Zum Inhalt der Seite

B³ - Megamind

Böse, Blau, Brilliant
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Megamind - Böse, Blau, Brilliant
 

Prolog:
 

Okay!

Also, wie läuft mein Leben aktuell? Ich wurde groß gefeiert, bekam die Frau meiner Träume und kletterte die Leiter des Erfolgs vom Superschurcken zum Superheld empor!

Was wünscht man sich mehr?!

Abgesehen von diversen Kleinigkeiten, die einem großen Helden das Leben schwer machen: Bösewichter, die die Stadt tyrannisieren, das Mysterium ‚Frau‘, die unendliche Langweile des Helden- Daseins und am Ende stehe ich zwischen den Fronten von Gut und Böse, das Inferno unaufhaltsam vor Augen!
 

Wie es so weit kam, dass ich es satt habe als großer Held dazustehen und bereit bin, alles hinzuschmeißen, was ich mir erkämpft hab?

Meine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, sie fängt gerade erst an. Und zwar mit dem Anfang vom Ende!

Kapitel 1

Kapitel 1
 

Roxanne Ritchi saß in dem gigantischen Apartment, das sich in den obersten Etagen des neuen Megamind Museums in Metro City befand und seufzte. Das Wohnzimmer, in dem sie saß, wirkte enorm groß und Luxuriös. Aber die Wände, die aus reinem Glas bestanden, verdoppelten diesen Eindruck vermutlich nur. Das oberste Stockwerk lag immerhin im 63. Stock und die Aussicht auf die Metropole war atemberaubend.

Vermutliche musste sie deswegen seufzen – schon wieder. Im Grunde tat sie es schon die ganze Zeit, seit sie hier war. Denn wenn sie eins hasste, war es Unpünktlichkeit. Während ihres Studiums und ihrer Arbeit für KMC News hatte sie gelernt, dass Pünktlichkeit das A und O war! Doch ihr werter Freund und aktueller noch Lebensabschnittsgefährte, sah diese Dinge nicht so eng. Nicht mehr.

Megamind, besagter Ex-Freund in spe und neuer Beschützer der Stadt, hatte seine Eigenarten und mehr Ecken und Kanten, als für einen Menschen gut waren und trotzdem konnte sie sich von diesem Schuft nicht losreißen. Ha! Und genau da war ein weiterer Punkt auf ihrer Liste: Ecken und Kanten für einen Menschen…. Dabei war Megamind nicht mal ein Mensch.

Er war ein Schurke gewesen, ein erbärmlicher Widerling, doch er hatte sich gemausert UND, was vielleicht am Wichtigsten war, er war ein Außerirdischer. Ein blaues Alien mit einem gigantischen Schädel aus dem ‘Blaupunkt Quadranten‘. Einer Galaxie, die weit entfernt von der Erde lag und die sich in Luft aufgelöst hatte, nachdem ein schwarzes Loch alle Planten und somit auch alle Bewohner dieser Welten verschlungen hatte.

Megamind war der letzte seiner Rasse. Eine vom Aussterben bedrohte Art…. und wenn man sich den vermeidlichen neuen Superhelden so ansah, erledigte sich auch die Frage, nach einem: Wieso?! Wenn alle seiner Spezies so gewesen waren wie Megamind, so tollpatschig und größenwahnsinnig, war es klar, dass sie sich in die Apokalypse katapultiert hatten!
 

Doch das war nicht der Punkt. Roxanne wartete auf Megamind, um ihn abzuholen. Während seiner Schreckensherrschaft war die Bevölkerung eingeschüchtert gewesen. Immerhin hatte er Metro Man, den stärksten Mann des Universums, besiegt…irgendwie und mit ganz viel Glück. Niemand wagte es, sich gegen ihn aufzulehnen, obwohl ihn eigentlich keiner so richtig fürchtete oder ernst nahm. Doch er hatte sich den Respekt der meisten Bürger erkämpft, in dem er Titan besiegte. Jetzt wurde er gefeiert und noch immer waren die Menschen eingeschüchtert, weil er auch noch einen Mann besiegt hatte, der ebenfalls so stark wie einst Metro Man gewesen war! Kaum einer wusste, dass dieser kleine, blaue Vollidiot sich selber in diese Lage gebracht hatte. Wer kam schon auf die selten dämliche Idee einen Helden als Rivalen zu erschaffen, damit man selber einen Grund hatte böse zu sein?! Titan war das Ergebnis dieser Misere, doch der saß nun hinter Gittern.

Und Megamind hatte seinen neuen Job als Beschützer der Stadt! Hoch angesehen und auf einmal beliebt. Die Welt war verrückt. Und da dank ihm die Straßen so sicher waren wie nie zuvor, sollte er eine Auszeichnung vom Bürgermeister erhalten. Die Verbrechensrate war um 70% gesunken …. Megaminds Verbrechen wurde in dieser Statistik nicht berücksichtigt!

Roxanne wollte Megamind einsammeln um gemeinsam mit ihm auf der Verleihung zu erscheinen. So wie immer, seit seinem Lebenswandel. Doch Megamind ließ sie dieses Mal wirklich sehr lange warten. Vermutlich hatte er irgendeine verrückte Idee in seinem schlauen Kopf ausgeheckt, die er durchführen musste bevor… irgendwas geschah. Ausreden gab‘s genug. Doch wenn sie ehrlich zu sich war…. Irgendwas stimmte mit Megamind nicht.

Seit einigen Wochen war er sehr eigenartig, zurückgezogen und weniger egomanisch als sonst. Und jetzt saß sie auf der großen blauen Couch vor dem noch größeren Plasma Fernseher und wartete auf ihn und Minion, Megaminds besten Freund und Gehilfen.

Die beiden hatten sich in Megaminds Atelier zurückgezogen. Das Atelier war eine Art Ersatz für sein Evil Lair, die böse Höhle, die stilgelegte Fabrik. Er verbrachte viel Zeit dort und tüftelte an eigenartigen Dingen herum.

Und jetzt versteckte er sich darin und kam nicht raus. Wenn sie nur wüsste, was er ach so Wichtiges jetzt noch zu tun hatte! Sie hatten es eilig und alle warteten auf sie!
 

„Sir! Wir haben es eilig, alle warten auf Sie!“

Minion stand in Megaminds neuem, schicken Atelier und beobachtete seinen Boss schon eine ganze Weile, wie er grübelnd auf und ab ging. Das sein Boss und bester Freund sich so eigenartig verhielt…noch eigenartiger als sonst, war ziemlich verdächtig. Es war nicht das finstere Grübeln eines genialen Plans, es war ein Grübeln, dass Minion noch nie zuvor erblickt hatte. Außer einmal. Vor einiger Zeit, kurz nach ihrer Übernahme des Metro City Rathauses.

„Sei still, Minion!“, kam es überraschend laut von Megamind und er hielt in der Bewegung inne, theatralisch mit seinem Arm drohend. „Ich bin beschäftigt! Ich muss denken!“

„Sie ‚denken‘ schon seit einer Stunde, Sir. Miss Ritchi wartet im Wohnzimmer. Sie wollen sie doch nicht noch länger… warten lassen?“ Eindeutig und mit hochgezogenen Augen grinste Minion zu seinem Boss und stieß ihn sachte mit dem Ellenbogen an. Es war ein offenes Geheimnis, dass Megamind und Roxanne ein Paar waren. Ein ungleiches Paar, aber ein Paar!

Für seine Bemerkung erntete Minion einen bösen Blick, der ihn verstummen ließ und Megamind seufzte aus. Er antwortete nicht, fuhr sich jedoch, offensichtlich verwirrt, über seine Augen.

„Ich weiß, dass sie wartet! Das ist es nicht…“, begann er hysterisch, endete aber mit leiser Stimme, ehe er sich in seinen Arbeitssessel fallen ließ. Seine grünen Augen waren auf die Schuhe an seinen Füßen gerichtet und er runzelte die hohe Stirn. Diese Schuhe, dieses Outfit. Ganz in Weiß gehalten…. Es gefiel Roxanne! Es war sein neues Image. Es gefiel allen. Allen in Bezug auf die meisten, also fast allen. Der neue Megamind, Beschützer von Metrocity!

Jap, sie warteten auf ihn, er sollte sich beeilen. Seine Fans konnten es nicht erwarten….

„Sie grübeln schon wieder.“

Sachte trat Minion an den Sessel heran und musterte seinen blauen Freund. Sobald Megamind einmal ins Grübeln verfiel, erwachte er lange nicht mehr aus dieser Starre und das galt es zu verhindern. Deswegen packte Minion ihn am Arm und zog ihn auf die Füße.

„Schluss jetzt damit! Sie verpassen noch ihren Auftritt!“, erklärte Minion streng und zog Megamind hinaus aus dem Atelier zu Roxanne, die sichtlich genervt im Wohnzimmer wartete. Die Arme hatte sie verschränkt, die Falte zwischen ihren Brauen verriet, dass sie wirklich wütend war. Megamind seufzte und blickte kurz zu Boden.

„Ja, ja!“ Demotiviert rappelte er sich auf. „Ich weiß, was ich zu tun habe!“

Würdevoll entwand er sich aus dem Griff des großen Roboters, stolperte dabei rückwärts zurück und krachte gegen die Arbeitsplatte der Küche. Das fing ja gut an!

Aber zum Glück hatte er etwas dabei, von dem weder Minion noch Roxanne etwas wussten.

Ein kurzes, diabolisches Grinsen huschte dabei auf sein Gesicht. Bei dem Gedanken sollte er ein schlechtes Gewissen haben, doch alte Gewohnheiten legte man nie ab! Mit einem breiten Grinsen stolzierte er zu Roxanne und gab sich wie immer.

„Zeit, die Party zu schmeißen, huh!?“

Seine Transformationsuhr ließ er unauffällig in seine Tasche gleiten.
 


 


 


 

___

T.b.c.

Den Anfang halt ich's kurz, um zu sehen, wie es ankommt und ob ich‘s hinbekomme. Das ist im Grunde ein zweiter Prolog, auf die einzelnen Charas gehe ich nun intensiver ein. War etwas oberflächlich, aber an der Stelle muss nicht mehr sein!

Ich hoffe es gefällt euch!

Z

Kapitel 2

Kapitel 2
 

Das unsichtbare Auto von Megamind brauste durch die Straßen von Metro City ohne Rücksicht auf Verluste. Die Brainbots dienten dabei als Eskorte. Roxanne und Megamind saßen auf dem Rücksitz, während Minion sich als Chauffeur gab. Es war still im Inneren des Wagens, wo sich hingegen auf den Straßen von Mal zu Mal mehr Menschen tummelten. Sie alle waren auf dem Weg zum Rathaus, dessen Dach noch immer in einem hellen Blau erstrahlte. Unglaublich, wie schnell die Einwohner ihre Meinung geändert hatten, für sie war Megamind ein neuer Held und ihr Beschützer. Eine komische Vorstellung, fuhr es Megamind durch den Kopf, während er zweifelnd die Zivilisten betrachtete. Wie hatten sie ihn doch verabscheut! Klar, man konnte sich ohne weiteres an den Gedanken gewöhnen, ein Held zu sein. Aber die verfluchte Verantwortung, die einem damit aufgebürdet wurde, war immens. Megamind verstand deswegen immer mehr, wieso sich sein alter Rivale Metro Man in den Untergrund verzogen hatte. Das Ganze war erdrückend und Megamind bemerkte, dass ihm mulmig wurde.

„Sieh dir die Leute an!“

Erschrocken fuhr er zusammen und starrte zu Roxanne. Offenbar brachten die Leute sie auf andere Gedanken und ihr Zorn war verfolgen. Beinahe entzückt beobachtete sie die Mengen, die allesamt nur antanzten, um ihren Freund zu sehen. Ihr Blick wandte sich ihm zu und sie lächelte. Ihre Finger wanderten über das Sitzpolster und sie erfasst die Hand ihres Freundes.

„Du kannst wirklich stolz auf dich sein! Denen da draußen ist es zwar vollkommen egal, ob du dich verspätest, sie kommen trotzdem! Keine Ahnung wie du es hinbekommen hast, dass die Straßen so sicher sind, aber es hat funktioniert!“, grinsend rückte sie näher zu ihm und blickte weiter hinaus aus dem Fenster. Megamind unterdessen entwich nur ein unüberzeugtes Lachen und er nickte eifrig.

„Ha…! Ja, ja. Wie ich das wieder hinbekommen habe? Alles dank meinen großen in-telleck-tuellen Fähigkeiten, Strategie, Geschick und so…“ Er fuhr sich über den Hinterkopf und zuckte mit den Schultern. Er hoffte, dass Roxanne nicht merkte, dass er selber keine Ahnung hatte, was er da redetet und egal was es auch war, er glaubte seinen eignen Worten eh nicht!

„Das klingt nicht gerade so, als wenn du von dir selbst überzeugt bist! Und an falscher Bescheidenheit mangelt es dir ganz sicher nicht!“ Roxanne lachte erneut auf und Megamind seufzte innerlich. Es entlockte ihm ein Lächeln und etwas entspannter lehnte er sich an das Leder des Rückenpolsters. Roxannes Lächeln hatte immer eine betäubende Wirkung auf ihn, es warf ihn zu oft aus den Latschen, aber in diesem Fall tat es ihm gut. Er brauchte einen klaren Kopf um diese Sache durchzuziehen und am Ende würde sie alles andere als begeistert sein. Er sollte sich in ihrem Lachen sonnen und winden, so lange er noch die Chance dazu hatte. Denn das Donnerwetter würde kommen. Und Roxannes Wutanfälle waren gruseliger als die Vorstellung von 10 Metro Men auf einem Haufen!

„Bescheiden? Ich, aber immer doch. Ich bin die Bescheidenheit in Person, so gehört es sich doch! Der Held steckt ein, zum Wohle des anderen…. fahren wir einfach, ok? Minion! Gib Gas!“

Megamind hoffte, dass Roxanne sein Ablenkungsmanöver nicht bemerkte, aber leider war sie doch cleverer als er gehofft hatte. Sie runzelte die Stirn, dann schnappte sie sich sein Kinn und zwang ihn dazu, sie anzusehen. Misstrauisch wanderte ihr Blick zwischen seinen Augen hin und er versuchte so unschuldig wie möglich zu schauen.

„Was?“

„Mmmmhhh.“, zog sie das Wort unendlich in die Länge. „Also, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du führst was im Schilde! Oder wirst du krank?“ Ihre Hand landete auf seiner Stirn. „Du bist irgendwie nicht du selber und das ist verdächtig. Keine Hyperaktiven Anfälle? Keine langen Siegesreden, wie toll du doch bist?“ Nach Megaminds Meinung war ihr Grinsen viel zu scharfsinnig und nervös lachte er auf und winkte überschwänglich ab.

„Iwo! Das bildest du dir nur ein. Dein hübsches Reporterinnen- Köpfen denkt schon wieder an Schlagzeilen!“ Er schnippte ihr eine Strähne aus der Stirn und hob die Augenbrauen. „Als wäre es nicht die Schlagzeile schlechthin, mit MIR zusammen zu sein!? Deine Kolleginnen im Sender müssen noidisch ohne Ende sein.“ Wenigstens konnte er ein bisschen mit seinem Charme um sich werfen und das Thema änderte sich binnen Sekunden. Erwähnte man nur mit einer Silbe Roxannes Arbeit, dann hörte sie nicht mehr auf zu quatschen! Und er traf genau ins Schwarze, denn ihre Augen verengten sich und genervt warf sie sich auf das Lederpolster zurück, die Arme verschränkt.

„Oh Nein!“, murrte sie. „Kein Wort darüber! Ich will nichts hören! Und wenn, sind sie NEIDisch! Sei froh, dass du ihr dummes Gelaber nicht am Hals hast! Als wärst du auf einmal soooo toll oder soooo interessant!“ Sie schnaubte aus und ihr Blick senkte sich. „Als hätte es Metro Man nie gegeben! Was für ein Vergleich! Dürr, klein und blau wie du bist! Megamind hier, Megamind da! Für den Sender ist mein Leben mit dir eine Freakshow!“

„Hey!“ Entgeistert ließ Megamind die Schultern hängen und glotze sie empört an.

„Ah! Tut mir leid, Meg, war nicht so gemeint!“ Beschwichtigens Hob sie die Arme, dann sackte sie seufzend ineinander zusammen. Den Spitznamen hatte sie sich ausgedacht, weil ihr >Megamind< einfach zu lang war. Aber nur ihr war es gestattet, ihn bei diesem Namen zu nennen! Trotzdem verwunderte ihr Anblick Megamind, sie wirkte erstaunlich niedergeschlagen und wäre er nicht mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, hätte er versucht sie zu trösten. Aber Triaden über ihr Reporterleben konnte er einfach nicht gebrauchen.

„Die Leute haben sich einfach alle so verändert. Alles hat sich irgendwie verändert.“, erklärte sie rätselhaft und mit leiser Stimme. Was sollte er darauf sagen? Sie hatte Recht, aber diese Antwort würde zu viel von seinem Plan preisgeben. Deswegen presste er nur die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

„So sind die Menschen eben. Glaub mir, ICH kann ein Lied davon singen! Immerhin bist du einzige Reporterin, der ich…. “exklusiv Interviews“ gestattete.“, zwinkerte er ihr zu und Roxanne lachte einmal spöttisch auf.

„Na sicher! Aber da hast du wohl Recht.“

Dann hüllte sich das Auto wieder in Schweigen, bis sie auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus ankamen. Natürlich liebte Megamind große Auftritte, doch auf wörtliches ‚Stage Diving‘ konnte er gern verzichten.
 

Roxanne stieg als Erste aus und strich ihr lavendel farbendes Kleid glatt. Sie sah auf Anhieb, dass der Bürgermeister sie bereits erwartete und ungeduldig mit dem Fuß auf und ab wippte. Hinter ihr stieg Megamind gemächlich aus dem Auto aus und Minion gesellte sich zu ihm, er war der einzige, der die Ruhe weg hatte.

„Aaah, Miss Ritchi! Und Megamind, Sir! Wir haben Sie schon erwartet, Sie haben sich etwas verspätet!“, tadelte der Bürgermeister, verkaufte seinen Ärger aber sehr gut und tat es mit einem Lächeln ab. Zeitdruck zeigte sich bei jedem Menschen anders und da Megamind sich nicht im geringste anschickte, dem Bürgermeister zu antworten, übernahm sie das.

„Ja, entschuldigen Sie, wir wurden aufgehalten! Und wir können ja schließlich nicht mit Hypergeschwindigkeit fliegen!“

„Schon gut, das verstehen wir. Es ist uns eine Ehre, Sie heute begrüßen zu können! Aber wir sollten nun losgehen. Die Einwohner der Stadt warten schon vor dem Haupteingang!“, mit hektischen Bewegungen deutete der kahle Mann auf den Hintereingang und ging vor.

Zustimmend nickte Roxanne und drehte sich zu ihrem Freund um, der da stand wie angewurzelt und in die Ferne starrte. Geistesabwesend drehte er sich in ihre Richtung und blickte sie mit weiten Augen an.

„Megamind! Was tust du denn da? Nun komm schon! Alle warten auf dich!“ Genug der Grübelei. Wenn Roxanne eins wusste, dann, dass Megamind sich schnell für Dinge begeistern konnte. Und immerhin war diese Veranstaltung nur für ihn ausgerichtet worden. Er machte sich ganz gut als Held in weiß. Und dieser Gedanke verscheuchte ihre finsteren Vorstellungen. Sie nahm seine Hand und grinste ihn fröhlich an.

„Wenn meine Kolleginnen schon neidisch sind, geben wir ihnen einen Grund dazu! Los, komm schon!“ Sie zog ihn hinter sich her und ließ keine weiteren Einwände zu.
 

Vor dem Rathaus war die Hölle los. So wie immer, wenn ein öffentliches Ereignis bevor stand. Die Menschen wollten unterhalten werden und jetzt bot sich dazu die beste Gelegenheit. Es war zwar ein Wunder, wie sich Megamind verspäten konnte, denn es war ein offenes Geheimnis, dass er seine neue Bleibe in den obersten Stockwerken des neuen Museums hatte. Und das lag genau gegenüber des Rathauses. An demselben Ort, hatte Megamind damals seinen Triumpf über Metro Man verkündet, mit dem Unterschied, dass er dieses Mal in friedlicher Absicht kam. Ein Rednerpult war aufgestellt worden, hinter dem der Bürgermeister seinen Platz einnahm. Roxanne und Megamind standen unmittelbar daneben.

Ein eigenartiges Gefühl, das war es zumindest für Roxanne. Als Reporterin war sie es gewohnt vor vielen Menschen zu sprechen, ganz Metro City kannte sie und sah ihr und ihren Berichten zu, doch jetzt war es etwas anderes. Sie war nie mit Metro Man zusammen gewesen, trotz aller Gerüchte. Aber nun stimmte es, nun war sie die Freundin des Beschützers der Stadt. Ansehen war nicht das Einzige was mit diesem Umstand auf sie zukam. Alle Welt würde sie nun strenger beobachten und über sie urteilen, denn schließlich gab es an Megamind nicht nur positive Eigenschaften.

Der Bürgermeister begann mit seiner Rede und das übliche Bla Bla und Formalitäten wurden vorgetragen, die Menge schien zufrieden. Das war ein gutes Zeichen. Roxannes Blick schweifte über die unzähligen Köpfe die sich versammelt hatten und nickte sich innerlich zu. Der Auftritt schien gelungen. Das Einzige, was seltsam war, war Megamind.

Dieser stand still und ruhig neben ihr, beinahe steif- und das passte nun gar nicht zu ihm. Roxanne hatte damit gerechnet, dass er in seiner überschwänglichen Art den Bürgermeister nicht eine Minuten ausreden lassen würde. Eigenlob war eins seiner stärksten Gebiete, aber dieses Mal nicht. Sie verfinstere die Augen und piekte ihrem blauen Freund in die Seite, als es an der Zeit war, dass er das Ruder in die Hand nahm. Soeben wurde ihm das Wort übergeben und die Einwohner der Stadt jubelten lauthals.

„Meg! Nun mach schon!“, flüsterte sie ihm schnell zu und versuchte ihn Richtung Rednerpult zu schubsen. „Die Leute wollen dich hören!“

Wieder keine Reaktion. Megamind drehte ihr nur den Kopf zu und schaute sie geistesabwesend an. Sein Blick ging direkt durch sie durch und er blinzelte einmal.

„Jetzt beweg dich endlich!“, murrte sie und schaute einmal schnell in die Massen, dann wieder zu Megamind. Damit er an seinen Platz ging, fasste sie nach seinem Handgelenk und drückte zu, in der Hoffnung, er würde sich endlich regen. Dieses Verhalten gefiel ihr gar nicht und irgendwo tief in ihr sorgte es sie auch. Im Auto war er auch schon so komisch gewesen und weder er noch sie konnten sich jetzt einen Ausrutscher leisten. Megamind sollte erst einmal Fuß fassen in seinem neuen Leben!

Doch gerade in dem Moment, indem sie sein Handgelenk ergriff, ertönte ein Geräusch und ein blaues Licht leuchtete auf. Sie hatte ausversehen seine Uhr berührt und ehe sie sich versah, verwandelte sich der Megamind vor ihren Augen in einen seiner Brainbots.

Ein lautes Raunen ging in der Menge um und das Jubeln erstarb. Erschrocken wich Roxanne zurück, als sich der schwebende Roboter in ihre Richtung drehte und, wenn man das für einen Roboter sagen konnte, nervös hin und her schaute.

„Was zum…!“

Was sollte denn das nun werden, wenn das nicht Megamind war, wo zum Teufel war er?

Roxanne drehte sich hektisch hin und her und suchte dann Minions Blick, der ebenfalls wie vom Blitz getroffen dastand.

„Was soll das?“, fragte sie über das lauter werdende Gemurmel der Leute hinweg. Minion aber zuckte nur mit den Schultern und wirkte ebenfalls mehr als verwundert.

„Ich.. ich habe nicht die geringste Ahnung!“ Auch er sah sich um, als wollte er seinen Boss irgendwo erspähen. Als wäre das nur ein weitere Trick für einen großen Auftritt, aber nichts dergleichen geschah. Wenn sogar Minion nichts davon wusste, war etwas mehr als faul!

„WO ist er?“

Wieder zuckte Minion ahnungslos mit den Schultern. Megamind war einfach nicht da.

Er war verschwunden.
 


 

T.b.c
 

________

Ab jetzt kann die Geschichte wirklich beginnen und ich kann näher auf die Figuren eingehen. Betrachtet diese ersten Kapitel als Einführung zur Story! Sollten sich Fehler eingeschlichen haben, tut es mir leid!

Kapitel 3

Kapitel 3
 

Megamind seufzte laut auf und schloss die große Metalltür hinter sich.

„Home, sweet Home.“, flüsterte er sich selber zu und mit einem kränklichen Lächeln betrat er die große stillgelegte Fabrik, die einst sein Unterschlupf gewesen war.

Oh ja, jedes Mal, wenn er in den Knast gewandert war, hatte er sich nach diesem Ort gesehnt. Er war groß und geräumig…. Megamind mochte große Flächen. Seit seiner Kindheit und Jugend hatte er immer im Gefängnis gelebt, war dort aufgewachsen. Kleine Räume war er gewohnt, doch große Flächen liebte er umso mehr. Der Geruch von Öl, Rost und Chemie lag noch immer matt in der Luft, doch in den letzten 3 Monaten hatte sich bereits eine Staubschicht auf seinem bösen Krempel gebildet. Bevor er irgendwas tun konnte, musste er einmal tief durchatmen, dann ging er tiefer in sein altes Versteck hinein. Oh, was für ein Masochist er doch war! Er wusste, dass dieser Besuch ihn nur noch mehr runterziehen würde, doch er konnte nicht anders. Etwas in ihm drängte ihn seit Wochen dazu, an diesen Ort zurückzukehren. Hier, in seiner kalten, feuchten Höhle, fühlte er sich am wohlsten. Es war sein Zuhause, nicht das Appartement im Eine Millionsten Stock! Dort oben war alles so schrecklich grell und die Sonne nötigte ihn bereits am Morgen aufzustehen. Was war das für ein Leben? Er war der Beschützer der Stadt, aber er hatte es leid, als zahmes Schosshündchen von der Stadt vorgeführt zu werden.

Langsam ging er auf die großen Monitore zu, die allesamt ausgeschaltet waren. Beinahe ehrfürchtig starrte ihn sein Spiegelbild aus etlichen Bildschirmen hinaus an und Megamind ließ die Schultern hängen. Wie frustrierend das alles doch war! Er war zu deprimiert um wütend zu sein! Das alles war einfach nur schrecklich nervig, darum warf er sich schmollend auf seinen Schreibtischstuhl und rutschte soweit auf dem Polster hinab, wie er konnte. Seine Arme hingen schlaff über den Lehnen hinunter. Wie albern war das eigentlich?! Er war ein verzogenes Gör, so kam er sich vor. Schon wieder hatte er alles und war unzufrieden. Er hatte doch das Mädchen, er hatte Anerkennung, er war der Beschützer der Stadt und er war so unzufrieden, wie schon lange nicht mehr. Es war fast so, als könnte er in seinem Leben nie genug haben, als strecke er seine Hand grundsätzlich nach dem Falschen aus. Es war so, als habe er sein Leben lang nur Hot Dogs gegessen und gierte nach Metro Mans saftigem Steak! Dann hatte er durch Zufall das Steak bekommen, doch es war aufgewärmt und pampig. Also musste er sich ein neues Steak kochen, das hatte er probiert und ihm fiel auf… am glücklichsten war er noch immer mit Hot Dogs!

Der einzige wirkliche Gegner, den Metrocity je gehabt hatte, war er selber gewesen. Aber jetzt, wo er der Held war und kein Gegner mehr da war, erschien ihm das alltägliche Heldenleben stink langweilig. Ordnung in die Straßen bringen, Unfälle zu sichern, Menschen retten…. Dank seiner Technik war das alles soooo leicht. Er musste nichts planen, er musste nichts basteln, er musste nicht tüfteln. Sein riesiger, blauer Schädel war nutzlos.

Und das war nicht alles. In den letzten Monaten hatte er viel dazu lernen müssen. Roxanne hatte ihm geholfen, angefangen dabei, die Bürger der Stadt nicht zu bedrohen, nur weil sie ihm zujubelten. Aber was erwartete sie auch? Wenn die Massen, die ihn gehasst hatten, auf ihn zu stürmten? Es gab so viel, was ihn aus der Fassung brachte und er tat es nur für diese… Frau! Roxanne war großartig, aber abgesehen von seiner Zeit als Bernard hatte er noch nicht viel mehr über sie herausfinden können. Er wusste so wenig über sie, doch man setzte sich auch nicht mit der Frau die man mochte an einen Tisch und fing an: Los, erzähl mal, Süße! Worauf stehst du so?

Er wusste nicht wo sie herkam, ob sie noch Familie hatte, ob sie Freunde hatte. Er kannte sich nur in ihrer Arbeit aus und wusste, dass sie bald Geburtstag hatte. Diese Frau war wie ein Sodoku- Rätsel! Unlösbar! Aber ein erfreuliches, anregendes Rätsel. Wenn Roxy A sagte, meint sie oft B! Das war interessant, doch gleichzeitig auch verwirrend. Und dazu sein Job als Held…. Wenn nicht alles einfach so wie früher sein könnte. Mit dem Unterschied, dass Roxanne bei ihm und nicht seine ewige Geisel war. Allerdings würde diese Flucht nichts von allem besser machen. Er hatte einfach keine Lust sich bejubeln zu lassen. Roxy himmelte ihn zwar immer an, aber wenn das alles war, weswegen er diesen Unsinn machte, reichte es ihm nicht.

Doch was jetzt? Megamind schielt auf seine Transformationsuhr. Gerade eben müsste die Verleihung stattfinden. Wenn der Brainbot seine Sache gut machte, würde nichts passieren, aber das war utopisch! Jeder würde erwarten, dass er eine Rede oder so was hielt und dann flog alles garantiert auf. Bei dem Gedanken rutsche Megamind noch weiter den Stuhl hinab. Er sollte anfangen, eine Erklärung für Roxy zu formulieren, damit keine reines Chaos ausbrach. Gerade, als er sich überlegte, welche Entschuldigung wohl die Geschickteste wäre, ertönte eine laute Stimme und er zuckte stark auf seinem Sessel zusammen.

„Hier bist du also!!“
 

Megamind fuhr hektisch auf seinem Drehstuhl herum und blickte in das Angesicht seiner Freundin. Roxanne stand vor ihm, die Haare leicht zerzaust, außer Atem und offenbar wirklich sauer.

„Roxanne!!“ Kam panisch aus Megaminds Mund und das war auch das einzige, was er zustande brachte. „Was machst du hier, ich mein…?! Müsstest du nicht auf der Verleihung sein?“ Händeringend brachte er ein nervöses Grinsen zustande, doch das besänftigte sie nicht im geringstem. Ihre Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen und sie kam mit schweren Schritten auf ihn zu.

„Wie bitte?!“, fragte sie in ihrer typischen, vorwurfsvollen Stimme. „Was ICH hier mache? Die Frage sollte ich stellen! Was machst du hier?!“

Das würde unschön werden! Nicht nur Wut spiegelte sich in Roxannes Gesicht wieder, sondern auch Enttäuschung. Na Klasse…

„Ich… naja, ich musste hier wichtige Dinge erledigen! Sehr wichtige!“ Ernst nickte Megamind und versuchte eine wichtige Mine aufzusetzen. Eine Frage blieb jedoch noch offen und er konnte nicht umhin, sie zu stellen. „ Was auch immer, woher weißt du…. Das ich nicht da… war?“

Sie runzelte die Stirn, verlagerte vielsagend ihr Gewicht und verschränkte die Arme. Auf ein Fingerschnippen von ihr hin, tauchte ein Brainbot hinter der jungen Frau auf, der bebend zu seinem Schöpfer blickte.

„Du verräterische Kreatur!“ Mit einem Satz sprang Megamind auf die Füße und fluchte innerlich.

„Wag es ja nicht, nun dem Bot die Schuld zu geben! Also erklär mir gefälligst, wieso du nicht da warst! Die halbe Stadt wartet da draußen auf dich!“ Mit einer heftigen Bewegung deutete sie auf die die Monitore, die die ganze Stadt überwachten. Auf einem war die City Hall zu sehen und Megamind seufzte, als er die Massen betrachtete. Er hatte wohl nicht nur Roxanne enttäuscht, aber darüber hatte er herzlich wenig nachgedacht.

„Ich dachte, du hättest dich darauf gefreut. Du liebst es doch sonst auch, im Rampenlicht zu stehen! Also wenn du nicht wirklich irgendeinen ‚Heldenkam‘ zu erledigen hattest, raus mit der Sprache!“

„Wie hast du mich überhaupt so schnell gefunden?!“

„ Pah!“ Roxanne schnaubte und lachte spöttisch auf. „Das war jawohl nicht sonderlich schwer! Du warst nicht im Apartment, wo solltest du sonst sein? Die Frage lautet viel mehr, wieso BIST du hier!“

Verflixt! Megamind zögerte und blickte schweigend in das Gesicht seiner Freundin. Da war genau das Problem, über das er schon die ganze Zeit grübelte. Was zum Geier, sollte er ihr sagen? Denn was er zu sagen hatte, klang lächerlich. Ratlos strich er sich über den kahlen blauen Schädel und atmete tief aus.

„Naja...“, begann er leise. Er wäre nicht um eine Ausrede verlegen gewesen, aber Roxanne war zu clever. Sie würde ihn durchschauen, besonders jetzt.

„Ich hasse das!“, platze es dann plötzlich aus ihm heraus. „Diese ganzen Vollidioten glotzen mich bei diesen dummen Reden und Verleihungen immer an, wie ein interessantes, seltenes Tier!“

Für einen Moment herrschte Stille und Roxanne brauchte ein paar Augenblicke um das zu verarbeiten.

„Natürlich schauen sie dich an, sie sind deine Fans! Was erwartest du denn bitte?“, erklärte sie verwirrt und wollte sich nicht eingestehen, dass da noch mehr hinter der Aussage steckte. Denn auch wenn es ihm nicht klar war, sie hatte unter seinem Nicht- Auftritt zu leiden, sobald es morgen in den Sender ging.

„Das meinte ich auch nicht! Arg!“ Wieder rieb sich Megamind den Kopf und begann vor ihr auf und ab zu traben. „Diese ganze Sache langweilt mich! Wir sind nicht im Zoo und ich bin nicht ihr Helden-Schosshündchen, das sie nach Wunsch herbei pfeifen können!“

„…Mo…Moment, was willst du damit sagen? Sie haben dich eingeladen, um sich bei dir zu bedanken.“ Roxannes Stimme wurde nun leiser und weniger aufgebracht. „Willst du ihren Dank nicht? Du bist du gern der Held, so hast du es mir gesagt.“

„Ja, ja, ja! Der Held sein ist Super toll, wirklich klasse.“ Der Sessel unter Megamind quietschte, als sich der Exschurke darauf niederließ. Dann sagte er nichts mehr. Er drehte sich zu seinen Monitoren und stütze den Kopf in die Hand. Er könnte es ihr eh nicht glaubhaft erklären, also sollte sie ihre Wut an ihm ablassen, wenn‘s ihr dadurch besser ging.

Roxanne hingegen legte den Kopf zur Seite und betrachtete die zusammengesunkene Gestalt ihres Freundes. Was für ein gruseliges Bild, es schüttelte Roxanne regelrecht. Megamind war nicht der Typ, der sich so hängen ließ. Aber was genau das nun hieß, verstand sie nicht. Er war einfach mal wieder unzufrieden mit allem und das strengte an!

„Das sind normale Menschen, die in ihrem Alltag feststecken. Sie brauchen jemandem, den sie zujubeln können. Sie brauchen ein Vorbild.“

Sehr langsam drehte sich Megamind wieder zu ihr, nicht gerade amüsiert und es stand ihm beinahe auf der Stirn geschrieben, was er dachte.

„Also mal ganz unter uns, Roxy… wie ein Vorbild, seh ich nun unbedingt nicht aus.“, erklärte er zuckersüß und charmant, aber seine Worte waren nur so mit Sarkasmus getränkt.

„Hatten wir diese Debatte nicht schon mal? Wieso sollten wir nach dem Äußeren gehen!? Bist du auf einmal oberflächlich geworden, gerade du? “ Ok, das Argument war dürftig, wenn Roxanne betrachte, dass Megamind ein Außerirdischer war, unterdurschnittlich klein für einen Mann und mit himmelblauer Hautfarbe. Sie ließ die Schultern hängen und setzte sich auf einen der rumstehenden Kisten, in denen irgendein Schwachsinn verstaut worden war.

„Ich glaub‘s nicht! So wie du redest… könnte man, glauben, du willst nicht mehr Metro Citys Held sein! Erst warst du der Schurke, das hat dir nicht gefallen, dann bist du endlich der Held und wieder unzufrieden? Was willst du denn nun! Willst du wieder der Bösewicht sein?! Der, den alle hassen, der nie etwas richtig macht? Der Verlierer?“ Klar waren das harte Worte, doch Roxanne konnte es nicht fassen. Sie stand wieder auf und trat von Megamind zurück, ihm den Rücken zudrehend. „Wenn es das ist was du willst, kann ich dir nicht mehr helfen, aber sag‘s mir früh genug! Denn wenn das deine Entscheidung ist… dann ohne mich!“ Sie schloss die Augen und musste schlucken. Aber nicht nur sie war fassungslos. Bei ihren Worten weiteten sich Megamind Augen ins Unermessliche und auch er hüpfte schnell wie ein Blitz auf die Beine und lief eiligst zu dir.

„Halt, halt, halt! So hab ich das doch gar nicht gesagt!“ Aufgeregt tänzelte er um Roxanne herum und griff nach ihrer Hand um sie zu drücken. Sein Herz hämmerte nur so, denn er erkannte die Drohung in diesen Worten. Wäre er wieder der Schurke, würde er Roxanne verlieren! Sie würde ihn verlassen… und das Gefühl, das Roxanne ihm gab, wollte er auf keinen Fall verlieren. Natürlich er hatte noch Minion, aber Minion war sein Diener, sein Freund…. So was wie ein Bruder! Roxanne war etwas ganz anderes. Er war in diese Frau verschossen, aber seit er dieses Tief hatte, haperte es bei ihnen. Und er wollte nicht, dass er wegen seiner Dummheit das Beste in seinem Leben verlor.

„Ich glaube, du hat Recht!“, kam dann schnell aus seinem Mund und er setzte seine ganze Überzeugungskraft ein. „Ich glaube, das alles steigt mir zu Kopf! Ich war einfach überfordert mit der ganzen Verantwortung… ich meine, all die Jahre wo ich gegen die Stadt war und nun jubeln mir alle zu! Das geht…an die Substanz!“

Allerdings erntete er dafür nicht unbedingt eine Lobeshymne. Roxanne sah ihn noch immer zweifelnd an und irgendetwas war eigenartig an diesem Blick. Sie musterte sein Gesicht, gab dann jedoch nach.

„Ok… wenn du das sagst.“,murmelte sie und strich sich eine Strähne hinter die Ohren. Dann ging sie an ihm vorbei. „Trotzdem solltest du wieder mit zurückkommen. Dich hier zu verstecken bringt nichts! Du wirst dich schon noch komplett daran gewöhnen.“

Als Roxanne an ihm vorbei schritt, lächelte Megamind nur hocherfreut und schlug mit der Faust auf seine andere Handfläche ein.

„Du hast Recht, das wird es sein! Natürlich komm ich mit!“

Doch sobald sie ihm den Rücken zugewandt hatte, bröckelte die Fassade und er verdrehte entnervt die Augen. Es war so verdammt schwer, gut zu sein. Was er nicht wusste war, dass nicht nur er die Augen verdrehte. Roxanne ging es genauso, doch ihre Sicht der Dinge war ganz anders als seine. Wenn wirklich das der Grund für sein eigenartiges Verhalten war, dann brauchte er vielleicht nur eine neue Motivation, eine Auszeit! Und sie brauchte das auch. Und wer wusste schon, was geschehen würde? Vielleicht renkte sich alles wieder von alleine ein?

„Weißt du…. wenn du es satt hast, dass die Leute und die Stadt dich so eindrängen, hab ich vielleicht eine Lösung für uns.“, schlug sie darum vor und atmete tief durch. Gewagt war gewagt, aber so kamen sie beide auf andere Gedanken. Helden, Schurken, das alles schlauchte und zerrte an ihrem ‘Uns‘.

„Ach, wirklich? Wie schön!“ Megamind folgte ihr und heuchelte vorsichtiges Interesse vor. Ihre Ideen und Lösungen waren immer ein Fall für sich. „Raus damit, du holdeste der Holden! Was ist dein Plan!“

„Ich denke, wir brauchen beide etwas Abstand von DEINEM Heldendasein, oder?“ Sachte streckte sie ihre Hände aus, als er sich vor sie stellte und lächelte geheimnisvoll.

„Naja.“, murmelte sie und zupfte seinen hohen Kragen zu Recht. „Ich hab doch in ein paar Tagen Geburtstag. Jedes Jahr besuche ich an diesem Tag meine Familie. Komm doch mit, immerhin gehört es sich so, dass ich meinen Eltern und Geschwistern den Mann an meiner Seite vorstelle. Sie wissen wer du bist und sie sind neugierig.“

Das schlug dem Fass den Boden aus und das Lächeln auf Megaminds Gesicht gefror.

„Deine Familie…zum Geburtstag…“, wiederholte er und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Und das war nun ihre Lösung? Das war eine Katastrophe!! Sie machte alles nur noch schlimmer, als das sie das Problem löste.

„Und du denkst, das ist gut? Natürlich wissen sie wer ich bin!“ Überschwänglich hob er die Arme über den Kopf. „ICH bin der Kerl, der dich Jahrzehnte lang entführt und bedroht hat!“

„Und du bist der Kerl, mit dem ich mein Leben teile!“ Sie kam näher zu ihm und ihre Stimme schlug unerbittlich um. „Oder willst du meine Familie nicht kennenlernen? Sie sind ein Teil von mir und wenn du nun nicht mal dazu bereit bist, dass wir es so versuchen…!“

„Schon gut, schon gut!“, kam von ihm und er schnitt ihr das Wort ab. Er legte die Hände auf ihre Schultern und nickte. „Ok! Doch, natürlich. Besuchen wir zu deinem Geburtstag deine Familie! Das wird sicherlich…. Interessant! Und abwechslungsreich!“

„Vor allem soll es uns entspannen. Meine Eltern leben am Stadtrand! Metro City muss dann eben ein paar Tage ohne Held auskommen, was sagst du?“

Was für eine Fangfrage. Megamind legte den Kopf zur Seite und verengte die Augen. Konnte sich aber ein ergebendes Grinsen nicht verkneifen. Nicht, wenn sie ihn so selbstverständlich ansah…

„Hab ich denn eine Wahl?“

„Genauso ist es! Also komm, lass den Kopf nicht hängen und komm mit mir zurück zum Rathaus! Danach kannst du dich von all dem Trubel erholen!“ Beschwichtigend drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und nahm seine Hand. „Retten wir, was von dieser Veranstaltung zu retten ist!“

„Tja, du hast gut reden!“ Doch Widerworte waren Zwecklos. Roxanne musste ein Bork sein, Widerstand war bei ihr grundsätzlich zwecklos. Wenn ihre blauen Augen ihn gefangen nahmen, meldete sich eine innere Stimme, die von ihm verlangte, alles zu tun, was sie wollte. Vielleicht half das ja wirklich weiter? Vielleicht änderte sich das komische Gefühl in seiner Brust, wenn er Abstand zu dem Helden- Job gewann. Andererseits kam dadurch ein größeres Problem auf! Die Stadt war eine anonyme Größe und für ihn persönlich nicht so wichtig wie Roxanne! Und jetzt kam sie mit so was wie ihrer Familie! Und er, der niemals eine Familie gehabt hatte und nur aus Soaps und kitschig rührseligen Filmen gelernt hatte, wusste eine Sache ganz sicher: Für den neuen Freund der Tochter, war der erste Besuch bei den Eltern die Hölle!

Kapitel 4

Kapitel 4
 

„Guten Morgen, Roxanne!“

„Morgen Roxy!“

„Schönen guten Tag, Miss Ritchi!“

So ging es schon die ganze Zeit, seit Roxanne den Sender von KMCP News betreten hatte, im Fahrstuhl nach oben gefahren, den Gang mit den unzähligen Büros und Arbeitsplätzen entlang gelaufen und endlich an ihrem Schreibtisch angekommen war. Was für ein ausgesprochen grässlicher Morgen! Die ganzen Leute, die sie gegrüßt hatten, waren nur neugierige Deppen, die die gestrige Show verfolgt haben mussten und wissen wollten, was wirklich passiert war! Früher war sie belagert worden, weil Megamind sie als Geisel genommen hatte, dann, weil das Gerücht umging, dass sie und Metro Man zusammen waren und der jetzige Grund war die misslungene Verleihung von Gestern. Erschöpfte legte sie ihre Handtasche auf dem Schreibtisch ab und schloss die Augen. Von überall kamen Geräusche von tippenden Fingern und unterdrückten Stimmen. Irgendwo klingelten Telefone und die Hektik an diesem Ort war beinahe greifbar. Es war so wie immer, so wie es Roxanne kannte, es war nie anders gewesen. Wäre da nicht dieser eine, feine Unterschied. Denn das Gemurmel, das aus allen Ecken des großen Bürogebäudes kam, drehte sich nur um sie.

Roxanne setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl und schaltete ihren Computer an. Während sie sich an ihrem Arbeitsplatz ausbreitete, fiel ihr Blick auf eine der Wände der Etage. Ein großes Poster, auf dem ihr Gesicht abgelichtet war, starrte sie an, daneben ein großes Prozent- Symbol. 55%!

Es stimmte, der Sender hatte ihr viel zu verdanken. Immer wenn sie auf Sendung ging, schaltete halb Metro City ein. Viele Zuschauer rechneten mit einer Entführung oder einem Interview mit Metro Man und nun hofften sie wohl, etwas über den neuen Helden zu erfahren. Kurz nach dem Megamind zum Beschützer der Stadt ernannt worden war, hatten sich die Gegebenheiten geändert und plötzlich saß sie auf dem Stuhl und wurde interviewt. Meg selbst weigerte sich in Talkshows oder Nachrichten Shows zu kommen, er hasste es still sitzen zu müssen, deswegen konnte niemand ihm Fragen stellen. Dafür musste nun sie den Kopf hinhalten und die Fragen, die man ihr stellte, waren alles andere als seriös. Eine der wenigen Dinge, auf die sie gut verzichten konnte. Zwar hatte sie gelernt, wie man im Fernsehen auftrat und welche Fragen man wie beantwortete, doch bei so mancher privater Frage wusste sie auch nicht, was sie sagen sollte. Sie gab ungerne Informationen aus ihrem oder Megaminds Privatleben preis und wenn sie es tun würde, da war sie sich sicher, wäre ihr blauer kleiner Volltrottel bald ganz schnell unten durch. Immerhin wussten die Zuschauer nicht, dass er sich abends am liebsten in seinem komisch peinlichen Schlafanzug und Fledermaus Hausschuhen vor den Fernseher warf und sich alte Superman, Spiderman oder Batman- Filme en masse schaute UND dabei zu Tränen gerührt war. In Gedanken an dieses skurrile Bild musste Roxanne die Stirn runzeln und schmunzelte ein bisschen. Megamind war wirklich eine Klasse für sich.

„Guten Morgen!“

Die gutgelaunte Stimme ihres Kollegen Phil zog Roxanne in die Wirklichkeit zurück. Der Journalist mit dem kurzen Bart und den noch kurzen Haaren grinste sie freudig an und hielt ihr einen dufteten Pappbecher mit Kaffee unter die Nase.

„Die Frau der Stunde ist wieder im Haus, alle Mann sind auf ihre Plätze geeilt, hast du‘s gesehen?“ Phil setzte sich auf seinen Bürostuhl und stieß ihn in Roxannes Richtung, dass er zu ihrem Arbeitsplatz rollte.

„Ach, du bist es nur!“ Erleichtert sank die junge Frau auf ihrem Stuhl zusammen und nahm dankend den Kaffee an. „Morgen, Phillip.“

„Heute Morgen bist du wirklich wahnsinnig beliebt, kann das sein? Bevor du gekommen bist hat die Gerüchteküche nur so gebrodelt.“

Roxanne verdrehte die Augen auf diese Fragen hin und nahm erst einen Schluck des heißen Getränks, ehe sie darauf antwortet. Sie mochte Phil. Nachdem Hal im Knast gelandet war, war er ihr neuer Kameramann und er war so viel talentierter als Hal. Als Roxanne Phil keine Antwort gab hob dieser seine schwarzen Braunen und rückte die modische Hornbrille auf seiner Nase zu Recht.

„Offenbar willst du wirklich nicht drüber reden, was gestern passiert ist, dabei weiß ich, dass du eine exklusive Story daraus machen könntest. Du bist einfach zu gut für diese Welt, Roxy.“

„Ich könnte mit dem was ich weiß ein Buch mit exklusiven Storys schreiben, Phil. Aber was hab ich davon? Ich denke nicht, dass das richtig wäre.“

„Weil du deinen blauen Lover nicht verraten willst?“ Phil hob die Hand und nahm Roxannes Halskette in die Hand. Der silberne Blitzanhänger, Megaminds Markenzeichen, glitzerte auf, als Phil ihn zwischen Daumen und Zeigefinger umher drehte. „Und gerade weil du das nicht tust, werden alle immer neugieriger. Du bist auch ein wahres Glückkind, meine Teure. Erst Metro Man, nun Megamind… die Superhelden stehen auf dich.“

Roxanne lehnte sich etwas zurück, dass ihre Kette aus Phils Hand rutschte. Verspielt lächelte sie ihn an und schüttelte den Kopf.

„Gut kombiniert, Watson. Ich denke, du würdest deinen Lover auch nicht verraten. Ich vermische Privates und den Job nun mal nicht.“

„Und dabei lässt du dir eine riesige Chance entgehen, man. Es gibt so viele Bücher über Metro Man, Megamind und diesen Titan! Aber nur du weißt, was wirklich los ist. Man trifft nicht alle Tage ein Alien.“

Roxanne winkte ab, ehe diese Diskussion noch inniger wurde. Phil war nett, aber ein sturer Bursche und sie wurde ungerne durchlöchert. Und wo er schon mal da war, sollten sie ihre Arbeit machen!

„Ich hab genug von dem Thema… was gestern passiert ist, werden alle früh genug erfahren, aber nicht von mir.“ Sie wedelte mit Hand und wand sich dem Bildschirm ihres Computers zu. „Was ist mit dem Bericht von letzter Woche? Ist der fertig, ich hab mir die Ausschnitte noch mal angesehen und finde, wir sollten einiges umändern!“

„Ah, ah!“ Noch bevor Roxanne weiterreden konnte, schüttelte Phil den Kopf und hob abwehrend die Hände. „Nichts da, genug von dem Thema. Also wenn‘s nach mir ging, klar! Kein Problem! Aber der Boss will dich sprechen!“ Phil deutete mit einer knappen Bewegung zum Ende des Gangs auf eine Tür und zeigte dann mit dem Daumen drauf. „Er erwartet dich schon. Also entweder tritt er dir in den hübschen Hintern wegen gestern -es war deine Moderation- oder aber er will super heiße News!“

„Na klasse, der Tag fängt ja super an!“ Entrüstet stellte Roxanne ihren Becher auf den Schreibtisch und blinzelte zu der Tür, die ihr wie ein riesiges Gittertür zur Hölle vorkam. Im Grunde schlug sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie wollte sowieso zu ihrem Chef, doch in einer anderen Angelegenheit. Sie wollte Urlaub! So wie jedes Jahr zu dieser Zeit, damit sie über das Wochenende zu ihren Eltern fahren konnte. Aber wenn der Sklaventreiber am Ende des Gangs nicht gut gelaunt war, würde daraus vielleicht nichts. Doch da konnte man nichts machen, sie hatte keine andere Wahl. Demotiviert stand sie auf und ging an Phil vorbei, der sie mitleidig ansah. Was für ein Trost, kündigen würde man ihr sicher nicht, sie war DIE Einnahmequelle. Doch trotzdem wurde ihr flau im Magen.
 


 

„Roxanne, da sind Sie ja endlich, setzten Sie sich! Los, hop! Wir haben einiges zu bereden!“

Erstaunt über den freundlichen Ton ihres Chefs blieb Roxanne wie angewurzelt stehen und machte große Augen. Ihr Arbeitgeber, Daniel Brown, ein älterer Herr mit hellen, klaren Augen und Schnäuzer saß an seinem Schreibtisch. Er verkreuzte die Finger ineinander und setzte seine Ellenbogen auf den Tisch ab, erwartungsvoll zu Roxanne schauend.

„Ok…Danke.“, entgegnete Roxanne verblüfft, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. Sie nahm platzt und legte formal die Hände in den Schoss. Am besten kam sie gleich mit der Tür ins Haus, bevor er anfangen konnte zu meckern und zu fluchen.

„Ich weiß schon, wieso ich hier bin! Der Auftritt gestern war eine reine Katastrophe und wir sind mit dem Programm durcheinandergekommen, weil wir überziehen mussten, aber dafür bin ich nicht verantwortlich! Ja, es war meine Moderation, aber ich kann nichts für den Ablauf der eigentlichen Veranstaltung! UND an der Verspätung von Megamind hab ich auch keine Schuld!“, verteidigte sie sich sofort und war bereit, seine Gegenargumente zu hören. Doch ihr Chef warf ihr nichts um die Ohren, er blickte sie einen Moment verdutzt an, dann runzelte er offensichtlich amüsiert die Stirn. Schließlich lachte er kurz auf.

„Roxanne. Wir sind ein Nachrichtensender und Verspätungen und kleine …. Skandale speisen unseren Erfolg. Ihren Erfolg, wohl bemerkt! Die Menschen sehen Sie gerne… und Ihren blauen Freund!“, fügte er noch hinzu und schüttete sich und Roxanne etwas zu trinken ein.

„Keine Ahnung, was ihre Kollegen ihnen da draußen für Horrorgeschichten erzählt haben, aber deswegen hab ich Sie garantiert nicht gerufen. “

Resigniert nahm Roxanne das Glas entgegen und legte den Kopf schief. Durch seine Worte entspannte sie sich etwas, ein Glück, dass sie sich nicht für Megaminds Fauxpas entschuldigen musste. Dennoch störte sie etwas an dem, was Daniel gesagt hatte. Der Anhang von ‚ihrem blauen Freund‘ war zu offensichtlich.

„Ok…“, begann sie darum verwirrt und zog das Wort vorsichtig in die Länge. „Wenn es nicht um gestern geht, weswegen sitze ich hier? Doch sicherlich nicht nur für einen netten Smalltalk?“

Langsam verlief das Gespräch in die Richtung, die ihrem Vorgesetzt vorschwebte. Sein Grinsen wurde breiter und er nickte ihr zu.

„Das ist die richtige Frage. Wir sitzen aus einem ganz bestimmten Grund hier!“ Er deutete mit seinem Glas auf die Wand. Dasselbe Poster hing dort, dass sich Roxanne vorhin angeschaut hatte. Der Anblick ihres Gesichts verunsicherte Roxanne für einen Moment. Sie war zwar nicht die einzige Trophäe an der Wand ihres Chefs, doch was das nun genau zu bedeuten hatte, vermochte sie nicht zu sagen.

„Die Preisverleihung gestern hat in der Tat unsere Sendezeit überzogen und das Programm durcheinander gebracht und genau das ist der Punkt! Wir hatten gestern die höchsten Einschaltquoten, seit unser Kanal auf Sendung geht! 55%! Das ist mehr, als sich so mancher Sender jemals erträumen könnte! Wir liegen an der Spitze und das ist Ihr Verdienst!“

„Mein Verdienst?“, wiederholte Roxanne erstaunt.

„Ja, Ihr Verdienst. Die Quoten sind nur so hoch, wenn Sie auf Sendung gehen. Die Menschen sind neugierig. Megamind ist ein exzentrisches Wesen, aber nicht so kamerageil wie Metro Man es war! Viele hoffen durch Sie mehr zu erfahren, als die Schlagzeilen, wenn er eine Heldentat vollbracht hat! Außerdem sind Sie jung, attraktiv und haben was im Köpfchen. Das ist gefragt! Sie sind gefragt und darum habe ich ein Angebot für Sie!“

Er schob einen Stapel Papier über den Schreibtisch und grinste Roxanne ins Gesicht, der der Mund offen stand. Sie blickt auf das Dokument hinab und ihre Augen weiteten sich noch mehr.

„Wir wollen sie als Anchorwoman!“

„Ist nicht Ihr Ernst!“, entfuhr es Roxanne und sie versteifte sich für einen Moment, dann atmete sie laut auf. Sie liebte es live zu berichten, aber der Anchor-job war beliebt und angesehen und verdammt gut bezahlt! Man würde sie wirklich jeden Tag mehrmals im TV sehen! Gut, das tat man auch so, aber im Grunde war der Anchorstuhl das beste Angebot, das einem gemacht werden konnte! Sie war einfach nur sprachlos.

„Ha, ich wusste, dass Sie das auch den Latschen kippen lässt! Es wurde auch Zeit, dass Sie das Angebot bekommen, ich weiß. Sie mussten oft genug den Kopf hinhalten, bei Ihren Liveberichten. Und damals, als wir sie rausnehmen wollten aus den Berichterstattungen zu Ihrer Sicherheit, haben Sie das auf sich genommen. Obwohl Sie wussten, dass Sie meistens währen den Live- Übertragungen entführt wurden! Das hier haben Sie sich also reichlich verdient.“

„Ich… bin überwältigt, damit hab ich gar nicht gerechnet!“, murmelte Roxanne und fuhr sich durch ihre kurzen Haare.

„Sicher, sicher. Ich versteh auch, wenn Sie sich das durch den Kopf gehen lassen wollen. Aber das Angebot steht. Andererseits weiß ich, dass Sie Ihren ‚Außendienst‘ lieben, Sie haben ja auch gerade erst einen neuen Kameramann bekommen.“

„Ja, ja natürlich.“

„Ich hoffe nur, Sie sind sich bewusst, dass wenn Sie sich dafür entscheiden, Sie noch etwas länger hier im Studio sein werden. Die Arbeitszeiten sind geregelter und Ihre Abgabetermine sind auch nicht so willkürlich wie vorher. Sie müssen zu der richtigen Zeit hier sein, wenn Sie das auf die Reihe bekommen, dann nur zu! Unterschreiben Sie und es kann losgehen!“

Roxanne sah von dem neuen Arbeitsvertrag in das Gesicht von Daniel und ein erfreutes, aber bis ins Mark erschüttertes Lächeln huschte auf ihre Lippen. Diese Entscheidung war mehr als schwierig, vor allem bei ihrer aktuellen Situation.

Es blieb nur eine Frage offen, wegen der Roxanne mit ihrem Chef hatte sprechen wollen.
 

***
 

An einem ganz anderen Ort, nicht weit entfernt von der Metropole, ertönte eine computerverzerrte Stimme.

„Daten werden analysiert.“

Ein Bildschirm erschien wie aus dem Nichts und ein Satellitenbild baute sich auf. Es zoomte immer weiter auf die Westküste eines Kontinents hinunter, bis Metro City zu erkennen war. Doch nicht die Innenstadt wurde angezeigt, sondern das abgelegene Industriegebiet, in dem nur noch wenige Gebäude und Fabriken in Gebrauch waren. Eine eher abgelegene Ecke der Stadt, an dessen Spitze eine große, stillgelegte Fabrik stand. Die Satellitenansicht des Gebäudes verharrte einige Sekunden, dann wandelte sie sich in eine 3D Animation. Die roten Ziegel und Backsteine, so wie die Schornsteine ragten, trotz der Täuschung, pompös empor. Auf dem Dach des Gebäudes thronte die ramponierte Nachbildung eines Observatoriums. Das Bild flackerte auf und an den Seiten des Bildschirms listeten sich Informationen auf.

„Objekt gefunden. Gebiet identifiziert. Übereinstimmungen mit den eingegeben Informationen korrekt.“

Als nächstes erschien ein anderes Bild, auf dem virtuellen Display. Es war kein Gebäude, das zu sehen war, sondern eine Gestalt. Es war ein schmales, blaues Wesen. Die Animation dieses Wesens drehte sich unablässig um sich selbst, während an der Seite Informationen aufgelistet wurden, während der Computer nur so ratterte.

„Analyse beendet.“

Ein leises Lachen wurde hörbar, als der Computer seine Arbeit einstellte. Noch immer drehte sich das Abbild des blauen Wesens um sich selbst und wurde dabei von einem fremden Mann betrachtet.

„Hier ist er also gelandet.“, flüsterte der Mann zu sich selbst und ließ sich dann auf einem Sessel nieder. „Dann wollen wir doch mal sehen, wie ‚böse‘ oder eher, wie heldenhaft du wirklich bist. Megamind.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Jefferson
2011-10-01T18:20:29+00:00 01.10.2011 20:20
Selten, dass ich gute Fanfiktions lese - aber die hier ist auf jeden Fall gut. Der Prolog war schön im Stil des Films gehalten und auch sonst hältst du dich schon an die Charaktere und sie sind dir allesamt gut gelungen. Meiner Meinung nach.
Mir gefällt das Prinzip sehr gut, dass Megamind schon wieder nicht glücklich ist. Und dass seine Beziehung mit Roxanne nicht hunderprozentig gut läuft. Das macht die Sache ziemlich interessant.
Und ich hoffe doch mal, dass du hier weiter schreibst. :'D Eine gute Geschichte, auf deren Fortsetzung ich mich freuen würde. :)
Von:  sadako888
2011-09-18T11:43:25+00:00 18.09.2011 13:43
Ich wusste erst auch nicht, was eine Anchorwoman ist xD
Jetzt mit der neuen Bedrohung, wird die Geschichte überaus interessant. Ich hätte erwartet, dass Megamind sich Rat bei Metroman holt, schließlich dürfte der ja jetzt Experte im Glücklichwerden sein, nachdem er ja so viel darüber gelesen hat. Irgendwelche abgedroschenen Klischees und Sätze wie 'Das Glück liegt in dir selbst' oder Ghandi-Sätze, die Megamind nur entnerven würden. Ich glaube auch, dass ihm einfach nur wieder ein Gegenspieler fehlte, den du ja jetzt aber anscheinend zu seiner Rettung schickst ;)
Von:  Sternengaukler
2011-09-08T15:41:26+00:00 08.09.2011 17:41
is ja nicht grade wenig °°
ich habs aber mal überflogen.
soweit ich gelesen habe schien es mir recht gut.
detailreich und eifnallsreich geschrieben.
verständlich und leserfreundlich.
is ja leider nicht bei jedem auf animexx so.
aber wirklich gut geschrieben, kein gemecker von mir x)
Von:  Avolin
2011-09-01T19:58:21+00:00 01.09.2011 21:58
Sehr cooler FF, ich liebe den Film Megamind und habe mir auch schon selber überlegt wie es wohl mit den Charas weitergehen könnte! :)
Ich finde dein Tempo wie du durch die Geschichte gehst sehr gut. Klar muss man mal auf was eingehen und was erklären, aber nicht darin schwelgen und ewig verweilen. Man will auch das was passiert und das ist bei dir gut gelöst.
Joha so Rechtschreibfehler gibt es, finde ich aber nicht schlimm, nichts dabei was wirklich den Lesefluss beeinträchtig. Ich kenne das selber, ehe man da einen findet der drüber liest, hätte man es schon dreimal veröffentlichen können.
Würde mich freuen bald mehr lesen zu können, wird ja zum Schluss ganz spannend. Würde mich auch über ein Auftritt von "Musik Man" freuen! :D
Von:  galaxys-child
2011-08-09T21:24:49+00:00 09.08.2011 23:24
Jetzt geht es also endlich los! Eine neue Gefahr bahnt sich an. Ich kann nur spekulieren, aber ist dies vielleicht ein Besuch aus der Heimat Megaminds? Ein zweiter blauer, überspannter und exzentrischer Alien wäre doch was ;-)
Nun ja, Roxanne hat also einen neuen Aufgabenbereich. Ich gebe zu, dass ich nicht wusste, dass man ein/e regulär in einem Fernsehstudio arbeitenden Moderator/in als Anchor(wo)man bezeichnet; man lernt eben nie aus...
Bis auf Rechtschreibfehler ist alles super. Du solltest es dir wirklich nochmal genau durchlesen oder einen anderen lesen lassen; man selbst übersieht ja einiges (geht mir ja genauso).

Ansonstenn hoffe ich, dass du bald ein fünftes Kapitel hochlädst.
Von:  galaxys-child
2011-08-09T21:02:59+00:00 09.08.2011 23:02
Nun habe ich auch das dritte Kapitel gelesen und kann mich nur wiederholen: Charaktere sind gut ausgearbeitet; ein gut zu lesender Stil und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Megamind scheint mit seinem Heldendasein wirklich unzufrieden zu sein. Aber ich denke, wenn er jetzt zum Schurken werden würde, würde ihn das auch unglücklich machen (nicht nur, weil Roxanne ihn dann verlassen würde). Ich glaube, er braucht nur eine Herausforderung, einen Gegenspieler. Vielleicht sollte er sich mal wieder einen Bösewicht kreieren? ;-) Na, mal sehen, welche Ideen du noch hast.
Der Besuch bei Roxannes Eltern wird bestimmt lustig, doch für Megamind wohl eher unangenehm und betrüblich.
Die Rechtschreibfehler hielten sich diesmal auch in Grenzen. Auf zu Kapitel 4!
Von:  galaxys-child
2011-08-09T20:31:35+00:00 09.08.2011 22:31
Ha, das wollte also Megamind mit der Transformationsuhr! Um sich davor zu drücken, sich öffentlich bei den Feierlichkeiten, die ihm zu Ehren gehalten werden, zu zeigen, verwandelt er einen seiner kleinen Helfer in sich selbst. Ich muss sagen, dass passt wirklich gut zu ihm; und Roxanne und Minion, die mit ratlosen Gesichtern auf den soeben erschienenen Braibot blicken. Man kann es sich richtig vorstellen. Die Charaktere sind also wieder wunderbar getroffen. Und auch ich möchte wissen wo Megamind nun ist und warum er nicht selbst erscheinen wollte.

Wie immer habe ich noch ein paar Rechtschreib- und Grammatikfehler entdeckt, die mich beim Lesen doch arg gestört haben. Du solltest noch einmal das Geschriebene dahingehend überprüfen. Ansonsten verfolge ich weiterhin deine Geschichte und lese das nächste Kapitel.
Von:  galaxys-child
2011-08-09T17:42:55+00:00 09.08.2011 19:42
Dein erstes Kapitel war eine gute Einführung - nicht zuletzt dadurch, da du noch einmal eine kurze Zusammenfassung vom Ende des Filmes eingestreut hast und ohne, dass es störend wirkte. Einige Parts haben mich sogar zum Schmunzeln gebracht; insbesondere: "Wenn alle seiner Spezies so gewesen waren wie Megamind, so tollpatschig und größenwahnsinnig, war es klar, dass sie sich in die Apokalypse katapultiert hatten!"
Der Stil ist sehr flüssig und während des Lesens hatte ich tatsächlich eine Art Film vor Augen. Die Charaktere sind vollkommen IC und ich denke genauso, wie du es geschrieben hast, würden sie auch sprechen und agieren.

Ein paar Fehler habe ich trotzdem noch gefunden:
In Abchnitt 3 hast du "Ex-Freund" geschrieben; zuerst dachte ich: Hä, sind Roxanne und Megamind jetzt auseinander? Du meintest sicher "Ex-Feind".
Abschnitt 4: "Planten" --> "Planeten"
Abschitt 10: "stilgelegte Fabrik" --> "stillgelegte Fabrik"

Ansonsten ist die Rechtschreibung gut.

So und was ist nun mit Megamind los? Was für einen Plan hat er, wozu er die Transformationsuhr benötigt? Ich lese mit Spannung das nächste Kapitel.
Von:  galaxys-child
2011-08-09T17:02:33+00:00 09.08.2011 19:02
Habe den Film Megamind gesehen und mir schon diverse Fanfictiones auf englisch-sprachigen Seiten durchgelesen. Ich freue mich, dass nun auch endlich im Deutschen Fanfictions zu Megamind erscheinen.
Die Idee, dass Megamind nun auch sein Heldendasein satt hat bzw. anzweifelt, ist interessant und habe ich so noch nicht gelesen.
Der Prolog klingt schon mal sehr gut und macht Lust auf mehr. Du hast den Stil, in dem Megamind am Anfang des Films spricht gut getroffen. (Zitat: "Wie war mein Tag heute..." und "Meine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, sie fängt gerade erst an. Und zwar mit dem Anfang vom Ende!")
Allerdings habe ich zwei Fehler entdeckt, die du ausbessern könntest, damit der Prolog wirklich perfekt ist (Ja, ich bin jetzt so kleinlich!) Du hast "Schurcke" statt "Schurke" geschrieben und grammatikalisch korrekt wäre "zum Superhelden" und nicht "zum Superheld".

Alles in Allem werde ich weiter lesen.

Von:  Luthien-Tasartir
2011-07-05T22:38:50+00:00 06.07.2011 00:38
Hallo und hiermit auch von mir ein "Herzlich Willkommen im ✖✐✖-Zirkel"!
Da du dir augenscheinlich Kommentare zu dieser Geschichte wünschst, habe ich mir die Freiheit genommen dies in Angriff zu nehmen.
Hier also mein Kommentar zu deinem Prolog:

Ich muss sagen, dass ich zunächst etwas verunsichert war, ob dies nun wirklich ein Prolog war oder eine Ansprache vom Autor. Als ich dann aber begriffen hatte, dass es sich tatsächlich um das Statement eines... Superschurkenhelden handelt, fand ich die Idee wirklich gut. Bereits deine Interjektion am Anfang und insgesamt die etwas umgangssprachliche Art des Geschriebenen machen deinen Charakter zu einer scheinbar realen Person, die sich über ihr Leben äußert. Zwar bin ich kein Fan von Umgangssprache im Schriftlichen, doch hier hat es durchaus gut gepasst und war ein gutes Stilmittel.
Auch gefällt mir die Einstellung des Sprechers und die Einleitung in seine eigene Geschichte durch den kleinen Vorgeschmack, in dem man liest, um was es ungefähr geht, macht mich durchaus neugierig auf den Rest der Geschichte.
Was mich etwas verwirrt hat, war der plötzliche Wechsel vom Superschurken (übrigens hast du dort ein überflüssiges "c" eingebaut ;) ) zum Helden. Hat dies einen bestimmten Hintergrund oder ist es vom Sinn her das Gleiche?
Ansonsten habe ich eigentlich nichts einzuwenden. Deine Rechtschreibung und Grammatik ist nahezu makellos und dein Stil hat irgendwie etwas Erfrischendes.

Als Fazit schließe ich also: Ein durchaus vielversprechender Anfang, wobei man gespannt sein darf, wie der Held im Laufe der Geschichte weiter auftritt.

MfG
Luthien-Tasartir
✖✐✖


Zurück