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Die Leiden des jungen Wheeler

von

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Lügen haben kurze Beine

Vorwort: Mir war so sterbenslangweilig und ich wollte unbedingt eine Idee niederschreiben, die mir schon ewig im Kopf rumspuckte.

Ich weiß, ich sollte lieber bei meinen anderen Geschichten weitermachen... gomen, an alle, die immer noch warten. Ich verspreche euch hoch und heilig, ich beeile mich.

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß mit der neuen FF!
 

Disclaimer: *gähn* Das kennen wir doch alles schon. Es gehört nichts mir, ich verdiene kein Geld und ich beanspruche keine Rechte.
 

*~*~*~*~*

Joey wäre wohl nicht Joey... Erzähler

*~*~*~*~*

"...wenn er sich nicht jedes Mal..." jmd. redet

,... aufs Neue in Schwierigkeiten bringen würde. ' jmd. denkt
 

*~*~*~*~*

Wir befinden uns in einer japanischen Schule. Vor fünf Minuten hat es zum Unterricht geklingelt, vor drei Minuten stürzte ein völlig übermüdeter Joseph Jay Wheeler in den Raum, bereit das Trauerspiel von vorne beginnen zu lassen.

*~*~*~*~*
 

"Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, Herr Wheeler?"

Demütig senkte ich den Kopf, hoffte, dass eine unterwürfige Haltung gepaart mit einem wehleidigen Augenaufschlag meine Musiklehrerin wieder besänftigen würde. War leider nicht der Fall. Sie schimpfte ungehindert weiter:

"Ich habe Sie etwas gefragt!"

Was wollte sie eigentlich von mir? Das war doch sowieso eine rhetorische Frage gewesen.

"Also..."

"Sie sind gefälligst still, wenn ich rede!"

Ich klappte meinen Mund wieder zu. Das war doch unglaublich! Genau deshalb hatte ich ja gar nichts sagen wollen.

"Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Sie und ihr Studium!"

Ja, das hat einige Leute doch sehr verwundert, besonders meinen alten Herrn, als ich mich entschloss zu studieren. Hey, ich bin schließlich nicht dumm, nur chronisch faul!

Doch einmal einen Beschluss gefasst, setze ich von Natur aus alles daran, ihn auch zu verwirklichen, was in diesem Fall einen Verzicht auf sämtliche Nachmittagsaktivitäten und Stunden in der Bibliothek oder an meinem Schreibtisch bedeutete.

Aber die ganze Paukerei hatte sich gelohnt, ich war von "gerade noch zu versetzt" zum oberen Viertel der Klasse aufgestiegen. Eine reife Leistung, wie ich fand. Sogar mein Englischlehrer, ein pedantischer, cholerischer, schlichtweg unsympathischer Mann, hatte meinen Fortschritt anerkennen und mir anstelle meiner üblichen Fünf eine Zwei geben müssen.

Wie gesagt, es hatte sich gelohnt. Wenn da nur nicht solche Fächer der Begabung, wie Musik, gewesen wären.

Man schlage mich tot, ich kann mir diese Noten einfach nicht merken. Ich bin, das muss ich ohne Schnörkel gestehen, der wohl unmusikalischste Mensch in der gesamten Abschlussklasse.

Man(n) muss ja auch nicht alles können, aber einen Ausfall durfte ich mir trotz meiner wesentlich besseren Noten nicht leisten. Ich möchte gar nicht daran denken, wie das meinen Durchschnitt nach unten ziehen würde!

Aber zurück ins Hier und Jetzt.

"Da Sie es ja nicht für nötig halten, meinen Unterricht mit Ihrer Anwesenheit pünktlich zu beehren, gehe ich davon aus, dass ich Ihnen nichts mehr beibringen kann, was Sie noch nicht wissen."

Uh, die Frau war Gift! An diesem Ton hätte man sich schneiden können.

"Deshalb freue ich mich schon sehr auf Ihre Präsentation für das diesjährige Abschlusskonzert."

Mir fiel die Kinnlade nach unten.

Ich?

Eine musikalische Präsentation??

Für das Schulkonzert???

Das ging nicht!

Das war total ungerecht! Ich wusste ja, dass sie mich noch nie hatte leiden können, aber so etwas von mir zu verlangen... das war die reine Boshaftigkeit! Oh, der würde ich aber die Leviten lesen! Ich würde sie und ihre ganze ungerechte Benotung in den Boden stampfen, der würde ich meine Meinung geigen, dass ihr die Ohren klingelten! Doch bevor ich auch nur einen dieser heroischen Vorsätze in die Tat umsetzen konnte, hörte ich mich schon "Ich auch," sagen.

Nun war mir die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse gewiss. Ich war beleibe nicht der Einzige, der wusste, dass ich Bach nicht von den Beatles und Karl Gott nicht von Marilyn Manson unterscheiden konnte.

Auch die Lehrerin schaute mich, neben dreiundzwanzig weiteren Augenpaaren, irritiert an. Dann fasste sie sich allerdings wieder, lächelte ihr wohlbekanntes, süffisantes Lächeln und fragte: "Und würde Sie mir gütiger Weise auch noch sagen, womit Sie zu brillieren gedenken, Herr Wheeler?"

"Aber gerne doch," ich musste zugeben, es hatte etwas ungemein Befriedigendes, diese Person auch mal aus der Fassung zu bringen, doch hätte ich lieber meine Klappe gehalten, wenn ich gewusst hätte, in welche Schwierigkeiten mich meine folgenden Worte brachten.

Doch ich war jung und naiv.

"Ich werde Klavier spielen."

"Sie beherrschen das Piano?"

"Wie kein anderer," gab ich an. In gewisser Hinsicht hatte ich sogar Recht. Es gab bestimmt keinen anderen mehr, der auf dem Tasteninstrument derartig unharmonisch herumhämmern konnte, wie ich.

"Das wusste ich ja gar nicht." Die selbstgefällige Miene fiel ihr buchstäblich aus dem Gesicht, hatte sie es schlussendlich nicht geschafft, mich wieder einmal vor aller Augen lächerlich zu machen. "Und was werden Sie uns vortragen, wenn man fragen darf?"

"Das... ähm, bleibt ein Geheimnis."

"Nun denn, setzen Sie sich! Ich will heute Gnade vor Recht ergehen lassen."

Mir war schlecht, als ich zu meiner Bank trottete. Was um Himmels Willen hatte ich mir da wieder eingebrockt und viel wichtiger: Wie kam ich schnellstmöglich wieder heraus?
 

Während des Unterrichtes lehnte Yugi sich zu mir herüber.

"Joey, du kannst doch gar kein Klavier spielen. Spielst du überhaupt ein Instrument?"

Ich seufzte grottentief.

"Nein."

Der Kleine sah mich verblüfft an.

"Warum hast du dann so einen Mist erzählt? Von wegen Schulkonzert."

"Ganz ehrlich, ich weiß es nicht."

"Herr Wheeler! Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten sich alles erlauben!" keifte unsere Lehrerin mich an. Nur mich, wohlgemerkt. Yugi war ja auch so klein und niedlich und natürlich ganz und gar unschuldig. Im Gegenteil zu meiner Wenigkeit.

"Endschuldigung," brummte ich. Wäre ich heute doch bloß nicht aufgestanden!

Scheiß Tag!

Scheiß Schule!

Scheiß Leben!

Endlich erlöste der Gong mich vorläufig.

"Du kannst doch gar kein Klavier spielen!"

"Spielst du überhaupt irgendein Instrument?"

Das waren Thea und Tristan, die sofort auf mich zugestürzt gekommen waren.

Wie auch schon Yugi antwortete ich mit einem schlichten Nein.

"Mensch, da steckst du aber in der Sch... ," Thea stieß Tristan einen ihrer spitzen Ellbogen in die Seite, "... Tinte. Tinte wollte ich sagen und jetzt nimm deinen Ellenbogen da weg, du tust mir weh!"

"Ich weiß." Unglücklich ließ ich meinen Kopf auf die Arme sinken.

"Du bist aber auch selber Schuld."

Ich warf Yugi einen mörderischen Blick zu. Manchmal hasste ich ihn für seine ehrliche Art!

"Kopf hoch," das war Thea, "bis zum Konzert sind es immerhin noch drei Wochen. Du musst nur jemanden finden, der dir bis dahin ein Stück beibringt, das reicht ja schon."

Ich wimmerte auf. Nur noch drei Wochen, wie um alles in der Welt sollte ich das denn schaffen?

Außerdem musste ich auch erstmal einen finden, der Spielen konnte und auch noch bereit war, es mir beizubringen. Das ganze natürlich möglichst billig, denn obwohl mein Alter sich geschworen hatte, dem Alkohol für immer abzusagen, hatte er noch keine Arbeit.

Flehend sah ich sie an.

"Tut mir Leid, Joey, ich habe in meinem Leben noch kein Klavier näher als aus drei Metern Entfernung gesehen."

Das war doch zum Heulen!

"Ich bin erledigt, tot, so was von tot," jammerte ich vor mich hin.

"Na ja, ich kenne jemanden, der Klavier spielen kann," meldete sich Yugi.

"Was?!"

Schlagartig war ich aus den Tiefen meines Selbstmitleids aufgetaucht. Doch der Blick meines Freundes machte mir klar, dass die Sache einen gewaltigen Haken hatte. Er starrte stur auf die Tischplatte.

"Sag schon!" drängten Thea und Tristan gemeinsam.

"Also... ihr kennt ihn auch."

Ach ja? Taten wir? Ich nicht.

"Es ist... es ist Kaiba."
 

Nachwort: Ohne Cliffi geht's halt nicht, aber der war ja für meine Verhältnisse harmlos.

Ich habe den Text absichtlich nicht geteilt, weil ich ihn so zusammenhängend schöner finde. Konnte man es trotzdem lesen?
 

Joey: Mein Gott, die Story ist so vorhersehbar!

Azrael: *niedergeschlagen* Ich weiß, ich bin ja auch kein Schriftsteller, ich will nur unterhalten

Fragen?

Vorwort:

Es freut mich, dass sich niemand an den "fehlenden" Absätzen gestört hat (Leute, im Buch gibt es auch nicht nach jedem fünften Satz eine freie Zeile)!

Das erste Mal, dass ich hier eine "richtige" Story (sprich: keine Momentschilderung) in der Ich-Form hochstelle. Ich muss, sagen, dass sie mir sehr gut von der Hand geht und Joey ist natürlich ein einfacher Protagonist.
 

Joey: Was soll das heißen?

Azrael: Das heißt, dass ich mir bei dir keine Gedanke um hochkomplizierte Sätze machen muss.

Joey: Willst du mir sagen, ich wäre primitiv?! *mit den Knöcheln knackt*

Seto: Sieh an, der Köter hat es geschnallt.

Azrael: Seto-kun! Wie schön, bei deinem Auftritt habe ich mir das Hirn zermartert!

Joey: *zu Kaiba* Wer hat dich eingeladen?

Azrael: *pieps* Das war ich.

Joey: *deathglare*

Azrael: Joey knuff* Ich habe dich trotzdem gerne, du bist so ein dankbarer Charakter *Joey Mund zupflastert bevor er widersprechen kann*. Und jetzt genug der (Vor)Worte, lasst uns anfangen!
 


 

Wie ein Stein sank ich zurück in die tiefsten Tiefen meines Elends. Ob nun Kaiba oder ein Marsmännchen, beide würden mir ganz sicher nicht helfen... obwohl, vielleicht gab es ja, nettes, musikalisches, außerirdisches Leben?

"Das ist ja phantastisch!" ereiferte sich Thea. Ich konnte ihren Enthusiasmus bei Weitem nicht teilen. Was war daran bitte phantastisch?

"Woher weist du, dass Kaiba Klavier spielt?" Tristan klang misstrauisch.

Genau! Woher wollte Yugi das eigentlich so genau wissen?

"Weil ich ihn letztes Jahr beim Weihnachtskonzert gehört habe."

Ich konnte nicht verhindern, dass sich trotz meiner misslichen Lage ein breites Grinsen auf mein Gesicht stahl.

Hör sich das einer an, Seto Kaiba, selbsterklärter, eisigster Eisblock jenseits der Arktis, ließ sich zu derartig ordinären Veranstaltungen wie einem schulischen Weihnachtskonzert herab.

Wenn das nichts war!

"Und? Wie war er? War er gut?" wollte Thea wissen. Tristan schnaubte missbilligend. Anscheinend legte ihm seine Freundin- die beiden konnten mir ja erzählen, was sie wollten, ich war nicht blind- entschieden zuviel Engagement an den Tag, wenn es um Kaibas musikalische Fähigkeiten ging.

Yugi zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung, der Lehrerin hat's gefallen."

Na, das war ja die Hauptsache! Dann war es egal, ob ich etwas Gutes fabrizierte, solange es unseren Bildungskräften gefiel.

Die Sache scheiterte nur an einer Kleinigkeit. Besser gesagt, an einer GROßEN Kleinigkeit, die soeben in die Klasse spazierte.

War ja klar. Unsereins wird wegen popligen drei Minuten angepöbelt, aber wenn der Herr Multimillionär eine ganze Stunde verschlief, störte das kein Schwein, eher: keinen Lehrer.

Schlecht gelaunt wie immer, schlurfte der reichste Junge der Welt- na gut, Japans, zu seinem Stuhl, ließ seine Tasche nachlässig auf den Boden und sich gleich darauf auf die Bank fallen.

Wenn das mal Kaiba teures Spielzeug, auch bekannt als Laptop und manchmal glaube ich, er ist mit dem Ding verheiratet, mit machte.

Elektronik ist ja so empfindlich. Nicht, dass ich da hätte mitreden können, aber was man so hörte... diese Teile verziehen einem auch rein gar nichts.

"Na los, Joey, frag ihn!"

Thea riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah sie an. War sie verrückt geworden? Nicht ums Verrecken würde ich diesen Kerl um Hilfe bitten. Wer war ich denn?

,Ein Idiot, der sich selber in eine ausweglose Situation gebracht hat,' stichelte eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf, die ich geflissentlich ignorierte.

"Ganz sicher nicht!"

"Gut, dann frag ich ihn."

Thea drehte sich um uns machte Anstallten zu Kaiba zu gehen. Entsetzt hielt ich sie am Arm zurück.

"Danke Thea," knurrte ich, "ich bin gerührt über soviel Aufopferungsbereitschaft, aber ich verzichte!"

Sie grinste nur.

"Aber nicht doch, das mache ich doch gerne."

Meine Finger schlossen sich noch fester um ihren Arm. Als sie schmerzhaft das Gesicht verzog, mischte sich Yugi ein.

"Joey, lass sie los! Es ist nicht Theas Schuld, dass du so ein gespanntes Verhältnis mit Kaiba hast."

"Verhältnis? Ich habe überhaupt kein Verhältnis mit diesem Egomanen!"

Trotzdem ließ ich sie los, brachte sogar noch eine ehrliche Entschuldigung zu Stande. Er hatte ja Recht, Thea wollte mir wahrscheinlich wirklich nur helfen.

Sie nahm es mir nicht krumm, ganz im Gegenteil.

"Nun mach schon, gleich ist die Pause vorbei!"

"Nein! Und wenn ihr mich teert und federt, ich werde Kaiba nicht um Hilfe bitten!" brauste ich auf.

Das... war vielleicht ein bisschen laut gewesen. Ich konnte förmlich spüren, wie ein Paar eisblauer Augen sich in meinen Nacken brannte.

Langsam, ganz langsam wagte ich es, zu ihm hinüber zu sehen. Der Anblick, der sich mir bot, überraschte mich nicht wirklich.

Kaiba, süffisant grinsend, seine alte, vertraute Maske vom knallharten Geschäftsmann aufrecht erhaltend. Und doch, er schien sich zu fragen, was ausgerechnet ich von ihm wollte.

Es war ja auch verrückt. Ich, Joey Wheeler, sollte ihn, Seto Kaiba, um einen Gefallen bitten.

Hätte mir das jemand vor sechzig Minuten erzählt, ich hätte ihm eine reingehauen oder ihn ausgelacht, eventuell auch beides.

"Jetzt kannst du auch hingehen, er hat es eh schon gehört," flüsterte Yugi mir zu.

"Ich..."

Ding, dang, dong.

Ich hatte unsere Schulklingel ja schon immer geliebt, vor allem, wenn sie zur letzten Stunden läutete, aber noch nie so innig, wie in diesem Moment. Schade, schade, nun begann der Unterricht, so ein Pech aber auch!

Ich atmete erleichtert die angestaute Luft aus und schenkte meine ganze Aufmerksamkeit dem Lehrer, der soeben die Tafel aufklappte.

Meine beiden Freunde machten, dass sie wieder an ihre Plätze kamen und Yugi drehte sich nach vorne.

Mathe stand auf dem Programm und obwohl ich nicht unbedingt eine Leuchte in diesem Fach war, mochte ich diese Stunden am meisten. Aus dem einfachen Grund, dass unser Lehrer ein etwas in die Jahre gekommener und von Grund auf gerechter Mann war.

Das konnte auch die Ursache für die offensichtliche Feindseeligkeit sein, die zwischen ihm und Kaiba herrschte.

Die beiden hatten sich von der ersten Minute an gehasst, nämlich als Mister Ich- bin- zu- wichtig- für- diese- Welt mal wieder zu spät gekommen war und das erste Mal in seinem Leben eine Strafarbeit dafür kassiert hatte.

Ich könnte mich noch immer kringeln, wenn ich an sein blödes Gesicht von damals denke.

Da brachte es auch nichts, dass Kaiba einsame Spitze in diesem Fach war.

Und so wunderte es mich auch heute nicht, als er an die Tafel gerufen wurde.

"Wenn Sie doch bitte die Güte besäßen der Klasse diese Aufgabe zu erklären, Seto."

"Aber mit Freuden."

Die beiden waren so katzenfreundlich zueinander, dass man gar nicht wusste, ob man sich übergeben oder in Gelächter ausbrechen sollte.

Kaiba ließ sich Zeit seinen Stuhl zurückzuschieben und aufzustehen. Gemächlich, ja provozierend ruhig, schritt er nach vorne, nahm die ihm angebotene Kreide und besah sich die Aufgabe.

Ich hatte währenddessen genügend Zeit, mir seine Dreiviertelansicht anzuschauen. Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht aber dieser Mantel gehörte verboten! Das Ding sah einfach derart scheußlich aus, dass sich einem bei längerem Betrachten die Fußnägel hoch rollten!

Aber ansonsten war er durchaus ansehnlich.

Die Lippen zu zwei schmalen Strichen konzentriert aufeinander gepresst, die hellen Augen huschten über die schnörklige Schrift unseres Lehrers, während er eine Hand zum Schreiben erhoben hatte.

Im Moment galt meine ganze Aufmerksamkeit eben jener Hand und den an ihr befindlichen Fingern. Sie waren lang und schmal und die wohl unmaskulinsten Finger, die ich je gesehen hatte.

Mal angenommen, man würde von Kaiba nur die Hände kennen, kein Mensch würde ihm glauben, dass er ein Kerl war!

... was dachte ich da eigentlich?

Konnte mir doch gleich sein, ob der feminine Pfoten hatte oder nicht.

Aber die Finger waren ja nicht das Einzige. Das ging ja in dem Stil weiter! Seine Handgelenke waren sicher nicht viel dicker als die von Thea und das sollte was heißen! Sogar Yugi, ich wiederhole YUGI, hatte kräftigere Gelenke als sie, demzufolge auch als Kaiba und...

,Und jetzt reicht es, Joseph!'

Widerwillig löste ich meinen Blick von Kaibas Hand. Inzwischen hatte er angefangen zu schreiben. Ein bisschen schief, aber dank unseres Mathelehrers hatte er ja inzwischen einige Erfahrung damit, and er Tafel zu krakeln und dementsprechend ordentlich fiel auch das Ergebnis aus.

Gebannt verfolgte ich jede einzelne Zahl, den feinen Schwung, mit dem er die Kreide über die Tafel führte.

Und plötzlich geschah das Unglaubliche, das absolut Peinliche.

Ohne, dass ich es bemerkt hätte, war er fertig, drehte sich um und mit einem Mal lastete wieder dieser Röntgenblick auf mir. Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich hoch, saß kerzengerade und starrte zurück.

Natürlich war mir klar, dass unser Augenkontakt nur wenige Sekunde, wenn überhaupt so lange, anhielt, doch meine Wahrnehmung war merkwürdig verzehrt und so kam es mir wie eine kleine Ewigkeit vor.

Zu meiner Überraschung folgte nicht das übliche, arrogante Grinsen, er wandte sich ganz einfach ab.

"Vielen Dank," erst die Stimme des Lehrers riss mich wieder in die Realität zurück.

Ohne ein weiteres Wort ging Kaiba zu seinem Platz zurück und das war doch sehr ungewöhnlich. Sonst verpasste er keine Gelegenheit sich mit dem Mann anzulegen und nun so etwas.
 

*~*~*~*~*

Lassen wir Seto und Joey noch vorerst in Ruhe und drehen die Zeit um einige Stunden vor, um sechs, um der Genauigkeit die Ehre zu geben.

Nun befinden wir uns eineinhalb Minuten vom Ende dieses Schultages entfernt. In der Klasse herrscht bereits verdächtig starke Aufbruchsstimmung, von der auch unser liebes Köterchen nicht verschont bleibt.

Joey: Meinst du mich damit?

Exakt.

*~*~*~*~*
 

Ich konnte einfach nicht mehr stillsitzen. Zum einen wollte ich endlich nach Hause und zum anderen musste ich vorher noch etwas erledigen, wofür ich, wenn ich noch ein bisschen länger wartete, vielleicht nicht mehr den Mut hatte.

"Ich erwarte, dass alle ihre Hausaufgaben machen und..."

Ding, dang, dong.

Die Klasse war nicht mehr zu halten und die letzten Worte der Lehrerin gingen im allgemeinen Wettstürzen zur Tür unter.

Normalerweise hätte ich mir unter Zuhilfenahme meiner Ellbogen einen schnellen Weg aus diesem Raum gebahnt, doch diesmal packte ich meine Hefte in Ruhe ein, anstatt sie wie üblich einfach in den Rucksack zu stopfen.

Thea war bereits mit Tristan verschwunden, doch Yugi stand noch abwartend neben mir.

"Geh schon mal vor, ich hab noch zu tun," nuschelte ich.

Er schien auf Anhieb zu begreifen, klopfte mir kumpelhaft auf die Schulter und wünschte mir viel Glück.

"Danke, das kann ich gebrauchen."

Er trollte sich und eigentlich hatte ich gehofft, dass auch alle anderen dem gesunden Schülertrieb folgen und dieses Gebäude so schnell wie möglich verlassen würden.

Dem war nicht so, also hieß es selber die Initiative ergreifen.

Das Objekt meiner Begierde- huh, wie das klang- war gerade dabei aus der Tür zu gehen, als ich meinen ganzen Mut zusammenraffte.

"Warte mal, Kaiba," ich versuchte meiner Stimme einen möglichst neutralen Klang zu geben.

Als hätte er darauf gewartet, hielt er inne.

,Jetzt, jetzt oder nie,' rief ich mir in Gedanken zu. Ich wäre eigentlich gar nicht auf die Idee gekommen, ihn zu fragen, wenn er mit vorhin nicht Hoffnungen gemacht hätte.

Okay, er hatte kein Wort gesagt, aber dieser Blick und sein ganzes Verhalten den Tag über, das war... nun ja, anders gewesen. Beinahe umgänglich.

"Was gibt's, Wheeler?" sein Ton jedoch war schneidend wie immer, da stand er unserer Musiklehrerin echt in nichts nach!

Vorsichtig machte ich zwei Schritte in seine Richtung.

"Ich muss... ich muss dich was fragen."
 

Nachwort: Na, was sagt ihr? Das war eine ganze Seite mehr als beim letzten Mal *sehr stolz auf sich ist*.

Jetzt passiert hier endlich mal was und ich höre auf, ich bin schrecklich, ich weiß- gomen!

Wann es weitergeht, weiß ich noch nicht. So schnell wie dieses Mal kann ich nicht wieder hochladen, soviel steht fest. Bald sind Ferien *vor Freude im Dreieck hüpft*, danach sehen wir uns hoffentlich wieder.

Dann, macht's gut, ihr Lieben und genießt eure freien Wochen, haut auf den Putz, überfallt eine Bank, kidnappt eure bösen Lehrer oder tut sonst etwas Sinnvolles :)!

Deal

Vorwort: So, ich habe meine Drohung nicht wahrgemacht, hier ist, mitten in den Ferien, ein neuer Teil. Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch auch weiterhin *bang*. Viel mehr gibt's nicht zu sagen, nur : SCHÖNE FERIEN!!
 

Er nickte.

"Okay."

Nervös spielte ich mit dem Schlüsselbund in meiner Jackentasche. Dieses Verhalten machte mich ganz wuschig. Warum musste er ausgerechnet heute seinen Freundlichen haben und mich damit vollkommen aus dem Konzept bringen?

"Du... ähm, dein Vorspiel beim Weihnachtskonzert war sehr... hm, nett," was faselte ich da nur für ein belangloses Zeug?

Ich war noch nicht einmal bei dieser komischen Veranstaltung gewesen.

Kaibas linke Augenbraue rutschte verächtlich nach oben.

"Du warst doch gar nicht da."

"Woher willst du das wissen?"

Darauf antwortete er nicht mehr, schaute mich nur mit diesem durchdringenden Blick an, der mehr als jedes Wort klar machte, dass er mir nicht glaubte.

Besser, ich beendete dieses unsinnige Thema und kam zum Punkt.

"Also, da du die erste Stunde ja nicht für wichtig genug befunden hast, um auch anwesend-," er unterbrach mich.

"Stell dir vor, es gibt auch Leute, die arbeiten, aber ich kann schon verstehen, dass ein Köter wie du mit deinem Säufervater davon nichts versteht."

Dieser... dieser arrogante Arsch!

Das war doch die Höhe! Schlimm genug, dass er sich ständig über mich lustig machte, jetzt zog er auch noch über meine Familie her!

Ja, es stimmte, dass mein Dad ein kleines... na gut, ein großes Alkoholproblem gehabt hatte, doch inzwischen unterwarf er sich einer Therapie, die alles andere als leicht für ihn war. Er kam jeden Abend geschafft und abgespannt nach Hause.

Zwischen uns hatte sich nicht wirklich viel geändert, wir redeten nach wie vor kaum miteinander, was vor allem daran lag, dass er sich selber nicht verzeihen konnte.

Ich liebte meinen Vater nicht, doch ich achtete seine Willensstärke und dieser verzogene Bengel da vor hatte kein Recht über Dinge zu reden, von denen er nicht die leiseste Ahnung besaß!

"... anwesend zu sein, hast du meinen kleinen Disput mit unserer Musiklehrerin verpasst," setzte ich aufs Neue an, als hätte ich ihn gar nicht gehört.

Es kostete mich einen ganze Menge Selbstbeherrschung, meine Wut zu verbergen und so richtig wollte es mir auch nicht gelingen.

Jedoch, Kaiba lenkte ein. War da vielleicht sogar ein reumütiges Stirnrunzeln?

Sicher nicht.

Joseph, werde erwachsen! Bevor der sich dafür entschuldigt, dass er auf den Gefühlen anderer herumtrampelt wie auf einem alten Vorleger, friert die Hölle zu!

"Da ist mir aber was entgangen," witzelte er humorlos.

Ich starrte nur böse zurück. So wurde das nie was!

Ich sollte mich mit ihm gut stellen, schließlich wollte ich etwas von ihm und nicht andersherum.

"Wie auch immer, du musst mir das Klavierspielen beibringen."

Ha, es war raus!

So schnell und einfach hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Okay, okay, es war vielleicht die Holzhammermethode, aber immer noch besser, als ewig wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen.

Verblüfft sah er mir in die Augen.

"Sag das noch mal."

"Ich will, dass du mir ein Klavierstück beibringst, es muss nur eines sein, das reicht schon."

Erst sagte er gar nichts, dann brach Kaiba plötzlich in Gelächter aus.

Es hörte sich nicht schön an, was schlicht und ergreifend daran lag, dass es nicht ehrlich war. Er lachte leise und höhnisch.

"Nenn mir einen guten Grund, warum ich das tun sollte, Wheeler. Nur einen, das reicht schon," benutzte er meine Worte um mich ein weiteres Mal zu blamieren.

"Weil ich mir nie wieder die Blöße geben werde, dich um einen Gefallen zu bitten."

Er überlegte einen Moment, legte den Kopf schief und tat, als dächte er angestrengt nach.

Allein für diese herablassende Haltung hätte ich ihm schon wieder eine reinwürgen können.

Natürlich machte ich nichts.

Er schien schließlich zu einem Ergebnis gekommen zu sein.

"In Ordnung."

Zwei einfache Worte, so schlicht gesprochen, dass sie mir selbstverständlich erschienen.

Ein Zehntonner fiel mir vom Herzen.

Ich fühlte mich so leicht, ich hätte in die Luft springen können... lieber nicht.

"Was bekomme ich dafür?"

Wumm, da war er wieder, der Felsbrocken.

Es war nur zu logisch, dass er mir nicht aus lauter Nächstenliebe half- ob Kaiba dieses Wort jemals in seinem Leben gebraucht hatte?

"Ich bezahle dich natürlich. Sind 800 Yen die Stunde okay, mehr kann ich wirklich nicht-,"

Mit einer unwirschen Handbewegung fiel er mir erneut ins Wort.

"Ich will dein Geld nicht, Wheeler."

Er sah regelrecht beleidigt aus. Ich gebe zu, es war wohl nicht originellste Idee, einem Multimillionär Geld anzubieten, davon hatte er bereits genug.

"Gut, was willst du dann?"
 

[Wir denken doch alle das selbe, hm? Genau, Maoam (hey, wer hatte ein zweideutiges Grinsen auf den Lippen?)... ob Kaiba sich damit zufrieden geben würde? Unwahrscheinlich.]
 

Mit einem Mal nahm seine Mimik einen lauernden Zug an, oder bildete ich mir das bloß ein?

"Ich bringe dir ein Klavierstück bei, dafür erfüllst du mir eine Bitte."

Ein normaler Mensch wäre stutzig geworden und vor allem misstrauisch, aber ich hatte den Kopf ganz woanders. Ich brauchte einen Lehrer, dringend und eine einfache Bitte erschien mir ein geringer Preis.

Da hätten die 800 Yen mich härter getroffen.

Außerdem war seine Wortwahl geschickt, "Bitte" statt "Wunsch".

"Deal!"

Ich streckte ihm meine Hand entgegen.

Lange Finger schlossen sich fest um meine, doch sie drückten nicht weiter zu.

Einen Augenblick lang glaubte ich ein triumphierendes Blitzen in den saphirartigen Augen wahrzunehmen, doch als Kaiba sprach, war sein Ton geschäftlich und distanziert.

"Nach der Schule bei mir, ich nehme dich im Auto mit."

Das war's.

Er ließ mich los und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Klassenraum.
 

*~*~*~*~*

An dieser Stelle könnte man nun berichten, wie Joseph nach Hause trottete und sich Gedanken über die letzten Minuten machte, doch da das weder euch noch mich interessiert, drehen wir abermals an der Uhr.

Große Pause:

*~*~*~*~*
 

"Und das hat er gesagt?"

"Ey Alter, sei bloß vorsichtig!"

Das waren Thea und Tristan. Wir saßen auf dem Hof, nahe dem Sportplatz und schauten den armen Irren zu, die sich freiwillig in Grund und Boden rannten.

"Hm," antwortete ich einsilbig und biss von meinem Brot ab.

Seltsamer Weise hatte ich seid dem Aufwachen gar nicht mehr das Gefühl, das Geschäft des Monats gemacht zu haben.

Mir war unwohl bei der Vorstellung, Kaiba etwas schuldig zu sein. Na ja, noch hätte ich einen Rückzieher machen können, aber wie sah das denn aus?

Joey Wheeler ließ sich von Seto Kaiba in die Flucht schlagen- soweit kam's noch!

"Wird schon nicht so schlimm werden und falls doch, kann ich einfach gehen, was will er machen, mich verklagen?"

Ich gebe zu, ich redete mir selber Mut zu.

"Das wirst du nicht tun," meldete Yugi sich zum ersten Mal scharf bei diesem Thema zu Wort.

Ich blinzelte ihn verwirrt an.

"Ihr habt eine Abmachung, es ist eine Frage der Ehre, sich an ein gegebenes Versprechen zu halten."

"Uh Yugi, komm schon. Hör auf mit dieser Moralapostellei!"

Manchmal konnte er mir mit seiner ewig ehrlichen Art auf den Nerv fallen.

"Nein, Joey, ich höre nicht auf und du hörst mir jetzt verdammt noch mal zu!"

Ich schrak unmerklich zurück.

Es war wirklich ungewöhnlich für meinen kleinen Freund derartig wütend zu werden. Noch viel mehr verwunderte mich der Anlass.

Dass er sich für jeden und alles einsetzte, war mir ja bekannt, aber für Kaiba? Er war bereit sich mit MIR, seinem Kumpel, Kaibas wegen anzulegen?

Warum?!

"Wenn du heute dahin gehst, dann wirst du dort deinen Mann stehen... oder bist zu feige?"

"Natürlich nicht!" platzte ich heraus.

Yugi grinste plötzlich auf eine sehr hinterhältige Weise und mir wurde klar, dass ich mich soeben wieder ein Stück tiefer in mein Unheil verstrickt hatte.

"Na bitte, ich wusste, dass mein Kumpel kein Weichei ist."

Wen nannte der hier ein Weichei? Mich nicht!

Ich würde das durchziehen und wenn es das letzte war, was ich tat!
 

Fünf Stunden später dachte ich ein bisschen anders darüber.

Mit festen Schritten aber Knien so weich wie Butter ging ich zu Kaibas Limousine.

,Ich nehme dich im Auto mit, das hat er gestern gesagt. Pah, das war die Untertreibung des Jahres. Das Ding da ist kein Auto, das ist... ach!'

Ärgerlich kickte ich einen Kiesel weg.

Er flog in hohem Bogen durch die Luft und knallte anschließend gegen die Frontscheibe.

,Scheiße!'

Eine Tür öffnete sich.

"Wir können das auch lassen, wenn jetzt schon so geladen bist," begrüßte mich eine mir wohlbekannte Stimme kalt.

"Das war keine Absicht."

Er musterte mich einmal von oben bis unten, wobei mir noch mulmiger wurde als ich mich eh schon fühlte, dann ruckte er kurz mit dem Kopf ins Wageninnere.

Ich folgte seiner stummen Aufforderung.

Wenn dieser Luxusschlitten von außen beeindruckend gewesen, von innen war er es um so mehr.

Andächtig ließ ich mich in die weichen Ledersitze sinken. Kaiba redete nicht mit mir. Den ganzen Tag schon war er verdächtig ruhig gewesen. Keine Stichelein mehr und auch sonst verhielt er sich sehr untypisch.

Während der Fahrt sprachen wir kein einziges Wort.
 

"Das nennt man ein Klavier, das ist ein Tasteninstrument und wenn du auf diese hübschen hellen Dinger drückst, kommt ein Ton heraus."

"Vielen Dank, ich bin nicht doof!" fauchte ich ungehalten.

Kaiba brauchte die Worte "ach nein?" gar nicht aussprechen, sein Blick sagte genug.

Dennoch war er es, der einlenkte.

"Also gut, setzt dich dahin," er deutete auf einen Hocker, "ich werde mal schauen, ob ich ein Stück finde, dass selbst einen Delletanten wie dich nicht überfordert."

Vor Wut rauchend nahm ich Platz und sah zu, wie er zu einem vollkommen überladenen Regal ging und begann, in den verschiedensten Büchern herumzublättern.

Schön, dann war ich halt ein Anfänger, das hatte ich ihm vorher gesagt, er brauchte es mir nicht noch alle drei Sekunden unter die Nase reiben.

Offensichtlich hatte er jedoch seine Sprache wiedergefunden, oder er fühlte sich in seinen eigenen vier Wänden sicherer, ganz im Gegensatz zu mir.

Ich rutschte nervös hin und her. Überflüssig zu erwähnen, dass man dem ganzen Haus den Luxus ansah.

Es begann beim Teppichvorleger, der, wie Kaiba mir freundlich erklärt hatte, fünfzigtausend Yen wert war und daher nur zur Zierde und keinesfalls zum Gebrauch vor der Tür lag, und endete bei dem blankpolierten, schwarzen Piano.

Er schien etwas gefunden zu haben.

Mit dem aufgeschlagenen Notenbuch in der Hand kam er zu mir zurück.

"Ich nehme nicht an, dass dir der Name "Bach" etwas sagt."

"Aber natürlich, daraus kann man trinken und vielleicht schaffe ich es eines Tages dich in einem zu ersäufen," witzelte ich.

Er belächelte mich müde.

"Du bist zu amüsant, Wheeler."

"Danke, stets zu Diensten."

Bei diesen Worten wurde er merkwürdiger Weise hellhörig, betrachtete mich einen Augenblick auf eine undeutbare Art, schüttelte dann den Kopf als müsse er einen unsinnigen Gedanken vertreiben und knallte das Buch schwungvoll auf den Notenhalter, oder wie auch immer dieses Ding hieß.

"Das war ein Komponist, ein ziemlich angesehner noch dazu."

"Was du nicht sagst!"

Ich stellte mich absichtlich dumm. Wenn er mich wie einen kleinen, blöden Jungen behandelte, konnte ich mich auf gleich wie einer benehmen.

Er überging meinen Sarkasmus geflissentlich.

"Dieses Stück hat er wahrscheinlich extra für Idioten wie dich geschrieben, es wiederholt sich und die Abläufe sind ebenfalls fast identisch. Es heißt Präludium, für das wohltem... damit könntest du ohnehin nichts anfangen."

Wie nett, jetzt hielt er es nicht einmal mehr für nötig, mir den Titel komplett zu nennen.

Eingebildeter Fatzke!

"Kannst du Noten lesen?" wechselte er unvermittelt das Thema.

"Na jaaa," antwortete ich gedehnt, " ein bisschen."

"Also nicht, fein, dann lassen wir das. Musst du es eben auswendig lernen, ich habe weder Zeit noch Lust dir das auch noch beizubringen."

Jetzt reichte es aber!

"Wenn es dir eigentlich am Arsch vorbeigeht, ob ich das schaffe oder nicht, warum hast du dann erst zugesagt? Ist ja nicht so, dass du alles umsonst machst, meine Idee war das mit der Bitte nicht und ich bin jederzeit bereit dir das Geld zu geben, falls du dir dafür ein Müh mehr Mühe gibst und es mir beibringst!"

Nach diesem kleinen Ausbruch, sackte ich erschöpft in meinen Sitz, fuhr aber sofort wieder hoch, als Kaibas Gesicht sich unmittelbar vor meines schob.

"Ich hätte ein wenig mehr Begeisterung erwartet, immerhin bin ich dabei deine Musiknote zu retten. Meinst du nicht, dass du etwas dankbarer sein solltest, anstatt mich anzuschreien?" zischte er böse.

"Was soll ich machen? Dir die Füße küssen?!"

Fein, jetzt hatte er es (wieder einmal) geschafft, ich war so richtig schön auf hundertachtzig.

Ein arglistiges Grinsen stahlt sich in seine Mundwinkel.

"Das wäre doch mal ein Anfang."

Eine unverschämte Bitte

Vorwort:

Ich danke meiner Klavierlehrerin!
 

"Und wovon träumst du nachts?" blaffte ich ihn an.

Sein Gegrinse war mir lästig, zumal es noch breiter wurde.

"Das werde ich gerade dir verraten."

Die ganze Situation begann gruselig zu werden.

Nicht, dass ich nicht wüsste, wie man flirtete, ich kannte dieses Spiel aber das ich es mal mit Kaiba spielen würde, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt.

Aber vielleicht bewertete ich seine Worte auch über.

Eventuell war da gar kein zweideutiger Unterton in seiner tiefen Stimme und das hinterhältige Funkeln bildete ich mir auch nur ein.

"Lass uns anfangen."

Ich begab mich wieder auf sicheres Terrain. Ernüchtert wandet er seinen Blick von mir ab auf das Notenblatt.

"Schön, je früher du das hier kapiert hast, desto eher bin ich dich los."

,Grrr, du Arschloch! Niemand hat dich gezwungen, mir zu helfen!' Doch ich verbiss mir jedes scharfe Wort und folgte seinem Beispiel das Blatt anzustarren.

Die hellen Augen huschten über die verschiedenen Zeichen und im Gegensatz zu mir, schien ihm dieses Gewusel aus schwarzen Punkten, Strichen und Kreuzen etwas zu sagen.

Er legte beide Hände auf die Tastatur.

"Ich spiele es dir einmal komplett vor, hör zu und versuch so viel wie möglich in deinem Spatzenhirn zu speichern, klar?"

,Reiß dich zusammen, alter Junge. Du wirst brav hier hocken bleiben und ihm nicht an die Gurgel gehen!'

Ein Vorhaben, das mir angesichts seiner unglaublichen Selbstüberschätzung reichlich schwer fiel.

Meine Finger krallten sich in den rauen Stoff meiner Hose, so liefen sie nicht Gefahr sich plötzlich selbstständig zu machen.

"Alles klar, Maestro," die Ironie troff mir geradezu von den Lippen.

Er widmete mir einen kurzen Seitenblick.

"An diese Anrede könnte ich mich gewöhnen."

Ich schenkte ihm ein gequältes Lächeln, rang zu sehr um meine Beherrschung, als dass mir spontan eine gute Antwort einfiel.

Schließlich fing er an zu spielen.

Das Stück gefiel mir, ich meine, für Klassik war es ganz okay.

Meine Aufmerksamkeit galt jedoch vor allem seinen Finger, die scheinbar schwerelos über die Tasten flogen, ein ständiges Auf-und-Ab.

Kaiba hatte den Kopf gesenkt.

Da ich den Hocker besetzte, stand er vorn übergebeugt. Ein paar braune Strähnen fielen ihm in die Stirn, die er sich entschieden zurückstrich, als er fertig war und sich wieder aufgerichtet hatte.

Er straffte die Schultern, doch ausnahmsweise sah es nicht arrogant aus, wahrscheinlich war seine Position nur unbequem gewesen.

Ein tiefes Durchatmen, dann: "So, hast du es dir gemerkt?"

Was erwartet der denn von mir?

Dass ich mir das ganze Teil eingeprägt hatte.

"Nein," antwortete ich ihm ehrlich.

Er schnaubte ungehalten, dann stemmte er eine Hand in die Hüfte.

Ich kam mir im Moment ziemlich klein vor, denn da er stand, musste ich die ganze Zeit zu ihm aufblicken.

Ob er das beabsichtigt hatte?

Zuzutrauen wäre es diesem Ekel ja.

"Na ja, das hatte ich auch nicht erwartet. Also, tasten wir uns ganz langsam voran, damit sogar du es schnallst."

"Das wäre zu gütig," brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

"So bin ich halt."

Ich konnte nur noch nach Luft schnappen.

Diese Schamlosigkeit plättete mich einfach.

Er tippte mir dem Zeigefinger auf die ersten Zeilen, zog ihn hinüber und hielt nach dem vierten Taktstrich- war ich nicht gut, ich wusste wie man diese Dinger nannte- inne.

"Ich spiel dir noch mal die ersten vier Takte vor und du merkst dir die Melodie."

Gesagt getan.

"So, nun sing es nach."

"Ich... ähm, ich kann nicht singen."

Ich machte mich doch nicht vor ihm zum Idioten! Singen? Den Teufel werde ich tun!

"Komm schon!" er war lauter geworden.

"Nein, vergiss es!"

"Vergiss es?" echote er ungläubig, "DU bist es der Klavier lernen möchte und du sagst mir, ICH soll es vergessen? Bitte, da ist die Tür."

Er zeigte hinter sich.

"So war das doch nicht gemeint, aber ich kann wirklich nicht singen."

Er zuckte die Schultern.

"Dann summ halt."

Ich holte tief Luft, ließ sie langsam wieder entweichen.

"Okay."
 

Nachdem wir beide festgestellt hatten, dass mein Gesumme doch eher ein Gestammel war, hielt Kaiba es für sinnvoller, ich würde mir die Melodie so merken und ich legte meine Pfoten das erste Mal auf die kühlen Tasten eines Pianos.

"Also," er hielt mir die ausgestreckte Hand vor Augen, "der Daumen ist die 1, der Zeigefinger die 2 und so weiter."

Was sollte das bringen? Wozu brauchten die Finger Nummern?

"2 und 4 der linken und 1,2 und 5 der Rechten Hand auf C, E, G und hohes C und E," verlangte er.

Ich verstand nur Bahnhof.

"Mein Gott, das ist doch nicht so schwer! So!" Und dabei ergriff er meine Hände, zog die Finger auseinander und legte sie an die entsprechenden Stellen.

Mein erster Impuls war es gewesen, meine Flossen zurückzuziehen, doch sein Griff war fest, nicht hart aber bestimmt.

"Nacheinander die Finger hinunterdrücken."

Ich drückte und Tatsache, es kamen Töne aus dem Ding!

"Nicht so steif, du musst dich entspannen, das kann sonst üble Folgen haben," belehrte er mich.

Wie ,üble Folgen'?

Klavierspielen mit Verletzungsgefahr?

Davon war keine Rede gewesen, das stand so nicht im Vertrag!

Ich schrak zusammen, als ich plötzlich seine Hände an mir spürte.

Mit sanftem Druck fuhren sie von den Schultern über die Arme bis zu den Handgelenken, wo sie schließlich ruhen blieben, mich leicht nach unten drückten.

"So, und jetzt noch mal."

Ich fragte mich ernsthaft, wie ich so überhaupt noch meine Finger hochbekommen sollte. Ich wollte das Handgelenk anheben, doch er schüttelte stumm den Kopf und hielt es unten.

Seine Finger waren angenehm kühl auf meiner Haut.

Überhaupt standen seine Gesten im krassen Gegensatz zu seinen Worten, die verletzend und gemein waren.
 

Eine Stunde später hatte ich es wirklich geschafft mir die ersten acht Takte einzuprägen.

"Am Ausdruck arbeiten wir später," hatte Kaiba bestimmt, der eben ins Zimmer zurück kam und mir mein geordertes Glas Cola überreichte.

Es war seltsam, ich hatte immer geglaubt, er besäße einen ganzen Stab Haushilfen, doch entweder hatten sie frei, oder ich hatte ihn falsch eingeschätzt.

Wo wir gerade beim Einschätzen waren, ich wusste echt nicht mehr, was ich von ihm halten sollte.

Erst war er unterkühlt wie immer, damit konnte ich umgehen, im nächsten Moment machte er zweifelhafte Andeutungen, das verunsicherte mich schon mehr, vor allem, weil er sie immer so zurückhaltend machte, dass ich nicht mal mit Bestimmtheit hätte sagen können, und dann war er beinahe sanft... Blödsinn!

Hatte ich das gerade wirklich gedacht? Sanft und Kaiba in einem Atemzug?

Lachhaft!

Eher schmolz die Arktis!

"Dann kommen wir jetzt zum zweiten Teil unserer kleinen Vereinbarung: meine Bitte."

"Jetzt schon?"

"Was heißt hier ,jetzt schon', ich habe mich zwei Stunden mit deinen eher bescheidenen, um nicht zu sagen katastrophalen, Musikkünsten herumgeschlagen, dafür habe ich meine erste Bitte frei."

Fast hätte ich mich an meiner Cola verschluckt.

"Wie war das, ,erste Bitte'? Meinst du etwa, dass du mehr als eine frei hast?"

"Natürlich."

Er tat, als sei er überrascht, dass ich etwas anderes dachte.

"So war das aber nicht abgemacht! Die Rede war von EINER Bitte!"

"Nein, das hast du falsch verstanden. Ich bringe dir das Klavierspielen bei und du erfüllst mir dafür eine Bitte und zwar jedes Mal, wenn ich dir etwas beigebracht habe."

Ich machte den Mund auf um etwas zu erwidern, do mir fiel auf die Schnelle nichts gescheites ein.

Der hatte mich gelinkt!

Ganz hinterhältig und fies!

"Und wenn ich nicht will?"

Er lächelte freundlich, so freundlich wie ein Massenmörder.

"Dann bin ich mir sicher, dass du eine gute Erklärung hast, warum dein Stück nur aus acht Takten besteht."

"Das ist eine ganz miese Tour!"

Kaiba lachte, meine Wut schien ihn wirklich sehr zu amüsieren.

"Ich werde nicht für meine Nächstenliebe bezahlt."

Ich resignierte, schließlich brauchte ich ihn noch.

"Also schön, was willst du?"

"Dass du erst mal mitkommst."

Er stand auf und ich folgte ihm.

Eine Wendeltreppe hoch, langer Gang nach rechts (ob ich hier je allein wieder herausfand?) und dann durch eine helle Tür.

Dahinter lag... Kaibas Zimmer, so sah es jedenfalls.

Ich war sprachlos und das nicht, weil es besonders toll oder so war. Schon der Umstand, dass ich in Kaibas, ich möchte das an dieser Stelle noch mal betonen: in KAIBAS, Zimmer stand, war schier unfassbar.

Eher hätte ich damit gerechnet die Toilette des Papstes zu Gesicht zu bekommen, als mich je in diesem Raum wiederzufinden.

Ich glaubte ein Schloss einrasten zu hören, doch meine momentan vollkommen überlastetes, armes Hirn musste erst diese Nachricht verarbeiten und so zog ich daraus keine Konsequenzen.

"Und nun?" stieß ich schließlich hervor.

Mit einem unheilvollen Glitzern in den Augen, und nein, diesmal bildete ich mir das nicht ein, ging er an mir vorbei zu einem lederbezogenen Sessel.

In aller Ruhe ließ er sich in die Polster sinken und maß mich mit einem Blick, bei dem es mir kalt den Rücken hinunterlief.

Wie die Schlage die Maus.

"Ausziehen," antwortete er ein wenig verspätet auf meine Frage.

Ich riss die Augen auf.

Ich hatte mich wohl verhört!

"Wie bitte?" hakte ich sicherheitshalber noch mal nach.

"Zieh dich aus."
 


 

Nachwort:

*hüpft im Dreieck* Na , na , naaa, ist das ein toller Cliffi? *ist total glücklich* Endlich habe ich diese Stelle erreicht. Eigentlich wollte ich das ja in einer anderen FF von mir einbauen, aber da bin ich noch nicht so weit, also habe ich die Idee Seto und Joey geschenkt.
 

Vielen Dank für die lieben Kommis!

Ich hoffe, es hat euch gefallen, bis zum nächsten Mal :).

Das Maß ist voll!

Vorwort:

Eure Resonanz ist unglaublich und sehr anspornend. Ich danke euch vom tiefsten Grunde meines Herzens aus.

Joey: DU hast ein Herz? *fauch*

Azrael: Joey-kun! Was treibt dich denn hierher?

Joey: Das Ende deines letzten Kapitels. Ich protestiere heftig gegen diese Frechheit!

Azrael: *etwas hilflos ist* Den Lesern hat es gefallen. (und mir auch)

Joey: Hallohoo! ICH bin hier der Hauptsdarsteller!

*Räuspern aus dem Hintergrund*

Azrael: Seto-kun?!

Joey: Ah, sehr schön, dann können wir gleich mal abrechnen, wo dieser Egomane schon mal da ist!

Azrael: *geht dazwischen* Fein, aber nicht in meinem Vorwort, dann kommen wir nie zu Rande! *Vorhang fallen lässt*
 

So, die beiden Kampfhähne haben ihre Privatsphäre, machen wir weiter.
 


 

"Das... das ist nicht dein Ernst! (?)"

Der wollte mich verarschen.

Haha, was haben wir gelacht und jetzt gehen alle brav nach Hause!

"Sehe ich so aus, als würde ich scherzen?"

Nein, so sah er ehrlich gesagt nicht aus. Andererseits, wann scherzte Kaiba schon mal? Keine Ahnung, wie er dann dreinschaute.

Also, wie ich gerade sagte, gehen wir nach Hause!

Ruckartig drehte ich mich um und war mit zwei schnellen Schritten, die vielleicht ein ganz klein bisschen panisch wirkten, aber auch nur ein ganz klein bisschen, an der Tür.

Ich drückte die Klinke, die sich auch anständig, wie es sich für eine Türklinke eben gehörte, nach unten bewegte.

Das war's dann aber auch.

Das verdammte Ding ließ sich nicht öffnen.

,Ganz ruhig, alter Junge, du bist zwar mit Kaiba in einem Zimmer eingeschlossen, wohlgemerkt mit einem Kaiba, der verlangt, dass du dich ausziehst, und wahrscheinlich rückt er den Schlüssel auch nicht nach einem netten Augenaufschlag wieder heraus, aber hey! Wir haben doch schon ganz andere Dinger durch gestanden!'

Ich pflichtete meiner inneren Stimme bei.

Zwar wollte mir spontan nichts einfallen, was ähnlich peinlich gewesen wäre, aber auch das hatte natürlich rein gar nichts zu bedeuten!

Seufzend drehte ich mich wieder zu ihm um.

Das feiste Grinsen hätte ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen.

"Hör mit dem Scheiß auf und lass mich raus," versuchte ich es diplomatisch. Er verhielt sich ungefähr so kooperativ wie ein Stein.

"Was ist mit unserer Vereinbarung?"

"Ist hinfällig, bei solchen Forderungen!"

Er schüttelte tadelnd den Kopf. Als wäre ich ein dummer Schuljunge... okay, okay, sagt nichts, ich war ein dummer Schuljunge!

Ich hatte mich auf diesen bescheuerten Deal eingelassen, ich hatte zugestimmt Kaiba etwas schuldig zu sein.

Wie leichtsinnig konnte ein einzelner Mensch sein?

... was? Was seht ihr mich so an?

Konnte ich ahnen, dass Kaiba so perverse Sachen verlangte?

Ob er schwul war?

Bisher hatte ich ihn für ein geschlechtsloses Wesen gehalten.

Nicht einen Gedanke war daran verschwendet worden, dass auch ein Eisklotz eventuell eine Sexualität besitzen könnte.

Vielleicht wollte er mich aber auch nur demütigen.

Das war es! Er wollte sich über mich lustig machen! Aber nicht mit mir!

Ich traute es mir durchaus zu, es körperlich mit ihm aufzunehmen. Früher hatte ich mich oft geprügelt und gelegentlich tat ich das auch heute noch.

Dagegen war es schwer vorstellbar, dass Kaiba jemals etwas Härteres als eine Ohrfeige ausgeteilt hatte. So gesehen standen meine Chancen also recht gut.

Und wenn der Typ nun Kampfsport beherrschte?

Das wäre natürlich ein Problem!

Ich musste es wohl oder übel auf einen Versuch ankommen lassen, denn den Gefallen, hier einen Striptease hinzulegen, tat ich ihm nicht!

"Ich sage es dir zum letzten Mal, lass mich raus und wir vergessen die ganze Angelegenheit," knurrte ich.

Er lächelte nur süffisant.

"Das ist zu gütig von dir, aber was, wenn ich es gar nicht vergessen möchte?"

"Ich will den Schlüssel!"

Zu meiner Überraschung zog er ihn tatsächlich aus der Hosentasche, hielt ihn mir mit ausgestreckter Hand entgegen.

Die leise Aufforderung schwebte einen Moment gespenstisch in der Luft: "Dann hol ihn dir."

Langsam ging ich auf ihn zu.

Wer wusste, was für einen miesen Trick er diesmal in Petto hatte.

Wie hätte es anders sein können, schloss er die Hand zu Faust, als ich in Greifweite war.

Sein Zeigefinger deutete auf mein Shirt.

"Na los, runter mit dem Zeug."

Mir wurde heiß. Vor Empörung aber auch vor Scham. Wie konnte er wagen, das so direkt auszusprechen?

War ihm das nicht peinlich?

Nun, mir war es das.

"Vergiss es!"

Ich griff nach seiner Faust und probierte seine Finger auseinander zu biegen, wobei ich mir reichlich lächerlich vorkam.

Wie ein kleines Kind, das versuchte einen Bobon zu bekommen.

Er schaute meinen jämmerlichen Bemühungen einen Augenblick zu, dann zog er den Arm derartig heftig zurück, dass ich, der immer noch sein Handgelenk umklammert hielt, aus dem Gleichgewicht kam.

Um ein Haar wäre ich auf ihn gefallen und das hatte dieser Widerling wohl auch beabsichtig, doch es gelang mir in letzter Sekunde mich an den Armlehnen festzuhalten und hoch zu stützten.

Unsere Gesichter waren sich bei dieser Aktion natürlich näher gekommen und ich machte, dass wieder die nötige Distanz zwischen sie kam.

Spöttisch zog er die Augenbrauen hoch.

"Was kann ein Köter wie du schon groß zu verbergen haben und überhaupt verstehe ich nicht, warum so einen Aufstand machst. Ist ja wohl nicht das erste Mal."

Erst allmählich sickerte die Bedeutung seiner Worte zu mir durch.

Er unterstellte mir doch allen Ernstes, ich würde mich vor anderen ausziehen.

Als wäre ich ein dreckiger Stricher.

Als besäße ich keinen Stolz.

Als wären Würde und Scham mir völlig fremd.

Es langte!

Schon den ganzen Nachmittag hatte ich es hingenommen, dass er mich, ja sogar meinen Vater, beleidigte, in den Schmutz zog und sich aufspielte, als sei er Gott.

Ich hatte alles stillschweigend hinuntergeschluckt, doch auch ich hatte meine Grenzen!

Auch mein Nervenkostüm war nur bis zu einem gewissen Maß belastbar.

Und dieses Maß hatte er heute mit einer Permanenz überschritten, die man nur noch als Boshaftigkeit bezeichnen konnte.

Er reizte mich!

Er wollte mich zum Explodieren bringen.

Schön, das hatte er geschafft, mal sehen, ob er auch mit den Folgen zurecht kam!

Mit einem heiseren Wutschrei stürzte ich mich auf ihn, riss ihn am Kragen aus dem Sessel, um ihn anschließend zu Boden zu schlagen.

Allerdings hatte er sich geistesgegenwärtig an mir festgehalten und so fiel auch ich.

Aber etwas weicher, denn ich krachte auf ihn.

Er keuchte.

Alles ging verdammt schnell. Ich spürte, wie sich ein Arm fest um meine Taille schloss, er drehte sich und im nächsten Augenblick lag ich unter ihm.

Ich hatte mich von meiner Verwirrung noch gar nicht erholt, da fing er meine Hände ein und presste sie links und recht von mir in den grauen Teppich.

Ungläubig sah ich in sein noch ein wenig vom Schmerz verzogenes aber ansonsten triumphierendes Gesicht.

Das konnte doch nicht wahr sein, er hatte mich überwältig.

Spielend!

Ich hatte gegen Seto Kaiba in einer Rangelei, zu einer handfesteren Auseinandersetzung war es ja gar nicht erst gekommen, verloren.

Kläglich.

Doch noch gab ich nicht auf. Meine Hände mochten im Moment unbrauchbar sein, aber wozu hatte der Mensch vier Gliedmaßen?

Ich strampelte wie verrückt, zappelte und wand mich unter ihm.

Sonderlich fiel Eindruck schien ich damit jedoch nicht zu schinden. Sein Gewicht hielt mich weitgehend unten.

Gerade wollte ich ihn wegtreten, als plötzlich sein Knie zwischen meine Beine rutschte.

Unabsichtlich.

Genau genommen war ich mit meiner Zappellei auch noch selber daran Schuld.

Augenblicklich erstarrte ich, wagte nicht mehr mich zu rühren.

Kurz schien er genauso überrascht zu sein wie ich, dann kehrte das altbekannt, höhnische Grinsen auf seine Züge zurück.

"Auf einmal ist es ganz still, das Köterchen. Na?" Er bewegte sein Knie kaum merklich. "Das gefällt dir, was?"

"Nein!" meine Stimme zitterte und vor Wut und Scham traten mir die Tränen in die Augen.

Das durfte er nicht, das war nicht fair!

Wenn er es darauf anlegte, würde mein Körper auf ihn reagieren und davor hatte ich Angst.

Ja, ich gebe es zu, ich hatte Angst.

Lachhaft, oder?

Na los, sagt es schon, Joey Wheeler fürchtete sich vor einem Kaiba, wie wahnsinnig witzig!

Ich kam mir so hilflos, so ausgeliefert vor.

Damit konnte ich nicht umgehen, kann das überhaupt ein Mensch?

Nur am Rande registrierte ich, dass meine Hände plötzlich frei waren. Weiche Finger wanderten über mein Gesicht, wischten die Tränen weg.

Er beugte sich vor, unsere Nasenspitzen berührten sich beinahe.

"Sch, ist ja gut, es tut mir leid."

Warmer Atem strich über meine feuchten Wangen.

Seine Stimme war ruhig und dunkel.

Nichts war gut!

Ich fühlte mich elend.

Behutsam, als wäre ich zerbrechlich, nahm er mein Gesicht in seine Hände, hob es ein wenig an und... KÜSSTE MICH!

Mit einem Mal war ich wieder Herr meiner Sinne.

Was bildete sich dieser aufgeblasene, egozentrische, widerliche, reiche Pinkel eigentlich ein?

Ich schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht.

Dann stieß ich ihn ungehalten von mir.

Verwirrt blieb er einfach liegen, der Schlag musste ganz schön wehgetan haben, denn seine rechte Wange begann sich rot zu färben.

Hektisch rappelte ich mich auf und suchte panisch nach dem Schlüssel.

Zu meinem Glück entdeckte ich ihn unweit des Sessels. Er war beim Handgemenge wohl dort hingefallen.

Mit einer einzigen fließenden Bewegung schnappte ich ihn mir und stürmte gleichzeitig zur Tür.

Ich hatte erwartet, dass Kaiba versuchen würde, mich aufzuhalten, doch er lag immer noch am Boden, jetzt auf die Ellenbogen gestützt.

Er grinste mich an, als ich ihm noch einen letzten Blick zuwarf.

"Ciao Bello!"

Seine Stimme verfolgte mich noch bis in den langen Flur.
 

Die Knie angezogen und beide Arme um mich geschlungen saß ich auf meinem Bett.

Das Zimmer war verwüstet, in meinem Zorn hatte ich alles durch die Gegend gepfeffert, was nicht bestimmt zerbrechlich war.

Nie, NIE wieder würde ich auch nur einen Fuß in dieses verdammte Haus setzten!
 

Nachwort:
 

Ich kann mich gar nicht oft genug für die lieben Kommentare bedanken, aber drei Worte möchte ich nicht mehr hören.

Erstens: Schreib.

Zweitens: Schnell.

Drittens: Weiter.

*lacht und zwinkert*

Okay? Es macht mich glücklich, dass ihr so mitfiebert, aber ich gebe bereits mein Bestes, mehr lässt mein Zeitplan einfach nicht zu. Vielmehr würde mich ja interessieren, was euch gefallen oder gestört hat, damit ich das bei den folgenden Kapiteln berücksichtigen kann.

Es ist schon sehr spät und meine RS ist wahrscheinlich katastrophal, seht es mir bitte nach. Den nächsten Teil schreibe ich wieder früher.

Ich umarme euch, Azrael.
 

PS: Mir "Bello" meint Seto nicht einen Hund, obwohl es auch passen würde, sondern das italienische (oder war es spanisch?) Wort für "Hübscher".

Sternenguckerchen

Vorwort:

*seufzt und resigniert*

Ich hatte befürchtet, dass ihr euch einfach andere Formulierungen für "schreib schnell weiter" einfallen lasst. Aber hey, ihr

seid ja richtig kreativ!

*lacht*

*Optimist ist*

Ich bin so glücklich, dass ihr mir soviel Unterstützung gebt!

Joey tat mir im letzten Kapitel auch schon leid, aber ich habe es nicht überdramatisieren wollen, den diese FF soll vor

allem einem Zweck dienen, der Unterhaltung!
 


 

"Und das hat er gesagt?"

"Und das hat er GEMACHT?"

Ja, der aufmerksame Leser hat es bereits geahnt, es handelte sich mal wieder um meine Freunde, Tristan und Thea, denen

es unheimliche Freude zu bereiten schien, meine gestrige erste Klavierstunde auseinander zu nehmen.

"Wer hätte das von unserem "Sonnenschein" gedacht?" sinnierte er vor sich hin.

Kaiba als "Sonnenschein" zu bezeichnen, erschien mir unpassender denn je.

Der Typ war einfach nur unmöglich!

Und er konnte keine Grenzen wahren, etwas, das ist hasste wie die Pest.

Vielleicht sollte ich Licht ins Dunkel bringen, denn ihr überlegt euch wahrscheinlich, wie viel ich den dreien, ja, Yugi saß

neben mir, schien mit den Gedanken allerdings woanders zu sein, erzählt hatte,

Natürlich NICHTS!

Also, nichts... ähm, sagen wir mal, Explizites.

Ein bisschen von der Klavierstunde und Tristan wunderte sich gerade, dass Kaiba sich dazu herabgelassen hatte, mir

etwas zu Trinken zu bringen.

"Also wirklich Joey," meldete Thea sich wieder, "dass war nicht sehr nett von ihm, der Kerl ist ein gefühlloses Schwein,

so über dich herzuziehen."

,Herzufallen, meine Gute, herzufallen,' korrigierte ich sie in Gedanken.

"Wem sagst du das?"

Ich seufzte kellertief.

"Trefft ihr euch heute wieder."

"Hm," machte ich gedankenlos.

Dann fiel mir wieder siedendheiß ein, dass ich mir ja geschworen hatte, nie wieder zu ihm zu gehen.

"Mal sehen," setzte ich nach.

Sie sah mich verdutzt an.

"Was heiß das? Du hast noch genau 20 Tage um Klavierspielen zu lernen. Müsst ihr da nicht sooft üben, wie es möglich

ist?"

,Müssten, Liebling, müssten. Aber das fällt flach, ich werde nicht mehr zu ihm gehen.'

Außerdem bezweifelte ich stark, dass Kaiba mich noch mal wieder sehen wollte.

Der hatte wahrscheinlich von mir die Schnauze genauso voll, wie ich von ihm.

Unter seinem Auge prangte nämlich ein ansehnliches Pfeilchen.

Tadaa, darf ich präsentieren, mein Verdienst!

Bekomme ich eine Tapferkeitsmedaille?

Die hätte ich mir redlich verdient!

Wie weit der gestern wohl noch gegangen wäre?

Eigentlich wollte ich darüber gar nicht nachdenken, mir saß der Schrecken auch so noch tief genug in den Knochen, da

musste ich ihn nicht durch meine Horrorfantasien vergrößern.

Er hatte mich...hatte mich... ge-ge-gekü... GEKÜSST, verdammte Scheiße!

Warum musste das ausgerechnet mir passieren?

Wieso wurde gerade mir diese zweifelhafte Ehre zuteil?

War das denn gerecht?

Nein, das war es ganz und gar nicht!

Eben so ungerecht war meine Musiklehrerin, die mich im Gang ansprach.

Innerlich hatte ich gehofft, sie möge mich ignorieren, oder, was natürlich noch besser gewesen wäre, alles vergessen

haben.

Diesen Gefallen tat sie mir leider nicht.

"Mister Wheeler, ich bin erfreut, Sie doch noch anzutreffen," heuchelte sie mit honigsüßer Stimme.

"Die Ehre ist ganz meinerseits," schleimte ich zurück.

"Wie läuft es mit Ihren Proben? Haben Sie schon ein passendes Stück gefunden."

Spätestens jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem ich alles abblies, mir wahlweise auch eine herzzerreißende

Familiengeschichte ausdachte, warum es mir- schade, schade- nicht möglich war, an dem Vorspiel teil zu nehmen.

"Jawohl, ich habe das Präludium gewählt," hörte ich mich stattdessen sagen.

"Eine fantastische Entscheidung!"

Wie schön, ihr gefiel es.

Das rettete meine Musiknote!

Die Sache hatte nur einen kleinen Schönheitsfehler, ich konnte nur schlappe acht Takte, wenn ich die mal nicht auch bis

dahin vergas.

"Ich wusste gar nicht, dass Sie ein Piano daheim haben."

Da wusste sie richtig, ich hatte auch keines.

"Ich... ähm, übe bei einem Freu... Bekannten!"

"Nun denn, ich wünsche Ihnen viel Erfolg, enttäuschen Sie mich nicht," scherzhaft mahnend wedelte sie mit dem

Zeigefinger vor meinem Gesicht herum.

Ich lächelte gequält.

Endlich rauschte sie davon, ließ mich allein, verlassen und unrettbar zurück.

Ich würde mich nicht nur blamieren, ich machte mich zum absoluten Deppen.

Bei ihr bekam ich höchstwahrscheinlich keinen Fuß mehr auf den Boden und überhaupt artete die ganze Kiste in ein

Fiasko aus.

Fiasko.

Fiasko!

Fiasko!!

Ich bin so blöd, blöd, blöd!

Ich Idiot, ich verdammter Idiot, ich verdammter Vollidiot, ich...

"Joey."

"Ah!" erschrocken wirbelte ich herum. "Alter, mach das nie wieder, Mann! Ich hätte fast 'nen Herzkasper bekommen!"

"Meinst du nicht, dass du ein bisschen jung zum Sterben bist?"

Yugi spielte geistesabwesend mit seinem Puzzle herum.

Was hieß hier zu jung? Mit einem Fuß stand ich ja bereits im Grab.

In einem Selbstgeschaufelten, möchte ich noch hinzufügen.

"Joey?"

"Hm?"

"Wir sind doch ehrlich zueinander, oder?"

Was sollte das denn werden?

Ein Schwur der ewigen Freundschat, Treue, in guten wie in schlechte... nein, das gehörte woanders hin.

"Ja," antwortete ich zögern, ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte.

"Und wir haben keine Geheimnisse voreinander, richtig?"

...

Hey, lass uns Blutbrüderschaft schließen!

Komm her alter Kumpel, treten wir gemeinsam die letzte Reise an und springen vom Schuldach.

Halloho? Was hatte der zum Frühstück?

"Richtig?" verwirrt runzelte ich die Stirn.

"Dann sag mir die Wahrheit, was ist gestern bei Kaiba geschehen?"

Aha!

Daher wehte der Wind.

"Nichts, das habe ich euch doch schon gesagt."

"Aber dich bedrückt doch was."

Mich bedrückte was?

Na klar bedrückte mich was! Ich war gestern immerhin von einem Jungen geküsst worden.

Von Kaiba wohlgemerkt, von dem ich eigentlich geglaubt hatte, wir führen eine intensive Feindschaft.

Den ich immer in aller Ruhe hassen konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Und dann?

Dann musste dieser Hornochse so was machen!

Der schmiss einfach all unsere schönen Regeln über Bord, das ging doch nicht.

Und schon gar nicht, ohne zu fragen... Moment, auch mit Fragen wäre es natürlich nicht okay gewesen! Das möchte ich

an dieser Stelle betone, es hatte mir NICHT gefallen.

Man hatte mich genötigt.

Ich war genötigt worden, ICH!

Heilige Mutter Gottes, was hatte ich denn verbrochen?

"Ich mache mir Sorgen wegen des Vorspieles," das war noch nicht einmal gelogen, Mensch war ich gut!

"Warum, läuft es nicht so, wie du es dir vorgestellt hast?"

Ja, so könnte man das durchaus sagen.

Ich hatte mir tatsächlich nicht vorgestellt, dass ER mich jemals auch nur anrühren würde. Und nun das.

"So in etwa."

"Aber du schaffst das doch, oder?"

Seine dunklen Augen blickten mich so besorgt und mitleidig an, dass ich ihn einfach nicht vor den Kopf stoßen konnte.

"Klaro schaffe ich das!"

Er sah so erleichtert aus.

"Dann bin ich ja beruhigt. Weißt du, Joey, ich mache mir Sorgen um dich. Du verstrickst dich so schnell in irgendwelche

Schwierigkeiten. Freut mich, dass ich mich geirrt habe, mach's gut."

Ich schaute ihm nach und fühlte mich mies.

Wie Recht er doch hatte, ich zog das Unglück an wie ein Magnet.

Gerade eben hatte ich mal wieder ein Paradebeispiel abgeliefert. Ich belog meinen besten Freund.

Wie tief konnte ich noch sinken?
 

Tief genug, um am Nachmittag vor Kaibas Haustür zu stehen.

Mein Herz schlug, als wolle es einen neuen Weltrekord aufstellen, meine Beine waren so weich wie ein geschmolzenes

Marshmellow und mein Finger zitterte, als ich den Klingelknopf betätigte.

Erst geschah gar nichts, denn hörte ich schlurfende Schritte und die Tür öffnete sich einen Spalt breit.

Große, runde Augen blickten fragend zu mir empor.

"Hi Mokuba," begrüßte ich den Kleineren der beiden Kaibas.

Irgendwie war ich erleichtert, dass ich es noch nicht mit seinem großen Bruder zu tun hatte. Es gab mir noch ein bisschen

Zeit, um mich mental darauf vor zu bereiten.

"Tag Joey."

"Hi," wiederholte ich mich, "ist Kaiba da?"

"Ja."

Er rührte sich nicht von der Stelle, guckte mich nur erwartungsvoll an.

"Ähm, ich meinte eigentlich deinen großen Bruder."

Ein wenig enttäuscht nickte er, bedeutete mir zu warten und verschwand im Inneren der Villa.

Der Kleine bekam wohl nicht allzu oft Besuch.

Das nächste Mal, das nahm ich mir fest vor, würde ich ihn besuchen.

Vorausgesetzt natürlich ich überstand dieses Treffen ohne bleibende Schäden.

Vielleicht wollte er sich ja für die Ohrfeige rächen?

Ehrlich gesagt, behagte mir diese Vorstellung nicht unbedingt. Nachdem ich gestern meine Ansichten über Kaibas Kräfte

hatte revidieren müssen, war ich nicht wirklich scharf darauf von ihm eine gelangt zu bekommen.

Allerdings hätte ich es verstanden. Ich würde das jedenfalls nicht auf mir sitzen lassen.

Wie aus dem Boden gewachsen stand er plötzlich vor mir, eine Hand gegen den Türrahmen gelehnt und die Hüft nach

recht geschoben.

Er kam sich in dieser Pose wahrscheinlich unglaublich toll vor.

"Schau mal einer, wer da angekrochen kommt. Solche Sehnsucht nach mir gehabt, Köterchen?"

Sein Ego hatte jedenfalls keinen Riss bekommen, nicht den kleinsten.

"Konnte mich kaum noch beherrschen," gab ich bissig zurück.

"Du willst mir sagen, wie leid es dir tut, dass du von nun an alles machen wirst, was ich sage und mich bitten, dir doch

wieder Unterricht zu geben." Er grinste überheblich.

Die Verlockung, ihm noch eine zu scheuern, war groß, beinahe übermächtig, doch ich hielt mich zurück.

"Nicht ganz, ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich so fest zugeschlagen habe. Und ja, ich wäre die dankbar, wenn

du mir dieses eine Stück beibringen würdest. Ich tu auch, was du möchtest, aber ich sage es dir gleich, ich werde mich

nicht ausziehen, mit dir schlafen und nein, bevor du fragst, ich werde dir auch keine blasen."

Bei dem letzten Teil meiner kleinen Rede, machte er ein übertrieben bestürztes Gesicht.

"Das schränkt meine Auswahl aber ganz schön ein."

"Und wenn du mich noch mal küsst, mach ich dich kalt."

Er leckte sich über die Lippen.

"Nein, eher heiß."

Argh, dieser Mistkerl! Ich spürte, wie mir die Wärme ins Gesicht kroch.

Na, da würde er sich ja gleich unheimlich bestätigt vorkommen, wenn ich jetzt rot wurde.

"Was ist nun, machst du es trotzdem?"

"Lass mich zusammenfassen: Ich schlage mich mit einem absolut unmusikalischen Streuner herum, ich komme dabei noch

nicht mal auf meine Kosten und überhaupt klingt das ganze nach einem beschissenen Job. Okay, ich nehme an."

"Ehrlich?"

Ich war überrascht, hatte damit gerechnet, dass er den Preis hochtreiben oder mir die Tür vor der Nase zuschlagen

würde.

Aber ich hatte falsch gelegen.

Einen Moment lang konnte ich ihn richtig gut leiden, aber auch nur einen kleinen Moment!

"Unter einer Bedingung," setzte er nach.

Hatte ich es doch gewusst!

Ich seufzte.

"Welche?"

"Du gehst heute Abend mit mir Essen."

Da war ich baff.

"In einem Restaurant?" hakte ich vorsichtshalber nach. Wer wusste, wo der Kerl mich sonst hin entführte.

"Nein, du Dummkopf, auf einer Müllkippe, will ja, dass du dich heimisch fühlst," das was gemein, "natürlich in einem

Restaurant!"

"Heute Abend kann ich aber nicht."

Seine linke Augenbraue zuckte verdächtig.

"Warum nicht?"

"Ich muss arbeiten."

"Wo?"

"In einer Bar, heißt Sternenguckerchen."

"Ach wie niedlich."

Gut, seine Stimme troff vor Sarkasmus, aber ich war entsetzt, dass Kaiba das Wort "niedlich" kannte. Wie sollte das

denn weitergehen?

War ich demnächst vielleicht "goldig", "ganz aller liebst" und "herzig"?

"Ich könnte morgen," ich hoffte, ihn friedlich zu stimmen.

Er grummelte und es hörte sich fast wie ein "wenn's denn nicht anders geht" an.

Zufällig fiel mein Blick auf seine Armbanduhr.

Du lieber Herr Gesangsverein, so spät war das schon?

Ich hatte mir zuhause wohl doch ein bisschen viel Zeit gelassen, als ich das Gummibärchenorakel befragte.

"Ich muss los, morgen nach der Schule bei dir?"

Er grinste anzüglich.

"Bis dann," ich überlegte, ob ich ihm vielleicht noch die Hand geben sollte, aber am Ende tat er wieder irgendetwas

Hinterhältiges.

Besser nicht.

Also drehte ich mich um und verließ mit schnellen Schritten das Anwesen.

"Fünfzehn Minuten zu spät, ich dachte schon du kommst gar nicht mehr!" donnerte es mir aus der Küche entgegen, als ich

atemlos durch die Tür stürzte.

Es bleibt mir wohl auf ewig ein Rätsel, woher mein Chef wusste, wann ich eintrat ohne mich zu sehen.

"Es tut mir leid."

"Was war es diesmal?" Ein schwarzgelockter Kopf streckte sich mir aus den kleinen Loch, von wo aus man die Speisen

übergab, entgegen. "Hat dein Hund Knallerbsen verschluckt oder ist deine Oma gestorben, zum dritten Mal?"

Alejandro war Italiener und vertrat alle Klischees so einwandfrei, dass man ihn nur gern haben konnte.

Er war laut, hatte einen harten Akzent und war zu den Damen so charmant, wie nicht einmal ihre männliche Begleitung.

"Ich hatte ein paar Differenzen mit meinem Klavierlehrer."

"Ach was, Differenzen. Ich bezahle dich nicht für Differenzen! Mach das du in die Gänge kommst!"

Ich mochte meinen Chef, er schimpfte zwar wie ein Rohrspatz, doch er hatte mir noch nie gedroht mich raus zu werfen

und die Bezahlung war ordentlich. An manchen Abenden legte er sogar noch etwas drauf.

Ich band mir die schwarze Schürze um und kramte Block und Zettel hervor.

So bewaffnet machte ich mich daran, meinen Kollegen abzulösen und die Bestellungen aufzunehmen.

Nach einer halben Stunden waren alle Gäste versorgt und ich trocknete gedankenverloren Biergläser ab.

Ob das so eine gute Idee gewesen war, Kaiba zum zweiten Mal um Hilfe zu bitten? Man hätte meinen können, ich hätte

es beim ersten Versuch gemerkt, wir waren verdammt unterschiedlich.

Das konnte eigentlich gar nicht gut gehen.

Was, wenn er sich nicht an unsere Vereinbarung hielt, was wenn...

"Joseph!"

Ich schrak zusammen. Nur mein Vater rief mich bei meinem richtigen Namen und das auch nur, wenn er besonders

wütend oder betrunken war... was auf das selbe hinauslief.

"Sag mal, träumst du, Junge? Der Gast dort hinten wartet schon seid fünfzehn Minuten auf dich!"

Ich nuschelte eine Entschuldigung und machte mich auf den Weg.

"Sie wünschen?"

Ohne aufzusehen zog ich den Bleistift hinter meinem Ohr hervor und machte mich bereit zum Notieren.

"Dich, nackt, unter mir."

Wie von Blitz getroffen hielt ich einen Atemzug inne, dann stöhnte ich genervt.

"Was machst du denn hier?"

Blaue Augen blitzten mich herausfordernd an.

"Ich gebe eine Bestellung auf."
 

Nachwort:

Der Name Sternenguckerchen ist doch süß, oder *sich in dieses Wort verknallt hat*?

Der Teil war ziemlich lang *uffa*, die Tastatur qualmt.

Vielen Dank ihr Lieben, Azrael.
 

PS: Seto kommt wie ein Perverser rüber? *grübel*

Naja, wenn Joey so lahm is, muss doch einer die Initiative ergreifen, hm?

*schlechte Ausrede parat hat*

Sternhagelvoll

Vorwort: Was soll ich sagen? Bei soviel lieber Unterstützung bin ich einfach geplättet, womit habe ich euch eigentlich verdient?

*alle in den Arm nimmt und durchknuddelt*
 


 

"Sehr witzig, der Puff ist nebenan."

Das Grinsen schien in seinem Gesicht festgewachsen zu sein.

"Ich will aber nicht irgendeinen kleinen Stricher," er griff nach meiner Hand und zog mich zu sich hinunter, "ich will dich."

Seine Worte waren nicht viel mehr als ein Flüstern und seine funkelnden Augen schienen mich aufspießen zu wollen.

Ich starrte ungläubig zurück, dann riss ich mich mit einem empörten Schnauben los.

"Du tickst ja wohl nicht ganz richtig! Bestellst du jetzt was Vernünftiges oder soll ich dich rauswerfen lassen?"

"Den Rausschmeißer möchte ich sehen, der Seto Kaiba vor die Tür setzt," gab er bloß überheblich zurück.

Ja, den hätte ich auch gerne gesehen und vor allem an meiner Seite gehabt.

"Er steht vor dir."

Bluffen konnte ich ja.

Ich maßte es mir nicht an, zu behaupten, ihn gegen seinen Willen aus dieser Bar zu bekommen, zumal Alejandro mich wahrscheinlich gleich mit auf die Straße geworfen hätte.

"Na wenn DU es bist..."

"Was ist nun?" wechselte ich das Thema. Es war sinnlos sich darüber zu streiten, wir wussten beide, dass ich das nicht machen würde. "Willst du was trinken?"

"Ich will mit dir Essengehen."

Der Typ gab aber auch nicht auf.

Außerdem bemerkte ich, wie mein Chef seinen Lockenkopf um die Ecke schob und zu uns herüber spähte.

Ob sein misstrauischer Blick an Kaiba oder daran, dass ich schon seit fünf Minuten untätig herumstand, lag, konnte ich nicht einschätzen.

Wohl aber, dass es unangenehme Fragen geben würde.

"Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich heute nicht kann," zischte ich ihm leise zu, musste ja nicht jeder mithören, dass wir uns um ein Date stritten.

... oh mein Gott, hatte ich das gerade wirklich gedacht? Date?

ICH mit KAIBA?

Niemals!

Auf gar keinen Fall!

No way!

"Ich will aber!"

Wie ein kleines Kind, dem man kein Eis kaufen wollte.

"Ich aber nicht... außerdem geht's nicht."

"Und wen ich mit deinem Chef rede? Wenn ich ihm erkläre, dass du heute leider, leider ausgebucht bist?"

"NEIN!"

Ups, das war vielleicht ein bisschen laut gewesen. Ich konnte die vorwurfsvollen Blicke der anderen Gäste geradezu körperlich spüren.

"Hör zu, lass uns das auf ein anderes Mal verschieben, bitte!" flehte ich beinahe schon.

Er seufzte grottentief.

"Ja?" Ich begann Hoffnung zu schöpfen.

"Na gut, aber nur, wenn...," er machte eine Kunstpause.

"Wenn?" hakte ich ungeduldig nach, schließlich wollte ich das hier so schnell wie möglich beenden.

"Wenn du mir einen Kuss gibst," ließ er die Katze aus dem Sack.

Meine Kinnlade legte einen filmreifen Absturz hin.

"Hier, vor allen Leuten?"

Was fragte ich denn da nach?

Das war ja wohl klar, dass ich ihn NICHT küssen würde, Ende der Debatte. Schluss, Punkt um!

"Wir können auch gerne rausgehen, wenn dir das peinlich ist."

Dieses Grinsen sprengte eines Tages noch seine Mundwinkel.

"A... also schön!"

Ärgerlich machte ich einen Schritt nach hinten, bedeutete ihm mitzukommen.

Das würde ein Nachspiel haben, Alejandro wollte bestimmt eine Erklärung habe, warum ich mitten in meiner Schicht mit einem Fremden vor die Tür ging.

Aber jetzt hatte ich ganz andere Probleme.

"M-mach die Augen zu," verlangte ich und schämte mich, weil meine Stimme nicht so forsch klang, wie ich das gerne gehabt hätte.

Er tat, wie ihm befohlen.

Unsicher schaute ich mich um. Das fehlte mir noch, dass uns jemand beobachtete und morgen alles brühwarm in der Schule herumerzählte.

Doch niemand war zu sehen. Wir standen auf dem Hinterhof, links die Mülltonnen, rechts mein Fahrrad und ein alter Opel.

Super Kulisse für einen Kuss, so richtig schön romantisch!

Fehlte nur noch die obligatorische Ratte.

"Soll ich hier Wurzeln schlagen?" meldete der Ungeküsste sich.

"Momentchen, jetzt hetz mich halt nicht!" motze ich zurück.

Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht meisterte. Ein lumpiger, kleiner Kuss, was war das schon? Ich atmete tief durch, dann beugte ich mich vor.

Sein Deo stieg mir in die Nase. Er roch nach Tannennadeln und frischer Wäsche.

Mein Puls war auf hundertachtzig umgesprungen und in der Stille glaubte ich schon, er könne mein Herz schlagen hören.

Schnell beugte ich mich vor und streifte mit meinen Lippen flüchtig seine Wange, die, wie mir (ganz nebenbei natürlich nur) auffiel, weich und warm war.

"So, und jetzt geh!" bestimmte ich.

Kaiba stand noch einen Augenblick mit geschlossenen Lidern da, so als warte er auf mehr, dann öffnete er ungläubig ein Auge.

"Das nennst du einen Kuss?"

Seine Stimme klang, als könne er sich nicht entscheiden, ob er in Tränen oder Gelächter ausbrechen sollte.

Ich wurde rot.

"Was denn?" verteidigte ich mich.

Er schüttelte den Kopf, als könne er es noch immer nicht fassen.

Plötzlich fühlte ich mich am Arm gepackt und herumgewirbelt. Ungeschickt stolperte ich zwei Schritte nach hinten und hatten mit einem Mal die Tür im Rücken.

"Ich zeige dir, was ein richtiger Kuss ist."

Einen Fluchtweg gab es nicht. Links und rechts von mir befanden sich seine Arme und davor... nun ja, der ganze Rest.

Noch bevor ich ein "Wehe dir!" herausgebracht hatte, presste er seinen Mund hungrig auf meinen.

Protestierend wollte ich ihn wegstoßen, doch meine Glieder waren schwer wie Blei, ich bekam die Hände einfach nicht hoch.

Außerdem reichte meine Selbstbeherrschung nicht, um die Zähne aufeinander zu beißen.

In der nächsten Sekund hatte ich seine Zunge im Mund. Sie drängte sich einfach zwischen meine Lippen.

Fordernd fuhr er über meine Zähne, Zunge, animierte mich, mitzumachen.

Diesen Gefallen tat ich ihm allerdings nicht.

Mit einem Mal, war ich wieder bei vollem Bewusstsein.

Geistesgegenwärtig drehte ich den Kopf zur Seite.

Keine wirkliche Verbesserung, wie ich feststellen musste, denn nun spürte ich heißen Atem an meiner Wange und eine verführerische Stimme säuselte mir ins Ohr: "Und nun? Willst du mir wieder eine scheuern?"

Liebend gerne!

Aber das war unfair, wenn er schon damit rechnete. Ich könnte ihm zur Abwechslung mal dahin treten, wo es richtig wehtat, doch so gemein war selbst ich nicht.

Obwohl der Welt sicher einiges erspart blieb, wenn ich ihn zeugungsunfähig machte.

Stattdessen stieß ich ihn grob zurück.

"Was bildest du dir eigentlich ein, du Egomane? Denkst du auch mal an mich, wenn du mich mit deinen bescheuerten Aktionen überrumpelst?"

"Ich denke nur an dich, Bello."

"Dann fass mich nie wieder an. Du bist widerlich, ich hasse dich! Und noch was, du küsst echt scheiße!"

Das war zwar gelogen, aber es zeigte Wirkung. Kaiba sah aus, als hätte ihn das ehrlich getroffen.

"Schön," meinte er schließlich eisig, drehte sich auf dem Absatz um und rauschte mit wehendem Mantel davon.

Bei Gelegenheit sollte ich ihm sagen, dass das Ding abscheulich aussah... ach, was dachte ich schon wieder? Ich war sauer auf ihn, ich hatte alle Hände damit zu tun, ihn gerade aus tiefstem Herzen zu hassen, da blieb keine Zeit für modische Hilfestellung.

Leider wollte mir das nicht so ganz gelingen und eine halbe Stunde später, wo ich gerade dabei war, den Tresen abzuwischen, bereute ich meine Worte beinahe, aber nur beinahe!
 

Die große Küchenuhr zeigte halb zwei, als ich schließlich die Schürze an den Haken hängte und mich auszahlen ließ.

Bar, Cash auf die Hand, ein weiterer Grund, aus dem ich gerne bei dem Italiener arbeitete.

"Sag mal, wer war eigentlich der komischer Kauz?"

Einen Augenblick stutze ich, dann erwiderte ich so gelassen wie möglich: "Ein Schulkamerad."

Alejandro nickte ernst.

"Du weißt, dass ich dich mag, Joseph, du bist ein netter Kerl, unpünktlich, aber in Ordnung, doch wenn das dein FREUND war, dann brauchst du gar nicht wiederkommen, du kennst die Regeln."

Er klang beinahe ein bisschen traurig.

Ich schüttelte panisch den Kopf. Hatte er uns vielleicht gesehen? Ausgeschlossen, ich hatte doch aufgepasst.

,Du warst von der fremden Zunge in deinem Mund nicht vielleicht ein bisschen abgelenkt?' stichelte eine bösartige Stimme in meinem Hinterkopf.

"Er ist kein Freund von mir!" beteuerte ich.

"Das freut mich, es wäre schade um einen Jungen wie dich gewesen."

Dann schmiss er ich mehr oder weniger raus.

Langsam schlich ich nach Hause.

Natürlich kannte ich die Regeln, keine Homos, strikte Anweisung vom Chef.

Und das tat er nicht einmal, weil er etwas gegen Schwule hatte, sonder weil es nicht gut für's Geschäft war, dessen Kundschaft vorrangig aus weiblichen Gästen bestand.

Ich konnte Alejandro sogar verstehen.

Eine Frau wollte umworben werden und er gab ihr das Gefühl, die Schönste, Beste und Begehrenswerteste im ganzen Universum zu sein, wenn dabei ein Kellner mit ihrer männlichen Begleitung flirtete, sah das natürlich komisch aus.

Der Kunde ist König, der Kunde ist weiblich, also werden Verehrer des männlichen Geschlechts gefeuert.

Bis jetzt hatte ich mir nie Gedanken über diese zugegeben etwas ungerechte Bestimmung gemacht und eigentlich brauchte ich das immer noch nicht.

Schließlich war ich nicht mit Kaiba zusammen, mein Gott, ich hasste ihn.

,Hörst du,' meinte ich zu der kleinen Stimme, ,ich hasse ihn!'

,Wer's glaubt.'

Ich beschloss, sie zu ignorieren, denn mit einem Mal galt meine ganze Aufmerksamkeit dem komischen Lumpenhaufen vor meiner Haustür.

Vorsichtig näherte ich mich.

Nicht, dass das irgendein betrunkener Penner war, das konnte ich im Moment ganz und gar nicht vertragen!

Nun ja, betrunken war der Kerl schon mal, denn er roch übel nach Alkohol... nur, ein Penner war er nicht.

Naja, auch, jedenfalls dachte ich das gewöhnlich von ihm, aber nicht im eigentlichen Sinne des Wortes.

Ja, der aufmerksame Leser weiß es schon wieder, da lag tatsächlich Seto Kaiba vor meiner Tür, war auch nicht besonders schwer, so vorhersehbar, wie die Story ist.

Ich hatte aber erstmal ein ganz anderes Problem, als vorhersehbare Geschichten.

Mein Problem lag, einen Arm als Kissen missbrauchend, friedlich schlummernd auf der untersten Stufe der kleinen Treppe.

Was um Himmels Willen machte der denn hier?

Und warum stank er wie ein ganzes Fass Whiskey? Ich dachte, Kaiba hasste es, wenn ihm die Fäden aus der Hand glitten.

So, wie der schnupperte, war es mir ein Rätsel, wie er bis hier her gekommen war und WIESO??

Wieso immer ich?

Was hatte ich denn verbrochen?

Er hatte doch ein ganzes Haus für sich allein... na gut, sein kleiner Bruder wohnte mit drin, aber Mokuba war doch knuffig.

Weswegen also musste er zu mir, der eine kleine Eineinhalbzimmerwohnung bezog, kommen, um seinen Rausch auszuschlafen?

Sah ich vielleicht aus, wie die Caritas?

Allen Ärgers zum Trotz brachte ich es nicht fertig, ihn hier mutterseelenallein und sternhagelvoll auf der Straße liegen zu lassen.

Wer wusste, wer ihn am Ende noch aufgabelte, um die Nacht mit einem schnellen, kleinen Schäferstündchen ausklingen zu lassen? Abgeneigt wären wohl die wenigsten, denn er sah schon niedlich aus, wie er sich dort an den harten Beton kuschelte... natürlich nur ganz objektiv betrachtet!

Obwohl es stimmte, wenn er endlich mal die Klappe hielt, wirkte er richtig sympathisch, sollte er öfter machen!

"Hey, Schlafmütze, aufwachen!"

Ich stieß ihn mit der Schuhspitze an. Kaiba grummelte, drehte sich auf die andere Seite und ratzte selig weiter.

"Hey, Alter, hoch mit dir! Hier kannst du nicht bleiben!"

Nun schon etwas rabiater rüttelte ich an seiner Schulter. Die blauen Augen öffneten sich, blickten irritiert umher und schließlich etwas unfokussiert auf mich.

"Wa... s?" brachte er lallend hervor. "Was is' ?"

"Du bist sturzbesoffen, das is'!" antwortete ich unfreundlich und zerrte ihn hoch. Er schwankte, taumelte und wäre gestürzt, hätte ich ihn nicht gestützt. Nun lastete sein gesamtes Körpergewicht auf meine armen Schultern.

"Uff," machte ich sehr intelligent und begann, ihn die Stufen hoch, in meiner Wohnung zu schleifen.
 

"Weissu, das is' escht lustisch, gerade war ich noch in dieser komischen Gneipe, und schetzt sitze ich bei dir, wenn das gein Sufall is'."

"Toller Zufall," entgegnete ich wenig begeistert und machte mich daran, ihm die Schuhe auszuziehen. Kaiba saß auf meinem Sofa, schaute sich neugierig wie ein kleiner Bengel um und schaukelte mit den Beinen, was mein Vorhaben nicht unbedingt erleichterte.

"Kannst du mal stillhalten?" fuhr ich ihn an.

Er lächelte mir lieb und ein bisschen irre zu.

Schließlich hatte ich seine Botten runter.

"Du schläfst hier!" bestimmte ich. In mein Bett kam der nicht! Das war mein heiliges Reich und das gab ich schon gar nicht für einen Besoffenen auf!

"Ich hol dir was zum Zudecken. Rühr dich nicht vom Fleck!"

Ich konnte keinen 19-Jährigen, der zum Kind mutiert war, gebrauchen.

Eigentlich war ich viel zu gut für diese Welt! Ich und mein weiches Herz-schrecklich! Hatte man nichts als Ärger mit!

Er saß tatsächlich noch da, als ich mit Decke und Kissen beladen zurückkam.

"Hier, schlaf gut."

Ich ließ das Zeug auf ihn fallen und wollte mich zum Gehen wenden, als plötzlich eine Hand vorschnellte und mich packte.

"Und was sum Kuscheln?"

Ehe ich noch protestieren konnte, hatte er mich über die Lehne zu sich gezogen. Ich landete auf dem Bettzeug und ihm.

Schraubstockartig schlossen sich zwei Arme um mich, pressten mich noch weiter runter.

Alkohol und Tannennadel schlug mir entgegen.

"Hat dir schon mal jemand geschagt, dassu einfach su niedlich aussiehst, wennu scho überrascht guckst?"

Uh, hatte der eine Fahne!

"Nein, und ich würde mich vielleicht sogar über das Kompliment freuen, wenn es nicht von einem betrunkenen Jungen kommen würde," zeterte ich und strampelte, damit er mich endlich losließ.

Doch dem war nicht so.

Mit einem Mal richtete er sich auf und ich rutschte hinunter auf seinen Schoß.

"Du bischt scho ein verdammter Idiot," obwohl er noch immer nuschelte, wirkte er plötzlich sehr ernst.

"Danke gleichfalls und nun nimm endlich deine Griffel von mir!"

Schien ihm nicht im Traum einzufallen. Stattdessen rutschte seine Hand nur von meiner Taille ein Stück tiefer.

Ich zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, doch bevor ich ein Donnerwetter vom Stapel lassen konnte, schlüpften seine Finger unter mein Shirt. Federleicht strich er mir den Rücken hinauf, es kitzelte und fühlte sich eigentlich gar nicht schlecht an, wenn... ja wenn es denn nicht eben Seto Kaiba gewesen wäre!

Ich wollte ihn eigentlich scharf in seine Schranken weisen, doch er kam mir mit dem Sprechen zuvor.

"Joey, ich glaube isch habe mich in dich fa... faliebt."

Auf der Stelle waren alle Worte aus meinem Kopf gefegt, einzig ein tobendes Chaos blieb zurück.

Verschleierte Saphire blitzten mich an.

"A-also ich... ," mir wollte einfach nichts Vernünftiges einfallen.

Aber wer rechnete denn auch mit so etwas?

Ich bestimmt nicht! Da nahm man den erklärten Erzfeind mit in seine Wohnung, weil man ihm nun doch nicht gönnte, dass er draußen von irgendwelchen miesen Typen abgeschleppt wurde und dann so was.

Ja war das denn gerecht?

So was musste man doch ankündigen! Damit konnte man nicht einfach so ins Haus fallen, noch dazu alkoholisiert.

Das war ganz gemein und hinterhältig!

Da tat man einfach nicht!

Was sollte ich denn jetzt machen?

Oh super, er hatte es mal wieder geschafft, ich war fassungslos.

"Überrascht?"

Er drückte mich nach unten und beugte sich darüber.

Mir sagte diese Position ganz und gar nicht zu, nein, wirklich überhaupt kein bisschen. Ich wusste selbst nicht wie, plötzlich war mein Oberteil bis zur Brust hoch gerutscht.

"Wasch sagst du?"

Lange Finger fuhren gierig über meine nackte, erhitzte Haut, jagten mir Schauer über den Rücken.

"Du bist... du bist betrunken!"

Wumm!

Ich hatte ihm eine Kopfnuss verpasst, die ihn laut aufstöhnend zurücksinken ließ.

War vielleicht nicht die feine englische Art, auch noch auf seinem Brummschädel drauf zu kloppen, aber ich wusste mir anders nicht mehr zu helfen.

Hastig kletterte ich vom Sofa und hätte mich beinahe lang hingepackt.

"Schlaf erstmal deinen Rausch aus!"

Geräuschvoll schlug ich die Schlafzimmertür ins Schloss und wünschte mir einmal mehr, ich könnte es verriegeln.
 


 

Nachwort:

Schon wieder so ein langes Ding! *ächz* Im nächsten Kapitel klärt sich dann endlich, was mit Yugi los ist, obwohl mir die Idee mit dem Perwollteddy auch gut gefiel *zwinka*.

Einige von euch werden Alejandro bestimmt hassen, lasst mich nur sagen, dass er eigentlich kein schlechter Kerl ist.

Mann, war das umständlich Setos besoffenes Geschwätz zu schreiben, jedes zweite Wort wurde rot unterstrichen. Trotzdem bin ich froh, dass ich es so gemacht habe.

Beim nächsten Teil kommen wieder mehr Gags, dieser war wichtig für ihre Beziehung.

Ich umarme euch, Azrael
 

PS: Ich hab's mir dreimal durchgelesen, aber keine RSFs gefunden, wer also welche entdeckt, darf sie mir zurückgeben :).

Verliebte, wohin man sieht

Vorwort:

Außerdem kommt heraus, was Yugi eigentlich für ein Problem hat. Hab mich zwar ewig nicht zwischen Kaiba und Jo entscheiden können, aber letztendlich wurde es dann doch-

Seto: *hält Azra den Mund zu* Einfach lesen.
 

Nach diesem Geständnis hatte ich denkbar schlecht geschlafen.

Noch ganz benommen, torkelte ich ins Bad, wobei mein Weg das Wohnzimmer kreuzte. Ein kurzer Blick bestätigte mir, dass Kaiba noch immer den Schlaf der mehr oder weniger Gerechten schlief und sich das in absehbarer Zeit auch nicht ändern würde.

Zwei Hände eiskalten Wassers klärten mein Bewusstsein besser, als jeder Kaffee es vermocht hätte.

Während ich mich anzog, fasste ich den gestrigen Abend nochmals zusammen: Er war auf meiner Arbeit erschienen und hatte mich geküsst. Ich, vollkommen aufgelöst und stinksauer, beschimpfte ihn, woraufhin er sich betrank. Wegen mir?

War er tatsächlich so verzweifelt gewesen?

Und dann, Gott wusste wie, hatte er den Weg zu meiner Wohnung gefunden.

War das soweit korrekt?

Ja, ich glaubte nichts Wichtiges, ausgelassen zu haben.

Ach nein, da war noch etwas, diese unmögliche Liebeserklärung, der Grund, weshalb ich mich von einer Seite auf die andere gewälzt hatte.

Was fiel ihm eigentlich ein und noch essentieller, meinte er das ernst? Hatte sich der größte Eisblock nördlich der Antarktis wahr und wahrhaftig in mich verliebt?

Das musste ich erstmal verdauen und weil in meinem Kühlschrank absolute Ebbe herrschte, machte ich mich auf den Weg zum Bäcker.
 

Zwanzig Minuten später und mit einer Tüte Croissants und Orangensaft bewaffnet, betrat ich die Küche.

Verheerend, so ungefähr konnte man sie beschreiben, wenn man dem Zustand noch schmeicheln wollte.

Ein wenig irritiert betrachtete ich die Büroklammern, die sich neben einer einzelnen Ringelsocke, einer Rolle Angelschnur und meiner bis eben lang vermissten Fernsehbedienung gleichmäßig auf dem schmalen Tisch verteilt hatten.

Wann und vor allem wie waren die da hingekommen? Und was sollte die vereinsamte Socke dort?

Peinlich berührt stellte ich den Einkauf weg und fegte alles mit einer eleganten Bewegung in einen Karton, der hinter der Spüle verschwand.

Na, das sah doch gleich viel besser aus!

Ich zögerte den Moment so lange wie möglich hinaus, doch schließlich war der Tisch gedeckt, die Ablage glänzte wie in ihrem Leben noch nicht und ich musste einsehen, dass es nichts mehr zu tun gab. Jetzt hieß es, Dornröschen aus seinem alkoholbedingten Tiefschlaf zu erwecken, wobei die Betonung mehr auf Dorn als Röschen lag.

So geräuschvoll wie möglich polterte ich ins Zimmer.

Vielleicht wachte er ja davon auf und ich konnte mir die knifflige Frage "Waschlappen oder wachrütteln" sparen.

Doch wer wäre Kaiba gewesen, mir einen Gefallen zu tun... das Klavierspielen mal ausgenommen.

Da rückte und rührte sich nichts.

,Rütteln', entschied ich mich und packte seine Schulter.

Die Reaktion ließ mich nicht unbedingt in euphorische Jubelschreie ausbrechen. Er murmelte etwas Unverständliches und drehte sich auf die andere Seite.

"Kaiba, du musst aufstehen, es ist Mittwoch, die Schule fängt bald an."

"Affen rennen auch nicht schneller", antwortete er.

Perplex lies ich ihn los.

Was sollte das denn heißen? Affen? Vielleicht dachte er an Tristan?

Wollte er mir irgendetwas sagen? Eine geheime Botschaft, aber warum? Womöglich war er verwanzt, arbeitete für die Mafia und gab soeben das Kommando mich zu mordmeucheln?

Eventuell sprach er auch einfach nur im Schlaf.

Ja, nachdem ich mir alle anderen Lösungen noch einmal durch den Kopf hatte gehen lassen, erschien mir diese am plausibelsten.

Da er mir nun nicht mehr den Rücken zuwandte, konnte ich ihm ins Gesicht blicken.

Ein ganz ungewohnter Anblick, die kalten Augen geschlossen und seine schmalen Lippen nicht zu einem höhnischen Lächeln verzerrt zu sehen.

Direkt friedlich sah er aus.

Was für ein Widerspruch, Kaiba und friedlich- pah!

"Hey, Schluckspecht, raus aus den Federn!"

Ich beugte mich über ihn.

Noch immer weigerte er sich stur auf meine verzweifelten Versuche zu reagieren. Also doch der Waschlappen?

Einen letzten Anlauf würde ich noch nehmen, wenn er sich dann weiterhin weigerte, aus dem Land der Träume zurückzukehren, gab's eine kalte Dusche.

"Seto Kaiba, du wirst jetzt augenblicklich deinen Hinter von meiner Couch hoch bewegen oder es setzt was", drohte ich halb ernst, halb im Spaß.

Wenn es einen Gott gab, dann musste er den jungen Firmenleiter lieben, denn ich kam nicht mehr dazu, ihm ein nasses Stück Stoff um die Ohren zu feuern, dabei hätte ich das so gerne getan.

Die Lider flatterten, hoben sich ganz langsam und legten Stück für Stück zwei noch schlafverhangene Saphire frei.

Einen Atemzug lang war ich wie gebannt, konnte meinen Blick nicht abwenden und vergaß alle scharfen Worte, die ich ihm eigentlich noch entgegenschleudern wollte, schließlich hatte er sich einfach bei mir einquartiert... okay, ich hatte ihn mit hochgenommen, aber man ließ mir ja quasi keine andere Wahl, was hätte ich tun sollen?

Klar, ihn liegen lassen, aber dann wäre die Nacht für mich wahrscheinlich noch schlafloser geworden, als sie es ohnehin schon war und ich hätte es nie mit meinem Gewissen vereinbaren können, sollte ihm dann tatsächlich etwas passiert sein.

Ähm, ich schweifte ab, zurück zu meinem eigentlich Problem: Kaiba, mehr schwach als wach, aber immerhin mit geöffneten Augen, die sich misstrauisch umsahen und schließlich mich fixierten.

"Wheeler, was machst du hier?"

Na, der hatte Nerven!

Pennte auf meiner Couch, in meiner Wohnung und fragte, was ICH hier machte. Ich spielte Caritas, sah man doch.

"Ich habe deinen Hintern gerettet", und das auf zweifache Weise.

Er dachte einen Augenblick über die Bedeutung meiner Worte nach, doch sie schienen ihn zu überfordern. Mit einem Stöhnen schloss er seine Augen wieder, angelte nach der Decke, die er irgendwann in der Nacht auf den Boden befördert haben musste und zog sie bis zur Nasenspitze hoch.

"Hey!" Entschlossen klaute ich sie ihm wieder. Nicht, dass er mir erneut einschlief!

Wie von der Tarantel gestochen fuhr er auf, wollte sich anscheinend gerade auf mich stürzen, der die Frechheit besaß seine Hoheit im süßesten Schlummer zu stören, aber bevor er auch nur richtig stand, kippte er zur Seite weg.

Eine Hand fest gegen seine Schläfe gepresst und die Augen zugekniffen, murmelte er unverständliches Zeug, das mit ein bisschen Phantasie wie "Scheiße, mein Schädel explodiert" klang.

Der Gute war verkatert, anscheinend nicht zu knapp.

Kein Wunder, so blau war der gestern gewesen war.

Ein bisschen leid tat mir Kaiba dann doch, wie er zusammengesunken in meinem Wohnzimmer saß, das Gesicht zu einer schmerzvollen Maske verzogen.

Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Das Bad ist da vorne. Geh duschen, ich schau mal, ob ich noch ein Aspirin auftreiben kann." Meine Stimme war überraschend sanft.
 

"Ein Croissant!" verlangte er.

Verärgert griff ich nach der Tüte, reichte sie aber noch nicht über den Tisch.

"Wie heißt das Zauberwort?"

"Pronto."

"Ich meinte das andere."

Trotzdem gab ich klein bei. Wortlos nahm er sich eines der braunen Hörnchen heraus und zerpflückte es.

Kaiba bot schon ein recht ungewöhnliches Erscheinungsbild. Ich hatte ihm in einem Anflug von Fürsorge Sachen von mir geliehen, denn seine stanken bestialisch nach Alkohol und Rauch.

Da saß er nun in einem grauen T-Shirt von mir, mit ausgewaschenen Jeans und barfuss.

Na ja, wenigstens trug er nicht mehr diesen scheußlichen Mantel. Wenn ich es geschickt anstellte, ließ ich den verschwinden, ohne dass er es je merkte.

"Wie geht es deinem Kopf?" erkundigte ich mich höflich, wusste ja, was sich gehörte.

"Wenn du die Klappe hältst, bestens."

Uh, da war aber jemand sehr freundlich heute Morgen. Dabei sollte er wirklich netter sein, immerhin kümmerte ich mich um ihn.

Aber vielleicht erwartete ich zuviel. Nicht einmal ein Dankeschön hatte ich bisher bekommen und so, wie der drauf war, würde ich darauf verzichten müssen.

"Wirkt die Tablette schon?"

Ich wusste selber nicht, warum ich mir so viel Mühe gab, ein Gespräch mit ihm anzufangen.

Gereizt lenkte er seine Aufmerksamkeit vom Marmeladenglas auf mich.

"Hatte ich dich nicht gerade gebeten, ruhig zu sein?"

"Gebeten würde ich das nicht nennen", entgegnete ich patzig.

Er knurrte.

"Kannst du", ich machte eine kurze Pause, das Thema war mir unangenehm, aber es musste raus, sonst würde ich mich den ganzen Tag auf nichts anderes konzentrieren können, "kannst du dich an gestern erinnern?"

Seltsamer Weise schlug mein Herz plötzlich mit doppelter Geschwindigkeit. Was, wenn er jetzt ,Ja' sagte? Was, wenn er DAS tatsächlich ernst gemeint hatte, wenn...

"Nein."

Peng, da platze meine Seifenblase.

Ich konnte es mir nicht erklären, doch ich war enttäuscht, sauer auf ihn und verletzt.

"An gar nichts?" hakte ich hoffnungsvoll nach.

Kaiba runzelte die Stirn, offenbar dachte er angestrengt nach.

"Doch, an eine Sache weiß ich noch." Seine funkelnden Augen bedachten mich mit einem nicht zu deutenden Blick.

Sofort war mein Pulsschlag wieder auf hundertachtzig.

"Und d-das wäre?"

Mein lieber Schwan, ich benahm mich wie ein kleines Kind vor Weihnachten, doch ich konnte nichts dagegen tun. Der Orangensaft hatte keinen Geschmack mehr, mein Mund war trocken wie die Wüste.

"Du hast mich auf diese räudige Couch verbannt", blaffte er mich an.

Meine Lippen öffneten sich, doch ich brachte keinen Ton heraus.

"Außerdem schmeckt das Frühstück scheiße und deine Sachen würde nicht einmal die Kleidertonne noch nehmen."

Er ließ das inzwischen vollkommen zerfetzte Croissant auf den Teller fallen. Stuhlbeine schrammten laut über die weißen Kacheln. Mit wenigen, großen Schritten verschwand er im Wohnzimmer. Ich hörte das Rascheln von Stoff.

Was sollte das denn werden, wenn es fertig war? Der wollte mich doch nicht wirklich hier sitzen lassen, nach allem, was ich für ihn getan hatte! Unfähig mich zu bewegen, wartete ich, dass er zurückkehrte, doch ich wurde enttäuscht.

Erst das Schlagen der Haustür, befreite mich wieder aus meiner Trance.

Er war weg.

Wirklich weg.

Das war... das war ein schlechter Scherz oder ein Alptraum.

Ja, ein Alptraum aus dem es kein Erwachen gab, denn ich war ironischer Weise

ja schon wach.

Wie betäubt räumte ich den Tisch ab. Hunger hatte ich keinen mehr.

Als ich meine Bücher zusammensuchte, streifte mein Blick die Couch, Kissen und Lacken noch immer zerwühlt, von ihm, der vor wenigen Minuten noch mit mir am Tisch gesessen hatte.

Ein Knoten bildete sich in meinem Magen, unbewusst fingen meine Hände an zu zittert, so dass ich um ein Haar den Atlas fallen gelassen hätte.

,Joseph, reiß dich zusammen, du wirst jetzt nicht anfangen zu heulen. Dafür besteht auch überhaupt kein Grund. Du bist schließlich nicht in ihn... in ihn... in...'

"Verflucht seiest du, Scheißkerl", murmelte ich leise. Von wegen ,Ich hab mich in dich verliebt'!

War das eine Art, seine Gefühle zu zeigen?

Grob stopfte ich meine Sachen in den Rucksack, zerriss eines der Bücher fast, bei dem hektischen Versuch, es hineinzuzwängen.

Beinahe fluchtartig verließ ich meine Wohnung. Viel hätte nicht gefehlt und ich wäre die Straße entlang gerannt, anstatt zu gehen.

Eine halbe Stunde zu früh kam ich vor der Schule an. Um diese Zeit war kaum einer auf dem Hof.

Ich setzte mich allein unter eine alte Kastanie, noch immer tobte ein Orkan in meinem Kopf, wischte jeden klaren Gedanken beiseite und ließ nur noch IHN zurück.

Seine warmen Hände, seinen Duft und die verletzenden Worte.

"-ey, Joey! Sag mal, träumst du?"

Erschrocken schaute ich auf direkt in Theas freundliches Gesicht.

"Oh, hi. Ich hab dich gar nicht kommen sehen."

"Darf ich?" Sie deutete auf den Platz neben mir.

Als Antwort rutschte ein Stück nach links und sie setzte sich.

"So, und nun erzähl mal." Erwartungsvoll schaute sie mich an. Nervös spielte ich mit dem Reißverschluss meines Rucksackes.

"Ich weiß nicht, was du meinst", wich ich ihr aus, mied Blickkontakt.

"Joey, nun komm schon, ein Blinder sieht doch, dass dich etwas bedrückt. Wir sind doch Freunde."

Da hatte sie zwar Recht, aber was sollte ich denn sagen, mir selber nicht über meine Gefühle im Klaren?

Auf mein beharrliches Schweigen hin, knuffte sie mich in die Seite.

"Oder soll ich raten?"

Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern.

"Okay, ich tippe auf Liebeskummer."

Entsetzte fuhr ich hoch, drehte ihr den Kopf zu. Ihre Augen blitzten schelmisch.

"Da hab ich ja ins Schwarze getroffen."

"So ein Blödsinn, ich und Liebeskummer! Schwachsinn, als ob ich Liebeskummer hätte, Liebeskummer, wenn ich das schon höre, idiotisch!" verneinte ich heftig.

Meine ungestüme Abwehr schien ihren Verdacht nur noch zu bestätigen. Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, ich hätte nur cool den Kopf geschüttelt, anstatt mich derartig aufzuspielen.

"Sag schon, wer ist es?"

"Niemand.

"Ein Junge?"

"Thea!"

Meine Freundin grinste. "Schon gut, du musst es mir nicht sagen, früher oder später bekomme ich das ja doch heraus."

"Später wäre mir lieber", grummelte ich, denn ich glaubte ihr aufs Wort. Mädchen hatten da einen sechsten Sinn. Das war unglaublich, wie schnell sie Pärchen erkannten, als wäre es denen quer über die Stirn geschrieben.

"Habt ihr euch gestritten?" Mitfühlend legte sie mir eine Hand auf den Arm.

"Nicht so wirklich." Nein, gestritten hatten wir uns in dem Sinne wirklich nicht. Er hatte mich beleidigt, was an für sich ja auch nichts Neues war, und war dann abgerauscht. Ohne Abschied, ohne Danke- Arschloch!

"Was war es dann?"

"Wenn ich das wüsste, säße ich nicht hier."

"Das renkt sich bestimmt wieder ein." Aufmunternd klopfte sie mir auf die Schulter. "Und noch was, Mädchen stehen auf ausgefallene Sachen."

"Wie schön für sie", gab ich zynisch zurück. Erstens war Kaiba eindeutig, aber auch absolut eindeutig, männlich und zweitens kam es ja gar nicht infrage, dass ich mich bei ihm für etwas entschuldigt, das ich gar nicht verbrochen hatte.

ER musste sich ja wie der letzte Idiot aufführen, ER war den ganzen Morgen mies gelaunt gewesen, da kam ich ganz bestimmt nicht angekrochen.

"Wie läuft es übrigens mit deinem Klavierunterricht?" wechselte sie unvermittelt das Thema.

"Ganz prima", log ich.

"Ist Kaiba nett zu dir?"

Ich lachte trocken. Nett, na, und wie "nett" er zu mir war, ein richtiger Schatz.

"Nein, aber wir leben beide noch, das muss reichen."

Thea kicherte. Noch etwas, das ausschließlich Mädchen so perfekt und so nervtötend beherrschten. Da kam man(n) sich immer ausgelacht vor.
 

"Joey? Was machst du denn schon hier?"

Gleichzeitig wandten wir uns um.

Yugi ließ sich neben mir in den Schneidersitz fallen, blickte mich neugierig an.

"Er hat sich mit seinem Schatz-", setzte Thea für mich an, doch ich fuhr ihr schnell über den Mund.

"Ich habe heute nicht sehr gut geschlafen." Das entsprach sogar der Wahrheit.

Der Kleinste in unserer auch nicht gerade großen Runde starrte Thea noch einen Augenblick lang an, dann nickte er nur, als würde er verstehen, was ich für ein Gerücht hielt, denn Yugi konnte einfach immer und überall schlafen.

"Kann mir einer von euch die Erdkundehausaufgaben ausleihen", fragte er kleinlaut. Thea und ich sahen uns verwundert an.

Das war doch sonst nicht seine Art. Ich hatte es noch nie erlebt, dass Yugi seine Aufgaben nicht gemacht hatte, wirklich noch nie und das wollte in einer Schullaufbahn von zwölf Jahren schon etwas heißen.

"Natürlich", antwortete ich und kramte in meinem Rucksack. Unter Gezerre und Gezottel bekam ich schließlich meinen Hefter frei. Es wäre wohl klüger gewesen, nicht alles auf Teufel komm raus reinzuquetschen.

Während er sich daran machte abzuschreiben, beugte Thea sich zu mir rüber und flüsterte so leise, dass er es nicht verstand: "Findest du nicht auch, dass es sich in letzter Zeit komisch verhält?"

Ich überlegte kurz.

Doch, das konnte man schon so sagen, er stritt sich mit mir wegen Kaiba, er träumte im Unterricht und er hatte keine Hausaufgaben.

Gut, das waren alles keine weltbewegenden Dinge aber für Yugi eben doch sehr untypisch.

"In wen hast du dich verknallt?", feuerte sie einen Schuss ins Blaue ab.

Anscheinend musste sie das heute jedem unterstellen.

"In Joseph", murmelte er gedankenverloren und skizzierte weiterhin die Skyline von New York. Dann fuhr er plötzlich zusammen, als hätte er einen Stromschlag bekommen. "-ine!" setzte er schnell nach.

Theas Mundwinkel zogen sich zu einem breiten Lächeln nach oben. Die wusste schon wieder etwas, das mir entgangen war.

Wer war denn diese Josephine, dass sie meine Freundin so glücklich machte? Ein Mädchen von der Schule?

Yugi war mittlerweile rötlich angelaufen, sah mich unsicher an.

"Das ist doch prima", freudig grinste ich ihn an , "hast du es ihr schon gesagt?"

Warum sah er nur aus, als wäre ihm gerade eine tonnenschwere Last vom Herzen gefallen, richtig erleichtert?

"Nicht so direkt."

"Na, dann wird es aber Zeit. Nicht, dass sie sich noch in jemand anderen verliebt."

Ein bisschen geknickt kritzelte er wieder auf seinem Blatt herum.

"Hat e... ähm, SIE sich glaube ich schon."

"Hey Alter, nicht aufgeben!" Unbeholfen klopfte ich ihm auf die Schulter und stand dann auf. "Den Hefter kannst du mir später wiedergeben."

Damit ließ ich die beiden zurück und verschwand im Schulgebäude. Thea hatte mich zwar aufgemuntert, aber ich brauchte noch ein wenig Zeit für mich, bevor ich Kaiba wieder im Klassenraum begegnete.
 


 

Nachwort: Ja, Joey ist ein bisschen schwer von Begriff.

Joey: Keine Beleidigungen, ja?

Azrael: Entschuldige, ich wollte sagen "naiv".

Seto: Nein, nein, schwer von Begriff passt schon ganz gut.

Joey: *glare* Sei du mal ganz ruhig, altes Ekel!

Seto: Pass auf, was du sagst, Köter!

Azrael: Friede!
 

Ich weiß, das die meisten Thea nicht leiden können, aber ich habe nichts gegen sie, deshalb ist sie in diesem Kapitelchen auch ein bisschen mehr aufgetreten, das wird aber nicht zur Gewohnheit, denn im Vordergrund stehen unsere beiden Süßen ;).
 

Go-san: Es tut mir leid, wenn du es nicht magst, wie ich Seto darstelle, aber für mich ist er auch nur ein Junge und kein Übermensch (auch wenn er das sicher anders sieht *zwinka*). Trotzdem vielen Dank für das liebe Kommi und ich hoffe, du bleibst mir trotzdem treu *schnuff*.

Cg: An dich das gleiche, wie an Go-san. Das ist eben meine Sicht von Seto und die werde ich auch nicht ändern- gomen! Es freut mich, dass dir die Idee trotzdem gefällt *wuschel*!

Funny_akina: Das selber, wie zu den anderen beiden. Danke fürs Kommi! *schnuffel*

Ronnymaus666: Was? 5 Mal? Nicht wirklich, oder? Vielen Dank *umarm*!

Jonnella: Vielen lieben Dank *knuddelwuddel und nicht mehr loslass*!

Shizi: Es macht mich glücklich, dass dir die Story gefällt. Ja, Jo ist der Chara, mit dem ich mich in dieser Story am ehesten identifizieren könnte, deshalb bekommt er ein bisschen von meinem Humor, schön, dass du ihn magst!! *wuschel*

Kazuha14: *lacht* Ach, vielen Dank! Hier ist der neue Teil und ich hoffe, er gefällt dir!! *flausch*

Gestrin: Das war ein wirklich liebes Kommi *umarm*, Dankeschön, Danke!! Jetzt fehlen mir die Worte :).

Elekgirl: Na, ein bisschen muss Joey sich noch sträuben, sonst wäre es ja langweilig *grins*. Aber nicht mehr allzu lange. *flüsch*

KG8: Wie schon gesagt, ein bisschen muss der Gute sich noch sträuben aber in diesem Teil kommen ja schon Gefühle zum Vorschein. Dauert nicht mehr so lange. *knuddel*
 

*alle Leser in den Arm nimmt und kräftig knuddelt*

*wink*

Bis zum nächsten Teil, ihr Lieben!

Erkennen

Vorwort: Öhm... mir will nix Gescheites einfallen, blöde Hitze! *Eistüten in die Runde schmeißst* Für euch!!
 


 

Meine Beine trugen mich zur Aula. Normalerweise war uns Schülern das Betreten ohne Aufsichtsperson natürlich strengstens verboten, doch ich wäre nicht zu dem unanfechtbaren Ruf eines Störenfrieds gekommen, hätte ich mich an Regeln gehalten.

Die alte Tür quietschte leise, doch in meinen Ohren klang es laut wie eine Alarmanlage, ganz, als wollte mich dieses wurmzerfressene Stück Holz verpfeifen.

Ich warf ihm einen bösen Blick zu, woraufhin es artig verstummte und mich in seinen geheiligten Halle eintreten ließ.

Ich war noch keine drei Schritte weit gekommen, da wischte ich mir schon den Schweiß von der Stirn. Während der Sommermonate fanden die meisten Veranstaltungen draußen statt, weshalb ich seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr hier gewesen war. Das letzte mal im Winter und da war jedermann für die wohlige Wärme dankbar gewesen.

Nicht so heute, denn von "wohliger Wärme" konnte beileibe keine Rede sein. Der riesige Saal glich einem Hochofen... na gut, ich übertreibe vielleicht, aber einer Sauna machte er problemlos Konkurrenz.

Kein Lüftchen bewegte die stickige Luft hier oben.

Ziellos streifte ich durch die endlosen Reihen leerer Stühle, ein weiterer ungewohnter Anblick, wo sich sonst die Leute um die besten Plätze schlugen, ja ja, ich wusste schon, warum ich Weihnachtskonzert und Co mied, mal ganz abgesehen davon, dass ich mir nichts Sinnloseres vorstellen konnte, als mir das Geklimper und Gequake irgendwelcher kleinen Kröten anzuhören und dass Kaiba auch mitgemacht hatte... war mir damals völlig egal.

Was dachte ich?

Es war mir selbstverständlich immer noch schnurz, was der Typ in seiner Freizeit tat! Sollte er doch unternehmen, was er für richtig hielt, ging mich ja nichts an.

Warum auch?

Wir hatten eine rein geschäftliche Beziehung, Ende, Schluss, Pumpe.

Ausgelaugt (und dabei hatte ich die neun Stunden erst noch vor mir) plumpste ich auf einen der schwarzen Plastikstühle nahe der Bühne.

Wen wollte ich hier eigentlich belügen?

War doch längst klar, dass sich zwischen uns etwas geändert hatte und damit meinte ich nicht nur seine hinterhältigen Überfälle auf meine Person und auch nicht seine arrogante Art oder seine grenzenlose Selbstüberschätzung... Moment, vielleicht hatte er sich auch gar nicht verändert. Bei Licht betrachtet, war er das selbe blöde Arschloch, wie eh und je, wenn auch ein verdammt gutaussehendes.

Wahrscheinlich war es meine Einstellung ihm gegenüber, die eine Hundertachtziggraddrehung erfahren hatte.

Vielleicht sollte ich...

DING, DANG, DONG

... mich schleunigst in meinem Klassenraum begeben!
 

Noch während ich die Treppe hinunterstürzte, schimpfte ich mich selbst einen Idioten, denn nur ein Idiot kam bei den Temperaturen auf die glorreiche Idee sich in den heißesten Raum der ganzen Schule zu setzten.

Mein Shirt klebte mir förmlich am Körper und ich hätte viel für eine Dusche gegeben.

Ich bekam sogar eine, denn als ich um die Ecke zu fegte, stand kein anderer, als Seto Kaiba vor der Tür, eine Hand bereits auf der Klinke, bei meinem plötzlichen Erscheinen jedoch innehaltend.

Sei Blick war besser als jede Abkühlung, eisig.

Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte, als ich schließlich vor ihm stand und er immer noch keine Anstalten machte, auch nur einen Deut freundlicher zu schauen.

"Willst du nicht... reingehen?" versuchte ich es vorsichtig.

"Wo warst du denn?" ohne auf meine Frage einzugehen, zeigte er auf meine verschwitzten Sachen, "In der Sauna? Da geht man aber für gewöhnlich ohne Klamotten rein."

Sein Lächeln sah einfach nur fies, anzüglich und kein Stück mehr warm aus.

"Ist doch egal. Was war das heute Morgen für eine Aktion? Warum bist du einfach abgehauen?"

"Ich denke nicht, dass ich dir eine Rechtfertigung schulde", kam es verachtend zurück.

Was bildete er sich ein? Da war ich so nett und ließ ihn auf meiner Couch schlafen, die nun wirklich nicht so schlimm war, wie er behauptete, und alles, was ich dafür erntete, war Undank.

Doch was sollte man von jemandem, der sich selbst für den Nabel der Welt hielt, auch erwarten?

Trotzdem verletzten seine harschen Worte mich mehr, als ich es mir eingestehen wollte. Im ersten Moment war er sanft und dann, ohne einen Grund, wurde er kränkend. Das Schlimmste war, dass ich keine Ahnung hatte, weshalb.

"Können wir nicht darüber..."

"Reden?" unterbrache er mich schroff, "Es gibt nichts, was ich dir noch zu sagen hätte, also tu uns beiden einen Gefallen und verschwende meine Zeit nicht weiter."

Er gab mir keine Gelegenheit mehr, darauf etwas zu erwidern. Mit einer entschlossenen Bewegung, öffnete er die Tür uns trat ein. Ich folgte ihm geknickt und wütend.

Solch eine Behandlung hatte ich nun wirklich nicht verdient! Ich wollte doch... ich wollte doch nur, dass... wir uns verstanden, dass wir...

"Ah wie schön, beehren uns die beiden Herren doch noch mit ihrer Anwesenheit."

Ach du Sch... ande!

Das hatte ich ja völlig vergessen, es war Mittwoch, der Tag, den unserer Mathelehrer mit seinem Unterricht eröffnete.

Normalerweise immer ein Spaß für mich, da Seto... ich meine Kaiba, und er nie eine Gelegenheit ausließen, sich mit scheinheiligen Höflichkeiten die Hölle heiß zu machen und hätte sich meine Gefühle sich nicht spontan entschlossen, das kälteste Subjekt jenseits der Pole auf einmal sympathisch zu finden- warum erfuhr ich eigentlich immer als Letzter, was mein Hirn sich wieder hatte einfallen lassen-, wäre es mir ein Vergnügen gewesen zu sehen, wie der Spitzenschüler zusammengestaucht wurde, weil er zu spät kam.

Nicht, dass Kaiba sich ernsthaft zusammenstauchen ließ.

Die Worte unseres Lehrer schienen ihn ungefähr sosehr zu beeindrucken wie meine regelmäßigen Wutausbrüche, wenn er mich...

,Joseph, du wirst jetzt auf der Stelle aufhören, dich selber fertig zu machen! Denk an etwas anderes, denk an den zornigen Mann vor dir und tu wenigstens so, als würde dir deine Verspätung Leid tun!'

Meine innere Stimme hatte Recht, der Lehrer war fertig mit Seto... verdammt, KAIBA, der sich mittlerweile lässig in seinem Stuhl zurückgelehnt hatte und mich keines Blickes würdigte.

"Herr Wheeler, hören Sie mir überhaupt zu?"

"Wa... ja!"

Beinahe gewaltsam musste ich meinen Augen von den langen Finger losreißen, die demonstrativ gelangweilt mit einem Stift herumspielten. Gestern Abend noch hatte genau diese Finger mich beinahe verrückt gemacht.

"Setzten Sie sich!" ertönte es gereizt neben mir.

Gehorsam leistete ich der Aufforderung Folge. Der bitterböse Blick meines Lehrers lastete noch ein paar Sekunden auf mir, dann wandte er sich zur Tafel.

Die Stunden rauschten an mir vorbei, wobei ich nichts mitbekam außer das markante Profil eines gewissen Firmenleiters, welches sich mir scheinbar ins Gedächtnis gebrannt hatte.

Doch obwohl ich mir sicher war, dass er meine Blicke spürte, drehte er nicht einmal den Kopf in meine Richtung.

Ein wenig enttäuscht war ich schon. Wenn wir allein waren, dann konnte er mich die ganze Zeit belästigen, aber jetzt war es schon zuviel verlangt, mir auch nur einen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit zu schenken.

Noch etwas beschäftigte mich den Tag hindurch: Hatten wir uns eigentlich gestritten oder nicht? Und falls doch, wie rängte sich das wieder ein?

Schließlich erklang der erlösende letzte Gong, der das vorzeitige Wochenende ankündigte. Kaiba stand auf, raffte seinen Sachen zusammen und verschwand, ohne sich einmal zu mir umgedreht zu haben.

"Hey, Alter, bekommst du eigentlich noch irgendetwas mit?"

Überrascht drehte ich mich zu Tristan um.

"Äh... klaro, was gibt's?"

"Thea hat dich gerade gefragt, ob du wirklich nicht mitfahren willst. Ein bisschen Abwechslung würde dir gut tun."

Thea und Yugi nickten synchron.

"Mitfahren?" wiederholte ich intelligent.

Ein genervtes Stöhnen, begleitet von zwei rollenden Augenpaaren brachte mir meine schlaue Frage ein.

"Hast du eigentlich einen Kopf oder ein Sieb auf deinem Hals? Wir sprechen doch schon ewig über den Ausflug zum See."

"Wir wollten zu einem See?" Davon hatte ich ja noch nie etwas gehört.

"Mensch Joey! In letzter Zeit bist du echt durch den Wind!" mein Freund klang sauer.

"Durch die Liebe wäre wohl passender", mischte Thea sich mit einem Mal ein. Tristans Augen wurde groß, dann klopfte er mir so stürmisch auf die Schulter, dass es wehtat.

"Ehrlich? Das ist ja prima! Wer ist sie?"

Ich grinste schief bei der Vorstellung, Kaiba in ein Kleid zu stopfen. Schnell fing ich mich wieder.

"Jetzt fang du nicht auch noch damit an", knurrte ich, während ich meiner Freundin einen tödlichen Blick zu warf, "ich bin nicht verliebt!"

Thea grinste nur frech und schob Tristan und Yugi ein Stück weiter. "Geht schon mal vor, ich muss Joey noch was fragen."

Ich war mir nicht sicher, ob ich auch wollte, dass die beiden gingen, denn Thea würde mich wahrscheinlich a: wieder etwas furchtbar Peinliches fragen und b: mit ihrer Vermutung voll ins Schwarze treffen.

Dementsprechend mulmig war mir zumute, als sie sich verschwörerisch bei mir einhakte und mich zu einer Bank zerrte.

"Joey, wir müssen reden."

"Müssen wir das?" fragte ich fast flehend.

Sie duldete keinen Widerspruch.

"So kann das nicht weitergehen. Weißt du, was ich glaube?"

"Nein", antwortete ich kleinlaut.

"Ich glaube, deine ,geheime Liebe' ist Seto Kaiba."

Wütend riss ich mich los. "Thea, nimm mir das nicht übel, aber du bist total bescheuert!"

Sie nahm es mir nicht übel, ganz im Gegensatz, sie lachte.

"Wahrscheinlich liege ich vollkommen daneben und du hast ihn heute mit Blicken förmlich aufgefressen, weil du ihn so hasst. Nur eine Kleinigkeit würde mich noch brennend interessieren."

Entrüstete stemmte ich beide Hände in die Hüfte. ,Mir Blicken aufgefressen' von wegen!

Na gut, vielleicht hatte ich ein bisschen oft zu ihm hinübergeschaut, aber aufgefressen hatte ich ihn ganz sicher nicht!

,Nein, ausgezogen', flüsterte ein wohlbekanntes, gehässiges Stimmchen in meinem Hinterkopf, das natürlich augenblicklich verdrängt wurde.

"Und das wäre?" Hoffentlich hatte ich diese Doktor-Thea-Besprechung bald hinter mir. Warum versuchte sie mir krampfhaft einzureden, ich wäre ich Kaiba verknallt, wenn ich doch alles daran setzte, mich selbst vom Gegenteil zu überzeugen?

"Du hast nicht zufällig eine Ahnung", unschuldig klimperte sie mit den Wimpern, "wo Kaiba dieses entzückende Pfeilchen herhat, hm?"

"Keine Ahnung", stimmte ich ihr zu, vermied es, sie anzuschauen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Thea wüsste ohnehin, was passiert war.

"Das ist bitter schade, aber da kann man nichts machen. Ich muss los, Joey, und du bist dir wirklich ganz sicher, dass du uns nicht begleiten möchtest?"

Ich nickte nur und umarmte sie kurz.

"Noch was, wenn man jemanden gerne hat, zeigt man ihm das nicht unbedingt, indem man ihn K.O. schlägt."

Sie zwinkerte mir zu und drehte sich dann endlich um.

Reichte es nicht, dass meine Hormone verrückt spielten, mit 19 sollte man erwarten, dass sich das endlich erledigt hatte, aber wie sollte ich es mir sonst erklären, dass mir ausgerechnet meinen erklärten Erzfeind die ganze Zeit im Kopf herumspukte, nein, meine Freunde mussten sich ihnen auch noch anschließen.
 

Das Einzige, was mich tröstete, war das verfrühte Wochenende. Lehrer waren nicht unbedingt die Menschen, die ich am meisten liebte, doch für die halbjährigen Besprechungen hätte ich sie umarmen können, denn das hieß für uns geplagte Schülerchen: Freizeit!

Etwas, das ich wohl am sinnvollsten nutzen würde, wenn ich mich hinter die Tasten eines Klaviers klemmte.

Mein klitzekleines Problem bestand nur darin, dass ich kein Klavier besaß. Ich müsste also zu Kaiba gehen, ich müsste mit ihm reden, vorausgesetzt, er schlug mir nicht die Nase vor der Tür... nee, andersrum, die Tür vor der Nase zu.

Frustriert räumte ich sein Schlafzeug von der Couch. Gerade als ich alles zusammen in die Waschmaschine stopfen wollte, fiel mein Blick auf ein schwarzes Stück Stoff, das definitiv nicht mir gehörte.

Umständlich zottelte ich es hervor.

Kaibas Hemd.

Das hatte der Herr bei seinem überstürzten Aufbruch wohl vergessen. Ob ich es ihm bringen sollte? Immerhin gehörte es ihm, aber wer war ich denn, dass ich ihm seine schmutzige Wäsche hinterher trug? Sein Dienstmädchen?

Andererseits hielt ich soeben die perfekte Ausrede für einen unangekündigten Besuch in den Hände.

"Pah, als bräuchte ich eine Ausrede, um Kaiba zu besuchen. Und selbst wenn, dann würde ich keine wollen!"

Ich war hart, ich gab nicht nach, mein Wille war so fest wie Granit und ich war Eisen. Mein Gott, was war ich cool!
 

Mein Gott, was war ich feige! Von meiner eisenharten Courage war nicht mehr viel übrig, als ich zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit vor dieser Tür stand.

Vielleicht öffnete mir ja wieder Mokuba? Dann könnte ich ihm das Hemd in die Hand drücken und wieder von dannen ziehen. Aber wozu wäre ich dann erst hergekommen?

Wenn ich das wüsste!

Unschlüssig starrte ich auf den Klingelknopf, drücken oder nicht drücken, das war hier die Frage.

Was machte ich, wenn er mich sofort wieder rausschmiss? Es war ja auch möglich, dass Kaiba noch gar nicht zuhause war, hatte ja immerhin eine Firma zu leiten.

Ich würde einfach wieder gehen! Niemand erfuhr, dass ich je hier gewesen war.

Vor lauter Nervosität zerknitterte ich das Kleidungsstück zwischen meinen Fingern noch mehr.

Ich würde... ich müsste... ich...

"Wie lange willst du noch vor meinem Haus herumlungern?"

"...", mehr brachte ich einfach nicht heraus.

Eine feingeschwungene Augenbraue rutschte einige Millimeter nach oben.

"Entschuldige, ich habe dich nicht verstanden", er verschränkte die Arme vor der Brust und seine ganze Haltung machte mir klar, dass ich besser so schnell verschwand, wie möglich, doch ich wäre nicht Joey Wheeler, wenn ich mich davon beeindrucken lassen würde... na gut, ich gebe ja zu, dass mir das Sprechen unter diesem Röntgenblick noch ein wenig schwerer fiel, als ohnehin schon, aber ich würde ganz sicher nicht den Schwanz einziehen und davon trotten.

Da meine Stimmbänder sich erst wieder erinnern mussten, was sie eigentlich taten, streckte ich ihm sein Hemd entgegen.

Kaiba schien nicht im mindesten überrascht und einen Moment lang hatte ich den verrückten Verdacht, dass er es absichtlich liegen gelassen hatte.

"Du.."

,Ja, ja Joey, du schaffst das!' feuerte ich mich an.

"... hast..."

,Genau, richtig so, Wort, Wort, Satz, sehr gut machst du das, nur am Tempo müssen wir noch ein wenig üben.'

,... das bei mir vergessen."

,Halleluja! Er hat es!'

Wortlos nahm er es mir aus der Hand.

"War's das?"

Der kalte Ton schreckte mich zwar ab und wenn ich nicht soeben vergessen hätte, wie ich meine Füße gebrauchte, wäre ich getürmt, doch mein Körper sah sich gänzlich außer Stande auch nur eine Winzigkeit von seiner derzeitigen Position abzuweichen.

Also stand ich wie angewurzelt auf der Schwelle, starrte in diese emotionslosen Augen und spürte, wie sich mein gesunder Menschenverstand Stück für Stück verabschiedete.

"Nein, das war es nicht", mein Hals fühlte sich so trocken an, als hätte ich einen Sandkasten gefuttert.

"Was gibt es denn noch?"

Da gab es soviel, was ich ihn fragen wollte.

Warum benahm er sich gerade wie ein absolutes Arschloch, warum erinnerte er sich nicht mehr an gestern Abend und WARUM zum Teufel musste er mein ganzes mehr oder minder geordnetes Leben über den Haufen schmeißen?

"Das", noch während ich antwortete, entschieden meine Arme spontan, sich selbstständig zu machen.

Ich schwöre, ich konnte nichts dagegen tun, als ich plötzlich sein Gesicht zwischen meinen Händen hielt und ich bestreite jegliche Kontrolle über meine Handlungen, als meine Lippen sich auf seine legten!
 

Nachwort:

Kitschig hoch drei!! Aber was soll's? Joey hat ja nun endlich geschnallt, was uns allen schon klar war, oder?

Ich hoffe, ihr mochtet es und fühlt euch alle von mir mal richtig fest gedrückt! Mir fallen nicht genug Synonyme für DANKE ein, als dass ich mich angemessen für eure liebe Unterstützung revanchieren könnte.

*knuff*

Azra

Cola und Tannennadel

Vorwort:

So, da bin ich wieder *hüpf*. Die Pause war ja auch lang genug, nicht wahr? Seht mir die lange Wartezeit bitte nach, ich hatte zuviel anderes Zeug um die Ohren, aber nun kann ich endlich weiter schreiben und das macht mich glücklich.

Genauso wie all die liebe Unterstützung, die ich von euch bekomme *umarm*.
 

Was tat ich denn da?

Ich war wahnsinnig geworden! Eindeutig nicht mehr zurechnungsfähig.

So schnell wie möglich wollte ich mich zurückziehen, doch plötzlich war mir das nicht mehr vergönnt.

Lange, kräftige Finger hatten sich in meinem Haar vergraben, nahmen mir jede Chance zum Entweichen. Ein Arm wickelte sich um meine Taille, zog mich näher und gleichzeitig ins Haus.

Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, spürte, wie er sich dagegen sinken ließ, meinen Körper näher an den seinen drückte.

Ich war ja so blöd, so leichtsinnig. Wenn Kaiba schon so ständig diese hinterhältigen, unfairen und überrumpelnden Aktionen startete, ohne mein Einverständnis wohlgemerkt, wie musste er dann erst reagieren, als ich ihn in seinem Tun auch noch bestärkte?

Mein Kopf ruckte nach hinten.

Das sollte ja nun eindeutig genug sein, dass ich nicht mehr wollte. Ein klares Zeichen des Protestes... das er geschickt zu ignorieren wusste.

Unverschämtheit!

Ständig setzte er sich über meine Wünsche hinweg. Für wen hielt er sich eigentlich? Nur weil er stinkreich, attraktiv, intelligent, unwiderstehlich und ein guter Küsser war, hieß das noch lange nicht, dass ich ihm verfiel oder so!

Ganz sicher nicht!

Heute Morgen hatte ich mich nur so betroffen gefühlt, weil... weil er mich einfach stehengelassen hatte, was einer bodenlosen Frechheit gleichkam!

Apropos heute Morgen, da hatten wir noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen, der werte Herr Multimillionär und ich.

Er schuldete mir eine Erklärung, eine GUTE Erklärung... obwohl ich ihm für einen weiteren Kuss auch so alles verzieh.

Ich konnte es leidlich nicht verhindern, dass meine Gedanken schon wieder in eine ganz andere Richtung abdrifteten, als er seine Zunge mit sanfter Gewalt durch meine Lippen drängte, in meinem Mund zu wüten begann, stürmisch und so leidenschaftlich, dass meine Beine sich schlagartig völlig außer Stande sahen, mich weiterhin aufrecht zu halten.

Haltsuchend krallte ich beide Hände in seine Schultern.

Kaiba kämpfte mich unlauteren Mitteln! Wer sollte denn noch vernünftig sauer auf ihn sein, wenn er ihn so küsste?

Aber das ging nicht! Deswegen war ich eigentlich gar nicht hier. Wir mussten reden, ich musste ganz dringend Klavier üben, da blieb keine Zeit für wildes Übereinanderherfallen.

Schade eigentlich... äh, wollte sagen: Gut so!

Da er es mit ja leider unmöglich machte, den eigenen Kopf wegzudrehen, musste ich das eben mit seinem machen. Kaiba leistet meiner Hand erbittert Widerstand, doch schlussendlich trug sie den Sieg davon.

Beinahe vorwurfsvoll blitzen helle Saphire mich an.

"Was soll das?" er klang regelrecht empört.

"Dafür bin ich nicht hergekommen."

"Wie schade", ein anzügliches Grinsen machte sich auf den schmalen Lippen breit, "aber vielleicht kann ich deine Meinung ja ändern."

Und damit beugte er sich vor, versuchte meinen Mund zu beschlagnahmen.

"Kaiba! Hör auf mit dem Mist!"

"Mist nennst du das, Köterchen?"

Er war schon wieder so verdächtig nahe, dass ich den warmen Atem fühlen konnte, der mich ganz aus dem Konzept brachte.

"Nein, also doch, nee, nicht so wirklich, nicht in dem Sinne Mist sondern...", sein Finger auf meinen Lippen gebot meinem blödsinnigen Gerede Einhalt.

"Dann ist ja gut."

Kaiba machte Anstalten mir die Luft, die ich so dringend zum Sprechen benötigte, schon wieder für einige Zeit zu rauben.

"Jetzt hör mir doch mal zu und lass mich ausreden!" verlangte ich energisch.

"Bello", seine Stimme hatte diesen verdächtig nachsichtigen Ton angenommen. Den kannte ich schon und ich hasste es, wenn er mit mir wie mit einem Schwachsinnigen redete. Am Ende tat er dann nämlich doch wieder, was er wollte. "Auch meine Lebenszeit ist nur begrenzt."

Es dauerte ein bisschen, bis ich begriff, was er mir damit sagen wollte.

Entrüstet schnaufte ich, zog seine Hand aus meinem Schopf und entwand mich seiner Umarmung.

"Als würde ich soviel reden, dass es ein ganzes Leben füllen würde. Eine Ungeheuerlichkeit ist das, dreist! Du nimmst mich überhaupt nicht ernst! Immer tust du, wonach dir gerade ist und stellst deine Bedürfnisse in den Fordergrund.

Außerdem hast du dich heute wie das letzte Arschloch aufgeführt! Da nehm ich dich extra mit in meine Wohnung, damit nicht irgendein sexuellunterzuckerter Penner seinen Spaß mit dir hat und alles was ich ernte, ist Undank, Beleidigungen und Ignoranz. Ist das vielleicht...", deine Art, Liebe zu zeigen, hatte ich eigentlich noch sagen wollen, doch er fiel mir ins Wort.

Lachend!

Wie schön, dass ihn mein kleiner Gefühlsausbruch so amüsierte, Idiot!

"Genau das meinte ich, Wheeler, wenn du dich erst einmal heiß geredet hast, hörst du so schnell nicht mehr auf. Und", plötzlich wurde seine Stimme ernst, "ich kann eben NICHT tun, wonach mir gerade ist, du lässt mich ja nicht."

Ich musste schlucken. Das sollte wohl heißen, er wäre schon viel weiter gegangen, hätte ich ihn nicht immer wieder zurück gestoßen.

Oh mein Gott!

Meine Wangen wurde ganz heiß, allein diese Vorstellung...!

Nein, nein, nein, böse Phantasien und im Moment gar nicht hilfreich meine Contenance zu wahren!

Während ich also um meine normale Gesichtsfarbe kämpfe, fuhr er fort.

"Ich bin doch auch nur ein Mann und du verhältst dich immer so schrecklich naiv und sexy, dass ich dir am liebsten sofort die Kleider vom Leib reißen und dich auffressen würde."

Okay, Kampf verloren.

"Da gestehe ich dir, dass ich mich in dich verliebt habe und alles, was ICH dafür ernte, ich eine Kopfnuss auf meinen armen Brummschädel. Und dann verschwindest du auch noch in dein Zimmer und ich lag die ganze Zeit ALLEIN auf dieser unbequemen Couch.

Kein Wunder, dass ich gereizt bin."

Na ja, von der Seite hatte ich das noch nie betrachtet. Vielleicht hatte er sogar ein klitzekleines bisschen Recht, aber auch nur ein klitzekleines!

Denn natürlich gab ihm das noch lange nicht die Befugnis, mich so von oben herab zu behandeln.

Außerdem hatte er mich angelogen!

"Ich dachte, du könntest dich an nichts mehr erinnern", meinte ich spitz.

"Das... ähm", eine Premiere! Seto Kaiba wusste nicht, was er antworten sollte!

"Naaaaa?" hakte ich unerbittlich nach, genoss die Situation. Diesen Tag sollte ich mir rot im Kalender anstreichen.

"Ich fand es aber sehr reizend, wie enttäuscht du warst, als du mich danach gefragt hast", schwenkte er plötzlich auf ein anderes Thema um.

Das machte er immer!

Schrecklich so was!

Denn nun stand ich wieder als der Doofe da.

"Pah", ich verschränkte beide Arme vor der Brust, "war ich gar nicht."

"Warst du wohl."

"War ich nicht!"

"Doch."

"NEIN!"

"Kleinkind."

"..."

Also... also...also das sagte gerade der Richtige! Er stritt sich genauso lächerlich mit mir, wie ich mich mit ihm.

Und seltsamer Weise machte es direkt Spaß. Es hatte so etwas Unverfangenes, Leichtes.

Gar nicht so zynisch und verletzend wie sonst, wenn wir aneinander gerieten.

"Schon wieder."

Verwirrt schaute ich ihn an.

"Du bist so niedlich, ich könnte dich küssen."

"Lass es!"

Beleidigt ließ er die erhobene Hand wieder sinken.

"So mag ich dich gar nicht mehr", schmollend schob Kaiba die Unterlippe vor, was ihn nicht nur zehn Jahre jünger sondern auch verdammt putzig machte.

Das stelle man sich mal vor: Kaiba und putzig.

"Später", lenkte ich ein. Schlagartig hellte sein Gesicht sich auf.

"Dann darf ich aber wirklich!"

"Ja~haa, wenn du mir die nächsten acht Takte von dem Prädingsda beigebracht hast."

"Präludium", verbesserte er mich hochnäsig.

"Sag ich doch."

"Acht Takte? Da bekomme ich aber mehr als einen lumpigen Kuss."

"Weil du es bist, leg ich noch ne Kopfnuss mit rauf."

"Danke, ich verzichte, das blaue Auge reicht mir."

War das ein Anflug von schlechtem Gewissen, der mich da befiel, als ich die violette Färbung in seinem Gesicht sah?

"Tut mir leid", murmelte ich kleinlaut.

"Das möchte ja wohl auch sein", streng hob er einen Zeigefinger, fuchtelte vor meiner Nase herum, "das nächste Mal kommst du mir nicht mehr so billig davon."

Unwillkürlich musste ich daran denken, wie er zu dem schönen Stück gekommen war.

Was sollte das heißen, nicht mehr so billig?

Das war ganz und gar nicht billig gewesen, eher sehr peinlich, immerhin hatte ich angefangen zu heulen. Vor IHM!
 

Wenig später saß ich wieder am Piano Forte und versuchte, mich an die letzten Takte zu erinnern. Die beiden warmen Hände auf meinen Schultern machten es mir nicht unbedingt leichter.

Meine Gedanken waren überall, nur nicht beim Klavierspielen. Als ich dann seine Stimme genau neben meinem Ohr vernahm, leise und dunkel, war es mit der Konzentration endgültig vorbei.

"Vielleicht ist das ein Zeichen und du sollst heute einfach kein Klavier spielen, sondern dich von mir... hm, verwöhnen lassen."

Ein eiskalter Schauer rann mir über den Rücken.

"Kaiba!" Abrupt drehte ich mich zu ihm um. "Vielleicht sollst du auch einfach nicht genau hinter mir stehen und mir irgendwelche zweideutigen Sachen ins Ohr flüstern!"

Unschuldig klimperte er mit den langen Wimpern.

"Ich und zweideutige Sachen? Da verstehst du mich falsch", seine Augen nahmen einen lauernden Zug an, "das war eher eindeutig gemeint."

"Argh!"

Ich stand auf. Etwas zu Trinken wäre wirklich nicht schlecht, mir war so schrecklich heiß. Woher kam das nur plötzlich?

Bis eben hatten hier noch keine äquatorialen Temperaturen geherrscht.

"Ich hab Durst, kann ich was haben?"

"Wie heißt das Zauberwort?"

"Pronto", imitierte ich ihn von heute am Frühstückstisch.

Er lachte. "Ich meinte das andere, komm."

Ich folgte ihm in eine riesige, weiß gekachelte Küche, die nicht aussah, als würde sie viel genutzt.

"Cola oder Alkohol... ich wäre ja für letzteres", grinste er, als er den Kühlschrank öffnete.

Der wollte mich wohl abfüllen, aber nicht mit mir!

"Cola!" bestimmte ich und mit einem enttäuschten Achselzucken beförderte er das süßliche Getränk aus den Tiefen des Gefrierschrankes.

Unter Zischen und Sprudeln floss die braune Flüssigkeit ins Glas, das mir gleich darauf entgegengehalten wurde, doch als ich danach greifen wollte, hob er es hoch.

"Komm, Hündchen, spring!"

Meine heißersehnte Abkühlung schwebte nun über seinem Kopf, unerreichbar für mich.

"Sehr witzig, Kaiba. Lass den Unsinn und außerdem habe ich einen Namen."

Er scherte sich weder um das eine noch das andere, sonder griente mich nur herausfordernd an.

"Na komm schon, ich denke du hast Durst." Dieser Tonfall war nur noch als fies zu bezeichnen.

Ja, natürlich hatte ich Durst, aber so schlimm, dass ich mich deshalb zu seinem dressierten Schoßhündchen degradieren ließ, war es dann doch noch nicht.

"Was soll denn das, wir sind doch keine drei mehr. Jetzt gib mir schon das verdammte Glas!"

Ärgerlich trat ich einen Schritt vor.

"Hol es dir doch."

Eine klare Herausforderung.

Wie konnte er es wagen, mich schon wieder zu reizen?

Dem würde ich es zeigen, das blöde Grinsen würde Kaiba schon noch vergehen!

"Worauf du dich verlassen kannst, arroganter Fatzke!"

Der Sprung, na, es war wohl eher ein verzweifelter Hopser, war an sich nicht schlecht, sogar ziemlich gut, um genau zu sein, so gut, dass ich höher flog, als ich eigentlich wollte.

Meine Finger stießen so heftig gegen das Glas, dass sie es ihm aus der Hand schlugen.

Wie in Zeitlupe sah ich es kippen, das braune Nass gefährlich überschwappen, dann landete ich wieder und Sekundenbruchteile später auch die Cola, nämlich auf mir.

Eiskaltes, klebriges Zeug ließ mich erschrocken aufquietschen, lief über meinen Kopf in den Shirtausschnitt. Braune Sauce verfärbte die weiße Schrift auf meinem Oberteil, tropfte auf den Boden.

Zuckerwasser sickerte in meine Haare, leimte sie aneinander.

Unter lautem Klirren zersprang das Glas auf den harten Kacheln in tausend kleine Scherben.

Wie gelähmt, unter Schock, starrte ich an mir herunter, hob dann langsam und mit einem zornigen Funkeln im Blick den Kopf.

Der junge Firmenleiter schaute ein wenig überrascht, den Arm immer noch erhoben, dann trafen seine Augen die meinem und ein Feixen glitt über seine Züge, grub sich in die Mundwinkel, wurde immer breiter bis er... bis er...lachte!

Er lachte mich aus!

So laut und heftig, dass er sich krümmte, beide Arme auf den Bauch presste und nach Luft rang.

Wäre ich nicht, nass, klebrig und colaverschmiert, ich hätte diesen seltenen Anblick vielleicht würdigen können, würde feststellen, dass er richtig nett aussah, wie er so lachte, doch ich WAR nass, klebrig und colaverschmiert und ich hatte nicht den geringsten Sinn für Spaß, schon gar nicht, wenn er auf meine Kosten ging.

"Das ist alles deine Schuld!" brüllte ich los, "Du bist so ein bescheuerter Scheißkerl, es ist nicht zu fassen!"

Meine harschen Worte zeigten nicht die kleinste Wirkung.

"Lach nicht so blöd, hörst du?! Lass das!"

Ungehalten stieß ich ihm die flache Hand vor die Brust, dass er einen Schritt zurücktaumelte.

"Hör auf, habe ich gesagt, HÖR AUF!"

Meine Hand schoss ein weiteres Mal vor, zielte diesmal auf sein Gesicht. Mir doch egal, ob ihm ein blaues Auge reichte!

Doch sie traf ihn nicht, wurde vorher von seiner abgefangen.

Lachtränen in den Augen und die blassen Wangen gerötet schaute er mich an.

"Ent...schuldige, Joey, aber... du sahst einfach... zu ulkig aus." Er brachte die Worte kaum heraus, von unterdrücktem Glucksen geschüttelt und heftig nach Luft schnappend.

"Komm", er zog mich aus der Küche, "geh erstmal unter die Dusche... ich bring dir... was zum Anziehen."

Am liebsten wäre ich ja sofort nach Hause gestürzt, aber er hatte Recht. Ich wollte dieses widerliche Zeug so schnell wie möglich von der Haut waschen!

Fein, würde ich hier eben noch duschen, aber dann war ich weg!

Ein für alle Mal!

Wie oft hatte ich mir schon geschworen, nichts mehr mit ihm zu tun zu haben? Diesmal würde ich auf mein Gefühl hören!
 

Unentschlossen wanderten meine Augen von der Dusche zu der um einiges verlockender aussehenden Badewanne.

Ob er was dagegen hätte, wenn ich...

Mein kleines Appartement bot für solchen Luxus keinen Platz, da sollte ich die Gelegenheit nutzen.

Kaiba wurde da ganz einfach nicht gefragt!

Immerhin war er Schuld, dass ich mich jetzt überhaupt reinigen musste, da konnte er die paar Liter Wasser, die ich auf diese Weise mehr verbrauchte, auch noch bezahlen. Geld genug hatte er ja.

Deshalb rührte sich auch kein schlechtes Gewissen, als ich eine halbe Flasche Schaumbad in der dampfenden Flüssigkeit versenkte.

Meinen Durst löschte ich am Waschbecken, während ich wartete, dass die Wanne voll lief und sich ein gigantischer Schaumberg bildete.

Es knisterte herrlich, als ich in die duftenden Massen tauchte. Wie ein dichter Schleier legte sich der schwere Geruch von Sandelholz über mich, mir schwindelten die Sinne, so schön war das.

Die Zeit schien nicht zu vergehen, beziehungsweise sie hatte keine Bedeutung mehr. Das Leben mochte außerhalb dieser vier Wände seinen gewohnten Gang toben, ich kam mir vor, wie dieser Welt entrückt.

Ewig hätte ich so liegen bleiben können, doch schließlich griff ich zum Shampoo, vertrieb die ekelhafte Klebrigkeit von meinem Kopf, von meinem ganzen Körper.

Als ich vollkommen in die heiße, weiche Materie sank, hätte ich nie wieder an die Oberfläche kommen mögen.

Lange hatte ich mich nicht mehr so geborgen gefühlt, wie ein Baby in den Armen seiner Mutter... so ähnlich stellte ich mir das jedenfalls vor, denn die meine hatte ich ja... ich wusste nicht mehr, wie lange nicht gesehen.

Das Gefühl war so übermächtig, dass ich tatsächlich glaubte, zwei starke Arme zu spüren, als ich nach einer kleinen Endlosigkeit wieder hervorkam, nach Luft schnappte.

Wasser rann mir übers Gesicht, so dass ich die Augen geschlossenen halten musste.

Nur so war es zu erklären, dass ich tatsächlich noch eine volle Sekunde dachte, die kühlen Finger, die über meine Brust tanzten, meine Schlüsselbeine entlangfuhren und über meinen Bauch strichen, entsprängen meiner Phantasie.

Dann traf mich die Erkenntnis wie ein Hammerschlag.

Wie unverschämt war dieser Mensch eigentlich, mich sogar im Bad zu belästigen?!

Erbost fuhr ich herum.

"Raus, aber sofort!"

Kaiba lächelte nur. Bildete ich mir das nur ein, oder sah es wirklich ein bisschen diabolisch aus?

Wölfisch... und ich war dann das arme Rotkäppchen, das verschlungen werden sollte, hm?

Da machte er seine Rechnung aber ohne Joey Wheeler!

Den würde ich in seine Schranken weisen... sobald ich wieder etwas anhatte.

"Aber ich bin doch gerade erst gekommen."

Sein Atem strich über meine nasse, erhitzte Haut, jagte mir ein Frösteln über den Rücken.

"Dann kannst du auch gleich wieder gehen!"

"Und wenn ich nicht will?" Seine Lippen berührten meinen ungeschützten Hals, strichen darübe, hin zu meinem Ohr.

"Hör auf damit!" meine Stimme längst nicht mehr so fest, wie ich sie mir gewünscht hätte, "Ich befehle dir zu verschwinden, auf der Stelle!"

"Ich lass mich von dir nicht aus meinem eigenen Badezimmer werfen, schon gar nicht", seine Zähne schlossen sich beinahe schmerzhaft um mein armes Ohrläppchen, "wenn ich dich so verlockend schutzlos in der Wanne finde."

Ich hatte das spontane Bedürfnis bei diesen Worten tiefer in die, zugegeben trügerische, Sicherheit des Schaums zu flüchten.

Schutzlos, pah!

Sah ich vielleicht aus wie ein kleines Kind?

Ich wüsste mich schon zu verteidigen... wenn er eine Schlacht schlagen würde, die ich kannte.

Doch diese zärtlichen Streicheleinheiten, die mich zu verbrennen schienen, seine Lippen, abwechselnd sanft oder bissig, das war nichts, dem ich mit einem gekonnten, rechten Schwinger entgegentreten konnte.

Kaiba kniete hinter mir, beide Arme um mich geschlungen, mein Kopf berührte beinahe seine Schulter. Die langen Finger, kitzelten meine Seite, tasteten über meinen Bauch weiter nach unten.

Entsetzte fuhr ich hoch, wich seinen vorwitzigen Händen aus.

PLATSCH!

"Hau ab, mach bloß, dass du hier weg kommst!"

Mit beiden Händen schaufelte ich ihm Wasser auf Hemd und Hose, ins Gesicht und in die Haare.

Überrascht schreckte er zurück, als ich auch keine Skrupel mehr hatte, mit Badezusätzen nach ihm zu schmeißen.

Eine Schwamm traf seinen Kopf, die Bürste den rechten Oberarm.

"Ist ja gut, ist ja gut."

Beschwichtigend hob er beide Hände, immer noch dieses Grinsen auf den Lippen.

Grrr, der machte mich wahnsinnig!

"Ich weiche der rohen Gewalt", und leiser, beinahe bedrohlich setzte er ein "dieses Mal" nach, dann fiel die Tür ins Schloss, mein letztes Geschoss prallte wirkungslos an dem hellen Holz ab.

Erschöpft ließ ich mich zurücksinken.

Mein armes, kleines Herz! Das war für solche Überfallkommandos einfach nicht geschaffen, eines Tages würde es mir die Kündigung einreichen und abtreten, wenn er so weitermachte.

Dieser Mensch war wirklich das Unverfrorenste, was mir je untergekommen war.

Nach zwei Minuten, die ich mir noch gönnte, um mich zu beruhigen, machte ich, dass ich so schnell wie möglich aus dem Wasser und in meine Klamotten kam, colabekleckert oder nicht.

Glücklicher Weise war das nicht einmal nötig, denn neben dem unordentlichen Haufen, den ich fabriziert hatte, lagen meine Sachen, die ich ihm heute geborgt hatte.

Wie es aussah frisch gewaschen.

Ich wollte auch Bedienstete, die alles erledigten, während ich in der Schule hockte.

Mir dem Ärmel wischte ich über den beschlagenen Spiegel, starrte meiner Reflektion in die dunklen Augen.

Die Mähne hing mir tropfender Weise ins Gesicht, ein Fön wäre nicht schlecht gewesen, doch die Impertinenz, alle Schränke auf der Suche nach einem solchen zu öffnen, besaß ich nicht, obwohl ER sicher nicht davor Halt gemacht hätte

Doch wer wusste, was ich alles fand.

Wahrscheinlich nur Handtücher und Seife, möglich wären aber auch Kondome und Co.

Nein, lieber nicht.

Das Risiko ging ich nicht ein, lieber nass, als peinlich berührt, das war ich eh schon und eigentlich interessierte mich Kaibas Privatleben auch gar nicht.

...

Na gut, ein ganz klein wenig schon.

Neugierig griff ich nach dem kleinen Flakon, der neben anderem Krimskrams auf einem gläsernen Vorsprung stand.

Behutsam öffnete ich den Verschluss, roch daran.

Tannennadel, ganz eindeutig Kaibas Duft!

Hastig, als hätte ich etwas Verbotenes berührt, stellte ich die kleine Glasflasche wieder zurück, versuchte so schnell wie möglich den Stopfen hineinzustecken.

Vielleicht hätte ich mir ein bisschen mehr Zeit lassen sollen.

Ich wusste doch, dass ich Unglück wie andere Leute Fliegen anzog. Meine Finger zitterten, verhedderten sich ineinander und ich überblickte gar nicht mehr wie es kam, da knallte es plötzlich laut.

Ein haarfeiner Riss zog sich durch das porzellane Waschbecken und die grüne Flüssigkeit verschwand so schnell im Ausguss, dass ich nur hilflos mit ansehen konnte, wie Kaibas Tannennadelparfüm Richtung Kanalisation rauschte.Mit einem Mal war mir entsetzlich kalt, es schüttelte mich richtig.

Wie, WIE um alles in der Welt sollte ich das dem jungen Firmenleiter erklären?

Der rammte mich ungespitzt in den Boden.

Warum ließ ich meine Finger nicht einmal von Sachen, die mich nichts angingen?

Zeichnete der Mensch sich nicht bekanntlich dadurch aus, dass er aus seinen Fehlern lernte? Nun, dann war ich wohl die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigte.

Mir war zum Heulen zumute, doch Tränen füllten das kleine Gefäß auch nicht wieder. Besser, ich beichtete es meinem Klassenkameraden gleich.

Seufzend hob ich es aus dem weißen Becken, trottete mit hängenden Schultern zur Tür.

Gerne hätte ich noch ein letztes Gebet gesprochen.

Leider kannte ich keines.
 


 

Nachwort: So, das war er, der zehnte Teil, ja die erste zweistellige Zahl *freu*.

Ich hoffe, er war nach euerm Geschmack. Wer RSF findet, darf sie in einen Sammelbeutel tun und den am Ende bei mir abgeben. Pro Fehler ein Gummitierchen :).

*knuddel*

Macht's gut, ihr Lieben!

Freunde küsst man nicht!

Vorwort: Na ihr Lieben? Ja, ja, ja, es hat mal wieder gedauert *flausch*.

*auf die Knie fall*

Seid mir nicht böse!

Viel Spaß beim Lesen!
 

Freunde küsst man nicht!
 


 

Irritiert schaute ich den langen Flur hinunter. Links oder rechts?

Von wo war ich nur gekommen und hinter welcher der vielen Türen verbarg sich der junge Firmenleiter?

Eigentlich eine Unverschämtheit, mich ganz allein in diesem Labyrinth, das er Haus nannte, zurückzulassen.

Wahllos klopfte ich an das erste Zimmer. Niemand meldete sich.

Ob ich... ?

Nein, besser nicht, hielt ich doch noch das Ergebnis meiner letzten übertriebenen Neugierde in der Hand.

Auch hinter Türchen Nummer Zwei versteckte sich kein arroganter, charismatischer, jetzt um ein Parfum ärmerer Klassenkamerad. Tapfer pochte ich mich den ganzen Gang hinunter, mit mäßigem Erfolg.

Ein überraschtes Dienstmädchen wies mir schließlich den Weg ins Wohnzimmer, wo ich tatsächlich fand, was ich die ganze Zeit gesucht hatte.

Kaiba saß, den Rücken zu mir, auf einer hellen Couch, der man ansah, dass sie wohl das Monatsgehalt eines einfachen Arbeiters verschlingen mochte.

Großkotz! Es gehörte sich nicht, so mit seinem Geld herumzuprotzen, selbst wenn man es besaß, wie andere Leute Heu.

Vernehmlich räusperte ich mich.

Er zögerte gerade so lange, dass es unhöflich wurde, bis er sich zu mir umdrehte, seine kostbare Aufmerksamkeit von dem Laptop auf seinem Schoß weg, zu mir wandte.

Ich spürte schon wieder die Wut in mir emporsteigen, da fiel mir der Grund meines Kommens ein. Eigentlich hatte ich ja nach dem Waschen auf und davon stürzen wollen, auf Nimmerwiedersehen Kaiba, aber das ging jetzt natürlich nicht mehr.

Das hatte ich mir selber vermasselt, doch da ich ein Kind von Anstand war, stand ich wenigstens zu meinen Fehlern.

"Ich dachte, du wolltest gehen?" stichelte er, die Stimme troff vor Spott.

"Keine Sorge, ich hatte auch nicht vor, dich weiterhin mit meiner Anwesenheit zu beehren, aber..."

Da ich nicht wusste, wie ich es erklären sollte, hob ich einfach die Hand, in der ich noch immer die kleine Glasflasche umklammert hielt.

Er brauchte einen Augenblick, um sie als sein Eigentum zu identifizieren, dann breitete sich ein harter Zug auf seinem Mund aus.

"Es tut mir leid", beeilte ich mich, "ich wollte das wirklich nicht, aber es ist mir einfach so runtergefallen und..."

"Einfach so fällt nichts runter", fuhr er mir scharf ins Wort.

Oha, da war jemand sauer; sein gutes Recht, wäre ich an seiner Stelle auch gewesen.

Betreten starrte ich ihn an, wortlos, denn was hätte ich zu meiner Verteidigung schon hervorbringen können?

Natürlich war es meine Schuld. Erstens ging es mich ja gar nichts an, was in seinem Bad herumstand und zweitens sollte ich, wenn ich schon in fremder Leute Sachen herumwühlte, gefälligst auch aufpassen, dass ich nichts kaputt machte.

"Ich ersetzte es dir!"

Eine Augenbraue schoss spöttisch in die Höhe, sein Ton war trocken und bitter amüsiert.

"Ach ja? Wovon denn?"

"Na ja, ich könnte... ich würde... vielleicht", meine Stimme wurde immer leiser, ein dicker Klos hatte sich in meinem Hals gebildet. "Keine Ahnung", brachte ich endlich krächzend hervor.

Seufzend, oder war es ein Zischen, erhob er sich. Gerade noch konnte ich mich beherrschen, nicht zurückzuweichen, als Kaiba näher kam. Irgendwie war das zwischen uns alles noch sehr unausgegoren, so dass ich mir nie sicher sein konnte, wie er als nächstes reagierte.

Im ersten Moment fand ich ihn unausstehlich, dann vermisste ich ihn wie die Hölle und nun wäre ich schon wieder am liebsten weggerannt. Doch ich riss mich zusammen.

Er würde mir schon nicht den Kopf abreißen... oder?

Oder?!

Vielleicht wollte er sich rächen, pauschal für alles, inklusive der Ohrfeige, die er zwar nach wie vor verdient hatte... aber... mir war gar nicht wohl in meiner Haut!

Abwehrend streckte ich die Hand mit dem kleinen Flakon aus. Vielleicht konnte ich ihn fernhalten.

...

Konnte ich nicht. Da stand er schon wieder direkt vor mir, so nah, dass ich seine Wärme durch meine Kleider sickern spürte.

Unsicher schaute ich in das Eis, welches er Augen nannte. Mir wäre, als sei es schon einmal getaut, aber jetzt wirkte es wieder so kalt und abweisend, wie eh und je, nur auf eine Art bedrohlicher, weil ich ihm sonst nicht so nah war, wenn er mich auf diese Art und Weise anfunkelte.

Lange Finger schlossen sich um meine Hand, sperrten die zierliche Glasflache darin ein.

Unwillkürlich zuckte ich zurück.

Und plötzlich schmolzen seine Augen... also, nein natürlich nicht in dem Sinne, dass er mit leeren Höhlen dastand sondern... sein Blick wurde weicher, sanfter.

"Hast du etwa Angst vor mir, Joey?" ehrliches Bedauern schwang in seiner Stimme mit.

"Quatsch!" erwiderte ich heftig. "Das hättest du wohl gern. Ich und Angst, vor DIR! Dass ich nicht lache, total bescheuert ist das! So furchteinflößend bist du wirklich nicht. Angst- pah! Ich habe vor gar nichts Angst!"

Mein Klassenkamerad schmunzelte belustigt.

"Ach, eben sah es aus, als hättest du die Hosen gehörig voll, wo es darum ging, mir zu beichten, dass du -mal wieder- nichts als Chaos verbreiten kannst."

"Du leidest unter Wahnvorstellungen!"

Gut, möglicher Weise hatte ich ein ganz klein wenig Schiss gehabt, ihm zu sagen, dass sein Parfüm nun das Wasser der Kanalisation beduftete.

Ich schüttelte energisch den Kopf.

Nein! Nicht einmal das war der Fall gewesen.

Höchstens war da eine kleine Unruhe in meiner Magengegend, mehr aber auch nicht!

"Dann ist ja gut." Seine Hand hielt die meine weiterhin fest umschlossen, warm, schützend. "Ich will nicht, dass du dich vor mir fürchtest, denn dazu hast du keinen Grund, gerade du nicht."

Er klang beinahe ein bisschen traurig. Ich konnte seine weichen Finger an meiner Wange spüren, wie sie Muster zeichneten, die scheinbar nur er sehen konnte.

Spielerisch wanderten sie über meine Haut, hinunter zum Kinn, das sie behutsam umfingen. Sein Daumen verbrannte meine Lippen, strich kosend darüber, als Seto sich ein Stück zu mir beugte.

...

Also der konnte sich auch nicht entscheiden.

Erst jagte er mir mit dieser Mördermiene einen Heidenschrecken ein und dann wurde er wieder so sanft und... ja, ähm, irgendwie erotisch.

Mal Hüh, mal Hott... ja, hot, im heißesten...äh, wahrsten Sinne des Wortes!

Kurz bevor er meinen Mund wieder zweckentfremden konnte, machte ich einen Schritt zurück, drehte den Kopf weg.

"Ich muss jetzt wirklich gehen, die Hausaufgaben und die Wohnung sollte geputzt werden und mein Meerschweinchen muss ich füttern."

"Du hast doch gar kein Meerschweinchen."

"Nicht?"

Am liebsten hätte ich mir selber die Hand vor den Kopf geschlagen. Natürlich hatte ich kein Meerschwein!

Besser, ich ging nicht weiter darauf ein.

"Warum hast du es nur immer wieder so eilig, vor mir zu fliehen? Dabei möchte ich dich um mich haben", sein feines Lächeln wurde breiter, verkam zu einem absolut dreckigen Grinsen, "möchte dich unter mir haben, bebend und stöhnend und..."

"Es reicht!" Wütend schlug ich seine Hand beiseite, stapfte hinaus in den Flur.

Gemächlich tigerte Kaiba mir hinterher, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, während ich mir meine Schuhe zuband, und kam sich wieder so unglaublich toll vor, dass mir schlecht wurde.

"Zu dir kann man auch nicht ehrlich sein", stichelte er.

Ich verdrehte nur die Augen. Jetzt machte es nicht mehr viel Sinn mit dem jungen Firmenleiter zu reden, der hatte Überwasser und so schnell würde er sich nicht mehr von seinem Seepferdchen hinunterwerfen lassen.

"Doch, aber du bist nicht ehrlich, du bist pervers."

"Das ist die Wahrheit immer, denk mal drüber nach", das war das Letzte, was er mir mit auf den Weg gab, bevor die Tür krachend hinter mir ins Schloss donnerte.

Rauchender Weise marschierte ich im Stechschritt den breiten Kiesweg hinunter.

Es war doch von Anfang an klar gewesen!

Zwischen uns konnte es gar nicht gut gehen, Streit und Ärger waren vorprogrammiert, wieso versuchte ich es also immer noch?

Ich würde scheitern, scheitern, scheitern, denn etwas anderes konnte man bei dem Sturkopf ja gar nicht.
 

*~*~*~*~*

Ein langweiliger Schultag zieht an unseren Lieblingsschnuffies vorbei. Gerade klingelt es zum erlösenden Stundenende, als...

*~*~*~*~*
 

"... wischen Sie bitte die Tafel?"

Erleichtert ließ ich mich in meinen Stuhl zurückfallen. Sonst war immer ich der Gelackmeierte, doch diesmal war es nicht mein Name gewesen, der todesurteilsgleich in die prickelnde Luft, der letzten paar Sekunden geschleudert worden war.

Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch, als ich sah, wie Yugi aufstand, ergeben nach vorn trottete.

Der Lehrer schenkte ihm einen ungehaltenen Blick. Das war man sonst gar nicht gewohnt.

Unser lieber, kleiner Yugi, beschützens- und liebenswert, intelligent und höflich wurde angestarrt wie ein ekliges Insekt.

Um mich herum sprang alles hektisch auf, wollte dem Raum entfliehen, bevor dem Tyrannen dort noch ein paar nette Aufgaben einfielen, die uns den Nachmittag verdarben.

Normalerweise hätte ich es ihnen ja gleich getan, doch heute blieb ich freiwillig sitzen, ignorierte selbst Kaibas süffisantes Grinsen, als er, ganz aus Versehen natürlich, auf dem Weg zur Tür meinen Ranzen mit der Schuhspitze umstieß, kümmerte mich nicht um die Bücher und Hefte, die herausrutschten.

Meine ganze Aufmerksamkeit galt meinem kleinen Freund, der den dreckigen Tafelschwamm zur Hand genommen hatte und begann, das grüne Brett mit mechanischen Bewegungen zu säubern.

Was war nur mit dem Jungen los?

Er stand so neben sich. Ob das alles dieser Josephine wegen war?

Verwirrte seine Liebe ihn so sehr? Ein Lächeln grub sich in meine Mundwinkel.

Wäre ja niedlich, er musste mir seine Flamme unbedingt mal vorstellen!

"So kann das mit Ihnen nicht weitergehen", hörte ich unseren Lehrer düster in Yugis Richtung unken, er schloss die braune Aktentasche.

"Reißen Sie sich ein bisschen mehr zusammen, immerhin geht es um Ihr Studium. Ich würde es begrüßen, in der nächsten Stunde wieder eine Antwort zu bekommen, wenn ich Sie dreimal frage."

Er schien noch mehr sagen zu wollen, doch sein Blick traf mich und er verstummte. Offenbar war das hier nicht für dritte Ohren bestimmt.

Scheinheilig grinste ich ihn an.

Wegen mir brauchte der gute Mann sich doch keine Umstände machen, sollte er doch sagen, was ihm auf dem Herzen lag. Ich konnte schweigen. Wie ein Grab konnte ich das.

Ich wollte nur nicht.

Yugi nickte knapp, gedankenverloren, als hätte er ihm gar nicht richtig zugehört.

Der Erwachsene schnaubte ungehalten, dann schob er geräuschvoll seinen Stuhl zurück, die Beine schrammten laut über den Boden.

"Einen schönen Tag noch", er ging an mir vorbei, blitzte mich böse an.

Moment mal, machte der etwa mich dafür verantwortlich, dass sein kleiner Pfiffikus plötzlich so wortkarg und still war?

Am Ende glaubte er noch, ich stiftete Yugi dazu an, verstockt und ignorant zu sein. Das ging nicht, schlussendlich gefährdete sein seltsames Gebaren noch meinen Durchschnitt, der sicher nicht berauschend war, für den ich aber hart und ehrlich gearbeitet hatte, für den ich Kaiba in Kauf nahm, um ihn nicht durch Musik zu ruinieren.

Wenn ich nur daran dachte ... all die Zeit, all die langen Nächte, die ich mir um die Ohren geschlagen hatte, für die Katz, weil unser Erdkundelehrer meinte, ich übte einen schlechten Einfluss auf die anderen Schüler aus.

So nicht!

Außerdem interessierte es mich sowieso, warum mein Freund mit einem Mal so fremd und nachlässig geworden war.

Als die Tür geräuschvoll ins Schloss gezogen wurde, stand ich auf, trat an den Kleineren heran.

"Hey... wie geht's?" versuchte ich ein bisschen harmlos Smalltalk zu betreiben, musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

Yugi schaute mich nicht an, stierte auf die Tafel und tat, als gäbe es plötzlich nichts Wichtigeres, als perfekt symmetrische Linien mit dem Schwamm zu erzeugen.

"Hm", machte er kurz.

" ,Hm ja, danke ich kann nicht klagen' oder ,hm, lass mich bloß in Ruhe, du alter Sack'?"

Scheinbar gegen seinen Willen kroch ein Lächeln über die kindlich anmutenden Züge.

"Hm hm."

Ich verdrehte die Augen.

"Alter, hast du deine Zunge verschluckt oder warum redest du kein anständiges Wort mehr?"

"Wort", ein Glucksen stieg in seiner Kehle auf.

Dieses kleine Kerlchen fand das wohl lustig!?

"Yugi!" Ich griff nach seiner Hand, entwand ihm den Schwamm, damit er nicht mehr weiter tun konnte, als sei er in seine Arbeit vertieft. Nachlässig schmiss ich das keimige Ding auf den Lehrertisch.

"Was ist eigentlich mit dir los? Du machst keine Hausaufgaben, bist so still, dass man dich kaum noch bemerkt. Tristan hat mir neulich vorgeschlagen, bei dir einen Krankenbesuch zu machen, dabei warst du den ganzen Tag da. Verstehst du, was ich meine? Du bist zu klein, um auch noch so ruhig zu sein."

Yugi ließ meine knappe Rede über sich hinwegziehen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Überhaupt haftete sein Blick wie versteinert auf meiner Hand.

Irritiert schaute ich ebenfalls auf meine Finger, doch außer einem bisschen weißen Kreidestaubs, konnte ich nichts Außergewöhnliches daran finden.

"Hörst du mir zu?"

Nichts.

"He~ee!" Ich wedelte vor seinen Augen herum, beugte mich ein wenig zu ihm hinab und legte eine Hand auf seine Stirn.

Vielleicht war er ja doch krank, vielleicht hatte er hohes Fieber, irgendeine Tropenkrankheit von... tja, wovon?

Ah, er aß ja so gern Annanas, da zog man sich bestimmt die übelsten Sachen zu. Immerhin wurden die Dinger ja weit exportiert.

Mein Verdacht wurde noch von seinen glühenden Wangen unterstützt, er machte jeder Tomate Konkurrenz, problemlos wohlgemerkt.

Er wich einen Schritt zurück, stieß polternd gegen die Tafel. Seine Augen huschten überall hin, nur nicht zu mir.

"Ich... danke Joey, ich fühle mich bl-blendend."

"So siehst du aber nicht aus, blendend, eher, als bräuchtest du ganz dringend ein Bett."

Er wurde noch zwei Nuancen röter, stammelte "B-bett" vor sich hin und starrte mich wie ein Alien an.

Langsam machte ich mir wirklich Sorgen um ihn. Vielleicht war Liebe ja doch eine Krankheit.

"Joey... ich... ich hab eine Bitte an dich."

Ich wurde hellhörig.

Mit "Bitten" hatte ich mich in letzter Zeit genug reingeritten, da war ich vorsichtig.

Wie hieß es doch, ein verbranntes Kind ließ nichts mehr anbrennen und das hatte ich mich ja wirklich, verbrannt. Die Finger verbrannt an Kaiba, weil der heißer war, als die Polizei erlaubte.

"Was denn?" fragte ich misstrauisch.

"Na ja, du weißt ja, dass ich mich in Jo ... in Josi verliebt habe und ich", er druckste herum, als wäre es ihm schrecklich peinlich. War ja direkt niedlich, das Mädchen konnte sich glücklich schätzen, Yugi war schon ein liebes Kerlchen, 'n bisschen sehr anständig und gutherzig vielleicht.

"Würdest du mich küssen?" platzte er heraus.

Ich riss die Augen auf, hastete einen Schritt zurück.

"Wie?!"

"Na ja", er kam mir nach, "ich hab doch noch nie jemanden geküsst und ich wollte mich vor ihr nicht blamieren."

Eine ungeahnte Entschlossenheit lag in den dunklen Augen.

"A-aber wieso gerade ich? Ich meine... vielleicht ist es dir entgangen, aber ich bin ein Junge. Warum fragst du nicht Thea?"

Er verzog das Gesicht.

"Thea ist ein MÄDCHEN", als wäre allein diese Tatsache Erklärung genug.

"Aber Josi doch auch."

Er runzelte kurz verwundert die Stirn, seine Augen taxierten mich, bevor er den Kopf schüttelte.

"Ja, ja schon. Gerade deshalb geht es doch nicht. Das wäre dann, als würde ich sie betrügen. Aber wenn ich einen Jungen küsse, dann ist das etwas anderes. Außerdem", sein Blick wurde anklagend, "dachte ich, du wärst mein Kumpel und ich könnte immer zu dir kommen, wenn ich ein Problem habe."

Das war gemein. Mir mit der Freundschaftsmasche zu kommen, war nicht sehr fair. Da konnte ich schlecht nein sagen.

Stockend fuhr er fort: "Oder... bin ich so eklig?"

Heftig wehrte ich ab. "Nein, nein das ist es nicht aber..."

Aber was?

Weil ich mir nicht vorstellen konnte, jemand anderen zu küssen, außer IHN? Sofort schoben sich zwei blaue Augen in mein Bewusstsein. Nein, nein, nein, wo kam das denn her?

Das lag auch gar nicht an Kaiba, ich wollte einfach nur nicht meinen besten Freund küssen. Es kam mir falsch vor, Freunde küsste man nicht!

Das zerstörte doch alles.

Allerdings sah er mich mit so großen, ängstlichen Augen an... wie könnte ich ihn da vor den Kopf stoßen? Ich wollte ihn doch nicht verletzten und wahrscheinlich machte er sich wirklich Gedanken um seine Flamme.

Er wollte sie wohl beeindrucken.

Eine merkwürdige Idee, der Kleine und jemanden beeindrucken, aber gut, am Ende war Yugi eben auch nur ein Mann... ein zierlicher Mann, eigentlich eher noch ein Junge, trotzdem hatte auch er seinen männlichen Stolz.

Und eben jener gestattete es ihm wohl nicht, sich vor Josephine zu blamieren.

"Also schön, komm her."

Bildete ich mir das ein, oder strahlte er mit einem Mal übers ganze Gesicht? Wie ein Honigkuchenpferd.

Zwei magere Arme schlossen sich um meine Taille, er drängte sich an mich, zielstrebig strichen vorwitzige Fingerchen über meinen Rücken, schlüpften unter das Shirt.

Ich runzelte die Brauen.

Also SO unerfahren wirkte er gar nicht, wie er vorgab, aber vielleicht wollte er sich auch nur selbst beweisen, dass er dominant sein konnte. Hätte nicht gerade ich darunter leiden müssen, ich hätte mich halb schief gelacht. Allein sein Name und das Wörtchen dominant in einem Gedanken waren eine Lachträne wert!

Mein Kopf senkte sich ein Stück, ich zögerte kurz, bevor ich meine Lippen auf die seinen legte. Es war seltsam, einen Jungen zu küssen... ja, gut, Kaiba war eine Ausnahme...

Ich hatte dabei kein gutes Gefühl. Es war Yugi, YUGI, mein Kumpel, mit dem ich gescherzt und gestritten hatte, gegen den ich bei jeder Duelmonsterspartie verlor und der Einzige, bei dem eine Niederlage halbwegs erträglich war.

Und nun waren wir uns auf eine Art und Weise nah, die nicht richtig war.

Sein Griff wurde fester, er drückte unsere Körper enger aneinander, krallte sich richtiggehend an mich. Mit einem Mal war da etwas Feuchtes, Heißes an meinen Lippen, das Eintritt verlangte.

Überrumpelt presste ich den Mund zu. So weit ja nun doch nicht. Wenn er sein Mädchen so küssen wollte... bitte, aber nicht mich, seinen Freund.

Und da war noch etwas in mir, ganz tief und sehr leise, doch es fühlte sich verdammt so an, als wollte ich einen jungen Firmenleiter mit strahlenden Augen nicht betrügen.

Dabei wollte ich Kaiba eigentlich nicht, also, doch ich wollte ihn schon ich... wusste selber nicht mehr, was ich wollte. Nur betrügen mochte ich ihn nicht und jemand anderen küssen auch nicht.

Das hieß natürlich keinesfalls, dass es okay war, wenn er mich immer wieder so überrumpelte!

Yugi war allerdings kein Stück besser.

Soviel Elan traute man ihm sonst nicht zu, schon gar nicht in solchen Sachen und ich kam mir reichlich verarscht vor. Der brauchte niemanden, der ihm das Küssen beibrachte, er sollte lieber mal an seiner Selbstbeherrschung arbeiten.

Ich war so vertieft in meine Gedanken und die Frage, ob ich ihn gleich entschieden von mir stoßen sollte, oder seine Gefühle doch besser nicht verletzte, dass ich nicht hörte, wie die Tür klappte, lange Schritte auf uns zukamen.

Ich bemerkte erst, dass wir nicht mehr allein waren, als eine Hand sich unsanft auf meine Schulter legte, kräftige Finger bohrten sich durch den dünnen Stoff und in mein Fleisch.

Grob wurde ich herumgerissen, aus Yugis Armen. Ich prallte gegen jemanden, ein Arm schloss sich besitzergreifend um meinen Bauch, drückte so fest zu, dass mir die Luft wegblieb.

Ich brauchte gar nicht mehr nach oben schauen, um zu wissen, wer uns da so rüde unterbrochen hatte.

Die Stimme tat ihr Übriges, sonst kalt und immer ein bisschen spöttisch, klang er jetzt einfach nur noch wütend, hitzig.

"Finger weg von meinem Eigentum!" blaffte er Yugi an.

Und wieder versetzte der Kurze mich in Erstaunen. Sonst die Ruhe und Höflichkeit in Person, funkelte er jetzt herausfordernd zu dem Jungmillionär hoch.

"Ich denke, das kann Joseph selbst entscheiden, wessen Eigentum er sein möchte", sein Ton war eisig, schneidend.

Kaiba fauchte, wie eine gereizte Katze.

"Nein."

Nein?

NEIN?!

Bei dem waren wohl einige Schrauben locker! Ich war doch nicht sein Spielzeug, ich gehörte niemandem, weder Yugi noch Kaiba. Was bildeten sich diese beiden Streithähne ein?

Sie konnten mich doch nicht hin und her schieben, ich war doch kein Ding, über dessen Besitz man sich die Köpfe einschlug!

Unwillig zappelte ich in dem harten Griff um meine Taille, erfolglos.

"Loslassen!" verlangte ich harsch.

Kaiba schien meine Worte gar nicht zu registrieren, er war viel zu sehr damit beschäftigt, Yugi in Grund und Boden zu starren.

Noch einmal verlangte ich, freigelassen zu werden, als Antwort packte er nur stärker zu.

So, das Fass war übergelaufen!

Arroganz konnte ja sexy sein, in einem gewissen Maße, Dominanz hatte etwas Verlässliches, in gesunder Dosierung, doch was Kaiba tat, das war schlichtweg ignorant und egoistisch.

So konnte er mich nicht behandeln!

Rücksichtslos schlug ich meine Krallen in seinen Arm, kniff so fest zu, dass er schmerzvoll keuchte und sich zurückzog, als hätte er sich verbrüht.

"Ihr tickt doch beide nicht mehr ganz richtig!" ich brüllte meine Klassenkameraden an, machte sie zur Schnecke.

"Ihr tut beide so erwachsen, doch in Wirklichkeit benehmt ihr euch wie kleine, unreife Kinder, besonders du, Kaiba!

Ich bin doch kein Gegenstand, den ihr für euch beanspruchen könnt! Neuigkeiten: Ich bin ein Mensch! Ich habe auch Gefühle und ich spreche aus Erfahrung, dass es sich verdammt scheiße anfühlt, einfach übergangen zu werden. Legt euch ein Haustier zu, aber verschont mich!"

"Joey..." wollte Yugi mit dazwischenfahren, doch ich schnitt ihm mit einer unwirschen Geste das Wort ab.

"Lass mich bloß in Frieden, lasst mich beide in Ruhe!"

Ich stieß Seto aus dem Weg, stampfte an ihm vorbei.

"Ich will euch nicht wiedersehen!"

RUMS, schmetterte ich die Klassentür hinter mir zu, dass es durch die Gänge hallte.
 

Nachwort: So, es hat gedauert, aber nun ist endlich ein neues Kapitel da, meine erste Schnappszahl, ich gebe einen aus *lacht*.

Vielen lieben Dank für eure phantastische Unterstützung, das bedeutet mir so viel!

Ihr seid echt klasse *alle umflausch*!

So, jetzt können Yugi und Seto sich die Köpfe um Jo einschlagen. *smile*

Ob er am Ende einen nehmen wird?

Jo: Na sicher!

Azra: Argh, du kannst doch nicht die ganze Spannung verderben! *Jo aus dem virtuellen Raum schmeißt*

Kamikaze Kaiba

Vorwort: Von der Zeit wollen wir nicht anfangen, ne? *drop*

*in Ecke verkriech*

Bonbons für alle! Ihr seid ja so lieb und diese unglaubliche Unterstützung... *auf die Knie fall*, ja da weiß ich bald nicht mehr, was ich sagen soll.

Gebt mir ein D, gebt mir ein A, gebt mir ein N... na usw.

DANKE!
 

Kamikaze Kaiba
 

Musste ich mir das gefallen lassen? Dass er mir diese Gefühle aufzwang, dass ich mir so verraten vorkam?

Seit wann hatte Kaiba solche Macht über mich und was bitteschön hatte ich nicht mitbekommen?

Ich könnte schwören, dass vor zwei Wochen noch alles in Ordnung gewesen war. Eigentlich hatte es sich erst verändert, als wir auf seinem Boden um diesen bescheuerten Schlüssel kämpften.

Ob alles anders wäre, wenn ich damals nicht auf seine Provokationen eingegangen wäre?

Sicher.

Ich hätte mich nur einmal altersentsprechend verhalten müssen und dieses Fiasko wäre nie so aus dem Ruder gelaufen.

Aber vielleicht hatte ich auch von Anfang an keine Chance. Wahrscheinlich spielte er nach seinen Regeln und er würde mich so lange reizen, bis ich die Reaktion zeigte, die er sich gewünscht hatte.

Vorher ließ er mich nicht ruhen und dafür hasste ich ihn!

Dafür, und für das Tohuwabohu, das er in mir anrichtete.

Wie er mein beschauliches, ordentliches Chaos komplett umkrempelte, wie ein Kleidungsstück, das man aus einer Laune heraus linksrum trug.

Aber ich war kein "Stück" und auch nicht sein "Eigentum"!

Arroganter Fatzke!

Scherte sich eigentlich irgendjemand einmal um meine Gefühle, wenn er auf ihnen herumlatschte?

Yugi zum Beispiel, mein bester, kleiner Freund, der mich als Versuchskaninchen missbrauchte.

Dabei hatte er wirklich keine Übung mehr nötig, er war stürmisch genug, für meinen Geschmack zumindest, aber was wusste ich schon, wie diese Josi war.

Vielleicht eines dieser wilden, extrovertierten Mädchen, die den Hals nicht voll genug bekommen konnten.

Nicht, dass ich jemals ein solches Exemplar getroffen hatte, doch irgendwo musste es sie ja geben.

Und an diesem geheimnisvollen Ort hockten sicher auch die Jungen, die ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl besaßen, als Seto Kaiba es tat.

Die nicht mit einem Panzer über jeden Trieb aufkeimender Zuneigung rollten.

Was wollte er eigentlich?

War es nicht in seinem Sinne, dass ich ihn mochte? Weshalb setzte er dann nur alles daran, mich unglücklich zu machen?

Von wegen, ich bräuchte keine Angst vor ihm haben. Gerade vor ihm sollte ich mich in Acht nehmen, vor jemandem, der von Emotionen nicht den Hauch einer Ahnung hatte.

Solche Leute waren ja bekanntlich die Gefährlichsten.

Am eigenen Leib hatte ich das erfahren müssen. Er kannte das Wort "Nein" nicht und auch jegliche Freundlichkeit schien ihm fremd.

Gut, mir war schon bewusst, dass ich ihm gerade Unrecht tat. Kaiba hatte auch weiche Seiten an sich.

Eben jene machten es mir ja so schwer, ihn weiterhin gemütlich zu hassen, mich in meiner Abneigung zu vergraben und zu verstecken.

Wann hatte er sich entschlossen, mir zu zeigen, dass er nett sein konnte und noch viel wichtiger, warum?

Warum gerade mir, der sich immer mit ihm gestritten hatte, wo auch eine Möglichkeit sich geboten hatte.

Der alles daran gesetzt hatte, ihn einmal vernichtend zu schlagen, ihn gedemütigt im Staub zu sehen, so wie er mich oft genug vor meinen Freunden lächerlich gemacht hatte.

Und jeder höhnische Kommentar war Nahrung für meine grenzenlose Abscheu gewesen. Meine Formel war denkbar einfach gewesen.

Kaiba= Feind!

So gut lebte ich einmal damit, bis zu jenem denkwürdigen Augenblick, da er mir seine Lippen aufgedrückt und mich verbrannt hatte. Da war es mir nicht mehr möglich gewesen, ihn zu verachten.

Als die langen Finger mir zärtlich über die verheulten Wangen strichen, seine Stimme so beruhigende Worte murmelte, da war es passiert.

Es hatte einen lauten Knacks getan und mein Hass fiel in sich zusammen, wie ein Kartenhaus im Wind.

Kaiba war mein Wind.

Kamikaze Kaiba... ein schwaches Lächeln stahl sich auf meine Züge. Dabei hatte es dort eigentlich absolut nichts zu suchen.

Ich wollte böse sein, rasend vor Zorn und schäumend. Stattdessen dachte ich an ihn und die schönen, wenn auch seltenen Momente, in denen wir uns nicht angegiftet hatten.

Ich zählte nach, nein, sehr viele waren es wahrlich nicht.

Und warum nicht?

Weil er ein rücksichtsloser, notgeiler Trampel war!

Wenn ich ihn gelassen hätte... oh mein Gott, wer wusste, was wir dann schon alles getrieben hätte?

Ja, getrieben, passender konnte man es wirklich nicht mehr ausdrücken.

Ich war doch irre! Zu ihm konnte ich nicht, aber fort auch nicht.

Verflixte Unentschlossenheit!

Ich vernahm das Krachen einer Tür, nicht minder laut, als ich das Brett zugeknallt hatte.

Kaiba, eindeutig.

Sein Schritt klang wie der Schnitt einer Schere, unverwechselbar!

Ich beschleunigte, hörte, dass er es mir gleichtat. Wie lächerlich waren wir doch.

Rasten hier im Stechschritt durch die Schulkorridore.

Einen Augenblick lang war ich versucht, dem kindischen Trieb nachzugeben und loszulaufen, weg von ihm, wenn ich nur schnell genug rannte, nicht stehen blieb und auch nicht zurücksah, konnte ich dann vor ihm fortlaufen?

Und vor meinen Gefühlen?

Das gleichmäßige, hastige Klacken seiner Stiefel kam immer näher.

,Stell dich wie ein Mann und dreh dich um', befahl ich mir selbst, doch es ging nicht.

Soviel Mut hatte ich einfach nicht.

Zu dünn war die schützende Schicht aus Selbstbeherrschung, zu frisch meine Empörung, so heiß die Wut und, stärker als alles anderes, zu dunkel die Trauer.

Am liebsten hätte ich ihn mit mir in diese Leere gerissen, die ich fühlte. Diese verzweifelte Empörung.

Ein "Ding"... mein Gott, ich Naivling hatte mir doch tatsächlich gedacht, er empfände etwas für mich. Wie dumm ich doch war.

Ob er damit angab? Dass ihm sogar seine größten Feinde verfielen?

Aber nein, das war weit unter seinem Niveau, nicht wahr?

Seto Kaiba ließ sich nicht so gehen, er amüsierte sich im Stillen darüber, ein Glas teuren Weißwein in der Hand schwenkend und seinen Triumph auskostend.

Außerdem bedeutete etwas erzählen ja, sich jemandem zu öffnen. Ich schnaubte verächtlich.

Wem wollte der sich schon öffnen?

Er hatte ja gar keine Freunde.

Was für eine traurige Bilanz. Eigentlich sollte es mich doch freuen, dass er allein war, doch das tat es nicht, ganz und gar nicht, ich hatte Mitleid.

Mitleid mit einem Jungen, der in seinem Leben wohl zuwenig Liebe und Menschlichkeit bekommen hatte, dem niemand den Unterschied zwischen Besitzen und Haben erklärt hatte.

Für den Erobern immer mit einem blutigen Schlachtfeld in Verbindung stand, auf dem er vorzugsweise Gefühle metzelte.

Seto, der Schlächter... was für ein unpassender und auch ungerechter Gedanke, wenn ich an seine Augen dachte, als er mir gesagt hatte, ich bräuchte mich nicht zu fürchten, das amüsierte Glitzern, wenn wir uns bei ihm stritten, sein Lachen, als er mir die Cola über den Kopf geschüttet hatte.

Nein, das war alles nicht sehr nett gewesen, aber ehrlich.

Und auch, wenn er seine Arroganz nie ablegte, ich konnte mir vorstellen, dass ich bereit war, das zu verzeihen.

Für ein paar liebevolle Worte aus seinem Mund, gesprochen mit dieser Stimme, die mir Schauer über den Rücken jagen konnte.

KLACK, KLACK-SCHNAPP!

Ich fühlte mich zurückgezogen, gleichzeitig schob sich ein Körper vor mich, schnitt mir den Weg ab.

Einen kurzen Moment der Resignation gönnte ich mir, bevor ich zornig zu ihm hoch funkelte.

"Was?" meine Stimme möglichst giftig.

Ich benahm mich so kratzbürstig, wie ich nur konnte, ein krasser Gegensatz zu meinen Gedanken, die sich bald schon angehört hatten, als wäre ich bereit, ihm alles zu vergeben, wenn ich nur in seiner Nähe sein durfte.

Doch er würde mich nicht herumkriegen!

Oh nein, nicht mit mir, nicht mit Joseph Wheeler, ich war ein Mann, ich war stark... jawohl! Ich konnte das vielleicht nicht immer so zeigen, aber eigentlich... so tief in mir...

Diesmal blieb mir selber treu!

Und ich war wütend, sehr wütend!

"Was war das eben?" schnarrte ich.

Er schüttelte mich leicht.

"Das könnte ich dich auch fragen. Was war das da mit dem Zwergseeigel?"

"Das geht dich überhaupt nichts an!"

"Oh doch, ich finde schon, dass mich das was angeht!"

Ich bohrte einen Feigefinger in seine Brust.

"Siehst du, das ist dein Problem, du DENKST nur immer, du seiest der Mittelpunkt der Welt. Ich hab Neuigkeiten für dich, Kaiba. Mein Leben funktioniert auch ganz prima ohne dich. Um ehrlich zu sein, sogar noch besser, wenn du nicht dabei bist."

Ein wütend-trauriges Blitzen zog durch die hellen Augen und sofort taten meine Worte mir leid.

Vielleicht sollte ich es langsam einsehen, er hatte mich verhext, ich kam nicht mehr von ihm los und ihn zu verletzten, tat mir im gleichen Maße weh.

Ich klebte an ihm, wie die Fliege an Honig, aber er scheuchte mich fort, nur um mich wieder zu locken.

Dafür hasste ich ihn!

Aber am meisten, weil er mich so unsicher machte. Ich fühlte mich, als würde ich das erste Mal schwimmen, nur ohne Flügel und in sehr, sehr tiefem Gewässer.

"Du hast ihn geküsst", er ignorierte meine Worte, setzte dort an, wo ER aufgehört hatte. Oh, das war so typisch für ihn!

"Na und?" fragte ich schnippisch, "Ich hab auch schon andere geküsst, mein Gott, ich müsste Strichliste führen, um dir zu sagen, wie viele es waren.

Hast du es gedacht, ich schenke dir die Genugtuung, meinen ersten Kuss zu rauben? Weißt du, ich bin da nicht so wählerisch und wenn Yugi dann da gerade steht, warum nicht auch ihn?" plapperte ich einfach drauf los. Ein kleiner Teil von mir lauschte meinen Worten entsetzt.

Hatte ich mir nicht gerade vorgenommen, ihm nicht wehzutun, nun, diese Worte steigerten sein Wohlbefinden wahrscheinlich nicht unbedingt.

"Du bist doch nichts besonderes, du küsst noch nicht einmal besonders gut. Zweitklassig würde ich sagen. So wie ich ein zweitklassiger Duellant bin, so bist du ein zweitklassiger Küsser."

"Es reicht!" Seine Hände schossen vor, packten mich grob am Kragen und zerrten mich auf seine Augenhöhe.

"Was glaubst du eigentlich, wer du bist, du kleiner, billiger Straßenköter? Machst mit jedem rum, der nicht bei drei auf den Bäumen ist und beschwerst dich dann auch noch."

"Ich habe dich nie darum gebeten, mich zu belästigen", keifte ich zurück.

"Natürlich hast du das, DU wolltest dass ich dir das Klavierspielen beibringe."

"Aber du hast mit dieser bescheuerten Bezahlung angefangen!"

"Ja aber doch nur, weil ich dich...", er brach ab.

Doch jetzt ließ ich nicht mehr locker. Sollte ich es tatsächlich einmal im nüchternen Zustand von ihm zu hören bekommen?

Diese drei kleinen Wörtchen, für die ich ihm alles wieder verzeihen konnte?

"Weil du mich...?" hakte ich hoffnungsvoll nach, aber Kaiba machte dicht.

Bei ihm war wohl Sense für heute.

"Weil ich dich demütigen wollte", er ließ meinen Kragen verächtlich los, wischte sich die Hände ab, als hätte er etwas Ekliges berührt.

Demütigen... oh na vielen Dank!

"Super!" giftete ich außer mir. "Das ist dir auch gelungen, du blöder, gefühlloser..."

"Nenn mich nicht gefühllos!" schmetterte er dazwischen.

Verblüfft hielt ich inne. Seit wann regte Kaiba sich DARÜBER auf?

"Das bin ich nicht", donnerte er weiter, "gerade DU solltest das wissen."

Ja, gerade ich sollte das wissen, ich wusste es ja auch, tief drinnen, aber er versteckte seine Emotionen immer wieder so gut, dass ich nahe dran war, es zu vergessen.

Dabei wollte ich das gar nicht, vergessen, wie lieb und besorgt er sein konnte.

Wie ich ihm für einen Kuss sogar seine unausstehliche Überheblichkeit verzieh.

Schwer seufzte ich. Es wurde wohl Zeit, einzulenken und da ein Kaiba natürlich nie den ersten Schritt tat, jedenfalls nicht in dieser Beziehung, würde ich ihn machen.

Mutig trat ich zu ihm.

"Seto, ich... Yugi hat mich gebeten, ihn zu küssen, weil er in ein Mädchen verliebt ist und sich nicht blamieren will. Da war nichts... nichts, hörst du? Niente, Nada, Null, Nothing, Rien..."

Er unterbrach mich, lächelnd.

"Kannst du in genauso vielen Sprachen Ich liebe dich sagen?"

Erschrocken riss ich die Augen auf.

"A-also... ich... bin, äh, überrascht."

Geplättet traf es wohl eher.

War das gerade ein Liebesgeständnis, so ein verkapptes eben, wie Kaiba sie scheinbar immer zu machen schien.

Betrunken oder um fünf Ecken, so dass ich mir nie sicher sein konnte.

Schrecklich, dieser Mensch!

Schrecklich, dass ich gerade an so einen mein Herz verlieren musste.

"Na komm", er beugte sich ein Stück zu mir, seine Lippen streiften mein Ohr, als er samtig hineinhauchte: "Ich helfe dir. I love..."

"...you", murmelte ich benebelt. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich könnte mich diesem sinnlich dunklen Ton nicht entziehen.

"Ti..."

"... amo."

"Je..."

"Weiß ich nicht."

"Je t'aime."

"Wo..."

Verwirrt blinzelte ich. "Wo? Wer, was, wie?"

Kaiba lachte leise auf.

"Wo ai ni, du kleiner Dummkopf."

Ein Arm wickelte sich um meine Taille, erst vorsichtig, behutsam... pff, als würde ich das nicht merken!

Für wie naiv hielt er mich ... eigentlich wollte ich es gar nicht wissen.

Seine Stimme wurde noch ein paar Nuancen düsterer, einschmeichelnd und aufregend beunruhigend.

"Ich liebe..."

"Yugi!"

"WAS?!"
 

Nachwort: Und wieder mal ein riesiges Flauscheherz für mein Zebi, Beta, Inspiration und Infobox in einem *knuddel*.

Kleine Herzen und große Federn

Vorwort: *düsteres Licht*

*schaurige Musik*

*psychopatisches Lachen*

Muhahahaha 13! Das 13te Kapitel... da müsste jetzt mindestens einer sterben... oder Joey wird von Außerirdischen entführt.

Joey: Hey, warum eigentlich immer ich?

Az: Weil du einfach so süß bist, dass auch ein Alien dich verschleppen würde ^^.

Seto im Alienkostüm: *Joey schnapp* Meins!
 

Vielen Dank für all die liebe Unterstützung, ihr seit wirklich wahnsinnig motivierend *alle umarmt*! Und keine Angst, es wird immer weiter gehen, bis zum Ende.

Seto: *sich den Satz noch mal durchliest* Das war so ziemlich das Dämlichste, was du seit langem gesagt hast.

Az: *aufpluster* Ärger Joey, nicht mich!

Joey: *schnell* Mich auch nicht!
 


 

Kleine Herzen und große Federn
 

"Willst du mich verarschen?"

"Nichts läge mir ferner, aber... da." Ich deutete nach vorn in den Gang.

Dort stand mein kleiner Freund und starrte uns beide bitterböse an, besonders Kaiba schien es ihm diesmal angetan zu haben.

Wenn Blicke töten könnten, wäre der jungen Firmenchef Schweizer Käse.

Was war nur mit Yugi los?

So viel Feindseligkeit war man doch sonst nicht von ihm gewohnt, wer hatte ihn nur so... so... ach ich weiß auch nicht, so wütend gemacht?

Mein kleiner, lieber Freund, der sich sogar standhaft weigerte, eine Spinne in die ewigen Tiefen des Staubsaugers zu verbannen und die Viecher einzeln, mit Glas und Papier bewaffnet, nach draußen brachte.

Der fest davon überzeugt war, seine Karten führten ein Eigenleben und besäßen ein Herz, der wirklich niemandem etwas tat und einfach zu nett zum Streiten war.

Was hatte die Liebe nur aus ihm gemacht?

Denn ich könnte schwören, er war noch nicht so, bevor er Josephine kennen gelernt hatte. Musste einen ganz schlechten Einfluss auf ihn haben, das Mädel.

Bei Gelegenheit würde ich mir die Frau zur Brust nehmen und sie solange durchschütteln, bis sie mir meinen alten Kumpel wiedergab!

"Kaiba", grollte er dumpf, es klang beinahe wie das Knurren eines gereizten Tieres.

Entsetzt stierte ich ihn an. Seit wann gab mein Kamerad nur solche Geräusche von sich?

"Muto", kam es gewohnt blasiert und keinen Tick freundlicher zurück.

"Joey!"

"... ich?!"

Ach nööö!

Ich wollte nicht mehr!

Schon wieder stand ich zwischen meinem besten Freund und... und... ja, ich sollte mich wohl mal intensiv damit beschäftigen, was Kaiba für mich geworden war.

Jedenfalls: Schon wieder stand ich zwischen den beiden und wusste weder ein noch aus.

Yugi machte ein paar schnelle, entschlossene Schritte auf uns zu, trat an mir vorbei und blieb auf Kaibas Höhe stehen.

Dunkle Augen bohrten sich in ein Paar heller Eissplitter und selbst der Umstand, dass der Wuschelkopf nach oben schauen musste, nahm ihm nichts von seiner Wut.

"So schnell gewinnst du nicht", fauchte er den Größeren an.

Irgendetwas hinter Kaibas Stirn schien klick zu machen.

Dieses Ausdruck kannte ich schon, den hatte Thea auch drauf, als Yugi uns von Josi erzählt hatte. Dieses verstehende Glitzern in den Augen, das mir sagte, dass die beiden etwas über ihn wussten und ich nicht.

Verdammt, ungerecht!

ICH war sein bester Freund und ICH sollte alle Geheimnisse kennen, nicht die beiden!

Der Arm über meinem Bauch wanderte provozierend ein Stück höher, presste mich dichter an seine Brust.

Ähm... Hilfe?

"Aber das habe ich doch schon lange", raunte er Yugi spöttisch zu.

Was hatte er schon lange? Gewonnen?

Au fein, ein Preiskampf, ich wollte auch!

Was gab's denn zu gewinnen?

Hoffentlich was Schönes, was zum Spielen und Kinderscho- nein, das gehörte woanders hin.

"Noch gebe ich nicht auf!" kam es zurück, giftig wie eine Schlange.

Bloß gut, dass Kaiba es gewohnt war, ständig angeschnauzt zu werden.... bei Licht betrachtet, konnte er einem doch ganz schön leid tun.

"Als hättest du eine Chance gegen mich, Stachelschwein."

Okay... vielleicht auch nicht. Immerhin forderte er das mit seinen ätzenden Kommentaren ja heraus.

Daran konnte ich mich auch noch ganz gut erinnern... ich verzieh es ihm nur so schnell, wenn er mich festhielt so wie jetzt...

Halt, nein! Alles Blut wieder Marsch nach oben in mein Hirn!

Da wurde es gerade dringend benötigt.

Auch wenn es mir schwer fiel, ich löste mich von Kaiba, konnte einfach nicht vernünftig denken, wenn ich ihm so nahe war.

Yugi maß uns beide mit einem langen, mich mit beinahe traurigem Blick, bevor er an dem Jungmillionär vorbei schritt, hoch erhobenen Hauptes und verschwand.

Ich verstand nur Bahnhof.

"Seto, worüber habt ihr geredet?"

Er hatte beide Hände halb erhoben, scheinbar um mich davon abzuhalten, mich noch weiter zu entfernen, doch nun schien er zu baff, um seinen Plan noch in die Tat umzusetzen.

Die langen, weißen Finger schwebten nur Zentimeter von mir entfernt in der Luft.

"Weißt du das wirklich nicht?" er klang ganz und gar fassungslos.

Grummelnd schüttelte ich den Kopf. "Sonst hätte ich wohl nicht gefragt", fauchte ich ein wenig trotziger, als nötig.

Er könnte mir doch einfach antworten, statt noch darauf rumzureiten, dass ich offensichtlich mal wieder ein bisschen schwer von Kapee war.

"Über dich."

"Hä?"

Wie bitte? Über mich?!

"Aber ich bin doch kein Gewinn, außerdem nichts zum Spielen und aus Schokolade bestehe ich auch nicht!"

An seinem ratlosen Gesicht konnte ich mir ziemlich gut ausrechnen, dass meine Worte für ihn kaum einen bis gar keinen Sinn ergaben.

Doch anstatt weiter darauf einzugehen, lachte Kaiba nur.

Ein sehr schönes Lachen, aber das sei nur nebenbei bemerkt.

"Nicht aus Schokolade? Dabei schmeckst du so süß." Er beugte sich zu mir hinunter, wollte mich küssen.

Panisch schaute ich mich um. Wenn wir jetzt wieder so anfingen, dann war es aus mit meiner Konzentration.

Doch es erschien mir so wichtig, dass ich auch richtig verstand, worüber die beiden gestritten hatten, besonders, wenn es um mich ging.

Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, drückte ich ihm meine Hand auf den Mund.

Irritiert schielte Kaiba hinunter auf meine Finger, sah dann mich fragend an, die sanft geschwungenen Augenbrauen hochgezogen.

"Was habt ihr über mich gesagt?"

"Naba du warscht dosch dabai", nuschelte er in meine Handfläche, seine warmen Lippen verbrannten mich.

Peinlich berührt zog ich die Hände zurück, schaute sie an, als gehörten sie nicht zu mir. Fast konnte ich das Prickeln seines Atems noch auf meiner Haut spüren.

Entweder konnte Kaiba Gedankenlesen oder sie standen mir quer übers Gesicht geschrieben. Jedenfalls lächelte er mich süßlich und irgendwie dunkel an.

Bisher hätte ich ja nicht geglaubt, dass man das so gut verbinden konnte, doch bei Seto gewöhnt man sich an so Einiges.

"Mein Gott, bist du blauäugig."

"Stimmt ja gar nicht", schimpfte ich zurück. Wenn hier einer blaue Augen hatte, dann doch er!

Unversehens fühlte ich mich nach vorn gerissen, fand mich in seinen Armen wieder, die sich schraubstockartig um mich schlossen.

"Du bist so unglaublich naiv", sein Mund streifte meine Wange, wanderte darüber hinweg und zu meiner Halsschlagader "ich könnte dich fressen", raunte er düster, bevor ich plötzlich seine Zähne spürte.

Erschrocken quietschte ich auf.

Fressen?

Mich?!

Aber warum denn? Ich hatte doch gar nichts getan. Mich zu beißen, nur weil ich ein bisschen begriffsstutzig war, erschien mir doch reichlich übertrieben.

Obwohl... das... das fühlte sich gar nicht so schlecht an...

Haltsuchend schlang ich beide Arme um seinen Nacken. Meine Beine kamen mir so verdächtig wacklig vor, dass ich kein Vertrauen in ihre Standfestigkeit setzte.

Scharfe Zähne schrammten über meine empfindliche Haut, dicht gefolgt von einer heißen, geschickten Zunge, die versöhnlich über die wunde Stelle leckte.

Mein Herz wummerte heftig gegen meine Brust, die mir auf einmal viel zu eng vorkam, um diesem Ansturm von Gefühlen standzuhalten.

Behutsam zog er sich zurück.

Unverhohlener Schalk sprühte mir aus den klaren Augen entgegen. Ein wenig benebelt blinzelte ich zu ihm hoch.

"Meins", seine Fingerspitzen waren erschreckend kalt auf meinem erhitzten Gesicht. Langsam tippelten sie hinunter, berührten andächtig meinen Hals, wo nur Sekunden zuvor sein Mund gewesen war.

"O-okay", stammelte ich nervös, meine Hand wanderte zu der seinen, hielt sie fest und drückte sie sanft.

Kaiba sah mich mit einem Ausdruck an, der mir so ganz und gar nicht gefallen wollte. Irgendwo zwischen Überraschung und... Triumph.

"Wirklich?"

Ich suchte in seinem Blick eine Spur von etwas, das mir sagte, es wäre in Ordnung, mich vor ihm zum Deppen zu machen, wenn ich ihm sagte, dass ich mich... dass ich mich in ihn... doch alles, was ich in den kühlen Augen fand, war dieses siegessichere Glitzern.

"Wenn", ich schluckte hart, "wenn du willst."

Im nächsten Augenblick verlor ich den Boden unter den Füßen, im wahrsten Sinne des Wortes. Erschrocken krallte ich mich an seinen Schultern fest.

"Natürlich will ich dich", raunte er mir sinnlich ins Ohr, doch ich war gerade zu abgelenkt, um das genügend zu würdigen.

"Kaiba... Seto, nicht!"

"Warum nicht?"

Wir setzten uns in Bewegung, also er steuerte den Ausgang an und ich versuchte mich so wenig wie möglich zu bewegen und ihm gleichzeitig zu entkommen.

"Ich bin viel zu schwer."

"Quatsch! Du bist leicht wie eine Feder", er küsste mich auf die Wange und fügte liebevoll hinzu, "eine große Feder."
 

"Halt!"

Ich blieb so abrupt stehen, dass Seto in mich hineinrannte.

"Wasch denn nu' schon wieda?" grummelte er, hielt sich die Nase, mit der er gegen meinen Hinterkopf geknallt war.

Ich stand eine Stufe über ihm, schaute zurück.

Eigentlich waren wir gerade auf dem Weg in sein Zimmer gewesen, um... ähm... vielleicht dachte ich lieber nicht darüber nach.

Jedenfalls hatte ich etwas entdeckt, dass mich von meiner rosa Wolke, auf der ich den ganzen Weg hierher geschwebt war, geholt hatte.

Ein recht unsanfter Absturz, sieben Stockwerke in die Realität zurück.

"Das Vorspiel!"

"Können wir auch weglassen", gab er schulterzuckend zurück, grinste mich dreist an, während seine Hände sich von hinten um meine Taille ringelten, unter meine Jacke schlüpften.

"Pfui!" Ungehalten schlug ich auf die vorwitzigen Finger, die sich beleidigt zurückzogen. "Du weißt ganz genau, dass ich DAS nicht meinte!"

Unschuldig bis in die Haarspitzen lächelte er mich an. "Weiß ich das?"

Schnaubend drängelte ich an ihm vorbei, ins Wohnzimmer, wo das Klavier stand, dass ich von der Treppe aus gesehen hatte.

Mein Klassenkamerad folgte mir mit einem ergebenen Seufzer.

"Du weißt wirklich, wie man eine Stimmung ruiniert."

"Hör auf zu jammern und komm her!"

Im ersten Moment blieb er verblüfft stehen, blinzelte mich an, dann folgte er gehorsam.

"Ich wünschte, du wärst in allem, was du tust, so fordernd."

Diesen Satz überhörte ich geschickt, wandte mich stattdessen der hellen Tastatur zu.

"C D E... nein, C E E?"

"CEO?"

"Hm?" suchend wanderten meine Augen über das Klavier, auf der Suche nach dem O, doch ich fand keines. "Wo ist das O?"

Er lachte auf, warm, amüsiert, schüttelte dann den Kopf.

"Schon gut, es war ein dummer Scherz."

Scherz?

Mal wieder auf meine Kosten, hm?

Wie ich das hasste... wenn ich ihn nicht so... so... na ja, ganz gern hätte, dann...

Egal.

"C E G C E, so."

Er nahm meine Hand, bog die Finger auseinander, dass sie auf den richtigen Tasten lagen.

"Richtig, das war's! Da wäre ich auch allein drauf gekommen", er sollte bloß nicht glauben, ich wäre auf ihn angewiesen.

Es war schlimm genug, dass ich das wusste.

Kaiba lächelte mich nachsichtig an.

"Davon bin ich überzeugt."

Die nächste Stunde paukte ich und obwohl ich mit Hängen und Würgen einmal das ganze Stück durchspielte, merkte ich mir kaum drei Takte.

"Wheeler", meinte mein Lehrer schließlich ernst und ein wenig genervt, "du machst Rückschritte."

"Kann ich doch nichts für."

"Sondern?"

"Mein... der.. DU!"

"Ich?!" Entrüstet stemmte er die Hände in die Seiten.

"Ja, du", bestätigte ich, glücklich, dass ich jemanden gefunden hatte, auf den ich die Schuld schieben konnte.

Ich war ja so ein Füchslein!

"Warum?"

"Du bist halt kein guter Lehrer."

"Bitte", schnarrte Kaiba frostig wie eine Tiefkühltruhe, "dann such dir einen anderen Dummen."

Gut, gut es war wirklich eine seltenblöde Idee gewesen, ihm das an den Kopf zu werfen, zumal es eigentlich nicht stimmte.

Kleinlaut stand ich auf, trat zu ihm, der die Arme inzwischen vor der Brust verschränkt hatte, ein Bollwerk der Ablehnung.

"Sorry", nuschelte ich undeutlich.

"Wie bitte?"

"Entschuldigung", wiederholte ich leise.

"Ich kann dich nicht verstehen."

"..."

Arsch!

Das machte er mit Absicht!

"Es tut mir leid", machte ich betont deutlich, aber auch abweisend.

"Das reicht nicht."

Ärgerlich sah ich ihn an.

"Was soll ich denn noch machen?"

"Fall auf die Knie."

"Pff."

"Dann küss mich."

Ich ächzte. Dass er mich mit solchen Sachen auch immer so überrumpeln musste, wie sollte ich da anständig sauer auf ihn sein, wenn mein Magen einen Salto vorwärts machte?

"Jetzt?"

"Eigentlich... ja." Kaiba grinste süffisant.

"H-hier?"

"Wir können auch gern in mein Zimmer gehen", bot er freundlich und natürlich ganz uneigennützig an.

"Ah", machte ich gedehnt, "dann doch lieber hier."

"Wie du willst."

Von wegen. Was ich wollte, stand doch gar nicht zur Debatte.

"Na", ich befeuchtete mir die ausgetrockneten Lippen, "na gut."

Irgendwie erinnerte mich das alles stark an die Szene vor dem Sternguckerchen. Damals hatte ich ihn geküsst, um Kaiba endlich loszuwerden.

Jetzt wusste ich gar nicht mehr, ob ich das wirklich wollte.

Eigentlich war es ganz ... nett in seiner Nähe, zumindest wurde es nie langweilig.

Auch wenn er immer noch ein verdammter Bastard war... ein wunderschöner Bastard- gefährliche Mischung!

Verlegen trat ich von einem Fuß auf den anderen, griff dann beherzt nach seinem Gesicht und zog es zu mir.

Seine Augen hatten schon wieder diesen anmaßenden, selbstüberzeugten Ausdruck angenommen, deshalb schloss ich meine.

So einen Blick wollte ich nicht sehen, schon gar nicht, wenn ich ihn küsste.

Seine Lippen waren, im starken Kontrast zu ihrem Aussehen, warm und weich. Dieser harte, zynische Mund, der immer eine Beleidigung für mich auf Lager hatte, fühlte sich richtig gut an und machte Lust auf mehr.

Beinahe erschrak ich vor meinen eigenen Gedanken.

So etwas sollte ich wirklich nicht über Kaiba denken, ich sollte eigentlich gar nicht WISSEN, wie er sich anfühlte.

Küssen untergrub jede anständige Feindschaft.

Ich wollte mich wieder von ihm löse, doch er kam mir nach, eine Hand drückte sich in mein Haar, hielt mich an Ort und Stelle.

Und ich Idiot ließ es geschehen.

Meine Finger rutschten von seinem Gesicht zum Nacken, ich schlang die Arme um ihn, drängte mich ihm gleichzeitig entgegen, was von Kaiba mit einem wohlwollenden Schmunzeln quittiert wurde.

Seine Lippen öffneten sich weiter und während ich versuchte, einer heißen Zunge Paroli zu bieten, schob er mich rückwärts.

Blind stolperte ich nach hinten, krallte mich an seinen Schultern fest.

Wenn ich fiel, dann nicht allein!

Das Klavier klirrte dumpf, als ich halb auf die Tasten sank.

Unterdrückt keuchte ich auf, er sein Knie zwischen meine Schenkel schob.

Das... d-das hatte da aber gar nichts verloren!

Verstört öffnete ich die Augen, schielte nach unten.

Abbrechen, nicht abbrechen?

Kaiba wäre sicher sauer, wenn ich ihm jetzt einen Korb gab...

Seine Lippen ersticken ein erschrockenes Japsen meinerseits, als er sein Gewicht verlagerte, sich näher an mich schob und somit auf sein Knie.

... aber er sah auch nicht aus, als hörte er von allein wieder auf.

Mir drehte sich alles und irgendwo in meinem Bauch bildete sich ein Klumpen Hitze, der immer größer wurde, mich schier auseinander riss.

Es war wie... wie Fußballspielen, oder in Duell Monsters gewinnen, nur besser... und furchteinflößender.

Es tobte und zwickte und zwackte und... ich konnte nicht mehr.

"Nicht!" Keuchend löste ich mich von ihm, versuchte mit zittriger Hand sein Knie dort wegzudrücken.
 

Nachwort: Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat und ich Joey so... so... ähm... trottelig und naiv mache.

*verkriech*

*flausch*

Bis zum nächsten Kappi ^^.

Am Bravosten

Vorwort: Dieses Kapitel gehört EUCH, denn ohne Euch gäbe es diese FF schon lange nicht mehr. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich für all die liebe Unterstützung und die jahrelange Treue bedanken. Ihr seid großartig und besonders!

Und nun übergebe ich ohne weitere Worte das Geschehen an unser Lieblingschaospärchen.
 

Am Bravosten
 

Ich gab einen höchst unmännlichen Laut von mir, als Kaibas Rechte mir ziemlich unverfroren zwischen die Beine fuhr – die hatte da aber auch wirklich gar nichts verloren!

Dass der immer gleich so aufdringlich werden musste! Kaum gab man Kaiba den kleinen Finger, riss er einem aus lauter Dankbarkeit den ganzen Arm ab. Und besaß anschließend tatsächlich die Dreistigkeit, sich über meine ausbleibende Begeisterung zu empören.

Ich verstand sowieso nicht, warum ihm das hier alles so scheinbar leicht von den Fingern ging – im wahrsten Sinne aller Worte.

„Kaiba… Seto“, huh, fühlte sich ungewohnt an, ihn beim Vornamen zu nennen und ich war mir auch noch nicht ganz sicher, ob es mir gefiel. Nachnamen waren etwas distanzierter und Distanz konnte ich im Augenblick mit Kaiba eigentlich ganz gut gebrauchen. „Nicht, wirklich!“

Mit vor Nervosität klammen Fingern schob ich seine energisch fort. Und energisch musste ich sein, denn ohne weiteres ließ der verwöhnte Jungmillionär nicht mehr von mir ab. Als er dann schließlich tat, wirkte er … wenig begeistert, um es sehr freundlich auszudrücken.

„Was, Wheeler, was zum Himmel ist jetzt schon wieder? Wir sind vollkommen allein und von vier blickdichten Wänden umgeben. Kein Mensch wird uns hier überraschen.“

Also, das wagte ich ja mal anzuzweifeln, immerhin war das hier nur der Musikraum, nicht sein Schlafzimmer (Gott sei Dank!). Mokuba oder auch Roland könnten durchaus jederzeit hier vorbeikommen.

Aber…

„Das ist es nicht.“

„Was ist es dann?“ Er zog sich ein winzig kleines Bisschen zurück, gerade genug, dass ich einigermaßen klar denken konnte.

„Ich… ich weiß auch nicht.“

Kaiba gab einen Laut größter Frustration von sich.

„Du machst mich fertig!“

Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust.

„Ach ja? Na, weißt du was: Gut so! Schön! Du mich nämlich auch. Fix und fertig! Fertiger als fix und fertig!“

„Uhum“, er tat es mir nach, faltete die Arme defensiv vor der Brust und musterte mich mit diesem stechenden Blick, den er sich sonst für besonders unkooperative Geschäftspartner vorbehielt, so eine Mischung aus Verachtung und Entnervtsein. „Womit genau denn, wenn man fragen darf.“

„Na… äh…“, um Worte verlegen gestikulierte ich ausschweifend mit den Händen, „mit allem eben.“

„Wäre dir vielleicht danach, das ein klein wenig zu elaborieren?“

Missmutig verzog ich die Lippen. Seinem Tonfall konnte ich entnehmen, dass sich da der pure Zyniker meldete, um eine Antwort blieb ich jedoch verlegen. Ich war mir nämlich... also, so, jetzt ganz spontan, nicht hundertprozentig sicher, zu was genau er mich aufforderte.

Kaibas Augen schlossen sich mit einem genervten Rollen und ich war mir einigermaßen sicher, dass er mich in diesem Moment ernsthaft für blöde hielt.

„Auführen, Wheeler, elaborieren bedeutet ausführen.“

Okay, gut, vielleicht hätte ich das wissen sollen. Kaiba zumindest kannte dieses Wort offensichtlich gut genug, um es fließend zu verwenden.

Scham prickelte mir im Hals und trieb mir das Blut in höchst unromantischer Art und Weise in den Kopf. ‚Zärtlich erröten’ taten nur Prinzessinnen im Märchen, im echten Leben wurden die Leute rot wie eine Tomate und das sah nur in den allerwenigsten Fällen hinreißend aus. Auf Kaiba schien mein Signalfarbenschädel jedenfalls keine besonders bezaubernde Wirkung auszuüben.

„Dann sag das doch auch einfach. Kommst dir wohl groß vor, weil du so tolle Worte kennst.“

„Käme ich mir vielleicht, wenn es denn ’tolle’ Worte wären, aber glaube mir, Wheeler, wenn ich dir sage, dass neunzig Prozent der denkenden Bevölkerung mich verstanden hätten.“

Das Prickeln wurde heftiger.

„Aha, ich gehöre also offensichtlich nicht zur denkenden Bevölkerung.“

„Offensichtlich nicht.“

Ich schluckte hart.

Warum traf mich das eigentlich?

Kaiba war selten etwas anderes als eklig zu mir. Ich war naiv gewesen, zu glauben, das würde sich für ein paar Küsse ändern. Verfluchte Küsse, verfluchte Liebeserklärung! Die im Übrigen auch gar nicht richtig zählte, weil er sie am nächsten Morgen schon wieder vergessen hatte (oder sich zumindest genötigt gesehen hatte, mir das weiszumachen), insofern konnte sie ja nicht viel wert gewesen sein. Aber sie hatte mich weich gemacht, mich Idioten!

„Du hältst mich also für dumm?!“ aggressiv reckte ich das Kinn vor, während mir das Herz beinahe den Brustkorb sprengte.

„Habe ich aus deiner mangelnden Intelligenz jemals einen Hehl gemacht?“ schoss er nicht weniger aufgebracht zurück.

Für den Bruchteil einer Sekunde starrten wir uns finster an, sollte heißen, ich hoffte sehr, dass mein Blick finster und nicht zu Tode getroffen war.

„Na fein!“

„Bravo!“

„Bravoer!“

“Die Steigerung gibt es nicht.“

„Mir doch egal, wir haben ja schon festgestellt, dass ich ganz offenbar zu doof bin, um ein Gespräch mit dem großen Seto Kaiba zu führen.“

Er öffnete den Mund, doch welche Worte auch immer ihm über die Lippen gewollt hatten, sie schafften es nicht an dem verbohrten Glitzern in seinen Augen vorbei. Und dieses Schweigen tat fast noch mehr weh, als jede Bestätigung.

„Wundervoll, keine Antwort ist ja auch ne Antwort, Saftsack!“ Ein Teil von mir hatte sich bisher geweigert, auf Kraftausdrücke zurückzugreifen, Kaiba benutzte schließlich auch keine; hielt er vermutlich für zu niveaulos.

Aber offensichtlich hatte ich so was in seinen Augen ja sowieso nicht und manchmal war mir einfach nach einem gepflegten ‚Arschloch!’. Das erleichterte einem doch das Herz.

„Das ist dann wohl aus der Grund, aus dem du mich die ganze Zeit betatschst und nötigst.“

Bitte?!“

„Nix ‚bitte’, bitteschön!“ Und weil es so schön war: „Arschloch! Mit mir zu reden ist dir zu blöd, aber mich auf dem Hinterhof meines Arbeitsplatzes zu belästigen, dafür bist du dir dann doch nicht zu schade.“

Auf Kaibas Wangen zeigten sich inzwischen kleine, weiße Flecken und das Funkeln in seinen Augen konnte einfach nicht mehr anders als als ‚mörderisch’ beschrieben werden.

„Entschuldige“, knirschte er zwischen Zähnen, die so fest zusammengepresst waren, dass man sicher nur ein Stückchen Kohle zwischenschummeln hätte müssen, um einen astreinen Diamanten zu bekommen, hervor, „ich wusste ja nicht, dass er dir so zuwider ist, von mir angefasst zu werden.“

War es per se ja nicht, aber das würde ich ihm jetzt, da er mich als dämlich beschimpft hatte, zumindest so indirekt, ganz bestimmt nicht sagen!

Also reckte ich nur wortlos das Kinn und übte mich meinerseits im Blasiert-Dreinschauen.

Kaiba wartete, eine Sekunde, zwei. Die hellen Flecken wurde immer größer, je länger ich ihm keine Antwort gab. Schließlich stieß er ein Schnauben aus, das jedem wütenden Stier alle Ehre gemacht hätte.

„Na gut, wenn du das so siehst. Aber Eines will ich dir noch sagen, Wheeler, so wie du dich anstellst, ist großes Getatsche und Nötigen überhaupt nicht möglich. Führst dich auf, wie die Jungfrau Daphne persönlich (Wer?!). Ehrlich, ich bin mir ziemlich sicher, dass du der einzige neunzehnjährige, männliche Teenager bist, der nicht will, dass man ihm gratis einen runterholt.“

Ich wusste nicht, ob es mir möglich war, aber es fühlte sich zumindest so an, als würde ich noch ein klein wenig röter.

„Musst du das so direkt aussprechen?“

„Was? Runterholen?“

„Ja, nein, alles, dieses ganze… naja.“

„Sex?“

Ich runzelte die Stirn.

Kaiba verdrehte die Augen.

„Himmel Herr Gott, Wheeler, werd’ erwachsen. Es ist bloß Sex.“

Bloß Sex, sagte er. Also, ich wusste ja nicht, wie Kaiba das so mit seinem Nachtleben hielt, aber ich konnte daran überhaupt nichts finden, das ‚bloß’ war.

„Wirklich, der ganze Aufstand deshalb? Ehrlich mal, wie kann man nur so zugeknöpft sein? Hunderttausende von Menschen tun das tagtäglich, vermutlich sogar in dieser Minute und du stellst dich an, als beginge ich ein Sakrileg, nur weil ich dich anfasse.“

So, genug war genug, mir reichte es!

„Fein! Fein!! Dann tu’s doch mit den Hunderttausenden – täglich!“ Und damit tat ich, was ich eigentlich schon vor zehn Minuten hätte tun sollen: Ich stapfte davon und schloss mich in seinem Klo ein.
 


 

Azras Ecke: Es ist kurz, ich weiß. Ziemlich kurz sogar und es besteht beinahe ausschließlich aus Dialog. Aber es ist ein Kapitel! Tatsächlich wieder ein Kapitel, ich hätte selbst eigentlich schon nicht mehr damit gerechnet, dass mich diese FF je wieder kriegt. Und nun hat sie mich doch fest im Würgegriff und ich bin froh darüber.

Joey ist ein bisschen verklemmt, mit sechzehn in meinen Augen sehr verzeihlich (auch, wenn die B!LD ein ganz anderes Bild von der heutigen Jugend zeichnet… na ja, als ICH sechzehn war, war Sex eine Riesenangelegenheit und ich bin mir sicher, sie ist es auch für die heutigen Jugendlichen).

Seto ist latent gefühlstaub, jupp. So ist er. Er meint das nicht so und eigentlich mag er Joey fast (ja, doch, ich bin mir ganz sicher), er kann das nur nicht so zeigen ;).



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Von:  lilac
2016-01-08T22:11:24+00:00 08.01.2016 23:11
Ich bin schon wieder hier gelandet ....hab noch mal alles durchgelesen und muss feststellen das ich mit diesem Seto durchaus warm geworden bin ...find ihn super und joey ....und deinen grossartigen svhreibstill ...
Naya
Von:  lilac
2016-01-08T21:38:00+00:00 08.01.2016 22:38
Suoer kapitel ....anschaulich geschrieben und lustig.
Kaiba ist einfach spize. Ich hãtte nie gedacht das ich so einen kaiba mögen würde ....abet du setzt es klasse um, das er zwischen herrisch und schlüpfrig und aufdringlich und sanft usw ...wechselt und dabei doch auf eine abstruse art und weise kaiba bleibt.
DAS muss man erst mal hinbekommen.
Joey ist auch fantastisch in seiber rolle ...
Von:  lilac
2013-10-08T18:55:53+00:00 08.10.2013 20:55
6 jahre ...hmmm ziemlich lange Zeit.
Ich gehe schon davon aus das wars dann wohl.
Schade eigentlich den die FF hat echt was gehabt, obwohl ich mit diesem Seto nicht so ganz warm werde, ist es trotzdem mal ganz amüsant ihn SO lüsternd zu sehen ...haha.
Dein schreibstill ist echt angenehm und oft ziehmlich witzig.
Von:  lilac
2013-10-08T18:32:56+00:00 08.10.2013 20:32
Mal intressant Yugi in so einer rolle zusehen, der tut einem schon leid.
Von:  lilac
2013-10-08T16:34:53+00:00 08.10.2013 18:34
Joey ist so dumm ...Yugi verhält sich ja nun mehr als offensichtlich. Da kann man echt nur den Kopf schütteln.
Von:  lilac
2013-10-08T13:17:34+00:00 08.10.2013 15:17
Da ist ja der kaiba wie ich ihn mag ...arschich!
Yugi liebt joey ...och wie süß.
Von:  lilac
2013-10-08T12:54:12+00:00 08.10.2013 14:54
"""Super Kulisse für einen Kuss, so richtig schön romantisch!Fehlte nur noch die obligatorische Ratte."""
Das war echt zu witzig ... ich konnt nicht mehr.
Von:  lilac
2013-10-07T23:52:48+00:00 08.10.2013 01:52
Ok ...noch schwuler kann seto kaum sein ....aber eigenartigerweise ist es gar jicht mal so schlecht.
Bin irgendwie positiv überrascht.
Von:  lilac
2013-10-07T23:31:10+00:00 08.10.2013 01:31
Uff armer joey ...bestimmt wird er dich dafür rächen ...irgendwie.

Von:  lilac
2013-10-07T23:17:36+00:00 08.10.2013 01:17
"""Nicht so steif, du musst dich entspannen, das kann sonst üble Folgen haben"""
Ja klar!!!

Ufff kaiba kaiba ...der haut aber rein.


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