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Autor und Leser, wie Sahne auf Essiggurke

Autor:  Shizana
11.03.2014 19:59

Achtung! Dieser Beitrag ist nicht als Rant gedacht, sondern soll vielmehr der Aufklärung und Konfliktlösung dienen. Danke.


Mir fällt in der letzten Zeit wieder häufig auf, dass sich Autoren darüber beschweren, keine oder zu wenig oder zu stumpfe Kommentare auf ihre Geschichten zu bekommen. Und immer wieder, wenn ich auf diese routinierten Mimimis stoße, sehe ich mich in einem verbissenen Konflikt:

Auf der einen Seite kann ich den Unmut des Autors verstehen und habe natürlich eigene Erfahrungen mit dieser Problematik gemacht. Ich will auch nicht von mir behaupten, gänzlich immun dagegen zu sein, denn natürlich habe auch ich meine Tiefphasen, in denen es mich durchaus kratzt, weniger Resonanz zu erfahren.

Auf der anderen Seite kann ich dem Leser kein Übel vorwerfen und sehe mich heutzutage sogar eher dazu aufge-rufen, mich auf seine Seite zu stellen.

Damit möchte ich jetzt keine erneute Kreiseldiskussion heraufbeschwören, von wegen "die bösen, bösen Schwarzleser konsumieren, sind aber viel zu bequem und undankbar, dem armen, armen Autor ein kurzes Feedback zu hinterlassen, damit man zumindest weiß, dass die Geschichte gelesen wurde".
Ja, natürlich könnte Leser-chan ein kleines "Hi, ich habe deine Geschichte gelesen und fand sie gut" dalassen, sofern es das ist, was er wirklich denkt. Selbst, wenn er noch einen zweiten Satz hinzufügen würde, wäre das kein Abriss und würde ihm letztlich nicht einmal eine Minute seiner kostbaren Zeit kosten.

Dennoch, er muss es nicht. Das ist ein Fakt und das wird es immer bleiben.
Es steht jedem Leser ebenso frei, zu kommentieren, wie es jedem Autor frei steht, zu schreiben oder seine Geschichte mitten in der heißen Phase in die Ecke zu pfeffern und mit dem Arsch nie wieder anzugucken. Egal, wie sehr Leser-chan auch betteln möge, dass Autor-chan doch bitte, bitte weiterschreiben soll.  Shit happens, that's life. Deal with it.

Ja, beides ist doof. Beides liegt einem quer im Magen. Und bei beidem hätte man gern, dass es anders verlaufen würde.
Auf einer Basis, wo beide Seiten zufrieden sind.

Voraussetzung dafür ist, dass beide Parteien auch mitspielen. Mitspielen wollen, that's it.
Das Problem: In den meisten Fällen wird dies ein Wunschdenken bleiben.


Warum?

Nun, aus Sicht des Autors ist es meist offensichtlich.

Es gibt einige Dinge, die einen noch so motivierten Autor sehr schnell dazu bewegen können, von heute auf morgen das Schreiben einzustellen:

  1. Er hat keine Zeit mehr fürs Schreiben.
  2. Eine Krankheit oder ein anderer schwerer Schicksalsschlag hindert ihn daran.
  3. Er hat kein Interesse mehr daran und widmet sich lieber anderen Hobbys und/oder Zielen.
  4. Er hat das Interesse an oder die Überzeugung zu seiner Geschichte verloren, weswegen er sie abbricht.
  5. Er ist demotiviert und kann sich nicht mehr dazu aufraffen, seine Zeit und Mühen in s/eine Geschichte zu investieren.

Zusammengefasst: In den meisten Fällen hat der Leser keinen Einfluss darauf, ob sein Lieblingsautor das Schreiben fort- setzen wird/kann oder nicht. Ja, er kann ihn ermutigen und sollte es auch, es garantiert aber nicht, dass dies tatsächlich genügt, um das eigentliche Ziel zu erreichen. Da können die Worte noch so lieb verfasst und auch gemeint sein, der Kommentar noch so umfangreich und herzlich geschrieben sein, es bedeutet noch lange nicht, dass sich der Autor davon umstimmen lässt oder sich eventuelle Probleme bei ihm in Wohlgefallen auflösen und sich der Weg zum Schreiben wieder für den Autor lichten wird. – So gern ich euch Lesern auch etwas anderes sagen würde, aber nein, so einfach geht es leider nicht. Wir sind alle Menschen und auf viele Dinge hat man als Außenstehender schlichtweg keinen Einfluss. Das soll euch nicht entmutigen, es ist nur eine traurige Tatsache.


So weit, so gut. Die Sicht des Autors, weshalb er oft nicht mehr (weiter)schreiben mag, sollte jedem einleuchten und wird nur den Wenigsten etwas Neues sein, worauf er nicht auch selbst irgendwann gekommen wäre.

Aber wie sieht es auf der Seite des Lesers aus?
Hat sich Autor-chan schon einmal über dessen Beweggründe Gedanken gemacht, warum er nicht kommentiert?

Ich wiederhole an dieser Stelle noch einmal:
Die meisten Autoren gehen in der Annahme, dass Leser aus Bequemlichkeit nicht kommentieren. Keine Zeit, keine Lust, kein Interesse an Unterstützung für den Autor. Es ist immer dasselbe, es ist immer so.

Aber stimmt das?
Nein.

... oO
"Woot? Spinnt die? Wie kann sie etwas anderes behaupten?", geht es jetzt bestimmt einigen von euch durch den Kopf.
Nun, ich greife hierbei auf Erfahrungen zurück.

Ich hatte in den letzten Jahren mit vielen Leuten zu tun, sowohl Autoren als auch Lesern und ja, auch mit Außenstehenden dieses Bereiches. Ich hatte manche Unterhaltungen, nahm teil an verschiedenen Diskussionen und habe mehrfach neue Sicht- und Denkweisen erfahren und daraus hinzulernen können. – Das, und nichts anderes, ist es, worauf ich mich mit meiner Behauptung voller Überzeugung beziehe.

Was ich also in erster Linie gelernt habe, ist, dass wir Autoren mit unserer festgefahrenen, einseitigen und vollkommen frei interpretierten Meinung über den, oder besser gesagt unseren Leser oft weit daneben liegen und damit nicht sonderlich fair ihm gegenüber denken und oft auch handeln.

Nein, der Leser ist nicht nur bequem. Nicht zwangsweise.

Ja, natürlich gibt es sehr desinteressierte und faule Leser, die tatsächlich nicht kommentieren, weil sie nicht wollen und sich sicher darauf berufen, es nicht zu müssen. Aber das betrifft nicht die Allgemeinheit und, wie ich inzwischen die Erfahrung gemacht habe, eher den Geringteil unserer Leserschaft.
Das wissen allerdings nur die Wenigsten von uns, denn im Gegensatz zu uns Autoren wird sich der Leser sehr viel seltener an die Öffentlichkeit wagen und sich frei darüber beschweren und aufregen, dass wir uns ständig über ihn aufregen, selbst aber nichts unternehmen, um den Leser mehr zu ermutigen oder zumindest zu versuchen, auch ihn und seine Gründe zu verstehen, weswegen er sich schwer tut.

"Und wieso tut er es nicht einfach?", fragt sich nun vielleicht ein Autor unter uns. – Wieso sollte er?
Oder besser gefragt: Wie könnte er?
Wie soll er sich damit an die Öffentlichkeit wenden und für seine Seite Partei beziehen, wenn er schon mit dem einfacheren Weg Schwierigkeiten hat, dem Autor einfach diesen Gefallen zu tun und flink zu kommentieren? – Na, klingelt's?

Es ist ein Teufelskreis, in erster Linie für den Leser. Wir Autoren sind nur die, die ihren Unmut laut bekunden und deswegen eher gehört werden als der Leser.

Aber mache ich mal lieber Nägel mit Köpfen.
Was für Gründe kann denn nun ein Leser haben, neben Bequemlichkeit und Zeitmangel, dass er nicht kommentiert?

  1. Er möchte dem Autor etwas Gutes tun und etwas Besonderes an ihn zurückgeben, weiß aber nicht, wie er das anstellen soll. Je mehr er es versucht, umso mehr setzt er sich unter Druck und sieht letztendlich davon ab, da er keine Zufriedenstellung für sich erlangen konnte. (Unschlüssigkeit)
  2. Er möchte "mehr" bieten können und etwas beisteuern, das für den Autor hilfreich ist, findet allerdings nichts, woran er es tun könnte. Um ihn nicht mit Larifari zu enttäuschen, lässt er es lieber bleiben. (Unbeholfenheit)
  3. Er erkennt, welche Art von Kommentaren sein Autor bevorzugt, kann ihm diese Form von Feedback jedoch nicht bieten. Um ihn nicht zu enttäuschen, überlässt er das Kommentieren "fähigeren" Lesern. (Unfähigkeit)
  4. Alles, was er zu sagen hätte, haben bereits andere Leser vor ihm gesagt. Um nicht nur zu wiederholen und den Autor im schlimmsten Fall somit zu langweilen, lässt er es bleiben. (Vermeidung von Wiederholungen)
  5. Er kann den Autor nicht einschätzen. Wünscht er Kritik und/oder Verbesserungsvorschläge? Kann er damit umgehen? Ist er von reinem Lob gelangweilt? Liest er den Kommentar überhaupt? – Da er keine Antwort auf seine Frage/n finden kann, lässt er lieber von seinem Kommentar ab, um einen Fehltritt zu vermeiden. (Unsicherheit)
  6. Weiß denn der Autor seinen Kommentar überhaupt zu schätzen? Liest er ihn und nimmt ihn sich zu Herzen? Oder wird er sich am Ende nur darüber aufregen und eine Hetztriade starten? Er möchte sich die Zeit und Mühe nicht umsonst machen, also lässt er es im Zweifelsfall lieber bleiben, als sich im Nachhinein darüber zu ärgern. (Zweifel gegenüber dem Autor)
  7. Der Autor spielt in einer anderen Liga als er. Er würde gern, weiß aber nicht, ob er für den Autor "genug" ist. Aus Unsicherheit oder gar Einschüchterung (manchmal auch Vorsicht) zieht er lieber den Schwanz ein. (Einschüchterung)
  8. Der Autor hat bereits viel Feedback erhalten./Der Leser sieht sich nur als einer unter vielen. Was wiegt sein Kommentar also, wenn er ihn schreibt? Es gibt genug andere, die es bereits tun/tun könnten. (Minderwertigkeit)


Ich gehe davon aus, dass diesen Eintrag auch Leute lesen werden, die unter die Kategorie "Leser" fallen.
An dieser Stelle möchte ich mich gern direkt an euch wenden: Was meint ihr dazu? Könnt ihr einen oder einige dieser Punkte bestätigen? Habt ihr etwas zu ergänzen, das hier fehlt, aber auf euch zutrifft?
Lasst es mich/uns wissen. Hier wird euch keiner beißen, das verspreche ich euch.

Zurück zu meinem Vorgeplänkel.
Wie ich bereits sagte, habe ich diese Einsichten aus Gesprächen mit anderen Personen erlangt. Es sind Beobachtungen, aber auch Aussagen darunter, die man mir anvertraut hat. Und wie wir feststellen: Es gibt verdammt viele, meist kleine Details, die den Leser belasten oder ihn entmutigen können.
Oft ist es so, dass er durchaus will, da er sich natürlich dessen bewusst ist, dass sich der Autor Feedback wünscht und es so ziemlich das Einzige ist, was er ihm als kleines Dankeschön geben kann. Aber es spielen viele Faktoren mit hinein, die bewusst oder unbewusst auf den Leser einwirken und ihn oft davon abhalten, den guten Willen durchzuziehen und in die Tat umzusetzen.

Und das Schlimme, das eigentlich Schlimmste daran ist: Der Autor macht es ihm nicht leichter. Im Gegenteil, meist macht er es nur noch schlimmer und steuert zusätzlich zur Verunsicherung des Lesers bei; bewusst oder unbewusst.

Was ich damit meine, lässt sich am besten veranschaulichen, indem man kleine mögliche Dialoge gestaltet, wie sie zwischen Autor und Leser verlaufen könnten, würde man die ausschlaggebenden Konfliktpunkte theatralisch darstellen.

Warnung! Die folgenden Beispiele zeigen Extremfälle und sind entsprechend zum Teil überspitzt dargestellt!


Leser-chan (sagt): Hi! Ich liebe deine FF! Bitte schreib bald weiter, ja? :)
Autor-chan (denkt): Wie jetzt? Das ist alles? Keine Details, nichts Konstruktives? Na, immerhin ein Leser, der sich outet. Ich hätte so oder so daran weitergeschrieben.
Autor-chan (bloggt): Ernsthaft, ist es denn so schwer, vernünftige Kommentare zu schreiben?
Leser-chan (denkt): ... Tut mir ja leid, ich habe es nur gut gemeint.


Leser-chan (sagt): Hi! Ich liebe deine FF! Die Charaktere, die ganze Idee, ich finde es toll. Besonders bei [...] musste ich sehr lachen. Bin gespannt, wie es weitergeht! Schöner Schreibstil. :)
Autor-chan (sagt): Danke, das freut mich. :)
Autor-chan (denkt): Irgendwie übt nie jemand Kritik. Dabei hatte ich extra für die Kommentare angefragt [...], aber das ignoriert offenbar jeder und hakt es als belanglos ab.


Autor-chan (sagt): Rechtschreibfeler könt ihr Behalten. :)
Leser-chan (denkt): Wahrscheinlich wie auch sonstige Kritik und Verbesserungsvorschläge. Dann kann ich mir den Kommentar auch gleich sparen, der will eh nur Lob hören.


Leser-chan (sagt): Hi. Ich habe deine FF soeben gelesen und finde sie sehr gut. :) Die Idee [...] ist ausgesprochen witzig. Du hast die Charaktere [...], auch die [...] waren super geschrieben. Dein Stil [...] und es sticht hervor [...]. Allerdings ist mir aufgefallen, dass [...]
Autor-chan liest den Kommentar, hinterlässt aber keine Antwort darauf.
Leser-chan wartet einige Tage. Keine Antwort erfolgt von Autor-chan.
Leser-chan (denkt): Habe ich etwas Falsches gesagt? War das nicht gut? Das hätte ich mir auch sparen können.
Leser2-chan (denkt): Hm, soll ich kommentieren? Die vorherigen Kommentare wurden nicht beantwortet, liest der die überhaupt?


Leser-chan (sagt): Hi. Ich habe deine FF soeben gelesen und finde sie sehr gut. :) Die Idee [...] ist ausgesprochen witzig. Du hast die Charaktere [...], auch die [...] waren super geschrieben. Dein Stil [...] und es sticht hervor [...]. Allerdings ist mir aufgefallen, dass [...]
Autor-chan (sagt): Danke. Aber was meinst du mit "allerdings [...]"? Ich finde, du übertreibst. Ich habe [...]
Leser-chan (denkt): Holla? Ich habe es doch gar nicht böse gemeint.
Autor-chan (denkt): Das war echt übertrieben. Es ist immer noch meine Geschichte. Wem's nicht passt, der soll's halt nicht lesen. Nicht mein Problem.
Leser2-chan (denkt): Oh, der verkraftet offenbar keine Kritik. Am besten, ich behalte meine Meinung für mich, ehe ich auch noch angepöbelt werde.


Leser-chan (sagt): Hi. Ich habe deine FF soeben gelesen und finde sie sehr gut. :) Die Idee [...] ist ausgesprochen witzig. Du hast die Charaktere [...], auch die [...] waren super geschrieben. Dein Stil [...] und es sticht hervor [...]. Allerdings ist mir aufgefallen, dass [...]
Autor-chan (petzt): Hey, Freund-chan, schau mal in meiner FF der Kommentar. Findest du nicht auch, dass der voll überzogen ist? Sag mal bitte was dazu!


Leser-chan (sagt): Hi. Ich habe deine FF soeben gelesen und finde sie sehr gut. :) Die Idee [...] ist ausgesprochen witzig. Du hast die Charaktere [...], auch die [...] waren super geschrieben. Dein Stil [...] und es sticht hervor [...]. Allerdings ist mir aufgefallen, dass [...]
Autor-chan (bloggt): Heute war ich voll happy, dass ich 'nen Kommentar auf meine FF bekommen habe. Aber dann hat sich herausgestellt [...] und da war die Freude verflogen. Echt, das hätte man sich auch sparen können.
Leser-chan (denkt): Toll, alles umsonst gewesen. Hätte ich's mal lieber bleiben lassen.


Leser-chan (denkt): Ich würde eigentlich gern kommentieren, aber irgendwie weiß ich nicht, was ich schreiben soll. Ich versuche es später nochmal.
Leser-chan setzt die FF auf die Favoriten. Autor-chan bemerkt es am nächsten Tag.
Autor-chan (denkt): Toll, 'n Favo, aber kein Kommi. Ist klar, lesen aber dann kein Feedback hinterlassen, das hab' ich gern, ey.
Autor-chan (bloggt): Ich hasse Schwarzleser! Was nützen mir XXX Favoriten, wenn kein Schwein kommentiert? Am besten lade ich künftig gar nix mehr hoch, wenn sich eh keiner die Mühe machen will, etwas zu hinterlassen.
Leser-chan (denkt): ... Dann nehme ich den Favorit eben wieder raus.

Leser2-chan (denkt): Okay, dann fange ich's gar nicht erst mit dem an.


Autor-chan (sagt): XXX Favoriten, aber nur XX Kommis? Leute, sagt mir doch bitte, wie ihr die FF findet, wenn ihr sie schon lest. Bitte.
Leser-chan (denkt): Hm, soll ich? Aber bei XXX Favoriten zählt meine Meinung vielleicht gar nicht. Wird bestimmt jemand anderes machen, dann ist er auch happy. Sind ja genug Leute da.
Leser2-chan (denkt): Huch, XXX Favoriten hat der? Dann falle ich ja gar nicht ins Gewicht. Wenn ich gehen würde, hätte der ja immer noch XXX andere, würde also gar nicht auffallen.



Kurzum: Der Autor von heute ist eine Diva. Egal, was der Leser tut, er kann es ihm nicht recht machen. Im schlimmsten Fall fährt Autor-chan sogar noch seine Krallen aus, stürzt sich tollwütig auf den Leser und dieser endet als Rattfratzfutter.

Der Autor von heute ist anspruchsvoller geworden, als es vor einigen Jahren noch der Fall gewesen war. Natürlich ist das auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite macht es die Dinge für den Leser sehr viel komplizierter als damals.
Ein "ich mag deine FF" reicht dem Autor meist nicht mehr aus. Er möchte wissen, warum man die FF mag. Er möchte wissen, was man denkt, empfunden hat und was man vermutet, wie es weitergeht. Er wünscht sich von seinem Leser Zuspruch und Anteilnahme. – Und das alles ist auch gut und richtig so.
Doch Lob allein ist ihm auch zu wenig, denn ohne Kritik kann er sich nicht verbessern. Ohne Kritik fehlt etwas, also ist Lob allein ein Akt der Heuchelei. Kritik allein hingegen ist unhöflich und respektlos, denn damit würdigt man weder den Autor noch seine Geschichte. Und das richtige Mittelmaß zu finden, ist nicht immer leicht und bereitet vielen Lesern langes Kopf- zerbrechen, was er denn nun alles wann und wie verpacken soll.

Fazit: Der Leser ist eingeschüchtert.

Dazu kommt, dass viele bereits negative Erfahrungen mit dem "modernen Autor" gemacht haben, was oftmals der Grund ist, dass man sich kaum mehr traut, irgendetwas zu kommentieren. Denn tut man das Falsche, und sei es unbeabsichtigt, passiert es schnell, dass man sich einer Meute von geifernder Hyänen gegenüberstellen muss. Möchte man das? Nein, ich denke nicht.


Was kann also Autor-chan tun, um seinen Leser zu beschwichtigen und zu ermutigen?

Ihn an die Hand nehmen. Ihn anweisen. Ihm sagen, was man von ihm möchte. Sagen, ob man Kritik wünscht oder zu bestimmten Dingen gern Tipps, Meinungen und Vorschläge annehmen möchte. Vorwarnen, ob man sich einer Schwäche bewusst ist oder zu einer Sache Rücksichtnahme wünscht.

Und vor allem: Höflich und zuvorkommend bleiben.

Der Leser ist willkommen. Er soll sich wohlfühlen. Man möchte seine Meinung hören und sie ist wertvoll. Der Leser, dieser eine Leser, ist wertvoll und steht keinem anderen in etwas nach. Er muss nicht mit den Meinungen und Gepflogenheiten der anderen konformgehen, er darf und soll individuell bleiben.


Und liebe Autorenkollegen,

wer von euch jetzt vor lauter Shizana-Geschwafel gänzlich den Faden verloren hat, dem lege ich einfach diesen letzten Abschnitt meines heutigen Beitrages ans Herz. In diesem habe ich die größten Klischees, die in unseren Köpfen hinsichtlich unserer Leser festgewachsen sind, noch einmal kurz zusammengefasst und räume unter ihnen auf. Damit möchte ich euch die Gelegenheit geben, noch einmal für euch selbst zu überdenken, ob nicht doch mehr hinter dieser ganzen Sache stecken könnte, als wir bislang immer angenommen haben.


Autor-chan denkt, dass Leser-chan denkt:

"Ich habe keine Zeit." – Doch, hat er. Er hatte Zeit, die Geschichte zu lesen. Das hat je nach Länge und Anforderung vielleicht 10-30 Minuten gedauert. Und jetzt hat er keine weitere Minute mehr für ein kurzes "Hi, ich war hier und finde ..."? Kommt schon! Glaubt ihr das wirklich?

"Ich habe keine Lust." – Wenn das der Fall ist, dann fragt euch als Nächstes, warum das so ist. War eure Geschichte so schlecht, dass er nicht wusste, was er schreiben sollte, ohne euch zu verletzen? Oder war eure Geschichte technisch so gut, dass er nichts Konstruktives zu schreiben wusste? Liegt es vielleicht an euch, dass der Leser unsicher ist, wie er am besten mit euch umgehen soll, ohne euch zu verletzen/enttäuschen/langweilen?

"Ich lese, ich favorisiere, aber ich kommentiere aus Prinzip nicht. Das ist okay! Lasst dem Leser seine Freiheit; er hat das verdammte Recht, selbst zu entscheiden, was er tun möchte und was nicht. Respektiert das und freut euch, dass er die Geschichte besucht und ihr eine Chance gegeben hat. Hat er sie favorisiert, stoßt lieber darauf an, statt euch zu ärgern, dass er nichts kommentiert hat! Immerhin bedeutet das, dass er die Geschichte entweder gern gelesen hat und ggf. sogar noch einmal lesen möchte, oder dass er sie zu einem günstigeren Zeitpunkt auf jeden Fall noch lesen möchte. Außerdem behaltet im Hinterkopf, dass jeder Favorit, der für andere einsehbar ist, irgendwo auch Werbung für eure Geschichte ist, da ein weiterer Pfad geöffnet wurde, sie an Freunde und/oder andere ähnlich interessierte Leser zu empfehlen.


Damit verabschiede ich mich von euch allen. Wer möchte, kann mir gern seine Meinung, Ergänzungen und eigenen Erfahrungen zu diesem Thema in einem Kommentar hinterlassen. Eine Diskussion – bitte friedlich! – unter euch Leutchen ist überaus erwünscht und willkommen. :)

Ich bedanke mich wie immer fürs aufmerksame Lesen.

Autor und Leser, wie Sahne auf Essiggurke

Autor:  Shizana
11.03.2014 19:59

Achtung! Dieser Beitrag ist nicht als Rant gedacht, sondern soll vielmehr der Aufklärung und Konfliktlösung dienen. Danke.


Mir fällt in der letzten Zeit wieder häufig auf, dass sich Autoren darüber beschweren, keine oder zu wenig oder zu stumpfe Kommentare auf ihre Geschichten zu bekommen. Und immer wieder, wenn ich auf diese routinierten Mimimis stoße, sehe ich mich in einem verbissenen Konflikt:

Auf der einen Seite kann ich den Unmut des Autors verstehen und habe natürlich eigene Erfahrungen mit dieser Problematik gemacht. Ich will auch nicht von mir behaupten, gänzlich immun dagegen zu sein, denn natürlich habe auch ich meine Tiefphasen, in denen es mich durchaus kratzt, weniger Resonanz zu erfahren.

Auf der anderen Seite kann ich dem Leser kein Übel vorwerfen und sehe mich heutzutage sogar eher dazu aufge-rufen, mich auf seine Seite zu stellen.

Damit möchte ich jetzt keine erneute Kreiseldiskussion heraufbeschwören, von wegen "die bösen, bösen Schwarzleser konsumieren, sind aber viel zu bequem und undankbar, dem armen, armen Autor ein kurzes Feedback zu hinterlassen, damit man zumindest weiß, dass die Geschichte gelesen wurde".
Ja, natürlich könnte Leser-chan ein kleines "Hi, ich habe deine Geschichte gelesen und fand sie gut" dalassen, sofern es das ist, was er wirklich denkt. Selbst, wenn er noch einen zweiten Satz hinzufügen würde, wäre das kein Abriss und würde ihm letztlich nicht einmal eine Minute seiner kostbaren Zeit kosten.

Dennoch, er muss es nicht. Das ist ein Fakt und das wird es immer bleiben.
Es steht jedem Leser ebenso frei, zu kommentieren, wie es jedem Autor frei steht, zu schreiben oder seine Geschichte mitten in der heißen Phase in die Ecke zu pfeffern und mit dem Arsch nie wieder anzugucken. Egal, wie sehr Leser-chan auch betteln möge, dass Autor-chan doch bitte, bitte weiterschreiben soll.  Shit happens, that's life. Deal with it.

Ja, beides ist doof. Beides liegt einem quer im Magen. Und bei beidem hätte man gern, dass es anders verlaufen würde.
Auf einer Basis, wo beide Seiten zufrieden sind.

Voraussetzung dafür ist, dass beide Parteien auch mitspielen. Mitspielen wollen, that's it.
Das Problem: In den meisten Fällen wird dies ein Wunschdenken bleiben.


Warum?

Nun, aus Sicht des Autors ist es meist offensichtlich.

Es gibt einige Dinge, die einen noch so motivierten Autor sehr schnell dazu bewegen können, von heute auf morgen das Schreiben einzustellen:

  1. Er hat keine Zeit mehr fürs Schreiben.
  2. Eine Krankheit oder ein anderer schwerer Schicksalsschlag hindert ihn daran.
  3. Er hat kein Interesse mehr daran und widmet sich lieber anderen Hobbys und/oder Zielen.
  4. Er hat das Interesse an oder die Überzeugung zu seiner Geschichte verloren, weswegen er sie abbricht.
  5. Er ist demotiviert und kann sich nicht mehr dazu aufraffen, seine Zeit und Mühen in s/eine Geschichte zu investieren.

Zusammengefasst: In den meisten Fällen hat der Leser keinen Einfluss darauf, ob sein Lieblingsautor das Schreiben fort- setzen wird/kann oder nicht. Ja, er kann ihn ermutigen und sollte es auch, es garantiert aber nicht, dass dies tatsächlich genügt, um das eigentliche Ziel zu erreichen. Da können die Worte noch so lieb verfasst und auch gemeint sein, der Kommentar noch so umfangreich und herzlich geschrieben sein, es bedeutet noch lange nicht, dass sich der Autor davon umstimmen lässt oder sich eventuelle Probleme bei ihm in Wohlgefallen auflösen und sich der Weg zum Schreiben wieder für den Autor lichten wird. – So gern ich euch Lesern auch etwas anderes sagen würde, aber nein, so einfach geht es leider nicht. Wir sind alle Menschen und auf viele Dinge hat man als Außenstehender schlichtweg keinen Einfluss. Das soll euch nicht entmutigen, es ist nur eine traurige Tatsache.


So weit, so gut. Die Sicht des Autors, weshalb er oft nicht mehr (weiter)schreiben mag, sollte jedem einleuchten und wird nur den Wenigsten etwas Neues sein, worauf er nicht auch selbst irgendwann gekommen wäre.

Aber wie sieht es auf der Seite des Lesers aus?
Hat sich Autor-chan schon einmal über dessen Beweggründe Gedanken gemacht, warum er nicht kommentiert?

Ich wiederhole an dieser Stelle noch einmal:
Die meisten Autoren gehen in der Annahme, dass Leser aus Bequemlichkeit nicht kommentieren. Keine Zeit, keine Lust, kein Interesse an Unterstützung für den Autor. Es ist immer dasselbe, es ist immer so.

Aber stimmt das?
Nein.

... oO
"Woot? Spinnt die? Wie kann sie etwas anderes behaupten?", geht es jetzt bestimmt einigen von euch durch den Kopf.
Nun, ich greife hierbei auf Erfahrungen zurück.

Ich hatte in den letzten Jahren mit vielen Leuten zu tun, sowohl Autoren als auch Lesern und ja, auch mit Außenstehenden dieses Bereiches. Ich hatte manche Unterhaltungen, nahm teil an verschiedenen Diskussionen und habe mehrfach neue Sicht- und Denkweisen erfahren und daraus hinzulernen können. – Das, und nichts anderes, ist es, worauf ich mich mit meiner Behauptung voller Überzeugung beziehe.

Was ich also in erster Linie gelernt habe, ist, dass wir Autoren mit unserer festgefahrenen, einseitigen und vollkommen frei interpretierten Meinung über den, oder besser gesagt unseren Leser oft weit daneben liegen und damit nicht sonderlich fair ihm gegenüber denken und oft auch handeln.

Nein, der Leser ist nicht nur bequem. Nicht zwangsweise.

Ja, natürlich gibt es sehr desinteressierte und faule Leser, die tatsächlich nicht kommentieren, weil sie nicht wollen und sich sicher darauf berufen, es nicht zu müssen. Aber das betrifft nicht die Allgemeinheit und, wie ich inzwischen die Erfahrung gemacht habe, eher den Geringteil unserer Leserschaft.
Das wissen allerdings nur die Wenigsten von uns, denn im Gegensatz zu uns Autoren wird sich der Leser sehr viel seltener an die Öffentlichkeit wagen und sich frei darüber beschweren und aufregen, dass wir uns ständig über ihn aufregen, selbst aber nichts unternehmen, um den Leser mehr zu ermutigen oder zumindest zu versuchen, auch ihn und seine Gründe zu verstehen, weswegen er sich schwer tut.

"Und wieso tut er es nicht einfach?", fragt sich nun vielleicht ein Autor unter uns. – Wieso sollte er?
Oder besser gefragt: Wie könnte er?
Wie soll er sich damit an die Öffentlichkeit wenden und für seine Seite Partei beziehen, wenn er schon mit dem einfacheren Weg Schwierigkeiten hat, dem Autor einfach diesen Gefallen zu tun und flink zu kommentieren? – Na, klingelt's?

Es ist ein Teufelskreis, in erster Linie für den Leser. Wir Autoren sind nur die, die ihren Unmut laut bekunden und deswegen eher gehört werden als der Leser.

Aber mache ich mal lieber Nägel mit Köpfen.
Was für Gründe kann denn nun ein Leser haben, neben Bequemlichkeit und Zeitmangel, dass er nicht kommentiert?

  1. Er möchte dem Autor etwas Gutes tun und etwas Besonderes an ihn zurückgeben, weiß aber nicht, wie er das anstellen soll. Je mehr er es versucht, umso mehr setzt er sich unter Druck und sieht letztendlich davon ab, da er keine Zufriedenstellung für sich erlangen konnte. (Unschlüssigkeit)
  2. Er möchte "mehr" bieten können und etwas beisteuern, das für den Autor hilfreich ist, findet allerdings nichts, woran er es tun könnte. Um ihn nicht mit Larifari zu enttäuschen, lässt er es lieber bleiben. (Unbeholfenheit)
  3. Er erkennt, welche Art von Kommentaren sein Autor bevorzugt, kann ihm diese Form von Feedback jedoch nicht bieten. Um ihn nicht zu enttäuschen, überlässt er das Kommentieren "fähigeren" Lesern. (Unfähigkeit)
  4. Alles, was er zu sagen hätte, haben bereits andere Leser vor ihm gesagt. Um nicht nur zu wiederholen und den Autor im schlimmsten Fall somit zu langweilen, lässt er es bleiben. (Vermeidung von Wiederholungen)
  5. Er kann den Autor nicht einschätzen. Wünscht er Kritik und/oder Verbesserungsvorschläge? Kann er damit umgehen? Ist er von reinem Lob gelangweilt? Liest er den Kommentar überhaupt? – Da er keine Antwort auf seine Frage/n finden kann, lässt er lieber von seinem Kommentar ab, um einen Fehltritt zu vermeiden. (Unsicherheit)
  6. Weiß denn der Autor seinen Kommentar überhaupt zu schätzen? Liest er ihn und nimmt ihn sich zu Herzen? Oder wird er sich am Ende nur darüber aufregen und eine Hetztriade starten? Er möchte sich die Zeit und Mühe nicht umsonst machen, also lässt er es im Zweifelsfall lieber bleiben, als sich im Nachhinein darüber zu ärgern. (Zweifel gegenüber dem Autor)
  7. Der Autor spielt in einer anderen Liga als er. Er würde gern, weiß aber nicht, ob er für den Autor "genug" ist. Aus Unsicherheit oder gar Einschüchterung (manchmal auch Vorsicht) zieht er lieber den Schwanz ein. (Einschüchterung)
  8. Der Autor hat bereits viel Feedback erhalten./Der Leser sieht sich nur als einer unter vielen. Was wiegt sein Kommentar also, wenn er ihn schreibt? Es gibt genug andere, die es bereits tun/tun könnten. (Minderwertigkeit)


Ich gehe davon aus, dass diesen Eintrag auch Leute lesen werden, die unter die Kategorie "Leser" fallen.
An dieser Stelle möchte ich mich gern direkt an euch wenden: Was meint ihr dazu? Könnt ihr einen oder einige dieser Punkte bestätigen? Habt ihr etwas zu ergänzen, das hier fehlt, aber auf euch zutrifft?
Lasst es mich/uns wissen. Hier wird euch keiner beißen, das verspreche ich euch.

Zurück zu meinem Vorgeplänkel.
Wie ich bereits sagte, habe ich diese Einsichten aus Gesprächen mit anderen Personen erlangt. Es sind Beobachtungen, aber auch Aussagen darunter, die man mir anvertraut hat. Und wie wir feststellen: Es gibt verdammt viele, meist kleine Details, die den Leser belasten oder ihn entmutigen können.
Oft ist es so, dass er durchaus will, da er sich natürlich dessen bewusst ist, dass sich der Autor Feedback wünscht und es so ziemlich das Einzige ist, was er ihm als kleines Dankeschön geben kann. Aber es spielen viele Faktoren mit hinein, die bewusst oder unbewusst auf den Leser einwirken und ihn oft davon abhalten, den guten Willen durchzuziehen und in die Tat umzusetzen.

Und das Schlimme, das eigentlich Schlimmste daran ist: Der Autor macht es ihm nicht leichter. Im Gegenteil, meist macht er es nur noch schlimmer und steuert zusätzlich zur Verunsicherung des Lesers bei; bewusst oder unbewusst.

Was ich damit meine, lässt sich am besten veranschaulichen, indem man kleine mögliche Dialoge gestaltet, wie sie zwischen Autor und Leser verlaufen könnten, würde man die ausschlaggebenden Konfliktpunkte theatralisch darstellen.

Warnung! Die folgenden Beispiele zeigen Extremfälle und sind entsprechend zum Teil überspitzt dargestellt!


Leser-chan (sagt): Hi! Ich liebe deine FF! Bitte schreib bald weiter, ja? :)
Autor-chan (denkt): Wie jetzt? Das ist alles? Keine Details, nichts Konstruktives? Na, immerhin ein Leser, der sich outet. Ich hätte so oder so daran weitergeschrieben.
Autor-chan (bloggt): Ernsthaft, ist es denn so schwer, vernünftige Kommentare zu schreiben?
Leser-chan (denkt): ... Tut mir ja leid, ich habe es nur gut gemeint.


Leser-chan (sagt): Hi! Ich liebe deine FF! Die Charaktere, die ganze Idee, ich finde es toll. Besonders bei [...] musste ich sehr lachen. Bin gespannt, wie es weitergeht! Schöner Schreibstil. :)
Autor-chan (sagt): Danke, das freut mich. :)
Autor-chan (denkt): Irgendwie übt nie jemand Kritik. Dabei hatte ich extra für die Kommentare angefragt [...], aber das ignoriert offenbar jeder und hakt es als belanglos ab.


Autor-chan (sagt): Rechtschreibfeler könt ihr Behalten. :)
Leser-chan (denkt): Wahrscheinlich wie auch sonstige Kritik und Verbesserungsvorschläge. Dann kann ich mir den Kommentar auch gleich sparen, der will eh nur Lob hören.


Leser-chan (sagt): Hi. Ich habe deine FF soeben gelesen und finde sie sehr gut. :) Die Idee [...] ist ausgesprochen witzig. Du hast die Charaktere [...], auch die [...] waren super geschrieben. Dein Stil [...] und es sticht hervor [...]. Allerdings ist mir aufgefallen, dass [...]
Autor-chan liest den Kommentar, hinterlässt aber keine Antwort darauf.
Leser-chan wartet einige Tage. Keine Antwort erfolgt von Autor-chan.
Leser-chan (denkt): Habe ich etwas Falsches gesagt? War das nicht gut? Das hätte ich mir auch sparen können.
Leser2-chan (denkt): Hm, soll ich kommentieren? Die vorherigen Kommentare wurden nicht beantwortet, liest der die überhaupt?


Leser-chan (sagt): Hi. Ich habe deine FF soeben gelesen und finde sie sehr gut. :) Die Idee [...] ist ausgesprochen witzig. Du hast die Charaktere [...], auch die [...] waren super geschrieben. Dein Stil [...] und es sticht hervor [...]. Allerdings ist mir aufgefallen, dass [...]
Autor-chan (sagt): Danke. Aber was meinst du mit "allerdings [...]"? Ich finde, du übertreibst. Ich habe [...]
Leser-chan (denkt): Holla? Ich habe es doch gar nicht böse gemeint.
Autor-chan (denkt): Das war echt übertrieben. Es ist immer noch meine Geschichte. Wem's nicht passt, der soll's halt nicht lesen. Nicht mein Problem.
Leser2-chan (denkt): Oh, der verkraftet offenbar keine Kritik. Am besten, ich behalte meine Meinung für mich, ehe ich auch noch angepöbelt werde.


Leser-chan (sagt): Hi. Ich habe deine FF soeben gelesen und finde sie sehr gut. :) Die Idee [...] ist ausgesprochen witzig. Du hast die Charaktere [...], auch die [...] waren super geschrieben. Dein Stil [...] und es sticht hervor [...]. Allerdings ist mir aufgefallen, dass [...]
Autor-chan (petzt): Hey, Freund-chan, schau mal in meiner FF der Kommentar. Findest du nicht auch, dass der voll überzogen ist? Sag mal bitte was dazu!


Leser-chan (sagt): Hi. Ich habe deine FF soeben gelesen und finde sie sehr gut. :) Die Idee [...] ist ausgesprochen witzig. Du hast die Charaktere [...], auch die [...] waren super geschrieben. Dein Stil [...] und es sticht hervor [...]. Allerdings ist mir aufgefallen, dass [...]
Autor-chan (bloggt): Heute war ich voll happy, dass ich 'nen Kommentar auf meine FF bekommen habe. Aber dann hat sich herausgestellt [...] und da war die Freude verflogen. Echt, das hätte man sich auch sparen können.
Leser-chan (denkt): Toll, alles umsonst gewesen. Hätte ich's mal lieber bleiben lassen.


Leser-chan (denkt): Ich würde eigentlich gern kommentieren, aber irgendwie weiß ich nicht, was ich schreiben soll. Ich versuche es später nochmal.
Leser-chan setzt die FF auf die Favoriten. Autor-chan bemerkt es am nächsten Tag.
Autor-chan (denkt): Toll, 'n Favo, aber kein Kommi. Ist klar, lesen aber dann kein Feedback hinterlassen, das hab' ich gern, ey.
Autor-chan (bloggt): Ich hasse Schwarzleser! Was nützen mir XXX Favoriten, wenn kein Schwein kommentiert? Am besten lade ich künftig gar nix mehr hoch, wenn sich eh keiner die Mühe machen will, etwas zu hinterlassen.
Leser-chan (denkt): ... Dann nehme ich den Favorit eben wieder raus.

Leser2-chan (denkt): Okay, dann fange ich's gar nicht erst mit dem an.


Autor-chan (sagt): XXX Favoriten, aber nur XX Kommis? Leute, sagt mir doch bitte, wie ihr die FF findet, wenn ihr sie schon lest. Bitte.
Leser-chan (denkt): Hm, soll ich? Aber bei XXX Favoriten zählt meine Meinung vielleicht gar nicht. Wird bestimmt jemand anderes machen, dann ist er auch happy. Sind ja genug Leute da.
Leser2-chan (denkt): Huch, XXX Favoriten hat der? Dann falle ich ja gar nicht ins Gewicht. Wenn ich gehen würde, hätte der ja immer noch XXX andere, würde also gar nicht auffallen.



Kurzum: Der Autor von heute ist eine Diva. Egal, was der Leser tut, er kann es ihm nicht recht machen. Im schlimmsten Fall fährt Autor-chan sogar noch seine Krallen aus, stürzt sich tollwütig auf den Leser und dieser endet als Rattfratzfutter.

Der Autor von heute ist anspruchsvoller geworden, als es vor einigen Jahren noch der Fall gewesen war. Natürlich ist das auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite macht es die Dinge für den Leser sehr viel komplizierter als damals.
Ein "ich mag deine FF" reicht dem Autor meist nicht mehr aus. Er möchte wissen, warum man die FF mag. Er möchte wissen, was man denkt, empfunden hat und was man vermutet, wie es weitergeht. Er wünscht sich von seinem Leser Zuspruch und Anteilnahme. – Und das alles ist auch gut und richtig so.
Doch Lob allein ist ihm auch zu wenig, denn ohne Kritik kann er sich nicht verbessern. Ohne Kritik fehlt etwas, also ist Lob allein ein Akt der Heuchelei. Kritik allein hingegen ist unhöflich und respektlos, denn damit würdigt man weder den Autor noch seine Geschichte. Und das richtige Mittelmaß zu finden, ist nicht immer leicht und bereitet vielen Lesern langes Kopf- zerbrechen, was er denn nun alles wann und wie verpacken soll.

Fazit: Der Leser ist eingeschüchtert.

Dazu kommt, dass viele bereits negative Erfahrungen mit dem "modernen Autor" gemacht haben, was oftmals der Grund ist, dass man sich kaum mehr traut, irgendetwas zu kommentieren. Denn tut man das Falsche, und sei es unbeabsichtigt, passiert es schnell, dass man sich einer Meute von geifernder Hyänen gegenüberstellen muss. Möchte man das? Nein, ich denke nicht.


Was kann also Autor-chan tun, um seinen Leser zu beschwichtigen und zu ermutigen?

Ihn an die Hand nehmen. Ihn anweisen. Ihm sagen, was man von ihm möchte. Sagen, ob man Kritik wünscht oder zu bestimmten Dingen gern Tipps, Meinungen und Vorschläge annehmen möchte. Vorwarnen, ob man sich einer Schwäche bewusst ist oder zu einer Sache Rücksichtnahme wünscht.

Und vor allem: Höflich und zuvorkommend bleiben.

Der Leser ist willkommen. Er soll sich wohlfühlen. Man möchte seine Meinung hören und sie ist wertvoll. Der Leser, dieser eine Leser, ist wertvoll und steht keinem anderen in etwas nach. Er muss nicht mit den Meinungen und Gepflogenheiten der anderen konformgehen, er darf und soll individuell bleiben.


Und liebe Autorenkollegen,

wer von euch jetzt vor lauter Shizana-Geschwafel gänzlich den Faden verloren hat, dem lege ich einfach diesen letzten Abschnitt meines heutigen Beitrages ans Herz. In diesem habe ich die größten Klischees, die in unseren Köpfen hinsichtlich unserer Leser festgewachsen sind, noch einmal kurz zusammengefasst und räume unter ihnen auf. Damit möchte ich euch die Gelegenheit geben, noch einmal für euch selbst zu überdenken, ob nicht doch mehr hinter dieser ganzen Sache stecken könnte, als wir bislang immer angenommen haben.


Autor-chan denkt, dass Leser-chan denkt:

"Ich habe keine Zeit." – Doch, hat er. Er hatte Zeit, die Geschichte zu lesen. Das hat je nach Länge und Anforderung vielleicht 10-30 Minuten gedauert. Und jetzt hat er keine weitere Minute mehr für ein kurzes "Hi, ich war hier und finde ..."? Kommt schon! Glaubt ihr das wirklich?

"Ich habe keine Lust." – Wenn das der Fall ist, dann fragt euch als Nächstes, warum das so ist. War eure Geschichte so schlecht, dass er nicht wusste, was er schreiben sollte, ohne euch zu verletzen? Oder war eure Geschichte technisch so gut, dass er nichts Konstruktives zu schreiben wusste? Liegt es vielleicht an euch, dass der Leser unsicher ist, wie er am besten mit euch umgehen soll, ohne euch zu verletzen/enttäuschen/langweilen?

"Ich lese, ich favorisiere, aber ich kommentiere aus Prinzip nicht. Das ist okay! Lasst dem Leser seine Freiheit; er hat das verdammte Recht, selbst zu entscheiden, was er tun möchte und was nicht. Respektiert das und freut euch, dass er die Geschichte besucht und ihr eine Chance gegeben hat. Hat er sie favorisiert, stoßt lieber darauf an, statt euch zu ärgern, dass er nichts kommentiert hat! Immerhin bedeutet das, dass er die Geschichte entweder gern gelesen hat und ggf. sogar noch einmal lesen möchte, oder dass er sie zu einem günstigeren Zeitpunkt auf jeden Fall noch lesen möchte. Außerdem behaltet im Hinterkopf, dass jeder Favorit, der für andere einsehbar ist, irgendwo auch Werbung für eure Geschichte ist, da ein weiterer Pfad geöffnet wurde, sie an Freunde und/oder andere ähnlich interessierte Leser zu empfehlen.


Damit verabschiede ich mich von euch allen. Wer möchte, kann mir gern seine Meinung, Ergänzungen und eigenen Erfahrungen zu diesem Thema in einem Kommentar hinterlassen. Eine Diskussion – bitte friedlich! – unter euch Leutchen ist überaus erwünscht und willkommen. :)

Ich bedanke mich wie immer fürs aufmerksame Lesen.