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Addiction

von

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Veränderungen

Als Amelie das erste Mal von ihm sprach, da wusste ich nicht, was von ihm halten. Ich würde mich nicht als oberflächlich beschreiben, aber ich muss auch zugeben, dass das Eine oder Andere, das man so hört, sich in einem festsetzt und nicht mehr so leicht vertrieben werden kann.

Dennoch war ich auf der Seite der anderen Jungs, die meinten, sie solle nicht immer nur nach dem Äußeren gehen.

Bis zu dem Tag, an dem ich selbst gezwungen war, mit ihm zu reden. Da stürzen alle Vorurteile auf mich ein und ich muss gestehen, dass ich mich wie ein Idiot benommen habe. Fast hätte ich mir damit auch die Chance verbaut, ihn Mitglied unseres Teams werden zu lassen.

Letztlich hab ich das Ruder herumgerissen und ihn zu uns geholt.

Und ich glaube, damit habe ich die beste Entscheidung meines Lebens getroffen.

Entgegen aller Widrigkeiten, denen ich trotzen musste, hat er sich als talentierter Spieler herausgestellt, der unserer Mannschaft nicht nur einmal zum Sieg geführt hat.

Mit ihm kam der Erfolg, das lässt sich nicht abstreiten.

Allerdings meine ich gerade aber gar nicht die Auswirkungen, die er auf das Team, sondern die, die er auf mich persönlich und mein Leben hatte.

Nicht nur, dass ich nach und nach meine Vorurteile ablegte, nein, ich bemerkte auch endlich, was mir in meinem Leben immer gefehlt hat. Was der Grund war, warum ich trotz einer tollen Freundin und einem geregelten Leben, nie ganz zufrieden war.

Ich kann ihm gar nicht oft genug sagen, wie dankbar ich ihm bin, dass er das Leben des Teams und das meinige verändert und bereichert hat. Und ich kann ihm gar nicht sagen, wie glücklich ich über all die Veränderungen bin, die seit jenem Tag über uns hereingebrochen sind.

Ja, es hat sich wirklich viel verändert, seitdem Jona an unsere Schule und in unser Team kam. Aber ich will nicht alles vorweg nehmen.

Gehen wir einfach zurück auf Anfang.

Der erste Schultag

- 6 Monate zuvor -
 

„Wie waren eigentlich eure Ferien, Jungs?“, fragt Amelie und dreht dabei aufreizend eine ihrer welligen, blonden Strähnen ein und wieder aus, formt zusätzlich noch eine Blase mit ihrem Kaugummi. Ein bisschen sieht sie aus wie eine Pornodarstellerin und wer sie kennt weiß, dass sie genau das auch will.

Das sie Kaugummi kaut, ist übrigens unnütz. Denn mit jedem Zug von ihrer Zigarette inhaliert sie so viel stinkenden Rauch, dass der Pfefferminzgeruch mehr als nur überdeckt wird.

Das sie raucht hat mir noch nie behagt. Ich selbst Rauche nicht und hasse es, wenn Amelie stinkt, wie ein Aschenbecher. Vor allem, weil sie ständig Küsse einfordert, um sich selbst zu beweisen, dass ich auch tatsächlich ihr Freund bin.

Zurück zum Geschehen, ehe ich abschweife. Amelie hat nun die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich gezogen – ob nun wegen ihrer Gesten oder ihrer Frage, sei mal dahin gestellt – und wartet nun auf Antwort.

Aber wahrscheinlich ist die einzige Antwort, die sie interessiert, meine. Denn im Grunde ihres Herzens gibt es etwas, was ihr wichtiger ist, als die Aufmerksamkeit von Anderen: Meine Aufmerksamkeit.

„Schön, aber viel zu kurz,“ antwortet Joshua ihr. Joshua… Der einzige Junge in unserer Clique, der nicht mal zu einem winzigsten Prozent auf Amelie abfährt. Das mag daran liegen, dass er mein bester Freund ist und Amelie deshalb schon absolut Tabu für ihn ist, vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie gar nicht sein Typ ist.

Wenn ich etwa von Josh sicher sagen kann, dann ist es, dass er nicht auf Frauen wie Amelie steht, die sich in den Vordergrund drängen und so manches Mal einfach… übertrieben sind. Ein Mädchen muss für ihn ruhig und süß sein. Und auf gar keinen Fall eine Stylequeen wie Amelie.

Josh hat diese auch schon mal Tussi genannt, ehe ich mit ihr zusammen gekommen bin. Seit dem hält er sich zurück, obwohl sie sich in diesem Punkt nicht verändert hat. Mir zu liebe eben.

Jetzt kann man sich fragen, warum ausgerechnet ich mich mit jener Tussi einlasse, wo ich Josh doch in diesem Punkt nicht mal widerspreche, und die Antwort ist irgendwie ganz einfach: Diese Tussi ist verdammt heiß!

„Furchtbar!“, muss sich nun auch Mike kundtun und erzählt uns, dass seine Mutter endlich sein Schwesterchen bekommen hat. So rund und fett wie die seit Monaten ist, hätte es mich nicht gewundert, wenn das Kind nicht nur eine Woche überfällig gewesen wäre, sondern einen Monat…

„Ausschlafen war da nicht… ständig schreit das Balg… total nervig.“ So viel Bruderliebe kann auch nur von Mike stammen. Der Junge interessiert sich nämlich nur für Eines: Seinen Schwanz. Solange der in irgendwelchen Weibern steckt, ist er glücklich!

Amelie nickt und tut es unwirsch ab. Ich sag ja, es interessiert sie eigentlich nicht. Um ihr einen Gefallen zu tun, bin ich es, der als nächstes das Wort ergreift und ihr versichert, dass es die besten Ferien meines Lebens waren, weil ich sie mit ihr verbringen durfte.

Das wird mit dem Ausruf „Du bist so süß, Benni!“ belohnt, und mit einem Kuss.

Eigentlich ist es aber gelogen, obwohl die Ferien in der Tat ganz gut waren. Sexlastig und so… Wobei es noch etwas anderes gab, was mir die Ferien mehr als versüßt hat: „Ich fand vor allem cool, dass wir das Streetmatch im Park gewonnen haben!“

Amelie, bis dahin noch gelächelt hat, blickt einen kurzen Moment überrascht drein, ehe sich ihre Gesichtszüge verhärten.

Sie hasst Basektball. Und sie hasst es, dass ich jetzt von dem Basketballturnier anfange. Aber ich bin nun mal Mannschaftskapitän der Schulmannschaft und ja… ich bin verdammt stolz darauf, dass mein Team nach einer wirklichen Flaute endlich mal wieder einen Erfolg verbuch konnte.

„Ja! Das war wahnsinnig cool!“, jubbelt nun Chris. Unser Mannschaftsküken und nebenbei bemerkt der Grund dafür, warum wir gewonnen haben. Er grinst breit und dazu hat er auch alles Recht.

Er ist im Halbjahr neu ins Team gekommen, ein Privileg, dass nicht jedem zu Teil wird. Eigentlich gar keinem. Denn letztes Jahr hat Chris noch die zehnte Klasse besucht, gehörte damit noch zur Unterstufe.

Und die Unterstufe hat – genau wie unsere Oberstufe – eine eigene Mannschaft, in welcher er zuvor auch gespielt hat. (Auch wenn ich hier anmerken – natürlich ohne mich jetzt angeben zu wollen… - muss, dass unsere Mannschaft das Aushängeschild der Schule ist!!!)

Weil wir uns aber so blöd angestellt haben und ich bemerkt habe, wie gut Chris ist, habe ich beim Direktor durchgeboxt, dass Chris im Halbjahr zu uns wechseln durfte.

Eine große Ehre für ihn – die Rettung für uns.

Mit Chris kamen einige Ideen fürs Training und vor allem die Motivation zurück, die uns bis dahin gefehlt hatte.

Und bis zu den Ferien haben wir uns tatsächlich gesteigert, in den Ferien eben auch das Streetmatch gewonnen. Alles wegen unserem Kleinen hier, der sich ab heute übrigens Elftklässer und damit offiziell Oberstufler nennen darf.

„So sehr braucht ihr auch nicht übertreiben,“ wirft nun Lukas ein. „Da haben hauptsächlich Amateure mitgemacht.“

Zugegeben, er hat so eine spezielle Art an sich, die es ihm verbietet, Dinge als gut abzustempeln. Lukas sieht einfach alles pessimistisch, egal, wie sehr es eigentlich zum ‚sich freuen’ einlädt.

Blöderweise… hat er damit meistens auch Recht!

„Aber es ist ein Erfolgserlebnis,“ herrscht ihn nun Vic an. Vic – eigentlich Victor, aber den Namen hasst er – ist Lukas’ bester Freund das genaue Gegenteil von ihm. Wo Lukas alles schlecht redet, redet Vic alles gut.

Der gebürtige Russe blickt nun hilfesuchend zu mir, weil Lukas sich kaum überzeugen lässt.

„Irgendwo hat er ja Recht… da waren nicht viele wirklich gute Spieler dabei!“

Ich weiß, Vic nimmt mir das jetzt übel, aber die Tatsache, dass Lukas nicht ganz Unrecht hat, ist nun mal nicht abzustreiten. Dennoch sehe ich entschuldigend zu dem Russen, der mich böse ansieht und seine Arme verschränkt.

Um ihn versöhnlich zu stimmen, füge ich hinzu: „Aber wir sind besser geworden! Und ich denke, dass Streetmatch hat gezeigt, dass wir es immer noch drauf haben!“

Die anderen Stimmen zu, nur Amelie presst ihre vollen Lippen missbilligend zu einem schmalen Strich zusammen und sieht uns wütend an: „Hört doch auf, ständig über den Scheiß zu reden!“

Sie hat kein Verständnis dafür, dass die Jungs und ich den ganzen Tag darüber reden könnten… Sie ist ja auch eine Frau, wenn ich das mal so anmerken darf. Nicht, dass es nicht auch sportbegeisterte Frauen gibt – aber Amelie gehört da einfach nicht dazu. Sie kriegt ja schon wegen der Tatsache die Krise, dass sie mich mit dem Sport mehr oder minder teilen muss. Es kommt öfters vor, dass ich ein Date absage, weil das Training länger dauert. Aber das muss eben sein, wenn man richtig gut werden will… Das versteht sie einfach nicht. Es ist nur nervig, dass sie uns damit ständig in den Ohren hängen muss.

Das Problem haben die anderen Jungs nicht. Chris ist single, Mike wechselt seine Freundinnen öfter wie seine Unterhosen und die Freundinnen von Lukas und Vic gehen beide nicht auf unsere Schule. Folglich ist das einzige Mädchen Amelie, die bei uns steht, um die Pause mit ihrem Freund, aka mir, zu verbringen.

Das sie folglich niemanden hat, mit dem sie über Schuhe oder was weiß ich quatschen kann, fordert sie unsere Aufmerksamkeit… die versiegt, sobald Basketball zur Sprache kommt. Natürlich könnte sie eine ihrer Freundinnen mit zu uns bringen. Aber das will sie nicht. Es könnte sich ja eine an mich ran machen…

Mir soll es egal sein. Ich lasse mir von ihr nicht vorschreiben, über was ich mich unterhalte.

Weil wir dennoch weiter vom Streetmatch reden, zieht sie beleidigt von dannen, Richtung Schulgebäude. Das darf ich mir sicher wieder anhören, wenn wir alleine sind…

„Die und ihre Launen,“ schüttelt Mike den Kopf und sieht ihr nach – oder eher ihrem Po. Er klopft mir kumpelhaft auf den Rücken, was wahrscheinlich tröstlich wirken soll…

Danach begeben auch wir uns in Richtung Schulgebäude… der erste Schultag nach den Sommerferien beginnt nämlich in genau drei Minuten.
 

Natürlich geschieht an so einem Tag noch nicht viel, vor allem kein Unterricht. Es wird viel Organisatorisches erledigt und viel geredet.

Folglich ist die erste Pause nicht dringend nötig, aber dennoch willkommen.

Josh, Vic und ich – alle in einer Klasse -, machen uns auf den Weg zu unserem Stammplatz in der Raucherecke. Dort stehen wir eigentlich nur, weil die meisten coolen Kids dort stehen und wir uns da irgendwie mit dazu zählen – Hallo! Wir sind die Basketballmannschaft. Wir sind beliebt, wie eigentlich alle Sportteams. Fast, wie an den Highschools in Amerika.

Die anderen warten dort jedenfalls schon auf uns. Neben Amelie raucht nur Mike noch wirklich. Und zwar relativ viel, wenn ich das mal so sagen darf. Ich heiße das ja nicht gut. Als ein Sportler sollte er an seine Gesundheit und seine Kondition denken – vor allem bei einem solch schnellen Spiel wie Basketball.

Aber ich sage nichts. Denn sonst würde er mir nur vorhalten, dass auch Lukas raucht. Obwohl der eigentlich nur pafft, den raucht nicht inhaliert. Er meint immer, das käme cool rüber. Ich denke, er hat es sich einfach mal angeeignet und keine Lust, es sich wieder abzueignen.

„Und? Gibt’s was Neues?“ Amelie sieht uns alle fragend an. Wenn es um Klatsch und Tratsch geht ist es immer sie, die die Fragen stellt. Frauen…

„Nichts Weltbewegendes. Wir haben eine neue Klassenlehrerin – die Chemietussi,“ erzählt Josh und macht ein Kotzgeräusch. Ich muss ihm Recht geben. Die Alte ist streng und unausstehlich.

In der ersten Stunde hat sie uns eine Predigt gehalten, dass wir dieses Jahr unseren Abschluss machen und verdammt noch mal richtig viel Lernen sollen.

Na ja… ja… Kein Kommentar!

„Eine aus unserer Klasse hat die Schule geschmissen, weil sie schwanger ist.“

Irgendwie finde ich so was immer dämlich und verantwortungslos. Ist ja auch nicht so, als dass es keine Verhütungsmittel gibt.

Amelie will natürlich sofort wissen, wer genau es ist – so was interessiert sie natürlich brennend! Als ich ihren Namen nenne, verkündet Mike uns, dass er mit der auch schon mal Sex hatte. Die nächste Minute müssen wir mit ihm nachrechnen, ob er der potentielle Vater sein könnte.

Aber das kommt von der Zeit her nicht hin – abgesehen davon muss man ihm zumindest eines lassen: Verhütet tut er immer!

„Die Jungs in meiner Klasse wollen ausnahmslos alle ins Team und belagern mich damit.“ Chris seufzt. „Jeder glaubt, wenn er sich mit mir gut stellt, besorge ich ihm einen Platz.“

„Du darfst das gar nicht entscheiden,“ lacht Josh und Chris zuckt mit den Schultern.

„Sag das nicht mir, sag das ihnen.“

Josh hat übrigens Recht. Chris und auch die Anderen dürfen das gar nicht entscheiden. Wer ins Team darf oder nicht – das ist eine Sache von mir als Kapitän und vielleicht noch von Joshua, den ich zum Vizekapitän ernannt habe.

„Bei euch was interessantes?“, wendet er sich dann an Amelie, Lukas und Mike, die alle drei die zwölfte Klasse besuchen.

„Wir haben einen Neuen,“ wirft Lukas in seiner typischen gleichgültigen Art ein und zieht von seiner Zigarette.

„Oh jaaa,“ stöhnt Mike daraufhin auf und verdreht theatralisch die Augen. „Einen Freak, um genau zu sein.“

Er zündet sich seine zweite Zigarette an… wie gesagt: Er raucht viel.

Über diese Aussage muss auch Amelie kichern, während wir anderen nicht wirklich wissen, was an dem Neuen jetzt so freakig ist. Weil wir alle verwirrt drein sehen, klärt meine Freundin uns netterweise auf: „So ein Emokind… Heißt Jan oder Johann oder so… Hab nicht zugehört, als er sich vorgestellt hat… Jedenfalls ist er schräg drauf, sagt nichts und glotzt nur blöd aus der Wäsche.“

Klingt nach einem Glückstreffer, wenn man das so hört. Andererseits weiß ich, dass Amelie und Mike sehr oberflächlich sind und wahrscheinlich übertreiben. Deswegen sehe ich fragend zu Lukas, der aber beschlossen hat, zu dem Thema zu schweigen. Auch gut.

Was interessiert es mich auch?

Ich wedle ein wenig mit der Hand, um den Rauch von Amelie zu vertreiben, der nun zu mir weht, weil sie sich zu mir gedreht hat, um sich an meinen Arm zu hängen. Währendessen lausche ich Chris, der nun wieder das Wort ergreift: „Wir haben auch einen Emo in der Klasse. Der ist eigentlich ganz nett und hilfsbereit.“

Müssen wir jetzt eine Diskussion darüber führen? Natürlich sind Emos nett… Das sind auch nur Menschen! Auch, wenn das nicht jedem so klar ist:

„Du bist einfach zu naiv, Chris,“ wirft Mike nun wieder ein und lächelt ihn nachsichtig an. Dieser zieh daraufhin die Brauen hoch, sagt aber nichts mehr dazu.

Obwohl er der Jüngste in unserer Runde ist, kommt er mir manchmal reifer vor…

„Wer weißt… vielleicht ist euer Emo ja auch ganz nett,“ meint nun Vic, an Lukas gewandt. Bei den anderen Beiden hat das ja eh keinen Sinn.

Lukas zuckt daraufhin die Schultern und nickt kaum merklich. Ich glaube, ihn interessiert das Ganze noch weniger, als mich.

„Ist ja auch egal,“ schließe ich deshalb das Thema ab und fordere Joshua auf, mir zu sagen, wer sich alles für das Team beworben hat. Die Bewerbungen gehen immer alle an ihm.

Während er mir sagt, welche Vorauswahl er getroffen – und folglich zum Probespiel eingeladen – hat, verdreht Amelie wieder genervt die Augen. Ich weiß, es nervt sie. Aber sie weiß auch, dass ich nicht anders kann…

Wenig später ist die Pause zu Ende und wir treten die letzten beiden Stunden des heutigen Tages an. Das Beste am ersten Schultag ist doch – ehrlich gesagt – dass er so schnell wieder vorbei ist, nicht?

Die folgenden Tage sind dann nur noch nervig, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich auf Mittwoch freue. Denn da steht das erste Training an.

Aber egal, Fakt ist, dass Amelie nun vor unserem Gespräch flüchten kann, und damit ist uns wohl allen geholfen.

Den heutigen Nachmittag werde ich alleine mit ihr verbringen und sie versöhnlich stimmen, in dem ich kein Wort über Sport verliere… Ausnahmsweise mal!

Anfängliche Probleme

Eine Fügung des Schicksals ist es, dass wir mittwochs alle keinen Nachmittagsunterricht haben und folglich nicht all zu spät mit dem Training beginnen müssen.

Vor allem am heutigen Tage ist es ein wahrer Segen, werden wir nach unserem Training noch die Bewerber ansehen, die dem Team beitreten möchten.

„Ich verstehe immer noch nicht, warum wir alle dabei sein müssen, wenn die Bewerber vorspielen,“ murrt Mike genervt. Er hat angeblich Wichtigeres zu tun, aber auf die Frage, was das wäre, hat er keine Antwort parat gehabt. Deswegen ist er jetzt hier, genau wie alle Anderen.

„Weil wir ein Team ins und zusammen entscheiden wollen! Außerdem müssen wir ja auch alle mit den Neuen harmonieren. Und ob wir das tun, wird sich ja nur zeigen, wenn wir auch alle auf sie treffen,“ erklärt ihm Joshua geduldig. Wenigstens einer, der hier noch die Nerven bewahrt. Ich bin im Stress, weil ich alles managen muss.

Unser eigentlicher Trainer – ein alter Sportlehrer, der eigentlich nur noch auf den Ruhestand wartet – kümmert sich nämlich nur am Rande um unser Team. Er besorgt vielleicht den Bus, wenn wir ein Auswärtsspiel haben oder gibt mir Tipps, wenn ich mal nicht weiter weiß. Aber ansonsten liegt die Verantwortung über Spieler und Training mehr oder minder auf Joshs und meinen Schultern.

Während er und Mike noch diskutieren, wärmen wir anderen uns auf.

Irgendwann ist Mike – so mehr oder minder – überzeugt und er und Josh schließen sich uns an.

Unsere Mannschaft besteht im Moment aus zehn Spielern. Fünf Stammspielern und fünf Ersatzspielern. Im Basketball ist es üblich, dass während des Spiels öfters ausgewechselt wird. Deshalb sind die Ersatzspieler genau genommen nicht unbedingt schlechter, nur weil sie nicht in der Startaufstellung spielen. Aber dennoch ist es eine eher ungeliebte Aufgabe, weil die Anderen eben einfach mehr Minuten haben, als sie.

Ich kann über meine Ersatzspieler aber nicht klagen. Sie Beschweren sich eigentlich nie, sind sogar dankbar, dass so manches Extratraining sie nicht betrifft.

Und ich kann mich eigentlich auch nicht beschweren. Ob nun Neue dazu kommen oder nicht… Ich hätte genug Spieler, um eine Mannschaft mit genügend Ersatz zu bilden.

Eigentlich…

Uneigentlich zeigt sich beim ersten Trainingsspiel der Saison, dass ich dringend neue Spieler brauche – weil einige Alte wahnsinnig abgeschlagen sind.

Ich habe mir angeeignet, die anderen während des Spiels kritisch zu begutachten und zu erkennen, wer welche Leitung bringt. Selbstverständlich bin ich mit allen gleich kritisch, ob sie nun Freude sind oder nicht.

Und so kommt es, dass Mike mir negativ auffällt. Mike spielt in der Position des Shooting-Guards . Das bedeutet, dass es seine Aufgabe ist die Gegner abzuschütteln und aus unbedrängten Situationen heraus Körbe zu werfen, meist aus der Distanz. Des Weiteren ist seine Hauptaufgabe, die Pässe der Gegner abzufangen und zum Gegenangriff einzuleiten.

Heute aber kann er fast keinen Steal , wie man dies nennt, machen, was daran liegen könnte, dass seine Kondition mehr als mangelhaft ist. Ich habe ja bereits gesagt, dass er raucht, seit neuesten aber mehr, als sonst. Und das merkt man. Normal sollte er als Shooting-Guard schnell und athletisch sein, heute aber ist er träge und folglich auch nicht so wendig, wie einst.

Ich runzle die Stirn, während wir weiterspielen.

Im Gegensatz zu Mike spielt Victor heute herausragend. Man sieht ihm an, dass er und Lukas in den Ferien fleißig trainiert haben.

Victor ist unser Power Forward , was bedeudet, dass er vor allem für die Treffer im Angriffsraum zuständig ist. Außerdem kümmert er sich um die Rebounds , also einfach um die Bälle, die beim Versuch eines Korbwurfes abprallen. Diese gilt es vor den Gegnern zu fangen.

Und genau das macht Vic. Er fängt viele Bälle und er erzielt viele Treffer. Das er so vorbildlich spielt, macht mich glücklich. Ich habe Victor schon immer für einen guten Spieler gehalten und das, obwohl er zwar sehr groß, aber gar nicht so kräftig ist, wie es ein Power Forward eigentlich zu sein hat.

Wie schon gesagt, hat er mit Lukas trainiert. Und auch Lukas merkt man an, dass er seit Wochen nichts anders tut, außer Basketball zu spielen. Er agiert als Center und ist damit der mehr oder minder wichtigste Spieler auf dem Feld. Seine Hauptaufgabe liegt darin, die Angriff abzublocken und sich ebenfalls um die eben erwähnten Rebounds zu kümmern. Dafür müssen Center-Spieler ziemlich groß und kräftig sein, was beides auf Lukas zutrifft. Als er sich beworben hat, wollte er als Power-Forward spielen, was ich ihm leider nicht zugestehen konnte, da diese Position bereit an Vic vergeben war, der ein Jahr eher ins Team gekommen ist. Aber aufgrund von Lukas Körperbau und seinem Talent für Rebounds, habe ich sehr schnell gemerkt, dass er ein wahrlich guter Center-Spieler werden könnte – eine gute Entscheidung, wie er mir gerade einmal wieder beweist, in dem er tatsächlich so manchen Angriff blockt und einige gute Rebounds für seine Mannschaft holt.

Ich habe bereits erzählt, wie Chris die Mannschaft wieder in Form gebracht hat, als er aufgetaucht ist. Das geschah natürlich nicht ohne Grund, sondern aus der Tatsache heraus, dass er als Point-Guard auf dem Feld ist. Der Point-Guard ist der Spielmacher und verteilt folglich die Bälle an die Spieler, die in der günstigsten Position stehen. Das bedeutet, dass es bei Chris nicht darum geht, viele Körbe, sondern viele Pässe zu werfen, die das Punkten anderen Spielern ermöglicht. Dafür muss man natürlich Spielzüge entscheiden und einen guten Überblick haben und beides tut Chris jetzt und auch sonst ausgezeichnet.

Natürlich darf Chris auch Punkten, wenn er die Möglichkeit dazu hat, dass dann aber meist aus größerer Entfernung heraus.

Als Point-Guard muss man nicht groß sein, sondern klein und wendig. Und all das trifft auf Chris’ zu, der im Vergleich zu uns anderen wirklich winzig und schmal ist.

Gehe ich hart mit meinen Teamkollegen ins Gericht, so tue ich das auch mit mir selbst. Obwohl ich als Teamkapitän gerne die Position von Chris inne gehabt hätte, spiele ich diese nicht, da ich einfach zu groß dafür bin und auch nicht herausragende Fähigkeiten von Chris besitze. Nichts desto trotz kann ich das Team am besten motivieren und auch Entscheidungen durchboxen, die das Training betreffen. Aufgaben, mit denen unser Küken sicher überfordert wäre. Das sage ich nicht nur so daher, dass sagt er auch selbst.

Wie dem auch sei, ich bin schon immer als Small-Forward auf dem Feld und mag diese Position auch. Ein Small-Forward ist ein Allroundspieler, der abhängig von seiner Athletik entweder als Distanzschütze oder als Rebounder eingesetzt wird. Ich versuche, von Beiden etwas zu geben, sehe mich aber dennoch eher als Distanzschütze.

Wie gesagt, ich gehe auch mit mir selbst kritisch ins Gericht und muss deshalb zugeben, dass ich heute nicht besonders gut bin. Fairer Weise muss ich aber dazu sagen, dass ich auch daran liegt, dass ich nicht auf das Geschehen auf dem Feld achte, sondern auf die Spieltaktiken der ersten und zweiten Mannschaft.

In der zweiten Mannschaft fällt mir Josh positiv auf. Und ja, Joshua spielt nur in der zweiten Mannschaft. Und das hat einen bedauernswerten, aber driftigen Grund. Josh spielt auf der gleichen Position wie Chris. Und Chris ist nicht nur kleiner- und damit besser geeignet – sondern auch im Spiel besser als Joshua. Was nicht heißt, dass Josh schlecht ist. Im Gegenteil. Er ist ein wahnsinnig guter Point-Guard. Aber Chris ist ihm um eine Nasenlänge voraus, was mir zwar sehr Leid tut, was ich aber nicht ändern kann.

Joshua trägt das allerdings mit Fassung und ich versuche, ihn des Öfteren einzuwechseln. Außerdem hat er einen Vorteil auf seiner Seite, was andere Ersatzspieler nicht haben. Er hat frührer in einem Sportclub Basketball gespielt, und das nicht auf der Postion des Point-Guards, sondern auf der des Power-Forwards, der Postion von Victor.

Natürlich hat er diese lange nicht intensiv gespielt, weil er in der Schulmannschaft bis zum letzten Jahr immer nur Guard war. Aber natürlich hat er dennoch noch einiges drauf. Es wird nicht reichen, um Vic die Positon streitig zu machen, schon alleine, weil er genauso wenig kräftig genug ist, wie Vic, diesen Nachteil aber nicht so gut zu kompensieren weiß.

Es ist für Josh einfach blöd gelaufen. Aber wir alle wollen ihm seine Minuten im Spiel zuschreiben und weder Chris noch Vic machen je einen Aufstand, wenn sie ausgewechselt werde, was ich ihnen hoch anrechne.
 

Wir spielen zwei Viertel, danach breche ich ab und runzle die Stirn. Wir könnten heute nicht so lange trainieren, wie sonst, was mir aber egal ist. Es ging mir heute nur darum zu sehen, wie die einzelnen Spieler noch in ihren Positionen wirken.

Und leider bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es bei einigen nicht reicht.

Ich trete zu Josh, der auf einer der Bänke in der Sporthalle sitzt, und sich die Schuhe auszieht.

„Wir müssen aussortieren,“ sage ich den bedeutungsschweren Satz, vor dem sich wohl alle gefürchtet haben.

„Ja… aussortieren, würdigen Ersatz finden und einige Positionen überdenken…“

Er beißt sich auf die Lippen und wir sinnieren ein wenig, wie schwer diese Aufgabe wird.

Wie gesagt. Ich habe zehn Leute zusammen. Wir waren einmal mehr, aber natürlich sind auch einige Abiturienten von der Schule – und damit aus dem Team – gegangen. Und wenn ich nun einige kicke oder in andere Positionen bringe, habe ich nicht mehr genug Spieler, um zwei volle Mannschaften – oder gar drei – zu bilden.

„Aussortieren?“, fragt in dem Moment Lukas nach und tritt zu uns. Anscheinend hat er alles gehört. „Uns auch?“

Natürlich fragt er das. Wer hat keine Angst vor einem Rausschmiss, wenn er mit Herzblut bei der Sache ist?

Aber ich kann ihn beruhigen und schüttle den Kopf: „Euch nicht… Aber Andy ist total schlecht und Fred spielt hier doch nur mit, weil seine Mutter es will. Und das sieht man ihm auch. Er gibt sich keine Mühe, er steht nur Lustlos herum und guckt dumm aus der Wäsche.“

Lukas grinst. Natürlich grinst er. Er kann Fred nicht leiden und bemängelt das schon vom ersten Tag an, seit dem Fred zu uns kam.

„Aber das sind nicht die schweren Fälle… unser größtes Problem sehe ich mit… unserem Shooting-Guard.“

Ich spreche seinen Namen nicht aus, weil ich Angst habe, dass der Blitz einschlägt, wenn ich das tue. Wie wissen doch alle, wie er ist. Und wir wissen auch alle, wie er reagiert, wenn ich seine Position in Frage stelle.

Auch Lukas zieht scharf die Luft ein: „Mit Mike?!“

Er lässt sich auf die Bank neben Josh fallen und muss das sicher erst verdauen. Klar. Andy und Fred interessieren keinen, aber Mike ist unser Freund…

„Er ist unser Freund, aber er bringt keine Leistung mehr. Und wenn du ehrlich bist… gibst du das auch zu,“ murmelt Josh und sieht Lukas fragend an. Der winkt ab. „Ich hab es nie abgestritten, aber er wird ausrasten und…“

„Theoretisch können wir ihn nicht austauschen,“ zucke ich mit den Achseln, „Was diese Diskussion unsinnig macht. Denn wie euch aufgefallen sein müsste: Wenn Fred geht – und das tut er, verdammt noch mal! - , dann haben wir keinen Austauschsspieler, der diese Position spielen kann und müssten erst einen ganz neuen Spieler finden.“ Die Sache ist nämlich, dass Fred der Shooting-Guard-Ersatz ist.

„Und der muss dann auch noch besser sein,“ stimmt Lukas mir nickend zu.

„Dann ist wohl klar, dass wir einen neuen Shooting-Guard brauchen,“ stelle ich betrübt fest.

„Wir brauchen was?!“, zischt es hinter uns und als ich mich umdrehe, kann ich förmlich sehen, wie die Wut in Mike aufsteigt. Ich wollte ihm das irgendwie schonender beibringen, aber nun gibt es kein Zurück!

Ich sehe ihn schuldbewusst an, kann aber nicht abstreiten, dass er nicht mehr die alte Kondition hat. „Abgesehen davon, Mike… bist du zwar noch immer gut, harmonierst aber nicht mehr so sehr mit uns, wie früher.“

Vielleicht liegt es an Chris. Dieser hat eine neue Taktik in unser Team gebracht, die Mike noch nie zugesagt hat. Aber Chris’ Taktik ist zu gut, um diese für Mike zu ändern.

„Und da willst du mich einfach rausschmeißen?“, fragt er mich wütend.

„Nein. Ich will dich nur aus der Startmannschaft nehmen…“

Seine Augen verengen sich. „Du tauschst mich aus? Mit wem? Mit dem Loser Fred, oder was? Hat man dir ins Hirn geschissen, Benni?“

Ich sehe ihn streng an und will ihn gerade anfauchen, als Lukas sich einmischt. „Red keinen Unsinn, man. Nur ein Idiot würde das tun. Andy und Fred fliegen. Bevor du uns unterbrochen hast, haben wir darüber geredet einen neuen zu finden. Und der kann dich dann auch nur ablösen, wenn er wirklich gut ist.“

Das besänftigt Mike ziemlich. Er denkt wohl, dass wir niemals einen besseren Shooter finden und sieht seine Startposition nicht länger in Gefahr. Ich aber hoffe darauf, dass genau dieses Wunder eintritt. Und ich bin mir sicher, dass ich da nicht der Einzige bin.

„Schauen wir uns doch einfach mal die Bewerber an!“, ruft Joshua enthusiastisch und ich nicke. Mike zieht grimmig von dannen.
 

Nachdem wir alle frisch geduscht sind und nicht mehr stinken, sagen Joshua und ich Andy und Fred, dass sie gehen müssen und beglückwünschen David und Felix, zwei Jungs aus meiner Parallelklasse, dass sie ihre Position halten konnten. David spielt übrigens als Ersatz für mich, Leon als Ersatz für Victor.

Nun heißt es, einen würdigen Ersatz für Andy, der einst den Ersatz für Lukas darstellte, und natürlich einen neuen Shooter zu finden.

Und vielleicht noch ein paar andere Talente, die wir in der Mannschaft gebrauchen könnten…

Die Neuen müssen alle zu einem Gespräch mit uns, in denen wir über ihre bisherigen Erfahrungen reden und darüber, für welche Position sie vorspielen. Dann müssen sie Körbe werfen, ehe sie darauf warten dürfen, im Testspiel gegen ihre Konkurrenz anzutreten.

Ich könnte heulen, weil die meisten Bewerber natürlich Elftklässler sind, die mit ihrer Leistung in der Unterstufe prahlen und nicht verstehen, dass wir hier eine andere Liga spielen. Die meisten sind einfach zu schlecht, nur einige könnten nach wirklich hartem Training vielleicht mal als Ersatz eingewechselt werden.

Das zeigt sich überdeutlich, als wir das mehr oder minder gute Testspiel verfolgen.

Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Ein Junge namens Leon, ist genau das, was ich gesucht habe. Ein wirklich guter Center-Spieler, der locker als Ersatz für Lukas aufs Feld könnte. Er geht in die zwölfte Klasse und spielt schon lange in einer außerschulischen Mannschaft, hat dort aber aufgehört, weil sie ihm zu oft trainierten und er sich deshalb nicht auf die Schule konzentrieren konnte. Wir hingegen trainieren nur Mittwochs und Freitags, was ihm mehr Zeit zum lernen gibt, ohne dass er ganz mit Basketball aufhören muss. Ihn winke ich sofort ins Team, ohne ihn näher in Augenschein zu nehmen. Der Junge ist gut, warum dann nach mangelhaften Kleinigkeiten suchen?

Ich habe noch ein paar andere, die rohe Diamanten sind und zumindest als Notlösung auftreten können. Sie werden mit Herrn Fischer, unserem Sportlehrer und mehr oder minder Training trainieren. Kümmere ich mich um die Mannschaft und das Training, so kümmert er sich wenigstens darum, unerfahrene junge Spieler fit zu machen.

Als ich alle anderen weggeschickt habe, grinst Mike mehr als breit und sieht mich hochmütig an. „Tja… dann bleibt wohl alles beim Alten,“ feixt er und fragt auch noch dreist: „Freust du dich jetzt, mich im Team zu haben?“

Darauf antworte ich nichts. Innerlich könnte ich kotzen, dass wir keinen neuen Shooter entdeckt haben. Und das nicht nur, weil Mike nun noch spielen darf, sondern vor allem, weil ich jetzt auch mit Freds Aus im Training keinen Shooter habe und mir folglich ein Spieler fehlt, um ein vernünftiges Fünf zu Fünf zu spielen.

Das heißt, bis ich eine Lösung habe, werden wir uns auf Ausdauer- und Konditionstraining beschränken müssen.

„Jetzt mach nicht so ein Gesicht,“ meint Josh in dem Moment und stupst mir mit dem Ellenbogen in die Rippen. „Bis Freitag finden wir schon jemanden, der einspringen kann. Oder gar einen, der fest spielen kann.“

„Wo sollen wir deiner Meinung nach denn einen Herzaubern? Die Shotter fallen ja nicht vom Himmel und alle, die sich vorgestellt haben, waren scheiße!“

Das ist Vic, der offenbar ein wenig von Lukas Pessimismus aufgeschnappt hat. Dass er von der Lage informiert ist, wundert mich nicht. Sicher hat Lukas ihm alles gesagt. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass Mike in der Umkleide über die Entscheidung hergezogen hat und es nun eh jeder weiß.

„Vielleicht sollten wir ein weiteres Vorspielen veranstalten, nur für Shooter. Dann melden sich vielleicht auch noch ein paar andere, die heute nicht hier waren…“ Die Idee stammt von Chris, was meine Vermutung bestätigt, dass Mike meine Entscheidung vorhin in der Luft zerfetzt hat. Woher sonst sollte Chris es wissen?
 

Natürlich haben wir am Freitag keine neuen Spieler gefunden und so beginnt die neue Woche genauso deprimierend, wie die alte aufgehört hat.

Wir haben am Freitag tatsächlich nur Kraftrraining gemacht, statt zu spielen und auch wenn das nötig ist, so hätte ich doch gerne am Ende ein Spiel rangehängt, wie sonst auch. Mir graut es vor Mittwoch, wenn das nächste Training ansteht.

Nach Schulschluss warte ich mit Joshua und Victor vor der Schule auf die anderen. Das machen wir immer, auf die anderen warten, auch wenn wir alle verschiedene Wege nach Hause haben. Aber wir wollen uns einfach richtig verabschieden und oft beschließen wir auch spontan, noch ein wenig in den Park zu gehen und ein paar Körbe zu werfen…

Wir durften ein wenig eher gehen, jetzt klingelt es erst zum offiziellen Schulschluss. Als erstes ist Chris bei uns, fehlen nur noch die anderen. Irgendwann kommen auch sie.

Was mir dabei als erstes auffällt, ist Lukas, der breit strahlt. Das hatten wir ja noch nie. Als Zweites bemerke ich Mike, der ziemlich miesepetrig drein blickt. Irgendwie ist diese Kombination Angst einflößend und ich würde gerne wissen, was da vorgefallen ist.

Meine Antwort bekomme ich fast sofort.

„Benni!“, brüllt Lukas mir nämlich in dem Moment auch schon von weiten zu und dann – noch lauter, was kaum noch möglich scheint – „ICH HABE UNSEREN NEUEN SHOOTER!!!“

Und hier haben wir auch schon den Grund, warum Mike ziemlich schlecht gelaunt aussieht und keinen Ton sagt, als er bei uns ankommt. Aber das interessiert mich gerade herzlich wenig. Ich ignoriere ihn und wende mich lieber Lukas zu: „Wen?“, will ich wissen.

Ich weiß, ich steigere mich manchmal zu sehr in die Sache, aber ich bin jetzt richtig hibbelig und will es unbedingt wissen.

„Jona,“ lässt Lukas die Bombe platzen und strahlt, während Mike nun grimmig einwirft: „Der Freak! Du weißt schon, von dem wir erzählt haben.“

Ich will mich gerade freuen, als plötzlich Vic das Wort ergreift: „Der Freak? Never! Das hat uns ja wohl noch gefehlt. Wir sind die Lieblinge der Schule, da können wir keinen Deppen aufnehmen, den jeder schief anguckt.“

Victor kann unheimlich professionell sein, außer es geht um seinen Ruf. Er genießt es nämlich ziemlich, zur angesagten Basketballclique zu gehören. Und natürlich hat, seiner Meinung nach, ein Emo nichts darin zu suchen.

„Aber wenn er doch gut ist,“ meint Chris und sieht unsicher zu Victor. Das habe ich gemeint, als ich gesagt habe, er könnte kein Mannschaftskapitän werden. Er hat das Herz am richtigen Fleck und weiß, was gut ist. Aber er kann es nicht durchsetzen.

„Das ist er in der Tat,“ nickt Lukas nun wieder begeistert und ignoriert die Einwände seines besten Freundes. „Wann darf er vorspielen?“, fragt er mich dann.

Ich zucke mit den Achseln, während ich in Vics Gesicht blicke, dessen Miene sich so verhärtet hat, wie die von Mike.

Ich möchte, dass Jona vorspielt. Aber ich möchte nicht, dass sich das Team in zwei Lager spaltet. Und im Moment sieht es genau danach aus.

Das ist wirklich frustrierend! Da finden wir schon mal einen guten Spieler und dann sind einige gegen ihn, weil er ihren Ruf gefährden könnte… Manchmal machen einem die Jungs das Leben nicht leicht.

Abgesehen davon: Ich vertraue Lukas zwar in solchen Dingen, würde mich aber dennoch erst selbst überzeugen, wie gut dieser Jona ist, ehe ich ihn tatsächlich im Team aufnehme.

Während ich also noch überlege, sagt Mike: „Er ist wirklich ganz gut, aber einen Emo will doch keiner im Team haben! Er ist wie ein Mädchen. Klein, zierlich… eher für die Position von Chris geeignet, statt für die von mir.“

Das er zugibt, dass Jona gut ist, macht mir Sorgen. Er muss sich sehr sicher sein, dass einige gegen den Emo sein werden, sonst würde er das nie so sagen.

„Du weißt genau, das man als Shooter klein und wenig sein muss, was man von dir nicht behaupten kann,“ murrt Joshua jedenfalls, nachdem Mike diese Aussage gebracht hat.

„So klein ist er auch nicht, er ist optimal für die Positon!“ Lukas sieht Mike wütend an, deutet genervt mit dem Finger auf ihn: „Ihm passt es nur nicht, deswegen redet er es madig.“

„Ich will keinen Emo im Team,“ murrt Vic wieder.

Am liebsten würde ich schreiend davon rennen, aber das kann ich nicht. Erstens bin ich es, der die endgültige Entscheidung treffen muss und zweitens muss ich als Kapitän die Unruhen im Team bekämpfen.

Warum nur bin ich Kapitän geworden?

Lukas ergreift nun wieder das Wort und sieht dabei abwechselnd zu Vic und mir: „Ich habe ihn heute im Sportunterricht spielen gesehen. Er wusste wahrscheinlich gar nicht, was er tut, aber hat so viele Steals geholt und so viele Körbe geworfen, als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun! Er ist ideal als Shooter!“

Ich runzle die Stirn. „Benni… hör mir zu. Ich rede hier nicht davon, dass er einfach nur ganz okay ist. Er ist… perfekt!“

„Du klingst, als wärst du verknallt,“ brummt Vic und Lukas zeigt ihm den Mittelfinger. Aber seine Rede hat etwas in mir bewirkt. Lukas ist kein euphorischer Mensch. Und wenn er so von diesem Jona schwärmt, dann hat man ihm entweder einen Ball an den Kopf geworfen, oder Jona muss wirklich wahnsinnig gut sein.

Ich treffe eine Entscheidung, die meiner Meinung die einzig mögliche ist, und unterbinde damit die Diskussion, ehe es ausartet.

„Ich werde ihn mir einfach mal ansehen und mir selbst ein Bild machen,“ stimme ich Lukas zu.

Im nächsten Moment ertönt ein Lachen neben uns, das schallend und gehässig klingt und nicht von Mike stammt, was ich ja eher erwartet hätte. Ich sehe verwirrt zu meiner Freundin, die lässig neben uns steht und von ihrer Zigarette zieht.

Ich erwarte, dass sie wieder etwas zu meckern hat oder ihr irgendetwas wieder nicht passt. Immerhin haben wir ja schon wieder ihr verhasstes Thema angeschnitten.

Ich habe mich geh schon gewundert, dass sie bisher zu so ruhig war.

Was sie nun aber raus haut, dämpft unsere Freude ziemlich und ich denke, das weiß sie ganz genau, dass sie geht richtig in ihrer Aussage auf:

„Das wird aber schwer werden, Benni… Er hat nämlich keinen Bock auf Basketball!“, verkündet sie voller Genugtuung in der Stimme.

Unüberbrückbare (?) Differenzen

„Hey, Emo!“ Ich löse mich vom Geländer, an welchem ich bis eben gelehnt habe, um Jona am Mittwoch nach der Schule abfangen zu können.

Eigentlich wollte ich Lukas mitnehmen, weil ich ihn ja nicht kenne, aber dann habe ich mich dagegen entschieden und bin alleine losgezogen. Vielleicht ist es besser, wenn ich als Kapitän erst Mal in Ruhe mit ihm rede. Abgesehen davon brauche ich ja keine Angst zu haben, ihn nicht zu erkennen. Ein Emo ist ja nicht zu übersehen.

Nachdem Amelie uns erzählt hat, dass Lukas ihn auf das Team angesprochen und er abgelehnt hat, bin ich ein wenig mutlos, dass ich jetzt viel anderes bewirken kann. Aber einen Versuch ist es allemal wert und vielleicht habe ich ja auch Glück. Wenn dem der Fall ist, wird er gleich mit mir zum Training kommen und mir beweisen, dass er es verdient hat, in meinem Team zu spielen.

„Was?“, zischt er mir jedenfalls nun entgegen und mustert mich septisch, ja fast schon angepisst.

Vielleicht hätte ich ihn nicht mit Emo, sondern mit Jona anreden sollen, wird mir klar. So denkt er sicher, ich will ihn nur dumm von der Seite anquatschen. Naja… der soll sich nicht so anstellen. Er ist ja kein Mädchen, auch, wenn er ein wenig so aussieht.

„Ich bin Benni, Kapitän des Basketballteams der Oberstufe,“ stelle ich mich vor und sehe ihn möglichst freundlich an.

Ich kann nicht umhin, ihn zu mustern und ein winzig kleiner Teil in mir ist plötzlich der gleichen Meinung wie Victor. Sport ist mir wichtiger, wie Ansehen, aber Hallooohooo?! Der Kerl trägt Schminke, lackiert sich die Nägel und seine langen schwarzen Haare tun ihr übriges dazu, dass er einfach mädchenhaft und komisch aussieht. Und in den engen Klamotten, die er trägt, auch noch schwul.

Aber ich bin Mannschaftskapitän. Mir geht es nur um den Sport. Bei dieser Schiene bleibe ich und hoffe auf seine Zusage.

„Kein Interesse,“ kotzt er mir förmlich entgegen und ja… nimmt mir damit den Wind aus den Segeln. Mein Lächeln erstirbt. Ich hätte es mir denken können, immerhin hat er ja auch Lukas schon abblitzen lassen.

Er sieht auch wirklich nicht begeistert aus. Er kräuselt nur die Nase, weil ich ihn nicht in Ruhe lasse, sondern erneut ansetze, ihn zu überzeugen: „Lukas hat mir gesagt, dass du wirklich gut bist und wir brauchen ganz, ganz dringen einen neuen Shooting-Guard!“

‚Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt’, kommt mir das Zitat von Goethe in den Sinn und ja… notfalls zwinge ich ihn eben dazu, vorzuspielen. Irgendwie… oder so…

„Einen… was?“ Verwirrt sieht er mich an und mir wird klar, dass er echt keine Ahnung hat, von was ich da rede. Das gibt es ja nicht! Ich dachte, er hat wenigstens ein wenig Ahnung, wenn er so gut spielt… Ich meine… woher kann er das denn so gut, wenn er nie in einer Jugendmannschaft war? Vielleicht hat Lukas doch übertrieben und er ist gar nicht so gut. Aber es hat doch sogar Mike zugegeben…

Ich schüttle den Kopf, weil so viele Gedanken auf mich einströmen, und frage ungläubig: „Sag ja nicht, du hast keine Ahnung, von was ich rede?“

„Sollte ich?“ Er gibt mir keine Zeit zu Antworten, sondern wendet sich ab und will gehen.

Ich muss handeln – sofort!

Ich packe ihn am Arm und ziehe ihn zurück. „Jetzt warte doch mal!“, rufe ich, “Okay… du hast keine Ahnung von Basketball. Aber du bist so gut, dass Lukas dich empfohlen hat und folglich will ich sehen, was da dran ist. Also kommst du jetzt mit!“

„Einen Scheiß werde ich!“, faucht er. Ich merke erst, dass ich ihn noch gepackt halte, als er sich losreißt. „Du kannst mich nicht zwingen! Ich hab kein Interesse an eurem bescheuerten Team und deswegen komm ich auch nicht mit.“

Was für eine Wildkatze… Das ist ja fast schon amüsant. Fast. Im Moment ist es einfach nur anstrengend und nervig.

„Hör zu. Ich hab auch kein Interesse daran, so eine Schwuchtel wie dich ins Team aufzunehmen, aber ich brauche einen Shooter und du bist nun mal dafür geeignet.“

Das mit der Schwuchtel ist mir nur so rausgerutscht, weil mich die Tatsache, dass er mein Team bescheuert genannt hat, wütend gemacht hat.

Nun aber hat er wieder einen Grund, sauer zu sein. „Schwuchtel?“, fragte er also grimmig und ich verliere endgültig die Lust.

„Ja, richtig gehört. Und jetzt kommt endlich mit!“ Ich packe wieder seinen Arm und zerre ihn hinter mir her.

Mein Gott, muss man denn immer alle zu ihrem Glück zwingen?

Ihn definitiv, denn er zappelt wie wild und als das nichts nützt, greift er zu anderen Maßnahmen. Er beißt mir mit ganzer Kraft in den Arm.

Ich schreie auf und lasse ihn los.

„Fuck“, brülle ich und halte mir die schmerzende Stelle. „Bist du total bekloppt?“

„Das sollte ich dich fragen,“ erwidert er und verschränk die Arme: „Ich komme nicht mit, außer du gibst mir einen guten Grund.“

Oha! Er will verhandeln. Ich verziehe den Mund und überlege kurz, ehe ich triumphierend meine: „Wenn du dem Team beitrittst, dann fliegen alle Mädels auf dich!“

„Und warum sollte mich das als >Schwuchtel< interessieren?“, gibt er zurück.

Ist das jetzt nur ein Anflug von Zickenkrieg oder ist er tatsächlich schwul? Wenn dem so ist, weiß ich ja, was bald für neues Theater sorgen wird. Juhuuu…

„Nun ja… dann… ja… du darfst ab und an im Unterricht fehlen, kriegst in Sport ne gute Note, hast eine gute Bewerbung im Zeugnis…“ Mit irgendwas muss man ihn doch locken können! Ich zähle noch einiges auf, ehe ich frage: „Kommst du nun mit?“

„Hm… Na ja… Nein!“

Ich bring ihn um. Ich bring ihn einfach um und such mir einen neuen Shooter. Dann bin ich zwar nicht wirklich weiter, aber ich fühle mich dann sicher viel besser, als jetzt gerade.

Verzweifelt werfe ich die Arme in die Luft und werfe noch ein paar Punkte in den Raum: „Du lernst neue Leute kennen, findest Freunde und wirst vielleicht sogar in die coolste Clique der Schule integriert.“

„Na gut. Ich komme mit.“ Ich starre ihn an. Fast habe ich ja nicht mehr daran geglaubt.

„Wieso auf einmal? Deswegen?“ Und dann begehe ich einen echt blöden Fehler, denn ich sage: „Sag ja nicht, der arme kleine Emo hat keine Freunde…“

„Wir können es auch lassen, ja?“, mault er zurück und ich hebe entschuldigend die Hände. „Schon gut, sorry. Ich dachte halt nur, weil… na ja… sagt man doch immer…“

„Ich bin neu hier, du Idiot. Natürlich habe ich hier niemanden, den ich kenne. Aber das heißt ja nicht, dass ich gar keine Freunde außerhalb habe!“, rechtfertigt er sich. Als er sich über diesen Umstand bewusst wird, hört er damit auf, verschränkt wieder die Arme und sieht mich einfach nur vernichtend an. Wenn Blicke töten könnten…

„Ich hab kein Sportzeug dabei,“ lässt er mich wissen, während er Richtung Sporthalle trottet.

„Du kannst was von mir haben. Ich hab immer Ersatz im Spind!“

Er hat zwar nicht unbedingt meine Größe, aber für einmal wird es schon gehen.

Heimlich bin ich ja ein wenig stolz, ihn überredet zu haben. Aber wahrscheinlich ist er nur aus Mitleid mit, oder damit ich endlich aufhöre, ihn zu nerven.

Ich warte, bis er umgezogen ist, ehe ich mit ihm in die Halle trete.

„Leute, das hier ist Jona!“, verkünde ich allen, die ihn noch nicht kennen.

Jener blickt scheu in die Runde und seine Augen bleiben an Lukas und Mike hängen, die er ja bereits kennt. Während ersterer ihn wohlwollend angrinst, sieht Mike aus, als wenn er ihn gleich umnieten möchte.

Tatsächlich sagt dieser: „Dann beweis mal, dass so gut bist, als dass du mir die Position streitig machen musst.“

Ehe jemand was sagen kann, hat Chris ihn weg geschoben und schüttelt begeistert Jonas Hand. „Ich bin Chris, der Point-Guard!“, stellt er sich vor und bedeutet ihm, dass er Mike nicht so ernst nehmen soll.

„Ähm… hi…“, murmelt Jona darauf und sieht Chris an. Er scheint ihn zu mögen, zumindest guckt er nicht all zu feindlich drein, wie zuvor noch bei mir.

„Chris ist unser Spielmacher,“ übersetzte ich Jona das Ganze mal und wende mich an die anderen: „Er kennt sich noch nicht aus, wisst ihr.“

Sie nicken, nur Mike stöhnt genervt auf: „Auch das noch! Soll mich ersetzen und kennt nicht mal die Regeln.“

„Die wird er schon lernen, so schwer ist das ja nicht. Und so lange er Leistung abgibt, haben wir schon viel gewonnen.“

Das ist Josh, der ihn nun angrinst, sich vorstellt und ihm verspricht, mit ihm die Regeln durchzugehen.

Ich rufe derweil die anderen dazu auf, sich aufzuwärmen und lasse sie dann Pässe und Körbe werfen, während Josh sich Jona annimmt.

Während ich mit Mike Bälle hin und her werfen, kommt Joshua dann zu mir und ich stoppe in meinem Tun.

„Und?“, frage ich.

„Ich glaube, er kann ein Spiel bestreiten, ohne sich all zu dämlich anzustellen.“

Das ist alles, was ich wissen muss. Jona hinter Josh nickt ebenfalls zustimmend und sieht aus, als wäre er auf der einen Seite bereit, auf der anderen Seite aber auch einfach nur angepisst. Sicher fühlt er sich ein wenig fehl am Platz.

„Okay Leute! Spielen wir!“, rufe ich und sie formatieren sich zu zwei Teams. Ich lasse Jona lieber erst Mal nur in der zweiten Mannschaft spielen, ehe Mike wieder einen Aufstand probt.

Dann geht es los und verdammt… er ist wirklich gut!

Lukas hat nicht gelogen. Er scheint ein Naturtalent zu sein, was Steals angeht. Und er ist ein treffsicherer Schütze. Wenn er noch nie Basketball gespielt hat… wo hat er das denn dann nur gelernt?

„Okay, das reicht,“ rufe ich nach zwei Vierteln und strahle Jona an. „Glückwunsch. Du bist hab heute unser neuer Shooting-Guard!“

Er lächelt mich schwach an und weiß sicher noch nicht, ob er sich nun freuen, oder schreiend wegrennen soll.

„Okay,“ fügt er dann noch tonlos hinzu und sieht ein wenig unbehaglich zu Mike.
 

„Jedenfalls ist dieser Emo jetzt in unserem Team und nimmt meinen Platz ein!“, rege ich mich auf und grummle zusätzlich noch sauer vor mich hin. Grimmig sehe ich zu Amelie, als wäre es ihre Schuld. Dabei kann sie eigentlich nichts dafür. Andererseits… sie hätte Benni auch mal ins Gewissen reden können, dass er sich mit diesem Jungen im Team nur noch lächerlich macht.

Wir haben uns eine ruhige Ecke verzogen, denn ich habe mir bereits etwas ausgedacht, was mir von dem Problem ‚Jona’ befreit. Dafür brauche ich aber ihre Hilfe. Und weil sie sich eben bisher so wenig darum geschert hat, kann sie ja jetzt etwas dazu beitragen!

„Tsss…“, macht sie nur. „Und was kann ich da jetzt für?“ Offenbar nimmt sie es mir übel, dass ich sie so böse angesehen habe. Sie faucht mich also ungehalten an und ich zucke nur mit den Achseln.

Das lässt sie sich beleidigt wegdrehen. „Euer Sport geht mir doch am Arsch vorbei!“

„Und das als Freundin des Teamkapitäns… Glückwunsch! Aber eigentlich müsste es doch auch in deinem Interesse sein, dass er das Team so schnell wie möglich wieder verlässt,“ erinnere ich sie mürrisch.

„Und wieso sollte das in meinem Interesse sein?“, fragt sie. Sie weiß es ja wirklich nicht, aber sie klingt neugierig.

„Er ist neu und unerfahren. Das bedeutet Zusatztraining und Lehrstunden in der Theorie,“ zähle ich ihr auf und lasse den Rest unausgesprochen. Das ist der Anstoß, den sie brauchte, den Rest kann sie sich jetzt sicher denken. Denn wer wird denn wohl dafür sorgen, dass er all das bekommt? Richtig! Der Teamkapitän. Und wer ist das? Richtig! Benni.

„Das geht ja alles von seiner Freizeit weg,“ stellt sie fest und ihre schön geschwungenen Augenbrauen ziehen sich zusammen.

Sie beißt sich auf die Lippen und nickt dann willig: „Wie glaubst du, kriegen wir ihn wieder aus dem Team?“

Und schon habe ich sie am Haken. Ich bin so stolz auf mich, dass ich das tatsächlich geschafft habe. Aber mit dem richtigen Köder beißt eine Amelie nun mal schnell an. Das ist wie ein Naturgesetz.

Ich grinse breit und strecke mich genüsslich. „Überlass das mir. Ich hab da ein paar Ideen. Du musst nur immer auf meiner Seite sein und Benni ein wenig ins Gewissen reden…“

Jona wird sich noch wünschen, niemals in unser Team gekommen zu sein.
 

„Hey, Jona,“ rufe ich und lächle breit. Ganz nebenbei bin ich stolz auf mich, dass ich ihn nicht wieder Emo genannt habe.

Wir haben Schulschluss und ich habe ihn abgefangen, ehe er mir entwischen kann.

Da er nun offiziell im Team ist, muss er einiges lernen.

„Hast du heute Nachmittag Zeit, dir ein wenig Theorie mit mir reinzuwürgen?“

Ich sehe ihn fragend an.

Er versucht sich an einem Grinsen, was ihm misslingt. Wahrscheinlich weiß er nicht, was er nun eigentlich von mir halten soll. Klar… erst kamen blöde Sprüche, jetzt bin ich nett zu ihm… Das habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben.

„Ja… klaaaar,“ meint er gedehnt und sieht genauso begeistert aus, wie er klingt. Achtung! Ironie!

„Okay. Kommst du mit zu mir?“ Ich behalte mein freundliches Lächeln trotzdem breit und er nickt. Gleichzeitig sieht er so aus, als bereue er seine Entscheidung jetzt schon.
 

„Treffer zählen regulär zwei Punkte. Wenn du von oder jenseits der Drei-Punkt-Linie wirfst, dann drei. Und ein Freiwurf wird nur mit einem Punkt bewertet,“ erkläre ich ihm und deute auf die Zeichnung eines Basketballfeldes, um ihm jene Drei-Punkt-Linie und die Freiwurflinie zu zeigen.

Er nickt und versucht sich auch wirklich, alles zu merken, fragt ab und an etwas nach. Es hätte mich schlimmer treffen können. Er wirkt zwar lustlos, ist aber dennoch bei der Sache.

Ich erkläre ihm die Sache mit den Fouls und wundere mich, wie wenig er doch tatsächlich weiß. Ich kann immer noch nicht fassen, dass einer praktisch so gut ist, obwohl er eigentlich überhaupt keine Ahnung von der Theorie hat.

Da er allerdings so wenig weiß, wird aus meiner geplanten Stunde fast zwei. Offenbar findet er immer wieder Dinge, die er hinterfragen kann, während ich denke, dass das doch eigentlich klar ist.

Ich fahre mir durchs Haar und fühle mich, als hätte ich mir den Mund schon mehr als fusselig geredet. Immer, wenn ich ihm was erkläre, sieht er verwirrt aus, nickt aber langsam.

Wo wir gerade bei den Fouls sind, erkläre ich ihm auch die Konsequenzen und warne ihn, dass ein Spieler auch durchaus vom Spielfeld geschickt werden kann.

„Also sei vorsichtig, wenn du foulst.“

„Als würde ich foulen.“

„Das sagst du jetzt,“ lache ich.

Seien wir ehrlich. Es passiert einfach manchmal und ab und an ist es auch taktisch nötig, zu foulen. So ist es eben einfach.

„Okay. Mehr weiß ich dir gerade nicht zu erklären,“ gebe ich zu. Ich denke, die wichtigsten Dinge habe ich ihm vermittelt, der Rest kommt mit der Zeit, in der er aktiv spielen wird.

„Es klingt vielleicht jetzt alles ein wenig viel, aber mit der Zeit wirst du merken, dass es eigentlich ganz leicht ist.“

Er nickt. „Ich denke, dass ich es so weit versanden habe,“ lenkt er dann auch ein und blickt auf mein aufgezeichnetes Spielfeld.

„Dann sind wir fertig für heute. Morgen dann Training, dann kannst du zeigen, was du heute gelernt hast.“ Ich zwinkere ihm zu.

Er nickt wieder.

„Ich werde dich als Ersatzspieler einsetzen. So lange, bis du ganz in deinem Element bist. Dann… werde ich überlege, dich auf Mikes Position zu setzen,“ offenbare ich ihm.

Daraufhin sieht er mich alarmiert an.

„Hör mal… er wird dann wirklich sauer sein und…“

Ich unterbreche ihn. „Dann muss er sich eben mehr anstrengen, dann muss ich ihn auch nicht ersetzen. Und wenn er nicht mehr gut spielt, kann er sauer sein, so viel er will, dann muss er seinen Stammplatz aufgeben!“, beharre ich darauf und er sollte das auch. Es geht immerhin darum, dass er vielleicht in der Startmannschaft spielt. Als Neuling. Eine große Ehre, das sollte er nicht vergessen.

„Du brauchst keine Angst vor ihm haben, Jona. Wenn du gut spielst, wird das Team hinter dir stehen,“ füge ich dann sanfter hinzu. Ich weiß, er will einfach nur keinen Ärger machen. Aber er muss verstehen, dass Mike sich seine Situation selbst eingebrockt hat.
 

„Die Leute reden,“ wirft Vic in den Raum und lässt seine Tasche auf eine der Bänke in der Umkleide fallen, sieht zu mir. Joshua, der sich zusammen mit mir bereits umzieht, sieht ihn fragend an. „Worüber?“, will er wissen und schlüpft in sein Shirt.

„Worüber schon?“ Lukas tritt hinter Vic in die Umkleide und wirft seine Tasche neben die von seinem besten Freund. „Über Jona und darüber, was er eigentlich in unserem Team zu suchen hat. Sie sagen, wir ruinieren uns unseren Ruf… du kennst ja das Gerede!“

„Und das stört euch?“, frage ich und lege die Stirn in Falten. Blöde Frage. Natürlich stört es einige von ihnen.

„Mich nicht,“ schüttelt Lukas den Kopf. „Solange er abliefert, ist mir alles egal.“

„Also mich nervt es! Wir waren immer die coolsten Schüler der ganzen Schule. Und jetzt kommt ein Emo und macht das alles kaputt!“

Vic stimmt die die Hände in die Hüften und sieht uns grimmig an. „Sie reden ja nicht nur über ihn. Sie reden ja auch über uns, weil wir uns mit so einem Freak abgeben.“

„So sehr sorgst du dich um deinen Ruf?“, fahre ich ihn an, weil es mir langsam zu blöd wird.

„Du hast ihn doch spielen gesehen. Ich dachte immer, es wäre dir so wichtig, dass wir so gut wie möglich sind. Mit wem, wenn nicht mit Jona, können wir das erreichen? Also eigentlich müsst dir dein Ruf dann doch scheiß egal sein, oder Victor?“

„Du weißt ganz genau, wie wichtig es mir ist, dass wir gut sind. Aber verdammt noch mal… ich lass mir doch nicht alles, was ich mir aufgebaut habe von so einem… Weib kaputt machen!“

„Weib? Vic, das ist nicht fair,“ mischt sich nun wieder Lukas ein.

Und als wäre es nicht schon schlimm genug, tritt nun auch noch Mike zu uns in die Umkleidekabine.

„Wieso? Er hat doch Recht,“ wendet er sich an Lukas. „Er ist schwach und schmal und klein und er sieht aus wie ein Mädchen. Er spielt vielleicht ganz gut, aber kennt die Regeln nicht. Wenn er was falsch macht, dann ruiniert er nicht nur den Ruf in der Schule, sondern auch noch den als Mannschaft.“

„Gut, dann ist euch euer Ruf also wichtiger, als der Sieg des Teams. Okay… dann landen wir eben wieder auf den letzten Plätzen…“, brause ich auf.

„Benni,“ meint Joshua und legt mir beruhigend die Hand auf die Schulter, aber ich habe die Schnauze voll. „Das kann nicht euer Ernst sein! Ihr benehmt euch wie im Kindergarten!“

„Es ist aber unser Ernst! Er passt nicht zu uns!“ Das ist wieder Vic.

„Und warum nicht? Weil er anders aussieht? Weil er vielleicht eine etwas andere Einstellung hat?“ Ich schüttle den Kopf. „Vergiss es, Vic. Er bleibt!“

„Kommt wieder runter, Leute!“, geht nun Joshua dazwischen. „Er ist im Moment nur Ersatzspieler und… vielleicht mag er ja auch gar nicht bleiben… also… warten wir doch einfach ab und nehmen es, wie es kommt.“

Das er immer versucht, zu schlichten. Aber natürlich hat er Recht. Streiten hilft nichts. Wir müssen einfach abwarten, was passiert.

„Warum stehst du vor der Tür? Ist abgeschlossen? Die anderen müsste doch schon da sein?“, hören wir im nächsten Moment Chris plappern und schon wird die Türe aufgerissen und er schiebt Jona vor sich in den Raum.

Wir starren die Beiden an und Jona beißt sich auf die Lippen.

„Du brauchst nicht nervös sein. Wir beißen dich schon nicht,“ lacht Chris ihn an und winkt uns zu. „Hey Leute! Was… guckt ihr denn alle so blöd?“

Er grinst und ich ergreife barsch das Wort: „Zieht euch um, dann spielen wir.“

Ein wenig hilflos blicke ich dann zu Jona. Er sieht aus, wie ein geprügelter Hund… Er hat alles gehört, schießt es mir durch den Kopf.

„Na super,“ nuschle ich leise vor mich hin und blicke noch mal zu ihm. Irgendetwas an der Art, wie er schaut, sagt mir, dass er damit schon gerechnet hat. Wahrscheinlich war ihm das von Anfang an klar. Sicher war das der Grund, warum er gar nicht beitreten wollte…
 

Das Training verläuft überraschend gut, wenn man bedenkt, was gerade eben noch für ein Krieg in der Kabine stattfand.

Ich bin ganz zufrieden, vor allem auf Jona, der tatsächlich nach der Theoriestunde vieles gut umsetzen kann.

Er sieht auch so aus, als wäre er selbst stolz auf sich. Kann er auch sein. Ich schenke ihm ein Lächeln, als wir fertig sind und auch Chris und Josh klopfen ihm anerkennende auf die Schulter. Lukas lächelt zumindest flüchtig zu ihm, sagt aber nichts. Ich denke, er bewegt sich gerade auf dünnem Eis. Da ist sein unerschütterlicher Mannschaftsgeist auf der einen und seine Loyalität gegenüber seinem besten Freund auf der anderen Seite.

Ehe ich sie zu den Duschen schicke, möchte ich aber wissen, ob sie ihre Meinung nun nicht doch geändert haben. Ich würde nämlich gerne wissen, was sie nach dem Training von ihm denken – ich bin ja überzeugt, dass sie nun nicht mehr gegen Jona sind.

Aber ich werde eines Besseren belehrt:

„Ich bin dafür, dass er geht!“ Das ist Vic, der, den Ball dribbelnd, zu uns läuft. „Er passt einfach nicht zu uns.“

Nun wirft Lukas seine Loyalität über Bord und herrscht ihn an: „Hör doch auf mit dem Scheiß! Er passt vielleicht nicht, aber er ist gut!“ Er verschränkt die Arme. „Und diese Diskussion nervt langsam, weil sie sinnlos ist.“

„Lu hat vollkommen Recht!“, wirft nun auch Chris ein und nickt zustimmend. „Es nervt!“

Er blickt genervt zu Vic, während er fort fährt: „Das Spiel war heute scheiße. Bis auf Benni, Josh, Jona und Lukas wart ihr alle unkonzentriert. Ich hab dich nicht einmal erfolgreich anspielen können, Mike! Und die zweite Mannschaft hat nur gepunktet, weil Josh und Jona sich so angestrengt haben.“

Und das von Chris! Wahnsinn!

„Na und? Ich war abgelenkt, weil ich ständig dachte, da wuselt ein Mädchen um uns herum,“ rechtfertigt sich Mike und deutet auf Jona.

Und da fällt mir unangenehm auf, dass der arme Kerl das alles mit anhören muss.

„Vielleicht sollten wir alle das Team einfach verlassen. Dann kann er bleiben und mit sich alleine spielen!“

„Was laberst du denn nur für eine Scheiße zusammen?“, fahre ich Mike an und schüttle ungläubig den Kopf. „Wir haben am Wochenende das erste Spiel! Reißt euch doch mal zusammen.“

„Wenn du das willst, dann sollte der Emo nicht in der Startaufstellung stehen… sonst kann es sein, dass wir plötzlich verschwunden sind.“ Das ist Vic. „Und nach dem Spiel, suchen wir einen neuen Shooter.“

„WIE BITTE?!“, donnert Mike nun. „Wir brauchen keinen neuen Shooter. Ich bin doch da.“

„Du bist schlecht!“, faucht Victor, zumindest von dieser Meinung noch nicht abgewichen.

Ein einziges Chaos, denke ich und sehe sie alle an. Jona sieht aus, als wenn er gleich heult. Josh und Chris blicken teil leidig, teils ungläubig drein und Lukas sieht grimmig zu Vic, als könnte er gar nicht fassen, was gerade geschieht.

„Dann ersetzte ich euch Beide eben,“ murre ich Mike und Vic vernichtend an.

„Mit wem denn?“, fragt Mike daraufhin gehässig und ich ziehe die Brauen hoch, blicke zu den Ersatzspielern.

„Wenn der mitspielt,“ sagt Felix und deutet auf Jona, „sind wir auch raus.“ Er sucht Zustimmung bei Leon und David und findet diese auch.

Jetzt hängen die sich also auch schon mit rein.

„Nicht ihr auch noch,“ stöhnt Josh in dem Moment.

„Wir finden, Vic hat vollkommen Recht! Der Emo ruiniert unseren Ruf,“ bestätigt David.

„Aber ein anderer Shooter ist dringend nötig,“ fügt Leon hinzu und fängt sich einen bitterbösen Blick von Mike ein.

„Das Mädchen soll das Team verlassen!“, nickt Felix nun wieder.

„Er ist kein…“ Ich breche ab und raufe mir frustriert die Haare. Plötzlich fühle ich mich so müde und erschöpft, dass ich einfach nur noch nach Hause will.

Was soll ich tun? Ohne Mike wären wir fast besser dran, Vic könnte von Josh oder Felix ersetzt werden… aber ohne sie alle…

Wenn sie alle gehen, könnten wir immerhin noch ein Team zusammen bekommen. Aber mein Gott… wenn sich einer verletzt oder jemand schwächelt… sie müssten ja alle durchspielen und vor allem Jona hat doch noch gar keine Kondition!

Es ist keine Möglichkeit, dass sie alle gehen. Deshalb muss ich einlenken, ob ich will oder nicht.

„Leute,“ meine ich also ehrlich enttäuscht und sehe sie verzweifelt an. Dass das wirklich ihr Ernst ist, kann ich kaum glauben.

Ehe ich aber zustimmen kann, ergreift Jona das Wort.

„Also… wisst ihr… ich glaube, ich höre… einfach wieder auf…“, wirft er leise in die Runde. Nicht das auch noch!!!

„Aber Jonaaa,“ quengelt Chris sofort los.

„Ruhe!“, rufe ich und sehe sie aller böse an. „Du bleibst, verdammt noch mal,“ herrsche ich Jona an, so dass dieser zusammen zuckt. „Und ihre anderen reißt euch zusammen.“ Ich willige ein, dass Mike am Wochenende in der Startaufstellung spielen darf, Jona als Ersatz eingesetzt wird. „Aber ich werde keinen neuen Shooter suchen“, stelle ich klar. „Jona wird uns nicht verlassen.“

Und jetzt sollen sie aufhören, zu drohen. Wir sind nicht im Kindergarten und ich lass mir von solchen Idioten nicht auf der Nase herumtanzen.

„Geht jetzt Duschen, sonst könnt ihr euch bald vier neue Spieler suche. Weil dann werde ich die wenigen vernünftigen Spieler nehmen und eine eigene Mannschaft gründen, damit ich euer beschissenes Gelaber nicht mehr anhören muss!“

Nach der Ansage ist endlich Ruhe und sie trollen sich alle zum Duschen.

„Man… Benni…“ Josh legt mir eine Hand auf die Schulter.

„Ich bin nur von Idioten umgeben!“, stöhne ich auf und er muss lachen.

Überzeugende Argumente

Es ist das erste Spiel und wir sind scheiße! Anders kann ich es nicht sagen. Schon alleine, weil wir nicht als Mannschaft auftreten, geben wir den Gegnern genug Chancen, in Ballbesitz zu kommen und zu punkten. Warum sind sie auch alle so feindselig gestimmt. Jona sitzt ja jetzt nun brav neben Josh auf der Bank und beobachtet sein erstes Spiel in unserer Mannschaft, bei dem er nun nicht mal antreten darf.

Dazu kommt, dass unsere Gegner einfach verdammt stark sind und wir auch schon mit harmonischer Stimmung unsere Probleme gehabt hätten.

Ich wechsle ein paar andere ein und wieder aus. Auch David, Felix und Leon machen keine Anstalten, wie zivilisierte Menschen zu spielen.

Ich bin versucht, Vic auszuwechseln, weil er genauso angepisst guckt, wie Mike. Aber im Gegensatz zu diesem, spielt er dennoch relativ anständig, als dass ich keinen driftigen Grund habe. Andererseits hätten wir dann nur noch einen Feind in den eigenen Reihen, wenn ich einfach Josh ins Spiel hole, statt Felix.

„Time out!“, brülle ich also, weil ich nichts anderes weiß, und wir versammeln uns am Spielfeldrand.

„Man Leute! Ihr spielt scheiße!“, ruft Josh sofort und kommt mit zu uns, genau wie alle anderen. Wir stecken die Köpfe zusammen. „Hört endlich auf, euch anzufeinden und kämpft als Team,“ fordert er und ich nicke. „Er hat Recht. Bitte Leute… Lasst uns jetzt einfach zusammenarbeiten.“

„Jona ist ja nun nicht dabei. Also reißt euch zusammen und gewinnt dieses beschissene Spiel,“ stimmt Lukas zu und es geht weiter.

Wenn es jetzt nichts wird, ist mir alles egal und ich lasse Josh einwechseln und vielleicht sogar Jona.

Aber immerhin: Es wird minimal besser. Wir reißen uns zumindest soweit zusammen, dass wir ein wenig aufholen.

59:70 Wir müssen mehr Punkte erzielen!

Es ist zum kotzen. Ich spiele Chris an und hoffe auf sein Gespür, den richtigen Anspielpartner zu finden. Als er das nicht schafft, wirft er aus der Distanz und trifft. Drei Punkte. 61:70

Es geht noch eine ganze Zeit hin und her. Wir blocken die Gegner, so gut es geht und tatsächlich geht die letzte Minute punktlos vorüber und es bleibt bei einem 61:70, als das dritte Viertel zu ende geht.

„Noch ein Viertel. Noch können wir es schaffen!“, rede ich dem Team Mut zu, während wir kurz einen Schluck trinken.

Als es weiter geht, scheint das Glück tatsächlich auf unserer Seite zu sein.

Mike kriegt zwei Freiwürfe, weil er gefoult wurde und versenkt sie auch beide. Er sieht triumphierend zu mir, als wolle er sagen, dass er eindeutig doch noch gut genug für das Team ist. Er will einfach nicht verstehen, dass es nicht um seine Wurfqualität, sondern um sein ganzes Spiel geht.

Aber immerhin holen wir jetzt weiter auf. Das motiviert! Die anderen kommen nicht mehr durch, vor allem Lukas leistet ganze Arbeit in der Defensive.

Victor bekommt von Chris den Ball, wirft. 63:70.

Wir brauchen nur noch ein paar Treffer, dann gewinnen wir vielleicht sogar.

Als wir gerade in eine Art Euphorie geraten und ein paar gute Spielzüge abliefern, passiert es.

Mike bekommt den Ball, dribbelt vor, wirft… und wird gefoult. Es ist der gleiche, der ihn vorhin schon mal gefoult hat.

Mike will sich seine Freiwürfe abholen, aber er kommt nicht richtig auf die Beine. Ich jogge zu ihm. „Was ist los?“

„Ich kann nicht richtig auftreten.“

Katastrophe… lalalala…

Ich winke zwei Sanitäter heran, die ihn vom Spielfeld schleppen und sehe dann auffordernd zu Jona. Der kriegt große Augen und ich fürchte schon, er rennt jetzt einfach weg, aber stattdessen kommt er unsicher zu mir.

„Ich kann das nicht, Benni. Lass Josh rein. Oder sonst jemand. Die paar Minuten geht das schon…“ Unruhig nestelt er an seinem Trikot herum. Unsere Trikots sind übrigens schwarz-rot.

Nervös versucht er, auf seinem Lippenpiercing zu kauen, das er vorher raus genommen hat. „Die hassen mich doch eh schon und…“

„Red keinen Unsinn. Wir brauchen dich jetzt. Du musst die Körbe werfen, sonst haben wir verloren!“

Ich zerre ihn aufs Feld. Das Spiel geht weiter, es gibt keine Zeit für Diskussionen.

Chris kriegt den Ball, peilt Jona an, der fängt, wirft noch von der Drei-Punkt-Linie. 66:70.

Lukas hält einen Gegner auf, der geht zu Boden, bekommt einen Freiwurf. 66:71.

Ich fange einen Wurf ab, werfe zu Chris. Dieser zu Vic.

Der prescht vor, wirft: 68:71.

Es geht weiter. Die Gegner kommen in Ballbesitz, aber Jona kann ihnen den Ball stehlen, rennt vor, will werfen, wird aber unsanft zu Boden gestoßen.

Zwei Freiwürfe. Jona prellt den Ball, während er an der Linie steht, sieht unsicher zu mir. Ich nicke ihm zu. Er beißt sich wieder auf die Lippen, wirft. Er geht daneben. Verdammt! Noch ein Wurf. Diesmal trifft er. 69:71.

Wir haben noch zwei Minuten. Das wird knapp.

Ich blicke zu Mike, der auf der Bank sitzt und sich den Knöchel kühlt, dabei das Spiel verfolgt. Ich sehe, wie er anerkennend nickt und gleich darauf den Kopf schüttelt. Dieser Junge hat echt Probleme!

Wieder bekommt Jona den Ball, hat aber drei Gegner vor sich. Vic steht frei, also wirft er zu diesem. Der versenkt ihn. 71:71.

„JAAAAA!“, brülle ich und falle Jona neben mir um den Hals. „FUCK! JAAA!“

Ein Stück weiter macht Chris das gleiche mit Vic. Wir kommen zusammen. Jetzt schaffen wir auch noch den Sieg! Garantiert!

Eine Minute.

Lukas blockt einen Gegner, erhascht den Ball, wirft zu Vic. Ein Gegner fängt den Ball ab, dreht das Spiel. Wir stürmen ihm nach, Jona kann ihm den Ball wegnehmen. Er dreht, stürmt vor… als er werfen will, wird er gefoult.

Zwei Freistöße. Mein Herz jagt wie wild, während ich beobachte, wie Jona vortritt und den ersten wirft. Er geht daneben.

Ich beiße mir auf die Lippen. Noch zwanzig Sekunden. Die Uhr tickt unaufhörlich.

Jona wirft. Als der Ball in der Luft ist, schließt er die Augen. Auch ich bin versucht, einfach wegzusehen, kann es aber nicht. Der ball berührt den Ring, dreht sich ein Stück, dann fällt er durch den Korb.

Ich höre Josh hysterisch von der Linie brüllen. 72:71. Wir führen, wir haben gewonnen!

Noch sechs Sekunden, die anderen haben keine Chance mehr.

Als es endlich vorbei ist, rennt Josh zu uns und stürzt sich auf Jona. „So geil! Wir haben gewonnen!“

„Du hast es echt drauf,“ meine ich stolz zu Jona und wuschle ihm durchs Haar.

Auch Lukas und Chris werfen sich nun auf uns und Vic gesellt sich zu uns, sieht Jona prüfend an. „Gutes Spiel, man,“ meint er dann anerkennend und versucht sich an einem wohlwollenden Lächeln.

Ich grinse breit und hoffe, das die Frage, ob Jona im Team bleibt, oder nicht, nun endlich geklärt ist.

Während ich nichts dazu sage, kann Lukas es nicht lassen, seinen besten Freund zu ärgern. „Willst du immer noch, dass er geht?“

Vic sieht ein wenig beschämt zu Boden, dann meint er: „Ich will ihn nicht als Ersatzspieler.“

Er blickt zu Jona. „Aber ich fände es cool, wenn er fest spielen würde.“

Daraufhin muss sogar Jona lächeln.
 

„Sie reden über ihn,“ offenbart uns Amelie und zieht von ihrer Zigarette, während sie ihre Finger mit meinen verschränkt.

„Darüber, wie gut er im Spiel war. Aber auch darüber, dass er ein komischer Kerl ist.“

„Ich verstehe die Vorurteile der Menschen nicht…“, erwidere ich und schnappe energisch nach ihrer Zigarette, werfe sie weg. Es nervt mich und ich bin sauer auf sie, weil sie genauso denkt, wie die, die über Jona reden.

„Vorurteile können tief sitzen,“ brummt Lukas und zündet sich eine Kippe an, die ihm Amelie einfach abnimmt, um sie selbst zu rauchen. Er sieht sie irritiert an, zuckt dann mit den Schultern.

Vic sieht nichts dazu, aber er braucht sich eigentlich gar nicht zu verstecken. Ich bin irgendwie stolz auf ihn, dass er seine Vorurteile überwunden hat. Er gilt doch als Beispiel für alle anderen.

„Leute!“, hören wir in dem Moment Chris brüllen und er tritt zu uns, zerrt Jona hinter sich her.

„Schau mal, wen ich aufgegabelt habe!“

„Hey,“ murmlet Jona leise und findet es eindeutig unangenehm, hier so zu stehen.

Wir aber begrüßen ihn wohlwollend, nur Mike hält sich zurück. Der kurze Moment, während des Spiels, als er eingesehen hat, dass Jona recht gut ist, ist verflogen. Nun ist sein Hass auf ihn wieder deutlich zu spüren.

Auch Amelie betrachtet Jona eher skeptisch. Ich glaube, sie hat noch kein Wort mit ihm gewechselt. Auch jetzt scheint sie darauf keine Lust zu haben, beachtet ihn nicht, zieht mich nur näher na sich heran.

„Ich dachte, jetzt wo er zum Team gehört, kann er auch hier bei uns stehen,“ wirft Chris freudig in unser kleine, aber feine Runde.

„Ganz deiner Meinung,“ meint Vic und lächelt Jona ehrlich an. Wohl seine Art, sich zu entschuldigen. Dieser scheint diese Art von Entschuldigung anzunehmen, denn er lächelt zurück.

„Nächstes Wochenende spielen wir hier! Wenn wir zu Hause gewinnen, gebe ich ne Runde aus,“ erklärt Josh uns und wir grinsen. Wenn das keine Motivation ist…

Lukas vergräbt seine Hände in den Hosentaschen, während er zu Jona meint: „Dann kannst du allen an der Schule beweisen, wie gut du bist. Dann wird dich keiner mehr schief angucken, sie werden dich lieben!“

„Wenn wir denn gewinnen,“ erwidert Jona mutlos. Er glaubt immer noch, dass er nicht dazu gehört und wohl auch, dass er nicht mit uns mithalten kann.

„Wir werden gewinnen, weil du nämlich zwei Viertel spielst!“

Ich sehe zu Mike: „Und du wirst mir in den anderen zwei Vierteln beweisen, dass du es verdammt noch mal immer noch drauf hast!“

Natürlich will ich Jona in der Startmannschaft. Aber ich denke, es kann nicht schaden, wenn Mike erst mal zumindest zwei Viertel lang mehr Minuten bekommt, als Jona.

„Das werde ich. Keine Sorge, Benni.“

Mike blickt kampfeslustig zu Jona und mir.
 

Bis auf einige Minuten, in denen ich Mike habe verschnaufen lassen, war Jona die ersten zwei Viertel nicht auf dem Feld.

Nun ist das dritte Viertel angebrochen und ich möchte Jona ins spiel schicken. Aber während Mike bisher nichts dazu gesagt hat, sieht er nun ziemlich wütend aus.

„Ich habe die besten Viertel gespielt, seit ich in diese Mannschaft gekommen bin! Du kannst mich jetzt nicht auswechseln. Ich bin zu gut heute, als dass er jetzt einfach meinen Platz einnimmt.“

Da hat er sogar Recht. Mike hat sich bis eben den Arsch aufgerissen und ich über den Platz gefegt, als gebe es kein Morgen.

Die meisten Körbe hat bisher er geworfen.

„Ich weiß,“ gebe ich zu und sehe schuldbewusst zu Jona. Ich möchte ihn gerne rein holen, einfach, damit alle mal sehen, dass er sehr gut ins Team passt. Immerhin spielen wir zu Hause und all unsere Fans sind hier.

Und so gut Mike heute auch ist… ich halte Jona noch immer für den Besseren.

„Lass ihn weiterspielen,“ flüstert Jona mir im nächsten Moment ins Ohr, als er an mir vorbeiläuft, um sich eine Falsche Wasser zu holen.

Irritiert sehe ich ihm nach und denke, dass liegt an seiner Angst, nicht dazu zu gehören. Er nimmt sich zurück, um keinen Ärger anzuzetteln.

Das ist nicht gut, aber was soll ich jetzt machen? Hilfe suchend blicke ich zu Joshua.

Dieser zuckt nur ahnungslos mit den Schulter. Offenbar findet er die Situation auch schwierig.

„Des Friedens Willen,“ nuschelt er dann und ich nicke. „Okay, du kannst das dritte auch spielen,“ stimme ich zu.

Mike strahlt.

„Du denkst, Jona sollte spielen, richtig?“, frage ich Josh leise und natürlich tut er das. Ich tue es ja auch.

„Ja. Aber wir führen und Mike ist ganz gut. Wir gewinnen wohl auch ohne Jona. Wir müssen ja nicht haushoch führen…“

Er zuckt mit den Schultern und sieht mich eindringlich an. „Benni,“ sagt er und nickt zu Mike, der Jona hasserfüllt mustert.

Ich weiß was er meint und nicke. Es ist wohl besser so…

Entschuldigend sehe ich zu Jona und der winkt ab. Er weiß genau, warum Mike spielt und nicht er. Und seien wir ehrlich: Mike weiß es auch.

Dann geht es weiter und Mike tritt selbstgefällig aufs Spielfeld, nicht ohne Jona dabei – natürlich völlig unbeabsichtigt – zu rammen.

„Er wird nicht aufgeben, bis er seinen Stammplatz wieder sicher hat,“ meint Lukas leise zu Vic, aber ich höre es.

Er hat Recht, das sagt ihm nun auch Vic. „Und dafür wird ihm jedes Mittel Recht sein,“ fügt der Russe hinzu.

„Leute! Wir haben ein Spiel zu gewinnen, beeilt euch,“ scheucht Chris sie dann und ihre Unterhaltung erstirbt. Wir treten alle aufs Feld.
 

Das dritte Viertel läuft ganz gut. Ich wechsle Josh für Vic ein, weil der ein wenig schwächelt, aber ansonsten schlagen wir uns ganz gut.

Nach einem blöden Foul muss Lukas raus und mit Leon leidet die Defensive ein wenig.

Aber dennoch führen wir noch, als abgepfiffen wird. Ich hätte Jona gerne wieder ein paar Minuten zugesprochen, aber ich habe einen Plan, den ich nun auch durchsetzen werden.

„Okay, das war gut, Leute,“ lobe ich sie und sehe dann Mike an: „Du hattest das dritte Viertel, jetzt geht Jona rein.“

Ich habe mich das ganze Viertel nicht konzentriert, mich teilweise sogar raus genommen, um am Rand kurz nachdenken zu können. Und ich bin dabei zu der Entscheidung gekommen, dass Mike schon aus Prinzip nicht mehr spielen darf. Denn sonst wird er seinen Willen immer wieder durchsetzen wollen.

Mike, der bisher breit gegrinst hat, sieht mich nun wütend an. „Ich habe unsere Führung ausgebaut. Du kannst mich nicht rausholen!“

Ich halte hartnäckig dagegen. „Doch! Du hast gut gespielt, aber jetzt möchte ich, dass Jona das letzte Viertel macht. Abgesehen davon hast du gerade durchgespielt. Ruh dich aus. Jona ist jetzt einfach fitter.“

Deshalb habe ich ihn nicht ausgewechselt. Damit er wirklich k.o. ist, wenn das dritte Viertel zu Ende geht.

Mike beißt die Zähne fest aufeinander und knurrt, sagt aber nichts mehr, stürmt nur in die Umkleide.

Josh sieht ihm nach, nickt mir dann aufmunternd zu. „Das war die richtige Entscheidung.“

„Vic geht wieder rein und Josh spielt für Chris. Chris. Du ruhst dich aus, falls wir Jona aus irgendwelchen Gründen auswechseln müssen. Ich denke nämlich nicht, dass Mike noch mal spielt würde und du bist der einzige, der eventuell noch die Position von Jona bewältigen könnte.“

Ich sehe zu Lukas. „Kannst du wieder rein?“

„Nicht das ganze Spiel,“ schüttelt er den Kopf.

„Spiel die ersten Minuten, bis du denkst, es reicht. Dann geht Leon wieder rein.“
 

Das letzte Viertel beginnt, wir treten aufs Feld.

Josh schnappt sich den Ball und wirft zu mir. Ich werfe, Treffer!

Weiter geht’s.

Jona kriegt den Ball zu fassen, weil einer der Gegner wirklich ungeschickt ist und rennt los, wirft zu Vic, der trifft.

Jona muss erst rein kommen, aber er macht das ganz gut. Er kriegt einen Ball und wirft, trifft.

Die Fans jubbeln. Das ist gut. Natürlich beobachten alle Jona, aber er lässt sich nicht irritieren, macht ein gutes Spiel.

Die Gegner haben keine Chance mehr. Auch, als Lukas wieder rausgeht und Leon sich etwas unglücklich anstellt, können sie nicht genug Punkten und kommen nicht gegen die Gewalt aus Vic und Jona an, die jetzt einen wahren Punkteregen vollbringen.

Auch ich treffe noch mal und Josh beweist uns allen, dass er immer noch das Zeug hat, ein guter Spielmacher zu sein.

Als abgepfiffen wird, haben wir gewonnen. Ich beglückwünsche sie alle für das tolle Spiel und die Fans sind begeistert.

„Wie haben dich akzeptiert,“ strahle ich Jona an und er grinst zurück.
 

„Dieses verdammte Arschloch!“, fauche ich und ramme wütend meine Faust gegen den Baum, neben dem Amelie und ich stehen.

Alle haben am Tag nach dem Spiel nur davon geredet, wie toll Jona sich doch geschlagen hat und wie talentiert er ist. Keiner hat darüber gesprochen, was ich für eine herausragende Leistung abgeliefert habe!

„Ich hasse ihn!!!“

„Ich verstehe immer noch nicht, warum ihr alle so einen Aufriss wegen diesem Spiel macht,“ meint Amelie nur. Sie hat ja keine Ahnung. Sie ist nur eine dumme Gans. „Es ist doch nur ein Spiel,“ fügt sie noch kopfschüttelnd hinzu.

„Es ist nicht nur ein Spiel. Es ist mein Leben, verstehst du das nicht? Die mögen mich doch alle nur, weil ich gut im Basketball bin. Wenn ich damit nicht mehr punkten kann, dann doch mit gar nichts mehr!“

So hübsch sie auch ist, so blöd ist sie. Sie versteht einfach nichts. Aber war erwarte ich auch? Sie versteht ja nicht mal, wie wichtig es ihrem eigenen Freund ist. Wie soll sie dann mich verstehen?

Deshalb verdreht sie jetzt auch nur die Augen.

„Wenn du meinst.“ Achselzuckend wendet sie sich ab, um sich an den Baum zu lehnen. „Können wir dann vielleicht von unserem Problem reden? Darüber, wie wir es schaffen, dass Jona abhaut? Benni hat die letzten Tage nur mit ihm trainiert, sogar einen extra Trainingsplan ausgearbeitet. Er hat gar keine Zeit mehr für mich.“

„Bitte was?“, herrsche ich sie empört an. „Er hat ihm einen eigenen Trainingsplan geschustert?“

Er tut auch alles, um Jona einen Vorteil zu verschaffen!

„Red dich doch nicht so auf! Er wird nicht mehr lange genug im Team sein, um von diesem zu profitieren,“ grinst Amelie nur dreckig und sieht mich vielsagend an. Da hat sie Recht. Wenn wir alles richtig machen, wird er bald weg vom Fenster sein.

„Spann mich nicht noch länger auf die Folter,“ fordere ich, „Sag mir lieber, was du herausgefunden hast!“

Das ist ja der Grund, warum wir uns getroffen haben. Weil sie etwas herausgefunden hat, was Jona den Wind aus den Segeln nehmen könnte.

„Nun,“ meint sie gedehnt, „Ich hab mich umgehört. Und eine meiner Freundinnen kennt wohl ein Mädchen, dass mal mit einem Mädchen befreundet war, dass Jona ziemlich gut kennt.“

Ich verdrehe die Augen. Diese Frau hört sich eindeutig gerne reden.

„Komm zur Sache!“, fauche ich ungeduldig.

„Schon gut,“ zischt sie und wirft mir einen giftigen Blick zu.

„Scheinbar war Jona mal mit Tobias aus der Zwölften zusammen.“

Sie lächelt mich breit an und ich runzle die Stirn.

„Was?“

Ich verdaue die Info und schüttle mich. Er hatte was mit einem Kerl laufen? Ist ja eklig!

„Aber wie genau soll uns das weiterhelfen?“, frage ich Amelie.

„Man Mike! Du bist noch blöder, als du aussiehst!“ Sie verdreht die Augen.

„Der Kerl ist schwul! Und ihr wollt doch nicht wirklich eine Schwuchtel im Team haben, die euch begafft, wenn ihr euch umzieht und duscht, oder?“

Nun dämmert es auch mir und ich grinse fies und stimme ihr zu: „Da hast du Recht. Das ist abartig!“

Selbstzufrieden tauschen wir Blicke.

„Erwähn es einfach beim nächsten Training,“ fordert mich Amelie auf und zündet sich eine Zigarette an.

„Dann wirst du mal sehen, wie schnell alle wieder gegen ihn sind und von Benni fordern, dass er das Team verlässt…“

„Meinst du, das funktioniert?“, frage ich sie und tue es ihr gleich, nehme einen tiefen Zug.

„Keine Ahnung. Aber sein wir mal ehrlich: Wir haben erstens kaum eine andere Wahl und zweitens… dürfte es wohl auch einfach jeden stören. Ich hätte ja auch keinen Bock, dass mich eine Lesbe anglotzt, während ich nackt rumlaufe… Also von daher… ist das ein wasserdichter Plan!“

Ich nicke. Da hat sie allerdings Recht.

Genüsslich rauche ich meine Kippe zu Ende und lächle sie dann an.

„Du bist schon ein verdorbenes Biest.“

Sie zuckt mit den Schultern.

„Ich tue das nur, weil ich Benni nicht verlieren will. Und das werde ich, wenn er sich noch weiter von mir entfernt.“

Ich nicke, dann kommt mir etwas anderes in den Sinn.

„Glaubst du echt, dass Jona uns bespannt hat?“

Ich erschaudere.

„Weiß ich doch nicht. Ich traue es ihm jedenfalls zu.“

Sie zuckt mit den Schultern.

„Ist ja auch egal, ob es so ist, oder nicht. Hauptsache, es glauben alle, dass es so ist!“

Da hat sie allerdings Recht.

Wir verabschieden und gehen getrennter Wege.

Ich kann kaum abwarten, bis das nächste Training ansteht. Dann werde ich Jona vor allen bloßstellen und dann heißt es: Bye bye Emoboy!

Weitere Schwierigkeiten

„Das Training war heute wirklich gut, Leute,“ lobe ich alle zufrieden und ziehe mir das verschwitzte Shirt über den Kopf.

„Wenn wir so weitermachen, dann gehört der Titel vielleicht bald uns.“

Ich bin wahnsinnig glücklich, dass gerade alles so gut läuft. Natürlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich glaube, wenn alles so weiter geht, haben wir echt Chancen auf den diesjährigen Titel.

„Endlich mal wieder,“ stimmt Lukas zu und greift nach seiner Wasserflasche. Da hat er Recht. Diese Schule hat schon lange keinen Titel mehr abgeräumt. Sie war zwar ab und an nahe dran, aber es hat nie gereicht.

„Dann redet nie wieder jemand davon, dass wir nichts drauf haben,“ fügt er hinzu.

Wir schwärmen noch ein wenig, wie toll wir sind, während wir uns umziehen. Doch ehe jemand Anstalten machen kann, zu den Duschen zu gehen, meint Mike ungläubig: „Ihr wollt doch nicht ernsthaft nackt rumlaufen, solange er noch im Raum ist?“

Er deutet auf Jona, was diesen entgeistert aufsehen lässt.

Was soll das denn jetzt wieder werden? Ich sehe Mike warnend an, aber er ignoriert mich. Kann er es nicht einfach gut sein lassen?

„Warum sollten wir das nicht?“, fragt auch Josh ihn nun wütend, da es einfach keinen Grund gibt, warum wir das nicht sollten.

„Wieso?“ Mike schüttelt dramatisch den Kopf, als würde er seit neuestem in GZSZ mitspielen. „Sagt bloß, ihr wisst es nicht?“

Er sieht uns bestürzt an, ganz das große Theater noch weiter ausweitend.

„Es reicht, Mike,“ will ich dazwischen gehen, weil mich plötzlich eine Ahnung überkommt, aber da lässt er die Bombe auch schon platzen: „Hat er euch nicht gesagt, dass er auf Kerle steht?“

Er sieht fies zu Jona, dem der Mund aufklappt und nach Worten sucht. Sicher will er etwas zu seiner Verteidigung sagen, findet aber nichts.

„Wahrscheinlich geilt er sich jetzt gerade daran auf, wie ihr hier alle halbnackt herumsteht.“

Die darauf folgende Reaktion ist einfach nur schrecklich, wenn man sie aus Jonas Sicht miterleben muss. Die meisten keuchen erschrocken auf und Felix und Leon reißen sich sogar reflexartig ihr Trikot vor die Brust, um Jona keine Möglichkeit mehr zu geben, sie zu… bewundern.

Ich sehe, wie Jona erschrocken diese Reaktionen verfolgt und dann zu Mike sieht. Er sieht verletzt aus und kann wohl gar nicht fassen, dass Mike das gerade echt getan hat.

Ich kann das auch nicht.

„Stimmt das?“, will nun Vic wissen und sieht fragend zu unserem neuen Shooter. Wahrscheinlich will er das gar nicht, aber dennoch klingt er ein wenig befremdet.

Jona zuckt daraufhin zusammen, als hätte man ihn geschlagen. Nun warten alle auf eine Antwort von ihm, aber statt diese zu geben, packt er in rasend schnellem Tempo seine Sachen und stürmt davon.

Ich sehe ihm geschockt nach, wie er fluchtartig den Raum verlässt, dann wende ich mich sauer an Mike: „Musste das sein?“

„Hey man… Ist gut, dass er es gesagt hat! Immerhin glotzt der Typ uns beim Umziehen zu!“, stellt sich David auf Mikes Seite. Dieser grinst triumphierend.

„Tut doch nicht so, als hätte er euch was weggeguckt!“, fauche ich. „Bisher hat noch nie einer sagen können, Jona hätte ihn bespannt!“

„Benni,“ meint Lukas und sieht mich irgendwie undefinierbar an. „Du hast doch nicht etwa etwas davon gewusst, oder?“

Ertappt sehe ich zu Boden. „Na ja… irgendwie… schon. Aber ich wusste nicht, ob er das ernst meint…“

„Du hast es gewusst und uns nichts gesagt?“, empört sich nun auch Vic.

„Leute, jetzt kommt. Dann ist er eben schwul, was ist daran so schlimm?“ Ich sehe sie alle genervt an. Nicht schon wieder so eine blöde Diskussion!

„Ich finde es auch nicht schlimm,“ wirft nun Chris ein.

„Nicht schlimm,“ wiederholt Lukas. „Ich mag den Kleinen, aber ich will nicht, dass er mir beim Duschen zusieht.“

Nicht auch noch Lukas!

„Nun… ich finde auch, wir sollten da eine andere Lösung finden,“ schlägt sich zu allem Übel auch noch Joshua auf die Seite der Anderen und sieht mich entschuldigend dabei an.

„Sag mir bitte nicht, dass du das auch eklig findest!“ Ich wende mich enttäuscht von meinem besten Freund ab.

„Man, Benni! Ich finde es nicht eklig. Aber es muss auch nicht unbedingt sein, dass er mit uns zusammen duscht…“

„Du willst doch sicher auch nicht, dass er dir auf den Arsch starrt, oder?“, stimmt ihm Felix zu.

Ich seufze. „Na schön!“, zucke ich mit den Schultern, „Finden wir eine andere Lösung. Ist es okay, wenn er nach euch duscht?“

Als sie zustimmend nicken, nicke auch ich und meine: „Dann rede ich mal mit ihm.“ Ich ziehe los, um Jona zu suchen. Er könnte natürlich schon über alle Berge sein, dann werde ich ihn nicht finden. Aber ich habe Glück. Er sitzt in der Aula. Sein Zeug neben ihm am Boden verstreut, hockt er auf einer der Bänke und starrt betrübt auf seine Füße.

„Hey,“ meine ich leise und lasse mich neben ihm nieder.

„Jetzt halten sie mich nicht nur alle für einen Freak, sondern auch noch für abartig.“

Er schluchzt auf und ich sehe, dass ihm Tränen über die Wange rollen. Unbeholfen lege ich einen Arm um ihn. Irgendwie komme ich nicht damit klar, wenn jemand heult. Weil ich nicht weiß, wie ihn trösten, versuche ich, ihn abzulenken.

„Jetzt erfüllst du so ziemlich alle Klischees eines Emos,“ necke ich ihn und entlocke ihm ein kleines, flüchtiges Lächeln.

„Werft ihr mich jetzt raus?“, will er dann wissen und ich schüttle entschieden den Kopf.

„Gut, weil… es mir langsam wirklich Spaß macht.“

Ich lächle und wuschle ihm die Haare durcheinander.

„Keine Angst. Du kannst bleiben. Du musst nur nach uns duschen, nicht mehr mit uns,“ erkläre ich ihm dann.

„Okay,“ stimmt er leise zu und blickt erleichtert drein. Langsam versiegen seine Tränen.

„Benni,“ flüstert er dann heißer, „Ich habe euch nie angestarrt oder mich an euch aufgegeilt.“

Ich sehe ihn an und er blickt mit herzzerreißendem Blick zurück. Ich seufze. „Das weiß ich doch.“

„Ich finde ihre Reaktion ja auch übertrieben, aber was soll ich tun?“ Ich verdrehe die Augen. „Ich denke aber, die Lösung, die wir gefunden haben, ist okay, oder?“

Er nickt, meint aber: „Ich kann es irgendwie ja sogar verstehen… aber… naja… irgendwie auch nicht.“

Ich drücke ihn nochmal eng an mich. „Wenn wir das so durchziehen, wird sich keiner daran stören. Versprochen.“

Er nickt. Dann steht er auf. „Ich gehe jetzt lieber nach Hause. Ich stinke… Ich hab ja vorhin nicht mehr geduscht.“

Ich muss lachen und stehe ebenfalls auf. „Komm, ich fahre dich!“
 

„Dein schlauer Plan ging kein Stück auf,“ schreie ich Amelie am nächsten Tag an und mache mir auch nicht die Mühe, leiser zu sein.

„Er duscht jetzt zwar nach uns, aber ansonsten hat niemand etwas gegen ihn gesagt!“

Wütend sehe ich sie an. Diese dumme Kuh und ihre blöden Ideen.

„Glaubst du, ich hab mir das nicht auch anders vorgestellt?“, will sie wissen und sieht mich genervt an.

„Dann müssen wir uns eben was anderes überlegen. So schwer kann das ja nicht sein!“

„Wir?“, echoe ich. „Wir schon mal gar nicht. Wenn, dann ich! Was bei deinen Ideen rauskommt, hat man ja gesehen!“

Ich lasse sie stehen und rausche wütend davon.

Sie hat ja keine Ahnung, was sie mit ihrem blöden Plan angerichtet hat. Weil Benni meint, dass mein Verhalten unsportlich war und ich das auch anders hätte zur Sprache bringen können, hat er mich fürs nächste Spiel komplett gesperrt. Das heißt, dass Jona nicht nur in der Startmannschaft spielt, sondern dass ich nicht mal die Chance habe, eingewechselt zu werden.

Abgesehen davon halten mich einige andere jetzt auch noch für einen totalen Arsch.

Ich könnte kotzen, am liebsten auf Amelie oder Jona.

Und um mir meinen Tag noch mehr zu versüßen, taucht letzterer plötzlich in meinem Sichtfeld auf. Ich beschleunige meine Schritte. „Hey, Emo!“

Er blickt auf und mich an. Ich renne zu ihm und er sieht mich grimmig an. „Was willst du?“, fragt er und seine Augen blitzen herausfordernd. Wo kommt denn der plötzliche Kampfgeist her? Sicher nimmt er mir die Sache mehr als nur übel.

„Nur ein wenig quatschen,“ grinse ich ihn hämisch an. „Eins sag ich dir, Schwuchtel. Es wird dir noch verdammt leidtun, mir meine Position weggeschnappt zu haben! Also überleg dir in Zukunft lieber, wie du reagierst, wenn ich dich antreffe…“ Ich stoße ihn hart weg und er taumelt zurück und sieht mich wütend an.

„Das hast du dir alles selbst zuzuschreiben!“, brüllt er mir nach, aber ich ignoriere ihn, zeige ihm nur meinen Mittelfinger.
 

„Wenn wir heute auch gewinnen, stehen wir erstmal auf Platz eins der Tabelle,“ erkläre ich den Jungs stolz und grinse vor mich hin.

Heute haben wir ein Auswärtsspiel und zwar gegen das Team, das bisher mit wenigen Punkten vor uns liegt und genauso viele Siege verbucht hat. Das heißt, wenn wir sie schlagen, setzen wir uns von Platz zwei auf Platz eins der Tabelle.

Das heißt, wir müssen gewinnen.

„Dann kann ja kaum noch was schiefgehen,“ meint Lukas und versucht sich an Zuversicht, was ihm leider misslingt. Klar… es wäre fast zu schön, um wahr zu sein, das muss ihm als überzeugtem Schwarzseher ja auffallen.

Aber seit Jona im Team ist, sind wir einfach noch besser, als eh schon.

„Vielleicht solltet ihr dennoch euer Bestes geben,“ faucht Mike und lässt sich auf der Bank nieder, wünscht Jona sicher die Pest an den Hals.

Aber er hat gesagt, was ich gerade sagen wollte. Auch, wenn der Sieg nahe liegt, kommt er nicht von alleine. Sonst hat Lukas am Ende noch recht.

„Zieh nicht so ein Gesicht, nur weil du auf der Bank sitzen musst,“ neckt Chris jedenfalls Mike und lehnt sich dabei gefährlich weit aus dem Fenster.

Ehe Mike aber etwas entgegnen kann, was sicher nicht freundlich ausgefallen wäre, rufe ich alle auf das Spielfeld. Gleich geht es los.

Wir nicken uns allen noch mal zu und die Jungs auf der Bank drücken fest die Daumen, dann ist Anpfiff.

Der Schiedsrichter wirft den Ball nach oben, Jona springt, erwischt ihn und donnert ihn mit ganzer Gewalt in meine Richtung. Das Spiel beginnt.

Wir stürmen los, ich werfe Jona den Ball wieder zu, der wirft zu Vic, erster Korb. Wir gehen in Führung.

Lukas blockt einen Gegenspieler ab, der wirft aber rechtzeitig zu einem anderen, ehe er den Ball greifen kann. Jona aber luchst diesem anderen geschickt den Ball ab und rennt wieder auf den gegnerischen Korb zu.

Er ist echt ein Naturtalent! Wenn ich daran denke, wie lange ich trainieren musste, ehe ich es so weit geschafft habe, wie ich heute bin…

Jona wirft und trifft.

Es geht weiter und mir wird wieder mal bewusst, was für ein schnelles Spiel Basketball eigentlich ist. Vor allem, weil die Gegner auf so hohem Niveau und folglich Tempo und Technik eh gehoben sind.

Die Anderen machen einen Korb.

Vic schnappt sich den Ball und spielt ihn weiter zu Lukas. Langsam machen sich Zweifel breit, ob die Gegner nicht zu schnell sind.

Die kriegen jetzt auch richtig Fahrt, fangen den Pass ab, den Lukas eigentlich Chris zuspielen wollte und stürmen wieder vor. Noch ein Korb. Lukas fängt den Ball, spielt ihn zu mir. Ich gehe vor, aber ein Gegner blockt mich und der Shooting-Guard der anderen Mannschaft nimmt mir den Ball ab.

Nun ist es Jona, der ihm nachstürmt, den Ball zurückerobert und sich Richtung Korb bewegt.

Er wirft mir den Ball zu, ich werfe den Korb.

Nun sind die Anderen wieder beim Angriff. Wir rennen mit zurück, aber sie werfen bereits den Korb.

So geht es eine ganze Zeit hin und her. Ich wechsle Josh für Chris ein, weil die Anderen diesen ständig abdrängen.

Jona wuselt wie ein Wiesel zwischen den Gegnern hin und her, sieht unglaublich klein und hilflos aus, hat aber ein ebenso unglaubliches Talent, den Ball zu stehlen.

Unsere Gegner holen wieder auf, dann treffe ich wieder und kurz darauf Vic. Dennoch habe ich Zweifel, ob das so klappt, wie gedacht.

Kurz darauf foult Lukas hart und der Gegner kriegt ganze drei Freiwürfe, macht diese auch rein. Ich wechsle Leon ein, weil mir Lukas gerade zu aggressiv spielt.

Die Punkteanzeige rattert ständig, aber noch führen wir. Noch.

Ich sehe zu Joshua, der über das Feld hinweg brüllt. Ich verstehe ihn nicht, aber ich glaube, er hat auch Vic gemeint.

Dieser hat den Ball, gibt zu mir ab und ich mache den Korb.

Es geht weiter und die Gegner legen wieder los, treffen ein paar Mal. Ausgleich. Das kann ja gar nicht wahr sein. Ich fluchte laut auf und in dem Moment ist das erste Viertel vorbei.

Keuchend kommen wir an den Rand.

„Scheiße,“ fluche ich und stürze das Wasser in einem Zug runter. Ich sehe zu den Anderen, die genauso geschafft sind, wie ich.

„Die haben ein Tempo drauf, man,“ jammert Vic und lässt sich ächzend auf die Bank fallen. „Was haben die sich denn reingezogen, Alter!“

„Wir können kaum mithalten,“ stimmt Lukas zu und lehnt sich mit ganzem Gewicht gegen Vic, obwohl er eigentlich schon ein wenig Zeit hatte, sich auszuruhen.

„Ich finde, ihr macht das gut,“ wirft Chris ein. Er war lange genug auf der Bank, um das Spiel analysieren zu können. „Aber ich will wieder rein, ich hab mir da was überlegt.“

Ich nicke und auch Josh hat nichts dagegen.

Dann sehe ich zu Jona. „Alles klar?“, frage ich ihn, weil er so ruhig ist.

„Ich versuche, in der nächsten Runde schneller zu sein,“ meint er. In der Tat ist noch nicht ausdauernd genug, um das hohe Tempo zu halten.

„Ruh dich erst aus, Josh kann ein paar Minuten auf deiner Position spielen.“

Und so geht es weiter und Josh übernimmt Jonas Rolle. Die Idee ist gut, aber ich hoffe, Jona hat sich bald wieder erholt. Die Gegner gehen weiter in Führung, aber ihr Tempo ist langsamer geworden. Mir kommt die Vermutung, dass sie übertrieben haben und nun genauso zu kämpfen haben, wie wir.

Irgendwann gibt Jona mir ein Zeichen und ich hole ihn wieder rein.

Jona stiehlt einen Ball und prescht vor. Er will gerade werfen, als ein Idiot ihn foult und er den Ball verliert. Ich blicke erwartungsvoll zum Schiedsrichter, aber der lässt weiterlaufen. Ich runzle die Stirn, während die Anderen treffen. Normal hätte das zwei Freiwürfe gegeben!

Lukas fängt den Ball, gibt zu Vic ab, der den Ball aber verliert, als er ihn zu mir passen will. Chris versucht, den Ball zu fangen, ehe es der Gegner schafft, aber plötzlich pfeift der Schiri ab. Er gibt den anderen ein Foul, obwohl Chris den Gegner gar nicht berührt hat.

Ich könnte kotzen, als ich zur Anzeigetafel blicke. 41:34.

Die letzten zwei Minuten der ersten Hälfte laufen und ich bekomme den Ball, werfe ihn zu Chris. Dieser läuft vor, spielt zu Jona. Der rennt los, will mich anspielen, weil ich bereits vorne am Korb bin, aber ein Gegner blockt ihn. Also springt er hoch und versucht, mir den Ball irgendwie zukommen zu lassen und in dem Moment passiert es.

Der Gegenspieler springt ebenfalls mit hoch, sie prallen hart in der Luft zusammen und der Ball landet im Aus. Sie fallen beide nach unten und ein ekliges Geräusch erfüllt die Halle, als sie auf dem Boden aufkommen.

Stille in der Halle. Alle blicken auf die beiden, von denen sich keiner rührt. Mir rutscht das Herz in die Hose.

Der Schiri pfeift ab und ich finde meine Sprache wieder: „Jona!“, rufe ich panisch und renne zu ihm.

Lukas ist als erstes bei ihm, beugt sich über den am Boden Liegenden und schüttelt ihn sanft.

Ich quetsche mich durch die Anderen und gehe neben ihm in die Knie.

„Alles klar?“, frage ich Lukas und sehe dann zu Jona, der scheinbar bewusstlos am Boden liegt. Die Spieler der anderen Mannschaft scharen sich nun um ihren Spieler, während auch Vic und Chris zu uns finden.

Als ich gerade anfange, mir ernsthaft Sorgen zu machen, öffnet Jona die Augen, kneift sie aber gleich wieder zusammen und stöhnt auf.

„So ein Fuck,“ flucht er leise und richtet sich letztlich langsam auf, sieht zu mir. Im Gegensatz zu ihm, kann sich unser Gegner nicht mehr berappeln. Man trägt ihn vom Feld.

„Kannst du weiterspielen?“, will ich von Jona wissen, der natürlich viel wichtiger ist. Hoffentlich ist er nicht angeknackst. Ich blicke kurz zur Bank, wo alle anderen besorgt zu uns blicken. Mike hingegen strahlt, als hätten wir Weihnachten. Er wittert seine Chance.

Aber er hat Pech, denn Jona nickt: „Geht schon, ich mache weiter.“

Für die Gegner geht ein anderer Spieler ins Rennen und die Partie geht weiter.

Noch eine Minute. Ich sehe besorgt zu Jona, der in seinen Bewegungen irgendwie verlangsamt scheint. Dennoch wirft er zu Lukas, der gerade echt günstig steht, sodass dieser in den letzten Sekunden noch einen Treffer erzielt. 41:37.

Dann endlich wird das zweite Viertel abgepfiffen und ich will mich gerade Lukas um den Hals werfen, der gerade einen wahnsinnig geilen Korb gemacht hat, als ich aus den Augenwinkeln sehe, wie Jona zum Spielfeldrand rennt und dort in die Knie sinkt. Ich löse mich von unserem Center und renne ihm nach.

Vorsichtig knie ich mich hinter ihn und lege ihm eine Hand auf die Schulter. „Alles klar?“, frage ich, aber er reagiert nicht. „Jona?!“

Er antwortet nicht, bäumt sich nur auf und ich höre ein ersticktes Geräusch, ehe mir klar wird, was los ist. Hastig halte ich ihm einen Mülleimer unter die Nase, der gerade günstig in der Nähe steht und im nächsten Moment kotzt er sich auch schon die Seele aus dem Leib.

Hastig schnappe ich mir seine Haare und halte diese nach hinten, damit er sich nicht einsaut und sehe ihm zu, wie er… naja… seinen Mageninhalt zu Tage fördert.

Unser Trainer kommt zu uns, aber ich wedle ihn weg. Ich brauche ihn nicht und Jona ist es sicher unangenehm, wenn ihm alle zugucken.

Irgendwann hat er wohl nichts mehr drin, denn er atmet schwer ein und richtet sich auf, lehnt sich völlig entkräftet gegen meine Brust.

Vorsichtig schlinge ich die Arme um seinen Körper und bringe uns in eine bessere Position. Er ist ganz verschwitzt und keucht auf. Ich bette mein Gesicht in seinem Haar. „Du spielst nicht weiter,“ bestimme ich.

Im nächsten Moment schüttelt er so heftig den Kopf, dass er mir beinahe die Nase anhaut. „Nein!“, meint er entschieden. „Ich mache weiter. Mir geht es gut.“

Er löst sich aus meinem Griff und steht auf.

Ungläubig sehe ich ihn an, wie er da steht und mich entschlossen anfunkelt.

„Du hast gerade gekotzt! Ich lasse dich nicht mehr spielen, das wäre sinnlos und gefährlich!“

Langsam trete ich zu ihm und lege ihm die Hände auf die Schultern. „Jona, wirklich. Ich will dich auswechseln.“

„Nein! Ich werde Mike zeigen, wer der Bessere ist,“ meint er entschlossen und sieht zu mir. „Diesen Triumph gönne ich ihm nicht.“

Ich will gerade widersprechen, da kneift er die Augen zusammen und lehnt sich gegen mich. „Was ist?“, frage ich ein wenig hysterisch.

„Nichts. Geht gleich wieder.“

„Jona, du kannst so nicht mehr spielen,“ meine ich und mein Griff um seine Schulter festigt sich. Meine Güte, so ein Sturkopf.

Als hätte ich es beschrieen, knicken ihm in dem Moment die Beine ein und er greift hilfesuchend nach meinem Arm, als ihm schwarz vor Augen wird.

Ich kann ihn gerade noch mit ganzer Kraft packen, ehe er hart zu Boden knallt. Langsam lasse ich ihn dann nach unten sinken und winke einen Sanitäter heran.

„Fuck,“ keuche ich auf und murmle es dann immer wieder: „Fuck, fuck, fuck, fuck, FUCK!“
 

„Wohl eine Gehirnerschütterung,“ lasse ich die Anderen wissen, als ich zu ihnen trete. Ich bin aschfahl, während ich zusehe, wie ein Arzt und ein Sanni sich um Jona kümmern. Er kommt langsam wieder zu sich, aber er kann nicht mehr spielen!

Das hat uns noch gefehlt. Ich seufze.

Obwohl es das Letzte ist, was ich will, winke ich Mike rein. Wir hätten sicher ein paar Minuten jemand anderen für Jona spielen lassen können, aber nicht so lange. Mike strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Ich kann nicht fassen, dass er so skrupellos ist, dass ihn dieser Umstand auch noch freut!

Das dritte Viertel beginnt und entpuppt sich als einzige Katastrophe.

Mike ist nur mit sich selbst beschäftigt und verpasst ein paar Pässe, trifft einige Körbe nicht.

Die andere Mannschaft macht hingegen Körbe über Körbe und wir haben Mühe, immerhin einen Ausgleich zu schaffen.

Hinzukommt, dass ich mich kaum konzentrieren kann, weil ich so besorgt um Jona bin. Ich gehe kurzerhand raus und überlasse es David, meine Aufgaben zu meistern.

Aber ich bin kaum draußen, muss ich feststellen, dass sich David noch blöder anstellt, als ich. Also gehe ich nach drei Minuten wieder rein.

Wenigstens habe ich in der Zeit, in der ich draußen war, von Jona erfahren, dass er nur eine leichte Gehirnerschütterung hat und beim nächsten Spiel einsatzbereit ist, solange er sich die Woche über schont und dann nicht alle vier Viertel spielt.

Immerhin!

Aber obwohl ich das jetzt weiß, bin ich noch zu besorgt, um wirklich gut zu spielen. Am Ende des dritten Viertels liegen wir noch immer – wenn auch nur mit wenigen Punkten – hinten.
 

Im vierten Viertel kommt Mike endlich ins Spiel und wirft nun ein paar gute Körbe. Wenig später haben wir tatsächlich den Ausgleich geschafft.

Die Partie ist wirklich nervenaufreibend!

Immer wieder wandert mein Blick zu Jona. Ich kann mich noch immer nicht ganz auf das Spiel konzentrieren und überlege schon, mich noch einmal auszuwechseln, entscheide mich dann aber dagegen.

Im nächsten Moment spüre ich einen Blick auf mir und sehe mich um. Es ist Vic, der mich fragend ansieht. Ihm ist es also auch aufgefallen. Ich winke ab und nehme mir vor, mich jetzt endlich um das scheiß Spiel zu kümmern. Im nächsten Moment kriege ich den Ball und gebe ab zu Victor, der einen Korb macht.

Ein wenig glücklicher sehe ich zu Jona. Warum, weiß ich auch nicht. Aber in dem Moment, in dem ich zu ihm blicke, blickt er auch zu mir. Kurz bin ich aus dem Konzept, sodass ich fast nicht merke, dass mir Chris einen Ball zuwirft. Dann aber sammle ich mich wieder und werfe, ehe der Gegner meine Verwirrtheit für sich nutzt. Tatsächlich treffe ich auch. Während ich juble, spüre ich Jonas braune Augen auf mir ruhen. Glücklich lächelnd erwidere ich den Blick.

Dann geht es weiter. Er beobachtet mich weiterhin - warum auch immer - und ich laufe zu Höchstformen auf, werfe noch einen Korb. Sofort blicke ich wieder zu ihm und er grinst und zeigt mir einen erhobenen Daumen.

Plötzlich merke ich, dass es genau das ist, was mich beflügelt. Seine Anerkennung.

Und es wirkt Wunder. Weil ich wieder im Spiel bin, können auch die Anderen wieder mehr Leistung geben und im nächsten Moment führen wir. Wir führen, man!

Zwar nicht lange, denn bald gleichen sie aus, aber unser Kampfeswille ist nun voll da.

Und als abgepfiffen wird, führen wir mit ganzen zwei Punkten!

„Wir sind tatsächlich Spitzenreiter,“ murmle ich ungläubig. Und das trotz Jonas Fehlen! Und trotz meiner anfänglichen Abwesenheit!

Erleichtert atme ich aus und laufe zu den Bänken, während die Anderen sich noch auf dem Spielfeld umarmen.

Ich schnappe mir eine Wasserfalsche und nehme einen großen Schluck, ehe ich mich neben Jona fallen lasse. Er grinst mich an.

Es eskaliert

„Ihr wart gut,“ meint Jona und blickt zu mir hoch. Er liegt immer noch auf der Bank, ich sitze neben ihm. „Auch, wenn du ein wenig abwesend warst.“ Er grinst mich an und ich würde ihn gerne in die Seite knuffen.

Aber ich lass es, weil es erstens ein wenig umständlich zu handhaben wäre und er zweitens auch noch so zerbrechlich aussieht.

„Ich hab mir eben Sorgen gemacht,“ gebe ich stattdessen zu und sehe ihn an. In dem Moment kommt Vic zu uns.

„Knapp, aber wir haben gewonnen,“ jubelt er und schlägt bei mir ein, ehe er sich neben Jona zu Boden sinken lässt. „Wie geht’s dir? Müssen wir dich jetzt nach Hause tragen?“ Er grinst ihn an.

„Ich glaube, das kriege ich noch ganz gut alleine hin. Außer, du willst ein wenig mit mir kuscheln,“ erwidert Jona und boxt ihm mühsam gegen die Brust.

„Neee, lass mal, Kleiner. Muss nicht sein,“ winkt Victor lachend ab und klopft ihm dann ganz vorsichtig auf die Schulter.

„Ich bin froh, dass es dir besser geht,“ verkündet er ihm dann.

„Oh ja,“ stimmt auch Chris zu, der zu uns kommt und dabei einen ernsten Blick in den Augen hat, obwohl er immer noch grinst.

„Du hast uns einen Schrecken eingejagt, Jona.“

Er stützt sich auf Vics Schultern ab und blickt den Schwarzhaarigen über Vics Kopf hinweg an.

„Wann darfst du wieder spielen?“, will Lukas wissen.

„Beim nächsten Spiel,“ erzählt Jona auch ihm noch einmal und ich füge hinzu: „Wenn dann auch nicht alle Viertel.“

Lukas nickt und murmelt etwas von wegen ‚das wird Mike aber freuen’.

„Die Mannschaft nächste Woche ist eh nicht so stark…“, winke ich ab.
 

Die nächste Woche heißt es für Jona Schonzeit. Deshalb müssen wir das Training auch ein wenig umstrukturieren.

Das ist der Grund, warum wir gerade nur Vier gegen Vier spielen, während Jona und Joshua auf der Bank sitzen und zusehen, sich als Unparteiische versuchen.

Ich höre, wie Joshua feststellt, dass wir richtig gut geworden sind. „Und das haben wir alles dir zu verdanken, Jona,“ spricht er diesen dann direkt an.

Ich werfe einen Blick auf die beiden und sehe, wie Jona nur ungläubig abwinkt. Wahrscheinlich glaubt er nicht, dass er mit seinem Talent uns alle aufgemischt hat.

„Ja… der Ansporn ist so viel höher geworden,“ nickt Joshua und pfeift im nächsten Moment unser Spiel. „Das war ganz gut, Leute!“

Ich trete zu ihnen und sehe, wie Jona leicht lächelt, sicher wegen des Lobs von Joshua. „Er hat Recht,“ gebe ich mich als heimlicher Lauscher zu erkennen. „Du hast uns echt alle motiviert.“
 

Zu unserer großen Schande verlieren wir das nächste Spiel gegen diese absolute Kellermannschaft, was ich gar nicht erwartet hätte. Im ersten Viertel ist noch alles gut gelaufen, wir haben mit 25:19 geführt und das war das Problem. Wir wurden nachlässiger und waren uns zu sicher und folglich kamen die Gegner öfter durch, bis es am Ende des zweiten Viertels dann schon 40:37 stand.

In unserer Panik, dass sie aufholen könnten, haben wir dann auch noch angefangen, mehr Fouls zu machen und den anderen den ein oder anderen Freiwurf geschenkt. Da half es auch nichts, dass ich auswechselte und Time-outs über Time-outs nutzte, um meinem Team ins Gewissen zu reden.

Aber es wurde nur noch schlimmer. Nach der Halbzeit hat sich Chris verletzt und Josh musste für ihn rein, hatte aber noch größere Probleme als Chris.

Das dritte Viertel ging mit 59:57 zu Ende und diese zwei Punkte, die zum Gleichstand fehlten, waren eindeutig zu wenig.

Dann, im vierten Viertel, kam unser Hoffnungsschimmer in Form von Jona, den ich endlich ruhigen Gewissens einwechseln konnte. Aber ohne die genialen Zuspiele von Chris – die Beiden sind ein eingespieltes Team geworden – und die Probleme von Joshua, sich gegen unsere – alle riesigen – Gegner durchzusetzen, führten dazu, dass Jona des Öfteren keinen Ball bekam und folglich auch nicht punkten konnte. Auch war er noch zu angeschlagen, um ordentliche Steals zu vollbringen und das letzte Time-Out musste ich nehmen, weil ihm schwindlig wurde und ich ihn nicht auswechseln wollte.

Letztlich kam es, wie es kommen musste. Wir verloren 73:79.

Eine einzige Katastrophe.
 

In der Kabine herrscht folglich auch richtig schlechte Stimmung, als wir nach diesem Spiel zum Duschen gehen. Nicht nur, dass wir verloren haben - das hätten wir ja verkraftet - aber ausgerechnet noch gegen diese eigentlich wahnsinnig schlechte Mannschaft. Und das als Tabellenerster – oder jetzt wieder Tabellenzweiter.

„Ich meine… Man soll ja immer mit dem Schlimmsten rechnen – aber mit so was hätte ja nicht mal ich gerechnet,“ stöhnt Lukas auf und lässt sich missmutig auf eine der Bänke fallen.

„Wie konnte das nur passieren?“, fragt nun Vic und wir können es uns eigentlich nicht erklären. Klar, wir kamen nicht ins Spiel und haben Fehler gemacht.

Aber wie konnte das passieren?!

„Jetzt ist es nun mal passiert,“ winkt Joshua ab und sieht uns entschlossen an. „Nächstes Mal hauen wir sie wieder weg.“

„Genau. Wenn wir erst Mal wieder alle in Topform sind und hart kämpfen, holen wir uns auch den Spitzenplatz zurück,“ stimme ich ihm zu.

An der heutigen Situation kann man nichts mehr ändern, aber wir können uns davon jetzt nicht runterziehen lassen.
 

Ich höre, wie Jona seufzt und die Augen schließt, um sich zu sammeln. Er wird heute wieder in der Startaufstellung spielen und obwohl es keiner sagt, erwarten die meisten Teammitglieder heute viel von ihm. Die Aufmerksamkeit ist auf ihn fokussiert, in der Annahme, dass er, da er wieder fit ist, auch die Punkte macht und die Bälle für uns holt. Theoretisch hoffen viele, dass er das Spiel alleine für uns gewinnt.

Natürlich kann er das nicht. Und natürlich weiß er das auch. Und natürlich redet er sich trotzdem ein, es unter allen Umständen doch zu tun.

„Setz dich nicht so unter Druck,“ bitte ich Jona deshalb und lege ihm die Hand auf die Schulter.

„Zu Anfang war es ja nur ein blödes Spiel. Aber mittlerweile ist es alles, was ich habe,“ gibt er zu und ich nicke und weiß, was er meint.

Als meine Eltern mich mit neun Jahren in die Stadtmannschaft geschoben haben, hat mich das alles nur angekotzt. Aber als ich langsam merkte, dass ich ganz gut bin, hat es Spaß gemacht und ich habe angefangen, mich reinzuhängen. Und irgendwann war Basketball alles, was ich gebraucht habe, um glücklich zu sein.

„Und ich will keinen enttäuschen,“ fügt er noch hinzu.

„Ich weiß. Aber das hier ist ein Mannschaftssport. Keiner erwartet, dass du alles alleine machst. Und auch wenn wir das letzte Spiel verloren haben – es gibt keinen Grund sich schon wahnsinnig zu stressen. Es war nur ein Spiel. Wir haben immer noch alle Chancen auf den Titel, okay?“

Er nickt, fragt dann aber: „Und wenn ich doch nicht durchhalte, obwohl der Arzt meinte, es dürfte gehen?“

„Dann sagst du es mir und es ist auch okay. Dann kommt Mike rein und alles ist gut.“ Daraufhin runzelt er nur die Stirn. Wahrscheinlich, weil ich Mikes Namen ins Spiel gebracht habe. Mit seinen ständigen Attacken gegen Jona hat der es geschafft, dass dieser nun auch nicht mehr klein beigeben will und mit allen Mitteln um den Platz spielt…

Zum Glück muss ich nicht länger darüber nachdenken, sondern kann mich dem Spiel widmen, das in diesem Moment beginnt.
 

Jona kriegt den Ball zu fassen und donnert ihn zu unserer Mannschaft. Es ist Lukas, der ihn schnappt und zu mir wirft. Ich gebe weiter zu Vic, der günstig steht und werfen kann. Treffer. Wir führen.

Theoretisch ist das Spiel viel schlimmer, als das letzte. Unsere Gegner sind wesentlich stärker, als die Anderen. Aber wir sind gewillter, als je zuvor, wieder zu gewinnen und zu zeigen, dass wir mehr können, als wir letztes Mal unter Beweis gestellt haben.

Vor allem Jona gibt wirklich alles. Ist er sonst gut, ist er heute herausragend. Ich denke, dass er mit den Erwartungen, die man von ihm hat, doch ganz gut umgehen kann. Er beweist uns einfach allen, dass er die Fähigkeit hat, das Team zum Sieg zu führen.

Was bleibt uns da noch anderes übrig, als ihn zu unterstützen?

Nach dem ersten Viertel führen wir jedenfalls 18:15. Zwar knapp, aber das ist erst mal egal. Es geht nicht darum, haushoch zu gewinnen – sondern nur darum, überhaupt zu gewinnen.

Während wir alle etwas trinken, stelle ich mich zu Jona und sehe ihn besorgt an.

„Du musst wirklich sagen, wenn du nicht mehr kannst,“ bitte ich ihn. „Keiner wird dir einen Vorwurf machen. Wir schaffen das schon, auch ohne dich.“

Er sieht zu mir.

„Manchmal nervst du wirklich,“ grinst er dann. „Mir gehts gut. Was du an meinem Spiel merken müsstest.“ Er sieht mich richtig stolz an. Und das kann er auch sein. Mehr als die Hälfte der Treffer stammen von ihm.

„Ja, ich weiß… du bist heute umwerfend. Aber… überanstreng dich einfach nicht.“

Ich kann einfach nicht anders, als mir Sorgen zu machen. Ich fühle mich, wie eine überfürsorgliche Glucke, was ich eigentlich wirklich nicht bin. Aber bei ihm… ich weiß auch nicht. Vielleicht liegt es einfach daran, dass er so wertvoll für das Team ist…

Und er sieht ja auch wirklich abgehetzt aus. Das schwarze Trikot klebt regelrecht an seinem Körper und seine Hände zittern, als er seine Flasche öffnet.

„Mike spielt das nächste Viertel,“ rutscht es mir heraus, ehe ich meinen Mund unter Kontrolle bringen kann.

„Niemals!“, herrscht er mich daraufhin so wütend an, dass ich fast glaube, er stürzt sich gleich auf mich. „Mir geht es gut! Ich spiele!“

Er lässt mich stehen und tritt zu den anderen, die sich bereits auf dem Feld versammelt haben. Ich folge ihm langsam und weiß nicht, was tun. Dass er sich meiner Anweisung widersetzt, sollte ich nicht durchgehen lassen. Vielleicht sollte ich ihn während des Spiels auswechseln, wenn er nicht groß diskutieren kann. Aber… ach Gott, was denke ich da eigentlich? Ich werde ihm ein paar Verschnaufpausen gönnen und ansonsten soll er sehen, was er davon hat, wenn er so sturköpfig ist!

Das nächste Viertel beginnt.

Vic bekommt den Ball, gibt zu Chris ab, der erst mal die Lage sondieren muss. Dann wirft er zu mir und ich mache den Korb.

Es geht weiter, die Gegner sind in Ballbesitz, holen wieder auf. Gleichstand.

Und das immer und immer wieder. Es ist ein wahrer Kampf darum, wer am Ende mehr Punkte haben wird.

Das zweite Viertel ist nur mit solchen Aktionen bestückt, zumindest bis zu dem Moment, in dem Jona ein wahnsinniges Manöver macht, um einen Ball zu stehlen und einen Korb erzielt.

Warum auch immer, aber der Spieler, der den Ball vorher hatte, scheint richtig wütend zu sein, so ausgespielt worden zu sein. Er rastet vollkommen aus, was nur deshalb untergeht, weil das Viertel abgepfiffen wird und wir uns versammeln.

Ich hatte ein paar Mal Mike drin, um Jona zwei Minuten zum ausruhen zu geben. Und ich glaube, er nimmt mir das übel.

Aber das ist mir egal. Er war bis vor kurzem noch verletzt. Er muss sich einfach schonen! Und eine Pause braucht jeder mal!

„Ey, was ging bei dem Idioten ab?“, fragt Vic und zieht die Brauen hoch, während er unseren Gegner mustert, der noch immer rumbrüllt.

„Ist bei dem 'ne Sicherung durchgebrannt?“

Er schnappt sich ein paar Wasserflaschen und verteilt sie an uns.

„Lass ihn. Manche haben sich eben nicht unter Kontrolle,“ grinst Josh und wühlt Jona durch die Haare. „Du warst gut, Kleiner.“

„Gut, aber blöd,“ gebe ich meinen Kommentar ab und sehe ihn an. „Leg dich endlich hin.“

Jona funkelt nur zurück und da reicht es mir. Ich packe grob seine Schultern und drücke ihn auf die Bank, bis er sich auf dem Rücken wieder findet.

„Du ruhst dich aus, oder du wirst im nächsten Viertel keinen Fuß auf das Spielfeld setzen.“

„Man, Benni? Was ist denn los?“, fragt mich Lukas, der – genau wie die Anderen – das Ganze überrascht beobachtet hat.

Ich ignoriere sie. Jona ist ganz blass und ich hab keinen Bock, dass er wieder zusammenbricht.

„Du Sturkopf musst dich nicht so verausgaben. Wir sind deine Freunde, wir verstehen das,“ flüstere ich ihm zu.

Er sieht mich lange an, dann bricht sein Widerstand. „Ich bleib liegen, wenn ich dann weiter spielen kann.“

Ich willige ein.

„Ich könnte für ihn rein,“ bietet Mike mir an und grinst Jona falsch an. „Dann kannst du dich ausruhen.“

„Nicht nötig,“ zische ich und halte Jona zurück, ehe er aufspringen kann, um uns allen zu zeigen, wie fit er ist.

Kurz, bevor es weiter geht, richtet er sich langsam auf und sieht mich an. „Ich kann weiter machen,“ meint er und steht dann auf, um mit Chris zur Toilette zu gehen.

Ich sehe ihm nach und verkrieche mich kurz in die Umkleide.

Wütend schlage ich meine Faust gegen die Wand und spüre, wie meine Fingerknöchel aufplatzen. Ein wenig Blut läuft über meine Hand und ich könnte kotzen. Das hat mir noch gefehlt.

„Was ist los?“, ertönt in dem Moment Joshs Stimme und ich sehe zu ihm. „Du bist so wahnsinnig besorgt. So übervorsichtig kenne ich dich gar nicht.“

Ich starre auf meinen Rucksack, um ihn nicht ansehen zu müssen und erwidere, dass ich es auch nicht weiß.

Ich meine, mein Theater ist ja auch ein wenig übertreiben. Jona geht es ja ganz gut, er wird das schon schaffen.

Aber warum bin ich dann trotzdem so besorgt?

Ich beiße mir auf die Lippen. „Ich will einfach nur nicht unseren besten Spieler verlieren?“, versuche ich Josh, und vor allem mich, zu überzeugen. Was soll es auch sonst sein?
 

Nach der Halbzeit wird das Spiel nur noch dreckig. Die Gegner foulen viel und der, der vorhin so ausgerastet ist, kommt jetzt richtig in Fahrt.

Als Jona ihm einen Ball abnimmt, brüllt er ihm laut ‚Scheiß Emo!’ nach, was der Schiedsrichter einfach durchgehen lässt.

Ich runzle die Stirn. Was soll das, so was ist doch eindeutig unsportliches Verhalten und sollte als Foul gewertet werden!

Vielleicht hat er es nicht gehört?

Wir spielen weiter und Jona gibt zu mir ab, ich mache einen Korb.

Danach wechsle ich Vic aus, der bisher kaum einen Ball hatte.

Sei es, weil der Schiri nichts gesagt hat, oder weil er einfach blöd ist, der Gegner beleidigt weiter fröhlich Jona und als dieser einen Korb wirft, ruft er laut: „Ich mach dich fertig, Schwuchtel.“

Wieder passiert nichts von Seiten des Unparteiischen her, also scheint Jona das Ganze nun selbst in die Hand zu nehmen. Er verengt die Augen, wirbelt herum und faucht leise: „Was hast du gesagt?“

„Schwuchtel,“ erwidert der andere – der übrigens aussieht wie ein Pferd! – und fügt dann noch hinzu: „Das bist du doch, oder? So ein Schwanzlutscher.“

Dann passiert das, was ich geahnt habe. Jona stürzt sich auf ihn und versucht, ihm die Faust in das hässliche Gesicht zu rammen. Versucht deshalb, weil der Gegner sie abblockt.

„Jona! Verdammt!“ Ich stürme zu ihm und reiße ihn weg, aber zu spät. Das Spiel wird unterbrochen und die anderen kriegen zwei Freistöße. Ich sehe wütend zu dem Kleineren. „Was sollte das denn werden?“

„Er hat mich provoziert,“ rechtfertigt er sich und reißt sich dann los, lässt mich stehen. Ich sehe ihm nach.

Das Spiel geht weiter und wir liegen wieder hinten. Aber nicht lange, nachdem ich, und kurz darauf auch Felix, einen Korb gemacht haben.

Kurz vor Ende des dritten Viertels gelingt Jona ein richtig guter Wurf, der unsere Führung mit drei Punkten ausbaut und die Gegner fangen wieder an, ihn zu beschimpfen.

Ich höre, wie Lukas – der neben dem Schiri steht – diesen fragt, ob er das nicht gehört hat. Der sieht ihn nur an und bedeutet ihm dann, dass er weiterspielen soll.

Ich bin ebenso fassungslos wie Lukas, der aussieht, als ob er sich gleich auf den Mann stürzen möchte.

Zum Glück beherrscht er sich.

Dann endlich ist das Viertel zu Ende.

Ich sehe zu, wie Jona wütend zur Bank stampft und sich darauf fallen lässt. Josh will ihm eine Hand auf die Schulter legen, aber er schlägt sie weg.

„Man Jona,“ höre ich meinen besten Freund sagen und er setzt sich neben ihn. „Ignorier die Affen einfach. Die sind so doof, die können doch nicht mal gerade schiffen.“ Das bringt den Schwarzhaarigen zum Lachen und als Josh ihm nun wieder die Hand auf die Schulter legt, lässt er es zu.

„Der Schiedsrichter ist ein Arsch! Er bekommt es mit und macht nichts.“ Lukas schüttelt grimmig den Kopf.

„Leute, regt euch nicht auf,“ bitte ich sie. „Wir machen das auch ohne diesen Trottel.“ Ich nicke zum sogenannten Unparteiischen.

„Und lasst euch von den anderen nicht provozieren,“ meine ich und sehe sie an. Sie nicken.

Dann gehen wir in die letzte Runde.

Wir bauen unsere Führung weiter aus, während die Gegner langsam zu schwächeln beginnen. Das feuert sie allerdings dazu an, ihr mieses Spiel weiterzuspielen.

Als Jona wieder einen Ball erobert und gerade zu Vic, den ich wieder eingewechselt habe, abgibt, brüllt der Gegner ihn an: „Verdammter Hurrensohn.“

Jona wirft den Ball und während Vic losstürmt, diesen in den Korb zu befördern, dreht Jona sich wütend um und stößt den Gegner unsanft weg.

Ich eile zu ihm und schlinge meine Arme um ihn, um zu ihn festzuhalten. Überrascht sieht er nach hinten.

„Bitte… Das wird nur als Foul gewertet und dann musst du raus. Beruhig dich,“ flüstere ich in sein Ohr und er nickt, entspannt sich. Ich hingegen blicke wütend zu unserem Gegner, der uns feixend mustert. „Wer ist das? Dein Lover?“, fragt er Jona und ich zische ihm ein „Arschloch!“, entgegne, ehe ich Jona mit mir ziehe. Das Spiel ist derweil weitergelaufen und Lukas konnte punkten.

Wir führen mit 80:76, als die letzte Minute zu laufen beginnt. Nun konzentrieren wir uns nur noch auf die Abwehr, was auch ganz gut klappt.

Zwar kriegen sie noch drei Punkte, aber wir können ebenfalls noch einmal treffen, so dass es 82:79 für uns steht, als abgepfiffen wird.

„Gewonnen!“, jubelt Lukas und er und Vic fallen sich gegenseitig in die Arme und springen auf und ab. Ich grinse, während ich sie beobachte, doch im nächsten Moment gefriert mein Lächeln.

„Ihr habt ja nur gewonnen, weil wir Angst davor hatten, dass die Schwuchtel an uns rumtatscht, wenn wir ihr zu nahe kommen.“

Lukas ballt die Hände zur Faust und Vic hält ihn zurück, ehe dieser etwas tun kann.

Auch Jona sieht wütend aus und Chris packt ihn sicherheitshalber

Aber er winkt ab und meint: „Ist schon gut, ich weiß ja, dass es so nicht war. Beachtet ihn nicht, er ist es nicht wert.“

Wir anderen nicken und versammeln uns um ihn.

„Du hast gut gespielt,“ lobe ich ihn, aber der Gegner gibt nicht auf.

„Ignoriert mich nur. Nicht, dass der arme Emo noch zu heulen anfängt.“

Ich sehe wütend zu ihm. „Soll ich dir ein Messer schenken, dass du dich ritzen kannst, Emoboy?“

Ich weiß nicht so genau, was plötzlich los ist. Ich weiß nur, dass das der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Ich höre noch, wie Lukas meinen Namen schreit, nach mir greifen will, aber nur die Luft zu fassen kriegt, weil ich bereits vorgestürmt bin, um den Kerl meine Faust in die Fresse zu donnern.

„Benni!“, ruft nun auch Jona und Lukas packt mich und zieht mich zurück, hält mich zusammen mit Vic fest.

„Bist du irre?“, fragt dieser und Herr Fischer tritt zu uns. „Benni. Ich verlange eine Erklärung.“

Die nächsten Minuten darf ich mir eine Standpredigt anhören und werde für das nächste Spiel gesperrt. Toll…

„Das hätte nicht sein müssen,“ meint Jona und tritt zu mir, schließt sich mir an, während ich langsam zu den Umkleiden schlendere. Die anderen sind schon dort, er muss auf mich gewartet haben.

„Das war es doch nicht wert.“

„Doch, war es,“ widerspreche ich. „Ich lasse nicht zu, dass jemand di- ein Teammitglied so beleidigt.“

Ich sehe ihn an und schlucke. Er hält meinen Blick, dann lächelt er.

„Aber jetzt darfst du nicht spielen.“

„Egal. Ich bereue es trotzdem nicht.“

Wir betreten die Kabine und sogleich werde ich von allen fragend gemustert. Ich erkläre ihnen, was man mir zur Strafe auferlegt hat und ein Raunen geht durch die Kabine.

„Verdammt… Dann darfst du nicht mal eingewechselt werden?“, will Josh wissen und ich schüttle den Kopf.

„Scheiße…“, flüstert David und ich weiß, warum. Er ist ganz gut, aber er traut sich nicht wirklich zu, vier Viertel durchzuspielen.

„Du machst das schon,“ lächle ich ihn aufmunternd an. Er nickt, sieht aber trotzdem besorgt aus.

„Wir unterstützen dich alle, keine Angst,“ grinst Chris ihn an und er lächelt schwach zurück.

„Wir arbeiten die Woche an einer Technik, die die Stärken von David aufnimmt und seine Schwächen ausgleicht. Dann geht das schon mal,“ gebe auch ich mich zuversichtlich, auch wenn ich mich durch dieses Versprechen in die unangenehme Lage bringe, genau so ein Konzept zu entwickeln.

Und es wird noch schlimmer

Es ist wirklich nicht so, dass David schlecht ist. Aber ich bin dennoch besser als er. Und deshalb sind wir auch so angespannt, als das nächste Spiel näher rückt, treffen uns tags zuvor noch zum Training.

Wahrscheinlich hätten wir alle besseres zu tun, aber wir müssen noch mal üben. David muss die Position als Small-Forward regelrecht leben, um mich so lange ersetzen zu können.

Außerdem können wir uns nicht noch eine Niederlage leisten. An vorderer Hälfte der Tabelle zu stehen heißt auch, dass ein gewisser Leistungsdruck vorhanden ist. Man erwartet einfach, dass wir dem Ruf als ‚bestes Schulteam seit langem’ ordentlich verteidigen.

Und was alles noch schlimmer macht: Es sind nicht mehr viele Spiele, ehe Pause ist und dann die Rückrunden beginnen. Und wir wollen an erster Stelle stehen, wenn die erste Runde vorbei ist.

Jona tritt in die Umkleide, als die meisten anderen schon fertig angezogen sind. Er hatte eine Stunde länger Unterricht, weil sein Musik-Leistungskurs eine kleine Auswahl an Schülern versammelt hat, die am Tag der offenen Tür den Kurs vertreten und dafür proben müssen. Dummerweise genau zu der Zeit, in der das Training ansteht.

Aber wir verstehen das und seien wir ehrlich… er braucht von uns allen doch am wenigsten Training.

„Wir machen dich schon warm,“ erkläre ich ihm. „Stoß dann einfach dazu.“

Dann gehen wir und lassen ihn alleine zurück. Wir anderen joggen schon unsere Runde, als er zu uns stößt und sich uns anschließt. Ich lächle ihn an.

„Du bist ja doch gekommen,“ stellt er fest und sieht mich an. Ehrlich gesagt habe ich überlegt, gar nicht zu kommen, weil ich eh nicht mittrainieren bräuchte, aber als Kapitän möchte ich mit gutem Beispiel voran gehen. Es geht ja auch um den Teamgeist. Und die Taktik, die ich ausgearbeitet habe, sollte ich vielleicht auch ihnen nahe legen, nicht Joshua.

Also nicke ich und grinse Jona an, dann ruft Josh zum dehnen.

Ich will gerade loslegen, als von der Bank aus mein Handy zu hören ist. Ich jogge zu diesem und verdrehe die Augen. „Amelie,“ stöhne ich. Die hatte ich ja komplett vergessen!

„Hey, ich bins,“ ruft sie am anderen Ende und ihre – sicher perfekt lackierten – Nägel trommeln auf irgendetwas herum, so dass ich es genau hören kann.

„Ich warte vor der Schule, auf der Steinmauer… wo wir uns treffen wollten, wie du dich vielleicht erinnerst. Also? Wo bist du?“

Ich beiße mir auf die Lippen. Oh scheiße. „Sorry, Süße. Ich bin noch beim Training.“

„Jetzt noch? Ich trainiert doch immer schon eher, ihr solltet längst fertig sein!“, mault sie misstrauisch. „Wo bist du wirklich? Hast du eine Andere?“

Ich stöhne auf. Diese Frau macht mich mal noch wahnsinnig.

„Nein. Wir trainieren später, weil Jona jetzt immer länger Unterricht hat und wir ja nicht ohne ihn anfangen können.“

„Du spielst doch morgen eh nicht. Dann kannst du da auch weg.“ Ich höre, wie sie auf ihrem Kaugummi herumkaut. Ein ekliges, schmatzendes Geräusch.

„Ich kann nicht. Ich muss mit analysieren. Wir können ja dann nächste Woche ins Kino.“

„Von mir aus,“ schnaubt sie wütend und fügt dann vorwurfsvoll hinzu: „Wenn dir dein Team wichtiger ist, als ich…“

„So ist es doch gar nicht,“ beteuere ich und seufze. „Komm doch vorbei,“ schlage ich dann vor. „Dann sind wir wenigstens zusammen.“

Daraufhin klingt sie nicht begeistert, willigt aber ein.

Wenig später taucht sie tatsächlich auf.

„Da bin ich,“ murrt sie und ich gebe ihr flüchtig einen Kuss.

Im nächsten Moment spüre ich einen Blick auf uns und sehe suchend auf. Es ist Jona, der uns mit verengten Augen mustert, ehe er sich Chris zuwendet, mit dem er Pässe trainiert.

Ich runzle die Stirn. Was geht denn bei ihm ab?

Okay, er mag Amelie nicht. Ihm ist sie zu tussig und sie redet ihm vor allem auch zu viel mit Mike… aber… holla….

„Wo bist du mit deinen Gedanken?“, fragt Chris ihn nun und Jona antwortet nicht, macht nur weiter.

Ich stelle mich neben die Beiden und trainiere weiter mit Josh, während Amelie sich neben uns stellt und mich zutextet.

Ich merke, dass Jona ab und an zu uns schielt. Ihm scheint Amelies Anwesenheit echt ein Dorn im Auge zu sein. Ich grinse vergnügt, was Amelie als Reaktion auf ihr eben Gesagtes – was auch immer es war – aufnimmt und mir einen Kuss auf die Lippen haucht.

Im nächsten Moment hören wir ein schmerzerfülltes Aufstöhnen auf der anderen Seite.

„Man, Jona! Alles klar?“, fragt Chris und hilft ihm hoch. „Ist deine Nase okay?“, fragt er dabei. Offenbar hat da jemand den Ball abbekommen.

„Nicht mein Tag,“ winkt Jona ab und ich spüre, wie er wieder zu uns sieht. Ich bin noch mit Amelie beschäftigt, aber als ich zu ihm schiele, sieht er irgendwie… enttäuscht (?) aus.
 

Wir gewinnen das Spiel, wenn auch nur mit einem Punkt Vorsprung, 70:69. David hat sich wirklich gut geschlagen, aber das Intensivtraining muss sich ja auch einfach gelohnt haben.

„Ihr wart spitze,“ lobe ich mein Team und nicke ihnen anerkennend zu.

Dann gehen wir in die Kabine. Mike strahlt wie ein Honigkuchenpferd, weil ich ihm – unter Jonas Protest – das letzte Viertel geschenkt habe.

Ehrlich gesagt ja nur ein Trostpflaster, weil ich heute erahnen konnte, wie furchtbar es ist, das Spiel über mehr auf der Bank zu sitzen, als etwas zu tun.

Jedenfalls ist Mikes Laune mehr als nur gehoben. „Wer geht noch mit in die Kneipe, feiern?“ fragt er und Leon nickt sofort.

Chris verdreht sofort die Augen. Für ihn ist es ein absolutes No-Go, als Sportler auch nur einen Tropfen Alkohol zu sich zu nehmen. Und wir Anderen sehen es ähnlich und trinken ebenfalls nur sehr selten. Mike hat sich ja aber noch nie um seine Gesundheit geschert und Leon ist ihm da ziemlich ähnlich.

Zudem kommt noch hinzu, dass sich die beiden – und auch David und Felix – sehr gut verstehen. Könnte daran liegen, dass sie nun mehr miteinander zu tun haben, wo doch Mike jetzt als Ersatzspieler fungiert.

Also finden sich auch David und Felix schnell in der Partyrunde ein.

Josh ist der Einzige, der nicht in die Rollenverteilung ‚Erstes Team, zweites Team’ passt und eindeutig mehr mit uns abhängt. Deshalb schüttelt er auch den Kopf, so wie wir anderen und Mike und Co. verlassen den Raum alleine.

„Kann sich Mike noch den Rest Hirn weg saufen,“ murrt Lukas, als sie weg sind und zieht sich einen Pulli über. Draußen wird es langsam kalt und wir müssen darauf achten, uns nicht zu erkälten.

Josh grinst daraufhin und fragt dann: „Und was machen wir jetzt? Immerhin beginnt gerade unser Wochenende.“

„Ich weiß ja nicht, was du machst, aber ich treffe mich mit Sophia,“ klärt Lukas uns auf und sieht verheißungsvoll in die Runde.

„Spar dir das Grinsen, sonst muss ich kotzen“ feixt Vic und klopft Lukas auf den Rücken. So ziemlich jeder weiß, dass die Beziehung von Lukas und seiner Freundin mehr auf Sex aufbaut, als auf etwas anderem.

Dennoch… ich denke, dass Lukas sie wirklich liebt.

„Ich werde auch gleich Amelie abholen und mir ihr ins Kino gehen.“ Ich seufze. Nachdem ich gestern nicht konnte, hat sie es auf heute verlegt.

Manchmal nervt sie echt, weil sie klettet. Ich blicke zu Vic. „Kommt ihr mit?“ Ich weiß, dass er heute seine Freundin trifft. Er sagt zum Glück auch zu. Bei einem Doppeldate wird es vielleicht erträglicher. Dann ist Amelie auch entspannter, weil sie vor anderen einen guten Eindruck machen möchte.

„Ja super,“ stöhnt Josh. „Und was ist nun mit mir?“ Er blickt hoffnungsvoll zu Chris und Jona.

„Ich bin übers Wochenende bei meiner Oma,“ erläutert Chris uns und verdreht die Augen. Wir wissen alle, dass seine Familie viel wert auf solche Zusammentreffen legt und er sich da kaum widersetzen kann.

„Arme Sau,“ bemitleidet Josh ihn nun und blickt dann zu Jona.

„Aber du hast Zeit für mich! Oder hast du auch ein Date?“

„Nein, hab ich nicht,“ meint Jona gedehnt und schlüpft in seine Jacke.

„Apropos Date… Hast du eigentlich einen Freund?“, wirft nun Lukas ein, ehe Josh ihn weiter zulabern kann.

„Stimmt! Du erzählst nie was über dein Liebesleben!“, ruft nun auch Vic.

Jona sieht zu den Beiden. „Ja. Weil es nichts zu erzählen gibt.“

Er winkt ab und wendet sich Josh zu. „Mein bester Freund ist dieses Wochenende bei mir. Ich kann nicht.“

Bisher habe ich nur mehr oder minder interessiert zugehört, aber langsam interessiert mich das Thema. Ich weiß kaum etwas von Jona. Ob er einen Freund hat oder einen in Aussicht. Jetzt weiß ich immerhin, dass es da einen besten Freund gibt.

„Maaan,“ jammert Josh jedenfalls und wendet sich mir zu. „Ich gehe mit euch. Auch, wenn ich dann das fünfte Rad am Wagen bin,“ erklärt er mir bockig. Ich grinse. Er kann mir keinen größeren Gefallen tun!
 

„Leute,“ treibe ich sie an. „Macht mal hinne! Wir wollen am Samstag doch gewinnen, oder?“

Ich klatsche auffordernd in die Hände und komme mir vor, wie ein irrer Fußballtrainer. Aber es ist nötig. Einige andere Mannschaften sind uns dicht auf den Fresen und die bisherige erste hat gerade ein Spiel verloren. Das heißt, wenn wir dieses Mal gewinnen, liegen wir wieder vorne, ob die andere dann auch gewinnt oder nicht.

Außerdem ist es das letzte Spiel des Halbjahres. Danach sind Weihnachtsferien und dann erst Mal drei Monate Pause. Und wir wollen uns ja erfolgreich in die Pause verabschieden, stimmt’s?

„Jetzt komm schon, Benni,“ mosert Lukas aber, als ich sie antreibe und kommt neben mir zum stehen. „Natürlich wollen wir gewinnen. Aber wir trainieren fast drei Stunden und sind einfach fertig. Lass uns aufhören.“

Er sieht mich abwartend an und ich nicke.

„Ich weiß.“

„Wir sind in Topform. Wenn wir uns anstrengen, wuppen wir das Spiel schon. Außerdem haben wir Jona,“ grinst Josh und sieht mich nun ebenfalls fordernd an. „Lass uns aufhören.“

„Schon gut,“ murre ich und winke die Runde in die Duschen.

Dann starre ich zu Josh nach oben, der vor mir steht, während ich mich auf die Bank fallen lasse und einen großen Schluck trinke.

„Glaubst du, wir werden dieses Jahr mal richtig erfolgreich sein?“, will ich dann von ihm wissen.

„Ganz sicher sogar!“, stimmt er mir zu.

„Das sind wir doch schon,“ mischt sich Lukas ein und winkt uns mit sich. „Kommt ihr duschen?“

Also folgen wir ihm und ich fühle dieses aufgeregte Kribbeln in meinem Bauch, als ich daran denke, dass wir mit dem Sieg am Samstag gegen den Tabellendritten zwar einen starken Gegner haben, aber auch echte Chancen auf den Sieg.

„Also, ich kann auch nicht verstehen, warum du dir solche Sorgen machst,“ meint Mike zu mir, als wir in der Dusche nebeneinander stehen. „Wo wir doch den Emo haben,“ zischt er wütend. Offenbar hat er die Bemerkung von Josh gehört.

Mit einem giftigen Blick verlässt er die Dusche.

Ich sehe ihm nach und kann nicht fassen, dass wir immer noch über dieses Drama diskutieren.

„Hey,“ meint Vic aufmunternd zu mir und schlingt sich ein Handtuch um die Hüften. „Wir sind die letzten. Ignoriert ihn einfach. Es zwingt ihn keiner, bei uns zu spielen. Er kann sich auch woanders als Shooter bewerben.“

Damit hat der Russe recht und ich nicke und verlasse mit ihm die Dusche.

Obwohl er damit Recht hat, ist uns klar, dass Mike das nicht tun wird. „Ich möchte nur mal wieder Harmonie im Team,“ gebe ich zu.

„Aber es hat sich doch alles geregelt. Bis auf das bisschen Stress mit Mike, ist doch alles gut und wir sind sogar dabei, Halbjahresmeister zu werden. Wo siehst du also Probleme?“

Da hat er allerdings Recht und ich weiß auch nicht, wo ich eigentlich Probleme sehe. Aber irgendwie kommt es mir einfach so vor, als würde alles immer schlimmer werden.
 

Wir gehen ins erste Viertel dieser alles entscheidenden Partie. Wir sind alle wieder komplett fit und so baut Chris auch bald unseren Vorsprung aus.

Aber die Gegner sind natürlich nicht zu unterschätzen. Immerhin sind sie an Platz drei der Tabelle und so spielen sie auch.

Zwar können sie es nicht mehr schaffen, auf Platz eins zu rutschen. Aber sie würden sich natürlich gerne an Platz zwei sehen. Aber diesen Gefallen tun wir ihnen nicht.

Nachdem Chris den ersten Korb geworfen hat, stiehlt Jona einen Ball und wirft zu mir. Ich presche vor und mach ihn rein.

Es läuft echt gut.

Als die Gegner den Ball in unsere Richtung spielen, kann Lukas ihn abfangen und Jona zuspielen, der als einziger freisteht.

Weil auch er keine Möglichkeit sieht, abzuspielen, versucht er es aus der Entfernung und hat Glück. Der Ball geht rein.

Es geht weiter. Die Gegner greifen an, machen einen Korb, kommen jetzt in Fahrt.

So geht es eine ganze Zeit hin und her. Dann erobert Lukas den Ball, Jona rennt los und er schlängelt sich an ihm vorbei, bekommt den Ball und macht noch einen Korb.

Noch eine Minute und wir sind wieder in Führung.

Jona schnappt sich einen weiteren Ball, gibt zu Chris ab, der zu Vic. Der macht ihn rein.

Wir bauen die Führung aus. Kurz darauf mache ich noch einen Treffer.

Dann ist das erste Viertel vorbei und es steht 22:19. Eine verdiente Führung in einem wirklich niveauvollen Spiel.

Nach einer kurzen Pause gehen wir ins nächste Viertel. Für Vic ist jetzt Felix drin und für Lukas Leon. Ich habe nämlich bemerkt, dass Felix und Leon gut harmonieren.

Ich bekomme den Ball und werfe ihn Jona zu, der nahe dem Korb steht.

Vor ihm steht nur ein Kerl, den er ausspielt. Als er werfen will, packt der Typ ihn am Trikot und der Ball landet im Aus.

Aber immerhin ist der Schiedsrichter diesmal fair und gibt uns zwei Freiwürfe. Somit steigt unsere Führung nun doch, da Jona beide reinhaut.

Dann geht es weiter und Leon hat den Ball, gibt ihn an Felix ab und der macht einen Korb.

Kurz darauf bekommt Chris einen Ball und wirft ihn zu Jona. Das Traumteam unserer Mannschaft. Was die Beiden anpacken, wird zu Gold – oder eher zu Punkten.

So auch jetzt. Jona versenkt den Ball und es geht weiter.

Ich gehe raus und lasse David spielen. Dieser bekommt den Ball und macht ihn rein.

Dann geht es weiter. Lukas spielt Chris an, Chris Jona und als dieser den Ball werfen will, versucht ein Gegner, ihm diesen abzunehmen. Sie rennen ineinander und stürzen zu Boden.

Wir bekommen einen Einwurf, aber als Jona nach dem Ball greifen will, tritt der andere ihm mit ganzer Kraft auf die Hand. Ich höre Jona aufschreien und Vic – der wieder drin ist und nahe Jona steht – brüllt den anderen Kerl an, so dass dieser immer kleiner zu werden scheint.

„Vic, beruhig dich,“ meint Lukas von der Seitenlinie aus und kann seinen besten Freund tatsächlich beruhigen.

Wir bekommen noch einen Freiwurf, den Jona rein macht.

Ich beiße die Zähne zusammen und wechsle mich wieder ein. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn Lukas Vic nicht zurück gehalten hätte, sondern ihm erlaubt hätte, dem Kerl die Fresse zu polieren. Aber das hätte nur Ärger für Victor gegeben.

Bevor ich mich weiter aufregen kann, bekomme ich den Ball und mache ihn rein.

Kurz darauf ist das zweite Viertel zu Ende.
 

„Wie geht es deinen Fingern?“, will Chris wissen. Er ist auf der Bank, weil ich ihn kurz vor Schluss ausgewechselt habe.

Nun hat er schon ein Kühlkissen parat und reicht es Jona, als er zur Bank kommt.

„Geht schon. Nicht so schlimm,“ versichert der uns und drückt das Kühlpad auf seine Hand.

„Was für ein Idiot,“ schüttelt er dann den Kopf.

„Ich glaube, wir sollten den mehr decken, damit er Jona nicht mehr zu nahe kommt,“ überlegt Lukas und wir stimmen zu.

„Lass mich wieder rein, ich mach das,“ bittet mich der Center und ich nicke und gebe Leon bescheid, dass Lukas wieder übernimmt.

Wenn es darum geht, jemanden zu decken, ist Lukas Meister.

„Solche Typen sind das letzte,“ schimpft Vic und ich kann ihm nur zustimmen: „Sie glauben wohl, sie gewinnen, wenn sie unsportlich spielen.“

„Reg dich nicht so auf, Benni,“ bittet Josh mich und legt mir die Hände auf die Schultern. „Wir wollen ja nicht, dass es endet, wie letztes Mal.“

Da hat er allerdings Recht.

„Genau das wollen die doch. Dass einer von uns die Beherrschung verliert,“ gibt Jona uns zu überlegen. Er lässt das Kühlakku fallen und bewegt seine Hand probeweise. „Alles gut. Weiter geht’s!“

Und es geht auch weiter.

Das dritte Viertel beginnt.
 

Zu meiner großen Überraschung verläuft das dritte Viertel angenehm ruhig. Vielleicht hat der Trainer der anderen Mannschaft ja seinen Schützlingen ins Gewissen geredet.

Wir liegen zwar schon eine ganze Zeit hinten, aber dann holen wir wieder auf.

Wir spielen wieder in der Startmannschaft, nur Josh ist für Chris drin.

Vic bekommt einen Ball und macht einen Korb, die Distanz zum Ausgleich wird wieder geringer.

Und es geht weiter bergauf. Wir machen Körbe und die anderen kommen nicht mehr dazu, ihre Führung auszubauen.

Mit einem Korb von Jona, der drei Punkte bringt, führen wir dann endlich mit einem Punkt.

Lukas hat auch nicht zu viel versprochen. Er hält Jona den Rowdie so gut es geht vom Leib und deshalb hat Jona mehr Freiraum, um zu agieren.

Chris kommt wieder für Josh und macht auch gleich einen Korb.

Als abgepfiffen wird, steht es 69:65 für uns.

Mike begrüßt uns mit einer Mischung aus Freude und Hass, als wir in der kurzen Pause zur Bank gehen und etwas trinken.

Wahrscheinlich ist er mit seinen Gefühlen auch hin und hergerissen. Einerseits freut es ihn, dass wir wirkliche Chancen auf den Titel haben, andererseits würde er gerne selbst spielen. Dabei hat er heute schon zwei kurze Einsätze gehabt, wenn auch Jona die meiste Zeit drin war.

„Noch ein Viertel und wir haben es geschafft,“ jubelt Chris siegessicher und strahlt uns an. Er ist echt ein Energiebündel.

„Freu dich nicht zu früh. Es sind noch zehn Minuten, in denen viel passieren kann, Kleiner,“ trübt Lukas dessen Freude aber gleich wieder.

„Man, du alter Miesepeter. Schneid dir mal was von Chris' Euphorie ab,“ lacht Vic daraufhin.

Ich muss auch lachen, meine dann aber: „Lukas hat Recht. Ich verlange noch mal höchste Konzentration von euch!“

„Immer doch!“, stimmt Jona zu und die anderen allen ein.

Dann auf ins letzte Viertel. Holen wir uns diesen verdammten Titel!
 

Es läuft in der Tat gut. Chris macht geniale Vorlagen, Lukas macht seinen Job, Jona abzuschirmen, damit der fleißig Bälle erobern kann und Vic und ich erledigen den Rest. So machen wir auch kräftig Körbe und alles läuft gut. Ich würde fast sagen, dass wir heute als eingespieltes Team auftreten, wie schon lange nicht mehr. Jeder hat seinen Job und jeder führt diesen bis zur Perfektion aus.

Doch dann geht etwas schief. Lukas klagt über Schmerzen in seinem Knie und ich bin gezwungen, Leon reinzuholen.

Zwar gibt es bald Entwarnung von der Bank, dass Lukas wohl nur eine blöde Bewegung gemacht hat, aber trotzdem ist es besser, er bleibt den Rest des Spiels auf der Bank.

Mit ihm verlieren wir aber eine effektive Waffe gegen den Kerl, der es auf Jona abgesehen hat und das nutzt dieser aus.

Als Jona den Ball hat, gelingt Leon es nicht, den Typen aufzuhalten und der stürmt zu Jona. Dieser wirft, wirft den Ball in den Korb und alles ist gut, bis der andere in ihn hinein kracht und ihn zu Boden stößt.

Ich blicke zu Jona, der am Boden liegt und laufe hastig zu ihm. Das Spiel wird unterbrochen.

Ich bin bei ihm und er stöhnt schmerzerfüllt auf. Doch dann will er sich aufrichten, sinkt aber gleich wieder zurück, rollt sich auf den Rücken.

Er blinzelt gegen das Licht der Deckenlampe und ich schiebe meinen Kopf in sein Blickfeld. „Alles okay?“

Ohne auf eine Antwort zu warten, winke ich nach den Sanitätern.

Jona rollt sich wieder auf die Seite, bemerkt die Sanitäter und ist einem Sprung auf den Beinen. Ich kann ihm ansehen, wie er das Gesicht verzieht. Ich sehe, wie sich Tränen in seinen Augen sammeln. Aber trotzdem blickt er mich an und meint mit voller Überzeugung: „Alles okay, weiter geht’s.“

Ich starre ihn an und will ihn am liebsten ohrfeigen.

Tatsächlich scheint er sich aber zu fangen und ich sehe ihn irritiert an. Der Schiri lässt das Spiel weiterlaufen.

Es geht weiter und man merkt, dass Jona nicht so ganz fit auf den Beinen ist, wie er tut. Dennoch schnappt er sich einen Ball und macht sogar einen Korb.

Zwar steht in seinem Gesicht das pure Leid geschrieben, wenn er sich bewegt, aber er reißt sich zusammen und als er nach einem Sprung hart auf den Boden aufkommt, verzieht er keine Miene.

Noch eine Minute.

Ich hoffe, sie geht endlich um. Auch, weil wir im Moment führen.

Leon bekommt den Ball, gibt an Chris ab, der an mich. Ich baue die Führung weiter aus.

Noch dreißig Sekunden. Ich blicke zur Anzeigetafel und traue meinen Augen kaum. 87:78. Mein Gott. Wir werden gewinnen!

Chris wirft ein letztes Mal zu Jona, der versenkt einen letzten Korb. 89:78. Die Gegner kriegen noch mal den Ball, kommen nicht durch, dann wird abgepfiffen.

Wir haben gewonnen! Und wir sind an der Tabellenspitze. Wir sind…

„HALBJAHRESSIEGER!!!!“, brüllt der Rest der Bande laut auf und sie schmeißen sich alle freudig aufeinander.

Ich grinse und wende mich dann ab. Aus den Augenwinkel sehe ich, wie sich auch an der Bank alle in den Armen liegen, aber das interessiert mich nicht. Ich jogge zu Jona, der sich mitten auf dem Spielfeld hingesetzt hat und seinen Fuß anstarrt.

„Doch nicht alles so klar, was?“, meine ich.

„Doch man. Wir haben gewonnen,“ grinst er mich an. Ich muss unweigerlich lachen, ehe ich mich neben ihm niederlasse.

„Zeig her,“ bitte ich ihn dann. Bisher hatte er die Hand auf seinem schmerzenden Knöchel, aber nun, da er sie wegzieht, habe ich einen tollen Ausblick auf einen großen blauen, angeschwollenen Fleck.

„Ach du scheiße!“

„Ist nichts weiter. Nur angeknackst,“ winkt er ab. „Vielleicht gezerrt. Das hatte ich schon mal. Sieht schlimmer aus, als es ist.“

Er klingt wie eine piepsende Maus, weil er wohl ziemliche Schmerzen hat.

„Ich hätte dich auswechseln müssen,“ gebe ich mir die Schuld.

„Nein. Ich hätte das eh nicht zugelassen,“ meint er und grinst: „Ist ja jetzt erstmal Spielpause.“

„Zum Glück,“ seufze ich und sehe ihn tadelnd an: „Wie konntest du so nur weiterspielen?“

Er zuckt mit den Schultern. „Das zeichnet einen guten Spieler eben aus.“

„Ja, einen guten, aber sehr dummen Spieler,“ halte ich nur dagegen.

„Ich wusste einfach, Mike schafft es nicht, mein Niveau zu halten. Also bin ich geblieben,“ erklärt er mir.

Ich stehe auf und reiche ihm die Hand.

„Na schön, komm. Wir gehen an den Rand, damit der Arzt es sich ansehen kann.“

Er ergreift meine Hand und lässt sich hochziehen. Doch kaum belastet er den Fuß, knickt er vor Schmerz ein.

Ich sehe ihn besorgt an und runzle die Stirn. Ehe ich mir selbst erklären kann, was ich da tue, habe ich ihn schon auf meine Arme gehoben und trage ihn vom Spielfeld.

Er reißt die Augen auf, sieht mich fragend an.

„Das kann man sich ja nicht mit ansehen,“ erwidere ich nur.

Ein wenig hilflos klammert er sich an meinen Schultern fest, bis ich ihn auf der Bank absetze. Dabei bemerke ich, dass er ein wenig rot um die Nasenspitze ist.

Ich grinse, halte mich damit aber nicht auf. Stattdessen winke ich einen Arzt heran, der Jonas selbst gestellte Diagnose bestätigt. Er hat sich was gezerrt.

„Wenn er sich schont, ist es bald wieder vorbei,“ klärt der Arzt mich auf und ich lobe noch einmal die Spielpause.

Wäre diese nicht, hätten wir jetzt ein Problem.

„Du machst Sachen,“ stöhne ich und setze mich neben ihn. Dann falle ich ihm um den Hals, was ihn erschrocken zusammenfahren lässt, ehe er lacht, weil ich rufe: „WIR HABEN GEWONNEN!“

Erstes Einbrechen

Nach den Ferien beginnt die Halbjahrespause, was eigentlich nur bedeutet, dass wir nur trainieren, statt Samstags auch noch zu spielen.

Das heißt, dass wir noch nicht lange erholen, sondern sehr bald wieder mit dem Training anfangen. Und das ist nicht das einzige, was uns immer mehr belastet.

Für einige von uns steht dieses Jahr immerhin das Abitur an. Also werden wir bald mit Lernen beginnen müssen.

Nach einigen Wochen treffen wir also wieder zum gemeinsamen Training zusammen und ich nehme sie alle härter ran, als viele erwatet hätten. Aber wenn ich etwas nicht will, dann dass wir in der zweiten Runde wieder zurückfallen.

Jona darf die erste Woche unseres Trainings noch nicht mitmachen, streckt sich also gemütlich auf der Bank aus und beobachtet uns andere.

In einer kleinen Pause jogge ich zu ihm. „Mike strahlt über das ganze Gesicht, weil er deine Position spielen darf,“ meine ich genervt und Jona meint wild entschlossen: „Nur diese Woche.“

„Überanstreng dich aber bitte nicht gleich,“ meine ich und er winkt ab. „Mach ich schon nicht.“

Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben kann.
 

Am darauf folgenden Samstag bin ich bei Amelie und wir gucken seit langem einfach mal wieder gemütlich einen DVD zusammen und essen Pizza.

Sie ist mehr als zufrieden, weil ich endlich wieder Zeit für sie habe. Und das reibt sie mir auch gleich unter die Nase.

„Ich bin froh, dass du mal wieder was mit mir machst, ganz ohne die Jungs.“

Sie sieht mich lächelnd an.

„Ich doch auch,“ beteuere ich, obwohl ich jetzt eigentlich echt lieber trainiert hätte, oder so. Morgen ja dann wieder. Sogar mit Jona. Endlich wieder mit Jona. Ich muss lächeln.

Amelie küsst mich. „Ich hab dich so vermisst,“ gibt sie zu und ich verdränge die Gedanken an Jona und das Training und küsse sie ebenfalls, ziehe sie auf meinen Schoß. Ich weiß schon, was sie will und es soll mir Recht sein. wir hatten ewig keinen Sex und ich weiß schon gar nicht mehr, wie sich ein weiblicher Körper überhaupt anfühlt.

Sie zieht mir begeistert das Shirt über den Kopf und wispert mir meinen Namen in das Ohr. Ich überlege derweil, wie ich es morgen anstelle. Ich kann ja kaum das volle Programm durchziehen, wenn Jona wieder mitmacht und sich schonen sollte.

Über die Gedanken hinweg, kriege ich gar nicht mit, dass Amelie sich auszieht und Obenrum plötzlich nackt ist. Nun greift sie nach meinen Händen und führt sie zu ihren Brüsten und seltsam unbeholfen betatsche ich diese.

Sie stöhnt auf und ich komme zu dem Entschluss, dass ich Jona wohl einfach ein Extratraining machen lasse. Das ist das einzig sinnvolle.

„Entspannt dich mal,“ bittet Amelie mich, während sie meinen Schritt betatscht, in dem sich irgendwie nichts regt. Plötzlich kriege ich Kopfschmerzen, aber versuche wirklich, mich zusammenzureißen.

„Ist auch alles okay mit dir?“, fragt Amelie, weil sich nach einiger Zeit noch immer nicht viel in meiner Hose regt.

„Ähm,“ mache ich nur und bin empört über meine eigene Unfähigkeit, starre auf ihre Brüste, die hin und her wippen, während sie sich abmüht, meinen Schwanz steif zu kriegen.

„Ich hab Kopfschmerzen,“ meine ich dann und schiebe sie sanft weg.

„Achso. Na, macht ja nichts,“ meint sie seltsam einfühlsam und nimmt ihre Hand weg, geht aber nicht von mir runter, sondern küsst mich.

Ich frage mich, warum ich gerade so versagt habe, während ich ihren Kuss erwidere, der für Amelie ungewöhnlich zärtlich ist. Wahrscheinlich hat sie jetzt auch noch Mitleid mit mir. Ich versuche, an etwas anderes zu denken und lande wieder beim Training, schweife ab zu Jona. Was er jetzt wohl macht?

Hoffentlich geht es ihm morgen gut und ich muss ihn nicht wieder am Ende vom Feld tragen. Obwohl es sehr niedlich war, wie er dabei rot geworden ist.

„Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“, fragt Amelie und unterbricht unseren Kuss.

„Na bei dir,“ wispere ich zurück und meine Hände umfassen ihren Hintern. Er ist fest, obwohl Amelie ein Sportmuffel ist.

Garantiert ist der Po von Jona genauso fest.

Ich küsse Amelie und reiße im nächsten Moment die Augen auf. Was zur Hölle denke ich denn da?!

Ich schiebe sie panisch von mir und sie starrt mich an.

„Was ist?,“ quiekt sie im nächsten Moment auch schon.

„Nichts,“ winke ich ab und sehe sie an. Mein Blick klebt auf ihren Brüsten und ich muss wegsehen, weil sich plötzlich alles komisch anfühlt.

Sie presst ihren Körper wieder an mich. So weich und rundlich, nicht so wie der eines Jungen. Wie der von Jona… Ich schiebe sie weder weg und stehe auf. Das kann doch gar nicht sein, was ist los mit mir? Was denke ich denn da nur?

„Mir ist schlecht. Ich gehe lieber,“ gebe ich ihr zu verstehen und mache dann, dass ich nach Hause komme.

In meinem Kopf spielen die Gedanken verrückt.
 

Eine Woche Training haben wir ohne Jona durchgestanden. Aber als er heute wieder mit aufs Feld tritt, bin ich sehr erleichtert.

Mike hat nämlich abgebaut, was meiner Meinung nach daran liegt, dass er aus Rache, weil er nicht mir im ersten Team ist, sein Training schleifen lässt. Was er damit jetzt wieder erreichen will, weiß ich auch nicht.

Aber zum Glück ist Jona zwar angeschlagen, aber doch schon wieder präsent.

Das Training verläuft also wieder reibungsloser, als mit Mike, und wenn ich das so sage, meine ich es auch so, weil Mike nämlich ständig mit mir aneinander geraten ist, weil ihm irgendetwas nicht gepasst hat.

Mittlerweile sind wir als Mannschaft richtig zusammengewachsen. Die meisten – sprich, alle bis auf Mike – bereuen sogar, sich jemals gegen Jona im Team gewehrt zu haben.

„Ich glaube, sie sind alle froh, dass du wieder da bist,“ meint Chris während einer kurzen Pause zu Jona und damit hat er Recht.

„Ich bin auch froh. Auf der Bank zu sitzen war furchtbar,“ höre ich Jona sagen. „Da kann ich sogar Mike ein wenig verstehen.“

„Nicht zu viel Mitleid,“ lache ich. „Er wünscht dir immerhin die Pest an den Hals.“

Dann machen wir weiter und nach zwei Stunden schicke ich sie duschen.

Während sie alle gehen, bleibe ich zurück und werfe noch ein paar Körbe. Das mache ich immer, wenn ich nachdenken muss, weil das monotone Werfen den Kopf frei macht.

Immer wieder denke ich an gestern Abend bei Amelie.

Was da mit mir los war, verstehe ich bis jetzt noch nicht. Warum habe ich sie so von mir gestoßen? Und warum habe ich sie mit Jona verglichen?

Okay, er ist eben in meinen Gedanken herumgespukt, wegen der ganzen Trainingssache. Aber… ich hab das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt und das beunruhigt mich.

Ich glaube manchmal, die Kontrolle über mich und meine Gedanken zu verlieren. Und vielleicht auch über meine Gefühle. Ob es das ist? Ob ich Amelie einfach nicht mehr liebe? Aber was hat das dann mit Jona zu tun? Ich bin ja nicht in ihn verknallt, oder? Natürlich nicht! Sonst hätte sich ja spätestens was in meiner Hose regen müssen, als ich an ihn gedacht habe.

Ich grinse. Wenn das mal kein Argument ist!

In dem Glauben, genug Zeit mit Nachdenken vergeudet zu haben, räume ich den Ball weg und gehe dann duschen.

Böser Fehler! Ich habe vergessen, dass Jona erst nach den anderen duscht und folglich trifft mein Blick auf ihn, als ich in die Duschräume komme. Ich bleibe erschrocken in der Türe stehen und starre ihn an, während er sich das Shampoo aus den Haaren spült.

Zwar steht er mit dem Rücken zu mir, aber das hilft mir nicht. Im Gegenteil. So starre ich eben seinen Rücken an und folge dem Wasser, wie es über diesen läuft, hinunter zu seinem Po.

Ich keuche auf und Jona wirbelt herum. Überrascht sieht er mich an und wird dann knallrot.

Hastig macht er das Wasser zu und wickelt sich in ein Handtuch.

„Sorry, ich dachte, du wärst schon fertig,“ meint er heißer und verlässt fluchtartig die Dusche. Ich sehe ihm nach.

„Macht nichts,“ erwidere ich ebenso heißer, obwohl er es gar nicht mehr hören kann und gehe dann selbst duschen.

Was war das gerade eben? Wo habe ich denn bitte hingesehen? Und was war das denn für eine Reaktion von ihm?

Oh man!

Mit einem komischen Gefühl im Bauch kehre ich in die Umkleide zurück.

Jona hat sich fertig angezogen und blickt mich nun an wie ein scheues Reh, ehe er seine Klamotten in seinen Rucksack stopft.

„Jona?“, meine ich hilflos und meine Stimme klingt seltsam brüchig. Überrascht blickt er auf und dreht sich sogar zu mir um.

Langsam trete ich näher und mein Blick trifft auf seine großen braunen Augen, die mich fragend ansehen.

„Ich…“, meine ich stammelnd und weiß gar nicht, was ich eigentlich sagen will.

„Ach nichts,“ winke ich letztlich ab. Zu meiner Überraschung hält er den Augenkontakt bei und ich bin es, der weggucken muss.

Was ist denn nur los?

Er packt nun seine Sachen, verabschiedet sich, will gehen. Ich möchte ihn aufhalten, aber ich schaffe es nicht. Die Tür fällt ins Schloss und kaum ist er weg, vergrabe ich mein Gesicht in den Händen.

Was zur Hölle ist nur los mit mir?
 

„Ihr kommt doch alle zur Megaparty in die Aula, oder?“, will Vic wissen und lächelt belustigt. Zwar hat unser Team am Samstag nach unserem Spiel einen drauf gemacht, aber nun möchte auch die Schule unseren Sieg im großen Stil feiern. Das heißt, in er Aula wird es eine kleine Rede geben und die Schulband spielt dann etwas, während sich alle mit alkoholfreien Getränken begnügen können.

Eine lasche Sache, aber wir als Team müssen natürlich vor Ort sein.

„Als hätten wir eine Wahl,“ mault Lukas deshalb und Chris grinst breit. „Tja.. ich darf nach Hause,“ klärt er uns auf.

„Elender Bastard, warum darfst du nach Hause?“, murrt Lukas.

„Weil ich nicht direkt von hier bin. Also habe ich den Vorteil, dass ich den Schulbus erwischen muss. Und da mich auch keiner abholen kann…“

„Oh Gott, Leute,“ ruft Lukas nun, „Wir haben ja alle vergessen, dass wir heute wegen unserer Lerngruppe alle zu Chris müssen!“

Ich muss lachen, aber dann meine ich: „Seid mal ehrlich. Die halbe Stunde Party… eigentlich ist es doch eine nette Geste und geht schnell vorbei!“

Jona stimmt mir zu, ehe er duschen geht und ich rubble mir die Haare trocken. „Außerdem reicht es schon, dass Chris fehlt. Da kann nicht noch wer blau machen.“

„Ich bin zwar ganz deiner Meinung, aber Lust habe ich trotzdem nicht“ gesteht Josh mir und ich sehe ihn vorwurfsvoll an. „Denkst du ich habe Lust?“

„Nur, weil ihr es aus einem falschen Licht seht!“, springt ausgerechnet Mike mir bei. „Wir werden in den Himmel gelobt, für unsere geile Leistung gefeiert… das bringt mehr Fans, folglich mehr Zuschauer und Bewunderer…“ Er muss nicht weitersprechen.

„Da hat er Recht,“ meint nun auch Josh.

„Dass wir das noch erleben dürfen, dass Mike recht hat,“ neckt Chris ihn daraufhin und wir lachen. Einen kurzen Moment lang ist es wie frührer. Mike scherzt mit uns und alles ist toll. Genau solange, bis Jona vom Duschen wiederkommt. Da verhärtet sich Mikes Gesicht und er sieht mich vielsagend an, nach dem Motto: Siehst du? Er macht alles kaputt!

Dabei ist es Mike selbst, der alles kaputt macht.

„Jetzt sag du doch auch mal was, Jona?“, fordert Lukas diesen derzeit auf. „Du hast solche Feiern ja noch nicht erlebt und kannst ganz neutral deine Meinung abgeben.“

„Wir haben so eine Feier alle noch nicht miterlebt, weil wir viel zu schlecht dafür waren,“ gibt Vic zu bedenken.

„Aber wir kennen die lahmen Schulpartys schon,“ beharrt Lukas auf sein Recht.

„Also ich gebe Benni Recht,“ meint Jona. „Und ist ja auch nicht für lange…“

„Na seht ihr! Unser Shooting-Guard hat gesprochen und wir folgen!“, lache ich und sehe Jona dankbar an.

„Schade, dass ich nicht dabei sein kann,“ meint der dann aber und trocknet sich seine Haare.

„Was? Warum nicht?“, empört sich wieder Lukas.

„Weil ich Nachhilfe habe und pünktlich dort sein muss.“ Er seufzt genervt.

„Du kriegst Nachhilfe?“, fragt Vic verwundert und auch mir ist das neu. „Seit wann?“, will ich wissen.

„Seit ich ein wenig viel Zeit mit Training, statt mit Mathe verbringe,“ meint er und lächelt bedröppelt drein.

„So gings mir mit Französisch!,“ wirft Chris ein. Er hat in den Sommerferien dann eine Reise nach Frankreich gemacht, um besser damit klar zu kommen.

„Dann lasst uns Jona ins Matheland schicken,“ grinst Lukas, als Chris uns davon erzählt. „Das hilft sicher.“

„Idiot,“ feixt Chris zurück.

„Es wäre cool gewesen, wenn du dabei gewesen wärst,“ meint Josh zu Jona. „Du bist doch unser Star.“

„Ich kann nichts machen…“ Angesprochener zuckt mit den Schultern.

„Außer… ich gebe dir Nachhilfe,“ überlege ich. „Dann können wir es an das Training anpassen und du kannst heute mit.“

Er sieht überrascht zu mir. „Hast du nicht genug mit dem Abi zu tun?“

„Das schaffe ich schon,“ winke ich ab.

„Cool. Danke.“ Er grinst mich an und meint dann freudig: „Dann zieh ich mich jetzt um und komm dann nach! Ich muss vorher nur absagen.“ Er schnapp sich sein Handy und verlässt die laute Kabine, um seinem Nachhilfelehrer bescheid zu geben.

„Gut. Wo jetzt ein weiteres Problem mit unserem Emo geklärt ist, können wir ja los?“ Das ist Mike, der genervt aufstöhnt und uns mit sich winkt.

Zu seinem Kommentar sagt keiner was, aber die Anderen folgen ihm.

„Kommst du, Benni?“ Josh sieht fragend zu mir.

„Ich warte noch auf Jona,“ erkläre ich und er nickt und geht.

Dann bin ich alleine und stehe auf, laufe unruhig umehr, starre dabei auf Jonas Zeug. Auf was hab ich mich da nur eingelassen? Ich glaube, mein Hirn funktioniert nicht richtig, wenn es um Jona geht.

Eben jener kommt nun zurück und stellt fest, dass ich noch hier bin.

„Dachte, ich warte auf dich,“ zucke ich mit den Schultern.

„Das ist nett, danke,“ er lächelt mich an, „Auch noch mal wegen der Nachhilfe.“

„Kein Ding,“ meine ich und lächle mir einen ab, während er sich umzieht. Bisher habe ich nie so darauf geachtet, aber jetzt sehe ich mir seinen schlanken, leicht muskulösen Körper an und schlucke dann hart.

Er ist wirklich hübsch. Also, nicht nur sein Körper. Jona überhaupt. Die zarten Gesichtszüge, die tollen Bambiaugen.

Ich trete ein wenig näher zu ihm, worauf hin er sich überrascht zu mir wendet.

Ich sehe ihn an und versuche, etwas zu sagen, aber bringe kein Wort hervor. Meine Hand hebt sich von ganz alleine und findet ihren Platz an seiner Wange. Er zuckt kaum merklich zusammen und sieht mich fragend an. Sein Blick bohrt sich nahe zu in meine Augen.

„Wa… Was?“, fragt er verwirrt und ich spüre seinen Puls unter meinen Fingern rasen, als mein Finger seinen Hals streift.

Ich bin versucht, meine Hand wegzuziehen, aber statt das zu tun, beuge ich mich nur zu ihm und lege meine Lippen sanft auf seine.

Es ist anders, als Amelie zu küssen. Aber unglaublich gut, fast so, als wenn Schmetterlinge in meinem Bauch Salsa tanzen.

Jona packt haltsuchend meine Schultern und dann tut er etwas, was mich wahnsinnig glücklich macht. Er erwidert den Kuss.

Das flaue Gefühl, dass sich in meinem Magen ausgebreitet hat, scheint auf meinen ganzen Körper überzugreifen.

Meine Lippen bewegen sich gegen seine, schnappen nach seinen Lippen und ich höre, wie er leise in den Kuss keucht.

Seine Lippen öffnen sich und ich kann nicht widerstehen und schiebe meine Zunge zwischen diese. Bisher habe ich nur dagestanden, nun aber löse ich mich aus meiner Starre, umfasse mit der einen Hand weiter sein Gesicht, schlinge meinen anderen Arm um seine Hüfte und ziehe ihn näher.

Seine Zunge bewegt sich gegen meine, fordert sie zu einem wilden Spiel auf, während er sich tatsächlich enger an mich drückt.

Was geht hier eigentlich vor sich, frage ich mich und das gleiche scheint er auch zu tun, denn er löst sich atemlos von mir und sieht mich fragend an. „Benni?“, haucht er.

Ich sehe ihn an und im nächsten Moment werde ich unsanft in die Realität geholt, als die Türe aufspringt und Herr Fischer zu uns tritt. Wir springen auseinander.

„Was macht ihr denn noch hier? Die Feier geht gleich los!“

„Wir sind schon auf dem Weg,“ versichert Jona ihm und der Alte zieht wieder von dannen. Ich sehe zu dem Emo, der zu Boden blickt und es nicht wagt, mich anzusehen. Ich weiß auch nicht, was ich tun soll, schweige.

Ich kann gar nicht verstehen, was da gerade passiert ist. Wirklich nicht.

Letztlich sieht Jona mich doch fragend an, wartet auf eine Erklärung meinerseits und ich habe plötzlich das dringende Bedürfnis, hier raus zu müssen.

Hastig packe ich meine Sporttasche, murmle ein „Sorry,“ und renne dann davon. Die Aula wird er schon auch alleine finden.
 

Wir üben die Standards. Pässe spielen, Körbe werfen, Ausdauer und Kraft.

Vielleicht auch besser, als ein Spiel zu bestreiten, denn seit der Geschehnisse in der Kabine ist die Stimmung zwischen Jona und mir irgendwie seltsam. Überhaupt, wir benehmen uns einfach seltsam.

Ich rede kaum mit den andern, nicht mal, oder eher schon gar nicht, mit Amelie. Und Jona hängt plötzlich lieber bei seinen Klassenkameraden herum.

So kann das natürlich nicht bleiben, das weiß ich. Vor allem, weil es auch den anderen auffällt.

„Zwischen denen ist doch was vorgefallen, oder?“, höre ich Vic fragen. Er sitzt in der Nähe von mir und trainiert mit Lukas bei den Hanteln.

Wir haben Zweierteams gebildet.

„Vielleicht haben sie sich gestritten. Obwohl ich mir das kaum vorstellen kann. Dafür sind sie beide nicht der Typ,“ überlegt nun auch Lukas.

„Oder was mit Mike?“, klinkt sich Chris in das Gespräch ein. Er sitzt auf der anderen Seite der Beiden und übt mit Josh Pässe werfen.

„Du als sein bester Freund, müsstest es doch wissen,“ wendet sich Vic nun jenem zu.

„Er hat mir aber nichts gesagt,“ wehrt Josh ab.

„Vielleicht interpretieren wir auch einfach zu viel in die Sache hinein,“ zuckt Lukas mit den Schultern. „Sie trainieren ja auch zusammen.“

„Ja, schweigend,“ meint Chris.

„Ach, kommt schon Leute. Die kriegen sich schon wieder ein. Sie sind ja vernünftig,“ winkt Josh ab.

Ich seufze und sehe zu Jona, der neben mir Sit-ups macht. Er erwidert den Blick, aber ich blicke weg. Ich habe mit ihm trainieren wollen, um ungestört mit ihm zu reden. Aber jetzt weiß ich einfach nicht, was ich sagen soll.

Erst, als wir auf dem Weg zu den Umkleiden sind, halte ich ihn auf. „Jona? Können wir kurz reden?“

Er nickt und wir bleiben im Gang stehen, während alle anderen in der Kabine verschwinden.

Fragend sieht er mich an und die Türe, die uns von den anderen trennt, fällt krachend ins Schloss.

„Es tut mir Leid, das mit dem Kuss,“ meine ich und beobachte seine Reaktion. Seine Miene bleibt regungslos. Er sagt nichts, was mich dazu treibt, weiterzureden. „Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist,“ gestehe ich. „Vergessen wir es bitte einfach wieder.“

Einem kurzen Moment spiegeln sich in seinem Gesicht sämtliche Emotionen wieder, die wohl gerade in ihm toben. Enttäuschung, Wut, Frust…

Dann aber nickt er nur und blickt mich an, wie ein geprügelter Hund. „Okay. Kein Ding.“

Dann lässt er mich stehen und ich fühle mich kein bisschen besser.

Nur langsam finden meine Füße den Weg zu den Umkleiden. Jona ist duschen, also warte ich und sehe den anderen beim umziehen zu, was mich völlig kalt lässt. Warum nur lässt es mich dann bei Jona nicht kalt? Warum habe ich ihn geküsst?

„Ich weiß zwar nicht, was ihr hattet… aber ich hoffe, das hat sich geklärt?“, fragt Josh mich und ich nicke und sehe ihnen nach, als sie gehen.

Weil Jona noch duscht und ich folglich nichts tun kann – in der Dusche will ich ihm auf keinen Fall begegnen – nutze ich die Zeit, zu Herrn Fischer zu gehen und ihm mein neues Trainingskonzept vorzustellen, mir seinen Segen zu holen.

Insgeheim hatte ich ja gehofft, es würde so lange dauern, dass Jona dann schon weg ist, wenn ich zurückkehre, aber als ich jetzt in die Umkleide trete, stelle ich fest, dass es so leicht wohl nicht ist.

Er steht jedenfalls noch vor dem Spiegel und stylt halbherzig seine Haare. Als er mich sieht, lässt er es sein und packt seinen Kram zusammen.

Ich weiß, das leichteste wäre es jetzt, in die Dusche zu fliehen, aber meine Füße schaffen es einfach nicht, mir zu gehorchen.

Stattdessen laufe ich schnurstracks zu Jona und lasse mich neben ihn auf die Bank fallen.

„Ist zwischen uns jetzt wieder alles cool?“, frage ich und er sieht mich so traurig an, dass ich mit einem ‚Nein’ rechne. Aber er nickt nur. „Alles cool“, bestätigt er mir.

Ich bin ein wenig erleichtert und beschließe, dass wir dann auch normal miteinander umgehen können. „Wann hast du denn Zeit für Nachhilfe?“, will ich deshalb wissen.

„Kommt drauf an, wann es dir lieber ist. Unter der Woche oder am Wochenende?“

Er bemüht sich ebenfalls, locker zu klingen, das merke ich.

„Wochenende! Solange wir noch keine Spiele haben… wie wäre es samstagvormittags?“

Ich warte auf eine Antwort und sehe ihn an. Er ist so hübsch. Die fein geschnittenen Gesichtszüge, die makellose Haut, die schwarzen Strähnen, die ihm frech ins Gesicht fallen. Gegen ihn wirkt Amelie so künstlich… Ich schüttle den Kopf. Ich muss aufhören, ihn mit meiner Freundin zu vergleichen.

„Samstagvormittag klingt gut. Gegen Zehn?“, fragt er und ich nicke.

Er ist so anders, als Amelie. Natürlich ist er das, er ist ja auch ein Kerl. Aber er ist einfach so viel toller. So nett, so lustig, so erwachsen, so schön…

„Vic feiert heute ne Party, weil seine Eltern zwei Tage verreist sind. Gehst du da mit hin?“, frage ich ihn, um mich abzulenken.

„Ja, er hat mich schon gefragt,“ meint er gedehnt. „Und ich komme auch. Aber nicht so lange, sonst stressen meine Eltern. Unter der Woche wollen sie, dass ich nicht so lange fort bin.“

„Eltern,“ lache ich und biete ihm an, ihn nach Hause zu fahren. „Dann kannst du auch etwas länger bleiben, als wenn du dich nach den Bussen richten musst.“

Er willig ein und lächelt. Ich lächle zurück. Er ist so schön, wenn er lächelt.

Dann schluckt er schwer. „Warum hast du das getan?“

„Was getan?“, erwidere ich, obwohl ich genau weiß, was er meint, und verkrampfe mich. War klar, dass er früher oder später danach fragen würde.

„Das weißt du doch ganz genau,“ murrt er.

Ich seufze und will ehrlich sein.

„Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich hatte nur den Drang, es unbedingt tun zu müssen…“

Beinahe andächtig streiche ich ihm eine Strähne hinter das Ohr, was ihn erschaudern lässt.

Er öffnet den Mund, um mich etwas zu fragen, aber kein Wort verlässt seine Lippen.

Meine Hand fährt durch sein Haar, verweilt an seinem Hinterkopf und ich ziehe ihn zu mir.

„Ich weiß nur, dass du mich halb verrückt machst. Ständig denke ich nur an dich!“

Ich weiß, dass ich beim Sprechen immer leiser geworden bin. Wahrscheinlich hat er nur die Hälfte von dem, was ich gesagt habe, gehört. Aber egal. Alles egal. Ich beuge mich vor und küsse ihn erneut. Und diesmal weiß ich genau, was ich tue.

Kontrollverlust

Als ich ihn zu mir ziehe, glaube ich zu explodieren. Zumindest müsste ich das, dem Feuerwerk in meinem Magen nach zu urteilen, das da in vollem Gange ist. Jona öffnet bereitwillig den Mund und ich werde mich nicht lumpen lassen, ihm alles zu geben, was er nur möchte.

Also dringe ich mit meiner Zunge in seine Mund ein und stupse die seine an, ziehe ihn noch näher, bis er auf meinem Schoß sitzt und ich ihn fest umklammern kann. Ich presse seinen wundervollen Körper gegen meinen und er schlingt die Arme um meinen Hals. Seine Finger graben sich in meine Haare und ich denke, dass das hier eigentlich total falsch ist. Aber verdammt… es fühlt sich so richtig an.

Ich kann nicht anders, als ihn immer wilder und verlangender zu küssen. Dieses Gefühl, dass mich dabei überkommt, hatte ich schon lange nicht mehr, ja eigentlich noch nie… Wenn Amelie mich küsst, fühlt es sich lange nicht so gut an.

Dennoch sind wir noch zusammen. Wir sollten aufhören. Ich meine… ich betrüge sie gerade mit Jona! Abgesehen davon könnte das ja auch der Beziehung von diesem und mir im Team schaden. Oder?

Doch ehe diese Zweifel mich wirklich irritieren können, presst er sich enger an mich und ich spüre seinen schmalen Körper allzu deutlich. Das Gefühl ist unbeschreiblich, als hielte die Welt den Atem an. Dagegen kann ich einfach nichts tun und deshalb… lasse ich es zu.

Ehe ich mich versehe, machen sich meine Hände schon selbstständig und fahren unter sein T-Shirt. Ich spüre, wie sich seine Rückenmuskeln unter meinen Fingern anspannen und zeichne bedächtig seine Wirbelsäule nach.

Er keucht auf und zu meiner großen Schande muss ich feststellen, dass ich davon immer härter werde, bis es in meiner Hose viel zu eng erscheint.

Und zu meiner noch viel größeren Schande muss ich mir eingestehen, dass ich viel mehr möchte, als das hier…

Meine Hände umfassen seinen Po und er presst seine Hüften gegen meinen Bauch. Ich spüre, dass er genauso erregt ist wie ich und verdammt… das macht mich nur noch schärfer auf ihn.

Ich richte mich auf, drücke ihn nach hinten, so dass er unter mir auf der – zugegebenermaßen nicht wirklich bequemen – Bank liegt. Aber es scheint ihn nicht zu stören, denn zieht mich nur näher zu sich, als ich mich über ihn beuge und fordernd küsse.

Ich schiebe sein T-Shirt nach oben, meine Hände streichen über seine Brust und meine Lippen küssen die seinen, wandern dann zu seinem Kehlkopf, seinem Hals.

„N..nah,“ macht er und ich kann nicht anders. Ich… will ihn!

Seine Hände krallen sich in meine Arme und ich sauge fordernd an der Stelle, an der ich sein Blut durch die Adern jagen fühle und gleite dann weiter, über seine Schulter, sein Schlüsselbein. Letztlich findet sich mein Mund an seiner Brust wieder und ich küsse mich bauchabwärts, bis zum Bund seiner Hose.

Er hebt die Hüften an, streckt sie mir fordernd entgegen und ich kann nicht anders, als dieser Forderung nachzukommen.

Doch ehe ich etwas tun kann, kommt Leben in ihn. Seine Hände zupfen an meinem Trikot und ich komme der Aufforderung nach, es mir zu entwenden, ehe ich mich meinem Tun wieder zuwende.

Ich öffne seinen Gürtel und seine Jeans. Als ich sie ihm von den Beinen ziehe – samt seiner Shorts-, keucht er meinen Namen und ich grinse, ehe ich meinen Mund auf seine Leiste presse, diese küsse und mich weiter nach unten dränge.

Nach einem letzten Zögern, küsse ich mich an seinem Glied entlang, was ihm ein heißeres Aufschreien entlockt. Er biegt den Rücken durch und meine Zunge ersetzt meine Lippen.

Eine seiner Hände krallt sich in mein Haar, die andere umfasst die Bank, während ich an seiner Spitze ankomme und daran sauge. Wenn überhaupt möglich, festig sich sein Griff noch und ich hauche seinen Namen gegen seine Eichel und platziere ein paar Küsse darauf.

Als ich seine Erregung gerade ganz in den Mund nehmen möchte, ertönt laut neben uns ‚Closer to the edge’ und wir zucken synchron zusammen und reißen den Kopf herum, starren auf mein Handy.

Es liegt auf einer anderen Bank, klingelt und vibriert dabei, droht unter der Vibration von der Bank zu rutschen. Ich greife danach und sehe, dass Amelies Namen auf dem Display blinkt.

Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich nicht einfach weitermachen soll, aber dann siegt die Vernunft und ich gehe ans Telefon.

„Ja?“, meine ich, als ich mit schweren Gliedern den Anruf angenommen habe, und blicke auf Jona, der nackt und verschwitzt unter mir liegt und mich anguckt, wie ein Eichhörnchen, wenn’s Blitzt.

„Wo bleibst du denn? Und dieser Jona, ist der bei dir? Hier warten schon alle auf euch!“

Oh Fuck, Vics Feier… Die habe ich ganz vergessen.

„Wir haben noch mit dem Trainer gesprochen,“ lüge ich. „Wir kommen gleich.“

„Okay, bis dann!“ Sie legt auf und hat es mir folglich abgekauft.

Ich seufze laut und sehe dann zu dem Emo hinunter: „Wir sollten… auf die Party.“

Langsam stehe ich auf und helfe ihm hoch. Er nickt und richtet seine Klamotten. So schnell wie möglich springe ich in die Dusche und zwänge mich dann in meine Klamotten.

Als ich fertig bin, macht Jona Anstalten, die Türe zu öffnen, aber ich greife zielsicher nach seinem Handgelenk.

Er sieht zu mir. „Keine Sorge, ich verrate es schon keinem,“ meint er und will gehen, aber ich schüttle den Kopf: „Das meinte ich gar nicht,“ erwidere ich und drehe seinen Kopf wieder zu mir, hauche ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Ich…“ Aber eigentlich weiß ich gar nicht, was ich sagen soll, also lasse ich es einfach mit dem Sprechen und küsse ihn lieber noch einmal, ehe wir schweigend die Umkleide verlassen.
 

„Hast du schon mal jemanden geliebt, obwohl du wusstest, dass es eigentlich falsch ist?“, frage ich Joshua. Wir sitzen auf der Mauer von Vics Vorgarten. Drinnen ist die Party am Laufen, aber mir ist nicht nach Feiern zumute. Ich möchte einfach nur gerne mit jemanden sprechen und Joshua scheint mir da am geeignetsten.

Er sieht mich teils besorgt, teils skeptisch an. Sicher nicht nur wegen der Frage, sondern weil ich mich seltsam unruhig verhalte, seit wir hier aufgeschlagen sind.

„Was ist los?“, will er wissen, statt mir zu antworten.

„Nichts,“ winkte ich ab. „Ich frage nur.“

Aber natürlich stimmt das nicht und das weiß er auch. Und er weiß auch, dass ich weiß, dass er es weiß, da muss ich gar nicht hingucken, um mich davon zu überzeugen. „Betrügst du Amelie?“

Ich sehe erschrocken zu ihm, obwohl… >erschrocken< ist nicht das richtige Wort. Ich blicke eher drein wie… ertappt.

Obwohl… betrüge ich sie eigentlich? Küssen ist vielleicht nah an der Grenze, aber ich hab Jona einen geblasen und… na ja… ich wäre sicher auch weitergegangen. Also kann man wohl tatsächlich davon sprechen.

Langsam nicke ich also.

„Scheiße,“ stellt er fest und vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Sicher fragt er sich, warum er mit so einem Idioten wie mir befreundet ist. „Benni… das musst du ändern, das ist schäbig.“

Er sieht mich eindringlich an, die Hände wieder in seinem Schoß abgelegt, und ich seufze. „Ich hab es ja versucht. Es zu ändern, meine ich. Die Gefühle zu verdrängen oder harmlos zu reden. Ich meine... ich weiß ja, dass es nicht richtig ist.“

Ich bin kurz davor, die Fassung zu verlieren – mit anderen Worten: Ich würde am liebsten losheulen.

Das ist alles so kompliziert und anstrengend und… warum nur muss das ausgerechnet mir passieren?!

„Was meinst du denn jetzt genau?“, fragt er und ich weiß, dass das gerade komisch geklungen hat.

„Ich meine damit, dass ich wohl echte Gefühle habe und… dass das nicht sein kann… Verstehst du?“

„Du sprichst also schon von Liebe?“, fragt er, wartet aber nicht auf Antwort, sondern hängt gleich noch eine Frage hinten nach: „Und warum darf diese Liebe nicht sein?“

Ich könnte jetzt einfach Amelie als Grund vorschieben, aber wir wissen beide, wäre sie der Grund, könnte ich einfach Schluss machen und gut wäre es.

„Weil… das kann ich dir nicht sagen!“ Oder besser… ich will es nicht sagen. Weil wenn ich es sage, dann wird es zur Realität und dann kann ich es nicht mehr leugnen.

Ich seufze noch einmal und er tut es mir gleich. Dann fängt er plötzlich an zu Grinsen, weil ihm wohl ein lustiger Gedanken gekommen ist. Wenigstens einer hat seinen Spaß hier…

„Ist sie etwa älter? Verheiratet? Oder eine der Lehrerinnen?“

„Man, nein Josh! Das ist es nicht, das wäre ja…“ Ja, was wäre es denn. Komisch, aber irgendwie nicht so verwirrend, wie das, was ich da gerade als Problem ansehen darf.

„Okay,“ meine ich, weil er mich eh so lange löchert, bis er es herausbekommen hat. Es ist ja nur Joshua, dem ich es da erzähle, und vielleicht… kann er mir ja auch helfen, dass die Gefühle wieder weggehen.

„Wenn es wenigstens eine Frau wäre,“ nuschle ich undeutlich, aber er hat schon verstanden. Denke ich zumindest, weil er scharf die Luft einzieht. „Kein Kerl?“, fragt er dann, was meine Vermutung bestätigt, „Du bist in einen Kerl verknallt?“

Ich nicke mechanisch, ehe ich meine: „Ich weiß nicht, ob das wirklich… also… Wir haben halt geknutscht und… noch ein wenig mehr und ja… das war echt gut.“

Plötzlich lacht Joshua wieder los. Was ist daran jetzt eigentlich so witzig?

„Und deshalb machst du diesen Aufriss?“

Ich sehe ihn an, als wäre er nicht ganz dicht – kann er ja auch nicht sein! – und fauche: „Falls dir’s entgangen ist… ich bin der Mädchenschwarm der Schule… ich kann doch nicht… schwul sein!“

Ja, genau so ist es. Ich kann nicht schwul sein, das erlaubt mir mein Image nicht!

Andererseits fühle ich bei Amelie nicht wirklich etwas. Und bei Jona hingegen…

Verzweifelt sehe ich Joshua an: „Ich will nicht schwul sein!“

Er tätschelt unbeholfen meinen Arm. „Es ist nicht verkehrt, schwul zu sein. Auch als Basketballstar nicht, Benni.“

Er lächelt mir aufmunternd zu, ehe er meint: „Aber du solltest das mit Amelie klären, vielleicht Schluss machen. Das ist ihr gegenüber doch nicht fair.“

„Ich weiß ja. Aber… was soll ich ihr denn sagen: Hey, Amy… ich bin jetzt schwul! Bye, bye dann, war schön mit dir!“

„Vielleicht könntest du es ihr ein wenig schonender beibringen, aber ja… irgendwie so halt… es scheint ja was Ernstes zu sein, oder?“

Ich nicke ganz langsam. Ist es eigentlich etwas Ernstes zwischen Jona und mir? Ich meine… er sah nicht aus, als wäre er abgeneigt. Aber andererseits… Sex und eine Beziehung… da liegen Welten dazwischen.

„Ich will nicht, dass es so ist. Ich will Amelie lieben und keinen Jungen und… dennoch will ich nichts mehr, als ihn,“ kehre ich zu meinem Hauptproblem zurück. Ob und wie ich mit Amelie Schluss mach, ist unwichtig, solange meine Gefühle nicht geklärt sind.

„Weißt du,“ meint Joshua nach einiger Zeit bedächtig, „Ich glaube, dafür bin ich doch nicht der beste Gesprächspartner, auch wenn ich dein bester Freund bin. Aber solche Ängste kenne ich nicht und vielleicht solltest du lieber mit jemandem reden, der nachvollziehen kann, wie du dich fühlst, weil er schon ähnliches durchgemacht hat… Jona zum Beispiel!“

Als er Jonas Namen ausspricht, blicke ich so leidig drein, dass ich gar nichts mehr dazu sagen muss. Er checkt sofort, was abgeht.

„Warte! Wir reden hier von Jona, oder?“

Ich nicke.

„Oh mein Gott, dass ist ja sowas von süß!“ Er klingt wie ein Mädchen. „Und?“, will er wissen, „Weiß er es? Natürlich weiß er es, ihr habt ja rumgeknutscht und so… Oh man, du hast mit Jona gefummelt? Haha! Geil… Man, Benni…“

Er lacht los und ich will sterben!

Josh nimmt mich nun grinsend in den Arm – sicher hat er gemerkt, dass ich wegen emotionaler Belastung gleich tot umfalle - und ich frage leise: „Wie konnte das nur passieren?“

„Keine Ahnung,“ meint er und fährt sanft durch mein Haar, „Aber sieh es nicht als Strafe. Daran ist nichts Verwerfliches.“

„Ich weiß… aber das macht es trotzdem nicht leichter.“

Was mach ich denn jetzt nur?
 

Der Plan, am Vormittag zu lernen, geht schon in der ersten Nachhilfestunde nicht auf, weil meine Eltern mich mit zu meinen Großeltern schleifen und ich erst gegen sechs Uhr abends wieder zu Hause bin. Super Samstag, echt... ein grausameres Schicksal gibt es an solchen Tagen auch nicht.

Erst überlege ich, Jona abzusagen, weil ich Mathe jetzt nicht auch noch gebrauchen kann, dann denke ich mir aber, dass ich ja auch nichts Besseres zu tun habe. Auf Party habe ich keine Lust und Amelie brauch ich jetzt auch nicht. Abgesehen davon… will ein kleiner, großer Teil in mir Jona unbedingt sehen.

Also rufe ich ihn an und gegen halb Acht sitzt er auf meinem Bett und rechnet die von mir gestellte Aufgabe durch.

„Du hast Recht… wenn ich es auf dem Weg mache, ist es viel einfacher,“ lächelt er mich an, ganz in Mathe versunken. Ich versuche alles, was zwischen uns geschehen ist, in weite Ferne zurück zu schieben und mich ebenfalls auf Mathe zu konzentrieren. Ich versuche sogar zu ignorieren, dass er sich auf meinem Bett befindet. Auf meinem Bett…

„Schön, dass es so leichter ist,“ lächle ich und starre ihn an. Mein Gott… ich will mit ihm ficken!

Um mich abzulenken, rechne ich eine andere Rechnung von ihm nach und komme zu dem Ergebnis, dass er es richtig gemacht hat.

Es ist fast neun Uhr, als er endlich die letzte Aufgabe gemacht hat und es langsam zu begreifen scheint. Er sieht fertig aus. So viel Mathe tut wohl keinem gut.

„Ich könnte umfallen und drei Tage schlafen,“ gibt er das auch zu.

„Ich hol uns noch was zu trinken,“ beschließe ich und lasse meinen Worten Taten folgen. Dankbar nimmt er wenig später das Glas entgegen und trinkt es in großen Schlucken aus.

„Du siehst echt fertig aus,“ Stelle ich fest und nehme neben ihm Platz.

„Bin ich auch. Ich hab Kopfschmerzen von Mathe und seit dem Training gestern, bin ich irgendwie verspannt,“ gibt er mir Auskunft und ich biete mich an, Abhilfe zu schaffen. Ehe er antworten kann, greife ich nach seinem Shirt und ziehe es ihm über den Kopf.

„Benni, ich denke…“, versucht er, mich unsicher abzuwehren. Ich muss grinsen.

„Ich will dich nur massieren,“ kläre ich ihn auf und beginne auch genau damit.

Er entspannt sich und rutscht so, dass wir bequem sitzen und ich auch an seinen Rücken heran komme.

„Und?“, frage ich nach einiger Zeit. „Schon viel besser,“ nickt er.

Ich lächle und fühle seine weiche Haut unter meinen Händen, seine Muskeln, die sich anspannen, wenn er sich bewegt.

Das fühlt sich so gut an, dass ich irgendwann nicht mehr an mich halten kann. Langsam lasse ich meine Hände nach vorne gleiten, ziehe ihn in meine Arme und streiche über seine Brust. Er dreht den Kopf und meine Lippen suchen und finden die seinen.

Eine ganze Weile lässt er es geschehen, aber als meine Hände in seine Shorts wandern wollen, greift er danach und hält sie auf. „Benni…“

Doch ich hab ihn durchschaut. Sein Widerstand ist viel zu lasch, als dass er es ernst meint. Deshalb schiebe ich meine Hände einfach weiter und als ich sein Glied umfasse, stöhnt er auf.

Ich grinse und beginne, dieses zu massieren.

„Warte,“ keucht er atemlos, „Tu das nicht.“

Er richtet sich ein wenig auf und im nächsten Moment kommt wirklicher Widerwillen in ihn und ich ziehe meine Hand lieber zurück. „Tu das nicht, wenn du es dann nur wieder bereust,“ meint er leise und ich sehe ihn an und seufze schwer.

Ich will ihm so viel sagen. Das ich nichts bereue und das ich ihn will und nicht Amelie. Aber er lässt mich gar nicht zu Wort kommen, steht nur auf und packt seine Sachen zusammen. „Ich sollte jetzt gehen,“ meint er und tut dann genau das. Gehen.

Ich bringe ihn noch zur Tür, dabei will ich nichts mehr, als dass er bleibt.
 

„Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder zu spielen,“ meint Vic voller Vorfreude in der Stimme und sieht uns alle an.

„Wir spielen jeden Tag,“ mault Lukas, aber so mürrisch er klingt, wissen wir genau, dass er Vic nur Ärgern will.

Sicher kann er es selbst kaum erwarten, sich endlich wieder gegen andere im Wettkampf zu behaupten.

„Dann solltet ihr euch beim Training aber auch anstrengen, damit wir auch gewinnen, wenn es so weit ist,“ lacht Josh und sieht in die Runde. Mit scherzhafter Strenge in der Stimme meint er: „Klar?“

Allgemeines Nicken ist die Folge.

„Dann beeilt euch mal ein wenig mit Umziehen, das geht nämlich alles von der Zeit ab,“ rufe ich und scheuche sie in die Sporthalle.

Das Training verläuft gut. Und das obwohl sie alle ihre Augenmerk wieder nicht auf sich selbst und ihre Leistung richten, sondern mal wieder auf Jona und mich.

Ich höre, wie Lukas zu Vic sagt: „Benni und Jona sind schon wieder so verhalten miteinander.“

Und damit tritt er dann eine Lawine los. „Und es weiß wieder keiner, warum.“

„Als ich Josh vorhin gefragt habe, hat der nur mit den Schultern gezuckt,“ stimmt Lukas wieder zu. „Aber er wirkt, als wüsste er doch mehr.“

„Das Ganze ist wirklich mehr als komisch,“ murmelt Vic.

„Sehe ich auch so,“ meint nun auch Chris und gestellt sich zu ihnen, runzelt die Stirn.

Ich will sie gerade fragen, ob sie nicht merken, dass ich alles hören kann, als Joshua ruft, dass sie nicht quatschen, sondern spielen sollen.

„Es geht weiter!“, brüllt er dann auch den anderen zu und wir beginnen ein Spiel.

Ich versuche weiterhin Jona so gut es geht zu ignorieren, auch wenn ich damit einige offensichtlich verwirre. Einerseits ist das auch ziemlich kindisch, was ich da tue, aber andererseits komme ich so auch nicht in Versuchung. Und der Versuch, ihm ungezwungen gegenüber zu treten, ist vorhin total in die Hose gegangen. Ich hab mich total verkrampft und ihm wohl das Gefühl gegeben, auch noch sauer auf ihn zu sein.

Von daher… habe ich keine Ahnung, was ich noch tun soll…

Jona scheint sich ähnlich viele Gedanken zu machen. Ich habe das Gefühl, dass er das Training über ziemlich ratlos ist und während der Pausen vor sich hin gegrübelt.
 

Ich lasse mir Zeit, während ich dusche. Es ist schönes Wetter draußen und alle wollen gleich los, in den Park, ein paar Körbe werfen.

Ich weiß noch nicht, ob ich mitgehe. Ich schätze, es hängt davon ab, ob Jona mitgeht, oder nicht.

„Kommst du mit?“, will Josh wissen, der von diesen Gedanken nichts ahnt. Ich zucke nur mit den Schultern. Dann denke ich, dass Jona ganz sicher mitgeht und meine: „Nee… muss Mathe lernen.“

Offenbar war meine Vermutung nicht ganz richtig, denn er fragt nur: „Mit Jona?“

Und etwas, was in seinem Tonfall mitschwingt, passt mir nicht. Er klingt.. zweideutig! Ja, genau! Er unterstellt mir hier gerade etwas!

„Alleine,“ fauche ich und füge hinzu: „Und danach treffe ich mich mit Amelie.“

„Amelie, also,“ meint er bedächtig und mustert mich, „Und wie lange geht das noch gut?“

„Was geht noch gut mit Amelie?“, hängt sich Lukas plötzlich ins Gespräch und ich werfe Josh einen bitterbösen Blick zu. Na ganz toll!

„Wie lange sie noch braucht, ehe sie wieder sauer ist, weil er so viel Zeit mit Training ‚verschwendet’,“ rede Josh mich aus der Affäre.

„Die ist doch eh immer wegen irgendetwas sauer…“, ruft Chris dazwischen. Noch wer, der zugehört hat. Ich könnte Joshua töten.

„Na ja… macht dir nichts draus, Benni. Die kriegt sich schon wieder ein!“

Lukas klopft mir mitfühlend auf die Schulter, ehe er die Dusche verlässt.

Wütend blicke ich zu Josh. „Sorry,“ murmelt der leise.
 

Von einem Problem zum nächsten. Als ich die Dusche verlasse, renne ich fast gegen Jona. Ich will an ihm vorbei, aber er zupft mich am Ärmel meines Shirts, das ich mir soeben übergezogen habe, so dass ich mich genötigt sehe, stehen zu bleiben und ihn ansehe.

Mein Shirt noch immer zwischen den Fingern – vielleicht hat er ja Angst, ich renne weg – fragt er: „Kann ich dich kurz mal sprechen?“

Er blickt unsicher zu den Anderen. „Alleine?“

Ich seufze, zucke mit den Schultern und verlasse mit ihm die Umkleide. Wir gehen zurück in die Halle, damit uns auch keiner reden hören kann.

„Ich finde es reichlich schwachsinnig, dass wir uns so aus dem Weg gehen,“ erklärt er mir sein Anliegen, kaum sind wir alleine.

„Ich ja auch,“ gebe ich zu, „Aber ich weiß auch nicht, was ich tun soll…“

„Können wir nicht einfach alles vergessen und normal miteinander reden?“, will er wissen und ich nicke bedächtig. „Können wir wohl schon.“

Etwas schwingt in meiner Stimme mit, was auch ihm nicht entgeht: „Aber?“

„Ich bin mir nicht so sicher, ob ich das auch will.“

Er zieht die Brauen hoch, dann giftet er mich einfach an: „Du solltest dir aber mal langsam darüber klar werden, was du willst!“

Erstaunt blinzle ich ihn an.

„Es geht nämlich nicht nur um dich, Benni. Sondern auch um Amelie und mich.“

Und dann blickt er mich extrem wütend an, ehe er mich einfach stehen lässt.

Ich sehe ihm perplex nach.

Weitere Turbulenzen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Weitere Turbulenzen [zensiert]

Die anderen sind schon weg und ich höre, wie im Nebenraum eine Dusche angemacht wird. Dahin ist er also verschwunden.

Ich folge ihm.

„Jetzt benimm dich nicht wie ein Mädchen und renn nicht einfach weg,“ meine ich, während ich an seine Duschkabine trete und ihn ansehe.

„Lass uns darüber reden,“ bitte ich und verschränke die Arme, versuche unerbittlich auszusehen.

„Was gibt es da noch zu reden?“, will er wissen und sieht mich an. Ich erwidere den Blick und kann nicht umhin, zu denken, dass er wahnsinnig gut aussieht, wenn ihm das Wasser ins Gesicht läuft und seine Haare nass an ihm kleben.

Ich versuche, den Blick nicht tiefer rutschen zu lassen und weiter sein Gesicht zu mustern.

„Ich verstehe einfach meine Gefühle und Gedanken im Moment nicht. Und brauche ein wenig Zeit, um mir darüber klar zu werden,“ gestehe ich ihm.

„Zeit, die ich dir auch zugestehe. Aber von nichts kommt auch nichts,“ mault er.

„Was soll das denn heißen?“

„Wenn du mit Amelie zusammen bist, fühlst du dann noch was?“, versucht er es anders und ich blicke zu Boden und schüttle den Kopf. „Nein.“

„Und… was fühlst du, wenn du mit mir zusammen bist?“

Nun muss ich länger nachdenken, ehe ich mit den Schultern zucke. „Viele Dinge, die ich nicht alle deuten kann?“

Er seufzt. „Aber was gibt es denn dann noch groß zu überlegen?“

Ich blicke ihm in die hübschen braunen Augen. Ja… was gibt es da noch groß zu überlegen? Das ist eine gute Frage. Eine wirklich gute Frage. Denn eigentlich… gibt es da nichts zu überlegen. Eigentlich ist alles ganz klar.

Ich trete zu ihm und küsse ihn bedächtig.

Ich spüre ihn lächeln und den Kuss erwidern.

„Und jetzt? Läufst du jetzt wieder weg?“, will er wissen.

„Diesmal nicht,“ erwidere ich und ziehe ihn noch enger zu mir, küsse ihn.

Er dreht den Kopf zu mir, küsst mich flüchtig. Ich mustere sein hübsches Gesicht, küsse seine Schulter und drehe ihn dann ganz zu mir, drücke ihn mit dem Rücken gegen die Wand und küsse ihn stürmisch. Er schmeckt so süß, so wahnsinnig lecker. Meine Arme schlingen sich fest um ihn. Wie konnte ich nur jemals zögern?

Sanft streiche ich ihm eine nasse Strähne aus dem Gesicht und er macht das Wasser aus, das noch immer auf uns nieder regnet. Dann umschlingt er meinen Nacken, zieht mich zu sich, küsst mich.

„Lass uns gehen,“ meine ich irgendwann und er nickt. Nur langsam lösen wir uns voneinander und gehen uns umziehen.
 

Als wir auf den Schulhof treten, kommt uns Amelie entgegen.

„Wolltest du nicht schon längst fertig sein?“ Sie sieht mich skeptisch an und ich bin mit der Situation ehrlich gesagt überfordert. Ich kann ja jetzt nicht einfach Schluss machen, so aus dem Nichts heraus. Das will gut durchdacht sein.

„Training hat eben länger gedauert,“ meine ich abwehrend und küsse sie kurz.

„Gehst du mit zu mir?“, will sie wissen und nicke. „Okay.“

Sie lächelt und hakt sich bei mir unter. Gemeinsam verlassen wir den Schulhof, aber ich habe ein wirklich furchtbares Gefühl dabei.

Ich drehe mich kurz zu Jona um und mein schlechtes Gefühl verkräftigt sich nur noch. Er sieht uns nach und an seinem Blick sehe ich die Enttäuschung und die Wut, die in ihm aufsteigt. Garantiert kommt er sich jetzt vor, wie der letzte Idiot.

Da hilft es auch nicht, dass ich ihm noch einmal kurz zu winke. Er erwidert den Gruß zwar lustlos, aber er sieht dabei total verletzt aus.

Ich wünschte, ich wüsste, was er denkt. Aber… eigentlich kann ich es mir auch so denken.
 

„Du warst heute sehr unkonzentriert beim Training,“ spreche ich Jona an, während die anderen duschen. Das Rauschen ist so laut, dass ich fast schreien muss.

Ich kann das jetzt nicht gebrauchen. Er muss sich anstrengen, das erste Spiel nach der Pause ist bald.

„Und jetzt fragst du mich auch noch warum?“ Er sieht ungläubig zu mir und schnaubt. „Kannst du dir das nicht denken?“

„Jona, bitte… Ich hab jetzt keine Lust auf noch so eine Diskussion!“

Ich sehe kurz über die Schulter, ob wir auch noch alleine sind.

„Vor allem nicht jetzt und hier,“ füge ich hinzu.

„Ich will keine Diskussion,“ erwidert er und verschränkt die Arme.

„Gut, dann haben wir das ja geklärt. Gib mir einfach noch ein wenig Zeit, ich regle das mit Amelie schon,“ meine ich versöhnlich und drehe mich um, gehe zurück zu meinen Sachen.

Ich spüre seinen ungläubigen Blick auf mir und sehe zu ihm. Er beißt sich auf die Lippen.

„Du regelst das schon irgendwie? Wenn du dir so sicher bist, dann musst du doch nur Schluss machen…“, murmelt er und ich habe echt Probleme, ihn zu verstehen, weil es noch immer sehr laut hier ist. „Wirst du überhaupt je Schluss machen oder sind das nur leere Worte?“, will er dann wissen, diesmal laut genug.

Gequält erwidere ich seinen Blick. „Nicht jetzt gleich. Wir waren so lange zusammen. Da kann ich doch nicht einfach so mir nichts, dir nichts Schluss machen.“

„Mir nichts, dir nichts,“ wiederholt er.

Ich versuche, ihn anzulächeln, was reichlich schwächlich ausfällt: „So, wie es jetzt ist, ist es doch okay, oder?“

Ehe er antworten kann, kommt Lukas aus der Dusche.

„Mensch, Benni. Beeil dich doch mal, oder soll Jona noch ewig hier warten, bis du ausgemoggelt hast!“

„Wie sieht’s eigentlich heut aus? Basketball im Park?“ Das ist Vic, der Lukas auf dem Fuße folgt.

„Ich komme vorbei,“ würge ich sie ab und gehe duschen. Als ich zurückkomme, sind die anderen schon weg.

„Du kannst gehen,“ meine ich zu Jona und denke, dass er wirklich sauer sein muss, wenn er wirklich bis zum Schluss gewartet hat, statt einfach nachzukommen.

Nun packt er mürrisch sein Shampoo, sein Duschgel und ein Handtuch und geht zu den Duschen.

Als er schon drin ist, scheint er es sich noch mal zu überlegen, denn er kommt zurück und meint zu mir: „Ich kann das so aber nicht mehr.“

Erschrocken blicke ich zu ihm, sehe aber nur die Türe zu den Duschen.

Das kann doch jetzt nicht sein Ernst sein!

Hastig stürme ich die Duschen und heiße, feuchte Luft schlägt mir entgegen.

„Was meinst du damit?“, rufe ich über das Rauschen hinweg und kann nicht verhindern, dass meine Stimme irgendwie schrill klingt.

Bedächtig dreht er das Wasser ab – ist er schon fertig oder hat er nur keinen Bock auf mich?! – und wickelt sich in ein Handtuch, tritt dann zu mir.

„Ich kann nicht so tun, als wäre alles okay, Benni.“

„Aber es ist doch alles okay,“ widerspreche ich heißer. Nicht?

„Alles okay,“ echot er ungläubig. „Du bist noch mit Amelie zusammen! Mag ja sein, dass es für dich okay ist, aber für mich ist es das ganz und gar nicht. Was bin ich denn für dich? Eine Affäre oder was? Kann ja sein, dass dir das reicht… aber mir reicht es nicht, nur dein Betthäschen zu sein!“

Er lässt mich erneut stehen. Langsam wird das zur Gewohnheit. Aber so nicht. Ich laufe ihm nach und sehe zu, wie er sich hastig anzieht.

„Okay, du hast ja Recht, das ist scheiße.“

„Also machst du mit ihr Schluss?“, will er wissen.

„Ich kann doch nicht einfach…“ Ehe ich enden kann, herrscht er mich scharf an: „Du musst dich langsam entscheiden, Benni. Du kannst nicht uns beide haben!“

„Stellst du mich jetzt vor die Wahl?“, frage ich verzweifelt.

„Ja. Weil du es ja nicht schaffst, dich selbst vor die Wahl zu stellen.“

E schnappt seine Tasche und ist versucht, die Umkleide zu verlassen. Ich aber packe seinen Arm und ziehe ihn zu mir.

„Dann wähle ich dich,“ erwidere ich bestimmt.

„Dann sag ihr das!“ Er macht sich los und verschwindet.
 

„Amelie… wir müssen reden,“ meine ich zu ihr und lasse mich auf ihre Couch fallen. Verwirrt sieht sie zu mir, ehe sie langsam näher kommt und sich neben mich setzt. Sie sieht aus, als ahne sie schon etwas.

Jetzt werde ich es also tun. Keine schöne Sache, ich weiß schon, warum ich es so hinausgezögert habe. Aber die Aussicht, Jona zu verlieren, wenn ich auch nur einen weiteren Tag mit Amelie zusammen bin, motiviert mich, das hier durchzuziehen. Ich liebe ihn. Ich kann nicht mehr ohne ihn.

Es tut mir Leid für Amelie. Aber ich muss das jetzt tun!

„Einige Dinge haben sich in letzter Zeit irgendwie verändert…“, erkläre ich ihr also.

„Einige Dinge?“, hakt sie nach.

„Meine Gefühle für dich,“ werde ich konkreter und sie zieht scharf die Luft ein. Ehe ich Weitersprechen kann, tickt sie aus.

„Was soll das heißen?“, kreischt sie mich an, springt auf und läuft im Raum auf und ab.

„Es tut mir Leid, Amelie, aber ich…“

„Du willst Schluss machen, richtig?“, fällt sie mir hysterisch ins Wort und brüllt mich an: „Das kannst du nicht!“

„Hör zu… es ist einfach so, dass ich dich zwar noch mag,“ ich sehe sie hilflos an, „Aber einfach nicht mehr liebe.“

„Du machst wirklich Schluss,“ ruft sie fassungslos, ehe sie wieder zu brüllen anfängt: „WIE KANNST DU DAS TUN?!“

„Es tut mir Leid, Amelie,“ erwidere ich leise und stehe auf.

„Ich sollte jetzt besser gehen.“

„JA, HAU AB!“, brüllt sie und wirft eine Vase nach mir, die an der Wand zerschellt. Ich zwänge mich aus der Tür, aber sie bereut es schon wieder. Heulend rennt sie mir nach. „BENNI! Bleib hier! Das kannst du nicht machen! BENNIIIII!“

Ich mache, dass ich davon komme.
 

Ich habe mir das Training frei genommen, um die Sache mit Amelie zu klären.

Nun fange ich ihn nach dem Training ab. Wie immer ist er der Letzte.

„Und?“, will er wissen und sieht fragend zu mir, kaum hat er mich entdeckt.

„Ich habe mit ihr geredet,“ nicke ich. „Und ich habe ihr gesagt, dass ich keine Gefühle mehr für sie habe.“

„Aber du hast ihr nichts von mir gesagt,“ stellt er verbittert fest.

„Jona, bitte…“ Ich trete zu ihm und umfasse sein Gesicht. „Mit Amelie Schluss zu machen ist das eine… aber gib mir Zeit, ehe ich es öffentlich mache.“

Er überlegt kurz, dann nickt. „Ich glaube, das ist okay…“

Ich lächle dankbar und küsse ihn.
 

Das zu sehen ist abartig und befriedigend zu gleich. Befriedigend, weil es die Möglichkeit schlechthin ist, für den finalen Todesstoß. Grinsend blicke ich auf mein Handy, auf dem noch die SMS von Amelie prangert, Benni hätte Schluss gemacht. Wenn sie wüsste, warum… Ich grinse und krabble hinter dem Gebüsch hervor, hinter dem ich mich versteckt habe, als ich Benni hier entdeckt habe. Ich hätte ja gedacht, er wartet auf Josh, um mit ihm darüber zu reden, aber was ich zu sehen bekommen habe, war ja viel besser!

Nun, da sie weg sind, mache ich mich auf den Weg zu Amelie.

Die sieht reichlich verheult aus, als sie mir die Türe.

Kaum in ihrem Zimmer, tätschle ich ihr ein wenig den Rücken. Ich hasse es, wenn Frauen weinen. Dann weiß ich nie, was zu tun ist. Meistens muss ich auch nichts tun, weil sie wegen mir heulen… na ja…

„Er ist so ein Arsch!“, stellt sie irgendwann fest.

Ich nicke nur. Bei so was ist es besser, nicht zu widersprechen. Außerdem ist er ja echt ein Arsch.

Sie heult noch eine ganze Zeit weiter. „Das kann er doch nicht tun,“ schluchzt sie immer wieder.

Ich verdrehe die Augen.

„Glaubst du, er hat eine Neue?“

Ich sehe sie an. „Na ja…“

Sie verengt die Augen. „Mike!“, faucht sie, „Weißt du etwa was?“

Ich seufze, dann erzähle ich ihr, was ich gesehen habe.

„Mit… Jona?“, meint sie dann, ehe sie mich anschreit: „MIT JONA?! Willst du mich verarschen?“

Ich zucke mit den Schultern. Was kann ich denn jetzt dafür?

„Ich kann dir doch nur sagen, was ich gesehen habe,“ erwidere ich.

„Dieser verdammte Hurensohn! Er verlässt mich wirklich wegen eines Kerls!“

„Weißt du… ich glaube, er will nicht, dass es wer erfährt.“

Ich sehe sie an und sie grinst plötzlich zurück. „Schön. Dann sorg gefälligst dafür, dass es jeder erfährt!“

Ich grinse: „Was glaubst du denn, was ich vorhatte? Das ist meine Chance, sie beide loszuwerden!“
 

„Ich kann immer noch nicht fassen, dass ihr Schluss gemacht habt.“ Vic sieht mich fassungslos an und ich wehre ab: „Es hat einfach nicht mehr gepasst.“

„Ich finde, es war die einzige richtige Lösung,“ erkläre ich.

„Trotzdem krass,“ erwidert Chris.

„Du hast halt auch nie etwas gesagt, von wegen, dass es nicht mehr richtig läuft,“ stimmt Lukas zu.

„Ich wollte nicht darüber reden,“ murmle ich.

„Natürlich wollest du das nicht,“ ertönt plötzlich Mikes Stimme. Er steht jetzt in den Pausen auch nicht mehr bei uns, sondern bei der Zweitbesetzung, und deshalb sehen wir ihn erstaunt an, als er sich zu uns gesellt.

„Was willst du damit sagen?“, frage ich ihn gefährlich leise und bekomme plötzlich Angst, er könnte etwas wissen.

„Mike, hör doch auf 'ne Show abzuziehen,“ brummelt Vic genervt.

Angesprochener ignoriert ihn jedoch und grinst mich an: „Du kannst ihnen ja schlecht auf die Nase binden, dass du seit neuestem auf Kerle stehst.“

Er grinst und ich schlucke hart. Er weiß es. Und… Oh Gott! Er hat es ihnen gerade gesagt!

„Alter! Laber doch nicht immer so eine Scheiße!“, faucht Vic.

„Eben! Was willst du uns damit beweisen? Fühlst du dich dann cooler?“, stimmt Lukas seinem besten Freund zu.

„Wenn ihr mir nicht glaubt, dann fragt doch mal Jona,“ wendet sich Mike den Jungs zu.

„Hast du es immer noch nicht verkraftet, dass du nicht mehr in der Startaufstellung bist?“, meint nun auch Chris, der wohl nicht verstehen kann, warum es jetzt schon wieder um Jona geht.

„Wo ist der eigentlich?“, fragt Lukas und sieht sich suchend um.

„Beim Bäcker,“ antwortet Vic ihm.

„Wie gesagt. Wenn ihr mir nicht glaubt, fragt ihn einfach,“ verschafft sich Mike wieder Gehör, weil sein letzter Satz irgendwie unter gegangen ist. „Oder fragt ihn!“ Er deutet auf mich.

Ich beiße mir auf die Lippe, während alle Augenpaare zu mir wandern. Als ich gerade etwas sagen will, stößt Jona zu uns.

„Sie hatten keine Schokoladenbrötchen mehr,“ klärt er Chris auf, dem er ein solches mitbringen wollte.

Als er bemerkt, dass alle ihn und mich mustern, runzelt er die Stirn. „Was ist?“

„Mike hat behauptet, dass Benni und du was miteinander habt,“ klärt Vic ihn auf.

Erschrocken blickt der Emo zu mir, dann wütend zu Mike.

„Ich hab euch neulich gesehen, als ihr rumgeknutscht habt. Vor der Sporthalle,“ fügt dieser genüsslich hinzu und es ist Josh, der nun das Wort ergreift: „Ich finde, es reicht jetzt. Das geht dich nichts an und wenn es so wäre, würden die beiden es schon sagen.“

Er bricht ab, weil er gemerkt hat, dass uns das eigentlich nicht hilft.

„Ach… lass doch gut sein, Josh,“ erwidere ich lässig und fühle mich auch so. Eigentlich ist es doch gar nicht schlimm. Und theoretisch kann es ja auch nur noch besser werden!

Sanft lege ich einen Arm um Jona und sehe die anderen an: „Irgendwann hätten wir es euch ja sagen müssen.“

„Wartet mal… nur fürs Protokoll… er hat Recht?!“ Lukas sieht uns ungläubig an und ich nicke.

„Find ich ja mal voll süß,“ kommentiert Chris das ganze grinsend, während der Rest – außer Josh, der das alles ja schon mehr oder minder weiß - noch immer ungläubig guckt.

„Was du immer alles süß findest, Kleiner,“ neckt Lukas nun Chris und Vic springt diesem bei: „Aber er hat doch Recht! Das ist schon irgendwie süß!“

„Ja… irgendwie… jedenfalls ist Jona besser zu ertragen, als Amelie,“ lacht Lukas dann.

„Euch stört das nicht?“, fällt ihnen Mike ins Wort.

Josh funkelt ihn herausfordernd an: „Dich etwa?“

Mike öffnet den Mund, um etwas zu sagen, schließt ihn aber unverrichteter Dinge wieder. „Macht doch, was ihr wollt,“ faucht er und lässt uns stehen.

Ich sehe ihm grinsend nach, denn wende ich mich Jona zu und küsse ihn sanft.

„Hat sich das ja auch geklärt,“ lächelt er.

„Mhm… zum Glück.“

Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass sie es alle so gut aufgenommen haben!
 

„Es hat sie also gar nicht gestört?“ Amelie sieht mich fassungslos an und schüttelt den Kopf. „Unmöglich!“

„Wenn ich es dir doch sage…“ Ich schnaube. „Das sind alles Idioten.“

„Eindeutig. Eigentlich kann ich froh sein, Benni loszuhaben!“, stimmt sie mir zu. Ob sie das jetzt aus verletztem Stolz heraus sagt, oder weil sie es wirklich denkt, weiß ich nicht.

„Ich kann nicht glauben, dass er lieber Jona bumst, statt mich!“, murrt sie.

„Das kann ich auch nicht verstehen,“ werfe ich ein.

„Wer lässt mich schon sitzen?“ Sie sieht mcih fragend an. „Würdest du mich sitzen lassen?“

Ich schüttle den Kopf: „Hallo? Schon mal in den Spiegel geguckt? Natürlich nicht.“ Das meine ich auch so. Sie ist ’ne hammer Braut! Wer würde die denn sitzen lassen – abgesehen von diesem Schwuli…

„Interessant,“ meint sie und ich bekomme plötzlich ein kleine Ahnung, was in ihr vorgeht. Kann es sein, dass sie da eine Chance wittert, in mir einen Ersatz von Benni zu finden?

Sie rutscht ein wenig näher und grinst mich an. „Weißt du, wir sind echt ein gutes Team! Eigentlich ein besseres, als es Benni und ich je waren.“

Eindeutig! Aber hey… als wenn mich das stören würde!

Langersehnte Entspannung

Wie gesagt: Es hat sich wirklich viel verändert, seit Jona an unsere Schule und in unser Team gekommen ist. Zum Glück aber nur zum Positiven.

Mike hat unser Team verlassen, spielt nun in einem anderen, außerschulischen. Wir haben einen neuen Shooting-Guard-Ersatz gefunden, der Mike zwar nicht das Wasser reichen kann, dafür aber kein Problem mit der Ersatzbank hat. (Eine andere Wahl haben wir aber auch nicht, denn Ersatz musste dringend gefunden werden. Immerhin hatten wir nur noch eine Woche bis zu den Wettkämpfen.)

Die Schule hat mein Coming-out übrigens gefasst aufgenommen, wenn es auch einigen Mädchen das Herz gebrochen haben mag. Nur einer nicht: Amelie. Die hat – ob nun aus Rache, oder aus einer Laune heraus – eine Beziehung mit Mike angefangen und mich schon vergessen. Aber das stört mich nicht. Sie passt viel besser zu ihm und ich will sie auch gar nicht zurück. Ich bin mit dem, was ich jetzt habe, viel glücklicher.

Und ich bin auch froh, dass der Rest des Teams, also Leon, Felix und David, es gut aufgenommen haben, statt Mike weiterhin die Treue zu halten. Scheint, als wüssten sie doch, was es heißt, in einem Team zu sein. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass mit Mikes Ausstieg auch der schlechte Einfluss gegangen ist. Wer weiß das schon? Wen interessiert es denn auch?

Wir befinden uns übrigens gerade beim ersten Spiel nach der Sommerpause. Ich bin total aufgeregt, aber ich weiß ja, dass wir in Topform sind. Eigentlich dürfte nichts schief gehen!

„Wird schon schief gehen,“ meint Jona plötzlich neben mir und ich hoffe, dass das jetzt kein Zeichen des Himmels ist, dass doch alles schief geht. Er lächelt mich jedenfalls an und ich kann nicht anders, als dieses wundervolle Lächeln zu erwidern.

„Du hast ja Recht,“ meine ich, „Wir machen das Spiel und alle anderen auch und dann halten wir endlich diesen verdammten Pokal in Händen!“

Er muss kichern.

„Das ist die richtige Einstellung, Benni!“

Ich sehe noch einmal zu ihm, dann treten wir auf das Feld. In wenigen Sekunden beginnt das Spiel.

„Ich liebe dich,“ flüstert er mir zu. „Ich dich auch,“ erwidere ich leise.

Wir küssen uns ein letztes Mal flüchtig, ehe wir in unsere Aufstellung gehen. Dann beginnt das Spiel.

Ich mache den ersten Korb und habe plötzlich das Gefühl, mit ihm an meiner Seite einfach alles erreichen zu können.



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Kommentare zu dieser Fanfic (89)
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Von:  Tajuja-chan
2013-01-03T13:47:35+00:00 03.01.2013 14:47
^3^ *Love*
Egal wie oft ich die FF lese, sie is immernoch wundervoll X3
Schön das ich wieder Zeit hatte sie zu lesen =)
Und ich hoffe du störst dich nich an den Doppel-Kommis ^^

Mit den anderen FF´s werd ich frühestens nächste Woche anfangen können, aber diesmal zieh ichs auch durch und schreib überall was hin ;)

Und wenn du was neues hast, einfach schicken X)


LG Tajuja-chan =)
Von:  Tajuja-chan
2013-01-03T01:48:28+00:00 03.01.2013 02:48
Siehe letztes Kommi


XD
Sy aber ich wusste einfach nix anderes mehr zu schreiben ;P

LG Tajuja-chan =)
Von:  Tajuja-chan
2013-01-03T01:33:37+00:00 03.01.2013 02:33
Nahhh, ich kann mich nich entscheiden.
Im ersten Moment is alles voll süß und so und im nächsten i-wie wieder angespannt >.<
Du machst mich fertig XD
Genau Jona, jetz lass ihn mal stehen! Geschiet ihm eigentlich ganz recht, aber i-wie tut er mir nur noch mehr leid... *Benni schmus*

Zitate =) :

"„Oh mein Gott, dass ist ja sowas von süß!“ Er klingt wie ein Mädchen. „Und?“, will er wissen, „Weiß er es? Natürlich weiß er es, ihr habt ja rumgeknutscht und so… Oh man, du hast mit Jona gefummelt? Haha! Geil… Man, Benni…“
Er lacht los und ich will sterben!" - Das is eine der besten Stellen in der ganzen FF XD *luv*

"Mein Gott… ich will mit ihm ficken!" - Benni, doch nich so ordinär ^^°

"„Die ist doch eh immer wegen irgendetwas sauer…“, ruft Chris dazwischen." - Deswegen ist er mein Liebling XD *Chris luv <3*

LG Tajuja-chan =)
Von:  Tajuja-chan
2013-01-03T01:10:39+00:00 03.01.2013 02:10
XD XD XD
Ich liebe den Anfang dieses Kapitels XD <3
Nein, ich liebe das ganze Kapitel <3 *_*

Zitate =) :

"„Überanstreng dich aber bitte nicht gleich,“ meine ich und er winkt ab. „Mach ich schon nicht.“
Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben kann." - Hallo??? Der Junge würde mit gebrochenen Armen spielen wenn er könnte. Klar kannst du ihm NICHT glauben XD

LG Tajuja-chan =)
Von:  Tajuja-chan
2013-01-03T00:50:59+00:00 03.01.2013 01:50
O_O Da is ein Kommi von mir XD
Hab mich schon gewundert ab wann die anfangen XD
Egal, ich mach die jetz zu jedem Kappi noch eins ;P
Ich versuch auch drauf zu achten das ich nich das selbe schreib XD

Armer Jona *pat* musst schon aufpassen wenn der Ball kommt ;)
Schon krass diese plötzliche Eifersucht von Jona, ich denk nich das er sonst die Trulla so böse anguckt wenn er sie einfach nich leiden kann.
Immer diese unangekündigten Zeitsprünge von dir :)
Erst heißt es Kino, und im nächsten Abschnitt sind sie wieder am trainieren XD
Jona wird rot X3 Süß *_*
Die beiden sind einfach nur ur-goldig <3

Zitate =) :

"„Wir machen dich schon warm,“ erkläre ich ihm. „Stoß dann einfach dazu.“" - X´D Der Satz hat mich grad voll fertig gemacht XD. Die wissen immernoch das er schwul is und das grad mehr als zweideutig klang? XD

"Ehrlich gesagt habe ich überlegt, gar nicht zu kommen, weil ich eh nicht mittrainieren bräuchte, aber als Kapitän möchte ich mit gutem Beispiel voran gehen. Es geht ja auch um den Teamgeist. Und die Taktik, die ich ausgearbeitet habe, sollte ich vielleicht auch ihnen nahe legen, nicht Joshua." - Quack! Er wollte doch bestimmt nur Jona sehen ;P

"„Ich werde auch gleich Amelie abholen und mir ihr ins Kino gehen.“ Ich seufze. Nachdem ich gestern nicht konnte, hat sie es auf heute verlegt." - Hört sich ja nich sehr motiviert an =D


LG Tajuja-chan =)
Von:  Tajuja-chan
2013-01-03T00:20:31+00:00 03.01.2013 01:20
Sy, ich bin am lesen und lesen und lesen und vergesse fast das Kommi XD
Deine Story is einfach zu spannend ;)

Wassn das fürn Schiri? Der hat doch bestimmt Schmiergeld bekommen -.-
AAAhhh!!! Immer diese Schwulenfeinde.
Warum denkt man überhaupt so? Ich verstehs nich ._.
Schwule sind voll friedlich, ey >_<
Oder schonmal nen schwulen über nen hetero lästern gehört?
Und immer diese Beleidigungen... -.-
Los Benni! Schlag ihn zusammen >.< *anfeuer*


Zitate =) :

"„Ich meine… Man soll ja immer mit dem Schlimmsten rechnen – aber mit so was hätte ja nicht mal ich gerechnet,“ stöhnt Lukas auf und lässt sich missmutig auf eine der Bänke fallen." - Doch noch ein Hoffnungsschimmer das er optimistischer wird? =D

"„Schwuchtel,“ erwidert der andere – der übrigens aussieht wie ein Pferd!" - Haha XD

"Ich höre, wie Lukas – der neben dem Schiri steht – diesen fragt, ob er das nicht gehört hat." - Ich weiß, die Szene is voll assi, aber ich stell mir das lustig vor wie er da so neben ihm steht und ihn einfach nur komisch anguckt XD

"Ich bin ebenso fassungslos wie Lukas, der aussieht, als ob er sich gleich auf den Mann stürzen möchte." - Ich mach mit -.-

"„Ihr habt ja nur gewonnen, weil wir Angst davor hatten, dass die Schwuchtel an uns rumtatscht, wenn wir ihr zu nahe kommen.“" - Hallooooooo!!!! "Nur" schwul, nich sexsüchtig! `-.-

"„Doch, war es,“ widerspreche ich. „Ich lasse nicht zu, dass jemand di- ein Teammitglied so beleidigt.“" - Nomma gerettet XD. Aber jetz wird er sich seiner Gefühle bald klar, oder?


LG Tajuja-chan =)
Von:  Tajuja-chan
2013-01-02T23:50:41+00:00 03.01.2013 00:50
Mike is doch das allergroßte Arschloch auf Erden!!! *hass ò.ó*
Wuha, heftiges Spiel!
Aber total spannend X)
O_O Jona!!! >_<
Wie stark der Kleine doch ist, spielt mit ner Gehirnerschütterung, is aber auch i-wie dumm =|
Was muss Jona fürn Dickschädel haben das der andere Spieler bewustlos bleibt? XD
Süß die Szene zwischen Jona und Benni <3 (auch wenn er kotzt XD)
Und am Ende kommen die Gefühle auf *_* *schon voll drauf freu* X3

Zitate =) :

"Wir schwärmen noch ein wenig, wie toll wir sind, während wir uns umziehen." - Eingebildet sind die aber nich, wa? XD

"Felix und Leon reißen sich sogar reflexartig ihr Trikot vor die Brust, um Jona keine Möglichkeit mehr zu geben, sie zu… bewundern." - Bewundern?... XD

"Ich sehe ihn an und er blickt mit herzzerreißendem Blick zurück." - Herzzerreißend? Meins schmilzt gerade *_*

"Mike strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Ich kann nicht fassen, dass er so skrupellos ist, dass ihn dieser Umstand auch noch freut!" - &%$?*&% &%?&?%$!!!


LG Tajuja-chan =)
Von:  Tajuja-chan
2013-01-02T23:16:57+00:00 03.01.2013 00:16
Ich kann mir das Spiel richtig gut vorstellen. Und wie sie sich über den Sieg freuen X3 Da bekommt man Lust sich ein richtiges Spiel anzusehen =)
Wirklich geil wie du das alles beschreiben kannst, fast als würd man nebendran stehen :) (`kay, das war vill ein bissel übertrieben, aber eben so ähnlich XD)
Schön das sie Jona jetz lieb haben X3
Spätestens am Ende weiß ich wieder warum ich Mike und die Trulla nich leiden kann -.-
Warum wollen alle immer die Besten sein und gönnen anderen nich auch mal was?
Aber anstatt das er sich anstrengt und noch mehr trainiert, nee, lieber einen Plan machen wir wir den kleinen Emo wieder los werden. Is ihm schonmal der Gedanke gekommen das er durch solche Aktionen auch aus dem Team fliegen kann?
Aber: Dumm und dumm gesellt sich gern XD

Zitate =D :

"Ich wechsle ein paar andere ein und wieder aus. Auch David, Felix und Leon machen keine Anstalten, wie zivilisierte Menschen zu spielen." - Typisch Nebenchars, müssen immer Probleme machen... ._.

"Katastrophe… lalalala…" - Haha X´D

"Unruhig nestelt er an seinem Trikot herum. Unsere Trikots sind übrigens schwarz-rot." - Gut zu wissen wie die Trikots aussehen, aber is das in der Situation nich eher total unwichtig, Benni? Oder will er nur von i-was ablenken? *fg* =D

"Ich zerre ihn aufs Feld." - OMG! Armer Jona O_O

LG Tajuja-chan =)
Von:  Tajuja-chan
2013-01-02T22:35:35+00:00 02.01.2013 23:35
Was haben die alle gegen Jonas Aussehen? Er is doch total goldig X3
Ja gut, es is gewöhnungsbedürftig und selbst ich hab schon Emos getroffen bei denen ich mir gedacht hab - OMG - aber Jona? Viel zu niedlich <3
Mike muss ja grad über Aussehen reden, hat der mal das Bild gesehen das du neben seinen Namen gesetzt hast? XD
Süß, Benni flirtet schon ubewusst XoX - Das dacht ich jedesmal wenn er nett zu Jona war... *hasse meine übertriebene Shonen-ai - Besessenheit*
Schon hart wie Jona das alles mitanhören muss. Kann mir vorstellen wie schlecht er sich fühlt, weil er denkt das es seine Schuld is das sie sich streiten.
Hab mir am Ende vorgestellt wie Benni richtig ausrastet, alle anschreit und ganz böse guckt. So wärend dem lesen hat das voll gepasst, *Gänsehaut* aber als ich fertig war musste ich drüber lachen weil ich mir Benni gar nich so böse vorstellen kann XD

Zitate aus der Story und meine dummen Kommentare dazu XD :

"Was für eine Wildkatze… Das ist ja fast schon amüsant." - Der erste Funke :D *freu freu*

"Mein Gott, muss man denn immer alle zu ihrem Glück zwingen?" - Ähm, ja? Sonst wär das Leben doch viel zu einfach XD

"Ist das jetzt nur ein Anflug von Zickenkrieg oder ist er tatsächlich schwul? Wenn dem so ist, weiß ich ja, was bald für neues Theater sorgen wird. Juhuuu…" - Hab ich dir schon gesagt das ich deinen Sarkasmus liebe? :D

"Ehe jemand was sagen kann, hat Chris ihn weg geschoben und schüttelt begeistert Jonas Hand. „Ich bin Chris, der Point-Guard!“" - Aber wenn ihm ein Fremder Süßigkeiten schenken möchte geht er nich mit, oder? o.ò

LG Tajuja-chan =)


Von:  Tajuja-chan
2013-01-02T21:57:42+00:00 02.01.2013 22:57
Heyo =)
Sy das mit den Kommis schleppt sich son bissel wegen der Arbeit >.<
4x Spätschicht letzte Woche war hart ^^

Is ja ein netter Sportlehrer, ich wette der sitzt wärend des Trainings nebendran auf nem Liegestuhl XD
Ich finde Sportlehrer sollten jung und knackig sein und nich so alt das sie schon auf den Ruhestand warten...
Wie Benni das ganze Training erklärt find ich super, so kann selbst ein Leihe wie ich das verstehen =D
Hört sich aber auch nach ner menge Arbeit an ._.
I-wie kommts mir so vor als könnte keiner Mike leiden, also... warum sind sie Freunde? XD
Süß wie er sich freut von nem neuen Shooter zu hören <3 *Benni knuff*
Die "Trulla" kommt mir am Ende vor wie Cruella Deville O_O

"Lukas ist kein euphorischer Mensch. Und wenn er so von diesem Jona schwärmt, dann hat man ihm entweder einen Ball an den Kopf geworfen, oder Jona muss wirklich wahnsinnig gut sein." - Haha XD

Yay X3
Auf zum nächsten Kappi =)

LG Tajuja-chan

P.s.: Frohes neues Jahr ;)


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