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Nebulous Island

von

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The Island.

„Der Nebel lichtet sich!“

Dieser Ausruf ließ Marco von dem Buch vor sich auf dem Schreibtisch aufsehen. Sein Kinn löste sich von seiner Handfläche, als sein gelangweilter Blick durch den Raum zu dem Bullauge hinüber wanderte. Die Kajüte des ersten Kommandanten war eine der wenigen, die ein solches besaßen. Hinter dem Glas, hinter dem tagelang ein weißer Schleier ihm die Sicht verwehrt hatte, vermochte er nun den grauen Himmel auszumachen.

Marcos Augenbrauen zogen sich kaum merklich zusammen. Im nächsten Moment schabten die Stuhlbeine über den Boden und er schlenderte hinaus auf den Gang. Von dort war der Ruf gekommen.

Vom Deck aus konnte Marco zudem bereits die aufgeregten Stimmen der Männer vernehmen, ebenso wie das Fußgetrampel. Die Aussicht auf klareres Wetter schien ihre Moral deutlich zu heben. Allerdings war es verständlich, nachdem die Laune an den Tiefpunkt gesunken war, da sie nun bereits über eine Woche lang im Nebel auf der Moby Dick festsaßen. Auch die Vorräte waren knapper geworden, als Marco ausgerechnet hatte. Das war nicht verwunderlich durch den Sturm, der sie gestern früh überrascht und vom Kurs abgetrieben hatte. Genauso wenig überraschend war es bei einem Schiff voller Vielfresser. Alleine Ace würde ihnen eines Tages die Haare vom Kopf essen.

Als Marco jedoch an Deck trat, wurde er von einem hektischen Treiben begrüßt. Das konnte aber trotzdem nicht über das Trinkgelage des letzten Abends hinwegtäuschen. Sakefässer und Krüge säumten das weite Deck der Moby Dick.

Einige der Männer schliefen noch immer ihren Rausch aus, lagen zusammengesunken auf den Planken, während andere sich an den Geländern und auf den Treppen des riesigen Schiffes sammelten.

Doch es war Vista, an den sich Marcos Augen hefteten und den er schlussendlich ansteuerte. Der Schwertkämpfer hatte die Arme vor der Brust verschränkt und lehnte an der Reling.

„Wir sind noch auf dem richtigen Kurs?“

Vista wandte sich zu ihm um. Er löste einen Arm, um die linke Seite seines Schnurrbarts zwirbeln zu können. „Das habe ich den Navigator bereits gefragt. Dieser bejahte es allerdings.“

Kurz tauschten beide Kommandanten einen Blick miteinander aus, bis Marco zu der grauen Wolkendecke hinaufschaute. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er behauptet, dass der Nebel schon bald von einem Regenschauer ersetzt werden würde. „Dann verstehe ich nicht, warum sich der Nebel lichtet“, ließ Marco aber lediglich verlauten.

Vista antwortete ihm nicht, sondern schaute ebenfalls schweigend in die Ferne. Allein die Geste bestätigte ihm bereits, dass Vista ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf gegangen sein musste.

„Land in Sicht! Land in Sicht!“, gellte es eine Sekunde später über das Deck. Zeitgleich deutete Santa über ihnen von einem der Aussichtspunkte mit dem Fernglas in westliche Richtung.

Wie hoch war die Möglichkeit, dass sich der Junge verguckt hatte? Doch Marco schüttelte den Kopf. Santa mochte zwar noch jung sein, aber er war kein Idiot. Nein, sobald er etwas mehr Erfahrung besaß, würde er eines Tages ganz sicher einen guten Kommandanten abgeben.

„Land...“, entrann es Vista neben ihm nachdenklich. „Was denkst du, Marco?“

„Dass der Eternal Port besser spinnt.“ Mit diesen Worten schlenderte Marco quer über das Deck und auf die Steuerseite des Schiffes herüber. Dort warf er einen Blick über die Schulter eines Crewmitglieds.

Santa hatte recht. Selbst ohne Fernglas vermochte er den vagen Umriss am Horizont auszumachen. Hier und da hangen noch immer Nebelschwaden über dem Wasser, doch der frische Wind trieb sie fort.

„Legen wir da an, Marco?“, wurde er von der Seite gefragt. Mit einem Mal hatte sich die Aufmerksamkeit von der Insel vor ihnen auf Marco übertragen. Dabei wurde er von dem Enthusiasmus auf den Gesichtern der Jungs beinahe erschlagen.

„Wir müssen uns mal die Beine vertreten“, warf jemand ein. Mehr und mehr Mitglieder ihrer Crew begannen sich um ihn zu sammeln. Ein Raunen und Rufen ging durch die Meute und von der vorangegangenen Langeweile war keine Spur mehr. Es war, als hätte es sie nie gegeben.

Thatch, im Schlepptau mit Ace, kämpfte sich durch die Menge an die Front und stemmte grinsend die Arme in die Hüften. Keiner der beiden Kommandanten musste den Mund öffnen, um ihre Meinung kund zu tun; Marco kannte sie bereits. In dieser Richtung waren sie mehr als nur durchschaubar. Scheinbar gab es niemanden außer Marco zu denken, dass sie an einem Ort über eine Insel gestolpert waren, an dem es eigentlich keine hätte geben sollen. Sie waren schon oft genug durch das Misty Gray-Gewässer gesegelt, um die Route zu kennen.

Laut den Logbucheinträgen, die Marco führte, hatten sie das letzte Mal neun Tage in dem dichten Nebel zugebracht, welcher diesem Gebiet seinen Namen gab. Der Nebel lichtete sich nicht einfach so, weswegen man bei einem Sturm leicht die Orientierung verlor und auf einer der Sandbänke auflaufen konnte. Doch eine Insel gab es im Misty Gray nicht. Es rankten sich nicht einmal absurde Legenden von Seemonster und Geisterschiffe um diesen Ort. Hier lebte nichts.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und aus den Augenwinkeln erkannte er Vista, der ihm gefolgt war. „Vielleicht können wir dort einige Vorräte auffrischen. Was meinst du?“

„Bevor wir uns alle auf diese Insel stürzen, sollten wir ein Team vorausschicken“, erwiderte Marco. Solche Entscheidungen unterstanden die meiste Zeit über seiner Verantwortung und ihr Kapitän gehörte ohnehin zu den Männern, die noch immer ihren Rausch ausschliefen. Es würde auch seine Stimmung heben, wenn er aufwachte und den Laderaum mit einigen neuen Sakefässern bestückt wissen würde.

Ein Grölen und Jubeln war derweil um ihn herum ausgebrochen. Es hallte über das Deck, wahrscheinlich sogar bis zu der Insel selbst.

Ace trat vor und schob mit einem Finger lässig seinen orangefarbigen Cowboyhut höher. Ein schiefes Grinsen lag auf seinem mit Sommersprossen übersäten Gesicht. „Ich gehe, Marco.“

„Hey!“, lenkte Thatch ein, bevor Marco zu einer Antwort ansetzen konnte. „Dann geh ich auch an Land.“

Daraufhin seufzte Marco innerlich auf. „Gut... dann sehen Thatch, Ace und ich uns auf der Insel um. Der Rest wartet auf dem Schiff, bis wir zurück sind.“ Seine Worte waren von einem Murren gefolgt, doch keiner widersprach, während Thatch und Ace sich angrinsten.

Jedes Mal, wenn die beiden Landgang hatten, ging etwas schief. Es war wie ein Naturgesetz, das sich einfach nicht brechen ließ. Mal war es eine Zeche, die geprellt wurde, andermal verliefen sie sich oder legten sich mit irgendwelchen Leuten dort an. Letztendlich endete es eben immer im Chaos. In dieser Hinsicht ähnelten sie viel eher Kleinkindern als waschechten Piraten. Doch das war etwas, auf das Marco diesmal verzichten konnte.

„Vista?“, entwich es Marco, als sich die Männer längst auf ihre Posten begeben hatten, um Kurs auf die Insel zu nehmen. „Seh dir noch mal die Seekarten an. Inseln tauchen nicht einfach so aus dem Nichts auf.“

„Natürlich“, erwiderte der Schwertkämpfer, ehe er unter Deck verschwand.

 

 
 

 

 

Die vierzehn Segel der drei Mäste waren eingeholt und die Anker vor der Insel ausgeworfen. Einen günstigen Anlegeplatz gab es nicht, nur eine steinerne Küste, die von den stetigen Wellen geformt worden war. Auf den ersten Blick wirkte sie zudem unbewohnt. Nichts deutete auf Leben hin, doch Marco konnte das nur recht sein, obwohl das wiederum bedeutete, dass sie ihre Sakevorräte nicht auffüllen konnten. Whitebeards Gesundheit würde das jedoch zu Guten kommen, wenn auch nicht seiner Laune.

Dichte Wälder zogen sich an der Küste entlang und zwischen den Bäumen hingen noch immer Nebelschwaden. Aus der Luft würde Marco wahrscheinlich eine bessere Sicht auf die Insel haben. Bevor er diesen Gedanken jedoch weiter verfolgen konnte, jagte in seinem Augenwinkel etwas über das Wasser. Marco lehnte sich vor, um einen Blick über die Reling der Moby Dick werfen zu können.

„Wo bleibst du denn, Thatch?“, rief Ace aus. Er stand breitbeinig auf seinem Striker. Das kleine Gefährt war eine Sonderanfertigung gewesen, nur kompatibel mit Ace’ Teufelskraft. Mit ihr konnte er es jedoch nach Belieben steuern und beinahe wie eine Rakete über den Ozean rauschen. Selbst Marco in seiner Phoenixform hätte Schwierigkeiten mitzuhalten, dessen war er sich sicher. Obwohl er Ace das niemals wissen lassen würde, das würde dem jungen Mann ohnehin nur unnötig zu Kopf steigen.

Marco stellte ein Bein auf der Reling ab, als er beobachtete wie Thatch unter ihm in Sicht kam. „Hätte ich Teufelskräfte, könntest du meinen Staub schlucken, Ace!“ Thatch saß in einem der kleinen Ruderboote und paddelte in die Richtung der Insel davon.

Ace ließ ihm den Vorsprung, doch Marco konnte das belustigte Grinsen selbst von hier oben erkennen. Im nächsten Moment verwandelten seine Füße sich bereits zu Feuer, welches die Turbine des Strikers antrieb. Er sauste hinter Thatch her, überholte ihn und mit den Händen in den Taschen seiner schwarzen Dreiviertelhose vergraben, näherte er sich der Insel an. Kurz davor hielt er inne und sprang mit dem Seil des Strikers in der Hand die Küste hinauf, um es dort an einem Baumstamm zu befestigen.

Thatch ruderte derweil noch immer, als würde sein Leben davon abhängen.

Sich das Zucken eines Mundwinkels erlaubend stieß sich Marco von der Reling ab. Zeitgleich leckten blaue Flammen seinen Armen entlang, breiteten sich über seine sonnengebräunte Haut aus, bis sie seine Arme verschluckten und Flügel geformt hatten. Er hob sich in die Lüfte und kreiste ein, zwei Mal über den vorderen Teil der Insel. Die Baumwipfel waren jedoch zu dicht, als dass sie ihm einen Einblick auf die Insel gewährten. Deshalb holte Marco seine Nakama stattdessen am Rand der Küste ein. Dort war Thatch gerade dabei den Abhang der Küste von seinem Boot zu erklimmen. Anstatt ihm eine helfende Hand zu reichen, kam Marco neben Ace zum Stehen und verschränkte seine zurückverwandelten Arme vor dem Oberkörper. Beide sahen schweigend zu, wie Thatch sich keuchend über den Rand hievte und auf den Rücken rollte.

„Wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr...“, kommentierte Marco und Ace lachte kehlig auf.

Auch über Thatchs schweißnasses Gesicht blitzte ein Grinsen. Es gab eben nichts, was ihm die Laune vermiesen konnte. Er richtete die Tolle seines braunen Haares, ehe er sich erhob und den Dreck von der weißen Kleidung klopfte. Sein Schwert hing wie gewohnt an seiner Hüfte und seine Finger tänzelten kurzzeitig über den Griff, als wollte er sichergehen, dass es noch da war. Thatch mochte vieles sein, aber ein schlechter Kämpfer war er nicht. Das hatte er in der Vergangenheit oft genug unter Beweis gestellt.

Gemeinsam kehrten sie dem offenen Meer und ihrem riesigen Flaggschiff den Rücken.

„Und, was hast du gesehen, Marco?“, fragte Ace, als sie sich über das Dickicht kämpften. Das Zirpen der Grillen war das einzige Geräusch in der Luft, monoton und einnehmend.

Marco zuckte kaum merklich mit den Schultern. „Bäume. Ich bezweifele, dass es hier eine Zivilisation gibt.“

„Vielleicht sind wir die Ersten, die hier gelandet sind“, warf Thatch ein. Die Begeisterung in seiner Stimme war förmlich greifbar. „Dann können wir die Insel im Namen von Whitebeard beanspruchen.“

Doch Marco antwortete nicht. Immerhin waren sie keine Entdecker, sondern Piraten. Was sollten sie mit einer unbewohnten Insel? Insbesondere, wenn man sie nicht wiederzufinden vermochte, sobald der Nebel erneut aufgezogen war?

Ein Blick über seine Schulter hinweg verriet Marco, dass der Strand längst hinter ihnen zurückgeblieben war. Egal, in welche Richtung man schaute, überall wucherten Pflanzen. Wahrscheinlich war es einfach, sich hier zu verirren. Nur gut, dass Marcos Fähigkeiten das verhindern würden. Er brauchte nur über die Bäume hinausfliegen, um den richtigen Weg finden. Abgesehen davon hatte ihn sein Orientierungssinn bisher noch nie im Stich gelassen.

„Vielleicht gibt es hier Früchte oder so was“, entrann es ihm schließlich, als er über einen umgefallenen Baumstamm hinwegstieg.

Thatch trabte gelassen neben ihm her, während Ace längst die Führung übernommen hatte.

Obwohl der Himmel kaum sichtbar war, vermochte Marco ein fernes Plätschern zu vernehmen. Es hatte zu regnen begonnen. Das Blätterdach über ihren Köpfen sorgte jedoch dafür, dass die Tropfen sie kaum erreichten. Doch mit dem Geräusch des Regens gesellten sich noch andere Laute zu den Grillen in den Gebüschen um sie herum. Ein Rascheln hier und da ließ ihre Blicke hin und her wandern, während der Wind über die Insel und durch die Bäume und Sträucher zu fegen begann. Er hörte sich an wie ein Wispern.

„Werden wir beobachtet?“, fragte Thatch neben ihm mit gesenkter Stimme. Nur das Grinsen, das von seinem Wunsch nach Abenteuern sprach, ließ sich nicht vertreiben.

Marcos Gesicht blieb passiv, genauso desinteressiert wie zuvor. „Den Eindruck habe ich auch.“ Er kannte das Gefühl gut genug, einen Blick auf sich ruhen zu haben. Es stellte ihm die Nackenhaare auf. Doch das, was ihm zu denken gab, war Ace. Von dem Bengel war keine Spur mehr, irgendwo vor ihnen war er zwischen den Bäumen verschwunden.

„Spielen wir ihr Spiel mit?“ Thatchs Finger zuckten trotz seiner Frage etwas näher zu seinem Schwertgriff herüber, doch Marco nickte lediglich. Immerhin hatten sie keine Ahnung, wer oder was ihnen nachspionierte. Allerdings würden sie einen Vorteil haben, wenn ihr Gegenüber nicht bemerkte, dass sie längst von seiner Anwesenheit wussten. Es war taktisch klug ihn auszunutzen, wenn er einem geboten wurde.

Auch um Ace brauchte sich Marco eigentlich keine Sorgen zu machen. Der Junge konnte gut auf sich selbst aufzupassen. Glück schien er zudem auch genug zu besitzen. Zur Not würde er wahrscheinlich die Insel in Brand setzen, aber dann würden sie ihren Verfolger wenigstens unbefangen zu Gesicht bekommen.

Schweigend setzten die beiden Kommandanten unter fremden Blicken ihren Weg durch den dichten Wald fort.

 

 
 

 

 

„Was ist das?“, fragte Thatch nach einer gefühlten Ewigkeit. Er hielt in seinem Schritt inne und deutete mit dem Finger lässig auf die Schleimspur, die von den wenigen Tropfen, die den Erdboden überhaupt erreichten, nicht weggewaschen werden konnte.

Zum ersten Mal blieben sie seit dem Betreten des Waldes stehen.

Marco beäugte die Spur, folgte ihr mit dem Blick, ehe er den Verursacher im Dickicht ausmachen konnte. Um eine bessere Sicht zu erlangen hielt er ein paar Zweige beiseite. Sie gaben Sicht auf eine Schnecke. Ihr backsteinrotes Häuschen war breiter als Marco und reichte ihm bis zur Taille hinauf. Zwei lange Fühler ragten in die Luft, wandten sich zunächst in die eine und dann in die andere Richtung, bevor sie von dannen zog.

„Da hast du deine Antwort, Thatch.“ Damit ließ Marco von den Zweigen ab und ging weiter. „Frag dich lieber, wo Ace wieder hin ist.“

Von diesem war seit seinem Verschwinden keine Spur mehr gewesen. Nur ab und an knackte etwas um sie herum, was sich verdächtig wie das Zerbrechen eines Zweiges unter einer Schuhsohle anhörte. Allerdings bezweifelte Marco, dass das von Ace und nicht doch von ihren Verfolgern stammte. Ein Teil von ihm wollte sie einfach aus ihren Verstecken ziehen und zur Rede stellen, der andere dagegen abwarten, wie sich die Dinge von allein entwickelten. Wenn man sich ernsthaft mit ihnen anlegen wollte, wären sie längst angegriffen worden, dessen war sich Marco sicher.

Vor ihnen brach ein Tumult aus, der Marcos Kopf in die Höhe rucken ließ. Das Rascheln und Knacken kam näher und näher, es war schnell. Jemand hatte zu rennen begonnen. Marcos Schultern spannten sich instinktiv an, als ein Schatten aus dem Dickicht herausbrach.

„Marco! Thatch!“, brachte Ace keuchend hervor, als er abrupt vor ihnen zum Stehen kam. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein orangefarbener Hut hing an seinem Bändchen in seinem Nacken, die schwarzen Haare zerzaust. „Ihr glaubt nicht, was ich gerade entdeckt habe. Das müsst ihr euch ansehen.“

„Ace, wo zum Teufel hast du gesteckt?“, entfuhr es Thatch. Er klopfte Ace auf die Schulter, als wollte er sichergehen, dass es auch tatsächlich ihr zweiter Kommandant war.

Doch Ace wandte sich bereits erneut von ihnen ab und schritt in die Richtung zurück, aus der zuvor gekommen war. „Genau das müsst ihr euch ja ansehen!“

Thatch sowie Marco setzten sich ebenfalls in Bewegung, um seinen Worten Folge zu leisten. Dabei konnte sich Marco nicht vorstellen, dass es tatsächlich etwas Brauchbares war, was Ace inmitten des Dschungels entdeckt zu haben schien. Viel eher war es eine Käfersorte, die ihm zuvor noch nie unter die Augen gekommen war oder etwas dergleichen. Das würde zumindest zu dem jüngeren Mann passen.

Zusammen bahnten sie sich den Weg durch das Dickicht, während Zweige nach ihnen zu griffen und Wurzeln ihnen das Bein zu stellen versuchten. Umso tiefer sie vordrangen, umso dichter wurden der Wald und die Baumkronen über ihren Köpfen. Der Regen schaffte es schon lange nicht mehr, den Erdboden zu berühren, genauso wenig wie das Tageslicht.

Doch nach einigen Minuten begann die vorherrschende Dunkelheit vor ihnen zu weichen, bis alle drei auf eine Lichtung hinaustraten. Diese schaute auf ein riesiges Tal herunter – und ließ Marco beinahe überrascht die Augenbrauen zusammenziehen.

Ace deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Blockhütten hinunter, die in regelmäßigen Abständen dort unten erbaut worden waren. Sie formten Wege und Pfade zwischen sich, die auf einem Platz mündeten und auf der anderen Seite in den Wald hinein führten. Einige Kinder spielten mit einem Ball vor einem der Häuser und hier und da schlenderten Frauen und Männer umher, während in einem abgezäunten Bereich einige Ziehen Gräser fraßen.

„Ein Dorf...“, murmelte Thatch, obwohl auch Marco sich dessen längst bewusst gewesen war.

Ace nickte und schob mit einer Hand seinen Hut weiter in den Nacken, um seinen Nakama ein Grinsen schenken zu können. „Seht ihr, die Insel ist doch nicht so unbewohnt, wie wir gedacht haben.“

„Ace, das ist uns—“, begann Marco, doch ein Rascheln ließ ihn innehalten. Es war dasselbe Geräusch, das sie die gesamte Zeit über begleitet hatte, lediglich lauter, näher.

Er hielt inne und seine Augen wanderten über die umliegenden Büsche und Bäume, die ihm die Sicht versperrten. Dann sah er sie. Lauernd nährten sie sich ihnen an und traten ebenfalls aus dem Dickicht auf die Lichtung hinaus. Marco zählte sieben Männer, gekleidet in Tierfellen und mit Schwertern und Lanzen bewaffnet, die auf die drei Kommandanten gerichtet waren.

Aber während Ace’ Schultern sich anspannten und auch Thatchs Finger zu dem Griff seines eigenen Schwertes wanderten, verharrte Marco in seiner Haltung.

Zwar nahm er jede Bedrohung ernst und versuchte auch den Schmächtigsten aller Gegner nicht zu unterschätzen, doch das vor ihnen waren eindeutig keine Kämpfer. Zumindest nicht von dem Kaliber, wie sie es waren. Das sah man an ihren ungepflegten Waffen und auch an der fehlenden Muskelmasse. Nein, die bärtigen Männer vor ihnen wirkten eher drahtig, beinahe wie ausgehungerte Gestrandete in Marcos Augen.

„Wir wollen euch nichts Böses“, sagte einer von ihnen. Es war ein hochgewachsener Mann, der selbst Thatch um einen halben Kopf überragte. Er senkte seinen verrosteten Säbel ein Stück und trat vor, während die anderen sie auch weiterhin aufs Genauste im Auge behielten. Sein schwarzes Haar hing schweißnass seinen Schläfen herunter und im Gegensatz zu seinen Männern trug er kein Fell, sondern Leder aus Tierhaut hergestellt. „Mein Name ist Downes Buc. Was bringt euch auf diese Insel? Seit ihr Schiffbrüchige?“ Der zivilisierte Ton, in dem er sprach, war der genaue Gegensatz der äußerlichen Erscheinung.

„Wir sind zufällig über eure Insel gestolpert“, verkündete Thatch und zuckte mit den Schultern. „Sie tauchte mitten aus dem Nichts auf.“

Ace nickte daraufhin. „Wir sind auf Erkundungstour.“

„Ich verstehe...“, erwiderte Buc. Zeitgleich signalisierte er seinen Männern, die verschlissenen Waffen zu senken.

Marco hatte die Hände in den Hosentaschen seiner graublauen Dreiviertelhose vergraben, als er sie dabei beobachtete. Trotz allem entging ihm nicht, wie ein Schatten über das bärtige Gesicht vor ihnen fuhr. Einen, den er nicht zu deuten vermochte, der ihn jedoch nicht gänzlich losließ. Marco war schon zu lange in der Welt unterwegs, als dass er sein Misstrauen ablegen konnte oder gar wollte. Es hatte ihm schon unzählige Male das Leben gerettet.

Nur den Mitgliedern der Whitebeard-Piraten vertraute er und drehte er den Rücken zu, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie Whitebeard nicht hintergehen würden. Immerhin war es nicht reinste Nächstenliebe, dass er ein Auge auf die Neulinge in ihrer Bande warf. Nein, es war viel eher eine stumme Absicherung, die er sich selbst auferlegt hatte.

Es war dasselbe mit Ace gewesen, als dieser mitsamt seiner Mannschaft auf der Moby Dick gelandet war. Wie oft hatte er versucht, sich auf Whitebeard zu stürzen, bevor er einer von ihnen wurde? Marco hatte nie mitgezählt, obwohl er sich bewusst war, dass Vista die Zahl der Anschläge garantiert noch im Kopf haben würde.

„Dann lasst uns unsere Gastfreundschaft zeigen“, holte Buc Marco inzwischen aus seinen Gedanken. Ein Lächeln, das unter dem dichten Bart vage blieb, zeigte sich auf seinen Zügen, als er eine Armbewegung in das Tal herunter machte, in welchem das kleine Dorf erbaut worden war. „Wir kriegen nicht oft Gäste hier. Um ehrlich zu sein, seid ihr die ersten in über zwanzig Jahren.“

Ace sowie Thatchs Mund klappte augenblicklich auf und auch Marcos Augenbraue zuckte kaum merklich höher. Zwanzig Jahre waren eine lange Zeit – gerade, wenn man bedachte, wie viele Piraten auf der Grandline unterwegs waren und doch keiner hier an Land gegangen sein sollte.

Von diesem Standpunkt konnte es Marco sogar nachvollziehen, dass man sie beschattet hatte. Ebenso war verständlich, weshalb die Männer vor ihnen wie alles andere als Kämpfer aussahen und ihre Waffen sich in diesem schlechten Zustand befanden. Sie brauchten keine gute Taktik oder Verteidigung, wenn sie abgeschieden von dem Rest der Welt lebten.

„Hat das mit dem Nebel in dieser Gegend zu tun?“, fragte Marco. Trotz der gelangweilten Stimmlage, folgte er Buc den Hügel herunter.

Thatch und Ace gingen hinter ihnen her, gefolgt von den restlichen Inselbewohnern, die ihnen mit gemischten Gefühlen nachsahen. Sie wirkten wie menschenscheue Tiere, die nicht wussten, ob sie kämpfen oder fliehen sollten.

Buc warf Marco einen Seitenblick zu. „Genau. Er lichtet sich nur alle fünfundzwanzig Jahre. Ansonsten ist unsere Insel unauffindbar. Sie ist auch auf keiner Karte verzeichnet, soweit ich weiß.“

Marco schwieg. Das erklärte zumindest, wie sie überhaupt über diese Insel gestolpert waren. Es war genauso passiert, wie Buc es gesagt hatte. Der Nebel hatte sich gelichtet, obwohl es bekannt war, dass die Schleier im Misty Gray-Gewässer niemals verschwanden und dann hatte Santa die Insel gesichtet, die eigentlich nicht existieren durfte. Es war nicht schwer vorstellbar. In seinem Leben hatte er schon eine Menge absurder Dinge erlebt. Gerade auf der Grandline war man davor nicht gefeit – und wenn es Teufelsfrüchte gab, warum sollte es da nicht auch eine Insel geben, die nur alle fünfundzwanzig Jahre erreichbar war?

„Das Schiff unserer Vorfahren war damals bei einem Hurrikan beschädigt worden und gesunken. Sie haben sich auf diese Insel – sie haben sie Nebulous Island getauft – gerettet, die seither als unser Zuhause dient“, erzählte Buc weiter, während sie das Tal erreichten.

Die Blicke der Einwohner, die ihnen auf den Pfaden entgegen kamen, folgten ihnen aufmerksam, als sich ihre Kolonne den Weg durch das Dorf suchte. Vor allem die Kinder, die vor einigen Minuten noch mit ihrem Ball gespielt hatten, besahen sich die Fremden mit großen Augen. Wahrscheinlich waren sie nicht älter als zehn, was bedeutete, dass sie noch nie andere Menschen zu Gesicht bekommen hatten.

Ein Blick über Marcos Schulter bestätigte, dass Thatch und Ace noch immer hinter ihm liefen. Beide grinsten, aber was hatte Marco auch erwartet? Für sie musste diese Insel praktisch ein Paradies sein – versteckt und unberührt und gastfreundlich wie sie schien.

The Inhabitants.

Buc führte die Piraten und ihre Eskorte zielsicher durch das kleine Dorf. Dieses mündete in seinem Zentrum auf einem weiten Platz, der auch von dem Abhang, auf dem sie zuvor gestanden hatten, sichtbar gewesen war. Es war der Ort, an dem das eigentliche Leben auf der Insel zu herrschen schien.

Hölzerne Tische und Stühle waren unter Blütenbäumen aufgestellt worden, beladen mit Essen und schwatzenden Menschen.

„Unsere Insel gibt nicht viel her, aber wir teilen hier alles brüderlich. Also fühlt euch wie zu Hause“, erklärte Buc, obwohl Marco der einzige war, der seinen Worten Gehör schenkte.

Thatchs sowie Ace’ Aufmerksamkeit hatte sich bereits anderen Dingen gewidmet. Das vermochte er ganz deutlich an ihren langsam gewordenen Schritten zu erkennen, da er noch immer gelegentlich einen Blick zurückwarf. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich beide Männer zu entfernen begannen – in zwei vollkommen unterschiedliche Richtungen. Ace steuerte einige der Tische an, auf denen Teller und Schüsseln mit Salat und Fleisch standen, während Thatch sich einer Traube aus jungen Frauen annäherte.

Marco verdrehte unwillkürlich die Augen. „Dafür, dass du vor fünf Minuten noch so vorsichtig gewesen bist, bist du plötzlich sehr vertrauensselig.“ Dabei handelte es sich um eine ganz einfache Feststellung, die weder Misstrauen noch Drohung enthielt. Allerdings hatte es Marco noch nie gemocht, wenn andere wussten, was in seinem Kopf vorging. Insbesondere in Kämpfen erwies sich das von Nutzen, denn jede Regung in dem Gesicht eines Menschen würde früher oder später analysiert und ausgenutzt werden.

Doch Buc studierte ihn lediglich von der Seite, während er in seinem Schritt innehielt.

Marco tat es ihm gleich. Als er hinter sich linste, war von den Männern, die sie hierher eskortiert hatten, keine Spur mehr zu sehen. Nicht einmal zwischen den anderen Inselbewohnern oder an den Tischen waren sie auffindbar. Auch das gab Marco zu denken.

Er hatte schon einige Inseln in seinem Leben besucht, die unterschiedlichsten Kulturen kennen gelernt, weshalb er sich mit einer guten Menschenkenntnis rühmte. Mit einem sechsten Sinn, der ihm sagte, wenn etwas nicht ganz koscher war.

In diesem Moment hörte er die Alarmglocken klingeln, obgleich kein Muskel in seinem Gesicht zuckte und er auch weiterhin die Hände gemütlich in den Hosentaschen vergraben hatte. Etwas Seltsames ging hier vor. Das spürte er deutlich, auch wenn er nicht bestimmen konnte, was es war.

„Findest du?“, fragte Buc schließlich und abermals zeigte sich ein vages, aber eindeutig amüsiertes Lächeln unter seinem dichten Bart. „Lass mich dir unseren Bürgermeister vorstellen. Vielleicht findest du ihn vertrauensseliger.“

Damit winkte Buc ihn heran und setzte seinen Weg fort. Er steuerte einen Tisch am Rand des Platzes an, an dem ein alter Mann sowie einige Jungen platzgenommen hatten.

„...und so entstand Nebulous Island“, endete der Alte soeben. Seine Augen, die unter buschigen Brauen verschollen lagen, wanderten über die Kinder, die an seinen Lippen klebten. Auch er trug einen Bart, jedoch kürzer und so grau wie ein bewölkter Himmel.

Einer der Jungen hob die Hand. „Ist das wahr? Oder nur eine Legende?“

„Ja... hat die Insel wirklich eine Teufelsfrucht gegessen?“, fragte ein zweiter und zuckte verständnislos mit den Schultern. „Hat sie einen Mund?“

Doch gerade als der alte Mann zu einer Antwort ansetzen wollte, trat Buc vor und machte auf sich aufmerksam. Eine Hand legte sich auf die Schulter des Bürgermeisters, als er sich vorlehnte und mit der anderen Hand eine ausschweifende Geste in Marcos Richtung machte.

„Ah... willkommen! Willkommen auf Nebulous Island, mein Freund“, entwich es dem Alten. Zeitgleich deutete er mit dem Finger auf einen der freien Stühle auf der anderen Tischseite, auf der sich Marco daraufhin auch niederließ.

„Es ist so selten, dass wir Besuch bekommen. Ich bin Bürgermeister Tirpitz“, fügte er hinzu, als die gesamte Aufmerksamkeit der Jungen auf Marco ruhte. „Hast du Hunger? Bediene dich ruhig.“ Mit diesen Worten schob der Bürgermeister ihm eine geschnitzte Schüssel mit Fleischspießen herüber. „Das Fleisch der Nuevas ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber es füllt den Magen.“ Er lachte heiser und Marco sah auf.

„Nuevas?“

„Schnecken“, antwortete Buc. „Sie sind heimisch hier. Das feuchttropische Klima macht es ihnen leicht, sich zu vermehren.“

Daraufhin verzog sich Marcos Gesicht. Er wusste genau, von welcher Sorte von Schnecken sie sprachen, da sie immerhin einer der Nuevas auf dem Weg hierher begegnet waren. Allein der Gedanke an die hinterlassene Schleimspur tötete jeglichen Appetit, den Marco hätte haben können. Gut, dass er an Bord der Moby Dick heute früh noch die Kombüse aufgesucht hatte.

Seine Augen wanderten gelangweilt über den Platz, suchten und fanden Thatch und Ace. Thatch stand mit einem Fleischspieß zwischen den Frauen und erzählte ihnen etwas mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, während Ace zurückgelehnt an einem der Tische saß. Sein Hut hing an seinem Bändchen im Nacken und der schlafenden Haltung nach zu urteilen, war er mal wieder beim Essen eingenickt. Das würde zumindest das kleine Mädchen erklären, das ihm mit dem Finger immerzu in die Wange piekte.

Was sie wohl dazu sagen würden, wenn sie wüssten, dass sie Schneckenfleisch aßen? Bei Ace konnte sich Marco vorstellen, dass es ihn nicht stören würde, doch Thatch war schon etwas penibler in seiner Nahrungsauswahl.

„Nein, danke“, sagte Marco schließlich und schob die Schüssel wieder etwas von sich, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

„Dann erzähl uns von dem Leben da draußen. Was sich dort zuträgt, ja?“, erwiderte Tirpitz und klatschte in die Hände. Mit dem Lächeln auf den Lippen wirkte er wie ein übergroßes Kind.

Hatte sich Marco geirrt in seiner Skepsis diesen Leuten gegenüber? Womöglich freuten sie sich tatsächlich lediglich über das Eintreffen von Besuchern der Insel, über Neuigkeiten der Welt betreffend, die diese Generation nicht kannte.

„Es herrscht das Piratenzeitalter“, erklärte Marco mit monotoner Stimme und sein Kinn landete auf seiner Handfläche. „Ein kleines Dorf wie dieses wäre auf der Grandline wahrscheinlich schon vor einem Jahrzehnt überfallen worden. Sieht so aus, als wäre der Nebel hier eine Art Schutz.“ Bei diesen Worten ließ er den Blick wandern, hoch zu den Baumwipfeln hinauf, obwohl die Nebelschwaden inzwischen gänzlich verzogen waren und der Himmel aus einem grünen Blätterdach bestand.

Tirpitz’ Augen ruhten auf Marco und die Begeisterung war schlagartig aus seinem Gesicht gewichen. „Heißt das, ihr seid auch Piraten?“

Abschätzend betrachtete Marco ihn. Er wog seine Worte ab. Wahrscheinlich hatten diese Leute auch keine große Ahnung von Piraterie.

„Ja, sind wir. Aber wenn wir euch hätten überfallen wollen, hätten wir das längst getan“, stellte er daher klar und zuckte mit einer Schulter.

Das schien den alten Mann zu beruhigen, während die Kinder Marco auch weiterhin mit einem Funkeln in den Augen ansahen. Marco war sich bewusst, was dieser Ausdruck bedeutete. Im Grunde gab es ohnehin nur zwei verschiedene Reaktionen auf die Begegnung mit einem Piraten: Enthusiasmus, der mit ihrem Lebensstil einherging, oder Abneigung, die aus Furcht geboren wurde. Marco hatte beides schon oft genug beobachten können.

„Werdet ihr die See dann vermissen?“, fragte Tirpitz und strich sich den grauen Bart glatt. „Ich meine... weil ihr sie doch nie wiedersehen werdet“, fügte Tirpitz hinzu, als Marco ihm nicht antwortete, sondern ihn verständnislos ansah. „Oder hat Buc euch das noch nicht gesagt? Na ja, wer kann es ihm verübeln? Wer möchte eine Nachricht wie diese schon überbringen...“ Der Alte runzelte die Stirn und wog wehleidig den Kopf von einer Seite zur anderen. „Sobald man Nebulous Island betreten hat, kann man sie nicht mehr verlassen, mein Junge.“

Marco ließ die Hand sinken, auf der zuvor sein Kinn gestützt war. „Was meinst du damit?“

„Wie das genau funktioniert, wissen wir auch nicht. Nebulous Island ist ein Mysterium, das auch die klügsten Leute hier noch nicht enträtseln konnten. Es gibt nur Legenden. Eine besagt, die Insel habe von einer Teufelsfrucht gegessen – davon habe ich gerade den Jungen hier erzählt. Natürlich nicht gegessen wie du und ich, aber sie soll bei einem Erdbeben tief ins Innere der Insel gefallen sein. Sie ist einsam und hält seine Bewohner deshalb hier gefangen. Als unsere Vorfahren Schiffbruch erlitten haben, sind sie durch den Wald gelaufen, um nach Essen zu suchen. Das Meer aber... das haben sie nie mehr wiedergefunden. Egal, in welche Richtung man geht, die Küste ist und bleibt unauffindbar.“

Die Nüchternheit mit der Tirpitz ihm diese Geschichte erzählte, sprach davon, dass es ihm ernst war – und trotzdem fragte sich Marco einen kurzen Augenblick lang, ob man ihn gerade auf den Arm zu nehmen versuchte. Eine Insel, die Teufelskräfte haben sollte? War so etwas überhaupt möglich?

Marco starrte den Bürgermeister an, doch da keine Spur von einem Witz, sondern lediglich eine unendliche Traurigkeit in dem faltigen Gesicht ablesbar.

 

 
 

 

 

Es war keine Besorgnis, sondern viel eher eine Unruhe, die sich in Marco manifestierte, als er noch einige Minuten länger am selben Tisch mit dem Bürgermeister und den Kindern saß. Insbesondere dann, als Tirpitz ihm von freistehenden Hütten erzählt, die sie beziehen konnten. Das war der Moment, an sich Marco erhob und davon schlenderte. Eine Erkundungstour war eine Sache, hier auf ewig festzusitzen eine gänzlich andere.

„Wir gehen“, war alles, was er sagte, als er Thatch erreichte und ihn am Arm von den Frauen wegzog, die förmlich an seinen Lippen zu hängen schienen – ungewöhnlich wie es war.

Thatch warf ihm einen irritierten Blick zu, der anschließend zu den Frauen zurückkehrte, die ihnen nachsahen. „Warum? Jetzt schon? Wieso hast du es so eilig?“

Doch Marco setzte seinen Weg schweigend zu dem Tisch fort, an dem Ace saß.

Thatch folgte ihm missmutig, einen weiten Fleischspieß in der Hand tragend und nicht mehr nachfragend. Letztendlich hatte Marco schließlich das Kommando unter ihnen und das schien der andere Kommandant zu verstehen.

Ace war bereits wieder erwacht und schaufelte sich den Salat in den Mund, der als einziger von dem Essen auf dem Tisch übrig war. Soße klebte ihm am Mundwinkel, doch Marco setzte ihm lediglich den im Nacken hängenden Hut auf den Kopf. „Es wird Zeit zu gehen, Ace.“

„Huh?“ Verwirrt sah er zu seinen Nakama auf, doch Thatch zuckte mit den Schultern, woraufhin sich sein Blick gänzlich auf Marco richtete.

Dieser rollte bei diesem Anblick mit den Augen. „Ich weiß nicht, ob es stimmt oder nicht, aber der Alte da drüben“, begann Marco und deutete mit dem Daumen in die Richtung von Bürgermeister Tirpitz, „sagt, dass wir auf der Insel gefangen sind. Alle, die einmal Fuß auf sie setzen, kehren nie wieder auf das Meer zurück, weil sie es nicht finden können.“

Daraufhin klappten sowohl Thatchs als auch Ace’ Mund auf.

„Übrigens ist dies das Fleisch einer der Schnecken, die wir begegnet sind, Thatch“, fügte Marco gelangweilt hinzu und nickte zu dem Spieß, den Thatch bei sich trug.

Dieser verzog das Gesicht, starrte den Spieß an und ließ ihn abrupt fallen. Er landete auf dem Boden zu seinen Füßen, während sich Thatch die Zunge an seinem weißen Hemd abwischte. Aber genauso wie Marco zuvor gesagt hatte, war von Ace keinerlei Regung zu erkennen.

„Und jetzt lasst uns sehen, dass wir hier wegkommen“, sagte Marco und wandte sich ab.

Die Blicke der Dorfbewohner folgten ihnen, doch niemand hielt sie auf oder stellte sich ihnen in den Weg. Dabei vermochte Marco nicht zu bestimmen, ob ihre Abwesenheit ihnen letztendlich egal war oder sie davon ausgingen, dass sie ohnehin zurückkehren würden, sobald sie festgestellt hatten, dass sie Nebulous Island nicht verlassen konnten. Allerdings ließ Marco es unkommentiert, als er mit Thatch und Ace im Schlepptau dem Pfad folgte, der sie vom Tal zurück in den dichten Wald brachte.

„Wie soll man eine Insel nicht verlassen können?“, fragte Thatch, als sie den Waldrand erreicht hatten. Die Stimmen der Bewohner waren nur noch ein fernes Hintergrundgeräusch wie das Zwitschern von Vögeln. „Man muss doch bloß geradeaus laufen...“

Genau das taten sie auch. Marco konnte sich zwar nur an die grobe Richtung erinnern, aus der sie gekommen waren, doch letztendlich liefen sie genauso querfeldein, wie sie überhaupt erst dieses versteckte Tal erreicht hatten. Denn es spielte keine Rolle, wohin sie schauten, da alles zugewuchert war. Niemand sagte etwas, insbesondere nachdem Marco Thatch und Ace auch die sogenannte Legende dieser Insel erzählt hatte.

Bereits nach wenigen Minuten betätigte ein Blick zurück, dass das kleine Tal längst wieder vom Wald verschluckt worden war, als hätte es diese Absenkung mitsamt dem Dorf nie gegeben. Nur der getrocknete Klecks Soße an Ace’ Mundwinkel erinnerte an diese seltsame Begegnung.

„Hätten wir das Ufer nicht schon längst erreichen müssen?“, fragte Thatch mit gesenkter Stimme. Sein Ton machte deutlich, dass er die Worte des Bürgermeisters durchaus ernst nahm. Von seinem typischen Grinsen war im Moment nichts mehr zu sehen, doch Marco konnte es ihm nicht verübeln. Es gab wohl kaum etwas Schlimmeres, als auf ewig auf einer Insel festzusitzen und damit von ihrer restlichen Bande, von ihrer Familie, getrennt zu sein. Wobei es viel eher die Tatsache war, dass man sie nach längerer Abwesenheit suchen gehen würde, die Marco Bedenken machte.

„Wahrscheinlich ist der Wald nur so dicht, dass wir im Kreis laufen“, erwiderte Marco.

Ace’ Hand entflammte daraufhin, ganz so, als hätte er auf diese Gelegenheit gewartet. „Ich kann ihn weniger dicht machen, wenn du willst“, warf er ein, doch Marco begann den Kopf zu schütteln.

In dem Moment, in dem sich sein Mund jedoch öffnete, um zu einer Antwort ansetzen zu können, begann die Erde unter ihren Füßen zu beben.

Marco hatte Mühe seine Balance zu halten, während Thatch auf den Hintern fiel. „Was ist das? Ein Erdbeben?“, rief er aus. Zeitgleich sah Thatch zu den wackelnden Bäumen auf.

Marcos Blick hing jedoch an der Erde hinter Ace, die sich unter Geisterhand auf einem Haufen sammelte. Steine und Sand krochen über den Boden auf einander zu, türmte sich auf, als würden sie leben, höher und höher.

„Ace, pass auf!“

Doch Marcos Worte kamen zu spät, die Erde kollabierte über der Feuerfaust und begrub sie unter sich. Anschließend kehrte eine Totenstille ein, die nicht einmal von dem Zirpen einer Grille unterbrochen wurde. Auch das Beben war verebbt, so dass Thatch sich auf die Beine kämpfen konnte.

Marco hatte mit wenigen Schritten den Erdhaufen erreicht und begann zu graben. Zwar war Ace mit seiner Teufelskraft nahezu unverwundbar, doch diesen Angriff hatte er nicht kommen sehen, weshalb er sich wohl kaum darauf hatte vorbereiten können.

Thatch fiel neben ihm auf die Knie und tat es ihm gleich. Gemeinsam trugen sie den Sand ab, bis Ace hustend aus ihm herausbrach und sich aufsetzte. „Was zum Teufel... war das?“, brachte er mit kratzender Stimme hervor, als Marco ihm auf die Schulter klopfte und Thatch seinen Hut ausbuddelte.

„Eine gute Frage...“ Wirklich beantworten konnte Marco sie nicht.

Thatch stülpte Ace inzwischen seinen Hut über, hockte aber auch weiterhin neben seinen zwei Nakama auf dem Boden. „Es muss die Insel gewesen sein...“

Daraufhin warf Marco ihm einen Blick zu. „Red keinen Unsinn, Thatch.“

Aber die seltene Ernsthaftigkeit lag noch immer auf dem Gesicht des braunhaarigen Kommandanten. Es hatte durchaus etwas Beunruhigendes, jemanden, der das Leben als einen einzigen Spielplatz ansah, plötzlich besorgt zu sehen. Oft kam es nicht vor – Marco vermochte sich nicht einmal zu erinnern, wann er diesen Ausdruck das letzte Mal auf Thatchs Gesicht gesehen hatte.

Schweigend erhob sich Marco und schaute sich um. War an der Legende etwas dran? Waren hier tatsächlich Teufelskräfte am Werk? Jemand hatte offensichtlich nicht gewollt, dass Ace sein Feuer benutzte. Ob das nun an der unvermeintlichen Zerstörung des Waldes lag oder sie einfach nur daran hindern wollte, einen Ausweg aus dem Dickicht zu finden, blieb fraglich.

„Wenn wir die Küste so nicht erreichen, dann schau ich mir das Ganze einfach von oben an“, war alles, was Marco an seine zwei Begleiter gerichtet sagte.

Einen Augenblick stand er noch neben ihnen, im nächsten stieß er sich vom Boden ab und begab sich in die Lüfte, seine Arme sich in blaue Schwingen verwandelnd. Er stieg bei den vielen Ästen und Blättern nur langsam auf. Umso höher er kam, umso dichter wurde zudem das Geäst, als wollte es ihm den Weg versperren. Doch das war bloß Einbildung. Eingeredet von Thatch, der noch immer auf dem Boden hockte und wahrscheinlich den Atem anhielt, als er Marco bei seinem Vorhaben beobachtete. Kurz riskierte er einen Blick in die Tiefe, bevor er sich mit ein paar Flügelschlägen höher beförderte.

Grauer, bewölkter Himmel wurde stellenhaft sichtbar und ein siegreiches Lächeln zog an Marcos Mundwinkeln. Er wollte gerade die Baumwipfel hinter sich zurücklassen, als sich etwas um sein Fußgelenk wickelte. Gleich darauf spürte er auch etwas an seinen Flügeln und seinem Oberkörper. Marco sah an sich herunter, als sich die Fesseln um ihn festigten.

„Ranken...!“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Egal, wie er sich gegen ihren Halt sträubte, er konnte sich nicht befreien. Stattdessen zogen sie ihn mit einem Ruck herunter, mit mehr und mehr Schwung dem Erdboden entgegen.

Schmerz explodierte in seinem Rücken und Hinterkopf, als Marco auf der Erde aufkam. Mit allen vieren von sich gestreckt blieb er liegen, während die Ranken sich von ihm lösten und in den umliegenden Bäumen verschwanden. Nach einer Weile, in der sein Körper sich dank seiner Teufelskräfte wieder regeneriert hatte, setzte sich Marco auf.

„Was will die blöde Insel von uns?“, entwich es Ace, der mit finsterem Blick in den Wald starrte. Er hatte sich inzwischen erhoben, den Dreck von der Kleidung geklopft und die Hände zu Fäusten geballt.

„Die Frage ist wohl eher, was wollen wir jetzt unternehmen?“, gab Thatch zu bedenken und kratzte sich an seinem bärtigen Kinn.

Doch Ace hob bereits die Faust. „Dann müssen wir halt wirklich Gewalt einsetzen. Die Ranken, die Marco am Aufsteigen hindern, kann ich abfackeln!“

„Nein“, sagte Marco und zum ersten Mal an diesem Tag war seine sonst so teilnahmslose Stimme von Nachdruck erfüllt, die seine Nakama abrupt innehalten ließ.

Inzwischen erhob sich Marco mit knackenden Knien und richtete das violette Hemd, das ihm offen um die Schultern hing. „Hast du vergessen, was gerade eben passiert ist, als du dein Feuer anwenden wolltest, Ace? Sobald du versuchst, die Ranken zu verbrennen, wird... die Insel oder was auch immer dein Feuer mit Erde löschen. Wahrscheinlich kann das Spiel ewig so gehen, bis sich eine Seite verausgabt hat – und ich habe den Eindruck, dass das unsere sein wird.“

„Was sollen wir sonst machen, Marco?“, verlangte Ace zu wissen. Natürlich ärgerte es einen Hitzkopf wie Ace, wenn man ihn seinen Freiraum auf diese Art und Weise beraubte und aus ihm einen Gefangenen machte. Doch Gewalt würde sie nicht weiterbringen, dessen war sich Marco sicher.

„Wir gehen zurück zum Tal – insofern wir es wiederfinden“, sagte er deshalb. „Diese Leute kennen sich besser mit dieser Insel aus als wir. Wenn es eine Möglichkeit gibt, sie zu verlassen, dann werden wir mit ihrer Hilfe eher darauf kommen.“

Thatch hob eine Augenbraue. „Meinst du nicht, dass sie die Insel längst verlassen hätten, wenn sie wüssten wie? Trinidad - eine der Frauen - hat gesagt, dass niemand ihr je entkommen sei. Niemand, Marco!“

Doch davon ließ sich Marco nicht entmutigen, weshalb er mit den Schultern zuckte, ehe er sich in Bewegung setzte. „Vielleicht sind sie sich auch nur nicht bewusst, dass sie es wissen. Kommt ihr?“

 

 
 

 

 

Es war seltsam, wie schnell sie das Tal wiederfanden. Beinahe so, als gaben die Bäume und Sträucher der Insel den Weg dorthin frei – wollte man denn daran glauben.

Marco stand dem jedoch auch weiterhin mit gemischten Gefühlen gegenüber. Es konnte sich hierbei schließlich auch genauso gut um einen Trick handeln, den sie bisher einfach nicht durchschaut hatten.

Während ihrer Abwesenheit hatte sich der Buffetplatz des Dorfes ein wenig geleert und auch von Bürgermeister Tirpitz war längst keine Spur mehr. Allerdings nahm Marco aufgrund der zunehmenden Dunkelheit an, dass sich langsam aber sicher der Abend über die Insel legte. Noch schneller hier unten, unter dem dichten Blätterwerk, das sie von der restlichen Welt abzuschirmen schien.

„Da seid ihr ja wieder!“, schallte eine tiefe Stimme zu ihnen herüber, als sie den weiten Platz mit seinen Tischen und Stühlen erreichten. Es war Downes Buc, der auf sie zugeschritten kam. Der Säbel hing locker an seiner Hüfte und seine Arme bereitete sich freundlich aus. „Einige von uns haben sich schon gefragt, wann ihr wieder auftaucht.“

„Wir wurden von der bescheuerten Insel attackiert“, sprudelte es aus Ace heraus. Er hatte das Gesicht verzogen, doch Marco vermochte die Wut, die unter seiner Oberfläche brodelte, selbst durch die abgehackte Handbewegung zu erkennen. Immerhin war Ace bereits seit neun Monaten ein Mitglied ihrer Bande und nicht schwer durchschaubar, wenn man ihn erst einmal kannte.

Doch Buc schien nicht sonderlich überrascht, sondern strich sich lediglich einige der wuseligen Haarsträhnen aus der Stirn. „Hat euch Bürgermeister Tirpitz nicht gesagt, dass das passiert, sobald man versucht die Insel zu verlassen oder sie beschädigen?“ Eine Antwort wartete er jedoch nicht ab, sondern fuhr sogleich fort. „Aber kommt erst mal mit. Ich zeige euch, wo ihr euch ausruhen könnt.“

Obwohl sich Marco bewusst war, dass er in dieser Nacht kein Auge zu tun würde, setzte er sich mitsamt Thatch und Ace schweigend in Bewegung. Ewig hier herumzustehen, brachte sie immerhin ebenso wenig weiter.

Der drahtige Mann mit dem Vollbart führte sie zwischen den Blockhütten hindurch, die das Tal säumten, bis sie bei einer abgelegeneren ankamen. Im Gegensatz zu den restlichen brannte kein Licht im Inneren und sie wurden beim Eintreten von nichts anderem als Schatten begrüßt, bis Buc mit zwei Steinen Feuer in dem kleinen Kamin entfachte.

Knisternd leckten die Flammen an dem Holz entlang und schickten ihnen Wärme entgegen. Das Haus war mit einem Tisch und einigen Stühlen, sowie vier Strohmatten ausgestattet, die als Betten dienen sollten.

Ace warf sich sogleich auf eine von ihnen, um sie auszutesten, während Thatch interessiert zum einzigen Fenster herantrat und ins Freie spähte. Wahrscheinlich, damit er Ausschau nach den Frauen halten konnte, mit denen er zuvor angebändelt hatte.

„Habt ihr immer ein Gästehaus parat, obwohl ihr keine Besucher erwartet?“, fragte Marco und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.

Buc schüttelte den Kopf, selbst als seine Schultern sackten. „Die Familie, die hier gelebt hat, ist vor einigen Wochen an einem ansteckenden Virus umgekommen.“ Anschließend sah er auf und zwang sich zu einem Lächeln. „Aber keine Sorge, der Virus stirbt schon innerhalb von ein, zwei Tagen ab, wenn er keinen menschlichen Körper findet. Wir haben zwar nicht viel hier, aber unsere Vorfahren waren Forscher und haben uns großes Wissen hinterlassen. Aber ruht euch jetzt aus. Ihr seht aus, als könntet ihr ein bisschen Schlaf vertragen.“ Mit diesen Worten machte Buc auf dem Absatz seiner Sandalen kehrt und verließ die kleine Hütte.

Er hinterließ eine Stille, nur begleitet von einem leisen Schnarchen, das Marco einen Blick in Ace’ Richtung werfen ließ. Hatte seine Narkolepsie abermals zugeschlagen? Oder war es eine ganz normale Müdigkeit, die jeder einmal verspürte? Marco schätzte auf ersteres, als er sich an dem kahlen Tisch niederließ. Nur eine Laterne war dort abgestellt, die man entzünden konnte, sollte man noch mehr Licht brauchen.

„Ich werde mich morgen noch mal mit Tirpitz unterhalten.“

„Und ich werde mich mit Trinidad...“, erwiderte Thatch vom Fenster aus. „Ihr Haar ist so blond, dass es aussieht wie pures Gold, Marco. Und ihre Stimme... Ich muss sie dir unbedingt vorstellen!“

Gelangweilt stützte Marco die Arme auf der Tischplatte ab und musterte seinen Nakama von der anderen Seite der Hütte aus. „Dazu solltest du dich wahrscheinlich erst mal hinlegen und schlafen.“ Prinzipiell konnte es Marco zwar kaum weniger kümmern, ob Thatch die ganze Nacht am Fenster hing, anstatt sich etwas Erholung zu gönnen, doch er wollte sich nicht die gesamte Zeit über romantische Vergleiche über diese Trinidad anhören. Über eine weitere Frau auf einer weiteren Insel...

Wie lange Thatch letztendlich noch am Fenster stand und in die Nacht hinausstarrte, vermochte Marco jedoch nicht zu sagen, da er längst wieder den Blick abgewandt hatte. Irgendwann vernahm er jedoch Schritte und das Rascheln des Strohs, als er sich niederließ. Wenige Minuten später war Thatch eingeschlafen und auch Marco döste gelegentlich weg.

Seine Träume waren wirr, nichts weiter als Bruchstücke, die vor seinem inneren Auge vorbeizuckten. Er befand sich auf Nebulous Island, mehr und mehr von den Jungs kamen dabei an Land. Aus zehn Männern wurden zwanzig, aus zwanzig zweihundert. Sie kamen und kamen, bis die Nahrungsvorräte knapp wurden und man keinen verlassenen Ort auf der Insel mehr finden konnten.

Als Marco das nächste Mal aus seinem Schlaf schreckte, fiel bereits das wenige Tageslicht durch das Fenster, welches es überhaupt erst durch die dichten Bäume schaffte, den Erdboden zu berühren.

Verschlafen rieb sich Marco die Augen, ehe er zu den Strohmatten herüberschielte. Ace hatte sich auf die Seite gedreht, der Hut in seinem Nacken verborgen und die Beine angezogen. Sein leises Schnarchen erfüllte noch immer die Hütte, doch von Thatch war keine Spur. Nicht, dass das Marco in irgendeiner Weise überraschen konnte. Nein, Marco war sich sicher, dass er dieser Trinidad schon in aller Frühe nachstieg.

Ohne Ace zu wecken verließ Marco die Hütte. Er streckte sich genüsslich, während sein Blick über die Umgebung wanderte. Entgegen seiner Erwartungen waren die Bewohner von Nebulous Island längst auf den Beinen. Kindern rannten umher, während Erwachsene Körbe mit Obst und Gemüse auf den Platz mit den Tischen und Stühlen brachten. Untere jenen war eine Blondine, die unwillkürlich Marcos Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihr welliges Haar, das ihr bis zur Hüfte herunterreichte, hatte nicht die Farbe von Gold, doch es kam nah heran. War das Trinidad? Wenn dem so war, wo befand sich Thatch?

Einen Augenblick folgte Marco der jungen Frau mit den Augen, bevor er ihr gänzlich hinterher schlenderte.

Es dauerte nicht lange, bis er sie eingeholt hatte, woraufhin sie ihm ein schmales Lächeln schenkte. Eines, das davon sprach, dass sie ihn kannte, dass sie wusste, dass er einer der Neuankömmlinge sein musste.

„Bist du Trinidad?“, fragte Marco. Smalltalk war das Letzte, auf was er im Moment Lust hatte, weshalb er gleich auf den Punkt zu kommen gedachte.

Das Lächeln schwoll an. „Ja. Wo hast du deinen Freund gelassen? Den mit den braunen Haaren.“ Ihre Stimme war hoch, ohne dabei quietschend zu wirken. Ebenso wie sie kleine Augen besaß, die sich trotz allem nicht in ihrem Gesicht verloren.

Marco hob eine Augenbraue. „Ich dachte, er ist bei dir.“ Immerhin konnte die Wahrscheinlichkeit bei einer Population von weniger als hundert Menschen nicht besonders hoch sein, dass es mehrere Trinidads gab. Oder etwa doch?

Doch Trinidad zuckte mit den Schultern und ließ ihren Blick über Marcos Schulter hinwegwandern. „Ich hab' ihn seit gestern Nachmittag nicht mehr gesehen.“ Das Lächeln auf ihren Lippen nahm etwas Verschmitztes an, während sie den Korb mit den Früchten enger an ihre Brust presste. „Aber sag’ ihm, dass ich ihm einen Platz an meinem Tisch reserviere.“

Sie zog von dannen und ließ Marco alleine zurück.

Dieser stemmte die Arme in die Hüften, als er ihr nachsah. Nein, das war eindeutig die Trinidad, von der Thatch gesprochen hatte. Darin bestand keine Frage. Hatte sich Thatch eventuell einfach nur kurz abgeseilt gehabt und war längst zurück?

Langsam schlenderte Marco zur Hütte um nachzusehen. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er etwas übersehen hatte, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Doch was sollte das sein? Abgesehen von einer Insel, die ihre Bewohner nicht freigeben wollte, verstand sich.

The old Man.

Der Sand knirschte unter Marcos Sandalen, als er dem Pfad folgte. Er kam an einem Brunnen vorbei, aus dem zwei Frauen soeben Wasser schöpften, doch schenkte ihnen nicht mehr als einen kurzen Seitenblick. Seine Konzentration lag viel eher auf der Wegbeschreibung, die ihm ein Bewohner gegeben hatte, als er nach der Hütte des Bürgermeisters gefragt hatte. Die befand sich auf der anderen Seite des Tals – und als Marco den Fußweg zurücklegte, wurde ihm erst einmal bewusst, wie groß es eigentlich war.

Zudem suchte er bei jeder Bewegung in den Augenwinkeln nach Thatch, der bisher noch immer nicht zur Hütte zurückgekehrt war. Doch das Letzte, was Marco sein wollte, war voreilig. Vorschnell darin, die Bewohner unter Verdacht zu stellen, da Thatch genauso gut eine andere Frau als dieser Trinidad hinterhergelaufen sein konnte. Deswegen widmete er sich stattdessen der Beschaffung von Informationen die Insel betreffend. Zumindest hatte er das vor, sobald er das verfluchte andere Ende des Tals erreicht hatte. Zwar konnte er fliegen anstatt den verworrenen Wegen zu folgen, doch auf die Ranken, die ihn am Boden zu halten versuchten, hatte er keine Lust.

An der Tür zu Tirpitz Hütte hing ein Blumenkranz. Er stellte den einzigen Unterschied zu allen anderen da, wobei es unmöglich zu sagen war, ob es als Erkennungsmerkmal oder nicht doch als einfache Dekoration diente.

Einen zweiten Gedanken verschwendete Marco jedoch nicht daran, als er ihn ins Auge fasste und schließlich die Tür ansteuerte. Auf halben Weg dorthin kam Downes Buc aus der schmalen Gasse getreten, die zwei Hütten zwischen sich formten. Seine Schritte waren energisch, seine Hände vor sich erhoben, als wollte er zeigen, dass er unbewaffnet war. „Hey, hey, Marco!“, rief er aus, als er ihm den Weg versperrte. „Du kannst da nicht so einfach rein.“

Marco hob eine Augenbraue, hielt jedoch in seinem Gang kurzzeitig inne.

„Wenn der Kranz an der Tür hängt, möchte Tirpitz nicht gestört werden“, erklärte der hochgewachsene Mann mit den zotteligen Haaren. Auch heute trug er dieselbe Kleidung aus Tierhaut angefertigt.

„Ach, ist das so?“ Marcos Augen zuckten von dem bärtigen Gesicht vor ihm zur Tür hinüber und wieder zurück. Also handelte es sich bei dem Blumenkranz tatsächlich um eine Art Erkennungsmerkmal.

Buc nickte ein, zweimal, ehe er einen raschen Blick über seine Schulter warf. „Aber wenn es um deinen Freund geht, kann ich dir vielleicht behilflich sein. Nach ihm suchst du doch sicher, oder?“

„Thatch?“, entwich es Marco. Zwar hatte er dessen Verschwinden nicht vergessen, doch zu Tirpitz hatte er aus einem anderen Grund gewollt. Wenn immerhin jemand eine vage Ahnung haben könnte, wie man von dieser Insel herunterkommen konnte, dann war es Tirpitz. „Du weißt, wo er ist?“

Abermals folgte ein Nicken, während die Züge vor ihm etwas Bedauerndes annahmen, was einen Schauer über Marcos Rücken schickte. „Ja und nein. Es ist kompliziert... schwer zu akzeptieren – für einen Außenseiter noch mehr.“ Mit einer Hand fuhr sich Buc über das schweißnasse Gesicht, mied jedoch Marcos Blick. Allein das versicherte diesem, dass ihm nicht gefallen würde, was er gleich zu hören bekam.

„Es ist die Insel...“, fuhr Buc inzwischen fort, senkte jedoch die Stimme. „Manchmal... holt sie sich einen von uns. Über Nacht, wenn fast alle schlafen. Aber manchmal sieht es jemand. Die Erde tut sich unter der ausgesuchten Person auf und... verschluckt sie einfach. Oder sie werden in den Wald gezerrt, von Ranken gefesselt. Dasselbe ist deinem Freund – Thatch – passiert. Anne hat es mit eigenen Augen gesehen...“

Marco schwieg. Er starrte den Mann vor sich lediglich mit einem ausdruckslosen Blick an, als er die gesagten Worte in seinem Kopf noch einmal Revue passieren ließ. Hatte er das gerade richtig verstanden gehabt? Wollte dieser Kerl ihm tatsächlich weismachen, Thatch sei über Nacht von einer Insel entführt worden?

„Die Insel kidnappt Leute?“, sprach Marco letztendlich seinen Gedanken aus. Auch weiterhin zuckte kein Muskel in seinem Gesicht, stattdessen wahrte er die verschlafene Miene, obwohl die Unruhe des gestrigen Tages zu ihm zurückkehrte. Wenn es jemand schaffen würde, sich von einer Insel entführen zu lassen, dann war es Thatch. Anders als Ace hatte er das Glück nicht gepachtet. Sobald er eine hübsche Frau oder etwas Gutes zu Essen anvisiert hatte, würde er auch in die auffälligste Falle tappen. Immerhin hatte es Thatch auch fertig gebracht, sich auf einer Wüsteninsel von einer riesigen Echse verschlucken zu lassen. Vista hatte das arme Tier aufschlitzen müssen, um ihn aus seinem Magen zu befreien, da der Trottel sein Schwert auf dem Schiff gelassen hatte.

„Warum würde eine Insel das tun?“, stellte Marco daher die entscheidende Frage. Wieso sollte eine Insel Menschen auf sich festhalten? Sie entführen, vielleicht sogar umbringen? Das alles machte wenig Sinn in Marcos Augen.

Doch Buc verzog das Gesicht. „Das weiß keiner, Marco. Jeder hier hat sich damit abgefunden, der nächste sein zu können.“ Er zuckte hilflos mit den Schultern, bevor er sich mehr Schweiß von der Stirn wischte, obwohl die Temperaturen in der Frühe noch nicht allzu sehr angestiegen waren.

Das war der Moment, in dem Marco sein Gegenüber nonchalant am Kragen packte und heranzog. Seine Augen verengten sich kaum merklich, als er in Bucs Gesicht starrte. „Wenn Thatch etwas passiert ist, mach' ich dich persönlich dafür verantwortlich.“ Es war selten, dass Marco die Fassung verlor und tat es auch jetzt nicht, doch niemand legte sich ungestraft mit einem seiner Nakama an. Selbst mit Thatch nicht, der wie Ace oftmals seine Nerven zu strapazieren versuchte.

Ohne weitere Worte ließ Marco von dem drahtigen Möchtegernkämpfer ab und ging davon. Seine Schritte waren noch immer gemütlich und verrieten nicht die Eile, die er in seinem Inneren verspürte. Trotzdem kehrte er zu dem Platz zurück, an dem das Frühstück abgehalten wurde und an dem er Ace zu finden wusste.

 

 
 

 

 

„Es ist offensichtlich, dass sie mehr darüber wissen, was hier vor sich geht, als sie zugeben“, sagte Marco, als er sich mit Ace durch den Wald schlug. Abermals waren sie auf der Suche – diesmal nicht nach dem Ufer, sondern nach ihrem verschwundenen Nakama.

Sein Gegenüber schob auf seinen Worten hin seinen Hut etwas weiter in den Nacken. „Was haben die netten Bewohner damit zu tun, dass die Insel Thatch entführt hat?“ Ace’ Gesicht zeigte die Ernsthaftigkeit der Situation, auch wenn es seine Worte nicht taten.

Marco warf ihm einen Seitenblick zu, woraufhin Ace verwirrt mit den Schultern zuckte. „Checkst du es wirklich nicht? Hast du schon mal von einer Insel gehört, die etwas tut?“ Allein die Idee war absurd, obwohl Marco nicht wiederlegen konnte, dass dennoch etwas Seltsames hier vor sich ging. Doch was Thatch angingt... wahrscheinlich hatte er sich nur bei einem morgendlichen Spaziergang verlaufen oder die Bewohner steckten tatsächlich dahinter. Buc war einfach kein besonders guter Lügner. Nein, sein Schwitzen sowie das über die Schulter sehen hatten ihn verraten.

„Wir werden uns hier draußen nach Thatch umsehen. Wenn wir ihn nicht finden, gehen wir zurück und reden ein ernstes Wort mit Buc und seinem Bürgermeister.“

Ace knirschte mit den Zähnen. „Wir sollten einfach wirklich die Insel niederbrennen...“ Doch die gesenkte Tonlage versicherte Marco, dass er sich daran erinnerte, was am Vortag geschehen war, als Ace versucht hatte, sein Feuer gegen diese Insel zu richten.

Marco ließ es unkommentiert und übernahm lediglich die Führung, in dem er seine Schritte beschleunigte. Das Tal hatten sie erneut hinter sich zurückgelassen und ein Teil von ihm fragte sich, ob sie es mit derselben Leichtigkeit wiederfinden würden. Abermals bestand ihre Welt nur aus Grüntönen, aus hohen Bäumen und dichtem Gestrüpp, welches sie keine fünf Meter weit sehen ließ. Wie sollten sie Thatch hier finden? Oder wenigstens eine Spur, um überhaupt herauszufinden, was mit dem Schwertkämpfer passiert sein sollte.

Als wäre Ace soeben derselben Gedanken gekommen, legte er die Hände an seinen Mund. „Thatch? Thatch!“

Ein Rascheln ertönte, welches die beiden Kommandanten der Whitebeard-Piraten innehalten ließ. Marco lauschte in die Stille des Urwaldes hinein, nur von den Lauten irgendwelcher Insekten begleitet. Wurden sie etwa verfolgt? Schlichen Buc und seine Männer schon wieder hinter ihnen her und dachten, nicht gehört zu werden?

Bevor Marco diesen Verdacht äußern konnte, ergriff Ace die Initiative. „Thatch!“ Bei diesem Ausruf rannte er los, sprang über Wurzeln herüber und hielt sich Äste aus dem Gesicht.

„Was zum Teufel...?“, entwich es Marco zwischen aufeinandergebissenen Zähnen hindurch. Im nächsten Moment nahm jedoch auch er die Beine in die Hand und rannte Ace hinterher. Immerhin würden sie nie von dieser verfluchten Insel herunterkommen, wenn sie alle voneinander getrennt werden würden.

Er folgte dem Rascheln und dem Knacken von Zweigen unter Schuhsohlen. Hier und da erhaschte er die Sicht auf Ace, bevor der Wald sie ihm erneut verwehrte. Der Junge konnte aber auch ein Tempo hinlegen...

Mit raschem Atem brach Marco schließlich aus dem Wald heraus und blieb auf der kleinen Lichtung stehen, die er erreicht hatte. Sie war weitläufig genug, damit sich das Blätterdach über seinem Kopf auftat und etwas Sonnenlicht auf den Waldboden fiel.

Kurz starrte Marco in den blauen Himmel hinauf. Beinahe so, als sei es eine Ewigkeit her, als er ihn zuletzt gesehen hatte, als wäre er ein alter Bekannter. Marco war nicht sentimental, aber immerhin hatte das ganze Schlamassel mit dem Misty Grey-Gewässer und seinem beständigen Nebel erst begonnen.

Seinen Blick vom Himmel losreißend sah sich Marco um und musste dabei feststellen, dass von Ace keine Spur war. Dabei war es unmöglich, dass der Abstand zwischen ihnen groß genug gewesen war, damit Ace ungesehen die andere Seite der Lichtung erreicht haben könnte. Undenkbar. Aber wo war Ace dann? Hatte er ihn irgendwie überholt? Oder war er eine Kurve gelaufen, ohne dass es Marco mitbekommen hatte?

Mit den Händen in die Hüften gestemmt, wandte sich Marco um und betrachtete das Dickicht, aus dem er gerade herausgetreten war.

Ein Knacken ertönte.

Marco zog die Augenbrauen zusammen, als er den Baum hinaufsah, neben dem er stand. In dem Moment, in dem Marco die Gestalt auf dem Ast ins Auge fasste, ließ dieser das gehaltene Netz fallen. Das Eisennetz war gegen Leute mit Teufelsfrüchten gedacht, das wurde Marco sofort klar. Er konnte die Schwäche fühlen, die seinen Gliedern hinaufkroch, als das Material seine Haut berührte. Zudem hatte er bereits früher schon Bekanntschaft damit machen dürfen, wenn die Marine in der Vergangenheit übermütig geworden war.

Weiter kam er mit seinen Gedanken jedoch nicht, als Schmerz in seinem Hinterkopf explodierte. Er sackte auf die Knie, ehe ein zweiter Schlag folgte und Schwärze ihn umfing.

Als Marco das nächste Mal erwachte, waren es Stimmen, die ihn langsam durch den Nebel in seinem Bewusstsein führten und in die Realität zurückholten. Es waren vertraute Stimmen, Stimmen, die er schon Hunderte von Male gehört hatte.

„Ace? Thatch?“, fragte er in einem krächzenden Ton und setzte sich auf. Schwindel übermannte ihn sogleich und er presste eine Hand über seine Augen, bis er sich gelegt hatte. Dabei klirrte die Kette der Handschellen, die er trug und ihn zwang, auch die zweite zu heben. Diese stellten auch den Grund dar, dass er überhaupt die Kopfschmerzen ertragen musste, denn ohne die Seesteinhandschellen hätten seine regenerierenden Fähigkeiten längst eingesetzt.

„Na endlich bist du wach, Marco“, antwortete ihm Thatch. „Wir dachten schon, sie hätten dir das Gehirn zu Matsch gehauen.“ Während er das sagte, rieb er sich seinen eigenen Hinterkopf, was Marco beobachtete, als er ein Auge öffnete. Scheinbar hatten sie Thatch und Ace auf ähnliche Weise überwältig.

Den vierten Kommandanten hatten sie zusammen mit einem alten Mann in die Nebenzelle gesteckt, während Ace direkt neben Marco auf der Bank saß. Marcos Blick blieb jedoch an Thatchs Handschellen hängen, die identisch mit den seinen sowie denen von Ace waren.

„Seestein...“, murmelte Marco zu sich selbst. Sie wussten also nicht, wer oder wer nicht Teufelskräfte von ihnen besaß, sie wandten dieselben Maßnahmen bei all ihren Gefangenen an. Lediglich der alte Mann mit dem schneeweißen Bart, der ihm bis zur Hüfte herunterreichte, trug keine Handschellen. Doch er schmal und die Haut zu fest über seine Knochen gespannt, als dass er wie eine ernstzunehmende Bedrohung aussah.

„Das ist übrigens Goliath. Er sitzt hier schon seit einigen Wochen fest – denkt er zumindest“, sagte Thatch und deutete anschließend auf den alten Mann, der mit ihm die Zelle bewohnte.

Dieser nickte kaum merklich und zwirbelte seinen Bart zwischen den knochigen Fingern. „Nach einer Weile verliert man die Übersicht über die Tage, wisst ihr?“

Marco beantwortete seine Worte jedoch lediglich mit einem skeptischen Blick, bis die Hand auf seiner Schulter seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Alles in Ordnung?“, fragte Ace neben ihm, ebenfalls mit Seesteinhandschellen an den Gelenken.

„Was sollte nicht in Ordnung sein?“, stellte Marco die Gegenfrage, als er sich gänzlich aufrichtete und die Beine von der Holzbank schwang, auf der er gelegen hatte. „Hat irgendjemand eine Ahnung, wo wir sind?“ Zeitgleich wanderten Marcos Augen durch den Raum.

Es hatte keine Fenster und war nur beleuchtet von einer kleinen Öllampe an der Wand. Jene waren eindeutig aus Erde gefertigt, da Wurzeln hier und da herausgebrochen waren und herunterhingen. Ihr Gefängnis lag unter der Erde, soviel stand fest. Die Treppe, die zu einer verschlossenen Tür hinaufführte, war der einzige Ausweg, würden die metallenen Gitterstäbe ihnen nicht im Weg stehen.

„Keine Ahnung“, erwiderte Thatch von der anderen Zelle und zuckte mit den Schultern. „Das fragen wir uns auch schon die ganze Zeit.“

„Wir sind im Tal“, antwortete der Alte in einer ebenso gelassenen Stimme wie Thatch zuvor. „Ihr seid den Dorfbewohnern ins Netz gegangen. Aber keine Sorge, ihr seid bei Gott nicht die Ersten, die auf sie reingefallen sind.“

„Was soll das heißen?“, forderte Ace zu wissen. Mit einem Ruck hatte er sich von der Bank erhoben, doch die langsamen Schritte, die er zum Gitter unternahm, erinnerten an die aus Seestein gefertigten Handschellen.

„Habt ihr nicht all die Kritzeleien an den Wänden bemerkt?“ Goliath grinste und entblößte verfaulte Zähne mit einigen Lücken zwischen ihnen.

Erst jetzt fielen Marco die eingeritzten, aber verwitterten Schriftzeichen auf, die beinahe jede freie Stelle der Wände zierten.

 

 
 

 

 

Marco erhob sich von der schmalen Bank in ihrer Zelle, um sich umdrehen zu können. Somit bekam er sogleich einen besseren Blick auf die Wand, an der sich viele der Gefangenen verewigt hatten.

Aneinander gereihte Striche waren an den verschiedensten Stellen erkennbar, welche die hier verbrachten Tage gezählt hatten. Doch in einem Raum ohne Fenster musste es schwer gewesen sein, das Zeitgefühl zu behalten. Keiner von ihnen hatte jemals die zehn Striche zusammenbekommen, wie Marco nach einigen Momenten bemerkte. Zudem waren Namen und Zeichen und selbst kleine Abschiedsbotschaften in die unnachgiebige Erde geritzt worden. Letztendlich waren es jedoch die Symbole, die Marco nicht entziffern konnte, die seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Er trat näher und ließ die Fingerkuppen behutsam über die Kerben fahren. Es war eine alte Sprache, die Marco jedoch an ihren Schnörkeln wiedererkannte. Lesen konnte er sie nicht, doch das war nichts Überraschendes. Nur sehr wenige Menschen vermochten die Porneglyphe zu entziffern.

„Diese Insel ist nur ein weiterer Zwischenstopp auf unserer Reise. Gol D. Roger“, ertönte die heisere Stimme des alten Mannes, der sich mit Thatch die gegenüberliegende Zelle teilte.

Seine Worte waren von Schweigen gefolgt, in dem Marco sich langsam zu ihm umwandte und ins Auge fasste.

Auch Thatch und Ace starrten ihn an, doch Goliaths spröden Lippen verzogen sich lediglich zu einem schiefen Lächeln. „Das ist, was dieser Schriftzug bedeutet.“

„Du kannst diese Sprache lesen?“, fragte Marco unbeeindruckt.

Doch aus den Augenwinkeln heraus konnte er erkennen, wie sich Ace’ Schultern anspannten, wie er mit den Händen die Gitterstäbe umfasste. Seine Knöchel standen scharf hervor, während er das Gesicht gegen sie presste. „Willst du damit sagen, dass Gol D. Roger hier in diese Zelle gesessen hat?“ Der Zorn in Ace’ Stimme elektrisierte die Luft, doch Marco entging nicht der belegte Unterton, der ihn begleitete.

Der Alte störte sich nicht daran. Er gab ihnen abermals Sicht auf die verfaulten Zähne in seinem Mund, als er grinste. „Oh ja. Um genauer zu sein, waren er und ein paar seiner Mannschaft die letzten Besucher vor euch auf dieser Insel. Wie lang ist es nun her? Dreiundzwanzig... vierundzwanzig Jahre?“

„Ach, und woher willst du das wissen?“, erwiderte Ace und der Griff um die Gitterstäbe verstärkte sich noch, insofern das mit den Handschellen an seinen Gelenken überhaupt möglich war. Auch Ace musste dieselbe bleierne Müdigkeit spüren, die auch in Marcos Knochen saß. „Wenn du einer von denen bist, warum sitzt du dann auch in dieser Zelle? Und warum—“

Aber Ace verstummte, als Marco auf ihn zu trat und er eine Hand auf der Schulter der Feuerfaust ablegte. Doch als Ace ihm einen Blick zuwarf, war von dem zweiten Kommandanten nicht mehr viel zu sehen. Mit den vor Wut entstellten Zügen wirkte eher wie die jüngere Version des Portgas D. Ace, den Marco nicht nur seinen Nakama, sondern auch einen seiner besten Freunde nannte. Es erinnerte ihn an die ersten Wochen, in denen Ace sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt hatte, Whitebeard als seinen Vater zu akzeptieren und ein Mitglied ihrer Mannschaft zu werden.

Damals war er bitter gewesen und obwohl er in ihrer Mitte aufgeblüht war, schien ein Teil von Ace wohl immer auf die Erwähnung seines leiblichen Vaters zu reagieren.

Zwar galt es als Geheimnis, dass Ace der Sohn von Gol D. Roger war, doch Whitebeard hatte ihn früh darin eingeweiht. Immerhin war Marco als erster Kommandant somit gleichzeitig der Vize und hatte ohnehin immer ein Auge auf die Neulinge und Unruhestifter unter ihnen. In gewissen Momenten kam er sich aber eher wie das Kindermädchen der Männer vor.

„Das ist eine interessante Frage“, warf Marco ein. Sein Blick galt Goliath, während er Ace seinen Hut neckisch in das Gesicht stülpte. „Wieso bist du hier unten?“

Doch Goliath zuckte mit den schmalen Schultern, als hätte die Antwort auf der Hand liegen sollen. „Aus demselben Grund wie ihr natürlich.“

„Und was soll das für einer sein?“, fragte Thatch. Er saß noch immer neben dem alten Mann auf der Bank und hatte ein Bein angezogen, auf dessen Knie er seine gefesselten Hände abstützte.

Ace schob inzwischen seinen Hut in den Nacken und obwohl er noch immer recht finster dreinschaute, sagte er nichts mehr. Doch das war Marco ganz recht. Auch wenn er sich Ace’ Gefühlsleben recht gut zusammenreimen konnte, denn das Kind des Piratenkönigs konnte es nicht leicht gehabt haben, hatten sie keine Zeit für diese Art von Ausbrüchen.

„Na, um der Insel geopfert zu werden“, sagte Goliath und bestätigte sogleich Marcos Verdacht, dass hier tatsächlich etwas Seltsames von statten ging. „Ihr werdet doch sicherlich bemerkt haben, dass niemand die Insel verlassen kann, wenn er sie erst mal betreten hat, oder?“

Thatch nickte langsam – und wahrscheinlich gingen allen drei Kommandanten dieselben Bilder durch den Kopf. Erinnerungen an sich verselbstständigender Erde und Bäume, die sie am Boden fesseln wollten.

„Und ihr wisst sicherlich auch um die Legende, die unter den Inselbewohnern erzählt wird?, fuhr Goliath fort und Marco lehnte sich seitlich gegen die Gitterstäbe.

„Dass die Insel von einer Teufelsfrucht gegessen habe“, beantwortete er dabei die Frage des Alten.

„Genau. Aber nicht irgendeine, sondern die der Erd-Erd-Frucht. Wobei gesagt wird, dass sich der Boden bei einem Erdbeben aufgetan hat und die Teufelsfrucht aus Versehen in den Abgrund gefallen sein soll. In das Zentrum der Insel. In das Herz“, erzählte Goliath und nickte, um seine Worte zu unterstreichen.

Obwohl Marco dasselbe schon von dem Bürgermeister dieses Dörfchen gehört hatte, unterbrach er den alten Mann nicht. Er lauschte nur schweigend seinen Worten, ebenso wie Ace und Thatch es taten.

„Dieser Schlund existiert auch heute noch. Es ist der Ort, an dem die Bewohner ihre Opfer bringen. Alle, die reinzufällig auf Nebulous Island landen.“

Thatchs Augen wanderten von Goliath zu Ace und Marco herüber. „So wie wir...“

„Das Blut direkt aus der Hauptschlagader ist die eigentlich Opfergabe“, fuhr Goliath unbekümmert fort. Zeitgleich deutete er auf seinen Hals und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

Marco blickte bei diesen Worten auf seine Handschellen herab. Mit dem Seestein, der ihre Kräfte unterdrückte, würde es eine Leichtigkeit sein, Ace und ihm die Kehle aufzuschneiden. Seine regenerierenden Fähigkeiten waren vollkommen unterdrückt. Das könnte sich durchaus als problematisch herausstellen.

„Offensichtlich hat Roger es aus diesem Gefängnis geschafft“, entrann es Marco dennoch mit unbewegtem Gesichtsausdruck und ohne auf Ace zu achten. „Also muss es einen Weg geben.“

Zudem hatten sie immer noch die Moby Dick, die vor der Küste mitsamt Whitebeard und den Jungs an Bord ankerte. Ihnen war vermutlich längst aufgefallen, dass ihre Erkundungstruppe noch nicht zurückgekehrt war. Zwar behagte Marco der Gedanke nicht, dass sie ebenfalls an Land gehen und hier feststecken könnten, aber etwas Unterstützung könnte unter diesen Umständen ganz nützlich sein. Darauf verlassen wollte sich Marco jedoch nicht. Immerhin würde die Besorgnis nicht allzu groß sein, da sie für gewöhnlich auf sich selbst aufpassen konnten und sich selten jemand mit den Whitebeard-Piraten anzulegen versuchte. Allerdings hatten sie dabei wohl nicht an eine Bevölkerung gedacht, die keine Ahnung hatte, was draußen in der Welt vor sich ging.

„Und wie stellst du dir das vor?“, fragte Thatch und holte Marco damit aus seinen sinnlosen Gedanken. Dass er auch weiterhin in seiner bequemen Haltung verharrte, sagte Marco jedoch, dass er nicht allzu beunruhigt war. Aber wann hatte etwas Thatch schon mal ernsthaft aus der Ruhe gebracht? Dazu brauchte es wahrscheinlich mehr als ein paar Menschen, die ihr Blut in den Abgrund auf einer Insel gießen wollten.

„Erst einmal müssen wir irgendwie diese Handschellen loswerden“, beantwortete Marco seine Frage und hob seine gefesselten Hände ein Stück. „Und dann—“

In diesem Moment öffnete sich die Tür am oberen Ende der Treppe. Tageslicht erhellte sogleich den Kerker, der in einer konstanten Halbdunkelheit gelegen hatte. Zwei Gestalten schoben sich durch den Türrahmen und kamen die Treppe herunter. Marco musste die Augen zu Schlitzen formen, um sie bei der plötzlichen Helligkeit erkennen zu können. Der hochgewachsene, aber eher drahtige Mann mit dem schwarzen Haarschopf stellte sich als Downes Buc heraus, während Bürgermeister Tirpitz ihm auf dem Fuße folgte.

Dieser zwirbelte seinen grauen Bart um seine Fingerkuppe, als er seine Gefangenen beäugte. Inzwischen tauchten noch eine Handvoll weiterer Krieger auf, die sich ebenfalls vor den Zellen aufbauten und sie musterten, als handelte es sich bei ihnen um eine rare Spezies.

„Gentlemen, ihr seid alle erwacht, wie erfreulich“, begrüßte Tirpitz sie und ließ den Blick von einem zum anderen wandern.

Marcos Augen blieben jedoch an Buc hängen, der beständig auf seine Sandalen herunterschaute. Von all den Bewohnern dieser merkwürdigen Insel hatte der drahtige Möchtegernkämpfer noch am Vernünftigsten auf Marco gewirkt. Auf gewisser Weise hatte Marco ihm sogar ein Fünkchen Vertrauen entgegengebracht, obwohl er zeitgleich gewusst hatte, dass auch er mehr wusste, als er preisgeben wollte. Trotzdem hatte er eine Ehrlichkeit in dem anderen Mann gesehen – mit der sich jedoch geirrt zu haben schien. Er war doch bloß ein weiterer Mitwisser, eine weitere Marionette, die nach den Fäden seiner Vorgänger tanzte, nach denen seines Bürgermeisters.

„Wenn du denkst, dass du damit durchkommst, hast du dich geschnitten“, entrann es Marco, als er zu Tirpitz herüberschaute. Dabei machte er sich nicht die Mühe, eine Drohung in seine Stimmlage einzubauen, denn diese Worte waren viel mehr ein Versprechen. Whitebeard reagierte nicht gut darauf, wenn man auch nur einen seiner Söhne ein Haar krümmte, auch wenn diese Inselbewohner sich dessen noch nicht bewusst waren.

Tirpitz ließ ein Lachen ertönen, das viel zu laut für seinen kleinen und verbrauchten Körper wirkte.

Sofort hing Ace wieder an den Gitterstäben, der Gesichtsausdruck genauso finster wie bei der Erwähnung seines Vaters. „Lach Marco nicht aus! Hörst du? Du sollst aufhören zu lachen!“

„Ace... Ist schon gut, Ace“, murmelte Marco und abermals fand seine Hand den Platz auf der Schulter der Feuerfaust.

Doch Ace schüttelte sie sogleich wieder ab, wobei sein Blick auch weiterhin auf Tirpitz gerichtet blieb, der noch immer ein Grinsen auf den Lippen trug. „Nein, ist es nicht“, presste Ace zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Du gefällst mir... Ace“, entwich es dem Bürgermeister, während er seinen Männern gleichzeitig zunickte. „Und jung bist du auch noch. Das macht dich zum exzellenten Kandidaten.“

Als diese dies das Stichwort gewesen, öffnete einer der Männer die Zellentür. Es waren dieselben Krieger, die sie anfangs überhaupt erst in das Tal gebracht hatten. Marco vermochte sich nicht nur an die einfache Kleidung aus Tierfellen und Leder erinnern, sondern auch an das ein oder andere bärtige Gesicht.

Wäre es nicht um die alten, aber durchaus noch Schaden anrichteten Schwerter und Speere in ihren Händen gewesen, wäre Ace losgestürmt, das konnte Marco ihm ansehen. Unter den gegebenen Umständen blieb er jedoch an Ort und Stelle stehen, als sich die Männer in die Zelle schoben und Marco und ihn zu umzingeln begannen. Die Spitzen einiger Speere waren Zentimeter von Marcos Kehle entfernt, als man Ace mit Gegenwehr aus der Zelle zerrte.

„Hey, hey!“, brüllte Thatch und sprang von der Bank auf. „Lasst ihn in Ruhe!“

Zeitgleich biss Marco die Zähne aufeinander, um nicht wenigstens einen Versuch zu unternehmen, die Bewohner von ihrem Plan abzuhalten. Doch er war sich bestens bewusst, dass er in der jetzigen Verfassung dazu nicht in der Lage sein würde. Nein, im Moment war er genauso sterblich wie jeder andere Mensch auf der Welt und eine Klinge, die sich in seine Schulter bohren wollte, machte ihn darauf aufmerksam. Und wie sollte er jemanden helfen, wenn er tot war? Aus diesem Grund sah er schweigend zu, wie man Ace fluchend die Treppe hinaufbugsierte.

„Tut mir leid...“, murmelte Buc, der die Zelle abschloss, bevor er sich umdrehte und seinen Leuten folgte.

Marco antwortete nicht, sondern starrte dem schwarzhaarigen Mann lediglich hinterher. Auch, als dieser bereits hinter der Tür oben auf dem Treppenabsatz verschwunden war und die Helligkeit längst wieder aus ihrem Kerker ausgesperrt wurde.

The Sacrifice.

„Wir müssen irgendwie diese Handschellen loswerden“, entrann es Marco gepresst. Sein Blick zuckte durch die Zelle hin und her. Doch bis auf die schmale Bank befand sich nichts in ihr und diese würde ihm nicht helfen können.

„Marco, dein Bein!“, rief Thatch aus, das Gesicht gegen die eigenen Gitterstäbe gepresst.

Der Angesprochene hielt inne und schaute perplex an sich herunter, bis seine Augen an dem kleinen Accessoire hängen blieb, das er am linken Unterschenkel trug. Es war ein Souvenir von der Fischmenscheninsel. Genauso gesagt, war es ein Geschenk einer der Meerjungfrauen gewesen. Ihr Name war Carpathia gewesen und sie hatte ihm diese kleine Dekoration geschenkt, nachdem sie für etwas Ruhe auf der Insel gesorgt und Whitebeard sie unter seinen Schutz genommen hatte. Zusammen mit einem Kuss auf die Wange, für den er noch die darauffolgenden Wochen von den Jungs geneckt worden war, hatte sie es ihm überreicht. Wer hätte gedacht, dass Carpathias Geschenk ihm jemals aus der Patsche helfen konnte?

Sogleich sank Marco in die Hocke, um seine Sandale vom Fuß zu ziehen und das selbstgemachte Accessoire von seinem Bein. Das Gummiband, das es an seinem Unterschenkel hielt, war zusätzlich von Draht umwickelt, um es Stabilität zu verleihen.

Dieses löste er mit etwas Kraftaufwand, ehe er es abwickelte und gerade bog. Den Rest des Souvenirs verstaute Marco umständlich in der Tasche seiner blauen Dreiviertelhose. „Ich werd’ es reparieren“, murmelte er dabei, nicht ganz sicher, ob er mit sich selbst sprach oder nicht doch zu der Erinnerung der Meerjungfrau mit den lavendelfarbenen Haaren und dem viel zu breiten Lächeln. Er hatte schon lange nicht mehr an die Fischmenscheninsel und ihre Bewohner denken müssen, doch auf der Moby Dick war auch zu viel los, als dass er ernsthaft Zeit hätte, nostalgisch zu werden.

Vorsichtig drehte Marco den Draht in seinen Händen und schob eine Seite in das Schloss der Seesteinhandschellen. Er drehte hin und her, immer wieder vor einer Seite zur anderen – erfolglos.

„Geh schon auf, du verfluchtes Stück...“ Doch es wollte sich nicht öffnen, während die Sekunden und Minuten ihnen wie Wasser durch die Finger rannen.

„Thatch, ich hoffe, du kannst gut fangen“, presste Marco schließlich hervor, als er den Draht wieder aus dem Schloss zog und sich aufrichtete. Den Fuß wieder in die Sandale schiebend trat er an die Gitterstäbe heran und warf Thatch kurzerhand das Werkzeug herüber. Als Schwertkämpfer hatte er das benötige Feingefühl, das Marco fehlte. Auch wenn er es nur ungern zugab, in dieser Hinsicht ähnelte er eher Ace mit seiner Durchschlagskraft.

Thatch dagegen machte wie erwartet kurzen Prozess mit seinen Handschellen. Mit einem dumpfen Klang fielen sie zu Boden, bevor Thatch den Draht in das Schloss der Zelle schob.

„Ihr Jungs seid ja nicht von schlechten Eltern“, kommentierte Goliath vergnügt von der Bank aus. Der Alte sich bisher keinen Zentimeter bewegt und tat auch jetzt nichts weiter als die Hände vor dem flachen Bauch zu verschränken und ein Kichern von sich zu geben.

Auch Thatch trug längst wieder ein Grinsen auf dem Gesicht. „Scheinbar hat es sich bezahlt gemacht, die Schlösser an der Kühlkammer zu knacken.“

„Scheinbar...“ Wie oft hatten sich die Köche darüber beschwert, wenn die Kühlkammer über Nacht erneut aufgebrochen worden war, weil irgendeiner der Männer Appetit auf einem Mitternachtssnack gehabt hatte oder das Abendessen verpasst hatte? Immer waren sie zu Marco gekommen, als hätte er sonst keine Pflichten.

Ein Klicken ertönte und die Zellentür schwang auf. Mit einem Glucksen joggte Thatch zu Marco herüber, um dessen Tür ebenfalls öffnen zu können. Es dauerte nicht länger als eine Minute, bis Thatch neben ihm stand und Marcos Handschellen ebenfalls abfielen.

Im nächsten Moment waren beide bereits auf dem Weg die Treppe hinauf. Erst als Marco Goliath entdeckte, der noch immer in seiner Zelle saß, hielt er abermals inne. „Willst du nicht mitkommen? Das ist deine Chance, dich aus dem Staub zu machen.“

„Ach...“, antwortete der andere, als hätte er alle Zeit dieser Welt. In einer Gelassenheit, die Marco unverständlich blieb. „Ich glaube, ich bleibe noch ein Weilchen. Zumindest, bis der Trubel etwas abgeklungen ist.“

Thatch und Marco tauschten einen Blick aus, den Thatch mit dem Zucken seiner Schultern quittierte.

„Wenn du meinst...“, war alles, was Marco von sich gab. Er konnte den alten Mann wohl kaum dazu zwingen, sich ihnen anzuschließen.

„Aber wenn ihr euren Freund sucht“, fuhr dieser unbekümmert fort, während er die Wand mit den Schriftzügen betrachtete, „dann solltet ihr das Tal östlich von hier verlassen. Von dort braucht ihr immer geradeaus gehen, dann erreicht ihr den Abgrund bereits in wenigen Minuten.“

„Danke.“ Anschließend verließ Marco mit Thatch im Schlepptau den unterirdischen Keller, um in dem Haus darüber zu landen. Ein riesiger Tisch stand in der Mitte des Raumes mitsamt einigen Stühlen. Vorhänge, die ebenfalls aus Tierfellen angefertigt waren, waren aufgezogen und ordentlich links und rechts von den Fenstern zusammengebunden worden. Zudem standen frische Blumen auf einer Kommode. Alles wirkte viel zu gewöhnlich – und stellte Marco vielleicht gerade aus diesem Grund die Nackenhaare auf. Aber zumindest schienen sie die einzigen hier zu sein, obwohl Marco das nicht verwunderte. Das Opfern eines Menschenlebens schien immerhin eine ereignisreiche Sache zu sein, weshalb sich garantiert alle Bewohner an diesem Abgrund aus ihrer Legende versammelt hatten.

„Lass uns gehen, bevor sie Ace wirklich noch die Kehle aufschlitzen“, sagte Marco, als Thatch auf die andere Seite des Zimmers herübereilte.

Metall klirrte und der braunhaarige Kommandant zog sein Schwert unter einem Haufen anderer, vor allem aber älteren, Waffen hervor, die Marco zuvor nicht bemerkt hatte. Waren es die Waffen anderer Opfer, die den Bewohnern hier in die Falle getappt waren?

„Worauf wartest du, Marco?“, fragte Thatch, der sich längst an seinem Nakama vorbeigeschoben hatte und die Tür ansteuerte. Als er sie mit einem kräftigen Ruck aufzog, fiel der Kranz von der Tür, der von außen dort angebracht worden war.

„Tirpitz’ Hütte...“, stellte Marco fest, als er sich aus seiner Starre löste und mit Thatch die Blockhütte verließ. Er hätte es wissen müssen, nicht wahr? Natürlich befanden sich die Zellen unter dem Haus des Bürgermeisters. Nicht nur, dass Tirpitz das Oberhaupt dieses Dorfes war, sondern man hatte ihn nach Thatchs Verschwinden nicht einmal in die Nähe der Hütte gelassen. Zu diesem Zeitpunkt hätte es Marco bereits auffallen müssen.

„In welche Richtung geht es nach Osten?“, fragte Thatch. Er stand inmitten des Pfades, der zwischen den Hütten entlang führte, inmitten eines verlassenen Dorfes.

Marco deutete nach links, nachdem er sich an dem Sonnenstand orientiert hatte. Zwar war das Blätterdach noch immer dicht, doch hier und da konnte er dennoch die helle Scheibe durchblitzen sehen. „Dort entlang.“

 

 
 

 

 

Goliath hatte recht behalten. Umso länger sie sich in östliche Richtung durch das Dickicht schlugen, umso lauter wurde das Stimmengewirr, das bereits nach wenigen Minuten ihre Ohren erreicht hatte.

„Wir müssen ganz in der Nähe sein“, murmelte Marco, während er Thatch am Oberarm packte, damit dieser nicht ungehalten davon stürmen konnte. Marco mochte sicher sein, dass die Bewohner dieser Insel keinen gefährlichen Gegner darstellen würden, doch zuerst wollte er wenigstens ihre Lage auskundschaften. Letztendlich warf er sich doch eher ungern ohne eine vage Vorstellung, was sie erwarten könnte, in den Kampf – regenerierende Fähigkeiten hin oder her. Deswegen legte er den Zeigefinger an die Lippen, um Thatch Ruhe zu signalisieren. Dessen Mund schloss sich sogleich und beide Kommandanten schlichen weiter geduckt durch die Sträucher hindurch. Vor ihnen lichtete sich derweil der Wald; mehr Tageslicht erhellte die Gegend und ließ Marco im ersten Moment blinzeln, als sie hinter einigen Büschen in Deckung gingen.

Marco zog bei dem Bild, das sich ihm präsentierte, die Augenbrauen zusammen. Kein Baum, nicht einmal so viel wie ein Grashalm wuchs auf der Lichtung mit dem getrockneten und aufgeplatzten Boden. Quer über den Platz zog sich der breite Graben, von dem jeder geredet hatte. Aber jede Legende hatte bekanntlich ein Körnchen Wahrheit in sich, auch wenn es sich hierbei um eine Naturkatastrophe handelte. Trotzdem war er eindrucksvoll und mindestens sieben Meter lang, sowie vier Meter breit. Es sah aus, als hätte eine höhere Macht die Insel in zwei spalten wollen.

Und wie Marco bereits angenommen hatte, hatten sich sämtliche Bewohner auf dem Platz versammelt. Dabei musste er jedoch feststellen, dass es mehr als erwartet waren. Wenn er hätte schätzen müssen, hätte er auf knappe hundert Leute getippt. Zwar waren bei weitem nicht alle bewaffnet, doch gut würden sie auf eine Störung in ihrer kleinen Opferungszeremonie nicht reagieren.

„Kannst du Ace sehen?“, fragte Thatch neben ihm im Flüsterton.

Marco nickte zum Abgrund herüber, an dem Buc und einige seiner Männer Ace auf die Knie gezwungen hatten. Dieselben Speere und Schwerter, die vorhin auf Marco gerichtet gewesen waren, deutete nun auf ihren Nakama, dessen orangefarbener Hut mehr schlecht als recht auf seinem Kopf saß.

Es war ein seltsames Gefühl, Ace plötzlich verwundbar zu sehen, obwohl ihn doch sonst nichts und niemand etwas anhaben konnte.

„Nach langer Zeit kommen wir wieder hier zusammen, um dir eine Opfergabe zu überbringen“, begann Bürgermeister Tirpitz, als er sich dem Graben angenähert hatte und Ruhe auf dem Platz eingekehrt war.

„Mit wem redet er, Marco?“, fragte Thatch mit hochgezogenen Augenbrauen und einer Hand am Griff seines Schwertes.

„Mit der Insel. Oder mit dem Abgrund. Wahrscheinlich ist das für ihn ein und dasselbe.“ Marcos Augen hingen derweil auch weiterhin an Ace, der mit dem Rücken zu ihnen saß. Er hatte einen guten Blick auf die Tätowierung von Whitebeards Zeichen, das sich auf diesem befand.

„Auf dass du dich diesmal unserer erbarmst“, fuhr Tirpitz fort, „und uns ziehen lassen wirst. Diesmal das Blut – nein, das Leben – eines jungen Piraten, der schon viel von der Welt gesehen hat. Einer, der dir viel erzählen und dir die Ewigkeit unterhalten kann. Viel besser, als es je einer von uns könnte.“ Bei diesen Worten überreichte Buc dem Bürgermeister das Messer, das er bis eben noch in den Händen getragen hatte. Erst bei näherem Hinsehen erkannte Marco, dass es sich dabei um Ace’ prunkvolles Jagdmesser handelte, welches er stets am Gürtel bei sich trug. Welch Ironie, es ausgerechnet seine eigene Waffe die Opfergabe benutzen zu wollen...

„Ich glaube, es wird Zeit, etwas zu unternehmen“, entrann es Thatch.

Bevor Marco jedoch auf diese Aussage reagieren konnte, war Thatch bereits aus ihrem Versteck gehuscht und rannte mit gezogenem Schwert auf Ace und die Inselbewohner zu.

„Thatch, du Idiot!” Trotz des Überraschungsmoment, der mit Thatchs Kriegsschrei verloren ging, strauchelte Marco hinter ihm her.

Sämtliche Blicke wandten sich ihnen zu, ebenso wie die Klingen, die unter der Sonne blitzten. Allerdings hatten sie ihren Vorteil Marco gegenüber längst verloren. Ohne ein Zögern stieß sich Marco vom Boden ab und begab sich in die Lüfte. Das blaue Phönixfeuer entflammte seine Arme und verwandelte sie in lange Schwingen. Gleichzeitig verformte sich ein Fuß in eine kraftvolle Klaue. Mit ihr holte Marco aus, um den ersten auf ihn zustürmenden Mann in die Brust zu treten.

Er wurde nach hinten geworfen, direkt in zwei weitere hinein, die es ebenfalls von den Beinen holte. Doch in Marcos Hinterkopf befand sich zeitgleich noch immer die Erinnerung an die Ranken, die ihn zuvor am Boden gehalten hatten, sich nun jedoch nicht zeigten.

Kurzzeitig blickte Marco in den Himmel hinauf, der auf dieser Lichtung sichtbar war, doch er unternahm nicht den Versuch, ihn zu erreichen. Dafür war er nicht hier – zudem hatte er die ferne Ahnung, viel eher Intuition, dass die Ranken sogleich aus den Bäumen geschossen kommen würden, sobald er versuchen sollte, der Insel zu entkommen. Es war ein Gefühl, als würde jemand auf der Lauer liegen, sie beobachten – und doch waren da nur die Männer, die sich mit Schwertern und Speeren zwischen ihnen und Ace aufbauten.

Kampfschreie hallten durch die Luft, verscheuchten die Vögel in den Bäumen. Metall traf auf Metall, als Thatch sich durch die Menge kämpfte.

Für den Moment überließ Marco ihm ihre Gegner, als er mit Leichtigkeit über sie hinweg und auf den Riss in der Erde zuflog. Thatch mochte in seinem Schwertstil nicht an Vista herankommen, doch er war gut genug, um diese Anfänger für den Augenblick in Schach zu halten.

Marcos Augen erfassten derweil Ace, der erstaunt zu ihm aufsah, als er auf sie herunterstürzte. Anstatt jedoch zu landen, packten seine Klauen Ace’ Schultern und stießen den Bürgermeister mitsamt des Messers zu Boden. Zusammen mit Ace sauste Marco über den riesigen Abgrund herüber, unter ihnen nur undurchdringliche Schwärze, und stiegen mit ein paar Flügelschlägen wieder auf.

Marco brachte sie fort von den Männern, die unten hinter ihnen herstürmten, als hinge ihr Leben davon ab. Doch erst auf der anderen Seite der Lichtung, des Grabens, setzte Marco zur Landung an. Er setzte Ace ab, verwandelte sich im selben Atemzug in seine menschliche Gestalt zurück und landete neben ihm.

„Ich hätte mich auch alleine befreien können“, ließ Ace verlauten und Marco schenkte ihm einen Seitenblick.

„Natürlich hättest du das.“ Damit zog er den Draht, den sie zum Öffnen der Handschellen benutzt hatten, aus der Hosentasche und reichte ihn Ace. „Jetzt müssen wir nur noch diese Spinner loswerden und Thatch finden.“ In der Masse an Männern und Frauen, die mit gehobenen Waffen auf sie zu gerannt kamen, war von ihrem Nakama keine Spur mehr. In der Ferne vermochte man das Klirren von Schwertern zu vernehmen, das Marco sagte, dass Thatch noch immer einsatzfähig war.

Ace schob den Draht mit etwas Mühe in das Schloss seiner Seesteinhandschellen. „Und mein Messer finden. Nicht zu vergessen, von der Insel runterkommen“, fügte dieser trocken hinzu.

Aus den Augenwinkeln beobachtete Marco, wie Ace seine Fesseln zu öffnen versuchte, aber genauso kläglich zu versagen schien, wie er es selbst zuvor getan hatte. Marco hob einen Mundwinkel, bevor er sich den Männern zuwandte, die sie beinahe erreicht hatten. Dabei fiel ihm jedoch auf, dass das Kampfgeschrei, das um sie herum ertönte, viel zu entfernt war, als dass es von den Inselbewohnern allein stammen konnte.

Und noch während er den ersten Schwerthieben auswich, einem Mann mit einem Tritt in den Magen auf Abstand hielt, entdeckte Marco die Meute, die aus dem Wald auf der anderen Seite des Grabens herausbrach. Es war, als ob Marcos Alptraum gerade zur Realität wurde.

„Das darf doch wohl nicht wahr sein...“, murmelte Marco, als er mit einem Mann und seinem Schwert rang. „Jetzt sitzen wir alle hier fest.“

Ihre Nakama schmissen sich derweil sogleich in das Getümmel, während Ace trotz der sie einkreisenden Dorfbewohner irgendwo hinter ihm zu lachen begann. Laut und lebendig – und für Marcos Laune schwer, sich nicht ebenfalls heben zu wollen.

 

 
 

 

 

Der Morgenstern sauste in die Menge der Dorfbewohner. Er holte sie von den Füßen und schleuderte sie von sich, räumte einen Weg frei, den die Kommandanten der Whitebeard-Piraten einschlugen, um sich zu ihnen durchkämpfen zu können. Marco konnte sie näher und immer näher kommen sehen. Es war ein vertrauter Anblick.

Rakuyou war der erste, den Marco ins Auge fasste. Der Kommandant mit den hellbraunen Dreadlocks zog seinen Morgenstern zurück und fing ihn auf, das braungebrannte Gesicht zu einem grimmigen Lächeln verzogen.

Blamenco, Haruta und Izou rannten an ihm vorbei und direkt auf sie zu. Es war eine Kugel aus Izous Pistolen, die Marcos Gegner abrupt zu Boden gehen ließ. Das verrostete Schwert landete neben ihm, während sich Blut durch den Stoff seiner Hose sog. Die Schusswunde war nicht lebensgefährlich, das sah Marco auf den ersten Blick, aber schmerzhaft genug, um am Boden liegen zu bleiben.

Izou hob lediglich das unter Stück seines Kimonos an, als er über den Verletzten herüberstieg. Der wie eine Geisha gekleidete Mann mochte einen eher harmlosen Eindruck machen, doch mit einer Pistole in der Hand, war er dennoch eine ernstzunehmende Gefahr. Jemand ohne Können schaffte es eben nicht ein Kommandant in ihrer Mannschaft zu werden.

„Vista meinte, wir sollen mal nachsehen, wo ihr Schnarchnasen abgeblieben seid“, bemerkte Haruta, als auch sie Marco erreicht hatte. Ihr Schwert hielt die kleine Kommandantin mit den braunen Haaren in beiden Händen, so dass ihre Knöchel scharf hervorstanden, während Blamenco jeden zu nahe kommenden Inselbewohner einem mit seinem Hammer überzog. Der übergewichtige Mann hatte einen Schlag, von dem sich nicht einmal Marco schnell wieder erholen würde.

Doch die meisten hatten ohnehin unlängst die Flucht ergriffen. Sie stürzen davon und verschwanden zwischen den Bäumen am Ende der Lichtung, einige schmissen sogar ihre Waffen fort, ehe sie die Beine in die Hand nahmen.

„Irgendwann wären wir schon wieder aufgetaucht...“, erwiderte Marco, obgleich er sich dessen nicht vollkommen sicher sein konnte. Zeitgleich sah er dabei zu, wie Haruta das Schwert wegsteckte und auf Ace zutrat, der sich noch immer mit dem Draht und seinen Handschellen abkämpfte.

„Aber wo wir schon mal hier sind, was geht hier vor?“, fragte Izou und hob eine seiner schmalen Augenbrauen. Seine Pistolen ruhten auch weiterhin in seinen Händen, ebenso wie die Finger am Abzug.

Marcos Blick glitt über die Lichtung mitsamt dem Graben, als er seine eigenen Hände locker in die Hüften stemmte. In der Ferne konnte er Thatch mit einigen ihrer Jungs ausmachen, die mit einander scherzten und langsam zu ihnen herüber geschlendert kamen. Von Bürgermeister Tirpitz sowie Downes Buc oder ein anderes halbwegs bekanntes Gesicht war inzwischen keine Spur mehr zu sehen, obwohl Marco sich sicher war, dass sie sich nicht allzu weit weg befanden. Viel wahrscheinlicher war es, dass sie aus sicherer Entfernung von ihnen beobachtet wurden, während sie ihre Wunden leckten.

„Das ist eine lange Geschichte“, erwiderte Marco schließlich und unterdrückte ein Seufzen. „Sagen wir einfach, dass es gut ist, dass diese Insel auf keiner Karte verzeichnet ist.“ Wenigstens machte sich dann niemand die Mühe, nach ihr in diesem Gewässer zu suchen und trotz Nebel bei Zufall auf sie zu stoßen.

Der dumpfe Klang, als Ace’ Handschellen sich öffneten und er sie fallen ließ, holten Marco aus seinen Gedanken und er wandte sich zu der Feuerfaust um.

Dieser rieb sich die Gelenke, trug aber bereits wieder ein amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht. Das stand ihm um einiges besser als der wütende Ausdruck, den er in der Zelle noch getragen hatte. Doch Marco war sich bewusst, dass die Zeit nicht alle Wunden zu heilen vermochte und dass die Vergangenheit einen immer wieder einholte. Irgendwie und irgendwann – insbesondere, wenn man der Sohn von dem berüchtigten Gol D. Roger war. Das war ein Schatten, den man wohl niemals vollkommen abschütteln konnte.

„Die Frage ist immer noch, wie wir von dieser Insel herunterkommen“, sagte Marco, als er seinen gelangweilten Blick von Ace löste und stattdessen in den Himmel über ihren Köpfen hinaufstarrte. Er sah so nah aus, obwohl er zeitgleich so fern schien. Zwar mochten sie eine alles andere als wehrlose Piratenbande sein, doch gegen die Natur, gegen eine gesamte Insel, würden auch sie nicht ankommen.

Izou zuckte mit den Schultern. „Ich hab' mir den Weg zum Ufer gemerkt.“

„Orientierungssinn bringt uns hier nicht viel“, antwortete Marco. „Stell' dir die Insel wie ein Irrgarten vor. Man läuft immer in eine Sackgasse.“

„Was?“, rief Haruta aus. „Was soll das bedeuten?“

Nun erlaubte sich Marco tatsächlich ein lautloses Seufzen. Bis er es allen Anwesenden erklärt hätte, war garantiert die Sonne untergegangen, so verstreut wie sie im Moment waren. „Es bedeutet—“

„Jeder Irrgarten besitzt auch einen Ausweg“, erklang eine Stimme hinter ihm und ließ Marco überrascht über seine Schulter zurücksehen. Hinter ihm stand Goliath. Der alte Mann hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, als er aus interessierten Augen zu Marco hinaufschaute.

„Wer ist das?“

Ace grinste und schob seinen Hut weiter nach oben. „Das ist Goliath. Er war auch ein Gefangener hier, Haruta.“

Kurz musterte Marco den Alten, der in der Zelle hatte bleiben wollen, bis sich der Trubel ein wenig gelegt hatte. Allerdings hatte er das wohl, musste er zugeben. „Was meinst du damit?“, fragte er, anstatt sich zu erkundigen, woher Goliath so plötzlich gekommen war. „Weißt du, wie man die Insel verlassen kann?“

Goliath wog den Kopf hin und her, als würde er über diese Frage nachdenken. Letztendlich nickte er kaum merklich. „Vielleicht. Vermutlich. Habt ihr eine andere Wahl, als auf das Wort eines alten Mannes zu vertrauen?“ Nun lachte er heiser auf, ehe er eine Hand in seine Hose steckte und etwas hervorzog.

Neben Marco verzog Haruta das Gesicht und auch Izou stieß einen geekelten Laut aus. Selbst Marco zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, als er das hervorgezogene Papier entgegennahm. Es war so groß wie seine Handfläche und vollkommen unbeschrieben. Erst als das Stück Papier sich bewegte und langsam über seine Handfläche kroch, wurde Marco klar, dass ihm eine Vivre Card überreicht worden war.

Haruta betrachtete das Papier skeptisch. „Wie soll uns eine Vivre Card helfen?“ Ihre Hand verweilte derweil auch weiterhin an dem Griff ihres Schwertes, als erwartete sie, einen Inselbewohner jeden Moment aus dem Gebüsch springen zu sehen. Vielleicht hoffte sie sogar darauf.

„Hey, Leute!“, rief Thatch hinter ihnen aus. „Guckt, was ich gefunden habe.“

Marco schloss die Hand um die Vivre Card und drehte sich zu ihm um. Auch die Blicke seiner Nakama wandten sich kurzzeitig Thatch und den restlichen Männern zu, die soeben zu ihnen gestoßen waren.

Dieser präsentierte Ace soeben dessen Jagdmesser, das wieder den Platz an dem Gürtel des Jüngeren einnahm.

„Sind wir jetzt vollzählig?“, fragte Marco und alle Anwesenden sahen sich um, ehe ein Nicken von ihnen folgte. „Gut. Wenn du uns jetzt auch noch erklären könntest, wem—“ Doch Marco brach ab, als er sich wieder Goliath zuwenden wollte und der alte Mann nicht mehr hinter ihm stand. Auch als er sich umsah, konnte er ihn nicht mehr entdecken.

„Wo ist er hin?“, entwich es Marco irritiert, woraufhin auch seine Nakama den Blick suchend umherwandern ließen. „Izou, hast du gesehen, wo er hin ist?“

„Hm?“

„Goliath. Er hat doch genau neben dir gestanden...“, erklärte Marco, doch Izou zuckte nur gelassen mit den Schultern, als ginge ihn das Ganze nichts an.

Mit ausdruckslosen Augen fixierte Marco wieder die Vivre Card in seiner Hand. Er hielt sie zwischen zwei Fingern und schaute in die Richtung, in der sich das Papier neigte. Sollte das der Ausweg aus diesem Irrgarten sein, von dem Goliath gesprochen hatte? Ausgerechnet eine Vivre Card? Hatten sie eine andere Wahl, als Goliaths Worten Vertrauen zu schenken und es darauf ankommen zu lassen?

„Am besten machen wir uns auf den Weg“, entrann es ihm schließlich, da er selbst keine bessere Idee hatte, wie sie von dieser verfluchten Insel herunterkommen sollten.

Er konnte die skeptischen Blicke auf seiner Haut spüren, doch niemand wiedersprach ihm. Nein, stattdessen folgten sie Marco, als dieser den Weg nach Westen einschlug.

The Coast.

Der Sonnenstand veränderte sich. Marco vermochte die Sonne hinter dem dichten Blätterdach in dieselbe Richtung wandern zu sehen, in die auch sie unterwegs waren. Der Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen und sie irrten noch immer auf Nebulous Island herum. Doch eine weitere Nacht wollte er hier ganz sicher nicht verbringen, auch wenn sie die Bewohner durchaus auch ein zweites Mal in die Flucht schlagen könnten, wenn sie es hinaufprovozieren sollten. Das war nicht das Problem, sondern viel eher, dass schon knappe dreißig Leute aus ihrer Mannschaft hier auf dieser Insel festsaßen. Marco wollte die Zahl so niedrig wie möglich halten – nur für den Fall der Fälle, verstand sich.

„Was machst du für ein langes Gesicht, Marco?“, fragte Thatch, sobald er Marco eingeholt hatte und ihn von der Seite studierte.

Dieser hob kaum merklich eine Augenbraue, würdigte ihn jedoch keines Blickes. „Was ist mit meinem Gesicht? Es sieht aus wie immer.“

Abermals vermochte er Thatchs Augen auf seiner Haut zu spüren. „Nein...“, sagte dieser langsam und machte aus der eine Silbe drei. „Immer wenn du angespannt bist, presst du die Lippen aufeinander. Genauso wie jetzt auch.“

Marco warf ihm einen Seitenblick zu, bevor er den Mund öffnete, schloss ihn aber, noch ehe ein Wort seine Kehle verlassen hatte. Was sollte er dazu sagen? Seit wann war Thatch so aufmerksam? Seit wann kannte er ihn so gut?

Doch dieser grinste ihn ungehalten an, während sein braunes Haar zerzaust war und seine weißen Klamotten einige Flecken aufwiesen.

Letztendlich beließ es Marco bei einem Kopfschütteln und richtete den Blick wieder auf die Vivre Card, die sie auch weiterhin quer durch den dichten Wald führte. Allerdings hatte Marco ganz genau auf ihre Umgebung geachtet und zum ersten Mal schienen sie nicht im Kreis zu laufen, sondern stetig geradeaus. Selbst das Dickicht schien ihnen den Weg freizugeben, keine Wurzel stellte ihnen den Fuß und keine Zweige zerrten an ihren Kleidern. Es war dasselbe Gefühl, das Marco gestern bereits gehabt hatte, nachdem sie ihre Suche nach dem Ufer aufgegeben hatten und zum Tal zurückgekehrt waren. Vielleicht waren sie tatsächlich auf dem richtigen Weg. Womöglich war es aber auch  nur Wunschdenken.

Ein Blick zurück bestätigte ihm jedenfalls, dass seine Nakama noch immer hinter ihm gingen. Ace war im Gespräch mit Izou am Ende der langen Schlange vertieft, die sich im Laufe der Zeit gebildet hatte.

Im Nachhinein war es schwer zu sagen, wie lange sie der angegebenen Richtung der Vivre Card folgten. Marco wusste nicht, was er sich davon versprochen hatte, aber irgendwann begann sich der Wald vor ihnen abermals zu lichten.

Diesmal war es das gleißende Licht eines Sonnenuntergangs, das sie erwartete, als sie aus dem Wald heraustraten. Der Himmel stand in Flammen, während ihre angebundenen Boote auf vereinzelten Wellen schaukelten und kontinuierlich gegen die Küste stießen. Doch es war die Moby Dick, die Marcos Aufmerksamkeit hatte. Sie zog sämtliche Blicke der Whitebeard-Piraten auf sich, als sie sich am Ufer sammelten. Auf offenem Meer lag sie vor Anker und ihre riesige Galionsfigur in der Form eines Blauwalkopfes strahlte ihnen entgegen, als wollte sie ihre Nakama begrüßen.

Thatch stieß einen Freudenschrei aus, während Ace sich zwischen den Männern nach vorne schob und zwischen Marco und Thatch drängte, um ebenfalls die Moby Dick ins Auge fassen zu können. Er grinste und auch Marco konnte die Abspannung mit einem Mal von sich abfallen spüren.

„Von wegen die Insel hält einen gefangen...“, entrann es Thatch, als er einen Arm um Ace’ Schultern legte. „Wahrscheinlich hat sie gemerkt, dass wir nicht so verrückt wie ihre Bewohner sind und uns deswegen gehen lassen.“

Darauf konnte Marco nicht anders, als die Augen zu verdrehen. „Euch ist aber schon klar, dass das mit der Insel, die eine Teufelsfrucht gegessen hat, nur eine Legende war, oder?“ Doch der Ausdruck auf Thatchs sowie Ace’ Gesicht sagte Marco, dass die beiden tatsächlich daran geglaubt hatten. Wahrscheinlich hätte er wissen sollen, dass wenn jemand dazu fähig war, daran zu glauben, es diese beiden Trottel sein würden. „Eine Insel hat wohl kaum den nötigen Fingernagel, um eine Vivre Card anfertigen zu lassen“, fügte er als Erklärung hinzu und bahnte sich den Weg zu den Booten herunter. Dabei glitten seine Augen noch einmal über ihre Umgebung – und obwohl er Goliath nirgends entdecken konnte, so war er sich dennoch sicher, dass er ganz in der Nähe war. Das sagte ihm zumindest die Vivre Card.

„Er meint Goliath...“, vernahm Marco Thatchs Stimme im Hintergrund. „Oder die Insel ist Goliath. Das würde erklären, wieso er so schnell verschwinden kann. Die Teufelsfrucht hat die Insel zum Menschen gemacht!“

Ace lachte auf. „Du meinst, Goliath ist die Insel und er hat von der Teufelsfrucht gegessen. Dann kann er sich in Erde oder so verwandeln und kümmert sich um die Pflanzen.“

„Nein, er ist die Verkörperung der Insel gewesen, Ace!“

„Das ist doch—“

„Wir lassen euch hier, wenn ihr euch lieber gegenseitig an die Kehle gehen wollt“, warf Marco unbeeindruckt ein, als er die Leinen eines Bootes löste und zu seinen Kameraden herüberschaute.

Diese hatten beide den Kragen des jeweilig anderen gepackt, doch ließen bei Marcos Drohung abrupt voneinander ab und warfen sich lediglich finstere Blicke zu, die in fünf Minuten wahrscheinlich längst wieder vergessen sein würden.

„Kommt schon. Wenn wir uns beeilen, dann kriegen wir vielleicht noch etwas vom Abendessen ab“, setzte Marco nach und vertrieb somit auch die letzte schlechte Laune der beiden. Die Liebe ging eben durch den Magen – und auch Marco könnte etwas Ordentliches zu essen vertragen, was ihn nicht an das servierte Schneckenfleisch auf Nebulous Insel erinnerte.

Er warf nur einen letzten Blick auf den Weg zur Moby Dick zurück zu der Insel. Aus der Ferne sah sie genauso aus wie jede andere auch, obwohl am Horizont bereits die ersten Nebelschwaden lauerten, die sie für die nächsten fünfundzwanzig Jahre zu verschlucken drohte. Wahrscheinlich wäre man nur mit Hilfe von Goliaths Vivre Card in der Lage, sie wiederzufinden.

Bei diesem Gedanken angelte sie Marco aus der Hosentasche heraus und besah sie sich, bevor er sie in der aufziehenden Brise fliegen ließ. Goliath hatte sie zum Ufer geführt, doch die Frage nach dem Warum blieb unbeantwortet. War es Dankbarkeit gewesen, weil sie ihn aus dem Gefängnis befreit hatten? Oder hatte er das selbst tun können, wenn er denn gewollt hätte? Hatte er vielleicht sogar Gol D. Roger damals zur Flucht verholfen?

Allerdings hatte Marco schon einige rätselhafte Dinge in seinem Leben erlebt und war sich darüber im Klaren, dass man nicht immer Antworten auf seine Fragen bekam. Vielleicht machte aber auch genau das den Reiz des Lebens aus. Die Ungewissheit, die Freiheit der Interpretation.

Das kleine Papier war derweil nicht unweit von ihm im Wasser gelandet und trieb nun in die Richtung von Nebulous Island zurück.

 

 

 

 

---

 

Anmerkung: Alle OCs innerhalb dieser Geschichte sind nach Schiffen benannt worden.

 

Santa - La Santa María  (La Santa María de la Inmaculada Concepción), Christopher Columbus’ Flaggschiff

 

Downes Buc  - USS Downes, Schiff der amerikanischen Marine im zweiten Weltkrieg, benannt nach Kommodore John Downes | Bucentaure, Schiff der französischen Marine in der Schlacht von Trafalgar

 

Bürgermeister Tirpitz – Tirpitz, deutsches Kriegsschiff im zweiten Weltkrieg, nach Großadmiral Alfred von Tirpitz benannt

 

Trinidad – Trinidad, Flaggschiff von Ferdinand Magellan, einem portugiesischen Entdecker im sechzehnten Jahrhundert

 

Anne - Queen Anne’s Revenge, Blackbeards Schiff, ihr früherer Name lautete Concort

 

Goliath - HMS Goliath, Schiff der britischen Royal Navy, ist nach dem biblischen Riesen Goliath benannt worden

 

Carpathia - Carpathia; amerikanisches Marineschiff, hat 705 Überlebende der Titanic gerettet



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-18T09:10:03+00:00 18.08.2021 11:10
Die ganze Geschichte und die Idee mit der Insel haben mir gefallen. Besonders das Marco Mal ins schwitzen kam, dass sie ohne Hilfe gar nicht mehr runter gekommen wären.
Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-18T08:24:22+00:00 18.08.2021 10:24
Das Kapitel gefiel mir gut ;)
Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-17T19:29:12+00:00 17.08.2021 21:29
Huhu,

Mir gefiel das Kapitel und ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht :)
Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-12T15:50:29+00:00 12.08.2021 17:50
Die Insel gefällt mir :D besonders da sie Marco zum Grübeln bringt. Hihi. Dein Mix aus Humor und situationsbedingten Kopfkino hat Spaß gemacht zu lesen. Bin schon gespannt wie sie es wieder runter schaffen wollen von der Insel oder wann die nächsten Piraten vom Schiff ihnen auf die Insel folgen
:3
Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-12T15:23:25+00:00 12.08.2021 17:23
Ja so lieb ich das :) diese Art Geschichten gefallen mir am besten von dir. Genauso deine OS Sammlung. Die Piraten erkunden eine neue Insel, Marco, Ace und Thatch in ihrem Element. Bin gespannt was mich noch erwartet, am meisten freue ich mich wieder über zweideutige Kommentare und die ein oder andere Anspielung. :3
Von:  Peacer
2013-02-24T17:09:24+00:00 24.02.2013 18:09
Ich liebe das Ende. <3
Ich finde es toll, dass Thatch Marco so gut kennt und selbst seinen neutralen Gesichtsaudruck interpretieren kann.^^
Und ich mag deine Beschreibung, als sie endlich wieder am Strand sind. "Himmel stand in Flammen" finde ich sehr hübsch, und dass die Moby Dick sie begrüßt ist sehr schön geschrieben. :D
Ich finde es auch toll gelöst, wie Ace und Thatch sich über Goliath streiten und was genau er ist, ohne dass wir es wirklich erfahren. So ein "offenes" Ende finde ich toll, da kann man sich dann selbst aussuchen, woran man glaubt. :D
Und dass Marco dann auch noch meint, dass das den Reiz ausmacht. <3
Die Story ist einfach toll, von vorne bis hinten. Eine schönere Wichtelgeschichte hätte ich mir gar nicht wünschen können. Viele, vielen Dank. *verbeug*

LG,
Peacer

Von:  Peacer
2013-02-24T16:57:27+00:00 24.02.2013 17:57
Ich glaube, das hier ist mein Lieblingskapitel. :D
Es fängt schon so schön genial mit dem Geschenk der Meerjungfrau an (und der Erinnerung an den Kuss und die Neckereien seiner Nakama, genial xD). Und dann erweist sich Thatch als geübter Schlossknacker, genau, wie ich ihn mir auch immer irgendwie vorstelle. xD
Und dann die Erkenntnis, dass sie unter der Hütte des Bürgermeisters gefangen waren, und der Kranz, und wie du so schön vorhin Andeutungen eingebaut hast finde ich ganz toll.
Und dass die Bewohner schlussendlich die Leute opfern wollen, in der Hoffnung, so von der Insel zu entkommen, ist swohl verrüclt als auch irgendwie traurig. Immerhin sitzen sie ja schon eine halbe Ewigkeit fest.
Die Rettungskation ist auch ganz toll, wie sich Thatch ohne Rücksicht auf Verluste ins Getümmel stürzt und Marco Ace ans andere Ende des Abgrundes fliegt. Habe ich schon erwähnt, dass ich seine Phönix-Form liebe? xD
Und dann der Angriff seiner Nakamas, Albtraum und Rettung zugleich, einfach genial. Ich fands übrigens auch ganz passend, dass Ace daraufhin gelacht hat. xD
Goliath fand ich dann auch ganz genial, so schön mysteriös, und wie er die Vivre Card aus der Hose zieht (hihi xD), um daraufhin spurlos zu verschwinden. Ich mag mysteriöse, alte Männer. xD
Von:  Peacer
2013-02-24T16:01:06+00:00 24.02.2013 17:01
Ich finde es süß, dass sich Marco um Thatch sorgt, weil ihn das Pech verfolgt. xD Ich mag auch die Erinnerung an die Echse, die ihn gefressen hat, das habe ich mir schön bildlich vorgestellt. Der Arme. xD
Ich mag auch das Gespräch mit Buc, wie du ihn so schön schwitzen und über seine Schulter kucken lässt, so dass Marco ihn gleich als Lügner enttarnt. Und wie unser Phönix ihm dann so schön droht und ihn nonchalant am Kragen packt. <3 Ach, ich liebe ihn, vor allem, wenn er so schön protective gegenüber seiner Familie wird. :3
Dass die Einwohner schlussendlich die Bösen sind, finde ich auch schön eingefädelt, auch wenn ich es beim zweiten Mal lesen natürlich schon wusste. Trotzdem mag ich das Mysterium um die Insel, wo man anfangs gar nicht weiß, was hier überhaupt läuft. (Und zum Schluss auch noch nicht so ganz xD).
Und dass Gol D. roger auch auf der Insel war, finde ich klasse, mit den Porneglyphen und allem, und vor allem natürlich Aces Reaktion darauf. Und es war richtig niedlich, wie Marco diesem eine Hand auf die Schulter legt und ihm seinen Hut ins Gesicht stülpt. Hach. <3

Von:  Peacer
2013-02-24T15:05:55+00:00 24.02.2013 16:05
Oh, ich liebe dieses Kapitel. Angefangen bei dem Schneckenfleisch (iiih), und wie Marco es Thatch gelanweilt erzählt, woraufhin dieser seine Zunge an seinem Hemd abwischt, einfach genial. xD
Und das kleine Mädchen, das den narkoleptischen Ace in die Wange piekst. Tolles Kopfkino. *g*
Den alten Bürgermeister mit seinen buschigen Brauen, Bart und faltigen Gesich finde ich auch gut gelungen, wie er dann so nebenbei erwähnt, dass sie die Insel nie mehr verlassen können. Und der Kampf gegen die Insel! Hauptsache, diese versucht Ace mit Erde zu löschen. xD
Aber mein armer Marco, was sind das für fiese Ranken? *mit Faust fuchtelt*
Uh, Thatch und seine Schwärmerei für Trinidad finde ich auch ganz lustig, und wie Marco versucht, diesen abzuwimmeln, damit er ihn nicht mit seinen Frauengeschichten nervt. xD
Und zum Schluss noch einmal Marco Holmes mit seinem sechsten Sinn für Gefahren. Go Marco, rette deine Familie! :3
Von:  Peacer
2013-02-24T14:24:40+00:00 24.02.2013 15:24
Halli Hallo :)
So, jetzt kommen endlich auch meine ausführlichen Kommentare. Wie du meinem Gequietsche sicher schon entnehmen konntest, vergöttere ich dich und deine grandiose Geschichte und himmle deinen Marco an, und Ace und Thatch, und Gott und die Welt...
Ähm, ja. Marco mag ich wirklich, wie du ihn darstellst. Souverän, alles unter Kontrolle, völlig gelassen, nicht licht zu beeindrucken- perfekt. :D
Ace und Thatch als die zwei Chaoten, bei denen immer etwas schief geht, finde ich auch ganz klasse, und wie sie sich gegenseitig verspotten. Vor allem Thatch in seinem Ruderboot, das Bild war einfach zu genial, und wie sie dann voll cool auf ihn warten. xD So unfair, der Arme. xD
Dass Ace die Insel im Alleingang erkundet ist auch wieder typisch, und dass sich Marco nicht von ihren Verfolgern beeindrucken lässt, finde ich auch klasse. <3
Uh, bevor ich es vergesse: ich fand die Wahl deiner Namen auch ganz toll, mit den Erklärungen in den Fußnoten. Hat Animexx mittlerweile nicht auch Fußnoten? Wäre cool wen ndu das auch einbauen könntest. :D


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