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Vom Scheitern eines Zirkels, oder "Toleranz, Gleichgültigkeit und Karteileichen" Animexx, Glaube, Liebeszauber, Zirkel

Autor:  Hauskater
Mein erster Eintrag in diesem Jahr ließ etwas auf sich warten. Ich habe zwar diverse Themen für die nächsten Einträge im Kopf, nur Zeit und Muße fehlten. Wie es in nächster Zeit aussieht kann ich leider genau so wenig sagen, da ein Umzug ansteht.

Kommen wir nun aber zum eigentlichen Thema: Der Tod eines Zirkels. Zirkel sterben im Mexx täglich. Einige entschlafen sanft, die Aktivität nimmt immer mehr ab. Manche haben nie gelebt, sie werden gegründet ohne Mitglieder und gehen ohne Mitglieder unter. Einige scheinen ewig zu leben, andere flammen auf, Brennen kurze Zeit hell und verglühen eben so schnell.
All diese Fälle habe ich bereits erlebt. Ich habe genug Zirkel gegründet und geleitet um das Alles genau zu kennen. Da ich die Fehler und Probleme kenne, leben meine Zirkel jedoch meist länger als Andere. Ich weiß wann ich wie viele Leute einladen muss. ich weiß wen ich einladen muss. Ich weiß wann ich einen Thread eröffnen muss, ich weiß wann ich ihn schließen muss.
In meiner Laufbahn als Zirkeladmin habe ich viel Lob bekommen, viel konstruktive Kritik und auch die eine oder andere Beleidigung. Unvergessen bleibt mir der Vorwurf ich wäre ein Diktator. Eben so unvergessen bleibt für mich die Reaktion der Mitglieder: "Ich lebe lieber in deiner Diktatur als in der Demokratie von XYZ!"

Dennoch kommt es immer mal wieder vor, dass auch ich mich verkalkuliere. Meist liegt das daran, dass ich scheinbar doch noch zu optimistisch bin, die Menschen zu positiv und vernünftig einschätze. So wie auch in diesem Fall.
Im Forum wird regelmäßig eine Diskussion zum Thema Glaube geführt. Jedes Mal entbrennt ein Flamewar, meist ist das vorhersehbare Ende die Schließung des Threads. Immer wieder sehen die Diskussionen folgendermaßen aus: Atheisten vs. Gläubige, Christen vs. Kirchenkritiker oder Naturreligionen vs. Christen.
Und immer wieder werden die gleichen Argumente gebracht, oftmals von den gleichen Leuten. Die Atheisten argumentieren Religion sei unnötig, ein Zeichen von Charakterschwäche. Belegen können sie das jedoch nicht. Die gläubigen Christen greifen die Papierchristen an und den Verfall der Werte. Die Naturreligionen machen die Christen für Hexenverbrennungen, Kreuzzüge und Co. verantwortlich. Woraufhin die Atheisten die Religion im allgemein für Kriege und Hass verantwortlich machen.

Haltbar ist keine dieser Positionen wirklich. Wie auch, der Glaube ist etwas persönlich, etwas das jeder selbst erfahren (oder negieren) muss. Was aber immer übersehen wird sind die Gemeinsamkeiten. Alle Religionen haben als Fundament Respekt, Nächstenliebe, Toleranz und das Ziel die Gesellschaft zum positiven zu verändern. Auch der Atheismus betont genau dies immer wieder.
Man sollte meinen, dies wäre ein tolles Fundament für gemeinsames Handeln und Freundschaft. Leider verrennen sich Religionen (und auch der Atheismus) schnell in Dogmen und Aberglauben, die ursprüngliche Aussage wird vergessen. Man hinterfragt nicht sondern lebt Traditionen.

Ich jedenfalls war diesen Widerspruch Leid. Und so zog ich aus einen Zirkel zu Gründen, der den Dialog unter den Glaubensformen fördern sollte, die Gemeinsamkeiten herausstellen sollte und Vorurteile abbauen sollte. Also opferte ich ein paar Abende, erstellte Threads, wertete Threads und Umfragen aus und fing an User einzuladen, die den unterschiedlichsten Glauben angehörten. Dabei zog ich jene User vor, die mir als vernünftig bekannt waren und ignorierte jene, die sich negativ hervor getan haben. Kurz, ich tat das gleiche wie immer, wenn ich einen Zirkel gründete. Eigentlich hätte also auch alles wie immer laufen sollen.

Tat es aber nicht. Der Zirkel steht vor seinem Tod, nach dem verfassen dieses Eintrags werde ich aktive Sterbehilfe leisten und ihn löschen. Er soll abtreten mit dem letzten Rest Würde, der noch geblieben ist, statt langsam vor sich hin zu siechen.
Was also war passiert? Analysiert man die Lage genau so wird man feststellen, dass ich nicht so allwissend und vorausschauend bin, wie ich immer vorgebe. Religion ist immer noch ein zu problematisches Thema. Der Thread der dazu da war Vorurteile aufzuzählen und systematisch aus dem Weg zu räumen wurde ein Flamewar. Jede Seite nahm sich und ihren Glauben zu ernst. Als Ergebnis traten User aus.
Danach kam dort nicht mehr viel auf. Zu viele Karteileichen, zu viele Leute die sich nicht so gut auskannten wie ich dachte und zu viele Leute die ihren Glauben nicht ernst genug nahmen. Keines seiner Ziele konnte der Zirkel auch nur annähernd erreichen. Was bleibt ist ein bitterer Nachgeschmack und eine Erkenntnis: Viele Leute nehmen sich und ihren Glauben zu ernst. Viele nehmen ihn nicht ernst genug. Einige wissen gar nicht genau woran sie glauben. Einige haben zu genaue Vorstellungen und schaffen es so, genau an ihrem Glauben vorbei zu schießen. Religion ist ein zu sensibles Thema. Jeder muss selbst die Gemeinsamkeiten erkennen und aktiv an sich und seinen Vorurteilen arbeiten. Wirklich helfen bei diesem Prozess kann man als Aussenstehender nicht.

Ich für meinen Teil habe aus der Sache gelernt. Ich spare mir jede Diskussion zum Thema Glaube, außer in Ausnahmefällen (Jemand fragt mich, spricht mich gezielt darauf an, etc.). Ich muss die Vorurteile der Anderen die sie gegeneinander hegen nicht korrigieren, dafür ist Jeder selbst verantwortlich. Es gibt Themen die mehr Aussicht auf Erfolg haben und die auch zu Ergebnissen kommen. Es gibt Themen, bei denen gehen sich die User nicht gegenseitig an die Kehle. An diese Themen werde ich mich in Zukunft halten.

Ansonsten wird es mal Zeit pathetisch und melodramatisch zu werden: Ich erhebe mein Glas für die Verständigung und die Toleranz, die so missverstanden werden und in diesem Falle untergehen. Ich trinke auf den versuch etwas zu verbessern und auf die Erkenntnis, dass dies nicht in meiner Macht liegt. Ich leere mein Glas in gedenken an den Zirkel, mein Scheitern und die Lehren die ich daraus gezogen habe. Prost!^^