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Schwarz & Weiß

Die Legende des goldenen Drachen
von

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Die Farbe der Morgensonne

So, das erste Kapitel. Unglaubliche 3.600 Wörter.

Frage mich heute noch, wie ich das geschafft habe. XD

Egal. ^^ Wünsche euch viel Spaß beim Lesen und lasst mir n Kommi da, ok?? =3
 

ERKLÄRUNG:

Das Normalgeschriebene ist Linas Geschichte in der realen Welt.

Alles was kursivgedruckt ist, ist Linas Manga und damit Melodys Gesichte.
 

Kapitel 1 – Die Farbe der Morgensonne
 

Ein Piepen in meinem Ohr. Ich hörte es aus weiter Ferne. Es klang so, ob es näher käme. Doch alles war schwarz und ich konnte nichts sehen.

Ich machte meine Augen einen Spalt breit auf. Eine weiße Decke war alles was ich sah. Ich drehte meinen Kopf nach links. Leuchtende Zahlen. 6.45 Uhr. Mein Wecker klingelte.
 

Wieder war eine Nacht vorbei und ein neuer Morgen brach an. Mein Zimmer war hell. Die Morgensonne schien herein und tauchte alles in ein mattes Licht.

Meine Decke war in der Nacht ein Stück herunter gerutscht und deshalb zog ich sie wieder hoch. Eine wohlige Wärme umgab mich und ich vergaß alles um mich herum. Ich schloss meine Augen. Nicht schon wieder Schule. Ich wollte nicht mehr. Aber ich hatte keine eine andere Wahl.
 

Das Piepen nervte und bevor ich mich noch mehr aufregte, suchte ich meinen linken Arm unter der Decke heraus um den leuchtenden Knopf an meinem Wecker zu drücken.

Endlich Stille. Ich setzte mich auf. Mein Zimmer. Vor mir lag die Tür, auf die mein Vormieter wahllos Sticker einer mir unbekannten Rockband geklebt hatte. Mehrmals versuchte ich diese abzubekommen, doch jeder meiner Versuche scheiterte. Meiner Kehle entrann ein Seufzer, bei dem bloßen Gedanken daran.
 

Links von meinem Bett stand ein kleiner Schreibtisch. Auch er war schon alt. Es war das einzige Möbelstück, welches ich aus meinem alten Zuhause mitgenommen hatte. Alles andere existierte nicht mehr. Von meinem Bett aus sah ich ein Buch auf dem Tisch. Sofort schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Mein allerliebstes Hobby. Das Zeichnen von Mangas. Ich liebte es mit Hilfe von Bildern Geschichten zu erzählen und sie damit zum Leben zu erwecken. Ich hatte so schon viele Mangas gezeichnet und immer meinen Vorbildern, professionellen Mangakas, nachgeeifert.

Doch ich fühlte, wie meine gute Stimmung einem dumpfen Gefühl Platz machte. Die anderen in der Schule verstanden es nicht. Sie fanden Mangas doof. Bezeichneten sie als „Kinderkram“.

Aber für mich waren sie eine neue Welt. Eine Welt in der man so sein konnte, wie man möchte. Ohne Regeln, mit Helden, Fantasiewesen und Zauberern…
 

Ich schüttelte meinen Kopf heftig um nicht wieder von der Wirklichkeit abzudriften.

Ich drehte meinen Kopf in die andere Richtung. Mein Kleiderschrank. Ein Geschenk meines Vormieters, mit Dellen und Kratzern. Wieder ein Seufzer. Nur trübe Gedanken.

Daran konnte auch die nun fast ganz aufgegangene Sonne nichts ändern. 7.03 Uhr. Es war Zeit zum Aufstehen.
 

Wie jeden Morgen stieg ich langsam aus dem Bett. Auf einem Stuhl, der direkt neben meinem Bett stand, lag schon meine Schuluniform bereit. Die Schuluniform einer unbedeutenden High School, hier in Hokkaido. Ich hasste sie. Man wird in die Richtung gedrängt, in der uns die Erwachsenen gerne sahen. Artige kleine Kinder, die am Tag nichts lieber tun, als für die Schule zu lernen. 365 Tage im Jahr. Seufz. Dieselben Gedanken, jeden Morgen.
 

Mit meiner Uniform verschwand ich im Bad. Duschen, Zähne putzen und anziehen. Selbst das stellte sich in diesem kleinen Raum als schwierig heraus.
 

Nach dem Anziehen noch schnell in die Küche um wie jeden Morgen eine Tasse Tee zu trinken und ein Obento (Lunchbox) für die Schule zu machen. Das sah bei mir immer etwas hilflos aus, denn eine gute Köchin war ich nie. Ich hatte nie die Zeit dazu gehabt, es zu lernen.
 

Beim Kochen des Reises hielt ich inne. Mein Kopf wanderte durch den kleinen Raum. Von der Tür über die kleine Sitzecke mit einem Tisch, der orange/roten Tischdecke und zwei Stühlen, zum Fenster mit der kleinen roten Gardine und der roten Lilie auf der Fensterbank, bis zur Küchenzeile, dem Herd, der Spüle und den roten Trockentüchern.

Dort hing es. Neben dem Kühlschrank hing ein Bild, welches mir mehr als wichtig war. Im Licht der aufgehenden Sonne und der kleinen Küchenlampe war das Foto nur sehr schwer zu erkennen.

Doch ich hatte es mir so oft angesehen, dass ich jedes Detail aus dem Kopf wusste.
 

Drei Menschen sind in einem Park. Im Hintergrund sieht man viele grüne Bäume. Sommer. Die Menschen sitzen im Gras. Links sitzt eine junge Frau. Sie ist c. a. 25 Jahre alt, hat langes schwarzes Haar, das ihr durch den seichten Wind zum Teil ins Gesicht geweht wird, und trägt ein rotes Sommerkleid. Sie hat ein wunderschönes Lachen. Jeder um sie herum wird von dieser Fröhlichkeit, dieser Lebensfreude angesteckt.

Auf der rechten Seite des Fotos sitzt ein jüngerer Mann Mitte 20. Er hat kurze schwarze Haare, die durch viel Haargel lässig in verschiedene Richtungen abstehen. Er trägt eine blaue ¾- lange Jeans und ein lässiges schwarzes T-Shirt, auf dem der Kopf eines Drachen zu sehen ist. Auch er hat gute Laune und lächelt fröhlich in die Kamera.

Doch das eigentliche Motiv des Bildes ist ein ganz anderes. Im Vordergrund steht ein kleines Kind, ca 4 Jahre alt, und lächelt so, dass es jedem menschlichen Eisklotz das Herz erwärmen würde. Das Mädchen mit den schwarzen Zöpfen und dem rosa Kleid winkt fröhlich zu der Person mit der Kamera.
 

Sofort stiegen mir Tränen in die Augen. Ja, das war mein Ein und Alles. Die einzige Erinnerung an meine Eltern.
 

Langsam kehrten meine Gedanken in die Gegenwart zurück. Gleich neben dem Foto hing eine Uhr. 7.45 Uhr. Nur noch 15 Minuten bis Schulbeginn! Und das Essen war auch noch nicht fertig!

So kam es, dass ich wieder zu spät zum Unterreicht erschien. Wie jeden Morgen.
 

++++++
 

Kurz vor 8 Uhr verließ ich dann das Haus. Mein Schulweg dauerte ungefähr 10 Minuten.

Während ich so meinen üblichen Weg durch die belebten Straßen machte, schlenderte ich an den Geschäften vorbei. Ein Bäcker, ein kleiner Supermarkt, ein Bücherladen, ein Kiosk und ein Frisör.

Die Menschen gingen ihrem geregelten Tagesablauf nach. Viele Schulkinder kreuzten meinen Weg. Hier und da begegneten mir eilig laufende Geschäftleute mit einem Handy am Ohr. Doch auch Menschen, die am Rande des Fußwegs halt machten und alte Bekannte trafen, waren keine Seltenheit.

Wenn ich doch auch so viel Zeit hätte und einfach Dinge machen könnte, die nichts mit Schule und Pflichten zu tun haben. Doch ich war erst 16 Jahre und somit fast noch ein Kind. Ein Kind, welches alleine wohnte und noch einige Jahre in der Schule vor sich hatte.. Bei dem Gedanken entwich mir wieder ein Seufzer. Erschrocken stellte ich fest, dass das an diesem Tag nicht das erste Mal war. Seit wann seufzte ich so viel? Ich schüttelte den Kopf um diese Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Unnütze Gedanken.
 

Denn ein paar Augenblicke später stand ich vor dem Gelände der Schule.

Ich ging durch das Eingangstor mit der Aufschrift „Abame High School“ und betrat den, zu dieser Zeit verlassenen, Schulhof. An beiden Seiten des Tores stand je ein Fliederbusch und darunter war ein Meer aus roten und weißen Geranien.

Hinter dem großen Schulgebäude befand sich der „Park“. Dieser Teil des Schulhofs bestand hauptsächlich aus Rasen, Bäumen und hie und da waren Blumen gepflanzt. Drumherum standen vereinzelt Kirschbäume, die zu dieser Jahreszeit wunderbar blühten.

Wenn man auf dem Schulhof stand, war man umgeben von kleinen rosa Blütenblättern. Es war ein wunderschöner, friedlicher Anblick.
 

Während mein Blick über den Hof schweifte, landete er an der Schuluhr. 8.11 Uhr.

Mit einer bösen Vorahnung setzte ich meinen Weg ins Klassenzimmer fort.
 

++++++
 

Nach meinem Klopfen an der Tür, wurde ich gleich herein gebeten.

„Na sieh mal an. Das Fräulein ist wieder einmal zu spät.“ „Tut mir Leid, Herr Senri. Ich habe verschlafen.“, hörte ich mich aus reiner Gewohnheit sagen. „Was sollen wir nur mit dir machen?!“

Ich spürte die Blicke der Klasse auf mir. Jeder einzelne sah mich an. Einige lachten und andere fingen gleich an mit ihrem Nachbarn zu reden.

„Setz dich hin, Lina. Wir besprechen es nach dem Unterricht.“ Ich nickte und ging in die Reihe am Fenster, 4. Platz. Mein Stammplatz. Denn von dort aus konnte man zwei der blühenden Kirschbäume sehen.
 

Niemand sagte auch nur ein Wort zu mir. Kein „Guten Morgen“ oder „Na, wieder getrödelt?“. Aber auch das war nichts Neues. Meine Klassenkameraden hatten schon vor einiger Zeit beschlossen, mich zu ignorieren. Keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Warum genau, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich mir auch schon lange keine Mühe mehr gab, mich mit jemandem anzufreunden.
 

+++++++
 

Zwei Stunden Mathematik gingen irgendwann zu Ende. Brüche, Wurzeln und Gleichungen. Dinge, von denen ich nichts verstand.

Wie angedroht fing mich der Lehrer nach der Stunde ab. “Lina, ich weiß, dass du alleine wohnst. Und das mit 16 Jahren! Ich weiß auch, dass es schwierig für dich ist. Aber ich bitte dich, von nun an pünktlich zu kommen. Wir haben dir, der Umstände halber, viel mehr durchgehen lassen, als wir es dürfen. Wenn du also noch öfter zu spät kommst, bist du nicht die Einzige, die Ärger bekommt.“ Schweigen. Ich nickte nur, bin nicht in der Lage etwas zu sagen. „Sehr gut. Ich verlass mich auf dich.“ Ich bereitete so viele Schwierigkeiten und doch lächelte Herr Senri mich freundlich an.

Ich konnte dieses Gesicht nicht länger sehen. Dieses Gefühl des Mitleids nicht länger ertragen. Nach einem leisen „Danke“ huschte ich schnell wieder auf meinen Platz.
 

++++++
 

3 Uhr. Mittagspause. Den Vormittag hatte ich bereits hinter mich gebracht. Endlich hatte ich etwas Zeit für mich. Ich schnappte mir meine Tasche und mein Obento und ging hinaus auf dem Schulhof. Dort bog ich nach rechts ab, durch die Schüler die überall standen, sich unterhielten und aßen. Ich wurde keines Blickes gewürdigt. Nur hie und da fingen Mädchen an zu tuscheln, wenn ich an ihnen vorbei kam.
 

Im hinteren Teil des „Parks“ befand sich der größte Kirschbaum. Mein Lieblingsplatz. Viele Tage verbrachte ich hier. Ob es regnete, schneite oder die Sonne schien. Dort war der einzige Ort in der Schule, an dem ich mich wohl fühlte.
 

Ich setzte mich auf eine große Wurzel, darauf bedacht, meinen nervigen Rock unten zu behalten, lehnte mich an den dicken Stamm und sah nach oben. Ein Meer aus tausenden rosa Blüten wiegte sachte im Wind. Wie Wellen auf dem großen weiten Ozean.

Ein beruhigender Anblick, der mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Wenn das ganze Leben nur so schön wäre…

Doch jetzt kam der Zeitpunkt, auf den ich mich jeden Tag freute. In meiner Tasche kramte ich nach meinem Buch. Mein eigener Manga, in den ich das zeichnete, was mir durch den Kopf ging.

Ich identifizierte mich damit. Ich tauchte in diese fremde Welt ein. Dort wo es Monster, Zauberer und andere Kontinente gab. Algäsia.
 

……..
 

Algäsia war eigentlich ein friedliches Land, zu 3/4 umgeben von dichten Wäldern und an der Südseite öffnete es sich zum Meer. Im Norden und Westen grenzte es an ein Land namens Lilita und im Osten lag Raune.

Es war eine wundersame Welt, in der die Magie vorherrschte. Jeder Mensch besaß eine gewisse magische Begabung. Bei dem einen war sie stärker ausgeprägt, bei dem anderen weniger.

Außerdem gab es Unterschiede in der Benutzung der Magie. Man teilte diese Menschen auf: Weiß- und Schwarzmagier.

Weißmagier benutzten ihre Skills (Fähigkeiten) für heilende Zwecke. Sie konnten Krankheiten und die Wunden von Kämpfgefährten heilen sowie Vergiftungen und Paralysen durch das Anwenden von Kräutern aufheben.

Schwarzmagier bedienten sich der Kraft der Elemente Feuer, Wasser, Luft/Wind, Dunkelheit, Licht, Erde, Holz, Metall und Elektrizität.

Es gab fünf Hauptelemente und fünf Nebenelemente. Die fünf Hauptelemente (Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall) wurden von den fünf Göttinnen erschaffen. Jeweils ein Nebenelement ist diesen zugeordnet. Licht – Feuer; Dunkelheit – Wasser; Kristall – Erde; Elektrizität – Metall und Luft – Holz. Diese Elemente hatten seit Jahrhunderten eine Verbindung aufgebaut, doch niemand kannte sie genau.

Jeder Mensch hatte von Geburt an eine bestimmte elementare Gabe, die man meistens erst später im Leben genau definieren konnte.
 

Doch die Welt war nicht mehr so friedlich, wie sie einmal war…

Seit einiger Zeit trieb eine Bande namens „Die schwarzen Drachen“ ihr Unwesen. Sie hatten den Tieren dieser Welt bestimmte Viren eingepflanzt, weshalb sie nun aggressiv waren und die Menschen bedrohten.

Algäsia wurde von König Vaan regiert, der sofort Truppen von Magiern und Soldaten zusammenstellte, die sich auf die Suche nach den Mitgliedern und dem Kopf der Bande machen sollten.

So durchquerten die stärksten Magier die Welt, auf der Suche nach Menschen in Not.
 

Eins der berühmtesten Teams war zweifelsohne das Team namens „Phönix“, bestehend aus drei sehr starken Magiern.

Die Leaderin dieses Teams, ihr Name war Melody, war eine Feuermagierin, die aber auch heilende Fähigkeiten besaß, was sehr selten war. Normalerweise können Magier sich nur auf eine Richtung spezialisieren. Doch Melody war anders. Sie war 16 Jahre alt und die einzige Tochter des Konsuls, dem ranghöchsten Menschen des Landes, nach dem König. Von Kindesbeinen wurde sie in verschiedenen Künsten unterrichtet. Ihr Element ist das Feuer.

Sie hatte lange rote Haare, die ihr wellig über die Schultern fielen und einen Seitenscheitel, der ihr das halbe Gesicht verdeckte, was ihr ein mysteriöses Aussehen verlieh. Ihre Augen waren blutrot, wie das bei Feuermagiern üblich war.

Ihre Kleidung bestand aus einem roten, ärmellosen Kleid, welches knapp unterhalb ihres Hinterns V-förmig auseinander ging. Dazu trug sie Handschuhe, die ihr bis fast zu den Achseln reichten. Ihre Stiefel gingen bis an das Ende des Kleids.

Alles war in rot gehalten und jedes Kleidungsstück hatte am oberen Ende eine schwarze Borte. Außerdem trug sie schwarze Hotpants, die seitlich jeweils zwei v-förmige Stoffdreiecke hatte.

Doch das Auffälligste an ihr, war der lange rot/schwarze Hut mit der großen roten Schleife, den sie auf ihrem Kopf trug. Dort war auch ihr Familienwappen, eine Flamme in der Form eines Drachen, aufgestickt.
 

Begleitet wurde sie von Ray, einem immer ernsten jungen Mann, der nur knapp älter war als Melody. Sein Element war die Elektrizität. Er konnte besonders gut aus der Distanz kämpfen und hielt seinem Team oft den Rücken frei. Er war derjenige im Team, der die meiste Ahnung von Zaubern und Tieren hatte, weshalb er immer die besten Strategien entwickelte.

Ray hatte mittellange schwarze Haare, die in alle Richtungen abstanden und ihn, zu seinem Leidwesen, oft den Vergleich mit einem Stachelschwein einbrachte.

Er trug einen langen schwarzen Mantel, mit dem er seinen Körper gerne ganz verdeckte. Darunter hatte er lediglich ein langärmliges schwarz/rotes T-Shirt und eine schwarze Hose.

Ray war nicht nur ein hervorragender Magier, sondern konnte auch hervorragend mit Pfeil und Bogen umgehen. Er hatte deshalb immer einen verzierten Holzbogen über seinem Umhang dabei.
 

Der letzte im Bund war Coud. Ein immer fröhlicher aufgeschlossener Junge, der so alt wie Melody war. Sein Element war die Luft. Er handelte oft bevor der nachdachte, was ihn schon so manches Mal in brenzlige Situationen gebracht hatte.

Er trug seine blonden Haare so, dass sein Pony wild abstand, während der Rest nach hinten runter fiel.

Coud trug ein schwarzes T-Shirt und darüber eine etwas längere rote Jacke. Seine rote Hose endete in der Mitte seines Schienbeins wo auch gleich seine schwarzen Stiefel begannen.

Wie Ray war Coud nicht nur im Umgang mit Magie geübt. Seine Waffe war ein schmales Schwert, an dessen Griff sich ein Drache aus Metall hoch schlängelte. Schon von klein auf trainierte er mit Schwertern, was ihn zu einem der besten Schwertkämpfer des Landes machte. Und das mit 16 Jahren.
 

Bekannt wurden sie durch ihre Heldentaten. Erst retteten sie ein Dorf vor einer Flutwelle, dann vertrieben sie ein ganzes Rudel mutierter Wölfe oder zerschlugen eines der Quartiere der Feinde.

Aber das, was sie so besonders machte, waren Melodys Fähigkeiten. Man sagte, dass sie die geheime Kraft des goldenen Drachens besaß.

Ein Drachen der vor Jahrhunderten als Herrscher über diese Welt gelebt hatte. Eines Tages wand sich sein Bruder, ein rabenschwarzer Drache, gegen ihn und in einem Kampf Gut gegen Böse, verloren fast alle Drachen ihr Leben. Man erzählte sich, dass der goldene Drache als Einziger überlebte und seine Kräfte an einem bestimmten Ort verstecke. Darauf starb auch er.

Einige Jahrhunderte später fand Melody als Kleinkind genau diesen Ort und wurde so von dem Drachen auserwählt um noch einmal gegen seinen Bruder zu kämpfen. Denn dieser hatte vor dem Kampf ebenfalls Vorkehrungen getroffen und einen Menschen in ferner Zukunft auserwählt, sein Werk zu vollenden.

Und dieser Mensch war der Anführer der „Schwarzen Drachen“.
 

Als Melody ihre außergewöhnlichen Kräfte bemerkte, entschied sie sich ebenfalls durch das Land zu reisen, obwohl ihr Vater es ihr verboten hatte. Doch sie wollte nicht tatenlos rumsitzen, sondern mit den Kräften, die sie selber noch nicht ganz verstand, anderen Leuten helfen. Sie wollte ihren Weg des Lebens finden. Ihre Bestimmung.

So kam es dazu, dass Melody während ihrer Reise Ray und Coud traf und mit ihnen durch das Land zog.
 

++++++
 

Melody und ihre Jungs waren gerade in einem Wald im Westen des Landes. Gestern hatten sie in einem nahe gelegenen Dorf Rast gemacht und durch eine Dorfbewohnerin erfahren, dass weiter südlich eine Gruppe von mutierten Bären die Dörfer angriff. Um diesen Menschen zu helfen machten sie sich früh morgens nach Süden auf.
 

An den Bäumen, die rings um den Weg standen, wuchs ein saftiges grün. „Ich liebe den Frühling“, murmelte Melody vor sich hin und hüpfte freudestrahlend den Weg entlang.

Um sie herum war ein dichter Wald, durchzogen von mehreren kleineren Flüssen. Etwas weiter westlich, im Landesinneren, konnte man ein Gebirge, den Gaja, sehen. Er reichte einmal quer durch das Land, war aber nur einige Kilometer breit. Um zur anderen Hälfte des Landes zu kommen, musste man ihn komplett durchqueren. An vielen Stellen war das aber nicht möglich, da das Gebirge aus vielen einzelnen Gipfeln bestand, deren Überquerung schon einige Leben gefordert hatte. Der einfachste Weg war dem Ganga zu folgen. Einem riesigen Fluss, der das Gebirge einmal längst in der Mitte teilte.

Man sagte, dass sich das Hauptquartier der Schwarzen Drachen irgendwo dort befinden musste, aber noch niemandem war es gelungen, sie zu finden.
 

Zurzeit durchstreiften Melody, Ray und Coud das Land, auf der Suche nach einer bestimmten Schriftrolle, die Informationen über den Krieg der Drachen enthalten sollte. Die drei Magier erhofften sich eine Methode zu finden, um den Schwarzen Drachen zu besiegen.

Ihr Weg führte sie in die Handelshauptstadt Algäsias, Shyousha. Auf dem Weg dorthin, lagen viele kleinere Dörfer, die aufgrund ihrer Lage vom Handel lebten. Und genau diese Dörfer wurden bedroht. Eine Gruppe von Bären vernichtete die Felder und machte ganze Dörfer dem Erdboden gleich.
 

Seit dem frühen Morgen war die Gruppe nun unterwegs. Die Sonne stand hoch im Zenit und strahlte eine wohlige Wärme aus. Während Melody vorweg lief, gingen die beiden Jungs ihr gemächlich hinterher.

„Kaum hört sie, dass es wieder was zu tun gibt, kann sie es kaum noch erwarten.“ Coud grinste in sich hinein. Ray nickte zustimmend. Coud kannte diese Seite an ihm schon. Immer ruhig, gelassen und darauf bedacht so wenig Worte wie möglich zu wechseln.

Der Blonde, den Melodys Fröhlichkeit angesteckt hatte, tänzelte leichtfüßig über den Erdboden. Es bereitete ihm Freude, mit den für ihn, wichtigsten Menschen, durch das Land zu ziehen und gemeinsam für eine bessere Welt zu kämpfen. Der Krieg hatte zu viele Opfer gefordert. Viele Kinder wurden zu Waisen, viele Mütter verloren ihre Kinder und viele Frauen ihren Ehemann. All das sollte endlich aufhören.
 

Einige Meter vor ihm blieb Melody plötzlich stehen. Verwundert darüber, tauschen Ray und Coud kurze Blicke aus. Dann legten sie einen Zahn zu, um das Mädchen zu erreichen, denn sie wussten, dass etwas nicht stimmte. Gerade als der Blonde etwas sagen wollte, sah er auch schon den Grund für Melodys abruptes stehen bleiben.

Sie standen auf einer kleineren Anhöhe und konnten von da aus in das vor ihnen liegende Tal sehen. Einige Meter auf der rechten Seite sahen sie ein Dorf. Es war komplett zerstört und verwüstet.

Doch das Schlimmste war: Alle Bewohner waren tot. Schon von dort oben war zu sehen, dass der Boden von Blut getränkt war. „Oh… mein… Gott…“, murmelte Coud.
 

Sofort rannte Melody los. Sie lief einfach nur, so schnell sie konnte. Innerlich hoffte sie, noch jemandem helfen zu können. Irgendjemanden. Tränen stiegen ihr in die Augen. Dennoch versuchte sie stark zu sein.
 

Schon nach wenigen Minuten erreichten sie das Dorf. Ray und Coud waren direkt hinter ihr.

Ihnen bot sich ein Anblick des Grauens. Von den alten Holzhäusern standen, wenn überhaupt, nur noch die Grundmauern, Holzteile und Karren, die sie einst für den Transport von Waren genutzt hatten, lagen überall verstreut. Die Tiere waren geschlachtet und ausgeweidet worden. Und zwischen all den Trümmern lagen die Leichen. Frauen, Kinder und Männer des Dorfes. Niemand wurde verschont.

Die Dorfbewohner versuchten noch sich zu retten, denn einige lagen in abgelegenen Gassen. Versteckt unter Trümmern und Karren. Soweit man erkennen konnte waren einige sogar bewaffnet. Neben den Leichen lagen Arbeitswerkzeuge, mit denen sie ihre Felder bestellten. Nun blickten sie nur noch stumm gen Himmel. Ihre Augen aus Angst und Schock geweitet. Sie waren leer. Kein Lebenszeichen war mehr zu sehen. Keine Hoffnung, keine Freude strahlte ihnen aus diesen Augen entgegen.

Und das, was einmal die Straße war, war jetzt nur noch ein Fluss aus Blut.
 

„Was ist hier bloß passiert?“, fragte das Mädchen fassungslos.

„Ich denke, das waren die Bären, von denen uns erzählt wurde.“ Wie Melody jetzt erst merkte war Ray schon zwischen den Trümmern unterwegs, um nach Hinweisen zu suchen.

„Aber warum töteten sie alle Menschen? Wir hatten schon öfter mit diesen Tieren zu tun und Tote waren schon immer zu beklagen. Aber diesmal haben sie ein ganzes Dorf ausgerottet! Das kann ja nicht alles des Hungers wegen passiert sein! , schimpfte Coud.

Ray wusste, dass seine Wut den Angreifern galt und nicht ihm. Daher sprach er mit seiner ruhigen Stimme weiter, in der Melody aber eine Spur von Wut heraushörte: „Ich kann es dir nicht sagen. Nur dass es so aussieht, als ob das nichts mit Appetit zu tun hatte. Diese Tiere wurden regelrecht darauf abgerichtet alles, was sich bewegt, zu töten.“ Bei Rays Worten rann Melody ein kalter Schauer über den Rücken und selbst Coud stand nun mit vor Schock geweiteten Augen da.

„Wieso musste es soweit kommen?“ Die rothaarige stand dort, inmitten der Leichen. Blut klebte an ihren Schuhen. Tränen liefen ihr über die Wangen. Eine unendliche Traurigkeit breitete sich in ihr aus. Soweit wollte sie das nicht kommen lassen.

In Gedanken versunken bemerkte sie nicht, wie Coud nach ihr rief. Sie schreckte hoch und drehte sich langsam um, als plötzlich…
 

++++++
 

Ich schreckte hoch. Die Schulglocke hatte geläutet. Ich sah auf die Uhr. 4 Uhr. Die Mittagspause war vorbei. Ich hatte mich wieder so sehr ins Zeichnen vertieft, dass ich nichts um mich herum mitbekam. Noch zwei Stunden Sport und dann konnte ich endlich nach Hause.

So steckte ich meine Sachen zurück in die Tasche und begab mich, leise über die kurzen Pausen fluchend, in Richtung meines Klassenzimmers.

Die Tränen des Feuers

So, hier mal das zweite Kapitel.

Denke zwar eher nicht, dass das hier wer liest, aber ich versuche es mal.

Freue mich über Kommentare, da ich unbedingt wissen muss, ob diese Fanfic gut ist oder nicht. ._.

Also BITTE Kommi schreiben. ;_;
 

Kapitel 2 – Die Tränen des Feuers
 

Sport stand auf dem Stundenplan. Und ich hasste es. Leider war ich eine Niete, wie sie im Buche steht. Nicht das Einfachste konnte ich, was auch meine schlechte Note auf dem Zeugnis zustande brachte.
 

Heute war Volleyball an der Reihe. Natürlich wählte mich keiner und ich kam als Letzte in die letzte Mannschaft. Man sagte, dass ein Fluch auf mir läge. Jede Mannschaft, die mich in ihrem Team hatte, verlor. Dass auch die anderen in den Teams nicht spielen konnten, interessierte niemanden.

Manchmal wünschte ich mir, dass ich Melodys Fähigkeiten hätte. Denn damit gäbe es nie wieder Probleme in Sport. Wunschdenken.
 

Die Stunde neigte sich dem Ende und ich war froh endlich nach Hause zu kommen.

Der Lehrer verabschiedete uns und wir Mädchen gingen in die Umkleidekabine. Dort brauchte ich mit Absicht immer extra lange, damit ich die Letzte war und so niemandem mehr über den Weg lief.

Wie immer, funktionierte mein Plan und als ich vor die Tür kam, war alles in ein orangefarbenes Licht getaucht. Ich liebte diesen Anblick. Alles kam einem viel schöner vor. Schwarze Flächen, Dächer, dunkle Gassen. Alles war nun freundlich hell und erstrahlte in einem wunderschönen orange. Alles sah gleich aus. Alle Menschen waren gleich…
 

Ich setzte meinen Weg fort. Die Geschäfte die vor ein paar Stunden noch belebt waren, waren nun schon fast menschenleer. Ein trauriger Anblick. Die Angestellten, die vorher noch zu Späßen aufgelegt und freundlich mit den Kunden geredet hatten, saßen nun gelangweilt in ihrem Laden rum, mit ständigem Blick zur Uhr.
 

So schlenderte ich durch die Straßen. Denn nach Hause wollte ich noch nicht. Dort ist nichts, was mich nach Hause ziehen würde. Nichts und niemand.

Einige Meter von meinem Haus entfernt lag ein kleiner Park. Er war nicht größer als die Grundstücke in dieser Gegend und trotzdem kamen oft Menschen her. So wie ich.

Er war von einer hohen Steinmauer umzäunt, wie jedes andere Haus in der Gegend, da dieses Grundstück früher Mal ein normales Wohngrünstück war. Doch der Bewohner des Hauses starb und vermachte es seinem einzigen Sohn. Dieser musste das baufällige Haus abreißen, konnte sich aber kein Neues leisten.

So kam es, dass er es der Nachbarschaft zur Verfügung stellte. Und genau diese machten das Grundstück in einigen Jahren zu einem wunderschönen Park.
 

Da stand ich nun, vor dem Tor. Die Wege gingen Kreuzförmig durch den Garten hindurch. Umrandet wurde er von einer immergrünen Lorbeerhecke. Viele Blumen waren um den Rasen herum gepflanzt. Viele verschiedene Blüten und Farben die die unterschiedlichsten Insekten anzog. Besonders interessierten mich die Schmetterlinge, mit ihren farbenprächtigen Flügeln.

An den Punkten, an denen sich die Wege trafen, hatte man eine Terrasse gebaut.

Diese liebte ich besonders. Man hatte so etwas wie ein Gitter, auf vier Pfeiler verteilt, an den vier Ecken der Terrasse befestigt. In der Mitte wurden im Quadrat vier Platten ausgelassen und Holzbalken im Boden verankert. In diesen Lücken standen vier Sträucher. Glyzinien. Diese Glyzinien wuchsen an den Holzbalken hoch und ließen ihre Äste, einer Ranke ähnlich, über das Gitter wandern. Auch außerhalb der Terrasse wurden noch einige dieser Pflanzen gepflanzt. Das hatte zur Folge, dass überall wunderschöne rosa- bzw. lilafarbene Blüten herabhingen.
 

Ich setzte mich auf eine der Bänke, die man am Rad der Fläche aufgestellt hatte und sah mir den rosa Blütenhimmel an. Die Blüten schwankten im Wind. Es war ein beruhigender Anblick. Wieder ein Wunder der Natur.

Ich nahm meine Tasche, und suchte dort meinen Manga heraus. Ich wollte noch etwas zeichnen, bevor ich nach Hause ging. Erst durchblätterte ich das Buch, sah mir im Bruchteil einer Sekunde die Bilder und Buchstaben an, bis ich an einer leeren Seite ankam.

Nun kramte ich in meiner Tasche noch nach meinen Stiften und Arbeitsmaterialien und fing an zu zeichnen…
 

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Melody war tief in Gedanken versunken. Erst als Coud nach ihr rief, erwachte sie aus ihrer Starre. Sie spürte etwas hinter sich. Etwas, dass ihr Angst machte. Langsam drehte sie sich um und sah genau in das Antlitz eines der mutierten Bären. Die Bären waren groß und ähnelten stark normalen Bären. Doch was sie von ihren normalen Artgenossen unterschied, waren die blutroten Augen und ein Zeichen auf ihrer Stirn. Dieses war das Zeichen der Schwarzen Drachen. Ein Drachenkopf, der sich aus einem menschlichen Schädel schlängelte. Sie verwendeten dieses Zeichen um anderen Angst einzujagen und zu signalisieren, dass diese Gruppe hinter allem steckte.

Die Tiere waren von Blut bedeckt. Es klebte überall an ihnen und verfilzte ihr Fell.
 

Zu geschockt von dem Bild, das sich ihr bot, war sie nicht in der Lage sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Und dafür war es auch schon zu spät. Der Bär hob seine Klaue und ließ sie auf das Mädchen herunterfallen. Sie riss die Arme hoch um so ihren Kopf zu schützen, schloss die Augen und drehte sich weg. Sie wartete auf den Schmerz, der ihren Körper nach der Attacke lähmen musste.

Sie wartete einige Sekunden, doch das, auf was sie gewartet hatte, blieb aus. Langsam drehte sie sich wieder um und öffnete die Augen. Doch mit dem, was sie sah, hatte sie nicht gerechnet. Coud stand vor ihr, sein Schwert erhoben und blockte so den Angriff des Tieres. Melody sah, wie viel Mühe ihn das kostete, denn seine Muskeln waren zum zerreißen gespannt.

„Urgh… Melody, geh zurück. Lange kann ich ihn nicht mehr abhalten!“, quetschte er durch seine, vor Anstrengung zusammengebissenen Zähne heraus. Nach einigen Sekunden lösten sich die verkrampften Muskeln der Rothaarigen und sie sprang ein paar Schritte zurück. Coud tat einige Momente später das gleiche. Er landete einige Zentimeter neben ihr.

„Tut… Tut mit Leid…“, stammelte das Mädchen.

„Du musst dich nicht entschuldigen. Ich habe sie selber erst zu spät bemerkt.“, sagte der Junge lächelnd.

„Danke.“, nun schlich sich auch ein Lächeln auf Melodys Gesicht.

Sie griffen den Bären an, doch diese Tiere waren anderes. Mit Waffen konnte man nicht viel gegen sie ausrichten. Sie prallten einfach ab. Auch die meisten Zaubersprüche halfen nichts. Und das schlimmste war… Er wurden immer mehr! Sie kamen aus den umliegenden Wäldern und zurzeit waren es schon um die 10 Tiere!
 

„Dann muss ich wohl ran.“, meinte Melody.

Erschrocken drehte Coud sich zu ihr um. „Lady Melody, Ihr solltet es nicht übertreiben.“, Melody wusste sofort, von wem diese Stimme kam. Diese kühle, förmliche Art kannte sie nur von Ray. Dieser war gerade eben wieder zu der Gruppe gestoßen.

„Ich weiß, aber…“, begann sich das Mädchen zu verteidigen. „Ihr müsstet selber am besten wissen, wie das mit diesen hochstufigen Skills ist! Für jeden Skill braucht man Mana. Mana fließt bei jedem Menschen durch den Körper. Wenn ein Mensch also Magie benutzen will, muss er Mana sammeln und es konzentrieren. Daraus entstehen z.B. Feuerbälle.

Stufe E Skills verbrauchen nur wenig Mana, richten aber auch nicht viel Schaden an. Je höher die Stufe desto höher also der Manaverbrauch. Wenn ihr nicht aufpasst und ihr euer ganzes Mana verbraucht, könnt Ihr nicht mehr kämpfen! Oder schlimmer, sogar sterben.“

Melody sah zu Boden. Sie schien zu überlegen. Aber keine 10 Sekunden später hatte sie eine Entscheidung getroffen. „Wir haben beschlossen, diese Schriftrolle zu suchen, um eine Methode zu finden, den Schwarzen Drachen zu besiegen. Wir hatten besagt, wir wollen den Krieg beenden und endlich wieder in Frieden leben. Und dafür möchte auch ich kämpfen!“ Melody sah ihrem Begleiter direkt in die Augen. Ihn verblüffte ihre Entschlossenheit. „Mit unseren normalen Skills kommen wir nicht weiter! Ich trage eine besondere Kraft in mir. Vielleicht kann ich diese Bären so besiegen…“
 

Ray wusste, dass es keinen Sinn hatte, mit ihr zu diskutieren. Sie war zu dickköpfig dafür. Doch trotz all seiner Sorgen wusste er auch, dass sie nicht so schwach war, wie manch einer denken würde. Nein, im Gegenteil. Wenn sie richtig loslegte war sie sogar stärker als er oder Coud. Darum ließ er sie gewähren. Im Notfall waren er und Coud ja auch noch da.
 

Melody trat einen Schritt zurück. Für die Attacke musste sie sich voll konzentrieren und das wussten die Jungs. Solange das Mädchen ihr Mana sammelte, hielten sie die Tiere in Schach.

Die rothaarige schloss die Augen und faltete die Hände. Nach einer Weile öffnete sie sie schlagartig wieder. Das Zeichen für Ray und Coud aus der Schussbahn zu verschwinden. Sie sprangen und landeten einige Meter hinter ihr. Immer bereit ihrer Freundin im Notfall zu helfen.

Um Melody bildete sich ein Stern mit 5 Ecken. Eine Ecke zeigte direkt nach vorne, zwei zur Seite und zwei nach hinten. An diesen Ecken bildeten sich kleine Flammen, die immer größer wurden. Nun war es soweit. Melody hob ihren Arm und rief: „Stern des roten Drachen!“ Die Flammen flogen auf die Tiere zu und vereinigten sich zu einer riesigen Flamme. Diese wiederum formte sich zu einem Drachenkopf, dessen Maul weit aufgerissen war.

Die Attacke traf genau die Gruppe von Bären. Sie explodierte in einem riesigen Feuerball, dessen Druckwelle sogar den drei Teammitgliedern zu schaffen machte.
 

Einige Sekunden später war der ganze Spuk auch schon wieder vorbei. Dichter, grauer Rauch überzog nun die Stadt. Gespannt warteten sie alle ohne sich zu rühren. Als sich der Rauch legte, zeigte sich das ganze Ausmaß des Angriffs. Ein riesiger Krater, ca. 20 Meter im Durchmesser, bohrte sich in die Erde. Genau dort, wo eben noch die Bären standen.

Erschöpft sank Melody auf die Knie. Sekunden später waren auch ihre Kollegen neben ihr.

„Alles in Ordnung?“, fragte Coud besorgt. Das Mädchen blickte auf und lächelte ihn an. „Seht ihr? Ich habe es geschafft, Wie ich gesagt hatte!“ Sie strahlte über das ganze Gesicht. Die Jungs fassten das als ein „Ja, es geht mir gut“ auf. Sie hatte zwar einiges an Mana verbraucht, konnte aber noch selbstständig laufen. Sie machten sich auf in das nächste Dorf, um sich erstmal zu erholen.
 

+++++++
 

Es dauerte nicht lange, da sahen sie schon ein kleines Dorf auf einer Lichtung. Sie gingen in das Dorf, aber niemand war zu sehen. Alle Häuser waren verrammelt.

„Wo sind denn alle hin?“, wunderte sich Melody. „Vielleicht haben sie Angst vor den Bären. Diese waren bereits sehr nach an das Dorf gekommen.“

„Ja, das kann schon sein. Die Leute alleine können nichts gegen diese Tiere ausrichten.“, meinte Coud.

Melody ging ein Stück in die Mitte des Dorfes. „Die Bären sind tot! Ihr braucht euch nicht mehr zu fürchten!“ Nichts rührte sich. Das Mädchen schaute verwundert an den Häusern entlang. Auch nachdem einige Minuten vergangen waren, kam niemand aus seinem Haus. Doch sie wollte das nicht hinnehmen. Obwohl sie von ihrer Attacke noch sehr geschwächt war und sich kaum auf den Beinen halten konnte, lief sie so schnell sie konnte die Straße entlang. Immer wieder rief sie nach den Bewohnern, doch niemand schien sie zu beachten. Geschockt und völlig entkräftet blieb sie irgendwann stehen.

„Hey Melody. Lass es bleiben. Wir sind Fremde hier. Sie haben wohl Angst vor uns.“, meine Coud, der ihr nachgegangen war. Doch das Mädchen rührte sich nicht. Sie wollte doch den Menschen helfen! Deshalb reiste sie doch durch das Land und kämpfte! Doch was ist nun? Warum klappte es diesmal nicht? Die Rothaarige spürte, wie ihre Sicht verschwamm, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Am liebsten wäre sie weinend zusammengebrochen; einfach um sich besser zu fühlen.

Coud sah sie traurig von der Seite an. Er kannte Melody schon lange genug, um zu wissen, was sie fühlte. Selbst Ray, der sonst eher selten Gefühlsregungen zeigte, sah das Mädchen mit traurigen Augen an.
 

„Ihr solltet besser von hier verschwinden! Und zwar schnell!“ Erschrocken drehten sich alle in die Richtung, aus der die Stimme kam. Rechts von ihnen stand ein Mann Mitte 30, seiner Kleidung nach zu urteilen, ein Bauer, in der Tür. Nervös blickte er hin und her, als ob er auf irgendetwas wartete.

„Wieso? Was ist denn hier passiert? Außerdem können wir heute nicht mehr weg. Meine Freundin kann kaum noch stehen.“, meine Coud. Der Mann ließ seinen Blick zu Melody schweifen. Sie stand da, keuchend und kreidebleich. Ihre Beine waren etwas eingeknickt und sie zitterte, was zeigte, dass sie wirklich nicht mehr lange stehen konnte.

Der Mann musste eingesehen haben, dass er die Gruppe nicht wegschicken konnte und bat sie in sein Haus.

Die beiden Jungen sahen zu der Rothaarigen und nahmen die Einladung dankend an. Ray stützte sie und gemeinsam gingen sie in das kleine Holzhaus.

Durch einen kleinen Flur gelangten sie in ein Zimmer, welches man als Wohnküche bezeichnen konnte. Rechtes neben der Tür befand sich eine kleine Küchenzeile. Geradeaus sah man auf zwei Fenster, die beide durch Holzläden verbarrikadiert waren. Auf der linken Seite stand ein kleiner Tisch mit 4 Stühlen, über dem eine kleine Öllampe hing. Die einzige Lichtquelle in diesem Raum. Dort saß eine Frau Ende 20 mit ihrem ca. 7 Jahre alten Sohn und einer 10 Jahre alten Tochter. Sie waren gerade am essen.
 

Verdutzt sah die Frau ihre Gäste an. „Ken, wer ist das? Warum holst du in diesen Zeiten Fremde ins Haus???“, fragte die Frau wütend. „Elisa, Schatz, ich habe diese jungen Leute auf der Straße gesehen. Sieh dir doch das Mädchen an! Ich konnte sie doch nicht einfach wegschicken!“, verteidigte sich der Mann.

Der Blick der Mutter wanderte zu der Rothaarigen und musterte sie. Immer noch keuchend stand sie dort, gestützt auf ihre Kameraden.

Der Blick der Frau wurde weicher und mitfühlender. Ihre Wut schien abzuflauen. Auch die anderen beiden waren verletzt, wie sie erst jetzt bemerkte.

„Ihr dürft nicht alleine draußen rumlaufen! Was ist eigentlich mit euch passiert? Hier, kommt her. Ich habe noch etwas Suppe übrig. Ihr habt doch bestimmt Hunger.“, sagte sie freundlich. Ihre Kinder bat sie ein paar Kleidungsstücke für die Gäste zu holen, da diese noch voller Blut waren. Die drei Magier setzten sich an den Tisch und nahmen dankend die Suppe an.
 

„Tut mir leid, wenn ich unhöflich bin, aber was passiert hier in der Gegend? Warum verstecken sich alle in ihren Häusern?“, meldete sich Ray nach eine Weile zu Wort.

Elisa spülte im hinteren Teil das Geschirr, während Ken mit ihnen am Tisch saß. „Ihr kommt nicht von hier?“, war seine Gegenfrage. „Nein. Wir kommen aus dem Norden. Wir sind nur auf der Durchreise.“, antwortete Ray ihm wahrheitsgemäß. „Verstehe…“ Der Mann saß schweigend am Tisch. Ray ließ ihm Zeit. Er wusste, dass es nichts brachte, ihn zu drängen. Seine Freunde warteten ebenfalls auf die Geschichte des Mannes, überließen aber Ray das Reden. Sie wussten, dass er so was am besten konnte.
 

Nach einigen Minuten begann der Mann zu erzählen:„Vor ein paar Monaten war das Dorf noch friedlich und lebhaft. Die Leute arbeiteten auf ihren Feldern und abends gab es immer irgendwo was zu feiern. Wir lebten glücklich hier, auch wenn wir nicht reich waren. Bis eines Tages…“

Er machte eine kurze Pause, um sich zu sammeln und fuhr dann fort: „Vor zwei Monaten tauchte eine Bande von Dieben auf. Es waren um die 20 junge Männer, die äußerst brutal waren. Wir gaben ihnen unser letztes Geld und das Meiste der Vorräte, da wir dachten, dass sie uns dann wieder in Ruhe lassen würden. Doch dies war nicht so. Wir erfuhren, dass diese Jungs Sklavenhändler sind, die hinter allen Mädchen im Dorf her sind.“, Ken schluckte schwer und auch Elisa bewegte sich nicht mehr. Die drei Magier hatten aufgehört zu essen und sahen nun geschockt zu Ken.

Coud drehte den Kopf und sah zu Melody. Diese saß wie versteinert auf ihrem Stuhl und starrte den Mann ungläubig an. Er erzählte seine Geschichte weiter:„Seitdem leben wir in Angst um unsere Töchter und Frauen. Wir können uns nicht wehren. Fast täglich verschwinden Mädchen. Und keine wurde je wieder gesehen. Darum dürft ihr nicht draußen herumlaufen! Wenn ihr auf diese Kerle stoßt könnte das böse enden…“ Er sah nun auf Melody, welche augenblicklich zusammenzuckte. Sie wusste genau, was der Mann meinte. Sie würde ihre Freunde in Gefahr bringen.
 

„Mama, wir haben etwas zum Anziehen gefunden!“ Alle Anwesenden zuckten kaum merklich zusammen. Die beiden Kinder waren zurückgekehrt und hatten ein paar Kleidungsstücke auf dem Arm. „Ah ok, vielen Dank ihr zwei. Geht jetzt ins Bad und macht euch für das Bett fertig, ja?“ Die Mutter ging auf ihre Kinder zu und nahm ihnen die Kleidung ab. „Ohhhh, müssen wir wirklich schon ins Bett? Können wir nicht noch etwas aufbleiben?“ Das Mädchen protestierte. Doch sie und ihr Bruder wurden von ihrer Mutter ins Bad gescheucht. Sie brauchte nur kurze Zeit, bis ihre Kinder schmollend aus der Küche verschwanden.

Die Frau stand noch eine Weile vor der Tür. „Wisst ihr… Wir wollen nicht, dass die Kinder allzu viel über unsere gegenwärtige Lage wissen. Es würde ihnen nur Angst machen.“ Die drei Freunde nickten. Ja, sie verstanden ihre Sorgen nur zu gut.
 

„Na ja, ich glaube ihr solltet euch jetzt lieber ausruhen. Ihr seht müde aus. Kommt, ich zeige euch wo ihr schlafen könnt.“, sagte Elisa fürsorglich.

Erst jetzt bemerkten die drei, wie müde und erschöpft sie doch eigentlich waren. Melody, die nach dem Essen schon wieder etwas fitter war, folgte ihren Freunden, die von Elisa in den 2. Stock geführt worden.
 

„Melody, für dich haben wir das Zimmer meiner Tochter hergerichtet. Sie schläft heute bei ihrem Bruder im Zimmer.“ Sanft fasste sie die Rothaarige an der Schulter und führte sie den Flur entlang, in ein kleines Zimmer auf der linken Seite. Sie öffneten die Tür und sahen direkt auf zwei verriegelte Fenster. Auf der rechten Seite standen ein Bett und daneben ein kleiner Kleiderschrank. Hie und da lagen Puppen und anderes Spielzeug herum. Alles war in rosa gehalten. Ein typisches Mädchenzimmer.

Das Zimmer der Jungen war gegenüber. Es war eine Art Wohnzimmer. Auf dem Boden waren Matten ausgelegt, die den Magiern als Schlafplatz dienen sollten.

„Tut uns Leid, aber was Besseres können wir euch nicht bieten.“, sagte die Frau mit einem bitteren Unterton. „Aber nein. Wie haben Ihnen viel zu verdanken. Wir müssen uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.“ Ray sprach dies mit seinem gewohnt höflichen Unterton. Es klang fast, als würde er zu dem König persönlich sprechen. Zudem verbeugte er sich tief vor Elisa, um seine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Die Angesprochene lief dunkelrot an und starrte einige Sekunden auf den jungen Mann vor ihr. „A… Ach nicht doch. Gern geschehen. Ich wünsche euch eine gute Nacht.“, sagte sie leise und verschwand die Treppe herunter.

Hinter Ray ließ Melody ein leises Kichern hören und Coud grinste über das ganze Gesicht. „Da hast du sie aber schön in Verlegenheit gebracht“, lachte Coud.

“Ich wollte nur höflich unsere Dankbarkeit ausdrücken.“, erwiderte Ray immer noch mit seinem höflichen Stimmfall. Doch auch ihm schlich sich ein Lächeln ins Gesicht.
 

Aber so plötzlich wie Melodys Lächeln gekommen war, verschwand es auch wieder. Ohne ein Wort machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand in ihrem Zimmer.

Verwundert sahen sich die Jungs an und folgten ihr. Sie saß auf ihrem Bett und sah zu Boden, sodass ihre roten Haare ihr Gesicht verdeckten. Da in dem Zimmer nur eine kleine Kerze, links neben dem Bett, ein fahles Licht aussendete, wirkten ihre Haare fast schwarz. Ebenso wie ihre Kleidung. Nur ein paar rote Schatten tanzten auf ihr.

Sie nahm ihren Hut ab und legte ihn neben sich, wo auch die Kleidung, die ihr die Familie bereitgestellt hatte, lag.

Ray und Coud betraten leise das dunkle Zimmer und stellten sich vor ihr hin. Das Mädchen rührte sich nicht, als ob sie die beiden gar nicht bemerkt hätte. „Melody...?“, begann Coud, doch sie unterbrach ihn. „Was machen wir jetzt?“ „Was?“, fragte Coud verwundert.

“Wir können diese Kerle doch nicht so weitermachen lassen!“, schrie sie fast und sprang auf. Mit einem wütenden Blick löcherte sie ihre Partner.

„Wir wissen selber, dass wir nicht tatenlos zuschauen können. Also bitte beruhigt euch wieder.“, mischte sich Ray mit betont ruhiger Stimme ein. Melody zuckte leicht zusammen und setzte sich zurück aufs Bett.
 

„Lasst uns erstmal schlafen gehen. Wir können uns morgen weiter Gedanken machen.“ Nach seinen Worten drehte Ray sich um und ging in das Zimmer gegenüber. „Ray…“, murmelte Melody.

Coud drehte sich zu ihr um und grinste sie an. „Mach dir keine Sorgen, Me-chan! Wir lassen uns schon was einfallen!“ Die Rothaarige lächelte. „Gute Nacht!“, lächelte Coud und ging zur Tür. „Coud…“, sagte Melody leise. Der sah sich noch mal um. „Danke.“ Er grinste nun noch breiter und kurz bevor er die Tür hinter sich schloss, sagte das Mädchen noch gespielt wütend: „Und nenn mich nie wieder Me-chan!“
 

Sie zog sich um und legte ihre Sachen vor die Tür, wie Elisa es ihr gesagt hatte. Danach ging sie ins Bett und dachte noch einmal über den Tag nach und was sie unternehmen sollen. Dabei beobachtete sie die Kerzenflamme und die verzerrten Schatten, die sie an die Wand warf. Vom vielen nachdenken wurde sie bald müde und schlief ein.
 

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Es war inzwischen dunkel geworden. Nur durch das Blütendach schien sachte der Mond und zauberte kleine tanzende Lichtpunkte auf den Boden. Sonst strahlte nur noch am Gartentor eine Straßenlaterne ihr Licht aus. Es wurde mit der Zeit immer schwieriger zu zeichnen, und nun beschloss ich, dass es keinen Zweck mehr hatte, weiterhin in dem Garten zu bleiben. Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich, Minuten später, auf den Heimweg.

Die Straßen und Häuser waren dunkel. Nur hie und da leuchtete eine Laterne oder in einem Zimmer brannte noch Licht, welches durch das Fenster nach draußen schien. Niemand war mehr auf den Straßen. Bis auf zwei Katzen, die auf Bäumen und Mauern streunten.
 

Zuhause angekommen, machte ich mir noch etwas zum Abendbrot und ging gleich ins Bett. Ich hatte mir vorgenommen, am nächsten Tag pünktlich in der Schule zu sein.

Der Mond schien ins Zimmer, und ließ sein fahles Licht durch den Raum gleiten. Bäume wankten irgendwo vor dem Fenster und warfen verzerrte Schatten an die Wand. Ein schönes Lichtspiel, welches mich sogleich in den Schlaf wiegte.

Bekanntschaft im Regen

Ich stell einfach weiter on.

Vllt verirrt sich ja mal wer hierher...

Wer weiß, wer weiß. XD
 

Kapitel 3 – Bekanntschaft im Regen
 

Bald brach wieder der Morgen an. Diesmal war ich vor dem Klingeln meines Weckers wach, was eigentlich eher selten vorkam. Doch diesmal war ich schon um 6.30 hellwach. Ich beschloss eher aufzustehen und mich fertig zu machen.

Die Sonne schien in das Zimmer, als ich mir meine Sachen aus dem Schrank holte und in das Badezimmer verschwand.

Eine viertel Stunde später stand ich fertig angezogen in der Küche und machte mir eine Kleinigkeit zu essen. Wie auch am Tag davor streifte mein Blick durch die Küche, bis er auf dem alten Foto hängen blieb. Dieses Foto machte mich traurig. Wieder wurden meine Augen feucht, doch bevor mich die Tränen zu überwältigen drohten, wandte ich mich wieder meinem Frühstück zu.
 

Um 7.10 war ich komplett fertig, also machte ich mich auf den Weg zur Schule. Ich wusste, dass ich viel zu früh daran war, aber das war mir egal. Besser als zu spät zu kommen und wieder Ärger zu bekommen.
 

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Ich ließ mir Zeit und schlenderte durch die Stadt. Wie jeden Morgen waren auch heute wieder viele Menschen auf den Straßen. Doch so viele wie sonst waren es nicht. Das lag wohl daran, dass das helle Blau des Himmels langsam einem dunklen, fast schwarzen Ton einiger Wolken Platz machen musste.

Die Sonne ließ sich nur noch wenige Male blicken, bis sie gänzlich hinter dem Wolkenmeer verschwand.
 

Kurz vor halb acht kam ich an dem Buchladen vorbei. Hier ging ich gerne rein um mir die neuesten Mangas anzuschauen. Um sie zu kaufen fehlte mir das Geld…

Auch diesmal stand ich vor dem Schaufenster und schielte hinein. Die meisten Kunden waren Jungendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren. Das lag wohl an der Nähe zu den Schulen. Aber auch einige ältere Damen stöberten in den Abteilungen mit der Aufschrift „Haushalt“ und „Garten und Pflanzen“.
 

Gedankenverloren glitten meine Augen über die Bücher als mich plötzlich etwas Kaltes im Nacken streifte. Ich riss meinen Blick von den Büchern los und sah mich um. Sofort erkannte ich den Ursprung dieser Kälte.

Inzwischen war kein Blau mehr am Himmel zu sehen. Große, schwarze Gewitterwolken verdeckten den Himmel und verdrängten die Sonne von ihrem Platz.

Es hatte angefangen zu regnen. Kleine Tropfen fielen im Sekundentakt vom Himmel und hinterließen dunkle Flecken auf dem Boden.

Die Leute um mich herum suchten einen trockenen Unterschlupf oder kramten in ihren Taschen nach ihren Regenschirmen. Mich störte die Situation nicht. Langsam setzte ich mich in Bewegung, begleitet von einem sachten Donnergrollen und flammenden Blitzen.

Ich spürte, wie der Regen zunahm und meine Kleidung sich langsam mit Wasser voll sog. Doch ich ignorierte das Gefühl der Kälte, welches sich von oben nach unten ausbreitete und auch die Wassertropfen, die von meinen Haaren in mein Gesicht tropften und setzte meinen Weg fort. Um mich herum liefen andere Schüler schnell in die Richtung ihrer Schulen um bloß nicht nass zu werden. Aber ich wusste, dass sie sowieso nass ankamen, weshalb rennen sich nicht lohnte.
 

An einer Ampel musste ich warten. Autos kamen vorbei und spritzen die Fußgänger voll, welche sich lautstark beschwerten. Innerlich lachte ich über diese Menschen, die bei jeder Kleinigkeit ausrasteten.
 

Als ich darauf wartete, dass das rote Männchen dem Grünen wich, tropfte mir ein Regentropfen genau in den Nacken, was mich erschaudern ließ. Ich fasste nach hinten um das kalte Wasser nicht noch tiefer unter meine Kleidung zu lassen, als der Regen plötzlich aufhörte. Verwundert sah ich nach oben und blickte genau auf einen Regenschirm. Ich drehte meinen Kopf um den Besitzer dieses Schirms zu suchen. Und genau hinter mir stand er.
 

Ein junger Mann, ca. 19 Jahre alt. Er hatte kurze blonde Haare, die er mit viel Haargel etwas hoch toupiert hatte. Er trug eine längere schwarze Jacke, weshalb man nur eine schwarze Hose von seiner Kleidung sah. Er grinste mich fröhlich an.

„Na, deinen Schirm zuhause vergessen?“, lachte er.

Unter meinem nassen Pony sah ich ihn finster an. „Ich habe mit Absicht keinen mitgenommen. So ein bisschen Regen hat noch niemanden umgebracht.“ Verdutzt sah mich der Junge an. Demonstrativ warf ich ihm noch einen bösen Blick zu und drehte mich wieder zu der Straße um.
 

Ich erwartete, dass der Junge seinen Schirm wegnahm und schimpfend davonging, aber nichts dergleichen geschah. Er blieb einfach hinter mir stehen. Ein paar Sekunden vergingen, bis er sagte: „Umbringen vielleicht nicht, aber krank kann man allemal werden.“ Ich zuckte zusammen. Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. Jedoch blieb ich stur und sah weiterhin in die entgegengesetzte Richtung.
 

Als ob mich jemand aus dieser Situation erlösen wollte, sprang genau in dem Moment die Ampel auf grün. Schnell huschte ich nach vorne und Verschwand in der Menschenmenge.
 

++++++
 

Ich war eine Viertelstunde zu früh in der Schule gewesen. Der Klassenraum war noch recht leer. Nur einige Mädchen, die sich durch den Regen Sorgen um ihr Aussehen machten, liefen schon durch die Klasse.
 

Leise setzte ich mich auf meinen Platz, würdigte niemanden eines Blickes und sah nach draußen in den Regen. Seufzend stellte ich fest, dass ich bei dem Wetter nicht zu meinem Kirschbaum gehen konnte, sondern in der Schule bleiben musste. Na toll. Dann musste ich mich die Pause auch noch blöd von der Seite anmachen lassen…

Ich ordnete meine Haare, nicht um gut auszusehen, sondern einfach deshalb, weil sie mir die Sicht versperrten, und erwartete die erste Stunde.
 

Pünktlich wie immer erschien der Lehrer auf der Bildfläche. Es war Herr Senri vom Tag davor. Nachdem er die Klasse begrüßt hatte, warf er einen Blick auf meinen Platz und schien freudig erregt darüber, mich dort sitzen zu sehen. Ich sah ihn nur mit dem gleichen, emotionslosen Gesichtsausdruck an, den ich gegenüber anderen immer verwendete. Manchmal fragte ich mich selber, warum ich das tat. Aber nie fiel mit eine Antwort darauf ein. Ich kannte es einfach nicht anders.
 

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Der Unterricht verlief schleppend. Das einzige spannende war der Regen. Ich sah die meiste Zeit verträumt aus dem Fenster und war erst wieder in der Realität, als ein Lehrer einen Test schreiben wollte.

Natürlich konnte ich nichts, und dementsprechend sah das Testresultat auch aus.
 

Endlich war Pause. Sofort nach dem Klingeln nahm ich meine Tasche und machte mich auf die Suche nach einem ruhigen Platz. An solchen Tagen ging ich gerne in die Eingangshalle. Dort war, neben zwei kleinen Bäumen in Kübeln, ein Platz in einer Ecke der Halle, wo man ungestört sein konnte. Und wie immer war dieser Platz noch frei. Schnell setzte ich mich dahin, nahm mein Frühstück, kramte nach meinem Buch und fing an zu zeichnen.
 

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Am Morgen wachte Melody spät auf. Da die Fenster bis auf einen kleinen Spalt von den Fensterläden verdeckt wurden, wurde sie nicht, wie üblich, von der Sonne geweckt. Gähnend stand sie auf und öffnete die Tür.

Draußen konnte sie genau in das Zimmer der Jungs sehen, bei dem die Tür schon offen stand. Erschocken sah sie, dass die Betten bereits gemacht waren. Neben ihrer Tür lag ihre Kleidung; frisch gewaschen.

Schnell sprang sie in ihre Kleidung, richtete ihre Haare und rannte die Treppe herunter. Sie lief geradewegs zur Küche, da sie ihre Freunde dort vermutete.
 

Doch als sie dort ankam, blieb sie wie angewurzelt stehen. Niemand war da. Weder ihre beiden Kameraden noch Elisa, ihr Mann oder die Kinder.

Nur auf dem Tisch lag ein Zettel. Neugierig näherte sie sich dem Zettel und las ihn:
 

Lady Melody,
 

Tut uns Leid, dass wir einfach so gegangen sind. Coud und ich hatten gestern Abend besprochen diesen Fall alleine zu erledigen. Es wäre einfach viel zu gefährlich gewesen, Euch mitzunehmen.

Und da wir wussten, dass Ihr uns nie alleine hättet gehen lassen, mussten wir losziehen, bevor Ihr aufwacht.
 

Ich weiß, dass Ihr, wenn Ihr das hier lest, ziemlich sauer sein werdet und mit dem Gedanken spielt, uns hinterher zu kommen, doch ich bitte Euch, es sein zu lassen.

Ihr habt uns schon gegen diese Bären beschützt und diesmal wollen wir Euch beschützen.
 

Bitte passt auf die Dorfbewohner auf. Wir haben alle gebeten sich solange in der Scheune am Marktplatz zu verstecken. Sobald Ihr wach seid, geht bitte auch dorthin und wartet auf uns.

Beschützt diese Menschen, so wie Ihr es immer getan habt. Wie beeilen uns und kommen bald zurück.
 

Bis später, Ray
 

Geschockt und wütend zugleich stand sie nun in der Küche. Ray kannte sie gut. Genau das, was er geschrieben hatte, war eingetreten.

Wieder und wieder las sie diesen Brief, bis sie es endlich akzeptieren konnte. Ray und Coud hatten sie einfach zurückgelassen. Auch wenn es war, um sie zu beschützen. Melody empfand es trotzdem als einen kleinen Verrat. Natürlich hätte sie darauf bestanden mitzukommen, aber dass die beiden eine Entscheidung treffen, ohne sie wenigstens zu fragen, machte sie traurig. War sie so egoistisch? Was sie so draufgängerisch, dass man jedes Mal um sie Angst haben musste? Melody verstand es nicht, doch sie beschloss, dass es keinen Zweck hatte, weiter zu grübeln. Sie würde die Jungs später selbst fragen.

Erstmal würde sie ihren Teil des Planes einhalten…
 

++++++
 

Sie stürzte aus dem Haus und rannte in Richtung Dorfmitte. Dort angekommen sah sie auch schon die Scheune, in der sich die Menschen versteckten.

Langsam ging sie an das Tor und versuchte es zu öffnen, doch nichts geschah. Plötzlich hörte sie eine Stimme von innen die fragte „Wer ist da?“. Das musste einer der Dorfbewohner sein. „Hier ist Melody. Meine beiden Freunde meinten ich solle zu euch kommen, nachdem ich wach bin.“, sagte sie.

Von innen war ein dumpfes Geräusch zu hören und wie zwei Menschen sich bewegten. Danach glitt die Tür nach innen auf und die Rothaarige sah genau in das Gesicht eines Mannes. „Komm schnell rein…“ Gesagt, getan. Nachdem Melody hereingekommen war, schlossen sie das Tor gleich wieder und verriegelten es mit einem großen Holzbalken.

Melody sah sich um. In dem ganzen Raum waren so etwas wie Notunterkünfte aufgebaut. Dinge, wie Heuballen wurden als Schlafstätte genutzt und die Arbeitsgeräte standen als Waffen bereit. Viele Familien drängten sich in dem doch recht kleinen Raum. Allen stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Die Mütter umklammerten ihre Töchter als ob sie Angst hätten, dass jeden Moment sie jemand mitnimmt. Der rothaarigen taten die Menschen leid. Sie mussten entsetzliche Angst haben. Jeder von ihnen.
 

Das Mädchen machte sich auf die Suche nach Elisa und ihrer Familie. Recht nah am Eingang fand sie sie auch. Die beiden Kinder guckten sich verängstigt in dem Raum um, als ob sie gar nicht so genau wussten, warum sie dort waren.
 

„Melody!“, sagte Elisa, als sie sie bemerkt hatte. „Geht es dir wieder besser?“ Melody setzte ein freundliches Lächeln auf und antwortete: „Ja, vielen Dank.“ Sie ging näher auf die Familie zu und setzte sich daneben.

„Hast du die Nachricht gefunden?“, fragte Ken sie, sobald sie sich hingesetzt hatte. „Ja, habe ich.“, meinte Melody knapp und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. „Sie haben es nur für dich getan!“, fügte Elisa noch hinzu. Melody zuckte zusammen. Man merkte ihr ihre Enttäuschung also doch an. „Ja, ich weiß.“, sagte sie mit einem Lächeln. Sie wusste wirklich, dass ihre Freunde das für sie getan hatten. Das war ja nicht das erste Mal.
 

„Mama, ich will wieder nach Hause!“, quengelte der kleine Junge aus dem Hintergrund. „Ja, mein Schatz, ich auch. Aber wir können hier nicht weg. Noch nicht. “, sagte Elisa liebevoll und streichelte ihren Sohn am Kopf. Schmollend drehte er sich um und widmete sich wieder seinem Spielzeug.
 

++++++
 

Einige Zeit saßen sie schweigend da. Melody beobachtete das Treiben in der Scheune. Männer liefen kreuz und quer durch den Raum. Hin und her gerissen zwischen ihren Familien und dem Wachdienst. Ab und zu öffneten sie das Tor um nachzusehen, ob draußen noch alles friedlich war.

Die Kinder fingen immer lauter an zu quengeln. Überall im Raum hörte man, wie die Eltern versuchten, ihre Kinder zu beruhigen.

>Ray, Coud. Bitte beeilt euch<, war das Einzige, woran das Mädchen zurzeit denken konnte.
 

++++++
 

Der Wald war dicht, sodass nur wenig Tageslicht durch die Bäume drang. Zu allem Überfluss zogen auch noch dichte schwarze Wolken den Himmel entlang und nahmen Zeitweise das einzige Licht.

Ray und Coud eilten durch den Wald. Immer darauf bedacht nicht entdeckt zu werden und die Spur der Bande nicht zu verlieren. Ja, sie hatten vor einiger Zeit frische Fußspuren entdeckt, die zweifelsohne von den Entführern kommen mussten.
 

Seitdem waren sie nun auf der Suche nach deren Versteck. Sie wollten nichts sehnlicher, als wieder in das Dorf zurückzukehren und zu sehen, wie es Melody geht. Für beide war sie wie eine Schwester und sie hassten es, sie krank alleine zu lassen. Doch diesmal konnten sie sie nicht mitnehmen. Es war einfach zu gefährlich. Immerhin waren die Jungs auf der Jagt nach Menschenhändeln, die junge Mädchen verkauften! Nein, sie hatten das Risiko für zu groß empfunden.

So liefen sie nun zu zweit, was der Stimmung einen kleinen Abbruch tat, da die fröhliche Stimmungskanone fehlte, in westlicher Richtung an einem Fluss entlang. Es musste Mittag sein, da man, wenn sie denn mal schien, die Sonne direkt über ihnen sah.
 

Von einem Moment auf den anderen blieb Ray plötzlich stehen. „Was ist los?“, fragte Coud verwundert, nachdem er ebenfalls stehen geblieben war. „Shhhh…“, kam es nur als Antwort zurück

Langsam ging Ray an dem verwundert blickendem Jungen vorbei und kroch auf allen Vieren durch einen Busch links von ihnen. Coud konnte sich das Ganze nicht erklären, tat es seinem Freund aber gleich, da er wusste, dass er das nicht nur zum Spaß machte.

Und tatsächlich. Sie befanden sich oberhalb einer Klippe, versteckt hinter einem Busch. Unten am Fuß der Klippe befand sich ein kleines provisorisches Dorf aus Zelten. Zwischen ihnen liefen um die 10 Männer entlang. Coud wusste nicht so ganz warum, aber schon beim ersten Blick auf diese Gestalten hatte er ein ungutes Gefühl. Und das sollte sich bewahrheiten. Als sein Blick durch diesen Lagerplatz streifte, sah er direkt unter der Klippe eine kleine Gruppe von Frauen. Soweit er es aus dieser Höhe von ca. 20 Metern erkennen konnte, waren sie an den Händen gefesselt und hintereinander an ein Seil gebunden.

Sofort stieg eine blinde Wut in dem Blonden hoch. Am liebsten hätte er jedem einzelnen von den Kerlen gehörig wohin getreten.
 

„Ich denke, wir haben sie gefunden“, kam es nach einigen Minuten von seinem Nebenmann. Coud schreckte aus seinen Gedanken hoch und nickte zustimmend. „Und was machen wir jetzt?“, fragte er noch. „Es sind zu viele um sie einfach mal so zu besiegen. Außerdem würden wir die Mädchen in Gefahr bringen. Es bleibt uns nur die Möglichkeit uns von hinten anzuschleichen und die Mädchen aus der Schussbahn zu kriegen. Danach können wir uns die Typen vorknöpfen.“ Der Blonde nickte. Er hatte gelernt, dass Rays Ideen die Besten waren und man sie getrost hinnehmen konnte. Und etwas Besseres fiel ihm auch nicht ein.
 

++++++
 

Die Jungs suchten nach einer Abstiegsmöglichkeit, bei der sie nicht entdeckt werden konnten und dennoch nah an dem Camp waren.

Es war ein beschwerlicher Abstieg, da sie zeitweise klettern mussten.

Doch irgendwie schafften die beiden es unentdeckt das Camp zu erreichen. Sie versteckten sich im angrenzenden Wald und schlichen, versteckt hinter Bäumen und Büschen, die das Camp umrandeten, näher an die Männer heran.

Sie achteten darauf, dass sie nicht entdeckt wurden und hatten dabei auch Glück. Die Männer schienen nicht mit Feinden zu rechnen, denn sie waren unaufmerksam oder schliefen sogar an ihren Wachposten. Diese Gelegenheit nutzten sie und huschten schnell hinter einen Felsen, vor dem die Mädchen saßen.
 

Coud quetschte sich zwischen dem Felsen und der Wand entlang und gelang so zu den Mädchen.

Er stieß das eine Mädchen, welches ihm am nächsten war, am Arm an, sodass sie zusammenzuckte und sich blitzschnell umdrehte. Sofort versuchte er sie zu beruhigen, indem er sie anlächelte und einen Finger an die Lippen legte um sie zu bitten, leise zu sein.

Das Mädchen schien erkannt zu haben, dass er nicht zu den „Bösen“ gehörte und lächelte erleichtert zurück. Sie rutschte näher zu ihm heran und sagte ihr, dass die anderen Mädchen leise und unauffällig näher an den Stein herankommen sollen. Gesagt getan. Sie ließ die Nachricht nach dem „Stille-Post-Verfahren“ weitergeben, woraufhin die Mädchen so unauffällig wie möglich, an den Stein heranrutschten.

Coud zückte ein Messer und gab es den Gefangenen, damit sie sich von ihren Fesseln los schneiden konnten. Er bat jedoch alle, erstmal ruhig sitzen zu bleiben, bis sich alle befreit hatten.
 

Ray war inzwischen ein Stück in die Richtung zurückgegangen, aus der sie kamen. Er wollte ein Ablenkungsmanöver starten, damit alle sicher entkommen konnten. Er stelle sich hinter einen Baum in der Nähe eines Zeltes und wartete auf Couds Zeichen.

Da kam es auch schon. Coud hob die Hand und bedeutete ihm, loszulegen. Da sein Element die Elektrizität war war, beschwor er ein Gewitter herauf, mit Blitzen und Sturm, wobei Coud ihm half. Couds Sturm ließ einige Zelte abheben, aber mehr nicht. Er wollte die Mädchen ja nicht verletzten.

Die Windhose tauchte am anderen Ende des Lagers auf. Gegenüber der Stelle, an der die Mädchen warteten. Wie erhofft, drehten sich alle Männer in die Richtung um, weshalb niemand mehr auf die Mädchen achtete.

Schnell schleuste Coud sie um den Felsen herum und an den Waldrand. „Eindringlinge! Die Mädchen versuchen zu fliehen!“, schrie jemand hinter Coud. Schnell drehte er sich um und zückte sein Schwert. Da kamen auch schon 4 oder 5 Männer angerannt.
 

„Los, lauft! Seht nicht zurück! Lauft, bis ihr das nächste Dorf erreicht!“, rief er den Mädchen zu. Doch alle standen, wie festgewachsen, dort. Coud sah die Angst in ihren Augen. „Los macht schon!“, versuchte er es noch einmal.

Doch es war schon zu spät. Der Blonde sah aus den Augenwinkeln, dass einer der Männer sein Schwert gezückt hatte und nun direkt auf eines der Mädchen zulief und es gab nur eine Möglichkeit ihn aufzuhalten… Das letzte was er hörte, war wie jemand seinen Namen rief und dann wurde alles schwarz vor seinen Augen...
 

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Melody zuckte zusammen. Sie hatte einen Stich im Herzen gespürt. Erschrocken stand sie auf und sah zur Tür. Natürlich wusste sie, dass dort niemand kommen würde, aber irgendwas zwang sie in diese Richtung zu sehen.

„Melody?“, hörte sie Elisa sagen, doch sie reagierte nicht. Es war so, als ob die Frau aus weiter Entfernung zu ihr sprechen würde. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Die Rothaarige wusste, dass etwas Schlimmes passiert war. „Coud… Ray…“, murmelte sie mit von Tränen erstickter Stimme.
 

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Die Schulglocke läutete das Ende der Pause ein. Seufzend packte sie ihre Sachen zusammen und sah noch einmal aus dem Fenster. Immer noch tobte ein Gewitter draußen am Himmel, dessen Blitze gelegentlich die Zimmer erhellten.

Langsam ging ich ins Klassenzimmer. Wie immer ungeachtet der anderen. Diese zwei Schulstunden sollten nun auch noch irgendwie vorbeigehen…
 

So kam es dann auch. Zwei Stunden Geschichte, in denen wir das Märchen des Bambusschneiders durchgenommen hatten, vergingen und ich konnte nach Hause.

Zu meinem Leidwesen hatte sich das Wetter kaum verändert. Das Gewitter war abgeklungen, aber der Regen blieb. Seufzend verließ ich die Schule und spürte gleich den kalten Regen auf meinem Körper. Hätte ich doch nur meinen Schirm mitgenommen…
 

Ich ging durch die leere Stadt. Nur ab und zu kamen mir Menschen, die ihre Gesichter unter ihren Regenschirmen vergraben hatten, entgegen. Diese eilten an mir vorbei, um schnell ins Trockene zu kommen.

Ich hingegen ging ruhig und gelassen durch die Straßen. An meinem Buchladen hielt ich an und sah, wie heute Morgen, durch das Schaufenster. Reingehen wollte ich nicht. Und so stand ich zum zweiten Mal an diesem Tag durchnässt vor diesem Fenster.
 

„Ah, du bist es wieder!“, hörte ich jemanden hinter mir sagen und gleich darauf spürte ich, wie der Regen aufhörte, auf mich herunter zu tropfen. Ich drehte mich um und da stand er. Der Junge von heute Morgen mit seinem Regenschirm. Er lächelte mich an. Aber wieso? Ich hatte ihn so unfreundlich behandelt, obwohl er mir nur helfen wollte…

Einen Moment stand ich dort, ihm gegenüber, und sah ihn geschockt und verwundert an.

„Was willst du?“, fragte ich ihn nach einer Weile. Ich hatte versucht meinen gleichgültigen Ton anzuschlagen, doch irgendwie funktionierte es nicht so, wie ich es gehofft hatte.

„Was ich will? Ich will, dass du ohne eine Grippe nach Hause kommst.“, lächelte er fröhlich.

Mich verwirrte diese Art. Noch nie hatte sich jemand so um mich gesorgt und mir geholfen. Ich kannte dieses Gefühl nicht. Ich wollte es auch nicht kennen lernen, denn ich wusste genau, dass man sich zu schnell an so etwas gewöhnte. Aber niemand wird mehr da sein, der mir dieses wohlige Gefühl geben kann. Genau deshalb wollte ich nicht, dass Fremde Menschen mich so behandeln. Ich wollte es einfach nicht.

„Das kann dir doch egal sein! Lass mich doch endlich in Ruhe! Wir kennen uns doch überhaupt nicht!“, schrie ich ihn an. Meine ganze Wut, die sich über die Jahre angestaut hatte, schien raus zu wollen, doch ich wusste auch, dass dieser Junge nichts dafür konnte. Ich sah zu Boden und wie heute Morgen dachte ich, er würde gleich verschwinden. Doch wieder tat er es nicht.

„Aber nicht doch“, lächelte er immer noch. „Ich kann doch nicht einfach zusehen, wie du hier nass im Regen stehst. Das gehört sich nicht.“ Kurz herrschte Stille, bis er weiter sprach. „Ok, wir kennen uns nicht, aber das lässt sich schnell ändern. Mein Name ist Kazune Misaki und wie heißt du?“

Verdutzt sah ich ihn an. „Warum…?“, murmelte ich. „Warum?“ Er sah mich nur schief an. Er schien nicht zu wissen, was ich von ihm wollte. „Warum gibst du nicht auf? Ich war so unfreundlich zu dir! Und trotzdem bist du immer noch so freundlich!“, sagte ich leise, zum Boden blickend. Verwundert sah er mich an. Er verstand mich einfach nicht. Und das konnte ihm keiner verübeln. Ich selber verstand mich nicht! Der Junge war so freundlich zu mir! Versuchte sich mit mir anzufreunden! Wollte einfach nur nett sein! Und ich ließ ihn nicht an mich heran.

„Tut mir leid…“, murmelte ich und lief die Straße entlang davon.
 

Wieder ließ ich ihn im Regen stehen. Wieder lief ich weg. Konnte ich eigentlich noch etwas anderes außer weglaufen? Ich Ohrfeigte mich gedanklich selber dafür. Aber ich hatte einfach Angst. Angst mich an jemanden zu binden, der mich eh wieder verlässt. So wie meine Eltern…
 

+++++++
 

Zuhause sprang ich sofort unter die Dusche. Dieses warme Gefühl des Wassers lockerte meine angespannten Muskeln. Es war so viel angenehmer, als durch den Regen zu laufen.

Und außerdem vertrieb es meine Gedanken. Es fühlte sich an, als ob sie mit dem Wasser einfach fortgespült wurden.

Ich sah nach oben, sodass mir das Wasser direkt über das Gesicht lief. Ein tolles Gefühl…
 

Einige Zeit später saß ich in meinem kleinen Wohnzimmer und sah Fernsehen. Ich wollte heute nichts mehr machen. Einfach nur da sitzen und meine Gedanken schweifen lassen.

Ich zappte durch das Programm. Ein kitschiger Liebesfilm, eine Dokumentation über Pottwale, eine Krimiserie, eine Karaokeshow mit Leuten, die nicht singen konnten, Nachrichten und eine Musiksendung. Nichts was mich interessierte. Seufzend schaltete ich den Fernseher aus und legte mich mitten in den Raum. Meine Gedanken schweiften ungeordnet durch mein Leben. Und immer wieder bleiben sie an dem Jungen hängen… Wie hieß er noch mal? Kazune? Ja…

Sofort schreckte ich hoch, sodass ich kerzengerade auf dem Boden saß. Wieso dachte ich an ihn? Ich kannte doch nicht mehr als seinen Namen! Genau deshalb wollte ich keine Beziehung zu anderen Menschen aufbauen…

Es tat nur weh, diese wieder gehen zu lassen…

Ich stand auf und ging ins Bett. Es war erst neun Uhr und dennoch beschloss ich, mich schlafen zu legen. Ich starrte aus dem Fenster. Der Mond schien herein und legte sein sanftes Licht auf meine Möbel. In dem Licht des Mondes tanzten kleine Staubkörner. Es sah fast so aus, als ob es schneite. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Schnee… Im Sommer…

Vergiss mich nicht

Das vorerst letzte Kapitel, welches ich fertig habe.

Kapitel 5 ist in Arbeit.
 

Seid nicht so geizig. ._.

Schreibt mir dich bitte n Kommi, ja? =3 *lieb guck*

Bitte, bitte *bettel*
 

Kapitel 4 – Vergiss mich nicht
 

Die Nacht war kurz und schlaflos. Oft lag ich im Bett und starrte an die Zimmerdecke oder sah aus dem Fenster auf die dunklen Straßen. Irgendetwas hatte mich wach gehalten, hatte mich nicht schlafen lassen. Doch ich wusste nicht, was es war.
 

Ich stand sehr früh auf und machte mich fertig. Wie immer bereitete ich mir etwas zum Essen vor, als mir auffiel, dass der Kühlschrank recht leer aussah.

„Hmmm… Dann muss ich wohl heute einkaufen gehen“, murmelte ich in den Kühlschrank hinein. Schnell machte ich mir eine Liste mit dem, was ich benötigte, steckte Geld ein und ging langsam zur Schule.
 

Das Gewitter vom Tag davor war abgeklungen, doch dunkle Wolken bedeckten immer noch den Himmel. Einen Schirm hatte ich nicht dabei. Ich hoffte einfach, dass es nicht regnete.
 

Wieder schlenderte ich die Straßen entlang, sah in die Schaufenster und blieb öfters stehen. Beim Bäcker bleib ich stehen und ging hinein. Ich kaufte mir ein Melonenbrötchen, da ich durch meinen leeren Kühlschrank, nicht so viel Essen dabei hatte.
 

Ein paar Meter weiter war auch schon mein Bücherladen. Ich stellte mich vor das Schaufenster und sah hinein. Heute waren wieder mehr Leute unterwegs. Seufzend sah ich mir die Auslage der neuesten Bücher an. Da fiel mir eines besonders ins Auge. Ein Buch über Zauberer und Drachen. Mein Lieblingsthema.

Ich wollte gerade den Laden betreten, als mich jemand hinter mir ansprach.

„Guten Morgen!“ Mittlerweile kannte ich diese Stimme, weshalb ich nicht mehr so überrascht war. „Morgen.“, murmelte ich zurück. Kazune stand hinter mir und lächelte mich an. Ich fragte mich, wie man bloß immer so gut gelaunt sein konnte. Das war doch gar nicht möglich!

„Wie ich sehe, liest du gerne Bücher.“ Ich nickte nur zur Antwort. Ich hatte in der Nacht beschlossen, dass, wenn ich ihn noch einmal wieder sehen sollte, nicht wieder so gemein sein würde. Ich hatte nicht geahnt, dass das Treffen schon so früh stattfand. „Ich auch. Besonders Fantasy- Romane mit allem Drum und Dran.“, lachte er. Er hatte denselben Geschmack wie ich. Ich wusste nicht, was ich tun bzw. sagen sollte, also tat ich so, als ob ich mir die Bücher genauer ansah.
 

„Oh, schon halb acht? Dann muss ich mich aber beeilen! Wir sehen uns!“ Und schon lief er die Straße entlang. Verwundert über seinen schnellen Abgang und der Tatsache, dass er mich nicht noch mal nach meinem Namen gefragt hatte, ließen mich ihm eine Weile hinterher sehen.

Dann setzte ich meinen Weg zur Schule fort…
 

++++++++
 

Es läutete zur Pause. Wie jedes Mal nahm ich meine Sachen und ging, unter dem Getuschel mancher Mädchen, hinunter in die Halle.

Es hatte inzwischen angefangen zu regnen, weshalb ich wieder nicht rausgehen konnte. „Toller Sommer…“, fluchte ich leise, als ich mich auf meinen Platz in der Ecke setzte. Ich legte meinen Kopf zurück und lehnte mich an die Wand. Endlich entspannen.

Doch schon kramte ich in meiner Tasche, um meinen Manga herauszuholen und fing an zu zeichnen.
 

++++++++
 

Melody stand dort. Mit Tränen in den Augen. Sie wusste, dass etwas passiert war. Doch was, wusste sie nicht…
 

Doch irgendwas zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Da war doch ein Geräusch. Das hatte sie sich doch nicht eingebildet. Nein, bestimmt nicht.

„Seid bitte mal kurz leise!“, rief sie in den Raum hinein und augenblicklich verstummten die Gespräche. Da war es wieder. Diesmal erkannte Melody das Geräusch. Schritte. Draußen vor der Scheune.

Schnell lief sie zu den Wachposten an der Tür.

„Ist noch jemand von uns draußen?“, fragte sie. „Nein. Die letzte Wache kam vor ein paar Minuten zurück.“, kam es als Antwort. „Verdammt…“, murmelte die Rothaarige. Die Männer sahen sie verwundert an. Hatten sie es denn nicht bemerkt? Na wie auch. Sie hatten keine Ausbildung und Erfahrung im Kampf.

„Sie sind hier. Diese Bande ist hier.“, sagte sie in den Raum hinein. Sofort wich der verwunderte Gesichtsausdruck der Dorfbewohner, reiner Angst. Die Männer stürmten zu den Waffen und die Menschen bildeten in der Mitte der Scheune eine Traube.

>Verdammt. Was mache ich nun? <, dachte Melody während sie die Fluchtmöglichkeiten durchging. Leider war der einzige Ausgang das Tor am vorderen Ende der Scheune. Sie saßen in der Falle…
 

Fieberhaft suchte sie nach einer Lösung, und währenddessen achtete sie auf die, immer deutlich werdenden Schritten. Die Anzahl der Männer stieg drastisch.
 

Die „Krieger“ des Dorfes hatten sich bereits um Melody versammelt. Sie hatten keine Ahnung, was sie tun sollten. Aber sie wussten, dass das Mädchen kampferfahren war und vielleicht einen Plan hatte.

Die Magierin konzentrierte sich auf die Schritte um so herauszubekommen, wie viele von denen draußen waren.

„Es sind 20 Leute.“, sagte sie dann. „20???“, wiederholte einer der Männer. Sie nickte. Sofort wurden sie unruhig. Natürlich waren sie ihnen zahlenmäßig überlegen und mit 10 Männern hätten sie es vielleicht aufnehmen können, aber 20 waren für unerfahrene Bauern zu viel.

Das wusste auch Melody. Immer noch dachte sie fieberhaft nach, doch ihr wollte nichts einfallen.
 

Doch dafür war es auch schon zu spät. Mit einem Rammbock oder ähnlichem versuchten sie von draußen die Tür aufzubrechen. Schnell lotste Melody die Männer von der Tür weg, damit nicht schon jetzt jemand zu Schaden kommt.
 

Die Tür bot keinen allzu großen Widerstand und so standen innerhalb einer Minute 20 Männer in dem Gebäude. Frauen schrieen auf, umklammerten ihre Kinder. Die Männer bauten sich vor ihnen auf, um ihnen wenigstens etwas Schutz zu bieten.
 

„Na, wen haben wir denn da?“, fragte nun ein Mann, der auf einem Pferd durch die anderen Männer auf sie zu ritt. Dies musste der Anführer dieser Truppe sein. Er hatte kurzes schwarzes Haar und trug einen schwarzen Mantel, der den Rest von ihm bedeckte. Sein Gesicht war markant und mit einigen Narben überzogen. Seine Stimme klang rau und Furcht einflössend. Gehässig sah er auf die Menschen herab während seine Gefolgsleute ein fieses, schadenfrohes Lachen aufgesetzt hatten.
 

„Ich dachte mir doch, dass irgendwas nicht stimmte. Ich hatte wohl Recht damit.“, lachte der Anführer. „Kaiba…“, presste der Mann neben Melody wütend heraus.

„Wenn ihr Widerstand leistet, muss ich euch wohl mal zeigen, wer hier das sagen hat. Wie nehmen heute alle Mädchen mit!“, sagte er in tiefen Tonfall. Man hörte Mädchen wimmern und die Frauen weinen. >Dieses miese…< Melody spürte Wut in ihr aufsteigen. Eine unendliche Wut auf den Kerl, der so etwas anderen, ohne mit der Wimper zu zucken, antun konnte.
 

Die Männer um sie herum sahen ihn mit zornerfüllten Augen an. Dann trat ein jüngerer Mann hervor, der sich schon vorher um die Menschen und die Organisation gekümmert hatte. „Glaubst du, wir lassen das so einfach zu?“, zischte er zornig. „Nur über unsere Leichen!“, schrie er und die Männer jubelten. Sie stützten auf die bewaffneten Männer zu.

„Nein!“, schrie das rothaarige Mädchen, aber niemand reagierte. „Verdammt!“, murmelte sie. Langsam wurde es Zeit für einen guten Plan…

Melody zuckte zusammen. Ja, das war die Lösung!
 

An der Front sah es nicht gut aus. Ein Mann nach dem anderen fiel verletzt zu Boden. Die Angreifer brauchten sich nicht mal anstrengen. Genau, wie Melody es geahnt hatte. Sie konnte dieses Leid nicht mehr mit ansehen…
 

„STOPP!“ Die Männer stoppten ihren Angriff und sahen verwundert zu dem Mädchen. Melody ging ruhig zwischen den Männern vorbei und deutete den Bauern zurückzugehen.

„Was willst du, Göre?“, fragte Kaiba zornig. „Ich bin hier um einen Deal anzubieten.“, sagte Melody mit betont ruhiger Stimme. Innerlich hatte sie Angst, doch sie wollte diese Menschen nicht gefährden, nur weil sie sich nicht beherrschen konnte.

“Einen Deal? Was kannst du Kleine uns denn schon groß anbie…“, dann stockte ihm der Atem. Sein Blick wanderte über das Mädchen und blieb an ihrem Hut hängen. „Bist du… Bist du etwa…?“, stotterte Kaiba unsicher. „Ja, ganz recht.“, meinte die Rothaarige mutig. „Ich bin Melody, die einzige Tochter des Konsuls, Mitglied einer Elitezauberertruppe des Königs namens Phönix und die Auserwählte des Drachenfeuers!“ In dem Raum wurde es still. Geschockt sahen alle auf das Mädchen. Niemand schien sie erkannt zu haben. Sie, die berühmteste Person des Landes.

„Das… Das gibt es doch nicht!“, lachte Kaiba gehässig. „Welch ein Glück für uns!“

„Lasst die Dorfbewohner in Ruhe und ich werde ohne Widerstand mitkommen. Das ist der Deal.“, sagte Melody bestimmt.

„Chef. Was sollen wir tun?“, fragte der Mann, der am nächsten an Kaibas Pferd stand.

„Na was wohl“, gab dieser zurück. „Wir können doch der jungen Dame ihre Bitte nicht ausschlagen.“, grinste Kaiba gehässig.

Sofort wurde Melody von zwei Männern gepackt und ein dritter fesselte ihre Hände auf dem Rücken. Sie ließ alles stumm über sich ergehen. Sie hatte zwar Angst, wusste aber, dass das, das einzig Richtige ist, was sie tun kann. Mit festem Blick sah sie zu Kaiba auf.
 

„Ihr habt Glück, liebe Leut’. Wir lassen euch in Ruhe. Im Gegensatz zu der jungen Dame seid ihr eh nichts Wert.“, meinte der Anführer von oben herab zu den Menschen und bedeutete seinen Leuten, die Scheune zu verlassen.
 

Melody wurde hinterher geführt. „Melody! Nicht!“, rief jemand hinter ihr. Sie drehte ihren Kopf und sah Elisa, die nun mit ihrem Mann in vorderster Reihe stand. Das Mädchen sah, wie der Frau Tränen über das Gesicht liefen. Zum Abschied lächelte die Rothaarige noch einmal freundlich zurück und im nächsten Moment konnte sie schon niemanden mehr sehen.
 

++++++
 

„Bringt sie zu mir!“, befahl Kaiba. Die Männer taten, wie es ihnen gesagt wurde und brachten das Mädchen an sein Pferd. Sie hoben sie hoch, sodass Melody nun vor ihm auf dem Pferd saß. „Wir wollen doch, dass du eine angenehme Reise hast…“, flüsterte er ihr ins Ohr. Die Rothaarige zuckte zusammen. Sie konnte das Böse in seiner Stimme hören. Sie wusste, was für ein Schicksal sie erwartete… >Was hab ich nur getan…?!<
 

Und so setzte sich die Gruppe Richtung des Gaja- Gebirges in Bewegung.
 

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Die Dorfbewohner waren immer noch verängstigt. Nur langsam trauten sie sich aus der Scheune. Tatsächlich. Kaiba und seine Leute waren abgezogen. Sie hatten ihr Wort gehalten. Eine Erleichterung machte sich in ihnen breit. Doch ein kleiner Wermutstropfen blieb. Das Mädchen hatte sich für das Dorf geopfert. Sie war freiwillig mitgegangen, damit den Menschen nichts passierte. Und das, obwohl sie niemanden hier kannte.

Nach ihrer Rede war ihnen ein Licht aufgegangen. Natürlich kam sie einigen von ihnen bekannt vor, doch sie hätten nie damit gerechnet, dass das Mädchen die Tochter des Konsuls war.
 

Mit bedrückter Stimmung fingen sie an die Verletzten zu versorgen. Gott sein Dank, kam niemand ernsthaft zu Schaden. Dank des Mädchens…
 

Die meisten Dorfbewohner waren noch an der Scheune um die Verletzten zu betreuen und der andere Teil flüchtete zurück in ihre Häuser. „Da kommt wer!“, rief einer der Männer, die noch an dem Dorfplatz waren. Erschrocken standen die Menschen auf und sahen in die Richtung. Hatte Kaiba sein Wort doch nicht gehalten? Kampfbereit stellten sich die Männer in einer Reihe auf und erwarteten die Fremden.

Doch, was sie dann sahen, ließ ihnen die Luft wegbleiben.
 

Die vermissten Mädchen aus dem Dorf! Sie kamen zurück! Sofort ließen die Väter und Ehemänner ihre Waffen fallen und liefen ihren Kindern und Frauen freudig entgegen. Sie umarmten sich und hier und da sah man Freudentränen in den Augen.
 

„Wie seid ihr freigekommen? Was ist passiert?“, fragte ein Vater verwundert seine Tochter. „Zwei Krieger tauchten plötzlich auf und haben uns befreit!“, strahlte sie ihrem Vater entgegen.

Der Mann sah sich um. Da waren sie. Ken und seine Frau kamen aus dem Hintergrund und das einzige was er sagen konnte war: „Ihr… Ihr lebt?“
 

++++++
 

Ray und Coud standen einige Meter hinter den wiedervereinten Familien. Da sahen sie Ken und seine Frau. Froh darüber, sie wieder zu sehen, schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie gingen ihnen langsam entgegen, als Coud stehen blieb. „Was ist?“, fragte Ray verwundert. Coud blieb still. Der Schwarzhaarige folgte seinem Blick und sah, was ihn so erschrocken hatte. Da war ein riesiges Loch in der Scheune! Hier musste etwas passiert sein…
 

„Oh Gott! Du bist ja schlimm verwundet!“ Elisa kam auf die Jungs zu gerannt. Sie betastete den provisorischen Verband um Couds Oberkörper. „Was ist passiert?“ Doch es war ein Mädchen, das antwortete. Es war dasselbe rosahaarige Mädchen, das Coud bei dem Fluchtversucht geholfen hatte. „Einer der Männer hatte ein Mädchen mit einem Schwert angegriffen. Er ist dazwischen gegangen und hat das Schwert genau abbekommen!“, sagte sie den Tränen nahe. „Wir konnten ihm nur provisorisch helfen…“

Coud, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte, meldete sich jetzt zu Wort. Aber was er sagte; damit hatte keiner gerechnet. „Wo ist Melody?“ Elisa stockte der Atem. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

Couds Blick schweifte über den Platz. Er kannte Melody so gut, dass er wusste, dass sie auf sie gewartet hatte. Warum kam sie dann also nicht?

„Wo ist Melody?“, fragte er noch mal, etwas energischer. Er hatte ein ungutes Gefühl…

Auch Ray sah sich besorgt um und wartete auf eine Antwort der jungen Frau.

„Es tut mir so Leid…“, schluchzte diese. Geschockt sahen die beiden Jungs die Frau an. „Was ist… Was ist passiert? WAS IST PASSIERT?“, schrie Coud und sah dabei alle Dorfbewohner an. Doch diese sahen nur betrübt zu Boden. Wut, stieg in dem Blonden auf. Wut auf die Dorfbewohner. Bevor er diese wieder anschreien konnte, bedeutete Ray ihm, ruhig zu sein. Diesmal war er es, der was sagte. „Wo ist sie? Bitte sagt uns, was hier passiert ist!“ Auch Rays Stimme klang lange nicht so cool und emotionslos, wie sonst. Man hörte, wie er wütend wurde.
 

Ken kam zu seiner Frau und legte ihr einen Arm auf die Schultern. Auch er rang mit der Fassung. „Es tut uns so Leid… 20 Männer hatten die Scheune umstellt. Sie zerstörten das Tor. Wir haben versucht sie aufzuhalten, hatten jedoch keine Chance. Damit sie nicht unsere Frauen mitnehmen konnten und es noch mehr Verletzte gab, hatte Melody sich geopfert. Sie erzählte dem Anführer wer sie war und forderte, dass sie uns in Ruhe ließen, wenn sie freiwillig mitging. Sie haben sie in Richtung des Gebirges mitgenommen…“
 

Stille. Niemand sagte ein Wort. Nicht einmal die Tiere gaben einen Laut von sich. Man konnte nur Elisa leise weinen hören.

Coud starrte ins Leere. Er konnte nicht fassen, was er gerade gehört hat. Melody wurde entführt? Von skrupellosen Menschenhändlern? Und er war nicht da… Er konnte sie nicht beschützen…

[Achtung: Rückblende & Couds Gedanken]
 

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„Coud?“, fragte eine dunkle, aber freundliche Stimme. „Ja, Herr Konsul?“, gab ein blonder Junge zurück. Einen Moment Stille. „Ich weiß, dass du und meine Tochter schon aus Kindertagen befreundet seid. Du weißt sicherlich auch, wie schwer es mir fällt, sie gehen zu lassen. Doch möchte ich auch ihren Wunsch respektieren. Ich möchte sie nicht einschränken…“ Der Junge nickte. Er wusste nicht so ganz, was der Konsul von ihm wollte.
 

Es war der Tag der Abreise. Er und Melody wollten, um dem König und dem Land zu helfen, losziehen und gegen die Feinde kämpfen. Sie wussten beide, dass sie erst 15 Jahre und noch ziemlich unerfahren waren. Doch beide wollten etwas tun. Daher beschlossen sie, zusammen mit Ray, einem gleichaltrigen Krieger, der in einem Dorf in der Nähe wohnte, loszuziehen und ihr Glück zu versuchen.
 

„Ich kann meine Tochter nur gehen lassen, wenn ich weiß, dass sie sicher wieder nach Hause kommt. Daher bitte ich dich, Coud, kümmere dich um sie. Ich vertraue sie dir an, da ich weiß, dass du ein starkes Herz hast und ein guter Kämpfer bist. Ich weiß auch, dass Melody sich nicht gerne beschützen lassen wird, aber ich bitte dich dennoch, wenn auch nicht so offensichtlich, über sie zu wachen. Kann ich mich da auf dich verlassen?“
 

Der Junge sah zu dem Konsul hoch. Man sah ihm an, dass er alles genau durchging, aber auch, dass er ein wenig Angst vor der Verantwortung hatte. Doch die Zweifel in seinen Augen schlugen, von einem auf den anderen Moment, in Mut um.
 

„Ja, ich werde mich um sie kümmern. Sie ist meine beste Freundin. Ich werde nicht zulassen, dass ihr was passiert!“, meinte Coud selbstsicher.

„Ich danke dir, Coud.“
 

******

„...ud … Co… Coud… COUD!“ Der Angesprochene erwachte aus seiner Starre. Er sah, wie Ray, Elisa, Ken und einige der Dorfbewohner ihn traurig ansahen. Schnell ließ er den Kopf hängen, sodass die Haare seine Augen verdeckten.

„Coud? Alles in Ordnung?“, versuchte es der Schwarzhaarige noch einmal. In seiner Stimme war nun die Sorge um seinen Freund, sowie um Melody, nicht mehr zu überhören. Coud hatte ihn noch nie so Leiden gesehen. Und es war seine Schuld…
 

„Wir müssen sie finden…“, murmelte er. Rays Augen weiteten sich. „Ich weiß, dass wir sie unbedingt befreien müssen, aber nicht in deinem Zustand… Du kannst ja kaum noch stehen!“, die letzten Worte schrie er redlich. Langsam wurde es Coud unheimlich.
 

Doch Ray hatte Recht. Er konnte sich nur noch mit Mühe aufrecht halten und seine Sicht begann auch zu verschwimmen. Doch er wollte sich nicht ausruhen. Er konnte es nicht. Nicht wenn seine beste Freundin in den Händen dieser Mistkerle ist!

„Lass mich mal deine Wunde sehen. Ich möchte, zumindest einen Teil, wieder gutmachen. Ich weiß, dass ich sonst keine große Hilfe bin… Daher will ich wenigstens versuchen, deine Wunde so zu versorgen, dass sie schnellstmöglich verheilt.“, sprach Elisa leise und immer noch mit tränenerstickter Stimme.

Coud sah nach oben; ihr direkt in die Augen. Sie sah das Mitgefühl und ihre Schuldgefühle. Er konnte sehen, dass die junge Frau Melodys Opfer nicht akzeptieren wollte. Innerlich dachte Coud, dass sie bestimmt versucht hatte, Melody aufzuhalten…

Sein Blick wanderte weiter und blieb an Ken hängen. Auch bei ihm konnte er Schuldgefühle sehen. Er wusste, dass das ganze Dorf Schuldgefühle hatte…
 

Coud schloss die Augen. Sah Melody vor sich, die ihn anlächelte. So wie sie es immer tat…
 

Entschlossen und mit letzter Kraft richtete er sich auf. Er nickte und bedeutete Elisa damit, dass sie die Erlaubnis hatte, zu helfen. Ein Lächeln schlich sich auf ihr tränenverschmiertes Gesicht. Sofort bat sie ihn mitzukommen. Doch er blieb noch einen Moment stehen.

„Ich werde sie finden. Darauf könnt ihr euch verlassen. Ich werde sie finden und wohlbehalten zurückbringen!“, sagte er fest entschlossen. „Und ich werde dir dabei mit all meiner Kraft helfen.“ Coud drehte sich zu der Stimme um. Rays Ton war wieder so kühl und emotionslos wie vorher. Nur in seinen Augen blitzten Wut und Kampfgeist. Coud nickte lächelnd ihm zu und gemeinsam folgten sie Elisa.
 

++++++
 

Melody… Manchmal wunderte ich mich selber, was ich meinen Figuren antat. Coud verletzte ich schwer und Melody ließ ich einfach mal so von Menschenhändlern entführen… Doch eigentlich hatte ich keinen Einfluss auf die Geschichte. Jemand hatte mal gesagt: „Ich bin nur der Leser meiner eigenen Geschichte“ und genau das traf auch auf mich zu. Ich zeichnete, was mir gerade in den Sinn kam, weshalb selbst ich das Ende meiner Geschichte nicht genau kannte.
 

Die Schulglocke klingelte. Schnell machte ich mich auf den Weg in die Klasse… Eine Stunde Japanisch…
 

++++++
 

Wie erhofft ging diese Stunde schnell rum. Ich machte mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt um meine Einkäufe zu erledigen. Wirklich Lust hatte ich nicht. Aber mir blieb ja nichts anderes übrig.
 

Der Himmel war überzogen von dunklen Wolken. Die letzte Stunde hatte es weiter geregnet, aber im Moment hatte der Himmel seine Schleusen geschlossen. So kam ich wenigstens trocken zum Supermarkt.

Um dorthin zu kommen, musste ich einen Teil meines üblichen Weges gehen, und eine Straße vorher abbiegen. So ging ich die Straße entlang und ließ meinen Blick schweifen.

Doch auf halbem Wege blieb ich stehen. Das konnte nicht wahr sein… „Langsam glaube ich, du verfolgst mich.“, sagte ich zu einem Jungen, der mit seinem Regenschirm vor dem Buchladen stand. „Kazune…“ Er fing an zu grinsen, als er mich sah. „Hey!“, rief er mir freudig entgegen. „Ich dachte, vielleicht brauchst du wieder einen Schirm, aber das Wetter hat mit meinen Plan gründlich vermasselt.“ Er grinste mich an und rieb sich verlegen am Kopf. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Doch so schnell, wie es gekommen war, verschwand es auch wieder. Warum ich mich nicht traute es ihm zu zeigen, wusste ich nicht. Nein, ich kannte mich selbst überhaupt nicht und wusste fast gar nichts von mir selber… Wie sollte ich dann andere Menschen kennen lernen? Wieder so eine Frage, auf die ich keine Antwort hatte.
 

„Ich muss dann los. Bye.“, sagte ich knapp und wollte weitergehen. Doch er hielt mich kurz zurück. „Warte! Hast du nicht Lust mit mir am Wochenende etwas zu unternehmen? Ich habe gehört, dass hier in der Nähe ein neues Café eröffnet hat.“ Verwundert sah ich ihn an. Er grinste nur. Hatte mich da gerade jemand eingeladen? Mich?? Das hatte noch nie jemand gemacht. Konnte ich das tun? Mich mit jemandem treffen? Nach all dieser Zeit, in der ich mit kaum einem Menschen geredet habe? War ich wirklich in der Lage dazu?

Ich sah in seine blauen Augen. Sie strahlten so viel Freundlichkeit aus. Ja, ich konnte das Angebot ruhig annehmen. Vielleicht änderte sich mein Leben so zum Guten hin.

„Ja, gerne.“, sagte ich leise. Sofort strahlte er noch mehr. „Super! Treffen wir uns Morgen um Zwei an dem Springbrunnen?“, fragte er mich gut gelaunt. „Ja, ich komme.“, gab ich ihm als Antwort. „Ach ja, mein Name ist Lina. Lina Toin. So, jetzt muss ich aber los. Bis Morgen!“, sagte ich und verschwand in die nächste Straße.
 

Ich musste erstmal verdauen, was da gerade passiert war. Ein Junge, den ich erst seit Kurzem kannte, hatte mich eingeladen! Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ja, ich freute mich irgendwie darauf. Ich musste nur versuchen etwas freundlicher zu sein als sonst. Leichter gesagt, als getan. Ich war schon lange zu niemandem mehr richtig freundlich gewesen…

Doch endlich konnte ich versuchen mein Leben zu ändern. Vielleicht musste ich nicht mehr ungeachtet der Anderen, mein Leben leben. Vielleicht hatte ich bald jemanden, der mir wichtig ist und dem ich wichtig bin…

Doch viel wichtiger war… Hatte ich überhaupt was zum Anziehen? Erschrocken dachte ich an meinen Kleiderschrank, in dem gähnende Leere herrschte. Doch nicht nur darüber war ich erschrocken. Seit wann machte ich mir über so was Gedanken??? Dieser Junge schien mich mehr zu verwirren, als ich dachte…

Ein tiefer Seufzer entglitt meinen Lippen. Ich musste heute wohl nicht nur Lebensmittel einkaufen gehen…

Schatten der Vergangenheit und der Zukunft

So, hatte gestern einen Schreib-Schub. XD

Wusste endlich, was ich schreiben sollte. XD
 

Ich persönlich mag dieses Kapitel gar nicht. Irgendwie passiert da nichts. >___<

Das nächste Kapi wird wieder besser. Habe schon ein paar gute Ideen, die nur noch aufgeschrieben werden müssten. ^^
 

Tja, diesmal ist Linas Geschichte im Vordergrund.

Sie spielt ja immerhin auch noch mit. XD

Drama, Baby, Drama! Sage ich nur. ;)

Viel Spaß beim Lesen. ^^
 

[hr]
 

Kapitel 5 – Schatten der Vergangenheit und der Zukunft
 

Früh erwachte ich an diesem Tag. Und das ohne Wecker. Nach Tagen voller dunkler Wolken und Regen schien wieder die Sonne durch mein Fenster. Endlich keinen Regen mehr.

Ich war nervös. Konnte deshalb nicht wirklich gut schlafen. In ein paar Stunden würde ich mich mit Kazune treffen. Meine erste Verabredung seit Jahren. Seit meine Eltern nicht mehr da waren, um genau zu sein. Da war es ganz natürlich, nervös zu sein.
 

Um acht Uhr stand ich dann auf und ging ins Bad duschen. Auch meinen Haaren widmete ich mehr Aufmerksamkeit als sonst, obwohl ich hinterher auch nicht viel anders aussah…

Zum Anziehen hatte ich mir am Tag davon einen blauen Rock gekauft, der gestuft bis zu den Knien ging. Dazu hatte ich mir ein blaues Trägertop gekauft, mit einem schwarzen Rand oben und unten und einer angenähten schwarzen Krawatte. Krawatten für Mädchen waren der letzte Schrei, hab ich mir sagen lassen…

Fertig angezogen ging ich dann in die Küche. Schon beim Eintreten schien mir die Sonne ins Gesicht. Ich genoss die warmen Strahlen auf meiner Haut. Endlich wieder Sonne. Dieser ständige Regen schlägt einem aufs Gemüt.
 

Ich machte mir was zum Frühstück und beobachtete das Treiben vor meinem Fenster. Hier, im vierten Stock eines Gebäudekomplexes, hatte man einen interessanten Blickwinkel auf die Menschen unten auf der Straße. Vor dem Haus verlief eine Straße, die von Gebäuden umgeben war. In einigen von ihnen hatten sich im Erdgeschoss Geschäfte angesiedelt.

So auch gegenüber von meinem Fenster. Dort gab es einen Friseursalon, zu dem auch ich manchmal gehe. Ich fand es interessant, wie sich einige Leute in nur ein paar Minuten in dem Salon so veränderten. Deshalb saß ich gerne am Fenster und beobachtete die Leute, wenn sie in den Laden hineingingen und wieder herauskamen. Kaum zu glauben, was sich manche für Frisuren machen ließen…
 

Nach dem Frühstück nahm ich meine Tasche, die ich gestern Abend schon vorbereitet hatte, und ging nach draußen. Ich wollte noch etwas in den Glyziniengarten, um zu zeichnen. Ich wusste, dass ich Zuhause viel zu aufgeregt sein würde, also wollte ich mich ablenken.

Auf dem Weg dorthin kam ich an einer Uhr vorbei. 11.47 Uhr. In zwei Stunden würde es soweit sein… Schnell ging ich in Richtung des Gartens und schlüpfte durch das Tor. Heute waren etwas mehr Menschen da. Eine Mutter, mit ihrer kleinen Tochter, die dem Mädchen die Blumen zeigte, ein älterer Herr mit seiner Frau, die ihren Hund spazieren führten und eine Gruppe von drei Mädchen, die im hinteren Teil saßen und sich kichernd unterhielten.

Sofort eilte ich zu meinem Lieblingsplatz unter dem Glyzinienhimmel und setzte mich hin. Gleich kramte ich mein Buch heraus und fing ungeduldig an zu zeichnen…
 

++++++
 

Ein dumpfes Pochen in seiner Brust weckte Coud aus einem tiefen Schlaf. Zuerst musste er sich orientieren, bis er wusste, wo er war und was passiert war. Sogleich spürte er einen Stich ins Herz, als er an Melody denken musste und dieser kam nicht von seiner Verletzung. Seine Freundin in den Händen von Menschenhändlern...

Er war sich in seinem Leben noch nie so sicher, wie heute. Er musste sie da rausholen, auch wenn es sein Leben kosten würde. Der Blonde wollte nicht nur sein Versprechen einlösen, sondern einfach seine beste Freundin in Sicherheit wissen. Sie war damals für ihn da, als er von den Erwachsenen schief angeguckt und gemieden wurde, weil er einfach besser war als sie. Die Männer konnten es jedoch nicht akzeptieren von einem Kind geschlagen zu werden.

Deshalb pöbelten sie oft und beleidigten ihn. Doch immer war Melody zur Stelle. Obwohl sie jünger war als er heizte sie den Männern mächtig ein. Schon damals hatte sie sich für andere eingesetzt und es mit Gegnern aufgenommen, vor denen andere nur weggelaufen wären.

Und dieser Mut, diese Nächstenliebe, wurde ihr jetzt zum Verhängnis… Bei diesem Gedanken ballte Coud die Hände zu Fäusten, sodass schon das Weiße an den Knöcheln hervortrat.
 

„Ah, du bist wach?“ Dieser Satz holte ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn zur Tür schauen. Dort stand das Mädchen, welches er bei dem Fluchtversuch um Hilfe gebeten hatte. Sie hatte das sehr souverän gelöst. Nachdem er verletzt wurde, hat sie sich um die Mädchen gekümmert und als sie ihn versorgt hatten, war sie auch vorne dabei gewesen. Sie erinnerte Coud sehr an Melody…
 

Er nickte ihr zur Antwort. Sie setzte ein Grinsen auf und fragte weiter: „Das ist schön. Und, wie geht es dir?“ „Ich glaube ganz gut.“, gab er als Antwort. Sie lächelte ihn freundlich an. „Da fällt mir ein, dass ich mich ja noch gar nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Haine. Ich bin die Tochter des Bürgermeisters der Stadt. Ich kann euch gar nicht genug danken, dass ihr uns gerettet habt!“

Nun verstand Coud. Jetzt wusste er woher sie diese Führungsqualitäten und den Mut hatte.

„Ich heiße Coud. Freut mich dich kennen zu lernen. Und du brauchst dich nicht zu bedanken. Das war selbstverständlich.“ Nun setzte auch er sein gewohnt freundliches Lächeln auf. So was lernte man einfach, wenn man im Auftrag des Königs reiste.

Haine lächelte ihn an und wurde sogar etwas rot, was Coud aber nicht bemerkte, da Ray in dem Moment in das Zimmer trat. „Na, geht’s dir wieder besser?“ „Ja, alles wieder im Lot. Wie lange habe ich geschlafen?“, antwortete Coud. „Na ja, so 5 bis 6 Stunden.“, kam es nach kurzem Überlegen von Ray. >Doch so lange?<, fragte sich Coud. „Lass uns für heute Nacht noch hier bleiben, damit du dich ganz erholen kannst. Morgen bei Sonnenaufgang brechen wir dann auf.“, meinte Ray.

Sein Ton ließ keine Widerrede zu, das wusste der Blonde. Dafür kannte er ihn zu gut. „Ok, ok. Ich sag ja gar nichts…“, lachte Coud. Auch Ray schlich sich ein kleines Grinsen auf das Gesicht.

„Na, dann will ich mal nicht weiter stören.“, grinste Haine und verschwand mit einem Lächeln.
 

„Was machen wir?“, fragte Coud und sein Lächeln verschwand augenblicklich. „Ich weiß es nicht.“, kam es von dem Schwarzhaarigen. „Wir wissen so gut wie nichts über diese Bande. Wir wurden schon einmal getäuscht. Diesmal sollten wir vorsichtiger sein. Schon wegen Lady Melody.“ Coud nickte, kaum merklich. Er überlegte fieberhaft, was sie tun konnten.

Ray sah ihn von der Seite an. Er sah, wie sehr sein Freund litt. Und er konnte sich den Grund denken…

„Coud, du liebst sie, oder?“ Von diesem Satz aus den Gedanken gerissen, starrte Coud ihn ungläubig an. Er konnte nicht glauben, was sein Freund ihn da fragte. Ray saß still und ohne eine Miene zu verziehen da. Er wollte den Blonden nicht drängen. Er wartete einfach.
 

Coud wandte seinen Blick von ihm ab und starrte auf die rote Decke vor ihm. Ein paar Minuten vergingen, bis der Blonde sich wieder rührte. „Ja, ich glaube du hast Recht.“ Beide saßen wieder schweigend da.

„Keine Sorge. Wir werden sie finden!“, versuchte Ray seinen Freund aufzumuntern. Er konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen. Der Blonde war wie ein Bruder für ihn geworden.

„Ich werd’ dann mal gehen. Ruh’ dich noch etwas aus.“, mit diesen Worten verschwand Ray aus dem Zimmer.

Eine Weile blieb Coud noch in seinem Bett sitzen und starrte auf seine Hände. Sein Kopf war voller Gedanken und Bilder. Und die meisten handelten von Melody und dem morgigen Tag. Er würde sein Versprechen halten. Er würde sie retten.
 

++++++
 

Sie hatten Rast gemacht. Nach einigen Stunden des Reitens war dies das erste Mal Pause.

Melody befand sich einige Meter außerhalb des Lagers. Gebunden an einen der Bäume und bewacht von einer oder mehreren Wachen. was eine Flucht so gut wie unmöglich machte.

Auf dem Weg hierher hatte sie oft versucht, sich von ihren Fesseln zu befreien, doch Kaiba hatte jeden noch so heimlichen Versuch sofort unterbunden. Und jedes Mal hatte er sie geschlagen.
 

Nun saß sie still da. Ihr Körper an manchen Stellen rot und blau von den Schlägen. Ihre Handgelenke waren von dem Seil aufgescheuert und wund. Die Rothaarige hatte sich ihrem Schicksal ergeben. Nun überlegte sie, wie sie das Beste aus der Situation machen konnte…
 

Melody hörte die Männer lachen. Sie saßen am Lagerfeuer, aßen und feierten ihren „Fang“. Wie auf ein Zeichen knurrte ihr in diesem Moment der Magen.

„Hier.“ Erschrocken sah Melody zur Seite. Dort stand ein schüchtern aussehender junger Mann. Er hielt ihr etwas Brot, ein Stück Fleisch und ein Glas Wasser hin. „Danke.“, sagte Melody leise. „Losbinden kann ich dich leider nicht. Aber wenigstens konnte ich dir was zu Essen besorgen.“ Ein kleines Lächeln stahl sich in sein Gesicht. „Ja, danke.“ Auch Melody zeigte ein kleines Lächeln.
 

Er setzte sich neben sie und half ihr beim Essen. Es war ein angenehmes Gefühl, wieder etwas im Magen zu haben. Gleich kehrte ein bisschen Kraft in ihren Körper zurück. Und auch etwas Hoffnung.

Schweigend saßen sie nebeneinander und sahen dem Treiben im Lager zu.

„Was machst du hier in dieser Bande? Du bist so anders, als die anderen.“, unterbrach Melody die Stille.

„Eine gute Frage…“, sagte der Junge mit einem traurigen Lächeln. „Vor ein paar Monaten fielen diese Männer in unser Dorf ein. Sie nahmen alle Mädchen mit; darunter auch meine Schwester Meg. Ich ließ mich in die Bande aufnehmen, um den Mädchen, die gefangen wurden, zu helfen. Ich wusste, dass sie die Mädchen nicht gut behandeln werden. Ich wollte irgendwie helfen.“

Es herrschte wieder Stille zwischen den beiden. Nur die letzten Vögel zwitscherten, bevor sie schlafen gingen.

Er tat ihr Leid. Genau aus diesem Grund war Melody auf Reisen. Um diesen Menschen zu helfen. „Das tut mir Leid.“, meinte sie zu ihm.

„Da kann man nichts machen. Wir waren ja nicht die einzigen, die sie bedrohten. Vielleicht kann ich dir wenigstens etwas helfen.“ „Vielen dank.“, lächelte sie ihn an.

„Das vorhin war sehr mutig von dir. Wenn ich damals so mutig gewesen wäre, wäre meine Schwester vielleicht noch Zuhause.“ Seine Stimme klang traurig und war nichts mehr als ein Flüstern. Melody wusste, dass er immer noch litt. „Ach was. Das war nicht mutig. Ich hatte Angst. Furchtbare Angst. Aber ich wollte helfen. Und das war eben meine Art. Das Einzige was ich tun konnte…“ Er nickte.
 

„Aber meine Freunde werden kommen.“ Verwundert sah er sie an. Ihre roten Augen strahlten nur so vor Hoffnung. „Freunde?“, fragte der Junge. Melodys Lächeln wurde breiter. „Meine Teamkollegen und Freunde, Ray und Coud. Sie werden sicherlich schon auf dem Weg sein.“ Er sah ihr an, dass sie das wirklich aus tiefstem Herzen glaubte. Dieser Mut verwunderte ihn. Er hatte schon vielen gefangenen Mädchen geholfen, aber Keine war wie dieses Mädchen. Dies machte auch ihm Hoffnung. Hoffnung auf eine Welt ohne solche Kerle.
 

„Na, was machen wir mit dir?“ Die beiden schreckten hoch. Kaiba stand direkt vor ihnen. Melody starrte ihn an. Sie legte all’ ihren Hass in diesen Blick. “Du bist ja ganz schön was Wert. Hmmmm… Wo kann man das meiste Geld für dich bekommen?“ Er stand ganz cool dort und lächelte gehässig. Melody wusste, dass sie etwas unternehmen musste, bevor er sie sonst wo hinsteckte.

“Beim König…“, murmelte sie leise vor sich hin. „Wie war das? König?“ Erschrocken und auf einmal kreidebleich sah das Mädchen den Anführer an. Sie hätte nicht gedacht. dass er sie hörte. „Eine sehr gute Idee. Vielen Dank für deine Mithilfe!“ Er lachte laut auf und verschwand wieder ins Lager.

„Melody…“, sagte der Junge neben ihr mit vor Schreck geweiteten Augen. Doch sie antwortete nicht. Sie sah auf den Boden, sodass ihre Haare ihr Gesicht verdeckten.
 

++++++
 

Ich hob meinen Blick. Etwas hatte mich aus meinen Gedanken gerissen. Vor mir saß nun ein Hund und sah mich aus seinen großen braunen Augen an. Es war ein kleiner schwarzer Hund. Welche Rasse, konnte ich nicht sagen.

Ich sah mich nach seinem Herrchen um, doch niemand war zu sehen. „Was machst du denn hier?“, begann ich mit dem kleinen Tier zu reden. Dieser legte nur den Kopf schief und wedelte mit dem Schwanz. Er sah echt süß aus. Ich konnte nicht anders und musste ihn streicheln. Am liebsten hätte ich ihn mitgenommen.
 

„Jo! Jo!“ Ein kleines Mädchen, den Tränen nah, lief aufgeregt in dem Garten herum. Soweit ich erkennen konnte, hatte sie eine Leine in der Hand.

Ich wendete mich wieder dem Hund zu. „Dein Frauchen sucht dich.“, sagte ich lächelnd. „Hier!“, rief ich dem Mädchen zu und winkte ihr um sie her zu holen. Sofort kam das blonde Mädchen auf mich zu und als sie den Hund sah, stürzte sie sich gleich auf ihn. „Da bist du ja! Lauf ja nicht wieder weg!“ Dann rann ihr eine Träne das Gesicht entlang. „Danke!“, meinte sie zu mir, nahm den Hund an die Leine und ging davon.
 

Ich sah auf die Uhr 13.30. Langsam packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt. Gemütlich schlenderte ich die Straßen entlang, sah in die verschiedenen Geschäfte und beobachtete die Menschen auf den Straßen.

Die Sonne beleuchtete die ganze Szenerie von oben und erwärmte die Luft. Ab und zu verdeckte eine dicke weiße Wolke die Sonne, verdunkelte einige Teile der Stadt und spendete den schwitzenden Lebewesen Schatten.
 

Ich setzte mich auf den Rand des Brunnens. Der Brunnen war inmitten eines kleinen Platzes. Auf dem Boden waren rote und schwarze Steine, die sich in mehreren Kreisen auf die Mitte des Platzes zu bewegten. Der Brunnen war von einer kleinen grünen Hecke umgeben, an der auch kleine rote Blüten wuchsen. Diese Hecke ging jedoch nicht über den Rand hinaus, sodass man sich noch auf die Steine setzten konnte. Der Brunnen an sich war eher schlicht. Ein großer Wasserbehälter, mit ungefähr 10 Metern Durchmesser und in der Mitte schoss eine Fontäne Richtung Himmel. Die Wassertropfen glitzerten in der Sonne, wie unzählige kleine Diamanten. Ein kleiner Regenbogen glitzerte ebenfalls über dem Brunnen.

Gegenüber dem Platz stand eine große Uhr. 13.50 Uhr. Bald würde er kommen. Ich wurde immer nervöser und sah jeden an, der an mir vorbei ging. Jedes Mal dachte ich, es wäre er. Doch Kazune war nirgends zu sehen.
 

Es vergingen die Minuten. 13.55. 13.59. 14.03. 14.10. 14.20. Nirgends eine Spur von ihm. Meine Stimmung sank in den Keller. Langsam wurde mir klar, dass er nicht kommen würde. Der Junge hatte mich sitzen lassen. Wie konnte ich auch nur glauben, dass sich jemand mit mir treffen würde? Und das, nachdem ich ihn so mies behandelt hatte…

Doch irgendwie hatte ich es gehofft. Sah dies als meine Chance meinem alten Leben zu entfliehen. Aber es hatte nicht sollen sein.

14.35 Uhr. Ich wollte nicht mehr warten. Wie dumm ich mir doch vorkam. Ich spürte, wie sich langsam Tränen in meinen Augen bildeten. Wut, Enttäuschung, Einsamkeit… All’ diese Emotionen durchfluteten meine Gedanken.
 

Ich stand auf und ging langsam wieder dahin, wo ich hergekommen war. „Linaaaaaa!“ Wie angewurzelt blieb ich stehen. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der ich meinen Namen hörte. Kazune stand dort hinter mir. Mit seinen Händen stütze er sich keuchend auf seinen Knien ab.

Erstaunt sah ich ihn an. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass er wirklich kommen würde.
 

„Es… Es tut… mir Leid…“, keuchte er völlig außer Atem. „Mein… Bus hatte eine Panne und…ich musste… den halben Weg zu Fuß… gehen.“ Langsam konnte er sich wieder aufrichten. Sofort erschien sein gewohntes Lächeln auf seinem Gesicht.

Ich sah ihn nur an. Immer noch unsicher, was ich nun denken sollte. Sein Bus war nicht gefahren? Und er war den ganzen Weg zu Fuß gegangen? Nur um mich zu treffen? Und ich dachte, er wollte nicht. Ich schämte mich für meine negativen Gedanken. Ich suchte scheinbar in den Leuten das Negative um daran zu glauben. Wie dumm ich doch war.

„Lina?“ Er riss mich aus meinen Gedanken. Er stand lächelnd vor mir. „Wollen wir dann los?“, fragte er mich und ich gab ihm mit einem Nicken ein Zeichen. „Gut.“, lachte er und ging voraus. „Ich hab mir schon was überlegt.“, fügte er noch hinzu. Baff wegen der Tatsache, dass er sich so viele Gedanken gemacht hatte, folgte ich ihm. Er musste sich viel Mühe gemacht haben. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
 

Da ich noch kein Wort mit ihm gewechselt hatte, sprach ich ihn nach einer Weile an. „Wo wohnst du denn eigentlich? Muss ja ein weiter Weg gewesen sein.“ Er grinste. „Das kannst du laut sagen. Ich wohne in Shibuya City und habe, glaube ich, etwas über eine Stunde gebraucht um herzukommen.“ „Eine Stunde?“, fragte ich verblüfft. „Das hättest du doch nicht machen müssen.“ Wieder sein Lächeln. „Doch klar. Ich habe doch versprochen, dass ich komme. Tut mir Leid, dass es so spät geworden ist.“, meinte er. „Ach nicht doch. Du musst dich ganz schön beeilt haben um diese weite Strecke so schnell zu bewältigen.“ „Ja.“, lachte er fröhlich. Wie konnte man nur so fröhlich sein? Diese Frage stellte ich mir immer, wenn ich ihn traf.
 

Zusammen gingen wir die Straße entlang, bis zu einem kleinen Teich. Schon von weitem sah man das neue Café. Direkt am Ufer stranden rot/weiße Sonnenschirme und darunter weiße Plastikstühle an runden roten Tischen. Diese Terrasse war durch das Café zu erreichen. Über der Eingangstür prangte ein Schild mit dem Namen des Cafés „Sakura“ und einem dazugehörigen Kirschblütensymbol.

Wir betraten das Lokal. Überall waren Menschen. Ob Kinder mit ihren Eltern, Mädchen mit ihren Freundinnen oder eine Gruppe älterer Frauen, die sich einmal die Woche trafen. Kazune und ich suchten uns einen Platz und nach langem suchen sahen wir ein Ehepaar, welches gerade ihren Tisch verließ und setzten uns. Der Tisch lag direkt am Ufer des Teiches. Nur ein kleiner Eisenzaun, der oben herum mit Blumenkörben dekoriert wurde, trennte die Besucher vom Wasser.

Ich sah mich um. Um die Terrasse standen mehrere Kirschbäume in voller Blütenpracht, sowie andere Laubbäume. Auf der anderen Seite des Teiches standen mehrstöckige Apartmenthäuser und eine kleine Kirche. Die Sonne schien von oben herab, doch einer der Sonnenschirme schützte uns vor ihren Strahlen. Ich beobachtete die Kirschblüten, dich schaukelnd von den Bäumen fielen.
 

„Lina?“ Vor Schreck zuckte ich kurz zusammen und sah nach vorne. Kazune sah mich fragend an. Ich hatte ihn total vergessen. „Tut mir Leid.“, meinte ich wahrheitsgemäß. Ich hätte mich Ohrfeigen können… „Ach was.“, lachte er. „Der Ausblick ist echt schön. Ich mag Kirschbäume.“ „Ja, ich auch.“, lächelte ich. Als er mich sah, stütze er sein Gesicht auf seine rechte Hand und grinste mich an. Ich wurde sofort rot und wendete meinen Blick ab.

Der Kellner kam in diesem Moment und nahm unsere Bestellung auf. Ich nahm einen Milchshake und Kazune bestellte sich einen Früchteeisbecher. Während wir warteten sagte niemand ein Wort. Meine Gedanken schweiften beim Anblick der Wellen ab. Erst der Kellner holte mich wieder in die Realität zurück. Zuerst fingen wir schweigend an zu essen bzw. zu trinken. Ich wunderte mich, dass der Junge nichts sagte, da er sonst gerne und viel redete. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass er mich vielleicht nicht unter Druck setzten wollte und deshalb nichts sagte.

Doch weil wir nicht hier schweigend sitzen bleiben konnten, ergriff ich das Wort: „Ich habe dich hier vorher noch nie gesehen. Wohnst du schon lange hier?“ Etwas überrascht über meine plötzliche Offenheit, brauchte er einige Sekunden, bis er antwortete: „Ich bin erst vor kurzem aus einem der umliegenden Dörfer hierher gezogen. Meine Eltern wohnen noch dort. Ab Montag gehe ich hier in der Nähe zur Schule.“ Deshalb hatte ich ihn noch nie gesehen.

„Und wo wohnst du? Bei deinen Eltern?“, kam seine Gegenfrage. Damit hatte er bei mir einen wunden Punkt getroffen, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen. „Ich wohne hier in der Nähe. Allein.“, gab ich etwas leiser zurück. Kazune schien zu merken, dass mich das Thema sehr mitnahm, denn er wechselte schnell das Thema. „Verstehe. Was sind denn so deine Hobbies?“ „Hobbies? Also eigentlich habe ich keine richtigen Hobbies.“, antwortete ich ihm. „Ich zeichne nur gerne.“, fügte ich noch leise hinzu. „Zeichnen?“, fragte er sofort interessiert. Ich hatte geahnt, dass so etwas passieren würde. „Was zeichnest du denn?“ „Ach, alles Mögliche.“, versuchte ich der Frage auszuweichen und hing noch schnell ein „Und du?“ dran. Er überlegte kurz. „Ich spiele gerne Gitarre und treibe Sport. Fahrrad fahren und so was.“, kam es als Antwort. „Aha.“, sagte ich nur und schon herrschte wieder Stille zwischen uns.
 

Unser Bestelltes war längst leer und Kazune rief den Kellner, um zu bezahlen. „1450 Yen.“, meinte dieser und als ich mein Geld aus der Tasche geholt hatte, hatte Kazune schon bezahlt. „Stimmt so.“, grinste er und mit einem „Danke.“ verschwand der junge Kellner.

„Du… Du musst nicht für mich bezahlen!“, protestierte ich emotionaler als geplant, was Kazune ein noch breiteres Lächeln aufsetzten ließ. „Ach was. Ich habe dich doch eingeladen.“, meinte er fröhlich. Wie erschlagen saß ich dort und sah in mit geweiteten Augen an.
 

„Komm, lass uns noch mal in die Stadt gehen.“, meinte er schließlich und ich folgte ihm nach einem kurzen Nicken.

Wir gingen eine größere Straße entlang und lachten über manch kurioses Ausstellungsstück in den Schaufenstern der Läden. Soviel hatte ich schon lange nicht mehr gelacht. Ich fühlte mich seit langem wieder glücklich. Bis alles mit einem Mal zerstört wurde…
 

An einer Straßenkreuzung sahen wir eine Menschenmenge. Je näher wir kamen, desto lauter wurde das Geschrei. Wir sahen Rauch aufsteigen und hörten, wie Feuerwehrautos an uns vorbeifuhren.

Mir wurde schlecht. Ich konnte regelrecht spüren, wie langsam das Blut aus meinem Kopf wich und ich kreidebleich wurde.

Geschockt blieb ich einige Meter vor dem brennenden Haus stehen. Mein Körper fing an zu zittern und ich hörte die Schreie einer Frau und eines Mannes. Tief in mir drin.

Ich spürte die Flammen, als ob ich in ihnen stehen würde. Als ob ich direkt in dem Haus wäre. Der Geruch von brennendem Fleisch stieg mir in die Nase. Ich musste würgen und schlug mir die Hände vor den Mund.

Meine Knie wollten nachgeben. Ich musste mich richtig anstrengen, nicht auf der Stelle umzukippen. Tränen stiegen mir in die Augen und nahmen mir die Sicht.
 

„Lina?!“ Ich hörte leise irgendjemanden meinen Namen sagen. So leise, als würde sie von ganz weit weg kommen. Ich spürte die Sorge in der Stimme. Bis es mir einfiel… Kazune! Er musste neben mir stehen. Sehen wie ich blass wurde und anfing zu zittern. Doch ich traute mich nicht ihn anzusehen. Gebannt sah ich auf das Feuer, welches in dem dritten Stock eines Wohnhauses brannte und die Materialien und Möbel im Nichts verschwinden ließ…
 

Ich konnte nicht mehr. Die Schreie in meinem Kopf wurden immer lauter und mein Körper wurde taub. Mit letzter Kraft presste ich ein „Entschuldige!“ zwischen meinen Zähnen hervor, drehte mich um und lief. Lief einfach nur weg. Egal wohin. Ich lief vor meinen eigenen Erinnerungen weg…
 

++++++
 

Ein dumpfes Grollen drang an mein Ohr. Es war dieses Geräusch, das mich aus der Finsternis meiner Erinnerungen holte. Erst jetzt bemerkte ich, wo ich war. Ich stand in dem kleinen Garten unter den Glyzinien. Irgendwie war ich hierher gelaufen, ohne es bemerkt zu haben.

Mir war kalt und erst wusste ich nicht, warum. Doch dann bemerkte ich, dass es regnete. Ein Gewitter war aufgezogen und Blitze zuckten über den Himmel; nur unterbrochen von einem tiefen Donnergrollen. Es musste vor kurzem angefangen haben, doch ich hatte es nicht bemerkt. Wie lange war ich nur durch die Stadt gelaufen, sodass sogar ein Gewitter aufziehen konnte? Vorhin war noch nicht eine Wolke am Himmel.
 

Vor Wasser triefend stand ich nun unter der Glyziniendecke. Sah, wie Wasserperlen an den Blüten heruntertropften und auf dem Boden kleine Pfützen bildeten.

Ich blieb dort stehen und ignorierte die Kälte, die meinen Körper umfing. Ich kannte das ja schon.

Etliche Minuten vergingen, bis meine Beine halbwegs aufhörten zu zittern und ich den Weg nach Hause gehen konnte.

Ein raffinierter Plan

Da mein PC schrott ist, habe ich eine Menge Zeit um an meiner FF zu schreiben.

Darum ist das 6. Kapitel auch schon so schnell fertig geworden.

Bis jetzt ist das hier das längste Kapi.

Mal gucken was noch so kommt...
 

Bye bye =3
 


 

Kapitel 6 – Ein raffinierter Plan
 

Ich erwachte spät an diesem Morgen. Der Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 9.30 Uhr war. So lange schlief ich sonst nie. Vielleicht lag es daran, dass ich in der Nacht kaum ein Auge zugetan hatte. Der gestrige Tag hatte mich zu sehr mitgenommen.

Wie ich nach Hause gekommen war, wusste ich nur noch dunkel. Ich hatte mich abgetrocknet, umgezogen und gleich ins Bett gelegt. Es musste so neun Uhr gewesen sein. Nachts hatte ich schlimme Albträume, die mich nicht schlafen ließen. Erst am Morgen hatte ich ein paar Stunden Schlaf gefunden.

Immer noch müde stand ich auf und ging gleich unter die Dusche, um mich ganz in die Realität zurück zu holen.
 

Danach ging ich in die Küche und aß eine Kleinigkeit zum Frühstück. Und zum ersten Mal seit langem, schaltete ich den Fernseher ein. Zuerst wusste ich nicht, warum, bis die Nachrichten kamen und mir ein Licht aufging. Ich wollte wissen, ob bei dem Brand gestern jemand ums Leben gekommen war.

Nach einigen politischen Meldungen kam der Beitrag, auf den ich gewartet hatte. Ich atmete erleichtert auf, als ich hörte, dass niemand verletzt oder sogar tot war, da alle rechtzeitig aus dem Haus gekommen waren und die Feuerwehr gut und schnell arbeitete.

Ich hatte mir das alles also nur eingebildet… Dieses Gefühl, die Schreie und die meisten der Bilder…

Schnell schaltete ich den Fernseher aus und widmete mich wieder meinem Frühstück.
 

Ich saß am Tisch und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ohne es richtig zu merken, landete mein Blick direkt auf dem Foto meiner Eltern. Ich erinnerte mich an die Schreie, die ich gestern beim Anblick des Feuers gehört hatte. Nun wusste ich, woher ich diese Stimmen kannte…

Tränen stiegen mir in die Augen und ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf…
 

Nach einer, wie es mir vorkam, Ewigkeit konnte ich mich wieder beruhigen. Es fiel mir schwer, wieder gefühlsmäßig herunterzukommen. Ich fühlte eine tiefe Traurigkeit in mir. Aber nicht nur das. Die Einsamkeit erdrückte mich. Ich war so unendlich allein…

Um nicht wieder über solche Dinge nachdenken zu müssen, stand ich auf und räumte mein Geschirr weg.

Ich wollte hier nicht mehr bleiben. Ich musste raus aus diesen vier Wänden, bis ich wieder stark genug war um zurückzukommen. Meine Tasche lag noch griffbereit da, wo ich sie gestern Abend hingeschmissen hatte. Sie war zwar noch etwas nass von dem Regen, aber meinen Sachen war nichts passiert.
 

Ich verließ das Haus und schlenderte langsam ich durch die Straßen. Der Himmel war voller Wolken, ließ aber oft die Sonne durch eine der zahlreichen Lücken in der Wolkendecke scheinen. Von den Blättern der Bäume tropften kleine Wassertropfen, die sich auf dem Boden zu kleinen Pfützen zusammenschlossen.
 

Nach einigen Minuten erreichte ich den Glyziniengarten, ging hinein und setzte mich, ohne auf meine Umgebung und die anderen Besucher des Gartens zu achten, auf meinen Stammplatz. Ohne noch mehr Zeit zu verschwenden, beginn ich aufgeregt zu zeichnen.
 

++++++
 

Die Sonne ging gerade über den Wäldern auf und tauchte zwei einsame Reiter in ein fahles Licht. Sie ritten in Richtung Norden, immer auf der Hut, die Spur der Verfolgten nicht zu verlieren.

Ray und Coud sagten kaum ein Wort. Beide waren sehr angespannt und überlegten, wie sie Melody am besten aus den Klauen dieser Kerle zurückholen konnten.
 

„Wo wollen die bloß hin?“, murmelte Coud gerade so laut, dass Ray ihn noch hören konnte. „Ich weiß es nicht. Nur, dass sie irgendetwas vorhaben.“, meinte dieser ruhig, aber angespannt.

Coud wurde von Minute zu Minute wütender. Er musste sie unbedingt zurückholen. Er fühlte sich schlecht ohne das Mädchen. Als ob etwas Wichtiges in seinem Leben fehlte. Sein Grund zu leben…

Er verlor sich selbst, wenn sie nicht in seiner Nähe war. Seine Fröhlichkeit und seine Unbeschwertheit waren verschwunden. Negative Gedanken verdrängten die schönen Erinnerungen.
 

Auch an Ray ging die ganze Sache nicht spurlos vorbei. Auch wenn er schon immer schweigsam war, redete er jetzt noch weniger und war öfter gedanklich abwesend als sonst. Er zog sich mehr und mehr zurück. Melody war die Erste und Einzige die ihn aus seiner Welt holen konnte. Ihm einen Weg ins Licht zeigte, den er alleine nie gefunden hätte. Es war höchste Zeit, dass das Herz der Truppe zurückkehrte…
 

++++++
 

Seit Kaiba gestern beschlossen hatte, Melody an den König, oder besser an den Prinzen, zu verkaufen, hatte Melody kein Wort mehr gesagt. Die Nacht über hatten sie Rast gemacht und waren noch vor Sonnenaufgang weiter geritten.

Die Rothaarige saß wieder bei Kaiba auf dem Pferd und betrachtete die Landschaft. Wie die Sonne durch die Bäume schien oder wie kleine Tiere aus ihrem Dickicht zu ihnen aufsahen.

Die anderen Männer gingen hinter ihnen. Melody konnte manchmal hören, wie sich die Männer über sie lustig machten. Doch sie ignorierte es einfach.

Das Mädchen dachte lieber über ihre Zukunft nach. Wie würde der Prinz reagieren? War er wirklich der Typ, der andere Menschen ‚kaufte’? Was würde er mit ihr machen? Sie hatte Angst…
 

Die Gruppe bewegte sich am Rande des Gaja entlang. Das Gebirge war beeindruckend. Die schwarzen Berge mit ihren teilweise weißen Gipfeln spiegelten sich in den zahlreichen Seen, die sich am Fuße der Gebirgskette befanden.
 

Die Gruppe wurde immer nervöser, je näher sie sich der Hauptstadt Kizune näherten. Dort befand sich auch das Schloss des Königs.

„Seid ihr sicher, dass das eine gute Idee ist, Herr?“ Der junge Gehilfe von Kaiba war gerade neben seinem Pferd erschienen. Mit kühler Stimme und ohne ihn anzusehen, antwortete Kaiba: „Willst du meine Ideen anzweifeln? Natürlich wird das gehen. Das ist ja nicht das erste Mal, dass der Prinz uns Mädchen abgekauft.“ Der Junge stammelte noch eine Entschuldigung und ließ sich wieder zurückfallen.

Melody war geschockt. Der Prinz hatte schon mehrere Mädchen gekauft? Er machte Geschäfte mit diesem Mann? Damit hatte sie nicht gerechnet. Nun wusste sie, was ihr bevor stand…
 

Ihre Reise führte etwas außerhalb der normalen Straße entlang, damit sie nicht entdeckt wurden. Zwar unternahm niemand etwas gegen diese Bande, aber zu viel Aufsehen wollte niemand erregen.
 

Am späten Nachmittag erreichten sie einen Felsvorsprung, von dem sie direkt auf die Stadt sehen konnten. Links von ihnen sah Melody die Hauptstadt. Eine Stadt, die sich einige Kilometer in alle Richtungen streckte. Sie war umgeben von hohen Bäumen und zwei Seen. Am nördlichen Teil grenzte die Stadt an den Ganga, genau an der Stelle, wo er das Gaja- Gebirge teilte. Außerdem wurde die Stadt durch dicke Steinmauern von der Außenwelt geschützt.

Sogar von hier oben, konnte man in der Mitte der Stadt einen Marktplatz sehen, der gut ein Viertel der Stadt einnahm. Das Mädchen wusste, dass sich in der Mitte des Platzes ein großer Brunnen befand. Melody kannte diese Stadt. Sie war als Kind schon mehrmals dort gewesen.

Viele Menschen strömten durch die Tore der Stadt um hier ihre Waren zu verkaufen. Die Stadt war immer belebt. Ob am Tag oder bei Nacht. Gaukler, Händler, Bürger. Alle strömten auf die Straßen, auf den Markt oder abends in die Lokale und Bars.
 

Wie sehr wünschte Melody es sich doch, eine von diesen Personen zu sein. So wie früher. Fröhlich durch die Stadt zu bummeln und im Meer der Menschen zu versinken. Doch sie hatte im Moment andere Probleme…
 

Ihre Route führte sie seitlich an den Ausläufern des Gebirges entlang. Rechts neben der Stadt, weiter oben, auf einem der Hänge des Gaja- Gebirges stand das Schloss der Königsfamilie. Es war prachtvoll und eines der schönsten Dinge, die Melody je gesehen hatte. Schon früher als kleines Kind war sie fasziniert von der Pracht des Schlosses. Sie stand minutenlang auf dem Markt, nur um das Schloss anzustarren.

Es war komplett in grau/weiß gehalten und hatte vier unterschiedlich große Türme. Die Türme hatten leuchtend rote Dachziegel und mehrere halbrunde Fenster. Auf ihnen wehte die Flagge des Kontinents. Eine weiße Flagge mit einem Weizenhalm und einem Schwert, die sich kreuzten. Dieses Symbol sollte die Verbundenheit zwischen dem treuen Handwerk des Feldanbaus sowie der Tierzucht und dem kämpferischen Willen jedes einzelnen zeigen.

In der Mitte überragte das Hauptgebäude alles um sich herum. Um das Gelände war eine Mauer aus massivem Stein gezogen, um es vor eventuellen Angreifern zu schützen. Und im Hintergrund lag das Gebirge, welches das Schloss um einige hundert Meter überragte und ihm von hinten Schutz gewährte.
 

Da der Pfad nur ein kleiner Trampelpfad war, war der Großteil der Männer zurückgeblieben und hatte ihr Lager aufgeschlagen. Nur Kaiba, Melody, Kaibas Gehilfe sowie zehn weitere Männer (darunter auch der Junge, der Melody am Abend zuvor geholfen hatte). Gemeinsam gingen sie zur „Hintertür“ des Schlosses.
 

Schon von weitem wurden sie entdeckt und sofort verstärkten sie die Truppen an dem kleinen Tor hinter dem Gebäude. Doch Kaiba blieb ruhig. Er kannte das schon.

Vor dem Tor stand eine zum Teil rot gekleidete Wache, umbringt von 4 normalen Wachen. „Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr?“, fragte der Mann, der wie ein Hauptmann aussah.

„Nennt mich Kaiba. Wie haben hier etwas für den Prinzen. Lasst uns herein. Er weiß schon, warum wir hier sind.“, antwortete Kaiba kühl mit einem herablassenden Blick auf die Ritter. Melody sah, wie sich das Gesicht des Hauptmanns zu einer wütenden Grimasse verzog. Man konnte seinen Hass gegenüber Kaiba sehen. Auch Kaiba bemerkte dies und ein gemeines Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
 

Der Hauptmann bedeutete den Wachen aus dem Weg zu gehen und sogleich wurde das Tor geöffnet. Kaiba ritt vorweg und der Rest folgte ihm. Innerhalb der Mauern bogen sie nach rechts ab. Überall standen Pferde in ihren Boxen und Heu lag verstreut. Hier und da stand ein Waffen- bzw. Gerätehaus.
 

Während Melody sich noch umsah, spürte sie, wie ihr Arm gepackt und sie vom Pferd gezogen wurde. Sie stöhnte kurz vor Schmerz auf, als sie unsanft auf dem Boden landete und kurz darauf am Arm wieder auf die Beide gezerrt wurde.

Kaiba stieg ebenfalls vom Pferd ab und ging voraus. Sein Gehilfe lief ihm gleich hinterher, gefolgt von Melody, die von zwei Wachen abgeführt wurde.

Das Mädchen merkte, dass der Griff an ihrem rechten Arm lange nicht so stark war wie der am Linken und drehte ihren Kopf zur Seite. Verwundert sah sie, dass es der Junge vom gestrigen Abend war. Dieser sah sie an und nickte ihr kaum merklich zu.

Die Rothaarige ließ es geschehen und folgte Kaiba zu ihrem neuen „Leben“.
 

Sie streunten durch den hinteren Teil des Schlosses. Überall hingen kunstvoll bestickte Wandteppiche und Gemälde neben goldenen Kerzenleuchtern oder es standen edel aussehende Ritterrüstungen an den Wänden. Vor jedem der großen und zahlreichen Fenster hing ein Vorhang aus feiner roter Seide, die mit einem goldglänzenden Seil hoch gerafft wurden. Die Türen, oder besser gesagt, Tore die den Flur mit den Zimmern verbanden, waren doppelt so groß, wie normale Türen und aus schwerem dunklen Holz gefertigt. Melody hätte sich das Schloss gerne länger und intensiver angeguckt, doch im Moment war dies nicht möglich.
 

Kaiba schien zu wissen, wo er hin wollte, denn er führte die kleine Truppe ohne zu zögern viele Flure und Treppen entlang, bis er vor einem besonders großen Holztor stehen blieb.

Die Wachen, die vor der Tür positioniert waren, öffneten das Tor und die Gruppe trat herein. Was Melody jetzt sah, beeindruckte sie sehr. Es war ein Zimmer, welches von den Ausmaßen her gut eine Kirche hätte sein können.

Die Wände waren mit einem roten glänzenden Stoff verdeckt, damit man die Steine nicht mehr sah. An den Fenstern, die gegenüber der Tür waren, hingen rote Seidenvorhänge, ähnlich denen, die auf dem Flur hangen. Im Zimmer verteilt standen kostbare Vasen, goldene Ritterrüstungen, seltsam aussehende Musikinstrumente und eine große Standuhr, was zu dieser Zeit besonders selten war.

Der linke Teil des Zimmers war durch einen weißen transparenten Vorhang von dem Rest des Zimmers abgetrennt. Wenn man genau hinsah erkannte man die Umrisse eines riesengroßen Himmelbettes, mit roten Vorhängen und einem rot/weißen Himmel
 

„Mir wurde gesagt, dass du auf dem Weg zu mir seiest.“, hörte man eine Stimme aus dem rechten Teil des Raumes kommen. Erst jetzt bemerkte Melody ihn. Prinz Atemu, der einzige Sohn König Vaans. Er war ca zwei Jahre älter als sie, hatte kurze dunkelblaue Haare und tiefblaue Augen. Er trug ein edles Gewand in den Farben rot/weiß. Sein Kragen, sowie der untere Teil des Gewandes waren blau.

Er saß auf einem großen roten Ledersessel, der mit einigen goldenen Stickereien verziert war. Am oberen Ende ragte eine goldene Krone aus Holz über den Rand des Stuhls.
 

„Wie schön, euch wieder zu sehen, mein Prinz.“, versuchte Kaiba höflich zu sagen, doch sein Spott und seine Verachtung waren nicht zu überhören.

Nun stand der Prinz auf und ging langsam auf Kaiba zu. „Was willst du hier?“, fragte er mit genau der Verachtung, die auch Kaiba ihm entgegenbrachte.

„Ich habe dir etwas mitgebracht. Ich schlage dir einen lohnenden Handel vor.“, grinste Kaiba.

„Ach ja?“, fragte der Prinz wenig interessiert.

Kaiba schnipste mit den Fingern und bedeutete somit seinen Leuten, Melody nach vorne zu bringen, wo auch der Prinz sie sehen konnte. Erst jetzt bemerkte Atemu das Mädchen und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Melody sah ihm in die Augen und er hielt ihrem Blick stand.

„Das... Das ist doch…?!“, begann der Prinz und Kaiba beendete seinen Satz: „Das ist die Tochter des Konsuls. Ich wusste, dass ich bei dir an der richtigen Adresse bin.“, lachte Kaiba.

Melody war die Sache peinlich. Sie konnte ihm nicht länger in die Augen sehen und senke ihren Blick zu Boden, sodass ihre roten Haare ihr Gesicht verdeckten.

„Wie viel willst du?“, fragte der Prinz ohne den Blick von dem Mädchen zu wenden. Der Angesprochene lachte. „50 Millionen.“ Vor Schreck zuckte Melody zusammen. Das war Wucher! Soviel würde nicht einmal der Prinz für ein Mädchen bezahlen! Die Rothaarige hatte mal gehört, dass man für ein Mädchen zwischen 1.000 und 10.000 Goldstücke bekam. Aber 50 Millionen? Nein, das war unmöglich…
 

„Ein stolzer Preis…“, meinte der Prinz.

„Du musst bedenken, wer das ist! Die einzige Tochter des Konsuls! Das reichste Mädchen des Landes! Und dann soll sie auch noch die Macht des Drachen aus der Legende besitzen.“ Kaiba schien stolz darauf zu sein, so einen Fang gemacht zu haben. Melody wurde übel, allein bei seinem stolzen Unterton in der Stimme.
 

„OK, ich nehme sie.“ Stille. Jeder sah geschockt auf den Prinzen. Selbst Kaiba sah aus, als ob er glaubte, sich verhört zu haben.

„Na wunderbar!“, lachte er plötzlich laut auf und reichte dem Prinzen die Hand, um den Handel gültig zu machen. Sofort schickte Atemu einen seiner Diener in die Schatzkammer, um das Geld zu holen. Dieser fragte nicht nach, sondern führte still seinen Befehl aus.

Als er mit einem großen Sack voller Geld wieder kam, drückte Atemu ihn Kaiba in die Hand, worauf dieser den Wachen bedeutete, das Mädchen loszulassen. Melody starrte weiterhin auf den Boden und rührte sich nicht.

„Es ist immer wieder schön, mit dir Geschäfte zu machen.“, grinste Kaiba, bei dem Anblick des Goldes in seinem Sack.
 

„Ich werde dann mal gehen.“, meinte Kaiba. „Ich lass dir den Kleinen da, um den Rest zu besprechen.“ Er zeigte auf den Jungen, der immer noch bei Melody stand. Der Junge, der ihr geholfen hatte.

„Ok.“, meinte der Prinz nur und setzte sich wieder in seinen Sessel.

Kaiba, sein Gehilfe und der andere Mann verließen das Zimmer.
 

Eine Weile rührte sich niemand in dem Raum. Atemu saß auf seinem Sessel und sah das Mädchen an. Melody stand, mit hängendem Kopf, im Raum und der Junge sah nervös von einem zum anderen.
 

Plötzlich sprang Atemu auf und rannte auf das Mädchen zu. Sie hob ebenfalls ihren Kopf und dabei fiel ihr der Hut vom Kopf, sodass ihre langen roten Haare wehten, als sie dem Prinzen entgegen lief. Er nahm sie in die Arme und sie weinte sich an seiner Brust aus. „Melody! Bist du in Ordnung? Mein Gott… Was ist passiert?“ Die Stimme des Prinzen klang lange nicht mehr so cool wie noch bei dem Gespräch mit Kaiba. Melody schluchzte hemmungslos und konnte ihm nicht antworten. Er nahm währenddessen ein Messer aus seinem Gürtel und befreite das Mädchen von ihren Fesseln. Sofort schlang sie ihre Arme um seinen Hals und er drückte sie fester an sich.

„Es ist alles wieder gut. Der Kerl ist weg. Beruhige dich doch!“, versuchte Atemu sie zu trösten. Langsam beruhigte das Mädchen sich wieder und hob ihr Gesicht, sodass sie ihm in seine blauen Augen sehen konnte.

„Tut… Tut mir Leid… dass ich dich… da mit rein gezogen habe…“, stammelte sie. „Aber… ich wusste keinen… anderen Weg…“ und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Nur mit Mühe konnte sie sich beherrschen um nicht gleich wieder loszuweinen. „Es ist ok.“, meinte der Blauhaarige mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich bin froh, dass du hier bist. Wer weiß, an wen der dich sonst verkauft hätte…“ Melody erschauderte bei dem Gedanken und krallte sich wieder etwas fester an den Prinzen.
 

Nun erinnerte sich der Prinz, dass Kaiba ja einen seiner Leute hier gelassen hat. Er machte sich kurz von Melody los und ging zu dem jungen Mann, der die ganze Szene mit aufgerissenen Augen mit angesehen hatte.

„Du wirst Kaiba von dem, was du hier gesehen hast, nichts erzählen. Hast du verstanden?“ Atemu sagte dies mit einer eiskalten Stimme, die keine Widerrede duldete. „Ja… Ja, mein Prinz.“, sagte der Angesprochene leise.

„Atemu, nicht!“ Melody hatte sich wieder halbwegs gefangen und lief auf die beiden Jungen zu. „Er ist nicht wirklich einer von denen. Er hat mir geholfen, nachdem ich gefangen wurde.“ Sie sah Atemu mit flehenden Augen an.

„Ok, wenn das so ist. Danke, dass du ihr geholfen hast. Und entschuldige, dass ich eben so ausgerastet bin.“, meinte der Prinz nun um einiges freundlicher. „Sie müssen sich nicht entschuldigen, mein Prinz. Bei jedem anderen der Truppe wären ihre Worte angemessen gewesen.“, sagte der Junge schon eine Spur gefasster. „Aber was…?“, fügte er leise hinzu.

Melody lächelte ihn an. Sie ging an Atemus Seite und umklammerte seinen Arm. „Tut mir Leid. Ich konnte dir nichts sagen. Ich wusste nicht, ob mein Plan klappen würde.“, fing sie an zu erzählen. „Als kleines Kind war ich oft mit meinem Vater in dieser Stadt. Atemu und ich sind schon aus Kindertagen befreundet. Mir ist in dieser Situation nichts eingefallen, womit ich mein Schicksal ändern konnte, bis ich mich an Atemu erinnerte. Ich habe versucht es als Kaibas Idee auszugeben und der Kerl hat super mitgespielt. Ich hatte gehofft, dass Atemu mir helfen würde.“, erklärte die Rothaarige den beiden.

Nun sprach sie an den Prinzen gewand weiter. „Vielen Dank, dass du das Spiel mitgespielt hast. Und entschuldige nochmals, dass ich dich da mit rein gezogen habe…“, in ihrer Stimme hörte man nun wieder ihre Traurigkeit heraus. Doch bevor der Prinz etwas sagen konnte, fügte sie noch aufgeregt hinzu: „Und wegen dem Geld… Soviel werde ich wohl nie zusammenbekommen. Aber ich werde versuchen dir alles zurückzuzahlen! Irgendwie komme ich an das Geld.“ Nun weinte sie wieder. Die letzten Stunden hatten sie sehr aufgewühlt. Sie hatte Mühe noch klar zu denken.

„Na, Na. Beruhige dich!“, lächelte Atemu und drückte sie an sich. „Du brauchst mir das Geld nicht wiedergeben. Ich bin nur froh, dass es dir gut geht.“
 

Leise weinte Melody sich aus. Atemu brachte sie zu seinem Bett, wo sie sich hinsetzte, da ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten.

Der Prinz regelte die Angelegenheit mit dem Jungen, aber so leise, dass Melody nichts hören konnte.
 

Kurz bevor er gehen konnte, rief Melody ihm noch etwas zu: „Warte! Verrätst du mir noch deinen Namen?“ Verlegen über die Tatsache, dass er sich nicht einmal vorgestellt hatte, antwortete er ihr: „Shaolan.“ Melody lächelte: „Vielen Dank, Shaolan. Und pass bitte auf dich auf!“ Er nickte ihr lächelnd zu und verschwand aus dem Raum.
 

Atemu sagte einem seiner Diener, dass er etwas Essen und was zum Trinken holen sollte und setzte sich zu dem Mädchen auf das große Bett.

„Melody. Was ist denn eigentlich passiert? Wie haben diese Kerle dich gefangen?“ Melody hörte die Sorge um sie aus seiner Stimme heraus und begann zu erzählen, was passiert ist.
 

Atemu lauschte gespannt und unterbrach sie nicht, bis sie zu Ende erzählt hatte. Nur der Diener, der mit einer Wagenladung essen kam, die für mindestens fünf Personen gereicht hätte, störte kurz die Geschichte.

Als das Mädchen geendet hatte, herrschte kurz Schweigen. Melody sah ihn von der Seite an und versuchte in seinem Gesicht seine Gedanken und Gefühle zu lesen. Doch der Prinz zeigte keine Regung.

Nach einer Weile meldete er sich dann zu Wort: „So war das also… Wir hier wussten zwar, dass etwas außerhalb dieser Mauern vor sich ging, aber das genaue Ausmaß kannten wir nicht.“ Melody nickte. Sie konnte es gut verstehen. Ihr ging es genauso, als sie noch Zuhause bei ihren Eltern lebte. Ein Leben in trügerischer Sicherheit.
 

Die Tür zum Gemach des Prinzen öffnete sich und ein kleiner älterer Herr, der auch vorhin schon das Geld geholt hatte, kam hereingestolpert. „Mein Prinz. Die Gruppe zieht weiter nach Norden. Sie folgen dem Verlauf des Gebirges und scheinen einen passenden Weg hinein zu suchen.“, berichtete dieser, nachdem er vor dem Vorhang, der das Bett abschirmte, Halt gemacht hatte. „Vielen Dank.“, meinte Atemu, der Diener verbeugte sich und verließ den Raum.

Atemu überlegte eine Weile, bis er seine Gedanken aussprach „Ich glaube, ich weiß, was die Kerle vorhaben.“ Überrascht sah Melody ihn an. „Sie suchen das Auge des Drachen.“, fügte er noch hinzu, stand von dem Bett auf und durchquerte das Zimmer zu einem Bücherregal, welches hinter dem Sessel stand und von einem Vorhang bedeckt wurde.
 

Melody wusste nicht was los war und folgte ihm erstmal. „Was…Was meinst du? Atemu?“, fragte sie, als sie hinter ihm her lief. Doch der Prinz antwortete nicht, sondern wühlte, beim Regal angekommen, seine Bücher durch. So, als ob er etwas Bestimmtes suchte.

Nach etlichen Büchern zog er eines davon heraus und setzte sich auf seinen Sessel. Melody konnte gerade noch den Buchtitel erkennen, bevor er wie wild durch die Seiten blätterte. Vergessene Artefakte. Die Rothaarige fragte sich, was er darin wohl zu finden hoffte.
 

Auf einer Seite blieb er plötzlich stehen. Melody sah ihm über die Schultern. Auf der Seite war ein Stein abgebildet, der rot/golden glänzte. Auf der Vorderseite war etwas wie ein Auge eingraviert. Als Überschrift prangten die Wörter „Das Auge des Drachen“ auf der Seite.

„Was ist das?“, fragte das Mädchen neugierig. „Das Auge des Drachen. Ein altes Artefakt, welches in der Sage des Drachenkrieges vorkommt. Es soll eine Art Schlüssel sein, welcher benötigt wird um die Truhe der Sage zu öffnen.“, las der Junge vor.

„Ein Schlüssel… Die Truhe der Sage…“, murmelte Melody vor sich hin.

Atemu las weiter: „Es wird vermutet, dass sich der Stein innerhalb des Gaja Gebirges in einem alten Tempel befindet. Gefunden wurde dieser jedoch noch nicht.“
 

„Ich verstehe…“, sagte Melody nach einer kurzen Pause. „Das suchen sie also. Aber warum? Was will Kaiba mit dem Stein anfangen?“, fragte Melody leicht verwirrt.

„Nicht Kaiba… Karasuma.“ Melody zuckte zusammen? Karasuma? Der Anführer der Schwarzen Drachen? Aber warum? „Wie meinst du das? Soll das heißen, Kaiba arbeitet für den Anführer der Schwarzen Drachen?“ Melody war geschockt. Nie hatte sie damit gerechnet.

„Es deutet alles darauf hin.“, sagte Atemu ruhig, aber mit einem Funken Zorn in der Stimme.

„Verdammt. Wir müssen ihn aufhalten!“, schrie Melody schon fast.

„Wir können sie nicht aufhalten. Was sollten wir denn dagegen tun?“, sagte Atemu gelassen ohne das Mädchen anzusehen.

„Du bist der Sohn des Königs! Du hast eine ganze Armee hinter dir! Wenn Karasuma diesen Schlüssel in die Hände bekommt, haben wir kaum noch eine Chance ihn zu besiegen!“ Melody wurde wütend. Worauf wartete er noch? Das Schicksal dieses Landes hing davon ab!

„Wenn ich meinen Vater bitte, seine Armee rauszuschicken, werden die Schwarzen Drachen wieder in Erscheinung treten und Unschuldige angreifen.“, überlegte der Prinz laut.

Die Rothaarige konnte es nicht glauben. Ihr Freund wollte diese Menschen ziehen lassen. Einfach so! Nein, das konnte sie nicht zulassen.
 

Sie lief zur Tür und nahm ihren Hut von einer Kommode, wo der Diener ihn vorhin hingelegt hatte.

„Melody!“, hörte sie jemanden hinter ihr ihren Namen rufen und drehte sich zu der Stimme um. Atemu war aufgestanden und sah das Mädchen an. In ihren roten Augen sah er soviel Entschlossenheit, dass es ihm Angst machte. „Was hast du vor?“, fragte er leise.

„Ich werde sie verfolgen.“, begann das Mädchen. „Sobald ich herausgefunden habe, wo die Männer den Stein vermuten, werde ich versuchen eher da zu sein.“

Die beiden Personen sahen sich an. Melody war fest entschlossen sich nicht davon abbringen zu lassen. Sie sah zwar die Sorge im Gesicht ihres Freundes, aber das hier war der Weg, den sie sich ausgesucht hatte. Kneifen war nicht drin.

„Aber du…“, meinte Atemu, doch er wurde sofort von dem Mädchen unterbrochen. „Ich komme schon klar. Bitte sende Boten aus. Coud und Ray müssten ganz in der Nähe sein. Sag ihnen, dass es mir gut geht und wo ich bin. Leb wohl.“, sagte das Mädchen mit einem Lächeln, öffnete die Tür und rannte durch das Schloss in Richtung des Ausganges.

Ihr war so, als hätte sie hinter sich jemanden ihren Namen rufen gehört und wusste auch, wer es war, doch sie blieb nicht stehen. Sie würde das durchziehen, denn sie glaubte, das Richtige zu tun.
 

++++++
 

Ich legte meine Sachen zur Seite und beobachtete, wie so oft, die Blüten, die von dem Gitter herabhingen. Es war bereits später Nachmittag, weshalb die Sonne sich Minute um Minute dem Horizont näherte. Der Himmel war aufgerissen und die Sonne hatte öfters eine Lücke gefunden.
 

Ich wollte noch nicht zurück, auch wenn es mir schon wieder besser ging. Doch ich hörte immer noch diese Personen schreien. Immer wenn ich tief in Gedanken war kamen die Erinnerungen zurück. Ignorieren half nicht.
 

Langsam packte ich meine Sachen zusammen und ging noch einmal in Richtung Stadt. Ich schlenderte die Straßen entlang und sah mir wieder die Schaufenster an. Menschen eilten durch die Straßen und die Autos verstopften einige von ihnen. Sie wollten schnell nach Hause oder gingen in einem der 24-Stunden-Shops noch etwas für das Abendbrot kaufen.
 

Ich bog in meine Straße ab und betrachtete weiter die Läden. Viele hatten zu, da Sonntag war. Aber das bloße Schaufensterbummeln heiterte mich auf und verdrängte unangenehme Gedanken.

Morgen war Montag, was bedeutete, dass ich wieder zur Schule musste. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich gehen sollte. Ob ich das durchhalten konnte. Das würde ich kurzfristig entscheiden.
 

Zuhause angekommen, ging ich in die Küche, nahm mir ein Fertiggericht aus dem Kühlschrank und schaltete den Fernseher ein. Meine Suppe essend sah ich mir eine große Musikveranstaltung an. Besonders eine Gruppe, die sehr rockige Musik machte und eher düstere Texte hatte, hatte mir sehr gut gefallen. Ich konnte die Musik in mir hören und auch der Text sprach mir aus der Seele. Anscheinend hatten auch andere solche Gedanken wie ich…
 

Am Ende der Sendung zog ich mich um und legte mich ins Bett. Wie der morgige Tag aussehen würde, wusste ich noch nicht. Einfach überraschen lassen, sagte ich mir und keine 15 Minuten Später befand ich mich im Reich der Träume…

Goldene Flügel und ein Band für die Ewigkeit

Jawoll. Kapi 7 ist fertig. ^^ Davon sind 90% an diesem Wochenende entstanden.

Kitsch lässt grüßen. XD
 

Ich muss sagen, ich bin stolz auf das Kapi. ^^ Und wieder mal das längste bis jetzt. ;)

Hoffe auf Kommis. =3
 

Kapitel 7 – Goldene Flügel und ein Band für die Ewigkeit
 

Der Wecker klingelte und riss mich aus meinen Träumen. Die Uhr zeigte mir, dass es kurz vor sieben war. Doch ich blieb liegen und machte keine Anstalten aufzustehen.

Sollte ich wirklich zur Schule gehen? Bin ich über das Ereignis am Samstag schon hinweg? Kann ich wieder unter andere Leute gehen? Ich überlegte einige Minuten.

Zu meinen immer noch präsenten Erinnerungen kam auch noch die Tatsache, dass ich wahnsinnige Kopfschmerzen hatte und mir leicht schlecht war. Und so beschloss ich, nicht zur Schule zu gehen, sondern lieber noch etwas zu schlafen. Also stelle ich den Wecker ab, drehte mich um und kurze Zeit später schlief ich auch schon wieder.
 

++++++
 

Ich öffnete meine Augen. Die roten Zahlen meines Weckers zeigten jetzt 10.16 Uhr an. Ich war wirklich noch mal eingeschlafen.

Mein Kopf tat immer noch weh. Manchmal so sehr, dass ich die Augen zusammenkniff und einfach nur hoffte, dass der stechende Schmerz bald vorbei sein würde.

Ich stand auf und ging erstmal in die Küche. Eine Kopfschmerztablette würde mir jetzt gut tun. Ich setzte mich an den Küchentisch und starrte aus dem Fenster. Wie jeden Morgen waren Menschen unterwegs. Sie gingen die Straßen entlang, fuhren mit dem Auto oder bedienten sich der öffentlichen Verkehrsmittel.

Ein hektisches Treiben unter der wärmenden Sonne, die alles in ihr Licht tauchte und Jacken in den Schrank verbannte.
 

Nur ich war nicht Teil dieses Szenarios. Das Hämmern in meinem Kopf wurde besser, aber die Übelkeit blieb. Ich machte mir eine Kleinigkeit zu essen, weil ich dachte, es würde die Übelkeit vertreiben. Und anstatt zu helfen, verschlimmerte es meinen Zustand nur.

Still blieb ich in der Küche sitzen. Ohne nachzudenken, ohne etwas zu tun. Wie eine Puppe saß ich auf dem Stuhl. Den Kopf auf die Hände gestützt, sodass meine schwarzen Haare meine Augen von dem Rest der Welt abschirmten.

Ich versank in der Dunkelheit. Mein Kopf war leer. Keine Gedanken, keine Emotionen waren in mir. Eine leere Hülle.
 

Ich konnte es nicht aushalten. Schnell sprang ich auf, sodass ich sogar ins Straucheln geriet und mir kurz schwarz vor den Augen wurde. Nach einigen Sekunden rannte ich in mein Schlafzimmer, nahm meine Tasche und rannte aus der Haustür. Die Treppen des Hausfluren herunter, aus der großen Tür und die Straße entlang. Ohne einmal kurz anzuhalten lief ich, mit Blick auf den Boden, durch die Stadt. Ignorierte die Menschen und Geschäfte um mich und lief einfach nur.

Innerhalb weniger Minuten erreichte ich den Brunnen, an dem ich mich mit Kazune getroffen hatte. Viele schöne aber überwiegend schlechte Erinnerungen stiegen in mir hoch. Blitzschnell drehte ich mich um und lief einen kleinen Teil wieder zurück. Dann bog ich zu der anderen Seite ab. An einer nahe gelegenen Bushaltestelle sprang ich in einen Bus und fuhr etwas durch die Stadt.

Ich beobachtete von meinem Sitz aus die Menschen, Autos und Häuser, die schnell an mir vorbeizogen. Das Leben ging weiter. Minute um Minute, Sekunde um Sekunde. Wie eine Sanduhr, die bis in alle Ewigkeiten weiter den Sand von einem Glas in das andere beförderte. Egal wie sehr man sich auch wünschte, dass der Sand aufhörte zu fließen und egal wie man das Uhrenglas hielt… Die Zeit würde doch nicht stehen bleiben. Nicht für einen einzigen unbedeutenden Menschen…
 

Der Bus hielt und ich verließ ihn. Ich bog nach rechts ab und rannte einige Straßen herunter, und kam etwas aus der Stadt heraus. Dann kam ich an meinem Ziel an. Dem Sumida. Der Sumida ist ein Fluss der durch Tokio fließt und irgendwann in die Bucht von Tokio mündete und sich dort im Meer verlor.

So wie der Fluss sich bei dem Gedanken an seinen Weg fühlen musste, fühlte ich mich auch. Ich als einzelner Mensch, getragen von vielen anderen in ein Meer, in dem man sich verlor. Wie ein Wassertropfen in dem reißenden Strom. Trübe Gedanken. Angst. Einsamkeit…
 

Um den Fluss herum war eine Art Damm, auf dem ein Weg verlief. Zu beiden Seiten war ein Abhang auf dem Gras wuchs, wo Kinder Fußball spielen konnten.

Es waren fünf weitere Personen da. Ein Mädchen, das mit ihrem Hund auf dem Damm entlang ging. Zwei Jungs, die sich unten am Fluss einen Ball zuspielten und ein älteres Ehepaar, das etwas weiter weg auf dem Hang saß und das Wasser beobachtete.
 

Ich setzte mich mittig auf den Hang zur Flussseite hin und starrte auf das Wasser. Das Gekicher der beiden Kinder, blendete ich aus, sodass alles still war. Nur das Plätschern der Wellen ließ ich zu mir durchdringen. Ein sanftes Geräusch voller Reinheit. Unberührte Natur, wie sie von Anbeginn der Zeit war. Ohne Menschen und ohne Maschinen. Ohne jemanden, der Gott spielte.

Ich beobachtete, wie die leichten Wellen gegen das zum Teil aus Beton bestehende Ufer klatschten und dadurch neue Geräusche in die Stille in mir aussand. Ab und zu konnte man einen kleinen Schatten erkennen, der, wie ich wusste, zu einem Fisch gehörte.

Ein Lächeln schlich sich, bei dem Gedanken an das kleine Lebewesen, auf mein Gesicht. So klein und so unterschiedlich zu uns Menschen. Er lebt in einer völlig anderen Welt…
 

Irgendwann griff ich in meine Tasche und holte ganz automatisch und ohne es bewusst zu machen, meinen Manga raus. Ich starrte das Cover an. Seit langer Zeit hatte ich es schon nicht mehr beachtet. Auf dem Bild war Melody zusehen, die mit geschlossenen Augen ihren Kopf in die Richtung der Kugel in ihren Händen drehte. Ihre roten Haare umspielten ihren nackten Körper. Doch das ungewöhnliche an dem Bild waren die Drachenflügel, die aus ihrem Rücken kamen. Eine Idee von ihr, die bald im Manga vorkommen soll.

Also trödelte ich nicht länger, schlug die passende Seite auf und fing an zu zeichnen.
 

++++++
 

Die Sonne tauchte die Szenerie in ein tiefes dunkelrot. Sie färbte den Himmel und seine Wolken in viele orange und rot Töne und malte so prächtige Landschaften in den Himmel. Schon lange waren Coud und Ray unterwegs. Sie ritten schon den ganzen Tag auf der Suche nach ihrer Partnerin. Ray musste seinen Freund sogar überzeugen eine Pause zu machen, da selbst die Pferde schon nicht mehr konnten. Widerwillig stimmte er zu.
 

Nun wurde es dunkel. Das helle blau des Himmels wich einem dunklen blau Ton. Der Wald wurde von Minute zu Minute stiller. Bis am Horizont schwarze Schatten auftauchten. Die Jungs hielten ihre Pferde an und sahen gebannt auf die näher kommenden Menschen. Ihre Hände ruhten noch auf den Waffen; bereit sie zu ihrer Verteidigung zu ziehen.

Die Männer kamen näher und die beiden Jungs wurden unruhig. Doch als sie genauer hinsahen, atmeten sie erleichtert auf und nahmen ihre Hände von den Waffen. Sie trugen die Fahne mit dem Siegel des Königs. Mit anderen Worten: Freunde. Ray und Coud ließen die Männer auf sich zukommen, da sie keine Ahnung hatten, was die Männer wollten. Doch sie hatten beide eine Vorahnung.
 

Kurz vor den beiden Magiern stoppten die 10 Soldaten und einer trat hervor. Er sah aus wie ein General, denn seine Rüstung war unterschiedlich.

„Coud Bless? Ray Tsuna?“, fragte der General und die beiden Jungs antworteten gleichzeitig mit „Ja.“. Die schlimme Vorahnung in ihnen wuchs. Was wollten die königlichen Wachen von ihnen?

„Eure Majestät wünscht euch zu sehen. Bitte folgt uns.“, kam es von dem Ritter. Der Blonde und der Schwarzhaarige sahen sich an. „Natürlich.“, antwortete Ray schließlich auf die Bitte. „Vielen Dank.“, meinte der General sichtlich erleichtert über die schnellen Verhandlungen.

Die Gruppe machte kehrt und reiste wieder zurück zu der Hauptstadt. Zurück zum Palast.
 

++++++
 

Leise schlich Melody neben der Gruppe her. Vor einiger Zeit hatte sie sie eingeholt um ihnen nun im Schutz des Waldes zu folgen. Bis jetzt wartete sie vergebens auf eine Richtungsangabe des Anführers, Kaiba. Doch dieser ritt nur am Rand des Gebirges entlang. Immer weiter nach Norden.

Müde folgte das Mädchen der Gruppe und versuchte sie nicht zu verlieren, aber auch nicht entdeckt zu werden.
 

Langsam ging die Sonne unter und es wurde allmählich dunkel. Auch die Wärme der Sonne wurde durch kalte Schatten vertrieben. Melody begann langsam zu frieren.
 

Unerwartet blieb Kaiba in einer Felsspalte stehen. Die Rothaarige hörte, wie er seinen Leuten befahl, das Lager aufzubauen. Das hieß, es wurde auch für Melody Zeit sich einen Schlafplatz zu suchen. Sie kletterte an einer der Felswände hoch und fand links des Lagers einen kleinen Felsvorsprung, der von oben durch einen weiteren Felsen geschützt wurde. In der Umgebung suchte sie sich etwas Moos zusammen, aus dem sie sich eine Schlafstätte baute. Da in der Nähe auch noch ein Beerenbusch stand, war auch ihr Abendbrot gerettet.
 

Von ihrem Felsvorsprung sah sie noch eine Weile dem Treiben einige Meter weiter unten zu. Beobachtete wie Shaolan alleine in einer Ecke saß. Er schien sich wirklich mit niemandem zu verstehen. Er tat ihr leid. Am liebsten hätte sie ihn zu sich geholt, doch das wäre nur aufgefallen und ihr Plan wäre gescheitert.

Unter einem strahlendblauen Himmel schlief sie dann irgendwann ein.
 

++++++
 

„Melody… Melody… Komm zu mir. Beeil dich! ...“ Eine Stimme. Jemand rief sie. Schon eine ganze Weile. Erschrocken öffnete sie ihre Augen. Alles um sie herum war schwarz. Und nicht nur das. Sie schwebte! Unter ihr befand sich nichts weiter aus Schwärze. Sie schwebte in einem schwarzen Raum.

„Melody! Melody!“, wiederholte diese Stimme wieder und wieder.

„Wer ist da? Wer ruft mich da?“, fragte das Mädchen ängstlich in den unendlichen Raum. Stille. Sie bekam keine Antwort. „Hallo?“, harkte sie noch einmal nach.

„Ich warte… auf dich.“ Na toll, dachte sich die Rothaarige. Sie schwebte im Nichts und ließ sich von einer unbekannten Stimme zutexten. Wer steckte hinter dieser Stimme? Und wo zum Geier sollte sie hin? Wut stieg in ihr hoch. Sie kannte dieses Gefühl kaum, da sie in allen Menschen immer das Gute sah und wusste auch selber nicht, warum sie in dem Moment wütend wurde. Doch es war einfach da.

„Wohin soll ich denn kommen? Rede mit mir!“, schrie sie nun mutiger in die Dunkelheit. Daraufhin erschien ein unglaublich helles Licht direkt vor ihr. Schützend kniff sie die Augen zu und hielt ihre Hände davor. „Wer… Wer bist du?“, fragte sie wieder.

„Wir werden uns sehr bald sehen. Melody Hanami.“ Erschrocken öffnete sie ihre Augen einen spaltbreit. Das gleißende Licht war einige Meter vor ihr und hatte die Form einer Kugel. „Woher… kennst du mich?“, fragte sie erschrocken. Ein Lachen. „Du und ich. Wir sind eins. Deine wahre Natur wird bald zum Vorschein kommen.“ „Was?“, meinte Melody nur noch im Flüsterton. Sie fühlte sich schwer. Ihr Körper und ihr Kopf konnten diese Antwort nicht verkraften. Was meinte diese Stimme damit? Was würde mir ihr geschehen?

Plötzlich durchbohrte sie ein Schmerz in ihrem Rücken. Ihr Gesicht verzog sich schmerzverzerrt und sie schrie mit voller Kraft. Ihr Körper krümmte sich vor Schmerzen. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatte furchtbare Angst. Das Licht vor ihr verschwand mit letzten Worten: „Melody, die Auserwählte.“ Hinter ihr erschein ein goldenes Licht und sie drehte sich um. Doch was sie dort saß, ließ alles an ihrem Körper erstarren. „Nein… Nein. Das kann nicht möglich sein!“ Ein Schrei…
 

++++++
 

Sofort saß Melody aufrecht auf ihrem Lager. Sie war schweißgebadet. Sie fühlte, wie die warme Flüssigkeit ihr Gesicht herunter lief. Vor Anstrengung keuchte sie. Ihre roten Augen waren aus Schock geweitet. So saß sie dort. Mit leeren Augen auf irgendetwas vor sich starrend.

Nachdem sie langsam wieder zu sich kam faste sie sich panisch an den Rücken. Nachdem sie dort nichts spürte, seufzte sie erleichtert. Dieser… Traum… hatte ihr Angst gemacht. Doch nachdem ES nicht da war, konnte sie sich langsam beruhigen.
 

Sie sah über den Rand des Felsens und sah, dass jeder dort unten schlief. Kaiba hatte sein Zelt und der Rest lag auf dem Boden verstreut und in Decken eingewickelt. Das Mädchen war erleichtert. Niemand schien sie gehört und bemerkt zu haben.

Sie stand auf und setzte den Hut, den sie zum Schlafen abgesetzt hatte, wieder auf, verwische vorsichtshalber ihre Spuren und brach auf.

Endlich wusste sie, wo sie hin musste. In ihrem Traum war ihr, kurz bevor sie aufwachte, ein Bild von einem kleinen Tempel erschienen und plötzlich wusste sie den Weg. Ihr war das alles sehr unheimlich, doch sie wollte nicht aufgeben. Ansonsten würde Karasuma den Stein und damit den Schlüssel bekommen. Und das konnte sie nicht zulassen.
 

++++++
 

Sie kam immer tiefer in das Gebirge hinein. Melody überwand steile Felswände, Klippen und enge Trampelpfade. Die Angst war allgegenwärtig, doch ihre Entschlossenheit und ihr Wunsch nach Frieden trieben das rothaarige Mädchen voran.
 

Nach einigen schwierigen Kletterpartien und einigen gebietstypischen Tieren stand sie plötzlich vor einer sehr hohen Felswand. Die Sonne war bereits aufgegangen und malte bunte Zeichen auf die Wand. An der Stelle, an der sie sich befand, war sie umkreist von meterhohen Felsen und Steinwänden. Es war ziemlich dunkel, da kaum ein Sonnenstrahl bis dorthin durch drang. Bis auf den, der diese Felswand erhellte.

Doch wo sollte sie nun hin? Ihr Herz sagte ihr, sie müsse gerade aus, aber dort war kein Durchkommen. War sie etwa falsch gelaufen? Hatte sie sich alles nur eingebildet? War sie jetzt verloren in diesem Dschungel aus Gestein? Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Hoffnung verschwand und sie ließ sich auf die Knie sinken. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie die undurchdringlichen Felsen an. „Warum?“, fragte sie sich leise. Sie war verzweifelt. „Du hast mich doch gerufen! Sag mir, was ich nun tun soll!“ Sie versuchte es ein letztes Mal. Melody wollte nicht, dass alles umsonst gewesen war. Dass sie alles nur geträumt hatte.
 

Wie auf Kommando hüllte sie ein helles Licht ein. So hell, dass sie wieder die Augen schließen musste. Einige Sekunden fühlte sie sich, als ob sie fliegen würde. Als ihr Körper wieder schwerer wurde und sie festen Boden unter sich spürte, öffnete sie langsam ihre Augen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Vor sich sah sie einen großen Tempel, dessen Eingang von zwei großen steinernen Drachen umrahmt wurde. Diese Drachen waren einander zugewandt und hielten sich an den Händen fest, sodass ein Bogen entstand. Ihre Flügel waren nach hinten gespreizt und das Maul war weit aufgerissen.

Der restliche Bau, der stark einer Kirche ähnelte, bestand ebenfalls aus Stein und ragte 20 Meter in den Himmel. Gestützt wurde das spitze, graue Dach von vielen Säulen, die aus den Wänden hervortraten. Diese Säulen waren reichlich mit alten Schriftzeichen und Bildern von Drachen verziert.

Umgeben war dieser Tempel von unzähligen Bäumen, weshalb Melody sich fragte, warum dieser doch recht auffällige Tempel nie entdeckt wurde.
 

Sie nahm all ihren Mut zusammen und ging vorsichtig unter den Drachen hindurch und betrat den Tempel durch ein riesiges Holztor.

Auch das Innere ließ die Rothaarige staunen. Dort waren pluszeichenförmig Wege aus Holz gebaut. Diese waren c. a. halb so breit, wie das Gebäude an sich und am Rand standen Geländer. Außerdem waren diese Wege um einiges höher gelegen, als der Rest des Bodens. Sie kreuzten sich in der Mitte.

Außerhalb der Wege standen hunderte von Säulen nebeneinander. Einige dieser Säulen trugen Fackeln, die den Tempel erhellten. Außerdem schien jede dieser Säulen eine Geschichte zu erzählen, da sie von oben bis unten voller Texte, Zahlen und Bilder waren. Melody fragte sich, wer diesen Tempel wohl errichtet hatte.
 

Sie beschritt den Weg um die Mitte zu erreichen. Denn dort war es. Das Ziel ihrer Reise.

In der Mitte des Gebäudes stand eine Art Schrein umgeben von Drachenstatuen, die doppelt so groß waren, wie Melody und an den vier Ecken der Wege standen. Der Schrein sah selber aus, wie ein kleiner Tempel. Er war viereckig und in jeder der Ecken stand eine Säule, die das Dach hielten. Er war ungefähr zwei Mal zwei Meter groß und füllte damit den durch die Wege entstandenen Platz.

In der Mitte dieser Konstruktion befand es sich. Das Auge des Drachen. Es schwebte, umgeben von einem Lichtkranz, über einer schmalen Säule aus Stein. Es war wunderschön. Es sah aus, als tanzten rote und goldene Flammen in dieser Kugel. Das Auge war auf Melody gerichtet.

Sie näherte sich langsam dem Stein, bis sie nur wenige Zentimeter vor der Steinsäule stand. Verzaubert durch die tanzenden Lichter hob sie ihre Hand um den Stein zu berühren. Langsam und wie in Trance näherte sich ihre Hand dem Auge des Drachen, bis eine Fingerspitze ihn berührte…
 

Der Boden schien sich zu öffnen und Melody fiel nach unten. Ihre Umgebung war schwarz, bis auf einen leuchtenden Punkt, direkt vor ihr. Nach endlosen Sekunden hörte dieses Gefühl des Fallens auf. Sie schwebte in einem endlosen, schwarzen Raum. Wie in ihrem Traum!

„Es war also doch kein Traum!“, sagte sie leise zu sich selbst.
 

„Melody. Ich habe dich erwartet.“ Erschrocken sah das Mädchen in die Richtung aus der die Stimme kam. Dieselbe Stimme wie gestern Abend. Sie kam aus der Kugel!

„Ich bin hier. Nun sag mir endlich, was das alles auf sich hat!“, meinte Melody.

„Ja, das werde ich.“, kam es von der Stimme. Im selben Moment begann die Kugel zu wachsen! Das Licht nahm eine Form an. Die eines Drachen. Ein goldener Drache!

„Bist du… etwa…?!“, begann das Mädchen geschockt.

„Ja. Du hast ganz Recht. Ich bin der goldene Drache, Melkore.“ Melody sah ihn überrascht an. Wie konnte das sein? Der Drache war doch schon seit ewigen Zeiten tot!?

Melkore schien bemerkt zu haben, was Melody dachte, denn er sagte darauf: „Was du hier siehst ist nur meine Seele. Mein Körper ist schon lange zu Staub zerfallen. Doch bevor auch ich gestorben bin, erschuf ich das Auge des Drachen um darin meine Seele aufzubewahren.“

Melody starrte weiter diesen Drachen aus Licht an. Sie konnte nicht glauben und verstehen, was die dort hörte. Dann sagte sie: „Aber… Was hat das alles mit mir zu tun?“

„Wie ich dir schon gesagt habe, bist du ich. Meine Seele ist nicht komplett in diesem Stein eingeschlossen. Also du geboren wurdest, verließ ein Teil den Stein und vermischte sich mit deiner.“ Er machte eine kurze Pause. „Du hast sicher schon die Kräfte bemerkt, die in dir schlummern. Diese hast du von mir.“ Mit seinen glühenden Augen sah er das Mädchen an.

„Ich… Ich glaub es einfach nicht.“, brachte das Mädchen nur hervor. Sie spürte, wie ihre Beine nachgeben wollten, doch sie schaffte es mit letzter Kraft nicht zusammenzubrechen.

„Es ist wahr. Du musst meinen Kampf fortführen. Nimm auch den letzten Teil meiner Seele auf und kämpfe gegen den schwarzen Drachen. Lass mein Reich wieder auferstehen!“

„Aber ich… weiß doch gar nicht, wie das geht! Was soll ich denn tun?“, fragte das Mädchen ängstlich. Sie wollte nicht so viel Verantwortung übernehmen. Klar wollte sie helfen, aber das Schicksal ALLEINE tragen? Nein, sie war doch nur ein kleines Mädchen!

Der Drache sah sie so an, als würde er direkt in ihr Herz sehen. „Hab keine Angst. Du hast einen starken Willen. Du wirst wissen, was zu tun ist.“

„Aber…!“, setzte das Mädchen an, doch Melkore unterbrach sie. „Wie haben keine Zeit mehr. Meine Kraft schwindet. Nimm das Auge des Drachen an dich. Beeil dich…“ Langsam verschwand die Gestalt aus Licht. Sie zog sich in den Stein zurück.

„Warte!“, schrie Melody, doch der Prozess stoppte nicht. Sie hatte noch so viele Fragen! Sie wollte doch noch so viel wissen!

Die Kugel schwebte langsam auf sie zu und das Mädchen streckte ihre Hände aus. Sie landete sachte in ihren Händen. Und dann geschah es…

Ein Schmerz durchzuckte ihren Rücken und das Mädchen schrie auf. Es geschah genauso wie in ihrem Traum! Alles war gleich. Nun musste sie dieselben Qualen noch mal erleiden… Doch plötzlich stoppte der Schmerz. Etwas war anders. Das Mädchen richtete sich auf und sah nach hinten. Sie konnte kaum glauben, was sie dort sah… Ihr waren Flügel gewachsen! Goldene Drachenflügel! Aber wie konnte das sein? Sie spürte diese Flügel als Teil ihres Körpers! Geschockt betastete sie die goldenen Schwingen und sie konnte ihre schuppige Oberfläche fühlen!

Melody brach nun endgültig zusammen. Das war es, was Melkore im Traum meinte! Ihre wahre Natur! Sie wurde allmählich zum Drachen!
 

++++++
 

Ray und Coud verließen das Schloss am frühen Morgen. Sie konnten nicht glauben, was passiert war. Melody wurde an den Prinzen verkauft, der aber ein guter Freund von ihr war und ist dann alleine aufgebrochen, um den Männern zu folgen und irgendein altes Artefakt zu finden! Wie konnte sie das nur tun?! Sie begab sich in höchste Gefahr!

So schnell wie sie konnten, schwangen sie sich nach der Geschichte des Prinzen auf ein Pferd und ritten so in die Richtung, in die Melody verschwunden war. Diese Sache war viel zu gefährlich für ein einzelnes Mädchen! Die Magier wussten, dass sie sich beeilen mussten…
 

Sie ritten das Gebirge entlang und folgen den Spuren der Männer. Es war ungefähr Mittag, als sie sie dann tatsächlich fanden. Sie folgten gerade einem kleinen Flusslauf, der durch das Gebirge floss. Ihre Pferde hatten sie, bevor sie das Gebirge betraten, zurückgelassen, da es bei diesem Weg keinen Sinn machte, sie mitzunehmen. Leise schlichen sie den 20 Männern nach. Sie schienen nicht genau zu wissen, wo sie hinwollten, denn es kam nicht selten vor, dass sie denselben Weg zurück gingen oder an einer Kreuzung stehen blieben. Doch zum Glück entdeckte man die beiden Magier nicht. Bis…
 

Ray und Coud waren auf einem Felsvorsprung c. a. zwei Meter über der Gruppe und Coud kam zu nah an den Rand. Der Stein unter seinen Füßen brach ab und Coud rutschte auf seinem Hinterteil unsanft die Felswand hinunter. Direkt vor die Gruppe um Kaiba.

„Autsch.“, stöhnte Coud auf und rieb sich den Hintern. Er sah auf und blickte in ein paar ziemlich fies guckende Gesichter. „Mist.“, murmelte er.

„Na, wen haben wir denn da? Schleichst du uns einfach hinterher? Wie unhöflich.“, höhnte Kaiba, der nun nach vorne getreten war.

Coud stand auf und starrte ihn wütend an. „Das musst du gerade sagen! Du mieses Schwein! Dass du einfach so Mädchen entführen und verkaufen kannst… Das werde ich dir nicht verzeihen…“ Er legte so viel Hass in seine Worte, wie er nur konnte. Doch in Kaibas Gesicht regte sich nichts. Immer noch mit einem Lächeln im Gesicht sagte er: „Ich würde nicht so frech sein. Du bist alleine und wir sind über 20 Männer.“ „Er ist nicht alleine.“, kam es von oberhalb und wenige Sekunden später stand Ray neben seinem Freund. „Oh, noch so einer.“, grummelte Kaiba.
 

Und ohne noch mehr Zeit zu verschwenden hetzte er seine Männer auf die beiden Jungs. „Wir haben noch was vor. Zeigt den beiden was mit Spionen passiert…“ Die Männer zogen ihre Schwerter und rannten auf die Jungs zu, die sich ebenfalls bewaffneten.

Doch mit den Waffen kamen sie nicht weit. Es waren einfach zu viele. Sie schlugen die Männer zurück, so gut sie konnten, doch sie kamen oft nur knapp an schweren Verletzungen vorbei. Auch wenn sie es zuerst nicht wollten, benutzen sie nun Magie. Am Anfang klappte diese Strategie auch ziemlich gut, doch es stellte sich bald heraus, dass auch von Kaibas Leuten einige zaubern konnten.

So wurden die Jungs langsam in die Ecke getrieben. Sie standen mit dem Rücken an einer Felswand und vor ihnen waren noch etwas mehr als zehn Männer kampffähig.

„Was machen wir jetzt? Das sind zu viele! Vor allem, wenn auch noch Magier dabei sind! Außerdem habe ich schon ziemlich viel Mana verbraucht.“, murmelte Coud zu seinem Freund. „Viele Möglichkeiten haben wir nicht.“, erwiderte dieser. „Wir können nur kämpfen. Denk an Melody.“

Und so ging der Kampf weiter. Was die beiden dabei jedoch nicht bemerkten war, dass sich zwei Feuermagier zurückgezogen hatten und gemeinsam eine Attacke starteten. Zu spät bemerkten sie, wie diese riesige Feuerkugel auf sie zuflog und konnten nicht mehr ausweichen. Schützend hielten die beiden ihre Hände vors Gesicht und warteten darauf, dass die Attacke sie traf.

Doch es geschah nicht. Verwirrt blickten beide hoch und sahen etwas unglaubliches…
 

Melody schwebte vor ihnen und hatte riesige goldene Flügel. Drachenflügel…

„Melody?“, fragte Coud vorsichtig, obwohl er wusste, dass sie es war. Doch irgendwas war anders. Er wusste nur noch nicht, was. Es kam keine Antwort von ihr.
 

„Was… Was ist das?“, fragte einer von Kaibas Männern, als er Melody sah. Keine Antwort. Niemand schien zu wissen, was genau passiert war. „Das ist doch…“, meldete sich Kaiba zu Wort. „Melody. Was machst du hier? Sag nicht, der Prinz hat dich gehen lassen!“, zischte er zornig. Wieder keine Reaktion von dem Mädchen.

Alle starrten das sie nervös an. Plötzlich hob die Rothaarige die Hand und es erschien eine Lichtkugel, die sie auf die Männer abschoss und sofort alle bewusstlos am Boden lagen. Nur Kaiba stand zu weit Abseits.

„Was?“, flüsterte Coud. So kannte er das Mädchen nicht. Irgendwas musste mit ihr passiert sein!

Kaiba stand zitternd etwas außerhalb. Er konnte nicht glauben, was passiert war. Seine Leute mit einem Schlag k.o. . Er wusste, dass er der Nächste war. Er warf sich auf die Knie und jammerte: „Tu mir nichts! Es tut mir Leid! Bitte tu mir nichts!“ Doch Melody reagierte überhaupt nicht. Langsam schwebte sie, wenige Zentimeter über dem Boden, in Kaibas Richtung. Doch bevor sie bei ihm ankam, sprang Coud in den Weg.
 

„Melody! Hör auf!“, flehte er. Das Mädchen stoppte, verzog aber keine Miene. Erst jetzt bemerkte Coud, dass ihre sonst so fröhlichen, glänzenden Augen wie tot waren. Sie waren einfach nur noch rot. Ohne Leben, ohne Emotionen. Es zerriss ihm das Herz, sie so zu sehen. „Melody! Ich bin’s doch! Coud! Und Ray ist auch da! Wir haben dich die ganze Zeit gesucht!“, versuchte er es erneut, doch man sah immer noch keine Regung in ihrem Gesicht.

Im Gegenteil. Langsam setzte sie sich wieder in Bewegung und hielt auf Kaiba zu. Nun sah Coud, wie Zorn in ihre stumpfen Augen trat. Er wurde unendlich traurig. Er hatte das Gefühl, als wäre sie ganz weit weg. Als wäre sein Leben soeben nutzlos geworden. Doch Coud wollte nicht aufgeben. Er rannte Melody hinterher, stellte sich noch einmal vor sie und nahm sie in die Arme. Die Rothaarige hörte auf sich zu bewegen.

“Bitte, tu es nicht. Du bist nicht du! Was ist mit dir geschehen? Bitte sag es mir!“, flehte der Junge und drückte sie noch fester an sich, sodass ihr Kopf an seiner Brust ruhte. Doch es kam immer noch keine Antwort von ihr. Der Blonde verzweifelte. Er wollte SEINE Melody zurückhaben. Doch was sollte er tun? Da fiel ihm etwas ein.
 

Er drückte sie ein Stück von sich weg und hob mit seiner Hand ihren Kopf ein Stück nach oben. Er sah genau in diese kalten Augen und es versetzte ihm einen Stich in sein Herz.

„Ich… Ich liebe dich!“, sagte er ihr sachte ins Gesicht und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf ihren. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit ehe sie sich voneinander lösten. Hoffnungsvoll sah er ihr in die Augen und tatsächlich. Da war es. Ein Zeichen von SEINER Melody. Sie weinte. Unzählige Tränen liefen ihr über die Wangen und langsam kehrte der Glanz in ihre Augen zurück.

„Ich dich auch.“, flüsterte sie, kaum hörbar, und lächelte, schlug ihre Arme um seinen Körper und küsste ihn nun von sich aus. Die beiden wurden sogleich von einem weißen Licht umhüllt und Melodys Flügel lösten sich wie kleine Schneeflocken, die nach oben, statt nach unten flogen, auf. Sie beendeten ihren Kuss und kurz darauf sackte Melody ohnmächtig in Couds Armen zusammen. Das Letzte was sie hörte war, wie ihr Liebster ihren Namen rief und eine wohlige, schwarze Wärme sie umfing…
 

+++++++
 

Die Sonne verschwand so langsam hinter den letzten Häusern, sodass diese von einem orangefarbigen Lichtkranz umgeben waren. Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich auf zur nächsten Bushaltestelle. Viel Zeit hatte ich nicht mehr, ehe der letzte Bus nach Hause fahren würde.
 

Dennoch hatte sich der Ausflug gelohnt. Mein Kopf war wieder klar und mir ging es wesentlich besser. Morgen würde ich wieder zur Schule gehen. Würde wieder unter Menschen gehen und so vielleicht endlich das Erlebnis vergessen.
 

Die letzten Meter rannte ich, da mir der Bus schon entgegen kam. Im letzten Moment sprang ich hinein, bezahlte und setzte mich in den fast leeren Bus.

Bei Nacht sah der Weg so anders aus. Kaum Menschen auf den Straßen und in den Geschäften. Dafür brannten in den vielen Hochhäusern zahlreiche Lichter hinter den Fenstern, was die Fenster wie Sterne am Nachthimmel aussehen ließ.
 

An meinem Haus angekommen, sprang ich die Treppen hoch und betrat meine Wohnung. Meine kalte, dunkle Wohnung… Schnell schaltete ich das Licht an, setzte mich in die Küche und aß zum ersten Mal seit Stunden etwas Warmes. Die Wärme der Suppe füllte mich von innen aus und ließ ein kleines Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen.

Danach schlüpfte ich schnell unter meine Bettdecke und es dauerte nicht lange, bis ich einschlief.

Unwerwartetes Wiedersehen und eine schmerzliche Wahrheit

Hatte heute einen Schreib-Schub. XD

Wieder ein Kapitel fertig.

Und, mal wieder, ist das das längste bis jetzt.

Ich glaube ich sollte es lassen zu sagen, dass das das längste ist. Das nächste ist eh wieder länger. XD
 

"Kitsch lässt grüßen".

Damit lässt sich das Kapitel wohl am besten beschreiben. O.o

Na ja, sry. Mir war so danach. XD

Leider geht es in diesem kapi nicht wirklich voran. ._.

Sry... Beim nächsten passiert wieder mehr. Versprochen. >____<
 

Ich hoffe immernoch, dass mir mal wer n Kommi schreibt. ._.

Leute, ich brauche WIRKLICH mal eine Meinung zu der FF! Bitte. ;_;
 

Na ja, ok.

Erstmal viel Spaß beim Lesen, falls das denn wer tut. >__>

LG
 


 

Kapitel 8 – Unerwartetes Wiedersehen und eine schmerzliche Wahrheit
 

Als der Wecker klingelte stand ich bereits im Badezimmer. Gut geschlafen hatte ich nicht, aber trotzdem fühlte ich mich nicht müde. Darum war ich eher aufgestanden und trödelte nun etwas herum.

In einigen Minuten würde ich wieder zur Schule gehen. Auch wenn ich eigentlich nicht wollte. Es gab nur wieder Fragen und komische Blicke wegen meinem Fehlen vom Vortag. Ich kannte das schon. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich nicht zur Schule gegangen bin. Aber darüber machte ich mir im Moment keine Gedanken. Ich wollte es einfach so machen, wie immer.
 

Nachdem ich, wie jeden Morgen, mein Frühstück vorbereitet hatte, machte ich mich langsam auf den Weg zur Schule. Aber diesmal war es anders. Ich achtete weder auf die Geschäfte, noch auf die Menschen. Ich blendete meine ganze Umwelt aus. Nur eine kalte, ruhige Schwärze umgab mich. Allein in meinen Gedanken dachte ich an alles Mögliche. Doch ich konzentrierte mich nicht darauf, sodass irgendwie alles an mir vorbeizugehen schien.

Erst als ich auf dem Schulhof stand, kam ich wieder in die Realität zurück. Ich sah den wolkigen Himmel und die Schüler, die sich, während wie mit anderen redeten, die die Klassen begaben. Ich mischte mich unter sie und ließ mich, wie auf einer Welle im weiten Ozean, davontragen.
 

Ohne aufzusehen öffnete ich die Tür zum Klassenzimmer und betrat den Raum. Ich beachtete niemanden, dennoch spürte ich die komischen Blicke der anderen auf mir und wie sie sofort wieder anfingen zu reden.

Doch auf halben Weg hörte ich plötzlich wie jemand meinen Namen rief. „Lina!“ Erschrocken hob ich den Kopf und sah mich in dem Raum um. Diese Stimme. Ich kannte sie. Aber wie konnte das sein? Das war doch… unmöglich!
 

Doch er war es. Kazune stand etwas außer Atem in der Tür. Er sah mich mit einem überraschten Gesichtsausdruck an und ich tat es ihm gleich. Einige Sekunden vergingen, bis er auf einmal anfing zu lächeln und auf mich zukam. Dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hätte. Er umarmte mich!

Mein Kopf lag auf seiner Brust und ich konnte seinen Herzschlag hören! Ich konnte fast fühlen, wie die anderen aus der Klasse uns erschrocken ansahen. Doch ich konnte daran nicht denken. Ich spürte einfach seine Wärme und ich war zu geschockt um etwas gegen seine Umarmung zu unternehmen.

Doch was noch viel schlimmer war… Es gefiel mir! Sehr sogar… Ich spürte, wie sich das Blut in meinem Kopf sammelte und sich dadurch ein kleiner Rotschimmer auf meinen Wangen bildete.
 

Nach scheinbar endlosen Sekunden ließ er von mir ab und faste meine Schultern, sodass ich ihm genau ins Gesicht sehen konnte. Da war es wieder. Sein freundliches Lächeln. Seine warmen Augen sahen genau in meine. Ich war wie versteinert.

„Lina! Ich wusste nicht, dass du auch auf diese Schule gehst! Bin ich froh, dich zu sehen!“, sagte er lächelnd. Keine Reaktion von mir. Ich war immer noch zu überrascht um etwas zu erwidern. „Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht! Du sahst Samstag überhaupt nicht gut aus. Und dann bist du einfach weggerannt! Ich habe noch versucht dich einzuholen, habe dich aber in der Menge verloren.“ Sein Gesicht strahlte nun etwas Traurigkeit aus. Er musste sich wirklich Sorgen gemacht haben. Ich ließ den Kopf sinken und murmelte nur: „Tut mir Leid…“ „Lina?“, fragte er mich ruhig doch ich mied seinen Blick weiterhin.

In diesem Moment ging die Klassenzimmertür ein weiteres Mal auf und der Lehrer trat ein. „Setzt euch!“, meinte dieser. „Du musst jetzt gehen.“, sagte ich zu Kazune löste mich von seinem Griff und ging auf meinen Tisch zu.

Etwas niedergeschlagen drehte Kazune sich um und verschwand aus der Tür.
 

Die ersten zwei Stunden verliefen ohne besondere Vorkommnisse, bis es zur Pause läutete. Die Pause dauerte zehn Minuten und ich saß auf meinem Platz und starrte aus dem Fenster, als ich plötzlich jemand in meinem Augenwinkel sah. Schnell sah ich nach vorne und sah Caren, die „Anführerin“ der Mädchen und Oberzicke der Klasse, mit ihren lila Haaren direkt vor mir. Außerdem standen noch drei von ihren Freundinnen um mich herum. Ich wusste was jetzt kam.

„Woher kennst du Kazune? Wie ist deine Beziehung zu ihm?“ Sie sagte das mit einem ziemlich wütenden Unterton und der Rest starrte mich böse an. Ignorieren half nicht.

„Erstmal sagt man „Hallo“, wenn man etwas von jemandem will. Und zu deiner Frage… Ich habe ihn auf meinem Schulweg getroffen und er hat mir seinen Schirm angeboten.“, sagte ich knapp. Eigentlich ging das die Mädchen überhaupt nichts an, aber diese Mädchen kannten einige Methoden um Informationen aus anderen herauszubekommen…

„Ach ja?“, fragte sie und ich wusste, dass sie mir es nicht glaubte. „Und warum hat er dich vor wenigen Minuten umarmt? Was war denn am Samstag?“, harkte sie weiter nach. Ihre Augen blitzen bedrohlich. Doch ich hatte auf diese Spielchen keine Lust.

„Warum sollte ich dir das sagen? Das geht dich einen feuchten Dreck an!“, sagte ich mit bestimmter Stimme und starrte sie weiterhin an, ohne eine Miene zu verziehen. Im Gegensatz zu Caren. Sie lief vor Wut rot an. Sie kannte es nicht, wenn ihr jemand widersprach. Doch da war sie bei mir an der falschen Adresse.

„Du kleine, miese…“, knurrte sie, als plötzlich die Tür geöffnet und der nächste Lehrer eintrat. Grummelnd verzogen sich die Mädchen und sagten zu mir: „Du kannst noch was erleben!“

Na super. Da hatte ich mir wieder was eingebrockt. Das dürfte in einer Schlägerei enden. Alle gegen mich. Ich seufzte tief und versuchte mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren.
 

Weitere Stunden vergingen und als es zur großen Mittagspause läutete, nahm ich meine Sachen und verschwand vor den anderen aus dem Klassenraum. Heute brauchte ich ein gutes Versteck, da ich keine Lust hatte, mich mit den Mädchen der Klasse anzulegen.
 

So unauffällig wie ich konnte, ging ich durch die Schule und lief im Treppenhaus in Richtung des Daches. Eigentlich war es verboten dort zu sein, aber nachsehen tat nie jemand. Ein perfektes Versteck.

Leise öffnete ich die quietschende Tür und trat nach draußen. Wie bei den anderen Schulen in Tokio gab es auch bei dieser Schule ein Flachdach, aus dem nur der Treppenaufgang herausragte. Umgeben war der Platz von einem drei Meter hohen Maschendrahtzaun, damit niemand zu Schaden kam.

Ich ging ein paar Schritte geradeaus und stellte mich an den Zaun. Man konnte von hier aus einiges von Tokio sehen, da die Schule die umgebenden Einfamilienhäuser bei weitem überragte. Es war ein schöner Anblick. Am Horizont erkannte man Wolkenkratzer und etwas weiter Rechts konnte man sogar den Tokio Tower sehen.

Doch das alles nahm ich nicht wahr. Ich sah in den dunklen mit Wolken bedeckten Himmel und dachte über viele Dinge gleichzeitig nach. Nach einer Weile seufzte ich einmal laut, drehte mich um und ließ mich an dem Zaun herunter gleiten.

Ich hob meine Tasche auf und nahm meinen Manga heraus. Ich wollte mich ablenken. Nicht an das denken, was vielleicht noch kommen mag. Und so fing ich wieder an zu zeichnen.
 

++++++
 

Geräusche. Sie kamen von überhall her. Melody wusste nicht, wo sie war. Nur eines war sicher. Ihr ganzer Körper schmerzte und sie traute sich nicht, sich zu bewegen. „Bin ich tot?“, fragte sie sich. Dunkel kehrten ihre Erinnerungen zurück. Sie hatte mit dem goldenen Drachen gesprochen und auf einmal hatte sie höllische Schmerzen. Doch mehr wusste sie nicht. Der Rest des Tages war nur noch ein schwarzer Fleck in ihrem Gedächtnis… „Was- ist passiert?“, fragte sie sich selber, doch eine Antwort wusste sie nicht. Gedanklich ließ sie sich fallen in die Dunkelheit, die sie umgab.

Sie lauschte auf die Geräusche um sie herum. Dunkle verzerrte Geräusche, die sie nicht zuordnen konnte. Stimmen! Nun hörte sie sie etwas klarer. Zwei Menschen unterhielten sich. Doch es klang so, als wären diese beiden Menschen weit von ihr entfernt. Diese Stimmen… Sie kannte sie. Und sie spürte, dass sie unbedingt zu ihnen wollte. Etwas zog sie magisch an. Tränen stiegen ihr in die Augen. Warum, wusste sie selber nicht. Da lag eine tiefe Traurigkeit in ihr.

Melody beschloss nun doch ihre Augen zu öffnen, doch nur langsam schaffte sie es. Sofort wurde sie geblendet und kniff die Augen wieder etwas zusammen. Eine Lampe hing direkt über ihr. Außerdem fühlte sie eine weiche Fläche unter sich. Das konnte nur ein Bett sein.

War Melody also nicht tot? Doch wo war sie dann? Fragen über Fragen schwirrten der Rothaarigen durch den Kopf, was ihr Kopfschmerzen bereitete.

„… Aber was war das?...“ Langsam begann das Mädchen aus ihrer Ohnmacht zu erwachen und ihre Umgebung wahrzunehmen. Neben ihr saß jemand am Bett und er klang sehr besorgt und zornig. So gut es ging drehte die Rothaarige ihren Kopf zu Seite um den Jungen zu erkennen. Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen! Ein blonder Junge in ihrem Alter mit roter Kleidung an. Coud!

Und einige Meter davor, mit schwarzen Haaren und einer coolen Pose. Ray!
 

Melody rannen die Tränen nur so aus den Augen. Sie lebten! Wirklich! Sie saßen neben ihrem Bett! Beiden schien es, bis auf ein paar kleinere Verletzungen, gut zu gehen! Ein Stein fiel dem Mädchen von ihrem Herzen. Sie war so unglaublich erleichtert.
 

„Was hat dieser Kerl nur mit ihr gemacht?“, zischte Coud mehr als nur wütend. Am liebsten hätte er das Zimmer kurz und klein geschlagen.

„Wie oft soll ich es denn noch sagen. Ich weiß nicht, was passiert ist. Und nun beruhige dich!“, stöhnte Ray genervt. Diese Diskussion schien schon länger zu dauern, weil Melody Ray selten Gefühle zeigen sieht.

Coud knurrte gefährlich und wollte von seinem Stuhl aufstehen. Dies bemerkte auch Melody und hielt ihn von seinem Vorhaben ab, indem sie ihn am Ärmel festhielt. Mit leiser Stimme flüsterte sie dabei: „Hör auf ihn, Coud.“

Wie eingefroren hielt Coud in seiner Bewegung inne. Mit einem geschockten Gesichtsausdruck drehte er langsam seinen Kopf gen Bett. Melody lächelte ihn fröhlich an, so gut das in ihrem Zustand eben ging.

„Me- Melody?“, murmelte er leise. Nun wurde auch Ray auf das Mädchen aufmerksam und kam näher an das Bett heran. Melody ließ Couds Jacke los und keine Sekunde später hatte sich der Junge schon umgedreht und stieß dabei den Stuhl um, der polternd zu Boden fiel.

„Melody! Du bist wach! Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?“, fragte der Blonde aufgeregt. Melody sah, dass seine Augen glasig wurden, er die Tränen aber unterdrückte. Auch Ray saß schon einmal besser aus.

Die Rothaarige versuchte ihr gewohntes Lächeln aufzusetzen, um die Jungs etwas zu beruhigen, was ihr auch relativ gut gelang.

„Beruhigt euch erstmal.“, lächelte sie. „Mir geht es.. relativ gut.“ Sie wollte die Jungs nicht anlügen. Sie wusste, dass die beiden es eh spüren würden, wenn es ihr nicht gut ginge. Erleichterung schlich sich auf die Gesichter ihrer Freunde. Doch das Mädchen wusste, dass sie nicht nur erleichtert waren, dass es ihr gut ging. Da musste noch irgendwas gewesen sein…

„Wie lange… habe ich geschlafen?“, fragte sie leise. „Zwei volle Tage.“, meinte Coud mit einem missglückten Lächeln. Es sah mehr traurig als aufmunternd aus.

„Tut mir Leid…“, sagte das Mädchen und erntete fragende Gesichter. „Ich habe euch Sorgen bereitet. Ihr seht ziemlich fertig aus. Ihr habt die letzten zwei Tage nicht viel geschlafen oder gegessen, habe ich recht?“ Die Jungs fühlten sich ertappt. Ihre Freundin hatte mal wieder genau ins Schwarze getroffen. Beide konnten weder essen noch schlafen, bis sie wussten, wie es Melody ging. Sie nickten ihr zu und zeigten ihr somit, dass sie, mal wieder, Recht hatte.

„Aber jetzt ist alles wieder gut. Du bist wach und wieder du selb-“, Coud zuckte zusammen und sah schnell zur Seite. Melody sah ihn verwundert an und Ray schüttelte nur den Kopf. Rays Blick sprach Bände. Da war etwas, worüber sie nicht mit dem Mädchen reden wollten.

Melody richtete sich langsam auf, sodass sie im Bett saß. „Melody nicht! Leg dich wieder hin!“, meinte Coud erschrocken über die Reaktion des Mädchens und versuchte sie wieder hinzulegen.

“Nein.“, sagte diese bestimmt. In ihren roten Augen funkelte Entschlossenheit. „Ich weiß nicht mehr, was gestern passiert ist. Also sagt es mir. Bitte.“ Sie flehte die Jungs regelrecht an. Melody wollte unbedingt wissen, was sie getan hatte. Da war etwas Neues tief in ihr. Sie spürte es genau und es machte ihr Angst nicht zu wissen, was das war.

Flehend sah sie von einem zum anderen. Coud sah Ray an und dieser verstand sofort. „Du hast bestimmt durst. Ich werde dir etwas zu trinken besorgen.“, und sofort verschwand er in Richtung Tür und verließ den Raum.
 

Nun saßen Melody und Coud alleine in dem kleinen Zimmer, in dem nur ein Bett, ein Stuhl und ein Kleiderschrank standen. Coud sah mit einem seltsamen Blick zu Boden. Das Mädchen ließ ihm Zeit, da sie wusste, dass es ihm schwer fallen würde, darüber zu reden. Doch innerlich schürte es ihre Angst. Was war so schreckliches passiert, dass niemand darüber reden wollte? Ihr wurde schlecht. So unglaublich schlecht vor Angst. Doch die Rothaarige ließ sich nichts anmerken. So wollte erfahren, was passiert ist. Sie wusste, dass sie wissen MUSSTE.
 

Nach einigen Minuten fing er dann an zu erzählen: „Nachdem Kaiba dich entführt hatte, kamen wir wieder in dem Dorf an. Sie erzählten uns was passiert ist und sofort sind wir euren Spuren gefolgt. Kurz vor der Hauptstadt kamen uns dann die Wachen des Prinzen entgegen und führten uns zu Prinz Atemu. Er erzählte uns, was passiert war und was du vorhattest. Natürlich sind wir sofort hinter dir her und nach einiger Zeit entdeckten wir dann Kaiba und seine Leute. Es kam zu einem Kampf und da Kaiba auch einige Kampfmagier hatte, sah es nicht gut aus für uns.“ Er machte eine kurze Pause, seufzte kurz auf und fuhr dann fort. „Und als unsere Lage dann aussichtslos schien, bist du aufgetaucht. Aber… Du warst so- anders.“ Sein Blick wurde trauriger und Melody schnürte es die Kehle zu. Sie hatte plötzlich Angst bekommen. Wollte sie wirklich wissen, was passiert war? Langsam war sie sich da nicht mehr so sicher.

„Du hattest auf einmal goldene Drachenflügel, die dir aus dem Körper wuchsen. Außerdem hattest du ganz andere Kräfte als sonst! Und das schlimmste war, dass du uns nicht wieder erkannt hast und Kaibas Männer mit einem Schlag niedergeschlagen hast! Deine Augen waren so… leer. So ganz anders als sonst! Ich hatte… Angst um dich!“ Nun konnte er es nicht mehr zurück halten. Tränen bahnten sich einen Weg über sein Gesicht und vermischten sich mit der Bettdecke.

Melody war geschockt. Ihr fiel alles wieder ein! Sie wusste, was passiert war! Melkores Seele war in sie eingedrungen und hatte ihren Körper übernommen! Das Mädchen fasste sich an den Kopf. Er tat plötzlich so unglaublich weh. Und dann sah sie noch Coud weinen. Zum ersten Mal in ihrem Leben. Was auch immer passiert war. Nie hatte er geweint! Noch nie.

Melody gab sich die Schuld dafür. Ja, sie hatte Schuld an allem, was passiert war. Sie ganz alleine…
 

Sie schwang die Bettdecke zurück und schob ihre Beine von dem Bett. Sie fühlte sich schlecht. Alles drehte sich, doch im Moment war ihr nur wichtig, Coud von seinem Leid zu erlösen. Sie stellte sich hin und taumelte ein bisschen. Doch sie fing sich wieder und machte einen Schritt auf Coud zu. Sie kniete sich vor ihn, da er vor wenigen Sekunden auf die Knie gefallen war und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper.

Coud schreckte auf, als er plötzlich ihren warmen Körper spürte. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und begann zu weinen. „Es tut... mir so... Leid.“, brachte sie unter Tränen hervor.

Coud überwand seine Traurigkeit. Das einzige was für ihn in diesem Moment zählte war, sie um sich zu haben. Er umarmte sie und zog sie auf seinen Schoß. Er wollte ihren Herzschlag spüren. Einfach wissen, dass sie da war.

Sie konnten gegenseitig den Atem des anderen in ihrem Nacken spüren, was ihnen eine wohlige Gänsehaut beschaffte. Beiden war heiß und kalt zugleich. Ein unbeschreibliches Gefühl.
 

Nach kurzer Zeit, die beiden wie eine Ewigkeit vorkam, lösten sie sich voneinander und sahen sich in die Augen. Coud hatte sich schon wieder gefangen. Ein Lächeln zierte sein Gesicht. Nur Melody liefen noch vereinzelte Tränen übers Gesicht.

„Tut mir Leid, Coud. Ich wollte das nicht. Aber er hatte meinen Körper übernommen. Ich bin er.“, sagte sie mit einem traurigen Lächeln auf dem Gesicht. Coud verstand nicht. „Was… Was meinst du?“

Doch Melody legte ihm einen Finger auf seine Lippen. „Ich erzähle euch nachher was passiert ist. Ich weiß es wieder…“

Als Coud die Bedeutung ihrer Worte klar wurde, lief er rot an, sodass er einer Tomate Konkurrenz machten konnte. Doch Melody setzte nur ein Lächeln auf. Das erste ehrliche Lächeln seit langer Zeit.
 

Ray kam in den Raum, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als er die Szene sah. Melody lächelte ihn an und löste sich von Coud. Sie ließ sich zurück auf ihr Bett sinken. „Ich muss euch etwas erzählen.“, meinte sie nur und begann den Jungs ihre Geschichte zu erzählen.

Sie ließ nichts aus. Sie erzählte den Jungs alles was passiert war, seitdem sich ihre Wege kurzzeitig getrennt hatten. Der Gesichtsaudruck der Jungs zeigte, wie sie immer verwirrter oder auch geschockter wurden, über Melodys Erlebnisse. Und als sie bei der Sache mit Melkore, dem goldenen Drachen, ankam, konnte sie die Gefühle der Jungs nicht mehr deuten. Sie starrten das Mädchen einfach nur noch mit großen Augen an. Ihre Augen zeigten keinerlei Gefühlsregungen. Sie wussten selber nicht, was sie denken sollten…

Nachdem die Rothaarige ihre Geschichte beendet hatte, herrschte tiefes Schweigen zwischen den Dreien. Sie ließ ihnen und sich selbst die Pause um das Gehörte zu verarbeiten.
 

„Verdammt!“, schrie Coud plötzlich in die Stille des Raumes rein und sprang auf, sodass Melody und Ray zusammenzuckten. Verwundert sahen sie zum ihm hoch. Sein Gesicht war von Wut verzerrt.

„Wie konnte er nur…!“, zischte der Blonde mit zusammengebissenen Zähnen. „Coud…“, flüsterte Melody und begann aufzustehen. Da sie immer noch nicht genug Kraft hatte, konnten ihre Beine sie diesmal nicht halten und mit einem kurzen Schrei fiel sie nach Vorne. Die Rothaarige wäre auf dem Boden aufgeschlagen, wenn sie nicht plötzlich von zwei Seiten festgehalten wurde. Sie blickte auf und sah Ray und Coud direkt in die Augen. Beide hatten ihre Hände an ihrem Bauch und den Schultern um sie vom Fallen abzuhalten.

Ihre Augen wurden gläsern und sie umarmte beide stürmisch. Rechts von ihr war Coud und links saß Ray. Beide sahen erschrocken drein, legten aber einen Arm um sie. So saßen die drei für einige Minuten schweigend beieinander. Nur Melodys gelegentliches Schluchzen durchbrach die Stille.

„Wir schaffen das.“, murmelte Coud bestimmt. „So wie jedes Mal.“, fügte Ray ruhig hinzu. Melody zuckte kurz zusammen. Dann bildete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Das Mädchen löste sich von den beiden und sagte lächelnd: „Na klar!“

Alle drei lachten, bis ihre Mägen ihnen bedeuteten, dass es schon längst Zeit wäre, etwas zu essen. Also standen sie auf, stützen Melody ein wenig und gingen zusammen aus dem Zimmer.
 

Erst jetzt wurde Melody richtig bewusst, wo sie waren. Das Zimmer gehörte zu einem Gasthof, in dem die Jungs eingecheckt haben mussten. Sie folgten einem langen dunklen Flur, der komplett aus Holz bestand und auf dessen Boden sich ein roter Teppich ausrollte. An den Wänden hingen vereinzelt Lampen und Bilder, die das Ambiente auflockern sollten.

Sie gingen eine Treppe runter und fanden sich in einem kleinen Flur wieder. Auf der Rechten Seite war eine Tür, auf der ein Schild mit der Aufschrift ESSZIMMER befestigt war. Sie stießen die Tür auf und fanden sich in einem großen Raum wieder, der mit Tischen und Stühlen nur so voll gestellt war.

An den Fenstern hingen rote Gardinen, die passend zu den Tischtüchern ausgewählt waren. Auf der Rechten Seite war eine Art Bar mit einer Tür, die wohl in die Küche führte.

Zu dieser Zeit war nicht viel los in dem Raum. An einem Tisch saßen eine Frau und ein Mann und aßen etwas zum Frühstück, an der Bar saßen zwei betrunken aussehende Männer und weiter hinten saß ein einzelner Mann, der in einer Zeitung blätterte.
 

Melody und ihre Freunde setzten sich an einen Tisch nahe dem Fenster. Melody betrachtete den Himmel. Er war von dunklen Wolken bedeckt aus denen unaufhörlich Regen kam. Es war schwer für das Mädchen zu sagen, ob es morgens oder abends war. Doch sie hatte das Gefühl, als ob der Tag erst angefangen hatte…
 

Die Rothaarige schreckte hoch, als jemand einen Teller vor sie stellte. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal gemerkt hatte, dass die Jungs etwas bestellt hatten. Sie bedanke sich bei der Bedienung und starrte auf den Teller vor sich. Es gab Toast mit Ei. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Ray und Coud wussten einfach, was sie mochte. Sie sah zu ihren Freunden, die sie freundlich anlächelten. „Danke!“, sagte das Mädchen strahlend und widmete sich, wie die Jungs auch, ihrem Frühstück.
 

Es tat gut, wieder etwas im Bauch zu haben. Es gab den Dreien sofort wieder etwas Energie zurück, die sie unbedingt brauchten….

Als sie das Essen beendet hatten, hatte sich der Saal schon etwas gefüllt. Es waren noch ein paar hungrige Menschen dazugekommen, die nun auch etwas aßen.

Die drei Kameraden sahen sich eine Weile an, bis Ray sich zu Wort meldete: „Was machen wir jetzt? Die letzten Ereignisse haben unseren Plan etwas durcheinander gebracht.“, stellte er fest.

Coud nickte zustimmend. „Vielleicht sollten wir erst einmal unserem ursprünglichen Plan folgen. So könnten wir an weitere Informationen kommen.“

„Das wäre eine Idee. Aber wir wissen ja nicht mal, wie wir diese Schriftrolle finden sollten. Geschweige denn, wo wir sonst etwas herausfinden sollten.“

Auch hier musste Coud ihm zustimmen. „Aber wenn wir die Schriftrolle finden sollten, müsste da auch etwas über den goldenen Drachen zu finden sein. Das ist das einzige, was wir zurzeit tun können.“

Die Jungs sahen sich nun schweigend an. Die Lösung gefiel keinem von beiden, das wussten sie.
 

„Ich weiß, was zu tun ist.“

Erschrocken drehten sie sich zu Melody. Erst jetzt war ihnen aufgefallen, dass sie nichts zu der Diskussion gesagt hatte. Ganz anders als sonst.

Entschlossen sah Melody die beiden an. Ihre roten Augen hatten einen seltsamen Glanz. „Ich habe euch doch erzählt, dass ich nun die Seele des Drachen in mir trage. Er weiß, was zu tun ist. Ich weiß, wen wir treffen müssen.“

Verwirrt sahen die Magier das Mädchen an. Sie hatten ein schlechtes Gefühl bei der Sache.

„Ach ja, und wen?“, meldete sich Ray zu Wort.

In Shyousha, unserem eigentlichen Ziel, lebt ein alter Mann namens Rowen. Er kennt sich aus mit der Sage um den goldenen Drachen. Er wird uns dem Weg weisen, um den Schlüssel für die ‚Truhe der Sage’ zu vervollständigen.“ Melody sprach dies mit einer Gelassenheit, die nicht zu ihr passte. Die Jungs wussten sofort, was los war.

„Du bist nicht Melody, stimmts?“, fragte Coud ruhig.

Melody lachte. „So kann man das nicht sagen. JETZT bin ich Melody. Sie hat sich nur etwas verändert.“

In Coud stieg blanke Wut hoch. „Ach ja? Verändert? Du benutzt sein ja auch immerhin als Marionette!“, sagte er etwas zu laut, sodass die Leute vom Nachbartisch ihn komisch ansahen und Ray ihn erstmal ausbremsen musste.

„Es ist ok, Coud.“ Da war es wieder. Melodys Lächeln. Ihre Augen hatten wieder ihren ursprünglichen Glanz und sie sah ihn freundlich an.

„Melody? Bist du das jetzt?“, harkte der Blonde nach. „Ja.“, lachte diese. „Ich war es die ganze Zeit. Doch ich spürte Worte in meinem Kopf und als ich merkte, wer das war, ließ ich ihn gewähren. Melkore weiß, was zu tun ist. Lasst uns ihm glauben.“

Immer noch misstrauisch beäugte er das Mädchen, welches ihn nur freundlich anlächelte.

„Lass gut sein, Coud.“, meldete sich nun auch Ray zu Wort. Dieser hatte die ganze Szenerie stumm beobachtet. Coud murmelte etwas Unverständliches und wandte sich schmollend ab.

„Dann lasst uns nach Shyousha aufbrechen, sobald es Lady Melody wieder besser geht.“, meinte Ray mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.

„Aber, ich…!“, begann Melody zu widersprechen, wurde aber mit einem Blick von Ray zum schweigen gebracht. Schmollend wendete sie sich von ihm ab.

Ray konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ihm gegenüber saßen zwei schmollende Kleinkinder…

„Aber ich werde allein gehen.“, flüsterte Melody gerade so laut, dass die Jungs es verstehen konnten und sahen sie, mehr als geschockt, an.
 

++++++
 

„Na, wen haben wir denn da?“ Ich schreckte hoch und schlug reflexartig meinen Manga zusammen. Vor mir stand Caren mit einer Horde Mädchen und sah mich finster an. Mein einziger Gedanke war: „Verdammt!“. Ja, sie hatten mich gefunden… Ich wagte es nicht, mich zu rühren. Ich hätte eh nichts machen können, da ich von beiden Seiten umstellt war und es keinen Fluchtweg gab.

„Bist du immer noch mit deinen kindischen Mangas beschäftigt?“, fragte sie gehässig. Nun war es an mir, sie wütend anzusehen. Ich hasste es, wenn sich jemand über meine Hobbies lustig machte.

„Uhhhh, sie mich nicht so an! Da bekomme ich ja noch Angst!“, sagte sie mit einer gespielt ängstlichen Stimme und alle Mädchen um sie herum fingen an zu lachen.

Innerlich seufzte ich über so viel Dummheit, äußerlich jedoch starrte ich sie einfach nur wütend an.

Caren bemerkte langsam, dass ich mich nicht einschüchtern ließ und wurde ebenfalls wütend. Sie beugte sich zu mir runter und riss mir mein Buch aus der Hand. Sofort sprang ich auf und schrie sie an: „Gib das sofort wieder her!“ Doch als ich auf sie zustürmen wollte, hatten mich schon zwei ihrer Mädchen an den Armen gepackt und hielten sie hinter meinem Rücken fest, womit sie mich, vor Schmerzen, sogar in die Knie zwangen.

„Was haben wir denn da? Och wie süß.“, lachte die lilahaarige Caren, als sie durch das Buch blätterte. Wut stieg in mir hoch. Jetzt mehr denn je. Diese blöde Ziege machte sich über meine Zeichnungen lustig! Das würde ich ihr nie verzeihen…

„Hör auf!“, schrie ich ihr entgegen und versuchte mich aus dem Griff der beiden blonden Mädchen hinter mir zu befreien. Doch Caren lachte nur schrill auf und hielt mein Buch hoch über ihren Kopf.

Ich senkte meinen Blick, da ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich wollte ihnen diese Genugtuung aber nicht gönnen.
 

„Was soll das hier?“, sagte jemand aus dem Hintergrund. Ich konnte anhand der Stimme erkennen, dass es ein Junge war und er somit nicht zu Carens Truppe gehören konnte. Caren schrie auf einmal: „Gibt das wieder her!“, bis sie verstummte.

Auch ich hob nun meinen Kopf und konnte nicht glauben, was ich da sah. Oder besser gesagt WEN ich da sah. Kazune stand hinter Caren und hielt mein Buch in der Hand. Er musste es ihr abgenommen haben. Caren hingegen starrte nur ungläubig mit hochrotem Kopf den Jungen hinter ihn an.

„Was glaubt ihr eigentlich was ihr da tut?“, fragte er wütend in die Runde. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Wenn er wütend war, machte er einem wirklich Angst…

„Wir… ähm… Wir wollten nur…“, versuchte Caren die Situation zu ihrem Gunsten zu retten, doch Kazune unterbrach sie: „Verschwindet. Bevor ich böse werde… Und ihr lasst das Mädchen los!“, meinte er nun an die beiden blonden Mädchen hinter mir gewand. Sofort ließen sie mich los und ich ließ mich nun voll auf meine Knie fallen.

„Kommt.“, sagte Caren nur und verwand in Richtung Treppe. Aber nicht ohne mir noch einmal einen giftigen Blick zuzuwerfen. Innerhalb weniger Sekunden waren Kazune und ich alleine auf dem Dach.

Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen, da mir nun die Tränen übers Gesicht liefen. Ich dachte wirklich, die Mädchen schlagen mich zusammen! Ich dachte, es wird wieder so wie immer! Ich musste zugeben… Ich hatte Angst…
 

Plötzlich fühle ich, wie jemand mein Handgelenk nahm und mich nach Vorne zog. Im nächsten Moment lag mein Kopf an Kazunes Brust und seine Hände lagen auf meinem Rücken. Ich war zu geschockt von dieser Reaktion, als das ich irgendwas hätte tun können. Mir liefen nur unaufhörlich heiße Tränen über das Gesicht und bis auf ein paar leise Schluchzer von mir, hörte man nichts.

Das war schon das zweite Mal an diesem Tag…

„Tut mir Leid.“, sagte er nach einer Weile. „Ich hätte eher da sein sollen. Mir war gleich klar, dass dich die anderen Mädchen nicht vernünftig behandelten. Tut mir Leid. Ich habe dich gesucht, wusste aber nicht, wo du warst.“ Es klang so viel Schuldgefühl in seinen Worten mit, dass ich mich am liebsten selbst geohrfeigt hätte.

Ich unterdrückte meine Tränen und stieß mich etwas von ihm weg, sodass ich ihn in seine traurigen Augen, die so anders waren, als noch vor ein paar Minuten, sehen konnte.

„Nein. Das ist nicht wahr! Wenn du nicht gekommen wärst, dann hätten sie mich…“ Aber weiter kam ich nicht. Meine Stimme versagte bei dem Gedanken an das, was sie getan hätten.

Kazune lächelte. „Schon ok. Ist ja noch mal gut gegangen.“ Seine Stimme war so beruhigend. Ich fühlte mich so wohl in seiner Nähe. Doch gleichzeitig machte es mir Angst. Ich wusste, dass ich dieses Gefühl früher oder später wieder verlieren würde…

Ich befreite mich aus seinem Griff, stand auf, drehte mich in Richtung des Zaunes und bewunderte den Ausblick. Ich hörte wie Kazune ebenfalls aufstand und ich traute mich nicht, ihn anzusehen.

„Ich habe hier noch deinen Manga. Leg ihn hier hin. Ich würde mich freuen, wenn ich ihn auch mal lesen dürfte, sobald er fertig ist.“

Ich glaubte, ich hörte nicht richtig. Kazune kannte Mangas? Und machte sich nicht gleich lustig? Er wollte ihn sogar lesen??? „Kazune…!“, sagte ich und drehte mich schnell um. Doch er war schon nicht mehr da. Ich sah nur noch wie die Tür hinter ihm zuging.
 

Ich sammelte meine Sachen zusammen und schmiss sie in die Tasche. Dann lief ich die Treppe hinunter und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, bis es mir auffiel. Ich hatte mein Lächeln wieder gefunden.
 

Die letzten zwei Stunden verliefen wieder relativ normal. Mit zwei kleinen Unterschieden. Erstens starrten mich Caren und die Mädchen unentwegt böse an, ließen mich aber in Ruhe und zweitens bekam ich das Lächeln auf meinem Gesicht nicht mehr weg. Das fiel sogar dem Lehrer auf, der mich daraufhin fragend ansah. Doch ich grinste nur zurück.
 

Meinen Heimweg ging ich schwungvoller als sonst. Seit langem sah ich mal wieder die guten Dinge, anstatt die Schlechten. Die kleinen Sonnenstrahlen, die sich ab und zu durch die dichten Wolken schoben und die dunklen Flecken auf der Erde erhellten. Menschen, die mir lachend entgegen kamen. Die Bücherverkäuferin, die mir durch das Schaufenster fröhlich zuwinkte.

Ja. Heute erschien alles in einem anderen Licht. Doch woher kam dieser plötzliche Sinneswandel? Ich überlegte lange, bis mir die Antwort in den Sinn kam. Ich war verliebt…

Die Angst, sich zu verlieren

Kapitel 9 ist fertig!

Diesmal habe ich das Kapitel in mehreren Teilen geschrieben. Ganz ungewöhnlich für mich. O.o

Egal. XD Nun ist es ja fertig. ^^
 

In diesem Kapitel habe ich mal die Story etwas vorangebracht. Zumindest die von Melody. Lina ist im nächsten Kapi dran. ^^

Ich habe nicht mehr viel Zeit, bis es fertig sein muss. >___<

Und es wird noch so einiges kommen, denke ich.

Kapitel 10 ist jedenfalls schon in Arbeit. ^^
 

So, hier erstmal Kapi 9! ^^ Viel Spaß damit. =3
 


 

Kapitel 9 – Die Angst, sich zu verlieren
 

Diese Nacht hatte ich so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Schon einige Zeit bevor mein Wecker klingelte war ich hell wach und stürmte aus dem Bett, als ich endlich das gewohnte Geräusch vernahm.

Die Sonne schien in mein Zimmer und zauberte viele kleine Lichtpunkte auf meine Möbel und Gegenstände.
 

Ich stürzte ins Bad und danach in die Küche. Lächelnd betrat ich den Raum und sah das Foto an. Ich spürte zwar die gewohnte Traurigkeit in mir aufsteigen, dennoch tat das meiner Stimmung keinen Abbruch.

Es war ein tolles Gefühl wieder morgens aufzustehen und die Sonne scheinen zu sehen und nicht gleich auf die dunklen Wolken am Horizont zu achten. Ich hatte meine ganze Denkweise von einen Tag auf den anderen umgestellt.

Jedenfalls dachte ich das. Doch gegenüber anderen Leuten hatte ich das noch nie probiert. Und selbst wenn… Aus meiner Klasse würde eh keiner mehr was mit mir zu tun haben wollen…
 

Ich schlenderte aus dem Haus und ging meinen gewohnten Weg. Doch schon von weitem sah ich, dass etwas anders war und musste lächeln. Kazune stand vor dem Buchladen und wartete scheinbar auf jemanden.

„Guten Morgen!“, begrüßte ich ihn, als ich nahe genug an ihm dran war. Gleich setzte der Junge sein Lächeln auf und grüßte mich zurück.

„Du bist so anders als damals.“, waren seine ersten Worte, nach der Begrüßung. „Geht’s dir wieder besser?“

„Ja, alles in Ordnung. Und außerdem… Menschen können sich ändern.“, meinte ich mit einem immer noch fröhlichen Unterton.

„Schön.“, lachte er. „Lächelnd bist du jedenfalls viel süßer.“

Mit einem Mal stieg mir das Blut in den Kopf und mir wurde von einem Moment auf den anderen heiß. Ich musste ziemlich geschockt ausgesehen haben, denn er lachte laut los und zog mich mit den Worten „Komm, lass uns gehen.“ hinter sich her.
 

Ich konnte sein Lächeln förmlich riechen. Es machte ihm Spaß mich total durcheinander zu bringen. „Na warte…“, murmelte ich mit einem gespielt ärgerlichem Unterton zu mir selbst.

Langsam wurde ich mir selber unheimlich. Seit langer Zeit lebte ich alleine und verschlossen, von der Außenwelt getrennt und dann kommt da so ein Junge her und krempelt mein ganzes Ich auf einmal um. Ich musste gestehen, dass mir das etwas Angst machte. Angst, dass das zu schön war um wahr zu sein…

Wir unterhielten uns auf dem Weg über alltägliche Dinge wie das Wetter oder den Unterricht. Mir fiel auf, dass er Sachen wie den Vorfall gestern überhaupt nicht ansprach. Er wusste wahrscheinlich, dass er mich damit traurig machen würde. Kazune verstand mich wirklich gut. Vielleicht sogar besser als ich mich selbst.
 

Als wir zusammen den Schulhof betraten und danach ins Gebäude gingen, ernteten wir vielsagende Blicke. Dennoch achteten wir nicht darauf. Kazune schien genauso zu denken, wie ich.

Er brachte mich bis zu meiner Klassenzimmertür und sagte noch folgendes, bevor er in Richtung seiner Klasse verschwand: „Tut mir Leid. In der Pause kann ich nicht kommen. Als Neuer an der Schule muss so viel Papierkram erledigt werden…“ Ein wenig Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit.

„Natürlich.“, lächelte ich. „Ich werde eine Pause ohne dich schon überleben.“ Er grinste mich an.

„OK, dann sehen wir uns morgen. Du hast ja leider heute weniger Stunden als ich. Bis dann!“, sagte er und verschwand den Gang hoch.

Ich betrat die Klasse unter einigen giftigen Blicken, die ich so gut es ging ignorierte, und hielt auf meinen Platz zu. Wenige Minuten später, betrat der Lehrer die Klasse.
 

Die Stunden verliefen wie immer. Langweilig. Dennoch versuchte ich, seit langer Zeit, mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Auch das gehörte zu meiner neuen Lebenseinstellung. Ich bin, nach langem nachdenken, zu dem Entschluss gekommen, mir mein Leben nicht noch schwieriger zu machen, als es sowieso schon war. Und, kaum zu glauben, kam ich mit dem Stoff recht gut mit. Ich war also nie so dumm, wie ich es mir eingeredet hatte. Ich hatte mich nur nie angestrengt…
 

In der Pause machte ich mich auf den Weg zum Dach. Die Sonne schien fröhlich vom Himmel und trotz des kalten Windes, war es draußen auszuhalten. Ich sah mir einige Minuten die Umgebung an, die mich schon so oft verzaubert hatte, setzte mich dann hin und kramte meinen Manga aus der Tasche. Mir fiel auf, dass es langsam zeit für ein drittes Heft wurde, da dieses schon fast voll war. Doch für heute würde es noch reichen und so begann ich wieder zu zeichnen.
 

++++++
 

Schweigend und geschockt saßen die Drei an dem Tisch des Esszimmers. Coud und Ray starrten ihre Freundin, die gegenüber von ihnen saß, an. Sie konnten nicht glauben, was Melody gerade gesagt hatte… Sie wollte die Sache alleine durchziehen? Aber warum? Warum wollte sie ihre Freunde plötzlich nicht mehr dabei haben? Das musste irgendeinen Grund haben…
 

Doch bevor einer der Jungs etwas sagen konnte, stand Melody auf und rannte aus dem Zimmer. „Melody!“, schrie Coud ihr hinterher Ray legte das Geld für das Essen auf den Tisch und rannte Coud hinterher. Die Jungs sahen, dass die Tür weit offen stand. Melody war also draußen. Und das bei diesem Unwetter! Ja, es regnete nun nicht nur, sondern vor kurzem hatte es auch noch zu donnern begonnen.
 

Schnell stürmten sie auf die Straße und sofort traf sie der kalte Regen wie ein Hammer. Die Temperatur hatte sich abgekühlt und bildete nun mit dem Regen und dem Wind eine eiskalte Mauer.

Nirgends war eine Spur des Mädchens, bis Ray „Da!“ schrie und die Straße entlang deutete. Tatsächlich konnte man noch etwas Rotes im Regen erkennen. Schnell schlugen sie den Weg ein, in der Hoffnung, das Mädchen noch zu erreichen. Denn leider war Melody eine gute, und vor allem schnelle, Läuferin.

Bald war das Ende des Dorfes erreicht. Hier gabelte sich der Weg in drei verschiedene Wege, die jeweils in eine andere Richtung führten. Allesamt führten sie in einen riesigen Wald, der such unendlich zu erstrecken schien. Ray und Coud mussten es einsehen. Sie hatten Melody verloren…
 

++++++
 

Müde lehnte sie sich an einen großen Baum, unter dem sie auch etwas Schutz vor dem Regen hatte. Langsam ließ Melody sich an dem Baum herab gleiten und setzte sich auf eine große Wurzel, die aus der Erde ragte. Sie seufzte auf. Ihr Körper zitterte vor Kälte, an der der viele Regen und der starke Wind Schuld waren.
 

Die Rothaarige musterte ihre verdreckten und nassen Hände. „Ich habe wegen der Sache gestern nicht mehr viel Mana übrig. Doch um die letzten Verletzungen zu heilen, müsste es noch reichen.“, murmelte sie zu sich selbst. Das Mädchen fasste sich mit den Händen an die jeweils andere Schulter und ließ ihre Hände hellblau aufleuchten. Ihr Körper kribbelte unter ihrer Heilungsfähigkeit und sie spürte, wie der Schmerz von den Verletzungen immer mehr nachließ. Ihr Körper entspannte sich und sie wurde innerlich ruhiger. Sogar die Kälte ließ einen Moment von ihr ab. Der blaue Schein ihrer Hände verblasste und das Mädchen seufzte zufrieden.
 

Eine Weile blieb sie dort sitzen. Immer ein Ohr auf die Geräusche der Umgebung gerichtet. Sie wusste, dass ihre Freunde nicht so leicht aufgeben würden. Also musste die Rothaarige vorsichtig sein. Ihr tat ihr Benehmen leid. So wollte sie nicht mit ihren Freunden auseinander gehen. Dennoch blieb ihr keine andere Wahl. Immerhin würden die Jungs Melody nie alleine losziehen lassen. Das war der Rothaarigen bewusst.
 

„Melody!“ Als sie ihren Namen hörte schreckte sie hoch und stand sofort auf. Vor ihr standen Ray und Coud, total durchnässt mit einem mehr als traurigen Gesichtsausdruck. Erst jetzt fiel ihr ein, dass Coud ja das Element Luft beherrschte. Er musste die Vibrationen von ihr im Wind gespürt haben und wusste so, wo sie sein musste.

Um ihnen nicht in die Augen sehen zu müssen, bahnte sich das Mädchen einen Weg durch die Mitte und sagte leise: „Lasst mich. Geht wieder zurück.“ Nach ein paar Schritten antwortete Coud ihr lauter, aber immer noch in die andere Richtung guckend: „Und du glaubst wirklich, dass wir diesmal auf dich hören?“ Melody blieb stehen. Sie stand nun ca. zwei Meter von den Jungs entfernt und mit dem Rücken zu ihnen. Genau wie sie es taten.

„Ich bitte euch darum.“, war Melodys einzige Antwort. „Nein.“, sagte Coud bestimmt. Die Rothaarige seufzte. „Macht es doch nicht noch komplizierter, als es schon ist.“, bettelte das Mädchen fast. Ihre Stimme klang nicht so ruhig, wie sie es gerne gehabt hätte.

„Warum lässt du uns dann im Regen stehen?“, fragte Ray mit einer betont ruhigen Stimme. „Weil ich euch nicht noch mehr damit reinziehen will.“, sagte das Mädchen. Nach einer kurzen Pause fügte sie dann noch etwas leiser hinzu: „Ich bin nicht mehr ich selbst. In mir drin ist etwas Neues. Etwas, das ich nicht kenne und was manchmal die Oberhand über meinen Körper gewinnt. Wenn ich euch nicht mehr erkennte, dann könnte ich euch… könnte ich euch…“ Doch weiter kam sie nicht. Ihre Stimme brach und sie konnte keinen Ton mehr sagen. Tränen rannen ihr aus den Augen und vermischten sich mit dem Regen, der immer noch auf sie herunterprasselte. Es herrschte Stille. Beide Seiten waren in sich gekehrt und dachten nach. Als Melody sich zum Gehen abwandte, wurde sie von Couds Stimme aufgehalten. „Darum sind wir doch da! Wir wollen unsere alte Freundin wiederhaben und dir helfen, trotz deiner Aufgabe, normal zu bleiben! Ich konnte dich schon einmal zurückholen… Bitte vertrau uns!“
 

Melody konnte nicht leugnen, dass er Recht hatte. Wenn sie etwas hätte, an dem sie sich festhalten könnte, würde sie nicht so schnell in den Bann des Drachens gezogen werden. Aber die Angst, ihren Freunden etwas zu tun, ließ die Entscheidung nicht leichter werden. Das Mädchen wollte das glauben, was Coud sagte. Sie wollte gar nicht alleine sein. Sie hatte Angst sich zu verlieren.

Sie murmelte unter Tränen das Wort „ok“, als sie merkte, wie sich von hinten von zwei Menschen umarmt wurde.
 

++++++
 

Am späten Nachmittag hatte sich der Regen allmählich verzogen. Auf dem Boden glitzerten Pfützen und von den Bäumen und Blumen fielen kleine Regentropfen auf das nasse Gras. Durch winzige Wolkenlücken sah man des Öfteren einzelne Sonnenstrahlen, die Teile der Landschaft kunstvoll in Szene setzten.
 

Die drei Freunde hatten sich im Dorf Pferde gekauft und ritten jetzt auf dem direkten Weg nach Shyousha. Nach einigen Stunden kamen sie auch an dem Dorf vorbei, in dem Kaibas Bande immer gewütet hatte. Melody zeigte den Leuten, die gerade mit dem Wideraufbau des Dorfes beschäftigt waren, dass es ihr gut ging. Besonders Ken und Elisa waren glücklich, das Mädchen wohlbehalten wieder zu sehen. Für einen kurzen Moment schien Melody wieder die Alte zu sein. Ihr freundliches und fröhliches Lächeln war zurückgekehrt. Doch innerlich machte sie sich Sorgen, wie es wohl weitergehen würde.

Sie blieben über Nacht und feierten noch mal ausgelassen mit der Familie. Allen tat das nach diesen Strapazen gut. Endlich sah man die ganze Gruppe wieder richtig lachen. Ja, auch Ray wirkte fröhlicher als sonst. Die Ruhe vor dem Sturm…
 

Früh am Morgen setzten sie ihre Reise, nach einem tränenreichen Abschied, fort. In zwei Tagen würden sie die Stadt erreichen. Die Reise verlief unter allgemeinem Schweigen. So wenig, wie auf dieser Reise, hatten die drei noch nie gesprochen. Jeder versuchte eine Lösung für ihr Problem zu finden. Eine Lösung, die auch jedem gefiel.
 

Am Mittag des nächsten Tages erreichten sie dann ihr Ziel. Die Handelhauptstadt Shyousha, die direkt am Meer lag. Der Wald hatte vor einigen Kilometern geendet und nun standen sie an einem breiten Sandstrand. Die Sonne schien vom Himmel und erwärmte die Luft noch einmal zusätzlich. Ein mulmiges Gefühlt breitete sich in den Mägen der drei Freunde aus. Was wird sie erwarten? Niemand konnte es genau sagen.
 

Vor den Toren sammelten sich viele Menschen, die aus allen Richtungen herbeiströmten. Schon auf ihrem Weg waren den dreien dutzende Menschen begegnet, die Wagen dabei hatten oder große Tragetaschen auf ihren Rücken. Man sah auf den ersten Blick, dass hier viel gehandelt wurde. Die ganze Stadt war ein riesiger Marktplatz. Die Straßen und Gassen waren voll gestellt mit Ständen aller Art. Nahrung, Kleidung, Geschirr, Möbel, Vieh, Waffen, Zauberutensilien und vieles mehr.

Die Stadt war von Häusern nur so übersäht. Es waren meistens Zweistöckige Holzhäuser, die dicht gedrängt die engen Straßen umzäunten. Melody und die anderen quetschten sich durch die Straßen, was gar nicht so einfach war, aufgrund der Menschenmassen. Ständig stießen sie gegen irgendwelche Leute oder schmissen beinahe Gegenstände von den Tischen. Die Einzige, der das Ganze gefallen hatte, war Melody. Sie freute sich über jeden Stand und lief mit glänzenden Augen von Stand zu Stand.
 

Gegen Abend machten die Drei auf dem Marktplatz Rast. Dort setzten sie sich auf den Rand eines großen Brunnens. Auf ihm stand ein Bauer mit Säcken und Tieren, der einem Magier, mit einer Energiekugel in seiner Hand, die Hand reichte. Ein Zeichen für den ersehnten Frieden.

Dort aßen sie etwas von dem Proviant, den sie sich im letzten Dorf, in dem sie auch die Pferde verkauft hatten, beschafft hatten. Ratlos, was sie als nächstes tun sollten, saßen die Freunde zusammen. Woher sollten sie wissen, wohin sie mussten? Die Stadt war riesig!

Coud seufzte zum wiederholten Male an diesem Abend. Ray war in Gedanken versunken und Melody beobachtete die Menschen auf dem Platz. Der Blonde sprang auf und lief einige Male an dem Brunnen vorbei. „Hör auf Coud. Du machst uns alle nervös.“, meinte Ray nur dazu und Coud setzte sich mit einem grummeln wieder hin.

Auch Melody wusste keinen Rat. Sie hatte gehofft, dass es einfacher werden würde, etwas über die Rolle herauszufinden. Bis ihr plötzlich Worte in den Sinn kamen, die sie sogleich aussprach: „Folgt dem Vollmond. Er wird euch zu ihm bringen.“ Erschrocken sahen die Jungs das Mädchen an, welches selber gerade ziemlich verwirrt aussah. Doch Ray und Coud hatten es gleich bemerkt. Die Stimme des Mädchens klang bei diesen Worten anders als sonst. Melkore musste seinen Beitrag dazu geleistet haben. Das war auch der Grund, weshalb die Jungs nicht näher darauf eingingen.

„Vollmond? Was bedeutet das?“, fragte Coud in die Runde. Wie auf Kommando sahen alle drei gen Himmel. Die Sonne war schon fast untergegangen und die ersten Sterne waren zu sehen. Aber es gab keinen Vollmond. Im Gegenteil. Der Mond bestand nur aus einer sehr schmalen Sichel, was bedeutete, dass bald Neumond war.
 

Enttäuschung schlich sich in die Gesichter der Gruppe. Jetzt hatten sie schon mal einen Hinweis, doch dieser führte sie in eine Sackgasse. Wie sollten sie dem Vollmond folgen, wenn dieser erst in einem Monat auftauchte? Die Gruppe k o n n t e nicht so lange warten!

„Es kann nicht DIESER „Vollmond“ gemeint sein.“, meinte Melody nach einer Weile. Gespannt hörten ihre Gefährten ihr zu, als sie ihre Gedanken äußerte: „Melkore hätte sich mir nicht JETZT gezeigt und uns hierher geführt, wenn wir jetzt nichts unternehmen könnten.“

Durch ein Nicken stimmten die Jungs ihr zu. „Doch was ist dann gemeint?“, überlegte Ray laut. Die Stille, die darauf folgte, zeigte, dass die anderen beiden es auch nicht wussten.
 

Also starrten sie wieder vor sich auf den Boden und überlegten weiter, bis die Sonne ganz untergegangen war. „Ach, da seid ihr ja! Ich habe euch schon überall gesucht!“ Aus ihren Gedanken gerissen, schreckten sie hoch und sahen zu dem Mädchen, welches sie gerade angesprochen hatte. Das Mädchen war ca 17 Jahre alt und stand nun lächelnd vor ihnen. Sie hatte weiß/silbernes schulterlanges Haar und trug ein weißes Kleid, mit je einer Schleife an der Seite und einem Rüschenunterrock. Ihre Haut war sehr hell, sodass sie etwas gespenstisch aussah. Das Einzige, was wirklich auffiel waren ihre meerblauen Augen, die einen freundlich anfunkelten.

„Wer bist du?“, fragte die Rothaarige das Mädchen.

„Oh, tut mir Leid.“, lächelte sie. „Mein Name ist Mitsuki. Ich soll euch zu ihm führen.“ Die Jungs verstanden nicht und warfen sich einen verwirrten Blick zu.

„Verstehe. Wir kommen natürlich mit.“, lächelte nun auch Melody. Man sah sofort, dass sie sich bereits angefreundet hatten. Freundschaft auf den ersten Blick. Kichernd gingen sie voraus und ließen die zwei verwirrten Jungs einfach stehen.
 

Der Blonde und er Schwarzhaarige rannten kurz darauf hinterher, da die Mädchen ein ganz schönes Tempo vorlegten. Sie unterhielten sich bereits über den Markt und die Sachen, als Coud Melody auf die Schultern tippte und sie für ein Gespräch unter sechs Augen ein Stück weiter nach hinten holte.

„Melody! Wer ist das? Kennst du sie? Und wo bringt sie uns überhaupt hin?“ Man konnte aus Couds Stimme hören, dass ihm die ganze Situation nicht ganz geheuer war und auch Ray wartete auf eine Antwort.

„Nein ich kenne sie nicht. Ich sehe sie gerade zum ersten Mal.“ Melody ließ diese Worte kurz wirken, bis sie weiter sprach. „Hab ihr es etwa nicht bemerkt?“ Das Schweigen ihrer Gefährten deutete sie als nein und begann weiter zu reden. „Ihr erinnert euch noch an Melkores Tipp, ja?“ Zustimmendes Nicken. „Und ihr wisst auch noch von dem Vollmond- Teil?“ Diesmal ein zaghaftes Nicken. Die Jungs verstanden nicht, worauf die Rothaarige hinauswollte. Melody seufzte. „Da ist unser Vollmond.“, sagte sie und zeigte nach Vorne. Auf Mitsuki.

Fragende Blicke der Jungs. „Ihr könnt doch Japanisch, oder? Mitsuki bedeutet übersetzt Vollmond! Die Wörter haben dieselben Schriftzeichen!“ Dann fiel es Ray und Coud wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Dieses Mädchen war der „Vollmond“ dem sie folgen sollten! Man sah es doch sogar schon an ihrer Kleidung!
 

„Wie hast du uns gefunden?“, fragte Melody, die schon wieder neben Mitsuki herlief. Die beiden Jungs trabten hinterher.

„Mein Meister hat gesagt, dass ihr kommen würdet. Außerdem sagte er mir, wie ich euch finde. Und nun soll ich euch zu ihm bringen.“, sagte die Weißhaarige.

„Meister?“, wiederholte die Rothaarige fragend.

„Ja, Meister Rowen. Er ist ein Zauberer, der sich mit alten Schriften befasst.“, erklärte Mitsuki lächelnd.

„Verstehe…“, meinte Melody und schweifte kurz mit ihrem Blick umher.

Sie liefen schon eine Weile durch die Stadt. Inzwischen war auf den Straßen nicht mehr viel los. Ein paar letzte Menschen packten ihre Stände ein, um dann in eine Kaserne zum Übernachten zu gehen.

Mitsuki grüßte jeden freundlich und blieb einige Male stehen, um mit einer der Personen zu sprechen. Dadurch dauerte ihr Weg doppelt so lange, als er normalerweise gedauert hätte. Melody grinste nur, über diese Angewohnheit des Mädchens, während die Jungs bei jedem neuen Gesprächspartner die Augen verdrehten.

Nach jedem Stopp entschuldigte sich das Mädchen mit der Begründung: „Tut mir Leid! Irgendwie müssen immer alle Leute mit mir reden!“, was Melody jedes Mal ein breites Lächeln aufs Gesicht zauberte.
 

Nach einer halben Stunde kamen sie, etwas außerhalb der Stadt, zu einem großen Haus, welches einer Villa glich. Sie war zum größten Teil aus Lehm, was in dem Land eher selten war, da normalerweise Holz als Baustoff verwendet wurde. Das Gebäude war doppelt so breit wie ein normales Haus und hatte drei Stockwerke. Farblich war es in braun/weiß gehalten wobei der sorgsam angelegte Blumengarten vor dem Haus für die nötige Farbe sorgte.

Die Drei waren erstaunt über die Größe des Hauses und sogar Melody verschlug es die Sprache. Natürlich hatte sie auch in einer Villa gelebt, aber ihr Vater hatte nicht so sehr auf Verzierungen und Details geachtet und ebenso spärlich fiel auch der bei ihnen Garten aus.

Mitsuki grinste amüsiert, als sie die Gesichter ihrer neuen Freunde sah. Ihre Reaktion war damals ähnlich. Als die Drei aus ihrer Starre erwachten führte sie das weißhaarige Mädchen in die Eingangshalle. Schon alleine diese übertraf ein normales Haus bei Weitem. Alles war weiß gehalten und für diese Zeit besonders fortschrittlich. Rote Vorhänge säumten die hohen Fenster und an den Wänden sowie den Gang entlang hingen wertvoll aussehende Bilder oder standen komische Skulpturen. Der Boden war von einem großen roten Teppich fast vollständig bedeckt.

Dieses Muster fand sich im ganzen Haus wieder und Mitsuki führte sie durch so einige Gänge. Und dabei erzählte sie zu jeder Kleinigkeit eine Geschichte. Woher ein bestimmtes Bild kam, wie sie mal eine teure Vase zerdeppert hatte oder wie es dort vorher aussah.
 

Nach einigen Minuten erreichten sie eine große Holztür im hinteren Teil des Hauses. Mitsuki klopfte vorsichtig und öffnete die Tür. Die Gruppe trat ein, Mitsuki voran. “Meister, ich habe sie gefunden.“, meinte das Mädchen fröhlich.

„Vielen Dank, Mitsuki. Gut gemacht. Würdest du uns jetzt einen Tee zubereiten?“, kam es von einer männlichen Stimme. Zu sehen war niemand, dennoch antwortete die Weißhaarige mit „Ja, gerne.“, zwinkerte Melody zu und verschwand aus dem Raum.

Die Rothaarige sah sich um. Die Wände waren gesäumt von riesigen Bücherregalen, die bis unter die Decke gingen. In ihnen lagerten tausende Bücher, wovon einige schon sehr alt aussahen. Gegenüber der Tür, vor der die Gruppe stand, war ein Kamin in der Wand, der eine wohlige Wärme ausstrahle und durch seine Flammen ein flackerndes Licht im Raum verteilte. Und genau davor stand ein großer roter Sessel, mit einer hohen Rückenlehne.

Die Jungs traten einen Schritt vor, denn sie hatten den Mann entdeckt. Einige Meter vor ihnen bewegte sich etwas in dem Sessel. Wie man Ray und Coud ansah, war ihnen die ganze Situation nicht wirklich geheuer.

„Keine Angst.“, kam es von dem Mann. „Kommt näher heran. Ich habe schon lange auf euch gewartet.“

Coud sah sich um und sah Melody nicken. Er wusste, was Melody tun wollte und wie wichtig ihr das war. Sie setzte sich in Bewegung und näherte sich dem Sessel.

„Bitte, setzt euch.“, sagte die Stimme und deutete auf ein Sofa, das schräg zu dem Sessel stand und an dem einen Ende nur wenige Zentimeter von dem Kamin entfernt. Davor stand ein kleiner Couchtisch.

Zögerlich setzte Melody sich vorne auf das Sofa, den Platz direkt bei dem Sessel und sah nun zum ersten Mal den Mann. Er war schon um die 80 Jahre alt und hatte deshalb lange graue Haare. Außerdem zierte ein langer grauer Bart sein Gesicht. In seinem Gesicht, sowie auf den Händen sah man viele Falten, die sein Alter verrieten. Er trug einen roten Mantel und darunter eine schlichte weißte Hose und ein weißes T-Shirt. Er lächelte das Mädchen freundlich an, was diese erwiderte. Jetzt wo sie ihn sah, war ihre Angst wie verflogen. Sie fühlte sich seltsam geborgen und wusste, dass sie ihm vertrauen konnte. Doch der Grund dafür war ihr unbekannt.
 

„Ich freue mich euch zu sehen. Mein Name ist Rowen. Meine Assistentin habt ihr ja bereits kennen gelernt.“, meinte der Mann freundlich.

„Uns freut es auch, sie endlich treffen zu können. Mein Name ist Melody Hanami, und das sind Coud Bless und Ray Tsuna.“ Sie deutete auf ihre Freunde, die zur Begrüßung nickten. Still hatten sie beschlossen, dem Mädchen das Reden zu überlassen.

„Melody Hanami…“, murmelte er leise. „Du bist also das Mädchen, dass eine Verbindung zu Melkore hat…?!“ Das Mädchen nickte zur Antwort. Sofort fühlte sie sich wieder etwas unwohl.

„Hab keine Angst.“, lächelte der ältere Mann wieder. „Ich kann dir einige deiner Fragen beantworten.“

Diese Worte ließen Melody aufhorchen. Das schien auch Rowen zu merken.

„Ja, junge Dame. Ich weiß so einiges über die Sage der Drachen. Frag mich ruhig, was du willst.“

Das ließ sich Melody nicht zweimal sagen: „Warum ich?“, war ihre erste Frage. „Warum hat der Drache mich erwählt? Warum muss ich diese Last auf meinen Schultern tragen?“ Ray und Coud warfen ihr traurige Blicke zu. Das war das erste Mal, dass sie gestand, dass sie Angst vor der Zukunft hatte.

Rowen machte eine kurze Pause. „So genau, kann ich dir das auch nicht sagen. Aber ich kann dir sagen, dass du nicht die Erste bist.“

Melodsy Augen weiteten sich, als sie das hörte. „Was… Was meinen sie damit? Gab es vor mir… Noch mehr Leute, die mit dem… Drachen in Verbindung standen?“

„Ja, genau das.“, kam es als Antwort. „Es ist nicht das erste Mal, dass der schwarze Drache zurückkehrte. Viele Male wurde er schon verbannt, doch niemand war stark genug, ihn für immer wegzusperren.“

Melody konnte es nicht glauben. Es gab andere Menschen, die denselben Weg gehen mussten, wie sie jetzt. Alle hatten gekämpft, doch niemand schaffte es, den Drachen für immer loszuwerden. Moment Mal… Der schwarze Drache??

„Heißt das etwa, dass in Karasuma der schwarze Drache wohnt?“

Der ältere Herr nickte langsam. Nun wurden Melody die Ausmaße der Situation bewusst. Ein Kloß bildete sich ihn ihrem Hals und ihr wurde innerlich sehr warm. Sie hatte Angst. Angst vor dem was kommen würde. Mit einem Menschen hätte sie es vielleicht noch aufnehmen könne, aber mit einem Drachen? Und dann auch noch dem Bösesten von allen? Dem gefährlichsten schwarzen Drachen, der je existiert hatte?
 

Der Mann sah die Angst in den Augen des Mädchens aufkeimen. „Es tut mir Leid, dass du dieses Schicksal auferlegt bekommen hast. Doch Melkore hat dich auserwählt. Und er hatte seine Gründe dafür. Ich weiß, dass der Drache nach Menschen sucht, die ihm ähnlich waren, die Mut und Charakterstärke besitzen und als oberstes Ziel haben, anderen zu helfen.“

Melody hörte diese Worte zwar, konnte sie im Moment jedoch nicht verarbeiten. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das alles kam ihr wie ein schlechter Scherz vor. Wie ein Albtraum aus dem sie hoffte, gleich aufzuwachen. Coud, der neben ihr saß, legte vorsichtig einen Arm um ihre Schultern, da er Angst hatte, sie würde gleich umkippen.
 

„Du spürst etwas in dir, was du nicht verstehst, hab ich recht?“, fragte der alte Mann das verzweifelte Mädchen, was ihn vom Coud einem bösen Blick einbrachte.

Die Rothaarige nickte nur. Sie fühlte sich nicht in der Lage etwas zu sagen.

„Konzentriere dich darauf. Unterdrück es nicht. Hab keine Angst.“, sagte der Mann mit ruhiger Stimme und das Mädchen versuchte ihm zu vertrauen. Sie setzte sich aufrecht hin, sodass Coud seinen Arm von ihr nahm, und beugte ihren Kopf nach unten. Sie konzentrierte sich auf das Gefühl, bis es wieder da war. Sie spürte wie ihr warm wurde, jedoch nur an einer Stelle. Sie fasste an genau jene Stelle, bis sie auf einmal ein helles Licht aus ihrem Körper scheinen sah.

Geschockt sprang sie auf, ließ ihre Hände jedoch da, wo sie waren. „Melody!“, hörte sie Coud panisch rufen, doch sie bedeutete ihm mit einem Kopfschütteln nichts zu unternehmen. Entsetzt standen ihre Freunde neben ihr und beobachteten das sonderbare Ereignis.
 

Eine leuchtende Kugel trat aus ihrem Körper aus und schwebte hell leuchtend über ihren ausgebreiteten Händen. Fasziniert aber auch ängstlich sah sie die Lichtkugel an. Es erinnerte sie etwas an den Stein der Drachen, der damals in ihren Körper eindrang.

Doch das Mädchen wusste, dass es etwas anderes war. Das Licht wurde heller und alle Anwesenden mussten ihre Augen zukneifen um sie vor dem Licht zu schützen. Nach wenigen Sekunden endete das Schauspiel. Rowen, der die ganze Zeit nichts getan hatte, sagte nun seit einiger Zeit wieder etwas: „Da ist es ja. Wie schön, dass ich es noch mal sehen konnte.“

Die anderen jedoch starrten ungläubig auf Melodys Hand. Wo kam das auf einmal her? Wie konnte das sein? Doch eine Antwort wusste bis jetzt wohl nur der alte Mann.
 

++++++
 

Gähnend streckte ich mich, da ich unbequem gesessen hatte und mir nun mein Nacken wehtat. Ich sah auf meine Uhr und bemerkte, dass der Unterricht in wenigen Minuten weitergehen würde. Also packte ich meine sieben Sachen und schlenderte zur Klasse.
 

Nach dem Unterreicht ging ich nach Hause und war in Gedanken nur bei meinem Manga. Wie würde es weitergehen? Was würde noch passieren? Ich selber wusste es nicht und genau das gefiel mir am Zeichnen. Ich entdeckte meine Geschichte selber. Ich lernte meine Charaktere kennen und lieben, sodass mir ihre Tränen und Ängste ebenfalls nahe gingen. Ich war sie; Sie waren ich.
 

Zuhause machte ich mir mein Lieblingsessen und sah etwas Fernsehen. Jedoch nicht lange, da ich ziemlich müde war. Ich musste schon den ganzen Tag grinsen. Warum war mir selber nicht klar. Ich war einfach gut drauf.

Müde schlich ich in mein Zimmer, doch im Flur blieb ich stehen. Dort hing ein großer Wandspiegel und im Vorbeigehen hatte ich mich erschreckt. Dort war eine Person im Spiegel, die ich nicht kannte. Die Person lächelte mich freundlich an und reichte mir die Hand. Ihre Haare waren besonders aufgestylt und sie trug neue Kleidung. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich … MICH. Ja, dieses Mädchen war ich. Und doch wieder nicht.

Vor einigen Tagen konnte ich überhaupt nicht lachen. Nicht aus ganzem Herzen. So wie ich es jetzt tat. Ich hatte eine 180° Wende hinter mir, wie man so schön sagte.

Ich stand neben mir. Konnte nicht in mein altes Leben zurück, aber auch kein Neues beginnen, weil ich zu unsicher war. Und alles nur wegen diesem Jungen. Er brachte mich dazu, anders zu werden. Wegen ihm verschwand die alte Lina Schritt für Schritt.

Erschrocken wich ich von dem Spiegel zurück. Nun sah ich in die Augen eines bleichen schwarzhaarigen Mädchens, dass Angst hatte nach allem, was sie verloren hat, auch noch sich selbst zu verlieren…

Der Drache, die Prüfung und ein schlechter Scherz

So Kapitel 10 ist fertig. Es leben die Freistunden. XD

Na ja, jetzt geht es ein wenig vorran. Irgendwann muss ich ja auch mal fertig werden. O.o

Melody erfährt ihre Aufgabe und Lina bekommt eine böse Überraschung...

Viel Spaß beim Lesen. =3
 


 

Kapitel 10 – Der Drache, die Prüfung und ein schlechter Scherz
 

Am nächsten Morgen erwachte ich mit starken Kopfschmerzen. Viel geschlafen hatte ich nicht. Ich hatte mir viele Gedanken über mich und Kazune gemacht. Wie weit konnte ich gehen, ohne mich selbst zu verlieren? Neue quälende Fragen tauchten auf, je mehr ich darüber nachdachte.

Also beschloss ich es sein zu lassen. Ich wollte sehen wie sich die ganze Sache entwickelte.
 

Nach meinem täglichen Badbesuch schlenderte ich in die Küche. Ein Blick auf den Kalender verriet mir, dass heute Donnerstag war und ich mich schon aufs Wochenende freuen konnte. Ob ich wieder was mir Kazune unternehmen würde? Allein bei dem Gedanken schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Und so machte ich mich lächelnd für die Schule fertig.
 

Wie schon am Tag davor wartete Kazune am Buchladen auf mich und nach einem freundlichen „Morgen!“ von beiden Seiten gingen wir entspannt zur Schule. Unter dem von Wolken bedeckten Himmel redeten wir über die Schule und alles drum herum.

„Boah, einige Lehrer kann man ja echt vergessen!“, seufzte er.

„Ja, das stimmt wohl.“, lachte ich.

„Kennst du Frau Kazujama?“ Ich nickte zur Antwort und wusste schon, was gleich kommen würde. „Die redet ja nur von sich! Die ganze Stunde lang erzählt sie von ihrem gestrigen Tag oder was sie am Morgen gemacht hat!“, meinte der Blonde entrüstet.

„So war sie schon immer.“, meinte ich. „Ich habe sie auch in Geschichte. Du musst halt alles alleine lernen.“

„Stimmt wohl.“, seufzte Kazune und man sah ihm die Freude ins Gesicht geschrieben.

„Wie ist deine Klasse so?“, fragte ich ihn, da ich die anderen nicht kannte.

„Joa, ganz ok, eigentlich. Einige Jungs sind ganz witzig. Die Mädchen aber haben nur Schuhe und Kleidung im Kopf.“ Ich nickte zustimmend. Bei mir war es nicht anders.

„Zum Glück bist du da anders…“ Diese Bemerkung ließ mich aufhorchen. „Du stehst nicht auf diesen Mädchenkram.“ Verwirrt sah ich ihn an, was er wohl bemerkte, da er wild mit den Armen fuchtelte und noch folgendes hinzufügte: „Ähhhhhhh, ich wollte damit nicht sagen, dass du dich nicht wie ein Mädchen benimmst. Also das tust du natürlich. Du bist ja immerhin ein Mädchen. Aber nicht so wie die Anderen…“ Ich sah ihn einfach weiter an und ich merkte, dass sein Blick ein wenig verzweifelter wurde. Er schien wohl zu denken, dass er mich damit beleidigt hätte. Bei seinem Anblick musste ich laut lachen, bis mir sogar die Tränen kamen. Kazune schien die Welt nicht mehr zu verstehen, fasste meinen Lachanfall als positives Zeichen auf.
 

Wie gestern begleitete er mich zu meinem Klassenraum. „In der Pause auf dem Dach?“, fragte er mich lächelnd. „Ich werde da sein.“, bekam er als Antwort und unsere Wege trennten sich.
 

Die Stunden vergingen, und schon bald klingelte es zur Pause. Ich nahm meine Tasche und machte mich auf den Weg aufs Dach. Als ich das Dach betrat, war Kazune noch nicht da, also setzte ich mich an meine Lieblingsstelle und kramte in meiner Tasche herum. Wie ich es immer tat, holte ich meinen Manga und meine Utensilien heraus und schon fing ich an zu zeichnen.

Nach ungefähr zwei Minuten wurde ich dann durch eine Stimme aus meiner Konzentration gerissen.

„Ich hoffe, ich störe nicht.“ Ich schrak ein wenig zusammen und blickte von meinem Buch auf. Vor mir stand Kazune und lächelte mich an. Kazune! Verdammt. Ich hatte ihn total vergessen!

„Äh, nein. Natürlich nicht.“ Eilig wollte ich meinen Manga in die Tasche packen, doch Kazune, der sich inzwischen neben mich gesetzte hatte, hielt meinen Arm fest.

„Du musst nicht aufhören, nur weil ich hier bin. Ich weiß, wie viel Spaß dir das macht. Man sieht es dir an.“, lächelte er freundlich. Bei seinen Worten stieg mir die Schamesröte ins Gesicht. Ich hielt in meiner Bewegung inne und legte das geschlossene Buch auf meine Beine, behielt es jedoch in der Hand.

„Du kannst echt toll zeichnen.“, meinte der Junge, der das Cover meines Mangas betrachtete.

„Danke.“, sagte ich verlegen. Da fiel mir ein, dass Kazune gesagt hatte, dass er mal meinen Manga lesen wollte. Ich legte das Buch in meinen Schoß und wandte mich meiner Tasche zu. Ich wühlte kurz darin und zog dann ein anderes Buch heraus. Dieses Buch reichte ich Kazune. Er nahm es mir zögernd ab und betrachtete das A5 Heft.

„Du hattest doch gesagt, du willst meinen Manga lesen. Das ist der erste Band.“, sagte ich lächelnd. Erst jetzt schien ihm das Cover aufzufallen, denn sein Gesicht strahlte nun freudig.

„Ja, gerne. Wenn es dir nichts ausmacht.“

„Nein, mir macht das nichts aus. Ich freu mich. Du bist der Erste den meine Zeichnungen interessieren.“, sagte ich leicht geknickt. Für einen kurzen Moment sah ich traurig auf das Buch. Kazune schien das zu merken. „Kann ich nicht verstehen.“, lächelte er und ich lächelte zurück.

So begann ich zu zeichnen und Kazune zu lesen.
 

++++++
 

Immer noch geschockt sahen alle auf Melodys Hände. Nur Rowen schien in keinster Weise beeindruckt. Er lächelte nur fröhlich vor sich hin.

„Was ist das?“, fragte Melody und betrachtete das Ding in ihrer Hand.

„Das, mein Kind, ist das Amulett der Elemente.“ Die Rothaarige starrte auf ihre Hände. Sie sah dort einen sternförmigen Anhänger, in welchem sich in jedem der fünf Zacken ein grauer Stein befand. Der Stern an sich glänzte golden und die Kette, die sich am oberen Ende befand, war ebenfalls golden.

Im Schein des Feuers glänzte das Edelmetall in verschiedenen Farben und reflektierte das Licht und warf gelbe Lichtpunkte an Wände und die Decke. Fasziniert starrte das Mädchen den Anhänger an. Ihre roten Augen glänzten mit der Kette um die Wette, als sie sie an der Kette festhielt und den Stern einmal drehte. Auch die Jungs taten es ihr gleich. Wo kam diese Kette her? Etwa aus Melodys Körper? Aber wie war das möglich?

Nach einer langen Zeit des Schweigens ergriff der alte Mann wieder das Wort. „Diese Kette ist der Schlüssel zur Truhe der Sage. Außerdem zeigt sie die Stärke deines Herzens.“

Erstaunt und nun etwas neugierig geworden, sah Melody den Mann an. „Wie meint ihr das?“

„Mein Kind. Du siehst doch diese fünf grauen Edelsteine, die in den Zacken integriert sind, nicht wahr?“ Ein Nicken. „Diese Steine enthalten die Kräfte der fünf Hauptelemente: Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall.“ Für diese Erläuterung erntete er fragende Blicke. „Um den Schlüssel zu aktivieren musst du die Prüfungen der Elemente bestehen und die fünf Göttinnen der Elemente aufsuchen.“

Das Mädchen starrte mit aufgerissenen Augen abwechselnd Rowen und das Amulett an. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber dass sie sich mit echten Göttinnen auseinandersetzen muss, hatte sie im Leben nicht gedacht.

„Aber ich… Ich kann doch nicht…!“, protestierte das Mädchen, welches aber durch ein zaghaftes Klopfen an der Holztür unterbrochen wurde. Nach einem freundlichen „Herein.“ seitens des alten Mannes öffnete sich die Tür einen spaltbreit und Mitsuki kam mit einem großen Tablett hereingeschwankt.

Als Ray das sah, sprang er sofort vom Sofa auf und eilte zu der Weißhaarigen rüber. Mit einem höflichen Lächeln nahm er ihr das Tablett ab und ging zurück zu den anderen. Mitsuki stand verblüfft vor der Tür und war erst einige Sekunden später in der Lage ihm hinterher zu gehen. Der Schwarzhaarige stellte das Tablett ab und setzte sich wieder auf seinen Platz. Seine beiden Freunde konnten sich ein Lachen nicht verkneifen.

Mitsuki brachte noch ein verlegenes „Danke“ hervor und begann dann den Tee einzuschenken.

Rowen nahm einen Schluck des Tees und um wieder auf das Thema zurückzukommen, meinte er: „Ich weiß, dass das jetzt alles sehr seltsam klingt, aber glaub mir, es ist wahr. Die Göttinnen werden dir fünf Prüfungen auferlegen, in denen du die Elemente verstehen musst. Und für jede bestandene Prüfung wird einer der Kristalle in deinem Amulett erstrahlen.“

Wieder betrachtete Melody die Kette. Sie hatte schon die ganze Zeit eine starke magische Aura gespürt und wusste nun endlich, was sie bedeutete. „Und wie kann ich… Wie kann ich die Göttinnen finden?“ Sie erntete dafür einen erstaunten Seitenblick ihrer Freunde. Doch innerlich hatte sie schon beschlossen, diese Aufgabe anzunehmen. Koste es was es wolle. Schon vor langer Zeit hatte sie beschlossen anderen Menschen zu helfen. Und nun hatte sie die perfekte Gelegenheit dazu. Natürlich würde es schwierig und gefährlich werden, aber trotzdem wollte sie es versuchen.
 

Rowen schrak unter ihren Augen kaum merklich zusammen. Er hatte noch nie solch entschlossene Augen gesehen. Keine Angst, keine Zweifel waren mehr zu sehen. Er hatte fast den Eindruck als ob ein komplett anderer Mensch vor ihm sitzen und ihn mit seinen roten Augen direkt ansehen würde. Der alte Mann konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Mädchen, glaub mir. Du hast das Zeug dazu, es zu schaffen. Ich sehe so viel Entschlossenheit und Mut in deinen Augen, wie ich es bei niemandem sonst gesehen habe.“ Er machte eine kleine Pause um weiter seinen Tee zu trinken. Mitsuki stand nun neben ihm und betrachtete lächelnd die Runde.

„Ich kann euch zu den Göttinnen führen. Doch zurückholen kann ich euch nicht. Nur wenn ihr die Prüfungen meistert, könnt ihr von dort entkommen.“

Doch anders als der Mann erwartet hatte, schlich sich kein Zweifel in ihre Augen. Sie strahlten so viel Herzlichkeit aus. Sie wusste für wen sie das tat. Nicht für sich, sondern für ihr Land, welches sie so liebte. Nun endlich war sie an der Reihe etwas zu tun.

„Ich verstehe.“, sagte Melody und durch die Entschlossenheit ihrer Freundin waren nun auch Ray und Coud bereit. Sie hatten damals geschworen, ihr zu helfen und das würden sie auch tun. Egal welche Prüfungen sie bestehen mussten.

„Wie ich sehe…“, sagte Rowen mit einem Seitenblick auf die Jungs, „haben sich alle drei entschieden, diesen Weg zu gehen. Ich muss euch aber warnen. Nur Melody kann die Prüfungen bestehen. Ihr anderen könnt sie zwar dabei unterstützen, doch, wie gesagt, nicht helfen.“

„Das macht uns nichts aus. Wir haben ihr versprochen ihr zu helfen und das werden wir auch tun. Und sei es nur als Begleitung.“, sagte Coud bestimmt.

Melody sah die beiden lächelnd an, da sie sich so über ihre Reaktion freute. Innerlich hatte sie Angst davor, dass alles alleine machen zu müssen. Doch sie hatte nicht mit dem starken Willen ihrer Freunde gerechnet. Und jetzt war sie mehr als nur glücklich.
 

Als Coud Melodys reines und fröhliches Lächeln sah, dachte er, dass sein Herz vor Freude still stehen würde. Er spürte sogar, wie er leicht rot wurde. Bei der Gelegenheit fiel ihm ein, dass er ihr ja seine Liebe gestanden hatte, was gleich noch mehr Röte zur Folge hatte. Doch eine Kleinigkeit drückte seine Freude. Er wusste nicht, ob sie seine Worte gehört hatte, da sie zu der Zeit unter Melkors Kontrolle war. Sie konnte sich zwar an die Geschehnisse erinnern, aber vielleicht hatte sie ihn nicht verstanden? Denn das Mädchen hatte zu dem Thema kein Wort gesagt oder ihr Verhalten geändert. Alles war wie früher, als sie noch gute Freunde waren. Doch war er wirklich nicht mehr für sie? Doch Coud traute sich nicht sie danach zu fragen. Er hatte Angst vor der Antwort.
 

„Wie kommen wir dorthin?“ Diese Frage von Melody riss Coud aus seinen Gedanken. Er verfolgte weiterhin das interessante Gespräch.

„Es gibt eine alte Schriftrolle, in der eine Beschwörungsformel für ein Dimensionsloch geschrieben steht. Zu eurem Glück befindet sich eine Abschrift dieser Rolle in meinem Besitz.“, meinte der alte Mann, worauf sich die Mienen der Anwesenden sichtbar erhellten. „Doch es gibt noch etwas, was ich euch erklären muss.“, fügte Rowen hinzu, schloss die Augen und stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab.

„Dort, wo ihr hingehen werdet, gibt es nur einen Weg, den ihr gehen könnt. Jedes der Elemente hat eine Art „Raum“, die man mit einem Raum wie diesem hier, nicht vergleichen kann. Jeder dieser „Räume“ spiegelt das Element der jeweiligen Göttin wieder. Ihr müsst also einen Raum nach dem Anderen durchqueren. Aber nur wenn ihr die jeweilige Prüfung besteht, ist es euch erlaubt, zur nächsten Göttin zu gehen.“ Ein Nicken der Anwesenden symbolisierte, dass sie verstanden hatten, was Rowen ihnen erklären wollte.
 

„Meister. Woher wisst ihr soviel über die Prüfung und den goldenen Drachen?“, meldete sich Ray aus dem Hintergrund. Das war das erste Mal seit langer Zeit, dass auch er sich in das Gespräch eingemischt hatte. Er sah nun den alten Mann durch dringlich an. Irgendwas stimmte nicht.

„Junger Freund.“, lächelte Rowen. „Ich habe die Bücher nicht nur als Wandschmuck. Wie man sieht habe ich auch schon einige Jahre auf dieser Erde verbracht und so genug Zeit zum Lesen gehabt.“ Immer noch finster schaute Ray ihn an, ließ es aber auf sich beruhen.
 

In diesem Moment erklang ein lauter Schrei durch das Zimmer. Vor Schreck zuckten die Drei auf dem Sofa zusammen und sahen sich in dem Raum um. Doch nichts und niemand war, außer den Anwesenden, zu sehen.

Rowen lächelte und Mitsuki streckte automatisch ihren rechten Arm aus. Keine zehn Sekunden später landete auch schon ein großer Adler auf ihrem Arm. Doch etwas war anders an diesem Tier. Seine Federn und Augen waren komplett weiß! Nicht braun, wie bei den anderen Tieren seiner Art. Verdutzt sahen Melody und ihre Freunde auf das seltsame Tier.

Mitsuki band etwas von seinem Bein los und streichelte ihn über seinen Kopf, bevor der Vogel sich wieder majestätisch und mit einem lauten Schrei in die Lüfte erhob und durch ein geöffnetes Fenster im Dach verschwand.

Das Mädchen entrollte das Stück Papier, welches sie eben von dem Bein des weißen Adlers genommen hatte und begann zu lesen. Wenige Augenblicke später begann sie auch schon ihrem Meister alles zu erzählen. „Meister, es ist wieder etwas passiert. Ein Rudel wild gewordener Wölfe hat soeben ein ganzes Dorf ausgelöscht.“ Ungläubige Gesichter sahen sie an. Doch Rowen war gefasst wie immer, schloss aber seine Augen und lehnte sich tiefer in seine Sessellehne. Das Mädchen fuhr fort: „Doch diesmal war etwas anders. Augenzeugen berichten von fast menschengroßen Tieren, die Merkmale hatten, die ein normaler Wolf nicht aufweist.“

Nachdem Mitsuki geendet hatte und alle, bis auf Rowen, ungläubig, aber vor allem geschockt, auf das Stück Papier in den Händen der Weißhaarigen starrten, breitete sich eine erdrückende Stille in dem großen Raum aus. Niemand konnte glauben, was sie da eben gehört hatten und glauben wollten sie es erstrecht nicht. Ein ganzes Dorf ausgelöscht? Unmöglich! Oder…?
 

Rowen räusperte sich, um wieder die Aufmerksamkeit seiner Gäste zu bekommen. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“, sagte er ruhig, aber mit einer tiefen Traurigkeit in seiner Stimme. „Sie scheinen einen Weg gefunden zu haben, die Tiere gentechnisch zu manipulieren und haben nun echt Killermaschinen aus den Tieren gemacht. Bald werden sie die Macht haben, die Menschen zu unterdrücken…“

„Das können wir nicht zulassen!“, protestierte Melody. „Es dürfen nicht noch mehr Menschen leiden!“ Eine einsame Träne sollte ihr übers Gesicht, doch sie verwischte deren Spuren sofort, um Rowen mit einem sehr entschlossenen Blick anzusehen.

„Das ist mir vollkommen bewusst.“, murmelte Rowen und sah die Drei eindringlich an. „Ich schlage vor, ihr bleibt heute zum Essen und schlaft euch diese Nacht noch mal richtig aus. Morgen früh zeige ich euch den Weg zu den Göttinnen.“

„Aber…!“, wollte Melody protestieren, doch Coud hielt sie zurück.

„Wie danken euch, Meister Rowen. Wir werden sie nicht enttäuschen!“, mischte sich Ray in das Gespräch ein, welcher sich bereits erhoben hatte und nun eine Verbeugung machte.

„Ich würde es mir wünschen.“, lächelte der Angesprochene. „Mitsuki, Kind. Würdest du bitte unseren Gästen ihre Zimmer zeigen?“, fragte er an seine Assistentin gewand. „Natürlich, Meister.“, antwortete sie ebenfalls mit einer Verbeugung. Mitsuki bat die drei Gäste ihr zu folgen, verließen dann den Raum und ließen Rowen alleine zurück.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit...“, murmelte dieser, während er das prasselnde Feuer betrachtete, dessen Flammen Rowens Falten noch tiefer erscheinen ließen.
 

Melody, Ray und Coud hatten sich jeder in sein Zimmer zurückgezogen, welche von der Einrichtung sehr dem Rest des Schlosses ähnelten, und starrten nun allein in den Nachthimmel, an dem die Sterne fröhlich funkelten. So, wie sie es immer taten. So, als wäre nichts. So, als ob sich nicht das Schicksal der Erde und der Menschen bald entscheiden würde. Als ob nicht drei Jugendliche den schwersten Weg ihres Lebens vor sich hatten…
 

++++++
 

Das Abendessen verlief ruhig. Mitsuki hatte ein wunderbares Menü vorbereitet, bestehend aus mehreren Suppen, Hühnchen- und Schweinefleisch, dazu Kartoffeln, Reis und allerhand Gemüse. Auch ein edler Wein wurde zur Feier des Tages geöffnet.

Das Thema des Abends wurde von keinem in der Runde angesprochen und außer Melody und Mitsuki, die sich lachend über verschiedene Themen unterhielten, sagte niemand etwas.

Schnell verging die Zeit und bald war es Mitternacht. Melody, Ray und Coud verabschiedeten sich und gingen in ihre Zimmer.
 

Es dauerte lange, bis Melody einschlief. Lange sah sie in die dunkle Nacht und fragte sich, ob sie stark genug wäre, die Prüfungen, die auf sie warteten, zu meistern. Doch sie wusste ja nicht einmal, was auf sie zukommen würde.

„Ich werde mein Bestes geben und alles tun, was nötig ist. Wegen mir geht diese Welt nicht zu Grunde.“, murmelte das Mädchen, bevor sie in einen traumlosen Schlaf fiel.
 

++++++
 

Die Sonne lugte bereits über die Bäume am Horizont, als Melody aufwachte. Einige transparente Sonnenstrahlen fielen durch eine Lücke in dem Vorhang in das Zimmer und malten kleine Lichtpunkte auf Melodys rotes Himmelbett, welches seinen Platz gegenüber dem Fenster hatte.

Sie richtete sich auf, blieb jedoch noch im Bett sitzen. Das Mädchen hatte Angst vor dem Tag. Heute würde sich alles entscheiden. Und sie würde den Ausgang bestimmen.

Zögernd stand sie auf, huschte schnell in das angrenzende Bad, sprang unter die Dusche und zog sich an. Danach verließ sie das Zimmer und sah schon Coud und Ray auf sie warten. Zusammen mit ihren Freunden machte sie sich auf den Weg ins Bücherzimmer.

Dort angekommen wurden sie sogleich von Mitsuki stürmisch begrüßt und in das Zimmer geführt. Der Raum sah noch genauso aus wie am Tag zuvor. Nur das Teeservice war verschwunden und Rowen stand, gestützt auf einen Stock, mit einem Buch in der Hand vor dem brennenden Kamin.

„Willkommen, meine Kinder! Ich hoffe ihr habt gut geschlafen und seid nun bereit.“, sagte Rowen, als er die Gruppe entdeckte.

„Ja.“, kam es von allen Dreien gleichzeitig. Ihr Blick spiegelte pure Entschlossenheit wider.

„Sehr gut.“, lächelte Rowen. „Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren.“ Er bat die Drei sich vor ihm aufzustellen und sich an den Händen zu fassen. Melody stand in der Mitte, direkt vor dem alten Mann.

„Vergesst nicht, was ich euch gesagt habe. Viel Glück! Bitte, rettet diese Welt.“, waren Rowens letzte Worte, bevor er einen Text in einer alt klingenden Sprache aus dem Buch vorlas. Keine paar Sekunden später wurden die Drei von einem gleißenden Licht umhüllt und sie fühlten sich, als ob sie schwebten. Vor Schreck kniff Melody die Augen zusammen und drückte die Hände ihrer Freunde fester. Kurz darauf waren Rowen und Mitsuki allein in dem Zimmer.
 

„Was meint ihr, Meister?“, fragte das kleine Mädchen.

„Ich habe noch nie einen Auserwählten wie dieses Mädchen getroffen. Sie denkt ganz anders als ihre Vorgänger. Vielleicht schafft sie es endlich, den Drachen für immer zu versiegeln.“, sagte der alte Mann.

Mitsuki lächelte. „Das wär toll.“

Die beiden starrten in das Feuer, bis Rowen sagte: „Vielleicht wird dann auch endlich unser Fluch gebrochen…“

Wenige Sekunden später lösten sich Rowen und Mitsuki in silbrigem Dampf auf und auch das Haus verschwand leise im Nebel. Alles was zurückblieb waren die alten Ruinen eines großen Hauses, die in der Dunkelheit von niemandem mehr beachtet wurden.
 

++++++
 

Mit einem brummenden Schädel wachte Melody auf. Sie lag mit dem Rücken auf dem Boden. Erst konnte sie sich nicht erinnern, was passiert war, doch als sie sich langsam erhob und ihren schmerzenden Kopf rieb, kamen ihre Erinnerungen wieder. Sofort sah sie sich nach ihren Freunden um, die links und rechts neben ihr auf dem Boden lagen.

„Ray! Coud! Wacht auf!“, sagte sie, während sie abwechselnd leicht an ihren Begleitern rüttelte. Stöhnend kamen nun auch diese Beiden auf die Beine. Erstaunt sahen sie sich um. Es sah aus, als wären sie in einem langen Gang. In dem Boden waren, in gleichmäßigen Abständen, weiße Steine in den Boden eingelassen, die aussahen wie ein Wegweiser. Der Rest dieses Ganges war komplett schwarz. Nur einige Fackeln säumten den Weg und erhellten ihn.

Als Melody sich umdrehte, sah sie nur auf eine Wand. Wie Rowen schon sagte: Es blieb nur der Weg nach vorne.

So folgten sie dem Gang, immer bereit sich zu verteidigen, wenn es sein musste. Nach schier endlosen Minuten erreichten sie in Tor. Doch das Tor war keinesfalls gewöhnlich. Es war riesengroß, sodass sogar das Schloss des Königs locker durchgepasst hätte.

Gerade als Melody fragen wollte, wie sie da durchkommen sollten, öffnete sich das Tor knarrend wie von Geisterhand und eine weibliche Stimme erklang: „Ich habe schon auf euch gewartet…“

Was sie nun sahen, erstaunte sie zutiefst…
 

++++++
 

Wieder hob ich meinen Blick und sah zur Seite. So oft hatte ich das in den letzten vierzig Minuten getan. Es ging sogar soweit, dass ich mich nicht mehr auf das Zeichnen konzentrieren konnte.

Kazune saß neben mir und las ohne sich groß zu bewegen. Seine einzige Bewegung war, wenn er mit der Hand die Seiten umblätterte.

Dann läutete die Glocke und ich packte meine Sachen weg und stand auf. Doch als ich wieder zu Kazune sah, hatte dieser sich keinen Millimeter bewegt. Verwundert sah ich zu ihm runter. „Kazune?“, fragte ich, doch er schien mich gar nicht zu hören. Immer noch huschten seine Augen über meine Zeichnungen und er blätterte Seite um Seite vorwärts. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

„Kazuuuuune.“, versuchte ich es noch einmal und diesmal gab es auch eine Reaktion. Er schaute auf und sah mich etwas verwundert an. „Es hat geläutet. Wir müssen in den Unterricht.“, gab ich ihm auf seine gedankliche Frage eine Antwort.

„Was?“, fragte er nun ganz neben der Spur. Aber bewegen wollte er sich nicht. Im Gegenteil. Er fing an zu schmollen. „Och man. Ich will aber weiter lesen.“ Nun begann ich laut zu lachen. „Wie ein Kleinkind.“, lachte ich und auch Kazune stimmte mit ein. Widerwillig erhob er sich am Ende doch und gab mir mein Buch zurück.

„Diese Geschichte ist der Hammer! Und die Zeichnungen erst. Ich würde Morgen gerne weiter lesen!“, sagte er zu mir, als er mich wieder zur Klasse begleitete. Ich merkte wie ich rot anlief, doch das war mir egal. Ich hätte nie gedacht wie sehr es mich freute, wenn jemand meine Mangas mag. Übers ganze Gesicht grinsend antwortete ich ihm: „Dankeschön. Na klar bring ich es morgen wieder mit.“ Dafür erntete ich ein weiteres Lächeln und unsere Wege trennten sich.
 

++++++
 

Nach der Schule ging ich langsam durch die Stadt. Kazune hatte eher Schluss wie ich, weshalb ich nun alleine nach Hause ging. Immer noch fröhlich darüber, dass ihm mein Manga so gut gefiel, schlenderte ich durch die Straßen. Nach Hause wollte ich noch nicht, also beschloss ich noch etwas einkaufen zu gehen. Da ich für die Schule noch ein paar Kleinigkeiten brauchte bog ich in eine der Seitenstraßen ab, bis ich bei einem Schreibwarenhandel angekommen war. Ich kaufte mir Blöcke und Stifte für die Schule und machte mich auf den Weg nach Hause. Um aber länger zu brauchen, schlug ich einen Umweg ein, der mich an dem Brunnen vorbeiführte, wo Kazune und ich unser, ich nenn es mal „Date“, hatten.

Ich stand auf dem Fußgängerweg gegenüber dem Brunnen und beobachtete, wie die Wassertropfen in der untergehenden Sonne, rot/ orange glitzerten. Auch ein kleiner Regenbogen war noch zu sehen. Ich lächelte bei dem Anblick.
 

Gerade wollte ich mich zum Gegen abwenden, als ich eine vertraute Stimme hörte. „… Ja, das finde ich auch.“ „Schön.“, antwortete eine andere, weibliche, Stimme. Ich sah mich um, und sah ihn. Kazune stand mit einem jungen Mädchen auf dem Platz. Sie hatte lange blonde Haare und benahm sich extrem kindisch. Sie hüpfte vor dem Brunnen rum und machte Kazune schöne Augen. Er lächelte sie nur an. So, wie er das bei mir immer tat.

War ja klar, dass er noch andere Freunde hatte, dachte ich und versuchte zu lächeln, was aber eher gequält aussah. Dieser Anblick versetzte mir einen Stich ins Herz. Doch innerlich Ohrfeigte ich mich dafür. Warum war ich eifersüchtig auf eine Freundin von Kazune? Wir waren nur gute Freunde. Es war ja nicht so, als ob wir zusammen wären, oder so. Aber trotzdem… Es tat weh… Sehr sogar.

„Na los, komm schon!“, quengelte die Blonde und zog Kazune am Ärmel. Wirklich Lust mitzukommen schien er nicht zu haben, da er das Gesicht verzog und die Augen rollte. „Kazuneeeeee!“, kreischte das Mädchen und dieser seufzte. „Ist ja gut. Hör auf hier so rum zu schreien.“ Sofort erhellte sich das Gesicht des Mädchens nachdem sie hatte, was sie wollte.
 

Auch ich wollte gehen. Mich abwenden. Einfach nach Hause gehen, wie immer. Doch eine unsichtbare Macht hielt mich fest. Meine Beine gehorchten mir nicht mehr. Ich stand starr auf dem Gehweg und sah zur anderen Straßenseite. Ich spürte wie meine Augen brannten, doch ich wollte den Tränen nicht nachgeben. „Nun reiß dich aber mal zusammen.“, zischte ich leise zu mir.

Nun endlich konnte ich mich abwenden und ging die Straße ein Stück zurück. Doch als ich das Mädchen ein weiteres Mal kreischen hörte, sah ich mich noch einmal um. Ich wünschte, ich hätte das nie getan.

Dort standen sie, Arm in Arm, und küssten sich. Wie ein Liebespaar. Meine Welt zerbrach. Mein Körper schmerzte, alles in mir schrie. Mein Kopf war leer. Alle Gedanken waren weg. Ich sah nur noch dieses Bild vor mir. Entsetzt sah ich zu den beiden rüber. Unfähig mich zu bewegen. Nicht mal weinen konnte ich, obwohl mir danach zu mute war.

Nun endlich lösten sich die beiden voneinander und die Blonde strahlte Kazune an.

Ich konnte nicht mehr. Am liebsten wäre ich schreiend zusammengebrochen. Wenn Liebe so wehtat, wollte ich nie wieder lieben. Zwar tut es auch weh, alleine zu sein, aber dieser Schmerz, den ich in diesem Moment empfand, war stärker als alles zuvor.
 

Kazune und das Mädchen wandten sich nun zum Gehen und wollten dafür die Straße überqueren. Kazune sah hoch und als er über die Straße sah, erblickte er mich. Sein eben noch fröhliches Gesicht machte einer überraschten und geschockten Miene platz. Wir sahen uns an. Länger als ich eigentlich wollte. Jede Sekunde, die verstrich, schmerzte und dann kamen mir die Tränen. Ich wollte sie aufhalten, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich weinte, wie ich schon lange nicht mehr geweint hatte.

Immer noch sahen wir uns an. Das Mädchen rüttelte an seinem Arm, doch er schien es gar nicht zu bemerken. Entsetzt blickte er mich an. Dann rief er meinen Namen. Ich zuckte zusammen, schloss die Augen, drehte mich um und rannte so schnell ich konnte weg. Einfach nur weg. Es gab nur einen Gedanken in meinem Kopf. Weg, weg, weg.

Ich lief so schnell ich konnte. Einfach geradeaus. Durch meine vielen Tränen war es schwer zu erkennen, wo ich lang laufe. Ein Mal wäre ich fast von einem Auto überfahren wurden, doch das war mir egal. Am liebsten wäre ich sowieso vor das nächste Auto gesprungen, doch ich war dafür zu feige. Ich war sogar zu feige, meinem eigenen Leben ein Ende zu setzen!
 

Eine Weile später, ich weiß nicht, wie lange ich gelaufen bin, stand ich wieder vor dem Glyziniengarten. Ich rannte hinein, setzte mich auf meinen Platz, nahm die Beine hoch, um die ich meine Arme schlang und weinte leise hinein.

Ich fühlte mich schwach und ängstlich. Und vor allem einsamer als je zuvor. Endlich dachte ich, mein Leben in den Griff zu bekommen, da passiert das nächste Unglück. Mein Leben war kein Leben, sondern die Hölle. Ja genau. Mein Leben war ein schlechter Scherz Gottes. Ein richtig schlechter Scherz.

„Warum hast du mich nicht mit meinen Eltern zusammen in unserem Haus sterben lassen? Warum hast du mir das Leben gegeben? Ich wollte es nie haben!“, schrie ich aus mir raus. Es tat gut, ein wenig Dampf abzulassen. Niemand war in dem Garten, also würde mich auch niemand hören. Doch ich hatte mich geirrt.
 

„Weil du leben sollst.“, sagte eine Männerstimme zu mir. Erschrocken sah ich hoch. Für einen Moment dachte ich, es wäre Kazune, da die Stimme so ähnlich klang. Doch er war es nicht. Vor mir stand ein großer junger Mann, der ca 20 Jahre alt war. Er hatte blaue Haare und eisblaue, klare Augen. Sein Gesicht war sehr markant, was ihn sehr cool aussehen ließ. Außerdem trug er eine blaue Schuluniform, die ich als Uniform einer Eliteschule in der Nähe erkannte.

Ich wurde sogar ein bisschen rot. Schnell wandte ich mich ab. „Was weißt du schon.“, zickte ich mit tränenerstickter Stimme und hoffte, dass er wieder gehen würde. Doch das Gegenteil trat ein. Der Junge setzte sich neben mich und stütze seinen Kopf auf seine Hände, während die Ellbogen auf den Knien ruhten. „Du magst ihn wirklich sehr, hab ich Recht?“, kam es von dem Jungen. Fragend sah ich ihn an. „Du hast mich da vorhin am Brunnen wahrscheinlich nicht bemerkt. Ich heiße Taro. Ich bin Kazunes älterer Bruder.“ Geschockt musterte ich den Blauhaarigen neben mir. Ich wusste zwar, dass Kazune einen Bruder hat, hätte aber nicht gedacht, ihn mal zu treffen. Und dann in so einer Situation.

Rot wie eine reife Tomate, wandte ich mich ab. Noch mal würde ich mich nicht mit einem von dieser Familie einlassen. Mein Herz schmerzte immer noch. Ich wollte nicht mehr. Nie wieder.

„Ich weiß, das muss hart für dich sein, aber es ist nicht so, wie du denkst.“ Taro seufzte, bevor er weiter redete: „Das Mädchen vorhin war Lucy. Sie ist die Tochter eines Geschäftskollegen unseres Vaters. Lucy wurde von ihren Eltern mit einem anderen verlobt, doch sie wollte das nicht. Und nun tut sie so, als sei sie in Kazune verliebt, damit ihr Verlobter oder ihr Vater die Verlobung lösen. Genau aus dem Grund versucht sie auch so viel Aufmerksamkeit zu erregen. Glaub mir, Kazune empfindet nichts für sie. Nicht mehr als Freundschaft.“

Nach seiner Rede herrschte Stille. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Meine Tränen waren versiegt, aber ein ungutes Gefühl blieb. Immer noch schmerzte mein Körper und meine Augen brannten von den Tränen. Lange überlegte ich und Taro ließ mir die Zeit.
 

„Tut mir Leid.“, sagte ich nach langer Zeit. „Ich kann dir nicht so einfach glauben und ihm verzeihen. Außerdem ist da nichts zwischen uns. Wir sind nur Freunde.“

„Ich glaube aber, dass du das im Innersten nicht so siehst.“, antwortete der Blauhaarige gelassen. Nun sah er mich an. Er durchleuchtete mich mit seinem festen Blick, dem ich nicht standhalten konnte. Es fühlte sich an, als ob der Junge genau über mich bescheid wusste.

„Da musst du dich täuschen.“, sagte ich und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen.

„Aber…“, begann er, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ach, so spät schon. Ich muss nach Hause.“, schnell sprang ich auf, nahm meine Sachen und rannte nach einem kurzen „Danke“ davon.

Göttinnen, Prüfungen und der Schmerz einer Liebe

Endlich Kapi 11 fertig. XD

Das hat mal länger gedauert. XD

Aber so wirklich gefallen tut es mir nicht. O.o

Tja, so ist das -_-
 

Hoffe das liest mal wer.

Bye bye
 

Kapitel 11 – Göttinnen, Prüfungen und der Schmerz einer Liebe
 

Der Wecker klingelte und riss mich aus dem Schlaf. Langsam öffnete ich meine Augen, um den Schlaf ganz zu vertreiben. Müde richtete ich mich auf und blinzelte verschlafen, um eine klare Sicht zu bekommen.

Mein ganzer Körper tat mir weh und meine Augen brannten vom Weinen. Als ich gestern nach Hause gekommen war, ging ich sofort ins Bett und weinte mich irgendwann in den Schlaf. Da ich auch nichts mehr gegessen hatte, rumorte nun mein Magen und verlangte nach etwas zu Essen. Also stand ich auf, ging ins Bad und machte mir dann Frühstück.

Sei langer Zeit trank ich wieder einen Tee, der mich von Innen her wärmte. Die ganze Zeit überlegte ich, wie ich Kazune gegenübertreten sollte. Mein Herz hatte Angst davor, was ich vielleicht zu hören bekäme. Also beschloss ich, ihn so gut es geht zu meiden. Heute war Freitag. Also musste ich nur diesen Tag durchhalten und hatte dann erstmal Wochenende um mich zu beruhigen.
 

Mit diesen Gedanken machte ich mich viel zu früh auf den Weg. Ich wollte ihn nicht bei dem Buchladen treffen. Also rannte ich regelrecht durch die Straßen in Richtung Schule. Ich musste einigen Leuten ausweichen um eine Kollision zu vermeiden. Ich sah mich nicht um, aus Angst ihn irgendwo zu sehen. Solange ich mir nicht klar war, was ich fühlte, wollte ich nicht mit ihm darüber reden.

Als ich dann in der Schule ankam waren erst wenige Schüler zu sehen. Unbemerkt schlich ich mich in den Park und setzte mich unter meinen Kirschbaum. Blütenblätter rieselten vor einem grauen Wolkenhimmel herab. Ich ließ mich in ihren Bann ziehen. Ließ meine Gedanken abschweifen, um mal wieder an etwas anderes als das gestrige Geschehen zu denken.

Durch die Klingel schreckte ich leicht hoch. Die halbe Stunde, die ich unter dem Baum gesessen hatte, schien schneller vergangen zu sein, als ich dachte. Doch noch rührte ich mich nicht. Die letzten Schüler stürmten in das Gebäude um noch rechtzeitig zum Unterricht zu kommen. Nur ich nicht. Ich wartete noch 15 Minuten, damit ich ja nicht Kazune über den Weg lief.

So ging ich zur Klasse, entschuldigte mich bei dem Lehrer und setzte mich hin. Die Mädchen beachteten mich nicht und drehten demonstrativ den Kopf weg. Leise seufzte ich. Wenn die wüssten…
 

In der Pause beeilte ich mich, die Klasse zu verlassen, rannte wieder raus in den Park zu meinem Baum. Zum zweiten Mal an diesem Tag beobachtete ich die Kirschblüten, die sich auf den Boden zu bewegten und auch auf mir landeten. Sachte tat ich diese zur Seite, kramte in meiner Tasche den Manga hervor, seufzte noch einmal bei dem Gedanken an die gestrige Pause und zeichnete, in meinem neuen Buch, weiter.
 

++++++
 

Erstaunt sahen sie sich die Szene an, die sich den dreien bot. Vor ihnen lag ein riesiger Wald. Aber etwas stimmte nicht mit ihm. Er war nicht im Freien, sondern dieser Wald existierte in einer Art Zimmer! Dieser Raum war rechteckig aufgebaut und glich sehr einem normalen Zimmer, mit dem Unterschied, dass dieser Raum riesig war! Man konnte das Ende auf der anderen Seite nur schwer erkennen.

Die Wände und die Decke bestanden aus Wolken und Himmel. Es sah einerseits aus wie aufgemalt, andererseits aber wie draußen in der Natur.
 

Melody, Ray und Coud standen auf einer Art Schwelle, die sie langsam überquerten. Staunend sahen sie sich um und gingen tiefer in den Wald hinein. Alles schien ganz normal zu sein. Weiches Gras, Blätter, die von den Bäumen fielen, Eichhörnchen, die verstohlen aus den Bäumen schauten.

So schlenderten sie in den Wald hinein, bis sie auf einer Lichtung in der Mitte innehielten. Sie sahen etwas vor sich, was sie nicht einordnen konnten. Vor ihnen schwebte eine gelb/braune Lichtkugel. Um sie herum flatterte ein brauner Schal, der am Ende aus Holz gemachten Schmuck trug. Ein lieblicher Gesang gang von dieser Kugel aus. Und das Seltsame war, der Wald schien auf diesen Gesang zu reagieren. Die Bäume wankten im Einklang, obwohl kein Wind wehte.

Plötzlich drang eine Stimme aus der Kugel. „Willkommen in meinem Reich, Auserwählte.“ Melody, die sich angesprochen fühlte, ging auch das Gespräch ein. „Wer seid ihr?“ Auf ihre Worte hin wandelte sich die Lichtkugel und nahm die Gestalt eines Menschen an. Kurze Zeit später erkannte man eine Frau. Sie hatte kurze braune Haare, die an einigen Stellen unterschiedlich lang waren. Außerdem hatte sie einen großen Haarschmuck, der aus unterschiedlich langen Blättern bestand.

Sie hatte ein fransiges knielanges Kleid an, welches in mehreren Braun- und Gelbtönen gehalten war. Unter ihrem Rock sah man wieder Blätter hervorgucken. Des Weiteren hatte sie an den Ellbogen Stoffenden, an denen Bänder mit Fransen befestigt waren. Grüne Flügel und viele kleine Details rundeten ihr majestätisches Aussehen ab. Als sie antwortete klang ihre Stimme so, als wäre sie nicht von dieser Welt: „Mein Name ist . Ich bin die Göttin des Holzes.“ Überrascht sahen die drei die Gestallt an. Erst jetzt fielen ihnen Rowens Worte ein: „Um den Schlüssel zu aktivieren musst du die Prüfungen der Elemente bestehen und die fünf Göttinnen der Elemente aufsuchen.“

„Ihr seid also die erste Göttin auf unserem Weg?“, fragte Melody die Holzgöttin.

„Ja, das stimmt. Euch erwartet eine Prüfung und nur wenn ihr diese besteht, wird sich das Tor am Ende des Raums öffnen.“, sagte sie. Die Magier nickten. „Bist du bereit?“, fragte die Göttin an die Rothaarige gewand. Diese warf ihren Kollegen einen Blick zu, die ihr mit einem Lächeln signalisierten, dass sie ihr vertrauten. „Ja.“, meinte sie dann.

Die Göttin erschuf aus dem Nichts eine Harfe aus Holz und fing an zu spielen. Melody hörte die Musik tief in ihrem Herzen. Sie klang, als wäre das Lied nicht von dieser Welt. Eine tiefe beruhigende Melodie, zu der auch die Bäume einstimmen. Um die Rothaarige herum wurde es plötzlich schwarz. Es fühlte sich an, als würde sie fallen, bis sie mitten in dem schwarzen Raum innehielt.

Sie hörte viele verschiedene Stimmen um sie herum, sah aber nichts. Die Stimmen sprachen alle durcheinander und in einer anderen Sprache, sodass das Mädchen nichts verstehen konnte. Sie sah sich um, um die Quelle der Stimmen ausfindig zu machen. Melody wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr Kopf schmerzte, ihr Körper streikte und diese ständige Dunkelheit machte ihr Angst. Sie schloss ihre Augen und hörte einfach nur den Stimmen zu. Sie ließ sich treiben und konzentrierte sich, etwas zu verstehen.

Die Rothaarige kniff ihre Augen zusammen, bis sie etwas um sich spürte. Schnell öffnete sie ihre Augen wieder und glaubte nicht, was sie dort sah. Sie war umgeben von vielen großen Bäumen und Büschen. Und jetzt bemerkte sie es. Die Stimme kam von dem Bäumen! Sie hörte die Sprache der Pflanzen! Des Holzes! Nun wurde ihr alles klar. Rowen hatte es gesagt. Ihre Aufgabe war es „die Elemente zu verstehen“, was bedeutete, dass sie die Sprache der Bäume verstehen musste.

Sie sah es vor sich. Bäume, die weit in den Himmel ragten, Wälder, die ganze Länder bedeckten, Bäume , die Tieren einen Lebensraum spendeten und vor allem Bäume, die Sauerstoff herstellten.

Aber sie sah auch etwas anderes. Menschen, die ganze Wälder abholzten, Dörfer, die fast nur als Holzhäusern bestanden, Papier und Zeitungen, für die viele Bäume ihr Leben lassen mussten.

Eine Träne schlich sich über ihr Gesicht. Die Pflanzen waren ein wunderschönes Naturphänomen, welches die Menschen in ihrer Gier ausnutzen und zerstörten. Nur weil Bäume nicht atmeten, hieß das noch lange nicht, dass sie keine Lebewesen waren. Bäume brauchen Schutz… Vor allem vor den Menschen.

Daraufhin wurde ihr Körper wieder leichter und sie spürte, wie ihr Körper nach oben gezogen wurde und sie schrie. Als sich ihr Körper wieder schwerer anfühlte, öffnete das Mädchen ihre Augen und fand sich in Couds Armen wieder. Dieser sah sie besorgt an und als er eine Reaktion von ihr bemerkte, erhellte sich sein Gesicht schlagartig. „Melody?“; fragte er, als ihn das Mädchen aus ihren blutroten Augen an und… lächelte! Ja, sie lächelte ihn an und begann sich aufzurichten. „Melody?“, fragte Coud noch einmal, ließ seine Freundin aber gewähren. „Verehrte Göttin. Ich habe verstanden, was ihr mir sagen wolltet.“, lächelte sie der Göttin entgegen. Diese erwiderte die Geste und meinte: „Ja, ich habe bereits gemerkt, dass du die Gefühle anderer spüren und verstehen kannst. Bitte merkte dir das, was du gerade gelernt hast und helfe meinen Pflanzen.“ Melody lächelte noch breiter. „Ja, das werde ich. Ich weiß zwar noch nicht wie ich das anstellen soll, aber ich werde alles dafür geben. Wir Menschen haben genug angerichtet.“

Plötzlich leuchtete ihre Kette auf und einer der grauen Steine hatte nun eine gelbliche Farbe. „Das ist das Zeichen für deine bestandene Prüfung. Stelle dich nun deiner Nächsten.“, meinte Mú und sah die Gruppe mit einem warmen Blick an. „Ja.“, meine die Rothaarige und in diesem Moment öffnete sich das Tor an der anderen Seite des Raumes. „Danke.“, meinte Melody noch, bevor sich ihre Gruppe in Bewegung setzte.

Das Mädchen betrachtete die Bäume am Wegesrand und lächelte jeden an. „Melody?“, versuchte es nun Ray, da sich die Jungs nicht erklären konnten, was eben passiert war. Ihre Freundin war einfach zusammengebrochen und als sie aufgewacht war hatte sie die Prüfung schon bestanden. Und nun dieses seltsame Verhalten. Sie machten sich einfach Sorgen…

Und tatsächlich. Melody antwortete diesmal: „Ich kann sie verstehen. Ich höre die Stimme der Bäume und kann sie verstehen.“ Sie lächelte ihre Freunde an und beschleunigte ihre Schritte. Die Jungs sahen sich nur kurz an und beschlossen stillschweigend, das Mädchen einfach machen zu lassen. Sie würde später schon alles erzählen.
 

Etwas später durchquerten sie das Tor und fanden sich in einem der schwarzen Gänge wieder. Sie gingen durch die Dunkelheit und erreichten das nächste Tor, welches sogleich geöffnet wurde. Dahinter befand sich eine riesengroße Stadt, welche nur aus Metall bestand. Der ganze Raum war ausgefüllt von riesigen Wolkenkratzern. Nur die zahlreichen Straßenschluchten ermöglichten das Vorankommen.
 

Eine Straße verlief einmal quer durch die Stadt und von ihr gingen zahlreiche kleine Straßen in alle Richtungen aus. Staunend schlenderte die Gruppe die Hauptstraße entlang, bis sie auf einem großen Platz in der Mitte der Stadt standen. Wenige Sekunden später tauchte auch die Göttin des Metalls auf. „Mein Name ist Jìn. Freut mich euch zu sehen.“ Sie hatte lange lilafarbene Haare, in der sich eine große weiße Feder als Schmuck befand. Außerdem hatte sie noch anderen Schuck im Haar. Ihr Kleid war trägerlos und die oberste Stoffschicht war weiß. Unter ihrem Rock sah man jedoch noch zwei lilafarbene Stoffebenen. Die Göttin trug dazu noch einen weißen Stoffstreifen, der sie rumflatterte. Eine Auffälligkeit war das große zartlilane Tuch an ihrem rechten Arm.

„Uns freut es auch sie kennen zu lernen. Ich bin hier um mich der Prüfung zu stellen.“, begann Melody das Gespräch. „Du bist sehr mutig und ich sehe ein reines Herz in dir.“ Melody lächelte verlegen. „Kämpfe für alle Lebewesen.“, sagte die Göttin und um die Rothaarige wurde es wieder schwarz und sie fiel erneut in den unendlichen Raum. Doch eines war anders. Das Mädchen hatte keine Angst mehr. Sie schloss die Augen und versuchte auf ihre Umgebung zu achten. Und tatsächlich. Wieder hörte sie Stimmen. Doch diesmal war es anders. Man konnte es eher als Geräusche als als Stimmen bezeichnen. Jedoch war es ein melodisches, rhythmisches Geräusch.

Melody lauschte den Geräuschen und versuchte sich in sie hinein zu versetzten. Und es gelang ihr auch. Sie öffnete ihre Augen und war wieder zwischen Häusern aus Metall. Doch diesmal schwebte sie zwischen den Häusern und stand nicht auf einem festen Boden.

Das Mädchen überlegte. Metall wurde aus Steinen gewonnen und durchzog das Gestein wie Adern. Das Metall ist ein wichtiges Element, welches den Menschen erlaubt, ihren Lebensstil fortzuführen, indem sie riesige Wolkenkratzer und Autos bauen können.

Doch auch hier haben die Menschen keinen Respekt. Sie sprengen ganze Berge und beuten so die Natur aus. Die Menschen sollten lernen Das Metall nicht als selbstverständlich anzusehen, sondern es als etwas Außergewöhnliches zu betrachten…

Ein Licht umschloss das Mädchen und wieder wurde ihr Bewusstsein aus der schwarzen Tiefe gerissen, bis sie sich wieder in ihrem Körper befand. Sie öffnete ihre Augen und sah wieder ins Couds Gesicht. Wie gerne würde sie es berühren, ihn spüren, doch sie konnte nicht. Also richtete sie sich, so schnell es ihr Kreislauf zuließ, wieder auf und stellte sich erneut der Göttin gegenüber, die sie erwartungsvoll ansah.

„Die Menschen beuten das Metall aus und sehen nicht, was für ein wunderbares Element es ist und wie wichtig es für unser Leben sein wird.“

Die Göttin lächelte. „Du lernst schnell. Wenn es doch nur mehr Menschen wie dich geben würde... Dann stände die Welt nicht vor so einer schweren Entscheidung.“

Melody sah ihr trauriges Gesicht und wusste was sie fühlen musste. In diesen Tagen eine Göttin zu sein, war bestimmt nicht einfach.

„Macht euch keine Sorgen. Wir werden die Welt ändern. Niemand sollte leiden. Unsere Welt ist ein Wunder.“, lächelte die Rothaarige, was die Göttin sehr berührte. „Danke.“, lächelte nun auch sie.

Wieder glühte Melodys Sternenkette und ein weiterer Stein erstrahlte in einer neuen Farbe. Diesmal war es die Farbe lila.

Weiter hinten im Raum öffnete sich kurz darauf das riesige Tor, welches die Gruppe zu der nächsten Göttin führen sollte.
 

Die Gruppe machte sich auf den Weg und durchquerte die Stadt aus Metall. Melody fiel etwas weiter zurück. Ihre Kräfte ließen nach und ihr Körper wurde schlapp. Die Prüfungen waren anstrengend, auch wenn sie nicht im Sinne von körperlich anstrengend waren. Ihren Geist forderten diese Prüfungen bis an ihre Grenze. Deshalb verschwamm nun ihre Sicht etwas und das Gehen fiel ihr zunehmend schwerer. Jedoch wollte sie keine Pause machen. Sie wollte ihre Aufgabe erfüllen und die Welt so schnell wie möglich retten. Das hatte sie sich und allen anderen geschworen…

„Melody? Geht’s dir nicht gut?“ Couds Stimme riss sie aus ihren Gedanken, was sie ein wenig hochschrecken ließ. Coud sah ihr besorgt in die Augen und Melody blickte zurück in seine. Er stand direkt vor ihr, jedoch blickte sie schnell zur Seite. „Ja, mir geht es gut. Ich bin nur ein wenig müde.“ Sie versuchte zu lächeln, was aber eher gequält aussah.
 

Schnell huschte sie an ihm vorbei. Vielleicht ein bisschen zu schnell, denn ihre Beine gaben kurz nach. Doch sie fiel nicht, da jemand sie von hinten an den Schultern fest hielt. Und sie wusste schon, wer es war, ohne hinzusehen.

„Lass uns kurz eine Pause machen. So bringt das dir und uns anderen nichts.“, meinte Coud freundlich.

„Nein, nein. Geht schon. Lasst uns einfach weiter gehen.“, meinte das Mädchen und löste sich aus Couds Griff.
 

Nach einigen Schritten spürte sie auf einmal, wie sie hochgehoben wurde und stieß einen kleinen Schrei aus. Sie sah nach oben und blickte in Couds Gesicht. Erst jetzt bemerkte sie, was passiert war. Coud hatte sie hochgehoben und trug sie nun auf den Armen!

Peinlich berührt und mit hochrotem Kopf strampelte das Mädchen mit ihren Armen und Beinen und redete auf den Blonden ein. „Coud! Was machst du denn?! Lass mich runter!“ Doch der Angesprochene reagierte nicht.

„Coud!“, schrie sie und diesmal antwortete dieser auch: „Du bist total fertig. Wenn du schon keine Pause machen willst, dann trag ich dich eben solange. Also hör auf zu strampeln und ruh dich aus.“ Er sah sie mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldete.

Seufzend nahm Melody die Situation hin. Ihr war es total peinlich und war innerlich sehr froh, dass niemand in der Nähe war.

Bis auf Ray. Dieser betrachtete, vergessen von seinen Teamkollegen, die ganze Szene.
 

Bald standen sie vor der nächsten Tür, die zu ihrem Empfang von alleine aufschwang. Doch alles was sie sahen war… Sand…

„Wo sind wir denn hier gelandet?“, fragte Coud an die Gruppe gewandt.

„Sieht aus wie eine Wüste. Wir sind wohl bei der Göttin der Erde.“, schlussfolgerte Ray.

Melody sah sich staunend um. Denn trotz der Wüste, in der sie sich befanden, war ihr nicht mal heiß. Es war nur eine angenehme Wärme in diesem Raum, die jedoch noch lange nicht an die Hitze einer Wüste herankam.

Sie gingen geradeaus, da sie die Göttin, wie in den Räumen zuvor, in der Mitte des Raumes vermuteten. Und sie wussten sofort, wann sie diese erreicht haben. Denn an einer Stelle trafen sich mehrere Erdtypen. Sand, Erde und Gestein. Sie liefen in einem Punkt zusammen. Und genau da schwebte eine grüne Lichtkugel, die sich sogleich in die Göttin der Erde verwandelte. Sie hatte grüne Haare, die mit zwei großen Federn und weiterem Schmuck verziert waren. Sie hatte ein grünes, reichverziertes Kleid, welches eine sehr lange Schleppe hatte, die an ihrer Hüfte anfing. Außerdem trug sie eine kurze grüne Hose unter dem Kleid und Stiefel bis kurz unter die Hose.

„Melody und ihre Freunde. Ich freue mich euch zu sehen. Mein Name ist und bin die Göttin des Elements Erde. Ihr seid hier um die Prüfung zu bestreiten, hab ich recht?“, begann die Göttin das Gespräch und erst jetzt setzte Coud Melody ab, die er die ganze Zeit getragen hatte. Mit rotem Kopf ging sie schnell zwei Schritte nach vorne, bevor Coud sowas noch einmal tut.

„Ja, ihr habt Recht. Lasst mich bitte die Prüfung machen.“

„Aber natürlich.“, lächelte die Göttin. „Du bist ziemlich erwachsen für dein Alter. Verlier dich dabei nur nicht selbst.“

Gerade als die Rothaarige nachfragen wollte, was sie damit meinte, fiel sie schon wieder in den dunklen Raum. Sie lauschte und konnte ein weiteres Mal viele verschiedene Stimmen hören. Sie öffnete die Augen und sah kleine Sandkörner an ihr vorbeirauschen, Steine jeder Größe und sogar ganze Landstriche.

Die Erde gibt den Menschen einen Platz zum Leben. Ohne einen Boden könnten weder die Menschen noch Tiere und Pflanzen überleben. Sie beherbergt Mineralien, die für die Pflanzen wichtig sind.

Doch die Menschen betonieren sie zu und bauen ihre Häuser darauf. Sie verschmutzen diese Erde mit Müll und anderen Substanzen. Menschen zerstören den Boden unter ihren Füßen, obwohl sie ohne ihn nicht leben könnten.

Das Mädchen spürte, wie sie wieder nach oben gezogen wurde und in Couds Armen aufwachte. Wie davor auch, wandte sie sich gleich an die Göttin, die sie schon freundlich anlächelte.

„Menschen zerstören den Boden, auf dem sie leben und sind dabei sich so selbst zu vernichten.“, wiederholte Melody ihre Gedanken.

„Beschütze sie.“, meinte die Göttin nur und Melodys Kette begann erneut zu leuchten. Ein weiterer Stein färbte sich. Diesmal wurde er grün.

„Danke.“, lächelte das Mädchen und machte sich gleich mit ihren Freunden auf den Weg zu dem offenen Tor am Ende des Raumes.
 

„Super, Me-chan! Jetzt haben wir schon drei von fünf Prüfungen bestanden!“, freute sich Coud. Für den Spitznamen erntete er einen bösen Blick von seiner Freundin, welche danach aber auch lächeln musste.

„Wir schaffen das!“, meinte sie nur und so setzten sie ihren Weg fort, bis sie den nächsten Raum betraten. Doch diesmal war es seltsam. Sie betraten den Raum und die Tür schloss sich sofort hinter ihnen, doch sie sahen nichts. Der ganze Raum war leer. Verwundert sahen sie sich um, bis Coud auf einmal etwas stotterte: „Seht… Seht mal nach… unten.“

Sofort sahen auch die anderen beiden runter und konnten kaum glauben, was sie dort sahen. Unter ihnen befand sich ein riesiger Ozean und sie standen oben drauf! Erschrocken wich Melody einen Schritt zurück, als auch schon der Boden unter ihren Füßen nachgab. Mit einem lauten ‚Platsch‘ landeten alle drei in dem kalten Wasser. Oder auch nicht kalt. Eigentlich spürten sie keine Kälte. Melody ahnte, was Sache war und während die anderen versuchten, an die Oberfläche zu schwimmen, blieb das Mädchen an ihrem Platz. Es war, wie sie es sich gedacht hatte…

Lächelnd drehte sie sich zu ihren Freunden um. „Hey Jungs. Keine Panik. Wir können hier unten Atmen und sogar sprechen.“ Erschrocken darüber, hielten sie in der Bewegung inne und… atmeten! Unter Wasser. Das Mädchen hatte tatsächlich Recht!

„Gut erkannt.“ Vor den dreien tauchte eine blaue Lichtkugel auf, die sich gleich in eine Frau verwandelte. Sie hatte blaue Haare, die zu einem Zopf gebunden waren. Über ihrem Kopf schwebten an beiden Seiten weiße Ringe, die mir einigem Schmuck verziert waren. Sie hatte ein blaues Kleid, was sich am unteren Ende einfach in Wasser auflöste. Es sah aus, wie ein Wasserfall, der ständig fließt. Darunter trug sie blaue Leggins.

„Mein Name ist Shùi und bin die Göttin des Wassers. Ich begrüße euch.“, stellte sich die Göttin vor.

„Vielen Dank.“, lächelte Melody zurück.

„Du bist diejenige, die die Prüfungen machen will?“, fragte sie an die Rothaarige gewandt. Diese nickte: „Ja, das stimmt. Bitte lasst mich die Prüfung machen.“ Ein Lächeln der Göttin und schon wurde es Melody schwarz vor Augen.

Sie lauschte und hörte Stimmen, die aus allen Richtungen kamen. Um das Mädchen herum schwebten viele einzelne Wassertropfen, die zu singen schienen. Es war ein beruhigender Klang.

Das Wasser ermöglicht das Leben auf diesem Planeten. Nur durch Wasser können Menschen, Tiere und Pflanzen überleben. Es bietet aber auch selber einen Lebensraum für Millionen Lebewesen.

Doch die Menschen verschmutzen es mit Müll und Giften. Sie sperren das Wasser in Betonmauern ein und jagen die Fische, bis sie vom Aussterben bedroht sind. Doch ohne Wasser könnte niemand auf diesem Planeten überleben. Auf dem blauen Planeten…

Melodys Bewusstsein wurde wieder in ihren Körper zurückgeholt und sofort berichtete sie der Göttin ihre Erlebnisse. „Die Menschen zerstören die Ader dieses Planeten. Zerstören ihre eigene Chance zu leben.“

„Beschütze sie.“, lächelte die Göttin und ein neuer Stein in Melodys Kette erstrahlte in einem dunklen blau.

„Nun macht euch auf den Weg zu der letzten Prüfung.“, fügte die Göttin noch hinzu.

„Ja. Danke.“, lächelte Melody und die drei verschwanden in Richtung Ausgang.
 

++++++
 

Die Pause verlief wie jede andere auch. Mit der Ausnahme, dass ich ständig nach Kazune Ausschau hielt. Einmal sah ich ihn auch, als er über den Schulhof lief und jemanden zu suchen schien. Und ich ahnte auch wen… Doch ich hob schnell eines meiner Schulbücher hoch, sodass er mein Gesicht nicht sehen konnte, bis er wieder verschwunden war.
 

Nun legte ich meinen Manga weg, obwohl noch fünf Minuten Pause war. Ich blieb unter dem Baum sitzen und schloss die Augen. Der Wind wehte und spielte an meinen Haaren. Ich fröstelte leicht, doch ich kümmerte mich nicht drum. Seit gestern Abend schien ich wieder die alte Lina zu sein. Trübe Gedanken, schlechte Laune und die Mir-ist-alles-egal- Einstellung. So wie ich war, bevor ich Kazune traf. Doch ich wollte nicht wieder so werden! Nein, nicht noch einmal! Ich musste Kazune vergessen. So, als ob ich ihn nie im Regen getroffen hätte. Ganz einfach. Meine erste Liebe… vergessen…

Das Pausenklingeln zwang mich dazu, wieder in die Klasse zurückkehren.
 

++++++
 

Nach der letzten Stunde ließ ich mir wieder mehr Zeit als sonst. Ich wartete sogar so lange, dass die Schule wie leergefegt war. Langsam schlenderte ich durch die leeren Gänge und verließ die Schule. Auch die meisten Lehrer waren schon gegangen.

Ich ging langsam und in Gedanken versunken durch die, von der untergehenden Sonne orangefarbenen, Straßen. Eine Weile geschah nichts, bis jemand aus einer Seitenstraße trat und sich mir in den Weg stellte. Ich erschrak tierisch, da ich dachte es wäre Kazune, doch er war es nicht. Beim zweiten Hinsehen erkannte ich, dass es Taro war. Kazunes Bruder. „Ich bringe dich nach Hause.“, sagte er ruhig. Ich wollte ihm widersprechen, doch er sah mich mit einem Blick an, der keinen Widerspruch dultete. Ich seufzte. So musste Melody sich fühlen, wenn Ray das Wort erhob…

Also ging ich weiter und der Blauhaarige neben mir. Seine Augen und Haare schimmerten im Licht der Sonne fast schon schwarz. Nur kleine Lichtpunkte ließen auf seine eigentliche Haarfarbe schließen.

Einige Minuten vergingen, in denen keiner was sagte. Taro war der Erste, der dann das Wort ergriff: „Du meidest meinen Bruder, nicht wahr?“ Ich antwortete nicht und sah nur stur auf den Fußboden vor mir. Er wusste ja, dass es stimmte.

„Er hat dich heute den ganzen Tag gesucht.“, fügte der Junge noch hinzu. Ich schluckte schwer. Ein Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet. Ich wusste zwar, dass er mich gesucht hatte, bekam aber dennoch ein schlechtes Gewissen, weil ich mich vor ihm versteckt hatte.

Taro seufzte leicht. „Er ist seit gestern so anders als sonst. Sein ständiges Lachen ist verschwunden und er ist seltsam teilnahmslos. Ihn scheint die ganze Sache sehr mitzunehmen.“

Ich blieb stehen. Haare verhängten mir das Gesicht, sodass niemand sehen konnte, was in mir vorging. So viele Worte und Gedanken kamen mir in den Sinn, doch trotzdem blieb ich stumm und behielt alles für mich. Ich fraß alles in mich hinein.

„Bitte rede mal mit ihm.“, meinte der Blauhaarige noch, nachdem er ebenfalls stehen geblieben war. Ich hörte etwas Traurigkeit aus seiner sonst so gefühlsarmen Stimme heraus. Das schlechte Gewissen schlich immer weiter in mir hoch. Zum ersten Mal meldete ich mich zu Wort: „Ich… Ich kann nicht.“ Taro sah mich ruhig an. „Ich weiß selber nicht, was ich fühle und was ich will. Wie soll ich da mit ihm reden? Ich würde ihm nur noch mehr wehtun.“, sagte ich leise.

Immer noch regte er sich nicht. Ich sah ihn an. An seinen Zügen war etwas anders als sonst, doch ich wusste nicht was. „Überleg es dir noch mal. Ihr macht euch nur beide unglücklich.“, meinte Taro und ging alleine davon. Einige Zeit sah ich ihm nach, bis auch ich nach Hause ging.

Die Macht des Feuers und der Zauber der Erinnerungen

Gerade fertig geworden. =3

Das wahrscheinlich vorletzte Kapitel der Geschichte.

Das Kapi ist auch wieder um einiges besser als das Letzte. ._.

Tja ja. ;)
 

Dann viel Spaß beim Lesen. =3

LG, FlameOfHeaven
 


 

Kapitel 12 – Die Macht des Feuers und der Zauber der Erinnerungen
 

Am Morgen schlief ich aus und stand erst um 10 Uhr auf. Wie immer ging ich ins Bad und frühstückte danach erstmal. Ich saß am Küchentisch und sah aus dem Fenster. Der Himmel war aufgelockert, aber dennoch von Wolken übersaht. Nur ab und zu fand die Sonne eine Lücke zum Durchscheinen.

Spontan entschloss ich in den Park zugehen und packte ein paar Sachen ein. Ich ging nach draußen und lief in die Richtung des kleinen Parks. Nach ca 15 Minuten passierte ich den Brunnen von gestern. Wie angewurzelt blieb ich stehen und sah auf die Stelle, an der Kazune gestern das Mädchen geküsst hatte. Die Bilder kehrten in mein Bewusstsein zurück und ich wurde wütend. Als ich es selber bemerkte schüttelte ich schnell wild meinen Kopf und ging, stur geradeaus guckend, weiter.

Weitere fünf Minuten später erreichte ich einen kleinen Park. Ein kleiner Kiesweg führte einmal durch den drei Fußballfelder großen Park, der von Bäumen gesäumt war. Kinder spielten und Ehepaare führten ihre Hunde aus.

Ich huschte unter eine große Eiche um in ihrem Schatten weiter zu zeichnen.
 

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Sie liefen durch einen weiteren schwarzen Tunnel und erreichten bald das nächste und letzte riesige Tor. Sogleich schwang es auf und die Gruppe trat ein. Nun standen Melody und ihre Freunde in einer riesigen Vulkanlandschaft und um sie herum dampfte die heiße Lava.

Vorsichtig und darauf bedacht nicht in eine der Lavaspalten zu treten, machten sie sich auf den Weg die letzte Göttin zu treffen. Melody war müde. Ihre Arme und Beine waren schwer und das Laufen fiel ihr von Minute zu Minute schwerer. Nur ihre Entschlossenheit alles zu geben brachte sie dazu, zu kämpfen. Gegen ihren eigenen Körper zu kämpfen.

Ihre Kameraden beobachteten Melodys Zustand, und warfen ihr heimlich besorgte Blicke zu, doch sie unternahmen nichts. Das Mädchen sprühte förmlich vor Entschlossenheit. Die Jungs wussten, dass es keine Möglichkeit gab, sie von ihrem Vorhaben zu abzubringen.

Ihre roten Augen starrte sie stur geradeaus und bei jedem kleinen Geräusch zuckte sie kaum merklich zusammen. Innerlich kochte das Mädchen und ihre Gefühle spielten verrückt. Angst, Wut, Enttäuschung, Freude und so viel anderes, was sie nicht mal zuordnen konnte. Dieses Gefühl der Fülle machte ihr noch mehr Angst, als sie sowieso schon hatte. Doch nun war nicht der Zeitpunkt um zu zweifeln, denn bald würde sie der Feuergöttin gegenüber stehen.
 

Melody überlegte innerlich, ob diese Prüfung genauso ablaufen würde, wie die anderen zuvor. Doch etwas in ihr meinte, sie solle die letzte Prüfung nicht unterschätzen. Diese Stimme sagte, dass das jetzt die schwierigste Prüfung überhaupt werden würde.

Dieser Gedanke schnürte der Rothaarigen die Luft ab, sodass sie ihn schnell in die hinterste Ecke ihres Kopfes verbannte.
 

Ein heißer Dampf stieg aus den Felsspalten herauf und ließ die Schweißdrüsen der Gruppe auf Hochtouren arbeiten, um die Körper wieder herunter zu kühlen.

Nach weinigen Minuten, die dem Mädchen wie Stunden vorkamen, erreichten sie eine große Insel aus Felsen, die von einem Fluss glühender Lava umzäunt wurde. Am Horizont, was auch gleichzeitig die Wand dieses Raumes war, konnte man mehrere dampfende Vulkane sehen.
 

In der Mitte der Felslichtung schwebte eine rot/goldene Lichtkugel, um die ein Ring aus Feuer tänzelte. Als sich die Kugel zu wandeln begann, löste sich der Feuerring auf und schwebte nun als kleine Flammen um die Gruppe herum. Aus dem Licht formte sich eine wunderschöne junge Frau.

Sie hatte ihre roten Haare mit einem braunen Haarschmuck zu einem Zopf gebunden. Doch das Außergewöhnliche daran war, dass sich ihre Haare am Ende in Flammen auflösten.

Sie hatte ein rot/goldenes Schulterfreies Oberteil an und dazu passende Handschuhe. Über ihrer braunen Hose hatte sie eine Art Rock an, der aber nur aus sich bewegenden Flammen bestand. An einem Bein hatte sie einen rot/goldenen Stiefel, an dem anderen trug sie eine Art Verband.
 

„Mein Name ist Hùo und ich bin die Göttin des Feuers und der Sonne.“, sagte die Gestalt, die nun vor der Gruppe schwebte. Melody stellte sich ihr entgegen, während die Jungs hinter ihr warteten.

„Melody. Ich habe dich erwartet. Ich freue mich, dass du bis hierher gekommen bist.“

Die Angesprochene lächelte etwas gequält. „Ich danke euch.“

Auch die Göttin blickte, bei Melodys Gesichtsausdruck, etwas beschämt und lächelte traurig. „Ich weiß, dass das sehr hart für dich sein muss. Du bist so ein junges, süßes Mädchen und musst dich solchen Gefahren stellen.“ Das Mädchen sagte nichts und sah nur zur Seite. Das Lächeln der Göttin verschwand.

„Es tut mir so leid. Ich wünschte, wir könnten es dir ersparen, doch du bist die Einzige, die uns erlösen kann. DU hast Kräfte, die sich andere nur wünschen können.“

Diese Worte ließen Melody aufhorchen. „Wie bitte? Ich soll irgendwelche besondere Kräfte haben?“, fragte sie ungläubig. Am liebsten hätte die Rothaarige laut aufgelacht, so lächerlich hörte es sich in ihren Ohren an. Sie konnte doch gerade mal ein paar Flammen heraufbeschwören und das war es auch schon. Was für Kräfte konnte sie besitzen, mit denen sie eine ganze Welt retten sollte?

„Du kannst mir nicht glauben, hab ich Recht?“ Das Mädchen blieb wie aus Stein gemeißelt stehen. Ihre Augen starrten ungläubig auf die Göttin. Es erschreckte sie, den ernsten Unterton in der Stimme der Frau zu hören. Bis zuletzt hatte sie auf einen Scherz oder einen Test gehofft, doch es schien wirklich ihr Schicksal zu sein…

„Armes Mädchen...“, meinte die Feuergöttin, doch sie hielt in ihrem Satz inne, da die Reaktion des Mädchens vor ihr, sie verwunderte. Diese lächelte nun die Göttin an und jede Angst und jeder Zweifel war verschwunden. Pure Freude und Erwartung blitze in ihren Augen.

„Es ist ok. Ich habe mich bereits damit abgefunden. Wenn ich der Welt so helfen kann, dann will ich es auch tun.“, lächelte die Rothaarige.

Auch das Gesicht der Göttin erhellte sich sichtlich. „Das freut mich sehr. Willst du dann gleich mit der Prüfung beginnen?“ Das junge Mädchen nickte. Und damit begann die schwerste Prüfung ihres Lebens…
 

Melody fiel wieder in einen leeren, schwarzen Raum. Doch so sehr sie auch lauschte; sie hörte keine Stimmen. Der Raum war einfach leer. Verwundert sah sich das Mädchen um, aber außer sich selber war niemand dort. Langsam begann das Mädchen panisch zu werden. War sie Schuld, dass nichts passierte? Konnte sie sich nicht richtig konzentrieren?

Voller Panik sah Melody sich immer wieder um und hoffe so, irgendetwas zu sehen. Ein kleiner Hinweis hätte ihr schon genügt. „Was soll ich denn nun machen?“, schrie sie in die Dunkelheit, aber niemand antwortete ihr.

Nichts geschah… Bis… Ihr Körper verkrampfte und unglaubliche Schmerzen zuckten durch ihren ganzen Körper. Schreiend ließ sie sich auf ihre Knie fallen; sofern das in ihrer schwebenden Position machbar war. Die Schmerzen waren heftig. So heftig, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb. Dieses Gefühl war sogar noch stärker, als damals, wo Melkore in ihren Körper eingedrungen war. Sie kauerte sich zusammen und schrie einfach nur aus voller Kraft.
 

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„Melody! Melody! Was ist denn los? Hörst du mich? Wach auf! Melody!“ Coud hatte seine Freundin in den Armen, die sich total verkrampfte. Schweiß rann ihr die Stirn herab und ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Coud sah besorgt auf seine Freundin und auch Ray schien innerlich aufgewühlt. Er hasste es, seine Freundin leiden zu sehen…

„Was passiert mit ihr?“, schrie Coud nun schon fast in Richtung der Göttin. Man konnte ihm ansehen, dass er es hasste, nichts unternehmen zu können. Seine beste Freundin und Frau, die er liebte, lag in seinen Armen und schien höllische Schmerzen zu haben.

Die Göttin sah traurig auf das krampfende Mädchen. „Sie macht gerade die schwierigste Prüfung ihres Lebens. Es tut mir so Leid, dass ich ihr das antun musste…“

Völlig entgeistert sahen Ray und Coud die Frau an. „Was geschieht mit ihr?“, brachte nun Ray raus, dessen Stimme sich anhörte, als wäre es nicht seine eigene. So viel Angst und Trauer schwang darin mit, dass Coud sich wundern musste, dass er noch nicht zusammengebrochen war.

Eine Minute schwieg die Göttin ehe sie anfing alles zu erklären: „Ihr wisst doch, zu welchem Element das Mädchen und ihre Familie gehören, stimmt’s?“ Ein Nicken von Seiten der Jungen. „Und ihr wisst auch, welches Element ich beherrsche, hab ich Recht?“ Wieder ein zustimmendes Zeichen. Langsam verstanden sie auch, worauf die Göttin hinaus wollte.

„Da wir von demselben Element abstammen, reagiert der Körper des Mädchens auf die Umgebung. Das hier ist ein heiliges Land, in das normalerweise keine Außenstehenden kommen können. Von daher ist ihr Körper in einer Situation, die er nicht kennt. Das Feuer in ihr reagiert wodurch das Mädchen höllische Schmerzen haben muss.“ Die Göttin stoppte kurz um, wie die beiden Jungen, traurig und voller Sorge, die Rothaarige zu mustern, die weiter zu kämpfen schien.

„Sie muss gerade nicht nur die Prüfung des Elements bestehen, sondern auch sich selber verstehen und mit dem Drachen in ihrem Körper Frieden schließen. Wenn sie diese drei Dinge nicht schafft, dann…“ Doch weiter kam die Frau nicht. Ihre Stimme versagte bei dem Gedanken und auch die Magier mussten schwer schlucken. Im Moment konnten sie nichts weiter tun, als dort zu sitzen und ihrer Freundin zu vertrauen. Ihr Glück zu wünschen und für sie da zu sein…
 

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Melody kämpfte. Sie wollte nicht aufgeben, auch wenn diese Schmerzen sie an den Rand des Wahnsinns trieben. Wäre irgendwo eine Wand gewesen, hätte sie am liebsten ihren Kopf dagegen geschlagen, nur um sich von den Schmerzen, die ihren Körper zu lähmen drohten, abzulenken.

Schmerzen, immer nur Schmerzen. Das war alles, woran sie denken konnte. Es gab nur einen Gedanken in ihrem Kopf: Ich werde sterben. Sie hatte sich bereits aufgegeben. Ihr Körper hatte aufgegeben und signalisierte ihr nun, dasselbe zu tun. Und langsam sah sie keinen anderen Ausweg mehr. Sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, als…

Vor ihrem Auge tauchte ein Bild auf. Coud und Ray standen ihr lächelnd gegenüber. Sie schienen sich wieder zu kabbeln, da Coud wild zu schimpfen anfing und sein großer Freund nur lachend daneben stand. Und da sah sie es. Sich. Diese Szene musste aus ihrer Vergangenheit stammen. Sie und die Jungs waren ca 10 Jahre alt. Lachend tollten sie herum und der jetzigen Melody schlich sich ein leichtes Lächeln auf das Gesicht.

Dann wandelte sich das Bild. Nun sah sie ihre Eltern mit einem kleinen rothaarigen Baby, welches gerade mit ihrer Zauberkraft eine Pflanze anzündete. Lachend versuchten die Eltern den Brand zu löschen, während das kleine Mädchen fröhlich zusah.

Als sich Melody an diese Szene erinnerte, wuchs ihr kleines Lächeln zu einem großen. Sie hatte als Kind oft Dinge in Brand gesetzt und heute fragte sie sich, warum sie eigentlich nie richtig Ärger bekommen hatte.

Ein weiteres Mal wandelte sich das Bild. Doch statt einem einzigen Bild erschienen nun mehrere bewegte Erinnerungen um sie herum. Sie sah Missionen von früher, als sie Menschen gerettet hatten. Sie sah Kinder, die Melody zum Spielen einluden, nachdem sie und ihre Freunde das Dorf gerettet hatten. Dann sah sie noch Ken, seine Frau und die Kinder, die Melody lachend empfingen.

So vielen Menschen hatte sie geholfen. So viele Menschen konnten wieder lachen, nachdem ihre Freunde und sie ihre Probleme gelöst hatten. Sie konnte doch jetzt nicht aufgeben! Nur wegen ein paar Schmerzen! Auch diese mussten irgendwann vorbeigehen… Sie war die Einzige, die die Macht hatte, Dinge zu verändern. So viele andere würden es gerne tun und können nichts ausrichten. Melody hatte die Macht etwas zu erreichen und deshalb durfte sie nicht aufgeben!
 

So schwer es für das Mädchen auch war, sie versuchte sich dennoch zu entspannen. Sie streckte ihren Körper und stellte sich wieder aufrecht hin. Nun begann sie ihre Augen zu schließen und sich zu konzentrieren. Auf sich selbst.

Sie lauschte in ihren Körper hinein… und tatsächlich! Sie hörte die Stimme des Feuers aus ihrem Körper sprechen! Darum war ihr Element das Feuer. Es war vorherbestimmt…

Doch da war noch etwas anderes. Sie spürte noch eine andere Kraft in sich. Das musste Melkore sein! In ihr lebte die Macht einer ganzen Generation von Drachen. Aber war das jetzt ein Teil ihres Körpers? War sie jetzt ein Mensch mit der Macht eines Drachen? Oder war es immer noch Melkore, der in ihr lebte? Das Mädchen fühlte diese fremde Macht nicht als Teil ihres Körpers. Es war vielmehr so, dass es zwei verschiedene Kräfte waren, die parallel existierten. Doch konnte Melody diese andere Macht nicht auch nutzen? Der Drache hatte sie erwählt. Sie zu seiner Nachfolgerin bestimmt. Also warum sollte er dann nicht wollen, dass sie auch seine Macht benutzte?

Jetzt, wo das Mädchen genauer darüber nachdachte, erkannte sie, dass sie es noch nie wirklich versucht hatte. Noch nie hatte die Rothaarige versucht, sich an diese Macht zu wagen. Angst verbot es ihr. Doch nun ließ sie es zu. Dafür schaltete das Mädchen den Schutzschild um ihr Herz ab. Ein neues Gefühl brodelte in ihr. Ein neuer Mensch schien zu erwachen. Jemand, der die Macht des Drachens beherrschte…
 

Melody spürte, wie sie sich veränderte. Ihr Körper wurde in ein goldenes Licht getaucht. Doch nicht nur innerlich veränderte sich etwas, sondern auch äußerlich. Ihr wuchsen wieder diese goldenen Drachenflügel, mit dem Unterschied, dass es überhaupt nicht weh tat. Nun, da sie die Macht akzeptiert hatte, musste sie nicht mit Gewalt zum Vorschein kommen.

Ihr wuchsen neben den Flügeln auch noch ein langer roter Schwanz, wie er für einen Drachen typisch war, und zwei kleine goldene Hörner auf ihrem Kopf. Ihre Augen wandelten sich von der menschlichen Form in die Form eines Drachenauges. Nun wurde sie endgültig zum Drachen. Ihr Inneres brodelte, im wahrsten Sinne des Wortes, doch es tat ihr nicht weh. Eine wohlige Wärme breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, was das Drachenmädchen sichtlich genoss.

Damit war ihre Transformation abgeschlossen. Sie sah nun aus, wie eine Mischung aus Mensch und Drache und irgendwie… gefiel ihr der Anblick. Was das alles genau zu bedeuten hatte, wusste das Mädchen noch nicht, dennoch ließ sie es geschehen. Von nun an sollte es kein zögern mehr geben.
 

In ihrer Gestalt als Drache hielt sie auf der Stelle inne, schloss die Augen und lauschte in die Schwärze. Und tatsächlich. Diesmal hörte sie Stimmen, und als sie ihre Augen wieder öffnete tanzten kleine Lichtpunkte um sie herum. Bei genauerem Hinsehen erkannte man die Lichtpunkte als Flammen. Viele kleine gold/rote Flammen, welche ihr eigenes Leben zu führen schienen. Melody streckte die Hand aus und prompt landete eines der Flämmchen auf ihrer Hand. Die Rothaarige lächelte, als ob sie ein kleines Lebewesen betrachtete.

Das Feuer gibt den Menschen Wärme. Schützt sie vor Kälte und dem Tod. Die Sonne, die nichts weiter als ein riesiges Feuer ist, lässt die Erde leben. Pflanzen, Tiere und Menschen können nur existieren, solange die Sonne ihre schützende Hand über sie legt.

Doch die Menschen missbrauchen das Feuer. Sie legen Brände um andere Menschen zu töten und sehen es nun als selbstverständlich an. Doch das Feuer lässt sich das nicht bieten. Hausbrände, Vulkanausbrüche und Hitzewellen suchen die Länder heim und fordern viele Menschenleben.

Aber… Es muss einen anderen Weg geben, dachte sich das Mädchen. Den Menschen muss so einiges klar gemacht werden. Jedoch nicht damit, dass andere Menschen ihr Leben verlieren…
 

Melodys Bewusstsein kehrte erneut in ihren Körper zurück. Als ihr Geist wieder leichter wurde, öffnete sie ihre Augen und blickte in erstaunte Gesichter. Das Mädchen bemerkte, dass die in der Luft schwebte und, dass sie sämtliche Drachenmerkmale an sich spürte. Das, was also eben in ihrem Bewusstsein passiert war, war auch in der Realität passiert. Das hieß, dass sie wirklich die Kräfte des Drachens beherrschen konnte.

Freundlich lächelte Melody ihre beiden Freunde an, welche sie ganz entgeistert anstarrten.
 

Wenige Minuten zuvor, hatte der Körper des Mädchens aufgehört zu krampfen. Die drei Anwesenden waren erleichtert gewesen, bis ihr Körper auf einmal von Geisterhand in die Luft gehoben wurde. In diesem Augenblick wuchsen ihr Flügel, Hörner und vieles veränderte sich. Melody transformierte, vor ihren Augen! Geschockt hatten Ray, Coud und die Göttin dem Schauspiel zugesehen und als die Prozedur stoppte, öffnete sie auch schon ihre Augen.
 

Nun stand, oder besser gesagt, flog sie vor ihnen und lächelte glücklich. „Ich habe es geschafft. Ich habe die Botschaft des Feuers verstanden, meinen Körper unter Kontrolle und endlich Melkores Macht übernommen. Ich bin nun der neue Drache.“

Fasziniert hatten die Anwesenden diese Worte aufgenommen.

Die Göttin war die Erste, die sich regte. „Wie ich höre, und sehe, hast du alle Prüfungen bestanden. Ich freue mich, dich gesund und munter wieder zu sehen. Ich hatte mich nicht in dir getäuscht.“

„Vielen Dank.“, gab das Mädchen zurück und in diesem Moment begann die Sternenkette ein letztes Mal aufzuleuchten und verwandelte den letzten grauen Stein in einen Roten. Fasziniert betrachtete sie das Schmuckstück, als ihr plötzlich etwas auffiel. Sie untersuchte die Steine genauer und wusste nun, was ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

Die Steine waren nicht einfach farbig geworden! Wenn man genau hinsah erkannte man, dass ein Stück des jeweiligen Elementes sich darin befand! Sie sah ein kleines Feuer lodern, den Wind zirkulieren, Erde, Steine und Sand, die sich vermischt hatten, Wasser fließen und Bäume wanken.
 

Melody hätte noch ewig dieses Wunder betrachten können, wenn sie nicht von der Göttin in die Realität zurückgeholt worden wäre. „Nun ist es für euch an der Zeit, unsere Welt zu verlassen und in eure zurückzukehren.“ Melody nickte und fragte dann: „Aber was sollen wir jetzt tun?“

„Es gibt in eurer Welt einen Ort, an dem die Truhe der Sage liegt. Darin findet ihr die Sage des Drachenkriegs. In dieser Schrift findet ihr einige Antworten auf eure Fragen.“

Ray und Coud stellten sich nun, neben ihre Freundin. Diese ließ sich auf den Boden sinken und dabei lösten sich ihre Drachenflügel und die anderen Drachenmerkmale auf. Nun war sie wieder das normale kleine Mädchen, welches früher im Garten rumgetollt war. Sie hob ihren Hut auf, der ihr vorher runtergefallen sein musste und stellte sich vor die Göttin.

„Ich danke euch. Wir werden uns dann auf den Weg machen. Vielen Dank für alles.“, lächelte das rothaarige Mädchen.

„Es freut mich, dass ich helfen konnte. Ich wünsche euch alles Gute!“, meinte die Göttin. „Und nun schließt eure Augen.“

Gesagt, getan. Die Drei schlossen die Augen und Melody spürte, wie jemand ihre Hand nahm. Zuerst spürte sie Coud und kurz danach fasste auch Ray ihre Hand. Glücklich lächelte das Mädchen und keine 10 Sekunden später spürten sie, wie sie teleportiert wurden.
 

Als die Gruppe wieder festen Boden unter den Füßen spürte, öffneten sie erneut sie Augen. Um sie herum waren hohe Felsen zu sehen. Es schien, als ständen sie inmitten eines großen Gebirges. Schwarze Felsen umrandeten die Gruppe. Sie mussten sich im Gaja-Gebirge befinden.

Melody und ihre Freunde sahen sich um, bis Ray etwas entdeckte. „Seht mal dort. Eine Höhle.“, meinte er und deutete auf eine der Felswände. Zusammen näherten sie sich der Höhle, die größer war, als sie von Weitem aussah. Man hätte locker ein ganzes Haus dort unterbringen können.

„Sollen wir da rein?“, fragte Coud und Melody antwortete auf diese Frage mit: „Ja, ich denke schon. Die Feuergöttin hat uns genau an diese Stelle gebracht, also muss das etwas zu bedeuten haben.“ Die Jungs nickten zustimmend und betraten die dunkle Höhle.

Nach wenigen Metern schon konnte man nichts mehr erkennen. Kein einziger Lichtstrahl drang bis dorthin durch, was die Gruppe zum Anhalten zwang. Der unebene Steinboden würde sonst zu einer Gefahrenquelle werden. Melody konzentrierte sich und schaffte es eine Flamme, die auf ihrer Hand tanzte, heraufzubeschwören, und diese als Fackel zu nutzen. So ausgerüstet wagte sich die Gruppe weiter in die Höhle vor.
 

Einige Minuten stiegen die Drei über viele Steine und Felsen und quetschten sich durch enge Gänge, bis sie in einer weiteren Höhle standen. Ein großer, dunkler Raum, der Melody sehr an den Tempel erinnerte, in dem sie das Auge des Drachens gefunden hatte.

Doch in der Mitte des Raumes befand sich etwas Merkwürdiges. Es gab eine tiefe Kuhle in dem Boden, worin sich ein dichter Nebel gebildet hatte. Doch im Gegensatz zu normalem Nebel war dieser blau. Seine bläuliche Farbe schimmerte im Schein der Fackeln, welche überall in dem Raum verteilt standen.

Langsam schritten die Drei in Richtung der Kuhle und tauchten hinab in den Nebel. Viel sehen konnte man nicht, doch Melody schien von irgendetwas angezogen zu werden. Sie folgte ihrem Gefühl, bis sie scheinbar die Mitte erreichten. Dort war, wie durch eine unsichtbare Wand getrennt, kein Nebel. In einem Durchmesser von ca. 10 Metern sah man nur den Fußboden und die gegenüberliegende Wand aus blauem Nebel. Jedoch befand sich eine Steinsäule, die von zwei Drachenstatuen umrandet war, mittig dieses nebellosen Platzes. Um die Drachen herum befanden sich noch jeweils zwei große Fackeln, die der Gruppe Licht spendeten.
 

Melody trat an die Steinsäule heran und entdeckte eine hölzerne Truhe auf ihrem Haupt. Die Truhe war verziert mit roten und goldenen Edelsteinen und Drachenschnitzereien. „Das muss die Truhe der Sage sein.“, schlussfolgerte Melody und machte ihre Kette von ihrem Hals ab. Sie untersuchte die Truhe und fand sogleich das, was sie erwartet hatte. Als Schloss gab es eine sternförmige Einkerbung auf der Vorderseite der Truhe. Vorsichtig steckte sie die Kette an den dafür vorgesehenen Platz. Alle sahen gebannt auf diese Truhe, als ein leises Klicken ihnen verkündete, dass das Schloss aufgesprungen war. Langsam fasste das Mädchen die Enden des Deckels und öffnete diesen. Von innen war die Truhe mit rotem Samt verkleidet und in dessen Mitte lag eine Pergamentschriftrolle, die die Rothaarige sogleich aus ihrem Samtbett nahm.

Das Mädchen öffnete die Rolle und…
 

Ein Aufschrei. Ein starker Luftzug riss das Mädchen fast von den Beinen und zerstörte die Wand, die den Nebel zurückhielt. Panisch sah sich Melody in dem blauen Nebel um und suche ihre Freunde, welche sie jedoch nicht finden konnte. „Coud? Ray?“, versuchte sie es, doch es kam keine Antwort von den beiden.
 

Als sie jedoch ein dunkles Lachen vernahm, blieb sie wie angewurzelt stehen. „Wie schön dich mal persönlich kennen zu lernen.“, sagte eine dunkle Stimme hinter ihr. Blitzschnell drehte sich die Rothaarige um und blickte in die Richtung aus der die Stimme kam. Der Nebel verzog sich langsam und gab den Blick auf eine Gruppe von schwarzgekleideten Männern frei.

Unter ihnen entdeckte sie Coud und Ray, die mit Schwertern zurückgehalten wurden. „Coud! Ray!“, rief sie panisch ihren Freunden zu, die sie nur traurig und wütend ansahen. Man merkte, dass sie wütend auf sich selbst waren, dass man sie so leicht gefangen genommen hatte.
 

Das Lachen erklang wieder und jemand trat aus der Menschenmenge hervor. Ein großer Mann, Anfang 30, mit einem langen schwarzen Mantel. Er hatte kurze, ebenfalls schwarze Haare und dunkelblaue, kalte Augen, welche das Mädchen von oben bis unten musterten. Diese fasste die Rolle in ihren Händen noch fester und drücke sie an ihren Körper.

„Melody. Meine Liebe. Wie schön dich gesund und munter zu sehen.“, sagte die dunkle Stimme des Mannes mit einem nicht überhörbaren ironischen Unterton.

Das Mädchen starrte ihn wütend an und giftete zurück: „Wer sind sie?“

Ein kaltes Lächeln zierte das Gesicht des Mannes. „Soll das heißen du hasst mich und weißt nicht mal wer ich bin?“ Das Mädchen antwortete nicht, sondern starrte nur böse zurück.

„Ok, ok.“, lachte der Mann. „Ich zeig dir, wer ich bin.“

Was jetzt geschah konnte das Mädchen nicht glauben. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen zu dem Mann und beobachtete die Szene mit einer Mischung aus Angst, Entsetzen und Wut.
 

„Das darf doch nicht wahr sein… Sie… sie sind…!?“
 

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Die Sonne neigte sich dem Horizont. Ihr Licht wurde langsam durchsichtiger und ich beschloss es für heute sein zu lassen. Ich packte meine Sachen und machte mich auf den Heimweg. Der Samstag war schneller vergangen, als ich gedachte hatte.

Das Thema, worüber ich eigentlich nachdenken wollte, hatte ich nicht mal angerissen. Morgen war die letzte Möglichkeit. Am Montag würde ich unweigerlich auf ihn treffen. Ich wusste selber, dass ich ihm nicht ewig aus dem Weg gehen konnte. Ich wollte es auch eigentlich nicht. Irgendwas in mir meinte, ich müsse ihn sofort sehen. Sein Lächeln, seine strahlenden Augen und seine Stimme….

Warum war alles immer nur so kompliziert? Wieso durfte nicht auch ich mal glücklich sein? Wieso, wieso, warum, warum… Immer dieselben blöden Fragen und nie gab mir einer Antwort darauf. Wenn es so weiter ginge, wusste ich nicht, ob ich stark genug wäre…

Warum hat Gott die Menschen geschaffen? Um sie leiden zu sehen? Um Spaß an ihrer Trauer zu haben? Nein, das konnte nicht sein. Ich war nicht gläubig und wollte es auch nicht sein. Dennoch weigerte ich mich zu glauben, dass wir nur leben, damit wir gelebt haben. Sodass uns vor der Geburt und nach dem Tod niemand mehr kennt. Dass niemand weiß, dass man existiert hat.

Doch wer konnte das schon mir Sicherheit sagen? Ich habe mal etwas gelesen, was mich zum Nachdenken angeregt hat. „Die Erde ist die Hölle eines anderen Planeten.“
 

Nach wenigen Metern erreichte ich wieder den Brunnen, doch ich schenkte ihm keine Beachtung. Ich wollte einfach nicht. Wieso sollte man Dinge beachten, die einen nur traurig machten? Und wenn man sie nicht wahrnahm, konnten sie ihren bösen Zauber nicht ausüben. Den Zauber der Erinnerungen.
 

Die Sonne verschwand unaufhörlich hinter dem Horizont. Wie ein Sandkorn, das jeden Moment durch die Öffnung einer Sanduhr zu rutschten drohte, um beim Umdrehen wieder aufzutauchen.
 

Wie vom Donner gerührt blieb ich plötzlich stehen. Ganz automatisch bog ich rechts in eine Seitenstraße ein und ging an meiner Wohnung vorbei. Nach weiteren zehn Minuten stand ich vor einem rostigen Eisenzaun. Wie lange ich schon nicht mehr hier war…?! Ich wusste es nicht mehr. Die Sonne war nun ganz verschwunden. Nur der Mond und einige Straßenlaternen spendeten mir Licht, als ich über den Friedhof wanderte.

Friedhöfe stimmten mich immer traurig. Ich dachte an die Menschen, die einen lieben Menschen verloren hatten und was sie dabei fühlten. Ich nahm sozusagen ihre Traurigkeit in mich auf. Jedes Mal stiegen mir Tränen in die Augen, wenn ich einen Friedhof betrat. Ich konnte es nicht abstellen. Es war fast so, als spürte ich jedes einzelne Schicksal der Verstorbenen und deren Angehörigen. Ich sah Mütter weinend am Grab stehen, als ihre kleinen Kinder in winzigen Särgen für immer im Boden verschwanden. Sah ältere Frauen, die nun alleine vor dem Grab ihres Mannes standen und sich auf den Weg machten zu ihren leeren, kalten Wohnungen. Sah Kinder, die ihre Eltern bei einem Unfall verloren hatten. Ich sah so viel Leid und Trauer. Allein der Gedanke daran, stimmte mich traurig.

Da war es nun. Der schwarze Stein glänzte silbern im Schein des Mondes. Goldene Buchstaben prangten auf dem Stein und erzählten anderen, wer an dieser Stelle ihren letzten Frieden gefunden hatte.
 

„Nana und Jaden Toin. Geliebte Kinder und Eltern. Von uns gegangen, ohne es zu wollen. In der Blüte ihrer Jugend.“
 

Den Grabstein hatten meine Großeltern gekauft, kurz bevor auch sie verstarben. So einfach verschwinden Menschen von der Erde und, bis auf wenige Menschen, weiß es nach wenigen Wochen niemand mehr.

Sanft wischte ich einige Blütenblätter von den schwarzen Steindeckeln, lächelte dabei in mich hinein, brach an dem nahe liegenden Kirschbaum zwei Äste ab und legte sie auf die Gräber.

„Es tut mir Leid.“, waren meine letzten Worte, bevor ich nach Hause ging.

Das letzte Gefecht und das Band der Liebe

So, das letzte Kapitel der FF.

Irgendwie bin ich erleichtert, dass es fertig ist. XD

Aber andererseits ist es auch ein bisschen traurig jetzt aufzuhören . ;_;
 

Na ja, immerhin ist es das längste Kapitel geworden und das, was mir am besten gefällt. ^^

Sry, ist ein wenig kitschig geworden, aber ich mag sowas. =3
 

Jedenfalls habt ihr erstmal Ruhe vor mir. XD

Bis ich mit meiner anderen weitermache. =3
 

LG, FlameOfHeaven
 


 

Kapitel 13 – Das letzte Gefecht und das Band der Liebe
 

Sonntag stand ich früh auf und ging gleich, nach meinem täglichen Ritual in die Stadt. Ich kaufte im nächsten 24 Stunden Supermarkt Essensvorräte für die nächste Woche. Bald würde es Zeit werden, dass ich mir selber einen Job suche. Das Geld meiner Eltern hatte mich bis hierhin gebracht, aber irgendwann war auch dieser Vorrat mal aufgebraucht.

Nach meinem Einkauf beschloss ich, mir ein neues Oberteil zu kaufen, da einer meiner Pullover beim Waschen eingegangen war. Also sprang ich in ein Kleidungsgeschäft und kam, wenige Minuten später, mit einem knallroten Pullover mit Drachenmuster wieder heraus. Er passte so gut zu meinem Manga. Als ich an den Grund für meine Wahl dachte, musste ich lachen. Es tat gut, wieder richtig zu lachen. Ich hatte in den letzten Tagen fast vergessen, wie schön es war zu lachen.
 

Mit einigen Tüten beladen schlenderte ich durch die Stadt. Ich hatte auch ein Ziel vor Augen. Den Platz mit meinem Lieblingsbrunnen. Da heute die Sonne schien und es spürbar wärmer war, als gestern, wollte ich den Tag draußen verbringen und das Wetter auskosten.

Der Platz war gut besucht. Viele Kinder planschten mit den Händen in dem Wasserbecken des Brunnens oder ließen die Füße drin baumeln. Ich setzte mich zwischen die Familien und sah einfach dem Wasser zu. Wie es glitzernd aus der Fontäne schoss und langsam wieder zurück in das Becken fiel.

Mit meinen Fingern streifte ich das kalte Wasser und ließ dadurch kleine Wellen entstehen, die sich aber schnell auflösten.
 

Ich entschloss mich hier zu bleiben und weiter zu zeichnen. Bald würde mein Manga ein Ende finden. Ein wenig traurig war ich deswegen schon. Es war schwer sich von den Charakteren zu trennen, die man lieb gewonnen hatte. Aber das schöne an dem Ende war, dass man endlich seine Charaktere glücklich machen konnte. Dann war alles vorbei…
 

++++++
 

„Ihr seid doch…?!“, stammelte das Mädchen bei dem Anblick, der sich ihr bot. Vor ihr stand eben noch ein normaler Mann in schwarzer Kleidung und jetzt… Melody konnte es nicht glauben. Ihm waren gerade Drachenflügel gewachsen! Drachenflügel, ein Schwanz und Hörner! Genau wie es bei ihr passierte!

„Ja, meine Liebe. Wenn ich mich vorstellen darf: Mein Name ist Karasuma.“, sagte der schwarzgekleidete Mann.

Nicht nur Melody starrte entsetzt auf die Person vor ihr. Auch Ray und Coud hatten die Fassung verloren. Sie hatten schon viel von Karasuma gehört, ihn jedoch nie gesehen. Doch nun stand er wahrhaftig vor ihnen. Und Melody musste sich ihm ganz alleine stellen…

„Was wollen sie?“, fragte das Mädchen wütend. Dies war der Moment auf den sie schon Jahre wartete. Der Moment für den sie seit sie ein Kind war trainiert hatte und sie die Prüfungen der Elemente gemeistert hatte. Nun konnte sie zeigen, was sie konnte.

„Gib mir die Rolle.“, sagte ihr gegenüber ruhig und hielt ihr eine Hand hin. Doch statt sie ihm zu geben, ging die Rothaarige noch einen Schritt zurück. „Nein.“, erwiderte sie entschlossen.

Karasumas Augenbraue zuckte kurz, doch er behielt seinen ruhigen Gesichtsausdruck bei, obwohl er von Minute zu Minute wütender wurde.

„Kleine. Werd bloß nicht frech…“, zischte Karasuma, jedoch ohne eine Reaktion des Mädchens. Nun wurde der Schwarzhaarige wütend. In weniger als einer Sekunde stand er vor dem Mädchen, packte diese am Hals und hob sie hoch, sodass ihre Beine etliche Zentimeter über dem Boden baumelten. Erschrocken über den plötzlichen Luftmangel entfuhr ihr ein leiser Schmerzensschrei und sie fasste mit einer Hand an Karasumas und versuchte sich zu befreien.
 

„Melody!“, schrie Coud aus einiger Entfernung. „Lass sie los!“ Er und sein Freund versuchten sich loszureißen, jedoch ohne Erfolg. Sie konnten nichts weiter tun als zuzusehen.
 

Melody ging die Luft aus. Ihre Sicht begann zu verschwimmen und ihr Hals tat fürchterlich weh. Doch trotz allem umklammerte sie die Schriftrolle nur noch fester. Diese Rolle würde er nicht bekommen.

„Kleines dummes Mädchen. Wenn du es nicht anders willst, wirst du leider von dieser Welt verschwinden müssen.“, meinte Karasuma mit einem dunklen Unterton. Er schien zu allem entschlossen zu sein.

„Nein.“, krächzte Melody. Sie konzentrierte sich, so sehr sie konnte, auf die Kräfte in ihr und aktivierte ein weiteres Mal die Drachenkräfte der Drachen.

Erschrocken ließ Karasuma von dem Mädchen ab, als diese in ein helles Licht gehüllt wurde. Wenige Sekunden später schwebte sie vor ihm. Ebenfalls mit Flügeln, einem Drachenschwanz, goldenen Hörnern und den Augen eines Drachen.

Erst starrte der Mann ungläubig auf sein gegenüber, doch dann fing er laut an zu lachen. „Ich glaube es nicht! Wenn ich das gewusst hätte…! Du scheinst mir bereits einen Schritt voraus zu sein.“

Melody verstand nicht, ließ es aber einfach weiter geschehen.

„Melkore, alter Kumpel. Ich hätte nicht gedacht, dich nochmal wiederzusehen!“, lachte Karasuma immer noch. Melody spürte plötzlich, wie etwas mit ihr geschah und keine 30 Sekunden später schwebte neben ihr eine goldene Lichtkugel, die sich Augenblicke später in eine Miniaturversion von einem Drachen verwandelte. Von Melkore. Die Rothaarige sah ungläubig zur Seite und als sie wieder nach vorne sah, entdeckte sie neben Karasuma ebenfalls einen Drachen.

„Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dich damit nicht durchkommen lasse. Jakore, alter Freund.“, sprach der goldene Drache zu dem schwarzen Drachen gegenüber. Melodys Blick wanderte von Melkore zu Jakore. Zwei Erzfeinde aus früher Vorzeit.

„Dich wird man einfach nicht los.“, lachte der schwarze Drache und Karasuma stimmte mit ein. Melkore und Melody hingehen starrten nur finster zurück. Nachdem sich die andere Seite wieder gefangen hatte, stellten sie sich Melody gegenüber. „Du hast dich also wirklich mit ihm zusammen getan. Diesem Verräter.“, meinte Karasuma ernst. Melody verstand nicht und sah mit einem verwirrten Blick den Schwarzhaarigen an. Dieser lachte kurz auf. „Ich verstehe. Er hat dir nicht erzählt, was er damals getan hat, hab ich Recht?“ Als das Mädchen nichts erwiderte, meldete sich Melkore zu Wort: „Hört auf damit. Ihr wisst ganz genau, was damals passiert ist und warum!“ Jakore lachte: „Und wie ich das weiß. DU warst immerhin derjenige, der alle Drachen ausgelöscht hat. Sogar seine eigenen Leute.“ Die letzten Worte schrie er fast, was das rothaarige Mädchen erstarren ließ. Hatte sie richtig gehört? Hatte sie sich wirklich mit demjenigen verbündet, der damals alle Drachen ausgelöscht hatte? Hatte sie einen Fehler gemacht?

„Jakore…“, zischte der goldene Drache wütend und der angesprochene wich, gespielt ängstlich, einen Schritt zurück. „Bitte tu mir nichts.“, winselte er, konnte sich das Lachen aber nicht ganz verkneifen.
 

„Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte nun das Mädchen und hoffte auf eine plausible Erklärung. „Ich sag dir, was passiert ist.“, lachte Jakore, doch Melkore ließ das nicht einfach geschehen.

„Hör auf!“, meinte dieser und kam ein Stück nach vorne. In Sekundenschnelle schoss Jakore einen Feuerball auf den goldenen Drachen, welchen dieser nicht blocken konnte und die Illusion verschwand. „Melkore…!“, flüsterte das Mädchen panisch. „Keine Sorge. Er muss sich nur kurz sammeln.“, meinte Karasuma von gegenüber.

Nun war es an den schwarzen Drachen weiterzureden: „Damals herrschte Krieg zwischen den zwei Drachenvölkern. Die schwarzen und die weißen Drachen bekämpften sich schon seit Jahrhunderten, wobei es auf beiden Seiten viele Verluste gab. Es musste einen neuen König geben. Nur niemand wusste, aus welchem Klan dieser kommen sollte, was zu neuen Ausschreitungen führte.

Für die weißen Drachen, die sogenannten Yang, sollte Melkore der König der Drachen werden. Mein Volk, die Yin, hatten mich als König auserwählt.“ Dem Mädchen stockte der Atem, hörte aber weiter gebannt zu.

„Nun war es an der Zeit den neuen König zu wählen. Und weil viele schwarze, aber auch weiße Drachen für mich stimmen wollten, befahl mein lieber Freund, der damals noch ein gewöhnlicher weißer Drache war, diese Drachen zu töten, damit er die Wahl gewann.“

„Du weißt, dass das nicht stimmt.“ Melkore war gerade wieder neben Melody erschienen, welche sich dabei ziemlich erschrocken hatte. Verwirrt und verunsichert starrte sie den goldenen Drachen an.

Er hatte alle Drachen, die gegen ihn stimmen wollten, umgebracht? Ist er deshalb zum goldenen Drachen geworden? Weil er einfach alle Gegner ausgelöscht hatte? Oder wollte Jakore sie nur verunsichern? Ein leichter Schmerz, der immer mehr anschwoll, breitete sich in ihrem Körper aus und zwang sie zu landen und sich hinzuknien. Mit ihren Armen umklammerte sie ihren Oberkörper, welchen sie ebenfalls gen Boden gebeugt hatte.

„Melody!“, hörte sie aus dem hinteren Teil des Raumes rufen. „Coud. Ray!“, flüsterte sie, als sie die Stimmen erkannte. „Helft mir.“, fügte sie noch leise hinzu, sodass es eigentlich niemand hören konnte. Dennoch begannen Ray und Coud sich loszureißen und nahmen dafür sogar tiefe Schnittwunden in Kauf. Mit Hilfe ihrer Elementarmagie schafften sie es auch tatsächlich und sofort stürmten sie auf das Mädchen zu.

„Was?...“, brachte Karasuma nur hervor, als er die Jungen bemerkte. Doch diese waren bereits bei ihrer Freundin. Ray stellte sich vor die beiden und Coud kniete sich zu Melody. Vorsichtig berührte er ihren Rücken. „Melody? Melody! Hey, hörst du mich? Melody, bitte sag was!“, flehte er das Mädchen an, doch diese zitterte nur am ganzen Körper.

„Verschwindet!“, rief Karasuma den Jungen zu, doch diese machten keine Anstalten darauf zu hören. „Vergessen sie es.“, meinte Ray mit wütender Stimme. Coud blickte auf und löcherte seine Gegenüber mit einem wütenden Blick.

„C… oud?“ Erschrocken zuckte der Junge zusammen und drehte sich blitzschnell wieder zu seiner Freundin um. „Melody? Ja, ich bin es. Ich bin da. Wir sind bei dir.“, sagte er mit beruhigender Stimme und hoffte ihr so, etwas von ihrer Angst zu nehmen.

„Was soll ich nur glauben?“, fragte sie leise und immer noch gen Boden blickend. Coud überraschte die Frage. Auch er war, nach Jakores Geschichte ein wenig verwirrt und wusste auch nicht so genau, was er glauben sollte. „Ich… Ich weiß es nicht. Versuche auf dein Herz zu hören.“
 

„Schluss jetzt!“, schrie der schwarze Drache von gegenüber und Karasuma begann einen riesigen Feuerball auf die Gruppe zu schießen. In Sekundenschnelle stand Coud auf und stellte sich vor seine Freunde. Er murmelte einige kurze Worte und schon bildete sich eine Wand aus Wind vor ihnen, welche den Feuerball gerade so aufhalten konnte. Karasuma knurrte verärgert und versuchte es weitere Male. Doch Coud war stark genug, ihm Paroli zu bieten. Dieses schwächte ihn jedoch sehr und Ray musste eingreifen, damit sein Freund auf den Beinen blieb.
 

++++++
 

„Vertrau mir.“, sagte eine Stimme neben Melody. Sie drehte ihren Kopf etwas zur Seite und blickte in Melkores Augen. Schnell sah das Mädchen wieder zu Boden und meinte: „Ich weiß nicht, was ich glauben soll.“ Der Drache nickte verständnisvoll. „Ich glaube dir, dass du zurzeit verwirrt bist, aber es bleibt keine zeit für lange Erklärungen. In der Schriftrolle, die du noch immer in deinen Händen hältst steht genau beschrieben was damals geschah. Und deshalb will Karasuma verhindern, dass du sie liest. Es stimmt leider, dass ich viele Drachen getötet habe, aber das war nur wegen dem Plan von Jakore notwendig. Es bleibt keine Zeit es dir zu erklären. Deine Freunde halten es nicht mehr lange durch.“

Melody blickte erschrocken auf. Sie hob ihren Kopf und sah, wie Ray und Coud gemeinsam versuchten, die Feuerbälle ihres Gegners aufzuhalten und so sie zu beschützen. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die Verletzungen ihrer Freunde erspähte und ihren jetzigen Zustand bemerkte.

Sie schnell sie konnte richtete sie sich auf und wandte sich wieder an Melkore: „Ich weiß nicht, wer die Wahrheit spricht und wer nicht. Ich weiß nur, dass Karasuma und Jakore gerade versuchen, die ganze Welt zu zerstören. Und das werde ich nicht zu lassen. Sagt mir bitte, was ich tun kann.“ Entschlossen blickte sie ihm in die goldenen Augen, als dieser antwortete: „Ich sage dir, was du tun musst…“
 

+++++++
 

Ray und Coud verließen allmählich die Kräfte. Nur der Wille ihre Freundin zu beschützen, ließ sie weitermachen. Doch bald waren ihre Grenzen erreicht. Das spürten sie.

Jakore und Karasuma lachten und feuerten einfach weiter auf die Freunde, bis… Im letzten Moment schafften es die beiden schwarzen Gestalten einem riesigen Feuerball auszuweichen. Verwundert suchten sie die Quelle des Feuerballs und entdeckten es sogleich. Melody kam langsam vor der Schutzwand ihrer Freunde herunter geschwebt und breitete schützend ihre Drachenflügel aus. Ihr entschlossener und wütender Blick galt den Gestalten vor ihr, welche sie immer noch erstaunt musterten. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass das Mädchen so schnell wieder auf die Beine kam.

„Melody…“, wisperte Coud, kurz bevor die Angesprochene ihren Kopf drehte und ihre Freunde anlächelte. „Überlasst das mir.“, sagte sie und wandte sich wieder ihren Gegnern zu.

„Du…“, zischte Jakore und auch Karasuma sah nicht besonders glücklich aus. „Du willst also wirklich für diesen Typen kämpfen?“ „Ja.“, antwortete Melody knapp, was den schwarzen Drachen erst zu richtig wütend machte.
 

Karasuma erhob sich in die Lüfte und steuerte genau auf Melody zu. Diese wich im letzten Moment aus und ein erbitterter Kampf begann. Feuerbälle flögen umher, Steine brachen aus den Wänden und dem Boden und die Mitglieder der Schwarzen Drachen schrien vor Schmerzen auf, wenn sie von einem Stein oder einer Feuerkugel getroffen wurden. Die Rothaarige versuchte das Kampffeld von den Männern wegzulocken, doch Karasuma und Jakore schienen diese Menschen vollkommen egal zu sein. Immer wieder zielten sie auf ihre Leute und oft musste Melody eingreifen um schlimmeres zu verhindern.

„Ihr Mistkerle…“, zischte das Mädchen. „Wie könnt ihr nur eure eigenen Leute umbringen?“

Karasuma lachte. „Bauern werden beim Schach nun mal nicht gebraucht.“

Wütend schleuderte die Rothaarige daraufhin eine ihrer größten Feuerbälle, die ihr Ziel auch trafen. Unter einem lauten Knacken krachte der Schwarzhaarige in die Steinwand, rappelte sich jedoch schnell wieder.
 

Der erbitterte Kampf dauerte nun schon etliche Minuten, bis Melkore meinte: „Wir sollten es langsam beenden.“ Melody nickte. Sie drehte sich zu ihren beiden Freunden um, die mittlerweile etwas entfernt von ihr saßen. Sie lächelte sie an, mit allem, was sie hatte. Ray und Coud sahen nur verwundert drein. Ein schlechtes Gefühl machte sich in ihnen breit. „Es tut mir Leid.“, murmelte Melody, sodass es ihre Freunde aber verstehen konnten.

„Melody!“, rief Coud panisch und wollte zu ihr laufen. Doch dadurch, dass er sehr viel Mana verbraucht hatte, stürzte er nach wenigen Schritten wieder zu Boden.

Die Rothaarige lächelte noch liebevoll, bis sie sich umdrehte und begann eine Attacke zu starten. „Das wars dann!“, schrie das Mädchen, während sie ihre Hände über den Kopf nahm und dort eine riesige rote Feuerkugel beschwor. „DAS IST EUER ENDE!“

Die schleuderte den riesigen Feuerball auf ihre Gegner, die nicht mehr ausweichen konnten. Die Kugel traf genau und man hörte einen letzten Schmerzensschrei, ehe sich Karasuma und Jakore in dem Licht auflösten und die Feuerkugel mit einem lauten Knall die Steinwand der Höhle trafen und sie bis aus dem Berg herausgeschleudert wurde. Ein neuer Gang mit der Größe und der Form der Energiekugel war nun in den Berg gemeißelt.
 

Ein dichter Rauch zog auf, der die Anwesenden zum Husten brachte. Nur langsam verzog sich der Steinstaub und Ray und Coud kamen zurück auf die Beine. Sie starrten auf die Stelle, an der ihre Freundin eben noch war. Und als die Sicht endgültig wieder klar war, stand Melody immer noch dort. Erleichterung machte sich in den Herzen der Jungs breit und sie liefen, so schnell sie konnten, auf ihre Freundin zu.

Jedoch stoppten sie auf halbem Weg, als merkten, dass etwas nicht stimme. Melody hatte sich nicht gerührt. Keinen Zentimeter hatte sie sich bewegt. Sie stand einfach nur da, bis…

Weiche, weiße Engelsfedern stiegen von ihr auf. Es dauerte wenige Momente, bis die Jungs begriffen, dass diese Federn von Melodys Drachenflügel stammten, welcher sich aufzulösen begann. Entsetzt sahen sie dem Schauspiel zu. Auch der Schwanz und die Hörner verwandelten sich in wunderschöne Federn, wie sie nur von einem Engel stammen konnten.

Noch immer keine Reaktion von dem Mädchen. Erst, als sich alle Drachenmerkmale aufgelöst hatten rührte sie sich. Mit einem dumpfen Geräusch schlug das Mädchen auf dem kalten Steinfußboden auf, nachdem sie vornüber gekippt war. Doch das schlimmste war: es gab immer noch keine Reaktion von dem Mädchen!

Coud hielt es nicht mehr aus. So schnell er konnte stürmte er zu der Rothaarigen rüber. Vergessen waren seine Schmerzen und seine Erschöpfung. Nur Melody zählte jetzt.
 

„Melody!“, schrie er, als er sie umdrehte und ihren Kopf auf seinen Schoß legte. Er umklammerte sie mit beiden Armen und versuchte sie zu wecken. „Melody! Hey! Wach auf! Was… ist mit… dir?“, stammelte der Junge, als er ihren kalten Körper und ihre bleiche Haut sah. „Nein.“, sagte er in einer Lautstärke, die von dem menschlichen Ohr fast gar nicht mehr wahrgenommen werden konnte.

Nun war auch Ray bei ihnen angelangt. Er kniete sich ebenfalls zu dem Mädchen und betastete ihren Arm. Auf einmal fingen an stille Tränen aus seinen Augen zu quellen, was Coud aufblicken ließ. Ray schüttelte nur kaum merklich den Kopf. Coud verstand zuerst nicht, doch als er sah, was Ray gerade getan hatte, blieb sein Herz stehen. Die Finger des Schwarzhaarigen lagen noch auf Melodys Pulsader…
 

„NEEEEEEIIIIINNN!!!“, schrie Coud aus voller Kraft, was durch das Echo in dieser Höhle von den Wänden widerhallte. Tränen schossen regelrecht aus seinen Augen und benetzten Melodys Gesicht. Seine Trauer war maßlos. Er fühlte sich auf einmal so leer und eigentlich tot. Nichts in ihm lebte mehr. Da war nichts. Seine Welt war gerade zusammengebrochen. Sie war… tot.

Melodys Körper erschlaffte und seine Temperatur sank sekündlich weiter in sich zusammen. Sie hatte ihr Leben gegeben um die Welt, welche sie so liebte, zu retten. Durch die entscheidende Attacke hatte sie all ihr Mana verbraucht und war letzten endlich daran verstorben.
 

Die beiden Jungs saßen schweigend da. Ray weinte hemmungslos und Coud schluchzte herzzerreißend.

„Es tut mir so Leid. Melody. Das ist… alles meine Schuld. Verzeih mir. Verzeih mir!“, widerholter Coud immer wieder. Am liebsten hätte Ray ihm widersprochen. Ihm gesagt, dass er nichts dafür könne. Doch seine Stimme gehorchte ihm nicht mehr. Auch er machte sich Vorwürfe. Auch er dachte, Schuld zu haben…
 

++++++
 

Melkore beobachtete die Szene von etwas weiter weg. Auch in seinen Augen spiegelten sich Trauer und Schuldgefühle. Er hatte noch nie so ein Mädchen getroffen. Er fand in ihrem Herzen keinerlei Zweifel. Nur Liebe. Selbst als Jakore seine Geschichte erzählte wusste das Mädchen innerlich ganz genau, wem sie vertraute. Und nun. Sie hatte ihr letztes Mana gegeben und war gestorben. Sie wusste, dass es so ausgehen würde, dennoch hatte sie nicht gezweifelt oder gezögert. Der Drache wünschte sich, zu Lebzeiten auch so gewesen zu sein, wie dieses Mädchen.

Er fasste einen Entschluss… Langsam schwebte er, unbemerkt von den Trauernden, auf das Mädchen zu und berührte sie mit seinen Vorderbeinen. Er sprach ein paar Worte in einer alten Sprache, bis sein Bewusstsein mit dem Mädchen verschmolz.
 

Er schwebte in einem schwarzen Raum, umgeben von nichts als Schwärze. Er sah sich um und suchte einen Hinweis auf die Richtung, die er einschlagen musste. „Melody.“, sagte er in die Dunkelheit bekam jedoch erst keine Antwort. Erst, nachdem er ein zweites Mal den Namen gesagt hatte, meldete sich eine dünne Stimme zu Wort: „Wer bist du?“

Melkore ging auf das Gespräch ein: „Kennst du mich nicht mehr? Ich bin es, Melkore, der Drache.“

„Melkore? Ein Drache?“, kam es unsicher zurück.

„Ja, genau. Wir kennen uns. Wir sind ein und dieselbe Person. Erinner dich.“

Kurzes Schweigen.

„Ja, ich erinnere mich. Wir haben gegen ihn gekämpft. Den schwarzen Drachen und ich bin… ich bin…“, doch weiter kam sie nicht. Vor Melkore erschien die Gestalt eines jungen Mädchens mit roten Haaren. Sie trug nichts weiter als ein paar weiße Flügel auf dem Rücken.

„Es tut mir Leid, aber es stimmt. Du bist tot.“, sagte Melkore traurig, der in dieser Dimension seine wahre Größe hatte und auf das Mädchen hinabsehen musste.

Tränen liefen dem Mädchen über die Wangen, als sie an ihre Freunde dachte: „Coud, Ray. Ich habe sie im Stich gelassen. Bin einfach so gegangen.“

Melkore musterte das Mädchen. „Möchtest du wieder zurück?“, fragte er langsam.

Die Rothaarige horchte auf. „Natürlich!“, sagte diese sofort. „Aber ich weiß, dass das nicht möglich ist. Ich war mir dieser Tatsache bewusst. Immerhin konnte ich sie so retten.“ Ein trauriges Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und ihr Blick zeigte, dass sie mit ihren Gedanken gerade woanders war.

„Es ist nicht unmöglich.“

Melody horchte auf. Sie sah an dem Drachen hoch, bis sie seine goldenen Augen fand. Entschlossenheit lag in ihnen, die Melody Hoffnung schöpfen ließ. „Wie meint ihr das?“

„Ich gebe dir mein Leben.“, sagte der Drache.

„W-Was?“, stammelte das Mädchen.

„Ich bin diese ganzen Jahrhunderte am Leben geblieben, weil ich die Macht habe, jedes Mal aufzuerstehen. Doch das brauche ich jetzt nicht mehr. Du warst der erste Mensch, der sich selbstlos und ohne jeden Zweifel geopfert hatte. Diese Liebe für alle Menschen und die ganze Welt hat Jakore endgültig vertrieben. Nun kann auch ich endlich in Frieden ruhen.“

„Aber…“, wollte Melody widersprechen, doch Melkore zeigte ihr, dass sie ruhig sein sollte. Er schloss seine Augen und verzog zum ersten Mal in seinem langen Leben, seine Lippen zu einem Lächeln. Sein Körper wandelte sich in eine goldene Kugel, die auf Melody zugeschwebt kam. Diese hielt ihre Hände vor ihrem Bauch auf, wohin auch gleich die Lichtkugel steuerte. Sie betrachtete das wunderbare Bild und lächelte unter Tränen. „Danke…“, flüsterte sie, als die Kugel in ihren Körper eindrang…
 

++++++
 

Coud und Ray weinten noch immer, sodass ihre Augen bereits brannten. Doch sie achteten nicht drauf. Der Schmerz in ihren Herzen war weitaus größer als es jeder körperliche Schmerz sein konnte…

„Ich liebe dich doch… Warum… hast du mich verlassen?“, schluchzte Coud, der Melodys Köper noch fest an sich gedrückt hielt. Er spürte eisige Kälte, wo sonst wohlige Wärme herrschte, was ihn nur noch trauriger machte. „Ich liebe dich…“, widerholte er nun schon zum 100sten Mal und er hoffte jedes Mal noch eine Antwort zu bekommen. Wie gerne würde er sie noch ein einziges Mal lachen sehen?! Er würde alles dafür tun…

„Ich liebe dich auch.“ Coud zuckte zusammen. Er glaubte, eine sehr schwache Stimme gehört zu haben. Oder bildete er sich schon Dinge ein? War sein Verstand dabei ihm Streiche zu spielen?

Doch als ihn auch noch plötzlich jemand an der Wange berührte, ließ er ein Stück von Melody ab. Er sah auf das Mädchen in seinen Armen welches… ihn anlächelte! Ein weiteres Mal an diesem Tag, setzte Couds Herz aus. Doch diesmal vor Freude. „Me-lody?“, fragte er nochmal nach, um auch wirklich sicher zu gehen, dass er nicht gerade einen Traum hatte. Einen wunderschönen Traum.

„Ja?“, lächelte diese zurück.

„Du bist es- wirklich?!“, freute sich Coud, was ihm einen kleinen Kicherer seitens des Mädchens einbrachte. „Natürlich. Wer sonst?“

„Aber wie…?“, begann Coud, wurde jedoch unterbrochen, als die Rothaarige einen Finger auf seine Lippen tat. „Pssst. Ich erzähl es dir später.“, kicherte sie, zog seinen Kopf ganz nah an ihren und küsste ihn. Sie legten beide alle Liebe in diesen Kuss, die sie hatten. Am liebsten wäre es ihnen gewesen, wenn die Zeit stehengeblieben wäre. Als sie sich wieder voneinander lösten, kicherte Melody fröhlich. „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“, kam es von dem Jungen.

Beide lachten sich an.

„Endlich kann ich es dir sagen. Wie sehr ich dich liebe.“, sagte das Mädchen und ihr Lächeln wurde traurig.

„Wie… Wie meinst du das?“, wunderte sich Coud.

„Ich hatte mein Schicksal und mir war innerlich klar, dass ich dabei sterben muss. Ich wollte dir nicht wehtun und dir sagen, was ich, schon seit Jahren für dich empfinde.“

Coud sah seine Freundin traurig an. „Du Dummkopf. Mir ging es doch nicht anders.“

Melody sah ihn überrascht an.

„Auch ich wollte dir nicht wehtun und habe deshalb nichts gesagt. Unsere Freundschaft war mir zu wichtig. Und ich dachte mir, dass du in deinem Weltrettungseifer keinen festen Freund gebrauchen kannst…“, erklärte der Blonde verlegen.

Das Mädchen lächelte. „Du Dummkopf.“ Und sie küssten sich erneut.
 

„Vielleicht sollten wir auch Ray mal Bescheid sagen.“, lachte das Mädchen dann und Coud stimmte ein. „Stimmt. Sonst bekommen wir wieder Ärger, weil wir ihm nie etwas erzählen.“
 

++++++

++++++
 

In Algäsia war wieder Frieden eingekehrt. Die Viren, die den Tieren eingepflanzt wurden, konnten erfolgreich abgetötet werden, was die Menschen wieder ruhig schlafen ließ.

Die Mitglieder der Schwarzen Drachen und der Menschenhandelsorganisation, rund um Kaiba, wurden von der Königlichen Armee verhaftet und in die Kerker geworfen.
 

Melody und Coud hatten geheiratet und lebten nun, zusammen mit Ray und seiner Freundin, in ihrem alten Heimatdorf. Melodys Eltern konnten es nicht fassen, als sie ihre Tochter widersahen und ihre Geschichte hörten. Doch besonders erfreut waren sie über ihren neuen Schwiegersohn, den sie schon seit langer Zeit für den Richtigen für ihre Tochter hielten.
 

Melody war inzwischen Mutter von zwei Kindern. Dem 5 jährigen Sam und der 2 jährigen Sawa. Sie hatten ebenfalls das Talent ihrer Mutter geerbt, obwohl der Junge mehr nach seinem Vater ging.

Eines Tages hatte sich die junge Frau einmal die Schriftrolle durchgelesen, welche sie unbedingt aus der Höhle mitnehmen wollte. Melkore hatte recht mit dem, was er sagte.

Es stand geschrieben, dass Jakore die weißen Drachen mit geheimnisvollen Viren infiziert hatte, welche ihm erlaubten, sie zu steuern. Genau die Technik, die Karasuma in dieser Zeit benutzt hatte.

Melkore musste sie töten, da sie sich gegen ihn gestellt hatten und ihn, und die wenigen normalen Drachen, bedroht hatten. Um die Drachen zu retten musste er seinen eigenen heißgeliebten Klan ausrotten…
 

Von diesem Tage an, hatte man die Legende des goldenen Drachen von Generation zu Generation weitergegeben, damit die Menschen ihre Lehren daraus ziehen konnten. Schwarz & Weiß. Yin & Yang. Dunkelheit & Licht.

Und ab diesem Tag wurde von Jakore nie wieder etwas gehört...
 

++++++
 

„Endlich treffe ich dich...“ Mit weit aufgerissenen Augen hob ich meinen Kopf und mein Blick wanderte von dem Blatt Papier auf den Jungen, der nun vor mir stand. Panik erfasste mich, als ich ihn sah. Kazune stand keuchend vor mir. Er musste gerannt sein. Mit einem ersten Gesichtsausdruck sah er mich an. Seine blauen Augen bohrten sich in meine und mein Körper begann von selbst zu zittern. Tränen wallten in mir hoch, doch ich schluckte sie runter.

Niemand rührte sich und keiner sagte ein Wort. Das Plätschern des Brunnens und die Stimmen der anderen Leute klangen in meinem in meinem Ohr, als wären sie Kilometer weit weg, bis ich es ganz ausblendete. Wir waren gefangen in der Situation.
 

„Lina, ich muss mit dir reden…“, begann Kazune, nachdem er sich gefangen hatte, jedoch ließ ich ihn nicht zu Ende reden. Ich schmiss meine Utensilien in die Tasche, griff diese und sprang von dem Brunnen auf. Schnell wollte ich diesen Ort verlassen, da ich Angst vor dem hatte, was Kazune sagen wollte. Doch weit kam ich nicht, da ich, schon nach ein paar Schritten, einen Widerstand an meinem linken Arm spürte. Er hatte mich am Handgelenk gepackt und hielt mich sanft aber bestimmt zurück. Ich hielt inne, blieb aber mit dem Rücken zu ihm stehen. Ich spürte ihn direkt hinter mir und seinen heißen Atem in meinem Nacken. So standen wir einige Zeit da, ohne dass jemand etwas unternahm. Immer noch hielt er meine Hand und in mir tobten die Gefühle. Am liebsten wär ich weggerannt, doch eine Stimme in mir riet, ich solle hören, was er zu sagen hat.
 

Unsicherheit, die ich in seiner Stimme hörte, ließ mich innerlich verkrampfen. „Lina, ich… Bitte hör mir zu! Es ist nicht so, wie du denkst!“, Eine Weile sagte ich nichts, doch dann fasste ich einen Entschluss. Lächelnd drehte ich mich um, zwang ihn so, meinen Arm loszulassen und sah ihm genau in die Augen. „Was meinst du? Ich freue mich für dich! Sie scheint richtig süß zu sein.“ Kazune sah mich an, als hätte er einen Geist gesehen. Er schien mit dieser Reaktion überhaupt nicht gerechnet zu haben.

„Ist das dein ernst?“, fragte er mich sichtlich geschockt.

„Aber natürlich!“, meinte ich lächelnd. „Als gute Freundin macht man sowas nun mal.“ Ja, ich hatte mich entschieden. Ich freute mich für ihn und wünschte ihn viel Glück mit seiner Freundin. Doch ich wollte für immer mit ihm befreundet sein. Er war der Erste, dem ich vertrauen konnte.

Entgeistert sah er mich an. Doch plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er zeigte nun nicht mehr nur Schock, sondern auch Wut. Nun war es an mir ihn verwundert anzusehen. Auf einmal riss er seine Arme hoch und fasste mich an den Schultern.

„Das kann dich nicht wirklich dein ernst sein! Die ganze Zeit meidest du mich und nun sagst du, dass es dir gar nichts ausmacht?! Hör auf zu lügen!“ Er schrie mich regelrecht an. Ich konnte nichts erwidern. So hätte ich den Jungen nie eingeschätzt. Meine Worte mussten ihn sehr gekränkt haben, doch das wollte ich nicht.

„Glaub mir! Ich empfinde gar nichts für Lucy! Sie schmeißt sich an mich ran, obwohl ich das nicht will! Aber sie ist nun mal eine gute Kindheitsfreundin. Daher kann ich sie nicht einfach ignorieren. “

Mit viel Mühe schaffte ich es nach außen hin, ruhig zu bleiben, obwohl ich innerlich tobte. Einerseits freute sich mein Herz über seine Worte und dass er wirklich nicht mehr als Freundschaft für das blonde Mädchen empfand. Aber andererseits konnte mein Herz es nicht 100%ig glauben. Vielleicht log er mich an? Vielleicht empfand er auch nicht mehr als Freundschaft für mich? Diese Zweifel trübten meine Freude.
 

„Sieh mich nicht so an.“, sagte er plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte. Verlegen sah ich zur Seite. „Bitte…“, sprach er traurig weiter. „Bitte ignorier mich nicht mehr! Ich halte das nicht mehr aus!“ Seine Stimme klang so traurig und verzweifelt, dass es einem schon beim bloßen Zuhören feuchte Augen bescherte.

Langsam wandte ich meinen Blick wieder in seine Richtung und glaubte nicht, was ich dort sah… Er weinte! Tränen rannen über sein Gesicht und er versuchte sie nicht mal zu unterdrücken. Bei diesem Anblick schlug Ich schlug mir die Hände vor den Mund und begann ebenfalls zu weinen.

„Es tut… mit Leid.“, schluchzte ich und alle meine Gefühle brachen förmlich aus mir heraus. Ich wollte doch nicht, dass er wegen mir so traurig war.

Überrascht sah er mich an. Er schien zu zögern, weil er wohl nicht wusste, was er tun sollte. Seine eigenen Tränen waren versiegt. Mein Anblick schien ihn zu schmerzen. Vorsichtig legte er seine Arme um mich. Er wartete kurz ab, ob es mir unangenehm war und etwas dagegen unternahm, jedoch kam keine solche Reaktion von mir. Als Kazune das spürte schlang er seine Arme fester um mich und zog mich näher an sich. Ich ließ es geschehen und weinte einfach nur leise vor mich hin. So viel Trauer lag in mir, doch in seiner Nähe fühlte ich mich sicher und geborgen. Er streichelte mit einer Hand meinen Rücken und mit der anderen fuhr er mir durch die Haare. Meine Tränen verebbten und ich stieß mich etwas von ihm, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. Er sah mit einem weichen und liebevollen Blick zurück, was mich verwunderte.

„Lina. Ich … es tut mir Leid. Ich empfinde nichts für Lucy…“, begann Kazune doch ich unterbrach ihn: „Du brauchst nicht…“ „Doch!“, erwiderte nun Kazune. „Ich will es aber.“ In seiner Stimme und seinen Augen lag so viel Freundlichkeit, dass ich mich nicht dagegen wehren konnte. Ich ließ ihn reden.

„Ich möchte, dass du weißt, dass es nur ein Mädchen für mich gibt. Nur ein Mädchen, ohne das ich nicht leben kann. Lina… Ich… ich… Liebe dich!“

Mein Herz setzte aus. Hatte ich eben richtig gehört? Hatte er das wirklich gesagt? Aber wieso?? Ich konnte nichts sagen. Meine Stimme gehorchte mir nicht mehr. Ich sah ihn einfach nur an, so wie er mir in die Augen sah. Meine Wangen brannten und mir wurde fürchterlich heiß. Ich war verlegen, dennoch achtete ich nicht darauf. Kazune blickte mich liebevoll an und schien auf eine Antwort zu warten, die ich ihm nicht gab. Seine Augen wurden flehend und er begann zu zittern. Er schien Angst zu haben, dass ich nicht das gleich für ihn empfand. Und ich konnte ihn nicht so sehen. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn sachte auf den Mund. Einige Sekunden spürte ich keine Reaktion von ihm, doch dann stimmte er mit all seiner Liebe in den Kuss mit ein. „Ich liebe dich auch. Lass mich bitte nicht mehr allein.“, flüsterte ich leise, als ich meine Lippen nur Millimeter von seinen entfernt hatte.

Er lächelte freundlich zurück. „Niemals.“, wisperte er mir entgegen bevor er mich wieder küsste…
 

++++++

++++++
 

Die Sonne scheint vom Himmel und erwärmt den noch vom Winter gefrorenen Boden, um die ersten Blumen aus ihrem Winterschlaf zu wecken. Der warme Frühlingswind umweht meinen Körper und spielt mit meinem hellgrünen Kleid.

Seit langer Zeit habe ich wieder etwas Zeit für mich und sofort beschloss ich wieder meinen alten Schulweg zu gehen. Nun stehe ich vor einem kleinen Buchladen, den ich so liebte. 10 Jahre sind vergangen, seitdem ich die Schule beendet habe. 10 Jahre in denen viel passiert ist.

Heute arbeite ich als Filialleiterin einer Bank und bin Hausfrau und seit kurzem Mutter. Kazune und ich haben geheiratet und wir leben zusammen mit unserer Tochter Hana in Tokio.

Mein Leben hat sich total verändert. Mich sieht man nur noch selten ohne ein Lächeln im Gesicht und im Beruf bin ich sehr angesehen. Ich habe eine Familie gegründet und mich nun endlich auch mit dem Tod meiner Eltern abgefunden. Heute danke ich Gott, dass er mir diese Chance gegeben hat.
 

Taro, Kazunes Bruder, hatte sich, nachdem Kazune Lucy endgültig gesagt hatte, dass er sie nicht liebte, mit eben jener verlobt und lebten nun zusammen mit ihren Zwillingen innerhalb von Tokio.

Auf einem Klassentreffen vor wenigen Monaten hatte ich auch die Mädchen aus meiner Klasse wiedergetroffen. Und wie es zu erwarten war, konnten sie mich noch weniger leiden, als vorher. Sie hatten es in der Zeit nur zu Bürokräften oder Hotelfachfrauen geschafft. Und Männer, die es länger als zwei Monate mit ihnen ausgehalten hatten, gab es leider auch nicht.
 

Ein letztes Mal schweift mein Blick über das Schaufenster des Buchladens, bevor ich weiter zum Einkaufen gehe. Auf einem Buch bleibt mein Blick etwas länger und ein breites Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht.

Ich nehme meine Taschen und gehe weiter, immer mit dem Bild vor meinem inneren Auge und ein Lächeln im Gesicht.
 

„Schwarz und Weiß. Die Legende des goldenen Drachen Band 1“

-Der Erfolgsmanga aus Japan!-
 

Ja, Träume können doch wahr werden…



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Kommentare zu dieser Fanfic (54)
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Von:  Flordelis
2011-09-27T12:53:18+00:00 27.09.2011 14:53
Das letzte Kapitel... okay, auf geht's.

> „Vergessen sie es.“
Ich finde es immer interessant, wenn Charaktere einen ganz klaren Bösewicht immer noch siezen. Warum tun die das? Das ist immerhin eine Respektsbekundung, aber warum sollte man seinem Feind, den man verachtet, derart viel Respekt entgegenbringen?
Weiß nicht, vielleicht hab ich da eine gänzlich andere Vorstellung von. :,D
Was hat dich dazu bewogen, sie den Mann siezen zu lassen?

Also mir hat das Happy End gefallen. XD
Ich liebe kitschige Happy Ends. <3
Viel mehr kann ich nicht sagen, das haben alle anderen schon für mich getan und ich schließe mich allen an. ^^

LG
Alona
Von:  Flordelis
2011-09-26T11:33:51+00:00 26.09.2011 13:33
Vorletztes Kapitel~
Dann wollen wir mal. :3

> dass sich ihre Haare am Ende in Flammen auflösten
Das ist so cool. *o*

> Wenn man genau hinsah erkannte man, dass ein Stück des jeweiligen Elementes sich darin befand!
Das empfinde ich als sehr gute Idee, echt toll. *o*

Hmm, ich kann Linas Gefühle, was Friedhöfe angeht, gut verstehen. Ich bin auch nicht gern auf Friedhöfen... oder in der Nähe davon.
Früher bin ich oft (auch abends) an einem Friedhof vorbeigelaufen und hab dabei innerlich immer ein Vater unser gebetet, damit ich mein "Gewissen" beruhige. ^^;;;

Nun aber wieder zum Kapitel. Ich schließe mich meiner Vorkommentatorin an, es war wieder besser als das zuvor, nicht zuletzt wegen der abgewandelten Prüfung. :3

LG
Alona
Von:  Flordelis
2011-09-25T12:52:44+00:00 25.09.2011 14:52
> Ich bin die Göttin des Holzes[/].
Hier hast du vergessen, einen Tag zu schließen. Solltest du vielleicht bei Gelegenheit nachholen, einfach der Schönheit halber, weil danach alles "bold" (also fettgedruckt) ist und nicht mehr schön aussieht. ;)

Nya, ich muss mich den anderen anschließen. Sonderlich aufregend war das Kapitel nicht, aber es erinnerte mich wieder an mich früher. Ich hab früher auch in der Art geschrieben (meist, wenn ich etwas einfach nur hinter mich bringen wollte) und war am Ende auch nie mit dem Ergebnis zufrieden.

Was mir ein wenig sauer aufstieß, war die Moralkeule, die hier geschwungen wurde. Hat jetzt aber nicht zwingend was mit dir zu tun, ich hab die früher so oft in allen Variationen gesehen (und selbst eingesetzt), dass es inzwischen einfach nur noch nervt. :,D
Aber das ist ja inzwischen ein älteres Werk von dir, deswegen mach dir da mal keine Gedanken, ich glaube nicht, dass du sie inzwischen derart offensichtlich schwingst (Moral in Geschichten finde ich gut, aber sie sollte ein wenig verdeckt sein, damit man nicht damit erschlagen wird ;D).

Tja, das war es dann auch schon wieder. ^^
LG
Alona
Von:  Flordelis
2011-09-24T11:50:37+00:00 24.09.2011 13:50
> Die ganze Stunde lang erzählt sie von ihrem gestrigen Tag oder was sie am Morgen gemacht hat!
*lach* Das erinnert mich an Persona 3 Portable, in dem es eine Lehrerin gibt, die dauernd von ihrem Mann erzählt, egal welches Thema im Unterricht vorkommt, ihr Mann hat damit schon Erfahrungen gemacht. XD
Sowas finde ich in Geschichten immer lustig. XD

Awwww, Kazunes verzweifelte Reaktion, nachdem er das mit dem Mädchenkram gesagt hat, ist irgendwie so süß. <3
Das kann man sich richtiggehend vorstellen.

> „Du kannst echt toll zeichnen.“, meinte Coud, der das Cover meines Mangas betrachtete.
Ich glaube, hier bist du mit dem Namen durcheinandergeraten, oder? :3

> Wenige Sekunden später lösten sich Rowen und Mitsuki in silbrigem Dampf auf und auch das Haus verschwand leise im Nebel.
Wow, das ist eine klasse Idee. o.o

Ich schließe mich den anderen beiden Kommentatoren an, das war ein sehr gutes Kapitel.
... Ich mag Taro übrigens. Er kommt irgendwie cool rüber. :,D

LG
Alona
Von:  Flordelis
2011-09-23T11:32:54+00:00 23.09.2011 13:32
Mir ist gerade aufgefallen, dass ich mich dem Ende zuneige. D:
Wie traurig. ._.
Zum Glück hast du ja schon eine neue OF am Start, die ich lesen kann. *g*

Ich finde sehr interessant und gut gemacht, dass Lina mit der optimistischen Einstellung nun auch ihre Wohnung ganz anders wahrzunehmen scheint --> Die Sonne schien in mein Zimmer und zauberte viele kleine Lichtpunkte auf meine Möbel und Gegenstände.
Das gefällt mir. ^^

Der letzte Abschnitt und besonders der allerletzte Satz waren klasse.
Die Geschichte ist wirklich durchgehend spannend, muss ich sagen, selbst die eher normale Welt von Lina.

LG
Alona
Von:  Flordelis
2011-09-20T14:50:58+00:00 20.09.2011 16:50
Ich hoffe immernoch, dass mir mal wer n Kommi schreibt. ._.
Leute, ich brauche WIRKLICH mal eine Meinung zu der FF! Bitte. ;_;

Ich finde es immer noch schade, dass es so lange gedauert hat, bis du einen Kommentar dazu bekamst. Aber ich hoffe, du freust dich nun umso mehr über all das Feedback. ^^

Awww, Kazune ist auf derselben Schule. *o*
Wie schön. <3

Lina ist verliebt, wie süß. <3
ich fand toll, wie Kazune eingeschritten ist, um ihr zu helfen. X3
War wieder ein gutes Kapitel. ^^

LG Alona
Von:  Flordelis
2011-09-18T12:49:25+00:00 18.09.2011 14:49
Mir gefällt der Titel dieses Kapitels - mal wieder.
Ja, ich weiß, ich gehe oft darauf ein, aber die sind meist auch so schön. ^^

Melodys Suche im Gebirge und den Tempel fand ich sehr interessant beschrieben, gefiel mir gut.

Also du geboren wurdest, verließ ein Teil den Stein und vermischte sich mit deiner.
Das gefällt mir als "Plotpunkt" besonders gut.
Gut, es ist ein wenig klischeehaft, aber he, viele Klischees sind deswegen Klischees, weil sie erfolgreich sind. :,D
Ich mag's. :3
(Nicht zuletzt, weil es mich jetzt an "Bullet Butlers" erinnert, wo Selma, eine rotäugige Dame, ebenfalls Drachenflügel hat - nein, ich will damit nicht sagen, dass du was geklaut hast oder so, du wirst das nicht mal kennen, ich wollte nur ausdrücken, wie sehr ich sowas mag :3)

Kaiba ist ja voll das Weichei... okay, klar, ich würde so wohl auch in dieser Situation reagieren, aber bei ihm mag ich das nicht. Liegt wohl daran, dass ich ihn allgemein nicht mag. XD
(Nein, das ist keine Kritik an deiner Schreibe, du wolltest ja mit Sicherheit, dass der Leser ihn nicht mag ^^)

Erst jetzt bemerkte Coud, dass ihre sonst so fröhlichen, glänzenden Augen wie tot waren.
Wah, Gänsehaut~
Ich mag so etwas wirklich.

Awww, das mit Melody und Coud war so schön kitschig, es wärmt mein Herz.

Dafür brannten in den vielen Hochhäusern zahlreiche Lichter hinter den Fenstern, was die Fenster wie Sterne am Nachthimmel aussehen ließ.
Der Satz gefällt mir außerordentlich gut, er schafft Atmosphäre und gibt dem Leser ganz nebenbei auch zusätzlich Aufschluss über Linas Charakter. Nicht jeder würde wohl auf einen Vergleich mit Sternen kommen.

Ich kann mich den anderen Kommentarschreibern nur anschließen, das war ein sehr gutes Kapitel. ^^

LG Alona
Von:  Flordelis
2011-09-14T13:52:12+00:00 14.09.2011 15:52
Mann, hat der Prinz viel Geld. Alter Schwede~

Nya, anyway, ich finds schön für Melody, dass diese Entführung so glimpflich ablief und hoffe, dass sie sich nicht in noch größere Schwierigkeiten bringt als zuvor.
Mal abwarten~

LG Alona
Von:  Flordelis
2011-09-09T12:03:34+00:00 09.09.2011 14:03
Und wieder da zum Weiterlesen. ^^

Hach ja, die Liebe. *o*
Ja, ich mag Liebesgeschichten... zumindest meistens. :3

Das erinnert mich an früher, wenn ich auf eine Freundin gewartet habe... das dauerte immer gut ne Stunde, bis sie auftauchte. ~_~
Leider hatte sie nie so eine gute Begründung wie Kazune.

13,50€ für zwei Essen und Getränke, hm?
Entweder ist das ziemlich günstig oder sehr teuer, je nachdem, was sie gegessen und getrunken haben. :,D

Arme Lina. =/
Es ist echt ätzend, wenn man einen schönen Tag hat und dann plötzlich von traumatischen Erinnerungen heimgesucht wird.
Hoffentlich erholt sie sich wieder.

LG Alona
Von:  Flordelis
2011-09-05T11:41:58+00:00 05.09.2011 13:41
Mir fällt grad auf, woher hat Lina eigentlich ihr Geld?
... Oder allgemein, sie ist ja nicht der erste Chara, den ich kenne, der allein zu Hause wohnt (Marron in KKJ)... woher kriegen die alle ihr Geld? :,D

Hach, Kazune~
Ich kannte auch mal einen Mann, der immer gut gelaunt war, schon am frühen Morgen, wofür ich ihn immer böse ansah. *Morgenmuffel ist*

Manchmal wunderte ich mich selber, was ich meinen Figuren antat.
Ich wundere mich seltsamerweise nie über sowas. Ernst Freiherr von Feuchtersleben sagte einmal "Ohne Leiden bildet sich kein Charakter.".
Wenn es einem Protagonisten immer gutginge, gäbe es doch keinen Grund, ihn den Helden sein zu lassen. ;)
Gut, machmal tun mir meine Charaktere dafür Leid - aber ich schenke ihnen als Ausgleich auch immer was ganz Schönes, was sie wieder glücklich macht.

Ich bin ja mal gespannt, wie die Verabredung der beiden verläuft. =)

LG Alona


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