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Blue Diamond

Die Urversion!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein lange überfälliges Vorwort...
Diese Kapitel wurden zu einer Zeit geschrieben, als das BD noch gar nicht als solches Existierte. Daher entschuldigt, wenn eben dieser Anteil sehr kurz geraten ist~

Eine überarbeitete Fassung (aller Kapitel) wird folgen.

Dennoch wünsche ich viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Finale der ersten Story.

Viel Spaß damit :3

[P.S. die beiden "Gastcharaktere" haben auch ihre eigene Geschichte. (-> Irrwege der Liebe) ;P] Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier sind wir nun einige Jahre in der Zukunft... Sprich Gegenwart!
Viel Spaß und Danke fürs Lesen :3 Komplett anzeigen

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(1-1) Das Richtige

Das Richtige
 

Mini-Prolog
 

Unzählige große Städte.

Überfüllt mit Menschen.

Fremde wie Freunde.

Wo stehen wir?
 

Viele Lichter. Reklame über Reklame.

Gebäude, hoch wie der Himmel.

Taghell, obwohl Nacht.

Sterne wie verschwunden.
 

Es sind eben diese Dinge, die unser Leben bestimmen. Auch das meinige.

Wären wir uns damals nicht begegnet, wäre mir nie Bewusst geworden, wie schön die Welt doch sein kann.
 


 

(1-1) Das richtige Auftreten
 

Ich war wegen meines Jobs in Tokio unterwegs gewesen. Einer der wichtigen Sponsoren hatte mich zu sich gerufen. Um was es ging? Geld. Es geht doch immer nur ums Geld. Ganz egal ob große, eigentlich steinreiche Firma oder eine kleine Familie abseits der Stadtmitte. Immer nur machte man sich Sorgen um das liebe Geld. Verflucht sei es.

Ich mochte meine Arbeit nicht. Ich kann schon gar nicht mehr sagen, warum ich das unbedingt machen wollte. Ich war Jung. Und mein Vater... Ja, er wollte es auch.

Im obersten Stock war das Meeting angesetzt. Mein Hotel, in welchem ich mich einquartiert hatte, lag nur wenige Minuten vom Firmensitz entfernt. Ich ging also nicht zu Früh los – wollte eigentlich gar nicht hin. Doch es war meine Pflicht.

Viele, schier endlos wirkende, Minuten, fuhr der aus glänzendem Metall bestehende Aufzug nach oben. Keiner der anwesenden Personen sprach ein Wort. Es war wie ausgestorben – wie so oft. Kaum ausgestiegen wurde ich auch schon von einer jungen Dame empfangen. Sie hatte mittellanges, blondes Haar und einen weißen Anzug an. Sie war schlank und die Brille stand ihr gut. Auf dem Papierstapel, den sie in der Hand hielt, notierte sie etwas, ehe sie mich lächelnd begrüßte.

„Guten Tag. Bitte. Folgen Sie mir.“

Ich gab ein freundliches Grußwort zurück und ging ihr nach. Der Weg zum Chefbüro erschien mir so lang, wie keines zuvor. Lag aber vielleicht auch am schmalen Korridor, der recht schlicht gehalten war.
 

„Treten Sie ein, Iro-san“, gab die Dame mir zu verstehen, öffnete daraufhin die gläserne Tür zu seinem Büro.

Nach einer leichten Verbeugung betrat ich den hellen Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch stand. Ganz aus Glas war die Platte, gehalten auf einigen metallenen Füßen.

Ich verneigte mich und trat dann an das Pult des Mannes vor, der der Firma meines Bosses so oft aushalf.

„Guten Tag, Washi-san. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

Ganz seinem Namen entsprechend, sah mich der Mann mir Gegenüber mit scharfem Adlerblick an.

Seine schmalen Mandelaugen und sein glänzendes schwarzes Haar machten ebenso Eindruck wie sein dunkel gehaltener Maßanzug. Er schien im zarten Alter von etwa 30 Jahren zu sein. Noch Jung, dafür dass er ein so hohes Tier war.

„Guten Tag, Iro-san.“ Der Mann reichte mir seine Hand zum Gruß – eine sehr seltene Geste für einen Japaner.
 

Ich trage zwar einen japanischen Namen, doch aufgewachsen bin ich nicht in Japan. Meine Heimat ist der Westen Europas. Genauer gesagt, habe ich mal hier und mal da gelebt. Aber am schönsten war es doch nahe Deutschlands. Und obwohl ich kein gebürtiger Einwohner des Landes der aufgehenden Sonne bin, so kenne ich doch die meisten Sitten und Gebräuche.

Seinen Handschlag erwidernd reichte ich ihm dennoch meine Visitenkarte, die er mit einem Lächeln auf den Lippen annahm.

„Kommen wir gleich zur Sache.“ Während er dies verlauten ließ, nahm ich unweit von ihm entfernt platz.

Seine Stimme war tiefer als ich sie mir vorgestellt hatte. Aber sie passte zu ihm und hatte etwas, das ich nicht definieren konnte.

„Wir, das heißt, der Vorstand und ich, zweifeln am Profit. Es stellt sich uns die Frage, ob es sich noch lohnt, weiterhin in Ihre Firma zu investieren.“

Sein ernster Blick machte es mir nicht leichter. Im Gegenteil.

Wüsste er, wie egal mir das ganze wäre, wäre die Sache einfacher. Nun hieß es aber, das mühsam erstellte Konzept und meine Überredungskunst darzubringen.

„Hören Sie...“, fing ich nach kurzem Warten an.

„Nein. Sie hören jetzt mir zu!“ Der vor wenigen Augenblicken noch freundliche Blick war mit einem Male verschwunden. „Sagen Sie mir, und das in eigenen Worten, warum wir Sie noch unterstützen sollen!“ Tief sah er mir dabei in die Augen.

Ich schwieg. Was sollte ich darauf antworten?

„Ich höre.“

Meine Augen schließend, kicherte ich kurz auf. „Wissen Sie...“, gab ich leise von mir. Ich stand auf und lehnte mich auf dem Glastisch ab. „Es ist mir eigentlich ganz egal, ob Sie die Firma, in der ich nur Angestellter bin, weiterhin unterstützen. Ich darf frei sprechen? Bitte. Ich habe andere Sorgen als meine ungeliebte Arbeit! Es geht doch eh immer nur ums Geld! Was kümmert mich das? Wenn es uns so schlecht geht, dann kann man doch wen anderes als Sponsor suchen, oder etwa nicht? Geldsorgen... Hat die denn nicht jeder? Und jeder kommt irgendwie damit klar. Nur große Firmen, die brauchen Leute, die alles bezahlen. Aber wofür das alles? Schulden machen einen das Leben niemals leichter.“ Ich holte kurz Luft. Ich war wütend. Ehrlich und abwertend waren die Worte, welche ich dem fremden Firmenchef an den Kopf warf – aber es waren meine Gedanken. „Ich wünsche mir, dass Sie Ihre Firma gut leiten. Das ist es doch, worauf es eigentlich ankommt, oder nicht? Washi-san?“

Der Mann schwieg. Ich war wohl doch zu aufbrausend gewesen. Das hatte ich nun davon. Sobald mein Chef davon erfährt, bin ich den Job los. Obwohl, so schlecht wäre das auch nicht.

„Sagen Sie...“, begann der Andere und hob den Kopf ein wenig an. Ich spürte, wie sich kalter Schweiß auf meinen Handflächen bildete und ich wegzurutschen drohte.

„Sie mögen Ihren derzeitigen Beruf nicht?“

„... Nein, nicht wirklich.“ Worauf wollte Washi-san da hinaus?

„Hätten Sie Interesse daran, bei uns anzufangen? Wir suchen immer nach Leuten, die ihre eigene Meinung offen und ehrlich sagen. Außerdem...“

Ich horchte auf. „Außerdem...?“

Ein Grinsen, dessen Bedeutung mir schleierhaft erschien, bildete sich auf den Lippen des Firmenbosses. „Außerdem scheinen Sie Mut zu haben. Sie gefallen mir.“

Ich gefalle ihm? In welcher Hinsicht? Wie ich meine Meinung sagte? Äußerlich? Charakterlich?

„Überlegen Sie es sich. Ich werde mich bald bei Ihnen melden. Und keine Sorge, wir werden Sie weiterhin unterstützen.“

Ich sah perplex drein. „D-danke...“, nuschelte ich nur und verbeugte mich.
 

Das Hochhaus hatte ich schneller verlassen können, als betreten. Ging der Aufzug abwärts flotter voran oder bilde ich mir das ein? „Er meldet sich bei mir?“ Immer mehr stellte sich mir die Frage, warum er ausgerechnet mich haben wollte. Ich bin kein mutiger Mensch, im Gegenteil – aber wenn ich jemanden meine Meinung sagte, dann ordentlich. „Was mach ich nun?“

_______________________________________________
 

Fortsetzung folgt in (1-2).

(1-2) Die richtige Entscheidung?

Weiter gehts ;)
 

~~~~~~~
 

(2) Die richtige Entscheidung?
 

In meinem Hotelzimmer angekommen – und von Schuhen und Jacke befreit – begab ich mich zuallererst ins Badezimmer. Ich freute mich schon richtig auf die erfrischende Dusche. Vom warmen Nass benetzt, kamen mir wieder die Worte Washi-sans in den Sinn. Ich fragte mich, was für einen Eindruck ich wohl hinterlassen hatte. Positiv konnte der eigentlich nicht gewesen sein...
 

Nachdem ich mich abgetrocknet und aufs Bett gesetzt hatte, überlegte ich, was ich zu Abend essen sollte. Auf einen schlichten Imbiss hatte ich keinen Bock. Schick Essen gehen war alleine zu langweilig.

„Ich glaub’, ich geh einfach einen trinken.“ Ich raffte mich schließlich auf und zog mir ein schlichtes, dunkelblaues Polo-Shirt und eine schwarze Jeans an. Ein wenig Parfum aufgelegt und die Haare etwas zurückgegelt, war ich auch schon auf dem Sprung. Ich wusste, dass es ganz in der Nähe des Hotels eine Bar gab. Zumindest sagte mein Chef, dass er da ganz gerne war.

Als ich vor dem Hotel stand, war ich ganz überwältigt von den vielen Lichtern, welche die Nacht zum Tag machten. Da war mir meine kleine Heimatstadt lieber. Kurz sah ich mich um, ehe ich mich auf den Weg machte. Der Weg zu der Bar war nicht weit – ich brauchte keine fünf Minuten dorthin. Wenn mich nicht alles täuschte, befand sie sich in einem dieser Rotlichtviertel, was mir dann doch ein wenig Unbehagen brachte. Dennoch ging ich weiter und schließlich auch in die Bar, Blue Diamond nannte sie sich, hinein.

Mein erster Eindruck? Die Lounge war in warmen Rot und Orange-Tönen gehalten. Die Menschen sahen alle miteinander glücklich aus. Der Tresen wurde mit blauen Lichtern und diamantförmigen Leuchtern geschmückt – daher wohl der Name. Ein Glück, denn ich hatte schon befürchtet, dass es sich hier um eine Schwulenbar handelte.
 

Ich setzte mich nach einigem hin und her an den Tresen und bestellte mir einen Cocktail – Blue Diamond, den Haus-Drink. Wie zu erwarten war dieser Blau gefärbt und mit einem Diamant auf dem Schirmchen. Ob ich da einen Frauendrink vor mir hatte, wusste ich anfangs nicht. Ich kostete ihn vorsichtig. Zu meinem erstaunen schmeckte er besser als er aussah. Ich drehte mich dann um und beobachtete die Menschen um mich herum. Sah ihnen beim Tanzen zu, entspannte auf diese Weise ein wenig.

„Sind Sie das erste Mal hier?“

Der Barkeeper, gekleidet mit einem weißen Hemd und einem dunklem Jackett, polierte gerade eines der vielen Gläser, als er mich ansprach. Ich wandte meinen Kopf ein wenig und nickte lächelnd. „Ja. Ich bin geschäftlich in der Gegend. Mein Chef empfahl mir diese Bar.“

„Da haben Sie aber Glück. Heute ist „Red Night“.“ Er stellte das Glas beiseite und stützte sich auf dem Tresen ab.

„Red Night?“ Ich wusste nicht genau, was das bedeutete. Aber wahrscheinlich hatten die Farben etwas damit zu tun.

„Sie müssen wissen, dass dies eigentlich keine normale Bar ist und wir meist nur männliche Kunden bedienen. Heute ist offener Abend. Da dürfen auch Frauen mit ihren Freunden oder Freundinnen sich mit unseren Damen und Herren begnügen.“

Ich verstand nicht. Was sollte das bedeuten? „Also... Dann ist dies eigentlich eine Schwulenbar?“

Doch der Barkeeper schüttelte seinen Kopf. „Nein, Nein. Nicht einfach eine Bar. Wir bieten Männern den Service, sich mit Frauen oder Männern genau so zu vergnügen, wie diese es wollen. Man könnte sagen, dass wir ein etwas anderer Host-Club sind.“

Host-Club. Davon hatte ich schon gehört. Das waren Läden, bei denen sich Kunden umschmeicheln lassen, aber eigentlich nichts Sexuelles miteinander anfingen. Ich war nun Neugierig und wollte mehr wissen. Ich drehte mich nun zu dem Mann um. „Und welche Tätigkeiten genau sind es, die hier angeboten werden?“ Der Drink war mittlerweile dem Ende zugegangen und ich bestellte gleich einen Neuen.

„Nun. Das liegt natürlich immer an den Wünschen der Kunden. Die meisten aber suchen einfach nette Menschen, mit denen sie vertraut über ihre Sorgen reden können, in dem Wissen, dass es nie jemand erfährt.“

„So ist das also...“, murmelte ich und blickte mich noch einmal im Raum um. „Und dieser Dienst wird eigentlich nur Männern angeboten? Warum?“ Das wollte mir nicht in den Sinn...

„Wie soll ich sagen? Wir haben noch nicht genügend weibliches Personal, um für die weiblichen Kunden Sorgen zu können. Und davon einmal abgesehen, ist es bei Frauen meistens so, dass sie ihre Freundinnen für solche Themen haben. Bei vielen Männern ist das etwas anders. Deswegen kommen sie zu uns. Hier können sie ihren Sorgen Luft machen und sich im nachhinein keine Gedanken darum machen. Dafür stehen wir.“

„Hm“, entgegnete ich nur und trank auch den letzten Schluck meines Drinks aus. Die Idee hinter diesem Laden war nicht schlecht. Aber ich fragte mich, ob es wirklich so viele Männer gab, die ihre Sorgen völlig Fremden anvertrauten.

Die Musik wurde mit einem Male ausgeschaltet und eine freundliche Männerstimme erklang.

„Verehrte Gäste. Unser Personal steht jetzt zu Ihrer Verfügung. Bitte begeben Sie sich zu den Räumlichkeiten, die ihnen zugeteilt wurden. Einen schönen Abend noch und vielen Dank für Ihren Besuch im Blue Diamond.“

Kurz darauf erklang wieder leise Musik. Ein Teil der Leute, etwa Sechs bis Sieben Mann, begaben sich tatsächlich zu diesen Räumlichkeiten, die in einem Nebenraum zu sein schienen.

„Man bekommt jemanden zugeteilt?“ Ich sah den Barkeeper, der kurz einen Gast bewirtete, fragend an.

„Nun ja. Das hat zwei Gründe“, fing er an zu erklären und kam wieder zu mir herüber. „Die meisten hier sind Stammkunden. Und damit die Privatsphäre garantiert bleibt, bekommt man bei jedem Besuch jemand neuen zugeteilt. Außerdem ist so auszuschließen, dass einer zu viele Kunden an einem Abend versorgt.“

„Macht Sinn.“ Ich sah nachdenklich zu dem Nebenraum. „Seine Sorgen loswerden...“, murmelte ich.

„Möchten Sie es auch einmal probieren? Heute kostet es nur die Hälfte.“ Er lächelte mich freundlich an.

„Ist nicht schon alles besetzt?“ Ich wusste nicht, ob ich mich darauf einlassen sollte. Aber es faszinierte mich und Sorgen abbauen konnte nie schaden.

„Nun Ja. Ein Raum ist immer für besondere Gäste frei. Da der Herr nur Leute empfängt, die, wie er sagt, ‚seiner Kragenweite’ entsprechen. Und Sie scheinen mir fast so ein Kandidat zu sein. Es wäre zwar durchaus möglich, dass er Sie abweist, aber ich kenne ihn gut und bin mir sicher, das dem nicht so sein wird.“

Erstaunt sah ich den Mann an. Es gab also jemanden, der nur bestimmte Leute anhörte? Solche, die ihm in den Kram passten? Snob, dachte ich noch, ehe mir ein Schlüssel mit goldenem Anhänger hingehalten wurde. Auf dem Anhänger war ein Adler abgebildet.

„Möchten Sie es einmal versuchen?“

Der Schlüssel baumelte vor meinen Augen hin und her. Ich sah aus dem Augenwinkel noch einmal zu jenen Räumlichkeiten, aus welchen glückliche Menschen herauskamen und fasste mir ein Herz. „Ja. Aber vorher bitte noch einen Drink.“

„Gerne, der Herr.“

Nun war es besiegelt. Mit dem Schlüssel und dem Cocktail in den Händen machte ich mich auf den Weg zu dem Zimmer mit Adler. Wer mich da wohl erwartete?
 

Fortsetzung folgt...

(1-3) Die zweite Begegnung

Drittes Kapitel zu "Das Richtige" - leider etwas kurz geraten V_V
 

Ich hoffe, es (allen voran Washi-san) gefällt euch dennoch :)
 

[Kapitel 2-2 ist bereits fast fertig]
 

Enjoy!
 

_______________________
 

(3) Die zweite Begegnung
 

Ich stand da nun also vor dem Zimmer, zu dem dieser Schlüssel passte. Nervös nippte ich noch einmal an meinem Drink. Tief atmete ich ein letztes Mal ein, ehe ich den Schlüssel langsam in das Schloss einführte. Meine Finger ruhten noch kurz auf diesem, drehte ihn dann aber schließlich um. Ein Klacken sagte mir, dass die Tür nun aufgeschlossen war und nur noch geöffnet werden musste. Ob der Mann da drinnen auf jemanden wartet? Wie war das wohl geregelt?

„Herein.“

Eine Stimme drang an mein Ohr, als ich den Türgriff gerade in die Hand genommen hatte. Also wartete man tatsächlich darauf, dass jemand mit diesem Schlüssel herkam. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und trat dann mit neuer Entschlossenheit ein. „Guten Abend“, gab ich von mir und richtete meinen Blick auf den Mann vor mir, der ganz bequem auf einer ledernen Couch saß. Hinter ihm schien das Licht der Stadt in den Raum, sodass ich ihn nur Schleierhaft erkennen konnte.

Der Raum war groß gehalten, in dunkelroten Tönen gestrichen worden und sogar der Teppich wirkte elegant. Die Möbel waren aus hochwertigen Materialien hergestellt. Die Couch aus rot-braunem Leder passte gut in das Ambiente. Vor dieser stand ein kleiner Glastisch. Flaschen mit alkoholischen Getränken fand man in einer eleganten, aus dunklen Hölzern gemachten, Vitrine, die mit schwachem Licht beleuchtet war.

„Kommen Sie doch näher“, deutete mir der Mann, mich zu ihm zu setzen.

Ich zögerte erst noch eine Sekunde, ehe ich die Tür hinter mir schloss und mich dann dem Mann gegenüber hinsetze. Erst jetzt fiel mir auf, dass der Mann Ähnlichkeit mit Washi-san haben könnte, aber ich redete mir ein, dass dies nicht sein konnte.

„Nicht so schüchtern“, gab er mir zu verstehen und lächelte. „Möchten Sie noch einen Drink?“ Sein Blick fiel auf das leere Glas in meiner Hand. Er ahnte wohl, dass ich schon etwas intus hatte. Ich nickte nur. Er stand daraufhin auf, ging zu der Vitrine und öffnete die rechte Tür. „Darf es ein Whiskey sein?“ Er sah mich über die rechte Schulter hinweg an und ich konnte wieder nur nicken. Er schenkte die zwei Gläser in etwa zur Hälfte ein und stellte diese dann auf den Tisch, eins vor mich und das seinige zu sich. „Dass wir uns auf diese Weise wieder begegnen würden“, murmelte er lachend und nippte an dem Whiskey.

Ich hatte es ja schon geahnt und mit diesen Worten wurde mein Verdacht noch einmal bestätigt. „Washi-san...?“ Ich zögerte. Was tat ich hier? Warum war ich in dieses Zimmer gegangen? „Wieso...?“

„Seien Sie unbesorgt, Renjiro-san. Ich werde Ihnen sicherlich nichts tun.“

Sein durchdringender Blick ließ mich erstarren. Warum nannte er mich bei meinem Vornamen? Ich meine, wir kannten uns nicht – waren wir uns doch nicht vertraut.

„Warum so nervös?“

„I-ich...“ Mein Blick schweifte ab. Ich wusste, warum ich hierher gekommen war, doch dass jetzt ausgerechnet er vor mir saß, machte mir mehr zu schaffen, als ich gedacht hatte. „Ich bin...“ Mir fehlten die Worte.

„Sie wundern sich, dass ich nun vor Ihnen sitze, habe ich Recht?“ Er lachte kurz auf und stützte drin Kinn dann auf seinen Händen ab, nachdem er seine Arme auf dem Tisch platzierte. „Keine Sorge. Wir werden nur Reden. Schließlich bin ich nur dafür da.“

Ob das denn so stimmte? Aber egal was mich jetzt so nervös machte, er hatte Recht. Ich war hier, um mich mal so richtig auszulassen! „Wie geht das hier vonstatten?“ Selbstsicher trank ich einen Schluck und parierte den Blick meines Gegenübers.

Washi-san sah mich zuerst erstaunt an, da sich mein Sinneswandel keineswegs angekündigt hatte. „Ahahaha! Sie sind mir ja einer!“ Er lachte laut auf und fuhr sich, dabei zurücklehnend, durch die Haare. „Genau das ist es, was mir so an Ihnen gefällt!“ Sein Lachen verstummte und die Stimmung schien sich plötzlich zu verändern. „Sie können einfach alles von der Seele reden. Ich werde Ihnen zuhören und wenn Sie wollen, werde ich meine Meinung äußern. Bleiben Sie sitzen, oder gehen Sie ein wenig umher. Natürlich kann man auch bei einer Runde Schach seinen Kopf frei bekommen. Wir richten uns stets nach dem Kunden.“

Höflicher als gedacht bekam ich eine ordentliche Antwort, bei der ich einen neuen Eindruck von dem Mann bekam. Ich konnte seinen Charakter zwar noch immer nicht so Recht entschlüsseln, doch mittlerweile kam ich besser mit Washi-san klar.
 

Nach nur wenigen Minuten, die ich für meinen Whiskey brauchte, lockerte ich meine Haltung und fing einfach an zu reden. Über ganz belanglose Sachen wie den Spritkosten, über meinen Job, bis hin zu meiner Heimat. Ich saß da sicherlich ein paar Stunden, zumindest kam mir die Zeit wirklich lang vor. Es war, als könnte ich endlich alles abschütteln, was mich so einengte.

„Und wie kam es dazu, dass Sie nach Tokio geschickt wurden?“

„...“ Ich überlegte kurz. Wie war das noch gleich gewesen? „Ich bin wohl einfach Chefs Liebling, da ich mich nie wirklich beschwere und immer tue, was man mir abverlangt.“ Ich senkte meinen Kopf, schwenkte mein neu eingeschenktes Glas – welches nun schon das sechste sein dürfte.

„...“

Washi-san schwieg. Ich fühlte mich durch das plötzliche Schweigen seinerseits unwohl. Der Alkohol machte sich auch langsam bemerkbar. In meinem Kopf wurde alles von einem Schleier eingehüllt.

„Ich... glaube...“, fing ich an und versuchte mich zurückzulehnen. „Ich hab wohl... zu viel getrunken“, gestand ich mir ein und legte meinen Arm auf meine Augen, die ich geschlossen hielt. Für einen Moment war es angenehm ruhig.

„Sie können sich gerne ein wenig hinlegen“, bot mir mein Gegenüber mit freundlicher Stimme an.

Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, wie er aufstand und an den Sessel, auf welchem ich saß, herantrat. Er hielt mir die Hand hin. Ich zögerte, überlegte, ob ich nicht eher ins Hotel zurück sollte.

„Danke“, murmelte ich leise und nahm die Hand an. Mit etwas Mühe erhob ich mich und ließ mich zum Sofa begleiten. Das weiche Leder schmiegte sich an meinen Körper, als ich mich auf dieses legte.

Washi ging kurz, um gleich darauf mit einem Glas Wasser wieder vor mir aufzutauchen.

„Hier. Das hilft meist“, meinte er nur und hielt es mir hin.

Ich trank das Wasser auf Ex aus und reichte dem Mann das leere Glas, welches er auf den Tisch stellte.

„Ich werde Sie nun ein wenig allein lassen. Bleiben Sie ruhig noch liegen, bis es Ihnen wieder besser geht.“

Ich wusste nicht, ob es am Alkohol und meiner verschwommenen Sinne lag; aber Washi-san kam mir so viel freundlicher und hilfsbereiter vor, als noch am Abend als ich in seinem Büro war. Es war merkwürdig. Jeder Mensch schien eine weiche Seite zu haben.
 

„Renjiro-san?“

Müde öffnete ich meine Augen. Ich musste wohl eingenickt sein.

„Wachen Sie auf.“

Da war wieder der raue Ton, den ich von dem Schwarzhaarigen kannte. Ich beugte mich vor und blickte verstohlen auf meine Armbanduhr. Sie zeigte mir an, dass es mittlerweile kurz vor Mitternacht war.

„Sie sind ja richtig eingeschlafen“, bemerkte Washi spöttisch und reichte mir erneut ein Glas Wasser.

Ich setzte mich sogleich richtig hin, nahm das Wasser dankend an. Wie konnte ich nur so lange einpennen?! Und das in einem fremden Raum? So etwas war mir doch noch nie passiert!

„Danke. Ich... Ich gehe jetzt“, flüsterte ich leise und wollte mich gerade auf den Weg machen, als mich Washi-san mit der Hand zurück aufs Sofa drückte.

„Kleinen Moment.“

Er blickte mich mit einem Lächeln an, das mir sehr düster vorkam.

„Kommen Sie morgen in mein Büro“, befahl er und schien mir in die Seele zu blicken. „Ich sagte Ihnen ja bereits, dass Sie mir gefallen. Durch das Gespräch heute, ist mir das erneut bewusst geworden.“

Das... hatte er mir bereits vermittelt. Aber ich konnte noch immer nichts damit anfangen. Inwiefern mochte ich ihm bitte gefallen?

„...“

„Ich sage Ihnen morgen, was ich mit Ihnen vorhabe. Keine Sorge, es wird nichts ‚Schlimmes’ werden.“

Wo war seine Freundlichkeit hin? Vor ein paar Stunden noch hatte ich das Gefühl gehabt, mit ihm gut auskommen zu können. Aber nun...?

Ich nickte nur eingeschüchtert, woraufhin er seine Arme zurückzog. Ich stand auf, verbeugte mich leicht und ging dann schnell aus der Tür. Beim Barkeeper legte ich den Schlüssel sowie die Kosten für den Abend auf den Tresen. Keine Sekunde länger blieb ich in diesem seltsamen Laden.
 

Im Hotel legte ich mich erst einmal auf das weiche Bett und versuchte mich wieder zu beruhigen. Die letzten paar Minuten waren wirklich zu seltsam gewesen.

Was war das...?

Ich legte mich auf die Seite, den Arm unter dem Kissen liegend, und blickte durch das Fenster nach draußen. Washi-san konnte so sympathisch sein. Warum tat er die ganze Zeit so, als sei er ein Fiesling? Ganz egal. Er wollte mich morgen erneut treffen. Das dritte Mal würde das sein.

Angespannt schloss ich meine Augen und schlief binnen weniger Minuten ein. Dieser Tag war wirklich sehr anstrengend gewesen.
 

Fortsetzung folgt in (1-4)

(1-4) Ein eigenartiges Treffen

(1-4) Ein eigenartiges Treffen
 

Früh am nächsten Morgen weckte mich das Klingeln meines Handys. Verschlafen griff ich nach dem Gerät, welches auf dem Nachtkästchen platz gefunden hatte und sah auf das Display. Schlagartig war ich hellwach und nahm den Anruf entgegen.

„Guten Morgen, Kenzaki-san!“ Warum rief mein Chef so früh an?

„Morgen, Iro-san. Hören Sie. Es hat sich gestern etwas neues ergeben und ich würde Sie gern bitten, kurz nachzusehen und alles Dingfest zu machen.“

Natürlich. Was denn sonst? „Ist gut. Und wo muss ich hin?“ Ich rieb mir die Augen und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.

„Nun. Ich weiß gerade nicht, wer der Ansprechpartner dafür ist, aber Sie müssen sich dafür ins ‚Togu Royal’ begeben. Das ist ein Hotel in der Innenstadt. Man kann es eigentlich kaum übersehen.“

„Und wann genau?“ Auch wenn es mich mehr als nur ärgerte, blieb mir nichts anderes übrig. Es war schließlich mein Job...

„Am besten so Früh wie Möglich. Bleiben Sie ruhig noch eine Nacht!“

Dieser...! „Einverstanden“, gab ich nur noch mühselig von mir, verabschiedete mich und legte das Telefon beiseite. Als ob ich nichts besseres zu tun hätte, oder? Ich seufzte tief. Ich wollte nicht. Ich wollte Nachhause. Ein Blick auf die Uhr verriet, das es mittlerweile schon nach Neun war. Sich noch einmal hinzulegen würde also nichts bringen, also stand ich auf und nahm noch eine Dusche, ehe ich mich anzog und mir am Buffet noch schnell einen Imbiss holte.

Anschließend fuhr ich mit dem Taxi zu besagtem Hotel, bei welchem wir nach zwanzig Minuten ankamen. Wegen des Verkehrs hatte ich darum gebeten, etwas früher rausgelassen zu werden. Der Stau zog sich schon zu lange hin und ich hatte nun wirklich nicht mehr die Zeit und Geduld noch länger in diesem Wagen zu warten. Ich verabschiedete mich höflich, gab dem Taxifahrer das Geld samt Trinkgeld und stieg aus.

Ganz wie der Chef sagte, konnte man das Gebäude wirklich nicht übersehen. Es war Höher als alle anderen Bauwerke der Umgebung. Man konnte kaum die Spitze erkennen. Nun war mir aber noch immer unklar wohin ich jetzt genau musste. Es war mir ein Rätsel. Geschäfte aushandeln und dann keine genauen Informationen einholen. So Typisch... Genervt ging ich nun die Straße entlang. Ein Laden nach dem anderen zierte die Einkaufsmeile. Sie war sehr prunkvoll gestaltet und konnte einem durchaus Angst einflößen.
 

Ich blieb kurz stehen, um mir das Hotel noch einmal im ganzen anzusehen, reichte es doch wirklich bis zu den Wolken. Faszinierend, dass es mitten in der Stadt ein solches Gebäude geben konnte – und das überall auf der Welt. Ich wollte gerade meinen Weg fortsetzen, als mir ein junger Mann entgegenkam, bepackt mit zwei großen Schachteln, wohl aus einer Konditorei stammend. Da er scheinbar nicht sehen konnte, wo er lang ging – was sehr unvorsichtig war -, trat ich einen Schritt zur Seite. Und kaum hatte ich einen Fuß vor den anderen gesetzt, da geschah es: Der junge Mann verlor sein Gleichgewicht und beide Schachteln fielen in meine Richtung. Auszuweichen war mir nicht mehr Möglich gewesen. Nun saß ich auf dem Asphalt, von süßem Kuchen eingehüllt.

‚Oh Mann. Das musste ja passieren...’, dachte ich mir etwas entnervt.

„Oh Gott! Entschuldigung! Tut mir Leid! Sie haben sich doch nicht verletzt?!“ Der junge Mann, wohl an die zweiundzwanzig Jahre alt, beugte sich zu mir herunter und reichte mir die Hand. Ich nahm diese an und stellte mich wieder auf. „Nein, keine Sorge.“ Verletzt hatte ich mich zwar nicht, dafür aber war ich jetzt von Kopf bis Fuß mit Tortenguss übersät. So konnte ich doch nicht zu dem Termin erscheinen... Was machte ich denn jetzt?

Der junge Mann schien mich panisch zu mustern. „Oh Nein! Ihr Anzug! Was... Was mach’ ich jetzt nur?!

Ich wusste es selber nicht so genau, aber... „Das ist nicht so schlimm. Ich... werde mich einfach umziehen. Den Anzug kann man waschen. Aber was ist mit dir? Der Kuchen war doch sicherlich für einen bestimmten Anlass?“ Ich kniete mich hin und sammelte die Überreste auf, um diese zurück in die Schachteln zu legen. Viel zu retten war allerdings nicht mehr.

„Der... Kuchen...“, stammelte mein Gegenüber geschockt und kniete sich ebenfalls hin. „Er... wird mich töten...“

Bei diesen Worten kam ich nicht umhin, ihn fragend anzusehen.

„Ikeda? Was kriechst du da auf dem Boden herum?“

Eine tiefe Stimme konnte ich noch vernehmen, als ein Mann aus dem Hotel geschritten und uns näher kam. Er war groß gewachsen, hatte braune Haare und elegante Mandelaugen. Ich kannte ihn nicht, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ihm schon einmal begegnet zu sein.

„T-Toju..!?“ Kreidebleich war der Mann neben mir geworden, als er den Anderen kommen sah. Nur langsam drehte er sich zu diesem um.

„Dich kann man echt keine Sekunde aus den Augen lassen.“

„D-Das war ein Unfall!“, versuchte er sich zu verteidigen und stand auf. Doch sein Gegenüber schien das nicht mehr zu interessieren. Sein Blick fiel nun auf mich.

„Verzeihen Sie mir sein Ungeschick. Selbstverständlich werde ich Ihnen den Anzug ersetzen.“ Seine Stimme, tiefer als man vermuten mochte, sah er doch noch sehr jung aus, gab einem das Gefühl, ganz klein zu sein.

‚Das kenne ich doch ...?’ Ich schüttelte nur den Kopf und stand nun auch auf. „Ah, nein. Mach dir wegen mir nur keine Umstände...!“ Schließlich konnte ich doch von einem Jüngeren nichts derartiges annehmen.

„Keine Wiederworte! Der Anzug wird Ihnen ersetzt. Kommen Sie.“

Ich wusste nicht, was hier gerade geschah. Sein Blick übte eine ungeahnte Faszination aus, derer ich mich nicht entziehen konnte. Der Mann ging also, ohne auf seinen Freund zu warten, zurück in das Hotel Ich wusste nicht so recht, ob ich das guten Gewissens annehmen konnte, ging aber dennoch hinter ihm her.
 

Die Hotellobby war riesig und nobelst ausgestattet. Glänzende Fließen, ein sauberer roter Teppich, ein Glastisch in der Mitte, dazu teure Ledermöbel. Ein Kronleuchter aus Gold, mit facettiertem Glas an der Decke., Dazu der große Tresen auf der rechten Seite und die edel verkleideten Fahrstühle am anderen Ende des Raumes. In welcher Welt war ich plötzlich gelandet?

„Togu! Jetzt warte doch mal!“ Der Kleinere der Beiden hetzte dem Mann namens Togu hinterher.

‚Togu...?’ Da klingelte es bei mir. Konnte es etwa sein, dass dieser Mann etwas mit dem Hotel, in dem wir uns soeben befanden, zu tun hatte?`

Wäre ich doch im Bett geblieben...
 

Wir stiegen in einen der Fahrstühle ein und fuhren in den sechzehnten Stock. Mir machte es den Anschein, als sei das eine private Etage, war doch der Knopf vergoldet gewesen. Auch hier war alles sehr prunkvoll eingerichtet. Ich traute mich kaum, dem Mann zu folgen.

Togu führte mich schnurstracks in ein Zimmer, welches sich als riesiges Kleidungszimmer herausstellte. Hunderte von Anzügen, Schuhe, Krawatten, Kleider und Damenmode. Man könnte meinen, das hier sei eine Boutique.

„Welche Größe haben Sie denn?“

Diese Frage riss mich aus meinen Gedanken, weswegen ich ein wenig nervös wurde. „A-also...“ Togu blickte mich scharf an. Mir verschlug es daraufhin die Sprache. Nur warum? Er war doch so viel Jünger als ich...!

„Nun. Wenn Sie mir nicht antworten wollen...“ Er schnipste mit den Fingern., woraufhin ein Mann Mitte Vierzig den Raum betrat und sich vor ihm verbeugte.

„Sir?“

‚Sir?!’ Perplex betrachtete ich nun das Schauspiel vor meinen Augen.

„Wir benötigen einen neuen Anzug. Kümmern Sie sich darum.“

„Sehr wohl.“ Der Mann kam mit prüfendem Blick auf mich zu, während er im selben Atemzug ein Maßband zückte.

„Das ist doch wirklich nicht nötig...“, brachte ich gepresst hervor, als mir mein Jackett auch schon abgenommen und beiseite gelegt wurde. Auch meine Krawatte fand ihren Platz auf dem kleinen Beistelltisch.

Der Mann nahm nun konzentriert von Brust, Schultern und Armen maß, widmete sich anschließend noch Hüfte, Beinen und meiner Gesamtgröße. Er notierte alles auf einem kleinen Block, den er aus seiner Brusttasche gezogen hatte und überflog alles noch einmal kurz. Dann steckte er den Block wieder ein und verschwand in einem kleinen Zimmer auf der linken Seite des Raumes. Nach wenigen Minuten kam er mit einem dunkelgrauem Nagelstreifenanzug, dunkelblauer Krawatte und passenden, hochglänzenden Schuhen zurück.

„Dieser wird Ihnen sicher hervorragend stehen“, gab der Schneider zu verstehen und hielt das Kleidungsstück an einen Körper.

„Wunderbar. Probieren Sie ihn doch gleich an, Iro-san.“

Verwundert blickte ich Togu an. Woher wusste er wie ich heiße? Meinen Namen hatte ich doch noch gar nicht genannt? Zu schnell war alles abgelaufen... Lange konnte ich mich aber darum nicht kümmern, ruhten doch so viele Blicke auf mir. Ich blickte dann von Togu, auf seinen Freund zum Schneider, ehe ich den Kleiderbügel ergriff.

„Dort hinten ist die Umkleide“, bemerkte Togu und zeigte auf einen weiteren kleinen Raum, diesmal aber hinter mir. Es war mir mehr als nur unangenehm, von so vielen Leuten angesehen zu werden, also begab ich mich zügig in diese Umkleide.

Jetzt hatte ich also diesen neuen Anzug in der Hand. Er war aus Seide und fühlte sich dementsprechend gut an. Ich fragte mich, ob ich den wirklich annehmen konnte. ‚Und woher kannte er denn nun meinen Namen?’

Irgendwie kam mir das alles mehr als suspekt vor. Jetzt aber einfach zu gehen, nachdem Togu solche Mühen auf sich genommen hatte, wäre zu unhöflich gewesen. Zudem durfte ich doch den Termin auch nicht einfach absagen. Mir blieb also nichts anderes üblich, als mich seinem Willen zu fügen und den neuen Anzug anzuprobieren.
 

„Und du pass beim nächsten Mal gefälligst besser auf!“, schimpfte Togu und sah seinen Freund gereizt an.

„T-tut mir Leid! Ich habe das Gleichgewicht verloren...“ Nahezu demütig verbeugte er sich vor Togu. „Ich geh’ neuen Kuchen holen...!“

Doch noch bevor er sich auf den Weg machen konnte, wurde er vom Anderen am Arm gepackt und zurückgehalten. „Du bleibst schön da. Wir haben schließlich einen Gast.“

„A-aber...“

„Deine Strafe bekommst du natürlich trotzdem.“

Ein wenig verängstigt blickte Ikeda den Größeren an, als dieser ihn an sich zog und unsanft küsste. Gegenwehr brächte ihm nichts; zu fest hatte Togu ihn im Griff. Sekunden später löste sich Togu vom Anderen und leckte sich genüsslich über die Lippen. „Den Rest bekommst du später zu spüren.“

Tief holte Ikeda Luft, als er die Andeutung seines Freundes vernahm und daraufhin verlegen den Kopf senkte.
 

Kleider machen Leute. Kaum hatte ich den neuen Anzug an, wirkte ich wie jemand ganz anderes. Das war schon etwas merkwürdig...

Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich die Umkleide verließ, um mich den Anderen zu präsentieren. Doch kaum den Hauptraum betreten, sah ich etwas, das ich lieber nicht gesehen hätte.

‚Er hat ihn geküsst!’ Überrascht wie ich war, konnte ich mich kaum rühren. Was hatte das zu bedeuten?

„Ah! Iro-san. Treten Sie doch näher.”

Den dicken Kloß in meinem Hals schluckte ich herunter und trat hervor. Ganz gleich was diese Männer miteinander hatten – oder auch nicht -, es ging mich nichts an.

„Steht Ihnen wirklich ausgezeichnet! Ochiai-san!“

Der Schneider trat erneut an mich heran und kontrollierte den Sitz den Anzugs. „Passt hervorragend, Togu-sama.“

‚Sama?’ Ich fragte mich ernsthaft, wer dieser Togu war.

„Sehr gut. Nun. Dann wollen wir weiter. Folgen Sie mir.“

Ich kannte diesen Ton. Und so langsam wurde mir auch klar, woher. Das Bild eines schwarzhaarigen Mannes drängte sich mir auf. ‚Washi-san... Aber wie könnte das sein...?’
 

Zusammen mit Ikeda folgte ich also dem jungen Mann. Togu war bereits in den Aufzug gestiegen und wartete. Ich hatte gedacht, dass wir wieder nach unten fahren würden, doch dem war nicht der Fall. Stattdessen ging es weiter hinauf, bis wir im zweiunddreißigstem Stock ankamen. „Hier entlang, Iro-san.“

Ich war von der Einrichtung, die ebenso edel war wie die Lounge, fasziniert. Der Ausblick auf die Stadt, der sich durch eine riesige Fensterfront am Ende des Ganges bot, war einfach atemberaubend. Doch was sollte ich hier?

„Ähm... Entschuldigung? Togu-kun?“

Der Angesprochene drehte sich zu mir um und sah mich an, als missbillige er, wie ich ihn ansprach. “Ja?“, fragte er schließlich mit tiefer Stimme.

„Es war wirklich freundlich von dir, mir den Anzug zu überlassen. Danke dafür. Aber ich müsste zu einem Termin, den ich nicht versäumen darf.“ Ich verbeugte mich noch leicht und hoffte, dass ich nun gehen durfte.

Ich erntete dafür einen bösen Blick, der sich dann aber schlagartig änderte. Togu lächelte mich nun freundlich an. „Wissen Sie denn nicht, zu wem Sie müssen?“

Ich blinzelte. Was meinte er damit?

„Nun, das sieht Maki-san ja ähnlich.“

„Du kennst meinen Chef?“, konnte ich nur erstaunt fragen. Mittlerweile verstand ich gar nichts mehr.

„Iro-san. Diesen Termin haben Sie bei mir.“

Mir fehlten die Worte. „Was...?“

„Und bitte, duzen Sie mich nicht.“ Sein Blick war herablassend und keineswegs der eines jungen Mannes. „Setzen wir unser Gespräch doch lieber in meinem Büro fort. Ikeda, du holst uns schon mal den Kaffee.“

Der Begleiter nickte nur und verschwand in einem der Zimmer auf der linken Seite. Togu führte mich währenddessen in sein Büro, welches am anderen Ende des Ganges lag. Es war schlicht eingerichtet, aber wohl eines der größten Büros, die ich bislang gesehen hatte. Auf der linken Seite befanden sich einige Regale mit Büchern und Ordnern darin, wohingegen auf der rechten Seite ein kleines Sofa und daneben eine Vitrine ihren Platz gefunden hatten. Und direkt vor der großen Fensterfront, mit Blick auf ein riesiges Parkgelände, stand ein übergroßer, dunkelfarbener Schreibtisch.

Es war wohl das ganze Hotel so luxuriös eingerichtet worden.

Togu bot mir einen Stuhl, vor dem Schreibtisch stehend, an und begab sich daraufhin auf seinen Platz. Es faltete seine Hände und legte diese auf die Tischplatte. „Dann will ich mich mal vorstellen. Mein Name ist Misaki Togu und ich bin das zweiundzwanzigste Oberhaupt der Togukawa-Familie. Hier, meine Visitenkarte.“ Ganz wie es den Sitten entsprach, tauschten wir unsere Visitenkarten aus.

‚Togukawa...? Den Namen kannte ich doch? Waren das nicht diese... Yakuza?’

Noch bevor ich etwas erwidern und mich selber vorstellen konnte, sprach mein Gegenüber weiter. „Ich vermute, Sie ahnen nun, wer vor Ihnen sitzt. Aber keine Sorge. Wir sind nur wegen der Geschäfte hier. Na ja...“, begann er seinen Satz und schmunzelte. „und weil mir von Ihnen erzählt worden ist.“

„Wie meinen?“ Wer hatte da war über mich erzählt? Das war mir wirklich nicht geheuer.

„Das ist im Moment egal. Kommen wir lieber zum eigentlichen Punkt, weswegen man Sie heute hierher geschickt hat. Maki-san wünscht also mehr Investoren?“

Ich nickte daraufhin zögerlich. Am besten war es wohl, wenn ich das schnellt hinter mich bringen würde und bald nach Hause fahren könnte. „Ganz recht. Er möchte wohl expandieren, hat aber noch nicht das nötige Kleingeld dafür...“ Ich seufzte innerlich auf. Es war dumm von meinem Chef, auf gut Glück die Firma zu vergrößern. „Dass wir momentan rote Zahlen schreiben, scheint ihn dabei weniger zu interessieren...“

„Davon höre ich zum ersten Mal“, kommentierte Togu und griff nach ein paar Unterlagen. Just in dem Moment klopfte es an der Tür und Ikeda trat herein.

„Der Kaffee.“ Er kam mit freundlichem Lächeln an den Schreibtisch heran und schenkte Togu und mir je eine Tasse ein. „Milch oder Zucker, Iro-san?“

„Milch, bitte“, antwortete ich knapp und beobachtete den jungen Mann weiter. Nachdem er in meine Tasse noch einen Schluck Milch getan hatte, süßte er die Tasse Togus mit zwei Stückchen Zucker – ohne dass dieser etwas zu sagen brauchte. Es schien, als würden sie sich schon einige Zeit kennen und erneut stellte sich mir die Frage, in welcher Beziehung sie zueinander standen. Anschließend rührte Ikeda den Kaffee noch um und stellte die Tassen vor uns auf den Tisch.

„Danke“, antwortete ich lächelnd, woraufhin sich Ikeda verbeugte und den Raum, mitsamt des Kaffeegeschirrs verließ.

„Gut“, gab Togu zu verstehen und nahm einen Schluck des schwarzen Gebräus zu sich. Kurz noch überflog Togu die Papiere, wandte sich dann wieder mir zu. „Nennen Sie mir doch einen plausiblen Grund, warum ich diese Firma unterstützen sollte, wenn sie doch – wie Sie sagen -, rote Zahlen schreiben.“ Er sah mich dabei eindringlich an.

„...“ Was darauf antworten? Ich kannte die genauen Absichten meines Chefs nicht. Er hatte mir immer nur das nötigste erzählt gehabt. Dass ich nun vom jetzigen Stand der Dinge wusste, war auch eher ein Zufall gewesen. „Wenn ich ehrlich sein darf...?“

„Natürlich.“

„Ich würde nicht in eine Firma investieren, bei der kein deutlich besserer Absatz in Aussicht ist. Unsere Leute geben alle ihr bestes und die Qualität stimmt auch, aber meinen Recherchen nach ist der Markt ausgeschöpft. Wir müssten eher mit einer neuen Idee ankommen, doch die ist nicht in Sicht.“

„Hm.“

„Halt! Sie können da jetzt nicht rein!“, hörte man Ikeda rufen, als die Tür auch schon aufgerissen wurde.

„Na? Was habe ich dir gesagt?“

Ich drehte mich um, als ich eine Stimme vernahm, dir ich bereits kannte. Wen ich sah, überraschte mich sehr. ‚Washi-san?!’

“Yuu-san! Du hattest völlig recht! Er ist genau so, wie du ihn beschrieben hast.“

„Auf mein Gespür ist eben verlass.“ Er grinste und trat an den Tisch heran.

Ich sah perplex zwischen den beiden Männern hin und her, als der Jüngere der Beiden zu erklären begann. „Washi Yuudai-san kennen Sie ja bereits. Er ist mein Großonkel mütterlicherseits und so etwas wie ein großer Bruder für mich. Er hatte mir nach Ihrem Gespräch mit ihm von Ihnen erzählt. Wie Sie sich verhalten hatten und waren dann beide der Ansicht, dass Sie der perfekte Kandidat seien.“

Zumindest war jetzt nun geklärt, warum mir Togu so seltsam bekannt vorkam. „Und... für was bitte?“ Warum sprachen in letzter Zeit nur alle in Rätseln? Das gefiel mir nicht.

„Nun. Wie soll ich das erklären? Yuu-san?“

„Es ist doch eigentlich ganz einfach. Du sollst so etwas wie unser interner Spion werden.“

„Spi-Spion?!“

„Das ist etwas übertrieben, aber der eigentliche Sinn doch ähnlich“, antwortete Togu und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Es steht der Verdacht im Raum, dass einige unserer Mitarbeiter auffällig geworden sind. Einige sollen sogar Geld unterschlagen haben. Bislang konnten wir aber noch nichts beweisen.“

„U-und was hat das mit mir zu tun?“

„Sehen Sie. Sie sind ein mutiger, aufgeschlossener Mensch. Mit Ihren Charakteristika gewinnen Sie sicher leicht das Vertrauen anderer. Wir würden Ihre Fähigkeiten dazu nutzen, unlautere Angestellte und deren Machenschaften auszudecken, wenn Sie bei uns einsteigen“, beantwortete Washi-san meine Frage und sah mich eindringlich an.

Ich verstand noch nicht so wirklich, was die beiden Männer von mir wollten...

„Iro-san. Ich biete Ihnen diese Arbeit an, weil Sie genau das mitbringen, wonach wir suchten. Sie können sofort bei uns anfangen, bekämen ein ordentliches Gehalt und Ihre Arbeitszeiten wären flexibel.“ Togu lächelte selbstsicher und schob mir einen Vertrag vor die Nase.

Sie wollten mich also wirklich haben? Und das als „internen Spion“? Das Ganze klang sehr abstrus, wie in einem Film und doch reizte es mich. Hatte ich nicht schon länger vorgehabt zu kündigen? Mein altes Leben zu beenden und ein Neues anzufangen? So schlecht klang es auch nicht, wenn man es sich mal überlegte. Und wirklich Illegal, wie Anfangs gedacht, war es auch nicht – wenn es nur um firmeninterne Mitarbeiter ging. Ich nippte nun an meinem Kaffee und griff dann nach dem Vertrag, um mir diesen zumindest einmal durchzulesen. Die Arbeitsbedingungen passten und die Stellenbeschreibung entsprach der, wie Washi-san und Togu es mir beschrieben hatten. Was sprach nun noch dagegen?

„In Ordnung. Aber was ist mit meinem jetzigen Job?“ Ich blickte auf und sah zwei erstaunte Gesichter.

„Machen Sie sich darum keine Sorgen. Das haben wir bereits alles geregelt.“

Ein wenig skeptisch sah ich den jungen Mann an. „Okay...“, murmelte ich leise.

„Moment. Hier habe ich einen Stift.“

Ich nahm den mir gereichten Kugelschreiber in die Hand und setzte anschließend meine Unterschrift auf das Dokument.

„Sehr schön. Den Anzug dürfen Sie übrigens behalten. Als kleines Willkommensgeschenk sozusagen.“

„... Vielen Dank.“

„Sie brauchen nicht so zögerlich zu sein.“

„Gut. Ähm... Eine Frage hätte ich aber noch...“ Neugierige Blicke trafen mich. „Washi-san? Verstehe ich das richtig? Sie haben drei Jobs?“

Kurz sah mich der Schwarzhaarige erstaunt an, ehe er zu lachen begann. „Ahahahaha! Sie sind wirklich...! Nein, nein. Ich helfe nur meinem Neffen, der diese Position noch nicht lange inne hat.“

„Verstehe...“ Ich hatte noch immer Schwierigkeiten, seinen Charakter zu deuten. Aber das würde sich in nächster Zeit wohl ehe erübrigen.

„Schön. Dann wollen wir hier mal beenden. Es freut mich, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Ich werde Sie in den nächsten Tagen abholen lassen. Auf gute Zusammenarbeit.“

Togu reichte mir seine Hand, welche ich freundlich lächelnd entgegennahm. „Auf gute Zusammenarbeit.“ Auch Washi-san schüttelte ich noch die Hand, ehe ich den Raum, mit den Dokumenten unterm Arm, verließ.

„Wiedersehen“, verabschiedete mich auch Ikeda, der vor dem Büro zu warten schien.

„Ja. Auf Wiedersehen.“
 

Damit verließ ich dieses Stockwerk und bald darauf auch das Hotel. Ein paar Schritte war ich gegangen, als ich mich umdrehte und mir den Gebäudekomplex noch einmal ansah. Nun würde für mich ein neues Leben beginnen. Aber es war gut so.

Am selben Abend noch stieß ich im Blue Diamond auf die Zukunft an.
 

~ Fin ~

(2-1) Mut zur Überwindung

Kommen wir zu der alles entscheidenden Geschichte von Sosuke und Akira.
 

"Wie alles Begann..."
 

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Mut zur Überwindung
 

Kapitel 1
 

Hastig rannte der Schwarzhaarige die Flure der Oberschule entlang. ‚Verdammt! Hätte ich doch nicht so viel Tee getrunken!’ Schließlich sah er den Zielort, bog Rechts ein und öffnete die Türe zu Herrentoilette. Schnell öffnete er den Reißverschluss, ehe er sich erleichterte.

„Das war nötig...“

„Ahn.“

Sosuke blickte über die Schulter nach hinten, da er etwas gehört zu haben glaubte. Fünf der sechs Kabinen waren leer, demnach war ein Zweiter in diesem gekachelten Raum. Er beachtete das jedoch nicht weiter, schloss den Reißverschluss und wusch sich noch die Hände. Anschließend kehrte er in seine Klasse zurück.
 

Kurz vor Ende der großen Pause erging es dem jungen Mann ein weiteres Mal, dass er musste.

„Was ist heut’ nur mit mir los?“ Er sah auf seine Armbanduhr. „Zeit wär’ noch“, murmelte er. Schnell packte er den Rest seiner Brotzeit ein und begab sich zu den Toiletten.

Ich muss doch sonst nie, dachte er sich und machte sich daran, die Hose zu öffnen.

„Hah... Ah!“

„Mhm?“ Sosuke war gerade fertig geworden, als er wieder diese Stimme vernahm. „Ähm... Alles okay?“

Wieder war nur eine der Kabinen besetzt und aus dieser ertönte die junge Männerstimme. „... Ja.“

Zwar machte Sosuke die kurze Pause ein wenig stutzig, doch wollte er auch nicht weiter nachfragen.

DING DONG

„Die Glocke. Beeil dich“, gab der Oberschüler noch zu verstehen, trocknete sich die Hände ab und ging in die Klasse zurück.
 

Seither war eine Woche vergangen. Sosuke war gerade mit seinen Freunden Keisuke und Tamanosuke – welche im Trio nur „Tripple Ke’s“ genannt wurden – unterwegs. Es war etwa Neun Uhr und die Drei saßen mit ein paar Mädchen in einer Karaokebar.

„Habt ihr eigentlich schon von diesem neuen Gerücht gehört?“, fing eins der Mädchen, die auf dieselbe Oberschule gingen, an.

„Meinst du das von dem Stöhnen auf der Toilette?“

Die Mädels schienen das schon länger zu wissen, da die Ke’s nur erstaunt drein sahen. „Was meint ihr?“, fragte Sosuke nach.

„Das hat mir der Freund einer Freundin erzählt. Es soll sich wie ein Stöhnen anhören. Bei den Jungs auf der Toilette. Fast jede Stunde soll da was sein. Aber man konnte bisher nie zurückverfolgen, von wem das ausging oder warum. Ob da was dran ist, kann ich aber nicht sagen.“

Der Schwarzhaarige versuchte sich zu erinnern. Das kam ihm doch bekannt vor... War da nicht etwas ähnliches gewesen?

Das Mädchen sah Sosuke an. „Woran denkst du?“

Dieser schüttelte daraufhin den Kopf. „An nichts. Lasst uns lieber noch etwas bestellen!“
 

Am nächsten Tag hatte sich Sosuke mit seinen Kumpels auf dem Dach verschanzt. Es war Mittag, sie hatten Pause und die Sonne schien von oben auf sie herab.

„Und? War da eine für dich dabei?“

„Nicht wirklich. Ich glaub, ich sollte mich erst mal nach einem süßen Jungen umschauen.“ Das Sosuke Bi war, wussten seine Freunde und sie akzeptierten es. Dies war wohl auch einer der Gründe, warum sie sich so gut verstanden und unterstützten.

„Du weißt aber schon, dass das schwieriger ist?“, bemerkte Tamanosuke, der sich gerade ein Brötchen in den Mund schob. „Aber wir helfen dir, wenn’s ist!“

„Danke, Tama“, meinte der Oberschüler und lachte laut auf. Wir sind schon welche...

„Treffen wir uns später noch im Kiss?“ Fragend sah Keisuke in die Runde.

„Klar“, gaben Sosuke und Tamanosuke synchron wieder.

Kurz nach Läuten der Glocke, die das Ende der Pause ankündigte, verschwand Sosuke noch kurz auf der Toilette. Tama würde dem Lehrer bescheid geben, dass Sosuke noch kurz bräuchte.

Und eigentlich war er auch schon fertig, als er sich unbewusst umdrehte und die geöffnete Tür wieder ins Schloss fiel. So verharrte er kurz, auf die besetzte Kabine starrend. Eine Minute etwa war vergangen und da nichts kam, wollte er gehen, doch dann hörte er doch etwas. Ein Geräusch, dass ihm nur allzu bekannt vorkam. Dieses glitschige Geräusch, dass vor allem den Männern geläufig war. Mit leisen Schritten begab er sich an die Kabinentür und horchte.

Ganz sicher. Da...

„Nh... Ah“, ertönte schließlich ein gedämpfter Schrei.

Der Schwarzhaarige schluckte. Kurz noch sah er sich um. Keiner da. Angespannt atmete er tief durch, legte seine Hand an den Griff und drückte diesen nach unten.

Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass sie verschlossen sein müsste. Doch das Gegenteil war der Fall. Mit einem leichten Quietschen konnte er die Tür öffnen. Sein Blick fiel auf einen blonden Jungen, der die Hose herabgelassen hatte. Er saß dort auf der Toilette und eine seiner Hände war mit einer weißen Flüssigkeit bedeckt.

„Du...“, murmelte Sosuke nur. Der Anblick war in etwa das, was er erwartet hatte und doch konnte er es nicht verstehen.

Der Blonde senkte nur seinen Kopf, wischte sich mit ein wenig Papier die Substanz weg, stand schließlich auf und zog die Hosen hoch. Er war ein wenig Rot angelaufen, als er sich an dem Eindringling vorbeischlich.

Sosuke wich unbewusst aus, als der andere an ihm vorbei wollte. „Ähm...“

Der Blonde trug eine verspiegelte Brille, war in etwa so groß wie Sosuke und hatte eine normale Statur. Kurz nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, flüchtete er. Sosuke konnte ihm nur hinterher blicken und sich weiterhin fragen, was das wohl zu bedeuten hatte.

Die nächsten Stunden gingen an dem Schwarzhaarigen vorbei, ohne dass er wirklich etwas mitbekam. Er musste die ganze Zeit an den Typen denken.

Ob das einen Grund hat, dass er es sich hier macht?

Gegen Ende des Unterrichts sah er sich um. „Tama!“ Der Angesprochene kam zu ihm herüber. “Sag mal, kennst du einen Blondschopf mit verspiegelter Brille?“

Tamanosuke legte den Kopf schief. „Warum fragst du?“

„Ich... muss da was herausfinden. Also? Kennst du ihn?“

Tama seufzte. „Ja schon. Ein seltsamer Kerl. Es heißt, er hatte schon mit Vierzehn die erste Freundin gehabt. Die war angeblich ein bisschen Älter als er.“ Das wollte Sosuke zwar nicht so genau wissen, aber er hörte dennoch zu. „Soweit ich weiß, ist er in der F-Klasse. Ein Jahr jünger als wir. Soll gute Noten haben, freundlich sein und von den Mädchen heiß begehrt. Doch er lässt keine mehr an sich ran, seit seine alte Flamme weg ist.“

„Verstehe“, murmelte der Schwarzhaarige und fasste sich ans Kinn. „Danke. Ich wird’ heut etwas später kommen. Sag das Kei noch!“ Mit der Schultasche in der Hand rannte Sosuke aus dem Zimmer.

„Spinner“, lachte Tama und ging vergnügt zu seinem Tisch.

Außer Atem stand der Oberschüler nun vor der F-Klasse. Die Schüler schienen auch gerade Schluss zu haben.

„Entschuldigung!“ Er hielt ein Mädchen mit langen braunen Haaren an. „Kennst du einen blonden Jungen mit Brille, der in diese Klasse gehen soll?“

Sie lächelte und klatschte die Hände vor den Gesicht zusammen. „Klar! Du meinst Aki-chan!“

„Aki-chan? Wie heißt er eigentlich?“

„Akira. Akira Ikehara. Was willst du denn von ihm?”

„Ich muss mit ihm reden. Ist er noch da?“ Dabei blickte er über das Mädchen hinweg in die Klasse.

„Leider nein. Aki-chan ist immer der erste der geht.“

„Schade. Okay. Danke dir!“ Ein wenig betrübt ging er dann nach draußen. „Wenn ich ihn so nicht erwische, dann muss ich ihm wohl auflauern. Sie hat gestern erwähnt, dass das fast jede Stunde sei? Warte nur, Akira! Du entkommst mir nicht!“ Entschlossen machte er sich schließlich auf den Weg.
 

Am nächsten Tag war Sosuke bereit. Er konnte die Nacht kaum schlafen, so sehr ging ihm diese Sache durch den Kopf. Er fragte sich, was es damit auf sich hatte. Was mochte der Grund sein? Gab es einen Auslöser? War ihm einfach nur Langweilig? Oder konnte er sonst nicht? Ganz gleich was auch dahinter steckte, Sosuke würde dem auf den Grund gehen!

Sobald es die Zeit und der Lehrer zuließen, verschwand der Schwarzhaarige auf der Toilette, die bereits am Vortag zum „Tatort“ erklärt worden war. Ihm war klar, dass es mehrere gab, doch er hoffte einfach, dass es Akira immer an denselben Ort verschlug.

Er saß in einer der Kabinen, die er nicht wirklich abschloss. Die Füße hatte er ein wenig angezogen, um nicht sofort erkannt zu werden, sollte jemand nachsehen. Er wartete eine ganze Weile und langsam schliefen ihm die Beine ein.

Argh. Verdammt..., dachte er grummelnd. Ob das heut noch was wird?

Weitere Minuten später war immer noch nichts geschehen. Vorsichtig lugte Sosuke aus der Kabine hervor. „...“ Mit einem Seufzen wollte er schon gehen, da hörte er plötzlich, wie sich die Tür öffnete und jemand auf leisen Sohlen eintrat. Sosuke stockte der Atem, als er seine Tür vorsichtig zumachte.

Ruhig! Ganz ruhig!

Er hörte, wie sich jemand von ihm aus Rechts einschloss, danach war es wieder still. Nicht einmal das öffnen beziehungsweise herablassen der Hose seines Mitschülers war zu vernehmen. Sosuke schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, als er sich seiner Schuhe entledigte. So leise er nur konnte stieg er auf den Toilettendeckel und hob die Arme an. Mit zittrigen Händen lugte er nun über den Rahmen hinaus in die Kabine des anderen.

Er ist es!

Ein wenig erleichtert war er, da es sich hier auch um jemand völlig anderen hätte handeln können. Neugierig beobachtete er die Szenerie, die sich vor ihm abspielte.

Er... Er sieht so... befangen aus.

Irgendwie bekam Sosuke nun ein schlechtes Gewissen. Er stieg herab, zog sich die Schuhe an und verließ den kleinen Raum, ohne dabei die Tür zu schließen. Nachdenklich stützte er sich nun am Waschbecken an und blickte in den darüber hängenden Spiegel. Was mache ich hier eigentlich?, fragte er sich und senkte seinen Kopf.

„... Hh!“

Auf diesen Laut hin drehte der Schwarzhaarige seinen Kopf ein wenig nach Links, so hatte er die Kabinen wieder im Blick. Akira war aber noch darinnen.

Sosuke stellte sich aufrecht hin und wartete ab. Die Tür nach draußen, die nur wenig von den Waschbecken entfernt war, hatte er im Blick und konnte diese jederzeit erreichen. Jedoch zweifelte er daran, ob es okay war, was er imstande zu tun.

„Hah“, hörte man Akira seufzen, der gleichzeitig aus der kleinen Räumlichkeit trat. Geschockt, dass da jemand war, senkte er seinen Kopf. Die verspiegelte Brille verrutschte dabei leicht. Um sich jedoch nichts anmerken zu lassen, ging er wortlos zu den Becken und wusch sich die Hände. Kaum waren diese abgetrocknet, wollte er diesen Ort verlassen, doch Sosuke streckte seinen Arm aus und versperrte ihm so den Weg. Panisch sah Akira auf, was Sosuke nur indirekt sehen und mehr erahnen konnte.
 

Fortsetzung in (2-2)

(2-2) Dafür sind Freunde da

Kapitel 2: Dafür sind Freunde da
 

„Ikehara Akira?“ Er sah ernst auf den etwas kleineren Zweitklässler herab.

„J-ja?“

Sosuke musterte ihn sehr genau, verschränkte dann seine Arme vor der Brust. „Ich möchte etwas von dir wissen.“ Ihm war bewusst, dass Akira nicht sofort damit herausrücken würde. Dennoch wollte er es wenigstens probieren. „Machst du das, was ich denke, das du tust?“

Akira zuckte kurz zusammen und wandte seinen Kopf ab. „...“ Hinter der verspiegelten Brille konnte Sosuke den Blick des Anderen nicht erkennen.

„Ich höre?“ Der Schwarzhaarige stützte sich ab und trat einen Schritt an den Jüngeren heran. „Keine Sorge. Ich werde niemandem etwas verraten.“ Sosuke lockerte seine Arme und kratzte sich am Kopf. „Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum es mich so interessiert. Es ist ja eigentlich deine Sache! Aber ich habe das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt.“ Unsicher blickte er den Blonden an. „Wenn du nicht reden willst, dann musst du das natürlich nicht tun. Aber ich rate dir, es nicht weiterhin hier zu machen. Sonst wirst du noch von wem anderen erwischt.“ Sosuke lächelte verschmitzt und drehte sich nach Rechts um. „Verzeih, dass ich dich so bedrängt habe. Ich werd’ wieder gehen.“

Die Hand hatte der Ältere schon auf der Türklinke gehabt, als: „Ich...“ Überrascht doch noch etwas zu hören, stoppte Sosuke in seinem Vorhaben und sah über die Schulter hinweg zurück. „Ja?“

„Ich mache... Ich kann nicht anders...“, nuschelte Akira nur, den Kopf zur Seite drehend. „Immer...“ Seine leise Stimme klang zittrig.

Sosuke trat von der Tür weg und versuchte einen Blick auf das Gesicht des Anderen zu werfen. „Wenn du dich öffnen willst, dann lieber nicht hier.“ Er lächelte und hielt ihm die Hand hin. Doch der Blonde schreckte nur verängstigt zurück. „Hm?“

„...“ Es folgte nur ein Kopfnicken. „Wo dann...?“

Sosuke überlegte und blickte gen Decke. „Auf dem Dach vielleicht. Die Stunde dürfte längst begonnen haben, deswegen ist da jetzt sicher keiner.“
 

Sie verloren keine Zeit. Sosuke und Akira, die etwa einen Meter Abstand zwischen sich hatten, gingen hintereinander zum Schuldach. Wie gesagt, war niemand zu sehen. Dass sie auf dem Weg hierher niemand entdeckt hatte, grenzte hingegen an Glück.

„Und du fühlst dich sicher nicht gezwungen? Das ist es nicht, was ich möchte.“ Auf dem Boden sitzend, zog der Schwarzhaarige sein linkes Knie an, auf welchem er dann seinen linken Arm abstützte – sein rechtes Bein hatte er wie im Schneidersitz. „Setz dich.“

Dieser Aufforderung kam Akira zwar nach, doch behielt er einen gewissen Abstand ein. Es war, als wolle er keine Berührung riskieren. „...“ Ein wenig verlegen sah er sich um. Hier oben war er zuvor noch nicht gewesen – auch weil er von der Clique hier erfahren hatte. „Es ist so...“

Gespannt lauschte Sosuke den leisen Worten. Der Wind wehte etwas stärker, weswegen er sich die Haare aus dem Gesicht zu halten versuchte.

„Dass ich es da mache, ...liegt daran...“ Akira atmete tief ein und aus. „... dass ich unter dem posttraumatischem Stresssyndrom leide.“

Dass der Junge das doch so leicht sagen konnte, verblüffte Sosuke dann doch. Mit so einer Offenheit hatte er wirklich nicht gerechnet gehabt. Sein Mund stand regelrecht offen und auch seine Augen taten es ihm gleich. „...“ Er wusste irgendwie nicht, was er nun sagen sollte. Er hatte mit etwas einfacherem oder perverserem gerechnet. „Und...“

„Wenn... Wenn mich jemand anfasst...“, sprach Akira nach kurzer Schweigepause weiter. „... dann kommen all die Gedanken wieder in mir hoch und ich...“ Er schien verzweifelt, da er den Kopf hin und her schüttelte.

„Darf ich fragen, welche Erinnerungen?“ Sosuke hatte sich mittlerweile im Schneidersitz hingesetzt.

„Ich hatte eine Freundin. Sie war ein paar Jahre älter als ich.“ Akira hob seinen Kopf an. Das Licht der Sonne spiegelte sich auf dessen Brille, was Sosuke kurz blendete. „Sie wollte es jeden Tag mit mir machen. Jedoch ist sie wegen meines Alters nie aufs Volle gegangen und so kam es, dass sie es mir...“

Verständnisvoll schüttelte Sosuke den Kopf. Er brauchte nicht weiter zu erzählen. Sosuke konnte sich schon denken, was er sagen wollte.

„Ich war schon immer Anfällig. Schon als Kind habe ich immer einen Tick gehabt. Und irgendwann war es dann so, dass ich immer an jene Zeit erinnert wurde. Ich konnte niemanden mehr an mich heranlassen, ohne...“ Die Stimme Akiras überschlug sich förmlich, als er all dies aus sich rausließ. Damit schien ein großer Stein ins Rollen geraten zu sein.

Sosuke hob zwar seine Arme, versuchte sein Gegenüber jedoch nicht anzufassen. „Beruhig dich! Das bekommt man in den Griff!“

„Das sagst du so einfach!“ Akiras Laune schlug um. Wütend war er aufgestanden und schrie den Älteren an. „Ich habe keine andere Wahl! Ich werde nie wieder jemanden an mich heranlassen können! Hast du eine Ahnung, was für eine Qual das ist?! Wohl kaum!“

„Wa-warte mal! Ich...!“ Der Schwarzhaarige stand nun auch auf und trat nahe an den Blonden heran. „Wenn du willst, dann helfe ich dir! Es mag komisch sein, da wir uns ja so überhaupt nicht kennen, aber ich kann dein Leid verstehen. Und ich will nicht, dass jemand wegen einer Krankheit sein Leben lang allein sein muss!“ Sich selbst verstand Sosuke selber nicht. Doch er spürte diesen Drang in sich, diesem armen Jungen zu helfen. Scheinbar hatte er es noch niemandem anvertraut gehabt und das allein gab ihm den Mut dazu, es ihm anzubieten. „Vertau mir.“

Akira biss sich auf die Unterlippe, trat einen Schritt zurück und senkte seinen Kopf. „Soll ich das wirklich glauben? Bist du nicht auch einer von denen, die sich über alle Lustig machen?! Warum sollte ich dir, einem Wildfremden, einfach so vertrauen?!“

Da hatte er Recht. „...“ Mit gesenktem Haupt überlegte Sosuke, was er nun tun musste, um das Vertrauen des Anderen zu gewinnen. „Kannst du mir sagen...“, fing er an, stockte dann jedoch sogleich. Er wusste wirklich nicht, wie er jetzt reagieren sollte. „Ich habe keine Ahnung von Medizin. Und ein Psychologe bin ich auch nicht. Keines von beidem möchte ich einmal werden. Im Gegenteil. Ich habe andere Ziele!“ Selbstsicher hob er den Kopf wieder an und sah Akira tief in die Augen. „Ich möchte einmal einen Laden aufmachen. Einen, in dem sich jeder wohl fühlt und am liebsten nie wieder gehen will. Und dies ist der erste Schritt dazu. Ich kann dir wirklich nicht beschreiben, welches Gefühl gerade in mir ist. Ich kann es ja selber nicht zuordnen! Aber bei einem bin ich mir ganz sicher! Niemand hat es verdient zu Leiden. Sei es durch einen Menschen, durch die Umwelt oder eben durch Krankheit. Leid und Schmerz hat jeder zu ertragen. Keiner bleibt dem verschont. Und doch will jeder fliehen und all dem Entkommen. Mein Traum ist ein Laden, in dem man seine Sorgen vergisst!“

Akira war erstaunt von dem hochgestecktem Ziel seines Gegenübers. „Aber...“

„Es gibt kein Aber! Ich werde meinen Traum verwirklichen, koste es, was es wolle! Hör zu, Akira!“ Einen Schritt kam er dem Anderen näher und hielt kurz darauf seine rechte Hand in die Luft, während seine Linke flach auf der Brust platz fand. „Wenn ich dir nicht helfen kann, dann wird das zukünftig nur noch schwerer umzusetzen sein. Ich weiß nicht, ob du mich verstehst, aber – und versteh mich bitte nicht falsch – an dir kann ich testen, ob ich es schaffen kann. Ich möchte doch nur, dass alle im Leben ein wenig Glück erfahren.“ Sosuke holte kurz Luft. „Darf ich dir helfen, deinem Leid ein Ende zu setzen?“

Sprachlos blickte der Blonde den Älteren an. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. „Ich...“ Er empfand den Wunschtraum Sosukes als anmaßend. Und doch hoffte er, dass er es schaffte. So ein Laden wäre sicher eine Bereicherung für die Menschheit. Nach Minuten der Stille senkte er seinen Kopf und murmelte ein paar Worte vor sich hin: „Aber wie...?“

„Wie? Soweit ich weiß, muss man mit dem PTSS ganz speziell umgehen. Langsam angehen und nichts überstürzen. Natürlich ist eine Therapie empfehlenswert; aber auch Familie und Freunde müssen einem Beistehen.“ Sosuke lächelte. „Ich kann mich informieren. Und wenn du willst, wagen wir den ersten Schritt. Du wirst sehen, dass man alles schaffen kann. Aber, Akira, du musst es wollen.“ Mit ernst in der Stimme wagte er sich noch einen halben Schritt vor, sodass die beiden nicht mehr viel Abstand bot. Instinktiv wich der Jüngere daraufhin zurück.

„Es wollen...?“, wiederholte Akira die Worte Sosukes. „Ich will es...“, murmelte er noch und ein kaum merkliches Lächeln stahl sich auf dessen Lippen. „Ich will das nicht mehr haben!“

„Sag’s noch mal! Diesmal noch entschlossener!“

„Ich will mich befreien!“ Akira schien Mut zu schöpfen. Das Lächeln zeichnete sich deutlich auf seinen Lippen ab und auch sein Blick war entschlossener denn je.

„Zusammen werden wir dein Problem in den Griff bekommen! Ich werde sehen, was sich machen lässt. Und du sei dir bewusst, dass es kein leichter Weg werden wird, Akira. Das ist harte Arbeit. Du solltest dich auch deiner Familie und deinen Freunden anvertrauen.“ Der Angesprochene nickte nur und verbeugte sich schließlich vor Sosuke. „Was...?“

„Ich danke dir.“

„Aber warum? Ich hab doch noch nichts getan...?!“

„Ich hatte nie den Mut darüber zu reden. Und um mich dagegen zu wehren, war ich zu schwach. Alleine, dachte ich, würde ich irgendwann damit umgehen können. Du hast mir die Augen geöffnet. Und ich hoffe sehr, dass du deinen Traum erfüllen kannst.“

Verlegen kratzte sich Sosuke am Hinterkopf. „Ach...“ Selten war ihm etwas so unangenehm, wie in diesem Moment. „Jeder kann es schaffen, wenn er sich nur aufraffen kann.“ Sosuke lächelte den Jüngeren an und blickte kurz auf sein Handy. „Bald fängt die nächste Stunde an. Wir sollten gehen“, meinte er nur und steckte das Gerät wieder ein. „Treffen wir uns morgen wieder hier?“

Akira zögerte kurz. „Werden... Werden deine Freunde dabei sein...?“

Sosuke sah den Kleinen überrascht an und nickte. „Ja. Aber keine Sorge, ich werde ihnen nichts sagen. Du wirst dich besser mit ihnen verstehen, als du denkst. Die beiden sind echt feine Kerle!“ Breit grinste Sosuke und ging voraus. Er wartete kurz auf Akira, der sich nun auch bewegte und öffnete diesem die Tür. „Morgen zur Mittagspause. Sei pünktlich!“

Der Blonde senkte seinen Kopf, nickte und ging an dem Dunkelhaarigen vorbei. Am nächsten Tag würde er also zwei weiteren begegnen...
 

Die Stunden waren wie im Flug vergangen und so trafen sich Akira und Sosuke erneut. Der Dunkelhaarige war bereits auf dem Dach und unterhielt sich angeregt mit Tamanosuke und Keisuke. Das Quietschen der Tür ließ die Drei aufsehen. Sosuke erkannte wer da kam und stand auf. „Leute, das ist Ikehara Akira-kun. Ich habe ja von ihm erzählt.“

Kurz zuckte der Jüngste der Gruppe zusammen. Er fragte sich, was sein Senpai wohl über ihn erzählt hatte. „Guten Tag“, begrüßte er alle und verbeugte sich leicht.

„Du brauchst nicht so förmlich zu sein, Akira-kun“, gab Tamanosuke zu verstehen und lächelte. Er hielt dem Jüngeren seine Hand hin, als er sich vorstellte: „Ich bin Michida Tamanosuke. Freut mich, dich kennenzulernen.“

Die ihm hingereichte Hand nahm Akira nicht an. „Freut mich auch.“ An seinem verhaltenem Lächeln konnte Tama erkennen, dass er seine Hand nicht annehmen würde. Er sah ihn fragend an.

„Hatte ich vergessen zu erwähnen“, unterbrach Sosuke. „Anfassen geht nicht.“

„Soso. Hallo. Keisuke Fujii mein Name”, machte Kei weiter und stand auf. Neugierig beugte er sich über den Jüngeren. „Eine verspiegelte Brille...?“, bemerkte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wieso denn das?“

„...“ Akira schwieg. Dieses Thema wollte er vor Fremden nun wirklich nicht breittreten.

„Lasst ihn doch in Ruhe. Es gibt seine Gründe dafür!“, schritt Sosuke ein und hielt den Dunkelblonden zurück. „Akira. Setz dich her. Tama hat auch für dich ein Bento gemacht.“

Die Gruppe nahm sich dann Zeit für die mitgebrachten Bentos Tamanosukes, welcher in einer Familie groß wurde, in der alle kochten oder backten. Sie unterhielten sich lange Zeit und schnell stellte sich heraus, dass Akira in die Runde passte. Trotz dessen Aussehen, war er doch ein offener, junger Mann und eben das war fast Nötig. Der Jüngere fühlte sich Anfangs noch etwas unwohl, spürte aber genau die enge Verbundenheit der „drei Ke’s“ und war fasziniert davon.

„Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“ Dabei sah der Jüngste vom einen zum nächsten.

Die drei Drittklässler sahen einander an. „Am ersten Schultag, oder?“

„Ja. Wir standen zufällig alle in der ersten Reihe und dann gab’s auf einmal einen Aufruhr. Wir halfen mit den Streit zu schlichten und landeten dann alle bei der Schulärztin. Es hatte sich herausgestellt, dass wir ganz ähnliche Namen hatten und dann entwickelte es sich praktisch von selbst“, erzählte Sosuke. Tama und Kei nickten dem nur zu.

„Sowas...“, murmelte Akira und lächelte.

„So kanns gehen...“, schmunzelte der Dunkelhaarige, als kurz darauf die Schulglocke erklang. „Wir müssen los.“

„Kommst du morgen wieder?“, fragte Tama, während er die Bento zusammenpackte. „Du bist jederzeit willkommen.“

Das freute Akira dann doch. „Gerne! Und danke für das leckere Bento, Michida-san!“

„Nenn mich doch einfach Tama“, meinte dieser und stand auf.

„Okay, Tamanosuke-san.“ Akira würde ihn noch nicht so vertraut ansprechen können, aber es war schon ein erster Schritt.

„Gut. Dann bis morgen, Akira!“ Sosuke freute sich sichtlich. Zusammen gingen sie in die Klassen zurück.
 

So und so ähnlich vergingen viele Wochen. Mit der Zeit freundeten sich die vier Schüler immer besser an und mittlerweile gehörte Akira wie selbstverständlich dazu. Von den Problemen des Blonden hatte Sôsuke erst mit dessen Einverständnis erzählt und wie zu erwarten war, gaben auch Tamanosuke und Keisuke ihr Wort, dem Jüngeren so weit es ging zu helfen.

In diesen Monaten jedoch trafen sie sich immer seltener, da für die Drittklässler die ersten vorbereitenden Prüfungen anstanden. Auch Akira hatte einiges zu tun. Dennoch arrangierten sie sich immer, trafen sich dafür öfter auch nach der Schule und schon bald waren sie ein eingeschworenes Team.
 

Jahre verstrichen. Sôsuke und seine Freunde besuchten nun die Universität um dort die theoretischen Fähigkeiten für die Zukunft zu erlernen. Bis auf Tamanosuke, welcher seine Kochlehre in einem nahegelegenem Restaurant angetreten und nun ein begehrter Geselle war. Sie alle hatten viel Für- und Miteinander erlebt und zusammen das sagten sie sich immer – würden sie den Traum des Blue Diamond hochleben lassen.

Sicherlich war der Weg steil und steinig, aber Gemeinsam konnten sie diesen einzigartigen Traum des Schwarzhaarigen verwirklichen und mit ihm den Menschen das Glück wieder ein Stückchen näher bringen.
 

Fortsetzung folgt...

(2-B) Was nie sein wird ~Bonus-Chap

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

(2-3) Der lange Weg zum Ziel

(2-3) Der lange Weg zum Ziel
 

Seit nunmehr drei Jahren existierte das Hauptgebäude des Blue Diamond und dem Kundenstamm nach zu Urteilen, lief es sehr gut.

Gleich nach dem Studienabschluss hatte sich der Geschäftsgründer Sôsuke Kitahara darum bemüht, seinen lang gehegten Traum zu verwirklichen. Zu Beginn war es nicht leichte gewesen. Einen passenden Standort finden, erstes Personal einstellen, Kunden anwerben... An so manchem Tage hatte Sôsuke das Handtuch werden wollen, wäre da nicht Akira Inohara, ein guter Freund aus Schultagen, gewesen.

Akira war ist vor wenigen Jahren noch einer Krankheit, dem posttraumatischem Stresssyndrom, erlegen. Im zweiten Jahr der Oberschule traf er den Älteren, welcher schon damals das Ziel verfolgte, den Menschen helfen zu wollen. Und ohne dessen Hilfe wäre Akira jetzt nicht der, der er war.

„Sôsuke-san?“, fragte der Blonde, den Anderen in den Büroräumen suchend. „Sôsuke-san! Verstecken hilft nichts!“

Widerwillig trat der Schwarzhaarige aus seinem Versteck hervor. „Du weiß aber doch, dass ich darauf keine Lust habe...“

Akira seufzte. „Aber wir wissen beide, dass es nötig ist. Komm schon!“

Auch Sôsuke stieß einen Seufzer aus, ehe er sich wieder fasste. „Na gut. Dann komm.“

Einmal im Halbjahr fanden sich alle ein, die mit der Planung, Strukturierung und Modernisierung des Geschäfts zu tun hatten, ein. Darunter Gründer Sôsuke, Leiter Akira, die Abteilungsleiter Kyosuke Sakuto und Michiko Kudô, Buchhalter Keisuke Fujii, Webmasterin Sonoko Kenzo, der Anwalt Koichi Tsuji, Manager Ryuichi Ando, Architekt Akihito Sakuragi und auch Ayumi Tokami, die die Reinigung überblickt. Über Stunden hinweg diskutierten sie, wie es bisher lief, was bleiben konnte und was verbessert werden musste. Da hier meist alle durcheinander redeten, verlor Sôsuke gerne mal die Lust daran.

Die Zeit verging und noch immer schien keine Ende in Sicht. Der Schwarzhaarige nippte an seinem, bereits erkaltetem, Kaffee und dachte an seine Anfänge zurück.
 

Im Frühjahr des fünften Jahres war Sôsuke mit dem Studium endlich fertig. Harte Jahre hatte er hinter sich gebracht. Neben der anstrengenden Hausarbeiten, musste er ja auch seinen Unterhalt verdienen. Auch wenn er mit Tamanosuke und Keisuke, seinen besten Freunden seit Schultagen, eine Wohngemeinschaft teilte, so hatte doch jeder noch seinen Teil zur Miete beizutragen. Nicht zu vergessen, dass auch sein Vater noch etwas Unterstützung bekam.

Jetzt hatte er aber erst einmal eine Woche Urlaub und diese hatte er auch vor zu nutzen. Faulenzen war nicht angesagt, im Gegenteil. Sein Plan, ein Laden, wie es ihn noch nicht gegeben hatte, musste schließlich Stück für Stück in Angriff genommen werden. Es musste ein passendes Gebäude gefunden werden, das bestenfalls Zentral lag; sowie Mitarbeiter und Kunden. Allen voran natürlich musste noch ein Startkapital her. Zwar konnte Sôsuke in den letzten Jahren immer wieder mal etwas Beiseite legen, reichen täte das aber noch nicht. Wenn er alles zusammenlegte, kam er auf knapp 770.000 Yen. Noch lange nicht genug. Was das Finanzielle anging, so würde er wohl einen oder mehrere Kredite aufnehmen müssen – wenn er keinen Sponsor fand, zumindest. Aber darum würde er sich die kommenden Wochen kümmern. Heute traf er sich erst einmal mit einem Makler, der ihm mögliche Immobilien zeigen wollte.

Pünktlich zur verabredeten Zeit stand Sôsuke vor dem Tokio-Café, nahe des Tokio-Towers. Ungeduldig blickte er auf sein Handy.

„Kitahara-san?“

Der Angesprochene sah auf und erblickte einen Mann Mitte Dreißig. Er trug einen schwarzen Blazer, dazu ein weißes Hemd und eine dunkle Hose. „Ja. Dann sind Sie...“

„Hatake Sasuke“, stellte er sich vor und reichte dem Jüngeren seine Visitenkarte. Sôsuke nahm diese an, reichte Hatake eine der seinigen und las durch, was auf dem Kärtchen stand. „Dann wollen wir uns ein paar Einrichtungen ansehen“, fing der Dunkelhaarige freudig an. „Ich konnte drei Immobilien ausfindig machen, die Ihren Angaben entsprechen.“

„Das hört sich doch gut an.“ Dennoch war Sôsuke skeptisch. Ob es wirklich Räumlichkeiten gab, die seinen Ansprüchen, seinen Wünschen, entsprachen?
 

Zusammen machten sie sich dann auf den Weg. Vom Café aus war es ein etwa Zehn minütiger Fußmarsch. Von außen machte es einen sehr unscheinbaren Eindruck. Eine schlich-moderne Fassade, nur wenige Fenster und eine schmale Eingangstür.

'Ob das ginge?', fragte sich Sôsuke beim betrachten der Tür. Sie war wirklich sehr schmal.

Im Inneren aber war das Erdgeschoss sehr geräumig. „Mit 180m² Grundfläche gehört es zu den größten Immobilien, die ich finden konnte. Der Schnitt ist außerdem sehr Vorteilhaft. Man kann sich praktisch austoben“, kommentierte Hatake den Raum und sah den Schwarzhaarigen lächelnd an. „Der erste Raum ist, wie Sie sehen, offen zugänglich. Hinten Links befinden sich zwei weitere Räumlichkeiten, die jeweils etwa Zehn Quadratmeter aufwiesen und hier Rechts sehen wir die gläserne Wendeltreppe, die ins Obergeschoss und damit zu den Büroräumen führt.“

'Es ist durchaus sehr geräumig.' Sôsuke blickte sich lange um. Die Stützpfeiler aus Beton, welche alle paar Meter aufgebaut waren – etwa Sechs an der Zahl -, sorgten für freien Flair. Jedoch wurde der Raum fast ausschließlich durch Kunstlicht erhellt. 'Und eben das sollte Tagsüber anders sein...'

„Wollen wir uns mal die beiden Nebenzimmer ansehen?“, unterbrach Hatake die Gedankengänge Sôsuke's.

„Gern.“

Die beiden Zimmer lagen zwar etwas versteckt, waren aber dennoch leicht erreichbar. Es waren schlichte Zimmer, mit je einem Fenster an der hinteren Wand.

„Darf ich fragen, was genau Sie für einen Laden planen?“, fragte Hatake die Stille und sah Sôsuke an.

Der Angesprochene blickte auf. „Natürlich dürfen Sie das. Es soll ein Laden werden, bei dem sich die Leute ihrer Sorgen entledigen können. Nicht aber durch Psychotherapeuten, nein. Normale Menschen werden anderen zuhören.“ Begeisterung spiegelte sich Sôsuke's Augen wieder. Und das jedes Mal, wenn er davon erzählte. Er glaubte fest an seinen Traum und würde alles dafür tun, um diesen zu verwirklichen.

„Das hört sich interessant an“, gab Hatake lächelnd zu verstehen. „Vielleicht werde ich dann auch einmal zu Besuch kommen.“ Sich alles von der Seele zu reden, war bestimmt so manches Mal eine Wohltat. „Hoffentlich finden wir den richtigen Ort dafür.“

Der Schwarzhaarige nickte. „Ja.“
 

Nachdem sie sich auch das Obergeschoss mit den drei Büroräumen angesehen hatten, wollten sie gleich zur zweiten Immobilie weiter. Diese lag nur etwa fünfzehn Gehminuten entfernt, in der Nähe des Stadtparks.

„Das nächste Haus“, fing der Makler an. „besticht durch seine Moderne.“

„Ich bin schon gespannt“, meinte Sôsuke und blickte sich neugierig um.

Ein großes Gebäude erstreckte sich vor ihnen. Es hatte sicherlich an die dreißig Stockwerke. Und wie es Hatake bereits verkündet hatte, war es von moderner Erscheinung.

„Wahnsinn!“ allein der erste Blick auf die rossflächige Fensterfront beeindruckte den Schwarzhaarigen sehr. Diese reichte von der einen zur anderen Seite. Mittig war eine breite Holztür, die sich farblich dem Fundament anpasste. Außerdem gab es noch einen zweiten Eingang, der an das Haus angrenzte und zu den oberen Stockwerken führte – wohl mit einem Aufzug. Damit hatte er nicht gerechnet gehabt, schließlich hatte er dem Makler Budgetvorgaben gegeben.

Die beiden Männer betraten nun das Innere, welches hell erleuchtet war. Der Vorraum war mit Kirschparkett ausgelegt worden. Direkt vor ihnen war eine Art Podest aufgebaut worden. Etwa drei auf vier Meter groß und fünfzig Zentimeter hoch. Zu ihrer Linken befand sich ein Tresen, welcher bereits in blau-silbernen Farben gehalten war. Etwas versteckt befand sich hinter diesem ein Gang, der nach Hinten zu einem großen Raum führte, welcher wohl als Büro anzusehen war. Auf der rechten Seite waren die Sanitäreinrichtungen sowie ein weiterer Gang, durch den man zu einem weiteren Raum gelangte.

Bei diesem Anblick verschlug es Sôsuke die Sprache. War das hier nicht zu teuer? Lag das wirklich noch im Budget?

„Hinreißend, nicht war?“

„Ja wirklich! Das wär’s! Genau so habe ich es mir immer vorgestellt gehabt! Aber...“

„Aber?“

„Liegt das wirklich noch im `verfügbarem Rahmen?“ Skeptisch blickte Sôsuke den Älteren neben sich an.

„... Nicht ganz.“ Hatake schien diese Frage bereits geahnt zu haben. Ein wenige senkte er seinen Kopf. „Zusammen mit den links angrenzenden Zimmern kommt man auf eine monatliche Pacht von 1,5 Millionen Yen.“ Sôsuke konnte bei dem Betrag, der das doppelte seiner Vorgaben entsprach, nur die Augen weit aufreißen. „Es war mir durchaus im klaren, dass der Preis Ihre Angaben überschritt, aber ich hatte diesen Laden zufällig noch in meinen Unterlagen und er passte zu perfekt“, erklärte Hatake ruhig und sah Sôsuke ernst an.

„Es wäre wirklich Ideal...“, murmelte der Schwarzhaarige leise und sah sich noch einmal um. Dieser Ort wäre es gewesen, aber die Summe würde er in naher Zukunft niemals aufbringen können. ‚Schade’, dachte er sich leise und seufzte leise.

„Wollen wir uns noch die dritte Immobilie ansehen?“, lenkte der Dunkelhaarige ein und drehte sich um. „Für das nächste Objekt müssen wir allerdings ein Stückchen fahren.“

Sôsuke nickte Gedankenversunken und folgte dem Älteren unauffällig.
 

Während der circa zwanzigminütigen Autofahrt unterhielten sich Sôsuke und Hatake, der am Steuer des Wagens saß, angeregt. „Und dann ist meine Mutter zu einer Weltreise aufgebrochen. Meinen Vater, meine Schwester und mich ließ sie dabei allein zurück.“ Sôsuke sprach schnell, sah dabei aber recht vergnügt drein. „Damit wir über die Runden kamen, habe ich mir auch ein paar Jobs gesucht. Zu der Zeit wurde mir auch klar, dass sich der Mensch selten das von der Seele sprach, das ihn bedrückte. Das beste Beispiel dafür ist mein Vater. Damit wir Kinder keine Sorgen hatten, nahm er viel auf sich, sprach aber nie über seine Sorgen und Ängste – obwohl wir immer für ihn da sind. Ich habe mir lange überlegt, wie man das ändern könnte und aus ersten Fantastereien ist der Traum des Blue Diamond entstanden.“

Hatake bog in eine Seitenstraße ein und sah Sôsuke dann kurz lächelnd an. „So ist das also gewesen. Das kann ich sehr gut nachempfinden.“ Wieder sah er den Mann links neben sich an. „Auch mich hat meine Frau verlassen. Unsere kleine Tochter hat sie mitgenommen. Ich habe beide seit Jahren nicht mehr gesehen.“ Mit diesem Bekenntnis schlug die Stimmung im Wagen um. „Ich hoffe“, begann Hatake, als das Auto schließlich zum stehen kam. „dass Sie Ihren Traum verwirklichen können.“ Er sah Sôsuke freundlich lächelnd an und schnallte sich ab. „Da wären wir.“ Die beiden Männer stiegen aus dem Kleinwagen aus, schlossen die Türen hinter sich und begaben sich auf das Grundstück, nur wenige Meter entfernt.

Vor ihnen erstreckte sich ein etwa sechs Stockwerke hohes Gebäude, welches ab dem zweiten Stock mit einer treppenförmig, abgestuften und nach oben hin breiter werdenden Blechverkleidung versehen war. Pro Stockwerk zog sich von Rechts nach Links eine Fensterfront, wobei die Oberste durch das Blech immer weiter verdeckt wurde. Eine, aus Holz bestehende, Eingangstür befand sich auf der rechten Seite. Außerdem zierte das Haus ein, in Beige gehaltener, Sims. Optisch Modern, fügte es sich gut in die Umgebung ein.

„Was halten Sie davon?“, fragte Hatake in freundlichem Ton.

„Schon nicht schlecht“, antwortete ihm Sôsuke und drehte sich zu dem Makler um.

„Gut. Dann wollen wir es uns mal von Innen ansehen.“ Sôsuke hatte erwartet, dass sie durch die Eingangstür gehen würden, doch der Dunkelhaarige bog nach Links ab. Verwundert folgte er dem Älteren.

Seitlich des Hauses befand sich eine überdachte Wendeltreppe mit Stahlgerüst, die zu den oberen Stockwerken führte. Man konnte sowohl im dritten als auch im fünften Stock über einen Gang ins Gebäudeinnere gelangen. Der Gang des dritten Stockwerks, zu dem Hatake Sôsuke führte, war – wie bei einem Wintergarten – rundum mit Glas verkleidet worden, während der Boden aus Buche bestand. Um auf den Gang zu gelangen, hatte man gleich am Anfang noch eine weitere Türe angebracht. Dadurch, das man sich im Obergeschoss befand, war alles hell beleuchtet, war doch nebenan kein Hochhaus.

„Sollte es im Winter zu kalt werden, kann man auch ein wenig einheizen“, erklärte Hatake und deutete dabei auf den Boden. „Man hat vorsichtshalber eine Fußbodenheizung einbauen lassen.“

Ins Innere gelangte man schließlich durch eine Tür auf der rechten Seite, die nur einen Schritt entfernt war. Vor ihnen erstreckte sich ein großer Raum von gut Neunzig Quadratmetern. Zur Rechten befand sich die, durch die äußere Metallverkleidung, halbverdeckte Fensterfront. Doch trotz dessen gelang genügend Tageslicht in den Raum. Wenn man geradeaus blickte, sah man eine weitere Wand, die etwa Mittig hineinragte. Dahinter war ein Gang, zu den Toiletten führend. In der Wand selbst befand sich eine Art Durchreiche, die sich auf halber Höhe befand. Sah man nach Links war da eine Treppe, die nach oben führte. Diese war sehr Schlicht gehalten. Das Geländer war aus hellem Holz, rund gearbeitet und auf einem mattem Metallrahmen befestigt worden. Die Stufen selbst waren aus demselben Holz gemacht, wie das Geländer, nur mit Teppichen versehen, welche dunkelblau und achteckig geschnitten waren. Der zweite Stock stellte eine Galerie dar, die bis zur Raummitte hineinreichte und von zwei breiten Stützpfeilern getragen wurde. Es war ein offener Raum, verkleidet mit Milchglas.

„Oben könnte man zum Beispiel das Büro einrichten.“
 

Nachdem alles besichtet war, standen die beiden Männer wieder im Hauptraum. „Das sieht gut aus. Gefällt mir“, fing Sôsuke an. „Aber mir fehlen die Zweitzimmer...“ Er blickte den Makler ernst an.

„Natürlich“, antwortete Hatake lächelnd. „Folgen Sie mir.“ Er führte den Schwarzhaarigen zurück in den Gang nach draußen. Am anderen Ende befand sich eine weitere Tür. „Hier haben wir noch einen Raum, der bislang nur als Abstellkammer genutzt worden ist. Man kann durch eine Tür in den Raum drüben gelangen. Diese wurde lediglich hinter einer Holzwand versteckt.“

Die Abstellkammer miss gut fünfundzwanzig Quadratmeter, war etwas mehr als drei Meter breit und sieben Meter lang. Zwei Fenster auf der Linken, welche die Nordseite darstellte, erhellten den Raum mit genügend Tageslicht – mehr als man meinen mochte.

„Zwar etwas Schmal, aber man könnte daraus wirklich was machen“, kommentierte Sôsuke.

Zusammen gingen die Beiden wieder zurück. „Alles zusammen würde eine Pacht von 760.000 Yen machen. Es wäre also knapp in Ihrem Budget.“

Sôsuke nickte nachdenklich. Der Platz würde ausreichen, aber die zusätzlichen Kosten für die Renovierung würden das Startkapitel doch ausreizen.

„Jetzt haben Sie alle Drei gesehen. Das erste, sehr Zentral. Das Zweite mit etwas höherer Miete und dieses, dreißig Minuten von der U-Bahn-Station entfernt. Gerne können Sie noch darüber nachdenken. Melden Sie sich einfach bei mir, falls Sie sich für ein Objekt entscheiden.“ Mit einem Lächeln führte Hatake seinen Kunden nach unten.

Sôsuke blieb noch kurz stehen, während Hatake ins Auto einstieg, und sah sich die Umgebung an. Gegenüber der Straßenkreuzung befand sich ein kleiner Bäcker und neben diesem eine Reinigung. Direkt neben dem Haus hinter ihm hatte ein Convenience Store seinen Platz. Anfangs würden, auch wegen der Entfernung zur U-Bahn, noch nicht allzu viele Kunden kommen. Wenn man aber bedachte, dass nur eine Straße weiter eine Wohnsiedlung war, standen die Chancen doch nicht schlecht. „Dann wollen wir mal wieder zurück.“
 

Zurück in der Innenstadt verabschiedeten sich die beiden Männer und gingen wieder ihrer Wege. Der junge Unternehmer machte sich sogleich auf den Weg nachhause. Dort angekommen trat er mit einem „Bin wieder da“ ein und zog sich die Schuhe aus.

„Hi, Sôsuke“, rief ihm sein Freund Tamanosuke zu.

Zusammen mit Tama und Keisuke – Kei genannt – bewohnte der Schwarzhaarige eine WG. Während er sich mit dem Wirtschaftsstudium herumschlug, hatte Tama direkt nach der Oberschule seine Lehre als Koch angefangen. Und Keisuke war auf dem besten Wege, Buchhalter zu werden. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, verstanden sie sich auf Anhieb. Vielleicht war das auch einer der Gründe dafür, dass sie Sôsuke bei der Verwirklichung seines Traumes tatkräftig unterstützen und sogar mit ihm arbeiten würden.

„Wie ist es gelaufen?“, fragte der Rothaarige und trocknete sich die Hände ab – war er doch gerade dabei gewesen, abzuspülen.

„Geht. Es war zwar was wirklich tolles dabei, aber der Preis... Das erste Haus gefiel mir nicht so, dafür aber war das Dritte wieder was.“ Der Schwarzhaarige nahm am Küchentisch platz und stützte sich mit seinen Ellbogen darauf ab.

Tama stellte ihm eine Tasse mit Kaffee hin und setzte sich ihm gegenüber. „Du hast im Moment rund 800.000 Yen, oder? Meine Ersparnisse betragen circa 400.000 Yen und Kei... Na ja, du kennst ihn ja.“ Schmunzelnd lehnte sich Tamanosuke zurück. „Wie sahen die Häuser denn aus?“

Sôsuke nippte an seinem Milchkaffee, stellte diesen dann wieder ab und ging zu erzählen an.

Sein Freund hörte ihm dabei gespannt zu.
 

„Eine echte Zwickmühle. Ich würde aber wirklich zum dritten Objekt tendieren.“

„Obwohl es so weit dorthin ist?“

„Überleg doch mal. So wird deine erste Kundschaft eben aus Ansässigen bestehen. Du freundest dich mit den Nachbarn an und durch die Mundpropaganda erübrigt sich dann einiges“, versuchte Tamanosuke es Sôsuke verständlich zu machen.

„Stimmt. So gesehen. Und der Vorteil wäre, das man von der Galerie aus alles im Blick hat. Danke, Tama.“ Sôsuke lächelte zuversichtlich. Ohne seine Freunde wäre er sicher nie so weit gekommen. „Wo bleibt eigentlich Kei heute? War er nicht dran zu Kochen?“ Einen Blick auf die Küchenuhr erhaschend, drehte er sich zum Wohnzimmer, das an die Küche angrenzte, um.

„Der kommt heut später. Hat noch ein Date mit Saori-chan.“ Tama stand auf und ging zum Kühlschrank. „Hast du auf was bestimmtes Lust?“

„Nicht wirklich. Aber du weißt doch, dass mir alles schmeckt, wenn du es machst.“

Die eindeutige Anspielung auf Keisuke’s „Kochkünste“ konnte man schlecht überhören. „Ach komm! Er hat sich doch schon verbessert“, witzelte Tama und entschied sich spontan für Okonomiyaki. „Sôsuke? Hilfst du mir vielleicht? Dann geht’s schneller.“

„Klar“, ab der Angesprochene zu verstehen und kümmerte sich dann ums Gemüse schneiden.
 

„Kitahara-san? Haben sie gehört?“

Aus seinen Gedanken gerissen sah Sôsuke auf. „Äh, ja. Tut mir Leid. Also müssen wir den Kunden erweitern?“

„Sicherlich würden auch Jugendliche gern unser Angebot nutzen. Natürlich müssten wir die Zeiten und Tarife ein wenig anpassen, aber schlussendlich wäre es Gewinnbringend“, erklärte Ryuichi Ando, der Manager des Blue Diamond.

Sôsuke blickte auf die Unterlagen vor sich. „Bitte denkt daran, dass es unser Ziel ist, den Leuten ihre Sorgen abzunehmen. Profit spielt dabei keine Rolle. Wir könnten es ja einmal versuchen und eine Woche im Sinne der Jugend eröffnen.“

„Es liegt bei Ihnen, Chef“, bemerkte Ryuichi und sah in die versammelte Runde.

„Ich wäre auch dafür“, merkte Seiji Minasawa, einer der Masseure, an. „Gewinnen wir auch die Herzen der Teenager.“

„Ich denke auch, das wir das mal probieren sollten.“

Reihum gaben alle nacheinander ihr Einverständnis. „Schön, wenn sich mal alle einig sind“, freute sich Sôsuke und notierte etwas auf seinem Notizblock. „Als nächsten Punkt hätten wir noch das White Saphire...“
 

Nach weiteren zwei Stunden konnte die Satzung beendet werden. Die meisten waren auch bereits auf dem Heimweg, da das Blue Diamond einen Ruhetag eingelegt hatte. Nur noch Sôsuke und Akira waren anwesend.

Erschöpft breitete der Schwarzhaarige seine Arme auf dem riesigem Tisch aus und platzierte seinen Kopf zwischen diesen. Ein lauter Stoßseufzer entwich seiner Kehle. „Und genau deswegen hasse ich diese Treffen...“, beklagte er sich und linste zu seinem Freund herüber.

„Aber Sôsuke-san. Es ist nun einmal Pflicht für uns alle. Außerdem ist doch heute alles gut gelaufen. Ich weiß nicht, was du hast.“ Der Blonde lächelte und heftete noch ein paar letzte Unterlagen ab, ehe er sich seinem Freund und Chef zuwandte. „Wollen wir vielleicht etwas Trinken gehen? Ich lade dich auch ein.“

Da horchte der Firmenchef auf und richtete sich sogleich auf. „Wie käme ich denn zu der Ehre, Akira?“ Es war selten, dass Akira von sich aus auf einen zuging, schließlich hatte er lange Zeit jegliche menschliche Nähe gemieden.

„Nun ja...“, begann der Jüngere und nahm seine Brille, die mittlerweile nicht mehr verspiegelt war, ab. „Dafür dass du heute brav warst“, witzelte Akira. „Kommst du mit?“

Dieses Angebot konnte Sôsuke natürlich nicht ausschlagen und so genehmigten sich die Beiden in einer Bar in der Nähe einen Drink und redeten dort über alte Zeiten.
 


 

[Fortsetzung folgt...]

(2-4) Die Eröffnung

(2-4) Die Eröffnung

 

Nach etwa einem halben Jahr war es endlich soweit. Alle Verträge waren unter Dach und Fach, die Renovierung gerade beendet und auch die ersten Mitarbeiter waren gefunden. Nun stand der Eröffnung des Blue Diamond nichts mehr im Wege.

„Gott, bin ich nervös“, murmelte Sôsuke, vor dem Tresen stehend. „Der Start in ein neues Leben.“ So aufgeregt war er in seinem sechsundzwanzig Jährigem Leben noch nicht gewesen.

„Nur die Ruhe, Sôsuke. Wird schon alles gut gehen.“ Tamanosuke klopfte seinem Freund auf die Schulter und sah ihn zuversichtlich an. „Du hast alles für diesen Laden getan. Es kann eigentlich gar nicht schief gehen.“

„Genau! Also Kopf hoch, Brust raus und ran an die Front!“, kam es von Keisuke, welcher hinter der Bar – die direkt am Tresen angrenzte – auf erste Gäste wartete.

„Ich bin mir aber unsicher, ob das mit dir hinter der Bar klappt...“

„Ihr wisst doch aber, dass ich meinen Alkoholkonsum bereits deutlich minimiert hab!“, rechtfertigte sich Kei, ein wenig beleidigt.

„Sicher Kei, aber man weiß ja nie“, bemerkte Tama und trat nun ebenfalls hinter den Tresen.

„Hey! Ihr seid gemein! Traut ihr mir denn gar nicht?!“ Kei fühlte sich hintergangen. Wie konnten seine besten Freunde nur so etwas sagen?

„Ach komm. Das war doch nicht böse gemeint. Natürlich vertrauen wir dir, aber Kontrolle ist manchmal eben doch besser.“ Sôsuke lachte kurz auf und sah sich suchend um.

„Pah“, entgegnete der Dunkelblonde nur und widmete sich schließlich der Bestandsliste.

„Wo ist eigentlich Akira?“, fragte Sôsuke und trat einen Schritt vor.

„Der wird oben sein, schätze ich. Er wollte noch ein paar Akten durchgehen“, antwortete ihm Tama und lächelte.

Akira, der Vierte im Bunde hatte sich dazu entschieden, Sôsuke und dem Blue Diamond damit zu helfen, in dem er sich dem Steuerfach widmete. So hatte er auch sein Studium gerade abgeschlossen.

„Na gut. Dann seh ich später mal nach ihm.“

„Eine halbe Stunde noch“, bemerkte Tama, als dieser auf die Uhr blickte und stellte drei Gläser Sekt auf den Tresen. „Auf einen erfolgreichen Start!“

„Kanpai!“

 

„Chef! Wir wären soweit.“

Sôsuke atmete tief durch und sah noch einmal zu jedem Mitarbeiter. „Tamanosuke, Keisuke, Akira, Etô-san, Kudô-san. Ich danke euch, dass ihr heute hier seid und hoffe, dass wir lange zusammen arbeiten können. Auf eine erfolgreiche Zukunft!“

Alle nickte zustimmend, ehe sie sich an ihre Plätze begaben. Tama zur Rezeption, Kei hinter die Bar, Akira ging zurück ins Büro, Usagi Etô begab sich in den Beraterraum, in welchen man durch eine Tür und in den anliegenden Raum gelangte, und Michiko Kudô gesellte sich zu Sôsuke. Dieser stand neben dem kleinen Bartisch nahe der Bar, auf welchem zahlreiche Sektgläser bereit standen.

Die Uhr zeigte, dass es nun 16°° Uhr war. Ein wenig nervös öffnete der Schwarzhaarige die Eingangstür. Zu seiner Überraschung warteten bereits schon ein paar Leute vor dem Eingang. „Meine Damen und Herren. Ich heiße Sie alle im Blue Diamond willkommen.“ Enthusiastisch war Sôsuke vorgetreten und lächelte die Gäste freundlich an. „Bitte, treten Sie doch ein, genehmigen Sie sich ein Glas Sekt und lassen Sie das Ambiente auf sich wirken.“

 

Die ersten Gäste traten ein und sahen sich um. Zu ihrer Rechten befand sich eine kleine Sitzgruppe, bestehend aus einer schwarzen, dreiteiligen Ledercouch, zwei Sesseln sowie einem runden Glastisch. Dahinter standen zwei ovale Tische, deren massive Sockel rundum mit ausgeleuchteten, Plexiglaskacheln verkleidet waren. Auch der Tresen auf der linken Seite wurde mit diesen Kacheln geschmückt. Sie leuchteten abwechselnd Blau und Silber. Die Theke selbst reichte von der hinteren Wand bis nach vorn zur Treppe, wobei noch etwa ein Meter Abstand zu dieser bestand. Wellenförmig war sie geschnitten und in zwei Bereiche eingeteilt. Der vordere Bereich, nahe der Treppe, war für die Information und Rezeption vorgesehen, während der hintere Teil für die Bar eingeteilt worden ist. Ein Aquarium hatte man in die lange Wand am Ende des Raumes eingelassen. Es wirkte beruhigend und teilte den Raum auf diese Weise eleganter, als mit einer offenen Durchreiche. Unterhalb des Aquariums wurde ein Weinregal angebracht, in welchem schon ein paar Flaschen gelagert wurden.

Nachdem jeder mit einem Glas Sekt versorgt war, führten Sôsuke und Usagi die ersten Gäste an die Information, während sich die weitere Kundschaft zur Bar begab.

„Guten Tag meine Damen. Wir heißen Sie herzlich Willkommen. Mein Name ist Tamanosuke Michida. Was kann ich für Sie tun?“, begrüßte Tama die Damen mittleren Alters.

Eine von ihnen, wohl vierzig Jahre alt, trat vor. „Guten Tag. Ich wüsste gerne, was Sie uns hier anbieten.“

„Das erkläre ich Ihnen doch gerne.“ Der Rothaarige machte eine kurze Pause und legte ein paar Broschüren auf den Tresen. Diese reichte er anschließend den sechs Damen vor sich. „In unserem Etablissement können sie ganz frei reden. Wir haben extra hierfür einen Raum vorbereitet. In diesem wartet unser Betreuer Etô-san. Sie können ihm alles erzählen und niemand weiteres wird je davon erfahren. Etô-san ist auch kein Psychologe, sollten Sie das annehmen.“

„Und er sagt nichts weiter?“, kam es skeptisch von einer Frau an die Dreißig.

„Natürlich nicht. Wir verpflichten uns Ihnen gegenüber. Kein Wort wird aus diesen Raum gelangen. Ich kann verstehen, wenn Sie zweifeln, aber es wird auch niemand zum reden gezwungen.“

Eine Frau, schon etwas älter, trat vor und lächelte Tamanosuke freundlich an. „Ich möchte es einmal versuchen.“

Tama verbeugte sich leicht, ehe er ein Blatt Papier auf den Tresen legte. „Darf ich Sie nur kurz um Ihren Namen bitten?“

„Aber gerne doch.“ Sie nahm den Stift, den Tamanosuke ihr reichte und setzte ihren Namen in die erste Zeile. „Und nun?“

„Folgen Sie mir bitte.“ Der Rothaarige führte die Kundin an der Treppe vorbei zu einer hölzernen Tür. Etwas versteckt lag sie direkt hinter der Treppe. Er klopfte an und ein „Herein“ drang an ihr Ohr. Tamanosuke öffnete die Türe und führe die Dame in das Zimmer.

Da der Raum relativ lang war, wurde die Einrichtung dementsprechend angepasst. So fand man ein längliches Landschaftsbild auf der Wandseite, wohingegen eine lange Kommode aus Zwetschgenholz sich unter den Fenstern erstreckte. Am hinteren Ende war eine Eckcouch aus dunklem Leder mit dazugehörigem Sessel. Außerdem fand auch ein kleiner Tisch dort platz. Die Wände hatte man in einem dunklem Rot gestrichen und auch der Teppich hatte eine ganz ähnliche Farbe. Trotz dessen aber war der Raum gut beleuchtet. Zusätzliche kleine Wandleuchten an den Ecken sorgten ihrerseits für Licht und Atmosphäre.

„Hallo und herzlich Willkommen im Blue Diamond“, begrüßte Usagi Tamanosuke's Begleitung. Er war vom Sofa aufgestanden und mit einem breiten Lächeln nähergekommen. „Ich bin Usagi Etô. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mit wem habe ich das Vergnügen?“ Sein fiel auf die Frau, welche einen Kopf kleiner war als er selbst.

„Guten Tag, Harukaze mein Name.“

„Na, dann lasse ich euch mal allein“, unterbrach Tama die beiden und schloss die Tür nach einer verabschiedenden Verbeugung.

 

Nervös blickte Sôsuke zur Tür. Die Gäste waren inzwischen alle bewirtet und hatten sich im Raum verteilt. Die meisten unterhielten sich angeregt. Michiko hatte in einer kleinen Runde eingespannt. Bisher war nur Positives ausgesprochen worden, doch fühlte sich der Schwarzhaarige immer noch etwas unbehaglich.

„Nur die Ruhe. Wird schon werden.“ Keisuke hatte sich nun zu Sôsuke dazugesellt und ihm diese aufmunternden Worte entgegengebracht. „Hier. Trink 'nen Schluck, dann geht’s dir besser.“ In seiner Hand hielt Kei einen klaren Drink, mit blau eingefärbten Eiswürfeln und einem Papierschirmchen darin. „Probier' mal! Den haben Tama und ich gemixt.“

Sôsuke nahm das Glas entgegen und nippte an dem Getränk. „Nicht schlecht. Was ist da drin?“

„Sagen wir, es ist eine Art von Caipirinha, nur mit Litschi statt Limone. Die Eiswürfel sind mit blauer Lebensmittelfarbe eingefärbt, also unschädlich.“

„Die leichte Süße passt wirklich gut und die Eiswürfel geben einen tollen Effekt.“ Sôsuke war davon überzeugt, dass sich dieser Drink als Hausdrink eignen würde. „Mach mal noch ein paar Gläser. Die können wir gleich probeweise verteilen.“

Wie ihm geheißen, füllte Kei das neue Getränk in einige Cocktailgläser, gab je drei Eiswürfel hinzu und dekorierte das ganze mit je einem Schirmchen. Die befüllten Gläser stellte der Dunkelblonde schließlich auf ein rundes Tablett. „Hier, bitte“, meinte er noch und lächelte.

„Danke Kei.“ Jetzt galt es, das Tablett unbescholten zu den Gästen zu tragen. Hierfür hatte Sôsuke extra einen Schnupperkurs besucht – nur um darauf vorbereitet zu sein. Zwar war der Schwarzhaarige nicht direkt fürs Bedienen zuständig, doch wollte er für den Fall der Fälle gerüstet sein. Und nun zahlte es sich schon am ersten Tag aus.

Mit freundlichem Lächeln trat Sôsuke an die ersten Gäste, welche sich an den Stehtischen unterhielten, heran. „Darf ich kurz unterbrechen? Ich würde Ihnen gerne diesen Drink anbieten.“

Die beiden Damen im mittleren Alter und ein älterer Herr drehten sich neugierig zu dem Schwarzhaarigen um. „Darf man fragen, was in diesem Cocktail ist?“, fragte eine der Frauen. Sie hatte sich dem jungen Mann zugewandt und lächelte aufgeschlossen.

„Natürlich, werte Dame. Der Drink besteht aus Wodka, Zucker und Litschisaft. Etwa so wie ein Caipiroschka.“ Er nahm ein Glas vom Tablett und stellte es der Frau auf den Tisch. Gleich darauf reichte er auch den anderen beiden je ein Glas. Die Frau mit dunkelbraunen Haaren nahm den Drink anschließend in die Hand, legte das Schirmchen beiseite und nippte an dem Getränk. Ein Lächeln zierte daraufhin ihr Gesicht.

„Der ist gut!“, brachte sie hervor und ihre Gegenüber taten es ihr gleich, indem auch sie probierten. Und auch diesen Beiden schien es zu schmecken.

„Der ist wirklich gut.“

„Ja. Sehr lecker.“

Die positiven Zusprüche erleichterten Sôsuke ungemein.

„Entschuldigung?“ Ein junger Mann mit schwarzen Haaren und Brille war zu der kleinen Gruppe dazugestoßen. „Darf ich den auch mal probieren?“ Er hatte den leichten Tumult wohl mitbekommen und war von der Sitzgruppe herangetreten. Hinter ihm waren auch die letzten beiden Gäste und auch Michiko zu sehen. Sôsuke servierte auch ihnen den neuen Drink und bot ihn anschließend noch den fünf Damen, die sich immer noch mit Tamanosuke unterhielten, an.

„Ein Kompliment an Sie, Herr...?“, begann die Brünette und sah Sôsuke fragend an.

„Kitahara. Sôsuke Kitahara“, antwortete er freundlich und wandte sich ihr zu.

„Kitahara-san. Ihr Laden ist wirklich gemütlich. Es ist sehr einladend. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.“

„Das freut mich natürlich.“

„Das Ambiente ist wirklich toll, Kitahara-san. Haben Sie sich das ausgesucht?“, fragte der junge Mann, sich dabei umsehend.

„Nun ja. Sagen wir teilweise. Meine Freunde und Kollegen, Tamanosuke Michida, Keisuke Fujii und Akira Ikehara, haben ebenso mitgewirkt. Wir wollten unserem Ziel das passende Image verpassen und mithilfe des World-Wide-Web konnten wir dieses weitestgehend erfüllen.“ Das sanfte Lächelnd und das Glänzen in seinen Augen, erstaunte die umstehenden Gäste. War Sôsuke doch noch sehr Jung. „Wissen Sie, das Blue Diamond ist ein lang gehegter Traum von mir und ich würde alles dafür tun.“

„Man sollte für seine Träume arbeiten“, kommentierte eine schwarzhaarige Frau, die die Dreißig erreicht hatte. „Ich bewundere Sie dafür.“ Sie lächelte Sôsuke herzlich an.

„Vielen Dank.“

„Viel Erfolg“, wünschte sie ihm und nippte noch einmal an ihrem Glas.

 

„Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen reden zu dürfen, Harukaze-san!“ Die Tür zum Beraterraum öffnete sich und eine laute, fröhliche Stimme drang in den Raum.

„Ach, Sie Charmeur! Auch mir war es eine Freude.“

Sôsuke bemerkte, dass Usagi und Harukaze wieder da waren und kam daraufhin auf sie zu. „Etô-san, Harukaze-san. Wie ist es gelaufen? Hat es Ihnen zugesagt?“

Tamanosuke hatte sein Gespräch mit den Damen unterbrochen und sich nun auch den Beiden zugewandt.

„Es war unerwartet aufregend. So etwas habe ich bisher noch nicht gemacht. Aber es war wunderbar. Etô-san ist so ein netter Mann. Ich denke, ich komme auf jeden Fall wieder her.“ Die Frau strahlte übers ganze Gesicht, was die umstehenden Kunden wohl neugierig machte.

„Na, das freut uns aber. Schließlich ist es unser Wunsch, dass Sie sich bei uns rundum wohl fühlen.“

„Dürfte ich als Nächste?“, fragte eine schwarzhaarige Dame und trat etwas näher an Tamanosuke heran.

„Gerne doch“, antwortete dieser und drehte sich kurz zum Tresen um, auf welchem die Namensliste lag. „Tragen Sie sich bitte hier ein.“ Er überreichte der Frau das Klemmbrett mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht.

„Mich würde das auch interessieren“, brachte der Schwarzhaarige mit Brille hervor. Er war, nach einem kurzen Gespräch mit Sôsuke und Michiko, zu der vorrangig weiblichen Gruppe gegangen und nun auch sehr interessiert an diesem ungewöhnlichen Service.

 

Sôsuke beobachtete das Geschehen aus dem Augenwinkel heraus. Auch Kei verfolgte den bisherigen Ablauf und gesellte sich zu seinem Freund und den Kunden dazu. „Es scheint gut anzukommen. Ganz wie erwartet.“ Der Dunkelblonde grinste zuversichtlich. „Wissen Sie“, begann er und blickte in die bunte Runde. „unser Chef hier hat bis zuletzt befürchtet, dass sein Konzept nichts wäre.“

„K-Kei!“, kam es mit leicht erhobener, geschockter Stimme vom Schwarzhaarigen.

„Ist doch wahr“, neckte Keisuke seinen Freund aber weiterhin.

„Nun. Ich glaube, ich hätte auch Angst gehabt“, unterbrach eine Frau mit rötlichen Haaren die beiden Männer. „So wie ich das hier einschätze, ist es etwas Neues, Einzigartiges. Und viele Menschen meiden das Neue. Es erfordert viel Mut, sich der Gesellschaft zu widersetzen und trotz aller Schwierigkeiten eben diesen ersten Schritt zu wagen. Ich finde es wirklich bemerkenswert, was Sie erreicht haben, Kitahara-san.“

Solche Worte hatten weder Sôsuke noch Keisuke erwartet, weswegen ihnen fast die Worte fehlten und nur ein leises „Vielen Dank“ die Lippen des Schwarzhaarigen verließen.

 

Der Abend nahm seinen Lauf und gegen 22°° Uhr war auch der letzte Gast verabschiedet. Sôsuke hatte den Herren noch zur Tür begleitet, welche er dann abschloss. Seufzend drehte er sich um und lehnte sich an eben diese Türe an. „Geschafft“, brachte er leise hervor und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Klasse Abend, würde ich sagen. Ist ja alles super gelaufen!“ Kei kam seinem Freund mit einem breiten Grinsen und einem Drink in der Hand näher. „Gut gemacht.“

„Nein. Das war nun wirklich nicht mein Verdienst“, gab er zu verstehen und nahm das ihm gereichte Getränk an. „Das haben wir im Team geschafft.“ Er wandte sich nun auch den Anderen zu, welche sich versammelt hatten. „Leute, Danke! Ohne euch wäre das alles niemals Möglich gewesen.“

„Das gilt aber auch für dich, Sôsuke-san.“

Die Anwesenden drehte sich alle nach der Stimme um, die von oben ertönte. Akira, der den Tag über im Büro gewesen war, kam von dort und gesellte sich zu der Gruppe hinzu. „Schließlich warst du es doch, der diesen Laden eröffnen wollte. Gratuliere. Du hast es geschafft!“ Er lächelte den Älteren herzlich an.

Dem Schwarzhaarigen war von diesen Worten so gerührt, dass er nur verlegen Lächeln konnte. „Danke, Akira. Danke euch allen!“ Sôsuke sah in die Gesichter seiner Freunde und Mitarbeiter, ehe er allen noch einen Feierabenddrink anbot.

Längst schon lagen alle im Bett, doch an Schlaf war für Sôsuke nicht zu denken. Noch immer Wiederholte er den Tagesablauf. „Hoffentlich wird es auch in Zukunft so gut laufen“, sagte er sich, schob sich die Decke über den Kopf und schloss die Augen.

 

Am nächsten Tag wurde die Pforte zum Blue Diamond bereits um 15°° Uhr geöffnet. Sôsuke hatte sich den täglichen Tagesablauf des Durchschnittsjapaners angesehen und nach langen Recherchen versucht, passende Öffnungszeiten zu schaffen. So war der Laden zum Beispiel am Wochenende Abends länger offen als unter der Woche. Außerdem würden die Mitarbeiter im Schichtbetrieb arbeiten, sodass jeder Einzelne nicht zu viele Überstunden machen musste. Er selbst hielt sich dabei nur selten an seine eigenen Regeln. Mit der „Ausrede“, dass er als Chef einfach noch viel zu tun hatte, konnte ihm aber auch keiner Wiedersprechen. Zum Ausgleich dafür, sorgten seine Mitbewohner dafür, dass der Schwarzhaarige genug aß und schlief.

Nervös wie am ersten Tag wartete Sôsuke auf die Kundschaft. Doch schien die heute auszubleiben. Vier Personen, darunter ein gestriger Kunde, hatten bisher den Laden betreten.

„Mach dir mal keinen Kopf.“ Tama war an den Anderen herangetreten und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Wir müssen einfach etwas Werbung machen. Schließlich ist das hier nicht die Innenstadt.“

„... Meinst du?“ Man sah ihm an, dass er Zweifel hatte.

„Ja. Ich werde Morgen noch ein paar Flyer verteilen, wenn ich einkaufen gehe. Es ist nur Frage der Zeit.“

„Okay...“, gab Sôsuke zögerlich zu verstehen. „Ich schau mal schnell nach Akira. Wenn was ist, hol mich einfach.“

„Ja.“

 

„Akira? Alles klar bei dir?“

Der Angesprochene drehte sich um und erblickte den nervös drein sehenden Sôsuke. „Sicher. … Ist etwas passiert? Kommt ja nicht oft vor, dass du rauf kommst.“

Der Ältere staunte, wie sich sein freund seit Schultagen verändert hatte. Wenn er an die Zeit an der Oberschule zurückdachte, als er den Blonden das erste Mal getroffen hatte, war es, als stünde jemand ganz anderes vor ihm. „Du hast dich wirklich verändert“, nuschelte der Schwarzhaarige und schmunzelte.

Akira sah sein Gegenüber daraufhin mit großen Augen an. „...Ja. Und das habe ich vor allem dir zu verdanken, Sôsuke-san.“ Er lächelte.

„Meinst du?“, konnte Sôsuke nur fragen. „Aber eigentlich war es dein eigener Wille.“

„Nun ja“, murmelte der Blonde verlegen und senkte seinen Kopf. „Aber... sag mal...“, begann er schließlich und sah den Anderen fragend an. „Warum bist du nun hier? Gibt es unten nichts zu tun?“

Dass er damit einen wunden Punkt traf, ahnte Akira nicht. Sôsuke gab auf die Frage hin ein verlegenes „Uh...“ zu verstehen, ehe er den Blick abwandte. „Ja, na ja... also...“ Er wusste nicht so wirklich, was er nun sagen sollte. Deprimiert senkte er den Kopf. „Heute ist weniger los als gehofft...“, murmelte er und setzte sich auf den freien Stuhl.

'Selbstzweifel?', dachte sich Akira erstaunt und musste sich ein Grinsen verkneifen. „So habe ich dich noch nie erlebt, Sôsuke-san.“

„Das ist aber nicht witzig“, gab der Jungunternehmer, ein wenig beleidigt, wieder.

„Ich denke aber, dass sich alles erst noch einspielen muss. Also mach dir nicht zu viele Sorgen.“ Akira lächelte seinen Freund aufmunternd an und reichte ihm einen Stapel Papier. „Wenn du das dann bitte noch unterschreiben würdest.“ Sôsuke nahm den Stapel entgegen und überflog kurz, was auf den Blättern geschrieben stand, ehe er unterzeichnete. „Danke.“

„Gibt es sonst noch etwas zu tun?“

Akira überflog kurz seinen Schreibtisch, welcher im rechten unteren Eck der Galerie lag, schüttelte dann aber den Kopf. Ein zweiter befand sich auf der schräg gegenüberliegenden Seite. Zudem wurde ein kleiner, halbrunder Tisch im freien Eck platziert. Auf diesem fanden eine Kaffeemaschine und das nötige Zubehör ihren Platz.

Der Schwarzhaarige näherte sich der gläsernen Wand, welche dieses Galerie-Büro umfasste und blickte nach unten. Ein leiser Seufzer entwich ihm. „Viel mehr Kunden sind scheinbar immer noch nicht gekommen...“, murmelte er, als er dann doch jemanden am Eingang stehen sah. Und irgendwie kam ihm diese Person bekannt vor. „Ich schau mal runter, Akira“, gab er zwar noch zu verstehen, wartete aber keine Antwort mehr ab. Schnell war er wieder unten angelangt und freute sich über den neuen Gast. Von oben hatte er ihn bereits erkannt gehabt. „Hatake-san! Schön, Sie zu sehen.“

„Guten Tag, Kitahara-san!“ Hatake war ihm einen Schritt entgegengekommen und lächelte freundlich zurück. „Ich dachte mir, ich sehe mir Ihren Laden mal an. Sie haben wirklich was nettes daraus gemacht.“

„Danke. Kommen Sie. Ich führe Sie ein wenig herum.“

 

 

„Wenn ich daran zurückdenke...“, murmelte Sôsuke und leerte sein Glas. Akira, der eher selten zum Alkohol griff und deswegen nur ein Light-Bier bestellt hatte, blickte seinen Freund neugierig an.

„Ich hatte echt bammel, ob das was wird.“ Nach einem langen Arbeitstag hatte Akira den Älteren auf einen Drink eingeladen und so saßen sie nun in dieser kleinen Bar, nahe des Blue Diamond. „Sôsuke-san, ich glaube, du hast genug getrunken.“ Drei Gläser waren zwar eigentlich nicht so viel, doch vertrug der Schwarzhaarige nicht jeden Tag was. „Lass uns lieber gehen.“ Akira stand auf und warf sich schon einmal seine Jacke über den Arm, während er seinen Freund zum Gehen bewegen wollte.

„Ist gut, ist gut. Immer langsam“, grummelte Sôsuke und raffte sich langsam vom Barhocker auf.

 

Am Anfang war es wirklich nicht absehbar gewesen, ob der Laden Erfolg haben würde oder nicht. Die ersten Wochen waren sehr schleppend gelaufen und ein fester Kundenstamm schien auch nicht in Aussicht. Erst als das örtliche Straßenfest veranstaltet worden war, konnte Sôsuke seinen Laden anpreisen. Seine drei Freunde hatten zusammen mit ihm hunderte Flyer verteilt und die Leute direkt angesprochen. Das diese Aktion schlussendlich etwas gebracht hatte, zeigte sich in den darauffolgenden Tagen.

Und wie Tamanosuke es lange zuvor schon gesagt hatte, trug die Mundpropaganda ihren Teil dazu bei. Täglich wurden es mehr Kunden; einige kamen nun auch regelmäßig. Für Sôsuke, der noch des öfteren nervös im Laden auf und ab gegangen war, war der erste Schritt getan.

Die Jahre gingen ins Land, der Laden boomte. Bald wurde ein zweites Gebäude angemietet – jenes, das Sôsuke sich zu Beginn angesehen hatte. Das Blue Diamond war schnell in aller Munde und Sôsuke seinem Traum so nah wie nie zuvor.

 

~ Owari ~


Nachwort zu diesem Kapitel:
So. Hier nun also auch das letzte Kapitel dieser alten Version. o.o
Ich arbeite ja nun an einer Roman-Edition und denke, dass die Neue besser ist~

Dennoch hoffe ich, dass dieses Kapitel gefallen gefunden hat!
Weitere wird es hier voraussichtlich nicht mehr geben.
Daher Danke an alle Leser da draußen und bis zum nächsten Mal! :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  _Delacroix_
2013-06-10T21:45:17+00:00 10.06.2013 23:45
Hi.

Hier ist der versprochene Kommentar zu deiner Geschichte.
Erstmal muss ich sagen, das ich dein Cover sehr hübsch finde. Hast du das selbst gezeichnet? Das nenne ich mal Einsatz. So viel Mühe bei der Gestaltung und so viele Illustrationen, das sieht man wirklich nicht alle Tage.
Die Beschreibung hat mich im ersten Moment etwas erschlagen, aber nachdem ich verstanden hatte wie das mit den Kapiteln ist, leuchtete mir deine Aufteilung auch einigermaßen ein. Kurz habe ich überlegt, wieso du den Prolog nicht als Prolog geladen hast, aber da du ja zwei Geschichten hast, bietet sich das wohl einfach nicht an.
Ich möchte in dem Kommentar nicht unbedingt darauf eingehen, was die YUAListen schon kritisiert haben, obwohl ich ihnen in einigen Punkten zustimmen muss.
Ich sag dir lieber, was mir gefallen hat.
Insgesamt ließ sich deine Geschichte flüssig lesen, Iro ist sympathisch und ich finde du hast dich sehr bemüht die japanischen Gepflogenheiten in deine Geschichte einzubauen. Den ständigen Austausch von Visitenkarten, die Verbeugungen die Anrede – Du hast dich wirklich sehr bemüht das dem Leser zu beschreiben und das auf eine Weise, die sehr natürlich wirkt.
Überhaupt hast du sehr viel beschrieben, weshalb Iro wie ein sehr aufmerksamer Beobachter wirkte. Das war gut für den Leser, weil er sich so ein Bild von allem machen konnte. Etwas was einige bekannte Buchautoren nicht hinbekommen wenn sie so einen Erzähler verwenden..^^
Übrigens, wenn du mit den Genren nicht glücklich bist, die die Sortierer deiner Fic verpasst haben, kannst du hier mal versuchen mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht lassen sie ja mit sich reden und ändern es noch mal ab? - Fragen kostet ja nichts.

LG
Von: abgemeldet
2013-04-26T10:47:17+00:00 26.04.2013 12:47
So, hier bin ich dann auch schon wieder, um den zweiten Teil zu kommentieren. Da dieser noch nicht zu Ende ist, könnte es gut sein, dass ich Sachen anmerke, die sich noch aufklären. Also darfst du mir ruhig auf die Finger klopfen, wenn ich zu weit gehe. ;)

Mein Schema kennst du ja schon. Dieses Mal wird's aber kürzer, da sich einiges ja auch gar nicht verändert hat. Ansonsten gelten die selben Voranmerkungen wie beim vorherigen Kommentar. ^^

Rechtschreibung/Grammatik
Wieder kleinere Fehler, aber nichts gravierendes. Dieses Mal fehlten auch ab und zu Wörter oder Wörter waren doppelt vorhanden. Auch hier würde ich raten, einfach nochmal drüber zu lesen. Das mach ich bei meinem Zeug auch immer - es löscht nicht alles aus, aber nahezu alles.

Stil
Dadurch, dass es dieses Mal ein anderer Erzähler war, schließt sich das mit der Konsequenz ja aus. Daher gibt es auch hier nicht großartig viel zu sagen.
Das einzige, was mich wirklich etwas gestört hat: Du hast recht oft die Perspektive gewechselt. Anfangs hatte man noch das Gefühl, dass man alles von Sôsukes Sicht gesehen hat, aber zwischendrin hatten sich ein paar Sätze eingeschlichen, die dann doch eher wirkten, als wären sie aus einer anderen Perspektive.
Ich persönlich bin kein Fan von Perspektivenwechseln und hätte gerne alles aus einer Perspektive, schon alleine, weil man dadurch auch viel mehr Einblick in den Charakter hat. Wenn das allerdings dein persönlicher Stil ist, dann will ich mal wieder nichts gesagt haben. ;)

Idee
So, dieses Mal ging es immerhin mehr um Blue Diamond. Schade allerdings, dass der Betrieb wieder nicht so vorkam, allerdings dafür ja die Entstehung. Ich fand die Idee ganz nett, dass Sôsuke schon von klein auf eine solche Idee hatte. Allerdings: Woher wollte er denn so genau wissen, dass sein Vater nicht irgendwo seine Sorgen ausließ? Ich gehe bei meinem Vater auch davon aus, dass er mir seine Sorgen nicht mitteilt, aber ich bin mir sicher, dass er Freunde hat, mit denen er über sowas reden kann. Es gibt eigentlich ja immer jemanden, mit dem Väter reden können - aber die Kinder werden es nie sein. Weil kein Vater jemals seine Sorgen auf die Kinder wälzen wird. (Zumindest keiner, der ein guter Vater sein will. Immerhin stresst es die Kinder ja, wenn sie zu ihren eigenen kleinen Sorgen auch noch den Batzen von ihren Eltern dazubekommen.) Ich finde Sôsuke in dem Sinne ziemlich naiv, dass er davon ausging. Aber gut, das nur so nebenbei.
Ansonsten sticht ja vor allem das mit dem posttraumatischen Stresssyndrom heraus. Ich kenn mich da nicht aus, aber finde es trotzdem komisch, dass Akira mit einem Fremden (!) einfach darüber redet. Sôsuke hat vermutlich so eine Art an sich, dass man ihm alles mitteilt. Sonst kann ich mir auch nicht erklären, wieso der Makler ihm nach ein paar Stunden so etwas privates erzählt. Das macht man so an sich nicht. Aber gut.

Beschreibungen
In diesem Punkt hast es dieses Mal sogar übertrieben, finde ich. Die Beschreibung der Immobilien war jedenfalls äußerst anstrengend zu lesen und ich glaube ich habe auch nicht alles bildlich vor mir gesehen. Das war schon ein ziemlich langer Absatz, dafür, dass es "nur" die Beschreibungen von drei Gebäuden waren. Ich finde es zwar schön, dass du dir so viel Mühe gegeben hast, dir drei ziemlich unterschiedliche Gebäude einfallen zu lassen, aber für den Leser ist es eben schwer, sich das dann auch alles vorzustellen, zumal alles kurz nacheinander kam.
Ansonsten fehlte das Präzise, was ich bei Iro so toll fand, aber das lag wohl am Erzähler. Schade aber, Iro hatte wirklich tolle Beschreibungen. ;)

Handlung
Ja... dieses Mal hatte ich erwartet, dass es eine Geschichte von einem Mitarbeiter und einem Kunden ist... und schon wieder wurden meine Erwartungen enttäuscht. ;) Aber ich fand die Handlung dieses Mal schon viel besser, weil es eben um das Blue Diamond ging. Das hat bei mir einiges rausgeholt. Allerdings hab ich natürlich auch hier wieder ein paar Sachen auszusetzen:
Wenn ich auf der Toilette jemanden stöhnen höre, gehe ich doch nicht in die Kabine und guck mir an, wer das ist? Wenn ich auf der Toilette masturbiere und dabei erwischt werde, dann geh ich doch nicht einfach ohne ein Wort zu sagen? Das Aufeinandertreffen der beiden war für mich einfach unlogisch. Auch, dass Sôsuke sich Akira einfach so aufgedrängt hat, fand ich nicht stimmig. Auch wenn es Leute gibt, die so handeln, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Gegenüber da auch noch mitmacht, wirklich äußerst nah an der Null. Das ist einfach ZU gestellt. Zumal ich mich wirklich frage, was zum Geier wohl Akiras Lehrer dazu sagt, dass der junge Herr stündlich (!!!) auf die Toilette verschwindet. Dass da noch nicht jemand nachgeforscht hat, wundert mich. Ebenfalls hat Sôsukes ihm ja aufgelauert, und das ewig lang. Selbst wenn es in der Pause war, ist das unrealistisch. War es nicht in der Pause, dann hat er den Unterricht geschwänzt und hätte dafür Ärger gekriegt. War es aber in der Pause, ist es immer noch unlogisch, weil ja NICHTS passiert ist in der Toilette. Und in der Pause gehen die meisten Schüler auf die Toilette.
Danach fand ich unrealistisch, dass Akira gleich alles gesagt hat. Wie gesagt, es mag an Sôsukes Art liegen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit einer seelischen Krankheit (!) sich einfach so öffnen kann. Und dann auch gleich motiviert ist, was zu machen. Dementsprechend fand ich es sehr, sehr toll, dass du beschrieben hast, dass sich sein Problem auch nicht sofort gelöst hat, sondern dass es wohl mehrere Jahre gedauert hat. Das ist äußerst realistisch.
Sôsuke behauptet gegenüber Akira ja, er sei kein Psychologe. Und trotzdem sagt er danach ganz locker, dass er ja weiß, dass bei einem posttraumatischen Stresssyndrom eine Psychotherapie nötig ist. Das hat sich ein bisschen gebissen. Ja, man kann durchaus Ahnung von dem Thema haben, ohne Psychologe zu sein. Aber speziell bei diesem Thema...? Hat er da eine Vorvergangenheit, die nicht erwähnt wird? (Zum Beispiel dass sein Vater unter einem solchen gelitten hat?)
Der Schwenker in die Gegenwart hat mir dann recht gut gefallen - auch wenn ich die Versammlung auch langweilig gefunden hätte. Vor allem kam dieses Gefühl, weil du erst einmal erzählt hast, wer alles da ist. Und das wirklich nur in Listenform heruntergerattert hast. Das war schon eher anstrengend. Immerhin saßen da wohl um die zehn Leute am Tisch. Sein übriges hat dann Sôsuke getan, als man merkte, dass er auch keine Lust darauf hatte.
So, dann ging es wieder in die Vergangenheit - wozu? Das hab ich nicht ganz verstanden. Du hättest einen Zeitsprung machen können von der Schulzeit zum Studium, aber hast erstmal den Sprung in die Gegenwart gemacht, um dann gleich wieder zurück zu gehen? Das fand ich storytelling-technisch nicht gelungen. Dadurch hast du nämlich erschreckend viel zwei Mal erzählt. Was die Freunde nach der Schule gemacht haben, zum Beispiel. Du hast wirklich zwei Mal drin stehen, dass zwei studieren und der andere eine Ausbildung angefangen hat. Das hättest du dir sparen können, hättest du nur den Sprung zum Studium gemacht. Dann hätte die Vergangenheit auch nicht so "reingequetscht" gewirkt. Auch schade ist es, dass das Kapitel dann damit endet, dass sie WIEDER über die Vergangenheit reden. Das impliziert, dass das nächste Kapitel wieder über die Vergangenheit geht, also schon wieder ein Schritt zurückgegangen wird. Das ist unheimlich schade, weil die Gegenwart auch eine interessante Geschichte darstellt. Und wenn man als Leser schon "Blut geleckt" hat, dann will man eigentlich auch in dem Erzählstrang weitergehen. ;)

Genres
Auch hier zeigt sich wieder, dass nichts drin ist, was dransteht. (Auch wenn es durchaus amüsant ist, was sich da auf der Toilette abspielt. Ich will den Humor in dieser Szene gar nicht abstreiten. ;) )
Das Shounen Ai ist vermutlich in dem Bonuskapitel - da ich es allerdings nicht gelesen habe (wie angekündigt), kann ich das nicht bewerten. Aber auch so finde ich, dass die Liebesbeziehungen mal wieder weit, weit in den Hintergrund gerückt sind. Auch dieser Teil der Geschichte ist Gen. Durch und durch. ;) Sollten noch Heteropärchen vorkommen (was ja durchaus angedeutet wurde), sind diese auch nicht Haupthandlung. Also eigentlich würde ich deine Geschichte anders einordnen. Lediglich das eine Kapitel mit Adult-Inhalt spricht für Shounen Ai.
Ansonsten finde ich hier wirklich beim besten Willen keinen homoerotischen Inhalt. Und ich meine du hast ja selbst irgendwo erwähnt, dass Sôsuke und Akira nicht wirklich zusammen sind. Dementsprechend... keine Romantik.

Alles in allem
Auch dieser Teil ließ sich flüssig lesen (bis auf die paar Fehler), vermutlich, weil sehr viel Alltag vorhanden war. Das lässt sich grundsätzlich viel leichter und schneller lesen. Leider waren ja wieder Sachen drin, die Fragezeichen hinterlassen haben, aber wie gesagt: Vielleicht klärt sich das ja noch im vierten (und letzten?) Teil von Sôsukes Geschichte. :)
Ansonsten will ich mal darauf eingehen, was du im Nachwort des letzten Kapitels geschrieben hattest:
> Und was meint ihr? Würde sich die Story Roman-technisch umsetzen lassen...?
Ich hoffe ich verstehe die Frage jetzt richtig: Du fragst, ob man die Geschichte wohl als Buch rausbringen könnte. Um da ganz ehrlich zu sein: In dieser Form würde ich die Geschichte noch nicht zu einem Verlag schicken. Erstmal sind da ja noch einige Fehler drin, und dann würde ich auch erstmal weiterschreiben und schauen, wie weit das überhaupt geht. Es müsste viel mehr von der Hauptidee darin zu finden sein. Momentan sind das Geschichten von Individuen, aber der rote Faden dazwischen - das Blue Diamond - fehlt noch. Außerdem würde ich auch dazu raten, alles nochmal mehr auszuarbeiten, denn die Geschichten an sich sind schon recht kurz. Gerade bei Iros Geschichte sollte da noch ein bisschen Info dazu. Und vielleicht Zeit. Weil ja alles so überstürzt passiert. Und dann würde ich mir auch noch überlegen, den Erzähler einheitlich zu machen. Erzähler-Wechsel in einem Buch kämen wohl nicht gut an.
Die Idee an sich wäre aber sicherlich interessant. Nur müssen die Geschichten dahinter eben auch interessant genug umgesetzt werden.
Das mag jetzt alles wahnsinnig hart klingen, aber ich hoffe es wird klar, dass ich nicht denke, dass die Geschichte schlecht ist. (Ich mag die Grundidee nach wie vor!) Man kriegt ja nur leider mit, was Verlage so suchen. Und da wird es die Geschichte schon allein schwer haben, weil du als Deutsche ein japanisches Setting gewählt hast. Dann noch der leichte homoerotische Inhalt... ich hab schon mitgekriegt, wie pingelig Verlage sind. Und da fällt wohl so einiges aus dem Raster.
Ich würde dir daher eher raten, es weiter auf Animexx zu veröffentlichen - hier erreichst du definitiv die Leute, die es sich als Buch auch holen würden. Außerdem wächst man ja bekanntlich auch mit allem, was man schreibt. :)

Ich hoffe mal ich hab dir jetzt nicht die Motivation für die Geschichte genommen. Der letzte Teil kommt mir so schwarzmalerisch vor.
Wenn du noch Rückfragen hast oder mir auf die Finger klopfen willst, kannst du das natürlich jederzeit machen. :) Ansonsten hoffe ich, dass dir die beiden Kommentare auch helfen.
Und dann wünsch ich dir noch viel Spaß beim Weiterschreiben. Der Spaß sollte immerhin nicht zu kurz kommen. :D
Von: abgemeldet
2013-04-26T09:18:07+00:00 26.04.2013 11:18
Hallo Edphonse15, jetzt hab ich dich aber wirklich lang genug warten lassen, nicht wahr? ^^" Leider hab ich mir zwischenzeitlich zwei Finger verstaucht (Sport ist Mord), deswegen kommt der Kommentar erst jetzt. ^^

Obwohl es ein offizieller Kommentar seitens der YUAL-Jury ist, wende ich nachfolgend mein eigenes Bewertungsschema an, wo ich das abdecke, was für mich wichtig erscheint. Dieser Kommentar spiegelt also eher subjektiv wider, was ICH persönlich von der Geschichte halte. Würde sie in der Jury diskutiert werden, müssten ohnehin auch noch andere Augen draufschauen. Es ist also leider nicht möglich von Kommentar auf YUAL-Tauglichkeit zu schließen. ;)
Ich warne auch gleich vor: Ich bin sehr ausführlich. Hol dir schonmal eine Tasse Kaffee (oder Tee, oder Kakao) und ein paar Kekse, dann kann's ja gleich losgehen:

Wie versprochen hier erstmal zur ersten Geschichte von Washi und Iro.

Rechtschreibung/Grammatik
So, hier muss ich gleich mal meckern: Es finden sich einige blöde Fehler darin. Blöd, weil sie garantiert nicht absichtlich so gemacht wurden, sondern von dir übersehen wurden. Allerdings sind es schon pro Seite mindestens zwei, weshalb es einfach sehr auffällt. Ich würde dir raten, deine Kapitel entweder beta lesen zu lassen oder selbst nach 1-2 Tagen nochmal drüber zu lesen.
Du schreibst teilweise sehr viele Adjektive groß und plötzlich anderes klein, was eigentlich groß gehört. Darauf hat dich  KiraNear bereits letztes Jahr hingewiesen und es hat sich dahingehend wohl nichts geändert. Denn die Fehler, die sie aufgezeigt hat, habe ich auch gefunden. Es ist schade, dass diese kleinen Fehlerchen drin sind, denn meinen Lesefluss haben sie definitiv gestört.
Wie gesagt: Es sind wohl nur Tippfehler, die aber auch leicht ausgebessert werden können.

Stil
Hier habe ich eine gewisse Inkonsequenz bemerkt. Am Anfang hast du noch sehr darauf geachtet, dass du eher distanziert schreibst. Dieser Mini-Prolog und der Anfang vom ersten Teil wirken noch nicht besonders einladend und lassen auch rüberkommen, dass Iro eigentlich ein Geschäftsmann ist. (Sonst würde er nicht herumgeschickt werden!) Im weiteren Verlauf lockert sich aber dein gesamter Schreibstil auf, was dazu führt, dass Iro plötzlich eher ein stinknormaler Mensch ist, der von Verhandlungen und Ähnlichem wohl keine Ahnung hat.
Genauso verläuft es mit Washi und später auch mit Togu. Alle deine Charaktere haben am Anfang noch gewirkt, als seien sie Geschäftsleute. Und dann sind sie urplötzlich alle recht locker. Das mag beabsichtigt sein, schlägt sich aber wie gesagt auf den Stil nieder, denn der wirkt einfach nicht konsequent. Gerade weil Iro ein Ich-Erzähler ist, ist man als Leser einfach nur verwirrt, wie diese Wandlung geschieht.
Bei Washi und Togu ist es daher noch am ehesten nachzuvollziehen: Immerhin lernt Iro sie als Geschäftsleute kennen und dann entwickeln sie sich in seinem Kopf zu ganz normalen Menschen weiter. Das ist auch gut so. Auch wenn sich da EINIGES eingeschlichen hat, was bei mir Fragezeichen hinterlassen hat. Aber dazu komm ich noch.
Ebenso sehr unschön ist es, dass du mittendrin, für nur einen einzigen Absatz (!) die Perspektive gewechselt hast. (Das Gespräch von Togu und Ikeda mit anschließendem Kuss.) Wozu? Das Gespräch empfand ich als nicht besonders wichtig - der Kuss war da doch das Entscheidende. Und den hat Iro immerhin dann gesehen. Wie gesagt: Die Perspektive zu wechseln kann gut sein, aber bei einem Ich-Erzähler ist es eigentlich nicht nötig, weil man diesen Erzähler ja meist extra wählt, damit man deutlich macht, was ein bestimmter Charakter fühlt. Das ist allerdings auch meine persönliche Meinung - rein objektiv gesehen bringt es einen nur kurz aus dem Lesefluss raus (weil man ja quasi in Iros Gedankenfluss schwimmt), mehr ist da aber nicht dahinter. Wenn das also dein besonderer Stil ist, will ich nichts gesagt haben. ;)
Noch etwas, das persönlicher Stil sein kann oder auch nicht: "..." - Das ist mir persönlich ein absoluter Dorn im Auge, weil ich nicht sehe, was das aussagen soll. Das ist für mich nahezu vergleichbar mit Smilies in einer Geschichte. Schreibe ich als Dialog: "Ja, ich würde den Job gerne haben! ^^ ", dann spare ich mir sowas wie ", sagte ich freudig." Im Prinzip praktisch, aber in einer Geschichte dennoch nicht angebracht. Ebenso eben "...", was man leicht durch "Ich schwieg" ersetzen kann. Erneut aber: Ich will dir nicht in den persönlichen Stil pfuschen. Ich finde diese Pünktchen in Mangas (!) sogar sehr sinnvoll, wenn sie gut eingesetzt sind. Aber in einer FanFiction, die ja eher an Romane angelehnt ist, empfinde ich es als unnötig.

Idee
Ich muss sagen: Die Idee der Bar "Blue Diamond" fand ich wirklich gut. Auch, dass es sich als Host Club herausstellt, fand ich noch gut. Du ahnst schon, was jetzt kommt: Das große Aber. Wo ist diese Bar, die sogar den Titel gibt, in diesem ersten Teil? Iro ist zwar an einem Abend dort, aber sonst kommt sie dann nur noch ganz am Schluss vor. Du hättest die Bar gar nicht gebraucht, um das mit Washi und Iro in Schwung zu bringen. Washi hat ja bereits vorher gesagt, dass er Interesse an Iro hat. Natürlich hat der Besuch im Blue Diamond ihn noch davon überzeugt - aber benötigt hätte er das nicht. Im Prinzip ist das also recht unnötig. Das hätte man durchaus überfliegen können. Und genau DAS stört mich bzw. das finde ich unheimlich schade. Denn die Kurzbeschreibung hat mir da etwas anderes versprochen, als im Endeffekt da war.
Was im Endeffekt da war, war die Geschichte von Iro, wie er zu einem neuen Job kommt, der ihm (hoffentlich ^^) die Abwechslung gibt, die er sucht. Er ist ja gänzlich unzufrieden, was er sehr schnell deutlich macht. Mehr dazu bei der Handlung.

Beschreibungen
Ich fand deine Beschreibungen stimmig, wenn auch nicht immer passend. Man merkt, dass Iro jemand ist, der seine Umwelt ziemlich genau beobachtet. Das hat alleine die Stimmunterscheidung deutlich gemacht. Zudem sieht er sich in Räumen auch immer äußerst genau um. Die Regel wird eigentlich auch nur ein einziges Mal gebrochen: Von Ikeda gibt es keine wirkliche Beschreibung. Der ist einfach der Junge mit den Konditor-Schachteln. Das fand ich dann doch ein bisschen komisch, aber das kann man durchaus darauf schieben, dass er vor lauter Kuchen nicht mehr so aufmerksam war.
Was ich nicht passend fand: Er hat einmal die Augen von jemandem genau beschrieben. Ich könnte dir spontan vielleicht die Augenfarbe und Eigenarten der Augen meines Freunds sagen, weil ich ihm nahe genug komme. Aber ansonsten schaut man eigentlich niemanden so genau an, dass man die Augenfarbe wirklich klar erkennen kann. Meistens ist es ja nicht nur eine Farbe, die man darin sieht.
So und jetzt der kleine Logikschwenker: Als Iro den Nebenraum im Blue Diamond betritt, wo Washi auf ihn wartet, hast du versucht, Spannung aufzubauen (obwohl jeder wusste, was kommt ;) hihi), indem du beschrieben hast, dass man Washi nicht sofort erkennt. ABER! Iro erkennt den Farbton der Couch ganz genau. Er erkennt ALLES im Raum. Er hört Washis Stimme - und obwohl er doch so stimmfixiert ist, hört er nicht raus, dass es die Stimme desjenigen ist, den er kurz davor getroffen hat? (Übrigens. Zwischen Iros Treffen mit Washi im Büro und dem im Blue Diamond ist echt nicht viel Zeit. Iro hat ja nur geduscht und ist dann zur Bar. Washi müsste also eigentlich nach dem Gespräch gleich gegangen sein. UND wieso trafen die sich abends? Hat da eine normale Firma nicht schon längst zu? Hier muss ich wirklich fragen, weil meine Kenntnisse über die japanische Arbeitswelt gegen Null streben. ^^")
Zurück zu der beschriebenen Szene: Es ist toll, dass du so Spannung aufbaust. In jedem Film hätte das klasse gewirkt - aber in Schriftform leider nicht wirklich. Das war sehr schade, aber auch kein Beinbruch.
Und nun wieder ein bisschen Gemecker: Ich habe nun schon wirklich viele Leute kennenlernen dürfen und auch deren Verwandte. Und von Onkel auf Neffe habe ich NOCH NIE eine Verbindung bemerkt. Egal, ob es sich um zwei Brüder und deren Kinder handelt, oder um nicht direkt verwandte Menschen. Die Stimmen von Vater und Sohn mögen sich sehr ähnlich sein. Aber Onkel und Neffe? (Bzw. sogar Großonkel.) Nein, ich glaube kaum, dass es da so viel Ähnlichkeit gibt. Allgemein unterscheiden sich stimmen ziemlich. Es kann zwar schon sein, dass Togu ähnlich wie Washi nicht danach aussieht, als hätte er eine tiefe Stimme, aber dass Iro dann gleich vom einen auf den anderen schließt, halte ich für äußerst unwahrscheinlich.
Allgemein zu den Beschreibungen noch: Ich finde es gut, dass Iro so viele Adjektive verwendet. Wenn ich nur auf den Textausschnitt schaue, den ich unter meinem Texteditor sehe, wird mir fast warm ums Herz: "seltsamer Laden", "weiches Bett"... du gibst damit unheimlich viel über Iro Preis, das ist toll. So musst du gar nicht schreiben, dass Iro müde und fertig ist, das tut das Bett für dich. Und dass er das Blue Diamond seltsam fand, spricht auch Bände. :)

Handlung
Wie bereits gesagt: Ich hatte erwartet, dass die Geschichten sich wirklich primär um das Blue Diamond drehen. Ich dachte nicht, dass es im Prinzip mehr darum geht, dass Iro einen neuen Job findet.
Und hier kommt etwas, was ich nicht erwartet hätte: Dass Togu wohl das Oberhaupt der Yakuza ist und Iro quasi damit... für die Yakuza arbeiten wird? Das ist doch ein ganz schöner Sprung. Außer natürlich Iro täuscht sich.
Trotzdem: Ich finde es hochgradig unlogisch, was da alles passiert ist. (Ich hoffe das klingt jetzt nicht zu hart! Es gibt nur mehr als genug Fragezeichen bei mir im Kopf.) Iro wird von seinem Chef zu Washi geschickt, damit er aushandeln kann, dass die Firma weiterhin von Washis Firma finanziert wird. Okay. Iro vertritt dabei aber nur seine eigene Meinung und ist richtig, richtig aufbrausend. Okay. Obwohl ich mich frage, ob man das wirklich macht, wenn man so eingeschüchtert ist. Aber solche Leute soll es ja bekanntlich geben. Iro wird aber nicht gefeuert? Sein Chef kriegt das gar nicht mit? Ich wäre wirklich total wütend, wenn ich sein Chef wäre und das mitkriegen würde. Und der Termin am nächsten Morgen zeigt ja eigentlich, dass der Chef durchaus irgendwas gehört haben muss. So, hier aber das nächste: Dass der Chef nicht sagt, mit WEM sich Iro treffen soll, ist absolut unlogisch. So einen verplanten Chef kann es nicht geben, zumindest nicht, wenn er über mehrere Jahre eine Firma leiten kann. Auch wenn diese nicht gut dasteht, kann sowas gar nicht passieren. Der Chef kann nicht einfach sagen, er soll in irgendein Hotel gehen, so unter dem Motto "Siehst ja dann, wo du hinmusst." Nein. Einfach nein.
So, dann der nächste Punkt: Iro duzt Togu, obwohl er massig Respekt vor diesem Mann hat? Selbst, als Togu mit "-sama" angesprochen wird? Das fand ich nicht unbedingt passend. Washi (!) hat er ja dauerhaft gesiezt. Und das, obwohl Washi nicht einmal im Ansatz so respekteinflößend sein sollte wie Togu. (Und das kam auch durchaus so rüber!) Diesen Punkt kann ich aber so noch stehen lassen, das hat nur nicht zu dem Bild gepasst, das ich von Iro hatte. Der ja eigentlich immer höflich ist. (Und Ikeda trotzdem geduzt hat? Einfach so? Einen Fremden? Obwohl Japaner doch immer so höflich sein sollen und er die Sitten und Bräuche so gut kennt? Naja.)
Und dann kommt der neue Arbeitsvertrag: Ich kenn mich mit Japan nicht aus. Aber ich gehe davon aus, dass man auch in Japan das vorherige Arbeitsverhältnis beenden muss, um ein neues anzufangen. WENN das von Iros Chef so gedacht war, dass er zu Togu wechselt, wäre das okay, weil Iro dann wohl fristlos gekündigt wäre. (Was ich in Angebracht seiner losen Zunge übrigens für realistisch halte. Ich schick ja nicht einen Mitarbeiter für Verhandlungen los, damit er meine Firma schlechtredet...) Aber selbst dann gibt's vermutlich auch in Japan Kündigungsfristen und... ach, kurz gesagt: Das ging alles viel zu schnell. Auch, dass Iro gar nicht überlegt hat, sondern gleich eingestimmt hat, obwohl er weder Washi noch Togu so wirklich kennt, erscheint mir einfach unlogisch. Er ist doch eigentlich gar nicht dumm, er überdenkt seine Handlungen ja meistens auch ein bisschen. Im Blue Diamond hat er LANGE überlegt, ob er in diesen Nebenraum gehen soll, bis er sich entschieden hat. Und das war eine Lappalie gegenüber einem Jobwechsel.
Und jetzt endlich auch mal zur Blue Diamond Szene, allerdings nur ganz kurz: Iro hat einen Cocktail bestellt, den er innerhalb des Gesprächs mit dem Barkeeper schon fast austrinkt (wirklich schnell, selbst wenn es nur 0,3 l sind). Dann bestellt er sich einen Neuen, als er fast am Ende ist. Danach reden sie wieder und als er geht, bestellt er nochmal einen Drink? Und hat den Cocktail dann schon wieder vergessen, als er bei Washi ist? Da ist der Cocktail dann nämlich entweder schon wieder leer oder vergessen, weil der Whiskey präsenter ist... ;) Das aber nur am Rande, das fiel mir nur so auf. Sowas fällt einem beim Schreiben, erfahrungsgemäß, aber auch absolut nicht auf.
Wie gesagt: Da sind einige Fragezeichen. Und ein heulender Smilie, weil ich die Bar so schön fand. Aber vielleicht kommt die ja in der zweiten Geschichte zur Geltung... ;)

Genres
In der Genre-Übersicht stehen Romantik, Drama, Humor, Shounen Ai und Hetero, wobei letzteres ja nicht in jeder Geschichte vorkommt. Laut Vorwort handelte es sich ja bei der ersten Geschichte um eine Shounen Ai Geschichte. Du ahnst schon, was jetzt kommt.
Da war kein Shounen Ai. Beim besten Willen nicht. Ich reagiere normalerweise nämlich allergisch darauf. ;) Ich bin persönlich kein Fan von Romantik (also jeglicher Art) und war daher einfach auf etwas anderes gefasst: Auf eine Romanze, eine homoerotische. Aber was ich bekommen habe, glich mehr einem Abenteuer als sonst etwas. Das lag vor allem daran, dass der EINZIGE (!!) homoerotische Punkt in der Geschichte war, als Togu Ikeda geküsst hat. Mehr nicht! Da muss man also echt schon SEHR weit über den Tellerrand herausblicken, um Shounen Ai zu erkennen. Als Sortierer würd ich jetzt sogar so weit gehen zu sagen, dass die Geschichte Gen ist. Denn es steht keine Liebesgeschichte im Vordergrund. Sie steht nichtmal im Hintergrund. Sie wird nur kurz angeschnitten (und es wird erwähnt, dass die beiden Charaktere später ihre eigene Geschichte kriegen, deswegen wird es wohl nur angeschnitten). Da ist kein Shounen Ai. Punkt.
Romantik auch nicht. Punkt.
Drama und Humor sind schon schwerer zu bewerten, weil die besonders unterschiedlich wahrgenommen werden. Aber (das Wort verwende ich zu oft, nicht wahr?) dennoch denke ich nicht, dass sie großartig vorhanden sind. Zumindest nicht in dieser Geschichte. Ein Drama ist da nirgendwo zu erkennen, es passiert nichts dramatisches. Humor kann man durchaus sehen, wenn man es als humoristisch sieht, wie Iro ständig auf Washi trifft. Ein bisschen amüsant ist das ja auch, dass er Washi ständig sieht. Aber sonst finde ich da auch nichts witziges dran.
Wie gesagt: Ich finde, dass keins der Genres wirklich konsequent in der Geschichte drin ist. Dafür fehlt einfach die Liebesgeschichte.
Zum Thema Shounen Ai hab ich aber noch mehr zu sagen (und finde keinen richtigen Platz dafür): Iro ist eindeutig nicht schwul, das merkt man. Aber dennoch versuchst du irgendwie das Shounen Ai einzustreuen, scheint mir. So denkt Iro am Anfang, es sei eine Schwulenbar. Wieso? Wegen rotem und orangem Licht? Rotes Licht spricht bei mir ehrlich gesagt eher für ein... ähm heterosexuell angelegtes Etablissement. Und nicht unbedingt gleich für eine Bar für Homosexuelle. Später, als Togu Ikeda küsst, ist Iro auch im ersten Moment schockiert. Und dann denkt er sich gleich "Ach, geht mich nichts an" und das war's dann. Das fand ich auch komisch. Er war ja so überrascht und doch konnte er es so schnell abtun? Obwohl er anfangs noch hoffte (!) es würde sich bei Blue Diamond nicht um eine Schwulenbar handeln? Er machte am Anfang nicht den Eindruck, als sei er einer dieser toleranten Leute, die mit einem Schulternzucken alles abtun, was sie nicht kennen. Es kam mir gar so vor als fürchtete (!) er sich davor, Homosexuellen zu begegnen. ("Ein Glück, denn ich hatte schon befürchtet, dass es sich hier um eine Schwulenbar handelte.") Da passte es einfach nicht ins Bild, dass er sich nicht seinen Teil über Togu denkt. Ein reicher Geschäftsmann, der schwul ist? Da müsste man sich doch seinen Teil denken. Zumindest wenn man wie Iro solche Ansichten hat. Aber da ich Iros Charakter nicht zu 100% kenne, will ich mir gar nicht anmaßen, da was reinzuinterpretieren. Das war lediglich meine Auffassung von seinem Charakter, und der hat es nicht entsprochen, wie er gedacht hat.

Alles in allem
Ja, ein Fazit... schwer. An sich ließ sich die Geschichte flüssig lesen, es war wirklich angenehm, auch wenn man bei den kleinen Fehlern und bei dem Perspektivenwechsel gestockt hat. Dein Stil ist an sich sehr angenehm, vor allem konnte man sich leicht in Ito versetzen. Die Story war dann auch recht interessant, hatte einige Wendungen, die man wirklich nicht erwartet hat. Leider war es ja aber nicht das, was ich persönlich gewollt hätte. (Aber dafür kann die Geschichte nichts. ;) )
Trotzdem finden sich bei mir viele Fragezeichen. Die Unstimmigkeiten kannst du mir aber gerne noch erklären, womöglich hab ich einfach was überlesen. :)
Ja.. ansonsten mach ich mich jetzt an den nächsten Teil (und hoffe, dass ich keine Stunde mehr am Kommentar tippe, sonst musst du wohl wieder ewig warten x.x") und bin gespannt, was noch so kommt. :D
Von:  Sternengaukler
2013-02-03T20:44:30+00:00 03.02.2013 21:44
mangels zeit konnt ich jetzt nicht sooo viel lesen. aber ich habs überflogen und einige teile genauer gelesen. ich fand recht interessant. zwar kleine fehlerchen drin, aber die kann man ja ausbessern ;) ansonsten hat kira ja schon enorm viel dazu gesagt. denke nicht,d as es sinn macht das zu wiederholen. mach weiter so!
Von:  KiraNear
2013-01-23T20:29:45+00:00 23.01.2013 21:29
Also, ich hab nichts gegen homoerotischen Inhalt, weswegen ich jetzt auch problemlos weiterlesen kann ;-)

Hm, das mit der Hilfe scheint wohl nicht so einfach zu werden, wie sie es sich am Anfang gedacht haben. Dennoch wäre es falsch, jetzt schon aufzugeben, es gibt bestimmt irgendeinen Weg, wie man Akira mit seinem Problem helfen kann.

Es stimmt schon, eine Brille verändert das Aussehen eines Menschen ziemlich^^

Irgendwie niedlich, wie er wegen Akira rot wird.

Da kann man nur hoffen, dass Sôsuke daran gedacht hat, die Toilettentüre zu verschließen. Aber so wie es aussieht, platzt keiner herein ;-)

Ich muss zugeben, das Kapitel hat mir ein bisschen mehr als das andere gefallen, und auch hier bin ich neugierig, was noch alles passieren wird.
Von:  KiraNear
2013-01-23T20:00:02+00:00 23.01.2013 21:00
Und da melde ich mich wieder, mit ein paar Kommentaren im Gepäck ;-)

Das ist aber eine ziemlich unsanfte Art, geweckt zu werden. Nur ich glaub, dass das Kenzaki-san ganz wenig oder überhaupt nicht interessiert.

Ohje, der Arme. Er ist ja nicht mit Absicht gestolpert und seiner Reaktion zu Folge bekommt er nun bestimmt richtig viel Ärger.
Das ist wirklich ein seltsamer Mann O_o

Wow, das geht so schnell - und so einfach ? Mit einem Fingerschnipsen? Der hat ja ziemlich viel Geld und/oder Einfluss, dass er das machen kann. 
Und Tatsache, woher kennt der Fremde seinen Namen? Das ist wirklich ziemlich suspekt.

Ok, irgendwie will ich gar nicht wissen, was die Bestrafung sein wird - und doch bin ich neugierig.

Togu ist nicht nur ein seltsamer Mann - er kommt mir auch ziemlich streng und distanziert vor. Oder ist das nur eine Masche von ihm?

Was, er soll ein Spion werden? Das ist schon ziemlich gefährlich. Nur, wie haben die das genau mit dem Job geregelt? Irgendwie hab ich da eine böse Vorahnung.

Auch dieses Kapitel war richtig toll zu lesen und ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Von:  KiraNear
2012-10-29T17:28:37+00:00 29.10.2012 18:28
So, jetzt komme ich auch wieder dazu, mich zu melden ;-)

Es hat also wirklich einen bestimmten Grund, warum er das macht. Da ich ein Mädchen bin, kann ich es mir allerhöchstens denken und bin mal gespannt, was sein Grund wohl sein mag. Aber die beiden Jungs kennen sich doch kaum, ob Akira ihm da auch wirklich die Wahrheit sagen wird. Die meisten werden es wohl kaum einem Fremden auf die Nase binden.

Oh, es ist wohl wirklich was ernstes. Deswegen geht er wohl auch immer als erstes. Damit er nicht in die Gefahr kommt, dass ihn jemand berührt. Er sagt wohl wirklich die Wahrheit. 

Sosuke hat einen echt süßen Traum, und ich hoffe, dass er ihn auch eines Tages erfüllen kann. Und wenn er Akira helfen kann, dann geht es beiden besser und Sosuke konnte wirklich seinem Traum ein Stück näher kommen. Jetzt muss sich Akira nur noch helfen lassen. Das wird aber sicherlich nicht so einfach werden.

Das ist mal ein lustiger Zufall und eine coole Art, Freunde kennen zu lernen XD

Es war wirklich wieder ein tolles Kapitel, nur ist mir eine Kleinigkeit aufgefallen:
Es wäre ein bisschen besser für den Lesefluss, wenn der große Textabsatz in kleinere Absätze aufgeteilt wäre. Ich kann jetzt nur für mich selbst reden, aber mich verwirren Absätze von der Größe und ich verrutsche da gerne mal in der Zeile, was bedeutet, dass ich manche Passagen erstmal doppelt lese^^°

Ansonsten hat es mir wie immer Freude gemacht, es zu lesen und bin mal gespannt, wie es weitergehen wird.
Von:  KiraNear
2012-09-20T04:41:08+00:00 20.09.2012 06:41
Es ist ziemlich oft, dass die Räume entweder total spartanisch sind von der Einrichtung her - oder richtig edel und luxuriös eingerichtet sind. Ich glaub, (ist nur eine Vermutung), dass man erkennen kann, ob der Laden Dreck am Stecken hat oder ob er seriös ist. Edle Zimmer machen zumindest einen seriösen Eindruck. Vielleicht irre ich mich einfach nur, aber das ist nur so eine Vermutung und Beobachtung von mir.

Aber sowas ist gar nicht schlecht - wenn man einfach mal zu jemand "Fremden" gehen kann und mit ihm über irgendwas reden kann. Denn es gibt Dinge, die kann man nicht mit seinen Eltern oder Freunden oder Partnern oder Kollegen bereden - wäre praktisch, wenn es sowas auch in Echt geben würde. Finde ich zumindest.

Ich muss zugeben, das verwirrt mich nun ein wenig. Mal ist Washi-san mal lieb, und dann mal wieder rüde. Als wären es zwei verschiedene Personen. Oder es ist eine Person, die unterschiedlich handelt oder eine Verhaltensform ist geschauspielert. Was er wohl mit ihm vorhat? Und wie ist er wirklich drauf? Das ist echt interessant^^
Von: abgemeldet
2012-09-09T19:36:25+00:00 09.09.2012 21:36
Ich bin durch deine Verlosung auf diese Fanfic/dieses Kapitel gestoßen und dachte mir, ich lese einfach mal rein. ^^

Als ich den Anfang des Kapitels gelesen habe, dachte ich erst, das wäre eine dieser typischen Shonen-Ai Geschichten (Zwei Jungen treffen sich zufällig in der Schule, lernen sich kennen, verlieben sich, …), allerdings wurde dann schnell klar, dass das nicht sowas 08/15-mäßiges ist. :)
Ich finde es auch gut, wie du die Verwunderung der Schüler/innen über dieses „mysteriöse Stöhnen“ beschrieben hast, man merkt richtig, wie sie sich Sorgen/Gedanken darum machen. Da kann man es dann auch gut verstehen, dass Sosuke auf der Toilette so neugierig ist und einfach die Tür öffnet, was ja eigentlich ganz schön dreist ist ^^
„Der Schwarzhaarige schluckte. Kurz noch sah er sich um. Keiner da. Angespannt atmete er tief durch, legte seine Hand an den Griff und drückte diesen nach unten.“ << Diese zwei Zeilen finde ich besonders gut gelungen, da gerade durch die kurzen Sätze sehr gut ausgedrückt wird, wie er sich in dem Moment fühlt.
Was ich nur ein kleines bisschen merkwürdig finde ist, dass Akira sich nicht wehrt, erschrocken die Tür zuzieht oder irgendetwas zu Sosuke sagt, o.ä. Er ist ja schließlich in einem ziemlich intimen Moment erwischt worden. Oder er schämt sich zu sehr dafür...
Dass es Sosuke in der folgenden Unterrichtsstunde keine Ruhe lässt, und er mit Akira darüber reden will, kann ich verstehen. Es ist ja schon merkwürdig, wenn jemand ständig auf der Schultoilette ist und „es sich macht“.
Am Ende des Kapitels war ich daher auch richtig gespannt, ob er ihn jetzt zur Rede stellt. Flüchten kann Akira ja jetzt nicht. Da bin ich mal gespannt auf das nächste Kapitel.

Soviel zum Inhalt. ^^

Ich finde, an dem Kapitel gibt es nicht viel zu kritisieren. Du hast einen schönen, unkomplizierten Schreibstil, der sich gut lesen lässt. Auch in der Rechtschreibung bist du gut, ich habe während dem Kommi schreiben mehrmals drübergelesen und nichts gefunden.
Einen kleinen Verbesserungsvorschlag hätte ich allerdings: Wenn Sosuke etwas denkt, könntest du das vielleicht in //diesen Schrägstrichen// oder 'mit Anführungszeichen' schreiben, manchmal war es etwas verwirrend, zum Beispiel an der Stelle, wo Sosuke in Akiras Kabine schaut und dann steht da: Er ist es! Klar versteht man, dass das ein Gedanke von Sosuke sein soll, aber wenn man das nicht sofort merkt, kann es einem auch vorkommen, als wärst du für einen Moment einfach mal von Vergangenheit in Gegenwart gewechselt. OMG, ich drücke mich viel zu kompliziert aus, ich hoffe, du verstehst, was ich meine. XD

Und zuletzt noch ein großes Lob: Ich finde, dass dir die Charaktere sehr gut gelungen sind. Du beschreibst die Gefühle von Sosuke sehr gut, welche zwar nicht direkt mit „Er fühlte sich...“ beschrieben werden, aber indirekt zum Beispiel durch – wie schon erwähnt – die kurzen Sätze.
Auch seine Freunde, Keisuke und Tamanosuke mag ich. Man merkt, dass ihnen Sosuke wichtig ist (an der Stelle, wo sie mit Sosuke auf dem Dach sind).

Hui, jetzt habe ich ziemlich viel geschrieben, ich hoffe, ich habe nichts vergessen. ^^°
Hoffentlich nützt dir der Kommentar was! Wenn ja, würde ich mich freuen, an der Verlosung teilnehmen zu dürfen <3

Die FF werde ich zu meinen Favos hinzufügen, da ich echt gespannt bin, wie es weitergeht!
Von:  KiraNear
2012-07-26T20:45:14+00:00 26.07.2012 22:45
Ah, das ist wohl die andere Handlung. Bin mal gespannt, was sie mir zu bieten hat^^

Wie, er hobelt seine Gurke auf dem Jungsklo? Hm, das hat bestimmt einen Grund. Ob das nun ein persönlicher, ein gesundheitlicher (unerwünschte Dauererektion, solls ja auch geben) oder einfach nur ein perverser ist - ich bin nun wirklich neugierig, warum er das tut. 
Immerhin ist er so nett und wäscht sich hinterher die Hände XD

Und was hat Sosuke nun mit ihm vor? Wird er ihn verpfeifen? Oder einfach nur ausfragen? Das will ich jetzt echt wissen.

Also ich muss sagen, auch das dritte Kapitel ist gut geschrieben und du hast nach und nach meine Neugierde geweckt. Gefällt mir^^
Dann verfolge ich auch diese Geschichtensammlung und bin gespannt, was sonst noch alles passieren wird.


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