li-kun, aus Hong Kong!", sagte sie lächelnd. Doch was sollte sie antworten? Zusammen waren Sakura und Li-kun nicht - wenigstens nicht direkt, denn als Li-kun wieder nach China zurück musste, waren die beide gerade erst mal 12 Jahre alt, und sie hatten nur gestanden, dass sie in einander verliebt waren (bei Sakura nicht mal das). Das hieß aber nicht, dass sie nun, wo er zurück war, auch automatisch zusammen waren. Und so schüchtern, wie die beiden waren, würde das sicher auch noch etwas dauern, bis sie sich es endlich eingestanden haben. Was sollte sie also sagen?

  "Jaja, das haben wir nun auch mitgekriegt. Aber was sollte dieses große Wiedersehen mit all den Tränen und so? Sind die beiden...-"

  Tomoyo legte den Finger auf den Mund, und als der Junge daraufhin schwieg, sah sie kurz in die Richtung, in der Sakura und Li-kun verschwunden waren, und sagte dann: "Sie sind Erwählte und Erwählter der Herzen des jeweils Anderen." Und als sie daraufhin nur verständlnisslose Blicke erntete, sagte sie den Jungs genau das selbe wie Eridor-kun: "Die beiden sind ein Herz und eine Seele, nicht wahr? Jedes weitere Wort wäre unnötig." Und wie sie so rein und unschuldig lächelte und dann mit wehenden Haaren und geschwinden Schrittes um die Ecke verschwand, verursachte zur Abwechslung einmal nicht Sakura, sondern Tomoyo heftiges Herzklopfen...
 

"Oh, man, ich komm mir vor wie ein Panda im Zoo!" Sakura hatte wirklich das Gefühl, dass jeder sie anstarrte. Dabei wusste Sakura nicht mal, wieso eigentlich. War irgendwas passiert?

  "Pass auf dich auf, Sakura-chan...", hatte Tomoyo zu ihr gemeint, als sie vorhin nach der Pause miteinander gesprochen hatte. Als sie ihre Freundin daraufhin nur ratlos angeschaut hatte, setzte diese zu einer Erklärung an. "Ich will es dir so sagen: Wir sind nicht mehr in der Unterstufe, sondern nun in der Mittelstufe. Vieles hat sich verändert. Es geht hier nicht mehr nur um einfache Freundschaften, sondern oft um Liebe. Wenn dich ein Junge frägt, ob er mit dir befreundet sein darf, dann ist es immer seltener der Fall, dass er keine Hintergedanken dabei hat."

  Als Sakura sie daraufhin immer noch verständnisslos angestarrt hatte, hatte Tomoyo geseufzt und ihre Hand ergriffen. "Schau, Sakura-chan. Du weißt es vielleicht nicht, aber du bist unheimlich hübsch und süß. Wenn du lachst, bringst du reihenweise Herzen zum Schmelzen - ohne es zu merken! Wenn du zur Schule gehst, schauen jede Menge Jungs - und auch eine Hand voll Mädchen - hinterher, und ihnen klopft das Herz dabei sehr heftig. Prinzipell bringst du eine Menge Leute mit deiner bloßen Existens ziemlich durcheinander." Sie sah ihr tief in die Augen, ehe sie weitersprach. "Soll heißen, dass es schon jetzt viele gibt, die sich einreden, sich in dich verliebt zu haben!"

  Daraufhin war Sakura rot geworden. "Was? Wieso denn? Ausgerechnet ich?"

  Tomoyo hatte genickt, bevor sie weiter gesprochen hatte. "Genau, in dich. Ungekehrt ist es aber bei Li-kun auch nicht unbedingt besser. Er ist sehr hübsch, wenn nicht gar gutaussehend, hat einen entschlossenen Blick und kommt zudem aus dem Ausland. Das heißt, er ist sehr mysteriös, gerade, weil er auch noch aus China stammt, was bei vielen die Neugier, aber auch die Bewundererung weckt. Zudem hat er schon eine recht coole Art - wenn es nicht gerade um dich geht." Bei dem Satz musste sie kichern, weil Sakura ihn natürlich nicht verstanden hatte. "Wie dem auch sei: Es heißt schon jetzt, dass ein überaus schnuckliger Typ neu an der Schule ist, und die Mädchen interessieren sich für ihn." An dieser Selle hatte sie kurz seufzend zur Seite geschaut, dann hatte sie mit ernster Stimme weiter gesprochen. "Sakura-chan. Du bist mir so unendlich wichtig, und ich würde alles für dich tun. Ich freue mich für dich und Li-kun, aber... ihr seid noch nicht direkt zusammen, nicht wahr?"

  Darauf hatte Sakura keine Antwort gewusst. Sie wusste es noch jetzt nicht. Wer entschied denn eigentlich, wie und ab wann man denn zusammen war? Musste das erst jemand sagen, damit es so war? Reichte es denn nicht, wenn man einander liebte? Sakura war noch jetzt sehr verwirrt. Aber das war noch nicht alles gewesen, was Tomoyo zu ihr gesagt hatte.

  "Sakura-chan, wenn sich ein anderes Mädchen in Li-kun verlieben würdest, würdest du ihn doch nicht verlieren wollen, oder? Ungekehrt ist es genauso. Daher musst du vorsichtig sein. Li-kun wird sehr schnell eifersüchtig, und du weißt nicht, wie die Jungs an unserer Schule sein können. Es kann sein, dass einige auf sehr drastische Art und Weise versuchen werden, dein Herz zu erobern. Aber du liebst Li-kun aufrichtig und würdest das niemals zulassen, oder?"

  An dieser Stelle hatte Sakura ohne zu Zörgern wie aus der Pistole geschossen geantwortet: "Ja, das tue ich! Und ich will auch niemand anderen mehr lieben als ihn!"

  Tomoyo wirkte erleichtert. "Gut, das freut mich, und genau das hab ich auch erwartet. Sakura-chan, darf ich dich etwas intimies fragen?" Sakura kannte Tomoyo, im Gegensatz zu Shaoran, und dennoch bemerkte sie das Funkeln zu spät. "Wie würdest du reagieren, wenn Li-kun versuchen würde, dich zu küssen?"

  Als Sakura daraufhin knallrot geworden war, musste sie anfangen zu kichern. "W-wieso f-fragst du so-sowas, Tomoyo?!"

  Doch Tomoyo hatte nicht locker gelassen. "Wärst du sauer?"

  Sie hatte den Kopf geschüttelt. "N-nein, n-natürlich nicht... a-also, i-i-ich meine: N-nicht u-unbedingt...!"

  Tomoyo lächelte wie immer. "Lass mich raten: Du würdest erröten und dir würde ziemlich warm und seltsam werden, stimmts? Du würdest dich ganz komisch fühlen, dir wär etwas schwindlig, aber irgendwo würdest du sicher vor Freude Luftsprünge machen, wie?"

  Das war zuviel gewesen. Sakura wusste doch nicht, wie sie auf sowas reagieren würde, wenn es denn wirklich passieren würde! "K-k-keine A-ahnung..."

  Tomoyo hatte dann wieder genickt und nur "Wie ich es mir dachte" erwidert. "Das heißt also, du hast nichts dagegen?"

  Sakura hatte nur noch nicken können. Und noch bevor sie hätte noch irgendetwas sagen können, war Tomoyo schon in Richtung Shaoran abgestampft, und Chiharu-chan war zu ihr gekommen. Diese hatte sie zunächst bezüglich ihrer Beziehung zu Shaoran ausgefragt, und ihr dann ebenfalls den Rat gegegeben, vorsichtig zu sein, außerdem hatte sie erwähnt, dass sie und Shaoran hier heftigen Gegendwind bekommen könnten.

  "Hey, wieso schaust du denn so ernst...?" Shaoran hatte sie leicht an der Schulter angetippt und sie somit aus ihren Gedanken gerissen. Sie hatten mittlerweile das Schulgelände verlassen und konnten endlich etwas entspannen.

  Sakura schüttelte den Kopf. "Alles bestens. Stressiger erster Tag für dich, nicht?" Dabei musste sie leicht verlegen lächeln - aber egal, was sie nicht auch tat, sie musste dauernd an Tomoyos Worte denken. Natürlich wollte sie Shaoran nicht verlieren, schon gar nicht an ein anderes Mädchen. Und das nun alles anders war, war auch irgendwie logisch. Dennoch war sie über die Worte ihrer Freundin verwirrt. War sie wirklich so naiv, dass sie wirklich rein gar nichts mitbekam?

  Shaoran winkte ab. "Ja, aber hauptsache, ich bin wieder in Japan. Hier gefällt es mir... so gut... und..." Er geriet ins Stottern. "Ehm... wegen vorhin... ich hatte doch davon gesprochen... dass ich möchte, dass du mich... nach China begleitest, weißt du noch...?"

  Doch Sakura hörte nicht mal zu! Sie musste dauernd an das denken, was Tomoyo sie gefragt hatte. Wieso, im Namen aller Clow Cards, fragte Tomoyo sie ausgerechnet um ein solches Thema? Es war ihr ja sogar schon peinlich, nur daran zu denken, denn sie wurde auch schon knallrot!

  "Ehm... hörst du mir überhaupt zu? Und wieso bist du so rot? - Ah, ich wette, das hat was mit deinen Freundinnen zu tun! Sag, welche Flausen hat dir Daidouji in den Kopf gesetzt?"

  "Nichts, gar keine, überhaupt rein gar nichts!", beeilte sich Sakura schnell zu versichern - für Shaorans Geschmack zu schnell!

  "Und das soll ich dir glauben?"

  Was, wenn sie ihn einfach fragen würde: Sind wir denn nun zusammen? Oder: Willst du mich... - Nein! Das konnte sie ja nicht mal denken, dann ging Fragen erst Recht nicht! "Daijoubu...", murmelte sie deshalb knallrot.

  Der Chinese wollte daraufhin noch etwas erwidern, schwieg dann aber. Er würde wahrscheinlich schon früh genug heraus finden, was das für Flausen waren, die Daidouji Sakura in den Kopf geplanzt hatten. Stattdessen entschied er, das Thema vorerst zu wechseln. Er würde sie später fragen - zumindest hoffte er das. "Sag mal... was hast du heute morgen bei der Post gemacht?"

  "Uhm? Ich hab den Brief für Mizuki-sensei und Eriol-kun eingeschmissen." - Bei den Namen Eriol-kun kochte natürlich die Eifersucht wieder hoch. - "Aber woher weißt du denn überhaupt, dass ich bei der Post war?"

  "Ehm... naja... ich bin schon seit drei Tagen hier..."

  "Waaaaas? Und dann zeigst du dich erst heute?"

  Shaoran wich ihrem Blick aus. "Jedes Mal, wenn ich dich ansprechen wollte, bist du mir davon gerast... am ersten Schultag wollte ich vor und nach der Schule mit dir reden, aber da bist du mir mit deinen Inlinern davon gefahren. Und gestern bist du mit Fly zur Schule und zurück geflogen..."

  "Uhm... stimmt... hihihihi... uh..." So ein verdammter Mist.

  "Naja... und so, war es doch auch okay, oder...? War doch eine Überraschung, dass ich plötzlich wieder da und dazu gleich noch an deiner Schule bin, nicht wahr?"

  Sakura gab sich weiterhin grisgrämig, aber natürlich musste sie sich eingestehen, dass es in der Tat eine Überraschung war, ihn so plötzlich und unvermittelt, ja, so ganz ohne Vorwarnung wieder vor sich stehen zu haben. Sie konnte es ja jetzt noch kaum glauben und hatte Angst, dass sie jeden Moment aufwachen würde und alles nur ein schöner Traum gewesen wäre.

  Sie schwiegen wieder eine geraume Weile, während Shaoran sich fragte, welchen Schritt er nun als nächstes machen würde. Vor allen überlegte er aber, wie er ihr am besten diese Nachricht beibringen konnte, die er ihr vorhin hatte nicht sagen können, weil diese doofe Mitsuki dazwischen gekommen war.

  Doch Sakura kam ihm zuvor. "Sag mal, Shaoran... wegen vorhin... Also, als du meintest, du müsstest wieder nach China zurück... Wie genau war das gemeint?" Sakura war leicht rot geworden und starrte zur Seite. In Wirklichkeit hatte sie aber Angst. Was würde er ihr zu sagen haben? Wieso konnte er nicht für immer hier bleiben? Sie erinnerte sich an seine Worte: Sakura, ich kann nicht für immer hier bleiben. Beziehungsweise, ich werde mich entscheiden müssen. Noch ist Zeit, aber eines Tages wird sich die Frage stellen, wo ich bleiben werde: In China oder hier. Und: Nein, nein. Nur für die Ferien. Und... ich will... - ich will, dass du mich begleitest.

  "Oh, achso... Uhm... also... wo fang ich am besten an?" Er schien kurz zu überlegen. "M-meine Mutter... hat mir ein Ultimatum gestellt: Bis zu den Sommerferien darf ich hier bleiben. D-danach muss ich mich entschieden haben... ob ich hier bleiben möchte oder nach Hong Kong zurück kehre..." Er brach ab.

  "Aber diese Frage musst du dir doch nicht stellen, oder? Du bleibst doch hier, oder? Das heißt, wenn du in den Ferien nach China gehst, bist du wieder zum neuen Trimester wieder da, nicht wahr? Dann gibt es doch auch keinen Grund, dass ich mitmuss, oder nicht?" Sie lächelte, doch es war ein flasches Lächeln. Sie wollte unbedingt eine Zustimmung hören, doch sie wusste, dass sie sie nicht hören würde. "Stimmt doch, oder?"

  Shaoran sah sie einen Moment lang traurig an, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, so einfach ist das nicht..." Als er sah, dass sie bereits in der Straße von Sakura angekommen waren und ihr Haus nur noch einige Meter entfernt war, ergriff er ihre Hand und blieb stehen. "Sakura... wenn ich hier bleibe, dann nur... und wirklich nur wegen dir..." Sie errötete bei diesen Worten. "Ansonsten müssten wir entweder erneut Abschied voneinander nehmen, oder du müsstest mich nach China begleiten - für immer. Und das will ich nicht. Ich will dich nicht von deiner Familie und von deinen Freunden losreißen, nur, damit wir zusammen sein können. Es ist also für mich schon beschlossene Sache, dass ich hierbleiben möchte, denn mir macht es nichts aus, hier zu sein. Hier bist du."

  Sakura fiel das Atmen schwer. Der nächste Satz kam ihr nur stockend über die Lippen. "Und... und was musst du tun, damit du hierbleiben kannst?" Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, zu weinen. So, wie er sie ansah... Was konnte das nur sein, dieses Etwas, was er tun oder erfüllen musste, damit er hier bleiben kann?

  Er schwieg. Wie sollte er es ihr sagen? Sie würde sicher schockiert sein. Es war ja auch eine ungeheuerliche Frage... Doch die Antwort auf diese selbst gestellte Frage wurde ihm abgenommen.

"Wie lange wollt ihr noch vor der Tür rumstehen?" Toya war auf die Straße getreten und hatte die Arme verschrenkt.

  "Aniki?", rief Sakura überrascht. "Woher weißt du, dass wir hier stehen?" Die Angst von eben war für den Moment vergessen.

  Toya warf Shaoran einen grimmigen Blick zu. "Daher, woher ich auch weiß, dass der da" - bei den Worten zeigte er abschätzend auf Shaoran, welcher sich gleich wieder provoziert fühlte - "heute mitkommen würde. Deshalb hab ich ja auch für 8 Personen gekocht." Er ging wieder ins Haus, und Sakura folgte ihm. "Ach, das meintest du heute morgen also mit deinem Satz: Und bring, wenn du Besuch haben solltest, den ruhig mit, ich koch genug für 8 Personen. ? Aber woher wusstest du das?"

  Shaoran hörte noch, wie Toya "Tja, ich wusste es einfach" antwortete, während er selbst kurz überlegte, ob er sich das wirklich antun sollte. Das Sakuras Bruder ihn nicht sonderlich abkonnte, war schon lange kein Geheimnis mehr. Und das kleine Kuscheltier, welches sich Bestie des Buches nannte, war ihm auch kein besonders großer Freund. Doch ehe er sich hätte selbst eine Antwort geben können, gab Sakura ihm eine, denn sie rief bereits nach ihm.

  Sakura eilte gerade ins Obergeschoß, um ein paar Pantoffeln zu holen, als Kero-chan aus ihrem Zimmer kam. "Hast du Besuch? Etwa Tomoyo-chan?" Als er keine Antwort bekam, zuckte er mit den Schultern und folgte ihr ins Schlafzimmer von Fujitaka, wo sie nach den Pantoffeln suchte. Doch gerade, als er ins Zimmer kam, kam sie ihm wieder entgegen und rannte schnell an ihm vorbei. "Ehm, Sakura? Hörst du überhaupt?" Er folgte die Schultern zuckend die Treppe hinunter. "Immerhin bist du nun wenigstens nicht mehr traurig, wie ich an deinem Gesicht lesen kann - Gott sei Dank! Ich mein, der Bengel meldet sich sicher noch, und wegen dem musst du nun echt nicht traurig sein!" Er nickte ein paar Mal bekräftigend.

  "Bengel? Meinst du damit etwa mich?" Shaoran, welcher bis eben noch vor der Tür gestanden hatte und brav auf Sakura gewartet hatte, öffnete die Tür soweit, dass er ins Haus reinschauen konnte, und warf Kero-chan einen bösen Blick, welcher von dem plötzlich auftauchenden Chinesen erschrocken zurück prallte.

  "Uah, was machst du denn hier?"

  Shaoran wollte gerade antworten, doch Sakura kam ihn zuvor. "Kero-chan, sei nicht so unverschämt! Er hat einen Namen, das weißt du genau!" Sie gab Shaoran die Schuhe. "Hier, bitte sehr." Wie glücklich sie doch aussah! Wie sollte Shaoran ihr das nur sagen? Und vor allem, wann? Er erinnerte sich noch genau daran, wie es war, als er ihr damals die Liebe gestehen wollte. Jedes Mal, wenn er sich endlich überwunden hatte und es ihr sagen wollte, war irgendetwas dazwischen gekommen: Entweder Kerberos, oder aber Yamazaki, oder ein Schrei oder eine Präsenz. Und nun sah es genauso aus: Er würde es ihr sicher niemals sagen können - oder erst kurz, bevor es zu spät ist.

  "Komm, Shaoran!" Sie nahm ihn bei der Hand - ein Umstand, welcher ihn wieder einmal erröten ließ - und zog ihn mit sich ins Wohnzimmer. Dort stand bereits ihr Vater. "Ah, du hast Besuch?"

  Sakura nickte. "Uhm. Shaoran-kun, das ist mein Vater Fujitaka - aber ihr kennt euch ja bereits, nicht wahr?"

  In der Küche standen Toya und Yukito und bereiteten das Essen vor. "Oh, du hast Besuch, Sakura-chan?", rief auch Yukito, doch als er Shaoran erkannte, erhellten sich seine Züge. "Ah, du bist doch...!"

  "Genau, Shaoran-kun - ihr kennt euch ebenfalls bereits! Und nebendran mein doofer Bruder, Toya!"

  Der Junge aus Hong Kong fühlte sich etwas unwohl. Der Umstand, mit dem Junge, von dem er lange dachte, er sei in ihn verliebt, und Sakuras Bruder, der ihn überhaupt nicht leiden konnte, in einem Raum zu sein, ließ ihn sich unwohl fühlen. Doch Sakuras Nähe machte das wieder mehr als weg. "Wenn mein Bruder was Doofes zu dir sagt, gib mir Bescheid, dann kriegt er es mit mir zu tun!"

  Shaoran nickte nur etwas steif und ließ sich dann zum Esstisch führen. Sakuras Familie lebte sehr europäisch, das hieß, sie besaßen einen Esstisch und schließen in normalen Betten, und alles war sehr europäisch eingerichtet. "Warte du hier, ich deck schnell den Tisch!"

  "Warte, ich helf dir!"

  Doch es war Fujitaka, der ihn hinderte, denn Sakura war längst schon zur Küche geeilt, welche an das Ess- und Wohnzimmer grenzte und nur von einer halbhohen Wand abgegrenzt war. "Du bist unser Gast, also musst du auch nicht helfen." Er lächelte sanft, und die Nervösität wich etwas von Shaoran.

  "D-danke, sehr freundlich von Ihnen."

  Fujitaka setzte sich, Shaoran gegenüber. "Du bist also jener Junge, den Sakura vor fast eindreivirtel Jahren den Yukata genäht hat, stimmts?"

  Shaoran nickte. "Ja, Shaoran Li. S-sie dürfen gerne Shaoran zu mir sagen."

  Daraufhin musste Fujitaka lachen. "Du bist sehr höflich. Aber nur, weil ich Sakuras Vater bin, musst du mir nicht gleich den Vornamen anbieten... Ich werde dich dann beim Vornamen rufen, wenn ich es mir verdient habe." Shaoran wollte fragen, was er damit meinte, doch er kam nicht dazu. "Und du kommst also aus Hong Kong?"

  Wieder ein Nicken.

  Fujitaka schien zu überlegen, dann sah er zu Sakura, welche den beiden Jungs gerade beim Schneiden des Gemüses half. "Du... scheinst Sakura sehr wichtig zu sein... Ist sie dir genauso wichtig?"

  Und Shaoran antwortete, ohne zu zörgern: "So wichtig, dass ich mein Leben für sie geben würde!"

  Fujitaka nickte. "Das dacht ich mir schon - deine Augen strahlen eine Entschlossenheit aus, die das bestätigt. Aber dennoch will ich dir eines sagen: Sakura ist meine Tochter, und sie bedeutet mir zusammen mit Toya mehr als mein Leben. Solltest du also nicht gut zu ihr sein, dann..." Er brach ab, aber es war auch nicht nötig, weiter zu sprechen. Außerdem kam eben Sakura zurück. "Das Essen ist nun fertig!"

  Beim Essen wurde viel über die Abreise von Toya gesprochen. "Es kann sein, dass ich erst in drei Wochen wieder vorbei kommen kann...", meinte Toya gerade. Dann wurde Shaoran über China, Hong Kong und seine Familie ausgefragt. Besonders Sakuras Vater und Yukito waren sehr neugierig, aber auch Sakura lauschte sehr interessiert. Selbst Kero-chan schien interessiert.

  Nach dem Essen machten sich Sakura und Yukito ans Geschirr spülen, während Fujitaka den Nachtisch anrichtete. Toya blieb bei Shaoran im Wohnzimmer. Und kaum waren alle außer Hörreichtweite, sprach er ihn auch schon an. "Eines will ich gleich mal klarstellen, Knirps!" Er sah wie gewohnt grimmig drein, wenn es um ihn ging. "Es geht hier nicht um irgendein Mädchen, sondern um Sakura. Ich warne dich also lieber gleich: Wenn du es nicht ernst mit ihr meinst, dann lass es lieber gleich sein."

  "Ich meine es ernst - todernst. Für sie habe ich mein Leben und meine Familie in China aufgegeben. Ich hab schon immer alles dafür getan, um ihr beizustehen, und ich werde es auch in aller Zukunft tun. Und wenn sie es zulässt, werde ich auch alles tun, um hier zu bleiben."

  "Hmpf. Deshalb kann ich dich nicht ab - du opferst dich selbstlos, um sie zu beschützen. Das wäre meine Aufgabe gewesen..." Bevor Shaoran darauf etwas erwidern konnte, sprach Toya weiter. "Nun gut, aber nur, damit du es weißt: Ich akzeptiere dich nicht, und ich akzeptiere auch die Frage nicht, die du ihr stellen willst und wirst. Aber ich habe nichts zu melden, denn sie hat dich erwählt. Aber trotzdem: Solltest du ihr Leid zufügen oder sie zum Weinen bringen, kannst du dich auf dein Blaues Wunder gefasst machen."

  "Das werde ich nicht!" Shaoran sah Toya fest und unerschrocken in die Augen, welcher daraufhin seufzte. Vielleicht hatte der Bengel ja doch seine guten Seiten... aber von denen musste er ihn, Toya, erstmal überzeugen - soviel stand fest! Und wenn er es wagen würde, Sakura zu nah zu kommen oder ihr Leid anzutun, dann würde er ihn höchstpersönlich zur Hölle schicken, soviel war klar!

  Fujitaka verließ gerade die Küche und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Sakura musste die ganze Zeit nach hinten schielen, weil sie befürchtete, Toya würde irgendeine Gemeinheit zu Shaoran sagen. Doch anscheinend passierte nichts, und als ihr Vater sich zu ihnen gesellte, entspannte Sakura sich.

  "Ich denke nicht, dass er ihm was tun wird.", hatte Yukito irgendwann lachend gemeint, als er ihre Blicke bemerkte, doch Sakura war angespannt geblieben. Doch nun war ihr Vater ja bei ihnen.

  "Also, das ist er...?", fragte Yukito nun, wie gewohnt lächelnd.

  Sakura nickte leicht errötet. "Uhm, das ist der Junge, der mein Herz erobert hat... damals konnte ich ihn dir nicht vorstellen, weil er nach China zurück ging, aber... Ich bin sehr glücklich, dass es nun so gekommen ist." Sakura strahlte über das ganze Gesicht.

  Yukito musste lächeln. "Ich bin froh, dass du dir deiner Gefühle noch rechtzeitig bewusst geworden bist, Sakura-chan."

  Sakura nickte. "Und ich bin froh, ihn endlich wieder hier zu haben..." Ja, sie war wirklich glücklich, und sie betete, dass es für immer so bleiben würde.
 

Nach dem Essen nahm Sakura Shaoran mit auf ihr Zimmer. Dort saßen sie erstmal eine Zeit lang schweigend da, bis Shaoran letztendlich die Gunst der Stunde nutzen wollte und Sakura nochmal auf das Thema ansprach. "Also... wegen vorhin..."

  Sakura merkte sofort, um was es ging, und da, ganz plötzlich, war es wieder da: Das Gefühl, Shaoran zu verlieren. Um ihr Unbehagen zu überspielen, stand sie auf und ging zum Fenster. Was konnte es nur sein, was so unmöglich klang, um hier bleiben zu können? Was? So stand sie eine Zeit lang schweigend da und beobachtete Tomoeda. "I-ich... liebe Tomoeda... hier bin ich geboren und aufgewachsen. A-aber..." Sie verkrampfte sich etwas. "I-ich wäre auch bereit, dich nach China zu begleiten... Hauptsache, wir sind zusammen..." Und ehe sie sich versah, kamen die Tränen. "S-shaoran, ich verkrafte es nicht nocheinmal, dich erneut zu verlieren..."

  Shaoran war leise an sie heran getreten, und legte plötzlich die Arme um sie. "N-nein... das will ich dir nicht antun. Ich möchte hierbleiben, und es gibt auch einen Weg... A-aber..." Er brach ab.

  Sakura war leicht rot geworden, als er seine Arme um sie geschlungen hatte, aber es war ein schönes Gefühl. Er versprühte eine angenehme Wärme, und für einen Moment vergaß sie den Kummer und die Tränen, die sie eben noch gespürt und geweint hatte. Sie wollte in diesem Moment nichts anderes, als für immer in seinen Armen zu bleiben - ein kindischer Gedanke vielleicht, denn sie wusste, dass das unmöglich war, aber für einen klitzekleinen Moment sehnte sie sich dennoch danach. Aber dann tat sie es schließlich doch; sie tat das, womit sie diesen wundersamen Moment zerstören würde. "A-aber...?"

  Shaoran drükte sie leicht an sich. "E-es..." Er brach ab, und dann verlor seine gesamte Haltung etwas an Kraft. Er schien förmlich zusammen zu sacken, wie jemanden, dem man all seiner Energie beraubt hatte. "I-ich... Ich kann dich das nicht fragen!" Den letzten Satz hatte er schnell rausgesagt, ganz so, als habe er Angst, ihn ansonsten wieder zu verschlucken.

  "Aber wieso denn nicht? Shaoran, ich versteh nicht..." Sie wandte ihren Kopf etwas, sodass sie ihm ins Gesicht schauen konnte, doch er sah sie nicht an, sondern hatte den Blick auf ihren Schreibtisch fixiert.

  "Wie..." Er brach neuerlich ab - wieder der Kampf mit den Worten, die unbedingt gesagt werden wollten und die irgendwie auch nicht gesagt werden wollten. Er wusste, dass diese Worte Sakura verletzten würde, er wusste, dass er ihr Zeit lassen musste, er wusste, dass er damit vielleicht alles kaputt machen würde... Er wusste dies alles, oh, und wie genau er es wusste... - und sagte diese unheilschwangeren Worte dennoch: "Wie soll ich dich fragen, ob du für den Rest deines Lebens mit mir zusammen bleiben willst, wenn du mir bis heute nicht einmal gesagt hast, dass du mich liebst?" Er brach ab und ließ Sakura los. Somit waren sie raus, diese Worte, die ihn schon seit zweieinhalb Jahren beschäftigt hatten. Wie oft hatte er sich schon gefragt, wieso sie ihm eine Antwort schuldig geblieben war? Okay, sie hatte ihm in gewisserweise schon eine Antwort gegeben, als sie extra für ihn diesen rosa Teddy, welchen er auf den Namen "Sakura" getauft hatte, genäht hatte und ihn Shaoran mit den Worten "Der Erwählte meines Herzens - das bist du, Shaoran!" gegeben hatte. Aber bis zum heutigen Tage hatte sie nicht ein einziges Mal "Ich liebe dich" oder dergleichen gesagt. Nicht ein einziges Mal!

  "W... was?" Nun drehte sie sich gänzlich um, doch Shaoran starrte weiterhin zur Seite. Er sah verletzt aus. Aber was sollte sie darauf antworten? Sie... sie konnte es ihm doch noch nicht sagen, noch nicht! Sie war darauf doch gar nicht vorbereitet, hatte nicht mal dran gedacht - viel zu schön war der Tag bisher für sie gewesen, als das sie an diese drei Worte hätte denken können. Es kam ihr auch jetzt noch wie ein Traum vor, dass Shaoran wieder in Japan war - nur schien er sich in just diesem Moment in einen Albtraum zu verwandeln. "S-shaoran, ich..." Aber er hatte Recht, so furchtbar Recht! Sie hatte es ihm nie gesagt, was seine Gründe hatte, aber nun konnte sie es ihm sagen: Nun standen sie endlich einander gegenüber, nichts mehr, was sie stören würde. "S-shaoran, ich..." , sagte sie erneut. Bitte, schau nicht so...

  Plötzlich klopfte es an der Tür, und im gleichen Moment kam Toya rein. "Ich stör ja nur ungern" - was eine gemeine Lüge war, das wusste Sakura genau! - "aber es ist schon spät, und der Li-Bengel sollte langsam nach Hause gehen." Dabei war er seinen typisch grimmigen Blick in Richtung Shaoran, doch dieser beachtete ihn nicht mal - er sah die ganze Zeit nur Sakura an, und das auf sehr traurige Art und Weise.

  Ehe Sakura antworten konnte, hatte er die Tür wieder geschlossen. "S-shaoran, ich...-" Doch sie wurde unterbrochen. "Schon gut, sag nichts. Es tut mir leid. Was ich gesagt habe... war unfair. Dich trifft keine Schuld... " Wie verletzt er doch aussah! Doch bevor sie was sagen konnte, hatte er seine Tasche genommen und war zur Tür raus. "S-shaoran, warte doch!" Sie hastete ihm schnell hinterher, doch erreichte ihn erst, als er zur Tür draußen war.

  "S-sehen wir uns morgen wieder?"

  "Uhm", war Shaorans einzigste Reaktion. Und plötzlich hatte Sakura das heftig-schmerzhafte Gefühl, ihn nie wieder zu sehen, wenn sie ihn nun gehen ließ. Es war, als wär dies ihre einzigste Chance, etwas richtig zu machen, und würde sie diese verpatzen, würde sie ihn nie wieder sehen. Doch es war so schwer, so schwer, diese Worte zu sagen. "W-warte!" Sie lief ihm hinterher und ergriff ihn beim Arm.

  Er sah sie nicht an. Und Sakura kamen erneut die Tränen. Eben waren sie sich so nah gewesen, und nun war zwischen ihnen eine Kluft. Sie war sich mittlerweile zu 100% sicher, ihn nie wieder zu sehen, wenn sie ihn jetzt ziehen ließ. "S-shaoran... e-es tut mir leid..."

  Er sah sie immer noch nicht an. "Nie... kein einziges Mal hast du es gesagt... weder in den Briefen, noch am Telefon..." Er wollte weitergehen, doch Sakura hielt ihn zurück - indem sie sich an ihn schmieß.

  "Aber das hat doch einen Grund!"

  "Sa..." Er brach ab. Endlich sah er sie an, er lächelte sogar, doch der Blick war voll mit Trauer. "Tut mir leid, ist schon okay. Ich sollte dich nicht allzu sehr überrumpeln, es war immerhin ein heftiger Tag..." Er schob sie leicht von sich und ging dann weiter. "Oyasumi, Sakura..."

  Nein... bitte, geh nicht! Sonst seh ich dich nie wieder... Sakura zerbrang fast das Herz vor lauter Schmerz. Und dann nahm sie all ihre Verzweiflung, gepaart mit Mut und Herz, zusammen: "Shaoran... Verdammt, ICH LIEBE DICH DOCH!"

  "... W-was...?" Langsam drehte er sich um. Sakura liefen die Tränen in wahren Rinnsälen hinunter. "Ich wollte es dir nicht am Telefon sagen, und ganz gewiss auch nicht schreiben, sondern dir sagen, von Angesicht zu Angesicht, Shaoran!" Vor lauter Tränen sah sie kaum noch was. "Ich wollte es dir doch schon die ganze Zeit sagen, die ganze Zeit, aber ich wusste nicht, wie... nie schien der Moment passend, und du warst auch so weit weg... Und heut, endlich, nach eineinhalb Jahren, seh ich dich endlich wieder... Ich war so ultra glücklich... aber..." Sie versuchte, sich die Tränen wegzuwischen, doch es gelang nicht. Da, war da nicht eine Bewegung? Nein, er ging, er verließ sie. Sie hatte es verpatzt! "I-ich will dich doch nicht verlieren, Shaoran!" Den letzten Satz schrie sie voller Verzweiflung, aber sie sah nichts mehr, egal wie sehr sie sich bemüte, die Tränen wegzuwischen. "Ich...-" Sie war nahe dran, in die Knie zu sacken, einfach zusammen zu brechen. Das war einfach zu viel. Wieso war es soweit gekommen? Wieso ging er nun? Was hatte er hören wollen?

  Doch bevor sie noch was sagen konnte, hatte Shaoran sie plötzlich in die Arme geschlossen.

  "E-es tut mir leid, Sakura... Weil du es nie gesagt hast, hatte ich Angst... Ich war unsicher und wusste nicht, wie ich dir begegnen soll..." Er brach ab, und im nächsten Moment nahm er ihr Gesicht in seine Hände und führte es langsam seinem näher zu.

  Sakura begann zu zittern. Würde er sie jetzt etwa...? Ihr Herz begann, wild gegen die Brust zu hämmern, und ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Sie war doch noch gar nicht bereit für sowas. Und sie war erst 14 Jahre! Mit 14... Und ganz plötzlich schienen die Gedanken verschwunden zu sein, wie aus dem Kopf gefegt, und aus einem inneren Gefühl heraus schloss sie die Augen.

  Und in Shaoran hallten Tomoyos Worte wieder: Du musst für sie mutiger werden. Wenn du nicht den ersten Schritt tust, wird es irgendwann jemand anderes tun. Und du willst doch sicher nicht, dass sich irgendjemand anderes ihren ersten Kuss krallt, oder? - Nein, natürlich wollte er das nicht. Aber es bedarf auch keines Kusses, um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, dass Sakura bei ihm bleiben würde. Er brauchte sie nicht zu küssen, um zu wissen, dass sie ihn liebte und bei ihm bleiben würde - noch nicht.

  "Was muss ich da mitansehen?!?" Es war Toya, der vom Dach aus aus dem Fenster lehnte und Shaoran mit Hunderten von Wutpfeilen attaktierte. "Wehe, du küsst sie, dann bist du dran, und...-"

  Weiter kam er nicht, denn Shaoran küsste Sakura wirklich - wenn auch nur auf die Backe. Das reichte aber, um diese wie einen Wasserkessel pfeifen zu lassen. "Sakura, was ich dir die ganze Zeit schon sehnsüchtig erwidern wollte: Ich liebe dich auch...", flüsterte er ihr ins Ohr und drückte sie kurz an sich. "Aber ich denke, ich gehe nun wirklich, bevor dein Bruder noch runter kommt und mich aufspießt mit seinem Hasstriefenden Blick!" Damit lief er eiligen Schrittes davon.

  Was Sakura nicht wusste: Er hatte weiche Knie, wie aus Butter, und wollte eigentlich schon allein aus diesem Grund so schnell er konnte weg. Sakura hatte eben so süß ausgesehen, so lieblich und unschuldig, dass er plötzlich nicht mehr Herr über sich war. Es war, als hätte der dauernd rumblushende [xD] Shaoran sich für einen Moment zurück gezogen, und ein erwachsener, mutigerer Shaoran hatte die Oberhand übernommen. Und dieser Shaoran hätte Sakura auch beinahe... geküsst.

  Als er nun so im Nachhinein dran dachte, wurde er doch wieder knallrot. Hieß das nun eigentlich, dass sie zusammen waren? Diese Frage stellte er sich, und ingesheim fragte er sich auch, wie es Sakura wohl nun ging.

  "Arg, wenn ich den erwische, dann..."

  "Ja, was dann?" Sakura sah ihrem Geliebten immer noch mit verweint-verträumten Augen und tiefrotem Gesicht hinterher. Toya wollte antworten, doch Sakura kam ihm zuvor. "Toya... Du bist mein Bruder, und ich weiß, dass ich dir sehr wichtig bin - und ich hab dich auch sehr gern, so ist es nicht. Aber Shaoran ist meine große, richtige Liebe - nichts, was man mit dem, was man für die Familie empfindet, vergleichen kann. Verstehst du, Toya? Ich weiß, es fällt dir schwer, aber ich möchte, dass du das akzeptierst." Und bevor Toya auch nur ein Wort dazu erwidern konnte, war Sakuras ins Haus und von dort auf ihr Zimmer geeilt.

  "Hmpf, natürlich weiß und verstehe ich das, Sakura... einfach ist es dennoch nicht..."

  Auf ihrem Zimmer angekommen ließ sie sich gleich an der Tür hinunter fallen. Sie war noch immer total von den Socken. Er hatte sie immerhin geküsst! Wenn auch nur auf die Backe, aber es war ein Anfang! Heute morgen hätte sie sich niemals träumen lassen, ihn überhaupt in nächster Zeit wieder zu sehen, und noch am selben Abend hatte er sie doch tatsächlich geküsst! Und Sakura hatte endlich ihm das sagen können, was ihr schon seit eineinhalb Jahren auf der Zunge lag: Dass sie ihn liebte. Und in all der Zeit war dieses Gefühl immer größer und größer geworden. Und heute hatte sie es ihm endlich gesagt, nicht über Telefon und auch nicht über geschriebene Worte, sondern von Angesicht zu Angesicht.

  Sie sprang regelrecht auf ihr Bett. "Kiyaaaah..." Sie war irgendwie aufgewühlt, aufgekratzt, aber mehr als nur glücklich. Das bemerkte auch Kero-chan, welcher gerade ins Zimmer kam. "Hm, alles okay bei dir, Süße? Du bist so rot - hast du vielleicht Fieber?" Er war bis eben schön brav unten im Wohnzimmer gewesen - ob nun, um sie nicht zu stören, oder aber um Süßigkeiten zu essen, war Sakura aber im Moment egal.

  "Nein, kein Fieber... etwas viel schöneres..." Kero-chan sah sie fragend an, doch eine Antwort bekam er nicht, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte. Und Sakura fragte sich noch bis tief in die Nacht, als alle längst im Bett waren, ob das denn nun bedeutete, dass sie zusammen waren, oder nicht...

Heftige Reaktionen

Sakura hatte wieder einen Traum. Sie stand auf dem Dach eines Gebäudes, vor ihr der Tokyo Tower. Kero-chan und Shaoran waren an ihrer Seite. Auf dem Tokyo Tower waren zwei Gestalten zu sehen: Die eine hatte lange, dunkle Haare, die andere einen Stab, welcher dem ursprünglichen Schlüsselstab des Clow Lead ähnelte. Doch als Sakura versuchte, die Gesichter der Personen zu erkennen, verschwamm das Bild, und im nächsten Moment öffnete Sakura die Augen. "Hm?"

  "Guten Morgen, Sakura! Na, gut geschlafen?"

  Sakura rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Uhm... Ich hatte einen Traum..." Doch noch während sie das sagte, vergaß sie ihn - so, als würde jemand in ihrem Kopf rummachen und die Erinnerung an den Traum einfach raus nehmen!

  Kero-chan brachte ihr die Pantoffeln. "Oh, was war es denn für einer?"

  Das braunhaarige Mädchen mit den grünen Augen stand auf. "Eine Vision... eine Vorahnung...", sagte sie ernst. "Doch es scheint, als würde irgendetwas - oder irgendjemand - nicht wollen, dass ich mich daran erinnere..." Sie ging zum Fenster und öffnete es, um frische Luft hinein zu lassen. Begierig zog sie die kühle Morgenluft ein und atmete dann mehrmals ein und wieder aus. Aber... das gestern war kein Traum...

  "Wie? Das merkst du?" Sakura nickte abwesend, woraufhin Kero-chan stolz die Arme verschränkte. "Sakura, ich muss schon sagen: Du bist wirklich ziemlich mächtig geworden, wenn du nun sogar schon bemerkst, dass jemand deine Träume beeinflusst!"

  "Das bringt uns aber leider nichts, denn an die Träume erinnern kann ich mich trotzdem nicht..."

  Kero-chan sagte noch was, doch die 14 Jährige hörte nicht mehr zu. Wie sie so am Fenster stand, musste sie an den gestrigen Abend denken. An dieser Stelle hatten sie beide gestern gestanden und sich endlich mal das sagen können, was sie wirklich dachten und fühlten. Und als sie an Shaoran dachte, wurde sie rot - ein Umstand, der sich noch verstärkte, als sie an ihr Geständnis dachte. Sie hatte es also wirklich gesagt, wie? Es war kein Traum gewesen, oder...? Nein, es war bestimmt kein...

  Ehe sie sich versah, hatte sie das Handy in der Hand und wählte eine Nummer.
 

Riiing...- Riiing... - Riiiing... - Riii-

  "Mochi Mochi?" Verschlafen klang die Stimme, die diese Begrüßung in die Telefonmuchsel nuschelte.

  »Shaoran?« Als er die Stimme erkannte, ließ er vor Schreck beinahe das Telefon fallen. "S-sakura?"

  »Du bist doch hier, oder? Also, hier in Japan, nicht wahr?«

  Shaoran war sichtlich verwirrt. Wieso klang sie so ängstlich? "S-sicher doch, natürlich - wieso sollte ich auch nicht?"

  Ein erleichtertes Aufatmen. »Dann ist es also wirklich kein Traum...« Sie brach plötzlich ab, und danach schien sie etwas neben der Kappe. »Ah, tut mir leid, falls ich dich geweckt habe... äh, ich meine... Uah, bis später!« Und dann hatte sie plötzlich aufgelegt.

  Shaoran starrte noch einige Sekunden bedeppert das Telefon an, dann die Uhr. Dann ließ er sich zurück ins Bett fallen. Wenn ab nun jeder Tag so beginnen würde, dann... - Bei den Gedanken musste er leicht grinsen. Ja, so ließ es sich leben...!
 

"Ehm... muss man diese Aktion nun verstehen, Sakura?"

  Doch statt einer Antwort bekam er nur ein freudiges "Kiyaaaaah" zu hören. Doch als sie einen Blick auf die Uhr warf, verflog die Hochstimmung. "Arg, nicht schon wieder! Dabei wollte ich doch noch etwas mit den anderen besprechen und meine Hausaufgaben mit Tomoyo vergleichen!" Eilig machte sie sich fertig.

  Um Zeit zu sparen, entschied sie, heute morgen nicht zu frühtstücken - aber das war nicht der einzigste Grund. Insgeheim wollte sie auch Toya aus dem Weg gehen. Er konnte Shaoran nicht ab, und sie hatte diesen gestern dennoch verteitigt. Toya war darüber sicherlich mehr als nicht gerade sonderlich begeistert und würde sie heut damit konfrontrieren, aber sie wollte momentan einfach nicht darüber reden. Also stahl sie sich heimlich aus dem Haus, und eilte dann zur Schule.
 

Sakura eilte durch die hintere Eingangstür zum Klassenzimmer. Als sie gerade an ihren Platz eilen wollte, kam ihr jedoch Shaoran entgegen, welcher vorne reingekommen war. "Ah..." Als sich ihre Blicke trafen, wurde beide puderrot - anscheinend mussten beide an den gestrigen Tag denken. Dann gab es diesen Moment, wo beide sich in die Augen sahen, errötet bis über beide Backen, und sich leise murmelnd "Ohaiyo" wünschten. Dann machte Shaoran Platz, damit Sakura an ihren Platz vor konnte. Als sie an ihm vorbei ging, war dies jedoch einer solcher Momente, in denen die Erde still zu stehen schien: Sie ging so langsam an ihm vorbei, dass er sogar ihren Duft in die Nase bekam. Sie war ja so hübsch geworden! Doch im nächsten Moment war dieser Moment vorbei. Sie stellte ihre Tasche an der Seite ab, und ging dann zu ihren Freundinnen - nicht aber, ohne ihm vorher einen Blick zuzuwerfen.

  "Ohaiyo, Sakura-chan!" Rika war zusammen mit Naoko ebenfalls anwesend. "Ah, Rika-chan, Naoko-chan - Ohaiyo!"

  Das Gesprächsthema Nummer Eins war natürlich Shaorans erneute Ankunft in Tomoeda. "Wir waren gestern mit der gesamten Klasse beim tradionellen Hanami-Picknick, deshalb haben wir erst heute gehört, dass ihr einen neuen Schüler habt. Aber das es sich dabei um Li-kun handelt, hätten wir im Traum nicht zu erraten gewusst!" Rika sah Sakura an, doch diese bemerkte es nicht mal. Sie starrte ununterbrochen zu Shaoran rüber. Täuschte sie sich, oder kam er ihr heut noch viel erwachsener und vor allem cooler vor? Vielleicht lag es mit der Krawatte zusammen, welche etwas lose zugeknotet war. Oder an dem Hemd, von dem er den obersten Knopf offen gelassen hatte. Oder vielleicht auch schlicht und ergreifend an seinem Verhalten vom Vortag und an dem Blick, mit er sie nun still musterte.

  "Uhm... Sakura-chan? Kann ich mal kurz mit dir reden?" Es war Rika, welche die immer noch leicht abwesende Sakura mit sich auf den Flur zog. "Hm?"

  "Sakura-chan, als du damals, im Herbst in der 6. Klasse, weinend zu mir gekommen bist und mich um Rat gefragt hast... damals hast du wegen Li-kun geweint, nicht wahr? Weil du erfahren hast, dass er nach China zurück muss, oder?"

  Das braunhaarige Mädchen nickte. "Ja..."

  Rika lächelte. "Damals hatte ich mir echte Sorgen um dich gemacht. Zwischen deinen Tränen und der Abreise von Li-kun hab ich jedoch keinen Zusammenhang erkannt... Aber umso froher bin ich nun, dass er wieder da ist und du nun noch fröhlicher lächeln kannst, Sakura-chan!"

  Akira beobachtete alles von seinem Platz aus. Dass beide erröteten, wenn sich ihre Blicke trafen, blieb ihm nicht verborgen, ebenfalls die Blicke, die sie sich zuschmießen. Und das Sakura und ihre Freundinnen die ganze Zeit über Li sprachen, entging ihm ebenfalls nicht. Und dann platze ihm der Kragen! Irgendetwas musste er doch tun! Er nutzte die Gunst der Stunde - Yamazaki-kun hatte eben verkündet, dass die erste Stunde ausfallen würde, und Sakura stand mit Sasaki-san vor der Tür - und ging zu Li. "E-ehm... Hey! I-ich muss mit dir reden!"

  Sie gingen nach draußen auf das Gelände hinter der Schule. Und Akira verlor auch keine Zeit. "Also, d-du und Sakura-san, was l-läuft da zwischen euch?"

  Shaoran fuchste es zu Beginn schonmal gewaltig, dass er Sakura beim Vornamen ansprach. Außerdem konnte er die schmachteten Blicke nicht ab, die dieser Typ Sakura immer zuwarf. "Ich wüsste nicht, was dich das anginge.", sagte er deshalb abweisend.

  Und plötzlich geschah etwas. Der bis dahin freundliche und zurück haltende Akira schien sich zu wandeln; die gesamte Körperhaltung wurde herausfordernd und provokativ. Er packte Shaoran am Kragen, und als er sprach, tat er es leise, langsam und vor Hass triefend. "Jetzt hör mir mal zu!" Shaoran war im ersten Moment zu überrascht, um sich zu wehren. Es schien, als wäre Akira plötzlich ein vollkommend anderer Mensch! Selbst seine Augenfarbe schien sich geändert zu haben: Waren seine Augen eben noch dunkelblau gewesen, schien es nun, als seien sie Hellblau. "Sakura gehört mir, verstanden? Ich hab schon vor ewigen Zeiten ein Auge auf sie geworfen, sonst wär ich erst gar nicht hier! Also komm mir nicht in die Quere, sonst..."

  Shaoran wollte sich gerade losreißen, als er eine Stimme hörte. "Akiraaaaaaa!"

  Mitsuki kam eilig herbei gelaufen. Als Akira sie sah, ließ er Shaoran eiligst los, und plötzlich schien aus dem seltsam aufsässigen Akira wieder der schüchterne, und in diesem Moment vor allem ängstliche Akira zurück zu kehren. "Hm?"

  "Nii-chan, ich hab dich schon überall gesucht!"

  Dieser schien sichtlich verwirrt. "Was mach ich hier eigentlich?"

  Bevor Shaoran hätte irgendetwas sagen können, war Mitsuki auch schon bei ihnen. "Egal, du musst mir dein Bento leihen, ich habs daheim vergessen!" Lachend schob sie den verwirrten Jungen weg.

  "Was zum...?"

  Im nächsten Moment hatte sich eine Hand auf seine Schulter gelegt. "?!" Doch als er herumwirbelte, stellte es sich jediglich als Dadouji raus. "Ohaiyo, Li-kun!"

  "Ach... du bist es nur." Er enspannte es sich etwas, aber die Sache mit Eridor-kun ging ihm letztendlich nicht aus dem Kopf.

  "Dachtest du etwa, es wäre deine über alles geliebte Sakura?" Sie hatte dieses Funkeln in den Augen.

  Als der Teil "geliebte Sakura" fiel, wurde er knallrot. "Psst, nicht so laut!" Es war nicht so, dass es ihm nicht noch immer peinlich war - er war eben noch nie jemand gewesen, der sich großartig um Gefühle gescherrt hatte, und nun plötzlich sollte alles anders sein? Nein, so schnell ging das nicht!

  "Du und Sakura-chan, ihr versprüht heute morgen schon diese Leidenschaft - hast du sie gefragt?"

  Er schüttelte den Kopf. "Iie... A-aber..."

  "Ja? Hat sie es dir dafür etwa gesagt?"

  Diesmal ein Nicken. "Hai - Aber woher weißt du das?" Er sah sie nicht an, sondern hielt den Kopf gesenkt - überflüssig zu erwähnen, dass er wieder über beide Backen errötet war.

  "Nein, wirklich?" Sie wurde plötzlich traurig. "Nur zu schade... dass ich diese Szene nicht aufnehmen konnte!" Oh, man - Typisch!

  Auf ihr Gedränge hin erzählte er Daidouji letztendlich alles: Auch, dass er sie beinahe geküsst hätte und von den morgigen Telefonat mit Sakura, und auch von den ebrigen Ereignissen mit Eridor-kun.

  "Neeeeiiiin, echt? Alsooo, ich hätte sie mit Sicherheit geküsst, und dann noch dieses und jenes..." Als sie merkte, dass Shaoran immer röter und röter wurde, musste sie jedoch lachen. "Und das sie heute morgen angerufen hat, zeigt nur, dass sie Angst hatte, dass das alles nur ein Traum gewesen hätte sein können."

  "Uhm... meinst du...?" Wenn es wirklich so war, war das ja eigentlich sowas wie ein Grund zur Freude.

  Daidouji nickte. "Du bist ihr halt sehr wichtig!", sagte sie kichernd. Gleich daraufhin wurde sie jedoch wieder einigermassen ernst. "Aber, um zum Thema mit dem Kuss zurück zu kehren... Meinst du, eine solche Gelegenheit bietet sich wieder, Li-kun? Und vor allem mach ich mir auch Sorgen, was Eridor-kun betrifft..." Sie stütze den Kopf in die Arme und sah mit schrägen Augenbrauen in die Richtung, in der sie vorhin Eridor-kun und Mitsuki-chan hatte verschwinden sehen.

  Shaoran sah ebenfalls in die Richtung. Diese Geschwister gingen ihm schon jetzt ganz schön auf den Keks! "Hm... ich denke, ich..." Er dachte an den gestrigen Abend zurück. Gestern hatte er noch anscheinend total cool entschieden, dass er sie nicht küssen würde, zumindest jetzt noch nicht. Aber heute sah die Welt schon anders aus... er wollte nicht, dass sie von irgendwem anderes geküsst wurde - wobei hierbei egal war, ob erster oder dritter: Keiner sollte dieses Anrecht besitzen außer ihm.

  "Lass mich raten: Eigentlich würdest du sie schon gern küssen, nicht wahr?"

  "WAS? W-woher...? Arg, ich meine, Wie...?!" Er glich einem Wasserdampfkessel. Genauso pfiff er auch.

  "Tja, man kann dir deine Gedanken im Gesicht ablesen. Aber keine Sorge: Erstens kann Sakura das nicht, und zweitens bist du halt in dem Alter, da ist das normal!" Sie ließ dieses schrille "Ohohohoho"-Lachen von sich.

  "Uah..." Er verschränkte die Arme und vergrub seinen Kopf darin. "Ich... will immerzu bei ihr sein... sie im Arm halten, sie an mich ziehen, durch ihr Haar fahren... und sie küssen..." Er seufzte. "Wieso tut der Gedanke an sie nur so weh? Und wieso ist es mir nur meistens so schrecklich peinlich, dass ich rein gar nichts von dem schaffe, was ich eigentlich vorhatte?"

  "Naja, du bist halt verliebt, Li-kun - ob du es nun willst oder nicht!" Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Und was euren ersten Kuss betrifft, so hab ich auch schon ein unwiderstehliches Setting..."
 

Shaoran kam gerade ins Klassenzimmer, da wurde er auch schon quasi von Sakura überfallen. "Shaoran, Shaoran! Weißt du was?" Und da war es wieder: Das wild pochende Herz, was ihm drohte, aus der Brust heraus zu springen, wenn er sie nicht gleich in die Arme schloß! Aber er unterdrückte den Impuls gerad noch so - auch, wenn er nicht wirklich sagen konnte, wieso eigentlich. "Uhm, was?"

  Wie sie lächelte! Wenn es nach ihm ginge, könnte er für den Rest seines Lebens diesen Gesichtsausdruck betrachten. "Wir gehen morgen mit der gesamten Klasse zum tradionellen Hanami-Picknick!" Sie rannte gleich darauf zu Daidouji, um ihr das selbe zu sagen. "Aaaah, Kirschblüten schauen und schön essen dabei... Ich wette, Kero-chan würd auch gern mitgehen!" Sie kicherte, und Shaoran konnte nicht anders als ihr schmachtende Blicke zuzuwerfen - auch auf die Gefahr, grad ziemlich dämlich auszusehen. Doch als er Eridor-kun sah, welcher ebenfalls leicht errötet Sakura anstarrte, verging ihm die gute Laune. Was bildete sich dieser Lackaffe eigentlich ein? Er, und Sakura schon früher kennen als er? Wovon träumte der Nachts? Am liebsten würde er jetzt sofort zu diesem Typen gehen und ihm zeigen, wer hier gleich wem in die Quere kam.

  "Beruhig dich!" Es war Daidouji, die ihm das zurief. "Wa...?" Als er sie beruhigend lächeln sah, musste er an ihr Gespräch zurück denken, und sein Ärger verflog wieder. Stimmt, sie hatte Recht: Es gab absolut keinen Grund zur Aufregung - das war dieser seltsame Junge überhaupt nicht wert. Stattdessen blieb er einfach an der Tür stehen und genoß es, wieder hier zu sein. Nebenbei fragte er sich - wie schon so oft - woher Daidouji eigentlich immer so genau wusste, was in ihm vor sich ging.

  "Sag mal, Sakura-chan..." Tomoyo stupfste Sakura leicht an. "Nani?"

  "Findest du nicht auf, dass Li-kun ziemlich erwachsen und cool geworden ist? Schau, Eridor-kun und er sind unten auf dem Hof eben aneinander geraten... aber sieh ihn dir an: Er steht da drüber und bleibt die Ruhe selbst, nicht wahr?"

  Sakura wurde rot. "A-ach, ist das so...?" Sie konnte es jedoch nicht verhindern, dass sie selbst hinüber sah. Er war wirklich groß geworden - so groß. Aber es lag nicht nur an der Größe. Seine Augen strahlten so viel Wärme aus, keine Feindseeligkeit oder Misstrauen mehr. Er hatte sich ja so sehr verändert, aber das ließ ihr Herz nur noch heftiger pochen. Oh man, so betrachtet hatte er kaum noch was mit dem Jungen, den sie kennen gelernt hatte, gemein - was aber natürlich gut so war, denn in einen Jungen, der sie dauernd nur anmotze und fertig machte hätte sie sich sicher nicht verliebt! Aber andersrum sah sie mit dem Mädchen von einst auch nichts mehr gemein. "Uhm..." Sie war wieder knallrot geworden, was Shaoran nicht entging.

  Vielleicht - was aber eher unwahrscheinlich war, sowas hatte er gar nicht nötig - kam er auch nur deshalb zu ihr, um Eridor-kun eifersüchtig zu machen. Wahrscheinlicher war einfach, dass er ihren Anblick von der Ferne aus nicht mehr ertrug und deshalb zu ihr kam. Aber was auch immer der Grund war: Er beschloss, sich in ihre Nähe zu wagen. Und als krönenden Abschluss legte er ihr sogar den Arm um die Schultern, was bei Sakuras das bereits mehrmals erwähnte Kesselverhalten wachrief. "S-shaoran?"

  Auch in der Klasse gab es eine Reaktion auf dieses Verhalten, und zwar eine Art unterdrückter Aufschrei. Doch das war Shaoran egal - im Gegenteil: Sollten sie doch alle sehen, was Sache war. "Sakura... ich muss nachher mit dir reden... wobei... am besten jetzt gleich." Er kannte sich: Wenn er nun zörgerte, würde er sich wahrscheinlich nicht mehr trauen.

  "A-aber..." Noch ehe Sakura hätte etwas erwidern können, hatte Shaoran sie bereits an der Hand genommen und mit sich gezogen - was bei den Mädchen ein leises Kichern und bei den Jungs unterdrückte Aufschreie auslöste.

  Er führte sie zur Wiese hinter der Schule, dorthin, wo sie ihn beispielsweise gestern auch hingeführt hatte. Bei den Kirschbäumen, die direkt am Gebäude wuchsen und welche in voller Blüte standen, blieben sie letztendich stehen. "Ja, du wolltest mit mir reden?" Sakura lehnte sich leicht an die Wand des Schulgebäudes, die Arme hinter dem Rücken und die Hände zusammen gefaltet.

  Shaoran dachte an das Gespräch mit Daidouji zurück. Er hatte sie auch gefragt, wie man eigentlich "zusammen" kam. Den schon die ganze Zeit hatte er sich gefragt, ob man sie nun eigentlich als "Paar" bezeichnen konnte, immerhin hatten sich doch beide gestanden, dass sie einander liebten. Aber anscheinend reichte dies nicht, denn Daidouji hatte daraufhin lächelnd geantwortet, dass er sie einfach fragen sollte, ob sie mit ihm gehen wollte. Und genau das wollte er nun tun, wo er gerade in solch einer mutigen Hochstimmung war! Lieber früher als später beziehungsweise gar nicht!, war dabei seine Deviese.

  "S-sakura..." Das Sprechen fiel ihm schwer, so schnell raste sein Herz bereits wieder.

  "Ja?" Wie süß sie wieder aussah!

  "S-sakura... W-w... Ehm..." Was sollte er eher fragen? Er druckte noch einige wertvolle Sekunden rum. Aber letztenendlich nahm er seinen gesamten Mut zusammen, in der Hoffnung, dass sie ihn nicht abweißen würde. Ein "Was mach ich, wenn sie nein sagt?" konnte er im Moment am allerwenigsten gebrauchen, und bevor er sich solche Fragen wieder stellte und letztendlich vielleicht doch noch den Mut verlor, nahm er wirklich die letzten Ziepfelchen Mut, die er in sich finden konnte, zusammen und stieß schnell die Frage raus, die er ihr unbedingt stellen wollte: "W... W-willst... du meine Fr-freundin werden...?" Arg, nun war es raus - Ein Wasserkessel ließ grüßen!

  Sakura starrte ihn für einige Sekunden erschrocken an. "W-was?"

  "D-du weißt schon... o-ob du mit m-mir g... g... g-g-gehen willst!"

  Sakura starrte ihn weiterhin an. Musste sie erst überlegen, was das bedeutete? "D-dann... s-sind wir offiziel... ein P-paar, nicht wahr...?", fragte sie schließlich zörgerlich.

  "Ja, das wären wir..." Und plötzlich, ehe sich Shaoran versah, wurde er ganz gelassen, die Nervösität und die Angst vor einer etwaigen Absage fielen von ihm ab - es machte quasi Klick bei dem Jungen aus Hong Kong, denn er wurde wieder so ultra cool - so cool, dass er sie sogar an sich zog, in die Arme schloß und an sich drükte. "B-bitte... lass mich dein Freund sein, Sakura...", flüsterte er ihr sacht ins Ohr, und Sakura kamen die Tränen. Zusammensein, ein Paar sein... an solche Dinge hatte sie bisher noch keinen Gedanken verschwendet. Aber klang es nicht wie Musik in ihren Ohren? "Oh, Shaoran, n-natürlich will ich mit dir g-gehen!" Trotz tiefer Tomatenröte im Gesicht schlang sie die Arme um ihn, und ehe sich Shaoran versah, hatte sie ihm bereits einen Kuss auf die Wange gegeben. "D-danke", sagte sie dabei leicht verweint.

  Und wäre ihnen niemand in die Quere gekommen, Shaoran hätte sie wohl an dieser Stelle geküsst, den der Moment schien dafür perfekt: Sie waren eben zusammen gekommen, am 4. April, nur wenige Tage nach ihrem 14. Geburtstag; sie sah ihn leicht verweint und überglücklich an, und schloss im nächsten Moment schon die Augen, und er hatte gerade wieder seine mutige Phase, in der er glaubte, wirklich alles schaffen zu können. Doch das Schicksal war dem Jungen wie schon so oft in seinem Leben mal wieder nicht hold, und so wurden sie auch dieses Mal gestört: "Hey, was macht ihr denn da?"

  Eine Gruppe Jungs war angelaufen gekommen und baute sich vor den beiden auf. Sofort waren Sakura und Shaoran voneinader gewichen, doch es schien zu spät.

  "Wieso umarmt ihr euch? Seid ihr etwa zusamm'n?" Einer der Jungs - Sakura glaubte, dass er Kiritani hieß - schritt vor und baute sich vor Sakura auf. "Der kennt dich doch erst seit gestern!" Er wollte gerade den Arm um Sakura legen und sie zu sich ziehen (was bei den Jungs hinter ihm schon zu angesetzten Prodestrufen führte), doch in dem Moment schritt Shaoran dazwischen und zog Sakura an sich. "Wag es, sie anzufassen, und ich mach dich..." Er sprach nicht weiter, es reichte schon, um Kiritani blaßer um die Nase werden zu lassen. Aber das hinderte diesen dennoch nicht daran, mit Arrogant-großkotziger Stimme weiter zu sprechen.

  "Misch dich nicht ein, Neuling! Du bist neu hier, was fällt dir überhaupt ein..?!" Anscheinend wollte er um gar keinen Fall sein Gesicht verlieren.

  Sakura war knallrot angelaufen, doch erkannte sie auch, dass es nun an ihr war, die Lage zu retten, wenn sie nicht wollte, dass Shaoran ausrastete. Er schien seit neustem sehr schnell wütend zu werden, auch, wenn sie nicht wusste, woran das lag (Sakura ahnte natürlich nicht, dass es einzig und allein an ihr lag, dass Shaoran so schnell außer sich geriet...). Daher entwandt sie sich der schützenden Umarmung von Shaoran, was bei dem ein überraschtes "S-sakura?" und bei Kiritani ein siegessicheres Lädcheln herbei zauberte. "Siehst'e? Weißt'e denn nicht, dass man Ladys nicht zu Dingen zwingt, die sie nich' wollen?" Er hatte einen total doofen Akzent, sowas wie Jugendsprache oder so ähnlich, und wollte noch was sagen, doch in dem Moment trat Sakura ihm mit Karacho auf den Fuß!

  "Jetzt halt aber mal die Luft an!", rief sie ihm aufgebracht ins Gesicht. Dieser wusste erst gar nicht, wie ihm geschah. "Zum einen: Ich bin keine Ware, die man hin und her schubsen kann, wie es euch gefällt, verstanden? Und dann tust du so, als würdest du mich nach vier Tagen schon besser kennen als ich mich selbst! Aber nur zu deiner Info: Shaoran war schon einmal hier, von...-"

  Kiritani unterbrach sie mit einer wirschen Handbewegung. Er sah wirklich aus wie ein Schläger. "Klar, Schätzchen, und daher kennt ihr euch schon... - Wem willst du das weißmachen?" Er schrie sie an und packte sie am Gelenk - nur, um ihm nächsten Moment von Shaoran gepackt und gegen die Wand gepresst zu werden! "Ich sagte: Wag es, Sakura anzufassen, und ich mach dich fertig... Welchen Teil davon hast du nicht verstanden?"

  Sakura entfuhr ein erschrockener Aufschrei: "Shaoran, was...-?!" Was war nur in ihn gefahren? So kannte sie ihn ja gar nicht!

  Die Jungs, die Kiritani im Schlepptau hatte und alle ebenfalls ein Auge auf Sakura geworfen hatten, machten sich gerade aus dem Staub (Wahrscheinlich wurde es ihnen gerade um einiges zu heikel, außerdiem schienen sie wohl langsam zu raffen, dass nur einer Sakura haben konnte, und das wäre wohl, wenn überhaupt, Kiritani - sie selbst hatten also schon von Anfang an nicht die geringste Chance gehabt, wie ihnne nun langsam zu dämmern schien). Shaoran hatte seinen Arm gegen Kiritanis Hals gepresst, so fest, dass dieser kaum noch sprechen konnte, aber grad noch lasch genug, damit er zumindest atmen konnte. Aber der Umstand, dass er kaum reden konnte, hinderte ihn nicht, es dennoch zu tun. "W-was willst du eigentlich, Neuling?"

  Shaoran sah ihm finster ins Gesicht, seine Stimme triefte vor unterdrückter Wut und Hass. "Ich will...", fing er an, und als er weiter sprach, geschah es sehr langsam und deutlich. "... das du meine Freundin in Ruhe lässt...!"

  Kiritani wollte etwas erwidern, doch im nächsten Moment stand Sakura neben ihnen, welche sich wieder gefangen hatte. Sanft versuchte sie, Shaorans Griff am Hals von Kiritani zu lockern, und er ließ auch tatsächlich etwas lockerer - aber komplett ließ er ihn noch nicht los. "Es tut mir leid, Kiritani-kun, aber ich und Shaoran... wir lieben uns schon seit eineinhalb Jahren und sind ein Paar..." Sie sah Shaoran bei diesen Worten an, zwar leicht errötet ob ihrer Worte - sie hatte tatsächlich gesagt, dass sie ein Paar waren! - und auch ziemlich erschrocken über Shaorans plötzliches Ausrasten, aber aus dennoch irgendwie überglücklich. Und als Shaoran Kiritani seufzend losließ und sie im nächsten Moment wieder an sich gezogen hatte, verstärkte sich dieses Gefühl nur noch. Sie wusste: Egal, was passierte, bei Shaoran war sie sicher.

  Kiritani fuhr sich übers Gesicht (anscheinend fand er Sakura auch jetzt noch total toll). "I-ihr... wollt mir wirklich weißmachen, dass ihr euch so lange schon kennt...?"

  Sakura nickte. "Ich warte seit eineinhalb Jahren auf seine Rückkehr. Es tut mir leid, aber... mein Herz gehört ihm. Ich..." - Es fiel ihr etwas schwer, das zu sagen, da sie es bisher nur ein einziges Mal ausgesprochen hatte, aber es war nunmal die Wahrheit. - "... I-ich liebe ihn, und ich werde ihn immer lieben... Deshalb tut es mir leid, aber ich kann deine Gefühle nicht erwidern."

  Shaoran schlug das Herz bis zum Halse. Wie erwachsen sie plötzlich klang! Ob die Liebe in ihr das selbe bewirkte wie in ihm? Ganz gewiss war es so. Es änderte aber nichts daran, dass sein Herz wild pochte, als er so zuhörte. Sie hatte es tatsächlich schon wieder gesagt! Sie hatte doch wirklich gesagt, dass sie ihn liebte und mit ihm zusammen bleiben wollte. Er drückte sie ganz fest an sich, mit dem Gefühl, sein Mädchen im Arm zu halten - nur seines, und sonst niemandes!

  Kiritani war etwas rot geworden - Hoffentlich verliebt sich der Kerl nicht gerade noch mehr in Sakura, schoß es Shaoran durch den Kopf -, doch als er sich umdrehte, ließ er einen verächtlichen Laut hören. "Du wirst ihn für immer lieben, wa? HAH! Wach auf, Schätzchen!" Shaoran wollte wieder auf ihn los stürmen - es machte ihn rasend, wenn jemand so herabschätzend über Sakura sprach - wurde jedoch von eben dieser aufgehalten. "Nicht", sagte sie leise. Er ist es nicht wert..., schien ihr Blick hinzufügen zu wollen, und Shaoran seufzte.

  "Ich kann dir nur sagen: Wach auf.", sprach er ungerührt weiter. "Das ist die Realität, kein schnulziger Shôjo Manga! Liebe für immer gibt es in dieser Welt nicht!" Bevor Sakura etwas erwidern konnte, war er davon gestiefelt.

  Sakura seufzte. Nach einigen Sekunden meinte sie dann: "Das meinte Chiharu-chan also, als sie sagte, wir würden Gegenwind bekommen..."

  Shaoran hatte sie immer noch an sich gedrückt. "Wie, dir hat man das auch gesagt?"

  Sie sah ihn fragend an. "Hat man dir das etwa auch gesagt?"

  Daraufhin nickte der Junge aus Hong Kong. "Jupp, Yamazaki hat mir das selbe gesagt..." Dann fiel ihm ein, dass Sakura ja gemeint hatte, die beiden wären zusammen - so ergab das alles natürlich Sinn.

  Er seufzte ebenfalls. "Scheint, als sei die halbe Klasse in dich verliebt, Sakura..."

  Das braunhaarige Mädchen sah ihn überrascht an. "Was? Aber wieso ausgerechnet in mich?" Und wie sie ihn so ahnungslos ansah, konnte Shaoran nur eines sagen: "Weil du so verdammt süß bist..." Mist, ihm pochte das Herz wider bis zum Geht-nicht-mehr! Er sah es schon kommen: irgendwann würde er sicher einen Herstillstand erleiden, und Sakuras Niedlichkeit würde dran schuld sein!

  Als sie ihn daraufhin nur noch verdutzter anstarrte, musste er anfangen zu lachen. "Komm, lass uns in die Klasse zurück kehren - wahrscheinlich weiß eh schon jeder, was passiert ist..." Er seufzte, als er an die bohrende Blicke denken musste, mit denen sie sicher gleich begrüßt werden würde. Aber es war ihm egal, solange er mit Sakura zusammen sein konnte. Ungekehrt machte er sich jedoch Sorgen um Sakura. Würde es ihr genauso egal sein wie ihm? Brachte nichts, sich darüber Gedanken zu machen - sie würden es eh gleich sehen.

  Zörgerlich betrat Sakura das Zimmer. Keiner sah auf - was wohl daran lag, dass sich viele in einer Ecke versammelt hatten. Wahrscheinlich tuschelten sie über sie beide, doch das war ihr egal. Wenn es nicht anders ginge, würde sie sogar der ganzen Schule an den Kopf schmeißen, dass sie Shaoran liebte. Denn das war einfach - im Gegensatz dazu, es ihm selbst zu sagen. Denn so war das: Zu anderen konnte sie ganz offen darüber reden, wie sehr sie Shaoran doch liebte, doch wenn sie es ihm selbst sagen wollte, saß ihr ein Frosch im Hals. Auch vorhin, als er sie gefragt hatte, ob sie seine Freundin werden wolle, war es, als sei ihr ein Kloß im Hals stecken geblieben, denn obwohl sie es schon auf der Zunge hatte, diese drei Worte brachte sie letztendlich nicht raus. Wenn sie ihm gegenüber stand, wurde ihr immer leicht schwindlig, ihr Herz raste wie wild, und einen klaren Gedanken zu fassen schien unmöglich. Es war, wie sie Tomoyo bereits gesagt hatte: Wenn sie bei ihm war, spielte ihr gesamter Körper verrückt! Und obwohl sie es ihm schon einmal gesagt hatte, wollte sie es ihm nochmal sagen. Aber bisher war sie ja nichtmal bis zum Stottern bekommen!

  Doch auch, als Shaoran ins Klassenzimmer kam - etwas später als Sakura, weil er nochmal ins Sekteriat gemusst hatte - sah keiner auf, und sie wurden auch nicht angesprochen. Also ging auch er an seinen Platz direkt hinter Sakura. Sakura wollte mal die Gelegenheit nutzen und eine normale Konservation mit Shaoran starten. "Sag mal... wo wohnst du eigentlich nun?"

  Shaoran, welcher überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass sie ihn ansprechen würde, schrack aus seinen Gedanken hoch. "Was?"

  Sakura musste kichern. "Wo du nun wohnst?"

  Daraufhin sah der braunhaarige Junge leicht verlegen aus dem Fenster. "Naja... du weißt schon, in der selben Wohnung wie vor eineinhalb Jahren..."

  "Was?", rief Sakura erstaunt. "Diese riesige Wohnung allein für dich? Fühlst du dich da nicht ab und an einsam?"

  "Ehm... naja... d-du kannst mich ja... von Zeit zu Zeit besuchen kommen..." Er sah sie nicht an, aus Angst, sie würde ihm seine Gedanken ablesen können - an sich ein unnötiger Gedanke, denn sowas konnte Sakura einfach nicht. Dennoch sah er aus Reflex errötend aus dem Fenster, an welchem sie saßen. Doch als Sakura nicht gleich verstand, konnte sich Shaoran dann das Grinsen doch nicht mehr verkneifen. "Na... du weißt schon, etwas Zeit zu zweit..."

  Nun war es an dem Mädchen, rot zu werden. Vor lauter Verlegenheit sprang sie auf. "Arg, sag doch sowas nicht, du Held!" Dann lief sie über beide Backen rot und kichernd zu Tomoyo, welche die beiden beobachtet hatte und ebenfalls lachen musste. Aber nicht nur Tomoyo - so ziemlich jeder in der Klasse hatte die beiden beobachtet, doch wenn man den beiden so zusah, schien es keinen Zweifel an der Wahrheit ihrer Worte zu geben: Sie schienen wirklich wie füreinander bestimmt.

  Doch gerade, als Sakura bei Tomoyo ankam, spürte sie eine gewaltig starke Präzens. "Wa..?!" Blitzschnell reagierte sie und schloss die Augen. Als sie jedoch realisierte, vom wem die Aura stammte, wurde ihr seltsam zumute. Die Aura gehörte nämlich niemand anderem als Shaoran!
 

"Wie?"

  Es war mittlerweile schon die nächste Pause, als Sakura ihren Freund - es klang immer noch so ungewohnt, dieses Wort in Zusammenhang mit Shaoran zu denken - auf seine Aura ansprach. "Was, in drei Gottes Namen, hast du in China bloß getrieben?", hatte sie ihn, sobald der Lehrer aus der Tür draußen war, gefragt.

  "Du bist unheimlich stark geworden..." Sie musste an die ersten Tage zurück denken, wo sie dauernd diese starke Präsenz gespürt hatte, und plötzlich rieselte es ihr wie Schuppen von den Augen. Seit dem ersten Schultag hatte sie immer und immer wieder eine starke Präzens ausgemacht, und Shaoran selbst hatte ihr gestern ja gesagt, dass er bereits seit drei Tagen wieder hier in Tomoeda war! "Dann... dann warst DU das die ganze Zeit?"

  Shaoran schien immer noch nicht zu wissen, was seine Freundin vom ihm wollte. "Wie... Sakura, jetzt sag mir doch mal, was du meinst!"

  "Ich hab schon seit dem ersten Schultag immer und immer wieder eine starke Präzens gespürt, doch immer, wenn ich mich darauf konzentrieren wollte, hat sie sich meiner entzogen. Aber nun macht das Sinn - DU warst das die ganze Zeit!" Sakura schloss die Augen, um sich Gewissheit zu verschaffen, und da sah sie es auch: Seine Aura hatte eine grüngelbliche Färbung, welcher von kaum erfassbarer Konsistenz war. Auch jetzt, wo sie ihm direkt gebenüber stand, ließ sich die Farbe nur schwer ausmachen, und wenn sie nicht 100% wüsste, dass sie von Shaoran kam, würde sie sie wahrscheinlich nicht mal sehen können. Shaoran war nicht nur stark, sondern um ein vielfaches stärker als früher geworden! "Selbst nun, wo ich weiß, dass die Aura von dir ausgeht, fällt es mir schwer, ihre Farbe auszumachen - sie will sich dauernd meiner entziehen!"

  Mist... Sakura war wirklich gut geworden. Anscheinend hatte Kerberos nicht damit aufgehört, Sakura Dinge beizubringen. Sie konnte nun also sogar Auren anhand ihren Farben den Personen zuordnen. Natürlich machte sie das somit auch stärker, und würde es wirklich passieren, war es nur hilfreich, wenn sie das auch konnte, aber schön wurde ihm bei dem Gedanken trotzdem nicht - im Gegenteil: Shaoran befürchtete, dass Sakura so nur noch schneller in irgendwelche Schwirigkeiten schlittern würde.

  "Jetzt erzähl mal: Was hast du so in Hong Kong getrieben, dass du sogar deine Aura verbergen kannst?" Aber ehe Shaoran antworten konnte - nicht, dass er es vorhatte, er wollte nur irgendeine Ausflucht nutzen, um der Antwort somit entgehen zu können - hatte Sakura schon weiter geredet. "Wahnsinn! Das konnte früher doch nur Eriol-kun!" Bei dem Namen wurde Shaoran wieder eifersüchtig, was zwar eigentlich total überfüssig war, sich aber nicht verhindern ließ. Er würde Eriol wohl nie wirklich mögen können, schon, weil er Sakura schon so oft nah gekommen war - für Shaorans Geschmack jedes Mal zu nah.

  Sakura schien begeistert. "Meinst du, Kero-chan kann mir das auch beibringen - meine Aura zu verbergen?"

  Er gab es zwar nur ungern zu, aber das wär wirklich eine gute Idee. Wenn es wirklich soweit kommen würde, wäre es wirklich besser, man würde Sakura besser spät als früh entdecken. "Uhm... frag ihn mal, er kann es dir bestimmt beibringen..."

  Aber Sakura hatte schon die nächste Idee: "Wie wäre es, wenn du es mir beibringst? Beziehungweise... wieso kannst du sowas eigentlich? Bestimmt doch nicht nur, weil du mich überraschen wolltest, oder?"

  "Ehm..."

  "Um dich zu beschützen - ist doch klar!" Tomoyo stand plötzlich in Yamazaki-typischer Manier zwischen den Tischen der beiden und grinste verdächtig. Und Shaoran fragte sich ingesheim, woher sie das nun schon wieder wusste!

  "Aber Tomoyo - wieso sollte er mich noch beschützen müssen? Ich bin ein ganz normales Mädchen, und..." Ja, das war sie in der Tat - wenn man den Umstand verschwieg, dass sie angeblich eine noch mächtigere Magierin als der berühmte Clow Lead war! Dabei verstand sie selbst nicht, was an ihr so mächtig sein sollte: Im Gegensatz zu Eriol-kun beispielsweise benutze sie nur die Karten, die einst von Clow Lead geschaffen worden waren - Eriol dagegen konnte Dinge bewirken, die von ungeheurem Ausmaß waren: Er konnte Regen beschwören, Nebel, seltsame Vorkommnisse, das Schulgebäude verzaubern, einen Teddy-Bären riesig groß werden lassen, ganze Lawinen und Blizzards beschwören, und noch einiges mehr. Alles, was sie im Gegensatz dazu getan hatte, war, die Karten nun in ihre Version zu verwandeln, die von Tomoyo und Kero-chan genannten Sakura-Cards. Diese waren im Gegensatz zum Original Rosa und hatten hinten drauf als Größtes Symbol einen Stern statt Sonne und Mond. Und dieser Umstand allein sollte sie schon zur mächtigsten Magierin aller Zeiten machen? Daran konnte sie selbst nicht so wirklich glauben!

  "Sakura, du bist nun immerhin die mächtigste Magierin aller Zeiten. Du musst immer darauf gefasst sein, dass jeden Moment ein Magier auftauchen kann, der dich von deinem Thron zu schubsen gedenkt!" Selbst Shaoran war der Meinung, dass sie die mächtigste Magierin aller Zeiten war!

  "Jetzt mach aber mal nen Punkt!", begehrte das braunhaarige Mädchen auf. "Schau mal, was Eriol-kun alles mit seiner Magie machen konnte! Er konnte all diese seltsamen Geschenisse herauf beschwören, und das auch ohne Clow-Cards! Ich kann nur die Clow-Cards beschwören, mehr nicht!"

  "Aber, Sakura-chan, ging die Hälfte von Hiiragizawa-kuns Energie nicht in deinen Vater über?" Diesmal war es Tomoyo, die sich einmischte.

  Arg, jetzt fängt die auch noch so an! "Ja, schon, aber, aber, aber! Solange ich sowas nicht kann, will ich nicht die mächtigste Magierin aller Zeiten genannt werden! Mag sein, dass allein von den Kräften her keiner mehr so große hat als ich, aber ich weiß nunmal, dass es jemanden gab, der besser war, und solange ich das weiß, werde ich immer weiter trainieren, bis ich irgendwann besser bin als er!"

  Und Sakura, wie sie so ernst und entschlossen sagte, dass sie auf jeden Fall besser werden will als Eriol, überraschte Tomoyo und Shaoran so sehr, dass sie erstmal baff waren. "S-sakura-chan, ich wusste ja gar nicht, dass dir soviel daran liegt, besser als Hiiragizawa-kun zu werden..."

  "Wisst ihr... Kero-chan weiß es nicht, aber ich hasse es, wenn er sagt, ich sei die mächtigste Magierin aller Zeiten. Ich seh es einfach nicht so - nicht, solange ich nicht auch solch wundersamen Dinge wie Eriol-kun hinbekomme. Er musste nur einmal seinen Zauberstab schwenken, und schon geschahen Dinge, die man so nur allein mit den Clow-Cards nicht hinbekommt. Gut, die meisten Sachen würde ich mit den Karten schon hinbekommen, aber ich will es auch ohne schaffen, ganz so wie Eriol-kun!"

  Da Kerberos nicht da war, war es an Shaoran, sie mal aufzuklären. "Weißt du überhaupt, was du da redest?", fragte er sie sanft. "Sakura, Hiiragizawa war niemand anderes als die Wiedergeburt von Clow, welcher die gesamte Magie von Clow bekommen hat. Er ist nichts geringeres als der Schöpfer der Clow-Cards! Das, was er alles getan hat, war letztendlich dennoch nichts anderes als die selbe Magie, von welcher sich die Clow-Cards bedienen. Schau, ein paar Beispiele: Der Regen, der nicht enden wollte: The Rain. Der Teddy, der riesengroß wurde: The Big. Das Loch, welches plötzlich im Park entstanden ist und die Schafe, welche dich beinahe begraben hätten: The Earthy und The Create."

  "Und... das Schulgebäude?"

  "Eine Kombination, die du selbst sogar schon benutzt hast: The Maze und The Illusion."

  Sakura wusste, dass das nicht stimmen konnte. Es gab doch auch Dinge, die man mit Clow-Cards nicht hinbekommen hätte! Aber es war schon so lange her, und sie erinnerte sich auch nicht mehr an jedes seltsame Ereignis. Aber gerade, als sie Shaoran Recht geben wollte, erinnerte sie sich doch an ein seltsames Ereignis, für das es keine Karte gab! "Und damals, als du von diesen Fäden übernommen wurdest?"

  Shaoran dachte zurück. Damals wurde er urplötzlich von Nähgarn kontrolliert und gesteuert, durch die er sogar Sakura beinahe verletzt hätte! Aber er musste zugeben, ihm fiel keine Clow-Card ein, mit der man das hätte man anstellen können. "Naja..."

  Sakura schlug heftig aufgeregt auf den Tisch - was ihr natürlich sofort die Aufmerksamkeit der halben Klasse sicherte. "Siehst du? Eriol-kun war so stark, und ich soll nun dennoch mächtiger als er sein? Das ich nicht lache! Und überhaupt: Der Umstand, das Clow diese Karten geschaffen hat, macht ihn doch um ein vielfaches stärker, als ich es bin! Er hat sogar Kero-chan und Yue erschaffen! Ich dagegen..." Sie sackte zurück. Sie dagegen hatte rein gar nichts bewirken können.

  Er sah sie überrascht an. So hatte er sie wirklich noch nie erlebt! War es ihr wirklich so wichtig, stärker als Clow Lead zu werden? Und konnte sie denn nicht ahnen, welche Gefahren das mit sich führte? "Sakura, jetzt beruhig dich doch mal... Es ist doch okay so, wie es nun ist, oder etwa nicht...?"

  Sakura seufzte, dann stand sie auf. "Ja, so, wie es nun ist, ist alles okay. Aber was, wenn sich das alles hier eines Tages ändert? Ich will gewappnet sein für das, was noch kommt..." Wie traurig sie doch plötzlich aussah! Doch noch bevor Shaoran oder Tomoyo hätten etwas sagen können, war Sakura schon auf den Weg zur Tür.

  "Sakura-chan, wo willst du hin?", rief Tomoyo ihr überrascht hinterher.

  Das braunhaarige Mädchen seufzte erneut. "Da ich meinem Bruder aus dem Weg gehen wollte, bin ich heut ohne zu frühstücken aus dem Haus. Deshalb hol ich mir schnell was in der Mensa - bis gleich!" Dann hatte sie bereits die Tür hinter sich zugezogen. "Aber..." der Unterricht geht doch gleich los!, wollte Shaoran ihr noch hinterher rufen, doch sie war schon weg.

  Tomoyo, welche das Tuscheln in der Klasse hörte, seufzte. "Nun denken alle, ihr hättet euch gestritten..."

  Daraufhin schlug sich Shaoran mit der Hand gegen die Stirn. "Dummes Geschwätz!" Er wurde ernst. "Aber was mich mehr interessiert: Seit wann ist Sakura so versessen darauf, besser als Clow zu werden?"

  Das Schwarzhaarige Mädchen zuckte nur die Schultern. "Ich weiß es nicht... aber ob Kero-chan davon Bescheid weiß?" Dann schien sie einen Einfall zu haben. "Komm, wir rufen Kero-chan einfach an!"

  Keiner bekam mit, dass Akira sich kurz darauf ebenfalls aus dem Klassenzimmer stahl...
 

Sakura seufzte. Sie hatte die beiden nicht so anfahren wollen und wusste selbst eigentlich nicht so genau, was mit ihr los war. Als sie aus dem Schulflurfenster sah, begann es gerade, zu regnen. Immer und immer ging ihr durch den Kopf, was wäre, wenn heut wieder irgendwelche seltsamen Dinge passieren würde. Würde alles einfach fertig sein, nur, weil sie alle Clow-Cards in Sakura-Cards umgewandelt hatte? So einfach stellte sich Sakura das leider nicht vor. Etwas bedeppert schleifte sie sich zur Mensa - es war in der Tat nicht gelogen, dass ihr der Magen knurrte. Dabei fragte sie sich beständigt, wie sie es überhaupt schaffen wollte, solche Dinge zu lernen. Kero-chan hatte ihr damals, als sie gefragt hatte, geantwortet, dass er es ihr nach und nach beibringen würde, aber bisher hatte Sakura nicht sonderlich viel gelernt. Nicht mal die Clow-Cards durfte sie benutzen.

  "Arg!" Zum Haareraufen war das! Sie war gerade bei der Mensa angekommen, als ihr plötzlich schwindlig wurde. Sie versuchte zwar noch, rechtzeitig zu einem Stuhl zu kommen, aber kurz bevor sie jenen erreichte, drohte sie, das Gleichgewicht zu verlieren!

  "Hey - Alles Okay?"

  Benommen öffnete Sakura die Augen. Akira war hinter die getreten und hatte sie aufgefangen. "Oh..." Etwas hilflos versuchte sie, wieder auf die Beine zu kommen, während sie ein "Danke" nuschelte.

  Der schwarzhaarige Junge sah sie besorgt an. "Du solltest wohl besser aufs Krankenzimmer", stellte er fest. "Du siehst ziemlich ungesund aus."

  Aber Sakura schüttelte nur den Kopf. "Uhm, keine Sorge - Daijoubu. Wenn ich etwas esse, geht es mir sicher besser, und..." Sie verlor erneut den Halt, aber Akira reagierte schnell genug, um sie erneut aufzufangen. Als sie sich wieder aufrichten wollte, schüttelte er den Kopf und schob sie auf den Stuhl. "Nichts da! Sag mir, was du zum essen willst, ich hol es dir - und danach gehst du ins Krankenzimmer, bis es dir wieder besser geht!"

  "Wie...?", fragte Sakura baff. Sie kannte Akira bisher nur als schüchternen Jungen, aber das er auch so durchsetzungsfähig werden konnte, hätte sie nicht erwartet. Widerwillig fügte sie sich. "Uhm, okay..."

  Als er mit einem Brötchen zurück kam, klingelte es gerade zur nächsten Stunde. "Oh, die nächste Stunde...", begann Sakura, wurde aber gleich von Akira unterbrochen.

  "Keine Sorge, ich geb Bescheid, dass du im Krankenzimmer bist - aber erstmal bring ich dich dort auch hin!"

  Widerrede schien in diesem Fall zwecklos, also ließ sie sich begleiten. "D-danke..."

  Der Junge winkte ab. "Hauptsache, dir geht es gut..."

  Und plötzlich fing Sakuras Herz an zu pochen. Aber sie achtete nicht darauf, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht erneut den Halt unter den Füßen zu verlieren.

  Als sie im Krankenzimmer angekommen waren, wartete Akira noch so lange, bis Sakura sicher im Bett lag. "Und du bleibst hier auch, okay?", fragte er sicherheitshalber nochmal nach (was bei Sakura auch nicht so daneben war).

  Sakura nickte widerwillig. Es schien immer noch nicht wirklich besser zu werden, ihr war ja sogar im Bett schon schwindlig. "Versprochen!" Als er ihr dann den kleinen Finger hinhob, wusste sie erstmal nicht, was er von ihr wollte, aber als es ihr dämmerte, wurde sie leicht rot. Er wollte, dass sie sich einhackte, als Versprechen. Aber das hatte sie auf die Art und Weise bisher immer nur bei Shaoran getan! "Ich... kann dir den Finger nicht geben...", sagte sie daher leicht errötend.

  Akira sah sie überrascht an. "Was, wieso? Ist doch nur der kleine Finger..."

  Doch das braunhaarige Mädchen ließ sich nicht darauf ein. "Tut mir leid, aber du wirst mir auch ohne Finger glauben müssen..." Sie würde diesen Finger niemand anderem mehr als Shaoran geben, das hatte sie sich mittlerweile geschworen. Denn früher hatte sie ihm so immer die lustigesten Versprechen abgenommen: Sei es, dass er sich telefonisch melden würde, wenn etwas passierte, oder dass er püntklich zu ihr kommen würde, um mit ihr dann zum Fest am Tsukihime-Schrein zu gehen, oder aber, dass er ihr die Wahrheit erzählen würde, wenn alle seltsamen Ereignisse zu Ende waren - was er ja auch letztendlich getan hatte. Und er hatte diese Versprechen, so banal sie auch waren, nie gebrochen. Und Sakura würde den Teufel tun und jetzt dem Finger jemand anderem geben. Es mochte bescheuert klingen, aber sie hatte Angst, dass es was zwischen ihr und Shaoran etwas ändern könnte.

  Akira seufzte nur. "Na gut, ganz, wie du meinst. Ich schau nach der Stunde nochmal nach dir..." Damit verließ er das Zimmer, und ließ Sakura allein mit dem Brötchen, ihrem Schwindel und den unheilschwangeren Gedanken, über denen sie seit eben brütete.
 

"Wo bleibt sie nur...?" Daidouji lehnte sich etwas zurück, um mit Shaoran flüstern zu können. "Der Unterricht hat schon längst wieder begonnen... - was, wenn ihr etwas zugestoßen war?"

  Shaoran war schon mehr als nur besorgt. Sie hatten eben noch mit Kerberos telefoniert und ihr die Sache mit Sakuras Eifer erzählt. Dieser hatte daraufhin geschockt geantwortet, ob Sakura denn verrückt geworden wäre, und ihm dann das selbe erzählt, was Shaoran auch von seiner Mutter erfahren hatte. Noch ließ sich Sakura nicht so einfach ausfindig machen, weil ihre Macht noch nicht so außergewöhnlich groß war - das bedeutete, wenn sie nichts tat - aber würde sie ihre Kräfte in die Richtung von Clow Lead trimmen, würde man sie schon auf Kilometer entgegen den Wind erspüren können. Und das konnte große Schwirigkeiten mit sich bringen. Leider hatte Kerberos auch zugeben müssen, dass es unabdingbar für Sakura war, stärker zu werden - und damit hatte er leider mit seinen Worten dennoch Recht: Auch, wenn es ihnen nicht gefiel, so war es leider unvermeidbar, dass Sakura stärker werden musste. Denn irgendwann konnte es passieren, dass Sakura trotz geringen Kräften aufgespürt und herausgefordert werden würde, und wenn sie es dann nicht schaffte, sie zu verteitigen, wäre alles aus. Daher musste sie auf jeden Fall stärker werden - und sei es schon allein aus dem Grund, um sich selbst zu schützen!

  Was, wenn sie bereits jetzt, in just diesem Augenblick, aufgespürt wurde? Seine Sorgen um das braunhaarige Mädchen wurde immer größer. Zudem kam, dass auch Eridor mittlerweile nicht mehr in der Klasse war - er schien vorhin irgendwann abgehauen zu sein. Was, wenn er nun bei Sakura war und sie anmachte?

  Der Lehrer fragte gerade erneut, ob jemand wüsse, was mit Sakura und Eridor war, als Shaoran aufstand und "Ich werde sie suchen" rief (er meinte damit natürlich nur Sakura, dieser Eridor war ihm herzlichst egal).

  "Tu das, Li" Der Lehrer führte seinen Unterricht fort, und Shaoran wollte gerade die hintere Tür öffnen, als die vordere aufging. In stiller Erwartung blickte der Junge aus China gleich hoffnungsvoll nach vorne, aber als es nur Eridor war, der reinkam, wurde ihm richtig mulmig zumute - und als er dessen Nachricht hörte, war er im nächsten Moment schon aus dem Zimmer gestürmt, noch bevor ihn irgendjemand hätte aufhalten können.

  Sakura und Schwindelanfälle? Da war doch was faul!

  Auf dem Weg zur Krankenstation gingen ihm die schlimmsten Horror-Szenarien durch den Kopf: Was, wenn jemand sie angegriffen hatte? Was, wenn jemand ihre Magie geschwächt hatte, um somit auch Sakura zu schaden? Was, wenn...? - Verdammter Mist!, fluchte er gedankentlich. Wie hatte er nur so dumm sein können und sie allein gehen lassen? Und sowas schimpfte sich Beschützer?

  Als er ins Krankenzimmer kam, vermutete er schon das schlimmste aller Dinge, doch er fand Sakura nur im Bett liegend vor. Schien, als würde sie schlafen. Laut vernehmlich stieß er in einer frohen Geste die Luft aus. Gott sei dank... - Aber Moment!

  Er ging zum Bett und vergewisserte sich, dass Sakura wirklich nur schlief. Also blieb er ein paar Sekunden in stiller Regungslosigkeit stehen und lauschte dem Regelmässigem Atem des Mädchens. Yosh, schien, als würde sie wirklich schlafen. Als er ihr sanft übers Haar strich, überkam ihn so ein Gefühl von tiefster Zuneigung. Ja, Sakura war das Mädchen, welches er liebte. Zwar das erste, aber er war sich zu mehr als nur 100% sicher, dass er sich sonst nie wieder verlieben würde. Kein Mädchen war so fröhlich, offen, anhänglich, mutig, aufrecht gehend, entschlossen, possitiv eingestellt, lieb, aufrichtig, unvoreingenommen und niedlich wie Sakura - ein solches Mädchen musste erst geboren werden, und wenn dies wirklich geschehen würde, wäre sie zu jung für Shaoran. Ja, beschloss er. Er würde sie fragen - gleich morgen.

  Er sah sie noch einige Minuten lang verträumt verliebt an, dann gab er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als er merkte, wie sie wach wurde. "Hm...?" Benommen öffnete Sakura die Augen. "Ah, Shaoran... wie schön dich zu sehen...!"

  Shaoran wurde augenblicklich rot. Hatte sie etwa mitbekommen, was er getan hatte? "A-ah, S-sakura...", stotterte er leicht verlegen. In ihm kämpften immerzu zwiespältige Gefühle: Zum einen wollte er ihr nah sein, sie an sich ziehen und einfach in Armen halten - ganz zu schweigen von all den anderen Dingen - aber dann wurde er immer rot, weil es ihm doch peinlich war! Das er sie überhaupt hatte überhaupt fragen können, ob sie seine Freundin werden wollte, schien wirklich im Nachhinein betrachtet reine Glückssache zu sein. Und das er sie gestern beinahe geküsst hatte... daran wollte er erst gar nicht denken, denn heut reichte schon der Gedanke allein, um ihn erröten zu lassen.

  "Nanu, Shaoran?" Sakura verstand mal wieder nichts. "Ist bei dir alles okay? Du bist so rot...!" Sie sah ihn besorgt an.

  Der Chinese winkte augenblicklich ab, und schon stand ihm der Kummer wieder im Gesicht. "Sag mir lieber, wie es dir geht!", fragte er sie statt einer Antwort. Wieso war ihr so plötzlich schwindlig geworden?

  "Naja...", fing Sakura verlegen an und musste kichern. "Wahrscheinlich war ich nur hungrig... auf jeden Fall geht es mir nun wieder besser, und..." Sie wollte gerade aufstehen und ihm beweisen, wie gut es ihr ging, als sie erneut den Halt verlor - diesmal war Gott sei Dank Shaoran da, der sie auffing. "Woa, von wegen, dir geht es bereits besser!" Als sie sich aufrichtete, standen sie direkt einander gegenüber, von Gesicht zu Gesicht. Es fehlten eigentlich nur noch wenige Zentimeter, und sie hätten einander küssen können. Und als er Sakuras Gesicht in seine Hände bettete, hatte er dies wohl auch tatsächlich vor.

  "Alles okay bei dir, Sakura-san?" Akira war zur Tür hinein gekommen. Als er die beiden jedoch in dieser Lage vorfand, schien sich seine Haltung zu erhärten. "Wieso hast du sie geweckt, Neuling?"

  Sakura hätte aufheulen können! Sogar Akira fing nun damit an! "Akira-kun!" Entgegen dem Willen der beiden stand sie nun doch auf und ging zwischen die beiden. "Erstens hat er mich nicht geweckt - ich bin von allein aufgewacht, gerade, als er gehen wollte. Und zweitens heißt er nicht Neuling" - bei diesen Worten musterte sie Akira schwarf, welcher darauf etwas an Haltung zu verlieren schien - "sondern Li Shaoran. Soweit verstanden?"

  Shaoran sah sie erschrocken und überrascht, aber das war Sakura zur Abwechslung mal egal. Oh, wie sie kochte! Konnten sich diese Jungs nicht normal verhalten? Ehe aber einer der beiden was sagen konnte, hatte Sakura ihren Freund schon an der Hand gepackt. "Ich habe eben beschlossen, dass ich unter diesen Umständen keine Ruhe mehr brauche!" Und da hatte sie bereits die Tür hinter sich mit Karacho zugemacht.

  "Was ist denn eigentlich los mit dir?" Sie schlug auf den Weg ins Klassenzimmer einen klitzekleinen Umweg an, um mit Shaoran reden zu können. Langsam wurde es echt zuviel - sie durfte nicht zulassen, dass diese Zwischenmenschlichen Dinge sie am Lernen hinderten! Sonst war es um ihre Zukunft bestellt, noch bevor sie sich hätte überhaupt etwas aufbauen können! "Du regst dich seit neustem immer gleich auf, fauchst jeden Jungen an, der mir zu nah kommt und bist sogar kurz davor, dich zu prügeln - du bist ja schon fast wie mein Bruder!"

  Shaoran verschränkte die Arme. "Ich hab das Verhalten deines Bruders immer überbewertet... aber nun kann ich es verstehen..."

  "Was?!" Das wurde ja immer schöner hier!

  Der Junge aus Hong Kong blieb stehen. "Sakura! Versteh doch... er hat nur Angst, dich zu verlieren! Und... ich habe diese Angst auch!" Als sie ihm ins Gesicht sah, erkannte sie dort genau jene Angst, von der er eben sprach.

  Sakura versuchte, abzuwinken. "Das ist doch Schwachsinn! Nur, weil ich mich mit ein paar Jungs abgebe, heißt das doch noch lange nicht, dass ihr mich verliert!" Sie lächelte ein aufmunterntes Lädcheln, doch so einfach war es diesmal nicht getan - sie ahnte es zwar bereits, aber dennoch wollte sie nicht, dass sie über solche Dinge sprachen. Es war einfach so schwer, alles war nun anders.

  "Sakura... dieser Junge, Eridor, ist genauso in dich verliebt wie Kiritani und all die anderen. Und hinter seiner Fassade aus Schüchternheit verbirgt sich ein ganz mieser Charakter - der mich sogar davor gewarnt hat, dir zu nahe zu kommen..."

  Sie musste an das Gespräch mit Tomoyo zurück denken. Diese hatte doch erwähnt, dass Shaoran und Akira-kun aneinander geraten waren - hatte sie vielleicht letztenendes sogar einen Streit größeren Ausmaßes gemeint?

  "E-es... tut mir leid..." Und wie es ihr das tat. Sie verdrängte die Realität, versuchte, die schmachtenden Blicke der Jungs zu übersehen, damit sie weiterhin mit allen befreundet sein konnte - so, wie es bisher der Fall gewesen war. Früher hatte sie sich keine Sorgen machen müssen, dass der nächste Junge, der sie ansprach, das nur tat, weil er sich in sie verliebt hatte. Früher waren solche Gefühle weitensgehens unbekannt gewesen, da war man noch Kind und konnte unbedarft Freundschaften knüpfen. Doch nun schien sie sich von jedem Jungen fernhalten zu müssen, aus Angst, dass er sich in sie verliebte. Dabei wollte sie nichtmal, dass man sich in sie verliebte, und verstehen konnte sie es erst recht nicht! Was war an ihr schon so Besonderes, was nicht jedes andere Mädchen auch hatte? Es war zum Heulen! Nichts war mehr so, wie es war!

  "Ich... werde ab nun nicht mehr so gutmütig sein...", sprach sie zörgerlich weiter. "Ich Verspreche es!"

  Und hielt ihm den kleinen Finger entgegen - so, wie sie es früher so oft getan hatte. Shaoran sah sie einige Sekunden erst verblüfft an, dann bekam er einen warmen Glanz in die Augen, und er hackte sich ein. "Versprochen ist versprochen, und wird auch nicht gebrochen!"

  Sie wollte noch was sagen, aber sie waren bereits beim Klassenzimmer angekommen. Shaoran öffnete die Tür zuerst, dann folgte Sakura ihm und schilderte die Lage. Der Lehrer seufzte und sagte ihnen, dass das in Zukunft hoffentlich nicht öfters vorkommen würde, und zu Sakura meinte er ganz leise, dass er anfing, sich Sorgen um ihre Noten zu machen (er war schon in der 1. Klasse Mittelschule ein Lehrer von ihr gewesen und bemerkte, dass sich durch Shaorans Ankunft einiges geändert hatte). Etwas durcheinander ging sie schließlich auch an ihren Platz, die bohrenden Blicke der Klassenkameraden ignorierend. Sie war so verwirrt, dass sie sogar auf das Flüstern von Tomoyo nicht einging.

  Als sie so an ihrem Platz saß und versuchte, sich auf den Unterrichtsstoff zu konzentrieren, gingen ihr viele Dinge durch den Kopf. Zum einen fragte sie sich, ob es wirklich wichtig war, stärker als Clow zu sein, und was ihr das eigentlich bringen sollte. Dann ließ sie die bisherigen Geschenisse Revue passieren: Noch bis vor einigen Wochen war sie eine sehr fleissige Schülerin gewesen, die sehr viel lernte, weil sie nach der Schule unbedingt auf die Todai - wie ihr Bruder - wollte. Nebenbei hatte sie jeden Tag auf den Anruf gehofft, in dem Shaoran ihr mitteilen würde, dass er wieder nach Japan kommen würde. Nun war er endlich wieder in Japan, aber schon lief alles drunter und drüber. Sie musste erkennen, dass sie nicht mehr so arglos mit ihren Klassenkameraden als bisher umgehen konnte, und sie musste merken, dass es nicht so weiter gehen konnte wie bisher. Würde sowas wie heute, dass ihr urplötzlich schwindlig wurde, öfters passieren, wäre das für ihre Noten sicherlich katastrophal. Mittlerweile hatte sie nämlich das Gefühl, dass ihr nur aufgrund all der Gedanken, die ihr durch den Kopf schwirrten, schwindlig geworden war.

  Also los! Sakura schwor sich wirklich, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht, dass das gar nicht so einfach werden würde...
 

"Endlich schluss!" Shaoran streckte sich in alle Richtungen, er war es gar nicht mehr gewohnt, so lange still auf dem Hintern zu sitzen (Ob er in China nicht zur Schule musste...?).

  Als er keine Antwort bekam, lehnte er sich neugierig nach vorne. Aber immer noch keine Reaktion, Sakura war nach wie vor damit beschäftigt, den Tafelinhalt in ihr Heft zu schreiben. "Sakura?", fragte er sie freundlich, aber sie schien ihn tatsächlich nicht zu bemerken.

  Daidouji, welche direkt neben Sakura saß, fing an zu kichern. "Und, was macht ihr heute nachmittag noch? Verbringt ihr den Tag wieder zusammen?" Täuschte Shaoran sich, oder hörte er in ihrer Stimme sowas wie leichten Neid?

  Endlich sah Sakura auf. "Hm?", fragte sie verwirrt. Sie schien wohl vollkommend weggetreten zu sein.

  Daidouji lächelte unbeirrt weiter. "Ob ihr Süßen den heutigen Tag ebenfalls wieder miteinander verbringen werdet, hatte ich gefragt."

  Shaoran wollte gerade antworten, dass er nur bedingt Zeit hatte, aber Sakura kam ihm zuvor. "Nein, ich muss mich heut an die Hausaufgaben setzen, die wir aufhaben." Sie wirkte plötzlich total abweisend, und sie sah bei ihren Worten auch nicht zu Shaoran.

  Das schien auch Daidouji zu verwirren. "Aber Sakura-chan, morgen ist Hanami, da müssen wir die Hausaufgaben doch noch nicht abgeben..."

  Sakura vermied es, den beiden ins Gesicht zu sehen. Es fiel ihr schwer, denn nichts wäre ihr lieber gewesen, als jede verfügbare Zeit mit Shaoran zu verbringen, aber sie musste auch was für die Schule tun. Und es war besser, sie fing früher als später damit an. Sie hatten zwar bisher noch nicht allzu viel durchgenommen, aber wenn sie jetzt schon mit dem Lernen anfing, wäre es einfacher, den neuen Stoff, der dazu kam, mitzulernen. Und gerade in Mathematik machte ihr schon das erste Thema bereits ernste Schwirigkeiten. Wenn sie sich also jetzt nicht schon dran machte, mit dem Stoff klarzukommen, würde es mit jedem neuen Thema, welches dazu kommen würde, schwerer und schwerer werden, am Ball zu bleiben. Deshalb schüttelte sie traurig den Kopf. "Trotzdem..." Als sie merkte, dass Shaoran sie eindringlich von der Seite beobachtet, schüttelte sie die Traurigkeit ab. Sie wollte nicht, dass er merkte, dass es ihr schwer fiel, ihm abzusagen, sonst würde er sich vielleicht letztendlich sogar noch schuldig fühlen. Denn so, wie sie ihn kannte, würde er dann sicher denken, dass es seine Schuld war, dass sie sich kaum aufs Lernen konzentrieren konnte.

  Bevor einer der beiden noch was sagen konnte, stand Sakura auf. "Tut mir leid, ich mach mich jetzt besser gleich auf den Weg!" Und damit war sie eiligst aus dem Klassenzimmer verschwunden.

  "Seltsam...", murmelte Tomoyo irritiert. "Weißt du, was mit ihr ist?"

  Shaoran winkte ab. "Du hast sie doch gehört, nicht wahr?" Bevor sie hätte noch was sagen können, nahm er seine Tasche und machte sich ebenfalls zum Gehen bereit. "Ich hätte heut sowieso keine Zeit, ich muss die Wohnung noch einräumen." Damit ging er ebenfalls.

  Tomoyo blieb alleine zurück. "Können die nicht einmal ehrlich zueinander sein?", seufzte sie leise. Tomoyo wusste natürlich, was Sache war: Sakura wollte wirklich lernen, aber sie hatte nicht gewollt, dass Li-kun mitbekam, wie schwer es ihr fiel, ihm heute abzusagen. Und Li-kun war darüber enttäuscht gewesen, deshalb jetzt der Spruch, dass er eh keine Zeit gehabt hatte.

  Das Schwarzhaarige Mädchen seufzte erneut. Dabei hätten sie etwas Zeit ruhig miteinander verbringen können... Es brachte nichts, sie musste den beiden mal wieder auf die Sprünge helfen! Also nahm sie schnell ihre Tasche und machte sich auf den Weg, Li-kun hinterher zu gehen. Als sie an der Tür ankam, hatte sie jedoch einen kurzen Moment ein seltsames Gefühl, welches von links von ihr aus kam. Doch als sie hinsah, sah sie nur Eridor-kuns leeren Platz, welcher schon seit dem Vormittag unbesetzt gewesen war. Seitdem man ihn beauftragt hatte, nach Li-kun zu suchen, war er nicht mehr da gewesen, was sie schon etwas irritiert hatte. Aber sie konnte an dem Platz nichts außergewöhnliches entdecken, also zuckte sie mit den Schultern und verließ ebenfalls das Klassenzimmer. Wenn sie sich jetzt nämlich nicht beeilte, würde sie Li-kun sicherlich nicht mehr einholen können!
 

Da stand Sakura nun, und wusste nicht, wie sie nach Hause kommen sollte, ohne Klitznass zu werden! Denn in ihrer allmorgendlichen Eile hatte sie nämlich vergessen, einen Blick in die Zeitung zu werfen, und so hatte sie dieser abrupte Regenschwall, welcher sich nun schon seit dem Vormittag auf Tomoeda ergoß, unvorbereitet und so ganz ohne Regenschirm überrascht.

  Was sollte sie nun tun? Sie könnte zurück gehen und Tomoyo fragen, ob sie zusammen nach Hause gehen wollten. Aber Tomoyo würde sicher sofort heraus finden, was mit Sakura war, und so, wie Tomoyo nunmal war, würde sie ihr sicher versichern, dass sie ihre Zeit doch etwas mit Shaoran verbringen könnte. Sakura würde dann darauf eingehen, und würde letztendlich dann bestimmt doch den gesamten Tag mit ihrem Freund verbringen und das Lernen somit vernachlässigen.

  Nein! Das konnte sie nicht tun! Es war wirklich unabdingbar, dass sie sich wenigstens einen Tag mal dran setzte und alles sorgsam und gründlich durchging, ohne im Hinterkopf an ein etwaiges Treffen mit ihrem Freund denken zu müssen! Morgen konnte sie ruhig wieder was mit Shaoran machen, aber sie wollte wenigstens heute mal komplett alles durchgehen, und da konnte es durchaus passieren, dass es den gesamten restlichen Tag in Anspruch nahm!

  Plötzlich hörte sie von hinten Stimmen, und noch ehe sie sich versah, hatte sie sich hinter den Schuhschränken versteckt - gerade noch rechtzeitig, denn gerade kamen Shaoran und Tomoyo um die Ecke.

  Die beiden zusammen zu sehen versetzte Sakura einen leichten Stich. Sie zogen ihre Schulschuhe aus und dafür ihre regulären Straßenschuhe an. Worüber sie sprachen, konnte Sakura nicht verstehen, aber als Tomoyo Shaoran auffordernd den Regenschirm hinhielt und sie letztendlich zusammen darunter im Regen verschwand, wurde der Schmerz, welcher sich beim Anblick der beiden zusammen durch ihr Herz zog, noch größer. Sie und ihre verfluchte Sturheit! Hätte sie den beiden erklärt, was sie beschäftigte, nämlich dass sie sich Sorgen um ihre Noten machte, hätten sie es sicherlich verstanden. Oder vielleicht auch nicht... Shaoran hätte sich sicher die Schuld dafür gegeben, dass sie nicht anständig lernen wollte, und Tomoyo hätte ihr ganz gewiss versichert, dass es Sakura sicher nicht schaden würde, zumindest ein oder zwei Stunden mit Shaoran zu verbringen - nur wären aus diesen ein oder zwei Stunden sicherlich vier oder fünf geworden, sie wär letztendlich nach Hause gekommen, zu geschafft, um neben den Hausaufgaben noch großartig lernen zu können. Aber dieses Gefühl, mit denen sie den beiden gerade hinterher sah... - war das wirklich besser?

  Sakura musste sich eingestehen, dass diese Aktion vielleicht wirklich etwas dumm war. Sie hätte ja auch am Wochenende lernen können, da wäre auch mehr Zeit gewesen. Shaoran war ja immerhin erst seit zwei Tagen zurück in Japan. Und dazu kam, dass es nun wirklich keine Möglichkeit mehr gab, um nicht regendurchnässt zuhause anzukommen!

  "Ach, sowas Blödes aber auch!" Sie würde wohl rennen würde, weil sie heute morgen sogar den Siegelschlüssel daheim vergessen hatte und somit sich nichtmal der Hilfe einer Clow-Card bemächtigen konnte!

  Sie machte gerade einen Schritt in den Regen, als sie von hinten angesprochen wurde. "Sakura-san?"

  Als sie sich herum drehte, sah sie in das verlegen lächelnde Gesicht eines dunkelhaarigen Jungens. "Huch, Akira-kun?" Seltsam, irgendwie hatte sie das Gefühl, ihn heut schon lang nicht mehr gesehen zu haben. "Warst du nicht weg oder so...?"

  Akira lächelte etwas nervös. "Weg? Nein, wie kommst du darauf? Ich war die ganze Zeit an meinem Platz."

  Seltsam... Sakura wurde das merkwürdige Gefühl, ihn seit dem Krankenzimmer nicht mehr gesehen zu haben, nicht los. Aber da er selbst sagte, er sei den gesamten Tag ganz normal in der Klasse gewesen, war es unsinnig, weiterhin darauf zu beharren, er sei nicht da gewesen. Zudem hatte der Lehrer ja auch nichts gesagt gehabt, also war es so bestimmt okay.

  "Hast du keinen Regenschirm?", fragte Akira-kun und unterbrach damit Sakuras immer noch leicht verwirrte Gedanken.

  Das braunhaarige Mädchen schüttelte den Kopf. "Iie" Wieso verwirrte sie die Sache so? Es war doch alles okay, nicht wahr? Genau, alles war okay.

  "I-ich... wir können uns meinen teilen..." Er sah etwas verlegen aus, und Sakura fielen Shaorans Worte ein: Sakura... dieser Junge, Eridor, ist genauso in dich verliebt wie Kiritani und all die anderen. Und hinter seiner Fassade aus Schüchternheit verbirgt sich ein ganz mieser Charakter - der mich sogar davor gewarnt hat, dir zu nahe zu kommen... Deshalb wollte sie gerade sein Angebot abschlagen, als ihr seltsam zumute wurde. Ihr war wieder schwindlig, und sie musste sich am Pfosten, welcher das Vordach des Schuleinganges trug, festhalten, damit sie nicht stürzte.

  "Hey, alles okay?" Akira sprang sofort ein, um sie zu stützen

  Sakura schüttelte den Kopf, um den schwarzen Schleier vor Augen loszuwerden. "Daijoubu - ich komm schon zurecht!" Mit den Worten wollte sie grad weiter gehen, doch sie verlor erneut das Gleichgewicht und stürzte - nur diesmal direkt in Akiras Arme, welcher sie bereitwillig auffing. "Von wegen, du kommst schon zurecht...", murmelte dieser, bevor er ihr erneut auf die Beine half.

  Sakura wollte sich erneut von ihn befreien - ihr wurde die Situation immer unangenehmer und unangenehmer - aber Akira ließ keinen Widerspruch zu. "Es regnet wie aus Küblen, und wenn du ohne Schirm gehst, wirst du dir eine Erkältung einfangen. Und außerdem ist die Gefahr zu groß, dass du umkippst. Also bring ich dich nun nach Hause, keine Widerrede!"

  Das braunhaarige Mädchen wollte erneut widersprechen, aber dann seufzte sie unglücklich. Sie wollte wirklich nicht krank werden, und unterwegs umkippen klang auch nicht gerade besonders prickelnd. Also fügte sie sich gezwungenerweise. "Na gut, meinetwegen..."
 

"Hoffentlich hat sich Sakura-chan einen Regenschirm vom Lehrerzimmer ausgeliehen..." Die Sorge um Sakura wollte Tomoyo nicht verlassen. Sie hatte ganz gewiss ebenfalls keinen Schirm dabei.

  Tomoyo war eben daheim angekommen, nachdem sie Li-kun bis zu seiner Wohnung begleitet hatte, welcher selbst keinen Schirm dabei gehabt hatte. Dabei hatte sie ihm erklärt, was mit Sakura los war. Als er verstanden hatte, war er tatsächlich niedergeschlagen. "Dass sie wegen mir die Schule vernachlässigt, ist unverzeihlich. Ich werde ab nun...-" Doch ehe er weitersprechen konnte, hatte Tomoyo ihn lächelnd unterbrochen. "Sag sowas nicht, Li-kun. Wenn du dich in Zukunft von ihr fernhälst, macht das doch euch beide nur traurig." Sie hatte ihr wissendes Lächeln gelächelt und gemeint: "Du bist doch so gut in Mathematik, nicht wahr?"

  Als Li-kun sie daraufhin nur verständnisslos angeschaut hatte, meinte sie lachend. "Dann biete ihr doch an, mit dir zusammen Mathematik zu lernen. So könnt ihr beide zusammen sein, und würdet dennoch was für Sakuras - und so nebenbei auch für deine - Zukunft tun, nicht wahr?" Sie hatte eine kurze Pause eingelegt, genau so lange, bis sich seine Gesichtszüge aufgehellt hatten. "Weißt du übrigens, dass Sakura auf die Todai will?"

  "Todai?" Er sah sie erneut verständnisslos an.

  "Todai, das steht für die Tokyo Daigaku und ist die berühmteste und renovierteste Universität von Japan. Wer an dieser Uni studiert hat, dem stehen alle Türen offen. Aber dort wird man nur mit einem überaus gutem Lebenslauf angebnommen. Das heißt, die Noten, die sie jetzt in der Mittelschule schreibt, können später sogar ausschlaggebend dafür sein, ob man sie nimmt oder nicht."

  Li-kun hatte sie erneut einige Sekunden angestarrt, dann hatte der Verwirrtheit Entschlossenheit Platz gemacht. "D-dann will ich da auch hin!"

  "Prima, nichts geringeres hab ich von dir erwartet!" Sie hatte erfreut in die Hände geklatscht. Nun, da er ingesamt das selbe Ziel wie sie hatte, würden sie sicher viel Zeit zusammen mit Lernen verbringen. Gleichzeitig bedeutete das leider auch, dass Sakura immer weniger Zeit mit ihr verbringen würde, und als sie daran dachte, überkam sie etwas Traurigkeit, aber auch Neid auf Li-kun, welcher Sakuras Herz so im Sturm erobert hatte (wobei, die Bemerkung Sturm passte nicht so recht, er war ja schon so lang in sie verliebt, sie dagegen hatte ihre Gefühle erst realisiert, als er Japan verlassen hat). Aber dann sagte sie sich, dass sie glücklich war, solange es Sakura auch war, und schon war die Traurigkeit und der leise Neid verschwunden.

  "Übrigens... ihr seid seit heute zusammen?" Tomoyo hatte das so unvermittelt und plötzlich gefragt, dass Li-kun beinahe gegen die Wand geprallt wäre. "Was?! W-woher... ich meine, wie kommst du...?!"

  "Aber, aber, kein Grund, rot zu werden!", hatte das schwarzhaarige Mädchen gelacht. "Und zu deiner Frage, die du nicht aussprechen wolltest: Ich weiß es einfach." Genau, denn aus irgendeinem Grund wusste Tomoyo oft, was geschah, ohne dass sie erklären konnte, wieso sie es wusste. Ob das vielleicht eine Art angeborene Begabung war?

  Nein, bestimmt nicht, vertrieb sie den Gedanken nun und öffnete die Tür zu dem riesigen Anwesen der Familie Daidouji. Sie sah sich nocheinmal um und betrachtete seufzend den Himmel. Es regente immer noch, und Tomoyo konnte nicht aufhören, sich Sorgen um Sakura zu machen. Hoffentlich war bei ihr alles okay...
 

"Darf ich dich was fragen, Sakura-san?"

  Sie waren gerade bei der Wegkreuzung beim Pinguin-Park angelangt. "Nani?"

  Akira duckste etwas herum, aber schließlich spuckte er es aus. "Magst du mich mal besuchen kommen?"

  Sakura wollte bereits zusagen, doch sie musste neuerlich an den Satz von Shaoran denken: Sakura... dieser Junge, Eridor, ist genauso in dich verliebt wie Kiritani und all die anderen. Und hinter seiner Fassade aus Schüchternheit verbirgt sich ein ganz mieser Charakter - der mich sogar davor gewarnt hat, dir zu nahe zu kommen... Sollte sie ihn darauf ansprechen? Aber es gab immerhin keinen Beweis, ob er wirklich in sie verliebt war, vielleicht wollte er ja wirklich nur mit ihr befreundet sein. Und im Gegensatz zu Kiritani hatte Akira-kun ihr bisher noch kein Leid oder dergleichen zugefügt.

  Dennoch verneinte sie leicht zörgernd. "Danke, aber..." Nein, sie konnte es einfach nicht. "... Diese Woche nicht mehr, aber vielleicht nächste..." Wie war das mit dem Vorsichtigersein? Aber Sakura konnte diesem netten und freundlichen Jungen, der ihr heut bereits zweimal geholfen hatte, nichts abschlagen. Und außerdem würde er ihr sicher nichts tun oder so, dazu war er einfach viel zu ruhig und zurückhaltend.

  Akira schien sich sichtlich zu freuen. "Oh, wirklich? Dann lass uns einen Tag ausmachen!"

  "Uhm... ich muss erst schauen, wie meine Haushaltspläne für nächste Woche aussehen... wir können ja Montag was ausmachen, okay?" Sie ging weiter in Richtung Haus, aber Akira ging nicht mit. "Nanu?" Im nächsten Moment hatte er ihr seinen Regenschirm in die Hand gedrück. Er war hellblau. "Ich hab vergessen, dass ich schleunigst nach Hause muss!" Er sah sie bei diesen Worten nicht an.

  "Was?" Im nächsten Moment war er schon in den Regen getreten. "Aber dann wirst du ja komplett nass!"

  Aber der Junge winkte nur ab. "Ich wohn nicht mehr allzuweit weg von hier, passt also. Bring ihn mir morgen einfach mit, okay?" Und mit diesen Worten war er losgerannt und im nächsten Moment schon um die Ecke gebogen.

  Sakura seufzte, den fremden Regenschirm in der Hand. Irrte sie sich, oder war er eben irgendwie anders gewesen? Oder hatte er vielleicht sogar mitbekommen, dass sie sich mit ihm unter dem Schirm äußerst unwohl gefühlt hatte?

  Glücklicher war sie nun auch nicht unbedingt, und so machte sie sich schweren Herzen auf dem Heimweg...
 


 

OOC: Da die Story an dieser Stelle bereits +/- 12000 Wörter hat, hab ich beschlossen, hier notgedrungen nen Break reinzumachen ^^;
 

So.

Nochmal überlesen und die ärgsten Fehler korrigiert, aber es können sich immer noch welche im Text befinden.

Wer sie also findet, darf sie behalten :D

Nein, Scherz, schreibt mir gern per Kommi, wenn ihr Fehler oder Kritik habt, aber auch Lob ist gern gesehen ^.^
 

Achja oó\

Und solltet ihr noch irgendwo "2 einhalb Jahre" statt "eineinhalb Jahre" lesen, gebt mir dringends Bescheid >_<
 

Greez

Mitsu

Hanami

"Tadaimaaaaaa!"

  Stille.

  "Hallo? Ich bin wieder dahaaaa!"

  Immer noch Stille.

  Seltsam..., dachte Sakura, während sie ihre Schuhe auszog und fein säuberlich in den Schrank zurück stellte. Sie beschloss, im Wohnzimmer nachzuschauen, aber auch dort war niemand, nicht mal in ihrem Zimmer. Was ist hier los? Doch als sie wieder im Erdgeschoß angekommen auf die Tafel mit dem Haushaltswochenplan sah, erklärte sich die Leere im Haus. Ihr Vater war wieder einmal auf einer Tagung von der Uni aus, und Toya... Toya war zurück nach Tokyo gefahren, weil seine Uni nächste Woche wieder beginnen würde. Soviel dazu.

  Als Sakura realisierte, was das bedeutete, kamen ihr die Tränen. Natürlich war Toya wieder in Tokyo - sie hatten ja gestern noch darüber geredet gehabt! Sie hatte den Koffer gesehen gehabt, und ihr Bruder hatte ihr dann erklärt, dass er heute schon zurück fahren musste, weil er noch wichtige Anträge fürs neue Simester ausfüllen und abgeben musste!

  Und sie? Sie hatte Toya einfach so ziehen lassen, sich heut morgen sogar extra heimlich aus dem Haus gestohlen, um nicht mehr mit ihm reden zu müssen. Und nun war er in Tokyo, Meilenweit entfernt, und sie würde ihn erst in zwei bis drei Wochen wiedersehen. Wieso hatte sie ihn gestern so anfahren müssen? Wieso mussten sie sich ausgerechnet im Streit trennen? Es war einfach nicht fair!

  Selbst Kero-chan war nicht da, auch, wenn Sakura nicht erkennen konnte, was diese seltsamen Zeichen auf der Tafel wohl zu bedeuten hatten. Als ihr bewusst wurde, dass sie so nun auf sich allein gestellt war, ließ sie traurig die Schultern hängen. Es machte sie immer traurig, allein zu sein, aber für normal war wenigstens Kero-chan da. Heute aber war nicht mal er da, also war sie wirklich vollkommend allein und auf sich selbst gestellt.

  So ganz allein ließen sich die Tränen nicht zurück halten. Heute war der 4. April, und sie war heute mit Shaoran zusammen gekommen, aber ansonsten war dies ein ganz und gar schrecklicher Tag!

  Mit hängenden Schultern stieg sie die Treppe hinauf und setzte sich an ihren Schreibtisch, während sie hoffte, dass der Tag schnell enden würde. Aber es war gerade mal 15:48 Uhr, der Tag würde also noch eine Zeit lang gehen. Mittlerweile bereute sie es, nicht doch was mit Shaoran unternommen zu haben!

  Sie saß noch keine 5 Minuten über den Aufgaben (die sie nicht verstand; egal, wie oft sie die Frage auch laß, der Sinn der Frage wollte ihr einfach nicht einleuchten) als sie sich frustriert seufzend zurück lehnte. Sie musste wieder an Shaoran denken, und daran, was er wohl gerade tat oder ob er just in diesem Augenblick auch an sie dachte. Sie wollte seine Stimme hören, wollte, dass er sie in einen seiner ganz besonders mutigen Momenten in den Arm nahm, wollte einfach bei ihm sein!

  Sie lehnte sich gerade wieder seufzend über ihre Aufgaben, als unten im Erdgeschoß ganz unverhofft das Telefon klingelte. Sakura sprang beinahe das Herz in die Hose, mit diesem Geräusch in der ansonsten absoluten Stille des Hauses hatte sie nicht gerechnet, und es dauerte noch einige wertvolle Sekunden, bis Sakura realisierte, dass sie vielleicht auch mal dran gehen könnte. Geschwind sprang sie auf und hastete durch die Tür und daraufhin die Treppe hinunter. Auf den Weg nach unten fragte sie sich, wer es wohl sein konnte. Vielleicht ja Vater, der sehen will, wie es mir geht..., dachte sie. Oder vielleicht auch Toya...

  Sie hatte das Telefon erreicht, welches mittleweile schon zum 12. Mal und damit zum letzten Mal klingelte. Eiligst nahm sie den Hörer ab, aber in der Eile rutschte er ihr aus der Hand und wäre auf den Boden geprallt, wäre die Telefonschnurr nicht gewesen. Sie hantierte noch einige Sekunden hastig mit dem Hörer rum, der ihr vor lauter Hektik immer wieder aus der Hand zu gleiten drohte, dann konnte sie ihn endlich ans Ohr halten. "Ja, Kinomoto?"

  Die Stimme am anderen Ende des Apparats klang leicht verlegen. »Uhm... - Sakura?«

  Shaoran!, schoß es ihr durch den Kopf, und ihr verliebtes Herz begann, wild zu pochen. "S-shaoran?!" Eben hatte sie noch daran gedacht, wie gern sie ihn sehen oder zumindest seine warme Stimme hören würde, und nun hatte er angerufen - ganz so, als habe er gewusst, dass sie gerade an ihn dachte. "W-wieso rufst du an?" Dann musste sie gegen die Tränen ankämpfen, die sie zu überwältigen drohten. Wie gern wäre sie nun bei ihm!

  »Uhm... ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es dir vielleicht schlecht geht oder du traurig bist...« Er schwieg kurz, dann fragte er besorgt: »Sag mal, weinst du gerade?«

  Woher wusste er das? "Uhm... naja..." Sie brach ab, als sie im Hintergrund des Telefones ein schreckliches Schäbbern hörte. "A-alles okay?", rief sie erschrocken in den Apparat, doch die Verbindung war bereits unterbrochen. Sie hing irritiert den Hörer ein. Was war passiert?

  Gerade, als sie überlegte, ihn vielleicht zurück zu rufen (was aber nicht gegangen wäre, denn sie hatte seine neue Nummer noch nicht), klingelte das Telefon erneut. "Ja, Kinomoto?" Für den Fall, dass jemand anderes als Shaoran dran war, nannte sie pflichtbewusst den Namen.

  »Ah, Sakura! Tut mir leid, ich bin über einen Karton, der hier rumsteht, gestolpert...«

  Achja, stimmt ja..., schoß es Sakura durch den Kopf. "Ist dir was passiert?" Eine Verneinung, und Sakura stieß erleichtert die Luft aus. "B-bist... du noch nicht eingerichtet...?"

  Shaoran schüttelte am anderen Ende des Apparates den Kopf. Als er aber nach einigen Sekunden noch keine Reaktion bekam, fiel ihm ein, dass Sakura sein Kopfschütteln ja unmöglich hat sehen können, also antwortete er auf normale Art und Weise, mit seinem Mund. "Nein, es ist einfach viel zu viel Kram... dazu kommt, dass ich bei meinem ersten Japan Besuch ja noch Wei-san hatte, aber dieses Mal bin ich völlig alleine, und die Arbeit hier scheint kein Ende zu nehmen..." Er seufzte, während er einen Blick durch das Zimmer schweifen ließ. Er stand in seinem ehemaligen Zimmer, welches dieses Mal ein Gästezimmer werden sollte, aber das Bett war noch nicht angekommen, von den anderen Möbeln ganz zu schweigen. Überhaupt: Dafür, dass er sich bis zum Sommer entschieden haben musste, ob er hier bleibt oder wieder nach China gehen würde, schickte ihm seine Mutter aber eine Menge Möbel. Was würde sie tun, wenn er wirklich vorhätte, wieder nach China zurück zu kehren? (Nicht, dass dem so wäre, aber woher sollte seine Mutter das wissen?) Als er seinen Rundgang durch das Zimmer, welchen er mit Augen tätigte, beendet hatte, seufzte er erneut.

  Sakura entging die hörbare Pause natürlich nicht, und die zwei Seufzer erst recht nicht. "Sieht es wirklich so schlimm aus...?", fragte sie deshalb zörgerlich.

  »Schon...« Und Sakura fasste einen Plan. »Im Moment würde es eine knappe bis eineinhalb Wochen dauern, bis ich alles eingeräumt habe, aber es fehlen noch diverse Möbel, und ich weiß nicht, wann sie ankommen werden... Eigentlich hätte ich mich erst nächste Woche in der Schule anmelden sollen, aber ich wollte so schnell wie möglich bei dir sein...«

  Als Sakura das hörte, musste sie erneut gegen die Tränen ankämpfen. Er war also extra so schnell zu ihr geeilt, um sie nicht noch länger warten zu lassen... "D-danke..." Als sie dran dachte, dass er nun bestimmt wieder rot geworden war, musste sie kichern.

  »Uhm... auf jeden Fall wollte ich dir nur anbieten, dass wir das aktuelle Mathe-Thema auch... gern zusammen durchgehen können...« Kurzes Schweigen. Dann: »Dann sind wir zusammen, und du kannst dennoch was für deine Noten tun...«

  Sie wollte etwas darauf erwidern, doch ihr stockte der Atem. Er hatte sie doch tatsächlich schon wieder durchschaut! Oder war das Tomoyos Verdienst? Egal. Was auch immer es war, es machte Sakura glücklich, dass er ihr anbot, zusammen mit ihm zu lernen - und andererseits hätte sie sich gerade gern selbst in den Hintern gebissen! Natürlich konnten sie zusammen lernen, immerhin war Shaoran ja auch ein Mathe-Ass! Wäre sie doch nur früher auf die Idee gekommen, aber nein, stur, wie sie war...

  »Und...« Sakura schreckte auf. "Ja?"

  »... das nächste Mal sagst du mir, wenn du was auf dem Herzen hast, okay? Du musst nicht immer denken, du musst alles alleine schaffen... I-immerhin bin ich ja nun dein F-freund...«

  Zum wiederholten Mal musste Sakura krampfhaft gegen die Tränen ankämpfen, die ihr diesmal schon bis in die Augen stiegen. "D-du... hast ja so recht...", schlulzte sie leise. Sie war nun nicht mehr allein, das musste sie sich immer vor Augen halten.

  »D-du... wohnst in der selben Wohnung wie vor zweieinhalb Jahren?«, kam es aus dem Apparat. "Ja, schon, aber...?", noch ehe er hätte seinen Satz beenden können, brach die Verbindung ab. "Hm?" Als er kurz darauf erneut Sakuras Nummer wählte, ging aber nach dem 12. Tuten nur der Anrufbeantworter dran: »Hier spricht der Anrufbeantworter der Familie Kinomoto. Momentan sind wir leider nicht Zuhause, aber...« Er hängte wieder ein. Was war denn nun los? Vielleicht ein Netzfehler?

  Seufzend sah er sich erneut um. Er würde später nochmal bei ihr anrufen. Jetzt war erstmal das Wohnzimmer dran! "Also los!", murmelte er zu sich selbst und machte sich an die Arbeit.
 

Als eine halbe Stunde später die Tür klingelte, hatte Shaoran nicht die geringste Ahnung, um wen es bei dem Klingelnden handeln könnte. Vielleicht ein Nachbar, oder so?, schoß es ihm durch den Kopf, während er - über Kisten springend und einen wahren Bakur meisternd - zur Tür eilte.

  Umso überraschter schrak er zurück, als er sah, wer ihn da besuchte! "S-sakura?!"

  "Hai!", rief sie ihm fröhlich entgegen. "Ich dachte, ich helf dir vielleicht etwas beim Aufräumen!" Sie brach ab, schien nicht genau weiter zu wissen, und errötete zudem wieder mal. "... u-und danach könnten wir lernen... uhm..." Und schon wurde sie wieder etwas kleinlauter. "Ehm... natürlich nur, wenn du magst..."

  Der Chinese musste schmunzeln. "Komm rein.", bot er ihr an.

  "D-danke..." Sakura war klitschnass, draußen regnete es immer noch in Strömen, nur trug sie dieses Mal einen Kappa [*], welcher ihr gleich von Shaoran abgenommen wurde. Während er ins Badezimmer eilte, um dort den Regenmantel aufzuhängen, welcher dort trocknen konnte, sah sich Sakura schonmal im Eingangsbereich um. Schon hier standen einige Kisten und ließen erahnen, wie der Rest der Wohnung aussehen mochte. Währenddessen hastete Shaoran wieder aus dem Badezimmer heraus und ins Wohnzimmer, wo man ihn hantieren hören konnte. Einige Sekunden später kam er zurück, ihr ein paar Pantoffeln in die Hand drückend. "Bitte schön."

  "Danke...", murmelte sie erneut und schlüpfte glücklich in die Hausschuhe. Danach bedeutete er ihr, ihm zu folgen, und während sie dieser Bitte nachkam, sah sie sich aufmerksam um. Es stimmte, die alte neue Wohnung von Shaoran sah aus wie ein Schlachtfeld: Schon im Flur stapelten sich die Kartons, und in den Zimmern sah es nicht gerade besser aus. Es schienen auch noch ein paar Möbel zu fehlen, so stand im Wohnzimmer bisher bis auf einer Couch und einem kleinen dazu gehörigen Tisch nichts. Auch Shaoran war sehr europäisch eingerichtet, mit Couch und Bett und dergleichen. "Nimm Platz. Was möchtest du trinken?"

  "Uhm... kann ich eine heiße Milch haben?"

  Der Junge aus Hong Kong nickte. "Klar - mit Honig?"

  "Au ja!" Shaoran ging in die Küche, und Sakura sah sich indes weiter um. Die Küche war zumindest schon einmal möbiliert - immerhin etwas.

  Nachdem Sakura ihre Milch getrunken hatte, beschlossen sie, sich zunächst etwas ans aufräumen zu machen und danach zu lernen. Und in der Tat, zu zweit kamen sie zum einen ziemlich schnell voran, und zum anderen konnten sie so endlich mal über einiges reden. Natürlich nur über Nichtigkeiten, keiner traute sich, über etwas anderes als Belangloses zu reden. Nebenbei erwähnt wurde viel gelacht, und beide genoßen es, wieder beisammen zu sein. Es war wirklich kein Traum, und es schien das perfekte Glück. Nachdem sie die Kisten aus dem Flur ins Schlafzimmer geräumt hatten, beschlossen sie, dass sie hier abbrechen mussten. Ohne Wohnzimmerschränke brachte es nichts, die Kisten auszuräumen. Später machten sie sich dann zusammen ans Lernen. Dabei war es für Sakura ein seltsames Gefühl, dass sich Shaoran oft hinter sie begab, um ihr so ihre Fehler und die dazugehörige Verbesserung besser zeigen zu können. Dabei klopfte Sakuras Herz jedes mal etwas schneller als gewohnt.

  "Also, wenn du hier ein X hast, dann musst du dort..." Er war wieder einmal hinter ihr, und zeigte ihr mit den Fingern, dass sie X mit Y multiplizieren musste, und Sakura nickte. Erstaunlicherweise verstand sie sogar wirklich, was er ihr sagte, obwohl es eigentlich anders sein musste. "Uhm... hast du sonst noch eine Frage?" Sakuras Herz klopfte wieder bis zum Geht-nicht-mehr. Kannst du bitte so bleiben?, ging ihr durch den Kopf, doch das konnte sie unmöglich fragen! Dennoch... als sie so diesen so vertrauten und doch so lang vermissten Gerüch einatmete, wurde ihr leicht schwindlig, und sie lehnte sich einfach an ihn. "S-sakura?"

  Shaoran war natürlich schon wieder rot geworden. Soll ich...?, fragte er sich verzweifelt, und dachte dennoch an das, was er für morgen geplant hatte. Aber letztendlich siegte das Fleisch anstelle des Geistes (Auf den Spruch Der Geist ist willig, das Fleisch jedoch schwach bezogen), und er umarmte sie sacht. "S-sakura... möchtest du heute Nacht hier bleiben?"

  Daraufhin wurde auch das braunhaarige Mädchen nicht nur rot, sondern dunkelkirschrot. "W-was? W-wie kommst du...?"

  "Naja... D-du... bist doch heut ganz allein zuhause, nicht wahr...?"

  Arg, woher weiß er...? Doch sie beantwortete sich die Frage ganz schnell selbst. Weil du es ihm vorhin gesagt hast, Baka! Und jetzt sei brav und sag Nein, bevor du deiner Familie Schande tust! Ansonsten tötet Toya dich oder ihn vielleicht noch...! "Uhm..."

  "Außerdem regnet es nach wie vor in Strömen, und vielleicht passiert dir ja was...?" Er drückte sie sacht an sich, und da war es wieder: Das Gefühl, jederzeit von Shaoran beschützt zu werden, egal, was geschah.

  So blieb sie eine Zeit lang sitzend und blieb ihm die Antwort schuldig. Klar, natürlich würde sie gern bei ihm übernachten. Doch wollte sie das bereits? Immerhin waren sie heut erst zusammen gekommen, und... sie hatte es ihm bisher nicht nochmal sagen können. Aber jetzt wäre eigentlich auch ein geeigneter Moment dafür... "Uhm... Shaoran...?" Er ließ sie los, und sah ihr Gesicht. Und Sakura? Sie hatte damit nicht gerechnet und wurde röter und röter. Sollte sie es ihm dennoch sagen...? Sie wollte es ihm doch unbedingt ins Gesicht, und nicht wieder nur seinem Rücken oder so ähnlich, sagen! Na bitte, da war doch die richtige Gelegenheit, oder etwa nicht? "Shaoran, ich... i-ich..."

  Der Wasserkessel pfief. Einfach so und ohne jegliche Vorwarnung. "Oh, ich nehm ihn schnell von der Herdplatte... Sag mir später, was du mir sagen wolltest, okay?"

  Sakura nickte nur verdutzt. Wann hat er diesen vermaledeiten Wasserkessel aufgesetzt?! Das Herz schlug ihr heftig gegen die Brust, und sie verfluchte es gleich mit, zusammen mit dem Wasserkessel und Shaoran (Dabei stellte sie sich irgendwo im Unterbewusstsein die Frage, was der denn getan, was eine Verfluchung rechtfertigt. Wasserkocher war verständlich, er hatte den schönen Moment zerstört. Herz auch noch, weil es immer so doof und wild und schmeruhaft rumpochte, wenn sie es ihm sagen wollte. Aber Shaoran? Was hat der denn gemacht? Sie wusste es selbst nicht so genau - was aber nichts daran änderte, dass sie in diesem Augenblick einfach alles und jeden verfluchte.)

  Als Shaoran zurück kam, hatte Sakura schon ihre Sachen gepackt. "Uhm... Es... tut mir leid... aber ich geh heut besser noch nach Hause... Wir haben ja morgen Schule... und außerdem bin ich mir sicher, dass Toya Kontroll-Anrufe daheim tätigt..." Es tat ihr zwar leid, aber sie fand, dass es einfach noch zu früh war. Außerdem wollte sie daheim sein, falls Kero-chan nach Hause kam.

  "U-und der Regen...?" Shaoran schien etwas enttäuscht - gleichzeitig wirkte es aber auch, als sei er froh drum, dass sie nach Hause ging.

  "Ich bin mir sicher, dass das Wetter gleich wieder besser wird..." Sie zörgerte kurz, dann ging sie langsam auf Shaoran zu. "W-wir... können das... ja am Wochenende... nachholen oder so..." Die Worte kamen wie von allein, ohne ihr Zutun, aber dennoch nur stockend, über ihre Lippen. Das Gehirn schien in diesem Augenblick nicht zu funktionieren, sonst hätte sie sowas sicherlich niemals gesagt. Aber als es wieder anfing, auf normale Art und Weise zu funktionieren, war es zu spät.

  "N-natürlich...", antwortete er hastig, als habe er Angst, dass sie ihre Worte sogleich wieder zurück ziehen würde, wenn er nicht sofort darauf einginge (was sie auch just in diesem Moment vorhatte, aber nicht mehr dazu kam). Bevor sie sehen konnte, wie rot er geworden war, und bevor sie ihre Worte hätte zurück ziehen können, ging er eiligst an ihr vorbei, ein "Ich mach mich schnell fertig" nuschelnd. Und Sakura pochte das Herz bis zum Anschlag. Was war eben in sie gefahren? War sie etwa verrückt geworden?! Hatte sie ihm eben wirklich gesagt, dass sie am Wochenende bei ihm übernachten würde?!?

  Ohne Zweifel... sie musste den Verstand verloren haben!

  Als er fertig angezogen zurück kam, mit ihrem Kappa in der Hand, wollte sie ihm schnell sagen, dass sie sich versprochen hatte, doch noch ehe sie überhaupt Luft geholt hatte, hatte Shaoran ihr den Regenmantel in die Hand gedrückt. "Lass uns schnell gehen, bevor das Wetter erneut umschlägt und vielleicht noch schlimmer wird." Er sah sie bei diesen Worten nicht an, sondern fixierte seine Schuhe, die er schon angezogen hatte.

  Ahnte er vielleicht, dass sie ihren Vorschlag zurück ziehen wollte, und wollte sie deshalb nicht ausreden lassen...? Als sie die Tür hinter sich schloßen, wollte Sakura erneut ansetzten, aber er ergriff sie nur stumm bei der Hand, was widerrum Sakura zum Verstummen brachte.

  Unten angekommen, fielen nur noch wenige Tropfen, dann hörte der Regen gänzlich auf. Aber so wundersam, dass die Sonne gleich darauf schien, war es nicht, und so blieb es bedrübt und dunkel. "Woher wusstest du, dass es aufhören würde...?" Zörgerlich setzten sie sich in Bewegung. Keiner von beiden wollte allzu schnell bei Sakura daheim ankommen, also liefen sie langsamen Schrittes die Straße hinunter. "Naja... ich hatte einfach gehofft, dass es so werden würde..."

  Sie liefen beide nebeneinander, aber so penibel darauf bedacht, bloss nicht den anderen zu berühren, dass es schon fast wieder peinlich war. Es gab Momente, da wollten sie einfach nur beiander sein, sich umarmen und all solche Dinge, und dann gab es wieder Momente, in denen keiner der beiden den anderen berühren wollte. Verrückt war das!

  "Uhm... das eben... meintest du das ernst...?", fragte Shaoran nach einiger Zeit, in der sie einfach nur schweigend nebeneinander daher gelaufen waren.

  Das Mädchen, welches auf den Namen der Kirschblüte getauft worden war, wurde wieder knallrot. "Uhm..." Ein zörgerliches Kopfschütteln. Sie vermied es, dabei Shaoran in die Augen zu sehen, da sie Angst hatte, wieder diese Traurigkeit in seinen Augen zu sehen. Sie sparte sich eine Erklärung, da es nicht nötig zu sein schien - es war, als würde er sie so oder so durchschauen, egal, was sie tat oder sagte. Er hatte sich wirklich so sehr verändert, schien sofort zu wissen, was in ihr vorging und gleich zu erraten, was sie bewegte. Oder war sie vielleicht auch einfach nur so leicht durchschaubar?

  Doch zu ihrer Verwunderung reagierte er weder gekränkt noch sauer. "S-schon okay... Ist ja noch recht früh für sowas..." Ehe sie hätte etwas darauf erwidern können, sprach er weiter: "Und... was wolltest du mir eben sagen..." Er ließ nicht locker.

  Sakura schüttelte den Kopf. "N-nicht so wichtig..." Sie sah sich um. Durch den noch bis eben andauernden Regen war keinerlei Menschenseele anzutreffen.

  "Ah ah! Wie war das? Keine Geheimnisse mehr!" Er baute sich vor ihr auf. "Also...?"

  "Uhm..." Was sollte sie nun bloss sagen? Sie konnte ihm ja unmöglich beichten, was sie ihm hatte eben sagen wollen... "Uhm... Ich... ich sag es dir vielleicht morgen... Oder wenn ich mal bei dir übernachte!" Autsch, das war gewagt! Nun würde sie es ihm auf jeden Fall sagen müssen, denn er würde gewiss nicht vergessen, dass es da etwas gab, was ihr auf der Seele lag. Seine nächsten Worte bestätigten das. "Gut, ich werde dich notfalls daran erinnern...", sagte er ernst.

  Sie gingen eine Zeit lang schweigend weiter. Keiner der beiden wusste so recht, über was er reden sollte. Als sie am König Pinguin Spielplatz vorbei kamen, blieb Sakura stehen. So viele Erinnerungen hafteten an diesem Spielplatz...

  "Alles okay bei dir, Sakura?"

  Glücklich sah sie zum Spielplatz. "Ohne dich... hätte ich Yukito-san vielleicht länger hinterher getrauert... Aber durch dich sah ich die Welt plötzlich ganz anders..." Dabei hatte er damals nichts weiter getan als zuzuhören - und ihr gesagt, dass sie den richtigen schon finden würde. Sie sah ihm schließlich in die Augen. "Danke..."

  Shaoran wurde wieder mal rot. "K-keine Ursache..." Danach gingen sie wieder schweigend weiter. Bis sie letztendlich in Sakuras Straße ankamen.

  "Morgen ist Hanami... hast du reichlich Zeit...?"

  Sakura musste nicht lang überlegen. "Natürlich - Wieso?"

  Shaoran wollte was erwidern, doch dann schien er es sich anders überlegt zu haben. Daher zuckte er nur die Schultern und meinte überraschenderweise lächelnd: "Das ist ein Ge-heim-nis!"

  Sakura sah ihn überrascht an. Ihn lächeln zu sehen war für sie noch immer so ungewohnt, dass sie sich an diesem Anblick so gut wie niemals sattsehen konnte.

  Er kam zörgerlich näher, dann blieb er wieder sehen, schien nicht weiter zu wissen. "D-darf... ich dich in den Arm nehmen...?", fragte er dann zörgernd, ohne ihr ins Gesicht zu sehen. Dass er knallrot geworden war, sah sie dennoch.

  "S-seit... wann frägst du das?", meinte Sakura leicht lachend - was sie aber nur tat, um ihre eigene Errötung zu überspielen. Himmel, sie schämte sie ja so sehr!

  Shaoran wollte erneut was erwidern, brach aber abermals ab. Dann kam er erneut näher, zörgerte wieder, aber schließlich nahm er sie kurz in den Arm und gab ihr sogar einen sanften Kuss auf die Wange, was bei Sakura wieder dieses "Pfeifender Kessel"-Verhalten auslöste. "Bis morgen dann...", flüsterte er ihr dabei leise und sanft ins Ohr, und in Sakura bereitete sich ein wohliges Kribbeln aus. "B-bis... morgen...", stotterte sie ihm hinterher. Sie sah ihm noch hinterher, bis er um die Ecke gebogen war, dann verschwand sie im Haus. "Kiyaaaaaah~" Schnell eilte sie in ihr Zimmer, als gerade das Telefon klingelte. "Wer...?" Also eilte sie genauso schnell wieder hinunter. Beim Abnehmen passierte ihr das selbe Missgeschick wie vorhin, als Shaoran angerufen hatte: Es fiel ihr hinunter. Und wieder wurde es nur durch den Umstand, dass es an der Telefonschnurr hing, gerettet. "Ja, Kinomoto?" Nebenbei fragte sie sich, wie oft die Schnurr dies aushielt, bevor sie kaputt gehen würde.

  »VERDAMMT NOCHMAL, WO WARST DU?!?«, bekam sie es aus dem Telefon entgegen geschrieen.

  Sakura sah einige Minuten den Telefonhörer in ihrer Hand an, in der jemand unverständliche Dinge zusammen schrie, dann legte sie auf. "Tja...", pfief sie gespielt vergnügt, ging aber brav erneut ans Telefon, als es klingelte. "Ja, Kinomoto?" Vielleicht würde er ja dieses Mal nicht so schreien, ansonsten konnte sie morgen wegen eines geplatzten Trommelfeldes zum Arzt.

  Doch wer ihr dieses Mal entgegen sprach, war keine aufgeprachte Männerstimme, sondern eine freundliche und sanfte. »Sakura-chan?«

  "Ah, Yukito-san!", rief Sakura erfreut. Das war ja mal eine Überraschung - und tausendmal besser als das schreiende Ungetüm, welches ihr eben beinahe das Trommelfell weggeschrieen hatte und sich "Bruder" nannte.

  Doch im nächsten Moment hörte man am Apparat ein Geräusch, und schon brüllte wieder ihr Bruder: »Wo, in drei Gottes Namen, hast du gesteckt?!«

  Sakura wurde daraufhin trotzig. Konnte er nicht normal mit ihr reden? "Erstens heißt das "Hallo", zweitens war ich bei Shaoran, und drittens kann man auch normal reden, man muss nicht die ganze Zeit dumm rumschreien!"

  Und schon war es wieder passiert: Heute nachmittag hatte sie noch darum geweint, dass sie im Streit voneinander gegangen waren und dass sie sich hatte nichtmal entschuldigen können, und nun ging es grad auf der selben Schiene weiter! Aber Toya konnte es auch nicht lassen: Er behandelte sie noch immer wie das 10 jährige Mädchen, obwohl sie mittlerweile schon 14 war!

  Im Telefon-Hintergrund hörte man einige Geräusche, dann räusperte sich ihr Bruder und sagte sogar in einigermaßen normalem Ton: »Du warst also bei diesem Zwerg... aber das du nun ans Telefon bist, bedeutet zumindest, dass du nicht bei ihm übernachtest...«

  Sakura musste hörbar schlucken. Sollte sie ihm vielleicht... Nein, ausgeschlossen! Wenn sie ihm nun sagte, dass Shaoran sie bereits gefragt hatte, ob sie bei ihm übernachten würde, und sie im ersten Moment wirklich Bejaht hatte, würde er gleich wieder so heftigst schreien, dass sie morgen letztendlich wirklich zum Ohrenarzt musste.

  »Ist dir der Zwerg sonst irgendwie zu nah gekommen?«, fragte Toya weiter.

  Sakura seufzte. Er schien echt unverbesserlich. "Er heißt Shaoran - Shao-ran! Nicht Zwerg, Toya...", sagte sie traurig. Wieso konnte ihr Bruder das nicht einfach akzeptieren?

  Am anderen Ende des Apparats sah Toya erstaunt auf. Es kam nicht oft vor, dass Sakura ihn beim Vornamen nannte - meist nur dann, wenn sie ihm sagen wollte, er solle seine doofen Witze lassen. Dennoch meinte er schnippisch: "Mir egal, wie der Bengel heißt - für mich bleibt er ein Giftzwerg!"

  Und dann schien Sakura plötzlich zu explodieren! »Jetzt mach aber mal nen Punkt, Toya! Schreib ich dir vor, in wen du verliebt und mit wem du zusammen sein darfst? Häh? Ich liebe Shaoran nunmal, Punkt, Aus, Ende der Disskusion! Ich sag ja auch nichts dagegen, dass du in Yukito-san verliebt bist, oder?« Sie nahm Luft, schien noch was sagen zu wollen, aber dann...

  ... breitete sich Schweigen aus. Einfach so, unverhofft. Was redest du da für einen geballten Unsinn?, wollte er seine kleine Schwester anfahren, doch dann bemerkte Toya das kleine rote Lichtlein am Telefon - jenes, welches besagte, dass der Lautsprecher an ist. Sag, dass das nicht wahr ist... Langsam wandte er den Kopf, um Richtung Yukito zu schauen. Dieser wollte gerade in die Küche, war aber auf dem Absatz stehen geblieben. Nein... er hatte alles gehört, keine Frage. "N-nimm das..." Doch da hörte er nur noch ein Tüten - Sakura hatte aufgelegt.

  Wieso hab ich das gesagt?, fragte sie sich immer und immer wieder. Und dann einfach auflegen! Was war nur in sie gefahren? War sie etwa verrückt geworden, ganz einfach so und völlig unvermittelt? Und was sollte sie nun tun? Einfach so tun, als sei nichts passiert? Oder sollte sie vielleicht nochmals anrufen... Genau, egal, wie viel Mut es sie kostete, sie würde nun bei Toya anrufen und sich entschuldigen! Auch sowas gehörte zum Erwachsenwerden dazu!

  Es dauerte einige Sekunden, bis Toya dran ging. »Kinomoto?« Sie brachte keinen Ton raus, aber das schien auch nicht nötig. »Sakura?« Woher wusste er, dass sie dran war? "J-ja..."

  Sakura wollte sich gerade entschuldigen und hatte auch schon all ihren Mut zusammen genommen, als Toya ihr zuvor kam. »Hör mal, Sakura... es tut mir leid...«

  Wie bitte? Hatte sie was auf den Ohren?

  »D-du... hast schon recht verstanden... es tut mir leid...« Er brach ab und schien dann um Worte zu ringen. »Ich weiß, er mag dir vom Schicksal vorbestimmt sein... aber ich mag ihn einfach nicht...«

  Das braunhaarige Mädchen wurde rot, als Toya - ihr eigener Bruder! - vom Schicksal sprach. Wie sollte sie darauf reagieren? Und was meinte er mit "Vom Schicksal bestimmt" ? Aber dann fiel ihr ein, dass auch sie sich zu entschuldigen hatte. "... Toya...? M-mir... tut es auch leid... ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber es macht mich rasend, wenn du schlecht über Shaoran redest..."

  Schweigen. Dann ein Seufzen. »Muss wohl an der Pupertät liegen... ob ich auch so schlimm war...?«

  "T-toya!" Er behandelte sie schon wieder unbewusst wie ein kleines Kind!

  »W-wie dem auch sei... I-ich versuch in Zukunft, netter zu dem Knirps zu sein, okay...?« Sakura wollte ihn einerseits gerade fragen, ob er Fieber hatte, und andererseits daran einnern, dass der Knirps noch immer Shaoran hieß - das würde sich so schnell auch nicht ändern - aber da hatte ihr Bruder auch schon eingehängt. "... Toya..." Verwirrt sah sie den Hörer an, aber als sie realisierte, was die Worte ihres Bruders bedeuteten, bereitete sich Glück in ihr aus. Als sie einige Minuten später dann in ihr Zimmer kam und ihre Schulsachen packte - sie hatten es tatsächlich geschafft, nicht nur alle Hausaufgaben zu machen, sondern auch das gesamte Mathe-Thema zu wiederholen - war sie in solch einer Hochstimmung wie selten zuvor. Sie trällerte sogar ein Liedchen.

  Als es an der Scheibe klopfte, erschrak sie allerdings so heftig, dass sie ein Heft zu Boden fallen ließ. "AAAAAAHHHH!" Schon hatte sich in ihrem Kopf Bilder von Gepenster und Geistern gesammelt! Doch als sie es wagte, einen Blick zum Fenster zu werfen, entdeckte sie nur Kero-chan, welcher ungeduldig gegen die Scheibe klopfte. "Laaaaaaaas miiiiiiiiiiich reeeeeeeeeeeein!", jammerte er lang gezogen.

  "K-kero-chan?!" Sofort öffnete sie das Fenster und ließ den kleinen Löwen ins Zimmer flattern. "Wo warst du? Und wieso hast du mir nicht Bescheid gegeben?"

  Der kleine Wächter verschränkte beleidigt die Arme. "Ich hab dir Bescheid gegeben!", sagte er nuschelnd.

  "Achja?" Sakura hob fragend eine Augenbraue und ließ gleichzeitig den Tag Revue passieren. Das letzte Mal, dass sie ihn gesehen hatte, war am Morgen des heutigen Tages gewesen! "Hast du?", fragte sie nocheinmal verwirrt nach.

  "Klar", setzte Kero-chan nach. "Unten, an der Tafel!"

  Sakura schlug sich gegen den Kopf. "Mensch, Kero, wer soll das denn bitte schön lesen können? Das ist ja die reinste Sauklure!" Sie musste anfangen zu kichern.

  Kero-chan fing ebenfalls verlegen an zu kichern, aber dann, urplötzlich, wurde er ernst. "Als Herrin der Karten musst du halt auch die Schrift deiner Wächter lesen können!", sagte er so todernst, woraufhin Sakura in schallendes Gelächter ausbrach. "Waaah, Kero-chan! Nicht - mein Bauch!"

  Aber Kero machte weiter. "Was denn, was denn? Wer wird denn hier lachen? Dein Lehrer erteilt dir eine überaus wichtige Lektion, und du lachst?" Er runzelte in gespielter Erbostheit die Augenbrauen. "Soviel Ungezogenheit muss bestraft werden!" Plötzlich breitete er seine Flügel aus, und ehe Sakura sich versehen konnte, hatte er sich in sein Alterego verwandelt. "Ich, Kerberos, werde nun über dich richten! Mach dich bereit!" Sakura sprang aufs Bett, aber es rettete sie nicht mehr: Kerberos war mit einem Male aufgesprungen und auf ihr gelandet. Als sie den Kopf heben wollte, drückte er ihn sanft hinunter. "Nimm das!", rief er mit der tiefen Stimme, die er in dieser Form annahm, und peitschte ihr mit dem Schweif auf den Po! "Autsch!" Sie lachte mittlerweile so heftig, dass ihr die Tränen kamen. Wer sich nun Sorgen macht, sei beruhigt: Sowas ist, seitdem Kero-chan offen im Haus der Kinomotos rumrennen darf, an der "Wochen"-Ordnung (Tagesordnung eher nicht, es passierte vielleicht ein oder höchstens zweimal in der Woche).

  "Ich ergebe mich, ich ergebe mich!", rief Sakura Tränen lachend. Kero-chan hatte ihr so lange mit seinem Schweif auf dem Hintern gepeitscht, bis sie das Gefühl hatte, nen blauen Fleck in der Größe eines Fußballs und in der Form der japanischen Hauptinsel davon tragen zu würden.

  "Was, schon...?", fragte er mit langem Gesicht, wich aber gehorsam von ihrem Rücken. "Schade..." Als Sakura ihn, nach wie vor mit Tränen in den Augen, ansah, musste er jedoch grinsen. "Tja, und wie heißt der übliche Gewinner?"

  Im nächsten Moment war Sakura ihm schon um den Hals gefallen und wuschelte ihm den Kopf. "Jaja, ist ja schon gut, du kleiner Angeber!" Einmal Zwiebelquetsche für Kero-chan, bitte!

  "Nenn mich noch einmal kleiner, dann..." Im nächsten Moment hatte er sich gewendet und Sakura erneut zu Boden gedrückt. Seine Tatze lag auf ihrer Brust. "Na? Wer ist nun klein?" Er lachte dieses unheimliche "Ohohohohoho!"-Lachen, ehe er die Flügeln ausbreitete und sich darin einhüllte. Kurz darauf war er wieder der kleine Kero-chan in seiner umgangstauglicheren Form. "Zwei zu Null für den großartigen Kerberos, Wächter und Erwählender der neuen Herrin der Karten!"

  Die beiden alberte noch eine Zeit lang, dann wurde Sakura ernst. "Jetzt sag mal: Wo warst du eigentlich? Ich hab nen ziemlichen Schrecken bekommen, als ich ankam und du warst nicht da..."

  Auch Kero wurde ernst. "Nun, ich hab heut ingesamt fünf mal eine seltsame Macht gespürt, erst zweimal am Vormittag, dann einen den ganzen Mittag über verteilt, und dann zweimal am Nachmittag. Als sie sie das vierte mal Gespürt hatte, wollte ich unbedingt wissen, was es damit auf sich hat und bin dieser Energie gefolgt. Aber ich konnte schon nach kürzester Zeit nichts entdecken, also suchte ich weiter, doch Fehlanzeige."

  Sakura hatte ihm schweigend zugehört. Nebenbei hatte sie begonnen, sich umzuziehen, es war schon spät, und sie würde morgen früh aufstehen müssen, wollte sie einen geeigneten Platz fürs Picknick ergattern. So hatte sie zusammen mit Tomoyo, Chiharu-chan, Yamazaki-kun und Shaoran ausgemacht, dass sie sich schon eine Stunde vor dem vereinbarten Zeitpukt treffen würden, um sich dann in Ruhe nach einem schönen Platz umschauen zu können. Nebenbei erwähnt war sie plötzlich hundemüde, und musste ununterbrochen gähnen. "War es vielleicht Shaoran...?" Nach dem Umziehen nahm sie kurz vor dem kleinen Spiegel Platz, um sich die Haare zu kämmen. Eineinhalb Jahre waren vergangen, aber in Sakuras Zimmer hatte sich soweit nicht viel geändert.

  Auf Sakuras Frage hin schüttelte der kleine goldgelbe Wächter den Kopf. "Nein... er ist zwar ziemlich mächtig geworden, und ich frage mich, wieso, aber er war es bestimmt nicht - ich hätte seine Magie erkannt!"

  Aha, Kero-chan merkt es also auch... Während sie den Wecker stellte - den Sternenförmigen, welchen sie schon ewig hatte und langsam, aber sicher den Geist aufgab - fragte sich die Herrin der Karten abermals, was ihr Freund vor ihr verbarg. Ob es einen bestimmten Grund hatte, wieso er so stark geworden war? Wollte er ihr vielleicht den Titel als neue Herrin der Karten streitig machen?

  Nein, das hatte sie natürlich nur so daher gedacht! Seit wann kommen mir denn solche Ideen in den Kopf?, fragte sich Sakura, während sie auch den anderen Wecker, welchen sie von Toya zum Geburtstag bekommen hatte, stellte. Diesen stellte sie auf den Tisch. "Wer könnte das denn sonst gewesen sein?"

  Der Wächter zuckte die kleinen Schultern. "Ich kann es dir nicht sagen, Sakura... aber es war eine sehr düstere und starke Kraft, also sieh dich vor."

  Sakura kroch müde in ihr Bett, und Kero-chan machte wie selbstverständlich das Licht aus, ehe er sich auf ein kleines Kissen neben sie kuschelte. "Seltsam... ich hab nichts gespürt..." Als sie jedoch Kero-chans besorgten Blick bemerkte, lächelte sie. "Keine Sorge, mein kleiner Freund, ich bin mir sicher: Alles wird gut. - Gute Nacht, Kero-chan!" Damit drehte sie sich um, und schien im nächsten Moment auch schon zu schlafen.

  "Ach, wenn es doch nur immer so wäre, Sakura...", seufzte daraufhin der kleine Wächter diese Worte, die aus seinem Mund mittlerweile seltsam bekannt vorkamen.
 


 

"Wer...?" Es war Nacht. Der Mond stand in seiner größten Form am Himmel und stellte den Tokyo Tower als knochiges Gerüst da. Auf dem Dach der Besucherkuppel standen vier Personen. Dabei hatte Sakura das seltsame und unerklärliche Gefühl, dass an dieser Anzahl etwas nicht stimmte. Als sie um sich blickte, erkannte sie Kerberos, welcher in seiner Wächterform links von ihr stand; Tomoyo, welche hinter ihr stand; Yue, der rechts von ihr stand, und Shaoran, der direkt hinter ihr stand. Sie hielten beide den Schlüsselstab von Sakura gen Himmel, doch schien es Shaoran einige Anstrenungen zu kosten, sich überhaupt aufrecht halten zu können. Überhaupt sah er ziemlich mitgenommen aus, er blutete aus einer heftigen Wunde im Gesicht und schien auch sonst überall ein paar Kratzer abgekommen zu haben. Auch Yue schien angeschlagen. Sein linker Flügel bluetete aus einer klaffenden Wunde. Einzig Kero-chan und Tomoyo schienen unverletzt; letzteren schrie das Entsetzen jedoch förmlich aus dem Gesicht.

  "Der letzte Kampf..." Es war eine rauhe, bösartig klingende Jungenstimme. Sie schien von der Gestalt zu kommen, die einen Stab in der Hand hatte, welcher ihrem Schlüsselzepter ähnelte.

  "Der letzte Kampf...", wiederholte nun auch eine irgendwie zweifach klingelnde weibliche Stimme. Eine der langhaarigen Gestalten hob einen Gegenstand, der von der Silhouette an ein Schwert erinnerte. Die andere langhaarige Person hob einen Gegenstand mit einer Sakura unbekannten Kontur.

  Und plötzlich ertönte eine Stimme über den Platz, eine warme, seltsam vertraute Stimme. "Card Captors, der letzte Kampf steht bevor. Seid ihr bereit?"

  "Bereit...", murmelte Sakura wie von Zauberhand, ohne, dass sie es überhaupt wollte. Und ganz unvermittelt war die Stimme direkt hinter ihr. "Sakura-san, du besitzt die Formel, die unbesiegbar macht, und die Macht, welche aus sich selbst heraus leuchtet - du musst nur an dich glauben!"

  Und dann sprach eine Frauenstimme: "Genau, Sakura-chan. Glaub an dich, und alles wird gut werden - wir glauben ebenfalls alle an dich!"

  Wieder bewegte sich Sakuras Körper ohne ihr Zutun: Sie nickte zunächst, dann ging sie einen Schritt vorwärts, bis sie am Dachende stand. Dann hob sie den Stab, drehte sich nocheinmal um. Es stand nur noch Shaoran hinter ihr, der ihr aufmunternd zulächelte, dann wandte sie den Kopf wieder nach vorne, und dann hörte Sakura ein...-
 

... Ringringringringringringri-.

  "Nanu...?" Ein Traum?

  "Guten Morgen, Sakura! Hast du gut geschlafen?" Sakura machte den Wecker aus, und wollte sich gerade wieder ins Bett zurück sinken lassen, aber aus irgendeinem Grund wollte das Ringringringringring nicht aufhören. "Hmmm? Wo kommt dieses Ringen her?" Angestrengt sah sie sich aus zusammen gekniffenen Augen um, doch woher sollte dieses Störgeräusch kommen? Den Wecker hatte sie in ihrer Hand, der war definitiv aus. "Ich will weiter schlaaaaaaafen...", murmelte sie missmutig. Sie wollte schlafen, verdammt nochmal!

  Kero-chan erschien vor ihrer Nase. "Auf dem Tisch, Sakura."

  Als sie den Blick in die angegebene Richtung wandte, entdeckte sie tatsächlich noch einen Wecker - jenen, den sie von Toya zum Geburtstag bekommen hatte.

  Schwankend stand sie auf und machte sich in Richtung Wecker - und schwupp, da hatte sie ihn schon ausgemacht. Danach trottete sie wieder ins Bett zurück. "Aaaaah, weiterschlafen..." Schon war sie wieder ins Kissen gesunken und fing an, wegzuratzen, als Kero-chan plötzlich meinte. "Du weißt schon, dass ihr heute zum Hanami-Schauen geht, ja?"

  Sakura blieb regungslos. Genau 2 Sekunden. Dann war sie wie eine Rakete aus dem Bett geschossen. "Aaaaah, sag das doch gleich, Kero-chan!", schrie sie, während sie sich hektisch anzog.

  Kero-chan zuckte nur die Schultern, doch als er gerade was sagen wollte, wurde er von Sakura aufgehalten. "Ich hatte wieder einen seltsamen Traum..."

  "Achso? Was denn für einer?"

  "Uhm... er ist sehr verworren... ich erinnere mich nur noch an Bruchstücke... Dass Yue-san und Shaoran verletzt waren, und da waren vier seltsame Gestalten..." Noch beim Erzählen löste sich die Erinnerung an den Traum auf, und dann schien er verschwunden. "Den Rest habe ich eben vergessen. Es muss wirklich jemand dagegen sein, dass ich mich erinnere..."

  Kero-chan, welcher sehr aufmerksam zugehört hatte, überlegte einige Sekunden, dann seufzte er laut vernehmlich. "Das passt mir alles nicht so recht! Erst deine Träume, dann diese seltsame Präzens... nein, nein, das ist wahrlich nicht gut."

  Auch Sakura beschlich ein seltsames Gefühl. Das da etwas nicht mit rechten Dingen vor sich ging, schien eindeutig. Sie seufzte ebenfalls. "Naja, ich muss nun los. Machs gut, mein kleiner Freund."

  "Pass bitte auf dich auf, Sakura..." Sakura, die eben schon aus der Tür rauswollte, bliebt stehen und kam nochmal zu Kero-chan zurück. Ungewöhnlicherweise drückte Sakura ihm die kleinen Pfoten - so, als wolle sie ihm damit sagen, dass sicher alles gut werden wird. Und in dem Moment fiel ihr noch was ein. "Achja: Im Traum hatte eine mir bekannt vorkommende Stimme gesagt: Du kennst die Formel, die unbesiegbar macht, und besitzt die Kraft, die aus dir selbst heraus strahlt - also glaub an dich, und alles wird gut, oder so ähnlich..." Sie lächelte, und stand dann auf. "Ich denke, diese Stimme hat Recht. Und weil sie mich an die von Clow erinnert, werd ich ihr Glauben schenken! Also, du hast es gehört: Alles wird gut!"

  Damit fiel die Tür ins Schloss, und wenige Augenblicke später war sie zur Haustür raus. Kero-chan seufzte, und flatterte zur Schublade, welche sich in diesem Moment öffnete. Das Clow-Buch schwebte hinaus und blieb direkt vor Kero-chan hängen. "Sag mir, Clow... was hat das alles zu bedeuten...?" Doch in dem Buch fand Kerberos keine Antworten, und sah er seufzend aus dem Fenster...
 

"Ahhhhhhhh!"

  Sakura ließ sich entspannt auf die Decke zurück sinken, auf der sie saß, und starrte in den Himmel, welchen man vor lauter rosa Kirschblüten nicht mehr sah. "So lässt es sich leben!" Der Traum vom Morgen schien für den Moment vergessen.

  "Na, ist es nicht wunderbar, Sakura-chan?" Tomoyo kniete neben ihr und - wie könnte es anders sein? - filmte sie.

  "Naja, wenn es nicht so kalt wäre..." Mit auf der Decke saßen zudem Chiharu-chan, Yamazaki-kun und Shaoran. Da jeder hatte selbst zu dem Park kommen müssen, gehörten sie zu den ersten und hatten einen schönen Platz direkt unter drei Kirschbäumen ergattert. Es war jedoch noch früh am Morgen und sehr kühl, und Sakura fröstelte. "Wuah, mir ist kalt...", jammerte sie unverhohlen, woraufhin die Anwesenden lachen mussten. Einzig Shaoran schien mit seinen Gedanken weit fort, er hatte seinen träumerischen Blick auf irgendeinen Punkt jenseits der Bäume gerichtet.

  "Hey, hey, Li-kun!" Tomoyo stupste den Chinesen leicht von der Seite an, welcher daraufhin erschrocken hochschrak. "Wa..." Doch als er merkte, dass es jeglich Tomoyo war, welche ihn angestupst hatte, beruhigte er sich wieder. "Ach, du bist es - was gibt es?"

  Tomoyo fing an zu kichern. "Sakura ist kalt - kannst du denn dagegen nichts unternehmen?"

  Daraufhin wurde der braunhaarige Junge sofort wieder knallrot. "W-was s-soll i-i-ich dagegen u-unternehmen?", stotterte er. "V-vor allem, w-wo d-doch so v-viele dabei s-sind..."

  "Hm, wenn das so ist..." Tomoyo stand wieder auf und ging zu Sakura hinüber, und Shaoran beschlich ein ungutes Gefühl. Was hatte dieses Mädchen nun schon wieder vor? Doch ehe er sich das weiter fragen konnte, erlebte er bereits, was Tomoyo vor hatte: "Ah, Sakura-chan, du hast ja schon ganz blaue Lippen - du wirst erfrieren!"

  Shaoran wär am liebsten umgekippt. Das kauft dir doch keiner ab, Daidouji, dachte er und schlug sich gegen die Stirn. Das war so mies geschauspielert, das konnte man ihr doch nicht abkaufen! Doch er erfuhr nur wenige Sekunden darauf, dass er sich irrte. "Stimmt, du hast Recht. Oh mein Gott, Sakura-chan!" Chiharu war aufgesprungen und hatte Sakura die Arme auf die Schultern gelegt. Auch Yamazaki-kun, der eben Getränke geholt hatte, kam nun eiligen Schrittes herbei und begutachtete Sakura.

  Diese kam sich mehr als verarscht vor - zu Recht, aber das wusste sie ja nicht. "Ehm, Leute... ist gut, ich frier nur - kein Grund, ein Drama draus zu machen!"

  Doch ihr Einwand wurde einfach übergangen. "Yamazaki-kun, haben wir nicht noch eine Decke?" Aber dieser schüttelte den Kopf, während Shaoran die Szene mit wachsendem Unglauben beobachtete. Meinten die das tatsächlich ernst? "Leider nicht. Vielleicht sollten wir sie mit unseren Körpern wärmen?" Im nächsten Moment war er in den typischen Yamazaki-Modus gewechselt. "Apropo, wusstet ihr, dass...?"

  "Hai, Hai, Hai - erzähl deine Geschichten später! Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass es Sakura-chan wieder wärmer wird."

  Tomoyo brach in gespielten - waren sie wirklich nur gespielt? - Tränen aus. "Was sollen wir nur tun? Wir werden sie alle umarmen müssen, sonst wird Sakura-chan sterben, und ich... und ich..." Sie brach den Satz ab, in einem fürchterlichen Weinkrampf fallend.

  Das... kann... doch... nicht... wahr... sein..., schoß es dem Chinesen durch den Kopf. Er sah zu, wie Tomoyo sich Sakura mit einem "Ich werde dich wärmen, Sakura-chan!" an den Hals schmieß, und da platze ihm irgendwie der Kragen! "Genug jetzt!" Er sprang auf und eilte schnell zu Sakura, welche ihn nur verwirrt ansah. "Shaoran?" Tomoyo machte gehorsam Platz, und er kniete sich neben dem irritierten braunhaarigen Mädchen nieder. Dann streifte er seine Schuljacke ab und legte sie Sakura um die Schultern. Als krönenden Abschluss legte er noch den Arm und sie und drükte sie an sich. "So!", rief er grimmig, und bedachte jeden der Anwesenden mit einem bösen Blick - frei nach dem Motto: Wagt es nocheinmal, Sakura zu nahe zu kommen, und ich werde euch alle... Naja, den Rest verschweigen wir nun lieber...

  Sakura wurde augenblicklich warm, was aber mehrere Gründe hatte. Der heftigste war, dass ihr schlicht und ergreifend das Blut vor Scham ins Gesicht schoß. Nicht nur Tomoyo, sondern auch Chiharu-chan und Yamazaki-kun hatten eben mitbekommen, wie Shaoran sie an sich gezogen hatte. Nein, wenn das nichtmal peinlich war! Ihr Gesicht wurde von Sekunde zu Sekunde röter, als ihr all die Faktoren bewusst wurden, weshalb man so rot werden konnte: Zum einen hatte Shaoran eben mehr als eindeutig bewiesen, dass sie zu ihm gehörte und er nicht zulassen würde, dass ihr irgendwer anderes als er half. Zum anderen hatte er sich so selbstlos geopfert und ihr seine Jacke gegeben, obwohl ihm selbst doch sicherlich auch kalt war (darauf würde sie ihn auch gleich ansprechen - sobald sie wieder normal denken konnte, versteht sich!) Und dann kam der Unstand dazu, dass er sie an sich gedrückt hielt und sie ihm so nah war, dass sie seine Wärme und seinen warmen Atem spüren konnte. War es also ein Wunder, dass sie von Sekunde zu Sekunde röter wurde, und es auch kein Ende zu nehmen schien? So, wie sie nun aussah, konnte sie einer spätreifen Tomate Konkurrenz machen!

  Aber wenn sie mal für einen Moment vergaß, dass diese Szene grad von all ihren Freunden aus Grundschultagen verfolgt wurde, und wenn sie vergaß, dass sie ihm sehr nah war, näher als für normal, und wenn sie vergaß, dass er ihr seine Jacke gegeben hatte, obwohl er sicher auch fürchterlich frieren musste, ja, dann könnte sie endlich auch mal bemerken, dass es eigentlich ein durchaus schönes Gefühl war, so in dieser Art und Weise in den Armen von Shaoran zu liegen. Und für einen Moment vergaß sie wirklich, dass sie gerade von ihren Freunden beobachtet wurde und all die anderen Faktoren, die ihr bis eben noch peinlich waren, und so kuschelte sie sich etwas näher an ihn ran - so nah, dass sie sogar sein Herz klopfen hörte. Es raste wie verrückt - ob es ihm vielleicht gerade genauso wie ihr erging?

  "Gehts nun besser...?", fragte da Shaoran plötzlich, und Sakura erschrak. Als sie einen Blick zur Seite warf, sah sie jedoch niemanden mehr - Wann waren sie gegangen, und wohin?

  Shaoran schien schon wieder sowas wie ihre Gedanken zu lesen, denn er meinte: "S-sie... holen gerade eine Decke... oder so..." Wahrscheinlicher war jedoch, dass sie die beiden einfach nur etwas alleine lassen wollten.

  "D-danke..." Um nichts lieber auf der Welt wollte sie so ewig da sitzen. Im null Komma nichts war ihr wieder warm geworden - vielleicht sogar einen Tick zu warm, was aber bestimmt nicht mit materiellen Dingen wie der Jacke oder so zu tun hatten! Aber dann fiel ihr ein, dass Shaoran doch sicher frieren musste! Stimmt, sie wollte ihn doch auf die Jacke ansprechen! "Ah, Shaoran! D-dir ist d-doch sicher auch k-kalt..."

  Aber der Junge aus China schüttelte nur den Kopf. "Solange du nicht frierst, frier ich auch nicht..." Ein Satz, welcher ihm schon peinlich war, bevor er ihn ausgesprochen hatte! War war denn nun mit ihm los? War er seit neuster Zeit etwa unter die Sprücheklopfer gegangen, oder wie? Er sah irgendwo wieder zwischen die Bäume - genau dorthin, wo er auch vorhin die ganze Zeit hingestarrt hatte -, damit Sakura nicht merkte, dass er ebenfalls über beide Backen rot geworden war. Ganz so cool und suverän, wie er es gern hätte, brachte er Szenen wie die ebrige eben doch noch nicht rüber! Und die Wahrheit war doch wohl schlicht und ergreifend, dass Shaoran bereits Kältere Temparaturen gewöhnt war - nicht mehr und nicht weniger... - Oder lag es vielleicht sogar daran, weil ihm schon so schön warm ums Herz war? Eben hatte er Daidouji noch umbringen wollen, doch nun war er ihr dankbar: Der Tag hatte schon so romantisch begonnen, es konnte doch nur noch besser werden!

  Als Daidouji mit Miharu und Yamazaki zurück kam, überkam Shaoran das Bedürfnis, wieder von Sakura wegzuweichen, doch er blieb standhaft. Herr Gott nochmal, er und Sakura waren zusammen, also war es doch normal, dass sie bei einander waren und sich umarmten. Doch der Umstand, in welcher Verfassung die beiden waren, als die anderen zurück kamen, war schon ein Umstand, bei dem man erröten durfte: Immerhin hatte sich Sakura, die es aus irgendeinem Grund nichtmal schaffte, einige Minuten am Stück wach zu bleiben, sich mittlerweile mit dem Kopf auf seinen Schoß gelegt und die Augen geschlossen. Die Jacke hatte er ihr als eine Art Decke über gelegt, und so betrachtete er versonnen ihr Gesicht, während sie anscheinend schlief oder so ähnlich, bis letztendlich Tomoyo und die anderen zurück kamen.

  "Ist mit Sakura-chan wirklich alles okay?" Miharu schien sich wirklich Sorgen zu machen, aber Shaoran konnte nur mit den Schultern zucken. "Ich weiß nicht... Vielleicht hat sie schlecht geschlafen oder so?"

  Plötzlich schlug Sakura die Augen auf. "I-ich... hatte nur seinen seltsamen Traum, das ist alles..." Sie lächelte kurz reihum, dann meinte sie "Daijoubu" - und hatte im nächsten Moment die Augen schon wieder geschlossen.

  Daidouji seufzte. "Bis zum vereinbarten Zeitpunkt ist noch eine halbe Stunde - ruh dich so lange aus, Sakura-chan." Dass sie sich Sorgen machte, musste sie nicht sagen, das erkannten die anwesenden Personen auch so. Auch Shaoran machte sich Sorgen und erinnerte sich an die Zeit zurück, kurz bevor Yue in Erscheinung getreten war. Damals hatte Sakura jede Nacht seltsame Träume gehabt und war jeden Tag so müde gewesen, dass sie sogar im Unterricht eingeschlafen war (zu dem Zeitpunkt waren er und sie noch nicht so richtig befreundet gewesen, er hatte es immer noch vorgezogen, Rivale genannt zu werden. Aber eigentlich hatte er sich schon zu dem Zeitpunkt immer jede erdenkliche Mühe gegeben, um Sakura vor Leid zu schützen. Im Nachhinein fragte er sich, ob er vielleicht schon zu diesem Zeitpunkt leicht verliebt war...)

  Und nun hatte Sakura anscheinend wieder seltsame Träume, die ihr so sehr zu schaffen machten, dass sie sogar tagsüber noch schlafen musste. Dass er sich Sorgen machte, war also durchaus begründet. Hoffentlich schlitterten sie nicht geradewegs in die nächste schlimme Katastrophe!
 

Es war mittlerweile knapp 20 Minuten vergangen, als Sakura erneut die Augen aufschlug und sich aufrichtete. "Aaaaah", seufzte sie vernehmlich. Das erste, was sie sah, war Shaorans Gesicht, der ihr glücklich entgegen lächelte - ja, er lächelte! Ein Umstand, der selten vorkam, nach wie vor, aber es passierte! "Wuah!" Sie wurde sich dem Umstand, dass sie auf seinem Schoß lag, bewusst, und wurde wieder knallrot. "Ah, t-t-tut mir leid!", stotterte sie aufgebracht, und war prombt aufgestanden und auf ein paar Meter Sicherheitsabstand gewichen - ein Verhalten, für das sie sich gleich wieder verfluchte, denn jetzt war es ihm ebenfalls peinlich, und sie waren wieder bei Null angekommen! Dabei waren sie seit gestern doch ein Paar, oder etwa nicht? Was für einen Grund hatte sie also, sich dauernd so kindisch zu benehmen?

  "Uhm... d-danke... dass du mich hast schlafen... lassen..."

  "N-nicht der Rede wert..." Shaoran starrte wieder auf einen Punkt irgendwo jenseits der Bäume, doch als Sakura da hinsah, erkannte sie rein gar nichts. Sie stand auf und streckte sie ausgiebig in alle Richtungen. Dabei fiel der Blick auf die Decke, mit der sie bis eben zugedeckt war. Als sie merkte, dass Shaoran immer noch im Hemd da saß, erschrak sie. "Was? Wieso hast du mir auch noch die Decke gegeben?"

  Shaoran wollte gerade etwas erwidern, als Tomoyo angerannt kam. "Ah, Sakura-chan, du bist wach - welch ein Glück!"

  Sakura nickte. "Uhm... tut mir echt leid, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist..."

  Aber Tomoyo schüttelte nur den Kopf. "Mach dir keine Gedanken, Sakura-chan - hauptsache, es geht dir gut." Sakura wollte noch was erwidern, aber Tomoyo winkte ab. "Li-kun, komm mal kurz - ich muss dir was zeigen!" Er schien noch etwas sagen zu wollen, seufzte dann aber nur. "Ehm, ich bin gleich zurück", rief er ihr noch zu, dann war er verschwunden und hatte Sakura allein zurück gelassen, welche den beiden mit gerunzelten Augenbrauen hinterher sah. Was sie beiden wohl nun wieder ausheckten?

  Sakura wollte sich gerade wieder setzen, als sie in einiger Entfernung Akira stehen sah. "Akira-kuuun!" Sie nahm den hellblauen Regenschirm, den er ihr gestern gegeben hatte, und rannte damit auf ihn zu. "O-oh, Sakura-san..."

  "Ohaiyo, Akira-kun!", begrüßte sie ihn höflich, dann überreichte sie ihm den Regenschirm. "Danke für deine Hilfe gestern." Daraufin schien der Junge etwas verwirrt. "Hilfe...? Was...?" Dann ging ein Ruck durch ihn, und er nahm den Schirm an. "Achso, kein Problem." Täuschte Sakura sich, oder schien er plötzlich wirklich verändert? Er schien noch was sagen zu wollen, doch dann nickte er nur. "Schöner Tag, nicht wahr?"

  Das braunhaarige Mädchen nickte. "Ja, zum Glück. Gestern war es noch so verregnet, aber heute scheint Gott sei Dank wieder die Sonne."

  Akira wollte gerade was erwidern, als Tomoyo an Sakuras Seite erschien. "Ne, ne, Sakura-chan! Komm, ich möchte ein paar Fotos von dir machen!"

  "A-aber...", wollte Sakura erwidern, doch Tomoyo zog sie bereits hinter sich her. "W-wieso Fotos?"

  Tomoyo lächelte lieblich. "Es ist Hanami und die Kirschblüten stehen in voller Blüte - könnte es ein perfekteres Seeting für ein Fotoshooting geben?"

  Sakura wurde rot und geriet ins Sottern. "A-aber ich wusste d-davon d-doch nichts..." Ihr fiel ein, dass sie heute morgen wieder verschlafen hatte und mit dem Fertigmachen nicht allzu viel Zeit verbracht hatte. "M-meine Haare sehen sicher schrecklich aus, und..."

  "Keine Sorge, Sakura-chan! Ich hab eine Bürste dabei!" Wie aus dem nichts hatte sie plötzlich eine Tasche in der Hand, in der sie allermöglichen Dinge mit hatte. "Ich bürste dir erstmal die Haare, und dann richte ich dich etwas her..." Sie glücklich sie wieder aussah!

  "U-uhm..." Sakura ließ sich still seufzend die Haare bürsten, danach wurde sie leicht geschminkt, was sie errötend annahm. Als das erledigt war, wurde sie auch gleich dazu angehalten, unter den Kirschblüten zu posieren. Dabei rief Tomoyo ihr die ganze Zeit Dinge wie "Schau noch bedrückter - ja, genauso so!" oder "Jetzt sei happy! Lächle dein glücklichstes Lächeln!" oder so zu. Mal sollte Sakura sogar auf einen Baum klettern! "Haaach, Sakura-chan, du und die Kirschblüten, das ergibt einfach ein in sich stimmiges Bild!" Sie schien aus dem Schwärmen gar nicht mehr rauszukommen!

  Aber das beste Bild bekam sie, als Shaoran kurz vorbei kam, um nach dem Rechten zu sehen. "Alles okay bei euch?"

  "S-shaoran!" Sakura war gleich wieder total rot geworden, als sie ihn gesehen hatte, und diesen Moment nutze Tomoyo. "Und snap!", rief sie amüsiert, und schon hatte sie ein Bild mit einer sanft erröteten Sakura im Kasten. "Das gehört mit zu den besten!"

  Sakura bekam davon nichts mit - sie versuchte, ungeschickt wieder vom Baum runterzuklettern, ohne dass man ihr unter den Rock hätte schauen können.

  "I-ich soll euch Bescheid sagen, dass das Picknick nun beginnt..." Er sah pflichtbewusst nicht hin, während Sakura versuchte, umständlich vom Baum zu kommen, und wandte sich gleich wieder zum Gehen. "B-bis gleich..."

  "J-jetzt warte doch..." Aber Shaoran war bereits wieder zwischen den Bäumen verschwunden. "W-was... was ist denn heut nur mit ihm los...?"

  "Ich habe keine Ahnung!", sagte Tomoyo, aber der Umstand, wie sie es tat, ließ Sakura misstrauisch werden. Sie sagte es nämlich lachend und mit diesem wissenden Lächeln! "Ts, das glaub ich dir nicht, Tomoyo! Gibs zu, du weißt doch was! Hey, ich seh es dir an!"

  Doch Tomoyo war ihr und dem Griff, mit dem sich Sakura an ihrem Arm hängen wollte, bereits tänzelnd ausgewichen. "Komm, lass uns zu den anderen zurück gehen", rief sie lächelnd.

  Das braunhaarige Mädchen folgte ihr aufgebracht. "Hey, das ist nicht fair! Los, spucks aus!"

  "Ich weiß nicht, wovon du spricht!", blieb Tomoyo behaarlich. Aber das Grinsen wollte ihr nicht vom Gesicht weichen.

  "Hmpf! Shaoran ist heut den ganzen Tag so seltsam: Erst klotzt er unentwegs zu irgendeinem Punkt zwischen den Bäumen, dann ist er ist dauernd abwesen, und ich weiß nicht, wo er ist - doch ich bin mir ziemlich sicher, dass du weißt, was los ist!"

  "Tja... frag ihn doch selbst...", lachte Tomoyo - sie waren an ihrem Platz angekommen, und Sakura wurde augenblicklich wieder rot - Hoffentlich hatte niemand das gehört!

  Doch niemand sah auf. Chiharu-chan unterhielt sich lachend mit Yamazaki, und Shaoran starrte wieder irgendwo auf einen Punkt jenseits der Bäume. "Puh..." Sakura seufzte, dann setzte sie sich zusammen mit Tomoyo in den Kreis.

  Zunächst wurde gegessen. Jeder hatte einige Dinge mitgebracht, und dann wurde untereinander ausgetauscht. Als das Essen beendet war, wurde wieder einmal gesungen: Tomoyo hatte, wie bei einem früheren Hanami-Besuch, einen Karaoke-Apperat von der Firma ihrer Mutter mitgebracht.

  Die Zeit verging wie im Flug, und nach einigen lusitgen Liedern von Yamazaki-kun war auch Chiharu dran, und direkt danach Sakura, welche zunächst erst nicht wollte. Aber nach einigem gutem Zuspruch beschloß sie, doch zu singen. Während sie überlegte, was sie singen könnte, zog sie ihre Schuljacke aus und legte diese auf die Decke. "Hm..." Sie betrachtete erst Tomoyo, welche ihr wie immer aufmunternd zuwinkte, und dann Shaoran, welcher ihr schon so oft nur durch seine Anwesenheit geholfen hatte, und dann fiel ihr der ideale Titel ein. Mit einem "Dieses Lied widme ich meinen engsten Freunden!" fing sie an zu singen:
 

                                             "kumo wa nagarete'ru

                                             kaze wa utaidasu

                                             itsumo hashitte'ta

                                             kono michi no soba de

                                             ima mo shiroi hana ga saite waratte iru

                                             ..."
 

  "Hey, Li-kun!" Tomoyo stupste ihn sacht von der Seite an, welcher daraufhin erschrocken hochfuhr. "Was?" Er hatte sie die ganze Zeit verträumt angeschmachtet, was keinem der Anwesenden entgangen war.

  Tomoyo grinste wieder. "Und, wie weit bist du gekommen?" Sie achtete darauf, möglichst leise zu reden, damit sonst keiner mithören konnte.

  "Uhm... Fast fertig..." Er sah Sakura verträumt an. "Nur noch ein wenig, dann ist alles soweit... Kannst du mir dabei nochmal helfen?"

  "Klar kann ich das!" Sie sah wieder zu Sakura, dann sprach sie weiter, ohne jedoch den Blick von dem Braunhaarigen Mädchen abzuwenden. "Du meinst es wohl ernst, was?" Nun grinste das schwarzhaarige Mädchen.

  Shaoran wurde rot. "D-das war deine Idee..."

  "Aber keiner hat dir gesagt, dass du es auch machen musst!" Noch immer sah sie zu Sakura, und ein leichter Glanz hatte sich in ihre Augen gelegt. Waren das etwa Tränen?

  Sakura gelang bei ihrem Lied gerade beim Refrain an:
 

                                             "ashita ni natte mo

                                             itsuka otona ni natte mo

                                             kitto omoidashite ne

                                             anata ga koko ni ita koto

                                             wasurenai de ite

                                             hiroi sekai no hate de mo

                                             zutto kienai ima wo

                                             minna arigatou."
 

  Bei den letzten Worten sah sie erst Tomoyo, und dann Shaoran lächelnd an. Dann verbeugte sie sich, woraufhin ihr zugejubelt wurde: "Super, Sakura-chan!" und "Tolles Lied, Sakura-chan!" Sie verbeugte sich nocheinmal, dann nahm sie neben Tomoyo Platz. "Prima, Sakura-chan, ich bin begeistert!"

  Plötzlich stand Shaoran auf. "Ehm... ich hab noch was zu erledigen..."

  "Was?" Sakura sah enttäuscht auf, aber Shaoran faltete die Hände nur zu einer entschuldigend Geste. "Ich beeil mich, okay?" Zu Tomoyo gewandt meinte er: "Kommst du, Daidouji?"

  "Was, was, was?" Sie sah von einem zur anderen und wieder zurück. "Pah! Von wegen, du weißt von nichts!"

  Aber auch Tomoyo faltete die Hände nur in dieser typischen "Gomen nasai"-Geste. "Tut mir leid, Sakura-chan, aber ich muss schweigen wie ein Grab." Dann eilte sie schnell Shaoran hinterher, welcher schon vorausgegangen war.

  "Gemeiiiiin..." Sakura hing sich an Chiharu, welche nur lachen konnte. "Kopf hoch, Sakura-chan!" Sie hielt ihr ein Mikado-Stäbchen hin, welches Sakura dankbar annahm. "Hmpf..." Sie knapperte gerade an dem Stäbchen, als sie durch die Bäume eine bekannte Silhouette erspähte. "Nani? Mitsuki-senpai?"

  Schnell stand sie auf und eilte, die verwirrten Blicke ihrer Klassenkameraden ignorierend, zu dem Punkt, an dem sie meinte, Mitsuki entdeckt zu haben, doch als sie da ankam, entdeckte sie niemanden. "Seltsam..."
 

"Akira-kun?"

  Akira saß zusammen mit einigen Jungs auf einer Decke, die alle fast gleichzeitig die Essensboxen beiseite legten, als sie Sakura nähern sahen. Und natürlich war die Eifersucht groß, dass Sakura ausgerechnet mit diesem schüchternen Typen sprach, und den Rest erst gar nicht zu beachten schien.

  "A-ah, S-sakura-san..." Er war wieder rot geworden und hatte ihr hekitsch Platz gemacht, aber Sakura verneinte kopfschüttelnd. "Ich geh gleich wieder, ich wollte dich nur schnell was fragen."

  "A-a-achso..." Er sah etwas enttäuscht aus, lächelte aber dennoch.

  "Ehm... also, was ich dich fragen wollte... Also, deine Schwester, Mitsuki-senpai - ist sie heute auch hier?"

  Akira wirkte einen Moment verdutzt, dann verneinte er. "Ehm... nein... Es geht nach Klassennummer, ihre Klasse war demnach schon am... zweiten Schultag..."

  "Waaaas?" Sie war sich sicher, sie gesehen zu haben - sollte sie sich also etwa täuschen? Aber dann fiel ihr ein Denkfehler auf. "Aber moment mal... Mitsuki-senpai hat sich am zweiten Tag doch erst vorgestellt gehabt!"

  "Ehm... naja... sie ist nicht mit... oder so... " Er schien sichtlich nervös zu werden. "W-wahrscheinlich war sie in... einer a-anderen Klasse o-oder so..."

  Sakura fand das Ganze mehr als seltsam. Konnte man einfach so beschließen, dass man nicht mit zum Hanami ging? "Aber ich bin mir zu Einhundert Prozent sicher, dass sie es war! Lange, schwarze Haare, die sie seitlich zum Zopf..." Sie brach ab. Irgendetwas kam ihr gerade total seltsam vor, aber sie konnte nicht genau sagen, was.

  "S-sie kann a-auf jeden Fall nicht hier sein. S-sie hat U-unterricht... Vielleicht war es ja...-"

  Er brach plötzlich ab, und es schien, als würde ein Ruck durch ihn gehen.

  "A-akira-kun?" Sakura sah ihn fragend an.

  "N-nichts." Er sah Sakura lächelnd an, aber irgendetwas daran kam Sakura seltsam vor. Wieso hatte sie nur das Gefühl, dass seine Süchternheit grad nur gespielt war? Und wieso kam er ihr auf einmal so verändert vor? Als er nun sprach, tat er es immer noch stockend, aber für das braunhaarige Mädchen wirkte es im Moment mehr als nur befremdlich. "N-nichts...", wiederholte er lächelnd - ein Lächeln, wie Sakura es bei ihm noch nie gesehen hatte.

  "A-alles okay bei dir...?"

  Der Junge schüttelte immer noch lächelnd den Kopf. "E-es ist alles o-okay." Sein Stocken wollte nicht so recht mit seinem Lächeln zusammen passen. Und wieso wirkten seine eisblauen Augen nur so seltsam befremdlich auf sie? Beziehungsweise: Hatte er schon immer diese Augenfarbe besessen?

  "Ehm... Sakura-san?" Er stand auf, was Sakura zurück schrecken ließ. Im nächsten Moment war sie über sich selbst verwundert. Was war denn nun schon wieder mit ihr los? Was war sie so schreckhaft? "J-ja?"

  Er lächelte wieder. "K-kannst du mich mal kurz dorthin begleiten?" Er wieß auf einen Flecken jeneits der Kirschbäume, und Sakura nickte - was sie im nächsten Moment bereute. Aus irgendeinem Grund hatte sie gerade ein ganz seltsames Gefühl im Bauch. Aber sie schüttelte dieses Gefühl ab. Es war unbedeutend - es musste einfach so sein. "O-okay..."

  Die spießenden Blicke der anderen Jungs im Rücken folgte Sakura Akira zörgernd. Als sie stehen blieben, drehte sich Akira nur langsam um. "Sakura-san, darf ich dich etwas fragen...?"

  "Uhm... schieß los...?" Sakura bereute immer mehr, das sie sich darauf eingelassen hatte, aber sie konnte nach wie vor nicht wirklich den Grund für dieses Bereuen deuten. Außerdem begann sie zu frösteln. Es schien, als sei es unmerklich kälter geworden.

  "Aber du musst auch ehrlich sein..." Er trat einen Schritt näher an sie heran. Und sie wich einen kleinen Schritt vor ihm zurück, ohne es überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. "Verspricht du mir das?"

  Sie ging einen weiteren Schritt zurück, als er näher kam. "W-was?" Sie überkreuzte die Arme, als ein lauer Wind anfing zu wehen. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihre Schuljacke bei Chiharu-chan hatte liegen lassen. Kein Wunder also, dass sie fröstelte!

  "Das du ehrlich bist." Er lächelte immer noch, doch es wirkte kalt und falsch. Was war nur passiert? "Verspricht du mir das?"

  Sakura sah sich um. "Uhm..." Sie waren allein. Sollte sie einfach wegrennen? Doch ihre Beine fühlten sich schwer wie Blei an. Hinzu kam, dass sie mittlerweile nicht mehr fröstelte, sondern regelrecht fror - und das, obwohl schon April war und die Sonne schien. Und es lag ganz gewiss nicht nur daran, dass sie ihre Jacke nicht trug! "Kommt auf die Frage drauf an..." Plötzlich überkam Sakura ein übermächtiges Gefühl. Etwas war hier - etwas sehr starkes!

  Er kam noch einen großen Schritt näher, und stand ihr nun ganz nah. Sie wollte abermals zurück weichen, doch plötzlich traf ihr linker Fuß auf Widerstand, und als sie leicht den Kopf nach hinten wandte, sah sie, dass hinter ihr ein Kirschbaum stand. Sie war in einer Sackgasse angelangt. "A-akira-kun, w-warte doch mal..." Das Gefühl, dass hier etwas faul war, wurde mittlerweile unnatürlich stark.

  "Was denn, was denn?" Er lächelte nach wie vor, als hätte man ihm dieses Lächeln ins Gesicht gebrannt. Aber gerade, als er die Hand nach ihr ausstrecken wollte, sprang etwas aus dem Gebüsch raus, und eine weitere Hand ergriff die von Akira. "Was zum...?!"

  Shaoran hatte sich blitzschnell zwischen ihn und Sakura gedrängt. "S-shaoran!?" Er funkelte Akira noch einige Sekunden wütend an, schien, als wolle er etwas sagen, aber dann ergriff er stattdessen wortlos Sakuras Hand und zog sie hinter sich her.

  Als sie einige Meter gelaufen waren, wagte Sakura ein leises "Autsch...", welches aber jedoch unerhört (oder gefliessentlich ignoriert?) blieb. Er zog sie einfach stur weiter, und schien wahrlich vor Wut zu kochen.

  Nach einigen weiteren Metern versuchte Sakura stehen zu bleiben, aber Shaoran zog sie weiterhin stur mit sich, woraufhin sie ein weiteres mal "Autsch!" rief. Als auch dieses auf taube Ohren stieß, stemmte sie sich mit aller Macht gegen ihn, um sich aus seinen Griff zu reissen. "Shaoran, du tust mir weh!"

  Endlich ließ er los, aber er ging dennoch weiter. Sakura indes blieb stehen. Was war nur in ihn gefahren? Wieso war er nur so wütend? "S-shaoran...!"

  Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um.

  "E-es... tut mir leid... wegen eben..." Sie wusste nicht genau, auf was die Entschuldigung gemünzt war. Darauf, dass sie sich losgerissen hatte? Darauf, dass sie ihn eben angefahren hatte? Dass sie sich nichtmal bedankt hatte? Oder vielleicht auch dafür, dass sie mit Akira alleine war?

  "Weißt du überhaupt, für was du dich entschuldigst?"

  Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Nein. Sie wusste es nicht. "Ich... ich weiß doch nicht mal, wieso du sauer bist...", stammelte sie daher hilflos. Aber wusste sie es wirklich nicht?

  "Soso, du weißt es also nicht...?" Endlich drehte sich der Junge aus China um und kam auf sie zu. Erst jetzt bemerkte sie jedoch, dass der die Hände zu Fäusten geballt hatte. Nun wich sie vor Shaoran zurück. "S-shaoran... e-es tut mir wirklich leid... Aber wieso bist du so sauer...?"

  "Wieso ich so sauer bin...?" Sakura wich weiter zurück, aber die Szene von eben wiederholte sich: Hinter ihr stand erneut ein Baum, welches sie am Weiterzurückweichen hinderte. Sackgasse.

  "Ich werde dir sagen, wieso ich so sauer bin!" Sie wollte gerade zur Seite hin ausweichen, als Shaoran ihr mit dem Arm den Weg versperrte. Mit dem anderen tat er es gleich, und nagelte sie somit quasi an den Baum fest.

  "Bitte, Shaoran. D-du machst mir Angst!" Die Arme vor dem Oberkörper überkreuzt, wollte sie weiter zurück weichen, doch der Baum verhinderte ihr Weiterkommen. Zur Seite ausweichen konnte sie ebenfalls nicht. "Bitte, beruhig...-"

  Weiter kam das verwirrte Mädchen, welches bereits den Tränen nahe war, nicht, denn Shaoran hatte sie in einer schnellen Bewegung an sich gezogen, und was er dann tat, ließ Sakura beinahe das Herz stillstehen: Er küsste sie.
 

OOC: Überraschendes Ende, die 5. ... oder so.

Was lange währt, wird endlich gut - sollte man meinen. Eine halbe Ewigkeit sitz ich nun schon an diesem Kapitel, und ich weiß nicht, wie gut es geworden ist.
 

Beziehungsweise, um auf das [*] zu kommen:

Kappa bedeutet zu Deutsch entweder Flußkobold oder eben auch Regenmantel.
 

Und das Lied, welches Sakura singt, ist jenes aus dem 2. Kinofilm, und wird von Sakura Tange, der Seiyuu von Sakura, gesungen.

Ich finde dieses Lied total schön und fand, dass es an dieser Stelle sehr schön passen würde - hoffentlich denkt ihr genauso ^_^
 

Ist euch eigentlich was aufgefallen?

Ich bin mal echt gespannt, wer von euch gemerkt hat, nach welchem Schema ich meine Kapitel aufgebaut habe.

Dunkle Machenschaften...

"Sagt mal..." Zwei Gestalten standen zwischen den Kirschblüten, welche die Blätter Schneeähnlich fallen ließen. Obwohl es hell war, konnte man sie nicht wirklich erkennen, und es schien, als würden sie in dichte Nebel gehüllt sein. Selbst die beiden Schülerinnen, die lachend dicht an ihnen vorbeischritten, schinen die beiden Gestalten nicht zu bemerken.

  Eine Gestalt, eine etwas kleinere, hob den Kopf. "Ja?" Es schien sich um eine männliche Person zu handeln.

  Die andere Gestalt verschränkte scheinbar die Arme. "Mich interessiert, was Ihr eigentlich mit diesem Mädchen vorhabt..." - Eine Pause entstand. Es schien, als würde die Gestalt, welche weiblicher Natur zu sein schien, nachdenken. Dann sprach sie bedacht weiter. "... mit dieser Sakura."

  Plötzlich kam eine weitere Gestalt hinzu, welche von der Silhouette her an die andere weibliche Gestalt erinnerte. "Ne, ne, ihr beiden!"

  Die kleinere Gestalt mit der männlichen Stimme ignorierte die neu dazugekommene Person. "Wusstet ihr, dass es sich bei Sakura Kinomoto um die Herrin der Clow-Cards handelt?"

  Ein erstauntes "Oho?" war zu hören, dann erhob wieder die erste weibliche Gestalt die Stimme. "Und Ihr wollt ihr die Clow-Cards abnehmen, oder wie?"

  Da mischte sich die andere weibliche Gestalt mit ein. "Ahwas, wo denkst du hin? Unser Meister hat das doch gar nicht nötig - nicht wahr?"

  "Da muss ich dir zur Abwechslung mal Recht geben." Die Silhouette mit der männlichen Stimme nickte. "Ich habe etwas viel mächtigeres als die Clow-Cards..."

  Die zweite weibliche Gestalt legte daraufhin den Kopf schief. "Dann wundert mich aber auch, was du mit Sakura willst. Gefällt sie dir etwa?" Es schien, als würde sie grinsen. "Hast du dich etwa verliebt?"

  "Was redest du denn da?!", wurde sie von der anderen weiblichen Gestalt angeschnauzt. "Unser Meister und sich verlieben - was bildest du dir ein?!"

  "Ruhig, ruhig, ihr beiden." Er wandte sich von den beiden weg und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. "Sakura ist die direkte Nachfahrin von Clow Lead - eine interessante Tatsache, findet ihr nicht?"

  Nun war wirkliche Überraschung bei den beiden zu vernehmen. "Ist das wirklich so?", rief die erste Stimme, welche schon von Anfang an dabei war. Und auch die andere weibliche Stimme rief überrascht auf: "Echt?"

  Die männliche Person nickte. "Dann könnt ihr euch nun sicher auch denken, was ich von Sakura Kinomoto will, nicht wahr?"

  Die beiden weiblichen Figuren nickten ebenfalls. "Rache...", flüsterten sie unisono, und sie klangen von der Stimme her nahezu gleich: Vor Hasstriefend und verbittert.

  "Genau.", lachte die männliche Gestalt.

  "Und was genau hast du geplant?"

  Er wandte sich wieder zu ihnen. "Mehrere Dinge. Zum einen benötige ich jenes Buch. Dann werde ich dafür sorgen, dass ihr das im Moment so wichtige Gefühl genommen wird, und das sie alles verliert, was ihr jetzt noch wichtig ist. Dark Sol wird uns dabei sicher helfen... - wenn auch sicherlich ungewollt. Und wenn ich sie und ihr Umfeld erst mal am Boden zerstört habe, dann.." - Er legte eine künstleriche Pause ein, ehe er mit tiefer, hasserfüllter Stimme weitersprach - "... dann... werde ich sie töten."

  Eine Zeit lang herrschte Schweigen auf der Wiese, als müssten die beiden weiblichen Gestalten die gesagten Worte erst einmal in sich aufnehmen und verdauen. Dann meinte aber die erstere und ernstere von beiden: "Aber meinst du nicht, dass dieser... Chinese..."

  "Er heißt Shaoran.", warf die andere beiläufig ein.

  "Uhm... genau, dieser Shaoran... Meinst du nicht, dass er dir in die Quere kommen wird?"

  Daraufhin musste die männliche Figur amüsiert auflachen. "Nein, wieso sollte er? Er wird der Schlüssel zu Sakuras Herzen sein. Mit ihm wird es mir ganz gewiss gelingen, Sakura von innen heraus zu zerstören."

  Die erste der beiden Gestalten musste schmunzeln. "Ach, deshalb versucht du Zwietracht zwischen den beiden zu sähen, lässt aber gerade dennoch zu, dass sie einander küssen."

  Daraufhin ließ die andere einen überraschten Ton hören. "Sie... küssen sich?" Dann schüttelte sie den Kopf. "Gomen, ich weiß - tut nichts zu Sache..." Sie schwieg eine Weile und schien dann, als sie weitersprach, etwas traurig zu sein. "Armes Ding... sie kann doch nichts dafür, dass sie die direkte Nachfahrin von Clow Lead ist. Und nun muss sie darunter leiden." Sie legte eine kurze Pause ein und sah durch die Bäume. Um sie herum tobte das Leben: Überall waren blaue Planen ausgebreitet, und nach und nach kamen immer mehr Menschen, die meisten von ihnen im Anzug, was sie somit als Angestellte auszeichnete. Aber keiner bemerkte die drei zwielichtigen Gestalten. Seltsamerweise war auf der Lichtung, auf der sie saßen, noch keine einzige blaue Plane ausgebreitet. "Überhaupt, solltest du dich nicht eher an Clow Lead selbst rächen?"

  "Keine Sorge... der kommt als nächstes dran..."
 

OOC: Yosh, ihr seht richtig: Hier ist schon Schluss.

Ich wollte zur Abwechslung mal ein richtiges Kurzes Chapter schreiben, und hab es nun so gestaltet, wie ich es schon in manchen Romanen, z. B. in denen von John Saul, gelesen habe: Ein Chapter, in der es einfach nur um irgendwelche Unbekannte und deren dunkle Machenschaften geht.

Btw... es handelt sich bei diesen drei selbstverständlich um jene drei aus Sakuras Traum <3
 

Und wer hat nun heraus gefunden, nach welchem Schema die Kapitel (außer dieses hier wohl) aufgebaut sind?

:'D
 

Ich denke, dass ich ab nun ein paar kürzere Chapter schreiben werde, kann es aber noch nicht versichern > // <
 

Greez

Det Mitsu



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sakura_Luna
2014-04-23T14:51:46+00:00 23.04.2014 16:51
Heey! Warum schreibst du nicht weiter????? Ich flehe dich an! Schreib bitte bitte bitte bitte weiter!!!
Von: abgemeldet
2009-09-01T17:03:19+00:00 01.09.2009 19:03
awww eeeendlich fertig. Hab die FF letztens entdeckt und wollte sie dann auch mal endlich fertig gelesen. Das ist nicht so schnel getan bei deinem Kapi, aber toll sind sie auf jeeeedenfaaall. I-wie bin ich noch nicht so auf das Schema gekommen *peinlich, peinlich* Dabei hab ich doch aaaalle folgen gesehen *Noch peinlicher*
Arme Arme Sakura-chan. Bekomm ich ne ENS??
Von:  arrachnia
2009-06-09T09:05:34+00:00 09.06.2009 11:05
hallo,
mit dem kurzen kapitel dazwischen, dat hattest du eine gute idee :)
ich finde sowas macht immer gut.
bin schon gespannt wi es weiter geet!
schreib so schnell wi du kannst weiter!

liebe grüsse
Von:  vilpat
2009-05-16T15:24:59+00:00 16.05.2009 17:24
Hi, zwar schon vor 2 Tagen gelesen, aber noch keine Zeit fürs Kommi gehabt:D

Kurz und knackig kann ich da nur sagen, mir gefallen solche Zwischenkapitel. Bin schon gespannt wer die 3 sind. Schreib also schnell weiter.

Gruß
Vil
Von:  vilpat
2009-05-07T16:34:12+00:00 07.05.2009 18:34
So, wiedermal ein sehr gutes Kapitel.

Akira is ein ***** (Is nicht jugendfrei :)) der Sakura haben will, Shaoran is natürlich eifersüchtig, die werden sich noch prügeln wenns so weitergeht.
Akira hat eindeutig was mit der Aura zu tun, seine Schwester auch.

Bin auf die Überraschung gespannt die Shaoran da mit Tomoyo vorbereitet:D

Schade das sonst keiner Kommis schreibt, aber ich werds auf jeden Fall weiterhin machen.

Gruß
Vil
Von:  vilpat
2009-04-19T17:47:33+00:00 19.04.2009 19:47
Hi,
wieder ein Kapitel durch.
Endlich hat er es gesagt, wurde auch Zeit:D
Und dieser Akira wird mir immer unsympatischer.

Achja, was is eigentlich mit Toya, hat sich Sakura ja netmal verabschiedet in der früh! :(

Freu mich schon aufs nächste Kapi
Gruß
Vil
Von:  vilpat
2009-04-17T16:37:08+00:00 17.04.2009 18:37
Uiiii, sehr gutes und süsses Kapitel.
Na ob die Klassenkameraden den armen Shaoran noch was antun?

Bin gespannt wies mit den beiden weitergeht.

Gruß
Vil
Von:  vilpat
2009-04-16T10:34:40+00:00 16.04.2009 12:34
So, auch Kapitel 2 durch.
Sehr interessant das mit den Flammen und Auren. Und ich bin mir sicher es is Shaoran, 100 pro.

Gruß
Vil
Von:  vilpat
2009-04-14T15:25:58+00:00 14.04.2009 17:25
Hi,

so, hab jetzt Kapitel 1 durch. War gut so das du es geteilt hast.
Fand es bis jetzt sehr gut, obwohl noch nicht so viel geschehen is.
Bin gespannt wem die Aura gehört.

Gruß
Vil
Von:  vilpat
2009-04-10T17:06:15+00:00 10.04.2009 19:06
Hi,
gefällt mir schonmal der Prolog.
Nun 17 Seiten lesen, buh das wird lang, ich würds in Kapitel unterteilen.

Gruß
Vil


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